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Full text of "Handbuch der Pflanzenkrankheiten"

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Bd. 3 


\  CAROLINA  STATE  UNIVERSITY  LIBRARIES 


S01 898745  % 


THIS  BOOK  IS  DUE  ON  THE  DATE 
INDICATED  BELOW  AND  IS  SUB- 
JECT  TO  AN  OVERDUE  FINE  AS 
POSTED  AT  THE  CIRCULATION 
DESK. 


Handbuch 

der 

Pflanzenkrankheiten 

von 

Prof.  Dr.  Paul  Sorauer. 


Dritte,   vollständig  neubearbeitete  Auflage 
in  Gemeinschaft  mit 


Prof.  Dr.  G.  Lindau,        und  Dr.  L.  Reh, 

lin  Abteil 

herausgegeben 


Privatdozent  an  der  Universität  Berlin  Abteilungs-Vorstand  am  Naturhistor.  Museum 

in  Hamburg 


Prof.  Dr.  P.  Sorauer, 

Geh.  Regierungsrat  in  Berlin. 


BERLIN 
Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey 

Vorlag  für  Landwirtschaft,    Gartenbau   und   Forstwesen 

SW  11,   Hedemannstraße  10  u.  11 

1913. 


Handbuch 

der 

Pflanzenkrankheiten 

von 

Prof.  Dr.  Paul  Sorauer. 


Dritter  Band. 

Die  tierischen  Feinde. 

Bearb  eitet 
von 

Dr.  L.  Reh, 

Abteilungs-Vorstand  am  Naturhistor.  Museum  in  Hamburg. 


Mit  306  Textabbildungen. 


BERLIN 
Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey 

vorlag  für  Landwirtschaft,   Gartenbau  und  Forstwesen 

SW.  11,   Hedemannstraße  10  u.  11 

1913. 


Alle  Rechte,  auch  das  der  Übersetzung,  vorbehalten. 


Alteiiburg 

Pierersche  Hofbuchdruckere 

Stephan  Geibel  &  Co. 


Vorwort 


Cjin  Handbuch  der  tierischen  Pflanzenfeinde  zu  schreiben,  sollte 
nicht  von  einem  Einzelnen  unternommen  werden.  Wenn  man  die  grofse 
Zersplitterung  der  Systematiker  in  unzählige  Spezialisten  sieht  und  be- 
denkt, dals  der  Phytopathologe  aufser  der  Systematik  noch  die  ganze 
Biologie  der  in  Betracht  kommenden  Tiere  berücksichtigen  muls,  also 
ihre  Entwicklung,  ihre  Lebensweise,  ihr  Verhältnis  zu  anderen  Tieren 
und  zu  Pflanzen,  ihre  Schädlichkeit  und  Bekämpfung,  ihre  Abhängigkeit 
von  Klima-,  Witterungs-,  Boden-  und  Kulturverhältnissen,  so  ist  es  ein- 
leuchtend, dafs  dem  allen  nur  ein  ganzer  Stab  von  Spezialisten  gerecht 
werden  kann. 

Wbuu  ich  es  dennoch  unternommen  habe,  in  der  Hauptsache 
wenigstens,  vorliegenden  Band  allein  zu  bearbeiten,  so  geschah  es  nicht 
aus  Überschätzung  der  eigenen  Kraft,  sondern  aus  Unterschätzung  des 
vorhandenen  Materiales,  und  weil  zu  Beginn  dieses  Werkes  deutsche 
Kollegen,  die  ich  zur  Hilfeleistung  hätte  heranziehen  können,  kaum 
vorhanden  waren. 

Den  ungeheuren  Umfang  des  vorliegenden  Materiales  dürften  wohl 
die  Wenigsten  richtig  einschätzen.  Gerade  in  den  letzten  zehn  Jahren 
ist  die  zoologisch  -  phytopathologische  Literatur  ganz  unerwartet  an- 
geschwollen. Neue  Stationen  wurden  begründet,  an  älteren  Zoologen 
angestellt,  neue  Zeitschriften  begannen  zu  erscheinen,  zahlreiche  neue 
Hand-  und  Lehrbücher  wurden  veröfientlicht. 

Zu  den  sich  hieraus  ergebenden,  an  sich  ja  erfreulichen  Schwierig- 
keiten kamen  aber  dann  noch  mehrere  unerfreuliche.  Erstens  die  fast 
beispiellose  Zersplitterung  der  Literatur,  zu  der  ja  nicht  nur 
die  ganze  zoologische ,  sondern  auch  die  ganze  phytopathologische, 
forst-,  landwirtschaftliche  und  gärtnerische  gehört.  Auch  das  reichst 
ausgestattete  Institut  ist  heute  nicht  mehr  imstande,  diese  Literatur  in 
einigermafsen  wünschenswerter  Vollständigkeit  anzuschaffen;  und  der 
fleifsigste  Arbeiter  dürfte  kaum  imstande  sein,  alles  auch  nur  zu  lesen.  — 
Zweitens  die  viel  verbreitete  Angewohnheit ,  besonders  der  englisch 
sprechenden  Völker,  Tiere  und  Pflanzen  mit  Vulgärnamen  zu 
nennen,  die  so  wechseln,  dafs  dasselbe  Objekt  oft  schon  in  benach- 
barten Gegenden  verschiedene  Namen  hat,  und  derselbe  Namen  ebenso 
verschiedene  Objekte  bezeichnet.  —  Drittens  die  leider  bei  uns  Deutschen 
besonders    grofsen    Ungenau  igkeiten    der    zoologischen    Be- 


0^ 


YJ  Vorwort. 

Stimmungen.  Zahlreiche  der  phytopathologischen  Bezeichnungen 
sind  Sammehiamen,  die  oft  mehrere  Arten  oder  sogar  Gattungen  um- 
fassen. In  Deutschland  lag  die  zoologische  Phytopathologie  seit 
Taschenbergs  Zeiten  fast  ausschliefslich  in  den  Händen  der  Botaniker ; 
und  so  darf  es  weiter  nicht  wundern,  dafs  ein  Name  nicht  selten 
Tiere  aus  verschiedenen  Familien,  selbst  Ordnungen  bezeichnet.  Um 
nur  ein  Beispiel  für  die  grofsen  Schwierigkeiten  zu  erwähnen:  ich  habe 
mich  über  ein  Vierteljahr  eifrigst  bemüht,  in  den  Begriff  „Bote  Spinne'' 
Ordnung  zu  schaffen,  leider  ohne  Erfolg.  Dafs  auch  bei  anderen 
Völkern  Ungenauigkeiten  vorkommen,  dafür  ist  gerade  die  Gattung 
Tdranijchus  ein  vorzügliches  Beispiel.  —  Viertens  endlich  die  herrschende 
Nomenklatur -Epidemie,  die  ein  ewig  wechselndes  Tohuwabohu 
hervorgerufen  hat,  aus  dem  selbst  der  Spezialist  sich  oft  nur  unter 
grofsen  Schwierigkeiten  wieder  herausfindet. 

Es  wird  wohl  Niemand  im  folgenden  eine  andere  als  in  der  Haupt- 
sache kompilatorische.  aber  dabei  doch  möglichst  kritische  Zusammen- 
stellung des  mir  Erreichbaren  erwarten;  Eigenes  habe  ich  nur  da  ein- 
gefügt, wo  mir  persönliche  Erfahrungen  zu  Gebote  standen. 

Kein  Kritiker  weifs  besser  als  ich,  dafs  der  Inhalt  meines  Bandes 
nicht  fehlerfrei  ist,  abgesehen  von  den  zahlreichen  sachlichen  und  noch 
mehr  literarischen  Auslassungen.  Wer  aber  die  angedeuteten  Schwierig- 
keiten berücksichtigt,  insbesondere  auch,  dafs  die  ganze  Arbeit  in  der 
Hauptsache  neben  einer  ganz  anders  gearteten  dienstlichen  Tätigkeit 
zu  leisten  war,  wird  wohl  persönlich  milde  Beurteilung  walten  lassen. 
Sachlich  allerdings  bitte  ich  um  strengste,  ausgiebigste  Kritik;  denn 
Irrtümer  und  Fehler  in  Handbüchern  wiegen  naturgemäfs  besonders 
schwer. 

Der  gröfste  Fehler  ist  der  der  ungleichmäfsigen  Behand- 
lung der  ersten  und  der  späteren  Kapitel,  ein  Fehler,  der  bekanntlich 
in  Handbüchern  nur  allzuweit  verbreitet  ist.  Der  Verleger  mufste, 
aus  zwingenden  und  überzeugenden  Gründen,  immer  dringender  baldigen 
Abschlufs  und  räumliche  Beschränkung  fordern.  Dafs  ich  dabei  auf 
Abbildungen  verzichten  mufste ,  tat  ich  nur  ungern ;  die  Weglassung 
der  Beschreibungen  wird  Jeder  verstehen,  der  den  problematischen 
Wert  aller  solcher  aus  dem  systematischen  Zusammenhange  gerissener 
Einzelbeschreibungen  kennt.  Es  sei  auch  hier  nochmals  allen  Phyto- 
pathologen  dringend  ans  Herz  gelegt,  überall  da,  wo  sie  nicht  selbst 
Spezialisten  sind,  deren  Hilfe  bei  allen  nicht  ganz  zweifelsfreien  Be- 
stimmungen zu  erbitten ;  der  Wust  falscher  und  ungenauer  Bestimmungen 
ist  schon  grofs  genug. 

Eines  hat  sich  mir  bei  der  Bearbeitung  und  eigenen  Benutzung 
dieses  Bandes  immer  wieder  aufgedrängt,  dafs  nämlich  selbst  das  aus- 
führlichste Handbuch  noch  nicht  den  Anforderungen  der  Praxis  genügt. 
AVas   not    tut,    sind   monographische  Bearbeitungen    einzelner 


Vorwort.  VII 

Gattungen,  kleinerer  Familien  usw.,  in  denen  alle,  auch  die  vorläufig 
noch  nicht  schädlichen  Arten  in  ihren  Kennzeichen,  ihrer  geographischen 
Verbreitung,  wage-  und  senkrecht,  in  ihrer  ganzen  Entwicklung,  mit 
Beschreibung  und  Dauer  der  einzelnen  Stadien,  mit  der  gesamten 
Lebensweise,  wie  eingangs  angedeutet,  ausführlich,  aber  übersichtlich 
dargestellt  sind.  Nur  dann  ist  es  möglich,  jeden  Schädling  richtig  zu 
bestimmen,  die  Lücken,  die  in  der  Kenntnis  einer  Art  vorhanden  sind, 
aus  dem  in  anderen  Ländern  oder  bei  anderen  Arten  Erforschten  mehr 
oder  minder  auszufüllen  oder  aber  zu  erkennen,  und  nur  dann  kann  eine 
zweckmäfsige ,  zielbewufste  Bekämpfung  einsetzen.  Beispiele  solcher 
Monographien  bilden  bis  zu  gewissem  Grade  die  amerikanischen  „Locust 
ßeports",  abgesehen  von  der  allzu  grofsen  amerikanischen  Weitschweifig- 
keit; Anfänge  zu  solchen  liegen  bereits  vielfach  vor.  Jede  derartige  Mono- 
graphie würde  einen  unschätzbaren  Gewinn  bedeuten. 

Dank  habe  ich  in  erster  Linie  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Prof. 
Dr.  SoRAUER  abzustatten,  nicht  nur  dafür,  dafs  er  mir  den  ehrenvollen 
Auftrag  zur  Bearbeitung  des  dritten  Bandes  seines  Handbuches  erteilte, 
sondern  auch  für  die  unermüdliche  Geduld  und  Nachsicht,  mit  der  er  die 
unaufhörlichen  Bitten  um  Verzögerungen  nicht  nur  selbst  aufnahm,  son- 
dern auch  beim  drängenden  Verleger  vertrat,  und  schliefslich  für  die  vielen 
Hilfen,  guten  Ratschläge  usw.,  mit  denen  er  mich  unterstützte.  In  zweiter 
Linie  habe  ich  dem  Inhaber  der  Verlagsbuchhandlung  Paul  Parey, 
Herrn  Akthur  Georgi,  Dank  abzustatten,  ebenfalls  für  die  grofse  Geduld, 
mit  der  er  meinen  Bitten  um  Aufschub  so  lange  entsprach  wie  irgend 
möglich,  für  die  Erlaubnis,  den  vorgeschriebenen  Raum  um  mehr  als 
das  Doppelte  zu  überschreiten ,  und  für  das  betreffs  der  Ausstattung 
bewiesene  grofse  Entgegenkommen.  Ganz  besonders  habe  ich  meinem 
verehrten  Chef,  Herrn  Prof.  Dr.  Kräpelin,  für  mannigfache  Unterstützung 
und  Förderung  meiner  Arbeiten  herzlichst  zu  danken.  Grofser  Dank 
gebührt  auch  meinen  Mitarbeitern,  den  Herren  Dr.  Börner,  Dr.  Lindinger 
und  Dr.  Schwartz,  ohne  deren  freundliche  Bereitwilligkeit  es  nicht 
möglich  gewesen  wäre ,  den  Band  so  rasch  zu  vollenden.  Auch  den 
zoologischen  und  entomologischen  Kollegen  und  Spezialisten,  die  mich 
bei  der  Bearbeitung  einzelner  Kapitel  unterstützt  haben,  möchte  ich  an 
dieser  Stelle  nochmals  bestens  danken.  —  Nicht  vergessen  darf  ich  die 
Firma  Voigtländer  &  Co.  in  Braunschweig,  die  mir  bei  der  Auswahl 
eines  für  meine  vielseitigen  Zwecke  geeigneten  Photo-Objektivs  (Kol- 
linear) bereitwilligst  entgegenkam ;  auch  ihr  verbindlichsten  Dank ! 

Fast  neun  der  besten  Jahre  meines  Lebens  hat  die  Bearbeitung 
des  vorliegenden  Bandes  gedauert:  möge  die  Arbeit  nicht  vergeblich 
gewesen  sein ! 

Hamburg,  Juli  1913. 

L.  Reh. 


Der  vorliegende  Band  ist  wie  folgt  erschienen 


Bogen     1 —  5 im  Mai  1906, 

6—10 „    November  1907, 

11—15 „    März   1909, 

16—20 „     September  1909, 

21—25 „Mai  1910, 

26—30 „    März  1911, 

31  —  35 „Mai  1912, 

„        36—40 „Mai  1913. 

,,        41   bis  Schlafs       ....  „     August  1913. 


Inhalt. 


Seite 

A.  Einleitung i 

B.  Systematischer  Teil 13 

Nematoden,  Rundwürmer VS 

Anguilluliden,  Älchen 16 

Enopliden 48 

Annnlaten,  Ring'elwürmer 49 

Oligochaeten 49 

Enchytraeiden 51 

Lumbriciden,  Regenwürmer 53 

Mollusken,  Weichtiere 55 

Gastropoden,  BauchfUfser,  Schnecken 55 

Pulmonaten,  Lungenschnecken 57 

Basommatophoren,  Sitzäugige,  Wasserschnecken 58 

Stylommatophoren,  Stieläugige,  Landschnecken 58 

Limaeiden,  Egelschnecken 64 

Ai'ioniden,  Wegschnecken 66 

Heliciden,  Schnirkelschnecken 67 

Pupiden 69 

Stenogyriden 69 

Vaginuliden 69 

Succineiden,  Bernsteinschnecken 70 

Arthropoden,  Crliederf üfsler 70 

Crustaceen,  Krusten tiere 71 

Isopoden,  Asseln 71 

Onisciden,  Landasseln 71 

Decapoden,  Zehnfüfsige  Krebse 74 

Paguriden,  Bernhards-  oder  Einsiedlerkrebse 75 

Gecarciniden,  Landkrabben 75 

Mj  riapoden,  Tausendenfüfse 76 

Chilopoden,  Hundertfüfse 77 

Diplopoden,  Tausendfüfse 77 

Polyxeniden 80 

Glorneriden 80 

Polydesmiden 80 

Jnliden 81 

A  r  a  c  h  n  0  i  d  e  e  n ,  S  p  i  n  n  e  n  t  i  e  r  e 85 

Acariden,  Milben 86 

Tetranychiden 87 

Bdelliden 98 

Uropodiden 98 

Tarsonemiden 99 

Pediculoiden 103 

Oribatiden 104 

Tyroglyphiden . 106 

Eriophyiden  (Phytoptiden),  Gallmilben 112 

Eriophyinen  .    '. 116 

Phyllocoptinen 128 

Hexapoden,  Insekten,  Kerfe 129 

Aptera,  Urinsekten 136 

CoUembolen,  Springschwänze 136 

Poduriden,  Achorutiden 138 

Entomobryiden 140 

Sminthuriden,  Kugelspringschwänze 141 


X  Inlialt. 

Seite 

Ortlioi>tereii,  Geradfliig-ler 148 

Dermaptera 145 

Forficuliden,  ührwünner 145 

Blattiden,  Schaben 148 

Phasmiden,  Gespeiistheuschreckeii 149 

Acridiideii,  Feldheuschrecken 150 

Tettiginen 165 

Tryxalinen 165 

Oedipodinen 171 

Pyrgomorphinen 177 

Acridiinen 180 

Locustiden,  Laubheuschrecken 196 

Phaneropterinen 197 

Pseudophyllinen 199 

Conocephalinen 200 

Locvistinen 201 

Decticinen 202 

Ephippigerinen,  Sattelschrecken 205 

Gryllacrinen 206 

Stenopelmatinen 207 

Grylliden,  Grillen 208 

Oecanthinen,  Weinhähnchen 208 

Gryllinen 210 

Gryllotalpinen 212 

Thysaiioptereii,  Franseiiflügler;  Physopoda,  Blasenfiifse 217 

Terebrantia       221 

Aeolothripiden 222 

Thripiden 222 

Tubuliferen 231 

Phloeothripiden 231 

Corrodentia 233 

Isoptera 233 

Termitiden.     Termiten,  white  ants 233 

Copeogiiatba 236 

Psociden,  Holzläuse 236 

Tricliopteren,  Köcherflieg-eii 236 

Limnophiliden 236 

Lepidoptereii,  Schuiotterlinj?e 237 

Microlepidoptereii,  Kleinschmetterlliige 240 

Tineiden,  Motten,  Schaben 240 

Dendroneuriden 243 

Nepticuliden 243 

Lyonetiiden 243 

Gracilariiden 246 

Elachistiden 250 

Gelechiiden 257 

Plutelliden 266 

Hyponomeutiden,  Gespinstmotteu 268 

Ei-echthiaden 274 

Glyphipterygiden 274 

Tortriciden,  Wickler 275 

Orneodiden 303 

Pteiophoridrii 303 

Pyralidcn,  Zünsler 304 

Macrolepidopteren,  Grofsscliinetterliiigc 318 

Hepialiden,  Wurzelbohrer 319 

Cossiden,  Holzbohrer 320 

Castniiden 322 

Sesiiden,  Glasflügler 322 

Pyromorphiden 327 

Psychiden,  Sackträger 327 

Cochlididen  (Liniacodiden) 330 

Zygaeniden,  Widderchen 331 

Hypsiden 332 

Arctiiden,  Bärenspinner 332 


Inhalt.  XI 

Seite 

Syntomiden 334 

Cymbiden 334 

N'oliden 335 

Epiplemiden 336 

Geometriden,  Spanner 336 

Agaristiden 347 

Noctuiden,  Eulenschmetterlinge 348 

Drepaniden 374 

Saturniden 375 

Thyrididen 376 

Lasiocampiden 376 

Lymantriideu  (Lipariden) 379 

Cnethocampiden  (Thaumetopoeiden),  Prozessionsspinner    .    .  386 

Ceratocampiden 387 

Notodontiden 387 

Bombj^ciden 389 

Eupterotiden 389 

Sphingiden,  Schwärmer 389 

Hesperiden,  Dickkopfschwärmer 393 

Megathymiden 393 

Lycaeniden,  Bläulinge 394 

Nymphaliden 395 

Pieriden,  AVeifslinge 397 

Papilioniden 400 

Dipteren,  Zweiflügrler 401 

€yclorrapha 402 

Schizophora 402 

Holometopa  (Muscidae  acalyptratae) 402 

Agromyziden 403 

Drosophiliden 407 

Hydrellinen 408 

Osciniden 409 

Psiliden 413 

Sepsiden 414 

Trj'petiden 414 

Ortaliden 422 

Scatomyziden 422 

Schizometopa  (Muscidae  calyptratae) 423 

Anthomyiden 423 

Aschiza  .    .  ' 433 

Tachiniden 433 

Platypeziden,  Pilzfliegen 433 

Phoriden 433 

Syrphiden 434 

Orthorrapha 435 

Brachycera 435 

Stratiomyiden,  Waffenfliegen 435 

Nematocera 436 

Tipuliden,  Schnaken 436 

Cecidomyiden,  Gallmücken 439 

Bibioniden,  Haarmücken 457 

Chironomiden,  Zuckmücken 459 

Mycetophiliden,  Pilzmücken 459 

Coleopteren,  Käfer 459 

Adephagen 461 

Cicindeliden,  Sandkäfer 461 

Carabiden,  Laufkäfer 462 

Polyphagen 466 

Staphyliniden,  Kurzflügler 466 

Silphiden,  Aaskäfer 467 

Palpicornier 470 

Hydrophiliden,  Kolben-Wasserkäfer 470 

Diversicornier 470 

Malacodermen,  Weichf lügler 471 

Byturiden,  Himbeerkäfer 471 


XII  Inlialt. 

Seite 

Nitiduliden 473 

Crvptophagiden 475 

Erbtyliden 475 

Coccinelliden 476 

Epilachniiien 476 

Coccinellinen 478 

Dermestiden 479 

Dascilliden 479 

Cebrioniden 479 

Elateriden 479 

Buprestiden,  Prachtkäfer 484 

Agrilinen 486 

Lymexyloniden 489 

Bostrvchiden 489 

Anobiiden 490 

Heteromeren 490 

Meloiden  (Canthariden) 490 

Eliipidoceriden 492 

Melandryiden,  Schwarzkäfer 493 

Alleculiden 493 

Tenebrioniden,  Schwarzkäfer 493 

Phytophaga 494 

Cerambyciden,  Bockkäfer 495 

Prioninen 495 

Cerambycinen 495 

Lamiinen 498 

Chrysomeliden,  Blattkäfer 508 

Sagrinen 508 

Donaciinen,  Rohrkäfer 509 

Criocerinen,  Zirpkäfer 509 

Clytrinen 511 

Clilamydinen 511 

Cryptocephalinen 511 

Eumolpinen 511 

Chrvsomelinen 513 

Halticinen,  Erdflöhe 518 

Gallerucinen 526 

Hispinen 531 

Cassidinen,  Schildkäfer 532 

Bruchiden  (Lariiden) 533 

Ehvnchophoren 537 

Änthribiden 537 

Curculioniden,  Rüsselkäfer         537 

Ipiden,  Scolytiden,  Borkenkäfer 567 

Phloeophagen,  Eiiidenbrüter 569 

Xvleborinen,  Holzbrüter 573 

Platypodiden 577 

Lamellicornier,  Blatthoriikäfer 577 

Lucaniden,  Schröter 577 

Scarabaeiden 578 

Coprinen 578 

Melolonthinen 579 

Rutelinen 583 

Dvnastinen,  Riesenkäfer 585 

Cetoninen,  Blütenkäfer 588 

Trichiinen 589 

Hjnicnoptereii,  Haiitflügler 589 

Chalastogastra,  Sympliyta,  Thytophaga,  Sägewcspeii 590 

Tenthrediniden,  Blattwespen 590 

Siriciden,  Holzwes])en 600 

Lydiden 601 

Eiitopliagen,  Parasiten 603 

Cvnipiden,  Gallwespen 603 

Ciia'cididen,  Zehrwespen 606 


Inhalt.  XIII 

m                  •  ^ö'te 

iorymmen (506 

Eurytomiuen 607 

Aculeaten 608 

Formiciden,  Ameisen 608 

Vespiden,  Wespen 614 

(Sphegiden)  Crabroniden,  Grabwespen 615 

Apiden,  Bienen 615 

Rhyuchoten,  Schnabelkerfe 616 

Heteroptereii,  Hemiptereu,  Halbflügler,  Wanzen 616 

Gymnoceraten,  Landwanzen 617 

Pentatomiden,  Schildwanzen 617 

Coreiden,  Randwanzen 621 

Lygaeiden,  Laugwanzen 623 

Pyrrhocoriden,  Feuerwanzen 625 

Tingiden 626 

Aradiden,  Eindenwanzeu 627 

Capsiden,  Blindwanzen 627 

Homopteren 634 

Cicadoideu,  Zirpen 634 

Cicadiden 634 

Cercopiden,  Schaumzirpen 636 

Membraciden 637 

.Tassiden 638 

Fulgoriden 643 

Psylloiden 646 

Psj'lliden,  Blattflöhe 646 

Aleurodiden,  Motten-Schildläuse 650 

Aphidoiden 654 

Aphididen,  Blattläuse.     Bearbeitet  von  Dr.  C.  Börnku    .    .    .  654 

Allgemeines.    .^_      654 

Systematische  Übersicht 664 

Biologische  Übersicht 667 

Nicht  migrierende  Arten 667 

Migrierende  Arten 669 

Chermiden 674 

Phylloxeriden       677 

Feinde  und  Bekämpfung 681 

Cocciden,  Schildläuse.     Bearbeitet  von  Dr.  L.  Li.ndingkr    .    .  683 

Asterolecaniinen 686 

Coccinen  (Dactylopiinen) 687 

Dactylopiinen 689 

Diaspinen 689 

Hemicoccinen 694 

Lecaniinen  (Coccinen) 694 

Margarodinen 697 

Monophlebinen 697 

Orthezünen 698 

Vertebrata,  Wirbeltiere 698 

Aves,  Vög-el 698 

Gralliformes,  Hühnervögel 701 

Phasianiden,  Fasane 701 

Columbiformes,  Taubenvögel 701 

Ralliformes 702 

Charadrii-  und  Gruiformes 702 

Anseriformes 702 

Psittaciformes,  Papageien 702 

Coraciiformes,  Nashornvögel 702 

Coccyges 702 

Piciformes,  Spechtvögel 702 

Passeriformes 703 

Mammalia,  Säugetiere 707 

Marsupialier,  Beuteltiere 707 

Insectivoren,  Insektenfresser 708 

Chiropteren,  Fledermäuse 708 

Rodentia,  Nagetiere 709 


XIV  Inhalt. 

Seite 

Leporiden,  Hasen 709 

Sciuriden,  Hörnchen 710 

Muriden,  Mäuse 713 

Murinen,  echte  Mäuse 713 

Arvicolinen,  Wühlmäuse 714 

Cricetinen,   Hamster 717 

Spalaciden,  Wurfmäuse 720 

Bathyergiden 720 

Octodontiden,  Rohrratten 721 

Hystriciden,  Stachelschweine 721 

Carnivoren,  Raubtiere 721 

Proboscidea,  Rüsseltiere 722 

Perissodactj^la,  Unpaarhufer 722 

Artiodactyla,  Paarhufer 723 

Primaten^  Herrentiere 725 

C.  Mittel  und  Marsnahmen  zur  Bekämpfung-  der  schädlichen  Tiere. 

Bearbeitet  von  Dr.  M.  Schw.mmz 726 

Mittel  der  direkten  Bekämpfung: 727 

A.  Mittel  der  Abwehr 727 

B.  Mittel  der  Vertilgung ' 729 

1.  Physikalische  Mittel 730 

Fangapparate,  Fallen 732 

2.  Chemische  Mittel 734 

Hautgifte  in  fester  Form 737 

Hautgifte  in  flüssiger  Form 737 

Atmungsgifte 742 

Magengifte 744 

Mittel  der  indirekten  Bekämpfung 745 

Register 748 


Druckfehler  und  Verbesserungen. 

Seite  154,  Textzeile  24  v.  o.  lies:  aegj^ptium  statt:  aegyptiacum. 

„  162,  Textzeile  6  v.  u.  lies:  sie  in  statt:  in  sie. 

„  164,  Textzeile  6  v.  o.  lies:  ähnliches  statt:  ähnlichem. 

„  185,  Textzeile  4  v.  o.  lies:  Hesperiden  statt:  Hesperideen. 

„  277,  Anmerkungszeile  1  v.  u.  lies:  435  statt:  425. 

„  283,  Textzeile  13  v.  u.  lies:  rostgelbem  statt:  rostgelben. 

„  846,  Textzeile  7  v.  u.  lies:  Aufbäumen  statt:  Aufbäumen. 

„  363,  Textzeile  15  v.  o.  lies:  insbesondere  statt:  insbesodei-e. 

„  376,  Textzeile  20  v.  o.  lies:  D.  statt:   B. 

„  408  u.  Kopf  von  Seite  409  lies:  Hydrelliden  statt:  Hydrellinen. 

„  465,  Anmerkungszeile  6  v.  u.  lies:  Bull.  190  statt:   Bull.  150. 

„  466,  Textzeile  1  v.u.  lies:  Moltebeeren  (Rubus  chamaemorus)  statt:  Maulbeer- 
bäumen. 

„  486,  Textzeile  7  v.  o.  lies:  decastigma  statt:  decostigma. 

„  488,  Textzeile  7  v.  u.  hinter  chrysoderes  einfügen:  Ab. 

„  509,  Textzeile  1  v.  o.  lies:  Donaciinen  statt:  Donacinen. 

„  525,  Anmerkungszeile  9  u.  12  v.  o.  lies:  prakt.  statt:  prat. 

„  564,  Textzeile  13  v.  u.  hinter  oder  ein  Komma  einfügen. 

„  565,  Anmerkungszeile  5  v.  o.  lies:  1911  statt:  1912. 

„  579,  Textzeile  5  v.  u.  lies:  Diphucephala  statt:  Diphucephela. 

„  585,  Textzeile  14  v.  u.  lies:  carrot  statt:  carott. 

„  587,  Anmerkungszeile  5  v.  o.  lies:  1911  statt:  1912. 

„  603  über  Cynipiden  einfügen:  Entophagen,  Parasiten. 

„  608  über  Fbrmiciden  einfügen:  Aculeaten,  Stechimmen. 


Verzeichnis  der  Abbildungen. 

Nematoden,  Rundwürmer. 

Fig.   1.     Tylenchus  devastatrix 18 

„  '    2.     Stockkranke  Eoggenpflanze 19 

„       3.     Stockkranke  Haferpflanze 21 

„       4.     Älchenkranke  Zwiebel 23 

„       5.     Blatt  einer  ringelkranken  Hyazinthe 24 

„       6.     Vorderende  von  Tyleuchus  scandens 26 

„       7.     Von  Tylenchus  scandens  befallene  Weizenpflanze 27 

„       8.     Alte  Grichtkörner  des  Weizens 28 

„       9.    Längsschnitt  durch  ein  junges  Gichtkorn  des  Weizens 28 

„     10.     Frisch  ausgeschlüpfte  Larve  von  Heterodera  radicicola 32 

,,     n.     Larve  von  Het.  radicicola .  32 

„     12.     Ältere  Larve  von  Het.  radicicola 32 

„     13.     Befruchtungsfähiges  Weibchen  von  Het.  radicicola ,33 

„     14.     Reifes  Weibchen  von  Het.  radicicola  mit  den  Schlingen  des  Eierstockes  33 

„     15.     Junges  Männchen  von  Het.  radicicola  kurz  vor  der  Häutung    ....  34 

„     16.     Männliches  ßuhestadium  von  Het.radicicola  kvu-z  vor  dem  Ausschlüpfen  34 

„     17.     Erwachsenes  Männchen  von  Het.  radicicola ,34 

„     18.     Querschnitt    durch   eine   reife   Galle   von  Het.  radicicola    an   Gurken- 
wurzel      35 

„     19.     Wurzelgallen   von  Het.  radicicola  an  Gurke .    .    .  35 

„     20.     Gallen  von  Het.  radicicola  an  Eotkleewurzel 36 

„     21.     Durch  Het.  radicicola  verunstaltete  Kartoffel 38 

„     22.     Trächtiges  Weibchen  von  Het.  Schachtii 40 

„     23.     Larve  von  Het.  Schachtii 40 

„     24.     Stachel  einer  Larve  von  Het.  Schachtii 40 

„     25.     Stachel  der  erwachsenen  Het.  Schachtii 40 

„     26.     Rübenwurzel  mit  jungen  Gallen  von  Het.  Schachtii 41 

„     27.    Junges  Weibchen  von  Het.  Schachtii 41 

„     28.     Het.  Schachtii  an  Rüben wurzel,   mit    dem  Körper  aus  deren  Gewebe 

herausgetreten 41 

„     29.     Weibchen  von  Het.  Schachtii,  mit  den  Überresten  der  Larvenhaut.    '.  41 

„     30.     Männchen  von  Het.  Schachtii 41 

„     31.     Zwei  nematodenkranke  Rüben  im  Vergleich  mit  einer  gesunden  Rübe  42 
„     32.     Rübenwurzel    mit     erwachsenen    Weibchen    von     Het.    Schachtii    in 

natürlicher  Grölse 43 

Blumenkohlkrankheit   der  Erdbeere,    hervorgerufen  von  Aphelenchus 

fragariae 46 

„     34.     Aphelenchus  ormerodis 47 

„     35.     Rhabditis  brevispina 47 

„     36.     Dorylaimus  condamni 47 

„     37.     Vorderende  von  Dorylaimus  mit  dem  Stachel 48 

A  n  n  u  1  a  t  e  n ,  R  i  n  g  e  1  w  ü  r  m  e  r. 

Fig.  38.     Enchytraeus  buchholzi 50 

„     39.     Vorderende  von  Lumbricus  terrestris 52 

„     40.     Gürtel   von    Regenwürmern    mit  Pubertätshöckern    bzw.    Pubertäts- 
wällen       52 

„     41.    Eierkokons  von  Regenwürmern 53 

Gastropoden,  Schnecken. 

Fig.  42.     Schematischer  Längsschnitt  durch  den  Kopf  der  Weinbergschnecke  .  56 

„     43.     Kiefer  von  Schnecken 56 


33. 


XVI  Verzeichnis  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  44.     Zunge  der  Weinbergschnecke 56 

„     45.     Seitenrand  der  Kadula  der  Weinbergschnecke 57 

„     46.     Helix  aspersa 58 

„     47.     Radieschen,  von  der  Ackerschnecke  befressen 59 

„     48.    Frafsbild  der  Ackerschnecke 59 

„     49.     Eierhäufchen  der  Weinbergschnecke 61 

.,     50.     Schale  der  Weinbergschnecke 61 

„     51.     Nacktschnecken 65 

Arthropoden,  Glie  derfüfsler. 
Isopoden,  Asseln. 

Fig.  52.     Hinterleib  der  Kellerassel  von  unten 72 

„     53.     Weibchen  der  Kellerassel  von  unten,  mit  Eiern 72 

„     54.     Letztes  Segment  der  Rollassel  von  hinten 73 

„     55.     Weibchen  der  Rollassel 74 

„     56.     Weibchen  der  Kellerassel 74 

M  y  r  i  a  p  o  d  e  n ,  T  a  u  s  e  n  d  fü  l"s  1er. 

Fig.  57.    Kopf  von  Schizophyllum  sabulosum 77 

„     58.     Polyxenus  lagurus 80 

„     59.     Polydesmus  complanatus 81 

„     60.     Blanjulus  venustus,  Blanjulus  guttulatus    ....        81 

.,     61.     Hinteres  Paar  der  Kopulationsfüfse  von  Blanjulus  venustus 82 

„     62.     Erdbeeren,  von  Blanjulus  guttulatus  befallen 82 

„     63.     Julus  sabulosus 84 

„     64.    Julus  fallax 84 

„     6.5.     Julus  londinensis 84 

„     66.     Kopulationsappai-at  von  Julus  luscus 85 

Acariden,  Milben. 

Fig.  67.     Bryobia  ribis 90 

„     68.     Eier  von  Bryobia  ribis 90 

„     69.     Von  Bryobia  ribis  ausgesaugter  Stachelbeerzweig 91 

„     70.     Tetranychus  telarius 92 

„     71.     Wintereier  von  Tetranychus  sp.  an  Schwarzdorn 95 

„     72.     Vorderende  von  Tetranychus  althaeae 96 

„     73.     Weibchen  von  Tarsonemus  culmicolus 100 

„     74.     Tarsonemus  fragariae 101 

„     7-5.     Tarsonemus  spirifex 102 

„     76.     Von  Tarsonemus  spirifex  befallene  Haferrispe 102 

„     77.     Pediculoides  graminum 103 

„     78.     Wanderlarve  (Hypopus)  einer  Tyroglyphide 106 

„     79.     Histiostoma  feroniarum 107 

„     80.     Bohrstachel  von  Histiostoma  feroniarum 107 

„     81.     Tj^roglyphus  longior 107 

„     82.     Rhizoglyphus  echinopus,  von  der  Seite 108 

„     83.     Rechte  Chelicere  von  Rhizoglyphus  echinopus,  von  aufsen 109 

„     84.  Fufs  und  Klaue   des  ersten  Beines  von  Rhizogh^phus  echinopus,  von 

innen " 109 

„     85.     Von  Rhizoglyphus  echinopus  zerstörte  Kartoffeln HO 

„     86.     Von  Wurzelmilben  befallene  Mohrrübe 111 

„     87.     Männchen  von  Rhizoglyphus  caucasicus  von  unten 111 

„     88.     Mundwerkzeugo  von  Rhizoglyphus  caucasicus 111 

„     89.     Äul'sere  Morphologie  einer  weiblichen  Gallmilbe 113 

„     90.     Eriophyes  pini,  Weibchen 113 

„     91.    Kopf  und  Kopfbrust  von  Eriophyes  pini  von  der  Seite 114 

„     92.     Galle  von  Eriophyes  pini  .    .    .    ^ 116 

n     93.     Von  Eriophyes  avellanae  mifsgebildete  Haselnufsknospen 117 

„     94.     Rebenblatt  (Oberseite)  mit  Erineum  vitis 118 

„     95.     Erineum  vitis  mit  Eriophves  vitis 119 

„     96.     Eriophyes  ribis " 121 

„     97.     .Johannisbeerzweig  mit  den  Gallen  von  Eriophyes  ribis 122 

„     98.     Birnblatt  mit  den  von  Eriophyes  piri  verursachten  Pocken 123 

„     99.     Durchschnitt  einer  jungen  Pocke  von  einem  Birnenblatt 124 


Verzeichnis  der  Abbildungen.  XVII 

Fig.  100.     Durchschnitt  einer  alten  Pocke 124 

,,      101.     Beutelgallen  von  Eriophyes  similis  an  Pflaumenblättern 126 

„      102.     Gallen  von  Eriophyes  Padi  auf  Prunus  padus 127 

„      103.     Von  Phyllocoptes  vitis  befallener  Rebstock 128 

Hexapoden,  Insekten. 

Fig.  104.     Seitenansicht  eines  Insekts 130 

„     105.     Kauende  Mundwerkzeuge  eines  Insekts  (Periplaneta  orientalis)    .    .  130 

„     106.     Mittelbrust  eines  Hirschkäfers 131 

.,      107.     Schema  des  Flügelgeäders  eines  Insekts 131 

108.  Stigma  einer  Stubenfliege 132 

109.  Larvenformen  von  Insekten 133 

110.  Puppenformen  von  Insekten 134 

Collemboleu,  Springschwänze. 

Fig.  111.     Mundteile  eines  Springschwanzes 137 

„     112.     Aphorura  ambulans 138 

,,      113.     Von  Springschwänzen  und  Milben  benagte  Wurzeln  von  Pferdebohnen  139 

„      114.     Springgabel  von  Achorutes  armatus 140 

,,      115.     Achorutes  armatus 140 

.,     116.     Isotoma  fimetaria 141 

„      117.     Springgabel  von  Sminthurus  luteus 141 

„     118.     Sminthurus  pruinosus 142 

,,      119.     Sminthurus  viridis 143 

Orthopteren,  Geradflügler. 

Fig.  120.     Zangen  des  gemeinen  Ohrwurmes 145 

.,      121.     Eier  von  Gespenst-Heuschrecken 149 

,,      122.     Mandibeln  von  Feldheuschrecken 1.50 

„      123.     Hinterende  von  Melanoplus 151 

,,      124.     Luftsäcke  von  Melanoplus 151 

.,      125.    Darmkanal  einer  Feldneuschrecke 152 

,,      126.     Eiablage  der  Felsengebirgs-Heuschrecke 152 

,,      127.    Eierpakete  von  Stauronotus  maroccanus 153 

,,      128.     Von  Empusa  grylli  befallener  Caloptenus  italicus 159 

„      129.     Larve  von  Trombidium  holosericum 160 

„      130.     „Hopperdozers" 162 

.,      181.     Cyprische  Wand  am  Schlüsse  des  Treibens 163 

;,      132.     Schema  eines  cyzrischen  Apparates 163 

,,      133.     Von  Gomphocerus  maculatus  durchgebissene  Kiefernpflanzen  .    .    .  167 

134.  Stauronotus  maroccanus 168 

135.  Pachytilus  migratorius  und  cinerascens 174 

136.  Halsschilde  von  Pachytilus  migratorius 174 

137.  Chrotogonus  hemipterus 178 

138.  Zonocerus  elegans 179 

139.  Frafs  von  Acridium  aegyptium  an  Tabaksblättern 181 

„     140.     Schistocerca  peregrina    ". 184 

„      141.     Frafs  von  Schistocerca  paranensis  an  Quitten 186 

„      142.     Caloptenus  italicus 189 

„      143.     Mandibeln  von  Laubheuschrecken 196 

„      144.     Hinterende  eines  Weibchens  von  Locusta 196 

„      145.     Darmkanal  einer  Laubheuschrecke 197 

„      146.     Microcentrum  laurifolium 198 

,,      147.     Ephippigera  vitium 205 

„     148.     Diestrammena  marmorata 207 

„      149.     Kiefer  einer  Grille 208 

„      150.     Oecanthus  niveus 209 

„      151.     Frafs  von  Gryllus  desertus  an  Zuckerrübe 211 

„      152.     Vorderbein  der  Maulwurfsgrille 213 

„      153.     Werrenfalle  nach  Lesser 216 

Thysanoptera,  Fransenflügler.     Physopoda,  Blasenfüfse. 

Fig.  154.     Kopf  von  Physopus  pyri 217 

„     155.    Darmkanal  eines  Blasenfufses 217 

Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.     Dritter  Band.  II 


XVIII  Verzeichnis  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  156.     Gallen  eines  Blasenfufses  an  Acacia  aneura 218 

.,      157.     Cladosporium  sp.  an  Physopus  pyri 218 

„      158.     Weifsährigkeit  an  Roggen  durch  Blasenfüfse 219 

„     159.     Legeröhre  von  Physopus  pyri 222 

„      160.     Kopf  vind  Hinterende  von  Limothrips  denticornis 223 

„      161.     Physopus  vulgatissimus 224 

„      162.     Aptinothrips  rufus 226 

„      163.    Heliothrips  haemorrhoidalis  (Kopf  und  Flügel) 227 

„      164.     Thrips  physopus 228 

„      165.     Thrips  taßaci 229 

„      166.     Von  Blasenfüfsen  beschädigte  Erbse 230 

,.      167.     Anthothrips  aculeatus 232 


Lepidopteren,  S  chmetterlin; 


e. 


Fig.  168.     Kopf  und  Rüssel  eines  Schmetterlinges  (Pieris  brassicae) 237 

„  169.  Schemata  des  Flügelgeäders  der  Schmetterlinge  mit  den  gebräuch- 
lichsten Bezeichnungen  der  Adern 237 

„  170.     Schmetterlingsraupe,  schief  von  links  oben  gesehen 238 

„  171.     Kopf  einer  Raupe 238 

„  172.     Raupenfüfse 238 

„  173.  Darmkanal  nebst  Anhängen  einer  Raupe  (Dendrolimus  pini).    .    .    .  239 

„  174.     Incurvaria  rubiella 241 

„  175.     Ochsenheimeria  taurella 242 

„  176.     Cemiostoma  scitella 244 

„  177.  Mine  und  Puppengespinst  von  Lyonetia  clerkella  am  Apfelblatt.    .  245 

„  178.     Tischeria  complanella " 247 

„  179.     Gracilaria  syringella 248 

„  180.  Von  der  Syringen-Motte  befressenes  und  eingerolltes  Blatt  von  unten  249 

„  181.  Frafs  von"^  Sackmottenraupen  an  Unterseite  eines  Ulmenblattes  .    .  250 

„  182.     Von  Coleophora  binderella  zerfressener  Erlenzweig 251 

„  183.     Yon  Coleophora  binderella  entblätterte  Erlen 252 

„  184.     Überwinternde  Lärchen-Miniermotten 253 

„  185.     Coleophora  hemerobiella 254 

„  186.     Blastodacna  putripennella 255 

„  187.  Frafsstellen  der  Apfeltriebmotte  an  zweijährigen  Apfeltrieben  .    .    .  255 

„  188.     Raupe  von  Blastodacna  vinolentella 256 

„  189.     Kümmelmotte 258 

„  190.     Pfirsichmotte 259 

„  191.  Von  der  Pfirsichmotte  befallene  bzw.  getötete  Pfirsichtriebe    .    .    .  260 

„  192.     Frafs  von  Lita  ocellatella  an  Rübe 263 

„  193.     Frafsgang  von  Phthorimaea  operculella  an  Kartoffel 264 

„  194.     Gelechia  gossypiella 265 

„  195.     Kohlschabe 267 

„  196.     Apfelmotte 269 

„  197.  Von  der  Raupe  der  Apfelmotte  durchgefressener  Apfel   .'....  270 

„  198.     Überwinterungsgespinste  der  Apfelbaum-Gespinstmotte 272 

„  199.     Gespinst  der  Apfelbaum-Gespinstmotte 272 

„  200.     Simaethis  pariana 274 

„  201.     Frafs  von  Simaethis  pariana  an  Apfeltrieb 275 

„  202.     Apfelwickler,  ruhend 277 

„  203.     Roter  Ivnospenwickler 280 

„  204.     Überwinterungsgespinste  des  Roten  Knospenwicklers 280 

„  205.     Grapholitha  dorsana 281 

„  206.     Grapholitha  nebritana 282 

„  207.     Von  Enarmonia  prunivorana  befressene  Äpfel 287 

„  208.     Bekreuzter  Traubenwickler 288 

„  209.     Grauer  Knospenwickler  .        290 

„  210.     Vom  Kieferntriebwickler  befallener  Kieferntrieb 291 

„  211.     Vom  Heuwurm  ausgefressene  Rebentriebe 293 

„  212.     Eier  des  Traubenwicklers  auf  Beeren 294 

„  213.     Vom  Sauerwurm  zerstörte  Traube 294 

„  214.  Puppen  des  Heu-  und  Sauerwurmes  in  Spalten  von  Pfählen.    .    .    .  295 

„  215.  Von  den  Raupen  des  Eichenwicklers  umsponnener  und  abgetöteter 

Trieb  einer  im  Unterholze  wachsenden  Edeltanne 298 


Verzeichnis  der  Abbildungen.  XIX 

Seite 

Fig.  216.  Gliedwurm  im  Mais , 305 

„  217.  Vom  Rübsaatpfeifer  befallene  Rapsschoten 308 

„  218.  Kaffeezünsler 309 

„  219.  Glyphodes  ocellata 310 

„  220.  BaumwoliblattroUer 310 

„  221.  Stachelbeerzünsler 314 

„  222.  Raupe    einer  Crambus  Art,    in    ihrer   Erdhülle   an   der   Basis   einer 

jungen  Maispflanze  fressend 318 

„  223.  Hopfenwurzelspinner 319 

„  224.  Apfelbaumglasflügler  ....•• 324 

„  225.  Krebswunde,  hervorgerufen  durch  Frafs  des  Apfelbaumglasflüglers  324 

„  226.  Messer  zum  Ausschneiden  der  Wunden  von  Glasflüglern 326 

„  227.  Sack  von  Psyche  viciella 328 

„  228.  Earias  insulana  ixnd  fabia 335 

„  229.  Kirschenspanner 340 

„  230.  Eiergürtel  von  Anisopteryx  aescularia 341 

„  231.  Grofser  Frostspanner  .    ." 341 

„  232.  Puppe  des  Stachelbeerspanners  an  Kirschenblatt 343 

„  233.  Kleiner  Frostspanner 345 

„  234.  Von  Frostspannern  ausgehöhlte  Kirschen 345 

„  235.  Von  Frostspanner-Raupen  kahlgefressener  Apfelbaum 347 

„  236.  Eulenzeichnung 348 

„  237.  Gammaeulen-Raupe 351 

„  238.  Gortyna  ochracea 362 

„  239.  Schmetterling  und  Raupe  von  Hadena  secalis 366 

„  240.  Normale  und  von  der  Raupe  von  Hadena  secalis  befressene  Roggen- 
halme   367 

„  241.  Mamestra  persicariae 368 

„  242.  Glottula  pancratii 370 

„  243.  Winter-Saateule 372 

„  244.  Busseola  sorghicida 374 

„  245.  .Junge  Raupen  des  Mondflecks,  an  Eichblatt  fressend 388 

„  246.  Rapsweifsling 398 

„  247.  Papilio  demoleus 401 

Dipteren,  Zweiflügler. 

Fig.  248.  Geäder  eines  Dipterenflügels 402 

„  249.  Legebohrer  von  Phytomyza  aquifollii 403 

„  250.  Phytomyza  affinis.  ".    .    .' 404 

„  251.  Fühler  von  Phytomyza  geniculata 405 

„  252.  Agromyza  simplex    ". 407 

„  2.53.  Scaptomyza  flaveola 408 

„  254.  Hydrellia  griseola 408 

„  2.55.  Psila  rosae 413 

„  256.  Ceratitis  capitata 416 

„  257.  Ei  von  Rhagoletis  pomonella 419 

„  258.  Ähre  des  Timothee-Gra.ses,  von  der  Larve  von  Amaurosoma  armil- 

latum  befressen ....  423 

„  259.  Kohlfliege ,    .   ]  426 

„  260.  Hinterbein  der  männlichen  Kohlfliege 426 

„  261.  Runkeifliege 429 

„  262.  Zwiebelfliege 430 

„  263.  Getreide-Blumenfliege 431 

„  264.  Von  Schnakenlarven  benagtes  Fichtenpflänzchen 437 

„  265.  Zweite  Hinterrandzelle  von  Tipula  und  Pachyrhina 438 

„  266.  Larve  der  Birnengallmücke 439 

„  267.  Clinodiplosis  equestris 442 

„  268.  Birngallmücke 445 

„  269.  Von  der  Birngallmücke  befallene  junge  Birnfrüchte 446 

„  270.  Brustgräte  der  Larve  von  Cont.  torquens 447 

„  271.  Junge  Kohlpflanze  mit  Kohlherzenseuche 447 

„  272.  Vorderende  des   letzten  Larvenstadiums  von  Mayetiola  avenae  und 

destructor 449 

„  273.  Hessenfliege 450 

„  274.  Flügel  von  Dasyneura 4-54 

II* 


XX  Verzeichnis  der  Abbildungen. 

Seite 

Fig.  275.     Brustgräte  der  Larve  der  Kohlgallmücke 454 

.,     276.     Gallen  der  Birnblatt-Gallmücke 455 

„     277.     Galle  von  Ehabdophaga  saliciperda  an  Weidenast 456 

„     278.     Flügel  von  Lasioptera 457 

Coleopteren,  Käfer. 

Fig.  279.    Adephagen-Flügel 461 

„     280.     Getreide-Laufkäfer    •    •    • 462 

„     28L     Von  der  Larve   des  Getreide-Laufkäfers  befressene  junge  Roggen- 
pflanze    463 

„     282.     von  Laufkäfern  befressene  Erdbeerfrucht 4(55 

„     283.     Staphyliniden-Flügel 466 

„     284.     Schädliche  Aaskäfer  und  ihre  Larven 468 

„     285.     Malacodermen-Flügel 471 

„     286.     Himbeerkäfer  mit  von  ihnen  ausgehöhlten  Blütenknospen 472 

„     287.     Von  Himbeerkäfern  ausgefressene  Himbeerblüten 473 

,,     288.     Larve  des  Raps-Glanzkäfers 474 

„     289.     Sperlingscher  Fangapparat  für  den  Raps-Glanzkäfer 474 

„     290.     Moosknopfkäfer 475 

„     291.    Eier  von  Epilachna  borealis 476 

„     292.     Von  Epilachna-Käfern  befressenes  Blatt 477 

„     293.     Epilachna  28-maculata 477 

„     294.     Schnellkäfer 479 

„     295.     Analsegmente  von  Schnellkäfern 480 

R  h  y  n  c  h  o  t  e  n ,  S  c  h  n  a  b  e  1  k  e  r  f  e. 

Fig.  296.     Kirschblätter  mit  Saugstellen  von  Lvgus- Wanzen 629 

„     297.     Aphis  bakeri,  Cowen ' 657 

„     298.     Biologisches  Schema  einer  nicht  migrierenden  Aphidine 659 

„     299.     Biologisches  Schema   zweier  migrierender  Aphidinen.     a)  Rhopalo- 

siphum  lactucae  (=  ribis),  b)  Phorodon  humuli 661 

„     300.     Biologisches   Schema    einer   migrierenden,    auf   dem   Zwischenwirt 

überwinternden  Pemphigide  oder  Chermide 662 

„     301.     Biologisches  Schema  von  Cnaphalodes  mit  5  differenten  Junglarven 

und  7  differenten  Reifeformen 662 

„     302.     Die  4  differenten  parthenogenetischen  Junglarvenformen  von  Cna- 
phalodes strobilobius 663 

„     303.     Beinenden  verschiedener  Aphididen 664 

„     .304.     Schizoneura  lanigera,  Blutlaus 672 

„     305.     Phylloxera  oder  Peritymbia  vastatrix,  Reblaus 678 

„     306.     Biologisches  Schema  der  Reblaus  . 679 


A.   Einleitung 


Im  Haushalte  der  unberührten  Natiu-  herrscht  überall  ein  durch 
den  Kampf  ums  Dasein  hergestelltes  Gleichgewicht,  in  dem  jeder 
einzelne  Organismus  seine  Stelle  ausfüllt.  Allerdings  ist  das  Gleich- 
gewicht nur  labil,  aber  seine  Schwankimgen  sind  so  gering,  dafs  es 
uns  doch  als  solches  erscheint.  Nur  dann  werden  sie  gröfser,  wenn 
irgendwelche  elementare  Ereig-nisse  ungewohnter  Art  eintreten.  Aber 
selbst  dann  stellt  sich  allmählich  wieder  ein  scheinbarer  Ruhezustand 
her,  der  alte  oder  ein  neuer,  je  nach  des  Natur  des  Ereignisses. 

Wie  ein  solches  elementares  Ereigiiis  wirkt  auch  das  Eingreifen 
des  Menschen,  nm^  mit  dem  Unterschiede,  dafs  es  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  nicht  bei  dem  einmaligen  Eingi'ifife  bleibt,  sondern  dafs 
dieser  sich  ständig  wiederholt  in  melu-  oder  minder  wechselnder^  Form 
und  Stärke,  so  dafs  also  nie  wieder  ein  Ruhezustand  erreicht  wird. 

Machen  wir  ein  ursprüngliches  Feld,  einen  Urwald  urbar,  so  be- 
rauben wir  zahlreiche  Tiere  ihrer  Lebensbedingungen  uncl  schaffen 
dafür  anderen  um  so  günstigere.  Erstere  werden  zum  gröfsten  Teile 
untergehen,  zum  kleineren  sich  den  neuen  Verhältnissen  mehi'  oder 
minder  anpassen.  Alle  Überlebenden  aber  werden  in  irgendw^elche 
Beziehungen  zum  Menschen  bezw.  zu  der  von  ihm  neugeschaffenen 
Flora  treten.  Nach  der  Art  und  der  Innigkeit  dieser  Beziehungen  er- 
scheinen sie  uns  dann  als  nützliche,  schädliche  und  unschädliche, 
worunter  auch  die  nur  unnützlichen  einbegriffen  sind. 

In  der  Natur  selbst  gibt  es  keine  schädlichen  Tiere.  Jedes  füllt 
seine  Stelle  aus  imd  ist  insofern,  als  es  zur  Erhaltung  des  Gleich- 
gewichtes beiträgt^,  eher  noch  als  nützlich  zu  bezeichnen. 

Sehr  schön  setzt  das  Schrank')  auseinander.  Er  geht  davon  aus,. 
dafs  alle  schädlichen  Insekten  irgendeiner,  auch  der  langsamst  sich  ver- 
mehrenden Baumart,  plötzlich  verschwinden  würden.  Diese  einzige 
Baumart  „würde  in  einem  einzigen  Menschenalter  eine  grofse  Landes- 
strecke in  einen  stetigen,  dichten  Wald  verwandeln,  und  nach  eiiiigen 
Jahrhunderten  würde  es  das  Ansehen  haben,  die  ganze  AVeit  sei  nur 
ihretwegen  geschaffen,  weil  sie  allein  das  ganze  trockene  Land  be- 
decken würde. 

Verschwimden  wäre  dann  die  groise  Mannigfaltigkeit  der  organischen 
Wesen,  welche  die  Welt,  wie  wir  sie  haben,  so  schön  macht:  ver- 
schwunden das  Ebenmais,  welches  dieser  Mannigfaltigkeit  jenen  Zauber 

1)  Aus:  KoLi.Aii,  Naturgeschichte  der  schädlichen  Insekten.     Wien  1837. 

A^Sorafuer,   Handbuch.    3.  AuH.     Dritt  er  Band.  1 

nommr  uBRAnr 


2  Einleitung. 

erteilt,  welcher  den  Betrackter  der  Natur  in  hohe  Begeisterimg  hin- 
reifst. Bald  würde  auf  der  bewohnbaren  Erde  alles  tierische  Leben 
dahin  sem:  einen  grofsen  Teil  der  Vögel,  welcher  sich  lediglich  von 
holzfressenden  Lisekten  nährt,  haben  wir  bereits  diu-ch  unsere  Voraus- 
setzung, dafs  diese  Insekten  nicht  seien,  vertilg-t;  der  dichte,  undurch- 
dringliche Wald,  den  unsere  Baumart  bilden  würde,  müfste  bald  jedes 
Gräschen  verdrängen,  töten  jedes  Insekt,  das  von  diesem  Gräschen 
zu  leben  bestimmt  ist,  töten  jeglichen  Vogel,  dem  dieses  Insekt 
Nahrung  geben  soll,  töten  jedes  ki^äuterfressende  Tier,  das  mit  seinem 
Munde  die  Ki-onen  unserer  hohen  "Waldbäume  nicht  erreichen  könnte, 
töten  endlich  jedes  Raubtier,  das  am  Ende  auch  kein  Aas  mehr  finden 
könnte,  seinen  verzehrenden  Hunger  zu  stillen." 

Mit  den  BegTiffen  der  Schädlichkeit  und  Nützlichkeit  tragen  wir 
also  nm-  unsere  wirtschaftlichen  Gesichtspunkte  in  die  Natur  hinein. 
Wie  diese  ständig  wechseln,  so  ist  auch  der  Begriff  der  Schädlich- 
keit kein  feststehender.  Geben  wir  die  Kultur  einer  Pflanze  auf,  so 
werden  viele  ihrer  Feinde  ihre  Bedeutung  füi'  uns  verlieren:  führen 
wir  eine  neue  Kultm-pflanze  ein,  so  können  seither  bedeutungslose  Tiere 
zu  ernsten  Schädlingen  werden. 

Verstehen  wir  unter  Phytopathologie  die  Lehre  von  den  Krank- 
heiten aller  Pflanzen  überhaupt,  so  gibt  es,  bei  der  bekannten  Ab- 
hängigkeit des  Tierlebens  von  der  Pflanzenwelt ,  kein  Tier ,  das  nicht 
direkt  oder  indirekt  Gegenstand  der  phytopathologischen  Zoologie  wäre. 
Aber  selbst  vom  rein  wirtschaftlichen  Standpunkte  aus  können  wir  fast 
jedes  Tier  mindestens  als  potentiellen  Pflanzenschädling  betrachten. 
Für  die  Zwecke  dieses  Buches  müssen  wir  daher  unsere  Aufgabe,  die 
Behandlung  der  schädlichen  Tiere,  enger  umgrenzen. 

Einerseits  müssen  wir  uns  auf  die  Pflanzen  beschränken,  die 
vom  Menschen  zwecks  ihrer  Nutzniefsung  in  gröfseren  Mengen  an- 
gebaut oder  mindestens  gepflegt  werden ,  anderseits  auf  die  Tiere, 
die  den  Kulturzweck  dieser  Pflanzen  auf  Grund  ihrer  Lebensweise  und 
mit  einer  gewissen  Regelmäfsigkeit  beeinträchtigen.  Es  mufs  dabei 
ein  bestimmtes  Verhältnis  zwischen  Tier  und  Pflanze  bestehen,  und 
der  Schaden  darf  nicht  eine  zufällige  Begleiterscheinung  anderer 
Zufälligkeiten  sein. 

Von  den  Feinden  der  Kulturpflanzen ,  die  nur  deren  Selbstzweck, 
nicht  aber  den  Kulturzweck  bedrohen,  und  von  den  Feinden  aller  wild- 
wachsenden Pflanzen  seien  daher  nur  die  erwähnt ,  die  aus  irgend- 
welchen Gründen  besonderes  Interesse  verdienen. 

Als  weitere  Einschränkung  seien  nur  die  Feinde  der  lebenden 
Pflanzen  behandelt,  die  der  Produkte  aus  dem  Pflanzem-eiche ,  ein- 
scliliefslich  des  Lagergetreides,  beiseite  gelassen. 

Es  erhebt  sich  nun  die  Frage:  Von  welchen  Umständen 
hängt   die    Schädlichkeit   eines   Tieres   ab? 

Von  Bedeutung  ist  vor  allem  die  Art  der  Nahrung  eines  Tieres. 
Der  Blattkäfer  GallerucelJa  nymphaeae  ist  so  lange  ein  mischädliches 
Insekt ,  als  er  sich  mit  den  Blättern  der  gelben  Wasserrose  (Niiphar 
luteum)  oder  des  Wasserampfers  {üitmex  aqunt/cns)  begnügt.  Wenn  er 
aber,  wie  in  den  Vierlanden  bei  Hambm-g,  auf  Erdbeeren  übergeht,  ge- 
hört er  zu  den  allerschlimmsten  Feinden  derselben. 

Die  mäfsig  auftretende  Frostspannerraupe  vermag  einem  in  vollem 
Triebe  stehenden  Kirschbaum  nicht  ernstlich  zu  schaden,  solange  sie 
nur  seine  Blätter  frifst.    Sowie  sie  aber  zahkeiche  junge  Früchte  ihrer 


Einleitung.  3 

Kerne  beraubt,  kann  selbst  eine  geringe  Zahl  von  Raupen  den  Ertrag 
eines  Baumes  ganz  wesentlich  beeinträchtigen. 

Fast  alle  Lairfkäfer  gehören  normalerweise  zu  den  allernützlichsten 
Insekten.  Wenn  aber  einige  Arten  an  saftigen  Früchten  Gefallen 
finden,  können  sie  ernstliche  Schädlinge  werden.  —  Dasselbe  gilt  von 
den  Meisen. 

Über  den  Maulwurf  sind  die  Akten  noch  nicht  geschlossen.  Wo 
er  in  Wiesen  Engerlinge  und  Drahtwürmer  jagt,  ist  er  sicher  aufser- 
ordentlich  nützlich.  Wenn  er  aber  in  Gemüsebeeten  nm'  seiner 
Lieblingsnahrung  nachgeht,  den  Regenwürmern,  ist  seine  Verfolgung 
durchaus  angebracht. 

War  in  allen  diqsen  Fällen  der  Entscheid  darüber,  ob  schädlich 
oder  nicht ,  verhältnismäfsig  einfach ,  so  gibt  es  aber  auch  zahlreiche 
Fälle,  in  denen  er  recht  schwer  ist.  Wenn  wir  die  Klagen  der  Obst- 
züchter lesen,  dafs  Buchfinken  die  Knospen  der  Obstbäume  abpicken, 
so  müssen  wir,  bevor  wir  die  BerechtigTing  dieser  Klagen  anerkennen, 
erst  untersuchen,  ob  der  Fink  die  Knospen  ihrer  selbst  wegen  zerstört 
oder  nur,  um  etwa  an  in  ihnen  eingeschlossene  Insektenlarven  zu  ge- 
langen. —  Wenn  der  Bauer  sieht,  wie  Krähen  das  aufgehende  Getreide 
mit  der  Wurzel  herausziehen ,  so  ist  er  mit  seiner  Verurteilung  der- 
selben schnell  bei  der  Hand.  Dennoch  wäre  zuerst  zu  prüfen,  ob  nicht 
etwa  an  den  Wurzeln  der  ausgezogenen  Pflänzchen  Engerlinge,  Draht- 
würmer oder  ähnliches  gesessen  hätten,  was  uns  das  Benehmen  der 
Krähen  in  ganz  anderem  Lichte  erscheinen  lassen  würde. 

Nur  kurz  sei  auch  noch  darauf  hingewiesen,  dafs  viele  Vögel 
ihre  Nahrung  in  den  verschiedenen  Jahreszeiten  ändern,  dafs  sie  im 
Frühjahre  mehr  Insekten,  im  Herbste  mehr  Körner  usw.  verzehren, 
dafs  wir  selbst  bei  den  Vögeln,  die  fast  ausschliefslich  von  Insekten 
leben ,  nicht  genau  wissen ,  welchen  Teil  ihrer  Nahrung  schädliche 
und  welchen  nützliche  Insekten  ausmachen,  und  schliefslich  darauf, 
dafs  die  so  schädlichen  Mäuse  mit  Vorliebe  auch  Engerlinge  und  Mai- 
käfer fressen. 

Man  teilt  gewöhnlich  die  Tiere  nach  ihrer  Nahrung  ein  in  Fleisch- 
und  in  Pflanzenfresser.  Diese  Einteilung  gibt  aber  ein  ganz 
schiefes  Bild  der  Sachlage.  Der  Grasfresser  ist  z.  B.  vom  Fruchtfresser 
weit  mehr  verschieden  als  dieser  vom  Insektenfresser,  und  dieser  ist  es 
wieder  mehr  vom  eigentlichen  Fleischfresser.  Ohne  den  Versuch  machen 
zu  wollen,  eine  bessere  Einteilung  zu  geben,  wollen  wir  für  unsere 
Zwecke  nur  feststellen,  dafs  die  einen  mehr  Bedürfnis  nach  eiweifs-, 
die  anderen  mehr  nach  kohlenhydrathaltiger  Nahrung  haben,  dafs  die 
einen  mehr  trockene ,  die  anderen  mehr  saftige  Nahrung  lieben,  wobei 
es  den  meisten  ziemlich  einerlei  zu  sein  scheint,  aus  welchem  Reiche 
die  Nalu-ung  stammt.  Die  Wurzelfresser  verzehren  auch  Insekten  recht 
gerne ;  den  Affen  sind  saftige  Früchte  ebenso  lieb  als  saftige  Insekten : 
die  Ameisen  fressen  gleicherweise  Pollen,  Pflanzensäfte  und  weiche 
Tiere ;  die  raubgierigen  Laufkäfer  beifsen  sich  auch  von  Beerenfrüchten 
die  Samen  ab  oder  holen  sich  solche  aus  dem  reifenden  Getreide;  die 
Pentatoma -Wanzen  saugen  ebenso  gerne  saftige  Früchte  als  saftige 
Raupen  aus ;  viele  Vögel  fressen  Körner ,  Insekten ,  Würmer  usw.  mit 
gleicher  Lust.  Gerade  diese  verschiedenartige  Nahrung  so  vieler  Tiere 
macht  es  oft  so  aufserordentlich  schwierig,  sich  über  ihre  Schädlichkeit 
bezw.  Nützlichkeit  ein  Urteil  zu  bilden,  und  ist  die  gewöhnlichste  Ur- 
sache der  Meinungsverschiedenheiten  über  diese  Frage. 

1* 


4  Einleitung. 

Die  vorzugsweise  Pflanzenstoffe  fressenden  Tiere  teilt  man  ge- 
wöhnlich ein  in  Mono-,  Poly-  imd  Pantophagen  V),  je  nachdem  sie  ihre 
Nahrung  von  einer  Pflanze  oder  von  vielen  nehmen,  oder  alles  fressen. 
Da  die  beiden  letzteren  Begrifle  allzu  willkiü-lich  sind ,  unterscheidet 
man  besser  nur  zwischen  m  o  n  o  p  h  a  g  e  n  und  h  e  t  e  r  o  p  h  a g  e  n 
Tieren. 

Bei  letzteren  hat  man  wieder  zu  unterscheiden  zwischen  Lieblings- 
und Gelegenheitsnahrung,  womit  aber  keineswegs  unveränder- 
liche Begrifle  verbunden  sind.  Zahllose  Beispiele  sind  bekannt  für 
Nahrungs  Wechsel  von  Tieren  auf  Grund  verschiedenster  Ursachen. 
Namentlich  die  Einführung  von  Kulturpflanzen  veranlalst  viele  Tiere, 
ihre  seitherige  Lieblingsnahrung  aufzugeben  und  mit  der  neuen,  so 
bequem  dargebotenen  zu  vertauschen.  Auch  die  Überfüln^ung  eines 
Tieres  aus  einem  Gebiete  in  ein  anderes  führt  sehr  häufig  zu  einem 
Nalurmigswechsel. 

Bei  zahlreichen  Fällen  von  Nalu^ungswechsel  verläfst  das  betreflende 
Tier  eine  wildwachsende  Pflanze,  um  an  eine  Kulturpflanze  überzugehen. 
Das  führt  uns  auf  eine  der  Hauptursachen  der  Tierschäden,  die  Vor- 
liebe der  meisten  Pflanzenfresser  für  Kulturgewächse. 
Die  Gründe  hierfür  sind,  soweit  wir  sie  überhaupt  dm^chschauen  können, 
verschiedene.  Durch  die  überreiche  Ernälrrung  werden  die  Kultur- 
pflanzen saftiger,  kräftiger,  weicher,  geben  also  eine  nahrhaftere, 
schmackhaftere  und  bequemere  Nahrung.  Ihr  Massenanbau  bietet  den 
von  ihnen  lebenden  Tieren  Nahrung  in  Hülle  und  Fülle ,  so  dafs  sie 
sich  leicht  vermehren  können.  Wenn  mehrere  Generationen  an  der- 
selben Pflanze  gelebt  haben ,  so  gewöhnt  sich  die  Tierart  so  sehr  an 
die  betreffende  Pflanzenart  bezw.  -rasse ,  dafs  sie  unter  Umständen 
selbst  ihre  ursprüngliche  Nährpflanze  nicht  mehr  mag  (Nematoden). 
Viele  Schutzmittel  der  wilden  Pflanzen  gegen  Tierfrafs  gehen  den 
Kulturpflanzen  allmählich  verloren,  einesteils  weil  sie  die  Nutzniefsung 
durch  den  Menschen  erschweren ,  anderesteils  weil  der  Mensch  die 
Zucht  in  die  Hand  nimmt  und  so  die  natürliche  Zuchtwahl  mehr  oder 
minder  ausschaltet.  Ob  gerade  die  agame  Vermehrung,  wie  Cuboxi^) 
will,  eine  der  Hauptursachen  dieser  Ausmerzung  sei,  erscheint  mindestens 
fraglich,  da  wir  bei  den  geschlechtlich  vermehrten  Pflanzen  dieselbe 
Erscheinung  treffen.  Wohl  aber  dürfte  die  fortgesetzte  Inzucht  der 
meisten  unserer  Kulturgewächse  ihre  Widerstandskraft  auch  gegen 
tierische  Feinde  herabmindern. 

In  praktischer  Hinsicht  ist  dieser  Punkt  gröfserer  Beachtung  wert. 
Durch  Fruchtwechsel  und  Bebauung  nicht  zu  grofser  Flächen  mit  der- 
selben Pflanze  können  wir  manchen  Schäden  vorbeugen.  Der  Zucht 
widerstandsfähiger  Sorten  dürfte  unzweifelhaft  in  der  Phytopathologie 
der  Zukunft  eine  herv^orragende  Rolle  zufallen. 

Nächst  der  Nahrung  ist  vor  allem  die  Häufigkeit  eines  Tieres  wichtig 
zur  Beurteilung  seiner  eventuellen  Schädlichkeit.  Massenhaftes  Auftreten 
kann  selbst  ein  sonst  nützliches  Tier  zu  einem  schädlichen  umwandeln. 


^)  Es  gibt  wohl  ebensowenig  mono-  als  pantophage  Tiere;  in  der  Not  wird 
auch  ein  monophages  Tier  andere  Nahrung  zu  sich  nehmen,  und  kein  Tier  frilst 
wirklich  alles.  Aber  die  sogenannten  monophagen  Tiere  vermögen  nur  bei  der 
für  sie  tyj)ischen  Nahrung  sich  erfolgreich  fortzupflanzen. 

-j  Staz.  speriment.  agr.  Ital.  29,  p.  101 — 111:  Ausz.:  Zeitschr.  Pflanzenkrankh. 
Bd.  6,  S.  96,  157. 


Einleitung.  5» 

"Wir  brauchen  nur  an  den  Regenwurm  zu  denken,  der  in  übergroi'ser 
Zahl  dadurch,  dafs  er  die  Blätter  von  Sämlingen  in  seine  Löcher 
zieht,  recht  unangenehm  werden  kann. 

Auch  durch  seine  sonstige  Tätigkeit  kann  ein  Tier  schaden,  und 
zwar  erstens  mechanisch.  Der  Maulwurf  erschwert  durch  seine  auf- 
geworfenen Haufen  das  Mähen  der  Wiesen:  in  Gärten  kann  er  durch 
seine  AVühlarbeit  die  Wurzeln  der  Pflanzen  so  lockern ,  dafs  empfind- 
lichere Gemüse  absterben.  Das  Wildschwein,  das  in  einen  Weinberg 
einbricht,  schadet  vor  allem  durch  sein  Wühlen:  der  Hirsch,  der  in  ein 
Kornfeld  eintritt ,  zerstört  fast  ebenso  viel  durch  das  Gewicht^  seines 
Körpers  als  durch  Fressen.  Die  auf  der  Weide  befindliche  Kuh  er- 
stickt unter  ihren  Exkrementen  eine  nicht  unbeträchtliche  Zahl  von 
Grasbüscheln. 

Die  bekanntesten  dieser  mechanischen  Schädigungen  sind  die  von 
Hirschen  und  Rehen  durch  das  Fegen  ihrer  Geweihe  verursachten. 
Ihnen  können  wir  anreihen  die  Tätigkeit  des  Bibers ,  der  zu  seinen 
Bauten  starke  Stämme  fällt,  der  Amsel,  die  für  ihr  Nest  die  Reb- 
stöcke ihrer  Rinde  beraubt,  der  Spechte,  die  Löcher  in  die  Bäume 
hacken,  usw. 

Aber  auch  von  chemischen  Schädigungen  können  wir  bei  Tieren 
reden.  Der  Forstmann  sieht  nur  ungern  in  seinem  Reviere  Kolonien 
von  Krähen  oder  gar  Reihern,  weil  er  weifs,  dafs  sie  durch  ihre 
ätzenden  Exkremente  die  von  ihnen  bewohnten  Bäume  verhältnismäfsig 
schnell  töten.  Viele  saugende  Insekten  ergiefsen  ilu-en  Speichel  in  die 
von  ihnen  erzeugte  Wunde,  der  durch  seine  Giftigkeit  für  das  Proto- 
plasma der  Pflanzen  diesen  oft  mein-  schadet  als  der  direkte  Saftentzug. 
Der  Regenwurm  soll  in  Blumentöpfen  die  Erde  derart  ansäuern,  dafs 
die  Pflanzen  darunter  leiden. 

Eine  überaus  schwierige  Frage  ist  die  Beurteilung  der  Gröfse 
der  Schädlichkeit  eines  Tieres,  leichter  nach  ihrer  quantitativen, 
schwieriger  nach  der  qualitativen  Abschätzung.  Sie  ist  abhängig  von 
der  Art  des  betreftenden  Tieres,  seiner  Grösse  bezw.  seinem  Alter, 
der  Menge,  in  der  es  auftritt,  der  Zahl  seiner  Generationen,  der 
Empfindlichkeit  der  betreffenden  Pflanze  gegen  Verletzungen,  von  den 
befallenen  Teilen  derselben,  von  ihrem  Alter,  ihrer  Gesundheit,  dem 
Standorte,  der  Jahreszeit,  Witterung  usw.  Um  nur  einige  Er- 
läuterungen hierzu  zu  geben ,  so  ist  es  eine  bekannte  Sache ,  dafs 
die  Nadelhölzer  gegen  Tierfrafs  empfindlicher  sind  als  die  Laub- 
hölzer. Es  ist  ferner  verständlich,  dafs  ein  Knospen- _  oder  Wurzel- 
fresser viel  eingreifendere  Verletzungen  herbeiführt  als  ein  Blattfresser, 
dafs  die  Bohrlöcher  eines  Splintkäfers  einem  Baume  viel  leichter 
verhängnisvoll  werden  als  die  eines  Holz-  oder  gar  nur  Rindenbohrers, 
dals  eine  auf  kümmerlichem  Boden  stehende  Pflanze  tierischen  An- 
griffen viel  leichter  unterliegt  als  eine  in  ki'äftigem,_  nahrhaftem  Boden 
wachsende,  dafs  Pflanzen  um  so  empfindlicher  sind,  je  jünger  sie 
sind,  dafs  Frühjahrsfrais ,  der  die  treibenden  Keime  zerstört,  viel 
schlimmer  ist  als  Sommer-  oder  Herbstfrafs ,  der  oft  nur  Organe  be- 
trifft, die  ihre  Rolle  im  Haushalte  der  Pflanze  schon  erfüllt  haben, 
usw.  usw. 

Die  Beschädigungen  durch  Tiere  kann  man  auf  die  ver- 
schiedenste Weise  einteilen,  woraus  schon  erhellt,  dafs  keine  Einteilung- 
ganz  befriedigt. 


6  Einleitung. 

A.  Einteilung   der   Tiere   nach   ihren   Mund t eil e  n^). 

1.  Mordive  oder  beifsende  Tiere;  sie  fressen  die  ganzen 
Pflanzen  oder  wenigstens  ganze  Organe  derselben  ab  oder 
beifsen  grölsere  Stücke  aus  ihnen  heraus :  die  meisten  Säuge- 
tiere, Raupen,  viele  Käfer  usw.; 

2.  r  o  d  i  V  e  oder  nage  n  d  e  Tiere  •,  sie  verletzen  die  Pflanz  en 
oder  ihre  Teile  nur  oberflächlich  durch  flache,  nicht  tiefgehende 
Wunden  :  Nagetiere,  Skeletierer,  usw. ; 

3.  sugive  oder  saugende  Tiere:  sie  saugen  den  Saft  der  von 
aufsen  angebohrten  Pflanzenteile:  Pflanzenläuse,  "Wanzen  usw.; 

4.  bohrende  oder  forive  Tiere;  sie  dringen  selbst  in  die  Ge- 
webe der  Pflanzen ,  um  sich  die  Nahrung  zu  holen :  Borken- 
käfer, Holzraupen,  Minierer  usw. 

B.  Einteilung   nach    der   R  i  c  h  t  u  n  g ,    in   der   die  Verletzungen 
verlaufen. 

Es  ist  für  manche  Fälle  praktisch,  die  sonst  in  der  Morphologie 
der  Organismen  üblichen  Ausdrücke :  longitudinal ,  sagittal ,  radial, 
transversal  usw.  zu  gebrauchen. 

C.  Einteilung  nach   den   Teilen   der  Pflanzen. 
Wir  können  hier  nach  zwei  Prinzipien  unterscheiden: 

I.  nach    der    Lage    im  Räume,    je   nachdem   die   Beschädi- 

gTingen  aufsen  (extra)  oder  innen  (intra),  oberhalb  (supra)  oder 

unterhalb     (infra)     bestimmter    Organe     stattgefunden     haben. 

Besser  als  die  beiden  letzteren  dürften  vielfach  die  Ausdrücke 

distal  und  proximal  zu  verwenden  sein,  wenn  wir  sie  auf  den 

Stamm   oder  das  Herz  einer  Pflanze  als  Mittelpunkt   beziehen ; 

II.  nach   den    einzelnen  Pflanz  enteilen  oder  Organen.  — 

Auch  hier  tut  es  nicht  nötig,  die  Einteilung  völlig  auszuführen. 

Es  genügt  als  Beispiel  zu  erwähnen,  dafs  wir  Beschädig-ungen 

an  der  Wurzel  (radikal),    am  Stamme  (stipal),  an  den  Blättern 

(folial),    den  Blüten  (floral),  der  Frucht  (fruktikal)  usw.  haben, 

so    viele ,    als   wir    überhaupt   Organe    oder   Teile   an  Pflanzen 

unterscheiden.     Es   ist   klar,    dafs   die  Bedeutung  der  Angriffe 

abhängig  ist  von  der  physiologischen  Bedeutung  der  betreffenden 

Teile   für   das  Leben  der  befallenen  Pflanze.     Eine  recht  gute 

Einteilung    der    Insektenschäden   nach    diesen    Prinzipien    hat 

SoLLA  in  verschiedenen  Publikationen  gegeben. 

Noch  nach  vielen  anderen  Prinzipien  können  wir  die  Pflanzenfeinde 

einteilen.     Wir  wollen  hier  nur  einige  der  gebräuchlichsten  x4.usdrücke 

kurz  erläutern. 

K u  1 1  u r  V  e  r  d  e  r  b  e  r  nennen  wir  solche,  die  die  jungen  Pflänzchen, 
noch  bevor  sie  den  vom  Menschen  genützten  Zustand  erreicht  haben, 
zerstören :  alle  Feinde  von  Keimlingen ,  von  Baumschulen ,  Saat- 
beeten usw. 

Bestandes  Verderb  er  sind  solche,  die  die  erwachsenen  bezw. 
in  nutzbarem  Zustande  befindlichen  Pflanzen  zerstören:  alle  Borken- 
käfer, die  Kohlraupen,  Apfelmade  usw. 


')  Wir  folgen  in  A  bis  C  vorwiegend  dem  Beispiele  von  E.  Reiter  in  der 
Einleitung  zu  seiner  Abhandlung  „Über  die  Weifsährigkeit  der  Wiesengräser  in 
Finnland"  (Act.  Soc.  pro  Fauna  et  Flora  fennica  XIX,  Nr.  1). 


Einleitung.  7 

Physiologisch,  schädlich  sind  diej enigen  Tiere ,  die  die 
Funktionen  der  lebenden  Pflanzen  beeinträchtigen:  alle  uns  hier 
interessierenden  Tiere. 

Technisch  schädlich  sind  die  Feinde  der  aus  den  Pflanzen 
gewonnenen  technisch  verwerteten  Produkte,  des  geschlagenen  Holzes, 
der  Pflanzengewebe  usw. 

Unmittelbar  oder  direkt  schädliche  Tiere  zerstören  die 
Nutzteile  der  Pflanzen  direkt  (Kohlraupen);  mittelbar  oder  pro- 
spektiv schädliche  verhindern  die  Entwicklung  der  Nutzteile 
(Blütenstecher). 

Primäre  Schädiger  sind  solche,  die  eine  gesunde  oder 
wenigstens  nicht  eigentlich  kranke  Pflanze  befallen,  wie  Maikäfer  oder 
Gemüseraupen,  die  das  frische  Laub  abfressen,  Mäuse,  die  die  gesunde 
Rinde  abnagen,  Engerlinge,  die  kräftige  Wurzeln  abbeifsen  usw.  . 

Sekundäre  Schädiger  befallen  anderweitig,  durch  andere 
organische  Feinde,  Windbruch,  übergrofse  Nässe  oder  Trockenheit  usw., 
geschwächte  oder  gar  schon  ki'ank  gemachte  Pflanzen. 

Nach  der  Art,  wie  die  Pflanzen  geschädigt  werden,  kann  man  Tiere 
unterscheiden ,  die  Pflanzensubstanz  zerstören  ( die  häufigsten 
und  schädlichsten),  wie  die  meisten  Pflanzenfresser,  solche  die  Ver- 
letzungen herbeifüln^en  (direkt  weniger,  indirekt  mehr  schadend), 
wie  die  meisten  saugenden  Tiere,  die  oflene  Wunden  hinterlassen,  und 
solche,  die  Hypertrophien  hervorrufen  (am  wenigsten  schadend), 
wie  in  erster  Linie  alle  Gallenerzeuger. 

Sehr  viele  Schädigimgen  werden  von  typischen,  charakteristischen 
Krankheitserscheinungen  begleitet,  die  entweder  den  Tod  ein- 
leiten oder  von  Heilungs Vorgängen  gefolgt  werden,  die  wieder 
zu  normalen  Verhältnissen  oder  zu  Mifsbildungnn  überführen 
können. 

Die  eigenartigste  Mifsbildung  ist  die  Galle.  Der  Begriff  einer 
solchen  ist  aufserord entlich  schwierig  zu  definieren.  Wir  bezeichnen 
mit  Ross  ^),  dem  wir  eine  vorzügliche  Übersicht  über  die  Gallenbildungen 
verdanken,  jede  durch  den  Eingriff  eines  tierischen  Parasiten  hervor- 
gerufene Bildungsabweichung  einer  Pflanze,  die  diu-ch  aufsergewöhn- 
liches  Wachstum  oder  Vermehrung  der  Zellen  bedingt  wurde,  als 
tierische  Galle,  Z  o  o  c  e  c  i  d  i u  m  oder  Z  o  o  m  o  r  p  h  o  s  e.  Wodurch  Gallen 
entstehen,  ist  noch  nicht  völlig  aufgeklärt.  Da  aber  ftir  jede  Vereinigimg 
einer  bestimmten  Pflanze  oder  eines  bestimmten  Pflanzenteiles  mit 
einem  bestimmten  Tiere  eine  bestimmte  Galle  charakteristisch  ist, 
müssen  wir  sie  auf  spezifische  Ausscheidungen  des  betreffenden  Tieres 
und  auf  spezifische  Reaktion  der  betreffenden  Pflanze  oder  des  be- 
treffenden Pflanzenteiles  auf  diese  Ausscheidung  zurückführen.  Nach 
einer  Arbeit  von  RössiG^)  scheinen  bei  den  Gallwespenlarven  die 
Malpighischen  Gefäfse  dieses  Sekret  zu  liefern.  —  Näher  auf  die 
Gallenbildungen  einzugehen,  liegt  nicht  im  Rahmen  dieses  Buches; 
es  sei  nur  nochmals  auf  die  Broschüre  von  Ross  verwiesen ,  der  auch 
die  wichtigste  Literatur  anfülu't. 

Es  ist  eine  von  Praktikern  oft  nur  zu  sehr  betonte  Erfahrung, 
dafs  sich  der  Pflanzenbau  im  ganzen  lohnt  auch  ohne  besonderen 
Pflanzenschutz,     dafs    ernstlichere    Schädigungen    der    Kultnr- 


')  Die  Gallenbildungen  der  Pflanzen  usw.,  Stuttgart,  E.   Ulmer  1904. 
2)  Zool.  Jahrb.  Abt.  Syst.  usw.,  Bd.  20,  1904,  p.  19—90,  4  Taf. 


8  Einleitung. 

pflanzen  durch  Krankheiten  doch  nur  die  Ausnahme  bilden  und 
immer  nach  einiger  Zeit  von  selbst  vorübergehen.  Abgesehen  davon, 
dafs  eben  die  zahllosen  kleinen,  sich  nur  in  ihrer  Summe  fühlbar 
machenden  Krankheiten  meist  übersehen  werden,  liegt  jener  Erfahrung 
die  Tatsache  zugrunde,  dafs  ein  Überhandnehmen  einer  Tierart,  selbst 
unter  ihr  scheinbar  günstigsten  Verhältnissen,  doch  nur  selten  vor- 
kommt und  durch  die  Selbststeuerung  der  Natm*  bald  wieder  ihre  Zahl 
auf  ein  bescheidenes  Mals  zurückgeführt  wird.  Welches  sind  nun  die 
Mafsnahmeu   dieser   Selbststeuerung   der  Natur? 

Dafs  der  Kampf  ums  tägliche  Brot  nur  eine  sein*  unter- 
geordnete Rolle  spielt,  zeigt  die  einfache  Tatsache,  dafs  für  die  meisten 
pflanzenfressenden  Tiere,  besonders  für  die  Feinde  der  Kulturpflanzen. 
Nalii'ung  fast  immer  in  Hülle  und  Fülle  vorhanden  ist.  Die  Fälle,  in  denen 
eine  Hungersnot  die  Anzahl  einer  Tierart  dezimiert  hat,  sind  selu'  selten 
und  beruhen  meist  auf  abnormen  Verhältnissen.  Bei  Ej)idemien  mancher 
Tiere  (Mäuse ,  Forstraupen)  kami  es  vorkommen ,  dafs  die  Nahi'ung 
plötzlich  alle  whd,  w^ährend  die  betreffenden  Tiere  noch  in  Unmassen 
vorhanden  sind.  Überschwemmungen,  Trockenheit  und  ähnliche  Ein- 
flüsse können  die  Zahl  einer  Pflanzenart  so  verringern,  dafs  die  von 
ihr  sich  nährenden  Tiere  an  Nahrungsmangel  zugrunde  gehen  müssen, 
soweit  sie  nicht  selbst  den  gleichen  ungünstigen  Einflüssen  direkt  er- 
legen sind. 

Bedeutend  wichtiger  für  die  Beschränkung  der  Individuenzahl 
einer  Tierart  sind  ihre  natürlichen  Feinde.  Da  wir  in  einem 
späteren  Kapitel  näher  auf  deren  Bedeutung  eingehen  werden,  sei  hier 
nur  erwähnt,  dafs  wir  zM^eierlei  solcher  unterscheiden  können:  äufsere 
Raubfeinde,  die  ihre  Opfer  von  aufsen  verzehren,  und  innere 
Parasiten,  die  in  ihrem  Opfer  leben.  Nach  Ritzema  Bos')  sollen  erstere 
den  Epidemien  vorbeugen ,  letztere  sie  beenden  •,  uns  scheint ,  als  ob 
beide  Gruppen  sich  in  beiden  Tätigkeiten  vereinigten. 

Von  nichts  aber  ist  die  Individuenzahl  einer  Tierart  derart  ab- 
hängig wie  von  der  Witterung.  Allerdings  wissen  wir  über  ihre 
Wirkung  sehr  wenig  Bestimmtes.  Einmal  ist  diese  ja  immer  eine 
dreifache:  eine  auf  die  Tiere  direkt,  eine  auf  deren  Feinde  und  eine 
auf  die  Pflanze  und  so  indirekt  auf  die  Tiere.  Dann  verhält  sich 
auch  jede  Tierart  verschieden  gegen  die  Wirkung  der  Witterung; 
ja  selbst  die  verschiedenen  Stadien  eines  Tieres  sind  verschieden 
empfindlich. 

Dennoch  wollen  wir  hier  versuchen,  die  Abhängigkeit  des  Tier- 
lebens von  der  Witterung  kurz  zu  skizzieren. 

Kälte  schadet,  im  Gegensatze  zur  herrschenden  Ansicht,  den 
meisten  Tieren  nicht,  wenn  sie  zm^  richtigen  Zeit  kommt,  also  dann, 
wann  diese  ihr  Überwinterungsstadium  erreicht  haben,  und  wenn  sie 
nicht  eine  Höhe  erlangt,  die  für  die  betreffende  Breite  abnorm  ist. 
Allerdings  trotzen  auch  dann  ihr  die  meisten  einheimischen  Tiere; 
von  den  zahkeichen  eingewanderten,  aber  inzwischen  einheimisch  ge- 
wordenen erliegt  ihr  ein  grofser  Teil.  Die  meisten  Tiere  sind  der  für 
ihre  Heimat  normalen  Kälte  so  sehi'  angepafst,  dafs  sie  ihrer  zur  nor- 
malen Entwicklung  ebenso  bedürfen  wie  die  einheimischen  Pflanzen. 
Jeder  Insektenzüchter  weifs ,  dafs  er  viel  bessere  Exemplare  erhält, 
wenn  er  die  Üb erwinterungs Stadien  im  Freien  jeder  Kälte  aussetzt,  als 


1)  Tierische  Schädlinge  und  Nützlinge.    Berlin  1891.    S.  18. 


Einleitung.  9 

wenn  er  sie  in  geschlossenen  Räumen  aufbewahrt ;  in  geheizten  Räumen 
geht  ihm  die  Mehrzahl  sogar  zugrunde. 

Wolil  aber  kann  unzeitgemäi'se  Kälte,  zu  früh  im  Herbste 
oder  zu  spät  im  Frühling  dem  Tierleben  beträchtlich  schaden,  wemi 
das  Überwinterungsstadium  noch  nicht  erreicht  oder  schon  wieder  ver- 
lassen ist.  Namentlich  die  Frühjahrsfröste  schaden  ebensosehr 
dem  Tier-  als  dem  Pflanzenleben. 

Kühle  Nächte  im  Frühjahre  hindern  alle  diejenigen  Tiere,  die  vor- 
wiegend in  der  Dämmerung  oder  der  Dunkelheit  ihrer  Nahi'ung  nach- 
gehen, an  deren  Gewinnung;  da  sie  zugleich  das  Pflanzenleben  nur 
wenig  beeinträchtigen,  ist  also  ihr  Nutzen  ein  doppelter. 

Auch  ein  Sinken  der  Temperatur  im  Sommer  um  wenige  Grade, 
das  die  Pflanzen  kaum  bemerkbar  zu  beeinflussen  braucht,  versetzt 
viele  der  sogenannten  kaltblütigen  Tiere  in  einen  lethargischen  Zustand, 
in  dem  sie  weder  Nahrung  aufnehmen  noch  bedürfen,  und  kann  ferner 
die  Generationsfolge  und  Vermehrung  recht  wesentlich  verzögern. 

Schrofie  Wechsel  zwischen  Wärme  und  Kälte  werden  namentlich 
im  Herbste  und  Frühjalu-e  vielen  Tieren  verhängnisvoll,  indem  die 
Wärme  sie  aus  ihren  Verstecken  hervortreibt,  so  dafs  sie  von  der  Kälte 
ungeschützt  überfallen  werden. 

Während  trockene  Kälte  den  meisten  Tieren  unter  obengenannten 
Bedingmigen  nicht  schadet,  ist  nasse  Kälte  einer  ihrer  schlimmsten 
Feinde.  Der  in  lethargischem  Leben  befindliche  Tierkörper,  dessen 
Säfte  sich  in  konzentriertestem  Zustande  befinden,  kann  bei  vielen  For- 
men völlig  steit  und  hart  gefrieren,  ohne  dadm'ch  getötet  zu  werden.  Ist 
der  Körper  aber  prall  von  Säften  starker  Verdünnung  erfüllt,  so  werden 
beim  Gefrieren  seine  Gewebe  zerrissen.  —  Wenn  die  stark  durch- 
feuchtete Baumrinde  sich  mit  Glatteis  überzieht  oder  der  dm-clmäfste 
Boden  fufstief  hart  gefriert,  sterben  Tausende  hier  verborgener  Tiere 
teils  durch  Erstickung,  teils  direkt  durch  Erfrieren. 

Alle  diese  Kältewirkungen  beeinflussen  natürlich  auch  die  Pflanzen 
ungünstig;  werden  sie  getötet,  so  mufs  auch  ein  Teil  der  auf  sie  an- 
gewiesenen Tiere  sterben:  werden  sie  nur  geschwächt,  so  werden  sie 
in  einen  vielen  Feinden  günstigeren  Zustand  versetzt  und  unterliegen 
leichter  späteren  Angriffen. 

Wärme  ist  eine  der  wichtigsten  Vorbedingungen  für  reiches  Tier- 
leben, namentlich  für  die  Fortpflanzung  der  meisten  kaltblütigen  Tiere. 
Wird  sie  aber  übergrofs,  und  herrscht  zugleich  Trockeiflieit ,  so  wird 
sie  ihm  geradezu  verderblich.  Das  Wasserbedürfnis  der  meisten  Tiere 
ist  ein  recht  grofses,  besonders  bei  denen  mit  zarter,  dünner  Haut  und 
infolgedessen  starker  Ausdünstung.  Indes  gibt  es  einige  Insekten,  denen 
hohe  Temperatur  und  bis  zu  gewissem  Grade  auch  Trockenheit 
geradezu  Bedürfnis  ist,  wie  die  rote  Spinne,  die  Blasenfüfse  und  zum 
Teil  auch  die  Pflanzenläuse.  Indes  sind  letztere  gegen  allzu  hohe 
Temperaturgrade  und  Trockenheit  doch  recht  empfindlich,  entgegen 
der  herrschenden  Meinung.  Berichtet  doch  Howard  ')  einen  Fall,  dafs 
Blattläuse  an  Schattenbäumen  überaus  zahkeich  waren;  als  aber  die 
Temperatur  eines  Tages  auf  IUI  *>  F.  (38,5  «  C.)  stieg,  verschwanden  sie 
wie  durch  Zauber. 

Auch  die  Parasiten  vieler  Tiere  sind  gegen  Wärme  und  Trocken- 
heit   recht    unempfindlich,    namentlich    die    parasitischen   Hautflügler. 

1)  Bull.  Div.  Ent.,  U.  S.  Dep.  Agric,  N.  S.,  Nr.  9,  p.  19, 


1  ()  Einleitung. 

Sie  vermeliren  sich  dann  so  ungeheuer,  dals  sie  rascher  an  Zahl  zu- 
nehmen als  ihre  Wirtstiere  und  daher  unter  diesen  sehr  aufräumen. 

"Wohl  empfindlich  gegen  Hitze  und  Trockenheit,  durch  ihre  Lebens- 
weise diesen  aber  nicht  ausgesetzt,  sind  die  Tiere,  die  im  Innern  von 
Pflanzen  oder  in  Gallen  leben,  daher  man  ihre  Zahl  in  entsprechenden 
Jahren  stark  wachsen  sieht, 

Dai's  die  trockene  Hitze  den  Tierschaden  vergröl'sert  dadurch,  dafs 
die  Pflanzen  sowieso  langsamer  wachsen  und  durch  gesteigerte  Tran- 
spiration noch  mehr  Wasser  verlieren,  ist  leicht  einzusehen. 

In  Verbindung  mit  Feuchtigkeit  ist  die  Wärme  allem  organischen 
Leben  besonders  förderlich,  also  auch  den  parasitischen  Pilzen,  die  in 
entsprechenden  Jahren  denn  auch  zahllose  Tiere  vernichten. 

Trockenheit  kann  den  Erdboden  so  hart  machen,  dafs  die  in 
der  Erde  sich  entwickelnden  Insekten  nicht  ausschlüpfen  können;  sie 
wirkt  verzögernd  auf  Tier-  mid  Pflanzenleben  und  verschlimmert  die 
Bedeutung  offener  gi'öfserer  Wunden,  indem  die  blofsgeleg*ten  Gewebe 
austrocknen,  Sprünge  und  Risse  bekommen. 

Auch  Nässe  verschlimmert  gröfsere  AVunden :  indem  sie  die  Vege- 
tation aller  Pilze  befördert,  aber  nicht  nur  der  Parasiten  von  Pflanzen, 
sondern  auch  der  von  Tieren,  kann  namentlich  kalte  Nässe  diesen  ver- 
hängnisvoll werden.  —  An  sich  ist  ein  gewisses  Mais  von  Feuchtigkeit 
sonst  wohl  mit  das  dringendste  Bedürfnis  tierischen  Lebens-,  im  Übermafs 
wird  sie  ihm  aber  fast  noch  verderblicher  als  Trockenheit.  Interessante 
Beobachtungen  über  den  Einflufs  nasser  Jahre  auf  die  Insekten,  be- 
sonders die  Käfer,  veröffentlichte  Alisch^).  Von  gröfster  Wichtigkeit 
sind  danach  die  Monate  Mai  bis  Juli,  weil  sich  in  ihnen  die  meisten 
Insekten  im  Eier-  oder  Larvenzustande  befinden,  die  gegen  Nässe  ganz 
besonders  empfindlich  sind.  Steigt  in  diesen  drei  Monaten  zusammen 
die  Zahl  der  Regentage  auf  über  30 ,  so  ist  nach  ihm  die  Käferernte 
im  nächsten  Jahre  schlecht.  Auch  Altum^)  betont  die  verderbliche 
Wirkung  nasser  Frühjahre  auf  das  Insektenleben  durch  die  Empfind- 
lichkeit namentlich  der  vor  dem  Ausschlüpfen  stehenden  Eier  und 
Puppen. 

In  höchstem  Mal'se  schädlich  sind  stärkere  und  länger  andauernde 
Regen,  namentlich  Platzregen  und  Wolkenbrüche.  Ungezählte  In- 
sekten werden  durch  solche  von  den  Pflanzen  herabgespült  und  weg- 
geschwemmt oder  sie  ertrinken.  Namentlich  fliegende  Insekten  erliegen 
dem  Regen  in  gröfster  Zahl,  unter  ihnen  aber  auch  die  parasitischen 
Hymenopteren  und  Fliegen,  die  dann  nicht  ihre  Wirtstiere  zur  Eiablage 
aufsuchen  können,  so  dafs  deren  Zahl  viel  weniger  durch  sie  dezimiert 
wird  als  in  trockenen  Jahren. 

Manche  Tiere ,  wie  Schnecken  und  Regenwürmer ,  werden  durch 
reichliche  Feuchtigkeit  in  ihrem  Gedeihen  gefördert. 

Winde  sind  nicht  ohne  Einflufs  auf  das  Tierleben;  sie  können 
Tiere  von  den  Bäumen  herabschleudern  oder  an  Plätze  verwehen ,  an 
denen  sie  keine  Nahrung  finden.  Fliegende  Tiere  leiden  besonders  von 
ihnen,  wenn  sie  anderseits  auch  wieder  durch  Winde  leichter  verbreitet 
werden.  —  Fälle,  in  denen  Wanderzüge  fliegender  Insekten  (Heu- 
schrecken, Kohlweifslinge  usw.)  in  das  Meer  geweht  wurden,  -sind 
mehrfach  beobachtet  worden. 


1)  Ent.  Jahrb.  1901,  S.  205-213. 

2)  Zeitschr.  Forst-  u.  Jagdwesen  Bd.  31,  1899,  S.  307-309. 


Einleitung.  |  \ 

Wie  weit  das  Licht  auf  die  Tiere  Einfiuls  hat,  ist  schwer  zu 
sagen.  Sehr  viele  von  ihnen  fliehen  es  und  gehen  ihrer  Nahrung  lieber 
im  Dunkeln  nach.  Doch  ist  die  Zahl  der  Tiere,  denen  das  Licht  ver- 
derblich wird,  sehr  gering. 

Von  gröfstem  Einflüsse  ist  es  dagegen  auf  die  Pflanzenwelt.  Ist 
daher  das  Frühjahi-  hell,  so  treiben  die  Pflanzen  kräftig,  selbst  wenn 
die  Wärme  nicht  diejenige  Höhe  erreicht,  die  für  die  Tiere  das  Optimum 
darstellt.  Die  Folge  ist,  dafs  die  Tierscliäden  klein  bleiben.  Herrscht 
dagegen  im  Frühjahre  viel  trübe  Witterung,  so  wachsen  die  Pflanzen 
nur  wenig ;  kommt  dann  noch  genügend  Wärme  hinzu ,  so  entwickelt 
sich  das  Heer  der  tierischen  Schädlinge  schnell,  und  die  Pflanzen 
leiden  doppelt. 

Die  Bedeutung  der  Jahreszeiten  können  wir  kurz  dahin  zu- 
sammenfassen : 

Ein  gleichmäfsig  kalter,  schneereicher  Winter  ist  am  günstigsten 
für  Pflanzen  und  Tiere.  Wechseln  aber  häufiger  Frost  und  Tauwetter, 
so  leiden  Pflanzen  und  Tiere  gleichermafsen.  Für  alle  Tiere  bedeutet 
er  einen  Stillstand  in  der  Entwicklung. 

Ein  nicht  zu  warmer,  sonnenreicher  Frühling  ist  am  besten  für 
die  Pflanzen ;  für  die  Tiere  dagegen  ein  warmer,  mit  häufig,  besonders 
bei  Nacht  bedecktem  Himmel.  Frühjahrsfröste  sind  beiden  Organismen 
schädlich.  Reichlich  Regen  begünstigt  das  Wachstum  der  Pflanzen, 
beeinträchtigt  die  Tiere. 

Der  Sommer  ist  für  beide  am  günstigsten,  wenn  er  warm  und 
mäfsig  feucht  ist.  Allzu  gTofse  Trockenheit  schadet  mehr  den  Pflanzen, 
allzu  grofse  Nässe  den  Tieren.  Besonders  wichtig  ist  der  Sommer  für 
das  Tierleben  des  nächsten  Jahres,  weil  sich  vorzugsweise  in 
ihm  die  Fortpflanzung  vollzieht,  bezw.  die  im  Frühjahr  ausgeschlüpften 
Stadien  die  nötige  Ki^aft  ziu"  Überwinterung  sich  erwerben  müssen. 

Der  Herbst  darf  nicht  zu  feucht  und  nicht  zu  warm  sein.  Viele 
Tiere  wachsen  oder  vermehren  sich  sonst  weiter,  so  dafs  sie  der  Winter 
in  noch  allzu  aktiven  oder  empfindlichen  Stadien  überrascht.  Frühe 
Fröste  schaden  sowohl  Pflanzen  wie  Tieren. 

Das  Klima  einer  Oegend  ist  bestimmend  für  die  Zusammen- 
setzung seiner  Fauna ;  von  den  genaueren  Beziehungen  wissen  wir  nur 
sehr  wenig.  Von  gröfserer  Bedeutung  sind  wohl  die  Summe  der  Jahres- 
temperatur und  die  mittlere  Temperatur  während  der  heifsesten  Zeit, 
ferner  die  Niederschlagsmengen.  Wie  diese  Gröfsen  ständig  wechseln, 
so  ändert  sich  auch  ständig  die  Fauna  einer  Gegend.  Von  allen  Seiten 
wandern  stets  neue  Elemente  ein,  je  nachdem  sich  das  Klima  gerade 
dem  ihrer  Heimat  nähert ,  um  bei  entgegengerichteten  Schwankungen 
wieder  zu  verschwinden. 

Auch  B  o  d  en  -,  Anb  au  -  und  ähnliche  Verhältnisse  sind  bestimmend 
für  die  Fauna  einer  Gegend. 

Es  bleibt  uns  nun  noch  als  letzte  Frage  zu  beantworten :  die  nach 
den  Ursachen  der  gröfseren  Tierschäden,  der  Epidemien. 

Selbst  auf  unseren  Kulturländereien  ist  für  gewöhnlich  die  Zahl 
der  tierischen  Pflanzenfeinde  keine  übermäfsige ,  so  dafs  weitaus  die 
meisten  von  ihnen  sich  nicht  wesentlich  bemerkbar  machen.  Dafür 
sorgt  gerade  eben  wieder  die  Kultivierung,  die  Nutznielsung  des  Bodens 
und  der  Pflanzen,  indem  ersterer  ständig  umgearbeitet  wird,  letztere 
verbraucht  werden,  bevor  alle  auf  sie  angewiesenen  Tiere  ihre  Entwick- 
lung beendigt  haben. 


12  Einleitung. 

Immerliiu  aber  sehen  wir  fast  in  jedem  Jahre ,  je  nach  den  herr- 
schenden Witterunos-,  Anbau-  usw.  Verhähnissen  eine  oder  mehrere 
Arten  sich  stärker  vermehren;  denn  nur  darum  handeh  es  sich  in  den 
meisten  Fällen,  und  nicht,  wie  der  Laie  meint,  darum,  dafs  die  be- 
treffenden Arten  plötzlich  neu  erschienen  seien.  Allerdings  gibt  es  auch 
Epidemien  solchen  Ursprunges,  die  auf  Wanderungen  (Heuschrecken, 
Kohlweifslinge ,  Mäuse  usw.)  zurückzuführen  sind;  doch  sind  sie  viel 
seltener  als  die  am  Orte  entstandenen. 

Beide  haben  das  gemeinsam,  dafs  die  Epidemie  meist  auch  den 
Höhepunkt  der  Erscheinung  darstellt,  dafs  nach  ihr  ziemlich  rasch 
wieder  normalere  Verhältnisse  zurückkehren.  Bei  den  Wanderzügen 
ist  das  leicht  verständlich:  mit  der  Vernichtung  der  Nalu'ung  müssen 
die  Züge  zugrunde  gehen  oder  weiterwandern. 

Aber  auch  bei  den  am  Orte  entstandenen  Epidemien  ist  diese  Er- 
scheinung aus  ihrer  Entstehungsgeschichte  zu  erklären.  Die  Epidemie 
stellt  eben  nur  den  Höhepunkt,  gleichsam  die  Explosion  einer  Entwick- 
lung dar  (s.  Bd.  I,  S.  18).  Wenn  durch  lange  andauernde  ung-ünstige 
Witterung,  durch  ungenügende  Düngung  usw.  die  Mehrzahl  der  vor- 
handenen Pflanzen  geschwächt  wird,  bieten  diese  ihren  Feinden  immer 
günstigere  Lebensbedingungen  dar.  Die  Zahl  der  Tiere  wird,  unter 
ihnen  sonst  günstigen  Verhältnissen,  in  geometrischer  Progression  zu- 
nehmen, bis  sie  scheinbar  plötzlich  riesige  Verhältnisse  erreicht. 

Selbstverständlich  können  auch  andere  Umstände ,  die  den  Tieren 
günstig  sind,  ohne  dal's  sie  den  Pflanzen  gerade  ungünstig  zu  sein 
brauchen,  dieselbe  Wirkung  herbeiführen.  Immer  aber  wird  die  Epi- 
demie in  dem  Augenblicke,  in  dem  die  Zahl  der  Tiere  eine  übergrofse 
wird,  auch  den  Todesstofs  erhalten  und  nun  mehr  oder  minder  rasch 
ihrem  Ende  zugehen. 


B.   Systematiseher  Teil, 


Unter  den  niederen  Tieren,  den  Protozoen  und  Coelente raten, 
sind  keine  Pflanz enscliädiger  bekannt ;  es  erscheint  aber  zweifellos,  dafs 
unter  ersteren  zalilreiclie  solcher  sein  werden.  Es  fehlen  wohl  niu'  noch 
die  geeigneten  Untersuchungsmethoden. 

Nematoden,  Rundwürmer. 

Die  Nematoden ')  sind  nahezu  mikroskopisch  kleine ,  drehrunde, 
hinten  mid  vorn  meist  zugespitzte  Würmer  ohne  segmentale  Gliederung. 
Die  von  dümier  Cuticula  bedeckte  Haut  ist  dm-chscheinend,  mit  Quer- 
linien oder  -flecken,  seltener  mit  Längszeichnungen  versehen,  oder  ganz 
glatt.  Die  Unterhaut  weist  vier  Längs  verdickungen  auf,  von  denen  die 
beiden  seitlichen  als  Seitenlinien  deutlich  durchschimmern,  während 
die  dorsale  und  ventrale  Medianlinien  minder  deutlich  sind. 
Einige  Arten  haben  Borsten  um  den  Kopf  oder  —  spärlicher  —  an 
anderen  Körperteilen. 

Der  Mund  ist  end ständig,  von  zwei  bis  sechs  Lippen  oder  Papillen 
umgeben;  er  führt  gewöhnlich  in  eine  erweiterte  Mundhöhle,  die 
meist  unbewaffnet  ist,  bei  einigen  Gattungen  aber  hinten  durch  einen 
hohlen,  nach  vorn  ragenden  Chitin  st  ach  el  abgesclilossen  ist,  der 
durch  eigene  Muskeln  vor-  imd  ziu-ückgeschoben  werden  kann.  Die 
stumpfe  Öffnung  des  Stachels  oder  die  Mundhöhle  direkt  führt  in 
die  meist  stark  muskulöse  Speiseröhre  (den  Ösophagus),  von 
engem,  mit  Chitin  ausgekleidetem,  dreieckigem  Lumen;  sie  verläuft 
gleichmäfsig  nach  hinten  oder  weist  eine  bis  mehrere  muskulöse 
Anschwellungen  auf,  die  man,  wenn  sie  scharf  abgesetzt  sind, 
Pharyngealbulben  nennt.  Die  ganze  Speiseröhre,  namentlich  aber 
diese  Anschwellungen,  dienen  als  SaugTohr.  Li  der  hinteren  An- 
schwellung sind  bei  wenigen  Formen  (Rhabditis  usw.)  hornige  Platten 
oder  Zähne.  An  die  Speiseröhre  setzt  sich  der  einfache,  gerade  ver- 
laufende Darm  an,  der  auf  der  Bauchseite,  vor  dem  Hinterende,  durch 
einen  kurzen  Enddarm  nach  aufsen  mündet. 

Jederseits  verläuft  in  der  Seitenlinie  ein  bei  den  Anguilluliden  öfters 
durch  eine  Bauchdrüse  ersetztes  Exkretions  organ;  beide  münden 
kurz  hinter  dem  Munde  in  der  ventralen  Mittellinie  mit  gemeinsamer 
Öffnung  nach  aufsen. 

Das  Männchen  ist  meist  kleiner  als  das  Weibchen  und  gewöhr.- 

\)  Man  vergleiche  die  folgenden  Abbildungen. 


14  Nematoden,  Eundwürmer. 

lieh  an  dem  ventralwärts  umgebogenen  Hinterende  kenntlich.  Seine 
Geschlechtsoi'gane  sind  bei  den  Land-Nematoden  fast  immer  unpaar. 
Der  Samenleiter  mündet  nahe  dem  hinteren  Ende  mit  dem  Darme  in 
einer  Kloake  aus,  die  oft  mit  einer  bis  zwei,  durch  eignen  Muskel- 
apparat beweglichen  S  p  i  c  u  1  a  (Begattungsapparaten)  bewehrt  ist.  Das 
Schwanzende  weist  oft  jederseits  eine  Hautfalte  auf,  die  Bursa,  die  zum 
Festhalten  des  Weibchens  bei  der  Begattung  dient  und  manclunal  noch 
Papillen  träg-t,  —  Die  Samenkörper  sind  kegelig,  kugelig  oder  amöboid. 

Das  — gröfsere  —  Weibchen  hat  mit  wenigen  Ausnahmen  paarige 
Geschlechtsorgane,  die  in  der  Bauchmittellinie,  hinter  der  Körpermitte, 
in  einer  oft  deutlich  vorspringenden  V  u  1  v  a  gemeinsam  ausmünden. 

Trotzdem  beide  Geschlechter  vorhanden  sind,  findet  doch  oft,  wahr- 
scheinlich sogar  mehr ,  als  bekannt ,  Parthenogenese  statt ;  auch 
Hermaphroditismus  ist  nicht  gerade  selten. 

Die  meisten  Nematoden  sind  ovipar;  bei  manchen  parasitischen 
Arten  entwickeln  sich  die  Embryonen  in  den  von  dem  Leibe  der  ab- 
gestorbenen Mutter  bedeckten  Eiern. 

Die  Nematoden  leben  entweder  frei  in  feuchter  Erde  oder  in 
Wasser  (süfsem  und  salzigem)  oder  an  oder  in  Pflanzen  oder  Tieren 
als  Ekto-  oder  Endoparasiten.  Sie  nähren  sich  von  Säften,  die  sie  ent- 
weder —  bei  zerfallenden  Stoffen  —  direkt  mit  ihrem  Ösophagus  auf- 
saugen, oder  zu  denen  sie  sich  durch  Anbolu^en  lebender  Gewebe  und 
Zellen  mit  ihrem  Stachel  Zutritt  verschafft  haben. 

Phytopathologisch  wichtig  können  natürlich  nur  die  Alien 
werden,  die  ektoparasitisch  zwischen  Pflanzen^^o^irzeln  in  der  Erde  oder 
in  Wasser  leben,  sowie  diejenigen,  die  Endoparasiten  von  Pflanzen 
sind.  Von  den  letzteren  sind  nur  w^enige  Arten  bekannt,  die  allerdings 
auch  meist  Schädlinge  ersten  Grades  sind.  Die  zwischen  Pflanzen- 
wurzeln lebenden  werden  sich  teils  niu"  von  zerfallenden  Stoften  nähi'en, 
also  saprophjiisch  sein;  ein  Teil  von  ihnen  lebt  aber  sicher  ekto- 
parasitisch, von  den  Wm'zeln  selbst.  Man  hat  erst  seit  wenigen  Jahren 
begonnen ,  auf  diese  ektoparasitischen  Formen  zu  achten.  Genauere 
darauf  gerichtete  Untersuchungen  dürften  zweifellos  nicht  nur  ihre  Zahl 
vermelu"en,  sondern  auch  erkennen  lassen,  dafs  ilii'e  phytopathologische 
Bedeutung  seither  unterschätzt  worden  ist. 

Alle  diese  Nematoden  schaden  den  Pflanzen  einmal  durch  Nahrungs- 
entzug, der  bei  ihrem  oft  massenhaften  Auftreten  nicht  zu  unterschätzen 
ist,  dann,  indem  sie  Wunden  an  den  Pflanzen  erzeugen,  die  anderen 
Parasiten,  Fäulnisstoffen,  Wasser  und  Luft  Eintritt  gewähren ;  die  endo- 
parasitischen  Formen  zum  Teil  noch  besonders  dadurch,  dafs  sie  Gallen 
erzeugen,  die  die  normalen  Funktionen  der  Gewebe  stören. 

Die  Wirkung  der  Nematoden  auf  die  Pflanze  ist  durchaus  ver- 
schieden. Sie  hängt  ab  von  der  Art  der  Pflanze,  der  Ai't  des  Nema- 
toden, dem  befallenen  Pflanzenteile,  der  Zahl  der  vorhandenen  Würmer 
und  dem  Alter  der  Pflanze  zur  Zeit  der  Infektion. 

Die  meisten  Pflanzen-Nematoden  sind  aufserordentlich  poly  pliag. 
Dabei  aber  haben  viele  die  Eigenschaft,  sich  in  biologische  Rassen 
zu  sondern.  Älchen,  die  mehrere  Generationen  in  einer  Pflanzenart 
gelebt  haben,  haben  sich  so  an  diese  gewöhnt,  dafs  sie  ungern  oder 
gar  nicht  an  andere  Pflanzen  übergehen  und  günstigstenfalls  mehrere 
Generationen  brauchen,  bis  sie  sich  wieder  völlig  an  die  neue  Pflanze 
gewöhnt  haben.  Morphologische  Unterschiede  sind  dabei  entweder  gar 
nicht  zu  erkennen  oder  nur  ganz  geringe  und  unregehnäfsige  in  Gröfse 


Nematoden,  Rundwürmer.  ]^5 

und  Körperform.  Aber  solche  finden  sich  selbst  bei  den  Bewohnern 
einer  Pflanze.  Wenigstens  sollen  nach  Debray  und  Maupas  ^)  die  in 
Stengelknötchen  einer  Pflanze  lebenden  Stengelälchen  gröfser  sein  als 
die  in  Stengel-  und  Blattflecken  derselben  Pflanze  gefundenen. 

Wegen  ihrer  Kleinheit  sind  Alchen  aufs  er  ordentlich  leicht  zu  ver- 
schlejDiDen.  Wasser  und  Wind  können  sie  leicht  von  einem  Acker  auf 
andere  überfülrren ;  an  Wm-zeln  von  Setzpflanzen  können  sie  überall  hin- 
gebracht werden-,  namentlich  sind  aber  die  Ackergeräte,  die  Füfse  und 
Fufsbekleidungen  der  auf  infizierten  Ackern  arbeitenden  Menschen,  die 
Hufe  des  Ai'beits-  und  Weideviehes  sowie  Wagenräder  und  ähnliches 
sehr  gefährliche  Verbreiter  derselben. 

Von  allgemeinen  B  e  k  ä  m  p  f  u  n  g  s  m  a  f  s  r  e  g  e  1  n  sei  in  erster  Linie 
gute  und  reinliche  Kultur  genannt,  d.  h.  Vermeidung  alles,  was  Alchen 
auf  ein  Feld  bringen  kann ,  entsprechende  Fruchtfolge  mit  von  den 
betreffenden  Alchen  nicht  oder  nur  wenig  angegangenen  Pflanzen  und 
möglichste  Kräftigung  und  Stärkung  der  angebauten  Pflanzen.  Von 
Chemikalien  hat  sich  in  kleineren  Verhältnissen  namentlich  der  Schwefel- 
kohlenstoff bewähi't,  ist  aber  für  gröfsere  Verhältnisse  zu  teuer.  Manche 
Arten  lassen  sich  durch  die  von  Kühn  erfundene  und  erprobte  Methode 
der  Fangpflanzen  Saaten  so  vermindern,  dafs  sie  wenigstens  auf 
mehrere  Jalu'e  hin  keinen  ernstlichen  Schaden  tun. 

Von  natürlichen  Feinden  kommen  in  erster  Linie  ungünstige 
Witterungsverhältnisse  in  Betracht.  Während  tierische  Feinde  noch 
kaum  baobachtet  wurden ,  liegen  mehrere  Berichte  über  pilzliche  vor. 
Nach  KüHN^)  dringt  ein  von  ihm  Tarichium  auxUiare  benannter  Pilz  durch 
den  After  in  das  Weibchen  des  Rübennematoden  ein  und  zerstört  die 
Eier  mid  Embryonen. 

Im  Jalu-e  1888  veröftentlichte  Zopf^)  Beobachtungen,  nach  denen 
von  Arthrohotrys  oligospora,  einem  Schimmelpilze,  in  eigentümlichen 
Ösen  Nematoden  gefangen  werden.  Von  einem  Teile  der  Öse  sprossen 
dann  Hyphen  hervor,  die  in  den  gefangenen  Wm^m  eindringen,  ihn 
der  Länge  nach  durchwachsen  und  seine  Gewebe  unter  fettiger 
Degeneration  derselben  resorbieren.  Etwa  zehn  Stunden  nach  der 
Gefangeiniahme  ist  der  Wurm  von  dem  Pilze  völlig  ausgefüllt,  nach 
wenigen  Monaten  sein  ganzer  Lihalt  aufgezehrt. 

fin  Jahre  1900  berichtete  Lagerheim*)  über  Radekörner  von  Poa 
alpina,  erzeugt  von  Tylenchus  agrostidis  Bastian,  in  denen  von  den 
Nematoden  nur  Hautreste  vorhanden  waren ,  während  sie  sonst  völhg 
von  einem  bakterienähnlichen  Organismus,  vielleicht  einer  Actinomycete, 
erfüllt   waren ,    der  nach  seiner  Ansicht   die  Würmer  aufgezehrt  hatte. 

Von  praktischer  Bedeutung  scheinen  aber  alle  diese  Pilze  nicht  zu  sein. 

Man  kann  etwa  sieben  FamilieTi  von  Nematoden  unterscheiden, 
von  denen  uns  aber  hier  nur  zwei  interessieren,  die  Anguilluliden 
mit  zwei  Ösophagealbulben,  die  E  n  o  p  1  i  d  e  n  mit  einem.  Ilu^e  Kenntnis 
verdanken  wir  hauptsächlich  Bastian  ^ ),  Schneider  ^)  und  Bütschli  ') ;  die 

*)  L'Algerie  agi-icole;  Alger.  1896. 

2)  Ber.  physiol.  Labor,  landw.  Inst.     Halle,  Heft  4,  1882. 

3)  Biolog.  Centralbl.  Bd.  S,  S.  705. 

*)  Bih.  Svensk.  Akad.  Handl.  Bd.  26,  Afd.  3,  Nr.  4. 

^)  MonograiDli  of  the  Anguillulidae;  Trans.  Linn.  Soc.  London,  Zool.,  "^  ol.  25, 
1865,  p.  73—184. 

®)  Monographie  der  Nematoden.     Berlin  1866.     gr.  8°. 

'')  Beiträge  zur  Kenntnis  der  freilebenden  Nematoden.  Nov.  Act.  Ksl.  Leop. 
Carol.  Deutsch.  Akad.  Nat.  Bd.  36,  Nr.  5,  1873. 


16  Nematoden,  Runchvünner. 

der    parasitischen    Arten    wurde    von   Kühn    und   ganz   besonders   von 
RiTZEMA  Bos  gefördert  ^). 

Bastian  beschrieb  schon  1805  13  Gattungen  und  50  Arten  von  Land- 
Nematoden  aus  England.  Bütschli  1878  18  Gattungen  und  til  Arten 
(meist  neu)  aus  Deutschland,  Cobb  1898  über  80  Ai'ten  aus  Australien 
und  den  Fidschi-Inseln. 

Aiiguillulideii,  Älchen. 

Körperform  bei  den  Weibchen  der  endoparasitischen  Arten  zum 
Teile  sehr  von  der  normalen  Nematodenform  abweichend.  Mund  auf 
knopfartig  abgesetztem  Vorderteil,  das  aus  den  verschmolzenen  Lippen 
besteht.  Speiseröhre  mit  zwei  Pharyngealbulben.  Seitenkanäle  ^oft 
durch  Bauchdrüse  ersetzt.     Männchen  mit  zwei  gleichen  Spicula.       '{/^ 

Die  meisten  Anguilluliden  leben  frei  in  der  Erde  oder  im  Wasser, 
sehr  häufig  zwischen  Pflanzenwurzeln,  von  denen  sie  sich  direkt  oder 
indirekt  nälu'en,  nur  wenige  in  Pflanzen  als  Endoparasiten. 

Von  den  zahlreichen  Gattungen  sind  bis  jetzt  niu"  fünf  als  ernst- 
lichere Pflanzenschädlinge  beobachtet  worden,  auf  die  wir  uns  daher  hier 
bescln-änken  müssen.  Nach  Bütschli  können  wir  sie  folgendermafsen 
unterscheiden : 

A.  mit  Mundstachel 

1.  Männchen  mit  Bursa  TylencJms 

2.  .,  ohne     ., 

a)  mit  Metamorphose  Heterodera 

b)  ohne  ,,  Aphelenchus 

B.  ohne  Mundstachel;  hinterer  Bulbus  mit  Klappenapparat 

1.  Männchen  mit  Bursa  (oder  ohne  Bursa 

und  Klappenapparat)  Bhah (litis 

2.  Männchen  ohne  Bursa  CepJialotus 

Tyleuchus  Bastian. 

Körper  an  beiden  Enden  zugespitzt;  Haut  fein  quergestreift,  nie- 
mals mit  Haaren  oder  Borsten.  Mundstachel  klein,  scharf,  liinten  mit 
dreilai3i;)igem  Knopfe.  Speiseröhre  undeutlich,  mit  kräftigem  ovalem 
Bulbus  in  der  Mitte  und  röhriger  Anschwellung  des  hinteren  Teiles, 
der  sich  dem  Darme  mit  breiter  Basis  aufsetzt.  Mündung  der  Bauch- 
drüse gegenüber  dem  hinteren  Teile  der  Speiseröhre.  Männchen  mit 
unpaarem  Hoden,  zwei  kräftigen  Spicula  und  papillenloser  Bursa.  Bei 
den  Weibchen  die  eine  Seite  der  inneren  Geschlechtsorgane  meist 
rudimentär  bis  fehlend;  Vulva  weit  hinter  der  Körpermitte. 

Wahrscheinlich  mehr  parasitische  als  frei  lebende  Arten. 

1.   Tylenehus   devastatrix  Kühn,   Stock-  oder  Stengrelälchen. 

Synonymie :  T//7.  dipSfici  Kühn  =  putrcfacicns  Kühn  =  hyacinihi 
Prillieux  =  (dJii  Beyer  =  Havnisteinii  Kühn  =  AsJcenasyi  Bütschli  = 
intermedius   de  Man,  wahrscheinlich  auch  =  fucicoJa  de  Man. 


')  Eine  sehr  ausführliche  Monographie  der  ungarischen  Anguillulinen  ver- 
öffentlichte L.  Ökley  im  Termesz.  flizet.  Bd.  4,  1880,  S.  16-150,  7  Tafeln,  leider 
magyarisch.  Der  deutsche  Auszug,  S.  154 — 177,  kann  natürlich  die  ganze  Mono- 
graphie nicht  entfernt  ersetzen.  Von  besonderem  Werte  ist  die  ausführliche 
Literaturzusammenstellung. 


Anguilluliden,  Älchen.  ]^7 

Geschichte:  Im  Jahre  1851  entdeckte  J,  Kühn  Älchen  m  kern- 
faiilen  BKitenköpfen  der  Weberkarde,  Bipsacus  FuUonmn,  und  beschrieb 
sie  als  Anguillula  dipsaci.  1867  fancl  Kamrodt  älchenartige  Würmer  in 
Roggenpflanzen,  die  an  der  bereits  1825  von  Schwere  beschriebenen 
„Stockkrankheit"  litten.  1868  wies  Kühn  nach,  dais  die  Karden- 
nnd  Roggenälchen  identisch  und  die  Erreger  der  Stockkranklieit  des 
Roggens  seien.  Als  er  dann  im  nächsten  Jahi'e  dieselbe  Art  auch  als 
den  Erreger  der  Stockki'ankheit  des  Hafers,  Buchweizens  und  Klees 
erkannte ,  änderte  er  ihren  Namen  in  Anguillula  devastatrix  •,  Ritzema 
Bos  reihte  sie  später  in  die  Gattung  TijlencJms  ein. 

Beschreibung:  Länge  (0.94  — )  1 ,20  —  l ,55  (—1,73)  mm.  Nach 
beiden  Enden,  besonders  dem  hinteren  zu  verschmälert.  Körperlänge 
verhält  sich  zui-  Breite  wie  (31  — )  40  —  45  ( —  51) :  1 ;  Schwanzlänge 
^/i6 — Vit  der  Körperlänge.  Kopfende  ohne  Anhänge.  Beim  Mäimchen 
verschmälert  sich  das  Hinterende  plötzlich  hinter  der  Kloake ,  beim 
Weibchen  langsam  von  der  Vulva  ab ;  diese  weit  hinten,  so  dafs  Körper 
fünfmal  so  lang  als  Abstand  der  Vulva  von  der  Schwanzspitze.  Die 
Bursa  des  Männchens  beginnt  vor  dem  After  und  umgibt  einen  Teil 
oder  die  ganze  Länge  des  Schwanzes  •,  ohne  Papillen.  Spicula  gleich. 
Ovarium  einfach.     (Fig.  1;  S.  18). 

Verbreitung:  Bis  jetzt  gefmiden  in  Schweden  und  Norwegen 
(bis  61.  Grad  n.  Br.;  nur  an  Klee),  Dänemark,  Deutschland,  den  Nieder- 
landen, Belgien,  England  und  Schottland,  Franla-eich,  Algier,  Australien 
(Mc  Alpine). 

Lebensweise:  Das  Stengelälchen  kommt ,  wie  sein  Name  sagt, 
fast  ausschliefslich  in  Stengelteilen  und  ihren  Organen,  niu-  beim  Hopfen 
in  Wurzeln,  vor.  Die  Larven  wandern  meist  von  der  Erde  aus  in  die 
Pflanzen  ein  und  in  diesen  mehi'  oder  weniger  weit  nach  oben,  bei  der 
Zwiebel  bis  in  die  Samen.  In  den  Geweben  werden  sie  geschlechtsreif 
und  pflanzen  sich  fort;  die  Larven  gehen  in  den  meisten  Fällen  wieder 
in  den  Boden,  um  hier  neue  Näln-pflanzen  zu  suchen.  Die  Weibchen 
sind  ovipar-,  der  Embryo  verläfst  die  Eischale  etwa  sieben  Tage  nach 
der  Ablage  des  Eies.  Das  heranwachsende  Älchen  häutet  sich  viermal; 
die  ganze  Entwicklung  dauert  vier  bis  fünf  Wochen,  so  dafs  sich  im 
Jahre  fünf  bis  sechs  Generationen  folgen  können. 

Die  Älchen  können  längere  Zeit  im  Boden  leben,  aber  nur  in 
oberen,  trockneren  Schichten ,  in  denen  sie  scheintot  liegen.  In  feuch- 
teren, tieferen  Schichten  bleiben  sie  aktiv  und  müssen  dann  an  Nahrungs- 
mangel zugrunde  gehen.  Austrocknen  können  sie  gut  vertragen ;  man 
hat  sie  sogar  nach  zwei  Jahre  langem  Scheintode  wieder  ins  Leben 
zurückgerufen.  Auch  wiederholtes  Austrocknen  und  Anfeuchten  er- 
tragen sie  (nach  Debray  und  Maupas  bis  fünfundzwanzigmal) ;  jedoch 
werden  sie  dabei  ständig  weniger  widerstandsfähig,  besonders  wenn 
die  aktiven  Perioden  längere  Zeit  andauern.  Auch  Fäulnisstoffe  können 
sie  in  lethargischen  Zustand  versetzen ,  wohl  durch  Absorption  des 
Sauerstoffes. —  Gegen  Frost  sind  sie  sein-  widerstandsfähig-,  Kälte  von 
19  **  C.  schadet  ihnen  nichts.  —  Nach  Nypels  M  sollen  sie  selbst  dem 
Verdauungssafte  von  Schafen  widerstanden  haben.  —  Es  scheint,  als 
ob  das  Stengelälchen  durch  andere  Krankheiten  geschwächte  Pflanzen 
vorziehe-,  wenigstens  fand  Jungner ^)  es  im  Getreide  fast  immer  mit  Frit- 


1)  Ann.  Soc.  beige  Microsc.  T.  23,  1899,  p.  7  ff. 

2)  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  13,  1903,  S.  45,  333  ff. 

Soiauer,   Handbuch.    3.  Aufl.     Dritter  Band. 


18 


Nematoden.  Rundwürmer. 


oder  Blnmenfliegen  vergesellschaftet.  Wemi  er  aber  im  Hinterleibe  von 
Fritfliegen  Älchen  fand,  so  handelte  es  sich  dabei  ziemlich  sicher  nicht 
um  Stengelälchen.  sondern  um  andere,  tierparasitäre  Arten. 


Fig. 


Tylenchus  devastatrix  (ans  RnzEMA  B 


OS, 


/    Männchen, 

3  Weibchen, 

S  Ei  mit  Euibiy. 

4  Yordevende, 


(i  Mundstachel, 
b  Bulbus, 
c—f  Darmkanal, 
g  Exkretionsorgan, 


h—o  Geschlechtsorga 
m  (Fig.  ])  Spicula, 
0  (Fig.  1)  Bursa, 
0  (Fig.  2)  Vulva. 


Anguilluliden,  Älchen. 


19 


Nährpflanzen,  Ritzema  Bos  gab  im  Jahre  1891  40  Arten  aus 
1(3  Familien  an,  während  Nypels  ^j  1899  44  Arten  aus  18  Familien  an- 
führte. Ihre  Zahl  ist  noch  ständig  in ,  wenn  auch  langsamem  "Wachs- 
tume  begriften.  Bevorzugte  Nährpflanzen  sind  :  Hijpmim  cupretisiforme ; 
Scilla  sihirica,  caiiqumuJrda  und  cerniia;  HyacmtJms  oricntalis  und  praecox; 
GaUonki  candicans;  ÄUinm  Cepa  mid  proh'fcruni ;  SecaJe  cereale:  Avena 
sativa;  Anthoxcmtlmm  odoratum;  Folygonmn  Fagopyruni ;  Dianihns  caryo- 
phißlus;  Medicago  sativa;  Trifolium  pra- 
tense;  Solanum  tuberosum;  Bipsacus  Ful- 
lonnm. 

Pflanzen  mit  sehr  dicken  Zell- 
wänden, die  die  Älchen  nicht  durch- 
bohren können,  sind  gegen  Befall  ge- 
schützt. 

Die  Einwirkung  der  Älchen 
auf  die  P  f  1  a  n  z  e  n  richtet  sich  sehr 
nach  den  letzteren;  im  allgemeinen 
besteht  sie  in  einer  Hypertrophie  der 
Gewebe ,  die  offenbar  auf  eine  von 
den  Älchen  ausgeschiedene  Flüssigkeit 
zurückzuführen  ist.  In  den  Stengel- 
und  Blattteilen  vergröfsern  sich  zu- 
erst die  Parenchymzellen  in  abnormer 
Weise :  später  findet  vermehrte  Zell- 
teilung statt.  Die  Gefäfsbündel  ver- 
gröfsern sich  nur  wenig;  namentlich 
ist  das  Längenwachstum  gering  oder 
hört  ganz  auf.  Es  entstehen  so  auf- 
fällig kurze,  stark  verbreiterte  Glieder. 
Die  wichtigsten  der  vom  Stengel- 
älchen  hervorgebrachten  Krankheiten 
sind  folgende : 

a)  S  t  o  c  k  k  r  a  n  k  h  e  i  t  d  e  s  R  o  g  - 
gens,  auch  „Rüb",  „Knoten"  oder 
„Kropf"  genannt.  Diese  Krankheit 
tritt  ganz  besonders  in  Deutschland 
auf,  wo  sie  schon  1825  von  Schwerz 
beschrieben  wurde.  In  Frankreich 
und  England  ist  sie  bis  jetzt  noch 
nicht  beobachtet. 

Im  Frühjahre  bemerkt  man  auf  den  befallenen  Äckern ,  besonders 
an  den  Rändern,  Stellen,  auf  denen  alle  jungen  Pflänzchen  abgestorben 
sind.  Ringsherum  stehen  kranke,  um  so  weniger  auffällig,  je  weiter 
man  vom  Zentrum  der  betreffenden  Stelle  wegkommt.  Die  kranken 
Pflänzchen  werden  zum  Teil  rasch  gelb  und  sterben  ab ,  zum  Teil 
scheinen  sie  sich  recht  üppig  zu  entwickeln,  zeigen  fast  bläulichgrüne 
Farbe  und  starke  Bestockung,  so  dafs  jedes  Pflänzchen  eine  unver- 
hältnismäfsig  grofse  Bodenfläche  bedeckt.  (Fig.  2).  Die  Stengelbasis 
schwillt  mehr  oder  minder  zwiebelartig  an,  indem  die  unteren  Halmglieder 
sehr  kurz  bleiben  und  sich  stark  verdicken,  wobei  auch  die  sie  umhüllen- 
den Blattscheiden  dicker  und  breiter  werden.    Die  Gefäfsbündel  wachsen 


Stockkranke  Roggenpflanze 
(aus  Ritzema  Bos). 


')!• 


20  Nematoden,  Rundwürmer. 

wenig  in  die  Länge;  das  Parencliym  nimmt  durch  Zellstrecknng  und 
später  auch  Zellteilung  stark  zu.  Die  Bewurzelung  ist  auffallend 
schwach.  Die  Blätter  sind  gewöhnlich  kürzer  und  dicker  als  normal, 
oft  wellenförmig  gekräuselt  oder  gebogen,  je  nach  der  Verteilung  der 
Älchen  an  ihrer  OberÜäche :  je  mehr  Älchen,  um  so  stärkeres  Dicken- 
wachstum.  Nicht  alle  Blätter  sind  derart  mifsgestaltet ;  einige  bleiben 
normal,  andere  sind  dick  und  schmal,  mittellang,  sehr  ähnlich  denen 
wildwachsender  Gräser.  Die  Ähre  kann  ganz  in  den  Blattscheiden 
stecken  bleiben;  sie  kann  aber  auch  herauskommen,  bleibt  aber  klein 
and  verlvTüppelt  wie  der  ganze  Halm,  ebenso  die  sich  manchmal 
noch  bildenden  Körner ,  die  zwar  auch  normal  grois  werden  können, 
jedoch  ungewöhnlich  leicht  bleiben.  Stark  befallene  Pflanzen  sterben 
früh  ab ;  schwächere  können  durch  den  Sommer  hindurchkommen, 
werden  indes  selten  mehr  als  10  bis  15  cm  hoch. 

Die  Krankheit  entsteht  dadiu-ch,  dafs  die  Älchen  aus  der  Erde  in 
die  jungen  Pflänzchen  eindringen,  wenn  diese  zwei  bis  drei  Blättchen 
besitzen.  Sie  bleiben  im  allgemeinen  im  Parenchym  der  unteren  Halm- 
teile und  der  diese  umgebenden  Blattscheiden,  steigen  auch  gelegentlich 
in  die  Höhe ,  nie  aber ,  wie  es  scheint ,  bis  in  die  Ähre.  Wenn  die 
Pflanzen  absterben,  gehen  die  Älchen  in  die  Erde,  wo  sie  sich  am 
meisten  im  Spätsommer  und  Herbste,  auch  noch  im  Winter  finden. 

Der  Hauptträger  der  Infektion  ist  daher  der  Boden.  Mit  diesem 
werden  sie  verbreitet  durch  Wind  bei  Sandboden,  durch  Wasser, 
daher  die  tiefstliegenden  Teile  eines  Ackers  am  meisten  befallen  sind 
und  Regenwetter  ihre  Ausbreitung  begünstigt,  durch  den  Menschen, 
das  Vieh  und  die  Ackergeräte ,  die  infizierte  Erde  auf  gesunde  Äcker 
verschleppen. 

Beim  Absterben  der  Pflanzen,  namentlich  bei  raschem  Austrocknen 
des  reifen  Halmes ,  können  nicht  alle  Älchen  diesen  rasch  genug  ver- 
lassen; besonders  sehr  junge  Älchen  und  Eier  bleiben  in  der  Pflanze, 
trocknen   ein  und   können   dann   mit   dem   Stroh   verschleppt   werden. 

Sommerroggen  leidet  weniger  als  Winterroggen,  da  er  schneller 
wächst  und  die  meisten  Älchen  zur  Zeit  seines  Aufgehens  schon  in 
andere  Pflanzen  eingewandert  sind.  Über  Bevorzugung  besonderer 
Sorten  scheinen  bis  jetzt  keine  Beobachtungen  vorzuliegen.  Aus  der 
Biologie  der  Älchen  ist  es  erklärlich,  dafs  sie  leichteren  Boden 
schwerem  vorziehen  sollen. 

Um  dem  Auftreten  des  Stockälchens  v  o  r  _z  u  b  e  u  g  e  n ,  vermeide 
man  die  Verschleppung  von  Erde  von  kranken  Äckern,  indem  man  das 
dort  gebrauchte  Ackergeräte ,  die  Hufe  der  Zugtiere  und  die  Schuhe 
der  Menschen  beim  Verlassen  des  Ackers  gründlich  reinigt.  Als  Streu 
nehme  man  nie  Stroh  von  kranken  Äckern.  Auch  angemessener  Frucht- 
wechsel mit  Möhren,  Rüben,  Kartoffeln,  Lupinen,  Serradella  und  Mais 
vermag  stärkeres  Auftreten  des  Stockälchens  zu  verhindern.  Da  ein 
in  Moos  recht  häufiger  Nematode  wahrschemlich  identisch  ist  mit 
T.  (hvastatrir,  so  vermeide  man,  mit  der  Waldstreu  Moos  auf  die  Äcker 
zu  bringen. 

Die  am  meisten  Erfolg  versprechende  Bekämpfung  ist  die  durch 
Fangpflanzen,  namentlich,  wenn  sie  gleich  beim  ersten  Auftreten  der 
Krankheit  erfolgt.  Als  solche  nimmt  man  Buchweizen  oder  Roggen, 
letzteren  da,  wo  intensive  Roggenkultiu*  vorherrscht.  Man  säe  den 
Winterroggen  möglichst  früh,  damit  im  Herbste  noch  möglichst  viele 
Älchen    in   ilm   einwandern,    schaufle   ihn   im   Frühjahre    ab    und    säe 


Ana-uilluliden,  Älchen. 


21 


Sommerroggen.  Die  abgeschaufelten  Pflanzen  sind  gut  mit  Ätzkalk  zu 
durchsetzen. 

Auch  tiefes  Umarbeiten  des  befallenen  Bodens  vermag  die  Mehr- 
zahl der  Älchen  unschädlich  zu  machen.  Ebenso  ist  auf  stark  ge- 
kalkten Parzellen  der  Schaden  geringer. 

Zur  Ki'äftigung  befallener  Pflanzen  dünge  man  die  jungen  Pflänzchen 
früh,  sobald  das  Schossen  beginnt,  mit  ChilisaliDeter,  bis  zu  100  kg  auf 
einen  Hektar.    Je  später  gedüng-t  wird,  um  so  geringer  ist  die  Wirkung. 

b)  Die  Stockkrankheit  des  Hafers  (Fig.  3)  verläuft  ähnlich,  um- 
sind die  Symptome,  ausgeprägter.  Biologie  und  Bekämpfung  bleiben 
dieselben.  Diese,  ebenfalls  zuerst  von  Schwerz  beobachtete  Krankheit 
tritt  auch  in  England  und  Schottland,  namentlich  am  "Winterhafer,  unter 
dem  Namen  „fw/?j>  rooV'  auf.  Nach  Miss  Ormehod  haben  sich  besonders 
schwefelsaures  Kali  allein  oder  mit  schwefelsaurem  Ammonium  und 
Phosphate  nützlich  erwiesen. 

Jensen^)  machte  die  Beobachtung,  dafs  früh  ge- 
säter Hafer  besser  widerstand  als  später,  vielleicht, 
weil  die  Älchen  erst  bei  höherer  Wärme  aktiv  genug 
werden. 

Gerste  galt  früher  als  immun.  In  neuerer  Zeit 
wurde  öfters  aus  Deutschland  Befall  von  solcher'-) 
gemeldet.  Vielleicht  könnte  es  sich  hierbei  um  Tyl. 
hordei  (siehe  daselbst)  gehandelt  haben. 

Auch  in  Weizen,  Anthoxanthmii  odoratum,  Holcuf! 
lanafns,  Poa  annua  verursacht  das  Stockälchen  ähn- 
liche Krankheitserscheinungen  wie  beim  Hafer,  je- 
doch so  selten,  dafs  es  praktisch  nicht  schädlich  wird. 
Nur  in  England  leidet  der  Weizen  öfters ,  nament- 
lich der  Sommerweizen-  die  Älchen  finden  sich  hier 
weniger  in  den  Halmen  als  in  den  inneren  Blättern. 

c)  Die  „Stockkrankheit  des  Klees  und 
der  Luzerne"  wurde  schon  1825  von  Schwerz  be- 
obachtet:   Kühn   wies    das    Stockälchen    als   Urheber 

nach,  das  nach  Jensen^)  aber  auf  Klee  nur  halb  so  lang  werden 
soll  als  auf  Hafer.  Die  befallenen  Pflanzen  entwickeln  zahlreiche  ver- 
kümmerte Triebe,  die  verkürzt,  verkrümpft  und  ungleich  verdickt  (bis 
viermal),  und  mehr  oder  weniger  weifslich  sind.  Die  Blätter  bleiben 
klein,  schupp enförmig.  Manchmal  werden  überhaupt  keine  Triebe  ge- 
bildet ,  sondern  die  Knospen  entwickeln  sich  zu  rundlichen ,  gallen- 
ähnlichen  (xebilden.  —  Die  Krankheit  ist  am  deutlichsten  von  Ende 
März  bis  Anfang  April:  manclmial  zieht  sie  sich  aber  auch  bis  in  den 
Mai  hin.  Später  sterben  die  kranken  Pflanzen  rasch  ab,  und  die  Älchen 
wandern  in  den  Boden. 

Die  Krankheit  ist  besonders  häufig  in  England,  wo  sie  eine  der 
Ursachen  der  „clover  sicknes>''  ist,  und  in  Deutschland,  wo  sie  die  „Klee- 
müdigkeit des  Bodens"  mit  verursacht.  Beobachtet  wurde  sie  ferner  in 
Dänemark,  Norwegen  und  einmal  in  Holland. 

Durch  Klee ,  der  als  Futter  für  Pferde ,  Schafe  usw.  auf  andere 
Felder  kommt,  kann  die  Krankheit  leicht  verschleppt  werden.    Stallmist- 


Fig.8.  Stockkranke 
Haferpflanze    (aus 

KirZEMA    BüS). 


')  s.  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  4,  1894,  S.  182. 
^)  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzensch.  D.  L.-G. 
3)  1.  c. 


22  Nematoden,  Eimdwünner. 

clüngung  soll  sie  begünstigen,  Kainit  und  Thomasmehl  sie  unterdrücken. 
In  England  -wurden  schwefelsaures  Kalium  und  Ammonium  oder  Eisen- 
vitriol mit  bestem  Erfolge  angewandt.     Sonst  ist  Ausjäten  der  kranken 
Pflanzen  beim  ersten  Auftreten  und  Fruchtwechsel  anzuraten. 
Rotklee  soll  für  die  Krankheit  besonders  empfänglich  sein. 

d)  Beim  Stock  des  Buchweizens  bleiben  die  Stengelglieder 
kurz .  dick ,  sind  müi'be ,  leicht  zerbrechlich ,  imien  mit  mulmiger, 
mehliger  Substanz  angefüllt  mid ,  ebenso  wie  die  meist  km^zen  Äste, 
oft  gekrümmt.  Vom  unteren  Stengelteile,  von  einer  Anschwellung  aus, 
verästelt  sich  die  Pflanze  meist  mehr  oder  minder,  stark.  Sehr  häufig 
entwickehi  sich  keine  Blüten,  oder  die  Blütenstände  sind  sehr  zu- 
sammengedrängt. Manchmal  kommt  es  aber  doch  zu  reifen  Früchten. 
Stark  befallene  Pflanzen  sterben  früh  ab. 

Als  Fangpflanze  ist  im  Herbste  Winterroggen,  im  Frühjahre  Sommer- 
roggen zu  säen,  nachher  Buchweizen. 

e)  Die  Nematodenki'anklieit  der  Pferdebohne  (Vicia  Faha)  ist 
aus  England  und  Algier  \)  bekaimt.  Der  Stengel  schwillt  besonders 
unten  an  und  wird  flach;  das  Längenwachstum  ist  sehr  gering,  die 
Verzweigung  dagegen  übermäfsig,  buschig;  zugleich  sind  auch  die 
Seitenzweige  deformiert.  Statt  drei  bis  vier  Fufs  wird  die  Pflanze 
nur  vier  bis  zwölf,  gewöhnlich  kaum  acht  (engl.)  Zoll  hoch.  In  Eng- 
land tritt  die  Krankheit  gewöhnlich  im  Fruchtwechsel  mit  Hafer  und 
Klee  auf. 

Die  Besiedlung  geschieht  durch  Larven ,  die  in  die  Luftspalten 
der  Zweige  eindringen.  Die  Älchen  finden  sich  bei  der  kranken 
Pflanze  in  braunem,  trocknem  Staube  im  Imiem  der  Stengel:  sie  ver- 
lassen erst  die  absterbenden  Pflanzen;  nur  Larven  und  Eier  bleiben 
im  Stroh  zurück  nnd  können  mit  diesem  verschleppt  werden. 

f)  Die  „Wurmfäule  der  Kartoffeln"  wurde  1888  von  Kühn  ^) 
beschrieben  mid  in  demselben  Jahre  von  Ritzema  Bos  in  HoUand  be- 
obachtet.    Später  hat  Hennig  sie  auch  in  Dänemark  festgestellt. 

An  den  kranken  Pflanzen  bleiben  die  Blätter  klein ,  kräuseln  und 
krümmen  sich.  Die  Stengelglieder  sind  kurz,  dick,  oft  gekmmmt, 
brüchig.  An  den  Knollen  entstehen  mifsfarbige  und  faulige ,  ober- 
flächliche Flecke,  die  in  der  Mitte  hell,  fast  weifslich,  porös  und  körnig, 
ringsherum  braun  erscheinen.  Fliei'sen  die  Flecke  zusammen,  dann 
wird  die  ganze  Oberfläche  der  Kartoiiel  schwärzlichgrau,  unregelmäfsig 
gebogen  und  gefaltet,  eingesunken  und  reifst  leicht  ein.  Unter  den 
Flecken  liegen  Höhlen  mit  w^eifsen  Massen,  die  aus  verknäulten  Älchen 
bestehen.  Die  Knollen  befallener  Pflanzen  bleiben  meist  klein  und  ent- 
halten wenig  Stärke ,  oder  aber  sie  werden  normal  gTofs  und  erhalten 
Flecke.  Da  die  Älchen  von  den  Blättern  und  Stengeln  aus  in  die 
Knollen  eindringen,  beginnt  die  Krankheit  bei  diesen  zuerst  am  Nabel 
und  entwickelt  sich  hier  auch  am  stärksten.  Die  Fäulnis  ist  normaler- 
weise eine  trockene :  ..  werden  die  Flecke  durch  Witterungseinflüsse 
feucht,    so  gehen  die  Älchen  zugrunde. 

Aufser  dem  Stengelälchen  finden  sich  in  den  Flecken  noch  mehr 
oder  weniger  Fäulnisälchen,  Lcptodera ,  lihahclitis,  CepJialotcs,  BipJo- 
gaster,  Borißaimus  usw.,  besonders  in  älteren,  von  den  Parasiten  schon 
verlassenen  Flecken. 


')  Dkbray  nnd  Maupas,  L'Algerie  agricole  1896. 
-)  Biolog.  Centralbl.  Bd.  9,  1x90,  S.  670-672. 


Anguilliiliden,  Älchen. 


23 


Die  Älclien  bleiben  meist  in  den  Knollen  und  Stolonen  und  gehen 
wenig  in  die  Erde.  Es  kann  eine  Pflanze  neben  kranken  auch  gesunde 
Knollen  liervorbringen. 

Nicht  alle  KartofFelsorten  scheinen  den  Älchen  gleich  ausgesetzt 
zu  sein.  Kühn  beobachtete  sie  besonders  an  Eos,  Ritz.  Bos  an  Champion, 
Rosalie,  Türken  und  Amerikanern. 

Die  kranken  Kartoffeln  sind  bei  der  Ernte  abzusondern  und  ge- 
kocht zu  verfüttern  oder  aufzubewahren,  auf  keinen  Fall  zur  Aussaat 
zu  benutzen.    Da  in  den  Stärkefabriken  die  Älchen  nicht  getötet  werden, 

sei   man  mit  dem  Abfall  derselben 
vorsichtig. 

Entsprechender  Fruchtwechsel 
beugt  der  Krankheit  vor. 

g)  An  Hauszwiebeln  wur- 
den Stengelälchen  besonders  in 
Holland  beobachtet.  Sie  wandern 
schon  in  das  erste  Blatt  der  jungen 
Keimpflanzen,  gleich  beim  Bersten 
der  Samenschale,  oder,  wenn  es  aus 
der  Erde  herauskommt.  Es  schwillt 
an  einigen  Stellen  kolossal  an  und 
biegt  sich  hin  und  her.  Stark  be- 
fallene Pflänzchen  sind  gelblich  und 
sterben  bald  ab.  Schwächer  be- 
fallene wachsen  wenig  in  die  Länge, 
werden  aber  enorm  dick.    (Fig.  4). 


Fig.  4. 

/  Älchenkranke  Zwiebel.     S  Querschnitt  durch  1  a—h  (aus  Kits 


Bos). 


Die  Blattscheiden  bleiben  kurz,  stark  verdickt,  mit  warzenförmigen  An- 
schwellungen; die  jungen  Blätter  können  daher  häufig  nicht  heraus- 
kommen. Die  inneren  Zwiebelschuppen  verdicken  sich  mehr  als^  die 
äufseren,  die  daher  platzen  und  die  Zwiebel  nur  zum  Teil  umschliefsen. 
Auch  diese  Pflanzen  sterben  früher  oder  später  ab.  Je  älter  die  Zwiebel 
bei  der  Infektion  ist,  um  so  weniger  leidet  sie  unter  ihr.  Findet  sie 
erst  bei  einen.  Monat  alten  Pflänzchen  statt,  so  werden  diese  wohl  mifs- 
gebildet,  bleiben  aber  noch  ziemlich  lange  am  Leben;  findet  sie  erst 
nach  zwei  Monaten  statt,  so  lebt  die  befallene  Zwiebel  meist  noch  zur 
Zeit  der  Ernte. 

Bei  Samenzwiebeln  bleiben  die  Älchen  in  diesen;  _von_  Steck- 
zwiebeln sterben  zu  viele  ab,  aus  denen  dann  die  Älchen  in  die  Erde 
gehen.    Die  Älchen  wandern  in  den  Pflanzen  nach  oben  und  können  bis 


24 


Nematoden,  Rundwürmer. 


in   die  Samen   gelangen :    Rrrz.  Bos   fand   etwa  3  ^lo   derselben  befallen. 

Man  soll  daher  Samen  von  kranken  Äckern  vor  der  Aussaat  24  Stunden 

lang  in  einer  Lösmig  von  1  kg  Schwefelsäure  in  150  1  Wasser  beizen. 
Das  Zwiebelälchen   wiu'de  von  Kühn  \)  zuerst   als   Tj/J.  imtrefacüns, 

von  Bei.jekinck -)  als  Tyl.  allü  beschrieben:  seine  eingehende  Schilderung 

verdanken  wir  Chatin  ^). 

Es   wurde   ferner   noch   beobachtet  in  Rufsland  und  in  Australien, 

wo    es   nach  Mc Alpine'*)    die  Küchenzwiebeln    unregelmäfsig  gedunsen 

macht,  mit  gelben  Blättern. 

h)  In    Holland    ist    schon    seit    Mitte    des    18.    Jahrhunderts    die 

„Ringelkrankheit  der  Hyazinthen"^)  bekannt,  die  auch  bei 
Berlin  beobachtet  wurde.  Sie  hat  ihren  Namen  daher, 
dafs  die  Hyazinthenzwiebel  beim  Querschnitte  dunkle 
Ringe  aufweist,  die  daher  rühren,  dafs  einige  Schuppen 
in  dunkelbraune  Masse  zerfallen  sind.  In  diesen  haben 
die  Älchen  gehaust.  Die  befallenen  Schuppen  werden 
zuerst  durch  übermäfsiges  Wachstum  und  starke  Ver- 
mehrung ihrer  Zellen  dicker;  manchmal  platzen  auch 
die  äufseren  Schuppen  dadurch  auf.  Diese  übergrofsen 
Zellen  bersten  später,  und  die  betreffenden  Schuppen 
werden  braun.  Die  Krankheit  beginnt  immer  am  Gipfel 
der  Zwiebel,  nie  in  der  Scheibe,  die  erst  später  befallen 
wird  und  unter  Braunwerden  abstirbt.  Auch  Galtonia 
candicans  und  SciJhi-Arten  zeigen  dieselbe  Krankheit, 

Die  Kraidvheit  macht  sich  im  Frühjahr  zuerst  durch 
charakteristische  gelbe  Flecke  an  den  Blättern  bemerk- 
bar (Fig.  5),  die  allmählich  deutlicher,  zuletzt  durch  das 
Absterben  der  Gewebe  braun  werden.  Die  Blätter  biegen 
und  krümmen  sich,  die  Ränder  bilden  Wellen,  es  können 
Risse  und  Spalten  entstehen.  Wenn  die  Blätter  ab- 
sterben, wandern  die  Älchen  in  die  Zwiebel :  hier  dringen 
sie  bei  Zwiebeln  mit  fleischigen  äufseren  Schuppen  (Scilla) 
aus  einer  Schuppe  in  die  andere :  bei  solchen  mit  trocke- 
nen Schuppen  (Hyacmthus)  immer  erst  in  die  Scheibe 
und  aus  ihr  wieder  in  eine  andere  Schuppe.  Die  Älchen 
ülierwintern  in  den  Schuppen  und  wandern  im  Früh- 
jahre wieder  in  die  Blätter. 

Die  Verbreitung  erfolgt  aus  den  alten  Zwiebeln  in  die 
jmigen;  in  die  Erde  gehen  die  Älchen  nm',  wenn  die  kranke 
Zwiebel  im  Beete  abstirlot,  daher  man  im  Entfernen  der 
kranken  Pflanzen  ein  genügendes  Gegenmittel  hat.  Durch 
andere  Kranldieiten  geschwächte  Hyazinthen  werden  von 
den  Älchen  vorgezogen,  daher  die  Ringelkrankheit  ge- 
wöhnlich   eine  Begleiterscheinung   der  Gummosis  ist^). 


Fig.    ö.      Blatt 

einer    ringel- 
kranken    Hya- 
zinthe 

(aus       RnZKMA 

Bos). 


1)  Hallesche  Zeitung  1877  u.  1879. 

2)  Maandblad  Holland.     Maatschap  Landbouw  V,  1883,  Nr.  9. 
»)  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  1884  ff. 

*)  Victorian  Dep.  Agric,  Bull.  18,  1895. 

5)  s.  auch:  Prilliei^x,  .Touru.  Soc.  nation.  Hortic.     3.  Ser.     T.  3,  1881,  p.  253. 

®)  SoRAUKR  be.schreibt  auch  eine  Ringelkrankheit,  die  aber  nicht  auf  der 
Anwesenkeit  von  Älchen  beruht.  Hier  tritt  infolge  mangelhaften  Ausreifens  der 
Zwiebelschuppen,  welche  einen  gröfseren  Zuckerreichtum  und  geringeren  Stärke- 
gehalt besitzen,  eine  Zersetzung  des  Schuppengewebes  ein,  die  vom  Zwiebelhalse 
ausgeht  und  bei  der  besonders  Penicilhnm  glaucum  zerstörend  sich  ausbreitet. 


ntrmr 


ubrar' 


Auguilluliden,  Älchen.  25 

i )  Bei  der  A  n  a  n  a  s  k  r  a  n  k  h  e  i  t  der  N  e  1  k  e  n  bleiben  die  Stengel- 
glieder kurz,  die  Blätter  entweder  ebenfalls,  oder  sie  können  sehr  grots 
oder  sehr  schmal  werden.  Ihre  Basis  ist  meist  verdickt,  die  Ränder 
sind  gewellt  und  kraus ,  fast  gezähnt.  Die  ganze  Pflanze  kann  so 
Ähnlichkeit  mit  einer  Ajianas  oder  einem  Hexenbesen  erhalten.  Auf 
den  Blättern  treten  gelbe  Flecke  auf,  in  denen,  noch  mehr  allerdings 
in  den  verdickten  Blattbasen,  die  Älchen  sitzen,  auch  in  den  ver- 
dickten Stengelteilen.     Die  befallenen  Blätter  sterben  bald  ab. 

Die  Krankheit  ist  bis  jetzt  nur  in  England  beobachtet. 

Die  Erscheinungen  bei  Phlox ^)  sind  ähnlich  wie  bei  Nelken. 
Die  Verzweigung  ist  abnorm  stark:  zwischen  normalen  Stengeln  stehen 
kurze,  starre  und  brüchige,  mit  kurzen  Internodien ;  die  Blätter  stehen 
dicht  gedrängt,  sind  faltig,  runzlig,  oft  unsymmetrisch,  spröde;  ihre 
Oberfläche  ist  verkleinert,  so  dafs  sie  wie  gestielt  aussehen;  sie  ver- 
trocknen leicht.  Die  Älchen  finden  sich  besonders  in  der  Stengelbasis, 
weniger  in  den  Blättern.  —  Nicht  alle  Varietäten  werden  befallen. 

Die  befallenen  Teile  sind  zu  zerstören;  das  Land  ist  tief  umzu- 
pflügen. 

Ähnliche  Erscheinungen  ruft  das  Stengelälchen  an  Prhnula  chinen- 
sis'^),  Hanf,  Erbsen  usw.  hervor. 

k)  Die  „Kernfäule  der  Weberkarde"  ist  die  Krankheit,  bei 
der  zuerst  das  Stengelälchen  als  Ursache  nachgewiesen  wurde  ^).  Sie 
besteht  aus  Verfärbung  und  Vertrocknen  der  Blütenköpfe.  Die  Blütchen 
welken  und  sterben  frülizeitig  ab ,  wobei  das  Zellgewebe  im  Imieren 
der  Köpfe  sich  bräunt  und  vertrocknet,  so  dafs  die  Köpfe  hohl  werden. 
Die  Bräunung  beginnt  am  Blütenboden  und  schreitet  nach  innen  zu 
fort,  bis  das  ganze  Mark  ergTiffen  ist.  Die  Gefäfsbündel  bleiben  noch 
einige  Zeit  frisch ,  so  dafs  noch  Früchte  reifen  können ,  die  aber  nur 
halbe  Gröfse  erreichen.  Die  bei  gesunden  Früchten  gestielte  Haarkrone 
ist  bei  den  befallenen  sitzend  und  erreicht  doppelte  Gröfse. 

Es  liegt  hier  der  einzige  Fall  vor,  in  dem  die  Älchen  regelmäfsig 
in  Blüten  vorkommen  und  sogar  nur  in  solchen. 

In  nassen  Jahren  tritt  die  Kernfäule  häufiger  auf  als  in  trockenen. 

1)  Bemerkenswert  ist  noch  die  bis  jetzt  nur  in  England,  ItaHen*) 
und  neuerdings  ähnlich  auch  bei  Brüssel  beobachtete  Erkrankung  des 
Hopfens'')  durch  Tyl.  devastatrix  im  Vereine  mit  Heterodera  Schacht/' i. 
Die  Pflanzen  wachsen  zuerst  normal.  Etwa  Ende  Juni  wird  der  End- 
trieb schlaft',  verliert  die  Fähigkeit  zu  winden  und  hängt  herab.  Der 
Stamm  der  Pflanze ,  die  Zweige  und  jungen  Triebe  sind  sehr  dünn ; 
die  Internodien  bleiben  kurz.  Die  späteren  Blätter  sind  kleiner, 
dunkler  grün,  nach  oben  eingerollt,  mit  unten  stark  hervortretenden 
Nerven ,  meist  gefaltet  und  gezähnt ,  ähnlich  denen  von  Brennesseln ; 
in  den  Nervenwinkeln  befinden  sich  durchscheinende  Flecke.  In  einem 
der  nächsten  Jahre  stirbt  die  Pflanze  ab.  Die  Älchen  finden  sich  nur 
in  den  Wurzeln,  und  zwar  TyL  devastatrix  in  der  Rinde  der  stärkeren, 
Heterodera  Schachtii  in  den  kleineren ;  beide  Arten  sind  kleiner  als  in 
anderen  Pflanzen  und  erzeugen  keinerlei  Hypertrophie ,  sondern  nur 
Zerfall  der  Gewebe. 


^)  Nypels,  Ann.  Soc.  beige  Microsc.     T.  23,  1899,  p.  7—82,  1  PI. 

2)  Ritz.  Bos,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  3,  1893,  S.  70  ff. 

3)  Kühn,  Zeitschr.  wiss.  Zool.  Bd.  9,  1858,  S.  129—137. 
*)  Pegliox,  Staz.  esperim..  T.  34,  1901,  p.  787. 

^)  Percival,  Natural  Science  Vol.  6,  1895,  p.  187—197,  PL  3. 


26 


Nematoden,  Rundwürmer. 


Frühe  Sorten  und  toniger  Boden  begünstigen  die  Krankheit. 
Fangsaaten    von   AVeizen    und    Hafer    bleiben    nach    Peglion    ohne 
Wirkung,  dagegen  soll  sich  Natriumnitrat  bewährt  haben. 

m)  In  neuerer  Zeit  soll  das  Stengelälchen  ernstlicheren  Schaden 
an  AucHha  japonica  ^)  und  Colempüanzen  ^)  angerichtet  haben. 

n)  BüTSCHLi^)  erhielt  seine  TyJ.  Asl'cnasyi  aus  gallenartig  an- 
geschwollenen und  verfärbten  Endknospen  von  Hypium  cupressiforme 
auf  dem  Feldberg  im  Taunus.  Die  Alchen  drangen  nicht  in  die  Gewebe 
der  Knospen  ein, ^sondern  lebten  frei  zwischen  deren  inneren  Blättern. 
Die  von  Mönkemeter*)  in  angeschwollenen  End- 
-_A{?  knospen  von  deformiertem  Hypnunt  fluiians  im  Riesen- 
gebirge beschriebene  Anguillula  sp.  dürfte  wohl 
identisch  hiermit  sein. 

o)  Besonders  interessant  ist  Tijl.  fucicola,  von 
DE  Man  aus  Gallen  an  Fncus  nodosvs  an  den  schotti- 
schen Küsten  beschrieben-^)  als  der  einzige  Nematode, 
der  in  Meerespilanzen  Gallen  erzeugt. 

2.  Tylenehus  seandens  Schneid.,  MAeizen- 
älchen.      flbrio  frifici  Roffredi  (Fig.  6). 

Das  Weizenälchen  wurde  schon  1745  von  Needham 
in  seinen  „New  microscopical  discoveries"  aus  Weizen- 
körnern beschiieben  und  abgebildet;  die  Literatur 
darüber  ist  nach  Bastian  überhaupt  eine  recht  groi'se  ; 
seine  Lebensgeschichte  wurde  besonders  von  Davaine*^) 
erforscht ,  die  Galle  von  Prillieux  ^)  eingehend  ge- 
schildert. 

Männehen :  2  bis  2,3  mm  lang,  hinter  der  Kloake 
plötzlich  verschmälert.  Breite  ^is  bis  V20,  Schwanz- 
länge ^/26  der  Länge.  Spicula  ziemlich  kurz ,  aber 
breit.  Bursa  umschliefst  den  ganzen  Schwanz ;  jeder- 
seits  der  Kloake  gewöhnlich  mit  kleinem  Höcker, 
der  oft  mit  fettglänzender,  kittähnlicher  Masse  be- 
deckt ist. 

Weibchen:    2.5  bis  5  mm   lang,    von   der   Vulva 

ab  sich  allmählich  verschmälernd.    Breite  Vs  bis  Vit, 

Schwanzlänge    ^'35   der  Körperlänge.     Vulva   deutlich 

vorstehend.      Körper    neunmal    so    lang    als    Abstand    von    Vulva    bis 

Schwanzende. 

Die  Tiere  aus  den  unteren  Gallen  einer  Ähre  sind  gewöhnlich 
gröi'ser  als  die  aus  den  oberen. 

Die  Verbreitung  erstreckt  sich  bis  jetzt  über  Schweden,  Eng- 
land, Holland,  Deutschland,  Österreich-Ungam,  die  Schweiz,  Frankreich, 
Italien,  Nordamerika  und  Australien  (?). 


Fig.  6.  Vorderende 

von  Tyl.  seandens 

(ans  Oeri.ky) 


^)  OsTEinvAM.KR,  Gartenflora,  Bd.  50.  1901,  S.  337  ff. 

2)  LüsTxi-.i!,  Mitteil.  Obst-  und  Gartenbau,  Geisenheim  a.  Eh.,  1899,  S.  153—154, 
1  Fig.;  Ber.  kgl  Lehranst.  Geisenheim  a.  Rh.  1899/1900,  S.  27,  1  Fig.  —  Weiss, 
Prakt.  Blätter  f.  Pflanzenschutz,  Bd.  3,  1900,  S.  31. 

3)  1.  c.  S.  39,  Taf.  2,  Fig.  8. 

■*)  Hedwigia  1902,  Beiblatt  S.  22,  Figur. 

^)  Festschr.  70.  Geburtst.  Leuckarts,  1892,  S.  121  ff.,  1  Taf.,  8  Fig.;  Galle  be- 
schrieben von  Miss  Bauto.n  in  Brit.  Mus.  phvcol.  Mem.  Pt.   1,  1892. 

«)  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  41,   1855,  p.  435— 438:  T.  48,   1856,  p.  148. 
■')  Ann.  Tnst.  nation.  agron.,  T.  4    Xj-.  5,  1882.  p.  159. 


Anguilluliden,  Älchen. 


27 


Fig.  7.     Von  Tylenchus  scandens  befallene  Weizenpflanze 
(nacli  Jabi.onowski). 


28'  Nematoden,  Rundwürmer. 

Biologie:  Zur  Zeit  der  Weizenreife  sieht  man  zwischen  den 
normalen  Körnern  kleinere,  nur  halb  so  lang,  aber  dicker  als  normale, 
dunkelbraun  bis  schwarz,  hart,  ähnlich  den  Radekörnern.  Sie  bestehen 
aus  dicker  brauner  Schale  und  gelblichweil'sem ,  mehligem  Lihalte : 
Tausenden  von  Älchenlarven  von  0,8  bis  0,9  mm  Länge.  Solange  die 
Körner  trocken  bleiben,  sind  die  Alchen  bewegungslos.  Kommen  aber 
diese  Körner  auf  den  Boden  und  werden  feucht,  so  fault  die  Schale,  die 
Älchen  werden  lebendig ,  dringen  in  den  Boden  und  von  da  in  junge 
Weizenpflanzen  ein.  Zuerst  leben  sie  hier  zwischen  Blattscheiden  uiHd 
Halm,  auch  in  der  Endknospe.  Sind  sie  zahlreich,  so  erhält  die  junge 
Pflanze  ein  ähnliches  Aussehen  wie  eine  stockkranke  Roggenpflanze, 
nur  minder  ausgeprägt:  der  Halm  bleibt  kurz,  die  Blätter,  besonders 
die  oberen,  sind  geknickt  und  gedreht,  mit  wellig  gebogenen  Rändern 
und  treten  nicht  immer  ganz  aus  der  Blattscheide  heraus  (Fig.  7).  Mit  der 
Bildung  der  Ähre  bohren  sich  die  Älchen  in  diese  ein,  namentlich  in  die 
Fruchtknoten ,    seltener    in    die    Staubgefäfse.     Die    befallenen   Organe 


Fig.  8.     Alte   Gichtkörner   des   Weizens: 
stark  vergrössert  mach  .Jabi.onowski). 


Fig.  9.     Längsschnitt  durch  ein  junges 
Gichtkgrn  des  Weizens  (nach  Piuu.ieux). 


schwellen  nun  zu  kleinen  Gallen  an,  die  bei  den  Samen  schliefslich 
jene  Rade-  oder  Gichtkörner  (Fig.  8)  ergeben. 

SoRAUER  beschreibt  die  Galle  nach  Prillieux  (Fig.  9)  folgendermafsen : 
„Die  Wand  der  unregelmäfsig  kugeligen  Galle  besteht  aus  sehr  grofs- 
kernigen ,  noch  in  Vermehrung  begTiflenen  Zellen  mit  plasmatischem, 
stärkelosem  Inhalte.  Die  Zellmembran  ist  dünn;  nur  bei  den  warzenartig 
in  das  Innere  vorspringenden,  mit  den  Älchen  direkt  in  Berührung 
kommenden  Höckern  verdickt  sich  und  vergallert  die  Zellmembran.  Diese 
verschleimte  Membranpartie  dient  jedenfalls  den  noch  im  Laufe  des 
Monates  Juni  geschlechtsreif  werdenden ,  über-  und  durcheinander  ge- 
wickelten Älchen  ziu"  Nahrung.  Später,  wenn  die  Galle  ihre  definitive 
Gröl'se  erreicht  hat,  bräunen  und  verdicken  sich  die  Zellwandungen  in 
um  so  stärkerem  Mafse,  je  mehr  die  Zellen  sich  der  Peripherie  nähern, 
so  dafs  zur  Zeit  der  Ernte  das  Gewebe  sich  dem  collenchymatischen 
Charakter  stark  zuneigt." 

Anfang  Juni  werden  die  Älchen  reif  und  legen  in  einem  Zeit- 
räume von  sechs  bis  acht  Tagen  je  550  bis  000  Eier,  aus  denen  Anfang 
Juli  die  Larven  auskriechen,  die  dann  unverändert  in  den  Samen  bleiben, 
bis  diese  wieder  zur  Erde  kommen. 


Anguilluliden,  Älchen.  29 

In  diesem  Zustande  sind  die  Larven  sehr  widerstandsfähig  bezw. 
langlebig ;  Bakek  sah  aus  27  Jahre  alten  Samen  die  Älchen  beim  An- 
feuchten wieder  aufleben.  Erhitzen  der  Körner  auf  75*',  Frost,  narko- 
tische und  alkalische  Gifte  schaden  ihnen  nichts;  nur  mit  Säuren  ist 
ihnen  beizukommen. 

Die  von  den  Älchen  verursachte  Krankheit  heilst  in  Deutschland 
Gicht  oder  Radekrankheit,  auch  Kaulbrand  (Sachsen),  in  England 
wheat  ear  cockles,  purples,  false  ergot,  in  Frankreich  ble 
nielle. 

Die  Krankheit  ist  jedenfalls  weiter  verbreitet  und  häufiger,  als  man  im 
allgemeinen  annimmt.  Habeklandt^)  fand  in  Österreich  bei  43  Proben 
aus  verschiedenen  Provinzen  die  grofse  Anzahl  von  20  Proben  mit 
Gichtkörnern.  Wie  leicht  sich  die  Krankheit  verbreitet  uud  vermehrt, 
erhellt  aus  Versuchen  desselben  Verfassers.  Durch  20  ausgesäte 
Gichtkörner  wm'den  1497  neue  Gallen  erzeug-t,  und  zwar  fanden  sich 
von  der  Infektionsstelle  aus  bis  auf  20  cm  Entfernung  hin  noch 
Gallen  vor. 

Nach  Maire^)  und  Jungner  ^)  tritt  die  Radekrankheit  vielfach  mit 
Tületia  Caries  zusammen  auf.  Stürmer*)  beobachtete  sie  in  Gemein- 
schaft mit  Düophospora  graniinis  an  Spelz. 

Nach  Ritz.  Bos  •^)  verursacht  das  Weizenälchen  wahrscheinlich  auch 
die  Radekrankheit  von  Holcus  lanatus  und  Phleum  prafense. 

Wie  zahlreich  Nematoden  in  Grassamen,  wahrscheinlich  alle  das 
Weizenälchen,  vorkommen,  ergibt  sich  aus  den  Jahresberichten  der 
dänischen  Samenkontrollstation,  von  Rostrup  und  Dorph-Petersen. 
Ersterer  fand  z.  B.  im  Jahre  1899  bis  1900  in  vier  Samenproben  von 
Hohas  lanatus  pro  Kilo  je  500,  10000,  2000,  72  000  Nematodenkörner, 
in  dem  dem  australischen  Hundgrassamen  so  häufig  beigemeng-ten  Samen 
derselben  Pflanze  in  20  Proben  300  bis  1500,  im  Durchschnitte 
700  Nematodenkörner  pro  1  kg,  in  IG  Proben  von  Dacfylis  glomeraia 
500  bis  1000  (im  Durchschnitte  730)  Nematodenkörner  pro  1  kg;  letzterer 
fand  in  einer  Probe  von  Festuca  rubra  1500,  in  zwei  Proben  von 
Holcus  lanatus  (3000  bis  115000  Nematodenkörner  pro  1  kg.  Aufser  bei 
den  genannten  Pflanzen  wurden  solche  Körner  noch  gefunden  bei 
Festuca  duriuscula,  Avena  elat/or,  Bromus  erectus  usw. 

Nach  „Lisect  Life",  Vol.  4  p.  32  wurde  eine  Tylenchus-Art  an 
Gräsern  in  Colorado  gefmiden.  Neuerdings  macht  Bessey  ^)  auf  eine  ent- 
sprechende Krankheit  aufmerksam ,  die  in  Texas ,  Oregon  und  Alaska 
an  Gräsern  der  Gattungen  Chaetochloa,  Aqropijron,  Elynius ,  Calamo- 
grostis  micl  Trisetuw  beobachtet  wurde  und  von  zwei  bis  drei  noch 
unbestimmten  Tylenchusarten  verursacht  wii'd.  Beide  Male  wird  darauf 
hingewiesen,  dafs  es  sich  wohl  um  Tyl.  scandens  handeln  könne. 

Bekämpfung:  Aufser  rationellem  Fruchtwechsel  ist  vor  allem 
darauf  zu  achten,  dafs  unter  dem  Saatgute  sich  keine  Radekörner  be- 
finden. Verdächtige  Saat  ist  deshalb  durchzusieben,  wobei  die  kleineren 
Radekörner  durchfallen,  oder  in  einer  Lösung  von  1  kg  Schwefelsäure 
in  150  1  Wasser  24  Stunden  lano-  einzuweichen.     Selbstverständlich  ist, 


1)  Wien,  landw.  Zeitg.  1877,  Nr.  40. 

2)  Bull.  Soc.  mycol.  France,  T.  18,  1902,  p.  130. 

=')  Zeitschr.  Pffanzenkrankh.,  Bd.  13,  1903,  S.  177. 

*)  Prakt.  Blätter  Pflanzenschutz,  Bd.  2,  1904,  S.  75—78. 

^)  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  12,  1902,  S.  167. 

6)  Science,  N.  S.  Vol.  21,  1905,  Nr.  532,  p.  391—392. 


30  Nematoden,  Bundwünuer. 

dals  alle  Radekörner  enthaltende  Abfälle  zu  verbrennen  oder  sonstwie 
unschädlich  zu  machen  sind. 

-  8.  Tylenchus  hordei  Schöyen  ^)  verursacht  in  Skandinavien 
"Wui'zelknollen  an  Hafer ,  Gerste ,  Mipims  arenariiifi  (auch  in  Schott- 
land) mid  Poa  pratensis.  Von  C.  Müller  und  Erikson  war  es  irrtüm- 
lich für  Heterodcra  radicicola  gehalten  worden. 

4.  5.  Tyl.  eoffeae  Zimmermann^)  und  Tyl.  aeutoeaudatus  Zimmer- 
mami^)  schaden  auf  Java  beträchtlich  dem  Kaffee  und  zwar  fast  aus- 
schliefslich  dem  JavakafFee.  Die  jungen  Älchen  wandern  in  die  zarten, 
noch  nicht  verkorkten  Faserwurzeln  ein,  verteilen  sich  dann  aber  in 
der  ganzen  Wurzel  bis  in  ihren  Hals.  Unter  Braunwerden  sth'bt  diese 
ab,  wobei  noch  zahh'eiche  saprophytische  Nematoden  den  Zerfall  be- 
schleunigen. Die  Blätter  vertrocknen,  und  die  jungen,  7  bis  15  cm  hohen 
Pflänzchen  gehen  ein. 

Die  Gallen  von  Tyl.  acutocatiäatns  unterscheiden  sich  von  denen 
des    Tyl.    cqffeae   durch   ihre   knorrige    Oberfläche. 

Diese  Alchen  sind  so  widerstandsfähig,  dai's  Gifte  nichts  gegen  sie 
vermögen;  auch  in  Wasser  können  sie  lange  aushalten.  Sie  gehen  in 
den  Boden  bis  V2  m  tief  hinab. 

Versuche ,  Java-  auf  Liberiakaffee  zu  pfropfen ,  schlugen  fehl ;  es 
bleibt  nichts  übrig,  als  Liberiakafifee  oder  Tee  zu  pflanzen.  Doch 
geht  die  zweite  der  genannten  Arten  auch  an  letzteren  über  und  tötet 
die  V4  bis  1'2  Fufs  hohen  Pflanzen  nach  Verfaulen  der  Wurzel. 

Tyl.  coffeae  ist  auch  auf  Martinique  und  Sumatra  gefunden  worden. 

G.  Tyl.  oryzae  Breda  de  Haan^)  lebt  in  dem  weitmaschigen 
Rindengewebe  der  Reiswurzeln  auf  Java.  Die  Wm'zeln  verschrumpfen 
und  faulen :  die  Blätter  vertrocknen  von  der  Spitze  aus  und  bekommen 
sehr  charakteristische  gelbrote  Längs  streifen. 

7.  Tyl.  saeehari  SoltwedeH)  ist  an  der  Entstehung  der  Serch- 
krankheit  des  Zuckerrohrs  auf  Java  beteiligt;  es  kommt  nur  in  den 
zarten,  vom  Stamme  ausgehenden  Würzelchen  vor.  Gefunden  wurde 
es  auch  in  Sorghumwurzeln. 


ryJ 

rall. 


Wurzelgallen   an  Vicia  Faha,   kommt  aber  auch  auf  Unkräutern.  Obst- 
bäumen, Zuckerrüben  und  Kartoffeln  vor. 

9.  Biologisch  interessant  ist  Tyl.  roliieola  Zimmermami*'),  das 
gelbe  Blattflecke  auf  einer  japanischen  Aralia  erzeugt,  eine  der  wenigen 
Nematoden,  die  auf  Bäumen  vorkommen. 

»)  Christiania    Vid.  Selsk.  Forh.  1885,  Ts'r.  22:  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  8.  1898, 
B.  67-68;  Hkn.nk;,  s.  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  9,  1899.  S.   170. 
*         2j  Teysmannia  und  Meded.  s'Lands  Plantentuin  1898  ff. 

^)  Meded.  s'Lands  Plantentuin  D.  58,  1902 ;  s.  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  13, 
S.  288. 

*)  Agric.  et  hortic.  Review,  1.  VIII.  1887;  s.  Insect  Life,  Vol.  2,  p.  85. 

5)  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  14,  1903,  p.  262—263,  1  Fig.:  nach  Aikixsox 
(Insect  Life,  Vol.  2,  p.  134)  =  Heterodera  radicicola. 

6)  Ann.  Jard.  bot.  Buitenzorg  (2),  T.  2,  p.  122—125.  Die  Ansicht  des  Autors, 
dafs  nur  diese  Nematode  auf  Bäumen  vorkomme,  trifft  nicht  zu.  Bütscht.i  erwähnt 
(N.  Acta  Oaes.  Leop.,  Bd.  36,  Nr.  5,  p.  36)  einen  bei  Darmstadt  in  Lindenknospen 
gefundenen,  wahrscheinlich  zu  Tylenchus  gehörigen  Nematoden;  Neoek  hat  in 
Chile  eine  Gallen  an  Buchenblättern  hervorrufende  Anguülula  sp.  beobachtet  (Forstl. 
nat.  Zeitschr.  Bd.  6,  S.  70,  Anm.). 


Anguillnliden,  Älchen.  3]^ 

Nach  Vanha  ^)  sind  mehrere  unbestimmte  Tylenchtts- Arten  an  der 
Entstehung  der  Rübenfäule  beteiligt. 

Von  den  zahh'eichen  anderen  benannten,  meist  aber  nicht  hin- 
reichend genau  beschriebenen  Tjdenchus -Arten  ^)  seien  niu-  folgende  kurz 
erwähnt : 

Tyl.  agrostidis  Bast.^),  in  Gallen  der  Fruchtknoten  von  Agrostis 
spp.,  nach  v,  Schlechtendal*)    auch  von   Festuca  ovina  und  Poa  cmnua. 

Tyl.  millefolii  F.  Löw^),  in  hanfkorngrofsen  Gallen  auf  Blättern 
und  Blattspindeln  von  Achülea  magna  und  Mülefoliuni. 

Tyl.  nivalis  Kühn**),  in  Anschwellungen  von  Stengeln  und  Blättern 
vom  Edelweifs  (Gnaphaliuni  Leontopodium). 

Tyl.  phalaridis  Bastian'''),  in  verdickten  und  vergröfserten  rot- 
braunen Fruchtknoten  von  Plüeunt  Böhmeri  und  pratense. 

Heterodera  Schmidt  ^). 

Charakteristisch  für  die  Gattung  ist,  dafs  das  Männchen  eine 
Metamorphose  durchmacht,  während  das  Weibchen  morphologisch  auf 
dem  Stadium  der  Larve  stehen  bleibt,  hierbei  aber  gesclilechtsreif  wird 
unter  völliger  Aufgabe  der  für  Nematoden  charakteristischen  Gestalt, 
indem  es  zu  einem  dicken  Sacke  anschwillt. 

Die  jmige  Larve  ist  aalförmig,  nach  beiden  Enden  hin  verschmälert; 
nach  der  Häutung  wird  sie  dicker,  vom  verschmälert,  hinten  ab- 
gerundet oder  spitz.  Das  Männchen  bildet  sich,  mdem  sich  die  Larve 
von  der  Haut  des  zweiten  Stadiums  zurückzieht  und  unter  Aufhören 
der  Nahrungsaufnahme  eine  echte  Metamorphose  eingeht.  Es  wächst 
in  der  als  Cyste  dienenden  alten  Haut,  indem  es  sich  in  drei  bis  vier 
Schlingen  hin  und  her  biegf.  Ist  es  erwachsen,  so  durchbricht  es  die 
Cyste  und  dringt  nach  aufsen,  um  ein  Weibchen  zu  suchen.  Im  er- 
wachsenen Zustande  ist  es  aalförmig,  mit  stumpf  abgerundetem  Hinter- 
ende, ohne  Bursa. 

Das  Weibchen  entsteht ,  indem  die  Larve  immer  dicker  wird. 
Zuerst  schwillt  namentlich  der  Darm  infolge  der  reichlichen  Nahrungs- 
aufnahme ungeheuer  an,  später,  nach  der  Befruchtung,  nehmen  die 
inneren  Geschlechtsorgane  immer  mehr  an  Gröfse  zu,  indem  zugleich 
der  Darm  mit  seinem  Inhalte  sowie  die  Muskulatur  resorbiert  werden, 
bis  zuletzt  die  dick  und  braun  gewordene  Haut  des  abgestorbenen 
Weibchens  nur  noch  die  Eier  und  die  sich  in  ihnen  entwickelnden 
Embryonen  als  Cyste  oder  Brutkapsel  umhüllt.  Das  reife  Weibchen 
ist  flaschen-  oder  zitronenförmig,  mit  doppelten  inneren  Genitalien. 

Beide  Geschlechter  haben  einen  Mundstachel  mit  dreilappigem 
Knopfe. 


1)  Vanha  und  Stoklasa,  Die  Rübeniiematoden  usw.     Berlin  1896. 

2)  Eine   gute  Übersicht  der   Tvlenchus-Arten  gibt  A.  Braln  in  Sitzber.   Ges. 
nat.  Trde.,  Berlin  1875,  S.  39—43. 

^)  1.  c.  p.  128  {=   Vibrio  (/raminis  Steinb.)- 

4)  Jahresber.  Ver.  Nat.,  Zwickau  1885. 

5)  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien,  Bd.  24,    1874,   S.  17—24:   Eeutek,   Meded.  Soc. 
Fauna  et  Flora  fennica,  Yol.  30,  1904,  p.  25-26. 

6)  Massai.onoü,  Nuov.  Giorn.  bot.  ital.,  Vol.  23,  1892,  p.  375. 
■'j  Massalongo,  Bull.  Soc.  ital.  bot..  Vol.  1,  1894,  p.  42—43. 
s)  Zeitschr.  Ver.  Rübenzuckerindustrie,  Bd.  11,  1859. 


32 


Nematoden,  Rundwürmer. 


1.    Het.  radieieola  Greef,  W^urzelälehen. 

Ct  e  s  c  li  i  c  li  t  e.  Das  Wurzelälchen  wurde  nnverliältnismäfsig  spät 
bekannt.  Zwar  hat  schon  1855  Berkeley  \)  seine  Gallen  und  Cj^sten 
abgebildet  und  ihre  tierische  Natur  erkannt,  aber  erst  1872  wurde  es 
von  Greef  ^)  aus  Wurzelknollen  von  DodarUa  oricntdlis  beschrieben, 
nachdem  er  es  allerdings  schon  früher  an  Poa,  Triticum,  Seihmi  usw. 
gefunden  hatte.  1883  hat  C.  Müller 2)  das  zoologische,  1885  Frank*) 
das  biologische  Verhalten  dieser  Älchen  eingehend  geschildert.  Die 
ausführlichste  Monographie  gaben  1898  Stone  und  Smith  •^). 

Beschreibung.  Männchen  aalförmig,  1,5  mm  lang,  0,45  mm 
breit,  vorn  wenig  verschmälert,  mit  Kopflappen ,  hinten  nicht  ver- 
schmälert. Deutlich  quergestreift.  Stachel  sehr  grofs,  mit  dreilappigem 
Knopfe.     Ohne  Bursa,  Hoden  unpaar*'). 

Weibchen  birn-  oder  llaschenförmig ,  vorn  spitz  zulaufend,  hinten 
breit  germidet,  deutlich  quergestreift.  1  mm  lang,  über  ^,'2  mm  breit. 
Lebt  in  Gallen. 

Nährpflanzen.       Frank     führt     1884  ^ 

50  Arten   aus    20   Familien    an.     Neal^)  be-  // 

richtet  aus  Florida  über  60  Arten.    Ich  konnte 
in    der  Literatur  aufser   den   von  Frank  an- 
geführten  noch   wei-  I-'MA'k 
tere     22    Arten    und 
12  Familien  ausfindig 
machen.     Bei  genau- 
eren Untersuchungen 
dürften   sich  zweifel- 
los noch  mehrheraus- 


Fig.  10.     Friscli  aus-  Fig.  11.     Larve  von 

gescnlüpfte    Larve    von  Het.  radieieola,  ea.  80 

Het.  radieieola,    ca.  80 : 1  (naeh    Stone  und    Smith), 
(nach    Stone    and    Smith). 


Fig.  12.    Ältere  Larve 

1    von   Het.  radieieola,    ea.  8< 

(nach  Stone  und  Smith). 


stellen.    Das  Wurzelälchen  ist  offenbar  sehr  polyphag.    Wie  die  übrigen 
Piianzennematoden  bildet  es  biologische  Rassen^). 


')  Garden.  Chronicle  7.  IV.  1855. 

2)  Sitzber.  Ges.  Beförd.  Nat.  Marburg  1872,  S.  169. 

^)  Neue  Helminthoceeidien  und  deren  Erzeuger.  Inaug.-Dissert.,  Berlin;  s.  auch 
Landw.  Jahrb.,  Bd.  13,  S.  1—42,  Taf.  1-4. 

*)  Landw.  Jahrb.,  Bd.  14,  S.  149—176,  1  Taf. 

"•)  Hatch    Exper.  Stat.  Bull.  55,  1898. 

®)  Naeh  Cobh,  Agrie.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  12,  p.  1031,  soll  das  Männehen 
eine  rudimentäre  Bursa  und  doppelten  Hoden  haben,  eine  Angabe,  die  einstweilen 
völlig  allein  steht.  Allerdings  ist  gerade  das  Wurzelälchen  zoologisch  noch  sehr 
wenig  untersucht. 

^)  U.  S.  Dep.  Agrie.  Div.  Ent.,  Bull.  20,  1889. 

^)  S.  auch:  Zimmermann,  Teysmannia  Vol.  12,  p.   12. 


Augtiilhüiden,  Älchen. 


38 


Verbreitung.  Genauere  Angaben  fehlen.  Doch  dürfte  sich  die 
Verbreitung  über  alle  gemäfsigten  und  tropischen  Klimata  erstrecken. 
Jn  Europa  kommt  das  Wiu-zelälchen  wohl  überall  vor.  In  Nordamerika 
schadet  es  besonders  in  Warmhäusern,  bezw.  in  den  Südstaaten  im 
Freien  an  Obstbäumen,  in  Brasilien  an  KaÖee ;  in  Algier  befällt  es  die 
Pferdebohnen  und  die  Reben,  in  Ägypten  die  Banane.  In  Deutsch- 
Ostafrika  und  auf  Madagaskar  richtet  es  gi-ol'se  Verheerungen  an  Kaffee 
an ;  in  Südafrika  verbildet  es  die  Kartoffeln  •,  in  Vorder-  und  Hinter- 
indien, auf  Java  und  Sumatra  lebt  es  an  allen  möglichen  Pflanzen, 
selbst  im  Urwalde;  in  Japan  und  China  ist  es  bis  jetzt  nur  von  der 
Yamswurzel  bekannt.  In  Australien  schadet  es  an  vielen  Pflanzen, 
besonders  Obstbäumen. 


Fig.  13.     Befruchtungsfähiges  Weibclien 

von  Het.  radicicola,  ca.  80:1  (nach  Stone 

und  Smith). 

H  Stachel;  Jf  Bulbus:  (i  Vulva;  E  Anus. 


Fig.  14.    Reifes  Weibchen  von  Het. 
radicicola  mit   den  Schlingen   des  Eier- 
stockes, ca.  80 : 1  (nach  Stone  und  Smith). 


Biologie.  Das  von  sehr  dünner,  aber  überaus  zäher  Haut  um- 
gebene, daher  gegen  äufsere  Einflüsse  sehr  widerstandsfähige  Ei  ent- 
wickelt sich  in  der  abgestorbenen  Mutter  zur  Larve  mit  deutlich  ab- 
gesetztem, zugespitztem  Schwanzende  (Fig.  lO).  Schlüpft  diese  noch  in 
der  Galle  aus ,  so  kann  sie  darin  bleiben  und  sie  vergröfsem ,  oder  an 
anderer  Stelle  der  Wurzel  eine  neue  Galle  erzeugen.  Die  grofse  Masse 
aber  der  Larven  wird  erst  frei,  wenn  die  sie  umschliefsende  Hülle 
verfault.  Die  so  in  die  Erde  gelangenden  Larven  können  längere  Zeit^ 
unter  Umständen  monatelang,  in  der  Erde  leben,  allerdings  ohne  sich 
weiter  zu  entwickeln.  Findet  aber  die  Larve  eine  geeignete  Wurzel,  sO' 
bohrt  sie  sich  in  deren  jüngstes  Ende  ein,  einige  Millimeter  hinter  der 
Wurzelspitze,  da,  wo  die  Zellen  noch  wachsen  und  sich  vermehren. 
Mit  dem  Wachstum  der  Wurzeln  werden  also  ständig  neue  Infektions- 
stellen  geschaffen.  Die  eingewanderten  Älchen  (Fig.  11)  dringen  ziemlich 
schnell  bis  in  die  Mitte  der  Wurzel,  wo  sie  sich  meist  in  deren 
Längsrichtung  einstellen.  Hier  entwickeln  sie  sich  in  einer  selbst- 
erzeugten Galle.     Die  Entwicklung   ist   im    einzelnen   noch   wenig  auf- 

Sorauer,  Handb.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  o 


34 


Nematoden,  Rundwürmer. 


gehellt ;  doch  verläuft  sie  wohl  ebenso  wie  bei  folgender  Art.  Die  Larve 
wächst  nur  wenig  in  die  Länge,  dafür  aber  um  so  mehr  in  die  Dicke, 
bis  sie  zylindrisch  ist  mit  allmählich  zugespitztem  Vorder-  und  plötzlich 
zugespitztem  Hinterende  (Fig.  12).  Dann  schwillt  sie  rasch  bis  zur 
Schinkenform  an. 

Nun  trennen  sich  die  Wege  von 
Weibchen  und  Mämichen.  Ersteres  wird 
durch  Anschwellen  des  Darmes,  später 
auch  der  doppelten  Eiröhren  immer 
dicker,  wobei  After  und  Vulva  dicht 
beieinander  an  das  Hinterende  zu  stehen 
kommen  (Fig.  13,  14).  Nach  der  Be- 
fruchtung beginnen  die  Eier  sich  auf 
Kosten  des  Darmes  und  der  Muskeln 
zu  entwickeln.  Sind  sie  reif,  so  stirbt 
das  Weibchen  ab ,  und  seine  Haut 
bildet  eine  Hülle  für  die  Eier,  deren 
Zahl  nach  Frank  50  und  mehr,  nach 
CoBB  300  bis  400  beträgt.  Die  Dauer 
der  Entwicklung  beträgt  etwa  sechs 
Wochen. 

Das  Männchen  zieht  sich  von  der 
Larvenhaut  zurück  (Fig.  15)  und  macht 
seine    Metamorphose    (Fig.    1<3)    durch. 


Fig.  15.  Junges  Männ- 
chen von  Het.  radicicola, 
kurz  vor  der  Häutung, 
ca.  130: 1  (nach  Stone  und 
Smith). 


Fig.  16  Männliches 
Ruhestadium    von 

Het.  radicicola, 
kurz  vor  dem  Aus- 
schlüpfen, ca.  80 : 1 

(nach  Stone  und 
Smith). 


Fig.  17.    Erwachsenes  Männchen  von 
Het.  radicicola,  ca.  400:1. 

r  Mundkappe ;  .s"  Stachel ;   K  Poru.s :  T  Hoden  ; 
A'  Spermatozoen. 


nach  deren  Beendigung  es  die  Larvenhaut  durchbricht  und  sich  auf  die 
Suche  nach  dem  Weibchen  begibt  (Fig.  17).  Da  diese  Aufgabe  durch  das 
versteckte  Leben  des  Weibchens  sehr  erschwert  ist,  wird  das  Männchen 
einige  Zeit  vor  diesem  reif;  nach  der  Begattung  stirbt  es  bald  ab. 


Anguilluliden,  Älchen. 


35 


Die  Widerstandsfähigkeit  der  Wurzelälchen  gegen  änlsere  Einflüsse 
scheint  nicht  sehr  grois  zu  sein.  Frost  soll  ihnen  nach  Stone  und 
Smith  tödlich  sein,  daher  sie  in  Nordamerika  im  Freien  nicht  ausdauern 
köinien.  Hitze  dagegen  soll  sie  erst  von  60"  an  töten.  Feuchtigkeit 
schadet  ihnen  nicht  viel,  Trockenheit  wird  ihnen  rasch  verderblich. 

Leichter  Boden  ist  ihnen  bekömmlicher  als  schwerer. 

Galle*).  Sie  entsteht  dadurch,  dais  die  Zellen  des  Wurzel- 
parenchyms  sich  vermehren  und  vergröfsern.  Durch  anfänglich  mito- 
tische ,  später  amitotische  Kernteilung  entstehen  plasmareiche  Eiesen- 
zellen  mit  mehreren  Kernen.  Die  Gefäfsbündel  des  Zentralstranges 
weichen  auseinander  und  verlieren  ihren  regehnäfsigen  Verlauf  (Fig.  18) ; 
die  Gefäi'se  werden  rechtwinklig  umgebogen.  Ist  der  Wurm  in  der  Mitte 
eines  Zentralstranges,  so  umwachsen  ihn  die  Gefäfse  derart,  dafs  sie 
ihn  in  unregelmäfsiger  Masse  völlig  einschlielsen.  Alle  Funktionen 
des  Gefälsbündels  werden  unterbrochen,  namentlich  aber  der  Saftflul's, 


Fig.  18.     Querschnitt  durch  eine  reife  G-alle  von 

Het.  radicicola  an  Gurkenwurzel,   ca.  16:1  fnach 

Stoxe  und  Smith). 


Fig.  19.     Wi;rzelgallen  von 

Het.  radicicola    an  Gurken 

(nach  M.  J.  Beekelet). 


die  Wasserleitung  wird  gestört.  Die  Galle  wächst  natürlich  mit  dem 
Wurm,  der  zuletzt  wie  eine  gi'ofse  Höhlung  in  der  Wurzel  liegt.  Sie 
befindet  sich  meist  zentral,  selten  seitlich  in  der  Wurzel. 

Ihre  Gröise  und  Form  hängen  ab  von  der  Anzahl  der  ein- 
gewanderten Älchen  und  der  Natur  der  Pflanze.  Sie  sind  gewöhnlich 
hanfkorn-  bis  erbsengrofs ,  am  kleinsten  beim  Veilchen ,  gi'ölser  bei 
Gm-ke  und  Tomate.  An  Rose  sind  solche  von  Enteneigrölse  gefunden; 
doch  ist  dies  ganz  abnorm.  Aber  namentlich,  wenn  mehrere  Genera- 
tionen von  Älchen  in  einer  Galle  leben,  kann  diese  die  Gröfse  einer 
AValnufs  erreichen,  aber  von  unregelmäfsiger  Form.  Während  sie  bei 
den  Dikotyledonen  mehr  kurz  und  scharf  abgesetzt  laioUenförmig  ist 
(Fig.  19),  verläuft  sie  bei  den  Monokotyledonen  melir  spindelförmig  schlank. 


')  Die  Galle  wurde  u.  a.  beschrieben  von  Bueda  de  Haan  in  Meded.  s'Lands 
Plantentuin  D.  35,  1899;  von  Molliard  in  Rev.  gen.  Botan.,  T.  12,  1900,  p.  157—165; 
von  Tischler  in  Ber.  Deutsch,  bot.  Ges.  1901,  S.  95  ff. 

8* 


36 


Nematoden,  Rniidwürmer 


Hier  leben  die  Älclien  mehr  in  der  Wurzelrinde,   in  der  sie  sich  längs 
ausbreiten. 

In  der  Galle  entstehen  gewöhnlich,  mit  Ausnahme  der  Monokotyle- 
donen ,  eine  bis  fünf  und  mehr  Seitenwurzeln  (Fig.  20),  so  dais  auch 
hier  die  Wurzelverzweigung  büschelig  wird. 

Nach  Frank  soll  die  lebende  Galle  der  Pflanze  nicht  schaden, 
nur  die  faulende.  Daher  sollen  auch  einjährige  Pflanzen  nicht  unter 
ihnen  leiden,  da  sie  ja  ohnehin,  mit  ihrem  Zerfall  zugrunde  gehen; 
auch  perennierende  Pflanzen  mit  Rhizom.  dessen  eines  Ende  sich 
immer    von    neuem    verjüngt,    sollen   nicht   von    den  Gallen  geschädigt 

werden.  Dagegen  sterben  an 
Pflanzen  mit  Pfahlwurzeln,  deren 
Kopf  sich  jährlich  neu  durch 
Triebe  bestockt  (Klee ,  Kümmel), 
die  Wurzeln  jedes  Frühjahr  ab, 
was  die  Pflanzen  natüidich  ganz 
beträchtlich  zurück  bringt,  daher 
sie  sich  im  zweiten  Jahre  merk- 
lich dürftiger  entwickeln  als  im 
ersten.  —  Nach  Breda  de  Haan  und 
Stoise  und  Smith  ist  dagegen  der 
Schaden  ein  dreifacher  für  jede 
Pflanze.  Erstens  entziehen  die 
Alchen  diesen  Nahrung;  zweitens 
stören  die  Gallen  die  ganze  Er- 
nährung ;  drittens  bieten  die  Wun- 
den zahlreichen  anderen  Parasiten, 
Tieren  und  Pflanzen,  bequeme 
Angi'iflspunkte. 

Bei  einjährigen  Pflanzen  ver- 
lassen die  Larven  gegen  Ende 
der  Vegetationsperiode  die  Gallen  •, 
bei  ausdauernden  überwintern 
reife ,  aber  noch  nicht  trächtige 
Weibchen,  in  denen  sich  im 
Winter  und  Frühjahr  die  Eier 
und  Embryonen  entwickeln.  Am 
1.  Mai  fand  Frank  die  meisten 
vorjährigen  Gallen  im  Absterben 
uncl  schon  viele  diesjährige  Gallen 
vorhanden ;  die  Entstehung  solcher 
dehnt  sich  über  einen  Teil  des 
Sommers  aus.'  Bei  einjährigen  Pflanzen  faulen  nach  Frank  die  Gallen 
im  Sommer  oder  wenigstens  vor  W^inter,  bei  ausdauernden  im  Früh- 
jahre ,  zur  Zeit  der  Reife  der  Embryonen  der  Alchen.  Kulturpflanzen 
sollen  nach  Frank  gewöhnlich  nicht  eingehen,  ihrer  hohen  Wurzel- 
tüchtigkeit halber,  die  sie  befähigt,  stets  neue  Wurzeln  schnell  aus 
gesunden  Teilen  zu  bilden.  Zahlreichen  ausländischen  Pflanzen  fehlt 
diese  Eigenschaft,  namentlich  Monokotyledonen,  die  daher  rasch  absterben. 
Gewisse  Pflanzen  (Rose,  Veilchen,  Tomaten)  scheinen  mehr,  andere 
(Gurke,  Clematis,  Plectranthus,  wahrscheinlich  auch  KafiPee)  weniger 
widerstandsfähig  zu  sein.  Es  hängt  dies  wohl  mit  den  festeren  oder 
weicheren  Geweben  zusammen. 


Fig    20.     Gallen  von  Het.  radicicola  an 
Rotkleewurzel  (aus  Ritzk.ma  B(js). 


Anguilluliden,  Älchen.  37 

Interessant  ist  das  von  VuiLLEMiN  und  Legrain  ^)  berichtete 
Gegenseitigkeits Verhältnis  zwischen  den  Wurzehiematoden  und  ge- 
wissen Pflanzen  (Runkelrüben,  Eierpflanzen,  Tomaten,  Sellerie)  in  der 
Oase  El  Oued  in  Algier.  In  der  Umgebung  der  Nematoden  verwandelt 
sich  ein  Teil  der  Gefäisanlagen  des  Holzes  in  stark  aufgeblähte 
Schläuche  mit  dicker  Wand.  Diese  Schläuche  dienen  als  Wasser- 
reservoire und  ermöglichen  den  betreffenden  Pflanzen  üppiges  Wachs- 
tum selbst  während  der  Trockenzeit.  An  Kohlrüben  und  Möhren 
schwinden  diese  Riesenzellen  bald,  daher  sie  nicht  im  Wachstum 
beg-ünstig-t  werden.  —  Merkwürdig  ist,  dais  nach  Molliard^)  das  Wurzel- 
älchen  an  Scahiosa  Columharia  gefüllte  Blüten  hervorrufen  soll. 

An  tiefwiu-zelnden  Pflanzen  geht  H.  radicicola  im  Gegensatze  zu 
der  mehr  oberflächlichen  Het.  Schachtn  in  recht  ansehnliche  Tiefen; 
so  ist  sie  an   Onohnjchis  sativa  bei  33  cm  Tiefe  gefunden  worden. 

In  Deutschland  schadet  das  Wurzelälchen  besonders  an  Getreide. 
Die  Symptome  sind:  Kränkeln  und  Vergilben  der  jmigen  Pflanzen, 
gesteigerte  Wurzelbildung,  bei  eingelmimmten,  angeschwollenen  Wurzel- 
spitzen. Auch  in  Schweden  leidet  am  meisten  das  Getreide,  besonders 
der  Hafer ,  an  dem  Schäden  bis  zu  75  "/o  vorkommen ,  namentlich  in 
Gemeinschaft  mit  den  Fritfliegen^).  Sommer-  und  Winterweizen 
werden  dort  gleich  befallen;  das  Krankheitsbild  ist  aber  am  deut- 
lichsten bei  letzterem,  der  jedoch  infolge  kräftigeren  Wachstums  auch 
widerstandsfähiger  ist;  der  Hauptausfall  betrifft  immer  den  Sommer- 
weizen. Aber  auch  andere  Pflanzen  leiden  bei  uns  gelegentlich  unter 
diesem  Parasiten ,  wie  Umbelliferen ,  Papilionaceen ,  Salat ,  Kohlarten, 
Tabak,  die  Weinrebe  (Königreich  Sachsen  und  Elsafs),  Kartoffel,  auch 
Lein  usw.  und  viele  Warmhauspflanzen  (Bracaena ,  Musa ,  StrdiUia, 
Heliconia  usw.),  seltener  Obstbäume,  wie  Birnbaum  und  Pfirsich. 

In  Italien  werden  besonders  Weinrebe,  Tomate,  Haselnufs,  Rosen, 
Nelken  und  andere  Zierpflanzen  befallen. 

Die  Zahl  der  von  dem  Wm^zelälchen  in  den  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  befallenen  Pflanzen  ist  sehr  gTofs.  Wie  oben  erwähnt, 
führt  Neal  allein  aus  Florida  über  60  Arten  auf  Die  meisten  der  in 
den  Nordstaaten  befallenen  Pflanzen  sind  Warmhauspflanzen;  in  den 
Südstaaten  leiden  besonders  Weinrebe,  Pfirsichbaum,  Baumwollenstaude, 
Tomate,  Kartoffel.  Kohlarten  usw. 

In  Südamerika  wird  aufser  der  Weinrebe,  Lupinen  und  Salat  be- 
sonders der  Kaffee'*)  befallen;  nach  Noack-'*)  werden  seine  Blätter  an 
der  Spitze  schlaff  und  schwarz .  dann  ebenso  die  jungen  Triebe  usf 
bis  der  ganze  Baum  tot  ist. 

In  Afrika,  Liberia,  auf  Martinique  und  Guadeloupe  leidet  besonders 
der  Kaffee*');  doch  wird  der  Liberia-Kaffee  hier  verschont.  Auch  in 
Usambara   ist  der  Kaffee  nach  Zimmermann'')  so  widerstandsfähig,    dafs 


1)  C.  r.  Acad.  Sc,  Paris,  T.  118,  p.  549—551. 

2)  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  1902,  II  p.  548. 

3)  Nach  Nilson-Ehle,  s.  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Fortwissensch  ,  Bd.  2,  1904,  S.  426. 
*)  JoBERT,  C.  r.  Acad.  Sc,  Paris.  T.  87,  1878,  S.  941.  —  Güldi,  Arch.  Mus.  nacion. 

Eio  de  Janeiro,  Vol.  8,  1892,  p.  9-123,  4  Taf. 

5)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  8,  1898.    Nach  Zimmermann  (Ber.  Land-Forstwn-tsch. 
Dautsch-Ostafrika,  I  p.  372  Aum.)  soll  es  sich  um  eine  Aphelenchus  sp.  handeln. 

6)  Delacroix  ,    Sur    quelques    maladies    verniiculaires    des    plantes    tropicales, 
dues  ä  l'Heterodera  radicicola  Greef.    Paris  1903  (?;,  8^. 

•J)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  12,  1902,  S.269.  —  Ber.  Land-Forst wirtsch.  Deutsch. 
Ostafrika,  I,  1903,  p.  372—76;  II,  1904,  p.  83—34. 


38  Nematoden,  Rundwürmer. 

befallene  Bäume  sich  ebensogut  entwickeln  als  andere.  —  In  Ägj^pten 
werden  namentlich  die  Bananen^)  mitgenommen,  aber  auch  Rüben  und 
andere  Pflanzen.  - —  Dafs  in  Algier  die  Pferdebohnen  und  andere  Pflanzen 
aus  dem  Befalle  Nutzen  ziehen,  wurde  schon  erwähnt;  die  Reben  sterben 
aber  auch  hier  ab^).  —  Im  Kaplande  ^)  richtet'  das  Wurzelälchen  seit 
einigen  Jahren  an  manchen  Orten  recht  beträchtlichen  Schaden  an 
Kartoffeln  an,  indem  es  sie  beulig  und  rissig  macht  (Fig.  21).  Auch  an 
zahlreichen  anderen  Pflanzen  kommt  es  dort  vor.  Auf  Madagaskar*)  soll 
es  seit  einigen  Jahren  grol'se  Verheerungen  an  Kaffee  anrichten. 

Auf  Java  schadet  das  "Wurzelälchen  oder  eine  sehr  nahverwandte 
Art  neuerdings  beträchtlich  an  Betelpfeffer  (Piper  Betle)  ^).  Die  Blätter 
hängen  herab,  werden  erst  gelb,  clann  schwarz;  später  sterben  die 
Sprosse  ab.  Auch  Baumwolle,  Piper  ni(/rum,  Tabak,  Tomaten  und  Un- 
kräuter werden  hier  befallen,  Tee  nur  lokal.    Kaffee  soll  früher  darunter 

gelitten  haben;    doch  gelang   es   Zimmer- 
,  '•     ._-.  MANN*^)  weder  diese  Angaben  zu  bestätigen 

noch  Java-Kaffee  damit  zu  infizieren. 
tt"/  ^        "^  \  Auf  Deli^)   finden    sich    die  Wurzel- 

'  ^  gallen   an    Tabak    und    anderen   Pflanzen 

selbst  im   Urwalde.     Blätter  und  Stengel 
der    Tabakpflanzen   bleiben   schwächlich ; 
I     erstere   vergilben    abnormal    schnell,    die 
'     unteren  fallen  frühzeitig  ab.  Bei  Madras  ^) 
werden  besonders  die  jungen  Teepflanzen 
befallen,    aber  auch  Leguminosen,  China- 
rindenbäume   (Schaden    zunehmend)   und 
jj^  viele    wilde    Pflanzen.      In    Cochinchina  ^) 

^^  leidet  Piper  nigruni. 

Bekämpfung.     Die  beste  Methode 
ist    auch  hier    die    mit  Fangpflanzen ,    als 

,:,.  Ol  T»  1,  Tx  i.  j  •■  1  welche  KvE^i  Brassica  Papa  rapifera.YRki^K 
Flg.   21.      Durch    Het.    radicicola    ^n  i.  i  /->      ^  i\.  £■  -L^  v 

verunstaltete  Kartoffel  (nach       Kleearten  und  bartensalat  empfehlen,  die 
Lounsbuky).  im  Mai  und  Juni  zu  entfernen  sind. 

Austrocknen  fanden  Stone  und  Smith 
im  kleinen  als  durchaus  geeignetes  Gegemnittel.     Nach  Nilson-Ehle  ^") 
soll  es  aber  die  Nematoden  nur  schwächen,  nicht  töten. 
*  j'     CoBB^^)   empfiehlt  Aushungern,   indem  man   einige  Jahre    auf  den 
befallenen  Feldern  immune  Pflanzen  ziehe,  etwa  Mais. 

Chemikalien,  wie  Schwefelkohlenstoff,  Ammoniakwasser,  schwefel- 
saures Kali  sollen  wohl  die  frei  in  der  Erde ,  nicht  aber  die  in  Gallen 
lebenden  Nematoden  und  ihre  Eier  töten ,  Kalk  aber  selbst  die  frei- 
lebenden nicht. 


'^ 


^)  Delackoix,  1.  c.  —  Pheykr  hielt  den  Schädiger  irrtümlich  für  einen  Tvl.  äff. 
acutocaudatus  (Tropenpflanzer  Bd.  6,  1902,  S.  240—242). 

2)  Ravaz  et  Vu.Ai.,  Progr.  agric.  vitic.  T.  42,  1904,  S.  612—615,  5  Fig. 

^)  LoLNSp.rKY,  Agric.  Journ.  Cape  of  Good  Hope,  Oct.  1904. 

*)  Rev.  Cult.  Colon.  1902,  Nr.  92;    s.  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  18,  S.  162. 

^)  ZiMMEKMANx,  Tejsmannia  1899. 

^)  Meded.  s'Lands  Plantentuin  Nr.  37. 

■')  Breda  de  Haan,  Meded.  s'Lands  Plantentuin  Nr.  3-5. 

^)  Barbek,  A  Tea-Eelworm  disease  in  South  India.     Madras   1901. 

^)  Dei.ackoix  1.  c. 
10)  1.  c. 
")  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  12,  1901.  S.  1041—1052,  8  Fig. 


Anguilluliden,  Alchen.  39 

Die  beste,  leider  nur  in  Warmliänsern  anzuwendende  Methode  ist 
nach  Stone  und  Smith  Sterilisation  des  Bodens  mittels  Hitze.  Die  Ver- 
fasser empfelilen  ein  System  von  parallel  laufenden  Eisenröhren  von  je 
etwa  3  mm  freiem  Durchmesser  und  mit  zahkeichen  feinen  Löchern, 
durch  die  nach  Bedeckung  mit  der  zu  sterilisierenden  Erde  Wasser- 
dampf  unter  hohem  Drucke  hindurchgeprefst  wird.  Hierdurch  werden 
selbstverständlich  auch  andere  Parasiten  getötet,  ferner  wird  die  Erde 
poröser  gemacht  und  der  Humus  zersetzt. 

Junge  Bäume  schützt  Cobb  ^ )  durch  Barrieren  aus  Steinen ,  Zinn, 
Blech,  Rinde  usw.,  die  von  1  Zoll  über  bis  18  Zoll  unter  der  Erdober- 
fläche um  die  Wurzeln  herumgelegt  werden. 

Übrigens  beobachteten  Stone  und  Smith  Fälle,  in  denen  der  Boden 
von  den  Nematoden  frei  wurde  ohne  irgend  eine  Behand- 
lung oder  einen  anderen  ersichtlichen  Grund. 

Vorbeugung.  Hierzu  empfiehlt  Nilson-Ehle ^)  einige  Kultural- 
mafsregeln.  Man  soll  den  Boden  nicht  so  tief  pflügen,  aber  möglichst 
tief  säen ,  und  zwar  möglichst  früh ,  so  dafs  die  Pflanzen  schon  über 
die  erste  Entwicklung  hinaus  sind,  wenn  die  Älchen  aktiv  werden. 
Spätsommersaaten  sollen  weniger  leiden  als  solche  im  Frühsommer. 
Chihsalpeterdüngung  hilft  den  Pflanzen  über  die  Schäden  leichter  hin- 
weg. Winterweizen  nach  Schwarzbrache  blieb  verschont,  nach  Johannis- 
brache  wurde  reichlich  befallen. 

2.    Het.  Sehaehlii  Schmidt:  Rübennematode. 

Geschichte.  Der  Rübennematode  wiu-de  1859  von  Schacht^)  an 
Wurzeln  junger,  kranker  Rübenpflanzen  entdeckt  und  als  Ursache  der 
Kranlvlieit  angesprochen,  1871  von  Schmidt^)  beschrieben,  1881,  1882 
und  1886  von  Kühn ^)  endgültig  als  Ursache  der  „Rübenmüdigkeit" 
nachgewiesen.  1888  gab  Strubell**)  eine  sehr  genaue  und  ausführliche 
zoologische  Beschreibung;  1896  schilderten  Vanha  und  Stokläsa'^)  ebenso 
ausführlich  seine  phytopathologische  Bedeutung.  In  Frankreich  hat  be- 
sonders Chatin  ^)  ihn  eingehend  studiert^). 

Beschreibung.  Männchen  0,8  bis  1  mm  lang,  zylindrisch,  deut- 
lich geringelt.  Auf  der  Vorderspitze  eine  sechsstrahlige ,  cuticuläre, 
calottenartige ,  durch  eine  Ringfurche  abgesetzte  Erhebung,  die  Kopf- 
kappe. Hinterende  in  zapfenförmigen,  flach  abgerundeten,  vom  durch 
eine  leichte  Einbuchtung  abgegrenzten  Fortsatz  auslaufend.  Schwanz- 
teil hakig  nach  der  Bauchseite  gekrümmt.  Darm  und  einfacher  Hoden- 
schlauch gerade.    Mundstachel  grofs,  ebenso  die  beiden  gleichen  Spicula. 

Weibchen  0,8  bis  1,3  mm  lang,  gelblichweifs,  zitronenförmig,  mit 
halsartig  abgesetztem  Vorderende,  hinten  zu  zapfenartiger  Hervorragung 
verjüngt,  auf  der  die  Vulva  aufsitzt.  After  dorsal.  Cuticula  verdickt, 
nicht  geringelt,  aber  mit  unregelmäfsigen,  queren  Höckerchen.  Körper 
von  alter ,  dünner ,  glasartiger ,  an  manchen  Stellen  lose  in  Fetzen 
hängender   Larvenhaut  bedeckt.     Kopfende   ohne  Kopf  kappe,   aber  oft 

')  1.  c. 

2)  1.    C. 

^)  Zeitschr.  Rübenzuckerindustrie. 
*)  Ebenda. 

^)  Ber.  physiol.  Labor,  landw.  Inst.  Halle  a.  S. 
®)  Bibliotli.  zoologica,  Heft  2. 
'')  Berlin,  Paul  Parey. 
8)  C.  r.  Acad.  Sc,  Paris  1887  -1902. 

^)  s.  auch:  Stift,  Die  Krankheiten  und  tierischen  Feinde  der  Zückerrübe. 
Wien  1900,  p.  181  ff. 


40 


Nematoden,  Rundwürmer. 


von  vielen  gelblichen  bis  rötlichen,  gallertigen  Tropfen  umgeben  (Kopf- 
futteral), die  von  ausgeschiedenem  Safte  der  Rübe  herrühren.  Stachel 
kleiner  als  beim  Mäimchen.  An  der  Vulva  hängt  oft  ein  gallertiger, 
elastischer  Pfropf  von  der  Gröfse  des  Tieres  (Eiersack) .  der  Eier  ent- 
hält und  aus  erhärtetem  Sekrete  der  inneren  Geschlechtsteile  besteht. 
?!!•'  V  e  r  b  r  e  i  t  u  n  g.  Deutschland ,  Österreich  -  Ungarn ,  Westrufsland, 
Holland,  Belgien.  Frankreich,  Dänemark.  Schweden,  Azoren. 


Fig.  22.     Trächtiges  Weibchen 

von  Het.  Schaohtii  (aus  Vanha 

,  imd  Stoklasa). 


Fig.  24.  Stachel 
einer  Larve  von 
Het.  Schachtii 
(aus  Strubell). 


Fig.  2.5.  Stachel 
d.  erwachsenen 
Het.  Schachtii 
(aus  Stkiheli.). 


Nährpflanzen.  Ritzema 
Bös  führte  1891  nach  Kühn 
28  Arten  aus  zehn  Famihen 
an,  Vanha  1896  40  Arten: 
ihre  Zahl  dürfte  sich  lang- 
sam vermehren.  Besonders 
befallen  werden  Kohlarten, 
Raps,    Rüben,    Kohl-    und 

weifse  Rüben,  Acker-, 
weifser  und  schwarzer  Senf, 
Gartenki-esse,  Rettich,  Rade 

(Agrosfemii/a  Githago), 
Runkelrübe  (Mangold  usw.), 
Spinat.    —  Kohl,  "Raps  und 
Rüben    können    sehr    stark 
befallen   sein,    ohne  Krank- 


^  heitserscheinungen    zu   zei- 

gen,   eine  Erscheinung,  die 
auf   die    Menge    der   feinen 
Wurzelzweige        zurückzu- 
führen ist.    Hafer  kann  auf 
demselben      Felde      in 
einem  Jahre  gar  nicht, 
im  anderen  so  stark  befallen 
sein,    dafs    er  grün  gemäht 
werden  mufs.  Frei  sind  nach 
HoLLRUNG ' ) :  Solaueen,  Papa- 
Fig.  23.    Larve     veraceen.  Compositen,  Um- 
V.  Met."  Schach-     belliferen. 
tii   (aus   Yanha  Nach   Voigt  ^)    sind  die 

und  Stoki.asa).  Älchen  je  nach  den  Nähr- 
pflanzen verschieden  gi'ofs. 
Biologie.  In  dem  reifen  absterbenden  Weibchen  (Fig.  22)  finden  sich 
bis  zu  350  bohnen-  oder  nierenförmige  Eier  von  0,08  mm  Länge  und 
0,04  mm  Breite,  bezw.  Embryonen.  Unter  dem  Einflüsse  der  Hitze  und 
Feuchtigkeit  schwellen  im  Juli  und  August  die  Leichen  der  Weibchen  so 
an,  dafs  sich  rein  mechanisch  die  Vulva  öffnet  und  die  Larven  aus- 
treten können.  Li  trocknen  Sommern  kann  sich  dieses  bis  September 
und   noch    länger  verzögern^).     Die  aalförmige,    0,3()  mm  lange  Larve 

1)  Zweiter  Jahresber.  Yersuchsstat.  Nematoden-Vertilg.     Halle  a.  S.,  für  1890. 

2)  Sitzber.  niederrhein.  Ges.  Nat.  Heilkunde,  1894,  S.  94—97. 
^)  Wu.i.or,  C.  r.  Acad.  Sc,  Paris,  T.  V-iS,  1901,  p.  703. 


Anguillulideii,  Älcheii. 


41 


(Fig.  23)  trägt  eine  Kopfkapi^e  wie  das  Männchen:  das  hintere  Ende 
ist  in  eine  lange .  abgerundete ,  kegelförmige  Spitze  ausgezogen.  Der 
verhältnismäfsig  grolse  Stachel  (Fig.  24)  hat  an  seiner  Basis  drei  knox)f- 
artige,  nach  vorn  hakig  umgebogene  Anschwellungen.  Die  Geschlechts- 
organe sind  bereits  in  erster  Anlage  vorhanden.    Die  Larve  sucht  sich 


Fig.    26.       Eübenwurzel 

mit   jungen   Gallen  von 

Het.  Schachtii  (aus 

Strubell). 


Fig.  27.     Junges 

Weibchen    von    Het. 

Schachtii    (aus  Vanh.v 

und  Stoklasa). 


Fig.  28.     Het.   Schaclitii  an      Fig.  29.     Weibchen  von 

Rübenwurzel;  mit  d. Körper  Het.    Schachtii,     mit    den 

aus   deren   Gewebe  heraus-  Überresten  d.  Larvenhaut 
getreten  (aus  Stuubell).  (aus  Sikubell). 


Fig.  30.     Männchen  von 

Het.  Schachtii  (aus  Vaxha 

und  Stoklasa). 


nun  eine  etwa  1  mm  dicke  Seitenwurzel  einer  Nährpilanze  aus  und  bohrt 
sich  in  deren  peripheren  Teilen  vorwärts,  das  zentrale  Gefäisbündel  un- 
berührt lassend.  Bald  nach  der  Einwanderung  findet  die  erste  Häutimg 
statt.  Die  Kopf  kappe  wird  durch  einen  kleinen,  die  Mundöflfnimg 
ringförmig  umgebenden  Chitinwulst  ersetzt,  der  Larvenstachel  durch 
einen    kleineren,    ohne    die    hakigen    Umbiegimgen    der    Basalknöpfe. 


42 


Nematoden,  Rundwürmer. 


Nach  einer  Häntmig  schwillt  das  Tier  zu  einem  plumpen,  dicken  Sacke 
an,  von  der  Form  einer  Flasche  oder  einer  Keule  mit  verjüngtem 
Vorderteile  und  abgerundetem  Hinterende ,  in  dessen  Mitte  der  After 
liegt.  Auch  die  Oberhaut  der  Wurzel  wölbt  sieh  über  dem  anschwellen- 
den Nematoden  vor  (Fig.  20). 

Nun  trennen  sich  die  Wege  des  Weibchens  undyMännchens. 
Ersteres  schwillt  immer  mehr  an  bis  zur  Zitronenform,  an  der  Vorder- 
und  Hinterteil   sich   ziemlich  scharf  absetzen  (Fig.  27).     Die  doppelten 


Fig.  31.    Zwei  uematodeukranke  Rüben  im  Vergleich  mit  einer  gesunden  Rübe 
(aus  Vaxha  und  Stoklasa). 


Ovarien  bilden  sich  aus,  der  Darm  nimmt  riesig  an  (Iröfse  zu,  die  Vulva 
rückt  von  der  Bauchseite  an  das  Hinterende,  wulstet  sich  auf  und 
springt  deutlich  vor ;  der  After  wandert  entsprechend  auf  den  Rücken. 
Bald  platzt  die  Wurzelhaut  über  dem  anschwellenden  Weibchen,  dessen 
Hinter  ende  nun  aus  der  Wurzel  heraustritt,  um  dem  Männchen  die 
Befruchtung  zu  ermöglichen.  Nun  beginnen  Muskulatur  und  Darm 
sich  unter  dem  Drucke  der  sich  immer  melir  ausdehnenden  Eierstöcke 
zurückzubilden.  Das  immer  mehr  anschwellende  Weibchen  tritt  mit 
dem  ganzen  Körper,  mit  Ausnahme  des  festgesaugten  Mundes,  aus  der 
Wurzel  heraus  (Fig.  28).    Nach  voller  Reife  (Fig.  20)  der  Eier  stirbt  es 


Anguilluliden,  Älchen. 


43 


und  fällt  von  der  Wurzel  ab ;  seine  Haut  wird  braun  und  fest  und 
schützt  nun  noch  die  Eier  und  die  sich  in  ihnen  entwickelnden 
Embryonen, 

Bei  dem  Männchen  zieht  sich  der  Körperinhalt  der  Flaschenform 
von  der  Larvenhaut  zurück;  bei  der  nun  folgenden  Metamorphose  wird 
der  schwächere  Larvenstachel  wieder  durch  einen  stärkeren  (Fig.  25) 
ersetzt.  Das  reife  Männchen  (Fig.  30)  durchbricht  Larven-  und  Wurzel- 
haut und  dringt  ins  Freie,  um  ein  Weibchen  aufzusuchen.  Nach  der 
Begattung  stirbt  es  bald  ab. 

Die  Entwicklung  des  Weibchens  dauert  vier  bis  fünf  Wochen,  so 
dafs  sich  in  einem  Jahre  etwa  sechs  bis  sieben  Generationen  folgen 
können. 

Namentlich   bei    dünnen  Wurzeln   kommt    es    nach  Strübell    nicht 
selten  vor,  dafs  die  Nematoden  nur  mit  dem  Kopfe  in  die  Wurzel  ein- 
dringen,   mit  dem  Körper  aber 
von  Anfang  an  draufsen  bleiben. 

Auch  der  Rübennematode 
bildet  biologische  Rassen,  so 
dafs  z.  B.  Rübennematoden 
nicht  auf  Hafer  und  Hafer- 
nematoden  nicht  auf  Rüben 
übergehen. 

R  ü  b  e  n  m  ü  d  i  g  k  e  i  t.  Ende 
Juli,  Anfang  August  treten  in 
den  Rübenfeldern  einzelne 
Stellen  von  lichterer  Farbe,  mit 
matten,  schlaffen  Blättern  auf. 
Die  äufseren  Blätter  der  Pflan- 
zen werden  gelblich,  fleckig  und 
mifsfarben,  legen  sich  platt  auf 
den  Boden  und  sterben  ab.  Die 
inneren  Blätter  erreichen  nicht 
die  normale  Gröfse  und  sterben 
bei  stärkerem  Befalle  auch  ab. 
Der  Kopf  der  Rübe  wird  schwarz, 
ihr  Körper  schlaff,  biegsam ;  das 
Fleisch  bräunt  sich  und  beginnt 

vom  Kopfe  an  zu  faulen.  Ist  der  Befall  nicht  so  stark,  so  kann  sich  die 
Rübe  zum  Herbste  erholen ;  sie  bildet  neue  Herzblätter,  die  aber  nicht 
normal  grofs  werden  und  dunkelgrün  sind.  Da  alle  alten  Blätter  zu 
dieser  Zeit  abgestorben  sind ,  fallen  die  kranken  Pflanzen  durch  ihre 
kleineren,  intensiv  grünen  Blattrosetten  um  so  mehr  auf,  als  die  ge- 
sunden sich  bereits  lichter  färben.  Bei  ganz  starkem  Befalle  treten 
die  ersten  Anzeichen  bereits  Anfang  Juni  auf,  und  Ende  Juni  können 
ungünstigenfalls  die  Pflanzen  schon  abgestorben  sein. 

Die  befallenen  Rüben  (Fig.  31)  bilden  viele  Seitenwurzeln,  sogenannte 
Hungerwurzeln ,  die  absterben ,  von  neuen  ersetzt  werden  usf.,  daher 
sie  meist  einen  abnorm  starken  Wurzelbart  haben.  Man  sieht  dann  an 
den  feinen  Wurzeln  zahlreiche  kleine  milchweifse  Perlen  von  0,8  bis 
1,3  mm  Gröfse,  die  Weibchen  des  Nematoden  (Fig.  32). 

Die  Krankheit  tritt  im  allgemeinen  zunächst  nur  an  einzelnen 
Stellen  auf,  von  denen  aus  sie  sich  ausbreitet.  Manchmal  wird  aber 
auch  plötzlich    ein   ganzes  Feld    befallen,   was   wohl  auf  Düngung  mit 


Fig.  32.     Rübenwurzel  mit  erwachsenen 

Weibchen  von  Het.  Schachtii  in  natürlicher 

Gröfse  (nach  Strübell) 


44  Nematoden,  Eundwürnier. 

infiziertem  Fabrikkompo.st  zurückgeführt  werden  kann.  Tritt  die  Krank- 
heit auf  einem  Felde  auf,  das  früher  nie  Rüben  getragen  _  hat ,  so  ist 
die  Ursache  gewöhnlich  darin  zu  suchen,  dafs  früher  hier  Gemüse 
(Kohl  usw.)  gebaut  wurde ,  das  sehr  stark  befallen  gewesen  sein 
konnte,  ohne  äufserliche  Merkmale  zu  zeigen. 

Die  Krankheit  zeigt  zwei  Perioden  gröfster  Heftigkeit:  Anfang 
Juni  und  Anfang  August. 

Die  Schädigmig  durch  die  Nematoden  besteht  in  der  Verminderung 
der  Nährstoffaufnainne ,  die  natürlich  ganz  besonders  die  Rübe  selbst 
beeintiufst.  Da  diese  kiemer  bleibt,  sinkt  auch  der  absolute  Zucker- 
gehalt, der  relative  nur  dann,  wenn  nicht  genügend  Kali  im  Boden  ist. 
Es  ist  nur  natürlich,  dafs  in  trockenen  Jahren  der  Schaden  merkbarer 
ist  als  in  feuchten. 

Nach  WiLFARTH  und  Wimmer  sind  die  einzelnen  Rübensorten  ver- 
schieden widerstandsfähig  gegen  die  Nematoden. 

Vorbeugung:  Man  bringe  keinen  Fabrikkomjjost  auf  die  Rüben- 
felder-, alle  Abfälle  nematodenhaltiger  Rüben  sind  mit  Ätzkalk  (6  :  1) 
zu  mischen.  Von  kranken  Feldern  stammende  Rüben  sind  nur  dann 
zu  verfüttern,  wenn  der  Stallmist  nicht  auf  rübenfähigen  Boden  kommen 
soll;  eventuell  kann  man  sie  auch  vor  der  Verfütterung  dämpfen  oder 
säuern.  Auch  kann  man  den  Stallmist  durch  viel  Jauclie  desinfizieren. 
Die  Samenrüben  sind  nur  ganz  gesunden  Feldern  zu  entnehmen.  Ver- 
schleppung durch  anhaftende  Erde  an  Arbeitsvieh  oder  -gerate  oder 
an  den  Füfsen  der  Feldarbeiter  ist  durch  sorgfältige  Reinigung  zu  ver- 
hindern. Damit  Regen  nicht  nematodenhaltigen  Boden  verschwemmt, 
sind  Wasserfm-chen  anzulegen.  —  Aufser  entsprechendem  Fruchtwechsel 
ist  besonders  die  Entfernung  von  Hederich  und  Ackersenf  anzustreben. 

Bekämpfung,  Auch  hier  ist  die  beste  Methode  die  mit  Fang- 
pflanzen.  Als  solche  empfiehlt  Kühn')  wegen  ihrer  zarten  Wurzeln 
Sommerrübsen,  die  in  einem  Sommer  viermal  hintereinander  zu  säen 
sind.  Besonders  wichtig  ist  dabei  die  zweite  Saat,  weil  im  Hoch- 
sommer die  Nematoden  sich  besser  entwickeln.  Zum  Zwischenfrucht- 
bau  empfiehlt  Kühn  Sandwicken  mit  Winterroggen. 

HOLLRUNG  rät  an,  als  Schutz  gereinigter  Äcker  vor  Überhandnähme 
der  Nematoden  Fangpflanzen  und  Kartoffeln  zugleich  anzubauen.  Die 
erste  Fangpflanzensaat  säe  man  nicht  zu  früh,  etwa  10.  bis  15.  April, 
Avobei  weniger  frühe  als  widerstandsfähige  Sorten  zu  verwenden  sind. 
Von  Kartoffeln  nehme  man  mittelspäte  und  sj)äte  Sorten.  Zwischen 
ihrem  Auslegen  und  dem  Einbringen  der  ersten  Fangpflanzen  lasse 
man  acht  bis  zehn  Tage  verstreichen,  bis  die  aufgegangenen  Kartofleln 
sich  in  Reihen  bemerkbar  machen. 

Nach  WiLFARTH  mid  Wimmer  sei  allerdings  die  Fangpflanzenmethode 
zu  schwierig  für  richtige  Ausführung  durch  einen  einfachen  Landwirt. 

Von  chemischen  Agentien  hat  Staubkalk  sich  bis  zu  gewissem 
Grade  bewährt,  da  er  die  Nematoden,  mit  denen  er  in  Berührung 
kommt,  tötet.  Auch  der  Schlamm  der  Klärbassins  der  Zuckerfabriken 
ist  durch  Zusatz  von  Ätzkalk  nematodenfrei  zu  machen. 

Schwefelkolilenstoff  hat  sich  als  gutes  Tötungsmittel  erwiesen,  ist 
aber  für  grofse  Verhältnisse  zu  teuer.  Gaswasser,  von  dem  man  sich 
früher  viel  versprach,    ist   ohne  Wirkung  auf  die  Nematoden,   schadet 


')  Flugblatt  11    der  Biol.  Abt.  Land-  u.  Forstwirtschaft,   K.  Gesundheitsamt, 
Berlin  1901. 


Anguilkiliden,  Alchen.  ^5 

aber  den  Pflanzen.  Kalisalze  bleiben  auf  die  Nematoden  olme  Wirkimg, 
paralysieren  aber  bis  zu  gewissem  Grade  ihren  schädlichen  Einflul's, 
ebenso  wie  überhaupt  reichlichste  Gesamtdüngung. 

Nach  Strubell  töten  Kalk-  und  Alaunlösmigen  sowie  Kälte  und 
hohe  Wärme  (-(-35"  C.)  die  Würmer.  Wasser  schadet  ihnen  nichts; 
Trockenheit  tötet  sie  rasch. 

Austrocknen  des  Bodens  zu  Zeiten  groiser  Hitze ,  durch  ent- 
sprechende Bodenbearbeitung  unterstützt,  sowie  da,  wo  möglich,  mehr- 
tägiges Überfluten  desselben   dürfte  ebenfalls  von  guter  Wirkung  sein. 

WiLFARTH  schlägt  vor,  nematodenfreie  Rüben  zu  züchten,  dadurch, 
dafs  man  auf  einem  verseuchten  Felde  die  besten  Rüben  zur  Samenzucht 
heraussucht,  wobei  man  der  üblichen  Beurteilung  gemäfs  nach  Gröfse, 
guter  Form  und  Zuckergehalt  auswählt. 

Aufser  an  Rüben  schadet  Het.  Schachtii  ernstlicher  nur  an  Hafer, 
besonders  in  Holland,  Dänemark  und  Schweden.  Die  Wurzeln  werden 
dick,  breit,  stark  hin  und  her  gebogen,  struppig.  Die  Pflanzen  selbst, 
namentlich  aber  die  Rispen,  entwickehi  sich  mangelhaft.  —  Bekämpfung 
üsw.  wie  vorher. 

Über  das  Auftreten  des  Rübennematoden  an  Hopfen  siehe  Voigt  ^) 
und  S.  25  bei  TiiJeyichus  devastatrir. 

Chatin  ^)  beobachtete  1892  ein  stärkeres  Airftreten  an  Nelken  bei  Nizza. 

3.  Heterodera  javaniea   Treub. 

An  serehkrankem  Zuckerrohr  fand  Treub  ^)  Älchen,  etwas  kleiner 
als  das  Wurzelälchen ,  in  ebensolchen  Gallen  mit  kemreichen  Riesen- 
zellen. Die  Frage,  ob  diese  Älchen  mit  der  Serehkrankheit  in 
ursächlichem  Zusammenhange  stehen,  wagte  Treub  nicht  zu  entscheiden. 

4.  Heterodera  g-ötting-iana  Liebscher*). 

Der  Autor  beobachtete  bei  Göttingen  auf  erbsenmüdem  Boden 
kümmerlich  entwickelte  Pflanzen,  an  denen,  ohne  Gallen  zu  erzeugen, 
sich  Nematoden  jedes  Stadiums  befanden,  die  kleiner  waren  als  Het. 
yaclicicola  von  Hafer.  Sie  liefsen  sich  nur  auf  Leguminosen,  nicht  aber 
auf  Gräser  oder  Kreuzblütler  übertragen,  ebensowenig  wie  Wurzelälchen 
von  Hafer  auf  Erbsen  übergingen.  Liebscher  hielt  sie  daher  für  eine 
besondere  Art. 

Aphelenchus  Bastian. 

Mund  wie  bei  Tylenchus,  mit  Stachel.  Ösophagus  deutlich,  kurz, 
endigt  in  grofsen,  runden  Bulbus;  der  vordere  Bulbus  kleiner. 
Exkretionsorgan  mündet  gleich  hinter  dem  Ösophagus.  Männchen 
ohne  Bursa.  Deutlich  quergestreift.  Vulva  ungefähr  am  Anfange  des 
letzten  Drittels. 

1.    A.  olesistus  Ritz.  Bos-^j. 

Dieses  Alchen  ist  ein  schlimmer  Feind  von  Warmhauspflanzen, 
von  denen  es  eine  ganze  Menge  befällt,  namentlich  Farne  {Fteris  sx^p.. 


1)  1.  c. 

2)  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  113,  p.  1066—1067. 

^)  Ann.  Jard.  bot.  Buitenzorg,  Vol.  6,  1885.  —  Meded.  s'Lands  Plantentuin, 
Nr.  2, 1885.—  Soltwedel,  Agric.  hortic.  Eeview  1.  VIII,  1887;  s.  Insect  Life,  Vol.  2,  p.  85. 

*)  Journ.  Landwirtsch.,  1892,  S.  357—368,  1  Taf. 

s)  RiTZEMA  Bus,  Zeitschv.  Pflanzenkr.,  Bd.  3,  1893,  S.  70.  —  Atkinson,  Insect 
Life,  Vol.  4,  1891,  p.  31— 32.  —  Osterwai.der,  Gartenflora.  Bd.  50,  1901,  S.  337—346; 
Schweizer  Gartenbau,  1900;  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  12,  1902,  S.  338-342,  5  Fig  ; 


46 


Nematoden,  Rundwürmer. 


Asplenium  spp.),  Begonia  ^  Chrysantlietnnm ,  Ficus  ^  Colcns ,  Saint jxtiil in 
jonantha  usw.,  in  Holland,  Deutschland,  der  Schweiz,  Franlireich,  Eng- 
land und  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  in  südlichen  Ländern 
(Schweiz  usw.)  auch  von  Freilandpilanzen.  Es  entstehen  mil'sfarbene 
Flecke  an  den  Blättern,  die  beim  Umsichgreifen  die  ganze  Pflanze  ab- 
töten können.  Die  Älchen  finden  sich  teils  in  den  Flecken,  teils  an 
den  Wurzeln  und  scheinen  teils  aus  der  Erde  durch  die  Wurzel,  teils 
direkt  in  die  Blätter  durch  die  Spaltöifnungen  einzudringen.  Ln  Gegen- 
satze zu  den  anderen  para- 
sitischen Nematoden  erzeugt 
Ä.  olesistus  keine  Hypertrophie, 
sondern  tötet  sofort  die  Grewebe. 
2.  A.  frag-ariae  Ritz.  Bos  ^). 
Dieses  von  Miss  Ormerod  in 
Kent  gefundene  Älchen  ruft 
dort  im  Mai  und  Juni  die 
„  Cmdifloivcr  (Jisease"  (Blumen- 
kohl-Krankheit) der  Erd- 
beeren (Fig.  33)  hervor.  Die 
Gefäfsbündel  hören  auf,  in  die 
Länge  zu  wachsen  und  verästeln 
sich  sehr  stark;  die  Parenchym- 
zellen  der  Stengel,  Äste  und 
Blätter  hypertrophieren  und 
teilen  sich  zuletzt.  Alle  Stengel- 
teile der  Pflanzen  sind  stark 
verdickt  und  verästelt;  viele 
neue  Knospen  werden  gebildet, 
namentlich  in  den  Achsehi  der 
niederen ,  normal  entwickelten 
Blätter;  am  Stengel  findet  Ver- 
bänderung statt.  Blätter  und 
Blüten  entwickeln  sich  abnorm. 
Die  Älchen  befinden  sich  in 
den  abnormen  Geweben. 

Im  Jahre  1903  trat  diese 
Krankheit  plötzlich  bei  Har- 
danger  in  Norwegen  auf  und 
befiel  5  Ar  Erdbeeren,  besonders 
Laxton  Noble  2). 

3.     A.    ormerodis     Ritz. 
Bos  1). 
Bei    einer  an  demselben  Orte  im  September  und  Oktober  an  Erd- 
beeren auftretenden  ähnlichen  Krankheit  beobachtete  R.  Bos  zwischen 
Stengel   und  Blattscheiden    ein    von    dem  vorigen  etwas  verschiedenes 
Älchen  (Fig.  34),  das  er  mit  diesem  Namen  belegte. 


Fig.  33      Bkxmenkohlkrankheit  der  Erd- 

Iseeren,  hervorgerufen  von  Aphel.  fragariae 

(nach  RnzEMA  Bos). 


Bd.  14,  1904,  S.  43-46.  —  Soraieu,  Gartenflora,  Bd.  50,  S.  35;  Zeitschr.  Pflanzenkr., 
Bd.  12,  1902,  S.  189—191.  —  Cattie,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  11,  1901,  S.  34.  — 
Hofer,  ibid.  S.  34—35.  —  CmFFr.or,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  134,  1902,  p.  196.  — 
Lüstner,  Ber.  Geisenheim  1902,  S.  206—208,  Fig.  51. 

»)  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  1,  S,  1-11. 

2)  ScHöYEN,  Beretn.  Skadeinsekt.  Plantesygd.  1903  p.  3,  17-20. 


Auguilluliden,  Älchen. 


47 


4.,  5.    A.  eoffeae. 

Mit  diesem  Namen  bezeichneten  zuerst  Zimmermann^),  später  Noack^) 
zwei  verschiedene  Nematoden,  ersterer  aus  Java,  letzterer  aus  Brasilien, 
die  P  f  a  h  1  w  u  r  z  e  1  f  ä  u  1  e  erzeugten.  Noack  konnte  nachweisen,  dals  die 
von  ihm  gefundene  Art  nicht  nur  krankes  Gewebe  befalle,  sondern  auch 
in  gesundem  charakteristische,  gallenartige  Zellstreckungen  hervorrufe. 


i-S  m 
yd 


Fig.  34.  Aphelench, 

ormeroois  (nach 

ßiTZEMA  Bos). 


Fig.  35.    Rhabditis 
brevispina  (nach 

BüTSCHr.l). 


Fig.  36.     Dorylaimus  condamni  (Vanha) 
(aus  Vanha  und  Stoki-asa). 


Bastian  beschrieb  einen  A.  avenae  aus  den  Blattscheiden  von 
Hafer,  ohne  aber  Angaben  über  Schädigung  zu  machen. 

Betreffs  A.  tennicaudains  siehe  Rhabditis  coronata. 

Als  verdächtig  sind  die  Arten  einiger  anderer  Gattungen  von  x4.n- 
guilluliden  zu  bezeichnen,  die  wir  daher  kürzer  behandeln  können. 

')  Meded.  s'Lands  Plantentuin,  Nr.  27.  1898. 

2)  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  8,  1898,  S.  137,  202,  1  Taf. 


48 


Nematoden,  Rundwürmer. 


Khabditis  bre vispina  Claus  (Fig.  35)  fand  Metcalf  ^)  iii Wunden  unter- 
irdischer Teile  von  vei'welkenden  Crocus,  Petunia,  CoJeus  und  Gcranium. 
Durch  ihr  Saugen  versclilimmern  die  Nematoden  die  Wunden;  aufser- 
dem  schleppen  sie  leicht  pathogene  Organismen  in  sie  ein, 

DE  Man  2)  erhielt  Rh.  oxyeerea  n.  sp.  und  eoronata  Cobb  zu- 
sammen mit  Aphelenehus  tenuieaudatus  n.  sp.  aus  kranken  Pseudo- 
bulben  tropischer,  aber  in  England  gezogener  r)rchideen. 

Rhabd.  (Pelodera)  strong-yioides  Sehn,  und  Rhabd.  (Lepto- 
dera)  terricola  Duj.  kommen  neben  Tyl.  (Irvastatrij-  in  kranken  Nelken 
vor^):  sie  standen  ferner  im  Verdachte,  eine  Krankheit  der  Trüfieln 
hervorzurufen.  Nach  Chatin*)  leben  sie  aber  in  Symbiose  mit  diesen. 
Frank ^)  fand  eine  Leptodera  sp.  in  trockenfaulen  Kartoffeln,  hält 
sie  aber  für  saprophytisch.  Auch  Greef^)  berichtet  über  eine  Krank- 
heit der  Kartoffeln:  graue  und  schwärzliche  Flecken  nahe  der  Ober- 
fläche, die  er  auf  JihaJxlitis  und  Pelodera  spp.  zurückführt. 

Cephalobus  eephalolus  beobachtete  Cobb^)  in  New  South  Wales 
zahlreich  in  Wurzelrinde  und  umgebender  Erde 
von  kranken  Passionsblumen,  die  ursprünglich  von 
Heter.  radicicola  geschädigt  waren;  er  möchte  sie 
für  saprophytisch  halten. 

Ceph.  iongieaudatus  Bütsclili  kommt  nach 
Krämers*^)  in  Sumatra  an  Wurzeln  kümmernder 
Kaffeebäume  vor. 

Ceph.  rigridus  Sehn,  erhielt  de  Man  von 
Miss  Ormerod  in  Hafer  aus  England,  der  stock- 
ähnlich erkrankt  war'-*).  Die  Stengelbasis  war 
allerdings  nicht  merkbar  angeschwollen ,  aber  die 
Blätter  zeigten  dieselbe  Mifsbildung. 

Eiiopliden. 

Speiseröhre  ohne  Bulbus,  nur  hinteres  Drittel 
angeschwollen.  —  In  Betracht  kommt  nur  eine 
Gattung : 

Dorylaimus  Diijardiii. 
Nematoden  ziemlich  groi's  (Fig.  3(3).  Haut  nicht 
geringelt.  Mund  mit  sechs  Lippen,  durch  Ring- 
furche deutlich  vom  Körper  abgesetzt.  Stachel  kräftig,  mit  schiefer 
(Jffhung  und  drei  Anschwellungen  in  seinem  Verlaufe,  in  denen  je 
der  vordere  Teil  dem  hinteren  aufgesetzt  ist  (Fig.  38);  ohne  Basal- 
anschwellung ;  mit  der  kleinen  Mundhöhle  durch  dümie  Chitinhaut  ver- 
bunden. Larven  mit  Reservestachel.  Ösophagus  ohne  Bulbi;  hinteres 
Drittel  stark  verdickt.  Weibchen  mit  misymmetrischem  Ovarium,  behält 
zeitlebens  die  schlanke  Gestalt  und  legt  die  Eier  einzeln  ab.  Mämichen 
mit  symmetrischem  Hoden  und  zwei  Spicula. 


Fig.  37.     Vorderende 
V.  Dorylaimus,  mit  dem 
Stachel  (nach  Büxschli). 


1)  Trans.  Amer.  micr.  Soc,  Vol.  24,  190o,  p.  89—102,  1  PL 

2)  Proc.  Trans.  Liverpool  biol.  Soc,  Vol.  9,  1895,  p.  76—94,  PI.  8—5. 
3j  Chatin,  C.  r.  Acad.  Sc    Paris,  T.  106,  1888,  p.  14;J1— 1488. 

*)  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  124,  1897,  p.  903—905. 

•^)  Zeitschr.  Spiritusindustrie,  1896,  Nr.  17;  s.  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  7,  S.  248. 

«)  Sitzber.  niederrh.  Ges.  Heilkde.,  Bd.  26,  1869,  S.  71—72. 

')  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  12,  1901,  p.  111.5—1117,  1  Fig. 

^]  Rev.  Cult.  Colon.,  Nr.  123,  1903,  p.  247  ff. 

«j  Ritz.  Bo.s,  Arch.  Mus.  Teyler  (2),  T.  3,  7te  ptie,  1887—1890,  p.  9. 


Annulaten,  Ringelwürmer.     Oligochaeten.  49 

Die  Alclien  dieser  Gattung  sind  sehr  verbreitet  im  süfsen  "Wasser 
und  in  der  Erde ,  meist  zwischen  PÜanzenwurzeln  ( Wasserijflanzen, 
Pilze,  Moose,  Gräser,  Erdbeeren  usw. )  •,  sie  dringen  nicht  in  die  Wurzeln 
ein,  sondern  saugen  nur  von  aui'sen  an  ihnen,  daher  beide  Geschlechter 
immer  beweglich  bleiben. 

Vanha  und  Stoklasa  ^)  fanden  sechs  Arten  an  Wurzehi  von  Rüben, 
Kartoffeln ,  Hafer ,  Weizen ,  Wiesengräsern ,  Reben  und  verschiedenen 
Unkräutern,  Sie  halten  sie  für  schädlich,  da  sie  sich  vom  Safte  der 
feinsten  Wurzelfasern  und  des  jüngsten  Gewebes  nähren,  so  dafs  an- 
fänglich ganz  gesunde  Pflanzen  infolge  des  Befalles  verkümmern. 

Von  Tarnani  ^)  wurden  Angehörige  dieser  Gattung  an  Zuckerrüben 
in  Rufsland  beobachtet. 

Zur  Bekämpfung  empfehlen  Vanha  und  Stoklasa  Ätzkalk  und 
Saturati  ons  s  chlamm. 

Es  ist  zweifellos ,  dafs  sich  bei  genaueren  Untersuchungen  noch 
manche  andere  Alchenarten,  namentlich  aus  den  Gattungen  mit  be- 
wehrtem Munde  !  Stachel  oder  Ösophagealzähne)  als  mehr  oder  minder 
schädlich  herausstellen  werden.  Die  grofse  Masse  der  sich  überall  an 
feuchten  Orten  und  in  zerfallenden  Pflanzenstoffen  findenden  Alchen 
ohne  solche  Organe  ist  aber  sicher  saprophytisch.  Allerdings  dürften 
auch  sie  durch  Vergröfserung  mid  Verschlimmerung  von  Wunden,  oder 
auch  nur  durch  Verhinderung  des  Ausheilens  derselben,  namentlich 
aber  durch  Übertragung  pathogener  Organismen  indirekt  schädlich 
werden. 

Annulaten,  Ringelwürmer. 

Aufsere  Gliederung;  Hautmuskelschlauch;  auch  die  wichtigsten 
inneren  Organe  (Nerven-,  Exkretions-  und  geschlossenes  Blutgefäfs- 
system)  metamer,  d.  h.  in  der  Längsrichtung  gegliedert,  —  In  der 
Mehrzahl  Wasserbewohner. 

Für  uns  kommt  nur  eine  Ordnung  in  Betracht. 

Oligochaeten '). 

Körper  wurmförmig ,  Vorderende  meist  zugespitzt ,  von  dünner 
Cuticula  umgeben.  Zwischen  8  und  770  Ringel  (Segmente),  ge- 
trennt durch  Inte  rsegmentalfurchen.  Zahl  der  Ringel  auch  bei 
den  einzelnen  Arten  sehr  wechselnd.  Vorderster  Ringel  meist  in  einen 
den  Mund  überragenden,  zum  Greifen  und  Tasten  dienenden  Kopf- 
lappen  ausgezogen;  Mund  also  bauchständig.  After  endständig. 
In  jedem  Segmente  vom  zweiten  an  meist  einfache ,  direkt  aus  der 
Haut  hervortretende  Borsten,  in  Paaren  oder  zu  mehreren  in  Bündeln, 
meist  in  zwei  lateralen  und  zwei  ventralen  Reihen;  selten  fehlend;, 
einige  öfters  zu  ornamentierten  Geschlechtsborsten  ausgebildet. 
Einige  Ringel  im  vorderen  Körperteile  zu  einem  mit  der  Fortpflanzung 
in  Zusammenhang  stehenden  drüsigen  Gürtel  {cliteUum)  (Fig.  39,  4(3) 


1)  1.  c.  S.  63-75,  Taf.  3. 

2)  Centralbl.  Bakter.  Parasitenkunde,  2.  Abt.,  Bd.  4,  1898,  S.  87  ff. 

^)  Für  viele  Angaben  in  diesem  Kapitel  bin  ich  meinem  Kollegen 
Dr.  W.  Michaelsen  zu  Danke  verpflichtet,  der  auch  die  Güte  hatte,  das  Manu- 
skript durchzusehen.  Als  Grundlage  des  zoologischen  Teiles  diente  seine  Be- 
arbeitung der  Oligochaeten  im  „Tierreiche",  Berlin,  Friedländer  &  Sohn,  1900,  8". 
•29,  575  S. 

Soraiier,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Bund.  4 


50 


Annulaten,  Ringelwürmer.     Oligochaeten. 


verdickt,  der  den  Körper  ganz  umfalst  (ringförmig)  oder  ventral  unter- 
brochen   ist    (sattelförmig).     Auf  der   dorsalen   Mittellinie   häufig   eine 

Anzahl  willkürlich  zu  öffnen- 
der und  schliefsender  P  o  - 
ren,  durch  die  die  Leibes- 
höhle  mit  der  Aui'senwelt  in 
Verbindung  steht. 

Blut  farblos  bis  rot. 
Zwitter;  mämiliche  Ge- 
schlechtsorgane stets  vor  den 
weiblichen  liegend ,  durch 
Genitalporen  nach  aufsen 
mündend,  zu  denen  meist 
noch  Sainentaschenporen 
kommen,  die  in  die  zur  Auf- 
nahme des  bei  der  Begattmig 
empfangenen  Samens  be- 
stimmten Samentaschen 
führen.  —  Augen  meist 
fehlend;  dafür  zahlreiche  licht- 
empfindliche Sinneszellen  in 
der  Haut ,  besonders  am 
Vorder-  und  Hinterende,  Von 
anderen  Sinnesorganen  nur 
Tastzellen  mit  Sicherheit 
nachgewiesen.  Geschmacks- 
und  Geruchssinn  vor- 
handen, namentlich  ersterer 
ziemlich  gut  ausgebildet, 

Darmkanal  besteht  aus 
Munddarm ,  Pharynx  mit 
drüsigem  oder  drüsig-musku- 
lösem, ausstülpbarem 
S  c  h  1  u  n  d  k  o  p  f  e  ,  durch  den 
auch     die     Speichel-     bezw, 

Septaldrüsen  ausmünden, 
dünnwandiger  Speiseröhre  u, 
dem  einfachen  oder  mit  Haut- 
falte  oder  Blinddärmen  ver- 
sehenen Mittel-  und  Enddarm. 
Atmung  bei  den  Land- 
Oligochaeten  durch  die  Haut. 
Fortpflanzung  meist 
geschlechtlich,  Eier  in  wech- 
sehider  Zahl  in  Kokons 
(Fig.  41)  abgelegt,  von  denen 
zur  Zeit  immer  nur  einer,  im 
Laufe  eines  Jahres  wahr- 
scheinlich aber  mehrere  ge- 
bildet werden.  Entwicklung 
unterscheiden  sich  von  den  Alten  durch  geringere 


Fig.  38.     Enchytraeus  buchhoizi  (Vejd.) 
aus  VaXha  und  Stoki.asa. 


n  Querschnitt  durch  Pharynx, 
ft  Längsschnitt  durch  Kopf. 

r  Kopflappen. 

!l  Gehirn. 


Mund.    Jl. 
ph  Pharynx. 
Tier  von  der  Bauchseite. 
0  Mund. 
p  Gehirn. 
jih  Pharynx. 
rii  Speicheldrüsen. 
oes  Ösophagus. 
rs  Samentaschen. 
/  Darm. 


11}  Unterlippe. 
h  Stacheln. 


Ji  Borsten. 

Ä  Samentrichter. 
O  y  männliche  bezw.  weib- 
liche   Geschlechtsölf- 
nungen. 

d  Gürtel. 

a  After. 


direkt;    die  Jungen 
Segmentzahl. 

Systematisch  wichtig:  Lage  der  Geschlechtsorgane  und  Poren, 


Euchytraeiden.  51 

Verteilung  der  Borsten  und  besonders  die  innere  Anatomie.  Grölse 
scliwankt  bei  den  einzelnen  Arten;  Färbung  bei  den  einen  konstant, 
bei  den  anderen  wechselnd,  ändert  sich  meist  bei  der  Konservierung-. 
Von  den  zwölf  Familien  kommen  für  uns  hauptsächlich  zwei  in 
Betracht : 

Encliytraeiden.    (Fig.  38.) 

Klein,  0,5 — 3  mm  lang,  meist  weifslich.  Borsten  in  vier  Reihen, 
einfach,  gerade,  stiftförmig  oder  schwach  S-förmig  gebogen,  meist  zu 
mehreren  (drei  bis  zwölf)  in  fächerförmigen  Bündeln,  selten  zu  zweien, 
einzeln  oder  fehlend.  Ein  Kopfporus  vorhanden.  Gürtel  am  12.  und 
den  benachbarten  Ringeln.  Ein  Paar  männlicher  Poren  am  12..  ein 
Paar  weiblicher  am  13.  Segmente,  Ein  Paar  Samentaschenporen  in 
Intersegmentalfurche  4/5.  Schlundkopf  drüsig:  davor  ventral  eine  rauhe 
Schableiste  oder  zwei  Haken  mit  scharfen,  chitinigen  Spitzen,  zum  Ver- 
wunden der  Pflanzenteile,  die  dann  ausgesaugt  werden. 

Kokons  bei  den  terrestrischen  Arten  im  Boden ;  Entwicklung  vom 
reifen  Ei  bis  zum  reifen  Wurm  in  etwa  sechs  Wochen. 

Den  Gärtnern  sind  die  „kleinen  weiisen  Würmer"  schon  längst  als 
Schädlinge,  namentlich  in  Blumentöpfen  und  Treibkästen,  bekamit, 
ohne  dals  sie  natürlich  ihre  wahre  Natur  erkannt  hätten.  Dies  scheint 
zum  ersten  Male  von  Harker,  1S89'),  geschehen  zu  sein,  der  Enchy- 
traeus  buchhobi  Vejd.  an  Wurzeln  von  Klee  und  verwelkten  Blumen 
vorfand  und  als  Ursache  des  Verwelkens  erldärte. 

Anfang  der  neunziger  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  haben  dann 
Vejdgvskv"^)  undVANHA^j  in  Böhmen  die  Schädlichkeit  der  Euchytraeiden 
klar  erkannt  und  mehrfach  auf  sie  hingewiesen.  Ausführlich^  werden 
sie  von  Vanha  und  Stoklasa*)  behandelt.  In  Irland  wurden  sie  öfters 
von  Friend^)  und  Carpenter")  beobachtet). 

Alle  Euchytraeiden  verlangen  eine  gewisse  Menge  Feuchtigkeit; 
■einige  leben  direkt  im  Wasser.  Alle  terricolen  Arten  sind  gegen 
Trockenheit  aufserordentlich  empfindlich,  manche  vielleicht  auch  gegen 
allzu  grol'se  Nässe. 

In  Europa  kommen  Euchytraeiden  an  geeigneten  Stellen  meist  in 
sehr  grolsen  Mengen  vor.  Bretscher'')  fand  auf  Alpenwiesen  in  1  qm 
bis  zu  34  000  Stück,  aus  mehreren  Arten.  Dafs  sie  trotzdem  so  wenig 
als  Schädiger  erkannt  sind,  dürfte  darauf  hinweisen,  dafs  sie  normaler- 
weise entweder  lebende  Pilanzenteile  wenig  angreifen  oder  ihnen 
wenigstens  nicht  besonders  schaden.  Da  aber,  wo  sie  dies  tun,  ist 
ihre  Schädlichkeit  meist  beträchtlich.  Für  gewöhnlich  saugen  sie  die 
zarteren  Wurzeln  aus,  was  natürlich  ein  Kümmern  der  ganzen  Pflanze 
zur  Folge  hat.  Wemi  sie  in  die  Wurzeln  eindringen,  bringen  sie  deren 
Gewebe  zum  Zerfall. 

Am  meisten  sind  sie  bis  jetzt  an  Rüben  beobachtet  worden^),  wo 
sie  an  alten  Pflanzen  die  Wurzeln,  an  iungen  auch  die  Stengel  angehen, 


1)  Nature,  Vol.  40,  p.  11—12. 

2)  Zeitschr.  Zuckerindustr.,  Böhmen,  Bd.  16,  1892. 

3)  ibid.  Bd.  17,  1893.  .  ,_^. 
*)  Die  Eübennematoden.  Mit  Anhang  über  die  Enchvtraeiden.  Berlin  1896, 
"•)  Zoologist  1897,  p.  349;  Irish  Naturalist  1902,  p.  110. 

^)  Tnjurious  insects  etc.  in  Ireland  1902,  1904. 
^)  Revue  Suisse  ZooL,  T.  10,  1902,  p.  1—29. 

^)  s.   avich:    Stift,    Die  Krankheiten    und    tierischen   Feinde    der  Zuckerrübe. 
IVien  1900,  p.  204  ff. 

4* 


52  Aunulaten,  Ringelwürmer.     Oligochaeten. 

sogar  die  keimenden  Samen  aus  den  gequollenen  Knäueln  heraus- 
fressen. Nach  den  Untersuchungen  von  Fr.  Knüt^ER  V)  gehören  sie  zu 
den    direkten    und    indirekten  Erregern   des  Gürtelschorfes  der  Rüben. 

An  Kartoff'ehi  befallen  sie  die  Wurzeln,  an  Setzkartoffeln  fressen 
sie  die  Knospen  aus.  —  Aufserdem  werden  noch  genannt :  Getreide, 
(besonders  schwarzer  und  weifser  Hafer),  Wiesengräser,  Unkräuter 
{Ccntmirea  Cyanus,  Pohigonuni  lapathifolmni,  Stachys,  Galeopsis),  Astern, 
rritillarien,  Tulpen,  Sellerie,  Tomaten,  Kohl  usw. ;  ich  selbst  beobachtete 
sie  an  jungen  Gurkenpilanzen. 

Zweifellos  dürften  die  meisten  Arten  schädlich  werden  können, 
selbst  ein  Teil  der  im  Wasser  lebenden,  die  sich  zwischen  den  Wurzeln 
von  Wasserpflanzen  finden.  Erwähnenswert  sind:  Henlea  na'-uta  (Eisen), 
Enchytrarus  alhidus  Henle,  huclihoizi  Vejd.  und  jtarvuhis  (Friend),  Friäe- 
riciü  h'ydicfi  (Vejd.). 

Zimmermann^)  beobachtete  Enchytraeiden  an  verfaulten  Wurzehi 
von  Kaffee  in  Java,  hält  sie  aber  für  Saprophyten.     Andere  Beobach- 


mnlral       seitlich 

Fig.  39.    Vorderende  von 

Lumbricus  terrestris  (aus 

Hatschek  und  Cori). 


^r 


tß 


Fig.  40.     Gürtel  von  Eegenwürniern  mit 

Pubertätshöckern  (links);  Helodrilus  cMo- 

roticus    bezw.    Pubertätswällen     (rechts). 

Nach  Beddard. 


tungen  aus  aufsereuropäischen  Ländern  scheinen  nicht  vorzuliegen, 
trotzdem  manche  Arten  weithin  verschleppt  sind. 

Als  Gegenmittel  empfehlen  Vanha  und  Stoklasa:  Vermeidung 
organischen  Düngers,  statt  dessen  künstlichen,  der  den  Pflanzen  leichter 
über  die  Schädigung  hinweghilft,  bei  trockener  Witterung  entsprechende 
Bearbeitung  des  Bodens,  um  ihn  noch  mehr  auszutrocknen;  sonst  starke 
Düngung  mit  dem  Saturationsschlamm  der  Zuckerfabriken  und  Ätzkalk. 
Auch  Versuche  mit  den  gegen  Regenwürmer  angewandten  Mitteln 
sowie  mit  Tabakstaub  dürften  sich  empfehlen. 

Gute  Bodenlockerung  und  Verhütung  jeglicher  stauenden  Nässe 
dürften  ihrer  allzu  starken  Vermehrung  vorbeugen. 


1)  Arb.  Biol.  Abt.  Land-  ü.  Forstwirtsch. ,   Kais.  Gesundheitsamt,   Bd.  4,  1904, 
S.  202—309. 

2)  s.  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  9,  S.  170. 


Lumbriciden,  Regenwürmer. 


53 


Lumbriciden,  Regenwürmer 


Acht  einfache,  S-förmig  gebogene  Borsten  an  jedem  Segmente; 
Rückenporen  vorhanden.  Gürtel  meist  sattelförmig,  ventral  meist  mit 
Piipertätswällen  oder  -tuberkeln,  d.  s.  mit  der  Begattung  in  Beziehung 
stehende  Wälle  oder  Höckerchen  (Fig.  o9,  40).  Ein  Paar  männliche 
Poren  an  15.,  ein  Paar  weibliche  am  14.  Segmente.  Häufig  Geschlechts- 
borsten.  Ösophagus  mit  Kalkdrüsen  und  wohlentwickeltem  Muskel- 
magen.    Rotes  Blut. 

Eier  in  wechselnder  Zalil  (eins  bis  über  zwanzig)  in  Kokons  (Fig.  41) 
in  die  Erde  abgelegt-,  bei  gröfserer  Eierzahl  kommen  doch  nur  einige 
Embryonen  zur  Entwicklung. 

Meist  terrestrisch,  nur  wenige  in  Süi'swasser.  Ursprünglich  in  den 
gemäi'sigten  und  kalten  Zonen  der  nördlichen  Erdhälfte  heimisch; 
einige  Arten  nach  den  entsprechenden  Teilen  der  südlichen  Halbkugel, 
seltener  nach  den  Tropen  verschleppt:  zum  Teil  durch  Verschleppung 
fast  kosmojjolitisch. 

Systematische  Merkmale  vorwiegend : 
Lage,  Form  und  Zahl  der  äufseren  und 
inneren  Genitalorgane. 

In  Deutschland  15  Arten,  von  denen  die 
wichtigsten  sind: 

1.  Eisenia  foetida  (Sav.).  Rot,  purpurn- 
oder  braungeringelt.  1.  Rückenporus  auf 
Intersegmentalfurche  ^)  4'5.  Gürtel  vom  24., 
25.,  26.  Segmente  bis  zum  32.  Zwei  Paare 
Samentaschenporen  auf  Litersegmentalfurche 
9'10  und  10/11,  nahe  der  dorsalen  Mittellinie. 
Länge  60  bis  90  mm,  Segmentalzahl  80  bis 
110.  Li  Dünger  und  fetter  Ackererde;  fast 
kosmopolitisch. 

2.  Helodrilus  (Allolobophora)  ealigi- 
nosus  (Sav.).  Grau,  Üeischfarben,  braun,  gelb- 
lich, schieferblau,  nie  purpurn.  L  Rückenporus 
auf  Isf.  9/10  oder  8'9.  Gürtel  vom  27.  oder 
28.  bis  34.  oder  35.  Segmente.  Zwei  Paare 
Samentaschenporen  auf  Isf.  9/10  luid  10/11 . 
60  bis  160  mm  lang,  Segmentzahl  104  bis  248, 
und  Gartenerde,  in  Deutschland  die  gemeinste  Art,  nahezu  kosmopolitisch 

3.  H.  (A.)  ehlorotieus  (Sav.).  Gelblich,  grün,  rötlich,  fleischfarben. 
1.  Rückenporus  auf  Isf.  4'5.  Gürtel  meist  vom  29.,  selten  vom  28. 
bis  37.  Segmente.  Drei  Paare  Samentaschenporen  auf  Isf.  8/9,  9/10,_  10/11, 
seitlich  über  der  Mitte.  50  bis  70  mm  lang,  Segmentzahl  80  bis  125. 
In  Deutschland  nebst  voriger  die  gemeinste  Art-,   vielfach  verschleppt. 

4.  Lumbrieus  terrestris  L.  Dorsal  vorn  dunkelbraun  violett,  hinten 
mit  dunklerem  dorso -medianen  Längsstreifen.  Hinterende  abgeplattet. 
1.  Rückenporus  auf  Isf.  7/8.  Gürtel  vom  31.  oder  32.  bis  37.  Seg- 
mente. Zwei  Paare  Samentaschenporen  auf  Isf.  9/10,  10/11,  seitlich 
über  der  Mitte.  90  bis  300  mm  lang,  Segmentzahl  HO  bis  180.  Europa, 
Amerika,  nicht  so  häufig  wie  vorige  Arten,  nur  in  reiner,  guter 
Ackererde. 


Fig.    41.      Eierkokons    von 
Eegenwürniern    (nach    Vei- 

dovsky). 
X  Lumbrieus  rubeUus,  B  Eisenia 
foetirla.     Natürl.  Gröfse  und  3:1. 


seitlich   über    der  Mitte. 
Vorzugsweise  in  Acker- 


')  Später  abgekürzt:  Isf. 


54  Annulaten,  Eiiigehvürmer.     Oligochaeten. 

Die  Regeiiwürmer  leben  in  selbstgegrabenen  Röhren ,  die  sie  des 
Nachts  znr  Begattung  (Juni,  Juli),  Nahrungssuche  oder  ans  Wander- 
trieb verlassen.  Bei  Tag  kommen  sie  nur  nach  warmem  Regen  oder 
auf'  der  Flucht  vor  Feinden  hervor.  Im  Sommer  halten  sie  sich  mehr 
nahe  der  Oberfläche  auf:  im  Winter  ziehen  sie  sich  bis  zu  drei  Meter 
Tiefe  zurück,  um  in  kammerartigen  Erweiterungen  ihrer  Röhren  zu  über- 
wintern. Sie  ziehen  humusreiche,  lockere,  feuchte  Erde  vor :  in  torfiger, 
fester  Erde  sind  sie  nur  selten,  in  trockener,  sandiger  (Heide)  fast  nie, 
Sie  nähren  sich  vorzugsweise  von  humusreicher  Erde  und  von  zer- 
fallenden pflanzlichen  und  auch  tierischen  Stoffen.  Indes  fressen  sie 
gelegentlich  andere,  schwächere  lebende  Tiere  und  lebende,  saftige  und 
weiche  Pflanzen.  Sie  fassen  diese  mit  ihrem  Mundlappen ,  ziehen  sie 
in  ilu'e  Röhren  hinab  und  befeuchten  sie  mit  den  Ausscheidungen  der 
Speicheldrüsen,  um  den  Zerfall  der  Gewebe  zu  beschleunigen.  Gelingt 
es  ihnen,  die  ergriffenen  Teile  mit  ihrem  Muskelmagen  zu  fassen,  so 
können  sie  sie  sogar  von  den  Pflanzen  abreifsen. 

Im  allgemeinen  sind  die  Regenwürmer  aufserordentlich  nützlich. 
Dadurch,  dafs  sie  Keimpflanzen  in  ihre  Löcher  ziehen,  können  sie  unter 
Umständen  sicher  beträchtlich  schaden-,  doch  dürfte  man  dem  vor- 
beugen können,  wenn  man  um  jedes  Pflänzchen  etwas  Mist  herumlegt. 

Ob  die  Klagen  der  Gärtner  über  Ansäuern  der  Erde  und  Lockerung 
der  Wurzelballen  wirklich  berechtigt  sind,  dürfte  noch  zu  untersuchen 
sein.  Die  Versuche,  die  Djemil  ^),  Wollny^),  Dusekre^)  usw.  anstellten, 
widersprechen  dem;  denn  alle  ihre  Versuchspflanzen  wuchsen  in  Töpfen 
mit  zum  Teil  recht  vielen  Würmern.  Immerhin  sind  die  Klagen  der 
Gärtner,  solange  sie  nicht  positiv  widerlegt  sind,  mindestens  zu  be- 
rücksichtigen^). Vielleicht  dürften  sich  hierbei  die  verschiedenen  Arten 
verschieden  verhalten. 

Der  Säurebildung  im  Boden  kann  man  wohl  durch  Kalkgaben  abhelfen. 

Bekämpf ungs mittel:  Auflesen  der  Würmer  des  Nachts  mit 
der  Laterne  oder  des  Tags  nach  warmem  Regen,  eventuell  durch  ein- 
getriebene Hühner  oder  Enten.  Dadurch,  dafs  man  einen  Spaten  tief 
in  die  Erde  stöfst  und  kräftig  hin  und  her  bewegt,  treibt  man  die 
Würmer  an  die  Oberfläche.  Zusammenziehende  und  ätzende  Flüssig- 
keiten (Abkochungen  von  wilden  Kastanien ,  Walnufsblättern  oder 
-schalen,  Kalkwasser  usw.)  töten  sie  teils,  teits  treiben  sie  sie  aus  ihren 
Röhren.  Blumentöpfe  stellt  man  in  Wasser  von  40  bis  42  ^  C,  worauf 
die  AVürmer  herauskommen.  —  Auch  an  Köder  kann  man  sie  fangen, 
an  ausgelegten  oder  frisch  untergegTabenen  Misthäufchen,  faulenden 
Äpfeln  und  anderen  zerfallenden  Stoffen. 

')  Ber.  phvsiol.  Labor,  landw.  Inst.  Halle,  1897,  Heft  18. 

-)  Forschungen  a.  d.  Geb.  d.  Agrik.-Physik,  Bd.  13,  Heft  3. 

3)  Journ.  d'Ägric.  i^ratique,  Paris,  29.  V.  1902. 

*)  SoRAUER  schreibt  hierzu:  „Wenn  man  Blumentöpfe  untersucht,  in  deren 
humusreicher  Erde  mehrere  grofse  Regenwürmer  seit  langer  Zeit  sich  aufhalten, 
findet  man  die  Erde  wesentlich  verändert.  Abgesehen  von  den  geglätteten  Gängen 
der  Würmer  nimmt  man  auch  eine  eigentümliche  Balkmg  der  Erdpartikelchen  an 
der  Topfoberfläche  wahr:  die  durch  Schleim  zusammengeklebten  Exkremente  der 
Würmer.  Es  findet  dadurch  eine  Bodenverdichtung  statt,  der  nicht  durch  die 
Wurmröhren  abgeholfen  wird.  Sei  'es  d\irch  die  schleimigen  Ausscheidungen  der 
Tiere  direkt  oder  indirekt  durch  die  Bodenverdichtung  und  Säurebildung,  jeden- 
falls beobachtet  man  kranke  Wurzeln ,  die  den  Gärtnern  zu  ganz  berechtigten 
Klagen  Veranlassung  geben.  Experimente  in  feinem  Sande  oder  in  Bhmieutöpfen, 
in  denen  die  Würmer  nur  wenige  Monate  sich  befinden,  sind  daher  nicht  aus- 
schlaggebend." 


Gastropoden,  Bauchfüfser,  Schnecken.  55 

Feinde:  Zahlreiche  Tiere,  wie  insektenfressende  Sänger  und 
Vögel,  Amphibien  und  Reptilien,  Laufkäfer  und  ihre  Larven,  parasi- 
tische Fliegenlarven  (Tachma  sp.,  Sarcophaga  hämorrhoidalis!)  Limaeiden, 
nacktschneckenähnliche  "Weichtiere  (Baudebartia ,  Testacella  usw.), 
Tausendfüfse,  Eingeweidewürmer  verzehren  meist  mit  besonderer  Vor- 
liebe, zum  Teil  fast  ausschliefslich  Regenwürmer. 

In  aufsereuropäischen  Ländern  werden  unsere  Regenwürmer  er- 
setzt von  den  biologisch  sich  ebenso  verhaltenden  Familien  der  Moni- 
ligastriden  (Japan,  Philippinen,  Sunda-Inseln,  Indien,  Ceylon),  Mega- 
scoleciden  (wärmere  Gegenden  aller  Erdteile)  imd  Glossoscoleciden  (Süd- 
und  Mittelamerika,  Antillen,  Südeuropa,  Südafrika,  Madagaskar). 


Mollusken,  Weichtiere. 

Ursprünglich  bilateral-symmetrische,  durch  Anpassung  aber  meist 
mehi'  oder  weniger  unsymmetrisch  gewordene  Tiere  ohne  segmentale 
Gliederung  des  Körpers ,  ohne  Gliedmafsen  und  ohne  inneres  oder 
äufseres  Skelett.  Haut  mit  vielen  grofsen ,  einzelligen  Schleimdrüsen, 
die  besonders  reichlich  am  Mantehande  sitzen;  Bauchwand  zu  stark 
muskulösem  Fu  f s  e  verdickt.  Körper  von  einer  Hautfalte,  dem  Mantel, 
mehr  oder  weniger  weit  umhüllt,  von  dem  die  meist  der  Atmung 
dienende  Mantelhöhle  umschlossen  und  öfters  eine  Schale  aus- 
geschieden wird.  Getrennt  geschlechtlich  oder  hermaphroditisch,  wobei 
aber  eine  Selbstbefruchtung  nur  in  seltensten  Fällen  stattfindet').  Meist 
werden  männliche  und  weibliche  Geschlechtsprodukte  eines  Tieres  zu 
verschiedenen  Zeiten  reif.     Eier  legend,  vereinzelt  ovovivipar. 

Weitaus  die  Mehrzahl  der  Mollusken  sind  "Wasser- ,  und  zwar 
Meeresbewohner;  Süfswasser-Mollusken  sind  in  viel  geringerer  Zahl 
vorhanden;  nur  ein  Bruchteil  lebt  auf  dem  Lande.  —  Die  Nahrung  be- 
steht aus  lebenden  oder  toten,  zerfallenden  tierischen  oder  pflanzlichen 
Stoffen;  die  Schalen  tragenden  Weichtiere  verzehren  alle  auch  gerne 
Kalk,  anorganischen  (Kalksteine)  sowohl  als  organischen  (Schalen  anderer 
Weichtiere,  Eierschalen,  Knochen  usw.). 

Verbreitet  sind  die  Weichtiere  über  fast  die  ganze  Erde.  Von 
den  fünf  Klassen  (Cephalopoden,  Gastropoden,  Scaphopoden,  Pelecypoden, 
Amphineureii)  kommt  für  uns  nur  eine  in  Betracht. 

Gastropoden,  Bauchfüfser,  Schnecken. 

Meist  asymmetrisch ,  nur  in  einigen  Formen  nachträglich  wieder 
symmetrisch  geworden.  Ein  Kopf  meist  vom  Körper  gesondert,  mit 
Fühlern  und  Augen.  Fufs  wohl  entwickelt,  meist  mit  flacher 
Kriechsohle,  die  aus  einer  grofsen  Fufsdrüse  vorne  vor  dem  Kopfe 
reichlich  Schleim  zur  Verminderung  der  Reibung  ausscheidet,  so  dafs 
die  Schnecke  auf  einer  selbstgeschaffenen ,  glatten  Bahn  vorwärts 
gleitet.  Der  Mantel  scheidet  eine  aus  einem  Stück  bestehende 
Schale  aus  und  umhüllt  den  in  dieser  geborgenen  Eingeweide- 
bruchsack. Mit  der  Rückbildung  des  Mantels  werden  bei  manchen 
Formen  auch  diese  beiden  Organe  rückgebildet,  öfters  bis  zu  völligem 


1)  WoLTON,  Journ.  Conchol.,  Vol.  7,  1893,  p.  1.58—167. 


56 


Gastropoden,  Bauchfüfser,  Schnecken. 


Sch^oinde.  Mund  am  Vorderende ,  von  Lip2:)en  umgeben,  führt  in 
eine  Mundhöhle,  auf  die  ein  starker,  muskulöser  Schlundkopf 
(Pharynx)  folgt  (Fig.  42j.  In  diesem  dorsal  meist  ein  starker 
Kiefer  (Fig.  43)    aus    Conchiolin ,   ventral   eine    auf  der   knorpeligen, 

durch  eigene  Muskeln  beweg- 
lichen Zunge  liegende  Reibe - 
platte ,  die  E  a  d  u  1  a ,  eine 
feine  Haut,  die  mit  sehr  vielen, 
gewöhnlich  in  Längs-  und 
Querreihen  angeordneten  Zähn- 
chen  aus  chitiniger  Substanz 
besetzt  ist  (Fig.  44,  45).  Jede 
Querreihe  besteht  aus  einem 
oft  kleineren  Mittelzahn,  sym- 
metrisch angeordneten  Seiten- 
und  Randzähnen.  Die  Form 
dieser  Zähnchen  ist  sehr  ver- 
schieden: lanzettförmig,  stachelig, 
/^;/ ;.;./><^k  «^^^^  ^  sichelartig,  pfriemenförmig, 

y     •■■•■.'. V^ir^rf/.vll'.'::/-:,'-' ;■-.*)  höckerig,  oder  sägeförmig,  immer 

mit  nach  hinten  gerichteter  Spitze. 
Ihre  Form  und  Zahl  (bis  über 
75  000)  ist  für  jede  Art  charak- 
teristisch, während  die  Bildung 
des  meist  halbmondförmigen, 
bandartigen  Kiefers  (s.  Fig.  43) 
mehr  für  die  Unterscheidung  der 
Gattungen  und  gröfseren  syste- 
matischen Gruppen  von  Wert  ist. 
An  den  Schlundkopf  schliefst  sich 
die  meist  dünnhäutige  Speise- 
röhre (der  Ösophagus) ,  der 
Mitteldarm  mit  dem  sog.  Magen  und  der  Enddarm  an.  Der 
A  f t  e  r  befindet  sich  gewöhnlich  vorne  rechts ,  so  dafs  der  ganze 
Darmkanal  U-förmig   verläuft.     Der  Mitteldarm   liegt   in  einer  umfang- 


Fig.  42.    Schematischer  Längsschnitt  durch 
den    Kopf    der    Weinbergsschnecke    (nach 

V.  Schilling). 

r,  t  Fühler,   a  Auge,  m  Mund,  o  Kiefer,  H  Schlund, 

Z  Zungenknorpel,  R  Radula,  h  Darm. 


Fig.  43.  Kiefer  von  Schnecken  (nach  Troschel  aus  Bronn). 

rt  Helix  pomatia,   h  Arion,   c  Succinea  putris,  d  Limax  cinereus, 
e  Clausilia  perversa. 


Fig.  44.  Zunge  der  Wein- 
bergschnecke (nach  Wus- 
siDLo;  aus  Eckstein,  Forstl. 
Zoologie). 


reichen   Leber    eingebettet,    deren   Sekrete    bei   der   Verdauung   eine 
grofse  Rolle  spielen  (s.  Stylommatophoren). 

Die    Mehrzahl   der   Schnecken    bewohnt   das  Meer   oder   das  Süfs- 
wasser ,   nur   eine  Ordnung ,    allerdings   weitaus    die   gröfste ,   fast    aus- 


Pulmonaten,  Lungenschnecken. 


57 


schlieislicli  das  Land  ^ ).  Sie  sind  vorwiegend  Pflanzenfresser ,  von 
denen  sich  die  typischen  Fleischfresser  meist  durch  Besitz  eines 
Rüssels  unterscheiden.  Sie  ergreifen  ihre  Nahrung  mit  den  Lippen, 
fassen  sie  dann  mit  dem  Kiefer  und  zerreiben  sie  durch  Vor-  und 
Rückwärtsbewegungen  der  Zunge  mit  der  Radula.  Können  sie  die 
Nahrung  nicht  fassen ,  so  stülpen  sie  den  Schlundkopf  mit  der  Zunge 
vor  und  schaben  mit  der  Radula  von  der  Oberfläche  ab.  Bei  allen 
Vorwärtsbewegungen  sprei- 
zen und  stellen  sich  die 
Zähnchen,  um  beim  Zurück- 
ziehen wieder  zusammen- 
zufallen und  sich  zu  legen. 
So  werden  die  Nahrungs- 
teile von  den  Pflanzen  ab- 
geschabt und  zugleich  nach 
hinten  befördert. 

Von  den  vier  Ordnungen 
der  Grastropoden  sind  drei 
marin,  so  dafs  nur  eine  für 
uns  in  Betracht  kommt. 

Pulmonateii, 
Lungenschiieckeu. 

Die  rechts  gelegene 
Mantelhöhle  ist  mit  wenigen 
Ausnahmen  innen  mit  einem 
feinen  Grefäfsnetze  ausge- 
kleidet und  funktioniert  der- 
art als  Lunge.  Sie  mündet 
vorne  rechts  durch  das 
Atemloch,  Spiraculum 
(Fig.  46),  nach  aufsen,  öfters 
in  Gemeinschaft  mit  After 
und  Harnröhre.  Der  Ein- 
geweidesack ist  bei  manchen 
Formen  geschwunden:  dann 
ist  auch  die  Schale  rudi- 
mentär. 

Über  die  ganze  Erde 
verbreitet ,  soweit  diese 
Pflanzen  trägt.  Feuchte 
Wärme  begünstigt  sie,  daher 
am  meisten  in  den  Tropen  entwickelt.  Doch  können  sie  zum  Teil 
auch  Kälte  gut  ertragen.  Die  meisten  Süfswasser-Pulmonaten  können 
im  Wasser  einfrieren :  eine  Physa-Art  geht  in  Sibirien  bis  über  73  ^ 
n.  Br. ;  Buliminen^  Limnäinen  und  Li n Kleinen  gehen  in  den  Anden  und 
dem  Himalaja  bis  über  16  000  Fufs  hoch. 

Fast  ausschliefslich  Süfswasser-  oder  Landschnecken,  wonach  man 
sie  in  der  Hauptsache  in  zwei  Unterordnungen  einteilen  kann. 

1)  Auch  zwei  Grupi^en  der  Prosobrauchier,  die  rein  tropischen  Heliciiiaceen 
und  die  vorwiegend  tropischen  Cyclostomaceen,  sind  Landbewohner.  Sie  treten 
meist  in  solchen  Massen  auf,  dafs  sie  sicher  schädlich  sein  werden.  Doch  scheinen 
diesbezügliche  Berichte  nicht  vorzuliegen. 


Fig.  45.     Seitenrand   der  Radula   der  Weinberg- 
schnecke (Original;  R.  Volk  phot.). 


Gastrcpodeii,  Bauchfüfser,  Schneckei 


Basommatoplioreu,  Sitzäiigige,  AA  asserschnecken. 

Nur  ein  Paar  massiver,  nicht  einsttüpbarer  Fühler,  an  deren  Basis 
die  Augen  sitzen. 

Hierhin  gehören  alle  unsere  Süiswasserschnecken ,  die  Limnäen, 
P ]i  ij sa  ,  PI anorbis ,  Ancyl u s.  Phytopathologisch  scheinen  sie  noch 
nicht  die  Beachtung  gefunden  zu  haben,  die  sie,  wenigstens  vom  gärt- 
nerischen Standpunkte  aus,  sicher  verdienen.  An  Wasserpflanzen, 
namentlich  an  solchen  mit  dicken,  saftigen  Blättern,  wie  Seerosen  usw., 
kömien  sie  recht  beträchtlich  schaden,  indem  sie  die  Blätter  so  durch- 
löchern, dafs  sie  absterben  oder  die  Stiele  derart  benagen,  dafs  eben- 
falls Blätter  und  auch  Blüten  zugrunde  gehen. 

In  Aquarien  werden  sie  allerdings  als  Reiniger  des  "Wassers  von 
zerfallenden  Pflanzenstoffen  und  der  Glaswände  von  Algen  meist  gerne 
gesehen. 

Styloiiiiiiatoplioren,  Stieläugige,  Laiidsclmecken. 

Meist  zwei  Paare  hohler,  wie  Handschuhfinger  ein-  und  durch  Ein- 
pressen von  Blut  ausstülpbarer  Fühler:    das  hintere,  gröi'sere  trägt  die 

Geruchs  Organe     und     an 
s  der    Spitze    die    Augen 

(Augenträger),  deren 
Sehvermögen  allerdings 
ein  sehr  geringes  ist. 

Die  Lebensweise 
der    Landschnecken     ist 
vorzugsweise     nächtlich; 
nm*  nach  Regen  und  bei 
trübem  Wetter   kommen 
sie    auch   bei   Tage   zum 
Vorschein.       Sonst    ver- 
bergen  sie  sich  tagsüber 
in      der      Erde    (Nackt- 
schnecken)    oder     unter 
Laub ,     Steinen ,     Asten, 
Blättern ,    in    Gebüschen 
usw.      Dabei    hat    nicht    selten   jedes    Lidividimm    seinen    bestimmten 
Ruheplatz,  zu  dem  es  jeden  Morgen  zurückkehrt,  um  ihn  gegen  Abend 
auf  demselben  Wege  zur  Nalnrimgssuche  wieder  zu  verlassen. 

Ihre  Nahrung  besteht  aus  weichen,  saftigen  Stoffen.  Wenn  auch 
alle  Schnecken  mehr  oder  weniger  wählerisch  sind,  so  fressen  sie  doch 
gelegentlich  alles ,  ob  pflanzlicher  oder  tierischer  Art ,  ob  lebend ,  tot 
oder  schon  zerfallen,  Sie  fressen  fast  alle  Pflanzen,  chlorophyllhaltige 
sowohl  wie  -freie,  am  wenigsten  gerne  wohl  Nadelhölzer,  lebende 
Tiere,  soweit  sie  sie  bewältigen  können,  wie  Regenwürmer,  schwächere 
Insekten,  andere  Schnecken,  selbst  der  eigenen  Art,  ihre  eigenen  Eier, 
Schneckenschleim ,  den  sie  oft  vom  Rücken  anderer  Schnecken  ab- 
weiden, dabei  deren  Epidermis  so  verletzend,  dafs  die  betreffenden 
Tiere  sterben  müssen ,  Aas ,  Exkremente ,  Moder ,  Seife ,  Zeitungs- 
papier usw. 

Die  Fr  afsbilder  (Fig.  47)  der  Schnecken  sind  sehr  charakteristisch: 
an  Blättern  grofse,  unregelmäfsig  gerundete  Löcher  vorwiegend  in  der 
Blattspreite,  seltener  am  Rande :    an  Früchten  ebenfalls  grofse  Löcher, 


Fig.  46.  Helix  aspersa  Müll,  (nach  Hüwes;  aus  Lang). 

«  After  im    Atemloch   ph,    s   Schale,    p  deren   Mündungsrand. 
//»  Geschleßhtsöffniing,    /  u.  h  Fühler,    72  Oberlippe. 


Stylommatophoren,  Stieläugige,  Landsclmeckeii. 


59 


mehr  breit  als  tief.  An  härteren  Gegenständen  (Obst,  Kürbissen  usw.) 
kann  man  mit  der  Lupe  gewöhnlich  noch  die  feinen,  von  der  Radula 
herrührenden  Streifen  sehen  (Fig.  48).  Auch  der  zurückgelassene 
Schleim  verrät  gewöhnlich  den  Missetäter. 

Die  Ausnutzung  der  Nahrung,  wenigstens  der  pflanzlichen  Stoffe, 
ist  sehr  gering.  Allerdings  wird  durch  ein  von  der  Leber  ausgeschie- 
denes Enzym  die  Cellulose,  soweit  sie  nicht  schon  verholzt  ist,  in  lös- 
liche Mannose  und  Galaktose  übergeführt  M.  ilber  anderseits  hat  man 
im  Kote  von  Schnecken  lebende  Moosprotoneme  und  Fragmente  von 
Moosblättern ,  Konidien  von  Flechten  und  zahlreiche  Pilzsporen  ge- 
funden^). Ja,  manche  Befunde^)  sprechen  sogar  dafür,  dafs  viele  der 
letzteren  nur  dann  zu  keimen  vermögen,  wenn  sie  erst  den  Darmkanal 


Fig.  47.     Radieschen, 

von  d.  Ackersclinecke 

befressen  (Original). 


Fig.  48.    Frafsbild  der  Ackerschnecke  (nach  SEn)EL). 


von'  Schnecken  passiert  haben.  Da  es  sich  hierbei  häufig  um  parasitische 
Pilze  handelt  (Plasmopara,  Bremia,  Peronospora,  Cystopus) ,  so  sind 
viele  Schnecken  direkt  als  Verbreiter  solcher  Pilze  anzusehen. 

Trotz  dieser  Polyphagie  haben  doch  die  meisten  Schnecken  einen 
wohlausgepräg-ten  Geschmack.  Die  einen  ziehen  Pilze  jeder  anderen 
Nahrung  vor,  andere  grüne  Nahrung,  wobei  wieder  die  einen  mehr 
Blätter  von  Bäumen  oder  Büschen,  andere  solche  von  Gemüsen  lieben. 
Dabei   suchen   sie   immer   möglichst  junge ,   zarte  Triebe  bezw.  Keim- 


1)  Biedermann  und  Moritz,  Arch.  ges.  Physiol.,  Bd.  73,  1898,  S.  219-287,  2  Tal; 
Bd.  75,  1899,  S.  1—86,  3  Taf.  —  Yung,  Mem.  cour.  et  Mem.  Sav.  etrang.  Acad. 
E.  Belg.  T.  49,  1887.  —  Vügi.ino,  Nuov.  Giorn  bot.  ital.,  N.  S.,  T.  2,  1895,  p.  181—185. 

2)  Stahl,  Jenaische  Zeitschr.,  Bd.  22  (N.  S.  15),  1888,  S.  557—684. 

3)  Wagner,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  6,  1896,  S.  144—150.  —  Hesse,  .Tahresh. 
Ver.  vaterl.  Nat.  Württemberg,  Jahrg.  60,  1904,  S.  CXV. 


^0  Gastropoden,  Bauchfüfser,  Schnecken. 

pflanzen  zu  erlangen.  Da  manche  Arten  in  grolsen  Massen  auftreten 
können  und  entsprechend  ihrer  aufserordentlich  gi'oisen  Muskelkraft 
imd  der  geringen  Ausnutzung  der  Nalu'ung  sehr  viel  von  dieser  ver- 
brauchen, so  können  sie  ungemein  schädlich  werden. 

Ganz  besonders  gerne  mögen  die  meisten  Schnecken  Süisigkeiten, 
daher  sie  gTolse  Feinde  aller  sül'sen,  weichen,  saftigen  Früchte  (Kürbisse, 
Erdbeeren  usw.)  sind. 

Noch  besser  ist  der  Geruch  ausgebildet.  Sie  können  ihnen  zu- 
sagende Nahrung  auf  mehrere  Meter  Entfernung  riechen  und  laiechen 
dann  immer  geradewegs  auf  sie  zu.  Bekannt  ist,  dafs  sie  sich  an 
Köderstellen  für  Nachtschmetterlinge  oft  in  grofsen  Mengen  ansammeln. 

Lebhaftigkeit,  Frefslust  usw.  der  Schnecken  sind  abhängig  vom 
AVetter;  doch  verhalten  sich  die  einzelnen  Arten  verschieden.  Die 
Limaeiden  sind  die  lebhaftesten :  dann  kommen  die  kleineren  Heliciden, 
dann  die  gröfseren,  am  trägsten  sind  die  Arioniden.  Ihre  Geschwindigkeit 
wächst  im  allgemeinen  mit  der  verhäUnismäfsigen  Länge  und  Schmalheit 
des  Fufses. 

In  den  gemäfsigten  Zonen  halten  die  meisten  Schnecken  einen 
"Winterschlaf.  Die  Nacktschnecken  verkriechen  sich  hierzu  einzeln 
in  die  Erde,  ziehen  sich  kugelig  zusammen  und  umhüllen  sich  mit  Schleim. 
Die  Gehäuseschnecken  gehen  zum  Teil  auch  in  die  Erde,  zum  Teil  unter 
Laub  usw.;  die  einen  schliefsen  ihre  Schale  mit  dem  kalkigen  Winter- 
deckel, Epiphragma,  die  anderen  nur  mit  zu  fester  Haut  erhärtendem 
Schleime.  Je  kälter  es  wird,  um  so  tiefer  ziehen  sie  sich  in  ihre 
Schale  zurück,  von  Zeit  zu  Zeit  eine  neue  häutige  Scheidewand  bildend. 
Sie  überwintern  meist  gesellig  und  kleben  sich  dabei  oft  mit  den  Schalen 
aneinander.  In  den  Troj^en  halten  die  Schnecken  einen  entsprechenden 
Sommerschlaf;  aber  auch  bei  uns  verfallen  sie  in  trockenen,  heifsen 
Sommern,  bei  Nalumngsmangel  usw.,  in  einen  solchen. 

Im  Winter  können  die  Schnecken  beträchtliche  Kälte  vertragen'); 
ja,  Theobald^)  hat  sogar  beobachtet,  dafs  die  schlimmsten  Schnecken- 
jahre auf  sehr  strenge  Winter  folgten,  was  er  allerdings  nur  auf  Ab- 
nahme ihrer  Feinde  infolge  der  Kälte  zurückführen  will.  In  milden 
Wintern  werden  sie  leicht  aus  ilu'en  Verstecken  hervorgelockt  und 
fallen  dann  plötzlich  eintretender  Kälte  zum  Opfer. 

Auch  sonst  ist  die  Lebenszähigkeit  der  meisten  Schnecken 
eine  recht  grofse.  So  nötig  ihnen  Wasser  zum  aktiven  Leben  ist,  so 
können  sie  doch  Trockenheit  und  Nahrungsentzug  so  gut  vertragen, 
dafs  häufig  Schnecken,  die  schon  jahrelang  (bis  sechs  Jahre)  in  Samm- 
lungen aufbewahrt  worden  waren,  bei  genügender  Feuchtigkeit  wieder 
lebendig  wurden^).  Im  aktiven  Zustande,  bei  genügender  Feuchtigkeit 
und  Wärme ,  können  sie  allerdings  Nahrungsentzug  nur  einige  Tage 
bis  Wochen  aushalten. 

Während  Gehäuseschnecken  Verletzungen  der  Teile,  die  am  meisten 
solchen  ausgesetzt  sind,  der  Fühler,  des  Kopfes,  meist  ohne  weiteres 
wieder  regenerieren,  bei  einer  Nacktschnecke  sogar  Selbstamputation 
eines  Teiles  des  Fufses  statthat,    sind  sonst  die  Schnecken,   besonders 


1)  Ich  selbst  fand  am  23.  Nov.  1905  an  Rettichpflanzen  unter  Schnee  lebende 
fette  Ackerschnecken,  trotzdem  schon  seit  mehreren  Tagen  Frost  (bis  — 5*^  C.)  ge- 
herrscht hatte. 

2)  Zoologist,  Juni  1895. 

3)  Coi.KE,  Cambridge  nat.  Histor.y,  Vol.  III,  1895,  p.  37—39. 


Stylommatophoren,  Stieläugige,  Landschnecken. 


61 


die  nackten,  gegen  Verletzungen  ihres  Mantels  auiserordentlicli  empfind- 
lich, worauf  ihre  Bekämpfung  durch  Salze  usw.  beruht. 

Die  Lebensdauer  der  Schnecken  scheint  eine  recht  beträcht- 
liche zu  sein ;  ein  Alter  von  fünf  bis  sechs  bis  acht  Jahren  ist  nament- 
lich bei  gröfseren  Arten  (Weinbergschnecke)  beobachtet,  während  die 
kleineren  allerdings  kaum  mehr  als  zwei,  höchstens  vier,  manche  sogar 
nur  ein  Jahr  alt  werden  dürften. 

Die  Fortpflanzung  der  Schnecken  findet  im  allgemeinen  im 
Sommer  statt,  wobei  jedes  Tier  sowohl  als  Männchen  wie  als 
Weibchen  zu  funktionieren  imstande  ist:  daher  ihre  grofse  Frucht- 
barkeit. Eine  Begattung  scheint  für  mehrere  Eiablagen,  sogar  vielleicht 
für  mehrere  Jahre  zu  genügen.    Die  Eier  werden  einige  Wochen  danach 


Spitze 


Na/d 


Gemnde 


Mimdimffsraiid^ 


"Jßmdim^ 


Fig.   49.     Eierhävifclien   der  |  Weinberg- 
schnecke (nach  V.  Schilling). 


Fig.  50.     Schale  der  Weinbergschnecke. 


in  die  Erde  (Fig.  49),  unter  Laub  usw.  in  Häufchen  von  20  bis  60  ab- 
gelegt; die  Zahl  aller  Eier  eines  Weibchens  in  einem  Jahre  schwankt 
bei  den  verschiedenen  Arten  zwischen  etwa  50  und  500.  Zum  Teil 
noch  im  Herbste,  zum  Teil  erst  im  nächsten  Frühjalu-e  schlüpfen  die 
Jungen  aus.  Ln  einzelnen  widersprechen  sich  die  Zeitangaben  betr. 
der  Fortpflanzung  sehr,  so  dafs  zukünftiger  Forschung  hier  noch  viel 
festzustellen  bleibt. 

Wie  nicht  anders  zu  erwarten,  ist  die  Zahl  der  Feinde  solch 
wehrloser  Geschöpfe  sehr  grofs.  Von  Säugetieren  sind  namentlich 
hervorzuheben:  alle  Insektenfresser,  Schweine,  Mäuse  (H.)  *)  (besonders 
im  Winter);  von  Vögeln:  Krähen,  Dohlen,  Elstern  (H.) ,  Stare, 
Tauben  (H.),  Amseln  und  Drosseln  (H.),  Würger,  Hühner  (H.),  Fasanen, 
Enten,  Kiebitze.  Dazu  gehören  ferner  alle  Eidechsen,  die  Blind- 
schleiche; alle  Landamphibien;  von  Glieder tieren:  manche 
Spinnen,  Tausendfüfse,  Laufkäfer  und  ihre  Larven  (H.),  Staphiliniden  (H.), 
die  Larven  der  Glühwürmchen,  Lampyris  (H.)  und  andere  W^eichkäfer, 


1)  Ein  (H.)  bedeutet,  dafs  die  betreffenden  Tiere  besonders  auch  Heliciden  und 
anderen  Gehäuseschnecken  nachstellen. 


(32  Gastropoden,  Bauchfüfser,  Schnecken. 

gelegentlich  auch  Silphiden.  Die  Larven  der  Drihis- Arten  beifsen  sich 
am  Kopfe  von  Gehäuseschnecken,  namentlich  Helix-Arten,  fest,  lassen 
sich  von  den  Tieren  mit  ins  Imiere  der  Schale  ziehen  uiid  fressen  sie 
dann  vollständig  auf.  Im  leeren  Gehäuse  verpuppen  sie  sich.  Ver- 
.schiedene  Milben,  besonders  Phüodronms  Limacum  L.  M.  bilden  den  Über- 
gang zu  den  Parasiten;  man  lindet  sie  in  Darm  mid  Limgenhöhle 
sowie  äufserlich  auf  gröfseren  Nacktschnecken  und  Heliciden. 

An  inneren  Parasiten  smd  die  Schnecken  überreich,  die  Wasser- 
schnecken allerdings  noch  mehr  als  die  Landschnecken.  Zahlreiche 
Bandwlirmer,  Trematoden,  Nematoden  usw.,  leben  in  gewissen  Stadien 
auch  in  Landschnecken,  vorwiegend  in  Nacktschnecken,  namentlich  in 
Leber,  Darm  und  Lungenhöhle,  wie  es  scheint  jedoch,  ohne  ihren 
Wirten  ernstliche  Beschwerden  zu  verursachen.  Gefälniicher  sind 
einige  Dipteren'^),  die  ihre  Eier  in  die  von  Heliciden  und  Limaeiden  legen. 

Leuchs  berichtet  in  seiner  vorzüglichen  „Naturgeschichte  der 
Ackerschnecke" '^)  über  von  ihm  an  gefangenen  Schnecken  beobach- 
tete Krankheiten.  Der  Durchfall  entsteht  bei  zu  wässerigem 
Futter,  z.  B.  wenn  sie  ganz  junges,  im  Schatten  gewachsenes  Getreide 
fressen.  Die  Faulkrankheit  tritt  auf,  wenn  zuviel  Schnecken 
an  einem  Orte  beisammen  sind  und  an  reinem  Wasser  Mangel 
leiden;  die  Krankheit  ist  ansteckend.  Die  Tiere  erschlaffen  dabei  und 
beginnen  zu  faulen.  Der  schwarze  Brand  ist  der  vorigen  Krank- 
heit ähnlich;  nur  wird  der  Körper  schwarz,  und  zwar  faulig  oder  trocken. 
Wie  weit  diese  Krankheiten  in  der  Natur  vorkommen  und  vielleicht 
zur  Erzeugung  künstlicher  Epidemien  zu  gebrauchen  wären ,  ist  noch 
zu  erforschen. 

Die  Verbreitung  der  Landschnecken  entspricht  der  oben  bei 
den  Pulmonaten  erwähnten.  Dm'ch  Verschleppung,  z.  B.  durch  Über- 
schwemmungen, an  den  Füfsen  von  Vögeln  usw.,  ganz  besonders  aber 
durch  den  Menschen  ist  eine  gTofse  Zahl  von  Schnecken  und  gerade 
schädlichen  Arten  fast  oder  ganz  kosmopolitisch  geworden*).  Nament- 
lich bewurzelte  Pflanzen  führen  selu'  häufig  in  der  den  Wm'zeln  an- 
hängenden Erde  Schnecken  oder  ihre  Eier  mit. 

Für  die  Bestimmung  der  Gehäuseschnecken  ist  die  Schale  von 
gröfster  Wichtigkeit,  daher  wir  kurz  ihre  Terminologie  auseinandersetzen 
müssen  (Fig.  50).  Zm'  Bestimmung  stellt  man  sie  so  vor  sich,  dafs  die 
Spitze  (Apex)  nach  oben  gerichtet  ist,  die  Mündung  (Apertura) 
nach  dem  Beschauer.  Liegt  letztere  dann  rechts  von  der  senkrechten 
Achse,  so  ist  die  Schale  rechts  gewunden,  liegt  sie  links,  dami 
links  gewunden.  Oben,  unten,  rechts,  links  beziehen  sich  auf  die 
Lage  der  Teile  von  dem  Beschauer  aus.  Jeder  Umgang  der  Schale  wird 
als  Windung  bezeichnet;  die  zwischen  der  Spitze  und  dem  oberen 
Rande  der  Mündung  liegenden  Windungen  bilden  das  Gewinde,  die 


')  Herr  Prof.  Am.  Bkki.ese  hatte  die  Liebenswürdigkeit,  mir  über  diese  Milbe 
mitzuteilen,  dafs  sie  zuletzt  von  Canestrini  (Acarofauua  italica,  Padova  1886  p.  231, 
unter  dem  Namen  Ereynetes  Jimacum)  in  wenigen  Exemplaren  in  Nacktschnecken, 
mehr  in  Helix  cellaria  gefunden,  und  dafs  sie  nach  seiner  (Beklesks)  Ansicht  kein 
Parasit  sei. 

-)  Es  scheint,   als  ob  diese  Dipteren  den  Entomologen  noch  unbekannt  seien. 

3)  Nürnberg  1820,  8";  mir  leider  im  Original  nicht  zugänglich;  hier  wieder- 
holt nach  dem  Auszuge  in:  Jijhnston,  Einleitung  in  die  Conchyologie.  Übersetzt 
von  Bronn.     Stuttgart  1853,  S.  458. 

*)  Kew,  The  dispersal  of  Shells.     London  1893.     Internat,  scient.  Ser. 


Stylommatophoren,  Stieläugige,  Landschnecken.  (j:3 

Grenzen  der  Windungen  die  Naht  (Sutur).  Die  Achse  der  Schale,  um 
die  sich  die  Umgänge  herumwinden,  heilst  Spindel  (Columella);  ist 
sie  unten  olien,  so  spricht  man  von  einem  Nabel.  Der  äufsere  Rand 
der  Mündung  heilst  Mundsaum  (Peristom),  der  innere  Mündungs- 
r  a  n  d ,  I  n  n  e  n  1  i  p  p  e  ,  S  p  i  n  d  e  1  r  a  n  d  usw.  Die  Windungen  werden 
von  oben  nach  unten  gezählt. 

Man  unterscheidet  ungefähr  15  Familien  der  Stylommatophoren, 
gröfstenteils  nach  anatomischen  Merkmalen  und  nach  der  Bildung  der 
Radula  ^). 

Vorbeugung.  Die  Einschleppung  von  Schnecken,  namentlich 
in  Treibhäuser,  ist  dadurch  zu  verhindern,  dafs  alle  Wurzeln  neu  an- 
bezw.  eingepflanzter  Gewächse  gründlich  von  Erde  gereinigt  werden. 
Die  Schlupfwinkel  der  Schnecken:  feuchte  Grabenränder,  dichte  Hecken, 
Buchsbaumeinfassungen  usw.,  sind,  soweit  tunlich,  zu  beseitigen.  Das 
Walzen  des  Bodens  vor  der  Bestellung  tötet  nicht  nur  direkt  viele 
Schnecken ,  sondern  zerstört  auch  die  als  Schlupfwinkel  dienenden 
grofsen  Erdschollen  und  erschwert  den  Schnecken  das  Eindringen  in 
die  Erde  zum  Verstecken  und  zur  Eiablage.  Durch  gute  Drainage 
nimmt  man  dem  Boden  die  sie  begünstigende  Feuchtigkeit. 

Bedrohte  Kulturen  oder  einzelne  Pflanzen  schützt  man  dadurch 
vor  ihnen ,  dafs  man  sie  mit  einem  Schutzwall  von  ätzenden  oder 
scharfen  Stoffen,  ungelöschtem  oder  frisch  gelöschtem  Kalk,  Kalk  mit 
4"/o  Soda,  Eisenvitriol,  Asche,  besonders  Holzasche,  Calciumhydrat, 
Kainit,  Chilisalpeter  oder  ähnlichem  umgibt,  oder  mit  feinen  Pulvern, 
wie  Rizinusmehl ,  Rufs ,  feinkörnigem  Sande  usw.,  oder  mit  trockenen 
Fichtennadeln,  Gerstenspreu,  Flachsschalen  usw.  Aus  Abfallbrettern 
kann  man  auch  eine  niedrige  Wand  errichten,  die  man  aufsen  mit  einem 
Gemisch  von  Vitriolöl  und  Rebenschwarz  anstreicht.  Bäume  werden 
durch  die  üblichen  Leimiinge  vor  dem  Auf  kriechen  der  Schnecken 
geschützt.  Es  braucht  kaum  betont  zu  werden,  dafs  viele  der  oben- 
genannten Mittel  bei  Regen  dauernd  (die  Salze)  oder  vorübergehend 
(die  Spreumittel)  ihre  Wirkung  verlieren,  die  ersteren  also  öfters  er- 
neuert werden  müssen,  Keimpflanzen  sollen  dann  unberührt  bleiben, 
wenn  die  Samen  mit  einer  Abkochung  von  Jauche  und  Schafkot,  der 
etwas  Asa  fötida  beigefügt  wird,  gebeizt  wui'den^). 

Gegenmittel.  Aufser  Begünstigung  der  natürlichen  Feinde 
bezw.  Eintrieb  von  Schweinen,  Hühnern  oder  Enten  ist  besonders  das 
Ablesen  anzuraten,  das  am  besten  abends  oder  morgens  an  trüben, 
regnerischen  Tagen  stattfindet,  unter  ganz  besonderer  Berücksichtigung 
der  Unterseiten  gröfserer  Blätter.  Man  bedient  sich  hierzu  zweck- 
mäfsig  einer  Zange  (Feuerzange,  Handschuhdehner,  Brennschere  oder 
ähnlichem)  und  wirft  die  aufgelesenen  Schnecken  in  einen  Topf  mit 
konzentriertem  Salzwasser,  in  dem  sie  sehr  rasch  sterben;  der  Inhalt 
kommt  dann  auf  den  Komposthaufen.  Als  Schneckenfallen  legt  man 
grofse,  alte  Blätter  (Rhabarber,  Gurken,  Reben),  hohlliegende 
Bretter,    Ziegel  usw.  aus,    deren  Wirksamkeit  man  noch  bedeutend  er- 


1)  Es  ist  hier  unmöglich,  auch  nur  einigermafsen  vollständig  die  Gruppe  zu 
behandeln;  es  seien  nur  die  wichtigsten  Familien  und  Arten  herausgegriffen;  be- 
züglich der  anderen  ist  auf  die  bekannten  Handbücher  der  Weich tierkunde  zu 
verweisen.  In  Anordnung,  Terminologie,  Merkmalen  usw.  richten  wir  uns  im 
folgenden  vorwiegend  nach:  Goldfuss,  Die  Binnenmollusken  Mitteldeutschlands. 
Leipzig,  W,  Engelmann    1900. 

2)  ßiTZEMA  Bos,  Tierische  Schädlinge  usw.,  S.  699. 


,J4  Gastropodeu,  Bauchfüiser,  Schnecken. 

hölit.  wenn  man  sie  auf  der  Unterseite  mit  Scliweinesclnnalz ,  Sirup, 
Fruchtgelee  usw.  bestreicht.  Die  Schnecken  ziehen  sich  bei  Tages- 
anbruch unter  diese  Verstecke  zurück  und  müssen  dann  abgelesen 
werden.  Auch  Drainröhren,  in  den  Boden  gesteckt  und  mit  Küchen- 
abfällen gefüllt,  sind  vorzügliche  Schneckenfallen,  ebenso  wie  bis  zum 
Rande  in  die  Erde  gegrabene  und  abends  etwa  1  cm  hoch  mit 
Bier  gefüllte  Blumenuntersätze,  in  denen  die  Schnecken  zugleich 
ertrinken.  Grüne  Weidenruten  entrindet  man,  schneidet  die  sich  zu- 
sammenrollende Rinde  in  Stücke  von  30  bis  40  cm  Länge  und  legt 
sie  aus:  die  Schnecken  kriechen  in  diese  Röhren,  um  die  cambiale 
Innenseite  abzufressen  M-  Auch  an  einfachen  Ködern,  wie  Rinden- 
stücken von  Küi'bissen,  Melonen,  Kleiehäufchen  usw.,  kann  man  Schnecken 
fangen.  Namentlich  in  Gewächshäusern  empfiehlt  es  sich,  bedrohte 
wertvolle  Pflanzen  dadurch  zu  schützen,  dafs  man  Blätter  von  Salat, 
Kohl  oder  anderen  Köder  um  sie  herumlegt. 

Das  empfehlenswerte  Mittel  gegen  Nacktschnecken  im  gTofsen  ist, 
sie  mit  einem  der  obengenannten  ätzenden  Salze  zu  bestreuen.  Am 
besten  nimmt  man  hierzu  frischgelöschten,  zu  Staub  zerfallenen  Kalk 
oder  Calciumhydrat,  zerstäubt  ihn  mit  einem  Blasebalge  frühmorgens 
oder  spätabends  etwa  1  m  hoch  über  dem  Felde,  immer  mit  dem  Winde 
gehend,  die  Hände  und  Augen  dm'ch  Einreiben  mit  Fett  oder  Öl  ge- 
schützt. Die  von  dem  Staube  getroffenen  Schnecken  scheiden  sofort 
grofse  Mengen  Schleim  ab ;  die  meisten  sterben :  andere  kriechen  nach 
einiger  Zeit  aus  der  Schleimhülle  heraus.  Werden  sie  nun  von  neuem 
von  ätzendem  Staube  getroffen,  so  vermögen  sie  sich  nicht  mehr  durch 
Schleimabsonderung  zu  schützen  und  gehen  zugrunde.  Man  mufs  daher 
die  Stäubung  nach  V4  bis  V2  Stunde  wiederholen. 

Auf  nahezu  abgefressenen  Feldern  tötet  man  die  Schnecken  durch 
Walzen  bei  trockenem,  Eggen  bei  feuchtem  Wetter^).  Auch  mehr- 
maliges Eggen  bei  starker,  trockener  Mittagshitze  kann  bei  geeignetem 
Boden  alle  Schnecken  vernichten^). 

Kompost-,. Laub-  und  ähnliche  Haufen  sind  zur  Vertilgung  der 
Eier   gut  mit  Ätzkalk  zu  versetzen. 

Liiiiacideii,  Egelschnecken  *), 

Nackt,  äufsere  Schale  und  Eingeweidesack  fehlen.  Mantel  bedeckt 
als  „Schild"  (Fig.  51)  den  vorderen  Teil  des  Rückens;  unter  ihm 
als  Rudiment  der  Schale  eine  dünne ,  längiichovale ,  konzentrisch  ge- 
streifte Kalkplatte.  Atemöfifnung  hinter  der  Mitte  des  Schildes.  Sohle 
in  drei  Längsfelder  geteilt.  Kiefer  glatt,  halbmondförmig.  Seitenzähne 
der  Radula  spitzig,  schlank. 

Von  allen  Schnecken  haben  die  Limaeiden  das  stärkste  Bedürfnis 
nach  Wasser,  das  sie  durch  Mund  und  Haut  aufnehmen,  in  solchen 
Mengen,    dafs  sich  ihr  Volumen  um  das  Dreifache  vergTöfsern  kann^). 


1)  Prakt.  Ratgeber  in  Obst-  u.  Gartenbau,  Bd.  3,  1^88,  S.  331. 

2)  RiTZKMA  Bos,  1.  c.   S.   700. 

')  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzenschutz,  D.  L.-G.  1900,  S.  81. 

t)  SiMROTH,  Zeitschr.  wiss.  ZooL,  Bd.  42,  1885,  S.  203—366,  3  Taf.  —  Nackt- 
schnecken-ähnlich sind  gewisse  Testacelliden,  nur  dai's  Schild  und  Mantel  ganz 
am  hinteren  Ende  des  Körpers  liegen.  Sie  sind  Raubschnecken,  die  mit  Vorliebe 
Regenwürmer  verzehren. 

5)  KüNKEL,  Verh.  Deutsch,  zool.  Ges.,  X,  1900,  S.  22—31. 


Limaciden,  Egelschnecken. 


65 


Wenn  auch  manche  Limaeiden  chlorophylllose  Nahrung  vorziehen, 
so  sind  sie  doch  im  allgemeinen  die  schlimmsten  Schädlinge  miter  den 
Schnecken ,  und  zwar  in  Wald ,  Feld ,  Garten  und  Treibhäusern ,  in 
letzteren  besonders  im  Winter.  Sie  fressen  namentlich  zarte  Keim- 
pflanzen, saftige,  süfse  Früchte,  in  Warmhäusern  die  verchiedensten 
Pflanzen,  selbst  Kakteen,  mit  Vorliebe  aber  Farfugien  ^)  und  die  Blüten 
von  Orchideen.  Mit  Gemüse  werden  sie  häufig  in  Keller  geschleppt,  wo 
sie  alle  mögliche  Vorräte,  auch  Milch  und  Sahne,  angehen,  besonders 
aber  auch  leere,  ungereinigte  Bierflaschen,  in  denen  sie  sich  verkriechen, 
und  tropfende  Hähne  von  Fässern  mit  Alkoholien.  Selbst  in  Bienen- 
stöcke dringen  sie  ein ,  um  Honig  zu  naschen  ^).  Im  Freien  sind 
manche  Arten  beobachtet  worden,  wie  sie  von  Pflanzen  die  Blattläuse 
abweideten^). 


Fig.  51.     Nacktschnecken. 

Oben  links:  Schild  von  Arion;  rechts:   Schild  von  Limax  (r  Atemlochi 

unten  Ackerschnecke  (nach  Thkubald). 


Da  sie  als  Verstecke  den  Boden  bevorzugen,  auch  zur  Eiablage  in 
diesen  eindringen ,  finden  sie  sich  mehr  in  leichtem ,  offenem  Boden, 
seltener  in  schwerem,  kompaktem. 

Im  allgemeinen  sind  es  namentlich  die  kleineren  Arten  und  die 
Jungen  der  gröfseren,  die  den  meisten  Schaden  tun. 

Limax  Müller. 

Schild  mit  konzentrischen  Wellenlinien;  Schalenrudiment  rundlich, 
flach,  mit  seitlichem  Kerne.  Rücken  hinten  zugespitzt  mid  gekielt. 
Atemloch  rechts  hinter  der  Mitte  des  Schildes. 

L.  maximus  Müll.,  höckerig,  schwarz,  gelblichgrau  (var.  cinereus 
List.)  oder  schwarz  und  weiis  gestreift.  Bis  15  cm  lang.  Radula  etwa 
mit  160  Quer-  imd  180  Längsreihen,  zusammen  ca.  26  800  Zähnen.  — 
Namentlich  in  Wäldern  imd  Kellern  (var.  cinereus);  im  Winter  oft  in 
Warmhäusern  schädlich,  an  Petunien,  Lobelien,  Hyacinthen,  Tulpen, 
Fuchsien,  Cyclamen,  Primula  chinensis,  Begonien,  selbst  Kakteen,  be- 
sonders an  Keimpflanzen^).  —  Europa,  Nordamerika. 


c.  p.  6b. 

2)  Insect  Life,  Vol.  4,  1892,  p.  348;  Vol.  -5,  1892,  p.  128—130;  Theobald,  Zoologist  (3), 
Vol.  20,  1891,  p.  307—308. 

3)  LoNs,  Nachrichtsbl.  deutsch,  malak.  Ges.,  Bd.  23,  1891,  S.  3—5. 

Si)rauer,  Handbuch.    3.  Aufl.     Dritter  Band.  •") 


QQ  Gastropodeu,  Bauchfül'ser,  Schnecken. 

Agriolimax  Simrotli. 

Nur  anatomisch  von  Limax  miterscheidbar. 

A.  ag-restis  L.,  Aekersehneeke  (s.  Fig.  51).  Hell-  bis  dimkelgrau, 
meist  mit  feinen  schwarzen  Strichen;  schmal,  nach  hinten  stark  aus- 
gezogen ,  stark  gekielt.  Am  besten  an  dem  weifsen ,  kalkhaltigen 
Schleime  kenntlich.  Radula  mit  ungefähr  llO  Längs-,  120  Querreihen, 
zusammen  13 200  Zälmen.  30  bis  60  mm  lang,  6  mm  breit;  in  Grarten, 
Feld  und  Wald. 

Die  Ackerschnecke  ist  die  schädlichste  aller  Schnecken,  durch  die 
ungeheuren  Mengen ,  in  denen  sie  in  für  sie  günstigen  Jahren  auftritt, 
und  durch  ihre  Vorliebe  für  keimende  Pflanzen,  besonders  Getreide. 
Die  Fortpflanzung  findet  wohl  den  ganzen  Sommer  über  statt;  die  etwa 
500  Eier  werden  in  Häufchen  von  20  bis  30  in  die  Erde,  unter  Moos  usw. 
abgelegt.  Nach  etwa  zwei  bis  drei  "Wochen  kriechen  im  Sommer  die 
Jmigen  aus;  die  im  Herbste  abgelegten  Eier  überwintern  und  sind 
gegen  Kälte  und  Trockenheit  unempfindlich.  Da  die  Jungen  nach 
etwa  sechs  Wochen  fortpflanzungsfähig  werden,  vermelu't  sich  die  Zahl 
der  Tiere  nach  dem  Herbste  zu  ständig,  daher  auch  der  gröfste  Schaden 
am  keimenden  Wmtergetreide  verursacht  wird.  Aber  auch  Klee, 
Kartofifehi  (Knollen  und  Blätter),  Rüben,  Gemüse,  Früchte,  Blumen 
(Veilchen,  Nelken,  Dahlien)  leiden  sehr  unter  ihr,  auch  Tabak,  Reben. 
Desgleichen  schadet  sie  beträchtlich  in  Warmhäusern  mid  Frühbeeten. 

Die  Ackersclmecke  wird  einige  Jahre  alt.  Sie  ist  fast  kosmo- 
politisch, vom  Menschen  überallhin  verschleppt. 

Besonders  schlimme  Jalu'e  waren  für  Deutschland:  1708 — 1771, 
1816—1817,  1888,  1896,  1898. 

Amalia  earinata  Mocq.  Tand.,  in  England  oft  schädlich,  besonders 
an  Zwiebelgewächsen  *). 

Limacidm  sollen  nach  Watt  and  Mann-)  auf  den  Teeplantagen  Lidiens 
beträchtlichen  Schaden  tun,  besonders  Helicarion  salius  Bens,  auf 
Saatbeeten. 

Arioiiideii,  Wegscliiiecken. 

Nackt;  wie  Limaeiden,  aber  Schale  aus  unzusammenhängenden  Kalk- 
körperchen  bestehend;  hinterer  Teil  des  Rückens  nicht  gekielt,  rund. 
Atemöffhung  vor  Mitte  des  Schildes  (s,  Fig.  51).  Sohle  mit  mideutlicher 
Längsfelderung.    Kiefer  gerippt.    Seitenzähne  der  Radula  stumpf,  breit. 

Biologisch  verhalten  sich  die  Wegschnecken  ähnlich  wie  die  Egel- 
schnecken; nur  sind  sie  träger  und  treten  seltener  in  grofsen  Mengen 
auf.  Auch  sind  sie  widerstandsfähiger,  namentlich  gegen  Kälte,  so  dafs 
man  nicht  selten  einzelne  selbst  bei  Frost  tätig  findet. 

Arion  Ferussac. 

Am  hinteren  Ende  des  Fufses  eine  Schleim-,  die  „Schwanz - 
drüse".  Seitenzähne  lanzett-  oder  messerförmig ;  ein  dreispitziger 
Mittelzahn.  Junge  Tiere  mancher  Arten  längere  oder  kürzere  Zeit  am 
hinteren  Ende  gekielt. 

Arion  empirieorum  Fer.  (=  ater  L.  =-^  rufus  L.).  Farbe 
wechselnd ,  von  schwarz  bis  rötlich ,  von  dunkelbraun  bis  lehmgelb, 
junge  Tiere  oft  grünlichweifs  bis  rahmfarben.    Sohle  weifs  bis  schwärz- 

^)  CooKE,  1.  c.  p.  31. 

2)  The  pests   and  blights  of  the  Tea  plant.     2.  ed.     Calcutta  1903  p.  376—377. 


Helicideu,  Schnirkelschnecken.  (j7 

lieh .  Rand  von  quergestreiftem ,  gelblichweii'sem  Saume  eingefafst. 
Schild  vorn  und  hinten  abgerundet.  Bis  150  mm  lang,  20  bis  25  mm 
breit ,    grob  gerunzelt. 

Die  gTol'se  Wegschnecke  ist  in  Deutschland  überall  verbreitet, 
namentlich  im  Walde,  viel  in  Gärten,  seltener  im  Felde.  Sie  frilst 
alles.  Die  400  bis  500  Eier  werden  den  ganzen  Sommer  über 
in  verschieden  grofsen  Häufchen  abgelegt;  nach  zwei  bis  drei  Mo- 
naten schlüpfen  die  Jungen  aus.  Wird  kaum  mehr  als  ein  oder 
zwei  Jahre  alt.  Schleim  gelblich,  Radula  mit  100  Quer-,  110  Längsreihen, 
zusammen  17  600  Zähnen. 

A.  bourgfuig-nati  Mab.,  grau  bis  olivenfarben,  bräunlich,  mit  scharf 
begi'enzten  Seitenstreifen.  Schleim  wasserhell.  Sohle  hell.  50  mm 
lang,  5  mm  breit.     In  Gärten  und  Wäldern,  an  Gemüse  schadend. 

A.  hortensis  Fer.,  schlank,  walzig.  Schmutziggrau  bis  schwärzlich, 
an  den  Seiten  nicht  scharf  begrenzte  Längsbänder.  Sohle  und  Schleim 
orangefarben.  40  bis  50  mm  lang,  4  bis  5  mm  breit.  Vorwiegend  in 
Gärten  schädlich,  in  England  an  Veilchen  und  Pensees  ^). 

Helicideu,  Sclinirkelselineckeii. 

Gehäuse  kugelig,  plattgedrückt  oder  konisch,  geräumig,  so  dai's 
das  Tier  sich  ganz  in  dasselbe  zurückziehen  kann.  Kiefer  halbmond- 
förmig, gerippt.  Zähne  mit  breiter  Basis,  meist  dreispitzig.  Mit  Pfeil- 
sack, der  ein  bis  zwei  sogenannte  „Liebespfeile"  enthält,  deren  Form 
spezifisch  charakteristisch  ist. 

In  über  50O0  Arten  über  die  ganze  Erde  verbreitet.  Am  häufigsten 
finden  sie  sich  auf  Kalkboden,  da  sie  zur  Bildung  ihrer  Schale  Kalk 
benötigen  (s.  oben  S.  55). 

Nicht  so  schädlich  wie  die  Nacktschnecken,  zumal  sie  sich  viel 
langsamer  vermehren.  Sie  ziehen  grüne  Nahrung  vor:  im  Felde  junges 
Getreide  (AVeizen),  in  Gärten  Gemüse  und  Blumen ;  einige  Arten  klettern 
auf  Reben  und  Bäume  und  benagen  ihre  Knospen,  Blätter  und  selbst 
Früchte.  —  Die  Eier  werden  meist  in  selbst  gegrabene  Gänge  in  die 
Erde  gelegt,  in  Haufen. 

Helix  Linne. 

Tier  halbstielrund ,  schlank.  Geschlechtsölfnungen  gemeinsam 
hinter  rechtem  Augenträger.  Atemöflfnung  rechts  unter  dem  Mantel- 
rande. Radula  lang,  schmal,  nicht  in  Längsfelder  geteilt;  mittlere 
Zähne  drei-,  Seitenzähne  zweispitzig.  Gehäuse  bei  einheimischen  Arten 
normaler  Weise  immer  rechts  gewunden. 

Die  über  3000  Arten  werden  in  zahlreiche  Untergattungen  gruppiert. 

H.  (Triehla)  hispida  L.  Tier  aschgrau  bis  schwärzlich.  Sohle  und 
Seiten  gi-auweifs.  Schale  niedergedrückt,  fein  und  kurz  behaart,  ge- 
nabelt, hornfarben  oder  bräunlich,  4  bis  5  mm  hoch,  8  bis  9  mm  breit. 
Nach  GoLDFUSS  in  Gärten  oft  in  grofsen  Mengen,  namentlich  an  frisch 
aufgegangenen  Sämereien^).  —  Europa,  Nordamerika. 

H.  (Triehia)  rufeseens  Penn.  Tier  gelblichbraun  mit  dunkelbraunen 
Streifen  an  Nacken  und  Tentakeln,  Fufs  blafs,  schmal.  Schale  nieder- 
gedrückt ,   blafs    schmutziggrau ,    manchmal   braun   quergestreift  ^  Mund 


^)  CoLLiNGE,  Report  ou  the  iniurious  insects   and   other    animals    etc.    during 
1904,  p.  57. 

2)  1.  c.  S.  21. 


.5* 


^g  Gastropoden,  Bauchfnl'ser,  Schnecken. 

innen  mit  breiter  weiiser  Lippe.  G,5  mm  liocli.  12  mm  breit.  —  Gehört 
in  Süclengiand  ^)  zu  den  schlimmsten  Gartenplagen,  besonders  an  Erd- 
beeren („Strawberry-snail"),  Veilchen  mid  Iris.  Überwintert  in  Efeu; 
legt  im  August  bis  November  40  bis  (><)  Eier.  Auch  in  Westdeutsch- 
land, Belgien,  Fraixkreich,  Schweden  und  Nordamerika  vorkommend. 

H.  (Eulota)  frutleum  Müll.  Tier  rötlichbraun  bis  iieisclifarben, 
Mantel  mit  braunschwarzen  Flecken,  die  bei  helleren  Gehäusen  durch- 
schimmern. Letztere  kugelig,  genabelt,  dicht  und  fein  spiralgestreift, 
weii'slich,  braunrot  bis  fleischfarben;  Mundsaum  scharf,  innen  mit 
weifslicher  oder  röthcher  Lippe.  14  bis  18  mm  hoch,  17  bis  20  mm  breit. 
Die  „B  u  s  c  h  s  c  h n  e  c  k  e"  hat  im  Jahre  1899  bei  Greiz  sehr  stark'  mit 
Mehltau  befallenen  Hopfen  völlig  entblättert  ^).  —  Ln  Elsafs  gemeinsam 
mit  H.  nemoralis  massenhaft  in  Weinbergen,  wo  sie  junge  würzige 
Triebe  allem  anderen  vorzieht  und  daher  viele  Gescheme  zerstört '^). 

H.  (Arionta)  arbustorum  L.  Tier  graublau  bis  schwarz.  Gehäuse 
kastanienbraun.  Mundsaum  scharf,  innen  stark  weiis  gelippt.  In  Gärten, 
Hecken,  an  feuchten  Stellen,  meist  gesellig  lebend. 

H.  (Xerophila)  erieetorum  Müll.  Tier  schmutziggelblich.  Schale 
niedergedrückt,  fast  scheibenartig,  einfarbig,  gelblichweifs  oder  mit 
braunen  Bändern;  Nabel  sehr  weit.  6  bis  8  mm  hoch,  12  bis  17  mm 
breit.  Radula  mit  115  Quer-,  60  Längsreihen,  zusammen  6900  Zähnen. 
—  Liebt  trockene  Gegenden;  überfiel  1899  in  Calvados  zu  Millionen 
die  Getreide-  und  andere  Felder^);  in  Posen  1900  an  Esparsettestoppeln 
sehr  schädlich  geworden"*).  Wird  besonders  gerne  von  Tauben  ge- 
fressen; ÖöNS  fand  im  Kröpfe  einer  Brieftaube  67  Stück,  in  einer 
Gegend,  avo  die  Schnecke  selten  ist*^). 

H.  (Helieella)  obvia  Hartm. ,  ähnlich  voriger  Art,  besonders  in 
Südosteuropa.  Nach  Goldfuss  namentlich  auf  Esparsette,  Luzerne  und 
Klee  m  grofsen  Mengen^). 

H.  (Striatella)  interseela  Poir.  (=  eaperata  Mtg.).  Tier  gelblich- 
grau. Schale  niedergechückt ,  beiderseits  fein  gerippt,  grauweifs  mit 
braunrötlichen  Bändern.  Nabel  tief,  Mimdrand  innen  mit  weiiser  Lippe.  — 
Hauptverbreitungsgebiet  England,  Belgien,  Frankreich,  Nordspanien, 
hier  oft  sehr  schädlich,  besonders  in  Kornfeldern^).  In  Deutschland 
nur  an  eijazelnen  Orten,    offenbar  dmx-li  Sämereien  eingeschleppt^). 

H.  (Taehea)  nemoralis  L.,  Hainsehneeke.  Tier  gelbgrrr.,  ge- 
runzelt. Schale  kugelig,  ungenabelt,  glänzend,  gelb,  rot  oder  L:aun, 
einfarbig  oder  gebändert:  Mundsaum  kastanienbraun  mit  fast  schwarzer 
Lippe.  16  bis  17  mm  hoch,  13  mm  breit.  —  In  Mittel-  und  Nordeuropa 
überall  in  Gärten  und  Weinbergen,  seltener  im  Walde ;  erscheint  zuerst 
im  Jahre,  oft  schon  im  Februar.  Frifst  besonders  JBaumblätter  und 
benagt  Früchte ;  in  England  auch  an  Klee ,  jiuigen  Rüben  und  Salat 
schädlich  ^^).  —  Auch  in  Nordamerika. 


M  Theobaia),  Zoologist,  June  1895;  Collixge,  1.  c. 

-)  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzenschutz  D.  L.-G.  1899,  8.  108. 

^)  Ibid.  1898,  S.  176. 

5)  Ibid.  1900,  S.  147. 

")  Feuille  jeun.  Nat.  T.  29,  1899,  p.  192. 

C)  Nachricbtsbl.  deutsch,  nialak.  Ges.,  Bd.  22,  1890,  S.  193—19.5. 

')  1.  c.  S.  22. 

*)  Theoball),  1.  c. 

9)    GOEDFL-SS,    1.    c.    S.    132. 

10)  Theobaeii,  1.  c.  ... 


Pujiiden,  Stenogyriden,  Vaginuliden.  (59 

H.  (Taehea)  hortensis  Müll.,  ähnlich,  nur  Mundsaum  weils.  Im 
Gegensatze  zu  ihrem  Namen  nicht  in  Gärten,  sondern  in  "Wäldern  mid 
Gebüschen. 

H.  (Helleogrena)  pomatia  X..  XA/^einberg-schneeke.  Tier  gelblich- 
grau, grob  gekörnelt.  Schale  (s,  Fig.  50)  kugelig,  stark  und  regel- 
mäfsig  gestreift,  hell  bis  dunkelbraun,  mit  fünf  nicht  immer  deutlichen 
Streifen;  Mundsaum  schwach  verdickt.  30  bis  45  mm  hoch,  20  bis 
40  mm  breit.  —  Vorzugsweise  in  Gärten  und  Weinbergen,  frifst  be- 
sonders gerne  Knospen  und  Blätter  der  Reben.  Legt  im  Sommer 
20  bis  80  Eier  in  die  Erde  (s.  Fig.  49),  am  liebsten  in  verlassene 
Maulwurfs-  oder  Mäusegänge  M.  Nach  20  bis  30  Tagen  kriechen  die 
Jungen  aus ,  die  nach  9  bis  10  Monaten  erwachsen  sind.  "Wird  (3  bis 
8  Jahre  alt.  Geht  im  Winter  in  die  Erde  und  schliefst  ihre  Schale 
mit  einem  Eioiphragma.  Radula  mit  140  Quer- ,  150  Längsreihen, 
zusammen  21000  (nach  Goldfuss  19  000)  Zähnen.  Man  schützt  die 
Reben,  indem  man  sie  mit  Eisenvitriol  umgibt  oder  das  alte  Holz  mit 
einer  50 '^/o igen  Lösung  davon  bestreicht-). 

H.  (Pomatia)  aspersa.  Müll.  (s.  Fig.  46).  Tier  ähnlich  dem  der 
vorigen  Art.  Schale  braun  mit  blassen  Zickzackstreifen.  Kleiner  als  vorige 
Art.  Radula  mit  135  Quer-,  1(35  Längsreihen,  zusammen  14175  Zähnen.  — 
In  den  Mittelmeerländern  und  England  heimisch,  in  Gärten  sehr  schäd- 
lich, verzehrt  die  zartesten  Gemüse  und  hat  schon  oft  ganze  Pfirsich- 
und  Aprikosenbäume  entblättert,  von  denen  sie  auch  die  Blüten  und 
selbst  die  Früchte  abfrifst -'').  Weit  verbreitet,  verschleppt  nach  Amerika 
von  Neuschottland  bis  Ai'gentinien,  Westindien,  Kapland,  den  Azoren, 
St.  Helena,  Matmtius  und  Australien'*). 

Von  der  Familie  der 

Piipideii 

(Gehäuse  immer  höher  wie  breit)  soll  Buliniinus  detritus  Müll, 
namentlich  in  Thüringen  und  den  Rheingegenden  schädlich  sein  "'J ,  in 
Weinbergen  und  Getreidefeldern,  selbst  an  Schwarzkiefern. 

Von  der  Familie  der 

Steiiogyriden 

(Gehäuse  höher  wie  breit,  Spindel  abgestutzt)  ist  namentlich  Steiiogyra 
(Bulimus)  deeoUata  L.  vielfach  schädlich  geworden  sowohl  in  ihrer 
Heimat,  den  westlichen  Mittelmeerländern,  als  auch  in  Nordamerika 
und  Westindien ,  wohin  sie  verschleppt  worden  ist.  Besonders  in 
Westindien  hat  sie  Felder  von  Amaryllis  und  Kartoffeln,  auch  Gärten 
oft   derart   verwüstet,    dafs    deren  Anbau  aufgegeben  werden  mufste*'). 

Vaginuliden. 

Geschlechtsötfnungen  getremit,  männliche  vorne,  weibliche  hinten 
rechts.  Vorwiegend  tropisch  und  subtropisch,  weit  verschleppt.  In 
Westindien    und    Indien   an  Kaffee   und    Tabak   schädlich;    in   neuerer 

1)  GOLDFL-SS,    1.    C.    S.     143. 

2)  Degrully,  Progr.  agr.  vitic,  T.  89,  1903,  p.  356. 

3)  COOKE,  1.  c.  p.  279. 
*)  Theobald,  1.  c. 

^)  Eckstein,  Forstzoologie,  S.  346. 

6)  Insect  Life,  Vol.  4,  1892,  p.  334;  Vol.  5,  1893,  p.  269. 


^Q  Arthropoden,  Gliederfüfsler. 

Zeit  auch  nach  Australien  verschleppt,  wo  sie  sich  von  Brisbane  aus 
rasch  ausbreiten  und  an  verschiedenen  Gemüse-  und  Zierpflanzen  sehr 
viel  Schaden  tun ,  indem  sie  die  ganzen  Pflanzen ,  von  den  Wurzehi 
bis  zu  den  Früchten,  verzehren.  Nur  Gräser  und  Erbsen  bleiben  hier 
verschont  \). 

Succineiden,  Bernstemschnecken. 

Tier  im  Verhältnis  zur  Schale  sehr  grois;  letztere  mit  wenigen, 
rasch  an  Grölse  zmiehmenden  Windungen,  durchsichtig,  mit  scharfem 
Mimdsaume.     Kiefer  nach  hinten  mit  flügelartigen  Fortsätzen. 

Succinea  putris  L.  Tier  gelblichgi'au  bis  schwarz,  gekörnelt. 
Lebt  an  feuchten  Orten,  aufwiesen,  an  Rändern  von  Gewässern.  Von 
hier  aus  kann  sie  auf  benachbarte  feuchte  Felder  übergehen.  So  be- 
richtet Eckstein  ^),  dafs  sie  sich  aus  feuchten  Wiesen  in  ein  Roggenfeld 
verzogen  und  hier  die  Äliren  ausgefressen  hatten.  Nach  Ritzema  Bos^) 
traten  sie  in  Holland  sogar  im  trockenen  Sommer  1904,  allerdings  nach 
dem  nassen  Jahre  1903,  auf  trockenen  Weizen-  und  Kleefeldern  in 
solchen  Mengen  auf,  dafs  auf  1  qm  mehr  als  hundert,  selbst  hunderte 
gezählt  wurden. 


Arthropoden,  Gliederfüfsler. 

Körper  aufsen  und  innen  segmental  gegliedert.  Die  äufsere  Haut 
in  eine  Anzahl  von  durch  Einlagerung  von  Chitin  und  zum  Teil  auch 
Kalk  erhärteten  Ringen  zerfallen,  die  durch  weiche  Gelenkhäute  mit- 
einander verbunden"  sind.  Aufserdem  deutlich  unterschieden:  Kopf 
(caput),  Brust  (thorax)  und  Hinterleib  (abdomen).  Jeder  Teil  besteht 
aus  mehreren  Ringen;  diese,  sowie  die  ganzen  Körperteile  können 
mehr  oder  w^eniger  weit  verschmelzen.  Ursprünglich  an  allen^  Körp er- 
ringen gegliederte  und  gelenkige  Anhänge,  die  sich  am  Kopfe  zu 
Antennen  und  Mundgliedmafsen  umwandeln,  am  Körper  als  Beine 
dienen. 

Unter  der  harten  Haut  ein  Hautmuskelschlauch :  innere  Organe 
mehr  oder  minder  hoch  entwickelt  und  spezialisiert. 

Atmung  äufserlich  durch  Kiemen  oder  innerlich  durch  Tracheen 
oder  verwandte  Organe. 

Geschlechter  meist  getrennt.  Fortpflanzung  geschlechtlich.  Partheno- 
genese weit  verbreitet.  Die  postembryonale  Entwicklung  meist  in  Form 
einer  Metamorphose  (Verwandlung).  Das  Wachstum  immer 
von  einer  Anzahl  Häutungen  begleitet. 

Die  Arthropoden  sind  die  verbreitetsten  und  zahlreichsten  aller 
Tiere.  Von  den  beschriebenen  36()000  Tierarten  gehören  ihnen  allein 
263000  (ca.  ^/g)  an. 

Man  unterscheidet  zwei  Abteilungen  und  etwa  fünf  Klassen: 

Branchiaten,  Kiemenatmer :  Crustaceen. 

Tracheaten,  Tracheenatmer :  Protracheaten,  Myriapoden,  Araclmo- 
ideen,  Insekten. 

1)  Tkyon,  Queensland  agr.  Journ.,  Vol.  5,  1899,  Pt.  1.;  s.  Zeitschr.  Pflanzenkr. 
Bd    12,  S.  51-52. 

2)  Centralbl,  ges.  Forstwes.  1893  S.  457. 

3)  Tijdschr.  Plantent.  X,  1904,  p.  148—151,  PI  9. 


Crustaceen,  Krustentiere.  71 

Crustaceen,  Krustentiere. 

Hautpanzer  mit  Kalk  durchsetzt,  spröde.  Beine  beginnen  mit  ein- 
reihiger Basis  und  spähen  sich  daiui  in  je  einen  Anisen-  und  Innen- 
ast: Spahfülse;  der  äufsere  Ast  bei  den  Landformen  meist  umgewandelt 
oder  felüend.  Zwei  Paar  Antennen.  Atmen  diu-ch  meist  an  den  Beinen 
sitzende  Kiemen,  daher  ganz  vorwiegend  Wassertiere. 

Es  tut  nicht  nötig,  hier  die  Systematik  weiter  zu  verfolgen;  wir 
können  uns  sofort  zu  den  uns  näher  interessierenden  Ordnungen  wenden. 

Isopoden,  Asseln. 

(Fig.  52 — 56.)  Körper  breit,  flach  gewölbt.  Der  erste  Brustring  mit 
dem  Kopfe  zu  einer  Kopf  brüst  (Cephalothorax)  versclimolzen ,  mit 
zwei  Paar  Fühlern ,  drei  Paar  kauenden  Mmidteilen  und  sitzenden 
Augen.  Sieben  freie  Brustringe;  an  jedem  ein  Paar  siebengiiedriger, 
in  Klauen  endigender  Schreitbeine.  Hinterleib  verkürzt,  sechsgliedrig, 
das  letzte  Glied  zu  einem  platten  Schwanzschilde  umgebildet.  An 
jedem  Segmente  ein  Paar  Spaltfüfse,  Pedes  spurii,  deren  letztes, 
die  Analbeine,  gewölinlich  nach  hinten  frei  vorragt. 

Darm  gerade,  After  am  hinteren  Ende  des  Körpers.  Speiseröhre 
eng,  starker  Muskelmagen  mit  Chitinleisten. 

"Weibliche  Geschlechtsöffnung  am  fünften  Brustringe,  männliche  im 
äufseren  Begattungsorgane  an  den  letzten  Brust-  oder  den  ersten 
Abdominalbeinen. 

Die  Asseln  (etwa  30  Famiüen)  sind  vorwiegend  Meerestiere;  nur 
wenige  leben  im  Süfswasser  und  nur  eine  Familie  auf  dem  Lande. 

Onisciden,  Laudasselu. 

Linere  (vordere)  Fühler  verkümmert  und  unter  dem  Kopfschilde 
versteckt;  äufsere  (hintere)  lang,  gegeifselt,  mit  fünfgliedrigem  Schafte. 
Augen  seitlich.  Hinterleibsringe  frei,  Schwanzschild  klein,  seitlich  von 
dem  vorletzten  Segment  umfafst.  Die  fünf  ersten  Pedes  spurii  (siehe 
Fig.  52)  decken  sich  dachziegeÜormig ,  mit  verhornter  Aufsen-  und 
häutiger  Lmenlamelle;  erstere  zum  Teil  mit  Luft  kämm  ern  (Atmungs- 
organen) ,  die  äufserlich  als  weifse  Flecke  sichtbar  sind.  Der  äufsere 
Ast  der  Analfüfse  tritt  bei  den  uns  angehenden  Formen  zwischen  dem 
vorletzten  Segmente  und  dem  Schwanzschilde  frei  hervor,  der  imiere 
ist  gröfstenteils  unter  letzterem  verborgen.  Männchen  meist  schmäler, 
mit  längeren  Analbeinen. 

Man  kennt  etwa  (><)  Gattungen  von  Landasseln.  Die  Unterscheidung 
der  Formen  ist  nicht  immer  ganz  leicht,  daher  die  wenigen  Berichte 
über  schädliche  Asseln  niu:  die  gewöhnlichen  Arten  nennen  oder 
ganz  unbestimmt  lauten.  Genauere  Bestimuumg  würde  sicher  fest- 
stellen, dafs  viele  Arten  gelegentlich  oder  selbst  häufiger  schädlich 
werden  können. 

Dafs  überhaupt  so  wenig  Berichte  über  Schäden  durch  Asseln 
vorliegen,  rührt  wolil  einerseits  von  ihrem  versteckten  Leben  und  ihrem 
unscheinbaren,  der  Beobachtung  sich  leicht  entziehenden  Aufseren, 
andererseits  davon  her,  dafs  sie  selten  in  solchen  Massen  auftretf^n 
um  ernstlich  schaden  zu  kömien. 


72 


Crustaceen,  Krustentiere. 


Alle  Laiidasseln  lieben  Dmikellieit,  Feuchtigkeit  und  mäfsige  "Wärme. 
Tagsüber  halten  sie  sich  versteckt,  nachts  gehen  sie  ihren  Geschäften 
nach.  In  warmen  Nächten  Ende  April ,  Anfang  Mai ,  in  Treibhäusern 
etwas  früher  als  im  Freien,  findet  die  Begattung  statt.  Sie  genügt  für 
zwei,  durch  längeren  (wie  grofsenV)  Zeitraum  getrennte  innere  Be- 
fruchtungen ^),  wobei  sich  am  Weibchen  höchst  interessante  morphologisch^ 
anatomische  Vorgänge  vollziehen.  Die  reifen  Eier  (wieviel  ?)  werden  vom 
Weibchen  in  einer  von  den  Lamellen  der  vorderen  Brustbeine  ge- 
bildeten Bruttasche  getragen  (Fig.  53),  in  der  auch  die  Jungen  noch 
die  erste  Zeit  nach  dem  Ausschlüpfen  bleiben.  Diese  sind  den  Alten 
ähnlich;  nur  fehlt  ihnen  noch  das  letzte  Brustbein-Paar. 

Über  das  Alter,  das  Asseln  erreichen  und  in  dem  sie  fortpflanzungs- 
fähig  werden ,  scheinen  Beobachtungen  nicht  vorzuliegen,  Sie  sollen 
sich  jähidich  einmal  häuten. 

Ihre  Nahrung  besteht  aus  weichen  saftigen  Stoffen,  vorwiegend 
zerfallenden  pflanzlichen,  seltener  tierischen  Teilen.  Aber  auch  lebende 
Pfianzenteile ,    wenn  sie  nur  weich  und  saftig  sind ,  verzehren  sie  sehr 


S'palibeüte 
SeitenplaSe 


Fig.  52.     Hinterteil  der  Kellerassel  (i) 
von  unten  (aus  Saus). 


Fig.  53.     Weibchen  der 

Kellerassel  von  unten,  mit  Eiern 

(aus  Brandj'  und  Ratzkbitrg). 


gerne ,  besonders  keimende  Samen ,  Keimlinge ,  Blütenteile ,  zarte 
Wm'zeln,  Kartoffeln,  Stengel,  Blätter  und  Früchte.  Schöbl^)  futterte 
die  von  ihm  gezüchteten  Kellerasseln  mit  frischem  Grünzeug,  besonders 
Blättern  von  Radieschen  und  Salat.  Schäden,  und  zwar  zum  Teil  recht 
beträchtliche,  werden  u.  a.  berichtet  aus  Europa  an  abgefallenem  und 
an  S  pali  er  obste ,  an  keimenden  Bohnen,  Tabaks-  und  Maispflanzen, 
Primulaceen,  Petunien,  Selaginellen,  Farnwedeln,  Orchideen,  Saxifrageen, 
besonders  Sedum  acre;  aus  Nordamerika  an  Salat,  Erbsen,  Blumen, 
besonders  Veilchen,  Geranien,  Wistaria,  Rosen,  Mammillarien ;  von 
Deutsch-Ostafrika  an  Keimlingen  der  Kokospalme^). 

Mehl-  wie  im  Freien  schaden  in  Treibhäusern  einheimische  und 
eingeschleppte  Arten  an  den  verschiedensten  Keimlingen  und  zarten 
Pflanzenteilen.  Auch  in  C  h  a  m  p  i  g  n  o  n  k  u  1 1  u  r  e  n  sind  sie  schon  öfters 
recht  schädlich  geworden.  Sie  finden  hier,  wie  auch  in  Kellern,  einer- 
seits die  günstigsten  Lebensbedingungen,  andererseits  zahlreiche  sichere 
Verstecke. 


^)  Die  zweite  Brut  kommt  nach  De  Gekk  im  August  zum  Vorschein. 

2)  Arch.  mikr.  Anat.  Bd.  17,   1880,  S.  125-140,  Tai  9^10. 

")  VossEi.EK,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  2,  1905,  S.  418. 


Onisciden,  Landasseln.  73 

Die  Frai'sbilder  an  Blättern  und  Früchten  sind  älmlicli  denen 
der  Schnecken:  niu-  sind  die  Löcher  an  ersteren  gewöhnlich  nicht  so 
grofs,  an  letzteren  tiefer.  Auch  fehlen  natürlich  Schleim  und  die 
grofsen  Kotklumpen 

V  o  r  b  e  u  pj  u  n  g  8  -  und  B  e  k  ä  m  p  f  u  n  g  s  m  i  1 1  e  1  sind  ziemlich  die  - 
selben  wie  bei  Schnecken:  Ködern  an  frisch  geschnittenen  Scheiben 
von  Rüben  oder  Kartoffeln ,  Kartoffelbrei,  Brei  von  Sirup  und  Mehl 
(beide  ev.  vergiftet!),  Fangen  unter  ausgelegten,  mit  Köder  versehenen 
Schlupfwinkeln ,  Bedecken  gefährdeter  Kulturen  in  Töpfen  mit  Glas- 
scheiben usw.  Theobali»  M  hat  in  Gew^ächshäusern  eine  Räucherung 
mit  Blausäure  als  sehr  wirksam  erprobt:  in  Amerika'^)  wurden  in  Warm- 
häusern durch  Kartoffelscheiben ,  die  mit  Pariser  Grün  bestreut  und 
an  jede  zweite  Pflanze  gelegt  waren,  in  zwei  Nächten  24000  Stück 
getötet. 

Als  natürliche  Feinde  kommen  in  erster  Linie  die  Spitzmäuse 
iu  Betracht,  dann  alle  übrigen  Insekten  fressende  Säugetiere,  das 
Geflügel,  Eidechsen  und  Amphibien.  Nach  Wheeler'*)  nährt  sich  in 
Texas  eine  Ameise ,  LcptogenijS  elongata  Buckley,  fast  ausschliefslich 
von  Asseln  der  Gattungen  Armadillidium  und  Oniscus.  Ob  man 
diese  Ameise  vielleicht  in  Gewächshäusern  ansiedeln  könnte? 

Onisciden  finden  sich  auf  der  Erde  überall,  wo  Pflanzenwaichs  ist. 
Mehrere  Arten  sind  durch  den  Schiffsverkehr  mehr  oder  minder  Kosmo- 
politen geworden. 

Die    einzelnen   Arten    variieren  -^ 

an  den  verschiedenen  Fundorten  sehr  >Seitenpiait^-f\. 

nach  Gröfse  und  Farbe.  -  Die  w^ch-  äu&ererAsidJmlftüseLj^ 
tigsten  bei  uns  vorkommenden  Gat-  innerer  »  «  '  ^  /^ 
tungen   und  Arten*)    sind    folgende:  Jnalse^menl 

Armadillidium  Brandt,  Bollassel.     ^'^  «^^  ^oThLÄs'sl^«,''""""'' 

Stumpf  elliptisch,  hochgewTilbt ; 
kann  sich  vollkommen  zusammenkugeln  ■^).    Geifsel  der  äufseren  Fühler 
zweigliedrig.     Luftkammern   an   den   beiden   vorderen  Abdominalbein- 
paaren, scharf  begrenzt.    Analbeine  breit,  j)lattenförmig  (Fig.  54).    Etwa 
100  Arten. 

A.  vulgrare  Latr. ,  gremeine  Roll-  oder  Kug-elassel  (Fig.  55). 
Stahlgrau  bis  graubraun ,  einfarbig  oder  gelblich  gefleckt ,  glatt, 
glänzend ,  fein  und  selir  dicht  punktiert ;  10 — 20  mm  lang.  Li  ganz 
Europa  und  den  angrenzenden  Teilen  Asiens  und  Afrikas  und  in  ganz 
Amerika  verbreitet.  Auch  auf  Madeira,  den  Azoren,  Canaren,  Bermudas, 
auf  Ceylon  und  bei  Melbourne  gefunden.  Am  wenigsten  an  Feuchtigkeit 
gebunden. 


1)  First  Eep.  econ.  ZooL,  London  1903,  p.  33. 

2)  U.  S.  Dept    A^ric,  Div.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.,  p.  98—99. 
«)  Biol.  Bull.  Woods  Holl  Vol.  6,  1904,  p.  251—259,  1  fig. 

*)  Eine  Übersicht  über  die  norddeutschen  Landasseln,  mit  guten  Bestimmungs- 
tabellen, gibt  W.  Mrhaelsen,  Mitt.  nat.  Mus  Hamburg  XIV,  1896,  S.  121—134. 
Hier  ist  auch  die  wichtigste  Literatur  zusammengestellt.  Die  süddeutschen  Asseln 
behandelt  L.  Koch,  Die  Isopoden  Süddeutschlands  und  Tirols.  Festschr.  Säkular- 
feier nat.  Ges.  Nürnberg  1801-1901,  S.  17—72.  Eine  vorzügliohe  Übersicht  mit 
zahlreichen  vortrefflichen  Bildern  gibt  G-.  0.  Sakh,  An  account  of  the  Crustacea 
of  Norway,  Vol.  2,  Isopoda,  Bergen  1899. 

'")  Aus  diesem  Grunde  wird  sie  leicht  mit  der  Schalenassel,  Glomeris,  verwechselt, 
einem  Tausendfufse  mit  17—19  Beinpaaren  (s.  S.  80). 


74 


Crustaceen,  Krustentiere. 


Porcellio  Latr..  Körnerassel. 

Oval,  flacher,  öekörnelt.  Brustsegmente  mit  seitlichen,  nach  hinten 
ausgezogenen  Fortsätzen;  erstes  vorne,  letztes  hinten  stark  ausgerandet. 
Äui'sere  Fühler  mit  zweigliedriger  Greiisel.  Luftkammern  an  den  beiden 
vorderen  Abdominalbeinpaaren,  scharf  begrenzt.  Analfüfse  griffeiförmig, 
hervorstehend  (s.  Fig.  52).     Etwa  150  Arten. 

P.  scaber  Latr. ,  Kellerassel  (Fig.  56).  Matt  schiefergrau  oder 
gelblich,  einfarbig  oder  mit  schwarzen  oder  weii'slichen  bis  gelblichen 
Flecken.  Rauh  gekörnelt.  Kann  sicli  teilweise  zusammenkugeln. 
12 — 16  mm.  1.  Gemein  in  Nord-  und  Mitteleuropa  und  in  Amerika 
von  Mexiko  bis  Grönland.  Auf  St.  Cruz,  St.  Paul,  Ascension,  in  Kap- 
land, Ceylon,  Kamtschatka,  bei  Melbourne  und  in  Neu-Seeland  ge- 
funden.    Etwas  mehr  wie  vorige  Art  an  Feuchtigkeit  gebunden. 


4nalseffr;ient 
werMldJnalfäße 
-äußerer  "  " 


Fig.  55.     Weibchen  der  Eollassel 
(aus  S.ufs). 


Fig.  56.     Weibchen  der  Kellerassel 
(aus  Sars). 


Oniscus  L.,  Mauerassel. 

Oval,  flacher.  Glatt.  Brustsegmente  und  i^nalbeine  wie  bei  Por- 
cellio. Äui'sere  Fühler  mit  dreigliedriger  Geifsel.  Luftkammern  fehlen. 
Etwa  zwölf  Arten. 

O.  asellus  L.  (=  murarius  Cuv.),  gremeine  Mauerassel.  Hell- 
braun, glänzend.  Oben  mit  zwei  Längsreihen  gelber  Flecke  jederseits ; 
Seitenrand  ebenfalls  gelblich.  15  — 18  mm.  1.  Europa,  Nordamerika, 
Grönland,  Azoren.     Am  meisten  an  Feuchtigkeit  gebunden. 


Decapoden,  Zehnfüfsige  Krebse. 

Kopf  und  Brust  zu  Kopf  brüst  (Cephalothorax)  verschmolzen,  von 
starkem,  chitinigen,  mit  Kalk  durchsetztem  Rückenschilde  bedeckt,  das 
an  den  Seiten  zwischen  sich  und  dem  Körper  die  Kiemenhöhle  frei  läfst. 


Paguriden,  Gecarciniden.  75. 

Augen  gestielt.  Acht  Bempaare,  von  denen  aber  die  drei  vordersten 
zu  Kieferfülsen  umgebildet  sind,  so  dals  nur  fünf  Paare  Gehbeine  übrig- 
bleiben. 

Die  Decapoden  sind  fast  ausscliliei'slich  Wasser- ,  bezw.  Meeres- 
tiere. Am  bekanntesten  sind  die  Langschwänzer,  Macrm'en,  wozu  der 
echte  Flufs krebs  gehört,  deren  Hinterleib  lang,  wohl  entwickelt  und 
rund  ist.  Für  uns  haben  nur  die  beiden  anderen  Unterordnungen  bezw. 
Familien  Interesse. 

Paguriden,  Bernliards-  oder  Einsiedlerkrebse. 

Hinterleib  langgestreckt,  mäfsig  gTois,  weichhäutig,  mit  schmaler 
Afterflosse  und  stummeiförmigen  Bauchfüfsen. 

Die  Einsiedlerkrebse  sind  Wassertiere.  In  den  Schneckenschalen^ 
in  denen  die  meisten  von  ihnen  ihren  Hinterleib  bergen,  können  sie 
sich  einen  kleinen  Wasservorrat  zum  Atmen  aufsammeln,  mit  dem  sie 
an  Land  gehen  können.  Hier  erklettern  sie  die  Büsche,  um  deren  Laub, 
Blüten  und  Früchte  zu  fressen.  So  berichtet  Schnee  ^) ,  dafs  sie  auf 
Jaluit  selbst  meterhohe  glatte  Stengel  von  Lilien  erklettern,  um  sie 
ihrer  Blüten  zu  berauben.  Nach  Kindt^)  können  Einsiedlerkrebse  den 
Kakao  empfindlich  schädigen  (woV),  indem  sie  die  jungen  Pflänzchen 
12  cm  über  der  Erde  abweiden. 

Zu  den  Einsiedlerkrebsen  gehört  auch  der  Palmendieb,  Birg-us  latro 
Hhst.,  der  auf  Ostindien  ausschliefslich  auf  dem  Lande  lebt  und  seinen 
oben  harten  Hinterleib  nicht  in  einer  Schneckenschale  zu  verbergen 
braucht.  Er  klettert  auf  die  Kokospalmen  und  holt  sich  die  jungen 
Früchte  herunter^),  um  sie  mit  seinen  gewaltigen  Scheren  zu  öffnen 
und  ihren  saftigen  Inhalt  zu  verzehren.  Aber  auch  andere  Früchte 
verzehrt  er,  ferner  Mark  und  Früchte  der  Sago-Palme,  von  Panda- 
nus*)  usw. 

Gecarciniden,  Landkrabben. 

Hinterleib  klein,  zu  nach  unten  eingeschlagener  dünner  Platte  ver- 
kümmert.    Kopf  brüst  viereckig,  stark  gewölbt. 

Die  Landkrabben  sind  auf  die  Tropen  beschi'änkt.  Sie  leben  meist 
auf  dem  feuchten  Lande ,  in  Erdlöchern ,  in  feuchten  Grebüschen  usw. 
und  gehen  nur  zur  Eiablage  in  das  Meer.  Ilu'e  Nahrung  bilden  nament- 
lich frische  saftige  Vegetabilien  und  zerfallende  tierische  Stoffe. 

Berichte  über  SchädigTingen  durch  Landkrabben  findet  man  nicht 
selten,  gewöhnlich  aber  ohne  nähere  spezifische  Angabe  des  Schädigers. 

Schon  im  6.  Jahrhundert  meldete  ein  chinesischer  Vizekönig  ^), 
dafs  in  seiner  Provinz  die  Reiski^abben  („TanHiai")  nicht  ein  Reiskorn 
für  den  Menschen  übrig  gelassen  hätten.  Ahnliche  Berichte  sollen  sich 
in  der  späteren  chinesischen  Literatur  öfters  wiederholen.  Die  betr. 
Krabben  leben  für  gewöhnlich  zwischen  den  Wurzeln  des  Schilfes ;  erst 
später,  wenn  Reis  und  Hirse  reif  würden,  gingen  sie  an  diese  über. 


')  Zool.  Gart.  Bd.  48,  1902,  S.  138. 

2)  Die  Kultur  des  Kakaobaumes  und  seine  Schädlinge.  Hamburg  1904,  S.  136. 

3)  Horst,  Not.  Leyden  Mus.  Vol.  23,  1902,  p.  143—146. 

*)  Andrews,  Monooraph  of  Christmas  Island,  London  1900.  p.  165. 
5)  s.  Klmagusu  MiMKAT.i,  Nature  Vol.  61,  1900,  p.  491. 


76  Myriapoden,  Tausendfüfse. 

F.  Legnat*)  erzählt  in  .seinen  „Voyages",  dai's  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts Landki'abben  auf  Rodrip;nez  ähnlich  schadeten  wie  die 
chinesischen. 

de  Rochefort  ^)  berichtet  in  seiner  „Histoire  naturelle  ....  des 
Antilles",  dafs  Landkrabben  („crabes  peintes")  in  dortigen  Gärten  die 
Erbsen  und  jungen  Tabakpflanzen  frälsen. 

Nach  GuERiN^),  Culture  du  Cacoyer,  beschädigen  auf  Guadeloupe 
Landki-abben  die  jungen  Kakao -Pflanzen,  desgleichen  nach  Preuss*) 
in  Deutsch-Ostafrika. 

Von  anderen  Taschenkrebsen  schadet  nach  Zehntner  •'^)  Paratelphusa 
maculata  de  Man  auf  Java  beträchtlich  am  Zuckerrohr  durch  Ab- 
weiden der  jungen  Sprosse. 

Gegen  alle  diese  höheren  Krebse  dürfte  als  Gegenmittel  nur  Ab- 
fangen und  Zerstörung  ihrer  Schlupfwinkel  in  Betracht  kommen. 

Myriapoden,  Tausendfüfse. 

Körper  besteht  aus  dem,  aus  vier  Ringen  versclmiolzenen  Kopfe 
und  einer  mehr  oder  minder  grofsen  Zahl  fast  gleicher  Ringe.  Diese 
sind  meist  aus  einem  Rücken-  und  einem  Bauchstücke  (-schild  oder 
-schiene),  seltener  noch  aus  Seitenstücken  zusammengesetzt,  die  stark 
chitinisiert,  oft  auch  verkalkt  und  durch  dümie  Gelenkhäute  verbunden 
sind.  Am  Kopfe  sitzen  ein  Paar  Antennen,  mehrere  Punktaugen  und 
die  meist  kauenden  Mundwerkzeuge.  Die  Rumpfsegmente  tragen  am 
Bauchschilde  mit  Ausnahme  des  ersten  und  letzten  je  ein  oder  zwei 
Paar  sechs  bis  siebengliedriger ,  in  Klauen  endigender  Beine.  —  Die 
Atmung  geschieht  durch  Tracheenbüschel,  die  paarig  in  jedem  Körper- 
segmente liegen  und  durch  je  ein  Stigma  nach  aufsen  münden.  Der 
Darm  verläuft  gerade. 

Die  Tausendfüfse  sind  geschlechtlich  getrennt.  Die  Begattung 
findet  im  Frühjahre ,  April  bis  Juli,  meist  aber  auch  noch  im  Sommer 
und  Herbste  statt.  Die  Eier  werden  in  die  Erde,  unter  Laub  usw.,  oft 
in  eigens  hierzu  vom  Weibchen  angefertigte  Nester  gelegt.  Nach  etwa 
zwei  Wochen  kriechen  die  Jungen  aus,  die  zuerst  nur  drei  Beinpaare 
lind  wenige  Körperringe  haben.   Mit  jeder  Häutung  wächst  beider  Zahl. 

Im  allgemeinen  lieben  die  Tausendfüfse  Dunkelheit  und  Feuchtig- 
keit und  sind  daher  nächtliche  Tiere.  Man  findet  sie  am  meisten  unter 
Laub,  Moos,  Rinde,  Steinen,  in  Komposthaufen  und  an  ähnlichen 
Stellen.  Wenn  auch  die  bei  uns  vorkommenden  Arten  der  Trocken- 
heit und  noch  mehr  der  Hitze  schnell  erliegen,  so  hat  man  doch  selbst 
in  den  Wüsten  Tausendfüfse.  Sie  finden  sich  auch  in  den  nördlichsten 
Gegenden,  wenn  auch  ihre  Ai'ten-  und  Individuenzahl,  ebenso  wie  ihre 
Gröfse  nach  den  Tropen  hin  zunehmen. 

Die  Zahl  aller  Mjn-iapoden  dürfte  etwa  10000  Arten  sein,  die  der  in 
Europa  vorkommenden  etwa  1000 '^). 

Man  unterscheidet  fünf  Ordnungen,  von  denen  nur  zwei,  vielleicht 
«ogar  nur  eine  für  uns  in  Betracht  kommen. 


')  s.  Anm.  auf  S.  75. 

2)  2^'^  edit.,  Eotterdam  1665,  p.  255. 

')  s.  ZiMMKRMANN,  Zeiitralbl.  Bakteriol.  Parasitenkunde  II,  Bd.  7  S.  921. 

*)  Tropenpüanzer  Bd.  7,  1903,  S.  349. 

'')  Arch.  Java-Suikerindustr.  1897,  Afl.   10. 

")  Verhoeff,  Verh.  d.  nat.  Ver.  Rheinpreufsen  Bd.  53,  1897,  S.  187. 


Chilopoden,  Hundertfüfse.     Diplopoden,  Tausendiül'se.  77 

Chilopodeii,  Huiidertfüfse. 

Dorso-ventral  abgeflacht.  Kopf  wagerecht,  Fühler  lang,  Zahl  der 
Körperringe  mäl'sig,  mit  nur  einem  Beinpaare  an  jedem  Ringe.  Mund- 
teile mit  starken  Giftklauen. 

Die  Hundertfüfse  sind  ausgeprägte  Raubtiere.  Nur  von  einer  mittel- 
europäischen Form,  Geophilus  long-icornis  Leach,  wird  behauptet, 
dai's  sie  schädlich  werde.  Man  findet  sie  gewöhnlich  mit  kleineren 
Diplopoden  in  zerfressenen  Wurzeln,  Knollen  usw.  Nach  Kirby  ^), 
E.  Taschenberg-),  Stift ^),  Guenaux*)  sollen  sie  selbst  an  dem  Frafse  be- 
teiligt sein,  nach  Theobald^)  dagegen  nur  von  den  anderen  Tausend- 
füfsen  leben.  Die  Frage  kannwohl  nur  durch  Versuche  entschieden  werden. 

Leach  •^)  nannte  eine  in  englischen  Gärten  gefundene  Art  G.  earpo- 
phagrus  und  fügt  hinzu:  „Fructibus  victicans"  (sich  von  Früchten 
nährend). 

Keller')  will  die  Geophiliden,  Lithobius-Ai'ten  usw.  als 
Schädlinge  ansehen,  weil  sie  Feinde  der  Regenwürmer  sind. 

Dii)lopodeii,  Tausendfüfse. 

Kopf  senki-echt,  Fühler  kurz;  Mundteile  (Fig.  57)  aus  Oberlippe, 
einer  grofsen,  durch  Verwachsung  der  beiden  Maxillen  entstandenen 
Mundklappe  und  zwei  grofsen  zum  Kauen 
dienenden  Mandibeln  zusammengesetzt. 
Körperringe  zahlreich  (bis  etwa  150), 
aus  grofser,  stark  mit  Kalk  durchsetzter, 
mehr  oder  weniger  ringförmiger  Rücken- 
und  sehr  kleiner  Bauchschiene  gebildet. 
Die  Körperringe  der  Diplopoden  sind  als 
durch  Verschmelzung  je  zweier  Segmente 
entstanden   anzusehen.      Die   Beine,    von 

denen    am   zweiten   bis    vierten  Ringe    nur  j^j    57.  Kopf  von  Seh.  sabulosum 
je    em  Paar,    an   den  tolgenden,    mit  Aus-       *  ^on  niften  (aus  Latzel). 
nähme  des  beinlosen  letzten,  je  zwei  Paare     „  Fortsatz  des       m  Haisschiid. 
sitzen,    sind  hierdurch    sehr  genähert.     Da      ,'^^S^^,        ;/,  gCSr" 
sie   auiserdem    selir  kurz    sind ,    ragen   sie      '■  Unterkiefer.         /  Tracheen 

1  1  o     -i.  1  A  •      1  rf  Zunge  derGna-        r  Ventralplatte 

kaum    an    den   öeiten    hervor.     An  jedem        thochiiarium.  d.  Oberkiefers 

Ringe,  unter  den  Basalgliedem  der  Beine,    "^^^^lÄn^'und  ,/ das  hakenfömuge 
zwei  Paar  Stigmen.     Die  Punkte  an  den  erste  Beinpaar. 

Seiten     oder     am     Rücken     sind    "VVehr- 

drüsen,  aus  denen  in  Gefahr  ein  ätzender  Saft  ausgeschieden  wird. 
Ges  chl echt  s  Öffnungen  hinter  dem  zweiten  Beinpaare  (am  dritten 
Ringe).  Beim  Männchen  am  siebenten  Ringe  ein  oder  zwei  Beinpaare 
zu  K  o  p  u  1  a  t  i  o  n  s  f  ü  f  s  e  n  umgewandelt. 


M  Introduction  to  Entoniology.    Deutsche  Ausgabe,  Stuttgart  1823,  Bd.  1  S.  204. 

2)  Brehms  Tierleben,  S.  Aufl., 'Bd.  9,  S.  664. 

^)  Krankheiten  und  Feinde  der  Zuckerrübe,  S.  180,  und:  Über  die  im  Jahre  1902 
beobachteten  Schädiger  und  Krankheiten  der  Zuckerrübe  usw.,  Österr.-ungar.  Zeit- 
schrift f.  Zuckerindustrie  usw.  1903,  Heft  1,  Sep.  S.  18—19. 

•*)  Entomologie  agricole,  Paris  1904,  p.  52iS. 

5)  First  Eep.  econ.  Zoology,  London  1908,  p.  32. 

«)  Zool.  Miscell.  Vol.  3,  1817,  p.  45. 

■')  s.  JuDEKH  und  NiTscHK,  Lehrb.  mitteleurop.  Forstinsektenkunde,  Bd.  2,  S.  12 <8 
bis  1279. 


78  Myriapoden,  Tausendfüfse. 

Die  meisten  Diplopoden  können  sich  nur  spiralig  einrollen,  nur 
■wenige  Formen  (Glomeriden)  sich  zusammenkugeln. 

Die  Tausendfüfse  sind,  ähnlich  wie  die  Asseln,  ursprünglich  Moder- 
fresser. Von  zerfallenden  Pflanzenteilen  gehen  sie  einerseits  über  an 
zerfallende  tierische  Stotte  (Aas,  Exki^emente) ,  tierischen  Schleim 
(Schnecken)  und  schliefslich  lebende  Tiere  (Schnecken,  Regenwürmer, 
kleine  Insekten,  namentlich  Poduriden,  Milben),  andererseits  an  zarte, 
weiche  Teile  lebender  Pflanzen,  namentlich  von  Kulturpflanzen.  Hier 
scheinen  sie  zuerst  von  den  zerfallenden  Teilen  keimender  Samen  an- 
gelockt zu  werden,  von  denen  sie  dann  auf  die  Samen  selbst,  die 
jungen  Keimpflänzchen ,  und  schliefslich  an  Teile  älterer  Pflanzen, 
namentlich  den  weichen,  saftigen  Stengel  gerade  über  der  Erde  über- 
g-ehen.  Ebenso  werden  sie  von  abgefallenem  Obste,  überreifen,  auf  der 
Erde  liegenden  und  hier  zu  faulen  beginnenden  Früchten,  Erdbeeren, 
Gurkenfrüchten  usw.  angelockt,  bis  sie  dann  schliefslich  wieder  an  der 
reif  enFrucht  selbst  Gefallen  finden.  Clilorophyllhaltige  ältere  Teile  werden 
im  allgemeinen  verschmäht-,  doch  stellt  Verhoeff  als  eine  seiner  bio- 
logischen Gruppen  von  Diplopoden  die  der  „Pflanzentiere"  ^)  auf,  die, 
selbst  am  Tage,  auf  Pflanzen  klettern  und  das  Parenchym  der  Blatt - 
Oberseite  abnagen,  bezw.  Pollen  fressen. 

Am  gefährlichsten  werden  die  Tausendfüfse  den  keimenden  Samen 
und  den  Keimlingen,  im  Felde  namentlich  an  Getreide  und  Rüben,  hi 
Gärten  an  gTöfseren  saftigen  Samen,  wie  Leguminosen,  Cucurbitaceen  usw. 
Besonders  da,  wo  feuchte,  kalte  Witterung  das  Keimen  verzögert, 
treten  die  Tausendfüfse  auf.  Nächst  der  keimenden  Saat  tun  sie  an 
saftigen  Wurzeln  (Salat),  Rüben  aller  Art  und  Knollen  (Kartofteln^) 
Schaden,  die  sie  besonders  dann  angehen,  wenn  sie  schon  von  anderen 
Feinden,  Engerlingen,  Drahtwürmern  usw.,  verletzt  oder  dmxh  nafs- 
kaltes  Wetter  faulig  geworden  sind.  Vom  Obst  haben  am  meisten  die 
Erdbeeren  zu  leiden,  namentlich  die  gTofsfrüchtigen  Sorten;  aber  auch 
saftige  andere  Früchte,  wie  Cucurbitaceen  und  Tomaten  werden  gerne 
angefressen. 

Wie  nicht  anders  zu  erwarten,  dringen  Tausendfüfse  auch  in 
Gewächshäuser  ein,  wo  sie  an  empfindlichen  Pfianzen  ganz  bedeutend 
schaden  können.  Unterstützt  werden  die  einheimischen  Arten  hier 
noch  durch  zahlreiche  eingeschleppte,  wie  ja  überhaupt  Myriapoden  sich 
leicht  zur  Verschleppung  in  Wurzelballen,  Packmaterial  usw.  eignen^). 

Aufser  direkt  durch  iln-en  Frais  können  Tausendfüise  noch  in- 
direkt schaden  durch  Übertragung  von  Pilzsporen  *) ,  wenigstens  die 
Arten ,  die  nicht  runde  glatte .  sondern  flache ,  rauhe  oder  behaarte 
Rückenschilde  haben. 


')  Er  nennt  als  solche  Brachyäesmus  Attemsi  Verh.,  Atractosoma  athesinum  Fedr., 
Strongylosotna  pallipes  Oliv.,  wahrscheinlicli  auch  Juhis  foeUdus  C.  K.,  J.  spinifer  Verh. 
iuid  beobachtete  sie  an  Anthriscus ,  Galeopfiif^,  Buhns ,  Cicendia,  Gentiana  und  einem 
Farnkraute.  Schizophyllum  sabiilosum  Latz,  frafs  den  Blütenstaub  von  Ranunculus. 
Arch.  Nat.  Jahrg.  (52,  1896,  Bd.  1  S.  32,  und  Zool.  Anz.  Bd.  18,  1895,  S.  203. 

2)  Nach  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1896,  S.  70,  litten  in 
dem  Berichtsfalle  am  meisten  Simson  und  Magnum  bonum,  während  Reichskanzler 
und  Rosen  nicht  annähernd  so  befallen  wurden 

=*)  Bkuki.emann,  Bull.  Mus.  Hist.  nat.  Paris.,  T.  2,  1896,  p.  25—27.  —  Kkäi-ei.in, 
Mitt.  nat.  Mus.  Hamburg  XVIII,  1900,  S.  201.  —  Attem.s,  ibid.,  S.  109—116. 

'»)  V.  Scini,i.iN(;,  Prakt.  Ratgeber  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1887,  S.  546 ;  Durch  des 
Gartens  kleine  Wunderwelt,  Frankfurt  a.  O.,  1896,  S.  33.  —  Fei.t,  Rep.  injur.  Insects 
New-York  1899,  p.  599.  Bei  allen  drei  Angaben  handelt  es  sich  t;m  Übertragung 
der  Kartoffelkrankheit. 


Diplopoden,  Tausendfüfse.  yC) 

Dij)lopoden  treten  mauclimal  in  riesigen  Mengen  auf,  wobei  sie 
meist  wandern  und  schon  öfters  Eisenbahnzüge  aufgehalten  haben. 
Nach  VerhoeffM  ist  diese  Erscheinung  auf  Überfülhmg  eines  Ortes 
mit  geschlechtsreifen ,  neue  Plätze  zur  Eiablage  suchenden  Weibchen 
zurückzuführen. 

Als  natürliche  Feinde  der  Diplopoden  nennt  Verhoeff^)  Btifo 
vulgaris,  Ocypus-JjB.rven,  eine  noch  unbestimmte  Dipteren-Larve^)  und 
Milben,  die  namentlich  den  Eiern  und  Jungen,  aber  auch  alten  Tieren 
gefährlich  werden  köimen.  Nach  vom  Rath'*j  verschmähen  insekten- 
fressende Vögel  und  Eidechsen  die  Tausendfüfse ,  wozu  allerdings 
Bertkau ^)  bemerkt,  dafs  A.  König  im  Magen  der  Blaudrossel  {Monti- 
cola  cyanus)  zahlreiche  Juliden  gefunden  habe. 

Man  findet  Tausendfüfse  vorwiegend  in  Laubwäldern,  namentlich 
in  gebii'gigen  Gegenden.  Gegen  Hitze  und  Trockenheit  sind  die  meisten 
unserer  einlieimischen  Diplopoden  sehr  empfindhch,  die  in  wärmeren 
Gegenden  wenig  bis  gar  nicht.  Nach  vom  Rath*')  töten  im  Sommer 
direkte  Sonnenstrahlen  Juliden  und  Polydesmiden  in  wenigen  Minuten. 
Nach  VOM  Rath'')  und  Rossi^)  können  Juliden  bis  zu  40  Stunden 
imter  Wasser  aushalten,  tagelang  in  einer  Atmosphäre  von  reinem 
Stickstoff,  WasserstoÖ'  oder  Sauerstoff,  sowie  in  verdünnter  Luft, 
während  Chlor,  Kohlensäure  und  Salzwasser  sie  rasch  töten. 

Die  Bekämpfung  der  Tausendfüfse  ist  im  wesentlichen  dieselbe 
wie  die  der  Asseln :  Fangen  und  Töten  an  demselben,  eventl.  vergifteten 
Köder.  Doch  hat  man  im  Kalk  ein  ganz  spezifisches  Mittel  gegen  sie. 
Man  wendet  ihn  am  besten  ungelöscht  an  (eventl.  vor  der  Aussaat), 
sonst  als  Kalkwasser. 

Auch  Salz,  Salpeter  und  Rufs  ist  ihnen  tödlich  oder  vertreibt  sie. 
Mit  Petroleum  getränkter  Torfmull  oder  Rizinusmehl  halten  sie  von  den 
damit  umgebenen  Pflanzen  ab.  Einweichen  der  Saat  in  Petroleum  soll 
diese  vor  Befall  schützen.  In  Warmhäusern  wurden  durch  Auslegen  von 
Tabaksrippen  Tausendfüfse  in  Massen  getötet^). 

Die  Anschauungen  betr.  die  Einteilung  der  Diplopoden  sind  noch 
keineswegs  geklärt,  wemi  auch  die  neueren  Arbeiten  von  Latzel^*')  und 
Verhoeff^\)  Avenigstens  für  die  europäischen  Formen  unsere  Kenntnisse 
ebenso  bereichert  wie  vertieft  haben.  Namentlich  ist  durch  sie  auch 
die  Festlegimg  der  Arten  bedeutend  gefördert  worden,  wobei  sich 
herausgestellt  hat ,  dafs  deren  Bestimmung  keineswegs  so  leicht  ist. 
wie  man  früher  glaubte.  Es  spielen  bei  ihr  namentlich  die  Kopulations- 
füfse  eine  wichtige  Rolle.  —  Dem  Phytopathologen  kann  nur  geraten 
werden,  sich  zwecks  Bestimmung  an  einen  Spezialisten  zu  wenden. 

Über  Schäden  durch  Diplopoden  liegen  zahlreiche  Berichte  vor. 
namentlich  aus  Em'opa.  doch  auch  eine  nicht  geringe  Zahl  aus  Amerika. 


1)  Zool.  Anz.  Bd.  23,  1900,  S.  465-473. 

2)  Verh.  d.  nat.  Ver.  Rheinpreufsen  Bd.  53,  1896,  S.  194. 

3J  Häase,  Zool.  Beitr.  A.  Schneider  Bd.  I,  1885,  S.  252—256.    Audi  von  Vf.rhokfp 
bestätigt. 

*)  Ber.  d.  nat.  Ges.  Freiburg  i.  Br.  Bd.  5,  1891,  S.  190. 
')  Arcb.  Nat.  Jahrg.  58,  1892,  Bd.  2,  Heft  2  S.  71. 
6)  1.  c.  S.   191. 
^)  1.  c.  S.  192. 

8)  Bull.  Sog.  ent.  Ital.     T.  33,  1901. 

9)  Scott,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  44  N.  S.,  1904,  p.  93. 

!<*)  Die  Myriapoden  der  österr.-ungar.  Monarchie.     2  Bde.     Wien  1880  u.  1884. 
^1)  Zahlreiche  Arbeiten  in  Arch.  Nat.,  Zool.  Anz.  usw. 


gO  Myriapoden,  Tausendtüfse. 

den  Tropen  usw.  Insbesondere  bei  den  letzteren  fehlt  oft  eine  nähere 
Angabe  der  betreffenden  Art;  aber  selbst  da,  wo  sich  diese  findet,  wie 
bei  den  meisten  europäischen  Idczw.  deutschen  Berichten,  ist  ihr  meistens, 
aus  den  oben  angeführten  Gründen,  mit  gewissem  Mifstrauen  zu  be- 
gegnen. Es  ist  daher  auch  unnötig,  hier  alle  die  berichteten  Arten 
anzuführen,  zumal  die  Anzahl  der  gelegentlich  oder  regelmäfsig  schäd- 
lich auftretenden  Arten  sicher  gröi'ser  ist  als  die  der  berichteten. 

Von  der  ersten  Familie,  den 

Polyxeniden 

(Fühler  achtgliedrig .  11  weiche,  mit  Haaren  besetzte  Ringe,  13  Bein- 
paare) ,  berichtete  v.  Schilling  ^) ,  wie  schon  erwähnt ,  dafs  die  einzige 
deutsche  Art,  Polyxenus  lagrurus  L.  (2^2— 3V2'mm  lang) 
(Fig.  58),  die  Sporen  der  Kartoftelkrankheit  übertrage;  sie 
soll  übrigens  ein  Feind  der  Reblaus  sein^). 

Von  der  zweiten  Familie,  den 

Glomeriden 

(13  hochgewölbte  Ringe,  17  Beinpaare,  Kopulationsfüfse 
am  Ende  des  Körpers ;  können  sich  vollkommen  zusammen- 
kugeln), soll  Glomeris  marglnata  Vill.  nach  Eckstein^) 
Saat  eichein  ausfressen. 

Polydesmideii. 

Körper     kurz ,     durch     Hügelartige    Erweiterung     der 
Fiff  58  Rückenschilde  oft  scheinbar  flachgedrückt.    Augen  fehlen. 

Polyxenus       10 — 20  Ringe.    Beine  lang.     Nur  das    linke    Beinpaar    des 

lagurus         siebenten  Ringes  zu  Kopulationsfüfsen  umgewandelt, 
(aus  Latzki.).  j)^q    sehr    gattmigs-    und    artenreiche    Familie    dürfte 

wohl  mehrere  Schädlinge  stellen. 
Vereinzelt  werden  Angehörige  der  Gattung  Bracliydcsmas  (19  Ringe, 
28 — 29  Beinpaare)  als  solche  genamit.  Weitaus  der  gröfste  Schädling 
aus  dieser  Famihe  ist  aber  sicher  Polydesmus  eomplanatus  L.  (Fig.  59). 
Gedrungen,  breit  und  flachgedrückt,  bräunlich,  Rücken  warzig-höckerig, 
glänzend.  20  Ringe,  deren  Hinterrand  keine  oder  nur  schwache 
Borsten  trägt.  20 — 25  mm  lang,  Männchen  kleiner  und  schlanker  als 
das  "Weibchen ,  letzteres  mit  31 ,  ersteres  mit  30  Beinpaaren  und  den 
Kopulationsfüfsen.  Weit  verbreitet,  namentlich  unter  Laub  und  Rinde. 
Schadet  meistens  mit  Blanjulus  gutttdatus  zusammen.  Aufser  an  den 
allgemein  den  Tausendfüfsern  zum  Opfer  fallenden  Kulturpflanzen 
wurde  diese  Art  noch  beobachtet  an  den  Wurzeln  von  Raps 
(Eckstein),  Nelken,  Pensees  und  Anemonen  (Cuktis),  Pastinak  (Kirby, 
GuENAUX)  und  den  Keimlingen  von  Chehrmthns  Chciri  (Collinge).  Nach 
V.  Schilling  überträgt  sie  die  Kartoflelkranklieit^).  —  Begattung  im 
Frühjahre  und  Herbste.  28 — 30  Tage  danach  Ablage  der  Eier  (bis  100) 
in  vorher  fertig  gestelltes  glockenförmiges  Nest;  nach  12 — 15  Tagen 
die  siebenringeligen,  sechsbeinigen  Jungen. 


>)  s.  oben  S.  78. 

•-)  S.    L ATZET,   1.   c.    S.    74. 

3)  Forst!.  Zoologie  S.  872. 


Juliden. 


81 


In  Nordamerika  schadet  vorige  Art  an  Kohl  und  P.  monilaris  C.  K. 
an  Radieschen  ^). 

Juliden. 

Lan<ygestreckt ,  drehrund,  mir  spiralig  zusammenrollbar.  Mehr  als 
30  Ringe.  Die  beiden  Beinpaare  des  siebenten  Ringes  zu  Kopulations- 
fülsen  umgewandelt.     "VVehrdrüsen  immer  vorhanden. 

Die  Juliden  bilden  die  zahlreichste  und  verbreitetste  Familie  der 
Tausendfüi'se,  infolgedessen  auch  die  schädlichste.  Jedoch  sind  gerade 
hier  die  Artnamen  mit  besonderer  Vorsicht  aufzunehmen,  namentlich 
in  Deutschland,  wo  jeder  beobachtete  Julide  „communis"  oder  „terrestris" 
genannt  wird.  —  Die  Engländer  geben  den  Juliden  denselben  Namen 
wie  den  Drahtwurm ern :    „wire  worms"'. 

Die  Biologie  der  Juliden  ist  ähnlich  der  der  vorigen  Familie.  Be- 
gattung und  Eiablage  finden  im  Frühjahre  und  Herbste  statt,  in  wärmeren 
Gegenden  selbst  im  "Winter ,  in  glockenförmige ,  in  die  Erde ,  an 
Steine,  Blätter  usw.  befestigte  Nester.  Nach  14—15  Tagen  schlüpfen 
die  madenartigen,  bewegungslos  in  einer  Haut  eingeschlossenen  Jungen 
aus,  die  erst  nach  Abstreifung  dieser  Haut  bewegungsfähige  Beinpaare 
erhalten.  Gerade  die  heranwachsenden  Jungen  schaden  verhältnismäfsig 
am  meisten. 


Fig.  ö9.     Polydesmus  complanatus 
(nacli  E.  Taschenükkc). 


Fig.  HO.    rt  Blanjulus  venustus, 

b  Blanjulus  guttulatus 

(aus  C.  Koch). 


Blaujulus  Gervais. 

Dünn,  fadenförmig.  Augen  fehlen  oder  in  einer  Längsreihe  am 
Rande  des  Vorderkopfes.  Dorsalplatten  der  Hinterringe  an  den  Seiten 
längsgefurcht,  oben  ganz  glatt.  30  — (i()  Ringe;  dritter  Ring  beinlos; 
das  erste  Beinpaar  des  Männchens  klein,  5 — (jgliedrig,  zangenförmig. 
Kopulationsfüfse  deutlich,  ebenso  die  langen  schmalen  Ruten. 

In  Europa  in  mehreren  Arten,  von  denen  die  wichtigsten  sind: 

Bl.  (Typhloblanjulus)  gruttu latus  Gerv.  (=-^  pulchellus  Leach), 
g-etüpf'elter  Tausendluls  (Fig.  mh).  Augen  fehlen.  Weifslich  bis 
gelblich,  seltener  dunkler:  an  den  Seiten  je  eine  Reihe  kleiner  runder 
Flecke  (Wehrdrüsen),  die  von  Orange  dm-ch  Blutrot  in  Dunkelbraun 
übergehen  -,  ihre  meist  rote  Farbe  wird  in  Alkohol  ausgezogen :  während 
dieser  sich  rot  färbt,  werden  die  Flecke  braun.  14 — 18  mm  lang, 
0,4— 0,0  mm  dick:  80—90  Beinpaare. 

Bl.  (Ophthalmoblanjulus)  venustus  Mein.  (=  pulehellus 
(C.Koch).    (Fig.  60«,  (31.)    Augen  vorhanden.    Blafsgelb  bis  schmutzig 


1)  Harvey,  14.  Eep.  Maine  agr.  Exp.  Stat.  1898,  p.  118—119. 

orauei-,    Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  Ü 


82 


]Myriapoden,  Tausendtufse. 


rostbraun:  jederseits  eine  Reihe  groiser.  ovaler.  dmikoll)rauner  Flecke. 
8 — 13  mm  lang.  0.3 — 0.8  mm  dick.     52 — 80  Beini^aare. 

Beide  Arten,  wie  aucli  die  übrigen  ßlanj ulus -Arten ,  scheinen  sich 
biologisch  sehr  ähnlich  zu  verhalten.  Man  findet  sie  namentlich  da. 
wo  organische  Stolfe  in  Zersetzung  übergehen,  insbesondere  auch  an 
tierischen  Exkrementen  und  Leichen.  Doch  stellen  sie  auch  Schnecken 
und  Regenwürmern  M  nach.  Bl.  rnmsfus  wurde  von  Vkkhoeff-)  massen- 
haft in'  Ameisenhaufen  gefunden.  In  Feldern,  namentlich  aber  in 
Gärten  sehr  häufig  und  gemein,  und  meist  auch  recht  schädlich.  Aui'ser 
den  oben  für  alle  Tausendfüfse  genannten  Nährpilanzen  ist  BL  f/uttu- 
latus  noch  als  schädlich  beobachtet  an  Reben  und  Hopfen,  an  denen 
er  die  in  der  Erde  befindlichen  Knospen  der  Fechser  abfrafs  (Durand, 
Fontaine,  Thomas,  Boudol).  an  Zwiebeln  der  Küchenzwiebel  (Wagner), 
Tulpen  imd  Hyazinthen  (Guenaux)  ,  von  Lilium,  -Eucharis  und  Vallota 
(Thomas),  an  jungen  Rübensaaten  (Stift.  Gaillard),  Genista  anghca, 
Tomaten    (Lucas),     Salat    (Fontaine),     Kohlwiu-zeln    (Curtis).    Rettich 


Fig.  61.    Hinteres  Paar  der 

Kopulationsf  üfse  von  Blanjiilus 

venustus  (aus  Laizf.i,). 


Fig.  (VI.     Erdbeeren,    von  Blanjulus  guttu- 
latiis  befallen  (nach  v.  8(  hii.i.im;). 


(Eckstein ) ,  an  älteren  fnichttragenden  (Turkenpflanzen ,  deren  Stengel 
an  der  Erdoberfläche  vollständig  durchnagt  wurden  (Thomas),  an 
keimender  Lärchen-  und  Kiefernsaat,  in  deren  Schalenspalte  die 
Tausendfüfse  eindrangen  und  so  über  12  qm  derselben  zerstörten 
(Nitsche),  an  Keimlingen  von  CJteircmtlius  Chciri  in  England,  von 
denen  die  ganzen  Nebenwurzeln  abgefressen,  die  Hauptwurzel  fast  ganz 
ihrer  Epidermis  beraubt  und  die  aufserdem  durchlöchert  wurden 
(CoLLiNOE).  Ihre  Lieblingsnahrung  sind  allerdings  die  Erdbeeren^), 
an  denen  sie  sich  nach  v.  Schilling  gerne  unter  den  Kelchblättern 
aufhalten  (Fig.  02). 

Nach  Latzel*)  ist  es  allerdings  fraglich,  ob  in  allen  den  berichteten 
Fällen  wirklich  die  genannte  Art  der  Schädling  gewesen  sei.  da  er  sie 
vorwiegend   in  Wäldern .    unter   verwesendem   Laube .    und    in   Höhlen 


')  CuuTis.  Farm  Insects  p.  L'Ol. 

2)  Berl.  ent.  Zeitschr.  Bd.  86,  1891,  S.  153. 

^)  Lamarck  gab  ihnen  deswegen  den  Namen  Jiiliif:  fraqarlarinn. 

*)  Bull.  Soc.  Amis  8c.  nat.  Kouen  1885  p.  176. 


Juliden.  g3 

gefunden  hat.  Er  glaubt,  clais  in  vielen  Fällen  eine  Verwecliselnng 
mit  J.  hlscus  Mein.  var.  honudopfiis  Latz.  (s.  daselbst)  stattgefunden 
habe. 

V.  LiNSTOwM  nimmt  an,  dafs  Bl.  giittulatus  auch  den  Spulwurm 
übertragen  könne ,  indem  er  dessen  im  Dunge  befindliche  Eier  ver- 
zeln-e ,  von  denen  er  in  einem  Exemplare  tatsächlich  über  30  Stück 
gefunden  hat.  Da  Bl.  g.  sich  gerne  tief  in  Erdbeeren ,  Wurzeln  und 
Fallobst  hineinli-ifst,  kann  er  mit  diesen  unbemerkt  verzehrt  werden  ^K 
Wenn  nun  auch  Grassi  nachgewiesen  hat,  dafs  der  Spulwurm  einen 
Überträger  nicht  braucht,  ist  damit  doch  nicht  gesagt,  dafs  nicht  trotz- 
dem eine  solche  Übertragung  stattfinden  könne. 

Wegen  seiner  Vorliebe  für  Regenwürmer  schlägt  Thomas^)  vor, 
BJ.  giittulatus  mit  solchen  zu  ködern.  Man  tötet  diese  erst  durch  kurzes 
Übergiefsen  mit  heifsem  Wasser  und  legt  sie  dann  mit  Erde  bedeckt 
aus.  —  Erdbeeren  soll  man  nach  v.  Schillinci*)  durch  untergelegte 
Holzwolle  vor  Befall  schützen  kömien. 


Jiilus  Brandt. 

Augen  gehäuft.  Fühler  kurz:  zweites  Glied  am  gröfstcn.  Hinterer 
Teil  der  Ringe  längsgestreift.  Dritter  Ring  beinlos.  Erstes  Beinpaar 
des  Männchens  zweigliedrig,  hakenförmig.  Ruthen  und  Kopulationsfüfse 
meist  verborgen.  Saftlöcher  beginnen  am  sechsten  Ringe.  Weibchen 
immer  gröfser  als  Männchen. 

Die  alte  Gattung  Julus  ist  inzwischen  namentlich  von  Verhoeff, 
in  zahlreiche  Gattungen,  Untergattungen  usw.  zerspalten  worden.  Wir 
brauchen  hierin  nicht  zu  folgen,  zumal  der  Besitzstand  .jeder  dieser 
Gruppen  noch  keineswegs  endgültig  und  allseitig  befriedigend  ab- 
gegrenzt zu  sein  scheint.  Betreffs  der  anzuführenden  Arten  können 
wir  uns  auf  ganz  wenige  beschränken.  Die  angeführten  Merkmale 
sollen  mehr  der  allgemeinen  Orientierung  als  einer  eventl.  Bestimmung 
dienen.  Letztere  ist  in  den  meisten  Fällen  nur  durch  einen  geübten 
Spezialisten  sicher  ausführbar. 

Die  Gröfse  der  hier  behandelten  Arten,  mit  Ausnahme  der  letzten, 
schwankt  zwischen  15 — 50  mm,  ihre  Ringzahl  je  nach  Alter  und  Ge- 
schlecht zwischen  40  und  00,  ihre  Beinzahl  zwischen  (id  und  über  100 
Paaren. 

J.  (Sehizophyllum )  sabulosus(uin)  L.  (Fig.  ()3).  Gedrungen, 
glatt,  glänzend,  dunkell:)raun  bis  schwarz;  zwei  dorsale  gelbe  bis  gelb- 
rote Längs  streifen,  die  manchmal  in  Flecke  aufgelöst  sind,  selten  fehlen: 
auch  untere  Teile  der  Seiten  meist  mehr  oder  weniger  gelblich. 
Jederseits  am  Kopfe  82 — 48  Augen,  in  fünf  bis  sieben  Querreihen. 
Fühler  etwas  kürzer  als  Körper  dick.  Vorderhälfte  der  Ringe  nicht 
oder  fein  quergestreift.  Erstes  Beinpaar  des  Männchens  sehr  dick 
und  kräftig,  zweites  in  beiden  Geschlechtern  sehr  verdünnt.  Analschild 
in  dick  kegelförmiges ,  nach  oben  aufgebogenes  Schwänzchen  aus- 
gezogen. —  Besonders   auf  Sandboden,   wo  er  gern  auf  die   Sträuche]- 

1)  Arck  Nat.  Jahrg.  52,  1886,  Bd.  1  S.  134—1:35. 

2)  s.  auch  Rossi,  Insektenbörse  Bd.  18,  1901,  S.  871—372. 

^)  Nat.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  2,  1904,  S.  287—292,  1  Fig. 
■*)  Gemüseschädlinge  S.  54. 


84 


Myriapoden,  Tausendfüfse. 


klettert  und  das  Blattparencliym.  bezw.  Blüten  frilst  (Verhoeff).  Nach 
VOM  Rath^)  scheint  er  sehr  Pilze  zu  lieben. 

J.  (Leptojulus)  fallax  Mein.  (Fig.  64).  Dünn,  schlank,  schwarz- 
braun bis  glänzend  schwarz,  am  Bauch  heller;  manchmal  ein  schmaler 
schwarzer  Rückenstreif.  Kopf  oft  rostbräunlich.  Fühler  nur  wenig 
länger  als  Körper  dick.  Jederseits  35 — (JO  Augen  in  fünf  bis  sieben 
Querreihen.  Hinterringe  recht  tief  und  mäfsig  dicht  längsgestreift. 
Schwanzschild  in  langes,  gerades,  spitzes  Schwänzchen  ausgezogen. 

J.  (Mieropodojulus)  lig-ulifer  Latz.  (=  seandinavieusLatz.). 
Sehr   ähnlich   der   vorigen   Art.      Braunschwarz,    an   den  Seiten  etwas 


Fig.  63.     Jnhis  sabulosus.    h  Augen, 
(aus  C.  Koch). 


Fühler 


Fig.  (i4.     Julus  fallax  Mein, 
(aus  C.  Koch). 


fleckig  aufgehellt,  Beine  hell  rost-  oder  dunkelbraun.  Fühler  kaum 
länger  als  Körper  dick.  Jederseits  40  —  5U  Augen  in  sieben  Reihen. 
Zweites  Beinpaar  des  Männchens  mit  langem,  geradem,  am  Ende  löffei- 
förmig ausgehöhltem  Fortsatze.  Schwanzschild  in  gerade,  scharfe,  stark 
beborstete  Spitze  ausgezogen. 

J.  londinensis  Leach.  (Fig.  05).  Ziemlich  dick,  glatt,  glänzend. 
Schwarzbraun  oder  gi^auschwarz ,  nach  unten  zu  heller.  Rand  der 
Rückenschilder   rostbraun,    wodurch   eine    dunkle  und  helle  Ringelung 

hervorgerufen  wird.  Fühler  schlank, 
kürzer  als  der  Leib  dick,  schwärzlich; 
Beine  hell  rötlichbraun.  Am  Kopfe 
jederseits  40 — 50  Augen  in  fünf  bis 
sieben  Querreihen.  Hinterer  Teil  der 
Ringe  deutlich,  aber  nicht  dicht  längs- 
gestreift. Die  zwei  letzten  Ringe  bein- 
los. Schwanzschild  abgerundet  oder 
mit  kaum  vorspringender  stumpfer 
Spitze.  —  Eine  mehr  nordische  Art,  die  besonders  bei  London  häufig  ist, 
aber  auch  überall  in  Deutschland  vorkommt,  auf  Ackern,  in  Gärten  usw. 
J.  luseus  Mein.  (Fig.  00).  Schlank,  glatt,  glänzend.  Weifslich 
oder  gelblich  bis  rötlich  gi'aubraun;  durch  Verteilung  des  Pigmentes 
fein  marmoriert  oder  geringelt  erscheinend.  Jederseits  eine  Reihe 
schwarzbrauner  Flecke  (Wehrdrüsen).  Fühler  und  Beine  hell.  Jeder- 
seits 24 — 34  Augen  in  fünf  bis  sieben  Reihen.  Die  drei  letzten  Ringe 
beinlos.  Kopulationsfüfse  ganz  verborgen.  Analschild  ohne  Fortsatz. 
34 — 46  Ringe.  00 — 81  Beinpaare.  10 — 15  mm  lang,  0,7—1,3  mm  dick.  — 
Über  Schäden  an  Kartoffeln  berichtet  L.\mp.\  -). 


Fig.  65.     Julus  londinensis 
(aus  Leach). 


')  Ber.  d.  nat.  Ges.  Freiburg  i.  Er.  Bd.  5,  1X91,  S.  \3. 
2)  Ent.  Tidskrift  1898,  p.  47. 


Arachnoideen,  Spinnentiere.  85 

Die  var.  homalopsis ,  mit  wenig  deutlichen  Augen,  erhielt  Latzel 
namentlich  aus  Gärtnereien :  in  einem  Garten  Hamburgs  schienen  die 
Tiere  sich  von  Spinat  genährt  zu  habend.  Er  selbst  fand  sie  in 
frischen  Kohlköpfen. 

J.  terrestris  Porat  ist  osteuropäisch  und  kommt  in  Deutschland 
nicht  vor.  Gemeint  ist  unter  ihm  gewönlich  J.  fallax  oder  lignllfer, 
seltener  -/.  sabulosiis. 

J.  communis  Say  (=^  flavipes  C.  Koch)  ist 
eine  südeuropäische  Art  und  in  Italien  öfters  schäd- 
lich 2). 

E.  Haase^)  führt  aus  Gärten  von  deutschen  Arten 
noch  an:  J.  pusillus  Leach  (an  Rüben).  Die  eng- 
lischen Autoren  nennen  noch  eine  ganze  Reihe  weiterer 
Arten  als  schädlich.  Aus  Nordamerika  werden 
J.  hortensis  Wood*)  an  Radieschen,  J.  eoeruleo- 
elnetus  Wood -5)  an  Melonen  und  J.  impressus 
Say  (y)^)  an  Korn  namentlich  angeführt.  Eine  un- 
genannte Art  schadete  in  Warmhäusern  an  Farnen. 
Spargelsaat  und  Rosenbeeten'').  Fig.  6(5.     Kopula- 

Aus  den  Tropen  liegen  Berichte  vor  über  tionsapparat  von 
Schädigungen  an  ausgeleg-tem  Castilloa  -  Samen  aus  J-  luscus.  A  vor- 
Costa Rica«),  an  Ginseng^Sämlingen  aus  Newyork»),  deres,  5  hinteres 
an  Teepflanzen  aus  Assam  und  an  Baumwollsämlingen  ^^^^  ^^"^  Latzel). 
aus  Amani^"). 

Nach  einem  Berichte  von  W.  Busse  nahm  ein  Julide,  Odontopyge 
Attemsi  Verh.  ^M,  auf  der  Insel  Kwale  bei  Deutsch-Ostafrika  so  über- 
hand, dafs  die  Eingeborenen  genötigt  wurden,  ihre  Kulturen  auf  das 
nahe  Festland  zu  verlegen.  Die  Tausendfüfse  hatten  alle  keimenden 
Getreide-  und  Leguminosen-Samen .  die  ausgelegten  Knollen ,  selbst 
Maniokstecklinge  abgefressen. 

Arachnoideen,  Spinnentiere. 

Luttatmenrle  Gliedertiere  ohne  Fühler  und  Flügel.  Kopf  und  Brust 
zu  Kopfbrust  (Cephalothorax)  verschmolzen,  an  der  normalerweise  sechs 
Paar  Gliedmafsen  sitzen.  Die  beiden  vorderen  sind  gewöhnlich  saugende 
Mundwerkzeuge,  und  zwar  ein  Paar  Kieferfühler  (Cheliceren)  und  ein 
Paar  Kiefertaster  (Pedi-  oder  Maxillarpalpen),  Die  vier  übrigen  Glied- 
mafsenpaare  sind  meist  siebengliederige,  in  zwei  Klauen  endigende  Beine. 
Hinterleib  immer  ohne  Gliedmafsen. 

1)  Mitt.  nat.  Mus.  Hamburg  XII,  1894,  S.  105. 

2)  Beklese,  Bull.  Ent.  agr.  T.  6,  1899,  p.  101—103;  Sükuzzi,  ibid.,  p.  140 
8)  Zeitschr.  Ent.,  N,  F.,  Heft  XII,  1887,  S.  21. 

*)  Härvev  1.  c. 

5)  Felt,  1.  c.  p.  620. 

6)  Webster,  Canatl.  Ent.  Vol.  87,  1905,  p.   172. 
'')  Scott,  1.  c. 

8)  Tropenpflanzer,  Beih.  2,  1901,  S.  132. 

9)  VAN  Hook,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  219,  1904,  p.  168—186.  — 
Siehe  Holi.kixg,  Jahresbericht  1904,  S.  142. 

10)  Zimmermann,  Ber.  Land-  u.  Forstw.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  2,  1906,  S.  413. 

11)  Busse,  Beih.  3,  Tropenpflanzer,  1902,  S.  94;  Vkrhoeff,  Zool.  Anz.  Bd.  24,  1901, 
S.  665-672,  3  Fio-. 


86  Arachnoideen,  Spiuneiitiere. 

Darmkanal  o'erade.  Auf  den  Mund  folgt  ein  muskulöser,  als  Saug- 
pumpe dienender  Schlundkopf  (Pharynx).  Speiseröhre  eng,  zu  Saug- 
magen erweitert,  fast  immer  mit  Speicheldrüsen.  Magen  und  Darm 
mit  blindsackartigen  Ausstülpungen,  die  sich  oft  bis  in  die  Beine  er- 
strecken.    Am  Enddarm  malpighische  Gefäfse. 

Atmung  durch  Röhren-  oder  Fächertracheen,  letztere  auch  Tracheen- 
lungen genannt.  Es  sind  dies  Tracheen,  die  statt  röhrenförmig  in  die 
Länge  gezogen,  blattartig  erweitert,  wie  die  Blätter  eines  Buches,  in 
runder  Höhlung  nebeneinanderliegen.  Die  Stigmen  münden  fast  stets 
im  Hinterleibe,  sehr  selten  in  der  Kopfbrust  nach  aufsen. 

Mehrere  nicht  facettierte  Einzelaugen. 

Geschlechter  gewöhnlich  getremit.  Gesclilechtsorgane  paarig,  mit 
unpaarer  Mündung  an  Basis  des  Hinterleibes.  Sehr  häufig  sind  die 
Geschlechter  auch  äufserlich  verschieden.  Meist  Eier  legend :  Ent- 
wickelung  gewöhnlich  direkt. 

Sie  nähren  sich  fast  ausschliefslich  von  tierischen,  seltener  von 
pflanzlichen  Säften  und  sind  daher  vorwiegend  nützlich.  Häufig  kommen 
Spinndrüsen  vor,  mit  deren  Hilfe  Netze  und  Gewebe  angefertigt  werden. 

Die  Spinnentiere  sind  mit  ganz  vereinzelten  Ausnahmen  auf  das 
Land  beschränkt.  Sie  kommen  überall  vor,  besonders  häufig  in  den 
Tropen,  wo  sie  auch  am  gTÖlsten  werden. 

Man  unterscheidet  zwei  Unterklassen  mit  acht  Ordnungen: 

Arthrogastra,  Hinterleib  gegliedert:  Solifugen,  Pedipalpen,  Skorpione, 
Pseudoskorpione,  Phalangiden. 

Sphaerogastra ,  Hinterleib  ungegliedert:  Araneiden .  Ac ariden, 
Linguatuliden. 

Für  uns  kommt  nur  eine  Ordnuno-  in  Betracht. 


Acfirideii,  Milben. 

Kopf  brüst  und  Hinterleib  zu  einheitlicher,  ungegliederter  Körper- 
masse verschmolzen.  Ist  ein  Kopf  vorhanden,  dann  ist  er  sekundär. 
Al3domen  oft  fein  geringelt,  aber  nie  segmentiert.  Mundteile  stechend 
und  saugend,  oder  beifsend,  im  einzelnen  sehr  verschieden  gebaut.  Auch 
Beine  sehr  verschieden,  zum  Kriechen,  Anklammern  oder  Schwimmen 
eingerichtet  oder  verkümmert :  meist  vier,  seltener  zwei  Paare ;  sie  enden 
gewöhnlich  mit  zwei  Klauen,  neben  denen  öfters  blasige  Haftlappen 
oder  Haftscheiben  stehen.  Am  Darme  oft  zwei  bis  drei  Paare  Blind- 
säcke, fast  immer  Speicheldrüsen  und  vielfach  malpighische  Schläuche 
vorhanden.  After  als  ventrale  Längsspalte  am  Hinterende.  —  Augen 
fehlend,  in  ein  oder  zwei  Paaren.  Atmungsorgane  fehlen  häufig:  wenn 
vorhanden,  dann  bestehen  sie  aus  einem  Paar  büschelförmiger  Tracheen, 
die  in  je  einem  Stigma,  meist  zwischen  drittem  und  viertem  Beinpaare, 
nach  aufsen  münden. 

Gesclilechtsorgane  paarig  oder  unpaar,  münden  in  gemeinsamer 
Öffnung  auf  der  Bauchseite,  vor  dem  After,  ja  selbst  zwischen  den 
Beinpaaren,  nach  aufsen,  nicht  selten  in  Penis  bezw.  Legeröhre.  Meist 
ovi-,  seltener  ovovivipar.  Geschlechter  meist  äufserlich  kenntlich,  an 
Gröise,  Gestalt  der  Gliedmafsen  usw. 

Entwickelung  häufig  mit  komplizierter  Verwandlung;  mindestens 
fehlt  den  Larven  fast  immer  das  letzte  Beinpaar. 

Mit   Ausnahme    einer   Familie    leben    alle  Milben    auf   dem    Lande, 


Tetranychiden.  gy 

zum  Teil  frei  vom  Raube  oder  von  lebenden  oder  toten  pflanzlichen 
oder  tierischen  Stoffen ,  zum  anderen  Teile  parasitisch  an  oder  in 
Pflanzen  oder  Tieren,  hierbei  oft  Verunstaltungen  ihrer  Wirte  (Gallen 
usw.)  hervorrufend. 

Im  einzelnen  ist  die  Biologie  der  Milben  noch  recht  wenig  er- 
forscht; auch  in  der  Systematik  scheinen  unsere  Kenntnisse  noch  nicht 
immer  befriedigend  festgelegt. 

Während  man  gewöhnlich  zehn  bis  zwölf  Familien  unterscheidet, 
kennt  Berlese  ^)  deren  oi>,  die  er  in  fünf  Unterklassen  verteilt. 

Bestiiuiiiungstabelle  der  hier  behandelten  Milbenfamilien. 

1.  Körper  wurmartig  verlängert,  geringelt,  zwei  Paar 

Beine Eriophyiden. 

Körper  kugelig,  nicht  geringelt,  vier  Paar  Beine  .  2 

2.  Stigmen  fehlend  •,    Keulenhaar  an  Tarsus  I  und  II     Tyroglyphiden. 
Stigmen  bei  beiden  Geschlechtern  deutlich  ...  3 
Stigmen    nur   bei    Weibchen    deutlich ,    bzw.    vor- 
handen       5 

8.  Stigmen    seitlich,    über    dem    dritten   und    vierten 

Beinpaare Uropodiden. 

Stigmen  dorsal,  an  Schnabelwurzel 4 

4.  Penis  undeutlich ;  Mandibeln  scherig Bdelliden. 

Penis    deutlich ,    vorstreckbar :    Mandibeln    dolch- 

förmig Tetranychiden. 

5.  Haut  lederig;   an  jeder  Hinterecke  der  Kopf  brüst 

eine  starke,  aus  einer  Pore  entspringende  Borste     Oribatiden. 

Haut  weich,  ohne  solche  Borsten G 

(j.  Beim  Weibchen  alle  Beine  mit  Saugnäpfen ;  Hinter- 
leib des  befruchteten  Weibchens  schwillt  sack- 
artig an Pediculoiden. 

Beim  Weibchen  Hinterbeine   mit  langen  Borsten; 

Hinterleib  des  befruchteten  Weibchens  normal  .     Tarsonemiden. 

Tetraiiyeliiflen.    Fig.  oy,  70. 

K  ö  r  pe  r  oval,  weifslich  bis  rot,  wenig  lebhaft  gefärbt,  mit  Reihen 
von  Borsten  oder  Haaren  auf  dem  Rücken.  Haut  weich.  Kopfbrust 
und  Hinterleib  durcli  eine  Querfurche  äufserlich  geschieden.  An  jeder 
Seite  ein  bis  zwei  Augen.  Stigmen  dorsal  am  Vorderrand  der  Kopf- 
brust. Kiefertaster  oder  Palpen  viergliederig;  vorletztes  Glied  mit  stark 
vorgezogener  Klaue,  letztes  daumenartig,  mit  einem  oder  mehreren  iinger- 
ähnlichen  Fortsätzen.  Kieferfühler  oder  Mandibeln  zweigliederig; 
beide  Basalglieder  zu  stumpfem,  fleischigem,  zurückziehbarem  Zapfen, 
der  Mandibularplatte,  verschmolzen,  aus  der  die  sehr  langen,  S-förmig- 
gebogenen,  zu  Stechborsten  umgewandelten  Endglieder  hervorragen. 
Beine  mälsig  lang,  sechsgliederig,  erstes  Paar  am  längsten;  sie  endigen 
in  ein  oder  zwei  Klauen,  zwischen  denen  sich  Hafthaare  befinden. 
A  f  t  e  r  ein  ventraler  Längsspalt.  G  e  s  c  h  1  e  c  h  t  s  ö  f  f  n  u  n  g  e  n  ebenfalls 
ventral;  weibliche  meist  quer,  männliche  längs  gestellt;  letztere  lassen 
oft  den  schlanken ,  stilettförmigen,  gekrümmten  Penis  hervortreten. 
Einige  Formen  vermögen  mit  den  Kiefertastern  zu  spinnen. 


^)  Gli  Acari  agrarii.     Riv.  Fatol,  veget.  Ann.  VI,  1897  -   VIII,  1899. 


88  Araclmoideen,  Spinnentiere. 

Die  Entwickeluiig  der  Tetranychiden  ist  von  v.  Hanstein ^)  für  die 
Weibehen  wenigstens  klargestellt  worden.  Ans  dem  Sommere  i 
(1,  Stadium)  schlüpft  durch  Spalten  seiner  Schale  eine  sechsbeinige. 
der  erwachsenen  Milbe  aber  sonst  recht  ähnliche  Larve  (2,  Stadium). 
Nach  kurzer  Zeit  hebt  sich  deren  Haut  ab;  es  entsteht  ein  Ruhe- 
stadium, die  Nymphochrysallis  (3.  Stadiiun),  die  durch  die  unter  der 
alten  Larvenhaut  eingeschlossene  Luft  glänzend  weifs  aussieht.  Durch 
Platzen  der  Haut  quer  über  den  Rücken  wird  die  achtfüfsige  Nj-mphe 
(4.  Stadium)  frei.  Diese  geht  durch  ein  weiteres  Ruhestadium,  die 
Deut  ochrysallis  (5.  Stadium)  in  die  Deutonymphe  (0.  Stadium) 
über.  Nach  einem  letzten  Ruhestadium,  der  Teleio  chry  sallis 
(7.  Stadium),  entsteht  das  geschlechtsreife  Tier,  das  Prosopon 
(8.  Stadium).  —  Zwischen  Ei  und  entwickelte  Milbe  schieben  sich 
also  drei  bewegliche  und  drei  Ruhestadien,  die  alle  nur  von  kurzer 
Dauer,  1 — 3  Tage,  sind.  In  jedem  Ruhestadium  werden  die  Glied- 
mafsen  neu  gebildet.  —  Nach  Perkins^)  soll  eine  Begattung  für  Lebens- 
zeit genügen:  fehlen  Männchen,  so  sollen  die  Weibchen  unbefruchtet 
Eier  legen,  aus  denen  nur  Männchen  entstünden.  Aus  befruchteten 
Eiern  entstünden  mehr  Weibchen. 

Die  Tetranychiden  sind  im  allgemeinen  echte  Pflanzenlresser.  Sie 
leben  fast  ausschliefslich  von  grünen  Pilanzenteilen ,  deren  Überhaut 
sie  mit  ihren  Mandibeln  verletzen ,  um  in  die  erzeugte  Wunde  ihre 
Saugborsten  einzuführen  und  die  einzelnen  Zellen  auszusaugen. 

Indes  sind  zahlreiche  Fälle  bekannt,  in  denen  Tetranychiden  oder, 
wahrscheinlicher,  ihre  Larven,  auf  Menschen  übergegangen  sind  und. 
ebenso  wie  die  Herbstgrasmilbe,  Lcptus  autmnnaJis,  die  Larve  von 
Trombidiuni  fuh'f/humini,  eigentümliche  Hautentzündungen  hervor- 
gerufen haben. 

Die  Tetranychiden  lieben  heifses ,  mäfsig  trockenes  Wetter.  Ihre 
Vermehrung  wird  dadurch  sehr  beschleunigt ,  so  dafs  sich  in  kurzer 
Zeit  ungeheuere  Mengen  von  ihnen  entwickeln  können.  Da  zu  gleicher 
Zeit  die  Pflanzen  ohnehin  an  Saftmangel  leiden ,  werden  die  Schäden 
der  Milben  dann  besonders  fühlbar.  Auch  in  Treibhäusern,  Mistbeeten 
usw.  treten  sie  oft  in  unglaublichen  Mengen  auf. 

Regen  vermindert  ihre  Zahl  im  Verhältnis  zu  seiner  Stärke :  nach 
Platzregen  sind  sie  oft  für  kurze  Zeit  so  gut  wie  verschwunden.  Ebenso 
verhindert  kühles  Wetter  ihre  Vermehrung.  Grol'se  Trockenheit  ist 
nach  V.  Hanstein  ihr  schlimmster  Feind.  Auch  direktes  Sonnenlicht 
meiden  sie. 

Die  besten  Vor beugung smittel  sind,  wo  durchführbar,  öfteres 
Giefsen  oder  Überbraufsen  und  Beschatten  der  Pflanzen.,  letzteres 
durch  Bedecken  mit  Fichtenreisig  oder,  in  Glashäusern,  durch  Be- 
streichen der  Glasdächer  mit  Kalkmilch. 

Auch  als  Bekämpfung  smittel  sind  beide  Mafsregeln,  namentlich 
zu  Anfang  der  Plage,  zu  empfehlen.  Später  ist  allerdmgs  zu  energischeren 
Mitteln  zu  greifen.  Tabaks- ,  Quassia- ,  Wermutabkochungen ,  Seifen- 
wasser und  ähnliches  sind  mit  verschiedenem  Erfolge  angewandt 
worden.  Sicherer  wirkt  schon  Petroleum-Emulsion.  Das  Spezifikum 
gegen  Tetranychiden  ist  aber  Schwefel,  den  man  als  Pulver  an  die 
nassen  Pflanzen  stäubt ,    als  gelöste  Schwefelleber  oder  in  Verbindung 


1)  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  Bd.  70.  1901,  S.  58-108,  1  Tai. 
'■')  Siehe  Exp.  Stat.  See.  Vol.  9,  p.  859. 


Tetranychiden.  g9 

mit  Seifenwasser,  Kalkmilch,  Mehlkleister,  Glyzerin  nsw.  auf  die  Pflanzen 
spritzt,  wobei  natürlich  immer  darauf  zu  achten  ist,  dafs  die  betreffenden 
Mittel  auch  auf  die  Milben,  nicht  nur  auf  die  Pflanzen  gelangen. 

In  Treibhäusern  kann  man  durch  Räuchern  mit  Tabak,  oder  besser 
Cyankalium,  oder  durch  Bestreichen  der  Heizröhren  mit  einem  Brei 
von  Kalk  oder  Lehm  mit  Schwefel  die  Plage  in  Schranken  halten 
oder  selbst  beseitigen.  Kakteen ,  die  sehr  unter  den  Milben  leiden, 
taucht  man  in  einen  Brei  von  flüssigem  Leim;  wenn  dieser  trocknet, 
ersticken  die  Milben.  Später  entfernt  man  ihn  wieder  durch  öfteres 
Spritzen  mit  lauwarmem  Wasser.  Auch  Halali  hat  sich  hier  sehr  gut 
bewährt. 

Befallene  Rebstöcke  behandelt  man  im  "Winter  mit  heifsem  AVasser  ^), 
oder  man  bestreicht  sie  mit  40  "/o  igem  Eisenvitrol ,  bezw.  10  '*/o  iger 
Schwefelsäure^).  An  der  Basis  von  Bäumen  bedeckt  man  die  über- 
winternden Milben  mit  nassem  Schlamme. 

Als  Feinde  der  Tetranychiden  sind  beobachtet:  die  Larven  von 
Coccinelliden,  von  Scymnus  minimus,  Chrysopa-,  Hemerobius-Arten  und 
von  Syrphiden.  ferner  Telephorus  fuscus  und  andere  Käfer,  Anthocoris 
cursitans  und  andere  Wanzen,  Trombidiiden  und  Gamasiden  und  frei 
lebende  Gallmückenlarven  ^).  Pergande*)  beobachtete  in  Amerika  auf 
Platane  eine  Thrips-Art,  Woodworth  "'' )  auf  Zitronen  aufser  Coccinelliden 
und  Chrysopa  noch  eine  Di^jtere  (Coniopteryx  sp.),  die  alle  Stadien  der 
Milben  verzehrten.  Doch  vermögen  diese,  alle  der  Vermehrung  der 
Milben  nicht  Einhalt  zu  tun. 

Die  für  uns  in  Betracht  kommenden  drei  Gattungen  sind: 

Stirne  mit  vier  schuppigen  Fortsätzen Bryobia. 

Stirne  ohne  solche,  Kiefertaster  in  Daumen  endigend  Tetranychus. 
Stirne    ohne    solclie ,    Kiefertaster   nicht   in   Daumen 

endigend Tenuipalpus. 

Die  ähnlichen  Trombidiiden  (Laufmilben )  sind  meist  gröfser 
und  unterscheiden  sich  leicht  durch  die  keuligen ,  scheerenförmigen 
Kieferfühler. 

Bryobia  C.  L.  Koch. 
Vorderer  Rückenrand  in  dachförmige  Platte  ausgezogen,  an  deren 
vier  Zipfeln  je  ein  blattähnliches,  hyalines  Haar  sitzt.  Rücken  mit 
schuppigen  Haaren,  die  bei  den  Larven  schlank,  gesägt  sind.  Jeder- 
seits  ein  Auge.  Stigmen  auf  beweglichen  Stielen.  Drittes  Glied  der 
Kiefertaster  mit  starker  Kralle,  an  deren  Basis  das  kolbige  letzte  Glied 
eingelenkt  ist.  Erstes  Beinpaar  viel  länger  als  die  übrigen  und  als  der 
Körper.  An  den  Haftlappen  der  Füfse  viele  Klebhaare.  Spinnvermögen 
nur  sehr  gering. 

Bryobia  ribis  Thomas"),  rote  Staehelbeermilbe  (Fig.  67). 
0,7    mm     lang:     Rumpf     infolge     der    durchscheinenden    Nahrung- 
schmutzig    dunkelrot ,    alle    anderen  Teile  fleischrot.     Auf  dem  Rücken 


')  Baebut,  J.,  Rev.  vitic.  T.  13^  190(i,  p,  167—169. 

2)  TuLi.GREx,  A.,  Ent.  Tidskr.  Arg.  25,  1904,  p.  82. 

^)  VON  ScHLECHTEXDAi-,  Zeitschr.  Nat.  Bd.  70,  p.  229. 

*)  Psvche  Vol.  8,  p.  369 ;  s.  Insect  Life  Vol.  I,  1888,  p.  139. 

^)  Bull.  145,  Univ    California  agr.  Exp.  Stat.,  1902,  p.  10—14. 

«)  Gartenflora  Bd.  43,  1894,  S.  488—490,  7  Fig:  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh. 
Bd.  6,  1896,  S.  80-84,  usw.  —  v.  Hanshux,  Sitzungsber.  d.  Ges.  nat.  Frde.,  Berlin, 
1902,  S.  128-136. 


9(.) 


Aracliiioideen,  Spinnentiere. 


drei  Paare  blattälinliclier  Haare,  deren  Länge  sicli  zur  Breite  wie  4  :  3 
verhält. 

Die  erste  mir  bekannt  gewordene  Erwälmuiig  dieser  Milbe  ist  eine 
Frage  im  Praktischen  Ratgeber  im  Obst-  nnd  Gartenbau  vom  ;J0.  Jan.  1887 
(S.  47),  leider  ohne  Angabe,  woher.  Auf  S.  102  nnd  139  finden  sich 
mehrere  Antworten,  aus  denen  hervorgeht,  dals  die  Milbe  den  Praktikern 
schon  seit  Jahren  bekannt  war  und  von  ihnen  mit  mehr  oder  minder 
Erfolg  bekämpft  wurde.  Anfangs  der  90  er  Jahre  erregte  sie  die 
Aufmerksamkeit  der  englischen  Stachelbeerzüchter,  die  sich  an 
Mifs  Ormerod')  wandten,  und  kurz  danach  beschrieb  Fr.  Thomas  diese 
ihm  schon  seit  1889  bekannte  Milbe.  Von  Schöyen-)  wurde  sie  1904 
in  Norwegen  festo-estellt. 


Fig.  07. 

1  der  Seite.     <  von  c 
/-  Blatthaare  <1 


Brvobia  ribis,  nach  Tim 
(•  Vordereiule. 
ehten  Kopl'seile. 


Fig.  GS. 

Eier  von  Bryobia  ribis. 

ca.  5:1. 


In  Deutschland  ist  der  Schädling  sicher  überall  verbreitet ,  wenn 
ihm  auch,  namentlich  infolge  seiner  merkwürdigen  Lebensweise,  nicht 
immer  die  gebührende  Beachtung  geschenkt  wird. 

Ende  März  etwa,  zugleich  mit  der  Streckung  der  Knospen,  kriechen 
aus  den  unter  Knospen- ,  Rindenschuppen ,  Flechten  usw.  versteckten 
Eiern  die  sechsbeinigen ,  hellroten  Larven,  deren  Rückenhaare  schmal, 
gefiedert  sind ,  aus.  Sie  beginnen  sofort  an  den  zuerst  entfalteten 
Blättchen  zu  saugen.  Gegen  Ende  April  erscheint  die  Nymphe,  die 
auf  dem  Rücken  lange,  schmale  Blatthaare  (Länge  zu  Breite  wie  5  :  2) 
trägt.  Anfangs  Mai  treten  die  ersten  reifen  Weibchen  auf,  die  gegen 
Ende  Mai  ihre  Eier  (Fig.  G8)  an  die  genannten  Stellen  legen  und  dann  ab- 

')  Handbook  of  Insects  iniurious  to  Orchard  and  Bush  fruits.  London  1898, 
p.  94—101,  2  figs. 

2)  Beretn.  Skadeinsekt.  etc.  1904,  p.  18. 


Tetranvcliiden. 


91 


sterben,  so  dais  der  Uneingeweihte,  der  meist  jetzt  erst  die  Schädigung 
bemerkt,  vergebens  nach  ihrer  Ursache  sucht.  —  Männchen  bis  jetzt 
unbekannt. 

Die  Stachelbeermilbc  ist  in  Deutschland  bis  jetzt  nur  an  Ribes 
(irossularia  und  (äpinum  gefunden,  in  England  auch  an  Johannisbeeren. 
Sie  befällt  namentlich  das  Imiere  alter,  grofser  oder  im  Schatten 
stehender  Stöcke ,  da  sie  Nässe  ebensowenig  wie  direktes  Sonnenlicht 
vertragen  kann.  Am  liebsten  ist  ihr  warme,  mäfsig  trockene  Witterung. 
Sie  tritt  dann,  aber  auch  sonst  an  geeigneten  Stellen,  in  solchen 
Massen  auf,  dais  die  befallenen  Stöcke  schon  von  weitem  durch  ihr 
kleines,  fahles,  weifsfieckiges  Laub  auffallen  (Fig.  69). 

Die  hierdurch  herabgesetzte  Ernährung  der 
Stöcke  bedingt  vorzeitiges  Reifen  oder  selbst  Ab- 
fallen der  Früchte.  Ja,  es  können  sogar  die  Blätter 
abfallen,  nachdem  ihre  Ränder  vorher  dürr  ge- 
worden waren,  so  dais  schliefslich  der  ganze  Stock 
absterben  kann,  wenn  auch  öfters  erst  im  nächsten 
Jahre. 

Für  gewöhnlich  findet  man  die  Stachelbeer- 
milbe, im  Gegensatz  zur  „roten  Spinne'',  vor- 
wiegend oder  nur  auf  der  Oberseite  der  Blätter; 
nur  bei  Regen  zieht  sie  sich  auf  deren  Unterseite 
oder    an   geschützte  Stellen    am  Stamme    zurück. 

Als  Bekämpfungsmittel  haben  sich  nach  den 
erwähnten  Antworten  im  Praktischen  Ratgeber 
bewährt :  Kalkmilch ,  der  auf  den  Eimer  etwa 
12 — 34  Pfund  Chlorkalk  zugesetzt  wurde ,  sowie 
Petroleum-Emulsion.  Schöyen  beseitigte  sie  durch 
^/2 — ^/4  "/o  ige  Lysollösung.  Ich  habe  mit  Schwefel- 
stäubung  vorzüglichen  Erfolg  gehabt. 

V.  H.ANSTEIN  fand  aui  Moos  Bryobia-Milben, 
die  morphologisch  völlig  identisch  mit  Br.  ribis 
w^aren,  auch  auf  Staohelbeerblättern  leben  konnten. 

Bryobia  pratensis  Garm.  ^).    Clover  Mite 

der  Amerikaner. 

Dorsal  mit  28  Schuppenhaaren,  davon  drei 
Paare  auf  dem  Rücken ,  ein  Paar  auf  der  Kopf- 
brust, die  übrigen  an  den  Seiten.  Fig.  69.  Von  Bryobia  ribis 

Die  in  den  meisten  englischen  Kolonien,  in  ausgesaugter  Stacbelbeer- 
Amerika    von    Kanada    bis    Neumexiko ,    in    K\\-  zweig. 

stralien,     Neuseeland     und     Südafrika,     an     den 

verschiedensten  Pflanzen  vorkommenden  Brj^obia-Milben  werden  alle 
unter  diesem  Namen  geführt,  dürften  aber  w^ohl  mehrere  Arten  um- 
fassen. In  Nordamerika  treten  sie  namentlich  gegen  Ende  des  Sommers 
in  grofsen  Massen  am  Klee  auf  -  daher  ihr  dortiger  Vulgärname  — 
seltener  an  Gras.  Von  Bäumen  werden  Apfel,  Ulme  und  Pfirsich 
bevorzugt,  aber  auch  andere  Obst-  und  Zierbäume  befallen.  Aus  den 
Kolonien  sind  die  Milben  nur  von  Bäumen  bekannt,  in  Australien  von 
Steinobst  im  allgemeinen ,  in  Südafrika  als  besonders  schädlich  von 
Pflaumenbäumen. 


'j  RiLEY  and  Maki.att,  Insect  Life  Vol.  III,  1890,  p.  4-5—52,  2  fig^ 


92 


Arachnoideen,  Spinnentiere. 


In  den  nördlichen  Vereinigten  Staaten  überwintern  sie  als  Ei,  in 
den  südlichen  in  allen  Stadien  unter  Knospen,  Rinde  usw.,  namentlich 
aber  unter  den  Abzweigungen  der  Aste,  hier  oft  in  dicken,  groisen, 
roten  Polstern  zusammensitzend.  Im  Kapland  stellte  Lounsbury^) 
mindestens  vier  Generationen  fest ;  in  den  Vereinigten  Staaten  soll  die 
Vermehrimg  die  ganze  gute  Jahreszeit  über  vor  sich  gehen,  ohne  be- 
stimmt abgegrenzte  Generationen. 

Im  Herbste  dringen  die  Milben  oft  in  Scharen  in   Häuser  ein. 

RiLEY  und  Marlatt  beobachteten  in  Amerika  eine  die  Baummilben 
fressende  Mottenrauj)e. 

Auch  in  Europa  kommen  Bryobia-Milben  an  den  verschiedensten 
Bäumen  vor ,  wie  an  Obstbäumen ,  Reben ,  Linden .  Efeu  usw. 
V.    SCHLECHTENDAL -)   bezeichnet   sie   als   Br.   nobilis   C.   L.    Koch,    die 


Larve,  h  MännclK 


Fig.  70.     Tetrauyclms  telarius  (aus  Cr.Ai'AHEDK). 

r  Rüssel  V.  d.  Seite,  d  Abdomen  des  Weibchens  v.  unt.,  (  Endglied  eines  Fufses. 


Afterpapille 
Vulva 


/  Ligula     1)1(1  Mandibel 
P  Taster    op  Epistom 


Mandibelscheide    >  zu  ',  bzw.  /; 


Engländer  nennen  sie  Br.  praetiosa  C.  L.  Koch  oder  speeiosa 
C.  L.  Koch,  was  nach  ihnen  sjnionym  ist,  während  die  Italiener  zwei 
Arten  darunter  verstehen.  Biologisch  verhalten  sich  diese  Bryobia- 
Milben  auf  jeden  Fall  anders  als  Br.  ribis.  Canestrini^)  fand  Larven  und 
Nymphen  im  Juni  und  Juli,  ich  noch  anfangs  Juli  reife  Weibchen. 
Es  bleibt  hier  der  systematischen  Forschung  noch  tast  alles  zu  tun 
übrig.  , 


ij  Agric.  Journ.  Cape  Good  Hope  Vol.  23,  1903,  p.  11 
2)  Zeitschr.  Nat.  Halle,  Bd.  70,  1898,  S.  228. 
■')  Nach  V.  Hanstein,  1.  c.  S.  136. 


184,  1  fig. 


Tetranychiden.  93 

Tetranychiis  Dufour  ^). 

Rote  Spinne,  M  i  1  b  e  n  s  p  i  n  n  e ,  S  p  i  n  n  m  i  1  b  e  ,  trd  spüler, 
Tetranyque  tisserand  (Fig.  70). 

Rot,  gelb  oder  gTünlicli:  Körper  oval,  mit  mehreren  langen,  in 
Längsreiiien  stehenden  Borsten.  Hant  weich,  mit  feiner  Chitin- 
streifung.  Beine  verschieden  lang,  behaart.  Schnabel  grofs, 
konisch.  Nur  ein  Stigma,  am  Vorderrande  des  Rückens.  Tarsus 
in  vier  Klauen  und  Hafthaare  endend.  Männchen  kleiner,  schlanker, 
hinten  zugespitzt;  After  kurz,  an  Leibesspitze:  unmittelbar  davor  der 
von  vorn  kurz  kegelförmige,  von  der  Seite  hakig  nach  vorn  gebogene 
Penis.  Weibchen  gröfser,  plumper:  After  auf  vorstehender  Papille,  mit 
zwei  Haaren  jederseits-,  unmittelbar  davor  das  ovale,  quere  und  quer- 
gestreifte Geschlechtsfeld,  in  dessen  hinterem  Ende  die  quere  Vulva 
liegt.     Eier  einzeln  reifend. 

Spinnmilben  smd  aus  fast  allen  Erdteilen  bekannt.  In  allen  Teilen 
Europas  schaden  solche,  ebenso  in  Amerika,  ^vo  sie  nur  in  den  regen- 
reichen Grebieten  Südchiles  fehlen  ^j.  Aus  der  orientalischen  Region, 
aus  Australien  und  Neuseeland  sind  mehrere  Arten  beschrieben.  Nur 
aus  Afrika  wird  über  schädliche  Arten  wenigstens  nichts  berichtet. 

Man  findet  Tetranychus -Arten  so  ziemlich  an  allen  Kultur-  und 
wilden  Pflanzen ,  an  Bäumen ,  Sträuchern  und  Kräutern ,  Mono-  und 
Dikotyledonen,  im  Freien  und  in  Gewächshäusern.  —  Wie  weit  die 
verschiedenen  Arten  wirklich  j)olyphag  sind ,  mufs  bei  dem  gegen- 
wärtigen Stande  unserer  Kenntnis  ihrer  Systematik  unentschieden 
gelassen  werden. 

Im  Gegensatz  zu  den  Bryobia-Arten  halten  sich  die  T. -Arten  vor- 
wiegend auf  der  Unterseite  der  Blätter  auf;  doch  befallen  sie  schliefslich 
alle  grünen  Teile ,  Stengel ,  Blütenknospen  und  unreife  Früchte.  Die 
meisten  Arten  überziehen  dabei  alle  befallenen  Teile  mit  einem  feinen, 
dichten  Gespinste,  dessen  Fäden  nach  Voss^)  4 — 5  /n  dick  sind. 
Die  Bedeutung  dieses  Gespinstes  ist  eine  mehrfache:  Festhalten  der 
Tiere  und  ihrer  Eier  auf  den  Pflanzen ,  Erleichterung  der  Bewegung, 
Schutz  vor  Feuchtigkeit. 

Zuerst  treten  die  Milben  gewöhnlich  in  den  Winkeln  von  Haupt- 
und  Nebennerven  auf,  breiten  sich  von  da  die  Nerven  entlang  aus 
und  bedecken  zuletzt  die  ganze  Blattfläche.  Die  Folge  ihres  Saugens 
ist  ähnlich  wie  bei  Bryobia:  gewöhnlich  werden  die  Blätter  an  den 
den  Saugstellen  gegenüberliegenden  oberen  Teilen ,  also  zuerst  in  den 
Nervenwinkeln,  weifsfleckig,  daher  die  Krankheit  in  Frankreich  „la 
grise"  heilst.  Die  Entfärbung  breitet  sich  über  das  ganze  Blatt  aus, 
bis  es  zuletzt  trocken,  rostfarbig  wird  („Blattdürre"  in  Deutschland). 
Oft  rollen  sich  bei  stärkerem  Befalle  die  Blattränder  nach  oben  ein. 
Schliefslich  fallen  die  Blätter  frühzeitig,  oft  schon  im  August,  ab. 

Nicht  überall  sind  die  Erscheinungen  die  gleichen.  So  röten  sich 
z.  B.  die  Blätter  des  Hopfens  („Kupferbrand")  und  der  Rebe 
(,,la  maladie  rouge,  il  rossore")  sehr  rasch  und  intensiv. 
V.  ScHLECHTENDAL^)  beschreibt  Ausbauchungen  der  Blattfläche  nach  oben, 

')  Siehe  v.  Hanstein,  1.  c,  und  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  12,  1902,  S.  1—7; 
ferner  Claparede,  Zur  Entwickelung  der  Gattung  Tetranychus,  Zeitschr.  wiss.  Zool. 
Bd.  18,  1869,  S.  480—490,  Taf.  40. 

2)  Philippi,  Festschrift  d.  Ver.  f.  Nat.  Kassel,  1866,  S.  17. 

3)  Verh   d.  zool.-bot.  Ges.  Wien  Bd.  25,  1876,  S.  613. 
*)  Zeitschr.  Nat.  Bd.  61,  1888,  S.  98. 


94  Arachnoideen.  Spinnentiere. 

besonders  bei  Phaseohis  und  Fraxhius,  AucANtiELi  M  solche  bei  Hesi^erideen. 
Nach  Stift-)  werden  die  befallenen  Rübenblätter  manchmal  glasig,  wie 
bei  Frost,  mit  lockerem,  breiigem  Gewebe.  Nach  v.  Tubeuf^j  werten 
befallene  Weii'serlen  und  Ulmen  die  Blätter  noch  lebend  und  grün,  nur 
mit  einigen  braunen  Flecken .  ab.  Derselbe  Autor  führt  die  H  o  1  z  - 
kröpfe'  an  Weiden  auf  T.  telarius  zurück*).  Mangin^)  beschreibt 
einen  Befall  von  Nelken  zu  Antibes,  bei  dem  deren  Blätter  pinselartig 
wurden.  Die  Stiche  der  Milben  reizten  die  Zellen  zu  Ausscheidungen 
von  Kork,  wodurch  die  Wirkung  der  Milben  zum  Stillstande  gebracht, 
allerdings  auch  die  Assimilation  geschwächt  wurde.  Über  die  von 
Tcir.  hiocuUdns  erzeugten  Flecken  an  Kaffeeblättern  berichtet  Zimmer- 
mann*^): Aul'ser  einzelnen  Epidermiszellen  sterben  ganze  Gruppen  von 
Palissadenparenchymzellen  ab  und  füllen  sich  teils  mit  Luft ,  teils  mit 
gelbbrauner,  schleimartiger  Substanz.  Vom  Schwammparenchym  aus 
wachsen  grofse,  kallusartige  Zellen  zwischen  die  abgestorbenen  hinein. 

Der  von  den  Milben  verursachte  Schaden  besteht  im  Saftentzuge 
und  in  verminderter  Assimilation:  die  Blätter  l^leiben  klein,  die  Blüten 
und  Früchte  verkümmern^)  oder  werden  überhaupt  nicht  ausgebildet 
(„Castration  parasitaire"  nach  ManoiN'^).  Nach  Stift")  erreichten 
auf  stark  befallenen  Rübenfeldern  die  Rüben  nur  9 — 87  g  statt  175 
bis  405  g  Gewicht.  Sa.io'')  beobachtete,  clafs  die  Früchte  befallener 
Pflaumenbäume  auffallend  weniger  süfs  Avaren. 

Am  schlimmsten  treten  die  Milben  in  heifsen  trockenen  Jahren 
auf.  Auch  in  Treibhäusern,  Mistbeeten  usw.  A^ermehren  sich  die  Milben 
oft  ins  Ungemessene  und  schaden  hier  den  durch  die  unnatürlichen 
Verhältnisse  in  ihrer  AViderstandskraft  geschAvächten  Pflanzen  ganz 
besonders.  An  Bäumen  ist  der  Befall  geAvöhnlich  am  stärksten  im 
Innern  der  Krone  oder  an  A'om  Winde  geschützten  Stellen  ^*'),  Aveshalb 
Spalierbäume  ganz  besonders  bevorzugt  ^^'erden .  da  die  Mill_)en  eben 
die  eingeschlossene  Luft  lieben. 

Zur  Ül)er\vinterung  verkriechen  sich  die  an  Bäumen  lebenden 
Formen  zum  Teil  in  Rindenrisse ,  A'orzugsweise  aber  in  die  Erde  um 
den  AVurzelhals  herum.  Bei  dem  Herabkriechen  überziehen  sie  dabei 
den  Stamm  an  der  der  Sonne  abgewandten  Seite  mit  einem  dichten, 
wie  Eis  glänzenden  Ges23inste.  Legt  man  Heuseile ,  Fanggürtel  usw. 
um  den  Stamm,  so  sammeln  sie  sich  in  Massen  unter  diesen.  Die  an 
Kräutern  lebenden  Formen  scheinen  unter  abgefallenen  Blättern,  an 
st»'liiMii4rl)liebenen  Stengeln  und  Ähnlichem  zu  überwintern  ^^).  Auch  die 
Stüt/[it;ihle  an  Hopfen,  Bohnen,  Reben,  Rosen,  Spalierobst  usw.,  noch 
mehr  die  zur  Befestigung  daran  dienenden  Seile,  die  Wände  der  Mist- 
beete USAV.  dienen    als  Überwinterungsplätze,     wenn    auch    die   Milizen 


b  Siebe  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  15,  1905,  S.  \m. 

2)  Über  die  im  Jahre  19(»4  beobachteten  Schädiger  .  .  .  der  Zuckerrübe,    S.  1-"). 
■')  Forstl.  naturw.  Zeitschr.  Bd.  7,  1898,  S.  249—256. 
*)  Naturw.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstw.  Bd.  8,  19U4,  S.  330-387. 
^)  C.  r.  Soc.  Biol.  Paris,  T.  46,  1894,  p.  466-468. 
ß)  Ann.  Jard.  Bot.  Buitenzorg  (s.)  Vol.  2,  1900,  j).  119. 

')  Siehe  z.  B.  Noacic  Jahresber.  d.  Sonderausscli.  f.  Pflanzensch.  D.  L.  CI.  1904, 
S.  125. 

8)    1.    C. 

'')  Nach  TAscHExiiKiui ,   Schutz   der  Obstbäume  gegen  feindliche  Tiere.     3.  Aufl. 
S.  261,  Stuttgart  1901. 

1")  Rkii,  .Jahrl).  Hamb.  wiss.  Anst.  Bd.  19,  1903,  3.  Beiheft  S.  209  u.  210. 
")  Siehe  Frank,  Die  tierparas.  Krankh.  d.  Pflanzen,  S.  38. 


Tetranychiden.  ■  (»5 

mit  Vorliebe  in  den  Winkeln  an  der  Erde  sich  verkriechen.  Nach 
V.  Hanstein  scheinen  nur  Weibchen  zu  überwintern.  Bei  den  meisten 
Arten  findet  aber  auch  eine  Überwinterung  in  Form  von  roten ,  hart- 
schaligen  Wintereiern  (Fig.  71)  statt,  die  v.  Schilling  ^)  an  oben  genannten 
Schlupfwinkeln  in  Mistbeeten,  v.  Tübeuf^)  an  Stämmchen  und  Zweigen 
junger  Ulmen,  sie  ganz  überziehend,  besonders  massenhaft  aber  an  den 
faltigen  Partien  um  die  Blattnarben,  auch  sonst  an  glatten  Stämm.en 
und  Ästen  der  Gehölze  fand.  Zikngiebl^)  beobachtete  rote  Wintereier 
der  Hopfenspinne,  Eitzema  Bos  * )  solche  an  Obst-  und  anderen  Bäumen, 
ich  selbst  schon  im  September  massenhaft  an  Schwarzdorn,  unter  den 
Abzweigungen  der  Zweige  und  Dornen.  Sie  scheinen  aber  bei  Tetr. 
telarius  zu  fehlen. 

Auch  die  Milben  selbst  sind  gegen  Kälte  sehr  widerstandsfähig, 
v.  Hanstein  fand  lebende  T.  althaeae  noch  bei  — 18"  im  Dezember 
im  Freien  auf  Blättern.  Wenn  trotzdem  die  Mehrzahl  der  über- 
winternden Individuen  zugrunde  zu  gehen  scheint,  so  dürfte  dies  wohl 
Folge  der  Nässe  sein. 

In  der  guten  Jahreszeit  ist 
die  Vermehrung  der  Spinnmilben 
von  der  Witterung  abhängig.  In 
den  heifsen  Sommermonaten 
braucht  nach  v.  Hanstein  eine 
Generation  14  —  IS  Tage:  im 
ganzen  folgen  sich  bei  uns  etwa 
fünf  Generationen  im  Jahre.  In 
wärmeren  Ländern  ist  ihre  Folge 
natürlich  rascher  und  ihre  Zahl 
gröfser.  Die  Vermehrung  ge- 
schieht im  Sommer  durch  weils- 
liche  oder  gelbliche  Eier ,  deren 
jedes  Weibchen  etwa  20  legt. 

Es  erscheint  zweifellos,  clafs 
stärkerer  Befall  durch  die  rote 
Spinne  Folge  einer  bestimmten 
Disposition  oder  wenigstens  Schwächung  der  betreffenden  Pflanze  ist, 
sei  es  durch  die  Trockenheit ,  sei  es  infolge  des  verweichlichenden 
Aufenthalts  in  Warmhäusern.  Auch  die  verschiedenen  Arten  und  Sorten 
der  Pflanzen  scheinen  ihr  nicht  gleich  ausgesetzt  zu  sein.  So  machte 
schon  KollaR'^)  darauf  aufmerksam,  dafs  Tilia  grandifolia  sehr  stark 
befallen  wird,  T.  parvifolia  nicht  oder  sehr  wenig.  Auch  Ritzema  Bos^) 
erwähnt,  dafs  Keniia  baliiioyennd  stark  befallen  wird,  K.  forsfcrkma  nicht. 

Wie  nicht  anders  zu  erwarten,  bereitet  die  SchAvächung  der 
Pflanzen  durch  die  rote  Spinne  jene  für  andere  Krankheiten  vor.  So 
siedelt  sich  nacliNOACK^)  an  den  Saugstellen  an  Klee  gevwQ  Phacidnim 
Meäicagmis  an,  und  die  von  T.  bioculatus  befallenen  Teeblätter  sind 
besonders  empfänglich  für  PcMalozzia   Guepini. 

^)  Die  Schädhuge  des  Gemüsebaues,  S.  55,  Fig.  15b  1. 

-)  Naturw.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstw.  Bd.  '6,  1905,  S.  249. 

3)  Die  Feinde  des  Hopfens,  S.  50,  Berlin,  Farej,  1902. 

■*)  Nach  mündlicher  Mitteilung. 

5)  Naturgesch.  d.  schädl.  Insekten,  Wien  1837,  S.  191. 

«)  Tijdschr.  Plantent.  Jaarg.  11,  1905,  p.  54. 

'')  1.  c. 


Fig.  71.     AVintereier 
von  Tetranychus  sp.   an  Schwarzdorn 


(stark  vergröfsert). 


96  Arachnoideeii,  Spinnentiere. 

Die  Anzahl  und  Abgrenzung  der  Arten  ist  nocli  selir  unsicher. 
Canestrini^)  imd  Berlese-)  haben  eine  Anzahl  Arten  in  Italien,  Banks^) 
in  Nordamerika  mehr  oder  weniger  genau  beschrieben.  Die  von  den 
älteren  deutschen  und  französischen  Autoren  beschriebenen  Arten  sind 
sehr  unsicher;  erst  neuerdings  hat  v.  Hanstein  die  seitherige  einzige 
deutsche  Art  T.  telarius  in  zwei  Arten  aufgelöst.  Englische  und 
holländische  Zoologen  haben  aus  ihren  Kolonien  mehrere  Arten  be- 
schrieben. Eine  umfassende  Monographie  der  Gattung  dürfte  sicherlich 
einerseits  noch  manche  neue  Arten  erkennen,  andererseits  manche  der 
beschriebenen  zusammenfassen  lassen. 

T.  telarius  Gachet.  Gelb  oder  grünlich,  überwinternde  Weibchen 
tief  orangegelb,  sehr  selten  rot.  Jederseits  nur  ein  einfacher,  unregel- 
mäisig  begrenzter,  roter  Augenfleck.  Weibchen  an  den  Seiten  leicht 
eingebuchtet,  bis  zu  420  ,«,  Männchen  bis  zu  830  it  lang.  Vorwiegend 
auf  Linde,  besonders   Tilia  grand/folia. 

T.  althaeae  v.  Hanstein.  Grünlich  braun  mit  deutlichen  dunklen 
Seiteniiecken,  überwinternde  Weibchen  intensiv  rot.  Jederseits  ein 
doppelter,  etwa  achtförmiger  Augenfleck  (Fig.  72). 
Weibchen  ohne  seitliche  Einbuchtung,  bis  zu 
570  //,  Männchen  bis  zu  430  ^<  lang.  An  Althaea 
rosea,  Lycium  barhariim ,  Phaseolus  muUiflorus, 
Brilon ia  alba,  Hmrmlus  Lujmlus. 

Letztere  Art  ist  der  Erzeuger  des  „Kupfer- 
b r a n d e s "  des  Hopfens*),  der  gewöhnlich  im 
Juli,  zuerst  in  trockenen  Lagen,  sich  durch  rote 
Flecke  in  den  Winkeln  der  Blattnerven  be- 
merkbar macht.  Nach  wenigen  Tagen  ist  das 
ganze  Blatt  gerötet,  hängt  schlaft'  herab  and 
fällt  meist  bald  ab.  Nicht  selten  gehen  die 
Milben  auch  an  die  Dolden  und  Fruchtzapfen 
über,  die  dann  in  der  Entwicklung  sehr  ziu-ück- 
Fig.  72.  Vorderende  von  bleiben.  Bei  starkem  Befalle  hängt  das  Ge- 
Tetranycliu^altliaeae(nach  spiest,  mit  Eiern  und  Kotklumpen  "^durchsetzt, 
schnurförmig  von  den  Ranken  herab.  Die 
überwinternden  Tiere  finden  sich  am  Boden  unter  abgefallenem  Laube 
in  dichtem  Gespinste,  die  Wintereier  an  dürren  Blättern  am  Boden, 
an  den  Abzweigungsstellen  der  Ranken  vom  Hauptstamme  und, 
zugleich  mit  überwinternden  Tieren,  in  Ritzen  und  unter  Rinde 
der  Hopfenstangen.  Zur  Bekämpfung  sind  daher  die  Stangen  zu  ent- 
rinden ,  jeden  Winter  mit  Petroleum  zu  reinigen ,  besser  noch  durch 
Drahtanlagen  zu  ersetzen ,  alle  Blätter  usw.  vom  Boden  zu  entfernen. 
Zwischen  die  Hopfenreihen  gepflanzte  Bohnen  oder  Kartofteln  sollen 
die  Milben  von  dem  Hopfen  ableiten. 

T.  lintearius  Duf.  In  der  weiteren  Umgebung  von  Paris  häufig 
an  Ulex  eiiropaeus,  ihn  oft  völlig  überspinnend;  von  Giakd'^)  in  Algier 
auch  an  Calycotoma  spinosa  gefunden. 

T.  unung-uis  Jacobi*^).     Von  seinem  Autor  in  Sachsen  an  jungen 


1)  Acarofauna  italica.  188:-? — 1890;  etc. 

-)  Verschiedene  Publikationen. 

3)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Techn.  Ser.  Bull.  8,  1900,  p  65—77,  .15  figs. 

■*)  Siehe  Voss,  1.  c. 

s)  Bull.  Soc.  ent.  France  1908,  p.  159—160. 

6)  Naturw.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstw.  Bd.  8,  1905,  S.  239—247,  8  Fig. 


Tetranycliiden.  gy 

Ficea  excelsa,  ganz  besonders  stark  aber  an  jungen  P.  sitchensis  be- 
obachtet, die  von  der  Milbe  übersponnen,  und  deren  Nadeln  durch  das 
Saugen  derselben  zum  Abfallen  gebracht  waren.  Die  schon  früher  von 
NiTSCHE^),  BoAS^),  ScHöYEN^)  (Kiefern)  und  v.  Tübeuf^)  an  Nadelhölzern, 
meist  Fichten,  beobachteten  Milbenspinnen  dürften  derselben  Art  an- 
gehören^) Bei  starkem  Befalle  bringt  sie  die  Nadeln  zum  „Schütten" 
und  kann  kleinere  Pflanzen  gänzlich ,  gröfsere  zum  Teil  abtöten.  Die 
Überwinterung  scheint  nach  v.  Tubeuf  und  Jacobi  nur  in  Form  von  Winter- 
eiern zu  erfolgen.  —  Zur  Bekämpfung  liefs  Jacobi  die  Zweige  zwischen 
zwei  mit  einer  Mischung  ^^on  Schmierseife  in  5 — 10  Teilen  Wasser 
benetzten  Bürsten  hindurchziehen;  der  Erfolg  war  durchschlagend. 

In  Nordamerika  *)  schaden  T.  sexmaeulatus  Riley^)  und  T.  myti- 
laspidis  Riley  ^)  mäfsig  an  H  e  s  p  e  r  i  d  e  e  n  (Florida  und  Kalifornien), 
T.  g-loveri  Banks '^)  recht  beträchtlich  an  Baumwolle  (S.  Carolina) 
und  T.  bimaeulatus  Harvey**)  (vielleicht  identisch  mit  T.  eueumeris 
Boisd.)  ebenfalls  bedeutend  an  Blumen  (Canada,  Vereinigte  Staaten, 
Bermudas). 

T.  bioculatus  Wood-Mason  (T.  eoffeae  Nietn.)  ^).  Seit  der  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts  an  Tee  in  Indien ,  später  auch  an  Tee  und 
Kaffee  auf  Ceylon  und  Java  mehr  oder  minder  schädlich  auftretend, 
aber  auch  an  anderen  Pflanzen  (Tomaten,  Firmiana  colorata,  Antho- 
cephalus  cadamha)  beobachtet.  Von  Zimmermann  ^")  auch  an  Tee  in 
Amani  gefunden.  Besonders  schlimm  im  Frühjahre,  als  den  heifsesten 
trockensten  Monaten,  und  auf  trockenen  Böden.  Mit  dem  Begiime 
des  Monsuns  nimmt  die  Plage  gewöhnlich  ab.  Gröfser  als  der  direkte 
Schaden  ist  der  indirekte,  indem  sich  auf  den  befallenen  Blättern 
besonders  leicht  Pestalozzia  Guepini  („Grey  blight")  ansiedelt.  Von 
Tee  werden  die  Sorten  Hybrid  und  China  am  meisten  befallen,  weniger 
die  einheimischen  Assam-Sorten,  noch  weniger  Manipm^i  und  Verwandte. 
Die  Ausbreitung  geschieht  entlang  den  Kuli-Wegen,  Strafsen  usw., 
scheinbar  also  an  den  Kleidern  der  Arbeiter.  Spätes  Beschneiden, 
nicht  vor  1.  April,  ist  ein  gutes  Vorbeugungsmittel.  Diese  Art  sitzt 
im  Gegensatze  zu  den  anderen  vorwiegend  auf  der  Blattoberseite. 

T.  exsiceator  Zehntn.  ^^j.  Auf  den  Blättern  des  Zuckerrohi'es  in 
Java,  lange,  rostfarbene  Flecke  hervorrufend.  Stark  befallene  Pflanzen 
bleiben  im  Wachstume  zurück  oder  gehen  ein.  Vom  Rost  befallene 
Pflanzen  werden  bevorzug-t.  Die  Entwicklung  dauert  nur  9  —  11  Tage^ 
so    dals    sich    in    einem    Monate    drei    Generationen    folgen    können. 

1)  Siehe  v.  Tubeuf,  ibid.  S.  247—249. 

-)  Beretnina-  om  .  .  .  1896;  s.  Zeitschr.  f.  Pflaiizenkrankh.  Bd.  8,  S.  213. 

3)  E.iKiG,  Tierwelt  u.  Landwirtschaft,  Stuttgart  1906,  S.  283. 

*)  Bezüglich  der  folgenden  amerikanischen  Arbeiten  s.  auch  Banks,  1.  c.  und  Proc. 
U.  S.  Nation.  Mus.  Vol    28,  1905,  p.  23—28,  figs. 

5)  Insect  Life  Vol.  2,  1890,  p.  225—226,  Fig.  44.  —  Marlatt,  Yearb.  U.  S.  Dept 
Agric.  1900,  p.  289—290,  Fig.  33. 

^)    WtiODWÜRTH,    1.    C. 

■')  Murgan,  Bull.  48,  Louisiana  agric.  Exp.  Stat.,  1897,  p.  130—135;  Titus,  Bull.  54, 
IT.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  p.  87—88. 

8)  Chittenden,  Bull.  27,  ibid.,  p.  35—42;  Jarris,  Rep.  ent.  Soc.  Ontario  1905,  p.  122. 

9)  Watt  and  Mann,  Tea-Insects,  2.  ed.  p.  348—359,  Fig.  40.  —  Cotes,  Ind.  Mus. 
Notes  Vol.  3,  1896,  p.  4"?— 56,  2  figs.  —  Über  die  von  T.  bioculatus  hervorgerufenen 
Blattflecken  s.  S.  94. 

"')  Ber.  d.  biol.-landw.  Inst.  Amani  Bd.  2,  1904,  S.  27. 

")  Med.  Proefst.  Suikerriet  West- Java  No.  51,  1901.  —  Arch.  Java-Suikeriet. 
Jaarg.  9,  1901,  S.  193. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  7 


98  Araclinoideen,  Spinnentiere. 

Zehntner  beobachtete  aucli  Parthenogenese.  Eine  Coccinellide  und 
Diplosis  acarivora  verzehren  die  Milben. 

Eine  unbestimmte  ziegeh^ote  kleine  Milbe  ^)  befällt  auf  Java  Blätter 
und  andere  grüne  Teile  vom  Tee  und  bringt  die  jungen  Triebe  zum 
Absterben. 

Eine  ebenfalls  unbestimmte  Art^)  verursacht  auf  den  Bananen- 
früchten auf  Hawaii  bräunlichen  Schmutz,  schadet  sonst  aber  nicht 
ernsthaft. 

Von  anderen  verwandten  Gattungen  seien  noch  folgende  erwähnt: 

Stigiuaeus  lloridanus  Banks  ^).  Körper  länglich,  in  der  Mitte  ein- 
geschnürt, ohne  Haarreihen.  An  den  schuppigen  Blättern  von  Ananas 
in  Florida.     Durch  die  Saugwunden  dringen  Pilze  ein. 

Tetrauychopsis  horrida  C.  u.  F.^).  Rücken  ohne  Querfurche, 
mit  zahlreichen  langen  und  dicken  Borsten.  In  Italien  auf  Frucht- 
bäumen. 

Temiipalpus  Donnad.  =^  Brevipalpus  Donnad. 

Haut  rauh,  hart.  Kopf  brüst  vorne  in  hyalinen  Fortsatz  ausgezogen. 
Palpen  klein,  schlank,  enden  in  drei  bis  vier  kurze  Borsten.  Beine 
kurz,  stämmig. 

T.  obovatus  Donnad.  In  Italien'^)  auf  Phytolacca  und  anderen 
dickblätterigen  Pflanzen.  In  Assam  und  auf  Ceylon^)  an  Tee  („sc a riet 
mite''),  namentlich  an  Basis  der  Blätter,  längs  der  Mittelrippe;  sehr 
schädlich;  Zweige  und  ganze  Büsche  werden  entblättert,  die  Rinde 
schrumpft,  die  Endknospen  hören  auf  zu  wachsen. 

T.  ealifornleus  Banks ^).  Sehr  häufig  auf  Orangenblättern 
in  Kalifornien;  recht  schädlich. 

Bdelliden. 

Ahnlich  den  Trombidiiden,  aber  vorderer  Kopfteil  schnabelartig 
verlängert.     Soweit  bekannt,  räuberisch  lebend. 

Nach  HoLLRUNG^)  soll  eine  mit  Bdella  lig-nieola  identische  oder 
nahe  verwandte  Form  auf  Neuguinea  linienförmigen ,  langgestreckten 
Frafs  zwischen  den  Nerven  der  Fiederblätter  der  Kokospalme  bewirken. 
Anastasia^)  führt  unter  den  Schädlingen  des  Tabaks  in  Italien  eine 
Bdella  sp.  auf. 

Uropodiden. 

Verwandt  mit  den  Gamasiden.  Kurz,  breit,  konvex.  Haut  braun, 
lederig.  Augen  fehlen.  Mandibeln  bis  zweimal  so  lang  als  Körper, 
schlank ,  enden  in  zarte  Scheren,  Beine  kurz ,  mein-  oder  weniger 
unter  Körper  verborgen.     Leben  vorwiegend  von  Pilzen,  Bakterien ^'^), 

^)  KoNiNGSBERGER,  Msded.  Laud's  Plantent.  64,  1903,  p.  67. 

2)  HiGGiNs,  Bull.  7,  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.,  p.  32. 

3)  Banks,  Proc.  U.  S.  Nation.  Mus.  Vol.  28,  1905,  p.  27. 
*)  Berlese,  1.  c.  p.  155. 

s)  Berlese,  1.  c.  p.  147. 
6)  Watt  und  Maxx,  1.  c.  p.  359—360. 
^)  Banks,  ].  c.  p.  28 
«)  Tropenpflanzer  Bd.  7,  1903,  S.  136. 

^)  Siehe  Hollkung,  Jahresber.  Pflanzenkrankh.  Bd.  7,  S.  143. 
10)  Cummins,  Jovirn.  Linn.  Soc.  London,  ZooL,  Vol.  26,  1898,  p.  623—625. 


Uropodiden.  —  Tarsonemiden.  99 

modernden  pflanzlichen  StofiPen  und  kleineren  Milben  ^)(?).  Die  Nymphen 
finden  sich  häufig  auf  Insekten  und  anderen  Gliedertieren,  die  sie  aber 
nur  als  „Reittiere"  benutzen.  Nach  Berlese^)  sollen  sie  mit  Dung  auf 
die  Felder  verschleppt  werden  und  dort  an  Pflanzenwurzeln  übergehen. 
Nach  ScHöYEN^)  benagten  die  Nymphen  von  Uropoda  veg-etans  Geer 
in  Norwegen  in  Mistbeeten  gerade  über  der  Erdoberfläche  die  Stengel 
von  Blumenkresse,  Lauch,  Astern  usw.,  so  dafs  die  Pflanzen  welkten  und 
abstarben.  E.  Reuter*)  berichtet,  dafs  Nymphen  von  Uropoda  obnoxia 
Reut,  in  Finland  auf  Mistbeeten  an  Radieschen  und  Gurkenpflanzen 
schadeten,  indem  sie  klumpenweise  am  Wurzelhalse  safsen  mid  den 
Stengel  zernagten.  Später  fand  er  sie  auch  an  Salat,  selbst  auf  dem 
Markt  in  Helsingfors.  Erst  im  Spätherbst  traten  die  Geschlechtstiere  auf. 
Zur  Abhaltung  "empfiehlt  Reuter,  die  Rahmenbretter  der  Mistbeete  an 
beiden  Seiten  unten  mit  Raupenleim  zu  bestreichen  und  besonders  be- 
drohte Pflanzen  mit  derart  behandelten  Brettern  zu  umgeben. 


Tarsonemiden. 

Länglich-,  Kopfbrust  und  Hinterleib  deutlich  geschieden.  Augen 
fehlen.  Mundwerkzeuge  klein.  After  endständig.  Beine  fünf-  bis  sechs- 
gliederig. 

Tarsonemus  Can.  et  Fanz. 

Sehr  ausgeprägter  sexueller  Dimorphismus.  Männchen  ohne 
Tracheen  und  Stigmen,  kurz.  Erstes  Beinpaar  mit  einer  Klaueund 
einem  Sauger,  zweites  und  drittes  Paar  mit  zwei  Klauen  und  einem 
Sauger,  viertes  Paar  ganz  ans  Hinterende  gerückt,  dick  und  schwer, 
mit  "einer  sehr  grofsen  Klaue.  Genitalapparat  springt  hinten  zwischen 
den  Hinterbeinen  als  eine  den  Mund  Werkzeugen  sehr  ähnliche  Papille 
vor.  Weibchen  mit  Tracheen  und  Stigmen,  die  ventral,  nahe 
der  Basis  des  Schnabels  liegen.  Hinterleib  auf  dem  Rücken  durch 
übereinandergreifende  Hautfalten  scheinbar  fünfgliederig.  An  Kopf- 
brust, zwischen  erstem  und  zweitem  Beinpaare,  jederseits  ein  keuliges 
Haar.  Erstes  bis  drittes  Beinpaar  wie  beim  Männchen ;  viertes  nicht  so 
weit  nach  hinten  gerückt ,  schlank,  zart,  endet  in  zwei  Borsten ,  deren 
eine  oft  so  lang  ist  als  das  ganze  Bein.  Genitalöflnung  klein,  länglich, 
zwischen  den  Hinterhüften.  —  Leben  alle  auf  oder  in  Pflanzen,  an 
Stamm,  Halmen  oder  Blättern,  oft  in  grofsen  Kolonien,  zum  Teil 
Gallen  bildend,  zum  Teil  in  von  anderen  Tieren  erzeugten  Gallen. 
Wahrscheinlich  werden  mit  der  Zeit  noch  mehr  Schädlinge  unter  ihnen 
gefunden  werden. 

T.  ananas  Tryon'"^).  Einzelne  Segmente  der  Ananas -Frucht 
bleiben  grün,  darunter  ist  alles  faulig.  Die  Milbe  hat  die  Einzelfrüchte 
von  aufsen  verwundet;  durch  die  Wunden  dringt  ein  mit  Monilia  ver- 
wandter Pilz  ein. 

T.  banerofti  Mich'').     An  Zuckerrohr   in  Queensland   und   auf 


I)  Trouessärt,  Bull.  Sog.  zool.  France  T.  27,  1902,  p.  29—45. 
-)  Riv.  Patol.  veget.  Vol.  6. 
")  Beretning  om  .  .  .  1897. 

*)  Berättelse  öfver  .  .  .  1903;  s.  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankli.  Bd.  15,  S.  152;  Acta 
Sog.  Fauna  Flora  fennica  Bd.  27,  1906,  No.  5,  17  pp.,  1  Taf. 

^)  Queensland  agric.  Journ.  Vol.  3,  1898,  p.  458—467,  4  Pls. 
6)  Zehntner,  Arch.  Java  Suikerind.  Afl.  18,  1897. 


100 


Arachnoideen,  Spinnentiere. 


Barbados.  Die  Schölslinge  24  Stunden  lang  in  Lösung  von  ein  Pfund 
Karbolsäure  in  100  Gallonen  Wasser  legen.  Zwei  bis  dreimal  in 
14tägigen  Pausen  mit  einer  Mischung  von  Scliwefelpulver ,  Seife  und 
Wasser  spritzen.     Alle  Abfälle  verbrennen. 

T,  brevipes  Sicher  e  Leonardi^).    Schadet  an  Tabak  bei  Salerno. 

T.  eanestrinii  Massalongo  2).  Verursacht  kleine  Rauhigkeiten  an 
den  Stengeln  von  Stipa-Arten  und  Triticum  repens ,  in  Italien  und 
Deutscliland. 

T.  ehironlae  Warburt^).  An  Chironia  exigcra  in  Warmhäusern  in 
England.     Die   fleischigen  Blätter   sind   verkrümmt   und   verdreht,    die 


Fig.  73. 

Weibchen  von  Tarsonemus  culmicolus  Weibchen  von  Tarsonemus  culmicolus 

von  unten  (nach  Reutek).  von  oben  (nach  Eeutek). 

Knoten,  an  denen  die  Blätter  entspringen,  werden  braun  und  zerfallen : 
in  ihrer  Nachbarschaft  die  Milben. 

T.  culmicolus  E.  Reut.  *)  (Fig.  73).     Verursacht  in  Finland    etwa 
18,27  %  der  totalen  Weifsährigkeit  an  Wiesengräsern  (Phleum pratense, 


1)  Siehe  Hollrung,  .Tahresber.  Pflanzenkrankh.  Bd.  7,  S.  143. 

2)  Nuovo  Giorn.  bot.   ital.    Vol.  4,    N.  S.,    1897,    p.  103-110;    v.  Schlechtendal, 
Jahresber.  Ver.  Nat.  Zwickau  für  1897. 

8)  Ann.  Rep.  1904,  p.  14—15. 

*)  Acta  Soc.  Fauna  Flora  fenuica  T.  19,  1900,  No.  1,  p.  77-83,  PI.  2;  Zeitschr. 
f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  14,  S.  155—156. 


Tarsonemideu. 


101 


Calamagrosiis  e^ngeios ,  Poa  pratensis,  Festuca  rubra,  Agropyrum  repens, 
Deschampsia  cacspitosa  usw.).  —  Der  Halm  wird  ohne  sichtbare  Ursache 
mifsfarbig,  morsch,  erscheint  schlieislich  dünn,  strangartig  verschrumpft, 
und  läfst  sich  leicht  aus  der  Blattscheide  herausziehen.  Die  Milben 
sitzen  am  Halm  oberhalb  des  ersten  Knotens  und  saugen  ihn  aus ,  so 
dafs  der  Blütenstand  verwelkt  und  abstirbt.  Die  Weibchen  über- 
wintern. Die  befallenen  Gräser  sind  möglichst  sorgfältig  abzumähen 
und  bald  wegzubringen. 

T.  Iragrariae  H.  Zimmermann^)  (destructor  E.  Reuter).  Verursacht 
Kräuselung  und  Verlvrümmung  der  Erdbeerblätter  und  jungen  Triebe. 
Er  befällt  die  ganz  jungen,  noch  von  den  Niederblättern  eingeschlossenen 
Blätter,  auch  die  der  Ranken,  durch  die  er  sich  ausbreitet;  die  ganzen 
Pflanzen  verkümmern  und  tragen  keine  Frucht,  da  auch  die  jungen 
Blüten  befallen  werden.  Als  einziges  wirksames  Bekämpfungsmittel 
ergab  sich  das  Beseitigen  der  befallenen 
Pflanzen.  E.  Reuter^)  beobachtete  ihn  in 
Finland  seit  1892  an  Gartenerdbeeren  im 
freien  Land  und  erhielt  ihn  aus  Pelargonien- 
Blüten  und  von  Begonia- Sprossen  aus  Ge- 
wächshäusern •,  letztere  welkten  schon  in  der 
Knospe  hin.  Es  scheint  sich  also  um  eine 
weitverbreitete  Art  zu  handeln,  für  die  nach 
Reuter  besonders  charakteristisch  sind  die 
fast  halbzirkelförmig ,  lappenartige  Erweite- 
rung an  der  Innenseite  des  zweiten,  und 
die  ungewöhnlich  lange  und  biegsame  Borste 
an  dem  dritten  GHede  des  vierten  Beinpaares 
des  Männchens ,  beim  Weibchen  die  runde 
Gestalt  des  Pseudostigmalorganes  (Fig.  74). 

T.  kramerl  Kühn^).  An  Fioringras 
(Agrostis  alba).  Einzelne  Blüten  zeigen 
zwischen  den  Spelzen  statt  normaler  Früchte 
2  mm  lange ,  1  mm  dicke  violette ,  an  der 
Spitze  und  am  Grunde  weifse  Gallen. 

T.  latus  Banks  *).  Verursacht  Gallen  an 
den  Haupttrieben  von  Mango. 

T.  oryzae  Targ.  Tozz^).  Soll  in  Italien  Fig.  74.  Tarsonemus  Iragariae 
die  Ursache   der  „Blanche IIa"  genannten  (nach  H.  Zimmermann). 

Kranklieit  an  Reis    sein ,   bei  der  die  Ähre  f  viertes  Bein  des  Männchens   v.  u. 

.  '  -  /;  Pseudostigmalorgan  desWeibchens. 

m  zahlreiche  reme  Jj  äden  zerspaltet. 

T.  pallldus  Banks*).     An  Gewächshauspflanzen  in  Amerika. 

T.  phragrmitidls  v.  Schlechtend.*^).  An  Schilfrohr  in  Deutscliland. 
Die  letzten  Internodien  sind  verkürzt,  die  Blattscheiden  aufgetrieben 
und  gefaltet. 

T.  spirifex  Marchai '')  (Fig.  75).  An  Hafer  in  Frankreich,  Süd- 
deutschland und  Schonen  (Schweden)  beobachtet.    Die  von  M.irchal  und 


1)  Zeitschr.  d.  mähr.  Landesmus.  Brunn  Bd.  5,  1905,  S.  91-103,  1  Taf. 

2)  Medd.  Soc.  Fauna  Flora  fennica  Bd.  31,  1905,  p.  136—140. 

■)  Kirchner,  Krankh.  und  Beschädigungen  usw.,  2.  Aufl.,  S.  150. 

")  Journ.  New  York  ent.  Soc.  Vol.  12,  1904,  p.  55,  PI.  2,  Fig.  3. 

■^)  Ann.  Agric.  Vol.  1,  1878. 

6)  Zeitschr.  Nat.  Halle  Bd.  70,  1898,  S.  428. 

^)  Bull.  Soc.  ent.  France  1902,  p.  98—104,  3  figs. 


102 


Araclinoideen,  Spinnentiere. 


später  von   Lampa^)   beschriebene   Kranklieitserscliemung   ist  folgende: 
Ende    Juni   etwa   ist   das   oberste ,    noch  in  der  Blattscheide  steckende 


Tarsonemus  spirifex,  Männchen 
(nach  Korff). 


Tarsonemus  spirifex,  Weibchen 
(nach  Kokff). 


Spindel-Internodium  etwas  über  dem  obersten  Knoten 
2 — -3  cm  lang  in  fünf  bis  sieben  Windungen  korkzieher- 
artig gedreht  (Fig.  76),  desgl.  oft  die  Stielchen  der  Rispe-, 
die  Folge  ist,  dafs  der  Hafer  sich  schlecht  entwickelt. 
Die  Krankheit  zeigte  sich  namentlich  an  den  im  Schatten 
von  Hecken  stehenden  Pflanzen. 

Etwas  anderes  ist  die  von  Kirchner ^)  anfangs  August 
beobachtete  Erscheinung:  Die  Rispen  waren  ebenfalls 
nicht  genügend  entwickelt;  sie  steckten  mit  den  unteren 
Ästen  noch  in  der  Blattscheide-,  die  obersten  drei  bis 
vier  Inferno  dien  hatten  sich  nicht  genügend  gestreckt, 
so  dafs  die  ganze  Rispe  nur  die  Hälfte  ihrer  natür- 
lichen Länge  erreichte.  An  den  unteren  Teilen  der 
betr.  Halmglieder  bemerkte  man  bräunliche  Längsstreifen 
und  feine,  kleieartige,  weifsliche  Massen :  die  Milben. 

"Wieder  anders  ist  das  von  Behrens'^)  als  „Seng er" 
beschriebene  Krankheitsbild  :  Die  schmutzig  karminroten 
Pflanzen  bleiben  im  Wachstume  auffallend  zurück.  Die 
Älu-e  ist  spärlich,  an  den  Spelzen  befinden  sich  meist 
rostartige  Flecke ;  sie  enthalten  nur  unvollkommen  aus- 
gebildete Körner.  In  der  Blattscheide  findet  man  die 
Milben  in  Massen ,   wie   sie   an   den  von   ihr  umhüllten 

Von  Tarsonemus  spir.  r\«™    „  ~ 

befallene  Haferrispe  Organen    SaUgCU. 

(nach  Marchal).  Korff  ^)  beobachtete  in  Bayern  beide  Krankheitsbilder. 

1902,  p.  54;  s.  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  15,  S.  154, 


Fig.  76. 


®)  Berättelse  öfver . 
Anna.  2. 

6)  Zeitschr    f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  14,  S.  18—18,  Taf.  I. 

''}  Ber.  d.  Bad.  landw.  Versuchsstat.  Augiistenberg  1903. 

8)  Prakt.  Blätter  f.  Pflanzenb.  usw.    Jahrg.  8,  1905,  S.  109—113,  122—126,  2  Fii 
Jahrg.  5,  19u7,  S.  39—42,  Fig. 


Pediculoiden. 


103 


Als  Gegenmittel  empfiehlt  Behrens  Fruclitwechsel  und  gute  Düngung. 

Kirchner   beobachtete   eme   die  Milbe   befallende  Sporotrichum-Axi. 

T.  translueens  Green  ^).  „Yellow  Mite",  „Appl  e-f  oliage 
Blight".  Befällt  die  Unterseite  der  Blätter  und  die  Knospen  von  Tee 
in  Indien  und  auf  Ceylon.  Die  Blätter  bleiben  klein,  werden  rauh  und 
runzelig.  Die  Triebkraft  der  Sträucher  wird  immer  geringer  und  hört 
zuletzt  ganz  auf.  Während  die  Milbe  bestimmte  Sorten  nicht  vorzuziehen 
scheint,  befällt  sie  mehr  alte  als  junge,  mehr  kränkliche  als  gesunde 
Sträucher.  Die  befallenen  Zweige  bezw.  Büsche  müssen  verbrannt, 
bezw.  abgebrannt  werden. 

T.  irepidariorum  Warburton -).  Auf  der  Unterfläche  von  Farn- 
blättern in  Treibhäusern  in  England.  Blausäure  und  Schwefelkohlen- 
stoff halfen  nicht. 

Pediculoiden. 

Ahnlich  den  Tarsonemiden ,  aber  der  Hinterleib  des  befruchteten 
AVeibchens  schwillt  zu  einem  riesigen  Sacke  an,   in  dem  sich  die  Eier 


r*<?^_ 


Fiff. 


Pediculoides  graminum,  Männchen 
(nach  Koufk). 


Pediculoides  graminum,  junges 
Weibchen  (nach  Korff). 


weiter  entwickeln  bis  zur  sechs-  oder  sogar  zur  achtfüfsigen  Form.  — 
Die  meisten  Arten  parasitisch  auf  anderen  Tieren,  besonders  Insekten. 

Pediculoides  Targ.  Tozz. 

Männchen  ähnlich  dem  von  Tarsonemus.     Ohne  Stigmen. 
Weibchen  mit  zwei  aus  Gruben  auf  der  Kopfbrust  entspringenden 
keuligen  Haaren.     Stigmen   an   den  Seiten   des  Schnabels.     Beine   alle 


')  Watt  und  Mann,  Tea-Insects  etc.,  p.  360—364,  4  figs. 
')  1.  c.  p.  1:3— 14,  2  figs. 


104  Arachiioideen,  Spinnentiere. 

gleichartig,  die  vorderen  mit  einer  Klaue,  die  übrigen  mit  zwei  Klauen, 
aUe  mit  hyaliner  Membran. 

Nach  Bruckek  ^)  telilt  der  After,  wenigstens  bei  P.  ventricosus ;  der 
Darm  endet  hinten  blind. 

P.  avenae  J.  Müller^).  An  Hafer  in  Schlesien  beobachtet.  Die 
befallenen  Pflanzen  bleiben  klein,  bilden  nur  ein  bis  zwei  nahe  bei 
einanderstehende  Halmknoten  und  ein  nicht  entfaltetes  Blatt.  In  diesem 
die  nicht  entfaltete  Rispe,  an  der  alles  rudimentär  bleibt.  Die  Älilben 
sitzen  am  Grunde  dieses  Blattes,  in  dessen  Gewebe  sie  sogar  zum  Teil 
eindringen.     Im  Sacke  entwickelt  sich  die  achtfüfsige  Form. 

P.  graminum  E.  Reuter^)  (Fig.  77).  Verui^sacht  in  Finland  etwa 
54,30*^/0  der  totalen  Weif sährigkeit  an  "Wiesengräsern  {Phleum,  Poa, 
Agropyrum,  Festuca,  Deschampsia,  Avena,  Agrostis,  Apera,  Anthoxanthum, 
Alopecurus).  Auch  an  Roggen,  Gerste,  Weizen  und  Hafer  in  Finland  und 
Bayern*)  beobachtet.  Wenn  die  Halme  aus  der  Blattscheide  heraus- 
zutreiben beginnen,  zeigen  sie  Spuren  des  Verwelkens.  Die  weichen 
Teile  oberhalb  des  ersten  Knotens  sind  kreuz  und  quer  verletzt, 
gebräunt  oder  gerötet.  Die  benagten  Teile  welken  und  schrumpfen; 
der  Halm  wird  morsch,  braun,  dünn.  Die  Milben  sitzen  oberhalb  des 
obersten  und  zweitobersten  Knotens,  meist  am  Halme,  seltener  an  der 
Scheide.  Hier  überwintern  auch  die  Weibchen.  Im  Sacke  ent- 
wickelt sich  nur  die  sechsfüfsige  Form. 

Bereits  Amerling-^)  beobachtete  zwei,  Weifsährigkeit  erzeugende 
Milben-Arten  am  Getreide,  die  nach  E.  Reuter  Pedleuloides-Arten 
waren-,  die  eine  verhielt  sich  ähnlich  der  vorigen;  die  andere  safs 
gleich  über  dem  Rhizom. 

Oribatiden  ^). 

Haut  stark  chitinisiert ,  hart ,  gelegentlich  lederig.  Kopf  brüst  und 
Hinterleib  gewöhnlich  gelenkig  geschieden.  Stigmen,  wenn  vorhanden, 
in  Höhlen  an  den  Hüften.  Augen  fehlen.  Nahe  dem  Hinterrande  der 
Kopfbrust  zwei  Poren  (Pseudostigmata)  mit  je  einer  Borste  (pseudo- 
stigmatisches  Organ).  Beine  mit  fünf  freien  Gliedern ,  mit  einer  oder 
drei  Klauen,  ohne  Sauger.  Mandibeln  scherig.  Geschlechter  äufserlich 
gleich,  dagegen  Larven  und  Nymphen  den  Erwachsenen  sehr  unähnlich. 

Meist  Pflanzenfresser  (Flechten,  Pilze,  zerfallendes  Holz). 

Michael  unterscheidet  7  Unterfamilien,  23  Gattungen,  199  gute  und 
115  zweifelhafte  Arten. 

Oribata  Latr. 

Abdomen  mit  flügelartigen  Verbreiterungen.  Mandibeln  dick, 
stämmig. 

O.  ag-ilis  Nie.  machte  nach  E.  Marchand  ^)  in  einem  Garten  zu 
Nantes  alle  Himbeeren  ungeniefsbar ;  in  jeder  Beere  safs  etwa  ein  halbes, 


')  Bull.  sc.  France  Belff.  T.  35,  1901,  p.' 3(55— 4-52,  Pls.  18— '21,  12  figs. 

2)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  15,  1905,  S.  23-29,  2  Tafeln. 

3)  1.  c.  p.  45-68,  Tai  1. 

'')    KORFF,    1.    C. 

^)  Lotos,  Prag,  Bd.  11,  1891,  S.  24,  1  Taf. 

ß)  MicHAKi,,  A.  D.,  Oribatidae.     Das  Tierreich,  3.  Liefg.     Berlin  1898. 

'')  Bull.  Soc.  Sc  nat.  Ouest  France,  Ann.  K,  1904,  p.  XXIII— XXIV. 


Oribatiden.  105 

aufsenan  ein  ganzes  Dutzend  der  Milben.  Auch  Aprikosen  wurden  be- 
fressen.     Die  Tiere  stammten  aus  benachbartem,  morschem  Holze, 

O.  dorsalis  C.  L.  Koch  (=  elimatus  C.  L.  Koch)  nagt  nach 
Leonar])[  ^)  und  Kirchner  ^)  die  Wintersaat  von  Weizen  vor  dem  Aus- 
keimen an.  Beizen  der  Saat  mit  Bordeläser  Brühe  hat  nicht  geholfen, 
wohl  aber  Einweichen  in  Petroleum  \). 

O.  lapidaria  H.  Luc.  (=  humeralis  Berl.)  kommt  nach  War- 
blirton ^)  und  RiBAGA*)  oft  in  Massen  an  Ästen  und  Zweigen  von  Bäumen 
(Linden  usw.,  Oliven  und  Apfelsinen)  vor  und  erzeugt  auf  deren 
Rinde  eine  Art  Krebs,  so  dafs  Zweige  absterben.  Nach  Theobald^) 
sollen  diese  und  verwandte  Arten  jedoch  von  Pilzsporen,  u.  a.  auch  von 
Nectria  leben.  Vielleicht  könnte  der  Pilz  von  den  Milben  übertragen 
werden. 

O.  lueasii  Nie.  beschädigte  nach  Poppins*')  und  E.  Reuter^)  in 
Finland  Gurkenfrüchte. 

O.  ovilormis  Dementjew^)  benagt  nach  ihrem  Entdecker  mit 
anderen  Milbenarten  die  Wurzeln  der  Weinrebe  und  verursacht,  die 
Chlorose  derselben.  ^ 

Notaspis  Herm. 

Hinterer  Teil  der  Kopf  brüst  mit  vorstehenden  Längsfalten  („La- 
mellen"). Körper  glatt,  zweites  bis  viertes  Beinpaar  am  Körperrande 
entspringend. 

N,  lueorum  C.  L.  Koch,  N.  plantivaga  Berl.  und  andere  Arten 
beteiligen  sich  an  dem  von  Oribata  lapidaria  angerichteten  Schaden. 

Damaeiis  C.  L.  Koch. 

Ohne  Lamellen.     Beine  länger  als  Körper,  dünn. 

D.  grenieulatus  L.  findet  man  nach  Judeich-Nitsche  ^)  im  hohlen 
Inneren  von  bohnengrofsen,  schwammigen  Anschwellungen  des  Rinden- 
gewebes schlechtwüchsiger  Kiefern.  Doch  vermutet  Nitsche,  dafs  es 
sich  um  eine  Eriophyidengalle  (Er.  pini-,  s.  S.  IIG)  handele.  Nach 
Murray  i")  lebt  die  Milbe  von  Thrips,  kleineren  Milben  usw. 

D.  radieiphagrus  Dementj.  und  earabiformis  Dementj.  beteiligen 
sich  bei  der  Erzeugung  der  Chlorose  des  Weinstockes  ^). 

Lohmaunia  Michael. 

Kopf  brüst  und  Hinterleib  nur  durch  Linie  getrennt.  Letzterer 
zylindrisch,  oben  völlig  chitinisiert ;  die  Chitinplatte  biegt  sich  auf 
die  Ventralfläche  um.     Beine  kurz,  dick. 

L.  insig-nis  Berl.   benagte  nach  Carpenter")   in  Ldand  zusammen 

')  Boll.  Ent.  agrar.  Anno  8,  1901,  p.  82—84. 

-)  1.  c.  S.  43. 

")  1.  c.  p.  11—12. 

*)  Insetti  nocivi  all'  Olivo  ed  agli  Agrumi,  Portici  1901. 

^)  First  Rep.  econ.  Zool.,  London  1903,  p.  78. 

•^1  Medd.  Sog.  Fauna  Flora  fennica  Hft  '27,  1901,  p.  74—76. 

')  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  13,  1903,  S.  224. 

8)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  13,  1903,  S.  65—82,  19  Fig. 

9)  Lehrbuch  usw.  S.  23. 

1^)  Economic  Entomology,  Aptera,  p.  213.  .  ,     ..-r  ,        , 

1')  Econ.  Proc.  E.  DubL  Soc.  Vol.  1,  1905,  p.  294-295,  1  PL;  Irish  Natural. 
Vol.  14,  1905,  p.  249-251,  1  PI 


lOG 


Arachnoideen,  Spinnentiere. 


mit  Springschwänzen  an  Keimlingen  von  Schminkbolmen  {Phaseolus 
vulgaris)  die  Wurzeln. 

Hoploderma  ellipsoidalis  Dement],  ist  Begleiter  von  Oribata 
oviformis  usw.  ^ ) 

Tyrogiypliiden  ^). 

Körper  kugelig;  Haut  weich,  glatt,  körnig  oder  mit  Wülsten  oder 
Dornen  und  Borsten,  nie  mit  gleichlaufenden  groben  Falten  wie  bei 
den  nahe  verwandten  Sarcoptiden.  Blai's  gefärbt.  Augen,  Tracheen 
und  Stigmen  fehlen.  Palpen  klein,  dreigliederig,  fadenförmig,  Mandibeln 
zweigliederig,  scherig.  Kopf  brüst  und  Hinterleib  meist  durch  Furche 
geschieden.  Beine  mäfsig  lang,  fünfgliederig ,  mit  je  einer  Klaue  und 
ungestielten  Haftlappen ;    an   den  Tarsen   der   beiden  ersten  Beinpaare 

je  ein  keuliges  Haar.  Genitalöffnung 
länglich ,  zwischen  Hinterhüften ;  da- 
neben jederseits  zwei  U-förmige  Haft- 
näpfe. Beim  Weibchen  dient  die 
Scheide  nur  zur  Geburt;  die  Be- 
gattung findet  durch  eine  am  Hinter- 
ende gelegene  Kopulationsöffnung  statt. 
After  länglich,  ventral  oder  endständig : 
beim  Männchen  daneben  Haftnäpfe. 
Geschlechter  nicht  immer  deutlich  ver- 
schieden.    Eier  legend. 

In  die  Verwandlung   schiebt  sich 
häufig  zwischen  zwei  Nymphenstadien 
eine      Wanderlarve      (Hypopus) 
(Fig.  78)    ein,    mit   harter,    chitiniger 
Haut,  ohne  Mundwerkzeuge  und  -Öff- 
nung, mit  kurzen,  schlecht  zur  Fort- 
bewegung    tauglichen     Beinen.      Am 
Bauche  kurz  vor  dem  Hinterende  eine 
Haftscheibe  mit  mehreren  Haftnäpfen. 
Die  erwachsenen  Milben  leben  fast 
Fig.  78.  Wanderlarve  (Hypopus)  einer  alle  von  pflanzlichen,  seltener  tierischen 
Tyroglyphide  (nach  Khamk..).  ^  gtolfen.     Man   findet   sie  oft  in  unge- 

heueren  Mengen  an  den  verschiedensten  Vorräten  animalischen  oder 
vegetabilischen  Ursprungs ,  namentlich  aber  an  Stickstoff-  oder  stärke- 
haltigen. Nur  verhältnismäfsig  wenige  Formen  gehen  an  lebende 
Pflanzen:  Wurzeln,  Zwiebeln,  Bulben,  Pilze  usw.  über. 

Die  Wanderlarven  heften  sich  an  andere  Tiere ,  vorwiegend  In- 
sekten (Stubenfliege!),  an  und  lassen  sich  von  ihnen  an  andere  Orte 
verschleppen. 

Die  Bekämpfung  der  Tyrogiyphen  ist  recht  schwierig.  Da 
Tracheen  fehlen,  sind  Räucherungsmittel  meist  ohne  Wirkung.  Schwefel- 
blüte und  Karbolsäure  halfen  manchmal.    Oft  bleibt  aber  nichts  anderes 


M  Siehe  vorige  Seite. 

2)  Canestmni,  G.  u.  P.  KiiAMKR,  Dcmodicidae  und  Sarcoptidae.  Das  Tierreich, 
7.  Liefg,  Berlin  1899;  Michael,  A.  D.,  British  Tyroglyphidae,  2  Vols,  London,  Ray 
Sog.  1901—1903.  —  Die  allgemeinen  biologischen  Bemerkungen  nach  Banks,  Proc. 
U.  S.  Nation.  Mus.  Vol.  '28,  1905,  p.  78—8(3,  und  A  revision  of  the  Tyroglyphidae 
of  the  United  States;  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  13,  Techn.  Ser.,  1906. 


T3"roglypliideB. 


107 


übrig,    als    die    befallenen   Gegenstände    zu   vernichten.      Fliegennetze 
schützen  bis  zu  gewissem  Grade  vor  Befall. 

Canestrini  führt  1(>  Gattungen,  47  sichere  und  7  unsichere  Arten  auf. 

Histiostoma  P.  Kramer. 

Mandibeln  bilden  keine  Schere ,  sondern  eine  Boluplatte ,  die  an 
dem  dorsalen  Vorderende  in  einen  Bohrstachel  ausläuft. 

H.  t'eroniarum  (Duf.)  (=  T^rrogiyphus  rostroserratus  Meg-n.)  (Fig.  79, 
80).    Boln-stachel  gesägt.    Auf  dem  Hinterleibe  elf  stark  hervortretende, 


Fig.  79.    Histiostoma  feroniarum 
(nach  Megxin). 


Fig.  80.   Bohrstacliel  vodi  Histio- 
stoma feroniarum  (aus  Michael). 


halbkugelige  Wülste  mit  je  einer  nach  hinten  geki-ümmten  Borste. 
Nach  Bubak\)  soll  sie  den  Wurzelkropf  der  Zuckerrübe  hervor- 
rufen, während  sie  nach  Stift  ^)  erst  bei  sich  zersetzenden  Kröpfen 
auftrete.  Im  allgemeinen  ist  sie  entschieden  saprophytisch  und  findet 
sich  sehr  häufig  in  sich  zersetzenden  pflanzlichen  Stoffen.  Doch  fand 
Megnin  ^)  sie  bei  Paris  massenhaft  an  Champignons  und  anderen  Pilzen. 

Aleurobius  Can. 

Erstes  Vorderbein  beim  Männchen  stark 
verdickt,  mit  grofsem  Sporn  am  zweiten  Gliede. 

A.  (Tyrogriyphus)  farinae  (Geer).  Weifs, 
distale  Enden  der  Beine  hellviolett.  Oft  massen- 
haft an  trockenen  stärkehaltigen  Stoffen.  Soll 
mit  anderen  Arten  zusammen  in  Italien  die 
Qualität  des  Tabaks  „Gelber  Virginier"  ver- 
schlechtern*). 

Tyroglyphus  Latr. 

Mandibeln  scherig.  Palpus  dreigliederig, 
Kopfbrust  mit  vier  langen  Borsten  nahe  dem 
Hinterrande.      Genitalnäpfe     bei     beiden     Ge-  ^.    ^,,  ™        ,     t      , 

schlechtem;  beim  Männchen  Anatoäpfe .  und  I-Jf '^^  l^^^of SÄtr 
Haftnäpfe    am  Endgliede   des    zweiten   Hmter- 

beines.  Tarsen  der  beiden  ersten  Beinpaare  doppelt  so  lang  als  vorher- 
gehendes Beinglied.  Wanderlarve  mit  Haftnäpfen  am  Hinterende.  Sehr 
häufig  an  sich  zersetzenden  Pflanzenknollen  imd  Ähnlichem. 


J)  Zeitschr.  f.  d.  Zuckerindustrie  in  Böhmen  Bd.  24,  1900,  S.  355;  Zeitschr.  f. 
landw.  Versuchsw.  in  Österreich  Bd.  3,  1900,  S.  622—625;  Österr.-ungar.  Zeitschr. 
f.  Zuckerind.  u.  Landwirtsch.  Bd.  30,  1901,  S.  237. 

2)  Ibid.  Bd.  29,  1900,  S  159—160,  Bd.  30,  1901,  S.  929—936. 

^)  Siehe  Muhray,  1.  c.  p.  261. 

^)  Siehe    oben   bei  Tarsonemus  brevipcs.  —   Auch  Moin:  erwähnt  (Zeitschr.  f. 


108 


Arachnoideeii,  Spinnentiere. 


T.  mycophag-us  Megn.  Eine  der  grölsten  Tyroglyphiden ;  Männchen 
950  [JL,  Weibchen  2,60  mm  lang.  Am  Ende  jedes  Beines  zwei  grofse, 
sichelförmig  gebogene,  vom  plattenförmig  verbreiterte  Haare,  zwischen 
denen  die  Kralle  steht.    Auf  Champignons  in  Italien  und  Frankreich. 

T.  longrior  Gerv.  (Fig.  81).  Auf  hinterer  Hälfte  der  Kopf  brüst  zwei 
gleichlange  Borstenpaare  •,  Rückenborsten  alle  mit  scharfer  Spitze  endend. 
Endglied  des  zweiten  Hinterbeines  sehi'  schlank,  länger  als  die  beiden 
vorhergehenden  Glieder  zusammen.  Oft  massenhaft  in  Vorräten.  Nach 
OuDEMANS  ^)  in  ChampigTLonzuchten  in  Berlin  sehr  schädlich. 

T.  Lintneri  Osb.  In  Amerika  sehr  schädlich  in  Champignon- 
kulturen, frifst  alle  Teile  der  Pilze.  Zu  vertilgen  nur  durch  Vernichtung 
der  Kultm-en  luid  Übergiefsen  der  Erde  mit  kochendem  Wasser. 
Feuchtigkeit  ist  den  Milben  nicht  zuträglich.  Ein  Korrespondent  will 
mit  Tabaksräucherung  einigen  Erfolg  gehabt  haben. 

T.  heteromorphus  Felt^)  beschädigte  nach  ihrem  Autor  in 
Massachusetts  Nelkenwm-zeln  in  Treibhäusern.  Banks  fand  dieselbe 
oder  eine  verwandte  Art  an  Spargelwurzeln. 


Fig.  82.     Rhizoglyphus  echinopus,  von  der  Seite  (nach  Bökner). 

CoLLiNGE  ^ )  machte  die  gleichen  Erfahrungen  mit  einer  unbestimmten 
T.-Art  in  England. 

Nach  Sajo  *)  zerstörte  eine  T.-Art  Wurzelveredelungen  an  Rose, 
indem  die  Milben  sich  zwischen  die  Schnittflächen  drängten. 


Rhizoglyphiis  Clap. 

Nur  zwei  lange  Borsten  auf  der  Kopfbrust  nahe  dem  Hinterrande, 
selten  dazwischen  noch  zwei  kleine.  Beine  sehr  gedrungen,  mit  starken 
Dornen  besetzt.     Tarsen  kurz,  mit  kräftigen  Dornen.    Zwei  Männchen- 


Pflanzenkrankh.  Bd.  4,  S.  20—21)  eine  Milbe,  die  in  Belgien  im  Parenchym  der 
Tabakblätter  frafs,  wodurch,  diese  gelbe,  rote  und  schwarze  Flecke  bekamen,  welk 
wurden  und  schrumpften. 

')  Tijdschr.  Ent.  D.  43,  1900,  p.  128. 

-)  10 th  Eep.  Stat.  Entom.  New  York;  Busk,  Bull.  38,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div. 
Ent.,  1902,  p.  32—34. 

-)  llth  Rep.  injur.  Insects  New  York,  1891,  p.  254— 256. 

•'')  Eep.  .  .  .  1904,  p.  12. 

*)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  5,  1895,  S.  363. 


Tyroglyphiden. 


109 


Fig.  83.    Rechte  Chelicere 

von    Rhizoglyphus    echinopus,    von 

aufsen  (nach  Börner). 

m  Kopf,    hß  bewegliches  Scherenglied, 
coii'l  Gelenkkopf  des  Scherengelenks. 


formen ;  das  dritte  Beinpaar  der  heteromorplien  Männchen  ohne  Kralle, 
zu  Greiforgan  umgestaltet,  stark  geschwollen.  Weifs,  distales  Ende  der 
Beine  hellviolett. 

Rh.  (Coepophagus)  eehinopus  Fumouze  et  Robin  (=  Robini  Clap. 
-^  hyacinthi  Boisd.)  (Fig.  82, 83).  Kopf  brüst  mit  je  zwei  Haaren  am  Vorder- 
und  Hinterrande.  Je  eine  lange  Schulterborste,  zwei  kurze  Haare  etwas 
hinter  der  Mitte  des  Abdomens,  acht  nahe  dessen  Hinterende.  Auf  Tarsen 
des  ersten  Beinpaares  (Fig.  84)  ein  kräftiger  Dorn  und  dicht  dabei  ein 
kolbiges  Sinnenhaar;  Endhaare  länger 
als  Tarsus,  Borste  an  der  Spitze  des 
vorletzten  Fufsgliedes  überragt  an  den 
drei  ersten  Beinpaaren  den  Tarsus. 
Weifs  mit  bräunlichem  Kopf  und 
Beinen  und  dunklem  Fleck  jederseits 
am  Abdomen.  Alle  Beinpaare  des 
heteromorplien  Männchens  mit  starken 
Zapfen  und  Dornen.  Mämichen  720, 
Weibchen  770  [x  lang. 

Diese  Art  ist  nächst  der  „roten 
Spinne"  unzweifelhaft  die  schädlichste 
Milbe  dm-ch  ihre  Lebensweise ,  ihre 
Polyphagie,  Häufigkeit  und  weite  Ver- 
breitung. Allerdings  ist  das  Bedenken  Reuters  i)  durchaus  gerecht- 
fertigt, ob  wir  es  bei  allen  hierhergezogenen  Synonymen  und  Berichten 
wirklich  immer  nur  mit  einer  Art  zu  tun  haben. 

Schon  von  Boisduval  wurde  diese  Milbe  an  Blumenzwiebeln 2) 
(„bulb  mite",  „tulip  mite",  „Eucharis  mite")  gefunden,  von 
denen  sie  Hyacinthe  und  Tulpe  zu  bevorzugen  scheint.  Doch  findet  man 
sie  auch  an  anderen  Liliaceen  (Eucharis ,  Ama- 
ryllis,  Lilium  usw.).  Sie  frifst  Gänge  zwischen 
den  Schuppen,  und  zwar  nicht  nur  bei  kränkelnden 
oder  verletzten  Zwiebeln ,  sondern  auch  bei 
gänzlich  gesunden.  Die  Pflanze  widersteht  lange 
ohne  Ki^ankheitserscheinungen ,  bis  sie  dann 
meist  plötzlich  zugrunde  geht.  Beobachtet  ist 
diese  &ankheit  namentlich  in  Frankreich ,  Hol- 
land, England,  auf  den  Bermudasinseln  und  in 
Japan.  Zur  Bekämpfung  wird  empfohlen,  die 
Pflanzen  aus  der  Erde  zu  nehmen  und  entweder 
48  Stunden  lang  mit  Schwefelkohlenstoff  zu 
räuchern  oder  in  eine  Abkochung  von  Kali- 
(nicht  Natron-)seife  und  Tabak  einen  halben  Tag 
lang  einzulegen,  dann  gründlich  darin  zu  waschen, 
mit  reinem  Wasser  abzuspülen  und  in  frische  Erde 
zu  pflanzen.    Die  alte  Erde  darf  nur  nach  kräf- 

tiger  Desinfektion,  am  besten  durch  heiises  J^^^ IS^^tfRltl 
Wasser,-- Wieder  benutzt  werden.  glyphus    eehinopus,    von 

Nächstdem  schadet  die  Wurzelmilbe  wohl  am      "  innen  (nach  Börxek). 


1)  Med.  Fauna  Flora  fennica  Bd.  27,  1902,  p.  123. 

2)  Boisduval,  Ent.  hört.  1867,  p.  86;  Fumouze  et  Robin,  Journ.  Anat.  Physiol. 
Paris,  T.  V,  1868,  p.  287— 304,  Pls.  20—21:  Michael,  Journ.  R.  micr.  Soc.  London, 
2.  Ser.,  Vol.  5,  1888,  p.  26;  Klamberg,  Prakt.  Ratg.  i.  Obst- u.  Gartenbau,  Jahrg.  1890, 
S.  764;  WooDH,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  veget.  Physiol.  Pathol.,  Bull.  14,  1897. 


wo  Arachnoideen,  Spinnentiere. 

meisten  an  Weinstöcken^),  von  denen  zuerst  nur  kränkelnde  Stöcke, 
namentlich  in  undurchlässigen  Böden,  später  aber  auch  ganz  gesunde 
angegangen  werden.  Man  findet  sie  namentlich  an  den  von  der  Reblaus 
hervorgerufenen  Nodositäten  und  Tuberositäten  und  an  zarten,  saftreichen 
Wurzeln.  Die  Milben  fressen  immer  tiefer  dringende  und  sich  immer 
mehr  verbreiternde  Gänge  in  die  Wurzeln.  Die  Stöcke  zeigen  zuerst 
unregelmäisige  Entwickelung  und  Länge  der  Triebe,  die  sich  zuletzt 
leicht  herausreifsen  lassen.  Die  Blätter  bleiben  klein,  dünn  und  zer- 
brechlich; die  Früchte  werden  im  ersten  Jahre  nicht  vollreif,  in  den 
folgenden  immer  weniger  ausgebildet.  Wenn  die  Milbe  bis  zu  den 
Markstrahlen  vorgedrungen  ist  und  sich  im  Holze  einnistet,  geht  der 
Stock  zugrunde,  meist  im  dritten  bis  fünften  Jahre  des  Befalles. 
IsTVANFFY^)  hat  die  Milbe  oft  im  Gefolge  von  Ithyphallus  inqMdiats 
beobachtet.  Die  verschiedenen  Rebsorten  werden  verschieden,  amerika- 
nische gar  nicht  beschädigt.  Die  Krankheit  tritt  auf  in  Franlo-eich, 
Italien,  Portugal,  Palästina,  Kalifornien,  Chile  und  Australien.  —  Als 
Gegenmittel  haben  sich  nur  Kaliumsulfokarbonat  und  Schwefelkohlenstoff, 
200  kg  auf  1  ha  Land,  zweimal  im  Jahre  angewandt,  bewährt. 

Auch  an  Knollen  von 

Dahlien   und  K  a  r  t  o  f  - 

feln-"^)    (Fig.  8:j)    schadet 

die  Milbe ;  an  letzteren  ist 

sie    eingehend    von   Appel 

und  ßöKNER*)  studiert.   Sie 

greift  das  gesunde  Gewebe 

an,  häufig  von  Sclitorfstellen 

oder  Verletzungen  aus  •,  bei 

Sorten  mit  dünner  Schale 

bietet  diese  kein  Hindernis. 

An  befallenen  Knollen  ist 

Fig.  85.     Von  ßhizoglyphus  echinopus  zerstörte      die    Schale    an    einzelnen 

Kartoffeln  (nach  Appel  und  Böunki;).  Stellen  verletzt ,    oft  rauh, 

a  auisen,  h  Durchschnitt.  kaum   Verfärbt.     Darunter 

verlaufen  unregelmäfsige 
Gänge  nach  innen,  die  mit  feinem,  meist  gebräuntem,  lockerem  Mehle 
erfüllt  sind,  in  dem  sich  die  Milben  befinden.  Sie  befallen  ebensowohl 
Kartoffeln  im  Felde  wie  in  den  Mieten,  gedeihen  aber  am  besten  in  faulig 
zerfliefsenden  Knollen,  daher  unter  befallenen  Stöcken  oft  die  ganze 
Erde  mit  ihnen  erfüllt  ist.  Besonders  bevorzugt  scheinen  die  Sorten: 
Richters  Imperator,  Gelbfleischige  Speisekartoffel,  Irene  und  Sophie  zu 
sein.  —  Die  BekämjDfung  kann  nur  in  Beseitigung  aller  kranker  Kar- 
toffeln aus  dem  Felde  und  in  Fruchtwechsel  bestehen. 

Carpenter^)  hat  die  Milben  an  den  Knollen  von  Knoblauch  ge- 
funden, die  sie  mitsamt  der  Basis  der  Blätter  im  August  in  Zerfall 
brachten. 


1)  Ma.noi.x  et  ViALA,  BoU.  Ent.  agr.  T.  7,  1900,  p.  245—249;  C.  r.  Acad.  Paris 
T.  184,  p.  251—253;  L'aearien  des  racines  de  la  vigne,  Paris  1902,  8*',  23  pp.,  2  Pls.  — 
SiLVKSTKi,  Boll.  Ent.  agr.  Anno  9,  1902,  p.  49—56,  5  figs. 

-)  Siehe  Zeitschr.  f.  Püanzenkrankh.  Bd.  14,  S.  300—301. 

=>)  Ci-APAKEDE,  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  Bd.  18,  1869,  S.  506.  —  Megnin,  Bull.  Soc. 
ent.  France  1881,  p.  CXXIX— CXXXI. 

*)  Arb.  d.  biol.  Anst.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch. ,  Kais.  Gesundheitsamt  Bd.  4, 
1905,  S.  443—445,  11  Figuren. 

^)  Injurious  insects  ...  in  Irland  during  1903,  p.  258—260,  fig. 


Tyroglyphiden. 


111 


Neuerdings  hat  E.  Reuter^)  sie  auch  an  Getreide  in  Finland  fest- 
gestellt. Er  bemerkte  anfangs  August  mitten  unter  den  grünen 
schon  einige  verwelkte  und  abgestorbene  Pflanzen,  die 
gerade  an  der  Erdoberfläche  fein  benagt  oder  zerfetzt  und 
bräunlich  mifsfarben  waren.  Hier  oder  zwischen  den 
untersten  ßlattscheiden  sitzen  die  Wurzelmilben  und,  in 
geringerer  Anzahl,  eine  wahrscheinlich  unlieschriebene 
T  y  r  0  g  1  y  p  h  u  s  -  Art.  Er  fand  sie  schliefslich  auch  an  Un- 
kräutern, wie  Ccntnurca  jacea  und  Tragopogon  pratemis. 

Fast  immer  dringen  in  die  Gänge  dieser  Milbe,  nament- 
lich bei  genügender  Feuchtigkeit,  Bakterien  und  Pilze  ein, 
die  meistens  mehr  schaden  als  die  Milbe  selbst. 

Nach  Banks  ^)  schadet  sie  auch  beträchtlich  in  "Warm- 
häusern  an  Orchideen. 

Als  Gegenmittel  gibt  letzterer  an:  Erde  trocken  werden 
lassen,  Knollen  herausnehmen  und  in  einer  Lösung  von 
Tabak,  Seife  und  etwas  Soda  waschen.  Dann  mit  frisch 
gelöschtem  Kalk  spritzen  und  zwei  Tage  liegen  lassen. 
Nun  nochmals  mit  der  genannten  Lösung  und  etwas  Pe- 
troleum spritzen  und  wieder  einpflanzen. 

Als  T.  dauei.  die  unter  der  ßinde  von  Mohrrüben 
frifst,  so  dafs  sich  letztere  mit  braunem,  borkigen  Schorfe 
von  oben  nach  unten  bedecken  (Fig.  86),  beschrieb 
V.  Schilling^)  offenbar  die  Wurzelmilbe. 

DementjeW)  beobachtete  unter  den  Erzeugern  der  Chlorose  des 
Weinstockes  in  der  Krim  zwei  neue  Rhlzogflyphus-Arten :  eaueasieus 
(Fig.  87,  88)  und  minor. 


Fig.  86.     Von 
Wurzelmilben 
befallene 
Mohrrübe 
(nach  V.  Schil- 
ling). 


Fig.  87.    Männcben  von  Ehizogh'phus  Fig.  88.     Mundwerlizeuge  von  Ebizo- 

caucasicus,  von  unten  (nach  Dement.jew).  glyphus   eaueasieus  (nach   Demexwew). 

a  Penis,  h  Genitalnäpfe,  c  Analöffnung,  a  Mandibel,  h  Oberlippe,  c  Unterlippe, 

//  Analnäpfe.  (/  Palpen. 


J)  Med.  Fauna  Flora  fennica  Hft.  27,  1901,  p.  121—125,  fig.;  Zeitschr.  f. 
Pflanzenkrankh.  Bd.  12,  S.  826. 

-i  1.  c.  p.  84—85. 

3)  Prakt.  Eatg.  i.  Obst-  u.  Gartenbau  Jahrg.  1892,  S.  381,  Fig.;  Schädlinge  des 
Gemüsebaues  S.  56,  Fig.  76. 

")  1.  c. 


1P2  Arachnoideen,  Spinnentiere. 

Hallek  ^)  beschrieb  als  Tyrogflyphus  erassipes  eine  zu  dieser 
Gattung  gehörige  Art  an  Reben  ans  Amerika. 

Ob  die  von  Tryon^)  an  Banane  in  Australien  gefundene  Art 
hierher  gehört,  ist  aus  der  Beschreibung  nicht  ersichtlich.  Sie  gräbt 
am  untersten  Teile  des  Stammes  und  an  der  Wurzel  Gänge  unter  die 
Epidermis  und  dringt  bis  zum  Zentralstrange  vor. 

Rh.  phylloxerae  Riley  ist  nach  Banks  eine  gute  Art,  die  er  an 
"Wurzeln  von  Erbsen,  an  jungen  Kartoöelpflanzen  und  an  Fichtenzapfen 
fand.  Sonst  ist  sie  in  Amerika  viel  verbreitet  an  Rebwurzeln,  und 
Riley  glaubte,  dafs  sie  der  Reblaus  nachstelle.  Obwohl  deshalb  in 
Frankreich  eingeführt,  dürfte  sie  nach  Banks  doch  nicht  mehr  in  Europa 
vorkommen. 

Banks  beschreibt  noch  mehrere  Rhizoglyphus -Arten  von  Pflanzen- 
wurzeln, ohne  aber  zu  erwähnen,  ob  sie  schädlich  werden.  Eine  un- 
bestimmte amerikanische  Art  frifst  sich  an  Veredelungen  durch  das 
Baumwachs  hindurch  und  bolirt  unter  der  Rinde,  so  das  Zusammen- 
wachsen verhindernd. 

Hierher  scheint  auch  der  von  Perraud^)  beschriebene  Giardius 
vitis  zu  gehören,  dessen  Stiche  auf  Rebblättern  eine  partielle  Verhärtung 
der  Epidermis  herbeiführen;  bei  starkem  Befalle  vertrocknet  das  Blatt. 
Die  Eier  sollen  sich  auf  den  Blättern  in  Häufchen  als  kleine,  hellgelbe 
Flecke  finden. 

Nördlinger^)  erwähnt,  dafs  junge  Nadelholzpflänzchen  dadurch  zu- 
grunde gingen,  dafs  weifse  Milben  ihre  Stengelchen  aussaugten. 

Eriopliyideii  (Pliytoptiden),  Gallmilben  ^). 

Länge  80—280  f.i  (Fig.  89 — 91).  K  o  p  f  b  r  u s  t  der  ganzen  Breite  nach 
mit  Hinterleib  verwachsen;  erstere  dorsal  von  dem  Schilde  bedeckt; 
dieses  oft  über  das  Vorderende  vorgezogen,  hinten  niu'  in  der  Mitte  scharf 
abgegrenzt,  mit  charakteristischer  Struktur,  in  der  Regel  mit  einem 
Paar  „Rückenborsten".  An  der  Ventralseite  der  Kopf  brüst  die  Beine 
stützende  Skelettspangen,  Epimeren.  Maxillen  bilden  eine  schnabel- 
artige Rmne;  Palpus  frei,  dreigiiederig ;  Mandibehi  eingiiederig,  nadei- 
förmig. Zwei  Paar  nach  vorn  gerichteter  fünfgliederiger  Beine,  deren 
Endglied  eine  Kralle  und  eine  Fiederborste  trägt.  Hinterleib  wurm- 
förmig,  verlängert,  mit  40 — 80  oberflächlichen  Ringeln,  die  dorsal,  vom 
Hinterrande  des  Schildes  an,  gezählt  werden.  Ein  Paar  Borsten  vorn 
seitlich  am  Hinterleibe,  drei  Paare  weiter  hinten,  ventral.  Am  Hinter- 
ende als  Haftorgane  und  Nachschieber  dienende  Schwanzlappen  und 
zwei  geifselartige  Schwanzborsten.  Die  letzten  vier  bis  fünf  Ringe 
lassen  sich  fernrohrartig  einziehen.  Augen  fehlen  (aber  dennoch  licht- 
empfindlich),  ebenso  Tracheen  und  Stigmen.  Darm  gerade,  mit  zwei 
Speichel-  und  zwei  Rektaldrüsen. 

Äufsere  Geschlechtsorgane  an  Grenze  zwischen  Kopfbrust  und 
Hinterleib:  beim  Männchen  ein  Spalt  mit  wulstig  verdickten  Rändern, 


1)  Arch.  Nat.  Bd.  50,  I,  S.  '218,  Taf.  15,  Fig.  1. 

'')  Proc.  R.  Soc.  Queensland,  Vol.  4,  1887,  p.  106—109. 

3)  C.  r.  Soc.  Biol.  Paris  (10.)  T.  3,  1896,  p.  1123-1124. 

*)  Die  kleinen  Feinde  usw.,  2.  Aufl.,  S.  y>l. 

5)  Nai.ei'a,  A.,  1898,  Eriophyidae.  Das  Tierreich,  4.  Liefg.,  Berlin  1898 ;  s.  auch 
zahlreiche  Arbeiten  desselben  Autors  in  den  Schriften  der  Wiener  Akademie;  ferner 
die  zahlreichen  Gallenwerke,  die  Arbeiten  von  Thom.\,s,  v.  Schlechtendal,  Loew  usw. 


Eriophyiden  (Phytoptiden),  Gallmilben. 


113 


beim  Weibchen  komplizierter  o'ebaut.  Männchen  sehr  gering  an  Zahl, 
kleiner  und  gedrungener  als  Weibchen.  Letztere  legen  sehr  viele  und 
unverhältnismälsig  grofse  Eier.  Die  Entwickelung  vollzieht  sich  mit  zwei 
Häutungen  und  je  einem  Ruhestadium  davor,  und  mit  zwei  vierbeinigen 
Larvenstadien. 

Gallmilben  gehören  zu  den  häufigsten  aller  Tiere,  zumal  sie 
gewöhnlich  auch  in  sehr  groisen  Mengen  auftreten.  Wenn  bis  jetzt 
eigentlich  nur  die  europäischen  Arten,  durch  die  Untersuchungen  Nalepas, 
genauer  bekannt  sind,  so  ist  doch  anzunehmen,  dai's  sich  solche  überall 
finden,  wo  grüne  Pflanzen  vorkommen,  wenn  auch  die  Verbreitung  der 


^vy 


?  ff  i>i 


JiKÜöfTnimg 


'/  After. 
//'(  Afterdrüse. 
ijf  Speichel- 
drü.se. 
/(  federförmige 

Haftklaue. 
/.  Keimlager. 
/  Unterlippe. 
/"  Afterklappe. 
in  3Iagendarm. 
\nx,  Maxillariiim. 
/(  Hirn- 
ganglion. 
(/  ause;ebildetes 
Ei.^ 
•iil  Eileiter. 
00  Eizellen. 
rx  Sanientasche. 
s  Spei-seröhre. 
i  Taster- 
scheibe. 
Maxillar- 
taster. 
'■  äufsere      Ge- 
schlechtsöff- 
nung, von  der 
dreieckigen 
Aufsenklappe 
geschlossen. 


/((/ 


Fig.  89.   Äufsere  Morphologie  einer  weiblichen 
Gallmilbe  (aus  Nalepa). 


ßi,  B'2  die  zwei  Beinpaare. 
dl.  l—Ä  ihre  Glieder. 
Ca'p.  Capitulum  (Kopf). 
hkl. .  Epg.   weiblicher   Ge- 
schlechtsapparat, 
.s".  ijtn.  Genitalborste. 


Ä  l(\t.  Seitenborste. 

Ä  //(.  /— ///  Brustborsten. 

S.  vtntr.  I~m  Baueh- 

borsten. 
.S'.  caiul.  Schwanzbors' en. 
Scliivl.  Schwanzlappen. 


Fig.  90.     Eriophyes  pini  Nal. 
Weibchen  (aus  Nalepa). 


Milben  nicht  so  weit  geht  als  die  ihrer  Nährpflanzen.  So  scheinen  sie 
nach  Keller^)  in  der  Schweiz  nicht  höher  als  höchstens  1000 — 1800  m 
zu  gehen. 

Weitaus  die  meisten  Gallmilben  leben  an  ausdauernden  Gewächsen. 
Es  mag  das  mit  ihrer  Überwinterung  zusammenhängen,  die,  soweit 
bekannt,  immer  in  Knospen  stattfindet,  die  im  Herbste  bezogen,  im 
Frühjahre  verlassen,  bezw.  zu  Gallen  umgewandelt  werden. 

Ihre  geringe  Beweglichkeit  bringt  es  mit  sich,    dals   sie  oft  jahre- 


^j  Siehe  Jahresber.  Neuer.  Leist.  Pflanzenkrankh.  1904,  S.  222. 

Sorauer,    Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band. 


114 


Arachiioideen,  Spinnentiere. 


lang  auf  eine  Pflanze  oder  so^ai'  nur  einen  Ast  oder  Zweig  beschränkt 
bleiben,    diesen   bzw.  jene    daini   allerdings  jahraus   jahrein   befallend. 

Als  Feinde  der  Gallmilben  kennt  man  bis  jetzt  Gamasiden.  Tj^ro- 
gh'phiden.  Pilze,  direktes  Sonnenlicht,  heftigen  Regen. 

Nur  wenige  Galhnilben  leben  frei,  höchstens  durch  ilu-  Saugen  die 
Blätter  bräimend,  die  meisten  in  Gallen,  einige  allerdings  nicht  in 
selbsterzeugten,  sondern  als  Einmieter  (Inquilinen)  in  denen 
anderer  Gallmilben:  die  meisten  rufen  Gallen  hervor. 

Die  Form  der  Milbengallen  ist  eine  sehr  mannigfaltige,  aber 
für  jede  Milbe  und  für  jede  Pflanze  charakteristisch.  Gemeinsam  ist 
allen,  dafs  sie  nie  völlig  geschlossen  sind,  sondern  mit  der  Aufsenwelt 
in  Verbindung  stehen.  Die  häufigste  und  wohl  aitcli  zweekmäfsigste 
Einteilung  ist  die  in  Gallen  der  Achsen-  imd  der  Seitenorgane. 

A.  Acrocecid  ien .  Stamm-  oder  Achsengallen.  Das  Ende 
eines  Sprosses  und  seine  nächste  Umgebung  werden  befallen  und  kommen 
nicht  zur  normalen  Entwickelung.  Das  Wachstum  wird  aufgehalten 
,  oder     in    andere    Richtung 

geleitet :  die  Internodien 
bleiben  kiu^z.  Neue ,  kaum 
zur  Entwickelung  gelangen- 
de Triebe  werden  in  mehr 
oder  minder  grofser  Zahl 
gebildet ,  ebenso  neue, 
sclmppenartig  bleibende 
Blättchen. 

1 .  T  r  i  e  b  s  p  i  t  z  e  n  -  L)  e  - 
f  o  r  m  a  t  i  o  n  e  n.  Bei  Thij- 
mus  Serpyllu})}  werden  z.  B. 
die  obersten  Laubblätter  in 
dicke,  schuppige,  kreis- 
runde Schuppenblätter  um- 
gewandelt, die  sich  dicht  zu 
einem  Knopfe  zusammen- 
schliefsen.  Die  nächsten 
Blätter  verfilzen. 

2.  Knospen- Defor- 
mationen. Die  Achsenspitze  stirbt  ab.  alle  Knospenteile  verdicken 
sich  zu  Schuppen ,  die  innen  warzige  Auswüchse  erhalten.  Z^vischen 
den  Schuppen  bilden  sich  Adventivknospen,  die  jene  auseinanderdrängen 
und  schliefslich  abstofsen  i).  Selten  kommen  die  Blätter  zur  Entwickelung, 
bleiben  aber  klein  und  kümmerlich  (Coryli(.^ ,  Mihcs).  Oft  bilden  sich 
neue  Triebspitzen,  die  ebenfalls  deformiert  werden,  so  dafs  hexenbesen- 
ähnliche  Gebilde  entstehen  (Syringa,  Beiula),  Fig.  93,  97. 

3.  Ver grünung  der  Blüten.  Die  Blütenteile  degenerieren  zu 
schuppenähnlichen,  mehr  oder  minder  grünlichen  Blättchen.  Oft  werden 
auch  die  Deckblätter  mit  in  die  Verwandlung  einl^ezogen  {(Tentian«. 
Valeriana,  Cruciferen). 

4.  Füllung  der  Blüten.  Bei  Rhododendron  schiebt  sich 
zwischen  Blumenkronc  und  Staubgefafse  ein  Kreis  blumenkronähnlicher 
Blätter   ein;    an    Stelle    des   Fruchtknotens   treten   kronenartige  Blätter 


Fig.  91.     Kopf  und  Kopfbrust  von  Eriophyes 
pini  von  der  Seite  (nach  Nai.ki-a). 

Hl  Kiel'ertuliler.  /  Tasterscheide. 

in.r  Maxillen.  /  Unterlippe. 

/— .5  1.— Ü.  Glied  des  Ma.xillar-  /  Miindötfnung. 
tasters. 


1)  Güssuw,  Naturw.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  4,  1906,  S.  42-J. 


Erioplividen  (Phytoptideu),  Gallmillien.  \\'^ 

mit  zahlreiclien  Staiibgefäisen  auf.    Ähnlich  bei  Veronica  officinalifi  untl 
Val(  riana-Axtew. 

").  Kastration.  Gerber^)  beschreibt,  clal's  bei  Fasser ina  hirsuta 
nntl  Thyiitalaca  Sananmncla  infolge  des  Saugens  von  Gallmilben  entweder 
die  Ovarien  oder  die  Staul)gefäfse  verkümmern.  Die  Blüten  vergrünen 
etwas. 

B.    Pleuroc  ec  id  ien  .   Gallen  an  Seitenorganen. 

ü.  Filzbiiclung,  Erineum,  Phyllerium.  Früher  für  Pilze 
gehalten  und  selbständig  beschrieben.  Fleckenweise  wachsen  die 
Epidermiszellen  zu  Haaren  aus,  wobei  spärlich  stehende  normale  Haare 
unverändert  bleiben,  dicht  stehende  Haare  mit  verändert  werden.  Die 
Haare  sind  tarblos,  weifs,  gelblich,  rot  oder  braun,  einzellig,  nur  bei  Erineum 
populinum  mehrzellig,  schlauchförmig  wenn  sie  dicht  stehen,  pilzförmig 
bei  lockerem  Stande.  Am  Rande  des  Filzes  sind  sie  kürzer,  ihn  auch 
hier  mehr  oder  minder  schliefsend.  So  gibt  er  den  Milben  guten  Schutz 
nicht  nur  gegen  Sonne  und  Regen,  sondern  auch  gegen  natürliche 
Feinde  (Gamasiden).  Meist  stehen  die  Filze  auf  der  Unterseite,  seltener 
der  Oberseite  oder  beiden  Seiten  der  Blätter.  Befinden  sie  sich  auf 
der  Spreite,  so  ist  diese  öfters  nach  der  entgegengesetzten  Seite  aus- 
gebuchtet ;  oft  folgen  sie  in  schmalen  Strecken  den  Nerven.  Weitaus 
die  häufigste  Form  der  Milbengallen  und  ihnen  allein  eigentümlich. 
Nach  RüBSA.\MEN -)    schon  aus  Kreide  und  Jura  bekannt.     (Fig.  94,  95.) 

7.  Knötchen-,  Hörnchen-,  Keulen-,  Beutel-,  Taschen - 
oder  Kugelgallen,  Ceratoneon,  Cephaloneon.  Sie  entstehen 
durch  Ausstülpung  der  Blattfiäche,  meist  nach  oben,  und  sind  von  der 
übrigen  Blattfläche  scharf  abgegrenzt.  Innen  bilden  sich  öfters  erineum- 
ähnliche  Haare.  Gerade  über  der  Blattfläche  ist  die  Galle  gewöhnlich 
halsartig  eingeschnürt ;  die  auf  der  anderen  Fläche  des  Blattes  liegende 
Mündung  wird  durch  steife  Borsten  verschlossen  und  liegt  oft  sj^alt- 
artig  auf  einem  durch  Verdickung  entstandenen  Walle.    (Fig.  lOl,  102.) 

8.  Rollungen  und  Faltungen  der  Blätter,  Legnon.  Es 
entstehen  Falten,  in  deren  Konkavität  die  Milben  wohnen.  Oft  ent- 
sprechen diese  Falten  denen  der  Knospenlage  (Carplnus  Betxlus)-^  häufiger 
ist  aber  nur  der  Blattrand  eng  oder  gewellt  eingerollt,  nach  oben  {Fagus 
siJvatica)  oder  unten  {Crataegus).  Die  gerollten  oder  gefalteten  Teile 
brauchen  sich  in  ihrem  Bau  nicht  von  dem  des  übrigen  Blattes  zu 
unterscheiden,  sie  können  aber  auch  verdickt  oder  verfärbt  sein  (Tüi(K 
Rhododendron).  In  vielen  Fällen  umziehen  sie  den  ganzen  Blattrand, 
seltener  bilden  sie  nur  einzelne  Knoten  (Salix  spp.).  (Jfters  sind  die 
Falten  von  Haarbildungen  begleitet. 

9.  Veränderung  der  Blattform.  Zusammenziehung  (Wm-zel- 
blätter  von  Afjui/egia  atrata)  oder  Zerteilung  der  Blattspreite,  manchmal 
von  Randrollung.  Verkrümmung  oder  Filz  begleitet  (Verkräuselung  bei 
Lotus  cornicuJatus;  moosartige  Zerteilung  bei  Pintplnella  Sarifraga).  Ist 
der  ganze  Trieb  befallen .  so  kann  er  in  eine  grauhaarige ,  verfilzte 
Masse  unregelmäfsiger  Gebilde  (Blätter)  umgewandelt  werden  (Scahiosa 
CoJuiidiaria). 

K».  Miisfärbung  der  Blätter.  Freilebende  Gallmilben  zer- 
stören durch  ihr  Saugen  das  Chlorophyll;  die  Blätter  bleiben  klein 
luid  behalten  öfters  die  Faltung  der  Knospenlage. 


1)  C.  r.  Sog.  Biol.  Paris  (10.)  T.  1,  1899,  p.  205— '208,  2  iigs,  505— 507,  2  figs. 

2)  Prakt.  Ratg.  i.  Obst-  u.  Gartenbau  1903,  S.  141. 


11(3 


Arachnoideen,  Spinnentiere. 


11.  Pocken.  Durch  Wucherung  des  Mesophylles,  dessen  Zellen 
sich  lang  strecken  und  grolse  Intercellularräume  lassen,  entstehen  auf- 
gedunsene, milsfarbene  Flecke  an  Blättern,  die  unten  eine  kleine  Öff- 
nung haben.  Zwischen  den  Mesophyllzellen  leben  die  Milben  {Firns 
communis,  Sorhus  auciqmria).  Nur  von  Gallmilben  bekannt.  (Fig.  98 — 100.) 

12.  Mi Isbil düngen  von  Früchten.  An  Pflaumen  (s.  Er.  si- 
milis)\  an  Juniperus  communis  {Er.  quadrisetus)  werden  die  Zapfen  etwas 
vergTöfsert,  abgeplattet  und  bleiben  offen;  die  Samen  sind  aufgetrieben. 

13.  Rind  eng  allen.  Be- 
kannt von  Prunus  (s.  Er.  pläoeo- 
coptes)  und  Kiefer  (s.  Er.  pini, 
Fig.  92). 

Nur  selten  werden  die  Mil- 
bengallen ernstlich  schädlich, 
nur  da,  wo  sie  in  grolsen  Massen 
auftreten  und  ganze  Pflanzen 
oder,  was  häufiger  ist,  Äste  oder 
Teile  der  Pflanzen  bedecken; 
am  schädlichsten  sind  natürlich 
die  Acrocecidien,  besonders  die 
Knospengallen. 

Nalepa  unterschied  1898 
zwei  Unterfamilien,  neun  Gat- 
tungen und  232  Arten  von  Gall- 
milben. 

Auf  Beschreibungen  können 
wir  bei  den  Gallmilben  ver- 
zichten, da.  ihre  Gallen  genügend 
charakteristisch  sind  und  zur 
sicheren  Bestimmung  doch  das 
angeführte  Werk  Nalepa 's  un- 
entbehrlich ist. 


Eriopliyineii. 

Zahl  der  Rücken-  und  Bauch- 
halbringe fast  gleich;  daher  Ab- 
Fig.  92.  Galle  von  Eriophyes  pini  (nach  Nai.ei'a).   dornen  gleichartig  geringelt. 

Eriophyes  Sieb.  em.  Nal.  =    Phytoptus  Duj. 

Mit  den  Merkmalen  der  Unterfamilie.  Nalepa  zählte  1898  etwa 
150  Arten  auf. 

Er.  pini  Nah')  (Fig.  92).  Erbsen-  bis  bohnengrofse  Galle  mit 
runzeliger  oder  zerissener  Rinde  an  zwei-  oder  dreijährigen  Zweigen  der 
Fuefer  {Pinus  silvestris,  montana  und  Mughus).  Gewöhnlich  geht  der  kaum 
veränderte  Holzkörper  als  Achse  durch  die  Galle  hindurch;  nur  wenn 
diese  einseitig  ist,  wird  auch  er  insoweit  verändert,  als  reichlicher  Holz 


')  Häutig,  Forstl.  Konversationslex.,  2.  Aufl.,  l<S:^)(j,  S.  787;  Nai.kpa,  Sitzungsber. 
d.  Akad.  d.  Wlss.  Wien,  Abt.  I,  Bd.  98,  1889,  S.  122,  Taf.  1 ;  v.  Tubeuf.  Forstl.  nat. 
Zeitschr.  Bd.  7,  1898,  S.  2r)2— 25:^,  1  Fig.;  Moli.iaud,  C.  r.  Acad.  Paris  T.  129,  1899, 
p.  841—844:  id.  Marceu.ia,  Vol.  1,  1902,  p.  21;  Hoiard,  C.  r.  Acad.  Paris  T.  l:^A 
190:5,  p.  i:«8. 


Eriophyinen. 


ii: 


gebildet  wird  und  namentlich  sehr  dickwandige ,  holzfaserähnliche  Ge- 
lafse  auftreten.  Die  eigentliche  Galle  besteht  aus  undifferenzierter,  in 
homogenes,  weiches,  schwammiges  Gewebe,  in  dessen  Hohlräumen  die 
Milben  leben,  umgewandelte  Rinde.  Die  befallenen  Zweige  wachsen 
abnorm  in  die  Länge ,  lassen  die  Nadeln  fallen  und  scheinen  nach 
einiger  Zeit  unter  Trockenwerden  abzusterben. 

Er.  larleis  v.  Tub.  M  Die  Endknospen,  seltener  die  Blattachsel- 
knospen der  jungen  Langtriebe  von  Larix  enropara  sind  verdickt, 
kugelig  oder  eiförmig  angeschwollen,  braun  und  trocken^).  Die  Milbe 
selbst  ist  nach  Nalepa  ungenügend  beschrieben  und  nahe  verwandt  mit 
voriger  oder  identisch  mit  Er.  quadrisetus  F.  Thom.  (Frucht-  und  Nadel- 
deformation  an  Jmuperits  comnmm's). 

Ep.tenuis  Nal.^)  Ver- 
grünung  einzelner  Ährchen 
unter  Verlängerung  und 
Vermehrung  der  Spelzen 
an  Avena  pratensis,  Bromus 
arvensis ,  ercctiis ,  nioUis, 
Bactylis  glomerata.  E.  Reu- 
ter'') beobachtete  sie  über 
dem  obersten  Halmknoten 
von  Phleum  pratense  und 
ÄgropyruHi  repens  saugend 
und  dadurch  gelegentlich 
We  i  f s  ä  h  r  i  g  k  e  i  t  hervor- 
rufend. 

Er.  eopnutusE.  Reut.-^ ) 
Wie  vorige  und  oft  mit  ihr 
zusammen  Weifsährigkeit 
erzeugend  an  den  genann- 
ten Gräsern,  an  Avcnu  pu- 
hescens  und  Weizen. 

Er.  rudis  Can. ")  Die 
typische  Form  erzeugt 
an  Birke  (Betula  niha, 
jmhescens  und  oclorata) 
Knospenanschwellungen 
und  Erineum  an  Blättern 
und  Zweigen :  manchmal 
allerdings  bleiben  die  be- 
fallenen Knospen  ganz 
klein,  schlank  kegelförmig  und  dicht  geschlossen.  Auch  die  Hexen - 
besen  der  Birke  scheinen  auf  diese  Milbe  allein  oder  in  Gemein- 
schaft mit  Taphrina  zurückzuführen   zu   sein.     Sie  sind  überaus  häufig 


Von  Eriophyes   avellanae   mifsgebildete 
Haselnufsknospen. 


1)  V.  TüBEiF,  Forstl.  naturw.  Zeitschr.  Bd.  6.  1897,  S.  120—1-24,  S  Fig. 

-)  Bezüglich  der  ähnlichen  Gallen  von  Cecidomyia  kelliieri  vergleiche  daselbst. 

")  Nalepa,  Denkschr.  d.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  Bd.  58,  1891,  S.  871,  Taf.  1. 

*)  1.  c.  p.  84—85. 

^)  1.  c.  p.  85—86. 

^)  Ormerod,  Manual  of  injur.  Insects,  London  1881,  p.  179 — 181,  fig. ;  E.  Reiter, 
Med.  Fauna  Flora  fennica  Hft  80,  1903,  p.  34—47:  Coli.ixge,  Rep.  injur.  Insects  .  .  . 
1904,  p.  8—9,  figs  2,  3;  Güssow,  Naturw.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  4, 
1906,  S.  421—429,  2  Tfln.,  10  Fig. 


118  Arachiioideeii,  Spinnentiere. 

in  der  Umgebung  von  London  und  sclieinen  hier  überall  die  Birken 
zu  vernichten,  soweit  als  der  „Londonton"  reicht  (Güssowj. 

Er.  (Calyeophthora)  avellanae  Nal.  {=^  eoryllg-allarum  Targ. 
Tozz.).  Knospenanschwellungen  an  ConjlnsAvellana  (Fig.  •>;3)  und  tiihuloui. 
Hat  nach  Warburton  M  zwei  Wanderzeiten,  im  Mai  in  die  Frühlings-,  im 
Juli  und  x4.ugust  in  die  Sommerknospen.  Gewöhnlich  in  Gemeinschaft 
mit  Er.  vermiformis  Nal.  Nach  Kirchner^)  trugen  in  Böhmen  im 
.Jahre  18()3  800  — lOOO  Büsche  infolge  starken  Befalles  keine  einzige 
Frucht,  gegen   10 — 20  hl  in  normalen  Jahren. 

Er.  tristriatus  Nal.  Die  typische  Form  erzeugt  auf  beiden  Seiten 
der  Walnufsblätter  vorspringende  Knötchen  {Cephaloncon  hifrons  Bremi). 
die  var.  erinea  Nal.  das  Ermeiiii)  juglandmuni  Pers. ,  einen  dichten 
Aveifslichen  Filz  in  stark  vertieften    viereckigen  Stellen  der  Blattunter- 


Fig.  1)4.     Rebenblatt  (Oberseite)  mit  Erineum  vitis  (nach  Bioletti  und  Twight). 

Seite,  denen  schwach  behaarte  Vorwölbungen  der  Oberseite  entsprechen. 
Auch  auf  den  Fruchtschalen  entstehen  kleine  grüne,  später  rote  oder 
braune  Wärzchen. 

Er.  populi  Nal.  Knospenwucherungen  und  Wirrzöpfe  an  Poimlus 
trenmla  und  nifjra;  Europa,  Nordamerika. 

Er.  Salicis  Nal.     Blattknötchen  und  Wirrzöpfe  an  Salh:  alba. 

Er.  triradiatus  Nal.     Wirrzöpfe  an  Salix  alba  und  purpurca. 

Er.  grossypii  Bks.^)  Innen  dicht  behaarte  Blattgallen  an  Baum- 
wolle in  Westindien.  Bei  starkem  Befalle  verkrümmen  und  verkrüppeln 
die  Blätter. 


1)  Ann.  Rep.  Zool.  my2,  p.  11—12. 

-)  JrDEicH-NiTscHE,  Lelirbuch  iit^w..  Bd.  1,  S. 

3)  Journ.  X.  Y.  ent.  Soc.  Vol.  12,  l'.»()4,  p.  OS 


Eriopliyineu. 


119 


Er.  vitis  Land.  M  PhyUcriunt  {Erincum)  vitis  Fries  (Fig.  94)  an  Vitis 
vinifera,  nach  Löw^)  auch  an  Vitis  vesiwiana^  carinthiaca,  arizonica  und 
aestivalis;  in  Europa,  Nordamerika,  Armenien.  Der  weilse  bis  rötliche 
oder  braune  Filz  besteht  aus  zylindrischen,  stark  gebogenen  und  ver- 
wickelten Haaren  (Fig.  95),  die  nach  Landois  mit  Querwänden  versehen 
und  verästelt  sein  können.  Gewöhnlich  befindet  er  sich  auf  der  Unter- 
seite der  Blätter,  in  mehr  oder  weniger  tiefen,  nach  oben  aufgetriebenen 
runden  Ein  Senkungen,  seltener  auf  der  Blattoberseite ;  bei  ganz  starkem 
Befalle  geht  er  auch  auf  die  Knospen,  Blüten,  Blütenstiele  und  jungen 
Beeren  über  und  verhindert  den  Fruchtansatz.    In  Elsals-Lothringen^) 


Fig.  y">.     Eriiieum  vitis  mit  Eriophyes  vitis  (nach  Biunsi). 

(/.  iL  (.  f  Haare,  h  Milben,  c  deren  Kior. 


wurden  Gutedelstöcke  am  meisten  befallen,  bei  Aachen*)  amerikanische 
Sorten  auffallend  weniger,  im  Königreich  Sachsen '^)  vielfach  auch  ganz 
besonders  gut  gepflegte  und  gedüngte  Weinberge.  Der  Schaden  ist 
im  allgemeinen  gering;  ja,  es  wird  sogar  festgestellt,  dafs  befallene 
Stöcke  reich  trugen").  Indes  sollen  befallene  Blätter  zu  Zeiten  grofser 
Trockenheit  zuerst  welk  werden  und  abfallen^).  Auch  kann  durch 
ungenügendes   Ausreifen    der   Zuckergehalt   der   Trauben    herabgesetzt 


1)  Landois,  Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  Bd.  14,  1864,  S.  858—864,  Taf.  80—81. 

2)  Verh.  d.  zool. -bot.  Ges.  Wien,  Bd.  24,  \HU,  S.  12. 

ä)  Bahtii,  .Jahresber.  d.  Sonderaussch.  f.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1896,  8.  ll-") — 116. 

*)  SuRAUKR,  ibid.,  1897,  S.  145. 

•'^)  27.  Reblaus-Denkschrift  1904/0.5,  S.  185.  ^        _    ^ 

^)  Frank,  Jahresber.  d.  Sonderaussch.  f.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1897,  .s.  14o. 


120  Arachnoideen,  Spinnentiere. 

bleiben.  Als  Vorbeuguno-^)  empfiehlt  es  sich,  die  Fechser  zehn 
Minuten  lang  in  Wasser  von  50^  zu  legen,  wodurch  selbst  die  Eier 
getötet  werden.  Bei  der  Bekämpfung^)  hat  man  aufser  Entfernen 
der  befallenen  Blätter  und  Spritzen  zur  Wanderzeit  der  Milben 
namentlich  mit  Übergielsen  der  Stöcke  im  Winter  mit  kochendem 
Wasser  gute  Erfolge  erzielt.  Regelmäfsiges  Schwefeln  soll  gegen  Befall 
schützen,  und  in  Franki-eich  hat  sich  Räuchern  mit  Schwefel  zu  Ende 
Frühling,  Anfang  Sommer  bewährt. 

Ep.  gribbosus  Nal.  An  Himbeeren-,  Blätter  mit  abnormer,  weifslich- 
grauer,  filzig  seidenglänzender  Behaarung,  Erineum  ruhenm  Pass., 
PhyUerium  ruhi  Fries.  Hierher  auch  der  von  Sorauer^)  aus  Brandenburg 
beschriebene  Fall:  ..Die  wilden  Himbeeren  sind  nesterweise  an  den 
jüngeren  Trieben  von  Ph3^toptus  befallen.  Die  Blätter  zeigen,  vorzugs- 
weise auf  der  Oberseite ,  breite ,  seidenglänzende  Stellen  aus  Polstern 
kegelförmiger  Haare ,  zwischen  denen  vereinzelt  Milbeneier  zu  finden 
sind.  Vielfach  erscheinen  jüngere  Blätter  verkümmert." 

Er.  graeilis  Nal.  An  wilden  und  angebauten  Himbeeren,  bleiche, 
haarlose  Flecke  an  der  Unterseite  der  Blätter,  Verdrehung  der  Blattnerven. 

Er.  violae  Nal.  Von  Theobald^)  in  England  an  Veilchen  beobachtet, 
deren  Blätter  jederseits  eingerollt  und  deformiert  waren.  Die  grünen 
Milben  safsen  bis  zu  50  auf  einem  Blatte ,  besonders  dicht  nach  der 
Spitze  zu. 

Er.  theae  Watt. '^j  „Pink  mite".  In  einigen  Teilen  Indiens  auf 
Tee  blättern.  Die  jung  weifse ,  später  fleischfarbene  Milbe  hält  sich 
mehr  auf  der  Oberseite  als  auf  der  Unterseite  der  Blätter  auf,  besonders 
den  Rippen  und  Rändern  entlang.  Die  Blätter  krümmen  sich  nach 
oben ,  werden  blafs  bis  selbst  weifs ,  mit  fleischfarbenen  Adern  und 
ebensolchen,  verdickten  Rändern,  zuletzt  bronzefarben,  trocken,  fallen 
aber  nicht  ab.  Besonders  schädlich  auf  den  einheimischen  Assam- 
Sorten,  weniger  auf  Manipuri,  fast  gar  nicht  auf  den  China-Sorten. 
Auch  auf  gutem  Boden,  besonders  zur  Trockenzeit,  schadend.  Sj^ritzen 
mit  Bordeauxbrühe ,  Kalk  und  Schwefel  helfen  nur  da  etwas ,  wo  die 
Milben  davon  getroffen  werden. 

Er.  earinatus  Green.  ■'*)  In  Vorderindien  und  Ceylon  freilebend 
auf  Teeblättern,  für  gewöhnlich  auf  der  Blattoberseite,  in  ruhendem 
Zustande  auf  der  Unterseite,  am  häufigsten  auf  Saatbeeten.  Die  junge 
Milbe  ist  grünlich,  die  alte  purpurrot,  mit  fünf  Rippen  weifser,  waclis- 
ähnlicher  Substanz  auf  dem  Rücken,  mit  einer  ähnlichen  vorn  am 
Körper.  Die  befallenen  Blätter  werden  bronzefarben,  wie  von  der 
Sonne  verbrannt,  behalten  aber  ihre  Form.  Am  schlimmsten  im  Juni, 
in  dem  auch  die  befallenen  Blätter  abfallen.  Manipuri  scheint  weniger 
befallen  zu  werden  als  die  einheimische  Assam-Sorte.  Spritzen  mit 
Petroleum  und  Wasser  (1:80)  oder  Phenyl  und  Wasser  (1:240),  am 
nächsten  Morgen  mit  reinem  Wasser  nachspritzen,  hat  sich  bewährt. 
Nur  etwa  den  hundertsten  Teil  so  häufig  wie  vorige.  —  Zimmermann*^) 
fand  sie  auch  auf  Java ;  doch  scheint  sie  hier  von  einem  Pilze  getötet 
zu  werden. 


1)  Bioi.KTi-i  and  Twigut,   Bull.  i:'.(i,  California  agr.  Exp.  Stat.,    1901;    Tii.lcjken, 
Ent.  Tidskr.  Bd.     5.  1904.  p.  227. 

'-)  Jahresber.  d.  Sonderavissch.  f.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  190o,  S.  183. 

")  First  Eep.  etc.  p.  lOG— 107. 

*)  Watt  and  M.\NN,  The  pests  and  blights  of  the  Tea  plant.  2tli  ed.,  p.  368— ;571,  1  fig. 

"•)  Ibid.  p.  3r;:)-:?68,  l  fig. 

«)  Centralbl.  f.  Bakt.  u.  Parasitenkunde  Abt.  II,  Bd.  8,  1902,  S.  49. 


Erioiihyinen. 


121 


Er,  oleivorus  Aslim.  M  ,, R  u  s  t  mite  of  the  Orange '' ,  „ S  i  1  v  e  r 
mite  of  the  Lemon''.  An  Citrusfrüchten  und  -blättern  in  Nord-  und 
Südamerika^),  auf  den  Bermudas  und  in  Australien.  Die  befallenen 
Blätter  verlieren  ihren  Glanz  und  krümmen  sich  etwas ,  leiden  aber 
sonst  nicht  bedeutend.  Die  Schale  der  befallenen  Orangen  wird  rost- 
farben oder  bräunlich,  verdickt  und  varhärtet.  Wenn  auch  dadm'cli 
das  Aussehen  der  Früchte  leidet,  so  werden  sie  doch  gegen  das  Ver- 
schiffen widerstandsfähiger  und  bleiben  länger  frisch.  Sie  können 
besser  nachreifen,  werden  saftiger  und  süfser,  so  dafs  die  Nachfrage 
nach  rostigen  Früchten  und  ihr  Preis  stiegen. 

Bei  der  Zitrone  ist  die  Wirkung  der  Milbe  auf  die  Schale  die 
gleiche;  da  aber  hier  vornehmlich  diese  benutzt  wird,  ist  die  Folge 
entgegengesetzt;  die  Frucht  wird  weniger  verkäuflich,  zumal  auch  der 
Saft  hier  nicht  weiter  günstig  beeinflufst  wird. 

Durch  das  Saugen  der  Milben  läuft  das  Öl  aus  den  Schalen  aus. 
Dadurch  werden  diese ,  besonders  wenn  die  Früchte  grün  gepflückt 
wurden,  weifslich,   namentlich  bei  der  Zitrone.     Später  gerinnt  das  Öl 


^yy 


Fig.  96.     Eriophye.s  ribis  (nach  Lewis). 


und  oxydiert,  was  der  Schale  die  rostige  Farbe  gibt.  Da  die  Milbe 
die  direkte  Sonne  flieht,  äufsert  sich  ihre  Wirkung  vorzugsweise  auf 
der  Unterseite  der  Früchte. 

HuBB.ARD  zählte  im  Winter,  trotzdem  sie  dann  verhältnismäfsig 
spärlich  sind ,  auf  einem  Blatte  etwa  75  000  Milben  bzw.  Eier.  Die 
Schnelligkeit  der  Milben  stellte  er  auf  zehn  bis  zwölf  Fufs  in  der 
Stunde  fest. 

Obgleich  fast  alle  Insektizide  die  Milbe  töten ,  empfiehlt  Maklatt 
das  Stäuben  von  Schwefel,  weil  dieser  haften  bleibt  und  so  auch  noch 
die  in  der  nächsten  Zeit  aus  den  selbst  unzerstörbaren  Eiern  aus- 
kommenden Jungen  tötet. 

Er.  ribis  Nah  (Fig.  96,  97).  Verursacht  nach  Nalepa  Knospen- 
anschwellungen an  Ribes  nigrum,  ruhrimi  und  alpinuni.  Nach  Warburton 
und  Embleton^)  wird  E.  rubrum  zwar  befallen,  wenn  es  dicht  bei  stark 
infiziertem  li.  nigrum  steht,  aber  ohne  dafs  die  Knospen  deformiert  werden. 
Nach  ScHöYEN*)    erzeugt   die  Milbe   auch  auf  Blättern  durchscheinende 


')  Marlatt,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1900,  p.  285—289,  PI.  :U. 
2)  Hemi'ei.,  Bol.  Agricoltura,  Sho  Paulo,  19U2,  p.  87. 
'')  Journ.  Linn.  Soc.  London,  Zoologv,  ^'ol.  28,  1902,  p.  375. 
*)  Beretn.  Skadeinsekter  .  .  .  1904,  p.'  19—20. 


122 


Arachnoidee: 


Spinnentiere. 


Flecke,   auf  deren  Unterseite    man  sie  in  kleinerer  oder  gröi'serer  Zahl 
antrifft. 

Bei  schwachem  Befalle  können  die  Knospen  austreiben,  bringen 
aber  nur  schwächliche  Triebe  hervor.  Werden  durch  sehr  starken 
Befall  alle  diesjährigen  Knospen  am  Austreiben  verhindert,  so  beginnen 
die  nächstjährigen  vorzeitig  zu  treiben:  dadurch  wird  die  Lebenskraft 
der  Stöcke  natürlich  sehr  geschwächt  bzw.  bei  öfterer  Wiederholung 
erschöpft. 

Am  häuiigstsn  ist  die  Milbe  in  England,  namentlich  in  den  Midland 
Counties ,  wo  sie  schon  seit  den  vierziger  Jahren  des  vorigen  Jahi- 
hunderts  bekannt  ist  und  sich  inzwischen  so  ausgebreitet  hat,    dafs  an 

vielen  Stellen  ihrethalben  der  Anbau  der 
s  c  h  w  a r  z  e  n  J  o  h  a  n  n  i  s  b  e  e  r  e  aufgegeben 
werden  mufste.  In  Holland^)  tritt  sie  seit 
den  siebziger  Jahren  in  einigen  Provinzen 
verheerend  auf  und  breitet  sich  immer 
mehr  aus :  nach  Lindeman-)  war  sie  1880 
bei  Moskau  sehr  schädlich.  In  Deutsch- 
land habe  ich  sie  1904  3)  und  190(i  an 
drei  Stellen  der  Umgegend  von  Hamburg 
nachgewiesen. 

Ihre  Naturgeschichte  ist  namentlich 
in  England,  von  Newstead*),  Wakburton-^), 
Lewis")  und  Collinge'^),  sehr  eingehend 
studiert  worden. 

In  den  befallenen  Knospen  über- 
wintern ganz  oder  nahezu  erwachsene 
Tiere  in  groi'ser  Zahl  (Newstead  fand 
3000  in  einer  Knospe),  und  vereinzelte 
Eier.  Von  Mitte  Februar  bis  in  den  Mai 
hinein  nehmen  letztere  an  Zahl  merkbar 
zu;  Newstead  behauptet  das  auch  von 
ersteren,  ohne  aber  zu  erklären,  woher 
die  neuen  Tiere  kommen  sollen.  Von 
Mitte  März  an  beginnen  Milben  (junge 
Weibchen?)  aus  den  Knospen  auszu- 
wandern ;  man  trifft  sie  vorwiegend  auf 
Blättern  und  Blüten.  Das  nimmt  immer 
mehr  zu ,  während  zugleich  die  in  den 
alten  Knospen  gebliebenen  Tiere  (abge- 
laichte  Weibchen  ?)  mit  diesen  absterben. 
Im  Mai  und  Juni  findet  man  Milben  vorwiegend  aufsen  am  Stocke,  nament- 
lich zwischen  Blattstielen  und  Knospen.  Vom  Juni  an  trifft  man  sie. 
und   nun   bald  auch  Eier,    in  den  neuen  Knospen,   und  zwar  zuerst  in 


Fig.  97.      Johannisbeerzweig  mit 

den    Gallen    von    Er.    ribis   (nach 

Lewis). 


^)  RrrzEMA  Bus,  Tierische  Schädlinge  ii.  Nützlinge,  S.  689;  Tijdschr.  Plantent. 
div.  loc 

2)  Insect  Life  Vol.  8,  1891,  p.  393. 

^)  Jahresber.  d.  Sonderaussch.  f.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1904    S.  2()Ö. 

*l  Journ.  R.  hortic.  Soc.  Vol.  25,  1901,  p.  1—1-5,  7  figs. 

'')  1.  c.  p.  :3(J6— 378,  Pls.  33,  34. 

«)  ßep.  South  East.  Agric.  Coli.  Wye  1902,  p.  1—26,  1  PI.  1  iig. 

■'j  ßep.  econ.  Zool.  No.  1,  Birmingham  1904,  p.  1  —  12,  1  PL,  1  fig.;  Journ.  Board 
Agric.  Vol.  13,  1907,  p.  '"~     " 


-r^m 


EriophA'inen. 


123 


deren  Mitte,  von  der  aus  sie  sich  allmählich  in  die  äui'seren  Teile  der- 
selben ausbreiten.  Ende  August,  Anfang  September  beginnen  die  be- 
fallenen neuen  Knospen  zu  schwellen,  und  damit  nimmt  die  Lebens- 
tätigkeit imd  Vermehrung  der  Milben  ab. 

Wenn  die  Milbe  auch  gewisse  Sorten  bevorzugt  (Baldwin),  so  hat 
sich  die  HoÖhung  auf  immune  Sorten  doch  als  trügerisch  erwiesen. 
Nur  die  alten,  in  den  Midland  Counties  einheimischen  Lokalsorten 
scheinen  verschont  zu  Ijleiben.  —  Gesunde  Pflanzen  werden  ebenso 
befallen  als  kränkelnde. 

Li  den  (iallen  findet  man  zahlreiche  andere  Milben,  wie  Tetranychiden, 
Tyroglyphiden ,  Gamasiden,  Oribates  orbicularis ,  eine  Actineda,  von 
denen  wohl  nur  die  zwei  bis  drei  letztgenannten 
als  Feinde  in  Betracht  kommen,  ferner  Thri- 
piden ,  Larven  von  Chrysopa ,  Syrphus ,  einer 
Cecidomyide ,  die  wohl  alle  von  der  Gallmilbe 
leben.  Auch  Coccinellidenlarven  verzehren  sie 
gierig  •,  Colunge  glaubt  sogar,  dafs  man  sie  durch 
künstliche  Zucht  der  I^arven  von  C.  septem- 
punctata  besser  ausrotten  könne  als  durch  alle 
anderen  Bekämpfungsmittel.  Allerdings  gehen 
die  Coccinellidenkäfer  nicht  gerne  auf  schwarze 
.]  ohannisbeeren. 

Die  Ausbreitung  der  Milbe  geht  ziem- 
lich rasch  vor  sich,  auf  demselben  Stocke  vor- 
wiegend durch  Kriechen,  wobei  in  der  Minute 
8 — 4  mm  zurückgelegt  werden.  Von  Stock  zu 
Stock  dienen  Vögel  (Meisen,  die  die  Fliegen- 
larven aus  den  Gallen  suchen,  beladen  sich  die 
Schnabelwurzel  mit  den  Milben),  Insekten 
(Bienen,  Lasius  niger.  Raupe  von  Abraxas 
grossulariata ,  Coccinellidenlarven,  ganz  beson- 
ders aber  die  Blattläuse),  Spinnen  und  die  Kleider 
der  Menschen  als  Überträger.  Auch  der  Wind 
verweht  diese  leichten  Tierchen  sicherlich  in 
Menge. 

Von  B  e  k  ä  m  p  f  u  n  g  s  mittel  n  hat  man  alle 
nur  denkbaren  versucht,  ohne  entscheidenden 
Erfolg.  Li  kleinen  isolierten  Anlagen  kann  man 
mit  dem  Abpflücken  der  befallenen  Knospen 
etwas  erreichen;  in  gröiseren  Anlagen  versagte 
sogar  das  Abschneiden  der  befallenen  Stöcke 
dicht  über  der  Erde.  Entfernen  der  ganzen  Stöcke  mit  ihren  AVurzeln 
und  Neupflanzung  von  milbenfreien  Stöcken  ergab  meistens,  aber  auch 
nicht  immer,  gesunde  Pflanzen.  Dabei  ist  es  ratsam,  die  neu  zu 
pflanzenden  Stecklinge  erst  fünf  Minuten  lang  in  Wasser  von  40"  ein- 
zulegen. 

COLLINGE  hat  durch  Stäuben  von  einem  Teil  Kalk  und  zwei  Teilen 
Schwefelblume,  dreimal  im  Frühjahre  (31.  März,  14.  April,  5.  Mai),  die 
Milben  auf  sehr  stark  befallenen  Stöcken  fast  ausgerottet.  Da  aber 
hierdurch  nur  die  Tiere  selbst,  nicht  ihre  Eier  getötet  werden,  mufs 
die  Stäubung  alle  paar  Jahre  wiederholt  werden. 

Er.  (Typhlodromus)  piri  Pagst.,  B  i  r  nb  1  a  1 1  -  G  a  11  m  il  b  e  , 
blister-mite.     Die   typische  Form  verursacht   Blattjjocken   (Fig.  08) 


Fig.  9s.  Birneiiblatt  mit 
den  von  Er.  piri  verur- 
sachten Pocken  (v.  oben). 


124 


Arachnoideeii,  Spinnentiere. 


auf  P/'rus  coiiiDiimis,  Mahis,  Anidanchier  vulgaris,  Sorhus  Aria,  aucnparia, 
tonmnalis.  In  den  Pocken  der  Sorlms -Kriew  findet  sich  noch  die 
var.   variolata  Nal. 

Europa,  Nordamerika,  Australien,  Tasmanien. 

Die  Gallen  (Fig.  99, 100 )  sind  am  eingehendsten  von  Sorauer,  Berlese  ^ ) 
und  Slingerland  ^)  beschrieben.  Sie  treten  mit  den  ausbrechenden  Blättern 
auf,  sind  zuerst  rund,  gewölbt,  gelblich  oder  graugrünlich,  bei  einigen 
Sorten  (nach  Slingerland  aber  immer)  lebhaft  rot.  Später  werden  sie 
grün.  Mit  dem  Wachstume  des  Blattes  strecken  sie  sich;  dadiu'ch, 
dai's  sie  selbst  wachsen,  verfliefsen  sie  miteinander.  Sie  finden  sich 
am  meisten  zu  beiden  Seiten  der  Mittelrippe,  also  an  dem  Teile  des 
Blattes,    der  zuerst   aus   der  Knospe   frei  heraustritt,    oft  m  mehreren 


Fig.  99.     Durchschnitt  einer  jungen  Pocke   von   einem  Birnenblatt  (nach  Sorai-er). 

n  normale  Parenchymzellen  ,   p   pathologisch  verlängerte  Parenchvmzellen  ,    r  abgehobene  Oberhaut, 
//  Galle,  (I  deren  Öffnung,  (,  ('  Milbeneier. 


Fig.  lOU.     Durchschnitt  einer  alten  Pocke  (nach  Si.ingeri.and). 

g  Galle,  o  Eingang  in  dieselbe,  u  gesunder  Blattteil. 


Längsreihen;  bei  stärkerem  Befalle  bedecken  sie  aber  das  ganze  Blatt. 
Auf  der  Unterseite  sind  sie  flach,  auf  der  Oberseite  zuerst  kegelförmig- 
rundlich  erhaben.  In  der  Mitte  der  Unterseite  ist  die  meist  längliche, 
eingesunkene  Öfthung.  Im  Innern  sind  die  Parenchymzellen  stark 
gelockert .  oft  fadenförmig  verlängert ,  mit  roten  Farbkugeln  in  den 
Zellen  oder  mit  ganz  rotem  Zellsafte.  In  den  Höhhingen  des  Parenchyms 
leben  die  Milben.  Durch  ihre  Tätigkeit  sterben  die  Parenchymzellen 
ab,  werden  braun  und  schwarz,  ebenso  wie  hierdurch  auch  die  ganzen 
Gallen ,  die  mm  auch  ihre  Wölbung  verlieren ,  ja  schliefslich  sogar  in 
der  Mitte  wenigstens  etwas  einsinken  können.  Die  Milben  verlassen 
die    absterbenden  Gallen,    um  neue  Knospen  aufzusuchen.     Man  findet 


')  Riv.  Fatol,  veg.  Yol.  I,  1S92,  p.  91—95,  tav.  4. 

-)  Bull.  61,  Cornell.  Univ.  agric.  Exp.  Stat.,  1S9:^,  p.  817— ::'.28,  5  figs. 


Eriophyinen.  |25 

daher  noch  bis  in  den  September  hinein,  solange  sich  neue  Blätter 
bilden,  auch  neue  Gallen.  Die  Überwinterung  erfolgt  in  den  geschlossenen 
Knospen,  in  Kolonien  bis  zu  20  Stück,  an  den  Zweigachseln  und  an 
anderen  geschützten  Stellen.  Schon  Mitte  April  fand  ich  deutliche 
Pocken  an  den  Spitzen  halbentfalteter  Ebereschenblätter  und  noch  im 
September  frische  grüne  Pocken  an  Birnblättern. 

E.  Reuter')  beobachtete  neuerdings  in  Finland  einen  Fall,  hi 
dem  die  Milben  auch  die  jungen  Früchte  befallen  und  fast  vollständig 
zerstört  hatten. 

Ob  es  immune  Sorten  gibt,  erscheint  fraglich.  Bevorzugt  werden 
alle  Sorten  Form-,  Zwerg-  und  Spalierobst,  wenn  man  auch  nicht  selten 
grofse  Freiland- Hochstämme  stark  befallen  sieht.  Nach  Slingerland 
leidet  in  Amerika  die  sonst  von  Insekten  ziemlich  verschonte  KielFer- 
birne  am  meisten ,  nach  seiner  Ansicht  wegen  ihres  saftigen  Laubes, 
ein  Grund ,  der  wohl  auch  die  Bevorzugung  des  Formobstes  erklären 
dürfte. 

Wie  die  Milben  in  das  Blatt  eindringen,  ist  noch  nicht  sicher  fest- 
gestellt. Nach  SoRAUER  geschieht  es  durch  Verletzen  einer  Epidermis- 
zelle  da,  wo  das  ausbrechende  Blatt  die  gröfste  Spannung  aufweist, 
wodurch  die  Öffnung  rasch  vergröfsert  wird,  nach  Theobalü^)  durch 
die  Spaltöffnungen. 

Die  Ausbreitung  der  Milben  geht  sehr  langsam  vor  sich,  wenn  sie 
auch  nach  Hofer  ^)  immerhin  5  mm  in  der  Minute  kriechen  können. 
Aber  oft  bleibt  ein  einziger  Baum  in  einer  Pflanzung  oder  sogar  nur 
ein  Teil  eines  solchen  jahrelang  allein  befallen.  Auf  die  Ferne  hin 
dürfte  wohl  der  Wind,  durch  Verwehen  welkender  Blätter  mit  Eiern 
in  den  Gallen,  der  Hauptverbreiter  sein. 

Während  im  allgemeinen  der  Schaden  nicht  erheblich  ist ,  sieht 
man  doch  Fälle,  wo  jedes  Blatt  eines  Baumes  völlig  von  den  Pocken 
bedeckt  ist  und  so  seinen  Funktionen  frühzeitig  entzogen  wird.  Zu 
früher  Blattfall,  unter  Umständen  schon  bevor  die  Früchte  reif  sind'*), 
nach  Theobald^)  Rissig-,  Hart-  und  Deformiertwerden  derselben  sind 
dann  die  Folgen. 

Als  Bekämpfung  rät  Sorauer  ,  kurz  vor  Beginn  des  Sommer- 
triebes die  unteren,  meist  allein  befallenen  Blätter  der  Frühjahrstriebe 
abzupflücken.  Überhaupt  dürfte  an  Formobst  das  Entfernen  der  kranken 
Blätter  das  einfachste  und  zweckdienlichste  Mittel  sein.  Slingerland 
hat  durch  Spritzen  mit  etwa  8 "  o  iger  Petroleum-Seifenbrühe  im  März 
geradezu  glänzende  Erfolge  erzielt.  Auch  mir  gelang  es,  durch  starkes 
Zurückschneiden  und  naclifolgendes  Spritzen  mit  dem  v.  Schilling- 
schen  Halali  einen  stark  befallenen  Baum  völlig  zu  reinigen.  —  Ver- 
schiedene T3T0glyphiden  stellen  der  Birnblatt- Gallmilbe  nach. 

Er.  malinus  Nal.  Erineum  malinum  DC.  auf  Blättern  und  Blatt- 
stielen des  Apfelbaumes,  meist  auf  der  Blattunterseite,  zuerst  weifslich 
bis  hübsch  rosarot,  später  ockergelb  bis  braun,  aus  geschlängelten, 
fadenförmigen,  stumpfen  Haaren  bestehend. 

Ep.  phloeoeoptes  Nal.  (Cecijäoptes  pruni  Arnerl.).  Erzeugt  in 
Europa  imd  Nordamerika  an  Priimis  domcstka,  insititia  und  spinosa  bis 


0  Medd.  Soc.  Fauna  Flora  fennica  31,  1906,  p.  14—17,  215. 

')  First  Eeport  etc.  p.  78. 

3)  10.— 12.  Jahresber.  .  .  .  Wädensweil,  1902,  S.  116. 

')  Banks,  1.  c.  p.  104. 

5)  1.  c. 


126 


Arachuoideen,  Spinnentiere. 


2  mm  grolse ,  rote .  einkammerige ,  aus  Hypertrophie  des  Korkes  be- 
stehende Rindengallen .  besonders  an  den  durch  das  Abfallen  der 
Knospenschuppen  entstandenen  Narbenringeln .  hier  oft  in  Haufen 
sitzend. 

Er.  similis  Nal.  Cephaloneon  hypocrateriforme  und  coniiuens  Bremi 
( Volvulitcx  jiruni  Am.).  Beutelgallen  (Fig.  101)  an  den  Blättern  von  Prunus 
anneniaca.  chanuwcerasiis,  doniefftica,  msitüia,  spmosa,  die  Frank  ^j  folgender- 
maisen  beschreibt :  „Der  loch-  oder  spaltenförmige  Eingang  liegt  an 
der  Oberseite  des  Blattes  und  ist  hier  von  einer  Überwallung  gebildet : 
die  buekelförmige  Ausstülpung  liegt  auf  der  Unterseite  des  Blattes. 
Die  AVand  dieser  Galle  ist  fast  dreimal  dicker  als  die  normale  Blatt- 
fläche und  von  fast  knorpelartiger  Festigkeit.  Aus  der  Blattfläche 
setzen  sich  Parenchym  und  Gefäfsbündel  sowohl  in  die  Ausstülpung 
als  auch  in  den  Mündungswall  fort.    Von  dem  Paronchvm  ist  nur  eine 


FiK.  101. 


Oberseite  Unterseite 

Beutelü'allen  von  Er.  similis  an  Pflaumenblättern 


dünne  Schicht  unter  der  äufseren  Epidermis  der  Gallenwände  durch 
Chlorophyll  grün  gefärbt,  der  übrige  Teil  fast  chlorophylllos ;  die  ganze 
Epidermis  der  Innenseite  ist  mit  sehr  grofsen,  keulenförmigen,  dünn- 
wandigen Haaren  besetzt ,  während  die  Aufsenfläche  der  ganzen  Galle 
kurze,  kegelförmige,  dickwandige  Haare  hat,  die  an  der  Mündung  etwas 
länger  und  zahlreicher  sind  und  hier  den  gewöhnlichen  Mündungsbesatz 
bilden."  Sorauer^)  beobachtete  öfters  geweihartige  Fortsätze  und  ihnen 
entsprechend  innere  Seitenhöhlungen.  Die  knötchenförmige,  hanfkorn- 
grofse.  weifslichc  oder  rote  Galle,  an  der  spaltförmigen  Mündung  auf 
der  Oberseite  leicht  kenntlich ,  sitzt  meist  am  Rande  der  Blätter ,  die 
dadurch  gekräuselt  werden.  Sie  tritt  oft  in  ungeheiu^er  Menge  auf. 
Lewis ^)  beobachtete    Orihata  orhicnlaris  beim  Verzehren  der  Gallen. 


')  Die  tierparasitären  Krankheiten  usw.  S.  öö. 

2)  .Tahresber.  d.  Sonderausscb.  f.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1S99,  S.  li>o. 

•■')  The  Black  Currant  Gall  mite,  1.  c,  p.  11. 


Eriophyineii. 


127 


Nach  Frank  und  Amerling  treten  die  nur  wenig  umgeformten  Gallen 
auch  an  jungen  PÜaumenfrüchten  (wulstig  umrandete  Einsenkungen), 
Blattstielen  und  Zweigen  (kleine  näpfchenförmige  Auswüchse  mit  filzig 
behaartem,  wallartigem  Rande)  auf. 

Ep.  padi  Nah  (=  Bursifex  pruni  Am.)  (Fig.  102).  Ruft  auf  Prunus 
Fadus  das  Ccratoneon  aüenuatuni  Bren/i  und  das  Erinenm  Padi  Bchmt. 
hervor,  d^wi  Pruuus  doniestica  unds/jmos«  das  Cephahueon  moUe.  Ani  Prunus 
Padus  sind  es  liornformige,  3 — 4_mm  grofse,  fast  glatte,  auf  den  übrigen 
Prunus-Arten  kugelige  oder  keulige .  1  — 2  mm  grofse .  stärker  behaarte 
Gallen  auf  der  Blattoberseite,  mit  unterseitigem  Eingange,  ohne  Mündungs- 
wall.    Europa  und  Nordamerika. 

Er.  euaspis  Nal.  An  Lotus 
cornicnJaius  und  Dorijcniuiii  penta- 
jdiylluDi .  Vergrünung  der  Blüten. 
Rollung  und  Faltung  des  Blattrandes 
bei  abnormer  Behaarung  der  Unter- 
seite. Verdickung  und  Gellv  bis 
Braunwerden  des  Blattes. 

Er.  plieator  Nal.  Die  typische 
Form  ruft  an  Medicmjo  falcata  und 
htpuUna  Blattfaltung  hervor,  die 
var.  trilolii  Nal.  an  Trifolmm 
arvense  und  Ervuiii  liirsutum  Ver- 
grünung der  Blüten  und  Deforma- 
tion der  Blätter.  Nach  Kirchnkr 
auch  an  (Rot-,  Inkarnat-,  Bastard- 
und  AVeifs-)  Klee  und  an  Luzerne 
und  Saatwicke. 

Er.  l'raxini  Nal.  Ruft  die 
., Klunkern"  an  Fnuimis  excelsior 
und  viridis  in  Europa  und  Mexiko 
hervor.  Sorauer  beschreibt  sie :  „Die 
mifsbildeten  Blütenstände  bilden 
knäulig-gehäufte,  anfangs  bräunlich- 
grüne, später  dunkelbraune,  auf  der 
Oberfläche  höckerige  Massen,  die  in 
ihrer  äufseren  Form  grofse  Ähnlich- 
keit   mit    der    Oberfläche    der  Rose 

vom  Blumenkohl  haben.  Ihre  Oberfläche  ist  mit  einer  äufserst  kurzen, 
fast  farblosen,  dichten  Haardecke  bekleidet,  welche  aus  stäbchenförmigen 
Haaren  besteht.  Diese  Klunkern  sind  im  Frühjaln^  noch  frisch,  im 
August  aber  bereits  meist  vertrocknet.  In  manchen  Jahren  sind  sie 
häufig  und  an  denselben  Bäumen  in  anderen  Jahren  sehr  sparsam. 
Dieser  AVechsel  im  Auftreten  dürfte  sich  daraus  erklären,  dal's  die 
Blütenknospen,  die  von  Milben  besiedelt  sind,  schon  im  November  bei 
milder  Witterung  stark  angeschwollen  und  schon  so  weit  aufgebrochen 
sind ,  dafs  man  die  bräunlichen  Staubbeutel  bisweilen  stäubend  findet. 
Stärkere  Winterfröste  w^erden  diese  hypertrophierten  Knospen  leicht 
töten.  Beschränkt  sich  die  Einwirkung  der  Milben  hauptsächlich  auf 
die  gemeinsamen  Blütenstiele,  dann  kommen  die  Blüten  zur  Ausbildung, 
wenn  auch  in  verkrüppelter  Form.  Bei  den  männlichen  Blüten  ver- 
kümmern die  Staubbeutel,  bei  den  weiblichen  und  Zwitterblüten  zeigt 
sich  Sterilität.  —    Ornus  eurojuiea  zeigt  ebensolche  Klunkern;  dieselben 


Fig.  102.  Gallen  von  Er.  Padi  auf  Prunu.s 
padus  (aus  Fra.nk). 

Ä    Beutelgallen    auf   Blatt:    B  Galle    auf   Zweig 

(</   Blattstiel   mit   Achselknospe):    ('  Querschnitt 

durch  B  (1;  Korkschicht.    /■  Aufsenrinde.    //  Bast, 

/,  Holzi. 


128 


Arachnoideen,  Spinnentiere. 


erscheinen  aber  oft  mehr  schopfig,  weil  die  hier  vorhandenen  Kelch- 
und  Bhimenblätter  mit  in  die  Deformation  hineingezogen  werden." 

Er.  löwi  Nal.  M  Knospendeformationen  an  Syringa  vulgaris,  die 
sich  zu  hexenbesenähnlichen  Gebilden  hänfen  können. 

Er.  eladophthirus  Nal.  Nach  Nalepa  abnorm  behaarte  Triebspitzen- 
deformationen an  Solanum  Dulcantara ,  nach  Kirchner  desgleichen  an 
Tomate,  wobei  sich  an  Stelle  der  Blüten  Zweige  mit  eingerollten,  ver- 
bogenen, abnorm  behaarten  Blättern  bilden. 

Er.  ealeladoptiorus  Nal.-)  In  Nordamerika  an  Tomatenknospen, 
deren  Teile  weifs  pelzig  erscheinen.     Auch  in  Spanien  und  Italien. 


Pliyllocoptinen. 

Diese  Unterfamilie  unter- 
scheidet sich  von  den  Erio- 
phyinen  dadurch,  dafs  mit 
Ausnahme  der  letzten  Hinter- 
leibsringe Rücken  und  Bauch 
des  Hinterleibes  ungleich  ge- 
ringelt sind ,  und  zwar  hat 
ersterer  weniger ,  aber  dafür 
breitere  Ringe. 

Nalepa  unterschied  1898 
sieben  Gattungen.  Da  die 
meisten  Angehörigen  dersel- 
ben für  die  praktische  Phyto- 
pathologie ohne  Bedeutung 
sind,  genüg-t  es,  die  wichtig- 
sten Gattungen  mit  ihren  ein- 
fachsten Merkmalen  hier  an- 
zuführen. 

a)    Rücken   gleichmäfsig   ge- 
wölbt : 

Aiithocoptes  Nah,  Hin- 
terleibsende deutlich 
abgesetzt. 
Phyllocoptes  Nah,  Hin- 
terleibsende nicht 
deutlich  abgesetzt. 
Dorsalseite  glatt  oder 
punktiert, 
b)    Rücken  in  der  Mitte  stark  gewölbt: 

Epitrimerus  Nal. ,   Abdomen   oben   mit   zwei   flachen  Längs- 
furchen. 
Callyiitrotus  Nah, 

stiften. 
Oxypleiirites  Nal. 
springend. 


Fig.  lOo.     Von    Ph.    vitis   befallener    Eebstock 

(nach    einer   von  Herrn  Dr.   Faes    gütigst    zur 

Verfügung  gestellten  Photographie). 


Abdomen  oben  mit  Längsreihen  von  Chitin- 
,    Rückenhalbringe    seitlich    zahnartig   vor- 


1)  V.  Tl-beuf,  Prakt.  Blatt,  f.  Pflanzenbau  usw.  Bd.  3,  1905,  S.  37-39,  2  Fig. 
■-)  Rolfs,  Florida  agric.  Exp.  Stat.,  Bull,  47,  1898;  Ausz.  Zeitschr.  f.  Pflanzen- 
krankheiten Bd.  10,  1900,  S.  115. 


Hexapodeii,  Insekten.  129 

Von  einiger  Wichtigkeit  ist  allein  die  Gattiing  Phyllocoptes  mit 
über  50  Arten.  Sie  erzeugen  älmliclie  Mifsbildungen  wie  die  Eriophyes- 
arten,  mit  denen  sie  oft  zusammen  vorkommen.  Recht  häufig  leben 
sie  aber  auch  frei  auf  Blättern,  namentlich  von  Laubbäumen,  die  sich 
unter  ihrem  Einflüsse  bräunen  ^).  Solche  Blattbräunung  kennt  man  u.  a. 
von  Haselnufs  und  Hainbuche  (Ph.  eomatus  Nah),  von  Walnufs 
(Ph.  ung-uieulatus  Nah),  von  Prumis-Arten  (Ph,  loekeui  Nah),  von 
Apfel-  und  Birnbäumen  (Ph.  sehleehtendali  Nal. ;  zuerst  werden 
hier  die  Blätter  bleich,  erst  später  braun). 

Zu  erwähnen  sind  vielleicht  noch: 

Ph.  dubius  Nah,  Vergrünung  der  Blüten  an  Avena  pratensis,  Bromus 
arvensis,  credus,  mollis  und  ster/lis,  Badylis  glomerata;  oft  mit  Eriophyes 
tenuis  zusammen. 

Ph.  longrlfllis  Can. ,  Faltung  und  Krümmung  der  Blättchen  bei 
Esparsette. 

Ph.  retlolatus  Nah,  nach  oben  gerichtete  BlattrandroUung  bei 
Vicki   Craccd  und  angustifolia. 

Ph.  setigfer  Nah,  etwa  1,5  mm  grofse,  meist  rot  angelaufene,  kurz 
behaarte  Blattknötchen  an  Erdbeerblättern,  unten  mit  durch  Haare  ver- 
schliefsbarem  Eingange. 

Ph.  vltis  Nal.  trat  in  den  letzten  Jahren  sehr  schädlich  in  Schweizer 
AVeinbergen  auf.  Die  Milben  saugten  an  den  Blättern,  die  infolgedessen 
verkümmerten,  sich  verdickten  und  falteten.  Die  Triebe  blieben  im 
Wachstum  zurück,  auffällig  kurz.  Auch  die  Gescheine  entwickelten  sich 
nicht  (Fig.  103)  und  starben  ab  ( Ve  r  z  w  e  r  g  u  n  g ,  K  r  ä  u  s  e  1  k  r  a  n  k  h  e  i  t , 
c  o  ur  t  -  n  o  u  e).  Die  Überwinterung  erfolgt  unter  Knospen-  und  Rinden- 
schuppen. Bei  der  Bekämpfung  bewährte  sich  nach  Faes  4^/oiges  Lysol 
(roh  oder  gereinigt),  im  März  an  die  Stöcke  gespritzt,  vorzüglich^). 


Hexapoden,  Insekten,  Kerfe. 

Das  normale  Bild  eines  Lisektes  erleidet  vielerlei  Abweichungen, 
nicht  nur  bei  den  verschiedenen  Gruppen,  sondern  auch  bei  den  ver- 
schiedenen Altersstadien  einer  Art.  Auf  diese  Abweichungen  wird,  so 
weit  nötig,  bei  den  einzelnen  Gru]ipen  eingegangen  werden.  Hier  kann 
nur  das  normale  Bild  (Fig.  104)  kurz  dargestellt  werden. 

Der  Körper  ist  von  mehr  oder  minder  starker,  vielfach  von  Poren 
dm-chsetzter ,  mit  Haaren,  Borsten,  Stacheln,  Schuppen  versehener 
Chitinkutikula  bedeckt  und  zerfällt  in  drei  mein"  oder  minder  deutliche 
Abschnitte,  den  Kopf  mit  den  Augen,  Fühlern  und  vier  Paar  Mund- 
werkzeugen, die  Brust  mit  drei  Paar  Beinen  und  bei  den  meisten 
Lasekten  mit  zwei  Paar  Flügeln,  den  geringelten  Hinterleib,  selten  mit 
Fufsstummeln. 

Der  Kopf,  caput,  bildet  eine  aus  mindestens  vier  Segmenten  ver- 
schmolzene einheitliche  Chitinkapsel,  an  der  man  folgende  durch  „Nähte" 
abgegrenzte    Teile   unterscheidet:    vom   oben   die    Stirne   (frons)   mid 


')  Siehe  hierzu  auch  v.  Schlechtendal,  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  5,  1895, 
S.  1,  Taf.  1. 

-)  H.  Faes,  Chronique  agricole  du  Canton  de  Vaud  1905,  190G.  Müller-Thurgau, 
Centralbl.  f.  Bakteriol.  u.  Parasitenkunde  II,  Bd.  15,  1906,  S.  62:3—629,  2  Fig.;  Zeitsch. 
f.  Pflanzenkr.  Bd.  17,  1907,  S.  92—9.3. 

Soraiier,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  9 


130 


Hexapoden,  Insekten. 


deu  K o p f s c li i  1  d  (clypeus) :  hinten  oben  den  Scheitel  (vertex)  und 
das  Hinterhaupt  (occiput);  seitlich  die  Wangen  (genae):  unten 
die  Kehle  (gula).     Auf  der  Stime  sitzen  die  Punktaugen,    seitlich 


Fig.  104.     Seitenansiclit  eines   Insekts;   schematisch,   aus   Sharp.     Die  beiden  senk- 
[rechten  punktierten  Linien  trennen  Kopf  (H),  Brust  (T)  und  Hinterleib  (A). 

<r Fühler,    (■'"  Oberlippe,    c"   Oberkiefer,    <',  c  Taster  der  Unterkiefer,   /  Auge,    r/  Vorder-,    h  Mittel-, 

/  ;Hinterbrust ,    k  Flügel,    ?,_,n  Hinterleibsringe,    m   deren  Verbindungshäute ,    »Raife,    o  Stigmen, 

II  seitliche  Verbiudungshäute  der  Hinterleibsringe,   v,_8  Sternite  der  Brustringe,  >i  Episternum  der 

Mittelbrvist,  si  deren  Epimeron,  »a,  Sa  Episternum  und  Epimeron  der  Hinterbrust,  /  Hüfte, 

V  Schenkelring,  ir  Schenkel,  x  Schienbein,  y  Fufs,  z  Kehle. 

j  e  ein  grofses  F  a  c  e  1 1  e  n  a  u  g  e .  Von 
der  Stirne  entspringen  zwei  Fühler, 
Antennen,  die  aus  mehreren  Griiedern 
bestehen  und  sehr  mannigfaltig  ge- 
baut sein  können;  sie  dienen  als  Tast- 
und  Geruchsorgane.  Das  Vorderende 
der  Stirne  ist  in  eine  meist  beweg- 
lich eingelenkte  Platte ,  die  Ober- 
lippe (/>•),  labrum,  ausgezogen,  unter 
der  sich  folgende  Mundwerkzeuge 
(Fig.  105)  befinden: 

Zwei  Oberkiefer,  Mandibeln 
{md)  ^  starke  Kauplatten  ohne  Glie- 
derung und  Anhänge. 

Zwei  Unterkiefer,  (erste) 
Maxillen.  aus  mehreren  Stücken 
bestehend.  Die  Basis  wird  von  dem 
kurzen  A  n  g  e  1  g  1  i  e  d  e ,  cardo  (c) , 
gebildet ,  an  das  sich  der  Stiel, 
Schaft  oder  Stamm,  stipes  {st), 
ein  äufseres  Schuppenglied, 
squama  palpigera,  und  ein  drei-  bis 
fünfgiiederiger  Taster,  palpus 
maxillaris  (p»0?  ansetzt.  Am  oberen 
Teile  des  Stieles  entspringen  noch 
zwei  Kauplatten,  die  äufseren  und 
inneren  Kauladen,  lobus  externus 
{Je)  und  internus  (Ji). 


Fig.  105.     Kauende  Mundwerkzeuge 

eines    Insekts    (Periplaneta    orientalis) 

schematisch  (aus  E.  Hektwig). 

c  Angel,   t/l  Lippe  (Zunge),    J( 
innere  Kauladen,  fr  Oberlippe, 


li  ilufsere  und 
Kinn, /»(/Ober- 
kiefer, pfj  Nebenzungen,  };/  Unterlippentaster, 
<r>m  Unterkiefertaster,  sut  Unterkinn,  st  Unter- 
kieferstamm. 


Hexapodeu,  Insekten. 


131 


Die  Unterlippe,  labimn  (zweite  Maxille),  entsj^ringt  von  der 
Kehle  und  schliefst  die  Mundöifnnng  von  luiten.  Ursprünglich  besteht 
sie  aus  einem  Unterkinne,  submentum  (s»0,  dem  Kinne,  mentum  (m), 
der  Lippe,  Zunge  oder  Innenlade,  glossa  (gl),  neben  der  noch 
N e b e n z u n g e n  oder  Au fsen laden,  paraglossae  (pg),  stehen  können. 
Vom  Kinne  entspringt  noch  jederseits  ein  mehrgliederiger  Taster, 
palpus  labiahs  (pl).  Die  Unterlippe  ist  als  ein  Paar  Maxillen  zu  denken, 
die  an  ihrer  Basis  mit  dem  Lmenrande  verschmolzen  sind. 


Fig.  10().    Mittelbrust  eines  Hirschkäfers,  schematisch.  (aus  R.  Hertwig). 

c  Hüfte,  d  Flügel,  /V  Schenkel,  pl  Weichen,  st  Brust-,  /t  Rückenteil  der  Blittelbrust,  ^(  Fufs,  <;  Schien- 
bein, tr  Schenkelring. 

Die  Brust,  der  Thorax,  besteht  aus  drei  gewöhnlich  fest  mit- 
einander versclnnolzenen  Ringen,  der  Vorder-,  Mittel-  und  Hinter- 
brust, Pro-,  Meso-  und  Metathorax,  deren  jeder  aus  vier  unbeweglich 
miteinander  verbundenen  Chitinplatten  zusammengesetzt  ist  (Fig.  106), 
dem  Rücken-  (notum  oder  tergum),  den  Seiten-  (Weichen  oder 
Pleuren)  und  dem  Brustteil  (sternum).    Die  einzelnen  Platten  werden 


Fig.  107.    Schema  des  Flügelgeäders  eines  Insekts  (nach  Comstock  und  Neeuham). 

Ai^3  Analadern,  C  Vorderrandader  (Costa),  Cit  Cubitus,  .1/  Mediana,  R  Kadius,  Ils  Radialsektor, 

Sc  Subcosta. 

demnach  unterschieden  als  Pronotum,  Mesopleuren,  Metasternum  usw. 
Zwischen  Rückenteil  und  Weichen  der  beiden  letzten  Ringe  entspringen 
bei  den  erwachsenen  Lisekten  die  Flügel  als  Ausstülpungen  der  Haut. 
Sie  bestehen  demgemäfs  aus  zwei  Blättern,  zwischen  denen  Tracheen 
verlaufen,  die  als  Adern  oder  Nerven  hervortreten.  Letztere  schliefsen 
die  Flügelfelder,  die  nach  der  sie  (vorn)  begrenzenden  Ader  genannt 
werden,  ein,  und  da,  wo  noch  Quei'adern  vorhanden  sind,  die  Zellen. 
Als  Grundform  des  Flügelgeäders  (Fig.  107)  stellt  man  acht  Adern  auf, 
die   von   oben  nach  unten  (vorn  nach  hinten)  folgende  Namen  tragen: 

9* 


132  Hexapoden,  Insekten. 

Costa  oder  Vorderrandader,  mit  Flügelmal  oder  Stigma,  Subcosta,  Radius 
(die  kräftigste  und  am  meisten  verzweigte),  Media  oder  Mediana,  Cubitns 
(ebenfalls  stark  verzweigt),  schliei'slicli  noch  mehrere  Anales  (Analadern). 
Vorder-  und  Hinteriiügel  jeder  Seite  verbinden  sich  öfters ,  wenn  ent- 
faltet, durch  Häkchen,  Borsten  usw.  zu  einer  gemeinsamen  Flugplatte. 
Zwischen  die  Basis  der  Vorderflügel  springt  vom  Mesonotum  oft 
noch  das  dreieckige  Schildchen,  scutellum,  vor. 

Ventral  trägt  jeder  der  Brustringe  ein  Paar  Beine  (Fig.  104,  105), 
die  bestehen  aus:  Hüfte  (coxa) ,  in  eine  Art  Pfanne  eingelenkt. 
Schenkelring  (trochanter ),  Schenkel  ( femur),  Schienbein  (tibia) 
und  dem  mehrgliederigen ,  in  zwei  Klauen  endenden  Fufse  (tarsus). 
Der  Hinterleib,  das  Abdomen,  hat  ursprünglich  elf,  jetzt  aber 
meist  weniger  Ringe,  die  nur  aus  Rücken-  und  Bauchschienen,  Tergiten 
bzw.  Sterniten,  bestehen  und  ebenso  wie  diese  diu-ch  weiche,  gefaltete 
Häute  miteinander  verbunden  sind,  so  dafs  also  der  ganze  Hinterleib 
äufserst  dehnbar  ist.  In  den  seitlichen  Verbindungshäuten  befinden 
sich  Atemlöcher,  Stigmen.  Bei  den  erwachsenen  Insekten,  mit 
Ausnahme  der  Thysanuren,  trägt  der  Hinterleib  keine  Bewegungs- 
organe.  Bei  manchen  Larven  sind  aber  kurze  Fufs- 
stummeln,  Afterfüfse,  Pedes  spurii,  in  Mehrzahl  vor- 
handen. Am  Ende  des  Hinterleibes,  neben  dem  After, 
treten  öfters  griffeiförmige  Anhänge,  Raife  oder 
S  c  h  w  a n  z  b  o  r  s  t  e  n ,  Cerci  oder  Styli  (Fig.  104  n),  auf, 
wahrscheinlich  aus  echten  Gliedmafsen  hervorgegangen, 
jetzt  aber  als  Tastorgane  und  Ähnliches  verwendet. 
Mit  der  Geschlechtsöffnung  stehen  oft  äufsere  B  e  - 
gattungsorgane,  Legeliohrer,  Stachel  usw.  in 
Verbindung. 

Flg.  108.  Stigma  V  e  r  d  a  u  u  n  g  s  o  r  g  a  n  e.  Auf  die  muskulöse  M  u  n  d  - 

fHege     (nach       ^^^ hie,    auch  Pharynx   genannt ,    in   die    Speichel- 
Landois).  drüsen   einmünden,   folgt  die  enge,  nur  am  Ende  er- 

sh  verschiufshaut.  wcitcrte,  dünnwandige  Speiseröhre,  der  Oesophagus. 
Der  Darm  ist,  je  nach  der  Nahrung,  gerade  oder 
gewunden.  Sein  Vorderteil  ist  magenartig  erweitert  (Chylusmagen) 
und  geht  gewöhnlich  unmerklich  über  in  den  Enddarm,  an  dem  man 
Dünndarm,  Dick-  und  Mastdarm  unterscheidet.  Der  After  ist 
gewöhnlich  endständig.  In  den  Anfang  des  Dünndarmes  münden  die 
oft  recht  umfangreichen  Malpighischen  Gefäfse  ein,  die  man 
physiologisch  mit  den  Harnorganen  der  höheren  Tiere  vergleichen 
kann.  Sie  scheiden  vorher  in  das  Blut  aufgenommene  Stoffe  wieder 
aus  diesem  aus,  Harnsäure,  Oxalsäuren  Kalk,  Taurin  usw.,  die  wahr- 
scheinlich bei  der  Bildung  der  Gallen  eine  Rolle  spielen.  In  der  stark 
muskulösen  Wand  des  Mastdarmes  liegen  die  Rectaldrüsen,  in  den 
After  münden  die  als  Stink-  oder  Wehrdrüsen  dienenden  Anal- 
d  r  ü  s  e  n  ein. 

Atmung  durch  Tracheen,  die  bei  allen  Luftinsekten  das  ganze 
Innere  des  Körpers  durchziehen  und  durch  paarige,  ursprünglich  seitlich 
an  allen  mittleren  Rumpfsegmenten  in  der  weichen  Haut  befindliche 
und  mit  Verschlufsvorrichtungen  versehene  Atemlöcher,  Stigmen 
(Fig.  108),  mit  der  Aufsenwelt  in  Verbindung  stehen.  Die  Atmung  ge- 
schieht durch  Bewegungen  des  Hinterleibes ,  bei  geflügelten  Formen 
auch  durch  Pumpen  mittels  der  Flügel. 

Das   Kreislaufsystem    ist   sehr   vereinfacht;    Nervensystem 


Hexapoden,  Insekten. 


133 


und  Sinnesorgane  dagegen  sind  sehr  hoch  entwickelt.  Von  Augen 
hat  man  meist  zweierlei  Formen  zu  unterscheiden;  ein  Paar  gehäufte 
Netz-  oder  Facettenaugen  zum  Sehen  in  die  Ferne,  einfache 
Punkt  äugen  (Ücellen)  für  die  Nähe. 

Alle  Insekten  sind  getrennt  geschlechtlich,  Männchen  und 
AVeibchen  oft  äufserlich  deutlich  verschieden.  Die  Geschlechts- 
organe sind  paarig,  münden  aber  fast  immer  unpaar  kurz  vor  dem 
After,  oft  in  Begattungsorgane  aus.  Das  Weibchen  besitzt  häufig  noch 
besondere  Organe  zur  Eiablage:    Leg  er  Öhre,  Lege  Stachel. 

Die  F  o  r  t  p  f  1  a  n  z  u  n  g  s  w  e  i  s  e  n  sind  sehr  mannigfaltig.  Gewöhn- 
lich findet  nach  Befruchtung  Eiablage  statt.  Erstere  kann  aber  für 
melu'ere  Generationen,  vielleicht  für  immer  ausfallen ;  wenigstens  sind 
von  einigen  Lisekten  Männchen  noch  nicht  bekannt.  Parthenogenese 
ist  daher  recht  häufig  als  gelegentliche  oder  regelmäfsige  Erscheinung ; 
bei  den  Arbeiterinnen  der  Bienen  und  Ameisen  sind  die  Aufnahmeteile 
des  weiblichen  Organes  verkümmert.  Fortpflanzung  durch  Partheno- 
genese kann  sich  mit  solcher  durch  Befruchtung  zu  mehr  oder  minder 
regelmäfsigem  Generationswechsel  vereinigen. 

Die  Regel  ist  0  vi  pari - 
tat-,  von  ihr  bis  zur  V  i  v  i  - 
pari  tat  sind  alle  Übergänge 
vorhanden.  Letztere  ist  häufig 
Begleiterscheinung  der  Par- 
thenogenese. 

Das  junge,  von  der  Mutter 
geborene  oder  dem  Ei  ent- 
schlüpfte Lisekt  kann  dem 
alten,  fortpflanzungsfähigen  in 
Aussehen  und  Lebensweise 
durchaus  gleichen  und  eben 
nur  heranwachsen.  Man  spricht 
dann  von  Insekten  ohne 
Verwandlung  oder  von 
direkter,  ametaboler  Ent- 
wickelung.  Ist  das  junge 
Insekt  dem  alten  in  Gestalt  und  Lebensweise  nur  ähnlich,  finden  bei 
den  Häutungen  im  wesentlichen  nur  äufsere  Umänderungen  statt,  wie 
Verlust  von  sog.  Larvenorganen,  allmähliches  Wachstum  der  Flügel,  so 
spricht  man  von  unvollkommener  oder  direkter  Verwandlung, 
hemimet aboler  oder homomorpher  Metamorphose,  Ektometabolie ; 
die  verschiedenen  Stadien  derselben  bezeichnet  man  zweckmäfsig  als 
Nymphen. 

Ist  schliefslich  das  junge  Insekt  dem  alten  in  Form  und  Lebens- 
weise ganz  unähnlich,  viel  niedriger  organisiert,  und  finden  bei  der 
Umwandlung  aufser  der  äufseren  auch  wichtige  innere  Umänderungen 
statt,  die  sich  in  der  Hauptsache  während  eines  Ruhestadiums  voll- 
ziehen, so  spricht  man  von  vollkommener,  indirekter  Verwand- 
lung, h  o  1  o  m  e  t  a b  o  1  e  r  oder  heteromorpher  Metamorphose,  Endo- 
metabolie.  Das  erste,  dem  Ei  entschlüpfte  Stadium  nennt  man  hierbei 
allgemein  Larve  (Fig.  109)  und  unterscheidet:  Larve  im  engeren  Sinne, 
mit  drei  Brustbeinpaaren  (Käfer),  Raupe  auiserdem  noch  mit  höchstens 
fünf  Afterbeinpaaren  (Schmetterlinge),  Afterraupe  mit  melii^  als  funt 
solchen  (Blattwespen),  und  Made  ohne  deutliche  Gliedmafsen  (Fhegen). 


Fig.  109.     Larvenformen  von  Insekten 

(aus  Krapei.ix). 

(i  Käferlarve,  h  Kaupe,  c  Made. 


134 


Hexapoden,  Insekten. 


Das  Rulie Stadium  bezeichnet  man  als  Puppe  (Fig.  110).  Liegen  bei  dieser 
alle  äulseren  Organe  frei  zutage,  so  nennt  man  sie  f  r  e  i  e  Puppe,  pupa 
libera  (Käfer).  "Werden  die  äufseren  Organe  aber  durch  starke  Chitin- 
ausscheidung fest  an  den  Körper  herangeprefst  und  umhüllt,  so  nennt 
man  sie  bedeckte  oder  Mumienpuppe,  pupa  obtecta  (Schmetter- 
linge). Liegt  die  Puppe  in  der  sie  völlig  umschliefsenden  letzten 
Larvenhaut,  so  ist  es  eine  Tönnchenpuppe,  pupa  coarctata  (Dip- 
teren). Häufig  spinnt  sich  die  Larve  vor  der  Verpuppung  noch  in 
einen  Kokon  von  feinen  Chitinfäden  ein. 

Das  Endstadium  der  Verwandlung  nennt  man  die  Imago. 

Selbstverständlich    sind    die    verschiedenen    Entwickelungs-    bzw. 

Verwandlungsarten    durch   mannigfache  Übergänge  verbunden,    wie  sie 

auch  andererseits  nicht  immer  so  einfach  verlaufen,  wie  hier  geschildert. 

Der  erhärtete  Chitinpanzer  verhindert   das   Insekt   am  Wachstum. 

Von    Zeit    zu    Zeit   finden   daher    Häutungen    statt,    normalerweise 

im    ganzen    fünf,    bei    denen    die    alte    Haut    abgeworfen    wird;    und 

dann,    solange   die   neue  Haut  noch   weich  ist,   nimmt   das  Insekt   an 

Volumen  zu. 

Nicht  immer  braucht  das  weibliche  Insekt 
zur  Fortpflanzung  das  Imagostadium  zu  erreichen. 
Es  können  vielmehr  auch  schon  Jugendstadien 
sich  fortpflanzen.  Findet  hierbei  Begattung  statt, 
so  nennt  man  die  Erscheinung  Pädo genese 
(Schildläuse) ;  unterbleibt  sie ,  so  :  P  ä  d  o  -  P  a  r  - 
thenogenese  (Blattläuse).  Bei  einigen  Schlupf- 
wespen hat  Marchal  sogar  neuerdings  nach- 
gewiesen, dafs  bereits  die  Eier  sich  durch 
Teilung  vermehren. 

Der  Verlauf  der  Entwickelung  ist  ein 
verschieden  rascher,  von  einigen  Tagen  bis  zu 
mehreren  Jahren,  wobei  die  Lebensdauer  der 
verschiedenen  Stadien  meist  sehr  ungleich  ist. 
So  kann  z.  B.  die  der  Imago  die  der  Larve  oder 
Puppe  um  ein  Vielfaches  übertreffen  und  um- 
gekehrt. Am  häufigsten  wohl  dauert  jede  Generation  ein  Jahr,  so 
dafs  also  jedes  Stadium  zu  seiner  bestimmten  Jahreszeit  auftritt. 
Aber  schon  in  den  gemäisigten  Zonen  haben  nicht  wenige  Insekten 
zwei  oder  mehrere  Generationen,  und  die  Häufigkeit  solcher  Arten 
wie  die  Zahl  der  Generationen  wachsen  mit  der  Summe  der  Jahres- 
temperatur bzw.  der  Durchschnittstemperatur  während  der  günstigen 
Jahreszeit,  daher  nicht  selten  dasselbe  Insekt  im  Freien  nur  eine,  in 
geschlossenen  Räumen  mehrere  Generationen  hat.  Auch  Kleinheit  der 
Art  begünstigt  das  Auftreten  mehrerer  Generationen  im  Jahre. 

Die  Vermehrung  der  Insekten  ist  eine  recht  starke,  oft  schon 
allein  durch  die  Zahl  der  Eier  (50000  bei  der  Honigbiene).  Treten 
mehrere  Generationen  im  Jahre  auf,  oder  schieben  sich  parthenogene- 
tische  oder  gar  pädogenetische  ein,  so  kann  sie  ins  Ungeheuere  wachsen. 
Und  das  ist  auch  oflenbar  der  Zweck  dieser  Einrichtungen ,  die  mög- 
lichst ausgiebige  Ausnutzung  der  günstigen  Jahreszeit. 

"Wohl  keine  andere  Tiergruppe  ist  so  sehr  von  den  Jahreszeiten 
abhängig  wie  die  der  Insekten.  Zur  günstigen  Jahreszeit,  bei  hin- 
reichender Wärme  und  Feuchtigkeit,  treten  sie  in  ungeheueren  Massen 
auf.    Je  kälter  oder  trockener  es  wird,  um  so  mehr  machen  die  aktiven 


Fig.  110.  Puppenformen 
von  Insekten  {aus 

KrÄPELIiN). 
«  freie,  h  bedeckte  Puppe. 


Hexapoden,  Insekten.  235 

den  Ruliestadien  Platz ,  daher  also  in  den  Tropen  die  Trockenzeit 
ebenso  wirkt  wie  bei  uns  der  Winter.  Völlig  das  Insektenleben  zu 
ertöten  vermögen  aber  auch  die  ungünstigsten  Witterungsverhältnisse 
nicht. 

Die  Verbreitung  der  Insekten  erstreckt  sich  über  sämtliche 
Festländer,  vom  Äquator  bis  zu  den  Polen,  vom  Meeresufer  bis  zu  den 
Spitzen  der  Gebirge;  sie  ist  bei  den  einen  auf  sehr  enges  Gebiet  be- 
grenzt, bei  anderen  kosmopolitisch.  Während  nicht  wenige  Arten 
dauernd  oder  als  Jugendstadien  das  Süfswasser  bevölkern,  haben  sich 
nur  einige  das  Meer  erobert. 

Die  Nahrung  der  Insekten  bildet  alles ,  was  ihre  Mundwerkzeuge 
bewältigen  können :  lebende  und  tote ,  organische  und  unorganische 
Stoffe,  ganz  besonders  aber  die  Pflanzenwelt.  Daher  liefern  die  Insekten 
wohl  die  schlimmsten  Pflanzenfeinde,  die  man  überhaupt  kennt.  Während 
die  einen  Arten  fast  monophag,  die  meisten  auf  bestimmte  Pflanzen- 
gattungen oder  -familien  angewiesen  sind,  sind  andere  überaus  polyphag. 
Aber  gerade  ihrer  aufs  ergewöhnlich  grofsen  Schädlichkeit  halber  sind 
die  Insekten  vom  phytopathologischen  Standpunkte  aus  besser  be- 
arbeitet als  irgendeine  andere  Tiergruppe,  und  nicht  nur  in  zahllosen 
Einzelarbeiten,  sondern  auch  in  vielen  vortrefflichen  Lehr-  und  Hand- 
büchern behandelt.  Aus  diesem  Grunde,  und  weil  eine  auch  nur  an- 
nähernde Vollständigkeit  den  Umfang  dieses  Buches  um  ein  Vielfaches 
überschreiten  würde,  können  wir  uns  hier  im  allgemeinen  kürzer  fassen 
als  bei  den  anderen  Tieren. 

Bekannt  sind  über  250000  Arten.  Wieviel  wirklich  existieren,  ist 
auch  nicht  annähernd  zu  schätzen.  Einmal  sind  noch  ganze  Gruppen 
oder  Faunen  nicht  oder  ungenügend  bekannt,  andererseits  hat  es  das 
Vorherrschen  des  Dilettantismus  gerade  in  der  Entomologie  mit  sich 
gebracht,  dafs  zahllose  der  beschriebenen  Arten  späterer  wissenschaft- 
licher Nachprüfung  nicht  Stand  halten  werden.  Auf  jeden  Fall  ist  das 
Bestimmen  von  Insekten  oft  sehr  viel  schwerer,  als  Unkundige  anzu- 
nehmen geneigt  sind.  Es  ist  daher  dringend  anzuraten,  hierbei  so  viel 
wie  möglich  die  Hilfe  von  Spezialisten  in  Anspruch  zu  nehmen. 

So  umfangreich  unsere  Kenntnis  der  Systematik  der  Insekten  ist, 
so  ungenügend  ist  in  nur  allzu  vielen  Fällen  die  ihrer  Biologie,  nicht 
nur  ihrer  Jugendstadien,  sondern  auch  ihrer  Lebensweise.  Gerade  hier 
bietet  sich  dem  Phytopathologen  ein  ungemein  dankbares  Forschungs- 
gebiet. 

Die  früher  üblichen  neun  grofsen  Ordnungen  der  Insekten  sind 
neuerdings  in  mehr  oder  minder  zahlreiche  kleinere  Ordnungen  auss 
einandergelegt  worden,  von  Packard  z.  B.  in  24.  Wir  schlieisen  unH 
hier  der  mehrfach  angenommenen  Einteilung  von  Brauer  und  Handlirsc- 
an,  ^  die  zudem  den  Vorteil  hat,  eine  Anzahl  kleinerer  Gruppen  (Embi, 
daria,  Plecoptera,  Odonata,  Ephemeroidea ,  Neuroptera,  Panorpatae- 
Trichoptera,  Siphonaptera ,  Strepsiptera)  als  phytopathologisch  nicht 
oder  wenigstens  nicht  direkt  wichtig  von  vornherein  beiseite  lassen  zu 
können,  so  dais  die  übrigbleibenden  neun  Ordnungen  schärfer  um- 
grenzt und  charakterisiert  werden  können. 


136  Aptera,  UriBsekten.  —  CoUembolen,  Springschwänze. 

Aptera  (Apterygota,  Apterygogenea), 
Urinsekten. 

Haut  weich.  Flügel  fehlen.  Körper  behaart  bzw.  beschuppt.  Seg- 
mente wenig  dilierenziert.  Fühler  lang.  Mundteile  beilsend ,  selten 
saugend,  manchmal  rudimentär;  bestehen  aus  Mandibeln,  zwei  Maxillen- 
paaren  und  einem  Hypopharynx.  Brust  dreigliederig ,  mit  drei  Bein- 
paaren. Abdomen  elf-  bis  sechsgliederig ;  die  Segmente  oft  mit  vor- 
stülpbaren Ventralsäcken  oder  griffeiförmigen  Anhängen  bzw.  Spring- 
gabel (Gliedmafsenresten);  es  endet  bei  gewissen  Gruppen  in  borsten- 
förmige  Fäden.  Darm  einfach,  gerade.  Geschlechtsorgane  münden 
ventral  in  vor-  oder  drittletztem  Segmente  aus. 

Man  unterscheidet  zwei  Unterordnungen.  Die  erste,  die  Thysa- 
nuren,  umfafst  die  Campodeiden,  L  epismati  den,  Japygiden 
und  Machiliden.  Von  den  Lepismatiden  werden  die  Zuckergäste 
bisweilen  an  Samenvorräten  schädlich.  Phytopathologisch  wichtig  ist 
nur  die  zweite  Unterordnung. 


CoUembolen,  Springschwänze  ^). 

Ground  fleas,  garden  fleas. 

Körper  gedrungen.  Mundteile  (Fig.  111)  in  Kopf  kapsei  eingezogen. 
Vorderste  Teile  der  Mandibeln,  die  als  Nage-  bzw.  Schabeorgane  aus- 
gestofsen  und  eingezogen  werden  können,  tragen  Zähne,  dahinter  eine 
rauhe  Schabfläche.  Hinter  den  Antennen  die  Postantennalorgane  (Chitin- 
leisten oder  -höcker),  die  systematisch  wichtig  sind.  Abdomen  mit  sechs 
zuweilen  verschmolzenen  Ringen-,  am  ersten  Ringe  ein  Ventraltubus  mit 
vorstülpbaren  Säcken,  am  fünlten,  seltener  am  vierten  die  nach  vorn 
einschlagbare  Springgabel  (Furca),  davor  am  zweiten  der  Halthaken 
derselben  ( Tenaculum ,  Hamulus).  Tarsen  mit  einer  bis  zwei  Klauen. 
Tracheen  fehlen  meist  (Hautatmung),  Malpighische  Gefälse  immer. 

Die  Springschwänze  leben  fast  ausschliefslich  an  feuchten  Orten, 
unter  Baumrinde ,  in  Mistbeeten ,  zwischen  Gras,  Moos,  in  moderndem 
Holze  usw.,  wo  sie  sich  vorwiegend  von  Moder  und  Pilzen  nähren. 
Nur  wenige  sind  sicher  als  Verzehrer  lebender  Pflanzenteile  beobachtet. 
Doch  dürfte  deren  Zahl  viel  gröfser  sein,  da  es  nicht  einzusehen  ist. 
warum  diese  Tiere  mit  ihren  verhältnismäfsig  kräftigen  Mundwerkzeugen 
die  ihnen  so  leicht  zugänglichen  zarten,  saftigen  Teile  der  Kulturpflanzen 

')  Die  Literatur  über  CoUembolen  ist  eine  recht  umfangreiche.  Da  voraus- 
sichtlich diese  Gruppe  bald  im  „Tierreich"  erscheinen  wird,  beschränke  ich  mich 
hier  auf  die  Nennung  weniger  Werke: 

1.  Lui!ii(KK,  J.,  1873.  Monograph  of  the  Collembola  and  Thvsanura.  London 
Eay  Society.    8». 

2.  ScHÄFFEu,  C.,  1896.  Die  CoUembolen  der  Umgebung  von  Hamburg  und 
benachbarter  Gebiete.     Mitt.  nat.  Mus.  Hamburg  XIII,  S.  199— 21(i,  4  Tat. 

3.  BüRNKii,  C,  19U1.  Zur  Kenntnis  der  Apterygoten-Fauna  von  Bremen  und 
der  Nachbardistrikte.  Beitrag  zu  einer  Ap'tervgoten-Fauna  Mitteleuropas. 
Abh.  nat.  Ver.  Bremen,  Bd.  17,  S.  1—140,  2  Tafeln,  64  Figuren. 

4.  Id.  19(IC).  Das  System  der  CoUembolen  usw.  Mitt.  nat.  Mus.  Hamburg 
XXIII,  S.  147-188,  4  Figiu-en. 


Collemboleii,  Springscliwänze. 


137 


verschonen  sollten.  Beschreibt  doch  Fitch^),  dafs  er  SmmtJmrud 
pruinosus  (s.  S.  55)  beobachtete,  wie  sie  von  frischen  Tannenbrettern 
Holz  abnagten:  „Einige  von  ihnen  hatten  wie  Spinnweb'  feine  Fasern 
des  Holzes  mit  ihren  Mundteilen  gefaist  und  zogen  nun  heftig  nach 
hinten,  dabei  ihren  Kopf  hin  und  her  schüttelnd,  offenbar  um  die 
Fasern  abzureifsen.  Mit  einem  der  Vorderbeine  stopften  sie  von  Zeit 
zu  Zeit  die  Faser  tiefer  in  den  Mund,  wenn  sie  so  weit  abgelöst  war, 
dafs  sie  nicht  mehr  mit  Vorteil  daran  ziehen  konnten.  Alles  deutete 
darauf  hin,  dafs  sie  diese  feinen  Fasern  nm"  zum  Zwecke  der  Nahrung 
vom  Holze  ablösten.  An  einer  Stelle  war  ein  kleiner  schwarzer  Fleck 
im  Holze ,  offenbar  von  einer  früheren  Krankheit  herrührend ,  die  es 
hier  weicher  und  für  die  Insekten  schmackhafter  gemacht  hatte;  denn 
zwei  oder  drei  von  ihnen  waren  emsig  beschäftigt,  kleine  Holzteile 
davon  abzunagen. '" 

Manche  Arten  (Sminthurus  spp.,  Orchcsella  rufescens)  leben  sogar 
ganz  oder  vorwiegend  auf  den  Blättern  von  Pflanzen,  selbst  Bäumen, 
deren  Epidermis  sie  zu  benagen  scheinen.  Auch 
an  jungen  Pflänzchen  schaden  Springschwänze  vor- 
wiegend durch  Benagen  der  Epidermis ,  die  oft  an 
grolsen  Stellen  völlig  abgefressen  wird.  An  dicken, 
fleischigen  Gebilden,  wie  Samenlappen,  die  ihnen 
ganz  besonders  ausgesetzt  sind,  und  an  saftigen 
Wurzeln,  Kartoffeln  usw.  fressen  sie  mehr  oder 
minder  tiefe  Löcher.  An  älteren  Pflanzen  können 
sie,  oberirdisch  wenigstens,  selten  ernstlich  schaden. 

Immerhin  ist  es  zweifellos ,  dafs  die  Spring- 
schwänze gewöhnlich  mit  dem  Dünger  auf  die  Beete, 
besonders  natürlich  Mistbeete  kommen.  In  den 
meisten  Fällen  leben  sie  auch  mehr  oder  minder 
ausschliefslich  von  diesem  und  nützen  so  durch 
Beschleunigung  des  Zerfalles  desselben.  Von  ihm 
aus  mögen  sie  dann  zuerst  an  kränkelnde  oder  ver 
wundete  Pflanzen  gehen  oder  durch  den  Zerfall  der 
Samenhüllen  .angelockt  werden.  Zweifellos  aber 
greifen  sie  dann  in  vielen  Fällen  auch  ganz  gesunde 
Pflanzen  an,  Ritzema  Bos  ^)  berichtet,  dafs  Spring- 
schwänze fast  eine  ganze  Kiefernkultur  durch  Abfressen  der  Cotyle- 
donen  vernichtet  hatten. 

Auch  indirekt  können  die  Springschwänze  ganz  bedeutend  schaden 
durch  Verschleppung  von  Sporen ,  Bakterien  usw.  Viele  von  ihnen 
sind  vorwiegend  Pilzfresser  und  können  z.  B.  ganze  Champignonkulturen 
zerstören ") ;  alle  halten  sich  an  Örtlichkeiten  auf,  an  denen  Pilze  und 
Bakterien  besonders  gut  gedeihen,  und  so  können  sie  dann  zwischen 
den  Haaren  des  Körpers  Sporen  leicht  an  Pflanzenwunden  verschleppen. 
Namentlich  die  Verbreitung  des  Kartoffelschorfes  wird  ihnen  öfters 
zugeschoben. 

Die  Bekämpfung  dürfte,  wo  angängig,  am  leichtesten  durch 
Trockenheit  erfolgen,  die  alle  durch  die  Haut  atmenden  Tiere  nicht  er- 
tragen können.    Auch  wasseraufsaugende  Streumittel:  Kalk,  Asche,  Sott 


Maiiclibel  Maxille 

Fig.  111.     Mund- 
teile eines  Spring- 
schwanzes (nach 
Libbock). 


')  Sth  Rep.  nox    Ins.  St.  New  York,  186:^  p.  672. 

•^)  Zeitschr    f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  1,  1891,  S.  .".öl. 

^'j  Jahresber.  d.  Sonderaussch.  f.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  f.  189;3,  S.  88. 


138 


Collembolen,  Springschwänze. 


(Ofenrufs')  wirken  sicher,  ebenso  Tabakstaub,  Insektenpulver  usw.  und 
deren  Abkochungen,  oder  solche  von  Quassia,  Wermut,  Walnufsblättern 
usw.  Petroleum-Seifenbrühe,  Arsenmittel  führen  ebenfalls  leicht  zum 
Ziele,  Mit  frischen  Scheiben  von  Sellerie,  Kartoffeln,  Karotten,  mit 
frischen  Knochen  usw.  lassen  sie  sich  leicht  ködern.  Verwendung  von 
Mineraldünger  statt  organischem  hält  sie  fern.  Bedekt  man  die  Beete 
mit  Sand,  so  dafs  die  Springschwänze  nicht  an  die  humusreiche  Erde 
können,  so  bleiben  sie  ebenfalls  fern.  Murray  rät,  über  befallene 
Mistbeete  abends  ein  Tuch  zu  decken;  am  anderen  Tage  soll  dieses 
von  den  Insekten  wimmeln. 

Über  Feinde  von  Springschwänzen  ist  wohl  nichts  bekannt  ge- 
worden. Carpenter  sah  auf  einem  stark  befallenen  Beete  zahlreiche 
Gamasiden  und  vermutet  in  diesen  solche. 

Die  Mengen,  in  denen 
Springschwänze  auftreten  kön- 
nen, sind  manchmal  ungeheure. 
So  berichtet  Smith  ,  dafs  ein 
Mistbeet  fast  einen  halben  Zoll 
hoch  davon  bedeckt  gewesen 
war. 

Über  die  F  o  r  t  p  f  1  a n  z  u  ng 
der  S]3ringschwänze  scheinen 
Beobachtungen  nicht  vorzu- 
liegen. C.  Taschenbekg  berich- 
tet, dafs  die  Eier  nach  zwölf 
Tagen  von  den  jungen  Tieren 
verlassen  werden.  Voraussicht- 
lich kommen  unter  einiger- 
mafsen  günstigen  Temperatur- 
verhältnissen mehrere  Genera- 
tionen im  Jahre  vor.  Aber 
auch  abgesehen  hiervon  ist  die 
Vermehrung  eine  sehr  grofse. 
Zählte  doch  Nicolet  in  einem 
Weibchen  1360  Eier. 
Durch  ihre  Lebensweise  eignen  sich  die  Springschwänze  wie  wenig- 
andere  Tiere  zur  Verschleppung  durch  lebende  Pflanzen.  Kräpelin 
führt  18  Arten  als  in  Hamburg  eingeschleppt  an;  und  ich  erinnere 
mich,  sie  in  dem  zur  Verpackung  lebender,  eingeführter  Pflanzen  ver- 
wendeten Moose  oft  zu  Tausenden  gesehen  zu  haben.  Man  kennt  da- 
her auch  zahlreiche  Arten  aus  Gewächshäusern. 

Mit  Ausnahme  von  Trockenheit  scheinen  die  Springschwänze 
gegen  Witterungsverhältnisse  sehr  widerstandsfähig  zu  sein.  Theobald 
beobachtete  sie  in  Kalthäusern  (10 — 16^)  ebenso  zahlreich  wie  in  Warm- 
häusern (lö — 30").  Ich  selbst  sammelte  .einst  Springschwänze  unter 
Schnee  von  gefrorenem  Holze. 

Vier  Familien,  von  denen  die  der  Neeh'dcn  für  uns  ohne  Belang  ist. 


Fig.  112.     Aphorura  ambulans  L. 

(aus  Carpenter). 

a  von   oben,    /;   rechter  Fühler   mit  Pseud-Ozellen   und 

Postantennalorgan ,     c    Khiue ,     (/    Analdorn.       a   30:1, 

h—d  150  :  1. 


Poduriden  =  Aclioriitiden. 

Körper  meist  plump.  Haut  oft  gefaltet,  mit  Höckern  und  einfachen 
Haaren.  Chitin  gekörnt.  Kopf  wagerecht.  Alle  Brustringe  von  oben 
sichtbar.      Abdomen    aus    sechs    verschieden    grofsen ,    freien    Ringen 


Poduriden  =  Achorutiden. 


139 


bestehend.      Fühler    kurz ,    zylindrisch    bis    kegelförmig ,    mit    vier    oft 
undeutlichen  Gliedern.     Mundteile  beifsend  oder  saugend.    Meist  Post- 
antennalorgane  vorhanden. 
Etwa  20  Gattungen. 


Aphorura  A.  D.  Mac  G.  =  Lipiira  Burm.  (=  Onychiurus  Gerv.). 

Augen  fehlen.  Springgabel  meist  gänzlich  rückgebildet.  Erster 
Brustring  von  oben  sichtbar.  Postantennalorgane  aus  Höckern  bestehend. 
Pseud-Ocellen  vorhanden.  Fufs  mit  ein  bis  zwei  Klauen.  Alle  Arten 
weifs,  nicht  springend. 

Die  gewöhnlichsten  Arten  sind  folgende : 

A.  arm  ata  Tullb.  1  mm  lang.  Jedes  Postantennalorgan  mit 
25 — 30  Höckern ;  drei  bis  vier  Pseud-Ocellen  an  jeder  Antennenbasis. 
Zwei  kurze  Analdornen. 

A.  ambulans  L.  (Fig.  112).  2  mm  lang.  Jedes  Postantennalorgan 
mit  12  bis  14  Höckern.  Zwei  Pseud-Ocellen  an  jeder  Antennenbasis. 
Zwei  kurze  Analdornen. 

A.  flmetarla  Lubb.  (=  A.  inermis 
Tullb.).  1  mm  lang.  Jedes  Postantennal- 
organ mit  8 — 18  Höckern.  Zwei  Pseud- 
Ocellen  an  jeder  Antennenbasis,  eine 
dahinter;  ohne  Annaldornen. 

Diese  drei  Arten  werden  in  der 
phytopathologischen  Literatur  wohl  selten 
auseinandergehalten,  sondern  meist  als 
„Li'pura  fimetaria''  bezeichnet.  Sie  sind 
häufig  auf  und  unter  Blumentöpfen,  unter 
Laub  und  ähnlichem,  an  Möhren,  Kar- 
toffeln  und  anderen  Wurzeln  (Kohl),  in 

)  kommen 

Karotten 

oft  ganz 

wird   oft 

Bleich- 


Mistbeeten  usw.  Nach  Theobald  ' 
sie  sehr  häufig  an  Pflanzen  vor. 
sind,  namentlich  wenn  rostig, 
von  ihnen  bedeckt.  Sellerie 
ernstlich  von  ilnien  beschädigt. 


Fig.  113.     Von    Springschwänzen 

und  Milben  benagte  Wurzeln  von 

Pferdebohnen  (nach  Caupenter). 


Sellerie  besonders  dann,  wenn  erst  andere 
Insekten  in  den  äufseren  Stengeln  miniert 

haben.  A.  ambulans  schadete  nach  Ritzema  Bos^)  in  Gewächshäusern 
an  den  verschiedensten  Keimpflanzen,  besonders  jungen  Salatpflanzen, 
nach  Carpenter^)  in  Gemeinschaft  mit  Achorutus  armatus  durch  Nagen 
an  den  Wurzeln  von  Pferdebohnen  (Fig.  113),  Kohl,  Blumenkohl, 
Zwiebeln  und  anderen  Gemüsen  und  von  Blumen,  und  zwar  von  ganz 
gesunden  Pflanzen.  Ferner  frafsen  sie  Saatbohnen  und  Fallobst  von 
aufsen  an.  Ich  sah  sie  an  kräftigen  Sellerieknollen  in  Mist- 
beeten rostähnlicheErscheinungen  hervorrufen,  indem  aus 
den  Frafswunden  Saft  austrat,  der  braun  oxydierte.  Andere  Tiere  oder 
Pilze  waren  nicht  vorhanden. 

„Lipura  ftmetaria"  soll  Reblauseier  fressen*). 


1)  '2ci  Eep.  p.  76. 

2)  Tijdschr.  Plantenz.  Bd.  9,  1903,  p.  40. 

^)  Rep.  1904  p.  293— -294,  Rep.  1906  p.  340. 

'•)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  4,  1894,  S.  26. 


140 


Collembolen,  Si^ringscliwänze. 


Achorutes  Tempi. 

Erster  Brustriiig  von  oben  sichtbar.  Postantennalorgan  meist  vor- 
handen iincl  aus  vier  bis  fünf  unregelmäi'sigen,  getrennten  Höckern  be- 
stehend. Acht  Ocellen  jederseits:  Pseud-Ocellen  fehlen.  Hinterleibs- 
ende abgerundet,  mit  zwei  oder  keinen  Analdornen.  Fm^ca  (Fig.  114)  am 
vierten  Abdominah-inge,  kurz,  reicht  vorne  nicht  bis  zum  Ventraltubus. 
Füfse  mit  ein  bis  zwei  Klauen.     Springend. 

A.  armatus  Nie.  (Fig.  115).  Graublau  bis  dunkelviolett,  fleckig. 
1,2  mm  lang.  Analdornen  stehen  auf  sich  an  der  Basis  berührenden 
Analpapillen.  Furca  dick,  kräftig.  Tibia  mit  einem  deutlichen  Keulen- 
haare. —  In  Gärtnereien ,  unter  Blumentöpfen ,  Rinde ,  meist  aber  an 
und  in  Pilzen.  Schöyen^)  fand  sie  massenhaft  in  Löchern  und  Gängen 
von  Rüben  und  Kohlrabiwurzeln,  Carpenter  in  Gemeinschaft  mit 
Aphoriira  amhulans  (s.  daselbst),    E.  Reuter  an  jungen  Bohnenpflanzen  ^). 

Eine  Achorutes-Art^)  soll  in  Jowa  den  Boden  von  Saatbeeten 
dermafsen  durchwühlt  haben,  dafs  die  Sämlinge  gröfstenteils  abstarben. 


Fig.ll4.Sprmggabel  Fig.  115.     Achorutes  armatus  (aus  Carpenter). 

von  Achorutes  arma-        «   von   der    Seite,    '/   Blandibel,    <:■   Vorderfufs ,    rfHinterfuls,    e  Spitze  der 
tus   (nach   LrBBOCK).  Springgabel,  /  Schwanzdornen  von  oben.     «,  /  40  :  1,  h—e  25U  :  1. 


Eiitoiiiobryideii. 

Körper  meist  schlank,  zylindrisch,  glatt.  Chitin  nicht  gekörnt,  aber 
mit  Leisten  versehen.  Haut  mit  Haaren.  Kopf  schräg  geneigt.  Antennen 
dünn,  langgestreckt,  mit  vier  bis  sechs  stets  deutlichen  Gliedern.  Post- 
antennalorgane  bis  auf  einige  Reste  fehlend,  Augen  meist  vorhanden. 
Mundteile  beifsend.     Furca  vorhanden,  also  springend. 

Etwa  30  Gattungen. 

Isotoma  Bourl. 

Augen  meist  vorhanden.  Postantennalorgane,  wenn  vorhanden,  aus 
einer  in  sich  zurücklaufenden,  vorspringenden  (Jhitinleiste  bestehend. 
Erster  Brustring    von    oben    nicht    oder   kaum   sichtbar.     Drittes   und 


^)  Beretn.  1898;  s.  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  10,  8.844. 

2)  Medd.  Soc.  Fauna  Flora  iennica  Hl,  p.  180,  '.215. 

3)  Guthrie,  The  Collembola  of  Minnesota,  Minneapolis  1903. 


Sminthuriden,  Kugelspringschwäuze. 


141 


viertes  Abdominalsegment  fast  gleiclilang.  Furca  am  fünften  Abdominal- 
segmente, seltener  am  vierten,     Füi'se  mit  zwei  Klanen. 

I.  flmetaria  L.  (Fig.  IIG).  Postantennalorgane  scbmal  elliptisch. 
Ocellen  fehlen.  Fnrca  am  vierten  Abdominabinge.  Weifs,  bis  1,2  mm  lang. 
"Weit  verbreitet,  stellenweise  gemein  mid  meist  mit  den  Aphorura- Alten 
verwechselt,  mit  denen  sie  auch  oft  gemeinsam  vorkommt.  Unter 
Baumrinde,  feuchten  Steinen  und  meist  zahlreich  unter  Blumentöpfen. 
Auch  in  Gärten.  Sceäffer  * )  erhielt  sie  aufserdem  noch  von  Kartoffeln, 
erfrorenen  Möhren  und  im  Moose  von  Gewächshäusern. 

Eutomobrya  nivalis  L.  Fühler  viergliederig.  16  Ocellen.  Vierter 
Abdominalring  viermal  so  lang  als  der  dritte.  Gelb ,  mit  oder  ohne 
dunkle  Fleckenzeichnung.  2  mm  lang.  —  Auf  Bäumen,  am  Boden,  auf 
Wiesen.  Von  Sceäffer^)  an  Nadelhölzern  gefunden,  von  Lie-Pettersen^) 
zahlreich  auf  jungen,  vom  Frost  beschädigten ,  verwelkenden  und  mit 
Pilzen  bewachsenen  Edeltannen. 


Fig.  116.     Isotoma  fimetaria  L.  nach  Bör.nek 
(aus  Eörig). 


Fig.  117.     Springgabel  von 
Sminthurus  Intens  (ans  Lubbock). 


Orchesella  Tempi. 

Antennen  sechsgiiederig.  Zwölf  Ocellen.  Viertes  Abdominalsegment 
nur  zweimal  länger  als  das  dritte. 

Eine  Orchesella- Art  frais  nach  Theobald'*)  in  einem  Orchideenhause 
die  jungen  Keimpflänzchen  sofort  nach  Erscheinen  ab. 


Smintlmrideii,  KiigelspringscliAväiize. 

Körper  fast  kugelig  dadurch,  dafs  der  Kopf  senkrecht  steht,  die  Brust 
sehr  km^z  ist,  und  am  Abdomen  nur  noch  ein  selrr  grofses  erstes  und 
ein  kleines  zweites  Segment  vorhanden  ist;  an  ersterem  die  kräftige 
Furca  (Fig.  117)  befestigt.  Haut  nicht  körnig.  Antennen  viergliederig. 
Postantennalorgane  fehlen.  16  Ocellen.  Füfse  mit  zwei  Klauen.  Tracheen 
wohl  entwickelt. 

Etwa  zehn  Gattungen. 


')  1.  c.  S.  183. 

')  1.  c.  S.  198. 

3)  Bergens  Mns.  Aarb.  1899,  Nr.  7,  p.  11—12. 

*)  Ist  Rep.  p.  109—112;  2d  Eep.  p.  76. 


]^42  Collembolen,  Springscliwiinze. 

Smiuthurus  Latr. 

Viertes  Antennenglied  länger  als  das  dritte,  oft  deutlich,  geringelt. 
S.  einetus  Tnllb.  (=  bicinctns  C.  Koch).  Gelb ;  Abdomen  oben  mit 
zwei  groisen,  hintereinander  gelegenen  schwarzen  Flecken,  dazwischen 
eine  gelbe  Qnerbinde.  Viertes  Fühlerglied  deutlich  geringelt.  Tibien 
mit  Keulenhaaren.  V2  mm  lang.  Von  Schäffer  im  Harz  massenhaft  auf 
Gesträuch  gefunden^).  Ist  nach  Ludwig^)  gemein  auf  Blättern  von 
Him-  und  Brombeeren,  scheinbar  aber  ohne  weiter  zu  schaden.  Wird 
aber  Niefswurz  in  deren  Nähe  angebaut,  so  wird  sie  massenhaft  befallen. 
Ihre  Blätter  sehen  dann  aus,  wie  mit  feinen  Nadelstichen  versehen. 
Die  Pflanzen  können  sogar  eingehen.  Ludwig  glaubt,  dafs  die  Selten- 
heit der  Niefswurz  hierauf  zurückzuführen  sei. 

S.  luteus  Lubb.  Gelb,  Augenflecke  tief  schwarz,  Antennen  violett, 
zwischen  ihnen  ein  schwarzer  Fleck.  Rücken  kurz  behaart.  Viertes 
Fühlergiied  aus  sechs  bis  sieben  sekundären  Ringeln  bestehend.  Tibien 
mit  zwei  bis  drei  Keulenhaaren.  V2  mm  lang.  Zwischen  Gräsern  und 
krautigen  Pflanzen,  auf  feuchten  Wiesen.  Mifs  Ormerod  ^ )  berichtet  von 
Schaden  an  Rüben.  Mokrzecki*)  von  solchem  an  Reben. 

S.  prulnosus   Tullb.   (=  hortensis   Fitch)   (Fig.  118).     Gelb-  und 

blaugrün    bis    dunkelviolett,    Ab- 
domen oben  mit  rotvioletten  Punk- 
ten  und    Strichen.      Blau    bereift. 
Rücken     kiu-z     behaart.       Viertes 
Fühlerglied      deutlich      geringelt. 
Tibia   mit    zwei  bis    drei  Keulen- 
haaren.      1    mm     lang.     —     Von 
BöRNER^)  unter  Blumentöpfen,  auf 
Gräsern     und     Kompositen ,      auf 
Polygonum  Hydropipcr ,   auf  Erica- 
ccen,   Calluna  gefunden.    In 
Fig.  118.     Sminthurus  pruinosus  Tullb.       Amerika^)      schädlich      an      Kohl, 
(aus  Folsom).  Rüben,    Gurken,     Melonen    usw., 

Bohnen  und  Tabakspflanzen ,  die 
von  Erdflöhen  gemachten  Löcher  vergröfsernd ,  aber  auch  an  ganz 
gesunden  Pflanzen. 

S.  viridis  L.  (Fig.  119).  Gewöhnlich  grün,  Augenflecke  schwarz. 
Rücken  mit  kurzen  Haaren  und  langen  Borsten.  Tibien  ohne  Keulen- 
liaare.  Abdomen  graugrün,  gelb  oder  weifs,  ohne  hellere  Querbinden. 
Sehr  wechselnd  in  Zeichnung.  Antennen  viel  länger  als  Kopf.  1,5 — 2  mm 
lang.  Überall  auf  Wiesen ,  an  Grabenrändern ,  an  den  verschieden- 
artigsten Pflanzen,  Gräsern  und  sonstigen  Wiesenkräutern-,  auch  im 
Moore  an  Gräsern ,  Carex- Arten  usw. '').  In  Holland  ^)  schadete  dieser 
Springschwanz  an  Keimpflanzen  von  Portulak  und  an  jungen  Wicken 
so  sehr,  dafs  letztere  umgepflügt  werden  mufsten. 

1)  Jahresh.  Ver.  vaterl.  Naturk.  Württemberg.     Bd.  56,  1900,  S.  271. 
8)  Prometheus  Bd.  7,  1904,  S.  10.5  -107;  Insektenbörse  Jahrg.  22,  1905,  S.  135—136. 
3)  Eep.  1904  p.  110. 

3)  Siehe  6.  Jahresber.  Neuer.  Leist.  Pflanzenkrankh.  1903,  S.  61,  Nr.  445. 
^)  1.  c.  p.  106—107. 

6)  LiNTXEii,  Eep.  18S5,  p.  207;  Wkbster,  Insect  Life  Vol.  3,  1890,  p.  151;  Felt, 
Eep.  1901  p.  753,  Eep.  1905  p.  141. 

^)  BOERNEU  1.  c.  S.  117. 

8)  EiTZEMA  Bus,  Tijdschr.  Planteuz.  Bd.  9,  1903,  p.  41^2. 


Orthoptera,  GeradÜügier. 


143 


Hierher  gehört  wahrscheinlich  auch  die  von  d'Almeida  ^)  als 
S.  viridis  Tempi.  {=  Papirius  Saundersii  Lubb.)  bezeichnete  Art, 
die  in  Portugal  ßoggenblätter  dermafsen  benagte,  dafs  nur  die  untere 
Epidermis  übrig  blieb,  die  Blätter  verwelkten  und  schliefslich  die  Halme 
abstarben. 

S.  albomaeulatus  trat  1896  in  Maine  in  Gärten  auf^). 

CuRTis^)  beschrieb  einen  S.  solani,  der  im  Juli  und  August  zahl- 
reich auf  der  Unterseite  von  KartofFelblättern  das  Parenchym  abfrafs. 
Die  Art  ist  ebensowenig  zu  identifizieren  wie  die  folgende. 

BELINC4*)  beobachtete  im  Harz  eine  von  ihm  als  vielleicht  neu, 
S.  eueumepis  bezeichnete  Art,  die  Gruben  und  Löcher  in  die  kaum 
aufgelaufenen  Cotyledonen  von  Gurken  nagte,  die  infolgedessen  ab- 
starben ;  an  denen  von  Kürbis  und  an  Kartoffelkraut  frafsen  sie  ähnlich. 

In  Neusüdwales  bildete  eine  Sminthurus-Art  eine  Pest  an  Luzerne^). 


Ortliopteren,  Geradflttgier. 

Die  meisten  recht  grofse  Insekten;  ent- 
halten die  gTöfsten  überhaupt.  Kopf  grofs, 
mit  grofsen  Fazetten-  und  zwei  bis  drei  Punkt- 
augen und  gewöhnlich  langen,  vielgliederigen 
Fühlern.  Mund  teile  (Fig.  105)  beifsend 
(kauend):  Maxillen  mit  horniger,  an  der 
Spitze  gezahnter  Innenlade  und  fünfgliede- 
rigen  Tastern;  überdeckt  von  helmförmiger, 
häutiger  Aufsenlade  (galea).  Unterlippe  meist 
in  der  Mitte  längs  geteilt,  mit  vier  getrennten 
Laden  und  dreigliederigen  Tastern.  Vorder- 
brust  frei  bew^eglich,  gelenkig  von  Mittel- 
brust abgegliedert.  Die  vorderen  Flügel 
in  der  Regel  pergamentartige,  schmale  Flügel- 
decken, mindestens  aber  stärker  und  dicker, 
jedoch  kleiner  als  die  häutigen,  der  Länge 
und  oft  auch  der  Quere  nach  zusammen- 
legbaren Hinterflügel.  Recht  oft  fehlen  auch 
die  Flügel  oder  sind  verkümmert.  Tarsen 
zwei-  bis  fünfgliederig.  Hinterleib  meist  zehngliederig ,  trägt  Raife 
von  charakteristischer  Form.  Darmkanal  mit  kröpf  artig  erweiterter 
Speiseröhre  und  mit  Kaumagen.  Geschlechter  oft  äufserlich  ver- 
schieden. Eier  werden  in  die  Erde,  an  sonstige  versteckte  Plätze, 
selbst  in  Blätter  abgelegt,  oft  zu  mehreren  in  Kapseln  eingeschlossen. 
Postembryonale  Entwickelung  eine  unvollkommene  Verwandlung:  die 
Jungen  sind  den  Erwachsenen  ähnlich,  doch  finden  in  Form  und 
Gröisenverhältnissen  der  Segmente,  besonders  des  Thorax,  und  in  der 
Farbe  mehrfache  Veränderungen  statt;  die  Flügel  nehmen  allmählich 
iin  Gröfse  zu,  sind  aber  erst  im  letzten  Stadium  vollständig  entwickelt. 


Fig.  119.  Smintliurus  viridis  L. 
(aus  Lchbock). 


')  Siehe  Zeitscbr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  11,  S.  236. 

-)  Hauvev,  12.  ann.  Eep.  Maine  agr.  Exp.  Stat.  1896,  p.  124—126,  1  PL 

^J  Farm  Insects  p.  432 — 433. 

*)  Wien.  nat.  Zeitg.  Bd.  6.  18S7,  S.  62—63. 

5)  MoLiNEi-x,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  7,  1896,  p.  807—809. 


144  Orthopteren,  Geradflügle]-. 

Man  kennt  weit  über  10000  Arten  (etwa  500  in  Europa)  ^),  die  sicli 
in  acht  Familien  einordnen,  die  man  wieder  in  drei  gröfsere  Gruppen 
zusammenfassen  kann. 

A.  Cursoria:  mäfsig  lange,  wenig  voneinander  verschiedene  Laui- 
beine. 

1.  Dermaptera:  Füfse  dreigliederig;  hornige  Zange  am  Hinter- 
ende. 

2.  Hemimeridae :     Kopf    vorstehend,     hinten    eingeschnürt: 
flügellos. 

3.  Blattidae:    Kopf   eingezogen,    Füfse   fünfgliederig,    Raife 
zart,  gegliedert. 

B.  Gressoria:  grofse  Schreitbeine,  hinteres  Paar  nicht  viel  länger 
als  vorderes ;  Füfse  fünfgliederig. 

4.  Mantidae :  Vorderbeine  grofse,  dornige  Raubbeine.    Raife 
gegliedert. 

5.  Phasmidae:    Vorderbeine    nicht  umgewandelt;    Raife   un- 
gegliedert. 

C.  Saltatoria:  Hinterbeine  lange  Springbeine  mit  stark  verdickten 
Schenkeln. 

6.  Acridiidae:  Füfse  kurz-,  Fühler  dreigliederig;  Legescheide 
des  Weibchens  kurz. 

7.  Locustidae:  Fühler  lang,  borstenförmig;  Füfse  viergliederig; 
Legescheide  lang. 

8.  Gryllidae :    Fühler   lang ,    borstenförmig ;   Füfse   zwei-   bis 
dreigliederig;  Legescheide  lang  oder  fehlend. 

Die  Hemimeriden  sind  als  Parasiten  von  Säugetieren  für  uns  be- 
langlos, die  Mantiden  als  Insektenfresser  nützlich. 


^)  Die  wichtigsten  Werke  über  europäische  Orthopteren  sind : 

Fischer,  L.  H.,  1853.    Orthopthera  europaea.    Leipzig.   8*^.    154  Seiten,  18  Tafeln. 

Brisner  V.  Wättenwvl,  C,  1882.  Prodromus  der  europäischen  Orthopteren. 
Leipzig.     8».     466  Seiten,  11  Tafeln,  1  Karte. 

Redtenbacher,  J.,  1900.  ..Die  Dermapteren  und  Orthopteren  (Ohrwürmer  und 
Geradflügler)  von  Österreich  -  L  ngarn  und  Deutschland.  Wien.  8». 
148  Seiten,  1  Tafel. 

Tümpel,  E.,  1901.  Die  Geradflügler  Mitteleuropas.  Eisenach.  Lexikonoktav. 
308  Seiten,  20  farbige,  3  schwarze  Tafeln  (erscheint  1907/08  in  neuer 
Auflage). 

Fröhlich,  C,  1903.  Die  Odonaten  und  Orthopteren  Deutschlands  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  bei  Aschaffenburg  vorkominenden  Arten. 
Nach  der- analytischen  Methode  bearbeitet.  Jena.  8°.  106  Seiten,  25  Ab- 
bildungen. 

Die  wichtigsten  Werke  über  nordamerikanische  Orthopteren  sind: 
ScuDDER,  S.  H.,  1897.    Guide  to  the  genera  and  Classification  of  the  Orthoptera 

of  North  America,  north  of  Mexico.  Cambridge.  8'^.  90  pag. 
ScuDDER,  S.  H.,  1901.     Catalogue   of  the   described  Orthoptera  of  the  United 

States  and   Canada.     Proc.   Davenport  Acad.   Sc.  Vol.  8,  p.  1—101,  3  Pls. 

Bezüglich  der  anderen  Erdteile  werden  einige  in  Betracht  kommende  Arbeiten 
an  den  entsprechenden  Stellen  erwähnt. 


Dermaptera.     Forficuliden,  Ohrwürmer.  ]^45 

Dermaptera  ^). 

Körper  platt,  langgestreckt.  Kopf  fast  wagerecht.  Fühler  schnur- 
förmig,  10 — 30 gliederig.  Flügel  fehlen  zuweilen;  gewöhnlich  sind  die 
vorderen  zu  kurzen,  ungeaderten,  stark  chitinisierten ,  wagerecht  auf- 
liegenden Flügeldecken  umgewandelt,  die  hinteren  häutig,  grois,  fächer- 
förmig, doppelt  quergefaltet.  Kurze  Laufbeine  mit  dreigiiederigen 
Füfsen.  Letztes  Abdominalsegment  grofs,  mit  zwei  eine  Zange  bildenden 
Ralfen,  die  bei  denMännchen  spezifisch  charakteristisch,  bei  den  Weibchen 
ziemlich  gleichartig  gebildet  ist.  Sie  dient  als  Schreck-  und  Verteidigungs- 
mittel,  als  Haltapparat  bei  der  Begattung  und  zum  Ent-  und  Zusammen- 
falten der  Hinterflügel.  Am  Hinterende  meist  noch  Stinkdrüsen.  — 
Ohne  Verwandlung. 

In  allen  Erdteilen,  in  den  Tropen  zahlreicher,  den  nördlichen 
Polarkreis  kaum  überschreitend,  im  Gebirge  bis  ziu"  Schneegrenze. 

Nur  eine  Familie. 


Forflculiclen,  Ohrwürmer. 

Mit  den  Merkmalen  der  Ordnung.  Männchen 
gröfser  als  Weibchen.  Die  Begattung  und  die 
Eiablage  beginnen  im  Herbste,  finden  aber  in 
der  Hauptsache  im  Frühjahre  statt ;  die  meisten 
alten  Männchen  sterben  im  AVinter,  und  nur 
die  jungen  überwintern.  Jedes  Weibchen  legt 
etwa  20 — 30  weichhäutige  Eier  einzeln  oder  in 
losen  Haufen  unter  Rinde,  Steine  usw.  Nach 
vier   bis    sechs  Wochen   schlüpfen  die  Jungen 

aus,  die  ebenso  wie  die  Eier  von  dem  Mutter-         p-     ^.^q     Zaneen  d 
tiere  beschützt  werden.    Sie  machen  vier  weich-      gemeinen  Ohrwurms  (aus 
häutige   Jugendstadien    durch,    bei   denen   die  Sharp). 

Geschlechter    sich   noch    nicht    durch   die   un-         -i  normales    ;?  anormales 

1  ,      ,  „  1      •  T  T        1        T  Mannchen,  C  Weibchen. 

bewehrten    Zangen    unterscheiden:     doch    hat 

schon  jetzt   das   Männchen   zehn,    das  Weibchen   nur  sieben  sichtbare 

Abdominalsegmente . 

Die  Ohrwürmer  leben  gesellig,  tagsüber  unter  Steinen,  Rinde,  auf 
Bäumen  und  Sträuchern  unter  Blättern  verborgen,  Nachts  ihrer  Nahrung, 
Begattung  usw.  nachgehend,  auch  fliegend,  während  sie  das  am  Tage 
äufserst  ungern  tun. 

Man  kennt  jetzt  etwa  52  Gattungen  und  über  500  Arten-). 

Forfleula  L. 

Fühler  10 — 15  gliederig.  Flügel  ausgebildet.  Zangen  (Fig.  120)  beim 
Männchen  bogenförmig  gekrümmt,  basal  ganz  oder  fast  ganz  zusammen- 
liegend, verbreitert,  platt,  innen  gezähnt;  beim  Weibchen  Lmenseite 
parallel,  nur  an  Spitze  gekrümmt,  —  In  allen  Erdteilen.  —  Etwa 
30  Arten. 

^)  DE  BoRMANs,  A. ,  uud  H.  Krauss,  Forficulidae  und  Hemimeridae.  Das  Tier- 
reich, 11.  Lfg.,  Berlin,  Friedländer,  1900,  8";  Tümpel,  1.  c. 

'')  Terry,  F.  W. ,  Leaf  Hoppers  and  their  enemies.  Pt.  V.  Forficulidae  etc. 
Exp.  Stat.  Hawai.     Sugar  Plant.  Assoc,  Div.  Ent.,  Bull.  1,  p.  163,  1905. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  10 


140  Orthopteren,  Geradtlügler. 

F.  aurieularia  L.,  g  e  m  e  i  n  e  r  0  li  r  w  n  r m.  14 — 2o  mm  lang,  braun 
oder  rotbraun.  Seitenrand  des  Pronotum,  der  Flügeldecken  und  die 
Beine  schmutzig  gelb.  Fühler  15giiederig.  Ocellen  fehlen.  Innere 
basale  Verbreiterung  der  Zangen  beim  Männchen  durch  starken  Zahn 
abgeschlossen;  Zangen  bis  über  die  Basis  abgeplattet,  Spitzenteil  rund. 
Beim  Weibchen  Spitzen  gekreuzt.  Europa,  Nord-  und  "Westasien, 
Madeira,  Canaren,  Nordamerika,  Cuba,  Mexiko,  Neu-Seeland-,  vielfach 
durch  Schitfsverkehr  verschleppt.     Earwig,   perce- oreille. 

In  Deutschland  noch  der  „kleine  Ohrwurm",  Labia  minor  L., 
G,2  — 8  mm  lang,  dunkler  als  voriger,  Fühler  11  — 12 gliederig,  und 
der  „grofse  Ohrwurm",  Labidura  riparia  Pall.  (=  gigantea  Fab.), 
20—41  mm  lang,  ockergelb,  Fühler  25 — .'30  gliederig.  Ersterer  mehr  im 
Walde,  an  Misthaufen  usw.,  letzterer  am  Strande,  Ufer  usw. 

In  der  Nahrung  ist  der  Ohrwurm  äufserst  polyphag:  lebende  und 
tote  pflanzliche  und  tierische  Stoffe ,  daher  das  Urteil  je  nach  dem 
Beobachter  so  sehr  verschieden  ist. 

Zweifellos  schädlich  ist  er  an  Blumen,  namentlich  Nelken,  Dahlien, 
Chr^'santhemen,  Levkoyen,  Hopfen,  Blumenkohl,  an  denen  er  sämtliche 
Blütenteile  abfrifst.  An  Gräsern,  Getreide  und  Mais  frifst  er  die  inneren 
Teile  der  Blüten ,  so  die  Befruchtung  verhindernd  ^).  So  sollen  nach 
SajÖ")  befallene  Maiskolben  nur  je  einen  bis  zwei  Körner  geliefert  haben. 

Minder  sicher,  wenn  auch  wahrscheinlich,  friist  der  Ohrwurm  auch 
Früchte,  nicht  nur  Obst,  sondern  auch  halbreife  Samen  von  Getreide. 
Mais,  Möhren,  Georginen  usw. 

Noch  weniger  sicher  ist  seine  Schädlichkeit  an  Knospen  (Georginen, 
Pfirsiche)  und  grünen  Pflanzenteilen,  von  denen  er  nicht  nur  ältere 
Blätter  (Kartoffeln,  Rüben.  Pfirsiche,  Dahlien,  Kohl  usw.),  sondern  ganz 
besonders  junge  Triebe  und  Keimpflanzen  (Bohnen,  Petersilie,  Dahlien, 
Klee  usw.)  verzehren  soll.  Das  gleiche  gilt  für  seine  Schädlichkeit  an 
Wurzeln  (Raps,  Rüben,  Möhren  usw.). 

Die  Beurteilung  der  Schädlichkeit  des  Ohrwurmes  wird  durch  seine 
Lebensweise  sehr  erschwert.  Einmal  tritt  er  überall  in  sehr  grofsen 
Mengen  auf  [ein  Budapester  Gärtner  fing  in  seinem  Garten  in  einem 
halben  Jahre  71  180  Stück ^)]  und  fällt  durch  seine  Lebhaftigkeit  sofort 
in  die  Augen,  so  dal's  ihm  bei  nicht  genauer  Untersuchung  Schäden 
zugeschrieben  werden,  die  von  anderen,  versteckteren  und  unschein- 
bareren Tieren  verursacht  werden.  Sehr  charakteristisch  ist  hierfür  ein 
von  Giebel*)  erwähnter  Fall.  Weite  Zuckerrübenfelder  waren  ver- 
wüstet und  mit  zahllosen  Ohrwürmern  bevölkert,  die  man  natürlich 
ohne  weiteres  als  die  Schädlinge  ansah.  „Doch  stellte  die  nähere 
Untersuchung  heraus ,  dafs  der  eigentliche  Missetäter  die  Raupe  der 
Gammaeule  war  und  die  Ohrwürmer  nur  von  den  schon  kranken  Rüben 
oder  vielleicht  gar  von  den  Raupen  angezogen  waren." 

Ferner  verkriechen  sich  die  Ohrwürmer,  wie  in  alle  Verstecke, 
auch  gern  in  verletztes  Obst  und  werden  dann  als  die  Ursache  der 
Verletzung  angesehen.  Indes  wird  von  mehreren  Beobachtern  aus- 
drücklich hervorgehoben ,  dafs  sie  nur  in  aufgesprungene  oder  von 
Wespen  und  Hornissen  oder  anderen  Tieren  verletzte  oder  angebohrte 
Früchte  hineingehen,    v.  Schilling  hat  nachgewiesen,  dafs  sie  sehr  dem 

1)  CuRTis,  Farm  Inseots,  p.  501. 

2)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  4,  1894,  S.  151—152. 

3)  SajÖ,  1.  c. 

'^J  Landwirtsch.  Zoologie,  Glogau,  1S69,  S.  028. 


Foriiculiden,  Ohrwürmer.  147 

Kote  der  Apfelmade  iiacligelien ,  was  ihre  Anwesenheit  in  „wurmigen'- 
Äpfeln  erklärt, 

Sicherheit  über  die  Schädlichkeit  der  Ohrwürmer  an  Pflanzen  kann 
nur  gewonnen  werden  dm"ch  Füttermigsversuche ,  wie  sie  namentlich 
V.  Schilling  M  angestellt  hat  mit  dem  Erfolge,  dafs  er  diesbezügliche 
Schädlichkeit  mit^  Ausnahme  von  Blumen  entschieden  bestreitet ,  oder 
durch  genaue  Beobachtungen,  wie  sie  v.  Schlechtendal-)  anstellte.  Er 
beschreibt  ihre  Frai'sweise  an  Ä7y//M^>/-Blättern  folgendermafsen :  Von 
den  alten  Tieren  „wird  das  Blattfleisch  verzelii^t  mit  allen  kleinen 
Nerven,  so  dafs  Löcher  oder  vom  Rande  her  Ausnagungen  entstehen: 
Mittel-  und  Seitenrippen  bleiben  meistens  stehen ,  letztere  wenigstens 
bei  alten  Blättern.  Die  Frafsränder  sind  unregelmäisig  kleinbuchtig 
mit  vorspringenden  Zipfeln,  Die  Blätter  zeigen  zahlreiche  Löcher, 
welche  sich  häufig  zu  grofsen  unregelmäfsigen  Löchern  verbinden, 
wenn  der  Angrift'  nächtlicherweile  fortdauert  .  .  .  Die  Jungen  aber 
benagen  nur  die  obere  Blattseite,  anfangs  in  Gestalt  von  unregel- 
mäfsigen kurzen  Gängen,  einfach  oder  verzweigt:  diese  Stellen,  zu 
welchen  die  Jungen  allnächtlich  zur  Weide  zurückkehren,  vergröfsern 
sich,  und  es  entstehen  abgenagte  Flecke,  innerhalb  welcher  sich  insel- 
artig abgestorbene  Blattflecken  zeigen ,  aber  das  Blatt  wird  hier  auch 
durchlöchert,  und  der  Frais  gewinnt  dann  ein  liederliches  Ansehen," 
Noch  wichtiger  wären  aber  mikroskopische  Untersuchungen  des 
Darminhalts  im  Freien  unter  verdächtigen  Umständen  gefundener  Ohr- 
würmer: durch  sie  allein  kann  in  jedem  Einzelfalle  völlige  Klarheit 
gewonnen  werden. 

Indirekt  schädlich  wird  der  Ohrwm'm  oft  dadurch,  dafs  er  Gemüse, 
namentlich  Blumenkohl,  durch  seine  zahlreichen  krümeligen  Exkremente 
beschmutzt.     Auch  als  Honigfeind  ist  er  recht  schädlich. 

Seine  Hauptnahrung  dürfte  aber,  nach  dem  Bau  seiner  Mundteile, 
nach  den  Versuchen  v.  Schillings  und  zahlreichen  Beobachtungen,  aus 
Lisekten,  Schnecken  usw.  bestehen.  Da  sich  darunter  viele  Schädlinge 
befinden,  wie  "Raupen  von  Heu-  und  Sauerwurm^),  Tortrix  buoliana, 
Simaethis  pariana,  Kirschenmaden,  ferner  Blatt-,  Blut-  und  Schildläuse, 
Reblaus  (?)*),  Blasenfüfse  usw..  mufs  man  den  Ohrwurm  in  vielen 
Fällen,  namentlich  an  Obstbäumen,  Rebstöcken,  zu  den  nützlichsten 
Tieren  rechnen.  Die  Gröfse  seines  Appetits  ist  aus  folgendem  ersicht- 
lich: nach  V.  Schilling  frafsen  sechs  wohlgenährte  Ohrwürmer  in  zwei 
Stunden  zehn  Räupchen  von  Simaethis  pariana,  nach  Lüstner  ein  Ohr- 
wurm in  zwölf  Stunden  fünf  Raupen  von  Tortrix  ambiguella,  nach 
Schröder^)  vier  Ohrwürmer  21  Puppen  vom  Stachelbeerspanner. 

Wenn  also  auch  allem  Anscheine  nach  der  Ohrwurm  in  den  meisten 
Fällen  überwiegend  nützUch  ist,  so  gibt  es  doch  Fälle,  in  denen  seine 
Beseitigung  erwünscht  wäre.  Mit  allen  möglichen  künstlichen  Verstecken 
kann  man  ihn  leicht  fangen,  mit  Lumpen ,  Häufchen  von  Laub ,  Moos 
usw, ,  unter  Fanggürteln  (Heuseilen),  namentlich  aber  in  alten  Tier- 
schädeln, Schweinsklauen  usw.  Auf  die  Blumenstäbe  stellt  man  mit 
Moos   gefüllte   Blumentöpfe.     Die  gefangenen   Tiere   tötet   man   durch 


')  Prakt.  Ratg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1887,  S.  494,  806;  1888,  S.  652, 

2)  lUustr.  Zeitschr,  Ent.  Bd.  4,  1899,  S.  33'2— 83:^>. 

3)  Goethe  und  LCsinei!,  Bericbt  d.  kgl.  Lehranst,  Geisenheim  a.  Rh.  1897/98,  S.  2), 
1899/1900,  S.  61.  —  VAN  RossuM  and  Snk.i.t.e.n,  Tijdsclir.  Ent.  D,  42,  1899,  Versl,  p.  14-lo. 

*)  Gläser,  Kleintiere  usw.  S.  95. 

9)  Allgem.  Zeitschr.  f,  Ent.  Bd.  0,  1901,  S.  238. 

10* 


14S  Orthopteren,  Geradflügler. 

Einwerfen  in  kochendes  Wasser.  Magnesia,  um  bedrohte  Pflanzen 
gestreut,  soll  sie  fern  halten '). 

Gegen  Witterungseinflüsse  sind  die  Ohrwürmer  sehr  widerstands- 
fähig. 

Als  Feinde  sind  bekannt :  Meisen  und  andere  insektenfressende 
Vögel,  Frösche,  Kröten,  Staphyliniden ,  Tachiniden  (Ilocselia  antiqua 
Meig.  und   2\(china  ftctipomis  Fall.)  und  Jlcrniis- Arten. 

Blattideii,  Schaben,  Roaclies,  Cockroaches. 

Flach.  Vorderbrust  breit ,  schildförmig ,  den  Kopf  überdeckend. 
Fühler  lang,  vielgliederig.  Starke  Laufbeine  mit  bestachelten  Schienen, 
Tarsen  fünfgiiederig.  Flügeldecken  groi's,  übereinandergreifend,  können 
fehlen,  ebenso  die  Hinterflügel.  Raife  fadig,  gegliedert.  —  Nächtlich: 
weit  verbreitet  und  vielfach  verschleppt. 

Im  Freien  dürften  die  Blattiden  kaum  irgendwo  ernstlich  schaden. 
Mit  Pflanzen  gelangen  sie  vielfach  in  Gewächshäuser  und  können  da 
zarten,  saftigen  Pflanzen,  besonders  Keimpflänzchen  und  Blüten,  recht 
verhängnisvoll  werden. 

Als  Gegenmittel  haben  sich  Mischungen  von  Arsenik ,  Mehl  und 
Zucker ,  oder  von  Gips  und  Mehl  und  Zucker ,  oder  von  Borax  und 
Zucker,  oder  von  Phosphorpaste  und  Sirup  gut  bewährt.  Schaben 
lassen  sich  auch  leicht  fangen  in  flachen  Tellern  mit  Bier,  zu  denen 
man  ihnen  den  Zutritt  durch  angelegte  Brettchen  oder  ähnliches  er- 
möglicht; die  Tiere  trinken  von  dem  Biere,  bis  sie  betäubt  werden, 
fallen  dann  in  dasselbe  und  ertrinken.  Auch  eigene  Schabenfallen  hat 
man  konstruiert  ^ ). 

Die  wichtigsten  Arten  sind: 

Periplaneta  americana  L.  Kakerlak.  30—36  mm  lang;  beide 
Geschlechter  mit  den  Hinterleib  überragenden  Flügeldecken.  Rotbraun, 
unten  heller.  Theobald^)  berichtet,  dafs  diese  Schabe  in  englischen 
Gewächshäusern  die  jungen  Triebe  verschiedener  Pflanzen ,  ,  besonders 
von  Orchideen,  abgefressen,  Senf  und  Kresse  ganz  verzehrt  hätte. 
Nach  BusK'*)  machte  sie  sich  in  Amerika  in  Champignonkulturen  lästig. 

P.  australasiae  Fab.  Ebenso,  aber  mit  heller,  gelber,  schärfer 
abgegrenzter  Zeichnung  auf  Halsschild  und  langen  gelben  Flecken  an 
den  Schulterecken  der  Flügeldecken. 

Stylopyga  orientalis  L.  Black  beetle  (England).  20—2(5  mm 
lang;  Flügeldecken  beim  Männchen  kürzer  als  Hinterleib,  beim  Weibchen 
ganz  kurz;  Hinterflügel  bei  letzterem  fehlend.  Dunkel-  bis  schwarz- 
braun. 

Phyllodromia  grermaniea  L.  Croton  bug  (Amerika^.  12—12,5  mm 
lang;  beide  Geschlechter  mit  den  Hinterleib  etwas  überragenden  Flügel- 
decken. Gelbbraun,  auf  Halsschild  zwei  dunkle  Längsstreifen. 


')  Larbale  TRIER,  Le  Naturaliste,  1896,  p.  21—22. 

2)  EiTZEMA  Eos,  Tijdschr.  Plantenz.  Bd.  2,  1896,  p.  22—27,  5  figs. 

3)  Eep.  1894  p.  11. 

*)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  38,  1902,  p.  32. 


Phasmiden. 


149 


Phasmiden  ^). 

Körper  blattförmig  („wandelnde  Blätter",  „leaf  insects")  oder  stab- 
artig („Grespenstheuschrecken",  „stick  insects",  „Walking  sticks");  nur 
letztere  kommen  für  uns  in  Betracht.  Mittel-  und  Hinterbrnst  sehr 
verlängert,  letztere  stets  innig  mit  dem  ersten  Hinterleibsringe  (dem 
„Mediansegmente")  verschmolzen.  Flügel  oft  fehlend  oder  verkümmert: 
wenn  vorhanden,  dann  die  vorderen  deckenartig,  die  hinteren  stark 
gefächert.  Lange  Schreitbeine  mit  grofsen  Haftlappen  zwischen  den 
Endklauen. 

Männchen  und  AVeibchen  gewöhnlich  äufserlich  sehr  verschieden; 
erstere  meist  kleiner,  bei  vielen  Arten  sehr  selten.  Die  samenähniichen 
Eier  (Fig.  121)  mit  harter,  skulpturierter  Schale,  meist  20—50  bei  einem 
Weibchen,  werden  von  diesem  einfach  fallen  gelassen.  Sie  liegen  einen 
bis  zwei  Winter  auf  dem  Boden,  worauf  wohl  zurückzuführen  ist,  dafs 
diese  Heuschrecken  gewöhnlich  alle  zwei  Jahre  in  gröfserer  Zahl  auf- 
treten. 

Die  Phasmiden  leben  auf  Bäumen  und  Sträuchern  von  Laub. 
Namentlich  in  Forsten  haben  einzelne  Arten  gelegentlich  gTofsen 
Schaden  getan. 


Fig.  121.     Eier  von  Gespenst-Heuschrecken,   in  natürlicher  Gröfse   und  vergröfsert 
(aus  Sharp,  nach  Kaii'). 


Man  bekämpft  sie ,  indem  man  im  Winter  den  mit  Eiern  besäten 
Boden  tief  umgräbt  oder  abbrennt,  oder  indem  man  im  Frühjahre  die 
Bäume  und  Büsche  mit  einem  Arsenikmittel  spritzt. 

Natürliche  Feinde  sind  Vögel,  Eidechsen,  Spinnen,  Wanzen,  para- 
sitische Dipteren  und  Hymenopteren,  die  Eier  und  Imagines  anstechen. 

Über  (iUO,  vorwiegend  tropische  Arten  bekannt:  in  Südeuropa  leben 
zwei  Arten  {Bacillus)-^  in  Nordamerika  geht  eine  Art  bis  nach  Kanada 
hinauf. 

Als  schädlich  berichtete  Arten  sind: 

Dlapheromera  I'emorata  Say.  The  thick-thiged  Walking  stick. 
Grau,  braun,  grünlichbraun :  7  cm  lang.  —  In  ganz  Nordamerika  östlich 
des  Felsengebirges,  nach  Süden  zu  seltener  werdend.  Wird  von  Zeit 
zu  Zeit  in  Wäldern  schädlich,  besonders  an  Eichen,  aber  auch  an  Rosen. 
Hickory-,  Pfirsich,  Robinie,  Kastanien,  Haselnufs,  oft  weithin  die  Bäume 
kahl  fressend.  Als  Feinde  erwähnt  Riley:  Krähen,  Singvögel,  Tauben. 
Hühner  und  drei  Wanzen:  Arnia  spinosa,  Fodisus  cynicKS  Say,  Acltolla 
innltispinosn  de  Geer.     Weibchen  legt  bis  100  Eier. 


')  Diese  Familie  wird  in  einer  ausführlichen  Monographie  behandelt,  von  der 
bis  jetzt  die  erste  Lieferung  vorliegt:  Brinnkk  von  Wattenwvi.,  K.,  und  J.  Rkdtes- 
liACHEu,  Die  Insektenfamilien  der  Phasmiden.  Leipzig.  4*',  Liefg.  I.  Bog.  1 — 28, 
Taf.  1-6. 


150 


Orthoptereji,  Geradflügler. 


Podaeanthus  Wilkinsoni  Macl.  (Trän,  (S— 0  cm  lang;  geflügelt. 
Überall  in  Australien  an  Eucalyptus  häufig,  oft  in  solclien  Mengen,  dafs 
die  Bäume  auf'  weite  Strecken  kahl  gefressen  werden :  auf  ^  4  acre 
wurden  500  Schrecken  gezählt.  —  Von  wilden  Vögeln  nicht  gefressen ; 
Hühner  fressen  sie,  legen  aber  nachher  mifsfarbige,  ungeniei'sbare  Eier. 

Aerophylla  tesselata  Gray^).  Australien.  Zerstörte  nach  Oliff 
4(  )<_)  acres  Bäume  in  folgender  Reihenfolge :  Eichen,  turpcntirv,  iromvood, 
hlood/rood,  Eucalyptus. 

Graelfea  eocophagfa  Gray^).  Nach  Smith  auf  den  Südsee-Inseln 
mitunter  in  grofsen  Mengen  und  sehr  schädlich  an  Kokospalmen. 


Acridiideii,  Feldlieuschreckeii. 

Körper  seitlich  zusammengedrückt.  Kopf  unbeweglich  mit  Brust 
verbunden,    kugelig,   mit    senkrecht  stehender  Stirn  leiste    und    bei 

vielen  Arten  kleinen  Stirn - 
oder  S  c  h e  i  t  e  1  g r  ü  b  c  h  e  n 
auf  der  Chitinleiste  zwischen 
oberem  Augenrande  und 
Kopfspitze.  Zwei  grofse 
Netz-,  drei  Punkt  äugen. 
Fühler  nur  wenig  länger 
als  Kopf,  höchstens  25giie- 
derig.  M  u  n  d  w  e  r  k  z  e  u  g  e 
kräftige  Beifs-  und  Kau- 
werkzeuge (Fig.  122).  Brust 
besteht  aus  drei  deutlichen 
Ringen.  Das  Pronotum 
(Hals  Schild)  ist  sehr 
grofs,  bedeckt  die  Wurzel 
der  Vorderflügel  und  ist  an 
den  Seiten  in  senkrechte 
Lappen  herabgez ogen : 
oben  trägt  es  meist  drei 
Längs  kiele  oder  -leisten 
und  eine  bis  drei  Quer- 
furchen.  —  Die  vorderen 
Flügel  bilden  schmale,  steife,  lederartige  Decken,  die  hinteren  sind 
häutig,  grofs,  gefaltet.  Die  Aderung  der  Decken  ist  systematisch  wichtig. 
Selten  sind  die  Flügel  verkümmert  oder  fehlen  ganz. 

Beine  kräftig,  besonders  die  hinteren,  die  starke  Springbeine 
bilden.  Die  Aufsenseite  der  Hinterschenkel  trägt  zwei  Längsleisten, 
die  Oberseite  der  Hinterschienen  eine  Doppelreihe  scharfer  Dornen 
(Waffe);  an  ihrem  Hinterende  sitzen  vier  bewegliche  Stacheln,  die  als 
Stütze  beim  Abspringen  dienen.  Die  Füfse  sind  dreigiiederig  und 
tragen  Haftballen :  ein  Haftlappen  steht  zwischen  den  beiden  Klauen. 
Durch  Reiben  ihrer  Hinterschenkel  an  den  Flügeldecken  zirpen  die 
Feldheuschrecken. 


Fig.  122.     Mandibeln  von  Feldheusclirecken 
(nach  J.  B.  Smith'. 


1)  Macleay,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales,  Vol.  «j,  issy,  p.  .536— 5:^)!:J ;  Froggatt,  Agric. 
Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  16,  1905,  p.  515—520,  1  PL,  5  figg. 

2)  Oi.iFK.  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  3,  1892,  p.  485. 

3)  Garden.  Chronicle  Vol.  16,  p.  472. 


Acridiiden,  Feldheuschrecken. 


151 


Der  Hinterleib  (Fig.  123)  ist  zehnringelig ;  am  ersten  Ring 
sitzen  seitlich,  die  Gehörorgane.  Am  elften  Ringe  fehlt  der  mitere 
Teil.  Beim  Männchen  sitzt  auf  der  Unterseite  des  neunten  Ringes  die 
Siibgenitalplatte  mit  dem  Penis;  der  zehnte  Ring  besteht  aus 
einer  oberen  und  zwei  unteren  Afterklappen  und  trägt  zwei  Raife.  — 
Beim  Weibchen  fehlt  die  Subgenitalplatte ;  achter  und  neunter  Ring 
bilden  die  kurze  Legeröhre ,  die  aus  zwei  oberen  und  zwei  unteren, 
meist  klaffenden  Klappen  besteht,  zwischen  denen  noch  ein  ganz 
kurzes  drittes  Klappenpaar  eingeschlossen  ist.  Der  elfte  Ring  ist  wie 
beim  Männchen  gebildet. 


Sg  ifo 


s>  -^p    // 


Fig.  123.     Hinterende   von  Melanoplus.     A  Männnchen,     B  Weibchen  (aus  Fui.sum) 

•S— //  Ringe,  r,  Raif,  </  obere,  r  untere  Scheidenklappe,  <  Stigma,  xy*  obere  Afterklappe. 


K    TrE 


Sti         Sti  Tri  TrK        St  ^-10 

Fig.  1'24.     Luftsäcke  von  Melanoplus  nach  Emekton  u.  Packaüm 
(aus  .JiDEicH  u.  Niische). 

Mit  den  Tracheen  stehen  Luftsäcke  (Fig.  124)  in  Verbindung,  die 
offenbar  die  aufsergewöhnlichen  Flugleistungen  mancher  Arten  er- 
möglichen. 

Der  Darm  (Fig.  125)  ist  kurz,  gerade.  An  Stelle  eines  Kaumagens 
befindet  sich  der,  innen  mit  in  Reihen  gestellten  Hornvorsprüngen  be- 
waffnete Kropf. 

Die  Eiablage  (Fig.  126)  erfolgt  bei  allen  Feldheuschrecken  in 
nicht  zu  dicht  bewachsenen,  lockeren  oder  festen,  am  liebsten  unbe- 
arbeiteten i)  Boden  in  Paketen  (Fig.  127)  von  30  bis  80  und  mehr 
Eiern.  Das  Weibchen  bohrt  zu  diesem  Zwecke  das  ausgestreckte 
Hinterende  mit  Hilfe  der  chitinigen  Anliänge  so  weit  als  möglich  in  den 
Boden,  dehnt  es  durch  Einpressen  von  Blut  aus,  bohrt  weiter,  dehnt  wieder 
aus  usw.,  bis  die  meistens  5  bis  8  cm  betragende  Tiefe  erreicht  ist.    Nun 


')  Nach  CoiEs,   Indian  Museum  Note.s 
in  Indien  indes  gepflügtes  Land. 


Vol.  2,  p.  107,   bevorzugt  Scli.  peregrina 


152 


Orthopteren,  Geradflügler. 


sclieidet  es  auf  den  Boden  des  Loches  etwas  Schaum  ab  und  legt  dann 
die  säbelförmig  gekrümmten,  weifslichen  Eier,  jedes  einzelne  in  Schaum 
gehüllt,  in  gewöhnlich  ziemlich  regelmäl'sigen  Reihen  nebeneinander  ab. 
Oben  wird  das  Loch  wieder  mit  einem  Schaumpfropf  verschlossen  und 
dann  etwas  Erde  darübergescharrt.  Der  meistens  mit  geschlagenem 
Eiweifs  verglichene  Schaum  erhärtet  bald  und  verklebt  die  Eier  mit 
der  umgebenden  Erde,  so  dafs  sie  als  fester  Pfropf  in  diese  eingebettet 
sind.  Die  frischen  Eierplätze  sehen  rissig,  spaltig,  wie  bearbeitet  aus 
und  sind  meist  leicht  zu  erkennen.  Auch  bedecken  gewöhnlich  zahl- 
reiche tote  Weibchen  die  Legeplätze,  so  dafs  man  vielfach  annahm, 
dafs  alle  Weibchen  nach  der  Eiablage  sterben.  Doch  leben  manche 
Arten  noch  mehrere  Monate  nach  derselben:  andere  Arten  werden 
sogar  mehrmals  begattet  und   legen  wiederholt   (bis    11    mal)   Eier   ab. 


Fig.  12Ö. 
Darmkanal  einer 
Feldheusclirecke 
^c         (aus  For.so.M). 

(■  Dünndarm. 
(v  Kropf. 

.'/f  Blindschläuche. 
/  Ileum. 

///  sogen.  Magen. 
Hit  Malpighische 
Schläuche. 
0  Speiseröhre. 
;'i  Schlundkopf. 
)■  Enddarm, 
s  Speicheldrüse. 


126.  Eiablage  der  Felsengebirgs-Heuschrecke 
nach  E.I1.EV. 


Im  allgemeinen  überwintern  die  Eier  einmal;  doch  scheinen  sie 
bei  ungünstiger,  trockener  Witterung  mehrere  Winter  in  der  Erde  ruhen 
zu  können,  bis  ein  feuchteres  Frühjahr  eintritt;  es  können  sich  so  unter 
Umständen  die  Eier  mehrerer  Generationen  ansammeln,  was  in  einigen 
Fällen  wenigstens  das  plötzliche  Auftreten  der  groisen  Schwärme  er- 
klären dürfte.  Bei  einigen  subtropischen  Arten  überwintern  die  Imagines ; 
sie  legen  im  Frühjahre  Eier,  aus  denen  nach  einigen  Wochen  die 
Jungen  ausschlüpfen.  Die  Eischale  wird  vom  Embiyo  mit  der  sog.  K  o  p  f - 
blase  geöffnet,  und  die  Jungen,  ihrer  Bewegungsart  wegen  „Hüpf er'" 
genannt,  verlassen  die  Eier,  die  obersten  zuerst,  die  unteren  in  dem 
Mafse,  in  dem  die  Sonne  den  Boden  durchwärmt.  Der  Schaum  hat 
sich  unter  dem  Einflüsse  der  Feuchtigkeit  gelöst,  so  dafs  die  meisten 
Jungen  durch  das  Loch  nach  oben  auskriechen.  Indes  vermögen  sie 
auch  direkt  durch  die  Erde  nach  oben  zu  dringen,  indem  sie,  ähnlich 
wie  die  Würmer,  erst  das  Vorderende  vorschieben,  es  durch  Einpressen 
von  Blut  aiisdehnen  usw. 


Acridiiden,  Feldheuschrecken.  ]^53 

Das  ausgeschlüpfte  Junge  ist  noch  vom  Amnion  umhüllt,  das  ihm 
überall  fest  anliegt,  es  nicht,  wie  öfters  behauptet  worden  ist,  wie  ein 
lockerer  Sack  umhüllt.  Nach  einigen  Minuten  wird  es  abgestreift 
(erste  Häutung).  Im  ganzen  folgen  aufserdem  wahrscheinlich  noch 
fünf  Häutungen,  bei  denen  einige  Farbenänderungen  vor  sich  gehen 
und  die  Flügel  allmählich  gebildet  werden:  hierbei  liegen  zuerst  die 
Hinterflügel  über  den  vorderen.  Bei  jeder  Häutung,  zu  der  das  Insekt 
gerne  an  Gras  und  Ähnlichem  in  die  Höhe  klettert  und  sich  mit  dem 
Kopfe  nach  unten  aufhängt,  platzt  die  Haut  auf  dem  Rücken,  und  die 
Heuschrecke  kriecht  nach  oben  aus  ihr  heraus. 

Im  Anfange  schaden  die  Hüpfer  wenig.  Erst  in  den  späteren 
Stadien,  in  denen  sie  rascher  wachsen,  fressen  sie  ungeheuere  Mengen 
und  schaden  dann  oft  mehr  als  die  Geflügelten.  Diese  sind  nicht  sofort 
geschlechtsreif,  sondern  werden  es  erst  nach  drei-  bis  vierwöchigem 
Umherstreifen.  Erst  mit  der  Geschlechtsreife  vereinigen  sich  die 
Wanderheuschrecken  zu  den  grofsen  Zügen. 

Junge  und  alte  Heuschrecken  sind  gegen  Witterungseinflüsse 
sehr  empfindlich.  Anhaltende  Kälte  und  noch  mehr  Nässe  wird  ihnen 
verderblich,    den  Eiern  ganz  besonders  auch  der  Zutritt  von  Luft  und 


Fig.  l'J(.     Eierpakete  von  Stauronotus  maroccanus  (nach  Sa.iö). 

Licht,  während  Kälte  und  Nässe  (Überschwemmungen)  ihnen  nichts 
anhaben.  Heuschreckenepidemien  treten  daher  nur  in  trockenen,  heifsen 
Jahren  auf. 

Auf  einen  nicht  unwichtigen  indirekten  Schaden  durch  Heuschrecken 
macht  Kannemeyer  ^)  aufmerksam,  indem  sie  sich  nämlich  mit  dem  von 
den  Klauen-  und  maulkranken  Rindern  an  das  Gras  abgeschiedenen 
Schleim  bedecken,  und  so  diesen  und  mit  ihm  die  Seuchen  weiter 
verschleppen. 

Die  Familie  der  Feldheuschrecken  enthält  unter  ihren  mehr  als 
2000  Arten  die  gröfsten  Schädlinge  unter  den  Geradflüglern,  mit  die 
gröfsten  unter  den  Insekten  überhaupt,  die  Wanderheuschrecken-), 


M  Trans.  South  Afric.  phil.  Soc.  Vol.  8,  1896,  p.  84-85. 

-)  Die  Literatur  über  Feldheuschrecken  im  allgemeinen,  über  Wander- 
heuschrecken im  besonderen  ist  eine  so  ungeheuere,  dafs  hier  und  im  folgenden 
selbst  von  den  wichtigeren  Arbeiten  nur  ein  Bruchteil  angeführt  werden  kann. 
Am  gründlichsten  beschäftigen  sich  mit  letzteren  die  drei  ,.Eeports  of  the  U.  S. 
entomological  Commission  relating  to  the  Eocky  Mountain  Locust",  Wa.shington 
1878,  1880  und  1883,  in  denen  nicht  nur  die  Felsen gebirg.sheuschrecke.  sondern 
auch  die  wichtigeren  anderen  amerikanischen  und  aufseramerikanischen  Heu- 
schrecken nach  allen  Seiten  hin  eingehend  erörtert  werden.  —  Eine  kurze  aber 
vorzügliche  Behandlung  der  "Wanderheuschrecken  gibt  J.  Redtkxkachek  :  „Über 
Wanderheuschrecken'',  Programm  der  deutschen  k.  k!^  Staatsrealschule  in  Budweis 


154  Ortlioptcveu,  Geradflügler. 

deren  Bedeutung  mir  dadurch  etwas  an  Furchtbarkeit  verliert,  dais 
sie  nicht  jährlich,  sondern  nur  in  Zwischenräumen  auftreten.  Schädlich 
sind  alle  Feldheuschrecken,  sobald  sie  an  Kulturpflanzen  gelangen ;  denn 
sie  sind  ausgesprochen  herbivor.  Die  Mehrzahl  von  ihnen  lebt  allerdings 
für  gewöhnlich  an  öden,  unfruchtbaren  oder  vielmehr  unbebauten  Stellen : 
jede  Art  von  Nutzniefsung  des  Bodens  ist  ihnen  unbekömmlich,  Regel- 
mäl'sige  Kultur  vertreibt  sie  völlig:  aber  schon  Weidenutzung  ist  für 
ihr  Gedeihen  unvorteilhaft ,  wie  sie  nach  Sajö  ^)  auch  abgemähte 
Wiesen  verlassen.  Sie  leben  im  allgemeinen  von  harten,  trockenen 
Pflanzen,  vorwiegend  von  Gräsern,  scheuen  aber  im  Notfalle  vor  keiner 
ihren  Kauwerkzeugen  erliegenden  Nahrung  zurück,  ob  pflanzlichen 
oder  tierischen  Ursprunges :  Dachschilf,  Schiffssegel,  tierische  Leichen 
usw.  Ihre  kranken  Genossen  verzehren  sie  ohne  weiteres,  und  selbst 
lebende  Menschen  sollen  von  ihnen  überfallen  und  völlig  skelettiert 
worden  sein. 

Wie  es  kommt ,  dafs  einige  wenige  Arten  wandern ,  andere ,  oft 
ihre  nächsten  Verwandten,  nicht,  ist  ein  Rätsel,  dessen  Lösung  wohl 
nur  durch  eingehende  biologische  Forschungen  an  den  Ursprungs- 
stätten der  grofsen  Wanderzüge  gelöst  werden  kann.  Oft  zeichnen 
sich  die  wandernden  Arten  zwar  durch  besonders  kräftige  Flugorgane 
und  grofse  Luftsäcke  (s.  Fig.  124)  aus.  Dafs  hierauf  allein  das 
AVanclern  aber  nicht  zurückzuführen  ist,  ergibt  sich  einmal  daraus, 
dats  manche  Arten  mit  sehr  kräftigen  Flugorganen,  wie  z.  B.  Acridium 
acgyptiacum ,  nicht  wandern ,  ferner  daraus ,  dafs  bei  den  meisten 
AVanderheuschrecken  schon  die  jungen  Hüpfer  wandern. 

Aufserdem  gibt  es  alle  Übergänge  von  sefshaften  über  Strich-  zu 
den  Wanderheuschrecken ;  ja,  dieselbe  Art  verhält  sich  in  dieser  Hin- 
sicht nicht  immer  gleich.  Namentlich  starke  Vermehrung  kann  aus 
einer  sefshaften  vorübergehend  eine  Strich- ,  aus  einer  solchen  eine 
AVanderheuschrecke  machen.  Die  eigentlichen  Wanderheuschrecken 
streichen  auch  in  ihrer  Heimat  ständig  in  kleineren  Schwärmen 
unregelmäfsig  hin  und  her.  Erst  übergrofse  Vermehrung  löst  den 
Wandertrieb  aus. 

Das  Verbreitungsgebiet  der  Wanderheuschrecken  kann  man  nach 
dem  Vorgange  von  Köpfen-)  und  Thomas'^)  in  drei  Gebiete  einteilen:  die 
Heimat  oder  das  permanente  Gebiet,  in  dem  sie  ständig  leben 
und  sich  fortpflanzen,  das  subpermanente  oder  St  rieh  gebiet, 
in  das  sie  öfters  kleine  Einfälle  machen,  imd  in  dem  sie  auch  vorüber- 
gehend sich  fortpflanzen,  um  aber  schliefslich  doch  wieder  zu  ver- 
schwinden, und  das  temporäre  oder  Wandergebiet,  das  nur  von 
den  grofsen,  hier  nicht  oder  höchstens  einmal  zur  Fortpflanzung  ge- 
langenden Zügen  heimgesucht  wird. 

Die  Heimat  der  wandernden  Arten  liegt  in  öden,  mehr  oder 
wenie-er  unfruchtbaren,  sandigen,  vorwiegend  mit  trockenem  Grase  be- 


für  1898,  in  der  auch  die  wichtigste  biö  dahin  vorhandene  Literatur  angeführt 
wird.  —  Auch  E.  Taschexbeiujs  Kapitel  über  die  Feldheuschrecken  in  B)!ehms  Tier- 
leben, noch  mehr  aber  W.  Makshai.i.s  Kapitel  „Die  Wanderheuschrecken"  in  seinen 
„Zoologischen  Plaudereien"  sind  sehr  lesenswert.  Merkwürdig"  ist.  dafs  dagegen 
die  neueren,  in  deutscher  Sprache  erschienenen  Werke  über  tierische  Schädlinge 
die  Heuschrecken  so  gut  wie  nicht  berücksichtigen. 

1)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  5,  1898,  S.  861. 

-)  Petkhmaxxs  geogr.  Mitteilungen  Bd.  17,  1871,  S.  862. 

"j  2d  Eep.  U.  S.  ent.  Commiss.  p.  56. 


Acridiiden,  Feldheuschrecken.  I55 

standenen,  fast  baumlosen  Gebieten.  In  Eiu'opa  sind  es  namentlicli  die 
Küstengebiete  des  östlichen  Mittelmeeres,  des  Schwarzen  und  Kaspischen 
Meeres-,  in  Afrika  die  Hochländer  im  Inneren,  des  Sudan  im  Norden, 
der  Kalahari  im  Süden ;  in  Asien  die  indische  "Wüste ,  die  Steppen 
und  Wüsten  von  Belutschistan ,  Afghanistan  usw.  im  Westen .  die 
Wüste  Gobi  im  Osten-,  in  Nordamerika  die  Hochländer  an  dem  nörd- 
lichen Felsengebirge ;  in  Südamerika  die  Pampas  Nordargentiniens,  das 
Chaco  usw.  Fast  immer  sind  es  hochgelegene  Gebiete ,  mit  reiner, 
trockener  und  dünner  Luft. 

Die  echten  AV  a  n  d  e  r  z  ü  g  e  unterscheiden  sich  von  den  so  - 
genannten  lokalen,  mehr  dem  Nahrungsbedarfe  dienenden  Flügen 
weniger  durch  ihre  Gröi'se  als  durch  die  bestimmte ,  von  ihnen  inne- 
gehaltene Richtung.  Erstere  sind  die  gefürchteten  schädlichen  Züge, 
während  letztere  nur  selten  und  eigentlich  nur  in  der  Heimat  der 
AVanderarten  Schaden  stiften. 

Als  Ursache  des  AVanderns  hat  man  vielfach  einen  durch 
ü  b  e  r  m  ä  f  s  i  g  e  V  e  r  m  e  h  r  u  n  g  erzeugten  Nahrungsmangel  angenommen. 
Dafs  erstere  Grundbedingung  der  grofsen  AVanderzüge  ist,  steht  aufser 
Frage.  Aber  kleinere  Wanderschwärme  brechen  öfters ,  wenn  nicht 
immer ,  aus  den  Brutstätten  aus,  ohne  Nahrungsmangel.  Als  Ursache 
der  übermäfsigen  Vermehrung  darf  man  wohl  andauernd  günstige,  das 
heilst  trockene,  warme  Witterung  mit  rechtzeitig  einsetzenden  warmen 
Regen,  womöglich  mehrere  Jahre  hintereinander,  annehmen.  Auch 
können  die  Eier  bei  anhaltender  Trockenheit  mehrere  Jahre  lebens- 
kräftig im  Boden  liegen  bleiben  und  sich  so  aus  mehreren  Jahrgängen 
summieren ,  bis  ein  warmer  Regen  sie  alle  gleichzeitig  ausschlüpfen 
läfst.  Eier  von  MeJanoplus- Arten  schlüpften  z.  B.  noch  aus ,  nachdem 
sie  4V2  Jahre  unter  dem  Fufsboden  eines  Hauses  gelegen  hatten  ^). 
andere  nach  noch  längeren  Pausen. 

Dafs  Nahrungsmangel  nicht  Ursache  des  Wanderns  ist,  geht 
daraus  hervor,  dafs  sowohl  Hüpfer  als  Erwachsene  gute  Weideplätze 
beiseite  liegen  lassen,  überfliegen  oder  selbst  verlassen,  wie  denn 
ja  auch  die  fliegenden  Wanderzüge  im  allgemeinen  am  wenigsten 
Nahrung  bedürfen. 

Das  eigentliche  Wandern  findet  immer  in  bestimmter  Richtung 
statt,  zuerst  bei  den  Hüpfern  weniger  ausgeprägt,  aber  immer  ent- 
schiedener, je  älter  sie  werden,  bei  den  Erwachsenen  namentlich,  Avenn 
sie  die  Geschlechtsreife  erlangt  haben.  HüjDfer  und  Erwachsene  über- 
winden hierbei  alle  ihnen  in  den  Weg  kommenden  Hindernisse ,  wie 
Alauern  und  Häuser ,  die  überklettert ,  Flüsse ,  die  überschwemmen, 
schneebedeckte  Gebirge  (Anden,  Felsengebirge,  Himalaja),  die  über- 
flogen werden.  AVas  die  Richtung  bestimmt,  ist  unbekannt.  Die  Imagines 
fliegen  bzw.  treiben  auf  ihren  grofsen  AVanderzügen  allerdings  meistens 
mit  dem  AVinde.  Aber  einmal  sind  Fälle  bekannt,  in  denen  sie  gegen 
den  AVind  flogen:  dann  dringen  manche  Arten  einige  Jahre  und  Genera- 
tionen hindurch  stets  in  derselben  Richtung  vor,  wie  z.  B.  Fachyiihis 
migratorius  von  Südosteuropa  bis  England.  Die  Hüpfer  sollen  mit 
dem  Kopfe  nach  der  Sonne  zu  wandern,  zum  Teil  übrigens  auch  die 
Geflügelten.  Es  kann  das  aber  unmöglich  immer  zutreflen,  weil  sie 
sonst  in  grofsen  Schraubenlinien  vorwärts  dringen  müfsten,  nicht  gerad- 


^J  EiLEY,  Amer.  Nat.  Vol.  15,    1881,   p.  748— 749;  Ausz.:   Kosmos  Bd.  9.    S.  149 
bis  150.  —  Parsons,  Insect  Life  A^ol.  1,  1889,  p.  380. 


156  Orthopteren,  Geradflügler. 

linig,  wie  sie  es  wirklich  tun.  Übrigens  wird  auch  gerade  von  den 
Hüpfern  des  öfteren  erwähnt,  dafs  sie  nicht  in  bestimmter  Richtung 
wanderten ,  sondern  nach  den  nächsten  Weideplätzen ,  vorzugsweise 
Wege  und  Strafsen  entlang,  ja,  dafs  Züge  aneinander  vorbeimaschierten 
oder  sich  sogar  kreuzten. 

Die  Wanderzüge  zersplittern  sich  im  allgemeinen,  je  weiter  sie 
vordringen,  bzw.  sie  werden  durch  ungünstige  Witterung,  Krankheiten 
und  Feinde  immer  mehr  gelichtet.  Ihre  Nachkommen  im  Einfallslande 
setzen  entweder  die  Wanderung  in  der  alten  Richtung  fort,  oder 
kehren,  wenn  erwachsen,  zu  der  Heimat  ihrer  Eltern  zurück  — 
wohl  die  rätselhafteste  Erscheinung  der  ganzen  Wanderung.  Diese 
zweite  und  noch  mehr  eventuelle  spätere  Generationen  leiden  in  er- 
höhtem Mafse  unter  äufseren  Einflüssen;  von  den  zurückkehrenden 
Schwärmen  soll  nur  ein  kleiner  Teil  die  Heimat  wieder  erreichen. 

Das  Auftreten  der  grofsen  Züge  hat  man  vielfach  mit  dem  der 
Sonnenflecke  ^)  in  Verbindung  gebracht.  Wenn  letztere  wirklich 
die  Bedeutung  für  die  Witterung  haben,  die  man  ihnen  vielfacli  zu- 
schreibt, wäre  ein  öfteres  Zusammentreffen  beider  leicht  verständlich. 
Eine  einfache  Betrachtung  der  Heuschreckenjahre  zeigt  aber,  dafs  von 
einer  elfjährigen  oder  überhaupt  von  einer  regelmäfsigen  Periode  bei 
ihnen  keine  Rede  sein  kann,  dafs  sie  vielmehr  von  lokalen,  zeitlich 
unregelmäfsigen  Bedingungen  abhängen-). 

Thomas -^^  will  die  Auslösung  des  Wandertriebes  auf  die  direkte 
AYirkung  der  Atmosphärilien  zurückführen.  Jede  Änderung 
derselben  wirke  durch  die  Tracheen  und  Luftsäcke  auf  den  ganzen 
Körper  der  Heuschrecken.  Die  verhältnismäfsig  weichen,  saftigen 
Acridiiden  würden  namentlich  durch  längere  Einwirkung  trockener, 
warmer,  stark  verdünnter  Luft  beeinflufst.  Tatsächlich  sollen  einige 
amerikanische  Arten  durch  eine  Reihe  trockener  Jahre  sogar  äufserlich 
merkbar  abgeändert  werden.  Dafs  trockene,  warme  Sommer  die  über- 
grofse  Vermehrung  der  Heuschrecken  und  damit  das  Auftreten  von 
Wanderzügen  begünstigen,  steht  aufser  Zweifel. 

RossiKOW-')  vertritt  die  Ansicht,  dafs  starker  Befall  durch  Para- 
siten, besonders  durch  Fliegen,  eine  lebhafte  Unruhe  bei  den  Heu- 
schrecken hervorrufen  solle,  deren  Folge  das  Wandern  sei.  Für  diese 
Ansicht  spricht,  dafs  die  Züge,  ganz  besonders  aber  die  rückkehrenden, 
nicht  nur  stark  iDarasitiert  sind,  sondern  auch  oft  von  ganzen  Schwärmen 
von  Parasiten  begleitet  werden.  Ferner  ist  es  eine  bekannte  Erscheinung, 
dafs  parasitierte  Insekten  in  vielen  Fällen  ruhelos  hin  und  her  wandern. 
Aber  schon  Thomas^)  hat  daraufhingewiesen,  dafs  auch  Wanderungen 
ohne  stärkeren  Parasitenbefall  stattfinden.  Schliefslich  würde  ein 
solcher  aber  weder  die  Regelmäfsigkeit ,  noch  die  Hin-  und  Rück- 
wanderung, noch  die  Tatsache  erklären,  dafs  bei  manchen  Arten 
schon  die  Jungen  bald  nach  Verlassen  des  Eies  zu  wandern  beginnen. 


')  SwiNTON,  3t^  Eep.  U.  S.  ent.  Commiss.  p.  78— 85;  G-iaud,  Compt.  rend.  Soc.  Biol. 
Paris  T.  58,  1901,  p.  671-672. 

2)  Hierfür  ist  besonders  charakteristiscli  die  Bemerkung  Vosselers:  „Von  der 
Wanderheuschrecke  liefs  sich  (1906  in  Deutsch-Ostafrika)  kein  Exemplar  blicken, 
obwohl  Südafrika  und  Amerika  von  den  dort  heimischen  Arten  überschwemmt 
wurden."     (Ber.  Land-  u.  Forstw.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  :!,  1907,  S.  109.) 

3)  1.  c.  p.  106—107. 

*)  Russische  Arbeit:  Ausz.  s.  Zool.  Centralbl.  Bd.  (i,   1899,  S.  651. 
5)  1.  c.  p.  104. 


Acridiiden,  Feldheuschrecken.  ]^57 

Eine  nicht  unbedeutende  Rolle  scheint  die  Fortpflanzung  zu 
spielen.  Abgesehen  davon,  dais  bei  vielen  anderen  Tieren  (Bienen, 
Eintagsfliegen,  Zugvögeln,  Heringen  u,  a.)  der  Fortpflanzungstrieb  oder 
die  Suche  nach  geeigneten  Eierplätzen  das  Zusammenrotten  zu  gröi'seren 
Scharen  oder  selbst  Wanderung  auslösen,  ist  der  Wandertrieb  der  ge- 
flügelten Heuschrecken  um  so  ausgeprägter,  je  mehr  sie  sich  der 
Geschlechtsreife  nähern,  und  mit  der  letzten  Eiablage  auch  beendet. 
Da  aber  schon  die  Hüpfer  wandern,  kann  der  Fortpflanzungstrieb  nicht 
die  einzige  Ursache  sein. 

Man  wird  einstweilen  wohl  nicht  umhin  können,  einen  Wander- 
trieb oder  -Instinkt  anzunehnem.  Es  ist  das  allerdings  nur  eine 
Zurückschiebung  der  Erklärung ;  aber  alle  Schilderungen  von  Wander- 
zügen lassen  deren  Triebhaftes  leicht  erkennen,  d.  h.  ihre  Abhängig- 
keit mehr  von  inneren  als  von  äufseren  Ursachen.  Dabei  können 
natürlich  doch  erstere  von  letzteren  ausgelöst  werden.  So  scheint 
namentlich  die  übergrofse  Vermehrung,  das  Zusammenscharen  grofser 
Massen  diese  immer  unruhiger  zu  machen  und  eine  Art  Taumel  hervor- 
zurufen. Die  Schwärme  der  Geflügelten  werden  in  dem  Mafse,  als 
sie  sich  aus  den  Ungeflügelten  durch  deren  letzte  Verwandlung  ver- 
gröfsern,  immer  unruhiger,  erheben  sich  immer  höher  in  die  Luft 
und  ziehen  immer  gröfsere  Kreise ,  bis  schliefslich ,  wenn  die  Ver- 
wandlung überall  vollendet  ist ,  die  ganze  Masse  sich  erhebt  und  in 
wildem  Fluge  davoneilt.  Ähnlich  aufreizende  Wirkung  groiser 
Massen  wird  bekanntlich  bei  allen  gesellig  lebenden  Tieren  einschliefs- 
lich  des  Menschen  des  öfteren  beobachtet. 

Der  Wandertrieb  ist  bei  den  verschiedenen  Arten  verschieden 
ausgeprägt.  Bei  den  einen  (Seh.  pcregrina)  beginnt  er  sofort  nach 
der  Geburt,  bei  den  anderen  (St.  maroccanns)  erst  nach  der  zweiten 
Häutung;  Äcr.  smcincimn  wandert  als  Hüpfer  überhaupt  nicht. 

Das  Wandern  findet  vorwiegend  bei  Tag,  am  liebsten  bei  Sonnen- 
schein und  Wind  (Geflügelte)  statt.  Kaltes,  regnerisches  Wetter 
unterbricht  es ,  ebenso  Verdeckung  der  Sonne  durch  Wolken  oder 
plötzliche  Windstille,  bei  der  die  Geflügelten  einfach  herabfallen  sollen. 
Bei  schlechtem  Wetter  und  Nachts  verbergen  die  Heuschrecken  sich 
im  Grase ,  Gebüsche ,  auf  Bäumen  usw.  Nicht  selten  sind  aber  auch 
Nachts,  besonders  in  hellen,  warmen  Mondscheinnächten,  Flüge  be- 
obachtet worden.  — •  Während  die  Hüpfer  bei  der  Wanderung  fressen, 
können  dies  die  Geflügelten  nur  in  den  Ruhepausen. 

Die  Geschwindigkeit  der  Wanderzüge  und  damit  ihre  täglich 
zurückgelegte  Strecke  richtet  sich  natürlich  nach  der  Gröi'se  der  Art, 
nach  dem  Alter  der  Hüpfer  und,  bei  den  Geflügelten,  nach  der  Wind- 
stärke. Die  ganz  jungen  Hüpf  er  legen  kaum  1 — 2  km  den  Tag  zurück, 
die  älteren  ebensoviel  die  Stunde:  bei  den  Geflügelten  werden  Ge- 
schwindigkeiten bis  über  95  km  die  Stunde  (mit  starkem  Winde)  ^) 
angegeben.  Die  Erwachsenen  lassen  sich  gerne  vom  Winde  treiben : 
es  unterliegt  aber  keinem  Zweifel,  dafs  sie  auch  ganz  bedeutender 
eigener  Flugbewegung  fähig  sind.  Die  Hüpfer  sollen  immer  ab- 
wechselnd einige  Schritte  gehen  und  dann  einen  Sprung  machen,  da- 
her ihre  Fortbewegung  wellenförmig  aussieht. 

Wie  weit  sich  die  Flüge  der  Heuschrecken  erstrecken,  hängt 
neben  ihrer  Gröfse  vorwiegend  von  der  Windstärke  ab.     Sichere  Fest- 


')  RiLKi-,  Amer.  Nat.  Vol.  11,  1877,  p.  669. 


]^58  Orthopteren,  Geradflügler. 

Stellungen  hierüber  sind  nicht  immer  leicht  zu  machen.  Die  afrikanischen 
WandeTheuschreckenflieoeu  in  einem  Jahre  vom  Sudan  bis  zur  Mittelmeer- 
küste, etwa  1500  Ins  2(ioO  km.  Die  Felsengebirgs-Heuschi-ecke  fliegt 
in  einem  Jahre  von  ihrer  Heimat  bis  Texas,  etwa  2700  bis  2800  km. 
Thomas  berechnet,  dais,  wenn  sie  ununterbrochen  zwei  Tage  und  eine 
Nacht,  also  etwa  'SO  Stunden,  mit  der  mäfsigen  Geschwindigkeit  von 
22,5  km  die  Stur  de  fliegt,  sie  dabei  075  km  zurücklegt,  Eecht  häufig 
sind  Heuschreckenschwärme  von  Afrika  nach  den  Balearen,  den 
Kanaren  und  Tenerifta  geflogen.  —  Bedeutend  geringer  sind  natürlich 
die  von  den  Hüpfern  zurückgelegten  Strecken.  Riley  hat  berechnet, 
dafs  wenn  die  von  Mel.  spretus  (i  bis  8  Wochen  lang,  je  (J  Stunden 
täglich  wandern,  sie  im  ganzen  doch  nur  etwa  48  km  zurücklegen, 
während  die  durchschnittlich  während  ihres  Lebens  zurückgelegte 
Strecke  nm"  etwa  IG  km  beträgt  M. 

Die  Höhe  der  Flüge  ward  sehr  verschieden  angegeben,  in  Eiu'opa 
durchschnittlich  15  bis  50,  gelegentlich  auch  40O  bis  500  Fufs,  wäln^enddie 
Felsengebirgs-Heusclu-ecke  gewöhnhch  7000  bis  8000  Fufs  hoch  fliegen 
soll,  über  den  unteren  und  den  Regenwolken,  oft  so  hoch,  dafs  die 
Schwärme  dem  blofsen  Auge  nicht  sichtbar  sind  -). 

Die  Züge  erreichen  nicht  selten  eine  kaum  vorstellbare  Gröfse. 
Read  sah  in  Argentinien  einen  Zug  von  Seh.  paranensis  von  lOO  km 
Länge  und  20  km  Breite,  und  noch  gröfsere  Zahlen  werden  aus  Afrika 
berichtet.  Dafs  ein  solcher  Schwärm  derartig  schaden  kann^),  dafs  auf 
seinen  Einfall  eine  Hungersnot  folgt,  ist  leicht  verständlich.  Die  Gefahr 
wird  natürlich  noch  gröfser,  wenn  solche  Schwärme  zur  Eiablage 
gelangen.  So  sind  denn  Hungersnöte  eine  nur  allzuhäufige  Folge  von 
Heuschreckeneinfällen. 

Haben  die  Schwärme  die  Küste  erreicht,  so  fallen  sie  gewöhnlich 
ins  Meer  und  werden  dann  in  grofsen  Mengen  ans  Ufer  gespült,  das 
sie  oft  weithin  in  dicker  Lage  bedecken.  Die  aus  den  verwesenden 
Massen  aufsteigenden  Dünste  haben  nicht  selten  P  e  st- ähnliche  Krank- 
heiten unter  der  Bevölkerung  der  Küstenstriche  hervorgerufen. 

Die  Feldheuschrecken  sind  mancherlei  ansteckenden  Krank- 
heiten ausgesetzt.  Bei  kalter,  nasser  Witterung  scheinen  sie  von 
Bakterien  befallen  zu  werden,  bei  anhaltender  warmer,  feuchter 
Witterung  von  Pilzen.  Am  häufigsten  und  am  weitesten  verbreitet 
von  letzteren  scheint  Eiiipusa  f/rylli  Fres,  zu  sein.  In  Rufsland  töten 
Imria  desirudor  Metschn.  und  ophioglossoidcfi  Krass.  die  Eier  von  Pachytilus 
migratorins:  in  Nordafrika  wird  Schisiocerca  pcregrina  von  dem  in 
Fusarmm-  und  Cladospornoii -Forraen  auftretenden  LachnkUum  acridiorum 
Giard  befallen.  In  Südafrika  vernichtet  ein  noch  unbekannter,  viel- 
leicht mit  Empusa  grylli  identischer  Pilz  in  manchen  Jahren  die 
Schwärme  von  Acridmni  purimriferiim.  Aus  Nordamerika  ist  aufser 
Empusa  grylli  noch  E.  calopteni  Bessej'  bekannt :  in  Südamerika  hat  Bkunek 
eine  Sporotridumi  sp.  aus  Scliistocerca  parannisis  gezüchtet.  —  Namentlich 


')  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  Ib,  1891,  p.  tl. 

2)  Thomas,  1.  c.  p.  99—100. 

')  Auf  einer  Farm  in  C4iiatemala  frafs  ein  Heuschreckenscliwarni  in  einer 
Nacht  70000  Kaffeebäume  kahl  (s.  ('entralbl.  f.  Bakt.  u.  Parasitenkunde  11,  Bd.  ö, 
p.  585);  in  Südamerika  vernichtete  ein  Schwann  40000  zwölf  Zoll  hohe  Tabak- 
Pflanzen  in  20  Sekunden  (Kkfk.!stkin-,  Stettin,  ent.  Zeit.  Bd.  4.  184:^.,  S.  17:-?). 


Acridiiden,  Feldheu«chreckeii. 


159 


französische  Forscher^)  in  Algier  und  englische ^i  in  Südafrika  haben 
sich  eifrig  dem  Studium  dieser  Pilze  gewidmet.  In  der  Neuen '^y  und 
in  der  Alten  Welt  wurden  zahlreiche  Versuche  angestelh,  mit  ihnen 
die  Heuschreckenschwärme  zu  vernichten.  Wenn  auch  manche  der- 
selben von  vorzüglichem  Erfolge  begleitet  waren,  so  hängt  dieser  doch 
zu  sehr  von  äufseren,  nicht  in  der  Macht  des  Menschen  stehenden 
Witterungs-Verhältnissen  ab,  namentlich  von  Wärme  und  Feuchtigkeit, 
so  dafs  das  Gesamturteil  über  sie  wenig  günstig  lautet,  und  Hilfe  von 
ihnen  nur  dann  und  da  zu  erwarten  ist,  wann  und  wo  eben  die  ent- 
sprechenden Witterungsverhältnisse  vorhanden  sind,  am  ehesten  noch 
in  Ländern  mit  entsprechendem  Klima,  wie  Südafrika,  Südaustralien 
und  den  pazifischen  Staaten  Nordamerikas.  Die  Pilze  werden  von 
den  betretlenden  landwirtschaftlichen  Instituten  verteilt,  zugleich  mit 
Gebrauchsanweisung.  Tritt  eine  Pilzepidemie  von  selbst  auf,  der  beste 
Hinweis,  dafs  auch  eine  künstliche  Infektion  von  Erfolg  sein  dürfte,  so  ist 
sie  bei  Eitipusu  und  Lachnülhwi  daran  zu  erkennen, 
dafs  die  Heuschrecken  zuerst  träge  werden,  dann 
an  Gräsern,  Unkräutern  usw.  in  die  Höhe  klettern, 
sich  mit  den  Füfsen  anklammern  und  verenden 
(Fig.  128).  Bei  Sporotricliuni  umgekehrt  wandern 
die  befallenen  Tiere  zuerst  ruhelos  hin  und  her  und 
suchen  sich  dann  zum  Sterben  einen  dunklen, 
feuchten  Ort.  Aus  den  Leichen  treten  mehr  oder 
minder  deutliche  Pilzrasen  heraus.  Betreflts  der 
Bekämpfung  schädlicher  Insekten  durch  Verbreitung- 
künstlicher  Kulturen  insektentötender  Pilze  ist 
SoKAUEK  der  Ansicht,  dafs  derartige  Bestrebungen 
nicht  zu  befürworten  seien.  Denn  solche  Kulturen 
entwickeln  sich  in  nennenswerter  Menge  nur  dann 
weiter,  wenn  eine  anhaltend  feuchte  Witterung  ihr 
Wachstum  begünstigt.  In  solchen  Fällen  bedarf 
es  aber  nicht  der  künstlichen ,  doch  stets  nur  in 
beschränktem  Mafse  möglichen  Infektion.  Dann 
räumt  die  Natur  durch  Selbstzüchtung  der  in 
latentem  Zustande  überall  vorauszusetzenden  Para- 
siten   in    kurzer   Zeit    selbst    auf.      Bei    trockener 

Witterung  aber  haben  diese  Pilzkulturen,  sobald  sie  nicht  mehr  künstlich 
gepflegt  werden,  so  geringeii  Erfolg,  dafs  sie  ohne  Einflufs  auf  eine 
groise  Insekteninvasion  bleiben. 

Von  gröfserer  Wichtigkeit  dürften  im  allgemeinen  die  tierischen 
Feinde  sein,    da  sie    zahlreicher   und    immer   vorhanden  sind.     Doch 


Fig.  rJs.  Von  Empusa 

grylli   befallener   Ca- 

loptenus  Italiens  (aus 

Bkri.ksk). 


1)  Bhuxgniakt,  Gh.,  Compt.  rend.  Acad.  Sc.  Paris  T.  107,  1888,  p.  872-874; 
T.  112,  1891.  p.  1318—1320;  Le  Naturaliste  Annee  13,  1891,  p.  217-220,  232—233;  etc.  — 
GiAHD,  A.,  Compt.  rend.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  113,  1892,  p.  813-816;  Compt.  rend.  Soc. 
Biol.,  Paris,  9.  Ser.  T.  4,  1892,  p.  435-438:  Rev.  gener.  Botan.,  T.  4,  1892,  p.  449— 4<il, 
1  PL;  Nouvelles  etudes  sur  le  Lachnidium  acridiorum  Gd.,  Champignon  parasite 
du  Criquet  pelerin.  Alger  189-">,  8",  16  pp.,  fig.  —  Küxckel  u'HEi!cir,Ai.s,  J. ,  et 
Ch.  Li.angi.ois,  Compt.  rend.  Acad.  Sc,  Paris,  T.  112,  1891,  p.  1465—1468.  —  Tkabit,  L., 
Rev.  gener.  Botan.  T.  3,  1891,  p.  401—405,  1  PL;  Compt.  rend.  Acad.  Sc,  Paris, 
T.  112,  p.  1383-1384;  T.  114,  1892,  p.  1389. 

-)  Edingtun,  A.,  Ann.  Rep.  Colon,  bacter.  Inst.  Grahamstown  f.  1898;  Agric. 
Journ.  Cape  Good  Hope  Vol.  14,  1899,  p.  375—383.  —  Black,  R.  S.,  Trans.  South 
Afric.  philos.  Soc.  Vol.  9,  1898,  p.  68—80. 

"■)  Howard,  L.  O.,  Yearbook  ü.  S.  Dept.  Agric.  f.  1901,  p.  459-470,  figs40-42.  — 
BuiNER,  L.,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent..  Bull.  38,  N.  S.,  1902,  p.  50-61. 


1(30  Orthopteren  Geradflügler. 

genügen  auch  sie  nie,  eine  Invasion  zu  verhindern  oder  gar  zu  be- 
seitigen. Man  kennt  solche  aus  den  meisten  Tierklassen  von  den 
Würmern  aufwärts.  Zweifellos  werden  sich  auch  Protozoen  finden, 
wenn  man  erst  einmal  danach  sucht.  Rundwürmer  (Mermis-  und 
Gordius-Arten)  kommen,  wie  in  allen  Insekten,  auch  in  Heuschrecken 
recht  häufig  vor,  dürften  aber  von  keiner  gröfseren  Bedeutung  sein, 
da  sie  selten  deren  Leben  bedrohen.  Die  Larven  mehrerer  Milben, 
Trombidium  spp.  (Fig.  129),  besetzen  die  Hüpfer  oft  in  groiser 
Zahl ,  bis  zu  500  vorzugsweise  an  den  Gelenkhäuten  und  den 
Flügelwurzeln,  und  saugen  ihr  Blut  Wenn  sie  auch  wohl  nicht  oft 
ihre  Wirte  töten,  so  hindern  sie  doch  ihre  Beweglichkeit  und  wohl 
auch  ihre  Entwicklung.  Allen  Stadien  der  Heuschrecken  stellen 
Milben,  Tausendfüf  se ,  Skorpione,  Spinnen,  Termiten, 
Laub-  und  Fangheuschrecken,  Grillen,  Raubkäfer, 
-Wespen  und  -fliegen.  Grab-  und  Mauerwespen,  Ameisen 
usw.  nach;  sie  sind  aber  doch  mehr  gelegentliche  Feinde.  Mehrere 
Schlupfwespen- Arten  parasitieren  in  ihren  Eiern.  Weichkäfer, 
Telephoriden  und  Mylabriden,  legen  ihre  Eier  in 
die  Eierpakete,  die  von  den  auskommenden  Käfer- 
larven ausgefressen  werden.  Sie  sind  zwar  sehr 
schlimme  Feinde  der  Heuschrecken,  deren  Zügen 
sie  oft  in  dichten  Schwärmen  folgen;  andererseits 
schaden  die  Käfer  selbst  aber  verschiedenen  Kultur- 
pflanzen. Von  gröfster  Wichtigkeit  sind  parasitische 
Fliegen,  Tachiniden  und  Sarcophagiden,  die  ihre 
Eier  bzw.  Junge  an  die  Hüpfer  legen;  die  Maden 
bohren  sich  in  deren  Inneres  und  fressen  es  aus. 
Bei  der  Reife  verlassen  sie  ihre  Wirte  durch  ein 
Loch  zwischen  Kopf  und  Brust.  Waren  mehrere 
Maden  in  einer  Heuschrecke,  so  wird  dabei  öfters 
Fig.  129.  Larve  von  deren  Kopf  vom  Rumpfe  getrennt.  Auch  sie  folgen 
Trombidium  holoseri-  den  Hüpferzügen  oft  in  wolken-ähnlichen  Scharen. 
ceum  (aus  Be.u.ese).  Andere  Fliegen  legen  ihre  Eier  in  die  Eierpakete 
der  Heuschrecken. 
Alle  Land  bewohnenden  Amphibien  und  Reptilien  stellen  den 
Heuschrecken  nach;  da  sie  aber  meist  nur  in  geringer  Zahl  auftreten, 
ist  ihre  Bedeutung  keine  grolse.  Doch  sollen  sich  in  Amerika  in 
infizierten  Gegenden  Kröten  zu  Millionen  vermehrt  und  überaus  nützlich 
erwiesen  haben  ^). 

Am  wichtigsten  sind  wohl  die  Vögel,  von  denen  so  ziemlich  alle 
Ordnungen  den  Heuschrecken  nachstellen.  Manche  Arten  vermehren 
sich  in  Heuschreckenjahren  ungemein,  folgen  den  Zügen  weithin  und 
vertilgen  ungezählte  Mengen. 

Das  Hausgeflügel  frifst  Heuschrecken  sehr  gerne,  erhält  aber 
leicht  Widerwillen  gegen  diese  Nahrung,  die  aufserdem  seine  Eier  und 
sein  Fleisch  verfärbt. 

Auch  zahlreiche  Säugetiere  verzehren  Heuschrecken,  nicht  nur  die 
eigentlichen  Insektenfresser,  sondern  auch  echte  Raubtiere  (Füchse, 
Schakale,  Bären,  selbst  Löwen  usw.),  Nagetiere  (Ziesel,  Eichhörnchen), 
Huftiere  (Rinder,  Pferde,  Antilopen)  und  Affen.  Selbst  der  Mensch 
verschmäht  sie  nicht:    namentlich  in  Afrika  und  Asien  bieten    sie    ihm 


1)  Brunei!,  Ins.  Life  Vol.  3,  1890,  p.  189-140. 


Acridiiden,  Feldheuschrecken.  \Q]^ 

einen  mehr  oder  minder  willkommenen  Ersatz    für    die  von  ihnen  ver- 
wüsteten Kulturpflanzen. 

Die  Bekämpfung  der  Heuschrecken  kann  sich  richten  gegen  die 
Eier,  die  Hüpfer  oder  die  Geflügelten,  ist  aber  im  einzelnen  immer 
abhängig  von  lokalen  Verhältnissen,  dem  Boden,  den  Kulturen,  der 
Dichtigkeit  der  Besiedelung,  der  Tatkraft  der  Eingeborenen  usw.,  daher 
hier  nur  allgemeine  Angaben  gemacht  werden  können. 

Die  Eierplätze  sind  möglichst  frühzeitig  aufzusuchen  und  auf 
Karten  zu  verzeichnen.  Sie  sind  rechtzeitig  umzugraben  oder  umzu- 
pflügen, oder  nur  3  bis  4  cm  tief  abzudecken  oder  zu  eggen,  damit  ent- 
weder die  Eierpakete  verletzt,  den  schädlichen  Witterungseinflüssen  und 
ihren  Feinden  ausgesetzt  oder  so  tief  untergegraben  werden,  dafs  die  aus- 
schlüpfenden Jungen  sich  nicht  herausarbeiten  können.  Im  ersteren 
Falle  empfiehlt  es  sich,  Geflügel  oder  Schweine  auf  die  Felder  zu 
treiben,  die  die  Eier  vollends  auswühlen  und  fressen,  im  letzteren  da- 
gegen Schafe,  Rinder  oder  Pferde,  die  den  Boden  festtreten ,  oder  ihn 
zu  walzen.  Weniger  erfolgreich  ist  das  Sammeln  und  Vernichten  der 
Eier.  Der  Vorschlag  Zimmf:kmanns  ^),  die  gesammelten  Eierpakete  nicht 
zu  vernichten,  sondern  in  mit  Draht  vergitterten  Kisten  aufzuheben, 
damit  die  in  ihnen  enthaltenen  Schlupfwespen  auskommen  könnten, 
dürfte  in  der  Praxis  meistens  daran  scheitern,  dafs  die  so  aufgehobenen 
Eier  entweder  vertrocknen  oder  schimmeln,  in  beiden  Fällen  aber 
die  Schlupfwespen  zugrunde  gehen  werden.  —  In  Ägypten  versuchte 
man,  die  Eierplätze  unter  Wasser  zu  setzen,  wodurch  man  aber  nur 
die  Entwicklung  der  Eier  um  einige  Tage  verzögerte. 

Ungleich  mannigfaltiger  und  von  besonderer  Bedeutung  sind  die 
gegen  die  Hüpf  er  gerichteten  Mafsnahmen,  die  um  so  wirksamer  sind, 
je  eher  sie  gegen  die  jungen  Schwärme  angewandt  werden.  Auch  sie 
kann  man  durch  Walzen,  Straucheggen,  Umpflügen,  Eintreiben  von 
sie  fressendem  oder  zerstampfendem  Geflügel  bezw.  Vieh  töten.  Mit 
nassen  Säcken,  Baumzweigen  usw.  schlägt  man  sie  tot.  Durch 
Spritzen  der  Hüpfer  mit  3  bis  6%iger  Seifenlösung,  Petroleum- 
emulsion, Rubina  (5  bis  10  ^lo),  oder  ihrer  Weideplätze  mit  Schwefel- 
kalium oder  Arseniziden  werden  sie  direkt  oder  indirekt  getötet. 
Namentlich  werden  angesüfste  Arsenmittel  gern  gefressen.  Grasbüschel, 
Mais  oder  andere  gern  genommene  Pflanzen  werden  in  eine  Lösung 
von  Arsensoda  und  Melasse  getaucht  und  auf  die  Felder  gelegt.  Die 
sehr  empfohlene  .,Natalmischung"  besteht  aus  1  Pfund  Arsensoda, 
4  bis  5  Pfund  Sirup  und  15  Gallonen  Wasser.  Sie  soll  die  Insekten 
sogar  von  weither  anziehen.  Auch  der  bekannte  Arsenkleieköder 
hat  sich  sehr  gut  bewährt.  In  Amerika  erfreut  sich  neuerdings  das 
nach  seinem  Erfinder  „ C  r  i  d  d  1  e  -  M  i  s  c  h  u  n  g"  genannte  Gift  besonderer 
Wertschätzung :  1  Pfund  Schweinfurtergrün  wird  mit  60  Pfund  möglichst 
frischem  Pferdemiste,  2  Pfund  Salz  und  etwas  Wasser  zu  einem  Brei 
verrührt,  den  man  mit  hölzernen  Schaufeln  auf  die  Felder  verteilt. 
Stapelt  man  auf  den  befallenen  Feldern  Haufen  von  Heu,  Stroh,  Busch- 
werk oder  ähnlichem  auf,  so  ziehen  die  Hüpfer  sich  namentlich  bei 
schlechtem  Wetter,  aber  auch  nachts,  gern  in  diese  zurück;  bei  Bedarf 
kann  man  sie  auch  hineintreiben;  dann  werden  diese  Haufen  angezündet. 
Auch  kami  man  die  befallenen  Felder,  wenn  genügend  Brennbares  auf 
ihnen   ist,    mit  Petroleum    spritzen   und    dann    abbrennen.     Mannigfach 


J)  Tropenpflanzer  Bd.  4,  1900,  p.  87. 

Sorauer,    Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  11 


162 


Orthopteren,  Geradflüglex-. 


sind  die  Apparate  sie  zu  fangen:  Leinwandstreifen,  in  deren  Mitte 
sich  ein  in  einen  Sack  mündendes  Loch  befindet,  werden  über  die 
Felder  gezogen:  von  Zeit  zu  Zeit  wird  der  _Sack  geschlossen  und  die 
darin  befindlichen  Hüpfer  werden  getötet.  Ähnlich  sind  die  in  Arabien 
gebräuchlichen  Melhafas^):  ein  10  m  langer,  3  bis  4  m  hoher  Lein- 
wandstreifen wird  derart  über  das  Feld  gezogen,  dafs  die  untere  Hälfte 
auf  dem  Boden  liegt,  die  andere  die  Rückwand  bildet.  Die  Hüpfer 
springen  auf  das  Tuch.  Von  Zeit  zu  Zeit  wird  es  sackartig  zusammen- 
geschlagen, und  die  darin  gefangenen  Hüpfer  werden  getötet.  Nach 
demselben  Prinzip  sind  die  in  Amerika  gebräuchlichen  H  o  p  p  e  r  d  o  z  e  r  s 
(Fig.  130)  konstruiert:   Rahmen  von  Leinwand  oder  Eisenblech,  erstere 


Fig.  130.     „Hopperdozers",  oben  mit  Leinwandrahmen,  unten  aus  Eisenblech 

(aus  Rii.ky). 

mit  Teer  bestrichen,  letztere  in  den  Vertiefungen  mit  Wasser  und 
Petroleum  gefüllt.  Bei  allen  diesen  Apparaten  ist  es  ratsam,  sie  gegen 
den  Wind  über  das  Feld  zu  ziehen. 

Schon  von  alters  her  hat  man  den  Hüpfern  in  ihrem  Marsche 
Gräben,  die  man,  wenn  möglich,  mit  Wasser  füllt,  auf  das  etwas 
Petroleum  gegossen  wird,  entgegengestellt  oder  auch  in  sie  solche  getrieben. 
Zweckmäfsig  bringt  man  in  Abständen  tiefere  Löcher  an.  in  denen  sich 
die  Hineingefallenen  ansammeln.  In  vollendetster  Weise  ist  die 
Fangmethode  mit  Gräben  ausgebildet  in  den  sog.  cyprischen 
Apparaten  (appareil  Durand)  (Fig.  131,  132),  die  1862  von  dem 
cyprischen  Grundbesitzer  A.  Mattei  erfunden,  später  von  dem  englischen 


')  Qi 


Entomologie  et  Parasitologie  agricole  p.  145. 


Acridiiden,  Feldheuschrecken. 


1G3 


Ingenieur  S.  Broavn  verbessert  wurden.  Eine  fortlaufende  ßeihe  von 
.")  bis  8  m  langen,  1  m  tiefen  und  IV2  bis  2  m  breiten  Gräben  wird 
durch  1  m  hohe  Leinwand  streifen  oder  niedere  Blechwände  derart  ver- 
bunden, dafs  diese  in  stumpfen  Winkeln  nach  den  Hüpfern  zu  vor- 
.spring-en.  Die  Leinwandwände  müssen  am  oberen  Rande  immer  mit 
einem  10  cm  breiten  Wachstuchstreifen  versehen  und  unten  mit  Erde 
festgetreten  werden.  Die  aus  den  Gräben  ausgehobene  Erde  wird  an 
der  den  Heuschrecken  abgewandten  Seite  zu  einem  kleinen  Walle  auf- 
geworfen:   auf  ihre  Ränder   legt   man  nach    unten   umgebogene  Blecli- 


Fig.  181.     Cvprische  AVaud  uui  Schlus.se  des  Treibens  (aus  Sa.iö). 


Fig.  132.  Schema  eines  cyprischen  Apparates  (appareil  Dvirand)  (nach  Gcknaux). 

W  Wände,  d  Gräben,  K  Erdhaufen. 

streifen.  Dann  werden  die  Hüpfer  in  diese  Fangtrichter  hineingetrieben. 
Das  Treiben  mufs  mit  grofser  Vorsicht  geschehen,  da  sonst  die  Hüpfer 
sich  zerstreuen  oder  aufhören  zu  wandern.  Mit  Zweigen  oder  ähn- 
lichem (S.AJÖ^)  fand  langsames  Auf-  und  Abschwenken  schwarzer 
Regenschirme  am  wirkungsvollsten)  schlagen  die  Treiber  hinter  den 
Htipfern  auf  den  Boden,  nicht  auf  diese  selbst.  Sowie  die  Sonne  auf- 
hört zu  scheinen,  mufs  das  Treiben  unterbrochen  werden.  Während 
sonst  recht  viel  Lärm  als  ein  wesentlicher  Teil  des  Treibens  hingestellt 
wird,  empfiehlt  Sa.jo  dagegen  möglichste  Ruhe.  Sind  die  Insekten  alle 
in  den  Gräben,    so  werden  diese    mit   Erde    zugeschüttet,    mit   Wasser 


')  Prometheus  Jahrg.  15,  1904,  S.  778. 


1(34  Orthopteren,  Geradflügler. 

und  Petroleum  gelullt,  oder  ähnliches.  Da  man  nie  alle  Hüpfer  bei 
einem  Treiben  in  die  Gräben  bekommt,  namentlich  die  in  Häutung 
begritfenen  sich  nicht  treiben  lassen,  muis  das  Treiben  nach  einigen 
Tagen,  wenn  die  Übriggebliebenen  sich  wieder  zu  Scharen  gesammelt 
haben,  wiederholt  werden.  Zweckmäisig  werden  die  Gräben  durch 
Kreosot,  Karbolsäure  oder  ähnlichem  desinfiziert.  Diese  namentlich 
auf  Cypern  von  den  Engländern,  in  Nordafrika  von  den  Franzosen 
und  in  Ungarn  und  Südrufsland  angewandte  und  ausgebildete 
Methode  hat  geradezu  glänzende  Erfolge  gezeitigt,  ist  aber  leider  nicht 
überall  möglich,  da  einmal  nicht  immer  die  äufseren  Bedingungen  dazu 
vorhanden  sind,  dann  nicht  alle  Arten  sich  treiben  lassen,  z.  B.  Cdhjjf- 
italicus  nicht.  Vosseler  ^)  gibt  eine  praktische  Abänderung  an :  statt 
der  Leinwandwände  werden  Brennmaterialien  aufgestapelt,  in  die  zahl- 
lose Hüpfer  sich  verstecken ,  und  die  nach  dem  Treiben  angezündet 
werden. 

Bedrohte  Felder  schützt  man  durch  Umgeben  mit  Gräben,  mit 
Streifen  von  Blech  oder  solchen  von  Rye-Gras.  Auf  den  Philippinen 
umgibt  man  die  Zuckerrohrfelder  mit  auf  den  Kopf  gestellten  Bananen, 
an  denen  die  Hüpfer  entlang  wandern,  um  in  die  an  den  Ecken  be- 
findlichen Gräben  zu  fallen^). 

Am  wenigsten  erfolgreich  ist  der  Kampf  gegen  die  Geflügelten. 
Seit  jeher  hat  man  versucht,  sie  durch  Lärm  (nach  Vosseler^)  sind  be- 
sonders die  hohen  und  mittleren  Töne  von  Piston  und  Signalhorn  wirk- 
sam), Feuer  und  Rauch  am  Einfallen  abzuhalten ;  besonders  soll  starker 
Rauch  ihnen  widerwärtig  sein.  Riviere*)  hat  vorgeschlagen,  mit  starkem 
Rauche  und  stinkenden  Gasen  gefüllte  Knallbomben  etwa  bis  zu  50  m 
Höhe  in  die  ankommenden  Schwärme  zu  schiefsen.  Wirksam  sind 
ferner  alle  die  gegen  die  Hüpfer  gebrauchten  Gifte ;  bei  kaltem  Wetter 
bezw.  frühmorgens  kann  man  die  Geflügelten  auf  dem  Boden  ebenso 
vertilgen  wie  jene,  bezw.  von  den  Bäumen  schütteln,  eventuell  auf 
Tücher.  Junge  Bäume  kann  man  gegen  auf  der  Wanderschaft  befind- 
liche Schwärme  durch  Überstülpen  von  leeren  Getreidesäcken  schützen: 
auch  die  gegen  die  Hüpfer  angewandten  Schutzmittel  bringen  manchmal 
Erfolg. 

Li  verschiedenen  Ländern  kennt  man  Pflanzen,  die  für  die  Heu- 
schrecken giftig  sind;  in  Australien  z.  B.  DeljjJmu'iwi  und  Hicinns 
communis^).  Bedrohte  Felder  kann  man  durch  einen  Saum  von  solchen 
schützen,  zumal  sie  öfters  gern  von  den  Heuschrecken  gefressen  werden. 

Der  Rat  PoRTSCHiNSKYs'^),  Eier  mid  Geflügelte  im  allgemeinen  nicht 
zu  vernichten,  der  in  ihnen  enthaltenen  Parasiten  halber,  sondern  nur 
die  von  solchen  freien  (?)  Hüpfer,  dürfte  doch  nur  in  beschränkten  Fällen 
der  Befolgung  empfohlen  werden. 

Geschichte.  Heuscln^eckenplagen  sind  seit  den  ältesten  Zeiten 
bekannt.  In  indischen  Dichtungen  wird  ihrer  erwähnt;  im  Alten 
Testament  wird  mehrmals  von  ihnen  berichtet,  am  eindrucksvollsten  in 
Joel  n.  Die  alten  Hebräer  unterschieden  sogar  schon  mehrere  Arten: 
Arbeh,  die  Pachytilus  migratorins,  und  Chajab,  die  Acridium  peregriniwi 


1)  Ber.  Land-  u.  Forst  wir  tsch.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  2,  1905,  S.  849—350. 

2)  TJ.  S.  Depart.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  SO,  N.  S.,  1901,  p.  83. 

3)  1.  c.  S.  353. 

*)  GuENAux,  1.  c.  p.  150. 

5)  Fkoggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  1900,  p.  181. 

6)  Original  russisch;  Ausz.  s.  Zool.  Centralbl.  Bd.  2,  1894,  S.  285. 


Tettiffinen.     Trvxali 


165 


sein  solP).  Aus  Bildern  auf  Monumenten  in  Niniveh  und  Babylon  geht 
hervor,  dais  sie  dort  als  Speise  dienten.  Auch  den  alten  Griechen 
(Aristoteles)  und  Römern  (Plinius)  waren  sie  bekannt.  In  längeren 
oder  kürzeren  Zwischenräumen  traten  sie  seit  jeher  bald  hier,  bald  da 
auf.  und  während  der  Niederschrift  dieses  Manuskriptes  durchlaufen 
Nachrichten  über  Verwüstungen  von  Heuschrecken  aus  den  verschieden- 
sten Ländern  (Ungarn.  Spanien,  Südwestafrika,  Südamerika)  die 
Zeitungen. 

Man  unterscheidet  mehrere  Unterfamilien ,  die  von  Einigen  zum 
Range  von  Familien  erhoben  werden.  Für  uns  kommen  nur  4  bis  5 
davon  in  Betracht. 

Tettigiiieii. 

Kleine,  erdfarbige  Tiere.  Kopf  steckt  tief  in  dem  nach  hinten  in 
langen,  den  Hinterleib  meist  überragenden  Fortsatz  ausgezogenen  Hals- 
schilde. Gesicht  nach  unten  kegelförmig  erweitert.  Fühler  zart  und 
kurz.  12 —  20  gliederig.  Vorderflügel  bilden  kleine,  runde  Schuppen, 
Hinterflügel  meist  vorhanden  und  ausgebildet.  Am  Fufse  keine  Haft- 
lappen. —  Sie  erreichen  ihre  Hauptentwicklung  in  den  Tropen,  ohne 
dafs  von  da  Schädigungen  durch  sie  berichtet  werden. 

Tettix  subulatus  L.  Dornsehreeke.  Bräunlich:  7  bis  10  mm 
lang.  Halsschild  einfarbig,  7,5  bis  14  mm  lang,  sein  Fortsatz  die  Hinter- 
schenkel weit  überragend.  Schenkel  ohne  stumpfe  Zähne  am  Unter- 
rande. Mitteleuropa,  auf  feuchten  Wiesen  und  an  Waldrändern; 
Nymphen-)  überwintern  unter  abgefallenem  Laube. 

Nach  Altijm^)  hat  die  Dornschrecke  im  Vereine  mit  Grillen  an 
1  bis  2jähriger  Eichen-Streifensaat  und  an  Buchen -Ausschlag  die  Blätter 
bis  auf  die  Rippen  befressen,  so  dafs  manche  Pflänzchen  kränkelten  und 
eingingen.  —  Gkunert*)  berichtete  dafs  Tettix-  und  Gomphocerus-Arten 
fast  alljährlich  in  Hinterpommern  schaden,  als  Verwüster  der  Getreide- 
felder gefürchtet  seien,  aber  auch  die  jungen  Kiefernkeimlinge  in  den 
Forsten  abnagten. 

Mehrere  Mitglieder  dieser  in  Nordamerika  „grouse  locusts"'  ge- 
nannten Schrecken  schaden  nach  Ashmead^)  in  Mississippi  an  Baumwolle. 

Tryxalineii. 

Klein  bis  mittelgrofs.  Stirne  schief  nach  rückwärts  geneigt.  Vorder- 
brust unbewehrt,  Mittel-  und  Hinterbrust  schmal.  Flügeldecken  meist 
ohne  feines,  verworrenes  Geäder.  Hinterschienen  aufsen  ohne  Enddorn. 
Tarsen  mit  Haftlappen  zwischen  den  Krallen. 

Über  die  ganze  Erde  verbreitet;  schädliche  Arten  vorwiegend 
aus  Europa  bekannt,  wo  diese  Unterfamilie  überhaupt  zahlreiche 
Vertreter  hat. 

Von  der  Gattung  Tryxalis  wird  nur  Tr.  turrita  L.  in  Ostindien 
mäfsig  schädlich. 

1)  FvLES,  Rep.  ent.  Soc.  Ontario  1897,  p.  23— 29. 

2)  Nvmplien  sind  die  unentwickelten,  meist  fälschlich  Larven  genannten  Stadien. 

3)  Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen  1895,  S.  12—17. 
■»)  Forstl.  Blätter  Heft  5,  1863,  S.  238—242. 

^)  Insect  Life  Vol.  7,  1894,  p.  26. 


1(3(3  Orthopteren,  Geradflügler. 

Stenobotlirus  Fiscli. 

Scheitel  dreieckig.  Stirnkante  konvex;  Stirngrübclien  viereckio'. 
nicht  zusammenstofsend.  Fühler  fadig.  Halsschild  mit  querer  Mittel- 
fnrche,  deutlichen  Mittel-  imd  Seitenkielen:  Hinterrand  winkliger  als 
Vorderrand.  —  Kleine  Formen,  auf  Wiesen;  mehrere  Arten  in  Europa 
gelegentlieh  schädlich. 

St.  parallelus  Zett.  (pratorum  auct.)  Braun,  grün,  gelb  oder 
rötlich:  Hinterkniee  schwarz  oder  dunkelbraun.  Scheitelgrübchen  un- 
deutlich. Brustring  behaart.  Seitenkiele  des  Halsschildes  schwach 
nach  innen  gebogen.  Flügeldecken  beim  Weibchen  verkürzt,  Flügel 
meist  verkümmert.  Männchen  15( — 20),  Weibchen  20( — 30)  mm  lang. 
Europa,  Kleinasien,  Armenien,  Sibirien,  gemem  auf  feuchten  Wiesen, 
soll  zwei  Brüten  im  Jahre  haben.  Auch  nach  Nordamerika  ver- 
schleppt. 

Nach  KoLLAR^)  vernichteten  diese  Schrecken  im  Jahre  1857  bei 
Korneuburg  einige  Wiesen  und  die  daran  anstofsenden  Gersten-  und 
Haferfelder.  An  der  Gerste  hatten  sie  die  noch  milchreifen  Körner 
zum  Teil  ganz  aus-,  zimi  Teil  zur  Hälfte  abgenag-t  und  an  allen  Ähren 
die  Grannen  abgebissen-,  häufig  war  der  oberste  Teil  des  Halmes  ab- 
gebissen; auch  die  Blattscheiden  waren  am  Rande  ausgenagt.  Am 
Hafer  waren  die  zarten  Stiele  der  Rispen  abgebissen,  so  dafs  der  noch 
unreife  Samen  am  Boden  lag.  Au  einigen  Maisfeldern  hatten  sie  die 
Oberhaut  der  Blätter  benagt.  Merkwürdigerweise  blieben  alle  Kräuter 
auf  den  Wiesen  unberührt,  wäln-end  sonst  diese  Art  öfters  an  Bohnen, 
Luzerne,  Kartoffeln,  Tomaten  und  Reben  schaden  soll^).  In  dem  ge- 
nannten Jahre  trat  sie  auch  in  Mähren  in  bedrohlicher  Zahl  auf,  wurde 
aber  durch  Staare  in  Schranken  gehalten. 

Nach  Sajö^j  schaden  auf  Wiesen  in  Ungarn  ferner  St.  bieolor 
Charp. ,  eleg-ans  Charp.  und  pulvinatus  Fisch.,  die  beiden  letzteren 
auch  an  Haferwicke. 

St.  vittifrons  Walk,  wird  nach  Tryon"*)  auf  Zuckerplantagen  in 
Victoria  (Australien)  oft  so  schädlich,  dafs  eine  Ernte  unmöglich  ist. 
So  betrug  der  Schaden  auf  einer  Farm  in  einem  Jahr  über  30000  ^. 
Anfangs  März  waren  die  Tiere  1 — 5  Wochen  alt,  am  10.  April  so  gut 
wie  verschwunden.  —  Ricinuspflanzen  waren  giftig  für  sie.  Alle 
insektenfressenden  Vögel  stellten  ihnen  nach,  besonders  die  gemeine 
schwarze  Krähe  (Corone  australis),   Spoonbills  {FlataJea  spp.)  und  Ihis. 

Gomphocerus  Thimb. 

Unterscheidet  sich  von  voriger  Gattung  durch  die  namentlich 
beim  Männchen  an  der  Spitze  keulig  verdickten  Fühler:  bei  der 
Nymphe  sind  diese  vom  Grunde  aus  breit  gedrückt. 

G.  sibirieus  L.  Rot-  bis  olivenbraun.  Querfurche  des  Hals- 
schildes weit  hinter  der  Mitte;  Seitenkiele  weifslich,  aufserhalb  eine 
schwarze  Längslinie.  Männchen  mit  höckerigem  Halsschilde  und 
blasenförmig  aufgetriebenen  Vorderschienen.  Männchen  19,  Weibchen 
20  mm  lang.  —  Auf  den  meisten  Gebirgen  Europas :  Sibirien.    Schadet 


1)  Verh.  d.  zool.-bot.  Ges.  Wien  Bd.  8,  1858,  S.  321-323. 
-)  KiRcn.NEH,  Krankheiten  visw.  2.  Aufl.,  S.  87,  136  usw. 
3)  Zeitsclir.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  .5,  1895,  S.  361. 
*)  Proc.  E.  Soc.  Queensland  Vol.  1,  1885,  p.  59—60. 


Trvxalinen. 


167 


nach.  Koppen^)  und  Portschinsky^)  gemeinsam  mit  folgender  Art  in 
Sibirien  und  Südrui'sland  beträchtlich  an  Wiesengräsern  und  Getreide; 
PORTSCHINSKY  fand  die  Nymphen  von  zahlreichen  Parasiten  befallen. 
Nach  ScHOCH^)  soll  sie  anfangs  der  70  er  Jahre  des  vorigen  Jahr- 
hunderts allein  der  Gemeinde  Pontresina  im  Engadin  jährlich  15  bis 
20000  Mark  Schaden  zugefügt  haben. 

G.  maeulatus  Thunb.  (biguttatus  auct.)  Braun,  seltener  grünlich. 
Querfurche  des  Halsschildes  fast  in  der  Mitte,  seine  Seitenkiele  stark 
nach  innen  gebogen.  Flügeldecken  mit  schiefen,  weifsen  Flecken  vor 
der  Spitze.  Männchen  12,  Weibchen  15  mm  lang.  —  Mittel-  und 
Osteuropa,  Sibirien,  auf  Waldwiesen. — ^  Schadet  nach  Eckstein*)  öfters 
dadurch,  dafs  sie  die  Stengel  junger  Kieferpilänzchen  etwas  oberhalb 
der  Erde  durchnagt,  auch  eben  aufgelaufene  Akaziensaat  zerstört 
(Fig.  133). 

Siehe  ferner  oben  bei  Tettix. 


Staiironotus  Fisch. 

Kleine,  unscheinbar  gefärbte  Formen.  Stirngrübchen  grofs,  scharf 
abgegrenzt,  an  der  Spitze  sich  berührend.  Die  Seitenkiele  des  Hals- 
schildes nur  in  dessen 
hinterem  Teile  ausge- 
bildet ,  im  vorderen 
durch  helle  Linien  er- 
setzt. Auf  der  Ober- 
seite der  Hinterschen- 
kel dreieckige  ,  scharf 
gezeichnete  Flecke. 
Mittel-  und  Südeuropa, 
Nordafrika,  Westasien. 

St.  maroeeanus 
Thunb.  (cruciatus  auct., 
nee  Eversmann ;  vasta- 
tor  auct.)^).  Marokka- 
nische Wanderheu- 
schrecke (Fig.  134), 
cHquet  marocain.  Röt- 
lich mit  braunen  Flecken.  Auf  dem  Halsschilde  bilden  die  Seiten- 
kiele und  die  sie  fortsetzenden  Linien  eine  Art  lichtgelbes  X.  Hiuter- 
schenkel  rötlich  gelb  mit  dunklen  Knieen  und  drei  schwarzbraunen 
Flecken  auf  der  Oberseite.  Hinterschienen  unterhalb  des  graubraunen 
Gelenkes  mit  hellgelbem  Ringe.  Stirngrübchen  trapezförmig;  Quer- 
furche  des  Halsschildes  vor  der  Mitte.  Vorderschenkel  verdickt. 
Männchen  17-28,  Weibchen  20—33  mm  lang.     Flügel  glashell. 


Fig.  133.    Von  Gomphocerus  maeulatus  durchgebissene 
Kiefernpflanzen  (aus  Eckstein). 


')  Schädliche  Insekten  Rufslands,  S.  97—98. 

-)  Original  russisch;  Ausz. :  Zool.  Centralbl.  Bd.  2,  1895,  S.  285. 

3)  Mitteil.  d.  Schweiz,  ent.  Ges.  Bd.  4,  1875,  S.452— 455. 

^)  Forstzoologie  S.  569;  Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen  1904,  S.  359. 

5)  Bkongniakt,  Gh.,  Compt.  rend.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  112,  1891,  p.  1318-1320 
Brown,  S.,  Rep.  58 th  Meet.  Brit.  Assoc.  Adv.  Sc.  Bath  1888,  1889,  p.  716—717 
KüNCKEL  d'Hercilais,  ,J. ,  Compt.  rend.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  108,  1889,  p.  275-276 
Rev.  Sc.  (3.)  T.  43,  1889,  p.  454-4(30,  figs;  id.  et  Ch  Langlois,  Compt.  rend.  Acad 
Sc.  Paris,  T.  112,  1891,  p.  1465-1468;  Bull.  Soc.  ent.  France  1891,  p.  CIV— CXI 
Sajö,  K.  (Original  magyarich),  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  Bd.  2,  1892,  S.  33—36 
Prometheus  Jahrg.  15,"  1904,  S.  704—709,  725-730,  740—742,  8  Fig. 


168 


Orthopteren,  Geradflügler. 


Heimat:  Mediterrane  Gebirge,  vom  Atlas  und  von  Portugal  bis 
Kleinasien.  Von  hier  dringt  sie  vor  einerseits  nach  Südfrankreicli. 
andererseits  über  Südrui'sland  nach  Ungarn,  Griechenland,  Deutschland 
(bis  Thorn  gefmiden)  und  nach  dem  Kaukasus.  Auch  auf  den  Inseln 
(Sardinien,  Sizilien,  Cypern).     Soll  sogar  in  Teneritfa  vorkommen. 

Lebensweise.  Die  Begattung  findet  im  Hochsommer  statt, 
nach  Brongniart  bei  allen  Lidividuen  eines  Schwarmes  fast  gleichzeitig. 
Von  Juli  bis  August,  seltener  bis  in  September,  legen  die  Weibchen 
ihre ,  je  35 — 40  Eier  enthaltenden  Eierpakete  etwa  5 — 8  cm  tief  auf 
inselartig  abgegrenzten,  höher  gelegenen  Stellen  harten,  lehmigen 
Bodens  ab,  auf  Weiden,  Stoppeln  und  Brachstellen;  Ende  April,  An- 
fang Mai  schlüpfen  die  Jungen  aus.  Zuerst  bleiben  sie  in  der  Nähe 
ihrer  Geburtsstätte ,  können  nicht  springen  und  wandern  auch  nicht 
(„larves  rmnpantes''  in  Algier).  Erst  nach  etwa  acht  Tagen,  mit  der 
zweiten  Häutung  (von  den  meisten  Autoren  die  erste  genannt),  erlangen 

sie  diese  Fähigkeiten  und  heifsen 
nun  ^criquets".  Sie  ziehen  in  be- 
stimmten Richtungen,  zuletzt  bis 
zu  mehreren  Kilometern  den  Tag : 
zugleich  vereinigen  sie  sich  zu 
immer  gröfseren  Scharen.  Sie 
fressen  zuerst  das  Gras  der  Wei- 
den, dann  dringen  sie  in  die  Ge- 
treidefelder :  schliefslich,  je  gröfser 
die  Scharen  werden,  um  so  weniger 
wählerisch  dürfen  sie  in  der  Nah- 
rung sein;  sie  meiden  nach  Sajo 
nur  die  Euphorbiaceen,  Dagegen 
fressen  sie  Baumlaub  und  benagen 
selbst  die  Nadeln  von  Wachholder 
und  Strandkiefer  ^).  Ende  Juni  be- 
kommen die  Ersten  Flügel  („saute- 
r  eil  es''):  im  Juli  und  August  flie- 
gen die  ungeheueren  Massen  tags- 
über in  bestimmten  Richtungen  in 
geringer  Höhe ;  nachts  fallen  sie 
nieder  und  fressen.  Rückkehrende 
Fig.  134.  Stauronotus  maroccaiius  (nat.  Gr.).  Schwärme   gibt  es  bei  dieser  Art 

nicht. 

Als  Feinde  kommen  in  erster  Linie  Pilze  in  Betracht,  von  denen 
die  Isaria- Arten  in  Algier  in  gewissen  Lagen  70 — 100  "/o  der  Eier  zer- 
stören können^).  Von  Vögeln  sind  in  Algier  namentlich  Wachteln 
und  Staare,  in  Ungarn  Schwalben,  Krähen,  Störche  und  Truthühner, 
im  Kaukasus  Rosenstaar  und  Blaurake  wichtig.  Mylahris- Äxten  stellen 
in  Algier  allen  Stadien  nach,  Canthariden-Larven  den  Eiern.  In  Ungarn 
schmarotzt  die  Larve  von  Epicaida  verticalis  111,  in  den  Eiern ;  da  aber 
die  Käfer  nachher  in  Massen  in  die  Kartoffelfelder  ziehen  und  sie 
streifenweise  kahl  fressen,  ist  ilire  Hilfe  recht  zweifelhaft.  Bombyliden- 
larven  vernichten  in  Algier  etwa  10 — 50  <>/o  der  Eier^).  In  Algier 
schmarotzt  Sarcophagn  dathrata  Meig.,  in  Ungarn  Gymnosoma  rotunäatuni 


^)  Lucas,  H.,  Ann.  Soc.  ent.  France  1851,  p.  379. 
^)  KOnckef,  d'Heücui.als,  1.  c. 


Tryxalineii.  ^QQ 

in  den  Nymphen.  Die  ungarische  Riesenspinne  Argiope  Brucnmchii 
Pall.  und  eine  ungenannte  Art  in  Algier  stellen  allen  Stadien  nach. 

Lucas  ^)  wurden  bei  seinen  Zuchten  alle  im  Freien  aufbewahrten 
Eier  durch  Äphenogaster  suhterranea  Latr.  (Ameise)  und  Blanjulus  guttu- 
latits  Bosc.  (s.  S.  81)  aufgefressen. 

Geschichte.  a)Algier2).  Bereits  der  heilige  Augustin  (353 — 430) 
berichtet,  dais  einer  Pest,  infolge  verwesender  Heuschrecken,  in  Algier 
800000  Menschen  zum  Opfer  gefallen  seien,  luden  Jahren  1778—1780 
starben  in  Marokko  Tausende  von  Menschen  an  einer  von  Heuschrecken 
verursachten  Hungersnot.  Im  vergangenen  Jahrhundert  herrschten  1845, 
1866,  1867,  1874,  1884—1891  Heuschreckenepidemien  in  Algier,  1897 
in  Marokko.  Der  Einfall  von  1866  führte  zur  Hungersnot  von  1867, 
bei  der  200000  Personen  starben.  In  den  Jahren  1884  —  1891  zogen 
die  Heuschrecken  an  der  ganzen  Südseite  des  Atlas  entlang,  von  Con- 
stantine  im  Osten  bis  Oran  im  Westen,  bis  etwa  1889  von  Jahr  zu 
Jahr  zahlreicher  und  schädlicher  werdend,  dann  infolge  der  energischen 
Bekämpfung  abnehmend.  1886  bereits  wurden  auf  25000  ha  in  der 
Zeit  vom  25.  März  bis  11.  Mai  6840  DH.  Eier  gesammelt;  1888  betrug 
der  Verlust  1  Mill.  Pfd.  Sterling;  es  wurden  in  1948855  Arbeitstagen  von 
65268  Leuten  11000  Mill.  Heuschrecken  vernichtet.  Trotzdem  auch  im 
Winter  1888/1889  auf  150—200000  ha  etwa  10666  cbm  (?)  Eierkapseln  ge- 
sammelt wurden,  waren  die  Heuschrecken  im  Jahre  1889  so  zahkeich, 
dafs  die  Herdenbesitzer  ihr  Vieh  um  jeden  Preis  losschlagen  mufsten, 
der  Schaden  sich  auf  Millionen  belief,  und  die  französische  Regierung 
9  Mill.  Fr.  an  Unterstützung  zahlen  mufste.  Schwärme  von  Hüpfern 
traten  auf,  von  50  km  Tiefe  und  8 — 10  km  Breite;  die  der  Imagines 
erreichten  50  km  Breite^),  Im  Frühjahr  1889  war  mit  der  Aufstellung 
von  6000  cyprischen  Wänden  unter  der  Leitung  von  Künckel  d'Herculais 
begonnen  worden*).  Der  Erfolg  dieser  fortgesetzten  energischen  Be- 
kämpfung war,  dafs  1891  nur  noch  4— 5"/o  der  Ernte  vernichtet 
warden. 

1897  überfielen  die  Heuschrecken  Südmarokko.  Kaufleute  und 
Landwirte  brachten  die  Summe  zur  Bekämpfung  zusammen;  bis 
12.  März  waren  6000  Mill.  Eier  gesammelt,  etwa  ebensoviele  beim 
Sammeln  zerstört  worden. 

Xach  KtJNCKEL  d'Herculais  bilden  in  Afrika  die  Gebirgsgegenden 
vom  Atlantischen  Meere  bis  zum  Golf  von  Gabes,  Nordrand  der  Sahara, 
Marokko,  Algier  und  Tunis  die  Heimat,  die  Hochebenen  das  Strichgebiet, 
der  kleine  oder  Teil-Atlas  das  AVandergebiet. 

b)  Cypern.  Hier  sind  die  Heuschrecken  seit  unvordenklichen 
Zeiten  in  den  Gebirgen  des  Inneren  heimisch,  von  wo  aus  sie  von 
Zeit  zu  Zeit  die  fruchtbaren  Niederungen  tiberfallen  und  oft  Hmigers- 
not  veranlafst  haben.  Von  türkischer  Seite  geschah  früher  nichts  zu 
ihrer  Bekämpfung,  bis  Ende  der  60  er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts 
der  damalige  tiü-kische  Gouverneur,  Said  Pascha,  die  kurz  vorher  er- 
fundenen cyprischen  Apparate  benutzte,  und  zwar  mit  solchem  Erfolge, 
dafs    1870    die   Heuschrecken   nahezu    ausgerottet   waren.     Sein  Nach- 


M  Bull.  Sog,  ent.  France  1899,  p.  CXXI. 

-)  Häufig  trat  in  Algier  mit  dieser  Art  die  echte  Wanderheuschrecke  zu- 
sammen auf. 

3)  Grüner,  Zool.  Gart.  Bd.  31,  1890,  S.  809— 31H. 

^]  In  einer  Gemeinde  allein  in  einer  Gesamtlänge  von  75  km,  wobei  86000  cbm 
(?)  =  145  Millionen  Hüpf  er  gefangen  wurden. 


170  Orthopteren,  Geradflügler. 

folger  unterlieis  aber  jede  Bekämpfung  so  dals  die  Heuschrecken 
wieder  stark  zunahmen.  Als  1878  die  Insel  unter  englische  Oberhoheit 
kam,  begann  sofort  wieder  energische  Bekämpfung,  unter  der  Ober- 
leitung eines  Ingenieurs  S.  Brown.  Winters  wurden  die  Eier  gesammelt, 
trotz  der  ungeheuren  Massen  (in  den  Herbsten  1879 — 81,  37^2,  236, 
1330  Tonnen)  aber  ohne  sichtbaren  Erfolg.  Im  Jahre  1882  wurden 
doch  noch  15 -20*^/0  der  Ernte  zerstört,  gleich  einem  Verluste  von 
80  000  i^-";  im  Herbste  wurden  dann  zum  ersten  Male  cyprische  Apparate, 
von  S.  Brown  verbessert,  in  gröfserer  Zahl,  6030  Stück  zu  je  50  Yards 
Länge,  aufgestellt,  deren  Zahl  1883  auf  8223,  1884  auf  13000  vermehrt 
wurde.  Die  Folgen  zeigten  sich  sehr  rasch.  1883  wurden  195  Mill.  Heu- 
schrecken mit  diesen  vertilgt,  1884  nur  noch  56  Mill.  Bis  1887  er- 
folgte die  Bekämpfung  noch  in  grofsem  Mafsstabe ;  seither  handelt  es 
sich  nur  noch  darum,  die  Heuschrecken  in  Schach  zu  halten.  Die  Ge- 
samtkosten der  Bekämpfung  in  den  Jahren  1882—1887  betrugen 
1130000  Mk. ;  seither  werden  jährlich  etwa  72000  Mk.  ausgegeben, 
gleich  4V2'^/o  der  Ausfuhr. 

c)  In  Ungarn^)  liegen  die  ersten  sicheren  Nachrichten  aus  1888 
vor;  1889  waren  5198  Joch  befallen.  Bis  1891  hielten  sie  sich  in 
starker  Zahl,  dann  nahmen  sie  rasch  ab  und  verschwanden  1893. 
1903/04,  1907  waren  neue  starke  Einfälle.  In  welchen  Mengen  die 
Heuschrecken  vorkamen,  zeigen  folgende  Zahlen:  1889  fanden  sich 
an  den  Eiablageplätzen  auf  jedem  qdcm  1  Eierkapsel,  auf  1  Joche 
mindestens  16  Mill.  Eier.  Vom  3. — 14.  Juni  1890  wurden  in  einer 
Gemeinde  420  hl ,  zu  je  10  Mill.  Hüpfer,  vertilgt,  im  ganzen  Jahre  bei 
Szegedin  etwa  522  Mill.  Stück.  Bei  dieser  Stadt,  dem  Zentrum  der 
Invasion,  waren  zeitweise  bis  zu  3000  Mann  mit  der  Bekämpfung  be- 
schäftigt, in  ganz  Ungarn  10 — 11000. 

c)  In  anderen  Ländern  fanden  u.  A.  folgende  Einfälle  statt: 
Kleinasien  1833,  Südrufsland  1842,  1845,  1847,  1851,  1879,  Spanien 
1876,  1899,  Franlvreich  (Camargue)  1901,  Portugal  1898,  Süditalien  und 
Sardinien  1867,  1868-1870,  1877—1878,  1882. 

St,  brevieollis  Eversm.  Erdfarben,  Fühler  blafs,  Hinterschienen 
rot  mit  schwarzen  Gelenken.  Flügeldecken  mit  hellem  Längsstreif 
hinter  dem  Vorderrande.  Scheitelgrübchen  rhombisch.  Querfurche  des 
Halsschildes  in  der  Mitte.  Männchen  11  —  16,  "Weibchen  15 — 19  mm 
lang.  Östliches  Mitteleuropa ,  auf  unfruchtbaren  Wiesen.  Findet  sich 
nach  Sajö  ^)  in  Ungarn  gemeinsam  mit  voriger  Art,  läfst  sich  aber  nicht 
so  gut  treiben  wie   diese. 

Stethophjma  Fisch.    Höckersclirecke. 

Ähnlich  Stauronotus.  Plump.  Vorderbrust  mit  kurzem,  konischem 
Höcker.  Stirngrübchen  mehr  oder  weniger  verwischt.  Flügeldecken 
beim  Weibchen  oft  abgekürzt.     Hinterschienen  rot. 

St.  fuseum  Pall.  (variegatum  Fisch.).  Olivenbraun  mit  schwarzer 
und  gelber  Zeichnung.  24 — 33  mm  lang.  —  Auf  den  Gebirgen  des  süd- 
lichen und  mittleren  Europa  von  den  Pyrenäen  über  den  Kaukasus 
bis  zum  Amur;  im  nordöstlichen  Rufsland  und  in  Sibirien  auch  in  den 


1)  Sa..6,  Zeitschr.  f.  PflaBzenkr.  Bd.  2,  1892,  S.  33—36,  Bd.  5,  1895,  S.  361; 
Prometheus  Bd.  15,  1904,  S.  704—709,  725-730,  740-742,  8  flg.;  Schenk,  Aquila, 
Bd.  14,  1907,  S.  214—275. 

2)  Zeitschr.  f.  Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895,  S.  361. 


Oedipodinen. 

Ebenen.  Soll  nach  Küppen  '")  wiederholt  in  den  Alpen  geschadet  haben; 
1844  betrug  in  einem  Kreise  des  Grouvernements  Perm  allein  der 
Schaden  an  Getreide  (Roggen,  Weizen,  Hafer,  Gerste)  über  30  000  Rubel; 
aufserdem  litten  noch  die  Wiesen  und  andere  Felder  (Erbsen)  be- 
trächtlich. —  Im  Wiener  Walde  wurde  1862  das  Laubholz,  besonders 
Eschen  und  Mehlbeeren,  von  ihr  entblättert,  selbst  Tannennadeln 
benagt.^) 

Aulocara  Scudd. 

Grölsere  Formen.  Querfurche  des  Halsschildes  hinter  der  Mitte. 
Hintertibien  blau,  ihr  unterer,  innerer  Spitzendorn  nicht  halb  so  lang 
als  der  äufsere. 

A.  elllotti  Thunb.  Nordamerika,  am  Ostabhange  des  Felsen- 
gebirges, von  Montana  bis  Arizona  und  Mexiko.  Für  gewöhnlich  an 
Gräsern  und  öfters  auf  Weiden  schadend,  geht  auch  an  Getreide, 
Garten-  und  Feldfrüchte  über. 

Chortoicetes  Brunn. 

Halsschild  mit  Seitenkielen. 

Ch.  pusilla  Walk.^)  Südostaustralien.  Auf  offenem  Lande  zum 
Teil  in  bedeutenden  Mengen.  Friist  besonders  das  Gras  und  die 
Kräuter  der  Schafweiden  und  schadet  in  Getreidefeldern;  selbst  in 
AVäldern.  Eiablage  (19  Stück  in  1  Paket)  im  November  in  här- 
testen und  festesten  Boden.  Die  Hüpfer  im  August  bis  Anfang- 
September. 

Ch.  lerminifera  Walk.*)  Die  gewöhnlichste  schädliche  Heu- 
schrecke in  New  South  Wales  und  Viktoria;  schon  seit  Beginn  der 
Besiedelung  mehrmals  verheerend  aufgetreten  (1848,  1802,  1873,  1876, 
1907/08),  namentlich  an  Gräsern,  Gemüse  und  in  Weinbergen.  In  den 
letzten  Jahren  wurde  sie  von  voriger  Art  zurückgedrängt.  Tepper  rät, 
Schafherden  in  die  Züge  der  Hüpfer  einzutreiben.  —  x41s  Parasiten 
nennt  Olliff-^)  Masictra  pachytiU  Skuse  (Diptere). 

Epacromia  dorsalis  Thunb.,  Halsschild  ohne  Seitenkiele,  wird  in 
verschiedenen  Teilen  Ostindiens  öfters  schädlich  an  jungem  „kharif", 
junger  Weizensaat  usw. ") 

Oedipodinen^). 

Scheitel  vorne  abschüssig ,  Stirne  fast  senki^echt.  Stirngrübchen 
dreieckig,  eiförmig  oder  fehlend,  an  der  Spitze  sich  nie  berührend. 
Flügeldecken   wenigstens   in   der   Basalhälfte    dicht   und  unregelmäfsig 

')  1.  c.  p.  102. 

-)  Nach  Pitasch;  s.  Judeich  u.  Nitsche,  S.  274. 

3)  Fkoggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  11,  1900,  p.  175—183,  1  PL  (hier 
irrtümlich  Epacromia  terminalis  genannt),  Vol.  14,  1903,  p.  1023—24. 

*)  Fkoggatt,  1.  c;  Gurney,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  19,  1908,  p.  411— 41Ö, 
3  figs.  Von  früheren  Autoren  wurde  diese  Art  als  Decticus  verrucivonis  (Bath), 
Pachtßihts  oder  Chortolaga  australis  (Oi.lief,  Koebele,  Fkench)  oder  Epacromia  ter- 
minalis (Teppek,  Feoggatt)  beschrieben. 

s)  Ollu-f,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  2,  1891,  p.  255—257,  5  figg. 

6)  CoTE.s,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2,  1893,  p.  171;  Vol.  5,  1903,  p.  18—19. 

')  Saussüre,  Prodromus  Oedipodiorum  Insectorum  ex  Ordine  Orthopterorum. 
Mem.  Sog.  Phys.  Hist.  nat.  Geneve.  T.  28,  1884,  Nr.  9,  4",  254  pp.,  1  Tab.;  Additamenta 
ad  Prodromum  etc.,  ibid.  T.  30,  No.  1,  1888,  4«,  180  pp.,  1  PL 


172  Orthopteren.  Geradfliigler. 

geädert;  Flügel  meist  gefärbt.  Hinterschenkel  sehr  kräftig,  seitlich 
zusammengedrückt,  mit  scharfer  oberer  und  unterer  Kante;  Hinter- 
schienen oben  aufsen  ohne  Enddorn. 

Nach  Bruner  ')  ist  die  Farbe  der  Flügel  bei  den  amerikanischen 
Arten  abhängig  von  ihrem  Aufenthaltsorte,  vorzugsweise  von  dessen 
Feuchtigkeit.  Auf  der  atlantischen  Seite  herrscht  Rot  oder  Orange,  in 
den  trockenen  sterilen  Ebenen  des  Inneren  Gelb,  in  den  Bergen  Rot. 
bei  gewisser  Erhebung  und  unter  bestimmten  Verhältnissen  Blau.  Da- 
gegen weist  DiSTANT-)  darauf  hin,  dafs  in  Südafrika  derartige  Unter- 
schiede nicht  vorhanden  sind,  sondern  alle  Farben  durcheinander  vor- 
kommen. 

Über  die  ganze  Erde  verbreitet. 

Camimla  Stal. 

Kleinere  Formen.  Halsschild  mit  drei  deutlichen  Kielen;  Seiten- 
lappen hinten  rechtwinkelig  abgerundet.  Flügel  halbdurchscheinend. 
Nordamerika. 

C.  pellueida  Scudd.  (atrox  Scudd.)'')  Yellow-wing-ed  loeust. 
Gelb  bis  braun,  mit  schwarzen  Flecken  auf  den  Seitenlappen  des  Hals- 
schildes  und  auf  den  Flügeln.  20 — 25  mm  lang.  In  ganz  Nord- 
amerika, am  häufigsten  in  den  pazifischen  Staaten,  von  da  sich  bis 
nach  den  Zentralstaaten  des  Felsengebirges  und  bis  Mexiko*)  ausbreitend. 
Pafst  sich  am  leichtesten  von  allen  amerikanischen  Heuschrecken  jedem 
Klima  an  und  bleibt,  wo  sie  sich  einmal  niedergelassen  hat.  Soll  mehr- 
fach mit  Eisenbahnen  verschleppt  sein.  Biologie  noch  wenig  bekannt. 
Hält  sich  namentlich  auf  Weiden  in  der  Nälie  der  Flüsse  auf,  frifst 
diese  und  Getreidefelder  (bes.  Hafer  und  Weizen)  kahl,  verzehrt  Rinde 
und  junge  Zweige  der  Obstbäume ,  geht  nicht  an  Alfalfa ,  aber  an 
Zuckerrübe.  Selbst  die  zum  Schutze  über  Kulturen  gedeckten  Leinen- 
mid  Baumwolletücher  wurden  verzehrt  und  sogar  Menschen  und 
Tiere  (besonders  Pferde)  angefallen.  Die  wenig  springenden  Jungen 
sind  mit  Hopperdozers  nicht  zu  bekämpfen,  wohl  aber  mit  Fangsäcken 
usw.  Bei  einer  Epidemie  in  Idaho  vermehrten  sich  die  von  ihnen 
lebenden  Kröten  zu  Millionen.  Eine  Pilz-  oder  Bakterienkrankheit 
vernichtet  oft  einen  grofsen  Teil  der  Heuschrecken;  die  Tiere  werden 
träge,  färben  sich  dunkel,  der  Inhalt  zerfällt  in  schlüpfrige  braune  Masse. 

Oedaleus  Fieb. 

Grün  oder  grau ;  Flügel  an  der  Basis  weifslich  oder  gelb ;  Hinter- 
tibien  blutrot  oder  blau.  Scheitel  zwischen  den  Augen  oder  vorne 
stumpf  gekielt.     Flügel  mit  dunkler  Querlinie. 

Oed.  marmoratus  Thunb.  Männchen  25—27,  Weibchen  36—47  mm 
lang.  Weit  verbreitet  in  der  orientalischen  und  äthiopischen  Region; 
Australien.     Wird    in   Indien^)    zugleich   mit   anderen  Arten  derselben 


')  Science  Vol.  21,  1898,  p.  133. 

2)  Ibid.  p.  245-246. 

^)  ßep.  Rocky  Mountain  Loeust  1877,  p.  688;  Coqui.lett,  Rep.  Entom.  1885, 
p.  306;  Simpson,  U\  S.  Dept.  Agric  ,  Div.  Ent.,  Circ.  53,  1903. 

*)  Telles-i'izauho,  Commiss  parasit.  agric.  Mexiko,  Circ.  47,  1906;  Ausz. : 
Zeitschr.  wiss.  Insekt.  Biol.  Bd.  3,  S.  136. 

5)  CoTKs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2,  p.  170-171,  Vol.  3,  Nr.  5,  p.  72,  Vol.  5, 
p.  89—90. 


Oedipodinen.  ^TS 

Gattung  schädlicli  an  Zuckerrohr ,  Pennisetum  typhoideum ,  Pinus 
longifolia  usw. 

Oed.  subfaseiatus  de  Haan^)  (manilensis  Meyen);  beträchtlich 
schädlich  auf  Manila,  Luzon  und  Timor. 

Oed.  senegralensis  Krauls  schadet  neuerdings  ernstlich  in  Ost- 
australien -),  indem  er  auf  den  Weiden  das  Gras  abfrifst,  das  beste  und 
zarteste  zuerst. 

Pachjtilus  Fieb. 

Scheitelgruben  dreieckig,  flach,  undeutlich,  unmittelbar  an  die 
Augen  stofsend.  Mittelkiel  des  Halsschildes  deutlich,  in  der  Mitte  ein- 
gekerbt; Seitenkiele  fehlen.  Flügel  ohne  Querbinden.  Hinterschenkel 
oben  fein  gesägt.  Gröfsere  Formen,  nur  in  der  alten  "Welt.  Die 
Pachytilus-Arten  bevorzugen  Gräser  und  Getreide  und  gehen  nur  im 
Notfalle  an  die  Bäume. 

P.  suleieoUis  Stal^)  (capensis  Sauss.  =  (de jvastator  Licht.).  Süd- 
afrikanische ^Wanderheuschrecke,  brown  locust.  Gelbbraun. 
Brust  spärlich  behaart.  Hinterschenkel  nicht  oder  undeutlich  gesägt. 
36  —  47    mm    lang.      Tropisches    und    Südafrika.  Sie    scheint    aus 

den  Steppen  und  Wüsten  von  W.  Griqualand ,  der  Karoo  und  der 
Kalahari  nach  Süden  zu  kommen.  Eier  werden  mehrmals  zu  je  30—60 
in  einem  Paket  und  diese  oft  so  dicht  nebeneinander  abgelegt,  dafs  der 
Boden  siebartig  durchlöchert  ist;  sie  schlüpfen  nicht  nach  den  ersten 
Regen  im  Januar,  sondern  erst  nach  den  gröfseren  Regenschauern  im 
Februar  aus,  können  aber  bei  ungenügender  Feuchtigkeit  jahrelang 
(z.  B.  1854 — 1861)  im  Boden  liegen.  Die  von  den  Buren  „rooi  batjes" 
(Rotröcke)  oder  ^^voetgangers"  (Fufsgänger)  genannten  Hüpfer  beginnen 
sofort  nach  dem  Ausschlüpfen  sich  zusammenzuscharen  und  nach 
Norden  zu  wandern ;  die  Erwachsenen  setzen  diese  Wanderung  fort. 
Die  Züge  werden  verfolgt  von  Schwärmen  von  Vögeln  (besonders 
Glareola  Nonlnumni)  und  Fliegen.  Erstere  sind  in  ihren  ganzen 
Lebensgewohnheiten  an  die  Heuschrecken  angepafst ;  letztere  vermögen 
nicht  selten  ganze  Züge  zu  vernichten ,  deren  Ruheplätze  nach  ihrem 
Abzüge  von  toten  Heuschrecken  bedeckt  sind.  Ein  Kranich,  Tetrap- 
ieryx  paradisea ,  hackt  die  Eier  aus  dem  Boden  und  verzehrt  sie. 
LouNSBURY  empfiehlt,  die  Heuschrecken  als  Futter  für  die  Straufsen- 
farmen  zu  trocknen.  Nach  Kännemeyer*)  überträgt  diese  Heuschrecke 
die  Maul-  und  Klauenseuche. 

P.  migratoroides  Reiche '").  Ähnlich  P.  migratorius ,  aber  Hals- 
schild in  der  Mitte  stark  eingeschnürt,  hinten  abgerundet;  Längskiel 
in  der  Mitte  tief  eingeschnitten.  Hinterschenkel  schlank.  42  —  46  mm 
lang.  Indien,  Sundainseln,  Philippinen,  Australien,  Neuseeland,  Afrika, 
Abessinien.     Sie  vertilgen  auf  den  Philippinen  oft  in  wenigen  Stunden 


')  Koppen,  Schädl.  Insekt.  Rufslands,  S.  96. 

2)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  18,  1907,  p.  539-541,  1  PI. 

3)  Barber,  Trans.  S.  Afric.  philos.  Soc.  Vol.  1,  1880,  p.  193—218;  3^  Rep.  Rocky 
Mountain  Locust,  Appendix  p.  68^72,  1883;  Lounsbuky,  Reports  Governm.  Entom. 
Cape  of  Good  Hope  1903 ff.,  Agric.  Journ.  Cape  of  Good  Hope  1903 ff.;  Simpson, 
Transvaal  agric.  Journ.  Vol.  4,  1905,  p.  181—184,  2  Pls.;  Vo.sselek,  Pflanzer  Bd.  3, 
1907,  S.  110—112. 

*J  s.  S.  153. 

5)  Froggatt,  Agric.  Gaz.N.  S.  Wales  Vol.  1,  1890,  p.  287  ff.,  PL  5;  Mitford,  Proc. 
zool.  Soc,  London  1894,  p.  2;  Stanton,  Bull.  Philippine  Weather  Bureau  for  Aug. 
1903,  p.  223,  Ausz.:  Zeitschr.  wiss.  Insekt.  Biol.  Bd.  1,  1905,  S.  318—319. 


174 


Orthopteren,  Geradflügler. 


alles  Grün  der  Kokospalmen,  die  diese  Schädigung  erst  nach  mehreren 
Jahren  überwinden.  —  Die  var.  capito  Sauss.  wird  als  „Yolala''  auf 
Madagasear  schädlich:  Corrus  sccqmlatvs  und  Mihns  aegyptiacns  stellen 
ihr  nach. 

P.  migratorius  L.  (Fig.  135,  136).  Europäische  AVander- 
heusehreeke  M.  Halsschild  flach,  vorn  und  hinten  stumpf,  in  der 
Mitte  seitlich  eingeschnürt:  sein  Mittelkiel  schwach  erhaben,  von  der 
Seite  gesehen  fast  gerade,  in  der  Mitte  etwas  eingekerbt.  Olivengrün, 
gelblich,  brämilich.  Unterseite  der  Brust  weifs  behaart.  Flügel  farblos, 
mit    schwach    bräunlicher    Spitze.      Hinterschenkel    gTünlichgelb    oder 


Fig.  135.     a  Pachj'tUus   migratorius,   h  Pachytilus 
cinerascens  (nach  Hohlbert;  nat.  C4r.). 


Fig.    136.     Halsschilde  von  Pachytilus  migratorius  (a,  h\ 
und  Pach^-tilus  cinerascens  (f,  d),  von  oben  und  von  der  Seite  (nach  Stein). 

gelblich,  innen  schwarz  gefleckt,  oben  schwach  gesägt:  Hinterschienen 
gelb.  Männchen  35  —  49,  Weibchen  40 — 55  mm  lang,  Heimat:  süd- 
östliches Europa,  auf  den  Sandinseln  der  Mündungen  der  grofsen  kaspi- 
schen  und  pontischen  Flüsse  -,  Turkestan,  an  den  jetzigen  und  früheren 
Ufern  des  Schwarzen  Meeres ,  des  Kaspischen  und  Aral-Sees.  In 
Deutschland  nur  bei  Schaffhausen  ständig  in  kleinerer  Lokalform  vor- 
kommend. Flieht  die  Gebirge.  Die  nördliche  Grenze  soll  nach 
Koppen  ^j  mit  der  Juni-Isotherme  von  1(3^  R  „recht  genau"  zusammen- 
fallen. 


^)  S.  bes.  Gerstäcker,  A.  ,  Die  Wanderheuschrecke  (Oedipoda  migratoria  L.) 
Berlin,  Wiegandt,  Hempel  und  Parey ,  1876,  8^  69  S.,  2  kol.  Taf.  Hier  sind  P. 
migratorius  und  cinerascens  nicht  auseinandergehalten. 

2)  1.  c.  p.  103,  108. 


Oedipodinen,  ]['75 

P.  eineraseens  Fab.  (danicus  L.).  (Fig.  135,  13(3).  Sehr  ähnlich 
voriger^),  aber  Halsschild  an  beiden  Seiten  dachförmig  abfallend,  vorn 
und  hinten  zugespitzt,  in  der  Mitte  kaum  oder  nicht  eingeschnürt.  Mittel- 
kiel stark  erhaben,  von  der  Seite  gesehen  etwas  konvex,  in  der  Mitte 
eingekerbt.  Mehr  grünlich  als  vorige.  Hinterschenkel  oben  stark  gesägt. 
Hinterschienen  hellrot.  Männchen  31 —37,  Weibchen  40— (30  mm  lang. 
Heimat:  Küsten  des  Mittelmeeres,  Schweiz,  Kanaren ,  Deutschland, 
Belgien ,  Syrien ,  Japan ,  China ,  Indien ,  die  asiatischen  Inseln ,  Afrika 
und  die  benachbarten  Inseln  von  den  Kanaren  bis  zu  Mauritius, 
Australien,  Neuseeland  und  Polynesien. 

Die  beiden  letztgenannten  Heuschrecken  werden  in  den  Berichten 
über  Heuschreckenplagen  fast  nie  auseinandergehalten  und  meist 
einfach  als  P.  migratorius  bezeichnet,  ebenso  wie  häufig  auch  P.  migra- 
torioides  unter  diesem  Sammelnamen  verstanden  wird.  Es  ist  daher 
nur  selten  möglich,  zu  ersehen,  welche  Ai't  gemeint  ist,  und  wir  müssen 
sie  gemeinsam  behandeln ,  die  Artangehörigkeit  da  angebend,  wo  dies 
möglich  ist. 

Die  Brutstellen  von  migratorius  bilden  die  erhöhten  sandigen 
Stellen  in  den  Moor-  und  Sumpfgebieten  ihrer  Heimat;  eineraseens 
liebt  nach  Sajo  ^)  feuchte ,  üppig  mit  Gras  bewachsene  Mulden.  Die 
Eiablage  findet  von  August  bis  in  Oktober  statt,  am  liebsten  in  festen, 
jungfräulichen  Boden,  4 — 5  cm  tief.  Ende  April  und  im  Mai  schlüpfen 
die  Jungen  aus,  die  im  Juli  bis  August  erwachsen  sind.  Jedes  Weib- 
chen legt  drei  bis  vier  Eierpakete  mit  je  50 — 100  Eiern.  Gegen  Kälte  sind 
diese  sehr  widerstandsfähig:  sie  sollen  etwa  —32"  ertragen.  Um  so 
empfindlicher  sind  sie  gegen  Luft ,  Licht  und  Nässe ,  daher  sie  nach 
Montandon ^)  in  Massen  zugrunde  gehen,  wenn  im  Winter  die  Winde 
die  Eier  auf  den  Dünen  des  Donaudeltas  freilegen.  Die  Jungen  be- 
ginnen nach  der  zweiten  Häutung  zu  wandern.  Sie  fressen  vorwiegend 
nachts,  zuerst  nur  zarte  Pflanzenteile,  wie  den  weichen  Teil  der  Ähren 
von  Getreide  und  Gräsern  und  Weidekräuter.  Nach  der  ersten 
Häutung  beifsen  sie  die  Halme  unterhalb  der  Ähre  durch ,  fressen  ein 
Stück  abwärts  und  gehen  dann  an  eine  andere  Pflanze  über,  so  dals 
sie  in  kurzer  Zeit  viele  Pflanzen  zerstören. 

Die  Erwachsenen  fressen  alles  ,  aufser  Gramineen  besonders  gern 
Schilf;  ferner  Gemüse ,  Feldfrüchte ,  das  Laub  der  Reben  und  der 
Bäume  (Obstbäume,  Eichen,  Eschen  und  Akazien,  ja  sogar  Kiefern- 
kulturen). Im  Hunger  haben  sie  sogar  schon  das  Reeth  der  Dächer, 
zum  Trocknen  aufgehängte  Wäsche  und  SchifPssegel  benagt. 

Die  Geflügelten  dringen  auf  zwei  Wegen  in  Westeuropa  ein.  Der 
eine  führt  von  Südrufsland  über  Polen,  Galizien  nach  Schlesien, 
Brandenburg  usw.,  der  andere  von  den  unteren  Donauländern  über 
Siebenbürgen,  Ungarn,  Österreich,  Bayern,  Schweiz  nach  Südfrank- 
reich oder  Deutschland,  England  oder  Schweden.  Sie  legen  diese 
Strecken  natürlich  in  Etappen  zurück,  überall  Eier  legend.  Je  weiter 
dabei  die  Züge  vordringen,  um  so  mehr  nehmen  sie  an  Ausdehnung  ab, 
lösen  sich  in  immer  kleinere  Flüse  und  zuletzt  in  Individuen  auf. 


')  Die  Unterschiede  werden  am  besten  auseinandergesetzt  von  Stein,  Deutsch, 
ent.  Zeitschr.  Bd.  22,  1878,  S.  2.33—236,  4  Fig. 

2)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895,  S.  361. 

3)  Bull.  Soc.  Sc.  Boucarest  Ann.  9,  1900,  p.  462—472. 


176  Orthopteren,  Geradflügler. 

Am  meisten  bedroht  sind  immer  Südrufsland  und  Rumänien ;  doch 
sind  die  Wanderscharen  schon  öfters  bis  nach  Belgien,  Grofsbritannien 
und  Schweden  vorgedrungen.     Rückilüge  finden  nicht  statt. 

Ob  auch  FHige  nach  Osten  hin,  nach  China  und  Japan  stattfinden, 
ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  sagen.  Einzehie  Individuen  gelangen  sicher 
so  weit  ^). 

Die  Parasiten  dieser  Heuschrecke  wurden  namentlich  von 
RossiKOW^)  studiert.  Er  fand  neun  Fliegen:  Sarcophaga  dahnatma 
Schin. ,  lineata  Fall.,  Sarcophüa  latifrons  Fall.,  rossikoirii  Portsch., 
haJasogloi  Portsch.  und  vier  unbeschriebene  Arten.  Sie  legen  ihre 
Brut  an  die  Geschlechtsötfnung  der  älteren  Nymphen  (vom  dritten 
Stadium  an)  und  Erwachsenen  ab,  bis  zu  fünf  auf  eine  Heuschrecke,  die 
nach  3 — 4  Wochen  von  den  reifen  Larven  verlassen  wird.  Allein 
S.  lineata  vernichtete  einen  Heuschreckenschwarm  in  zwei  Wochen. 
Aufserdem  fand  Rossikow  eine  Trombidiide,  bis  zu  5U0  auf  einer  älteren 
Heuschrecken-Nymphe.  Aus  seinen  Untersuchungen  schlofs  er,  dafs 
dieser  starke  Befall  die  Ursache  des  Wanderns  sei  (s.  S.  156). 

Bei  der  Bekämpfung  hat  man  in  Rufsland  ^)  mit  Schweinfurter 
Grün  (1  k,  5  k  frisch  gelöschten  Kalk,  500  1  Wasser)  vorzügliche  Er- 
fahrungen gemacht,  wenn  die  Weidegründe  der  1 — 2  Wochen  alten 
Nymphen  damit  besjorengt  werden.  Je  jünger  die  Nymphen,  um  so 
sicherer  die  Wirkung  des  Giftes,  die  etwa  15 — 18  Stunden  nach  dem 
Beginne  des  Frafses  eintritt. 

Die  Geschichte  der  europäischen  Wanderheuschrecke  führt  bis 
in  die  ersten  Jahrhunderte  unserer  Zeitrechnung  zurück.  Sie  ist  schon 
so  oft  beschrieben  worden ,  dafs  wdr  uns  hier  darauf  beschränken 
können,  die  Einfälle  in  Europa  seit  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts 
kurz  anzuführen,  wobei  nur  bemerkt  sein  mag,  dafs  es  sich  dabei  oft 
um  riesige  Scharen  handelte ,  die  nicht  selten  ungeheuere  Schäden 
verursacht  haben. 

1850  —  51  (Rumänien);  1853,  1856  (Deutschland  bis  Breslau); 
1857  (Schwarzes  Meer  bis  Frankreich,  Belgien,  Holland,  England, 
Schottland);  1858  (Ungarn);  1859  (Schwarzes  Meer,  Deutschland, 
Schweiz,  England);  1860 — 61  (Rumänien,  Polen,  Galizien);  1864  (untere 
Donau,  England,  Schottland);  1873—76  (Deutschland;  nach  Stein -i)  P., 
cinerascens);  1879 — 80  (Südrufsland,  Kaukasus);  1887  (Preufsen  bis 
Deutsch  -  Krone ,  wahrscheinlich  P.  cinerascens);  1889  (Hinter- 
pommern); 1905  (Italien;  beide  Arten). 

Auch  hier  ist  von  einer  Regelmälsigkeit  in  dem  Auftreten  der 
Heuschrecken  nichts  zu  merken;  doch  will  Koppen'')  einen  Zusammen- 
hang mit  den  Sonnenflecken  in  einer  russischen  Arbeit  wenigstens 
wahrscheinlich  gemacht  haben. 

Dissosteira  Scudd. 

Mittelkiel  des  Halsschildes  deutlich;  Seitenkiele  von  Querfurche 
unterbrochen,    oft   davor  verschwindend.     Letztes   Drittel    der  Flügel- 

M  Betr.  Japan  s.  Rkmn,  Proc.  Acad.  nat.  Sc.  Philadelpliia  Vol.  54,  1902,  p.  634. 
2)  Original  russisch;  Ausz.:  Zool.  Centralbl.  Bd.  6,  1899,  S.  651—653. 
^)  Zwei  russische  Arbeiten  von  Russikow  u.  r(niiisKo;   Ausz.:   ibid.  Bd.  8,  1901, 
S.  63-64. 
")  1.  c. 
''}  1.  c.  p.  108—109. 


Pyrgomorphinen.  jy? 

decken  häutig;  Unterflügel  gefleckt,  nicht  gebändert.  —  Nordamerika, 
Südafrika. 

D.  longipennis  Scudd.  Longr-wing-ed  loeust^).  Heimat  die 
Hochebenen  des  Felsengebirges  in  Nebraska,  Kansas ,  Wyoming,  Colo- 
rado, Neu-Mexiko  usw.  Vorwiegend  auf  trockenen,  sandigen  Hügeln 
mit  spärlichem  Pflanzen  wüchse ;  frifst  fast  nur  Gräser.  Im  Juli  1891 
haben  sie  in  Südcolorado  Eisenbahnzüge  aufgehalten  und  die  Nymphen 
die  Weiden  so  kahlgefressen,  dafs  die  Schafe  keine  Nahrung  fanden. 
An  Kulturpflanzen  schadeten  sie  wenig.  Schweine,  Hühner,  Truthühner 
und  Habichte  frafsen  sie. 

D.  Carolina  L.  Überall  in  den  Vereinigten  Staaten,  aber  mehr 
im  Osten  als  jene.  Auf  sandigem  Boden.  Folgt  der  Zivilisation ;  selten 
gröfseren  Schaden  tuend. 

Oedipoda  Latr. 

Stirngrübchen  dreieckig  oder  eiförmig.  Halsschild  rauh,  oft  warzig, 
Hinterrand  spitzwinkelig ;  Mittelkiel  erhaben ,  von  Querfurche  tief  ein- 
geschnitten.    Hinterflügel  grell  bunt. 

Oed.  eoeruleseens  L.  Gelbbraun.  Flügeldecken  mit  drei  dunklen 
Querbinden.  Flügel  blau  mit  breitem,  schwarzem  Querbande.  Hinter- 
schienen bläulich,  mit  gelbem  Ringe  unter  dem  Knie.  Männchen  15 — 22, 
Weibchen  22 — 28  mm  lang.  —  Mittel-  und  Südeuropa,  Syrien,  Afrika 
bis  Zansibar.  In  Italien  schädlich  am  Maulbeerbaum,  in  Italien  und 
Dalmatien  an  Tabak. 

Eremobia  Serv. 

Hinterleib  mit  Mittelkante,  der  zweite  Ring  an  den  Seiten  mit 
rauher  Platte.  An  äufserer,  oberer  Kante  der  Hinterschienen  ein 
Enddorn. 

Er.  murieata  Pall.   Tritt  in  Rulsland  gelegentlich  verheerend  auf  ^). 

Brachystola  Scudd. 

Halsschild  von  hinten  nach  vorn  verengt,  scharf  gekielt,  hinten 
abgestumpft ;  die  Seitenlappen  verengen  sich  nach  unten  rasch.  Decken 
seitlich,  Flügel  rudimentär. 

Br.  mag-na  Gir.  Buffalo  Grashopper.  In  den  Ebenen  des 
westlichen  Nordamerika.    Zerstört  öfters  in  S.  W.  Texas  die  Baumwolle. 

Pyrgomorphinen . 

Kopf  kegelförmig;  Scheitel  zwischen  den  Augen  vorspringend, 
vorn  begrenzt  durch  die  flachen,  sich  vorn  berührenden,  durch  kurze 
Längsfurchen  getrennten  Stirngrübchen.  Stirne  sehr  stark  zurück- 
laufend. Halsschild  flach,  mit  scharfer,  spitzer  Hinterecke.  Deckflügel 
sehr  schmal  und  spitz,  ebenso  wie  die  Flügel  manchmal  rückgebildet.  — 
Vorwiegend  in  den  wärmeren  Gegenden  der  Alten  Welt. 

Chrotogonus  Serv. 
Körper  niedergedrückt,  in  der  Mitte  breit.    Scheitel  schmal;  Augen 
länglich.     Fühler   an   der  Spitze   leicht   verdickt.     Mittelkiel  des  Hals- 

1)  RiLEY,  Ins.  Life  Yol.  3,  1891,  p.  438;  Brunek,  ibid.  Vol.  4,  1891,  p.  18—19; 
PoPENOE,  ibid.  p.  41 — 46. 

2)  PoHTscHiNSKY,  Tuss.  Arbeit;  Au.sz.:  Zool.  Zentralbl.  Bd.  2,  S.  285—286. 

Sorauer,    Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  12 


178  Orthopteren,  Geradflügler. 

Schildes  unterbrochen,  oft  undeutlich;  auf  seinem  Vorderlappen  jeder- 
seits  drei  niedergedrückte  Höcker. 

Chr.  hemipterus  Schaum.  (Fig.  137).  Lehmgelb,  Brust  lichtgelb 
mit  acht  schwarzen  Punkten.  Stirnschwiele  schmal  und  scharf,  von  tief 
eingedrückter  Längslinie  durchzogen.  Fühlerspitze  schwarz.  Hinter- 
lappen des  Halsschildes  rauhhöckerig.  Flügeldecken  schuppig,  lehmgelb, 
hinten  zugespitzt,  sich  nicht  berührend,  kürzer  als  Halsschild  oder 
fehlend.  Flügel  ganz  rudimentär.  20  mm  lang. 
Ostafrika.  Bei  Amani  ^)  fast  das  ganze  Jahr 
hindurch  schädlich,  indem  sie  auf  den  Saat- 
beeten die  Keimlinge  von  Krautpflanzen  ab- 
T^-      i.,r7     r^\.    i  fressen.     Nur  einzelne  Lnagines  geflügelt:    die 

Fiff.   187.     ChrotogOBUS  .    ,  .,  ..  ...        ^    ^:^^..^^      ^   o    -i? 

hemipterus  Schaum,  fnat.  Gr.).  meisten     mit    rudimentären    Flugein.      Seifen- 

lösung   und  Markasol   halfen   nur  wenig.     Wo 
Hühner  freien  Lauf  hatten,   gingen  sie  zurück. 

Chr.  traehypterus  Blanch.  Rauh,  erdfarben.  Männchen  13, 
Weibchen  19  mm  lang.  In  Ostindien^)  recht  schädlich  an  den  ver- 
schiedensten Keimlingen,  wie  von  Lidigofera  tinctoria,  Phaseolus 
radiatus,  Pennisetum  typhoideum,  Sesamum  indicum,  Vigna  Catjang, 
Papaver  somniferum ,  Luzerne ,  Tabak  usw. ,  auch  an  jungen  Korn- 
uiid  Weizenfeldern.  Sie  beifst  die  jungen  Keimlinge  ab ,  so  wie  sie 
erscheinen. 

Atractomorpha  Sauss. 

Spindelförmig,  lang.  Kopf  kegelförmig.  Halsschild  oben  flach, 
mit  deutlichen  Seitenkielen,  vorn  abgestumpft,  hinten  stumpf  zugespitzt. 
Flügeldecken  scharf  zugespitzt.  Beine  schlank.  —  Afrika ,  Asien, 
Australien. 

A.  erenulata  Fabr.  Grün,  heller  gefleckt.  Flügel  an  der  Basis 
rötlich.  24 — 35  mm  lang.  Ceylon,  Burma,  Java.  —  In  Indien^)  recht 
schädlich  an  Sämlingen  von  Tabak  und  Kompositen,  auf  Java*)  an 
Zuckerrohr. 

Zonocerus  Stäl. 

Gestalt  annähernd  zylindrisch.  Scheitel  wenig  vorstehend.  Fühler 
fadig,  mit  mehreren  längeren  Gliedern,  Halsschild  glatt,  hinten  stumpf 
oder  gerundet,  ohne  Kiele.  Vordersohenkel  und  Hintertibien  gegen 
die  Spitze  zu  erweitert.  —  Afrika. 

Z.  eleg-ans  Thunb.  Bunte  Stinkschreeke^).  (Fig.  138).  Brust- 
rücken gelb  bis  olivengrün,  Hinterleib  schwarz  und  gelbweifs  bis  bläu- 
lich geringelt,  Kopf  und  Beine  gelb  und  schwarz  gezeichnet,  Fühler 
schwarz  und  rot  geringelt.  Flügel  dunkelrot  oder  graugrün  mit  hellem 
Geäder,  fast  so  lang  als  der  Körper  oder  wenig  über  1  cm  lang,  zu- 
gespitzt, nicht  zusammenstofsend.  40 — 45  mm  lang.  Nymphen  gellD  und 
schwarz  längsgestreift,  mit  weifsen  Punkten  gesprenkelt.  —   Zwischen 


')  VossELER,    Ber.    Land-    u.    Forstwirtsch.    Deutsch -Ostafrika    Bd.    2,    1905/06, 
S.  240-241,  502. 

2)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2,  1893,  p.  170;   Maxweli.-Lefuoy,   Mem.  Dept. 
Agric.  India,  Vol.   1,  1907,  p.  118,  fig. 

3)  CüTE.s,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  3,  1895,  p.  21. 

*)  Zeiintnek,  Arch.  Java  Suikerind.  Afl.  10,  1897. 

^)  VossEi.EK,  verschiedene  Berichte   in    dem  Pflanzer,    Amani,  und  in  den  Ber. 
Land-  u.  Forstwirtsch.  D.  O.  Afrika. 


Pyrgomorphinen. 


179 


dem  zweiten  lind  dritten  Hinterleibsringe  sondert  sie  beim  Erfassen  eine 
klare,  widerwärtig  riechende  Flüssigkeit  in  starkem  Strahle  nach  oben 
oder  vorn  ab.  —  Ostafrika.  —  Ursprünglich  vorwiegend  anf  Unkräutern 
lebend,  entblättern  die  Stinkschrecken  doch  oft  Bäume  in  der  Steppe, 
wobei  ihre  Exkremente  wie  ein  Regen  herabrieseln.  Im  "Walde  und 
in  den  \^ersuchsgärten  von  Amani  fraisen  sie  wilden,  grofsblätterigen 
Pfeffer,  Eucalyptus,  Cryptomeria,  Canna,  Rosen  usw.  Li  den  Plantagen 
schaden  sie  an  Gemüse  und  gehen  nach  dem  Ausjäten  des  Unkrautes 
namentlich  an  Kaffee  und  Manihot  Glaziovii  (Setzlinge  und  ältere 
Pflanzen)  über,  hier  zuerst  die  Blätter  fressend,  dann  Blüten  und 
Früchte  benagend  und  gelegentlich  auch  Knospen  vernichtend.  Im 
Oktober  treten  die  jungen  Hüpf  er  auf,  oft  in  Mehrzahl  beisammen;  im 
Januar  zeigen  sich  die  ersten  Geflügelten,  Ende  März  verschwinden 
sie  nach  der  Eiablage.  Ur- 
sprünglich leben  sie  einzehi, 
doch  haben  sie  sich  in  den 
Kulturländern  stellenweise  der- 
art vermehrt,  dafs  sie  der  Wan- 
derheuschrecke an  Schaden 
ebenbürtig  wurden.  Blauraken,  ' 
Störche  und  Raubvögel  stellen 
ihnen  nach.  Solange  sie  ein- 
zeln auftreten,  sind  die  älteren 
Nymphenstadien  einzehi  abzu- 
lesen: finden  sie  sich  ingröfserer 
Zahl,  so  sind  sie  durch  Spritz- 
niittel,  Verbreunen  mit  Fackeln 
bei  Nacht  usw.  zu  bekämpfen. 
Im  Jahre  1906  tötete  eine  Pilz- 
epidemie die  älteren  Hüpfer- 
stadien zu  Tausenden  unter  den 
für  Enipusa  charakteristischen 
Erscheinungen  ab. 

Aularches  Stäl.  ^ 

Körper    leicht    zusammen- 
gedrückt.      Fühler     lang,     mit 
mehreren  verlängerten  Gliedern. 
Halsschild      abgerundet ,      vor- 
springend;    hintere    Querfurche  Fig.  138.  Zonocerus  elegans  Thunb.  (nat.  Gr.). 
in  der  Mitte  gelegen;  auf  Vor- 
derlappen   zwei    sehr    grofse    blasige    Höcker:    zwischen    den   Furchen 
konische  Höcker.    Flügel  ausgebildet;  Decken  mit  schwieligen  Flecken. 
—   Die  meisten  Arten  in  Asien. 

A.  miliaris  L.  (Phymateus  punctatus  Fabr.).  Spotted  Loeust. 
Halsschild  fast  konkav,  hinten  breiter  als  vorn,  hinten  mit  Mittelkiel, 
am  Rande  stumpf  gezähnt.  Olivenbraun,  Flügeldecken  graubraun  mit 
gelben  Flecken.  Flügel  rauchfarben.  Männchen  45,  Weibchen  50 — 56  mm 
lang.  —  Himalaj-a,  Bengalen,  Ceylon,  Java,  Cochinchina,  Kapland  (V). 

Auf  Ceylon  \)  an  den  verschiedensten  Pflanzen  schadend,  besonders 


1)  Willis,  Circ.  E.  bot.  Gard.  Ceylon,  Ser.  1,  No.  9,  1898,  p.  77—81;  s.  Zeitschr. 
Pflanzenkrankh.   Bd.  11,   S.  41;    Green,  Circ.  agr.  Journ.         '  ^      ■>       '-<-    i 


Vol.  3,  No.  16,  1906. 


R.  botan.  Garden  Ceylon 


12" 


180  Orthopteren,  Geradflügler. 

an  Areca,  Kokos,  Dadap- ,  Brotfrucht-,  Chinarinde-  und  Orleansbaum, 
auch  an  Kaffee*).  Kakao  und  Tee  bleiben  mehr  oder  weniger  ver- 
schont. —  In  Assam  soll  diese  Heuschrecke  1879  namentlich  an  Winter- 
saaten recht  schädlich  geworden  sein  2).  —  Die  meisten  Vögel  und 
Insekten  verschmähen  sie  eines  scharfen  Saftes  wegen;  Wildtauben 
können  eine  Plage  beseitigen  dadurch,  dafs  sie  die  Eier  ausscharren 
und  fressen. 

Acridiinen. 

Kopf  kurz ;  Stirngipfel  nicht  vorstehend  und  unmittelbar  in  Stirn- 
schwiele übergehend.  Ohne  Stirngrübchen.  Vorderbrust  glatt  mit 
zapfenartigem  Vorsprunge  zwischen  den  Hüften  der  Vorderbeine.  Brust 
meist  schmal,  mit  nach  hinten  stark  verlängerten  Lappen.  Hinter- 
schenkel meist  schlank. 

über  die  ganze  Erde  verbreitet;  in  Europa  schwach  vertreten. 
Enthält  die  schädlichsten  Arten,  besonders  die  wichtigsten  Wander- 
heuschrecken. 

Oxya  Serv. 

Halsschild  zjdindrisch,  schmal-,  mit  Seitenkielen  und  Querfurchen, 
deren  letzte  nahe  dem  Hinterrande  verläuft.  —  Ostasien. 

O.  velox  Fabr.  Gelblich,  Basis  der  Flügel  und  Hinterschienen 
grün.  In  Gröfse  und  Farbe  sehr  variierend.  —  Ganz  Ostasien,  von 
Ceylon  bis  NeugTiinea  und  Philippinen.  —  In  Indien  mehrfach  schädlich 
geworden,  indem  sie  verschiedene  Feldfrüchte,  besonders  Baumwolle, 
Mais  und  Reis  abfrafs ,  sobald  sie  über  der  Erde  erschienen  ^).  Auf 
Java  an  Zuckerrohr. 

O.  flavo-annulala  Stäl.  Frifst  auf  Java  und  Sumatra  die  jungen 
Blätter  und  Zweige  und  die  Fruchtschalen  des  Kaffees  ab*). 

Hieroglyphiis  Kraufs. 

Kopf  ziemlich  dick.  Querfurchen  des  in  der  Mitte  eingeschnürten 
Halsschildes  sehr  tief.  Hinterschenkel  mit  keinem  oder  ganz  stumpfem 
Endzahne.  Äufsere  Genitalorgane  charakteristisch  gebildet.  —  Vor- 
wiegend afrikanisch. 

H.  fureifer  Serv.  Grünlich.  Gezähnelte  schwarze  Linien  an 
Vorderbrust.  Hintertibien  blau.  Männchen  23  —  36,  Weibchen  36—50  mm 
lang.  —  Gewöhnlich  langfiügelig ;  gelegentlich  kurzflügelig.  —  Häufig 
in  Indien^),  besonders  in  feuchten  Grasländereien,  von  denen  sie  auf 
Kulturpflanzen  übergehen,  Eiablage  im  September-,  im  Juni  bis  Au- 
gust schlüpfen  die  Jungen  aus.  Nicht  wandernd.  Fast  ununterbrochen 
schädlich  an  den  verschiedensten  Kulturpflanzen ,  wie :  Reis ,  Mais, 
Panicum  miliare,  Andropogon  sorghum,  Pennisetum  typhoideum,  Zucker- 
rohr, Phaseolus  aconitifolius,  Sesamum  indicum  usw.  Für  gewöhnlich 
schneiden   die  Heuschrecken  die  jungen  Blätter  und  Triebe  ab ,  daher 


^)  Nietner,  J.,  Tlie  coffee  tree  and  its  enemies;  2^  ed.  Colombo  1880,  p.  17. 
2)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2,  p.  171-172,  1893. 
8)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  3,  No.  5,  p.  73;  Vol.  4,  p.  30. 
*)  KoNiNGSBERGER,  Med.  s'Lauds  Plantentuin,  No.  22,  1898,  p.  33. 
^)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2—6;  Maxweli.-Lefruy,  Mem.  Dept.  Agric.  India 
Vol.  1,  1907,  p.  120,  fig.  3,  4;  Indian  Insect  Pests  p.  119—121,  figs.  135—138. 


Acridiinen. 


181 


sie  von  den  Eingeborenen  „kata''  (=  cutter)  genannt  werden :  doch 
holen  sie  an  Reis  auch  die  unreifen  Körner,  wie  sie  überhaupt  zu 
dessen  Hauptfeinden  gehören. 

Heftige  Regen  töten  die  Hüpfer. 

Acridiiim  Geoffr.  ^). 

Halsschild  dachförmig,  ohne  Seitenkanten-  Mittelkante  von  drei 
Querfurchen  unterbrochen.  Flügel  länger  als  Körper,  die  hinteren 
farblos.  Obere  Kante  der  Hinterschenkel  fein  gezähnelt.  Hinterschienen 
mit  zahlreichen  Stacheln,  aber  ohne  Enddorn.  Raife  des  Männchens 
schlank,  zugespitzt;  desgleichen  die  Subgenitalplatte.  —  Altweltlich. 

A.  aeg-yptium  L.  (=  tartaricum  auct.  nee.  L.  =  lineola  Fabr.), 
Rötlich-  bis  graubraun,  Fühler  dunkel.  Mittelkiel  des  Halsschildes 
stark  hervortretend ,  rostrot.     Flügeldecken  braun  gesprenkelt.     Flügel 


^  Fig.  139.     Frafs  von  Acridium  aegyptium  an  Tabaksblättern  (verkl.). 
a  Frafs'  der  Nymphen,  b  Frafs  der  Erwachsenen  (nach  Preisseckeu). 


glashell  mit  breiter,  rauchbrauner  Querbinde.  Hinterschenkel  oben  mit 
drei  braunen,  verwaschenen  Flecken,  unten  rot ;  Hinterschienen  schmutzig 
blau  mit  weifsen ,  schwarz  spitzigen  Dornen.  Brust  dicht  behaart. 
Männchen  30 — 50,  Weibchen  50 — 68  mm  lang.  —  Heimat  das  Mittelmeer- 
gebiet: von  hier  aus  verfliegt  sie  sich  nach  Norden  bis  Deutschland 
(Erlangen),  nach  Osten  bis  in  die  Kirgisensteppen.  Wandert  nicht. 
In  Afrika  niu*  in  den  nördlichen  Küstenländern.  Nach  Em^ojja  wird 
sie  öfters  mit  italienischem  Frühgemüse  ^),  algerischem  „ Pflanz enhaar"^) 
usw.  verschleppt.  Li  Istrien  sehr  häufig  die  Küste  entlang  und  in  den 
Niederungen  im  Buschwald,  besonders  aufQuercus  pubescens  "*).    In  Dal- 


1)  FiNOT,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  76,  1907,  p.  247— ::!54,  figs. 
•■2)  S.  u.  a.  Ludwig,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  13,  1903,  S.  211. 


3)  Kräpelin,  Mitt.  nat.  Mus.  Hamburg  XVIII,  1901,  S.  195. 
■*)  Krauss,  Sitzungsber.  Akad.  Wiss.  Wien,  matli. 


nat.  Gl.  Bd.  78,  1878,  S.  473—478. 


182  Orthopteren,  Geradflügler. 

matien  recht  schädlich  an  den  Tabakknltnren^),  weniger  durch  ihre 
Menge  als  durch  die  Entwertung  des  Tabaks  (Fig.  139) ;  sie  zieht  die  besten 
Mutter-  und  Spitzenblätter  den  substanzärmeren  Sandblättern  vor.  Die 
Hüpfer  fressen  unregelmäfsige  Löcher  in  die  Blätter,  die  Erwachsenen 
grofse  Stücke  derselben  vom  Rande  aus  ab,  oft  den  Frafsort  wechselnd : 
am  häufigsten  in  und  bei  "Weinbergen  und  dichtem  Gebüsche.  Auch 
in  Italien  an  Tabak  auf  gleiche  "Weise  schädlich.  "Wie  weit  diese  Heu- 
schrecke an  den  von  Solier^)  und  Keferstein^)  berichteten  Schäden 
bei  Marseille  bzw.  im  ganzen  Mittelmeergebiete  beteiligt  war,  ist  aus 
der  Literatur  nicht  zu  entnehmen,  zumal  Letzterer  sie  nicht  nur  mit 
der  „ägyptischen  "Wanderheuschrecke",  Schistoc.  peregrina,  sondern 
auch  noch  mit  Calopt.  Italiens  zu  verwechseln  scheint.  —  Als  Parasiten 
züchtete  Ribaga^)  Acemyia  acuticornis  Meig. 

A.  aeruginosum  Stoll.  Rötlich.  Fühler  hell  gelbbraun.  Hals- 
schild und  Flügeldecken  rostbräunlich ;  vom  Kopfe  bis  über  die  Mitte 
der  Flügeldecken  zieht  ein  breiter  gelber  Streifen  in  der  Mittel- 
linie. Halsschild  flach,  mit  schwachem  Kiele;  an  den  Seiten  je  ein 
grofser,  vorn  dunkel  eingefai'ster  gelber  Fleck.  Flügeldecken  mit 
grofsen  braunen  Flecken.  Beine  gelblich  bis  graugrünlich ;  die  Dornen 
der  Hintertibien  von  derselben  Farbe.  40 — iyi)  mm  lang.  —  Ostafrika, 
Tatarei,  Ostindien,  hier  öfters  mit  anderen  Arten  zusammen  schadend^). 

A.  melanoeorne  Serv.  Einförmig  rotbraun.  45 — 75  mm  lang. 
Stellenweise  sehr  schädlich  an  verschiedenen  Früchten  in  Lidien*^), 
an  Mais  und  Kaffee  auf  Java,  an  Erythrina  auf  Ceylon  und  Java  ^ ). 

A.  sueeinetum  Oliv.  Bombay  loeust**).  Die  Erwachsenen 
zuerst  braun  mit  gelben  Streifen  auf  Nacken  und  Flügeln.  "Während 
der  ersten  "Wanderzeit  werden  sie  leuchtend  rot,  in  einigen  Distrikten 
bleich ;  zur  Paarungszeit  färben  sie  sich  dunkler,  braun  bis  fast  schwarz 
mit  gelben  Streifen.  Männchen  59—08,  "Weibchen  74—80  mm  lang. 
Heimat  die  Wälder  des  Ghatgebirges.  Von  hier  fliegen  sie  Ende  März 
und  im  April  nach  den  offenen  Ländereien  Bengalens  in  grofsen 
Scharen,  die  sich  Ende  Mai  zerstreuen.  Mit  der  Regenzeit,  Anfang 
Juni,  beginnt  die  Fortpflanzung  und  dauert  bis  Mitte  Juli ;  dann  sterben 
die  Alten.  Die  in  feuchtes  Brachland  abgelegten  Eikapseln  enthalten  je 
100 — 120  Eier,  aus  denen  nach  sechs  "Wochen  die  Jungen  ausschlüpfen. 
Nach  sieben  bis  acht  Häutungen  erhalten  sie  im  Oktober  die  Flügel. 
Anfangs  ziehen  die  Schwärme  unregelmäfsig  umher.  Mit  der  Geschlechts- 
reife vereinigen  sie  sich  zu  immer  gröfseren  Massen ,  die  auch 
immer  entschiedener  die  Richtung  von  Nord  nach  Süd  einschlagen. 
Ende  November  und  im  Dezember  kehren  sie  wieder  in  die  "Wälder  des 
Ghats  zurück.    Nährpflanzen  sind:  Anäropogon  sorglmm,  Cajann>i  indicus, 


')  Preisseckkh,  Ein  kleiner  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Tabakbaues  im  Imoskanef 
Tabakbaugebiet.  Sond.  Abdr.  aus:  Facbl.  Mitt.  k.  k.  österr.  Tabakregie,  Wien  1905, 
Hft.  1,  S.  10—13,  Fig.  52-59. 

-)  Ann.  Sog.  ent.  France  T.  2,  1883,  p.  486—489. 

")  Stettin,  ent.  Zeitg.  Bd.  4,  1843,  S.  184  ff. 

*)  Bull.  Ent.  agr,  1902,  No.  8;  Richtigstellung  durch;  P.  Speiseü  :  Zeitschr. 
wiss.  Ins.  Biol.  Bd.  1,  1905,  S.  480. 

^)  Gute«,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  3,  div.  1oc.;|Maxwell-Lefruv,  Ind.  Ins.  Pests 
p.   113. 

6)  CoTEs,  ibid.  Vol.  2—4. 

■')  KoxiNGSBEKGEK  u.  ZiMMEEMANN,  Med.[  s'Lands  Plantentuin  No.  44,  1901,  p.  78—80, 
PL  3,  fig.  4-8. 

*)  Maxwell-i-efrov,  H.  ,  The  Bombay  Locust.  Mem.  Dept.  Agric.  India ,  Ent. 
Ser.,  Vol.  1,  No.  1,  1905,  p.  1-112,  12  Pls.,  1  Map. 


Acridiinen. 


183 


Fennisdimi  typhoiden m ,  Zuckerrohr,  Mango-  und  C?7n«.s-Bäume ,  Kokos- 
nuls  und  andere  Palmen,  Ehusine  coracana  usw.  Nicht  gefressen  wird 
Baumwolle.  Als  Feinde  führt  Maxwell-lefroy  an:  Affen,  Erdeichhorn 
(beide  nicht  von  grofser  praktischer  Bedeutung),  Krähen,  Rosenstar, 
Fliegen,  Tromhldinm  firandissimmn;  die  Eier  werden  parasitiert  bzw.  ge- 
fressen von  einer  unbekannten  Made ,  einer  Enchytraeide  ^) ,  Scelis 
indicus,  Ashm.  (Ichneumonide),  und  von  Krähen. 

Bekämpfung :  Die  Hüpfer  werden  mit  Schleppnetzen  gefangen  oder 
vergiftet.  Die  Natalmischung  und  Arsenik  wurden  verschmäht;  Blei- 
arsenat  hatte  guten  Erfolg,  ist  aber  für  das  Vieh  zu  gefährlich.  Be- 
spritzung mit  Petroleum  erwies  sich  als  sehr  wirksam.  Die  Erwachsenen 
lassen  sich  abends  in  Baumländer  treiben  und  übernachten  hier  in 
Massen  auf  den  Bäumen;  man  schüttelt  sie  frühmorgens  herab  und 
schlägt  sie  mit  Reiserbesen  usw.  tot. 

A.  purpupiferum  Walk.  Natal  loeust^).  Die  Heuschrecke 
überfällt  von  Zeit  zu  Zeit  (1870,  1894— 90,  1899  ff.)  Natal,  seltener  das 
Kapland,  in  ungeheueren  Schwärmen.  Im  August  kommen  die  ersten 
aus  Süd,  im  November  und  Dezember  fliegen  die  Hauptmassen  in  das 
Land,  von  Nord  nach  Süd,  um  hier,  auf  dem  „veldt",  bis  zu  .5000  Fufs 
Höhe,  Eier  zu  legen.  Nach  einem  Monat  schlüpfen  die  Jungen  aus, 
nach  drei  Monaten  sind  sie  erwachsen.  Der  Schaden  war  namentlich 
bei  den  letzten  Invasionen  ganz  ungeheuer.  Die  Bekämpfung  durch 
die  „Natalmischung"  ^)  beschränkt  sich  avif  die  Hüpfer.  —  Merkwürdig 
ist ,  dafs ,  während  das  Laub  der  Orangenbäume  sehr  gern  gefressen, 
das  der  Mandarinen,  ebenso  übrigens  das  auch  von  Tee,  verschmäht 
ward. 

Black*)  beschreibt  eine  1896  stark  grassierende  Pilzkrankheit, 
Mucor  locusticida  Lindau-'^).  Ansteckmig  gelang  sehr  leicht  mit  Rein- 
kulturen, durch  Überstreuen  der  gesunden  mit  pulverisierten  toten  Heu- 
schrecken und  durch  Verfütterung. 

Schistocerca  Stäl.*') 

Unterscheidet  sich  von  iVcridium  durch  die  stumpfen,  plattenartig 
zusammengedrückten  Raife  des  Männchens,  durch  die  an  der  Spitze 
dreieckig  ausgerandete  Subgenitalplatte  und  das  Fehlen  des  Zahnes  an 
den  unteren  Klappen  der  Scheide  beim  Weibchen. 

Etwa  45  Arten,  die  alle  der  neuen  Welt  angehören  mit  Ausnahme 
der  erstgenannten ''). 

Seh.  peregrlna  Oliv.  Äg-yptisehe  W^anderheusehreeke^)  (Fig. 
140).  Halsschild  vorn  deutlich  eingeschnürt,  hinten  erweitert;  Vorderrand 


^)  Vielleicht  Henlea  lefroyi  n.  sp. ;  Beddard,  Proc.  zool.  Soc.  London  1905,  Vol.  2, 
p.  562—564. 

2)  Simpson,  Transvaal  agr.  Jonrn.  Vol.  4,  1905,  p.  181—184,  1  PL;  Fuli.er,  Bull. 
60,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent ,  1906,  p.  171—174;  Lounsbiky,  Rep.  1906,  p.  86— 87. 

^)  Nach  Aussage  der  Farmer  soll  diese  geringe  Bedeckung  der  Pflanzen  mit 
Arsenik  auf  das  Weidevieh  günstig  wirken. 

*)  Trans.  S.  Afric.  philos.  Soc.  Vol.  9,  1898,  p.  68-80. 

5)  Lindau,  Notizbl.  bot.  Gart    Mus.  Berlin  Bd.  26,  1901,  S.  119— 127,  Tab.  1. 

6)  KüNCKEL  d'HEiicuLAüs,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  T.  131,  1900,  p.  958-960. 

'')  Ganz  neuerdings  falst  man  übrigens  wieder  die  hier  genannten  Arten 
als  identisch,  mit  der  Heimat  Südamerika  auf.  S.  Karnv,  Berlin,  ent.  Zeitschr. 
Bd.  52,  1907,  S.  33. 

®)  Die  wichtigste  Literatur  übqf  diese  Art  dürfte  folgende  sein:  Brongniart,  A-, 
verschiedene  Arbeiten  in  den  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  u.  anderen  französischen  Zeit- 
schriften,  1891—1892;   KüNCKKr-  d'HERcur.Ais,  J. desgl.    1891-1896;   Cotks,   E.  Journ. 


184  Orthopteren,  Geradflügler. 

kaum  vorgezogen ,  flach,  mit  tiefen  Querfurchen :  von  den  Längskielen 
ist  nur  der  mittlere  durch  eine  helle  Linie  schwach  angedeutet.  Brust 
unten  behaart.  Raife  des  Männchens  an  der  Spitze  abgerundet.  Männ- 
chen 46 — 55,  Weibchen  57  —  60  mm  lang.  —  Die  Färbung  wechselt  sehr. 
Die  Hüpfer  sind  zuerst  gTÜnlichweifs ,  werden  dann  dunkler  bis  fast 
schwarz,  nach  der  ersten  Häutung  rosenrot  bis  zitronengelb  mit  schwarzer 
Zeichnung.  Die  Erwachsenen  sind  nach  der  letzten  Häutung  zuerst 
rosafarben,  werden  dann  rot,  gelbbraun,  braungelb,  zuletzt,  mit  der  Er- 
langung der  Geschlechtsreife,  im  männlichen  Geschlechte  rein  gelb  mit 
zahlreichen  braunen  Flecken  auf  den  Flügeldecken,  im  weiblichen  mehr 
bräunlich  bis  bleiartig  gTaulich.  Nach  jeder  Eiablage  dunkeln  die 
"Weibchen  wieder. 

Die  Heimat  dieser  Wanderheuschrecke  sind  einmal  das  Innere  von 
Afrika ,  die  Steppen  im  Sudan ,  ferner  die  Steppen  Innerasiens.  Von 
hier  dringt  sie  einerseits  nach  Nordafrika,  Südeuropa  (Spanien,  Por- 
tugal, Balearen,  Korfu,  1869  und  1893  selbst  bis  England),  ferner  nach 
den  Kanaren  und  Azoren ,  nach  Ost-  und  Westafrika  (Senegal)  vor, 
andererseits  nach  Indien,  Arabien,  Persien,  Mesopotamien,  Belutschistan. 
Sie   findet    sich    gleicherweise    auf  Hochebenen    und   in   Niederungen. 


Fig.  140.     Schistocerca  peregrina  (nach  Savignv;  nat.  Gr.). 

Biologisch  unterscheiden  sich  die  Schistocerca-Arten  von  den  meisten 
anderen  Heuschrecken  dadurch,  dafs  sie  mehrere  Male  im  Jahre  Eier  ab- 
legen. Seh.  peregrina  z.  B.  nach  Vosseler  u.  A.  2 — 3  mal,  nach  Brunnek  ^) 
bis  viermal,  nach  Künckel  ^)  sogar  bis  elfmal.  Da  jedesmal  40  bis  90  Eier 
gelegt  werden,  könnte  ein  Weibchen  nach  Letzterem  5 — 900  Junge  er- 
zeugen. Im  Gegensatze  zu  anderen  Heuschrecken  liegen  hier  die 
Eier  nur  3  —  4  Wochen  in  der  Erde.  Die  Jungen  beginnen  bald  nach 
der  Geburt  zu  wandern,  sie  legen  nach  Vosseler  am  vierten  Tage  be- 
reits 1  m  in  der  Minute  zurück.  Nach  40-50,  im  Hochlande  60  —  70 
Tagen  sind  die  Heuschrecken  erwachsen,  nach  weiteren  2 — 4  Wochen 
geschlechtsreif. 

Die  Nahrung  bilden  in  erster  Linie  Gräser  und  Getreide;  doch 
werden  auch  fast  alle  Gemüse  gern  gefressen ,    auch  Bohnen  und  Kar- 


Bombay  Soc.  nat.  Hist.  Vol.  6,  1891,  p.  224—262,  1  PL;  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  1—6; 
The  Locust  of  North  We.stern  India,  Calcutta  1890;  Sandeu,  L.  ,  Die  Wander- 
heuschrecken und  ihi-e  Bekämpfung  in  unseren  afrikanischen  Kolonien,  Berlin  1902; 
VossELEK,  J.,  Ber.  Land-,  Forstwirtsch.  D.  O.  Afrika  Bd.  2,  1905,  S.  291—374, 
2  Tai,  2  fig. 

1)  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien  Bd.  41,  1891,  Sitz.  Ber.  S.  82—83. 

2)  C.  r.  Acad.  S.  Paris  T.  119,  1894,  p.  865. 


Acridiinen. 


185 


totfein,  ferner  Baumwolle,  Indigo,  das  Laub  der  Weinrebe  und  der 
meisten  Bäume,  schliei'slich  sogar  die  Rinde  der  jüngeren  Zweige  und 
Äste.  Nur  ungern  werden  genommen:  Flachs,  Mais.  Tabak,  das  Laub 
der  Hesperideen  und  des  Teestrauches;  völlig  verschont  blieben  in 
Indien  Syringen  und  Rittersporn,  am  Senegal  Eucalyptus.  In  Indien 
schadeten  diese  Heuschrecken  beträchtlich  dadurch,  dals  sie  Tamarisken 
und  den  Babulbaum  (Acacia  arabica?)  ihrer  Rinde  beraubten;  in  die 
Häuser  eingedrungen,  verzehrten  sie  hier  sogar  die  Vorhänge. 

Am  eingehendsten  ist  die  gewöhnliche  Wanderheuschrecke  wohl  im 
französischen  Nordafrika*)  studiert,  wohin  sie,  meist  mit  dem  Sirokko, 
über  die  Sahara  einfällt.  Von  März  bis  Juni  erscheinen  die  meisten 
Schwärme;  in  letzterem  Monate  beginnen  sie  mit  der  Eiablage.  Von 
Zeit  zu  Zeit  Eier  legend,  fliegen  sie  weiter  nach  der  Küste  zu,  die  aber 
nur  von  den  letzten  Resten  der  Schwärme  erreicht  wird;  die  meisten 
gehen  vorher  zugrunde,  bzw.  fallen  ihren  Feinden  zum  Opfer.  —  Öfters, 
z.  B.  1866,  hatten  ihre  Invasionen  Hungersnot  zur  Folge.  —  Als  Para- 
siten züchtete  Brongniart  Sarcophaga  clathrata  und  Ida  fasciata. 

Ostafrika')  wird  seit  Urzeiten  in  gröfseren  Zwischenräumen  von 
den  Heuschrecken  heimgesucht,  die  aus  den  Steppen  des  Westens  und 
Südwestens,  besonders  aus  dem  Massailande  kommen.  1893  überfielen 
sie  es  in  solchen  Massen ,  dafs  in  den  nächsten  Jahren  Hungersnot 
unter  den  Eingeborenen  herrschte,  desgleichen  1898.  November  1903 
begann  wieder  eine  gröfsere  Invasion  in  Ostusambara.  Zuerst  frafsen 
die  fast  genau  mit  dem  Winde  kommenden  Heuschrecken  nur  Gras  und 
Unkräuter,  vertrocknete  Faserwurzeln  und  die  modernde  Rinde  von 
gerodetem  Busche ;  erst  später  gingen  sie  an  die  anfaiigs  verschmähten 
Kulturpflanzen ,  besonders  an  Mais  und  Bohnen  über ,  aber  auch  an 
Linsen ,  Erbsen ,  Reis ,  Bananen  und  Zuckerrohr ,  und  benagten  selbst 
Ananas  und  Palmen.  Mit  dem  Dezember  begann  die  Eiablage;  anfangs 
März  waren  die  Heuschrecken  erwachsen,  begannen  zu  schwärmen  und 
verschwanden  Ende  dieses  Monats.  Aus  verschiedenen  Beobachtungen 
schliefst  VossELER  auf  zwei  Schwarmzeiten,  Juni  bis  Oktober  und  November 
bis  Dezember.  An  Krankheiten  und  Feinden  erwies  sich  nur  der  Heu- 
schreckenpilz von  einiger  Bedeutung;  die  der  Tiere  war  gering,  am 
gröfsten  noch  die  der  Vögel,  wie  Bussarde,  Habichte,  Marabus,  schwarzen 
Störche,  Sumpfvögel,  Perlhühner,  Schildkrähen  und  HornralDen. 

In  Indien^)  brechen  die  meisten  Schwärme  aus  Nordwest,  den 
Sandwüsten  von  Sind  und  Rajputana,  den  Steppen  von  Afghanistan, 
Belutschistan  und  Persien,  andere  aus  Süden,  dem  Solimangebirge,  ein. 
Die  in  die  feuchten  Gegenden  Nordost-  und  Innerindiens  gelangenden 
Schwärme  gehen  hier  gewöhnlich  nach  der  Eiablage  zugrunde ;  die 
in  die  trockenen  Gegenden  einfallenden  legen  mit  dem  Beginn  des 
Monsums ,  Ende  März  und  April  zum  ersten  Male  Eier,  zum  zweiten 
Male  im  Juni  und  Juli,  zum  dritten  Male  im  September;  die  aus  letz- 
teren auskommenden  Jungen  fallen  der  Winterkälte  zum  Opfer ,  bevor 
sie  erwachsen  sind.  —  Auch  hier  riefen  sie  öfters,  z.  B.  1863/1870, 
Hungersnot  hervor. 

Nach  der  Heimat  zurückkehrende  Winterschwärme  scheinen  bei 
dieser  Schistocerca-Art  zu  fehlen. 


^)  Brongniart  1.  c. ;  Künckel  d'HERCULAis  1.   c. 
^)  Sander  1.  c.  u.  Vosseler  1.  c. 
^)  Cotes,  1.  c. 


186 


Orthopteren,  Geradflügler. 


Seh.  paranensis  Bnrm.  ^).  Südamerikanische  AVander- 
heusehreeke  (Fig.  141).  Unterscheidet  sich  von  der  vorigen  vorwiegend 
durch  die  an  der  Spitze  ausgerandeten  Raife ,  deren  unterer  Lappen 
der  gröfsere  ist.  Auch  ist  die  gelbe  Farbe  weniger  rein  als 
bei  jener.  Insbesondere  sind  aber  die  Jungen  wesentlich  verschieden. 
Ihre  Heimat  bilden  wohl  die  Wüsten  Nordargentiniens  (Chaco ,  Santa 
Fe,  Entre  Rios),  von  wo  sie  einerseits  nach  Südargentinien  und  Uruguay, 
andererseits  nach  Norden,  nach  Brasilien,  fliegen.  Während  dieser 
Flüge  unterliegen  sie  ähnlichen  Farbenwandlungen  wie  die  ägyptische 
Wanderheuschrecke ,  so  dais  man  die  verschiedenen  Stadien  früher  als 
mehrere  Arten  {riojana  Weyenb.,  autunmalis  Weyenb.)  beschrieben  hat. 
Die  Weibchen  sollen  bis  zu  achtmal  hintereinander  je  35 — 85  Eier  legen; 
aus  diesen  schlüpfen  nach  25-30  Tagen  die  Hüpfer,  „saltonas"'.  Nach 
40 — 50  Tagen  sind  die  Heuschrecken  erwachsen  {„hmgostas'')  und  fliegen 
im    Juni    und    Juli   wieder    nach    Norden,    der    Heimat    ihrer    Eltern. 


Fig.  141.    Frafs  von  Schistocerca  paranensis  an  Quitten  (nach  Brunek;  verkl.). 

1897—98  drangen  sie  nach  Süden  bis  ins  Chubuttal  in  Patagonien 
vor,  1891  über  die  Anden  hinweg,  bei  Villa  Rica  in  4000  Fufs  Höhe, 
nach  Chile  2).  Trotzdem  in  den  Schneepässen  des  Gebirges  Millionen 
erfroren,  kamen  doch  noch  ungeheure  Massen  nach  Chile,  wo  sie  sich 
in  zwei  Züge  teilten ,  deren  einer  nach  Südwest,  deren  anderer  nach 
Nordwest  zog.  Nach  einigen  Tagen  legten  sie  Eier.  Die  daraus  aus- 
kommenden Jungen  wurden,  noch  unerwachsen,  vom  Winter  überrascht 
und  gingen  zugrunde. 

In  Brasilien^)  begann  Ende  Oktober  19<>5  eine  bis  in    19(t8  an- 


1)  Bkrg,  C,  Anal.  See.  scient.  Argentina  T.  9,  1880,  p.  275—277  (hier  Seh. 
peregrina  genannt);  Conii. ,  P. ,  Bol.  Acad.  Cienc.  Cordoba  T.  3,  1882,  p.  o85  — 472; 
Lataste,  F.\  Act.  Soc.  sc.  Chile  T.  2-  1892,  p.  204—209. 

"-)  Reed,  E.,  Trans,  ent.  Soc.  London  1893,  Proc.  p.  XXI— XXIV  (auch  hier 
Seh.  peregrina  genannt). 

•^)  Vorwiegend  nach  brasilianischen  Tageszeitungen;  ferner  nach  Bab,  Nat. 
Wochenschr.  Bd.  14,  1899,  S.  2-5. 


Acridiinen. 


187 


dauernde  Invasion,  die  sich  bis  nach  Bolivien  erstreckte.  Eier  schienen 
mindestens  zweimal  jährlich  abgelegt  worden  zu  sein,  im  September 
und  im  November.  Im  Februar  und  Mai  schien  sich  eine  Rückwande- 
rung der  aus  den  Eiern  ausgeschlüpften  und  inzwischen  Erwachsenen 
nach  Süden  bemerkbar  zu  machen. 

Die  Nahrung  bilden  in  erster  Linie  Gräser  und  Getreide,  auch 
Mais,  die  aber  nicht  mehr  gefressen  werden,  wenn  sie  ein  bestimmtes 
Stadium  der  Reife  überschritten  haben,  Weizen  z.  B.  nicht  mehr,  wenn 
er  gelb  ist.  Ferner  werden  alle  Arten  Gemüse,  Bohnen  und  Lein,  auch 
Tabak,  gern  gefressen ;  aufserordentlich  grofs  ist  der  Schaden  an  Wein- 
reben, Alle  Arten  von  Obstbäumen ,  auch  die  Citrus-Arten ,  werden 
ihrer  Blätter  und  ihrer  jungen  Rinde  beraubt;  Haselnüsse  und  Edel- 
kastanien scheinen  sie  vorzuziehen ;  von  Walnüssen  und  Oliven  fressen 
sie  nur  die  Blätter.  Auch  an  Waldbäumen  verzehren  sie  Laub  und 
Rinde ;  in  Brasilien  wurde  lokal  selbst  der  Hochwald  kahl  gefressen. 
Kaffee  wurde  zuerst  verschmäht,  später  wurde  er  aber  auch  der  Blüten, 
Blätter  und  selbst  Rinde  beraubt.  Verschont  blieben  nur  Rizinus, 
Melia  azaderach,  Gurken,  Kürbisse  und  Cucumis  melo;  Zwiebeln  wurden 
nur  ungern  genommen.  Mandiok  blieb  zuerst  unberührt ;  später  frafsen 
die  erwachsenen  Heuschrecken  seine  jungen  Triebe  und  gingen  daran 
massenhaft  zugrunde. 

Der  Schaden  war  zum  Teil  ein  ungeheuerer ;  in  Brasilien  wurde 
1906  an  manchen  Stellen  die  halbe  Kafifeeernte  vernichtet.  In  Parana 
betrug  er  190(3  etwa  200  Millionen  Pesos.  In  Argentinien  hatten  die 
Heuschrecken  im  Sommer  1906/07  derart  alles  kahl  gefressen,  dafs  sie 
massenhaft  Hungers  starben  und  die  Kadaver  von  ihren  lebend- 
gebliebenen Genossen  gefressen  wurden.  Auch  warmblütige  Tiere, 
selbst  schlafende  Menschen  wurden  von  ihnen  angenagt. 

Von  Feinden  führt  BergM  an:  Mrrmis  acridiorum  Weyenb.,  Agrhi 
acriäiorum  Weyenb.  (Sarcophagide)  und  Trox  snbcrosus  F.,  der  die  Ei- 
kapseln  verzehrt,  so  dafs  die  Eier  herausfallen  und  zugrunde  gehen. 
Ameisen  frafsen  die  Eier  und  säuberten  so  ganze  Felder  von  ihnen; 
Den  erwachsenen  Heuschrecken  stellen  Vögel ,  besonders  Geier  und 
Reiher,  nach;  Rinder  und  Geflügel  verzehren  sie;  letzteresiegt  danach 
aber  Eier  mit  rotem  Dotter. 

Seh.  americana  Drury^),  Mittelamerikanisehe  Wander- 
heuschrecke. Rötlichbraun;  ein  hellgelber  Mittelstreif  von  Kopf 
bis  auf  Flügeldecken;  Seitenlappen  gelb  mit  je  zwei  schwarzen 
Längsbinden,  dazwischen  ein  grofser  schwarzbrauner  Fleck,  Hinter- 
schienen gelb  oder  rot,  mit  weifsen,  schwarz  bespitzten  Dornen. 
Männchen  48  mm,  Weibchen  .52  mm  lang. 

In  Amerika  weit  verbreitet.  Vom  40.  Grade  nördlicher  Breite  öst- 
lich des  Felsengebirges  bis  Kolumbien  im  Westen  und  Argentinien  im 
Osten.  Hauptsächlich  aber  einheimisch  in  Mittelamerika  und  den  süd- 
lichen Vereinigten  Staaten,  Einzelne  Schwärme  fliegen  gelegentlich 
weiter  nördlich,  bis  Ontario,  wo  sie  eines  Nachts  in  Menge  an  das  Licht 
eines  Leuchtturmes  kamen ^).  Am  liebsten  in  feuchten  Ebenen,  aber 
bis  auf  die  höchsten  Bergspitzen  hinauf. 


')  Comm.  Mus.  Näcion.  Buenos  Aires  T.  1,  1898,  p,  25—30, 

^)  Howard,  L.  0.,  Ins.  Life  Vol.  7,  1894,  p,  220- 229,  4  f igs. ;  Künxkei.  d'HERCuLAis, 

J.,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  T.  132,  1901,  p,  802—805;  Stoll,  0.,  Mitt,  Schweizer,  ent. 

Ges.  Bd.  6,  1891,  S.  199-211. 

3)  U.  S.  Dept.  Agric,  Dis.  Ent.,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  106. 


188  Orthopteren,  Geradfltigler. 

Aus  Mittelamerika  wird  nach  Stoll  schädliches  Auftreten  schon 
aus  dem  Jahre  1033  berichtet,  wo  namentlich  Indigo  und  Zuckerrohr 
bedeutend  gelitten  hatten.  Seither  traten  diese  Heuschrecken  öfters  in 
unregelmäisigen  Zwischenräumen  ^)  schädlich  auf.  Vorhanden  sind  sie 
immer,  wenn  auch  nur  in  geringer  Menge. 

Die  Eiablage^)  beginnt  im  Frühlinge  (je  120  Eier  in  einer  Kapsel). 
Von  Juni  an  schlüpfen  die  Jungen  aus,  bis  in  August  hinein,  in  dem 
die  zuerst  Ausgeschlüpften  schon  erwachsen  sind.  Die  ganze  Ent- 
wickelung    dauert    etwa    10  Wochen.      Die   Erwachsenen    überwintern. 

Diese  nur  in  beschränktem  Mafse  wandernde  Heuschrecke  bewohnt 
besonders  mit  Gebüsch  bestandene  Grasiiächen.  Sie  bevorzugt  höhere 
Bäume,  an  denen  der  Frais  von  oben  nach  unten  fortschreitet;  auch 
bei  den  anderen  Pflanzen  werden  hochwachsende  vorgezogen,  ebenso 
älterer  Mais  dem  jüngeren.  Palmen  und  Orangenbäume  werden  arg 
verwüstet,  an  Obstbäumen  werden  Blätter  und  junge  Rinde  gefressen, 
an  Äpfeln  sogar  Löcher  in  die  Früchte.  Birnen  mögen  sie  weniger 
gern  als  Äpfel.  Pfirsich  und  Walnufs  werden  ganz  entblättert,  von 
Robinie  Rinde  und  Blätter  gefressen,  Hickory  und  Eiche  nur  gelegent- 
lich genommen.  An  Kaffee  wird  nur  die  Rinde  abgenagt,  die  Blätter 
bleiben  verschont.  Baumwolle  leidet  in  Nordamerika  nur  wenig,  indem 
manchmal  kleinere  Zweige  geringelt  werden;  in  Mittelamerika  leidet 
sie  dagegen  ganz  bedeutend.  Gefressen  werden  ferner  noch  Klee  und 
Tabak,  von  den  Somienblumen  die  Blätter  und  Randblüten.  Verschont 
bleiben  mehr  oder  weniger  Maulbeere,  Melonen,  süfse  und  andere  Kar- 
toffeln, auch  die  meisten  Unkräuter,  mit  besonderer  Ausnahme  von 
Ambrosia  trifida. 

Der  Schaden  ist  manchmal  ganz  bedeutend;  so  sollen  1885  ein- 
zelne Kaffeezüchter  in  Noumexiko  3000  $  direkten  Verlust  gehabt 
haben.  Auch  Hungersnot  trat  schon  im  Gefolge  der  Heuschrecken  auf, 
so  1738/39  in  Mexiko  und  Yukatan. 

Als  Feinde  beobachtete  Stoll  in  Guatemala  in  erster  Linie  Vögel 
(Falken,  Bussarde,  „Mazacuans",  Geflügel,  Penelopiden,  Quisealus  major, 
Fica  Bullocki,  Tyrannus  spp.;  dagegen  verschmähten  die  Aasgeier  die 
Heuschrecken).  Nach  Howard  fehlten  in  Nordamerika  Vögel  vollständig- 
unter  den  Feinden;  dagegen  frafsen  Laufkäfer,  Harpaliis  cnliginosus, 
die  Heuschrecken.  Stoll  führt  ferner  noch  eine  Mermis-Kvi  und  eine 
Fliege  [Conopiäe?)  an,  deren  Parasitismus  die  Heuschrecken  aber  nicht 
an  der  Eiablage  verhinderten. 

Seh.  obseura  Fabr.  Olivengrün,  Antennen  gelb;  Flügeldecken 
rötlich ;  Flügel  gelblich.  Hinterschienen  schwarz .  mit  gelben ,  an  der 
Spitze  schwarzen  Dornen.  Nordamerika,  südliche  Vereinigte  Staaten, 
östlich  des  Felsengebirges.  Die  hellroten  Eier  werden  anfangs  November 
abgelegt.  Ende  Mai  erscheinen  die  Jungen.  Obwohl  weder  wandernd 
noch  in  gröfseren  Scharen  auftretend,  gehört  diese  Heuschrecke  doch 
zu  den  schädlicheren  Arten;  besonders  in  Mississippi  hat  sie  schon  oft 
die  Baumwolle   entblättert^).     Morgan'^)   fand  bei  den  Imagines  weder 


^)  Von  Manchen  werden  allerdings  Perioden  von  20,  von  Anderen  solche  von 
6  Jahren  angegeben. 

2)  Packard,  A.  S.,  Amer.  Nat.  Vol.  19,  1885,  p.  1105—1106;  Mougan,  U.,  Dept. 
Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  30  N.  S..  1901,  p.  27. 

■)  AsHMEAD,  Ins.  Life  Vol.  7,  1894,  p.  26. 

*)  U.  S.  Dept.  Agric.  Div.  Ent.,  Bull.  30  N.  S.,  1901.  p.  27—28,  2  figs. 


Acridiinei 


189 


tierische  noch  pflanzliche  Parasiten :  dagegen  züchtete  er  aus  den  Eiern 
Scelio  hyalinipennis  Ashm.  und  oedipodae  Ashm.  (Braconiden). 

Catantops  Schaum. 

C.  axillaris  Sauss  ^),     In  Indien  schäcüich  an  jungem  Reis. 

C.  indicus  Sauss  ^).  Li  Indien  schädlich  an  jungen  Pmws /ow^/Z/b/zV/ 
und  an  Tee. 

Dichroplus  Stal. 

D.  bergrii  Stiü^)  befrifst  in  Sao  Paulo,  Brasilien,  die  Tabakblätter 
und  schadet  mehr  durch  deren  Wert-  als  durch  deren  Gewichtsver- 
minderung. 

Calopteuus  Serv.*) 

Stirne  senkrecht,  ohne  Grübchen.  Halsschild  oben  flach,  mit  deut- 
lichen Längs-  und  Seitenkielen,  vorn  zugespitzt,  hinten  stumpf.  Obere 
Kante  der  kurzen,  dicken  Hinter- 
schenkel mit  kleinen,  rückwärts 
gerichteten  Zähnen,  Hinter- 
schienen auisen  ohne  Enddorn. 
Männchen  mit  aufgetriebenem 
Aftersegmente  und  langen, 
krummen,  plattgedrückten  Ral- 
fen.    Altweltlich. 

C.  italieus  L.^)  (Fig.  142). 
Rot-  bis  graubraun,  Wangen  oft 
weifs  bereift,  Halsschild  hinten 
stumpfwinkelig,  manchmal  jeder- 
seits  mit  hellem  Längsstreifen, 
der  sich  dann  meist  auch  über 
den  Rücken  der  Flügeldecken 
erstreckt.  Diese  gelbbraun,  mit 
dunkleren  Flecken.  Hinterflügel 
glashell,  an  der  Wurzel  rosen- 
rot. Hinterschenkel  oben  mit 
drei  dunklen  Flecken,  unten 
blafsgelb ,  am  Aufsenrande 
schwarz  und  weifs  punktiert. 
Hinterschienen  rot,  mit  schwar- 
zen Dornen.  Färbung  übrigens  sehr  wechselnd ,  so  dafs  man  mehrere 
geographische  Rassen  unterscheidet.  Männchen  15 — 23,  Weibchen 
23 — 35  mm  lang. 

Die  Heimat  dieser  Heuschrecke  bilden  die  Mittelmeerländer, 
von  denen  aus  sie  sich  nach  Frankreich,  der  Schweiz,  ganz  Deutsch- 
land, Österreich -Ungarn,  Rufsland  (hier  pruss,  prussiJc  genannt), 
Südsibirien   und   den  Kanaren  ausgebreitet  hat.     An  trockenen  Stellen 


Fig.  142.    Caloptenus  italieus  L.  (nat.  Gr. 
nach  Berlesk). 


1)  CoTKs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2  p.  170. 

2)  Ibid.  u.  Vol.  3  No.  4  p.  43. 

3)  Bei.  Agric.  Sao  Paulo  1903  p.  111. 

*)  Martinez  y  fernändez-cästillo,  A.,  Anal.  Soc.  espan.  Hist.  nat.  (2)  T.  10,  IJOl, 
p.  253—256. 

5)  Beklese,  A.,  Riv.  Fatol,  veget.  Vol.  2,  1893,  p.  272—320,  Tav.  9—11,  ^5  figs.: 
ÜNCKKL  d'HERcuLÄis,  J.,  C.  T.  Assoc.  franc.  Avanc.  Sc,  31  e  Sess.,  Pt.  1, 1902,  p.  238—242. 


K 


190  Orthopteren,  Geradflügler. 

oft  ganz  gemein.  Nacli  Koppen  \)  geht  sie  in  der  Krim  bis  3500  m  hoch 
und  soll  in  Turkestan  sogar  bis  zur  Schneegrenze  Jiinaufsteigen. 

Begattung  Ende  Juli.  Das  Weibchen  legt  wiederholt  je  30—60, 
im  ganzen  bis  zu  200  Eier.  Ende  April,  Mai  schlüpfen  die  Jungen 
aus ,  die ,  wenn  in  gröfseren  Mengen  zusammen ,  bald  in  bestimmter 
Richtung  zu  wandern  beginnen.  Sie  lassen  sich  aber  nach  Sajö^)  nicht 
treiben:  nach  15—20  Schritten  gehen  sie  nicht  mehr,  sondern  lassen 
sich  eher  zertreten.  Nach  etwa  33  Tagen  sind  sie  erwachsen.  Die 
Geflügelten   ziehen   in   kleinen  Schwärmen  uiu-egelmäfsig  hin   und  her. 

Nach  Koppen  befrifst  sie  besonders  Lein,  Tabak  usw.,  fast  lauter 
Pflanzen,  die  von  P.  migratorius  nicht  oder  nur  im  Notfalle  berührt 
werden ;    Getreide  greift  sie  nur  selten  an. 

Bei  dieser  Art  will  Giard^)  das  Zusammentreffen  der  Epidemien 
mit  den  Sonnenflecken  festgestellt  haben.  Doch  scheinen  mir  auch 
hier  die  Tatsachen  diese  Hjrpothese  nicht  zu  unterstützen.  Heuschrecken- 
jahre waren  folgende:  1542  in  Südtirol,  1673  —  74  in  der  Maremma 
(Toskana),  1716  und  1727  in  Itahen,  1771  in  Sibirien,  1799/1800  in  der 
Krim,  1809  und  folgende  im  südlichen  Italien,  1822—24  in  Taiu-ien,  1825  in 
Oberitalien,  1832-34  in  Italien  und  Südfrankreich,  1843-44  in  Taurien, 
1845  in  Algier,  1847  in  Bessarabien,  1850—52  in  Südrufsland,  1863  in 
Südrufsland,  1866  in  Ungarn,  1867  in  Cherson,  1868  bei  Neapel, 
1868—70  in  Frankreich,  1874—76  in  Verona,  Frankreich  und  Spanien, 
1877—80,  1882  in  Italien,  1887  in  Südostfrankreich,  1890-91  in  Ungarn 
und  1890—92  in  Sibirien,  1894—97  in  Südrufsland,  1900—02,  1907  in 
Frankreich.  Es  scheinen  also  viel  luehr  lokale  Witterungs-,  als  all- 
gemeine kosmische  Einflüsse  mafsgebend  zu  sein. 

In  Ungarn  trat  C.  Italiens  im  Jahre  1890  —  91  zugleich  mit 
Stauronotus  maroccanus ,  aber  an  verschiedenen  Örtlichkeiten,  auf,  in 
Frankreich  1900—01  zusammen  mit  Oedipoda  coerulescens. 

In  welchen  Mengen  auch  diese  Art  auftreten  kann,  zeigen  einige 
von  MoRACHEVSKi*)  angegebene  Zahlen.  Demnach  wurden  in  einer 
Saison  in  einem  Gouvernement  Rufslands  etwa  1296000  Pfund,  in  einem 
anderen  Distrikte  etwa  1440  000  Pfund  vernichtet:  in  einem  Distrikte 
waren  1897  bei  der  Bekämpfung  26000  Erwachsene,  20000  Kinder  und 
2000  Wagen  beschäftigt. 

Feinde:  Mylabn's  variahiUs  T. ;  Empusa  gryJU  rafft  sie  nach  Koppen 
in  Rufsland  oft  auf  ungeheuren  Flächen  zu  Millionen  hin.  Letzterer  er- 
wähnt, dafs  auch  Lathrodcdes  13-guttatus  Rossi  (var.  lugiihris  Duf.)  ihr  in 
Südrufsland  und  Italien  nachstellt.  In  Italien  ist  ferner  noch  Trom- 
hidium  holosericeum  ein  häufiger  Schmarotzer  und  Rhyncholophufi  phalan- 
giodes  De  Geer. 

Podisma  Latr.  {=  Pezotettix  Burm.  part.). 

Stirne  senkrecht.  Halsschild  rundlich,  ohne  Kiele.  Flügel  ge- 
wöhnlich verkürzt  oder  fehlend,  Hinterschenkel  schlank,  ungezähnt. 
Hinterschienen  aufsen  ohne  Enddorn.  Raife  des  Männchens  kurz, 
spitz.  —  Vorwiegend  in  Amerika,  einige  Arten  in  Europa  und  Asien. 
An   trockenen,  unfruchtbaren  Stellen  ständig  vorhanden  und  zum  Teil 


Ml.  c.  S.  10:^.-104. 

2)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd    4,  S.  152. 

=*)  C.  r.  Soc.  Biol.  Paris  T.  53,  1901,  p.  671-672. 

*)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  38,  1902,  p.  63-64. 


Acridiinen,  ^gj 

gemein.  In  trockenen,  warmen  Sommern  können  sie  sich  derart  ver- 
mehren, dafs  sie  auch  an  Kulturpflanzen  übergehen  und  beträchtlichen 
Schaden  verursachen.  Begattung  im  August  und  September;  bald 
danach  legt  das  Weibchen  die  Eier  in  Päckchen  von  7 — 8  Stück  in  die 
Erde  oder  ihr  nahe  an  Grasbüschel,  Gesträuch  usw.;  im  nächsten 
Frühjahre  kriechen  die  Jungen  aus;  von  Juni  an  Erwachsene. 

P.  alpina  KoU.  Grün,  schwarz  und  gelb  gezeichnet.  Behaart. 
Halsschild  mit  schwachem,  in  der  Mitte  verkümmertem  Mittelkiel. 
Flügeldecken  eiförmig,  gelbbraun,  von  verkürzt  bis  zu  entwickelt 
(var.  eoUina).  Hinterschenkel  unten  rot,  Hinterschienen  schmutziggelb. 
Männchen  IG — 20 ,  Weibchen  23—31  mm  lang.  —  In  den  Gebirgen 
Mitteleuropas  (kurzflügelige  Form) ;  auch  in  Ebenen  und  auf  niedrigen 
Hügeln  (langflügelige  Form)  in  Mitteleuropa,  am  Amur  und  in  Japan. 
Besonders  auf  Waldwiesen  und  Holzschlägen,  wo  sie  bei  starker  Ver- 
mehrung dem  Jungholz  und  Gebüsch  gefährlich  werden.  So  haben  sie 
nach  KoLLAR^)  1852  bei  Graz  die  Erlenbäume  auf  eine  Quadratmeile 
völlig  entlaubt,  1862  und  1864  nach  Künstler^)  bei  Mödling  die  jungen 
Buchen  und  Eschen  sowie  das  Unterholz  bis  auf  die  Rippen  kahl  ge- 
fressen, ja  selbst  120  Jahre  alte  Bestände  von  Sorbus  aria  und  Rot- 
buchen angegriffen  und  einzelne  Bäume  völlig  kahl  gefressen,  im  letz- 
teren Jahre  auch  in  Untersteiermark  beträchtlich  geschadet,  bis  10  ha 
Kahlfrafs. 

P.  pedestrls  L.^)  Rotbraun,  schwarz  und  gelb  gezeichnet.  Bauch 
gelb.  Flügeldecken  gewöhnlich  kurz.  Hinterschienen  blau,  mit  weifsen, 
schwarzspitzigen  Dornen.  Männchen  17  —  19,  Weibchen  24 — 30  mm 
lang.  Südliches  Mitteleuropa.  Schadete  1890 — 92  in  den  Gouverne- 
ments Perm,  Tobolsk,  Orenburg. 

P.  Sehmidtl  Fieb.  (=  mendax  Brunn.).  Grün.  Flügeldecken 
rot,  schupp enförmig  Hinterschienen  blaugrün  mit  schwarzen  Dornen. 
Männchen  15,  Weibchen  18 — 25  mm  lang.  Mitteleuropa.  Richtete  nach 
Künstler^)  1864  in  den  Wäldern  von  Orsova  und  Mehadia  in  Ungarn 
arge  Beschädigungen  an. 

Dendrotettix  Riley. 

D.  quereus  Riley  ^)  (longipennis  Riley).  Diese,  in  lang- und  kurz- 
flügeliger  Form  auftretende  Heusclurecke  hat  1887  in  Texas  als  Nymphe 
50  (engl.)  Quadratmeilen  Eichen  völlig  entblättert. 

Melanoplus  StäP). 

Halsschild  ein-  bis  zweimal  so  lang  als  breit,  in  der  Mitte  einge- 
schnürt; Mittelkiel  deutlich,  Seitenkiele  fehlend.  Flügeldecken  selten 
verkürzt,  meist  normal,  schmal,  selten  breit,  dann  aber  spitz  zulaufend. 
Hinterschienen  mit  schwarzen  Dornen.  —  Ausschliefslich  amerikanisch; 
enthält  eine  ganze  Anzahl  höchst  schädlicher  Arten,  mit  allen  Üljer- 
gängen   von   sefshaften  bis    zu   ausgesprochenen  Wanderheuschrecken. 

1)  Verh.  zool.  bot.  Ges..  Wien,  Bd.  8,  1858,  S.  323. 

-)  Ibid.  Bd.  14,  1864,  S.  769-776. 

3)  Koppen,  1.  c.  S.  102. 

*)  Brunek,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent ,  Bull.  13,  1887,  p.  17-19. 

^)  ScuDDER,  Revision  of  the  Orthopteran  group  Melanopli,  etc.;  Proc.  U.  S. 
Nation.  Mus.  Vol.  20,  1898,  p.  1—421,  26  Pls.  Hier  auch  die  gesamte  wichtigere 
Literatur  aller  folgenden  Arten  dieser  Gattung.  Auch  die  Bull.  25,  27,  28  der 
Divis.  Ent.,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Old.  Ser.,  sind  ausschliefslich  den  Heuschrecken 
gewidmet. 


192  Orthopteren,  Geradflügler. 

Sie  werden  allen  Felclfrücliten ,  in  ganz  besonderem  Malse  aber  auch 
den  Obstbäumen  schädlich,  deren  Blätter,  unreife  Früchte,  Rinde  und 
Zweige  sie  befressen  bzw.  benagen. 

Die  Gattung  Melanoplus ,  namentlich  aber  die  schädlichen  Arten, 
sind  in  amerikanischen  Büchern,  Zeitschriften  usw.  derart  häufig  und 
ausführlich  geschildert,  dafs  wir  uns  hier  auf  die  Anführung  der  wich- 
tigsten Arten  und  Tatsachen  beschränken  können. 

M.  atlanls  Riley.  Atlantic  oder  the  lesser  migrratory 
Ioeust\).  Aufser  der  folgenden  die  einzige  wnklich,  wenn  auch  in 
viel  geringerem  Mafse  wandernde  nordamerikanische  Heuschrecke,  und 
nächst  ihr ,  wenn  auch  in  weitem  Abstände ,  die  schädlichste.  Von 
Florida  bis  zum  nördlichen  Polarki-eise,  von  der  pazifischen  Küste  öst- 
lich bis  zum  Mississippi,  doch  in  Kalifornien  selten.  Sie  bevorzugt 
feuchte,  fruchtbare,  waldige  Gebiete  und  hügeliges,  bergiges  Gelände, 
ohne  aber  bestimmte  Brutgebiete  zu  haben.  In  ihrer  Biologie  verhält 
sie  sich  der  folgenden  sehr  ähnlich.  Sie  leidet  sehr  unter  Parasiten: 
Larven  von  Macrodaciylns  snbsphwsiAS ,  von  Carabiden  {Amara  ohem^ 
HarpaJns  spp.)  und  von  Drahtwürmern  (z.  B,  Drastcrhis  amahilis  Lee), 
sollen  die  Eier  fressen,  die  von  Baeonevra  famclica  Say.  parasitiert  in 
diesen.  Mit  Hopperdozers,  namentlich  aber  durch  Umpflügen  der  Eier- 
plätze leicht  zu  bekämpfen. 

M.  spretus  Uhl.  Die  Felseng-ebirgsheusehreeke^)  ist  schon 
äufserlich  durch  ihre ,  den  Körper  um  ein  Drittel  ihrer  Länge  über- 
ragenden Flügel  als  Wanderheuschrecke  gekennzeichnet.  Sie  bildet 
denn  auch  für  die  Vereinigten  Staaten  eine  Geifsel ,  wie  kein  anderes 
Pflanzen  fressendes  Insekt. 

Ihre  Heimat  sind  die  600  bis  2000  m  hohen,  heiisen  und 
trockenen  Ebenen  des  Felsengebirges  in  Montana,  Wyoming,  den  an- 
grenzenden Teilen  von  Dakota,  Colorado,  Utah,  Idaho,  Oregon  und 
Britisch  Amerika,  die  bestanden  sind  mit  kurzem  Grase,  besonders 
BüfPelgras,  Bucloc  daciylo/dcs,  mit  Arte misia-  und  Cheno^jodiuni  -  Arten 
und  spärlichem  Baumwuchse.  In  diesem,  etwa  800000  qkm  grofsen 
Gebiete  hat  sie  mehrere  Hauptbrutplätze ,  auf  denen  ständig  kleinere 
Schwärme  hin  und  her  ziehen.  —  Südlich  und  südöstlich  davon  liegt 
das  Strich  gebiet  (Manitoba,  Dakota,  Nebraska,  Colorado).  Das 
Wandergebiet  erstreckt  sich  südlich  bis  zum  Mississippi  und  Texas, 
östlich  etwa  bis  zum  93.  Längengrade. 

Die  grofsen  W  a  n  d  e  r  z  ü  g  e  scheinen  ihre  Ursache  in  andauernder 
Trockenheit  zu  haben.  Setzt  diese  allerdings  zu  früh  ein,  so  dafs  die 
Hüpfer  nicht  rechtzeitig  ihre  Entwickelung  vollenden  können,  so  sterben 
sie  in  grofsen  Massen.  Im  anderen  Falle  ziehen  die  Geflügelten  Mitte 
Juli  bis  Mitte  September  mit  den  zu  dieser  Zeit  herrschenden  Winden 
nach  Osten,  Südosten  und  Süden.  Dafs  sie  sich  vorwiegend  vom 
Winde  treiben  lassen,  hat  man  dadurch  festgestellt,  dafs  man  von  hohen 
Türmen  Baumwollflocken  unter  sie  wehen  liefs ,  die  dann  in  gleicher 
Geschwindigkeit  mit  ihnen  trieben.  Auch  sollen  sie  beim  Zuge  mit 
dem  Kopfe  gegen  den  Wind  stehen.  Die  Züge  erreichen  Dakota  im 
Frühsommer,    Colorado,  Westkansas,    Nebraska,    Iowa,  Minnesota   im 


1)  Rii.EY,  Rep.  Ent.  U.  S.  Dept.  Agric.  1883,  1884,  p.  170—180,  1  PL:  Maki.att, 
Ins.  Life  Vol.  2,  1889,  p.  66-70. 

^)  Aufser  den  Rep.  U.  S.  ent,  Commiss.  sei  nur  genannt:  Rilkv,  Amer.  Nat. 
\'ol.  11,  1877,  p.  663-673. 


Acridüneu. 


193 


Hochsommer,  Südostkansas,  Arkansas  im  Spätsommer,  manchmal  im 
Herbste  Texas,  Die  See  meiden  sie,  und  es  sind  keine  Fälle  bekannt, 
in  denen  Schwärme  vom  Winde  ins  Meer  getrieben  wurden. 

Überall  auf  ihrem  Fluge  legen  sie  E  i  e  r ,  besonders  im  August  und 
September,  doch  bis  in  Oktober  hinein,  am  liebsten  in  festen,  trockenen, 
etwas  sandigen  Boden.  In  ihrer  Heimat  bevorzugen  sie  den  Schatten 
buschiger  Pflanzen.  In  den  fruchtbaren  Ebenen  des  Südens  sind  sie 
oft  gezwungen ,  die  Eier  in  kräftigen ,  feuchten  Boden  abzulegen ,  wo 
sie  meist  zugrunde  gehen.  Dagegen  können  sie  in  günstigem,  trockenem 
Boden  jahrelang  lebensfähig  liegen  bleiben.  Ein  Weibchen  legt  bis 
zu  dreimal,  in  acht-  bis  vierzehntägigen  Zwischenräumen,  je  25 — 30 
Eier,  gewöhnlich  in  vier  Längsreihen  zu  je  sieben  angeordnet.  Das 
Loch  geht  schief  in  die  Erde,  und  die  Eier  liegen  so,  dafs  über  ihnen 
ein  schmaler  Kanal  frei  bleibt,  durch  den  die  eventuell  zuerst  aus  den 
untersten  ausschlüpfenden  Jungen  nach  oben  gelangen  können.  Doch 
vermögen  diese  auch,  wie  bei  anderen  Arten,  direkt  durch  die  Erde  auf- 
zusteigen. Die  Zahl  der  Eier  ist  am  gröfsten  in  dem  Heimatsgebiete ; 
sie  nimmt  mit  der  Entfernung  davon  ab  •,  die  ganz  im  Süden  Geborenen 
sind  häufig  unfruchtbar. 

Im  Süden  können  die  früh  abgelegten  Eier  noch  in  demselben 
Sommer  eine  zweite  Generation  entstehen  lassen,  die  aber  meist  un- 
fruchtbare Eier  ablegt.  Für  gewöhnlich  aber  bleiben  die  Eier  über 
Winter  liegen  und  schlüpfen  erst  im  nächsten  Frühjahre  aus ,  je  nach 
Lage  und  Klima  früher  oder  später.  Die  Hüpf  er  fressen  zuerst  ihre 
Brutplätze  kahl,  dann  erst  scharen  sie  sich  zusammen  und  beginnen 
zu  wandern.  Fürs  erste  halten  sie  sich  an  Gräser  und  Kräuter:  doch 
vermögen  sie  auch  Bäume  zu  erklettern  und  zu  entlauben.  In  (40 — ) 
60 — 72  Tagen,  normal  im  Juni,  sind  sie  erwachsen;  nach  etwa  14  Tagen 
beginnt  die  Eiablage.  Kurz  vor  und  während  dieser  ist  der  Wander- 
trieb am  stärksten. 

Selten  bleiben  die  Nachkommen  der  Eingewanderten  im  Strich- 
oder Wandergebiete,  wo  sie  dann  in  längstens  2—3  Jahren  zugrunde 
gehen.  Die  meisten  treten,  sobald  sie  Flügel  erhalten  haben,  die  Rück- 
wanderung nach  der  Heimat  an,  nicht  in  gerader  Linie,  sondern  in 
unregelmäfsigen  Flügen,  doch  mit  der  ausgesprochenen  Richtung  nach 
Nord  und  Nordwest,  die  durch  die  jetzt  herrschenden  Winde  bedingt 
ist.  In  Texas  beginnt  diese  bereits  im  April,  beim  35. "^  n.  Br.  anfangs 
Mai,  mit  jedem  Grade  weiter  nördlich  vier  Tage  später.  Doch  er- 
reicht nur  ein  kleiner  Bruchteil  die  Heimat-,  die  meisten  unterliegen 
unterwegs  Feinden ,  Parasiten ,  Krankheiten  und  konstitutioneller 
Schwäche. 

Den  grölsten  Schaden,  aber  am  seltensten,  tut  die  Felsengebirgs- 
heuschrecke  im  Wandergebiete ,  geringeren ,  aber  häufiger ,  im  Strich- 
gebiete. Da  ihre  Heimat  kaum  kultiviert  ist,  kann  hier  von  Schaden 
keine  Rede  sein.  Auch  die  in  den  fremden  Gebieten  geborenen  Heu- 
schrecken schaden  nie  derart  wie  ihre  Eltern  beim  Einfalle.  —  In 
manchen  Jahren  ist  der  Schaden  ganz  ungeheuer,  1874  wurde  er  auf  45, 
1877  sogar  auf  100  Millionen  $  berechnet. 

Als  Feinde  werden  genannt :  Tromhidium  locustarum-,  eine  Tachina 
sp.,  Sarcophaga  carnaria  L.  Die  Larven  von  Systoechus  orcas  (Dipt.), 
Tdephoriäen,  LacJmosterna  fuscum,  Carabiden  und  Drahtwürmer  ver- 
zehren die  Eier. 

Sorauei-,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  13 


194  Orthopteren,  Geradflügler. 

Wie  sehr  das  Auftreten  von  Heuschrecken  von  lokalen,  einer  jeden 
Art  spezifisch  oimstigen  Einflüssen  abhängt,  zeigt  ein  Bericht  Coolets  i), 
der  in  den  Jahren  1899 — 1903  in  Montana,  das  doch  mitten  im  Brut- 
gebiete der  Felsengebirgsheuschrecke  liegt,  kein  Individuum  dieser  Art 
zu  Gesichte  bekam,  trotzdem  andere  Heuschrecken  während  der  drei 
letzten  Jahre  recht  schädlich  und  zahlreich  auftraten. 

M.  devastator  Scudd,,  the  devastating-  loeust  of  California 2). 
Heimat  Kalifornien;  doch  kommt  sie  an  der  ganzen  pazifischen  Küste 
vor.  Ihre  Brutplätze  bilden  unbebautes ,  mit  Hctnhonia  viryata  be- 
standenes Land.  In  Jahren  mit  trockenem  Frühjahre,  denen  eines  mit 
nassem  Frählinge  vorangegangen  war,  vermehren  sie  sich  stark  und 
schwärmen  aus.  Die  Flüge  lassen  sich  meist  in  Getreidefeldern  nieder, 
trotzdem  die  Heuschrecken  Alfalfa,  wie  überhaupt  saftige  Pflanzen,  dem 
Getreide  vorziehen.  Am  meisten  gefährdet  sind  Obst-  und  Rebgärten, 
die  in  Getreidefeldern  liegen,  während  von  Gehölz  umgebene  gewöhn- 
lich verschont  bleiben.  An  den  Bäumen  fressen  sie  nicht  nur  Blätter  und 
Rinde ,  sondern  auch  die  unreifen  Früchte.  Als  Feinde  beobachtete 
CoQuiLLETT  mehrere  Vögel ,  eine  Eidechse  und  wenige  Insekten ,  von 
denen  Sarcophaga  oiiifera  am  wichtigsten  ist.  —  Die  einfallenden 
Scharen  werden  oft  sehr  schädlich ;  da  sie  aber  ihre  Eier  in  kultiviertes 
Land  legen,  wo  sie  durch  die  Bearbeitung  des  Bodens  vernichtet 
werden,  bleibt  der  Schaden  auf  das  Einfallsjahr  beschränkt.  Coquillett 
empfiehlt  die  Vernichtung  der  Brutplätze. 

M.  femur-rubrum  de  Geer,  the  red  leg-g^ed  loeust^).  —  In  ganz 
Nordamerika,  von  Mittelmexiko  bis  ins  arktische  Gebiet;  fehlt  nur  in  Alaska 
und  ist  seltener  in  den  südöstlichen  Staaten.  Trotzdem  sie  bis  ca.  8000  Fufs 
Höhe  gefunden  wurde,  bedarf  sie  eines  feuchten  niederen  Bodens, 
daher  sie  kultiviertes  Land,  schattige  Gehölzränder  usw.  mit  reichlichem, 
zartem  Pflanzenwuchse  vorzieht.  Sie  verhält  sich  ähnlich  M.  atlanis, 
mit  dem  sie  oft  verwechselt  worden  ist;  doch  hat  sie  nicht  dessen 
Vermehrungsfähigkeit.  Da  sie  aufserdem  sehr  viele  natürliche  Feinde 
hat ,  wird  ihre  Schädlichkeit  nie  so  grofs ,  als  man  nach  ihrer  Ver- 
breitung erwarten  könnte.  Doch  schadet  sie  immerhin  beträchtlich  an 
den  verschiedensten  Gewächsen,  unter  anderem  auch  an  Zuckerrüben, 
Tabak  und  Baumwolle.  Obgleich  sie  sich  manchmal  in  ungeheuren 
Mengen  in  geringe  Höhen  erhebt,  wandert  sie  nicht.  Doch  liefert  sie 
den  einzigen  Fall ,  in  dem  eine  nordamerikanische  Heuschrecke  in 
Schwärmen  vom  Winde  in  See  (den  Michigansee) ")  getrieben  wurde. 
Die  Eier  werden  in  mehreren  Portionen  abgelegt. 

Da  die  Flugfähigkeit  dieser  Art  offenbar  gering  ist,  wird  sie  auch 
im  erwachsenen  Zustande  leicht  mit  Hopperdozers  bekämpft. 

Eine  interessante  Beobachtung,  die  zeigt,  wie  vorsichtig  man  bei 
der  Beurteihmg  von  Insektenschäden  sein  mufs ,  teilt  J.  B.  Smith  mit. 
Er  fand  diese  Heuschrecke  häufig  an  Kronsbeeren  und  hielt  sie  für 
einen  Schädling  an  diesen.  Als  er  aber  die  Kröpfe  hier  gefangener 
Heuschrecken  auf  ilu-en  Inhalt  untersuchte ,  fand  er  als  solchen  iiur 
Grasreste,  keine  Spuren  von  Kronsbeeren. 


1)  U.  S.  Dept.  Agric.  Div.  Ent.,  Bull.  46,  1904,  p.  42. 

2)  Coquillett,  U.  S.  Dept.  Agric. ,  Div.  Ent.,  Bull.  '27,  1892,  p.  34—57;   Insect 
Life  Vol.  5,  1893,  p.  23—24. 

")  Smith,  J.  B.,  Rep.  Ent.  New  Jersey  agric.  Coli.  1891,  p.  402,  1892,  p.  410. 
*)  2(1  Rep.  U.  S.  ent.  Commiss.  p.  102. 


Acridiinen.  ]95 

M.  paekardi  Scudd.^.  Ebenfalls  weit  verbreitet,  schädlich  aber 
scheinbar  nur  in  Kanada,  mit  anderen  Arten  zusammen. 

Mel.  dillerenlialis  Thoms.,  the  dillerential  loeust^).  Heimat 
das  Mississi[)pital  vom  43."  n.  Br.  bis  zum  Gölte  von  Mexiko,  westlich 
bis  zum  Pazifik.  Auch  diese  Art  bevorzugt  feuchte  Niederungen  mit 
üppigem  Pflanzenwuchse ,  kommt  aber  auch  bis  6000  Fufs  Höhe  vor. 
Sie  hat  sich  der  Kultur  insoweit  angepafst,  als  sie  erst  auf  kultiviertem 
Lande  sich  stärker  vermehrt  und  sich  gerne  auf  solchem  aufhält. 
Namentlich  von  der  Alfaifakultur  wird  sie  begünstigt,  die  ihr  einen 
Boden  bietet,  der  nach  der  Eiablage  nicht  mehr  bearbeitet  wird,  und 
ferner  frühes  Futter  für  die  Hüpfer.  Aber  auch  an  Klee,  Gras,  Getreide, 
Mais,  Rüben,  Obst-  und  anderen  Bäumen,  Reben,  Blumen  usw.,  ganz 
besonders  an  Baumwolle  schadete  sie  öfters  bedeutend.  NamentHch 
nach  Überschwemmungen  des  Mississippi  scheint  sie  stärker  aufzutreten, 
da  dann  das  Land  1 — 2  Jahre  unbebaut  liegen  mufs.  Bei  starkem  Auf- 
treten erheben  sich  die  Massen  gelegentlich  zu  beträchtlichen  Höhen 
und  verbreiten  sich  über  ausgedehnte  Gebiete,  ohne  aber  eigentlich  zu 
wandern.  Die  Eier  werden  in  unregelmäfsiger  Anordnung  in  grofsor 
Zahl  (bis  175)  in  einem  Pakete  in  festen  Boden  abgelegt,  zuweilen 
auch  unter  die  Rinde  aufgestapelten  Holzes.  Als  Insektenfeinde  geben 
HuNTEK  und  Morgan  an,  für  die  Eier:  Csirahidenlarve,  3Iacrohasisunko]or 
(ad.  und  juv.),  Scdio  hyalipennis  Ashm.  und  oeäipodac  Ashm.-,  für  die  Nym- 
phen: Sarcophaga  afssidua  Walk.,  cinihicis  Towns.,  gcorginae  Wied,  Imnteri 
Hough ,  sarracenae  Ril. ,  Eupliorocera  claripennis  Macq. ,  Acemyia  dentata 
Coq.,  Liicilia  Caesar  L.  Kröten  und  Stinktiere  fressen  sie  in  Massen.  — 
Als  parasitischen  Pilz  führt  Hunter  Sporotriclmni  glolmlifcrum  an, 
während  nach  Morgan  der  afrikanische  Heuschreckenpilz,  Mucor  locus- 
ticida  Lind.,  sich  als  sehr  nützlich  erwiesen  hat.  —  üer  „difterential 
grasshopper"  hat  seinen  Namen  daher,  dafs  er  in  einer  gelben  und 
einer  schwarzen  Form  auftritt;  er  ist  die  gröfste  Melanoplus-Art. 

M.  femoratus  Burm.^).  Diese,  vielfach  mit  folgender  verwechsehe 
Heuschrecke  kommt  namentlich  an  beiden  Küsten  Nordamerikas  vor, 
spärlicher  und  weniger  weit  verbreitet  im  Innern.  Sie  hat  in  Virginia 
mehrfach  ernstlich  an  Timothee  und  Weizen  geschadet. 

M.  bivittatus  Say.*).  Im  Innern  Nordamerikas  vom  Süden  bis 
hoch  hinauf  in  den  Norden,  meidet  die  Küsten.  Häufig  mit  voriger 
verwechselt.  Überall,  an  trockenen  wie  an  feuchten  Orten.  Eiablage 
in  festen  Boden :  in  alte  Wege,  wo  sie  häufig  durch  den  Wagenverkehr 
in  grofsen  Mengen  wieder  zerstört  werden,  und  in  gut  begraste  Weiden. 
Nur  1  —  2,  je  tiO— 70  Eier  enthaltende  Pakete.  Schädlich  an  den  ver- 
schiedensten Pflanzen,  besonders  aber  an  Gras,  Getreide  und  Garten- 
gewächsen. Nicht  wandernd.  In  Colorado  starben  1895  diese  Heu- 
schrecken bei  regnerischem  Wetter  an  einer  Infektionskrankheit,  durch 
einen,  Bactmuni  icrmo  ähnlichen  Bazillus  erzeugt.  Auch  die  mit  diesem 
infizierten  Heuschrecken  starben. 


V)  Fr.EixHKK,   Rep.   Eut.   Canada   Dept.   Agric.  for  1900,  p.  205  —  207;  Bull.  40 
U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  1903,  p.  78—79.  ^  ^     ,_    ^,. 

2)  MuuGAN,  Bull.  30,  IT.  S.  Dept   Agric.  Div.  Ent.,  K  S.,  1901,  p.  7-36,  hgs. 
1-17:  HuNTEH,  Kansas  Univ.  Quart.  Vol.  7,  1898,  p.  205-210,  2  figs. 

")  Phu.i.ii'i-s,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  87. 

'}  Gti.i.KTTE,  ibid.  Bull.  6,  N.  S.,  1896,  p.  89-93. 

13* 


196 


Orthopteren,  Geradflügler. 


Euprepocuemis  Fieb. 
E.   bramina   Sauss.  ^).    In  Indien  öfters  sdiädlich  an  jungem  Reis 
und  an  jung-em  Panicum  miliare. 


Maudibeln  von  Laubheuschrecken 
(nacli  J.  B.  Smith). 


Locustideii  -),  Laubheusclireckeii. 

Lang  gestreckt,  schwach  seitlich  zusammengedrückt,  meist  grasgrün 
oder  braun.  Kopf  senkrecht,  spitz,  nur  wenig  mit  Brust  verbunden, 
daher  freier  beweglich.  Ton  den  Nebenaugen  gewöhnlich  nur  das 
mittlere,  und  zwar  auch  nur  wenig  ausgebildet.  Scheitelgrübchen  fehlen. 
Fühler  ijorstenförmig,  lang,  dünn,  mit  mehr  als  30,  oft  verschmolzenen 

Clliedern.  Mundwerkzeuge 
senkrecht  nach  unten  ge- 
richtet; Oberkiefer  (Fig.  148) 
kräftig ;  mit  starken  Zähnen 
zum  Zerbeifsen  der  Beute: 
Innenladen  der  Unterkiefer 
hart ,  dienen  zum  Zerklei- 
nern der  Nahrung. 

Kiele  und  Furchen  des 
Hals  Schild  es  gröfstenteils 
fehlend,  selten  in  geringer 
Ausbildung  vorhanden.  Flü- 
gel liegen  dem  Körper  dach- 
förmig an:  die  vorderen  beim  Männchen  an  ihrer  Basis  mit  Zirp organ, 
nicht  selten  aber  bis  auf  dieses,  beim  Weibchen  dann  ganz,  rückgebildet. 
Die  Hinterflügel  dienen  mehr  als  Fallschirme  zur  Unterstützung  der 
Sprünge,  wie  zum  Fliegen.    Die  Hinterbeine  sind  sehr  lange  Sprimg- 

beine  mit  stark  verdickten  Schenkeln : 
an  ihren  Tibien  zwei,  das  Abspringen 
sichernde  Sprungdornen.  Am  oberen 
Ende  der  Vorderschienen  die  Gehör- 
organe. Tarsen  viergliederig ,  viertes 
Glied  ohne  Haftlappen.  Hinterleib 
zehnringelig:  erster  Ring  ziemlich  innig 
mit  der  Brust  verwachsen ;  beim  Männ- 
chen neunter  und  zehnter,  beim  Weib- 
Fig.  144.  Hinterende  eines  Weibchens  chen  (Fig.  144)  auch  achter  zu  den 
von  Locusta  (nach  Folsom).  äufseren  Begattungs-  und  Analorganen 

t^^^';S^^S^:^^^j(;l^.   nmgewandelt.    Raife^  (cerci)  bei  beiden 

Geschlechtern ,  Griftel  (styli)  dagegen 
nur  beim  Männchen  vorhanden.  Weibchen  mit  sehr  langem ,  aus  vier 
äufseren  und  zwei  inneren  Klappen  bestehendem  Legestachel. 

Tracheen  ohne  die  für  die  Feldheuschrecken  so  charakteristischen 
Luftsäcke.  Ösophagus  (Fig.  145)  sehr  lang,  mit  grofsem  dünnhäutigen 
Kröpfe  und  sehr  kräftigem,  muskulösem  Kaumagen,  der  innen  sechs 
hornige    Längsreihen    von  je    drei   Zähnen   trägt.     Am   kurzen   Mittel- 


e  7    s 


V 


^)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  1—4. 

2)  In  neuester  Zeit,  unter  dem  Einflüsse  der  Nomenklaturbewegung,  beginnt 
man  mit  Locustiden  die  Feldheuschrecken  zi;  benennen ,  mit  Phasgonuriden  die 
Laubheuschrecken.  Es  ist  selbstverständlich ,  dafs  wir  diese  Änderungen  un- 
berücksichtigt lassen. 


Locustideu,  Laubheusclirecken.     Phaneropterinen. 


19< 


^Sc/il 


darme  zwei  Taschen,  an  Stelle  der  Blindschläuche  der  Feldheuschrecken. 
Dünndarm  sehr  laug,  zweimal  geschlungen ;  in  den  Enddarm  münden 
zahlreiche  Malpighische  Gefälse, 

Die  Laubheuschrecken  leben  mehr  im  Walde  und  auf  [Gebüsch, 
überhaupt  an  feuchten  Orten,  und  sitzen  auch  im  Grase  meist  hoch 
oben.  Sie  sind  mehr  sefshaft  und  vorwiegend  nächtlich,  im  Gegensatze 
zu  den  Feldheuschrecken.  Ihre  Nahrung  ist  gemischt,  bei  den  einen 
mehr  karnivor  (Insekten),  bei  den  anderen  mehr  herbivor.  Wohl  alle 
aber  sind  ihren  kranken  und  toten  Ai^tgenossen  gegenüber  kannibalisch. 

Die  länglichen,  gewöhnlich  seitlicii  zu- 
sammengedrückten Eier  werden  im  Herbste 
einzeln  abgelegt.  Die  Arten  mit  rundem,  fast 
geradem,  zugespitztem  Legestachel  legen  sie 
in  die  Erde,  die  mit  seitlich  zusammengedrück- 
tem, säbelartig  gebogenem,  am  Ende  abge- 
rundetem und  gesägtem  in  Pflanzenteile ,  die 
sie  dazu  aufschlitzen. 

Die  Ende  Frühjahr  ausschlüpfenden  Jungen 
schwellen  kurz  vorher  stark  an  und  sind  daher 
gleich  unverhältnismäfsig  grofs.  Sie  häuten  sich 
sehr  bald  und  springen  schon  nach  wenigen 
Minuten.  Die  Zahl  der  Häutungen  scheint 
sechs  zu  betragen.  Der  Legestachel  der  Weib- 
chen entwickelt  sich  ebenso  allmählich  wie  die 
Flügel. 

Die  Familie  der  Laubheuschrecken  ist 
über  die  ganze  Erde  verbreitet.  Man  teilt  sie 
in  mehrere  Unterfamilien  ein. 

Bei  den  englisch  sprechenden  Völkern 
werden  sie  „long-horned''^  oder  „meadotc  grass- 
hoppe)-s'\  zum.  Teil  Siuch  „katyd/ds"  genannt,  bei 
den  Franzosen  „sauterelles'' . 

Phaneropterinen '). 

Kopf  rundlich.  Flügel  häufig  verkümmert. 
Beine  lang  und  schlank.  Trommelfell  äufserlich 
sichtbar,  olfen.  Vorderschienen  oben  mit  ein 
bis  zwei ,  Hinterschienen  mit  zwei  Enddornen. 
Fufsgiieder  platt  gedrückt,  ohne  Längsfurchen. 
—  Zart  grüne ,  manchmal  noch  mit  lebhaften 
Farben  versehene  Tiere,  die  träge  an  Gebüsch 
und  Blumen  leben.  Die  linsenförmigen  Eier 
werden     in     oder     an    Pflanzenteile     abgelegt 

(Fig.  146).  Die  Entwicklung  verläuft  sehr  rasch,  so  dafs  die  Er- 
wachsenen schon  im  Juni  und  Juli  zu  finden  sind;  sie  leben  nur 
kurze  Zeit. 

Orphauia  Fisch. 

Kopfgipfel  breiter  als  erstes  Fühlerglied.  Fühler  etwas  kürzer  als 
Körper.      Flügeldecken    abgekürzt.      Mittel-    und    Hinterbrust   in    der 


Fig.  145.    Darmkanal  einer 

Laubheuschrecke 

-    (nach  J.  B.  Smith). 

Sil    Speiseröhre,    B    Blindsack, 

Schi  Schlund,  J/  Magen,  B  Darm, 

A'  Enddarm. 


^)  Bruxser  V.  Wattenwvl,  Monographie    der   Phaneroptex'ineu ,  Wien  1878,  8". 
Additamenta  hierzu,  Verh.  zool.  bot.  Ges.,  Wien,  Bd.  41,  1891,  S.  1—196,  2  Taf. 


198 


Orthopteren,  Geradflügler. 


Mitte  tief  eingeschnitten.    Legeröhre  schwach  gekrümmt,  mit  gezähnter 
Spitze. 

O.  denlicauda  Charp.  Kopfgipfel  dreimal  so  breit  als  erstes 
Fühlergiiecl.  Grasgrün ,  rotbraun  punktiert.  Flügeldecken  gelb .  des- 
gleichen die  Hinterschenkel  unten.  32 — 38  mm  lang.  Von  den  Pj'renäen 
längs  der  Alpen  bis  nach  Serbien  und  Ungarn;  auf  Wiesen  im  Juni 
und  Juli.  Manclimal  in  grofser  Anzahl,  so  nach  Sajö  ')  in  Siebenbürgen 
von  1872  bis  Mitte  der  90er  Jahre,  die  Gebirgswiesen  kahl  fressend. 
Von  den  übrigen  europäischen  Arten  dieser  Familie  schaden  einige 
in  Südfrankreich  an  Wein,  wie  Barbitistes  berengfueri  Mayet-),  der 
namentlich  1888  im  Departement  Var  häufig  war,  und  einige  in  Dahnatien 

und  den  benachbarten  Ländern 
an  Tabak  ^),  wie  Barl)itistes 
Yersini  Brunn. ,  Leptoph.ves 
punetatissima  Bosc.  und 
Phaneropteraquadripunetata 
Brunn.'*)  (auch  an  Wein).  Sie 
fressen  Löcher  in  die  Blätter, 
von  Rande  her  oder  in  die 
Spreite;  der  Schaden  besteht 
mehr  in  einer  Verminderung  des 
Wertes  als  des  Gewichtes  der 
Blätter. 

Ein  Versuch,  die  Heu- 
schrecken an  Rebe  durch 
Eintreiben  von  Truthühnern  zu 
bekämpfen,  mifslang  vollständig, 
indem  letztere  nach  einigen 
Tagen  eingingen. 

•Letztgenannte  Art  wurde 
in  Italien  als  Verzehrer  der 
Blattgallen  der  Reblaus,  mit  In- 
halt, beobachtet  ^). 

Phaneroptera  laleata 
Scop.  wurde  zu  Thomery  in 
Frankreich  in  Weinbergen 
schädlich  dadurch,  dafs  sie 
Löcher  in  d ie  Weinbeeren  fraJ  s''). 
Isoi)hya  eamptoxipha 
Fieb.^)  hat  1889-91  in  Ostbul- 
garien ungefähr  1000  ha  Stiel- 
eichenwälder befallen  und  zum  Teil  kahl  gefressen.  Die  Nymphen 
erkletterten  im  Februar  die  Bäume  und  frafsen  die  sich  eben  öffnenden 


Fig.  146.     Microcentruin  laurifolium  L.  verkl. 

(nach  J.  B.  Smith). 

/  ad.,   In  Eier,   Ih  Nymphen,   '^a  parasitierte  Eier. 


1)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895,  S.  363. 

2)  Mayet,  V.,  Bull.  Soc.  ent.  France  1888,  p.  CXI— CXII;  Azam,  ibid.  ]S!9.5, 
p.  XLVIII— L.  ^ 

')  Preis.skckkr,  C,  Fachliche  Mitteil.  k.  k.  österr.  Tabakregie,  Wien  1905,  Heft  1, 
S.  13—15,  Fig.  56—61.  ^ 

*)  Anastasia,  Boll.  tecn.  Coltivaz.  Tabbachi,  Scafati,  Anno.  2,  1903,  p.  1—77, 
1  PL,  s.  Jahresber.  Neuer.  Leistgn.  Pflanzenkr.  Bd.  7,  S.  143. 

5)  FuscHiNi,  Redia  Vol.  2,  1905,  p.  121—126,  4  figs. 

^)  BoisDuvÄL,  Ent.  horticole  p.  208. 

■')  Nach  BuNTSCHEv;  s.  Judeich  u.  Nit.sche,  Bd.  2,  S.  1289. 


Pseudophyllinen.  199 

Knospen  ans.  Anfangs  April  bis  Mai  war  der  Frais  am  stärksten; 
dann  verliefs  das  reif  werdende  Insekt  die  Bäume. 

Caedicia  longripennis  Brunn.  (?)  überfällt  in  Australien  öfters 
junge  Kampferanpfianzungen  in  Scharen  und  frifst  Löcher  in  die  Blätter. 
An  noch  unreifen  Aprikosen  nagt  sie  Stücke  der  Haut  ab  ^). 

In  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  schaden  zwei 
Microceutrum  -  Arten  in  geringem  Maise,  M.  retiner  vis  Burm.  in 
den  nördlichen  Staaten  an  Vaccmiwn  oxycoccus ,  M.  laurilolium  L. 
(Fig.  146)  in  den  südlichen  Staaten  an  Apfelsinenbäumen;  die  Eier  der 
letzteren  werden  von  Eupelmus  mirabüis  Walsh  (Chalcidier)  parasitiert. 

Scudderia  Stäl. 

Flügeldecken  breit,  hinterer  Rand  gerade  oder  abgerundet.  Erster 
und  zweiter  Schenkel  unten  unbewaffnet,  dritter  desgleichen  oder 
spärlich  bedornt.  Genitallappen  stumpf  oder  mit  kurzem  Dorne.  — 
Nordamerika,  auf  Marsch-  und  Sandboden.     Eier  in  Blättern. 

Sc.  texensis  Sauss.  In  New  Jersey  recht  schädlich  an  Moos- 
beeren. Die  Heuschrecken  fressen  nur  die  Samen  der  Beeren  und  ver- 
schmähen das  Fruchtfleisch,  so  dafs  sie  eine  grofse  Anzahl  derselben 
zerstören.  Die  Eier  werden  einzeln ,  seltener  in  Mehrzahl  (bis  sechs) 
in  Blatttaschen  zwischen  oberer  und  unterer  Epidermis  von  Gräsern, 
am  liebsten  Panicum  spp.,  gelegt  und  durch  klebrige  Masse  festgehalten. 
Ein  Weibchen  legt  höchstens  30  Eier.  Mitte  Juni  schlüpfen  die  Jungen 
aus,  Mitte  August  sind  die  Schrecken  erwachsen;  sie  leben  bis  Ende 
Oktober.  Zur  Bekämpfung  ist  im  Winter  alles  Gras  auf  den  Moosbeer- 
feldern zu  mähen,  das  aufserhalb  derselben  zu  verbrennen.  Geflügel 
frifst  sie;  gefangene  Tiere  wurden  von  Riesenspinnen,  Argiope  sp., 
aufgezehrt. 

Sc,  eurvieauda  de  Geer  und  lureata  Brun.  beteiligten  sich  an 
dem  erwähnten  Schaden. 

Pseiidopliyllinen  ^ ). 

Kopfgipfel  kurz,  dreieckig.  Ränder  der  Fühlergruben  aufgeworfen. 
Halsschild  mit  zwei  Querfurchen.  Gehörorgane  muschelförmig.  Vorder- 
tibien  ohne  Enddornen.  Tarsenglieder  niedergedrückt;  die  beiden  ersten 
Glieder  längsgefmx'ht.     Tropen. 

Mataeus  orienlalis  Karsch^).  Saftgrün.  Vorderflügel  blattähnlich. 
Hinterflügel  glasig;  ihre  in  der  Ruhelage  unter  jenen  vorragende  Spitze 
ebenfalls  grün.  Sprungbeine  schwach.  Schenkel  violett  bis  lila;  ihr 
Ende  und  der  Anfang  der  Tibien  rot.  Auf  Halsschild  lö — 18  glänzend 
gelbe  bis  schwarzbraune  Wärzchen,  meist  jedes  in  einem  schwärzlichen 
Ringe.  Legescheide  fast  gerade.  Weibchen  80,  Männchen  60  mm 
lang.  —  Ostafrika. 

In  Usambara  an  Ficus  elastica  schädhch.  Die  Tiere  fressen  in 
der  heifsen  Jahreszeit  an  Blättern,  Blattknospen  und  Zweigspitzen, 
aus    den    Wunden    fliefst    reiclüich    Gummi.      Namentlich    die   jungen 


1)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  15,  1904,  p.  736. 

-)  Brunner  v.  Wattknwyi.,  Monographie  der  PseudophvHmeD,  Wien  1895.  8  . 

3)  VossELER,  J ,  Pflanzer  Bd.  2,  1906,  S.  72—74. 


200  Orthopteren,  Geradflügler. 

Bäumchen  werden  oft  in  einer  Nacht  verstümmelt.  Die  Eier  werden  zu 
10 — 12  in,  der  Länge  nach  aufgeschlitztes  Holz  abgelegt:  derart  be- 
handelte Zweige  vertrocknen  und  brechen  leicht  ab.  Die  Tiere  und 
die  Gelege  sind  abzusammeln. 

Cleaiidrus  granig-er  Serv.  \)  schadet  auf  gleiche  Weise  an  Gummi- 
baum auf  Java. 

C.yrtopli.vHus  perspicil latus  L.^j  (concavus  Harr.)  schadet  in 
Nordamerika  gelegentlich  an  Reben,  deren  zarte  Blätter  von  der  Heu- 
schrecke besonders  gern  gefressen  werden. 

Coiiocephaliiieii  ^). 

Koj)f  kegelförmig  nach  vorn  verlängert.  Gehörorgan  fast  ge- 
schlossen. Yorderschienen  drehrund.  Die  beiden  ersten  Tarsenglieder 
jederseits  gefurcht.  Eier  zylindrisch,  sehr  dünn,  werden  an  oder  in 
Stengel  von  Pflanzen  abgelegt.  Auf  der  ganzen  Erde ,  besonders  in 
den  Tropen  an  feuchten  Orten  (Sümpfen).  Die  europäischen  Arten 
sind  ohne  Bedeutung. 

Conoceplialiis  Thunb. 

Coue-nosed  grasshoppers.  Fühler  und  Hinterbeine  sehr  lang; 
Flügeldecken  sehr  lang  und  schmal.  Legeröhre  so  lang  oder  länger 
als  Körper.  Häufig  aufwiesen,  sollen  Gras  und  Samen  fressen;  nach 
J.  B.  Smith  *)  frafsen  in  der  Gefangenschaft  gehaltene  nur  andere 
kleinere  Locustiden.     Überall  verbreitet. 

C.  triops  L.  (obtusus  Burm.)  soll  in  Mississippi  gelegentlich  durch 
Blattfrafs  an  Baumwolle  schädlich  geworden  sein-^). 

Eine  C.  sp.  afp.  nitidulus  Scop.  soll  in  Deutsch-Ostafrika  gelegent- 
lich die  noch  unreifen  Samen  von  Sorghum  vulgare  und  Reis  aus  den 
Ähren  ausfressen.  „Werfen  von  feinem  Sand  soll  das  Einfallen  der 
Schädlinge  auf  die  Felder  verhindern'^)''. 

Orclieliinum  Serv. 

Grofs ,  stämmig.  Legescheide  kurz ,  sichelförmig.  Nordamerika. 
Fressen  Grassamen,  sind  aber  sicher  auch  karnivor. 

O.  agfile  de  Geer  (vulgare  Harris).  Halsschild  mit  zwei  dunklen 
Streifen.  Flügeldecken  die  Flügel  kaum  überragend.  Oft  zu  Myiiaden 
auf  Weiden  ^).  Nach  Morgan  ^)  an  Baumwolle  schädlich.  Smith  *)  fand 
bei  den  in  Moosbeerfeldern  gefangenen  Exemplaren  den  Kropf  voll  von 
Samen  derselben;  und  nach  Webster'')  frafsen  sie  die  Maiskörner  aus 
den  Ähren.    Morgan  züchtete  aus  den  Eiern  zwei  Chalcidier :  FAipchnus 


,  ')  Siehe  Anmerkung  3  auf  S.  199. 

2)  Saunders,  Insects  injurious  to  fruits,  Philadelphia  1892,  p.  291—292,  fig. 
' '}  ")  Redtenbachkh,   J.,   Monographie   der  Conocephaliden.  Verh.   zool.   bot.  Ges., 
Wien,  Bd.  41,  1891,  S.  31-5-562;  Taf .  3,  4;  Kahnv,  H.,  Revisio  Conocephalidorum,  Abh. 
zool.  bot.  Ges.,  Wien,  Bd.  4,  Heft  3,  1907,  114  pp.,  21  Fig. 

*)  Bull.  90,  New  Jersey  agric  Exp.  Stat.,  1892,  p.  7. 

^)  AsHMEAD,  Insect  Life  Vol.  7,  1894,  p.  26. 

G)  VossEi-Eu,  Berichte  Land-  und  Forstwirtsch.  D.  Ostafrika  Bd.  2,  19U5,  S.  241. 

■'i  Harris,  Insects  injurious  to  Vegetation,  Boston,  1862,  p.  161 — 162,  Fig. 

^)  Bull.  30,  Dept.  Agric,  Div.  Ent..  1901,  p.  :!0-31,  Fig.  18,  19. 

ö)  Insect  Life  Vol.  3,  1890.  p.  160. 


Coiiocephalinen.     Locastinen.  2<)l 

xipliiän  Ashm.   und  Macrotdeia   sp. ,  aus   den   add.    eine  Sarcophagide, 
Helicohia  helicis  Town, 

Xiphidium  Serv. 

Klein,  schlank,  Legescheide  ganz  oder  fast  gerade.  Weit  ver- 
breitet. 

X.  grossypii  Scudd.  Nach  Ashmead^)  in  Mississippi  schädlich  an 
Baumwolle  durch  Abfressen  der  Blüten. 


Locustineii. 

Grofs.  Grehörorgan  geschlossen.  Vorderschienen  aul'sen  gefurcht, 
oben  mit  drei  Dornen,  aufsen  mit  einem  Enddorn.  Hinterschienen 
oben  mit  zwei,  unten  mit  vier  Enddornen.  Erstes  und  zweites  Tarsen- 
giied  seitlich  gefurcht;  das  erste  Tarsengiied  der  Hinterbeine  ohne 
freie  Sohlenlappen.  Die  Eier  werden  im  Spätsommer  wenig  tief  in  die 
Erde  gelegt. 

Locusta  de  Geer.  '  '-•, 

Kopfgipfel  so  breit  als  erstes  Pühlergiied.  Halsschild  glatt.  Mittel- 
und  Hinterbrust  mit  zwei  spitzen  langen  Lappen.  Raife  des  Männchens 
gerade,  innen  gezähnt.  Legeröhre  lang,  nicht  oder  wenig  gekrümmt. 

L.  viridissima  L.  Grofses  grünes  Heupferd.  Grün,  oben  oft 
rostrot  oder  braun.  Raife  des  Männchens  seine  Griffel  weit  über- 
ragend; Legeröhre  kürzer  als  Hinterschenkel,  27—30  mm  lang,  von 
Flügeldecken  überragt.  Körper  28  —  35  mm.  Europa,  Nordafrika, 
Vorderasien,  Sibirien  bis  Amur. 

L.  eaudata  Charp.  Grün.  Raife  die  Griffel  kaum,  Legeröhre  die 
Flügel  weit  überragend.  22 — 40  mm  lang.  Südliches  und  östliches 
Europa. 

Die  Locustinen  treten  im  allgemeinen  nur  vereinzelt  auf;  sie  sind 
in  der  Hauptsache  sicher  Raubtiere.  Wie  die  meisten  kauenden  Raub- 
insekten fressen  sie  aber  auch  weiche,  saftige  Nahrung  aus  dem  Pflanzen- 
reiche gern,  so  (in  Gefangenschaft)  Apfelstücke,  Kohlstengel  und  ähn- 
liches. Den  eingehendsten  Bericht  über  Schäden  des  grünen  Heu- 
pferdes bringt  Koppen-).  Danach  trat  diese  Art,  im  Verein  mit  dem 
AVarzenbeifser,  1857  in  Transkaukasien  in  Mengen  in  den  Weinbergen 
auf.  desgleichen  1872  bei  Tiflis.  Anfänglich  verzehrten  die  Insekten 
nur  die  Blüten ,  später  aber  das  Laub  und  die  jungen  Triebe ,  bis  die 
Reben  völlig  kahl  waren.  Dann,  noch  als  Nymphen,  überfielen  sie  die 
kurzstämmigen  Obstbäume  (Pfirsich ,  Pflaume ,  Wallnufs) ,  die  Gärten 
und  Felder  und  befrafsen  besonders  Gerste ,  von  Unkräutern  Nesseln. 
Brombeeren  und  Artemisia  vulgaris.  Schon  Nördlinger^)  berichtet,  dats 
Heupferde  Löcher  in  die  Tabaksblätter  fressen  und  so  namhaft  schaden ; 
nach  Preissecker'*)  tut  L.  eaudata  ersteres,  aber  ohne  merklichen 
Schaden.  1892  soll  L.  viridissima  mit  Acridiern  zusammen  bei  Florenz 
fühlbaren  Schaden  an  Luzerne,  Kartoffeln,  Bohnen,  Tomaten  und  jungen 


')  Siehe  Anmerkung  5  auf  S.  200. 

^)  1.  c.  S.  93-94. 

^)  Die  kleinen  Feinde  usw.  2.  Aufl.,  S.  535. 

')  1.  c.  S.  15. 


202  Orthopteren,  Geradflügler. 

Rebtrieben  verursacht  haben  ^).  Mokbzecki  ^)  fühlet  sie  unter  den  Feinden 
der  "Weinreben  in  Rufsland  an :  Slaus-Kantschieder  ^)  berichtet  über 
Schaden  an  Getreidefeldern  bei  Spalato.  Nach  Eichter-*)  wurden  sie 
bei  Agram  beim  Benagen  von  Rosenknospen  beobachtet. 

Öfters  wurden  grüne  Heuschrecken  nur  neben  Feldheuschrecken 
beobachtet,  so  dafs  die  Vermutung  nicht  von  der  Hand  zu  weisen  ist, 
dais  diese  oder  andere  Insekten  in  manchen  Fällen  die  wirklichen 
Schädiger  gewesen  seien ,  erstere  dagegen  diese  gefressen  hätte.  Ich 
beobachtete  sie  häufig  auf  gebundenen  Getreidegarben,  wo  sie  doch 
sicher  nur  tierischer  ISTahrung  nachgegangen  sein  können. 

Selbstverständlich  soll  ihre  Schädlichkeit  nicht  völlig  in  i^brede 
gestellt  w^erden.  Doch  wäre  für  die  Zukunft  genaueste  Beobachtung 
zu  wünschen. 

Nach  Gl  ARD  verzehrten  Heupferde  in  einer  französischen  Seiden- 
raupenzucht (Attacus  cynthia)  die  Raupen  von  den  Blättern. 

In  Gefangenschaft  gehaltene  Tiere  frafsen  ganz  besonders  gern 
Fleisch,  gekocht  oder  gebraten  noch  lieber  als  roh,  ferner  Fliegen, 
Schmetterlinge ,  auch  Raupen  und  kleinere  Feldheuschrecken :  doch 
verhielten  sich  die  verschiedenen  Individuen  sehr  verschieden. 

Nach  GiARD^)  sollen  die  Locustinen  und  die  Decticinen  nicht  im- 
stande sein,  feste  Körper  zu  verschlucken :  sie  sollen  sie  nur  gut  durch- 
kauen, das  Weiche,  Saftige  aufzehren  und  den  festen  Rest  (Chitin)  weg- 
werfen, wie  wir  den  Kern  einer  Frucht. 

L.  vig-entissima  Serv.  sucht  nach  Froggatt^)  Honig  auf  den 
Angophorabäumen  und  fängt  Honigbienen  des  Honigs  wegen. 

Decticinen. 

Trommelfell  versteckt.  Vorderschienen  gefurcht,  oben  mit  drei 
bis  vier  Dornen;  Hinterschienen  unten  fast  immer  mit  vier  Enddornen. 
Erstes  und  zweites  Tarsengiied  seitlich  gefurcht;  das  erste  an  den 
Hinterbeinen  mit  zwei  freien,  beweglichen  Sohlenlappen. 

Decticus  Serv.,  Warzenbeifser. 

Grofse  Formen.  Flügel  gut  entwickelt.  Halsschild  mit  Mittelkiel. 
Fühler  von  Körperlänge.  Erster  Brustring  unten  ohne  Stacheln.  Vorder- 
schienen oben  mit  vier  Dornen.  Ralfe  des  Männchens  an  der  Basis 
verdickt,  innen  gezähnt.  Legeröhre  fast  gerade,  an  der  Spitze  gekörnt. 
Em^opa,  Nordafrika,  Asien. 

Biologisch  verhalten  sich  die  Warzenbeifser  fast  ebenso  wie  die 
Heupferde,  namentlich  gilt  für  ihre  Nahrung  dasselbe.  Sie  sind  jedoch 
häufiger  und  treten  leichter  in  Massen  auf,  nach  Giebel')  namentlich 
nach  milden  Wintern  und  heifsen  Sommern ,  so  dafs  sie  dann  auch 
leichter  schädlich  werden  können.  —  Europa,  Nordamerika. 


1)  Bull.  Soc.  ent.  Ital.  T.  24,  p.  164—169. 

-)  Siehe  Jahresber.  Neuer.  Leistgn.  Pflanzenkrankh.  Bd.  6,  1903,  S.  61. 
3)  Ibid.  S.  31. 
*)  Eosenscliädlinge  S.  313. 

^)  C.    r.    Assoc.    fran?.    Avanc.    Sciences,    26 me    Sess.,    1«"    Ptie,    1898,    p.    302 
(Discussion). 

6)  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  15,  1904,  p.  5. 
^)  Landw.  Zoologie,  Glogau  1869,  S.  630. 


Decticinen.  203 

D.  verrucivorus  L,  Grün,  gelb  oder  braun,  gefleckt.  Fühler 
grün.  Flügel  glashell.  Flügeldecken  so  lang  oder  wenig  länger  als 
Hinterleib.  Raife  des  Männchens  in  der  Mitte  gezähnt.  Snbgenital- 
platte  dreieckig.  Männchen  35 ,  Weibchen  31 — 45  mm  lang.  Flügel- 
decken beim  Männchen  24 — 33,  beim  "Weibchen  22 — 31  mm  lang.  Lege- 
röhre 18-2G  mm  lang.  —  Europa,  besonders  im  nördlichen;  Sibirien 
bis  Amur. 

Die  Nymphen  sollen  nach  Giebel,  Low  u.  a.  das  junge,  zarte  Gras 
fressen ,  die  Erwachsenen  auch  das  reife  Gras ,  so  clals  sie  in  ihnen 
günstigen  Jahren  die  Weide  und  den  Heuertrag  beeinträchtigen  sollen. 
Nach  F.  de  Saulcy')  hätten  sie  anfangs  der  90  er  Jahre  bei  Metz  die 
ganze  Roggenernte  zerstört.  Nach  Ratzeburg  ^)  sollen  sie  anfangs  der 
30  er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts  bei  Bromberg  sogar  6 — 12  jährige 
Kiefern  befressen  und  1825  und  1835  in  Niederschlesien  die  eben  auf- 
gehende Kiefernsaat  völlig  zerstört  haben. 

In  der  Gefangenschaft  frafsen  sie  bei  Tümpel^)  nur  gekochtes 
Fleisch,  weder  Schmetterlinge,  Raupen,  noch  Feldheuschrecken.  Da- 
gegen ist  Kannibalimus  unter  ihnen  sehr  verbreitet,  der  sogar  so  weit 
geht,  dafs  die  Tiere  ihre  eigenen  Hinterbeine  abwerfen  und  aufzehren. 

Die  kleinen  insektenfressenden  Vögel  sollen  den  Nymphen,  Stare, 
Krähen ,  Störche  und  Sumpfvögel  den  Erwachsenen  nachstellen.  Be- 
fallene Wiesen  soll  man  nach  LöW*)  durch  Eintreiben  von  Gänseherden 
von  ihnen  befreien  können. 

D.  a  Ibilrons  Fab.  ^).  Gröfser  als  voriger ;  nie  grün,  sondern  mehr 
gelb  und  braun.  Fühler  braun.  Stirne  blafs  lehmgelb ;  Seitenlappen 
breit  weifs  gesäumt.  Flügeldecken  viel  länger  als  Hinterleib.  Hinter- 
flügel rauchbraun.  Raife  an  der  Basis  gezähnt.  Subgenitalplatte  breit. 
Männchen  30—37 ,  Weibchen  32—39  mm  lang.  Flügeldecken  beim 
Männchen  41 — 54,  beim  Weibchen  43 — 5(3  mm  lang.  Legestachel 
21 — 25  mm  lang.  Am  ganzen  Mittelmeer:  Canarische  Inseln.  In 
Spanien ,  Südrufsland  uncl  Algier  wiederholt  in  grofsen  Massen  auf- 
getreten und  dann  überaus  schädlich  in  Feldern  und  Gärten.  Meist  mit 
Siauronotus  niaroccanus  zusammen  und  wie  dieser  grofse  Flüge  bildend. 

In  der  Gefangenschaft  frafsen^)  sie  in  erster  Linie  kleine  Acriclier: 
Oedipocia  cocruJescens  und  miniata,  Sphmgonotus  coerulans,  CaJoptenus 
italicus,  Pachytilus  nigrofasciatus ,  Truxahs  nasuta;  weniger  gern  Locus- 
tiden,  wie  Conoccphalus  nmnäihularis,  PJatycleis  mtermeclia,  Ephippiger 
Vitium.  Von  den  verschiedensten  vorgeworfenen  Vegetabilien  frafsen 
sie  nur  unreife  Samen  von  Unkräutern,  wie  Setaria  giauca  uncl  Portu- 
lacca  oleracea.  Fabre  kommt  daher  zum  Schlüsse:  .Jls  sont  dignes 
d'etre  inscrits  au  livre  d'or  des  insectes  utiles." 

Anabrus  Haldem. 

Grofse,  plumpe,  flügellose  Formen.  Kopf  tief  in  Halsschild  ein- 
gesenkt. Dieses  glatt,  nur  vorn  gekielt,  nach  hinten  weit  vorgezogen. 
Nordamerika. 


1)  Nach  AzAM.  Bull.  Soc  ent.  France,  1895,  p.  XLVIII— L. 

2)  Forstinsekten  Bd.  3,  S.  266. 

")  Allgem.  Zeitschr.  f.  Entom.  Bd.  6,  1901,  S.  6-7. 

*)  Naturgesch.  d.  landwirtsch.  schädl.  Ins.  2.  Aufl ,  1846,  S.  96. 

5)  KüNCKEL  d'HERcuLAis,  .1. ,  Ann.  Soc.  ent.  France,  Vol.  63,  1894,  p.  137—142; 
C.  T.  Assoc.  franc.  Avanc.  Sc,  26"ie  Sess.,  1«  Ptie,  p.  301-302;  Fahre,  J.  H.,  Ann. 
Sc.  nat.,  Zool.,  SÖc.  8,  1896,  T.  1,  p.  221-244,  1  PI. 

^)  Fabre,  1.  c. 


204  Orthopteren,  Cleradflügler. 

A.  Simplex  Ilald.  (purpuraseens  Uhl.)^)  Great  piain  erieket, 
AVestern  oder  Mormon  crieket  usw.;  weniger  als  15  mm,  Hinter- 
sclienkel  weniger  als  30  mm  lang.  Gelb,  grün,  schwarz,  einfarbig 
oder   gefleckt. 

Heimat  die  trockenen,  nnfruclitbaren  Hochebenen  des  nördlichen 
Felsengebirges  von  7000 — 13000  Fuis  Höhe.  Von  hier  aus  wandern 
sie  in  manchen  Jahren  in  gröfseren  oder  kleineren  Scharen  (bis  zu 
10  miles  Länge  und  ^U  mile  Breite)  in  die  tiefer  gelegenen  Ebenen 
und  verzehren  alles  Grüne,  besonders  das  Getreide.  Namentlich  in 
den  ersten  Jahren  der  Besiedelung  war  der  Schaden  oft  ungeheuer. 
Die  Züge  wandern  immer  geradeaus,  V2 — 1  mile  den  Tag;  Hindernisse 
werden  überklettert,  nicht  umgangen;  dabei  verzehren  sie  auch  die 
auf  Büschen  sitzenden  Insekten  (Cikaden) ,  wie  sie  überhaupt  ani- 
malische Kost  (lebendig  oder  tot,  auch  Kuh-  und  Pferdemist)  sehr 
lieben,  besonders  aber  ihre  kränklichen  Artgenossen.  Kleinere  Flüsse 
werden  gekreuzt ;  durch  gröfsere  werden  sie  oft  zu  Millionen  vernichtet, 
aber  auch  weiter  verbreitet. 

Eiablage  von  Ende  Juli  an  in  Häufchen  von  20  —  40,  deren 
jedes  Weibchen  zwei  bis  drei  in  die  Erde  legt.  Die  Jungen  schlüpfen 
von  März  an  aus. 

Raubvögel,  Möwen  und  andere  Vögel,  auch  grofse  Kröten  folgen 
den  Zügen ;  Fische  verzehren  die  in  Flüsse  geratenen.  Bären ,  Wölfe 
und  Schweine  fressen  sie  sehr  gern.  Von  Parasiten  ist  nur  ein  Faden- 
wurm und  eine  Trombidiide  bekannt.  Laufkäfer  überfallen  die  Nymphen, 
Sandwespen  tragen  sie  in  ihre  Bauten.  Von  den  Indianern  werden 
sie  gern  gegessen. 

Die  Bekämpfung  ist  leicht.  Gräben  von  zwei  Fufs  Breite  und 
2^  2  Fufs  Tiefe  bilden  unüberwindHche  Hindernisse.  Bretter,  auf  die 
schmale  Kante  gestellt,  halten  sie  auf;  die  dahinter  sich  ansammelnden 
Massen  werden  durch  Walzen  vernichtet.  Dasselbe  kann  auf  frisch 
gepflügten,  für  sie  sehr  hinderlichen  Äckern  geschehen.  Schafherden 
zertrampeln  sie. 

Eine  Krankheit  vernichtete  1893  in  Idaho  Millionen  von  ihnen. 

Peranabrus  Scudd. 
Unterscheidet  sich  durch  rauhen  Halsschild  von  Anabrus.  ^ 

P.  seabrieoUis  Thomas^).  Coulee  erieket.  Gröiser  als  voriger. 
Dunkelbraun.  Halsschild  und  Flügeldecken  gelb  gerandet,  Bauch  hell. 
Periodisch  schädlich  im  Staate  Washington ,  in  einem  _  Umkreise 
von  30  miles  Radius,  besonders  in  Weizenfeldern.  Heimat  in  tieferen 
Regionen,  wohin  sie  zur  Zeit  der  Eiablage  wieder  zurückzuwandern 
suchten.  Biologie  und  Bekämpfung  wie  bei  vorigem.  —  Pahnodcs 
moris  Kohl  (Pompilide)  trägt  sie  in  seine  Bauten.  Ein  Bekämpfungs- 
versuch mit  dem  afrikanischen  Heuschreckenpilz  blieb  ohne  Erfolg.  — 


1)  VoLLUM,  Smithon.  Rep.,  1860,  p.  422-425,  Fig.;  Packakd,  2*1  Eep.  Rocky 
Mountain  Locust,  1880,  p.  163-177,  Pls.,  figs.;  Bruner,  8d  Rep.  Rocky  Mountain 
Locust,  1883,  p.  61-64,  figs.;  Milliken,  Ins.  Life  Vol.  6,  1893,  p.  17-24;  Marlatt, 
ibid.  Vol.  7,  1894,  p.  275;  Üiu.ek,  Bull.  38,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  1902, 
p.  107—108;  Gd-i-EiTE,  Bull.  101,  Agr.  Exp.  Stat.  Colorado,  1905,  16  pp.,  2  Pls.; 
Caudell,  1.  c.  p.  351—361,  figs.:  Johnson-,  Bull.  52,  IT.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  1905, 
p.  62—66. 

2)  Piper,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  46,  1904,  p.  60-61;  Caudele,  1.  c. 
p.  363-368;   Snodgrass,  Journ.  N.  York  ent.  Soc  Vol.  13,  1905,  p.  74-82,  PL  1,  2. 


Ephippigerinen,  Sattelschrecken , 


205 


Piper  rät  von  der  Bekämpfuno;  durch  Schweine  ab,  da  schon  wiederhok 
solche  dadurch  getötet  wurden ,  dafs  die  Legescheiden  der  Weibchen 
deren  Magenwand  durchbohrten. 

Ephippigerinen,  Sattelsclireeken. 

Phimpe ,  abenteuerlich  geformte  Schrecken ,  mit  verkümmerten 
Flügeln,  der  Quere  nach  sattelförmig  eingedrücktem,  hinten  stark  ge- 
wölbtem  Halsschilde.      Die    schuppigen   Flügeldecken   bei   beiden   G-e- 


Fig.  147.     Ephippigera  vitiiim  Serv.  uat.  Gr.  (nach  Di.uei;lei.n). 

schlechtem  mit  Zirporganen,  Vorderschienen  beiderseits  mit  Längs- 
furchen und  geschlossenem  Gehörorgane;  Hinterschenkel  lang,  dünn, 
wenig  zum  Springen  geeigiiet.  Vorderschienen  oben  nur  aufsen,  Hinter- 
schienen oben  nur  innen  mit  je  einem  Enddorn.  Südeuropa,  afrikanische 
Mittelmeerküste.     Pflanzenfresser,  aber  auch  kannibalisch. 

Ephippigera  Latr. 

Halsschild  runzelig  gekörnt.  Raife  des  Männchens  kurz ,  kräftig. 
Legeröhre  mäfsig  lang,  schwach  gebogen,  schmal,  am  Ende  fein  ge- 
zähnelt.     Etwa  50  Arten. 

E.  Vitium  Serv.  (ephippiger  Fab.,  perforataBurm.)i)  (Fig.  147).  Gelb- 
gTün,  Kopf  hinten  mit  blauer  Querbinde.  Fühler  lang,  grün  oder  braun. 
Flügeldecken  rostrot  oder  -gelb.  Beine  grün  oder  grau.  Subgenital- 
platte    des   Männchens    tief,    des   "Weibchens    schwach   ausgeschnitten. 


')  Die    wichtigste    Literatur    gibt    Geyer    v.    Schweppenbürg  ,    Zool.   Beobacht. 
Bd.  48,  1907,  S.  158—157. 


20(3  Orthopteren,  Gei'adflügler. 

Raife  des  Männchens  innen  in  der  Mitte  mit  Zahn.  20— 3U  mm  lang, 
Legestaohel  19  —  22,  fast  gerade.  —  Frankreich  bis  Paris,  Rhein  und 
seine  Nebentäler  von  Basel  bis  Belgien ,  von  "Wien  durch  Ungarn, 
Siebenbürgen,  Serbien,  südliche  Alpentäler.  Fehlt  in  den  eigentlichen 
Alpen,  im  übrigen  Deutschland  und  an  der  Mittelmeerküste.  Schädlich 
nur  in  Südfrankreich  (hier  porte-sellc  genannt). 

E.  crucigfera  Fieb.  (bitterensis  Marquet).  Gelb ,  Halsschild  mit 
schwarzem  Kreuze.  Peckliügel  braun  gesäumt,  Hinterleibsringe  hell 
gesäumt.  Montpellier,  Toulouse,  Languedoc.  28  —  30,  Legeröhre 
23 — 25  mm  lang. 

E.  provineialis  Yers.  Gelb,  rostrote  Deckflügel.  Analsegment 
des  Männchens  breit,  dreieckig  ausgerandet.  30 — 37  mm,  Legeröhre 
25—28  mm  lang.     Hyeres;  Var. 

E.  terrestpis  Yers.  Rötlichgelb.  Raife  des  Männchens  an  der 
Spitze  gegabelt.     26—29  mm,  Legeröhre  29  mm  lang.     Provence. 

Die  Sattelschrecken  leben  an  sonnigen,  grasigen  Hängen,  an  Wald- 
rändern, auf  niederem  Gebüsche,  besonders  gern  auf  Nadelholz  (Kiefern 
und  Fichten),  ferner  auf  Eichen  usw.  Erwachsene  von  August  bis 
xlnfang  November,  namentlich  im  September;  Fortpflanzung  noch 
wenig  bekannt  M.  —  Zu  Zeiten  starker  Vermehrung  dringen  sie  in  be- 
nachbarte Kulturland ereien  vor,  zunächst  in  Weinberge,  Obstgärten 
und  Maulbeeranlagen,  wo  sie  erst  alle  zarteren  Teile  (Blüten,  junge 
Früchte),  dann  aber  alles  Grüne  abfressen-).  Selbst  die  Rinde  ver- 
schonen sie  nicht,  und  bei  Alais  haben  sie  die  kräftigsten  Maulbeer- 
triebe derart  geringelt,  dafs  der  Wind  sie  abbrach^).  Später  gehen 
sie  auch  in  Felder  und  Gärten  und  können  hier  ebenfalls  noch  be- 
trächtlich schaden.  In  welchen  Mengen  sie  vorkommen  können,  ergibt 
sich  daraus,  dafs  188(3  bei  Beziers  in  nicht  zwei  Wochen  40  Zentner 
auf  die  Mairie  gebracht  wurden,  ohne  dafs  eine  Abnahme  beobachtet 
wurde. 

Aufser  Ablesen  der  Tiere,  Abschlagen  und  Verbrennen  der  be- 
fallenen Gehölze  wird  Eintreiben  von  Truthühnern  und  Enten  in  die 
Gärten  und  Felder  empfohlen.  Indes  berichtet  Azam  von  einem  Falle, 
in    dem  erstere  einige  Tage  nach  dem  Eintreiben  alle  verendet  waren. 

Gryllacriiien. 

Ohne  Schrillorgan  und  äufseres  Trommelfell.  Achter  und  neunter 
Hinterleibsring  sehr  vergröfsert.  An  den  vorderen  und  mittleren  Tibien 
bewegliche  Dornen.    Fufsglieder  verbreitert.  —  Tropen  und  Subtropen. 

Scliizodactylus  Brülle. 

Grofse  Formen.  Flügeldecken  rechtwinkelig  geknickt:  Hinterflügel 
am  Ende  spiralig  a,ufgerollt.  Legescheide  fehlt.  Fuisglieder  mit  lappen- 
artigen Anhängen.  —  Indien. 


^)  Wenn  ein  Herr  H.  L.  im  Feuille  jeun.  Natural.  T.  18,  1888,  p.  188  schreibt, 
dafs  die  Eiablage  im  Juni/Juli  an  den  Grund  von  Pflanzen  stattfände,  dafs  die 
nach  15— 20  Tagen  ausschliipfenden  Jungen  sich  in  die  Erde  einbohrten  und  hier  bis 
zum  nächsten  April  überwinterten,  so  dürften  da  sicherlich  falsche  Beobachtungen 
vorliegen. 

'')  Azam,  Bull.  Soc.  ent.  France,  1895,  p.  XLVIII— L. 

3)  H(.MiiKEs-FiuMA.s,  ibid.  18H9,  p.  XXX-XXXII. 


firyllacrinen.     Stenopelmatinen. 


207 


Seh.  monstrosus  Drmy^).  Gelblich;  35—50  mm  lang.  Dieses 
merkwürdige  Tier  lebt  miterirdisch  nacli  Art  der  Maulwurfsgrillen,  vor- 
wiegend in  der  Nähe  üiefsenden  Wassers.  Seine  Nahrung  scheint  aus 
Bodeninsekten  zu  bestehen:  beim  Suchen  danach  zerreifst  es  beim 
Wühlen  die  Wurzeln  der  Pflanzen  und  hat  dadurch ,  namentlich  an 
Indigo ,  Tabak  und  Tee ,  aber  auch  an  Obstbäumen  schon  ganz  be- 
trächtlich geschadet.     Nach  Cotes  frifst  es  allerdings  auch  Wurzeln. 


Stenopelmatinen. 


Flügellos.  Körper  gieichmäfsig  geringelt.  Fühler  und  Taster  sehr 
lang.  Hinterbeine  kräftige  Sprungbeine.  Fufsglieder  seitlich  zusammen- 
gedrückt. Raife  lang,  fadenförmig.  —  Die  Tiere  sind  braungelb  und. 
leben  in  Höhlen  oder  versteckt  unter  Laub.  Nur  eine  Art  ist  für  uns 
von  Interesse. 

Diestrammena  marmorata  de  Haan^)  (Fig.  148).  Bräunlich,  oder 
hell  und  bräunlich  marmoriert.  Alle  Schenkel  dunkel  gebändert.  Hals- 
schild zylindrisch ,  vorn 
stumpf,  hinten  verlängert. 
Vordere  und  mittlere 
Schenkel  mit  langen,  be- 
weglichen Dornen.  Auf 
der  Oberseite  der  Hinter- 
schienen gedrängt  stehende 
kleinere  Dornen.  Sohlen- 
lappen fehlen.  16 — 20  mm 
lang,  Hinterbeine  16 — 23, 
Legestachel  11  — 18.  — 
Heimat  Japan. 

Diese  Heuschrecke  ist 
verschiedentlich  mit  Pflan- 
zen aus  Japan  in  europä- 
ische Gewächshäuser,  teils  direkt,  teils  indirekt  über  belgische 
Gärtnereien  eingeschleppt  worden  und  hat  sich  hier  zum  Teil  stark 
vermehrt.  Tagsüber  verstecken  die  Tiere  sich  unter  Mulm,  in  der 
Nähe  der  Heizungsröhren  usw. ;  im  Sommer  dringen  sie  auch  ins  Freie, 
scheinen  sich  aber  hier  nicht  halten  zu  können.  Während,  im  all- 
gemeinen die  Tiere  als  Mulm-  und  AbfalÜresser  nicht  schaden,  haben 
sie  dies  in  einigen  Fällen  doch  in  recht  beträchtlichem  Mafse  getan. 
BOAS^)  berichtet  sogar  von  in  die  Tausende  gehendem  Schaden  an 
Cyclamen,  Adiantum,  Chrysanthemum  usw.  Besonders  Keimlinge 
saftiger  Pflanzen  sind  durch  sie  gefährdet.  —  Von  Gegenmitteln  haben 
sich  nach  Boas  Gifte  bis  jetzt  nicht  bewährt,  sondern  nur  Ausräumen 
der  Gewächshäuser  und  gründliche  Reinigung  mit  heifsem  Wasser. 
Beck*)  rät,  sie  in  glasierten,  mit  verdorbenem  Biere  gefüllten  Ton- 
gefäfsen  zu  fangen. 


Fig.  148. 


Diestrammena  marmorata  de  Haan 
nat.  Gr.  (nach  Brunner). 


^)  Cotes,  Indian.  Museum  Notes  Vol.  2,  3;  Maxwell-Lefroy,  Indian  Ins.  Pests 
p.  227,  fig.  27. 

-)  Manche  Autoren  nennen  D.  unicolor  Buunnek;  möglicherweise  sind  beide 
synonym. 

2)  Skadelige  Insekter  i  vore  haver.  Kobenhavn  1906,  p.  56-57,  Fig. 

*)  LoTos,  Bd.  55,  1907,  S.  34. 


208 


Orthopteren,  Geradflügler, 


Gryllideii,  Grillen. 

Fig.  149.  Körper  walzenförmig,  dick.  Kopf  meist  abgerundet.  Drei 
Punktaugen.  Fühler  lang,  fadenförmig,  vielgliederig.  Halsschild  ohne  Kiele. 
Deckflügel  rechtwinkelig  in  einen  vorderen  senkrecht  abfallenden  und 
einen  hinteren  wagerechten  Teil  gebrochen,  von  Länge  des  Hinterleibes 
bis  ganz  fehlend ;  meist  liegt ,  im  Gegensatz  zu  allen  anderen  Gerad- 
flüglern, der  rechte  auf  dem  linken  ;  alle  Längsadern 
parallel  verlaufend.  Flügel,  wenn  normal  ausgebildet, 
länger  als  Decken,  in  der  Ruhelage  so  eng  gefaltet, 
dafs  sie  als  zwei  spitze,  hornige  „Gräten"  den 
Hinterleib  überragen.  Mit  Zirporganen.  Entweder 
die  vorderen  Beine  Grab  oder  die  hinteren  Spring- 
beine. Vorderschienen  drehrund,  mit  gewöhnlich 
oftenem,  doppeltem  Trommelfelle.  Drei  Fufsglieder, 
deren  erstes  meist  sehr  lang  ist,  deren  drittes  keine 
Haftlappen  trägt.  Raife  lang,  weich,  abstehend  be- 
haart. Legeröhre  gerade,  zylindrisch,  an  der  Spitze 
verdickt ,  zweiklappig.  Styli  fehlen  den  Männ- 
chen, Legeröhren  den  Weibchen  zweier  Familien. 

Die  Mehrzahl  der  Grillen  lebt  in  der  Erde  und 

legt  hier  die  Eier  in  losen  Haufen  ab.    Meist  omni- 

vor,  mit  Bevorzugung  der  Fleisch  nahrung. 

Verbreitet    sind   die  Grillen   über    die  ganze  Erde ,  namentlich  die 

wärmeren  Klimate.  Eine  gewisse  Feuchtigkeit  ist  allen  erdbewohnenden 

Formen  vonnöten. 

Man  kennt  mehrere  Unterfamilien,  von  denen  nur  drei  für  uns  in 
Betracht  kommen. 


Fig.  149. 

Kiefer   einer  Grille 

(nach  J.  B.  Smith). 


Oecaiitliiiieii. 

Körper  und  Beine  sehr  schlank.  Hinterschenkel  kaum  verdickt. 
Hinterschienen  mit  gröfseren  und  dazwischen  kleineren  Dornen.  Ober- 
irdisch. 

Oecanthus  Serv.,  WeiiiMhiichen. 

Kopf  schief  nach  vorn  geneigt.  Nebenaugen  fehlen.  Flügel  aus- 
gebildet. Hinterschienen  oben  beiderseits  bedornt,  länger  als  Hinter- 
schenkel. Legeröhre  gezähnt,  stumpf  endend.  —  Nur  wenige  Arten 
schädigend. 

Oee.  pellueens  Scop. ,  Weinhähnehen  i).  Hellgelb,  weifslich 
behaart.  Legestachel  schwarz,  gezähnt.  9 — 16  mm  lang,  Legeröhre 
6  —  8.  —  England,  südliches  Europa,  Nordafrika,  Senegal,  Kleinasien, 
Turkestan. 

Oee.  ang-ustipennis  Fitch,  faseiatus  Fitch  und  niveus  de  G., 
Nordamerika;  ebenfalls  klein,  blafsgrün,  unterscheiden  sich  vor  allem 
durch  Zahl  und  Gestalt  schwarzer  Flecke  auf  den  beiden  ersten  Fühler- 
gliedern. 


1)  Preissecker,  1.  c.  p.  15 — 16,  fig.  61. 


Grylliden,  Grillen.     Oecanthinen. 


209 


Die  Oecanthus-Arten  leben  im  Gegensatze  zu  den  übrigen  Grillen 
oberirdisch  auf  Blumen,  Kräutern,  Sträuchern  und  selbst  Bäumen. 
Zwecks  Eiablage  sägt  das  Weibchen  nicht  zu  harte ,  aber  doch  ver- 
holzende Stengel,  bei  den  genannten  Arten  vorwiegend  von  Rubus- 
arten,  bis  über  die  Hälfte  ihrer  Dicke  an  und  legt  die  platten  Eier 
immer  zu  zweien  nebeneinander  hinein  (Fig.  150).  Hall  ^)  zählte  in 
einem  22  Zoll  langen  Himbeerstengel  32(5,  in  einem  anderen  Stengel 
auf  1  Zoll  50  Eier  von  Oec.  niveus.  Auch  Obstbäume,  namentlich 
Pfirsich,  Apfel,  Pflaume,  Hasel,  femer  Rebe,  Weide,  Sumach,  Ulme 
und  selbst  Eiche  werden  in  ihren  dünneren  Zweigen  mit  Eiern  belegt. 
Erst  zu  Beginn  des  nächsten  Sommers ,  Ende  Mai ,  Anfang  Juni, 
schlüpfen  die  Jungen  aus,  die  sich  alle  14  Tage  häuten  und  im  August 
erwachsen  sind.     Bald  nach  der  Eiablage  sterben  die  Grillen. 

Die  Nahrung^)  der  Jungen 
besteht  vorwiegend  aus  Blattläusen 
(z.  B.  den  PhyJJoxera-  Arten  der 
Eiche) ,  die  der  Alten  aus  Räup- 
chen,  Afterraupen,  Wanzen  usw.  •, 
doch  fressen  sie  auch  gern  Löcher 
in  zarte  Blätter,  wie  in  Tabak 
(pellucens ,  fasciatus ,  niveus)  ,  und 
Baumwolle  {fasciatus).  Doch  ist 
der  hierdurch  verursachte  Schaden 
ganz  unbedeutend ,  um  so  be- 
deutender aber  der  durch  die  Ei- 
ablage. Die  angestochenen  Triebe 
und  Zweige  (besonders  auch  Pfropf- 
reiser) vertrocknen  und  brechen 
ab ;  durch  die  Wunden  dringen 
Pilze  in  deren  Inneres  (z.  B. 
Coniothyrium  sp.)^);  an  Apfel- 
bäumen setzt  sich  die  Blutlaus 
gern  in  ihnen  fest*).  Nur  die 
Baumwolle  wird  dadurch  nicht 
geschädigt ,  da  sie  zur  Zeit  der 
Eiablage  schon  abgeerntet  ist  •^) ; 
um  so  gröfser  ist  aber  der  Scha- 
den an  Him-  und  Brombeeren, 
für  die  die  Oecanthus-Arten  in 
Amerika  die  schlimmsten  Feinde 
darstellen.  Oec.  angustipennis 
frifst  ferner  Löcher  in  Obst'  (Pflau- 
men, Pfirsiche,  Trauben),  durch  die  wiederum  Fäulnispilze  eindringen*'). 

Cacits  oecanthi  ^ilej  und  JBaryc onus  occanthi  'Riley'')  legen  ihre  Eier 
in  die  von  Oec.  niveus,  erster  auch  von  Oec.  angustipennis,  Antigaster 


Fig.  150.    Oecanthus  niveus. 

n  mit  Eiern  belegter  Brombeerstengel ,  /)  derselbe 
aufgeschnitten,  c  Ei  von  der  Seite,   d  von  oben 

(aus  J.  B.  Smithj. 


') 
2) 
') 

603. 
^) 
«) 


Insect  Life  Vol.  1,  1889,  p.  319. 

MuRTFiELDT,  ibid.  Vol.  2,  1889,  p.  130—132. 

Stewart  u.  Eustace,  Bull.  226,  agric.  Exp.  Stat.  New  York  1902. 

Felt,    Insects    affecting   Park    and   Woodland    trees   Vol.   2,    Albany   1906, 

Sandersox,  Farmers  Bull.  223,  1905,  p.  17. 

Garmän,  Bull.  116,  Kentucky  Exp.  Stat.   1904,  p.  79—81,  3  figs. 

AsHMEAD,  Ins.  Life  Vol.  4,  1891,  p.  124. 

luer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  14 


210  Orthopteren,  Geradflügler. 

■mirahiUs  ^)  Walsh.  seine  in  die  von  Oec,  fasciatus.  Letzterer  wird  von 
Isodantia  phüadeJphia  St.  Farg,  (Grabwespe)  eingetragen-). 

Die  Bekämpfung  besteht  im  Aufsuchen  und  Vernichten  der  mit 
Eiern  belegten  Triebe  im  Winter. 

Einige  Nemobius-Arten  (Vorderflügel  ganz  kurz,  hintere  fehlend; 
Hinterschienen  mit  beweglichen  Stacheln)  werden  in  Amerika  gelegent- 
lich durch  Blattfrafs  schädlich,  z.  B.  fasciatus  de  G.  (marginatus 
Murtf.)  an  Baumwolle^)  und  Osage-Orange*). 

Gryllineu. 

Kopf  kugelig,  senkrecht.  Hinterschenkel  stark  verdickt,  breit  ge- 
drückt, länger  als  die  stets  gleichmäfsig  bedornten  Hinterschienen. 
Legeröhre  mit  spitzem  Ende. 

Gry  Ulis  L.,  Grille. 

Körper  zylindrisch ;  leicht  behaart.  Trommelfelle  offen ,  inneres 
kleiner  als  äufseres.  Hinterschienen  an  der  Wurzel  ohne,  sonst  mit 
zwei  Reihen  unbeweglicher  Dornen.  —  Über  die  ganze  Erde  verbreitet. 

Gr.  abbreviatus  Serv.  verursachte  in  Ohio  dadurch  grofsen 
Schaden,  dafs  die  Tiere  frisch  verpflanzte  Tomatenpflanzen  dicht  über 
der  Erde  abfrafsen-^). 

Gr.  mitratus  Burm.  (occipitalis  Serv.).  Diese,  im  Sunda- Archipel 
heimische,  auf  Java  .»djankrik-  genannte  Grille  schadet  daselbst  durch 
Abfressen  junger  Kaffee-  und  Tabakpflanzen  *^).  Die  Nymphen  werden 
von  einer  Grabwespe ,  iMrrada  n/aura  F. ,  eingetragen.  Häuft  man  in 
der  Nähe  bedrohter  Pflanzen  trockenes  Laub,  Gras  usw.  auf,  so  sammeln 
sich  die  Grillen  darunter  und  können  leicht  gefangen  werden. 

Gr.  Servil lel  Sauss.  Diese  in  Australien  häufigste  Grille  schadet 
manchmal  in  Feldern  und  Gärten,  besonders  an  Tomaten  und  Gemüse ; 
auch  benagt  sie  die  sich  eben  öffnenden  Knospen  von  Reben  und 
Obstbäumen  ^}. 

Gr.  desertus  Pall.  (melas  Charp.).  Steppengrille.  Schwarz; 
Flügeldecken  braun ,  kürzer  als  Hinterleib ;  Hinterflügel  meist  ver- 
kümmert. 13—17  mm  lang;  Legescheide  l(j — 13,  viel  länger  als  Hinter- 
schenkel. —  Mittelmeerländer ;  Europa  südlich  der  Alpen ;  bis  Turkestan  ; 
auch  auf  Java. 

Die  Steppengrille  wird  namentlich  in  Ungarn^),  aber  auch  in 
Italien,  Dalmatien'')  usw.  schädlich  durch  Frais  an  Zuckerrüben  (Fig.  151), 
jungen  Tabakspflanzen,  jungen  Rebtrieben  und  -knospen,  del  Guercio'") 
bekämpfte  sie  in  Italien  erfolgreich,  indem  er  die  Wiesen,  ihren  eigent- 


J)  Id.;  ibid.  Vol.  7,  1894,  p.  245. 

2)  Id.;  ibid.  p.  241. 

»)  Id. ;  ibid.  p.  25. 

*)  MuRTFiELUT,  ibid.  Vol.  5,  1893,  p.  155. 

5)  Webster  u.  Mali.y,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent ,  Bull.  17,  N.  S.,  1898,  p.  100. 

«)  KoNiNGSBERGER,  Med.  s'Lands  Plantentuin  20,  1897,  p.  56;  44,  1901,  p.  75;  64, 
1903,  p.  50-51. 

'')  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  16,  1905,  p.  480,  1  fig.;  Oli.iff,  ibid. 
Vol.  3,  1892,  p.  270-271. 

8)  Sa,j6,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  153. 

9)  Siebe  Jahresber.  Leist.  Tortschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  6,  1903,  S.  208, 
:^r.  1258. 

1«)  Siehe  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  16,  1906,  S.  248. 


Gryllinen. 


211 


liehen  Aufenthaltsort,  mit  Kaliumarsenat  bespritzte,  und  da,  wo  keine 
Gräser  waren,  mit  diesem  Gifte  getränkte  Reiskörner  auslegte.  Biologie 
ähnlich  der  der  nächsten. 

Gr.  (Liogryllus)  eampestris  L.  Feldgrille.  Schwarz,  mit  gelbem 
Flecke  an  der  Wurzel  der  braunen  Flügeldecken.  "Wurzel  der  Hinter- 
schienen unten  und  innen  rot.  Punktaugen  in  fast  gerader  Reihe. 
Halsschild  vorn  breiter  als  hinten,  schmäler  als  Kopf.  Flügel  verkürzt. 
2U — 26  mm  lang,  Legescheide  12 — 14.  Europa  (mit  Ausnahme  Skandi- 
naviens), Mittelmeerländer,  in  Asien  bis  zum  Himalaya.  Vorwiegend  auf 
Wiesen  und  grasigen  Wegrändern.  Im  Juni  und  Juli  erwachsen.  Das 
Weibchen  legt  seine  Eier  einzeln  in  die  Erde.  Nach 
vier  Wochen  kriechen  die  Jungen  aus,  die  zuerst  ober- 
irdisch im  Grase  leben.  Erst  nach  der  zweiten  Häu- 
tung beginnen  sie  zu  graben.  Die  Überwinterung  ge- 
schieht als  Nymphe  in  der  Erde.  Nach  der  letzten 
Häutung  ist  die  Feldgrille  vorübergehend  kupferrot 
mit  gelben  Vorderflügeln.  Sie  lebt  von  Gras,  Kräutern, 
Samen  und  Tieren ,  selbst  grofsen  Raupen  wie  denen 
von  Sphinx  ligustri,  Saturnia  pyri  ^  usw.  Namentlich 
auf  Wiesen,  aber  auch  auf  Getreidefeldern  wird  sie  nicht 
selten  beträchtlich  schädlich;  selbst  an  jungen  Buchen 
und  Eichen  hat  sie  schon  gemeinsam  mit  Tettix  suhu- 
lata  (s.  daselbst)  geschadet.  Durch  ihr  Wühlen  haben 
Grillen  einmal  324  qm  Birkensaat,  die  unter  dem 
Schutze  von  Hafersaat  aufgezogen  werden  sollte ,  ver- 
nichtet^). —  Von  Feinden  kommt  in  erster  Linie  der 
Maulwurf  in  Betracht.  —  Kalkung,  5  dz  auf  V2  ha, 
soll  gutes  Bekämpfungsmittel  sein. 

Gr.  (Liogryllus)  bimaeulatus  de  G.  (capensis  F.). 
Sehr    ähnlich   voriger;    aber  Punktaugen    ein    Dreieck 
bildend ;  Halsschild  nach  hinten  verbreitert,  breiter  als 
Kopf;    Flügel  länger  als  Hinterleib.     20 — 28  mm  lang, 
Legescheide    12—10.  —  Südeuropa,  Afrika,  Asien.  — 
In  Indien^)  und  auf  Java*)  wird  diese  Grille  oft  sehr 
schädlich    dadurch,    dafs    sie    die  jungen    Triebe    der  Yi< 
verschiedensten  Kulturpflanzen,  insbesondere  von  Kaffee   Grryllusdesertusan 
und  Zuckerrohr,  wegfrifst.    In  der  Sierra  Leone  richtete       "Zuckerrübe 
sie    nach  Afzelius-^)    grofse   Verwüstungen    in    Gärten  (nach  Jablonowski). 
und  an  Saaten  an. 

Gr.  melanoeephalus  Serv.  Vorwiegend  die  Nymphe  ist  in  Ost- 
indien oft  sehr  schädlich  an  den  verschiedensten  jungen  Sommer- 
aussaaten ,  wie  von  Pennisetum  typho'ideum ,  Sorghum  vulgare ,  auch 
Gossypium  herbaceum  usw.  **). 


151.  Frafs  von 


Auurogryllus  Sauss. 

Legeröhre  rudimentär.     Metatarsen  der  Vorderfüfse  kurz, 


breit.  — 


Amerika. 


1)  DuDiNSKv,  Eovart.  Lapok  Bd.  13,  1906,  Auszüge  S.  17. 

-)  P0L1.ACK,  siehe  Judeich  u.  Nitsche,  Lehrbuch  usw.  Bd.  2,  S.  1289. 

^)  MAxwELI.-LE^ROY,  Indiaii  Insect  Pests,  Calcutta  1906,  p.  226,  Fig. 

*)  KoxiNGSBERGER,  Med.  s'Lands  Plantentuin  22,  1898,  p.  32. 

^)  Achetae  guineenses.     Upsaliae  1804. 

6)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2,  p.  100,  Nr.  .5,  p.  78—79,  Fig. 

14* 


212  Orthopteren,  Geradflügler. 

A.  antillarum  Sanss.  ^).  Häufig  in  den  südlichen  Vereinigten 
Staaten;  schädlich  an  verschiedenen  Gartenpflanzen,  wie  Erdbeeren, 
Erbsen,  Kartolitehi ,  Bataten,  Tabak,  Baumwolle.  Wird  vom  Geflügel 
verzehrt. 

Brachytrypus  Serv. 

Die  gröfsten  Grillen.  Kopf  sehr  grofs  und  dick.  Augen  in  gerader 
Linie.  Flügel  ausgebildet.  Beine  lang  behaart.  Äul'seres  Trommelfell 
grofs ,  inneres  sehr  klein.  Tarsen  der  beiden  ersten  Beinpaare  sehr 
kurz;  ihr  erstes  Glied  zylindrisch,  kürzer  als  die  beiden  anderen  zu- 
sammen. Schienen  alle  mit  sehr  langen  Enddornen.  Legeröhre  sehr 
kurz.  —  Mit  einer  Ausnahme  asiatisch  und  afrikanisch. 

Br.  megraeephalus  Lef.  Gelb,  mit  aulTällig  breitem  und  dickem 
Kopfe.  40  mm  lang.  Nordafrika,  Indien,  Sizilien.  War  nach  Giard-) 
bei  Palermo  sehr  schädlich  an  Reben  und  Getreide. 

Br.  membranaeeus  Drur.  Gelb  bis  braun.  Ocellen  auf  Höckern. 
Männchen  44,  Weibchen  52  mm  lang.  Tropisches  Afrika.  Tritt  nach 
Bländford^)  bei  Lagos  alle  5 — 6  Jahre  in  grofsen  Mengen  auf  und 
wird  dann  sehr  schädlich  an  allen  in  Abständen  stehenden  saftigen 
oder  jimgen  Pflanzen,  wie  Kaffee,  Manihot  usw. 

Br.  aehatinus  Stell.  Gelb  bis  braun.  Kopf  glatt,  rund,  mit  auf- 
geblasener Stirne.  37 — 44  mm  lang.  Indien*),  China -^j,  Sunda-Inseln**), 
Philippinen.  —  Diese  Grille  lebt  tagsüber  in  30; — 40  cm  tiefen  Erd- 
löchern, vorzugsweise  in  sandigem  Boden,  deren  Öffnung  sie  tags  durch 
ein  Blatt  verschliefst,  das  ihre  /Auffindung  sehr  erleichtert.  Nachts 
kommt  sie  herauf,  um  lange,  gerade  Gänge  zu  wühlen,  bei  denen  sie 
zahlreiche  Wurzeln  zerstört  und  benagt,  oder  um  sich  oberirdisch  Nahrung 
zu  suchen,  von  der  sie  einen  Teil  mit  in  ihr  Nest  schleppt.  Sie  be- 
vorzugt junge  Triebe,  die  sie  dicht  über  der  Erde  abschneidet,  und 
zarte  Blätter.  Namentlich  in  Pflanzgärten  wird  sie  dergestalt  recht 
schädlich  in  Indien  an  Tee ,  Luzerne ,  Indigo ,  Reis ,  Tabak ,  Jute ;  in 
Tonkin  an  Kaffee ;  auf  Java  an  Kaffee ,  Tabak ,  Hevea  und  Manihot. 
An  älteren  Pflanzen  schneidet  sie  bis  zu  1  cm  dicke  Zweige  durch. 
Eingiefsen  von  AVasser  und  Öl  treibt  sie  aus  ihrem  Neste  heraus, 
ebenso  stärkerer  Regen,  wobei  Krähen  sie  in  Mengen  verzehren.  Die 
Nym.phen  leben  oberirdisch  unter  Laub  usw.  und  werden  von  einer 
grofsen,  grünen  Grabwespe  in  deren  Nester  geschleppt. 

Gryllotalpinen. 

Kopf  schief  nach  vorn  gerichtet;  zwei  Nebenaugen.  Halsschild 
lang  eiförmig,  gewölbt,  panzerartig,  ähnlich  dem  der  Krebse.  Vorder- 
beine bilden  kräftige  Grabfüfse.     Legeröhre  fehlt. 


1)  Caui^ell,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  88—89. 

-)  Bull.  Soc.  ent.  France  1879,  p.  LXXX. 

3)  Kew  Bulletin  Nr.  125,  1897,  p.  188—189. 

^)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  8,  Nr.  4,  1896,  p.  45,  Fig.;  Nr.  5,  p.  77;  Maxweli.- 
Lefroy,  1.  c.  p.  225—226,  Fig.;  Watt  u.  Mann,  Pests  and  blights  of  the  Tea  plant. 
2ded.  1903,  .p.  244—246,  fig.  28. 

5)  BoRDAs,  Ann.  Inst.  Colon.  Marseille  Vol.  7,  1900,  Fase.  2,  70  pp.,  1  PL,  36  figs. 

ß)  KoNiNGSBERGER,  Med.  s'Lands  Plantentuin  D.  44,  1901,  p.  74—75,  fig.;  D.  64, 
1903,  p.  50. 


Gryllotalpinen. 


213 


Scapteriscus  Scudd. 

Am   Ende    der  Vorderschienen    zwei    bewegliche  Anhänge.     Erstes 
Fufsglied  der  Hinterbeine  mit  zwei  starken  Enddornen.  —  Neotropisch. 

Sc.  didaetylus  Latr.  Chang^a  oder  Porto  Rico  mole 
Crieket.  Gelbbraun,  unten  blasser.  Flügeldecken  den  Hinterleib 
fast  ganz  bedeckend.  25  mm  lang.  Schon  anfangs  der  30  er  Jahre 
des  vorigen  Jahrhunderts  ist  nach  Barnet  und  Curtis  ^)  diese  Grille 
auf  St.  Vincent  schädlich  geworden,  indem  sie  sich  nach  heftigem 
Orkane  derart  vermehrte,  dafs  sie  bald  alle  Weiden  vernichtet 
hatte;  dann  ging  sie  in  die  Zuckerrohrpflanzungen  über  und  zer- 
störte namentlich  die  jungen  Pflanzen  in  grofsem  Umfange.  Ende 
der  90  er  Jahre  begann  sie  dann  auf  Puerto  Rico^)  sehr  schädlich  zu 
werden ,  in  Ackern ,  noch  mehr  aber  in  Gärten ,  besonders  an  Tabak, 
aber  auch  an  Kohl  und  anderen  Kreuzblütlern.  Später  ist  sie  auch  in 
die  südlichen  Vereinigten  Staaten  (Georgia)  vorgedrungen, 
nach  Licht  und  kommt  so  nachts  in 
die  Häuser.  —  Bedrohte  Pflanzen 
schützt  man,  indem  man  die  grofsen, 
glatten  Blätter  von  Mammea  americana 
wie  einen  Zylinder  einen  Zoll  tief  in 
die  Erde  um  sie  herum  steckt.  Die 
Bekämpfung  geschieht  mit  Giftköder. 

Sc.  abbrevialus  Scudd. ^).  Gelb- 
bräunlich mit  schwarzem  Kopfe.  Flügel 
sehr  kurz.  28  mm  lang.  Diese  Grille 
wurde  November  und  Dezember  1902 
in  Florida  überaus  schädlich.  Bohnen - 
und  Tomatensaaten  wurden  völlig  ver- 
wüstet, Kartoffeln,  Bataten  und  die 
verschiedensten  anderen  Gemüse  und 
Aussaaten  zerfressen,  selbsfdie  "Wur- 
zeln von  Orangenbäumen  benagt.  Auch 
getrocknetes  Blut  und  Knochenmehl 
des  Düngers  wurden  aufgefressen. 


Fig.  152.      Vorderbein  der  Maulwurfs- 
grille (aus  Sharp). 
.1  von  aufsen  (oben),  B  von  innen  (unten), 
c  Ohröffnunar. 


Grr.yllotalpa  L.,  Maulwurfsgrille. 

Körper  zylindrisch,  dicht  und  fein  behaart.  Zwei  Punktaugen. 
Halsschild  sehr  lang  und  stark.  Vorderflügel  verkürzt,  pergamentartig; 
Hinterflügel  lang.  Trommelfell  in  tiefer  Längsspalte  verborgen.  Vorder- 
beine (Fig.  152)  zu  breiten  Grabschaufeln  umgewandelt;  ihre  Schienen 
auf  unterer  Kante  mit  vier  kräftigen  Zähnen.  Erstes  und  zweites  Fufs- 
glied platt,  nach  unten  in  starken  Zahn  verlängert,  drittes  kurz,  zylin- 
drisch, mit  zwei  kurzen,  fast  geraden  Krallen.  Hinterschenkel  wenig 
verdickt;  Hinterschienen  nur  auf  oberem  Innenrande  bedornt.  Tibien 
mit  vier  Enddornen,  von  denen  die  zwei  oberen  beweglich,  die  zwei 
unteren  unbeweglich  sind.  Raife  sehr  lang,  lang  behaart,  abwärts  ge- 
bogen.    Über  die  ganze  Erde  verbreitet. 


^)  Proc.  ent.  Soc.  London  T.  2,  1836,  p.  II. 

2)  BuscK,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  90  (hier  irr- 
tümlich als  Grvllotalpa  hexadactyla  bezeichnet);  Chittenden,  ibid.  Bull.  40,  1903, 
p.  116—117,  2  Fig. 

3)  Chittenden,  1.  c.  p.  117—118,  4  Fig. 


214  Orthopteren,  Geradflügler. 

Gr.  borealis  Bnrm.  CTelblichbraun.  30  mm  lang.  Südliche  Ver- 
einigte Staaten,  Antillen.  Bis  nach.  Kanada  hinauf,  hier  aber  selten; 
immerhin  wurden  auf  25  acre  grolsem  Kohlfelde  1400  Stück  ge- 
funden ^). 

Gr.  vulg-aris  Latr.  Maulwurfsgrille,  AA^erre,  Reutwurm,  Erd- 
wolf, Erdkrebs ,  Moldworf  usw.  —  taupe-grillon ,  taupette ,  perce- 
chaussee  etc.  —  mole-erieket,  earth  crab,  jarr  worm  etc.  Schmutzig 
dunkelbrami,  unten  und  Flügel  gelblich.  Flügelgeäder  fast  schwarz. 
Hinterschienen  auf  oberem  Innenrande  mit  vier  Dornen  und  mit  drei 
Enddornen,  innen  blofs  mit  vier  kurzen  Enddornen,  33 — 48  mm  lang. 
Halsschild  über  einhalbmal  so  lang  als  Körper,  24  mm  lang.  Süd- 
und  Mittelem'opa,  nördliches  Afrika,  westliches  Asien  bis  Himalaya. 

Gr.  afrieana  Pah  Beauv.  Gelblich,  oben  braun.  Geäder  der 
Flügeldecken  gelblich.  30  mm  lang,  Halsschild  9.  —  Afrika  mit  Aus- 
nahme der  Nordküste,  Madagaskar,  Mauritius,  Südasien,  Sunda-Archipel, 
China,  Japan,  Australien,  Hawaii.  —  Während  aus  Afrika  nur  ein 
Bericht ,  aus  Französisch-Guinea ,  vorliegt  ^) ,  der  sich  wohl  auf  diese, 
hier  an  Kaffee  schädliche  Art  bezieht,  wird  sie  aus  anderen  Gebieten 
sehr  häufig  als  Schädling  angegeben.  So  aus  Indien^)  an  Indigo,  Obst- 
bäumen, Baumwolle,  Tabak,  Opium;  aus  ,Java*)  an  Kaffee,  Tee,  Reis, 
Zuckerrohr  und  europäischem  Gemüse.  In  Australien  kommt  sie  mehr 
in  den  Küstengegenden  vor,  ohne  aber  schädlich  zu  werden. 

Gr.  australis  Erichs.  Recht  häufig  in  Gärten  und  Weiden 
Australiens. 

Die  Naturgeschichte  aller  dieser  Maulwurfsgrillen  stimmt ,  soweit 
bekannt,  in  der  Hauptsache  überein.  Sie  lieben  lockeren,  etwas  bin- 
digen Boden,  kommen  aber  in  allen  Böden  vor,  die  eine  gewisse 
Feuchtigkeit  aufweisen;  nur  ganz  trockene  Böden  werden  gemieden. 
Uferränder  scheinen  bevorzugt  zu  werden.  Gegen  direkte  Nässe  sind 
sie  sehr  empfindlich,  daher  sie  ihre  Gänge  möglichst  wagerecht  an- 
legen ,  so  dafs  das  Regenwasser  nicht  hineindringt.  Die  Gänge  ver- 
laufen flach  unter  der  Erde  und  treten  besonders  nach  Regenwetter 
als  fingerbreite ,  etwas  erhöhte  Streifen  hervor ;  namentlich  Ende  Mai 
und  Juni  sind  sie  auffällig.  In  diesen  Gängen  verbringen  die  Grillen 
die  meiste  Zeit  ihres  Lebens.  Nur  zur  Begattungszeit,  je  nach  Klima 
und  Witterung  in  Europa  von  Ende  April  bis  in  Juli  hinein ,  kommen 
sie  nachts  an  die  Oberfläche,  zirpen  und  versuchen  sich  auch  in  flachen, 
welligen  Flügen.  Nach  der  Begattung  gräbt  das  Weibchen  an  einer 
humusreichen,  der  Sonne  möglichst  ausgesetzten  Stelle  einige  schnecken- 
förmig verlaufende  Gänge  in  die  Tiefe  und  legt  hier  ein  etwa  kartoffel- 
grofses  Nest  an ,  dessen  Innenwände  durch  Befeuchten  mit  Speichel 
und  Festdrücken  mittels  des  Brustschildes  geglättet  werden.  Mufs  das 
Nest  in  einer  Wiese  angelegt  werden,  so  beifst  das  Weibchen  darüber 
alle  Graswurzeln  durch,  damit  die  Erde  hier  freigelegt  und  den  Sonnen- 
strahlen ausgesetzt  wird.  Je  nach  der  Bodenart  findet  sich  das  Nest 
m  10  cm  bis  1  m  Tiefe;  von  ihm  aus  laufen  noch  mehrere  Gänge  nach  oben 
und  nach  unten,  letztere  offenbar  zum  Abfliefsen  etwa  eindringenden 
Wassers.     In   das   Nest  legt    das    Weibchen   in   Zwischenräumen   etwa 


1)  Fyles,  Eep.  Ontario  Ent.  Soc.  1901,  p.  91. 

2)  Morris,  Tropenpflanzer  Bd.  S,  1899,  S.  382. 

3)  CoTEs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  2,  3;  Maxweli.-Lefroy,  1.  c.  p.  226,  Fig. 

*)  KoNiNGSüKRGER,  Med.  s'Laods  Plantentuin  20,  1897,  p.  85—86;  22,  1898,  p.  32; 
64,  1903,  p.  50;  Zehntner,  Arch.  Java  Suikerindustrie  1897,  Afl.  10. 


Gryllotalpinen.  215 

200—300  lind  mehr  Hanf  körn  grofse,  etwas  platt  gedrückte,  gelblich.- 
weilse,  sehr  zähschalige  Eier.  Nach  1 — 3  Wochen  schlüpfen  die  zuerst 
weiislichen,  später  schwärzlichen  und  dadurch  ameisenähnlichen  Jungen 
(ohne  Nebenaugen)  aus,  die  sich  in  etwa  vierwöchentigen  Pausen  in 
demselben  Jahre  noch  dreimal  häuten.  Sie  bleiben  unter  der  Obhut 
der  Mutter  bis  zur  zweiten  Häutung  zusammen.  Zuerst  fressen  sie 
Humus ,  später  die  feinen  Würzelchen  dicht  unter  der  Oberfläche ,  so 
dafs  man  ihren  Aufenthaltsort  an  dem  stetig  sich  vergröfsernden  Kreise 
absterbender  Pflanzen  erkennt  Nach  der  zweiten  Häutung  zerstreuen 
sie  sich  und  beginnen  einzeln  zu  graben.  Zum  Winterschlafe  gehen 
sie  fufs-  bis  metertief  in  die  Erde.  Im  März  erwachen  sie;  sie  häuten 
sich  nun  noch  zweimal. 

Manche  Autoren  behaupten  eine  mehrjährige  Entwicklungsdauer  ^). 
Genauere  Untersuchungen  hierüber  wie  überhaupt  über  das  Leben  dieses 
interessanten  Kerfes  sind  noch  sehr  erwünscht. 

Über  die  Nahrung  der  Maulwurfsgrillen  gingen  die  Meinungen 
sehr  weit  auseinander.  Heute  kann  es  keinem  Zweifel  mehr  unter- 
liegen, dafs  sie  in  erster  Linie  tierisch  ist  und  aus  Regenwürmern, 
Schnecken,  Insektenlarven  usw.  besteht.  Doch  werden  auch  zarte, 
saftige  Pflanzenteile,  unterirdische  mehr  als  oberirdische,  gern  ge- 
nommen, auch  zarte  und  kräftigere  Wurzeln,  selbst  junger  Eichen,  be- 
nagt. Koch  ^)  berichtet  sogar ,  wie  an  einjährigen  Fichtenpflänzchen 
die  Rinde  der  jungen  Stämmchen  teils  seitlich,  teils  ringsum  abgenagt 
wurde ;  das  Frafsbild  war  ähnlich  dem  von  Rüssel-  und  Borkenkäfern, 
jedoch  waren  die  Ränder  der  Frafsstellen  nicht  wie  bei  jenen  glatt, 
sondern  langfaserig. 

Mehr  aber  noch  als  durch  ihren  Frafs  werden  die  Maulwurfsgrillen 
schädlich  durch  ihr  Wühlen.  Alle  jüngeren,  zartwurzeligen  Pflänzchen 
sterben  allein  durch  die  Lockerung  der  Wurzeln  ab ;  an  den  kräftigeren 
Pflanzen  werden  die  Wurzeln  teils  durchgebissen,  teils  mit  den  scharfen 
Grabkrallen  durchgesägt,  so  dafs  die  Gänge  in  bewachsenem  Lande 
an  dem  reihenweisen  Absterben  namentlich  der  kleineren  Pflanzen 
kenntlich  sind.  So  gehören  die  Werren  trotz  ihrer  nicht  unbeträcht- 
lichen Vertilgung  tierischer  Schädlinge  selbst  zu  den  allerschädlichsten 
Tieren.  Glücklicherweise  sind  sie  im  allgemeinen  nicht  allzu  häufig. 
An  manchen  Stellen,  und  unter  manchen  Verhältnissen  treten  sie  aber 
in  ungeheueren  Mengen  auf.  So  wurden  in  einem  französischen  Garten 
in  sechs  Wochen  2080  Nester  zerstört ''')  und  in  einem  60  a  grofsen 
Schmuckrasen  in  einem  Sommer  über  7000  Stück  gefangen'^). 

Von  Feinden  ist  der  wichtigste  der  Maulwurf;  aber  auch  Spitz- 
mäuse ,  Fuchs ,  Katze  und  Schwein  stellen  ihnen  nach ,  ferner  Krähen, 
Würger,  Wiedehopfe,  Eulen  und  Stare.  Die  gröfseren  Laufkäfer  werden 
den  Werren  selbst,  Staphyliniden  ihren  Eiern  gefährlich.  —  Auch  un- 
günstiges Wetter  tötet  sie  oft  in  Massen,  so  namentlich  trockenkalte 
Winter ;  aber  auch  grofse  Hitze  und  Trockenheit  oder  grofse  Nässe  im 
Sommer  sind  ihnen  unbekömmlich. 

Während  die  ausländischen  Arten  gern  nach  dem  Lichte  fliegen 
und   so  in  die  Wohnungen  kommen,  tut  dies  die  europäische  Art  nie. 


1)  Feburier,  Ann.  Agric.  fran?.  (1.)  Ann.  13,  T.  21,  p.  145—153;   Leonardi,  Boll. 
Ent.  agr.  T.  4,  1897,  p.  186-192,  1  fig. 

2)  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  3,  1905,  S.  470-476. 

3)  Nordlinger,  Die  kl.  Feinde  usw.,  2.  Aufl.,  S.  545. 
*)  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1887,  S.  214. 


216  Orthopteren,  Geradflügler. 

Zur  Bekämpfung  gibt  es  zahllose  Anweisungen,  die  Koch  aus- 
fülirlich  zusammenstellt.  Hier  können  nur  die  wichtigsten  wiederholt 
werden. 

Während  natürlicher  Dünger  sie  anzieht,  soll  Kalkung  (5  dz  auf 
^2  ha)  sie  vertreiben,  ebenso  stark  riechende  Stoffe,  wie  Tomaten- 
kraut, stinkende  Öle,  Terpentinöl,  Abkochung  von  Erlenrinde,  Calcium- 
karbid,  brennende  Schwefelfäden  in  ihre  Gänge  gelegt  usw.  —  Phosphor- 
pillen, ganz  besonders  aber  ein  Teig  aus  0,75  kg  Lebkuchen,  0,25  kg 
ßoggenmehl,  0,75  kg  Honig,  2  g  Arsenik  dienen  zur  Vergiftung. 
Schwefelkohlenstoff,  30 — 40  g  auf  1  qm ,  einen  Fufs  tief  in  die  Erde 
gebracht,  hat  gute  Erfolge  ergeben. 

Am  gebräuchlichsten  sind  verschiedene  Fallen:  eine  ^h  m  im 
Geviert  messende  Grube  wird  im  Spätherbst  mit  Pferdemist  gefüllt, 
dieser  festgetreten  und  mit  Erde  bedeckt;  die  entstehende  Wärme 
lockt  die  Werren  zur  Überwinterung  an.  Ende  Februar  können  sie 
dann   ausgegraben  werden.     Bei   trockener  Witterung  verteilt  man  auf 


Fig.  153. 
Werrenfalle  nach  Lesser  (aus  Rurig). 

dem  Lande  abend  einige  Strohdecken  und  begiefst  sie-,  hierhin  ziehen 
sich  in  der  Nacht  die  Werren  zusammen.  Glattwandige  Gefäfse 
gräbt  man  so  in  die  Erde,  dafs  ihr  oberer  Rand  gerade  unter  der  Sohle 
der  Werrengänge  abschneidet;  sie  fallen  nachts  hinein.  Namentlich 
zur  Begattungszeit  kann  man  sie  noch  besonders  in  diese  Töpfe  hinein- 
leiten ,  wenn  man  strahlenförmig  vier  Holzlatten  mit  der  hohen  Kante 
auflegt  und  an  ihrem  Kreuzungspunkt  und  an  den  Enden  je  einen 
Topf  eingräbt.  Da  die  Werre  nie  über  Hindernisse  hinwegklettert, 
sondern  sie  umgeht,  läuft  sie  an  den  Latten  entlang  und  fällt  in  die 
Gefäfse. 

Man  fängt  sie,  indem  man  einem  Gange  mit  dem  Finger  nach- 
geht, bis  er  plötzlich  in  die  Tiefe  fühi-t;  hier  giefst  man  zuerst  etwas 
Wasser,  dann  einige  Tropfen  Öl  und  schliefslich  reichlich  Wasser  nach ; 
die  Werren  kommen  mit  Öl  beschmiert  heraus  und  ersticken  entweder 
von  selbst  oder  können  leicht  getötet  werden.  —  Das  beste  Gegen- 
mittel ist  auf  jeden  Fall  das  Aufsuchen  der  Nester.  Auch  hier 
geht  man  den  Gängen  nach ,  bis  sie  herabsteigen  und  gräbt  dann  das 
Nest  aus. 

Lesser  hat  eigene  Fallen  konstruiert,  von  denen  wir  hier  eine 
Abbildung  geben  (Fig.  153). 


Thysanoptera,  Fransenf lügler;  Physopoda,  Blasenfüfse. 


217 


Thysanoptera,  Fransenflügler;   Physopoda, 
Blasenfüsse. 

Kleine,  1  mm  bis  1  cm  lange  Insekten.  Kopf'(Fig.  154)  schief  nach  unten 
hinten  gestellt.  Zwischen  den  Facettangen  sechs-  bis  neungliedrige, 
fadige,  mit  Sinnesborsten  versehene  Fühler;  die  letzten  Glieder  sind 
oft  sehr  dünn  und  miteinander  verwachsen;  sie  bilden  dann  den 
„Stylus" ;  ferner  gewöhnlich  drei  Ocellen.  Mundteile 
so  eigenartig  umgebildet  (unsymmetrisch),  dafs  über 
ihre  Deutung  noch  keine  EinheitUchkeit  herrscht;  sie 
bestehen  aus  einem  Roln-e ,  in  dem  sich  ein  Mund- 
stachel bewegt;  in  der  Hauptsache  sind  sie  saugend. 
Vorderbrust  frei,  Mittel-  und  Hinterbrust  zu  einem 
Pterothorax  verschmolzen.  Flügel  vier,  häutig,  wenig 
geädert ,  mit  langen  Fransen  besetzt ;  sie  können  ver-  ii  ||  »^ 

kümmert  sein    oder   ganz  felilen.     Beine  kurz;  Füfse  f  jjl  \ 

ein-    bis   zweigliedrig,   mit   zwei   an  die  Wand  einer  '■  [  \  il 

dazwischen   befindlichen,   ausstülpbaren   Blase    ange-        ^..li- |  |' 
wachsenen  Klauen.  —  Hinterleib  zehnringelig ;  erster 
Ring  mit  Pterothorax  verschmolzen. 

Oesophagus  lang,  Magen  sehr  lang,  zwei- 
gliedrig, Dünndarm  sehr  kurz,  Dickdarm  grofs ; 
der  ganze  Darmkanal  (Fig.  155)  bildet  eine 
Schlinge.  Zwei  bis  drei  Paare  Speicheldrüsen, 
vier  malpighische  Gefäfse.    Vier  P.  Stigmen. 

Getrennt  geschlechtlich ; 
Männchen  kleiner  als  Weib- 
chen, bei  einigen  Arten  selten 
oder  selbst  unbekannt.  Bei 
ungefiügelten  Arten  treten 
manchmal  geflügelte  Weib- 
chen auf,  die  offenbar  der 
Yerbreitung  der  Art  dienen. 
Öfters  kommt  Parthenogenese 
vor.  Die  Eier  werden  in  län- 
gerem Zeiträume  einzeln  oder 
in  Häufchen  abgelegt.   Nach 

kurzer  Zeit  (durchschnittlich         -      --  ^^^  Uzel), 

zehn  Tagen)  kommen  die 
Jungen  aus,  die  den  Erwachsenen  in  der  Hauptsache  gleichen;  nur 
fehlen  ihnen  die  Flügel,  Punktaugen  und  Sinneshaare  an  den  Fühlern; 
die  Augen  sind  nicht  facettiert.  Nach  der  vierten  Häutung  tritt  eine 
Vorpuppe,  nach  der  fünften  eine  nahezu  ruhende  Puppe  auf.  Die 
ganze  Entwicklung  dauert  im  Sommer  wenige  Wochen. 

Geschichte.  Blasenfüfse  sind  bereits  den  älteren  Zoologen 
aufgefallen  und  haben  daher  manche  gute  Bearbeitungen  erfahren,  ins- 
besondere von  Haliday^),  Uzel^)  und  Hinds^)  Trotzdem  ist  ihre 
Kenntnis    noch    recht    wenig    verbreitet,    und   die   Artangaben  in   der 

^)  An  epitome  of  the  British  genera  in  the  order  Thysanoptera.  Ent.  monthl. 
Mag.  Vol   3,  1836,  p.  439—451;  Vol.  4,  1837,  p.  144—146. 

2)  Monographie  der  Ordnung  Thysanoptera,  Königgrätz  1895,  40,  500  S., 
10  Tal,  9  Fig. 

3)  Contribution  to  an  monograph  of  the  insects  of  the  order  Thysanoptera 
inhabiting  North  America.    Proc.  U.  S.  Nation.  Mus.  Vol.  26,  1902,  p.  79-242,  11  pls. 


Fig.  154.    Kopf  von  Phy- 
sopus  pyri  (nach  Moulton). 


^ 


Fig.  155.  Darmkanal 
eines  Blasenfufses 


218 


Thysanoptera,  FraBsenflügler;  Physopoda,  Blasenfüfse. 


phytopathologischen  Literatur,  insbesondere  der  deutschen,  sind  daher 
recht  wenig  brauchbar. 

Lebensweise.  Die  Blasenfütse  teilt  K.  Jordan  ^)  nach  ihrem 
Aufenthaltsorte  in  drei  Gruppen  ein,  die  selbstverständlich  nicht  scharf 
von  einander  getrennt  sind.  Die  meisten  einheimischen  Arten  leben  in 
Blüten  und  sind  sein*  lebhaft  und  flugfertig-,  die  meisten  in  Gewächs- 
häuser eingeschleppten  Arten  sitzen  an  der  Unterseite  von  Blättern 
und  sind  minder  beweglich.  Andere  schliefslich  finden  sich  hinter 
Rinde,  zwischen  Flechten,  Moos,  Schwämmen,  Gras  und  an  ähnlichen 
geschützten  Orten;  sie  sind  träge  und  nicht  selten  flügellos.  Oft 
kommen  Blasenfüfse  in  von  anderen  Lisekten  erzeugten  Gallen  vor-, 
aus  Australien  und  Java  sind  einige  Arten  bekannt,  die  selbst  Gallen 
an  Blättern  (Fig.  15(3)  erzeugen.  F.  Ludwig  ^j  beschreibt  solche  an  den 
Blättern  von  Acaci'a  aneura  von  einer  unbestimmten  Tubulifere  erzeugte 
Gallen:  ,,Die  Blattspindeln  waren  besetzt  mit  etwa  kirschkerngrofsen, 
kugeligen   Gallen ,    die   an    zwei  Punkten    mit    den   Blattspindeln   ver- 


Fig.  156.   Gallen  eines  Blasenfufses  au  Acacia      Fig.    157.      Cladosporium    sp.    an 
aneura  (aus  Froggatt).  Physopus  pyri  (nach  Moulton). 

wachsen  waren.  Sie  sind  hohl,  mit  dünner,  aber  harter,  völlig  ge- 
schlossener Schale  versehen."    Beim  Trocknen  springen  die  Gallen  auf. 

Die  Nahrung  der  Blasenfüfse  ist  vorwiegend  pflanzlich.  Ob 
manche  Arten  ausschliefslich  oder  nur  nebenbei  von  kleineren  Tieren 
und  deren  Eiern  leben,  ist  noch  nicht  sicher  festgestellt.  An  Pflanzen 
gewinnen  sie  ihre  Nahrung  dadurch,  dafs  sie  erst  die  Oberhaut  ab- 
schaben, dann  mit  ihrem  Mundstachel  ein  Loch  bohren  und  nun  erst 
die  Saugborsten  in  das  Pflanzengewebe  einsenken ;  sie  erzeugen  derart 
verhältnismäfsig  grofse  Wunden. 

Die  Vermehrung  ist  eine  recht  rasche,  da  sich  in  einem 
Jahre  mehrere  Brüten  folgen.  Junge  und  alte  Tiere  der  letzten  über- 
wintern am  Boden  in  Verstecken,  in  Grasbüscheln,  trockenen  Blüten 
in  Stoppeln,  unter  Rinde  und  ähnlichem.  In  Warmhäusern  vermehren 
sie  sich  ununterbrochen. 

Die  Ausbreitung  geschieht  zum  gröfsten  Teile  wohl  durch  den 
Wind;     doch     auch     durch     andere     Tiere,     den    Menschen    und    an 

1)  Zeitschr.  wiss.  Zool.  Bd.  47,  1888,  S.  603. 

2)  Allgem.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  7,  1902,  S.  451;  s.  auch  Uzel,  Act.  Soc.  ent. 
Bohemiae  Bd.  2,  1905,  Nr.  4,  2pp. 


Th^^sanopte^a,  Fransenf lügler;  Physopoda,  Blasenfüfse. 


219 


Pflanzen.  Letztere  Verbreitungsart  scheint  indes  verhältnismäisig 
wenig  vorzukommen ,  wenigstens  wurden  bei  den  in  Hamburg  ein- 
geschleppten Tieren  Blasenfüfse  nicht  gefunden. 

Am  günstigsten  für  die  Vermehrung  dieser  Insekten  ist  warmes, 
schwüles  Wetter.  Bei  grofser  Trockenheit  fliegen  sie  lebhaft  umher, 
um  saftige  Nahrung  zu  suchen ;  sie  dringen  dann  oft  in  Massen  in  die 
Häuser,  überfallen  Menschen  und  Tiere,  um  deren  Schweifs  zu  saugen, 
und  rufen  bei  ersterem  recht  unangenehmes  Jucken  an  schwitzenden, 
nicht  von  Kleidung  bedeckten  Körperteilen 
hervor.     Direkt  gefährlich  werden  sie  für  \ 

das     Ackervieh ,     besonders     Pferde ,     in  ^\ 

deren  feuchte  Nüstern  sie  dringen,  so 
dafs  sie  oft  wild  werden.  —  Nässe  und 
noch  mehr  Kälte  wird  den  Blasenfüfsen 
leicht  verderblich. 

Feinde.  Aufser  insektenfressenden 
Vögeln  (Meisen)  stellen  den  Fransenfliegen 
Spinnen,  Larven  von  Trombidien,  Fliegen, 
Coccinellen ,  Chrysopa ,  Syrphus ,  Heme- 
robien,  Scymnus  ater,  Gyrophaena  ater 
(Staphylin.),  insbesondere  aber  kleine  Wan- 
zen (Triphleps  minutus  in  Europa,  Thr. 
insidiosus  in  Amerika)  nach,  ferner  andere 
Blasenfüfse;  Nematoden  und  GregarinenM 
leben  parasitisch  in  ihnen.  Auch  Pilze  ^) 
wurden  schon  mehrfach  in  ihnen  gefunden 
(Fig.  157),  treten  aber  nur  bei  warmem, 
feuchtem  Wetter  in  gröfserem  Umfange  auf. 

Phytopathologie^).  Trotz  ihrer 
Kleinheit  werden  Blasenfüfse  nicht  selten 
durch  ihr  massenhaftes  Auftreten  schädlich. 
An  Blättern  rufen  sie,  besonders  in  Ge- 
wächshäusern, die  von  den  Gärtnern 
„  S  c  h  w  i  n  d  s  u  c  ht "  genannte  Krankheit 
hervor;  die  ausgesogenen  Epiclermis- 
zellen  sterben  ab ,  füllen  sich  mit  Luft 
und  erscheinen  dann  weifs ,  so  dafs  ein, 
den  Beschädigungen  durch  die  Rote 
Spinne  (S.  93)  ähnliches  Bild  entsteht; 
nur   sind  die  Thripsflecke  gröfser.     Ganz 

charakteristisch  sind  aber  ihre  Exkre-  WeT/sährigkeit  an  Roggen  (nach 
mente ,    die    als   kleine ,   dunkelrotbraune,  Lindeman) 

glänzende   und  schwach  erhabene  Flecke 

überall  zurückbleiben.  Auch  im  Freien  können  sie  Blätter  abtöten, 
durch  ihr  Saugen  und  dadurch,  dafs  ihre  Exkremente  die  Spalt- 
öffnungen der  Pflanzen  verkleben.  In  die  Wundöfifnungen  dringen 
ferner   leicht   parasitische    Pilze    ein.    —    In    den    Blüten    suchen    die 


Fig.  158.     a  totale,   h  partielle 


1)  Pettit,  Bull.  175  Michig.  agr.  Exp.  Stat.,  1899,  p.  344,  fig. 

2)  Thaxter,  Mem.  Boston  Soc.  nat.  Hist.  Vol.  4,  1888,  p.  151  ff.,  nannte  den 
von  ihm  gezüchteten  Pilz  Empusa  (Entomophtora)  sphaerosperma  Fries.;  Moulton 
(s.  Physop.  pyri)  beschrieb  eine  Cladosporium  sp. 

=^)  Siehe' hierüber  auch:  Lindroth,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau  Bd.  2,  1904, 
S.  131—135. 


220  Thysanoptera,  Fransenflügler:  Physopoda,  Blasenfüfse. 

Fransenfiiegen  vorwiegend  Nektar:  doch  gehen  sie  auch  die  eigent- 
lichen Blütenteile,  namentlich  die  inneren,  an  und  verhindern  -dadurch 
sehr  häufig  die  Befruchtung  bzw.  die  Entwicklung  der  Samen.  Auch 
junge  Früchte  können  sie  an  der  Weiterbildung  hindern ^  lang- 
gestreckte (Bohnen,  Erbsen)  verkrümmen  sich  oft  unter  dem  Einflüsse 
ihres  einseitigen  Saugens,  da  die  Saugstelle  austrocknet  oder  sich  mit 
Kork  bedeckt. 

Für  die  Praxis  am  wichtigsten  sind  die  Beschädigungen  der 
Gräser,  die  auf  viererlei  Weise  erfolgen  können^):  1,  kann  der  Halm 
über  dem  obersten  oder  zweitobersten  Knoten  ringsherum  angestochen 
werden ,  sei  es  zum  Zwecke  des  Aussaugens ,  sei  es  zur  Eiablage  in 
das  Innere  des  Halmes.  Auf  jeden  Fall  stirbt  er  ringsherum  ab  und 
damit  natürlich  die  ganze  Ähre  (totale  Weifs-  oder  T  au  bahr  ig - 
keit,  Fig.  158a).  2.  Der  Halm  selbst  bleibt  unverletzt;  es  werden  aber 
entweder  die  Äln'enspindel  oder  die  Stiele  der  einzelnen  Ahrchen  oder 
diese  selbst  ausgesaugt:  partielle  Weifs ährigkeit  (Fig.  158b), 
die  sich  natürlich  bei  sehr  starkem  Befalle  bis  zur  totalen  steigern 
kann.  3.  Die  axialen  Teile  bleiben  unberührt;  aber  die  Blasenfüfse 
saugen  innen  an  der  Scheide  und  erzeugen  so  an  dieser  mehr  oder 
weniger  grolse  oder  ringförmige  bleiche  Flecke ,  die  oft  schon  von 
weitem  auffallen  und  einem  ganzen  Felde  das  Gepräge  aufdrücken 
können  (Weifs fleckigkeit;  „Thripsflecke"  Lindemans),  ohne  aber 
merklich  zu  schaden.  Neuerdings  beschrieben  Laubert  ^)  und  Theobald^) 
durch  Blasenfüfse  erzeugte  Drehungen ,  Krümmungen  und  Knickungen 
von  Getreidehalmen. 

Im  allgemeinen  finden  diese  Beschädigungen  statt,  solange  die 
Ähre  noch  in  der  obersten  Blattscheide  eingeschlossen  ist;  nur  die 
Weifsfleckigkeit  tritt  meist  erst  nach  ilirem  Heraustreten  auf.  Aber 
selbst  lange  nachher  findet  man  oft  zahlreiche  Blasenfüfse  an  den  noch 
weichen  Körnern,  mit  Vorliebe  in  deren  Rinne ;  sie  saugen  den  Milch- 
saft und  verhindern  die  normale  Entwicklung  derselben  (4.). 

Über  die  Beteiligung  der  einzelnen  Arten  an  diesen  verschiedenen 
Schäden  ist  leider  noch  wenig  Sicheres  bekannt.  Sie  werden  gewöhn- 
lich auf  eine  der  an  Gräsern  lebenden  Arten  zurückgeführt,  die  von 
den  verschiedenen  Beobachtern  ganz  willkürlich  benannt  werden. 
Eigentlich  nur  Lindeman*),  Trybom-^)  und  E.  Reuter*')  haben  hierüber 
sichere  Feststellungen  gemacht. 

In  zahlreichen  Fällen  traten  Fransenfliegen  in  Gemeinschaft 
mit  anderen  Krankheitserregern  (Getreiderosten,  -blattläusen. 
-fliegen  und  -cikaden)  auf.  Doch  hat  das  seine  Ursache  wohl  in  diese 
alle  begünstigenden  Witterungsverhältnissen ,  nicht  etwa  in  einer  Vor- 
liebe der  Thripse  für  kränkliche  Pflanzen.  Denn  vom  Getreide  werden 
gerade  kräftige ,  starkhalmige  Individuen  und  Sorten  vorgezogen ,  wie 
überhaupt  auf  kräftigem  Boden  wachsende^).  Selbst  Moorkulturen 
leiden  mehr  als  Sandkulturen. 


1)  Siehe  hierüber  auch:  Reuier,  E.,  Act.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  Vol.  19,  Nr.  1. 

2)  Illustr.  landw.  Zeitg.  Jahrg.  24,  1904,  p.  886—887,  Fig. 

3)  Rep.  econ.  Zool.  19U6'07,  p.  90—92,  PI.  20. 

*)  Bull.  Soc.  Imp.  Natur.  Moscou  1886,  p.  298—337,  Figg. 

5)  Ent.  Tidskrift  Arg.  15,  1894,  ff. 

6)  1.  c;   ferner  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  12,  1902,  S.  832—837:   Berättei.se  etc. 
1900  ff. 

^1  Siehe  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzensch.  D.L.ft.  1896   S.  15,  1903,    S.  34. 


Terebrantia.  221 

Die  meisten  Blütenbewohner  nützen  den  betreffenden  Pflanzen 
zweifellos  durch  Übertragung  von  Blütenstaub.  Wie  weit  einige  Arten 
durch  Vertilgen  anderer  schädlicher  Tiere  und  ihrer  Eier  nützen,  bedarf 
noch  eingehender  Prüfung.  So  sollen  gewisse  Arten  die  Eier  des  Schwamm- 
spinners, von  Conotrachelus  nenuphar  usw.,  verzehren,  ferner  Aleiirodes 
gossypii,  andere  Thysanopteren  usw.  Allem  Anscheine  nach  gehören 
sie  auch  zu  den  Feinden  der  Roten  Spinne ,  in  deren  Kolonien  man 
immer  zahlreiche  Thripslarven  findet.  Die  Annahme  früherer  Autoren, 
dafs  sie  auch  zu  den  Feinden  der  Reblaus  gehörten ,  hat  neuerer 
Prüfung  nicht  Stand  gehalten. 

Vorbeugung  und  Bekämpfung.  Frühes  Säen  der  Wintersaat 
und  kräftige  Düngung  fördern  das  Getreide  so,  dafs  es  beim  stärkeren 
Auftreten  der  Thripse  ihrer  Gefährlichkeit  schon  entrückt  ist.  Gute 
Drainage  der  Böden  ist  ihnen  unbekömmlich.  Gründliche  Reinigung 
der  Felder  nach  der  Ernte  von  allen  Rückständen  (Abbrennen  der- 
selben) sowie  der  anstofsenden  Weg-,  Grabenränder  usw.  von  Pflanzen 
beseitigt  ihre  Winterzufluchtsorte.  Die  Bekämpfung  erfolgt  am  besten 
durch  Kontaktgifte,  von  denen  sich  namentlich  die  Petroleum-  und 
Walölseifen  bewährt  haben.  Auch  Spritzen  mit  kaltem  Wasser  ver- 
treibt Blasenfüfse  sicher. 

In  Gewächshäusern  beseitigt  man  sie  durch  gutes  Lüften,  durch 
Räuchern  mit  Cyankalium  (2,5 — 3,5  g  auf  1  cbm),  Tabak  oder  (noch 
besser)  Insektenpulver.  Gefährdete  Pflanzen  stellt  man  im  Sommer 
auf  einige  Zeit  an  einen  luftigen  Ort  ins  Freie. 

Systematik.  Uzel  beschrieb  36  Gattungen  mit  135  Arten,  von 
denen  117  aus  Europa  stammten.  Inzwischen  ist  aus  anderen  Erdteilen 
eine  gröfsere,  aus  Europa  noch  eine  kleinere  Zahl  bekannt  geworden, 
so  dafs  man  die  jetzt  bekannten  Arten  auf  etwa  200  schätzen  dürfte. 
Doch  leben  namentlich  in  den  Tropen  sicherlich  noch  zahlreiche  un- 
bekannte Arten. 

In  Anbetracht  der  ausgezeichneten  Monographien  sowie  der  Be- 
arbeitung in  Tümpels^)  Werk  können  wir  uns  hier  kurz  fassen. 

Man  unterscheidet  zwei  Unterordnungen  mit  drei  Familien: 

Weibchen  mit  Legestachel   .     .     .     Unterordnung  Terebrantia, 

Fühler  Ogliedrig Familie  Aeolothripidae, 

Fühler  6 — Sgliedrig Familie  Thripidae, 

Weibchen  ohne  Legestachel      .     .     Unterordnung  Tubuliferae, 

Familie  Phloeothripidae. 

Terebrantia. 

Vorderflügel  mit  Ring-  und  zwei  Längsadern;  in  der  Ruhe  liegen 
die  Flügel  nebeneinander,  die  hinteren  unter  den  vorderen,  und  klaffen 
nur  hinten  etwas.  Legeröhre  (Fig.  159)  besteht  aus  vier  Klappen  und 
ist  gewöhnlich  an  den  drei  letzten  Ringen  verborgen.  Hinterende  des 
Männchens  kegelig,  stumpf.  —  Eier  licht,  nierenförmig,  werden  einzeln 
in  Pflanzen  abgelegi,  nachdem  das  Weibchen  deren  Oberhaut  mit  seinem 
Legebohref  schlitzförmig  verletzt  hat.  —  Weitaus  die  meisten  und  die 
schädlichsten  Blasenfüfse  gehören  hierher. 


Die  Geradflügler  Mitteleuropas,  Gotha  1907/08. 


222  Thysanoptera,  Fransenflügler ;   Physopoda,  Blasenfüfse. 

1.  Farn.  Aeolotliripiden. 

Fühler  neungliedrig.  Vorderflügel  vorn  ohne  Fransen,  höchstens 
mit  kurzen  starken  Wimpern,  mit  vier  bis  fünf  Queradern,  Legeröhre 
aufwärts  gebogen. 

Aeolothrips  Haliday. 

Die  letzten  vier  bis  fünf  Fühlerglieder  viel  kürzer  als  die  anderen 
und  miteinander  verwachsen ;  drittes  sehr  lang.    Vorderflügel  mit  Quer- 
^^         binden. 
^Ä^"-^  Aeolothr.  faseiatus  Halid.   Dun- 

^-^  ^J^^'fe.  l^pli  i^^i"  Hinterleib  etwas  heller.  Drittes 

5^  ^     "'   '"^  \  Fühlerglied   weifs.     Vorderflügel   weifs 

^^  T'-»_  mit  zwei  dunklen  Querbinden.    Vorder- 

— -^^}^.      ^-  '  und  Hinterschenkel    verdickt.     1.5  mm 

-'^'''^^^i,::-^  lang.      Larve    gelb.     Von    Ende    April 

->"  ^  ^  '  bis     in    Herbst    in    Blüten,    besonders 

von  Linaria  vulgaris  und  Convolvulus- 
Arten,  auch  an  Getreide  und  auf 
Blättern  von  Kartoffeln  und  Rüben. 
Li  Nordamerika  an  Getreide,  Buch- 
weizen, Klee,  Tanacetum  officinale 
Fig.  159.  Legeröhre  von  Physopus  usw.  E.  Reuter  ^)  hält  diese  Art  für 
pyri  (nach  Moulton).  nützlich,  da  sie  sich  an  Thr.  communis 

ernähre.  Auch  Ashmead^)  berichtet, 
dafs  diese ,  von  ihm  Thr.  trifasciatus  genannte  Art  karnivor  sei  und 
zwar  Äleurodes  gossijpii  fresse. 

2.  Farn.  Thripiden. 

Fühler  sechs-  bis  achtgliedrig ;  Glieder  7  und  8  gewöhnlich  kurz, 
"bilden  den  „Stylus".  Vorderflügel  vorn  mit  Fransen,  zwischen  denen 
gewöhnlich  kürzere  Wimpern  stehen.     Legeröhre  abwärts  gebogen. 

Chirothrips  Halid. 

Fühler  achtgliedrig.   Beine,  mit  Ausnahme  der  Füfse,  auffällig  dick. 

Chirothr.  hamalus  Trybom.     Schwarz.     1  mm  lang. 

Chirothr.  manieatus  Halid.  (antennatus  Osb.)^).  Dunkelbraun. 
Zweites  Fühlerglied  aufsen  in  Fortsatz  verlängert.     1  mm  lang. 

Beide  Arten  leben  an  Gräsern  und  können  partielle  Weifs ährigkeit 
erzeugen. 

Limothrips  Halid. 

Fühler  achtgliedrig.  Auf  den  Hinterecken  der  Vorderbrust  je  eine 
starke  Borste.  Hinterende  des  Weibchens  bedornt.  Männchen  ohne 
Punktaugen  und  Flügel. 

Limothr.  dentieornis  Halid.  (kollari  Heeg.,  seealina  Lindem.)*) 
(Fig.  160).     Schwarz   bis    schwarzbraun,    hinten   mit  zwei  sehr  starken 


1)  Medd.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  Heft  28,  B,  p,  75—83. 
-)  Ins.  Life  Vol.  VII,  1895,  p.  27. 

»)  LiNDEMÄN,   Bull.  Soc.   Imp.   Nat.   Moscou   T.   62,    1886,   No.   2,  p.  322  —  325, 
fig.  12—14. 

*)  LiNDEMAN,  ibid.  p.  302—319,  fig.  4—10. 


Aeolothripiden.     Thripiden. 


223 


Stacheln.  Drittes  Fühlerglied  auisen  mit  dreieckigem  Fortsatze.  Larve 
weiislich.  1,3  mm  lang.  —  Im  Rasen  und  in  Blüten.  In  grofsen 
Kolonien  unter  der  obersten  Blattscheide  von  Gräsern  und  Getreide 
(auiser  Hafer).  Die  überwinterten  "Weibchen  benagen  nach  E.  Reuter 
die  noch  in  der  Scheide  eingeschlossene  Spindel ,  die  späteren  Brüten 
verursachen  partielle  Weiisährigkeit  und  Weiisileckigkeit.  —  Auf  diese 
Art  dürften  sich  daher  die  meisten  der  in  der  Literatur  unter  dem 
Namen  der  folgenden  Art  berichteten  Schäden  beziehen. 

LimottLr.  eepealiuin  Halid,  (physapus  Kirby,  nee  auct.).  Wie 
vorige  Art,  aber  drittes  Fühlerglied  einfach.  In  Getreideähren;  nach 
CuRTis  ^)  namentlich  in  der  Rinne  der  milchreif en  Weizenkörner.  Nach 
Trybom  und  Reuter  gehört  diese  Art  nicht  zu  den  Erregern  von  Weifs- 
ährigkeit. 


Fig.  160.     Kopf  und  Hiuterende  von  L.  denticornis  (nach  Lindeman), 

Physopus  Am.  et  Serv.  (Euthrips  Targ.  Tozz.). 

Fühler  achtgliedrig.  Auf  den  Hinterecken  der  Vorderbrust  je  zwei 
starke  Borsten.  Vorderrand  der  Vorderflügel  zwischen  den  Fransen 
mit  langen,  starken  Wimpern.  Hinterende  ohne  Dornen,  aber  mit 
ziemlich  langen,  dünnen  Borsten.     Mit  Springvermögen. 

Ph.  vulgatissimus  Halid  (Fig.  1(31).  Kopf  nach  hinten  deutlich  ver- 
engt. Auf  den  Vorderecken  der  Vorderbrust  je  eine  langeBorste.  Längs- 
adern der  Vorderflügel  beborstet.  Dunkel;  fünftes  Fühlerglied  ganz 
oder  am  Grmide  lieht;  1,2  mm  lang.  Das  ganze  Jahr  hindurch 
überall,  selten  in  Getreide-  und  Grasähren.  Larven  gelblich.  —  Nach 
E.  Reuter  nicht  häufig  unter  oberster  Blattscheide  von  Wiesengräsern 
und  Getreide,  durch  Aussaugen  der  Ährchen  und  ihrer  Stiele  partielle 
Weiisährigkeit  verursachend. 


')  Farm  Insects  p.  286—289,  Fig.  38,  PI.  J  fig.  7- 


224 


Thysanoptera,  Fransenflügler ;   Physopoda,  Blasenfüfse. 


beträchtlich  an  den 


Ph.  tenuieornis  UzeU).  Sehr  ähnlich  vorigem,  nur  fünftes 
Fühlerglied  ganz  dunkel.  Fühler  auffallend  dünn.  1,4  mm  lang. 
Ziemlich  häufig  in  Gerste-  und  Haferähren,  sonst  vereinzelt  in  anderen 
Blüten.  Überwintert  im  Rasen.  Verursacht  nach  E.  Reuter  die  totale 
Weifsährigkeit  des  Hafers.  Der  Halm  ist  über  dem  obersten  oder 
zweitobersten  Knoten  messerscharf  abgetrennt,  löst  sich  hier  ab  und 
verwelkt  samt  dem  Blütenstande').  Da  auch  im  Lumen  der  Hafer- 
halme sich  alle  Stadien  dieses  Blasenfufses  finden,  lälst  Reuter  un- 
entschieden, ob  die  Beschädigung  mit  den  Mundteilen  oder  bei  der 
Eiablage  mit  dem  Legebohrer  geschehe.  Auch  an  Roggen,  Gerste  und 
Phleum  pratense.  —  Ferner  verursacht  diese  Art  an  Getreide  partielle 
Weifsährigkeit,  ganz  besonders  bei  Gerste,  dann  bei  Roggen,  sehr 
gering  bei  Weizen  und  gar  nicht  an  Hafer. 

Ph.  nieotianae  Hinds^).  Tobacco  thrips.  Kopf  und  Brust  hell-, 
Hinterleib  dunkelbraun.  1  mm  lang.  Männchen  fehlen.  Florida, 
Süd-Georgia,  Texas.  Der  amerikanische  Tabaksblasenfufs  schadet  sehr 
im  Schatten  erzogenen  Keimbeeten  von  Deckblatt- 
tabak. Durch  das  Saugen  werden  die  Adern  und 
Aderchen  ihres  Saftes  beraubt,  so  dafs  sie  bei 
der  späteren  Behandlung  des  Tabaks  hell  werden, 
daher  die  Krankheit  „wählte  veins"  („weifse 
Adern")  heilst.  Während  die  Larven  wie  gewöhn- 
lich auf  der  Blattunterseite  sitzen,  bevorzugen  die 
Erwachsenen  die  Oberseite.  Die  überwinterten 
Weibchen  erscheinen  im  April.  Im  Mai  treten 
ungeflügelte  Weibchen  auf.  Etwa  zwölf  Tage  ge- 
braucht in  der  warmen  Jahreszeit  jede  Brut  zur 
Entwicklung.  Aufser  an  Tabak  wurde  der  Blasen- 
fufs  gefunden  an  Hafer,  Weizen,  Xanthium  glab- 
ratum ,  ferner  in  den  Blüten  von  Rubus  sp., 
Capsella  bursa-pastoris  und  wildem  Senf.  Als 
Gegenmafsregel  empfiehlt  Hooker  Reinigung  der 
Felder  und  ihrer  Umgebung  von  Unkräutern,  Ver- 
meidung des  Anbaues  von  Hafer  in  der  Nähe  der 
Tabakfelder  und  Spritzen  der  Saatbeete  mit  Pe- 
troleum-Emulsion (2  Gall.  Petroleum,  1  Gall.  Wasser,  V2  Pfd.  harte 
Seife;    diese    Stammlösung  verdünnt  mit  K)  Teilen  Wasser). 

Ph.    tritici    Fitch.      AVheat    Thrips.    Strawberry    midgret*). 

Gelb ,  Hinterleib  bräunlich  mit  dunklen  Streifen  über  den  zweiten  bis 
siebenten  Ringen.  1,2  mm  lang.  Nordamerika.  Sehr  verbreitet 
und  gemein  in  Blüten,  besonders  in  nektarhaltigen ,  die  er  zum  Ab- 
sterben bringt.  So  hat  er  schon  öfters  die  Samenernte  von  Alfalfa 
völlig  vernichtet.     Besonders   schadet  er  aber  an  Erdbeeren  in  Florida 


Fig.  161. 

Phys.   vulgatissimus 

(nach   Uzel). 


1)  Reiikr,  E.,  Medd.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  Heft  27,  1901,  p.  115-120. 

-)  Dieselbe  Erscheinung  berichtet  bereits  E.  Hofmann  in  den  Jahresh.  Ver. 
vaterl.  Nat.  Württemberg  Bd.  47,  1891,  S.  25,  nennt  aber  als  Ursache  Phloeothr. 
frumeritarius. 

^)  HiNi;s,  Proc.  biol.  Soc.  Washington  Vol.  18,  1905,  p.  197—200;  Hooker,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  68,  1906,  5  pp.,  2  fig. ;  id.,  ibid.  Bull.  65,  1907,  22  pp.,  2  pls 

*)  F0RBE.S,  Ins.  Life  Vol.  5,  1892,  p.  126—127. 


Thripiden  225 

und  Illinois  durch  Zerstören  der  Blüten.  Nach  Moulton  ^)  ist  er  in 
Südkalifornien  sehr  auffällig  durch  Hervorrufen  kleiner,  gelber,  aller- 
dings nur  oberflächlicher  Flecke  an  Apfelsinen.  Auch  Rosen  und 
Pfirsiche^)  hat  er  schon  beschädigt.  Die  Entwicklung  ist  nach  Quain- 
TANCE^)  in  zwölf  Tagen  vollendet:  drei  für  das  Ei,  fünf  für  die  Larve, 
vier  für  die  Puppe. 

Ph.  pyri  Daniel*).  Dunkelbraun-,  Tarsen  hell.  1,26  mm  lang.  Larve 
farblos.  Rings  um  die  San  Francisco-Bai  sehr  gemein  in  Obstbaum- 
blüten, die  er  in  wenigen  Tagen  zerstören  kann.  Die  früh  blühenden 
Arten  (Mandel)  leiden  am  wenigsten,  die  später  blühenden  am  meisten. 
Selbst  junge  Früchte  benagt  seine  Larve.  Blüten-  und  Blattknospen 
werden  gleicherweise  angegangen  und  oft  an  der  Entfaltung  gehindert. 
Schon  ältere  Apfel-  und  Birnblätter  rollen  sich  vom  Rande  her  ein; 
der  Rand  stirbt  oft  ab.  Das  Weibchen  legt  seine  Eier  mit  Vorliebe 
in  die  Kirschenstiele  ab,  so  dafs  die  jungen  Kirschen  vertrocknen  und 
abfallen.  Die  Larve  geht  tief  in  die  Erde,  bleibt  hier  mehrere  Monate, 
bis  sie  sich  verpuppt;  erst  nach  einigen  Wochen  kommt  dann  die 
Imago  aus,  so  clafs  einem  Leben  auf  dem  Baume  von  einem  Monate 
ein  elfmonatiges  Erdenleben  gegenübersteht.  —  Ein  Pilz,  Cladospornim 
sp.,  dezimiert  Larven  und  Erwachsene  bei  warmem,  feuchtem  Wetter.  — ■ 
Als  Gegenmittel  ist  nur  gute  Kultur  des  Bodens ,  zur  Zeit ,  wenn  sich 
die  Larven  in  ihn  verkrochen  haben,  von  einigem  Werte. 

Ph,  rubroeinetus  Giard-^).  Dimkel;  Larve  gelblich.  Rings 
um  das  Vorderende  des  Hinterleibes  führt  ein  dunkler  Ring. 
1 — 1,5  mm  lang.  Verursacht  grofsen  Schaden  an  Kakao  in  Guade- 
loupe, Die  Blattfläche  wird  mit  gelben  Flecken  übersät-,  gröfsere 
Flecke  vertrocknen,  schliefslich  fallen  die  Blätter  ab.  Die  Pflanze 
treibt  dann  neue  Blätter,  die  ebenfalls  befallen  und  getötet  werden  usw., 
so  dafs  die  Pflanze  nie  zur  Ruhe  kommt  und  sich  erschöpft.  Die  an- 
fangs noch  gebildeten  Früchte  bedecken  sich  mit  dem  aus  den  Saug- 
wunden tretenden,  vertrocknenden  Safte;  sie  sehen  dadurch  reif  aus 
und  werden  zu  früh  gepflückt.  Die  Krankheit  tritt  nur  lokal  auf,  an 
feuchten  Orten  oder  in  tiefen ,  feuchten ,  nicht  genug  gelüfteten  An- 
lagen, und  ist  am  stärksten  in  der  Regenzeit.  Entwässerung,  gute 
Dränage  und  Düngung  beugen  vor ;  Beseitigung  befallener  Zweige  und 
Blätter  sowie  Spritzen  mit  Petroleummischungen  sind  Gegenmittel. 

Ähnliche  Erscheinungen  werden  von  Grenada  (Westindien)*')  und 
Ceylon  berichtet. 

Physopus  sexnotatus  Zehntn.  und  Oxythrips  binervis  Kobus 
werden  auf  Java  an  Zuckerrohr  schädlich''). 


1)  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Techn.  Ser.  Bull.  12,  1907,  p.  40;  Moulto.x  ge- 
braucht hier  den  Vulgärnamen  „grass  thrips",  der  sonst  Anaphothr.  striatus  zu- 
kommt. 

2)  Smith,  J.  B.,  Rep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1899,  p.  427—428,  1  pl. 

3)  Florida  agr.  Exp.  Stat    Bull.  46,  1898,  p.  77—103,  figs.  1—9. 

*)  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  68,  1907,  16  pp.,  2  Pls..  8  figg. 

^)  Gi.vKD,  Bull.  Sog.  ent.  France  1901,  p.  263-265;  Elot,  Eev.  Cult.  colon.  1901, 
p.  358;  C.  r.  Soc.  Biol.  Paris  T.  59,  1905,  p.  100—102. 

6)  Maxwell-Lefroy,  West-Ind.  Bull.   Vol.  2,  1902,  p.  175—190,  3  fig. 

^)  Zehntner,  Med.  Proefstat.  Suikerrind.  Ost-Java,  N.  S.  No.  37,  p.  45;  Konings- 
BERGER,  Med.  s'Lands  Plantentuin  No.  22,  p.  35,  48;  No.  24,  1901,  p.  83;  Devevier, 
W.  van.  De  dierlijke  vijanden  van  het  suikkerriet  en  hunne  parasieten,  Amsterdam 
1906,  p.  275  ff. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  15 


226  Thysanoptera,  Frausenflügler;  Physopoda,  Blaseutufse. 

Anaphotlirips  Uzel, 

Fühler  aclitgliedrig ,  Glied  sieben  und  acht  kürzer  als  sechs. 
Vorderilügel  mit  zwei  Längsadern,  zwischen  ihren  Fransen  sehr  lange 
Wimpern.     Vorderbrust  ohne  Dornen. 

Anaphothr.  striatus  Osb.  (Limothrips  poaphagrus  Comst.) ') 
„Grass  Thrips**.  Gelb  mit  dunklen  Schatten.  1,3  mm  lang.  Larve 
weifs,  mit  gelben  Längsstreifen.  Nordamerika  bis  Kanada.  Männchen 
unbekannt.  Die  Larven  leben  unter  der  obersten  Blattscheide  von 
Wiesengräsern,  wo  sie  den  Stengel  auf  1 — 2  cm  Länge  aussaugen,  die 
erwachsenen  Weibchen  mehr  in  den  Spitzen.  Sie  rufen  Weifsährigkeit 
(„Silver"  oder  „white  top")  hervor.  Im  Frühjahr  leidet  besonders  Poa 
pratensis ,  später  Phleum  pratense ,  Panicum- ,  Agrostis-  und  Festuca- 
Arten,  mit  Ausnahme  von  F.  pratensis  und  elatior.  Andere  Gräser 
bleiben  verschont.  Den  ganzen  Sommer  über  sind  die  Weibchen  ge- 
flügelt; im  Winter  finden  sich  fast  nur  (98  ^/o)  ungeilügelte,  die  zwischen 
den  untersten,  seltener  in  den  Scheiden  der  oberen  Blätter  überwintern. 
Die  Bekämpfung  geschieht  daher  am  besten  durch  Abbrennen  oder 
tiefes  Unterpflügen  der  Stoppel.  Abgetragene  Wiesen  haben  am 
meisten  zu  leiden. 

Aptiuothrips  HaHd. 

Ocellen  und  Flügel  fehlen.  Fühler  sechsgliedrig,  mit  zweigliedrigem 
Stylus.     Schenkel  verdickt.     Bewegung  schlangenartig  windend. 

Aptinothr.  rufus  Gmel.  ^j  (Fig.  1(32).  Licht 
bräunlichgelb.  Vorderbrust  hinten  ohne  Borsten. 
Zweites  Fühlerglied  am  Ende  napfförmig.  Beine 
mit  Ausnahme  des  Tibiengrundes  sehr  breit. 
0,8 — 1,2  mm  lang.  Im  Sommer  sehr  häufig  im 
Rasen,  auch  in  Grasblüten.  Männchen  sehr 
selten.   —  Europa,  Nordamerika. 

Der  „rote  Blasenfurs"  ist  in  Finland  und 
Schweden  einer  der  wichtigsten  Erreger  der 
Weifsährigkeit  und  Weifsfleckigkeit,  von  der  er 
in  Finland  12,89  "/o,  an  Poa  pratensis  10,53 ''/o 
verursacht;  an  Getreide  ist  er  von  E,  Reutek 
nie  beobachtet.  Das  überwinterte  Weibchen  be- 
nagt die  noch  eingeschlossene  Spindel ,  sowie 
auch  die  einzelnen  Ährchen  und  ihre  Stiele; 
Fig.  162,"  Aptinothr.  rufus  seine  Nachkommen  nagen  den  Halm  über  dem 
(aus  LzEi.).  obersten  oder  zweitobersten  Knoten  durch.    Von 

getöteten  Pflanzen  gehen  sie  auf  gesunde  über. 
Allerdings  konnte  E.  Reuter  auch  ihre  Anwesenheit  an  genamiten 
Stellen  feststellen,  ohne  Weifsährigkeit.  Als  Parasiten  beobachtete 
E.  Reuter  eine  Trombidiiden-Larve ,  wahrscheinlich  eine  Bhyncholo- 
phus-Art. 


')  Tropenpflanzer  Bd.  6,  1902,  S.  286. 

2)  CoMSTocK,  Amer.  Nat.  Vol.  22,  1888,  p.  260  —  261;  Hinus,  37.  ann.  Eep. 
Massachusetts  agr.  Coli.  1899,  1900.  p.  81—105,  4  Pls.,  38  figs.;  Fernald  and  HiNUfs, 
Massachusetts  agr.  Coli.  Exp.  Stat.  Bull.  67,  1900,  p.  3—9,  1  PL;  Cary,  Exp.  Stat. 
Maine,  Bull.  83,  1903,  p    97-128,  7  Pls.  . 

3)  LiNDEMAN,  1.  c.  p.  319-321,  Fig.  11;  Trtbom,  Ent.  Tidskr.  Arg.  15,  1894, 
p.  41—58. 


Thripiden. 


227 


Leucothrips  0.  M.  Reuter. 

Körper  glatt.  Fühler  achtgliedrig  ^  der  zweigliedrige  Stylus  nur 
wenig  kürzer  als  Glied  0,  Auf  jeder  Hinterecke  der  Vorderbrust  zwei 
lange,  starke  Borsten.     Flügel  schmal,  mit  nur  einer  Längsader. 

Leueothp.  nigripennis  0.  M.  Reuter^).  Blafsgelb,  Vorderflügel 
und  zweites  Fufsglied  schwarz.  1  mm  lang.  Larve  rötlichgelb.  — 
In  Warmhäusern  in  Finland,  nur  auf  Farnen  (Pteris) ,  vorwiegend  am 
Mittelnerv. 

Heliothrips  Halid. 

Körper  mit  netzförmiger  Struktur.  Fühler  achtgiiedrig ,  letztes 
Grlied  haarförmig ,  viel  länger  als  vorletztes ,  mit  kurzem ,  dünnem 
Härchen  an  der  Spitze.  Flügel  am 
Grunde  breit,  dann  schmal,  an  der  Spitze 
abgerundet.  In  Mittel-  und  Nordeuropa. 
Glashausbewohner. 

Hellothr.  haemorrhoidalis  Bche. 
Schwarze  Fliegre  (Fig.  1(33).  Schwarz- 
braun ;  Fühler,  Flügel  und  Beine  gelblich ; 
Hinterleib  von  Mitte  des  achten  Ringes 
an  rotbraun.  Fühler  sehr  dünn  und  lang; 
zweites  Glied  napfförmig.  Larve  zuerst 
grünlichweifs ,  später  gelb ,  zuletzt  röt- 
lichgelb. 1 — 1,3  mm  lang.  —  Männchen 
unbekannt.  —  Europa,  Nordamerika,  Au- 
stralien. 

Die  Schwarze  Fliege  gehört  mit 
Recht  zu  den  gefürchtetsten  Feinden 
des  Gewächshaus-Gärtners  in  Nord-  und 
Mitteleuropa  und  Nordamerika.  In 
wärmeren  Ländern  kommt  sie  auch  im 
Freien  vor  und  wurde  von  Froggatt  in 
Australien^)  an  jungen  Eucalyptus  ge- 
funden, die  weit  von  Gärten  entfernt 
wuchsen.  In  Gewächshäusern  kommt 
sie  an  fast  allen  Pflanzen  vor,  in  Warm- 
und    Kalthäusern;     besonders     gefährdet 

sind  Azaleen,  Orchideen  und  Farne.  Die  Insekten  saugen  an  der 
Blattunterseite  und  rufen  die  sogenannte  Schwindsucht  hervor. 
In  Italien  an  Reben,  Hesperiden  und  Apfelbäumen  im  Freien  scha- 
dend^). —  Zimmermann^)  glaubt  diese  Art  auf  Java  an  Coff'ea  arabica 
gefunden  zu  haben.  Sie  erzeugte  hier  auf  Ober-  und  Unterseite  der 
Blätter  silbern  schimmernde,  stellenweise  durch  ihre  Exkremente  ge- 
bräunte Flecke ;  die  Epidermiszellen  erwiesen  sich  angebohrt,  oft  durch 
mehrere  Löcher  in  einer  Zelle,  ausgesogen  und  mit  Luft  gefüllt;  die  tiefer 


Fig.  163.     Heliothr.  haemorr- 

hoidalis  (Kopf  und  Flügel) 

(aus  Uzel). 


1)  Medd.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  Heft  30,  p.  106—109. 

-)  Avistral.  Insects  p.  393. 

3)  RiBAGA,  Boll.  Ent.  agr.  Vol.  10,  Nr.  8.  , 

*)  Annal.  Jard.  bot.  Buitenzorg  Vol.  2,  p.  115-116,  Fig.:  Koningsberger  und 
Zimmermann,  Med.  s'Lands  Plantentuin  24,  1901,  p.  88—85,  Taf.  V,  fig.  H,  1^, 
Fig.  42,  43. 

15* 


228  Thysanoptera,  Fransenf lügler ;  Physopoda,  Blasenfüfse. 

liegenden  Zellen  waren  unverletzt.  —  Nach  Leonardi  ^)  hat  die  Schwarze 
Fliege  in  Messina  und  Nizza  Apfelsinen  und  Zitronen  befallen-,  aulser 
den  gewöhnlichen  Blattschäden  wurden  auch  die  Früchte  angegangen; 
sie  wiesen  unregelmäfsig  verlaufende  lichtgraue  Zonen  auf,  in  denen 
das  Oberhautgewebe  zerstört  war  und  sich  abreiben  liels.  —  Eine 
ähnliche  Erscheinung  berichtet  Depeissis^)  aus  Westaustralien,  ohne 
Angabe  der  Art. 

Trockene  Luft  begünstigt  ihre  Vermehrung;  an  kräftigen  Pflanzen 
vermehren  sie  sich  nach  Bouche  sparsamer  als  an  geschwächten.  — 
Die  Eier   sollen  aufsen  an  die  Unterseite  der  Blätter  abgelegt  werden. 

Heliothr.  striatopterus  Kobus  wird  auf  Java  an  Zuckerrohr 
schädlich  ^). 

Parthenothrips  Uzel. 

Körper  mit  netzförmiger  Struktm\  Fühler  siebengliedrig ,  Stylus 
eingliedrig,  haarförmig,  am  Ende  noch  mit  dünnem  Härchen.  Flügel 
länger  als  Hinterleib,  die  vorderen  mit  schwarzen  Querbinden,  einer 
Längsader,  am  Vorderrande  ohne  Fransen,  aber  mit  starken,  kurzen 
Wimpern.  Hinterecken  der  Vorderbrust  mit  je  einem  geflügelten 
Stachel.     Spring  vermögen. 

Parthenothr.  draeaenae  Heeg.  Dunkelbraun;  Kopf,  Brust  und 
drei  letzte  Ringe  gelbbraun.  Oberfiügel  weifs  mit  zwei  schwarzen 
Querbinden.  1  mm  lang.  Europa,  Nordamerika,  in  Glashäusern  auf 
Blattunterseiten,  besonders  von  Dracaena,  Ficus  elastica,  Kentia  bal- 
moreana.  Oft  zu  Hunderten  in  kleinen  Trupps.  Die  befallenen  Blätter 
verdorren.  Die  Stellen  der  Eiablage  schwellen  an  und  werden  bräun- 
lich.    Larve  weifslich. 

Thrips  L. 
Fühler    siebengliedrig,    mit    eingliedrigem    Stylus.      Maxillartaster 
dreigliedrig.     Hinterecken  der  Vorderbrust  mit  je  zwei  langen,  steifen 
Haaren.      Zwischen    den    Fransen    der    Vorderfiügel    am 
Vorderrande  kurze,  steife  Borsten. 

Thr.  physopus  L.  (Fig.  164).  Kopf  breiter  als  lang, 
nach  hinten  verengt.  Schwarzbraun;  Fühler  (z.  T.),  Tarsen 
und  Vordertibien  licht.  —  Die  ganze  gute  Jahreszeit  hin- 
durch in  Blüten.  —  Diese  Art  wird  öfters  als  schädlich 
berichtet,  namentlich  von  Bohnen  und  Erbsen;  doch 
scheinen  hier  Verwechslungen  vorzuliegen. 

Thp.     linarius     Uzel.       Schwärzlich,     Beine     noch 
dunkler,  Vordertibien    gelblich.     Hauptader   der  Vorder- 
fiügel   auf  zweiter  Hälfte   mit  drei  Borsten.  Auf  Flachs- 
blättern in  Böhmen.  Wenn  die  „Flaehsfliegre"  massenhaft 
Fig.  164.  Thrips  auftritt,    bleichen   und   vergilben   im   Mai   und   Juni   die 
physopus  (nach  Pflanzen    und   hängen   die    Spitzen  *).     An   den   obersten 
Uzel).  Blättern   und  besonders  in   den  Endknospen  die  Blasen- 

füfse.    Anfangs  Juni   finden    sich    an   den   Fruchtknoten 
die    ausgewachsenen,    zitronengelben    Larven.      Das    Längenwachstum 

1)  Boll.  Ent.  agr.  Vol.  9,  1902,  p.  241—244. 

2)  Journ    Dept    Agric.  Westaustralia  Vol.  5,  1902,  p.  176—177,  1  fig. 
^)  Siehe  Anmerkung  7  auf  S.  225. 

*)  Lindner,  Österr.  landw.  Wochenbl.  1897,  S.  234;  Ausz.:  Centralbl.  Bakt. 
Parasit.kde  II,  Bd.  3,  S.  603. 


Thripiden. 


229 


wird   nicht  wesentlich  behindert,   die   Samenbildung  aber  völlig  unter- 
drückt.     Die  Krankheit  wird  als   „vergifteter  Flachs"  bezeichnet. 

Wahrscheinlich  identisch  damit  ist  der  Thrips  lini  Ladureau  ^), 
der  die  in  Frankreich  „brülure",  in  Holland-)  „kwade"  oder  „zwarte 
koppen"  genannte  Krankheit  hervorruft,  mit  denselben  Erscheinungen, 
die  hier,  namentlich  bei  heifsem  Wetter,  aber  zur  Verdorrmig  der 
ganzen  Köpfe  führen  kann.  Gute  Düngung,  besonders  mit  Mineral- 
dünger, macht  den  Flachs  widerstandsfähiger.  In  Holland  begünstigt 
die  Nachbarschaft  von  Bohnenäckern  und  Brachland  das  Auftreten  der 
Krankheit.  Die  Larve 
von  Thr.  lini  soll  nach 
Ladureau  allerdings  an 
den  Wurzeln  des  Flachses 
saugen  und  dadurch  die 
Krankheit  erzeugen. 

Thr.  saeehari  Krü- 
ger und  Thr.  serratus 
Kobus  werden  auf  Java 
an  Zuckerrohr  schäd- 
lich-^). 

Thr.  tabaei  Lind.^) 
(communis  Uzel;  in 
Amerika  öfters  mit 
Limothr.  tritici  und 
Anaphothr.  striatus  ver- 
wechselt) (Fig.  165).  Kopf 
breiter  als  lang,  nach 
hinten  nicht  verengt. 
Fühlerglieder  gedrungen. 
Obere  Längsader  der 
Vorderfiügel  in  ihrer 
zweiten  Hälfte  mit  vier 
Borsten  besetzt ,  von 
denen  erste  und  zweite, 
dritte  und  vierte  einander 
genähert  sind.  Licht  bis 
bräunlich,  Borsten  dunk- 
ler. 0,8 — 1  mm  lang. 
Larve  grünlich.  Europa, 
Nordamerika;  sehr  ge- 
mein, besonders  in  Blüten  und  auch  auf  Blättern  von  Umbelliferen 
und  Solaneen.     Im  Winter  unter  Laub  und  im  Rasen. 

In  Südosteuropa  sehr  schädlich  an  Tabak;  die  Tiere  befallen  die 
Blätter  von  unten  nach  oben  und  sitzen  auf  deren  Unterseite  meist  in 
der  Mitte  der  zwischen  den  Seitenrippen  liegenden  Felder.    Durch  ihr 

1)  Ladureau,  C.  r.  6me  Sess.  Assoc.  fran?.  Avanc.  Sc.  1877,  1878,  p.  951—965, 
figs.;  La  Nature  1896,  p.  80;  die  LADUREAusche  Beschreibung  ist  völlig  ungenügend; 
hervorzuheben  ist  nur,  dafs  seine  Art  ebenfalls  dunkel  ist  und  springen  kann;  die 
Larve  ist  gelb. 

2)  EiTZEMA  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  Bd.  12,  1906,  p.  176—179. 

3)  Siehe  Anm.  7  auf  S.  225. 

*)  LiNDEMAN,  Bull.  Soc.  Imp.  Nat.  Moscou  1888,  p.  61—75;  Preissecker,  Fachl. 
Mitt.  österr.  Tabaksregie  Heft  1,  Wien  1905,  S.  17—25,  Fig.  62—69. 


Fig.  165.     Thrips  tabaei  (aus  Preissecker). 


230 


Thysanoptera,  Frauseuflügler:  Physopoda,  Blaseiiiülse. 


Saugen  und  durch  die  Eiablage  entstehen  weilse,  abgestorbene  Flecke, 
namentlich  längs  der  stärkeren  Rippen;  die  befallenen  Blätter  bleiben 
klein  und  dünn,  kränkeln  und  können  absterben;  niemals  aber  gehen 
ganze  Pflanzen  ein.  Die  durch  das  Saugen  hervorgerufenen  Flecke 
sind  in  Farbe,  Form  und  Lage  verschieden  je  nach  Insertionshöhe  des 
Blattes ,  Alter  der  Pflanze  und  des  Insektes.  Gelegentlich  auch  an 
Blättern  von  Tomaten,  Kartoffeln,  Kohl  und  Weizen,  an  Blättern  und 
in  Blüten  von  Zuckerrüben,  deren  Samenbildung  teilweise  verhindernd  \). 
Nach  Ludwig^)  bringt  dieser  Blasenfufs  an  Hellehorus  foetidns 
in  Gärten  die  Sommerknospen  zur  Verkrüppelung  und  Verbiegung, 
schliefslich  zum  Absterben ;  erst  im  Winter  wird  das  Wachstum  wieder 
normal.  Andere  Helleborus-Arten  und  andere  Gartenpflanzen  wurden 
nicht  befallen. 

In  Amerika^)  meidet  diese  Art 
den  Tabak  merkwürdigerweise,  nimmt 
ihn  auch  in  Zucht  nicht  als  Nahrung 
an.  Andere  Solaneen  befällt  sie  aber 
auch  hier,  wie  Tomaten,  Stechapfel 
usw.  Am  meisten  beschädigt  sie  hier 
aber  die  Zwiebeln,  daher  „onion 
thrips".  Sie  setzt  sich  am  Grunde 
der  Blätter  fest,  die  von  der  Spitze 
aus  absterben.  Nächstdem  schadet 
sie  an  Kohl,  dessen  Blätter  sich  kräu- 
seln und  rauhen,  so  dafs  die  ganzen 
Pflanzen  im  Wachstum  zurückbleiben. 
Ferner  noch  an  den  verschiedensten 
Kulturpflanzen,  wie  Rüben,  Reseda, 
Kapuzinerkresse,  Cucurbitaceen,  Pe- 
tersilie ,  Lauch  usw. ,  gelegentlich 
auch  an  Gräsern  und  Getreide.  — 
Nach  Webster  überwintert  der  Zwie- 
bel-Blasenfufs  im  dichten  „blue 
Fig.  166.  Von  Bla^enfüfsen  beschädigte  g^ass",   daher  dessen  Beseitigung  in 

der  Nähe  der  Zwiebelfelder  in  erster 


Erbse 
Saugstelle  am  Blatt. 


an  der  Schote 


(nacli  V.  Schilling). 


Linie  nötie  ist. 


Als   Feinde   führt   letzterer    an: 
SyrpJms  -hawen  und  MegiUa  maculata  de  G.  (Coccinellide). 

Thr.  sambuei  Heeg.  Gelbbraun,  fünftes  Fühlerglied  licht.  Auf 
dem  Ende  der  obersten  Längsader  zwei  (bis  drei)  Borsten.  Schenkel 
dunkel,  Tarsen  weilslich.  1  mm  lang.  In  Blüten,  besonders  von  Ho- 
lunder; auch  an  dessen  Blättern;  überwintert  unter  Laub  und  Rinde.  — 
Nach  verschiedenen  phytopathologischen  Berichten  soll  der  Holunder- 
blasenfufs  an  Bohnen  (Phaseolus  und  Vicia)  an  Blättern  und  jungen 
Hülsen  schädlich  werden,  desgleichen  an  Rosen,  Linden  usw.  —  Nach- 
prüfung scheint  hier  sehr  erwünscht. 


>)  UzEL,  Zeitschr.  Zuckerindustr.  Böhmen  Bd.  29,  1904. 

2)  Allgem.  Zeitschr.  Entom.  Bd.  7,  1902,  S.  449—450. 

3)  Webster,  Ins.  Life  Vol.  7.  p.  206,  1894;  Pergande,  ibid.  p.  392—395,  1895; 
Pettit,  Eep.  1898,  p.  343—345,  5  figs.;  Webster,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent., 
Bull.  26,  1900,  p.  86—87. 


Phloeothripideii.  231 

TJir.  flavus  Sehr.  Licht,  mit  auffallend  dunklen  Borsten.  Fünftes 
Fühlerglied  zu  zwei  Dritteln  licht  weilsgelb,  dann  plötzlich  schwarzgrau. 
1,2  mm  lang.  Hauptader  am  Ende  mit  drei  Borsten.  In  Blüten,  zu- 
weilen in  gTofsen  Mengen.  Zuweilen  auch  in  Grasähren  und  auf 
Blättern.  Soll  junge  Bohnenblätter,  Blüten  von  Bohnen,  Lupinen, 
Äpfel  und  Birnen  beschädigt  haben  ^). 

Auch  von  mir  wurde  er  im  Sommer  1908  in  grofsen  Mengen  an 
Vicia  Faba  beobachtet.  Die  Blätter  zeigten  das  charakteristische  rot- 
braunfieckige  Aussehen.  Die  Schoten  waren  zum  Teil  verkrümmt, 
namentlich  an  ihrer  Basis,  und  hier  in  der  hohlen  Seite  der  Krümmungen 
ebenfalls  mit  den  Flecken  bedeckt.  Kurz  vorher  hatte  ich  an  Erbsen 
genau  dieselbe  Beschädigung  bemerkt,  wie  sie  v.  Schilling^)  1898  als 
von  Thr.  physapus  herrührend  beschrieben  hat  (Fig.  106).  Lasbesondere 
zeigten  die  Hülsen  die  auch  von  v.  Schilling  abgebildeten  scharf  um- 
grenzten Flecke.  Es  waren  nur  Larven  vorhanden,  die  ich  aber  auch 
als  die  von  Thr.  flavus  ansprechen  möchte. 

Vielleicht  wird  man  auch  den  Thr.  pisivorus  Westwood  hierher 
stellen  dürfen.  Zwar  wird  er  nach  Westwood  ^)  und  Collinge*)  nur 
dadurch  schädlich,  dafs  er  die  Stempel  der  Blüten  zerstört.  Indes  be- 
obachtete Theobald  ^)  ganz  die  oben  erwähnte  Miisbildung  der  Früchte. 
Allerdings  beschreibt  er  die  Larve  als  dunkelgelblich ,  das  erwachsene 
Insekt  als  schwärzlich  mit  blasserem  Kopfe  und  sechs  bleichen  Bändern 
auf  dem  Hinterleibe. 

Tubuliferen. 

Fühler  achtgliedrig.  Prothorax  nach  vorn  verengt.  Beide  Flügel- 
paare fast  gleich  grofs ;  Adern  fehlend  oder  nur  Basis  der  Hauptader 
vorhanden.  In  der  Ruhe  decken  sich  die  Flügel  so,  dafs  nur  der  oberste 
sichtbar  ist.  Letzter  Ring  bei  beiden  Geschlechtern  röhrig  („Tubus"); 
Genitalöffnung  zwischen  neuntem  und  zehntem  Ringe.  Bewegungen 
sehr  langsam.  Meist  unter  Rinde  oder  im  Rasen.  —  Eier  dmikel,  oval, 
werden  in  Häufchen  aufsen  an  Pflanzen  abgelegt. 

Pliloeotliripiden. 

Merkmale  der  Unterordnung. 

Anthothrips  Uzel. 

Kopf  und  Vorderbrust  etwa  gleich  lang  oder  letztere  länger.  Flügel 
in  der  Mitte  verengt,  sohlenförmig.     Blütenbewohner. 

Anthothr.  aeuleatus  Fabr.  (Phloeothrips  fpumentarius  Be- 
ling)^)  (Fig.  1(37).  Tubus  kürzer  als  Kopf,  am  Grunde  bedeutend  verdickt. 
Flügel  hell,  Körper  schwarz-  bis  rotbraun,  Tarsen  und  Vordertibien  gelb. 
1,4   mm    lang.     Im   Sommer   in  Blüten,   besonders    auch  in  Gras-   und 


^)    RiBAGA,    1.    C. 

2)  Gemüseschädlinge  S.  53. 

3)  Gardeners  Chronicle  1841,  p.  228. 
*)  Report  f    1905,  p.  12—13 

6)  Report  f.  1905/06,  p.  84—85,  f.  1907,  p.  110;  Board.  Agric.  London, 
Leaflet  48,  1902. 

«)  Beling,  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien  Bd.  22,  1872,  S.  651-654;  Szanislo,  ibid. 
Bd.  29,  1880,  Sitzungsber.  S.  33—36;  Lindeman,  „Bull.  Soc.  Imp.  Nat.  Moscou  1886, 
p.  325—335,  fig.  2,  15—18;  Trybom,  Ent.  Tidskr.  Arg.  16,  1895,  p.  157—194. 


232 


Tubuliferen. 


Getreideähren ,  oft  in  grofsen  Mengen.  Überwintert  unter  Rinde,  in 
Stoppeln,  Grrasbüscheln,  trockenen  Blütenständen  und  im  Boden.  Die 
überwinterten  Weibchen  legen  ihre  Eier  am  Grunde  der  einzelnen, 
noch  in  der  Scheide  eingeschlossenen  Ährchen  oder  an  die  Spindel 
ab.  Die  zuerst  gelblichen  oder  gi^aulichen,  später  zinnoberroten,  zuletzt 
schwarzen  Larven  benagen  die  Fruchtknoten,  seltener  die  Spindel  oder 
die  einzelnen  Ährchen  und  verursachen  dadurch  Weiisfleckigkeit.  Im 
Hochsommer  gehen  die  Blasenfüfse  an  den  Sommerweizen,  nach  dessen 
Mähen  an  wild  wachsende  Pflanzen ,  besonders  an  Korbblütler  über. 
LiNDEMAN  beobachtete  in  Südrufsland  zwei  Brüten.  —  Nach  Bohls  ^) 
ist  dieser  Blasenfufs  auch  kannibalisch  bzw.  karnivor. 

Anthothr.  nigrer  Osb.  Dunkelrötlichbraun;  1,5  mm  lang.  Nord- 
amerika.   Überaus  schädlich  an  Klee  und  Alfalfa,  die  Samenernte  nicht 

selten  völlig  zerstörend.  Begleitet 
oft  die  Kleesamenmücke  (Diplosis 
leguminicoJa). 

Phloeothrips  Halid. 

Kopf  länger  als  Vorderbrust, 
letztere  hinten  bedeutend  breiter 
als,  ersterer.  Rüssel  spitzig.  Wan- 
gen mit  einigen  sehr  kleinen  Wärz- 
chen deren  jedes  einen  winzigen 
Stachel  trägt. 

Pliloeothr.  oryzae  und  japa- 
nieus  Matsum.  2)  (letzterer  vielleicht 
identisch  mit  Anthothr.  aculeatus).  In 
Japan,  besonders  im  Nordosten  der 
Hauptinsel,  sehr  schädlich  am  Reis. 
Die  erste  Brut  bringt  Ende  Juni  die 
jungen  Blätter,  kurz  vor  dem  Aus- 
pflanzen, zur  Einrollung  in  Längs- 
richtung; zuerst  treten  gelbe  Flecke 
auf,  dann  sterben  die  Blätter  ab.  Die  zweite  Brut  saugt  an  den  noch 
nicht  ganz  herausgetretenen  Ährchen  und  bringt  sie  zum  Absterben. 

Phloeothr.  oleae  Costa^).  Pechschwarz;  1,75  mm  lang.  Italien, 
Südfrankreich.  Befällt  Blätter,  Blüten  und  Früchte  des  Ölbaumes, 
namentlich  an  seinen  oberen  Teilen.  Die  Blüten  entwickeln  sich  nicht, 
die  Blätter  und  Früchte  vertrocknen.  Stark  befallene  Bäume  tragen 
daher  nur  an  ihren  unteren  Teilen  Früchte.  Die  Überwinterung  ge- 
schieht in  Rindenrissen,  mit  Vorliebe  auch  in  den  Gängen  von  Phloeo- 
thrihus  oleae  (Scolytide). 

Phloeothr.  fleorum  P.  March.  ^).  Schwarz,  Antennen  gelb  mit  Aus- 
nahme des  schwarzen  ersten  Gliedes  und  der  dunkel  angerauchten 
Glieder  7    und    8.       2,5  —  3    mm    lang.       Seit    1896    zu   Legionen    auf 


Fig.  167. 


Anthothrips  aculeati 
(aus  Lindeman). 


')  Die  Mundwerkzeuge  der  Physopoden,  Göttingeu  1891,  S.  35,  Note. 
2)  Matsumüra,  Annot.  zool.  japon.  Vol.  8,  1899,  p.  1 — 4,  1  PL 
^)  DEL    GriiERcio,    Atti    Accad.    econ.    agr.   Greorgofili    Firenze,    Vol.    77,    1899, 
p.  50-76,  6  fig. 

*)  Bull.  Sog.  ent.  France  1908,  p.  251—253. 


Termitiden.     Termiten.  233 

Ficus-Arten   in  Algier,   besonders   die   jungen  Triebe   arg   schädigend. 
Feind:  MontanäonieUa  Moragnesi  Puton  (Antliocoride). 

Phloeothr.  lueasseni  Krüger  ^)  wird  auf  Java  an  Zuckerrohr 
schädlich. 

Corrodentia. 

Mundteile  beifsend  oder  rückgebildet.  Flügel  gleichartig ,  häutig 
oder  fehlend.    Verwandlung  unvollkommen  oder  fehlend.    Chitin  weich. 

Isoptera. 

Staaten  bildend,  mit  verschiedenen  Formen.  Kopf  grofs;  Mund- 
teile kräftig,  beifsend.  Fühler  perlschnurförmig.  Tarsen  viergliedrig. 
Hinterende  mit  zwei  Ralfen.  Geschlechtstiere  mit  grofsen  zusammen- 
gesetzten Augen,  häufig  auch  Ocellen. 

Termitiden.    Termiten,  white  ants'). 

Bleich.  Die  Staaten  bestehen  aus  den  entwickelten  Geschlechts- 
tieren (König,  Königin),  die  anfangs  Flügel  haben,  diese  aber  nach  der 
Begattung  an  einer  vorgebildeten  Bruchfalte  abwerfen,  und  aus  Formen 
mit  unentwickelten  Geschlechtsorganen  (Soldaten,  Arbeiter),  bzw.  ihren 
Jugendstadien,  ohne  Flügel  und  meist  auch  ohne  Augen.  Erstere 
haben  unvollkommene  Verwandlung,  letztere  entwickeln  sich  direkt. 
Eierlegend,     Subtropisch  und  tropisch. 

Die  Termiten  sind  lichtscheue  Tiere,  die  unter  der  Erde,  in  Holz 
oder  in  grofsen,  oberirdischen  Bauten  leben.  Ihre  Nahrung  besteht  in 
der  Hauptsache  aus  zerfallenden,  nicht  zu  trockenen  pflanzlichen 
Stoffen.  Doch  fressen  sie  auch  tierische  Stoffe ,  ihre  abgeworfenen 
Häute ,  ihre  toten  und  lo-änklichen  Genossen ,  ihre  Exkremente  usw. 
Neuerdings  sind  auch  mehrere  Pilze  züchtende  Arten  bekannt  ge- 
worden. —  Von  toten  Pflanzenstoffen  gehen  sie  an  kränkelnde  oder 
verletzte  Pflanzenteile,  schliefslich  auch  an  gesunde  über. 

Ihr  Hauptschaden  besteht  in  der  Vernichtung  verarbeiteten  Holzes, 
das  sie  von  innen  aushöhlen,  so  dafs  nur  die  Wände  stehen  bleiben. 
In  lebende  Bäume  dringen  sie  durch  Ast-  und  Stammwunden,  durch 
Frafsgänge  anderer  Insekten  usw.  ein.  Durch  ihre  Tätigkeit  wird  das 
Holz  tiefer  hinein  abgetötet-,  das  nahezu  tote  Kernholz  bietet  ihnen 
ohnehin  willkommenen  Frafs ,  und  so  vermögen  sie  ganze  Bäume  aus- 
zuhöhlen, die  äufserlich  gesund  erscheinen,  bei  heftigem  "Winde  aber 
plötzlich  abbrechen.  Solche  Schäden  werden  unter  anderem  berichtet 
aus  Indien  an  Mango-  und  anderen  Bäumen,  aus  Manila  an  Kakao- 
und  aus  Boston  und  Portugal  an  verschiedenen,  wertvollen  Zierbäumen. 

Einige  Arten  bauen  an  den  Bäumen  Lehmgänge  den  Stamm  und 
die  Äste  entlang,  unter  denen  sie  die  Rinde  abnagen  (Kakao  in 
Kamerun^);  verschiedene  Bäume  in  Indien).  Coptotermes  gcstroi  Wasm. 
umgibt  in  Indien  Bäume  mit  einem  ein  bis  zwei  Meter  hohen  Erd- 
wall, unter  dessen  Schutze  er  in  den  Stamm  eindringt. 

1)  Siehe  Anmerkung  7  auf  S.  225. 

2)  Haviland,  Journ.  Linn.  Soc.  London,  Zoologv,  Vol.  26,  1897/98,  p.  358—442, 
Pls.  22—25;  Froggatt,  Agric.  &az.  N.  S  Wales  Vol."  16,  1905,  p.  632—656,  752—774, 
2  Pls.,  12  figs. 

3)  Preuss,  Tropenpflanzer  Bd.  7,  1903,  S.  351. 


234  Corrodentia.  —  Isoptera. 

Sehr  viele  Arten  dringen  von  der  Erde  aus  durch  abgestorbene 
oder  von  ihnen  abgetötete  Wurzeln  in  die  Stämme  und  höhlen  sie 
aus.  Besonders  häufig  ist  dabei  der  Wurzelhals  der  Angrifispunkt, 
der  ringsum  zerfressen  wird.  Solche  Schäden  werden  berichtet  aus 
Nordamerika  an  den  verschiedensten  Bäumen  und  Sträuchern  (Baum- 
wolle), aus  Manila  (Kakao)  ^),  aus  Ostafrika  (Baumwolle) -),  aus  Reunion 
(Kaffee)^),  aus  Ceylon  und  Indien  (Tee  und  Kaftee)  und  aus  Australien 
(Reben,  Orangen-  und  andere  Obstbäume). 

Schliefslich  gehen  nicht  wenige  Arten  gesundes  Gewebe  an,  be- 
sonders Wurzeln;  doch  höhlen  sie  auch  oberirdische  Teile  aus  bzw. 
fressen  sie  ab.  So  namentlich  junge  Pflanzen  und  Stecklinge ,  ferner 
fleischige  Knollen  und  Wurzeln,  aber  auch  saftige  oberirdische  Teile, 
Stengel  von  Geranien,  Zuckerrohr  usw.  Derart  werden  beschädigt  Reben 
in  Südeuropa,  Kartoffeln  und  Mais  in  Nordamerika,  KafiPee- ,  Kokos- 
palmen- und  Baumwollenpflänzchen  in  Ostafrika*),  Zuckerrohr,  Weizen, 
Mango  usw.  in  Indien,  Kokospalmen  auf  Ceylon,  Zuckerrohr  auf  Java  '^), 
Kartoffeln  usw.  in  Australien. 

Indirekt  können  die  oberirdische  Bauten  herstellenden  Arten  da- 
durch schaden,  dafs  sie  die  Wurzeln  der  Pflanzen,  aus  deren  Bereiche 
sie  die  Erde  für  jene  entnehmen,  entblöfsen;  die  Wurzeln  vertrocknen 
und  geben  dadurch  den  Termiten  wieder  erneute  direkte  Angriffs- 
punkte. 

Am  meisten  gefährdet  sind  immer  Anpflanzungen  auf  Neuland,  auf 
dem  noch  nicht  gerodete  Baumstümpfe  stehen,  oder  an  die  unkulti- 
vierter Wald  angrenzt.  Daher  ist  das  wichtigste  Vorbeugungs- 
mittel, Neuland  möglichst  gründlich  von  allen  Holzrückständen  zu 
befreien.     Auch  organischer  Dünger  zieht  Termiten  stark  an. 

Verschiedenartig  sind  die  Schutzmittel  vor  dem  Befalle  durch 
die  Termiten  und  die  Gegenmittel  gegen  ihre  Angriffe.  Durchschlagend 
wirkt  nur  die  Zerstörung  der  Nester,  was  durch  Eingleisen  von  kochen- 
dem Wasser,  Schwefelkohlenstoff",  Petroleum,  Holzasche,  Atzkalk  usw. 
in  die  vorher  entblölsten  Nester  geschehen  kann.  Lom^)  empfiehlt  als  das 
Wirksamste,  Dämpfe  von  schwefeliger  Säure  in  die  Bauten  einzuleiten. — 
Früher  hat  man  vielfach  geglaubt,  durch  Vernichten  des  Königspaares 
die  Staaten  zur  x\uflösung  bringen  zu  können.  Indes  weiis  man  jetzt, 
dafs  aufser  eventuell  mehreren  Paaren  auch  Ersatzköniginnen  vor- 
handen sind,  die  durch  geeignetes  Futter  in  der  Entwicklung  zurück- 
gehalten, durch  anderes  dahin  gebracht  werden  können,  dafs  sie  Eier 
ablegen. 

In  den  Bauten  kann  man  die  Termiten  durch  Eingleisen  einer 
Mischung  von  Sirup  und  Arsenik  vergiften.  Pflanzungen  befreit  man 
von  ihnen  durch  Auslage  von  Giftköder:  450  g  Arsenik  werden  mit 
225   g   Soda   gemischt   und   in   GO  1  Wasser  gelöst.     Hierzu  gibt   man 


1)  Banks,  Prelim.  Rep.  Cacao  Ins.,  Manila  1904,  p.  598,  605,  Fig.  147,  166-168. 

2)  Zimmermann,  Ber.  Amani  Bd.  2,  1905,  S.  412-413;  Stuhlmann,  ibid.  1906, 
p.  514. 

3)  BoRDAs,  Rev.  Cult.  colon.  5,  V,  1899. 
*)  Zimmermann,  1.  c. ;  Stuhlmann,  1.  c. 

5)  Zehntner,  Arcli.  Java  Suikerind.  1897,  Afl.  10;  Koningsberger,  Meded.  s'Lands 
Plantentuin  XXII,  1898,  p.  34-35. 

«)  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  T.  136,  1903,  p.  1290;  L'Agric.  prat.  des  Pays  chauds 
1903,  Nr.  13,  Ausz.  Tropenpflanzer  Bd.  7,  S.  559. 


Termitiden.     Termiten.  235 

3  kg  Zucker  oder  2  kg  Sirup  und  verfertigt  mit  Mehl  oder  Sägemehl 
Kugeln'). 

Samen  legt  man  vor  der  Aussaat  in  eine  Lösung  von  Asa  foetida, 
Die  Wurzeln  junger  Bäume  taucht  man  in  Teerwasser,  oder  man  giefst 
in  die  Pflanzlöcher  solches,  oder  Petrol-  oder  Karbolwasser,  Asa  foetida. 
oder  ähnliches.  An  jungen  Bäumen  erhöht  man  zweimal  im  Jahre  die 
Erde  4  Zoll  hoch  um  den  Stamm,  bringt  oben  eine  Vertiefung  an,  in 
die  man  Teerwasser  giefst,  um  sie  nachher  wieder  zu  schlielsen.  In 
Indien  hat  sich  ein  drei  Fufs  hoher  Anstrich  mit  der  „Gondal-Mischung" 
sehr  bewährt:  1  Teil  Gummi  von  Gardenia  gummifera,  2  Teile  Asa 
foetida,  2  Teile  Aloe,  2  Teile  Rizinusöl,  in  Wasser  zu  dünnem  Brei 
verrührt  und  zur  Erkennung  des  Anstriches  mit  rotem  Ocker  versetzt; 
die  Wirkung  soll  bis  zu  zwei  Jahren  anhalten.  —  Gegen  den  Stamm 
erkletternde  Arten  umwickelt  man  diesen  am  Grunde  mit  geteerten 
oder  in  Petroleum  getauchten  Lappen-)  oder  man  umgibt  ihn  mit 
Schafmist,  Kuhmist  und  Aloesaft  und  ähnlichem. 

Ist  der  Wurzolhals  zerfressen,  so  entblöfst  man  ihn,  schneidet 
alles  kranke  Gewebe  aus  und  giefst  heifses  Wasser,  Karbolseifenbrühe, 
Pyrethrum  ein,  oder  gräbt  Kainit^)  unter. 

Betreffs  der  Systematik  können  wir  uns  kurz  fassen.  Einmal 
ist  bei  der  Mehrzahl  der  Berichte  keine  nähere  Bestimmung  angegeben. 
Dann  kann  auf  die  Bearbeitung  der  Termiten  von  J.  Desneux  *) ,  ver- 
wiesen werden.  Wir .  beschränken  uns  daher  nur  auf  die  Aufzählung 
der  als  pflanzenschädlich  berichteten  Ai^ten  mit  Angabe  des  Vaterlandes 
und  der  beschädigten  Pflanzen. 

Calotermes  flavieollis  Fabr. ^.)  Mittelmeerländer;  verschiedene 
Bäume. 

Terines  (Leucotermes)  flavipes  Koll.  *^).  Nordamerika ;  in  Wurzeln 
und  Stengeln  von  Baumwolle ,  Mais ,  Geranien ,  Kartoffeln ,  Kohl  usw. ; 
Europa,  Warmhäuser  (eingeschleppt);  Japan. 

T.  (Leucotermes)  lueifug-us  Rossi'^).  Mediterran;  in  Nordamerika 
eingeschleppt ;  in  Bäumen,  Weinreben,  im  Innern  beschädigter  Früchte. 

T.  (Coptotermes)  grestroi  Wasm. ^).  Birma,  Sumatra,  Ceylon, 
Borneo ,  Ostindien ;  zerstört  das  Holz  verschiedener  Bäume ,  deren 
Stamm  er  bis  zu  2  m  Höhe  mit  einer  Erdkruste  umkleidet. 

T.  (C.)  laeteus  Frogg. ").  Australien;  höhlt  Kartoffeln  aus  und 
zerstört  die  Wurzeln  von  Reben  und  Orangen. 


^)  Siehe  Jahresber.  Fortschr.  Leist.  Pflanzenschutz  Bd.  8,  S.  48. 

"j  Eroggatt,  Ägric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  16,  1905,  Sep.  p.  44. 
*)  Wystman,  Genera  Insectorum,  Fase.  25,  Bruxelles  1904. 

5)  DE  Seabra,  Bull.  Soc.  Portug.  Sc.  nat ,  T.  1,  1907,  p.  122—12:^,  1  fig. 

6)  Kent,  Ins.  Life  Vol.  I,  1888,  p.  17;  Vol.  II,  1890,  p.  283;  Forbes,  I9th  Rep. 
nox.  benef.  Insects  Illinois,  1896,  p.  190—204,  2  pls. ;  Webster,  U.  S.  Dept.  Agric, 
Div.  Ent.,  Bull.  6,  N.  S.,  1896,  p.  68;  Quaintance,  ibid.  Bull.  26,  1900,  p.  36;  Marlatt, 
ibid.  Circ.  50,  2d  ed.,  1908. 

'')  Koppen,  Die  schädl.  Insekt.  Rufslands,  St.  Petersburg  1880,  S.  87—88;  Heath, 
Biol.  Bull.  Woods  Holl  Vol.  4,  1902,  p.  44—63,  2  figs. ;  Mokrzhetski,  (Verzeichnis  der 
in  Rufsland  an  Weinreben  gefundenen  Tiere;  russ.),  St.  Petersburg  '•903;  Combes, 
Le  Cosmos,  N.  S.,  T.  53,  1905,  p.  199—202,  3  figg;  de  Se.vbra,  1.  c. 

8)  SiLVESTRi,  Allg.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  7,  1902,  S.  338;  Ridley,  Agr.  Bull.  Straits 
Feder.  Malay.  Stat.  Vol.  4,  1905,  p.  159—160. 

»)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  8,  1897,  p.  297—302.  1  PI.;  Repr.: 
Ann.  Mag.  nat.  Hist.  (7)  Vol.  20,  p.  483—487 ;  French,  Handbook  of  destruct.  Insects 
of  Victoria,  Vol.  2,  1893,  p.  137—144,  PI.  32,  hier  T.  australis  Walk,  genannt. 


236  Copeognatha.  —  Trichoptereu,  Köcherfliegen. 

T.  (C.)  marabitanus  Hag.^).     Brasilien;  Kautschukbäume. 

T.  bellieosus  Smeatlim.  *")  (fatale  Fabr.).  Afrika ;  schädlich  an 
Bäumen  in  Arabien. 

T.  fatalis  König ^^).  Ceylon,  Ostindien;  an  Wurzeln  und  Wurzel- 
hals von  Kaffee  und  Tee. 

T.  obesus  Ramb.  ^^).  Indien;  an  den  verschiedensten  Bäumen, 
Sträuchern  und  Kräutern. 

T.  Redemanni  Wasm.  ^^).     Ceylon. 

T.  taprobanes  Walk.  ^*).  Indien,  Ceylon;  schädlich  an  den  ver- 
schiedensten Pflanzen.  Nach  Maxwell-Lefroy  identisch  mit  T.  obesus 
Ramb. 


Copeo 


giiatha. 


Fühler  borstenförmig.  Tarsen  zwei-  bis  dreigliedrig.  Hinterende 
ohne  Raife. 

Die  Tiere  der  einzigen  Familie  Psocideu  oder  Holzläuse  finden 
sich  auf  den  verschiedensten  Pflanzen  und  Pflanzenteilen,  wo  sie,  soviel 
man  bis  jetzt  weils,  von  zerfallendem,  feuchtem  Pflanzengewebe  und  von 
Pilzen,  namentlich  deren  Sporen  leben.  So  stehen  sie  schon  lange  im 
Verdacht,  die  Rostpilze  zu  übertragen,  und  J.  Scott  ^)  glaubte  feststellen 
zu  können,  dafs  Caecilius  üavidus  Curt.  den  Lärchenkrebs,  Pezisa 
WülJyommii,  übertrage.  Die  Eier  dieser  Holzlaus  finden  sich  in  Mengen 
zwischen  den  Ritzen  der  von  Krebs  befallenen  Lärchenstellen. 


Trichopteren,  Köcherfliegen. 

Mottenähnlich.  Fühler  lang,  borstenförmig.  Flügel  gxofs.  Ver- 
wandlung vollkommen.  Larven  mit  beifsenden  Mundwerkzeugen  und 
Tracheenkiemen,  meist  im  Wasser  in  aus  Fremdstoffen  angefertigten 
Gehäusen ,  omnivor ,  zum  Teil  mehr  karni- ,  zum  Teil  mehr  herbivor. 
Besonders  die  Larven  der  Limnopliiliden  ziehen  Gewebeteile  von 
Phanerogamen  vor. 

Die  Larven  von  Limiiophllus  flavieornis  F.  wurden  in  England 
schon  wiederholt  schädlich  dadurch ,  dafs  sie  in  Züchtereien  von 
Brunnenki'esse  die  Basis  der  Pflanzen  durchfrafsen,  so  dafs  die  Spitzen 
mit  dem  Wasser  abtrieben.  Theobald  ^)  rät,  im  Herbst  das  Wasser  ab- 
laufen und  die  Becken  zwei  bis  drei  Wochen  abtrocknen  zu  lassen. 
Vögel,  besonders  Spatzen  suchen  sich  dann  die  Larven  heraus.  Auch 
Fische  sind  guter  Schutz.  Die  Imagines  lassen  sich  leicht  am  Licht 
fangen. 


9)  Su-vESTRi,  1.  c.  S.  ;3;33— 334. 

10)  Theobald,  I  Eep.,  London  1903,  p.  159. 

11)  Green,  Ins.  Life  Vol.  I,  1888,  p.  293. 

12)  Maxwell-Lefroy,  Mem.  agric.  Dept.  Pusa,  Vol.  I,  1907,  p.  126,  fig.  10—11. 
")  Green,  Trop.  Agric    Vol.  24,  1905. 

")  CoTES  und  SfEBBiNG,   Indian.  Mus.  Notes  1889—1903;    Watt  und  Mann,  The 
Pests  and  blights  of  the  Tea  plant,  2d  ed.,  Calcutta  1903,  p.  322—347. 

1)  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  14,  1907,  p.  651—554,  4  figs. 

2)  Theobald,  Rep.   1894,  p.  11;  Rep.  1905/06,  p.  85—86. 


Lepidopteren,  Schmetterlinge. 


Lepidopteren,  Schmetterlinge. 


237 


Körper  dicht  mit  mehr  oder  weniger  zu  Schuppen  umgebildeten 
Haaren  bedeckt.  Kopf  (Fig.  168)  beweglich  eingelenkt.  Fazett äugen 
grofs,  vorstehend;  zuweilen  zwei  schwer  sichtbare  Punktaugen  vor- 
handen.    Mundteile    saugend;    die   Aufsenladen   der  Unterkiefer   zu 


Fig.  168.     Kopf  und  Rüssel  einss  Sctmetterlinges  (Pieris  brassicae  L.) 
/  von  der  Seite  mit  Rüssel,  Palpen  und  Fühlern,  5  Rüsselstück  im  Querschnitt,  ii  von  der  Seite  (vergr.) 

(aus  Lampert). 


Fig.  169.    Schemata  des  Flügelgeäders  der  Schmetterlinge  mit  den  gebräuchlichsten 
Bezeichnungen  der  Adern  (aus  Sharp). 

dicht  gegliederten  Halbrinnen  verlängert,  die  sich  zu  einem  Rüssel 
(einer  Rollzunge)  zusammenlegen,  dessen  oberflächliche  Dörnchen  zum 
Au'ritzen  der  Nektarien  dienen-,  in  der  Ruhe  ist  er  nach  imten  zu- 
sammengerollt, seitlich  von  den  grofsen  dreigliedrigen,  oft  buschig  be- 
haarten Lippentastern  (Palpen)  begrenzt-,  alle  anderen  Teile  rudimentär. 
Fühler  vielgliedrig,  sehr  verschieden  gestaltet,  oft  geschlechtlich  ver- 
schieden. Brustringe  verschmolzen;  erster  sehr  klein,  zweiter  am 
gröfsten.     Flügel  (Fig.  1(39)  bunt,  gleichartig,  selten  rudimentär  oder 


238 


Lepidopteren,  Schmetterlinge. 


(nur  bei  Weibchen)  fehlend;  die  Randschuppen  manchmal  zu  vor- 
stehenden, die  Flügelfläche  vergröfsernden  Fransen  verlängert.  Die 
ausgespamiten  Flügel  meist  jederseits  verbunden;  entweder  durch  einen 
sich  von  dem  Vorderflügel  auf  den  hinteren  legenden  Haftlappen 
(jugum)  oder  durch  eine  Haft  börste  (frenulum)  des  Hinterflügels,  die 
in  eine  Tasche  (retinaculum)  des  Vorderflügels  greift.  Beine  zart, 
schwach:  Schienen  bedornt;  Tarsen  fünfgliedrig ,  mit  zwei  Klauen. 
Hinteriei^b  neunringelig,  endet  öfters  in  Haarschopf. 


Jriist 


/finierleid 


XopfMciensc^ild 


driislfä/se  ^yti^men.  ^aackfü/se 


JVachschieäer 


Fig.  170.     Schmetterlingsraupe,  schief  von  links  oben  gesehen 
(nach  Maxwell-Lepeoy). 

Speiseröhre  lang,  mit  gestieltem,  seitlichem  Saugmagen  (Kröpfe) ; 

zwei  bis  sechs  Malpighische  Röhren.     Ovarien  bilden  jederseits  vier 

lange,  vielkammerige  Eiröhren ,  Hoden  einen  unpaaren,  meist  lebhaft 

gefärbten  Körper. 

Eierlegend.     Parthenogenese    bei    einigen   Arten    regelmäfsig,    bei 

anderen  ausnahmsweise.  Oft  Geschlechts-,  auch  Saison-Dimorphismus. 

Imagines  meist  kurzlebig;  einige  überwintern  indes. 

Metamorphose  vollkommen.     Raupe  (Fig.  170)  walzig,  weich, 

nur   mit   harter  Kopf  kapsei,    zwölfringelig   (aufser  Kopf).     Meist  bunt. 

Mundwerkzeuge  kauend  (kräftige  Mandibeln)  (Fig.l7 1).  Fühler  dreigliedrig. 

Vier  oder  sechs  Punktaugen.  Beine  fünf- 
gliedrig, mit  Klauen  (Fig.  172  a);  daneben 
zwei  oder  fünf  Paare  ungegliederter  Affcer- 
füfse,  am  dritten  bis  sechsten  und  letzten 
(„Nachschieber")  Hinterleibsringe.  Sie 
enden  bei  frei  lebenden  Raupen  mit  huf- 
eisenförmiger Doppelreihe  von  Häkchen 
(Klammerfüfse  [Fig.  172?>]),  bei  in 
Pflanzen  oder  der  Erde  lebenden  und  bei 
den  Kleinschmetterlingen  mit  einer  ge- 
schlossenen Doppelreihe  solcher  (K  r  a  n  z  - 
füfse  [Fig.  172  c]).  An  der  Unterlippe  mün- 
den gemeinsam  paarige  Spinndrüsen  aus. 


Fig.   171.     Kopf  einer  Raupe 

/  von  oben,  2  von  unten 
(aus  Lampekt). 


Fig.  172.     Eaupenfüfse 

Biustfufs  mit  Klaue,  h  Klammer-,  c  Kranzfufs 
(aus  Judeich  u.  Nitsche). 


Lepidopteren,  Schmetterlinge.  23C) 

Oesophagus  (Fig.  173)  sein-  kurz,  Magen  sehr  grofs.  Mit 
wenigen  Ausnahmen  Pflanzen  fressend ;  nur  der  saftige  Teil  der  Nahrung 
wird  verdaut ;  ihre  festen  Bestandteile  gehen  gröfstenteils  als  trockene, 
charakteristisch  geformte  Exkremente  wieder  ab.  —  Innere  G  e  - 
schlechtsorg  an  e  schon  deutlich  erkennbar. 

Die  Puppe  ist  im  allgemeinen  das  am  längsten  lebende  Stadium 
der  Schmetterlinge  und  aus  diesem  Grunde  mit  einer  festen,  harten 
Chitinhaut  als  Schutz  gegen  Vertrocknen  bedeckt.  Nahrung  nimmt 
sie  nicht  auf,  wohl  aber  Wasserdampf.  Nicht  selten  spinnt  sich  die 
Raupe  erst  in  einen  Kokon  ein,  bevor  sie  sich  verpuppt. 

Die  Schmetterlinge  selbst  sind  phytopathologisch  ohne  Bedeutung. 
Sie  sind  durch  Vermittlung  der  Blütenbestäubung  öfters  nützlich.  Da- 
gegen gehören  die  Raupen  zu  den  schädlichsten  aller  Tiere. 


Fig.  173.     Darmkanal  nebst  Anhängen  einer  Raupe  (Dendrolimus  pini  L.) 

a  Speichel-,  a'  Spinndrü',e,  h  Schlund,  c  Mittel-,  h  Dünn-,  k  Mastdarm,  i  Harngetäl'se 

(nach  SucKüw;  avis  Ecksiein). 

Weitaus  die  meisten  Raupen  fressen  äufserlich  an  den  Pflanzen, 
einzeln  oder  in  Gesellschaften,  frei  lebend  oder  in  Gespinsten.  Nur 
wenige  bohren  im  Innern  von  Pflanzenteilen;  Minierraupen  sind  unter 
den  Kleinschmetterlingen  jedoch  nicht  selten.  Einige  wenige  Raupen 
sind  Fleisclifresser. 

Die  Feinde  der  Schmetterlinge  und  Raupen  sind  zahlreich;  von 
ersteren  sind  es  namentlich  Vögel,  die  im  allgemeinen  auch  zu  den 
wichtigsten  Feinden  der  Raupen  gehören,  wenn  auch  viele  der  letzteren 
durch  widrigen  Geschmack  oder  Geruch  oder  durch  Borsten-  oder 
Brennhaare  vielen  Vögeln  widerlich  sind.  Andere  Insekten,  Spinnen, 
kleinere  Säugetiere  stellen  ebenfalls  Raupen  nach,  und  die  Zahl  der 
Parasiten  letzterer  ist  Legion,  wobei  manche  Parasiten  auf  bestimmte 
Raupenarten  angewiesen,  andere  polyphag  sind.  Auch  den  Eiern 
stellen  Parasiten  und  Feinde  aus  dem  Reiche  der  Arthropoden,  nament- 
lich aber  auch  wieder  kleinere  Vögel  (Meisen  und  Verwandte)  nach. 

In  bezug  auf  Witterung  verhalten  sich  die  Falter  verschieden. 
Während  z.  B.  die  Frostspanner  erst  bei  niederer  Temperatur  zu  fliegen 
beginnen,  sind  die  meisten  Tagfalter  durchaus  auf  gröfsere  Wärme  an- 
gewiesen. Den  Raupen  wird  namentlich  nasses  Wetter  verderblich, 
weil  sich  dann  ansteckende  Pilzkrankheiten  in  ihnen  entwickeln,  wäh- 
rend grofse  Kälte  den  überwinternden  Raupen  und  Puppen  eher  förder- 
lich als  schädlich  ist. 

Die  Bekämpfung  der  Raupen  ist  in  hohem  Grade  von  der  ge- 
nauen Kenntnis  ihrer  Lebensweise  abhängig.  Wohl  am  häufigsten  führt 
richtig  angewandte  Spritzung  mit  Arsenmitteln  zum  Ziele. 


240  Microlepidopteren,  Kleinsclimetterlmge. 

Im  einzelnen  ändert  die  Lebensweise  so  sehr  ab,  dals  allgemeine 
Angaben  darüber  keinen  Zweck  haben.  Bei  den  einzelnen  Gruppen 
wird  das  Nötige  angeführt  werden. 

Die  etwa  5U00O  bekannten  Arten  werden  in  zahlreiche  Familien 
eingeordnet.  Eine  einheitliche  Zusammenfassung  dieser  zu  gröfseren 
Gruppen  ist  noch  nicht  zustande  gekommen;  fast  jeder  Lepidopterologe 
hat  sein  besonderes  System;  auch  bezüglich  der  Verwandtschaft  der 
verschiedenen  Familien  sind  die  Ansichten  noch  sehr  geteilt.  Wir 
werden  uns  daher  hier  vorwiegend  an  die  alte  Einteilung  halten  in 
Klein-  und  Grofsschmetterlinge  ^). 

Microlepidopteren,  Kleiiischmetterlinge. 

Fühler  lang,  borstenförmig,  Hinterflügel  mit  Haftborste  und  in  der 
Regel  mit  drei  Dorsaladern.  Hinterschienen  mit  doppeltem  Sporen- 
paare.    Raupen  gewöhnlich  mit  Kranzfüfsen  an  den  Bauchbeinen. 

Hierher  stellte  man  früher  als  vier  Familien  die  Pterophoriden, 
Tineiden,  Tortriciden  und  Pyraliden.  Neuerdings  hat  man  namentlich 
die  Tineiden  in  eine  ganze  Reihe  kleinerer  Familien  aufgelöst,  von 
denen  nur  einige  hier  zu  erwähnen  sind^). 

Tineiden,  Motten,  Schaben. 

Kopf  ganz  oder  doch  im  Nacken  abstehend  behaart.  Palpen  deut- 
lich. Flügel  lang  gefranst.  Vorderflügel  gestreckt  mit  zwölf,  elf  oder 
zehn  Rippen.  Ast  sieben  und  acht  gesondert.  Rippe  1  a  wurzelwärts 
stark  gegabelt.  Hinterflügel  breit,  an  der  Wurzel  des  Vorderrandes 
nicht  erweitert,  mit  geschlossener  Mittelzelle  und  acht  oder  sieben 
Rippen.  —  Raupe  in  mit  Seide  ausgesponnenen  Säcken  oder  in  seidenen 
Röhren.     Puppe  dringt  aus  dem  Sacke  fast  ganz  hervor. 

Incurvaria  Hw. 

Kopf  abstehend  behaart.  Ohne  Nebenaugen.  Fühler  kürzer  als 
Vorderflügel.  Palpen  fadenförmig,  das  Mittelglied  am  Ende  mit  Haar- 
borsten, das  Endglied  nackt,  Nebenpalpen  vielgliedrig,  eingeschlagen. 
Yorderflügel  mit  Anhangszelle  und  zwölf  gesonderten  Rippen ,  fünf 
Äste  in  den  Vorderrand. 

I.  eapitella  Gl.  ^).  Vorderflügel  dunkel  gelbbraun,  purpurn  schim- 
mernd, eine  vorn  verengte,  abgekürzte  oder  unterbrochene  Binde  vor 
und  zwei  grofse  Gegenflecke  hinter  der  Mitte  weifslichgelb ;  13 — 15  mm 
Flügelspannung.  Raupe  zuerst  rot,  dann  gelblich,  zuletzt  olivengrün, 
mit  kleinem,  glänzend  schwarzem  Kopfe,  7 — 8  mm  lang.  Nörd- 
liches Europa,     Der  Falter   legt  Ende  Mai  je  zwei  Eier  in  die  jungen 


^)  In  Anordnung  und  Synonymie  halten  wir  uns  im  allgemeinen  an  Staudinger 
und  Rebel,  Katalog  der  Lepidopteren  des  paläarktischen  Faunengebietes,  3.  Aufl. 
Berlin  1901,  8**,  und  an  Dyar,  A  list  of  North  American  Lepidoptera.  Bull.  ü.  S, 
Nation.  Mus.  Nr.  52,  1902. 

-)  In  bezug  auf  Merkmale  folgen  wir  in  erster  Linie  Heinemann,  Die  Schmetter- 
linge Deutschlands  und  der  Schweiz ,  systematisch  bearbeitet ,  Braunschweig 
1859—1876. 

3)  CiiAPMAN,  Ent.  month.  Mag.  (2)  Vol.  3  (28),  1892,  p.  297—300;  Eitzema  Bus, 
Tijdschr.  Plantenz.  D.  3,  1897,  p.  161—164;  D.  13,  1907,  p.  59-60;  Okmerod,  Handbook, 
1898,  p.  71—75,  figs.;  Schöyen,  Berettelse  over  1899,  p.  31;  Collinge,  Report  for  1905^ 
p.  34—35,  figs.  18—19;  Theobald,  Rep.  1905/06,  p.  59—60,  Fig.  14. 


Tineiden,  Motten,  Schaben. 


241 


Früchte  der  Ribes-Arten.  Die  Räupclien  fressen  die  Samen  aus,  manch- 
mal noch  die  einer  zweiten  Frucht,  so  dafs  die  Beeren  frühreif  werden. 
Ende  Juni  verläfst  die  2  mm  grofse  Raupe  die  Beere  und  verspinnt 
sich  an  einem  Zweige  in  weii'shchem  Kokon,  in  dem  sie  bis  zum 
nächsten  Frühjahre  ruht.  Dann  dringt  sie  in  junge  Blatt-  oder  Bh'iten- 
knospen,  die  sie  ausfrifst,  und  von  da  ins  Mark  der  jungen  Triebe, 
deren  Spitze  zu  welken  beginnt.  Anfangs  Mai  verpuppt  sie  sich  zwischen 
Blättern ,  an  einem  Zweige  oder  in  der  Erde ;  Mitte  Mai  entschlüpft 
die  Motte.  —  Bekämpfung:  Verbrennen  der  befallenen  Beeren  und 
Triebe;  im  Winter  Spritzen  mit  Petroleumemulsion,  Seifenbrühe  oder 
ähnlichem.  —  Namentlich  in  Norwegen,  Holland  und  England  schädlich, 
nicht  selten  nahezu  alle  Knospen  der 
Sträucher  zerstörend. 

I.  (Lampronia)  rubiella  Bjk.  ^)  (Fig. 
174).  Vorderflügel  dunkelbraun,  überall 
gelb  punktiert,  mit  vier  goldgelben  kleine- 
ren Flecken  am  Vorderrande  und  zwei 
gröfseren  am  Hinterrande.  Raupe  flach, 
dunkelrot  mit  lichteren  Einschnitten  ;  Kopf 
klein,  braun.  Brustfüfse  braun.  Der  Falter 
fliegt  von  Mai  bis  Juli  (zwei  Brüten?) 
und  legt  seine  Eier  in  die  offenen  Blüten 
der  Him-  und  Brombeeren.  Die  Raupe 
lebt  im  Sommer  in  dem  Fruchtboden  der 
Früchte,  ohne  diese  irgendwie  zu  schä- 
digen. Bei  ihrer  Reife  bohrt  sie  sich 
nach  aufsen  und  verspinnt  sich  in  einem 
Kokon  am  Stamme  oder  in  der  Erde.  Im 
nächsten  Frühjahre  bohrt  sie  sich  durch 
die  Knospen  in  das  Mark  junger  Triebe 
oder  von  Zweigen  vorjähriger  Stengel.  Ver- 
puppung in  feinem,  weifsem  Kokon 
an  Blättern  usw.  Bekämpfung:  Ver- 
brennen der  befallenen  Triebe  bzw.  der 
durch  Kotauswurf  erkennbaren  befallenen 
Knospen. 

I.  peetinea  Hw.  (tumorifica  Amerl.). 
Nach  Schenkling-Preyot  ^)  soll  die  Raupe 
•im  Splinte  junger  Birkenzweige  wohnen, 
die  dadurch  verkrüppeln,  und  bei  stär- 
kerem Befalle  der  ganzen  Krone  eine  zerzauste,  zerstreute  Form  geben. 
Normalerweise  miniert  die  Raupe  von  I.  peetinea  kleine  runde  Flecke 
in  verschiedenen  Laubblättern,  die  sie  nachher  herausschneidet. 


Fig.  174.    Incurvaria  rubiells 
(nach  Collinge). 


Acrolepia  Gurt. 

Palpen  mäfsig  lang,  fadenförmig,  anliegend  beschuppt.  Zunge_  ge- 
rollt. Vorderflügel  mit  einer  Anhangszelle  und  zwölf  Rippen,  Rippe 
la  wurzelwärts  gegabelt;  vier  Äste  in  Vorderrand,  Ast  sieben  und  acht 
gesondert.     Raupen  minierend. 


')  Chapman,  Ent.   month.  Mag.  (2)  Vol.  2  (27),  1891,  p.  169,  198;   Okmekod,  1.  c, 
p.  206—210,  figs.;  CuLLiNGE,  Report  f.  1903,  p.  13. 

2)  111.  AVochenschr.  Ent.  Ed.  2,  1897,  S.  661-664,  Taf. 

Sorauer,  Handbucli.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  16 


242  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlmge. 

Aerolepia  asseetella  Zell,  (betulella  Ort.)  Lauehmotte  ^).  Vorder- 
flügel dunkel  graubraun,  Saum  heller  bestäubt,  mit  weiisem  dreieckigen 
Fleck  am  Innenrande.  Kopfhaare  dankelbraun.  Raupe  gelblichweifs, 
grünlich;  Kopf  ockerfarben;  Ringe  punktiert.  Sie  frifst  in  den  hohlen 
Blättern  der  Allium-Arten,  namentlich  von  Lauch  und  Zwiebel.  Bei 
ersterem  durchbohrt  sie  den  ganzen  Kopf,  so  dafs  bei  stärkerem  Be- 
falle die  ganze  Pflanze  eingehen  kann.  Im  übrigen  zerfrifst  sie  be- 
sonders das  Herz  der  Pflanzen.  Bei  Paris  soll  sie  auf  den  Hügel- 
ländern 30 — 50,  selbst  75%  Verlust  bewirkt  haben,  in  der  Ebene  nur 
5 — 20  ^'o.  Im  Herbste  findet  man  sie  auch  zahlreich  in  den  Blüten- 
köpfen, die  Samenernte  zerstörend.  Die  Verpuppung  findet  an  der 
Pflanze  in  lockerem  Gespinste  mit  sechseckigen  Maschen  statt.  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  zwei  Brüten;  die  Raupe  der  ersten  in  Juli 
und  August,  die  der  zweiten  in  September  und  Oktober.  Die  "Weibchen 
der  zweiten  Brut  scheinen  zu  überwintern.  Decaux  empfiehlt  als  Gegen- 
mittel, die  umgesetzten  Pflänzchen  nach  drei  Wochen  mit  Rufs  zu  be- 
häufeln und  dies  nach  weiteren  acht  Tagen  zu  wiederholen.  Am 
besten  dürfte  es  sein,  die  la-anken  Pflanzen  vorsichtig  aus  der  Erde  zu 

nehmen  und  zu  vernichten.  —  Fast 
immer  in  Gesellschaft  von  Fliegen- 
maden. 

Ocliseuheimeria  Hb. 

Kopf  mid  Palpen  mit  dichten 
und  langen,  am  Ende  verdickten 
Haaren.  Fühler  kurz ,  Augen  sehr 
klein.  Ohne  Nebenpalpen.  Vorder- 
flügel lang,  gleichbreit,  mit  elf, 
zehn  oder  neun  Rippen ;  Mittelzelle 
Fig.  175      Ochsenheimeria  taurella        g^j^^.    ]  j^-  j    i^^^„    gegabelt, 

(nach  Hkhkich-Schäpfeu).  Hinterleib   flach ,    lang  vorgestreckt. 

O.  taurella  Schiff.  ^)  (Fig.  175).  Vorderflügel  gelbbraun,  dunkler  ge- 
mischt und  bestäubt.  Hinterflügel  bis  über  die  Mitte  weifs,  am  Saume 
braun.  Fühler  in  Wurzelhälfte  durch  schwarze  Schuppen  verdickt. 
7  mm  lang,  13  mm  Flügelspannung.  Raupe  zuerst  grünlich  oder  gelb- 
lich mit  braunem  Längsstreifen  auf  Rücken,  später  beingelb  mit  dunklem 
Kopfe,  17 — 21  mm  lang.  Der  im  Juli  fliegende  Falter  legt  seine  Eier 
einzeln  an  Gramineen.  Besonders  an  Winterroggen  schädlich.  Die  Raupe 
frifst  sich  ins  Herz  der  Pflanzen,  wo  sie  die  jungen  Teile  zerstört.  Be- 
fallene junge  Roggenpflanzen  sind  meist  auffällig  verdickt,  das  Herz- 
blatt zusammengedreht  und  vergilbt.  Hier  überwintert  die  Raupe.  Im 
Frühjahre  steigt  sie  in  die  Höhe  und  nagt  den  Halm  über  dem  obersten 
Knoten  an  oder  durch,  so  dafs  die  Ähre  vergilbt  (totale  Weifs ährigkeit) 
und  der  oberste  Halmteil  sich  leicht  aus  der  Scheide  ziehen  läfst.  Hier 
findet  die  Verpuppung  im  Juni  statt.  Der  Schaden  ist  um  so  gröfser, 
als  die  Raupe  ständig  von  einer  Pflanze  zur  anderen  wandert.  Be- 
kämpfung ist  kaum  möglich. 


1)  Decaux,  Feuille  jeun.  Nat.  T.  17,  1887,  p.  136—137;  Sorhagen,  Allgem.  Zeitschr. 
Ent.  Bd.  7,  1897,  S.  21. 

2)  Gallus,  Stettin,  ent.  Zeitg.  Jahrg.  26,  1865,  S.  352—354;  Reuter,  E.,  Act.  Soc. 
Fauna  Flora  fennica  Bd.  19,  Nr.l,  1900,  p.  32—34;  ibid.  Bd.  26,  Nr.  1,  1904,  p.  53—54. 


Deudroneuriden.     Nepticuliden.     Lyonetiiden.  243 

Dendroiieuriden. 

Dendroneura  saeehari  Boy. ').  Die  Raujoe  benagt  in  Brasilien 
die  Rinde  von  Zuckerrohr  und  anderen  Kultur-  und  wilden  Pflanzen, 
namentlich  bereits  anderweitig  erkrankten.  An  jungem ,  eben  hervor- 
sprielsendem  Zuckerrohr  ist  der  Schaden  nicht  unbedeutend. 

Nei)ticulideii. 

Kopf  abstehend  behaart.  Ohne  Nebenaugen.  Maxillarpalpen  lang, 
fadig,  mehrgliedrig.  Labialpalpen  hängend.  Fühler  kürzer  als  Vorder- 
flügel, mit  verbreitertem  AVurzelgliede  (Augendeckel).  Vorderflügel 
ohne  geschlossene  Mittelzelle;  Dorsalader  einfach.  Hinterflügel  schmal 
lanzettlich,  ohne  Mittelzelle. 

Die  in  zwei  Brüten  auftretenden  Raupen  der  Nepticula- Arten  (etwa 
130  in  Europa)  minieren  in  Blättern  von  Bäumen,  Sträuchern  und 
Kräutern  fast  ausschliefslich  geschlängelte  Gänge  mit  einer  Kotlinie  in 
der  Mitte.  Die  in  kleinem,  kotfreiem  Flecke  endenden  Gänge  können 
gerade,  gebogen,  gebrochen  oder  selbst  so  konzentrisch  gewunden  ver- 
laufen, dafs  sie  Platzminen  vortäuschen,  aber  immer  an  der  konzentrisch 
gewundenen  Kotlinie  erkenntlich  sind.  Nur  wenige  Arten  machen  Platz- 
minen. Die  Raupen  verlassen  die  Minen  oberseitig  und  verpuppen 
sich  in  ziemlich  festem  Kokon  an  der  Rinde.  —  Nur  bei  sehr  massen- 
haftem Auftreten  können  diese  Räupchen  schaden.  Die  der  zweiten 
Brut  von  N.  serieopeza  Zell,  sind  forstlich  nicht  unwichtig,  da  sie  Ahorn- 
samen ausfressen.     Gute  Rindenpflege  hält  ihre  Vermehrung  zurück. 

Lyonetiideu. 

Kopf  anliegend  beschuppt,  nur  hinten  aufgerichtete  Haare.  Neben- 
augen und  Nebenpalpen  fehlen.  Fühler  mit  erweitertem  Wurzelgliede, 
lang,  dünn.  Y^rderflügel  zugespitzt,  sieben  bis  acht  Rippen.  Die 
Mehrzahl  der  Äste  mündet  in  Vorderrand;  Die  Falter  sitzen  tagsüber 
an  Stämmen,  mit  etwas  aufgerichtetem  Vorderkörper,  dachförmig  zu- 
sammengelegten Flügeln  und  über  den  Rücken  geschlagenen  Fühlern. 
Die  Raupen  minieren  in  oder  zwischen  zusammengesponiienen  Blättern. 

Opogona  dimidlatella  Zell.  2).  Niederländisch-Ostindien;  Zucker- 
rohr. Die  gelblich  grauen,  10 — 12  mm  langen  Raupen  nähren  sich  im  all- 
gemeinen nur  von  abgestorbenen  Teilen,  dringen  besonders  in  die  Gänge  der 
Bohrer  ein.  Doch  fressen  sie  auch  die  jungen  Wurzeln  dicht  an  der 
Basis  ab.     Schaden,  da  die  Raupen  selten,  unbedeutend. 

Bucculatrix  Zell. 

Vorderflügel  geschwänzt,  mit  schmaler,  langer,  zugespitzter  Mittel- 
zelle, vier  bis  fünf  Ästen  in  den  Vorderrand  und  zwei  bis  drei  in  den 
Saum;  Dorsalrippe  einfach.    Hinterflügel  mit  dreiteiliger  Mittelrippe. 

Während  die  europäischen  Bucculatrix  -  Arten  plwtopathologisch 
belanglos  zu  sein  scheinen,  ist  B.  pomifoliella  Gl.  in  den  nördlichen 
Vereinigten    Staaten    ein   nicht   unbedeutender   Feind    der  Apfelbäume. 


1)  d'Ütra,  Bol.  Inst,  agron.  Campinas  Vol.  10,  1899,  p.  286. 

2)  Deventer,  De  Dierlijke  vijanden  van  het  Suikerriet,  Amsterdam  1906,  p.  165. 

16* 


244 


Microlepidopteren.  Kleinschmetterlinge. 


Die  junge  Raupe  miniert  in  den  Blättern,  die  ältere  friist  diese  vom 
Rande  her  an.  Die  Verpuppung  findet  an  Blättern ,  Früchten ,  mit 
denen  sie  in  grol'sen  Mengen  nach  Deutschland  gelangen,  und 
Zweigen  statt.  Die  Raupe  der  in  den  meisten  Staaten  auftretenden 
zweiten  Brut  überwintert.  Feinde:  Cirropsilus  flavocinctus  Lintn. ,  Efi- 
cyrh(S  huccidatrkis  Lintn. ,  Mesochorus  politis  Prov. ,  Äpanteles  cacoeciae 
Riley  und  Zaporus  sp. ;  ferner  Vögel.  Die  überwinternden  Puppen 
sind  mit  Kontaktgiften  leicht  zu  töten. 

Bueeulatrix  eanadensisella  Chamb.  M  ist  bei  Ontario  einer  der 
schlimmsten  Feinde  der  Birken. 

Cemiostoma  Z.  (Leucoptera  Hb.). 

Kopfschuppen  anliegend,  Fühler  kurz,  mit  mäfsig  grolsen  Augen- 
deckeln. Nebenaugen  und  Palpen  fehlen.  Vorderilügel  geschwänzt; 
Mittelzelle  often  oder  fein  geschlossen,  zwei  bis  drei  Äste  in  den  Vorder- 
rand,    drei  in  den  Saum;    Dorsalrippe    einfach.     Hinterflügel  mit  drei- 


Fig.  176.     Cemiostoma  scitella  (aus  Stainton). 


teiliger  Mittelrippe.  Raupen  in  gTofsen,  flachen,  oberseitigen  Minen 
mit  konzentrischen  Kotlinien;  Verpuppung  aufserhalb  in  weifsem  Seiden- 
kokon. 

C.  seitella  Zell.  2)  (Fig.  176).  Vorderflügel  bleigrau,  glänzend,  hinten 
safrangelb,  mit  zwei  weifsen,  braun  gerandeten  Vorderrandflecken  und 
und  einem  tiefschwarzen  groi'sen  Fleck  am  Innenwinkel  mit  metallisch 
violettem  Querstrich.  5 — 6  mm  Flügelspannung.  Die  zweimal  (nach 
TflEOBALi)  dreimal)  im  Jahre,  im  Juni — Juli  und  im  August — September 
auftretende  Raupe  miniert  in  Apfel-,  Birnen-,  Kirschen-  usw.  Blättern 
durch  konzentrischen  Frais  etwa  ptenniggTolse  oberseitige,  dunkel 
werdende  Flecke.  Wenn  diese  zahlreicher  auftreten  (v.  Schilling  zählte 
49   in   einem  Blatte) ,    können   sie    die  Bäume   so    schwächen ,  dafs  die 


1)  Fletcheu,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  81—82;  Toung, 
S3th  ann.  Rep.  ent.  Sog.  Ontario  1902,  p.  37. 

2)  Woi.ANKE,  Gartenwelt,  Jahrg.  4,  1899—1900,  S.  417—418,  1  Fig.;  v.  Schili.ing, 
Prakt.  Eatir.  Obst-  u.  Gartenbau  1900,  S.  355—356,  1  Fig.;  Ritzema,  B.s,  Tijdschr. 
Plantenz.  jaarg.  8,  1902,  p.  62—63. 


Lyonetiiden.  245 

Früchte  nicht  genügend  ausgebildet  werden.  Die  reife  Raupe  verläfst 
die  Mine  und  verpuppt  sich  im  Sommer  am  Blatt ,  im  Winter  an  der 
Rinde  in  glänzend  weifsem,  an  allen  vier  Ecken  aufgehängtem  Kokon  • 
der  der  zweiten  Brut  überwintert.  Die  Motte  tritt  nur  in  manchen 
Jahren  in  gröfserer  Zahl  auf,  in  anderen  fehlt  sie  fast  gänzlich.  Gute 
Rindenreinigung  im  Winter  tötet  die  Puppen. 

C.  coireella  Staint.  ^)  Kaffeemotte.  Silberglänzend,  mit  dunklem 
Flecke  auf  den  Spitzen  der  Vorderflügel.  Körper  2  mm  lang.  Raupe 
weifslich ,  4 — 5  mm  lang.  In  allen  Kaffee  bauenden  Teilen  der  Erde, 
einer  der  schlimmsten  Feinde  des  Kaffees ,  aber  bis  jetzt  nur  von 
Coffea  arabica  bekannt,  weshalb  Giard  als  ihre  Heimat  das  nördliche 
Afrika  ansieht.  Art  des  Schadens  und  Lebensweise  wie  bei  voriger, 
nur  dafs  die  Brüten  sich  in  den  warmen  Klimaten  rascher  folgen,  und 
dafs  die  Verpuppung  in  Blattfalten  statt- 
findet. Die  Krankheit  wird  von  den 
verschiedenen  Völkern  in  ihren  Landes- 
sprachen „Rost"  genannt ,  die  Motte 
von  den  englisch  sprechenden  „tvhite  ßy^\ 
Als  Feinde  fand  Mann  einen  Pilz,  ferner 
Euloplms  cemiostomatis  und  Exothecus  le- 
thifer.  Giard  beobachtete  auf  Reunion 
eine  andere  Eulophus- Art  und  einen 
Apanteles.  Alle  diese  sollen  aber  nach 
BORDAGE  keine  spezielle  Parasiten  sein. 
Eine  Bekämpfung  erscheint  sehr 
schwierig:  Sammeln  der  befallenen 
Blätter,  vielleicht  Fanglampen  oder  Be- 
spritzen der  mit  Puppen  besetzten 
Blätter  mit  Petroleumemulsion.  Im 
Schatten  oder  dicht  beieinander  stehende 
Bäume  werden  mehr  befallen  als  frei 
wachsende,  kleine  mehr  als  grol'se. 

Lyonetia  Hb.  Yig.  m.    Mine  und  Puppengespinst 

Kopf  hinten  mit  aufgerichteten  ^'^n  Lyonetia  clerkella  am  Apfel- 
TT             ^                          1-            Tili  blatt  (nat.  Gr.). 

Haaren ,     vorn      anliegend      beschuppt. 

Nebenaugen  fehlen.    Fühler  so  lang  wie 

Vorderflügel.  Diese  schmal  mit  langer  Mittelzelle,  drei  Äste  zum 
Vorderrande ;  Dorsalrippe  wurzelwärts  gegabelt.  Raupen  1(3  füfsig, 
minieren  in  Blättern  von  Holzgewächsen.  Puppen  in  einem  zwischen 
Seidenfäden  aufgehängten  Gespinste.  Meist  zwei  Brüten;  die  Falter 
der  letzten  überwintern. 

L.  clerkella  L.  ^).  Vorderflügel  silberweifs  bis  braungrau.,  mit 
einem  braunen  Längsflecke ,  braunen  Querstrichen  der  Vorderfransen, 
brauner     Spitze     und     schwarzem     Punkte     vor     dem     schwärzlichen 


1)  Mann,  Amer.  Natur.  Vol.  6,  1872,  p.  332—341,  596—607,  2  Pls.,  2  figs. ;  Giard, 
Bull.  Sog.  ent.  France  1898,  p.  201—203;  Zimmermann,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch. 
Deutsch  -  Ostafrika  Bd.  1,  S.  359—364,  Taf.  4,  Fig.  2—6,  1903;  Cook,  U.  S.  Dept. 
Agric,  Bur.  Ent,  Bull.  52,  1905,  p.  28,  97—99;  Tellez,  Com.  paras.  agr.  Mexico, 
Circ.  36,  1906. 

2)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1896,  S.  622  —  623,  5  Fig.; 
Goethe,  Ber.  Geisenheim  1897/98,  S.  25—28,  Fig.  6—8;  Theobald,  2dRep.,  1904, 
p.  37 — 41,  figs.  4  a — c. 


246  MicrolepidoptereH,  Kleiuschmetterlinge. 

Schwänzchen.  3  mm  lang,  8  mm  Flügelspannung.  Räupchen  grünlich 
glasartig,  deutlich  eingeschnürt;  Kopf  braun;  Brusttüfse  schwarz; 
5  mm  lang.  Zwei  Brüten;  in  den  Blättern  von  Obstbäumen,  Weii's- 
dorn,  Prunus-  und  Sorbus-Arten  und  Birken.  —  Die  Räupchen  minieren 
im  Mai,  Juli — August  oberseitige,  lange,  geschlängelte,  breiter  werdende 
Minen  (Fig.  177 ).  Sie  beginnen  an  der  Mittelrippe,  gehen  auf  den  Blattrand 
zu,  diesen  entlang  und  wieder  zur  Mittelrippe  zurück.  In  der  Mitte  des 
Ganges  eine  zusammenhängende ,  nur  das  Ende  freilassende  Kotlinie. 
Die  Raupe  verläfst  die  Mine  nach  unten  und  verpuppt  sich  gewöhnlich 
an  der  Blattunterseite;  nach  14  Tagen  fliegt  die  Motte  aus.  Der  Falter 
der  zweiten  Brut  legt  seine  Eier  im  Herbste  an  Knospen  oder  über- 
wintert in  Rindenritzen.  —  Theobald  züchtete  einen  Chalcidier-Para- 
siten.  —  An  wertvollem  Buschobst  kann  man  die  befallenen  Blätter 
möglichst  früh  beseitigen,  bzw.  die  darin  enthaltene  Raupe  zerdrücken ; 
an  Hochstämmen  dürfte  gründliche  Reinigung  und  Spritzung  im  Winter 
der  Vermehrung  des  nicht  zu  verachtenden  Schädlings  entgegenwirken. 


Gracilariideii. 

Kopf  abgesetzt,  ohne  Nebenaugen.  Fühler  lang.  Nebenpalpen  lang, 
fadenförmig,  dreigliedrig.  Vorderflügel  langfransig,  mit  11 — 12  Rippen, 
fünf  Äste  in  Vorderrand ;  Dorsalrippe  einfach.  Hinterflügel  lanzettlich, 
sehr  lang  gefranst,  mit  offener  Mittelzelle  und  vier  bis  sechs  Asten. 
Dämmerungstiere.  In  der  Ruhe  stehen  die  Schienen  und  Füfse  der 
vier  vorderen  Beine  fast  senkrecht ,  so  dafs  der  Vorderkörper  aufge- 
richtet ist;  die  Hinterbeine  sind  den  Leib  entlang  ausgestreckt,  die  dach- 
förmigen Flügel  nach  hinten  abwärts  gerichtet,  so  dafs  sie  die  Sitzfläche 
berühren-,  Fühler  dabei  nach  hinten  zurückgelegt.  Raupen  14füfsig;  die 
vierten  Bauchfüfse  fehlen ;  in  der  Jugend  minieren  alle  •,  die  meisten 
verlassen  vor  der  Verpuppung  die  Mine  und  leben  in  umgeschlagenem 
oder  zusammengerolltem  Blatte ,  die  Innenseite  benagend.  Ver- 
puppung in  oder  aufserhalb  der  Raupenwohnung  in  Gespinst.  Ge- 
wöhnlich zwei  Brüten. 

Tischeria  Zell. 

Scheitel  mit  aufgerichteten  Haaren ,  Stirne  anliegend  behaart. 
Fühler  am  "Wurzelgliede  mit  seitlichem  Haarzöpfchen.  Vorderflügel 
mit  fünf  Ästen  in  Vorderrand  und  drei  in  den  Saum.  Hinterflügel  mit 
zweiteiliger  Mittelrippe.  Raupen  mit  1(3  Füfsen,  die  Bauchfüfse  un- 
deutlich; minieren  in  flacher,  grofser,  oberseitiger  Mine,  aus  der  sie 
den  Kot  durch  unterseitiges  Loch  herausschaffen.  Verpuppung  in  der 
Mine  ohne  Gespinst.  Nur  eine  Brut :  Falter  im  Mai  und  Juni,  Raupen 
im  Herbste. 

T.  eomplanella  Hb.  (Fig.  178).  Vorderflügel  dottergelb,  Vorder-  und 
Hinterrand  bräunlich.  Hinterflügel  grau  mit  gelblichen  Fransen.  12  mm 
Spannweite.  Raupe  gelb,  Kopf  und  Afterring  dunkler,  (3  mm  lang;  im 
Herbst  in  gelblichweifsen  Fleckenminen  in  Eichenblättern.  Falter  im 
Mai  und  Juni  (und  im  August?).  Im  Süden  auch  an  Castanea  vesca.  — 
Ratzebukg  ^)  gibt  acht  Schlupfwespen  als  Parasiten  an. 


')  Ichneumonen  d.  Forstinsekt.  Bd.  3,  S.  259. 


Gri-acilariidan. 


247 


T.  malifoliella  Cl.  \).  Nordamerika,  an  Rosaceen  -,  in  vier  Brüten. 
Die  Raupe  beginnt  ihre  Mine  meist  mit  schmalem  Gange ,  der  sich 
später  bedeutend  erweitert ,  so  dafs  die  ganze  Mine  hornförmig  ist ; 
daher  „Trunipet  leaf-mmer" .  Bei  massenhaftem  Auftreten  fallen  die 
Blätter  frühzeitig  ab.  Eine  ganze  Anzahl  primäre  und  sekundäre 
Parasiten  wurde  aus  der  Raupe  gezogen.  Da  die  Raupen  und  Puppen 
der  letzten  Brut  in  den  zu  Boden  gefallenen  Blättern  überwintern, 
sind  sie  durch  deren  Beseitigung  (Untergraben)  zu  vernichten. 

Lithocolletis  Zell. "). 

Scheitel  mit  aufgerichtetem  Haarschopfe.  Stirne  glatt.  Fühler 
einfach.  Vorderflügel  mit  drei  gesonderten  Vorderrandästen  und  zwei 
Ästen  in  den  Saum.      Hinterflügel  mit  zweiteiliger  Mittelrippe.    In  der 


Fig.  178.     Tischeria  complanella  (nach  Stainton). 


Ruhe  Fühler  unter  Flügel  versteckt.  Den  Raupen  fehlt  das  letzte  Paar 
Bauchfüfse;  sie  leben  in  grofsen,  faltig  zusammengezogenen  unter-, 
seltener  oberseitigen  Minen.  Kot  gewöhnlich  an  einer  Stelle  der  Mine 
aufgesammelt.  Wohl  immer  in  zwei  Brüten  auftretend.  Meist  Falter 
im  Mai  und  August,  Raupen  im  Juli  und  September;  zuweilen  ent- 
wickeln sich  die  Falter  der  Herbstbrut  noch  im  Oktober  und  über- 
wintern. Die  Platzminen  gewöhnlich  zwischen  Mittel-  und  zwei  Seiten- 
rippen •,  auf  der  entgegengesetzten  Seite  das  Blatt  an  der  betreffenden 
Stelle  gewölbt.  Andere  Arten  unter  umgeschlagenem  Blattrande  oder 
längs  der  Mittelrippe  auf  beiden  Seiten ,    so  dafs  das  Blatt  zusammen- 


')  Lowe,  N.  Y.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  180,  Geneva  1900,  p.  134—135,  PI.  8, 
fig.  1—4;  QuAiNTANCE,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent,  Bull.  68,  Pt.  3,  1907,  p.  23-30, 
PI-  5,  fig.  9.  „^„     ^  ,. 

2)  Schröder,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  385-388,  625-629,  9  fig.; 
SoRHAGEN,  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  5,  1900,  S.  211-213,  232—233,  248-251,  1  Taf. 


248  Microlepidopteren,  Ivleiuschmetterlinge. 

klappt.  Die  Raupen  monopliag  oder  an  verwandten  Pflanzen,  mehr 
an  Büschen  und  Hecken  als  an  Bäumen  oder  Kräutern.  Verpuppung 
in  oder  aufserhalb  der  Mine. 

Die  Anzahl  der  Arten  ist  eine  sehr  groise;  nicht  wenige  werden 
mehr  oder  minder  lästig  an  Obst-  und  Waldbäumen,  seltener  an  Acker- 
oder Gartenj)ilanzen  (LithoeoUetis  nig-reseentella  Logan  [bremiella 
Frej^]  und  insigrnitella  Zell,  an  Klee,  Luzernen,  Wicken  usw.). 
Europa ,  Nordamerika. 

Bedellia  somnulentella  Zell.  W^lndenmotte.  Raupe  Anfangs 
August,  Ende  September  in  breiten,  flachen,  durchsichtigen,  wiederholt 
gewechselten  Blattminen  an  Winden ,  u.  a.  auch  an  Ijiomoea  purpurea, 
namentlich  wenn  diese  an  einer  Wand  stehen.  Puppe  in  zartem, 
maschigem  Gewebe  an  Blattunterseite.  Falter  grau,  Ende  August, 
Oktober.     Süd-  und  Mitteleuropa,  Nordamerika. 

Ornix  Zell. 

Kopf  oben  wollhaarig.  Palpen  hängend,  glattschuppig,  ohne  Haar- 
schopf.    Raupen  in  zwei  Brüten,  Juli  und  September,  an  Blättern  von 

Laubhölzern ,  zuerst  minierend ,  dann  in 
nach  oben  umgeschlagenem  Blattrande. 
Verpuppung  in  festem  Gespinste  in  oder 
aufserhalb  der  Wohnung.  Falter  Ende 
April  bis  Mai  und  im  Juli. 

O.  gruttea  Hw.  ^).  Vorderflügel  un- 
geschwänzt, violettbraun,  mit  fünf  glän- 
zendweifsen  Fleckchen  am  Vorder-  und 
zwei  desgleichen  am  Linenrande.  Kopf- 
haare rostgelb.  Raupe  häufig  an  Apfel- 
blättern. Verpuppung  aufserhalb. 
Fig.  179.     Gracilaria  syringella  O.    petiolella  Fr.      Vorderflügel    un- 

(nach  Heiii!ich-Schäffeu).  geschwänzt,    dunkel   gelbbraun  mit   zahl- 

reichen gelblichen  Strichelchen  am  Vorder- 
rande. Raupe  im  September  und  Oktober  an  Apfel-  und  Birnblättern, 
zuerst  in  grofser  oberseitiger  weifser  Mine,  dann  zwischen  den  zusammen- 
geklappten und  -gesponnenen  Blatthälften.  Verpuppung  dicht  über  Blatt- 
stiel in  orangegelbem  Kokon. 

O.  prunivorella  Chamb.^)  in  Nordamerika  an  Apfelblättern. 

Gracilaria  Hw. 

Kopf  glatt,  Palpen  ohne  Haarbusch. 

Gr.  syringrella  F.^).  (Fig.  179).  Vorderflügel  gelblich  olivenbraun, 
an  der  Wurzel  weifslich  marmoriert,  mit  unbestimmten  weifslichen 
Querbinden  und  weifslichen  Randflecken.  —  Aus  den  in  der  Erde  in 
weifsem  Gespinste  überwinternden  Puppen  schlüpfen  im  Mai  die  Falter 
der  ersten  Brut  aus-,  sie  legen  ihre  Eier  an  die  Knospen.  Die  Raupen 
dringen   in  die  noch  in  der  Knospenlage  befindlichen  Blätter  ein.     Im 


J)  V.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1898,  S.  348. 

2)  Lowe,  New  York  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  180,  Geneva  1900,  p.  131—134,  PI.  6, 
fig.  4,  5,  PL  7,  fig.  1-5. 

3)  Heeger,  Sitzungsber.  Akad.  Wiss.  Wien,  Math.  nat.  Kl,  Bd.  10,  1853,  S.  17—20, 
Taf.  4;  Amyot,  Annal.  Soc.  ent.  France  (4)  T.  4,  1864,  p.  1—12;  Bail,  30.  Ber.  west- 
preufs.  bot.  zool.  Ver.  1908,  S.  239—254,  Taf.  1—5;  Nat.  Wochenschr.  N.  F.  Bd.  7, 
1908,  S.  548-549,  648—649. 


Gracilarüden.  249 

Juni  verpuppen  sie  sicli  und  entlassen  im  Juli  die  Falter  der  zweiten 
Brut ,  die  bis  in  August  fliegen.  Diese  legen  ihre  Eier  an  die  Unter- 
seite der  Blätter.  Die  Räupchen  bohren  sich  sofort  ein  und  nach  der 
Oberseite  des  Blattes  durch.  Im  Oktober  verpuppen  sie  sich  in  der 
Erde.  Die  Minen  beginnen  schmal,  werden  aber  bald  grois,  blasig  und 
nehmen  oft  die  gröfsere  Hälfte,  selbst  das  ganze  Blatt  ein.  Die  älteren 
Räupchen  verlassen  sie,  gehen  auf  die  Blattunterseite  und  fressen  hier 
oberflächlich,  indem  sie  zugleich  das  Blatt  nach  unten  einrollen  und  zu- 
sammenspinnen (Fig.180).  Der  oft  aufserordentlichen  Umfang  annehmende 
Frafs  soll  indes  nach  wenigen  Jahren  meist  von  selbst  aufhören  bzw.  nach- 
lassen. Zur  Bekämpfung  ist  vorgeschlagen:  die  befallenen  Blätter  ab- 
zupflücken, die  Räupchen  in  den  Minen  zu  zerdrücken,  Fangiampen  und 
Fanggiäser  aufzuhängen,  die  abgefallenen  Blätter  im  AA^inter  tief  unter- 
zugraben  oder   nach  Lockerung   des  Bodens  Hühner  laufen  zu  lassen, 


Fig.  180.  Von  der  Syriugen-Motte  befressenes  und  eingerolltes  Blatt  von  unten  (nat.  Gr.). 

die  die  Puppen  ausscharren.  —  Aufser  an  Syringe  auch  an  Liguster, 
Esche,  Spindelbaum,  Deutzia  crenata  usw. 

Gp.  jugrlandella  Mn.  Vorderflügel  zimmtrot  oder  rostfarben.  Die 
Raupe  ähnlich  wie  die  vorige  in  Blättern  der  AVallnufs.  (Die  Synonymie 
mit  roseipennella  Hb.,  aus  Pteris  und  Chenopodium,  ist  wohl  sehr  un- 
wahrscheinlich.) 

Gr.  onustella  Hb.  Vorderflügel  dunkelpurpurbraun,  mit  weifsgelbem 
Fleck  an  A^orderrand.  Die  Raupe  in  von  der  Spitze  her  eingerollten 
Hopfenblättern.  Die  zweite,  gewöhnlich  am  Hopfen  bemerkbare  Brut 
hat  den  Namen  Gr.  fldella  Rtt.  erhalten. 

Gr.  eoffeifoliella  1)  Motch.  Auf  Ceylon  und  Java  oft  in  un- 
geheueren Mengen  die  Kaflfeeblätter  (Cofifea  arabica  und  liberica)  in  der 
charakteristischen  A\^eise  minierend,  aber  nicht  erheblich   schadend. 


1)  Zimmermann,  Centralbl.  Bakt.  Parasitenkunde  Bd.  5,  1899,  S.  583;  Teysmannia, 
D.  11,  1900. 


250 


Microlepidoptereu,  Kleiiischmetterliuge. 


Gpaeilaria  theivora  ^)  AVals.  Desgleichen  an  Tee  in  Indien 
und  auf  Ceylon.  Raupe  wechselt  öfters  das  Blatt  und  zerstört  dadurch 
mehrere:  Beeinträchtiguug  der  Ernte  daher  recht  bedeutend.  Ver- 
puppung in  Gesjjinst  an  Blatt. 

Elacliistiden. 

Kopf  anliegend  beschuppt;  ohne  Nebenaugen.    Fühler  mäisig  lang. 
Vorderflügel    mit   9 — 11    Rippen-,    4 — 5   Äste    in  Vorderrand,    4 — 3   in 

Saum-,  2 — 3  an  der  Spitze 
auf  gemeinschaftlichem 
Stiele.  Hinterflügel  mit 
5 — 4  Ästen ,  Vorder- 
schienen kürzer  als 
Schenkel.  Falter  fliegen 
abends  ;  Flügel  in  Ruhe 
dachförmig.  Raupen 

minieren ;  Verpuppung 
aufserhalb  der  Mine. 

Elacliista  St. 

Kopf  abgesetzt.  Pal- 
pen lang,  divergierend. 
Vorderflügel  mit  10  bis 
11  Rippen;  vier  Äste  in 
Saum  mündend ;  Ast 
sechs  und  sieben  gestielt; 
Dorsalrippe  einfach. 

Hinterflügel  mit  drei- 
teiliger hinterer  Mittel- 
rippe. Vorderschienen 
kürzer  als  Schenkel. 
Vordere  Sporen  der 
Hinterschienen  vor  der 
Mitte.  —  Zahlreiche  Ar- 
ten, deren  klein-  und 
flachköpfige  Raupen  in 
Gräsern,  gewöhnlich  in 
den  Blättern,  doch  auch 
im  Stiele  minieren.  Die 
Minen  verschieden  lang, 
flach  oder  aufgetrieben, 
durch  den  Kot  stellen- 
weise verdunkelt.  Puppe 
hängt  kopfüber  an  Nährpflanze  oder  liegt  frei  im  Boden.  Raupen 
überwintern  jung  oder  erwachsen.  Falter  im  Mai  und  Juni.  Einige 
Arten  mit  zweiter  Brut,  deren  Raupen  im  Juli,  deren  Falter  im  August.  — 
Eigentlich  schädlich  wird  keine  Art,  zumal  auch  keine  an  Getreide 
vorzukommen  scheint. 


Fig.  181.     Frafs  von  Sackmottenraupeu   an    Unter 
Seite  eines  Ulmeublattes. 


1)  Zimmermann,  Centralbl.  Bakt.  Parasitenkunde  Bd.  8,  1902,  S.  22;  Green,  Trop. 
Agric,  Vol.  20,  1900/01,  p.  371,  448;  Watt  a.  Mann,  Pests  and  blights  of  Tea  plant, 
2cied.  p.  228—232,  figs.  23-25. 


Elachistiden. 


251 


Coleophora  Zell,  Sackmotten  ^). 

Kopf  vortretend,  rundlicli,  Vorderflügel  mit  neun  bis  zehn  Rippen ; 
vier  Äste  in  Vorderrand ;  Dorsalrippe  an  Wurzel  gegabelt.  Vorder- 
scliienen  so  lang  wie  die  Schenkel.  Hinterschienen  behaart  •,  ihre  oberen 
Sporen  merldich  hinter  der  Mitte.  Fühler  in  der  Ruhe  vorgestreckt. 
Die  Raupen  haben  sehr  schwach  entwickelte  Bauchfüfse;  das  letzte 
Segment  ist  ringsum  stark  und  steif  beborstet,  zum  Festhalten  im 
Sacke.  Diesen  verfertigen 2)  sie  entweder  aus  ausgefressenen  ganzen 
oder  fein  verarbeiteten  Blattstück- 
chen oder  aus  feinem  Gespinste. 
Ist  der  Sack  zu  klein  geworden,  so 
wird  er  entweder  vergröfsert  oder 
ganz  erneuert.  Die  Mündung  des 
Sackes  ist  senkrecht  oder  schief  zu 
seiner  Längsrichtung ;  von  ihr  hängt 
dann  die  Richtung  desselben  an  der 
Nährpflanze  ab.  Das  Hinterende  des 
Sackes  wird  durch  zwei  seitliche 
oder  drei  pyramidenförmige  Klappen 
verschlossen;  von  letzteren  ent- 
spricht die  eine  der  Bauchseite  des 
Tieres ;  es  dient  zur  Entfernung  des 
Kotes. 

Das  Leben  der  Coleophoren 
verläuft  im  allgemeinen  folgender- 
mafsen:  Die  Falter  fliegen  von  Mai 
bis  Juli.  Aus  den  einzeln  an  die 
Blätter  gelegten  Eiern  schlüpfen 
nach  kurzer  Zeit  die  Räupchen,  die 
sich  sofort  ins  Linere  der  Blätter 
bohren  und  hier  bis  gegen  Herbst 
unscheinbar  minieren.  ]3ann  ver- 
lassen sie  die  Blätter,  fressen  wohl 
noch  etwas  aufsen  an  ihnen  herum 
und  verfertigen  den  ersten  Sack. 
Mit  seiner  Mündung  spinnen  sie 
sich  in  möglichster  Nähe  der  Knospen 
fest  und  überwintern.  Sie  sind  jetzt 
noch  ganz  klein  und  unscheinbar, 
etwa  Kümmelkörnern  ähnlich.  Ln 
nächsten  Frühjahr  begeben  sie  sich 
an  die  sich  lockernden  Knospen 
und  bohren  sich  an  deren  weichster 
Stelle  senkrecht  in  sie  ein,  aber 
immer  so,  dafs  ihr  Hinterende  noch 

im  Sacke  bleibt.  Da  sie  hierbei  fast  alle  Knospenblätter  durchbohren 
und,  soweit  erreichbar,  zerfressen,  töten  sie  die  Knospen  häufig  ab. 
Sind  die  Blätter  entfaltet,  so  setzen  sie  sich  auf  deren  Unterseite  fest 


Fig.     182.       Von    Coleoph.    bindereih 

Koll.  zerfressener  Erlenzweig, 

7.  Juni  1907. 


>)  Reh,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  Jahrg.  22,  1907.  S.  388-839,  7  Fig. 

2)  Die  Bildung  des  Sackes  beschreiben  namentlich  F.  Thomas,  Mitt.  Thüring. 
bot.  Ver.,  N.  F.  Heft  10,  1891,  S.  10  u.  Heft  5,  1898,  S.  11—12,  und  Slingerlanu, 
Cornell  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  124,  1897,  17  pp.,  2  Pls ,  2  figs. 


252  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

und  minieren  sie  aus,  so  weit  sie  oline  Verlassen  des  Sackes  und  ohne 
stärkere  Nerven  zu  verletzen  gelangen  können.  Dann  verlassen  sie  diese 
Stelle,  um  an  einer  anderen  dasselbe  zu  beginnen.  Mit  ihrem  AVachs- 
tume  nehmen  natürlich  auch  die  Minen  an  Gröise  zu.  An  dem  voll- 
ständigen Ausweiden  des  Parenchyms  zwischen  Ober-  und  Unterhaut 
und  an  dem  in  letzterer  befindlichen  kreisrunden  Loche  mit  auf- 
gewulstetem  Rande  sind  die  völlig  kotfreien,  zuerst  nur  weilsen,  später 
braunen  Coleoi^horen-Minen  (Fig.  181)  sicher  zu  erkennen.  Auch  in  jange 
Früchte  bohren  sie  sich  ebenso  ein  wie  in  Knospen;  ferner  benagen 
sie  die  Stiele  der  Blüten  und  Früchte.  Im  Mai  bis  Juni  sind  sie  er- 
wachsen und  spinnen  sich  wieder  mit  der  Mundöffnung  zur  Verpuppung 
an  Zweigen  fest.  Dann  drehen  sie  sich  im  Sacke  herum,  so  dafs  der 
Falter   aus    dessen  Hinterende   leicht  ins  Freie  gelangen  kann. 


Fig.   183.    Von  Coleopli.  binderella  Koll.  entblätterte  Erlen,  23.  Juni  1907. 

Der  Herbstfrafs  ist  ohne  Belang.  Im  Frühjahre  kann  der  Frais 
in  Knospen  und  Früchten  und  an  den  Stielen  recht  merkbare 
Schäden  bewirken.  Bei  stärkerem  Auftreten  kann  ersterer  zu  völligem 
Kahlfrafse  durch  Abtöten  aller  Frühjahrsknospen  führen.  Bei  sehr 
starkem  Auftreten  können  aber  auch  die  Blätter  derart  ausgefressen 
werden,  dafs  sie  verwelken  und  abfallen  (Fig.  182),  so  dafs  im  Juni 
die  Bäume  völlig  kahl  dastehen  (Fig.  188). 

Thomas  ^)  berichtet,  dafs  die  Coleophoren  auch  durch  Transport  von 
Pilzsporen  indirekt  schädlich  werden  können. 

Als  Feinde  kommen  in  erster  Linie  Meisen  und  Schlupfwespen 
in  Betracht;  nach  Y.  Schilling^)  sollen  letzteren  bis  zu  Dreivierteln  der 
Raupen  zum  Opfer  fallen.    Auffällig  ist,  dafs  die  Sackmotten  in  manchen 


1)  1.  c. 

")  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1898,  S.  224, 


Elachistiden. 


25a 


Jahren  in  ungeheueren  Mengen  auftreten,  z.  B.  in  1900/07,  in  anderen 
sehr  selten.  So  hielt  es  1908  schwer,  überhaupt  Coleophoren,  selbst 
ihre  Frafsstellen  zu  finden.  Ob  hieran  die  Feinde  und  Parasiten  schuld 
sind  oder,  wie  wahrscheinlicher,  die  Witterungsverhältnisse,  bliebe  noch 
zu  untersuchen.  Zweifellos  ist,  dafs  regnerische  Sommer,  die  die 
Motten  an  der  Eiablage  verhindern,  oder  warme  Vorfrühlingstage,  die 
sie  aus  ihrem  Winterschlafe  erwecken,  ohne  ihnen  Nahrung  zu  geben, 
ihnen  verhängnisvoll  werden  können. 

Bekämpfung.  In  Amerika  hat  sich  namentlich  die  Schwefel- 
Kalk-Soda-Brühe  gegen  die  Sackmotten  bewährt,  aber  auch  Bleiarsenat- 
Spritzung,  zum  ersten  Male,  wenn  sich  die  Knospen  öffnen,  dann  noch 
zweimal  nach  je  vier  bis  sieben  Tagen,  schliefslich  Petroleumemulsion, 
(1  Teil  Petroleum,  9  Teile  Wasser),  zu  spritzen,  wenn  sich  die  Blätter 
gerade  entfaltet  haben.  Auch  stärkere  Petroleumemulsionen 
zur  Winterszeit  dürften  viele  der  Räupchen  abtöten. 

Von  den  zahlreichen,  vorwiegend  an  Holzpflanzen  vor- 
kommenden Arten  brauchen  wir  hier  nur  die  wichtigsten 
zu  erwähnen. 

Coleophora  larieella  Hbn.  Läpchen-Mlniermotte. 
Vorderflügel  bräunlichgrau ,  schwach  glänzend ,  Fransen 
ohne  Glanz.  Hinterflügel  dunkler.  Fühler  ohne  Haar- 
pinsel an  Wurzel,  Geifsel  nackt,  bräunlich  beim 
Männchen ,  hell  geringelt  beim  Weibchen.  Flügel- 
spannung 9  mm ,  Körper  3  mm  lang.  Raupe  dunkel 
rotbraun;  der  kleine  Kopf,  das  grofse,  licht  geteilte 
Nackenschild,  ein  kleines  dahinter  und  die  grofse  After- 
klappe dunkel.  Nachschieber  sehr  grofs,  mit  schwarzem 
Hakenhalbkranz  zum  Festhalten  im  Sacke ;  5  mm  lang.  — 
Der  Falter  fliegt  von  der  zweiten  Hälfte  des  Mai  an. 
Eier  einzeln  an  Lärchennadeln,  dottergelb,  geringelt, 
zuletzt  graulich.  Das  Räupchen  bohrt  sich  sofort  in 
die  Nadel  ein.  Aber  erst  von  Mitte  September  an  wird 
der  Frais  sichtbar,  indem  dann  die  Nadeln  4 — 7  mm  von 
ihrer  Spitze  an  ausgehöhlt,  weifs  sind  und  gewöhnlich 
hier  umknicken.  Die  Raupe  bellst  nun  den  ausgehöhlten 
Teil  ab ,  die  Spitze  auf,  und  benutzt  ihn  als  Sack.  Mit 
seinem  unteren,  ihrem  Kopfende  spinnt  sie  sich  an  Kurz- 
trieben zur  Überwinterung  fest  (Fig.  184).  Im  nächsten 
Frühjahre  frifst  sie  erst  die  jungen  Knospen  von  aufsen  Lärchen-Minier- 
an  und  bohrt  sich  dann  in  die  frischen  Nadeln  ein.  motte. 

Mitte  April  wird  der  Sack  durch  eine  daneben  ge- 
fügte, frisch  ausgehöhlte  Nadel  vergröfsert-,  Ende  April  findet  Verpuppuiig 
an  einer  Nadel  statt.  —  Die  einzeln  stehenden  Triebnadeln  werden  ver- 
schont, Blüten  dagegen  im  Frühjahre  ebenfalls  angefressen.  —  Aufser  der 
europäischen  Lärche  werden  auch  ausländische  angegangen,  am  wenigsten 
die  japanische.  —  Parasiten  sind  nach  Taschenbekg  mehrere  Hymenopteren, 
Feinde  nach  Loos ')  namentlich  Buchfink  und  Fitis-Laubvogel,  Meisen 
und  Goldhähnchen. 

C.  gryphipennella  Hb.  Rosensehabe,  Lehmfarben,  glänzend, 
Hinterflügel  und  Fransen  grau,  nicht  glänzend.  Fühler  mit  langem, 
dickerem,  aber  nicht  bepinseltem  AVurzelgliede,  schwarz  und  weiß  ge- 
ringelt.     3,5  mm  lang.     Flügelspannung   14  mm.    —    Raupe    Ufüfsig,. 

^)  Nach.  JuDEicH-NiTscHE,  S.  1047. 


Fig.  184.  Über- 
winternde 


254 


jrolepidopteren,  Kleiuschmetterlinge. 


crelbbraun,  Schilder  schwarz.  —  Sack  grau,  lederartig,  seitlich  zusammen- 
gedrückt, gerade.  —  Eier  und  Puppen  ruhen  je  drei  bis  vier  Wochen. 
Der  erste  "Sack  wird  aus  Blattnagseln  gebildet,  der  zweite  aus  Blatt- 
rand. Überwinterung  am  Fufse  der  Rosenstöcke,  möglichst  im  Erdboden. 
Coleophora  nig-ricella  Steph.  (coracipennella  Hb.).  Vorderfiügel 
dunkelgrau.  Fühler,  weils  schwarz  geringelt;  Wurzelglied  kurz,  dick.  Erster 
Sack  hakig  gekrümmt,  späterer  röhrig,  stark  runzelig,  mit  deutlicher 
Rückenkante,  mäfsig  verdünntem  Halse,  runder,  schiefer  Mündung,  drei- 
klappiger  Afteröffnung,  grau.  —  Sehr  polyphag,  an  Obst-  und  Waldbäumen. 
C.  hemerobiella  Scop.  (Fig.  185).  Vorderflügel  aschgrau ,  jDraun 
bestäubt,  mit  kleinem,  braunem  Fleckchen  hinter  der  Mitte.  Körper 
5  mm  lang.  Flügelspannung  14  mm.  Raupe  grau  mit  schwarzen 
Schildern,  4,5  mm  lang.  Erster  Sack  hakig  gekrümmt,  späterer  ge- 
rade, röhrig,  dunkelbraun  bis  schwarz,  glatt  (Bim-  und  Kirschblätter) 
oder  behaart  (Apfelblätter),  oben  oft  mit  zackigem  Kiele  (Kirsche),  6  mm 
lang.  Mündung  gerade,  Hinterende  dreiklappig.  —  An  Obstbäumen,  nicht 
selten  in  solchen  Mengen,  daß  merkbarer  Schaden  verursacht  wird. 

C.fleteherellaFern.Cig-ar-ease-bearer^).  Nordamerika.  Apfelbäume. 

Sack  anfangs  gekrümmt,  später  gerade.  Biologie  wie  bei  den  übrigen  Arten. 

C.  malivorella   Riley.  Pistol-ease-bearer 2).     Wie  vorige,    aber 

.Sack  zeitlebens  pistolenartig  geki^ümmt  •,  soll  aus  zusammengesponnenen 

Blatthaaren  verfertigt  werden. 

C.  lutipennella  Zell.  Eiehen- 
knospenmotte  ^).  Vorderflügel 
gelb ,  Hinterflügel  grau.  Die 
graue,  schwarzköpfige  Raupe  friist 
im  Frühjahre  die  Knospen  von 
Eichen  (und  Birken?)  aus,  später 
in  einem  Sacke  an  den  Blättern. 
Falter  im  Juli.  Biologie  noch 
wenig  bekannt.  Infolge  ihres 
Frafses  blieb  ein  75  ha  grofser 
Eichenbestand  schon  wiederholt 
im  Frühjahre  kahl  und  belaubte 
sich  erst  mit  dem  Johannistriebe. 
Heliotliues  roesella  L.  Spinatmotte.  Vorderflügel  rotgolden, 
■schwarz  gerandet,  mit  silberner  Binde  und  Flecken.  Raupen  gelblich 
grün,  mit  braunen,  je  ein  Haar  tragenden  Warzen;  9  mm  lang;  fressen 
in  Juni  bis  Juli  und  September  bis  Oktober  zu  drei  bis  vier  auf  der 
Oberseite  von  Melden  (Spinat!)  unter  feinem  Gespinste,  das  Blatt  etwas 
rollend.     Puppe  in  Baum-  und  Mauerritzen. 

Coptodisca  (Aspidisca)  splendoriferella  Gl.'*)  (pruniella  GL).  Nord- 
amerika. Das  Räupchen  miniert  kleine,  runde  Minen  in  Blättern  der 
Obstbäume.  Zur  Verpuppung  schneidet  es  die  beiden  stehen  gebliebenen 
Häute  der  Epidermis  heraus  und  spinnt  sich  zwischen  ihnen  an  Asten 
und  Zweigen  fest.  Zwei  Brüten.  Raupen  und  Puppen  gelangen  nicht  selten 
mit  frischem  und  getrocknetem  amerikanischen  Obste  nach  Deutschland. 
Mompha   fulveseens  Hw.   (Laverna  epilobiella  Tr.),  Weiderleh- 


Fig.  185.     Coleoph.  hemerobiella 
(nach  Staixton),  stark  vergröfsert). 


1)  Slingerland,    Cornell    Univ.    agr.    Exp.    Stat.   Bull.   93,    1895,    p.   215  —  230, 
fig.  54—64. 

2)  Derselbe,  ibid.,  Bull.  124,  1897,  p.  5—17,  2  Pls.,  1  fig. 

3)  Hartig,  Zeitschr.  f.  Forst-  und  Jagdwesen  1870,  S.  405. 

*    Peitit,  Michigan  agric.  Exp.  Stat.';  Bull.  175,  1899,  p.  351—353,  fig.  9. 


Elachistiden. 


255 


motte.  Raupe  14füisig,  sohmutzig  grüngelb,  6,5  mm  lang,  in  zwei 
bis  drei  Brüten  zwischen  zusammengesponnenen  Triebspitzen  der 
Epilobien,  die  Knospen  ausfressend.  Puppe  in  weifsem  Kokon  am 
Frais  orte. 

Blastodaciia  Wck. 

Kopf  anliegend  beschuppt,  ohne  Nebenaugen. 
Fühler  kürzer  als  Vorderilügel.  Diese  mit  neun 
Ästen ;  Ast  7  und  8  gestielt,  Dorsalrippe  an  Wurzel 
gegabelt.     Hinterflügel  mit  oÖener  Mittelzelle. 

ßl.  putripennella  Zell.  M  Apfelmark- 
schabe,  Apfeltriebmotte:  Pith  moth.  Vorder-  ■^'^" -^^^^  ^enifetla^"  ^'"*'"'' 
flügel  (Fig.  186)  braungrau  mit  gelben  und  weifsen  (nach  B^errich-Schäffer). 
Flecken  und  Strichen  und  zwei  schwärzlichen 
Schuppenhöckern.  Kopf  oben  grau,  Gesicht 
weifs ;  Fühler  grau  und  weils  geringelt.  Raupe 
gelblich,  mit  breit  rötlichen  Einschnittan ;  Kopf, 
Nacken-  und  Afterschild  und  Brustfüfse  dunkel- 
braun. Bauchfüfse  gelb ,  über  den  Füfsen  ein 
gelber  Seitenstreif. 

Der  Falter  fliegt  Juli  bis  August.  Eier  an 
Apfelblättern.  Von  diesen  frifst  das  Räupchen 
zuerst.  Im  Herbst  bohrt  es  sich  in  das  Knospen- 
lager eines  einjährigen  Zweiges  und  frifst  es 
aus.  Bis  zum  Frühjahre  wird  die  befallene  Stelle 
blasig  aufgetrieben  und  gibt  beim  Drucke  nach, 
wie  ein  schlaffer  Gummiball.  Die  Knospe  treibt 
entweder  überhaupt  nicht  mehr  aus  oder  erzeugt 
nur  einen  wenige  Zentimeter  langen  Trieb ,  der 
dann  plötzlich  welkt,  herabhängt  und  vertrocknet. 
Im  Frühjahre  verläfst  das  Räupchen  sein  Winter- 
lager und  bohrt  sich  in  die  Basis  eines  Gipfel- 
triebes oder  eines  Blütenquirles  ein,  dessen  Mark 
es  aufzehrt.  Der  Trieb  stirbt  ab  und  hängt  welk 
und  schlaff  herab.  Ende  Juni  verpuppt  es  sich 
zwischen  zusammengesponnenen  welken  Blättern 
des  getöteten  Triebes.  —  Die  Wunden  um  die 
abgetöteten  Knospen  vergröfsern  sich  konzentrisch 
zu  Krebsstellen  (Fig.  187).  Die  Bekämpfung  ist 
recht  schwierig.  Hochstämme  sind  Ende  Juli, 
August  mit  Bleiarsenat  zu  spritzen;  in 
Baumschulen  sind  die  befallenen  Knospen  und 
Triebe  aus-  bzw.  abzuschneiden.  —  Nach  Steffen 
geht  der  Falter  ziemlich  zahlreich  in  Fanggiäser. 
Nördliches  Europa ,    an  Apfelbäumen ,   vorzüglich 

in  Baumschulen;    sicherlich    mehr   schadend,    als    2jälirigen  Apfeltrieben 
gewöhnlich  angenommen. 


Fig.  187.  Frafsstellen  der 
A.pfeltriebmotte 


1)  Kaltenbäch,  Pflanzenfeinde  1874,  S.  781 :  v.  Schii.i.ixg,  Prakt.  Eatg.  f.  Obst- 
imd  Gartenbau  1892,  S.  219—220,  1  Fig.,  1896,  S.  117—118,  5  Fig.,  1901,  S.  351-852, 
10  Fig.;  LüsTNER,  Ber.  . . .  Geisenheim  f.  1901,  S.  165—166,  8  Fig.;  Sorhagex,  Allgem. 
Zeitschr.  Ent.  Bd.  7,  1902,  S.  79;  Steffen,  Pr.  Ratg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1902, 
S.  394,  3  Fig.;  Theobald,  1.  Rep.,  1903,  p.  68—71.  Fig.  7  A-G.  Rep.  f.  1907,  p  26-27, 
1  PL;    Leaflet    Board   Agric.    Fish.    London,    No.  90,  1903;    Journ.   Board.    Agnc. 


!5G 


Mici-olepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 


Der  Kopf  der  ebenfalls  in  Apfelknospeu  lebenden  Bl.  vinolentella 
H.  S.  (Fig.  188)  ist  ganz  schwarz ,  der  von  Bl.  hellerella  Dup.  ganz 
weil's.  Letztere  fliegt  in  Mai  und  Juni ;  ihre  Raupe  lebt  in  reifen  Weiis- 
dornfrüchten. 

Batrachedra  Staint. 

"Während  die  europäischen  Arten  dieser  Gattung  ohne  praktische 
Bedeutung  zu  sein  scheinen,  fressen  einige  amerikanische  (rileyi  Wals.) 
und  australische  (arenosella  Walk.)  Arten  an  den  Samen  verschiedener 
Pflanzen  (z.  B.  Mais  und  Baumwolle).  Eine  unbestimmte  Art  hat  im 
Botanischen  Garten  von  Sydney  die  Blätter  von  Mina  lobata  arg  zer- 
fressen. 

Cosmopteryx  Hb. 

Palpen  sehr  lang  und  dünn,  sichelförmig.  Vorderflügel  sehr  schmal, 
in  lange ,  dünne  Spitze  ausgezogen ,  mit  zwölf  bis  elf  Rippen ;  Hinter- 
flügel linear,  ohne  Mittelzelle.  Raupen  minieren  Ende  Juli  bis  September 
in  Blättern;  Falter  im  Juni,  abends,  in  der  Ruhe  die  Flügel  dach- 
förmig tragend. 

C.  eximia  Hw.  Hopfen-Minlermotte^).  Vorderflügel  tiefschwarz, 
mit  schräger  Messingbinde  nahe  der  Wurzel,  mit  einer  orangen,  rötlich 


Fig.  188.     Raupe  von  Blastod.  vinolentella  (nach  Carpenteu);  stark  vergröfsert. 

golden  eingefafsten  Querbinde  hinter  der  Mitte,  und  zwei  blausilbernen, 
kurzen  Linien  am  Saume  und  in  der  Spitze.     4 — 5  mm  lang. 

Die  grünliche  Raupe  miniert  linienförmige,  in  mehrere  Aste  zerteilte, 
innen  mit  weifser  Seide  ausgesponnene  Gänge  auf  der  Oberseite  der 
Hopfenblätter,  in  der  Gabelung  zweier  Rippen  beginnend.  Erwachsen, 
lebt  sie  noch  kurze  Zeit  unter  nach  unten  umgeschlagenem  Blattrande, 
bevor  sie  an  der  Blattunterseite  in  weißem  Gespinste  überwintert.  Ver- 
puppung im  Frühjahre.  Nach  v.  Heyden  fliegt  eine  zweite  Brut  im 
September. 

C.  pallifasciella  Snell-).  6  mm  lang.  Vorderflügel  schwarz  mit 
schwefelgelbem  Querbande.  Raupe  8 — 10  mm  lang,  schmutzig  weifs, 
behaart;  miniert  auf  Java  auf  der  Unterseite  der  Zuckerrohrblätter 
80—110  mm   lange,    schmal   beginnende,    dann  sich  auf  4 — 5  mm  ver- 


Vol.  14,  1907,  p.  ÖIO;  Carpkntek,  Rep.  1905,  p.  333-334,  2  Figs.  Während  v.  Schillings 
Angaben  z.  T.  noch  Tmetocera  ocellana  nmfassen,  nennen  er  und  alle  andere 
Autoren  das  Insekt  Laverna  hellerella,  bzw.  vinolentella.  Zum  ersten  Male,  soweit 
bis  jetzt  möglich,  ist  die  Artangehörigkeit  nach  Angaben  von  A.  Sauber  richtig 
gestellt  in:  Prakt.  Eatg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1908,  S.  213,  Fig.  1,  2,  4. 

')  FoLOGNE,  Ann.  Soc.  ent.  Beige  T.  6,  1862,  p.  162,  Taf.  2,  fig.  1 ;  v.  Heyden,  Stettin. 
ent.  Ztg.  Bd.  21,  1860,  S.  122—123;  Kaltenbach,  Pflanzenfeinde  S.  533. 

2)  Zehntneu,  Arch.  Java  Suikerind.  VI,  1898,  p.  673—682;  Deventer,  De  dierlijke 
vijanden  van  het  Suikerriet,  Amsterdam  1906,  p.  158—164,  PL  22. 


Gelechiiden.  257 

breiternde,  längs  verlaufende  Gänge,  deren  Rand  sicli  später  rot  färbt. 
Puppe  ruht  in  einem  aus  Blattnagseln  verfertigten  Kokon. 

Scythris  temperatella  Ld.  Raupe  auf  Cypern  an  Getreidearten 
schädlich. 

Gelechiiden. 

Kopf  anliegend  behaart  oder  beschuppt.  Fühler  mäfsig  lang,  ohne 
Augendeckel.  Palpen  kräftig.  Zunge  hornig,  gerollt.  Vorderflügel 
meist  mit  zwölf  Rippen ;  Rippe  1  a  wurzelwärts  gegabelt.  Hinterflügel 
mit  acht  (selten  sieben)  Rippen.  —  Raupen  IGfüfsig,  in  versponnenen 
Blättern,  in  Früchten,  Stielen,  krankem  Holze,  Moose  oder  in  Blättern 
minierend. 

Borkhaiisenia  (Oecophora)  tinetella  Hb.  Raupe  in  faulem  Holze 
und  an  Baumflechten,  soll  nach  Ribaga  das  Laub  der  Maulbeerbäume 
fressen. 

Oecophora  oliviella  F.  La  mineuse  des  noyaux  d'olive.  Der 
Falter  legt  seine  Eier  gegen  Ende  der  Blütezeit  der  Olive  an  deren 
junge  Früchte.  Die  mattgrüne  Raupe,  mit  vier  dorsalen  schwarzen 
Längsstreifen ,  frifst  den  Kern  aus ;  die  Frucht  hört  auf  zu  wachsen, 
vertrocknet  und  fällt  Ende  Sommers  ab.  Puppe  außerhalb  in  Gespinst, 
überwintert.  —  Die  abgefallenen  Oliven  sind  aufzulesen  oder  von 
Schweinen  verzehren  zu  lassen.  Mit  Fanglampen  kann  man  die  Falter 
fangen. 

Depressaria  Hw. 

Endglied  der  stark  aufgebogenen  Palpen  lang  und  spitz.  Ast 
sieben  und  acht  der  Vorderflügel  in  Vorderrand  mündend.  Hinter- 
flügel mit  acht  Rippen;  Ast  4  und  7  gesondert.  Hinterleib 
oben  flach.  —  Falter  überwintern  gewöhnlich.  Raupen  sehr 
lebhaft,  vom  Mai  bis  September  in  Dolden  der  Doldenblüter,  in  röhrigen 
Gespinsten  oder  in  einem  röhrig  zusammengesponnenen  Blatte  oder 
Blattzipfel,  oder  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern ,  seltener  in 
einem  Stengel.     Puppe  in  der  Regel  in  erdigem  Gespinste. 

D.  nervosa  Hw.  (daucella  Tr.)  Kümmelmotte,  Kümmelpfeifer, 
Möhrenschabe  ^)  (Fig.  189).  Vorderflügel  sehr  gestreckt,  bräunlich,  weifs- 
lich  bestäubt,  mit  zahlreichen  dunkelbraunen  Längsstrichen  und  einem 
sehr  spitz  gebrochenen,  bis  an  die  Flügelspitze  reichenden  lichten 
Querstreif;  im  einzelnen  sehr  wechselnd.  Endglied  der  Palpen  doppelt 
dunkel  geringelt.  Juni  bis  April.  —  Raupe  IGfüfsig,  in  der  Mitte  am 
dicksten,  bunt.  Brustfüfse  schwarz,  Bauclifüfse  rotgelb.  Kopf,  Nacken- 
schild und  Atterklappe  glänzend  schwarz,  letztere  beide  rotgelb  gesäumt. 
Körper  hell  olivengrün,  am  Bauche  lichter,  an  den  Seiten  orangegelb; 
zehn  Längsreihen  schwarzer,  weifsumringter  Warzen.  Mai  bis  August; 
in  Blüten-  und  Fruchtständen  von  Kümmel  (Carum  carvi  und  bulbo- 
castanum),  Oenanthe  phellandrium ,  Oen,  crocata,  Cicuta  virosa,  Sium 
latifolium,  Daucus    carota,  Pastinak. 

Eiablage  den  ganzen  Frühling,  einzeln  an  Dolden.  Die  gesellig 
lebenden  Raupen   spinnen   diese   zusammen   und    leben   jede    in    einer 


1)  Buhle,  Pohls  Arch.  deutscli.  Landwirtschaft,  Jan.  1841,  Fig.  (zitiert  von 
NöRDLiNRER  lind  KüHJs) ;  Zeller  ,  Stettin,  ent.  Ztg.  Bd.  30,  1869,  S.  39—46:  Kaesch, 
Berl.  ent.  Zeitschr.  Bd.  30,  1886,  S.  XIX— XX;  Kühn,  Ent.  Nachr.  Bd.  14,  1888, 
S.  347;  SoRHAGEN,  Allgem.  Zeitschr.  f.  Entom.  Bd.  7,  1900,  S.  52. 

Sorauer,   Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  1« 


258 


Microlepidopteren,  Kleinsclimetterlinge. 


weifsseidenen  Rölire.  Sie  fressen  die  Blüten  und  jungen  Samen, 
schliefslicli  nagen  sie  die  zarteren  Zweige  an.  Nach  etwa  fünf  Wochen 
bohren  sie  sich  in  den  Stengel  ein  und  verpuppen  sich  mit  dem  Kopfe 
nach  unten,  nachdem  sie  vorher  das  Ausflugsloch  genagt  haben.  Da 
bis  zu  40  Puppen  in  einem  Stengel  ruhen  können,  zeigt  dieser  reihen- 
weise Löcher  wie  eine  Pfeife.  Eiablage  und  Entwicklung  gehen  sehr 
ungleich  vor  sich;  man  findet  daher  im  Sommer  alle  Stadien  von  halb 
erwachsenen  Raupen  an  nebeneinander. 

Der  verursachte  Schaden  kann  namentlich  an  Kümmelfeldern  so 
groß  sein,   dafs  diese  ganz  oder  zum  Teil  umgepflügt  werden  müssen. 

Bekämpfung,  Die  Falter  verkriechen  sich  gerne  in  die  zum 
Trocknen  aufgehängten  Kümmelstrohbündel,  die  man  daher  über  unter- 
gehaltene Gefäfse  ausklopfen  kann,  ebenso  wie  die  befallenen  Pflanzen, 
da  die  Raupen  sehr  lebhaft   sind   und  sich  bei  der  geringsten  Störung 


Fig.  189.     Kümmelmotte  (nach  Staintox). 

zu  Boden  fallen  lassen.  Die  Falter  kann  man  auch  mit  Netzen  und 
Klebefächern  fangen. 

BuHLK  empfiehlt  in  trockenen  März-  und  Apriltagen  die  Kümmel- 
felder durch  Schafe  abweiden  zu  lassen.  Da  die  Pflanzen  dann  noch 
keine  Stengel  getrieben  haben,  werden  nur  leicht  ersetzbare  Blätter 
mit  den  bereits  an  sie  abgelegten  Eiern  abgefressen.  Im  Sommer  sind 
die  betauten  Felder  mit  Kalkstaub  zu  bestreuen.  Schliefslicli  ist  der 
Ausdrusch  möglichst  zu  beschleunigen ,  bevor  die  Falter  ausgeflogen 
sind,  und  das  Stroh  zu  verbrennen. 

Als  Parasiten  geben  Bouchk  und  Curtis  an:  Cryptus profligator  Grav., 
Ophion  vulneratus  Grav.,  Microgast  er  äff.  ladeipcnnis,  Encyrtiis  truncatellus. 
Buhle  beobachtete  Sperlinge ,  wie  sie  die  Räupchen  aus  den  Dolden 
holten. 

Depressaria  heraeliana  Dgl.  M.  Gelbbräunlich  mit  schwarzer 
Zeichnung;  Endglied  der  Palpen  doppelt  geringelt.  Europa,  Nordamerika. 


J)  R11.EY,  Ins.  LifeVol.  1,  1888,  p.  94—98,  Fig.  13;  Southwick,  ibid.  Vol.  5,  1892, 
p.  106—109;  ScHöYEx,  Beretn.  1907,  p.  14—15. 


Gelechiiden.  ociq 

Raupe  im  Juni  und  Juli  in  den  Dolden  von  Pastinak  und  Heracleum- 
Arten,  in  Amerika  auch  von  Daucus  carota.  Namentlich  in  Amerika  oft 
so  häufig,  dais  schädlich.  Biologie  sonst  wie  bei  voriger.  Als  Feinde 
wurden  in  Amerika  beobachtet:  Picus  rillosus  (Specht)  und  Euntcnes 
fraterna  (Grabwespe). 

D.  depressella  Hb.  ^).  Vorderflügel  dunkel  rotbraun,  mit  un- 
bestimmtem, gelblich-weilsem  Schrägstreifen  vor  dem  Saume.  Kopf  und 
Brust  blafs  ockergelb ,  Endglied  der  Palpen  schwarz  geringelt.  8  mm 
lang,  Flügelspannung  19  mm.  Raupe  ähnlich  der  von  nervosa,  nur 
kleiner,  7  mm  lang,  blafs  bräunlich-grau,  schwarz  gekörnelt  und  aut 
weifsen  Warzen  mit  schwarzen  Härchen;  im  Juli  und  Augut,  in  hori- 
zontalen Seidenröhren  in  den  Dolden  von  zahmen  und  wilden  Möhren, 
Pastinak,  Pimpinella  saxifraga,  Peucedanum  silaus  usw.  —  Puppe  in 
der  Raupenwohnung. 

D.  aplana  F.  (cicutella  Hb.)  ^).  Raupe  grün,  mit  dunklen  Streifen 
oben  und  an  den  Seiten,  und  auf  jedem  Ringe  zehn  schwarzen  Warzen : 


Fig.  190.     Pfirsichmotte  (nach  Chittendex). 

in  zusammengerollten  und  gesponnenen  Blättern  von  Daucus  carota 
und  _  wilden  Umbelliferen.  In  England  schädlich.  Puppe  in  Erde. 
Zwei  Brüten.     Odynerus-'WQS])Qn  tragen  sie  in  ihre  Bauten. 

Amblypalpis  olivierella  Rag.  ^).  Erzeugt  in  den  Mittelmeerländern 
ovale  Zweiggallen  an  Tamarisken. 

Aiiarsia  Zell. 

Endglied  der  Palpen  beim  Männchen  sehr  kurz ,  versteckt,  beim 
Weibchen  dünn,  nadelförmig,  aufsteigend.  Ohne  Nebenaugen.  Vorder- 
flügel:   Ast  7  und  8  gestielt  aus  Mittelzelle. 

A.  llneatella  Zell.  Pflrsiehmotte ,  Knospensehabe ;  peaeh- 
worm  (Fig.  100).     Vorderflügel  grau,  braun  gemischt,   mit  schwarzen. 


J)  CuRTis,  Farm  insects,  1860,  p.  411—412,  PI.  N.,  Fig.  15-19. 
-)  ibid.  p.  410—411,  Fig.  58. 

3)  Decaux,    Le    Naturaliste    1895,    No.  205;   Ausz.:    Nat.   Wochenschr.   Bd.  11, 
S.  203. 

17* 


260 


Microlepidoptereu,  Kleinschmetterlinge. 


durch  lichte  Punkte  unterbrocheuen  Längsstrichen  und  einem  breiten, 
dunkelbraunen  Fleck  in  der  Mitte-,  5  mm  lang,  13,5  Flügel- 
spannung. Raupe')  8 — 10  mm  lang,  dunkelbraun ,  mit  gelben  Ein- 
schnitten, von  -denen  besonders  der  zwischen  zweitem  und  drittem 
Brustring  sehr  deutlich  ist ;  Schilder  glänzend  schwarz.  An  jeder  Seite 
eine  Reihe  Warzen  mit  je  einem  Haare.  —  Südliches  Mitteleuropa, 
Nordamerika  ;  an  Pfirsich-,  Aprikosen-,  Pflaumen-  und  Zwetschenbäumen. 
Die  Biologie  der  Pfirsichmotte  ist  am  gründlichsten  von 
W.  T.  Clarke^)  in  Californien  erforscht  worden.  Junge,  1 — 1,5  mm 
grofse  Raupen  überwintern  in  Zweiggabeln  in  selbstgefertigter  Höhle, 
die  äufserlich  an  sehr  kleinem  Tubus  von  zusammengesponnenen  Ex- 
krementen bzw.  Holzschabsein  kenntlich  ist^).  Anfang  März,  wenn  der 
Saft  zu  steigen  beginnt ,  kommt  die  Raupe  heraus ,  wandert  zwei  bis 
drei  Tage  an  den  Zweigen  umher  und  dringt  in  einen  jungen 
Kurztrieb,  gewöhnlich   von  der  Spitze  her,    ein,    dessen  Mark  sie  aus- 


Fig.  191.     Von  der  Pfirsichmotte  befallene,  bzw.  getötete  Pfir.sichtriebe 
(nach  Clarke). 


frifst,  so  dafs  er  welkt  („bud  worm")  (Fig.  191).  Da  jede  Raupe  derart 
mehrere  Triebe  zerstört,  können  drei  bis  vier  Raupen  einen  dreijährigen 
Pfirsichbaum  abtöten.  Ende  April  kriecht  die  erwachsene  Raupe  am 
Stamme  abwärts  und  verpuppt  sich  in  einer  der  für  Pfirsich  so  charakte- 
ristischen Rindenrollen,  seltener  in  einer  Stammritze.  Nach  zehn  bis 
zwölf  Tagen,  etwa  vom  9.  Mai  an,  kommt  der  Schmetterling  heraus, 
der  Eier  einzeln  oder  in  kleinen  Gruppen  an  die  jungen  Triebe  in  der 
Nähe  der  Blätter  ablegt.  Die  Eier  sind  oval,  anfangs  perlweifs,  zuletzt 
orangegelb.  Die  im  zweiten  Drittel  des  Mai  ausschlüpfende  Raupe  der 
zweiten  Brut  wandert  wieder  zwei  bis  drei  Tage  umher,  bohrt  sich 
dann    in   Längstriebe ,    meist   nahe   ihrer   Spitze ,    an    der    Basis    eines 


^)  SoRHAGEx,  Allgem.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  7,  1902,  S.  77. 

2)  Univ.  California  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  144,  1902;  44  pp.,  20  figs. 

^)  Die  Art  der  Überwinterung  wurde  bereits  1892  von  einem  devxtschen  Obst- 
züchter, Heindorf ,  festgestellt.  Siehe  v.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  f.  Obst-  u.  Garten- 
bau 1893,  S.  158. 


Gelechiiden.  2G1 

Blattes  ein  und  frifst  deren  Mark  abwärts  aus;  auch  sie  tötet  derart 
eine  Anzahl  Triebe  („twig  bor  er").  Nach  etwa  20  Tagen  verläfst  sie 
diese  und  dringt  in  die  jungen  Früchte  ein ,  vom  Stielende  oder  von 
der  Berührungsstelle  einer  Frucht  mit  einer  anderen,  einem  Blatte  usw. 
aus  („peach  worm").  Hier  frißt  sie  eine  geräumige  Höhle  ins  Frucht- 
fleisch, die  sich  später  mit  austretendem  Gummi  füllt ;  die  Haut  darüber 
dunkelt,  welkt  und  schrumpft.  Im  Juli  und  August  verpuppen  sich 
die  Raupen  der  zweiten  Brut  außen  an  der  Frucht,  in  der  Stielgrube, 
die  Naht  entlang,  mit  einigen  Fäden  festgesponnen,  seltener  an  Rinde, 
einem  Blatte  usw.  Nach  einer  Woche  fliegt  der  Falter  aus,  der  nach 
zwei  bis  drei  Tagen  Eier  einzeln  an  den  Rand  der  Stielgrube  legt. 
Die  nach  sechs  Tagen  auskriechende  Raupe  (dritte  Brut)  frifst  sich 
bereits  nach  zwei  bis  drei  Stunden  in  eine  neue  Frucht  ein  und  verhält 
sich  hier  wie  die  der  zweiten  Brut.  Von  Mitte  August  an  erscheint 
der  Falter  der  dritten  Brut,  der  seine  Eier  einzeln  an  die  Rinde  legt. 
Das  nach  acht  Tagen  auskommende  Räupchen  bohrt  sich  in  einer 
Zweigachsel  oder  an  einer  anderen  Stelle,  wo  sich  alte  und  neue  Rinde 
berühren,  ein  und  überwintert. 

In  Deutschland  haben  R.  Goethe  ^)  u.  a.  nur  zwei  Brüten  fest- 
gestellt, deren  erste  in  den  Trieben,  deren  zweite  in  den  Früchten  lebt. 
RössLER^)  fand  sie  in  Aprikosen,  deren  Kerne  sie  ausgefressen  hatten; 
Eppelsheim^)  berichtet,  dafs  sie  Zwetschenlaub  jeder  anderen  Nahrung 
vorzögen.  Die  Verpuppung  soll  hier  gewöhnlich  in  der  Erde  oder 
zwischen  Blättern  stattfinden. 

In  Deutschland,  namentlich  im  Rheingau,  fast  ständig  schädlich. 
In  Californien  der  schlimmste  Pfirsichfeind,  vernichtet  oft  30  "/o  der 
Ernte.  Der  Schaden  an  Früchten  allein  beträgt  hier  durchschnittlich 
jährlich  über  340  000  Dollar. 

Als  Parasiten  hat  Marlatt*)  Milben  und  Hymenopteren  (Copi- 
dosoma  variegatum  How.  und  Oxymorpha  livida  Ashm.)  festgestellt;  in 
Deutschland  wurden  ebenfalls  Schlupfwespen  beobachtet. 

Bekämpfung.  Entfernen  der  befallenen  Zweige  und  Früchte 
hat  nur  mäfsigen  Erfolg.  Clarke  erreichte  vollen  Erfolg  durch  Früh- 
jalu'sspritzung  mit  folgender  Mischung:  40  (engl.)  Pfd.  Kalk,  20  Pfd. 
Schwefel,  15  Pfd.  Salz,  60  Gall.  Wasser.  Anzufangen  ist  damit,  wenn 
die  Knospen  deutlich  schwellen,  und  fortzufahren  bis  in  den  Beginn 
der  Blüte  hinein.  Wird  nur  bei  feuchter,  dunstiger  Witterung  gespritzt, 
so  leidet  die  Blüte  darunter  nicht.     Fanggläser  ohne  Erfolg. 

Nothris  verbaseella  Hb.^).  Raupe  15  mm  lang,  dunkelbraun  mit 
zahlreichen  schwarzen  Warzen,  auf  denen  je  ein  langes  Haar ;  zwei 
Brüten,  Mai  und  anfangs  Juli,  an  Verbascum- Arten,  deren  Blütenknospen, 
junge  Früchte  und  Herzblätter  sie  verzehrt.  In  und  an  dem  oberen, 
markigen  Stengel  macht  sie  zahlreiche  Gänge,  die  sie  mit  den  Haaren 
der  befressenen  Teile  umkleidet,  so  dafs  der  Stengel  oben  wie  ein  dicker 
Wollzapfen  aussieht.     Raupe  überwintert  am  Frafsort. 


^)  Ber.  Kgl.  Lehranst.  Obst-  u.  Gartenbau  Geisenheim  a.  Eh.  1892/98,  S.  26. 
-)  Siehe  Kaltenbach,  Pflanzenfeinde  S.  779,  780. 
3)  Ibid.  S.  169. 

*)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  10,  N.  S.,  1898,  p.  7—20,  5  figg. 
^)  V.  Schilli.nt;,  Gemüsefeinde  S.  43,  Fig.  62  b ;  Tüllgken,  Medd.  Landbruksstjr. 
111,  1905.  p.  40—41. 


262  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

Ypsolophus  F. 

Mit  Nebenaiigen.  Raupen  wicklerartig  in  zusammengesponnenen 
Blättern. 

Y.  pometellus  ^)  Harr,  (ligulellus  Hb.).  Palmer  worm.  Nord- 
amerika, an  Eichen  und  Apfelbäumen.  Raupe  frilst  an  letzteren  auch 
Löcher  in  die  Früchte,  an  ersteren  in  die  Galläpfel.  Tritt  nur  in 
gröfseren  Zwischenräumen  stärker,  dann  aber  auch  in  ungeheueren 
Mengen  auf.  Warme,  trockene  Frühjahre  scheinen  dieses  Massen- 
auftreten   zu    begünstigen.     Heftige  Regen  vernichten  die  Raupen. 

Einige  Arten  kommen  in  Deutschland  gelegentlich  an  Küchen-  und 
Heilkräutern  vor. 

Stenolechia  Meyr.     (Poecilia  Hein.) 

St.  g-emella  Zell,  (nivea  Hw.)  -)  verursacht  zylindrische  An- 
schwellungen (Gallen)  nahe  dem  Ende  junger  Triebe  an  Eiche ;  Europa. 

Recurvaria  H.S. 

Palpen  aufgebogen,  Endglied  kurz.  Ohne  Nebenaugen.  Yorder- 
flügel  mit  zwölf  Rippen;  Ast  7  und  8  getrennt  aus  6. 

R.  nanella  S.  V. '^l.  Vorderilügel  grau  mit  weifsen  Zickzacklinien. 
Raupe  braunrötlich,  mit  schwarzem  Kopfe  und  Nackenschilde.  Europa, 
Obstbäume:  in  Blüten  oder  zwischen  zusammengezogenen  äufseren 
Blättern  der  Triebe,  so  dafs  die  inneren  Blätter  und  Blüten  an  der 
Entfaltung  gehindert  werden,  Puppe  in  weifsem  Gespinste  an  Rinde, 
Flechten,  dem  Boden  usw. 

R,  leueatella  Cl,    Raupe  ähnlich  lebend. 

R.  robiniella  Fitch^).     In  Nordamerika  schädlich  an  Robinia, 

Epithectis  (Brachmia)  mouffetella  W.  V.  Geifsblattraotte.  Die 
schwarze  Raupe  mit  blaugrauen  Schildern  und  Brustfüfsen  im  Früh- 
jahre an  Lonicera,  Berberis  und  Symphoricarpus.  in  einer  Gespinströhre 
zwischen  zwei  zusammengeleimten  Blättern.  Puppe  in  weifsem  Ge- 
spinst in  Erde,  an  Mauern,  Gartenspalier  usw.    Falter  im  Juni,  Juli. 

Aiiacämpsis  nerterla  Meyr.  ^).  Die  dunkelgrünliche,  schwarzfleckige 
Raupe  frifst  in  Ostindien  das  ganze  Jahr  über  zwischen  zusammen- 
gesponnenen Blättern  von  Arachis  hypogaea. 

Lita  Tr. 

Palpen  schwach  aufgebogen,  Mittelglied  mit  Längsfurche,  Endglied 
pfriemenförmig.  Mit  Nebenaugen.  Vorderflügel  hinten  lang  zugespitzt, 
mit  zwölf  Rippen;  Ast  7  und  8  gestielt;  Hinterflügel  in  scharfe  Spitze 
ausgezogen.  Raupen  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern  oder  in 
Samen  bzw.  Früchten  niederer  Pflanzen, 

')  Si.iNGERLANi. ,  Comell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  187,  1901,  p.  81—101,  figs. 
27—30;  Lowe,  New  York  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  212,  1902,  p.  16—22,  pls.  5—7; 
Pettit,  Michigan  State  agr.  Exp.  Stat.,  Spec.  Bull.  24,  1904,  p.  19—20,  1  fig. 

2)  EüBSAAMEx,  Nat.  Wochensclir.  Bd.  14,  1899,  S.  400,  2  Fig.:  Neblich,  Forstwiss, 
Zentralbl.  Jahrg.  50,  1906,  S.  195—197,  1  Taf. 

3)  Russler,  Jahrbb.  nassau.  Ver.  Nat.  Jahrg.  25/26,  1871|72,  S.  424-425; 
Houghton,  Ent.  monthl.  Mag.  (2)  Vol.  14,  1903,  p.  219-221, 

")  CoMSTocK,  Rep.  Ent.  1879,  p.  224—225. 

^)  Maxwell-Lefroy,  Mem.  agric.  Dept.  India  Vol.  1,  1907,  p.  226. 


Gelechüden. 


263 


L.  ocellatella  Boyd  ^).  La  teig-ne  de  la  betterave.  Vorderflügel 
gelblicligrau ,  mit  vier  dunkeln  Rippen-  und  einem  desgl.  Spitzenfleck. 
Hinterflügel  ebenso  grofs  wie  Vorderflügel,  weifslicligrau.  Raupe  10  bis 
12  mm  lang,  blais  grünlich,  auf  jedem  Ringe  eine  Querreihe  rötlicker 
Flecke,  zuletzt  mit  zwei  bis  drei  rosafarbenen  Längsstreifen;  ursprünglich 
an  Beta  maritima,  an  den  Mittelmeerküsten,  Südengiand  und  Zentral- 
frankreich; auch  bei  "Wiesbaden  (?).  In  Franki'eich  schon  wiederholt 
sehr  schädlich  an  Zuckerrüben  geworden,  wie  z.  B.  1900,  begünstigt 
durch  lang  andauernde  Trockenheit.  Die  Raupen  frafsen  nicht  nur  die 
Blätter,  sondern  auch  2 — 3  cm  tiefe  Löcher  in  die  Rüben  (Fig.  192)- 
alles  in  faulige,  schwarze  Masse  verwandelnd.  Puppe  in  zusammen- 
gerollten Blättern,  im  Herzen,  am  Frafsorte  oder  aufserhalb.  In  Eng- 
land und  Nordfrankreich  zwei  bis  drei,  im  Süden  drei  bis  fünf  Brüten, 
besonders  die  späteren  durch  Verviel- 
fältigung der  Zahl  schädlich  werdend, 
Schaden  1906  bis  zu  90  »/o. 

Bekämpfung:  Geerntete  Rüben 
gründlich  von  allen  fauligen  Teilen 
reinigen;  Felder  tief  umpflügen  und 
mit  Gaswasser  tränken:  Fanglampen; 
Fruchtwechsel ;  gründliche  Reinigung 
der  Felder  von  allen  Rückständen,  be- 
sonders aber  auch  von  Melden.  Para- 
siten :  Äpanteles  sp.,  3  Brnconidcn. 

L.  atriplieella  F.  R. ").  Im  Jahre 
1904  trat  bei  Gernsheim  a.  Rh.  an 
Runkelrüben  eine  Raupe  auf,  die  in 
den  Blattstielen  und  den  Mittelrippen, 
stellenweise  bis  ins  Parenchym  hinein 
gewundene  Gänge  frais.  In  letzterem 
fielen  diese  Stellen  aus,  so  dafs  Löcher 
entstanden.  Die  Herzblätter  kräuselten 
sich  und  verkümmerten.  Nach  Be- 
stimmung durch  K.  T.  Schütze  handelte 
es  sich  um  die  genannte,  sonst  an 
Melden  und  Gänsefufs  lebende  Raupe,  deren  natürliche  Futterpflanzen 
infolge  der  Dürre  ihr  nicht  mehr  genügend  Nahrung  boten ,  so  dafs 
die  Rüben,  auch  Mangold,  befallen  wurden. 


Fig.  192.     Frafs  von  Lita  ocellatella 
an  Rübe  (nach  Mafchal). 


Phthorimaea  Meyr. 

Phth.    opereulella   Zell.   (Lita   solanella  Boisd.)^).     Vorderflügel 
graubraun   mit   ockergelben  Längsbinden;    8  mm  lang,  16  mm  Flügel- 


Jj  RiLEv  a.  Howard,  Ins.  Life  Vol.  4,  1891,  p.  239—242,  fig.  27;  Giard,  C.  r. 
Acad.  Sc.  Paris  T.  143,  1906,  p.  458—460,  627-630;  Mauchal,  Bull.  mens.  Office 
Renseign.  agr.  1907,  6  pp.,  2  figs.:  Signa,  L'Italie  agric.  1907,  p.  183—185;  Ausz. : 
Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  18,  S.  238;  Surcouf  et  Auzat,  Bull.  Mus.  Hist.  nat.  Paris 
1907,  p.  141—143. 

'"=)  Noack,  14.  .Jaliresber.  Sonderausscli.  Pflanzensch.  D.  L.  G.  1904,  1905,  p.  85, 
155;  Hess,  landw   Zeitschr.  1904,  Nr.  50. 

3)  Feench,  Handbook  destr.  Ins.  Victoria  Vol.  2,  1893,  p.  147-154,  PL  33; 
Howard,  Yearbok  U.  S.  Dept.  Agric.  1898,  p.  137—140,  fig.  20,  21;  Farmers  Bull. 
120,  1898  (Repr.  1900),  p.  19—22,  fig.  14—15;  Quaintance,  Florida  agr.  Exp.  Stat. 
Bull.  48,  1898;  d'Almeida,  L'Agric.  contemp.  1899/1900:  Ausz.:  Zeitschr. 
Pflanzenkr.  Bd.  11,  S.  236;  Clarke,  California  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  135,  1901,  30  pp., 


254  Microlepidopteren.  Kleinschmetterlinge. 

Spannung.     Raupe    weifs ,    mit    hellrotem   Schimmer ;    Kopf  und   erster 
Brustring  dunkler.     Puppe   hellgelb,  später   etwas    dunkler. 

Die  Heimat  dieser  Motte  ist  nicht  melu-  ausfindig  zu  machen,  da 
sie  in  verschiedenen  Erdteilen  an  wilden  Solaneen  bzw.  Solanum-Arten 
gefunden  worden  ist. 

An  Kartoffel  (Potato  tuber  worm)  tritt  sie  schädlich  auf  in 
Südeuropa,  auf  den  Azoren,  in  Algier,  Kapland,  Californien,  Australien, 
Tasmanien  und  Neu-Seeland.  Der  Falter  legt  die  Eier  an  alle  Teile 
der  Pflanzen,  auch  an  die  Knollen,  wenn  sie  nicht  von  Erde  bedeckt 
sind.  Die  ausschlüpfenden  Raupen  fressen,  je  nach  ihrem  Geburtsorte, 
entweder  gleich  sich  in  die  Knollen  ein,  oder  erst  an  den  Blättern, 
dringen  dann  in  die  Stengel  ein  und  diese  abwärts,  um  schliefslich 
wieder  in  die  Knollen  sich  einzubohren.  In  letzteren  fressen  sie  vor- 
wiegend oberflächliche  Gänge  oder  Plätze  unter  der  Schale  (Fig.  193), 
so  Fäulnispilzen  und  Bakterien  den  Weg  öffnend.  Puppe  im  Frafs- 
orte  bzw.  aufsen  in  Vertiefungen  der  Schale.  Auch  in  Speichern  in 
Kartoffeln;  Verpuppung  hier  in  den  verschiedensten  Schlupfwinkeln, 
auch  in  Säcken  usw.,  wodurch  das  Insekt  sehr  leicht  verschleppt  wird. 
In  Californien   mehrere  Brüten   (von  je  9 — 12  Wochen),    in  Australien 

nach  Froggatt  nur  zwei.  —  Schaden 
sehr  bedeutend.  So  in  Algier  manch- 
mal drei  Viertel  der  Ernte ,  in  Au- 
stralien jährlich  Hunderte  von  Tonnen, 
in  Californien  zuweilen  25  ^/o,  allein 
im  Salimas-Tale  bis  zu  40000  Sack 
jährlich  Verlust. 

Bekämpfung:  Felder  von  Rück- 
ständen     und      Unkräutern      reinigen 
(zweckmäfsig  Abweiden  durch  Schafe); 
Saatgut  sorgfältig  auswählen  und  tief 
Fig.  193.   Fralsgang  von  Phthorimaea  ^       n.    Rasche  Ernte,  namentlich  Kar- 
opercuLella  an  Jlartoiiel  ,   ^  ^         •i.±>-t  ^  m        ^  i. 

^     ,      ,    T.  -  tonein  nicht  frei  liegen  lassen,  h  rucht- 

(nacli  ±  roggatt).  ,       ,  ,-.  '^    -,-  i       •    i  •     t 

Wechsel.        Gegen      die      oberirdisch 

fressenden  jungen  Raupen  spritzen 
mit  Arsenmitteln.  In  den  befallenen  Knollen  können  durch  wiederholte 
Räucherung  mit  Schwefelkohlenstoff  Raupen  und  Puppen  abgetötet 
werden.     Fanglampen  ziehen  die  Motten  stark  an. 

An  Tabak  tritt  die  Raupe  als  slitw^orm  oder  tobaeeo  leaf  miner 
auf  in  den  südlichen  Vereinigten  Staaten,  auf  Porto  Rico,  in  Kapland 
und  in  Neusüdwales.  Die  Eier  werden  an  die  Blätter  abgelegt ;  die 
Raupen  fressen  grofse,  beiderseits  sichtbare  Platzminen  in  diese,  be- 
sonders in  die  unteren,  die  daher  als  Deckblätter  unbrauchbar  werden. 
Die  Mine  wird  wiederholt  gewechselt,  daher  auch  hier  Arsenmittel 
günstig  wirken.  Die  Raupe  oder  Puppe  überwintert  an  den  Blättern, 
daher  nach  der  Ernte  die  Felder  gründlich  zu  reinigen  sind.  In  Kap- 
land fand  LouNSBURY  die  Raupen  auch  in  den  Stengeln,  je  vier  bis 
sechs  und  mehr,  sie  frafsen  Gänge  in  diese  unter  der  Haut,  so  dafs  die 


10  figs.-,  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  14,  1903,  p.  321—326,  1  PL; 
BuscK,  Agric.  Jonrn.  Cape  Good  Hope  Vol.  22,  1903,  p.  717—719;  Lounsburv, 
ibid.  Vol.  25,  1906;  van  Dink,  Ann.  Eep.  Hawaii  agric.  Exp.  Stat.  1904,  p.  377; 
Bull.  10  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.  1905,  p.  7—8. 


Gelechiiden. 


265 


Stengel  oft  mehr  oder  weniger  geringelt  wurden;  zahlreiche  Ichnemno- 
niden  wurden  aus  den  befallenen  Stengeln  gezüchtet. 

In  Amerika  auch  an  Tomaten,  Eierpflanzen  und  horse-nettle, 

Gelechia  Zell. 

Mittelglied  der  Palpen  unten  abstehend  beschuppt,  mit  Längsfurche: 
Endglied  pfriemenförmig.  Vorderflügel  gestreckt,  hinten  vom  Innen- 
rande ab  verengt,  mit  12  (11)  Rippen,  nur  Ast  7  und  8  gestielt  oder 
zusammenfallend.     Hinterflügel  breit. 

G.  dodeeella  L.  (reussiellaRatz.).  Kiefernknospenmotte.  Vorder- 
flügel graubraun  mit  hellgrauer  und  schwarzer  Zeichnung;  10 — 12  mm 
Spannweite.  Raupe  rotbraun  mit  schwarzem  Kopfe  und  Nackenschilde ; 
im  Herbste  in  Kiefernnadeln;  nach  der  Überwinterung  frifst  sie  eine 
Anzahl  Knospen  aus,  oder  bohrt  sich  später  auch  in  junge  Triebe  von 
der  Basis  aus  ein.  Puppe  im  Mai 
am  Frafsorte ;  Falter  von  Ende  Mai 
bis  Juli. 

G.  rhombella  Schiff').  Europa. 
Die  Raupe  im  Mai  und  Juni  in  um- 
geschlagenen Blättern  von  Apfel-  und 
Birnbäumen. 

G.  malvella  Hb.  Raupe  häufig 
in  den  Samen  von  Malvaceen,  be- 
sonders von  Stockrosen.  Die  Raupe 
geht  im  Oktober  in  die  Erde  und 
spinnt  sich  in  einem  kugelrunden 
Gehäuse  ein.  Im  Frühjahre  verläfst 
sie  dieses  Winterlager  und  verfertigt 
sich  ein  längliches  Puppengehäuse, 
das  im  Juli  den  Falter  entläfst. 

G.  grossypiella  Saundv).  Roter 
Kapselwurm ,  Pink  boUworm 
(Fig.  194).  Baumwolle :  Deutsch- 
Ostafrika,  Orientalische  Region.  Grau, 
mit  schwarzen  Flecken  auf  Vorder- 
flügeln; 8  mm  lang.  Raupe  zu- 
erst weifslich ,  später  fleischrot ,  mit  glänzend  braunem  Kopfe  und 
Nackenschilde ;  auf  den  Ringen  breite  mittlere  und  seitliche  dunkle 
Flecke;  10 — 12  mm  lang.  In  Indien  sechs  Brüten.  Eier  einzeln  an 
Blätter,  Stengel  oder  Kapseln.  Die  Räupchen  fressen  zuerst  einige 
Tage  an  Blättern  oder  aufsen  an  der  unreifen  Kapsel,  bohren  sich  dann 
in  letztere  ein  und  dringen,  unter  Zerbeifsen  der  Wolle,  bis  in  die 
Samen  vor,  diese  ausfressend.  Puppe  in  der  Kapsel,  oder  aufserhalb 
an  Blättern  oder  in  Erdrissen.  Der  Schaden  besteht  einmal  in  Wachs- 
tumshinderung der  befallenen  Kapseln,  dann  im  Beschädigen  und  Ver- 
unreinigen der  Wolle  durch  das  Zerbeifsen  und  den  Unrat  der  Raupen. 
Durch  die  Austritts  Öffnung  der  Raupe  dringt  Feuchtigkeit  ein,  wodurch 


Fig.  194.     Gelechia  gossypiella 
(nach  Maxwkll-Lefrov). 


1)  ZiENGiEBL,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenschutz  Bd.  3,  1900,  S.  92—94,  1  Fig. 

'^)  VossELER,  Mitt.  landw.  biol.  Inst.  Amani  1904,  No.  18,  S.  1—2,  No.  30,  S.  1; 
Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  D.  O.  Afrika  Bd.  2,  1904/06,  S.  242,  407—410,  503;  Pflanzer 
Bd.  3,  1907,  S.  337—339;  Maxwell-Lefrov,  Ind.  Ins.  Pests,  1906,  p.  93—96,  figs.  104 
bis  107;  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  1,  1907,  p.  223,  fig.  69. 


266  Microlepidopteren,  Kiemschmetterlinge. 

Pilze  und  Bakterien,  die  die  Zerstörung  des  Kapselinhaltes  weiter  fort- 
setzen, günstige  Nährböden  finden.  Der  in  die  aufspringende  Kapsel 
eindringende  Regen  löst  die  Exkremente  zu  Jauche,  die  die  ganze 
Wolle  verfärbt.  Mit  den  Kapseln  wird  der  Schädling  leicht  verschleppt. 
Als  Parasit  wiu'de  eine  Hymenoptere  beobachtet.  Vorbeugung  und 
Bekämpfung :  Sorgfältige  Auswahl  des  Saatgutes ;  befallene  Kapseln 
vernichten  oder  zur  Abtötung  der  darin  enthaltenen  Raupen  hoher 
Wärme  (Ausbreiten  der  Wolle  auf  Blechen  in  der  Sonne  genügt)  oder 
giftigen  Dämpfen  aussetzen;  gründliche  Reinigung  der  Felder  nach 
der  Ernte.  Maxwell-Lefroy  empfiehlt,  in  stark  befallenen  Feldern  die 
ganze  erste  Ernte  der  Kapseln  abzupflücken  und  zu  vernichten,  sobald 
die  Räupchen  der  ersten  Brut  zu  fressen  begonnen  haben.  Vosseler 
machte  die  Beobachtung,  dafs  mit  Psylliden  besetzte  und  infolgedessen 
stark  von  Ameisen  besuchte  Pflanzungen  frei  vom  Kapselwurme  waren; 
er  vermutet,  dafs  die  Ameisen  die  Eier  frafsen. 

GeleeMa  eonfusella  ('hamb.  Striped  peaeh  worm  ^).  Michigan; 
Raupen  spinnen  in  zwei  Brüten  die  Pfirsichblätter  zu  Nestern  zusammen, 
in   denen  sie  gesellig  leben. 

G.  simplieella  Wlk.  2).  An  Sojabohnen  in  Neu-Süd-Wales;  be- 
frifst  die  zusammengesponnenen  Blätter,  so  dafs  die  Ernte  merklich 
geschädigt  wird. 

Onorimoschema  heliopa  Low.  ^).  Australien,  Indien,  Ceylon. 
Raupe  weifs ;  Kopf,  Nackenschild  und  je  ein  Höcker  auf  jedem  Ringe 
dimkel.  Frifst  in  jungen  Stengeln  von  Tabak  und  verursacht  gallen- 
ähnliche Anschwellungen.     Sehr   schädlich. 

Zarathä  eramerella  Sn.  Kakaomotte*).  Java.  Eier  einzeln 
an  Fruchtkolben.  Die  Räupchen  dringen  sofort  nach  dem  Aus- 
schlüpfen in  die  jungen  Früchte.  Um  die  Bohrgänge  verhärtet  das 
Gewebe,  so  dafs  die  befallenen  Früchte  schwer  zu  öffnen  sind.  Geraten  die 
Räupchen  in  die  Spindel,  so  entwickeln  sich  die  Samen  nicht  richtig. 
Der  Reifezustand  der  Früchte  bleibt  unerkennbar;  entweder  werden 
sie  zu  früh  gepflückt ,  oder  sie  bleiben  zu  lange  am  Baume, 
dann  bersten  sie,  und  der  ganze  Inhalt  läuft  als  faule,  stinkende,  dunkel- 
braune Masse  aus.  Ganze  Entwicklung  der  Motte  in  einem  Monate. 
Raupen  10  —  12  mm  lang,  weifslich  mit  grünlichem  Schimmer  (durch- 
scheinende Nahrung) ;  Puppe  in  ovalem,  abgeplattetem  wolligem  Kokon, 
aufsen  auf  Früchten,  Blättern  und  Zweigen.     Schaden  sehr  bedeutend. 

Bekämpfung:  Alle  befallene  Früchte  abpflücken,  in  Gruben  mit 
Kalk  bedecken  und  Erde  darüber  feststampfen;  vielleicht  auch  Fang- 
laternen und  Klebfächer.  —  Raupen  auch  an  Nephelium  lappaceum  L. 
und  wahrscheinlich  noch  anderen  Nephelium-Arten. 

Plutellideii. 

Kopf  dicht  wollig  behaart.  Fühler  in  der  Ruhe  vorgestreckt,  beim 
Männchen  ohne  Kammzähne.     Palpen  lang,   unten  am  Mittelgliede  mit 


1)  Pkttit,  Micliigan  State  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  175,  1899,  p.  347—349,  Fig.  6 
(hier  Depressaria  persicaella  Mnrtf.  genannt);  Spec.  Bull.  24,  1904,  p.  57—58,  Fig.  57. 

2)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  14,  1903,  p.  1023—1024. 

^)  Maxwell-Lkfrov,  Mem.  Indian  Departm.  Agric.  Vol.  1,  1907,  p.  224. 

*)  Zehntnek,  Bull.  Proefstat.  Cacao  Salatiga  No.  1  1901,  No.  5  1903;  Ausz. : 
Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  12,  S.  231—232;  siehe  aucli  Kindt:  ,,Die  Kultur  des 
Kakaobaumes  und  seine  Schädlinge'',  Hamburg  1904,  S.  110—119,  Fig. 


Plutelliden. 


2G7 


grofsem    Scliuppenbusche    und    mit    aufsteigendem,    pfriemenförmigem 
Endgliede. 

Cerostoma  persieella  F.  ^).  Süddeutschland,  Taurien.  Raupe  im 
April  bis  Mai  und  Juli  an  Pfirsich-  und  Mandelbäumen-,  spinnt  die  Blätter 
der  jungen  Triebe  zusammen.  Puppe  in  kahnförmigem  Gespinste  am 
Stamme. 

Plutella  Sehr. 

Fühler  gegen  die  AVurzel  nicht  schuppig  verdickt,  Palpen  vor- 
stehend, mit  spitzem  Haarbusche.  Ast  6  und  7  der  Hinterflügel  ge- 
sondert. —  Raupen  unter  Gespinst  an  Blättern.  Puppe  in  kahn- 
förmigem, gelblichem  Gespinste.     Zwei  Brüten. 

PI.  erueiferarum  Zell.  ^).  Kohlsehabe.  Diamond-baek  moth  ; 
La  teigne  du  eolza  (Fig.  195).  Haarbusch  am  Mittelgliede  der  Palpen 
länger  als  Endglied ;  Hinterflügel  ohne  eingeschobene  Zelle,  Ast  5 
und  (3  gestielt.  Vorderflttgel  bräunlich, 
am  Vorderrande  grau ,  am  Hinterrande 
mit  einem  hellen,  vorn  dunkel  angelegten, 
zweimal  rundlich  vortretenden  Streifen; 
Schulterecken  braun.  7  mm  lang,  15,5  mm 
Flügelspannung.  Raupe  grün  mit  schwar- 
zem Kopfe,  sehr  spärlich  behaart,  10- 
füfsig,  spindelförmig,  7  mm  lang. 

Die  neuerdings  fast  allgemein  an- 
genommene Identifizierung  mit  PI.  maeu- 
lipennis  Curt.  wird  von  Quanjer  bestritten; 
letztere  sei  vielmehr  mit  PI.  xylostella 
L.  identisch. 

Europa ,  Grönland ,  Spitzbergen, 
Nordamerika,  Cuba,  Südafrika,  Indien, 
Australien ,  Neu  -  Seeland ;  an  den  ver- 
schiedensten wilden  und  angebauten 
Cruciferen,  an  letzteren  oft  bis  zu  100 ''/o 
schadend.  Aus  der  überwinterten  Puppe 
kommt  im  Mai  der  Schmetterling  aus, 
der  seine  Eier  einzeln  an  die  Blattunter- 
seiten von  Kreuzblütlern  legt.  Die  Raupe 
frifst  gesellig  entweder  ebenda  oder  im 
Herzen  der  Pflanzen ,  bei  Blumenkohl 
zwischen  den  Käschen.    Nach  drei  bis  vier 

Wochen  verpuppt  sie  sich  am  Frafsplatze ;  nach  zwei  Wochen  fliegt  die 
zweite  Brut  der  Falter,  die  im  Juli— August  wieder  Raupen  ergibt,  die 

^)  Henschel,  Die  schäcU.  Forst-  u.  Obstbaum-Insekten  3.  Aufl.,  Berlin  1895, 
S.  441;  Goethe,  R.,  Ber.  Kgl.  Lehranstalt  Geisenheim  a.  Eh.  1896'97,  S.  63;  Schule, 
Jahre.sber.  Sonderaussch.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1896.  S.  163,  1901,  S.  244; 
MoKRZETSKi,  1905;  siehe  Jahresber.  Pflanzenkrankh.  Bd.  8,  S.  44. 

■)  CüRTis,  Farm  Insects,  1860,  p.  85—87,  Fig.  11,  PI.  C,  fig.  9—12;  Fueler,  Agric. 
Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  7,  1896,  p.  444 ff.,  PL;  Carpenter,  Rep.  1901,  p.  144—147, 
fig.  16—21,  Journ.  Dept.  Agric.  techn.  Inst.  Ireland  Vol.  'z,  1901,  p.  275—279, 
1  PL;  Hilgendoef,  Trans.  N.  Zealand  In.st.  VoL  33,  1901,  p.  145  —  146;  Board 
Agric.  Fish.  London,  Leafl.  22,  1901  (rev.);  Cook,  Bull.  60,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur. 
Ent.,  1906,  p.  70;  Quanjer,  Tijdschr.  Ent.  D.  49,  1906,  p.  11—17,  2  PL;  Tijd.schr. 
Plantenz.  XII,  1906,  p.  62—70,  2  PL,  1  fig.;  Ravn,  Medd.  Insektangrab  Jytland 
1905,  p.  70—74;  NoEL,  Naturaliste  T.  29,  1907,  p.  289  (hier  Ypsolophus  x^-lostei 
genannt). 


Fig.  195.     Kohlschabe 
(nach  Maxwell-Lefroy). 


268  Microlepidopteren,  Kleinscbmetterlinge. 

nun  noch  schädlicher  werden  als  die  der  ersten  Brut.  Besonders  in  Eng- 
land war  der  Schaden  in  manchen  Jahren  überaus  grois.  Meist  über- 
wintern Puppen,  seltener  Falter  der  zweiten  Brut.  Als  Feinde  wurden 
beobachtet :  zahlreiche  Vögel,  wie  Krähen,  Staare,  Kibitze,  Regenpfeifer, 
Möwen  usw.  ^  als  Parasiten  Lwmeria  gracüis  Grav.  (Ichneiunonide)  und 
Angitia  majälis  Grav. 

Bekämpfung:  Mit  einer  Mischung  von  1  Teil  Kalk  und  2  Teilen 
Rufs  die  Pflanzen,  auch  von  unten,  bestäuben.  Wegränder  und  andere 
Aufenthaltsorte  der  Raupen  zu  deren  Frafszeit  walzen.  Gründliche 
Reinigung  der  Felder  im  Winter.  Künstliche  Dünger  lassen  die  be- 
fallenen Pflanzen  die  Schädigung  leichter  überwinden. 

Niedere  Temperatur  und  viel  Regen  w^erden  den  Raupen  verderblich. 

Plutella  porreetella  L.  Naehtviolenmotte^).  Vorderflügel  bein- 
farben,  mit  braungelben  Längsstreifen  und  dunklerem  Wurzelsaum: 
Saum  und  Fransen  schwarz  gefleckt.  Raupe  grün,  spindelförmig,  mit 
dunklerer  Rückenlinie  und  dunklen,  kleinen  Flecken  mit  je  ei:nem 
Härchen.  Bereits  im  ersten  Frühlinge  spinnen  die  Räupchen  die 
Spitzen  der  Triebe  von  Hesperis  matronalis  zusammen  und  fressen 
teils  jene ,  teils  die  Blütenknospen  aus.  Eine  zweite  Brut  frifst  im 
Mai  bis  Juni  an  den  Blättern,  minder  schadend.  Als  einzige  Abwehr  sind 
die  Räupchen  der  ersten  Brut  aus  den  versponnenen  Trieben  heraus- 
zusuchen und  zu  vernichten;  gegen  Chemikalien  soll  die  Nachtviole 
sehr  empfindlich  sein. 

Hyponomeutideii,  Gespinstmotten. 

Fühler  fadig.  Palpen  kurz ,  fadig ,  anliegend  beschuppt.  Vorder- 
flügel mit  zwölf  oder  elf  Rippen;  vier  Äste  in  Vorderrand.  Hinter- 
flügel breit,  mit  sechs  bis  acht  Rippen.  Raupen  lÖfüfsig,  leben  gesellig 
in  lockeren  Gespinsten  oder  unter  einem  Gewebe  auf  der  Oberseite 
von  Blättern,  an  Bäumen  und  Sträuchern,  oder  in  Knospen  oder 
Beeren,  oder  in  Coniferennadeln  usw. 

Ocnerostoma  Zell. 

Palpen  knospenförmig.     Vorderflügel  mit  sieben  Rippen. 

O.  piniariella  Zell.  Kiefernnadelmotte.  Die  graugi-üne,  schwarz- 
köpfige  Raupe  miniert  in  zwei  Brüten  in  Kiefernnadeln.  Puppe  aufsen 
zwischen  solchen.  Die  var.  copiosella  Frey^j  lebt  im  Ober-Engadin 
in  Arvennadeln;  obwohl  nur  eine  Nadel  eines  Bündels  miniert  wird, 
sterben  alle  fünf  später  zusammengesponnenen  ab. 

Argyresthia  Hb. 

Ohne  Nebenaugen.  Palpen  lang,  dünn,  glatt.  Vorderflügel  mit 
zwölf  Rippen.  Hinterflügel  mit  sechs  Ästen  aus  der  Mittelzelle ;  Ast 
5  und  6  lang  gestielt.  Verwandlung  in  doppeltem,  aufsen  weit- 
maschigem, innen  festem  und  dichtem  Kokon.  Mittleres  und  nördliches 
Europa. 


')  NoEL,  Naturaliste  T.  29,  1907,  p.  47. 

2)  Kelt.ek,  Schweizer.  Zeitschr.  f.  Forstw.  Jahrg.  52,  1901,  S.  293—297. 


Hyponomeutiden,  Gespiustmotten.  269 

A.  laevig-atella  H.  S.  Lärchen  triebmotte  ').  Die  G— 7  mm  lange, 
schwarzköpfige ,  hellgelbe  Raupe,  frifst  von  Mitte  Jinii  an  unter  der 
Rinde  junger  Lärcli entriebe.  Nach  der  Überwinterung  wird  sie  weifs- 
grau,  etwas  rötlich  mit  dunkel  durchscheinender  Rückenlinie,  Anfang 
Mai  verpuppt  sie  sich  am  Frafsorte,  nachdem  sie  das  Flugloch  für  den 
Falter  genagt  hat.  Dieser  fliegt  Ende  Mai,  Anfang  Juni  und  legt  an 
die  jungen  Triebe  je  ein  Ei  an  eine  Nadelbasis.  Die  durch  den  Frais 
im  Bast  meist  geringelten  Triebe  sterben  oberhalb  ab  („Spiefse");  unter- 
halb entwickeln  die  Knospen  Nadelbüschel.  Da  der  Schaden  gewöhn- 
lich erst  nach  dem  Ausfliegen  des  Falters  bemerkbar  wird ,  ist  Be- 
kämpfung nahezu  ausgeschlossen. 

A.  illuminatella  Zell.  Fiehtenknospen motte.  Das  rötliche 
Räupchen  höhlt  von  Juni  bis  Mai  junge  Fichtenknospen  aus,  von 
Knospe  zu  Knospe  sich  durch  den  Bast  durchfressend. 

A.  Cornelia  F.     Raupe  desgleichen  in  Apfelknospen. 

A.  ephlpella  F.  Raupe  grünlich,  in  Knospen  verschiedener  Obst- 
bäume, besonders  aber  von  Steinobst;  auch  in  Haselknospen.  In  Sachsen 
soll   sie   zeitweise    eine  wahre  Landplage  x       y. 

sein,    indem   sie    als    „Kernraupe"    die  ~"\^p-" ' 

sich    eben    entwickelnden    Kirschen    zer-  ^^^^^^^^^P^ 

stört.     Puppe  in  der  Erde.  -ä^fe:i^iV..3|^ 

A.     pyg-maella     Hb.       Weiden-  ^{fl^X 

knospenmotte.      Vorderflügel     gelblich-       j'^aj/     /    t  t  I    ^ 
weifs ,    stark    glänzend,    mit   goldbraunen       \i%   T     ' — «-|  ' ^  '        ^^ 
Binden  und  Flecken.    Raupe  gelbgrün  mit       ^5*^  1.^11 

gelbbräunKchem  Kopfe  und  Afterschilde;      ^k\      WTOpS»        ||| j 
im     April     und    Mai     in    Kätzchen     und      ^m  \3  c  %f  d 

Knospen  von  Weiden,  dringt  auch  in  das        *' 

Mark    der  Zweige   ein.     Puppe  Ende  Mai  Fig.  196.     Apfelmotte 

in   doppeltem   Gewebe  an  Erde,  Blättern  (nach  Matsumura). 

usw.     Falter  im  Juni. 

A.  fundella  F.  R.  Tannennadelmotte ^i.  Raupe  miniert  von  Juni 
bis  Mai  in  Kiefern-,  seltener  Fichtennadeln,  mehrere  davon  zerstörend. 
Puppe  in  spindelförmigem,  glänzend  weifsem  Gespinste  an  der  Unter- 
seite einer  unversehrten  Nadel.  Im  Jahre  1896  in  Oberpfalz  und 
Oberbayern  von  Hartig  als  so  schädlich  beobachtet,  dafs  Baumkronen 
gelichtet  wurden. 

A.  eonjug-ella  Zell  Apfel motte"^)  (Fig.  196).  Vorderflügel 
violettgrau,  licht  gesprenkelt,  mit  gelblich  weifsem  Streifen  am  Innen- 
rande, einer  schräg  nach  hinten  ziehenden  dunklen  Binde ,    und  einem 

1)  Loos,  Zentralbl.  ges.  Forstw.  Jahrg.  24.  1898,  S.  265  ff.;  Mac  Dougall,  Joiirn. 
Board.  Agric.  London  Vol    14,  1907,  p.  395—399,  2  figs.  (nach  Eckstein). 

-')  Hartig,  Forstl.  nat.  Zeitschr.  Bd.  5,  1896,  S.  313-317,  2  Fig. 

3)  Matsumura,  Zool.  Mag.  Tokyo  Vol.  8,  1896,  p.  59-61.  1  PI. ;  U.  S.  Dept.  Agric. 
Div.  Ent.  Bull.  10,  N.  S.  1898,  p.  36-38,  Fig.  13  (irrtümlich  Laverna  hellerella  be- 
nannt); V.  Schilling,  Prak^.  Ratg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1897,  S.  456—457,  10  Fig.; 
E.  Reuter,  Ent.  Tidskr.  Arg.  20,  1899,  p,  71-76;  Fletcher,  ßep.  Ontario  Entom. 
Botan.  1900,  1901;  Lamra,  Ent.  Tidskr.  Arg.  27,  1906,  p.  1—13,  16,  Taf .  1 ;  Reh, 
Prakt.  Ratg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1907,  S.  452—453.  4  Fig.,  1908,  S.  58-59;  Lcstner, 
ibid.  S.  263—254,  Ber  . .  .  Geisenheim  1907,  S.  291-294,  Fig.  63—64.  In  den  Be- 
richten der  nordischen  und  englischen  Entomologen  (Lamra,  Reuter,  bcHuYEx; 
Cohinge,  Theobald,  Warburton)  wird  die  Apfelmotte  fast  ständig  seit  1898  erwaünt. 
Dagegen  scheint  sie  auf  Irland  noch  nicht  vorzukommen;  wenigstens  telilt  sie  m 
den  Berichten  Carpentees. 


270 


Microlepidopteren,  Kleinsclimetterliuge. 


weifslichen  Flecke  vor  der  Spitze.  Raupe  mit  schwarzem  Kopfe,  zuerst 
weiislich,  später  fleischrot  mit  vielen  dunkelbraunen  Punkten,  auf  denen 
je  ein  Härchen  steht;  7  mm  lang.  Mittel-  und  nördliches  Europa,  von 
da  verschleppt  nach  Britisch-Columbien ;  Japan. 

Die  ursprüngliche  Nährpilanze  der  Raupe  ist  die  Frucht  der 
Eberesche,  vielleicht  noch  einer  oder  der  anderen  wilden  Prunus-Art, 
und  die  Mehlbeere.  Seit  1897  haben  die  Falter  in  Jahren,  in  denen 
die  Vogelbeeren  selten  sind ,  ihre  Eier  öfters  an  Äpfel  oder  Kirschen 
gelegt.  In  Skandinavien  ist  diese  Art  jetzt  ständig  auch  an  erstere 
übergegangen  und  zu  ihrem  schlimmsten  Feinde  geworden ,  der  von 
1898— 19(J8  viermal  etwa  die  halbe  Apfelernte  zerstört  hat.  —  Li  Eng- 
land werdenbesonders  Kirschen 
befallen  {cherry  fruit  moth),  in 
Kanada  Pflaumen ,  in  Japan 
ebenfalls  Apfel. 

Der  von  Anfang  Juni  bis 
Ende  August  fliegende  Falter 
legt  seine  Eier  an  die  wolligen 
Haare  in  die  Nähe  der  Kelch- 
grube der  Apfel.  Die  Räupchen 
bohren  sich  gewöhnlich  an  der 
Seite  in  diese  ein,  leben  zuerst 
einige  Tage  unter  der  Schale 
und  durchfressen  dann  in  ge- 
wundenen Gängen  das  Frucht- 
fleisch (Fig.  197),  zerstören  auch 
öfters  die  Kerne.  Die  befallenen 
Äpfel  sind  äufserlich  kennilich 
an  mifsfarbig  grünen,  einge- 
sunkenen Flecken  mit  kleinem 
Loche  in  der  Mitte ,  das  in 
einen  gröfserenHohlraum  unter 
der  Schale  führt.  In  einem 
Apfel  wurden  bis  zu  25  Rau- 
pen gefunden.  Im  Herbst 
findet  die  Verpuppung  im 
typischen  Gespinste  statt,  ge- 
wöhnlich flach  in  oder  an  der 
Erde  in  Laub,  Gras  usw., 
seltener  an  der  Rinde.  Bei 
gelagerten  Äpfeln  findet  sich  die  Puppe  oft  in  der  Frucht,  besonders 
im  Kerngehäuse.  Auf  diese  Weise  wird  die  Motte  leicht  verschleppt. 
Als  Parasiten  züchtete  Lampa  Pimpla  cdlohata  Grav. 
Bekämpfung:  Reinigung  der  Bäume  im  Winter;  tiefes  Um- 
graben und  nachheriges  Festtreten  der  Baumscheibe.  Nach  Licht  fliegt 
die  Motte  nicht. 

Prays  Hb. 

Kopf  anliegend  behaart.  Wurzelglied  der  Fühler  nackt.  Palpen 
lang.  Vorderflügel  mit  zwölf  Rippen;  Ast  7  und  8  gestielt.  Vorder- 
füfse  länger  als  Schienen. 


Fig.  ly?. 

Von  der  Raupe  der  Apfelmotte  durchfressener 

Apfel  (nach  LüsrNEii). 


Hyponomeutiden,  Gespinstmotten.  971 

P.  eurtisellus  Don.  Esehenzwieselmotte  ^).  Vorderflügel  weils 
mit  grofsem,  dreieckigem,  schwarzgrauem  Vorderrandilecke  und  schwärz- 
lichen Flecken  am  Saume,  Raupe  zuerst  honiggelb ,  später  schmutzig- 
grün,  dorsal  rötlich;  Kopf,  Nacken-  und  Afterschild  schwarz,  7  —  10  mm 
lang.  Zwei  Brüten ;  Falter  im  Juni  und  August,  Die  Raupe  der  ersten 
Brut  miniert  anfangs  in  den  Blättern,  später  skelettiert  sie  solche  von 
oben;  schließlich  spinnt  sie  zwei  Blätter  zusammen  und  frifst  Löcher 
aus.  Puppe  am  Boden  zwischen  dürren  Blättern.  Die  Raupe  der 
zweiten  Brut  miniert  ebenfalls  zuerst;  beim  Blattfalle  geht  sie  in 
die  Endknospen  zur  Überwinterung,  höhlt  sie,  oft  auch  noch  den  Trieb 
im  Frühjahre  aus  oder  frifst  aufsen  an  den  Blättern.  Puppe  im  Juni 
aufsen  am  Triebe.  Scliaden  besteht  in  der  Zwieselbildung ,  indem  die 
beiden  letzten  Seitenknospen  die  Endknospe  zu  ersetzen  suchen.  Dem 
ist  vorzubeugen ,   wenn   man   die    eine  durch  schiefen  Schnitt  entfernt. 

P.  oleellus  F. 2),  Olivenmotte.  Italien,  Südfrankreich.  Drei 
Brüten.  Die  erste  von  Herbst  bis  Frühjahr  in  und  an  den  Blättern; 
die  zweite  von  Mai  bis  Juli  zwischen  versponnenen  Blüten;  die  dritte 
von  Juli  bis  Oktober  in  den  Früchten,  vorwiegend  deren  Kerne.  Von 
den  zahlreichen  Insektenfeinden  ist  besonders  Ageniaspis  fuscicolNs  Dalm. 
subsp.  praysincola  Silv.  zu  nennen.  Bekämpfung:  Ende  Mai  und 
in  der  ersten  Hälfte  des  Juli  mit  einem  Insektizide  spritzen;  die  be- 
fallenen Blätter  und  Früchte  in  Kisten  mit  engem  Drahtnetze  sammeln, 
das  wohl  den  ausschlüpfenden  Chalcidiern,  nicht  aber  den  Motten  das 
Auskommen  ermöglicht. 

Hyponomeuta  (Yponomeuta)  Latr.  ^j.   Oespinstmotteu; 

Ermine   moths. 

Gröfsere  Motten.  Kopf  dick  anliegend  behaart.  "Wurzelgiied  der 
Fühler  nackt.  Palpen  schwach  aufgebogen.  Vorderflügel  meist  weifs 
mit  schwarzen  Punkten,  lang,  mit  zwölf  gesonderten  Rippen;  Rippe  la 
wurzelwärts  gegabelt.  Hinterflügel  grau.  Vorderfüfse  doppelt  so  lang 
wie  die  Schienen.  —  Raupen  meist  gelblich,  dunkel  punktiert.  — 
Europa.  —  Die  Biologie  aller  Gespinstmotten  ist  in  der  Hauptsache  die 
gleiche,  daher  wir  sie  hier  nach  der  von  H.  pomonella  schildern  wollen. 

Der  Falter  fliegt  von  Ende  Juni  (im  Süden) ,  bzw.  Mitte  Juli  (im 
Norden)  an  bis  in  August.  Das  "Weibchen  legt  je  15 — 80  Eier  dach- 
ziegelförmig  in  ein  Häufchen  an  die  glatte  Rinde  der  jungen  Zweige 
und  überdeckt  sie  mit  einer  schleimigen,  rasch  erhärtenden,  zuerst  gelb- 
lichen, glatten,  später  braunen,  runzeligen  Ausscheidung  seines  Hinter- 
leibes (Fig.  198).  Nach  etwa  vier  Wochen  schlüpfen  die  Räupchen 
aus,  die  aber  unter  ihrem,  durch  die  Exuvien  und  ein  dichtes  Gespinst 
verstärkten  Schilde  bleiben  und  überwintern.  Sie  scheinen  sich  dabei 
von  Baumsäften  zu  ernähren,  wenio-stens  bleibt  die  Rinde  unter   ihnen 


1)  Borgmann,  Forstl.  nat.  Zeitschr.  Bd.  2,  1893,  S.  24—28,  6  Fig. 

-)  Boyer  de  Fonscolomüe,  Ann.  Soc.  ent.  France  1837,  p.  180 — 186;  Chapelle, 
Progr.  agr.  vitic.  Montpellier  1907,  Nr.  32,  p.  168—171,  2  figs.;  Silvestri,  Bell.  Labor. 
Zool.  gen.  agr.  Portici  Yol.  2,  1907,  p.  83-184,  68  figs. 

^)  Aus  der  ungeheueren  Literatur  über  die  Gespinstmotten  seien  nur  einige 
wichtigere  Arbeiten  hier  genannt:  Lewis,  Trans,  ent.  Soc.  London  Vol.  1,  1836, 
p.  21—22;  Zeller,  Isis  1844,  S.  198—238,  2  Taf.;  Schreiner  (russ.  Arbeit),  Ausz.  im 
Zool.  Zentralbl.  Bd.  8,  1899,  S.  65—66;  Zimmermann,  H.  ,  lusektenbörse  Jahrg.  16, 
1899,  S.  133—134;  Marchal,  Bull.  Soc.  Etud.  Vulgaris.  Zool.  agr.  1902,  Nr.  4,  14  pp. 


272  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

immer  grün  und  feucht.  Etwa  Mitte  April  verlassen  sie  den  Schild 
durch  ein  bis  zwei  nadelstichfeine  Öffnungen  und  begeben  sich  zur 
nächsten  Knospe.  Ist  diese  noch  geschlossen,  so  wird  sie  ausgehöhlt; 
ist  sie  schon  geöffnet,  so  bohren  sich  die  1  mm  langen,  gelben,  schwarz- 
köpfigen  Räupchen  zu  je  zehn  bis  zwölf  in  die  äufseren  Blättchen  von 
der  Spitze  aus  ein  und  minieren  sie  nach  der  Basis  zu  aus;  die  be- 
treffenden Blättchen  werden  von  der  Spitze  aus  zuerst  rot,  dann  braun, 
sterben  und  fallen  ab.  Wenn  die  Räupchen  derart  eine  Anzahl  junger 
Blätter  ausgefressen  haben,  gehen  sie  auf  das  nächste  gröfsere  Blatt 
und  skolettieren  es  von  oben  unter  einer  schützenden  Gespinstdecke. 
Nach  weiteren  zehn  Tagen  sind  sie  etwa  5  mm  lang,  gelb  mit  schwarzen 
Schildern  und  Brustfüfsen.  Nun  wandern  sie  nach  den  Astgipfeln  und 
verfertigen   das  erste  Nest.     Solange  möglich,  suchen  sie  dieses  durch 


Fig.  198.  Überwinterlingsgespinste 
(«)  der  Apfelbaum-Gespinstmotte. 


Fig.    199.      Gespinst    der    Apfelbaum- 
Gespinstmotte  (nach  Theubald). 


Einspinnen  neuer  Blätter  zu  vergröfsern  (Fig.  199);  nur  wenn  keine 
Blätter  mehr  in  erreichbarer  Nähe  sind ,  verlassen  sie  das  alte  und 
spinnen  an  einem  neuen  Triebe  ein  neues  Nest.  Auch  die  Rinde  junger 
Zweige  wird  im  Notfalle  abgenagt.  Im  Juni  verpuppen  sie  sich,  jede 
in  einem  eigenen,  dichten,  weifsen  Kokon,  die  bei  H.  malinellus  in 
dichten  Klumpen  senkrecht  nebeneinander  stehen. 

In  manchen  Jahren ,  nach  Schreiner  besonders  in  solchen  mit 
trockenen,  heifsen  Sommern,  treten  die  Gespinstmotten  in  ungeheuren 
Massen  auf  und  können  dann  ganze  Bäume  unter  scheinbar  einem 
zusammenhängenden  Neste  entblättern.  Im  allgemeinen  ist  der  Schaden 
nicht  besonders  grofs,  da  der  Frais  so  früh  beendet  ist,  dafs  die  Bäume 
sich    später    wieder    belauben    können ;    so    kann   derselbe  Baum   oder 


Hyponomeutiden,  Gespinstmotten.  273 

Strauch  fast  jahraus  jahrein  kahl  gefressen  werden,  ohne  ernstlich  zu 
leiden,  —  An  Obstbäumen  wird  selbstverständlich  die  Ernte  durch  die 
Zerstörung  des  Laubes  sehr  beeinflufst  und  kann  bei  Kahlfrafs  völlig 
zunichte  _  werden.  Nach  Schreiner  ist  der  jährliche  Verlust  der  Apfel^ 
ernte  bei  Saratow  gegen  8  Millionen  Mark. 

Auf  ein  starkes  Gespinstmottenjahr  braucht  nicht  ein  gleiches  zu 
folgen.  Nicht  selten  bedecken  sich  Mitte  Mai  Bäume  und  Sträucher 
dicht  mit  den  Gespinsten,  die  Ende  des  Monates,  Anfang  Juni  ent- 
weder wieder  ganz  verschwunden  oder  wenigstens  jämmerlich  mit- 
genommen sind.  Ob  dieses  auf  tierische  Feinde  oder  auf  ungünstige 
Witterung,  namentlich  kalte  Regen  zurückzuführen  sei,  mufs  dahingestellt 
bleiben. 

Eigentliche  Feinde  der  Gespinstmotten  scheinen  nicht  häufig 
zu  sein ;  nur  Staare  ^)  und  die  Capside  Atractotonms  mali  Meig.^)  werden 
als  solche  genannt.  Um  so  zahlreicher  sind  die  Parasiten.  Eatzeburg 
zählt  allein  30  Ichneumoniden  auf,  von  denen  nach  Schreiner  aber  nur 
sieben  von  "Wichtigkeit  sind,  denen  er  noch  einige  Fliegen  zugesellt. 
Nur  ein  Teil  jener  Hautilügler  sticht  die  Raupen  an.  Ageniaspis  fusci- 
coUis  Dalm.  belegt  jedes  Mottend  mit  einem  Ei.  Die  Parasitenmade 
pflanzt  sich  in  der  Raupe  pädogenetisch  fort,  so  dafs  das  eine  Ei 
schliefslich  eine  grofse  Anzahl  Schlupfwespen  hervorgehen  läfst. 

Die  Bekämpfung  ist  nicht  ganz  leicht.  Der  Rat,  die  braunen 
Blätter  mit  den  minierenden  Räupchen  abzusammeln,  dürfte  selbst  an 
Formobst  nicht  ganz  leicht  auszuführen  sein.  Am  meisten  üblich  ist 
das  Verbrennen  der  Nester,  eventuell  nach  vorherigem  Abschneiden. 
In  neuerer  Zeit  haben  sich  aber  auch  verschiedene  Spritzmittel  be- 
währt, besonders  wenn  sie  mit  starkem  Strahle  gegen  die  Gespinste 
getrieben  werden,  wie  Arsenmittel,  lV2^/oige  Lysollösung,  IV2 — 3°/oige 
Chlorbaryumlösung,  starke  Quassiabrühe  und  die  Laborde  sehe  Mischung**): 
1500  g  Fichtenharz,  200  g  Ätznatron,  1  1  Ammoniak,  lOO  1  Wasser. 

Die  Unterscheidung*)  der  verschiedenen  Arten  ist  trotz  an- 
scheinend guter  morphologischer  und  biologischer  Merkmale  recht 
schwierig,  da  die  Variabilität  eine  recht  breite  ist;  die  Anschauung 
Marchals,  dafs  die  meisten  Arten  nur  biologische,  an  die  verschiedenen 
Nährpflanzen  angepafste  Formen  seien,  hat  mancherlei  für  sich.  — 
Recht  schlimm  steht  es  um  die  Synonymie.  Linne  gab,  offenbar 
durch  Verwechslung  bei  der  Zucht,  mehrere  falsche  Namen.  Zeller 
stellte  später  diese  Irrtümer  richtig;  die  neue  Nomenklaturbewegung 
sucht  die  widersinnigen  Linne  sehen  Namen  wieder  heraus.  Wir  werden 
uns  hier  in  der  Hauptsache  nach  Zeller  richten. 

Hyponomeuta  padi  Zell,  (evonymellus  L.)  Vorderflügel  mit  fünf 
Reihen  zahlreicher  Punkte;  Fransen  weifslich.  An  Prunus  padus  und 
Rhamnus  frangula. 

H.  evonymi  Zell.  (cognatellusHb.).  Vorderflügel  mit  zwölf  Punkten 
in  drei  Reihen ;  Fransen  reinweifs.  An  Evonymus  europaeus  und 
Rhamnus  frangula.  Eiablage  an  die  Basis  der  Sträucher.  Soll  in 
Italien  Kahlfrafs  an  Eichen  bewirkt  haben. 


')  Theobald,  2^1  Eep.  1904.  p.  35. 

2)  PoMMEROL,  Eev.  sc.  Boiirbomi.  An.  14,  1901,  p.  18-23. 
')  C.  r.  Acad.  S.  Paris  T.  134,  1902,  p.  1149—1151. 

*)  Sehr  ausführliche  Beschreibungen  aller  Stadien  gibt  E.  Taschenbebg  in  seiner 
Prakt.  Insektenkunde  Bd.  3. 

Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.     Dritter  BaiiJ.  18 


274  Microlepidopteren,  Kleinsclimetterlinge. 

Hyponomeuta  mahalebellus  Gn.  An  Prunus  malialeb, 
H.  malinellus  Zell.  Yorderfiügel  mit  zwölf  Punkten  in  drei 
Reihen  und  einigen  kleineren  vor  der  Flügelspitze ;  Fransen  auf  Unter- 
seite am  Innenwinkel  graulich;  die  der  Hinterflügel  gleichmälsig  hell- 
grau. 7  mm  lang,  19  mm  Spannweite.  Raupe  bis  21  mm  lang.  An 
Apfelbaum.  Fehlt  in  Norwegen  M.  In  Frankreich  auch  an  Mandelbäumen 
schädlich  (Marchal).     Auch  in  Italien  und  auf  Cypern. 

H.  variabilis  Zell,  (padellus  L.).  Vorderüügel  mit  30  Punkten 
in  drei  Längsreihen,  am  Vorderrande  bräunlichgrau  angeflogen;  imten 
mit  den  Fransen  graubraun.  8  mm  lang,  22  mm  Spannweite.  Puppe 
in  der  Mitte  gelb,  vorn,  hinten  und  Flügelscheiden  schwarzbraun,  mehr 
einzeln  in  lockerem,  durchsichtigem  Gespinste.  Auf  Pflaumen,  Birn- 
bäumen, Mispeln,  Schlehen,  Weifsdorn,  Eberesche;  geht  von  letzteren 
in  Norwegen  massenhaft  an  Apfelbäume  über^).  Die  Raupe  miniert 
nicht,  sondern  geht  sofort  an  die  Blätter.  Falter  fliegt  etwas  früher 
als  H.  malinellus. 

Erechtliiaden. 

Erechthias  mystaelnella^).  Victoria,  Australien.  Wahrscheinlich 
ursprünglich  an  Acacia  spp.  Bohrt  sich  in  Apfeläste  und  -zweige,  be- 
sonders an  Geschwulsten  der  Blutlaus  ein.  Aus  den  Bohrgängen  fliefst 
Saft  aus,  in  sie  dringen  Luft,  Feuchtigkeit  und  Pilze  ein.   Sehr  schädlich. 

Glyphipterygiden. 

Kopf  glatt  anliegend  behaart.  Palpen  mäfsig  lang,  aufgebogen. 
Mit  Nebenaugen.  Vorderflügel  mit  zwölf 
gesonderten  Rippen;  vier  Äste  in  Vorder- 
rand.    Fransen  schmal. 

Simaethis  Lch. 

-p-     OAA     a-       4-1  •         •  Palpen  an  den  ersten  beiden  Gliedern 

Flg.  200.     Simaethis  pariana.  ,  ^      i      ,         ,  ,        ,  n^      ^^    ^ 

(2:1).  unten    raun    beschuppt;    das    Lnglied    zu- 

sammengedrückt, mit  stumpfer  Spitze. 
S.  pariana  L.  (Choreutis  parialis  Tr.')^)  (Fig.  200).  Vorderflügel 
braun,  hinter  der  Mitte  hellgrau  bestäubt,  mit  zwei  schwarzbraunen, 
gezackten  Querlinien  und  dunkelbraunem  Querschatten  vor  dem  Saume ; 
Hinterflügel  dunkelbraun,  5  —  6  mm  lang;  Spannweite  12 — 14  mm, 
Raupe  12  mm  lang,  gelblich,  schwarz  punktiert. 

Mittel-  und  nördliches  Europa;  an  Apfel-,  Birnbäumen,  "Weifsdorn, 
Eberesche,  Birke,  Weide  (?).  —  Die  Biologie  ist  noch  nicht  vollständig 
erforscht,  namentlich  die  Eiablage  noch  unbekannt,  findet  aber  sicher 
an  Blättern  statt.  Die  Raupen  skelettieren  im  Juni  und  August  die 
Blätter,  indem  sie  zu  eins  bis  drei  diese  nach  oben  düten-  oder  kahn- 
förmig  von  der  Spitze  oder  dem  Rande  aus  zusammenspinnen  (Fig.  201 ). 

1)  ScHüYEN,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  3,  1893,  S.  208—209. 

2)  French,  Handbook  of  destructive  insects  of  Victoria.  Vol.  1,  1891,  p.  57—59, 
PI.  III. 

f)  V.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1887,  S.  491—492,  Fig. 
(„Apfelblattwickler"  genannt);  Schule,  Wochenbl.  landw.  Ver.  Grofsli.  Baden  1898, 
Heft  20,  S.  304;  Pomol.  Monatsli.  1908,  S.  153—154;  Sahlherg,  Medd.  Soc.  Fauna 
Flora  feim.  Bd.  32,  190(3,  p.  18—19. 


Ereclithiaden.     Glyphipterygiden.     Tortricideii,  Wickler.  275 

Die  Verpuppmig  findet  gewöhnlicli  an  der  Fraisstelle,  seltener  in  der 
Erde,  in  10  mm  langem,  spindelförmigem,  glänzend  weifsem  Kokon  statt; 
der  Falter  fliegt  im  Juli  und  von  September  an;  die  der  letzten  Brut, 
aber  auch  Puppen,  überwintern  zwischen  Rindenritzen  usw.  —  Wie 
schon  V.  Schilling  hervorgehoben  hat,  findet  man  sehr  häufig  in  den 
Gespinsten  Ohrwürmer ;  und  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dafs  diese  den 
Raupen  nachstellen.  Als  Parasiten  züchtete  1jXM¥\  Angitin  gJabricula 
Holmgr.,  Mesochorus  pedorcdis  Rag.,  und  MKrogaster-k.vtQn,  Sahlbero 
Phygadeuon  sp.,  Microgaster  sp.  und  die  Tachine  Thryptocera  crassicornis 
Meig. 

Die  Bekämpfung  dürfte  am  besten  durch  Arsenmittel  erfolgen; 
auch  der  Rat  Schüles,  die  sehr  lebhaften  Raupen  durch  starkes  Schütteln 


Fig.  201.     Frafs  von  Simaethis  pariana  an  Apfeltrieb. 

der  Bäume  zum  Herablassen  auf  die  Erde    zu  bewegen   und   sie   dann 
durch  Klebgürtel  abzufangen,  dürfte  sicherlich  von  Erfolg  sein. 

Zu  einem  Schaden  kommt  es  fast  ausschliefslich  an  Apfelbäumen, 
namentlich  jüngeren  und  Formbäumen ;  doch  sah  ich  auch  Kirschbäume, 
besonders  Spaliere,  überaus  stark  befallen.  An  Birnbäumen  ist  stärkerer 
Frafs  noch  nie  beobachtet. 

Tortricideii,  Wickler. 

Mittelklein  bis  klein.  Mit  Nebenaugen.  Fühler  borstenförmig,  beim 
Männchen  gewimpert.  Palpen  vorstehend,  mit  kurzem,  fadigem  End- 
gliede.  Vorderflügel  mit  wurzelwärts  gegabelter  Innenrandsrippe  und 
elf  weiteren  Rippen.  Hinterflügel  breit,  mit  Haftborste.  Vorderflügel 
a,m  Vorderrande  mit  kleinen,    lichten  „Häkchen",    von    denen    aus   oft 

18* 


276  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

lichte  oder  metallgiänzende  „Bleilinien"  entspringen.  Nahe  der  Spitze  oft 
ein  durch  seine  Farbe  ausgezeichneter  Fleck,  der  „Spiegel",  Flügel  in 
der  Ruhe  breit  dachförmig  getragen.  —  Raupen  mit  einzelnen  kurzen 
Härchen  auf  kleinen  Wärzchen,  lOfüfsig.  Sie  leben  in  der  Regel  in 
versponnenen  Blättern,  oft  auch  in  Knospen,  Früchten,  Gallen,  in  der 
Rinde  oder  im  Marke ,  sind  meist  lebhaft  und  entfliehen  bei  Störung 
häufig  in  eigentümlich  ruckweiser  Bewegung  nach  hinten.  Bei  den 
meisten  Wicklern  schiebt  sich  die  Puppe  kurz  vor  dem  Ausschlüpfen 
des  Falters  aus  ihrem  Verstecke  hervor.  —  Da  viele  Arten  leicht  massen- 
haft auftreten,  werden  sie  oft  sehr  schädlich. 

Cryptophaga  unipunetata  Donov.  M.  Australien.  Die  Raupen 
ruhen  tagsüber  in  selbstverfertigten  Kammern  oder  Gängen  in  Zweigen 
kleinerer"  Bäume.  Nachts  kommen  sie  heraus,  beifsen  Blätter  ab  und 
tragen  sie  in  ihre  Wohnung.  Ursprünglich  an  Banksia  serrata,  gehen 
sie  doch  gern  in  Kirschenzweige,  die  oft  dadurch  getötet  werden. 
Andere  Arten   der  Gattung   leben  ebenso  in  Akazien,  Casuarinen  usw. 

Phoxopteris  Tr.     (Ancylis  Hb.) 

Brust  ungeschopft,  Vorderflügel  mit  sichelförmig  zurückgebogener 
Spitze,  beim  Männchen  nicht  umgeschlagen.  Hinterschienen  beim  Männ- 
chen ohne  Haarpinsel. 

Ph.  eomptana  Froel.  Strawberry  leafroller^).  Europa,  Nord- 
amerika, Die  Raupe  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern  niederer 
Pflanzen.  In  Europa  in  zwei  Brüten  fast  ausschliefslich  an  wild 
wachsenden  Pflanzen  und  daher  unschädlich;  in  Nordamerika  an  Erd-, 
Hirn-  und  Brombeeren,  oft  sehr  schädlich.  Sie  spinnt  ein  Teilblatt 
zusammen  und  skelettiert  es,  insbesondere  an  der  Mittelrippe,  wodurch 
oft  das  ganze  Blatt  eingeht.  Stark  befallene  Felder  sehen  wie  ver- 
brannt aus.  —  Drei  Brüten:  Raupen  im  Mai,  Juli  und  September;  nur 
die  erste  schädlich.     Puppen  und  Falter  der  dritten  überwintern. 

Bekämpfung:  im  Frühjahre  spritzen  mit  Bleiarsenat  oder  Helle- 
borus ;  im  Winter  die  abgefallenen  Blätter  zusammenfegen  und  ver- 
brennen oder  tief  unterpflügen. 

Ph.  nubeeulana  Gl.    Lebt  ähnlich  in  Apfelblättern,  Nordamerika. 

Carpocapsa  Tr. 

Ähnlich  Grapholitha,  aber  die  mitunter  stark  gekrümmte  Ader  1  a 
der  Hinterflügel  umschliefst  bei  den  Männchen  eine  grubenartige  Ver- 
tiefung in  Zelle  1  a.     Raupen  in  Früchten. 

C.  amplana  Hb.  Vorderflügel  hell  zimmetfarben ,  mit  grofsem 
lichten,  auf  beiden  Seiten  braun  beschattetem  Innenrandsflecke. 

C.  splendana  Hb.  Eieheln^viekler.  Vorderflügel  weifsgrau, 
bräunlich  gewässert,  Spiegel  gelb  mit  schwarzen  Strichen,  wurzelwärts 
tief  schwarz  begrenzt. 

C.  grossana  Hw.  Buehelnwiekler.  Vorderflügel  bläulich-asch- 
grau, dunkel  gewässert;  Spiegel  bräunlich  gelb,  schwarz  gestrichelt, 
nach  der  Wurzel  zu  von  braunem,  dreieckigem  Flecke  begrenzt. 


^)  Froggätt,  Austral.  Insects  p.  277 — 278,  fig.  142. 

2)  Smith,  J.  B.  ,  Rep.  New  Jersev  agric.  Exp.  Stat.  1892  p.  462  —  463,  1898 
p.  410-446,  fig.  9;  Bulletin  149,  1901,  p.  1—12,  1  PL;  Pettit,  Bull.  Michigan  agric. 
Exp.  Stat.  175,  1899,  p.  346-347,  fig.  5. 


Tortriciden,  Wickler.  277 

Die  Raupen  der  genannten  Arten  leben  im  Spätsommer  in  den 
Früchten  von  Hasel-  und  WallDuis,  Eiclie,  Buche,  Eiskastanie,  die  eine 
mehr  diese,  die  andere  mehr  jene  Frucht  vorziehend.  Im  Herbste  ver- 
spinnen sie  sich  in  der  Erde,  seltener  in  Rindenritzen,  verpuppen  sich 
aber  erst  im  Frühjahre ,  kurz  vor  dem  Ausfliegen  des  Schmetterlings, 
dessen  Flugzeit  in  Juni  und  Juli  fällt.  Von  ernsthaftem  Schaden  ist 
selten  die  Rede. 

C.  pomonella  L.  Apfel wiekler ,  Codling-  moth,  La  Pyrale 
des  Pommes.  1)  (Fig.  202).  Vorderflügel  grau,  dunkler  gewässert,  das 
Wurzelfeld  senkrecht  abgeschnitten;  Spiegel  rötlich-dunkelbraun,  rot- 
golden eingefafst  und  wurzelwärts  tiefschwarz  begrenzt  10  mm  lang, 
21  Spannweite.  Das  Männchen  hat  unten  an  den  Vorderflügeln  einen 
länghch-viereckigen,  schwarzen  Fleck,  oben  auf  den  Hinterflügeln  einen 
langen  schwarzen  Haarpinsel.  —  Raupe  zuerst  weifslich,  regelmäfsig 
schwarz  punktiert,  mit  dunklen  Chitinschildern,  später  fleischrot,  nach 
unten  weifslich  werdend,  Kopf  braun  mit  dunkleren  Flecken,  Nacken- 
und  Afterschild  heller,  15—20  mm  lang. 

Geschichte.  Der  Apfelwickler  war  offenbar  schon  den  alten 
Römern  bekannt.  Zum  ersten  Male  in  der  Literatur  erwähnt  ihn 
GoEDAERT  1(335  in  seiner  „Metamorphqsis  naturalis".  Seither  ist  er  in 
zahllosen  Schriften  behandelt.  Gute  Übersichten  über  diese 
geben  vor  allem  Slingerland  und  Simpson. 

Seine  Verbreitung  erstreckt  sich  wohl  über  alle 
Gebiete,  in  denen  der  Apfelbaum  angebaut  wird.  Verschie- 
dene Länder,  wie  Nordamerika,  Australien  und  das  Kapland, 
haben  Gesetze  zur  Verhinderung  seiner  weiteren  Ein- 
schleppung erlassen, 

N  ä  hr  p  f  1  a  n  z  e  n.    Ursprünglich  ist  dies  wohl  der  Apfel-      -Fig.  202 
bäum;   doch  ist  die  Raupe  auch  in  Birnen  sehr  häufig  und  A.pfelwickler 
wird   ferner   gefunden    in    Quitten,    in   kleinfrüchtigen  bzw. 
wilden  Pyrus-Arten,  Wallnüssen  und,  in  Australien,  auch  in 
Aprikosen,  Pfirsichen  und  Pflaumen-,  auch  in  Efskastanien  und  Eichen- 
gallen. 

Die  Lebensweise  ist  etwas  verschieden,  je  nachdem  eine  oder 
mehrere  Brüten  im  Jahre  auftreten.  Bei  Einbrütigkeit  (nördliches 
Europa  und  Nordamerika)  verpuppen  sich  die  überwinterten  Raupen 
Anfangs  Mai.  Nach  drei  bis  vier  Wochen  fliegt  der  Falter  aus.  Das 
Weibchen  legt  seine  20 — 80  schildförmigen,  wasserhellen,  fein  gerippten 
Eier  einzeln  an  Blätter,  grüne  Triebe,  meist  aber  an  die  jungen  Früchte, 
vorwiegend  an  deren  Seite,  seltener  in  Kelch-  oder  Stielhöhle  ab. 
Nach  etwa  zwölf  Tagen  kriecht  das  Räupchen  aus ,  das ,  wenn  an 
Blättern  geboren,  erst  einige  Tage  an  diesen  skelettiert,  in  der  Haupt- 
sache aber  nach  der  Kelchgrube  strebt,  etwa  acht  Tage  in  dieser  frifst 
und  dann  erst  sich  in  die  Frucht  einbohrt,  um  möglichst  geraden 
Weges  nach  dem  Kerngehäuse  vorzudringen.  Die  eigentliche  Nahrung 
der  Raupe  bilden  die  jungen  Kerne  ;  das  Fruchtfleisch  wird  nur  nebenbei 


st    er 

1 


1)  Hier  sei  nur  die  wichtigste  neuere  Literatvir  angegeben:  Slingerland,  Cornell 
Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  142,  1898,  69  pp.,  figs.  126—146;  Froggatt,  Agric.  Gaz. 
N.  S.  Wales  Vol.  12,  1901,  p.  1354-1365,  1  PL;  Simpson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div. 
Ent.,  Bull.  41,  1903,  105  pp.,  16  PL,  19  figs.;  Lounsbuuv,  Agric.  Journ.  Cape  Good 
Hope  Vol.  25,  1904,  p.  401—406;  Bürner,  Kais.  Biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch. 
Flugbl.  40,  1906,  4  S.,  6  Fig.;  Quaintance,  Yearbook  U.  S.  Dept.  Agric.  1907, 
Washington  1908,  p.  425—450,  Pls.  52—55. 


278  Microlepidopteren.  Kleinschmetterlinge. 

genommen.  Der  Kot  wird  anfangs  durch  den  Eingangskanal  nach 
aufsen  geschafft,  aiif  dessen  Mündung  er  sich  als  kleines  Häufchen  er- 
hebt; später  bleibt  er  teils  im  leer  gefressenen  Kerngehäuse  liegen, 
teils  wird  er  durch  einen  neuen ,  seitlich  mündenden ,  weiteren  Kanal 
fortgeschafft,  auf  dessen  Mündung  er  ebenfalls  ein  Häufchen  bildet. 
Die  Raupe  hat  überhaupt  das  Bestreben,  diese  Mündung  geschlossen 
zu  halten.  Wenn  eine  andere  Frucht  oder  ein  Blatt  zu  erreichen  ist^ 
so  werden  diese  daran  festgesponnen,  sonst  eben  das  Kothäufchen.  Nur 
bei  kleineren  Früchten  verläfst  die  Raupe  die  zuerst  befallene,  um  noch 
eine  oder,  bei  ganz  kleinen  Früchten,  noch  mehrere  auszufressen.  Nach 
etwa  vier  Wochen  ist  sie  erwachsen  und  verläfst  die  Frucht ;  wenn 
diese  noch  am  Baume  hängt ,  läfst  sie  sich  an  einem  Faden  herab. 
Sie  sucht  sich  nun  einen  Versteck,  am  liebsten  in  oder  unter  rauher 
Rinde ,  sehr  gern  in  den  Löchern  der  Borkenkäfergänge ,  nagt  sich 
hier  ein  flaches  Bett,  ohne  aber  von  diesen  Holzteilen  zu  fressen,  und 
verspinnt  sich  in  einem  dichten  weifsen  Kokon ,  Ende  August ,  Sej)- 
tember.     Hier  überwintert  sie. 

Zweibrütigkeit  kann  in  den  genannten  Gebieten  in  warmen 
Jahren  auftreten;  regelmäfsig  ist  sie  in  Südeuropa,  Südengland,  dem 
südlichen  Nordamerika ,  Teilen  des  Kaplandes  und  Australiens. 
Auf  der  nördlichen  Halbkugel  spinnt  sich  die  Raupe  dann  schon  im 
Juli  ein,  verpuppt  sich  nach  zAvei  bis  drei  Tagen  und  entlälst  etwa 
Anfangs  August  den  Falter  der  zweiten  Brut.  Die  Raupe  derselben 
dringt  an  jeder  beliebigen  Stelle  in  die  Frucht  ein,  wird  mit  ihr  reif 
und  gelangt  meistens  mit  ihr  in  die  Lagerräume,  wo  sie  sich  in  Ritzen, 
Fugen  usw.  verspinnt,  um  sich  ebenfalls  erst  im  nächsten  Frühling  zu 
verpuppen. 

In  warmen  Ländern,  wie  Californien,  dem  Innern  von  Südafrika, 
Teilen  von  Australien  usw.,  kommt  noch  eine  dritte,  selbst  vierte 
Brut  vor. 

Der  Schaden  besteht  vorwiegend  darin,  dafs  die  ihrer  Kerne 
beraubten  jungen  Früchte  sich  nicht  weiter  entwickeln  und  abfallen; 
weitaus  das  meiste  Fallobst  kommt  auf  Rechnung  der  Apfelmade. 
Spätere  Brüten  schaden  daher  nicht  mehr  in  dem  Mafse ,  weil  dann 
das  Obst  meist  schon  halbreif  ist;  es  wird  dann  allerdings  notreif  und 
fällt  zum  grofsen  Teile  auch  ab,  ist  aber  noch  zu  Kompott  usw.  zu 
verwerten.  Immerhin  entwickeln  sich  auch  hier  die  Früchte  nicht 
normal,  werden  unappetitlich;  durch  die  Gänge  dringen  die  Atmo- 
sphärilien und  Fäulniserreger  ein.  In  Nordamerika  hat  man  den  jähr- 
lichen Verlust  auf  etwa  12  Millionen  Dollar  berechnet,  zu  denen  noch 
8 — 4  Millionen  Dollar  für  Bekämpfung  usw.  kommen.  —  Andererseits 
dürfen  wir  aber  auch  nicht  vergessen ,  dafs  das  Fallen  des  jungen 
Obstes  eine  sehr  nötige  Ausdünnung  der  Frucht  bedeutet  und  so  bei 
Hochstammkultur  von  nicht  zu  unterschätzendem  Nutzen  ist. 

Die  Feinde  der  Apfelmade  sind  überaus  zahlreich  und  bedrohen 
sie  in  allen  Stadien.  Parasiten  M  gibt  es  überall  eine  ganze  Anzahl. 
Von  äufseren  Feinden  sind  vor  allem  die  Meisen,  aber  auch  andere 
Vögel  zu  nennen;  auch  Raubinsekten  (darunter  wahrscheinlich  auch 
der  Ohrwurm!)  stellen  ihr  nach.  Pilzlirankheiten  sind  ebenfalls  nicht 
selten  beobachtet,  in  Nordamerika  und  Australien   Isaria  farinosa. 


)  Siehe   hierüber   noch    Cäjieron,    Trans.    S.   Afric.  phil.   Sog.    ^ol.   16,    1906, 
^      ^   "       "  ■      •       ~         "     S.   Wales  Vol.    17,    ""  """      ""^ 

3,  1907,  S.   ?17— 220. 


p.    337  — 339;-     Froggatt,    Agric.    Gaz.    N.    S.   Wales  Vol."  17,    1906,    p.    387  —  395 
bcHKEiNEK,  Zeitschr.  wiss.  Insekt.  Biol.  Bd. 


Tortriciden,  Wickler. 


279 


Die  Bekämpfung  in  der  alten  Welt  geschieht  vorwiegend  durch 
Auflesen  des  Fallobstes  (besonders  nützlich  ist  das  Eintreiben  von 
Schweinen  nach  kräftigem  Abschütteln  der  Bäume),  Reinigen  der 
Stämme  im  Winter  und  das  Umlegen  von  Fang  gürtein.  Als  solche 
lassen  sich  Papier ,  Sackleinewand ,  Holzwolle ,  Stroh- ,  Heuseile  usw. 
verwenden.  Sie  sind  etwa  einen  Monat  nach  dem  Fallen  der  Blüten- 
blätter umzulegen ,  zweckmäfsig  einer  um  den  Stamm  in  etwa  Brust- 
höhe und  je  einer  um  jeden  stärkeren  Ast  etwa  ^/2  m  von  seiner  Ab- 
zweigung aus  dem  Stamme.  Bei  Zweibrütigkeit  sind  sie  von  Anfang 
Juli  an  etwa  alle  acht  Tage  nachzusehen,  bei  dem  Auftreten  von  Puppen 
abzunehmen  und  zu  reinigen;  sonst  können  sie  bis  Ende  September 
bleiben.  —  Ein  grofser  Mifsstand  aller  Fanggiirtel  ist,  dafs  sich  in  und 
hinter  ihnen  gewöhnlich  weit  mehr  nützliche  als  schädliche  Tiere  an- 
sammeln. Werden  dann  die  ganzen  Gürtel  vernichtet,  so  werden  auch 
erstere  mit  beseitigt;  die  Gürtel  schaden  daher  unter  Umständen  mehr 
als  sie  nützen.  Am  ehesten  entgeht  man  diesem  Übelstand  durch  ganz 
dünne,  einschichtige  Fanggürtel,  wie  Papier  oder  Sackleinewand,  oder 
durch  die  bekannten  Wellpappgürtel.  Von  ersteren  kann  man  nach  dem 
Abnehmen  die  meist  nur  lose  ansitzenden  Nützlinge  abschütteln,  so 
dafs  nur  die  festgesponnenen  Apfelmaden  übrig  bleiben ;  an  letzteren 
bürstet  man  diese  nach  dem  Abschütteln  mit  einer  rauhen  Bürste  ab. 
In  beiden  Fällen  mufs  aber  auch  der  Stamm  an  der  Stelle,  an  der  der 
Gürtel  safs ,  nach  den  Gespinsten  abgesucht  werden.  —  Papiergürtel, 
dünne  Heu- ,  Strohseilo  und  Holzwollegürtel  kann  man  auch  da ,  wo 
Meisen  in  gröfserer  Zahl  vorhanden  sind,  den  Winter  über  sitzen  lassen; 
die  Vögel  suchen  dann  die  Raupen  darunter  weg. 

Die  zweckmäfsigste  Bekämpfung  ist  die  durch  Arsenmittel 
(2  Pf.  Bleiarsenat  auf  50  Gallon.  Bordelaiser  Brühe).  Die  erste  Be- 
spritzung hat  möghchst  bald  nach  dem  Fallen  der  Blütenblätter  statt- 
zufinden, und  zwar  möglichst  von  oben,  so  dais  die  noch  offenen  Kelch- 
gruben, durch  die  etwa  80  ^/o  der  jungen  Räupchen  eindringen,  mit  dem 
Gifte  gefüllt  werden.  Nach  acht  Tagen  schliefsen  sich  die  Kelchblätter 
über  der  Grube  zusammen,  Nach  drei  bis  vier  Wochen  spritzt  man 
zum  zweiten  Male ,  gegen  die  aus  den  an  Blättern  usw.  abgesetzten 
Eiern  auskriechenden  Räupchen;  bei  Mehrbrütigkeit  haben  noch  zwei 
bis  drei  weitere  Spritzungen  stattzufinden.  —  Durch  sachgemäfse 
Spritzungen  wurde  in  Amerika  die  Ernte  um  32 — 72  ^/o  vermehrt. 

In  Obstlagerräumen  sind  zur  Flugzeit  der  Wickler  die  Fenster  ge- 
schlossen zu  halten. 

Stärkere  Regen  zur  Flugzeit  waschen  die  frischgelegten  Eier  ab 
oder  lassen  sie  wenigstens  nicht  zur  Entwicklung  kommen.  Man  hat 
diese  natürliche  Beschränkung  durch  häufige  Bespritzung  der  Bäume 
zur  angegebenen  Zeit  mit  starkem  Wasserstrahle  nachzuahmen  ver- 
sucht, und  zwar,  wie  mehrfache  Berichte  zeigen,  mit  sehr  gutem  Erfolge. 

Fanglampen  und  Fanggläser  haben  sich  nicht  bewährt. 

Tuietocera  Ld. 

Fühler  beim  Männchen  mit  Ausschnitt  über  der  Wurzel. 
T.  ocellana  F.  (comitana  Hb.).     Roter  Knospenwieklep,  Bud 
mothi)  (Fig.  203).     Vorderflügel  weifs  oder  grau,  Spitze  dunkelbraun. 


')  Slingerland,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  50,  1893,  p.  1—29,  8  figs. 
Bull.  107,  1896,  p.  57—66,  figs.  32—39. 


280 


Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 


Wurzelfeld  bläiüicli-scliwarzgrau,  ein  kleines  bräunliches,  schwarz 
punktiertes  Dreieck  vor  dem  Innenwinkel ,  Spiegel  bleigrau  eingefafst, 
bis  unter  den  Vorderrand  mit  schwarzen  Strichen;  7,5  mm  lang,  17  mm 
Spannweite.  Raupe  braunrot,  mit  schwarzem  Kopie  und  Nackenschilde 
und  einzelnen  schwachen  Härchen  auf  kleinen  Wärzchen,  9 — 10  mm 
lang.  —  Europa,  Nordamerika,  an  den  verschiedensten  Laubhölzern, 
namentlich  auch  an  Obstbäumen,  besonders  in  Baumschulen  und  an  Form- 
obst und  Pfropfreisern.  —  Der  von  Mitte  Juni  bis  in  August  fliegende 
Falter  legt  seine  Eier  einzeln  an  Frucht-  und  Blattknospen  oder  Blätter. 
Die  nach  einer  Woche  auskriechenden  Räupchen  skelettieren  ein  Blatt 
von  unten ,  unter  dem  Schutze  eines  Gespinstes.  Zu  Beginn  des 
Herbstes  spinnen  sich  die  knapj)  halb  erwachsenen  Räupchen  an  jüngeren 
Zweigen  in  der  Nähe  von  Knospen  zur  Überwinterung  fest  (Fig.  204). 
Im  Frühjahre  fressen  sie  sich  zuerst  in  Knospen  ein  und  höhlen  sie 
aus ;  später  spinnt  die  ältere  Raupe  ganze  Blatt-  und  Blütenbüschel 
zusammen  und  frifst  in  ihnen.  Auch  in  die  jungen  Endtriebe  bohrt  sie 
sich  einige  Zentimeter  tief  ein  und  tötet  sie  so  ab.  Zuletzt  durchbeifst 
sie  den  Stiel  eines  älteren  Blattes ,  rollt  und  spinnt  es  zusammen  und 
befrifst    von    da   aus    andere   Blätter,    die  sie   zum  Teile  an  jenes    an- 


Fig.  203.    Eoter  Knospenwickler. 
Ravipe  nach  Slingerland  (vergr.). 


Fig.  204.     Überwinterungsgespinste   des  Roten 
Knospenwicklers  (nach  Slingerland). 


spinnt.  Hier  verpuppt  sie  sich  im  Juni  in  weifsem  Gespinste ;  nach 
etwa  zehn  Tagen  fliegt  der  Schmetterling  aus.  Als  Feinde  führen 
Taschenbeeg  und  Slingerland  mehrere  Schlupfwespen  an.  In  Canada 
stellen  der  Raupe  Vögel  und  eine  Grabwespe,  Odijncrus  catskillensis, 
nach. 

Bekämpfung:  Spritzen  mit  Arsenmitteln  gleich,  wenn  sich  die 
Knospen  geöffnet  haben. 

Die  dunklere  Varietät  larleiana  Hein.  ^)  frifst  im  Frühjahre  die 
röhrig  zusammengesponnenen  Nadelbüschel  der  Lärchen  aus. 

Grapholitha  Hein. 

[--  '  Mittelast  der  Hinterflügel  ziemlich  gerade,  entspringt  entfernt  von 
derihinteren  Ecke  der  Mittelzelle.  Vorderflügel  nicht  geknickt.  Hinter- 
schienen des  Männchens  ohne  Haarpinsel. 


')  BoRGMANx,  Forstl.  nat.  Zeitschr.  Bd.  4,  1895,  S.  171—175,  5  Fig.    Von  anderen 
Autoren  wird  diese  Form  als  gute  Art  angesehen. 


Tortriciden,  Wickler.  281 

Gr.  dorsana  F.  Mondfleekig'er  Erbsenwiekler  (Fig.  205). 
Vorderflügel  olivenbrann  mit  schmalem,  weilsem  Innenrandsmonde  und 
rötlich  silbern  eingefafstem,  schwarz  gestricheltem  Spiegel.  Hinterflügel 
bräunlich,  beim  Männchen  an  der  Wurzel  weilslich.  Raupe  orangegelb, 
Schilder  und  Brustfülse  dunkel;  14  mm  lang.  —  Falter  im  Mai  und 
Juni.  Eier  einzeln  an  ganz  jungen  Erbsenschoten;  in  deren  Samen 
frifst  die  Raupe  im  Juni  und  Juli  große  Löcher.  Erwachsen ,  ver- 
kriecht sie  sich  flach  in  der  Erde,  um  sich  erst  im  nächsten  Frühjahre 
^u  verpuppen.  Schaden  oft  sehr  beträchtlich,  bis  50  und  mehr  Prozent. 
Nach  Gutzeit  ^)  leiden  Viktoria-  und  kleine  weifse  Erbsen  mehr  als  andere, 
•alle  Sorten  auf  Stalldung  mehr  als  auf  ungedüngtem  Boden,  spätere 
Aussäten  mehr  als  frühe.  —  Nach  Sorhagen'^j  auch  an  Orobus  tuberosus, 
Lathyrns  pratensis  und  Trifolium  pratense. 

Bekämpfung:  unmittelbar  nach  der  Ernte  die  Beete  tief  um- 
graben. 

Gr.  duplieana  Zett.  Dunkler  Fiehtenrindenwiekler  (dorsana 
Rtzb.  part.).  Die  noch  nicht  beschriebene  Raupe  von  Herbst  bis 
Mai  in  Fichtenrinde.  Falter  in  Juni  und  Juli.  —  Die  Angabe ,  dafs 
sie  auch  in  den  von  Rost  aufgetriebenen 
Weifstannen-  und  Wacholderzweigen  leben 
soll,  wird  von  Nüsslin  bezweifelt. 

Gp.  paetolanaZ.  (dorsana  Rtzb.  part.j. 
Oll  venbrauner  Fiehtenrindenwiekler, 
Raupe  weifslich  bis  rötlich ,  Schilder  hell- 
braun:   auf  der   Mitte    des   letzten   Ringes       t^.     ^a-     n      i,  i    j 

'  -r^    .■■  .  -TTT..        1  1  -tifi'-  ^Od.     (irapnol.  dorsana. 

eine    Reihe     paariger     Warzchen,     ohne  (2:1). 

Afterborsten;  12 — 13  mm  lang.  Falter  Ende 

Mai  bis  Mitte  Juni.  Eier  an  Basis  der  Astquirle.  Raupe  frilst  in  diesen 
von  Juni  an  unregelmäfsige ,  mit  Cxespinst  ausgekleidete  Gänge ,  aus 
denen  Harz  und  Kot  austreten.  Oberhalb  schwellen  die  Zweige  an. 
Überwinterung  am  Frafsorte ;  Verpuppung  Anfang  Mai.  Vorwiegend 
an  Stämmchen  junger  Fichten,  die  drei  obersten  und  vier  bis  sechs 
untersten  Quirle  verschonend.  Meist  folgen  ihr  andere  tierische 
Feinde.  Die  befallenen  Stellen  sind  auszuschneiden  oder  mit  Teer 
zu  überstreichen. 

Nach  der  wohl  nicht  stichhaltigen  Ansicht  Möllers^)  soll  Gr.  pac- 
tolana  die  Gipfeldürre  der  Fichten  bewärkt  haben,  die  v.  Tubeuf  elek- 
trischen Entladungen  der  Luft  zuschreibt. 

Gr.  strobllella  L.  Fichtenzapfen wlekler.  Die  10—11  mm 
lange,  etwas  abgeflachte,  gelblich-w^eifse  Raupe  mit  ebensolchem  Nacken- 
schilde und  hellbraunem  Kopfe  lebt  von  Juni  an  oft  zu  mehreren  in 
der  Spindel  von  Fichtenzapfen,  später  auch  die  Schuppen  und  Samen 
benagend.  Die  befallenen  Zapfen  verkrümmen  sich,  die  Samen  ent- 
wickeln sich  nur  unvollkommen.  So  ergaben  1  hl  befallener  Zapfen 
statt  600  g  nur  850  g  Samen-*).  Puppe  im  Frühjahre.  Falter  von  Mai 
bis  Ende  Juni.  Eier  an  den  grünen  jungen  Zäpfchen.  Die  befallenen 
Zapfen  sind  rechtzeitig  zu  sammeln  und  auszuklengeln. 

')  Deutsche  landw.  Presse  Jahrg.  28,  1901,  S.  681-682,  687-688. 

2)  KleinschmetterÜBge  der  Mark  Brandenburg,  Berlin  1886,  p.  120. 

=*)  Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen  Jahrg.  35,  1903,  S.  365-368. 

*)  ScHöYEx,  Indberetn.  Skadeinsekt.  .  .  .  paa  Skogtraeerne  i  1904,  p.  266—267, 
iig.  4. 


282  Microlepidopteren,  Kleinschmetterliuge. 

Grapholitha  zebeana  Rtzb.  Lärehengallenwiekler  ij.  Raupe 
sclimutzig  gelbgTüii  mit  braunen  Schildern,  behaart;  10  mm  lang.  Flugzeit 
Mai.  Eier  einzeln  an  die  Basis  ein-  bis  zweijähriger  Triebe.  Raupe  frifst 
unregelmäisige,  von  Gespinst  ausgekleidete  Plätze  in  der  Rinde,  später 
bis  in  den  Splint  vier-  bis  zehnjäliriger  Lärchen.  Aus  der  Fraisstelle 
treten  Harz  und  Kot  aus,  oberhalb  schwillt  der  Trieb  gallenartig  an,  die 
Rinde  berstet.  Bis  Herbst  werden  die  Gallen  erbsengrofs.  Im  nächsten 
Jahre  wird  der  Frais  fortgesetzt,  wobei  frisches  weilses  Harz  zu  dem 
alten  braunen  und  grobkrümeliger  Kot  zu  dem  alten  feinen  treten; 
die  Galle  wird  kirschengrofs.  Nach  abermaliger  Überwinterung  ver- 
puppt sich  die  Raupe  im  April  des  dritten  Jahres.  Bei  stärkerem 
Befall  wurden  bis  zu  40  Gallen  an  einem  Baume  gefunden-,  dann 
können  auch  ältere  Lärchen  ergriffen  werden.  Äste  und  obere  Stamm- 
teile können  eingehen,  abnorme  Wüchse  entstehen.  Die  Wundstellen 
bieten  Feziza   Willlommü  Eingangspforten  dar. 

Bekämpfung:    Die    Zweiggallen   sind   bis    spätestens   April    des 
dritten  Jahres  abzuschneiden,  die  Stammgallen  mit  Teer  zu  bestreichen. 
Gr.  rosetieolana  Zell.    Raupe  in  frühreif  werdenden  Hagebutten. 
Gr.    nebpitana    Tr.     (H.S.    Hein.)  2).       (Fig.    206).      Vorderflügel 
olivenbraun,  nach  der  Spitze  zu  rötlich-goldglänzend,  am  Vorderrande 
mit  weifsen  und  schwarzbraunen  Häkchen-,  zwei  blaue,  an  dem  hellgelben, 
schwarz     gestrichelten      Spiegel     gelblich  -  silber- 
glänzende Metallin ien -,  7  mm  lang,  17  mm  Spann- 
weite.   Raupe '^l  gelblich,  grünlich,  auf  dem  vierten 
bis    zehnten  Ringe  je   zwei   Paare    dorsaler   grau- 
blauer, durch  Querrunzeln  verbundener  Wärzchen ; 
jedes   mit   einem  Haare ;  auf  dem  zweiten,  dritten 
Flg.  206.  ^^j-^^^  elften  Ringe  ie  eine  Querreihe  solcher  Wärz- 

GraphoL^ne^ntana.     ^^^^^^     ^^^^  glänzend   braun,  desgleichen  das  von 
ihm  durch   ein  breites  gelbliches  Band    getrennte, 
licht    geteilte    Nackenschild;    Afterschild    klein,    hellgrau;    Brustfüfse 
schwärzlich-grau;  8 — 9  mm  lang. 

Gr.  nig-ricana  Steph.  (nebritana  Z.,  tenebrosana  Z. ,  H.S. ,  Hein., 
nee  Dup.,  pisana  auct,)^).  Voriger  sehr  ähnlich,  aber  Flügel  kürzer, 
breiter,  grau  beschuppt,  an  der  Spitze  ganz  schwach  gelblich  glänzend. 
Spiegel  mit  schwarzen  Punkten,  die  ihn  einfassenden  Bleilinien  matter 
veilgrau;  6  mm  lang,  14  mm  Spannweite.  Raupe  noch  unbeschrieben, 
nach  Kirchner  wie  die  von  Gr.  dorsana,  aber  Wärzchen  dunkler  und 
deutlicher.     Europa,  Canada  (seit  1893j,  schädlich. 

Diese  beiden  einfarbig  braunen  Erbsenwiekler  wurden  selbst 
von  guten  Entomologen  vielfach  verwechselt;  die  phytopathologische 
Literatur  ist  natürlich  ganz  unkritisch.  Nach  Angabe  von  Herrn  Sauber 
ist  letztere  Art  im  nördlichen  Deutschland  der  „Wurm"  der  Garten- 
erbsen, wie  es  Kaltenbach*)  auch  von  den  Rheinlanden  angibt;  erstere 
Art  ist  mehr  im  Süden  heimisch  und  zwar  vorwiegend  an  wilden  Legumi- 
nosen, aber  auch  an  Linsen  und  Felderbsen.     In   der  Biologie  dürften 


1)  Borgmann,  Zeitschr.  Forst-  Jagdw.  Bd.  1,  1892,  S.  749—764;  Forst,  nat. 
Zeitschr.  Bd.  8,  1894,  S.  244—246;  Wingelmüllek  ,  Mitt.  Pflanzenschutzstat.  Wien 
1907;    Leos,  Zentralbl.  ges.  Forstw.  Jahrg.  24,  1898,  S.  265. 

'^)  Die  Synonymie  ist  in  Staudinger  ti.  Rebei.s  Katalog  ausführlich  und  richtig 
dargestellt. 

?)  SuKHAGEN,  Berl.  ent.  Zeitschr.  Bd.  25,  1881,  S.  20—21. 

^)  Pflanzenfeinde  S.  145. 


TortricideB,  Wickler,  283 

sich  beide  ziemlich  gleich  verhalten.  Die  im  Mai  und  Juni  fliegenden 
Falter  legen  bis  zu  drei  Eier  an  ganz  junge  Schoten.  Die  nach 
ungefähr  14  Tagen  ausschlüpfenden  Räupchen  bohren  sich  in  diese  ein 
und  fressen  die  Samen  aus-,  das  Eingangsloch  verwächst.  Die  Schote 
wird  frühreif  und  öffnet  sich  so  weit ,  dafs  die  Raupen  sie  verlassen 
können,  um  sich  auf  oder  flach  in  der  Erde  zu  verspinnen.  Verpuppung 
im  allgemeinen  erst  im  nächsten  Frühjahre.  Als  Vorbeugung  sind  die 
blühenden  Erbsen  mit  Rufs  zu  bestäuben,  mit  Quassia-Abkochung  oder 
ähnlichem  zu  bespritzen.  Zur  Bekämpfung  ist  das  Erbsenstroh  sofort 
nach  der  Ernte  zu  verbrennen  und  der  Boden  bald  danach  tief  um- 
zugraben. —  Über  den  Einflufs  der  Kultur  siehe  bei  Gr.  dorsana.  — 
In  Canada  leiden  die  frühesten  und  die  spätesten  Sorten  weniger. 

Gr.  funebrana  Tr,  Pflaum enwiekler.  Vorderflügel  graubraun 
und  aschgrau  gemischt,  Spiegel  aschgrau,  matt  glänzend,  mit  feinen 
schwarzen  Punkten,  unbestimmt  begrenzt-,  14,5  mm  Flügelspannung. 
Raupe  oben  rötlich,  auch  das  Nacken schild,  unten  weifslich,  Kopf 
schwarzbraun,  sehr  spärlich  behaart;  12  mm  lang.  Falter  im  Juni  und 
Juli.  Eier  einzeln  an  jungen  Steinobstfrüchten.  Die  Raupe  dringt  ge- 
wöhnlich am  Stielende  in  diese  ein  und  frifst  das  Fruchtfleisch  um  den 
Kern  herum.  Ende  September  läfst  sie  sich  zur  Erde  herab  und  ver- 
spinnt sich  hier  oder  an  der  Rinde  in  weifslichem  Gespinste.  Erst  im 
Frühjahre  verpuppt  sie  sich.  —  Die  befallenen  Früchte  werden  notreif 
und  fallen  frühzeitig  ab.  Man  schüttelt  sie  ab ;  Enten  fressen  sie  gerne. 
Auch  Madenfallen  fangen  viele  der  Raupen. 

Gr.  prunivorana  Rag.  ^).  Vorderflügel  rötlich  -  braun,  purpurn 
schimmernd ,  mit  zahlreichen  unregelmäfsigen  dunklen  Querlinien ; 
14  mm  Spannweite.  Raupe  oben  schwach  rötlich,  unten  hell,  Kopt 
leuchtend  rot ,  Nackenschild  blasser ,  12  mm  lang.  Frankreich ,  in 
Pflaumen;  Lebensweise  genau  wie  bei  Gr.  funebrana;  Falter  auch  von 
Apfelbäumen  geklopft. 

Gr.  woeberiana  Schiff.  Rindenwiekler-).  Vorderflügel 
dunkelbraun  mit  rostgelben  und  bleigrauen  Querwellen ,  fünf 
weifsen  Häkchen  am  Vorderrande  und  einer  geschwungenen  Bleilinie 
vom  fünften  Häkchen  zum  Augenpunkte ;  Spiegel  auf  rostgelben  Grunde 
dick  schwarz  gestrichelt  und  von  dicker  Bleilinie  umzogen;  16  mm  Flügel- 
spannung. —  Raupe  schmutzig  grün,  rotköpflg,  spärlich  behaart,  bis 
9  mm  lang.  Europa,  an  Obst-  und  anderen  Bäumen,  namentlich  an 
Prunus -Arten. 

Die  Biologie  ist  noch  nicht  hinreichend  geklärt.  Während  die 
meisten  deutschen  Forscher  nur  eine  Brut  annehmen,  deren  Falter  von 
Juni  bis  August  fliegen  sollen,  glaubte  Kollar  zwei  Brüten  feststellen 
zu  können,  deren  erste  Ende  Mai,  Juni,  deren  zweite  Endo  August, 
September  fliegen  soll.  Zur  gleichen  Ansicht  kamen  v.  Schilling  und 
Theobald  (England),  nur  mit  etwas  veränderten  Flugzeiten.  Die  Ei- 
ablage erfolgt  in  Rindenritze  und  -risse;  die  Raupen  fressen  im  Baste 
und  teilweise  auch  im  Splinte  unregelmäfsige,   meist  quer  verlaufende. 


1)  ßAGONor,  Bull.  Soc.  eilt.  France  1879,  p.  CXXXII— CXXXIII;  Ann.  Soc.  ent. 
France  1894,  p.  216—217,  PI.  1,  fig.  8;  Lafaury,  ibid.  1885,  p.  407-408;  de  Joannis, 
Feuille  jeun.  Nat.  T.  87,  1907,  p.  52—53. 

'^)  küLi.AR,  Naturgescli.  der  schädl.  Insekten,  Wien  1887,  S.  242— 243;  Sorhagex, 
Berl.  ent.  Zeitschr.  Bd.  25,  1881,  S.  23—24;  v.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  f  Obst-  u. 
Gartenbau  1900,  S.  29—31,  44-46,  10  Fig.;  S.  295—297;  Theobald,  Rep.  1906,  p.39— 41^; 
Rep.  1907,  p.  45—47;  Rep.  1908,  p.  44-45. 


234  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

geräumige,  ausgesponnene  Gänge ;  den  gröfseren  Teil  des  Kotes  stofsen 
sie  aus  Luftlöchern  aus,  an  denen  er  in  länglichen,  braunen  Klümpchen 
hängen  bleibt,  die  die  Tätigkeit  der  Raupen  sofort  verraten.  Eigen- 
tümlich ist  das  zähe  Festhalten  vieler  Generationen  an  derselben  Stelle : 
die  Weibchen  legen  ihre  Eier  immer  wieder  an  alte  Frafsstellen,  die 
sich  dadurch  von  Jahr  zu  Jahr  vergröfsern,  oft  unter  kropfartigen  Ver- 
dickungen der  Wundränder.  Beim  Steinobste  fliefst  aus  den  Wunden 
reichlich  Gummi  aus ,  daher  der  Name  „  G  u  m  m  i  w  i  c  k  1  e  r "  M  nicht 
unangebracht  erscheint.  Am  Apfelbaume  entstehen  krebsartige  Wunden ; 
die  Rinde  stirbt  über  der  Mitte  gröfserer  Frafsstellen  ab,  so  dafs  das 
Holz  blofsgelegt  wird;  in  der  Rinde,  namentlich  in  den  ringsum  ent- 
stehenden Überwallungswülsten  fressen  die  Raupen  neuer  Brüten  weiter, 
wie  überhaupt  alle  Stellen,  an  denen  lebhafte  neue  Holzbildung  vor 
sich  geht,  vorgezogen  werden,  was  wohl  auch  das  Festhalten  an  alten 
Frafsstellen  erklärt,  sowie  den  Umstand,  dafs  gerade  kräftige,  gesunde 
Bäume  gern  befallen  werden.  Während  nach  Theobald  in  England 
nur  Steinobst  und  nur  die  unteren  Stammteile  von  ein  bis  vier  Fuls 
Höhe  befallen  werden,  berichtet  v.  Schilling  mehr  von  Verletzungen 
an  jungen  Zweigen  von  Apfelbäumen.  Äste  und  Zweige  sterben  ge- 
wöhnlich an  der  Frafsstelle  ab ;  selbst  ganze  Bäume  können  bei  stärkerem 
Befalle  eingehen.  Bestreichen  der  vorher  geglätteten  Bäume  mit  Fett. 
Kalk  oder  Holzteer  zur  Flugzeit  der  Falter  hält  diese  von  der  Eiablage 
ab.  Klemere  Wunden  sind  in  grofsem  Umkreise  auszuschneiden-, 
stärker  befallene  Bäume  umgibt  man  mit  einem  festen  Verbände  von 
Baummörtel,  um  das  Ausschlüpfen  der  Falter  zu  verhüten.  Thegbali» 
empfiehlt  einen  Anstrich  von  Lehm  und  Bleiarsenat  in  der  Annahme, 
dafs  die  Luftlöcher  bohrenden  Raupen  davon  fressen  und  zugrunde 
gehen.  Mir  scheint  dies  sehr  zweifelhaft;  die  Raupen  werden  diesen 
Anstrich  ebensowenig  wie  die  alte  Rinde  fressen,  sondern  nur  durch- 
beifsen,  wie  sie  ja  auch  den  Teeranstrich  ohne  Schaden  durchlöchern. 

GraphoHtha  erlyeinivorella  Mats.^).  Japan,  sehr  schädlich,  an 
Sojabohne.     Biologie  ähnlich  der  von  Gr.  nebritana. 

Gr.  sehistaeeana  Sn.  Grauer  Bohrer  des  Zuckerrohres  auf 
Java^).  Die  12(1 — 170  Eier  werden  in  geringer  Zahl  reihenweise  an 
die  Blattscheide  oder  Unterseite  der  Blätter  junger  Zuckerrohrpflanzen 
abgelegt ,  nahe  der  Erde.  Die  im  erwachsenen  Zustande  einförmig- 
graue,  gelbköpfige  Raupe  dringt  unten  in  den  Stengel  und  bohrt  sich 
spiralig  nacli  oben,  meist  oberflächlich,  so  dafs  die  Mehrzahl  der  Blätter 
abstirbt.  Nicht  selten  wird  auch  die  Endknospe  zerstört,  so  dafs  das 
Längenwachstum  aufhört.  Die  inzwischen  angehäufelten  Pflanzen  treiben 
aus  den  unteren  Knospen  neue  Stengel,  so  dafs  sie  stark  bestockt 
werden.  Puppe  oben  im  Stengel.  In  das  Eingangsloch  dringen  später 
Fäulniserreger  ein,  die  das  Innere  weiter  zerstören.  Auch  ältere 
Pflanzen  werden  befallen  und  an  ihnen  namentlich  Knospen  ausgefressen. 
Bekämpfung  s.  bei  Chilo  (S.  316). 


^)  Schule,  .Tahresber.  Sonderaussch.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1898,  S.  212, 
234,  usw 

2)  Matsumura,  Ent.  Nachr.  Jahrg.  26,  1900,  S.  197;  Allg.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  6, 
1901,  S.  23;    Tak.\h.vshi,    s.   Jahresber.   Pflanzenkrankh.   Bd.   9,    1906,   S.    143. 

3)  Zehntner,  Arch.  -Java  Suikeriudustrie  1896;  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent., 
Biül.  10.  1898,  p.  84—35;  Krüger,  Das  Zuckerrohr  und  seine  Kultur,  Magdeburg  1899, 
S.  355  ff.,  Fig. 


Tortriciden,  Wickler.  285 

Epiblema  Hb. 

Brust  ohne  Schopf;  Vorderflügel  beim  Männchen  mit  Umschlag  an 
der  Wurzel  des  Vorderrandes,  Ast  3  und  4  der  Hinterflügel  gestielt. 
Hinterschiene  des  Männchens  ohne  Haarpinsel. 

E.  tripunetana  L.  Dreipunktig-er  Rosen  Wickler.  Vorderflügel 
weifs,  Wurzelfeld  und  Flügelspitze  schwarzgrau,  Spiegel  mit  drei  schwarzen 
Punkten,  breit  bleigrau  eingefaist ;  Taster  rotgelb.  Raupe  schwarzgrün, 
unten  lichter,  mit  gelben  Haaren  auf  weifslichen  Wärzchen-,  Kopf, 
Brustfülse  und  Nackenschild  schwarz,  letzteres  vorne  weifs  gerandet; 
Afterschild  gelb;  9  mm  lang.  Falter  im  Juni  und  Juli;  Raupe  frifst 
im  Mai  Rosenknospen  aus,  Puppe  in  zusammengezogenen  Blättern 
der  Endtriebe. 

E.  tedella  Clerck  (comitana  Schiff,,  hercyniana  Rtzb.)  Fiehten- 
nestwiekler  ^ ),  Raupe  hellbraun  oder  grünlich  mit  zwei  Rückenstreifen ; 
Kopf  und  Nackenschild  braunschwarz  gefleckt;  9  mm  lang,  Flugzeit 
Mai  (bis  Juli).  Eier  einzeln  an  Nadeln,  die  von  den  Raupen  bis  zu  15 
in  versponnenen  Nestern  ausgehöhlt  werden^).  Die^  Nadeln  vergilben; 
später  bräunen  sie  sich.  Oktober,  November  lassen  sich  die  Räupchen 
herab  und  überwintern  unversponnen ;  ebenso  verpuppen  sie  sich  hier. 
Der  Frafs  ist  von  mäfsiger  Bedeutung,  da  zu  seiner  Zeit  die  Kambial- 
bildung  schon  abgeschlossen  ist  und  die  Knospen  verschont  werden. 
Nur  Kahlfrafs  kann  die  Bäume  so  schwächen,  dafs  sie  anderen  Feinden 
(Borkenkäfern)  leichtere  Angriffspunkte  bieten.  Sonnige  Lagen  und 
geschwächte  Bäume  werden  bevorzugt,  Bekämpfungsmalsregeln  kaum 
ausführbar  bzw,  angebracht.  Baer^)  beobachtete  eine  Epidemie  von 
Eritomophthora  radicans  Bref .  unter  den  Raupen ;  Infektionsversuche  ge- 
langen jedoch  nicht.  —  Auch  an  Picea  sitchensis*), 

E.  nig-rieana  H.S.  Tannenknospenwiekler.  Fliegt  in  Juni, 
Juli.  Eier  einzeln  an  Knospen  junger  Edeltannen,  besonders  am  Gipfel- 
triebe, Das  anfangs  hell-,  dann  rotbraune,  8  mm  lange  Räupchen  mit 
schwarzem  Kopfe  höhlt  von  August  bis  Juni  die  Knospen  am  Trieb- 
ende aus.  Austretendes  Harz,  Kotkrümel  und  Gespinstbrücken  zwischen 
den  befallenen  Knospen  verraten  seine  Tätigkeit.  Verpuppung  meist 
im  Boden. 

Notocelia  Meyr. 

Vorderflügel  des  Männchens  mit  Umschlag  an  Wurzel  des  Vorder- 
randes; Ast  10  näher  an  9  als  an  11  entspringend.  Ast  3  und  4  der 
Hinterflügel  aus  einem  Punkte,  der  Mittelast  entfernt  davon,  gegen  die 
Wurzel  gebogen.  Hinterschienen  des  Männchens  fast  immer  mit  Haar- 
pinsel. 


1)  DoLLEs,  Forstl.  nat.  Zeitschr,  Bd.  2,  1893,  S.  20—2^. 

")  Fernere  Bewohner  von  FichtennadelnS)  sind  Asthenia  pyg-meana  Hb. 
(Raupe  zuerst  gelb,  später  grün;  Kopf  schwarz  oder  braungrün,  an  jungen  Mai- 
trieben, zwei  Löcher  in  jeder  Nadel),  Steg-anoptycha  nanana  Tr.  (Eaixpe 
dunkel  braunrot,  Kopf  schwarz)  und  Cymolomia  hartig'iana  Rtzb.  (Raupe 
grün,  Kopf  hellbraun).    Siehe  hierüber  die  Bücher  über  Forstinsekten! 

3)  Baeb,  Tharandt,  forstl.  Jahrb.  Bd.  53,  1903,  2,  Hälfte,  S.  171—208. 

*)  Jentsch,  Mund,  forstl.  Hefte  1899,  S.  156-158. 

5)  Baer,  Nat.  Zeitschr.  Forst-  u.  Landwirtsch.  Bd.  4,  1900,  S.  429—440,  3  Fig. 


286  Microlepidopteren,  Kleinschmetteiiinge. 

Notoeelia  roborana  S.  V,  Weifsbindig-er  Rosenwiekler.  Yoi cler- 
ilügel  weifs,  mattgran  gemischt,  vor  dem  Sanme  und  in  der  S2:)itze  rostrot, 
Wurzelfeld  graubraun,  Spiegel  schwarz  punktiert,  Taster  rotbraun. 
Raupe  plump,  braun,  Kopf  gelbbraun,  Nacken-  und  Afterschild  schwarz, 
auf  jedem  Ringe  pechbraune  Warzen  mit  je  einem  lichten  Borsten- 
haare; 17  mm  lang.  Flugzeit  Juni,  Juli.  Raupe  spinnt  im  ersten 
Frühjahre  Blätter  und  Knospen  von  Rosen,  Rubus-Arten,  Weifsdorn 
und  Eichen  zusammen  und  zerfrifst  sie.  Puppe  am  Frafsorte.  Nach 
NöKDLiNGER  mehrere  Brüten.  Nach  Collinge')  in  England  in  Früchten 
von  schwarzen  Johannisbeeren. 

Semasia  H.  S. 

Thorax  ungeschopft.  Vorderflügel  gestreckt,  mit  sehr  schrägem, 
geschwungenem  Saume,  vortretender  Spitze  und  ganz  zurücktretendem 
Innenwinkel ;  Rippe  5  der  Hinterflügel  an  der  Wurzel  stärker  gebogen ; 
Hinterschienen  beim  Männchen  ohne  Haarpinsel. 

S.  eonterminana  H.S.  Salatsamenwiekler.  Vorderflügel 
bleich  leberbraun  mit  grofsem  dreieckigen  gelben  Innenrandsfleck ; 
Spiegel  mit  schw^arzen  Linien,  silberglänzend  eingefafst.  17  mm  Spann- 
w^eite.  Raupe  oben  rötlich,  unten  scharf  abgegrenzt  hellgrau,  tiefe 
Querringe  zwischen  den  Furchen.  Neben  der  dunklen  Rückenlinie 
zwei  Reihen  heller,  schwarz  gekernter  AVärzchen  mit  je  einem  lichten 
Haar.  Kopf  honiggelb,  geschwärzt;  Nackenschild  schmal,  glänzend, 
vorn  breit  weifsgrau,  hinten  mit  halbmondförmigem  schwarzen  Fleck. 
Afterklappe  mit  schwarzem  Querflecke-,  Brustfüfse  aufsen  glänzend 
schwarz;  13  mm  lang.  -  Flugzeit  Mitte  Juni  bis  Mitte  Juli.  Eier  in 
Häufchen  an  die  Blütenknospen.  Raupe  im  September  in  den  Blüten- 
köpfchen des  Salates ,  zuerst  ganz  darin  verborgen ,  später  mit  dem 
Hinterende  herausragend.  Aus  den  ausgefressenen,  später  bräunlich 
oder  schwarz  werdenden  Blütenköpfchen  wird  reichlich  Kot  ausgestofsen. 
Ende  September,  Anfangs  Oktober  verspinnt  sich  die  Raupe  in  einem 
Erdgehäuse,  in  dem  sie  sich  im  nächsten  Frühjahre  verpuppt.  Zerstört 
öfters  den  ganzen  Samenertrag. 

Steganoptycha  Steph. 

Innenrandshälfte  der  Vorderflügel  nur  zum  Teil  heller  gefärbt  als 
die  des  Vorderrandes;  Wurzelfeld  bis  zum  Vorderrand  gleichmäfsig 
gefärbt. 

St.  pinieolana  Zell,  ('diniana  Gr.)  Grauer  Lärchen wiekler  2); 
La  Pyrale  grise.  Raupe  schwärzlich-gTün  mit  schwarzgrünen  Längs- 
streifen und  schwarzem  Kopfe  und  Nackenschilde;  10 — 12  mm  lang. 
—  Nördliches  Europa,  Sibirien,  Nordamerika,  Alpen;  schädlich  aber 
bis  jetzt  nur  in  den  letzteren  und  Nordosteuropa.  Raupe  frifst  im  Mai 
imd  Juni  die  Nadelbüschel  von  innen  aus.  Puppe  in  Bodendecke 
sowie  am  Baume.  Bei  starkem  Auftreten  Kahlfrafs,  so  dafs  die  ganzen 
Bäume  rotbraun  werden.  Auch  an  Fichte,  Arve  und  anderen  Nadel- 
hölzern. Periodisch  auftretend;  eine  Fralsperiode  dauert  gewöhnlich 
drei  Jahre. 


1)  Report  .  .  .  1906,  p.  31—32. 

2)  Henry,  Feuille  jeun.  Natur.  T.  32,  1902,  p.  125-130;  Cecconi,  Boll.  Soc.  ent. 
Ital.  T.  33,  1901,  p.  162—168;  Escherich  u.  Baer,  Nat.  Zeitschr.  Forst-  u.  Landwirtsch. 
■Bd.  7,  1909,  S.  188-194,  Fig.  2. 


Tortriciden,  Wickler. 


287 


St.  vaeciniana  Zell.\).  Raupe  Juli  bis  September  an  Heidelbeeren, 
die  Blätter  noch  oben  zusammenspinnend  und  skelettierend.  Puppe 
im  Boden.    Kann  bei  massenhaftem  Auftreten  sehr  schädlich  werden. 

St.  ruflmitrana  H.  S.^).  Flugzeit  Juni,  Juli.  Eier  zu  mehreren 
an  Nadelknospen  von  Weifstannen,  wo  sie  überwintern.  Frais  ähnlich 
wie  bei  Cacoecia  murinana,  nur  etwa  14  Tage  später. 

St.  pyrieolana  Murtf.  Apple  bud  borer  ^j.  Nordamerika. 
Raupen  in  vier  Brüten  in  den  Endlmospen  junger  Apfelbäume,  bei 
älteren  Bäumen  der  Wasserreiser.  Die  der  letzten  Brut  überwintern 
in  ausgefressener  Knospe  und  können  durch  Abschneiden  der  befallenen 
Triebe  bekämpft  werden.  Sanderson  züchtete  aus  8<)  "/o  der  Raupen 
Bracon  meUitor  Say. 

Enarmonia  priinivorana  Walsh.  The  lesser  apple  worm*). 
Ursprünglich  aus  Pflaumen  und  Zweiggallen  von  Obstbäumen  be- 
kannt, ist  die  (3—  8  mm  lange,  fleischrötliche  Raupe  mit  braunem  Kopf 
und  Afterschild    in    den  letzten  Jahren  vielfach  nächst    der  Apfelmade 


Fig.  207.     Von  Enarmonia  prunivorana  befressene  Äpfel  (nacli  Quaintance). 


der  schlimmste  Feind  der  Äpfel  in  Nordamerika  geworden.  Sie 
frifst  anfangs  ^4 — V2  Zoll  tiefe  Löcher  in  das  Kelchende  der  Äpfel,  auch 
Platzminen  unter  der  Haut  (Fig.  207),  besonders  da,_wo  zwei  Äpfel 
sich  berühren;  später  dringt  sie  auch  ins  Innere  der  Äpfel  bis  zu  den 
Kernen.  Beschädigte  Äpfel  fallen  oft  frühzeitig  ab.  Da  die  Raupe  zur 
Verpuppung  in  Rindenritzen  usw.  die  Frucht  später  verläfst  als  die 
Apfelmade,  wird  sie  noch  häufiger  als  diese  mit  Äpfeln  verschleppt, 
gelangt  auch  vielfach  mit  solchen  aus  Amerika  nach  Deutschland. 


^)  Escherich  u.  Bahr,  1.  c.  S.  194—196,  Fig    8. 

-)  Wachtl,  f.  A.,  Die  Weifstanuentriebwickler  und  ihr  Auftreten  in  den  Forsten 
von  Niederösterreich  usw.  während  des  letzten  Dezenniums.  Wien  1882.  4^. 
66  pp.  12  Taf. 

3)  Sanderson,  it.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.  Bull.  26,  N.  S.  1900,  p.  69;  Delaware 
agric.  Exp.  Stat.  Bull.  53,  1901;  Canad.  Ent.,  Vol.  35,  1903,  p.  158-161,  5  figs. 

*)  Quaintance,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  68,  1908,  Pt.  5;  Journ.  econ. 
Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  141-142;  Taylor,  ibid.  Vol.  2,  1909,  p.  237-239. 


288  Microlepidopteren,  Klemschmetterlinge. 

Polychrosis  Rag. 

P.botrana  Schiti.  Bekreuzter  Traubenwickler  i)  (Fig. 208j.  Vordei- 
ilügel  olivenbraun  mit  breiter,  weifslicher,  am  Innenrande  bleigrau  ausge- 
füllter Binde  vor  und  einem  stark  geschwungenen  bleigrauen,  weifslich 
gesäumten  Querstreifen  hinter  der  Mitte.  Hinterflügel  hellgrau,  5-6  mm 
lang.  12 — 13  Spannweite.  Raupe  schmutzig  grün,  spärlich  weifs  behaart^ 
Kopf  und  Nackenschild  hellbraun,  Brustfüise  schwärzlich;  9  —  10  mm 
lang,  schlank,  lebhaft.  Heimat  das  südliche  Europa,  Serbien,  Böhmen, 
Wien,  Pfalz,  Frankfurt  a.  M.  Anfang  der  90er  Jahre  des  vorigen  Jahr- 
hunderts in  die  Gironde,  Anfang  dieses  Jahrhunderts  in  den  Rheingau, 
nach  Lüstners  Ansicht  mit  Tafeltrauben  über  Wiesbaden  eingewandert^ 
sich  immer  weiter  ausbreitend  und  vermehrend.  Der  Vorliebe  für 
warme,  geschützte  Orte  entsprechend,  zeigte  sich  der  Schädling  immer 
zuerst  an  Spalieren  und  in  Gärten,  dringt  aber  von  da  langsam  in  freie 
Lagen  vor,  vielfach  C.  ambiguella  verdrängend,  mit  der  er  in  der  Lebens- 
weise viel  Übereinstimmung  zeigt.  Doch  tritt  er  gewöhnlich  in  drei 
Brüten  auf.  Die  Raupe  der  ersten  lebt  als  Heuwurm  in  den  Gescheinen, 
die  der  zweiten  und  dritten  als  Sauerwurm  in  den  Beeren.  Die  Sommer- 
puppe findet  sich  meist  in  Falten  vertrockneter,  abgefallener  Blätter, 
die    sich  sehr   regelmäfsig   und    frühzeitig   verwandelnde   Winterpuppe 

unter  Rinde ;  Kokon  sehr  kräftig, 
seidenglänzend.  Verletzt ,  läfst 
die  Puppe  hellgrün  eintrocknende 
Flecke  an  den  Blättern  zurück, 
im  Gegensatz  zu  den  anderen 
Traubenwicklern.  Die  Puppe  hält 
30  Tage  unter  Wasser  aus,  stirbt 
aber  bei  zehntägiger  Kälte  von 
12-15  ^ 

Als  Parasiten  führt  Laborde  ^) 
Fig.  208.  Bekreuzter  Traubenwickler  ^^^ .  p/,^,,^^^,  Jahordci  Perez,  Crypius 
nach   bLiNGERi.AND) :   Stark  versrolsert.  •      j   ?      -n  t>7  i  i 

^  minumlus  rerez^  Fliygadeuon  ende- 

midtsPerez,  Pteromalusvüis Perez. 
In  Italien  sind  acht  Ichneumoniden ,  eine  Diptere ,  eine  Spinne  und 
zwei  Pilze  als  solche  bekannt. 

Betreffs  Bekämpfung  und  sonstiger  Einzelheiten  siehe  Conchylis 
ambiguella. 

P.  viteana  Gl.  Grape  berry  moth'^).  Diese  früher  für  identisch 
mit  voriger  angesehene  Art  wird  neuerdings  bestimmt  von  ihr  getrennt; 
dennoch  dürfte  sie  wohl  nur  als  geographische  Rasse  anzusehen  sein. 
—  Raupe  ebenso,  nur  Nackenschild  schwärzlich.  Nordamerika,  von 
Canada  bis  zum  Golf  und  bis  Californien,  stellenweise  sehr  schädlich. 
Festgestellt  sind  nur  zwei  Brüten-,  doch  nimmt  man  an,  dafs  im  Süden 
sich  drei  folgen.  Überwinterung  nicht  in  Rindenritzen,  sondern  in 
abgefallenen  Blättern,  aus  denen  sich  die  Raupe  ein  Läppchen  heraus- 
schneidet, das  sie  umschlägt,  um  sich  darunter  zu  verpuppen.  Parasiten : 


')  LüsTNER.  Ber.  Lehranstalt  .  .  .  Geisenheim  1902  u.  ff.,  Mitt.  Weinbau  und 
Kellerwirtsch.  Jahrg.  21,  1909,  p.  50—54,  Taf.  2;  siehe  auch  Literatur  bei  Conchylis 
ambiguella. 

^)  Rev.  vitic,  T.  14,  1900,  p.  225—228;  siehe  Hollrung,  Jahresber.  Neuer. 
Leistgen  Pflanzensch.,  Bd.  3,  S.  100. 

^)  Slixgerland,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  223,  1904,  p.  43—60,  fig.  12 
bis  25;  QuAiNTANCE,  Farmers  Bull.  284,  1907,  p.  12—15,  fig.  2. 


:       Tortriciden,  Wickler.  289 

Tricliograntnia  preiiosa  Ril.  in  den  Eiern ,    Branm  scridaior  u.  a.  in  den 
Raupen. 

Bekämpfung:  Dreimaliges  Spritzen  mit  Bleiarsenat  und  Seife,  zuerst 
beim  Aufblühen  der  Reben,  dann  nacli  dem  Fallen  der  Blütenblätter, 
nacli  8—10  Tagen  zum  letzten  Male,  hat  sich  gut  bewährt.  Zum  Schutze 
gegen  die  Eiablage  der  zweiten  Brut  umhüllt  man  die  Trauben  zu 
deren  Flugzeit  mit  Säckchen. 

Eiidemis  Hb. 

E.  vaeciniana  Pack.  Cranberry  lire  worm').  Der  schlimmste 
Feind  der  Moosbeerkultur  in  Nordamerika.  Zwei  Braten:  Falter  in 
Juni^  Mitte  Juli- August.  Raupe  dunkelgrün,  schwarzköpiig.  Die  der 
ersten  Brut  miniert  anfangs  1 — 2  Tage  in  einem  Blatte;  dann  spinnt 
sie  die  Blätter  an  der  Spitze  der  Pflanze  zusammen  und  fril'st  sie  ab. 
Die  der  zweiten  Brut  frifst  zuerst  die  jungen  Blüten  oder  Früchte, 
wenn  diese  alle  sind,  auch  die  Blätter  und  älteren  Beeren.  Der  Frafs 
der  zweiten  Brut  schreitet  so  rasch  fort,  dafs  ganze  Felder  („bogs') 
oft  in  3 — 4  Tagen  zerstört  werden;  sie  sehen  dann  aus,  wie  vom  Feuer 
versengt.  Im  Herbste  ergrünen  sie  zwar  meistens  wäeder;  die  Ernte 
ist  aber  verloren. 

Puppe  in  der  Erde,  in  abgefallenem  Laube  oder  an  der  Frafsstelle.  Die 
Eier  der  zweiten  Brut  überwintern  und  halten  selbst  das  lange  Unter- 
wassersetzen der  Felder  aus.  Die  Raupen  jedoch  sind  gegen  Wasser 
sehr  empfindlich.  Smith  rät  daher,  das  Wasser  im  Frühjahre  recht 
früh  abzulassen,  so  dafs  die  Räupchen  früh  auskriechen.  Dann  setzt 
man  die  Felder  24  Stunden  lang  unter  Wasser.  Ameisen  tragen  die 
RaujDen  in  ihre  Nester. 

Bei  trockener  Kultur,  die  den  Schädling  begünstigt,  wird  anfangs 
Mai  gegen  die  erste,  Ende  Juli  gegen  die  zweite  Brut  mit  Bleiarsenat 
gespritzt. 

Oletlireutes  Hb.  (Pentliina  Tr). 

Brust  stark  geschöpft.  Ast  7  und  8  der  Vorderflügel  ungestielt, 
Ast  3  und  4  der  Hinterflügel  aus  einem  Punkte.  Hinterschienen  des 
Männchens  fast  immer  mit  Haarpinsel. 

Ol.  g-entiana  Hb.  und  oblongana  Hw.  ^)  im  Marke  des  Frucht- 
bodens von  Dipsacus-Arten  und  verwandten  Pflanzen.  Puppe  der  ersten 
Art  frühestens  Ende  Mai,  Falter  Juni,  Juli,  Puppe  der  zweiten  Art 
März,  April,  Falter  April,  Mai. 

Ol.  pruniana  Hb.  Sehlehen-  oder  Pflaumenwiekler'^),  Vorder- 
flügel blauschwarz  und  schwarzbraun  gemischt;  Saumdrittel  gelblich 
weifs,  braungrau  gewölbt;  äulserste  Spitze  tiefschwarz.  7,5  mm  lang, 
17  Spannweite.  Raupe  grüngelb  mit  dunklem  Rückenstreifen,  schwarzen 
Wärzchen,  Kopf  und  Nackenschild ;  auf  jeder  Warze  ein  weifses  Haar ; 
20  mm  lang. 

Ol.  variegana  Hb.  (eynosbatella  L.).  Grauer  Knospen- 
wiekler  (Fig.  209).    Vorderflügel  dunkel  blaugrau  und  braun  gemischt, 


^)  Smith,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  4,  1884,  p.  10-22,  1  fig.  — 
KiRKLÄND,  ibid.  Bull.  20,  N.  S.,  1899,  p.  53—55:  Franklin,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2, 
1909,  p.  47—48;  Webster,  R.  L.,  ibid.  p.  48. 

■)  PissoT  et  CoxsTANT,  Fcuille  jeun.  Nat.,  T.  20,  1890.  p.  39,  112—113. 

3)  NoEi.,  Naturaliste  T.  31,  1909,  p.  b5. 

Sorauer,   Handbuch.    3.  Axifi.     Dritter  Band.  19 


290  Microlepidopteren,   Kleinsclimetterlinge. 

Spitzendrittel  breit  weils ,  hellgrau  gewölkt ;  in  der  Mitte  hinter  dem 
Vorderrande  zwei  schwarze  Punkte ;  0  mm  lang,  20  Spannweite.  Raupe 
bräunlich-grün ,  Kopf,  Nacken-  und  Afterschild  und  Warzen  schwarz : 
Borstenhaare  hell.     20  mm  lang. 

Die  im  Sitzen  Vogelkot  täuschend  ähnlichen  Falter  beider  Arten 
fliegen  Juni  und  Juli;  sie  legen  je  ein  Ei  an  die  Knospen  ihrer  Nähr- 
pflanzen, die  bei  der  ersteren  hauptsächlich  Prunus -Arten ,  aber  auch 
andere  Sträucher  umfassen;  die  zweite  Art  ist  sehr  polyphag,  aber 
namentlich  an  Kernobst  schädlich.  Aus  dem  überwinterten  Ei  kriecht 
erst  Ende  April  das  Räupchen,  das  sich  sofort  in  die  nächste  Knospe 
einbohrt ,  ihre  Spitzenblätter  zusammenspinnt  und  sie  ausfrifst.  So 
werden  mehrere  Knospen  zerstört,  schliefslich  von  der  älteren  Raupe 
die  Gipfelblätter  eines  jungen  Triebes  oder 
die  Blüten  eines  Büschels  zusammengesponnen 
und  befressen.  Ende  Mai  verpuppt  sie  sich 
am  Frafsorte  und  entläfst  nach  ungefähr  14 
Tagen  den  Falter.  —  Besonders  schädlich  in 
Baumschulen  durch  Zerstören  der  Mai-,  Ver- 
edelungs-  und  Endknospen  der  jungen  Triebe. 
Fig.  209.  Grauer  Knospen-  —  Bekämpfung  dürfte  nur  durch  Aussuchen 
Wickler  (2 : 1).  der   Raupen    aus    den   versponnenen   Trieb- 

spitzen und  vielleicht  durch  Spritzungen  mit 
Berührungsgiften  im  Winter  bzw.  Magengiften  im  Frühjahre  möglich 
sein.  Nach  Taschenberg  stellen  Ameisen  und  Spinnen  den  Räupchen 
nach ;  als  Parasiten  nennt  er  Perilihis  ruhriccps  und  eine  Macrocetitrns  sp. 

Evetria  Hb.  (Retiiiia  Gn.  \). 

Ast  4  und  5  der  Vorderflügel  aus  einem  Punkte.  Die  hintere 
Mittelrippe  der  Hinterflügel  an  der  Wurzel  behaart;  Ast  G  und  7  saum- 
wärts  auseinander  tretend. 

E.  resinella  L.  Kiefern-Harzg-allen-Wiekler^).  Raupe  gelb- 
lich-rotbaun ,  Kopf  und  Nackenschild  bräunlich-rot;  11 — 12  mm  lang. 
Flugzeit  Mai,  Juni.  Eier  einzeln  an  Basis  einer  Quirl-  oder  Zweig- 
knospe. Das  bald  ausschlüpfende  Räupchen  benagt  die  Rinde  des 
Triebes  unter  einem  zwischen  diesem  und  den  benachbarten  Nadeln 
angefertigten  dünnen  Gespinste,  das  es  mit  Harz  und  Kot  verdichtet. 
Dann  frifst  es  einen  Längsgang  in  das  Mark.  Im  nächsten  Jahre  wird 
der  Markgang  vergröfsert ;  die  im  ersten  Herbst  erbsengrofse  Harzgalle 
erreicht  nun  bis  zu  Nufsgröfse ;  sie  besteht  aus  zwei  Kammern,  deren 
eine  zur  Aufbewahrung  des  Kotes  dient.  Nach  einer  nochmaligen 
Überwinterung  verpuppt  sich  die  Raupe  im  März ,  April  in  der  Galle. 
Die  forstliche  Bedeutung  ist  gering,  da  sich  die  Knospen  oberhalb  der 
Galle  meist  entwickeln,  selten  im  ersten  Jahre  absterben.  Vorwiegend 
an  6 — 10  jährigen  Kiefern ,  sehr  häufig  auch,  an  Legföhren.  Häufigkeit 
wechselt  aufserordentlich  von  Jahr  zu  Jahr.  Spechte  hacken  sein-  viele 
Gallen  auf.     R.\tzebuhg  führt  20  Schlupfwespen  als  Parasiten  an. 

E.  buoliana  Schiff".  Kieferntriebwiekler.  Raupe  rotbraun, 
Schilder  schwarz;  20—22  mm  lang. 


1)  LoviNK  EN  EiTZEMA  Bus,  Tijclschr.  Plantenz.  Jaarg.  3,  1897,  p.  83—134,  PL  5—7; 
RiTZEMA  Bos,  CentralbnBakt.  Para.sitenkde  II.,  Bd.  10,  1903,  S.  241—250,  2  Abb. 

2)  BüsGEN,  Allgeni.  Forst-  u.  Jagdztg.,  1898,  S.   380.    Ausz.:  Nat.  Wochen.schr., 
Bd.  14,  S.  39—41. 


Tortriciden,  Wickler. 


291 


E.  turionana  Hb.  Kiefernknospenwickler  \).  Raupe  gelbbraun, 
oben  auf  jedem  Ringe  zwei  dunkle  schmale  Gürtel.  Europa ,  Nord- 
amerika. 

E.  pinivorana   Zell.     Eiu-opa,    Nordamerika. 

E.  duplana  Hb.     Raupe  rosa.     Eirropa,  Japan,  Nordamerika. 

Diese  vier  Arten  verhalten  sich  im  wesentlichen  sehr  ähnlich.  Sie 
befallen  Knospen  oder  Triebe  jüngerer,  schwachwüchsiger  Kiefern 
(Pinus  spp.)  und  höhlen  sie  aus.  Die  Unterschiede  im  Frafsbilde  und 
der  Beschädigungsweise  ergeben  sich  aus  der  verschiedenen  Frafszeit 
der  Raupe  bzw.  aus  dem  entsprechenden  Entwicklungszustande  der 
Knospen  und  Triebe,  Da  beide  Gröfsen  je  nach  Witterung,  Lage, 
Boden  usw.  variieren,  so  sind  auch  die  Frafsbilder  nicht  immer  typisch, 
^umal  wenigstens    die  beiden  ersten  Arten    oft   zusammen  vorkommen. 


Fig.  210.     Vom  Kiefern triebwicklei-  befallener  Kieferntrieb 
("2  nat.  Gr.). 


Am  frühesten  beginnt  duplana.  Die  Raupe  frii'st  Mai,  Juni  in  den 
■dann  schon  ziemlich  entwickelten  Trieben,  die  sie  von  der  Spitze  her 
aushöhlt;  diese  welkt,  verliert  die  Nadeln  und  stirbt  ab.  Ende  Juni, 
anfangs  Juli  verpuppt  sich  die  Raupe  in  leichtem  Gespinste  nahe  der 
Basis  der  Frafspilanze.     Falter  Ende  März,  April. 

Die  Raupe  von  turionana  frii'st  von  Ende  Juli,  die  von  hiiolkwa 
von  Ende  August  an  die  jungen  Knospen  aus,  erstere  mehr  die  End-, 
letztere  die  Quirlknospen  vorziehend.  Nach  Überwinterung  im  Triebe, 
unmittelbar  unter  einer  ausgefressenen  Knospe,  dringen  sie  im  Früh- 
jahre in  die  jungen  Triebe  ein ,  die  sie  von  der  Basis  aus  aushöhlen. 
Gewöhnlich  sterben  die  Triebe  ab.  Bei  schwächerem  inrionana-Fräi^^e 
übernimmt  einer  der  unbeschädigten  Zwisch-nnacleltriebe  die  Rolle  der 


')  Siehe  Anm.  1  auf  vor.  Seite. 


292  Microlei)iclopteren,  Kleinschmetterlinge. 

Endknospe.  Bei  stärkerem  Fraise  tritt  aber,  ähnlieli  wie  bei  buoUana  {Figur 
210)  die  Büsclielbildiing  auf;  dieZwischennadelknospen  treiben  aus,  geben 
aber  meist  auch  mir  schwaclie  Triebe ;  die  Nadeln  werden  dick,  breit : 
zuweilen  entspringen  drei  Nadeln  aus  einer  Scheide.  Verhältnismäi'sig 
selten  erholt  sich"  bei  turionana  der  Endtrieb,  richtet  sich  mit  seinem 
neuen  Wachstumsteil  wieder  auf:  es  entstehen  „_Post-"_  oder 
„Wald  h  ö  r  n  e  r  "  ,  die  ihre  Ursache  meistens  aber  in  Pilzwirkung-^ 
haben.  —  Dafs  bei  allen  diesen  Frafsen  Harzausfluis  stattfindet,  ist 
selbstverständlich.  —  Puppe  von  turionana  April,  Mai,  von  huoliana 
Juni  am  Fraisort:  erstere  fliegt  Mai,  Juni,  letztere  Juli. 

Die  Evetria-Arten  haben  zahlreiche  Schlupfwespen-  und  Fliegen- 
parasiten. Eine  Zucht  von  turionana  ergab  Ritzema  Bos  92  ^/o  solcher 
(vorwiegend  Ghjpta  resinanae).  Auch  Ohrwürmer  sollen  den  Raupen 
und  Puppen  nachstellen. 

Zwecks  Bekämpfung  empfiehlt  Ritzema  Bos  Abpflücken  der  aus- 
gefressenen,  vertrockneten  Knospen  im  Frühjahre;  die  blofsgelegte 
Raupe  stirbt  ab. 

Evetria  frustrana  Comst.  Nantueket  Pinemoth.  Nordamerika;  an 
Pinus  inops  und  rigida.  Die  gelbe,  schwarzköpfige  Raupe  spinnt  um 
die  Endknospen  junger  Triebe  ein  zartes  Gewebe,  unter  dessen  Schutze 
sie  den  Zweig  und  die  Nadelbasis  miniert. 

E.  rigidana  Fern.  Piteh  pine  Retinia.  Raupe  grau,  braun 
oder  schwärzlich,  lebt  ähnlich  wie  vorige  an  den  Endtrieben  von 
Pinus  rigida. 

E.  eomstoekiana  Fern.  Piteh  twigr  moth.  Nordamerika,  an 
Pinus  palustris.  Raupe  in  einem  zwei  oder  mehr  Zoll  langen  Gange  im 
Mark  kleiner  Äste  und  Zweige,  auf  deren  Oberseite  sich  eine  aus  vor- 
jähriger und  diesjähriger  Lage  bestehende  Harzmasse  ansammelt. 

E.  austriana  Cos.^).  An  Pinus  laricio ,  var.  austriaca,  Toronto. 
Raupe  frifst  horizontalen  Gang  unter  der  Rinde,  gewöhnlich  unter  dem 
Ursprung  eines  Zweiges;  starker  Harzflufs.  Manchmal  werden  die 
Bäume  fast  geringelt. 

Conchylis  Tr. 

Ast  2  der  Vorderflügel  aus  dem  letzten  Drittel  der  hinteren  Mittel- 
rippe,  mit  Rippe  1  konvergierend;  Ast  7  in  den  Saum,  Ast  3  und  4 
der  Hinterflügel  aus  einem  Punkte  oder  gemeinschaftlichem  Stiele, 
Äste  4,  (5,  7  gestielt,  die  hintere  Mittelrippe  nicht  behaart. 

C.  epilinana  Zell.  Flaehsknotenwiekler  2).  Vorderflügel  lehm- 
gelb mit  dunklerer  Binde  imd  ebensolchem  Rand.  —  Raupe  weifslich- 
gelb,  spärlich  behaart,  Kopf  und  Nackenschild  schwarzbraun  oder 
schwarz:  (3,5  mm  lang.  Europa.  Falter  im  Mai,  Juli  bis  August.  Raupe 
im  Juni  und  im  Herbste,  an  Flachs,  Solidago  usw.  Die  Raupe  frifst 
die  unreifen  Kapseln  des  Flachses  aus:  Puppe  im  Wohnorte.  In  Süd- 
Rufsland,  wo  sich  sogar  drei  Brüten  folgen  sollen,  öfters  bedeutend 
schädlich. 


^)  CosExs,  Canad.  Ent.,  Vol.  38,  1906,  p.  362—364. 

-)  KiippEN,  Die  schädl.  Insekten  Rulslands,  1880,  S.  413.  —  Sorhagen,  Klein- 
schmetterlinge der  Mark  Brandenburg,  1886,  S.  88.  —  Kuassilsxschik,  tRuss.  Arbt.); 
Aiisz    siehe  Centralbl.  Bakt.  Paraskde.  11,  Bd.  22,  S.  170. 


Tortriciden,  AVickler. 


293 


C,  ambigruella  Hb.  Einbindiger  Traubenwickler,  Trauben- 
wurm, Heu-  und  Sauerwurm^).  Voi-derflügel  glänzend  strohgelb, 
bleich  ockergelb  gemischt,  mit  breiter,  gegen  den  Innenrand  verengter 
dunkelbrauner,  bleigrau  eingefafster  Mittelbinde;  5  mm  lang,  12  Spann- 
weite. Raupe  jung  rötlich  gelblich,  alt  fleischfarben.  Kopf,  Halsschild 
und  Brustfüise  glänzend  schwarzbraun;  spärlich  behaart:  12  mm  lang. 
Bewegungen  langsam,  schleppend.  Südliches  und  gemälsigtes  EurojDa, 
Indien,      Japan      und  ' 

Kleinasien. 

Nährpflanzen: 
Weinrebe,  Ampelopsis 
und  mehrere  andere 
Sträucher  mit  Beeren- 
früchten. 

L  e  b  e  n  s  w  e  i  s  e. 
Aus  den  überwinterten 
Puppen  fliegt  Ende 
April,  Mai  der  Falter, 
der  je  30 — 70  abge- 
j)lattete  farblose  Eier 
einzeln  an  die  jmigen 
Blütenknospen  der 
Rebe  usw.  legt.  Die 
anfangs  Juni  aus- 
kriechende Raupe 
( H  e  u  w  u  r  m)  bohrt 
sich  zuerst  in  eine 
Knospe  ein  und  frifst 
sie  aus.  Ist  sie  zu  grofs 
geworden ,  um  sich 
darin  verbergen  zu 
können,  so  spinnt  sie 
sich  eine  Röhre  zwi- 
schen Knospen  und 
frifst  diese  aus.  Das 
Gewebe  der  Röhre  be- 
steht aus  groben,  un- 
regelmäfsig  angeord- 
neten Fäden  mit 
Schollen  und  Stücken 
von  Leim  und  mit 
Fremdstoffen.  An 

■einem  Ende  hängt  ein 
rundlicher      Kotklum- 
pen, der  aus  kleinen,  runden,  dunkelbraunen  oder  orangefarbenen  Exkre- 
menten besteht.    Nicht  selten  bohrt  sich  die  Raupe  auch  ins  Mark  der 

^)  Von  der  umfangreiclieii  Literatur  über  diesen  Traubenwickler  sei  nur  hin- 
gewiesen auf  die  Avifsätze  von  J.  Düfour  in  der  Chronique  agr.  Canton  Yaud,  von 
J.  Laborde  in  der  Revue  vitic. ,  von  G.  L'/stner  u.  J.  D.cwitz  in  den  verschiedenen 
Veröffentlichungen  der  Geisenheimer  Lehranstalt,  auf  die  Reblausdenkschriften, 
ferner  auf  Lüstner  und  Seufferheld,  Die  Bekämpfung  des  Traubenwicklers,  2.  Aufl., 
^38  S.,  2  färb.  Tafeln,  Wiesbaden  1904;  auf  D.:\viiz,  Zeitschr.  wiss.  Ins.  BioL,  Bd.  1, 
1905,  S.  193  ff  ,  1  Taf.,  13  Fig.;  Centralbl.  Bakt.  Paraskde  II,  Bd.  15,  1905.  S.  449  bis 
467;  Landw.  Jahrbb.  1907,  p.  559— 997,  2  Taf.  12Figg.;  LüsrxEB,  Der  einbindige  und 
bekreuzte  Traubenwickler.  Merkblatt;  1909.  4°,  4  S.,  9  Fig. 


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Fig.  211.     Vom  Heuwurm  ausgefressene  Rebentriebe 
(Prof.  Dr.  G.  Lüstner  phot.);  (nat.  Gr.). 


0(1_J. 


Micro  le^iidopteren,  Kleinschmetterlinge. 


Fig.  212.    Eier  des  Traubenwicklers  auf 

Beeren  (Prof.  Dr.  G.  LOstner  phot.); 

(nat.  Gr.). 


Fig.  213.     Vom  Sauerwurm  zerstörte  Traube 
(Prof.  Dr.  G.  Lüsinku  phot.);  (-74  nat.  Gr.). 


Stiele  oder  Triebe  ein  (Fig.  211). 
Nach  2—8  Wochen  (Ende  Juni, 
Anfangs  Juli)  verpuppt  sie  sich  in 
einem  mit  Abnagsein  vermischten 
Gespinste  am  Fralsorte  oder  an 
einem  Blatte.  Die  Puppe  ist  ge- 
drungen, hat  auf  dem  Rücken  der 
Hinterleibsringe  je  zwei  Dornen- 
reihen; das  Afterende  ist  stumpf 
und  trägt  am  Ende  hakig  umge- 
bogene Borsten.  Ende  Juli,  Anfangs 
August  fliegt  der  Falter  der  zweiten 
Brut  aus ,  der  seine  Eier  an  die 
jungen  Beeren  legt  (Fig.  212).  Mitte 
August  kriecht  die  zweite  Raupen- 
brut, die  Sauer  Würmer,  aus,, 
etwas  rötlicher  als  die  Heuwürmer  •, 
sie  bohren  sich  nahe 
dem  Stiele  in  die  Beere 
ein  und  fressen  deren 
Fleisch ;  nur  weiche 
Kerne  werden  noch  be- 
nagt. Das  Eingangsloch 
ist  als  dunkler  Fleck 
kenntlich,  aus  dem  ge- 
wöhnlich noch  Kot  an 
Fäden  herabhängt.  Die 
Beeren  schrumpfen  und 
verfärben  sich;  sie  ver- 
trocknen bei  trockenem 
Wetter,  faulen  und  wer- 
den sauer  bei  nassem 
und  stecken  dann  be- 
nachbarte an  (Fig.  213). 
Ende  Oktober,  im  Süden 
aber  erst  im  Dezember 
oder  Januar  findet  die 
Verpuppung  statt ,  ge- 
wöhnlich unter  der 
Rinde  oder  in  Rissen 
am  Stocke  oder  Reb- 
pfahle (Fig.  214), _  in 
liohlenMarkröhren,  nicht 
selten  aber  auch  zwi- 
schen trockenen  Blät- 
tern am  Boden.  Die 
Puppe  ruht  in  weifsem, 
mit  Fremdkörpern  ver- 
mischtem Gespinste ;  sie 
überwintert. 

Der  Schaden  des 
Traubenwicklers  ist  also 


Tortriciden,  Wickler. 


29: 


ein  doppelter,  als  Heuwurm  durch  Zerstören  der  Blüten,  als  Sauerwurm 
durch  Zerstören  der  Beeren.  Er  ist  sehr  abhängig  von  der  Witterung. 
"Warmes,  trockenes  Wetter  ist  dem  Heuwurm  unbekömmlich  und  fördert 
die  Blüte  so,  dafs  er  ihr  nicht  allzuviel  schaden  kann.  Kaltes,  feuchtes 
"Wetter  sagt  umgekehrt  der  Raupe  zu  und  hemmt  die  Blüte.  Es  ist 
daher  auch  aus  dem  Auftreten  des  Heuwurmes  noch  kein  sicherer 
Schlufs  auf  das  des  Sauerwurmes  zu  ziehen.  Geschützte  Lagen,  dicht 
wachsende  Reben  werden  bevorzugt. 

Geschichte.  Der  Traubenwickler  trat  1713  zuerst  auf  der  Insel 
Reichenau  auf;  1801  wurde  er  beschrieben.  Seitdem  hat  er  sich  immer 
weiter  ausgebreitet ;  doch  wechseln ,  entsijrechend  der  Witterung, 
Perioden  der  Zunahme 
mit  solchen  der  Ab- 
nahme. Eines  der 
schlimmsten  Jahre  in 
Deutschland  war  1897, 
wo  der  Schaden  an  der 
besonders  heimgesuch- 
ten Mosel  allein  über 
30  Mill.  Mk.  betrug.  In 
Frankreich  erreichte  er 
1891  die  Summe  von 
100  Mill.  Franken.  —  In 
neuerer  Zeit  scheint  der 
einbindige  Trauben- 
wickler in  manchen 
Teilen  Deutschlands,  wie 
der  Haardt,  dem  Rhein- 
gau, vom  bekreuzten 
zurückgedrängt  zu  wer- 
den (s.  S.  288). 

Als  Feinde  wer- 
den genannt  Spinnen, 
CleriiS  formicarlus  (stellt 
den  Puppen  nach),  Ohr- 
wurm ,  verschiedene 
Tachinen  und  Schlupf- 
wespen {Agrypon  flaveo- 
lattim  Grav. ,  Pimpla 
dlternans  Grav.,  Omorga 
cingiiJata  Brischke),  die 
aber  alle  keine  spezielle 
Parasiten  sind.  Auch 
Meisen  stellen  den  Puppen  gern  nach ,  daher  das  Aufhängen  von  Nist- 
höhlen zu  empfehlen  ist.    Isaria  farinosa  tritt  manchmal  verheerend  auf. 

Bekämpfung.  Die  Methoden  sind  sehr  zahlreich,  ohne  dafs 
eine  bis  jetzt  durchschlagenden  Erfolg  gehabt  hätte.  Der  Kampf  mufs 
unaufhörlich  geführt  werden.  Und  gerade  hier,  entsprechend  der  An- 
bau-Art der  Rebe,  ist  gemeinsames  "V^orgehen  erste  Grundbedingung 
eines  Erfolges.     Am  besten  bewährt  haben  sich: 

Klebfächer,  das  sind  an  einem  Stiele  befestigte,  mit  Raupen- 
leim  bestrichene   Weifsblechplatten ,   mit   denen   von    Schulkindern   an 


Fig.  214.  Puppen  dp.s  Heu- und  8auei'\vurmt^  m  Spalten 
von  Pfählen  (Prof.  Dr.  G.  LisiNEii  phot.j;  (nat.  Gr.'. 


296  Microlepidopteren,  Kleinsclimetterlinge. 

windstillen  warmen  Abenden  die  Falter  der  ersten  Brut  abzufangen 
sind.  Der  Fang  hat  möglichst  sofort  bei  Beginn  der  Flugzeit  einzu- 
setzen, weil  die  "Weibchen  schon  am  zweiten  oder  dritten  Tage  mit  der 
Eiablage  anfangen. 

Fanglampen.  Am  besten  haben  sich  die  gewöhnlichen  01- 
lämpchen  und  Petroleumlampen  mit  grünem  Zylinder  bewährt,  die  etwa 
00—80  cm  über  dem  Boden  aufgestellt  werden,  Sie  sind  nui'  gegen 
die  Falter  der  zweiten  Brut,  an  dunklen,  warmen,  windstillen  Abenden 
wirksam. 

Gründliche  Reinigung  der  Rebstöcke  und  Stützpfähle  im  Winter 
von  allem  toten  Holze ,  loser  Rinde  usw.  Zugleich  sind  die  Puppen 
abzusuchen.  Wo  angängig,  sind  die  hölzernen  Rebpfähle  durch 
eiserne  zu  ersetzen. 

Spritzen  mit  3^'oiger  Schmierseifen-  oder  2  % iger  Tabakslösung 
möglichst  früh  gegen  die  Heuwürmer.  Die  Flüssigkeiten  sind  mit 
starkem  Strahle  in  die  Gescheine  einzutreiben. 

Conehylis  vanillana  de  Joann.^).  Die  7 — 8  mm  lange,  schwarze 
Raupe  frifst  die  jungen  Schoten  der  Vanille  an,  die  entweder  absterben 
oder  mindestens  durch  die  Frafsstellen  minderwertig  werden.  Da  der 
Falter  die  Eier  an  die  Blumenla^one  legt,  wenn  sie  nach  der  künstlichen 
Befruchtung  zu  welken  beginnt,  ist  sie  sogleich  nach  dieser  zu  ent- 
firnen. 

Paramorplia  aquilina  Meyr.  ^j.  Die  Raupe  frifst  in  Australien 
zwischen  Schale  und  Fleisch  von  reifenden  Orangen,  die  infolgedessen 
gelb  werden  und  abfallen. 

Cuepliasia  Curt.  (Sciaphila  Tr.). 

Mit  Spiralzunge.  Ast  2  der  Vorderflügel  aus  dem  mittleren  Drittel 
der  hinteren  INIittelrippe,  Ast  7  in  Saum  oder  Spitze  mündend. 

Cn.  wahlbomiana  L.  Vorderflügel  mit  schrägem  Saume,  weils- 
grau  oder  bräunlich  -  grau  mit  dunkleren  Binden.  Raupe  dunkel- 
schmutziggrün  mit  schwärzlichen  AVarzen ;  Kopf  gelbbraun:  10— 15  mm 
lang.  Flugzeit  .Juni,  Juli.  Raupen  in  (April)  Mai,  Juni  sehr  poh^phag 
an  niederen  Pflanzen ,  deren  Gipfelblätter  sie  zusammenspinnen  und 
verzehren,  vielfach  auch  die  Blüten  befressend.  Puppe  im  Juni  am 
Frafsorte.  Die  Raupe  ist  schon  wiederholt  schädlich  geworden  durch 
Blattfrafs  an  Flachs  in  Holland^),  Hopfen  in  Bayern*)  und  Österreich-'*), 
durch  Befressen  der  Blüten  an  Erdbeeren  in  Schweden*^). 

Tortrix  Meyr. 

Brust  glatt  behaart.  Vorderflügel  geknickt,  mit  schrägem  Saume; 
Ast  7  und  8  nicht  gestielt. 

T.  paleana  Hb.  Flügel  bleichgelb,  die  var.  ieterana  Froel.  etwas 
dunkler.    Raupe  im  ersten  Jahre  einfarbig  zitronengelb,  schwarzköpfig, 


1)  DE  JoAKMs,  Bull.  Soc.  ciit.  Francc,  1900,  p.  262—63;  Bordage,  C.  r.  6-^  Congr. 
Internat.  Paris  1900,  p.  817. 

2)  Pröggatt,  Austral.  Insects,  p.  275,  fig.  140. 

3)  EiTZEMA  Eos,  Zeitschr.  f.  Pflanzenkr.,  Bd.  5,   1895,  S.  147. 

^)  Frank  u.  Wagxer,  Jahresber.  Sonderaus-sch.  Pflanzensch.  D.  L.  G.,  1905,  S  79; 
ZiRNGiEHL,  Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  2:3—24,  Fig.  15a. 

5)  Wien,  landwirtsoh.  Zeitg.  1906,  Nr.  51. 

6)  Lampa,  Berätt.  1900,  p.  54—55. 


Tortriciden,  Wickler. 


297 


im  zweiten  Jahre  samtschwarz  oder  etwas  ins  Grünliche  spielend, 
mit  in  Querreihen  angeordneten,  sich  von  der  Grundfarbe  scharf  ab- 
hebenden ßorstenwärzchen.  Sehr  polyphag  an  den  verschiedensten 
niederen  Pflanzen;  in  Finland  ^)  und  Schweden^)  an  Wiesengräsern 
-schädlich  geworden,  insbesondere  an  Phleum  pratense ;  auch  Hafersaat 
wird  nicht  selten  angegriffen.  Der  Falter  legt  seine  Eier  anfangs  Juli 
bis  JMitte  August  an  die  Oberseite  der  höheren  Blätter  ab.  Das  nach 
14  Tagen  ausschlüpfende  ßäupchen  spinnt  die  Blätter  zusammen  und 
benagt  deren  Oberseite.  So  werden  im  Laufe  des  Lebens  mehrere 
AVohnungen  angelegt;  in  der  letzten  findet  Ende  Juni,  anfangs  Juli 
die  Verpuppung  statt.  Auf  einem  Gute  Finlands  sollen  in  drei  Jahren 
je  38  QUO  kg  Heu  vom  Lieschgras  durch  die  Raupe  zerstört  worden  sein. 
Reuter  führt  sechs  Hymenopteren  als  Parasiten  an. 

T.  diversana  Hb.  Die  grünliche  Raupe  mit  gelben  oder  schwarzen, 
gelb  umzogenen  Warzen  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern  ver- 
schiedener Bäume,  wie  Obstbäume,  Birken  usw. 

T.  viburniana  F.  •'').  Die  Raupen  befielen  187(3—1880  in  Norwegen 
massenhaft  junge  Tannen  und  Kiefern,  auch  Lärchen,  und  frafsen  die 
Nadeln  und  zarte  Rinde  der  Jahrestriebe. 

T.  viridana  L.  Grüner  Elehenwiekler.  Vorderflügel  lebhaft 
hellgrün,  Vorderrand  schmal  gelblich.  Raupe  schmutziggrün,  schwarz 
punktiert,  Kopf  schwarz;  bis  15  mm  lang.  Der  Ende  Juni,  anfangs 
Juli  fliegende  Falter  legt  seine  Eier  einzeln  an  die  Eichenknospen. 
Mit  der  Entwicklung  derselben  im  nächsten  Frühjahre  kriechen  die 
Räupchen  aus ,  die  zuerst  noch  nicht  geöfliiete  Knospen  ausfressen. 
Später  spinnen  sie  das  junge  Laub  zusammen  und  befressen  es.  Bei 
starkem  Fraise  werden  die  Eichen  in  2 — 3  Wochen  völlig  kahl  ge- 
fressen. Die  Raupen  lassen  sich  dann  an  Fäden  herab  und  überspinnen 
das  Unterholz,  auch  hier  den  nagenden  Hunger  soweit  möglich  stillend 
(Fig.  215).  Doch  verhungern  bei  der  nicht  zusagenden  Nahrung  un- 
zählige. Ende  Mai,  anfangs  Juli  findet  die  Verpuppung  statt,  für  ge- 
wöhnlich zwischen  zusammengerollten  Blattresten,  bei  Kahlfrafs  aber 
auch  an  der  Rinde.  —  Nährpflanzen  sind  nur  Qucrcus  peäunculata  und 
scssüiflora.  Merkwürdigerweise  wird  manchmal  erstere ,  manchmal 
letztere  ohne  ersichtlichen  Grund  verschont;  auch  die  übrigen  Eichen- 
arten scheinen  mehr  oder  weniger  verschont  zu  werden.  Nach  Angabe 
von  Theobald  wird  in  England  häufig  Castanea  vulgarif^  befressen, 
namentlich  wo  sie  als  Unterholz  unter  Eichen  steht. 

Bevorzugt  werden  ältere,  grofse  Eichen,  an  denen  der  Frais  von 
oben  nach  unten  fortschreitet.  Der  Schaden  besteht  in  Zuwachs-Einbufse, 
Wuchshemmung  und  in  Verlust  der  Mast.  Für  gewöhnlich  ergrünen 
die  Eichen  sehr  bald  nach  Beendigung  des  Frafses  wieder,  so  dafs 
Absterben  von  Ästen  oder  gar  ganzen  Bäumen  nur  bei  viele  Jahre 
andauerndem  Massenfrafse  vorkommt.  Er  ist  allein  abhängig  von 
Witterungseinflüssen  im  Vorjahre  und  Vorwinter.  Die  Raupe  selbst 
ist  gegen  solche  so  gut  wie  unempfindlich. 

Ihre  Feinde  sind  jedoch  sehr  zahlreich:  viele  Ichneumoniden  usw., 
zahlreiche  Raubinsekten  (darunter  Ohrwürmer  und  Silpha- Arten),  ferner 


1)  E.  Reuter,  Berätt.  öfver  1894,  p.  13— 24;  auch  in  spät.  Berichten,  ferner :  Act. 
Sog.  Fauna  Flora  fenn.  XIX,  1900,  No.  1.  p.  35—39. 
'-)  Lampa,  Berätt.  1901,  p.  49—50. 
")  ScH.JYEN,  Zeitschr.  f.  Pflanzenkr.,  Bd.  3,  S.  268. 


298 


Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 


viele  Vögel  (darunter  die  Rabenartigen  und  die  Sperlinge).  Doch  ver- 
mögen sie  alle  den  zeitweise  eintretenden  Massenfrafs  nicht  zu  hindern. 
Auch  BekämjDfungsmai'sregeln  sind  nicht  anzuwenden. 

Tortrixberg-mannianaL.  Rosen  Wickler  M.  Vorderflügel  zitronen- 
gelb, rostgelb  gegittert,  mit  drei  bleiglänzenden  Querlinien,  14 — 15  mm 
Flügelspannung.  Raupe  grün ,  gelblich  ,  oben  schwach  fleischrötlich ; 
Kopf,  Brust  und  Nackenschild  glänzend  schwarz,  Afterklappe  braun ; 
10 — 12  mm  lang.  Europa,  Nordamerika.  Flugzeit  Ende  Juni,  Anfang- 
Juli.  Eier  einzeln  an  Zweigen  der  Rose  ,  mit  Vorliebe  an  Ast- 
gabeln. Raupen  spinnen  vom  April  an  die  Blätter  der  Triebspitzen 
zusammen  und  befressen  nicht  nur  sie ,  sondern  namentlich  auch  die 
Blütenknospen.  Die  Verpuppung  findet  Ende  Mai  am  Frafsorte  statt. 
Da  dieser  Rosenwickler  meist  in  grofser  Anzahl  auftritt  und  fast  alle 
Sorten  befällt,  ist  der  von  ihm  verursachte  Schaden  oft  sehr  bedeutend. 
Zur   Bekämpfung    wird    vorgeschlagen:    ausgiebiger   Herbstschnitt;    im 


Fig.  215.    Von  den  Raupen  des  Eichenwicklers  umsponnener  und  abgetöteter  Trieb 
einer  im  Unterholze  wachsenden  Edeltanne   ("29.  Mai  1907;  V2  nat.  Gröfse). 


Winter  die  Sträucher  mit  scharfer  Bür  te  abbürsten,  im  Frühjahre  die 
Zweige  mit  einer  Mischung  von  Ton,  Leim  oder  Blut  und  Rufs  be- 
streichen. Bei  geringerem  Befalle  genügt  es ,  die  Räupchen  aus  den 
Blattwickeln  herauszusuchen. 

Nach  Kaltenbach")  auch  auf  Rhamnus  frangula. 

T.  I'orskaleana  L.  Gelblich,  Saum  und  Saumhälfte  des  Vorder- 
randes rostfarben.  Raupe  gelblichgrün ,  mit  einzelnen  Haaren  auf 
schwarzen  Wärzchen-,  Kopf  und  Brustfüfse  schwarz,  Nackenschild 
braunschwarz ;  im  Mai ,  in  Frankreich  in  warmen  Sommern  auch  im 
August,  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern  der  Rosen,  besonders 
von  Rosa  centifolia;  öfters  mit  voriger  zusammen.  Auch  in  Ahorn- 
früchten. 


Fi£ 


1)  Siehe  Richuch,  Rosenschädlinge  a.  d.  Tierreiche,  Stuttgart  190:^-,  S.  2.55—258, 

33. 

•-■)  Pflanzenfeinde,  S.  100. 


Tortriciden,  Wickler.  299 

T.  citrana  Fern.  Der  „Orang:e-Leaf-roller",  Nordamerika,  ist  des- 
wegen erwähnenswert ,  weil  seine ,  gewöhnlicli  zwischen  zusammen- 
gesponnenen  Blättern  lebende  Raupe  auch  in  unreifen,  grünen  Apfelsinen 
Bohrgänge  frifst,  so  dais  die  Früchte  unreif  abfallen  \). 

T.  gflaphyriana  Meyr.  Lueerne  Moth.-).  Spinnt  in  Neu-Süd- 
"Wales  die  Köpfe  der  Luzernepflanzen  zusammen. 

Arolrophora  ombrodelta  Meyr.  ^).  Raupe  frifst  in  Australien  die 
Samen  von  Acacia  farnesiana  aus. 

Pandemis  Hb. 

Vorderrand  und  Saum  der  VorderHügel  wenig  geschwungen,  ersterer 
bei  S  einfach ;  Ast  7  und  8  ungestielt.  Fühler  beim  d  mit  Ausnagung 
hinter  "Wurzelglied. 

P.  ribeana  Hb.  Vorderflügel  ledergelb,  kaum  gegittert-,  Wurzel, 
Mittelbinde  und  Randfleck  braun,  dunkler  eingefafst;  8  —  11  mm  lang, 
24  mm  Spannweite.  Raupe  grün  mit  dunklem  Rückenstreif  und  sehr 
feinen  schwarzen  Borstenwärzchen;  Kopf  grün  und  gelb  gemischt, 
schwarzbraun  gefleckt,  Nackenschild  schwarzbraun,  Afterschild  schwarz. 
Europa,  Asien.  Raupe  im  Mai  und  Juni  sehr  polyphag  an  Laubholz 
in  Wald  und  Garten,  namentlich  an  Kernobstbäumen  und  Ribes-Arten ; 
im  Gegensatze  zu  anderen  Wicklern  rollt  jede  Raupe  sich  in  ein  Blatt 
zierlich  ein.     Puppe  am  Frafsort. 

Was  die  Tortrix  riheana  von  Schillings  *)  ist,  deren  grünliche  Raupe 
mit  hellbraunem  Kopfe  Johannisbeeren  auffrifst,  so  dafs  sie  notreif 
werden ,  ist  aus  seiner  Beschreibung  nicht  mit  Sicherheit  zu  ersehen 
(vielleicht  Cacoecia  rosana?). 

Cacoecia  Hb. 

Vorderflügel  nicht  geknickt,  oblong  mit  gerundeter  vortretender 
Spitze  und  vertikalem  Saume.  Vorderrand  beim  S  an  Wurzel  um- 
geschlagen.    Ast  7  und  8  nicht  gestielt. 

C.  murinana  Hb.  (histrionana  Rtzb.).  Weifstannen-Trieb- 
wiekler^).  Die  20  mm  lange,  grünliche  Raupe  mit  braunschwarzem 
Nackenschilde  und  glänzend  schwarzem  Kopfe  befrifst  im  Mai  unter 
lockerem  Gespinste  die  Nadeln  der  Maitriebe  älterer  Weifstannen,  be- 
sonders in  der  Krone,  die  bei  andauerndem  Massenfrafse  kahl  wird. 
Die  schliefslich  an  der  Basis  abgebissenen  Nadeln  bleiben  im  Gespinst 
hängen.  Gewöhnlich  werden  auch  die  Triebe  selbst  benagt,  die  sich 
dann  geweihartig  kiäimmen.  Verwandlung  Ende  Juni  in  Bodenstreu 
und  unter  Moos.  Feinde:  Vögel,  namentlich  auch  Wildtaube  und 
Misteldrossel. 

C.  histrionana  Froel.  Die  grasgrüne  Raupe  des  Fichtentrieb- 
wicklers  frifst  in  änlicher  Weise  an  den  vorjährigen  Nadeln  von  Fichten. 

C.  rosana  L.  (laevigana  Schilf.).  Heekenwiekler  ^).  Vorderflügel 
glänzend   braungrau   mit   drei   braunen   Flecken   beim  Männchen,   ver- 


1)  CoQuiLLET,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  32,  1894,  p.  24;  Chappei-ow,  ibid. 
S.,  Bull.  18,  1898,  p.  99. 

2)  Froggatt,  Austral.  Insects,  p.  275 — 76,  fig.  141. 
•)  Ibid.,  p.  276. 

*)  Pr.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau,  1897,  S.  256-7,  1  Fig. 

^)  Siebe  Anm.  2  auf  S.  287. 

«)  Naturaliste  Annee  30,  1908,  p.  207—209. 


3()0  Microlepidopteren,  Kieiusclimetterlinge. 

wischt  gitterartiger  brauner  Querzeichnung  beim  Weibchen.  Raupe 
schmutzig  -  dunkelgrün  mit  dunklen  Mittel-  und  Seitenstreifen;  Kopf 
glänzend  braun,  Nackenschild  etwas  lichter;  19  mm  lang,  Europa, 
Kleinasien,  Nordamerika.  Die  Raupen  im  Mai  und  Juni  an  den  ver- 
schiedensten Laubhölzern,  besonders  Pirus-  und  Prunus  -  Arten ,  in 
Gärten  an  Jasmin,  Rosen,  Johannisbeeren,  Haseln  usw..  anfangs  gesellig 
in  ausgebreiteten  Gespinsten,  .später  einzeln  in  zusammengerolltem 
Blatte,  in  dem  auch  die  Puppe  ruht.  Auch  in  Nordamerika  eingeschleppt 
und  schädlich  an  wilden  Rosen,  Äpfeln,  Erdbeeren,  Hasel,  Weifsdorn, 
Stachelbeeren  usw. 

Caeoeeia  xylostsana  L.  Vorderflügel  glänzend  braungrau  mit 
braunen,  weifs  eingefafsten  Flecken.  Raupe  lebhaft  grün;  Kojjf,  Nacken- 
scliild  und  Brustfüfse  schwarz;  im  Mai  in  Blattwickeln  der  verschie- 
densten Laubhölzer,  wie  Eichen.  Obstbäume  usw. 

C.  pDdana  So.  Die  grasgrüne  Raupe  mit  dunkel  kastanienbraunem 
IvojDfe  und  Nackenschilde  im  Mai  in  Blattwickeln  verschiedener  Garten- 
sträucher,  namentlich  von  Johannisbeeren,  in  England  nach  Theobald  ^) 
besonders  die  Gallen  von  Eriopltyes  r/bis  Nal.  fressend,  ohne  jedoch 
für  deren  Bekämpfung  von  Bedeutung  zu  sein. 

C.  pieeana  L.  An  Nadelholz,  auch  Wacholder,  Kiefer  vorziehend. 
Flugzeit  Juli.  August.  Raupe  nach  Eckstein^')  im  Herbst  und  ersten 
Frühjahre  in  röhrigem  Gespinste  zwischen  Nadeln,  später  in  den  Mai- 
trieben, in  denen  sie  sich  auch  verpuppt.  Nach  Sorhagen^j  spinnt  sie 
anfangs  zwei ,  später  mehrere  Nadeln  zusammen ,  die  sie  aber  nur  an 
der  Mitte  der  Innenseite  benagt. 

In  Nordamerika-*)  treten  aufser  der  eingeschleppten  C.  rosana  mehrere 
Arten  gelegentlich  schädlich  auf,  wie  C.  obsoletana  Wlk. '^j  (Erd- 
beeren), arg'yrospila  Wlk. '')  (Obstbäume  und  -sträucher),  parallela 
Rob.  (Rosen  und  Moosbeeren),  eerasivorana  Fitch  (Kirschen), 
rosaeeana  Harr.  (Obstbäume  und  -sträucher,  Erdbeeren.  Rosen),  von 
denen  namentlich  argyrospila,  obsoletana  und  rosaeeana  sich  nicht  nur 
mit  Blättern  und  Blüten  begnügen,  sondern  auch  junge  Früchte  an- 
bzw.  ihre  Kerne  ausfressen.  Einige  Arten  leben  gesellig  in  grofsen 
Nestern,  die  oft  ganze  Bäume  umhüllen. 

C.  postvittana  AVlk.  ^).  Australien;  Raupe  im  Fruchtfleische 
junger    Äpfel  bzw.  im  weifsen  Teile  der  Schale  von  Apfelsinen. 

Capiia  coOearia  Nietn.  Tea  Tortrix^).  Indien,  Java,  Ceylon.  Tee, 
Kaffee.  Vorderflügel  blafs  rötlichgelb  mit  undeutlichen  Diagonallinien; 
Hinterflügel  strohgelb.  Raupe  grünlich  mit  glänzend  schwarzem  Kopfe  und 
Nackenschilde  und  zwölf  Borstenwärzchen  auf  jedem  Ringe.  Eier  in  sich 
dachziegelartig    deckenden   Haufen    von    etwa    300    auf  Blattoberseite, 


')  Report  1906/07,  p.  54—55. 

2)  Forstl.  Zoologie,  Berlin  1897,  S.  513;  Escheeich  u.  Baku,  Nat.  Zeitschr.  Forst- 
u.  Landwirtscli.,  Jahro-.  7,  1909,  S.  198—200,  Fig.  5. 

3)  Allgem.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  6,  1901,  S.  312. 

*)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Biül.  27,  N.  S.,  p.  87—88. 

5)  Slixgerlaxd,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  190,  1901,  p.  145—149, 
Fig.  35—40. 

6)  Si-EDMAN,  Missouri  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  71,  1906,  21  pp.,  14  figs.;  Ausz.: 
Jahresber.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  9,  S.  158—9. 

^)  FuoGGATT,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  10,  1899,  p.  876-877,  PI.  1,  Fig.  1 ; 
Fkexch,  Handbook  etc.,  Pt.  1,  p.  67—68,  PI.  V  (hier  C.  responsana  genannt). 

8)  Watt  a.  Mann,  Pests  a.  blights  of  Tea  plant,  2';^  ed.,  p.  233—335,  PL  12, 
Fig.  25;  KoNiNGSBERGEK,  Med.  Deptm.  Landbouw  Buitenzorg,  Nr.  6,  1908,  p.  31. 


Tortriciden,  Wickler.  30  ]^ 

hell  grünlichgelb ,  daher  leicht  sichtbar.  Raupen  anfangs  gesellig, 
später  einzeln,  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern.  Nach  vier 
Wochen  Verpnppnng  am  Fral'sorte.  Auch  an  Grevillea,  Albizzia  und 
Eucalyptus;  besonders  auf  Ceylon  recht  schädlich.  Eier  und  ver- 
sponnene Blätter  sind  abzusammeln. 

Oenophtliira  Dup. 

Palpen  dreimal  so  lang  als  Kopf,  abstehend.  Fühlerglieder  beim 
Männchen  breit,  mit  vorstehenden  Ecken.  Ast  7  und  8  der  Vorder- 
flügel auf  gemeinschaftlichem  Stiele. 

Oen.  pilleriana  Schiff.  (Pyralis  vitana  F.).  Spring wurm- 
wiekler  M.  Vorderflügel  ockergelb  oder  grünlich  messingglänzend  mit 
zwei  rostfarbenen,  oft  zerrissenen  Querbinden;  8  mm  lang,  18 — 24  Flügel- 
spannung. Raupe  zuerst  grünlichgelb,  später  reiner  grün,  Bauch  heller 
mit  einem  dunklen  Rücken-  und  zwei  desgleichen  Seitenstreifen,  Kopf 
und  Nackenschild  glänzend  schwarz ;  spärlich  behaart ;  bis  25  mm  lang. 

Vorkommen:  Europa,  Asien,  Nordamerika;  schadet  namentlich 
im  südlichen  Frankreich  und  Deutschland  und  in  den  Karpathen,  doch 
auch  im  übrigen  südlichen  Europa,  aber  immer  mehr  lokal.  Die  Zahl 
der  Nähr  pflanzen  ist  eine  recht  grofse;  die  wichtigste  ist  die  Wein- 
rebe, von  der  sie  z.  B,  auf  benachbarte  Luzerne,  Rotklee,  Wicken, 
Rosen  in  Menge  übergegangen  ist.  Die  Falter  fliegen  je  nach  Klima 
von  Ende  Jimi  bis  in  August,  aber  immer  nur  kurze  Zeit.  Sie  legen 
die  gelblichen  Eier  zu  ( 12 — )50 — G0( — 200)  dachziegelförmig  in  Häufchen 
auf  die  Oberseite  der  Rebenblätter.  Nach  etwa  zwei  Wochen  kriechen 
die  Räupchen  aus,  die  nach  unmerklichem  Fraise  an  den  jüngsten 
Blättern  sich  unter  losen  Rindenschuppen,  in  Rissen  usw.  zur  Über- 
winterung einspinnen.  Im  Februar  oder  März  verlassen  sie  die  Ge- 
spinste und  bleiben  unbeschützt  neben  diesen  sitzen,  bis  sich  im  April 
oder  Mai  die  Knospen  öffnen,  in  die  sie  zuerst  eindringen.  Später 
spinnen  sie  die  Blätter  der  Gipfeltriebe  zusammen  und  zerfressen  nicht 
nur  diese,  sondern  auch  die  Gescheine.  Bei  stärkerem  Auftreten  wird 
alles  Grüne  abgefressen.  Bei  günstigem,  d.  h.  warmem  und  trockenem 
Wetter  geht  der  Frafs  sehr  rasch  vor  sich,  so  dafs  in  wenigen  Wochen 
alles  kahl  gefressen  ist.  Die  erwachsene  Raupe  verpuppt  sich  anfangs 
Juni  zwischen  vertrockneten  Blättern,  deren  Stiel  sie  öfters  zur  Hälfte 
durchgenagt  hat.  Die  schlanke ,  schwarzbraune  Puppe  hat  auf  den 
Hinterleibsringen  Halbkränze  von  Dornenspitzen  und  am  stumpfen 
AftergrifFel  acht  nach  innen  gerichtete  Hakenborsten.  Die  Puppenruhe 
dauert  3 — 4  AVochen.  Bei  Kahlfrafs  ist  der  Falter  gezwungen,  zur  Ei- 
ablage andere,  belaubte  AVeinberge  aufzusuchen,  daher  die  Frafsplätze 
sich  in  aufeinander  folgenden  Jahren  oft  verschieben. 

Das  Gewebe  des  Springwurmes  besteht  aus  regelmäfsigen,  dünnen 
Fäden  mit  wenig  Leimmasse  und  Fremdkörpern,  der  Kot  aus  länglichen, 
olivengrünen,  sich  mit  dem  Ende  aneinander  legenden  Krümeln. 

Nafskalte  Witterung,  S]3ät-,  namentlich  Rauhfröste,  werden  den 


')  Siehe  Reblans-Denkschrifteu,  Berichte  der  Kgl.  Lehranstalt  zu  Geisenheim 
a.  Rh.,  die  Literatur  üb.  Conchj'lis  ambiguella,  ferner:  Vermorel  et  Gastine,  C.  r. 
Acad.  Sc.  Paris,  T.  135,  1902,  p.  66—68;  Marchal,  Rapport  sur  la  Pyrale  de  la 
yigne,,  Paris, -Ministere  de  l'Agriculture,  1904,  8^;  Dewitz,  Zeitschr.  wiss,  Ins.  Biol.» 
Bd.  1,  1905,  S.  106—116. 


302  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

Raupen  verderblich.     Die  Zahl  ihrer  Feinde  und  Parasiten  ist  grols ; 
unter  ersteren  sind  Spinnen  und  Ohrwürmer  zu  erwähnen. 

Die  Bekämpfung  ist  ähnlich  wie  beim  Traubenwickler.  Nur 
sind  Fanglampen  hier  von  besserer  Wirkung:  auch  kann  man  in  um 
die  Rebstöcke  gewickelten  Tuchlappen  die  überwinternden  Raupen  in 
Mengen  fangen.  —  In  Frankreich  ist  am  meisten  gebräuchlich  das 
ebouillantage  oder  echaudage  genannte  Verfahren,  bei  dem  die 
Reben  im  Winter  oder  ersten  Frühjahre  mit  heifsem  Wasser  übergössen 
werden.  Auch  Schwefelung  unter  Metallglocken  (15  g  Schwefelfaden 
auf  einen  Stock,  zehn  Minuten  Dauer)  hat  gute  Erfolge  gegeben.  In 
Deutschland  hat  bis  jetzt  am  meisten  das  Vernichten  der  jungen 
Räupchen  in  den  Gipfeltrieben  Anwendung  gefunden;  aber  auch  das 
Absuchen  der  Eier  dürfte  befriedigende  Ergebnisse  liefern. 

Teras  Tr.  (Acalla  Hb.). 

Ast  2  der  Vorderflügel  vor  der  Mitte  der  hinteren  Mittelrippe  ent- 
springend, Ast  7  in  Vorderrand  auslaufend.  —  Die  Raupen  leben  meist 
zwischen  zusammengesponnenen  Blattbüscheln  von  Laub-(Obst-jBäumen; 
nur  wenige  sind  hier  kurz  zu  erwähnen. 

T.  eontaminana  Hb.  Falter  im  August,  September.  Eier  über- 
wintern. Raupe  Ende  April  bis  Juni,  dunkelgrün  mit  schwarzen 
Borstenwärzchen ,  unten  heller ;  Kopf,  Nackenschild  und  Brustfüfse 
braunrot,  11 — 12  mm  lang. 

T.  holmiana  L.  Birn Wickler,  Falter  von  Ende  Juli  bis  Mai,  über- 
wintert in  Rindenritzen.  Raupe  im  Mai  und  Juni  zwischen  zwei  am 
Rande  versponnenen  Blättern ,  gelblich ,  Kopf  rötlich  mit  schwarzer 
Seitenzeichnung,  Nackenschild  und  Brustfüfse  schwarz,  auf  achtem  Ringe 
einen  warzenartigen  Höcker,  9—10  mm  lang.  Puppe  rötlich,  unter 
umgeschlagenem  Blattrande. 

T.  ferrugana  S.  V.  ^.  Falter  wie  voriger.  Raupe  von  Juni  bis 
August,  bräunlich weifs  oder  grünlich  mit  fünf  hellbraunen  oder  oliven- 
farbenen  Längsstreifen,  Kopf  und  Nackenschild  glänzend  braun;  11  mm 
Img,  einzeln,  in  weifslicher,  mit  Kotkrümeln  verunreinigter  Gespinst- 
röhre zwischen  Blättern;  besonders  an  jungen  Eichen  schädlich.  Europa, 
Nordamerika. 

T.  schalleriana  F.  ^).  Die  sehr  polyphage  Raupe  ist  in  Belgien 
an  Azaleen  schädlich  geworden,  indem  sie  deren  Blütenknospen  benagte. 

T.  variegrana  Schiff.  Falter  überwintert.  Raupe  im  Mai,  Juni; 
grünlichgelb  mit  lichten,  in  Reihen  geordneten  Punktwärzchen,  Kopf 
hellbraun,  Nackenschild  bräunlich,  14  mm  lang;  spinnt  zwei  Blätter 
zusammen. 

T.  minuta  Rob.^).  Nordamerika  (New  Jersey,  Massachusetts  usw.). 
Falter  in  ein  bis  zwei  orangegelben  Sommerbruten  (Juni,  August)  und 
einer  schiefergrauen  Winterbrut  (Oktober  bis  Mai).  Raupen  der  beiden 
ersten  grünlich,  der  letzten  rötlich,  Kopf  gelbbraun.  An  Moosbeeren 
und  Verwandten,  aber  auch  an  Birn-  und  Apfelbäumen,  an  letzteren 
und  zum  Teil  auch  an  ersteren  die  Blätter,  an  ersteren  aber  vorwiegend 
die  Triebe  zusammenspinnend.     Namentlich    die  zweite  Brut  verfertigt 


1)  NoEL,  Le  Naturaliste,  T.  31,  1909,  p.  21. 

2)  DE  JoANNis,  Bull.  Soc.  eilt.  FrancG  1907,  p.  341—342. 

3)  Smith,  Farmers  Bull.  178,  1903,  p.  12-16,  fig.  6;  Franklin,   Joum.    econ.  Ent, 
Vol.  2,  1909,  p.  46-47;  Wkrster,  R.  L.,  ibid.  p.  48. 


Orneodiden.     Pterophoriden.  3()3 

grolse  Gespinste ,  unter  denen  sie  auch  die  Beeren  ausfrifst.  —  Zahl- 
reiche Parasiten,  die  besonders  die  zweite  und  dritte  Brut  in  zu- 
nehmendem Maise  dezimieren.  Das  beste  Vorbeugungsmittel  ist,  die 
Moosbeersümpfe  bis  mindestens  Mitte  Mai  unter  AVasser  zu  lassen, 
um  die  Eiablage  der  Winterbrut  zu  verhindern.  Ameisen  schleppen 
die  Raupen  in  ihre  Nester.  Alle  benachbarte  Heiden,  Heidelbeeren  usw. 
sind  zu  vernichten. 

Orneodiden. 

Federmotten  mit  sechsteilig  gespaltenen  Flügeln. 

Orneodes  Latr.  (Alucita  Zell). 
O.  hexadaetyla  L.  Geifsblalt-Geistehen.  Raupe  glasartig 
graugrün,  einzeln  behaart;  Kopf  hellbraun,  Mundteile  dunkler;  Atem- 
löcher hellbraun;  an  den  langen  Bauchfüfsen  einen  braunroten  Borsten- 
kranz; 5  mm  lang.  Im  Mai  und  Juli  in  den  Blütenknospen  von 
Lonicera,  die  sie  zusammenspinnt  und  ausfrifst.  Puppe  in  leichtem 
grauen  Gespinste  in  Rindenritzen,  an  Erde  usw. 

Pterophoriden^). 

Federmotten  mit  ganzen  oder  2— 3  teilig  gespaltenen  Flügeln. 

Pterophorus  Geofifr.  (Alucita  Meyr.». 

Palpen  kurz.  Vorderflügel  bis  ein  Drittel  gespalten,  Vorderzipfel 
ohne,  Hinterzipfel  mit  abgerundetem  Hinterwinkel. 

Pt.  monodaetylus  L.  Rötlich  oder  hellgelbgrau.  Europa,  Asien, 
Nordamerika;  in  letzterem  schädlich  dadurch,  dafs  die  Raupen  an  den 
Blättern  von  Ipomoea  batatas  fressen  -j. 

Platyptilia  Hb.  (Cnemidophorus  Wallgr.), 

Palpen  von  Kopflänge.  Vorderflügel  weniger  als  ein  Drittel  ge- 
spalten, Zipfel  breit,  mit  deutlichen  Hinterwinkeln. 

PI.  rhododaetyla  F.  ^).  Vorderflügel  rötlichrostbraun  mit  zwei 
weiisen,  schrägen  Querstreifen;  dritte  Hinterfeder  weifs  mit  brauner 
Spitze.  Raupe  weilslichgrün  mit  rotem  Rücken  streifen:  Kopf  und 
Afterschild  ockergelb;  auf  jeder  Seite  vier  Reihen  kleiner,  heller 
Warzen  mit  dunklen  Haaren;  Beine  sehr  kurz;  12  mm  lang.  Raupe 
im  Mai  und  Juni  an  weichblätterigen  Rosen,  dringt  von  unten  her  in 
junge  Blütenknospen  ein,  frifst  sie  aus  und  spinnt  sie  dabei  an  nächstes 
Blatt  fest.  x4.uch  im  Herzen  und  Stengel  junger  Rosentriebe.  Puppe 
frei  an  Blatt.     Zwei  Brüten? 

Oxyptilus  Zell. 

Palpen  lang.  Vorderflügel  über  ein  Drittel  gespalten,  Vorderzipfel 
ohne,  Hinterzipfel  mit  deutlichem  Hinterwinkel. 


1)  Hofmann,    0.,    Die    deutschen    Pterophorinen.     Ber.    nat.    Ver.    Regensbiu-g, 
5.  Heft,  1896,  S.  25-219,  Taf.  1-3. 

2)  Sanderson,  Exp.  Stat.  Maryland,  Bull.  59,  1899. 

3)  Richter  von  Binnenthal,  Die  Rosenschädlinge  aus  dem  Tierreiche,  Stuttgart 
1903,  S.  269—270,  Fig.  38;  Sorhagen,  Allgem.  Zeitschr.  f.  Entern.,  Bd.  6,  1901,  S.  242. 


304  Microlepiclopteren,  Kleiuschmetterlinge. 

Oxyptilus  periseelidaetylus  Fitch.  Grape  plume.  Nordamerika. 
Die  gelblichweilse  ßanpe  spinnt  die  Gipfelblätter  junger  Rebentriebe  zu- 
sammen und  frifst  das  Herz  aus.  Schaden  aber  unbedeutend,  da  der 
Frass  nach  dem  ersten  und  vor  dem  zweiten  Triebe  stattfindet,  so  dafs 
die  Achselknospe  des  obersten  Blattes  die  Leitung  übernimmt. 

Exelastis  atomosa  Wals.M  (Indien)  und  Sphenarches  ealter  Zell.  ^> 
(Tropen  der  Alten  AVeit).  In  Indien  schädlich  an  Cajanus  indicus  und 
Dolichos  lablab ;  letztere  an  Blättern ,  erstere  die  Samen  von  aufsen 
her  aushöhlend,  ohne  in  die  Hülsen  zu  dringen. 

Pyralideii,  Zünsler. 

Fühler  borstenförmig ,  bei  den  Männchen  gewimpert  bis  gesägt. 
Augen  nackt.  Neben  äugen  vorhanden.  Vorderflügel  mit  elf  bis  zwöh', 
seltener  neun  bis  zehn  Rippen;  xA.st  4  und  5  dicht  beieinander  oder 
auf  gemeinschaftlichem  Stiele,  Ast  9  aus  8  oder  1,  selten  ganz 
fehlend ;  Mittelzelle  ungeteilt.  An  Hinterflügeln  Rippe  8  entweder  zum 
Teil  mit  Ast  7  vereinigt  oder  nahe  an  ihm  verlau'end.  —  Gröfser, 
schlanker  als  die  bisher  behandelten  Familien,  Vorderflügel  schmal 
dreieckig,  Hinterflügel  breit,  faltbar,  spannerähnlich,  Raupen  wickler 
ähnlich,  mit  10  Füfsen.  Sie  spinnen  Blätter  zusammen  oder  leben 
in  Stengeln ,  Rinde ,  Früchten  usw.  Meistens  nächtlich.  Zahlreiche 
Arten  sind  in  den  Tropen,  namentlich  der  orientalischen  und  australi- 
schen Region,  mäfsig  schädlich;  es  genligt  hier,  auf  die  Arbeiten  von 
Maxwell-Lefroy  und  Fkoggatt  zu  verweisen. 

Pyrausta  Schrk.  (Botys  aiit.). 

Mit  Nebenaugen.  Vorderflügel  breit,  dreieckig,  mit  langem  Saume  ^ 
Ast  8  und  10  gesondert,  Ast  11  sehr  schräg.  Hinterflügel  kurz,  ge- 
rundet. 

P.  nubilalis  Hb.  (silacealis  Hb.,  lupulina  Cl.)^)  (Fig.  21(5). 
Hirsezünsiep,  Gliedwurm  in  Mais,  Hopfen,  Hanf.  Ockergelb,  mit 
rostfarbener  Zeichnung  auf  Vorderflügeln :  S  und  Q.  verschieden;  28  bis 
30  ram  Spannweite.  Raupe  fast  nackt,  glänzend,  oben  schmutzig  grau- 
braun mit  dunkler  Rückenlinie,  auf  jedem  Ringe  seitlich  zwei  schwarze 
Punkte ,  unten  weifslich ,  Kopf  schwarzbraun ,  Nackenschild  gelblich, 
bis-oOmm  lang.  Falter  im  Juni.  Eier  einzeln  an  Stengel,  Ranken  usw., 
an  den  Gramineen  dicht  oberhalb  eines  Knotens.  Räupchen  nach  etwa 
14  Tagen,  bohren  sich  sofort  ins  Innere  und  fressen  sich  im  Marke  nach 
unten;  aus  der  Eingangsöffnung  wird  der  gelblichweilse  Kot  heraus- 
geschafft. Am  Mais  geht  die  Raupe  auch  in  den  Kolben  und  frifst 
nicht  nur  diesen ,  sondern  auch  die  Körner  von  innen  her  aus.  Die 
distalen  Teile  der  Pflanzen  vergilben  und  verkümmern  natürlich;  die 
Frachtstände  können  sich  nicht  entwickeln ;  auch  brechen  die  aus- 
gehöhlten Pflanzen  leicht  durch.  An  den  Gramineen  dringt  die  Raupe 
bis  in  die  Wurzel  vor,    wo  sie  überwintert,   um  sich  erst  im  nächsten 


')  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  219,  fig.  67,  68: 
p.  220. 

2)  Robin  et  Laboulbene,  Ann.  Soc.  ent.  France  (6)  T.  4,  1884,  p.  5—16,  PI.  1, 
fig.  1 — 4;  Jablonüwski  (magyarische  Arbeit),  Ausz. :  Illustr.  Zeitschr.  Eut.,  Bd.  5, 
1900,  S.  12.5-6. 


Pyraliden,  Zünsler. 


305 


Mai  zu  verpuppen.  An  Hanf  usw.  findet  die  Verpuppung  im  Stengel, 
im  Bodengeniste  oder  an  den  Stangen  statt.  Parasit  (in  Ungarn): 
Ccrouiasia  interrupta  Rdi. 

Auch  in  Panicum  sanguinale,  Artemisia  vulgaris,  Conyza  squarrosa, 
Arundo  gefunden. 

Bekämpfung:  Fanglampen-,  alle  befallene  Teile  abschneiden; 
Hopfenstangen  durch  Draht  ersetzen.  Die  Maisstengel  sind  als  Vieh- 
futter zu  verwenden;  die  Hirse  ist,  nach  Rörigs  Vorschlag,  kurz  zu 
mähen  und  zu  verfüttern,  wenn  die  Raupe  zur  Erntezeit  noch  hoch  im 
Stengel  sitzt,  hoch  zu  mähen  bei  umgekehrtem  Verhalten.  Die  Wurzel- 
stöcke  und  Stoppeln  sind  aufzureifsen,  zusammen 
zu  eggen  und  zu  verbrennen. 

P.  maehoeralis  Wlk.  ^).  Mit  Hyblaea  puera 
zusammen  der  gefährlichste  Feind  der  Teak- 
wälder  (Tectona  grandis)  in  Indien  und  Burmah, 
die  von  der  in  trockenen  Gegenden  zweimal,  sonst 
siebenmal  auftretenden  Raupe  derartig  kahl  ge- 
fressen werden,  dafs  sie  wie  verbrannt  aussehen. 
Puppe  in  Kokon  an  oder  im  Boden,  in  Rinden- 
ritzen usw.  Gegenmittel :  Mischwald  ,  Schweine- 
eintrieb,  Schutz  der  natürlichen  Feinde  (Hymen- 
opteren.  Spinnen,  Vögel,  besonders  Bulbuls). 

Epieorsia  mellinalis  Hb. 2)  entblättert  bei 
Barbados  zweimal  im  Jahre  die  „fiddle-wood"- 
Bäume  (Citliarexylum  villosum?)  und  ist  während 
der  übrigen  Zeit  verschwunden. 


Fig.  216.     Gliedwurm  im  Mais:  Weibchen  (links),  Männchen  (rechts) 
(nach  ßom.N  et  LABouLiENE;  nat.  Gr.). 


Pioiiea  Gn.  (PMyctaeiiia  Hb). 

Mit  Nebenaugen.  Vorderflügel  breit,  Ast  9  und  10  aus  8  ent- 
springend, Ast  11  sehr  schräg.  Hinterflügel  kurz,  breit.  Flügelhaltung 
steil,  dachförmig. 

P.  forflcalis  L.  Kohlzünsler.  Vorderflügel  hell  ockergelb  mit 
bräunlicher  und  weilsgelber  Zeichnung;  26  mm  Spannweite.  Juni- Juli, 
August-September.  Raupe  gel  blichgrün  mit  undeutlichen  helleren  und 
dunkleren  Längsstreifen ,  Kopf  hellbraun ;  20  mm  lang ;  Juni- Juli, 
September-Oktober.  Unter  losem  Gespinste  an  der  Blattunterseite  von 
Kohlarten,  Alliaria,  Meerrettich,  Sellerie,  Sauerampfer,  Gartenblumen, 
auch  Gras.   Frifst  Löcher  in  die  Blätter,  bei  Meerrettich  auch  die  Blüten 


1)  Hole,    .Journ.   Bombay  Soc.    nat.  Hist.,    Vol.   15,    1904,    p.  684—697,    PL  A, 
fig.  1-3. 

-)  West  Ind.  Bull,  Vol.  3,  1902,  p.  233. 

Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.     Dritter  Band.  20 


300  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

und  besonders  die  jungen  Samen.  Raupe  überwintert  in  der  Erde ; 
hier  finden  sich  auch  die  Puppen  in  mit  Erde  vermischtem  Kokon. 
Parasit :  Meteorus  clirysophthalmns  Nees. 

Pionea  ppunalis  Schilf.  Raupe  hellgrün,  Kopf  und  Nackenschild 
dunkler,  ersterer  mit  vier  weifsen  Punkten,  letzteres  mit  zwei  weifsen 
Längslinien;  im  Mai  und  Juni  überall  häufig  an  Obstbäumen  und 
-sträuchern. 

P.  ferrugralis  Hb.  [rubigalis  Gn.]  \).  Vorderflügel  rostgelb  mit 
braun.  Raupe  grünlich  mit  schwarzen  Flecken  und  jederseits  weifsem 
Band.  Heimat  wohl  die  orientalische,  vielleicht  auch  aethiopische 
Region,  von  da  nach  Europa  und  Nordamerika  verschleppt,  in  ersterem 
kaum,  in  letzterem  beträchtlich  schadend,  im  Freien  und  in  Glashäusern, 
an  Blumen  (Veilchen,  Rosen,  Chrysanthemen)  imd  Gemüse  usw.  (Sellerie, 
Kohl,  Rüben,  Tabak,  Salat,  Blumenkohl,  Petersilie,  Gurken,  Erbsen, 
Erdbeeren  usw.).  Raupe  frifst  wie  vorige.  Puppe  am  liebsten  zwischen 
zwei  zusammengesponnenen  Blättern  oder  in  Blattrollen.  Im  Freien 
zwei  bis  drei,  in  Häusern  vier  bis  fünf  Brüten.  Räuchern  mit  Blau- 
säure ist  ohne  Wirkung;  in  Häusern  mufs  man  ablesen;  im  Freien 
hilft  frühzeitiges  Spritzen  mit  Pariser  Grün. 

P.  tertialis  Gn.  ^).  In  Virginien  schädlich  an  Reben  uud  kulti- 
vierten Sambucns-Arten ;  die  Raupe  faltet  die  Blätter  in  der  Mitte  zu- 
sammen. 

Dausara  tallinsalis  Wlk.  (Botys  marginalis  Moore)  auf  Sumatra 
sehr  schädlich  an  Tabak. 

Phlyctaenodes  Hb.  (Eiirjcreon  Ld.,  Loxostege  Hb.). 

Stime  schmal,  mit  kurzem,  keilförmigem  Vorsprunge.  Vorderflügel 
dreieckig  mit  langem  Saume;  Ast  8  und  10  gesondert,  Ast  11  sehr 
schräg.     Hinterflügel  kurz,  breit,  gerundet. 

Phl.  stietiealis  L.  Wiesenzünsler  3).  Vorderflügel  rostbraun, 
grau  gemischt  mit  dunkleren  und  helleren  Zeichnungen.  Europa,  überall 
gemein  auf  sandigen  Strecken,  besonders  an  Artemisia  campestris;  in 
Südosteuropa  (dem  Steppengebiete)  in  manchen  Jahren  (besonders  1901) 
in  ungeheueren,  nur  der  "Wanderheuschrecke  vergleichbaren  Mengen 
auftretend  und  ähnlich  schädlich.  Nordamerika.  Raupe  bis  20  mm 
lang,  anfangs  graugrün,  später  dunkelgrau  mit  gelbgrünen  Rücken-  und 
Seitenlinien  und  schwarzem  Kopfe,  an  nahezu  allen  Pflanzen  mit  Aus- 
nahme von  Kiefern ;  auch  Gräser  und  Getreide  werden  nur  im  Notfalle 
genommen,  an  letzterem  noch  am  liebsten  die  milchreifen  Körner.  Den 
Hauptschaden  tut  sie  an  Zuckerrüben.  Im  Norden  eine ,  im  Süden 
zwei,   in  günstigen  Jahren   sogar   drei  Brüten,    die  aber  manchmal  nur 


1)  Chittknden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Biül.  27,  N.  S.,  1901,  p.  7—25, 
PL  1,  figs.  1—6.  —  Fr.ETCHER  a.  Gibsox,  Canad.  Ent.,  Vol.  33,  1901,  p.  140—144.  — 
Slingeklanu,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  190,  1901,  p.  159-164,  figs.  42-49. 

2)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  82—83. 

3)  Kuppen,  Die  schädlichen  Insekten  Ruislands,  Moskau  1880,  S.  394—405.  — 
ScHiLi.E,  Sog.  entom.,  T.  16,  1901,  p.  105.  —  Srirr,  österr.-ungar.  Zeitschrift  Zucker- 
industrie u.  Landwirtschaft,  1901,  Heft  6,  S.  24—32;  1903,^  Heft  1,  S.  4—5;  1904, 
Heft  1,  S.  38.  —  Der  Aufsatz  Giards  in  den  C.  r.  Acad.  Paris  1906  betrifft  Lita 
ocellatella  (s.  S.  263);  Nuel,  Naturaliste  T.  31,  1909,  p.  93— 94.  —  Zahlreiche  russische 
Autoren,  die  in  den  Jahresber.  Leistgn.  Fortschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  4 ff,  und  zum 
Teü  in  dem  Zool.  Centralbl.,  Bd.  10,  S.  160—161  u.  Bd.  11,  S.  318-324,  besprochen 
sind. 


Pyraliden,  Zünsler.  gQ'j' 

.ans  Männchen  bestehen,  so  dafs  mit  deren  Anftreten  die  Plage  so  gut 
wie  beendet  ist.  Der  im  Frühling  fliegende  Falter  legt  etwa  250  Eier 
an  Unki'änter,  von  denen  aus  die  Raupen  aber  doch  schon  an  Kultur- 
pflanzen übergehen  können.  Der  im  Sommer  fliegende  Falter  belegt 
Hüben  und  andere  Kulturpflanzen.  Die  Raupen  fressen  etwa  2V2  bis 
4  Wochen  lang,  und  zwar  alles  Grüne;  an  Rüben  nagen  sie  auch  die 
Köpfe  an.  Ist  ein  Feld  leer  gefressen,  so  wandern  sie  in  ungeheueren 
Mengen  ^).  Ebenso  ziehen  sie  3 — 4  Tage  vor  der  Verpuppung  in  grofsen 
Scharen  und  bestimmter  Richtung  auf  der  Suche  nach  geeigneten 
Plätzen.  Die  Verpuppung  findet  in  sandiger  Erde,  4 — 8  cm  tief,  statt, 
in  langem,  zylindrischem,  aufsen  mit  Erde  versetztem,  innen  aus  fester 
GesiDinströhre  bestehendem  Kokon ,  dessen  oberes  Ende  immer  nach 
der  Erdoberfläche  hin  olfen  ist.  Nach  vier  "Wochen  schlüpft  der 
Falter  aus. 

Die  Ursachen  der  massenhaften  Vermehrung  dürften  wohl  in 
günstigen  Witterungsverhältnissen,  namentlich  feuchtem  Frühjahr  und 
Sommer,  die  auf  den  Steppen  üppigen  Pflanzenwuchs  entstehen  lassen, 
zu  suchen  sein. 

Als  Feinde  werden  in  erster  Linie  Stare  und  Sperlinge,  ferner 
Seeschwalben  und  Raubkäfer,  auch  Tachiniden  und  Ichneumoniden 
genannt.  Krassiltschik  beobachtete  bei  der  Invasion  1901  eine  durch 
Mih-oldossia  prima  (Coccidie)  erzeugte  Epidemie^).  Tatsächlich  ver- 
schwanden bei  letzterer  die  Massen  fast  ebenso  rasch,  wie  sie  ge- 
kommen waren,  so  dais  es  schon  1902  schwer  hielt,  überhaupt  Raupen 
oder  Schmetterlinge  zu  erhalten. 

Der  Schaden  ist  infolge  der  hohen  Regenerationskraft  der  Rübe 
nicht  so  grofs,  wie  man  nach  dem  Frafse  vermuten  sollte.  Die  unver- 
letzten Teile  der  Rübe  lassen  wieder  Blätter  entstehen.  Blattreste 
bilden  neue  Rüben  aus.  Wenn  diese  auch  an  Gröfse  und  Zuckergehalt 
bedeutend  hinter  normalen  Rüben  zurückbleiben,  so  ist  die  Ernte  doch 
nicht  ganz  verloren. 

Bekämpfung.  Die  Falter  fängt  man  mit  Fanglampen  oder  ver- 
jagt sie  von  den  bedrohten  Feldern.  Die  Raupen  kann  man  durch 
Fanggräben,  mit  Teer  bestrichene  Bretter  usw.  fangen  bzw.  von  ihrer 
Wanderrichtung  ablenken.  Arsenmittel  und  Chlorbaryum  (2*^/o)  töten 
sie.  Stark  befallene  Felder  bedeckt  man  locker  mit  Stroh,  das  an- 
gezündet wird;  die  Rüben  leiden  nur  wenig,  die  Raupen  gehen  fast 
alle  zugrunde.  Zur  Zeit  der  Puppenruhe  der  ersten  Brut  werden  die 
Felder  behackt;  gegen  die  Puppen  der  zweiten  pflügt  man  sie  im 
Frühling  tief  um  und  walzt  sie ;  die  Puppen  werden  teils  zerstört,  teils 
die  auskriechenden  Falter  am  Ausschlüpfen  gehindert. 

Nach  Nordamerika'^)  ist  dieser  Zünsler  wahrscheinlich  von  Asien 
her  eingeschleppt  worden,  dringt  dort  von  der  Westküste  aus  immer 
weiter  ins  Innere  vor,  tritt  zeitweise  schon  in  ungeheueren  Schwärmen 
auf  und  entwickelt  sich  in  den  letzten  Jahren  zu  einem  sehr  gefähr- 
lichen Schädling,  besonders  auch  auf  Zuckerrüben.  Drosseln  leisteten 
vorzügliche  Hilfe  im  Dezimieren  der  Massen. 


')  EossiKow  führt  auch  hier  das  Wandern  zurück  auf  stärkeren  Befall  durch 
Parasiten  (s.  Wanderheuschrecken,  S.  156). 

2)  C.  r.  Soc.  Biol.  Paris,  T.  58,  1905,  p.  656—657,  736—789. 

=')  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent ,  Bull.  33,  N.  S.,  1902,  p.  47—48, 
fig.  10;  Fi.ETCHER,  ibid.  Bull.  46,  1^04,  p.  84;  Gillette,  ibid.  Bull.  52,  1905,  p.  60.  — 
FuRBES,  21.  Rep.  State  Entom.  Illinois,  1903,  p.  106—122,  figs.  33—37.  —  Gillette, 
Agric.  Esp.  Stat.  Colorado,  Bull.  98,  1905,  p.  3—12,  2  Pls. 

'  '  f  '  20* 


308 


Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 


Phlyetaenodes  palealis  Schiff.  Raupen  manchmal  zu  mehreren, 
aber  jede  einzehi  in  schlauchförmigem  Gespinste  im  Hochsommer  in 
den  Blütenständen  der  Möhren  und  anderer  Schirmblütler ,  die  Blüten 
und  imreifen  Samen  fressend. 

Phl.  similalis  Gn.  Garden  web-worm  ^).  Nordamerika.  Raupen 
Allesfresser;  in  den  Staaten  um  den  südlichen  Mississippi  besonders 
an  Baumwolle  schädlich. 

Phl.  obliteralis  Wlk.  Nordamerika.  Die  sehr  bunte  (grün,  gelb, 
schwarz,  weifs)  Raupe  an  im  Schatten  wachsenden  Zierpflanzen ,  be- 
sonders an  Ipomoea  purpurea  und  Verwandten.  Sie  nagt  den  Blattstiel 
von  oben  fast  ganz  durch;  in  das  herabhängende  welke  Blatt  spinnt 
sie  sich  tagsüber  ein. 

Evergestis  Hb.  (Orobena  Gn.). 

Stirne  schmal;  Palpen  km-z,  horizontal.  Vorderflügel  breit,  Ast  8 
und    10   gesondert,   Ast  11    sehr  schräg.     Hinterflügel   kurz    und   breit. 

E.  extimalis  Sc.  (marg-aritalis 
Schiff.).  Rübsaatpfeifer  (Fig.  217). 
Vorderflügel  weifslich- ockergelb  mit 
zwei  rostbraunen  Querlinien  und  eben- 
solchem Schrägstriche  an  Spitze;  Fran- 
sen veilgrau ;  26  mm  Flügelspannung ; 
Juni-August.  Raupe  gelbgrün,  jeder- 
seits  ein  grauer  Streifen,  vier  Längs- 
reihen schwarzbrauner  Flecke :  Luft- 
löcher und  ein  Fleck  über  jedem  Fufse, 
Kopf  und  Halsschild  schwarz,  letzteres 
breit  gelb  geteilt;  18  mm  lang,  an  ver- 
schiedenen Kreuzblütlern,  schädlich  an 
Raps,  Rettich,  Kohl  usw. ;  spinnt  die 
Schoten  locker  zusammen  und  frifst  die 
schwellenden  Samen  aus,  so  an  ersteren 
Fig.  217.  Vom  Eübsaatpfeifer  befallene  eine  gleichmäfsige  Reihe  von  Löchern 
Kapsschoten  (nach  Rurig).  erzeugend.    Im  Herbste  verspinnt  sich 

die  Raupe  flach  in  der  Erde,  seltener 
in  ausgefressener  Schote.  Verpuppung  erst  im  Frühjahre.  Ablesen,  im 
"Winter  tief  umpflügen;   Fruchtwechsel. 

E.  frumentalis  L.  Raupe  ähnlich  voriger  lebend.  Die  Angabe 
von  Pallas,  dafs  sie  in  Kasan  die  junge  Wintersaat  vernichtet  habe, 
dürfte  nach  E.  Taschenberg  und  Sorhagen-)  auf  Verwechslung  beruhei}. 
E.  rimosalis  Gn.^).  Raupe  in  Nordamerika  an  Kreuzblütlern, 
besonders  an  Kohl,  hier  fast  ebenso  lebend  und  von  denselben  Para- 
siten befallen  wie  Pieris  rapae. 

Hellula  Gn. 

H.  undalis  F.*).  Südeuropa,  Asien,  Afrika,  Australien;  in  Nord- 
amerika eingeschleppt.  (.,Imported  cabbag-e  web-worm").  Hier  in 
den  Südstaaten  sehr  schädlich  an  Kohl  und  Rüben.  Die  Raupe  frifst 
unter   einem  Gespinste   das  Herz   aus ,    so   dafs  sich  die  Pflanzen  bzw. 


1)  CurrTENDEN,  1.  c,  p.  46—47;  Forbes,  1.  c;  23.  Rep.,  1905,  p.  89—91,  fig.  70. 

^)  Kleinschmetterlinge  der  Mark  Brandenburg,  Berlin  1886,  S.  28. 

3)  Chixtenden,  1.  c.  p.  54-59,  fig.  12. 

*)  Chittenden,   1.  c,  p.  48—49;  Bull.  19,  1899,  p.  51—57,  fig.  12;   Bull.  23,  1900, 

1—61;  FoRBES,  1.  c,  p.  111—112. 


Pyraliden,  Zünsler.  3Q9 

die  Rüben  nicht  entwickeln  können.  Parasiten:  Exorista  x>yte  "Wlk. 
(Tachinide) ,  Meteorus  vulgaris  Cress.  (Ichneumon.),  Temelucha  macer 
Cress.  (Braconide).  —  Arsenik  hilft  am  ehesten  gegen  die  ganz  jungen, 
noch  nicht  unter  schützendem  Gespinste  fressenden  Raupen.  Petroleimi- 
Emulsion,  öfters  über  die  Pflanzen  gesprüht,  hält  die  Weibchen  von 
der  Eiablage  ab.  Fanglampen,  am  Boden  aufgestellt,  erwiesen  sich 
als  nützlich. 

Oiiiphisa  anastomosalis  Gn.  ^).  Auf  Hawaii  in  dem  Marke  der 
Stengel  von  Bataten  oft  zu  zweien  bis  dreien ;  geht  auch  in  die 
Knollen  und  wird  mit  diesen  verschleppt. 

Tliliptoceras  Swinh. 

Palpen  vorstehend,  gerade,  lang;  zweites  Glied  oben  und  unten  mit 
Haaren  gefranst.  Rippen  3  und  5  der  Vorderflügel  entspringen  dicht 
am  Winkel  der  Mittelzelle-,  Ast  7  von  8  und  9  getrennt.  Afrikanische, 
orientalische  und  australische  Regionen. 

Thl.  oetoguttale  Fld.  Kaireezünsler^)  (Fig.  218).  Kopf  und  Brust 
purpurbraun,  Hinterleib  rotgelb,  Afterbüschel  orange.  Vorderflügel  purpur- 
braun ,  orange  gezeichnet ,  in  der  Mittelzelle  einen  hyalinen ,  dunkel 
gerandeten  Fleck;  22  mm  Flügelspannung.  Raupe  hell  mit  doppelter 
Fleckenreihe  auf  Rücken,  11 — 12  mm  dick.  In  allen  Kaffee-Gegenden  der 
alten  Welt,  auch  in  Deutsch- Ostafrika  beträchtlich  schadend.  Die 
Raupen  bohren  sich  in  die  Kaflfeefrüchte  ein  und 
fressen  an  jungen  die  Bohnen,  an  älteren  das  Fleisch 
aus;  da  sie  G — 8  Wochen  leben,  zerstört  eine  einzelne 
Raupe  40 — 50  Kirschen.  Die  Falter  der  nach  der  Ernte 
fliegenden  Brut  legen  ihre  Eier  an  die  Endknospen 
der  jungen  Zweige ,  deren  Mark  die  Raupen  ausfressen. 
Puppe  zwischen  zusammengesponnenen  Blättern  usw. ;  -p.  g^g  -^^i^^q 
ruht  2 — 4  Wochen.  —  Die  befallenen ,  an  Verfärbung  ztlnsler  (nat.  Gr.) 
und  ausgeworfenem  Kote  kenntlichen  Früchte  und  die 
abgestorbenen  Triebe  sind  abzusammeln.  Fanglampen  haben  sich  nicht 
bewährt.  —  Auch  in  Früchten  von  Ixora  grandiflora. 

Godara  eomalis  Guer. ^).  Australien,  an  Meerrettich.  Raupen 
fressen  gesellig  unter  schützendem  Gespinst  an  der  Blattunterseite,  nur 
die  Mittelrippe  und  die  rauheren  Teile  stehen  lassend. 

Glypliodes  Gn.   (Diaphauia  Hb.,  Phakellura  Gldg.,  Margaronia  Hb.). 

An  Vorderflügeln  Adern  3,  4,  5  vom  Winkel  der  Mittelzelle  ent- 
springend, 7  gekrümmt  und  8  und  9  auf  der  Hälfte  ihres  Verlaufes  ge- 
nähert; 10  den  Adern  8  und  9  genähert.  An  Hinterflügeln  Ast  7  und 
8   zusammenfliefsend. 

Gl.  oeellata  Hamps.  (Fig.  219).  Westafrika*).  Weifs,  Kopf  und 
Hals  goldbraun,  desgleichen  der  Vorderi'and  und  ein  Mondfleck  der 
Vorderflügel.  34  mm  Flügelspannung.  Raupe  grün  mit  zwei  braunen 
Längsstreifen;    an  Kickxia  elastica,   spinnt   die  Blätter  nach   oben  zu- 


')  Vax  DiNE,  Ann.  Rep.  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.  1907,  p.  45. 

-)  BoRDAGK,  C.  r.  VI.  Congr.  intern.  Agric,  Paris  1900.  Ausz.:  Z.  Pflanzen- 
krankheiten, Bd.  11,  S.  296.  —  MuKREx,  Indischer  Mercuur;  Ausz.  Beih.  I.  Tropen- 
pflanzer, 1900,  S.  104—105.  —  Bouni.LY,  Eev.  Cult,  colon.  1898,  Ausz.:  Tropen- 
pflanzer, Bd.  2,  S.  316—317.  —  Vossei.ek,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Deutsch- 
Ost-Afrika,  Bd.  28,  S   245. 

3)  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  10,  1899,  p.  8-9,  PL  1,  fig.  3. 

*)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  7,  1903,  S.  355—356;  Busse,  ebenda,  Bd.  9, 1905,  S.  36. 


310 


Microlepidopteren,  Kleiuschmetterlinge. 


sammen  und  skelettiert  sie ;  die  Blätter  werden  brann  und  fallen  ab. 
Namentlich  in  Saatschulen  gefahrlich,  an  älteren  Pßänzchen  weniger, 
an  solchen  von  IV2 — 2  Jahren  gar  nicht  mehr.  Schweinfurter  Grün 
hatte  ausgezeichneten  Erfolg. 

In  Indien,  Java,  Amerika  fressen  verschiedene  Ai'ten  nicht  nur  an 
Blättern,  sondern  auch  im  Innern  von  Früchten,  so  Glyphodes  negratalis 
Wlk.  M  in  denen  von  Dillenia  indica  (Indien)  und  Gl.  hyalinala  L.  2) 
und  nitidalis  Cram.^)  in  solchen  von  Cucurbitaceen  (Amerika). 

Sylepta  Hb. 

Geäder  ähnlich  Glyphodes ;  Ast  7  und  8  der  Hinterflügel  nicht 
zusammenlaufend. 

S.  derograta  F.  [multilinealis  Guen.]'*).  Baumwollblattroller 
(Fig.  22»»).  Gelblichweifs  mit  braunen  Linien  und  Flecken;  28 — 10  mm 
Flügelspannung.  Raupe  durchscheinend  grün  mit  braunem  Kopfe  und 
Halsschilde,   Afrika,  Asien ;  an  Baumwolle,  Hibiscus  esculentus,  Malven» 


Fig.  219.     Glvphodes  ocellata 
(nat.  Gr.). 


Fig.   220.     Baumwollblattroller  (nach   Indian 
Museum  Notes,  Vol.  5). 


Eier  einzeln  an  Blattunterseite.  Die  junge  Raupe  frifst  zuerst  unter 
Gespinst  oberflächlich  am  Blatt;  später  schneidet  sie  die  Blattspreite 
nahe  am  Stiele  vom  Rande  aus  ein  und  rollt  das  Blatt  zusammen;  in 
einer  Rolle  leben  oft  mehrere  Raupen  und  füllen  sie  mit  ihren  schwarzen^ 
körnigen  Exkrementen.  Die  Blätter  hängen  herab  und  welken.  Ge- 
teilte Blätter  werden  nicht  gerollt;  an  kleinblättrigen  Baumwollsorten 
werden  die  Gipfeltriebe  zusammengesponnen.  Puppe  am  Frafsort  oder 
in  gerollten  Blättern  an  der  Erde.  Bekämpfung:  Ablesen  bzw.  Zer- 
drücken der  Raupen  in  den  Rollen.  In  der  Nähe  von  Baumwollfeldern 
keinen  Hibiscus  bauen;  in  Baumwollsaaten  Hibiscus  mit  aussäen;  er 
kommt  früher  und  dient  als  Fangsaat :  nach  4 — 5  Wochen  wird  er  ent- 
fernt und  vernichtet. 


')  Ind.  Mus.  Notes,  Vol.  5,  1903,  p.  114,  117. 

•')  AsHMKAi.,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  14,-  1887,  p,  26—27;  Chittendkn, 
ibid..  Bull.  19,  N.  S,  1899,  p.  42-44;  Cook,  ibid..  Bull.  60,  Bur.  Ent.,  1906,  p.  70. 

3)  Chittkndex,  1.  c,  p.  41 — 42. 

*)  Maxwell-Lkfroy,  1.  c,  p.  212;  Mem.,  Vol.  2,  1908,  p.  95—110,  PL  9;  Ind. 
Ins.  Pests,  p.  96 — 99,  fig.  108—109.  —  Vosseleu,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Deutsch- 
Ostafrika,  Bd.  2,  S.  411. 


Pyraliden,  Zünsler.  3]^]^ 

S.  (Notarcha)  elytalis  AVlk. i).  Australien.  Die  Ranpen  spinnen 
gesellig  an  Kurrajong  ( Brachychiton  popnlnenm)  die  Blätter  der  End- 
triebe zu  unregelmäi'sigen,  zylindrischen,  über  einen  Fufs  langen  Massen 
zusammen. 

Omiodes  Gn. -). 

Von  dieser  tropischen  Gattung  sind  mehrere  Arten  auf  Hawaii 
schädlich,  indem  die  Raupen  Blätter  zusammenrollen  und  -spinnen, 
zuerst  nur  skelettierend ,  später  sie  ganz  verzehrend.  So  O.  aeeepta 
Butl.  an  Zuckerrohr,  O.  blaekbuini  Butl.  an  Kokospalmen,  O.  mey- 
rieki  Swez.  an  Bananen ,  O.  monog'ona  Meyr.  an  Erythrina  mono- 
sperma,  Dolichos  lablab  usw. 

Desmia  funeralis  Hb.  [maculalis  Westw.]^).  Nordamerika,  an 
Weinrebe,  besonders  in  den  Südstaaten  schädlich.  Die  Raupen  falten 
die  Blätter  nach  oben  zusammen  und  skelettieren  sie ;  die  der  ersten 
Brut  spinnen  auch  Blüten  und  Früchte  zusammen. 

Die  Raupen  der  Nymphula  Schrk.  ' Hydrocampa  Gn.)- Arten  leben 
an  Wasserpflanzen;  nur  gelegentlich  werden  einige  schädlich,  wie  die 
von  N.  nymphaeata  L.^*)  in  Ungarn  an  Reis,  die  von  N.  cannalis 
Quaint.  ■^)  in  Florida  an  Canna  indica,  die  von  N.  fluetuosalis  Zell, 
und  depunetalis  Gn.  ^)  in  Indien  an  Reis  und  eine  unbestimmte 
Art^)  auf  Java  an  Ficus  glomerata. 

Cledeobia  moldaviea  Esp.^).  Südöstliches  Europa,  Kleinasien, 
Die  olivenschwarzen  Raupen  mit  gelbrotem  Hals-  und  Afterschilde  und 
letztem  Beinpaare  leben  in  den  Steppen  Südrufslands  von  August  bis 
April  in  Gespinströhren  unter  den  Büscheln  von  Festuca  ovina  und 
Stipa,  deren  unterirdische  Stengel  sie  abfressen,  so  dals  die  Gräser 
eingehen.  Sie  treten  in  manchen  Jahren  in  ungeheueren  Massen  auf. 
Feinde  :  Vögel,  insbesondere  Mornellregenpfeifer,  Kiebitz,  Kalanderlerche. 

Cryptoblabes  g-nidiella  Mill.  (wockiana  Briosi).  Südeuropa. 
Falter  bleigrau,  metallglänzend,  zwei  weifsliche  Querbinden,  dazwischen 
schwärzliche  Flecke.  Raupe  schmutzig-braun  mit  breiten,  dunklen 
Seitenbinden;  auf  jedem  Ringe  zehn  Haare,  unten  fleischrot  oder  grau; 
14  mm  lang;  frifst  unreife  Weinbeeren  aus  und  spinnt  Apfelsinenblüten 
zusammen. 

Acrobasis  Z. 

Fühler  beim  Männchen  mit  spitzem  Schuppenzahn  am  Wurzel- 
gliede,  Vorderflügel  mit  elf  Rippen,  Hinterflügel  mit  acht,  davon  Ast  3 
und  4  an  der  hinteren  Ecke  der  Mittelzelle  auseinander  tretend. 

A.  zelleri  Rag.  (Myelois  tumidella  Zck.).  Raupe  grünlich  mit 
dunklem  Kopf;  auf  jedem  Ringe  zwei  Paare  mit  Härchen  besetzter 
Chitinplättchen ;    20  mm   lang;   skelettiert   im  Mai   die  Gipfelblätter  an 


')  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  16,  1905,  p.  229-230. 

-j  SwEZEY,  Exper.  Stat.  Hawaii.  Sug.  Plant.  Assoc,  Div.  Eut.,  Bull.  5,  1907, 
60  pp.,  6  Pls. 

3)  Smith,  J.  B.,  Eep.  Ent.  agr.  Esp.  Stat.  New  .Jersey  1902,  p.  433;  Quainta:»ck, 
Farmers  Bull.  284,  1907,  p.  22-23,  fig.  7. 

*)  SajÖ,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  4,  1894,  S.  101. 

5)  Quaintance,  Florida  agric.  Exp.  Stat.,  Bull.  45,  1898,  p.  68—74,  1  PI. 

6)  Maxwell-Lefroy,  1.  c,  p.  206—207. 

'')  Zimmermann,  Bull.  Inst.  Buitenzorg,  N.  10,  p.  10. 

8)  MoKRZECKi,  Allgem.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  7,  1902,  S.  85—89,  4  Fig. 


312  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

Eichenheistern ,    die    sich    infolgedessen    zu    faustdicken   Klumpen    zu- 
sammenballen. 

Aerobasis  earyae  Grote  M.  In  manchen  Teilen  Nordamerikas  der 
schlimmste  Feind  der  Pekannüsse,  die  in  jungem  Stadium  von  den 
Raupen  ausgefressen,  deren  Schale  in  älterem  Stadium  durchbohrt  und 
miniert   wird. 

Mineola  Hülst. 

M.  vaeeinii  Riley.  Cranberry  fruit -^vorm-).  Nordamerika. 
Die  Raui3e  f'rifst  die  Samenkapseln  von  Vaccinium  oxycoccus  aus ;  eine 
Raupe  kann  alle  Beeren  eines  Fruchstengels  zerstören. 

M.  indigenella  Zell.^).  Nordamerika.  Raupe  spinnt  Apfelblätter 
zu  grofsen  Klumpen  zusammen,  in  denen  sie  überwintert. 

Dioryctria  Zell. 

Fühler  des  Männchens  über  Wurzelglied  gebogen,  mit  Schuppen- 
wulst in  Biegung.  Vorderflügel  mit  elf  Rippen,  Ast  4  und  5  auf  ge- 
meinsamem Stiele ;  Hinterflügel  mit  acht  Rip^jen,  Ast  3 — 5  auf  gemein- 
samem Stiele.     Pallien  aufsteigend,  Endglied  zugespitzt. 

D.  abietella  S.V.*).  Europa,  Indien,  Japan,  Nordamerika.  Raupe 
«chmutzig-rötlich  oder  gTünlich  mit  dunklem  Rücken-  und  Seitenstreifen; 
Kopf  und  Nackenschild  braun-,  in  Zajjfen,  Chermes-Gallen  und  Mai- 
trieben von  Nadelhölzern.  Gespinst,  austretender  Kot  und  Harz  ver- 
raten ihre  Anwesenheit.  Zapfenspindel  bleibt  verschont.  Überwinterung 
im  Gespinst  in  Bodendecke ;  Verpuppung  im  Frühjahre. 

D.  Splendidella  H.  S."^).  Raupe ^^j  schmutzig-grau,  gelblich  oder 
bräunlich;  auf  jedem  Ringe  vier  einzeln  behaarte  Wärzchen.  Kop :" 
braun:  Nackenschild  hinten  schwarz,  licht  geteilt.  Kopf  und  Afterschild 
behaart.     Lebt  ähnlich  voriger  an  Kiefern. 

Epicrocis  terebrans  011.'').  Australien.  Raupe  im  Marke  des 
Gipfeltriebes  von  Cedrela  toona  Roxb.  und  anderen  Forstbäumen,  be- 
sonders in  Pflanzschulen  schädlich. 

Phycita  (Nephopteryx)  spissieella  F.  (roborella  W.  V.).  Raupe 
braun  mit  heller  Rückenlinie;  27  mm  lang:  spinnt  im  Mai  Blätter  von 
Eichen,  Apfel-  und  Birnbäumen  röhrenartig  zusammen.  Puppe  im 
Boden.     Ei  überwintert. 

Hypsipyla  robusta  Moore  ^j.  Toon  twig-borer.  Indien.  Raupe 
jung  rötlichgelb,  erwachsen  blau,  Kopf  und  Borstenwärzchen  schwarz. 
Zwei  oder  mehr  Brüten.  Die  Raupen  im  Frühling  in  den  Blüten  von 
Cedrela  toona  und  Swietenia  mahagoni,  seltener  in  den  jungen  Trieben, 
in    denen    die     der     späteren    Brüten     größtenteils    letjen ,    zum   Teil 


1)  Säxukrson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  46,  1908,  p.  95. 

2)  Smith,  J.  B.,  Farmers  Bull.  178,  1903,  p.  24-26,  fig.  10. 

■■')  Banks,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  34,  1902,  p.  32. 

*)  Baeh,  Tharandt.  forstl.  Jahrb.,  Bd.  56,  1906,  S.  63—85,  2  Taf.,  6  Fig.  — 
EscHEiucH  und  Baku,  Nat.  Zeitsclir.  Forst-  u.  Landwirtsch.,  Bd.  7,  1909,  S.  200—204, 
Fig.  6.:  Stebhing,  Deptm.  not.  Insects,  that  affect  fore.stry.  Nr.  1,  2(ied.,  Calcutta 
1903,  p.  108—112,  PL  2,  fig.  7. 

'>)  SoKUAGEN,  Allgem.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  6,  1901,  8.  279. 

6)  Olliff,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  5.  1894,  p.  513—515,  1  PL 

•')  Stebbing,  1.  c.  Nr.  2,  1903,  p.  312—318,  PL  19,  fig.  3. 


P^Taliden,  Zünsler.  3]^3 

auch  in  reifenden  Früchten;  äulserlich  verraten  sie  sich  meist  durch 
sehr  reichliches  Gespinst.  An  älteren  Bäumen  wird  die  Krone  oft 
stark  gelichtet  und  die  Samenernte  sehr  beeinträchtigt;  junge  Bäumchen 
werden  durch  Abtöten  der  End-  und  längeren  Seitentriebe  ganz  ver- 
krüppelt. 

Moiioptilota  nubilella  Hülst.  M.  Nordamerika.  Die  blaugrüne 
Rau])e  mit  langen,  gelben  Haaren  lebt  in  den  Stengeln  von  Lima- 
Bohnen,  an  denen  sie  grolse,  gallenartige  Anschwellungen  verursacht. 
Die  Samenausbildung  wird  verhindert,  wenn  nicht  sogar  der  ganze 
distale  Teil  des  Stengels  abstirbt. 

Nephopteryx  rubrizonella  Rag.  -).  Japan.  Die  zuerst  weifse, 
später  graugelbe ,  erwachsen  rötlichbraune  Raupe  mit  pechschwarzem 
Kopfe  und  Nackenschilde  lebt  im  Juni  in  jungen  Birnen ,  deren  Kern- 
gehäuse sie  ausfrifst.  Puppe  am  Frafsorte.  Zerstört  jährlich  30 — 40*^/0 
der  Früchte. 

Elasmopalpiis  ligrnosellus  Zell.^).  The  smaller  Corn  stalk- 
borer.  Tropisches  und  subtropisches  Amerika.  Die  blafsgrünliche 
Raupe  mit  neun  rötlichbraunen  Längsstreifen  bohrt  im  Stengel  von 
Mais   und  Bohnen.     An  Erdnüssen    zerstört  sie  die  Schale  der  Knolle. 

Etiella  Zell. 

Palpen  selir  lang ,  horizontal ,  mit  sehr  langem ,  geneigtem ,  faden- 
förmigem Endgliede. 

E.  zinekenella  Tr.  Vorderflügel  grau  mit  weifser  Längsstrieme 
und  gelber  Binde.  Raupe  schmutzig  rötlichbraun  mit  kastanienbraunem 
Kopfe,  12mm  lang.  Ursprüngliche  Futterpflanze:  Spartium  scojmrimn.  Raupe 
hat  in  Ungarn  bei  Szegedin  95  *^/o  der  Akaziensamen  zerstört*)-,  in  Öster- 
reich wurde  sie  schädlich ,  indem  sie  die  Samen  halbreifer  und  reifer 
Erbsenschoten  durchlöcherte-^).  Auch  in  Indien  schädlich  an  Legu- 
minosen''). Puppe  in  spindelförmigem,  röhrigem  Gehäuse  am  Boden. 
Phanerotoma  dentata  Panz.  (Braconide)  vernichtete  bei  Szegedin  75  ^/o 
der  Schädlinge. 

Zophodia  Hb. 

Vorderflügel  mit  elf  Rippen,  Ast  4  und  5  gestielt.  Hinterflügel 
mit  sieben  Rippen,  Ast  2  vor  der  hinteren  Ecke  der  Mittelzelle  ent- 
springend. 

Z.  eonvolutella  Hb.  Staehelbeerzünsler  (Fig.  221).  Europa, 
Nordamerika  ('?).  Vorderflügel  bräunlichgrau  mit  weifslicher  und  dunkel- 
brauner Zeichnung i  30  mm  Spannweite;  Ende  April,  Anfang  Mai. 
Raupe  hell  grasgrün,  Kopf  und  Nackenschild  schwarz;  10  mm  lang, 
Mai  bis  Juli;  spinnt  reifende  Stachelbeeren  an  benachbarte  Blätter  und 
höhlt  sie  aus ;   Johannisbeeren  spinnt  sie  zusammen  und  frifst  sie  von 


1)  Chittenden,    U.  S.  Dept.  Agric,    Div.   Ent.,    Bull.  23,    N.  S.,    1900,    p.  9—17, 
Pig.  1;  Weldon,  Journ.  ecoii.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  148. 

2)  Matsumuka,  Ann.  Zool.  Japon.  Vol.  1,  1897,  p.  1—3,  1  PI.;  U.  S.  Dept.  Agric, 
Div.  Ent.,  Bull.  10,  N.  S.,  1898,  p.  38-40,  fig.  14. 

3)  CHixrENDEN,    U.  S.  Dept.   Agric,  Div.  Ent.,   Bull.  23,   N.   S.,    1900,  p.  17—22, 
figs.;  Forbes,  23  ßep.  St.  Ent.  Illinois,  1905,  p.  94-95,  248,  fig.  74—75. 

*)  Kiss,  Erdesz.  Lapok  VI,  1901,  p.  522—529;  Ausz.  Ecksieix,  Ber.  Forstzoologie 
1907,  S.  29. 

5)  Zimmermann,  H.,  Mitt.  k.  k.  Pflanzenschutzstation  Wien  1906,  ,3  S.,  3  Fig. 

6)  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  I,  1907,  p.  204. 


314 


Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 


aiilsen  aus.  Die  Puppe  überwintert  flach  in  der  Erde ;  in  warmen 
Jahren  schUipfen  die  Falter  zum  Teil  schon  im  Herbste  aus  und  über- 
wintern.    Eier  einzeln  an  Zweige. 

Bekämpfung:  befallene  Stachelbeeren  sind  abzulesen,  Johannis- 
beeren abzuklopfen,  da  sich  die  Raupen  an  einem  Faden  herablassen. 
Bestreuen  der  Büsche  mit  gelöschtem  Kalk  hält  die  Falter_^von  Ei- 
Ablage  ab.     Entsprechende  Behandlung  des  Bodens. 

Euzophera  semiluneralis  Wlk.  ^).  Nordamerika.  Die  Raupe  hat 
insofern  eine  ganz  abweichende  Lebensweise ,  als  sie  unter  der  Rinde 
des  Stammes  und  älterer  Äste  von  Obstbäumen  grofse  Plätze  ausfrifst, 
die  oft  Stamm  oder  Ast  ringeln.  Die  Raupen  der  zweiten  Brut  über- 
wintern an  der  Frafsstelle  in  einem  Carpocapsa-ähnlichen  Kokon. 

Hulstea  undulatella  Gl.  Sugar-beet  erown-borer  2).  Nord- 
amerika. Die  Raupen  fressen  im  ersten  Frühjahre  an  Zuckerrüben, 
im   Schutze   von    Gespinströhren,   erst  äufserlich  rings   um   den   Kopf 


Fig.  221.     Stachelbeerzünsler  (nach  TuLLCiREN). 

herum,    dann   immer   tiefer   und   weiter  nach  unten;  die  Rüben  gehen 
meistens  ein,  mindestens  verkümmern  sie  vollständig. 

Polyoclia  saeeharella  Ddgn.^).  Indien,  in  Zuckerrohr.  Die 
Raupen  dringen  in  die  unteren  Glieder  des  Stengels  ein  und  bohren 
nach  abwärts  in  die  Wurzel,  wo  sie  bis  zu  acht  gefunden  wurden.  Da 
sie  den  ganzen  Stock  zerstören  oder  wenigstens  zum  Kümmern  bringen, 
sind  sie  die  schädlichsten  aller  Zuckerrohrfeinde  in  Indien. 


Anerastia  Hb. 

Schuppenkegel.     Ohne 


Nebenaugen.  Palpen 
liede.  Vorderflügel  mit  zehn  Rippen, 
Hinterflügel  mit  sieben  Rippen,  Ast  3 


Stirn   mit   stumpfem 
lang,    mit   fadenförmigem   Endi 
Ast  4  und  5  zusammenfallend; 
und  4  langgestielt. 

A.  lotella  Hb.  Graszünsler*).  Vorderflügel  mehlig  bestäubt, 
fleischrötlich  oder  ledergelb ,  Rippen  hellgrau  mit  feinen ,  braunen 
Stäubchen ;  Hinterflügel  staubgrau ;  bis  22  mm  Flügelspannung.  Gröfse 
und  Farbe  sehr  wechselnd.    Raupe  beingelb  mit  rosenroten  Querbinden 


Pt.  2. 


^)  S ANDERSON,  Delawars  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  53,  1901. 

-)  TiTiTs,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  54,  1905,  p.  34—40,  fig.  9-14. 

")  Maxweli.-Lefroy,  1.  c.  Vol.  I,  1907,  p.  202;    Agric.  Journ.  India  Vol.  3,  1908, 

»)  SoRHAGEN  (nach  Grabow),  Allgem.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  6,  1901,  S.  298. 


Pj'ralideu,  Zünsler.  o-j^^ 

und  Flecken,  Kopf  honiggelb;  17  mm  lang.  Der  im  Jmii  und  Juli  an 
sandigen  Stellen  fliegende  Schmetterling  legt  seine  Eier  an  Gräser. 
Die  Raupe  friist  von  Sommer  bis  Mai  unten  seitlich  an  den  Halmen, 
von  der  Erdoberfläche  an  hinabsteigend,  in  einer  mit  Sand  vermischten 
und  hinter  ihr  mit  Kot  gefüllten  Gespinströhre.  Von  ernsterem  Schaden 
ist  nur  ein  Fall  durch  Kühn  *)  berichtet.  Merkwürdig  ist,  dafs  E.  Reuter  ^) 
sie  in  Finland  weder  an  Getreide  noch  an  Wiesengräsern  schädigend 
vorfand,  obgleich  sie  dort  vorhanden  ist. 

A.  ablutella  Zell.  Mittelmeerländer,  Indien;  in  letzterem  bohrt 
die  grüne  Raupe  in  den  unteren  Gliedern  von  jungem  Zuckerrohre ; 
sie  hält  Sommer-  und  "Winterschlaf.    Puppe  in  Erde.    Zwei  Brüten. 

Scirpophaga  Tr.^). 

Nebenpalpen  pinselartig.  Vorderflügel  mit  zwölf  Rippen,  Rippe  1 
nicht  gegabelt,  Ast  7  und  8  gesondert;  Hinterflügel  mit  geschlossener 
Mittelzelle.  Weibchen  mit  wolligem,  gestutztem  Afterbusche.  Orien- 
talische Region;  mehrere  Arten  an  Zuckerrohr,  Mais,  Sorghum  usw. 

Sc.  auriflua  Zell.  Vorderflügel  weifs ,  Afterbusch  orange  bis 
bräunlich.     29 — 38  mm  Flügelspannung. 

Sc.  auriflua  var.  intaeta  Snell.  Afterbusch  beim  Männchen  fast 
ockergelb,  beim  Weibchen  hell  blutrot. 

Se.  monostigrina  Zell.    Vorderflügel  mit  schwarzem  Fleck. 

Sc.  chrysorrhoa  Zell.     Vorderflügel  mit  blafs  goldgelb  gemischt. 

Der  schädlichste  dieser  „white  borers''  oder  »Witten  (top)- 
boorders''  des  Zuckerrohres  ist  die  erstgenannte  Art,  deren  Lebens- 
weise eingehend  erforscht  ist.  Der  Falter  legt  60 — 70  abgeplattete 
Eier  in  Häufchen  von  15 — 30  an  die  Unterseite  der  Blätter  und  be- 
deckt sie  mit  seiner  Afterwolle.  Die  Raupe  bohrt  sich  in  die 
gerollten  Blätter  der  Stengelspitze  ein,  so  dafs  sie  später  Quer- 
reilien  dunkel  umrandeter  Löcher  aufweisen ,  dann  den  Hauptnerven 
entlang  hinab  zur  Vegetationsspitze ,  die  meistens  ausgefressen  wird. 
Hierauf  friist  sie  sich  im  Saft  führenden  Teile  des  Stengels,  nahe  der 
Oberfläche  einige  Glieder  hinab ,  indem  sie  wiederholt  an  die  Ober- 
fläche vordringt  und  den  Gang  hinter  sich  mit  ihrem  Kote  ausfüllt. 
Erwachsen,  weifslich,  mit  hellgelbem  Kopfe  und  Halsschilde ,  etwa 
25  mm  lang,  wendet  sie  sich  in  rechtem  Winkel  nach  aufsen  und  be- 
reitet sich  eine  geräumige  Puppenhöhle ;  das  Ausflugsloch  wird  fertig- 
gestellt, aber  durch  Gespinst  und  dünne  Oberhaut  wieder  verschlossen. 
Nach  zehn  bis  elf  Tagen  fliegt  der  Falter  aus.  Die  Entwicklungsdauer 
beträgt  etwa  50,  die  ganze  Lebensdauer  60  Tage ;  vier  bis  fünf  Brüten 
folgen  sich;  in  Indien  überwintert  die  Raupe  der  letzten.  —  Im  all- 
gemeinen findet  sich  nur  eine  Raupe  in  jedem  Rohre;  die  anderen 
desselben  Geleges  gehen  entweder  zugrunde  oder  wandern  auf  andere 
Pflanzen. 

Junges  Rohr  wird  meistens  getötet;  bei  älterem  hört  das  Längen- 
wachstum auf;  die  oberen  seitlichen  Knospen  treiben  aus,  so  dafs  die 
Spitze  des  Rohres  buschig  bzw.  fächerig  wird.  Die  aufgerollten  Herz- 
blätter vertrocknen  nicht,  sondern  entwickeln  sich  mehr  oder  weniger. 


1)  Zeitschr.  landw.  Centr.  Ver.  Prov.  Sachsen  1870,  Nr.  6. 
'-)  Acta  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  XIX,  1900,  Nr.  1,  S.  34,  35. 
^)  Siehe  die  verschiedenen  Veröffentlichungen  der  Versuchsstationen  von  Engl. 
Indien  und  Java. 


31G  Microlepidopteren,  Kleinschmetterlinge. 

Aufer  Zuckerrohr  werden  noch  andere  Saccharum-Arten,  ferner 
em  wildes  Gras  in  den  Rohrfeldern  befallen. 

Parasiten:  Ccrapliron  hcneficiens  Zehntn.  (in  Eiern;  stets  zwei 
Larven  in  einem  Ei),  Maeroccnfrus  sp.,  Elasnms  sp.,  ÄimnteUs  scirpo- 
phagac  Ashm.,   Goniziis  mdicus  Ashm.,  Schimmelpilze. 

Bekämpfung:  Gelege  absuchen,  tote  Herzen  an  jungem  Rohre 
ausschneiden;  aus  im  Winter  geschnittenem  Rohre  die  befallenen 
Pflanzen  aussuchen  und  vernichten. 

Aucylolomia  (Jartheza)  chrysographella  Koll.  ^).  Japan;  einer 
der  schlimmsten  Feinde  des  Reises.  Eier  in  Massen  auf  den  Blättern 
junger  Pflanzen  in  Saatbeeten;   die  Raupen  bohren  in  den  Stengeln. 

Chilo  Zck.  2). 

Palpen  lang,  horizontal  vorgestreckt,  zusammengedrückt.  Hintere 
Mittelrippe  der  Hinterflügel  lang  behaart.  Raupen  in  Rohr  und  ähn- 
lichem. 

Ch. Simplex  Sn.  Gelblichbraun  mit  brauner  Zeichnung;  22 — 25  mm 
Spannweite.     Japan,  Orientalische  Region. 

Ch.  aurieilia  Ddgn.  Auf  Vorderflügeln  metallische  Flecke.    Indien. 

An  Zuckerrohr  und  Pcnm'sehwi  fyphoideum ,  noch  mehr  aber  an 
Sorglmm  und  Mais.  Eier  in  zwei  Reihen  zopfähnlich  an  Blattoberseite, 
an  der  auch  die  jungen  Räupchen  zuerst  nagen.  Dann  dringen  sie 
die  Mittelrippe  hinab ,  an  jungen  Pflanzen  zum  Herzen ,  das  sie  aus- 
fressen ,  an  älteren  Pflanzen  in  einen  Knoten ,  so  dafs  das  Herz  ver- 
schont bleibt.  Im  Stengel  bohren  sie  bis  zum  "Wurzelstock  hinab  und 
fressen  von  da  die  anderen  Schösse  aus ;  der  Gang  verläuft  ziemlich 
in  der  Mitte,  geht  aber  öfters  zur  Oberfläche  nach  aufsen;  in  einem 
Gange  finden  sich  oft  mehrere  Raupen.  Erwachsen  sind  diese  weifslich 
mit  schwarzem  Kopfe,  Halsschilde  und  Borstenwärzchen,  purpurbraunen 
Bändern,  25  mm  lang.  Biologie  im  übrigen  und  Schaden  wie 
bei  Scirpophaga,  doch  welken  die  Herzblätter.  An  Mais  frifst  die 
Raupe  auch  im  Kolben,  und  zwar  die  Körner  aus,  —  Parasiten: 
JBracon  niccviUii ,  Pimpla  pracäaior.  —  Vorbeugung:  nur  gesunde 
Stecklinge  pflanzen;  zwischen  Zuckerrohr  Sorghum  oder  Mais  säen 
und  nach  sechs  bis  acht  Wochen  entfernen. 

Bekämpfung:  Junge  befallene  Schosse  möglichst  nahe  der  Erde 
abschneiden ;  Stoppeln  und  alle  Rückstände  entfernen  und  verbrennen ; 
Stöcke  hoch  mit  Erde  anhäufeln,  um  das  Ausschlüpfen  der  Raupen  zu 
verhindern. 

Ch.  infuseatellus  Sn.  de  g:ele  (top)boorder.  Java;  Zucker- 
rohr. Vorderflügel  dunkel  graugelb  mit  dunkler  Zeichnung;  31 — 34  mm 
Flügelspannung.  200 — 400  Eier,  zu  30 — ^50  in  Häufchen  von  drei  bis 
fünf  kurzen  Reihen  an  Blattunterseite.  Raupe  frifst  zuerst  zwischen 
Blattscheide  und  -spreite  oder  in  ersterer,  tote,  gelbe,  mit  Bohrmehl 
bedeckte  Flecke  erzeugend.  Sie  hält  sich  vorwiegend  in  der  jüngsten, 
gerollten  Blattmasse  auf,  die  Blätter  unregelmäfsig  durchlöchernd ;  erst 
später  geht  sie  in  die  Stengelspitze ;  junge  Blätter  und  Vegetations- 
punkt sterben  ab.  Nicht  selten  finden  sich  drei  bis  sechs  Raupen  in 
einem   Stengel.     Raupe   hellgelb,   Kopf  und   Halsschild  braunschwarz, 


1)  Ontki,  Imp.  agric.  Exp.  Stat.  Japan,  Bull.  r^JO,  Abstr.,  1904,  p.  2. 

2)  Anm.  3  vor.  y. 


Pyraliden,  Zünsler.  3jy 

mit  dunklen  Borstenwärzclien  und  fünf  Reihen  rötlicher  Fleckchen. 
15—25  mm  lang.  Sie  läfst  sich  gern  an  Gespinstfaden  herab  und  geht 
so  auf  andere  Pflanzen  über.  Puppe  über  Vegetationspunkt  in  Quer- 
gang. Parasiten  sehr  selten;  Ccra])hyon  hcw'ftciens  Zehntn.  und 
Chaetosticha  nana  wurden  vereinzelt  von  Zehntner  gefunden. 

Diatraea  Guild. 

Palpen  lang,  dick  behaart ;  an  Vorderflügel  Ast  8,  9  gestielt,  1 1  mit 
12  zusammenfliel'send.     Tropische  Arten. 

D.  saeeharalls  Fb.  ^).  Gröfse  und  Farbe  sehr  wechselnd-,  blais 
ockergelb  mit  feinen  dunklen  Linien.  Raupe  weii's-  oder  dunkel- 
gefleckt. Süd-  bis  mittleres  Nordamerika;  in  günstigen  Jahren  in 
letzterem  bis  New  Jersey  und  Kansas  hinaufgehend.  An  Mais,  Zucker- 
rohr, Sorghum,  Tripsacum  äactißoidcs. 

Eier  in  Häufchen  an  Blättern.  Am  Zuckerrohre  fressen  die  jungen 
Räupchen  zuerst  oberflächlich,  dann  bohren  sie  sich  zwischen  den 
äufseren  Blattscheiden  ein  und  dringen  ins  Herz,  das  sie  zerstören-, 
zuletzt  bohren  sie  unregelmäfsige  Gänge  im  Stengel,  bis  zu  fünf  in 
einem.     Puppe   am   Frafsorte. 

Am  Mais  (Larger  eorn  stalk-borer)  dringen  die  Raupen  nahe 
einem  Knoten  in  den  Stengel  und  bohren  in  diesem  aufwärts,  bis  zu 
50  Raupen  in  einem;  die  Reifung  der  Ähre  wird  verhindert.  Im  Hoch- 
sommer fliegt  der  Falter;  die  zweite  Brut  der  Raupen  bohrt  im 
Stengel  abwärts ,  schwächt  ihn ,  so  dafs  er  leicht  umgeweht  werden 
kann,  und  überwintert  im  Wurzelstocke. 

Die  jungen  Raupen  lassen  sich  gern  an  Fäden  herab ,  um  andere 
Pflanzenteile  aufzusuchen,  und  werden  dabei  leicht  auf  andere  Pflanzen 
verweht. 

Der  Schaden  beträgt  an  Mais  oft  25  —  50  "  'o  Ernteverlust.  Am 
Zuckerrohr  ist  noch  schlimmer  als  der  direkte  Schaden  der  indirekte, 
indem  die  Raupe  dem  Pilze   TrichospJiaeria  sacchari  die  Wege  ebnet. 

Parasiten:  Trichogranima  pretiosa  Riley  (Eier);  Cordi/ceps  {Isaria) 
harheri  Massee.    Kaltes  Wetter  vernichtet  im  Norden  oft  alle  Individuen. 

Zur  Vorbeugung  empfiehlt  sich  beim  Mais  möglichst  spätes  Pflanzen. 
Zur  Bekämpfung  sind  die  Eier  abzusuchen,  nur  gesunde  Stecklinge  zu 
benutzen  und  nach  der  Ernte  alle  Rückstände  vom  Felde  zu  entfernen, 
die  kranken  Herzen  auszuschneiden. 

D.  striatalis  Sn.  De  gestreepte  Boorder,  Stengrelboorder^). 
Orientalische  Region,  französische  Antillen ;  nur  an  SacchariDii- Arten.  — 
Falter  graugelb  mit  hellen  und  dunklen  Streifen.  Raupe  jung  hellgelb 
mit  schwarzen  Schildern  und  blutrotem  Querstreifen  auf  jedem  Ringe  ; 
erwachsen  schmutzig  gelbweifs  mit  vier  schmalen  violettroten,  glänzend 
dunkelbraun  punktierten  Linien;  25  —  35  mm  lang.  Eier  zu  10 — 30 
zickzackartig  in  zwei  Reihen  angeordnet  auf  Blattoberseite.  Die  jungen 
Raupen  fressen  zuerst  zwischen  den  gerollten  Blättern ,  an  denen  sie 
später  scharf  hervortretende  Flecke  skeletieren ;  sie  verraten  sich  durch 
ihren  Kot.    Nach  der  vierten  Häutung  dringen  sie  gewöhnlich  an  einem 

')  Howard,  L.  O.,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Circ.  16,  2.  Ser.  1896,  3  pp.,  3  figs. 
Maxwell-Lefkoy,  West.  Ind.  Bull.  Vol.  1,  1900,  p.  327—353,  10  figs.;  Stubbs  a.  Morgan, 
Louisiana  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  70,  1902,  p.  888—927,  11  figs.;  Forbep,  23.  Rep.  Stat. 
Ent.  Illinois,  190-5,  p.  91—94,  figs.  71-73. 

')  Anm.  3,  S.  315. 


318 


Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 


Auge  in  den  mittleren  oder  unteren  Teil  des  Stengels  ein  und  fressen 
zu  mehreren  (bis  zu  zehn)  unregelmäisige  Gänge  in  diesem  hinab ;  aus 
dem  Eingangsloche  Schäften  sie  öfters  das  Bohrmehl  heraus.  Puppe 
im  Stengel  oder  zwischen  diesem  und  alter  Blattscheide,  —  Parasiten : 
Ccraphron  hcneficiens  Zehntn.,  Chaetosticlia  nana 
Zehntn.  Chrysopa-hsiryen.  saugen  die  Eier  aus. 
Bekämpfung  wie  bei  Scirpophaga. 

Crambus  F.  ^). 

Palpen  lang,  horizontal,  mit  anliegend  be- 
schupptem Endgliede ;  Nebenpalpen  pinselartig. 
Vorderflügel  mit  zwölf  Rippen:  Ast  7  und  8  ge- 
stielt. Flügel  in  Ruhe  gerollt  oder  dicht  gehaltet. 
Raupen  bis  3  cm  lang,  in  mit  Kot  und  Erdteilchen 
bedeckten  Gespinstschläuchen,  tagsüber  in  der 
Erde ,  zwischen  Gras-  und  Getreidewurzeln, 
nachts  die  unteren  Blätter  und  Stengelteile  be- 
fressend (Fig.  222).  In  Europa  und  Nordamerika 
schädlich. 

Cr.  calig-inosellus  GL  Nordamerika-).  Raupe 
gewöhnlich  an  Mais  und  Gräsern ,  geht  da ,  wo 
Tabak  auf  solche  folgt,  auch  an  diesen  und  be- 
nagt den  Stengel  äufserlich  oder  höhlt  ihn  aus. 
Cr.  hortuellus  Hb.  Europa,  Nordamerika; 
polyphag;  in  Massachusetts  schädlich  als  „g-irdle 
worm"  der  Moosbeere^).  Die  Raupe  lebt  von 
Fig.  222.  Raupe  einer  Ende  Juli  bis  November  am  Boden  der  Moosbeer- 
Crambus-Art  in  ihrer  felder,  frifst  die  Ausläufer  aus  und  ringelt  von 
Erdhülle  jrOan^der^Ms  ß^^^^^^  ^^^g  ^^^  Stämme.  Den  Winter  bringt  sie  in 
f rei^enT-^ 6^!  c ^Frafe ^an  dichtem,  für  Wasser  undurchlässigem  Gespinste 
Blatt  und  Stamm  ZU,  Scheint  im  Frühjahre  weiter  zu  fressen  und 
(nach  FoRBEs).  verpuppt   sich  erst   im  Juni  im  Wintergespinste. 

Bei  starkem  Befalle  sind  die  Sümpfe  sofort  nach 
der  Ernte  auf  ein  bis  zwei  Wochen  unter  Wasser  zu  setzen ,  bei 
schwachem  die  befallenen  Ausläufer  mit  einer  Gasoline-Fackel  abzu- 
brennen. 

Trachylepidea  fruetieassiella  Rag.'*).  Indien,  Ägypten.  Raupe 
oben  rauchgrau ,  unten  blafs-gelblichweiis ,  in  Indien  in  den  Schoten 
von  Cassia  fistula,  die  Samen  ausfressend. 


Macrolepidopteren,  Grofssclimetterliii^e. 

Die  Gruppe  der  Grofsschmetterlinge  ist  eine  noch  unnatürlichere 
als  die  der  Kleinschmetterlinge,  zumal  zu  ihr  Familien  gestellt  werden, 
die  zu  den  niedrigsten  Schmetterlingen  überhaupt  gehören  (Hepialiden 
■usw.).    Nur  aus  allgemein  praktischen  Gesichtspunkten,  weil  diese  Ein- 


1)  Fei/i,  Cornell  Univ.    agr.  Exp.  Stat.,  Ent.  Div.,   Bull.  64,    1894,   p.  AI— 102, 
14  Pls.,  8  figs.;  FoRBES,  1.  c,  p.  36-44,  149-155,  247,  fig.  20-23,  136—142. 

2)  Johnson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Eat.,  Bull.  20,  N.  S.,  1899,  p.  99-102. 

3)  Smith,  J.  B.,  Farm.  BuH.  178,  1903,  p.  21-24,  fig.  9. 

*)  Stebbing,    Deptm.  not.  Insects,  that  affect  forestrv  Nr.  1,   2 ''ed.,    Calcutta 
1903,  p.  105-106,  PI.  5,  fig.  5. 


Hepialiden,  Wurzelbohrer. 


319 


teilung  sich  bei  den  Lepidopterologen  so  sehr  eingebürgert  hat,  be- 
halten wir  sie  bei.  Als  einzige  gemeinsame  Merkmale  dieser  Gruppe 
wäre  anzuführen ,  dafs  die  Hinterflügel  nur  ein  bis  zwei  Dorsaladern 
haben,  und  die  Raupen  in  der  Regel  mit  Klammerfüisen  versehen  sind. 

Hepialiden,  Wurzelbohrer. 

Mäfsig  groise  Formen  mit  langen,  schmalen,  hinten  ganz  flach  ge- 
rundeten Flügeln ,  die  in  beiden  Paaren  fast  gleich  sind ,  mit  zwölf 
Rippen  und  eingeschobener  Zelle.  Nebenaugen  fehlen-,  I'ühler  kurz, 
perlschnurartig;  Beine  kurz,  zottig  behaart,  ohne  Endsporen  an  Schienen. 
Hinterleib  lang,  drehrand. 

Die  im  Juni,  Juli  abends  niedrig  fliegenden,  tagsüber  mit  dach- 
förmig   liegenden   Flügeln    ruhenden    Schmetterlinge   lassen   ihre   etwa 


Fig.  223.    Hopfenwurzelspinner  (aus  Zirngiebi,). 


500  sehr  kleinen,  zuerst  perlweisen,  später  glänzend  schwarzen  Eier 
«inzeln  fallen.  Die  Räupchen  bohren  sich  in  die  Erde,  spinnen  sich 
eine  lange  Röhre,  und  fressen  zartere  Wurzeln.  In  unterirdische  saftige 
dickere  Teile  (Rüben,  Kartoffeln,  Wurzelstöcke  usw.),  dringen  sie  ganz 
ein  und  dann  auch  in  den  Stengeln  in  die  Höhe,  bis  über  die  Erde. 
In  zwei  Fällen  wurden  Raupen  sogar  etwa  1  m  hoch  in  jungen  Obst- 
baumstämmchen  gefunden.  Die  Raupen  sind  gelblich ,  walzig ,  mit 
einzelnen  dunkeln  Haaren  auf  schwarzen  Wärzchen.  Im  Mai  verpuppen 
sie  sich  in  der  Erde  in  langen  Gespinströhren;  die  Puppe  hat  an  den 
Hinterleibsringen  Hakenkränze  und  kann  sich  sehr  schnell  bewegen. 
Feinde  in  erster  Linie  Maulwürfe  und  Cordyceps-Arten  ^). 


1)  Theobvld,  Entomol.  Vol.  30,  1897.  p.  162-165.   5  figs.;   Russei,,  Trans,  nat. 
Hist.  Sog.  Glasgow  Vol.  6,  N.  S.,  1903,  p.  359. 


320  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Bekämpfung:  Raupen  sammeln:  Kainit  oder  Rufs  im  Winter 
aufstreuen,  im  Frühjahre  unterharken.  Schwefelkohlenstoff  ist  wohl 
nur  bei  stärkerem  Auftreten  anzuwenden, 

Hepialus  F. 

Swift  moths,  Otter  moths,  Ghost  moths. 

H.  lupulinus  L.  Wurzelspinner  ^).  Männchen  nufsbraun,  Hinter- 
ilügel  aschgrau  •,  Weibchen  hellbraungrau ;  Vorderflügel  mit  zwei  lichten, 
schwach  silberglänzenden,  fleckenartigen  Striemen;  27 — 34  mm  Flügel- 
spannung. Raupe  grauweifs  mit  braunen  Wärzchen,  Kopf  und  Nacken- 
schild braun,  Brustringe  oben  schildartig  bräunlich;  30 — 35  mm  lang; 
gewöhnlich  wohl  an  Gras- ,  besonders  Queckenwurzeln ;  doch  an  den 
verschiedensten  Gartenpflanzen,  besonders  auch  Blumen  und  Erdbeeren. 

H.  liumuli  L.  Hopfenspinner  (Fig.  223)  ^j.  Männchen  oben 
silberweifs,  unten  braungrau;  Weibchen  lehmgelb  mit  blafs  ziegelroten 
Fleckenbinden  auf  Vorderflügeln ;  43 — 08  mm  Flügelspannung.  Raupe 
gelblich,  schwarz  gefleckt,  mit  dunklem  Kopf;  Nackenschild  und  je 
zwei  Hornflecke  auf  Ring  2  und  3  gelbbraun;  50 — 55  mm  lang;  in 
Nordeuropa  und  in  hügeligen  oder  bergigen  Gegenden  häufiger.  Zieht 
Ampfer-  und  Löwenzahnwurzeln  vor  und  wird  öfters  schädlich  an 
Hopfenwurzeln;  auch  in  Kartoffeln,  Rüben,  an  Getreidewurzeln  usw. 

Cossiden,  Holzbolirer. 

Gröfsere  bis  groise  Formen.  Vorderflügel  lang ,  schmal ,  zwölf 
Rippen;  Hinterflügel  klein,  gerundet,  mit  Haftborste  und  acht  Rippen. 
Ohne  Nebenaugen  und  Zunge.  Fühler  beim  Männchen  mit  zwei  Reihen 
Kammzähnen.  Hinterleib  lang.  Weibchen  mit  Legestachel.  Falter 
Juni  bis  August,  träge,  nächtlich ;  Flügel  in  Ruhe  dachförmig  tragend.  — 
Eier  in  grolser  Zahl  (bis  nahezu  lUOO)  in  Rindenritzen.  Die  jungen 
Räupchen  bohren  sich  sofort  ein  und  leben  im  ersten  Jahre  platzend 
unter  der  Rinde.  Erst  nach  der  ersten  Überwinterung  dringen  sie  ins 
Holz,  in  dem  sie  im  allgemeinen  noch  emmal  überwintern,  ehe  sie  sich 
im  dritten  Jahre  verpuppen.  Raupen  nackt,  spärlich  kurz  beborstet, 
mit  auffallend  kräftigem  Gebisse;  Kranzfüfse.  Sie  verraten  ihre  An- 
wesenheit gewöhnlich  durch  ausgeworfene  grobe  Bohrspäne  und  bräun- 
liche ,  grobkörnige  Exkremente ,  die  sich  oft  unter  der  Frafsstelle  am 
Boden  anhäufen.  Sie  verlassen  nicht  selten  ihre  Frafsstelle  und  wan- 
dern umher,  um  sich  eine  neue,  oder  um  geeignete  Verpuppungsplätze 
zu  suchen.  Letztere  liegen  fast  immer  im  Holze  unter  der  Rinde, 
gewöhnlich  an  der  alten  Frafsstelle ,  doch  gelegentlich  auch  in  der 
Erde.  Puppe  ruht  in  einem  mit  groben  Holzspänen  versetzten  Kokon, 
schiebt  sich  vor  dem  Ausschlüpfen  mit  Hilfe  von  Dornenreihen  an  den 
Hinterrändern  der  Hinterleibssegmente  zur  Hälfte  hervor. 

Feinde:  Fledermäuse,  Eulen  (Falter),  Meisen  usw.  (Eier),  Spechte 
(Raupen  und  Puppen).  Auch  pilzkranke  Raupen  sind  gelegentlich  ge- 
funden. Doch  spielen  alle  diese  Feinde  keine  hervorragende  Rolle. 
Woher  es  kommt,  dafs  trotz  der  grofsen  Eierzahl  die  hierher  gehörigen 
Arten   nicht  gerade   häufig  sind ,  ja  zum  Teil  sogar  nur  einzeln  leben, 


')  Siehe  die  Berichte  der  englischen  Entomologen. 

2)  ZiuNGiKiii.,  Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  6—8,  fig.  4. 


Cossiden,  Holzbohrer. 


321 


ist  noch  nicht  genügend  aufgeklärt.  Mir  erscheint  als  Ursache  nicht 
unwahrscheinlich,  dafs  die  Raupen  sich  gegenseitig  selbst  auffressen. 
Bekämpfung:  Falter  absammeln,  an  Licht  und  Köder  fangen. 
Die  Raupen  kann  man  in  ihren  Gärigen  durch  Einführung  eines  bieg- 
samen spitzen  Drahtes  töten  oder  mit  einem  solchen,  an  der  Spitze 
hakig  umgebogenen  herausziehen.  Auch  Einträufeln  oder,  besser,  Ein- 
spritzen von  Schwefelkohlenstoff,  Petroleum,  Benzin  oder  ähnlichem 
und  nachheriges  Verschliefsen  der  Löcher  mit  Lehm  führt  oft  zum 
Ziele.  Die  Eiablage  sucht  man  zu  verhindern,  indem  man  zur  kritischen 
Zeit  die  bedrohten  Baumteile  mit  einem  Verbände  von  Kuhmist  und 
Lehm  umgibt.  Kräftiges  Spritzen  mit  Petroleumemulsion  dürfte  ein- 
facher zum  Ziele  führen.  Steckt  man  ein  Schwefelholz  mit  dem  Kopf 
voran  in  ein  Auswurfsloch,  so  soll  die  Raupe,  um  es  zu  beseitigen, 
letzteren  abfressen  und  durch  den  Phosphor  zugrunde  gehen  -). 

Zeuzera  Latr. 

Flügel  spitz.  Hinterschienen  nur  mit  Endsporen.  Raupe  dick 
walzig,  unten  etwas  abgeplattet. 

Z.  pyrina  L.  (aesculi  L.)  ßlausieb,  Rofskastanienbohrer ;  Wood 
Leopard  Moth.^).  Europa,  Nordafrika,  Nordamerika  (eingeschleppt). 
An  den  verschiedensten  Holzarten,  Harthölzer  vorziehend.  Li  Obst- 
bäumen oft  recht  schädlich;  auch  in  Rebe  und  schwarzer  Johannis- 
beere gefunden.  Weifs  mit  stahlblauen  rundlichen  Flecken :  50—70  mm 
Flügelspannung.  Raupe  gelbhch,  in  der  Jugend  mehr  fleischfarben, 
mit  glänzend  schwarzen  Warzen,  Kopf,  Nacken-,  Afterschild  und  Brust- 
füfsen;  5  —  6  cm  lang.  Eier  rötlichgelb,  einzeln  oder  in  Ideinen  Häufchen, 
daher  auch  Raupe  gewöhnlich  einzeln.  Nach  der  Überwinterung  frifst 
sie  sich  nach  oben ;  zur  Verpuppung  geht  sie  wieder  nach  unten,  meist 
in  die  erste  Plätzung.  Li  jungem  Holze  bohrt  sie  in  der  Regel  im 
Marke,  daher  sie  besonders  in  Baumschulen  gefährlich  wird.  An  älteren 
Bäumen  auch  in  der  Krone,  so  dafs  absterbende  Äste  ihre  Anwesenheit 
verraten.    Namentlich  an  der  Plätzungsstelle  findet  oft  Windbruch  statt. 

Parasiten:  Schreineria  zeuzerae  Ashm.,  Microgaater  sp. 

Z.  eotfeae  Nietn.  Roter  Katfeebohrer ^j.  Lidien,  Ceylon,  Java; 
San  Thome ;  vermutlich  auch  Kamerun  und  Deutsch  -  Ostafrika.  An 
Kaffee- ,  Tee- ,  Kakao- ,  Chinarindenbäumen ,  an  Acalypha  marginata, 
Anona  muricata,  Durantha  sp. ,  Grevillea,  Persea  gratissima,  Photinia, 
Santalum  album ,  Swietenia  mahagoni ,  auch  in  Baumwollstengeln  ge- 
funden.    Raupe  rotbraun;  sonst  wie  vorige. 

Z.  eucalypti  Boisd.  AVhattle  Goat  moth.  Australien,  in  Acacia 
decurrens;  geht  im  Stamme  bis  in  den  Wurzelstock  hinab. 

Duomitus  leueonotus  Wlk.  •*).  Indien,  in  Cassia  nodosa.  Biologie 
wie  beim  Weidenbohrer. 


1)  Lehmann,  Prakt.  Ratg.  f.  Obst-  und  Gartenbau  1904,  S.  207. 

2)  Kalender,  Stettin,  ent.  Ztg.  Bd.  35,  1874,  S.  203-206,  1  Fig.;  v.  Schilling, 
Prakt.  Eatg.  f.  Obst-  u.  Gartenbau  1901,  S.  472— 473,  Fig.  6—8;  Collinge,  Report... 
1907,  p.  35;  Smith,  J.  B.,  Reports  .  .  .  1889,  1894,  1897,  1898,  1899;  Felt,  Mem.  N.  Y. 
State  Mus.  Nr.  8,  1905,  p.  75—79,  Pls.  4,  28,  29. 

3)  Zehntner,  Bull.  2  Proefstat.  Cacao  Salatiga,  1902,  p.  1—11,  13figs.;  Maxwell- 
Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  1,  1907,  p.  156,  fig.  141;  Gravier,  Bull.  Mus. 
Hist.  nat.  Paris  1907,  p.  139—141. 

4)  Stebbing,  Dept.  not.  Insects  that  affect  forestry,  p.  428—434,  PI.  25  fig.  c— e. 

S  Ol- au  er,   Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  21 


322  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Cossus  F. 

Grol's,  plump.  Vorderflügel  stumpf.  Hinterschienen  mit  zwei 
Sporenpaaren.     Raupe  abgeplattet. 

C.   cossus   L.    (ligniperda  F.).     "Weidenbohrer.     Goat   moth.  ^). 

Braungrau,  weifsgrau  gewässert  und  dunkel  gewellt.  Körper  selu-  stark 
behaart;  bis  90  mm  Flügelspannung.  Raupe  zuerst  fleischrötlich  mit 
schwarzem  Nackenschilde,  später  gelblichrot,  Rücken  tief  rotbraun, 
Kopf,  Brustfüfse  und  zwei  Flecke  auf  Nackenschild  schwarz ;  bis  lU  cm 
lang.  —  Eiu-opa ,  gemäfsigtes  Asien ,  Nordafrika  (Korkeiche).  Sehr 
polj^hag,  aber  Weichhölzer  vorziehend,  desgleichen  einzeln  stehende, 
Allee-  und  Randbäume. 

Eier  hellbraun,  schwarz  gestreift,  in  Häufchen  von  15 — 50  tiet 
unten  am  Stamme ,  höchstens  bis  Manneshöhe .  gewöhnlich  an  dem 
Heimatsbaume  des  Weibchens.  Die  jungen  Raupen  gesellig.  Im 
nächsten  Frühjahre  dringen  sie  einzeln,  sich  zerstreuend,  in  das  Holz, 
es  nach  allen  Richtungen,  doch  meist  etwas  aufsteigend,  durchwühlend. 
Kot  und  ßohrspäne  werden  aus  einer  am  unteren  Ende  des  Ganges 
befindlichen  Öffnung  herausgeschafft  und  verraten ,  zugleich  mit 
charakteristischem  Geruch  nach  Holzessig,  die  Anwesenheit  der  Raupe, 
die  sehr  bissig  ist  und  aus  dem  Munde  ölartige  Substanz  ausscheidet, 
die  aber  nicht  zum  Erweichen  des  Holzes  dient ^j.  Erwachsen,  geht 
sie  wieder  nach  unten,  bis  in  Wurzelstock.  Querschnitt  der  Gänge  ab- 
geflacht. Diu-chweg  in  gesundem  Holze ,  gewöhnlich  in  Mehrzahl ,  bis 
mehrere  Hunderte  in  einem  Baume.  Solche  Bäume  sind  natürlich  um- 
zuhauen und  zu  zerklüften,  damit  alle  Raupen  beseitigt  werden  können. 

Prionoxystus  Grote. 

P.  robiniae  Peck.  Carpenter  wopm.  Nordamerika.  Raupen 
bohren  im  Kernholze  verschiedener  Bäume,  können  sich  auch  in  ab- 
gestorbenem Holze  entwickeln.     Sonst  wie  vorige. 

Castiiiiden. 

Castnia  Ileus  F.^).  Heimat  das  tropische  Amerika;  Raupen  in 
Wm'zeln  einer  Orchidee.  Etwa  seit  1902  in  zunehmendem  Maße  aut 
einer  Zuckerrohrplantage  zu  Demerara,  Brit  Guiana,  wo  die  Raupen 
im  Oktober  und  November  in  den  Stengeln  bohren,  sowohl  von  oben 
nach  unten  wie  umgekehrt.     1904  schon  recht  schädlich. 

Sesiideii,  Glasflügler. 

Flügel  infolge  schwacher  Bestäubung  glashell;  Vorderflügel  mit 
einigen  dunklen  Binden,  schmal,  mit  11 — 12  Rippen;  Hinterflügel  breit, 
mit  kurzen  Fransen  und  Haftborsten.  Nebenaugen  vorhanden.  Leib  lang, 
mit  Afterbusch.  Meist  Tagtiere,  ähneln  Fliegen  oder  Hautflügiern. 
Raupen  sehr  spärlich  behaart,  weifslich,  mit  Kranzfüfsen ;  Biologie  wie 
die  der  Holzbohrer. 


')  V.  Schilling,  1.  c.  S.  471—472,  fig.  1—5;  Mac  Dougall  ,  Journ.  Board.  Agric. 
London  Vol.  12,  1905,  p.  115—116. 

2)  Henseval,  La  Cellule  T.  12,  1897,  p.  169—183. 

3)  Marlatt,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  54,  1905,  p.  71—75,  1  PL,  1  fig. 


Castniideu.     Sesiiden,  Glasflügler.  328 

Beinbecia  Hb. 

Fühler  ohne  Haarpinsel  am  Ende;  beim  Männchen  mit  Kamm- 
zähnen; Rüssel  sehr  kurz. 

B.  hylaeiformis  Lasp.  Himbeer-Glasflüg-ler^j.  Vorderflügel 
breit  braun  berandet,  mit  schwarzem  Mittelflecke.  Körper  blauschwarz 
mit  drei  bis  vier  gelben  Gürteln  auf  Hinterleib ;  Afterschopf  gelb,  breit 
abgestutzt;  20 — 27  mm  Spannweite;  Juni  bis  August,  nächtlich.  — 
Raupe  weifslich  grau  mit  einzelnen  grauen  Härchen;  Kopf  braungelb, 
Nacken-  und  Afterschild  gelb;  25—30  mm  lang;  Oktober  bis  Juni,  im 
Splinte  des  Wurzelstockes  von  Hirn-,  seltener  Brombeeren.  Puppe  im 
Marke  der  vorjährigen  Stengel,  die  hier  öfter  krebsartig  angeschwollen 
sind  und  leicht  abbrechen.  Puppen  absuchen.  Parasiten:  Meniscus 
piniplaior,  Bracon  regularis. 

B.  marg-inata  Harr.  Raspberry  root  borer,  erown  borer 2). 
Nordamerika.  Lebensweise  ebenso;  Eier  sollen  an  Blätter  abgelegt 
werden. 

Sesia  F.  3)  (Synanthedon  Hb.). 

Fühler  mit  Haarpinsel  am  Ende,  beim  Männchen  schwach  ein- 
geschnitten und  bewimpert.  Vorderflügel  mit  drei  Glaszellen.  Hinter- 
leib geringelt,  mit  starkem  Afterbusch.  Raupen  ohne  hornigen  Nacken- 
schild, beinfarben,  im  Inneren  von  Bäumen  oder  in  Wurzeln  von 
Kräutern,  überwintern  zweimal.  Puppe  in  Kokon  aus  Abnagsein  an 
der  Mündung  eines  Ganges. 

S.  myopaeformis  Borkh.  Apfelbaum -Glasflügrler*).  Vorder- 
flügel mit  dunkelbrauner,  schwach  geäderter  Saumbinde ;  Körper  blau- 
schwarz, an  den  Seiten  der  Brust  orange,  auf  dem  vierten  Hinterleibs- 
ringe mennigrot ;  beim  Männchen  Unterseite  der  Taster  und  der  vierten 
bis  sechsten  Hinterleibsringe  weifs;  17—22  mm  Spannweite;  Mai  bis 
August.  —  Raupe  gelb  mit  rötlichem  Scheine;  Kopf  und  ungeteilter 
Nackenschild  dunkelrotbraun,  Stigmen  schwarz;  einzelne  dunkle  Här- 
chen; 18  mm  lang,  Europa,  besonders  Mitteldeutschland  und  England. 
Apfel- ,  seltener  Birn- ,  Pflaumen-  und  Aprikosenbäume ,  Weifsdorn. 
Falter  von  Ende  Mai  bis  August.  Eier  in  Rindenritzen,  lieber  noch  an 
schlecht  verheilenden  Wundrändern,  absterbenden  Knospen  usw.  Raupen 
verschiedenen  Alters  von  Juli  bis  wieder  Juli  im  Splinte  (dann  mit 
durchscheinender  Rückenlinie)  oder  im  Holze  (Fig.  224)  (dann  ohne 
solche)  älterer  und  jüngerer  Bäume,  bzw.  stärkeren  oder  schwächeren 
Holzes.  Sie  erzeugen  hier  sich  konzentrisch  vergröfsernde  Krebs - 
wunden  (Fig.  225).  Oft  in  gröfserer  Zahl  in  einem  Baume.  —  Zur 
Verhinderung  der  Eiablage  ist  die  Rinde  zu  glätten,  Wunden  sind 
auszuschneiden  und  zu  teeren,  desgleichen  die  Raupensitze.  Ewert^)  fing 
im  Fangglas  mit  Zuckerlösung  zwei  Falter. 


1)  Müller,  G.,  Illustr.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  469—472,  1  Taf. 

2,  Lawrenck,  Ent.  News  Vol.  16,  1905,  p.  117—119. 

'')  RiTZEMA  Bus,  Tijdschr.  Plantenz.  Jaarg.  3,'  1897,  p.  49— .59,  2  figs. 

*)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg  f.  Obst-  und  Gartenbau  1898,  S.  IbO,  Fig.  5—9, 
1901,  S.  488-484,  491-492,  Fig.  17—21;  Reiciielt,  Pomol.  Monatshefte  1901,  Heft  9, 
10,  11;  Theobald,  Eep.  1904/05,  p  20—22;  Journ.  Board.  Agric.  London  Vol.  13, 
1907,  p.  707. 

S)  Proskäu.    Obstbauztg.  1889,  S.  180. 

21* 


324 


Macrolepidopteren,  Grofssclimetterlinge. 


St.  tipuliformis  Cl.  Johannisbeer  -  Glasflüg-ler  ^).  Körper, 
Afterbusch  und  Mittelbinde  der  Vorderflügel  blauschwarz ,  Saum- 
binde rötlich  gelb;  Hinterleib  beim  Männchen  mit  vier,  beim 
Weibchen   mit   drei   hellgelben   Ringen;   Mai   bis  Juli;    18  mm  Spann- 


Fig.  224.    Apfelbaum-Glasflügler. 
1    Frafsgänge;    2   Raupe;    3   Kokon 
(nach  V.  Schilling). 


Fig.  225.     Krebswiinde,  hervor- 
gerufen durch  Frafs  des  Apfelbaum- 
Glasflüglers  (nach  Reichelt),     a  Sitz 
der  Raupen. 


weite.  —  Raupe  weilslich;  Kopf,  geteiltes  Nackenschild  und  Brustfülse 
braun;  20  —  30  mm  lang;  Juli  bis  August.  —  Europa,  Nordamerika 
(eingeschleppt) ;  im  Marke  der  oberen  Teile  von  Johannis-  und  Stachel- 
beertrieben, auch  von  Haselnüssen.  Eiablage  dicht  an  Knospen,  durch 
die  die  Raupe  eindringt.  Welkende  und  absterbende  Triebe  zeigen 
die  Tätigkeit  der  Raupen  an;  sie  sind  unten  abzuschneiden  und  zu 
verbrennen.  Stäuben  der  Sträucher  mit  Rufs  und  Kalk  (1  :  1)  oder 
Quassiabrühe  soll  die  Falter  von  Eiablage  abhalten. 

S.  pyri  Harr.  Pear-tree  borer.  Nordamerika.  Unter  der  Rinde 
von  Birnbäumen.  Stämme  zum  Schutze  gegen  Eiablage  mit  Mischung 
von  Seife  und  Sodalösung  bestreichen. 

S.  rutilans  Hy.  Edw.  2).  Pazifische  Staaten  von  Nordamerika. 
Raupe  in  den  Wurzeln  von  Erd-,  Hirn-  und  Brombeeren;  ebenda  Puppen 
in  einem  aus  Wurzelteilchen  gefertigten  Kokon.  Bestes  Gegenmittel: 
Überschwemmen  der  Beete  baldmöglichst  nach  Ernte ;  wo  dies  nicht 
möglich,  befallene  Pflanzen  vernichten.  Netze,  zur  Flugzeit  über  die 
Beete  gespannt,  verhindern  die  Eiablage. 


J)  CoLLiNGE,  Rep.  1904  p.  27—28,  fig.  12. 

2)  Chittendex,    U.  S.  Deptm.  Agric,   Div.  Ent.,   Bull.  23   N.  S.    1900  p.  85—90, 
fig.  20. 


Sesiiden,  Glasflügler.  325 

Eine  gröl'sere  Anzahl  von  Sesien  befällt  forstlich  wichtige  Bäume, 
ohne  gerade  besonders  schädlich  zu  werden;  so  S.  lormieiropmis 
Esp.  Weide,  S.  spheeiförmis  Grng.  und  eulieiformis  L.\)  Erlen 
und  Birken,  in  Amerika  S.  aeerni  Clem.  Ahorn. 

S.  pietipes  G.  &  R.  The  lesser  peaeh  tree  borer  2).  Nord- 
amerika, Raupen  in  Steinobst,  Amelanchier  und  Castanea  dentata,  bes. 
in  Pfirsichen  schadend ,  aber  ausschliefslich  in  kranken  oder  alten 
Bäumen ;  zu  40 — 50  m  einem  Stamme,  vom  Wurzelhalse  bis  zur  Ver- 
zweigung stärkerer  Äste ,  namentlich  in  Rändern  von  Wunden  oder 
Rindenritzen,  Starker  Gummiflufs.  Im  Süden  zwei  Brüten,  im  Norden 
eine.     Zahlreiche  Parasiten  und  Feinde. 

Memythrus  polistiformis  Harr.  Grape-vine  root-borer^).  Nord- 
amerika ,  atlantische  Staaten ,  bes.  in  N.-Carolina  überaus  schädlich. 
Raupe  in  Rinde  und  Splint  der  Rebwurzeln,  in  unregelmäfsigen  Gängen. 
Besonders  an  Scuppernong-Rebe ,  einer  Varietät  von  Vitis  vulpina. 
Heifses  Wasser  an  die  entblöfsten  Wurzeln  giefsen. 

Podosesia  syringrae  Harr.  Lllae  borer:  ebenda.  Tötete  wieder- 
holt junge  Eschen   oder   zerfrafs    sie  so ,    dats  der  Wind  sie  umbrach. 

Sanniuoidea  Beuteuni. 

Afterbusch  beim  Mämichen  verschmälert :  Weibchen  an  den  Seiten 
mit  Haarbüscheln. 

S.  exitiosa  Say.  Peaeh  tree  borer*)  der  östlichen  Vereinigten 
Staaten.  Männchen  und  Weibchen  verschieden,  letzteres  gröfser. 
Falter  im  Süden  von  Ende  Mai,  im  Norden  von  Mitte  Juli  an  bis 
Ende  August.  Ursprünglich  an  wilden  Pflaumen  und  Kirschen;  jetzt 
an  allem  Steinobst ,  auch  an  Azaleen ;  besonders  schädlich  aber  an 
Pfirsichen.  Weibchen  legt  5—600  Eier  einzeln  in  Rindenritzen  an  die 
verschiedensten  Stellen  der  Bäume ,  meistens  aber  zwischen  15  und 
45  cm  über  die  Erde.  Die  blai's  weifslichgelben  Raupen  mit  braunen 
Schilden  bohren  sich  in  unregelmäfsig  gewundenen,  öfters  die  Bäume 
völlig  ringelnden,  mit  Gummi  gefüllten  Gängen  nach  unten  in  den 
Wurzelhals,  bis  20  cm  tief-,  seltener  bleiben  sie  in  oberirdischen 
Stammteilen.  Später  findet  bei  Pfirsichen  starker  Gummiflufs  aus  den 
Wunden  statt,  so  dafs  oft  die  ganze  Stammbasis  von  grofsen  Gummi- 
massen umgeben  ist.  Junge  Raupen  überwintern  ohne  weiteres  in 
ihren  Gängen,  ältere  fertigen  sich  eine  längliche  Höhle  an.  Ver- 
puppung im  Frühjahre,  in  oberflächlichem,  an  die  Wurzel  angeklebtem, 
nur  in  sehr  lockerer  Erde  in  tiefer  liegendem  Kokon.  Befallene  Bäume 
gilben :  die  Früchte  werden  notreif  und  fallen  ab ;  Borkenkäfer  siedeln 
sich  im  Holze  an. 

Vorbeugung  und  Bekämpfung  sind  überaus  schwierig,  insbesondere 
nach  lokalen  Boden-  und  Klimaverhältnissen  so  verschieden,  dafs  ein 
an  einem  Orte  vorzüglich  wirkendes  Mittel  an  anderem  versagt  oder 
den  Baum   mehr   schädigt   als   die  Raupe.     Man   sucht  die  Falter  von 


1)  Die  Angabe,  daß  diese  Art  auch  Obstbäume  befalle,  beruht,  wie  schon 
E.  Taschesbeug  feststellte,  auf  einem  Irrtum. 

2)  GiRAüLT,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Bur.  Ent.,  Bull.  68  Pt.  4,  p.  31-48  PL  6  fig.  10. 

3)  Brooks,  Agr.  Exp.  Stat.  West- Virginia  Bull.  110,  1907,  30  pp-,  5  pls. 

*)  Smith,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  128,  1898,  28  pp.,  7  figs.;  Slingeelaxd 
CoRNELL  Univ.  agr.  Exp. 'Stat.  Bull.  176,  1899,  p,  157-233,  figs.  42-47;  Bull.  192, 
1901,  p.  191—196,  figs.  51—55;  Marlatt,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Circ,  54,  1903, 


326  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

der  Eiablage  abzuhalten,  indem  man  die  Basis  der  Stämme  bis  in  die 
Erde  hinein  mit  festem  Verbände  (Papier,  Stroh,  Holz  usw.)  umgibt 
oder  mit  stark  riechenden  Stoffen  (Teer,  Kalk  und  Karbolsäure,  usw.) 
tränkt  bzw.  lose  mit  Tabakstengeln  umbindet  ^).  Am  besten  bewährt 
haben  sich  noch :  die  Erde  um  die  Basis  von  Juni  bis  September  etM^a 
50  cm  hoch  fest  anhäufeln,  oder  eine  Bestreichung  mit  einem  Brei 
aus  zwei  Quart  Seife,  V2  Pint  Karbolsäure,  zwei  Unzen  Pariser  Grün, 
mit  Wasser,  Kalk  und  Lehm  angerülirt.  Von  direkten  Bekämpfungs- 
mitteln ist  das  Ausschneiden  der  Eaupen  im  Winter  am  meisten  ver- 
breitet (Fig.  226). 

S.  opaleseens  Hy.  Edwards  ^l.  Vertritt  vorige  Art  in  den  West- 
staaten, ist  aber  bis  jetzt  nur  im  Sta  Clara-Tale  Californiens  schädlich 
aiifgetreten,  wo  sie  allerdings  das  schädlichste  Insekt  darstellt.  Lebens- 
weise und  Schaden  wie  bei  voriger,  nur  dafs  die  Raupen  im  Winter 
nicht     ruhen ,     sondern     weiterfressen.      Zur     Bekämpfung     hat     sich 


Fig.  226.     Messer  zum  Ausschneiden  der  Wunden  von  Glasflüglern 
(nach  Woodworth). 

Schwefelkohlenstoff,  dicht  um  den  Stamm  gebracht  und  mit  lockerer 
Erde  bedeckt,  am  besten  bewährt.  —  Nach  Woodworth  ist  der  Gummi- 
flufs  nicht  direkte  Folge  des  Fraises ,  sondern  erst  der  Dazwischen- 
kunft  anderer  Fäulnis  erregender  Organismen. 

Sannina  uroeeriformis  Wlk.^).  Nordamerika;  im  Holze  von 
Stamm  und  Wurzel  der  Dattelpflaume,  an  jüngeren  Bäumen  im  Marke. 
Puppe  über  der  Erde,  aufsen  am  Stamme,  in  einem  vom  Ausgangsloch 
im  Winkel  nach  oben  abstehenden  Kokon. 

Melittia  satyrlnilörmis  Hb.  (ceto  Westw.).  Squash  vine 
borer*).  Ganz  Amerika;  an  Cucurbitaceen,  vorzugsweise  an  Kürbissen; 
ursprüngliche  Nährpflanze  vielleicht  Echinocystis  lobata.  Eier  dunkel- 
rot, an  die  verschiedensten  Pflanzenteile,  besonders  aber  an  Stengel 
dicht  über  Erde  abgelegt.  Raupen  im  Lmern  der  Stengel,  jung  auch 
der  Blatt-  und  Blütenstiele ,  selbst  der  stärkeren  Blattnerven ,  bis  zu 
145  in  einer  Pflanze  gefunden.  Sie  wirft  gelben,  pulverigen  Kot  aus, 
der  auf  der  Erde  kleine  Häufchen  bildet.  Die  Stengel  welken,  faulen; 
die  Früchte  werden  nicht  reif.  Im  Süden  zwei  Brüten ,  im  Norden 
eine.  Puppe  überwintert  in  Erde,  in  braunem  Kokon.  —  Gegenmafs- 
regeln:  Fruchtwechsel;  frühe  Sommersorten  als  Fangpflanzen  allein 
oder  zwischen  die  späten  setzen  und  rechtzeitig  entfernen  und  ver- 
nichten; desgleichen  alle  kranke  Pflanzen  sofort  nach  der  Ernte.  Im 
Herbste  die  Erde  leicht  eggen,  damit  die  Puppen  an  die  Oberfläche 
kommen    und    zugrunde    gehen.     Im  Frühjahre    die   Erde   mindestens 


1)  Weldon,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1    1908,  p.  148. 

2)  Woodworth,  Unif.  Calif.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  148,  1902,  15  pp.,  8  figs. 

3)  Herrick,  Canad.  Ent.  Vol.  39,  1907,  p.  265—266,  1  PL 

*)  Smith,  J.  B.  Reports  of  the  New  Jersey  Entomologist  1890—92 ;  (^hfitendkn, 
U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Circ.  38,  2  <i  Rev.,  1908. 


Pyromorphiden.     Psych iden,  Sackträger.  327 

sechs  Zoll  tief  umgraben ,  um  Falter  am  Ausschlüpfen  zu  verhindern. 
Raupen  durch  Längsschnitte  ausschneiden.  Längere  Stengel  hier  und 
da  mit  Erde  bedecken,  damit  sie  hier  Wurzel  schlagen  und  unabhängig 
von  der  vielleicht  befallenen  Hauptwurzel  werden.     Kräftig  düngen. 

Phragmataecia  Newm. 

Eine  unbestimmte  Art  wird  in  Deutsch- Ostafrika  recht  schädlich 
an  Rizinus.  Gegen  Mitte  März  beginnt  die  Raupe  unter  der  Rinde  zu 
bohi-en  und  macht  oft  Quergänge  um  den  ganzen  Stamm  herum ;  später 
geht  sie  in  der  Markhöhle  nach  oben.  Erwachsen  ist  sie  55—60  mm 
lang ,  gelblichweifs ,  auf  dem  Rücken  zart  rötlich  überhaucht.  Die 
Stauden  kränkeln,  gilben  und  welken ;  Saftflufs  und  Bohrmehl  verraten 
die  Tätigkeit  der  Raupen,  die  bis  zu  30  in  einem  Stamme  sitzen. 
Puppe  in  Markhöhle;  Bohrloch  50 — 150  cm  über  der  Erde.  Vorwiegend 
in  älteren ,  aber  auch  in  ganz  jungen  Stauden ,  die  bei  Befall  auszu- 
reifsen  und  zu  verbrennen  sind. 

Trochilium  Scop. 

Nur  Vorderrand  und  Adern  der  Vorderflügel  beschuppt.  Fühler 
kurz,  dick,  beim  Männchen  mit  Haarbusch.  Statt  Zunge  zwei  weiche 
Zäpfchen.  Körper  schwarz ,  Hinterleib  gelb  geringelt.  Raupe  walzig, 
hell,  mit  dunklem  Kopfe ;  im  Holze,  überwintert  zweimal. 

Tr.  apiforme  Cl.  Hornissenseh wärmer.  Hörnet  clear  wing^). 
Flügelschuppen  rostbraun ;  Körper  braun  und  gelb ;  Juni ,  Juli.  Eier 
einzeln  an  Pappeln,  Eschen,  besonders  am  unteren  Stammteile.  Raupe 
im  ersten  Sommer  platzend  unter  der  Rinde,  im  zweiten  im  Holze 
des  Stammes  und  der  Wurzel,  wo  sie  nochmals  überwintert,  um 
sich  erst  im  dritten  Frühjahre  zu  verpuppen ;  erwachsen  3 — 4  cm 
lang  •,  weifslichgelb ,  fein  braun  gesprenkelt ,  dunkle  Rückenlinie.  Kot 
grob,  sägespähneartig.  —  Häufig  in  Begleitung  von  Saperda  carcharias. 
Untere  Stammteile  sind  durch  Anstrich  von  Lehm,  Petroleum  und 
weicher  Seife  zu  schützen. 

Pyromorpliiden. 

Harrisiua  amerieana  Gr.  M.^).  Nordamerika;  Raupe  an  Vitis- 
und  Ampelopsis-Arten,  gelb,  schwarzfleckig,  etwas  behaart.  In  der 
Jugend  skelettieren  sie  das  Blatt,  indem  sie  in  Reihen  neben- 
einander rückwärts  fressen;  später  zerstreuen  sie  sich  und  verzehren 
das  ganze  Blatt  bis  auf  die  stärkeren  Rippen.  Zwei  Brüten.  Puppe 
in  weifsem,  flachem  Kokon.  Feinde:  Perüaiiipus  jihäygaster  Ssiy,  Glypta- 
panteles  sp.,  Limneria  sp.  (Ichneumonide).  —  Die  Eierhäufchen  und  die 
jungen  Raupen  sind  abzulesen. 

Psycliideii,  Sackträger. 

Kleinere  Formen.  Männchen  mit  mäfsig  beschuppten  Flügeln, 
doppelt  gekämmten  Fühlern,  ohne  Palpen  und  Zunge;  Brust  und  Beine 
meist    stark    behaart;    fast   stets    düster   einfarbig.   —   Weibchen   ohne 


1)  CoLLiNGE,  Eeport  1906  p.  22-23. 

2)  Jones,  U.  S.  Dptm.  Agr.,  Bur.  Ent.,  Bull. 


Pt.  8,  1909. 


328  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Flügel,  gewölmlicli  auch  ohne  Fühler,  Augen,  Mundteile  und  Beine, 
dann  zeitlebens  im  Eaupensacke  bleibend.  —  Raupen  in  einem  Sacke, 
in  den  in  charakteristischer  Weise  Fremdkörper  versponnen  sind.  Zur 
Verpuppung  wird  der  Sack  mit  der  Mündung  festgesponnen;  dann 
dreht  sich  die  Raupe  darin  um.  Das  Weibchen  wird  im  Sacke  be- 
fruchtet und  legt  seine  Eier  in  denselben ;  die  jungen  Räupchen  sollen 
die  tote  Mutter  fressen.  Sehr  häufig  kommt  Parthenogenese  vor,  wobei 
immer  nur  Weibchen  entstehen. 

Die  Sackträger  sind  namentlich  in  den  wärmeren  Gegenden  der 
Erde  sehr  häutig  und  dann  oft  überaus  schädlich.  Ihre  Raupen  fressen 
nicht  nur  Blätter,  Rinde  usw.,  sondern  sie  brauchen  erstere,  Stengel- 
teile und  ÄhnHches  für  ihren  Sack.  —  Während  Raubfeinde  sehr 
selten  zu  sein  scheinen ,  sind  Hymenopteren-  und  Dipteren-Parasiten 
sehr  häufig.  —  Die  Bekämpfung  erfolgt  durch  Ablesen,  Spritzen  mit 
Arsenmitteln ;  stark  befallene  Büsche  und  Bäume  sind  am  besten  zu 
verbrennen,  da  namentlich  die  jüngeren  Stadien  ungemein  schwer  zu 
sehen  sind. 

Fumea  Steph. 

Männchen:  Hinterschienen  mit  zwei  Paaren  Sporen.  Weibchen 
mit  deutlich  gegliederten  Fühlern  und  Beinen  und  einer  Legeröhre, 
verlälst  den  Sack  zur  Begattung  und  legt  seine  Eier  in  die  leere 
Puppenhülle. 

F.  easta  Pall.  (nitidella  auct.).  Raupe  rötlichbraun,  Kopf  dunkel- 
braun, Brust  mit  glänzend  braunen  Flecken;  Sack  aus  längsgestellten 
Stücken  von  Zweigen  und  Gras ;  an  Gräsern  und  Laubholz :  in  Eng- 
land an  Efskastanie  schädlich  M. 

Psyche  Schrk. 

Männchen :  Hinterschienen  nur  mit  Endsporen.  Raupe  auf  Brust 
und  den  drei  Endringen  hornig  beschildert. 

P.  vieiella  Schiff.^).     Männchen  graugelb.    Raupe  dunkel  oliven- 
grün, schwarz  gestreift  und  gefleckt ;  Kopf  und  Brust  silbergrau,  schwarz 
gefleckt;    Schilder    der    letzten   Ringe    schwarz. 

— — 1       Sack  13 — 18  mm  lang,  aus  feinen,  quergestellten 

^^JtMlätdSä^oi.  Stengelteilchen  (Fig.  227).    Von  Juli  bis  Mai  an 

WliffFWr  Wicken,  Wolfsmilch,  Erdbeeren. 

^"^"*W  P.  albipes  Moore ^).    Auf  Ceylon  einer  der 

' schlimmsten  Teefeinde,  an  Blättern  und  Rinde. 

Gehäuse    kegelförmig,    graulich,     mit    wenigen 
Fig.  227.  Rinden-  und  Blattresten. 

Sack  von  Psyche  vieiella.  p.    assamica    Watt*)    (vielleicht    dieselbe 

Art).  Indien,  an  Tee.  Gehäuse  ebenso;  Mün- 
dung durch  Querwand  verschlossen,  die  nur  in  der  Mitte  ein  Loch 
zum  Durchtritt  der  Raupe  läfst.  Zur  Verpuppung  wird  diese  Querwand 
nach  der  andern  Seite  kegelförmig  ausgezogen  und  an  der  Spitze  das 
Gehäuse  aufgehängt.  Die  Raupe  frifst  unregelmäfsig  begrenzte  Fenster 
in  die  Unterseite  der  Blätter. 


1)  Theobald,  The  animal  pests  of  Forest  trees,  p.  30. 

2)  Sajö,  Zeitschr.  f.  Pflanzeukrankh.  Bd.  5,  1895,  S.  280. 

3)  Green,   Trop.  Agric.  Vol.  20,  1900'01,   p.  371,  445;   Watt  a.  Mann,   Pests  a 
blights  of  the  Tea  Plant,  2*  ed.,  Calcutta,  1903  p.  199-200. 

^)  Watt  a.  Mann,  1.  c.  p.  197-199,  fig.  15. 


Psychiden,  Sackträger.  329 

Psyche  helix  Sieb.  ^).  Diese  Form ,  das  parthenogenetisclie 
Weibclien  von  Apterona  erenulella  Brd.,  bei  der  Raupe  und  Weibchen 
in  schneckenartig  gewundenem,  aus  zusammengesponnenen  Fremd- 
körpern bestehendem  Sacke  leben,  wurde  1895  1896  in  der  Umgebung 
des  Sees  Issyk-Kul  in  Zentralasien  mehrfach  schädlich  an  Ge- 
treide ,  das  zum  ersten  Male  auf  einem  seither  unbebauten ,  stark  mit 
Unkräutern  bewachsenen  Grebiete  gebaut  wurde.  Die  Raupen  bohrten 
sich ,  wie  die  Coleophoren ,  von  ihrem  Sacke  aus  in  das  Innere  der 
Blätter  und  frafsen  dies  in  langen  Streifen  aus.  Besonders  von  Flachs 
wm'den  einige  Streifen  fast  völlig  vernichtet.  —  In  andern  Gegenden 
Rufslands  schaden  die  Raupen  öfters  durch  Frafs  an  den  Blättern 
von  Obstbäumen. 

Pacliytelia  unicolor  Hufn.  ^).  Raupe  braungrau  mit  drei  gelblichen 
Längslinien  und  braunem  Afterschild.  Sack  4  cm  lang,  mit  hinten  ab- 
stehenden, schuppenartig  der  Länge  nach  befestigten  Pflanzenstengeln 
und  Blattstücken  belegt;  an  Gräsern.  Im  Jahre  1907  an  der  Mosel  in 
gröfseren  Mengen  in  einem  Weinberge,  Gescheine  und  Blätter  zer- 
störend. 

Acauthopsyche  Heyl. 

Mehrere  Arten  in  Indien  an  Tee  schädlich.  Insbesondere  A.  reidi 
Watt,  lh.e  Limpet  eaterpillar^).  Gehäuse  dornenähnlich ,  glatt,  auf 
Blattoberseite.  Die  Raupen  fressen  einen  Zoll  grofse,  runde  Fenster, 
in  deren  Mitte  sie  einen  kleinen  Fleck  Oberhaut  stehen  lassen.  Sie 
zerstören  Blätter,  Knospen  und  Rinde. 

A.  snelleni  Heyl. ^).  Gehäuse  fast  zylindrisch,  einen  Zoll  lang, 
rauh,  mit  Blattresten,  auf  Blattunterseite;  wird  zur  Verpuppung  an 
einem  Faden  aufgehängt. 

Amatissa  eonsorta  Tempi. •'^).  Indien,  Ceylon,  sehr  schädlich  an 
Tee,  zerstören  oft  das  ganze  Laub.  Gehäuse  aus  mit  ihrer  Basis  ver- 
sponnenen Blättern. 

Clania  Wlk. 

Cl.  variegrata  Snell.  "^j.  Indien,  Ceylon,  Java,  an  Tee,  Cinchona 
und  Kaffee.     Gehäuse  in  zwei  zusammengesponnenen  Blättern. 

Cl.  CFamepi  Westw.  ^).  Desgl.,  entrindet  oft  die  ganzen  Büsche. 
Gehäuse  aus  parallelen ,  längs  geordneten  Stengeln.  Nach  Stebbing 
auch  an  Pinus  longifolia ,  verzehrt  die  Nadeln ,  verursacht  oft  Kahl- 
frafs. 

Cl.  holmesi  Watt^).  Indien,  Tee.  Gehäuse  aus  in  vier  Spiralen 
angeordneten  kleinen  Stengelstückchen. 


1)  IxGENiTZKv,  J.,  Zool.  Aiiz.  Bcl.  20,  1897,  p.  473—477,  1  Fig. 

2)  Lüstner,  Ber.  Kgl.  Lehranst.  Geisenheim  a.  Rh.  f.  1907,  S.  281—282. 

3)  Watt  a.  Mann,  1.  c.  p.  193—195,  fig.  14. 
*)  Ibid.  p.  195—196,  PL  8  fig.  2. 

5)  Ibid.  p.  192—193,  PI.  8  fig.  1. 

")  Green,  1.  c. ;  Koningsberger  en  Zimmermann,  Meded.  's  Lands  Plantentum  44, 
1901,  p.  68,  PI.  3  fig.  22;  Watt  a.  Mann,  1.  c.  p.  190—191,  PL  7  fig.  2;  Konings- 
berger, Med.  Dept.  Landbouw,  Batavia,  No.  6,  1908,  p.  51. 

"')  Koningsberger,  Meded.'s  Lands  Plantentuin  22,  1898,  p.  26;  Watt  a.  Mann, 
1.  c,  p.  188—189,  PL  7  fig.  4;  Stebbing,  Deptm.  not.  Insects  that  affect  forestrj^ 
No.  1,  2d  ed,  Calcutta  1903,  p.  56-57,  PL  2  fig.  2. 

8)  Watt  a.  Mann,  L  c,  p.  189-190,  fig.  13. 


330  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Cl.  igrnobilis  Walk.  ^).  Australien,  im  Busche.  An  Kirschbäumen 
manchmal  beträchtlich  schadend  dadurch ,  dafs  die  Raupen  für  ihre 
Gehäuse  am  liebsten  die  Stiele  halbreifer  Kirschen  nehmen. 

Oiceticus  platensis  Berg.  Bieho  de  Cesto-).  Argentinien,  auf 
verschiedenen  Bäumen  und  Sträuchern ,  bisweilen  in  grolser  Zahl  und 
dann  sehr  schädlich. 

Oic.  elongatus  Saund.  ^).  Australien,  an  Obstbäumen,  Nadel- 
hölzern usw.,  frifst  Laub  und  Rinde .  ringelt  jüngere  Zweige,  Frucht- 
stiele usw. 

Platoeceticiis  g-loveri  Pack.'*).     Florida,  an  Orangen. 

Hyalarcta  hübneri  Westw. ^).  Australien,  an  Eucalyptus,  Lepto- 
spermum  usw.,  in  Obstgärten  an  Apfelbäumen  und  Reben ,  auch  an 
Nadelhölzern.     In  Züchtereien  an  Chrysanthemum  schädlich. 

Thyridopteryx  Steph. 

Th.  ephemeraerormis  Haw. ").  Atlantische  Staaten  von  Nord- 
amerika, an  den  verschiedensten  Bäumen  (Obst-,  Schatten-  usw.),  be- 
sonders Hecken  von  Thujen  oft  vernichtend.  Raupen  unternehmen 
bei  der  Suche  nach  einem  geeigneten  Verpuppungsplatze  grofse  Wande- 
rungen (Ausbreitung!)  und  befestigen  dann  das  Gehäuse  durch  ein 
ringförmiges  Band  an  Zweige.  Nadelhölzer  vermögen  öfters  das  Band 
nicht  zu  sprengen ;  die  Zweige  schwellen  dann  distal  davon  au,  treiben 
Nebenknospen,  werden  besenartig  und  sterben  ab.  Gehäuse  aus  Blatt- 
teilchen gebildet.  —  Die  Raupe  eines  Zünslers ,  Dicymolomia  julianis 
Walk.,  lebt  in  den  weiblichen  Gehäusen  und  verzehrt  die  Eier^). 

Unbestimmte  Sackträgerraupen  schaden  in  Deutsch -Ostafrika  an 
Tee^)  und  Terminalia  catappa^)  (Schattenbaum). 

Cochlidideii  (Eucleiden,  Coeliliopodeii,  Limacodiden). 

Kleine  braungelbe  Falter  mit  fadenförmigen ,  langen  Fühlern  und 
drei  Vorderrandsadern  an  den  Vorderfiügeln ;  Zunge  fehlt.  Raupen 
asselähnlich,  kurz,  breit,  schildförmig,  oben  stark  gewölbt,  unten  ab- 
geflacht. Brustfüfse  kurz,  Bauchfüfse  zu  klebrigen  Querwülsten  um- 
gewandelt; Kopf  zurückziehbar;  oft  mit  Brennhaaren,  die  auf  der 
menschlichen  Haut  Entzündungen  verursachen.  Puppen  in  tönnchen- 
förmigen,  pergamentartigen  Gespinsten. 

Hauptsächlich  in  den  Tropen  entwickelt.  Raupen  auf  Laubhölzern 
und  durch  grofse  Zahl  öfters  schädlich.  Die  wenigen  mitteleuropäischen 
Arten  ohne  Beiana'. 


1)  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  10,  p.  1088-1089,  fig.  1. 

-)  Bab,  Nat.  Wochensclir.  Bd.  17.  8.  364—365:  Schruttky,  Anal.  Mus.  Nacion. 
Buenos-Aires  T.  8,  1902,  p.  45—48;  Brkthes,  ibid.  T.  11,  1905,  p.  17-24 

3)  French,  Handbook  of  destruct.  Insects  Australia,  Vol.  2,  1893,  p.  77-82. 
PI.  25;  Froggatt,  1.  c,  p.  1087—1088,  fig.  4. 

*)  HuBBARD,  Orange  Insects,  Washington  1885. 

5)  Froggatt,  1.  c,  p.   1089-1090. 

6)  Smith,  Reports  Ent.  N.  Jersey  agr.  Exp  Stat.  1894—1899,  1907;  Schrenk, 
Ann.  Rep.  Missouri  bot.  Gard.  Vol.  17,  1906.  p.  153—181,  Pls.  10—16;  Howard  a. 
Chittkndex,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Bur.  Ent.,  Giro.  97,  1908. 

'')  Gahan,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  236—237. 

^)  Zimmermann,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtscb.  Deutsch-Ostafrika,  Bd.  2  S.  27. 

9)  VossELER,  ibid.  S.  429. 


Coclilididen.     Zygaenideu,  Widderchen.  ggj 

In  Nordamerika^)  Sibine  (Empretia)  estimalis  Cl.  polyphag,  be- 
sonders auf  Birnen  und  Rosen  manchmal  schädlich. 

Li  Indien^),  Java^)  und  Ceylon  kommen  viele  Arten  oft  in  grofsor 
Menge  auf  Tee,  Kaffee,  Kakao,  Erythrina  und  anderen  Kultm-pflanzen 
vor.  Sie  schaden  nicht  nur  durch  ihren  Frais  an  den  Blättern,  der 
nicht  selten  bis  zum  Kahlfrafse  führen  kann,  sondern  fast  noch  mehr 
dadurch,  dafs  mehrere  Arten  zur  Verpuppung  in  die  Erde  gehen  und 
diese  dabei  dermafsen  mit  ihren  Breniihaaren  spicken ,  dafs  die  bar- 
füfsigen  Kulis  nicht  in  den  Pflanzungen  arbeiten  können.  Hierher  ge- 
hören: Belippe  lohor  Moore,  lalena  Moore,  albigruttata  L.  (schäd- 
lichste Art  an  Tee  auf  Java) ,  Orthocraspeda  trima  Moore,  Parasa 
lepida  Cr.  (schädlichste  Art  an  Kaffee  auf  Java),  Miresa  nitens  Wlk. 
(auch  an  Pisang,  Tabak  usw.),  Thosea  cervina  Moore  (Kokon  gleicht 
durchaus  einem  Teesamen  und  ruht  flach  in  der  Erde)  und  reeia 
Hamps. 

Von  Australien  führt  Froggatt^)  an:  Limacodes  longerans  (Euca- 
lyptus) Doratifera  vulnerans  (Aprikosen)  und  D.  quadrig-ultata 
( Gummib  aum) . 

Unbestimmte  Arten  fressen  in  Deutsch- Ostafrika ^)  und  Kamerun'') 
an  Kaffee-  und  Kakaoblättern. 

Feinde  und  Parasiten '')  scheinen  nicht  sehr  zahlreich  zu  sein. 

Bekämpfung  erfolgt  durch  Ab-  bzw.  Auflesen  der  Raupen  und 
Kokons,  Spritzen  mit  Arsenmitteln,  Beschneiden  der  Bäume  und  Ent- 
fernen alles  Bodengenistes. 

Zygaeiiideu,  Widder clien. 

Klein  bis  mittelgrofs.  Fühler  spindelförmig.  Vorderflügel  mit 
zwei,  Hinterflügel  mit  drei  Innenrand srippen ;  letztere  mit  Haftborsten. 
Raupen  dick,  walzig,  fein  behaart,  mit  kleinem  runden  Kopfe  und 
16  Beinen ;  gewöhnlich  auf  Schmetterlingsblüten :  von  Sommer  bis 
Frühling.  Puppe  in  der  Regel  an  Pflanzen,  in  festem,  artlich  charakte- 
ristischem Gespinste. 

IiiO  Leach. 

Vorderflügel  einfarbig.  Fühler  am  Ende  stark  keulenförmig  ver- 
dickt. 

I.  (Procris)  ampelophaga  Bayle^).  Flügel  braungrau,  vordere 
lebhaft   glänzend ;    Leib   mit   grünlichem   Schimmer.     Raupe    aschgrau 

1)  Sotth,  Eep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1895,  p.  475—478,  figs.  67—69;  Econo- 
mic Entomo.logv,  Philadelphia  1896,  p.  271—273,  fig.  296;  Dyar,  H.  G.,  Jonrn.  N. 
York  ent.  Soc.  Vol.  3—7,  1895-1899. 

2)  Watt  a.  Mann,  1.  c,  p.  202—211,  PL  10,  figs.  16—18. 

'')  KoNiNGSHERGER,  Mcdsd.  's  Laiids  Plantentuin  20.  22,  46,  64;  Meded.  Deptni. 
Landbouw  Batavia  6;  1898     1908. 

*}  Australian  Insects,  Melbourne  1908,  p.  246—248.  fig.  115. 

^)  Zimmermann,  1.  c,  Bd.  1  S.  359,  Taf  4,  fig.  20. 

6)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  7,  1903,  S.  351. 

^)  KüNCKEL  d'HERcuLAis,  J.,  C  r.  Acad.  Sc  Paris,  T.  138,  1904,  p.  1623-1625, 
Bull.  sc.  France  Belg    T.  39,  1905,  p.  141—151,  2  Pls.,  3  figs. 

8)  Koppen,  Schädliche  Insekten  Eufslands,  St.  Petersburg  1880,  S.  822—327; 
Gennadiüs,  Rep.  Agr.  Cvprus  III.  Ausz.:  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  8  S.  281; 
GiARD,  Rev.  vitic.  Ann.  XI  T.  21,  1904,  p.  591—592. 


332  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

mit  schwarzem  Kopfe  und  vier  Reihen  bräunlicher  Wärzchen,  die 
graue  Sternhaare  tragen;  15  mm  lang;  Südeuropa,  von  Italien  bis 
Kaukasus  und  Palästina;  oft  recht  schädlich  am  Weinstocke.  Zwei 
Brüten;  da  das  Weibchen  etwa  300  Eier  legt,  ist  die  Vermehrung  eine 
ungeheuere.  Die  Raupe  der  ersten  Brut  frifst  die  jungen  Triebe  aus, 
die  der  zweiten  an  Blättern. 

Nach  KöPPEX  allerdings  in  der  Krim  nur  eine  Brut;  die  im  Juli 
auskriechenden  Räupchen  fressen  zunächst  unmerkbar  an  jungen 
Blättern.  Zur  Überwinterung  kriechen  sie  in  das  Mark  abgeschnittener 
Stengel.  Im  Frühjahre  fressen  sie  zuerst  Knospen  aus,  später  an  den 
Blättern, 

Bekämpfung :  Raupen  im  Frühjahre  ablesen  ;  spritzen  mit  Petroleum- 
emulsion; Abfangen  der  Falter  der  zweiten  Brut;  um  die  abgeschnittenen 
Triebe  im  Frühjahre  einen  Ring  von  Asphalt  und  Baumöl  oder  Fisch- 
tran (1  :  1)  legen  (nach  Koppen), 

Zygaena  F, 

Vorderflügel  metallisch  blau  oder  grün ,  mit  farbigen  Flecken ; 
Hinterflügel  gewöhnlich  rot.  Raupen  mit  Längsreihen  schwarzer 
Flecken  und  Stigmen, 

Mehrere  Arten  werden  an  kultivierten  Leguminosen  gefunden, 
ohne   aber   zahlreich  genug  zu  sein,   um  ernstlich  schaden  zu  können. 

Auf  Java^)  verursacht  die  Raupe  von  Cyclosia  papilionapis 
Dry  hier  und  da  Kahlfrafs  an  Pierardia  racemosa,  die  von  Brachartona 
eatoxantha  Hamps,  ^)  wird  stellenweise  an  Kokos  sehr  schädlich  durch 
Skelettieren  der  Blätter. 

Heterusia  eing-ala  Moore,  Red  slug,  ^J,  Auf  Ceylon  und  in 
Indien  an  Tee  sehr  schädlich.  Oft  Kahlfrafs ,  so  dafs  die  Büsche  wie 
verbrannt  aussehen.     Parasit:  Exorista  hetenisiae  Coq.  (Tachinide). 

Hypsiden. 

Argina  eribraria  Clerck.  und  syringa  Cr.'^).  Indien,  an  Crota- 
laria  juncea. 

Arctiideii,  ßärenspinner. 

Gröfsere ,  kräftig  gebaute ,  bunte  Falter.  Vorderflügel  länglich 
•dreieckig,  Hinterflügel  breit,  gerundet,  mit  Haftborsten.  Flügel  in 
Ruhe  dachförmig.  Fliegen  nach  Licht.  —  Raupen  mit  dichten,  langen, 
starken  Haaren  auf  je  zehn  Höckern  auf  jedem  Ringe.  Haare  stern- 
förmig bis  lang  büschelig  oder  zottig,  oft  mehrfarbig.  Meist  an  niederen 
Pflanzen ,  laufen  behende ;  bei  Störung  rollen  sie  sich  ein ,  wobei  die 
oft  bunt  gefärbten  Ringeinschnitte  hervortreten.  Überwintern.  Puppen 
im  Frühlinge,  meist  über  der  Erde  in  lockerem,  dicht  mit  Haaren  ver- 
webtem Gespinste,  selten  in  Erde  ohne  Gespinst. 

Die  Raupen^)  finden  sich  in  der  Regel  nur  einzeln  und  spärlich; 
trotz  ihrer  oft  bedeutenden  Gröfse,  die  allerdings  durch  die  Behaarung 


1)  KoNiiNGSHERGER,  Meded.  '8  Lands  Plantentuin  XXII,  1898,  p.  26. 

2)  id.,  Bnll.  Dept.  Agric.  lud.  iieerland.  20.  19ii8,  p.  2. 

3)  Watt  a.  Mann,  1.  c  ,  p.  185—187,  PL  6,  fig    3. 

*)  Maxwki.i.-Lefroy,  Mein.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  158—159. 
^)  EouAKT,  Feuill.  jeun.  Nat.  T.  7,  1877,  p.  128—131. 


Hypsiden.     Arctiiden,  Bärenspinner.  333, 

noch  viel  bedeutender  erscheint,  als  sie  in  Wirklichkeit  ist,  sind  sie 
kaum  je  ernstlich  schädlich,  um  so  weniger,  als  sie  gewöhnlich  wahllos 
fressen,  nicht  einzelne  Pflanzen  bevorzugen.  Ferner  sind  sie  auf  be- 
bautem Boden  noch  weniger  häufig  als  auf  unbebautem,  da  ihnen  die 
Bodenbearbeitung  verderblich  wird. 

Raupen  der  Gattungen  Callimorpha  Latr.  (Raupen  mit  Sternhaaren) 
und  Arctia  L.  (Raupen  mit  Büschelhaaren)  werden  gelegentlich  in 
Mitteleuropa  schädlich,  erstere  an  Beerenobst,  letztere  an  verschiedenen 
Gartenpflanzen,  so  189()  in  Südfrankreich  an  Reben,  von  denen  sie 
einen  beträchtlichen  Teil  der  Fechsung  vernichteten  \). 

Ociiogyna  baetieum  Ramb.  ^).  Westliche  Mittelmeerländer,  poly- 
phag  an  Gräsern,  Hülsenfrüchten  usw.,  besonders  an  Erbsen,  an  denen 
sie  in  Italien  oft  grofse  Verwüstungen  anrichten.  Die  Raupen  bleiben 
bis  zur  dritten  Häutung  in  gemeinschaftlichen  Gespinstnestern  zu- 
sammen. Man  spritzt  diese,  wenn  sie  morgens  durch  den  Tau  sichtbar 
gemacht  werden,  mit  einer  Mischung  von  Schwefelkohlenstoff  und 
Holzteer  (2  %  ig)  oder  mit  Rubina  (7'Voig).  Entomophtora-Epidemien 
vernichten  oft  die  Raupen. 

Diacrisia  virgriniea  F.^),  the  Yellow  bear,  ist  in  Nordamerika 
nicht  selten  in  Treibhäusern  und  im  Freien;  D.  obliqua  L.*)  schadet 
in  Indien,  Japan,  China  nicht  selten  an  Sonnenblumen,  Baumwolle, 
Hülsenfrüchten  usw.,  zumal  sie  in  sechs  Brüten  im  Jahre  auftritt. 

Die  bunte  Raupe  von  Rhyparia  purpurata  L.  (schwarz  mit  weifs- 
lichem  Rücken-  und  zwei  rotgelben  Seitenstreifen,  weifslichen,  gelblich 
behaarten  Warzen  und  grauem  Bauche  mit  weiislichen  Querbinden) 
findet  sich  in  Europa  Otters  an  Wald-  und  Obstbäumen  bzw.  -büschen. 
hl  einem  Seitentale  des  Rheins  gelegentlich  ernstlich  schädlich  an 
Reben  ■^). 

Hyphautria  eunea  Drury*^)  (nach  Felt^)  wohl  meistens  H.  textor 
Harr.).  Fall  webworm ,  Nordamerika.  Raupe  verfertigt  im  Spät- 
sommer an  Obst-  und  Waldbäumen  sich  immer  vergröfsernde  Ge- 
spinste, in  die  alle  zur  Nahrung  dienende  Blätter  mit  einbezogen 
werden.  Auch  an  niederen  Pflanzen  (Bohnen,  Tomaten,  Klee).  Zwei 
Brüten.  Puppe  in  zartem  Gespinste  an  Baumstämmen  oder  an  der 
Erde  in  abgefallenem  Laube  usw.  —  Feinde:  Kuckuck,  Podisus  spino- 
sus  Dalla  (Pentatomide) ;  zahheiche  Parasiten. 

Estigmene  aeraea  Dru.  **).  Nordamerika :  ursprünglich  an  wilden 
Pflanzen  in  den  Salzmarschen,  ging  die  Raupe  in  Texas  in  zwei  auf- 
einander folgenden  Jahren  an  Baumwolle  über  und  frafs  ganze  Felder 
kahl.     Bis  zu  vier  Brüten  im  Jahre. 


1)  s.  Sajö,  lUustr.  Wochensclir.  Eut.  Bd.  1,  1896,  S.  202—203. 

2)  SiLVESTRi,  E.  Scuol.  sup.  AgHc.  Portici,  Bull.  10,  1905,  12  pp.,  7  figg. 

3)  Chittenden,   ü.  S.  Deptm.  Igric,   Div.  Ent.,   Bull.  27,  N.  S.,  1901,  p.  81—82. 
*)  Maxwell-Lefiioy,  Agr.  .Journ.  India  Vol.  I,    1906,    p.  187—191,    1  PL;   Mem. 

Deptm.  Agric.  India  Vol.  I,  1907,  p.  160—164,  fig.  43—48. 

^)  LosTNER,    Ber.    Kgl.    Lehran.st.    Obst-   Gartenbau    Geisenheim    a.  Eh.    1907, 

<^    .700 283 

'"  "  6)  EiLEY,  Eep.  Ent.  1886  p.  518—539,  2  Pls.;  U.  S.  Deptm.  Agric,  Div.  Ent., 
Bull.  10,  1887,  p.  33-53,  figs. ;  Sjuth,  Eep.  Entom.  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1895, 
p.  458-461,  figs.  61—63. 

^)  New  York  St.  Mus.,  Mem.  8,  Vol.  I,  1905,  p.  142—146,  PL  10,  figs.  1—6. 

8)  HixDs,  U.  S.  Deptm.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  80—84,  fig.  19. 


334  Maerolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Spilosoma  Stph. 

Ranpen  büsclielweise  mäfsig  behaart.     Pnppe  überwintert. 

Sp.  luligrinosa  L,  Ranpe  hellgran,  an  Wicken,  Kohl,  Rübsen, 
Rubns,  Ribes  nsw, 

Sp.  mendiea  L,  Ranpe  grünlich  mit  rostfarbenen  Warzen,  Haar- 
büscheln, Kopf  und  Brustfüfsen.     An  Salat,  Efeu  usw. 

Sp.  lubricipeda  L.  \).  Raupe  gelblich.  An  Rüben,  Mangold, 
Salat  usw.,  Holunder;  gingen  von  letzterem  in  Rheinhessen  an  Ampelopsis 
über,  deren  Mark  z.  T.  von  Hagelschlag  blofsgelegt  war.  Sie  ver- 
gröfserten  die  Wunden,  so  dafs  die  Triebe  abbrachen.  Auch  an  Reben 
schädlich  geworden  durch  Verzehren  der  Knospen. 

Auch  in  Indien  -) ,  auf  Java  und  Ceylon  können  mehrere ,  für  ge- 
wöhnlich zwar  überall  vorhandene,  aber  unschädliche  Arten  unter  be- 
sonderen Umständen  einmal  schädlich  werden,  wie  besonders  Amsacta 
(Creatonotus)  laetinea  Cram.  ^)  an  Erdnüssen  usw. 

Syntomiden. 

Euchromia  horsfleldi  Moore*).  Java;  Raupen  eine  wahre  Plage 
für  Zierpflanzen  aus  der  Familie  der  Convolvulaceen ,  besonders  für 
Ipomoea  brexii. 

Cymhiden. 

Palpen    lang,    aufwärts  gekrümmt,    Endglied    abwärts    gerichtet. 

Fühler   borstenförmig ,   kurz  bewimpert.      Hinterflügel   mit   Haftborste. 

Raupen    14-    oder    IGfüfsig,  behaart,    Nachschieber    lang,    gestreckt, 
Klammerfüfse. 

Earias  Hb.,  Grünspanner,  Kahneulen. 

Vorderflügel  dreieckig,  grün,  Endglied  der  Palpen  kurz. 

E.  ehlorana  Hb.  Vorderrand  der  Vorderflügel  weifslich.  Raupe 
weifslich  mit  zwei  dunklen  Rücken  streifen  und  mehreren  dunklen 
Wellenlinien  an  den  Seiten;  Kopf  hellbraun  mit  weifslichem  Hals- 
schilde; 25  mm  lang.  Falter  in  April -Mai,  Juni -Juli.  Raupen  von 
Mai- August  in  einem  Blätterschopfe  am  Ende  der  Triebe  langblättriger 
Weiden,  die  Blätter  der  Länge  nach  zu  einer  Röhre  zusammenspinnend. 
Puppe  frei  an  Blättern  oder  Ruten  in  seidigem,  weifsem  Gespinste; 
die  der  zweiten  Brut  überwintert.  Da  oft  in  grofsen  Mengen  auf- 
tretend, nicht  selten  in  Weidenkulturen  recht  schädlich.  Durch  Ab- 
schneiden der  Blätterschöpfe  zu  bekämpfen. 

E.  insulana  Boisd.  ^).    (Fig.  228i— 4j  Griin;  Vorderflügel  mit  zwei 


')  NoEL,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  Agr.  Ronen  1907,  No.  I,  p.  13—14;  Molz, 
Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  18,  1908,  S.  92—94,  1  fig.;  Ber.  Geisenheim  1907, 
S.  299. 

')  S.  Anm.  4,  vorige  Seite. 

3)  Bakheu,  Bull.  38,  Dept  Land  Reo.  Agric.  Madras,  1900,  p.  146^183;  Ausz. : 
Zeitsch.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  11  S.  243. 

*)  KoNiNGSBERGEK,  Medcd 6  p.  52. 

^)  FoADEN,  Yearb.  Khediv.  agr.  Soc.  1905,  Cairo  1906.  —  Vossei.er,  Ber.  Land-, 
Forstwirtsch.  Amani  Bd.  2.  1905.  8.  412,  508;  Pflanzer  Bd.  2,  1906,  S.  858.  —  Busse, 
Beih.  7  Tropenpflanzer,  1906,  S.  205—208.  —  Stuhlmann,  Pflanzer  Bd.  3,  1907,  p.  217.  — 
Anon.,  Tropenpflanzer  Bd.  10,  1906,  8.  317—318.  —  v.  Fabeu,  ibid.  Bd.  11,  1907, 
8.  494.  —  Maxweli.-Lefrov,   Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  184.  —  King, 


Syiitomiden.     Cymbiden.     Noliden. 


335 


Tindentlichen  Winkellinieii ;  Hinterflügel  weilslicli.    Raupe  bräunlich  bis 
schmutzig  grün  mit  gelben  Flecken,  15  mm  lang.     Afrika,  Indien. 

E.  labia  Stoll. ')  (Fig.  2285).  Kopf  und  Brust  weiislich,  Vorder- 
flügel hellgelb,  mit  grünem  Längsbande  in  der  Mitte.  Raupe  weifslich 
grün,  ein  gelber  Fleck  seit- 
lich auf  jedem  Ringe,  und 
dorsal  auf  zweitem  und  drit- 
tem Brustringe  und  erstem 
Hinterleibsringe.  Indien, 
Ceylon,  Java,  Australien. 

Beide  Arten  gehören 
als  „bollw^orms'S  Kapsel- 
würmer, die  erstere  speziell 
äg'yptiseher  genannt ,  zu 
den  größten  Feinden  der 
Baumwolle  in  der  Alten 
Welt.  Der  Falter  legt  bis 
zu  300  Eier  einzeln  an  be- 
liebige, Teile  der  Pflanze 
mit  Vorliebe  an  Blüten  und 
junge  Kapseln.  Die  Raupe 
bohrt  sich  entweder  durch 
die  Endknospe  eines  Triebes 
in  diesen  und  höhlt  ihn  aus 
oder  in  eine  grüne  Kapsel, 
deren  Kerne  sie  ausfrifst. 
Nach  3 — 4  Wochen  verpuppt 
sie  sich  in  weifsem  oder 
braunem  Gespinste  an  der 
Pflanze  oder  in  der  Erde : 
Falter  aus. 

Die  ganze  Entwicklungsdauer  beträgt  30 — 40  Tage;  so  folgen  sich 
bis  zu  acht  Brüten  jährlich. 

Der  verursachte  Schaden  ist  sehr  bedeutend  ;  er  beträgt  in  Ägypten 
jährlich  etwa  eine  Million  Pfd.  Sterl. 

Vorbeugung  und  Bekämpfung:  in  der  Nähe  der  Baumwollfelder 
sind  keine  andere  Nährpflanzen  der  Raupe  (Malvaceen)  zu  dulden; 
die  Felder  sind  nach  der  Ernte  gründlich  von  allen  Rückständen  zu 
reinigen.  Als  Fangsaaten  kann  man  zu  anderer  Zeit  sich  entwickelnde 
Malvaceen  zwischen  die  Baumwollreihen  pflanzen  oder  aufser  der 
eigentlichen  Pflanzung  von  Baumwolle  solche  anlegen,  die  blühen,  wenn 
die  Hauptpflanzung  aufkommt  oder  abgeerntet  ist. 

Auch  in  Deutsch- Ostafrika  vorhanden,  hier  aber  nur  die  Stengel- 
spitzen ausfressend.  In  Togo  wird  nur  Upland-,  nicht  Sea-Island- 
Baum wolle  befallen. 

Noliden. 

Kleine  graue  Falter  mit  borstenförmigen  Fühlern  und  lang  gefransten 
Flügeln.     Raupen  14füfsig,  breit,  platt,  mit  behaarten  Warzen. 

3d  Rep.  Wellcome  Res.  Labor.    Gordon  Mem.   Coli.  Karthoum,    1908,   p.  228—229, 
PI.  27,  fig.  5. 

1)  üE  NicKviLLE,  Ind.  Mus.  Notes,  Vol.  5,  No.  3,  1903,  p.  131-132,  PI.  12,  fig  1.  — 
Maxwell-Lefroy,  1.  c,  p.  183,  fig.  52 — 58, 


Fig.  229.     1  Earias  insulana,  Ravipe; 
Kapsel,   3  an  Trieb  von  Baumwolle, 
(nach  Mäxwell-Lefroy). 


2  Fral's  an 
4  E.  fabia 


nach     etwa 


Woche    fliegt    der 


336  Macrolepidoptereii,  Grol'sschmetterlinge. 


Nola  Leach. 


Vorderflügel  mit  liaufenweise  angeordneten  Schuppen. 

N.  eucuUatella  L.  ^).  Vorderflügel  veilgran  mit  dunkelbraunem, 
schwarz  begrenztem  Wurzelfelde ;  Juni,  Juli.  Raupe  gelbgi-au ,  weifs, 
schieferblau  und  rötlich  gezeichnet;  12  mm  lang.  Zerstört  früh  im 
Jahre  an  Obstbäumen  Knospen,  Blätter  und  nagt  an  jungen  Schössen 
Gänge  in  die  Rinde. 

Epiplemiden. 

Kleine  Familie.     Falter  Spanner-,  Raupen  spinnerartig. 

Dirades  theelata  Gr.-),  Westafrika,  Indien,  Ceylon,  Burma. 
Raupe  klein,  rauchfarben,  warzig,  spärlich  behaart,  beteiligt  sich  an  dem 
von  Pyrausta  machoeralis  und  Hyblaea  puera  verursachten  Kahlfrafse. 

Geometrideii,  Spanner. 

Mäfsig  grofse  bis  kleine  Falter  mit  schlankem  Körper,  zarten 
Flügeln,  deren  vordere  dreieckig,  deren  hintere  gerundet  sind.  Beine 
kurz,  schwach.  Fliegen  in  der  Dämmerung:  Flügel  in  Ruhe  flach  der 
Unterlage  aufliegend. 

Raupen  schlank,  nackt,  drehrund,  mit  Bauchfüi'sen  nur  am  zwölften 
und  neunten,  selten  auch  am  achten  oder  siebenten  Ringe.  Fortbewegamg 
daher  „spannend",  indem  immer  das  eine  Ende  des  Körpers  befestigt 
und  das  andere  schleifenförmig  nachgezogen  oder  ausgestreckt  wird. 
Körper  oft  mit  Höckern  und  Warzen,  die  die  ohnehin  schon  grofse 
Ähnlichkeit  mit  dürren  Zweigen  noch  erhöhen.  Li  der  Ruhe  halten 
sie  sich  gewöhnlich  mit  den  Nachschiebern  fest  und  strecken  den 
Körper  im  Winkel  starr  aus.  Fast  ausnahmslos  an  Bäumen  und 
Sträuchern,  Laub  fressend ;  lassen  sich  bei  Störung  fallen ,  daher  ab- 
klopfen. —  Puppe  gestreckt,  nach  hinten  stark  zugespitzt,  glänzend, 
gewöhnlich  liraun.  —  Eier  einzeln,  zerstreut,  desgleichen  auch  Raupen. 

Thamuonoma  Ld. 

Flügel  breit,  beim  Männchen  mit  tiefen  Gruben  an  Basis  der 
vorderen;  kurze,  die  Spitze  frei  lassende  Kammzälme  an  den  Fühlern. 
Raupen  mit  Querrunzeln. 

Th.  wauaria  L.  Johannisbeerspanner.  Vorderflügel  hellgrau 
mit  brauner  und  schwarzer  Zeichnung;  Hinterflügel  hell  aschgrau, 
schwärzlich  bestäubt;  25  mm  Spannweite;  Juni,  Juli.  —  Raupe  blau- 
grün mit  dunkler,  weifs  gesäumter  Mittellinie  und  je  einem  gelben 
Seitenstreifen ;  auf  jedem  Ringe  vier  schwarze  Borstenwärzchen.  Kurz 
vor  der  Verpuppung  meist  violett  oder  rotbraun;  Kopf  gelbbraun  mit 
schwarzen  Warzen;  25  nun  lang.  Im  Juni,  August  und  September  an 
Ribes -Arten,  nicht  nur  Blätter,  Knospen  und  Blüten  fressend,  sondern 
auch  die  Früchte  aushöhlend.  Puppe  in  lockerem  grauen  Gewebe  in 
oder  über  der  Erde. 


1)  TuLLGKEN,  Skadeinsekter,    Stockliolin  1906,   p.  64-65.  —  Naturaliste   T.  ::^1, 
1909,  p.  112. 

2)  Stkbbing,  Deptm.  not.  Insects  that  affect  forestry.  No.  1,  2^  ed.,  Calcutta  1907, 
p.  97—99,  PL  5,  fig.  4. 


Epiplemiden.     Geometrideu.  Spanner.  337 

Th.  (Eufltchia)  ribearia  Fitch.  Currant  Span-worm.  Nord- 
amerika, an  Ribesarten.  Eier  im  Herbst  an  Stämmen  und  Zweigen. 
Raupe  im  Frühling,  weilslich  mit  gelben  Längsstreifen  und  schwarzen 
Flecken ;  sie  läfst  sich  bei  Störung  an  einem  Faden  herab ,  aber  nicht 
bis  zur  Erde,  sondern  bleibt  auf  halbem  Wege  in  der  Luft  hängen. 
Klopft  man  also  die  Büsche  ab,  so  kann  man  die  hängenden  Raupen 
nachher  leicht  sammeln. 

Philedia  punetomaeularia  Hülst.  ^).  Im  Nordwesten  der  Ver- 
einigten Staaten  der  gröfste  Feind  der  Sitkafichte  und  von  Tsuga 
heterophylla :  die  Raupen  benagen  die  Nadeln  von  der  Basis  an;  sie 
waren  1899  so  zahlreich,  dafs  ihre  Exkremente  wie  Regen  herab- 
rieselten. Nachdem  sie  die  Bäume  kahl  gefressen  hatten ,  liefsen  sie 
sich  herab  und  zerfrafsen  das  Unterholz  mit  Ausnahme  der  Douglas- 
Tanne  und  Zeder. 

Thalaina  clara  Wlk.,  Selidoseina  lyeiaria  Gn.  und  exeursapia, 
Lophodes  sinistraria  Gn.  in  Australien  ^)  an  Akazien ,  letztere  auch 
an  jungen  Aprikosen.  Mnesainpela  privata^)  Gn.  in  Australien  oft 
überaus  schädlich  in  Eucalyptus -Wäldern;  die  Raupen  skelettieren 
die  Blätter  vollständig. 

Bupalus  Leach. 

Flügel  breit.  Fühler  des  Männchens  mit  langen,  doppelten  Kamm- 
zähnen. 

B.  piniarius  L.  Kiefernspanner*).  Männchen  hellgelb,  Weib- 
chen hell  rotbrami,  beide  dunkelbraun  gezeichnet.  Raupe  grün  mit 
drei  weifsen  Rücken-  und  zwei  gelben  Seitenlinien,  sehr  wechselnd 
gefärbt.  Falter  im  Mai,  Juni,  Tagestier,  trägt  Flügel  in  Ruhe  auf- 
wärts. Eier  grün,  im  ganzen  etwa  120,  zu  je  sieben  Stück  einreihig 
an  Unterseite  vorjähriger  Nadeln.  Raupe  von  Ende  Juni  an,  benagt 
zuerst  die  Oberfläche  der  Nadeln,  später  befrifst  sie  ihren  Rand  stufen- 
weise oder  verzehrt  sie  ganz.  Bevorzugt  werden  über  20  Jahre  alte 
Bestände  auf  mageren,  dürftigen  Böden.  Der  Befall  ist  immer  am 
stärksten  in  ihrem  Innern;  eine  Randzone  bleibt  verschont.  Bei 
auftretendem  Nahrungsmangel  infolge  von  Kahlfrafs  klettern  die 
Raupen  an  den  Stämmen  herab  und  überziehen  sie  mit  einem  aus 
starken  senkrechten,  parallelen  Streifen  bestehenden  Schleier;  am  Fufse 
der  Stämme  sammeln  sie  sich  manchmal  zu  grofsen  Klumpen.  Er- 
wachsen, verspinnen  sie  sich  in  oder  unter  der  Bodendecke,  verpuppen 
sich  aber  meist  erst  im  Januar.  —  Da  der  Hauptnerv  der  Nadel  wenig 
verletzt  wird ,  bleiben  ihre  Reste  noch  lange  grün ;  so  wird  der  Frais 
gewöhnlich  erst  sehr  spät  bemerkt.  In  der  Regel  tritt  im  folgenden 
Frühjahre  Neubegrünung  ein;  nur  bei  sich  wiederholendem  KahLfrafse 
unterliegen  die  Bäume.  —  Feinde:  Tagesvögel  (Star,  Kuckuck,  Krähen, 
Drosseln),  Schlupfwespen,  Raupenfliegen,  Calathus  fulvipes  (frifst 
Puppe),  Calosoma  sycophantha. 


1)  Ahleks,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  21  N.  S.,  1899,  p.  18;  Hopkins, 
ibid.  Bull.  37,  1902,  p.  22. 

2)  Froggatt,  Australian  Insects  p.  260—262,  figs  126—7. 

^)  French,  Handbook  of  destruct.  Insects  of  Victoria,  Vol.  3,  1900,  p.  55 — 56,  PI.  41. 

*)  Knauth,  Forstl.  nat.  Zeitschr.  Bd.  4,  1895,  S.  389—395,  405—410;  Bd.  5,  1896, 
S.  46—58;  Bd.  6,  1897,  S.  165—172.  —  Gaucki.er,  Illustr.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  1, 
1896,  S.  554—558,  1  Fig.  —  Eckstein,  Allg.  Forst-  u.  Jagdzeit.  1901,  Jan.  —  Brecher 
Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau  Bd.  4,  1901,  S.  54—56,  60-64. 

Sorauer,    Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  22 


338  Macrolepidopteren,  Grofssclimetterlinge. 

Bekämpfung  im  allgemeinen  sehr  schwierig.  Am  meisten  Aussicht 
auf  Erfolg  haben  noch  zwei  von  Eckstein  vorgeschlagene  Mafsregeln: 
Eintrieb  von  Hühnern  (bzw.  fahrbare  Ställe)  ^)  und  Zusammenrechen 
der  Bodenstreu  auf  Haufen;  die  in  diesen  entstehende  feuchte  Wärme 
tötet  Raupen  und  Puppen. 

Boarmia  Tr. 

Flügel  breit,  mit  meist  deutlichem,  kahlem  Basalfleck  auf  Unter- 
seite der  Vorderilügel.  Raupen  gestreckt ,  mit  Höckern  und  Warzen, 
ähneln  täuschend  den  Ästen  der  Bäume,  auf  denen  sie  leben,  werden 
trotz  ihrer  Gröfse  kaum  schädlich ,  da  sie  gewöhnlich  nur  vereinzelt 
auftreten. 

B.  gremmarla  Brahm. ,  Rhombenspanner.  Bräunlichgrau, 
schwarz  und  weifs  gezeichnet.  Raupe  graubraun  mit  dunklen ,  gelb 
und  schwarz  gezeichneten  Rautenflecken  und  dunkler,  gewellter  Seiten- 
linie •,  Kopf  eckig,  graubraun.  Von  Juli  an  an  Rosaceen,  Geifsblatt, 
wilder  und  zahmer  Rebe ,  Efeu  usw.,  am  Rheine  wiederholt  recht 
schädlich  an  Reben  geworden  durch  Befressen  der  Blätter,  Triebe  und 
Aushöhlen  der  Knospen^).  Überwinterung  an  geschützten  Stellen;  im 
Frühjahre  verjDuppt  sich  die  Raupe  in  der  Erde.     Absuchen. 

B.  selenaria  Hb.  Raupe  braun,  oben  schwarz  gefleckt,  mit  röt- 
lichen und  gelblichen  Längslinien.  Europa  (an  niederen  Gewächsen), 
Asien,  West-  und  Südafrika.  In  Indien^)  schädlich  an  Shorea  robusta, 
von  der  sie  im  März  und  April  alles  Grüne,  auch  die  Blüten,  abfrifst. 
Puppe  in  Erde. 

B.  erepuseularia  HI3.  Die  Raupen  dieses  in  Europa  und  Asien 
lebenden  Spanners  werden  auf  Java*)  mitunter  recht  schädlich  dadurch, 
dafs  sie  in  mehreren  rasch  aufeinander  folgenden  Brüten  die  Cinchona- 
Bäume  und  mit  Vorliebe  gerade  die  edelsten  Sorten  zuerst  kahl 
fressen  und  dann  noch  die  Rinde  der  Zweige  und  jungen  Aste  abnagen, 
so  dafs  die  Bäume  wie  Reiserbesen  aussehen. 

B.  bhurmitra  Wlk.  Ceylon,  an  Tee^),  Grevillea  und  Cardamom, 
Februar  bis  Juli  in  drei  Brüten.  Green  beobachtete  eine  Pilzepidemie 
unter  den  Raupen. 

Verschiedene  andere  Boarmia-Arten  treten  in  Europa,  Java  usw.  auch 
an  niederen  Pflanzen  auf,  wohl  kaum  jemals  aber  so  zahlreich,  dafs 
schädlich.     Einige  Arten  auf  Java  hier  und  da  an  Kaffee. 

B.  (Cleora)  pampinaria  Gn. *^).  Nordamerika,  öfters  schädlich 
an  Moosbeeren,  aber  auch  an  Spargel,  Erdbeeren,  Geranium,  Baum- 
wolle, Klee,  verschiedenen  Bäumen  usw. 

Crysiphona  oeeultaria  Boisd. '').    Australien,  an  Eucalyptus. 


^)  Siehe  auch:  Spiegels  von  und  zu  Peckelsheim,  Zeitschr.  Forst- Jagdwes.  1903, 
S.  146—161;  Jahresber.  westpreufs.  bot.  zool.  Ver.  1905  S.  64—74. 

■-ä)  Lüstner,  Ber.  Geisenbeim  1901  S.  167-169,  Fig.  25;  Eeblaus-Denkscbr.  1902 
S.  179;  Jabr.  ber.  Sonderausscb.  Pflanzenscbutz  D.  L.-G.  1904  S.  250. 

3)  Stebbing,  1.  c,  Nr   1,  2d  ed.    Calcutta  1903,  p.  100—104. 

*)  Roepke,  Meded.  algem.  Proefstat.  Oost-Java,  2.  Ser.  Nr.  12,  1909.  Ausz. : 
Zeitscbr.  wiss.  Ins.  Biol.  Bd.  5,  S.  204. 

6)  Green,  Trop.  Agric -Vol.  20,  1900/01  usw.;  s.  Centralbl.  Bakt.  Parasitenkde  II, 
Bd.  8,  1902,  S.  21.  -  Watt  &  M.vnn,  1.  c,  p.  226-8. 

6)  Smith,  J.  B.,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  4,  1884,  p.  26—28;  Farmers 
Bull.  178,  1903,  p.  19-21;  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Bur.  Ent.  Bull.  66  Pt.  3, 
1907,  p.  21—27,  fig.  6. 

■!)  Froggatt,  T.  c.  p.  260. 


Geometriden,  Spanner.  339 

Ophthalmodes  eretaeea  Butl.  (?)  ^).  Japan ,  auf  Tee ;  Eier  über- 
wintern; Puppe  in  Erde. 

Hemirophila  atrilineata  Butl.  Mulberry  looper^).  Japan,  an 
Maulbeere  sehr  schädlich.  Zwei  Brüten,  die  Raupen  der  zweiten  über- 
wintern. 

Amphidasis  betularia  L.  Birkenspanner.  Raupe  sehr  polyphag, 
je  nach  der  Nährpflanze  verschieden  gefärbt,  grün,  braun,  grau,  gelb- 
lich, mit  dunkler  Rückenlinie  und  grofsen  weifsen  Warzen  auf  achtem 
und  elftem  Ringe,  mit  grofsem,  viereckigem,  am  Scheitel  ausgekerbtem 
braunen  Kopfe-,  etwa  50  mm  lang.  Von  Juli  bis  Ende  Oktober  auf 
Holzgewächsen,  in  seltenen  Fällen  durch  Massenauftreten  schädlich^). 
Puppe  im  Boden.     Eier  einzeln  an  Blättern. 

A.  (Lyeia)  cogrnatarla  Gn.  Nordamerika,  an  Johannisbeeren 
hier  und  da  schädlich. 

Zamacra  albofasciaria  Leech.  Mulberry  Spring-looper*).  Japan, 
Maulbeere.     Eine  Brut;  Kokon  in  Erde. 

Coniodes  plumig-eraria  Hülst.  \Aralnut  Spanworm'').  Nord- 
amerika, an  Apfel ,  Pflaume,  Eiche ;  ist  in  Californien  an  eingeführten 
englischen  AValnüssen  merkbar  schädlich  geworden,  während  die  ein- 
heimischen Walnüsse  verschont  blieben. 

Biston  Leach. 

Flügel  beim  Männchen  schmal,  derb,  beim  Weibchen  verkümmert ; 
Fühler  bei  ersterem  mit  bewimperten  Kammzähnen.  Kopf  klein,  Brust 
dicht  behaart.  Raupen  dickhäutig,  mit  einzelnen  Warzen;  Puppe 
in  Erde. 

B.  hiptarius  Gl.  Kirsehenspannep**)  (Fig.  229).  Weibchen  mit 
vollständigen  Flügeln.  Weifslich,  schwarzgrau  bestäubt,  schwarzbraune 
Querbinden :  März ,  April.  Raupe  aschgrau  oder  braun ,  mit  dmikeln 
Längslinien;  Warzen,  Halsschild  und  zwei  Fleckchen  auf  jedem  Ringe 
gelb ;  auf  dem  elften  zwei  schwärzliche  Spitzwarzen ;  35  mm  lang ; 
Mai  bis  September ,  an  verschiedensten  Laubhölzern ,  besonders  Stein- 
obstbäumen, im  Unterelsafs  und  in  Bayern  an  Hopfen,  im  ersteren 
1887  1  ha  vernichtend. 

B.  pomonaplus  Hb.  Flügel  beim  Männchen  weifsgrau,  am  Rande 
schwärzlich  und  gelblich  bestäubt,  mit  dunklen  Querlinien;  Hinterleib 
wolHg,  schwarz,  mit  rotgelbem  Rückenstreifen.  Weibchen  mit  Flügel- 
stummeln, schwarz,  rötlich  gesprenkelt,  mit  weifsen  und  grauen  Haaren ; 
April,  Mai.  Raupe  hellgrau  mit  gelblichen  Längslinien,  rotgelbem 
Halsringe  und  braunen,  spitzen  Warzen  auf  gelben  Flecken,  40  mm 
lang;  Mai  bis  Juli,  auf  Eichen  und  Obstbäumen. 

B.  supppessapius  Gn.  ^).  Indien,  zur  Regenzeit  an  Tee,  manch- 
mal beträchtlich   schadend:   in   drei  Brüten.     Falter  ruhen  tagsüber  in 


1)  Onuki,  Abstr.  Biül.  30,  Imper.  agr.  Exp.  Stat.  Japan,  1904  p.  4;  Bull.  30  PI.  Xa, 
fig.  1—9. 

2}  Imp.  agr.  Exp.  Stat.  Japan,  Bull.  30,  Abstr.,  1904,  p.  3,  PI.  8;  Marlatt,  U.  S. 
Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  60,  PI.  2. 

3)  V.  Aigneu-Abafi,  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  5,  1900,  8.  384—85 ;  Noel,  Naturaliste, 
T.  30,  1908,  p.  73-74. 

")  Imp.  agr.  Exp.  Stat.  Japan  Bull.  30,  Abstr.,  1904,  p.  3—4,  PL  9. 

^)  CoQuiLLETT,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  7,  N.  S.,  1897,  p.  64-66,  2  figg. 

6)  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzensch.  D.  L.  G.  1901  S.  188;  1902  ff.;  Zirngiebi., 
Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  20—21,  fig.  13. 

^)  Watt  &  Mann,  1.  c,  p.  225-226,  PL  9,  fig.  2. 


340 


Macrolepidopteren,  Gro  fsschmetterlinge. 


solchen  Mengen  an  Baumstämmen,  besonders  Albizzia,  dal's  sie  leicht 
in  Massen  vertilgt  werden  können. 

Phigalia  pedaria  F.     Weibchen   hellgrau  mit  braunrotem  Hinter- 
leibe   und    Flügelstummeln.      Raupe    grüngelb    bis    rotbraun ,    schwarz 


Fig    229.     Kirschenspanner  (aus  Zieng 


gestrichelt ,  gelb  geileckt :  mit  schwarzen  Warzen ,  die  besonders  auf 
Ring  5  und  11  sehr  grols  sind,  jede  mit  starken  schwarzen  Haaren; 
bO  mm  lang:  im  Sommer  auf  Obstbäumen  und  anderem  Laubholze. 

Ph.  titea  Cr.  [strigataria  Min.  ^ )].    Nordamerika.    Raupen  an  Obst- 
bäumen, Rosen  und  anderen  Laubhölzern. 


Anisopteryx  Stph. 

Männchen  mit  zarten ,  breiten ,  dünn  beschuppten  Flügeln ;  ihre 
Fühler  mit  sehr  lang  bewimperten  Sägezähnen.  Weibchen  flügellos; 
mit  dickem  Afterbüschel ;  Zunge  rudimentär.  Raupen  glatt;  Bauchfüfse 
des  neunten  Ringes  stark  verkümmert.     Puppe  an  oder  in  Erde. 

A.  aeseularla  Schiff.  Vorderflügel  des  Männchens  hellgelbbraun, 
dunkel  bestäubt  und  punktiert,  Weibchen  rötlichgraubraun  mit  dunkel- 
grauer Afterwolle  (Januar-)  März  (-April).  Raupe  glatt,  gelbgTün  mit 
grünem  Kopf  und  weiislichen  Längslinien,  26  mm  lang,  April-Juli  an 
verschiedenen  Laubbäumen,  besonders  auch  Apfel  und  Pflaume.  Puppe 
in  Erde ,  in  dichtem ,  gelbem  Gespinste.  Die  50 — 200  Eier  werden  in 
Ringen  um  etwa  bleistiftdicke  Äste  abgelegt  und  mit  der  Afterwolle 
bedeckt  (Fig.  230). 

A.  (Alsophila)  pometaria  Harr.  Fall  eanker  worm  ^).  Nördliche 
Oststaaten  von  Nordamerika,  in  neuerer  Zeit  auch  nach  Californien 
verschleppt.  Die  blumentopfähnlichen  Eier  werden  im  Herbst  und 
Anfang  Winter  reihenweise  zu  60 — 200  frei  an  Rinde  von  Laubbäumen 
abgelegt.     Raupe  von  April  oder  Mai  bis  Juni,   nicht  selten  Kahlfrafs 


1)  Pettix-,  Michigan  St.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  200,  1902,  p.  205,  fig.  17. 

2)  CoQuiLLETT,  U.  S.  Dcpt.  Agric,  Div.  Ent.,  Giro.  9,  2d  Ser.  1895. 


Geometriden,  Spanner. 


341 


an  Obstbäumen  verursachend ;  erwachsen  geht  sie  in  die  Erde  und 
spinnt  einen  dichten,  gelben  Kokon,  in  dem  sie  sich  nach  einem  Monate 
verpuppt.  Bekämpfung :  Leimringe  von  Anfang  Oktober  bis  Mitte  Mai, 
Spritzen  mit  Arsenmitteln  im  Mai.  —  Feinde :  Eine  Milbe ,  Nothris 
ovivorus  Pack.,  verzehrt  die  Eier,  in  denen  auch  Chalcidier  parasitieren. 
Calosoma  sp.,  Sinea  äiadema  Say  (Wanze),  Eumenes  fraterna  Say,  Ichneu- 
moniden,  Tachinen,  Vögel  stellen  den  Raupen  nach. 

Paleacrita  vernala  Peck.  Spring-  eanker  woftii  ^).  Östliches  Nord- 
amerika, etwas  südlicher  als  vorige  gehend. 
Eier  oval,  werden  im  März  und  April 
von  dem  flügellosen  Weibchen  mit  aus- 
ziehbarem Legestachel  in  unregelmäfsigen 
Massen  unter  Rindenschuppen  usw.  ver- 
steckt. Sonst  wie  vorige,  nur  verpuppt 
sich  die  Raupe  sofort  in  lockerem  Ge- 
spinste, daher  durch  Pflügen  oder  Eggen 
im  August  oder  September  leicht  zu  ver- 
nichten. 


Fig.  230.    Eiergürtel  von  Anisop-     Fig.  231.     Grofser  Frostspanner;  1  Männchen, 
teryx  aescularia  (nat.  Gr.).  2  Weibchen,  3  Raupe  (nach  Oollinge). 


Hibernia  (Hybernia)  Latr.    Frostspanner. 

Palpen  und  Rüssel  sehr  schwach.  Männchen  mit  zarten  Flügeln 
und  Fühlern,  die  dünn  bewimperte  Kammzähne  tragen.  Weibchen  mit 
Flügelstummeln  oder  ganz  flügellos.  Raupe  zylindrisch ,  zehnfüfsig, 
mit  herzförmigem  Kopfe ,  vorwiegend  nächtlich.  Falter  von  Oktober 
bis  März ,  tagsüber  ruhend ;  Raupen  im  Frühjahre  auf  Laubhölzern ; 
Pappen  im  Sommer  in  der  Erde. 

H.  defoliaria  Gl.  GroTser  Frostspanner  (Fig.  231).  Blafsgelb. 
Vorderflügel  beim  Männchen  mit  zwei  schwarzen,  stark  geschwungenen, 
rostbraun  beschatteten  Querstreifen,  schw^arzem  Mittelfleck,  Wurzel  und 
Saumfeld  rostbraun,  dunkel  gesprenkelt:  Hinterflügel  mit  schwarzem 
Mittelfleck  und  dunkelbrauner  Bestäubung;  40  mm  Spannweite.  Weib- 
chen flügellos,  schwarz  gefleckt.  Falter  im  September,  Oktober.  Raupe 
rotbraun,  mit  doppelter  dunkler  Rückenlinie  und  gelben  Seitenstreifen: 
bis  35  mm  lang ;  April- Juli  an  den  verschiedensten  Laub-,  insbesondere 
auch  Obstbäumen ,  die  Blätter  vom  Rande  aus  verzehrend ,  Knospen 
und  Früchte   (besonders  Kirschen)    ausfressend.     Puppe    in   mit  wenig 


1)  QuAixTANCE,  ibid.,  Bull.  68,  1907,  Pt.  2. 


342  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Fäden  ausgesponnener  Erdhöhle.  Eier  gelblich,  länglich,  einzeln  oder 
in  kleinen  Gruppen  an  Blattknospen.  Bekämpfung:  s.  Cheimatobia 
brumata. 

H.  aurantiaria  Esp.  Männchen  orangegelb,  grau  und  braun  ge- 
zeichnet, Weibchen  braungrau;  Flügelstummel  schwarz  gestreift,  lang 
gefranst.  Raupe  braun  oder  grau  mit  dunklen  Rücken-  und  Seiten- 
linien; auf  jedem  Ringe  zwei  kleine  gelbe  Punkte;  gelegentlich  an 
Obst-  und  Forstbäumen. 

H.  rupieapraria  S.  V.  Raupe  grün,  an  Weifs-  und  Schwarzdorn, 
auch  an  Pflaume  ^). 

H.  tiliaria  Harr.  ^).  Nordamerika.  Raupe  gelb  mit  schwarzen 
Längslinien,  an  Apfel-  und  anderen  Bäumen. 

Cingilia  (Zerene)  eatenaria  Cram.^).  Nordamerika,  an  Myrica 
asplenifolia.  Bei  sich  von  Zeit  zu  Zeit  wiederholendem  Massen- 
auftreten gehen  die  Raupen  an  andere  Zierpflanzen ,  aber  auch  an 
Obst-  und  andere  Bäume  über,  von  denen  sie  190G  in  New  Hampshire 
25  acres  kahl  frafsen.  80 — 90  '^lo  der  Raupen  starben  an  einer  (Bakterien-  ?) 
Krankheit. 

Opisthograptis  Hb.  (Rumia  Dup.). 

Beide  Geschlechter  mit  ganzrandigen  Flügeln,  Palpen  klein ;  Fühler 
borstenförmig. 

O.  luteolala  L.  (crataegata  L.)  Zitronenspanner.  Gelb;  auf 
Vorderflügeln  drei  dunkle  Vorderrandsflecke;  auf  jedem  Flügel  ein 
weifser,  dunkel  gesäumter  Mondfleck;  Mai,  Juni.  —  Raupe  14  füfsig, 
graubraun  oder  grün,  Kopf  gelb,  mit  hellen  Seitenflecken,  auf  fünftem 
Ringe  gabeliger,  gelber  Höcker,  an  den  Seiten  der  vier  letzten  Ringe 
Fransen;  26  mm  lang;  August  bis  Oktober,  an  Weifs-  und  Schwarz- 
dorn, Obstbäumen.     Puppe  in  Gespinst  am  Boden. 

Angerona  eroeataria  F.  Nordamerika,  an  Beerenobst,  selten  häufig 
genug  zu  ernsterem  Schaden. 

Eiinomos  Tr. 

Flügel  breit,  stark  gezackt;  Körper  behaart;  Raupen  zehnfüfsig, 
höckerig. 

E.  alniarla  L.  Europa.  Raupe  im  Mai,  Juni,  an  Linden,  Birken, 
Weiden,  gelegentlich  auch  an  Kirschen  und  Pflaumen. 

E.  subsig-naria  Hb.*).  Nordamerika.  Raupe  in  April  und  Mai 
sehr  polyphag  an  Laubholz ,  an  Schattenbäumen ,  namentlich  Ulmen, 
oft  recht  schädlich,  auch  mehrere  Male  schon  an  Apfelbäumen. 

Hyposidra  lalaea  Walk.^).  Die  zuerst  dunkelbraune,  fein  weifs 
quergestreifte ,  später  einfarbig  hellbraune  Raupe  schadet  auf  Java 
hier  und  da  an  Kaffee,  besonders  an  jungen  Pflänzchen. 


1)  Theobald,  Rep.  econ.  Zool.  1908  p.  42—43,  fig.  19. 

2)  Pettit,  Michigan  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  200,  1902,  p.  204—205,  fig.  16. 

»)  Smith,  J.  B.,  U.  S.  Dept  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  4,  1884,  p.  31.  —  Britt. 
ibid.  Bull.  46,  1904,  p.  106.  —  Sanuerson,  ibid.,  Bull.  60,  1906,  p.  74-75. 

*)  Garman,  Kentucky  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  16,  1904,  p.  79-81,  3  figs. 

5)  KoNiNGSBEKGER  &  ZIMMERMANN ,  Med.  's  Lands  Plantent.  44,  1901,  p.  59 — i 
PI.  3,  figs  5—8. 


Georaetriden,  Spanner. 


343 


Abraxas  Leach. 

Stirne  glatt  anliegend  beschuppt.  Fühler  beim  Männchen  einfach 
bewimpert.  Palpen  und  Rüssel  kiu-z  und  schwach;  Flügel  gerundet-, 
Hinterschienen  verbreitert. 

A.  grossulariaia  L.  Staehelbeerspanner,  Harlekin,  Magpie 
moth.  Weiis,  mit  rundlichen,  zum  Teil  zusammenfliefsenden  schwarzen 
Flecken  in  Reihen,  auf  Vorderflügeln  dazwischen  zwei  dottergelbe 
Querstreifen;  Kopf  schwarz,  Leib  gelb,  schwarz  gefleckt;  17  mm  lang, 
43  mm  Spannweite.  —  Raupe  zehnfüfsig,  oben  weifs  mit  viereckigen, 
schwarzen  Querflecken ,  unten  gelb ;  an  der  Seite  ein  dottergelber, 
oben  und  unten  schwarz  gefleckter  Streifen;  mit  einzelnen  Borsten- 
härchen; Kopf,  Afterschild,  Brustfüfse  schwarz;  30 — 40  mm  lang. 
Puppe  (Fig.  232)  schwarz ,  mit 
dottergelben  Ringeinschnitten — Der 
in  Juli,  August  fliegende  Falter 
legt  die  ovalen,  strohgelben  Eier  in 
kleinen  Gruppen  an  die  Unterseite 
der  Blätter,  zwischen  die  Rippen. 
Nach  2 — 3  Wochen  schlüpfen  die 
Räupchen  aus,  die  im  Herbste  kleine 
Löcher  in  die  Unterseite  der  Blätter 
nagen,  ohne  sich  aber  weiter  be- 
merkbar zu  machen.  Vor  dem  Blatt- 
falle spinnt  sich  jedes  in  ein  Blatt 
ein  und  läfst  sich  mit  ihm  zu 
Boden  fallen,  um  zu  überwintern. 
Ln  nächsten  Jahre  findet  der  Haupt- 
frafs  statt,  bei  dem  die  Blätter 
vom  Rande  aus  verzehrt  werden. 
Im  Juni  verpuppt  sich  die  Raupe 
an  einem  Blatte,  Stengel  usw.,  indem 
sie  sich  mit  wenigen  Fäden  be- 
festigt. —  Wo  eine  Wand,  Mauer 
oder  ähnliches  in  der  Nähe  ist, 
wird  sie  zur  Überwinterung  und 
Verpuppung  gern  benutzt, 

Nährpflanzen  sind  in  erster  Linie 
die  Ribes-Arten,  dann  Prunus  padus 

und  Pflaume ,  aber  auch  Aprikose,  Fi^;.  282.  Puppe  des  Stachelbeerspanners 
Schlehe,    Kreuzdorn  usw.     Im    all-  an  Kirschenblatt  (nat.  Gr.). 

gemeinen  tritt  die  Raupe  nur  einzeln 

auf,  unter  günstigen  Umständen  aber  auch  in  Massen  und  kann  dann 
die  befallenen  Pflanzen  entblättern.  Für  gewöhnlich  aber  wohl  mehr 
auffällig  als  schädlich. 

Bekämpfung:  Abklopfen  der  befallenen  Sträucher  früh  morgens 
und  Auflesen  der  sich  dabei  an  einem  Faden  herablassenden  Raupen  ; 
Zusammenrechen  und  Verbrennen  des  abgefallenen  Laubes  im  Winter. 

Taschenberg  führt  eine  Anzahl  Hymenopteren  als  Parasiten  an. 

Chloroclystis  Hb. 

Kleine  grüne  Formen.  Fühler  beim  Männchen  bewimpert;  Stirne 
schmal.    Vorderflügel :  Rippe  6  und  7  getrennt ;  Hinterflügel  ungewöhn- 


344  Macrolepidoptereu,  Grol'sschinetterlinge. 

Hell  klein ,  gerundet.     Hinterbeine   mit   zwei   Paar   Dornen :    Hinterleib 
kurz  geschöpft. 

Chi.  (Eupitheeia)  rectangrulata  L.*).  Grün,  schwarzgran  ge- 
mischt-, auf  Vorderflügeln  lichter  Wisch,  auf  der  Unterseite  der  hinteren 
dunkle  Mittelbinde.  Raupe  grün,  mit  dunkelgrünem  oder  rotem 
Rücken  streifen  und  rötlichen  Ringeinschnitten ;  Kopf  und  Beine 
schwarz;  20  mm  lang;  im  Frühjahre  in  Blütenknospen  von  Apfel-  und 
Birnbäumen,  auch  Traubenkirschen,  spinnt  die  Kronenblätter  zusannnen 
und  frifst  die  inneren  Teile  aus ;  später  auch  zwischen  zusammen- 
gesponnenen Blättern.  Puppe  gelblich  oliv,  Spitze  und  Einschnitte  rot, 
in  Erde.     Eier  überwintern. 

Tephroclystia  Hb.  (Eupithecia  Curt.i. 

Wie  vorige,  aber  Falter  grau  oder  bräunlich. 

Von  den  zahlreichen  Arten  dieser  Gattung  werden  einzelne  hier 
und  da  einmal  bemerkbar,  aber  kaum  eigentlich  schädlich.  T.  abietaria 
Goeze  mit  Zünsler-  und  Wicklerraupen  mitunter  schädlich  in  Fichten- 
zapfen 2).  T.  Interrupto-I'aseiala  Pack,  frifst  in  Amerika  Johannis- 
beerfrüchte aus. 

Larentia  Tr.  (Cidaria  Tr.). 

Mittelgrofs ;  Vorderflügel  mit  geschlossener  Mittelzelle ,  Hinter- 
flügel gerundet.  Fühler  beim  Männchen  gewimpert,  gekämmt  oder 
gezähnt;  Hinterleib  schlank. 

Auch  von  dieser  grofsen  Gattung  machen  sich  hier  und  da  einmal 
einige  Arten  bemerkbar.     Zu  erwähnen  sind  vielleicht  folgende : 

L.  fluetuala  L.  Raupe  braun;  auf  Brust  drei  schwarze  Längs- 
linien; auf  Hinterleibsringen  schwarze  Punkte  und  x-förmige  Zeich- 
nungen; von  Juli-September  an  Kreuzblütlern,  aber  auch  an  Pflaumen- 
bäumen. 

L.  slterata  Hufn.  Raupe  grün  mit  dunkler  Rücken-  und  matt- 
gelber Seitenlinie,  oft  auch  mit  roten  Punkten  und  roter  Afterspitze; 
von  Mai  bis  August  an  Obstbäumen. 

L.  truncdta  Hufn.  Europa,  Amerika;  auf  Vancouver-Island  an 
Erdbeeren  schädlich  geworden. 

L.  dilutata  Borckh. ^).  In  Mitteleuropa  polyphag  an  Laubhölzern; 
in  Skandinavien  ein  Begleiter  der  Betula  odorata  im  Gebirge  und  nach 
Norden  zu,  oft  auf  grofse  Strecken  Kahlfrafs  verursachend. 

Lygris  ppunata  L."^).  Raupe  grau,  grün  oder  braun;  auf  jeder 
Seite  eine  rote  Längslinie,  auf  Rücken  eine  rötliche  Punktreihe :  Mai- 
Juli  an  Steinobst.     Eier  überwintern. 

L.  diversllineata  Hb.  Nordamerika,  zwei  Brüten.  Raupen  im 
Juni  und  August-September  an  Weinreben. 

Cheimatol)ia  Stph.    Frostspanner. 

Mittelgrofs.  Männchen:  Fühler  nur  Vs  bewimpert;  Flügel  sehr 
zart  und  dünn  beschuppt;  Vorderflügel  mit  ungeteilter  Anhangszelle, 
Rippe  7  getrennt  von  8  entspringend.    Weibchen  mit  Flügelstummeln. 

')  Caepenter,  Report  1905,  p.  331;  Theobat,d,  Report  1907/08,  p.  43—44. 
-)  ScHöYEN,   Indberetn.  om  skadeinsekt  .  .  paa  skogtraeerne  i  1904,  p.  266 — 267. 
^)  ScHüYEN,   Zeitschr.  Pflanzenkrankh    Bd.  3,  1893,  S.  269—270;   Granit,  Medd. 
Fauna  Flora  fennica  33,  1907,  p.  57—58,  177. 
*)  NoEi-,  Naturaliste  T.  31.  1909,  p.  158. 


Geometriden,  Spanner. 


345 


Ch.  (Aeidalia)  brumata  L.^)  (Fig.  283).  Rötlich  gelbgran  mit 
verloscheneu  dunklen  Wellenlinien  und  dunkel  punktiertem  Saume; 
Hinterflügel  heller.  Beim  Weibchen  Flügel  braungi^au,  wenig  kürzer 
als  Hinterleib ,  Vorderflügel  mit  zwei ,  Hinterflügel  mit  einem  dunklen 
Querstreifen.  Raupe  gelblich  grün  mit  dunkler  Rückenlinie  und  jeder- 
seits  drei  weiisen  Seitenlinien,  20—25  mm  lang. 

Ch.  bopeata  Hb.  V).  Mehr  rötlich  als  vorige,  Flügelstummel  des 
Weibchens  weniger  als  halbe  Körperlänge.  Raupe  mit  schwarzem 
Kopfe  und  schwarzen  -Brustfüisen.     Auch  in  Nordamerika. 

Diese  beiden  „kleinen  Frostspanner,  Reifmotten,  winter  moths", 
werden   in  Europa   nach  Xorden    zu    immer   häufiger   und    .schädlicher, 


Fig.  2.j.i.     JMeiner  Frostspanner. 
1  Männclien,  2  Weibchen,    3  Raupe, 
4  Hinterende  der  Puppe,  5  Ei  (nach 

PEYI!O.N).f 


Fig.  234. 
Von  Frostspannern  ausgehöhlte  Kirschen. 


wäe  sie  auch  im  Gegensatze  zu  den  meisten  anderen  Insekten  un- 
geschützte, rauhe  Lagen  vorziehen.  Nährpflanzen  sind  fast  alle  Laub- 
bäume und  Sträucher,  insbesondere  Eiche  und  xlpfel,  aber  auch 
das  Beerenobst,  selbst  Erdbeere,  ferner  Rosen  usw.  —  Die  Falter,  von 
denen  die  Männchen  ungleich  häufiger  sind  als  die  Weibchen ,  er- 
scheinen mit  den  ersten  Frösten,  je  nach  Klima  und  Witterung  von 
Anfang  Oktober  bis  Mitte  Januar.  Sie  scheinen  ziemlich  lange  zu 
leben,  wenigstens  sind  eierlegende  Weibchen  noch  bis  Mitte  März 
beobachtet  worden.  Die  Weibchen  kriechen  sehr  schnell  und  behende 
an  den  Bäumen  in  die  Höhe ,  wobei  sie  befruchtet  werden.  Dafs  das 
Männchen  dabei  das  Weibchen  fliegend  bis  in  die  Krone  tragen 
könnte,  wie  früher  vielfach  angenommen  wurde,  auch  noch  neuerdings 
behauptet  wird  (Theobald  1909),  dürfte  unmöglich  sein;  es  scheint  auch 
kein  Fall  eines  solchen  Hochzeitsfluges  beobachtet  zu  sein. 


^)  Die  Unterschiede  beider  Arten  werden   ausführlich   auseinandergesetzt  von 
Peyron,  Ent.  Tidskr.  Bd.  18,  1896,  p.  81-94,  Tafl.  2. 


346  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Das  befruchtete  Weibclien  legt  bis  zu  350  molinkorngroise,  anfang:* 
gelblichgrüne,  später  rötlichbraune,  zylindrische,  fein  gegitterte  Eier  in 
kleinen  Häufchen  in  die  Krone,  am  liebsten  an  die  Ränder  von  Wunden 
und  an  Knospen,  aber  auch  in  Rindenritzen.  Mit  dem  Öffnen  der 
Knospen  kriechen  die  Räupchen  aus.  spinnen  diese  zusammen  und  fressen 
sie  aus.  Bei  den  Blütenknospen  werden  die  Kronenblätter  zusammen- 
gesponnen und  unter  ihrem  Schutze  wird  das  Innere  ausgefressen. 
Die  Kronenblätter  scheinen  sich  zuerst  noch  weiter  zu  entwickeln, 
werden  zwar  welk,  bleiben  aber  weich,  mid  die-  ganze  Krone  hebt  sich 
mit  dem  Gröfserwerden  der  Raupe  etwas  vom  Kelche  ab ;  so  sind  die 
vom  Frostspanner  ausgefressenen  Blüten  gewöhnlich  schon  äufserlich 
leicht  von  denen  vom  Apfelblütenstecher  (s.  daselbst)  getöteten  zu 
unterscheiden.  In  die  jungen  Blätter  werden  Löcher  gefressen,  ebenso 
in  die  jmigen  Früchte  von  der  Seite-,  bei  Kernobst  bleibt  der  Frais 
im  Fruchtfleische,  läfst  die  Kerne  meist  unberührt,  ist  also  nur  äufser- 
lich-, bei  Kirschen  wird  vor  allem  der  Kern  ausgehöhlt  (Fig.  234),  so 
dafs  die  Frucht  abstirbt.  Die  älteren  Raupen  verzehren  die  Blätter 
bis  auf  die  stärkeren  Rippen.  Immer  aber  spinnt  die  Raupe,  wodurch 
ihr  Frafs  von  dem  des  grofsen  Frostspanners  zu  unterscheiden  ist.  — 
Ende  Mai ,  Anfang  Juni  ist  die  Raupe  erwachsen  und  läfst  sich  an 
einem  Faden  zur  Erde  herab ,  wo  sie  sich  ziemlich  flach  in  einem 
Erdgehäuse  verspinnt  und  verpuppt.  In  Grasland  geschieht  dies  auch 
oberirdisch,  zwischen  Gras  und  Ki'äutern. 

Der  Schaden  besteht  bei  Massenauftreten  in  erster  Linie  im  Blatt- 
frafse,  der  recht  oft  zu  Kahlfrafs  führt  (Fig.  235),  und  im  Zerstören  der 
Blüten,  worin  die  Frostspanner  mit  dem  Blütenstecher  wetteifern 
können.  Das  Benagen  der  Früchte  ist  am  Kernobste  von  minderer 
Bedeutung,  von  grofser  dagegen  an  Kirschen,  indem  hier  ein  beträcht- 
licher Teil  der  Ernte  zerstört  werden  kann,  in  keinem  Verhältnisse  zu 
der  oft  wenig  beträchtlichen  Zahl  der  Raupen. 

Witterungseinflüsse  sind  den  Frostspannern  nur  dann  nachteilig, 
wenn  die  Flugzeit  der  Falter  durch  lange  andauernde  Regenzeiten 
unterbrochen  wird.  Pilzkrankheiten  sind  hier  und  da  beobachtet  M, 
scheinen  aber  von  keiner  praktischen  Bedeutung  zu  sein.  Tierische 
Feinde  haben  die  Frostspanner  natürlich  in  allen  Stadien  die  Menge, 
ohne  dafs  sie  aber  ihre  Vermehrung  bei  günstigen  Witterungseinflüssen 
hintanhalten  können. 

Die  Bekämpfung  hat  sich  gegen  alle  Stadien  zu  richten.  Gegen 
die  Eier  empfehlen  die  Engländer  eine  Bespritzung  mit  1  Pf.  70^/oiger 
Soda,  1  Pf.  SO^iger  Pottasche,  400  g  weicher  Seife  und  50  1  Wasser; 
auch  die  wasserlöslichen  Karbolineumsorten  dürften  sich  hierzu  vorzüg- 
lich eignen.  Die  Raupen  werden  durch  Arsenmittel  getötet;  sie 
lassen  sich  auch  leicht  abklopfen  bzw.  abschütteln  imd  dann  durch 
Leimringe  am  Aufbäumen  hindern.  Die  Puppen  werden  von  Ge- 
flügel oder  Schweinen  gern  ausgegraben  und  verzehrt ;  tiefes  Umpflügen 
mit  nachherigem  Festtreten  des  Bodens  verhindert  die  Schmetterlinge 
am  Auskriechen. 

Am  verbreitetsten  und  zweckmäfsigsten  ist  der  Kampf  gegen  die 
die  Bäume  erkletternden  W  eibchen  durch  Umlegen  von  Leimringen. 
Anfang  Oktober   mufs  damit  begonnen,    und  bis  in  Januar  müssen  sie 


')  Lecoeur,  Bull.  Soc.  mvcol.  JFrance  T.  8,  1892,  p.  20.  Ausz. :  Zeitschr.  Pflanzen- 
krankh.  Bd.  2,  S.  166. 


Aearistiden. 


347 


fängig  gehalten  werden.  Zweckmäfsig  ist  es ,  Ende  März  —  Anfang 
Mai  sie  wiederum  zu  erneuern ,  weil  zahlreiche  Weibchen  ilu"e  Eier 
unterhalb  der  Leimringe  ablegen,  deren  Raupen  im  Frühjahre  an  den 
Bäumen  in  die  Höhe  klettern. 


Fig.  235.     Von  Frostspanner-Eanpen  kahlgefressener  Apfelbaum,  Ende  Mai. 

Einige  Thalassodes- Arten  ^)  kommen  auf  Java  an  verschiedenen 
Kulturpflanzen  vor  und  werden  für  jungen  Kaffee  gelegentlich  ver- 
derblich. 

Eucliloris   submissaria  Wlkr.     Raupe    in  Australien  an  Akazien. 

Agaristicleu. 

Alypia  oetomaculata  (F.).  Nordamerika;  Raupen  in  Juni-Juli, 
September  an  Reben,  namentlich  in  Gärten,  öfters  Kahlfrafs  verursachend. 
Zur  Verpuppung  bohren  sie  sich  in  verholzte  Triebe  ein. 

1)  KoNiNGSHEKGER  (&  ZimmermannI,  Med.  's  Lands  Plantentuin  44,  1901.  p.  6ö,  PI.  3- 
flg.  13;  Med.  Dept.  Laudbouw  6,  1908,  p.  38. 


348  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 


Noctiüdeii,  Eulen  (Schmetterlinge),  OAvlet-moths. 

Fülller  lang,  bortitenförmig,     Nebenaugen  vorhanden.    Vorderflügel 
kräftig,  lang,   mit   einer  Dorsalrippe-,    ihr  Saum   kürzer  als  Innenrand. 
Hinterflügel    kürzer,    breit,    kurz    gefranst,    mit   Haftborste    und    zwei 
Dorsalrippen.     Rüssel  kräftig.     Körper  glatt 
ai  behaart ,     kurz ,     kräftig :      Hinterleib     dick, 

kegelförmig  zugespitzt.  —  Auf  den  Vorder- 
flügeln mehr  oder  wenig  ausgeprägt  die  so- 
genannte „Eulenzeichnung"    (Fig.  236): 
ein    halber    Querstreif  vor    der   Wurzel, 
zwei    ganze    Querstreifen ,    dazwischen    das 
Mittelfeld  und  in  diesem  drei  „Makeln" : 
ßing-,  Nieren-,  Zapfenfleck  und  ein  Mi tt ei- 
schatten:    im     Saumfelde     die     gezackte 
Fig.  236.    Eulenzeichnung.      Wellenlinie.  Im  übrigen  ist  die  Färbung 
^  Vorderrand    B  Iimeurand,   meistens  düster,  die  Hinterflügel  sind  heller, 
C  Aufsenrand,  7>  \  orderwinkel,  -u    r   i,       •    j?    i  •  i        i  ii 

£Hmterwinkel,aMVurzelfeld,  gewöhnlich  einfarbig,  manchmal  grell  ge- 
am  Mittelfeld,  al  Saumfeld,  färbt  mit  schwarzen  Binden.  Die  Falter 
sff  vorderer,  sp  hinterer  Quer-  sitzen  tagsüber  mit  dachförmig  getragenen 
streif,  i6- 1;  Wellenlinie  mit  Vor-  klügeln  an  Baumstämmen,  Mauern  usw. 
Sprüngen   vis,   rnr  Nieren-,   nw         j        •     i  i  i  •   i  i.i  /o   i     i. 

Ring-f  md  Zapfenmakel  (nach  ^^f    Sind    sehr     schwer     Sichtbar    (Scliutz- 
Hkinemann,  aus  Nüfslin).         färbung);      nachts     fliegen     sie     pfeilschnell 
umher. 
Eier  gewöhnlich  rund,  gerippt,  mit  eingedrückter  Spitze. 
Raupen  (cutw onus)   gewöhnlich   glatt,    16füfsig,    düster  gefärbt, 
frei  an  Pflanzen ,  vorwiegend  an  niederen  bzw.  ihren  Wurzeln,  nachts 
fressend ,    tags    eingerollt  •,   meist   polyphag.   —   Puppen   fast   immer  in 
der  Erde  ohne  oder  mit  nur  losem  Gespinste. 

Hypena  Schrk. 

Palpen  sehr  lang,  gerade  vorstehend,  schneidend  beschuppt;  Vorder- 
flügel zugespitzt.  Auf  erstem  Hinterleibsringe  ein  kleiner  Schopf. 
Raupen  14  füfsig. 

H.  rostralis  L.  M.  Hopfeneule.  Rostbraun,  grau  gemischt,  mit 
lichter  Wellenlinie ,  die  Makeln  mit  aufgeworfenen  Schuppen.  Raupe 
grün  mit  feiner  dunkler  Rückenlinie  und  je  zwei  weifsen  Seitenlinien : 
Kopf  hellbraun :  überall  auf  schwarzen  Punkten  lichte  Borstenhärchen ; 
22  mm  lang:  sehr  lebhaft,  daher  „Springraupe";  läfst  sich  bei  Störung 
sofort  fallen.  Wahrscheinlich  zwei  Brüten.  Der  überwinternde  Falter 
legt  im  Mai  Eier  an  die  jungen  Hopfentriebe ;  die  daraus  hervor- 
gehenden Raupen  fressen  im  Juni  und  Juli,  oft  in  grofsen  Mengen 
zusammen,  anfangs  zwischen  lose  versponnenen  Blättern,  später  frei  an 
der  Blattunterseite,  tagsüber  längs  der  Mittelrippe  ruhend,  das  ganze 
Parenchym  verzehrend.  Puppe  Ende  Juli  in  losem  Gespinste  an 
Pflanze  oder  am  Boden.  Im  August  fliegen  die  Falter  aus ,  deren 
Raupen  nun  im  Herbste  an  wildem  Hopfen  und  Brennesseln  leben. 
Bekämpfung:  Spritzen  mit  Arsenmitteln ,  Abklopfen  der  Raupen  auf 
untergehaltene  Schirme  oder  Tücher. 

H.  h  um  Uli  Harr.     Nordamerika,  an  Hopfen,  ebenso  lebend. 

1)  ZiuNciKiii.,  Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  18—20,  Fig.  12. 


Noctuiden,  Eulenscbmetterlinge.  34.() 

H.  lividalis  HbJ).  Mittelmeerländer,  Canaren;  in  Algier  schäd- 
lich geworden  an  Ramie. 

Plathypeiia  seabra  F.-).  Nordamerika,  gemein  an  Leguminosen, 
auch  an  Erd-  und  Brombeeren.  Raupe  gelegentlich  schädlich  an  Klee, 
für  gewöhnlich  aber  durch  das  Mähen  völlig  in  Schach  gehalten. 

Ophideres  Boisd.  ■^). 

Kopf  und  Brust  mit  dichtem  Schuppenkragen  bedeckt.  Rüssel 
mit  scharfer,  gebärteter  Spitze.     Amerika,  Afrika  bis  Australien. 

Die  Gattung  ist  deswegen  von  grofsem  Interesse,  weil  hier  nicht 
die  Raupen,  sondern  die  Schmetterlinge  schädlich  werden.  Sie  durch- 
bohren mit  ihrem  Rüssel  die  Schalen  der  Citrusfrüchte  und  saugen 
deren  Saft.  Namentlich  O.  fuiloniea  L.  wird  auf  diese  Weise  in 
Indien,  noch  mehr  in  Australien,  schädlich.  Man  ködert  und  vergiftet 
sie  mit  einer  Mischung  von  Syrup,  80  g  Arsenik,  30  g  doppeltkohlen- 
saurem Natron  auf  1  1  Wasser. 

Anticarsia  g-emmaiiiis  Hb.^j.  In  Florida  an  Muerma  utilis;  über 
60  %  der  Pflanzen  befallen ,  viele  kahl  gefressen.  Die  in  mehreren 
Brüten  auftretenden  Raupen  werden  gern  von  Vögeln  gefressen. 

Ophiusa  Hb. 

Palpen  aufwärts  gerichtet,  glatt  beschuppt;  Mitteltibien  bedornt. 
Aufsenrand  der  Vorderflügel  fast  gerade. 

O.  melicerte  Drury.  Castor  semi-looper').  Rötlich  braun  mit 
hellen  und  dunklen  Zeichnungen.  Raupe  dunkel  erdfarben  mit  roten 
und  weifsen  Längsstreifen.  Puppe  in  oder  an  Erde.  Von  Afrika  bis 
Australien;  besonders  in  Indien  gelegentlich  an  Ricinus  recht  schäd- 
lich, durch  Abweiden  der  Keimpflanzen  und  Kahlfrafs  an  älteren.  Eine 
Ichneumonide  vertilgte  über  80  ^/o  der  Raupen ,  aus  denen  aufserdem 
noch  Tachiniden  gezüchtet  wurden. 

O.  lienardl  Boisd. '')  Kapland  -,  I'alter  bohrt  Früchte  an  und  saugt 
den  Saft. 

Serrodes  inara  Cram:'^).     Wie  vorige. 

Plecoptera  reflexa  Gn.  ^).  Raupen  in  Indien  in  zwei  Brüten  an 
jungen  Pflanzen  des  Sissubaumes ,  Dalbergia  sissoo ;  nicht  selten 
Kahlfrafs. 

Remigia  Gn. 

Tropische  Gattung;  Raupen  mit  nur  zwölf  Beinen. 

R.  repanöa  F.  (latipes  Gn.).  Südliches  Nord-  bis  Südamerika. 
Die  Raupen  namentlich  an  Gräsern  (auch  Mais),  aber  auch  an  anderen 
niederen  Pflanzen  (Luzerne),  in  Westindien  vornehmlich  an  Panicum 
maximum  und  muticum  („Guinea  grass  moth"),  oft  recht  beträcht- 

1)  EiriEKE,  ßev.  Cult.  colon.  Nr.  125,  19U3.  Äusz  :  Zeitschr.  Pflanzenkrankh. 
Bd.  14,  S.  275. 

2)  Chittenuen,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div  Ent.,  Bull.  30  N.  S.,  1901.  p.  45—50,  fig  26. 

3)  Tryon,  Queensland  agr.  Journ.  Vol.  2  Pt.  4,  1898;  8  pp.,  6  Pls.;  Maxwei.l- 
Lefroy,  Mem.  Dept.  Agrio.  India  Vol  I,  1907,  p.  189.  Fkoggatt,  Austral.  Insects 
p.  267—8,  PL  26. 

^)  Chittenden,  ü.  S.  Dept.  Agric   Bur.  Ent.,  Bull  54,  1905,  p.  77—79,  fig.  20. 

5)  Maxwell-Lefüov,  1.  c,  Vol.  2,  1908,  p.  59-77,  PI.  6,  7. 

6)  Mally,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  31,  N.  S.,  1902,  p.  90-92. 
-•)  Stebbixg,  1.  c,  Nr.  1,  2d  ed.;  Calcutta  1903,  p.  94-96,  PI.  3  fig.  3. 


350  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

lieh  schadend.  Puppe  an  Blattunterseite  oder  sonst  zwischen  Blättern 
oder  Gras  in  zartem,  aber  sehr  festem  Gespinste.  Da  die  Raupen  in 
geschlossenen  Zügen  wandern,  sind  sie  durch  quer  zu  ihrer  Marsch- 
richtung aufgeworfene  Gräben  abzu  angen. 

R.  frug-alis  F. |).  Westati-ika  bis  Australien.  Raupe  zur  Regen- 
zeit in  Indien  und  Ägypten  an  Reis,  Mais,  Andropogon ,  namentlich 
in  Gebirgsgegenden.  Auf  Java  auch  an  Zuckerrohr.  Biologie  wie 
vorige. 

R.  arehesia  Gram.-).  Afrika,  Indien,  Nordchina;  Raupe  zur 
Regenzeit  an  Indigo,  Desmodium,  Phaseolus  radiatus. 

Auticarsia  (Thermesia)  g-emmatllis  Hb.^).  Cuba,  in  velvet  beans, 
öfters  alle  Blätter  abfressend.  Sporotrichum  sp.  vernichtet  die  späteren 
Brüten. 

Tarache  eatena  Sow.  *).  Raupe  in  Indien  zur  Regenzeit  an  Baum- 
AvoUe,  Mais. 

Plasia  0. 

Augen  gewimpert.  Vorderflügel  mit  langem,  gebogenem  Saume, 
Metallflecken  und  ganzrandigen  Fransen.  Palpen  lang,  stark  behaart, 
sichelförmig  gekrümmt.  Brust  und  Hinterleib  geschöpft.  Fliegen  auch 
am  Tage.  Raupen  zwölffüfsig,  nach  vorne  sehr  dünn  (auffallend  klein- 
köpfig),  nach  hinten  verdickt,  fein  behaart.  Puppen  in  seidigem  Ge- 
spinste, mit  stark  verlängerter  Rüsselscheide. 

PI.  (Autog-rapha)  g^amma  L.  Gamma-,  Ypsiloneule 0).  Grau- 
braun und  veilrötlich  gemischt,  mit  doppelten,  feinen,  weifsen  Quer- 
linien und  einem  gelblichsilbernen  Y ;  Hinterflügel  schwarzgrau,  wurzel- 
wärts  lichter.  Raupe  (Fig.  237)  grün,  mit  feinen  weifsen,  welligen 
Rücken-  und  gelber  Seitenlinie ;  Kopf,  Stigmen  und  Brustfüfse  dunkler ; 
3U  mm  lang.  —  Europa,  Asien:  im  Süden  häufiger  als  im  Norden. 
Nordamerika  (hier  aber  bis  jetzt  unschädHch), 

Die  Gammaeule  ist  mit  unser  gemeinster  Schmetterling;  sie  fliegt 
von  April  bis  November  zu  jeder  Tageszeit  auf  freiem  Gelände  lebhaft 
umher,  mit  ihrem  langen  Rüssel  Blütensaft  saugend.  Das  Weibchen 
legt  bis  zu  400  Eier,  einzeln,  in  kleinerer  oder  gröfserer  Zahl  an  die 
Blattunterseite  verschiedenster  niederer  Gewächse.  Nach  etwa  14  Tagen 
kriechen  die  Raupen  aus,  die  man  das  ganze  Jahr  hindurch,  in  gröfster 
Zahl  aber  im  Sommer,  an  fast  allen  Kräutern,  auch  an  Buschwerk, 
selten  an  Gräsern  oder  Getreide  (doch  auch  an  junger  Saat),  antrifitl. 
Ungleich  anderen  Eulenraupen  fressen  sie,  auf  ihre,  der  jeweiligen 
Nährpflanze  entsprechende  Schutzfarbe  vertrauend,  frei  auf  den  Pflanzen, 
lassen  sich  aber  bei  Beunruhigung  fallen  und  ringeln  sich  zusammen. 
Ist  ein  Feld  kahl  gefressen,  so  wandern  sie  auf  ein  benachbartes. 
Nach  vier  Wochen  etwa  verpuppen  sie  sich  in  weifsem,  wolligem 
Gespinste  an  der  Unterseite  eines  Blattes  oder  einem  Stengel; 
die  Puppe  ist  schwarz  und  läuft  in  einen  knopfartigen  Griffel  mit 
zwei  Borsten  aus.  Nach  12 — 14  Tagen  schlüpft  der  Falter  aus,  so 
dafs   eine  Generation   im   günstigsten  Falle    in   sechs  Wochen  beendet 


1)  Maxweli.-Lei-uov,  iVIem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  I,  1907,  p.  187,  fig.  56;  King, 
H.  H.,  3d  Eep.  Gordon  Memor.  Coli.  Karthoum,  1909,  p.  224—225,  PI.  27,  fig.  7,  9,  10. 

2)  Maxweli.-Lefrov,  1.  c  p.  186. 

=')  HoRNE,  2d  Eep.  Estac.  centr.  agr.  Cviba,  1909,  p.  88. 

*)  Maxwei.i.-Lefuuy,  1.  c.  p.  177. 

^)  RiTZEMA  Bos,  Zeitschr.  Pflanzenkraukh.  Bd.  4,  1894,  5.  218—220. 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge. 


351 


sein   kann.     Es   folgen   sich    daher   in   einem  Jahre   2—3  Brüten-,    alle 
Stadien  überwintern. 

Die  von  der  Gammaeule  verursachten  Schäden  sind  im  all- 
gemeinen nicht  besonders  bemerkenswert,  der  aufserordentlichen  Poly- 
phagie der  Raupen  wegen.  Nur  bei  massen- 
haftem Auftreten  können  sie,  namentlich  da, 
wo  eine  Kulturpflanze  in  grofser  Ausdehnung- 
gebaut  wird,  sehr  bedeutenden  Schaden  ver- 
ursachen, so  besonders  an  Zuckerrüben,  Erbsen 
und  Bohnen,  Lein,  Klee  usw.,  aber  auch  in 
Gärten;  selbst  Kiefernkulturen  ^)  wurden  von 
ihnen  völlig  vernichtet.  Solche  Jahre  massen- 
haften Auftretens  wiederholen  sich  von  Zeit 
zu  Zeit;  in  der  Literatur  werden  berichtet: 
1785  (Paris),  181G  (Nordfrankreich),  1828  (Ost- 
preuisen),  1829  (Holland;  in  der  Provinz 
Groningen  allein  540000  Mk.  Schaden),  1831 
(Bayern),  1868  (Provinz  Sachsen),  1871  (Deutsch- 
land, Österreich),  1879  (Westeuropa,;,  1900 
( England). 

Kalte  kurze  Sommer  sind  der  Entwicklung 
der  Gammaeule  nachteilig,  warme  lange  förder- 
lich; sonst  liebt  sie  eher  etwas  mehr  als  zu 
wenig  Feuchtigkeit.  Öfters  ist  eine  Bakterien- 
krankheit (Schlaffsucht)  der  Baupen  beobachtet ; 
doch  sollen  sie  nach  Ritzema  Bös  gegen  Botrytis 
tenella  immun  sein.  Es  ist  selbstverständlich, 
dafs  einem  so  häufigen  Kerf  Tiere  aller  Art  in  allen  seinen  Entwicklungs- 
ytadien  nachstellen^). 

Bekämpfung:  Wo  es  angeht,  sind  befallene  Felder  so  rasch  wie 
möglich  abzuernten  und  zu  walzen.  Bleiarsenat,  Rufs  und  Kalk:  Ein- 
trieb von  Schweinen,  Schafen,  Geflügel;  Fanggräben;  Ablesen.  Nach 
E.  Täschenberg ^)  und  Stift*)  hat  sich  der  DEHOFFsche  Apparat"') 
sehr  bewährt :  durch  Latten  verbundene  Tröge ,  an  denen  Besen 
sitzen.  Der  Apparat  wird  über  das  Feld  gezogen,  wobei  die  Besen 
die  Raupen  in  die  Tröge  kehren;  an  einem  Tage  lassen  sich  derart 
20  Morgen  reinigen.  Gute  Düngung  läfst  die  Pflanzen  den  Schaden 
überwinden.  Selbstverständlich  ist  jede  Bekämpfung  um  so  wirksamer, 
je  früher  im  Jahre  sie  angewandt  wird. 

PI.  monela  F.  Blafs  golden,  am  Saume  veilrötlich  gemischt, 
Ringmakel  doppelt,  dick  silbern  umzogen.  Raupe  jung  dunkelgrün 
mit  schwarzen  Punkten,  erwachsen  hellgrün  mit  weifsen  Punkten, 
dunkler  Rücken-  und  weifser  Seitenlinie,  Nach  Chr.  Schröder*^)  an 
Aconitum  in  Garten  schädlich  geworden:  sehr  wählerisch  in  ihrer 
Nahrung, 

')  Altum,  Forstzoologie  Bd.  8,  2.  Abt.,  S.  144-145. 

2)  Über  den  Parasitismus  von  Litomastix  truncatellus  Dalman  siebe:  Giaud, 
Bull.  Sog  ent.  France  1898  p.  127—129  und:  Leonahdi,  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr. 
Vol.  1,  1907,  p.  17-64,  fig.  1—13,  Taf.  I— V. 

3)  Prakt.  Insektenkde.  Bd.  3,  S.  155. 

*)  Krankheiten  und  Feinde  der  Zuckerrübe,  Wien  1900,  S.  167. 

s)  Zu  beziehen  von  F.  Zimmermann  &  Co.,  Maschinenfabrik,  Halle  a.  S. 

6)  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  609-612,  6  figg. 


Fig.  237.    Gammaeulen- 
Raupe  (nach  Lampert). 


352  Macrolepidoptereu,  Grofssclimetterlinge. 

PI.  (A.)  brassieae  Riley.  Common  eabbag-e  looper^),  Nord- 
amerika, namentlich  in  den  Südstaaten,  an  den  verschiedensten  Pflanzen. 
Chittenden^j  stellt  fest,  dals  die  Raupe  für  Kranklieiten  und  Parasiten 
sehr  empfänglich  sei. 

PL  (A.)  Simplex  Gn.  Celery-Looper^)  ebenda,  an  Sellerie, 
Zuckerrüben,  Salat. 

PI.  aurifera  Hb.  Äthiopische  und  orientalische  Region,  in  Europa 
eingeschleppt.  Nach  Bohdage*)  auf  Reunion  an  Vanille  schädlich,  deren 
Knospen  die  Raupe  ausfrilst. 

PI.  ehaleites  Esp.  (eriosoma  Doubld.,  verticillata  Gn.).  Südeuropa, 
äthiopische,  orientalische,  australische  Region.  In  Australien^)  an 
Erbsen,  Bohnen,  Kartoffeln  usw.:  auf  Hawaii*')  den  jungen  Kaflfee- 
pflanzungen  sehr  gefährlich. 

In  Indien  machen  sich  mehrere  Plusia- Arten  hier  und  da  bemerkbar, 
ohne  aber  weiter  von  Bedeutung  zu  sein " ). 

Cosmophila  Boisd. 

Körper  glatt  beschuppt.  Spitze  der  Vorderflügel  vorgezogen  und 
scharf,  Aufsenrand  winkelig.     Raupe  zwölffüfsig. 

C.  sabulifera  Gn.  (Gonitis  involuta  Wlkr.)  ^).  Afrika  bis  Burmah. 
Dunkelbraun  mit  dunkleren  Linien.  Raupe  grün,  mit  fünf  dunklen 
Höckern  auf  jedem  Ringe.  Indien,  Ägypten,  an  Jute  (Corchorus) :  Hawai 
an  Hibiscus  esculentus  ^). . 

C.  erosa  Hb.  ^^).  In  allen  Baumwolle  bauenden  Gegenden.  Orange, 
rot,  gTau.  Raupe  auf  Rücken  mit  abwechselnd  weifsem  und  schwarzem 
Streifen,   an  der  Seite  weils  gestreift.     Puppe  in  Erde  oder  Blattfalte. 

Hyblaea  puera  Gram.  ^^).  Indien,  Südafrika,  Orientalisehe 
Region,  Neuguinea.  In  Indien  mit  Pyrausta  machoeralis  (s.  S.  305) 
der  schlimmste  Feind  der  Teakwälder.  Falter  und  Raupe  in  Farbe 
sehr  wechselnd ;  letztere  erwachsen  oben  fast  schwarz ,  unten  gelb 
oder  grün,  mit  weifsen  Längsstreifen;  Kopf  und  Halsschild  schwarz. 
Eigentliche  Nährpflanzen  sind  Bignoniaceen ;  von  ihnen  gehen  die 
Raupen  nur  ungern  an  die  Teakbäume  über,  wobei  viele  der  ungeeig- 
neten Nahrung  erliegen;  sie  ruhen  tagsüber  in  einem  gerollten  Blatte-, 
nachts  verzehren  sie  die  Blätter  bis  auf  die  stärksten  Rippen.  Puppe 
in  lockerem,  grobem  Gespinste.  Generationsfolge  und  Abhängigkeit 
von  Klima  wie  bei  Pyrausta  machoeralis.  Unter  den  Feinden  ist  eine 
Tachinide  und  eine  Pilzkrankheit  zu  erwähnen.    Gegenmittel :  möglichst 


1)  CurrrENi.EN,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  23,  N.  S.,  1902,  p.  60-69, 
fig.  13,  14. 

-)  Insects  injurious,  to  vegetables,  New-York  1907,  p.  141. 

3)  Chittenden,  1.  c.  Bull.  23,  p.  73—74,  fig.  16. 

*)  C.  r.  6me  Congr.  internat.  Agric,  Paris  1900,  p.  317. 

5)  Froggätt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  12,  1901,  p.  239—240,  PL;  Vol.  16, 
1905,  p.  1038,  4  figs. 

•>)  KoEBEi.E,  Trop.  Agric,  Vol.  17.  1897,  p.  35. 

^)  Maxwet.i.-Lefruy,  Mem.  Dept.  Agric  India,  Vol.  I,  1907,  p.  190-194.  —  Ind. 
:Mu8.  Notes  Vol.  V,  VI. 

8)  Maxweli.-Lefkoy,  1.  c.  p.  182;  King,  H.  H.,  1.  c  p.  235,  PI.  27,  fig.  2. 

9)  VAN  DiNE,  Ann.  Kep.  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.  1907  p.  46. 
^^)  Maxwell-Leeroy,  1.  c.  p.  181. 

11)  Stebbing,  1.  c  Nr  2;  Calcutta  1903,  p.  287—297,  PL  18,  fig.  1;  Nr.  3;  1906, 
p.  342;  Hole,  Journ.  Bombay  nat.  Hist.  Soc.  Vol.  15,  1904,  p.  679-697,  6  Pls. 


Noctuideu,  Eulenschnietterlinge.  353 

reine    Bestände    von    Teakbäumen;    Scliutz    insektenfressender   Vögel; 
Beseitigung  des  Unterholzes ;  Schweineeintrieb.  —  Auch  auf  Java  ^). 
H.  eonstellata  Gn.;  oft  mit  voriger  zusammen^). 

(Alabama  Grote)  Aletia  Hb. 

AI.  argrillaeea  Hb.  (xylina  Say.)  Cottonworm  =*).  Südliches 
Nordamerika.  Erdfarben,  mit  undeutlichen,  dunklen  welligen  Quer- 
linien und  weifsem,  schwarz  umrandetem  Flecke  auf  jedem  Vorder- 
flügel. Raupe  hellgrün  mit  schwarzen  Längs-  und  Querstreifen,  dorsal 
schwarz  gefleckt  und  behaart.  In  ihrer  Heimat  überwintern  Verhältnis - 
mäfsig  wenige  Weibchen  im  Grase  bewaldeter  Gegenden,  Anfang  März 
legen  sie  je  500  flache ,  gerippte ,  grüne  Eier  an  die  Unterseite  der 
oberen  Blätter  von  BaumwoUeschölslingen.  Nach  etwa  zehn  Tagen 
kriechen  die  Räupchen  aus,  die  zuerst  von  unten  die  Blatthaut  ab- 
nagen, später  die  ganzen  Blätter  und  selbst  die  jungen  Triebe  fressen. 
Puppe  in  losem  Kokon  an  Blättern.  Die  daraus  hervorgehenden 
Schmetterlinge  fliegen  zum  grofsen  Teile  unter  dem  Einflüsse  der 
herrschenden  Winde  nach  Norden;  jede  folgende  Brut  dringt  weiter 
vor,  so  dafs  die  letzten  bis  nach  Canada  hinein  gelangen.  Im  Süden 
folgen  sich  etwa  sieben ,  im  Norden  drei  Brüten ;  jede  dauert  je  nach 
Klima  und  Witterung  3 — 6  und  mehr  Wochen.  Die  Raupen  fressen 
an  Baumwolle  alles  Grüne,  die  Falter  stechen  mit  ihrem  starken  Rüssel 
Früchte  (Pfirsiche,  Melonen  usw.)  an  und  saugen  sie  aus.  Alle  nach 
Norden  gelangte  Tiere  sterben  dort  im  Herbste  ab,  so  dafs  also  jedes 
Jahr  neuer  Zuflug  aus  dem  Süden  erfolgt'*). 

In  früheren  .lahren  war  der  Baumwollwurm  der  schlimmste  Feind 
der  Baumwollkultur ;  Riley  berechnete  seinen  Schaden  auf  durchschnitt- 
lich drei  Millionen  £,  in  schlimmen  .lahren  sogar  bis  sechs  Millionen. 
Später  fingen  die  Pflanzer  des  Südens  an,  nicht  mu'  WoUe,  sondern 
auch  Samen  liefernde ,  niedrigere  Baumwollsorten  zu  bauen ,  die  nicht 
so  üppig  wuchsen,  den  Schaden  eher  erkennen  und  leichter  bekämpfen 
liefsen ;  auch  führte  sich  der  Fruchtwechsel  immer  mehr  bei  ihnen  ein, 
so  dafs,  auch  infolge  energischer  Bekämpfung,  der  Schaden  immer  mehr 
zurückging  und  jetzt  nicht  mehr  von  besonderer  Bedeutung  ist. 

Zur  Bekämpfung  hat  sich  am  besten  bewährt  das  Streuen  von 
Schweinfurter  Grün,  gemischt  mit  vier  Teilen  Kalk.  An  einem  auf 
der  Mitte  eines  Reitpferdes  ruhenden  Brette  hängen  jederseits  zwei 
Säcke  mit  dem  Pulver,  voneinander  so  weit  entfernt  wie  die  Reihen 
der  Pflanzen.  So  werden  beim  Durchreiten  vier  Reihen  zugleich  be- 
stäubt. 

Von  den  Feinden  des  Baumwollwurmes  ist  besonders  wichtig 
Trichogramma  pretwsa  (Chalcidier) ,  ein  Eierparasit ,  der  nach  Hubbahd 
in  Florida  bei  den  späteren  Brüten  in  immer  zunehmender  Zahl 
50 — 97  ^lo  der  Eier  zerstört.  Andere  Parasiten  sind :  Chalcis  flavipes, 
Euplectrus  comstochii,  Pimpla  conquisitor.    Dafs  Insekten  fressende  Vögel 

^)  KoNiNGSBERGEK,  Meded.  Dept.  Landbouw  Buitenzorg,  Nr.  6,  1908,  p.  40. 

2)  Stebbing,  1.  c.  p.  298—300. 

3)  Riley,  U.  S.  ent.  Commiss.  Bull.  3,  1880;  Rep.  Ent.  U.  S.  Dept.  Agric.  1881/1882, 
p.  152-167.  —  Neai.  and  Jones,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  1,  1883,  p.  38-51. 
^  4th  Rep.  ü.  S.  ent.  Commiss.  (on  the  Cotton  worm),  Washington  1885. 

*)  Grote,  Proc.  Amer.  Assoc.  Advanc.  Science  1874;  s.  Abh.  nat.  Ver.  Bremen 
Bd.  14,  1895,  S.  100,  Anm. 

8  orauer  Handbuch.    3.  Aiiti.    Dritter  Band.  23 


354  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

und  Insekten  den  Raupen  usw.  in  groi'ser  Zahl  nachstellen,  ist  selbst- 
verständlich. 

Ogdoconta  einereola  Gn.  Bean  cutworm.  Nordamerika;  die 
grüne  Raupe  mit  drei  weifsen  Streifen  frifst  in  Florida  und  Mississippi 
an  Bohnen  die  Blätter  und  Triebe. 

Heliothis  Tr. 

Stirne  über  den  Palpen  beulig  aufgetrieben.  Vorderschienen  mit 
1 — 2  hornigen  Endklauen,  Mittel-  und  Hinterschienen  mit  Dornborsten. 
Raupen  mit  einzelnen  feinen  Härchen  auf  Punktwarzen.  Falter  fliegen 
auch  am  Tage.     Puppe  an  oder  in  Erde. 

H.  obsoleta  F.  (armig-era  Hb.),  Grünlich  gelb,  mit  deutlicher 
Ring-  und  Nierenmakel  und  rostbraunem,  stark  gezähntem  hinteren 
Querstreifen ;  Farbe  und  Zeichnung  sehr  wechselnd.  Raupe  noch  mehr 
wechselnd,  von  Hellgrün  bis  Dunkelbraun,  gestreift,  gefleckt  oder  ein- 
farbig. Kosmopolitisch ,  schädlich  aber  nur  in  wärmeren  Gegenden, 
ganz  besonders  in  Amerika.  Die  Zahl  der  Nährpflanzen  ist  eine  sehr 
grofse  (über  70);  ernsterer  Schaden  aber  nur  an  Baumwolle,  Mais, 
Tomaten,  Tabak,  Erbsen,  Vigna  unguiculata  („cowpea"). 

Am  eingehendsten  ist  die  Naturgeschichte  dieser  Art  in  Nord- 
amerika^) untersucht,  wo  sie  namentlich  in  dem  „cottonbelt",  den 
Baumwolle  bauenden  Teilen  der  Oststaaten,  beträchtlich  schadet.  Der 
vorwiegend  abends  fliegende,  tags  mit  halb  geöffneten  Flügeln  ruhende 
Falter  legt  300 — 3000,  im  Durchschnitt  1100  Eier  einzeln  an  Pflanzen. 
Die  nach  2V2 — 10  Tagen  ausschlüpfenden  Räupchen  suchen  einen 
Ort,  wo  sie  in  weiche  Teile  der  Pflanze  eindringen  können;  vorher 
nagen  sie  an  den  Blättern.  Erwachsen,  nach  16  Tagen  im  Durch- 
schnitte, gehen  sie  in  die  Erde  und  verpuppen  sich  in  ovaler  Erdhöhle, 
nachdem  sie  vorher  den  Ausgang  für  den  Schmetterling  hergestellt 
haben.  Die  Anzahl  der  Brüten  wechselt  nach  Khma  zwischen  fünf 
und  einer;  die  Durchschnittsdauer  einer  Generation  ist  38  Tage.  Die 
schlimmsten  Schäden  tut  im  allgemeinen  die  dritte  Brut,  etwa  Anfang- 
August  beginnend:  die  vierte  ist  durch  natürliche  Feinde  und  Witte- 
rungseinflüsse schon  stark  dezimiert.  —  Die  Schäden  sind  verschieden 
je  nach  den  Nährpflanzen. 

An  Baumwolle  werden  die  Eier  an  die  Blattunterseiten  abgelegt. 
Die  Raupen  dringen  in  die  Knospen  und  Kapseln  ein  (Bollworm). 
Der  Verlust  in  den  Vereinigten  Staaten  beträgt  durchschnittlich  zwölf 
Millionen  $  jährlich. 

Mais  ist  die  Lieblingspflanze  der  Raupe.  Die  Eier  werden  zur 
Blütezeit  an  die  langen  Griffel  ..gelegt.  Von  hier  aus  dringen  die 
Raupen  zuerst  in  die  Spitze  der  Ähre  ein  und  fressen  sie  aus ,  später 
in  den  Kolben  und  verzehren  die  reifenden  Körner  (Com-  earworm). 
Zuckermais  wird  dem  Feldmais  vorgezogen;  die  Kultm^  des  ersteren 
ist  daher  in  den  Südstaaten  fast  unmöglich.  Älterer,  schon  hart 
werdender  Mais  bleibt  verschont. 

An  Tomaten  (tomato-worm)  fressen  die  Raupen  zuerst  die 
Stengel  aus,  später  bohren  sie  sich  in  die  reifenden  Früchte  ein. 

An  Tabak    (false   budworm)    dringen    die  Raupen    durch    die 


1)  QuAiNTANCE  &  Brues ,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  50,  1905,  155  pp.. 
25  Pls.,  27  figs.  —  BisHOPP  and  Jones,  U.  S.  Dept.  Agric,  Farmers  Bull.  290,  1907, 
32  pp.,  4  figs. 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge.  ggc 

unentfalteten  Blätter  in  die  Knospen;  erstere  werden  durchlöchert, 
letztere  zerstört.    Spätere  Brüten  fressen  die  unreifen  Samenkapseln  aus. 

An  Hülsenfrüchten  werden  ebenfalls  die  Samen  aus  den 
Schoten  ausgefressen-,  zugleich  bieten  ihre  Blüten,  besonders  die  der 
cowpeas ,  den  Faltern  die  liebste  Nahrung  (Nektar) ,  während  Früchte 
von  ihnen  nicht  angestochen  werden. 

Die  Anzahl  der  Feinde  und  Parasiten  ist  naturgemäfs  eine 
sehr  grofse ;  indes  ist  für  die  Raupe ,  ihrer  geschützten  Lebensweise 
halber,  deren  Bedeutung  ziemlich  gering.  Wichtiger  ist  der  grofse 
Kannibalismus  der  Raupen;  von  15 — 30  auf  einer  Maispflanze  aus- 
kommenden Raupen  sollen  nur  1 — 2  übrig  bleiben;  an  der  Baumwolle 
spielt  der  Kannibalismus  bei  dem  zerstreuten  Vorkommen  der  Raupen 
eine  geringe  Rolle.  Auch  eine  Bakterienkrankheit  ist  ohne  gröfsere 
Bedeutung. 

Von  Bekämpfungs maisregeln  ist  vor  allem  wichtig  das  Um- 
graben des  Landes  im  Herbste  oder  Winter,  um  die  Puppen  tierischen 
Feinden  oder  den  Atmosphärilien  auszusetzen,  bzw.  die  Falter  am 
Auskriechen  zu  verhindern.  Frühe  Bestellung  von  frühen  Sorten  und 
kräftige  Düngung  können  die  Pflanzen  bis  zum  Auftreten  der  dritten 
Brut  über  das  gefährdete  Stadium  hinwegbringen. 

Besonders  wichtig  ist  die  Anwendung  von  Fangpflanzen.  Zwischen 
der  Baumwolle  werden  in  gröfseren  Abständen  Reihen  von  cowpeas 
und  frühem  Mais  so  gepflanzt,  dafs  beide  zur  Hauptflugzeit  einer 
Falterbrut  in  Blüte  stehen ;  erstere  locken  die  Schmetterlinge  durch 
ihren  Nektar  an,  an  letztere  legen  sie  ihre  Eier.  Nach  der  Eiablage 
werden  die  Pflanzen  ganz  entfernt  bzw.  wird  der  Mais  geköpft.  Bei 
der  zweiten  Brut  kann  man  sogar  die  Pflanzen  stehen  lassen.  Die 
massenhaft  auf  ihm  auskommenden  Raupen  fressen  sich  gröfstenteils 
gegenseitig  auf;  der  Rest  wird  von  tierischen  Feinden  vernichtet. 

Auch  Arsenmittel  sind  namentlich  gegen  die  jungen,  noch  wandern- 
den Raupen  von  Erfolg;  sie  werden  Ende  Juli,  Anfang  August  drei- 
mal verstäubt. 

Von  Europa  und  Afrika  werden  ernstere  Schäden  nicht  be- 
richtet. 

In  Indien^)  kommt  die  Raupe  merkwürdigerweise  nur  sehr  selten 
an  Baumwolle  vor,  und  nur  in  Blütenknospen;  am  meisten  schadet 
sie  hier  an  Cicer  arietinum,  Mohn,  Cajanus  indicus  und  Tabak  durch 
Ausfressen  der  Samen.    Auch  an  Stechapfel  und  Physalis  tritt  sie  auf. 

Auf  Java ^)  mäfsig  schädlich  an  Reis,  Leguminosen,  Mais,  Tabak, 
Baumwolle. 

In  Australien^)  werden  besonders  Mais,  Erbsen,  Tomaten  be- 
fallen. 

H.  (Chi.)  assulta  Gn.  *).  Afrika  bis  Australien  ;  in  Indien  gelegent- 
lich an  Physalis  und  Tabak. 

H.  (Clil.)  peltig-era  ^)  Schiff.     Java,  an  Tabak  und  Leguminosen. 


1)  Theobald,  2d  Rep.,  1904,  p.  114—115;  Maxwell-Lefkcy,  Mem.  Dept.  Agric. 
Tndia,  Vol.  I,  1907,  p.  165,  fig.  49. 

2)  KoNiNGSBEEGER,  Meded.  's  Lands  Plantent.  22,  1898,  p.  20;  Meded.  64,  1903, 
p.  40—41. 

3)  Theobald,  1.  c;  Frencu,  Handb  destr.  Ins.  Victoria,  Vol.  8,  1900,  p.  49—52, 
PI.  11;  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  17.  1906,  p.  209 ff.;  Van  Dine,  Hawaii 
agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  10,  1905,  p.  9—10,  fig.  4. 

*)  Maxwell-Lefroy,  1.  c.  p.   166. 

23* 


356  Macrolepidopteren,  Grofsschmetteiiinge. 

H.  dlpsaeea  L.  Raupe  graulich  mit  weifsen  Läiigslinien ,  im 
Mai- Juni ,  August- Septembei'  an  Mais,  Bohnen,  Luzerne,  Hanf,  Lein, 
Tabak,  Cichorie,  Kürbis  usw.,  Blattfresser. 

H.  (Chi.)  vireseens  F.  (rhexiae  Sm.  a.  Abb.)  ^).  Nord-  und 
Mittelamerika,  An  Tabak,  Feldfrüchten,  an  ersterem  als  „budworm'" 
ebenso  schadend  wie  H,  obsoleta-,  bohrt  sich  auch  in  Hauptstamm. 

Cucullia  Schrk.,  Mönchseiile. 

Augen  an  den  Rändern  bewimpert,  Halskragen  eine  hohe  Kapuze 
bildend ,  Hinterleib  lang ,  spitz ,  Schienen  ohne  Dornborsten.  Hinter- 
flügel klein.     Raupen  nackt,  bunt. 

C.  laetueae  Esp.  Blaugrau,  Vorderflügel  breit,  Saum  gerundet: 
auf  Rücken  braungraue  Haarschöpfe.  Raupe  walzig,  weifslich,  mit 
gelben,  fleckig  erweiterten  Rücken-  und  Seitenstreifen,  dazwischen 
schwarze  Querflecke ;  Mai,  Juni,  an  Salat. 

Auch  andere  Arten  dieser  Gattung  finden  sich  gelegentlich  an 
Kulturpflanzen. 

Calocampa  Stph. 

Augen  wie  vorher.  Palpen  aufsteigend,  dicht  filzig  behaart.  Hals- 
kragen mit  scharfem,  vorn  in  Spitze  vortretendem  Längskiele.  Raupen 
nackt,  bunt.     Falter  überwintern;  Puppe   in  Erde. 

C.  exoleta  L.^).  Licht  veilgrau,  Vorderflügel  am  Vorderrande 
braun;  Ringmakel  und  Wellenlinie  mit  schwarzen  Pfeilflecken.  Raupe 
sehr  bunt,  grün,  zwei  gelbe  Rückenlinien,  rote,  unten  weifs  gesäumte 
Seitenlinie ,  auf  jedem  Ringe  oben  zwei  schwarze ,  weifs  ausgefüllte 
Ringe,  seitlich  vier  weifse  Punkte ;  im  Mai  mid  Juni  an  verschiedenen 
Pflanzen,  u.  a.  Himbeeren.  An  Reben  frafsen  sie  bei  Geisenheim  Stücke 
aus  den  jungen  Trieben,  deren  distale  Teile  dann  vertrockneten. 

C.  vetusta  Hb.^).  Braun,  weifs  gezeichnet,  ein  schwarzer  Pfeil- 
strich. Raupe  grün,  zwei  gelbe  Rückenlinien,  gelber,  oben  dunkel  ge- 
säumter Seitenstreif,  weifse  Punkte  oben,  rote  Stigmen;  an  saftigen 
niederen  Pflanzen.  In  Norwegen  wurden  wiederholt  die  Eier  in  Kuchen 
an  die  Zweige  von  Obstbäumen  gelegt.  Die  Raupen  frafsen  die  eben 
aus  den  Knospen  hervorkommenden  Blätter. 

Xylina  Tr. 

Augen  wie  vorher.  Palpen  hängend ,  lang  und  dünn  behaart. 
Vorderschopf  der  Brust  steil,  hoch,  nach  vorne  übergeneigt.  Raupen 
dick,  walzig,  mit  Borstenhärchen,  auf  Laubhölzern,  Puppe  in  Erde. 
Europa,  Nordamerika. 

Die  Raupen  von  X.  ornithopus  Rott.  (rhizolitha  Esp.)  und  socia 
Rott.  in  Europa  nicht  selten  an  Laub  von  Pflaumen-  und  Zwetschen- 
bäumen*),    erstere    in   England   auch    an   Reben   schädlich^).     Mehrere 


')  Howard,  Farm.  Bull.  120,  1900,  p,  14—15,  fig.  7;  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric. 
Div.  Eut.,  Bull.  27,  N.  S.,  1901,  p.  101—102;  Hookeu,  ibid.  Bull.  67,  1907,  p.  106—107; 
HoRNK,  2d  Eep.  Estac.  centr.  agr.  Cuba  1909,  p,  80. 

2)  Lüstner,  Ber.  .  .  Geisenheim  1909,  S.  169—170,  fig,  26,  —  Zirngiebi-,  Feinde 
des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  13—14,  fig.  9. 

3)  ScHöYEN,  Beretn.  .  .  1906  p.  18—19,  figs. 

*)  Henschel,  Die  schädl.  Forst-  u,  Obstbaum-Insekten,  Berlin  1895,  3.  Aufl.,  S.  361. 
ß)  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  14,  1907,  p.  161—162. 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinffe. 


357 


Arten  (antennata  Wlk.,  latieinerea  Grte.  und  grotei  Ril.)  in  Nord- 
amerika ^)  schon  wiederholt  ernstlich  schädlich  dadurch,  dafs  die  Raupen 
im  Mai  und  Juni  in  Baumfrüchte,  vor  allem  Äptel,  aber  auch  Erd- 
beeren, seitlich  Löcher  fraisen.  Über  25  bzw.  45%  der  Ernte  wurden 
dadurch  schon  beschädigt.  —  Die  Raupen  lassen  sich  sehr  leicht  ab- 
klopfen und  sind  dann  durch  Leimringe  am  Aufbäumen  zu  verhindern. 

Panolis  Hb. 

Augen  behaart.  Palpen  kurz,  versteckt:  Endglied  nicht  sichtbar. 
Brust  dick  wollig  behaart,  ohne  Längskamm.     Schienen  unbewehrt. 

P.  (Trachea)  gfriseovariegrata  Goeze  (piniperda  Panz.).  Kiefern 
oder  Fopleule.  Zimtrötlich,  gelbgrau  gemischt,  rotbraun  gezeichnet 
Ring-  und  Nierenmakel  weiislich.  Hinterflügel  bräunlich  schwarz 
Raupe  grün,  drei  breite  weifse  Rückenstreifen,  ein  gelber,  orange  ge 
säumter  Seitenstreif,  Kopf  glänzend  gelblich,  mit  roter  Netzzeichnung 
35  mm  lang;  je  nach  dem  Alter  sehr  verschieden.  Falter  von  Mitte 
März  bis  April;  Eier  blafsgrün,  zu  4—8  und  mehr  reihenweise  an  der 
Unterseite  vorjähriger  Nadeln,  in  der  Krone.  Die  junge,  spannende 
und  spinnende  Raupe  frifst  zuerst  an  den  Maitrieben,  auch  an  der 
Rinde.  Nach  der  ersten  Häutung  verliert  sie  jene  Eigenschaften  und 
frifst  nun  ältere  Nadeln  von  der  Spitze  an  auf;  ihr  Kot  ist  lang,  dünn, 
dreiteilig.  Im  Juli  geht  sie  in  den  Boden,  wo  sie  sich  im  August  ohne 
Gespinst  verpuppt.  —  Aufser  der  Kiefer  werden  gelegentlich,  im 
Hunger,  noch  andere  Nadelhölzer  befallen;  von  jener  zieht  sie  Stangen- 
hölzer vor;  sie  wird  besonders  da  schädlich,  wo  die  Kiefern  durch 
schlechten  Boden ,  Strem-echen  usw.  geschwächt  sind.  Nicht  selten 
wird  das  Bodenstadium  durch  Pilze,  besonders  Entomophtora  aulicae 
Reichh.  2)  dezimiert ;  den  Raupen  stellen  aufser  Feinden  auch  zahlreiche 
Parasiten^)  nach,  von  denen  besonders  die  Tachinen  von  Wichtigkeit 
sind.  Vorbeugung  durch  Kulturmafsregeln  (Durchforstung  usw.);  Be- 
kämpfung durch  Abprallen  und  Abfangen  mit  Leimringen  und  Eintrieb 
von  Hühnern  und  Schweinen. 

Taeniocampa  Gn. 

Augen  behaart,  Palpen  hängend,  dicht  und  lang  behaart,  Endglied 
nackt,  Brust  dicht  und  lang  wollig  behaart.  Raupen  nackt,  walzig, 
grün ,  mit  weißen  und  gelblichen  Streifen  und  Flecken ,  auf  Bäumen, 
auch  Mordraupen.     Puppe  in  Erde. 

Manche  Arten  treten  gelegentlich  in  größeren  Mengen  auf  und 
machen  sich  dann  bemerkbar,  namentlich  an  Forstgehölzen  (Eichen, 
Birken).  Auch  an  Ostbäumen  linden  sie  sich  manchmal,  wo  sie 
große  Löcher  in  die  Blätter  und  in  die  Früchte  fressen,  besonders 
in  Äpfel,  z.  B.  T.  munda  Esp.*),  ineerta  Hufn.^),  grothiea  L. 

»)  Slingerland,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  123,  1896,  p.  509-522,  4  Pls.: 
Burnett,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  7,  1897,  p.  84;  Pettit,  Michigan  agr. 
Exp.  Stat.,  Spec.  Bull.  24,  1898,  p.  28—29,  Fig.  26. 

2)  V.  TüBEUF,  Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  2.  1893,  S.  31—47,  88,  7  Fig.;  Ritzema 
Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  Jaarg  8,  1902,  p.  58—61. 

3)  Gauckler,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  215;  Sack,  ibid.  Bd.  4,  1899, 
S.  8;  Fuchs,  Nat.  Zeitschr.  Forst-  u.  Landwirtsch.  Bd.  6,  1908,  S.  274. 

'•)  NoEL,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agr.  Eouen,  3e  Trim.  1908,  p.  7—8. 
5)  Theobald,  Insect  pests  of  fruits,  Wye  1909,  p.  66—68,  figs  59—62. 


358  Macrolepiclopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Amphipyra  0. 

Augen  nackt,  Palpen  aufsteigend,  dick  beschuppt,  Brust  glatt 
behaart.  Raupen  ähnlich  den  vorigen,  zum  Teil  mit  Erhöhung  auf 
fünftem  Ringe,  teils  an  niederen  Pflanzen,  teils  an  Laubholz.  Puppe 
zwischen  Blättern  in  leichtem  Gespinste. 

A.  iragopogonis  L.  Graubraun  mit  drei  schwarzen  Punkten 
statt  der  Ring-  und  Nierenmakel.  Raupe  grün,  drei  weiße  Rücken- 
und  je  eine  gelblichweiße  Seitenlinie,  gelbes  Halsband.  Im  Mai  an 
verschiedenen  niederen  Pflanzen,  nicht  selten  auch  an  Salat,  Spinat  usw. 

Caratlrina  0. 

Kurz  anliegend  behaart;  Palpen  aufsteigend,  Endglied  geneigt, 
unten  behaart.  Zunge  stark,  Spitze  der  Vorderflügel  abgerundet,  Schienen 
unbewehrt.  Raupen  nackt,  mit  hellen  Längslinien,  an  niederen  Pflanzen. 
Puppe  in  leichtem  Gespinste  in  der  Erde. 

C.  exig-ua  Hb.  (=  Laphygma  flavimaculata  Harr.)  ^).  Vorderflügel 
gelbgrau.  Quer-  und  Wellenlinien  hell,  dunkel  gefafst,  am  Saume  starke, 
schwarze,  weifs  geränderte  Punkte,  Makeln  hellgelb ;  Hinterflügel  weiis, 
mit  dunkler  Saumlinie.  Raupe  schwarzgrau  mit  schwarzer,  unter- 
brochener Rückenlinie,  breitem  hellen,  schwarz  begTenztem  Fußstreifen, 
Kopf  graugrün;  je  nach  Futterpflanze  sehr  verschieden  gefärbt  und 
gezeichnet.  Europa,  Afrika,  Asien,  Amerika.  —  Eier  in  mehr- 
schichtigen, mit  Haaren  durchsetzten  Häufchen  an  Blättern.  Die  jungen 
Raupen  fressen  zunächst  gesellig  unter  schützendem  Gespinst  an  der 
Oberhaut;  dann  zerstreuen  sie  sich  und  verzehren  die  ganzen  Blätter. 
Im  südlichen  Europa  hier  und  da  schädlich  an  Mais  und  Kartoffeln, 
in  Amerika  an  Mais,  Zuckerrübe  (imgeheuerer  Schaden)  und  Baum- 
wolle (Californien  und  Colorado,  in  den  Kapseln),  in  Ägypten  an  Baum- 
wolle, Luzerne,  Mais,  Zuckerrohr,  im  Sudan  an  Luzerne.  Ihre  Haupt- 
schädlichkeit entfaltet  sie  aber  in  Indien,  wo  sie  aufser  an  ge- 
nannten Pflanzen  noch  schadet  an  Linsen,  Kohl,  Hibiscus,  Corchorus, 
Carthamus,  Amaranthus,  ganz  besonders  aber  an  jungem  Indigo,  den 
die  Raupen  oft  geradezu  von  den  Feldern  wegfegen.  Ihr  Auftreten 
hängt  ganz  von  der  Witterung  ab ,  da  die  Falter  nur  bei  warmem, 
feuchtem  Wetter  aus  den  Puppen  schlüpfen;  sie  legen  dann  sofort 
Eier,  aus  denen  bereits  nach  2  Tagen  Raupen  auskriechen.  So  dauert 
eine  Brut  im  Sommer  17  —  30  Tage,  im  Winter  oder  zur  Trocken- 
zeit mehrere  Monate.  Auch  der  Schaden  wird  von  der  Witterung  be- 
einflußt; bei  feuchtem  Ostwinde  schadet  der  Fraß  den  Pflänzchen  nicht 
sehr,  bei  trockenem  Westwinde  verdorren  die  angefressenen  sofort. 
Die  zweite  Brut  ist  immer  die  schädlichste,  die  späteren  werden  von 
den  Parasiten  und  Feinden  dezimiert.  Feinde  (in  Indien):  Tachiniden 
(vernichten  über  50°/o  der  Raupen),  Ichneumon i den,  ÄmmopMla  spp., 
Laufkäfer,  Canthacona  furceUata  (Wsinze),Yög6\-,  im  Sudan  eine  Bakterien- 
krankheit. Vorbeug-ung:  Java-Natal-Indigo  pflanzen,  der  zu  anderer  Zeit 
keimt,   wie    der  meist   angebaute  Sumatra-Indigo.     Bekämpfung:    Eier 

1)  Chittenpen,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.  Bull.  33,  N.  S.,  p.  37—46,  fig.  8,  9. 
Gillette,  Agr.  Exp.  Stat.  Colorado,  Bull.  98,  1905,  p.  13-15,  1  PL;  Gillette  & 
Johnson,  Amer.  Sug.  Industr.  and  Beet  Sug.  Gaz.  Vol.  7,  1906;  Sandekson,  Farm.  Bull. 
223,  1905,  p.  14—15,  fig.  13;  Maxwell-Lefuoy,  Agric.  Journ.  India  Vol.  1,  1906: 
King,  H.  H. ,  3<i  Rep.  Wellcome  Res.  Labor.  Gordon  Mem.  Coli.  Karthoum,  1908, 
p.  234—235. 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge.  359 

und  Ranpen  sammeln  (bei  Piisa  wurden  in  zwei  Tagen  je  2414  Eier- 
häufchen  zu  je  100  Eiern,  bzw.  250000  Raupen  gesammelt),  Spritzen 
mit  Arsenmitteln,  bedrohte  Felder  durch  Fanggräben  schützen,  Luzerne 
als  Fang-flanze  säen  und  rechtzeitig  schneiden,  bezw.  durch  Schafe  ab- 
weiden lassen.     Der  Falter  fliegt  nicht  nach  Licht. 

Heliophila  Hb.  (Leucania  Hb). 

Augen  behaart,  Brust  viereckig,  vorne  gerundet,  mit  feiner,  glatter 
Behaarung,  Vorderflügel  mit  scharfer  Spitze,  Schienen  unbewehrt. 
Raupen  kräftig,  walzig,  glatt,  nackt. 

H.  (Cirphis)  unipuneta  Haw.  ^).  Blafs  gelblichbraun  mit  einzelnen 
schwarzen  Schuppen  und  mit  weißem  Flecke  nahe  der  Mitte  jedes  Vorder- 
flügels; Hinterflügel  heller,  Rand  dunkler.  Raupe  30 — 35  mm  lang, 
schmutzig  grünlichbraun,  an  der  Seite  mit  einem  unteren  hell  grünlich- 
gelben ,  einem  mittleren  schwarzen  und  einem  oberen  grünlichbraunen 
Streifen;  Kopf  grünlichbraun,  schwarz  gefleckt  und  gestreift.  Heimat 
Nordamerika,  von  da  weit  verschleppt,  fast  kosmopolitisch;  ganz 
besonders  schädlich  in  ihrer  Heimat,  östlich  des  Felsengebirges  und 
in  Canada,  wo  sie  in  gröfseren  Zwischenräumen  (1861,  1875,  1880,  1896) 
in  so  ungeheuren  Massen  auftritt,  dafs  die  Raupen,  nachdem  sie  ihre 
Futterplätze  kahl  gefressen  haben,  wandern  müssen.  Sie  tun  das  in 
dichten,  geschlossenen  Zügen,  daher  der  Name  „army  worm".  Nähr- 
pflanzen sind  ursprünglich  üppige,  saftige  Gräser  und  Getreide;  in 
ihrer  Ermangelung  fressen  sie  aber  so  ziemlich  alle  niedere  Ge- 
wächse ,  mit  Ausnahme  von  Klee,  Raupen ,  Puppen  und  Falter  über- 
wintern. Das  Weibchen  legt  bis  zu  700  Eier  in  mit  klebrigem  Stoff 
bedeckten  Reihen  von  10 — 50  an  die  Unterseite  der  Blattscheiden  von 
Gräsern.  Nach  zehn  Tagen  kriechen  die  Räupchen  aus ,  die  zuerst 
spinnen  und  spannen  und  die  Blattoberfläche  benagen;  später  fressen 
sie  die  ganzen  Blätter,  selbst  alles  Grüne  ab.  Sie  sind  nur  nachts 
tätig,  tags  halten  sie  sich  in  Erdrissen  usw.  versteckt.  Nach  drei  bis 
vier  Wochen  verpuppen  sie  sich  in  der  Erde,  nach  14  Tagen  fliegt  der 
Falter  aus.  Im  Norden  folgen  sich  drei,  im  Süden  bis  sechs  Brüten. 
Den  Hauptschaden  tut  die  zweite  oder  dritte  Brut,  da  die  späteren 
von  natürlichen  Feinden  und  Krankheiten  zu  sehr  dezimiert  werden. 
Namentlich  die  Wanderzüge  bieten  diesen  breite  Angriffsflächen,  daher 
auch  mit  ihrem  Auftreten  die  Plage  so  gut  wie  beendet  ist,  und  selten 
zwei  aufeinanderfolgende  Brüten  schädlich  werden.  Als  Feinde 
kommen  in  erster  Linie  Tachiniden  {Nemwaea  leucaniac  und  Winthemyia 
quaäripiistulata'^)  in  Betracht,  dann  Carabiden  und  ihre  Larven,  Vögel, 
Eidechsen,  Insekten  fressende  Säuger  usw.  Pilz-  und  Bakterien- 
krankheiten sind  beobachtet,  ohne  aber  von  sonderlicher  Bedeutung 
zu  sein. 

Schäden  werden  ferner  noch  berichtet  aus  Cuba  (Zuckermais), 
Brasilien   (Hirse),    Indien   (Reis,    Hirse,    Mais),    Australien,    (Weiden, 


')  Von  der  sehr  umfangreichen  Literatur  sei  nur  das  Wichtigste  erwähnt: 
CoMSTOCK,  3d  Rep.  U.  S.  ent.  Commiss.,  1888,  p.  89—157,  Pls.  1,  2;  Howard,  U.  S. 
Dept.  Agric.  Div.  Ent.,  Circ.  4,  N.  S.,  1894;  Sungerland,  Cornell  Univ.  agr.  Exp. 
Stat.,  Bull.  133,  1897,  p.  233—258,  figs  68-72;  s.  ferner  die  Berichte  von  Fokbes, 
J.  B.  Smith  usw.  —  Trvon,  Queensland  agr.  Journ.  Vol.  6,  1900,  p  135—147,  3  Pls.  — 
Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  15,  1904,  p.  327—331,  2  figs..  Vol.  18,  1907, 
p.  265—268. 

2)  Metcalf,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  354—5. 


300  Macrolepidopteren,  Grofssclimetterliuge. 

Getreide,  aber  auch  Kartoffeln  und  Klee).  In  Australien  haben  Tkyon 
und   Froggatt   eine   ganze  Anzahl   einheimischer  Parasiten   festgestellt. 

Bekämpfung:  Junge  Felder,  wenn  möglich  abends  oder  morgens 
walzen,  Spritzen  ^),  besser  Stäuben  mit  Arsenmitteln,  die  Wanderscharen 
mit  Petroleum  (1:5)  spritzen,  Köder  (1  kg  Schweinfurtergrün  IG  kg 
Kleie,  1  kg  Zucker).  Verlorene  Felder  durch  Schafe  abweiden  lassen 
oder  abbrennen;  die  Züge  durch  Gräben  abfangen;  tiefes  Pflügen  im 
Herbste ;  Felder  von  Rückständen  reinigen ,  mähen ,  aufharken  und 
Raupen  sammeln  (bei  erster  Brut) ;  Geflügel  eintreiben ;  Fruchtwechsel. 
Die  Falter  fliegen  nach  Licht  und  nach  Süfsigkeiten. 

Andere  Arten  derselben  Gattung  werden  gelegentlich  schädlich, 
wandern  aber  nie;  so  H.  (L.)  humidieola  Gn.  (extenuata  Gn.)  auf  Java 
an  Reis,  seeta  HS.  auf  Cuba  an  Zuckerrolu^  und  Mais,  loreyi  Dup.  auf 
Java  desgl.,  in  Indien  auch  an  Hirse;  pseudarg-yria  Gn.  in  Nord- 
amerika an  Gräsern  und  Getreide,  H.  (Borolia)  venalba  Moore  auf 
Ceylon  an  Hirse,  H.  (Meliana)  albilinea  Hb.  in  Nordamerika  an  Gräsern 
und  Getreide,  deren  reifende  Samen  sie  ausfrifst,  und  an  Mais,  in 
dessen  Spitze  sie  sich  einbohrt. 

Sesamia  Gn. 

Rüssel  kurz,  Palpen  aufrecht.  Hinterleib  lang,  die  Flügelspitzen 
überragend.     Hinterschienen  mit  vier  langen  Dornen.     Altweltlich. 

S.  nonagrioides.  Lef.  Falter  26—32  mm  Spannweite.  Vorderflügel 
gelblich  mit  dunkelbraunem  Streifen  am  Aufsenrande.  Raupe  an  Zucker- 
rohr, Mais,  Hirse  und  stärkeren  wilden  Gräsern. 

Die  typische  Art  in  Südwesteuropa,  Nordafrika ^) ,  hier  besonders 
an  Mais  schädlich.  Eiablage  unbekannt,  wahrscheinlich  aber  zwischen 
Blattscheiden  und  Stengel.  Die  Raupen  fressen  an  den  jungen  Pflanzen 
die  Stengel  aus,  so  dafs  sie  absterben,  an  den  älteren  verzehren  sie  die 
männlichen  und  weiblichen  Ähren,  zuletzt  fressen  sie  die  Körner;  an 
einer  Pflanze  meist  mehrere  Raupen.  Puppe  am  Frafsort  oder  zwischen 
vertrockneten  Blättern.  In  der  Küstenregion  Algiers  ununterbrochene 
Generationsfolge;  selbst  im  "Winter  fliegen  Falter  aus  und  pflanzen 
sich  fort. 

Die  var.  albieiliata  Snell.  ^)  ist  auf  Madagaskar  (Mais),  Reunion, 
Mauritius ,  Java ,  Celebes  einer  der  gefährlichsten  „borer"  des  Zucker- 
rohrs. In  jedem  Stamm  lebt  nur  eine  Raupe ,  die  sich  in  ihm  bzw. 
zwischen  ihm  und  den  Blattscheiden  abwärts  bohrt,  die  Basis  der 
Blätter  durchbeifst  und  die  Sprofspunkte  ausfrifst.  Es  folgen  sich  zwei 
bis  drei  Brüten  von  je  fünf  bis  sechs  Wochen.  Als  Feind  ist  nur  eine 
Braconide  auf  Java  beobachtet. 

Rauj)e  zuerst  rötlichgelb ,  später  pfirsichrot ,  zuletzt  gelblichweifs 
mit  pfirsichrotem  Rücken  (p  aar  sr  oder  bor  er),  Stigmen  sehr  grofs, 
schwarz;  Kopf  und  Schilder  anfangs  schwarz,  später  gelblich,  Brust- 
füfse  schwarz;  25—30  mm  lang. 

^)  Da  Wasser  an  Gräsern  schlecht  haftet,  nimmt  man  hier  als  Grundflüssig- 
keit besser  Seifenwasser. 

")  KfNCKEi.  d'Hkrciilais,  C.  V.  Acad.  So.  Paris  T.  123,  1896,  p.  842-845,  T.  124, 
1897,  p.  373—376;  Les  Sesamies  en  Algerie,  usw.,  Alger  1897,  8»,  16  fig.,  12  pls.  — 
Vieira,  Ann.  Soc.  nat.  Porto  Ann.  5,  1898,  p.  103—106. 

3)  BoRDAGE,  C.  r.  Acad.  Paris  T.  125,  1«97.  p.  1109—1112;  Giard,  Bull.  Soc.  ent. 
France  1897,  p.  30—31;  Zehntner,  Arch.  Java  Suikerindustr.  1898,  Afl.  15,  p.  673—682; 
s.  ferner  die  Handbücher  über  Zuckerrohrkultur. 


Noctuideu,  Eulenschmetterlinge.  3(j]^ 

Bekämpfung  wie  bei  den  übrigen  Bohrern  (s.  S.  316  ff.). 

S.  eretiea  Led.  ').  Im  Sudan  einer  der  schlimmsten  Feinde 
der  Durra  und  des  Maises,  weniger  des  Zuckerrohrs.  Eier  zu  drei  bis 
fünf  zwischen  Blattscheide  und  Stamm;  Raupen  bohren  in  diesem  auf 
und  ab.  Junge  Pflanzen  sterben  bald  ab  und  werden  dann  von  den 
Raupen  verlassen,  die  auf  andere  übergehen.  Sonst  wie  vorige.  Puppe 
in  mit  Kot  und  Frais  versetztem  Gespinste  im  Stamme,  zwischen  diesem 
und  Blattscheide,  selten  in  der  Erde. 

S.  fusea  Hamps  ^).  Südafrika  Im  Mais ,  wie  S.  nonagrioides. 
Cameron'^)  züchtete  als  Parasiten:  Bracon  sesamiae  Cam. ,  Apanteles 
sesamiae  Cam. ,  Exrphanes  mgromaculatus  Cam.  (Ichneumonide) ;  Louns- 
BURY  beobachtete  Pilz-  und  Bakterienkrankheiten. 

Tapinostola  Ld.  Wieseneiile. 

Pallien  dünn  abstehend  behaart.  Vorderflügel  gestutzt,  mit  ab- 
geschrägter oder  gerundeter  Spitze  und  langen  Fransen.  Hinterleib 
lang.     Schienen  unbewehrt.     Raupen  nackt,  in  oder  an  Gräsern. 

T,  museulosa  Hb.*).  Gelblich,  mit  dunkel  bestäubten  Rippen  und 
lichtem  Wische  auf  den  Vorderflügeln.  Raupe  zuerst  weifslich,  später 
grün ,  mit  vier  rötlichen  Rückenstreifen ,  desgleichen  Kopf  und  Hals- 
schild; Luftlöcher  schwarz;  30  mm  lang.  Europa,  Zentralasien,  Nordafrika. 
In  Südrufsland  periodisch  in  grofsen  Mengen,  an  Weizen  und  auf  Weiden 
sehr  schädlich.  Falter  in  Juni,  Juli,  legen  bis  zu  250  Eier  auf  Blätter 
und  Halme  von  Gramineen.  Die  anfangs  März  ausschlüpfenden  Räup- 
chen  bohren  sich  zuerst  in  die  jungen  Halme  und  zerstören  deren 
Sprofspunkte ;  da  jedes  Räuj)chen  mehrere  Halme  vernichtet,  entstehen 
auf  dem  Felde  schwarze  Flecke  abgestorbener  junger  Pflanzen.  Die 
älteren  Raupen  befressen  die  noch  in  der  Scheide  eingeschlossenen 
Ähren,  die  sich  dann  überhaupt  nicht  entwickeln,  oder  zum  Teil  aus- 
gefressen  sind.  Ende  Mai,  anfangs  Juni  nächsten  Jahres  verj^uppt  sich 
die  Raupe  in  der  Erde.  Parasiten:  Ichneumon  sarcitorius  Wes.,  Anomalon 
humeralis  Brauns,  Ä.  latro  Schrk.,  Bracon  ahscissor  Nees,  Anthrax:  flavus 
L. ,  besonders  zweiter  und  letzter  wichtig.  Bekämpfung:  Stoppel  im 
Herbste  verbrennen  oder  tief  unterpflügen,  Fruchtwechsel.  Die  Falter 
fliegen  nach  Licht. 

Nonagria  0.  Schilfeulen. 

Stirne  mit  horizontal  vortretender  viereckiger  Hornplatte. 

N.  uniformis  Ddgn.  >A^heat  stem-borer^).  Indien,  Ceylon,  Burma, 
Celebes.  In  Indien  besonders  schädlich  an  Weizen,  aber  auch  an  Zucker- 
rohr, Mais,  Reis,  Hirse  usw.  Die  fleischfarbene^  schwarzköpfige  Raupe 
bohrt  im  Halme  abwärts,  der  abstirbt ;  neue  Sprosse  entstehen. 

Grortyna  Hb.  Markeule. 

Stirne  mit  vorstehendem  hornigen  Keile.  Palpen  aufsteigend,  woU- 
haarig.   Brust  vorne  mit  Längskamm,  hinten  schwach  geschöpft.  Hinter- 


1)  King,  H.  H.,  1.  c,  p.  222—224,  PI.  27,  ligs.  1,  3,  6. 

2)  LouNSBURv,  Rep.  Half-year  end.  June  30th  1904  p.  26—27;  Mally,  Agr.  Jouru. 
Cape  Good  Hope  Vol.  27,  1905,  p.  159-168,  1  PL  (Bull.  Nr.  15). 

3)  Trans.  S.  Afric.  phil.  Soc.  Vol.  16,  1906,  p.  334—336. 

*)  MoKRZECKi,  Zeitschr.  wis.s.  Ins.  Biol.  Bd.  3,  1907,  S.  50—53,  87—92,  5  fig. 
s)  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Ind.  Dept.  Agric.  Vol.  1,  1907,  p.  51. 


362 


-Macrolepidopteren,  Grolsschmetterlinge. 


leib    dick,    lan«;,    Flügel    um    das    Doppelte    überragend.     Beine    un- 

bewelirt. 

G.   oehraeea    Hb.   (flavago   Esp.).      (Fig.  238.)     Goldgelb,    rostrot 

bestäubt  und  gezeichnet,  Wurzelbinde  und  Querbinde  veilbraun.    Raupe 

schmutzig  weiis  oder 
gelb,  rötlich  angeflogen ; 
Kopf  und  Nackenschild 
braun,  Afterklappe  und 
Punktwarzen  schwarz, 
40  mm  lang.  Der  von 
Ende  Juli  bis  in  Ok- 
tober fliegende  Falter 
legt  seine  glatten  Eier 
an  die  Basis  von  safti- 
gen ,  dickstengeligen 
Kräutern  (Disteln,  Bal- 
drian, Wollkraut,  Finger- 
hut ,  Wasserlilie  usw. ) 
oder  an  die  jungen 
Triebe  von  Sträuchern 
(Salix,  Holunder).  Die 
im  nächsten  März  aus- 
schlüpfenden Räupchen 
bohren  sich  in  die 
Stengel  bzw.  Triebe  und 
fressen  deren  Mark,  bei 
letzteren  zum  Teil  auch 
den  Splint  aus ;  die  be- 
fallenen Teile  welken 
und  brechen  um,  wo- 
rauf andere  bezogen 
werden.  Pfropfen  von 
Frafs  und  feinere  Luft- 
löcher zeigen  ihre  An- 
wesenheit an.  Mitte 
Juli  geht  die  Raupe 
abwärts  und  verpuppt 
sich  aufrecht  im  Frais - 
kanale ,  nachdem  das 
Flugloch  genagt  ist.  Es 
überwintern  aber  auch 
Raupen  und  Puppen, 
die  wohl  erst  im  Früh- 
jahre den  Falter  er- 
geben; wenigstens  wäre 
es  sonst  kaum  zu  ver- 
stehen, dafs  Kartoffeln 
befallen  werden.  Schä- 
den an  solchen  sind 
Fig.  238.  Gortyna  oehraeea.  Falter,  Eaupe  (naeh  berichtet  aus  England  i) 
Lampert)  und  Frafs  an  Kartoffeltrieb.  und    Deutschland  -) ,  an 


')  Ormekod,  Eep.  1892;  Carpenter,  Eep.  1903,  p.  253-4,  PL  21. 
2)  Reh,  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1902,  S.  352—3,  3  Fig. 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge.  3(33 

Hopfen  aus  Böhmen  ^) ,  an  Artischoken  aus  Algier  ^)  und  Südfrank- 
reich ^) ,  und  an  Weiden  aus  Österreich  ^).  —  Bekämpfung :  die  be- 
fallenen Teile  möglichst  frühzeitig  entfernen,  die  Felder  nach  der 
Ernte  gründlich  reinigen.  Nach  Gillmer^)  vernichten  Ohrwürmer  viele 
Puppen;  als  Parasiten  züchtete  er  Ichneumon  sanguinatorius  Grv. 

Hydroecia  Gn. 

Vorderflügel  breit,  dreieckig,  mit  schrägem  Saume.  Augen  nackt, 
Schienen  ohne  Borsten;  Brust  oben  mit  Längskamm. 

H.  mieaeea  Esp.**).  Vorderflügel  veilrot,  bräunlichgrau  gemischt, 
rostbraun  gezeichnet ;  Hinterflügel  licht  gelblichgrau ;  August,  September. 
Raupe  rötlich,  Kopf  rotbraun,  Nacken-  und  Afterschild  gelblich,  Borsten- 
wärzchen und  Punkte  der  Seitenlinie  schwarz,  40  mm  lang;  im  Mai  bis 
August  an  den  Wurzeln  saftiger  Pflanzen,  besonders  an  feuchten  Stand- 
orten, Schon  wiederholt  an  Kulturpflanzen,  wie  Erdbeeren  und  Rüben, 
schädlich  geworden,  insbesodere  aber  an  Kartoffeln,  in  deren  Stengeln 
die  Raupe  wie  die  vorige  bohrt.  In  England  auch  in  gTÜnen  Tomaten- 
früchten. 

H.  nietieans  Bkh.  Vorderflügel  rostbraun  mit  doppeltem  Quer- 
streifen und  heller  Nierenmakel.  Raupe  schmutzig  braun  mit  braunen 
Punktwärzchen,  wiederholt  an  Getreide  beobachtet. 

H.  immanis  Grt.  The  Hop-plant  borer.  Nordamerika,  fehlt  in 
den  pazifischen  Staaten.  Der  im  Frühling  fliegende  Falter  legt  seine 
Eier  an  die  Ranken  des  jungen  Hopfens ,  in  denen  die  junge  Raupe 
zuerst  bohrt,  so  dafs  deren  Spitzen  welk  herabhängen.  Später  läfst 
die  nach  aui'sen  gekommene  Raupe  sich  an  einem  Faden  zur  Erde 
herab,  bohrt  sich  hier  in  den  Stamm  und  in  diesem  aufwärts ,  so  dafs 
die  ganze  Pflanze  im  Wachstum  zurückbleibt.  Ende  Juni  verläfst  sie 
auch  den  Stamm ,  geht  in  die  Erde  und  frifst  hier  äufserlich  an  den 
Wurzeln.  Mitte  Juli  verpuppt  sie  sich  in  einer  Erdzelle.  Schaden  oft  sehr 
beträchtlich,  so  1879  in  Newyork  etwa  600000  Dollar. 

Papaipema  nitelaGn.  ^).  Raupe  in  den  Oststaaten  Nordamerikas 
in  Stengeln  von  Kartoffeln,  Tomaten,  Mais,  saftigen  Blumen,  Leguminosen ; 
auch  in  Zweigen  von  Obstbäumen  und  -sträuchern. 

Naeiiia  Stph. 

An  Mittel-  und  Hinterschienen  Dornborsten:  x\ugen  nackt,  End- 
glied der  Palpen  lang  und  dünn. 

N.  typiea  L.  Netzeule.  Braungrau,  Vorderflügel  weifs  gezeichnet 
und  schwarzliraun  gefleckt.  Rauj)e  graulich  mit  rötlichgrauem  Seiten- 
streifen und  dunklen  Schrägstrichen,  überaus  polyphag,  hie  und  da 
an  WiesengTäsern ,  an  Blättern  oder  Knospen  von  Obstbäumen  und 
-sträu  ehern. 


1)  KoKNAUTH,  Ber.  1905,  S.  97. 

-)  CoossENs,  Ann.  Soc.  ent.  France  1880,  p.  155—158. 

")  Naturaliste,  Ann.  30,  1908,  p.  194—5. 

*)  Henschel,  Die  schädl.  Obstbauminsekten,  Berlin  1905,  S.  366 — 368. 

6)  Ent.  Jahrb.  1908,  S.  114—115. 

«)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratgeb.  Obst-  u.  Gartenbau  1893,  S.  238,  342,  1  Fig.; 
Lampa,  Berätt.  1900,  p.  50—52;  Theobald,  I.  Rep.,  1903,  p.  81—83,  fig.  9;  Rep.  1906/07, 
p.  119—121,  Fig.  17.  ,.     ,. 

^)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric  ,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  N.  S.,  1902,  p.  11-12,  fig.  2. 


364  Macrolepidoptereii,  Grofsschmetterlinge. 

Spotloptera  mauritia  Boisd.^).  Haarbüschel  an  den  Vorderschienen. 
Vorderflügel  graubraun  mit  heller  Zeichnung,  Hinterflügel  weiis.  Raupe 
braun  mit  hellen  Linien.  Tropen,  von  Westafrika  bis  Australien.  Ge- 
wöhnlich an  Gräsern  und  Unkräutern,  kann  sie  sich  bei  günstiger 
Witterung  (Trockenheit  während  der  Raupenperiode)  derart  vermehren, 
dafs  benachbarte  Kulturländereien  in  Massen  überzogen  werden,  nament- 
lich Getreide  und  Reis.  Diese  Scharen  sind  durch  Gräben  abzufangen, 
Weiden  zu  walzen.  Unkraat  ist  abzubrennen. 

Prodenia  Gn. 

Auf  Mittelbrust  und  Hinterleib  nur  schwache  Schuppenbüschel: 
Vorderbeine  glatt  beschuppt,  Fühler  des  Männchens  leicht  bewimpert. 

Pr.  littoralis  Boisd.^).  Vorderflügel  gelb  und  braun  gezeichnet, 
meist  blafsblaue  Binde  vor  der  Spitze ;  Hinterflügel  weifs.  Raupe 
schwarz ,  gelbgrüne  Rückenlinie ,  weifses  Seitenbancl ,  jederseits  gelbe 
Flecken,  35 — 40  mm  lang.  Mittelmeergebiet,  östliche  Tropen  bis  Australien. 
In  Ägypten-  besonders  an  Baumwolle  schädlich,  in  Indien  an  Tabak, 
aber  auch  an  anderen  Pflanzen.  Eier  in  Haufen  von  250  —  350  an  Blätter, 
meist  an  Oberseite.  Die  gewöhnlich  in  Schwärmen  auftretenden  Raupen 
skeletieren  zuerst  die  Blätter,  später  verzehren  sie  sie  ganz,  bohren  sich 
aber  mit  Vorliebe  in  saftige  Stengel  ein  oder  fressen  sie,  bei  Sämlingen, 
dicht  über  der  Erde  ab.  Puppe  in  Erde.  5 — 6  Brüten.  Maxwell-Lefroy 
zog  Hymenopteren-Parasiten  aus  den  Eiern,  Tachinen  aus  den  Raupen 
und  beobachtete  letztere  fressende  Vögel.  Gegenmittel:  Eier  und 
junge  Raupen  sammeln;  Wanderscharen  durch  Gräben  abfangen;  zur 
Puppenzeit  die  Felder  überfluten.  In  Australien  legen  die  Falter  ihre 
Eier  öfters  an  Apfelblätter ,  an  denen  auch  die  Räupchen  zuerst  fressen ; 
später  gehen  sie  aber  herab  zur  Erde. 

In  Amerika  treten  öfters  die  einander  recht  ähnlichen  Raupen  von  Pr. 
eommelinae  S.  &  A.  und  ornithog-alli  Gn.  an  verschiedenen  Garten- 
und  Feldpflanzen  schädlich  auf^),  erstere  auch  auf  Cuba*).  Sie 
leben  einzeln  und  verzehren  nicht  nur  Blätter  und  Stengel,  sondern 
auch  Früchte  (Baumwolle,  Tomaten).  Die  Raupe  von  Pr.  erldanla 
Gram.'')  wandert  dagegen  in  Scharen  und  erklettert  selbst  Bäume;  sie  ist 
mehr  subtropisch.  Als  Parasiten  letzterer  geben  Chittenden  und  Russell 
fünf  Schlupfwespen,  eine  Tachine  an,  als  Feinde  :  Raubkäfer,  Grabwespen, 
Wanzen  und  die  Raupen  von  Pontia  rapae,  die  die  Eier  der  Eule  ver- 
zehren. Auch  eine  Empusa-Axt  wurde  beobachtet.  Zur  Bekämpfung  der 
genannten  Arten  werden  Arsenmittel  verwendet. 

Unbestimmte  Prodenia- Arten  wurden  in  Deutsch-Ostafrika  ^)  auf 
Weiden  (Cynodon  dactjdon),  Saatbeeten  von  Gemüse-  und  Zierpflanzen 
und  in  Baumwollkapseln  beobachtet. 

^)  Tkyon,  Queensland  agr.  Joum.  1900  p.  135 — 147,  3  Pls.  —  Gtreen,  Trop.  Agric. 
7ol.  24,  1905,  p.  6—10,  2  Pls.,    1  Fig.  —  Maxwell-Lefroy,  1.  c,  p.  172. 

")  FoADEN,  Journ.  Khediv.  agr.  Soc,  May,  June  1900.  Abstr.:  U.  S.  Dept.  Agric, 
Div.  Ent.,  Bull.  22.  N.  S.,  1900,  p.  99—100.  —  Maxwell-Lefroy,  1.  c.  p.  171;  Vol.  2, 
1908,  p.  79-93,  PI.  8,   1  Fig. 

3)  Chittenden.  U.  S.  Dept.  Agric.  Div.  Ent.,  Bull.  27,  N.  S.,  rev.  Edit.,  1901, 
p.  59-73,  PI.  IV,  fig.  19. 

*)  Cook,  ibid.,  Bull.  60,  1906,  p.  71. 

5)  Chittenden  and  Russell,  ibid.,  Bull.  66,  1909,  p.  53—70,  figs.  8—11. 

•'j  Vosseler,  Ber.  Land-  Forstwirtsch.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  2,  S.  426 ;  Stuhlmanx, 
Pflanzer,  Bd.  3,  1907.  S.  217. 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge.  ßß^ 

Laphygma  Gn. 

Rüssel  kräftig.  Brust  beschuppt :  Mittelbrust  und  Anfang  des 
Hinterleibes  gekielt. 

L.  frugrlperda  S.  &  A.  The  fall  army  worm  ^).  Falter  in 
Färbung  sehr  wechselnd.  Raupe  erdfarben,  Seiten  dunkel,  oben  hell 
gestreift,  schwarze  Borstenhöcker,  auf  dem  Kopfe  ein  erhabener,  weifser 
\/- Fleck.  Oststaaten  von  Nordamerika,  im  Norden  zwei,  im  Süden 
vier  Brüten.  Eier  in  Haufen  von  50  und  mehr,  mit  grauer  Wolle 
bedeckt ,  an  Blättern.  Puppe  in  Erdzelle.  Raupe  für  gewöhnlich  an 
Stellen  üppigen  Pflanzenwuchses,  besonders  an  Gras.  Unter  günstigen 
Umständen  können  die  spätem  Briiten ,  von  August  an,  so  überhand- 
nehmen ,  dafs  sie  in  Schwärmen  benachbarte  Kulturländer  überziehen 
und  alles  Grüne,  selbst  Baumblätter,  im  Freien  und  in  Gewächshäusern, 
in  Feld  und  Garten  abweiden.  Indessen  sind  die  Scharen  selten  so 
grofs  wie  beim  eigentlichen  Heerwurm  (Leucania  unipuncta ;  siehe  S.  359). 
Herbstpflügen  und  Fruchtwechsel  beugen  dem  Überhandnehmen  am 
besten  vor. 

Miselia  0. 

Fühler  am  Grunde  mit  langem  Haarpinsel ;  Raupen  auf  den  letzten 
Ringen  kleine  Spitzen. 

M.  oxyaeanthae  L.,  W^eifsdorn-Eule-).  Raupe  graulich  mit 
dunklen  Strichen  und  Linien;  auf  den  beiden  letzten  Ringen  je  zwei 
Spitzen;  im  Mai  und  Juni  auf  Steinobst,  auch  auf  Apfel,  die  Blätter 
befressend.     Falter  von  August  bis  November;  Eier  überwintern. 

Hadena  Schrk.    Graseuleu. 

Augen  nackt,  Zunge  lang,  dick,  hornig,  Brust  vorn  und  hinten  mit 
Haarschöpfen;  Hinterschienen  ohne  Dornborsten.  Raupen  walzig,  mit 
Borstenhärchen,  an  oder  in  Gräsern. 

Die  Raupen  der  Graseulen  sind  auf  "Weiden,  auch  auf  Getreidefeldern 
oft  gemein  und  können  da  nicht  unbeträchtlich  schaden.  Tagsüber 
liegen  sie  ruhig,  zusammengerollt,  in  der  Erde;  abends  beginnen  sie 
zu  fressen,  teils  an  den  Wurzeln,  mehr  an  Halmen  und  Blättern,  dabei 
natürlich  den  jungen  Saatpflänzchen  besonders  gefährlich  werdend,  teils 
steigen  sie  am  Halme  in  die  Höhe  und  fressen  die  reifenden,  weichen 
Körner  aus.  —  Die  Falter  fliegen  gewöhnlich  im  Mai  und  Juni  und 
legen  ihre  Eier  an  die  Gräser  ab.  Die  Raupen,  bei  einigen  Arten  auch 
die  Puppen ,  überwintern ;  die  Verpuppung  geschieht  immer  in  der 
Erde.  —  Die  Bekämpfung  der  Graseulen  ist  nicht  leicht.  Schutz  des 
Maulwmfs  dürfte  das  beste  Vorbeugungsmittel  sein. 

Als  häufigste  und  schädlichste  ist  wohl  H.  basilinea  F.  (tritici  L.), 
die  Queekeneule^),  zu  nennen.  Sie  ist  bräunlichgTau  mit  dunklerer 
und  hellerer  Zeichnung;  die  Raupe  ist  braungrau  mit  drei  weifslichen 
Rückenlinien  und  schwarzen  Punkten ;  Nacken-  und  Afterschild  schwarz- 
braun mit  je  drei  weifsen  Strichen.     Auch  in  Nordamerika. 

H.    seealis   Bjerk.    {=  didyma  Esp.)*)   (Fig.  239).     Dunkelbraun, 


1)  Chittenden,  TJ.  S.  Dept.  Agric.  Ent.,  Bull.  29,  N.  S.,  1901,  p.  13-45,  figs.  1—8.. 

2)  NoEL,  Le  Naturaliste  T.  30,  1908,  p.  214. 

3)  Lampa,  Ent.  Tidskr.  Bd.  22,  1901,  p.  129—132,  PI.  1. 

*)  Lampa,  ibid.  Bd.  7,    1886,  p.  57—71,  Bd.  22,    1901,   p.  133—136,  PL  1;  Berätt.. 
1901  ff.  —  ScHöYEN,  Stettin,  ent.  Zeitg.  Bd.  40,  1879,  S.  389-396;  E.  Reuteu,  Act.  Soo. 


366 


Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 


Vorderflügel  mit  hell  gerandetem  Nierenfleck,  mit  undeutlicher  dunklerer 
Zeichnung,  Hinterflügel  einfarbig.  Raupe  grünlich,  zwei  rötliche  Rücken- 
und  eine  gelbe  Seitenlinie ;  Puppe  ockergelb.  —  Diese  Art  hat  eine 
abweichende  Lebensweise  und  ist  die  gefährlichste  der  ganzen  Gattung. 
Die  Eiablage  des  Juni  bis  August  fliegenden  Falters  ist  noch  unbekannt. 
Die  Räupchen  bohren  sich  oben  in  die  Pflänzchen'  ein  und  in 
diesen  hinab ,  oft  bis  in  den  Wurzelhals ,  wo  sie  auch  überwintern. 
Ende  April  fressen  sie  die  jungen  Halme  der  Roggen-Wintersaat  von 
unten   an   und   höhlen   sie    auf  kurze  Strecke  aus ,    so  dais  die  oberen 


-""^^.j 


^^^A 


Fig.  239.     Schmetterling,  und  Eaupe  (4 : 1)  von  Hadena  secalis  (aus  Bökner). 


Halmteile  absterben  und  nur  die  grundständigen  Blätter  grün  bleiben 
(Fig.  240) ;  so  zerstört  jedes  Räupchen  eine  Anzahl  Pflanzen.  Später 
klettert  es  am  Halme  in  die  Höhe  und  beiist  ihn  oben  durch  bzw. 
verzehrt  seinen  obersten  Teil  mit  der  jungen  Ähre ;  auch  in  ersterem 
Falle  kann  diese  sich  nicht  entwickeln  und  wird  taub  (totale  Weifs- 
ährigkeit).  Im  Juni  verpuppt  sie  sich  in  der  Erde.  —  Parasiten: 
IJssonota  extmsor  L.  (Lampa),  Amblyteles  crispatorms  L.  (E.  Reutek), 
Tachinen  (Börner).  —  Besonders  an  Roggen,  aber  auch  an  Weizen  und 
Wi  e  s  engr  äs  ern . 

Die  gelblichweifse  Raupe  von  Miaiia  strigrllis  Ci.,  mit  drei  röt- 
lichen Streifen,  lebt  ebenso,  ist  aber  im  Vorkommen  weit  spärlicher. 

Dilolba  B. 

Spinner-ähnlich;  Brust  unbeschopft,  Augen  gewimpert,  Zunge  schwach. 
A^orderflügel  mit  rundlicher  Spitze.  Vorderschienen  unbedornt.  Rücken 
dicht  wollig  behaart. 

D.  eaeruleoeephala  L.  Blaukopf,  Brillenvogel.  Vorderflügel  veil- 
braun  und  -arau,  die  drei  aelblichweiisen  Makeln  flieisen  zu  einem  Fleck 


Fauna  Flora  fenn.  XIX   Nr.  1,   1900 
Bd.  12,  1902,   S.  332 ff:   Boii.nk 
1905,  S.  90—97,  9  Fi«. 


p.  23—30,   U.SW.;   Zeitschr.   Pflanzenkrankh. 
C,   Arb.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  5, 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge. 


367 


zusammen;  schwarze  Wische  und  Wellenlinien.  Hinterflügel  hellgrau. 
Raupen  bläulich-  oder  grünlichweifs ,  mit  gelblichen  Rücken-  und 
Seitenlinien  und  schwarzen  Borstenwärzchen;  Kopf  blaugrau,  mit  zwei 


40  mm    lans. 


Der   von    September   an 


grofsen  schwarzen  Flecken 
bis  ins  Frühjahr  fliegende 
Falter  legt  seine  Eier 
einzeln  oder  zu  5 — 8  an 
Stamm,  Aste  oder  Zweige 
von  allerlei  Laub-,  vor- 
zugsweise aber  von  Obst- 
bäumen ;  die  gerippten  Eier 
werden  mit  brauner  Wolle 
bedeckt.  Zeitig  im  Früh- 
jahre schlüpfen  die  Räup- 
chen  aus ,  die  einzeln 
leben,  zuerst  die  Knospen 
ausfressen ,  dann  alles 
Grüne,  einschlieislich  der 
jungen  Früchte,  verzehren. 
Ende  Juni  verspinnen  sie 
sich  an  Rinde,  Mauerwerk 
usw.  in  festem,  mit  der 
Umgebung  entnommenen 
Fremdkörpern  durchsetz- 
tem Gespinste ;  erst  nach 
einigen  Wochen  verpuppen 
sie  sich.  Hauptfeinde  sind 
Sperlinge  und  Finken,  die 
ihre  Jungen  mit  den  schon 
früh  recht  grofsen  Raupen 
füttern.  —  Diese  sitzen 
sehr  lose  und  werden 
schon  von  heftigem  Winde 
und  Regen  herabgeweht; 
das  beste  Gegenmittel  ist 
daher  häufiges  Abklopfen 
undVerhinderndesWieder- 
aufbäumens  durch  Leim- 
ringe. 

Mamestra  Hb. 

Falter  düster  erdfarben 
mit  deutlicher  Eulenzeich- 
nung ;  Wellenlinie  bildet 
gewöhnlich  in  der  Mitte 
ein  W.  Augen  behaart; 
Zunge  lang,  hornig ;  Hinter- 
leib des  Weibchens  stumpf.  —  Die  nackten,  walzigen,  meist  düster 
gefärbten  Raupen  leben  einzeln  an  den  verschiedensten  niederen 
Gewächsen,  meist  sehr  polyphag,  namentlich  für  den  Gemüse- 
und  Blumenzüchter  oft  recht  lästig,  selten  aber  in  ernsterem  Mafse 
schädlich. 

Die  Mamestra-Eulen  sind  Dämmerungsflieger,  die  tagsüber  mit  dach- 


Fig.  240.    Normale  und  von  der  Raupe  von  Hadena 
secalis  befressene  Roggenhalme  (aus  Borxer). 


368 


Macrolepidopteren,   Grofssclimetterliuge. 


förmig  getragenen  Flügeln  in  geschützten  Verstecken,  sehr  gerne  z.  B. 
in  Gebäuden ,  ruhen.  Sie  legen  ihre  flachgedrückten ,  fein  gerippten 
Eier  gewöhnlich  einzeln  an  Blätter.  Nach  etwa  14  Tagen  kriechen  die 
Raupen  aus.  Diese  sind  ebenfalls  nächtlich,  ruhen  tagsüber  zwischen 
krausen  Blättern ,  an  Stengel  oder  Blattnerven  fest  angedrückt,  und 
ähnlichem.  Ilire  Farbe  ist  sehr  wechselnd  und  hängt  oft  ab  von  der  der 
Nährpflanze.  Sie  sind  sehr  starke  Fresser,  sehr  polyphag  und  scheiden 
sehr  viel  grofsen,  groben  Kot  aus,  der  oft  ihre  Anw^esenheit  bzw.  ihren 
Sitz  verrät.  In  vier  Wochen  sind  sie  gewöhnlich  erwachsen  und  ver- 
puppen sich  in  der  Erde.  Einige  Arten  sind  doppeltbrütig ;  immer  aber 
überwintern,  wenigstens  in  Mitteleuropa,  die  Puppen.  Diese  sind  meist 
kenntlich  an  einem  Griffel  oder  einer  Gabelspitze  am  Hinterende.  — 
Unter  den  Feinden  sind  in  erster  Linie  Sperlinge  und  andere  Finken, 
auch  Laufkäfer  zu  nennen:  eine  ganze  Anzahl  Schlupfwespen  ist  bereits 
aus  den  Raupen  gezogen.  —  Die  Bekämpfung  ist  nicht  leicht.  Raupen 
und  Puppen  (bei  der  Winterbestellung)  sind  aufzulesen,  wobei  nament- 
lich Geflügel  gute  Dienste  leistet.  Bei  stärkerem  Auftreten  sind  Arsen- 
mittel zu  spritzen  oder  als  Kleieköder  anzuwenden.  Die  Eulen  lassen 
sich  in  Fanglampen  und  Fanggläsern  leicht  fangen. 

Von  den  zahlreichen  Arten  seien  nur  die  wichtigsten  kurz  erwähnt. 
M.  pisi  L.  Erbseneule.  Vorderflügel  rotbraun  mit  gelblichen 
Linien  und  Flecken;  Ring-  und  Nierenfleck  braungrau;  Hinterflügel 
hell,  dunkel  gesäumt;  Juni,  Juli.  Raupe  braungrün  mit  vier  breiten, 
hochgelben  Streifen;  Bauch  fleischfarben;  50 — 60  mm  lang;  Juli  bis 
September.  Eiablage  einzeln ,  besonders  an  Leguminosen  mid  Klee- 
arten, an  denen  die  Raupe  ungeschützt  frifst;  bei  Störung  schlägt  sie 
mit  dem  Vorderende  hin  und  her  und  läfst  sich  dann  gerollt  fallen. 
Puppe  schwarz. 

M.  oleraeea  L.  Gemüseeule.  Farbe  ähnlich  voriger,  aber  Quer- 
linien undeutlich,  Wellenlinie  fast  gerade,  weifs;  Ringmakel  grau, 
Nierenmakel  bräunlichgelb,  beide  weifs  eingefafst;  Zapfenmakel  schwarz- 
braun. Raupe  braun  oder  grün,  drei  weifsliche  Rücken-,  ein  gelblich- 
weifser  Seitenstreif.  Zwei  Brüten;  Falter  in  Mai- Juni  und  in  August- 
September,  Raupen  in  Juni- Juli, 
August-September :  an  Kohlarten,. 
Salat,  Spargel,  je  nach  der  Nähr- 
pflanze verschieden  gefärbt.  Puppe 
rotbraun. 

M.    persleariae    L.  ^).      (Fig. 

241.)     Vorderflügel    violettschwarz, 

schwarzgrau  gezeichnet,  Nierenfleck 

weifs,  rostgelb  gekernt.  Hinterflügel 

hellgrau,  breit  grau  gesäumt;   vorn 

auf    Hinterleib     rostroter     Schopf; 

Juni -Juli.      Raupe    grünlich    oder 

p.     <,,.  bräunlich,  helle  Rückenlinie,  seitlich 

S^^^'sSiNcf^^   ''''^■^'''  teils  helle,  teils  dunkle  Winkelflecke; 

Juli- Oktober.      Eier     in     Häufchen 

von  20 — 30  Stück.     Raupen    vorwiegend  an  Blumen,    an  Gemüse  usw. 

(Erbsen,  Hanf,  Tabak),    aber    auch    an   Obstbäumen    und    -sträuchern.. 

Puppe  schwarzbraun. 


ZiRNGiEBL,  Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  10—11,  Fig. 


Noctuiden,  Evilenscliiaetterlinge.  ggg 

M.  brassieae  L.  Kohleule,  Herzwurm.  Vorder-  und  Hinterflügel 
braungrau,  erstere  weifsgelb  gezeichnet,  Zapfenmakel  zur  Hälfte  schwarz 
umzogen.  Raupe  grün  oder  bräunlich,  drei  lichtere  Rückenlinien, 
schwarze  Schrägstriche,  je  ein  schmutziggelber  Seitenstreif,  —  Zweifel- 
los die  wichtigste  und  verbreitetste  (bis  nach  Indien)  Eulenart.  In 
Deutschland  im  allgemeinen  zwei  Brüten:  Falter  in  Mai- Juni,  Juli- 
August-,  Raupen  in  Juni,  September- Oktober ;  in  wärmeren  Gegenden 
auch  drei  Brüten,  die  späteren  immer  viel  zahlreicher  und  schädlicher 
werdend.  Eier  einzeln.  Raupen  an  den  verschiedensten  Garten-  luid 
Feldgewächsen,  seltener  an  Sträuchern.  Während  die  der  ersten  Brut 
vorwiegend  Löcher  in  die  Blätter  fressen,  nur  Hauptnerven  und  Blatt- 
rand unberührt  lassen,  dringen  die  der  zweiten  gern  in  die  Kohlköpfe 
und  durchfressen  sie  in  allen  Richtungen.  Dadurch  und  durch  die 
Besudelung  mit  ihrem  Kote  verderben  sie  die  Köpfe  und  verursachen 
leicht  Fäulnis.  —  Puppe  glänzend  braunschwarz. 

M.  trifolii  Rott.  (=  chenopodii  F.)  ist  hier  und  da  in  Europa  ^) 
und  Amerika  schädlich;  M.  pieta  Harr,  und  legitlma  Grote^)  sind 
amerikanisch,  aber  viel  weniger  bedeutungsvoll  als  unsere  europäischen 
Arten.  M.  e^wingii  Westw.^)  dagegen  gehört  in  AustraHen  zu  den 
gröfsten  Schädlingen  der  Feldfrüchte  (Kartoifeln  usw.),  des  Getreides 
und  der  Weiden,  verhält  sich  im  übrigen  wie  die  europäischen  Arten. 

Epineuronia  Rbl.  (Neuronia  Hb.). 

Augen  behaart ;  Zunge  weich,  kurz :  Fühler  beim  Männchen  stark 
gekämmt. 

E.  popularis  F.  Lolcheule*).  Vorderflügel  braun,  weifs  gegittert, 
dunkle  Flecke.  Hinterflügel  schmutzigweifs,  braungrau  gesäumt ;  August, 
September.  Raupe  dunkelbraun,  schwarz  gefleckt,  lichtgrauer  Seiten- 
streif, von  Herbst  bis  Mai,  an  Gräsern,  frifst  Stengel  und  Blätter  am 
Grunde  so  an,  dafs  sie  vertrocknen.     Auch  an  Mais. 

Charaeas  Stph. 

Augen  behaart ;  Palpen  lang,  aufgebogen ;  Vorderflügel  hinten  breit, 
Spitze  rechtwinklig  gestutzt. 

Ch.  g-ramlnis  L.  Graseule  ^j.  Vorderflügel  gelbgrau  bis  braun- 
rot, Querlinien  undeutlich,  Makeln  hell;  Hintei-flügel  braunschwarz; 
beide  Paare  gelb  gefranst;  Juli,  August.  Raupe  dick,  nackt,  erdbraun, 
Nacken-  und  Afterschild  schwarz ,  drei  helle  Rückenlinien.  —  Das 
Weibchen  legt  ungefähr  200  Eier  an  Grund  und  Wurzeln  von  Gräsern. 
Die  nach  drei  Wochen  auskriechenden  Raupen  fressen  bis  zum  Herbste, 
überwintern  dann  an  der  Erde  und  fressen  weiter  bis  in  Juni.  Sie 
liegen  tags  versteckt  an  der  Erde  und  beifsen  nachts  die  Halme  am 
Grunde   durch.     Im   Juni    verpuppen    sie    sich   in   eine   Erdzelle;    die 


1)  RitzemaBos,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  1,  1891,  S.  346;  Bd.  4,  1894,  S.  220. 

2)  Chittenden,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  66,  1907,  p.  28—32,  fig.  7. 

^)  French,  Handbook  of  destructive  Insects  of  Victoria,  Pt.  3,  1903,  p.  75 — 83, 
PI.  46;  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  12,  1901,  p.  240—241. 

^)  MoNiEz,  Rev.  Biol.  Nord  France  T.  6,  1894,  p.  460—478;  Laboublene,  Bull. 
Soc.  nation.  Agric.  France  1895;  Seemann,  Soc.  ent.  .Jahrg.  15,  1900,  S.  122—123. 

^)  Siehe  bes.  die  Berichte  der  skandinavischen  Entomologen. 

Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.     Dritter  Band.  .  24 


370 


Macrolepidopteren,  Grrofsschmetterlinge. 


braune  Puppe  trägt  hinten  zwei  Staclielhaken.  Namentlich  in  Norcl- 
europa,  auch  noch  in  England,  tritt  die  Graseule  in  manchen  Jahren 
in  so  ungeheuren  Mengen  auf,  dais  grofse  Weidestrecken  kahl  ge- 
fressen werden.  1900  betrug  in  Finland  der  Schaden  2  Mill.  Fr.  — 
Die  Raupen   sucht   man  durch  Spritzmittel  oder  durch  Abbrennen  der 

befallenen    Wiesen    im    Herbst    oder 
Frühjahr  zu  vernichten. 

Glottula  paneratii  (Cyr.)  ^)  (Fig. 
242).  VorderÜügel  braun  mit  licht- 
braunem Mittelfleck  und  ebensolcher 
Binde.  Hinterflügel  schnee weif s,  seiden- 
glänzend. Eier  in  Gruppen  von  50  bis 
200  an  Blattunterseite  von  Zwiebel- 
gewächsen. Die  je  nach  dem  Alter 
sehr  verschieden  gefärbten,  gesellig- 
lebenden  Raupen  minieren  zuerst  in 
den  Blättern,  dann  befressen  sie  sie 
von  aufsen ,  zuletzt  durchbohren  sie 
die  Zwiebeln  nach  allen  Richtungen 
und  töten  das  Herz  ab.  Raupe  in 
älteren  Stadien  braun  bis  schwarz, 
mit  Querreihen  von  je  fünf  weifslichen 
Flecken  auf  jedem  Ringe,  Kopf,  After- 
schild und  Bauchfüfse  gelb,  40  mm 
lang.  Puppe  in  der  Erde.  In  Amani 
mindestens  zwei  Brüten ,  Dezember 
und  Juni,  in  wildwachsenden  Crinum- 
und  Haemanthus-Arten  sowie  in  so 
ziemlich  allen  kultivierten  Liliaceen, 
aber  noch  nicht  in  Speisezwiebeln. 
Absuchen  der  Eier;  Zerdrücken  der 
minierenden  Räupchen;  kurz  bevor 
die  Raupen  die  Blätter  verlassen,  stäuben  mit  zehn  Teilen  trockenem 
Kalk  staub  zu  einem  Teil  Schweinfurter  Grün. 


Fig.  242.    Glottula  paneratii,  nat.  Gr. 
(nach  Kagusa). 


Agrotis  0.2)  Erdeiileu. 

Kräftig  gebaute,  düster  gefärbte  Schmetterlinge;  Augen  nackt; 
Palpen  aufsteigend,  Endglied  geneigt;  Schenkel  unten  behaart,  Mittel- 
und  Hinterschienen  mit  Dornborsten.     Raupen  nackt,  walzig,  fleischig. 

Die  Erdeulen  tragen  ihren  Namen  daher,  dals  Falter  und  Raupen 
mehr  wie  andere  Schmetterlinge  an  die  Erde  gebunden  sind.  Die  Falter 
ruhen  tagsüber  möglichst  nahe  deren  Oberfläche  mit  wagerecht  ge- 
tragenen Flügeln  und  laufen  bei  Störung  erst  eine  Strecke,  bevor  sie 
sich  zu  niederem  Fluge  erheben.  Ihre  Eier  legen  sie  einzeln  oder  in 
Häufchen  an  den  Grund  niederer  Pflanzen ;  nach  2 — 3  Wochen  kriechen 
die  Raupen  aus,  die  tagsüber  in  der  Erde  versteckt  zusammengerollt 
ruhen  oder  an  Wurzeln  fressen ,  nachts  nach  oben  kommen ,  niedere 
Blätter,  junge  Pflänzchen  fressen,  Stengel  benagen,  auch  öfters  Blätter 


1)  \^ossELER,  Pflanzer,  Amani,  Bd.  4,  1908,  S.  182—185. 

2)  Wir  behalten  diesen  alten  Namen  bei  und  fügen  nur  die  wichtigsten  der 
neueren  Gattungsnamen,  über  deren  Geltungsbereich  noch  keinerlei  Einigkeit 
herrscht,  in  Klammer  bei. 


Noctuiden,  Eulenschmetterliuge.  37]^ 

mit  in  ihre  Löcher  ziehen,  um  sie  erst  hier  zu  verzehren.  Die  Raupen, 
Erdraupen,  surface  caterpillars  (England),  cutworms  (Amerika);  lieben 
saftige  Pflanzen  oder  Pflanzenteile:  junge  Pflänzchen,  die  sie  dicht 
über  der  Erde  abschneiden,  das  Herz  älterer  Pflanzen,  saftige  "Wurzeln, 
Rüben,  Kartoffeln,  mit  denen  sie  oft  geerntet  und  verschleppt  werden, 
was  wohl  die  weite  Verbreitung  vieler  Arten  erklärt.  Aber  selbst  an 
junge  Nadelhölzer  gehen  einige  Arten.  Andere  klettern  an  Bäumen 
empor,  um  deren  Laub  zu  fressen  (climbing  cutworms).  Am 
häufigsten  finden  sie  sich  auf  Brachland  mit  weichen,  saftigen  Pflanzen 
und  auf  Kulturland,  in  dem  nach  der  Ernte  eine  üppige  wilde  Vegetation 
aufschiefst.  Whd  dieses  dann  umgegraben  und  mit  Kulturpflanzen 
besetzt  oder  besät,  so  fallen  letztere  natürlich  den  Erdraupen  zum 
Opfer;  jung  aufschiefsende  Pflänzchen  in.  demselben  Mafse,  in  dem 
sie  erscheinen. 

Li  den  gemäfsigten  Zonen  tritt  im  allgemeinen  nur  eine  Brut  auf. 
Die  Falter  fliegen  früher  oder  später  im  Sommer,  und  dementsprechend 
sind  die  Raupen  bis  zum  Herbste  mehr  oder  weniger  erwachsen.  Sie 
überwintern  in  der  Erde ,  fressen  im  Frühling  wieder  kürzere  oder 
längere  Zeit,  je  nach  dem  Alter,  und  verkriechen  sich  dann  in  die 
Erde,  um  sich  zum  Teil  erst  nach  mehreren  Wochen  zu  verpuppen; 
etwa  vier  Wochen  später  fliegen  die  Falter  aus. 

In  wärmeren  Gegenden  treten  mehrere ,  meist  ineinandergreifende 
Brüten  auf. 

Die  Schädlichkeit  ist  abhängig  von  der  Nährpflanze  und  der 
Entwicklung  der  Raupen.  Sind  diese  vor  der  Überwinterung  schon 
nahezu  erwachsen  (A.  segetum),  und  fressen  sie  an  dem  im  Herbste 
aufkeimenden  Wintergetreide,  so  leidet  dieses  ganz  aufserordentlich ; 
dem  Sommergetreide  können  solche  Arten  dagegen  keinen  nennens- 
werten Schaden  mehr  zufügen.  Die  Erdraupen,  deren  letzte  Ent- 
wicklungsstadien und  damit  Hauptfrafszeit  in  den  Frühling  und  Früh- 
sommer fallen,  können  namentlich  in  Grärten,  aber  auch  in  Sommersaaten, 
Rübenfeldern  usw.,  empfindlich  schaden. 

Feinde:  Spitzmäuse ,  Maulwürfe ,  Igel ,  Fledermäuse  (für  die 
Falter),  Krähen,  Stare,  Wiedehopf,  Raubkäfer,  Schlupfwespen  und 
-fliegen.  In  nassen  Jahren  treten  manchmal  Pilzepidemien  ver- 
heerend auf. 

Vorbeugung:  Vermeidung  des  Erdraupen  anziehenden  Mistes. 
Im  Herbste  sofort  nach  Ernte  pflügen  und  mit  Kainit  düngen.  Saat 
mit  Knoblauch  imprägnieren,  junge  Pflänzchen  vor  dem  Verpflanzen  in 
Bleiarsenat  tauchen. 

Bekämpfung:  Arsen- Spritzmittel  sind  bei  den  meisten  hier  in 
Betracht  kommenden  Pflanzen  nicht  anzuwenden;  doch  soll  einfache 
Bordelaiser  Brühe  gute  Erfolge  geben.  Mit  Arsen  vergifteter  Köder 
(Klee  oder  Kleie)  in  Häufchen  um  die  bedrohten  Pflanzen  herumgelegt, 
l3esonders  aber  im  Frühjahr,  bevor  die  Saat  keimt,  auf  die  Felder  zer- 
streut, wirkt  vorzüglich.  Puppen  und  Raupen  sind  verhältnismäßig- 
leicht  zu  sammeln ;  auch  Schweineeintrieb  ist  gegen  sie  sehr  anzuraten. 
Die  Falter  sind  durch  eine  Vereinigung  von  Köder  und  Lampen  in 
grofsen  Mengen  zu  fangen. 

Die  Zahl  der  Agrotis-Arten  ist  eine  ungemein  grofse  und  erstreckt 
sich  über  alle  Erdteile.  Die  meisten  von  ihnen  werden  gelegentlich 
einmal   schädlich.     Wir  beschränken  uns  hier  auf  kurze  Angaben  über 

24* 


372 


Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 


die  häufigsten  und  oft  als  schädlich  berichteten  Arten.  Da  die  Unter- 
scheidung der  Arten,  als  Falter  und  Raupen,  sehr  schwierig  ist,  be- 
gnügen wir  uns,  die  Merkmale  der  letzteren  bei  den  mitteleuropäischen 
Arten  anzugeben. 

A.  (Euxoa)  seg-etum  Schiff,  (segetis  Hb.)  AVinter- Saateule 
(Fig.  243).  Europa,  Afrika,  Asien.  Raupe  glänzend  grau  mit  heller, 
dunkel  gesäumter  Rückenlinie  und  breitem,  bräunlichem  Seitenstreifen : 
Lüfter  schwarz,  in  bräunlicher  Linie  •,  Bauch  und  Kopf  hellgrau,  letzterer 
mit  zwei  schwarzen  Bogenstrichen;  auf  jedem  Ringe  vier  dunkle  Rücken- 
wärzchen.    Flugzeit   in   Europa   von   Mai   bis  August,    selbst  Oktober. 

Die  Raupen  überwintern  nahezu  er- 
v^  j  wachsen  und  verpuppen  sich  anfangs 

^^^^^'N^^^'*'*''^^^^^  Mai.     Schaden  daher  besonders  im 

^HH^^^JHk^gdj^^HS  Herbst,  an  der  jungen  Wintersaat, 

^HH^II^^I^H^^^Pf  aber    auch     an    Raps ,    Kohl    usw. 

V  ^^P  ^  Auch  in  ganz  jungen  Forstkulturen, 

V,        |Ä^  selbst   an   Nadelhölzern    oft   schäd- 

\w  z  lieh.  —  Wintersaat   möglichst  spät 

..-^.i,^  w  säen,  so  dafs  sie  erst  aufgeht,  wenn 

die  Raupen  schon  durch  die  Kälte 
unbeweglich  geworden  sind  (Ok- 
tober). 

A.  (E.)  vestigrialis  Rott. 
Kiefernsaateule.  Europa,  bis  jetzt 
nur  im  Norden  und  Osten  Deutsch- 
lands schädlich  geworden.  Raupe 
aschgrau,  oben  bräunlich;  doppelte 
schwarze  Rückenlinie  und  des- 
gleichen weifsliche  Seitenlinie ;  Kopf 
und  Nackenschild  braun.  Falter  in 
August  und  September.  Kurzer 
Herbstfrais  der  Raupe  an  zarten  Wurzeln,  Gräsern  usw.  Frühjahrs- 
frafs  bis  in  Juli,  gern  an  1 — 3  jährigen  Kiefern,  tags  2  cm  tief  an 
Wurzeln,  nachts  oberirdisch  an  Nadeln  und  Trieben;  schwache  Seiten- 
triebe und  Stämmchen  einjähriger  Pflanzen  werden  durchgebissen. 

A.  (E.,  Paragrotis)  raessoria  Harr.  Nordamerika.  Hauptfrafs  im 
Frühjahr;  besonders  schädlich  an  Zwiebeln,  deren  Kultur  in  Teilen 
von  Newyork  ernstlich  bedroht  wurde. 

A.  (E.)  tritiei  L.  (und  var.  aquilina  Schiff.).  Europa.  Raupe  grau, 
helle,  dunkel  eingefafste  Rückenlinie,  verwischter  dunkler  Seitenstreifen ; 
Nacken-  und  Afterschild  glänzend  schwarz  mit  je  drei  lichten  Längs- 
linien. Kopf  braun,  mit  dunklem  Fleck  hinten;  32  mm  lang.  Flugzeit 
Juli,  August;  Raupe  von  September  bis  Anfang  Juli. 

A.  (Feltia)  exelamationis  L.  Das  „Ausrufezeichen".  Europa. 
Raupe  braungrau,  helle  Rückenlinie,  breiter  Schattenstreifen  an  jeder 
Seite;  Bauch  grau;  Kopf  braun  mit  schwarzem  Stirndreieck;  auf  jedem 
Ringe  vier  dunkle  Wärzchen.  Flugzeit  Juni,  Juli;  Raupe  August  bis 
Anfang  Mai,  Hauptfrafszeit  also  im  Herbst. 

A.  (F.)  annexa  Tr.     Nordamerika;  an  Tabak  usw. 
A.   ypsilon   Rott.   Ypsiloneule.     Fast  kosmopolitisch.     In  Europa 
kaum   schädlich,    sehr   bedeutend    aber   in  Ostindien  und  Nordamerika 
(„greasy  cutworm"),  sehr  polyphag. 


Fig.  243.     Winter-Saateule,  nat.  Gr. 
(nach  V.  Schilling). 


Noctuiden,  Eulenschmetterlinge.  373 

A.  (Noetua)  e-nigrum  L.  Ebenfalls  fast  kosmopolitiscli ,  aber 
nur  in  Nordamerika  schädlicli ;  klettert  auch  auf  Bäume,  überhaupt  sehr 
polyphag. 

A.  (Peridroma,  Lycophotia)  saueia  Hb.  (margaritosa  Haw.).  Kosmo- 
politisch; in  Europa  fast  unschädlich,  in  Nordamerika  wohl  die  schäd- 
lichste Erdraupe,  the  varleg-ated  eutwopin,  die  Gartenpflanzen  vor- 
zieht ,  oft  in  grofsen  Mengen  auftritt  und  dann  wandert.  Eier  oft  an 
Obst-  und  Schattenbäumen,  deren  Laub  und  junge  Früchte  die  Raupe 
abfrifst. 

A.  (Tpyphaena)  pronuba  L.  Hausmütterehen.  Europa.  Vorder- 
flügel braun  mit  helleren  oder  dunkleren  Makeln  und  schwarzen  Punkten 
an  der  Spitze:  Hinterflügel  orange  mit  schwarzer  Querbinde.  Raupe 
von  schmutzig  weifs  bis  dunkel  erdbraun ,  mit  drei  helleren  Rücken- 
linien, an  denen  dicke,  schwarze  Längsstriche  liegen.  —  Falter  in  Juni, 
Juli,  selbst  bis  in  August  hinein,  hält  sich  gern  in  Wohnungen  ver- 
steckt, in  die  er  abends,  dem  Lichte  folgend,  hineinfliegt.  Die  Raupe 
demgemäfs  vorzugsweise  in  Hausgärten,  wo  sie  oft  recht  merkbaren 
Schaden  anrichtet;  sie  lebt  von  August  bis  Mai. 

Acronycta  0.    Pfeileuleii. 

Augen  nackt:  Brust  behaart,  mit  spärlichen  Schuppen,  hinten  mit 
kleinem  Schöpfe  -,  Palpen  kurz  und  grob  behaart,  mit  kurzem,  geneigtem 
Endgiiede.  Beine  wollhaarig.  Schienen  ohne  Dornborsten.  Im  Saum- 
felde der  Vorderflügel  ein  schwarzer  Strich,  der,  wenn  er  den  hinteren 
Querstreifen  schneidet,  das  Bild  eines  Pfeiles  bietet.  —  Raupen  mit 
behaarten  Warzen;  Puppe  in  festem  Grespinste. 

Die  im  Sommer  fliegenden  Falter  tragen  in  der  Ruhe  ihre  Flügel 
dachförmig.  Die  weifslichen,  gerippten  Eier  werden  in  kleinen  Gruppen 
fast  ausschliefslich  an  Holzgewächse  abgelegt,  an  denen  die  bunten, 
30 — 50  mm  langen  Raupen  bis  zum  Herbste  einzeln  fressen  und  sich 
dann  auch,  meist  in  Rindenritzen,  verpuppen,  um  hier  zu  überwintern.  — 
Die  europäischen  Arten  wohl  öfters  in  beschränktem  Mafse,  seltener 
aber  ernstlich  schädlich. 

A.  rumieis  L.  Ampfereule.  Braungrau,  weifse  Flecken;  Hinter- 
flügel grau ;  Mai ,  August ,  September.  Raupe  schwarz  ,  lang  rostgelb 
behaart ;  oben  Längsreihe  roter  Knöpfchen,  daneben  hellweifse  Flecken, 
unter  den  Lüftern  gelbweifse  und  rote,  zusammenhängende  Flecke; 
Juni,  September  bis  November,  aufser  an  Holzgewächsen  namentlich 
auch  an  Kräutern  wie  Erdbeeren,  Hopfen ')  usw. 

A.  psi  L.  Bläulich  aschgrau,  die  beiden  Makeln  verbunden,  ein 
ästiger  Wurzelstreif  und  zwei  Längsstreifen  vor  dem  Saume  schart 
schwarz.  Raupe  schwarz ,  mit  gelbem  Rückenstreifen  und  auf  5. — 1 1 . 
Ringe  jederseits  zwei  rote  Querstriche ;  auf  4.  Ringe  ein  langer  schwarzer 
Zapfen,  vorletzter  Ring  mit  kleinem  AVulste ;  von  August  bis  September 
namentlich  auf  Obstbäumen  usw.,  besonders  auf  Steinobst.  Falter 
Mai- Juli.  Parasiten:  Compsilura  concmnata  Meig.,  Paniscus  testaccus 
Hlgr.,  Rogas  dissedor  Nees. 

A.  tridens  V.  Falter  etwas  mehr  rötlich  als  voriger,  kaum  von 
ihm  zu  unterscheiden ;  Juni,  Juli.    Raupe  schwarz,  mit  rotgelbem,  durch 


')  ZiRNGiEBL,  Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  8—9,  Fig.  5. 


374  Macrolepidopteren,  Grofssclimetterlinge. 

schwarze  IMittellinie  geteiltem  Rückenstreifen ,  seitlich  weifs  und  rot 
gefleckt;  auf  4.  Ringe  kurzer  Zapfen,  auf  vorletztem  warzenartiger 
Höcker;  Juli  -  September  auf  Obstbäumen,  aber  auch  auf  Weiden 
(Salix)  usw.,  nagt  sich  öfters  zur  Verpuppung  ein  Bett  in  die  Rinde, 
daher  Gespinst  mit  Rindenteilen  durchsetzt. 

A.  aeeris  L.  Weilsgrau,  dunkler  bestäubt,  Makeln  durch  lichte 
Stelle  getrennt.  Wurzelstreif  fein,  undeutlich ;  Juni,  Juli.  Raupe  röt- 
lichgelb, stark  gelblichweils  behaart,  auf  Rücken  eine  Reihe  weifser, 
schwarzgerandeter  Flecken,  auf  jeder  Seite  eine  Reihe  gelbroter  Haar- 
büschel ;  Juni  bis  September,  an  Laubhölzern,  besonders  Eichen,  Rofs- 
kastanien ,  Ahorn  usw.  Eierhäufchen  mit 
Haaren  überzogen ;  Puppe  mit  solchen  durch- 
webt, am  Grunde  der  Stämme. 

Busseola    sorghieida    Thurau^)    (Fig. 
244).    Taster  vorgestreckt,  mit  sehr  kurzem, 
stumpfem  Endgliede.    Rüssel  sehr  kurz  und 
kümmerlich.   Rücken  ohne  Schuppenbüschel. 
d^  Grau,  fettig  glänzend,  Flügel  dunkel  bestäubt. 

_.     „,      ^         ,  ,  .  .,        Raupe  weifslich;  auf  schwarzen  Punktwärz- 

^^"         (S'S!'  chen  je  ein  feines  weifses  Härchen ;  Schilder 

bräunlich,  Lüfter  schwarz;  40  mm  lang. 
Deutsch-Ostafrika,  Raupe  in  Sorghum-Stengeln  bohrend.  Im  Durch- 
schnitte in  jedem  oberen  Internodium  eine  Raupe ,  die  das  Mark  aus- 
frifst,  das  sich  in  ihrem  Bereiche  rot  färbt.  Befallene  Stengel  knicken 
leicht  um  und  bringen  dann  öfters  die  Frucht  nicht  zur  Reife.  Puppe 
anfangs  Juni  im  Stengel;  nach  acht  Tagen  der  Falter.  Schaden  nur 
in  starken  Regenjahren  beträchtlicher.  Raupen  und  Puppen  sind  bei 
der  Ernte  zu  sammeln. 

Drepaniden. 

Mittelgrofs.  Ohne  Nebenaugen.  Anliegend  kurz  behaart.  Vorder- 
flügel breit,  Spitze  sichelförmig  geschwungen ;  mit  zwölf  Rippen,  einer 
Anhangszelle  und  nur  einer  Dorsalrippe;  Hinterflügel  breit,  mit  acht 
gleichen  Rippen ;  zwei  Dorsalrippen.  Raupen  nackt,  höckerig,  14  füfsig, 
ohne  Analfüfse,  Kopf  herzförmig  eingeschnitten,  hinten  spitz  zulaufend ; 
auf  Laubholz.  Puppe  in  leichtem  Gewebe.  Zwei  Brüten,  Puppe  über- 
wintert. 

Die  Raupen  der  Gattung  Drepana  Schrk.  (Sichelfalter,  weil  Spitze 
der  Vorderflügel  scharf  sichelförmig  umgebogen)  bei  uns  überall  gemein 
auf  Laubholz,  aber  nur  selten  zahlreich  genug,  um  zu  schaden.  Be- 
richtet sind  Schäden  bis  zu  Kahlfrafs  von  Dr.  eultraria  F.  (unguicola 
Hb.)  auf  Buchen  2). 

Oreta  extensa  Wlk^).  Raupe  4 — 5  cm  lang,  braun  mit  zwei 
dunklen  Rücken-  und  zwei  desgleichen  Seitenlinien,  auf  dem  dritten 
Brustringe  ein  rückwärts  gekrümmtes  Hörn.  Java,  Sumatra,  an  Coffea 
arabica,  stellenweise  durch  Kahlfrafs  sehr  schädlich. 


1)  Thukau,  Berlin,  ent.  Zeitschr.  Bd.  49,  1904,  S.  55—58;  Bussi:,  Arb.  biol.  Anst. 
Land-,  Forstwirtsch.  Bd.  4,  1905,  S.  408—413,  Taf.  6,  Fig.  6,  7,  9,  10. 

2)  Altum,   Zeitschr.   Forst-    Jagdwes.,   Jahrg.  30,    1898,   S.  352—863;    Pöhling, 
Verh.  Hill-Solling  Forstverkehrsbl.  1898,  S.  157. 

^)  KoNiNGSBERGEK,  Te3'smannia  VII,  Afl.  4,  1896. 


Drepaniden.     Saturniden.  375 


Saturniden. 

Grofs ;  Körper  dick,  wollig  behaart,  Kopf  klein ;  ohne  Nebenaugen ; 
Fühler  borstenförmig ,  beim  Männchen  doppelt  gekämmt.  Flügel,  be- 
sonders die  hinteren,  sehr  gTofs,  die  vorderen  mit  grofsem  Augeniieck, 
die  hinteren  mit  nur  einer  deutlichen  Innenrandsrippe.  Raupen  grois 
und  dick,  walzig,  16füfsig,  unbehaart,  Rücken  wulstig-,  auf  Laub- 
bäumen. 

Aglia  tau  L.  Tauspinner ').  Vorderflügel  spitz,  fast  sichelförmig, 
in  der  Mitte  ein  blaues  Auge  mit  weifsem  T-Fleck.  Raupe  grün  mit 
schiefen  weifsen  Streifen,  jung  mit  ästigen  Dornen,  später  nur  mit  Quer- 
wülsten, 6  cm  lang-,  befrifst  die  Buchenblätter  zuerst  vom  Rande, 
später  vom  Grunde  aus.  Puppe  in  lockerem  Gespinst  am  Boden. 
Selten  ernstlich  schädlich. 

Saturiiia  Schrk. 

Spitze  der  Vorderflügel  abgerundet;  Augenflecken  aus  mehreren 
annähernd  konzentrischen  Farbenkreisen  bestehend.  Raupen  auf  jedem 
Ringe  mit  sechs  behaarten  Knopfwarzen ;  auf  Obstbäumen,  Schlehen  usw. 
Diese,  fast  auf  Österreich-Ungarn  beschränkten  Schmetterlinge  werden 
nur  selten  schädlich,  da  sie  meist  nur  einzeln  und  spärlich  auf- 
treten. Doch  haben  die  Raupen  von  S.  spini  Schiff,  und  pavonia  L. 
in  Ungarn  schon  Kahlfrafs  an  V^eiden  (Salix)  verursacht,  indem  sie 
aufser  den  Blättern  noch  alle  diesjährigen  Triebe  bis  zu  Bleistiftdicke 
abfrafsen  ^). 

S.  pyri  Schiff.,  das  grofse  oder  Wiener  Naehtpfauenauge, 
tritt  öfters  an  Obstbäumen,  Reben  usw.  auf. 

Attacus  atlas  L.^).  Der  Atlas-Spinner  ist  namentlich  auf  Java 
durch  massenhaftes  Auftreten  schädlich  an  den  verschiedensten  Kultur- 
pflanzen, namentlich  an  Cinchona,  Dadap  und  Mango.  Die  in  kleinen 
Gruppen  fressenden  Raupen  entblättern  ganze  Bäume  bis  auf  die 
jüngsten  Blätter  an  den  Triebspitzen. 

Criciila  trifenestra  Hlf.  *).  Auf  Java  ebenfalls  manchmal  massen- 
haft auftretend  und  dann  schädlich  an  Canarium  commune  und  Persea 
gratissima. 

Antheraea  eucalypti  Scott. ^).  Australien,  ursprünglich  an  Euca- 
lyptus-Bäumen  schädlich ,  ist  in  neuerer  Zeit  auch  an  Schinus  molle 
übergegangen. 

A.  tyrrhea  Cram.^)  wird  in  der  Kapkolonie  von  Zeit  zu  Zeit  schäd- 
lich ,  besonders  an  Weiden ,  Pappeln  und  Akazien ,  aber  auch  an 
Eucalyptus,  Eichen,  Obstbäumen,  Reben,  selbst  an  Gemüse,  Puppe 
in  der  Erde,  Eier  an  Blättern.     Absammeln. 

A.  eytherea  F.  ^)  ebenda,  an  Pinus  insignis. 


^)  s.  Anm.  "2  auf  voriger  Seite ;  ferner  Fuchs,  Nat.  Zeitschr.  Forst-  Landwirtsch. 
Bd.  4,  1906,  S.  153-156,  4  Fig. 

2)  Weissmantel,  ßovart.  Lapok  Bd.  8,  1901,  S.  145—146. 

^)  KoMNGSBERGEii,  Medcd.  Dept.  Landbouw  Nr.  6,  1908,  p.  55. 

")  French,  Handbook  of  destruct.  Ins.  of  Victoria  Pt.  III,  1900,  p.  113—115, 
PI.  51;  Froggatt,  Austral.  Insects  p.  257—259,  figs.  124--5. 

5)  LouNSBURY,  Cape  Good  Hope,  Dept.  Agric,  Bull.  8,  1907. 

6)  Id.,  Agric.  Journ.  Cape  Good  Hope,  Vol.  22,  1908,  p.  446-454,  3  Pls. 


376  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Die  schwarze,  gelb  gefleckte  Raupe  einer  Nudaurelia-Art,  mit  rot- 
braunen ,  weifs  behaarten  Stacheln  bei  Amani  verheerend  auf  Rizinus- 
stauden und  Baumwollefeldern  ^), 

Tliyridideii. 

Ohne  Nebenaugen.  Fühler  mit  verdicktem  Wurzelgiiede  und  in 
der  Mitte  schwach  verdickt. 

Rhodoueura  myrlaea  Dry.  Java,  an  Guttapercha  -  Bäumen 
(Palaquium  spp.).  Die  Raupen  spinnen  die  Blätter  der  Triebspitzen 
zusammen ,  die  absterben ,  so  dafs  die  Bäume  mifsgestaltet  werden. 
KoNiNGSBERGER  ^)  nennt  diese  Plage  die  hartnäckigste ,  die  ihm  vor- 
gekommen sei. 

Lasiocampideii. 

Vorderflügel  grofs,  dreieckig,  spitz,  Hinterflügel  kleiner,  gerundet ; 
Mittelzelle  kurz ;  Leib  stark  behaart ,  dick ;  Hinterschienen  mit  kurzen 
Enddornen;  Flügel  beim  Sitzen  steil  dachförmig.  —  Raupen  zottig- 
weich  behaart,  oft  Haarpinsel  am  Vorderteile. 

Dendroliinus  Germ. 

Augen  behaart;  Palpen  klein:  Sporen  der  Mittel-  und  Hinter- 
schienen lang. 

B.  pini  L.  Kiefernspinner.  Farbe  sehr  wechselnd,  von  braunrot 
bis  schiefergrau,  einfarbig  oder  gezeichnet;  Mitte  der  Vorderflügel  mit 
weifsem  Mondfleck;  Saum  gewellt.  Raupe  in  Farbe  ebenso,  mit  stahl- 
blauem „Nackenstreifen"  auf  zweitem  und  drittem  Brustringe,  bis  8  cm 
lang,  behaart.  Die  im  Juli  fliegenden  Falter  legen  bis  200  Eier  in 
Häufchen  von  etwa  50  an  Kiefernstämme.  Herbstfrafs  bis  Ende 
Oktober,  Anfang  November  an  den  Nadeln.  Dann  Überwinterung  in 
der  Nähe  des  Stammes  unter  Bodenstreu.  Im  Frühling  bäumen  die 
Raupen  wieder  auf,  und  es  beginnt  der  viel  wichtigere  Frühjahrs- 
frafs,  bei  dem  die  ganzen  Nadeln  samt  Basis  und  Scheidenknosjje 
abgefressen,  selbst  der  weiche  Trieb  befressen  wird.  Nach  Ratzeburg 
verzehrt  eine  Raupe  nahezu  900  Nadeln.  Im  Juni  häufig  ein  auf  ver- 
schiedenen Ursachen  beruhendes  Wandern.  Ende  Juni,  Anfang  Juli 
Verpuppung  in  spindelförmigem  Kokon,  am  Stamm,  in  der  Krone  oder 
im  Unterholz.  Der  Schaden  ist'  sehr  bedeutend;  bevorzugt  werden 
ältere  Bestände,  in  denen  die  Kiefern  nicht  besonders  gut  gedeihen. 
Jeder  Frafs  wiederholt  sich  in  kürzeren  Zwischenräumen  und  dauert 
mehrere  Jahre,  wenn  auch  bereits  im  zweiten  eine  Degeneration  und 
Abnahme  der  Raupen  eintritt.  —  Feinde  sind  sehr  zahlreich,  besonders 
wichtig  sind  Pilze,  die  oft  50 — 75  ^lo  der  Raupen  zerstören.  —  Gegen- 
mittel :  in  erster  Linie  Leimringe ,  verbunden  mit  Abprallen  der 
Raupen. 

D.  segregratus  Butl.,  früher  als  Varietät  des  vorigen  angesehen, 
wird  neuerdings  von  ihm  getrennt;  in  Sibirien  sehr  schädlich;  Raupe 
überwintert  zweimal;  zahlreiche  Parasiten^). 


1)  VossELER,  Ber.  Land-  u.  Fostwirtsch.  Deutsch-Ostat'rika  Bd.  2,  S.  507. 

2)  KoNiNGSBEUGER,  Meded.  Dept.  Landbouw  Nr.  6,  1908,  p.  50, 

»)  Petersen,  Rev.  russe  Ent.  T.  4,   1904,   p.  163—166,   2  fig.;   Rr.uiG,   Flugbl.  37 


Thyrididen.     Lasiocampiden.  377 

D.  sibirieus  Tschetwerikoff,  im  Ural  schädlich  an  Lärche^), 
Odonestis    plagifera   Wlk. -).     Java;    Kahlfrafs    an   Chinarinden- 
bäumen. 

O.  australasiae  F.  ^).  Australien ;  an  Eucalyptus  •,  in  Victoria 
auch  an  Apfelbäumen  Blätter  fressend. 

(xastropacha  0.     Gluckeu. 

Palpen  lang,  schnabelförmig  gebogen.  Augen  behaart ,  Saum  der 
Flügel  stark  gezähnt.  Mittel-  und  Hinterschienen  mit  kurzen  End- 
sporen.  Raupen  abgeplattet,  an  jedem  Hinterleibsringe  zwei  seitliche, 
lappige  Fortsätze,  auf  elftem  ßinge  ein  Zapfen. 

G.  quereifolia  L.  Kupferg-lueke *).  Kupferbraun,  dunkel  ge- 
zeichnet. Raupe  erdfarben,  heller  und  dunkler  gezeichnet,  auf  jedem 
Ringe  zwei  Knopfwarzen ,  1 1  cm  lang.  —  Der  in  Juli  und  August 
fliegende  Falter  legt  seine  Eier  an  Zweige  von  Obstbäumen,  Schlehen, 
Rosen.  Die  im  September  auskriechende  Raupe  überwintert,  2 — 3  cm 
lang,  platt  an  Zweige  angedrückt.  Sie  frifst  dann  noch  (nachts)  bis 
Mai  und  verpuppt  sich  in  bräunlichem,  dichtem,  mit  grauem  Staube 
durchsetztem  Gespinst  an  Holz ;  die  Puppe  ist  schwarzbraun ,  dicht 
weifs  bestäubt.     Schaden  infolge  der  Grölse  der  Raupe  merkbar. 

Macrothylacia  (G.)  pubi  L.  Brombeerspinner.  Die  zuerst 
schwarze,  gelb  geringelte,  später  braune,  rotbraun  behaarte  Raupe, 
mit  schwarzblauen  Einschnitten,  von  August  bis  Herbst  und  im  ersten 
Frühjahr  an  Rubus-Arten,  Obstbäumen  usw. ;  kaum  von  Bedeutung. 

Metanastria  hyptaca  Cr. ^).  Java;  einer  der  schlimmsten  Feinde 
der  Chinarindenkultur;  oft  Kahlfrafs.  Die  Raupen  sitzen  des  Morgens 
in  grofsen  Klumjjen  an  den  Stämmen. 

Lasiocampa  Schrk. 

Augen  schwach  behaart.  Palpen  kurz ;  an  Hinterschienen  zwei 
Endsporen. 

L.  trifolli  Esp.  Kleespinner.  Raupe  mit  dichtem,  gelbem, 
weichem  Filze  behaart,  auf  jedem  Ringe  zwei  schwärzliche  und  röt- 
liche Fleckchen ,  Einschnitte  schwarzblau  mit  je  drei  bläulichweifsen 
Längsstrichen;  im  Herbst  und  Frühjahr  an  Klee,  Luzerne  usw.,  nicht 
ernstlich  schädlich. 

L.  quereus  L.  Eiehenspinner,  Quittenvogel.  Männchen  kastanien- 
braun, "Weibchen  ockergelb ;  über  beide  Flügel  ein  breiter  heller,  nach 
aufsen  und  hinten  verwaschener  Querstreifen;  auf  Yorderflügeln  ein 
weifser  Mittelfleck,  Juli,  August.  Raupe  braungelb  behaart,  mit  samt- 
schwarzen, weifspunktierten  Einschnitten  und  weifsem  Seitenstreifen; 
8  cm  lang;  August  bis  Dezember.  März  bis  Mai  an  Eichen,  Birken  usw., 

kais.  Biol.  Aust.  Land-,  Forstw.  1906;  Wassiljew,  Arb.  ent.  Bur.  St.  Petersburg  V, 
No.  7,  1905,  101  pp.  (russisch);  Ausz.  Zeitschr.  wiss.  Ins.  Biol.  Bd.  4,  S.  103—104. 

1)  Tschetwerikoff.  Sog.  entom.  Jahrg.  18,  1903,  S.  89— 90;  Eev.  russ.  Ent.  T.  8. 
1908,  ^p.  1—7,  3  figg. 

")    KoNINGSBERGER,    1.    C,    p.    47. 

^)  Froggatt,  Austral.  Insects  p.  256. 

*)  V.  SciiiLLiN-G,  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1901,  S.  119—120,  5  Fig. 

^)  KoNINGSBERGER,  Meded.  's  Lands  Plantentuin  Nr.  22,  p.  23. 


378  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

aber  ancli  an  Kiefern-  und  Fichtensaaten.     Puppe  im  Juni,   in  festem, 
braunem  Gehäuse.     Absammeln,  Arsenmittel,  Isoliergräben. 

Poecilocampa  populi  L.  Pappelspinner  ^).  Flügel  etwas  durch- 
scheinend, mit  gelblichem  Querstreifen.  Raupe  gi-au,  dunkel  gezeichnet, 
vier  rotgelbe  Höcker  auf  jedem  Ringe.  Normal  auf  Weichhölzern, 
aber  auch  auf  Eichen  und  Obstbäumen. 

Eriogaster  Germ. 

Augen  behaart;  Palpen  sehr  klein-,  Flügel  ganz  kurz  gefranst-, 
Hinterleibsende  der  Männchen  lang  und  schuppig  behaart,  der  Weibchen 
mit  dichter  grauer  Afterwolle. 

E.  lanestris  L.  Wollafter,  Kirschenspinner.  Rotbraun,  Hinter- 
ilügel  etwas  heller ,  auf  Vorderflügeln  zwei  weilse  Flecke ,  über  beide 
Flügel  ein  heller  Querstreifen;  April.  Raupe  schwarzbraun,  oben  zwei 
Längsreihen  rotgelber,  fein  behaarter  Flecke,  darunter  auf  jedem  Ringe 
drei  weifse  Punkte;  5  cm  lang;  Juni  bis  Juli  an  Birken,  Prunus- Arten 
und  andern  Obstbäumen,  Linden,  Eichen  usw.,  gesellig,  tagsüber  in 
gTofsen  weifsen,  an  den  Zweigspitzen  hängenden  Nestern,  nachts  auf 
Frais  ausziehend ,  zuletzt  einzeln.  Puppe  ockergelb ,  in  festem  Kokon 
im  Boden,  überwintert  oft  mehrmals.  Eier  in  lockeren  Spiralen  um 
dünne  Zweige,  mit  der  Afterwolle  des  Weibchens  bedeckt. 

Malacosoma  Auriv. 

Flügel  ganzrandig,  Palpen  klein.  Raupen  langgestreckt,  längs  ge- 
streift, in  der  Jugend  gesellig.  Puppen  weich,  behaart,  in  weichem 
Gespinst. 

M.  neustria  L.  Ringrelspinner -).  Ockergelb  bis  rotbraun  mit 
dunklerem  bzw.  hellerem  Mittelfelde;  30 — 35  mm  Flügelspannung; 
Juli.  Raupe  braunrot,  weifsliche  Rückenlinie,  blaue,  unten  schwarz 
gesäumte  Seitenlinie  (,Li  vr  eeraup  e') ;  5  cm  lang;  April  bis  Juni 
namentlich  an  Obst-  aber  auch  andern  Laubbäumen.  Das  Weibchen 
klebt  seine  3 — 400  Eier  in  mehrreihigen  dichten,  mit  einem  festen  Kitt 
zusammengeschlossenen  und  öfters  mit  spärlichen  Haaren  beklebten 
Ringen  an  etwa  bleistiftdicke  Zweige.  Anfangs  April  kriechen  die 
zuerst  schwarzgrauen,  lang  hellbräunlich  behaarten,  blauköpfigen 
Räupchen  aus,  die  die  hervorsprossenden  Blätter  und  die  sich  öffnenden 
Knospen  befressen ,  später  gesellig  grofse ,  dünne  Nester  bauen.  Be- 
sonders gern  sitzen  sie  in  dichten  Klumpen  in  Astgabeln  und  sonnen 
sich.  Im  Juni  zerstreuen  sie  sich;  jede  Raupe  verpuppt  sich  einzeln 
am  Stamme  oder  zwischen  dürren  Blättern  in  dichtem,  weifsem,  gelb 
gepudertem  Gespinst.  Die  Anzahl  der  Feinde  und  Parasiten  ist  eine 
recht  grofse.  Meisen  suchen  die  Eier  ab ;  Finken ,  Sperlinge  und  die 
insektenfressenden  Vögel  stellen  den  Raupen  nach,  ebenso  Raub- 
käfer usw. ;  zahlreiche  Schlupfwespen  und  Raupenfliegen  sind  aus 
ihnen  gezüchtet.  —  Bekämpfung :  Eierringe ,  soweit  möglich ,  im 
Winter  abschneiden  und  verbrennen ;  die  jungen  Räupchen  mit  Schmier- 
seife und  Nikotin  bespritzen,  die  älteren,  wenn  sie  in  Klumpen  zusammen- 
sitzen, mit  Öl  bestreichen  oder  zerquetschen;  die  Nester  mit  der  Raupen- 
fackel abbrennen. 


')  Cakpentkr,  Econ.  Proc.  E.  Dublin  Soc.  Vol.  1,  1906,  p.  332. 
2)  Schröder,  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  673—678,  4  Figg. 


Lymantriiden  (Lipariden).  gyc^ 

M.  amerieana  F.  Apple-tent  caterpillar.  ^).  Nordamerika,  ur- 
sprünglich an  wilder  Kirsche,  sehr  gern  an  Apfel,  aber  auch  an  vielen 
anderen  Obst-  und  Laubbäumen.  Eier  in  unregelmäfsigen  Klumpen 
von  150 — 250  Stück  um  junge  Zweige;  die  Räupchen  im  Ei  bereits 
im  Herbst  entwickelt,  schlüpfen  aber  erst  im  Frühjahr  aus;  Biologie 
wie  beim  Ringelspinner. 

M.  disstpia  Hb.  Forest  tent  caterpillar.  ^).  Wie  vorige  Art, 
aber  mehr  an  Waldbäumen,  im  Norden  besonders  an  Ahorn,  im  Süden 
an  Eiche. 

Trabala  vislinu  Lef. -).  Orientalische  Region,  Raupe  dreimal  im 
.Jahi^e  an  Rizinus  usw. ;  nachts  die  Blätter  fressend,  tags  an  den  Wurzeln 
versteckt.     Auch  Kahlfrafs  an  Shorea  robusta. 

Suana  eoneolor  Wlk.^).  Indien;  Kahlfrafs  an  Shorea  robusta. 
Auf  Java  an  Persea  gratissima  und  Psidium  guajava. 

Lymaiitriidcu  (Lipariden). 

Plump,  haarig;  Vorderflügel  weifslichgrau ,  meist  mit  dunklen 
Zackenstreifen,  Hinterflügel  bleicher,  ohne  Zeichnung;  Weibchen  bei 
einigen  Arten  flügellos.  Raupen  16  füfsig ,  mit  abgestutzten  Haar- 
büscheln, „Bürsten",  auf  den  mittleren  Ringen,  oder  je  sechs  oder  acht 
Sternhaarwarzen  auf  jedem  Ringe. 

Lymantria  Hb.  (Psilura  Stph.). 

Vorderflügel  weifs ,  mit  starken ,  gezähnten  Querlinien.  Männchen 
mit  langen,  Weibchen  mit  sehr  kurzen  Fühlern ;  letzteres  mit  wolligem 
Hinterleibsende. 

L.  (Psilura)  monaeha  L.  Nonne  ^).  Vorderflügel  weifs,  mit  stark 
gezähnten,  schwarzen  Querlinien;  Hinterflügel  grauweifs;  Fransen 
schwarz  gefleckt.  Rücken  weifs,  schwarz  gefleckt ;  Hinterleib  zum  Teil 
rot  mit  schwarzen  Bändern.  Raupen  bräunlich  mit  sechs  blauen  und 
roten  Warzen  auf  Rücken ;  auf  zweitem  Ringe  ein  schwarzer,  blau  und 
weifs  gesäumter  Fleck,  drei  letzte  Ringe  schwarz  gefleckt ;  4 — 5  cm  lang. 
Falter  und  Raupe  in  Farbe  sehr  wechselnd ,  namentlich  häufig  me- 
lanotische  Formen,  wie  es  scheint  begünstigt  dmxh  Kiefernnadeln-  und 
Laubfrafs.  —  Die  Nonne  fliegt  Ende  Juli,  Anfang  August,  manchmal 
auch  am  Tage ,  vorwiegend  aber  in  hellen  Nächten  zwischen  1 0  und 
1  Uhr,  gern  auch  um  starke  künstliche  Lichtquellen  (fast  ausschliefslich 
Männchen).  Das  Weibchen  legt  etwa  250  Eier  in  Häufchen  von  20 — 100 
mit  seiner  langen  Legeröhre  unter  Rindenschuppen,  Flechten  usw. 
Von  Mitte  April  an  kriechen  die  jungen  Räupchen  aus  den  kurz  vorher 
perlweifs  gewordenen  Eiern,  halten  sich  zuerst  in  , Spiegeln'  zusammen 
und  klettern  dann  in  die  Krone,  Hindernisse  mit , Schleiern'  überspinnend. 

')  Lowe,  New  York  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  154  p.  275—301,  4  Pls.,  2  figs;  Bull. 
159  p.  33-60,  Pls.  1-  6. 

-)  Maxwell-Lefuoy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  1,  1907,  p.  157.  — •  Stebbing, 
E.  P.,  Departra.  not.  Insects  that  affect  forestry  p.  61—62. 

^)  KoNiNGSBEEGEK ,  Meded.  Dept.  Landbouw  Nr.  6,  1908,  p.  47;  Sxebbing,  E.  P., 
1.  c.  p.  58. 

*)  Eine  sehr  gvite  Schilderung  der  Nonne  gibt  Nüsslin  in  seinem  „Leitfaden 
der  Forstinsektenkunde"  (Berlin  1905);  siehe  ferner  die  Arbeiten  der  schwedischen. 
Entomologen  in  der  Entomologisk  Tidskrift,  und  die  vom  österreichischen  Ackerbau- 
ministerium herausgegebene  Schrift  von  Fr.  Wachtl. 


380  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Anfangs  ist  die  junge  Raupe  sehr  beweglich  und  spinnt  sich  nament- 
lich gern  herab,  um  dann  wieder  aufzubäumen.  Nach  der  im  ,Häutungs- 
Spiegel'  stattgefundenen  zweiten  Häutung  tut  sie  das  nicht  mehr.  Aber 
die  envachseno  Raupe  wandert  morgens  den  Stamm  herab ,  um  an 
seinem  unteren  Teile  oder  im  Boden  den  Tag  über  versteckt  zu 
bleiben,  abends  bäumt  sie  wieder  auf,  Ende  Juli,  anfangs  August  ver- 
puppt sie  sich  am  Stamme ;  Puppe  metallglänzend ,  in  lockerem  Ge- 
spinst, mit  Büscheln  gelblicher  und  rötlicher  Haare. 

Die  Nonnenraupe  zieht  ältere  Bestände  von  Fichten,  Kiefern, 
Lärchen  vor;  doch  frifst  sie  fast  alles,  ungern  nur  Erle,  Esche,  Akazie, 
Rofskastanie,  Birnbaum,  Liguster,  Spindelbaum.  An  den  Nadelhölzern 
ist  der  Frais  verschieden ;  auch  je  nach  dem  Alter  der  Raupe  ändert 
sich  das  Bild,  auch  an  Laubhölzern. 

Von  Zeit  zu  Zeit  tritt  die  Nonne  in  ungeheueren  Mengen  auf; 
erforderlich  hierzu  ist,  dafs  mehrere  aufeinanderfolgende  Jahre  ihre 
Entwicklung  begünstigen ;  daher  nimmt  ein  Frais  2 — 3  Jahre  hinter- 
einander stark  zu,  um  dann  rasch  zu  enden,  infolge  Vermehrung  der 
Feind  e  bzw.  Eintretens  ungünstiger  Witterungsverhältnisse.  Zu  ersteren 
gehören  namentlich  die  insektenfressenden  Vögel,  Schlupfwespen  und 
Raupenfliegen.  Die  auf  Pilze  zurückzuführende  Schlaffsucht  („Wipfel- 
Ivrankheit")  ist  dagegen  von  minderer  Bedeutung*). 

Besonders  gefährlich  wird  die  Nonne  der  Fichte ,  die  ihrem  Kahl- 
frafs  unrettbar  erliegt.  Auch  die  Kiefer  leidet  sehr,  wenn  sie  auch 
selten  eingeht.  Bei  Lärche  und  Laubholz  besteht  der  Schaden  vor- 
wiegend in  Zuwachsverlust.  Zu  den  ernsteren  Obstbaumfeinden  gehört 
sie  im  allgemeinen  nicht. 

Die  Bekämpfungsmafsregeln  der  Forstwirte  sind  zalilreich.  Am 
wichtigsten  ist  das  Umlegen  von  Leimgürteln  um  die  Stämme  in 
Brusthöhe;  da  die  Raupe  nie  über  die  Ringe  wegzuklettern  sucht, 
brauchen  diese  nur  2 — 3  cm  breit  zu  sein;  die  Raupen  sammeln  sich 
über  und  unter  ihnen  in  Mengen  an  und  können  hier  leicht  vertilgt 
werden.  Sammeln  aller  Stadien  empfiehlt  sich,  nicht  dagegen  das  Auf- 
stellen von  Fanglampen, 

Von  der  auf  Europa  und  das  angrenzende  Asien  beschränkten 
Nonne  wurden  1901  fünf  Exemplare  in  Brooklyn  bei  Newyork  ge- 
fangen ^) ;  weitere  Befunde  aus  Nordamerika  scheinen  nicht  vorzuliegen. 

L.  dispap  L.  Sehwammspinner,  Grofs-,  Dickkopf ^).  Männchen: 
Vorderflügel  graubraun,  mit  dunkelbraunen,  stark  gezähnten  Querstreifen 
und  dunkeln  Flecken  auf  den  Fransen;  Hinterflügel  braun,  mit  dunklem 
Rande  und  hellen  Fransen;  45  mm  Spannweite,  —  Weibchen:  weifs 
mit  dunklen  F^-ansenflecken ;  die  dunklen  Querstreifen  im  äufseren  Teile 
der  Vorderflügel  oft  verloschen ;  Hinterleibsende  dicht  braun  behaart ; 
80  mm  Spannweite.  Raupe  mit  grofsem  Kopfe,  braun,  behaart,  drei 
feine  gelbe  Längslinien  auf  Rücken;  auf  den  fünf  ersten  Ringen  je 
zwei  blaue,  auf  den  übrigen  je  zwei  rote  Knopfwarzen;  7  cm  lang. 

1)  Siehe  Metzgek,  Müudener  forstl.  Hefte,  1.  Beili.,  1895. 

2)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  38,  N.  S.,  1902,  p.  90  -91, 

=*)  Jacobi,  Flugbl.  6  biol.  Abt.  Kais.  Gesundheitsamt,  1900;  Lampa,  Ent.  Tidskr. 
Bd.  21,  1900,  p.  39—46,  PI.  1,  —  Foubusii  a,  Fernald,  The  Gipsy  moth.  Boston  1896, 
8«,  XII,  49.5  pp.,  66  pls.,  5  maps;  Howaru,  Farmers  Bull.  275,  1907;  Kirkland,  Ann. 
Repts  Superint.  f.  suppress.  Gipsv  a.  Brown-tail  Motbs,  Boston;  I,  1906,  161  pp.,  17  pp. 
Pls,,  II,  1907,  170  pp,,  Pls, 


Lj^mantriiden  (Lipariden).  381 

Der  Ende  August,  Anfang  September  manchmal  auch  am  Tage 
fliegende  Falter  legt  seine  Eier  in  Haufen  bis  zu  400  an  Stämme, 
Zweige ,  Zäune  usw.  und  bedeckt  sie  mit  brauner  Afterwolle ,  so  dafs 
sie  aussehen  wie  Brennzünder.  Mit  dem  Laubausbruche  erscheinen  die 
Raupen,  die  anfangs  gesellig,  später  einzeln  fressen.  Bei  schlechtem 
Wetter  sitzen  sie  in  Haufen  am  Grunde  stärkerer  Aste  oder  in  Ast- 
gabeln zusammen.  Im  August  verpuppen  sie  sich  in  lockerem  Ge- 
spinste zwischen  Blättern,  in  Rindenritzen  usw. 

Als  Nährpflanze  werden  im  Walde  Eichen,  in  Obstgärten  Apfel, 
Birne  und  Pflaume  bevorzugt;  doch  wird  im  Notfalle  alles  genommen^ 
selbst  Nadelhölzer,  Gräser  usw.  Bei  Massenauftreten,  das  nicht  selten 
in  Gemeinschaft  mit  Euproctis  chrysorrhoea  geschieht,  findet  manchmal 
Kahlfrafs  statt,  so  in  Rufsland  einmal  von  1000  ha  Wald. 

Aufser  durch  ihren  Frafs  kann  die  Raupe  durch  ihre  Brennhaare, 
die  namentlich  von  den  alten  Exuvien  sich  leicht  ablösen,  recht  lästig, 
selbst  gefährlich  für  Mensch  und  höhere  Tiere  werden. 

Zalüreiche  Feinde,  von  denen  besonders  die  Meisen  den  Eiern, 
die  Kuckucke  und  Calosomen  den  Raupen  nachstellen,  halten  für  ge- 
wöhnlich den  Schwammspinner  in  Schach. 

Seine  Heimat  ist  das  paläarktische  Gebiet  (in  England  selten); 
auch  in  Ceylon  ist  er  gefunden.  1868  oder  1869  entschlüpften  Professor 
L.  Trouvelot  im  Staate  Massachusetts  einige  zu  Zuchtzwecken  importierte 
Raupen  ^).  In  Zeitungen  usw.  machte  er  darauf  und  auf  die  Gefährlich- 
keit der  Art  aufmerksam  und  forderte  zur  Vernichtung  derselben  auf, 
wo  man  sie  anträfe ,  ohne  dafs  seine  Warnungen  beachtet  worden 
wären.  Aber  bereits  nach  zehn  Jahren,  1879,  waren  die  Raupen  in  seiner 
Nachbarschaft  unliebsam  bemerkbar,  nach  weiteren  zehn  Jahren,  1889, 
begannen  die  Behörden  einen  energischen  Kampf,  in  dem  bis  zum 
Jahre  1899  etwa  eine  Million  $  ausgegeben  wiu:-de.  Trotz  günstiger 
Erfolge  hörte  man  im  Jahre  1900  damit  auf,  was  eine  solche  Vermehrung 
und  Ausbreitung  des  Schädlings  zur  Folge  hatte,  dafs  1906  die  Regierung 
der  Vereinigten  Staaten  eingreifen  mufste  und  300000  $  bewilligte. 
Jetzt  gehört  die  gipsy  moth  zu  den  gröfsten  und  gefährlichsten 
Schädlingen  Nordamerikas.  In  ihrer  Lebensweise  verhält  sie  sich  ähn- 
lich wie  in  Europa,  nur  ist  ihre  Entwicklung  etwas  frühzeitiger,  so 
z.  B.  die  Flugzeit  von  Mitte  Juli  bis  Mitte  August  -,  ihre  Eier  legt  sie 
auch  an  Steine  (Mauern  usw.)  ab.  Ähnlich  wie  die  Nonnenraupe  frifst 
die  Raupe  der  Gipsmotte  nachts;  morgens  klettert  sie  den  Stapam 
hinab,  um  sich  an  seinem  unteren  Teile  oder  unter  seine  stärkeren  Aste 
zu  verstecken,  abends  bäumt  sie  wieder  auf. 

Bekämpfung:  Die  Eier  vernichtet  man  am  besten  durch  Be- 
träufeln mit  Petroleum  ^).  Die  Raupen  kann  man  in  ihren  Ansammlungen 
zerdrücken,  oder  man  bindet  lose  Tuchbänder  um  den  Stamm,  unter 
die  sie  sich  morgens  zuräckziehen ,  wo  sie  ebenfalls  leicht  in  Mengen 
vernichtet  werden  können.  Die  jungen  Raupen  erliegen  leicht  Arsen- 
mitteln, bei  älteren  müssen  diese  so  stark  genommen  werden,  dafs  nur 
noch    Bleiarsenat    verwandt    werden    kann.     Namentlich   bei   Kahlfrafs 


1)  Eine  gute  Geschichte  der  Einschleppuag  in  Amerika  gibt  L.  Krüger  in 
seinem  Buche:  Insektenwanderungen  zwischen  Deutschland  und  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika,  Stettin  1899.  Siehe  ferner  zahlreiche  Veröffentlichvmgen 
in  der  Bull.  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent ,  usw. 

2)  Einen  recht  praktischen  Apparat  hierzu  beschreibt  A.  Jacobi. 


382  Macrolepidopteren,  Grofssclimetterlinge. 

empfiehlt  es  sich,  das  Unterholz,  Gras  usw  abzubrennen,  weil  sich  hier- 
hin die  hungernden  Raupen  verzogen  haben. 

In  Amerika  sucht  man  jetzt  den  Kampf  gegen  Schwammspinner 
und  Goldafter  dadurch  aufzunehmen,  dafs  man  ihre  Parasiten  aus 
Europa  einführt^). 

In  der  orientalischen  Region^)  schaden  L.  ampla  Wlk.  (sehr  nahe 
mit  L.  monacha  verwandt)  an  Ficus  religiosa,  L.  obsoleta  Wlk.  und 
todara  Moore  an  Shorea  robusta  und  Tectona  grandis. 

Stilpiiotia  "Westw.  a.  Humplrr. 

Fühler  und  Zimge  lang;  nur  eine  Art. 

St.  Salicis  L.  Pappelspinner  ^).  Glänzend  weifs,  dünn  beschuppt, 
Fühlerzähne  schwarz :  Juni,  Juli.  Raupe  schwarz,  mit  grofsen,  weifsen. 
schildförmigen  Flecken  auf  Rücken ,  an  jedem  Ringe  rötlichgelbe, 
behaarte  Warze,  an  der  Seite  gelbliche  Linie,  auf  4.  und  5.  Ringe  je 
zwei  verwachsene  Fleischspitzen;  an  Pappeln  und  Weiden,  öfters 
massenhaft  auftretend.  Eier  unter  schneeweifsem ,  schaumigem,  er- 
härtendem Überzuge  (Schaumfleck),  an  Rinde.  Im  Frühjahre  die 
Raupen,  die  zuerst  skelettieren,  dann  das  ganze  Blatt  bis  auf  ein  kleines, 
am  Stiele  zurückbleibendes  Stück  auffressen ;  sie  scharen  sich  zur  Häutung 
zusammen.  Puppe  im  Juni ,  schwarz ,  weifs  gefleckt ,  mit  goldgelben 
Haarbüscheln,  zwischen  Blättern  oder  an  Zweigen.  —  Die  Eierflecke 
sind  abzukratzen  oder  überzuleimen ;  die  sich  häutenden  Raupen  zu 
zerdrücken. 

Portliesia  Stph. 

P.  similis  Fuessl.  (auriflua  W.  V.)  Schwan*).  Weifs,  an  Innen- 
winkel der  Vorderflügel  des  Männchens  kleine  schwarze  Punkte.  After 
goldgelb  behaart.  Ast  5  der  Hinterflügel  fehlt.  Raupe  schwarz, 
schwarzgrau  behaart:  ein  ziegelroter  Doppelstreifen  auf  dem  Rücken, 
ein  unterbrochener  weifser  Streifen  an  jeder  Seite;  auf  9.  und  10.  Ringe 
rote  Warzen.  Falter  Juli,  August;  Eier  zu  2 — 300  in  mit  den  gelben 
Afterhaaren  des  Weibchens  bedeckten  Schwämmen  an  der  Unterseite 
von  Blättern.  Räupchen  überwintern  einzeln  unter  Borke,  Flechten  usw. 
oder  in  der  Bodendecke  in  kleinem,  bräunlichem  Gespinst;  im  Früh- 
jahr und  Sommer  einzeln  an  Laubbäumen  im  Walde  und  Obstgarten, 
auch  an  Rosen.    Puppe  schwarzbraun,  in  dünnem,  weifslichem  Gewebe. 

P.  xanthorrlioea  Koll.  (virgimcula  Wlk.).  Orientalische  Region. 
Auf  Java^)  mäfsig  schädlich  an  Kaffee  und  Ficus  elastica,  in  Indien^) 
Kahlfrafs  an  Parottia  Jacquemontiana. 

Leucoma  submarg-inata  Wlk.  '^)  Java,  auf  Mangifera. 

L.  diaphana  Moore  ^).  Lidien;  in  mehreren  Brüten  auf  Shorea 
robusta. 


^)  Berichte  hierüber  siehe  in  den  Yearbooks  U.  S.  Dept.  Agric,  Report  of  the 
Entomologist. 

-)  Stebbing,  1.  c.  p.  67 — 69;  Koningsberger,  Meded.  6  p.  45. 

3)  RiTZEMA  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  Jaarg.  3,  p.  165—167,  1897;  Wüst,  Prakt. 
Blatt.  Pflanzenbau  usw.  Bd.  4,  1906,  S.  85—86 

•*)  Dass  mindestens  bei  dieser  Art  Parthenogenese  vorkommt,  hat  Gaubowskv 
nachgewiesen,  Zool.  Anz.  Bd.  27,  S.  212—214. 

'')    KOSIXGSBERGER,    1.    C.    p.    45. 

6)  Stebbing,  1.  c.  p.  78—79. 

'')    KONINGSBERGER,    1.    C.    p.    44. 

^)  Stebbing,  1.  c.  p.  80. 


Lymantriiden  (Lipariden).  3g3 

Teara  contraria  "Wlk.  M.  Australien.  Raupen  tagsüber  gesellig  in 
mit  Kot  und  Häuten  gefüllten  Nestern  an  Akazien  und  Eucalyptus ;  oft 
Kahlfrafs.  Nachts  ziehen  sie  in  regelmäfsigen  Prozessionen  zum  Frafse 
aus.     Puppe  im  Boden, 

Euproctis  Hb. 

Fühler  in  beiden  Geschlechtern  gekämmt ;  mittlere  Tibien  mit  einem 
Paare  langer  Dornen,  hintere  mit  zwei  Paaren. 

E.  ehrysorrhoea  L.  Goldafter  2).  Alle  Stadien  sehr  ähnlich 
dem  Schwan,  aber  Hinterflügel  mit  Ast  fünf,  Hinterleib  des  Männ- 
chens vom  dritten  Ringe  an  rotbraun,  der  des  Weibchens  mit  eben- 
solchem Afterbusche;  Juni  bis  August.  Raupe  heller,  graubraun 
behaart,  auf  neuntem  und  zehntem  Ringe  je  ein  roter  Wulst.  Eier  mit 
rotbrauner  Wolle  bedeckt.  Die  jungen  Räupchen  skelettieren  im  Herbst 
die  Blätter  unter  fortwährendem  Spinnen,  ohne  aber  viel  zu  schaden. 
Die  befressenen  Blätter  spinnen  sie  im  Herbste  zu  den  „grofsen 
Raupennestern"  zusammen,  in  denen  sie  überwintern.  Im  Früh- 
ling befressen  sie  zuerst  die  Knospen,  dann  die  Blätter  und  Blüten, 
deren  Entwicklung  sie  bei  starkem  Auftreten  völlig  unterdrücken  können. 
Sie  fressen  vorwiegend  nachts;  tagsüber,  besonders  bei  schlechtem 
Wetter,  halten  sie  sich  in  ihren  Nestern  auf;  doch  sonnen  sie  sich 
auch  gern  in  dicken  Haufen  an  stärkeren  Asten.  Auch  jetzt  noch 
spinnen  sie  immerzu  und  überziehen  alles  mit  seidenglänzendem  Ge- 
spinste, was  für  den  Goldafter  sehr  charakteristisch  ist.  Anfangs  Juni 
verpuppen  sie  sich  zwischen  Blättern  oder  am  Boden  in  graubraunen 
Kokons;  die  Puppe  weist  zahlreiche  helle  Haarbüschel  auf. 

Die  Heimat  des  Goldafters  ist  das  paläarktische  Gebiet.  Etwa 
im  Jahre  1890  wurde  er  mit  Rosen  in  den  Staat  Massachusetts  in 
Nordamerika  eingeschleppt^);  1897  machten  sich  die  Raupen  be- 
merkbar. Die  Bekämpfung  und  Ausbreitung  der  ßpown-tail-moth 
verlief  ebenso  wie  die  des  Schwammspinners. 

Das  wichtigste  Gegenmittel  ist  das  Abschneiden  und  Verbrennen 
der  Winternester;  gegen  Arsenmittel  verhält  sich  die  Goldafterraupe 
ebenso  wie  die  des  Schwammspinners.  Im  kleinen  ist  auch  das  Auf- 
suchen und  Vernichten  der  Eierschwämme  wirksam. 

Einige  Euproctis-Arten  treten  in  der  orientalischen  Region'*)  schäd- 
lich auf,  so  E.  minor  Snell.  und  flavata  Cram.  am  Zuckerrohr, 
E.  divisa  Wlk.  (frifst  im  Mai-Juli,  zur  Zeit  der  Holzbildung,  die  Rinde 
und  Blätter  der  jungen  Triebe  ab;  daher  selir  schädlich)  und  latifaseia 
Wlk.  an  Tee,  E.  g-uttata  Wlk.  an  Rizinus,  E.  flexuosa  Sn.  an  China- 
rinde. 

Dasychira  Stph. 

Vorderflügel  grau,  in  der  Mitte  mit  dunklen  Querliuien ;  Hinterflügel 
des  Weibchens  kürzer  als  Hinterleib.  Raupe  mit  Rückenbürsten  und 
Haarpinseln. 


')  Froggatt,  Austral.  Insects  p.  252—253. 

2)  Gkevillius,  Beih.  Botan.  Zentralbl.  Bd.  18,  Abt.  2,  p.  222—322,  8  Fjgn. 

3)  Feknäld  &  KiRKLAND,  THg  Brown-taü  moth.  Boston  1903,  S»,  73  pp.,  14  pls.; 
Howard,  Farmers  Bull.  264,  1906;  siehe  auch  die  Literatur  über  den  Schwammspinner. 

*)  KoNiNGSBERGER,  Meded.  22,  1898,  p.  21—22;  Meded.  6,  1908,  p.  45;  Watt  a.  Mann-, 
Pests  and  blights  of  Tea  plant,  2-1  ed.,  1903,  p.  216—219. 


384  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

D.  pudibunda  L.  Rotseh  wanz.  Vorderflügel  weiisgrau,  mit  zwei 
dunklen  Querlinien  und  dunkelgefleckten  Fransen ;  Hinterflügel  sclimutzig- 
gTau  mit  verwaschener  Binde-,  Mai,  Juni.  Raupe  grünlicli  gelb  mit 
samtschwarzen  Einschnitten,  auf  viertem  bis  siebentem  Ringe  gelbe 
Bürsten,  auf  dem  elften  Ringe  ein  roter  Haarpinsel.  Eier  bläulich- 
grün,  in  Haufen  an  Rinde  von  Wald-  und  Obstbäumen.  Ende  Juni 
beginnt  sie  ihren  Frafs  in  der  Krone  mit  Skelettieren  der  Blätter; 
später  frifst  sie  aus  diesen  grofse  Stücke  heraus.  Im  Oktober  Ver- 
puppung in  Bodendecke  oder  Gestrüpp ;  Puppe  schwarzbraun,  mit  rot- 
braunem Hinterleib,  mit  gelblichen  Haaren,  in  lockerem  Gespinst.  Raupe 
und  Puppe  öfters  von  Cordyceps-Arten  befallen.  Nur  in  Forsten  merk- 
lich schädlich,  namentlich  an  Buchen.  Raupe  frifst  im  Notfall  auch 
Nadelhölzer  an,  geht  selbst  an  Wolfsmilch. 

D.  selenitiea  Esp.  Vorderflügel  braun,  mit  weifsem  Mondfleck 
und  weifser  AVellenlinie ,  die  sich  hinten  in  gröfseren  weiisen  Fleck 
auflöst ;  Hinterflügel  schwärzlich ,  hell  gerandet.  Raupe  schwarz ,  auf 
schwarzen  Warzen  schwarzgraue  Haare,  auf  viertem  bis  achtem  Ringe 
je  eine  gelbgraue ,  oben  schwarze  Bürste :  auf  erstem  Ringe  ein 
schwarzer  Haarpinsel,  auf  elftem  zwei  solche  ;  von  Juni  bis  April  normaler- 
weise an  Esparsette  und  Platterbse,  ist  aber  auch  schon  an  jungen 
Lärchen  und  Kiefern  schädlich  geworden. 

D.  mendosa  Hb.,  misana  Moore  und  thwaitesi  Moore  schaden 
in  Indien,  Ceylon  und  Java  gelegentlich  an  Tee,  Kaffee  usw. 

D.  horsüeldi  Saund.;  Indien,  an  Tectona-Bäumen. 

Hemerocampa  Dyar. 

Weibchen  ungeflügelt.     Nordamerika. 

H.  leueostig-ma  Sm.  a.  Abb.    W^hlte  marked  Tussoek  moth'). 

Männchen  grau  mit  dunklen  Querlinien  und  je  einem  weifsen  Fleck 
auf  Vorderflügeln-,  Weibchen  grau-,  Juli,  August.  Das  Weibchen  legt 
seine  Eier  auf  das  verlassene  Gespinst  und  bedeckt  sie  dick  mit  weifser, 
schaumiger,  erhärtender  Masse.  Ende  Mai  des  nächsten  Jahres  erscheint 
die  Raupe ,  die  zuerst  die  Blätter  von  oben  skelettiert ,  dann  ganz 
verzehrt.  Sie  ist  grau  mit  rotem  Kopf,  schwarzem  Rückenstreifen  und 
je  einem  gelblichen  Seitenstreifen.  Auf  dem  ersten  Ringe  stehen  zwei, 
auf  dem  elften  ein  schwarzer  Haarpinsel,  auf  dem  Rücken  vier  weifse 
Bürsten,  dahinter  zwei  rote,  ausstülpbare  Warzen.  Ende  Juni,  Anfang 
JuH  verpuppt  sie  sich  an  Rinde  in  losem  Gespinst.  Schädlich  nament- 
lich an  Alleebäumen -.  Linde,  Kastanie,  Ahorn  usw.  Die  Eiermassen  sind 
zu  sammeln,  die  Raupen  abzuklopfen  und  durch  Klebringe  am  Wiedsr- 
aufbäumen  zu  verhindern.  Sie  sind  sowohl  gegen  Berührungs-  wie 
gegen  Magengifte  sehr  widerstandsfähig. 

H.  vetusta  Boisd.2).  Californien,  an  Eiche,  Lupinus  arboreus, 
Apfel-  und  Kirschbäumen,  bei  Massenauftreten  auch  an  andern  Laub- 
bäumen, Sträuchem  und  selbst  Kräutern.  Die  junge  Raupe  bohrt  zu- 
erst in  den  jungen  Blättern,  ihren  Stielen  und  in  Blüten,  später  in  den 
jungen  Früchten ,  oberflächlich ,  aber  auch  bis  ins  Kerngehäuse  vor- 
dringend. Häufig  vernarben  später  die  Wunden  i  sie  können  aber  auch 
die  Entwicklung  der  Früchte  verhindern  und  so  die  Ernte  sehr  beein- 


1)  Felt,  New  York  State  Mus.,  Bull.  109,  1907. 

2)  VoLCK,  Univ.  California  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  183,  1907. 


Lj^mantriiden  (Lipariden).  ßgg 

trächtigen.    Die  ältere  Raupe  frifst  nur  Blätter;  bei  sehr  starkem  Auf- 
treten  kann   sie  Kahlfrafs  herbeiführen,     Bekämpfung  wie  bei  voriger. 

Orgyia  0.  (Notolophus  Germ.), 

Vorderflügel  rotbraun  mit  weifsem  Fleck.  Männchen  schmächtig; 
Weibchen  dick,  Flügel  verkümmert  oder  fehlend.  Raupen  gelblich 
behaart,  mit  Haarbürsten  auf  den  mittleren  Ringen :  auf  erstem,  viertem, 
fünftem,  elftem  Ringe  verschieden  gefärbte  Haarpinsel,  Puppe  fein 
behaart,  in  lockerem  Gespinste,  auf  dem  gewöhnlich  die  Eiablage  statt- 
findet. 

O.  antlqua  L,  Schlehen-  oder  Aprikosenspinner,  Lastträger. 
Weibchen  mit  Flügelstummeln,  Erwachsene  Raupe  aschgrau  mit 
feinen  rotgelben  und  weifsen  Längslinien  und  Wärzchen,  Die  vier 
Rückenbürsten  bei  den  kleineren  männlichen  Raupen  gelb ,  bei  den 
gröfseren  weiblichen  braungelb ;  Pinsel  schwarz ;  25 — 35  mm  lang.  Die 
Raupen  fressen  den  ganzen  Sommer  über  in  mehreren,  nicht  unter- 
scheidbaren Brüten  an  verschiedenen  Laub-  und  Nadelhölzern,  manch- 
mal merklich  schadend;  selbst  Kahlfrafs  an  15— 40 jährigen  Fichten 
und  Kiefern  wird  berichtet.  Auch  an  Rosen  hier  und  da  schädlich. 
Die  Puppe  verspinnt  sich  in  losem,  mit  den  Haaren  der  Raupe  durch- 
setztem Kokon  an  Stämmen,  zwischen  einzelnen  Blättern  usw.  Das 
Weibchen  erwartet  gewöhnlich  auf  dem  Gespinst  sitzend  das  Männchen ; 
man  findet  beide  den  ganzen  Sommer  über  bis  in  den  Herbst  hinein. 
Die  Überwinterung  geschieht  in  der  Hauptsache  wohl  in  der  Eiform, 
Bekämpfung:  Vernichten  der  Kokons  und  der  Eierhaufen.  —  Auch  im 
Osten  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 

O.  gonostig-ma  F,  Männchen  am  Vorder-  und  Aufsenrande  der 
Vorderfügel  mit  einer  Reihe  weifser  Flecken;  Weibchen  ohne  Flügel. 
Raupe  schwarz,  rotgelb  gestreift  mit  weifs  oder  gelb  behaarten  Wärz- 
chen und  rotem  Halsringe ;  Haarpinsel  nur  auf  erstem  und  elftem  Ringe. 
Biologie  wie  vorige,  nur  seltener. 

O.  postiea  Wlk.  ^ ),  Auf  Java  und  Ceylon  an  Kaffee ,  Hevea 
und  Tee. 

Einige  Arten  schaden  auf  Java  ^)  an  Zuckerrohr,  so  Aroa  soerus 
Hb.,  Laelia  subrufa  Sn.,  Procodeca  adara  Moore,  Psalis  seeuris  Hb,, 
letztere  noch  mehr  an  Reis, 

Teia  anartoides  Wlk,  ^),  Wattle  moth,  Australien.  Ursprünglich 
an  Akazien :  jetzt  aber  auch  an  verschiedenen  eingeführten  Pflanzen, 
insbesondere  an  Apfelbäumen,  deren  Blätter  die  Raupen  skelettieren, 
an  Pelargonien  usw.  Weibchen  ungeflügelt,  legt  seine  Eier  auf  das 
verlassene  Gespinst. 

Hj^ogynma  (Penthophera)  mopio  L,  Trauerspinner*),  Flügel 
des  Männchens  schwärzlich,  durchscheinend,  mit  schwarzen  Rippen  und 
dunklen  Fransen ;  Weibchen  mit  verkümmerten,  helleren,  gelb  gefransten 
Flügeln.     Raupe   samtschwarz,   mit  gelben  Ringen   und   Seitenstreifen 


1)  Watt  a.  Mann,  1.  c.  p.  213. 

-)  KoNiNGSBERGER,  Meded.  6  p.  45,  46;  Deventer,  Dierlijke  vijanden  van  het 
suikerriet,  p.  90—93,  PL  14,  fig.  1—8,  p.  98—101,  PI.  15,  fig.  6—10. 

=*)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  7,  1896,  p.  757—759,  1  PL  —  Frbnch, 
Handb.  destr.  Ins.  Victoria  Vol.  3,  1900,  p.  95—99,  PL  47. 

*)  Sa.iö,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  4,  1894,  S.  100.  —  Aigner-Abafi,  111. 
Zeitschr.  Entom.  Bd.  5,  1900,  S.  201—202. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  25 


386  Macrolepidopteren,  Grofssclimetterlinge. 

und  grofsen,  sternhaarigen  rotgelben  Knopfwarzen.  Südosteuropa, 
Kleinasien.  Raupe  in  drei  Brüten  an  Gräsern;  in  Ungarn  schädlich 
geworden  auf  Wiesen  und  an  Weizen. 

Cuetliocaiupideii  (Tliauiiietopoeiden),  Prozessioiisspinner. 

(Thaumetopoea  Hb.)  Cnethocampa  Stph. 

Ziemlich  klein,  plump,  graulich  mit  dunklen  Wellenlinien  auf 
Vorderflügeln  und  helleren  HinterÜügeln.  Fühler  zweireihig  gekämmt. 
Rollzunge  fehlt.  Vorderkörper  stark  wollig  behaart;  Hinterleib  plump, 
abgestutzt,  beim  Weibchen  mit  Afterwolle.  Hinterschienen  nur  mit 
Endsporen.  —  Raupe  IGfüfsig,  30 — 40  mm  lang,  lang  und  locker  grau- 
gelb behaart,  mit  4  — 11  samtartigen  Flecken,  „Spiegeln",  auf  Hinterleib, 
die  mit  winzigen,  mit  Widerhaken  versehenen  Gifthaaren  bedeckt  sind, 
dadurch  Menschen  und  Tieren  gefährlich.  Die  Raupen  leben  gesellig 
in  Nestern,  von  denen  aus  sie  in  ,Prozessionen'  zur  Frafsstelle  laufen. 

C.  (Th.)  pinivorana  Tr.  Kiefern-Prozessionsspinner.  Vorder- 
flügel gelblichgrau,  hinterer  Querstreifen  scharf  gezähnt.  Mitte  der 
Stirne  nackt,  mit  hahnenkammähnlichem  Fortsatz.  Raupe  grüngrau, 
mit  samtschwarzen,  rotgelb  gerandeten  Spiegelflecken.  Norddeutsche 
Tiefebene  östlich  der  Elbe,  besonders  an  den  Ostseeküsten.  Falter  in 
Mai,  Juni;  Eier  weifs,  spiralig  um  ein  Nadelpaar  gelegt,  mit  den  Deck- 
schuppen der  Afterwolle  rolirkolbenartig  umhüllt.  Raupen  befressen 
zuerst  die  vorjährigen  Nadeln,  erst  später  gehen  sie  aus  Not  an  die 
Maitriebe;  sie  bauen  kein  eigentliches  Nest,  leben  aber  gesellig  und 
wandern  auch  am  Tage  in  meist  einreihigen  Prozessionen.  August, 
September  verpuppen  sie  sich  dicht  gedrängt  in  aufrecht  stehenden 
Kokons  in  der  Erde;  das  Puppenlager  mit  flachem  Gespinst  bedeckt. 
Überliegen  der  Puppe  nicht  selten ,  sogar  bis  ins  vierte  Jahr.  Vor- 
wiegend in  schlechtwüchsigen ,  lockeren  und  besonders  in  jüngeren 
Kiefernbeständen,  daher  für  diese  nicht  ungefährlich.  Die  Verpuppungs- 
nester  sind  zu  zerstören,  ebenso,  wo  möglich,  die  Prozessionen. 

C.  (Th.)  Dityoeampa  SchiflP.  Pinien-Prozessionsspinner.  Stirne 
wie  vorher ;  Vorderflügel  weifsgrau,  hinterer  Querstreifen  kaum  gezähnt. 
Raupe  schieferblau  bis  schwärzlich,  Spiegelflecke  wie  vorher.  Mittel- 
meerländer, südliche  Alpen.  Falter  im  Juli;  Eier  wie  vorher  an  ver- 
schiedenen Pinus-Arten.  Raupen  überwintern  in  Nestern  in  der  Krone, 
daher  Herbst-  und  Frühjahrsfrafs.     Verpuppung  wie  vorher. 

C.  (Th.)  ppoeessionea  L.  Eielien-Prozessionsspinner.  Stirne 
geschlossen  dicht  behaart ,  ohne  Fortsatz ;  Vorderflügel  gelbgrau  mit 
schwarzgrauen  Querstreifen ;  Hinterflügel  gelblichweifs,  mit  braungrauem 
Querstreifen.  Raupe  graublau  mit  dunklerem  Rückenstreifen  und 
rötlichbraunen  Spiegelflecken,  unten  grünlich  hellgrau.  —  Weitaus  die 
häufigste  Art,  in  ganz  Europa.  Falter  August,  September.  Eier  weifs, 
100—200  Stück  in  einer  Platte,  die  von  einem  mit  Deckschuppen  des 
Hinterleibes  vermischten  Kitt  überzogen  wird,  an  Eichen,  vorzugsweise 
an  frei  stehenden  älteren  Bäumen,  an  Stellen  mit  glatter  Rinde. 
Räupchen  schlüpfen  zur  Zeit  des  Laubausbruches  aus,  gesellig,  fressen 
nachts,  ruhen  am  Tage,  häuten  sich  an  geschützten  Stellen,  besonders 
unter  abgehenden  Asten.  Sie  überziehen  ihre  Wege  am  Baume  mit 
Gespinst;  aus  den  Ruhe-  und  Häutungsstellen  werden  so  nach  und 
nach  bis  kinderkopfgrofse,  mit  Kot  and  Häuten  durchsetzte  Nester,  zu 


Cnetliocampiden.     Ceratocampiden,     Notodontiden.  ßgy 

denen  die  Raupen  immer  wieder  in  mehrreihigen  Prozessionen  zurück- 
kehren, selbst  wenn  sie  zum  Frais  an  einen  andern  Baum  gewandert 
waren,  auch  hierbei  ihre  Strafse  durch  Gespinstfäden  bezeichnend.  Ver- 
puppung :  Juli,  August  im  Nest,  in  dichten,  ovalen,  braunen  Kokons.  — 
Feinde:  Fledermäuse  (Falter),  Kuckuck  und  Raubkäfer  (Raupen  und 
Puppen),  Meisen  (Eier  und  Puppen).  —  Abwehr:  Nester  abbrennen, 
Prozessionen  mit  dünnflüssigem  Teer  überstreichen. 

Dreata  petola  Moore ^).  Java,  an  Zuckerroln-,  Mais  und  Gräsern; 
Raupen  in  der  Jugend  gesellig,  später  einzeln. 

Ceratocampiden. 

Fühler  der  Männchen  nur  zu  etwa  ^Is  gefiedert. 

Die  gelblichgrünen,  dunkel  gestreiften  Raupen  von  Anisota  sena- 
toria  Sm.  a.  Abb.  und  rubleunda  F.  ^) ,  mit  zwei  langen ,  schwarzen 
Hörnern  auf  zweitem  ßrustring  und  zalilreichen  kurzen,  schwarzen, 
dornigen  Höckern  an  der  Seite  und  dem  Hinterende,  schaden  in  Nord- 
amerika oft  recht  beträchtlich  durch  Kahlfrafs  an  Wald-  und  Allee- 
bäumen, besonders  Ahorn. 

Notodontiden. 

Männchen  mit  kammzähnigen ,  Weibchen  mit  sägezähnigen  oder 
gewimperten,  kürzeren  Fühlern;  Vorderflügel  länglich  dreieckig, 
Hinterflügel  schwächer,  kleiner,  oft  mit  vorspringendem  Zahn  am 
Innenrande ;  Leib  plump ,  stark  behaart ;  Beine  kurz ,  Schenkel  lang 
wollhaarig;  Abendtiere;  Flügel  in  der  Rulie  dachförmig,  Vorderbeine 
meist  ausgestreckt.  —  Raupen  verschieden  gestaltet,  an  Holzgewächsen. 

Phalera  Hb. 

Vorderflügel  silberglänzend,  mit  sehr  grofsen  gelben  Flecken  in 
der  Spitze.     Raupen  dünn  behaart. 

Ph.  bueephala  L.  Mondfleek.  Vorderflügel  aschgrau  mit  gTofsem, 
gelbem  Mondfleck  an  der  Spitze  und  dunklen  gewellten  doppelten  Quer- 
linien; Hinterflügel  gelbweifs.  Raupe  schwarzbraun  mit  zehn  unter- 
brochenen gelben  Längsstreifen  und  gelben  Querbändern  auf  jedem 
Ringe ,  fein  gelb  behaart,  5 — (3  cm  lang.  Falter  in  Mai- Juli ;  Raupen 
von  Juni  bis  September  an  Pappeln,  Linden,  Weiden,  Eichen,  auch 
gelegentlich  an  Obstbäumen ,  in  der.  Jugend  gesellig  (Fig.  245) ,  später 
einzeln ,  entblättern  gern  einzelne  Äste.  Öfters  Kahlfrafs  in  Weiden- 
hegern.    Puppen  ohne  Gespinst  in  Erde. 

Dauima  banksiae  Lew.  ^).  Victoria  (Australien).  Sehr  schädlich 
an  jungen  Banksien,  die  oft  getötet  werden;  alte  werden  nicht  an- 
gegangen.   Eier  an  Blättern  oder  jungen  Zweigen.    Puppe  in  der  Erde. 

Anticyra  eombusta  Moore*).     Java,  gemein  auf  Zuckerrohr. 


1)  KoNiNGSBERGER ,   Mcded.  22,  p.  28;    Deventer,   l.'c.   p.  89-90.   fig.  35,   PL  13 
fig.  4-7. 

2)  Howard  &  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  110,  1909,  7  pp.,  3  fig. 

3)  Frexch,  1.  c,  p.  121-123,  PI.  53. 

•*)  KoNixGSBERGER,  Meded.  6  p.  53;   van  Devexter  1.  c.  p.  93 — 96,  PI.  14  fig.  8 — 14. 

25* 


388 


Macrolepidopteren,  Grolsschmetterlinge. 


Dataua  ministra  Drury.  Falter  hellbraun,  Vorderflügel  mit  3 — 5 
braunen  Querlinien;  Hinterflügel  blafsgelb.  Raupen,  Yelloiv-necled 
Apple-tree  Caterpillar,  gelb  und  schwarz   gefleckt,  Kopf  schwarz,  Hals- 

scliild  gelb.  Nordamerika.  Eier  zu 
etwa  100  in  flachen  Kuchen  an  Unter- 
seite von  Apfel-  und  anderen  Blättern. 
Raupen  schlüpfen  von  Ende  Juli  bis 
Mitte  August  aus ,  skelettieren  zuerst 
die  Blätter  von  der  Unterseite ,  später 
fressen  sie  gesellig  die  ganzen  Blätter 
von  der  Zweigspitze  nach  dessen  Basis 
zu.  In  der  Ruhe  halten  sie  sich  mit 
den  vier  Bauchfufspaaren  fest  und 
krümmen  Vorder-  und  Hinterende 
nach  oben;  beunruhigt,  schlagen  sie 
]iiit  beiden  hin  und  her.  Verpuppung 
im  Herbste  in  der  Erde. 

Symmerista  (Edema)  albifrons 
Sm.  a.  Abb.  Nordamerika.  Raupen 
mit  grofsem,  dickem,  gelbem  Kopfe 
und  vergröfsertem  roten  achten  Ringe, 
manchmal  sehr  schädlich  an  Eiche^ 
bis  zu  Kahlfrai's.  Puppe  überwintert 
in  Erde. 

Heterocampa  manteo  Dlbdy.  ^). 
Nordamerika,  gelegentlich  schädlich  an 
Eiche. 

Schizura  (Oedemasia)  eoncinna 
Sm.  a.  Abb.  Kopf  und  vergröfsertes 
viertes  Segment  der  Raupe  rot.  An 
Laubhölzern ,  auch  an  Obstbäumen. 
Pflaumenblätter  wurden  mitsamt  den 
daran  sitzenden  Blattläusen  gefressen. 
Stauropus  alternus  Wlk.'"^).  Indien,  Ceylon,  Java;  auf  Kaffee, 
Tee,  Kakao ,  Mangifera  und  anderen  Bäumen. 


Fig.  245.    Junge  Raupen  des  Mond- 
flecks, an  Eichblatt  fressend;  nat.  Gr. 


Dicramira  B. 

Augen  nackt;  Körper  wollhaarig;  Zunge  kurz;  Hinterschienen  nur 
mit  Endsporen.  Flügel  ganzrandig,  sehr  kurz  gefranst,  weifslich. 
Raupen  14  füfsig,  nackt;  Kopf  grofs,  flach,  in  der  Ruhe  in  erstes  Glied 
zurückgezogen;  auf  viertem  Ring  pyramidenförmige  Erhöhung;  auf 
Afterring  zwei  lange  Röhren  (umgebildete  Nachschieber) ,  aus  denen 
bei  Berührung  weiche ,  mit  riechender  Flüssigkeit  getränkte  Fäden 
hervortreten  (Schreckmittel);  auf  Laubhölzern.  Puppe  in  sehr  festem 
Gespinst  aus  Holzspänen. 

D.  vinula  L.^)  Grol'ser  Gabelschwanz.  Vorderflügel  mit  dunkel- 
gTauen,  matten  Zickzacklinien;  Hinterleib  weifsgrau,  auf  jedem  Ringe 
dunkle  unterbrochene  (:iuerbinde.     Mai  bis  Anfang  Juli.     Raupe  grün; 


1)  Hooker,  Proc    ent.  See.  Washington  Vol.  10,  1908,  p.  8—9. 
-)  KoNiNGSBEKGER,  1.  c. :  Watt  a.  Manx,  1.  C.  J).  183^ — 185,  fig.  12. 
3)  Balducci,  Bull.  Sog.  ent.  Ital.  Vol.  36,  1904,  p.  117-122,  1  PL;  Maetelli,  Boll. 
Labor.  Zool.  gen.  agr.  Portici  Vol.  3,  1909,  p.  239—260,  fig.  12. 


Bombyciden.     Eupterotiden.     Sphingiden,  Schwärmer.  3g9 

Kopf  braiin,  rot  gerandet ;  Nacken-  und  Rückenfleck  graubraun,  letzterer 
weils  gerandet;  7  cm  lang-,  Juli-September  an  Weiden  und  Pappeln. 
Puppe  überwintert. 

Bombyciden. 

Ociuara  dileetula  Wlk.  und  sig-nifera  Wlk.  auf  Java  ^)  an  Ficus- 
Arten,  u.  a.  an  F.  bergmanniana  und  elastica. 

O.  lewinii  Lew.  ^).  Australien,  an  Eucalyptus.  Die  Raupen  leben 
gesellig  und  spinnen  die  Blätter  zusammen;  sie  haben  schon  kleinere 
Wälder  vernichtet. 

Andraca  bi punctata  Wlk.  Buneh  eaterpillar^).  Indien,  an  Tee ; 
sehr  schädlich.  Eier  zu  50 — 200  an  Blattunterseite.  Raupen  fressen 
gesellig  und  entblättern  ganze  Büsche.  Tagsüber  sitzen  sie  in  dichten 
Massen  an  Zweigen. 

Eupterotiden. 

Eiipterote  g-eminata  Wlk.  *).  Ceylon.  Raupen  gesellig  an  Baum- 
wolle; nachts  fressen  sie,  tags  ruhen  sie  gemeinsam  in  Klumpen. 

Sphingiden,  Schwärmer^). 

Grofse ,  kräftig  gebaute  Schmetterlinge ,  glatt  anliegend  behaart. 
Nebenaugen  fehlen;  Fühler  prismatisch,  in  Hakenborste  endigend; 
Rollzunge  lang,  kräftig.  Hinterleib  schlank,  kegelförmig.  Vorderflügel 
schmal,  spitz,  Hinterflügel  auffallend  klein,  mit  Haftborste;  an  Hinter- 
schienen zwei  Paar  Sporen.  Die  Schwärmer  fliegen  abends  mit  pfeil- 
schnellem, laut  surrendem  Fluge  und  saugen  schwebend  an  Blumen. 
Raupen  sehr  grofs,  dick,  nackt,  bunt,  1(5  füi'sig,  mit  Afterhorn.  Puppe 
in  der  Erde.  In  allen  gemäfsigten  und  warmen  Zonen;  in  Mitteleuropa 
spärlich  vertreten. 

Die  grofsen,  bunt  gefärbten  Raupen  werden  im  allgemeinen  natür- 
lich sehr  leicht  gesehen  und  infolgedessen  auch  oft  als  Schädlinge 
berichtet.  Doch  treten  sie  mit  vereinzelten  Ausnahmen  gewöhnlich  in 
so  geringer  Zahl  auf,  dafs  von  einem  ernstlichen  Schaden  nur  sehr 
selten  die  Rede  sein  kann ,  trotzdem  selbst  eine  einzelne  infolge  ihrer 
Gröfse  lokal  argen  Frafs  verursachen  kann. 

Theretra  g-noma  F.  (Chaerocampa  butus  Br.)**).  Indien;  an  Reben- 
blättern fressend. 

(Hippotion)  Chaerocampa  celerio  L.  Grofser  Weinschwärmer. 
Raupe  braun  oder  grün,  am  vierten  und  fünften  Ringe  weifs  gepunktete 
Augenflecke,  vom  sechsten  Ringe  an  jederseits  eine  hellere  Linie.  In 
Südeuropa  hier  und  da  an  Rebe,   in  Deutschland  selten,  in  Australien 

')  KoNiNGSBERGER,  Meded.  6,  1908,  p.  54,  55. 

'"')  Froggatt,  Austral.  Ins.  p.  255,  fig.  123. 

3)  Watt  a.  Mann,  1.  c.  p.  180—183,  fig.  10,  PL  5.  fig.  1. 

*)  Green,  Trop.  Agric.  Vol.  33,  1909,  p.  321. 

^)  Wir  folgen  in  der  Anordnung  der  grossen  „Revision  of  the  .  .  .  Sphingidae", 
von  W.  Rothschild  und  K.  Jordan  (Novit,  zool.  Vol.  9,  SuppL,  Tring  1903).  Die 
dort  gegebenen  Namen  führen  wir  immer  an  erster  Stelle  an;  falls  aber  andere 
Namen  allgemein  gebräuchlicb  sind,  werden  diese  durcb  den  Druck,  wie  üblicb, 
hervorgehoben. 

6)  Stebbing,  Ind.  Mus.  Not.  Vol.  6,  1903,  p.  74. 


390  Macrolepidoptereü,  Grofsschmetterlinge, 

aber  sehr  schädlich.  In  Mombo  ^)  (Deutsch- Ostafrika)  fralsen  die  Raupen 
Teile  von  Baumwollpflanzungen  kahl. 

(Pergesa)  Ch.  elpenor  L.  Mittlerer  Weinschwärmer.  Raupe  grün 
oder  braun,  fein  dunkel  gestrichelt ;  Augenflecke  am  vierten  und  fünften 
Ringe  mit  mondförmigem,  braunem,  weifs  gerändertem  Kern ;  Afterhorn 
kurz,  breit;  Juni  bis  September.  Auch  in  Mitteleuropa  nicht  selten  an 
Rebe :  in  Gärtnereien  an  Fuchsien  schädlich  geworden  ^). 

(Celerio)  Deilephila  lineata  F.  Die  var.  livornica  Esp.  in  Frank- 
reich ,  Südrufsland ,  Algier ,  Tunis  ^)  schädlich  an  Rebe.  In  Texas  *) 
die  typische  Form  an  junger  Baumwolle  in  verunkrauteten  Feldern. 
Bei  stärkerer  Vermehrung  geht  die  Raupe  auch  an  die  verschiedensten 
anderen  Gartengewächse;  eine  solche  tritt  nach  Riley  und  Giard  ein  in 
Jahren  der  Maxima  von  Sonnenflecken ,  folgend  auf  Heuschrecken- 
Epidemien;  bei  letzteren  werden  aDe  Kräuter  dezimiert  bis  auf  solche, 
von  denen  sich  die  Raupe  des  Schwärmers  ernährt;  diese  Kräuter  ver- 
mehren sich  daher  sehr  stark  und  mit  ihnen  die  Raupen. 

Acosmeryx  aneeus  Stoll.  ^).  Java ,  hier  und  da  schädlich  an 
Manihot  utilissima,  die  sie  ganz  kahl  fressen  können. 

Deilephila  (Daphnis)  hypothous  Cr.  Java^j,  an  Chinarinde- 
bäumen oft  durch  Kahlfrafs  sehr  schädlich. 

D.  (D.)  nerii  L.  Oleanderschwärmer ").  In  Deutsch-Ostafrika  an 
Cinchona-Hybriden ,  und  zwar  gerade  an  kräftigeren  Pflanzen  recht 
merkbaren  Frais  verursachend,  nicht  aber  erheblich  schädlich. 

(Chpomis)  Chaerocampa  erotus  Cr.').  Australien;  an  Reben  und 
Bataten. 

Cephonodes  (Cyphonodes)  hylas  L.^).  Orientalische  Region. 
Falter  "Wespen-ähnlich.  Raupe  auf  der  Malayischen  Halbinsel  und  auf 
Java  an  Kaffee. 

(Sphinx  L.)  Smeriiithus  Latr. 

Kopf  und  Körper  wollig  behaart;  Fühler  spindelförmig;  Rüssel 
schwach,  weich.  Flügel  mit  zackigem  Rande,  werden  in  der  Ruhe 
halb  erhoben  getragen  und  sehen  dann  vielfach  trockenen  Blättern 
ähnlich.  Raupen  gekörnelt ,  an  jeder  Seite  sieben  Schrägstriche ,  auf 
Laubhölzern. 

(Sph.)  Sm.  oeellatus  L.  Abendpfauenaug-e.  Vorderflügel  violett 
rötlichgrau,  hell  und  dunkel  gezeichnet;  Hinterflügel  karmesinrot  mit 
schwarzem,  veilblau  geringeltem  Auge ;  Mai,  Juni.  Raupe  bläulichgrün 
mit  weifsen  Punkten  und  Schrägstrichen;  Hörn  blau;  8 — 9  cm  lang; 
Juni  bis  September  an  Pappeln,  Weiden,  Schlehen,  Birnen,  besonders 
gern  aber  an  jüngeren  Apfelbäumen,  oft  in  sehr  grofser  Zahl.  So 
wurden  1906  in  Gnlngräbchen  (Kgr.  Sachsen)  in  drei  Wochen  mehr 
als   3000  Stück   von  Apfelbuschbäumen   abgelesen,    ohne    dafs    sie    da- 

1)  VossELKH,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  D.-O.-Afrika  Bd.  2,  S.  411. 

2)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1890,  S.  653. 
8)  Giard,  Bull.  Soc.  ent.  France  1904,  p.  203—205. 

*)  Sanderson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  46,  1904,  p.  95. 
^)  KoNiNGSBERGER,  Meded.  Dept.  Landbouw  Nr.  6,  1908,  p.  53. 
«)  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  D.-O.-Afrikas,  Bd.  2,  S.  29,  244,  424;  Bd.  3,  S.  114. 
'')  French,  1.  c.   Vol.  2,    1893,   p.  109—112,  PI.  29;  Froggatt,   Austral.  Insects, 
Sidney  1908,  p.  237. 

^)  Delackoix,  Maladies  des  Cafeiers,  2^6  ed.,  Paris  1900,  p.  132;  Konixgsberger  1.  c. 


Sphingiden,  Schwärmer.  ggj^ 

durch  ausgerottet  wurden^).  Besonders  schädlich  in  Baumschulen 
dadurch,  dais  sie  mit  Vorliebe  die  Leitzweige  entblättern.  Raupen 
derart  gefräfsig,  dafs  eine  einzige  ein  junges  Apfelbäumchen  in  4—5  Tagen 
entblättern  kann.  In  der  Ruhe  sitzen  sie  meist  lang  ausgestreckt  an 
den  Trieben  entlang  und  sind  dann  schwer  zu  sehen.  Eier,  wie  es 
scheint,  einzeln  an  Blättern. 

(Mimas,  Dilina)  Smerinthus  tiliae  L.  Lindenschwärmer.  Raupe 
grün  mit  gelben,  oben  rot  gesäumten  Schrägstrichen;  ö — 8  cm  lang; 
auf  Linden  usw. ;  geht  nicht  selten  auf  Kernobstbäume  über. 

Leucophlebia  llneata  Westw.  ^).  Java ;  Raupen  oft  in  grofser 
Zahl  an  Zuckerrohr,  dessen  Blätter  sie  abfressen. 

(Compsogene)  Calymiiia  panopus  Cr.^).  Java;  an  Mangifera  spp. 
schädlich. 

(Hyloicus  Hb.)  Sphinx  0. 

Hinterleib  scharf  zugespitzt,  dorsal  mit  schwarzer  Längslinie  auf 
hellerem  Grunde ,  farbig  geringelt.  Fühler  an  Spitze  mit  Haarpinsel ; 
Zunge  sehr  lang ;  Flügel  ganzrandig.    Raupe  glatt,  Kopf  zurückziehbar. 

(H.)  Sph.  pinastri  L.  Kiefernschwärmer,  Tannenpfeil.  Grau, 
mit  schwarzen  Strichen  und  Flecken  auf  Vorderflügeln;  Hinterleib  an 
den  Seiten  schwarz  und  grau  gebändert;  Juni,  Juli.  Raupe  bunt; 
hellgrün,  mit  roter,  gelber,  brauner,  schwarzer  Zeichnung;  Hörn  an  der 
Spitze  gespalten ;  8 — 9  cm  lang ;  Juli  bis  Herbst  an  Nadeln  von  Kiefern, 
Fichten  und  Lärchen.  Puppe  überwintert.  Eier  grünlich,  einzeln  oder 
in  Gruppen  an  Nadeln. 

(H.)  Sph.  lig-ustri  L.  Ligusterschwärmer*).  Vorderflügel  dunkel- 
braun ;  Hinterflügel  rosenrot,  mit  drei  schwarzen  Bändern.  Raupe  hell- 
grün, Schrägstriche  weifs  und  violett;  Hörn  oben  und  an  Spitze  schwarz, 
untere  Hälfte  gelb;  10 — 12  cm  lang;  von  Juli  an  an  Liguster,  Syringen, 
Schneeball  usw.,  aber  auch  an  Johannisbeeren  ^)  und  in  Baumschulen  •*). 
In  Italien  an  Reben,  in  Australien '')  sehr  häufig  in  Gärten  und  Büschen. 
Auch  diese  Raupe  ist  trotz  ihrer  Gröfse  und  Buntheit  im  Freien  sehr 
schwer  zu  sehen.     Parasit:  Chaetolyga  xanthogastra  Rond. ^). 

Ceratomia  (Daremma)  eatalpae  Bdv.  ^).  Nordamerika,  an  Catalpa- 
Bäumen.  In  dem  Mafse,  in  dem  die  Bäume  immer  zahlreicher  angebaut 
werden,  verbreitet  und  vermehrt  sich  auch  die  Raupe  und  wird  immer 
schädlicher.  Eier  in  Massen  bis  zu  1000  Stück  an  Unterseite  der 
Blätter.  Raupen  zuerst  gesellig,  später  zerstreuen  sie  sich;  sie 
fressen  nicht  selten  die  ganzen  Bäume  kahl.  Im  Norden  treten  sie 
in  1 — 2,  im  Süden  in  3 — 4  ineinander  greifenden  Brüten  auf.  Für  ge- 
wöhnlich genügen  die  natürlichen  Feinde ,  unter  denen  die  amerikani- 
schen Kuckucke,  Schlupfwespen  {Apanteles  congregatus  Say.,  MicropUtis 
eatalpae  Ril.)  und  Raupenfliegen  die  wichtigsten  sind ,  um  die  Art  in 
Schach  zu  halten. 


1)  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1906,  S.  302. 

2)  KONINGSBERGEK,  1.   C.  p.  54;  VAN   Deventer,  1.  c.  p.   86—87,  PL    13  Fig.   1. 

^)    KONINGSBERGER,    1.    C.    p.    53. 

*)  NoEL,  Le  Naturaliste  (2)  T.  30,  1908,  p.  166—167. 

^)  Jungner,  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzenschutz  D.  L.  G.  1901,  S.  209. 

«)  SoRAUER,  ibid.  1899,  S.  211 

•J)  Froggatt,  Austr.  Ins.  p.  238—9. 

8)  Tarnani,  Hör.  Soc.  ent.  Ross.  T.  37,  1904,  p.  XIX— XX. 

^)  Howard  &  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  96,  1907. 


392  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

Protoparce  (Phlegetontius)  quinquemaeulatus  Haw.  (celeus  Hb.). 
Tobacco-,  tomato-worm.  Nord-  und  Mittelamerika;  die  Raupe  der 
schlimmste  Feind  des  Tabaks ;  auch  der  Tomate  gefährlich.  Falter 
in  Mai,  Juni.  Eier  einzeln  an  Blattunterseite;  nach  3—8  Tagen  kriecht 
die  Raupe  aus,  die  nach  3 — 4  Wochen  erwachsen  ist.  Zwei  Brüten  im 
Norden,  vier  im  Süden.  Puppen  überwintern.  Bekämpfung:  Ablesen; 
Spritzen  mit  Arsenmitteln,  gegen  die  die  älteren  Raupen  viel  weniger 
empfindlich  sind  als  die  jungen.  Auch  die  Schmetterlinge  kann  man 
vergiften,  indem  Blüten  von  Stechapfel  über  die  Felder  verteilt  werden, 
in  die  man  eine  Mischung  von  einer  Unze  Kobalt,  V4  Pinte  Melasse 
und  einer  Pinte  Wasser  gespritzt  hat;  die  davon  saugenden  Falter 
gehen  zugrunde.  Verschiedene  Hjmienopteren ,  Pilz-  und  Bakterien- 
krankheiten befallen  die  Raupe. 

Pr.  (Phl.)  sexta  Joh.  (carolina  L.).  Wie  vorige,  aber  mehr  nach 
Süden. 

Psilogranima  menephron  Cr.  (Pseudosphinx  discistriga  Wlk.  ^j. 
In  Indien  zugleich  mit  Hyblaea  puera  und  Pyrausta  machoeralis  sehr 
schädlich  in  Teakwäldern,  oft  Kahlfrafs. 

Aclierontia  0.    Toteiikopf. 

Plump,  dick,  wollig  behaart;  Fühler  kurz,  dick,  an  der  Spitze  mit 
Haaren;  Rüssel  stark,  kurz;  Flügel  in  der  Ruhe  dachförmig,  Hinter- 
flügel gefaltet. 

A.  styx  Westw.  Asien ,  orientalische  Region ,  Philippinen.  In 
Indien  ^)  an  Sesamum  indicum  und  Dolichos  spp. ;  2 — 3  Brüten. 

A.  atropos  L.^).  Europa.  Falter  an  der  gelblichen  totenkopf- 
ähnlichen  Zeichnung  auf  der  Brust  leicht  kenntlich.  Raupe  gelb  oder 
grün  mit  blauen  Schrägstrichen,  oben  vom  vierten  Ringe  an  schwarz- 
blau punktiert;  Hörn  S  förmig  gekrümmt;  bis  15  cm  grofs;  von  Juli 
bis  September  auf  Kartoffeln  und  verwandten  Pflanzen,  auch  an  Jasmin. 
In  Sachsen  soll  sie  von  Kartoffeln  an  einen  Apfelbaum  übergegangen 
sein  und  dessen  Blätter  verzehrt  haben*). 

A.  laehesis  F.     Java^),  an  Tabak,  manchmal  sehr  schädlich. 

Herse  (Protoparce)  eonvolvuli  L.**).  Paläarktische  und  orien- 
talische Region ;  in  Europa  unschädlich ;  in  Indien  an  Bataten  und 
Sonnenblumen,  auf  Java  an  allerlei  Zierblumen;  der  Falter  kommt 
hier  vielfach  in  die  Wohnungen  und  wird  da  des  Abends  recht  lästig. 
Auf  Hawai  und  in  Australien  eingeschleppt,  auch  hier  schädlich  an 
Bataten  und  anderen  Ipomoea  spp. 

H.  (P.)  cing-ulata  F. '').  Hawai,  Antigua,  Leeward-Inseln,  Australien; 
an  Bataten. 


1)  Stebbing,  Insects  that  affect  forestry,  \).  52—55. 

")  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  I,  1!J07,  p.  154,  fig.  40. 

3)  V.  Aigner-Abafi,  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  3—5,  1898—1900. 

*)  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzensch.  D.  L.  G.  1902,  S.  146. 

^)    KOSINGSBERGEK,    1.    C.    p.    .")4. 

®)  Maxwell-Lefrov,  1.  c.  p.  155;  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  14,  1903, 
p.  1019 — 1020;  Koningsberger,  1.  c.  p.  58;  van  Dine,  Rep.  Hawai  agr.  Exp.  Stat.  1907, 
p.  43-44. 

'')  Froggatt,  1.  c. ;  van  Dixe,  1.  c. 


Hesperiden,  Dickkopfschwäriner.     Megathj'miden.  393 


Hesperiden,  Dickkopfscliwärmer. 

Eine  kleine  Familie ,  die  zwischen  den  Tag-  und  Nachtfaltern 
(Rhopaloceren  und  Heteroceren)  steht.  Kleinere  Falter  von  plumpem  Bau ; 
Kopf  rauh  behaart,  breit;  infolgedessen  die  Fühler  weit  getrennt,  mit 
Haarpinsel  an  Wurzel  und  mit  Endkolben.  Hinterflügel  manchmal  mit 
Haftborste. 

Carcharodus  (Spilothyrus)  aleeae  Esp.  ^).  Malvenfalter.  Raupe 
grau,  dunkler  Rücken-,  heller  Seitenstreifen,  fein  behaart;  auf  erstem 
Ringe  gelbe  Zeichnung;  Europa;  rollt  Malvenblätter  zusammen. 

Erioiiota  thrax  L.  -).  Java ,  auf  Palmen ,  besonders  auf  Elaeis 
guinensis  und  auf  Musa-Arten. 

Auf  Java^)  leben  mehrere  Hesperiden-Raupen  an  Zuckerrohr,  Mais 
und  Reis,  so  (TeHcota)  Pamphila  augias  L.  und  dara  Koll.,  Hesperia 
philino  Möschl.,  Parnara  eonjuneta  H.  S.,  P.  mathias  F.  (auch  in 
Indien^);  sie  rollen  Blätter  seitlich  ein  und  verlassen  den  so  gebildeten 
Köcher  nur  zum  Fressen;  Puppe  ebenfalls  in  der  Rolle. 

Pamphila  augfiades  (Feld.)  und  Erynnis  sperthias  Feld.  Australien ; 
an  jungen  Palmen  in  Gärten^). 

Hidari  irava  Moore  *').  Sumatra,  Kahlf rafs  an  Kokospalmen ;  auch 
auf  Java  (?). 

Calpodes  ethlius  Cr. '').  Südliches  Nordamerika,  Cuba ;  öfters  Ver- 
wüstungen anrichtend  in  Feldern  von  bronzierten  Canna-Varietäten ; 
grüne  werden ,  offenbar  ihrer  härteren  Blätter  wegen ,  nicht  befallen. 
Die  Raupen  rollen  Blätter  zusammen  und  durchbohren  sie.  Eier  einzeln 
oder  in  Häufchen  von  5 — 7  an  Blattunterseite;  nach  4— (3  Tagen  die 
Raupe,  die  oft  von  Krankheiten  befallen  wird,  trotzdem  sie  ihren  Kot 
aus  den  Blattrollen  herausschafft.     Drei  Brüten. 

Eudamus  proteus  L.  ^).  Tropisches  Amerika,  im  Norden  bis  Florida, 
an  Leguminosen ,  besonders  Erbsen  und  Bohnen ,  aber  auch  an  Kohl, 
Rüben  usw.  Mehrere  Brüten  im  Jahre.  Eier  rund,  gerippt,  in  Gruppen 
von  1 — 6  an  der  Unterseite  der  Blätter.  Die  an  auffällig  verengtem 
Halsschilde  kenntliche  Raupe  frifst  zuerst  frei  an  den  Blättern,  dann 
rollt  sie  sich  zum  Schutze  einen  Blattzipfel  ein  (bean  leaf  roller). 

Telicota  (Padraona)  palmarum  Moore  (chrysozona  Ploetz.).  Indien, 
Raupe  an  Dattel-  und  Kokospalmen. 

Megatliymiden. 

Megathymus  yueeae  Boisd.  und  Le  C.  Nordamerika;  Raupe  bohrt 
in  Yuccawurzeln. 


1)  Eckstein-,  Zeitschr,  Pflanzenkrankh.  Bd.  6,  1890,  S.  17—19,  1  Fig. 

-)    KONINGSBERGER,    1.    C.    55. 

3)  VAN  Devexter,  1.  c.  p.  78 — 88,  PI.  12;  Koxingsberger,  1.  c.  p.  56. 

*)  Maxwell-Lefrot,  1.  c.  p.  153,  fig.  39. 

5)  Froggatt,  Austral.  Ins.  p.  228,  fig.  109,  110. 

^)  Koxixgsberger,  1.  c.  p.  56. 

')  Chittendex,  lt.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  54,  1905,  p.  54—58,  fig.  18.  — 
Cook,  ibid.,  Bull.  60,  1906,  p.  70- 

8)  Quaixtance,  Florida  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  45,  1898,  p.  5.5—60.  —  Chittexden, 
U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  N.  S.,  1902,  p.  92-96,  fig.  20.  —  Cook,  ibid. 
Bull.  60,  1906,  p.  70. 


394  Macrolepidopteren,  Grolsschmetterlinge. 

Lycaeiiideii,  Bläuliiige. 

Kleinere  Tagfalter.  Fühlerwurzel  ohne  Haarpinsel,  Fühlerende  kolbig 
verdickt.  Augen  oben  und  unten  winklig,  am  Rande  weifs  beschuppt. 
Vorderbeine  kleiner  als  übrige,  mit  einfachen  Endhaken  •,  Hinterschienen 
mit  einem  Sporenpaar.  Männchen  meist  auf  Flügeloberseite  lebhaft 
gefärbt,  Unterseite  und  bei  Weibchen  beide  meist  düster,  braun.  — 
Raupen  unten  flach,  Rücken  hochgewölbt ,  asselähnlich ,  fein  und  kurz 
behaart.     Puppe  hängt  gestürzt,  mit  einem  Faden  befestigt. 

Lycaena  F. 

Männchen  meist  blau,  Weibchen  braun;  Unterseite  der  Flügel  mit 
zahlreichen  kleinen  Augen ;  Fühler  schwarz  und  weifs  geringelt.  Raupen 
gewöhnlich  gi'ün  mit  gelblichen  oder  dunklen  Längsstreifen,  im  Hoch- 
sommer an  Schmetterlingsblütlern,  an  Blättern  und  Früchten,  vielfach 
an  Kleearten,  aber  ohne  merkbar  zu  schaden.  Puppe  überwintert. 
Falter  im  Mai  und  Juni. 

Polyommatus  (Chrysophanus)  baetieus  L.  ^).  Ceylon-,  Raupen  in 
den  Hülsen  von  Crotalaria. 

Zephyrus  (Theela)  betulae  L.^).  Oben  schwarzbraun,  unten  bräun- 
lichgelb mit  bräunlicher ,  hinten  weifs  eingefafster  Querbinde ;  Vorder- 
flügel beim  Weibchen  mit  grofsem,  rotgelbem  Fleck;  Hochsommer. 
Raupe  grün  mit  doppeltem ,  gelbem  Rückenstreifen ,  gelblichweilsen 
Schrägstreifen  und  braunem  Kopfe ;  27  mm  lang ;  im  Mai  und  Juni  an 
Blattunterseite  von  Zwetschen,  Pflaumen,  Aprikosen. 

Callophrys  (Theela)  rubi  L.  Oben  schwärzlich  oder  olivenbraun, 
unten  grün  mit  weifser  Punktreihe  auf  Hinterflügeln.  Raupe  hellgrün 
mit  gelbem ,  dunkel  gesäumtem  Rückenstreifen ,  hellen  Seitenstreifen 
und  Flecken,  an  Him-  und  Brombeeren,  Birnbaum,  Rosen  ^)  und  Esparsette. 

Thecla  F.  (Uranotes  Scudd.). 

Augen  behaart;  Flügel  oben  braun,  unten  desgleichen  mit  schmalem, 
weifsem  Querstreifen. 

Th.  pruni  L.^).  Vorderflügel  oben  mit  verwaschenen  rotgelben 
Querflecken,  Hinterflügel  mit  rotgelben  Randflecken;  letztere  geschwänzt. 
Raupe  blafsgrün ,  Kopf  gelb ,  dunkle  Rückenlinie ,  gelbe  Schrägstriche, 
acht  braun  punktierte  Fleischhöcker;  23  mm  lang:  Mai,  Juni  an 
Zwetschen  und  Pflaumen;  läfst  sich  leicht  abklopfen. 

Th.  (Ur.)  melinus  Hb.  ^).  Nordamerika,  ursprünglich  an  Astragalus 
mollissimus  (loco  weed),  von  da  an  verschiedene  Leguminosen,  besonders 
Bohnen,  aber  auch  Erbsen,  übergegangen;  ferner  in  der  Blüte  von 
Mais,  namentlich  aber  ein  ernstlicher  Feind  der  Baumwolle.  Die  Raupe 
bohrt  die  Schoten  bzw.  Kapseln  an  und  frifst  sie  aus;  an  Baumwolle 
bohrt  sie  auch  in  den  Kapselstielen.  Parasit:  Anomalon  pseiidargiola 
How. 

Calycopis  eeerops  F.  (Thecla  paeas  Hb.);  mit  voriger  an  Baum- 
wolle. 


1)  Green,  Trop.  Agricult.  Vol.  24,  1*J05, 

2)  NoEi-,  Le  Naturaliste  Vol.  31,  1909,  p.  220. 

3)  V.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1899,  S.  164. 

*)    NOEL,    1.    C. 

6)  Sanderson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  1902,  p.  101-102,  fig.  24 
Bull.  46,  1904,  p.  94—95;  Farm.  Bull.  223,  1905. 


Lycaeniden,  Eläulinge.    Nymphaliden.  395 

Catachrysops  enejus  F.  ^).  Cliina,  Australien,  Südseeinseln,  Indo- 
malayische  Region.  In  Indien  an  Cajanus  indicus ,  Vigna  catjang, 
Phaseolus  mungo,  Ph.  trilobus.  Raupe  in  den  Hülsen,  Puppe  an 
denselben.     Mehrere  Brüten. 

Tirachola  isoerates  F.  ^).  Indien,  an  Punica  granata,  Eriobotrya 
japonica,  Psidium  guayava,  Randia  dumetorum.  Ei  an  Kelcli;  Raupe 
und  Puppe  in  den  Früchten. 

Amblypodia  sp.^)  Raupen  auf  Java  an  Kaffee,  fressen  Hülsen 
und  Stiele  der  unreifen  Bohnen  ab. 

Jalmenns  evagforus  Don.  und  ietinus  Herv.  *).  Australien,  erstere 
an  der  Küste,  letztere  im  Innern  •,  gemein  an  Akazien,  die  sie  oft  völlig 
kahl  fressen.  Ameisen  besuchen  sie  in  Massen,  um  ilnre  Ausscheidungen 
aufzulecken  und  schützen  sie  daher  vor  ihren  Feinden. 

Nymphaliden. 

Vorderbeine  zu  klauenlosen  „Putzfüfsen"  verkümmert;  Hinter- 
schienen mit  einem  Sporenpaar ;  Fühlerwurzel  ohne  Haarpinsel ;  Flügel 
häufig  gezähnt  oder  eckig,  die  hinteren  umfassen  den  Leib.  Meist 
grofs ,  bunt.  Raupen  dornig  oder  mit  weichen  Fortsätzen.  Puppe 
gestürzt. 

Die  grünen,  gelb  und  dunkel  gestreiften  Raupen  der  Unterfamilie 
der  Satyrinen  (europäische  Gattungen  Coenonyinpha,  Epinephele, 
Pararge,  Melanagria  usw.)  leben  von  September  bis  Mai  auf  Wiesen- 
gräsern. Sie  bleiben  ziemlich  klein  (15 — 35  nmi) ,  wachsen  langsam 
und  fressen  daher  wenig  und  kommen  immer  nur  spärlich  vor,  so  dafs 
sie  nur  theoretisch  zu  den  Schädlingen  gerechnet  werden  können.  Auf 
Java^)  kommen  an  Zuckerrohr  vor  Mycalesis  mineus  L.  und  Cyllo 
leda  L. ;  auf  Palmen,  besonders  auf  Elaeis  guineensis,  lebt  die  Raupe 
von  Elymnias  undularis  F. ;  auch  sie  sind  kaum  schädlich  zu  nennen. 

Discophora  eelinde  Stell.  **).  Java,  Zuckerrohr.  Raupen  zahlreichv 
fressen  gesellig ;  da  sehr  gefräfsig,  ist  der  Schaden  nicht  unbedeutend. 
Zwei  erwachsene  Raupen  fressen  in  einem  Tage  etwa  350  qcm  Blatt- 
fläche; eine  Anzahl  Raupen  kann  eine  Pflanze  in  wenigen  Tagen 
kahl  fressen.     Auch  auf  Kokospalme  und  Bambus. 

Amathusia  phidippus  L.  ^).  Java,  an  Pisang  und  junger  Kokos- 
palme. 

Ergolis  ariadne  L.^).  Java,  an  Blättern  von  Ricinus  communis, 
hier  und  da  schädlich. 

Vanessa  F. 

Augen  behaart ;  Fühlerkeule  allmählich  verdickt ;  Saum  der  Vorder- 
flügel geschwungen;  Mittelzelle  aller  Flügel  durch  feine  Querader  ge- 
schlossen.    Raupe  mit  langen,  ästigen  Dornen.     Puppen  eckig. 

V.  antiopa    L,     Trauermantel.      Ganze     nördliche     Halbkugel;: 


^)  Maxweli.-Lefr<jv,  1.  c.  p.  149. 
-)  id.,  1.  c.  p.  150,  figs.  35—36. 

3)    KONINGSBERGER,    1.    C.    p.  32. 

')  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  13,  1902,  p.  716—717.  PI.  3  figs.  14,  15. 

5)  VAN  Deventer,  1    c,  p.  70—73,  PL  10;  Koningsbekgek,  1.  c,  p.  59. 

6)  VAN  Deventer,  1.  c,  p.  73 — 98,  PL  11;  Koningsberger,  L  c,  p.  58. 
'')  Koningsberger,  L  c,  p.  58. 

^)  Koningsberger,  1.  c.  p.  59. 


396  Macrolepidopteren,  Grofsschmetterlinge. 

schädlich  nur  m  einigen  Teilen  Nordamerikas  an  Ulmen ;  aber  auch  an 
Weiden,  Pappeln,  Birken,  Celtis  occidentalis  usw.  Befruchtete  Weibchen 
überwintern,  legen  Mitte  Mai  bis  zu  450  Eier  in  abwechselnden  Reilien 
um  Zweige:  nach  12 — 15  Tagen  schlüpfen  die  Räupchen  aus,  die  ge- 
sellig, anfangs  dicht  nebeneinander  fressen;  Ende  Juni  verpuppen  sie 
sich:  im  Juli  fliegen  die  Falter  der  ersten  Brut,  der  noch  eine  zweite 
und  dritte  folgen.  Die  späteren  Brüten  von  immer  geringerer  Be- 
deutung, da  die  Zahl  der  Raupen  infolge  natürlicher  Feinde  (Schlupf- 
wespen, Tachinen,  Raubkäfer  und  -wanzen)  immer  mehr  abnimmt. 
Bekämpfung:  befallene  Zweige  abschneiden  und  die  Raupen  vertilgen. 

V.  polychloros  L.  Grofser  Fuchs.  Rotbraun,  dunkelbraun, 
schwarz  und  blau  gezeichnet.  Raupe  zuerst  schwarzgrau ,  stark  be- 
haart: nach  der  ersten  Häutung  gelbe  Dornen:  später  wird  sie  braun- 
grau und  graublau,  mit  mattgelben  Streifen,  zwischen  den  Dornen  feine, 
weifse  Härchen ,  bis  45  mm  lang.  —  Überwinterte  Weibchen  legen  im 
Mai  ihre  Eier  an  dünnere  Zweige,  oft  in  solcher  Menge,  dafs  sie  diese 
umgeben,  ähnlich  wie  die  des  Ringelspinners ;  jedoch  fehlt  der  sie  ver- 
bindende Kitt,  Die  Raupen  fressen  gesellig,  indem  sie  die  Blätter  von 
Zweigspitzen  zu  einem  lockeren  Neste  zusammenspinnen;  später  ver- 
lassen sie  es  am  Tage  um  zu  fressen,  kehren  aber  abends  wieder 
zurück;  im  Neste  finden  auch  die  Häutungen  statt.  Zur  Verpuppung 
trennen  sie  sich ;  sie  findet  an  Stämmen,  Zäunen,  Mauern  und  andern 
geschützten  Stellen  statt;  von  Ende  Juni  an  die  Falter.  E.  Taschenbekg 
führt  mehrere  Parasiten  an.  —  Die  Nester  sind  abzuschneiden.  —  An 
Obstbäumen,  Ulme,  Pappel,  Weide  usw. 

V.  Jo.  L.  Tagpfauenaug-e  ^).  Falter  braunrot  mit  groi'sem  Augen- 
fieck  an  Spitze  jedes  Flügels.  Raupe  schwarz,  bedornt,  dicht  weifs 
punktiert,  gewöhnlich  an  Brennesseln,  doch  auch  an  Hopfen,  hier  nicht 
selten  einzelne  Pflanzen  kahl  fressend.  In  Drahtanlagen  sind  sie  leicht 
abzuklopfen,  in  Stangenanlagen  zerstört  man  die  Nester  mit  der  Raupen- 
fackel. 

Auch  andere  Arten  dieser  und  der  nächstverwandten  Gattungen 
Averden  gelegentlich  an  Kulturpflanzen  gefunden,  so  V.  eardui  L.  an 
Artischoke  bei  Nizza  und  Bohne  (Bulgarien),  V.  (Polj'gonia)  C-album 
L.  an  Hasel,  Beerenobst  und  Hopfen-),  V.  (Pyrameis)  atalanta  L.^) 
an  Ramie  (Urtica  nivea  und  tenacissima)  in  Algier,  ohne  aber  im  all- 
gemeinen ernstlich  schädlich  zu  werden. 

Die  grünen ,  mit  Dornen  oder  Höckern  versehenen  Raupen  der 
Gattung  Limenitis  F.  (Eisvögel)  leben  auf  Geisblatt  (L.  sibilla  L.  und 
camilla  Schiff.)  oder  auf  Pappeln;  praktisch  unwichtig. 

Melanitis  ismene  Cr.  und  Junonia  almana  L.:  Indien*),  an  Reis, 
erstere  auch  an  Andropogon  sorghum. 

Von  Java^)  sind  noch  zu  erwähnen  Ergolis  ariadne  L.  auf 
Rizinus,  Acraea  vesta  F.  und  Hypolimnas  misippus  Kby  auf 
Erythrina,  Doleschallia  bisaltide  Cr.   auf  verschiedenen  Zierpflanzen 


^)  V.  ScHiLLiN-o,  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1892,  S.  321,  3  Fig.;  Zirngiebi., 
Feinde  des  Hopfens,  Berlin  19U2,  S.  2—3,  Fig.  1. 

'^)  ZiRNGiKiJL,  1.  c.  p.  8—4.  Fig.  2. 

3)  RiviERE,  Cult.  Colon.  1903,  Nr.  125,  p.  289. 

*)  Maxwei.i.-Lefhov,  1.  c.  p.  147,  fig.  33,  p.  148.  fig.  34. 

^)  KoxiNGSBERGER,  Med.  "s  Lands  Plantentuin  22.  1898,  p.  30—31;  Meded.  Dept. 
Landbouw  6,  1908,  p.  58-59. 


Pieriden,  Weifslinge.  ßgy 

(Croton,  Codiaeum  usw.).  Acraea  andromaeha  F.  in  Australien  an 
Passionsblumen  ^). 

Eurytela  dryope  Cram.  -).  Deutscli-Ostafrika ;  Raupe  an  Rizinus, 
sehr  zahlreich  in  Mai,  September;  eigentümlich  gekrümmt,  gTün,  wenig 
dunkel  gezeichnet,  zwei  lange,  bestachelte  Hörner  auf  dem  Kopfe,  zwei 
Reihen  verzweigter  Stacheln  auf  Rücken. 

Euptoieta  Claudia  Cr. ^).  Nordamerika,  an  jungen  Pensees  und 
an  Passionsblumen ;  die  Falter  gleichen  den  Schaden  der  Raupen  zum 
Teil  wieder  aus  durch  Befruchtung  der  Blumen. 

Pieriden,  Weifslinge. 

Mittelgrofs,  weifslich  oder  gelblich :  Hinterflügel  umfassen  den  Leib  ; 
Hinterschienen  mit  einem  Sporenpaar.  Eier  einzeln  oder  in  Kuchen, 
birnenförmig,  gerieft,  sitzen  mit  dem  dickeren  Ende  auf.  Raupen 
schlank,  kurz  und  dünn  behaart.  Puppen  hängen  sich  mit  einem 
Faden  um  die  Leibesmitte  auf  (Gürtelpuppen).  —  Auch  von  dieser 
Familie  werden  sehr  häufig  Arten  als  schädlich  berichtet,  lediglich  weil 
sie  an  Kulturpflanzen  gefunden  worden  sind  oder  werden.  Mit  wenig 
Ausnahmen  treten  sie  aber  so  spärlich  an  solchen  auf,  dafs  von  einem 
wirklichen  Schaden  keine  Rede  sein  kann. 

Lepticlia  (Leueophasia,  Pieris)  sinapis  L.  Senfweifsling:. 
Weifs,  Vorderflügelspitze  beim  Männchen  grau  bestäubt ;  Unterseite  der 
Hinterflügel  grünlichgelb  mit  zwei  verloschenen  grauen  Querbinden; 
Mai  bis  August.  Raupe  grün  mit  gelben  Seitenstreifen ;  3  cm  lang ; 
Juni,  August,  September,  in  zwei  bis  drei  Brüten  an  Platterbsen,  Horn- 
klee und  Kleearten,  nicht  an  Senf.  Puppe  gelb  mit  rotbraunen  Seiten- 
streifen und  weifsen  Atemlöchern;  die  der  letzten  Brut  überwintert. 

Terias  (Eurema)  heeabe  L.  Java;  in  manchen  Jahren  in  sehr 
grofsen  Mengen  und  dann  schädlich  auf  Leguminosen,  entblättert  häufig 
die  in  den  Kafteepflanzungen  als  Schattenbäume  dienenden  Albizzien. 
Catopsilia  eroeale  Cr.  ebenda  auf  Cassia  florida^). 

Pieris  teutonla  F.  (Belenois  java  Sparm.)  entblättert  in  Australien 
von  Zeit  zu  Zeit  die  Capparis-Bäume  und  -Sträucher  ^). 

Pieris  Schrk.  (Pontia  F.). 

Flügel  dicht  und  deutlich  gefranst. 

Die  Weifslinge  treten  in  Europa  in  zwei  bis  drei  Brüten  auf;  die 
Puppen  der  letzten  überwintern.  Eier  an  Blattunterseiten  der  Nähr- 
pflanzen. —  Feinde  und  Parasiten  sind  zahlreich.  Das  Geflügel  frilst 
die  Raupen  selir  gern,  kann  aber  infolge  zu  reichlichen  Frafses  er- 
kranken und  selbst  sterben ;  auch  Sperlinge  stellen  den  Raupen  lebhaft 
nach.  P.  Marchal*')  beobachtete,  dafs  Nymphen  von  Nabis  lativentris 
(einer  Schreitwanze)  die  Eier  von  P.  brassicae  aussaugten,  und  ver- 
mutet, dafs  deren  Larven  ebenso  leben.  Zahlreiche  Schlupfwespen  belegen 
Eier ,    Raupen    und    Puppen    mit    ihren    Eiern ;    am    bekanntesten    ist 


^)  Froggatt,  Austr.  Insects,  1908,  p.  215. 

2)  VossELER,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Deutsch-Ost-Afrika,  Bd.  2,  S.  421. 

3)  Chittenden-,  U.  S.  Dept.  Agric.  Div.  Ent.  Bull.  27,  N.  S.,  1901,  p.  80-81. 
*)  KoNiNGSBEKGEii,  Med.  6,  p.  67. 

5)  French,  Destr.  Ins.  Victoria  Pt    3  p.  101—104,  PI.  49. 

6)  Bull.  Soc.  ent.  France  1900,,  p.  330. 


398 


Macrolepidopteren,  Groisschmetterlinge. 


Apanteles  glomerahis  Reinh.,  der  nicht,  wie  man  früher  glaubte,  die  junge 
Weifslingsraupe,  sondern  die  Eier  mit  seinen  Eiern  belegt  ^) ;  seine  Püpp- 
chen  verspinnen  sich  in  gelben  Kokons  auf  der  absterbenden  Raupe 
(die  sogenannten  „Raupeneier"). 

Die  Bekämpfung  in  kleineren  Verhältnissen  erfolgt  am  besten  durch 
möglichst  frühzeitiges  Ablesen  der  Raupen,  bei  P.  brassicae  auch  der 
Eierhäufchen ,  und  der  Puppen.  Im  grofsen  ist  Arsen  als  Spritzmittel 
oder  Köder  anzuwenden,  Superphosphat ,  Kalk  usw.  auf  die  Pflanzen 
gestäubt,  soll  die  Raupen  töten,  ebenso  heifses  Wasser  (50 — 55  "  C). 

Nicht  selten  werden  bei  Pieris-Arten  grofse  Züge  wandernder 
Schmetterlinge  beobachtet. 

P.  napi  L.  Rapsweifsling"  (Fig.  24(3).  Weifs,  Adern  dunkel  be- 
stäubt •  Weibchen  mit  zwei  schwärzlichen  Flecken  hinter  der  Mitte  der 
Vorderfiügel ;  Hinterflügel  unten  gelb  mit  schwarz  bestäubten  Rippen. 
Raupe  grün,  mit  weifsen  Wärzchen,  schwarzen  Pünktchen  und  gelben 

Seitenstreifen ;  30  mm  lang ;  Juni, 
Spätsommer  an  verschiedeneu 
Kohlarten ,  Raps  ,  Reseda  usw. 
Puppe  grüngelb ,  schwarz  ge- 
fleckt, Eier  einzeln,  grünlich.  — 
Auch  in  Nordamerika  einheimisch. 
P.  rapaeL.  Kleiner  Kohl- 
weif sling-.  Gelblichweifs ;  Vor- 
derflügel an  Spitze  schwärzlich, 
beim  Männchen  mit  einem,  beim 
Weibchen  mit  zwei  schwärzlichen 
Flecken.  Eier  einzeln,  gelb.  Raupe 
mattgrün,  mit  gelben  Rücken - 
und  Seitenstreifen  •  30  mm  lang ; 
an  Kreuzblütlern,  Reseden,  Tro- 
paeolum  usw. ;  an  Kohlarten  geht 
die  Raupe  besonders  gern  in  die 
Herzen,  die  sie  nicht  nur  zer- 
frifst,  sondern  noch  mehr  durch 
ihren  Kot  verdirbt.  Der  Schaden 
in  Europa  ist  gerade  nicht  von 
besonderer  Bedeutung,  um  so 
mehr  aber  der  in  Nordamerika-), 
wo  die  Raupe  zu  den  schlimmsten 
Gemüsefeinden  gehört  und  der 
schlimmste  Schädling  des  Kohl- 
baues ist.  Etwa  1856  oder  1857 
wurde  sie  in  Canada  einge- 
schleppt: jetzt  findet  sie  sich  als 
„imported  cabbage  worm" 
bis  in  die  Südstaaten,  besonders  schädlich  aber  immer  noch  im  Norden, 
wo  um  1895  Provancher  den  Schaden  allein  bei  der  Stadt  Quebec 
auf  jährlich  240000  $  schätzte.  Im  Norden  folgen  sich  bis  zu  drei 
Brüten,  im  Süden  bis  sechs  und  mehr;  die  ganze  Entwicklung  dauert 
3 — ^5  Wochen. 


Fig.  246.    Eapsweifsling  (nacli  Curtis). 


1)  Fabre,  Eevtie  des  questions  scientifiques.     Louvain  1908. 

2)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  60,  1905, 


pp. 


figs. 


Pieriden,  Weifslinge.  399 

Die  Raupen  wurden  in  Amerika,  allerdings  im  Zuclitkäfige,  dabei 
beobachtet,  wie  sie  die  Eier  eines  Eulenschmetterlings  frafsen; 
Chittenden  und  Russell  ^)  glauben,  dafs  auch  auf  diese  Weise  die  ein- 
geborenen "Weifslinge  (P.  napi  und  protodice)  von  der  eingeschleppten 
Art  verdrängt  würden. 

P.  protodice  Boisd.  Nordamerika,  besonders  in  den  Südstaaten; 
von  voriger  vielfach  verdrängt. 

P.  brassleae  L.  Grofser  Kohlweirslingr  -).  Weifs,  Vorderflügel, 
Wurzel  und  Spitze  schwarz,  ein  schwarzer,  auf  den  Vorderrand  der 
Hinterflügel  übergehender  Wisch ;  beim  Weibchen  mit  zwei  schwarzen 
"Flecken.  Hinterflügel  unten  gelb,  innen  grau  bestäubt.  Raupe  bläulich- 
grün, schwarz  punktiert,  mit  gelben  Rücken-  und  Seitenstreifen, 
35 — 40  mm  lang;  Juni,  August,  September.  Eier  zuerst  grünlich,  dann 
gelb,  in  Kuchen  nebeneinander.  Die  Raupen  der  ersten  Brut  leben 
wohl  vorwiegend  an  wildwachsenden,  erst  die  der  zweiten  Brut  an  den 
verschiedensten  angebauten  Kreuzblütlern,  auch  an  Tropaeolum,  Lev- 
koyen  usw.  •,  sie  verzehren  die  ganzen  Blätter  bis  auf  die  starken  Mittel- 
rippen, Zur  Verpuppung  verlassen  sie  die  Nährpflanzen,  um  an 
Bäumen,  Mauern,  Zäunen  usw.  in  die  Höhe  zu  kriechen.  In  manchen 
Jahren  ungeheuer  schädlich.  —  Auch  in  Indien,  hier  aber  nur  gelegent- 
lich und  wenig  schädlich. 

Aporia  Hb. 

Flügel  mit  sehr  kurzen,  kaum  sichtbaren  und  weit  auseinander- 
stehenden Fransen  besetzt. 

A.  crataeg"!  L.  Baumweifsling"^).  Weifslich,  Rippen  schwarz; 
Juni,  Juli.  Raupe  unten  blaugrau,  oben  mit  drei  schwarzen  und  zwei 
rotbraunen  Längsstreifen;  40 — 45  mm  lang;  an  Obstbäumen  und 
wilden  Rosaceen,  auch  an  Eichen.  Eier  in  Kuchen  bis  150  an  Blatt- 
oberseite; Gestalt  wie  bei  Pieris.  Nach  etwa  14  Tagen  kriechen  die 
Räupchen  aus,  die  die  Blätter  bis  auf  die  Rippen  befressen.  Ende  August 
spinnen  sie  aus  Blättern  die  sog.  „kleinen  Raupennester",  in  denen 
sie  überwintern.  Im  Frühjahr  verfertigen  sich  die  Raupen  ein  grofses 
Nest,  von  dem  aus  sie  zuerst  die  aufbrechenden  Knospen,  später  die 
Blätter  zerfressen.  Erst  kurz  vor  der  Verpuppung,  Ende  Mai,  trennen 
sie  sich.  Puppe  hellgrünlich ,  mit  schwarzer  Zeichnung  und  gelben 
Flecken.  —  Bekämpfung:  Abbrennen  der  Nester  im  Winter.  —  Der 
Baumweifsling  zeigt  in  seinem  Auftreten  ein  merkwürdiges  An-  und 
Abschwellen.  In  den  neunziger  Jahi'en  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde 
er  in  Deutschland  zusehends  seltener,  bis  er  zuletzt  fast  ganz  verschwand. 
Von  1903  etwa  an  wurde  er  wieder  häufiger,  um  in  der  letzten  Zeit 
wieder  abzunehmen. 

Neophasia  menapla  Feld.  *).  In  Canada  und  dem  Nordwesten  der 
Vereinigten  Staaten,  auch  auf  der  Insel  Vancouver  mehrere  Male  recht 
schädlich   an  Pinus-Arten   (ponderosa,   Douglasii,   monticola).     Die   be- 


>)  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  66,  1908,  p.  65. 

2)  Schipper,  Tijdschr.  Plantenziekt.  V,  1899,  p.  1—11,  3  Tav.,  3  figs.  —  Monticelli, 
Boll.  Labor.  Zool.  agr.  Portici  Vol.  1,  1907,  p.  170-224. 

3)  Eckstein,  Zool,  Jahrbb.,  Abt  f.  Syst.,  Bd.  6,  1892,  S.  230—240.  —  Eocquignv- 
Adanson,  Feuill.  jeun.  Nat.  T.  31,  1900,  p!  26—27;  T.  32,  1902,  p.  223,  248.  —  Aigner- 
Abapi,  Zeitschr.  wiss.  Ins.  Biol.  Bd.  1,  190-5,  vS.  204—209.  ~  Wahl,  Elugbl.  12,  k.  k. 
Pflanzenschutzstation  Wien,  1906. 

*)  Howard,  ü.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  7,  N.  S.,  1897,  p.  77—78. 


400  Macrolepidopteren,  Grofssclimetterlinge. 

fallenen  Bäume  trugen  keine  Zapfen  oder  gingen  ganz  ein.  Schweine, 
die  in  den  befallenen  Wäldern  weideten,  starben;  ihr  Magen  erwies 
sich  als  ganz  von  den  Schmetterlingen  gefüllt. 

Papilioiiiden. 

Hinterflügel  mit  nur  einer  Dorsalader,  am  Innenrande  ausgeschnitten; 
Hinterschienen  mit  einem  Sporenpaare.  Raupen  baut,  mit  einer  aus  dem 
ersten  Brustringe  vorstreckbaren,  lebhaft  gefärbten  und  stark  riechenden 
Fleischgabel.  Gürtelpuppe.  Grofse,  lebhaft  gefärbte  Schmetterlinge, 
die  in  den  wärmeren  Gebieten  der  Erde  ihre  Haupt- Entwicklung  er- 
reichen. 

Papilio  L. 

Gelb ,  schwarz  gezeichnet ;  Hinterflügel  gewöhnlich  geschwänzt. 
Raupen  dick,  fleischig,  nackt.  Puppen  vorn  mit  zwei  kurzen  Spitzen, 
eckig. 

P.  maehaon  Ij.  SehwalbenseJiwanz.  Hinterflügel  mit  blauer 
Binde  und  rotbraunem  Augenfleck  am  Afterwinkel.  Raupe  grün  mit 
schwarzen,  rot  gefleckten  Bändern,  40 — 45  mm  lang,  in  zwei  Brüten, 
Juni,  August,  an  Schirmblütlern,  manchmal  in  solchen  Mengen,  dafs 
ganze  Beete,  z.  B.  von  Möhren,  kahl  gefressen  werden.  Puppe  über- 
wintert. Vorwiegend  in  Südeuropa  und  Süddeutschland ,  in  manchen 
Jahren  aber  auch  in  Norddeutschland  so  häufig,  dafs  schädlich. 

P.  podalirius  L.  Seg-elfalter.  Raupe  dick,  grün,  gelb  gestreift 
und  braun  gefleckt,  30 — 40  mm  lang,  gelegentlich  an  Obstbäumen.  Noch 
mehr  südlich  als  vorige  Art. 

P.  demoleus  L.')  (Fig.  247).  Schwarz  mit  vielen  gelben  Flecken ; 
Hinterflügel  ungeschwänzt,  mit  rotem,  blau  und  schwarz  umrandetem 
Auge  am  Afterwinkel  und  einem  blauen  Augenfleck  am  schwarzen 
Rande.  Raupen  anfangs  braunschwarz,  vorn  und  hinten  gelblich,  in 
der  Mitte  der  Oberseite  mit  weifser  V förmiger  Zeichnung,  mit  zahl- 
reichen schwarzen  Stacheln,  täuschend  Vogelkot  ähnelnd;  nach  der 
letzten  Häutung  grün,  mit  grauen  bis  gelben  oder  schwarzen  Abzeichen, 
ohne  Stacheln,  nur  mit  zwei  Höckerchen  hinter  dem  Kopfe  und  am  After- 
ende, bis  44  mm  lang.  In  Afrika  (Transvaal,  Natal,  Deutsch- Ostafrika, 
Sudan)  schädlich  an  Citrus-Bäumen ,  verzehrt  massenhaft  Blätter  und 
Triebe  von  Sämlingen  in  Saatbeeten  und  an  tragenden  Bäumen;  in 
Ost-Indien  geringerer  Schädling  an  Citrus-Bäumen,  Aegle  marmelos, 
Zizyphus  jujuba  und  Glycosmis  pentaphylla;  die  Raupe  bespinnt  die 
Oberfläche  der  Blätter,  um  sich  an  dem  Gespinste  festhalten  zu  können. 
Die  kugeligen ,  blafsgelben  Eier  werden  einzeln  an  Blatt-Unterseiten 
gelegt.  Puppen  an  Steinen,  Baumstrünken,  Gräsern  usw.  Die  ganze 
Entwicklung  dauert  etwa  40  Tage ,  so  dafs  sich  mehrere  Brüten 
folgen.  —  Bekämpfung:  Ablesen  der  schwer  sichtbaren  Raupen;  bei 
stärkerem  Befall  Spritzen  mit  Arsenmitteln. 

P.  memnon  L.  und  polytes  L.  Java^),  auf  Citrus  -  Arten, 
P.  ag"amemnon  L.  an  Anona  muricata  und  Solanum  melongena. 

')  VossELEK,  Pflanzer  Jahrg.  3,  1907,  S.  87—43.  —  King,  3^1  Ann.  Rep.  Gordon 
Memor.  Coli.  Kaimhoum,  p.  238—239,  PI.  32;  Maxvvell-Lefiioy,  1.  c.  p.  152,  fig.  38. 

-)    KONINGSUERGER,    1.    C.    p.    56  —  57. 


Papilioniden. 


401 


In  Australien  schaden  P.  sarpedon  L.  an  Kampferbaum  und 
P.  aegeus  L.  an  den  Orangen,  letzterer  besonders  merkbar  in  Baum- 
schulen. 

P.  g-laueus  L.  (turnus  L.\  Nordamerika;  an  Obst-  und  anderen 
Bäumen,  besonders  Apfel  und  Kirsche.  Falter  von  Mai  bis  Juli;  Eier 
einzeln  an  Blättern.  Raupe  grün ,  mit  gelb-blau-schwarzem  Augen- 
Hecke.    Verpuppung  Anfang  August. 

P.  polyxenes  F.  (asterius  Cram.).  Nordamerika,  an  Sellerie  und 
anderen  Umbelliferen.  Raupen  grün  oder  gelblich,  schwarz  geringelt,  gelb 
gefleckt;  in  zwei  Brüten;  die  der  zweiten  oft  recht  schädlich. 


Fig.  247.     Papilio  demoleu.s  (nach  H.  H.  K 


P.  thoas  Boisd.  (cresphontes  F.)  Nordamerika,  im  Süden  an 
Orangen,  im  Norden  an  Xanthoxylum  americanum.  Raupen  braun,  mit 
weiisen,  schwarz  gekernten  Flecken  und  weifsen  Binden.  Im  Süden 
vier  Brüten,  oft  Kahlfrafs  bewirkend. 

Laertias  (Papilio)  pMlenop  L.  Nordamerika,  an  Aristolochia, 
manchmal  beträchtlich  schädlich. 


Dipteren,  Zweiflügler. 


Mundteile  saugend,  zum  Teil  stechend;  Fühler  lang,  vielgliederig 
oder  kurz,  dreigliederig ;  Facettenaugen  gewöhnlich  sehr  grols ,  beim 
Männchen  noch  gröfser  als  beim  Weibchen;  meist  drei  kleine,  dicht 
beieinander  stehende  Punktaugen  auf  dem  Scheitel;   Kopf  auf  kurzem, 


Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band. 


26 


402 


Dipteren,  Zweiflügler. 


dünnem  Halse  drehbar.  Brustringe  verwachsen,  Mesothorax  am  gröfsten; 
Vorderflügel  (Fig.  248)  mälsig  grofs ,  häutig,  durchscheinend:  an  dem 
Innenwinkel  durch  zwei  Einschnitte  in  drei  Lappen  abgeteilt:  die  alula 
(aufsen),  die  squamula  alaris  (Mitte)  und  die  squamula  thoracalis 

(innen) ;  das  Geäder  sehr  ver- 
schieden ;  immer  aber  ein 
vorderer  und  ein  hinterer  Teil 
durch  einen  freien  Raum  ge- 
trennt, der  nur  von  einer 
kurzen  Querader  überbrückt 
wird.  Hinterflügel  zu  einem 
Paare  kleiner ,  geknöpfter 
Schwingkölbchen  (Hal- 
teren) umgewandelt ,  deren 
Knopf  reich  an  Sinnesnerven 
ist;  sie  liegen  häufig  unter  der 
Squamula  thoracalis  versteckt. 
Füfse  fünfgliederig,  mit  Haft- 
lappen zwischen  den  Klauen. 
Hinterleib  sitzend  oder  ge- 
stielt, fünf-  bis  neungliederig ; 
die  letzten  Glieder  öfters  zu 
einer  Legeröhre  umgebildet. 
Zwei  Tracheenstämme ,  die  mit  Luftsäcken  in  Verbindung  stehen. 
In  der  Mehrzahl  Eier  legend.  Verwandlung  vollkommen.  Larven 
ohne  echte  Beine,  höchstens  mit  stummeiförmigen  Anhängen;  Kopf 
deutlich,  mit  kauenden  Mundteilen,  oder,  gewöhnlich,  rückgebildet, 
unsichtbar,  mit  saugenden  Mundteilen:  Maden.  Puppe  frei,  sehr  be- 
weglich, mit  erhärteter  Cuticula  (pupa  obtecta)  oder  in  die,  ein 
Tönnchen  bildende,  erhärtete  letzte  Larvenhaut  eingeschlossen,  dann 
selbst  aber  weich  (p.  coarctata). 

Ungefähr  40 000  Arten  bekannt;  sicher  ungleich  mehr  vorkommend. 


Fig.  248.  Geäder  eines  Dipterenflügels  (aus 
Leunis).  1—7  1.— 7.  Längsader,  x  Vorder- 
randader, i'  Wurzelquerader,  2v  Querader, 
y  hintere  Quer  ader,  a  Vorderrandzelle,  /*  Rand- 
zelle, c  Unterandzelle,  fl,  e  vordere  und  hintere 
Basalzelle,  /'  Diskoidalzelle ,  f/  Analzelle, 
/(  Axillarzelle  ,  i  Lappenzelle,  '/ — k""  1. — 4. 
Hinterrandzelle,  «  Flügellappen,  ß  Afterlappen 
des  Hinterrandes. 


Cyclorrhaplia. 

Tönnchenpuppe,  die  durch  eine  kreisrunde  Spalte  nahe  dem  Vorder- 
ende geöffnet  wird.  Ein  Teil  der  Gruppen  mit  einer  Naht  über  dem 
Ursprünge  der  Fühler. 

Cyclorrhapha  Schizophora. 

Fühler  dreigliedrig,  mit  Endborste.  Das  fertige,  aber  noch  in  der 
Puppenhaut  eingeschlossene  Insekt  hat  eine  schwellbare  Kopfblase, 
mit  der  es  die  Puppenhaut  öffnet;  nachher  wird  die  Blase  eingezogen; 
ihre  Stelle  wird  durch  die  „lunula"  angezeigt. 


Holometopa  (Muscidae  acalyptratae). 

Fühlerborste  nicht  terminal.  Wangen  von  der  Stirne  nicht 
Squamae  fehlend  oder  so  klein,  dafs  sie  die  Halteren  nicht  bedecken. 
Flügelgeäder  einfach ;  Hauptnerven  fast  gerade ,  so  dafs  nur  wenige 
Zellen  gebildet  werden. 


Agromyziden. 


403 


AgromyzideD. 


Klein ;    1 — 3  mm  lang, 
vor    der    Flügelmitte ,    der 


Stirne  breit,  beborstet.  Hintere  Querader 
Mittelquerader  sehr  genähert,  sehr  stark 
wurzelwärts.  Augen  und  Borste  nackt.  Hinterleib  fünf-  bis  sechs- 
ringelig.  Flügel  länger  als  Hinterleib.  Endglied  der  Fühler  rundlich. 
Weibchen  mit  gezähntem  Legestachel  (Fig249).  • —  Larven  elliptisch,  vorn 
spitz,  hinten  abgestutzt,  zwei  knopfartig  vorragende  Stigmen  am  zweiten 
Ringe,  zwei  weitere  Stigmen  auf  kleinen  runden  Platten,  die  getrennt 
voneinander  am  etwas  konkaven  letzten  Ringe  liegen.  Bauchseite  mit 
Kriechwarzen  ohne  Borsten  (siehe  auch  Ph.  aquifolii).  Puppe  deutlich 
geringelt,  mit  knopfigen  Vorder-  und  Hinterstigmen;  flach,  etwas 
gekrümmt. 

Hie  erwachsenen  Insekten  fliegen  meistens  zweimal  im  Jahre,  in 
April — Mai  und  in  August — September;  sie  nähren  sich  von  Pflanzen- 
säften, die  sie  sich  zum  Teil  durch  Anbohren  der  Blattoberflächen  mit 
ihrem  Legestachel  verschaffen  i).  Ihre  Eier  legen  sie  einzeln  unter 
die    Oberhaut    eines    Blattes.      Die    ausschlüpfende    Larve    miniert   in 


Fig.  "249.     Legebolirer  von  Phytomj'za  aquifolii  (nach  Mialf,  a.  Taylor). 

dessen  Innerem  meist  unterseitige,  geschlängelte,  mit  Kot  gefüllte  Gänge, 
die  sehr  schmal  beginnen ,  sich  langsam ,  gemäfs  dem  Wachstum  der 
Made ,  erweitern  und  schliefslich  in  einer  grofsen ,  unregelmäfsig  be- 
grenzten Platzmine  enden.  Die  Verpuppung  findet  entweder  am  Rande 
der  Platzmine,  unterseitig,  statt,  nachdem  die  Larve  hier  die  ganze 
Blatthaut  bis  auf  die  oberste  Cutikulaschicht  durchgenagt  hat,  oder 
die  Larve  verläfst  die  Mine  nach  unten,  um  sich  an  oder  in  der  Erde 
zu  verpuppen.  Die  Überwinterung  findet  gewöhnlich  als  samenähnliche 
Puppe  statt. 

Der  Schaden,  den  diese  Minierfliegen  anrichten,  ist  selten  gröfser.. 
Zur  Abwehr  kann  man  die  bedrohten  Pflanzen  zur  Flugzeit  der  In- 
sekten mit  Petroleumemulsion,  Tabakabkochung  oder  ähnlichen,  riechen- 
den Stofien  spritzen ;  die  befallenen  Blätter  sind,  soweit  möglich,  recht 
zeitig  zu  vernichten. 

Die  Arten  sind  sehr  schwer  zu  unterscheiden,  so  dafs  wir  hier 
auf  Angabe  der  Merkmale  verzichten,  bzw.  auf  die  grofsen  Dipteren- 
werke ^)  verweisen  müssen. 

1)  ScHLECHTENDAHL.  Allgem.  Zeitschr.  Entom.  Bd.  6,  1901,  S.  193—197;  Mialt. 
&  Taylor,  s.  Anm.  6  auf  S.  404. 

2)  Meigen,  Systematische  Beschreibung  der  europäischen  zweiflügeligen  In- 
sekten (Diptera).  Mit  Supplement  von  H.  Loew.  Aachen  und  Hamm  1818 — 1838, 
1869—1873.  10  Bde.  —  Schiner,  Fauna  austriaca.  Die  Fliegen  Österreichs  (Diptera). 
2  Bde.     Wien  1862—1864. 

26* 


404 


Dipteren.  Zweiflügler 


Phytomyza  Fall. 

Hinterleib  länglich;  Diskoidal-  und  hintere  Basalzelle  gleich  lang, 
oder  es  fehlt  die  hintere  Querader. 

Ph.  al'flnis  Fall,  (nigrieornis  Macq.)  (Fig.  250).  Larve  gelb, 
3  mm  lang,  in  unterseitigen  Minen  der  Blätter  verschiedener  Pflanzen, 
z.  B.  Luzerne.  Rübsen,  Clematis'),  Chrysanthemum");   in  Australien^) 

besonders  in  saftigen  Blättern 

te^~X*  X^''^^  jM  (Kohl,  Rübsen,  Cinerarien  und 

Allr-^  /cv^A         .  i^&  andere  Compositen  usw.)  und 

/ — -— — \       /  "Y'^'''^     ,^  ^^r  dadurch  in  Gärten  ungeheuer 

schädlich.  Puppe  im  Blatt. 
Ph.  albieeps  Meig.  ( pisi 
Kaltb.).  Larven  gelbweifs, 
8  mm  lang,  in  schmalen, 
kurzen  Minen  von  Feldsalat 
(Valerianella  olitoria).  In 
Erbsenblättern  ^)  beginnt  die 
Mine  am  Rande,  strebt  nach 
dem  Grunde  und  dringt  oft 
weit  in  den  Blattstiel,  selbst 
in  den  Stengel  ein ;  oft  zahl- 
reiche Minen  in  einem  Blatte. 
IVühjahrsbrut  wahrscheinlich 
in  wilden  Lathyrus  -  Arten, 
Puppe  in  Erde.  Nach 
RiTZEMA  Bos-'*)  leben  die  Ma- 
den von  der  zweiten  Hälfte 
des  .Juni  an  zwischen  den 
noch  unentfalteten  Blatt- 
büscheln an  der  Spitze  der 
Erbsentriebe.  Sind  wenige 
Maden  vorhanden,  oder  ent- 
wickeln sie  sich  langsam,  so  werden  sie  bei  der  Entfaltung  der  Blätter 
blofsgelegt  und  gehen  zugrunde.  Anderenfalls  bleiben  die  Blätter 
kraus,  die  Blüten  können  sich  nicht  entwickeln  und  verw^elken.  Früh- 
zeitiges Auslegen   der  Erbsen  kommt  der  Fliege  zuvor. 

Ph.  aquilölii  Gour.  (ilieis  Kaltb.) 6).  Einbrütig;  Fliege  Ende 
Mai,  Anfangs  Juni;  Eiablage  in  kurzem,  zuerst  senkrecht,  dann  wagerecht 
ins  Blatt  dringendem  Gang  in  Blattunterseite,  an  die  Mittelrippe,  nahe 
dem  Blattstiele.  Die  nach  acht  Tagen  ausschlüpfende  Larve  bohrt 
sich  in  die  Mittelrippe  und  in  dem  Mittelgefäfs  entlang,  nach  der 
Spitze   des  Blattes  zu.     Sie  wird  3,5 — 4  mm   lang   und  hat  aufser  dem 


^mjjf 


Fig. 
1  Mi 


Fiff.  2)0.     Phytomyza   affinis  (nacli   Tuli.grkx). 
[inen  mit  Puppen  (p).     2  Larve    mit  Muud- 
teilen  [w).     :>  Larve   von    der   Seite.     4  Mund- 
teile der  Larve,     ö  Puppe. 


Stockholm  1905, 


^)  RiTzioMA  Bus,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  4,  1894,  S.  222—228. 

2)  Turj.GUKN,   Studier  og  jakttagelser   rörande  Skadeinsekter, 
p.  41 — 4(5,  figs.  10,  11. 

3)  FuENCH,  Destructive  insects  of  Victoria  Pt.  IIL  Sydnev  1900,  p.  71—73, 
P!.  4e5.  —  FiioGGATr,  Agric.  Gaz.  N.S.Wales,  Vol.  14,  1908,  p.  102.J— 1026,  1  fig. 

*)  Thkobald,  Rep.   I905'190B,  p.  81—88,  figs.  10-18.  —  Coi.lingk,  Rep.  1907,  p.  45. 

^)  Verslag  over  1899,  p.  63  -  64.  —  Ziekt.  Beschädig.  Landbouwgewass.  D.  11, 
p.  96—9«.  ^ 

«)  v.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gart.enbau,  Jahrg.  l's  1901,  S.  188,  Fig.; 
CoLLiNGK,  Rep.  1905,  p.  41—42;  Nukl,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agr.  1907,  1  ei 
trim.,  p.  11—12;  Miall  &•  Taylor,  Trans,  ent.  Soc.  London  1907,  p.  259— 288,  20  figs. 


Agromyziden. 


405 


tief  in  der  dreiringeligen  Brust  steckenden  Kopfe  noch  nenn  Bauch- 
ringe. An  jedem  Einschnitte  oben  und  unten  unterbrochene  Quer- 
ringe kleiner  Haken.  Die  Mundwerkzeuge  bestehen  anfangs  aus  einem 
gröi'seren,  mittleren  und  zwei  kleineren,  zurückliegenden  Haken,  später 
aus  zwei,  die  Mundöffnung  in  sich  einschliefsenden  Oralplatten  mit  je 
zwei  Haken;  der  Vorderhaken  der  rechten  Oralplatte  ist  der  gröfste, 
daher  die  Larve  auf  der  Seite  liegend  frifst.  Nach  etwa  zwei  Monaten 
dringt  sie  in  die  Blattfläche  ein,  frifst  zuerst  die  Palissadenzellen,  dann 
das  Schwammgewebe  und  erzeugt  hier  grofse,  oberseitige  Platzminen. 
Sie  häutet  sich  im  ganzen  zweimal,  wobei  die  Haut  längs  des  Bauches 
platzt.  Im  April  verpuppt  sie  sich,  Bauchseite  nach  oben,  wobei  die 
iDeiden  Vorderstigmen  bereits  durch  die  vorgebildete  Ausschlupfstelle 
hindurch  gesteckt  werden.     Parasiteil:  zwei  Ichneumoniden. 

Ph.  aira  Meig.  Larven  2  mm  lang,  durchscheinend  grünlich,  in 
weifslichen,  kurzen,  breiten  Gängen  in  Kleeblättern,  die  den  Nerv  ent- 
lang verlaufen,  unten  beginnen,  oben  enden. 

Ph.  chrysanthemi  Kowarz.  Minen  in  Blättern  von  Chrysanthemum, 
Amerika,  Em^opa  (?). 

Ph.  g-enieulata  Macq,  (Fig.  251).  Larve  2 — 3  mm  lang,  hellgelb, 
in  unterseitigen  Gangminen  in  Blättern  verschiedenster  Gewächse,  wie 
Erbsen ,  Steinklee ,  Sonnenblume ,  To- 
pinambur, Kohlarten,  Gurken  usw., 
namentlich  von  Korb-  und  Kreuzblüt- 
lern. BöHNKR^)  fand  sie  am  Grunde  der 
äufseren  Rosettenblätter  von  Möhren  in 
feinen  Gängen.  Puppe  in  der  Mine. 
Nach  Brashnikow  ^)  dauert  die  ganze 
Entwicklung  in  Rufsland  weniger  als 
einen  Monat,  so  dafs  sich  dort  fünf  bis 
sechs  Brüten  folgen ,  von  denen  die 
letzten  stark  durch  Ichneumoniden  und 
Pteromahnen  dezimiert  werden. 

Ph.  hellebori  Kaltb.^).  Ober- 
seitige Blattminen  in  Helleborus,  dessen 
verschiedene  Arten  verschieden  be- 
fallen werden.  Puppe  im  Blatt.  Fliege 
verläfst  dies  nach  unten.  Überwinte- 
rung als  Larve  und  Puppe,  wobei  Kälte 
von  —  16  bis  17"  C  überstanden  wurde. 

Ph.    xylostei    Kaltb.*).      Larven 
weifs,    2  mm   lang,    in    geschlängelten 
Minen   in   den   Blättern   von  Lonicera  Symphoricarpus.     Zwei  Brüten. 
Fliegen  im  Mai  und  im  August. 


Fig.  251.     Fühler  von  Phytomyza 
geniculata,  9  (^^s  Bürnek). 


Agromyza  Fall. 

Diskoidal-    und    hintere    Basalzelle    getrennt ,    erstere    länger    als 
vordere  Basalzelle.     Hinterleib  eiförmig,  gewölbt. 


1)  Arb.  k.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  5,  1906,  S.  289-292,  Fig.  8—16. 

2)  (Russ.  Arbeit),  Auszug  im  Zool.  Zentralbl.  Bd.  5,  1898,  S.  234—235. 

»)  Ludwig,  F.,  Zeitschr.  wiss.  Ins.  Biol.  Bd.  8,  1907,  S.  48—49,   130—131;  Bd.  4, 
1908,  S.  102-103. 

*)  TrägSrdh,  Zeitschr.  wiss.  Ins.  Biol.  Bd.  5,  1909,  S.  301—304.  11  Fig. 


406  Dipteren,  Zweiflügler. 

A.  aeneiventris  Fall.^).  Mordamerika.  in  Blättern  von  Sonnen- 
blumen, in  Stengeln  und  Wurzeln  von  Klee. 

A.  atra  Meig.  (g^raminis  Kaltb.)  Oberseitige  Platzminen  in  Blättern 
von  Getreide  und  Gräsern,  meistens  an  der  Blattspitze  beginnend. 
Puppe  in  der  Mine  oder  im  Boden.  Hollrung^)  beobachtete,  dal's 
stark  vom  Roste  befallene  Weizenpfianzen  verschont  blieben.  Parasit: 
Derostenus    chriisostotims.    —    Auch    in    Iris    pseudacorus  ^). 

A.  carbonapia  Zett.  Platzminen  in  Klee.  Ferner  verursachen  die 
Larven  „Markflecke"  in  verschiedenen  Bäumen,  vorwiegend  in  Rot - 
erlen,  Weiden  und  Birken,  aber  auch  in  Vogelbeeren,  Hasel,  Pirus- 
und  Prunus  -  Arten '^). 

A.   Ironlalis  Meig.     Hopfen-Minierfliegre^).     Bräunliche,   rasch 
breiter  werdende  Minen  an  der  Oberseite  von  Hopfenblättern;    sie   be 
ginnen    an    einer   Spitze ,    laufen    eine   Rippe    entlang   zur   Mittelrippe, 
dann   wieder   eine    Seitenrippe    entlang   und   enden   in   grofsem  Fleck: 
Juni,  Juli.     Puppe  in  Erde. 

A.  iraeos  Dur.'').  Minen  in  Blättern  und  Scheiden  von  Iris- Arten, 
mit  Ausnahme  von  I.  germanica,  in  Sydenham  in  England. 

A.  (Napomyia)  lateralis  Macq.  Minen  in  Blättern  von  Chry- 
santhemum'')-, in  Rufsland  bis  6  cm  lange  Minen  in  Blättern  von  Ge- 
treide und  anderen  Gräsern^). 

A.  maupa  Meig.  Nach  Sajö  ^)  Minen  unter  der  Oberhaut  von 
Spargelstengeln;  in  Zentral-Ungarn  sehr  verbreitet  (siehe  auch  Ä. 
simplexl). 

A.  nigripes  Meig.  Anfangs  fein  geschlängelte,  dann  fleckenartig 
sich  über  den  gröfsten  Teil  des  Blattes  erweiternde  Minen  in  Schilf- 
rohr^''); auch  in  Medicago  sativa^^).  Puppe  in  Erde.  Parasit:  Ba- 
cnusa  tristis. 

A.  phaseoli  Coq.^^).  Minen  in  Stengeln  und  Blättern  von  Pha- 
seolus- Arten,  Australien;  sehr  schädlich. 

A.  setiLneri  Gir.  Die  hellgrünliche  Larve  verursacht  glatte,  ein- 
seitige ,  knotige  Anschwellungen  durch  Wucherung  des  Holzkörpers 
an  jungen  Zweigen   von  Weiden   und  Pappeln.     Larven   in  Kammern. 

A.  seutellata  Fall.  Larven  2  mm  lang,  gelb,  in  sehr  schmalen, 
geschlängelten ,  oberseitigen  Minen  in  Ackerbohnen  und  Vogelwicken : 
sie  sollen  auch  das  Herz  junger  Haferpflänzchen  ausfressen.  Puppe  in 
der  Erde. 

1)  Webster  and  Mai.t.y,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  '20,  N.  S.,  1899. 
p.  72-78. 

2)  Deutsche  landw.  Presse,  Jahrg.  31,  1904,  S.  487—488,  12  Figg. 

3)  Kalte.xbach,  Verh.  nat.  Ver.  preufs.  Eheinlde.,  Jahrg.  19,  1862,  S.  61. 

*)  Nielsen,  Zool.  Anz.  Bd.  29,  1905.  S.  221—222;  Zool.  Jahrbb.,  Abt.  Sj^stem.. 
Bd.  28,  1906,  S.  725-788,  1  Taf.  —  v.  Tübeuf,  Nat.  Zeitschr.  Forst-  Landwirtsch. 
Bd.  6,  1908,  S.  235—241,  4  Fig.,  führt  sie  auf  Tipuliden-Larven  zurück. 

'')  ZiKNcuEBi,,  Feinde  des  Hopfens.     Berlin  1902,  S.  47—48,  Fig.  24. 

6)  Theobald,  Report  1906/1907,  p.  129. 

^)  Theobald,  2d  Rep.,  London  1904,  p.  159.  —  Cot.linge,  Rep.  1905,  p.  40,  fig.  22. 

^)  LiNDEMAN,  Bull.  Sog.  Imp    Natur.     Moscou  1886,  p.  9 — 14,  Fig. 

9)  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  1,  1896,  S.  597—598.  —  Pkomeiiieus,  Bd.  18,  1902, 
S.  404. 

•0)  GouiiEAu,  Ann.  Soc.  ent.  France  (2)  T.  4,  1846,  p.  227—280,  PI.  8,  IIL  No.  2. 
fig.  10—17.  —  Naturaliste  (2),  T.  80,  1908,  p.  219—220. 

11)  S.  Kirchner,  Krank,  u.  Beschäd.  usw.,  2.  Aufl.,  Stuttgart  1906,  S.  213. 

12)  CoQuiLLETT,  Proc.  Linn.  Soc.  N.S.Wales  Vol.  24,  1899,  p.  128  -129.  —  Feoggatt, 
Austral.  Insects,  p.  309,  fig.  149. 


Drosophiliden. 


407 


A.  Simplex Loew-V)  (Fig.  252).  Nordamerika,  Europa.  Larve  5  mm 
lang,  milchweils,  in  Minengängen  unter  der  Oberhaut  von  Spargelstengeln, 
nahe  über  der  Erde  beginnend,  bis  7 — 8  Zoll  in  diese  hineindringend : 
nicht  selten  werden  durch  mehrere  Gänge  die  Stengel  völlig  geringelt. 
Puppe  in  der  Mine.     Parasit  (in  Frankreich):  Bacmisa  Rondanii  Giard. 


Pig.  252.     Agromyza  simplex  (nach  Chittenden).     a  Larve  von  der  Seite,     b  Brust- 

stigma.    c  Analstigmen,    d  Puppe  von  der  Seite,    e  Puppe  von  oben,    f  Stück  eines 

Spargelstengels  mit  Beschädigungen  und  blofsgelegten  Puppen,     g  Fliege. 

a-e,  g  vergröfserfc.     /"verkleinert. 

Gegenmittel:  im  Frühjahre  einige  Spargel  als  Fangpflanzen  schieisen 
lassen  und  sie  im  Juni,  wenn  alle  Larven  verpuppt  sind,  vernichten 
(siehe  auch  Ä.  n/aura!). 

A.  sojae  Zehntn.^).  Java,  in  Blättern  der  Sojabohne,  manchmal 
sehr  schädlich. 

A.  tiliae  Couden^).  Zweiganschwellungen  an  Tilia  americana, 
Missouri. 

A.  trifolii  Burg,  (diminuta  Walk.)^).  Nordamerika;  Blattminen 
an  weifsem  Klee,  Kartoffeln,  Kohl  (auch  Stengelminen)  usw. 

Drosoi)liilideii. 

Kleine  plumpe  Fliegen  von  gelber  oder  schwarzer  Farbe.  Drittes 
Fühlerglied  länglichrund,  mit  lang  und  einzeln  befi.ederter  Borste.  Erste 
Längsader  der  Flügel  einfach  und  so  kurz ,  dafs  sie  kaum  den  dritten 
Teil  des  Vorderrandes  erreicht.  Vordere  Basalzelle  mit  Diskoidalzelle 
verschmolzen.  Randader  bis  zur  vierten  Längsader  reichend.  Flügel- 
schüppchen  fehlen.  —  Larven  recht  verschieden  gestaltet.  Die  uns 
angehenden  meist  walzig,  kegelig;  Schlundgerüst  gabelig.  Vorderstigmen 
becherförmig  mit  fünfiingerigem  Rande,  letzter  Ring  seitlich  mit  je 
zwei  konischen  Fortsätzen;  hinten  in  Atemröhre  verlängert,  die  zwei 
Tracheen  einschliefst,  deren  Ende  als  kurzes  zweites  Glied  verschiebbar 
ist  und  Randhaare  um  die  Stigmen  trägt. 


1)  SiRRiNE,    New  York    agr.  Exp.  Stat.   Geneva,    Bull.   189,   1900,  p.   277—282, 
5  figs.  —  Giard,  Bull.  Soc.  ent.  France  1904,  p.  179—181.  —  Lesne,  ibid.  1905,  p.  14. 

—  Chittenden,   U.  S.   Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  66,  Pt.  I,  1907,  p.  1—5,  2  figs. 

2)  Koningsbergei!,  Meded.  Dept.  Landboviw  Buitenzorg,  Nr.  6,  1908,  p.  26. 
•)  Proc.  ent.  Soc.  Washington  Vol.  9,  1908,  p.  34—36,  figs. 

*)  BuRGESs  &  CoMSTocK,  Eep.    1879,  p.  200—201  (hier   Oscinis  trifolii  genannt). 

—  CoQuir.LErT,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  10,  N.  S,  1898,   p.  78.  —  Chittenden, 
ibid.  Bull.  33,  1902,  p.  77. 


408 


Dipteren,  Zweiflügler. 


Der    Lebensweise 
Gruppen    einteilen:    1. 


nach    können    wir    die    Drosophiliden    in    drei 
in   solche,    deren  Larven   in  gärenden  Frucht- 
säften leben,  aber  auch  überreife,  besonders  verletzte  Früchte  angehen : 
Drosophila  lünebris  F.,  die  Essigfliege  ^ ;  Dr.  ampelophila  Loew)^-, 

obseura  Fall.^);  2.  in 
solche,  die  in  Pilzen  leben 
(Leucopheiiga  maeulata 
L,  Duf.) ;  3,  in  solche, 
deren  Larven  minieren : 

Scaptomyza  adusta 
Loew^).  Oberseitige  Blatt- 
minen Ende  August  in 
Cruciferen,  Amerika.  Flie- 
gen im  Dezember. 

Sc.  üaveola  Meig.*) 
(Fig.  253).  Desgleichen, 
Europa ,  Amerika.  Zwei 
Brüten.  Parasiten:  Cera- 
phron  n/'ger  Gurt.,  Misco- 
gaster   cinctipes  Walk. 

Sc.  graminum  Fall.^). 
Europa ,  Amerika ,  ober- 
oder  unterseitige,  geschlän- 
,  Radieschen),    Schmetter- 


Fig.  253.     Scaptomyza  flaveola  (nach  Chittkndkn) 

a  Larve,    b  Puppe,    c  Fliege,    d  Fühler  derselben. 

e  Minen,     (a — d  vergröfsert,  e  nat.  Gröfse). 


gelte,  in  Blase  endende  Minen  in  Kreuz- 
lingsblütlern  (Erbsen,  "Wundklee)  usw. 


(Kohl 


Fig.  254.     Hydrellia    gri- 

seola  (nach  Stein)  a  Fliege. 

h  Fühler. 


Hydrellinen. 

Hydrellia  Rob.  Desv. 

Sehr  klein,  meist  grau;  Augen  behaart; 
zweites  Fühlerglied  nicht  bedornt,  Fühlerborste 
auf  Oberseite  lang  gekämmt.  Flügel  länger  als 
Hinterleib;  erste  Längsader  einfach,  hintere 
Querader  vom  Flügelrande  entfernt.  Anal-  und 
hintere  Basalzelle  fehlen.  Larven  minieren  in 
Blättern. 

H.  griseola  Fall.^)  (Fig.  254).  Erzbraun, 
dicht  grau  bestäubt;  Untergesicht  und  Taster 
gelb.  Fülller  schwarz,  Stirne  und  Rüssel  braun. 
Der  zweite  Abschnitt  der  Randader  doppelt 
so  lang  wie  der  dritte.  2,75  mm  lang.  —  Larven 
glasartig,  2  mm  lang,  drei  Brüten ;  minieren  in 


»)  Cai'us,  Rev.  Viticult.  T.  12,  1899,  p.  694  ff.;  Ausz.:  Centralbl.  Bakt.  Parasiten- 
kunde II,  Bd.  6,  S.  265—266  (an  Trauben). 

2)  FoKHEs,  Trans.  lUin.  St.  hört.  Soc.  1884  (an  Trauben).  —  Austen,  Ent.  month. 
Mag.  Vol.  41  (2.  S.  16),  1905,  p.  276—278  (an  Trauben  in  Warmhäusern;  soll  iden- 
tisch sein  mit  Dr.  melanogaster  Meig.);  Van  Dine,  Rep.  Hawaii  Exp.  Stat.  1907, 
p.  44  (an  Ananas).  —  Saundeus,  Insects  injurious  to  fruits.  Philadelphia  1892,  2^  ed. 
p.  1:37 — 138,  fig.  144  (in  Äpfeln).  —  Marteei.i,  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Vol.  4, 
1910,  p.  163—178,  figs.  1—6. 

3)  Fkoggatt,  Austral.  Insects,  p.  306  (an  Tomaten). 

*)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  N.  S.,  1903,  p.  75—77, 
fig.    17. 

5)  Stein,  Berlin,  ent.  Zeitschr.  Bd.  11,  1867,  S.  395—397,  Taf.  3,  Fig.  7—10.  — 
ScHöYEN.  Beretn.  over  1897,  und  spätere  Berichte. 


H3'drellmeii.     Osciniden.  4()^ 

Blättern  von  Gerste,  Hafer,  Gräsern  usw.,  in  jungen  und  alten  Pflanzen. 
Zuerst  erhalten  die  Blätter  gelbe  Flecke,  später  werden  sie  entfärbt, 
zuletzt  sterben  sie  ganz  ab.  Die  Sommerbrut  ist  die  schädlichste ,  da 
sie  die  Ähren  zum  Verkümmern  bringt.  Kopfdünger  mit  Chilesal- 
peter usw.  kräftigt  die  jungen  Pflanzen.  Mit  Fellen  überzogene  Holz- 
stäbe,  in  die  junge  Saat  gestellt,  locken  nach  Schöyen  die  Fliegen  zur 
Eiablage  an. 

H.  ranuneuli  Hall.\).  Die  Maden  fügten  1903  der  Brunnenkresse 
in  Mereville  grofsen  Schaden  zu,  indem  sie  in  deren  Stengeln  minierten, 
so  dafs  die  Pflanzen  abstarben. 

Osciniden. 

Crassiseta  v.  Ros, 

Flügel  sehr  kurz;  Randader  geht  bis  zur  vierten  Längsader;  auf 
drittem  Fühlerglied  eine  dicke,  auffallende  Borste. 

C.  (Elaehiptera)  eornuta  Fall.  Glänzend  schwarz;  zwei  breite 
graue  Längsstreifen  auf  Brust;  Kopf  rötlichgelb  mit  groi'sem,  schwarzem, 
dreieckigem  Fleck  auf  Scheitel.  Fühler  rötlichgelb,  Borste  bräunlich- 
schwarz; Beine  gelb,  Füfse  dunkler,  3  mm  lang.  Von  Caki'ENTER^)  aus 
an  der  Basis  angeschwollenen  Gerstenpflanzen  gezogen ;  Halme  zer- 
fressen; Puppe  in  der  Scheide.     Zwei  Brüten. 

Lipara  Meig.^). 

Düster  gefärbt,  plump.  Flügelrand ader  reicht  bis  zur  vierten  Längs- 
ader. Larven  verursachen  Gallen  in  Schilfstengeln.  Hierbei  werden 
die  zwölf  bis  fünfzehn  obersten  Internodien  von  der  durch  die 
Vegetationsspitze  eindringenden  und  abwärts  bohrenden  Larve  ausge- 
fressen, so  dafs  sie  im  Wachstum  aufhören,  verkürzt  sind.  Auch  die 
Blattscheiden  und  -Spreiten  sind  verkürzt ,  letztere  stark  verdickt. 
Larve  in  einer  Höhlung  in  den  Internodien. 

L.  lucens  Meig.^).  Schwarz.  Rückenschild  fast  bucklig  gewölbt, 
dicht  anliegend  filzartig,  lichter  behaart.  Knie  gelb.  Galle  spindelförmig, 
bis  15  cm  lang,  die  Höhlung  in  den  Internodien  2 — 3  mm  weit,  50 
bis  80  mm  lang,  ihre  Wand  verholzt.  Larve  von  Juni  bis  April ;  Puppe : 
April  und  Mai,  Fliege  im  Mai  und  Juni.  Parasiten:  Pteromalus  liparae 
Gir.  (zerstört  bis  zu  75  ^lo  der  Larven) ,  Polemon  liparae  Gir. ,  Pimpla 
detrita  Holmgr. 

Bei  L.  similis  Schin.  ist  die  Wand  der  Internodien  nicht  verholzt, 
bei  L.  rufltarsis  H.  Loew  die  Form  der  Galle  zylindrisch. 

Oscinis  Latr. 

Klein;  schwarz.  Untergesicht  fast  senkrecht,  am  Mundrande  nicht 
vortretend.  Rand  ader  reicht  bis  zur  Mündung  der  vierten  Längsader. 
Larven  in  Halmen  von  Gräsern. 

1)  Marchat.,  Bull.  Soc.  ent.  France  1903,  p.  236-237,  3  Figs. 
")  Econ.  Proceed.  R.  Dublin  Soc.  Vol.  1,  1907,  p.  423-425,  fig.  2. 
•)  GiRAUD,  Verh.  zool.  bot.  Ges.     Wien,  Bd.  13,  1863,  S.  1251—1258. 
*)  Wagner,  W.,  Verb.  Ver.  nat.  Unterhalt.    Hamburg,  Bd.  13,  1907,  S.  120—185, 
10  Figg. 


410  Dipteren,  Zweiflügler. 

O.  frit  L.,  Fritflieg-e  ^).  Glänzend  schwarz,  metalliscli  schimmernd. 
Fühlerborste  durch  dichte  Flaumhaare  weifs  schimmernd.  Fülse  und 
Schwinger  gelblich;  2 — 3  mm  lang.  Made  weil'slich,  querringelig, 
2 — 4  mm  lang.  Puppe  walzig,  hellbraun,  matt  glänzend,  vorn  spitzer,  mit 
dunklem,  sternartigem  Fleckchen;  Hinterende  gestutzt,  stärker,  quer- 
rissig, mit  zwei  stumpfen  Stigmenträgern,  2  mm  lang. 

O.  pusilla  Meig.M-  Ebenso,  nur  kleiner  und  mit  gelben  Schienen; 
Hinterschienen  in  der  Mitte  schwarz. 

Die  sehr  lebhaften,  mehr  hüpfenden  und  tanzenden  Fliegen  treten  in 
drei  Braten  auf.  Die  erste,  von  Ende  April  an,  legt  ihre  rötlichen  Eier 
(bis  zu  70)  einzeln  an  die  Blattunterseiten  der  Winter-  oder  jungen  Sommer- 
saat, besonders  von  Gerste  und  Hafer,  Die  bald  auskriechende  Larve 
bohrt  sich  ins  Herz  der  Pflanze,  bis  zum  AVurzelhalse,  vernichtet  den 
Sprofsgipfel,  nachdem  sie  vorher  die  ihn  umgebenden  Blättchen  an  der 
Basis  zernagt  hat,  Ist  die  Pflanze  schon  bestockt,  so  färben  sich  die 
Blätter  gelb  oder  rot,  wie  vom  Rost  befallen;  Halm  und  Scheide  bleiben 
grün;  das  Herzblatt  welkt,  wird  fadendünn,  weich  und  läfst  sich  leicht 
herausziehen;  der  Halm  entwickelt  am  Grunde  neue  Triebknospen,  so 
dafs  dieser  manchmal  zwiebelartig  anschwillt,  wie  beim  Befall  durch 
das  Stockälchen,  Bei  günstiger  Witterung  können  sich  die  Nebentriebe 
entwickeln,  bei  ungünstiger  (grofser  Trockenheit)  sterben  die  Pflanzen 
ab  oder  bleiben  so  schwächlich,  dafs  sie  keine  normale  Ähre  bilden 
können.  Anfangs  Juni  findet  sich  die  Puppe  unten  zwischen  Blatt- 
scheiden und  Halm.  Nach  acht  bis  zehn  Tagen  erscheint  die  Fliege 
der  zweiten  Brut,  die  in  Mitteleuropa  vorwiegend  Wiesengräser,  in 
Schweden  und  zum  Teil  auch  in  England  aber  die  Gersten-,  seltener 
die  Haferähren ^),  bzw.  Rispen  befällt,  wo  die  Larve  im  Juli  die  noch 
weichen  Körner  aussaugt.  Hatten  die  Ähren  noch  nicht  die  Scheide 
verlassen,  so  fand  die  Eiablage  an  die  kleineren  Nebentriebe  statt,  in 
denen  die  Made  wie  die  der  ersten  Brut  haust.  Schon  nach  drei 
Wochen  ist  sie  reif.  Im  August  legt  die  Fliege  der  dritten  Brut 
ihre  Eier  an  die  Wintersaaten  (Roggen,  Weizen)  und  die  Ausfall- 
pflanzen, Hier  frifst  die  Made  wieder  wie  die  der  ersten  Brut,  so  dafs 
bei  starkem  Befalle  im  Frühjahre  braune  Stellen  auf  den  Feldern  ihre 
Tätigkeit  verraten.  Die  Verpuppung  findet  erst  im  Frühjahre ,  Anfang- 
April,  statt, 

Vorbeugung  und  Bekämpfung.  Die  Herbstsaat  möglichst 
spät  bestellen,  durch  Kopfdüngung  mit  Chilisalpeter  zu  schnellem 
Wachstum  anregen;  Remek'^)  fand  noch  am  7.  Oktober  frisch  abgelegte 
Eier,  Die  Fliegen  der  dritten  Brut  legen  dann  ihre  Eier  an  Aus- 
fallpflanzen und  Wiesengräser.  Im  Frühjahr  ist  umgekehrt  die  Be- 
stellung möglichst  früh  vorzunehmen ,   damit   die  Pflanzen   schon  recht 


1)  AuRiviLi.ius,  Ent.  Tidskr.  Arg.  13,  1892,  p.  209—244.  —  Rörig,  Ber.  pliysiol. 
Labor.  V^ersuchsanst.  landw.  Inst.  Halle,  Heft  10,  1893,  33  S.,  2  Tai  —  Ritzkma  Bos, 
Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  223—225.  —  Wauburtox,  Rep.  1900,  p.  8.  — 
Rurig,  Biol.  Abt.  Land-  n.  Forstwiss.  Kais.  Gesundheitsamt,  Flugbl.  9,  1901.  — 
Rehberg,  Schrift,  nat.  Ges.  Danzig,  N.  F.  Bd.  10,  Hft.  4,  1902,  S.  72-74,  Fig.  4.  — 
Jungner,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  14,  1904,  S.  329.  —  Tueühald,  Rep.  1905/1906, 
p.  66—68.  —  Mac  D-iigai.t.,  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  14,  1907,  p.  293-300; 
Leaflet  .  .  .  Nr.  202,  4  pp.,  4  figs.  —  Eine  kolorierte  Tafel  der  Unterschiede  der 
Puppen  der  wichtigsten  Getreidefliegen  enthält  Hft.  1  der  Mitt.  Kais.  Wilh.-Inst.  Brom- 
berg Bd.  1,  1910. 

^)     Dies  nach  E.  Taschesberg  auch  in  Böhmen  von  Haberlandt  beobachtet. 

3)    Deutsche  landw.  Presse,  Jahrg.  19,  1902,  Nr.  24. 


Osciniden.  4|;[ 

kräftig  sind,  wenn  die  Frühjahrsbrut  sie  befällt.  Ist  Sommersaat  sehr 
stark  befallen,  dann  mufs  sofort  nach  der  Ernte  die  Stoppel  gestürzt 
werden,  damit  die  Ausfallpfianzen  rasch  kommen  als  Fangpflanzen  für 
die  Herbstbrut;  sie  sind  dann  Mitte  September  unterzupflügen.  Ist  die 
Wintersaat  sehr  stark  befallen,  so  mufs  sie  im  Frühjahr  tief  (10  cm) 
untergepflügt  werden ,  damit  die  Fliegen  nicht  auskriechen  können. 
Zwischen  den  Getreidefeldern  sind  möglichst  solche  mit  anderen  Feld- 
früchten  zu  bebauen. 

Normalerweise  finden  sich  die  Fritfliegen  fast  überall  ganz  gemein 
auf  Wiesengräsern ;  nur  bei  stärkerer  Vermehrung  gehen  sie  in  solchen 
Mengen  auf  das  Getreide,  auch  Mais,  über,  dafs  sie  hier  schaden. 

O.  eolfeae  Koningsberger  ^).  Auf  Java  ganz  allgemein  in  Kaffee- 
pflanzungen; Larve  miniert  Gänge  in  den  Blättern,  die  sehr  in  die 
Augen  fallen,  aber  kaum  merkbaren  Schaden  verursachen. 

O.  theae  Bigot^).  Gemeinstes  Tee -Insekt  in  Indien  und  Ceylon. 
Die  Fliege  legt  ihre  Eier  besonders  an  vorjährige  Blätter,  in  denen 
die  Larve  zuerst  grofse  Platzminen  auf  der  Oberseite  frifst,  dann  einen 
schmalen  Gang  nach  dem  Blattrande ,  wo  sie  sich  verpuppt.  Nur 
lokal  ernstlich  schädlich. 

O.  earbonarla  Loew  (variabilis  Loew)  und  soror  Macq.  leben  in 
Amerika^)  fast  ebenso  wie  die  europäischen  Fritfliegen  in  Halmen  von 
Getreide  und  Gräsern,  erstere  fast  ausschliefslich  in  Weizen.  Die 
Larven  letzterer  wurden  aber  auch  in  Erdbeerpflanzen  gefunden,  in 
Samenkapseln  von  Vernonia  noveboracensis  und  in  Wurzeln  von  Gurken. 

Siphonella  Macq. 

Schwarz  oder  rostgelb.  Untergesicht  vorgezogen,  am  Mundrande 
aufgeworfen;  sonst  wie  Oscinis. 

S.(Chlorops)pumilionisBjerk.^).  Kornfliegre,  Aufkäufer.  Gelb; 
Brustrücken  mit  drei  breiten,  schwarzen  Längsstriemen.  Hinterleib 
oben  mit  brauner  Mittellinie  und  vier  breiten ,  braunen  Querbinden ; 
Rüssel  sehr  lang  und  dünn,  mit  knieartig  zurückgeschlagenen  schmalen, 
langen  Saugflächen.  Taster,  Fühler  und  Beine  gelb.  3 — 4  mm  lang.  — 
Larve  (5 — 7  mm  lang,  glänzend  gelbweifs.  In  Skandinavien  in  Korn- 
pflanzen. Die  Larve  frifst  seitlich  eine  Längsfurche  in  die  junge  Ähre 
und  den  Halm;  die  Pflanze  bleibt  im  Wachstum  zurück,  die  Ähre  in 
der  Scheide  stecken.  Die  Herbstbrut  in  der  Wintersaat.  In  Schweden 
einer  der  gefährlichsten  Kornfeinde,  der  1883 — 1884  in  Gotland  für 
2  Mill.  Kr.  Verlust  erzeugte.     Auch  in  Frankreich^)  beobachtet. 

Camarota  flavitarsis  Meig.  (eerealis  Rond.)*^).  Blauschwarz; 
Untergesicht  weifs;  2,5  mm  lang.  Larve  und  Puppe  je  mit  zwei 
grofsen  Stigmenhöckern  am  Hinterende.  Larve  normalerweise  in  Halmen 


1)  Meded.  'sLands  Plantentuin  20,  1897,  p.  25— ;:i6,  PL  3  fig.  1,  PI.  6  fig.  5.  - 
Nach  dE  Meijkue  (Tijdskr.  Ent.,  D.  41,  1908,  p.  176)  eine  Agromvzine. 

2)  Watt  &  Mann,  Pests  and  Blights  of  Tea  plant.  Calcutta  1908,  2<1  ed., 
p.  238—239,  fig.  27. 

3)  Webster,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Eut.,  Bull.  42,  N.  S.,  1903,  p.  51—62, 
iig-  15. 

*)  LAMPA,_Ent.  Tidskr.  Agr.  13,  1892,  p.  257—274,  1  Taf.,  4  figs.  —  Schüyen  (ver- 
schiedene Berichte). 

6)  AuDouiN,  Bull.  Soc.  ent.  France  1839,  p.  XIH-XIV. 

6)  Maechal,  P.,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  T.  119,  1894,  p.  496-499;  Ausz.:  Zeitschr. 
Pflanzenkr.  Bd.  5,  S.  109.  —  Mik,  Wien.  ent.  Ztg.  Bd.  15,  1896,  S.  247. 


412  Dipteren.  Zweiflügler. 

von  "Wiesengräsern.  Mitte  der  neunziger  Jahre  des  vorigen  Jahr- 
hunderts wiederholt  in  Frankreich  (Dept.  Haute- Garonne)  recht  schäd- 
lich an  Weizen.  Die  Larve  bohrt  sich  in  die  Halmspitzen  und 
dann  nach  unten  bis  zum  ersten  Knoten-,  hier  dreht  sie  sich  um  und 
verpuppt  sich.  Die  Halme  wurden  nicht  über  30  cm  hoch  und  ent- 
wickelten keine  Ähre.     Fliegen  Ende  Juli,  Anfang  August. 

Chlorops  Meig. 

Handader  reicht  bis  zur  dritten  Längsader.  Drittes  Fühlergiied 
rund.  Rückenschild  meist  schwarz  und  gelb  gestreift.  Klein  bis  sehr 
klein.  Flügel  kurz.  Anal-  und  hintere  Basalzelle  fehlen.  Larven  in 
Grashalmen. 

Chi.  lineata  F.').  Gelblich;  Rücken  schwarz  mit  gelben  Längs- 
streifen; Hinterleib  schwarz,  After  gelb;  Fühler  gelb;  3  mm  lang.  Die 
Fliegen  legen  ihre  Eier  Ende  JVl ai,  anfangs  Juni  einzeln  an  junge  Ge- 
treidepflanzen, unterhalb  der  Ähre.  Die  nach  14  Tagen  ausschlüpfende 
Larve  nagt  dicht  unter  dieser  einen  kurzen  Gang  in  den  Halm;  hier 
auch  die  Puppe.  Im  September  belegt  die  zweite  Fliegenbrut  die 
Wintersaat  mit  ihren  Eiern.  Die  befallenen  Pflanzen  erreichen  nur 
halbe  normale  Höhe,  bleiben  grün,  wenn  die  anderen  schon  gelb 
^verden  und  entwickeln  nur  eine  kleine,  von  breiten  Blättern  umhüllte 
Ähre  mit  dünnen  Körnern.  Die  Wintersaatpflanzen  sterben  dicht  über 
der  Erde  ab  und  brechen  hier  um. 

Ch.  taeniopus  Meig.  Halmflieg-e.  Gelb;  Fühler,  Stirndreieck, 
drei  Längsstriemen  auf  Brust,  vier  Querbänder  auf  Hinterleib  schwarz ; 
3 — 4  mm  lang.  Made  gelbweifs,  5 — 7  mm  lang;  Nagehaken  sehr  un- 
scheinbar; Stigmenträger  am  Hinterende  als  zwei  hervorragende  vveifse 
Punkte  sichtbar.  Puppe  gelbbraun.  Mittel-  und  Nordeuropa,  Sizilien, 
Sibirien,  Ohio.  —  Die  erste  Brut  fliegt  Mitte  Mai;  sie  legt  die  Eier 
einzeln  oder  zu  zweien  an  die  Basis  der  Oberseite  eines  Blattes  von 
Weizen,  aber  auch  von  Roggen,  Gerste  und  Wiesengräsern;  die  Ähre 
mufs  noch  im  Halme  oder  zwischen  der  Blattscheide  stecken.  Die 
Larve  dringt  nach  innen,  saugt  vom  Grunde  der  Ähre  an  abwärts  am 
jungen  Halme,  so  dafs  an  diesem  eine  mifsfarbige  Furche  bis  zu 
90  mm  Länge,  zuerst  ganz  oberflächlich,  später  tiefer,  mit  wallartig 
verdickten  Rändern  entsteht.  Der  Halm  schwillt  an,  wächst  nicht;  die 
Ähre  bleibt  in  der  verdickten  Scheide  stecken,  wird  taub  oder  bringt 
nur  dürftige  Körner  zur  Reife:  Gicht  oder  Podagra  des  Getreides. 
Ende  Juni  und  im  Juli  verpuppt  sich  die  Made  unten  an  der  Frais- 
stelle,  über  dem  obersten  Halmknoten.  Die  von  August  an  fliegende 
zweite  Brut  legt  ihre  Eier  an  die  Blätter  der  Wintersaat  oder  von 
Wildgräsern ;  hier  dringt  die  Larve  bis  zum  Wurzelhalse  vor ,  wo  sie 
überwintert,  ohne  bis  jetzt  merkbar  geschadet  zu  haben.  Im  Frühjahr 
aber  schwellen  die  befallenen  Triebe  an  der  Basis  zwiebelartig  an,  die 
Blätter  werden  breiter;  schliefslich  sterben  sie  ab.  Die  nicht  ange- 
gangenen Teile  wachsen  indes  normal  empor  und  verdecken  jene,  so 
dafs  der  Schaden  nicht  sehr  sichtbar  ist. 

Gegenmittel:  Zeitige  Aussaat  der  Sommenmg,  später  der  Winterung, 
Vermeidung  ersterer  da,  wo  Epidemien  herrschen.  Bespelzter  und 
Banater  Weizen  erwiesen  sich  widerstandsfähiger  als  nackter. 


1)  NoEL,   Le  Naturaliste    1904,   p.   190—191.     Ausz.:   Nat.  Wochenschr.    Bd.  19 
(N.  F.  3),  S.  888.  —  NoEi.s  Beschreibung  weicht  ziemlich  von  der  von  Schinkr  ab. 


Psiliden.  413 

Einen  ganz  eigenartigen  Befall  der  Sommerung  beschreibt  "Wahl  ^). 
Das  Wachstum  der  Pflanzen  wurde  so  unterdrückt,  dais  die  Halmknoten 
dicht  aneinander  rückten.  Mehrere  Male  waren  die  beiden  obersten 
Knoten  miteinander  verschmolzen,  einige  Male  sogar  sämtliche,  so  dafs 
1  cm  über  der  Wurzel  ein  Knoten  sais ,  mit  vier  Halmscheiden.  In 
allen  diesen  Fällen  war  dann  auch  die  Ähre  bis  oben  hin  benagt,  da 
die  kurzen  Halmteile  den  Larven  nicht  genügend  Nahrung  geboten  hatten. 

Meromyza  Meig. 

Klein,  gelblich,  schlank.  Untergesicht  zurückweichend;  Mundrand 
ohne  Knebelborsten.  Drittes  Fühlerglied  rundlich,  flachgedrückt,  Borste 
nackt.  Hinterschenkel  stark  verdickt.  Vorderrandader  bis  zur  dritten 
Längsader  reichend;  Anal-  und  hintere  Basalzelle  fehlend. 

M.  americana  Fitch.  The  grealer  Wheat  Stem-mag-got^). 
Li  ganz  Nordamerika,  von  Mexiko  bis  Canada;  überall  massenhaft  in 
Gräsern ,  besonders  auf  den  Prärien ;  befällt  namentlich  den  Weizen, 
aber  auch  Hafer  und  Gerste.  Drei  Brüten,  die  sich  in  Lebensweise 
und  Schaden  verhalten  wie  bei  den  anderen  Gattungen.  Sie  sind  sehr 
wählerisch  zwischen  den  einzelnen  Grasarten  und  den  Weizensorten. 
Parasiten:   Coelinhis  nieronnj^ae  Forb.,  Fedituloides  ventricosus  Newp. 

Psiliden. 

Mundrand  ohne  Knebelborsten.  Hinterleib  fünf-  bis  sechsringelig, 
ziemlich  lang  und  schmal.  Flügel  grofs;  Anal-  und  hintere  Basalzelle 
vorhanden. 

Psila  Meig. 

Fühler  kürzer  als  Untergesicht;  dieses  zurückweichend.  Flügel- 
vorderrand nicht  unterbrochen.  Afterzelle  ungefähr  so  lang  wie  hintere 
Grund  zelle. 

Ps.   rosae  F.  (nlgrieornis  Meig.).     Möhrenflieg-e,   Rust   fly.^) 

(Fig.  255).  Glänzend  schwarz,  durch  zarte  Flaum- 
haare grau  schimmernd.  Kopf,  Beine,  Fühler 
rotgelb,  Stirne  mit  Längseindrücken;  4,5  mm 
lang.  —  Made  pergamentartig,  glänzend  bleich- 
gelb ;  Vorderende  zugespitzt  mit  zwei  gleichen 
Nagehaken;  Hinterende  gerundet,  flach,  un- 
eben ,  mit  schwarzen  Stigmenträgern.  —  Aus 
tief  in  der  Erde  überwinterten  Puppen  kommen 
im  Frühjahre  die  Fliegen ,  die  mit  Hilfe  von 
Erdrissen  bis  zu  den  jungen  Wurzeln  von 
Möhren ,  Sellerie ,  Petersilie,  Rübsen  kriechen 
und  hier  ihre  Eier  ablegen.  Nach  etwa  acht 
Tagen  kriechen  die  Larven  aus,  die  tiefer  in 
die  Erde  eindringen  und  an  dem  zarten 
Spitzenteil    der   Rüben   ihren   Frafs    beginnen.  ^.       ^     _,  ., 

Die     Gänge     verlaufen     unregelmäfsig ,     doch     ,,ac5f C^L).^«  Ko^^von 
näher  der  Oberfläche  der   Rübe,    als  in  ihrem  der  Seite,  b  Fliege. 


')  Zeitschr.  landw.  Versuchsanst.     Österreich  1907. 

-)  Webster,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Bull.  42,  Div.  Ent.,  1908,  p.  40-51,  fig.  14. 

')  CuRTis,  Farm  Insects,  p.  404-406,  fig.  57,   PI.  N.  Fig.  1—12.  —   Carpentkr, 


414  Dipteren,  Zweiflügler. 

Innern;  die  Wände  färben  sich  rostbraun,  daher:  Eisenmadigkeit 
der  Möhren.  Die  Wurzehi  verlieren  ihre  Süi'se  und  faulen.  Die 
äufseren  Blätter  welken  zuerst,  später  auch  die  inneren.  Nach  drei 
bis  vier  Wochen  ist  die  Made  erwachsen  und  verpuppt  sich  flach 
in  der  Erde;  nach  etwa  acht  Tagen  kriecht  die  Fliege  aus.  Im 
Sommer  folgen  sich  mehrere  Brüten.  —  Vorbeugung  und  Bekämpfung: 
möglichst  Vermeiden  von  Rissen  in  der  Erde;  also  Bedecken  der 
Beete  mit  Sand,  Kalk,  Asche  usw.;  nach  dem  Ausdünnen  sofort  die 
entstandenen  Löcher  zuschlämmen.  Mit  Petroleum  oder  Karbolsäure 
getränkter  Sand,  zwischen  die  Pflanzen  gestreut,  hält  die  Fliegen  von 
der  Eiablage  ab ;  ebenso  Spritzen  mit  Petroleumemulsion  nach  der  Aus- 
saat, nach  dem  Aufgehen  und  nach  dem  Ausdünnen;  Fruchtwechsel. 
Im  Herbst  tief  imigraben,  um  die  Überwinterungspuppen  dem  Frost 
auszusetzen,  im  Frühjahre  desgleichen,  um  die  noch  überlebenden 
Puppen  möglichst  tief  in  die  Erde  zu  bringen.  Parasit :  Alysia  apii  Curt. 
Auch  nach  Nordamerika  verschleppt. 

Sepsiden. 

Flügelschüppchen  fehlend;  Flügel  kurz,  Längsader  nicht  mit  Hilf s- 
ader  verwachsen.  Anal-  und  hintere  Basalzelle  deutlich;  mit  Knebel- 
borsten am  Mundrande;  Stirne  nur  am  Scheitel  beborstet.  Hinterleib 
verlängert,  walzig,  hinten  eingebogen.     Schwarz. 

Piophila  Fall. 

Erste  Längsader  einfach;  Hinterleib  länglich  elliptisch;  Flügel 
ungefleckt. 

P.  apii  Westw.^).  Sellerleflieg-e.  Kopf  kastanienbraun,  Stirne 
in  der  Mitte  schwarz;  Untergesicht  heller,  letztes  Fühlerglied  braun, 
Fühlerborste  gelb.  Körper  fein  goldgrau  behaart.  Flügel  farblos,  gelb 
geädert;  Beine  hellrotgelb,  Füfse  schwärzlich;  4 — 5  mm  lang.  West- 
wooü  hat  die  Larven  im  Winter  und  ersten  Frühjahr  in  den  Knollen 
und  Blattstielen  von  Sellerie  gefunden,  die  Fliegen  im  Mai.  —  Über 
diese  Art  schreibt  mir  Herr  Prof.  Dr.  de  Meijere  freundlichst:  „Diese 
Art  ist  von  keinem  Dipterologen  wiedererkannt;  ich  möchte  fast  ver- 
muten, dafs  Westwood  sich  in  der  Gattung  geirrt  hat,  und  dafs  seine 
Fliege  eine  Fsila  war ;  gegen  Fs.  rosae  sprechen  nur  die  als  schwärzlich 
angegebenen  Tarsen."  Auch  von  praktischen  Entomologen  ist  die  so- 
genannte „Selleriefliege"  nie  wieder  aufgefunden;  aus  Sellerieknollen 
wurde  immer  nur  Psila  rosae  gezüchtet. 

Trypetiden'). 

Längsader  1  einfach  oder  ihr  Vorderast  nur  an  Grund  und  Spitze 
von  ihr  getrennt.    Hintere  Grund-  und  Afterzelle  deutlich ;  Schüppchen 

Rep.  1903,  p.  255-257,  fig.  5.  —  Chittenden,  ü.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  83, 
N.  S.,  p.  26-31,  80,  Fig.  0. 

1)  Westwood,  Gard.  Chron.  1848,  p.  332. 

2)  LoEW,  H.,  Die  europäischen  Bohrfliegen  (Trj^petiden)  erläutert  durch  photo- 
graphische Flügelabbildungen.  Wien  1862,  fol.  182  pp.,  26  Taf.  —  Froggatt,  W .  W., 
Official  Report  on  Fruit  fly  and  other  pests  in  various  Countnes.  1907—1908. 
N.S.Wales,  Dept.  Agric.  1909.    8°,  116  pp.,  Pls. 


Sepsideii.     Trypetiden.  4]^5 

fehlend  oder  verkümmert.  Kein  Knebelbart ;  Stirne  beborstet.  Hinter- 
leib kugelig,  vier-  bis  fünf  ringelig.  Erstes  Hinterfufsglied  länger  als 
zweites;  Legebohrer  lang,  gegliedert. 

Dacus  ^)  Meig. 

Klein,  braun  und  gelb.  Längsader  1  einfach;  Analzelle  unten  weit 
und  zipfelig  ausgezogen. 

D.  oleae  Rossi.  Mosea  della  oliva ,  Mosea  olearia^i.  Brust- 
rücken graulich  mit  kleinem  gelben  Kreuze  ;  Hinterleib  schwärzlich  mit 
gelbem  Längsbande;  Beine  und  Flügeladem  gelb;  4—5  mm  lang.  — 
Die  aus  den  überwinterten  Puppen  ausgeschlüpfte  erste  Fliegenbrut 
legt  je  ein  bis  vier ,  im  ganzen  300  Eier  im  Juli  in  junge ,  ge- 
sunde Olivenfrüchte ,  wobei  sie  kultivierte  Sorten  bevorzugt.  Die 
nach  einigen  Tagen  auskriechende  Made  bohrt  sich  in  die  Frucht  und 
verzehrt  deren  Fleisch;  bei  trockenem  Wetter  vertrocknen,  bei  nassem 
faulen  die  angegangenen  Früchte.  Nach  etwa  zwei  Wochen  ist  die 
Larve  erwachsen  und  geht  zur  Verpuppung  in  die  Erde;  nach  weiteren 
acht  Tagen  beginnt  die  zweite  Brut  zu  fliegen,  der  bei  günstigem 
Wetter  noch  eine  dritte  mid  vierte  folgen  können;  die  Puppen  der 
letzten  überwintern,  zumeist  in  den  befallenen  Früchten. 

Die  seither  üblichen  Bekämpfungsmafsregeln  waren:  frühzeitiges 
Absammeln  und  sofortiges  Pressen  der  befallenen  Früchte ;  den  Boden 
mit  Asche  oder  Kalk  dirrchsetzen,  mit  Petroleum  getränkte  wollene 
Lappen  untergraben,  zur  Vernichtung  der  Puppen;  Eintreiben  von 
Geflügel.  Alle  diese  Mittel  haben  nicht  verhindern  können ,  dafs  die 
schon  Theophrast  bekannte  Fliege  sich  immer  mehr  ausbreitete  und 
in  Italien  jährlich  einen  Schaden  von  mehreren  Millionen  Mark  an- 
richtet. 

Neuerdings  sind  von  den  italienischen  Entomologen  zwei  ver- 
schiedene Bekämpfungsverfahren  ausgearbeitet  worden ,  deren  Wert 
erst  die  Zukunft  lehren  wird.  Silvestri  sucht  die  Fliege  durch  ihre 
Parasiten  zu  bekämpfen,  und  da  die  einheimischen  nicht  ausreichen, 
durch  eingeführte.  Berlese  stützt  sich  auf  die  Tatsache,  dafs  die  Fliege 
erst  acht  bis  zehn  Tage  nach  dem  Ausschlüpfen  mit  der  Eiablage  be- 
ginnt und  sich  von  süfsen  Säften  nährt.  Er  bespritzt  also  die  Ölbäume 
mit  der  zuerst  von  de  Cillis  zusammengesetzten  Dachicida:  Ü5  "/a 
Melasse,  31%  Honig,  2^lo  Glyzerin,  2^lo  Natriumarsenit ,  mit  der 
gleichen  Menge  Wasser  verdünnt.  Er  verwendet  indes  statt  des  teuren 
Honigs  und  Glyzerins  mit  1  ^loo  Salizylsäure  zersetztes,  gekochtes  Fall- 
obst. Kurz  vor  der  Anwendung  wird  die  Mischung  mit  der  zehnfachen 
Menge  Wassers  verdünnt  und  dann '  mit  starkem  Strahle  in  die  Krone 
gespritzt.  Die  Fliegen  saugen  an  den  entstehenden  Tröpfchen  und 
vergiften  sich.  Mit  dem  Spritzen  mufs  bis  in  Oktober  fortgefahren 
werden. 

D.  Cucurbitae  ^)  Coq.  Rotbraun,  gelb,  schwarz  und  weifs  gezeichnet; 
Flügel  mit  braunem  Band  und  Spitzenfleck.    Indien,    Ceylon,    Hawaii, 


1)  Bezzi,  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Vol.  3,  p.  287—313. 

2)  Die  Literatur  über  die  Olivenfliege  ist  sehr  umfangreich.  Hier  sei  nur 
darauf  verwiesen,  dafs  Berlese  seine  Arbeiten  vorwiegend  in  der  Zeitschrift  „Redia" 
veröffentlicht,  Silvestri  die  seinigen  in  dem  „Boll.  Laborat.  Zool.  gener.  agr.  Portici." 

^)  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agr.  India  Vol.  1.  1907.  p.  228.  —  van  Dine, 
Rep.  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.  1907,  p.  30—35,  fig.  3. 


416 


Dipteren,  Zweifliigh 


in  Cncurbitaceenfrüchten  und  -Stengeln,  in  Tomaten  und  Bohnen.  Die 
Fliege  bohrt  die  jungen  Früchte  an  und  legt  in  jedes  Loch  5—15 — 27 
Eier ;  da  eine  Frucht  mehrmals  angebohrt  wird ,  enthält  sie  oft  über 
100  Eier.  Die  Maden  zerstören  das  Fleisch  vollständig.  Gurkenstengel 
verheilen  bei  trockenem  "Wetter  leicht,  bei  nassem  faulen  sie.  Zart- 
schalige  Melonen  werden  bevorzugt;  Puppe  in  Erde.  Ganze  Ent- 
wicklungsdauer drei  Wochen.  In  Hawaii  1897 — 1898  zum  ersten  Male 
schädlich-,  dann  nahm  die  Plage  hier  so  rasch  zu,  dals  vielfach  der 
Anbau  von  Cucurbitaceen  aussetzte.  Erst  seit  19U3  verbreitete  er  sich 
wieder,  da  man  gelernt  hatte,  durch  Bedecken  der  jungen  Früchte  und 
Stengel  die  Fliegen  von  der  Eiablage  abzuhalten,  durch  Vernichten  der 
befallenen  Früchte  die  Plage  einzudämmen.  —  Die  Maden  springen 
bis  einen  Fuls  hoch. 

D.  persicae  Big.^)  ist  in  Indien  ein  sehr  schlimmer  Feind  der 
Pfirsiche,  kommt  aber  auch  in  Melonen,  Mangas,  Orangen,  Guavas  vor. 

Auf  Java^)  werden  mehrere  Dacus-Arten  in  Früchten  schädlich, 
so    D.  eaudatus  F.  in   denen  von  Capsicum  annuum,    D.  eonformis 


Dol.a 


Kaffeekirschen,    D.  ferrugineus   F.    (auch    in   Indien)*)   in 


Mangas,  Papayas,  Bananen. 

In  Australien   befällt  D.  tryoni    Fkogg.\)   in   erster  Linie   Orangen 
und  Bananen,  zieht  aber  wilde  Früchte  vor. 

Ceratitis  Mac  Leay  (Halterophora  Rond.)^). 

Klein,  braun  und  gelb.  Drittes  Fühlerglied  fast  viermal  so  lang 
als  zweites ;  Borste  an  Basis  behaart.  Schildchen  aufgequollen, 
rundlich.  Erste  Längsader  doppelt,  hintere  Querader  schief  nach  aufsen 
gestellt,  Diskoidalzelle  hinten  in  spitzen  Winkel  ausgezogen.  Anal- 
zelle hinten  zipfelartig  ausgezogen. 
—  Maden  können  springen. 

C.  capitata  Wied.  (citriperda 
Mac  Leay,  hispanica  de  Breme) 
(Fig.  250)«).  Kopf  gelb,  Brust 
schwarz,  \7eifs  gestreift;  Hinterleib 
gelb  mit  zwei  grauen ,  Flügel  mit 
vier  dunklen  Binden ;  5  mm  lang.  — 
Made  weifslich,  7 — 8  mm  lang.  — 
Die  Heimat  dieser  Obstfliege  ist 
nicht  mehr  zu  ermitteln;  sie  kommt 
vor  in  den  Mittelmeerländern ,  den 
Canaren  und  Azoren  (schon  1820 
sehr  schädlich),  in  Süd-  und  West- 
afrika, Madagaskar,  Mauritius,  West- 
australien, Südamerika,  Westindien, 
den  Bermudas.  Etwa  1900  wurde 
sie  in  die  Umgebung  von  Paris  ver- 


Fig.  256.     Ceratitis  capitata  (nach 
DE  Bremk).     1  Männchen,  3  Kopf  des- 
selben, 2  Weibchen,  4  Fühler. 


')  Froggatt,  1.  c. 

2)  KuNiNGSBKREii,  Tevsmannia  Vol.  19,  1908,  p.  181-192;  Meded.  Dept.  Land- 
bouw  6,  1908,  p.  25;  Bull.  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland.  Nr.  20,  1908,  p.  6—7. 

^)  Nach  DE  Meuere  (Tijdskr.  Ent.  D.  51,  p.  127)  mit  der  folgenden  Art  identisch. 

*)  Maxwetx-Lefuoy,  1.  c.  p.  227,  fig.  71. 

5)  Bezzi,  1.  c.  p.  272-280,  804     31.'i 

^)  Auch  hier  ist  die  Literatur  so  umfangreich,  dafs  auf  die  Veröffentlichungen 
der  Ackerbau-Versuchsstationen    der    genannten   Länder   verwiesen    werden    mufs, 


Trypetiden.  4^7 

schleppt^),  wo  sie  sich  stark  vermehrt  hat;  in  England  ist  sie  vorhanden, 
aber  so  selten,  dafs  sie  nicht  schadet.  Sie  befällt  die  verschiedensten 
weichen,  saftigen,  nicht  zu  kleinen  Früchte,  aufser  Obst  auch  die  von 
Aberia  caffra,  Passiflora  coerulea,  Solanum  capicastrum,  Fackeldistel, 
Kaflee  usw.  und  zwar  alle  erst,  wenn  sie  zu  reifen  beginnen  und  nicht 
mehr,  wenn  sie  ganz  reif  sind.  Die  Stellen,  unter  denen  die  Maden 
sitzen,  verfärben  sich  bei  Orangen  opak  gelblich  oder  grünlich;  in  der 
Mitte  ist  das  Eingangsloch  sichtbar  2).  Die  Biologie  und  Bekämpfung 
ist  dieselbe  wie  bei  der  Olivenfliege.  Silvestri  hat  sogar  zu  ihrer  Be- 
kämpfung eine  Schlupfwespe  aus  Indien  in  Italien  eingeführt^).  Be- 
decken der  Bäume  mit  Netzen,  vier  Wochen  vor  der  Reife,  ist  hier 
ein  gutes  Vorbeugemittel.  Auf  den  Bermudas*)  hat  man  zu  einem 
Radikalmittel  gegriffen:  Man  hat  alle  reifende  Früchte  vernichtet,  bzw. 
die  Bäume  so  zurückgeschnitten,  dafs  sie  keine  Früchte  ansetzten ;  der 
Erfolg  soll  ein  günstiger  gewesen  sein.  In  Westaustralien  stellte  man 
flache  Schalen  mit  reinem  Petroleum  auf,  das  die  Fliegen  merkwürdiger- 
weise so  anzog,  dafs  sich  in  einer  Schale  in  24  Stunden  1268  Stück 
fingen.  Kalte  Lagerung  der  befallenen  Früchte  (8  — 5"C,  drei  Wochen 
lang)  tötete  die  darin  enthaltenen  Maden. 

C.  striata  Frogg.  ■'^)  Ceylon.  Die  Fliege  legt  ihre  Eier  unter  die 
sich  dachziegelförmig  deckenden  Schuppen  junger  Schöfslinge  des 
Riesenbambus,  Dendrocalamus  giganteus.  Die  Maden  bohren  sich  in 
deren  Herz  und  zerstören  es,  so  dafs  die  Schöfslinge  in  etwa  Fufshöhe 
aufhören  zu  wachsen  und  aufspringen. 

ürophora  Rob.-Desv. 

Ähnlich  voriger,  aber  Afterzelle  hinten  nicht  zipfelartig  vorgezogen. 
Larven  in  Blütenböden  und  Stengeln  von  Korbblütlern. 

U.  Stigma  Loew  **).  Schwarz ,  Schildchen  gelb.  Flügel  ohne 
Querbinden.  Made  in  krankhaft  vergröfsertem  Blütenkopf  von  Schaf- 
garbe, Chrysanthemum  usw.,  so  dafs  der  Blütenboden  als  spitzer  Kegel 
weit  über  den  Blütenstand  hervorragt. 

Anastrepha  Schin. '). 

Besonders  charakteristisch  ist,  daß  die  vierte  Längsader  kurz  vor 
ihrem  Ende  stark  nach  oben  gekrümmt  ist.     Neuweltlich. 

A.  ludens  Loew.  El  grusano  de  la  Naranja;  The  Morelos 
Orang-e  fruit- wofih^).  Mexiko,  nach  Herrera  eingeschleppt;  Maden 
10  mm  lang ,    zu   mehreren    in   den   Früchten  von   Orangen ,    Gujavas, 


insbesondere  das  Agric.  Journ.  Cape  Good  Hope,  die  Agricultur.  Gazette  of  N.  S.Wales 
"■  das  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  a        t-«     -  •  ■ 
1)  GiARD,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris 


und  das  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Portici. 

T.  131,  1900,  p.  436—438;  T.  143,  1906,  p.  353-354. 
-)  DE  Breme,  Ann.  Sog.  ent.  France  T.  11,  1842,  p.  183—190,  PI.  7,  figs.  1—5. 


3)  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Vol.  4,  1910,  p.  228—245,  8  figg. 
*)  Journ.  Board.  Agric.  London  Vol.  14,  1908,  p.  630. 

5)  Green,  Trop.  Agric.  Vol.  33,  1909,  p.  432. 

6)  Loew,  Stettin,  ent.  Ztg.  Bd.  1,  1840,  S.  156.  —  Fuauenfelu,  Verb.  zool.  bot. 
Ges.  Wien.  Bd.  8,  1858,  S.  651;  Bd.  18,  1868.  S.  153.  —  Kaltenbach,  Pflanzen- 
feinde S.  339. 

'')  Bezzi,  Boll.  Labor.  Zool    gen.  agr.  Vol.  3,  1909,  p.  (272— )280-286,  304—313. 

8)  EiLEY,  Ins.  Life  Vol.  1,  1889,  p.  45-47,  fig.  9.  —  Johnson,  Proc.  ent._  Soc. 
Washington  Vol.  4,  p.  53 — 57.  —  Herrera,  Bol.  Comis.  Parasit,  agr.  Mexico  I, 
1900;  II,  1905;  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  169—174. 

Sorauer,  Handbucli.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  27 


418  Dipteren,  Zweiflügler. 

Mangos ,  das  ganze  Fruchtfleisch  verzehrend,  ohne  dals  änfserlich  der 
Befall  merkbar  ist.  Gegen  Ende  Januar  gehen  sie  zur  Verpuppung 
in  die  Erde;  Anfang  März  die  Fliege.  Trotzdem  ständig  massen- 
haft befallene  Orangen  nach  Nordamerika  gebracht  werden,  hat  eine 
Einbürgerung  hier  noch  nicht  stattgefunden.  Parasit:  Cratosp/Ia  rudi- 
hunäa. 

A.  aeidusa  Walk.     Mexiko ;  Made  ebenso  in  Pfirsichen. 

A.  fpatereula  Wied.^).  Brasilien;  Maden  in  den  verschiedensten 
Früchten:  Maraujas ,  Goyabas,  Orangen;  sehr  schädlich.  Soll  auch 
Zweiganschwellungen  an  Vernonia  verursachen. 

Epochra  eanadensis  Loew^).  Nordamerika:  in  Ribes-Früchten, 
die  notreif  werden  und  abfallen. 

Trypeta  musae  Frogg.     Neu-Hebriden,  in  Bananen. 

Die  Maden  der  Gattung  Orellia  Rob.-Desv.  (gelblich  bestäubt, 
Rückenschild  und  Schildchen  glänzend  schwarz  gefleckt;  Flügel  ge- 
bändert) leben  im  Fleische  verschiedener  Früchte,  so  die  von  O.  seiiineri 
Loew  in  reifenden  Hagebutten,  die  von  O.  vesuviana  A.  Costa  in 
Dalmatien  in  den  Früchten  von  Ziziphus  paliurus  Wld. ,  und  die  von 
O.  Wiedemanni  Meig.  in  den  Beeren  von  Bryonia  dioica.  Da  die 
Kerne  unberührt  bleiben ,  sind  sie  kaum  schädlich.  Verpuppung  im 
August  in  der  Erde. 

ßhagoletis  Loew. 

Schwarz :  Schildchen  weifs  oder  gelb,  mit  vier  Borsten.  Flügel  mit 
öfters  schiefen  und  gekrümmten  Querbändern. 

Rh.  (Spilographa)  eerasi  L.  (signata  Meig.),  Kirsehenflieg-e^). 
Glänzend  schwarz,  reichlich  mit  gelb  gemischt;  auf  bräunlichgelb  be- 
reiftem Brustrücken  drei  schwarze  Streifen.  I'lügel  glashell  mit  drei 
schwarzen  Binden;  Schüppchen  fehlen;  4 — 5  mm  lang;  von  Mai  bis 
Juli,  wohl  auch  noch  länger  fliegend.  Eierablage  einzeln,  zur  Mittags- 
zeit, in  sich  rötende  Kirschen,  nahe  am  Stiele.  Die  Stichwunde  wird 
von  der  Fliege  verstrichen  und  vernarbt*).  Die  bis  6  mm  lange  Made 
frißt  dicht  am  Kern,  vorwiegend  zwischen  diesem  und  Stielgegend ;  hier 
zerfällt  das  Fleisch  in  eine  jauchige  Masse.  Über  den  Frafsstellen 
verfärbt  sich  die  Kirsche  meistens,  aber  nicht  immer,  bräunlich  und 
fällt  etwas  ein;  manchmal  fällt  sie  ab.  Erst  die  reife  Frucht  wird  von 
der  Made  verlassen,  die  sich  ziemlich  flach  (nach  Frank  5 — 36  mm  tief) 
in  der  Erde  verpuppt.  —  Sajö^)  gelang  es,  durch  Aufbewahren  in  ge- 
heizten Räumen  die  Puppen  zwei  Winter  überdauern  zu  lassen,  so  daß 
sie  erst  im  dritten  Jahre  die  Fliegen  ergaben.  Seine  Vermutung,  daß 
dies  auch  in  der  freien  Natur  vorkommen  könne ,  ist  nicht  ganz  von 
der  Hand  zu  weisen. 

Die  Fliege  belegt  vorzugsweise  die  schwarzen  Herzkirschen  mit 
ihren  Eiern.     Saure  und  wilde,  auch  Frühkirschen   bleiben    mehr  oder 


1)  Hempel,  Bol.  Inst.  agr.  Est.  S.  Paulo  1901,  p.  162—167. 

2)  Saunders,  Insects  injurious  to  fruits,  2»'  ed.  Philadelphia  1892,  p.  352—353. 

3)  LiNGENFELi.EH,  22—24.  JahrBsbcr.  PoUichia.  1886,  S.  125—132.  —  Frank,  Zeitschr. 
Pflanzenkrankh.  Bd.  1,  1890,  S.  284—286.  —  Goethe,  Ber.  Kgl.  Lehranst.  Geisen- 
heim  a.  Rh.  1896/97,  S.  62.  —  Mik,  Wien.  ent.  Zeitg.  Jahrg.  17,  1898,  S.  279—292, 
1  Taf. 

*)  Nach  manchen  Angaben  soll  indes  die  Made  die  Stigmen  ihres  Hinterendes 
ständig  zur  Einstichwunde  herausstrecken.  (?) 

'')  Prometheus.  Jahr^.  12,  1901,  S.  663—668,  1  Fig.;  .Tahrg.  14,  1902,  S.  33—34; 
Jahrg.  16,  1904,  S.  119—120. 


Trvpetiden. 


419 


minder  verschont.     Außer  in  Kirschen  hat  man   die  Made  in  Früchten 
von  Lonicera  und  Berberis  gefunden. 

Vorbeugung:  Letztgenannte  Sträucher  möglichst  nicht  in  der 
Nähe  von  Kirschanlagen  anpflanzen  ^ ) ;  Anbau  von  Früh-  und  Sauerkirschen. 

Bekämpfung:  Frühzeitige  und  gründliche  Ernte.  Lockern  des 
Bodens  im  Herbste  und  womöglich  Hühnereintrieb.  Begießen  des 
Bodens  mit  kochendem  Wasser,  heifsem  Chlorkalk,  Schwefelkohlen- 
stoff usw.  Umgraben  der  Baumscheibe  und  nachheriges  Festtreten.  — 
Aus  befallenen  Kirschen  treibt  man  die  Maden  durch  Einlegen  in 
Wasser  aus. 

Feinde:  Nach  Sajo  vertilgen  Rasenameisen  (  Tetramormm  caespitum 
Latr.)  die  meisten  Maden  und  Puppen,  daher  die  Seltenheit  der  Fliege, 
die  aber  vielleicht  nur  scheinbar  sein  dürfte,  indem  die  Fliege  der  Be- 
obachtung sehr  leicht  entgeht,  da  ihr  Leben  sich  in  der  Hauptsache  in 
den  Baumkronen  abspielen  dürfte. 

Merkwürdig  ist,  dafs  die  Kirschenfliege  in  England  und  Skandi- 
navien fehlt,  trotzdem  befallene  Kirschen  dort  ständig  in  großen  Mengen 
eingeführt  werden. 

Rh.  eingulata  Loew^).  Amerika,  in  Kirschen.  Biologie  wie  bei 
voriger. 

Rh.  pomonella  Walsh.^),  Apple  mag-g-ot.  Nordamerika.  Ur- 
sprünglich in  Weifsdornfrüchten,  befällt  die  Fliege  seit  den  60  er  Jahren 
des  vorigen  Jahrhunderts  an  vielen,  aber  begrenzten 
Orten  die  Äpfel.  Sie  legt  im  Juli  300—400  Eier  (Fig.  257) 
einzeln  unter  die  Haut  der  jungen  Früchte,  in  denen  die 
Made  dann  gewundene,  hie  und  da  sich  zu  erbsengrofsen 
Kammern  erweiternde  mifsfarbene  Gänge  frifst  (railroad 
worm).  Alle  Sorten  werden  befallen,  vorzugsweise  aber 
süfse  und  dünnschalige  Sommeräpfel.  Oft  leben  viele 
Maden  in  einem  x4pfel,  den  sie  vollständig  durchwühlen 
und  zersetzen.  Sie  verlassen  ihn  erst,  wenn  er  zu  Boden 
fällt ,  in  dem  sie  sich  verpuppen.  Auch  an  dem  Boden 
des  zur  Aufbewahrung  der  Äpfel  dienenden  Ortes  oder 
Gefäfses  verpuppen  sie  sich  und  werden  derart  leicht 
verschleppt ,  auch  nach  Europa  bzw.  Deutschland ,  ohne 
dafs  die  Fliege  bis  jetzt  hier  aufgetreten  wäre.  Merk- 
würdigerweise geschieht  die  Ausbreitung  in  einem  be- 
fallenen Garten  sehr  langsam. 

Bekämpfung:  Rasches  Auflesen  des  Fallobstes 
bzw.  Eintrieb  von  Weidevieh.  Baumscheibe  im  Früh- 
jahre tief  umgraben. 

Rh.  ribieola  Doane*).     Nordamerika;  in  Ribesfrüchten. 

Rh.  (Carpomyia)  pardalina  Big. -5).  Indien.  Fliege  legt  die  Eier 
in  die  Schale  von  Melonen ,  in  deren  Fruchtfleisch  die  Made  lebt. 
Puppe  im  Boden.     Eine  oder  zwei  Brüten. 


Fig.  257.     Ei 
vonßhagoletis 

pomonella, 

stark  vergröfs. 

(nach 

Quaintance) 


^)  Diese  Sträucher  aber  ganz  auszurotten,  wie  auch  empfohlen  wurde,  dürfte 
doch  zu  weit  gehen. 

2)  Slingeuland,  Cornell  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  172,  1899,  p.  23—41,  fig.  9—15.  — 
Chittenden,   CT.  S.  Dept    Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  70-75,  2  fig. 

^)  Quaintance,  ü.  S.  Dept.  Agric,   Bur.  Ent.,  Circ.  101,  1908,  12  pp.,  2  figs.  — 
O'Kane,  .Journ.  econ.  Ent.  Vol.  3,  1910,  p.  169-172. 

*}  Piper  &  Doane,  Washington  agr.  Exper.  Stat.  Bull.  36. 

'')  Maxweli.-Lefkoy,  Mein.  Dept.  Agric.  India  Vol.  I,  1907,  p.  229,  fig.  72. 

27* 


420  Dipteren,  Zweiflügler. 

Zonosema  Loew. 

Wie  vorige,  aber  rostgelb  und  dritte  Längsader  fast  nackt. 

Z.  altern  ata  Fall.  ^).  Made  im  Fruchtfleisch  von  Hagebutten  und 
Kirschen  von  Lonicera.  Erstere  färben  sich  ungleichmäfsig,  die  Frucht- 
hülle verkümmert ,  die  Samen  entwickeln  sich  nur  mangelhaft.  Im 
August  geht  die  Larve  zur  Verpuppung  in  die  Erde.  Fliege  im  Mai 
und  Juni.     Parasit:   Tachina  erinacea  F. 

Z.  Meig-enii  Loew^).  Made  in  den  Früchten  von  Berberis  vulgaris. 
Parasit:  Ahjsia  ferruf/ator  Cour. 

Spilographa  Loew. 

Drittes  Fühlerglied  oben  nicht  konkav ;  Stirne  des  Männchens  ohne 
Fortsatz. 

Sp.  artemisiae  F.  ^).  Rotgelb ;  Flügel  giashell  mit  braunen  Binden. 
Made  in  Blättern  von  Korbblütlern  Gänge  minierend.  Eier  einzeln  an 
Blattunterseite.  In  Chrysanthemum  -  Kulturen  oft  merkbar  schädlich. 
Maden  in   den  Minen   zerdrücken;    stark   befallene  Blätter  verbrennen. 

Acidia  Rob.-Desv. 

Mittelgrofs ;  glänzend  rotgelb  oder  schwarz.  Flügel  grofs ,  breit. 
Erste  Längsader  doppelt,  dritte  und  vierte  vorn  etwas  gebogen,  dritte 
beborstet,  Analzelle  hinten  stark  zipfelig  ausgezogen.  Maden  minieren 
in  Blättern. 

A.  iieraelei  L.  {TepJirit'S  onopordinis  1\  der  älteren  englischen 
Autoren).  Sellerieüieg-e*).  Bräunlich  gelb,  Rückenschild  dunkel. 
Hinterrücken  und  Hinterleib  glänzend  schwarz.  Kopf  und  Fühler  rotgelb. 
Legeröhre  des  Weibchens  kurz.  5 — G,5  mm  lang.  —  Aus  den  mehrere 
Zoll  tief  in  der  Erde  überwinternden  Puppen  erscheinen  schon  im  April 
die  Fliegen,  die  ihre  Eier  einzeln  auf  Blätter  namentlich  von  Schirm- 
blütlern  (Apium,  Heracleum,  Angelica,  Ligusticum),  aber  auch  von 
Arctium,  Artemisia,  Rumex  usw.  legen.  Hier  fressen  die  Maden  ge- 
schlängelte Gänge.  Die  im  Sommer  erscheinenden  Fliegen  sind  heller: 
ihre  Maden  fressen  zum  Teil  grofse,  zuerst  weifse,  später  braune  Platz- 
minen. Oft  mehrere  Larven  in  einem  Blatte,  das  welkt  und  sich  zu- 
sammenkrümmt. Es  folgen  sich  mehrere  Brüten,  die  im  Hochsommer 
ihre  höchste  Entwicklung  erreichen,  aber  bis  in  den  Winter  hinein  fressen 
können,  so  dafs  dann  an  Sellerie.  Pastinak  usw.  oft  recht  bedeutender 
Schaden  entstehen  kann.  Bei  ersterem  bohren  die  Maden  auch  in  den 
Stengeln,  selbst  im  Stamme.  Die  Wurzeln  der  befallenen  Pflanzen 
bleiben  klein,  gabeln  sich  leicht.  —  Pappe  meist  in  der  Erde,  immer  die 
Winterpuppe;  die  übrigen  manchmal  auch  im  Blatte.  —  Parasiten: 
Aspüota  fuscicornis  Hai. ,  jilysm  apii  Curt. ,  Pachylarthrus  smaragdinus 
Curt.,  Sigalplms  flavipalpis  .  —  Versuche,  die  Fliegen  durch  Spritzen 
mit  Petroleumemulsion  und  andere  riechende  Mittel  von  der  Eiablage 
abzuhalten,    hatten    nicht   immer  gewünschten  Erfolg.     Am  besten  ist. 


1)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1896,  S.  397,  Fig.  l'5a— c.  — 
Richter  von  Binnenthal,  Rosenfeinde,  S.  298—299. 

2)  MiK,  Wien.  ent.  Zeitg.  Jahrg.  6,  1887,  S.  293-296,  Taf.  5,  Fig.  1-9. 

^)  RtTZEMA  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  XI,  1905,  p.  51.  —  Journ.  Board  Agric. 
London  Vol.  14,  1907,  p.  217—218. 

*)  CARrENTER,  Rep.  1899,  p.  6—8,  Fig.  2—5.  —  Board  Agric.  Fish.  London, 
Leafl.  35,  rev.  ed.,  1902.  —  Theobai.d,  Rep.  1907/08,  p.  102-103,  fig.  42. 


Trypetiden.  421 

die  Maden  sofort  beim  Erscheinen  der  Minen  zu  zerdrücken,  stark  be- 
fallene Blätter  zu  verbrennen.  —  Theobalü  berichtet,  dafs  auf  zwei 
Beeten  von  40  Fufs  Länge  an  einem  hellen  Tage  in  zehn  Minuten 
150  Stück  Fliegen  mit  einem  Insektennetze  weggefangen  wurden,  und 
dafs  diese  Beete  im  Gegensatze  zu  anderen  gute  Ernte  ergaben. 

A.  fratria  Loew^).  Nordamerika-,  an  Pastinak-  besonders  im 
Distrikt  Columbia  seit  1903  fast  25  *^/o  der  Blätter  zerstörend,  in  denen 
die  Maden  grofse  Platzminen  fressen,  oft  zu  mehreren  in  einem  Blatte. 
Puppe  an  Oberseite  der  Mine.  Fliege  anfangs  Juni  und  im  August.  — 
Vielleicht  identisch  mit  voriger. 

Platyparaea  Loew. 

Mittelgrofs,  glänzend  braun  oder  schwarz.  Flügel  gebändert,  ziem- 
lich breit,  vorne  rundlich.  Erste  Längsader  doppelt;  beide  Queradern 
stark  genähert-,  Analzelle  kürzer  als  die  davor  liegende  Basalzelle, 
unten  kurzzipfelig  ausgezogen.     Schüppchen  fehlen. 

Pl.poeclloptera  Schrk.  (Ortalis  fulminans  Meig.).  Sparg-elfliegre  2). 
Dunkelbraun;  Einschnitte  des  Hinterleibes  bindenartig  weifslich;  Ge- 
sicht ,  Beine  und  Fühler  rotgelb.  Auf  glashellem  Flügel  eine  dunkle, 
zickzackartige  Längsbinde-,  zweite  Längsader  wellenförmig.  0—8  mm 
lang.  —  Made  beinweifs  -,  Stigmenträger  des  Hinterendes  eine  glänzend 
schwarze  Platte  mit  zwei  vorwärts  gekrümmten,  an  der  Basis  ver- 
wachsenen Haken-,  10  mm  lang.  —  Fliege  von  April  bis  Ende  Juni, 
legt  etwa  60  Eier  einzeln  hinter  die  Schuppen  der  eben  erscheinenden 
Spargelköpfe  oder  in  die  weiche  Wachstumszone  an  der  Spitze  älterer, 
bis  50  cm  hoher  Pflanzen.  Li  ersterem  Falle  bohrt  sich  die  in  4  Tagen 
bis  nach  2 — 3  Wochen  auskriechende  Made  sofort  ins  Innere  der  Pfeifen, 
nach  dem  Wurzelstocke  hinab  -,  der  Stengel  verkrüppelt,  dreht  sich  um 
seine  Längsachse,  wird  schliefslich  welk  und  faul.  Im  letzteren  Falle 
bohrt  sich  die  Made  zuerst  unter  der  Epidermis  herab,  wobei  ihr  Weg 
durch  gelben,  erhabenen  Streifen  bezeichnet  wird-,  später  dringt  sie 
ins  Mark  und  in  diesem  hinab;  die  Spitze  der  betreffenden  Pflanzen 
vertrocknet,  welkt,  bräunt  und  krümmt  sich.  Gewöhnlich  finden  sich 
mehrere  (bis  zu  20)  Maden  in  einer  Pflanze.  Zum  Fraise  _  gehen 
diese  bis  18  cm  tief  in  die  Erde,  vor  der  Verpuppung  steigen  sie  aber 
immer  wieder  zu  etwa  0  cm  Tiefe  hinauf.  Von  Mitte  Juni  ab,  während 
die  Imagines  noch  fliegen,  findet  man  bereits  Puppen,  vorwiegend  tief 
unten  in  der  Pflanze,  seltener  aufsen  an  ihr  oder  gar  in  ihrer 
Nachbarschaft  in  der  Erde ;  alle  überwintern.  —  Giard  konnte  als 
Feind  eine  Geophüus-Art  feststellen,  die  in  die  Gänge  dringt  und  die 
Maden  frifst.  Dacnusa  petiolata  Xs.  parasitiert  in  der  Larve.  —  Be- 
kämpfung: Die  Mehrzahl  der  Eier  und  Maden  wird  durch  das 
Stechen  der  Spargeln  beseitigt;  von  den  übrigen  Pflanzen  sind  die  be- 
fallenen im  August  tief  abzustechen  und  zu  verbrennen;  die  ganzen 
Pflanzungen    sind    um    dieselbe    Zeit    zu    mähen    und    auch    hier    die 

1)  Chittenden,  U.  S.  Departm.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  82,  1909,  p.  9—13,  2  figs. 

2)  BoucHE,  Stettin,  ent.  Zeitg.  Bd.  8,  1847,  S.  145;  v.  Schilling,  Prakt.  Ratg. 
Obst-  u.  Gartenbau  1897,  S.  114-116,  6  Fig.;  Krüger,  Fr.,  Flugbl.  12,  Kais.  Hol. 
Anst.  Land-  u.  Forstwirtscb. ,  1901,  S.  3—4,  4  Fig.;  Sajö,  Prometheus,  Jahrg. 
13,  1902,  S.  401—403,  1  Fig.,  S.  497-499;  Giard,  C.  r.  Soc.  Biol.  Paris  T.  55,^1903, 
p.  907—910;  Lesne,  Journ.  Agric.  prat.  Ann.  68,  Vol.  2,  1904,  p.  172—173,  6  figs., 
Bull.  Soc.  ent.  France  1905,  p.  12—14,  1  fig.;  Mayet,  Progr.  Agric.  Vitic.  T.  45, 
1906,  p.  371— 372,  IPl.;  Lesne,  C.  r.  Acad.  Soc.  Paris  1909. 


422  Dipteren,  Zweiflügler. 

Pflanzen,  an  deren  Schnittfläche  Fralsgänge  zu  erkennen  sind,  zu  ver- 
nichten. Die  taufeuchten  jungen  Köpfe  können  durch  Bestreuen  mit 
Holzkohle  vor  der  Eiablage  geschützt  werden.  Naphthalinstreuung 
soll  diese  ebenfalls  verhindern.  Auch  kann  man  die  Fliegen  früh- 
morgens von  den  Köpfen  ablesen.  Sehr  gut  hat  sich  bewährt,  beim 
ersten  Erscheinen  der  Köpfe  den  Spargelpfeifen  nachgebildete  Hölzchen 
so  in  die  Spargelbeete  zu  stecken,  dafs  sie  etwa  2 — 3  cm  aus  der  Erde 
herausragen ,  und  ihre  Spitzen  mit  Fliegenleim  zu  bestreichen ;  die 
Spargelfliegen  setzen  sich  darauf  und  bleiben  kleben, 

Ortaliden. 

Flügel  ziemlich  grofs;  erste  Längsader  doppelt:  Anal-  und  hintere 
Basalzelle    deutlich,  Schienen  ohne  abstehende  Borste  vor  der  Spitze. 

Chaetopsis  aenea  Wied.  V).  Ganz  Nordamerika  bis  Cuba  und 
Bermudas,  Fliegen  von  Mai  bis  August;  legen  Eier  in  die  Blatt- 
scheiden von  jungem  Getreide,  auch  von  Zuckerrohr  und  Schilf.  Die 
Maden  fressen  zu  10 — 15  nahe  der  Basis  der  Pflänzchen,  die  sie 
meistens  töten,  mindestens  aber  an  der  Entwicklung  verhindern.  Puppe 
am  Frafsorte.  In  Michigan  wurden  nach  Pettit  ^)  auch  Zwiebeln  befallen, 
von  denen  bei  einem  Farmer  1899  700,  1900  2000  Busheis  zerstört  wurden, 
so  dafs  der  Anbau  aufgegeben  werden  mufste.  Larven  und  Puppen  ge- 
langen mit  den  Zwiebeln  auch  in  die  Läger.  Abhilfe  vielleicht  durch 
Vernichtung  aller  befallener  Zwiebeln  im  "Winter  und  durch  Spritzen 
der  Pflanzung  mit  stark  riechenden  Mitteln  zur  Zeit  der  Eiablage. 

Euxesta  notata  Wied.^),  Maden  ursprünglich  in  Astragalus  mol- 
lissimus  (,loco  weed'),  einerseits  in  gesunden  Wurzeln  fressend,  ander- 
seits als  Saprophyt  anderen  Schädigern  folgend;  so  auch  in  Zwiebeln, 
Orangenfruchtfleisch,  Samenkapseln  von  Baumwolle,  Sumachfrüchten, 
Kapseln  von  Solanum  carolinense,  in  Äpfeln ,  die  von  Carpocapsa  be- 
fallen waren,  in  Zuckerrüben,  Korn,  Kohlwurzeln  usw, 

Tritoxa  flexa  Wied.*).  Black  onion  fly,  Maden  in  Zwiebeln  und 
Lauch,  im  Freien  und  iu  Lägern, 

Scatomyziden. 

Ähnlich  den  Anthomyiden,  aber  Hinterleib  mehr  als  vierringelig, 
eingekrümmt,  obere  Schüppchen  decken  die  unteren  meist  vollkommen ; 
Stirn  ohne  Kreuzborste ;  Flügelrandader  an  der  Mündung  der  ersten 
Hilfsader  ohne  Borsten. 

Amaurosoma  Beck.  (Cleigastra  Macq.  part,). 

Klein,  schwarz,  meist  grau  bestäubt,  Kopf  kugelig,  Augen  fast 
kreisrund.  Fühler  lang,  Borste  nackt,  verdickt.  Hinterschienen  aufsen 
mit  nur  zwei  Paar  Borsten. 

A.  (Gl,)  flavipes  Fall,  Fühlerborste  bis  zur  Mitte  verdickt;  Stirn 
schwärzlich  grau,  vorn  mit  grofsem  rotgelben  Flecke,  Beine  gelblich, 
Vorderschenkel  oben    auf  mit   schwärzlicher  Längsstrieme ,    innen   mit 

1)  EiLEv  &  HuwAKi.,  Ibs.  Life  Vol.  7,  1895,  p.  352-354,  fig.  34. 

2)  Michigan  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  200,  1902,  p.  206—208,  fig.  18. 

')  EiLFA-  &  HowARu,  1.  c.  Vol.  6,  1894,  p.  270.  —  Chittknden,  U.  S.  Dept.  Agric, 
Bur.  Ent.,  Bull.  64,  1908,  p.  38-40,  fig.  12. 

'}   ClIITTENDEN,    1.    c.   p.   38,    39. 


Ortaliden.     Scadornj^ziten.     Anthomyiden. 


423 


etwa  sieben  kurzen,  schwarzen  Borsten ;  4 — 5  mm  lang.    Made  zitronen- 
gelb, 7 — 8  mm  lang.     Ganz  Europa. 

A.  (Cl.)  armillatum  (-a)  Zett.  Dunkelgrau  bestäubt;  drittes  Fühler 
glied  vorn  mit  spitzer  Oberecke;  Borste  an  "Wurzel  verdickt.  Stirn 
vorn  mit  scharf  begrenzter  rotgelber  Binde;  Beine  gelblich,  mit  schwärz- 
lichen Hüften  und  Schenkeln;  Vorderschenkel  mit  etwa  vier  Borsten. 
8,5  mm  lang.    Made  wie  vorher.     Mehr  im  Norden. 

Beide  Arten,  schon  früher  aus  Galizien  ^)  und  Rufsland  ^)  berichtet, 
von  E.  Taschenbekg  u.  a.  auch  in  Deutschland  beobachtet,  haben  seit 
Jahren  besonders  die  Aufmerksamkeit  der  skandi- 
navischen Entomologen^)  erregt,  dürften  aber  höchst, 
wahrscheinlich  auch  in  Deutschland  mehr  gefunden 
werden,  wenn  erst  richtig  nach  ihnen  gesucht  wird. 
Die  Fliegen  legen  ihre  Eier  im  Frühling  einzeln  an 
das  oberste  Blatt  des  Timothee-Grases,  Die  Made 
frifst  die  Blütenknospen  der  jungen,  noch  nicht 
herausgetretenen  Ähre ;  später  bellst  sie  die  Ährchen 
ab,  die  in  der  obersten  Blattscheide  liegen  bleiben 
und  ihr  so  zur  Nahrung  dienen.  Die  herausgetretene 
Ähre  ist  infolgedessen  an  einer  Seite  oder  ringsum 
in  der  Mitte  kahl  (Fig.  258).  Auch  im  Innern  der  Blatt- 
scheide saugt  die  Made.  Die  Pflanze  selbst  leidet  gar 
nicht,  nur  der  Samenertrag  wird  beeinträchtigt,  oft 
in  sehr  beträchtlichem  Mafse.  Im  Juni  verpuppt 
sich  die  Made,  gewöhnlich  in  der  Erde,  seltener  am 
Frafsorte.  —  Gelegentlich  wurde  der  Frais  auch  an 
Roggen  und  Festuca  gigantea  beobachtet.  —  Reutp:r 
züchtete  eine  Pteromaline  aus  der  Puppe. 

Die  Made  einer  noch  unbestimmten  Scatomyzide 
lebt  in  Indien"*)  in  den  Stengeln  von  Reis  (Kiee- 
stem  fly),  Hirse,  Mais,  Panicum  sp.,  Sellerie,  Gurke, 
Solanum  sp.  und  Weizen,  manchmal  recht  bedeutend 
schadend.  Sie  befällt  nur  junge  Pflanzen,  deren 
Halm  sie  so  zernagt,  dafs  er  wie  zerfasert  aussieht  und  sich  leicht  aus 
der  Blattscheide  ziehen  läfst. 


Fig.  258.   Ähre  des 
Timothee-Grases, 

von  der  Larve  von 
Amauros.  armil- 
latum befressen 
(nach  Tullgren). 


Schizometopa  (Muscidae  calyptratae). 

Wangen  scharf  von  der  vertieften  Stirne  abgesetzt. 


Antliomyiden. 

Sehr  ähnlich  der  Stubenfliege,  dunkel  bräunlich-schwarz  bis  grau. 
Stirne  der  Männchen  oft  so  schmal,  dafs  die  Augen  zusammenstofsen. 
Fühlerborste  gefiedert  oder  nackt.  Vierte  Längsader  gerade;  ein  wohl 
entwickeltes  Schüppchen  bedeckt  die  Schwinger.  Hinterleib  vier-  bis  fünf- 
ringelig,  beim  Männchen  bisweilen  mit  hervorstehenden  Genitalien.  —  Die 
Fliegen  sind   fast  alle  Blumenfliegen,    die  namentlich  von  starken  Ge- 

1)  NowicKi,  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien,  Bd.  24,  1874,  S.  363. 

2)  LiNDEMAN,  Bull.  Soc.  Imp.  Nat.  Moscou  N.  S.  T.  1,  1887,  p.  199—205,   2  Fig. 
=')  E.  Reuter,  Act.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  XIX,  1900,  No.  1,  p.  101-104.    Siehe 

ferner  die  Berichte  von  Lampa,  E.  Reuier  und  Schüyen. 

*)  Maxwell-Lefroy,  Ind.  Ins.  Life,  Calcutta  1909,  p.  638—39,  PL  66,  fig.  3. 


424  Dipteren,  Zweiflügler. 

rüchen  angezogen  werden.  Die  Larven  meist  in  sich  zersetzenden 
Stoffen  (Dünger),  z.  T.  in  Wurzeln,  besonders  von  stark  riechenden 
Pflanzen ,  z.  T.  parasitisch  in  anderen  Insekten  und  in  Wirbeltieren. 
Gewöhnlich  mehrere  Brüten.  —  Früher  fafste  man,  wenigstens  in  nicht- 
dipterologischen  Sclu-iften,  fast  die  ganze  Familie  in  die  Gattung  Antho- 
myia  zusammen,  die  aber  nach  und  nach  in  immer  mehr  Gattungen 
zerlegt  wurde  M. 

Beide  Geschlechter  verschieden.  Männchen  mit  fast  rechteckigem 
Hinterleibe  und  deutlicher,  charakteristischer  Zeichnung  und  Färbung ; 
Weibchen  mit  zugespitztem  Hinterleibe  und  wenig  ausgeprägter  Zeich- 
nung ,  so  dafs  die  der  verschiedenen  Arten  sehr  schwer  voneinander  zu 
unterscheiden  sind.  Wir  beschränken  uns  hier  daher  auf  Wiedergabe 
der  Merkmale  der  Männchen ;  bezüglich  der  Weibchen  verweisen  wir  auf 
die  Spezialliteratur  über  Fliegen. 

Biologie.  Die  Überwinterung  geschieht  z.  T.  als  Imago .  z.  T, 
als  Puppe ,  letztere  in  der  Erde ,  seltener  am  Frafsorte .  erstere  in 
Rindenritzen,  unter  Laub,  in  Gebäuden  usw.  Ende  April,  Anfang 
Mai  erscheinen  die  Fliegen.  Die  Weibchen  legen  ihre  elliptischen, 
weifslichen  Eier  an  die  Basis  junger  Pflänzchen,  vorwiegend  von  Kreuz- 
blütlern, oder  aber  mit  ihrer  weichen,  ausdehnbaren  Legeröhre  in  Erd- 
risse ,  möglichst  nahe  an  die  Wurzeln  der  Nährpflanzen.  Die  nach 
5—10  Tagen  auskriechende  Made  frifst  z.  T,  erst  kurze  Zeit  äufserlich 
an  weichen  Geweben-,  bald  aber  dringt  sie  ins  Innere  der  Pflanze 
und  bohrt  in  deren  äufseren,  weichen  Teilen  unregelmäfsige  Gänge, 
in  denen  bald  eine  jauchige  Zersetzung  um  sich  greift.  Nach  etwa 
drei  Wochen  geht  die  Made  in  die  Erde,  um  sich  hier  zu  verpuppen ; 
selten  bleibt  sie  hierzu  in  der  Pflanze.  Nach  weiteren  acht  Tagen  fliegt 
die  zweite  Brut.  Gewöhnlich  folgen  sich  drei  ineinander  greifende 
Brüten  im  Jahre,  deren  Maden  zum  Teil  in  verschiedenen  Pflanzen  oder 
in  verschiedenen  Teilen  einer  Pflanzenart  leben. 

Vorbeugung  und  Bekämpfung.  Stark  riechende  Stoffe 
ziehen  die  Blumenfliegen  an,  auch  zur  Eiablage,  daher  wohl  auch  ihre 
Vorliebe  für  die  Kreuzblütler.  Besonders  anziehend  wirken  frischer 
Stallmist,  namentlich  aber  Menschenkot  (Abtrittsdünger),  die  daher  auf 
bedrohten  Feldern  möglichst  zu  vermeiden  sind.  Dagegen  sollen 
Mineraldünger,  namentlich  Superphosphat,  die  Fliegen  an  der  Eiablage 
verhindern.  Dies  hat  man  auch  noch  durch  zahlreiche  andere  Mittel 
versucht,  die  manchmal  vorzüglich  geholfen  haben.  So  spritzte  man 
die  eben  aufgegangenen  Pflänzchen  mit  Petroleumemulsionen,  Wermut- 
abkochungen usw.  Oder  man  streute  Tabaksstaub  usw.  In  Amerika 
ist  sehr  beliebt,  um  die  Pflänzchen  mit  Petroleum  oder  Karbolsäure 
getränkten  Sand  zu  häufeln ,  oder  man  taucht  ihre  Wurzeln  vor  dem 
Verpflanzen  in  eine  Lösung  von  einem  Teil  Niefswurz  in  zwei  Teilen 
Wasser.  Petroleumemulsion  oder  Schwefelkohlenstoff  in  Löcher  um 
die  Pflänzchen  gegossen,  tötet  zugleich  etwa  schon  vorhandene  Maden. 


^)  Die  Sj^stematik  der  hier  in  Betracht  kommenden  Blumenfliegen  ist  noch 
keineswegs  geklärt,  um  so  weniger,  als  aus  der  Mehrzahl  der  ph^'topathologischen 
Berichte  nicht  zu  ersehen  ist,  ob  die  genannte  Art  avich  wirklich  vorgelegen  hat. 
Wir  halten  uns  in  der  Hauptsache  an  den  genannten  Katalog,  trotzdem  nach 
gütiger  Mitteilung  von  Herrn  Prof.  P.  Stein  (Treptow  a.  d.  Rega)  inzwischen  schon 
wieder  einige  Verschiebungen  bei  den  Arten  stattgefunden  haben  Wir  bitten  aber 
dringend  alle  Phytopathologen,  alle  von  ihnen  beobachteten  Blumenfliegen  wenn 
irgend  möglich  zu  züchten  uud  an  einen  Spezialisten  einzusenden.  Nur  so  kann 
einmal  wirkliche  Klarheit  über  die  den  Kulturpflanzen  schädlichen  Arten  ge- 
wonnen werden. 


Anthomvideu.  425 

Ganz  besonders  haben  sich  aber  die  mechanischen  Abhakungs- 
mittel  der  Fliegen  bewährt.  Slingerland  schob  um  die  Basis  jeder 
Pflanze  geteerte,  achteckige  Papierstücke ;  Schönk  bedeckte  die  Reihen 
mit  Rahmen,  die  mit  Seihtiichleinen  bespannt  sind.  Smith  giefst  um  jede 
Pflanze  einen  frisch  bereiteten  dünnen  Brei  von  Kalk  mit  etwas  Karbol- 
säure, der  bald  erstarrt  und  zugleich  durch  den  Geruch  die  Fliegen  abhält. 
Noch  mehr  wird  empfohlen,  sie  etwa  vier  Zoll  hoch  mit  einem  rasch 
erstarrenden  Wall   von  Kleie   oder  Sägemehl   und  Leim   zu   umgeben. 

Sehr  wichtig  sind  ferner  die  Kulturmafsregeln,  in  erster 
Linie  Fruchtwechsel  und  gründliche  Reinigung  der  Felder  von  Rück- 
ständen und  allem  Unkraute,  besonders  von  wilden  Kreuzblütlern. 
Möglichst  frühe  Aussaat,  zugleich  mit  kräftiger  Düngung,  kann  die 
Pflänzchen  bis  zum  Erscheinen  der  Fliegen  über  das  gefährdetste 
Stadium  hin  wegbringen ;  sonst  empfiehlt  sich  eine  frühe  Aussaat  von 
Fangpflanzen,  die  natüidich  rechtzeitig  und  gründlich  zu  vernichten  sind. 

Authomyia  Meig. 

Grau,  schwarz  oder  gelbrot;  Augen  nackt.  Schüppchen  ungleich. 
Hinterleib  beim  Männchen  streifenförmig,  beim  Weibchen  hinten  zu- 
gespitzt.    Erste  Längsader  doppelt. 

A.  radieum  Meig.  AVurzelfliegrei).  Männchen  schwärzlich, 
Weibchen  aschgrau.  Rückenschild  schwärzlich ,  mit  drei  schwarzen 
Striemen;  Hinterleib  hellgrau  mit  schwarzer  Mittelstrieme  und  desgleichen 
Einschnitten,  nach  hinten  deutlich  verschmälert.  Untergesicht  und  Stirn 
weifs  (letztere  beim  Weibchen  vorn  rostgelb,  hinten  schwarz);  Stirn- 
dreieck, Fühler,  Taster  und  Beine  schwarz.  Flügel  glashell;  hintere 
Querader  fast  gerade;  4,5 — 5,5  mm  lang.  Gemein  von  Frühjahr  bis 
Herbst.  —  Made  weiislich,  runzelig,  schwarz  gekörnelt ;  vordere  Stigmen 
gelb,  hintere  Stigmenträger  gelbbraun  mit  je  drei  Luftlöchern;  After- 
fläche mit  zwölf  gekörnelten  Fleischzapfen  eingefafst;  6  mm  lang;  in 
mehreren  Brüten  den  ganzen  Sommer  über;  in  stark  riechenden  Stoffen, 
z.  B.  in  Wurzeln  von  Raphanus-  und  Brassica- Arten,  in  denen  sie  un- 
regelmäfsige,  oft  von  Fäulnis  begleitete  Gänge  fressen.  Auch  an  Säm- 
lingen von  Nadelhölzern  durch  Benagen  der  Wurzelrinde  und  Ab- 
fressen der  Wurzeln  sehr  schädlich-).  Puppe  im  Boden.  Eiablage  an 
die  Basis  der  Stengel.  Puppen  und  Fliegen  überwintern.  —  Parasiten : 
Älysia  manihcator ,  Fimpla  yraminellus  Schrk. ,  Ephialtes  inanis  Gr.  — 
Auch  in  Nordamerika  ganz  vereinzelt  gefunden. 

Chortophila  Macq.  (Phorbia  Rob.— Desv.). 

Beine  schwarz,  Fühlerborste  nackt  oder  höchstens  pubeszent. 

Ch.  brassieae  Bche.  (floccosa  Macq.,  floralis  auct.  nee  Fall),  Kohl- 
flieg-e^)  (Fig.  259).  Männchen  aschgrau;  drei  schwarze  Streifen  auf 
Brustrücken,  ein  desgl.  auf  Hinterleib ;  Stirne  silberweifs  mit  feuerrotem 

i).Nach  Slingerland,_  Cornell  agr.  Exp.  Stat. ,  Bull.  78,  1894,  p.  496-498.  ist 
A.  radieum  auct.  keine  einheitliche  Art;  die  meisten  Berichte  über  sie  beruhen 
auf  Verwechslungen  mit  anderen  Arten ;  die  typische  Meigensche  Art  sei  noch  nie 
schädlich  gefunden  worden. 

-)  JuDEicH  u.  NiTscHE,  Mitteleur.  Forst.-Ins.-Kde.,  S.  145  (als  A.ruficeps  bezeichnet). 

^)  Die  Kohlfliege  ist  eine  ständige  Erscheinung  in  allen  mittel-  (mit  Ausnahme 
der  französischen)  und  nordeuropäischen  Berichten,  auf  die  daher  verwiesen  sei. 
Eine  geradezu  klassische  Behandlung  der  Fliege  gab  Slingerland  in  seinem  be- 
rühmten Bull.  78    der    Cornell.   Tniv.    agr.   Exp.  Stst.,    1894,    von   dem  noch   1905 


426 


Dipteren,  Zweiflügler. 


Dreiecke;  Fühler,  Taster  und  Beine  schwarz.  Basalunterseiten  der 
Hinterschenkel  dicht  kurz  zottig  behaart  (Fig.  200  a);  6  m_m  lang.  — 
Larve  9  mm  lang,  weifslich,  glatt,  glänzend;  Afterfläche  mit  10  kege- 
ligen Randhöckern,  deren  beide  mittlere,  ventrale  zweispitzig. 

Die  Überwinterung  geschieht  gröfstenteils  als  Fliege  in  Rinden- 
ritzen, Gebäuden,  unter  Laub  usw.,  z.  T.  auch  als  Puppe.  Ende  April 
werden  die  weifsen  Eier,   von  jedem  Weibchen  etwa  50,   in  kleineren 


Fig.  259.     Kohlfliege  (nach.  Schmidt-Göbel). 
a  Ei  von  oben,  h  von  der  Seite  (nach  Slingekland). 

oder  gröfseren  Mengen  bis  zu  mehreren  Hunderten,  an  junge  Kreuz- 
blütlerpflanzen gelegt,  an  den  Stengel  möglichst  nahe  der  Erde,  oder 
in  Erdritzen  möglichst  nahe  an  die  Wurzeln.  Die  nach  etwa  zehn 
Tagen  ausschlüpfenden  Maden  fressen  zuerst  äufserlich  an  den  zarteren 

Wurzeln  oder  am  Stengel;  bald 
dringen  sie  aber  ins  Innere  und 
bohren  hier  wie  gewöhnlich.  Harte, 
hölzerne  Teile  werden  verschont, 
eher  gehen  die  Maden  ziemlich  hoch 
in  die  Stengel,  selbst  in  die  Blatt= 
stiele.  Nach  3  —  4  Wochen  ver- 
puppen sie  sich,  meist  in  der  Erde, 
seltener  am  Frafsorte,  und  nach 
etwa  acht  Tagen  fliegt  die  zweite 
Brut  aus.  Es  folgen  sich  wohl 
drei  Brüten,  von  denen  die  erste 
die  schädlichste  ist.  Die  späteren 
befallen  wohl  mehr  wilde  Kreuz- 
blütler, da  die  kultivierten  dann 
meist   schon  zu   hart   sind.      Von 

„.     -,^.,^       TT-  ^    1.  ■    j        ..     1-1.  Kulturpflanzen    leiden    besonders 

Flg.  260.    a  Hinterbein  der  männlichen  j-     t^  fi         u  t.  i,'    j      ^ 

Kohlfliege,  b  Analsegment  der  Larve  ^le  Kohl-,  aber  auch  verschiedene 

(nach  J.  B.  Smith).  Rübcnarton.  Die  kranken  Pflanzen 


A1.DKICH  sagt:  „Perhaps  the  best  entomological  buUetin  yett  issued  from  an  American 
a^ricultural  experiment  Station."  Und  doch  ist  dieses  Bulletin  den  deutschen 
Dipterologen  unbekannt. 


Anthomyiden.  ^27 

verändern  ihre  Farbe  (Kohl  wird  bleifarben),  bleiben  klein,  die 
Blätter  welken ,  die  befallenen  Teile  verdicken  sich  etwas,  schliefs- 
lich  können  die  ganzen  Pflänzchen  absterben.  Feinde :  Opius  procerus 
Wsml.  (Braconide),  Staphyliniden ,  Milben  usw.  Mifs  Ormerod  be- 
obachtete, wie  Krähen  die  befallenen  jungen  Pflänzchen  auszogen  und  die 
Maden  frafsen.  —  Nach  Amerika  offenbar  schon  sehr  früh  eingeschleppt, 
dort  bereits  1835  von  Harris  als  schädlich  beschrieben  unter  dem  Namen 
Anthonniia  raphani.     Merkwürdigerweise  in  Frankreich  wenig  schädlich. 

Ch.  eilierura  Rond.  (platura  Meig.)  Sehalottenüiegre.  Männ- 
chen grau ;  auf  Rückenschild  drei  braune  Längsstriemen,  auf  Hinterleib 
tiefschwarze  Mittelstrieme  und  braune  Einschnitte ;  Taster,  Fühler,  Beine 
schwarz-,  Schwinger  und  Schüppchen  weifslich,  erstere  braungestielt-, 
"Weibchen  heller.  4,5  mm  lang.  Made  schmutzig  weifs,  am  Hinterende 
14  Zäpfchen;  in  Allium- Arten,  Spargelstengeln,  Menschenkot.  Parasit: 
Alysia  truncator  Ns. 

Ch.  floralis  Fall,  (nee  auct.).  Ähnlich  Ch.  brassicae,  aber  grölser, 
auf  der  Unterseite  der  Hinterschenkel  mit  einer  Reihe  langer  Borsten. 
Made  im  Juli  im  Fleische  des  Gartenrettichs  und  der  Radieschen. 
Puppe  in  der  Erde,  ruht  3 — 4  Wochen. 

Ch.  funesta  J.  KühnM.  Lupin enflieg-e.  Männchen  grau;  auf 
Rückenschild  3  —  5  dunklere,  z.  T.  in  Flecke  aufgelöste  Längsstriemen 
und  fünf  Borstenreihen ;  Schüppchen  weifs,  Schwinger  gelb.  Weibchen 
heller.  4 — 5,5  mm  lang.  Am  Hinterende  der  Made  vier  kräftige  und 
jederseits  drei  kurze  Zähnchen,  deren  Spitzen  schwarz  sind,-  5,5 — 6  mm 
lang.  —  Fliegen  Mitte  Mai,  legen  ihre  Eier  an  die  eben  erst  keimenden 
Lupinenpflänzchen.  Die  Maden  bohren  sich  in  die  Wurzeln,  Stengel 
oder  Samenlappen ,  die  absterben ;  vorher  sind  die  Maden  bereits  zur 
Verpuppung  in  die  Erde  gegangen.  Ende  Juni,  Juli  erscheint  die  zweite 
Fliegenbrut,  deren  weitere  Schicksale  unbekannt  sind.  Puppen  überwin- 
tern. Vorbeugung:  Möglichst  frühe  Aussaat  der  Lupinen,  vor  Ende  April. 

Ch.  lurcata  Bche^).  Gelblich  aschgrau;  Fühler,  Taster,  Beine 
schwarzbraun;  5,5  mm  lang.  Made  von  zahlreichen  Wärzchen  rauh, 
an  jedem  Ringe  je  ein  seitliches  Fleischspitzchen ;  am  Hinterende  sechs 
gröfsere,  vier  kleinere  Fleischzapfen;  9  mm  lang.  Made  einzeln  im  Herzen 
von  Zwiebeln. 

Ch.  fuseieeps  Zett. '^).  Beim  Männchen  an  der  'Innenseite  der 
Hintertibien  eine  Reihe  gleich  langer ,  kurzer ,  steifer  Borstenhaare. 
Fliege  5  mm  lang,  Made  6.  Ursprünglich  wohl  europäisch;  hier  aber, 
wie  es  scheint,  nirgends  schädlich.  In  Nordamerika  eingeschleppt,  hier 
an  den  verschiedensten  Kultur-  und  anderen  Pflanzen  schädlich,  nament- 
lich an  jungen,  frisch  ausgesetzten  oder  aufgegangenen  Pflänzchen  von 
Kohlarten,  Getreide,  Mais,  Radieschen,  Rübsen,  Zwiebeln,  Bohnen, 
Erbsen,  Saatkartoffeln ,  aber  auch  nützlich  durch  Vertilgung  der  Eier 
von  Wanderheuschrecken.     Auch  auf  Hawaii. 


')  Zeitschr.  landw.  Zentralver.  Prov.  Sachsen  1870,  Nr.  6. 

2)  BoucnE,  Naturgeschiclite  der  Insekten,  S.  71—73,  Taf.  5,  Fig.  30—33. 

^)  Slingeuland,  1.  c.  p.  4V)9— 502.  —  Chittenden,  U.  S.  Deptm.  Agric,  Div.  Ent., 
Bull.  33,  N.  S.,  1902,  p.  84-92,  Fig.  19;  Ball.  43,  1903,  p.  68-70,  Fig.  64.  —  Die 
Amerikaner  identifizieren  diese  Art  mit  Ch.  eilierura  Eond. ;  doch  gibt  es  nach 
freundlicher  Mitteilung  von  Herrn  Prof.  Sieix  tatsächlich  eine  Cli.  fuscicejis  Zett. 
Auf  welche  Art  sich  aber  die  phytopathologischen  Berichte  beziehen,  ist  ohne 
genaue  Nachprüfung  durch  einen  Spezialisten  nicht  zu  sagen. 


428  Dipteren,  Zweiflügler. 

Ch.  g-nava  Meig,  (lactucae  Bche).  Schwarz  bzw.  grau  (Weibchen), 
gestreift ;  auf  Hinterleib  schwarze  Flecken,  hinter  den  Einschnitten  rot- 
gelbe Schillerbinden.  Maden  fressen  im  August  und  September  die 
Samen  von  Salat  und  anderen  Latticharten  aus. 

Ob  die  CuRTis'sche  ^  Anthomiiia  <inava,  deren  Maden  an  den  Wurzeln 
von  weilsen  Rüben  und  Kohlarten  leben,  dieselbe  Art  sei,  ist  zweifelhaft. 

Ch.  lupini  Coq.  "'^).  Nordamerika;  Made  in  Stengeln  von  Lupinen, 
andererseits  aber  sehr  nützlich  durch  Zerstörung  der  „loco" -Unkräuter 
(Astragalus  spp.). 

Ch.  planipalpis  Stein  ^).    Californien,  in  Wurzeln  von  Radieschen. 

Ch.  rubivora  Coq.  Raspberry-cane  magrgrot.*).  Nordamerika. 
Die  Fliege  legt  ihre  auffallend  grofsen,  weilsen  Eier  im  April  oben 
an  die  jungen  Himbeertriebe  in  die  Blattachseln.  Die  Made  wandert 
zuerst  etwas  abwärts  und  bohrt  sich  dann  durch  ein  später  schwärzlich 
werdendes  Loch  in  die  Spitze  des  Triebes  und  im  Marke  einige  Zoll 
tief  abwärts.  Dann  ringelt  sie  den  Trieb  dicht  unter  der  Rinde ,  so 
dafs  sein  oberer  Teil  welkt,  schlaff  herabhängt  und  unter  Blaufärbung 
des  Stengels  abstirbt.  Die  Made  frifst  sich  nun  im  Marke  noch  weiter 
abwärts  bis  dicht  über  die  Erde ;  hier  verpuppt  sie  sich  in  der  Rute, 
die  meistens  eingeht:  nur  ganz  kräftige  treiben  aus  den  Seitenaugen 
neue  Sprossen.  —  Bekämpfung:  im  Mai  die  kranken  Triebe  unten  ab- 
schneiden und  verbrennen. 

Pegomyia  Rob.-Desv.  (Aricia  Rob.-Desv.  part.). 

Fühlerborste  nackt  oder  höchstens  pubescent.  Analader  reicht 
bis  zum  Flügelrand.  Augen  nackt.  Beine  und  Hinterleib  teilweise  rot. 
Hinter  der  Naht  drei  Dorsozentralborsten. 

P.  hyoseyami  Panz.  (atriplicis  Gour. ,  betae  Gurt.,  chenopodii 
Rond.,  eonformis  Fall. ,  dissimilipes  Zett. ,  spinaciae  Holmgr. ,  vicina 
Lintn.),  Runkelflieg-e^)  (Fig.  261).  Europa,  Nordamerika.  Brust  blei- 
grau mit  fünf  undeutlichen  Längsstriemen  auf  Rücken:  Hinterleib  gelb- 
grau mit  einem  undeutlichen  bräunlichen  Längsstriemen;  der  ganze  Körper 
schwarz  beborstet.  Kopf  matt  silberweifs ,  rötlich  schimmernd ;  Stirne 
und  Scheitel  mit  orangener ,  silbergrau  eingefafster  Strieme ,  Augen, 
rot,  nackt,  ebenso  Fühlerborste  ;  Taster  gelb  mit  dunkler  Spitze.  Flügel 
ohne  Randdorn,  etwas  getrübt,  Schüppchen  wasserhell,  Schwinger 
gelblich  weifs.  Querader  fast  gerade,  steil  gestellt.  Beine  gelblich, 
Tarsen  braun ,  Haftläppchen  unten  schwarz.  6  mm  lang.  Die  Tiere 
variieren  in  der  Färbung  sehr,  zum  Teil  nach  der  Nährpflanze,  daher 
die  verschiedenen  Namen;  die  typische  Form  ist  die  hellste,  die 
var.  hetae  die  dunkelste.  Nährpflanzen  sind:  Bilsenkraut,  Melden, 
Gänsefuß ,    Spinat ,    alle   Beta-Arten ;     die    Made    kann    sich    auch    im 


^)  Journ.  E.  Soc.  Agric,  1849;  Farm  Insects  p.  142. 

2)  CoQuiLLETT,  Ent.  News  Vol.  12,  1901,  p.  206—207,  243.  —  Chitxeni.ex,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  64,  1908,  p.  35—36. 

3)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  66,  1909,  p.  95—96. 

*)  Slingeri.ano,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  126,  1897,  p.  54—60,  fig. 
20—21,  PI.  5.  —  BiuTTON,  2d  Eep.  Stat.  Ent.  agr.  Exp.  Stat.  Connecticut  1902, 
p.  167-168,  1  PL,  1  fig. 

^)  Board  of  Agric,  London,  Leafl.  5,  1902,  figs.  (hetae).  —  Chittenden,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bur.  43,  1903,  p.  50 — 52,  fig.  50  (vicina)  —  Cakpenter,  Rep. 
1904,  p.  289—291,  Pls.  23,  24  (hetae).  —  Tii.lgren,  Ent.  Tidskr  Arg.  26,  1905,  p.  172—176 
(dissimilipes).  —  Schwautz,  Deutsche  landw.  Presse,  1908,  Nr.  62,  Fig.  —  Die  beste 
Darstellung  gibt  wobl  Jablonowski  in  seinem  Bucbe:  Die  tierischen  Feinde  der  Zucker- 
rübe, Budapest  1909,  S.  303—315,  Fig.  61—63. 


Anthomviden. 


429 


Fig.  261.    Runkeif  liege 
(nach  Pettit). 


Dünger  bzw.  in  liumosem  Boden  entwickeln.  Die  Imagines  fliegen 
je  nach  Klima  schon  im  April  oder  erst  von  Mitte  Juni  ab  (Skandi- 
navien): sie  legen  ihre  glänzend  weifsen  Eier  in  kleiner  Zahl  auf  die 
Unterseite  der  Blätter,  nahe  der  Mitte. 
Nach  fünf  bis  acht  Tagen  kriechen  die 
Maden  aus ,  die  sich  sofort  ins  Blatt 
bohren  und  hier  unregelmäfsige ,  zuerst 
weifse,  später  gelbe  und  braune,  schwarzen 
Kot  enthaltende  Blasen  minieren ;  die 
Zahl  der  in  einem  Blatt  fressenden  Maden 
hängt  von  dessen  Gröfse  ab  und  kann 
bis  40  betragen.  Nach  zwei  bis  drei 
Wochen  sind  sie  erwachsen,  9  mm  lang, 
schmutzig  weifs ,  nach  hinten  grünlich 
durch  den  durchscheinenden  Darminhalt. 
Die  Verpuppung  findet  gewöhnlich  flach 
in  der  Erde ,  doch  auch  im  Blatte  (bei 
der  Sommerbrut)  statt-,  nach  acht  bis 
vierzehn  Tagen  fliegt  die  zweite  Brut  aus. 
Bei  uns  kommen  je  nach  Klima  zwei  bis 
drei  Brüten  vor,  in  Amerika  wohl  mehr, 
denn  dort  wird  als  Dauer  der  einzelnen 
Stadien  drei ,  sieben  bis  acht ,  zehn  bis 
zwanzig  Tage  angegeben-  namentlich  die  Sommerpuppen  sollen  oft  bis 
zu  drei  Wochen  überiiegen.  Doch  kann  man  auch  bei  uns  bis  im  Herbst 
Maden  finden;  die  Überwinterung  scheint  indes  vorwiegend  als  Puppe 
stattzuhaben. 

Der  schlimmste  Schaden  an  Rüben  ist  der  der  ersten  Brut,  da  sich 
deren  Maden  entwickeln,  wenn  die  Pflänzchen  erst  ein  bis  drei  Blätter 
haben;  sie  werden  recht  oft  abgetötet.  Am  auffälligsten  ist  die  Tätig- 
keit der  Maden  natürlich  im  Herbst,  wo  dann  zahlreiche,  grofse,  braune 
Minen  in  den  Blättern  auffallen ,  ohne  dafs  diese  absterben :  immer- 
hin wird  auch  durch  sie  die  Entwicklung  der  Rüben  und  ihr  Zucker- 
gehalt ungünstig  beeinflufst.  An  Gartenpflanzen  ist  im  allgemeinen  wohl 
der  Schaden  der  späteren  Brüten  der  gröfsere.  —  Als  Parasit  ist  eine 
Braconide  beobachtet,  die  aber  keine  praktische  Bedeutung  hat.  Uzel  ^) 
züchtete   Opius  nitidulator  Nees. 

Gegenmittel:  alle  als  Nährpflanzen  dienende  Unkräuter  (Melde!) 
vernichten,  desgl.  alle  befallene  Pflanzen,  überhaupt  gründliche  Reinigung 
der  Felder.  Im  Herbst  'MS  cm  tief  unterpflügen.  Recht  dicht  säen, 
kräftig  mit  Mineralsalzen  düngen.  Spinat  als  Fangpflanze  zwischen  die 
Rüben  säen.  Selir  gut  soll  sich  bewährt  haben,  mit  Fliegenleim  be- 
strichene steife  Papierblätter  von  12:15  cm  Gröfse  zwischen  die  Rüben- 
reihen stecken,  bevor  diese  aufgehen. 

P.  nigritarsis  Zett.  Fliege  sehr  ähnlich  voriger;  Hinterleib 
rotgelb  mit  weifsschimmernden  Einschnitten ;  Füfse  schwarz.  Made  wie 
die  der  Runkelrübe  lebend. 


Hylemyia  Rob.-Desv. 

Fühlerborste  bis  zur  Spitze  dicht  und  lang  befiedert,    Augen  nackt. 
Vierte  Längsader  gerade  oder  vorn  etwas  abwärts  gebogen. 


')  Bericht  1906,  S.  578. 


430 


Dipteren,  Zweiflügler. 


H.  antiqua  Meig.  (ceparam  Meig.,  cepetorum  Meade).  Zwiebel- 
fliegre  ')  (Fig.  2G2).  Schwärzlich,  dicht  grau  bestäubt,  mit  dunkeln  Flecken 
und  Streifen ;  Vorderrand  der  Flügel  bis  zum  deutlichen  Randdorn  bedornt, 
Beine  pechschwarz;  (j,5  mm  lang.  —  Made  gelblich,  5— G  mm  lang;  die 
beiden  grofsen  ventralen  Zapfen  am  Hinterende  einfach,  davor  am  Bauch 
noch  zwei  kleinere.  Europa,  Nordamerika.  —  In  Europa  überwintern 
die  Puppen,  in  Amerika  die  Fliegen.  Die  weifsen  länglichen  Eier 
werden  zu  6 — 8  an  die  Blätter  von  Zwiebeln  dicht  über  der  Erde  ab- 
gelegt. Die  Maden  bohren  sich  sofort  ein  und  zur  Zwiebel  hinab,  die 
sie  oft  zu  mehreren  in  unregelmäfsigen,  von  starker  Fäulnis  begleiteten 
Gängen  dm-chwühlen.  Die  Blätter  welken,  schliefslich  stirbt  die  ganze 
Pflanze.    Nach  zwei  bis  drei  Wochen  ist  die  Made  reif:  sie  verläfst  die 


Fig.  262.     Zwiebelfliege  (nach  J.  B.  Smith). 
«  Fliege,  b  Hinterbein  der  Fliege,  c  Analsegment  der  Larve. 

Zwiebel,  um  sich  in  der  Erde  zu  verpuppen.  Nach  8—14  Tagen,  im 
Juni,  fliegt  die  zweite  Brut ;  es  scheinen  sich  mehrere  zu  folgen ,  bis 
in  September,  selbst  in  Oktober  hinein.  —  Gegenmittel:  die  befallenen 
Pflanzen  so  früh  wie  möglich  entfernen  und  vernichten ;  Fruchtwechsel. 
Spritzen  mit  Petroleumemulsion,  Streuen  von  Ruls,  Kainit,  Salpeter,  Kalk 
mit  Rufs  sollen  die  Eiablage  verhindern  bzw.  die  Eier  und  jungen 
Larven  töten. 

Nach  Lüstner  ^)  frifst  die  Zwiebelfliege  auch  das  Herz  von  Garten- 
nelken, vorwiegend  älterer  Sorten  aus;  er  erwähnt  zugleich  einen 
früheren  Fall,  bei  dem  die  Fliege  von  Bkischke  als  Änthomyia  radicum 
bestimmt  wurde.  Die  Lüstnersche  Benennung  dürfte  wohl  auf  einem 
Irrtum  beruhen. 

H.  eardui  Meig.  (lychnidis  Kaltb.,  usw.).  Nelkenfliegre^).  Lehm- 
bis  dunkelgrau,  Fühler  schwarz,  Borste  feinhaarig,  Spitze  nackt,  Augen 


1)  BoucHE,    Naturgeschichte    der  Insekten,    1834,   S.  73.    —    Slingerland,    1.  c. 

6.  495—496,  Fig.  6  a.  —  Cari-entkr,  Eeport  1896,  p.  86-87,  fig.  10—13.  —  Ritzema 
OS,  Phytopathol.  Labor.  Willie  Commelin  Schölten,  Versl.  1899.  p.  62—63.  — 
Board  Agric.  Fish.  London,  Leafl.  31,  19U3,  4  pp..  figs.  —  Lamra,  Ent.  Tidskr.  Arg. 
26,  1905,  p.  60—63,  1  Taf.  —  Smith,  J.  B.,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  20U, 
1907,  p.  10—11,  figs. 

")  Gartenwelt,   .Jahrg.   13,    1909,    S.  173-174,    1    Fig.;   Ber.    Geisenheim    1908, 
S.  10—11. 

3)  Kaltenbach,  Pflanzenfeinde,  S.  55.  —  Stein,  Ent.  Nachr.,  Bd.  16,  1890,  S.  300 


Anthomyiden. 


431 


nackt.  Rückenschild  mit  drei  braunen  Längs  streifen,  Hinterleib  mit 
einem  dunklen ;  Körper  schwarz  beborstet ;  Beine  schwärzlich,  Schienen 
der  Hinterbeine  heller-,  8 — 10  mm  lang.  —  Made  im  Stengel  und 
Wurzelstock  von  Nelkenarten  (Lychnis  und  Dianthus  spp.),  besonders 
an  schattigen  Orten  mit  lockerer  Erde.  Der  Frais  beginnt  am  untersten 
oberirdischen  Stengel-Internodium  und  geht  nach  Kaltenbaeh  in  das 
Rhizom,  nach  andern  in  den  Stengeln  und  Stielen  aufwärts.  Puppe 
in  Erde  oder  am  Frafsorte. 

Hierher  dürfte  wohl  die  als  U.  atitiqua  bezeichnete  Nelkenfliege 
Lüstners  ^),  vielleicht  auch  die  carnation  fly  der  Engländet,  Hiß.  nigrescens 
(s.  daselbst)  gehören. 

H.  eoaretata  Fall.  Getreide-Biumenflieg-e,  wheat  bulb  fly^) 
(Fig.  263),     Mittleres   und  nördliches  Europa.     Gelblichgrau,    stark  be- 


Fig.  263.     Getreide-Blumenfliege  (nach.  Börner). 
a  Fliege,  b  Analsegment  der  Larve  von  oben  und  von  der  Seite. 

borstet.  Brustrücken  ohne  Strieme;  Hinterleib  schlank,  dünn,  mit 
dunkler  Mittelstrieme,  in  schwarze  Legeröhre  endend,  Fühler  und  Beine 

(H.penidllari.!^  Eond).  —  Sintenis  u.  v.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau, 
1900,  S.  50,  Figg.  —  MiK,  Wien.  ent.  Zeitg.,  Jahrg.  19,  1900,  S.  148—151. 

^)  Siehe  vorige  Seite. 

2)  Frank,  Arb.  biol.  Abt.  Kais.  Gesundheitsamt,  Bd.  1,  1901,  S.  265—267.  — 
Carpenter,  Eeport  for  1902,  p.  199—201,  figs.  —  Jungner,  Zeitschr.  Pflanzenkrankb., 
Bd.  14,  1904,  S.  335—336.  —  Börner,  Mitt.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Heft  4, 
1904,  S.  60—63,  fig.  13—14.  —  Landwirtsch.  Wochenschr.  Pommern  1909,  Nr.  21; 
Ausz. :  P.  Blätter  Pflanzenbau,  1909,  S.  88.  —  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  15, 
p.  840,  Vol.  16,  p.  388,  1909.  —  Marchal,  P.,  Bull.  Soc.  ent.  France,  1909,  p.  196—197. 


432  Dipteren,  Zweiflügler. 

schwarz,  beim  Männchen  die  Schienen,  beim  Weibchen  Schenkel  und 
Schienen  rotgelb,  Flügel  gelb  geädert,  mit  Randdorn.  7  mm  lang.  — 
Made  gelblich,  0  mm  lang,  am  unteren  Rande  der  Afterplatte  zwei 
mittlere,  viereckige,  zwei  seitliche  spitze  Höcker.  —  Ein  Exemplar  in 
Colorado  gefangen. 

Die  Biologie  ist  noch  recht  ungenügend  bekannt.  Im  Frühjahre 
bemerkt  man  an  der  jungen  Wintersaat  von  Roggen  und  Weizen, 
seltener  Gerste,  welkende  Pflänzchen,  deren  Herz  von  der  Made  ab- 
gefressen ist;  eine  Made  frifst  sechs  und  mehr  junge  Halme  an.  Auf 
gröfseren  Feldern  treten  Stellen  stärkeren  Befalles  hervor.  Von  Ende 
April  an  gehen  die  Maden  zur  Verpuppung  in  die  Erde,  bis  10  cm  tief. 
Von  Mitte  Mai  bis  Mitte  Juni  fliegt  die  erste  Brut.  Wo  sie  ihre  Eier 
ablegt,  wo  die  Maden  als  zweite  Brut  leben,  ist  unbekannt ;  Börner  ver- 
mutet an,  bzw.  im  Lolchgrase.  Nach  vier  Wochen  fliegt  die  zweite 
Brut  bis  spät  in  Herbst  hinein,  die  ihre  Eier  an  die  junge  Wintersaat 
legt.  Maden,  vielleicht  auch  Fliegen  der  zweiten  Brut  überwintern; 
wenigstens  wurde  nach  Carpenter  im  Januar  gesäeter  Weizen  noch 
befallen.  Nach  Carpenter  wird  Getreide ,  das  auf  Kartoffeln  oder 
schwedische  Rüben  folgte ,  oft  befallen ,  nicht  nach  Rübsen ,  Mangold 
und  Bohnen.  Hafer  bleibt  immer,  Gerste  meistens  verschont.  —  Frühe 
Saat  und  kräftige  Düngung  stärkt  die  Pflanzen  so,  dafs  sie  dem  Befalle 
besser  widerstehen  und  sich  neu  bestocken  können.  Säet  man  bereits 
Ende  August  schmale  Streifen  von  Roggen  auf  die  zur  Winterung  be- 
stimmten Felder,  so  legt  auf  sie  die  Hauptmasse  der  Fliegen  ihre  Eier 
ab ;  nach  zwei  bis  drei  Wochen  ist  der  Roggen  mäfsig  tief  unterzupflügen 
und  endgültig  zu  bestellen.  Sehr  stark  befallene  Äcker  sind  möglichst 
früh  tief  unterzupflügen. 

H.  nig-reseens  Rond. ').  Diese  nach  P.  Stein  zweifelhafte  Art  wird 
in  England  als  „carnation  fly"  angegeben.  Sie  befällt  namentlich  junge 
Nelken,  miniert  erst  in  der  Basis  der  Blätter  und  höhlt  dann  den  Stamm 
aus,  in  dem  sie  sich  auch  verpuppt.  Rufs,  Kalk  oder  starkriechende 
Flüssigkeiten  halten  die  Fliegen  von  der  Eiablage  ab;  die  Minen  der 
Maden  sind  zu  öffnen,  diese  mit  einer  Nadel  herauszuholen  (s.  auch 
H.  rarihii). 

H.  pullula  Zett.  2).  Die  Made  schadete  1893  sehr  bei  Florenz  an 
Schwertlilien,  deren  Blüten,  Hohlblätter  und  Stengel  sie  ausfrafs.  Die 
beschädigten  Pflanzen  entwickelten  weniger  Rhizommassen,  die  öfters 
faulten.  Möglichst  frühzeitig  im  Jahre  sind  die  befallenen  Blüten- 
schäfte abzuschneiden  und  zu  vernichten. 

Phaonia  Rob.-Desv. 

Ph.  trimaeulata  Bche  ^).  Hellgrau,  auf  Rückenschild  vier  schwarze 
unterbrochene  Striemen ,  auf  Schildchen  drei  braune  Flecke ;  Augen 
behaart;  Flügel  ohne  Randdorn;  8  mm  lang.  Made  11  mm  lang,  am 
Bauche  mit  schwarzen  Wärzchen'.  Im  Sommer  und  Herbst  gemeinsam 
mit  der  Kolilfliege  in  den  Wurzeln  des  Kohls.  Puppe  in  der  Erde, 
die  der  letzten  Brut  überwintert. 


1)  CoLLiNGE,  Eep.  1906,  p.  '62— Si.  —  Journ.  Board  Agric.  London,  7ol.  14,  1908, 
p.  621. 

2)  DEL  GüERcio,  Bull.  Soc.  cnt.  Ital.  T.  24,  1893,  p.  821—380. 
3J  BoucHE,  Naturgesch.  d.  Insekt ,  S.  80. 


Tachiniden.    Platyi^eziden.  Pilzfliegen.     Phoriden.  433 

Masciiia  Rob.-Desv.  (Cyrtoneura  Meig.). 

Augen  nackt.  Fühlerborste  gefiedert.  Vierte  Längsader'  unter 
flachem  Bogen  aufsteigend ,  daher  die  an  der  Flügelspitze  mündende, 
weit  offene  Hinterrandzelle  lanzettförmig. 

M.  (C.)  stabulans  Fall.  Grau;  Fühler  braun,  Wurzelglieder  und 
Taster  rotgelb,  desgleichen  Beine;  7 — 10  mm  lang.  Made  gelblich 
weifs,  glänzend,  Absturz  des  Hinterendes  fast  senkrecht,  von  charakte- 
ristischen Zähnen  umgeben  M',  8 — 11  mm  lang.  —  Fliege  im  Sommer 
überall,  namentlich  auch  in  Häusern  und  Ställen,  legt  ihre  Eier  an  die 
verschiedensten  Orte ,  vorwiegend  an  zerfallende  Vegetabilien ,  aber 
auch  an  Insektenlarven.  Fliege  gezüchtet  aus :  Schwämmen ,  Obst, 
Gurken,  Dünger,  Rapsstengeln,  zerfallenden  Kartoffeln^),  Erbsenhülsen, 
Radieschen,  Rübenknäueln  bzw.  jungen  Runkel-  und  Zuckerrüben,  denen 
die  Maden  ernstlich  schaden  können .  Raupen  vom  Kiefernspinner  und 
Puppen  von  Lophyrus  sp.  An  Rüben  sitzen  sie  namentlich  am  Kopfe, 
fressen  aber  Gänge  bis  ins  Innere,  üzel  ^ )  empfiehlt ,  die  Knäuel  in 
mit  Petroleum,  Karbolsäure,  Schwefelsäure  usw.  versetztem  Wasser 
keimen  zu  lassen. 

Cyclorrhapha  Aschiza. 

Ohne  Stirnblasenspalte  bzw.  Bogennaht.  Fühler  dreigliedrig,  die 
Borste  nicht  terminal.  —  Die  hierher  gehörigen  Fliegen  leben  als 
Larven  meistens  parasitisch  in  anderen  Tieren,  in  Pilzen  oder  faulenden 
pflanzlichen  und  tierischen  Stoifen. 

Tachiniden. 

Von  dieser  parasitischen  Familie  sind  die  Fliegen  von  Calliphora 
erytJiPoeephala  Meig.,  die  „rotköpfige  Fleischfliege",  einmal  beobachtet, 
wie  sie  die  ganze  Ernte  eines  grofsen  Spalierweinstockes  dadurch  zer- 
störten ,  dafs  sie  die  Haut  der  reifenden  Beeren  annagten  und  deren 
Fleisch  ausfrafsen*). 

Platypeziden,  Pilzfliegen. 

Maden  zwölfringelig ,  glatt  oval  mit  ca.  28  gegliederten  fadigen 
Anhängen  an  den  Seiten.  Mund  ventral ,  ohne  Mundhaken ,  aber  am 
Oberrand  jederseits  zwölf  Querreihen  hakiger  Zähnchen.  Sie  leben  in 
Pilzen^),  vorwiegend  im  Freien:  Schaden  ist  nicht  berichtet. 

Phoriden. 

Maden  walzig,  vorn  dünner  als  hinten.  Mundhaken  vorhanden. 
Körper  rauh,  Segmente  seitlich  mit  kurzen  von  Querwülsten  vorstehen- 


')  s.  E.  Taschenberg,  Prakt.  Insektenkunde,  Bd.  4,  S.  108—109. 
-)  CuuTis,  Farm  Insects,  p.  462 — 463. 
3)  Bericht  über  1906,  S.  580-581. 

*)  Eeh,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  19,  1901,  3.  Beih.,  S.  179. 
5)  Brauer,  Zweiflügler  d.  k.  Mus.  Wien  III;  Sep.  p.  67. 
Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.    Dritter  Band.  28 


434  Dipteren,  Zweiflügler. 

den  Wärzchen.  Letzter  Ring  meist  mit  vier  bis  sechs  Fleischspitzen. 
Teils  parasitisch,  teils  in  zerfallenden  Stoffen,  einige  in  Pilzen  und  dann 
zum  Teil  recht  schädlich  in  Champignonzüchtereien  \). 

Brauer^)  füln-t  aus  Pilzen  an:  Aphioehaeta  ruflpes  Meig.  aus 
Trüffeln-,  A.  lutea  Meig.;  flava  Fall,  und  pusilla  Meig.  (pumila  Meig.) 
aus  Agaricus  sp. :  Phora  tuberieola  Frfld  aus  weifsen  Trüffeln:  Pn. 
bovistae  Gimm.  aus  Lycoperdon  Bovista;  Conicera  atra  Meig.  aus 
Agaricus  ater, 

Syrpliiden. 

Fühler  dreigliedrig,  Endglied  ungeringelt,  Borste  rückenständig. 
Afterzelle  lang ;  zwischen  dritter  und  vierter  Längsader  eine  überzählige, 
die  Mittelquerader  durchschneidende  Schrägader.  Lebhaft  gefärbt, 
dickleibig,  meist  mit  hellen  Binden  versehen ;  auf  Blüten,  ernähren  sich 
von  Pollen  und  Honig.  —  Hinterende  der  Made  in  eine  beide  Tracheen 
einschliefsende  Röhre  oder  in  zwei  dicht  nebeneinander  liegende  Atem- 
röhren verlängert,  entweder  kurz  und  dorsal  oder  fernrohrartig  aus- 
ziehbar, endständig;  Kopfringe  meist  schmal  und  kegelig  vorstreck- 
bar. Larven  saprophytisch  oder  räuberisch  (von  Blattläusen):  einige 
wenige  pflanzenschädlich. 

Eumerus  Meig. 

Klein  bis  mittelgrofs,  wenig  behaart :  schwarz  oder  metallisch  grün. 
Kopf  breiter  als  Rücken ;  letztes  Fühlerglied  grofs,  Borste  nackt.  Augen 
behaart.  Hinterschenkel  verdickt,  unten  mit  Dörnchen  bewehrt.  Hinter- 
schienen geki'ümmt. 

E.  strig-atus  F.  (lunulatus  Meig.  usw.),  Zwiebelmond flieg-e. 
Grün,  Hinterleib  an  der  Spitze  und  seitlich  an  den  drei  ersten 
Gliedern  mit  je  einem  grau  behaarten  Mondflecke;  Fühler  dunkel; 
() — 7,5  mm  lang.  Made  graugelb,  runzelig  und  gekörnt;  Endglied 
braun,  jederseits  mit  einem  geringelten,  pyramidenförmigen  Fleisch- 
zapfen versehen,  8 — 10  mm  lang;  im  Sommer  im  Herzen  der  Speise- 
zwiebeln oder  im  unteren  Teile  des  Blütenschaftes;  ersteres  fault, 
letzterer  welkt.  Schaden  stellenweise  bedeutend.  Puppen  zum  Teil  in 
der  Erde,  zum  Teil  im  Blütenschaft.  Die  befallenen  Zwiebeln  sind  zu 
vernichten. 

Merodon  Meig. 

Fühlerborste  rückenständig.  Mittelquerader  steht  auf  der  Mitte 
der  Mittelzelle  oder  saumwärts.  Randzelle  offen.  Hinterschenkel  ver- 
dickt, unterseits  gezähnt.  Untergesicht  flach  gewölbt.  Meist  dunkel 
metallisch  grün,  dicht  behaart. 

M.  elavlpes  F.^).  Schwarz;  weifslich,  gelblich,  rötlich  bis  schwarz 
behaart;  Hinterleib  verlängert,  kegelförmig,  fast  nackt,  mit  weifsen 
Ringsäumen  und  am  zweiten  bis  vierten  Ringe  weifsen  Querbinden; 
drittes  Fühlerglied  länglich,  vorn  zugespitzt. 

')  BüscK,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  38,  1902,  p.  82—33.  —  Journ.  Board 
Agric.  London  Vol.  14,  1907,  p.  415. 
2)  1.  c.  p.  66. 
^)  Peauson,  The  Book  of  Garden  Pests,  London,  p.  51,  53,  fig. 


Syrphiden.     Stratiomyiden,  Waffenfliegen.  435 

M,  equestris  F.  ^).  Schwarz  oder  dunkel  metallisch  grün,  ebenso 
verschieden  behaart  wie  vorige ;  drittes  Fühlerglied  oben  gerade,  unten 
rund,  daher  vorn  schief  abgestutzt ;  Hinterschienen  beim  Männchen  auf 
der  Innenseite  mit  einem  auffallenden  Höcker;  13  mm  lang.  —  Made 
graugelb,  stark  gerunzelt,  braun  gekörnelt;  auf  jedem  Ringe  eine  Quer- 
reihe kurzer,  nach  hinten  gekrümmter  Dornen ;  Endglied  gerundet  mit 
schwarzem,  warzenartigem  Stigmenträger;  12  mm  lang. 

Beide  Arten  sind  als  Narzissenfliegren  in  allen  die  Kultur  dieser 
Blumen  betreibenden  Ländern  Europas  gefürchtet.  Ihre  Heimat  ist 
allerdings  Südeuropa,  von  wo  sie  aber  jährlich  mit  Tazettenzwiebeln 
nach  dem  Norden  eingeschleppt  werden.  Die  Maden  leben  zu  mehreren 
in  den  Bulben  der  Narzissen  und  Tazetten,  deren  Herz  fault.  Im 
Herbst  verpuppen  sie  sich ,  meist  in  der  Erde ,  in  einer  versponnenen 
Zelle,  seltener  in  der  Zwiebel  selbst.  Ende  April,  Anfang  Mai  schlüpfen 
die  Fliegen  aus,  die  je  vier  bis  fünf  Eier  an  die  Bulben  der  Pflanzen, 
möglichst  dicht  an  die  Erde  legen.  Haben  die  Maden  einen  Bulbus 
vollkommen  zerstört,  so  wandern  sie  durch  die  Erde  in  andere 
Zwiebeln  ein.  Befallene  Bulben  sind  so  früh  wie  möglich  zu  ver- 
nichten. 

Im  Jahre  1903  wurde  ein  Exemplar  der  Fliege  in  Quebek  (Canada) 
gefangen^).     Auch  in  Neu- Seeland^). 

Mesogramma  polita  Say*).  Östl.  Vereinigte  Staaten.  Made  frifst 
an  Mais  den  Pollen  und  saugt  die  aus  der  Pflanze  austretenden  Säfte. 
Kein  ernstlicher  Schaden. 

Die  Larven  der  nordamerikanischen  Gattung  CMlosia  leben  nach 
WiLLiSTON  ^)  in  Stengeln  von  Cardium,  Sonchus,  Scrophularia,  Matricaria 
und  in  Pilzen  (Boletus  edulis  usw.). 

Ortliorrapha. 

Kopf  ohne  Bogennaht  und  ohne  Lunula  über  den  Fühlern;  diese 
drei-  bis  vielgliedrig. 

Orthorrapha  Brachycera. 

Fühler  gewöhnlich  kurz,  dreigliedrig.  Maden  mit  eingezogenem, 
rudimentärem  Kopfe  und  rudimentären  Kiefern;  meist  parasitisch  oder 
saprophytisch  lebend. 

Stratiomyiden,  Waffenfliegen. 

Körper  gestreckt;  Rückenschild  und  Hinterleib  meist  flach.  Schildchen 
meist  bedornt.  Drittes  Fühlerglied  geringelt.  Flügel  parallel  autliegend, 
sich  deckend.  Randader  reicht  bis  zm^  Flügelspitze ;  dritte  Längsader 
gegabelt.  —  Puppe  in  der  letzten  Larvenhaut,  die  von  der  aus- 
schlüpfenden Fliege  in  T -förmiger  Spalte  gesprengt  wird. 


1)  RiTZEMA  Bos,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh. ,  Bd.  4,  1894,  S.  228.  —  Collinge, 
Report  for  1905,  p.  40.  —  SiicHEr.,  Berlin,  ent.  Zeitschr.,   Bd.  53,  1908,  S.  202—204. 

2)  Chägnon,  Ann.  Rep.  ent.  Soc.  Ontario  No.  34,  1903,  p.  48. 

3)  KiRK,  Rep.  New  Zealand  Dept.  Agric.  for   1906,  p.  365—367. 

*)  Ins.  Life  Vol.  1,  1888,  p.  5—8,  fig.  1.  —  Smith,  J.  B.,  Rep.  New  Jersey  agric. 
Coli.  Exp.  Stat.  1899,  p.  442-443,  fig.  21.  -  Forbes,  23.  Rep.  nox.  benef.  Ins.  Illi- 
nois, 1905,  p.  161  -163,  fig.  150-152. 

5)  Bull.  31,  U.  S.  Nation  Mus.,  1886,  p.  271. 

28* 


436  Dipteren,  Zweiflügler. 

Microchrysa  polita  L.  Glänzend  goldgrün.  Fühler  schwarzbraun. 
Beine  gelb  mit  schwarzen  Stellen.  Augen  nackt.  5  mm  lang.  —  Maden 
nach  Beuthin  in  Stengeln  schwarzer  Johannisbeeren.  Nach  Schaufuss*) 
bei  Meifsen  dadurch  schädlich,  dafs  sie  die  Keimlinge  der  Rosen- 
saat vernichteten.  „Der  Keimling  wird  von  unten  angefressen  und  in 
die  Erde  gezogen;  die  weichen  Stellen  werden  vertilgt,  die  Keim- 
lappen, welche  härter  sind,  werden  nicht  berührt."  Namentlich  in 
Kastensaaten  der  Schaden  durch  eine  Furche,  die  die  Made  zieht, 
erkennbar.  Made  6  mm  lang,  2  mm  breit,  asseiförmig,  schmutzig 
schwärzlichbraun,  fein  gekörnelt,  beborstet. 

Cbrysomyia  formosa  Scop.  Goldgrün,  Fühler  schwarzbraun; 
Boine  schwarz  mit  gelben  Knien.  Kopf  gelbbraun  behaart;  Augen 
behaart.  9  mm  lang.  —  Made  wie  vorher;  Kopf  oben  pechschwarz, 
unten  braun;  jeder  Ring  oben  und  unten  mit  je  sechs  gelben,  nach 
hinten  gerichteten  Haaren.  Cornelius^)  erhielt  sie  aus  Gartenrüben, 
deren  Körper  von  ihnen  völlig  aufgezehrt  und  in  Mulm  verwandelt 
waren.  Ende  April  Verpuppung  in  der  Erde,  Ende  Mai  die  Fliegen. 
Eine  Anzahl  der  Maden  blieb  unv erpuppt,  aber  lebend  den  ganzen  Sommer 
über  in  der  Erde  ohne  Nahrung. 

Orthorrapha  Nematocera. 

Fühler  meist  mit  vielen  gleichartigen  Gliedern.  Thorakalschüppchen 
fehlt,  Halteren  frei.     Puppe  eine  freie  Mumienpuppe. 

Tipuliden,  Sclinaken^). 

Gröfsere,  schlanke  Fliegen  mit  sehr  langen  Beinen.  Erste  Rücken- 
schildnaht rudimentär,  zweite  V-förmig.  Letztes  Tarsenglied  sehr  lang, 
peitschenförmig.  Flügel  vieladrig.  Nebenaugen  meist  fehlend.  Beine 
beim  Männchen  häufig  viel  länger  als  beim  Weibchen;  letzteres  am 
Hinterende  mit  zwei  harten,  spitzen  Fortsätzen  (Legebohrer). —  Larve 
mit  unvollständigem  Kopfe  (Kieferkapsel)  und  beifsenden,  gegenstän- 
digen Oberkiefern.  Walzig,  dick;  mit  12  Ringen,  mit  charakteristischen 
Fleischzapfen  und  zwei  Atemröhren  am  Hinterende ,  zum  Teil  noch 
mit  Atemlöchern  an  vorderen  Ringen.  Fühler  deutlich,  lang,  zwei- 
gliedrig. 3—4  cm  lang.  An  feuchten  Orten,  besonders  gern  in  Mulm, 
leben  von  faulen  oder  frischen  Pflanzenteilen ;  einige  recht  schädlich. 
—  Puppe  ähnlich  der  der  Schmetterlinge,  mit  zwei  Atemröhrchen  am 
Prothorax. 


*)  Siehe  Richter  von  Binxkxiiiai.,  Die  Eosenschädlinge  aus  dem  Tierreiche,  Stutt- 
gart 1903,  S.  296-298,  Fig.  43. 

'')  Stett.  ent.  Zeitg.,  Bd.  21,  1860,  S.  202—204,  Taf.  II  A. 

^)  Bei.ing,  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien,  Bd.  28,  187;-;,  S.  575-592.  —  Ewekt, 
Zeitsch.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  9,  1899,  S.  328.  —  Fuchs,  Forstwias.  Zentralbl.,  Jahrg. 
22,  1900.  S.  134—138.  —  Richieu  von  Binnenthal,  1.  c.  S.  289—294,  Fig.  41.  —  Theohai.u, 
I.  Report,  econ.  Zool.,  1903,  p.  94—104,  Fig.  11.  —  Eckstein,  Zeitschr.  Forst-  u. 
Jagdwes.,  Jahrg.  36,  1904,  S.  364-366,  Fig.  14,  15.  -  Uzel,  Zeitschr.  Zuckerindustrie 
Böhmens,  1906,  Hefte  10,  11  ;  16  S,  Figs.  —  Paul,  Prakt.  Blätter  Pflanzenbau  und 
Pflanzenschutz,  Bd.  5,  19o7,  S.  76— 78.  —  Tacke,  ibd.  S.  121—122.  —  Jahi.ünowski, 
Tier.  Feinde  d.  Zuckerrübe,  Budapest  1909,  S.  142—148,  F.  32-34.  —  Hyslop,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  85  Pt.  VIT,  p.  119-132,  figs.  60-66. 


Tipuliden,  Schnaken. 


437 


Die  Schnaken  haben  im  allgemeinen  nur  eine  Generation  im  Jahre, 
einige  Arten  (T.  oleracea,  lateralis  usw.)  zwei  oder  selbst  mehr.  Sie 
fliegen  von  Beginn  des  Sommers  an  bis  in  den  Herbst  an  warmen, 
feuchten  Tagen  niedrig  und  schwerfällig,  über  feuchten  Gras-  und 
anderen  Ländereien.  An  geeigneten  Stellen  stofsen  sie  auf  die  Erde, 
um  die  ovalen ,  etwas  gekrümmten ,  glänzend  schwarzen  Eier  von 
denen  jedes  Weibchen  250 — 600  enthält,  zu  je  1 — 3  an  oder  in 
die  Erde  bzw.  an  niedrige  Pflanzen  abzulegen.  Nach  2 — 3  Wochen 
kriechen  die  Larven  aus ,  die  zunächst  wohl  nur  von  Humus  und 
anderen  vermodernden  Stoffen  leben ,  später  aber  auch  an  lebende 
Pflanzen  übergehen.  Tagsüber  fressen  sie  gewöhnlich  im  Boden  an 
Wurzeln,  wobei  sie  sich  in  unterirdische  Knollen, 
Rüben  usw.  völlig  hineinwühlen.  Nachts ,  aber  auch 
wohl  Tags  bei  feuchtem,  trübem  Wetter,  kommen  sie 
auf  die  Oberfläche  und  befressen  und  benagen  hier 
oberirdische  Organe ,  die  sie  z.  T.  sogar  mit  in  ihre 
Löcher  ziehen.  So  können  sie  besonders  Keimpflänzchen 
gefährlich  werden,  die  sie  dicht  über  der  Erde  bzw. 
unter  den  ersten  Blättern  ringeln  oder  sogar  völlig 
durchnagen  (Fig.  264). 

Am  häufigsten  finden  sich  Schnakenlarven  in  Gras- 
und  Brachländerqjen  (bis  zu  400  auf  den  Quadratmeter), 
dann  in  jungem  Getreide.  Aber  auch  fast  alle  andere 
Feldfrüchte  (besonders  Klee  ,  Luzerne ,  Rüben ,  Raps, 
Erbsen,  Bohnen,  Kartoffeln  usw.),  noch  mehr  die  Gce- 
müse  des  Gartens  leiden  unter  ihnen,  selbst  Blumen 
(Rosen).  Sehr  gefährlich  werden  sie  häufig  in  forst- 
lichen Baumschulen,  vorzugsweise  an  ein-  bis  zwei- 
jährigen Nadelhölzern,  gelegentlich  auch  in  Weiden- 
hegern. 

Auf  Java  fressen  die  Larven  von  TipuJa parva  Loew. 
die  Augen  des  aufgehenden  Zuckerrohrs  aus  M,  in  Japan 
nagen  sie  die  jungen  Reispflänzchen  dicht  unter  der 
Erdoberfläche  durch  ^). 

Die  Annahme,  dafs  sie  die  Zellgänge  der  Birken 
und  anderer  Bäume  verursacht  hätten,  dürfte  nach 
den  neueren  Untersuchungen  Nielsens  (s.  Agromijza  car- 
honaria)  wohl  hinfällig  sein. 

Verschont  wurde  Agrostis  aJhannd  Bumex  acetosella. 

Sie  fressen  den  Winter  über,  mit  Ausnahme  der 
Frosttage,  an  denen  sie  sich  tiefer  in  die  Erde  zurück- 
ziehen, bis  in  den  Mai  und  Juni  hinein.  Der  Schaden  im  Früh- 
jahr ist  entsprechend  der  nun  rasch  zunehmenden  Gröfse  der  Larven 
im  allgemeinen  viel  bedeutender  als  der  im  Herbste,  der  eigent- 
lich nur  in  Gemüsegärten,  an  Aussaaten  junger  Spätgemüse  beträcht- 
licher wird. 

Ende  Mai  bis  Mitte  Juni  findet  die  Verpuppung  flach  in  der  Erde 
statt.  Nach  zwei  Wochen  etwa  schiebt  sich  die  Puppe  mittelst  der 
an  den  Hinterleibsringen  befindlichen  Dornen  mit  dem  Vorderteile  über 
die    Oberfläche    hervor,    worauf   bald    die   Mücke   ausschlüpft.    —   Die 


7 


Fig.  264.     Von 

Schnakenlarven 

benagtes  Fichten- 

pflänzchen 
(nach  Eckstein). 


')  KoNiNGSBERGER,  Med.  "s  Lands  Plantentuin  22,  1898. 

-)  Onuki,  Imp.  agr.  Exp.  Stat.  Japan  Bull.  30,  1904,  p.  1—2,  PI.  II. 


438  Dipteren,  Zweiflügler. 

zweibrütigen  Arten  verpuppen  sich  im  August,  September  und  lassen 
nochmals  Larven  entstehen. 

Parasiten  der  Schnakenlarven  scheinen  aulser  der  Tachiniden- 
Gattung  Admontia  keine  bekannt  zu  sein.  Um  so  zahlreicher  sind 
Eaubfeinde,  so  namentlich  insektenfressende  Säugetiere  und  Vögel. 
Unter  letzteren  sind  Star,  Möwen,  Kiebitz,  Wiedehopf,  Drosseln, 
Krähen,  Storch  hervorzuheben.  Auch  die  Raubkäfer  spielen  hier  eine 
nicht  unwichtige  Rolle.  Die  Mücken  sind  häufig  von  Trombidien- 
Larven  besetzt.  Schliefslich  sollen  die  Schnakenlarven  kannibalisch 
sein  und  sich  z.  T.  gegenseitig  selbst  auffressen. 

Als  Vorbeugung  sind  Düngung  mit  Mineralsalzen,  Fruchtwechsel, 
gute  Dränage  zu  emjDfehlen. 

Die  Bekämpfung  ist  nicht  ganz  leicht.  Die  dicke,  lederartige 
Haut  schützt  die  Larven  gegen  verwendbare  Berührungsgifte.  Dünge- 
salze wirken  daher  mehr  durch  Kräftigung  der  Pflanzen  als  durch  Ab- 
töten der  Larven.  Das  oft  empfohlene  Walzen  des  Bodens  dürfte  den 
vorhandenen  Larven  nur  dann  verderblich  sein,  wenn  es  abends  oder 
morgens  geschieht,  während  sie  sich  über  der  Erde  befinden;  immer- 
hin erschwert  es  ihnen  die  Wühlarbeit  und  den  Mücken  die  Eiablage. 
Geschieht  es  zur  Flugzeit  an  einem  kalten,  trüben  Tage,  wenn  die 
Mücken  im  Grase  verborgen  sitzen,  so  werden  unzählige  von  ihnen 
dadurch  getötet.  Stachelwalzen  wirken  schon  besser  gegen  die  Larven. 
Zur  Zeit  der  Verpuppung  ist  tief  unterzupflügen.  Unkräuter  usw.  sind 
soweit  möglich  zu  beseitigen,  event.  abzubrennen.-»  Unterwasser- 
setzen der  Wiesen ,  das  ebenfalls  mehrfach  empfohlen  wh-d ,  dürfte 
höchstens  den  Puppen,  kaum  aber  den  sich  in  tiefere  Erdschichten 
zurückziehenden  Larven  gefährlich  werden.  Von  gröfstem  Nutzen  sind 
Schonung  und  Hege  der  Feinde,  insbesondere  das  Anbringen  von 
Starkästen.  Auch  das  Eintreiben  von  Geflügel  oder  Schweinen  in  die 
bedrohten  Wiesen  oder  Felder  hat  sich  schon  öfters  gut  bewährt. 

Von  den  über  1000  Arten  werden  aufser  T.  parva  (s.  oben)  nur 
etwa  15  europäische  und  3  amerikanische  Arten  als  schädlich  genannt. 
Die  wichtigsten  davon  sind  folgende : 

Pachyrhina  Macq. 

Zweite  Hinterrandzelle  un-  oder  sehr  kurzgestielt  (Fig.  2G5b);  erstes 
Fühlerglied  kurz,  dick. 

P.  crocata  L.  Hinterleib  schwarz  mit 
gelben  Querbinden;  15 — 20  mm  lang. 

P.  pratensis  L.  Hinterleib  schwarz  mit 
gelben  oder  weifslichen  Seitenflecken;  14— 18  mm 
lang. 

P.  maeulata  Meig.  (maculosa  Meig.). 
Hinterleib  gelb  mit  braunen  Längsstriemen ; 
Flügel  mit  braungelbem  Randmale,  blafs  bräun- 
lich-gelb; Höcker  vor  den  Schwingern  auf  drei 
Seiten  schwarzbraun  umrahmt;  14 — 17  mm 
lang. 
Fig.  265.    Zweite  Hinter-  p.  lineata  Scop.  (histrio  F.) ;  wie  vorige, 

randzelle.  ^ber    Flügel    tief    bräunlichgelb;     nur     auf    der 

"  ^pLchyäma'  ^''''        unteren  Seite    des  Höckers    ein  schwarzbrauner 
(Nach  Theobald.)  Fleck;  13—16  mm  lang. 


Cecidom3äden,  Gallmücken. 


439 


Tipula  L. 

Zweite  Hinterrandszelle  gestielt  (Fig.  265a);  erstes  Fühlerglied  etwas 
verkürzt, 

T.  nigra  L.  Schwarz ;  Flügel  einfarbig  schwärzlich ;  11—14  mm  lang. 

T.  paludosa  Meig.  Gelblichgrau;  Flügel  rostbräunlich  mit  dunkler 
Längsstrieme  am  Vorderrande ;  22 — 27  mm  lang. 

T.  oleraeea  L.  Wie  vorige,  aber  Flügel  graulich,  unter  der 
dunklen  Strieme  noch  mit  einem  weifsen  Längswische;  21 — 26  mm  lang. 

T.  bieornis  Loew,  Simplex  Doane  und  infuscata  Loew.  Nord- 
amerika. 

Zur  sicheren  Kenntnis  der  schädlichen  Tipuliden  sind  noch  ge- 
nauere Bestimmungen  aller  Befunde  nötig,  insbesondere  auch  Zuchten 
der  Larven,  die  mit  Ausnahme  der  von  Beling  beschriebenen  noch 
nicht  bestimmbar  sind. 


Cecidomyiden,  Gallmücken '). 

Kleine  bis  sehr  kleine,  zarte  Mücken.  Fühler  bestehen  aus  zwei 
Grund-  und  4 — 36  Geifselgliedern,  deren  erstes  oft  gestielt  ist;  jedes 
Geifselglied  hat  zwei  Anschwellungen  und  ist  mit  Wirtein  von  Haaren, 
Schuppen,  Schleifen  usw.  geschmückt.  Rücken- 
schild ohne  Quernaht.  Flügel  mit  nur  2 — 6  Längs- 
und einer  Querader;  die  ßandader  läuft  um  den 
ganzen  Flügel  herum,  ist  aber  an  der  Innenseite 
weniger  stark.  Schwinger  ohne  Schuppen. 
Schienen  ohne  Enddorn.  Männchen  am  Hinter- 
leibe mit  Haltezange,  Weibchen  mit  Legeröhre, 
die  kurz  und  weich  bei  den  Arten  ist,  die  ihre 
Eier  äuiserlich  an  Pflanzen  absetzen,  weit  vor- 
streckbar und  zum  Teil  hart  bei  denen,  die  ihre 
Eier  zwischen  dicht  aneinander  liegende  Pflanzen- 
teile bzw.  in  solche  legen.  Die  meist  sehr  kurz- 
lebigen (wenige  Stunden  bis  Tage)  Mücken  legen 
je  5 — 300  rote,  gelbe  oder  weifse  Eier,  aus  denen 
sehr  bald,  oft  schon  nach  einigen  Stunden,  die 
anfangs  völlig  farblosen  und  fast  unsichtbaren 
Larven  ausschlüpfen.  Sie  sind  vierzehnringelig 
(Fig.  266):  ein  Kopf-,  ein  Hals-,  drei  Brust-,  neun 
Hinterleibsringe.  Die  Farbe  ist  weifs,  gelb  oder 
rot,  öfters  von  dem  durchschimmernden  Darm- 
inhalte beeinflufst.  Haut  glatt  oder  warzig,  mit 
kurzen  Borsten.  Fühler  zweigliedrig;  Mundteile 
rudimentär;  Augen  fehlen.  Ventral  am  dritten 
(ersten  Brust-)Ringe  bei  den  meisten  Arten  die 
Brustgräte  oder  Spatula.  Z.  T.  mit  Stummel- 
füfsen,  auch  auf  dem  Rücken,  die  zur  Fortbewegung 
dienen.     Neun  Paare  Stigmen,    seitlich  je   am  3. 


Fig.  266.     Larve  der 

Birnen-Gallmücke 
(nach  Kieffer).    t  Kopf ; 
cou  Hals-,  th  Brust; 
nbd  Hinterleib ; 
sa  Analsegment,  c  vor- 
dere, d  hintere  Ven- 
tralpapillen. 


6.— 13.    Rmge. 
Hinterende   acht,    sechs    oder   zwei  Borsten   tragende    Zäpfchen. 


Am 
Man 


')  RüBSAAMEN,  Biol.  Centralbl. ,  Bd.  19,  1899,  S.  529—549,  561—570,  593—607, 
8  Figg.  —  Kieffer,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  69,  1900,  p.  181—472,  Pls.  15—44.  — 
BeutenmOlleb,  Bull.  Amer.  Mus.  nat.  Hist.  Vol.  23,  1907  ff.  —  Felt,  Bull.  New  York 
Stat.  Mus.  nat.  Hist.  No.  104,  1907,  ff. 


440  Dipteren,  Zweiflügler. 

unterscheidet  drei  Lebensstadien:  das  Wand  er  Stadium,  in  dem  sie 
vom  Ei  zur  Nalirungsstelle  kriecht,  das  Ernährungsstadium  und 
das  Reife  Stadium,  in  dem  bei  manchen  Arten  erst  die  Brustgräte 
auftritt.  Die  Ernährung  geschieht  durch  Saugen;  Beijerinck  glaubt, 
dafs  viele  Arten  mit  der  ganzen  Körperoberfläche  Nahrung  aufnehmen 
könnten,  was  Kieffer  bezweifelt.  Sie  sind  zoo-  oder  phytophag.  Die 
zoophagen  Larven  saugen  Pflanzenläuse,  andere  Gallmückenlarven  oder 
IMilben  aus.  Die  phytophagen  Larven  sind  saprophytisch ,  mykophag 
oder  sie  leben  auf  bzw.  in  höheren  Pflanzen,  manche  ohne  Mifs- 
bildungen  zu  erzeugen,  andere  veranlassen  abnorme  Behaarung;  die 
Mehrzahl  erzeugt  Gallen,  wobei  manche  Mückengattungen  in  enger 
Beziehung  stehen  zu  bestimmten  Pflanzenfamilien  bzw.  Gattungen.  Li 
den  Gallen  können  aul'ser  den  Erzeugern  noch  andere  Arten  als  Ein- 
mieter wohnen.  Die  Larven  mehrerer  Gattungen  vermögen  zu  springen, 
8 — 10  cm  hoch  bzw.  weit,  indem  sie  den  Körper  erst  schleifenförmig 
zusammenkrümmen,  dann  plötzlich  ausstrecken.  —  Die  Verpupp ung 
findet  auf  verschiedene  Weise  statt.  Die  einen  verpuppen  sich  regel- 
recht zu  einer  der  Schmetterlingspuppe  ähnlichen  Mumienpuppe ,  bei 
der  die  beiden  Thorakalstigmen  als  Atemröhrchen  emporragen.  Bei 
den  in  der  Erde,  in  nicht  geschlossenen  Gallen  oder  auf  Rinde  ruhenden 
findet  vorher  Ausscheidung  eines  feinen ,  weifsen  bis  gelblichen,  aber 
auch  braunen  oder  roten  Kokons  statt.  Bei  anderen  erhärtet  und  ver- 
färbt sich  die  Haut  des  vorletzten  Stadiums  zu  einer  Scheinpuppe, 
einem  Puparium ;  das  hierbei  entstandene  letzte  oder  Reifestadium  der 
Larve  zieht  sich  von  der  alten  Haut  zurück  und  liegt  oft  lange  un- 
verändert •,  erst  kurz  vor  der  Schwärmzeit  der  Mücken  findet  die  eigent- 
liche Verpuppung  in  der  Scheinpuppe  statt.  Bei  den  in  Gallen 
liegenden  Puppen  ist  die  Basis  der  Fühlerscheide  hornartig  vorgezogen 
und  scharf  zugespitzt;  damit  öffnet  die  Puppe  die  Galle  für  die  aus- 
schlüpfende Lnago.  Beim  Ausschlüpfen  platzt  die  Haut  auf  dem 
Rücken;  die  Scheinpuppe  öflnet  sich  an  einem  Pole.  Die  Verpuppung 
findet  in  der  Erde  oder  am  Frafsorte  der  Larve  statt;  die  Puppenruhe 
dauert  selten  mehr  als  14  Tage. 

Parthenogenese  ist  nicht  beobachtet,  dagegen  Pädogenese  bei  den 
saprophytischen  Arten.  Die  Generation  ist  entweder  einjährig, 
wobei  die  meiste  Zeit  auf  die  Larve  kommt;  oder  es  folgen  sich 
mehrere  Brüten  im  Jahre.  Immer  aber  überwintern  Larven  im  Reife- 
stadium. 

Feinde  der  Larven  und  Puppen  sind  Vögel,  Ameisen,  Schlupf- 
wespen ,  Gallmückenlarven ,  Alchen ;  den  Mücken  werden  vor  allem 
heftige  Regen  verderblich.  Von  den  Schlupfwespen-Parasiten  ist  nur 
ein  Teil  endoparasitisch ;  andere  saugen  die  Larven  von  aufsen  aus. 
Befallene  Larven  bilden  oft  echte  Tönnchenpuppen. 

Die  Bekämpfung  richtet  sich  ganz  nach  der  Lebensweise.  Bei 
den  als  Puppe  in  der  Erde  ruhenden  ist  die  frisch  einkriechende  oder 
eingekrochene  Larve  durch  Mineralsalze  (Kainit,  Asche,  Ätzkalk  usw.) 
zu  töten;  Untergraben  ist  nicht  immer  von  Erfolg,  da  die  Puppen  sich 
aus  ziemlicher  Tiefe  in  die  Höhe  zu  arbeiten  vermögen.  Bei  den  in 
Pflanzen  sich  verpuppenden  sind  diese,  soweit  angängig,  zu  vernichten, 
namentlich  alle  Ernterückstände. 

Gallmücken  finden  sich  auf  der  ganzen  Erde,  sind  aber  noch  wenig 
bekannt.  Aus  Europa  kannte  man  1907  87  Gattungen  mit  über  700  Arten ; 
neuerdings    ist   aus  Nordamerika   eine    sehr  grofse  Anzahl  beschrieben 


Cecidomyiden,  Gallmücken.  4.4.]^ 

worden.  Aus  Australien  sind  etwa  150  Arten  bekannt,  aus  den  übrigen 
Erdteilen  sehr  wenige. 

Theoretisch  genommen  sind  selbstverständlich  alle  von  Kultur- 
pflanzen sich  nährende  Gallmücken  schädlich.  Weitaus  die  gröfste 
Mehrzahl  tritt  aber  in  so  geringen  Mengen  auf  oder  übt  so  geringen 
Einflul's  auf  ihre  Nährpflanzen  aus,  dafs  sie  praktisch  unschädlich  sind, 
mindestens  aber  für  uns  hier  nicht  in  Betracht  kommen. 

Kennzeichen  der  Mücken  sind  namentlich  Form,  Zahl  und 
Ornamentierung  der  Fühlerglieder,  das  Flügelgeäder  und  die  Genital- 
anhänge ;  die  der  Larven  vorwiegend  die  Struktur  und  Anhänge  der 
Haut,  die  Brustgräte  und  die  Bildung  des  Aftersegmentes.  Doch  ist 
die  Bestimmung  eine  so  schwierige,  dafs  sie  nur  von  Spezialisten  sicher 
ausgeführt  werden  kann.  Wir  beschränken  uns  daher  im  folgenden  auf 
nur  wenige,  allgemeine  Merkmale  und  betonen  ausdrücklich,  dafs  die 
angegebenen  Farben  immer  die  des  lebenden  Tieres  sind: 
beim  toten  Tiere  schwindet  oft  alle  Zeichnung,  so  dafs  es  meistens  ein- 
farbig dunkel  erscheint. 

Porricondyla  Rond.  (Epidosis  H.  Lw.). 

Zweite  Längsader  entspringt  mit  einer  kurzen  Wurzel  von  der 
ersten,  mit  einer  längeren,  buchtigen  von  der  Flügelwurzel ;  Querader 
sehr  lang,  S-förmig  geschwungen;  Fühler  vierzehngliedrig ,  gestielt, 
Glieder  mit  Wirtelborsten.     Larven  meist  in  morschem  Holze. 

P.  eerealis  Saut.  Getreidesch ander  \):  Fühler  dreizehngliedrig, 
Brust  vorwiegend  schwarz,  Hinterleib  vorwiegend  rot,  2^/4  mm  lang. 
Fliegen  im  Mai,  Juni  und  legen  die  Eier  in  kleinerer  Zahl  an  obere 
Teile  der  Getreidehalme.  Die  bis  3  mm  langen,  mennigroten,  hinten 
m.it  zwei  hornigen ,  plattenförmigen  Anhängseln  versehenen  Larven 
leben  hinter  den  Blattscheiden;  der  obere  Teil  des  Halmes  mit  der 
Ähre  vertrocknet ,  schwärzt  sich ,  wird  hart ,  warzig  und  zackig, 
bleibt  in  der  Scheide  stecken.  Ende  Juni  bis  Mitte  Juli  findet  die 
Verpuppung  am  Halme  oder  in  der  Erde  statt;  nach  28  Stunden  fliegt 
die  Mücke  aus;  doch  kann  auch  die  Larve  überwintern.  —  Sauter^) 
beobachtete  1813 — 1(5  bedeutende  Schäden  an  Gerste,  Spelz,  Hafer, 
ßoggen  in  Baden  und  Württemberg.  Cohn^)  glaubte  sie  1869  in  Schlesien 
wieder  aufgefunden  zu  haben ,  doch  ist  es  fraglich ,  ob  es  sich  beide 
Male  um  die  gleiche  Art  handelte.     Sonst  ist  sie  nie  beobachtet. 

P.  gossypii  Coq.  Red  maggott.  Auf  Barbados  und  Monserrat 
an  Baumwolle.  Die  orangeroten  Larven  leben  im  Cambium,  so  dafs 
alle  distale  Teile  der  Pflanzen  absterben  können*). 

Clinodiplosis  Kieff. 

Gelblich ;  Klauen  einfach ;  Palpen  viergliedrig ;  erstes  Geifselglied 
der  Fühler  gestielt.  Larve  am  Hinterende  mit  vier  spitzkegeligen 
Fortsätzen;  ihr  Körper  mit  Schuppen  imd  Warzen  bedeckt;  sie  über- 
wintert in  der  Erde. 


1)  Mahchal,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  66,  1897,  p.  77—79,  Fig.  9. 

2)  Beschreibung  des  Getreideschänders  (Tipvüa  eerealis),  eines  dem  Getreidebau 
selir  schädlichen  Insekts,  samt  Vorschlägen  zu  seiner  Vertilgung,  Winterthur  1817, 
8»,  1  Taf. 

3)  Abh.  schles.  Ges.  vaterl.  Kultur,  1869,  S.  193  ff. 
*)  Ballou,  West  Ind.  Bull.  Vol.  6,  1905,  p.  121—126. 


442 


Dipteren,  Zweiflügler, 


Cl.  mosellana  Geli.  (aurantiaea  Wagn.)  ^).  Orangegelb ;  Ijegeröhre 
kurz ,  nicht  ausstreckbar ,  läuft  in  zwei  stabartige  Lamellen  aus ; 
1,8—1,9  mm  lang.  Larve  orange,  lang  behaart.  Die  Lebensweise  ist 
ganz  die  wie  von  Clontarmia  iriiici,  nur  dafs  die  Mücke  etwas  früher, 
zur  Blütezeit  des  Weizens  und  Roggens,  fliegt  und  ihre  Eier  mehr  äulser- 
lich,  an  die  Lmenseite  der  Spelzen  klebt.  Auch  sollen  viele  Scheinpuppen 
in  den  Äliren  liegen.  Aulser  den  üblichen  Gegenmafsregeln  soll  sich 
namentlich  auch  das  Wegfangen  der  Mücken  mit  Netzen  bewährt 
haben.  Im  Depart.  La  Moselle  hat  diese  Mücke  185(3  nach  Gehin  für 
2  Mill.  fr.  Schaden  verursacht. 

Cl.  equestris  Wagn.  Sattelmüeke^)  (Fig.  267).  Kirschrot,  gelb  be- 
haart, gelb  und  braun  gezeichnet,  2— 3V2  mm  lang,  Mitte  Mai  bis  Mitte  Juni 

Eiablage  auf  Blätter  des 
jungen  Weizens,  besonders 
die  oberen  Blätter.  Die 
blutroten,  bis  5  mm  langen 
Larven  sitzen  vorwiegend 
hinter  der  Blattscheide  der 
obersten,  seltener  unteren 
Glieder,  in  eigentümlichen 
Längsfurchen ,  deren  Sei- 
ten wallartig  geschwollen, 
deren  Enden  durch  je  eine 
Querwulst  begrenzt  sind. 
Die  Blattscheiden  sind 
meist  über  diesen  Sätteln 
etwas  aufgebläht.  An 
einem  Halme  gewöhnlich 
mehrere ,  seltener  viele 
Maden  bzw.  Sättel.  Die 
befallenen  Halme  in  der 
Regel  kräftig  entwickelt 
auf  Kosten  der  zurück- 
bleibenden anderen  der- 
selben Pflanze.  Zur  Zeit 
der  Weizenreife  gelangen 
die  Maden  in  den  Boden. 
Cl.  oeuliperda  Rübs. 
Rote  (Rosen-)  Made,  Oku- 
lier- (besser  Okuladen-) 
Made.  Gelblichgrau, braun 

T?-     nan     n^■     A-  ^    ■  ^  •    /      -u  o       n         ^^nd  schwarz,  Fühler  Vier- 

is 12:.  zb7.     Olmodiplosis  equestris  (nach  bxEiN).  -,        ,.     ,   .     '      ,  _      ^ 

1  Halmstück   mit  Sattelgallen;   2  Larve;  3  Puppe    zehnghedrig ;      1,5—2    mm 
v.u.:  4u.  6  Fliegen;  5  Fühler  des  Männchens,  8  des    lang-,   Mitte  Juni  bis  Mitte 
Weibchens;   7  Hinterleibsende  des  Weibchens   mit     August      Die  Eier  werden 
Ei  zwischen  den  Zangen.  ^u  6—12  an  frische  Okulier- 

stellen von  Rosen  abgelegt. 
Die  zinnoberroten,  2 — 2,5  mm  langen  Maden  saugen  den  an  der  Verede- 
lungsstelle austretenden  Bildungssaft,  wobei  sie  immer  tiefer  in  jene  ein- 


^)  Gtkhin,  Notes  pour  servir  k  l'histoire  des  insectes  nuisibles  a  l'agriculture. 
No.  2.  Insectes  qui  attaquent  les  bles.  Metz  18-56,  88  pp.  —  Wagner,  Stettin,  ent. 
Zeitg.,  Bd.  27,  18G6,  S.  169-187,  Taf.  5.  —  Mauchal,  1.  c.  p.  67-70,  Fig.  7. 

2)  Wagner,  Stettin,  ent.  Zeitg.  Jahrg.  32,  1871,  S.  414—423,  Taf.  4.  —  Marchal, 
1.  c.  p.  70-71. 


Cecidomyiden,  Gallmücken.  443 

dringen.  So  vertrocknet  nicht  nur  das  Schildchen,  sondern  auch  das 
Holz  des  Wildlings.  Die  Made  lebt  auch  in  Wunden  von  Rosen  und 
wahrscheinlich  auch  in  Okulierstellen  und  Wunden  anderer  Rosaceen 
(Obstbäume).  Nach  vier  bis  sechs  Wochen  geht  sie  in  die  Erde.  Zur 
Verhinderung  der  Eiablage  verbindet  man  die  Veredelung  mit  rauhen 
Wollfäden,  die  vorher  in  eine  Mischung  von  Terpentin,  etwas  Naphtalin 
und  Leinöl  getaucht,  gut  ausgerungen  und  getrocknet  sind.  Verband 
mit  Lehmbrei  soll  noch  besser  schützen.  Um  Veredelungen  des  Wurzel- 
halses ist  die  Erde  anzuhäufeln  \). 

Cl.  rosiperda  Rübs.  Orangerot,  braun  gestreift,  2  mm  lang. 
Larve  orangerot,  3  mm  lang,  in  der  Mehrzahl  in  Blütenknospen  von 
Rosen,  die  infolgedessen  vertrocknen;  hier  überwintert  auch  die  Made 
und  ruht  die  Puppe  ^). 

CL  rosivora  Coq.^)  zerstört  in  Glashäusern  Nordamerikas  Blüten- 
und  andere  Knospen  von  Rosen  der  Sorten  Meteor,  Wooton,  La  France. 

Cecidomyia  Meig. 

Klauen  einfach;  dritte  Längsader  mündet  vor  der  Spitze  in  die 
Randader. 

C.  eatalpae  Comst.  *)  Ohio ;  Larve  unter  der  Rinde  in  Zweigen 
von  Catalpa,  einige  Zentimeter  unterhalb  der  Spitze.  Die  befallene 
Stelle  schwillt  an,  wird  schwarz  und  welkt;  die  Spitze  stirbt  ab.  Das 
Ende  des  gesunden  Teiles  treibt  büschelförmig  neue  Triebe.  Bis  49  "/o 
aller  Zweige  beschädigt. 

C.  (Diplosis)  humuli  Theob.  ^j  England,  an  Hopfen.  Die  weifsen 
Maden  zerfressen  das  Mark  der  Kätzchen,  so  dafs  die  Schuppen  welken 
oder  abfallen.  Bis  zu  50  Maden  wurden  in  einem  Kätzchen  gefunden. 
Ende  August,  Anfang  September  gehen  die  Larven  in  die  Erde.  Da 
der  Befall  sich  rasch  ausbreitet,  ist  energischste  Beseitigung  aller  be- 
fallener Kätzchen  zu  seinem  Beginne  wichtig.  In  stark  befallene  An- 
lagen sind  im  Herbst  und  Frühjahr  Schafe  einzutreiben,  die  durch  ihr 
Trampeln  die  Larven  gröfstenteils  vernichten. 

C.  sorg-hieola  Coq.  Sorg-hum  midgre*').  Sorghum  bauende  Teile 
Nordamerikas  westlich  des  100.  Längegrades.  Orangerot ,  schwarz 
gezeichnet,  Kopf  und  Beine  gelb,  2  mm  lang.  Die  Fliege  legt  ihre 
Eier  an  die  jungen  Samen  verschiedener  Sorghum-Arten,  deren  Ovarium 
die  Larve  aussaugt.  An  einem  Samen  bis  zu  sechs  Larven.  Die  Puppe 
schiebt  sich  an  dem  abgestorbenen  Samen  bis  zu  seiner  Spitze  empor 
und  kurz  vor  dem  Ausschlüpfen  der  Mücke  zu  zwei  Drittel  über  ihn 
hinaus.  Die  Entwicklungsdauer  ist  sehr  von  der  Temperatur  abhängig-, 
doch  folgen  sich  mehrere  Brüten  im  Jahre.  Die  Haupternte  wird  zu 
mindestens  90 ^/o  vernichtet;  am  wenigsten  leiden  die  erste  und  letzte 
Ernte.    Der  wirksamste  Feind  ist  die  argentinische  Ameise  Iriäomyrmex 


^)  ßicHTEK  VON  Binnenthal,  Eosenfeinde,  S.  278 — 289,  Fig.  40. 

2)  ibid.  p.  276-77. 

3)  CoQuiLLETT,  U.  S.  Dept.  Agrlc ,  Div.  Ent.,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  44-47. 

*)  Gossard,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  181—182,  2  Pls.  —  Ohio  agr.  Exp. 
Stat.  Bull.  197,  1908,  p.  1—12. 

5)  TnEOBALD,  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  16,  1909,  p.  565—566,  PL  3, 
fig.  1—4. 

6)  CoQuiLLETT,  1.  c.  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  81—82.  —  Treherne,  39.  Ann.  Eep. 
ent.  Sog.  Ontario  1908,  p.  47— 49.  —  Dean,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  3,  1910,  p.  205-207; 
U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Biül.  85,  p.  37—58,  2  Pls.,  11  figs. 


444  Dipteren,  Zweiflügler. 


jouisiana 


hn))iilis  Mayr,  die  den  heraustretenden  Puppen  nachstellt.  In  L( 
ist  Aprostocetus  diplosidii^  Crawf.  (Chalcidier)  ein  wichtiger  Parasit, 
der  auch  mit  Erfolg  in  Texas  eingeführt  ist.  Eine  Fliege  und  Odonaten 
stellen  den  Mücken  nach. 

Plemeliella  Seitn. 

PL  abietina  Seitn.  Fichtensamen-Gallmücke  ^j.  Eiablage 
zwischen  die  zarten  fleischigen  Teile  der  Sameuschuppen.  Larven  in 
den  Samen.  Schaden  und  Biologie  wie  bei  Iteseliella  piceae:  indes 
verpuppen  sich  die  Larven  im  ersten  Frühjahre  und  ergeben  nach 
18  Tagen  die  Fliegen.     3 — 20 ''/o  aller  Samenproben  befallen. 

Thecodiplosis  Kielf. 

Th.  braehyntera  Schwäg.  Kiefernnadel-Gallmücke.  Die 
im  Mai  fliegende  Mücke  legt  ihre  Eier  zwischen  die  eben  aus- 
brechenden Nadelpaare  der  verschiedenen  Kiefernarten,  bes.  der  Berg- 
kiefer, an  Stämme  jeden  Alters,  vorzugsweise  aber  an  schlechtwüchsige 
Bäume.  Das  Nadelpaar  beginnt  sofort  an  der  Basis  zu  schwellen  und 
umschliefst  später  zwei  bis  drei  rotgelbe  Larven  in  einer  knollen- 
förmigen Galle.  Es  wird  bald  leuchtend  gelb,  später  braun  und  fällt 
im  Herbste  oder  Winter  ab  ^).  Die  reifen  Larven  verlassen  von  Herbst 
bis  Frühjahr  die  Gallen  und  verspinnen  sich  in  feine  Kokons  in  den 
Nadelscheiden,  an  Nadeln,  Zweigen,  der  Rinde  oder  am  Boden  zur  Ver- 
puppung. Bei  stärkerem  Befalle  können  die  Nadeln  ganzer  Triebe,  selbst 
ganzer  Zweige  absterben,  worauf  diese  meistens  auch  eingehen. 

Contarinia  Rond. 

Glieder  der  Fühlergeifsel  einander  gleich,  beim  Männchen  ungefähr 
doppelt  so  zahlreich  wie  beim  Weibchen,  jedes  mit  einem  Wirtel 
schleifenförmiger  Haare.  Flügel  gewöhnlich  doppelt  so  lang  wie  breit. 
Klauen  einfach. 

C.  grossypii  Felf^).  Westindien,  speziell  auf  Antigua.  Die 
1 — 1,5  mm  grofsen  Fliegen  legen  ihre  Eier  in  die  Blütenknospen  der 
Baumwolle,  an  deren  inneren  Organen  die  bis  2  mm  langen,  anfänglich 
weifsen ,  später  gelblichen  Larven  saugen.  Jung  befallene  Knospen 
fallen  bald  ab,  ältere  können  länger  widerstehen,  bilden  aber  keine 
Kapseln  aus.  Befallene  Knospen  sind  daran  kenntlich,  dafs  die  Kelch- 
blätter auseinanderklaffen,  statt  sich  um  die  Kapsel  zu  schliefsen.  Puppe 
in  der  Erde.  Über  die  Lebensdauer  der  einzelnen  Stadien  ist  noch 
nichts  sicheres  bekannt;  die  ganze  wird  auf  24 — 31  Tage  geschätzt. 
Der  Schaden  ist  oft  sehr  grofs,  namentlich  an  spät  gepflanzter  Baum- 
wolle und  auf  schwerem ,  feuchtem  Boden.  In  einem  Falle  wurden 
von  Mitte  Dezember  an  keine  Kapseln  mehr  gebildet  (normal  bis  Ende 
Februar),  weil  alle  Knospen  abfielen.  Auch  wilde  Baumwolle  wird  be- 
fallen; als  Nährpflanze  ist  vielleicht   Cleroäendron  aculeatum  anzusehen. 


')  Judeich  u.  Nitsche,  Lehrbuch  usw.  S.  1122,  Fig.  311;  als  Ceciclomyia  strohi 
Winn.(?)  bezeichnet.  —  Seitner,  Zentralbl.  f.  d.  ges.  Forstwes.,  Jahrg.  34,  1908,  S.  185 
bis  190,  13  Figg. 

2)  Eine  ebensolche  Galle  an  Weifstanne  beschreiben  Escherich  u.  Wimmer,  Allg. 
Zeitschr.  Ent.,  Bd.  8,  1903,  S.  119-122,  4  Figg. 

3)  Ballou,  West  Ind.  Bull.  Vol.  10,  lii09,  p.  1—28,  fig.  1—9;  ferner  verschiedene 
Aufsätze  in  den  Agricult.  News,  Barbados,  1909  ff. 


Cecidomvidsn,  Gallmücken. 


445 


All  Parasiten  wurden  drei  Schlupfwespen  gezüchtet.  Gegenmittel: 
Beseitigung  aller  wilder  Baumwolle ;  Düngen  mit  100  Pfd.  Apterite  auf 
1  acre. 

C.  (Dlplosis)  pypivora  Ril.,  Birng-allmüeke  ^}  (Fig.  268).  Dunkel - 
grau;  Fühlerlang,  gelblich  braun,  beim  Männchen  20-,  beim  Weibchen 
14gliedrig.  Brust  mit  zwei  mattgrünen,  gelblich  behaarten  Streifen: 
Flügel  am  Hinterrande  gefranst ;  3  —  4  mm  lang.  —  Diese  ursprünglich 
in  Mitteleuropa  einheimische,  in  den  siebziger  Jahren  des  vorigen 
Jahrhunderts  nach  Nordamerika  und,  wie  es  scheint,  etwas  früher  nach 
England  verschleppte  Mücke  ging  früher  unter  den  verschiedensten 
wissenschaftlichen  und  dem  deutschen  Namen  ,,  Birntrauermücke" 
(s.  u.).     Sie    fliegt  von  Ende  März  an   bis  in  Mai,  je  nach  Klima  und 


Fig.  268.     Birngallmücke.     1  Eierhäufchen  (o)   in  Blüte.     2  Ein  solches    am  Staub- 
beutel, stärker  vergröfsert.     3  einzelnes  Ei.     4  Fühler  der  Mücke. 
(1 — 3  nach  Marchal,  4  nach  Felt.) 

Witterung;  die  Lebensdauer  der  Individuen  ist  nach  Marchal  recht 
kurz.  Das  Weibchen  legt  seine  weifslichen,  länglichen,  gestielten  Eier 
in  Häufchen  von  10 — 15,  selten  mehr,  in  die  schwellenden  Blüten- 
knospen der  Birnbäume ,  indem  es  seinen  Legebohrer  zwischen  den 
Kelch-  und  Blütenblättern  hindurchschiebt.  Die  Maden  dringen  sofort 
in  das  Ovarium,  das  sie  nach  allen  Richtungen  durchwühlen.  Da  in 
eine  Knospe  mehrere  Gelege  stattfinden,  enthält  die  junge  Frucht 
viele ,  bis  zu  100  Maden.  Unter  deren  Einflüsse  beginnt  die  Frucht 
rasch  zu  wachsen ,  besonders  an  der  Basis ,  so  dafs  sie  die  Ge- 
stalt eines  Flaschenkürbisses  annimmt,  von   meistens   unregelmäfsiger, 


1)  Eii.Ev,  Ann.  Rep.  Dept.  Agric.  for  1885,  p.  283—289,  PL  7.  —  Kiepfer,  Ann. 
Soc.  ent.  France  T.  69,  19UU,  p.  888—392,  PI.  28,  fig.  1,  2,  5.  —  Culi.ixge,  Rep. 
1904,  p.  42—49,  figs.  28,  24.  —  Ferraxt,  Allg.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  9, 1904,  S.  298—304.  — 
Smith,  ,J.  B.,  N.  Jersey  agr.  Coli.  Exp.  Stat.  Bull.  99,  1894,  14  pp.,  4  figs.  —  Theo- 
bali., Jnsect  pests  of  fruit,  London  1909,  p.  843— 849,  figs.  226— 229.  —  Marchal,  P., 
Ann.  Soc.  ent.  France  T.  76,  1907,  p.  5—27,  14  figs. 


446 


Dipteren,  Zweiflügler. 


Fig.  269.     Von  der  Birngallmücke 

befallene  junge  Birnfruclit. 

(Nach  Coi-linge). 


beuliger  Gestalt  (Fig.  269).  Das  Fruchtfleisch  wird  ausgefressen,  das  Innere 
der  hohlen  Frucht  schwarz.  Die  reifen,  hellgelben,  4—4,5  mm  langen 
Larven  verlassen  von  Mitte  Mai  bis  Ende  Juni,  wieder  je  nach  Klima 

und  Witterang,  die  inzwischen  ganz 
zerstörten  Früchte,  graben  sich  10  bis 
12  cm  tief  in  die  Erde  ein  und  ver- 
spinnen sich  in  feinen  Kokons.  Ende 
September  beginnt  die  Verpuppung,  die 
sich  bis  ins  Frühjahr  hinzieht.  Bei 
feuchtem  Wetter  vollenden  bereits  im 
Juli  des  ersten  Jahres  mehr  oder  minder 
zahlreiche  Individuen  ihre  Verwandlung ; 
nach  Marchal  mufs  diese  Sommergene- 
ration zugrunde  gehen,  ohne  Nach- 
kommen zu  hinterlassen ,  da  Birn- 
blüten  fehlen.  Die  ausgefressenen  Birn- 
chen  werden  schwarz  und  fallen  zu 
Boden.  Vor  dem  Ausfliegen  der  Mücke 
schiebt  sich  die  Puppe  empor,  bis  ihr 
Vorderteil  aus  der  Erde  herausragt. 
Die  Birngallmücke  ist  aufser  in  den  genannten  Beziehungen  noch 
in  manchen  anderen  vom  Wetter  abhängig.  So  können  Spätfröste  im 
Frühjahr  mit  den  Birnblüten  auch  die  darin  enthaltenen  Maden  töten, 
was  die  Plage  auf  einige  Jahre  zurückhält.  Da  das  Verlassen  der 
Früchte  durch  die  Maden  fast  nur  nach  stärkerem  Regen  vor  sich  geht, 
wird  es  durch  Trockenheit  verzögert-,  andauernde  Trockenheit  und 
Hitze  können  die  Birnchen  und  mit  ihnen  die  Maden  vertrocknen 
lassen.  Während  nach  Theobald  alle  Birnsorten  befallen  werden,  bleiben 
nach  Fekrant  spätblühende  Lokalsorten  bevorzugt.  Nach  Marchal 
werden  dagegen  die  Sorten,  die  weder  zu  früh  noch  zu  spät  sich  öffnen, 
am  meisten  befallen. 

Nach  Ferrant  tritt  die  Mücke  besonders  auf  schweren,  kalkhaltigen 
Böden  (Mergeln)  auf  und  scheint  den  sandigen  Böden  fast  ganz  zu 
fehlen. 

Der  Schaden  ist  oft  sehr  bedeutend ;  nicht  selten  geht  die  ganze 
Ernte  befallener  Bäume  verloren. 

Von  Parasiten  ist  eine  ganze  Anzahl  bekannt:  Iiiostcnrnta  piri- 
cola  Kieff.  und  Bosdi  Jur.  ^),  Platijgaster  lineatus  Kieff. ,  Tridymus  piri- 
cola  March.  Fast  regelmälsige  Begleiter  sind  Sciara  piri  Schmidb. 
und  Sc.  Schmiilhergeri  KolL,  die  Birntrauermüeken,  die  man  früher  als 
die  Schädiger  selbst  ansah,  deren  Larven  aber  Saprophyten  sind. 

Gegenmittel:  Abschütteln  und  Vernichten  der  befallenen  Birn- 
chen; kurz  nach  dem  Einbohren  der  Maden  die  Baumscheibe  mit 
Schwefelkohlenstoff,  Petroleum,  Kainit,  Kalk,  Rufs  versetzen.  Ein- 
treiben von  Geflügel. 

Cont.  pisi  Winn. ,  Erbseng-allmüeke ^l.  Gelb,  Rücken  braun 
gebändert;  Fühler  schwarz-,  2  mm  lang.  Maden  weifs,  3  mm  lang,  bis 
zu  mehreren  Hunderten  in  den  Hülsen  der  Erbsen,  an  deren  Innen- 
wand sie  saugen,  so  dafs  die  Hülsen  klein  bleiben,  nur  wenige  Samen 


1)  Adler,  Zeitschr.  wiss.  Insekt  -BioL,  Bd.  4,  1908,  S.  306—307,  1  Fig. 

2)  Warburton,   Eep.  for  1904,   p.  2 — 3.   —  Theob.\ld,   Report  for   year   ending 
April  l'^t  1907,  p.  107—110. 


Cecidomyiden,  Gallmückei]. 


447 


hervorbringen    und     stellenweise    beiüig    anschwellen.     Puppe    in    der 
Erde,  überwintert. 

C.   ribis    Kieif.  *).      Die   Larven   verbilden    in    der    gewöhnlichen 
Weise  die  Blüten  der  Stachelbeeren,  die  einige  Wochen  vor  der  Reife 


abfallen.    Thomas  stellte  einen  Verlust  von  7U 
Anfang  Mai   gehen   die  Larven    in  die  Erde;   im 
nächsten  März  die  Mücken. 

C.  torquens  de  Meij.^)  (Fig.  270).  Die 
in  mehreren  Generationen  fliegenden  Mücken 
legen  ihre  Eier  in  die  Herzen  der  noch  offenen 
Kohlpflanzen.  Unter  dem  Einflüsse  der  in  den 
Blattachseln  saugenden  Larven  schwellen  die 
Basen  der  Blattstiele  auisen  mächtig  an ,  so 
dafs  unter  Umständen  die  Sprofsspitze '  am 
Weiterwachstum  verhindert  werden,  selbst  faulen 
kann.  Mitte  Juni  beginnt  die  Erscheinung;  nach 
August  sind  die  Kohlpflanzen  gewöhnlich  den 
Mücken  entwachsen.  Puppe  in  der  Erde.  Vor- 
beugung :  Bestreuen  der  Kohlköpfe 
zur  gefährdeten  Zeit  mit  Tabaks- 
staub.  —  Vielleicht  ist  mit  dieser 
, Drehkrankheit'  die  von  Frhr. 
V.  Schilling  beschriebene  ,Kohl- 
h  e  r  z  e  n  s  e  u  c  h  e '  ^)  (Fig.  271 ) 
identisch. 

C.    (Diplosis)    tritiei    Kirby, 
Weizengrallmüeke  *).  Gelb, 

schwach  behaart ;  Fühler  schwärz- 
lich, Augen  schwarz ;  2  mm  lang. 
Europa,  von  da  Anfang  des  19. 
Jahrhunderts  nach  Nordamerika 
verschleppt.  Flugzeit  von  Mitte 
Juni  an ;  die  Weibchen  legen  ihre 


^lo  fest.    Ende  April, 


Fig.  270.     Briist- 
gräte  der  Larve 


Fig.  271.    Junge  Kohl- 
pflanzen mit  Kohl- 
herzenseuche 
(nach  V.  Schilling). 


ovalen,    blafsroten    Eier     einzeln    von Cont. torquens 
■1         •       f{  1  •  -I A  (nach  DE  Meijeue). 

oder  m    Gruppen   bis    zu    10    an    ^  ^ 

die    Blüten   von   Weizen,    seltner 

von  Roggen,  Gerste  oder  Ackerquecke,    Nach  etwa  10  Tagen  kriechen 

die  Larven    aus ,    die    den   Blütenstaub  und   die   Fruchtknoten    (durch 

Endosmose?)   aussaugen,    so    dafs    die   Ähren   gelbfleckig   oder    selbst 

ganz   taub    werden.     Nach    etwa    3   Wochen    gehen   die   reifen,    gold- 

)en,    2  —  3  mm  langen  Larven   in   die    Erde   und   spinnen   sich  ein; 


^)  Thomas,  Zeitschr.  ges.  Naturw.,  Bd.  49,  1877,  S.  131—135,  Fig.;  v. 
Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau,  189.5,  S.  218—219,  6  Figg. 

2)  DE  Heuere,  Tijdschr.  Ent.,  D.  49,  1906,  p.  18—21,  Taf.3,  Fig.  1—6.  - 
Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  17,  1907,  S.  258—261,  Taf    9. 

3)  Prakt.  ßatg.  Obst-  u.  Gartenbau,  1900,  S.  387—838,  IFig.;  1901,  S, 
1  Fig.  —  Lüstner,  Ber.  Geisenheim  1900/01,  S.  188—189.  —  Schöyen,  Be: 
p.  12,  fig. 

*)  Kirby,  Trans.  Linn.  Soc.  London,  Vol.  4,  1798,  p.  280—289,  figs 
1800,  p.  96—111,  1  PL  —  Wagner,  B.,  Stettin,  ent.  Zeitg.,  Bd.  27,  1866, 
169—187,  Taf.  3.  —  Lampa,  Ent.  Tidskr.  XII,  1891,  p.  113—135,  tab.  6.  — 
Ann.  Soc.  ent.  France  T.  69,  1900,  p.  403—408.  —  Marlatt,  Farm.  Bull, 
p.  22—24,  fig.  10.  —  Rehbekg,  Schrift,  nat.  Ges.  Danzig.  Bd.  10,  H.  4,  1902, 
Fig.  6. 


öchillixg, 

-    QüANJER, 

263—264, 

JETN.    1909, 

,;    Vol.  5, 
p.  65—96, 

KtEFFER, 

132,  1901, 
S.  75—76, 


448  Dipteren,  Zweiflügler. 

die  in  den  Spelzen  gefundenen  Puppen  sind  alle  parasitiert.  —  Der 
Schaden  ist,  namentlich  in  Amerika,  oft  sehr  bedeutend  und  kann 
viele  Millionen  Dollars  im  Jahre  betragen.  Feuchtes  Wetter  be- 
günstigt, trocknes  hemmt  die  Entwicklung  der  Mücke.  Doch  können 
bei  der  Ernte  in  den  Ähren  gebliebene  Larven  hier  Monate  lang- 
lebend  bleiben.  —  Eine  ziemliche  Anzahl  Parasiten  ist  bekannt  ^).  — 
Gegenmittel:  tiefes  Unterpflügen  der  Stoppel;  Beseitigung  der  Dresch- 
rückstände :  Fruchtwechsel. 

C.  (D.)  violieola  Coq.  ^).  Kopf  und  Brust  schwarz,  Hinterleib 
gelb;  ganzer  Körper  gelb  behaart;  1,25 — 1,5  mm  lang.  Nordamerika, 
in  Gewächshäusern.  Die  weifslichen  bis  gelblichen  Larven  rollen  die 
jungen  Blätter  von  Veilchen  nach  oben  zusammen;  die  Blätter  werden 
braun  und  fallen  ab ,  so  dals  der  Kopf  der  Pflanze  zerstört  wird. 
Gegenmittel :  Räuchern  mit  Cyankali ;  frisch  gelöschten  Kalk  in  die 
Köpfe  der  Pflanzen  streuen. 

C.  vitieola  Rübs.^).  Brust  graubraun,  Hinterleib  graugelb,  beide 
weifsgrau  bzw.  gelbweifs  behaart;  2  mm  lang.  Mücke  im  Frühjahre, 
legt  die  Eier  in  die  noch  unerölfneten  Blütenknospen  der  Rebe.  Die 
beinweilsen,  bis  2,5  mm  langen  Larven  saugen  bis  zu  acht  und  zehn 
in  einer  Blüte  an  den  Fruchtknoten  und  Staubgefäfsen ,  die  anfangs 
stärker  wachsen,  später  schwarz  werden  und  vertrocknen.  Die  be- 
fallenen Knospen  sind  gröfser  als  normale ,  anfangs  fahl  gelb ,  später 
braun.  Die  Blütenhülle  fällt  gewöhnlich  nicht  ab,  sondern  vertrocknet 
mit  der  Blüte,  die  ganz  abgeworfen  wird.  Die  Larven  überwintern  in 
der  Erde.  Der  Schaden  ist  nicht  gering,  da  sich  bis  zu  15  kranke 
Knospen  in  einem  Gescheine  finden.  Als  Parasiten,  dem  viele  der 
Larven  zum  Opfer  fallen,  züchtete  Rübsaamen  Inostemma  cf.  hoscii  Jur. 

Sehr  nahe  verwandt,  wenn  nicht  identisch  hiermit  ist  die  ameri- 
kanische C.  jolinsoni  Sling. *),  die  bei  New  York  stellenweise  bis  60 
und  75  ^/o  der  Beeren  vernichtet  hat.  Biologisch  verhält  sie  sich  voll- 
ständig ebenso. 

Reseliella  Seitn. 

R.  piceae  Seitn.,  Tannensamen- Gallmüeke^).  Gelbrot  mit 
dunklen  Binden,  2 — ^4  mm  lang.  Mücke  im  Mai,  legt  die  Eier  zwischen 
die  noch  zarten ,  fleischigen  Samenschuppen.  Die  bis  4  mm  langen, 
blafs  rosaroten,  springfähigen  Larven  leben  zu  je  1 — 7  in  den  Samen. 
Beim  Zerfall  der  Zapfen,  Mitte  Oktober,  gelangen  sie  in  der  Samenhülle 
auf  den  Boden.  Im  Vorwinter  oder  Frühjahre  verlassen  sie  diese  und 
verkriechen  sich  oberflächlich,  um  zu  überwintern.  Im  Frühjahre  ver- 
spinnen sie  sich  in  dünne,  weifse  Kokons;  die  Mehrzahl  bleibt  so 
bis    zum    nächsten   April    liegen,    in    Anpassung    an    die    zweijährige 

1)  Marchal,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  66,  1897,  p.  66—67. 

2)  CoQuiLi.ETT,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  N.  S.,  Bull.  22,  1900,  p.  48—51, 
Fig.  28.  —  Chittenden,  ibid.,  Bull    27,  1901,  p.  47—50,  PI.  3,  Fig.  16. 

«)  Dkun,  Weinbau  und  Weinhandel,  18S9,  S.  282.  —  Lüstner,  Mitt.  Weinbau, 
Kellerwirtsch. ,  Jabrg.  11,  1899,  S.  97—99,  Fig.  14.  —  Eübsaamen,  Zeitschr.  wiss. 
Insekt.-BioL,  Bd.  2,  1906,  S.  193  ff.,  Figs.  —  Molz,  Mitt.  Weinbau-Kellerwirtsch., 
Jahrg.  19,  1907,  S.  132—133.  —  Lüstner,  in:  Babo  u.  Mach,  Weinbau,  3.  Aufl.,  Berlin 
1910,  S.  967—968,  Fig.  498. 

*)  Slingerland  a.  Johnson,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat. ,  Bvül.  224,'  1904, 
p.  71—73,  PI.  —  Felt,  Eep.  St.  Ent.  New  York  for  1908,  p.  15—19,  fig.  3—5. 

5)  Seitner,  Verh.  zool.-bot.  Ges.  Wien,  Bd.  56,  1906,  S.  174—186,  10  Figg. 


Cecidomyiden,  Gallmücken. 


449 


Fruktifikationszeit  der  Tanne ;  nur  ein  Bruchteil  verpuppt  sich  im  dies- 
jährigen April.  Beide  Puppen  ergeben  nach  10 — 14  Tagen  die  Mücke. 
Bis  jetzt  nur  aus  den  Idrianer  Staatstbrsten  (Südösterreich)  bekannt, 
wo  10 — 15,  selbst  50 '"o  der  Samen  befallen  sind-,  sie  sind  kümmerlich 
entwickelt,  flach,  mit  brüchiger,  harzarmer  Samenschale. 

Mayetiola  Kiefif. 

Palpen  viergliedrig ;   Klauen  einfach ;    dritte  Längsader  mündet  an 
oder  jenseits  der  Spitze  in  die  Randader. 

M.  avenae  March.  ^).  Schwarz;  rot  gezeichnet,  auf  jeder  Seite 
ein  Band  langer ,  silbergrauer  Haare ;  letztes  Glied  der  Palpen  im 
letzten  Drittel  stark  verengt-,  3,2  mm  lang.  Bis  jetzt  nur  von  Hafer 
aus  Frankreich  bekannt. 
Normaler  Weise  nur  zwei 
Brüten ;  die  erste  fliegt  gegen 
Ende  April;  ihre  Larven 
halten  Sommerruhe.  Die 
zweite  fliegt  im  Oktober,  No- 
vember, ihre  Larven  über- 
wintern. Die  Larven  (Fig. 
272  a),  deren  letztes  Stadium 
eine  Spatula  mit  ungerader 
Spitze  hat,  sitzen  zu  je  18 
bis  20  an  den  beiden  unteren 
Knoten  der  Haferpflanzen, 
je  zu  3 — 4  am  dritten  und 
vierten  Knoten.  Die  Pflanze  schwillt  an  der  Basis  zwiebelartig  an; 
sie  endigt  in  eine  nur  wenige  Zentimeter  hohe  Spitze  aus  vertrockneten, 
unentfalteten  Blättern.  Puppenhülle  schokoladebraun.  Der  Befall  tritt 
auf  den  Feldern  in  sich  immer  vergröfsernden  Flecken  auf.  Sonst  ganz 
wie  folgende. 

M.  destruetor  Say  (Vsecalina  Lw).     G etreidever wüster ,  Hessen- 


Fig.  272.     a  Vorderende  des  letzten  Larven- 
stadiums von  Mayet.  avenae,  h  desgleichen  von 
Mayet    destruetor  (nach  Marchal). 


flleg-e^)  (Fig.  273).    Sammetschwarz,  rot  gezeichnet: 


3,5  mm  lang: 


das  Rot  des  Männchens  ist  undeutlich,  schmutzig;  nach  dem  Tode  ver- 
schwindet es  bei  beiden  Geschlechtern,  so  dafs  sie  einfarbig  schwarz  er- 
scheinen. Letztes  Glied  der  Palpen  in  seiner  ganzen  Länge  fast  gleich 
dick.  —  Die  Heimat  der  Hessenfliege  ist  wohl  Vorderasien ,  von  wo  sie 
mit  dem  Getreide  nach  Süd-  und  Mitteleuropa  gelangte.  1779  wurde  sie, 
wahrscheinlich  von  den  hessischen  Truppen ,  nach  Nordamerika  ver- 
schleppt, wo  sie  zuerst  bei  Long  Island  auftrat;  sie  breitete  sich 
dann  westwärts  aus  und  erreichte  1884  die  pazifische  Küste.  1886 
machte    sie   sich   zum   ersten   Male  in   England    schädlich     bemerkbar, 


0  Marchal,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  T.  120,  1895,  p.  1283—1285;  Ann.  Soc.  ent. 
France  1897,  p.  42  ff. 

2)  Von  der  sehr  umfangreichen  Literatur  seien  nur  einige'  der  wichtigsten 
Veröffentlich vmgen  erwähnt:  Wagne«,  B.,  Untersuchungen  über  die  neue  Getreide- 
gallmücke, Inaug.-Diss.,  Marburg  1861.  —  Enock,  Trans,  ent.  Soc.  London  1891, 
p.  329—366,  PI.  16.  —  Smith,  .T.  B.,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  110,  1895.  — 
Marchal,  P.,  1.  c.  —  Osborn,  U.  S.  Dept.  Agric  ,  Div.  Ent.,  Bul.  16,  1898.  —  Pos- 
PKLow,  Hl.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  3,  1898,  S.  100—102.  —  Marlatt,  Farmers'  Bull. 
132,  1901,  p.  13—23,  figs.  5—9.  —  Fui.mek,  Mitt.  k.  k.  landw.-bakt.  Versuchsstat. 
Wien,  1909.  —  Wolff,  M,  Centralbl.  Bakt.  Parasitenkde.,  Abt.  2,  Bd.  23,  1909, 
S.  109—119. 

Sorauer,    Handbuch.     Z.  Aufl.     Dritter  Band.  29 


450 


Dipteren,  Zweiflügler. 


1888  in  Norwegen  und  erst  1898  in  Schweden-^).  Auf  Neu- Seeland  trat 
sie  bereits  1888  auf. 

Die  gröfsten  Schädigungen  riet  »le  in  Nordamerika  hervor;  so  im 
Herbst  1899  und  Frühjahr  1900  allein  im  Staate  Ohio  für  fast  17  Mill.  $; 
in  Mitteleuropa  sind  ernstere  Schäden  seltener  und  oft  durch  lange 
Zeiträume  getrennt,  so  dafs  Frank  1896  schreiben  konnte,  sie  sei  hier 
ausgestorben.     Das  war  selbstverständlich  ein  voreiliger  Schlufs. 

Ilire  Lebensweise  wird  von  den  verschiedenen  Forschern  mehr 
oder  weniger  verschieden  dargestellt.  Wir  folgen  hier  den  sorgfältigen 
und  gründlichen  Untersuchungen,  die  P.  Marcbal  an  Material  aus  der 
Vendee   teils  an  Ort  und  Stelle,    teils  in  Paris    anstellte,  wobei  selbst- 


rig.  273.     Hessenfliege,    a   Weibchen;  b  Scheinpuppen;  c  Larve;  d  Kopf  und  Gräte 

derselben;  e  Puppe;  /"Kokon;  rj  befallener  Weizennalni  mit  den  Resten  der  Puppen 

nach  Ausfliegen  der  Mücken;  h  Fühler,  oben  vom  Männchen,  unten  vom 

Weibchen  (nach  Marlatt). 


verständlich  nicht  aufser  acht  gelassen  werden  darf,  dafs  anderes  Klima 
das  Verhalten  der  Fliege  beeinflufst  und  ändert. 

Was  zuerst  ihre  Nährpflanzen  anlangt,  so  gelangt  Marchal  zu 
der  auch  von  Kieffer  und  RCbsaamen  geteilten  Ansicht,  dafs  solche  nur 
Weizen,  Roggen  und  Gerste  sind,  dafs  vor  allem  wilde  Gräser  normaler- 
weise keine  solche  bilden. 

Die  E  i  abläge  erfolgt  immer  nur  an  junge,  grüne  Pflanzen,  Stock- 
ausschläge usw.,  möglichst  nahe  dem  Erdboden ,  vorzugsweise  auf  die 
Oberseite  der  Blätter,  in  kleineren  oder  gröfseren  Gruppen  (4 — 15) 
zwischen  die  Längsnerven,  im  Notfalle  aber  auch  an  jede  beliebige 
andere  Stelle  der  Nährpflanzen  oder  anderer  Gräser.  Im  ganzen  legt 
das  Weibchen  100 — 150  Stück  ab.  Die  sehr  kleinen  Eier  sind  walzen- 
förmig, beiderseits  gerundet,  glatt,  durchscheinend  rötlichgelb. 

Nach  frühestens  4  Tagen  schlüpft  die  Larve  aus ,  mit  dem  Kopf 
nach  unten  gerichtet.  Im  durchscheinend  farblosen  Wanderstadium 
kriecht   sie   das   Blatt   hinab,    dringt   zwischen  Blattscheide   imd  Halm 


*)  Sie  fehlt  noch  in  Finland. 


Cecidomyiden,  Gallmücken.  45]_ 

ein  und  soweit  abwärts,  bis  sie  von  einem  Knoten,  gewöhnlich  dem 
ersten  oder  zweiten,  festgehalten  wird.  Zu  dieser  Wanderung  bedarf 
sie  einer  gewissen  Feuchtigkeit;  bei  Trockenheit  sterben  viele  Larven 
ab.  Über  dem  Knoten  saugt  sie  sich,  Kopf  nach  unten,  am  Halm  fest 
und  ernährt  sich  von  dessen  Säften.  Das  Ernährungsstadium 
dauert  ungefähr  8  Wochen.  Sie  wird  dabei  etwa  3  mm  lang,  gelblich- 
weifs ,  durchscheinend,  dick,  so  dafs  die  Ringelung  undeutlich  wird; 
die  Haut  ist  mit  konischen  Rauhheiten  bedeckt.  Jene  schwindet 
allmählich  vollständig,  die  Farbe  wird  opak,  gelb,  braun,  zuletzt  glänzend 
kastanienbraun,  die  Haut  erhärtet  immer  mehr.  Unter  dieser  2,5 — 5  mm 
langen ,  Leinsamen  ähnlichen  Scheinpuppe  bildet  sich  das  R  u  h  e  - 
Stadium,  das  charakterisiert  ist  durch  den  Besitz  einer  gegabelten 
Brustgräte  (Fig.  272  b)  und  durch  grofse  Papillen  auf  der  Haut.  Mit  Hilfe 
der  Gräte  dreht  die  Larve  sich  nun  in  der  Puppenhülle  so  um,  dafs  der 
Kopf  nach  oben  kommt,  wobei  sie  die  Hülle  inwendig  mit  feinem  Gespinst 
auskleidet.  In  diesem  Ruhestadium  kann  sie  längere  Zeit  unverändert 
liegen,  unter  dem  Einflüsse  grofser  Trockenheit  selbst  1 — 2  Jahre  M. 
Im  Freien  wird  es  allerdings  dazu  wohl  nie  kommen;  doch  findet  in 
diesem  Stadium  die  Überwinterung  statt,  und  in  heifsen,  trocknen 
Sommern  kann  eine  Sommerruhe  bis  zu  2  Monaten  eintreten.  Auch 
zum  Ausschlüpfen  der  Imago  ist  feuchtes  Wetter  nötig,  damit  die 
Mücke  mit  ihrem  Schnabel  die  Hülle  öffnen  kann;  sie  kriecht  dann 
zwischen  der  Blattscheide  und  dem  Halme  empor  ins  Freie,  Sehr  bald 
danach  findet  die  Begattung  statt,  nach  wenigen  Tagen  die  Eiablage,  und 
dann  sterben  die  Imagines  wieder. 

Die  Dauer  der  Entwicklung  hängt  ganz  von  Temperatur  und 
Feuchtigkeit  ab ;  bei  warmem,  feuchtem  Wetter  ist  sie  in  4 — 5  Wochen 
vollendet;  trockene  Hitze  kann  sie,  wie  gesagt,  um  2  Monate  ver- 
längern; bei  den  Überwinterungsstadien  dauert  sie  über  5  Monate. 

Von  den  gleichen  Bedingungen  ist  auch  die  Zahl  der  Genera- 
tionen abhängig.  Gewöhnlich  nimmt  man  nur  zwei  an,  eine  Früh- 
jahrs- und  eine  Herbstgeneration,  zwischen  die  sich  unter  besonders 
günstigen  klimatischen  Verhältnissen  höchstens  noch  eine  dritte  schieben 
könne,  Marchal  gelang  es  in  der  Zucht,  indem  er  immer  für  genügende 
Feuchtigkeit  sorgte,  die  Zahl  sechs  zu  erreichen.  In  Mitteleuropa 
dürften  3—4  Brüten  die  Regel  sein,  die  aber  nicht  scharf  voneinander 
getrennt  sind ,  sondern  sich  durcheinander  schieben.  Namentlich  die 
Überwinterungsstadien  können  aus  2 — 3  verschiedenen  Brüten  herrühren. 
Die  Flugzeit  jeder  Generation  zieht  sich  etwa  5  Wochen  hin. 

Aufser  den  Witterungsverhältnissen  ist  von  besonderer  Wichtig- 
keit, dafs  die  Mücken  geeignete  Nährpflanzen  für  ihre  Brut  finden. 
Dadurch,  dafs  das  namentlich  im  Sommer  häufig  nicht  der  Fall  ist, 
wird  die  Hessenfliege  in  erster  Linie  in  Schach  gehalten.  Bringt  z.  B, 
ein  warmer,  feuchter  Hochsommer  die  Mücken  alle  zur  Entwicklung, 
so  finden  sie  für  die  Eiablage  nur  nahezu  reife ,  gelbe  Pflanzen.  Die 
auskriechenden  Larven  müssen  demnach  alle  zugrunde  gehen.  Es 
bleiben  dann  nur  die  Ruhestadien  überleben,  die  an  zum  Ausschlüpfen 
ungünstigen,  ihnen  selbst  aber  günstigen,  d.  h.  in  erster  Linie  trockenen 
Orten  liegen. 

Die  Art  des  Schadens  ist  verschieden  nach  der  Befallzeit,  An 
den  im  Herbste  mit  Eiern  belegten  Wintersaaten  setzen  sich  die  Larven 


*)  Das  erklärt  auch  die  leichte  Verschleppbarkeit  durch  Stroh. 

29  = 


452  Dipteren,  Zweiflügler. 

dicht  über  dem  Wurzelknoten ,  im  Herzen  der  Pflanze ,  fest.  Infolge- 
dessen kommt  das  röhrig- spindelförmige  Herzblatt  nicht  zur  Entwick- 
lung ,  verwelkt  und  stirbt  ab  •,  der  Stengelteil  bleibt  verkürzt.  Die 
Seitenblätter  erwecken  zuerst  durch  Kürze,  Breite  und  tiefdunkle  Farbe 
den  Anschein  besonderer  Kräftigkeit ,  später  sterben  aber  auch  sie 
häufig  ab.  Die  nicht  ganz  getöteten  Pflänzchen  sind  stets  so  geschwächt, 
dafs  sie  der  Gefahr  des  Auswinterns ,  von  Pilzbefall  usw.  in  erhöhtem 
Mafse  ausgesetzt  sind.  Aus  den  absterbenden  Pflänzchen  kommen  die 
Puppen  auf  die  Erde,  ohne  aber  darunter  zu  leiden. 

An  den  im  Frühjahr  befallenen  Pflanzen  der  Wintersaat  setzen 
sich  die  Larven  über  den  beiden  untersten  Knoten  fest.  Durch  ihr 
Saugen  entsteht  hier  eine  dünnere ,  geschrumpfte  Stelle ,  die  später 
leicht  vertrocknet  oder  verfault.  Bei  schwächerem  Befalle  bleiben 
Halm  und  Ähre  kürzer,  und  letztere  entwickelt  nur  wenige  und  unvoll- 
kommene Körner.  Bei  stärkerem  Befalle  brechen  die  Halme  durch 
Wind,  Regen  usw.  um,  so  dafs  die  Felder  aussehen,  als  sei  Vieh  durch- 
getrieben oder  Hagelschlag  durchgegangen.  Im  stehengebliebenen  Teile 
der  Halme  ruhen  die  Puppen.  Dabei  treibt  die  Pflanze  neue  Seiten- 
sprosse ,  in  die  sich  die  nächste  Generation  der  Fliege  einnistet ,  so 
dafs  sie  auch  kurz  bleiben ,  bei  der  Ernte  stehen  bleiben  und  so  die 
Fortdauer  der  Fliege  sichern. 

Die  Sommerfrucht  leidet  gewöhnlich  gar  nicht  oder  nur  wenig. 

Die  Zahl  der  bekannten  Parasiten  der  Hessenfliege  ist  grofs; 
meistens  sind  es  Schlupfwespen.  Sie  haben  nur  zwei  Brüten  im  Jahre 
und  entwickeln  sich  langsamer  als  ihr  Wirt.  So  ist  ihre  Bedeutung 
nicht  eine  solche ,  dafs  man  ihnen  allein  die  Bekämpfung  überlassen 
könnte,  wenn  sie  auch  nicht  selten  gerade  gröfsere  Epidemien  voll- 
ständig unterdrücken.  —  Die  europäische  Schlupfwespe  Entedon  cjri- 
(jonus  Walk,  ist  mit  Erfolg  nach  Amerika  eingeführt  worden. 

Die  Zahl  der  Gegenmittel  ist  ebenfalls  eine  sehr  beträchtliche. 
Marchal  stellt  sie  in  vorzüglich  übersichtlicher  Weise  zusammen. 

Vorbeugung.  1.  ist  die  Zeit  des  Fehlens  geeigneter  Nähr- 
pflanzen für  die  Brut  möglichst  zu  verlängern.  Das  geschieht  durch 
Beseitigung  aller  Ausfall-  und  ähnlicher  Pflanzen ,  durch  Verzögerung 
der  Aussaat  bis  Ende  Oktober,  Anfang  November,  und  durch  Frucht- 
wechsel, bei  dem  also  Hafer  wohl  genommen  werden  kann.  —  2.  Ver- 
nichten möglichst  vieler  Puppen  durch  Abbrennen  oder  tieferes  Um- 
pflügen der  Stoppel ,  durch  Verbrennen  aller  Dreschrückstände.  — 
3.  Fangsaaten.  Auf  früh  gesäete  geeignete  Pflanzen  kann  man  leicht 
die  Masse  der  Eiablage  vereinigen,  um  sie  dann  zu  vernichten. 

Heilmittel.  Stark  befallene  Felder  kann  man  im  Herbste  und 
Frühling  abweiden  lassen-,  bei  g-utem  Boden  bzw.  kräftiger  Düngung 
schadet  das  den  Pflanzen  nichts ,  die  wieder  neu  austreiben.  Ebenso 
können  sie  im  grünen  Zustande ,  vor  Bildung  der  Ähre ,  abgemäht 
werden-,  die  Ernte  wird  dadurch  nur  verzögert,  kaum  beeinflufst.  Walzen 
zur  Zeit  der  Eiablage  (sehr  zweifelhafte  Erfolge).  Kalkstreuen  zur 
Wanderzeit  der  Larven. 

Kulturmittel.  Sorten  mit  starkem ,  kräftigem  Halme  wählen -. 
durch  gute  Düngung,  besonders  mit  Salpetersalzen,  die  Pflanzen  kräftigen 
und  treiben,  damit  sie  zur  Zeit  des  Ausschlüpfens  der  Larven  ihrer 
Tätigkeit  möglichst  entwachsen  sind. 

Das  Verbrennen  der  Stoppel  darf  nach  Makchal  nicht  geschehen, 
wenn   zur  Erntezeit   die  Mehrzahl  der  Mücken    schon   ausgeflogen   ist, 


Cecidomyiden,  Gallmücken.  453 

damit  die  langsamer  ausschlüpfenden  Parasiten  auskommen  können, 
oder  wenn  das  Wintergetreide  zahlreiche  parasitierte  Puppen  enthält, 
und  zu  seiner  Erntezeit  noch  sehr  viel  verzögertes  Sommergetreide 
mit  den  jungen  Larven  der  Hessenfliege  steht. 

Es  braucht  kaum  darauf  hingewiesen  zu  werden,  dai's  die  richtige 
Anwendung  vieler  dieser  Mittel  nur  nach  Untersuchungen  durch  er- 
fahrene Entomologen  an  Ort  und  Stelle  möglich  ist. 

Oligotrophus  Latr. 

Palpen  dreigiiederig,  Klauen  einfach. 

O.  alopeeuri  E.  Reut.  ^j.  Dunkelbraun,  Hinterleib  honiggelb, 
Flügel  blafsgelb,  Beine  gelb  mit  hellbraunen  Hüften;  1,2 — 1,3  mm 
lang.  —  Bis  jetzt  nur  aus  Skandinavien  und  England  bekannt.  Die  im 
Frühjahre  fliegenden  Mücken  legen  ihre  länglichen  Eier  an  die  Blüten- 
spelzen von  Alopecurus  pratensis.  Die  1,5 — 2  mm  langen,  roten  oder 
orangegelben  Larven  saugen  den  Pollen  aus,  bzw.  an  den  Frucht- 
blättern bzw.  den  schon  angesetzten  Früchten,  die  sich  nicht  entwickeln. 
Welchen  Umfang  der  Schaden  annehmen  kann ,  ergeben  die  Unter- 
suchungen der  dänischen  Samen- Controlanstalten,  nach  denen  fast  jede 
Probe  beschädigte  Körner  enthält,  durchschnittlich  über  80  000  solcher, 
gleich  8,5  %.     Puppe  in  der  Blütenhülle. 

O.  bergrenstammi  WachtP).  Korfu,  Italien;  an  Firus  saUcifolia 
und  communis.  Holzige  Gallen  am  Grunde  von  Knospen  oder  jungen 
Trieben,  mehrkammerig.  Mücke  von  Mitte  März  bis  Mitte  April. 
Weibchen  legt  etwa  (30  Eier;  nach  acht  Tagen  die  Larve.  Galle  erst 
gegen  August  ausgebildet.     Larven  überwintern. 

Asphondylia  lupini  Silv.  ^)  Brust  grau,  Hinterleib  braun,  weifs  be- 
haart; 8,5 — 5  mm  lang.  Die  ockergelbe  Larve  einzeln  in  den  Schoten 
von  Lupinus  albus  L.,  die  verkümmern  und  keine  Samen  liefern.  Bei 
Nolano  (Italien)  ein  Drittel  der  Samenernte  zerstört. 

SchizomyiaGennadii  March.*).  Cypern,  an  (kratoniasiliqua.  Mücke 
8,5  mm  lang.  Kopf  schwarz,  Brust  braungrau  und  rötlich,  Hinterleib 
rot  mit  grauen  Binden.  Zwei  Brüten.  Eiablage  im  Herbste  und  im 
Frühjahre  an  die  jungen  Früchte,  in  die  die  Larven  zu  3 — 4  eindringen. 
Jene  bleiben  kurz,  schwellen  an  und  [können  vorzeitig  abfallen;  sie 
sind  abzupflücken  und  zu  vernichten. 

Neocerata  Coq. 

N.  rhodophagra  Coq. ^).  Nordamerika,  in  Treibhäusern  an  Rosen; 
morphologisch  und  biologisch  fast  gleich  der  europäischen  IJasyneura 
rosrtmm  Hardy ;  von  ihr  nur  durch  die  (übrigens  sehr  wechselnde)  Zahl 
der  Fühlerglieder  verschieden.  An  Blättern  erzeugt  sie  dieselben  Mifs- 
bildungen  wie  diese;    die  Larve  lebt  aber  auch  in  Blütenknospen,  die 

•)  Reuter,  E.,  Act.  Soc.  Flora  Fauna  fenn.  XI,  1895,  Nr.  8,  15  pp.,  2  Taf.;  XIX, 
1900,  Nr.  1,  p.  104 — 105;  siehe  ferner  die  Berichte  der  finnischen,  norwegischen  und 
dänischen  Versuchsstationen. 

2)  KiEFFER,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  69,  1900,  p.  313. 

3)  SiLVESTKi,  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Portici,  Vol.  3,  1909,  p.  3—11,  11  figs. 
*)  Marchal,  P.,  Bull.  Soc.  ent.  France  1904,  p.  272;  Ann.  Soc.  ent.  France  Vol.  73, 

1905,  p.  561—564,  2  Figs. 

Sj  CoQun.LETT,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  44—48,  Fig.  27. 
—  Webster,  F.  M.,  Bull.  Illin.  St.  Labor,  nat.  Hist.  Vol.  7,  1904,  p.  15—25,  PI.  3. 


454 


Dipteren,  Zweiflügler. 


vertrocknen.  Am  meisten  leidet  die  Sorte  Meteor,  deren  Anbau  viel- 
fach deshalb  aufgegeben  werden  mufste.  Auch  Wooton,  La  France 
und  einige  andere  Sorten  werden  befallen,  während  die  Mehrzahl  frei 
bleibt.  Bei  Chicago  hat  sie  jährlich  Tausende  von  $  Verlust  ver- 
ursacht. 


Fig.  274.     Flügel  von  Dasy- 
neura  sp.  (nach  Kieffkr). 


Aruoldia  Kieff. 

Palpen  viergliederig,  Antennen  zwölfgliederig. 

A.  cerris  Koll.  Südliches  Europa,  an  Qucrcus  cerris.  Oben  kegel- 
förmige, kahle,  unten  mit  halbkugeligem,  behaartem  Deckel  verschlossene 
Gallen,  in  denen  die  Larven  einzeln  leben.  Im  Oktober  verpuppen 
sich  diese  in  der  Erde.  Die  Gallen  sind  manchmal  so  häufig,  dafs  sie 
die  ganzen  Blätter  bedecken,  wodurch  einzelne  Äste  absterben  können. 

Dasyneura  Rond. 

Palpen  viergliederig";  dritte  Längsader  mündet  vor  der  Spitze  in 
die  Randader,   am  Ende  nur  wenig  dünner  werdend  (Fig.  274). 

D.  (Perrisia)  abietiperda  Hensch. 
FichtentFieb-Gallmücke.  Larve  mennig- 
rot, in  tönnchenförmigen  Gallen  teils  in  der 
Rinde ,  teils  im  Holzkörper  der  Maitriebe 
von  Fichte,  die  verkürzt  bleiben,  zum  Teil 
nadellos  und  verkrümmt  werden.  Zwei 
Brüten;  Mücken  in  April-Mai  und  in  Juni; 
Larven  überwintern. 

D.  brassieae  Winn.  Kohl-Gallmüeke. 
Schwarzbraun,  Rücken  durch  Behaarung- 
silbern  schimmernd;  Hinterleib  fleischrot  mit  schwarzen  Binden;  1,2 
bis  1,5  mm  lang;  nach  dem  Tode  einfarbig  schwarz.  Die  milchweifsen, 
2 — 3  mm  langen  Larven  (Fig.  275)  leben  gesellig  (bis  50) 
in  den  Schoten  von  Raps  und  Kohlarten,  deren  Samen 
sie  aussaugen ;  die  Schoten  bleiben  verkrüppelt,  schwellen 
etwas  an. 

D.  fraxlnea  Kieff.*).     Rot;    auf  Brust   drei   braune 
Längsbinden,  auf  Hinterleib  ebensolche  Querbinden;    1,5 
bis  2  mm  lang.    Mücken  im  Mai,  legen  die  Eier  an  junge 
Blätter  jüngerer  Eschen,    Die  Larven  verursachen  flache 
Parenchymgallen.      Bei     starkem    Befalle    fliefsen    diese 
zusammen ,    die    Oberhaut    des   Blättchens   hebt   sich  ab, 
so    dafs    die    Larven    in    einem    grofsen    Räume    liegen. 
Später  werden   die  Blättchen  braunfleckig,  runzelig;,    sie 
rollen  sich  zusammen,  vertrocknen  und  fallen  vorzeitig  ab. 
gräte  der  Larve  Unter   ungünstigen    Umständen   können   die    Eschen   ein- 
der  KoMgall-     ggj^en,  wie    bei  Annaberg   in  Sachsen  von    120   Bäumen 
88  Stück.    Die  weifsen,  2  mm  langen  Larven  verwandeln 
sich  in  der  Erde. 
D.  (Perrisia)  larieis  F.  Lw  (kellneri  Hensch.).     Lärehenknospen- 
Gallmüeke  ^).    Die  im  Frühlinge  fliegende  Mücke  legt  an  Kurztrieben 

1)  KiEFFEK  u.  Baku,  Naturw.  Zeitschr.  Land=  u.  Forstwirtsch. ,  Bd.  5,  1907, 
S.  523—530,  3  Figg. 

2)  V.  TuBEUF,  Forstl.  nat.  Zeitsclir.,  Bd.  6,  1897,  S.  224-229,  2  Figg  ;  S.  356.  — 
KiEFFER,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  69,  1900,  p.  396-398. 


Fig.  275.  Brust- 


mücke (nach 
Rühsaamen). 


Cecidomyiden,  Gallmücken. 


45b 


je  ein  Ei  an  den  Grnncl  eines  Nadelbüschels,  Die  Larve  bohrt  sich 
in  die  hiervon  umschlossene  nächstjährige  Knospe,  die  anschwillt,  sich 
mit  zuerst  klarem ,  im  August  weils  und  krümelig  werdendem  Harze 
bedeckt  und  die  sie  umgebenden  Nadeln  strahlenförmig  auseinander 
treibt.  Im  Grunde  der  Galle  überwintert  die  kaum  ^la  mm  grofse, 
mennigrote  Larve ,  um  die  sich  erst  im  nächsten  Frühjahre  eine 
Larvenkammer  bildet,  während  die  Galle  immer  gröfser  wird.  Im  Herbste 
umspinnt  sich  die  Larve  mit  feinem  weifsen  Kokon ;  erst  im  nächsten 
Frühjahre  verpuppt  sie  sich.  Die  befallenen  Knospen  sterben  meistens  ab, 

b.  (P,)  leg-uminieola  Lintn.  Kleesamenmüeke.  Nordamerika^), 
namentlich  in  Ontario ")  überaus  schädlich;  von  Mifs  Ormekod^)  einmal 
in  England  beobachtet.  Eiablage  in  die  Köpfe  von  Trifolium  pratense; 
die  roten  Maden  dringen  in  die  uneröifneten  Blüten,  die  sie  am  Auf- 
blühen verhindern.  Reif  gehen  sie  in  die  Erde  und  spinnen  einen 
feinen,  dünnen  Kokon ,  in  dem  sie  überwintern.  Eine  zweite ,  in  Juli 
und  August  fliegende  Brut  ist  von  geringerer  Bedeutung,  Weifser 
und  „alsike"  Klee  werden  nicht  befallen.  —  Zur  Bekämpfung  läfst  man 
den  Klee  Mitte  bis  Ende  Juni  abweiden  oder  recht  hoch  abmähen; 
die  Stengel  treiben  dann  bald  wieder  neue  Köpfe.  Tiefes  Unterpflügen 
im  Herbste.  Kräftige  Kalk-  und  Kainitgaben  töten  die  in  der  Erde 
liegenden  Maden. 

D.  (P.)  oenopMla  v.  Haimhoff.  *).  Der  leichten  Verwechselbarkeit 
mit  den  Blattgallen  der  Reblaus  wegen  sei  auf  die  von  dieser  Mücke 
an  Rebenblättern  erzeugten  hingewiesen.  Zum  Unterschiede  von  jenen 
treten  die  Mückengallen  auf  beiden  Blattflächen  hervor,  sind  oben 
rundlich,  glatt,  unten  kegelförmig,  behaart,  umschliefsen  nur  eine  Larve 
und  öffnen  sich  oben.  In  Deutschland 
sind  sie  sehr  selten,  in  Südeuropa 
etwas  häufiger,  aber  nie  schädlich. 

D.  (P.)  pieeae  Hart. -5).  Fichten- 
Gallmüeke,  Rote  Larven  in  dies-  und 
vorjährigen  Trieben  der  Fichte,  an  der 
Basis  der  Nadeln  in  tönnchenförmigen 
Gallen,  die  durch  Rinde  und  Holzkörper 
mitunter  bis  auf  die  Markröhre  reichen ; 
auch  in  schlafenden  Knospen.  Ganze 
Astpartien  können  dadurch  vertrocknen. 

D.  (P.)  pyri  Bche.  Birnbiatt- 
Gallmüeke^).  Schwarzbraun,  auf 
Rücken  vier  Reihen  gelblicher  Haare ; 
Brustseiten  fleischrot;  Hinterleib  des- 
gleichen mit  breiten ,  braunen  Binden ; 
1,2 — 2,2    mm    lang.       Die    weifslichen 


Larven  leben  von  Mai   bis  September 
in   mehreren  Brüten    unter    dem   nach 


Fig.  276,     Gallen  der  Birnblatt- 
Gallmücke  (nach  Theobald). 


1)  RiLF.Y,  Rep.  Commiss.  Agric.  1878,  p.  251—252,  PI.  1 :  Comstock,  ibid.  for  1879, 
p.  193—197. 

2)  S.  die  Reports  of  the  Entomological  Society  of  Ontario. 
')  Rep.  inj.  Ins.  1890,  p.  23. 

*)  V.  Hauihoffen,  Verh.  zool.-bot.  Ges.  Wien,  Bd.  25,  1875,  S.  803-810,  3  Fig. 
—  LüsTNEE,  in:  Babo  u.  Mach,  AVeinbau,  .3.  Aufl.,  Berlin  1910,  S.  966—967,  Fig.  496,  497. 

s)  Hartig,  Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  2,  1893,  S.  6—8,  3  Fig.;  S.  274—275. 

6)  V.  Schilling,  Prakt  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1896.  S.  223.  —  Kieffer,  1.  c. 
p.  393.  —  KoRFF,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau  u.  -schütz,  Jahr.  8,  1910,  S.  201—202, 
Fig.   1. 


45(5 


Dipteren,  Zweiflügler. 


oben  umgerollten,  grünen  oder  gelblichen,  verdickten  Rande  von  Birn- 
blättern  (Fig.  27(>)  junger  oder  Formbäume,  Puppe  in  Erde,  liegt  drei 
Wochen,  ■ —  Viel  häufiger  und  schädlicher,  als  gewöhnlich  angenommen. 

D.  (P.)  rosaria  H,  Lw  ^).  Die  Larven  verursachen  die  bekannten 
Blattrosetten  an  den  Triebspitzen  der  Weiden  („Weidenrosen"), 
Sehr  selten  merkbar  schädlich. 

D.  (P.)  rosarum  Hardy^),  Rosenblatt-Gallmüeke.  Rotbraun, 
mit  schwarzen  Querbinden  auf  dem  Hinterleibe:  IV2  mm  lang.  Ei- 
ablage an  Hauptrippe  von  Rosenblättern,  ober-  oder  unterseits.  Die 
Blätter  entfall,en  sich  nicht  und  bilden  um  die  oft  zahlreichen  Larven 
schotenähnliche  Gebilde.  Larven  etwa  2  mm  lang,  orangegelb.  Puppen 
in  der  Erde.     Wahrscheinlich  mehrere  Brüten, 


Rhabdophaga  Westw. 


Körper 


Dritter  Längsnerv   zugespitzt,   geht   bis  zur  Flügelspitze. 

silberweifs  behaart. 

Rh.   Nielsenii    KiefF. ^).     Kopf   und    Brust    gelblich   rot,    letztere 

oben  schwarzbraun ;  Hinterleib  rot ;  3  mm  lang.  Eier  entweder  einzeln 
an  Ruten  oder  inMehrzahl  an  Endknospen  von  Weiden. 
Im  ersteren  Falle  bildet  die  Larve  eine  Höhle  im 
Marke,  wodurch  die  Verwendbarkeit  der  Ruten  herab- 
gesetztwird ;  im  letzteren  Falle  entstehen  blasenartige, 
mehrkammerige  Gallen  an  den  Spitzen,  die  diese 
zum  Absterben  bringen.  Bis  jetzt  nur  auf  Seeland 
(Dänemark)  beobachtet. 

Rh.  salieiperda  Duf.  Die  im  Frühjahre 
fliegenden  Mücken  legen  ihre  Eier  kettenweise  an 
die  Rinde  jüngeren  Weidenholzes ,  besonders  der 
breitblättrigen  Arten,  auch  an  Silberpappel.  Die 
Larven  bohren  sich  in  den  Bast,  der  radiär-längliche 
maserige  Kammern  um  sie  bildet,  in  denen  die 
orangeroten  Larven  überwintern.  Mittlerweile  hat 
sich  die  Rinde  in  Fetzen  losgelöst,  so  dafs  der 
wabenartig  durchlöcherte  Splint  frei  liegt  (Fig.  277). 
Kurz  vor  dem  Ausfliegen  schieben  sich  die  Puppen 
aus  den  Kammern  heraus.  Da  die  Mücken  gerne 
immer  dieselben  Stellen  wieder  mit  Eiern  belegen, 
schwellen  diese  deutlich  an,  und  die  distalen  Teile 
der  Weide  sterben  ab,  so  dafs  der  Schaden  nicht 
ganz  unbeträchtlich  ist.  Rechtzeitige  Leimung  der 
befallenen  Stellen  hindert  das  Ausfliegen  der  Mücken 
und  die  Eiablage;  auch  können  sie  abgehauen  und 
verbrannt  werden. 

Rh.  Salicis  Schrk.  Mücken  im  Mai,  Juni- 
Eier  in  Haufen  an  diesjährigen  Zweigen  schmal- 
blätteriger Weiden,  vorwiegend  von  Scdi.r  purpurca. 
Die  mennigroten  Larven  fressen  im  Markkörper,  jede 

^„„     ^  „  in   eigener   Kapsel.      Um    iede  Gesellschaft    schwillt 

277.     Galle  von  -,       ry       •     -i  •           a          i                1          j-   1         /^    ii 

salieiperda  an  ^^^  Zweig  bis  zu  4  cm  langen,  1  cm  dicken  Gallen  an. 

Weidenast.  Die  erwachsenen  Larven  verlängern   ihre  Kammern 


')  Wüst,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau-  u.  -schütz,  Jahrg.  4,  1906,  S.  40—51,  1  Fig. 

2)  Richter  v.  Binnenthai.,  Rosenfeinde,  S.  272—276,  Tig.  39. 

'j  KiEFFEK  u.  Nielsen,  Ent.  Medd.  (2.)  Bd.  3,  1906,  p.  1-4,  Taf.  1. 


Cecidomyiden,  Gallmücken.     Bibioniden,  Haarmücken.  457 

in  den  Holzteil  bis  unter  die  Epidermis  -,  hier  überwintern  sie.  Im  Früh- 
jahr verpuppen  sie  sich;  die  Puppen  schieben  sich  wie  bei  voriger 
zum  Flugloche  heraus.  Schaden  in  "Weidenhegern  oft  erheblich,  durch 
rechtzeitiges  Abschneiden  der  Gallen  einzudämmen. 

Lasioptera  Meig. 

Fühlerglieder  fast  kugelig,  sitzend,  mit  kurzen  Wirtelhaaren:  beim 
Männchen  kleiner  und  in  geringerer  Zahl  als  beim  Weibchen.  Taster 
viergliederig.  Leib  und  Beine  schuppenartig 
behaart.  Erste  und  dritte  Längsader  (Fig. 
278)  dem  Vorderrande  so  genähert  und  so 
von  Schuppenhaaren  bedeckt,  dafs  sie  kaum 
unterschieden  werden  können;  fünfte  Längs- 
ader gegabelt;  Querader  klein,  bildet  Basis 
der  dritten  Längsader.  ^-^  278.    'Sgelvon  Lasi- 

L.  eerealis  Lmd.  M.     Schwarz,  Hmter-  optera  (nach  Kieffer). 

leib   weifs    gebändert ;    3  mm   lang.      Larve 

backsteinrot,  5  mm  lang.  Rufsland,  an  Roggen,  Tnticum  repens,  Cala- 
magrostis  lanceolata.  Die  Larven  finden  sich  zu  1 — 2  am  Grunde  der 
Halme  in  einer  mit  schwarzer  Membran  ausgekleideten  und  bedeckten 
länglichen  Grube,  an  deren  Stelle  der  Halm  leicht  umknickt.  Ziemlich 
bedeutender  (V4 — Vs  der  Ernte),  aber  lokal  begrenzter  Schaden  an  sehr 
früh  gesäetem  Winterroggen  in  Rufsland. 

Unbestimmte  Gallmücken. 

Theobald^)  beobachtete  in  absterbenden  Stachelbeertrieben  orange- 
gelbe Gallmückenlarven,  die  die  Knospen  zerstörten,  im  Marke  und  im 
Splinte  frafsen. 

Auf  Java  bohrt  eine  Larve  in  ganz  jungen  Reispflanzen  im  Stengel 
unter  dem  Sprofspunkt,  der  dadurch  deformiert  wird^). 

Bibioniden,  Haarmücken ^). 

Ziemlich  grofse,  dunkel  gefärbte,  fein  und  dicht  behaarte  Mücken 
mit  grofsen  Augen,  deutlichen  Nebenaugen,  kurzen,  geraden,  ziemlich 
dicken,  neun-  bis  zwölfglied erigen  Fühlern;  Hinterleib  sieben-  bis  neun- 
ringelig;  Flügel  ohne  Diskoidalzelle.  Die  Geschlechter  sind  gewöhn- 
lich verschieden  gefärbt,  die  Männchen  kenntlich  an  der  aufgestülpten 
Hinterleibsspitze.  Bei  letzteren  stofsen  die  grofsen  Augen  in  der 
Mitte  zusammen;  jedes  besteht  aus  zwei  Teilen,  dem  grölseren  oberen, 
stark  behaarten ,  und  einem  kleineren ,  unteren  kahlen  Teil.  Bei  den 
Weibchen  sind  die  Augen  kleiner,  getrennt.  —  Larven  raupenähn- 
lich, walzig,  mit  brauner,  lederiger,  mit  dornenähnlichen  Fortsätzen 
versehener  Haut,  die  aufser  der  Segmentierung  nochmals  geringelt  ist, 
so  dafs  sie  wurmähnlich  aussehen ;  Kopf  hornig  mit  kräftigen,  beifsenden 
Mundteilen;  9 — 10  Stigmenpaare,  oft  mit  Augen.    Puppen  frei,  ruhend 

')  LiNDEMAN,  Bull.  Soc.  Nat.  Moscou  1880,  p.  12,  figs.  —  Rübsaamkn-,  Ent.  Nachr. 
Bd.  21,  1895,  S.  3.  —  Marchal,  1.  c.  p.  73—77,  fig.  8. 

2)  Rep.  1906/07,  p.  55—59. 

^)  KoNiNGSBERGEit,  Meded.  Dept.  Landbouw,  Nr.  6,  1908,  S.  20. 

")  Theobali.,  Journ.  Board  Agric.  London  7ol.  16,  1909,  p.  567— 5'58,  PI.  1, 
Fig.  4,  5. 


458  Dipteren,  Zweiflügler. 

Die  Mücken  erscheinen  zu  bestimmten  Jahreszeiten  oft  in  un- 
geheuren Massen.  Bei  gutem  Wetter  schwärmen  sie,  wobei  Hinterleib 
und  Beine  in  eigentümlicher  Weise  schlaff  herabhängen ;  bei  schlechtem 
setzen  sie  sich  gerne  mit  flach  aufliegenden  Flügeln  unten  an  Blätter 
oder  in  Blüten  von  Bäumen,  namentlich  auch  von  Obstbäumen.  Sie 
dürften  wohl  als  unschädlich  anzusehen  sein ;  doch  ist  die  Frage  nach 
ihrer  Nahrung,  wie  es  scheint,  noch  gar  nicht  angeschnitten;  da  sie 
sicher  aus  Pflanzensäften  *)  bestehen  dürfte ,  wäre  unter  Umständen 
eine  Schädlichkeit  nicht  ausgeschlossen. 

Die  Weibchen  legen  eine  grofse  Zahl  von  Eiern  in  bzw.  auf  den 
Boden,  mit  Vorliebe  an  Stellen,  an  denen  frischer  Dünger  liegt,  wie 
überhaupt  in  humusreiche  Erde.  Von  den  zerfallenden  organischen 
Stoffen  leben  normalerweise  die  meist  scharenweise  vorkommenden 
Larven ;  doch  gehen  sie  auch  kranke  und  gesunde  Wurzeln  an,  nament- 
lich alle  weiche ,  saftige  Knollen ,  Rüben  usw.  So  schaden  sie  nicht 
selten  in  Mistbeeten,  aber  auch  in  Gärten  und  selbst  auf  Feldern;  be- 
sonders junge  Pflanzen  sind  bedroht  und  erliegen  ihnen  leicht.  Im 
Sommer  und  Herbst  tritt  der  Schaden  selten  merkbar  hervor,  weil 
dann  die  Larven  noch  zu  klein  sind.  Im  Frühjahre  wachsen  sie  sehr 
rasch,  und  entsprechend  äufsert  sich  ihr  Frafs.  Im  Mai — Juni,  je  nach 
den  Arten,  verpuppen  sie  sich  in  der  Erde. 

Als  beschädigte  Pflanzen  werden  unter  anderen  genannt:  Spargel, 
Saxifrageen ,  Ranunkeln ,  auflaufende  Gerste  ,  Roggen ,  Schirmblütler 
(Möhren,  Pastinaken,  Kümmel).  Salat,  Kohl,  Hopfen,  Gemüse.  Doch 
kann  jede  andere  geeignete  Pflanze  ebensogut  überfallen  werden. 

Gegen  chemische  Bekämpfungsmittel  (Kalk,  Rufs,  Schwefelkohlen- 
stoff) sollen  die  Larven  sehr  widerstandsfähig  sein,  wenn  sie  ihnen 
auch  in  manchen  Fällen  erlegen  sind.  Besser  wirken  Eintrieb  von 
Hühnern  von  Herbst  bis  Frühjahr,  Wegfangen  der  Mücken  mit  Netzen, 
Auflesen  der  Larven ,  tiefes  Umgraben  im  Herbste ,  Sieben  der  Mist- 
beeterde mit  Auslesen  der  Larven.  In  seicht  eingegrabenen  Häufchen 
von  Schaf-  oder  Rindermist  lassen  sie  sich  leicht  ködern. 

Nur  wenige  Arten  kommen  für  uns  in  Betracht,  deren  Larven  noch 
nicht  so  genau  beschrieben  sind ,  dafs  sie  auseinanderzuhalten  seien, 
während  die  Mücken  selbst  nach  jedem  Handbuche  der  Entomologie 
leicht  zu  bestimmen  sind.     Wir  beschränken  uns  auf  folgendes : 

Dilophus  Meig.  Strahlenmücken.  Hintere  Basalzelle  vorhanden; 
dritte  Längsader  vorne  nicht  gegabelt.  Vorderschienen  endigen  mit 
einem  Strahlenkranze.  Kleine  Arten  (3 — 5  mm) ,  die  in  zwei  Brüten 
fliegen:  Mai — Juni,  August.  D.  l'emoratus  Meig.,  D.  vulgaris  Meig. 
(febrilis  auct.  ?). 

Bibio  Geoflr.  Wie  vorige,  aber  Vorderschienen  in  dornigem  Fort- 
satz endigend.  Eine  Brut;  Mücken  im  April — Juni.  Gröfsere  Arten 
(4 — 13  mm,  Larven  bis  15  mm  lang).  Haarmücken.  B.  Marci  L.^), 
hortulanus  L.'*),  Johannis  L.,  laniger  Meig.,  pomouae  F. 

Seatopse  GeofiPr.  Dungrnüeken.  Hintere  Basalzelle  fehlt.  Kleine 
Arten  (3 — 4  mm).     Parasit  der  Larven :  Agijrtes  bicolor. 


1)  Sie  saugen  gerne  den  Honigtau  der  Pflanzenläuse. 

2)  Lucas,  Bull.  Soc.  ent.  France  1871,  jd.  LXVII— LXIX.  —  v.  Schilling,  Prakt. 
Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1896,  S.  8—9,  4  Figg. 

3)  BoucHK,  Garteninsekten,  S.  126—127. 


Chironomiden,  Zuckmücken.     Mycetophiliden,  Pilzmücken.  Ar^q 

Cliironomiden,  Ziickiii  iickeii. 

Larven  mit  nur  zwei  Stigmen,  mit  Tracheenblasen  oder  Kiemen; 
am  zweiten  Ringe  ein  Fiifsstummel.  —  Von  den  fast  ausschliefslich 
im  "Wasser  lebenden  Larven  dieser  Familie  hatte  schon  Pettit')  1900 
die  einer  unbestimmten  Art  in  Blättern  von  Wasserpflanzen  (Wasser- 
lilie) gefunden;  Willem^)  beschreibt  neuerdings  die  von  Chironomus 
sparganii  Kieff.  aus  Sparganium  racemosum;  Psectrocladius  stra- 
tioitis  Kieff.  aus  Stratioides  aloides;  Chir.  nymphaeae  Will,  aus 
Nymphaea. 

Mycetopliilideii,  Pilzmückeii  ^). 

Fühler  mäfsig  lang,  12 — 17  gliederig.  Glieder  schlank.  Hinterleib 
sechs-  bis  siebenringelig;  Flügel  ohne  Discoidal-  und  hintere  Basal- 
zelle. —  Larven  sehr  lang,  bis  zu  20  Segmente,  innerhalb  derselben 
nochmals  geringelt,  so  dal's  wurmähnlich;  walzig,  nackt,  häutig.  Kopf 
klein  aber  deutlich;  9  Paare  Stigmen;  bei  den  Sciara-Arten  mit 
Augen.  Sie  leben  normalerweise  in  zerfallenden  pflanzlichen  und 
tierischen  Stoffen ,  mit  besonderer  Bevorzugung  von  Kompost  und 
frischem  tierischen  Dünger.  Es  ist  nicht  anders  zu  erwarten,  als  dafs 
sie  namentlich  den  mit  Dünger  angelegten  Champignonkulturen  oft 
aufserordentlich  gefährlich  werden.  Recht  häufig  haben  sie  ganze 
Kulturen  vernichtet ;  eine  Züchterei  in  Bayern  hatte  in  einem  Jahre 
einen  Verlust  von  18000  Mark.  In  erster  Linie  verzehren  sie  das 
Myzel,  doch  dringen  sie  auch  in  die  Pilze  selbst  ein  und  durchfressen 
sie  nach  allen  Richtungen.  Namentlich  die  jungen  Pilze  erliegen 
leicht  den  Angriffen ;  Klebahn  beschreibt,  dafs  sie  in  einem  Falle  meist 
nicht  mehr  als  linsengrols  wurden;  einige  erreichten  die  Gröfse  von 
1  cm,  waren  aber  dunkel,  weich,  inwendig  braun. 

Von  dem  Dünger  gehen  die  Larven  auch  an  die  Wurzeln  anderer 
Pflanzen.  Klebahn  hat  sie  beobachtet  an  kranken  Hyazinthen  und 
Cattleya  labiata,  Chittenden  an  Rosen,  Gloxinien,  in  Blumentöpfen,  in 
Kotyledonen  von  Erbsen,  an  Gurken  (besonders  schädlich  in  Illinois) ; 
HiNE  an  Nelken. 

Da  frischer  Dünger  sie  anzieht,  ist,  soweit  möglich,  verrotteter  zu 
nehmen.  Räuchern  mit  Tabak  und  Schwefeln  vertrieben  bzw.  töteten 
die  Mücken.  Streuen  von  Tabak  oder  Kalk  hilft  etwas  gegen  die 
Larven.     Erhitzen  des  Düngers  auf  45 — 50  °  C. 

Genannt  werden  aus  Europa:  . Selara  ingenua  Duf.,  frigfida 
Winn.,  aus  Amerika  Se.  ineonstans  Fitch. 


Coleopteren,  Käfer' 


Körper  äulserlich  deutlich  dreiteilig.  —  Mundwerkzeuge  kauend; 
Oberkiefer  bilden  kräftige  Beifszangen ;  Unterkiefer  mit  weichen  Laden 

1)  Ist  Rep.  Michigan  Acad.  Sc,  1900,  p.  110—111,  1  PL 

2)  Bull.  Acad.  R.  Belg.,  Cl    Sc,  1908,  p.  697—704,  1  PI. 

3)  RiTZEMA  Bos.  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  4,  1894,  S.  221—222.  —  HtNE, 
Ent.  News,  Vol.  10,  1899,  p.  201—202,  6  Figs.  —  Chittenden,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div. 
Ent.,  Bull.  27,  N.  S.,  1901,  p.  108—113,  fig.  29.  —  Klebahx,  Gartenflora  1904.  —  Korff, 
Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau-  u.  -schütz,  Jahrg.  3,  1905 ,  S.  10.  —  Thiele,  Prakt.  Ratg. 
Obst-  u.  Gartenbau  1909,  S.  319.  —  Davis,  .Journ.  ec.  Ent.  Vol.  3,  1910,  p.  181. 

■*)  Das  beste  Werk  über  europäische  Käfer   ist    das   leider  noch  unvollendete 


46o  ColeoptereD,  Käfer. 

und  viergliedrigen  Kiefertastern.  Unterlippe  einfach,  rechteckig,  mit 
dreigliedrigen  Tastern.  Fühler  meist  elfgiiedrig,  sehr  verschieden  ge- 
staltet. Netzangen  vorhanden;  Nebenaugen  meist  fehlend.  Von  den 
Brustringen  bildet  der  Prothorax  das  groise,  frei  bewegliche  Halsschild ; 
der  Mesothorax  ist  klein,  von  oben  nur  als  „Schildchen"  sichtbar,  fest 
verwachsen  mit  dem  grofsen,  kräftigen,  die  Flugmuskeln  bergenden 
Metathorax.  Jener  trägt  die  grofsen,  harten,  chitinigen  Flügel- 
decken, dieser  die  häutigen ,  in  der  Ruhe  längs  und  quer  gefalteten 
eigentlichen  Flügel.  Letztere  können  fehlen-,  dann  sind  meist 
erstere  in  der  Naht  verschmolzen.  Bei  ganzen  Gruppen  sind  die 
Flügeldecken  stark  verkürzt,  seltener  fehlen  sie  ganz.  Der  ursprüng- 
lich zehnringelige  Hinterleib  zeigt  oben  7 — 8  weiche  Ringe ,  unten 
b  harte  Schienen;  das  erste  Segment  ist  mit  der  Brust  verwachsen; 
nur  am  Bauche  gestattet  ihm  eine  weichhäutige ,  unter  den  dritten 
Hüften  verborgene  Verbindung  eine  gewisse  Beweglichkeit.  Die  End- 
segmente sind  klein,  meist  in  die  vorhergehenden  eingezogen  und  in 
ihnen  verborgen;  liegen  sie  frei,  so  bilden  sie  das  harte  chitinisierte 
Pygidium.  In  manchen  Fällen  sind  sie  beim  "Weibchen  zur  Legeröhre 
umgewandelt.  —  Die  Beine  sind  Lauf- ,  Grab-  oder  Schwimmbeine. 
Systematisch  wichtig  ist  der  Fufs  (Tarsus),  der  in  ein  keulenförmiges 
Klauenglied  endigt.  Ursprünglich  zählt  er  5  Glieder  {Pcntameren)]  das 
vorletzte  Glied  kann  rudimentär  werden  {Teiramercn,  ('rtiptopentameren, 
Fs(ndütetrameren)-^  oder  es  kann  von  den  beiden  vorletzten  das  eine 
fehlen,  das  andere  rudimentär  sein  {Trhnercn,  ('riiptoteirameren,  Pseudo- 
trhmren).  Bei  den  HcicroDieren  haben  die  Füfse  der  beiden  ersten 
Beinpaare  5,  die  des  dritten  Paares  4  Glieder. 

Der  Darmkanal  ist  lang,  gewunden,  erweitert  sich  bei  den  Raub- 
käfern und  Holzfressern  zu  einem  Kaumagen.  Malpighische  Gefäfse 
sind  4 — G  vorhanden.  Die  Geschlechtsorgane  sind  ziemlich  kompli- 
ziert; die  Weibchen  haben  oft  eine  Begattungstasche,  die  Männchen 
einen  umfangreichen  chitinigen  Penis,  der  in  der  Ruhe  in  den  Hinter- 
leib eingezogen  ist.  Männchen  und  Weibchen  sind  häufig  äufserlich 
verschieden,  an  Gröfse,  Form.  Färbung.  Fühlern,  T arsengliedern  usw. 

Die  Geschlechter  sind  getrennt;  die  Fortpflanzung  findet  mit 
ganz  seltenen  Ausnahmen  geschlechtlich,  immer  durch  Eier,  statt.  Die 
Verwandlung  ist  eine  vollkommene.  Die  Larven  besitzen  9  (oder  10?) 
Segmente  und  beifsende  Mundwerkzeuge.  Facettenaugen  fehlen ;  Punkt- 
augen sind  in  verschiedener  Zahl  und  Lage  vorhanden.  Die  meisten 
Larven  haben  3  Beinpaare;  bei  manchen  Gruppen  sind  die  Beine 
rückgebildet  bis  verschwunden ,  dann  aber  öfters  noch  bei  den  ganz 
jungen  Larven  vorhanden.  Am  Hinterende  befindet  sich  oft  ein  mit 
Haken    besetztes,    zurückziehbares    Pseudopod.     Kopf   gesondert,    fest 


von  G-ANGLBAUEK,  „Die  Käfer  von  Mitteleuropa",  Bd.  1 — 4,  Wien  1892— 1904. —  Vor- 
züglich zu  werden  verspricht  das  vom  Deutschen  Lehrerverein  herausgegebene 
„E.  E.EITTEU,  Fauna  Germanica,  Die  Käfer  des  Deutschen  Reiches",  Stuttgart,  l.Bd. 
1908,  2.  Bd.  1909.  Auch  „Calwkrs  Käferbuch",  das  jetzt  in  6.  Auflage  von  F.  Schau- 
Fuss  bearbeitet  wird  (Stuttgart  1908  ff.)  ist  sehr  zu  empfehlen.  Ausgezeichnete  Be- 
stimmungswerke sind  die  beiden  von  G«.  Seihlitz,  „Fauna  baltica.  Die  Käfer 
der  russischen  Ostseeprovinzen"  (Königsberg  1888  — 1891)  und  „Fauna  transsylvanica. 
Die  Käfer  Siebenbürgens"  (2.  Aufl.,  ebenda  1887-91).  Etwas  älter,  aber  aiich  noch 
sehr  gut  ist  „RiouTENiiACHKi!,  Fauna  austriaca.  Die  Käfer",  3.  Aufl.,  Wien  1874,  2  Bde. 
Klein,  aber  ganz  vorzüglich,  namentlich  die  Biologie  berücksichtigend,  ist  „Fuicken, 
W.  V. ,  Naturgeschichte  der  in  Deutschland  einheimischen  Käfer",  4.  Aufl.,  Werl 
1885. 


Cicindeliden,  Sandkäfer.  4(3]^ 

chitinisiert.  Die  Puppen  sind  mit  wenigen  Ausnahmen  frei ;  sie  liegen 
häufig  in  einem  Kokon.  Der  ausschlüpfende  Käfer  ist  gewöhnlich 
zuerst  weich,  farblos  bzw.  weifs;  er  erhärtet  und  färbt  sich  erst  all- 
mählich. 

Die  Zahl  der  Käfer  ist  eine  sehr  grofse ;  in  Mitteleuropa  dürften 
etwa  6000  Arten  bekannt  sein,  wobei  allerdings  die  Unterscheidungs- 
merkmale der  einzelnen  „Arten"  oft  mehr  oder  weniger  willkürlich 
sind. 

Die  Systematik  der  Käfer  ist  noch  keineswegs  endgültig  festgelegt. 
Wir  folgen  hier  in  der  Hauptsache  dem  REiTTERschen  Kataloge  ^). 


Adephageii. 


Fühler    borstenförmig ;    Halsschild    mit    vorspringenden    Rändern. 
Hinterflügel  (Typus  I,  Fig.  270)   mit  Queradern   zwischen   den   beiden 

Radius  Z 


\         CuäJ 
^Tzdä's 
Fig.  279.    Adephagen-Flügel  (Tj^pus  I).     Nach  Reitter. 

Ästen  der  Mittelader  am  Gelenk.  Füfse  fünfgliedrig.  Hoden  tubulös. 
4  malpighische  Gefäfse.  Larven  einfach  gebaut,  mit  fünfgliedrigen 
Beinen  und  zweigliedrigen  Tarsen.  —  10  Familien. 

Cicindeliden,  Sandkäfer. 

Die  Sandkäfer  und  ihre  Larven  sind  ausgesprochene  Raubtiere. 
Letztere  graben  sich  in  Sand  und  loser  Erde  ein  und  lauern  von  hier 
aus  vorüberkommenden  Insekten  auf.  Die  Larven  einiger  Collyris- 
Arten  (emarg-inatus  Dej.,  bonelli  Guer.,  tubereulata  Mac  L.)*und 
die  von  Tricoiidyla  eyanea  Dej.  leben  aber  auf  Java  in  Stämmen  von 
jüngeren  oder  in  Zweigen 2)  von  älteren  Kaffeebäumen,  die  der  erst- 
genannten Art  auch  in  Kakao,  Loranthus  und  Baumwolle.  Die 
Weibchen  der  Käfer  bohren  die  Zweige  an,  graben  eine  kleine  Höhle 
ins  Mark  und  legen  in  diese  je  1  Ei.  Die  ausschlüpfende  Larve  entfernt 
das  Mark  nach  oben  zu  einem  mehrere  Zentimeter  langen  Kanäle. 
Merkwürdig   ist,    dafs    C.    honeUi   nur    in  griffeldicken   Blütenzweigen. 

C.  tuherculata  und  Tric.  eyanea  nur  in  fingerdicken  Seitensprossen  des 
Hauptstammes,  die  zweite  Art  nur  von  CofFea  liberica,  die  dritte  nur 
von  C.  arabica,   die   erste  von   beiden  Arten    lebt.     Wenn    Käfer   und 

^)  Catalogus  Coleopteroruin  Earopae  etc.,  Ed.  2  a,  ed.  Edm.  Rehtei;,  Paskau 
1906. 

-)  KoNixGSßERGER,  Meded.  s  Lands  Plantent.  20,  1897,  p.  59.  —  Shelford,  Trans 
ent.  Soc.  London  1907,  p.  83—90,  PL  3.  —  Docters  van  Leeuwen,  Tijdsclir.  Entom. 

D.  53,  1910,  p.  18-40,  Taf.  2,  3.  —  Hörn,  Deutsche  ent.  Nation.  Biblioth.,  Jahrg.  1. 
1910,  S.  45. 


462  Coleopteren,  Käfer. 

Larven  auch  durch  die  Vertilgung  von  Insekten  nützen,  so  ist  der 
Schaden  durch  das  Bohren  doch  viel  grölser.  Die  befallenen  Triebe 
kümmern;  häufig  sterben  sie  ab.  Bekämpfung  erfolgt  leicht  durch  Ab- 
schneiden dieser  Triebe.  —  Auch  von  anderen  Ländern  sind  solche 
Zweige  bewohnende  Sandkäfer -Larven  bekannt;  doch  scheinen  sie 
hier  in  totem  Holze  zu  wohnen  und  daher  nicht  zu  schaden. 

Carabiden,  Laufkäfer. 

Schlanke,  kräftig  gebaute  Käfer.  Fühler  elfgliedrig,  fadenförmig, 
vorn  am  Kopfe  entspringend.  Vorderbrust  grofs.  Mundteile  mit 
3  Tasterpaaren.  Unterflügel  fehlen  einigen  Formen ;  dann  ist  die  Naht 
der  Flügeldecken  verwachsen.  Beim  Männchen  die  ersten  Tarsen- 
glieder  der  Vorderbeine  verbreitert  und  mit  Sohlen  versehen.  —  Larven 
schlank,  mit  grofsem  Kopfe  und  kräftigen,  zangen artigen,  innen  mit 
Zahn  versehenen  Mandibeln.  Fühler  viergiiedrig.  Jederseits  6  Ocellen. 
Beine  lang,  Abdomen  neunringelig ,  mit  in  Afterfufs  ausgezogener 
Analröhre  und  einem  Paare  horniger  Fortsätze  (Cerci).  Puppe  im 
Boden,  gewöhnlich  in  Erdzelle. 

Die  Laufkäfer  sind  in  der  Hauptsache  an  den  Boden  gebannt; 
einige  Arten  sind  Tages-,  die  meisten  Nachttiere.  Ln  allgemeinen  ein- 
jährige Generation.  Eier  werden  einzeln  oder  in  geringer  Zahl  in  den 
Boden  gelegt;  die  Überwinterung  geschieht  meist  als  Käfer.  —  Einige 
Arten  erscheinen  manchmal  in  grofsen  Mengen. 

In  der  Hauptsache  sind  die  Laufkäfer  Raubtiere,  als  Larven  und 
als  Käfer.  Namentlich  unter  den  Amarinen,  Zabrinen  und  Harpalinen 
sind  jedoch  viele  Arten  mehr  oder  minder  ausgesprochene  Pflanzen- 
fresser, und  zwar  nicht  nur  die  Käfer,  sondern  auch  die  Larven. 
Erstere_  verzehren  vorwiegend  Pollen  und  Samen  von  Gramineen  und 
Umbelliferen,  letztere  deren  Stengel-  und  Wurzelteile.  So  sind  nicht 
wenige  Arten  dieser  Unterfamilien  oft  recht  schädlich  geworden.  — 
Schon  an  den  Mundteilen  sind  die  phytophagen  Arten  zu  erkennen, 
und  zwar  als  Käfer  sowohl  wie  als  Larven,  indem  die  Mandibeln  bei 
ihnen  kürzer,  breiter,  stumpfspitzig  sind  und  starke  Basalfortsätze  tragen. 
Der  bekannteste  von  ihnen  ist 

Zabrus  (gibbus  F.)  tenebrioides  Goeze,  Getreide-Lauf käfer  M 
(Fig.  280).    Länglich  walzenförmig,  dick;  fettglänzend  schwarz,  Fühler 

und  Beine  pechbraun.  End- 
glied der  Taster  fast  walzen- 
förmig abgestutzt.  Kinn  mit 
einfachem  Zahne.  Fühler 
kurz.  Halsschild  hinten  punk- 
tiert ;  Flügeldecken  punkt- 
streifig, an  der  Spitze  ab- 
gerundet; Flügel  vorhanden. 
Vorderschienen  aufsen  ein- 
fach ,  am  Innenrande  ausge- 
schnitten, gegen  die  Spitze 
zu  erweitert,  an  dieser  mit 
Fig.  280.   Getreide-Laufkäfer  (5—5  nach  Cuiin^    2  Dornen.     Vorderfüfse    des 


1)  Gekmar,  Magaz.  Ent.,  Bd.  1,  1813,  S.  1  —  10.  —  Targioni-Tuzzktti,  Boll.  Not. 
agr.,  T.  13,  1891,  No.  21.  —  Sa.jö,  Zeitschr.  PflaBzenkrankh.,  Bd.  5,  1895,  S.  281.  — 
Porta,  Bull.  Soc.  eut.  Ital.,  Vol.  33,  1902,  p.  177—182.  —   Remer,  Zeitschr.  Landw.- 


Carabiden,  Laufkäfer. 


463 


Männchens  mit  3  dreieckig  erweiterten  Gliedern.  12  bis  15  mm  lang. 
Vorwiegend  im  südlichen  mid  mittleren  Europa. 

Larve  langgestreckt,  niedergedrückt.  Kopf  schwarzbraun,  oben 
flach,  unten  gewölbt,  mit  kurzen,  hellen,  viergliedrigen  Fühlern  und 
jederseits  6  Punktaugen  in  je  2  Reihen.  Brust  und  Hinterleibsringe 
oben  mit  dunklen,  nach  hinten  kleiner  werdenden  Chitinplatten  bedeckt, 
an  den  Seiten  und  unten  weifslich.     20 — 26  mm  lang. 

Der  Käfer  lebt  von  Mitte  Juni  bis  in  den  Wiiiter,  ja  zum  Teil 
selbst  bis  ins  nächste  Frühjahr;  tagsüber  hält  er  sich  an  oder  in  der 
Erde  versteckt,  nachts  kriecht  er  an  den  Halmen  von  Getreide  und 
wohl  auch  wilden  Gräsern  empor,  um  die  milchreifen  Körner  zu  fressen-, 
um  leichter  an  diese  zu  gelangen,  bellst  er  nicht  selten  den  Halm 
unter  der  Ähre  durch.  In  Südeuropa  hält  er  längeren  Sommerschlaf. 
Im  Herbste  geht  er  auch  an  die  junge  Saat,  die  er  ebenso  wie  die 
Larve  befrifst.  Die  Eier  werden  in  kleinen  Klumpen  7—10  mm  tief  in 
die  Erde  abgelegt.  Die  nach  9—12  Tagen  auskriechenden  Larven  be- 
frepsen  bereits  im  Herbste,  hauptsächlich  aber  im  Frühjahre  die  junge 
Wintersaat.  _  Da  ihre  Mundteile  nicht  zum  eigentlichen  Fressen  ein- 
gerichtet sind ,  zerkauen 
sie  die  Blätter  und  jungen 
Halme ,  besonders  im  saf- 
tigen Herzen  der  Pflanzen, 
und  saugen  das  Zerkaute 
aus,  so  dafs  es  als  wollige, 
lür  diese  Art  charakte- 
ristische Ballen  zurück- 
bleibt (Fig.  281).  Tags- 
über verkriechen  sie  sich 
bis  zu  1  Fufs  tief  in  senk- 
rechte Röhren,  in  die  sie 
zum  Teil  auch  ihre  Nah- 
rung mit  hineinziehen. 
Nachts  unternehmen  sie 
oft  weite  Wanderungen, 
namentlich  auf  der  Suche 

nach  neuer  Nahrung.  Im  Frühjahr  verpuppen  sie  sich  in  einer  bis 
45  cm  tief  liegenden  Erdhöhle,  die  nach  3— 6  Wochen  vom  Käfer  ver- 
lassen wird. 

Befallen  werden  in  erster  Linie  Weizen ,  Roggen  und  Gerste ; 
Hafer  wird  nur  ungerne  genommen.  An  ersteren  ist  der  Schaden 
mitunter  aber  sehr  bedeutend.  In  Südeuropa  wird  auch  Mais  an- 
gegangen. 

Aus  der  langen  Lebensdauer  der  Käfer  erklärt  sich  das  ver- 
schiedene Alter  der  zusammen  gefundenen  Larven;  da  wohl  nur 
hierauf  die  Annahme  einer  dreijährigen  Lebensdauer  der  Larven  zu 
beruhen  scheint,  dürfte  sie  der  viel  wahrscheinlicheren  einer  nur  ein- 
jährigen gegenüber  kaum  zu  halten  sein. 

Als  Parasiten  beobachtete  Porta  ^)  in  Italien  eine  Tachinide, 
Viviana  pacta  Meig.  ,    die   ihre  Eier   in   die  Hinterleibsstigmen   der   an 


^-. 


Fig.  281.    Von  der  Larve  des  Getreide-Laufkäfers 
befressene  junge  Eoggenpflanze  (aus  Rurig). 


Kamm.  Prov.  Schles.,  Jahrg.  7,  1903,  S.  723—727.  —  Hollrung,  Landw.  Wochenschr. 
Prov.  Sachsen,  Jahrg.  7,  ly05,  S.  220-222,  228—230,  11  Figg.  —  Mokrzecki,  Ber. 
1904,  Jahrg.  12. 

ij  Atti  Sog.  Nat.  Modena  (4.),  Vol.  2,  1900,  p.  39—40. 


464  Coleopteren,  Käfer. 

den  Halmen  emporkriechenden  Käfer  legt.  Die  Larve  dringt  in  deren 
Hinterleib ,  den  sie  zuletzt  ganz  ausfüllt.  Die  befallenen  Käfer  ver- 
kriechen sich  tief  in  die  Erde. 

Vorbeugung  und  Bekämpfung.  3  "/o  ige  Tabakslauge ,  im 
April  auf  die  Felder  gebracht,  tötet  die  Larven  bzw.  veranlafst  ihre 
Auswanderung.  Spritzen  der  Wintersaat  mit  Arsensalzen.  Eggen  im 
Frühjahre.  Stark  befallene  Teile  eines  Feldes  (Ränder)  sind  durch 
steihvandige  Gräben  zu  isolieren.  Fruchtwechsel.  Tritt  der  Käfer 
massenhaft  auf,  so  kann  er  abends  und  nachts  mit  Netzen  von  den 
Ähren  abgestreift  werden. 

Z.  inflatus  Dej.  ^)  schadet  nach  Rambur  in  Spanien  auf  gleiche 
Weise  an  Getreide. 

Dafs  viele  der  anderen  Carabiden  auch  mehr  oder  weniger 
phytophag  sind,  ist  den  Coleopterologen  schon  lange  bekannt.  Schon 
Guerin-Mkneville")  berichtet  1838  über  „Carabiques  se  nourissant  de 
vegetaux".  In  Amerika  stellten  S.  A.  Forbes  und  F.  M.  Webster^) 
1880 — 1883  Untersuchungen  über  den  Mageninhalt  von  Laufkäfern  an. 
Von  28  Käfern,  zu  17  Arten  gehörig,  hatten  20  Stück  auch  pflanzliche 
Nahrung  genossen,  die  überhaupt  die  Hälfte  der  Nahrung  sämtlicher 
Käfer  ausmachte  und  zu  je  einem  Drittel  aus  Pilzen,  Gräsern  oder 
Kompositen  bzw.  anderen  Kräutern  bestand. 

Aus  der  Literatur  konnte  ich  über  30  Arten  zusammenstellen,  die 
pflanzliche  Nahrung  zu  sich  nehmen ,  und  zwar  vorwiegend  Pterosti- 
chinen  (10),  Harpalinen  (9)  und  Amarinen  (5). 

Nur  selten  fressen  Laufkäfer  Blätter  und  andere  grüne  Teile 
oder  Wurzeln.  Omaseus  madidus  F.,  vulgaris  L.  und  Pseudophonus 
pubescens  Müll.  (Harpalus  ruficornis  F.)  schadeten  wiederholt  in  Eng- 
land'^) dadurch,  dais  sie  Runkelrübenpflanzen  gerade  über  der  Erde  durch- 
fralsen.  In  Amerika"*)  wurden  Agoiioderus  pallipes  F.  an  jungem 
Maise,  Harpalus  lierbiphag-us  Say  an  verschiedenen  Kräutern,  speziell 
an  Schöfslingen  von  Poa  pratensis,  und  Bembidium  quadrimaeulatum 
L.  an  Erdbeerblättern  beobachtet. 

Im  allgemeinen  fressen  Laufkäfer  von  Pflanzen  nur  die  Samen, 
und  zwar  solche  von  Gräsern  und  Umbelliferen ;  in  einigen  Fällen  sind 
aber  mehrere  Arten ,  unter  ihnen  wieder  vorwiegend  PseudopJionus 
pubescens  MülL,  in  forstlichen  Saatbeeten  schädlich  geworden  dadurch, 
daß  sie  die  keimenden  Samen  namentlich  von  Nadelhölzern  frafsen  und 
selbst  die  jungen  Pflänzchen,  gerade  über  der  Erde,  durchnagten^). 

In  Amerika  werden  die  samenfressenden  Laufkäfer  als  Vertilger 
der  Samen  von  wilden  Gräsern  und  Unkräutern  {Ambrosia  artcmisiae- 
folni)  willkommen  geheifsen.  Doch  wurden  auch  dort  mehrere  Arten 
als  recht  schädlich  erkannt. 


1)  Koppen,  Schädl.  losekt.  EuMands,  S.  112—113. 
^r  1    ')  Rev.  Zool.   1838,    p.  123;    s.    auch  Westwood,  Introduction    to    Entomoloffv- 
Vol.  1,  London  1839,  p.  61. 

,ooo  '^  ^}^?-  Illinois  St.  Labor,  nat.  Hist.,  Vol.  1,  Nr.  3,  1880,  p.  162—176;  Nr.  6, 
188.3,  p.  33—64.  '  >  i 

Kan  '^  ^™'^'™''  Rep.  1901,  p.  150-152,  fi^s  23—25;  Eep.  1907,  p.  570-571,  PI. 
^^^-  ~  ^^RMEROD,  Handbook  of  Insects  iniurious  to  Orchard  and  Bush  fruits, 
London  1898,  p.  236. 

s)  Siehe  die  forstlich  -  entomologischen  Lehrbücher  (Henschet,  ,  Judeich  und 
Q'ofin'''Q"'^"'''^'  ^®™^^  Eckstein,  Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen,  Jahrg.  36,  1904, 
o.  ooO — ö62. 


Carabidei],  Laufkäfer. 


46c 


Besondere  Vorliebe  scheinen  die  Käfer  für  die  Samen  von  Erd- 
beeren zu  haben.  Das  wurde,  soweit  mir  bekannt,  zum  ersten  Male 
von  RiTZEMA  Bos^)  beobachtet  (1892),  seither  vielfach  in  Europa, 
namentlich  England:  1900  berichtete  Webstek  ^j  den  gleichen  Schaden 
aus  Amerika,  und  auch  von  dort  liegen  viele  neue  Berichte  hierüber 
vor.  Die  Käfer  fressen  an  den  Erdbeeren ^j  die  Samen  aus,  das 
Fruchtfleisch  dabei  mehr  oder  weniger  in  Mitleidenschaft  ziehend;  an 
unreifen  (grünen)  Früchten  verzehren  sie  auch  grofse  Stücke  der  Ober- 
fläche. Dafs  derart  beschädigte  Früchte  zu  faulen  beginnen,  ist  selbst- 
verständlich. Von  den  Samen  wird 
nur  der  Kern  gefressen ,  die  Hülle 
abgeschält,  deren  Fetzen  überall 
unter  den  befressenen  Früchten 
herumliegen  und  die  Missetäter  so- 
fort verraten  (Fig.  282),  Auch  hier 
spielt  wieder  PsendopJwnus  puhescens 
die  Hauptrolle,  zumal  er  durch  sein 
Flugvermögen  freier  beweglich  ist 
als  die  anderen,  meist  flugunfähigen 
Arten,  und  oft  in  Schwärmen  auf- 
tritt. Genannt  werden  ferner  noch : 
Calathus  fuseipes  Goeze  (cisteloi- 
des  Panz.j,  Omasens  maäidus  F.  und 
vulgaris  L.  und  Harpalus  aeneus  F. 
Doch  müssen  wir  uns  der  Ansicht 
0.  Taschenbergs  anschliefsen ,  dafs 
gelegentlich  auch  jeder  andere  Lauf- 
käfer, wenigstens  aus  den  drei  am 
meisten  beteiligten  ünterfamilien,  zu 
dieser  Nahrung  greifen  kann.  —  In 
Amerika  sind  besonders  Harpalus  ealig-inosus  F.  und  pennsylvani- 
eus  De  G.  als  Erdbeerschädlinge  bekannt. 

Wenn  v.  Schilling*)  den  von  ihm  beobachteten  Erdbeerschädling 
Zabrus  c/ihbus  nennt,  so  dürfte  wohl  falsche  Bestimmung  vorliegen ;  die 
Abbildung  scheint  auf  einen  Pterostichinen  hinzuweisen. 

In  Amerika  hat  neuerdings  Cliviua  impressilrons  Lee. ^)  die 
Aufmerksamkeit  auf  sich  gelenkt.  Die  etwa  8  mm  langen  Käferchen 
bohren  sich  in  die  keimenden  Maiskörner  ein,  bis  zu  füiif  in  ein  Korn, 
und  fressen  es  aus ;  der  Keim  bleibt  unverletzt,  vermag  sich  aber  nicht 
zu  einer  Pflanze  zu  entwickeln.  Nach  Forpes  fressen  sie  auch  Löcher 
in  die  Blattstiele  der  Rüben. 


Fig.  282.     Von  Laufkäfern   befresseiie 
Erdbeerfrucht  (nach  Wkusiku). 


1)  Biol.  Centralbl.  Bd.  13,  1893,  S.  255--256:  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  4, 
1894,  S.  147. 

2)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  26,  N.  S.,  1900,  p.  88-89.  —  Canad. 
Ent.,  Vol,  32,  1900,  p.  265—271,  1  Tabl. 

3)  Wakbukton,  Rep.  1895,  p.  4—6.  -  Mc  Lachan,  Ent.  monthl.  Mag.  (2),  Vol.  8. 
1897,  p.  171—172,  212.  -  Theobali.,  I.  Eep.,  1903,  p.  19—20.  —  Journ.  Board  Agric. 
London,  Vol.  12,  1905,  p.  306—307;  Vol.  17,  1910,  p.  388—390.  1  PI.  —  Si.ixgeri.am., 
Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  150,  1901,  p.  150— 154,  rigs.43— 44.  —  Smith,  Eep. 
N.  Jersev  agric.  Exp.  Stat.  1900,  p.  487—488;  Journ.  econ.  Ent.,  Vol.  3.  1910,  p.  97— 100, 
Fig.  3,  4. 

*)  Prakt.  Ratg.  Obst-,  Gartenbau  1895,  S.  284,  Fig. 

5)  Webster,  F.  M.,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Bur.  Ent..  Circ.  78.  1906.  —  Ph[i.i.iim's,  ibid. 
Bull.  85,  Pt.  II,  1909.  p.  12-27,  Figs.  8—13. 

Sorauor,   Handbuch,     x.  Auti.     Dritter  Band.  30 


4(36  Coleopteren.  Käfer. 

Die  Bekämpfung'  aller  dieser  samenfressenden  Laufkäfer  ist 
nicht  leicht.  Die  sich  ta^i^süber  ziemlich  oberflächlich  versteckenden 
Käfer  sind  aufzusammeln :  in  glatt  wandigen,  in  die  Erde  eingegrabenen 
Töpfen  mit  Fleisch  oder  Milch  als  Köder  oder  an  mit  Leinewand  be- 
decktem Fleische  können  sie  gefangen  werden;  in  windstillen  Nächten 
dürften  wohl  auch  entsprechend  aufgestellte  Lichtlallen  gute  Ergebnisse 
erzielen.  Erdbeeren,  die  auf  Stützen  heranreiften,  sollen  verschont 
geblieben  sein,  Avie  überhaupt  die  Käfer  die  Erde  nur  ungern  zu  ver- 
lassen scheinen. 

Carabus  auratus  L.M  frafs  ebenfalls  an  Erdbeeren,  C.  eatenu- 
latus  Scop. -)  an  Heidelbeeren. 

Polyphänen. 

Seitenteile,  des  Halsschildes  mit  seinen  oberen  oder  unteren  ver- 
wachsen. Bei  den  Flügeln  fehlen  entweder  alle  Queradern  und  ist  die 
Wurzel  des  vorderen  Astes  der  Mittelader  atrophiert  (Typus  2,  Fig.  283), 


Fig.  283.     Staphyliniden-Flügel  (Typus  II).    Nach  Hkittek. 

oder  ein  Teil  des  vorderen  Astes  der  Mittelader  und  des  hinteren  Astes 
des  Radius  sind  als  rücklaufende  Adern  ausgebildet.  4  oder  6  malpighische 
Gefäfse.  Larven  mit  viergliedrigen  Beinen,  mit  eingliedrigem  Tarsus 
oder  ohne  Beine. 

Stapliyliiiiden,  Kurzflügler. 

Körper  langgestreckt,  Flügeldecken  sehr  kurz.  —  Die  Kurzflügler 
sind  im  allgemeinen  ebenso  entschiedene  Räuber  wie  die  echten  Lauf- 
käfer. Viele  der  kleineren  Arten  kommen  aber  sehr  häufig  in  Blüten 
vor-,  und  es  dürfte  keinem  Zweifel  unterliegen,  daß  sie  sich  von  deren 
inneren  Teilen,  namentlich  dem  Pollen  ernähren  (Anthophagus!)  Nach 
RiTZEMA  Bos'^)  frifst  Authobium  topquatum  Mrsh.  in  den  Blüten  von 
Raps  und  Kohl  Kronenblätter,  Staubfäden  und  Pollen  und  richtet  da- 
durch „oft  erheblichen  Schaden"  an.  Genannte  Art  und  A.  minutum 
F.  sind  in  den  Vierlanden  bei  Hamburg*)  recht  häufig  in  den  Blüten 
von  Erdbeeren,  etwas  minder  häufig  in  denen  von  Obstbäumen  und 
dürften  hier  die  gleiche  Lebensweise  führen.  A.  lapponieum  Mannh. 
hat  nach  Schöyen^)  in  Norwegen  durch  Verwüstung  der  Blütenstände 
von  Maulbeerbäumen  das  Fehlschlagen  der  Ernte  verursacht. 

')  R.  H.,  Feuille  jeun.  Natur.  T.  6,  1875,  p.  39. 

2)  M.vKSH.vi,!,,  W..  Zool.  Plaudereien.  Bd.  2,  Leipzig  1895,  S.  156. 

^)  Biol.  CentralbL,  Bd.  7,  1887,  S.  322:  Thier.  Schädlinge  und  Nützlinge,  S.251. 

^)  Reh,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  XIX,  3.  Beih.,  1902,  S.  144. 

")  Beretn.  1898. 


Staphyliniden,  Kurzflügler.     Silphiden,  Aaskäfer.  4(^7 

Coprophilus  striatulus  F.  lebt  normalerweise  von  Aas  und 
Dünger.  1883  hatte  er  sich  nach  Ritzema  Bos  ^)  auf  solchem  in  einem 
Felde  sehr  stark  vermehrt.  Als  hier  im  nächsten  Jahre  Mais  angebaut 
werden  sollte ,  fanden  die  nun  in  sehr  grofsen  Mengen  vorhandenen 
Käfer  nicht  genügend  Nahrung:  sie  griffen  daher  die  keimenden  Mais- 
körner an  und  frai'sen  sie  aus ;  an  bereits  aufgegangenen  Pflänzchen 
zernagten  sie  den  unteren  Stengelteil  ganz.  Im  nächsten  Jahre  waren 
sie  wieder  verschwunden. 

Schröder  2)  fand  Phyllodrepa  floralls  Payk.  massenhaft  in  Blüten 
von  Sauerkirschen,  bis  zu  14  in  einer  Blüte. 

Trogophloeus  pusillus  (Irav.  ist  eine  in  Mistbeetkästen  gemeine 
Art.  ScHöYEN  ^)  beobachtete,  daJs  die  Käfer  bei  starker  Vermehrung  an 
die  darin  gepfianzten  Gurken,  Melonen  usw.  übergingen  und  Löcher  in 
Blätter  und  Früchte  fraisen.  Auch  Tullgren*)  stellte  in  Schweden 
Schaden  an  Gurken  und  Spinat  in  Mistbeeten  fest,  deren  Blätter 
zerfressen  wurden.  Bestäuben  der  Pflanzen  mit  Thomasphosphatmehl 
macht  sie  für  die  Käfer  unschmackhaft. 

Zahkeiche  der  kleineren  Kurzflügler  leben  in  Pilzen  (die  Gattung 
Bolitol)iiis  hat  daher  ihren  Namen) :  doch  sind  Schädigungen  durch  sie 
in  Kulturen  nicht  berichtet, 

Silpliideii,  Aaskäfer')  (Fig.  284). 

Fühler  elfgiiedrig,  mit  drei-  bis  fünfblätteriger  Keule.  Vorderhüften 
kegelförmig ,  frei  aus  den  Gelenkgruben  hervortretend ,  Hinterhüften 
einander  genähert.  Die  uns  hier  allein  angehende  Unterfamilie  der 
Silphinen  besteht  aus  flachen,  breiten  Käfern ;  die  drei  letzten  Glieder 
der  wenig  keulenförmigen  Fühler  sind  glanzlos,  schwach.  Schildchen 
sehr  grofs  oder  grofs.  Flügeldecken  ein  wenig  verkürzt,  ihr  Seiten- 
rand aufgebogen.  Hinterleib  mit  fünf  freiliegenden  Ventralsegmenten. 
Bei  den  Männchen  die  vier  ersten  Glieder  der  Vorder-  und  Mittelfüfse 
erweitert  und  unten  bebürstet. 

Larven  asseiförmig;  Kopf  leicht  geneigt,  hinten  nicht  eingeschnürt; 
jederseits  6  Ocellen ,  von  denen  4  in  einer  Gruppe  hinter  der  Fühler- 
wurzel, 2  darunter  stehen.  Fühler  dreigliedrig,  mit  einem  Anhangs- 
gliede  an  der  Spitze  des  zweiten.  Dorsalplatten  der  Brust  und  des 
Hinlerleibes  nach  den  Seiten  lappig  vorgezogen ,  verhornt ;  auch  die 
Ventralplatten  der  zweiten  bis  achten  Hinterleibsringe  verhornt.  Am 
letzten  (9.)  Hinterleibsringe  2  zweigliedrige  Griffel;  das  Aftersegment 
zu  Nachschieber  ausgezogen.     Füße  eingliedrig. 

Die  „Aaskäfer"  führen  ihren  Namen  nur  z.  T.  mit  Recht;  mehrere 
Arten  sind  entschieden  mehr  herbi-  als  karnivor.  Aber  selbst  die  vor- 
wiegend karnivoren  Arten   mögen   gelegentlich   zu  passender  Pflanzen- 


')  1.  c. 

2)  111.  Zeitschr.  Ent ,  Ed.  4,  1899.  S.  329. 

n  Beretn.  1906,  p.  16,  Fig. 

'')  Stud.  Jakttag.  Skadeinsekt.,  Stockholm  1905,  p.  27—28. 

^)  Nächst  GANGr.BAUKus  klassischem  Werke  gibt  Jablönowski  (Die  tierischen 
Feinde  der  Zuckerrübe,  Budapest  190^)  weitaus  die  beste  Darstellung.  Viel  wert- 
volles Material  bieten  natürlich  die  Berichte  der  verschiedenen  Zuckerrüben  Versuchs- 
stationen. Siehe  ferner:  Rhzema  Bos,  Biol.  Centralbl.  Bd,  7.  1887,  S.  321—322.  — 
CiuTis,  Farm  Insects,  p.  218,  388—393,  Figs.  —  Kolbe,  111.  Wochenschr.  Entom. 
Bd.  2,  1897,  S.  459—460.  —  Xambeu,  Le  Naturaliste,  Ann.  28,  1906,  p.  264—266, 
277—279,  283—286. 


468 


C'oleopteren,  Käfer. 


kost   greifen.     Hier  ist  für  biologische  Untersuchungen  (Mageninhalte!) 

noch  sehr  viel  zu  tun. 

Die   Unterscheidung    der  Käfer    ist    schon    eine    recht   schwierige, 

und  noch  weit  mehr  ist  es  die  der  Larven.     So  kommt  es  denn ,    dafs 

die  phytopathologischen  An- 
gaben durchaus  unzuverläs- 
sig sind,  trotzdem  Karsch  V) 
schon  1884  Bestimmungs- 
tabellen der  Larven  geliefert 
und  auf  daSjFehlerhafte  und 
Unrichtige  vieler  Angaben 
hingewiesen  hatte.  Nur  vier 
Arten  sind  sicher  als  schäd- 
lich festgestellt. 

Thaiiatophilus  Sam. 

Mittelhüften  weit  von- 
einander entfernt.  Kopf  und 
Halsschild  behaart,  ersterer 
hinter  den  Augen  ringsum 
tief  abgeschnürt.  —  Lar- 
ven mit  gleichmäfsig  ge- 
wölbten, die  Seiten  wenig- 
überragenden  Rückenschil- 
den, nicht  ausgebuchteteni 
Vorderrande  des  Halsschil- 
des und  langen,  den  Nach- 
schieber weit  überragenden 
Gritfein. 

Th.  rugrosusL.  Schwarz, 
matt ;    Zwischenräume    der 
Flügeldecken  ohne  Erhaben- 
heiten,   ihi'   Schulterwinkel 
scharf     zugespitzt;     9    bis 
12  mm  lang.  Larve  schwarz, 
kurz  gelblich  behaart ;  Seitenränder  des  Halsschildes  nicht  aufgebogen : 
zweites  Fühlerglied  mit  einem   kleinen   griffeiförmigen  Fortsatz  an  der 
Spitze  der  Unterseite. 


Fig.  284.     Schädliche  Aaskäfer  und  ihre  Larven. 

A,  a  Silpha  obscura  L.     B,  h  Blitophaga  undata 

Müll.    C.  c  Bl.  opaca  L.  (nach  .Tabloxowski). 


Blitopliaga  Reitt. 

Kopf  dick,  hinter  den  Augen  nicht  eingeschnürt.  Oberlippe  fast 
bis  zum  Grunde  viereckig  ausgeschnitten.  Aulsenrand  der  Mandibeln 
in  seiner  ganzen  Länge  gekrümmt.  Mittelhüften  nur  schmal  getrennt. 
Tarsen  mit  Ausnahme  der  beim  Männchen  erweiterten  Glieder  unten 
kahl.  —  Larven:  Fühler  kurz,  das  quere  Pronotum  nicht  überragend, 
Rückenschilde  gleichmäfsig  gewölbt,  die  Seiten  des  Körpers  wenig- 
überragend:  daher  Körper  mehr  zylindrisch,  wurmförmig.  Griffel 
kurz,  das  Analsegment  nicht  oder  kaum  überragend .  undeiitlich  zwei- 
gliedrig. 


')  Entom.  Nachr.  Bd.  10,  1884.  S,  223— 'J-2i<. 


Silphiden,  Aaskäfer.  4(59 

Bl.  opaea  L,  (Fig.  284  C,  c).  Schwarz,  matt,  dicht  anliegend  gold- 
braun behaart.  Kopf  zwischen  Augen  querwulstig  erhoben,  davor  und 
dahinter  quer  eingedrückt.  Kopfschild  schmal,  einfach.  Fühlerkeule  deut- 
lich abgesetzt,  viergliedrig.  Zwischenräume  der  Flügeldecken  nicht  ge- 
runzelt. Hinterschienen  beim  Männchen  mit  hakig  gekrümmten  Enddornen. 
0 — 12  mm  lang.  —  Larve  schwarz ;  Seitenrand  der  Dorsalsegmente  gelb. 
Fühler  und  Taster  rostrot.  Beine  bräunlichgelb.  Rücken  nur  sehr  spärlich 
und  kurz  anliegend  behaart.  8,5 — 11  mm  lang,  —  Auch  nach  Nord- 
amerika verschleppt;  hier  aber  unschädlich. 

Bl.  undata  Müll,  (reticulata  F.,  Fig.  284  B,  b).  Schwarz,  fast  matt 
und  kahl.  Kopfschild  in  der  Mitte  aufgebogen,  stark  wulstig  abgesetzt. 
Fühler  allmählich  zur  Spitze  verdickt.  Zwischenräume  der  Flügeldecken 
unregelmäfsig  gerunzelt  und  punktiert.  Hinterschienen  beim  Männchen 
ohne  besonderen  Enddom.  11 — 15  mm  lang.  —  Larve  ganz  schwarz; 
Oberseite  kurz  abstehend,  gleichsam  geschoren  behaart.  Halsschild 
am  Vorderrande  stark  ausgebuchtet.     15  mm  lang. 

Silpha  L. 

Kopf  normal,  hinter  den  Augen  eingeschnürt.  Oberlippe  bogen- 
förmig, nicht  bis  zum  Grunde  ausgerandet.  Linke  Mandibel  an  Spitze 
zweizähnig,  sonst  Mandibeln,  Mittelhüften  und  Tarsen  wie  bei  Blito- 
phaga.  Larven:  Fühler  wie  bei  Blitophaga.  Seitenflügel  der  Rücken- 
schienen flach  ausgebreitet,  die  Körperseiten  weit  überragend,  daher 
Körper  mehr  asseiförmig,  flach,  Halsschild  und  Griflel  wie  vorher,  aber 
letztere  deutlich,  zweigliedrig. 

S.  obseura  L.  (Fig.  284  A,  a).  Schwarz,  matt,  kahl.  Punkte  der 
Flügeldecken  einfach,  die  inneren  Zwischenräume  doppelt  so  stark  punk- 
tiert wie  die  äufseren.  Die  Rippen  werden  von  feinen  Punktreihen  ein- 
gefai'st.  Unterflügel  verkümmert.  13—17  mm  lang.  —  Larven  hinten  zu- 
gespitzt, flach  gewölbt,  bräunlichgelb  mit  dunklen  Vorderrandflecken 
auf  den  Seitenflügeln  der  Dorsalsegmente  und  zwei  Längsreihen  dunkler 
Flecken  auf  dem  Alulomen ,  sehr  schwach  und  kurz  gelblich  behaart. 
18—20  mm  lang. 

Die  auch  oft  als  Rübenschädling  genannte  Phosplmga  atrata  L.  ist 
als  Käfer  durch  den  langgestreckten,  schnauzenförmigen  Kopf,  als 
Larve  durch  die  langen,  das  Pronotum  überragenden  Fühler  von  den 
genannten  drei  Arten  unterschieden. 

Biologie.  Die  Silphinen  überwintern  als  Käfer  in  Verstecken 
an  und  in  der  Erde.  Sie  erscheinen  im  zeitigen  Frühjahre,  leben  aber 
meist  bis  in  den  Juni  hinein.  Das  Weibchen  legt  je  5 — 10  kleine, 
weifslichgelbe  Eier  einzeln  in  die  Erde,  am  liebsten  da,  wo  organische 
Stoffe  verwesen.  Nach  8—12  Tagen,  im  Mai,  schlüpfen  die  Larven 
aus ,  die  sich ,  tags ,  vorwiegend  von  pflanzlicher  Kost  nähren.  Nach 
o — 4  Wochen  und  mehreren  Häutungen,  wobei  sie  sich  jedesmal  wieder 
weifs  färben ,  sind  sie  erwachsen ,  verkriechen  sich  einige  Zentimeter 
tief  in  die  Erde  und  verfertigen  aus  solcher  eine  Zelle.  In  dieser  ruht 
die  weifse  Puppe  10—20  Tage.  Der  anfangs  ebenfalls  weifsliche  Käfer 
verläfst  nach  1—2  Tagen,  inzwischen  verfärbt,  die  Erde;  er  nährt  sich 
wohl  vorwiegend  von  tierischen  Stoffen;  w^enigstens  werden  selten 
Käferschäden  berichtet. 

Die  Regel  ist  eine  Brut  im  Jahre;  in  südlichen  Gegenden  mögen 
zwei  auftreten. 


47()  Coleopteren,  Käfer. 

Nährpflanzen  der  Larven  dürften  in  erster  Linie  Atriplex-  und 
Chenopodium-Arten  bilden,  ferner  noch  manche  andere  Unki^äuter.  Von 
ihnen  aus  überziehen  sie  in  manchen  Jahren  in  mehr  oder  minder 
grofsen  Mengen  die  Felder  von  Zucker-,  auch  die  von  Runkebüben 
und  können  hier  ganz  bedeutend  schaden.  Meist  erscheinen  die  Larven, 
wenn  die  Pfiänzchen  2—3  Blätterpaare  entwickelt  haben,  die  unter  Um- 
ständen vollständig  abgefressen  werden  können.  Von  älteren  Blättern 
bleiben  gewöhnlich  nur  die  stärkeren  Rippen  stehen.  In  selteneren 
Fällen  ward  auch  die  Rübe  selbst  angegangen  und  etwa  V2  cm  tief 
befressen  ^).  —  Meist  verschwinden  die  Larven  ebenso  plötzlich .  wie 
sie  gekommen  sind. 

Weitere  Schäden  sind  berichtet  von  Raps,  Luzerne,  "Wicke,  roten 
Rüben,  Rübsen  (Th.  rut/osii.'^)-),  Spergula  arvensis,  Kartoffeln,  ßl.  undidd 
geht  auch  an  Getreide. 

Vorbeugung  und  B  e  k  ä m  p  f  u  n  g.  Ausrottung  der  betrefienden 
Unkräuter.  Frühe  Aussaat  und  kräftige  Düngung  mit  Mineralsalzen. 
Ködern  der  Käfer  in  glacierten  Töpfen  mit  Aas.  Eintreiben  von  Hühnern 
und  Enten.  Die  von  abgefressenen  Feldern  auf  gesunde  überwandernden 
Larven  lassen  sich  durch  Gräben  abfangen.  Weitaus  das  beste  ist  aber 
Spritzen  mit  Arsensalzen  oder  Chlorbaryum  (3 — 4"/o). 

Palpicoriiier. 

Fühler  kurz.  Tarsen  fünfgliedrig.  Flügel  ohne  Queradern  zwischen 
Radius  und  Mittelrippe. 

Hydropliilideii,  Kolben-Wasserkäfer. 

Wasserkäfer  mit  sechs-  bis  neungliedrigen  Fühlern,  die  in  eine 
durchbrochene  Keule  enden:  Kiefertaster  so  lang  oder  länger  als  die 
Fühler.  —  Die  Larven  sind  Raubtiere;  betreffs  der  Nahrung  der 
Käfer  sind  die  Meinungen  geteilt;  sie  scheint  beiden  Reichen  ent- 
nommen zu  werden.  Als  Schädling  wurde  erst  eine  Art  beobachtet, 
Helophorus  (rugosus  Ol.)  ruflpes  Bosc. ,  der  in  England  an  Rübsen 
überging  (Turnip  mud -beetle)^).  Die  Käfer  frai'sen  an  den  Blättern, 
die  Larven  höhlten  die  Blattstiele  aus  und  benagten  und  dm'chwühlten 
die  oberen  Schichten  der  Wurzeln;  in  die  Wunden  drangen  Regen  und 
Pilze  ein,  so  dafs  die  Pflanzen  zum  Teil  abstarben.  Besonders  tätig 
waren  die  Käfer  im  Herzen  derselben  unter  dem  Schutze  der  Blattbasen, 
wo  sie  die  jungen  Blätter  abfrafsen ,  so  wie  sie  sich  entwickelten. 
Düngung  mit  Chilisalpeter  erwies  sich  nützlich. 

Diversicornier. 

Geäder  nach  Typus  IH  (Fig.  285).     Tarsen  fünf-  bis  eingliedrig. 


1)  Caki-kmku,  Rep.  1«96,  p.  «4—86,  fig.  8—9. 

2)  Theobali.,  I.  Rep.,   1908,  p.  6—7. 

3)  Mac  Dougall,   Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  11,  1904,  p.  489;  Vol.  12, 
1905,  p.  102—104,  3  figs.  —  Leaflet  Board  Agric.  Fish.  Nr.  143,  1905. 


Hj^drophiliden.     Malacodernien,  Weichflügler.     Byturiden. 


471 


(Cantharideii)  Malacoderiiieii,  Weichflügler  ^  l 

Körperbedeckung  weich,  lederartig.  Fühler  elfgliedrig.  Vorder- 
und  Mittelhüften  zaptenartig  vorragend,  an  den  Spitzen  sich  berührend, 
Hinterhüften  quer.  Halsschild  flach,  meist  scharf  umrandet.  Flügel- 
decken meist  lose  aufliegend. 


Costd 


jSudcoslCL 


MadMs : 


Jnalis 


:Fig.:285. 


Malacodermen-Flügel  (Typus  III). 
Nach  Kkittei!. 


die  gezackt  aussehenden  Sei- 
ten und  die  Spitze  des  Hinter- 
leibes frei  lassend.  Hinter- 
leib oben  mit  8 — 9,  unten 
mit  5 — 7  freien  Schienen. 
Füfse  fünfgliedrig.  —  Larven 
mit  kräftigen  Mundwerk- 
zeugen und  Beinen. 

Die  Weichkäfer  sind, 
ebenso  wie  ihre  Larven,  ent- 
schiedene Raubkäter,  die  als 
Vertilger  von  Blattläusen, 
kleineren  Raupen  usw.   selu' 

viel  Nutzen  stiften.  Aber  wie  viele  andere  Raubinsekten  haben  sie  auch 
eine  grofse  Vorliebe  für  die  inneren  Teile  von  Blüten,  besonders  für 
Staubgefäfse,  Pollen  und  Stempel;  sie  können  dadurch  ganz  beträcht- 
lich schaden.  Namentlich  Schöben  ^)  berichtet  aus  Norwegen  fast  Jahr 
für  Jahr,  dals  (Cantharis)  Telphorus  obseurus  L.,  lividus  L.  und  andere 
Arten  zu  den  schlimmsten  Feinden  der  Obstbäume  gehören,  deren 
Blüten  sie  oft  so  zerfressen,  dafs  die  Ernte  sehr  verringert  wird.  Auch 
bei  uns  in  Deutschland  gehören  diese  Arten  zu  den  eifrigsten  Blüten- 
besuchern, ohne  dafs  indes  bis  jetzt  Schäden  erwähnt  worden  wären. 
Dagegen  gelten  (C.)  T.  obseurus  L.,  rustieus  Fall,  und  fuseus  Fall, 
schon  seit  Ratzebukgs  Zeiten  als  Forstschädlinge,  die  die  jungen  Triebe 
an  Eichen  und  Kiefern  benagen^). 

Sajo*)  schliefslich  fand  in  Ungarn  Henicopus  pilosus  Seop. 
(hirtus  L.)  zu  6 — 7  Stück  an  den  Ähren  von  blühendem  Roggen,  er- 
wähnt aber  keinen  Schaden. 

Weitere  eingehende  und  genaue  Beobachtungen  über  die  ge- 
nannten und  andere  Weichkäfer  sind  sehr  wünschenswert. 


Byturiden. 

Länglich,  gewölbt,  grob  und  kurz  anliegend  behaart.  Fühler  kurz, 
elfgliedrig,  mit  dreigliedriger  Keule.  Flügeldecken  hinten  zusammen 
gerundet  zugespitzt.  Hinterleib  mit  5  freiliegenden  Bauchschienen. 
Tarsen  fünfgliedrig;  Glieder  2  und  3  lappig  erweitert,  4  sehr  klein  und 
unter  den  Lappen  von  3  versteckt;  Klauen  an  der  Basis  mit  starkem 
Zahne.  —  Larve  fleischig,  weilslich,  mit  der  Fähigkeit,  sich  etwas  zu 
kiüKmen.  Jederseits  am  Kopf  3  in  gerader  Linie  stehende  Punkt- 
augen.    Fühler  vier- ,    Taster    dreigliedrig.     Oberseite    mit    verhornten 


^)  Die  Weichkäfer  „Canthariden",  „Blasenziehende  Käfer"  zu  nennen,  wie   es 
die  moderne  Nomenklatur-Bewegvmg  verlangt,  ist  eii>  solcher  Unsinn,  dafs  wir  ihn 
hier  nicht  mitmachen  können. 
-)  Beretn.  1895  ff. 

3)  Siehe  auch  Ritzema  Bus,  Zeitschr.  Pflanzenk.,  Bd.  1,   1891,  S.  337. 

*)  Zeitschr.  Pflanzenk.,  Bd.  5,  1895,  S.  283. 


472 


Coleopteren,  Käfer. 


Rückenschildeii  •,    letzte«    Segment    läuft    in    2    nach    oben   gekrümmte 
dornige  Spitzen  aus. 

Byturus  Latr.  (Trixagus  Kugelann.).  Himbeerkäfer  M. 

Mit  den  Merkmalen  der  Familie. 

B.  fumatus  Fabr.  (rosae  Scop.)-  Schwärzlich  oder  peclibraun, 
grau  oder  gelbliehgrau  behaart.  Augen  gTofs,  stark  gewölbt.  Ober- 
lippe von  oben  sichtbar.     4,5 — 5  mm  lang. 

B.  tomenlosus  F.  (sambuci  Scop.).  Sehr  ähnlich  vorigem,  etwas 
kleiner  und  schmäler :  Augen  weniger  grois ,  weniger  gewölbt :  Ober- 
lippe von  oben  kaum  sichtbar.     3,8 — 4,3  mm  lang. 

Die  Himbeerkäfer ,  deren  beide  Arten  selbst  der  Coleopterologe 
gewöhnlich  nicht  unterscheiden  kann,  fliegen  von  Mai  bis  in  August; 
sie  nähren  sich  von  Blüten,  von  denen  sie  die  der  Rosaceen  und 
Ranunculaceen  vorziehen :  am  meisten  findet  man  sie  in  denen  der 
Rubus-Arten.  Sind  die  Blütenknospen  noch  nicht  geöfihet,  so  bohren 
sie  sich  durch  ein  ihrem  Körper  entsprechend  grofses  Loch  in  ihr 
Inneres  und  fressen  es  aus ,  so  clafs  die  Knospen  sich  nicht  öffnen 
( Fig.  28<3 ).    In  offenen  Blüten  fressen  sie  gewöhnlich  erst  dicht  an  der 


Fig.  28(3.     Himbeerkäfer  mit  vou  ihnen  ausgehöhlten  Blütenknospen. 
Nach  Prakt.  Ratg.  Obst-  und  Gartenbau. 

Basis  der  Blütenblätter  die  Staubgefäfse  ringförmig  ab,  dann  aber  auch 
die  Blütenblätter  selbst,  alle  Staubgefäfse  und  Stempel;  schliefslich 
benagen  sie  auch  den  Fruchtboden  (Fig.  287).  Dadurch  sind  die  Him- 
beerkäfer die  schlimmsten  Feinde  der  Himbeer-  und  Brombeerernten, 
die  sie  unter  Umständen  sogar  ganz  vereiteln  können.  An  Obstbäumen 
dürfte  der  Schaden  ebenfalls  nicht  ohne  Belang  sein,  wenn  er  hier  auch 
schwerer  festzustellen  ist. 

Auch  an  Blättern,  namentlich  an  frisch  entfalteten,  frifst  der  Käfer: 
doch  dürfte  dadurch  kaum  Schaden  veranlafst  werden. 


1)  Thomas,  Ent.  Nachr.,  .Jahrg.  16,  1890,  S.  ;31Ö— 311.  —  Taschenbkrg,  E.,  Prakt. 
Ratg.  Obst-,  Gartenbau  ls90,  S.  402.  —  v.  Schu,ling.  ibid.  1.S96,  S.  339—341,  13  Figg. 

—  Ormerod.  Handbook.  1898,  p.  202—206,  Figg.  —  Rkh,  Pomol  Monatsh.,  Bd.  47, 
1901.  S.  79— SO:    Jahrb.   Hamburg,  wiss.  Anst.  19,  1901  (1902),  3.  Beih.,  S.  145—147. 

—  Tli,i.gi!ex,  Stud.  Jakttag.  Skadeinsekt.,  Stockholm  1905,  p.  28—29.  —  Wahl,  Mitt. 
Pflanzenschutz-Station  Wien,  1907.  —  Theobald,  Insect  Pests  of  fruit,  London  1909, 
p.  420—424.  Fig.  276—279. 


Bvturiden.     Nitiduliden. 


473 


Die  Weibchen  legen  die  Eier  einzeln  an  unbeschädigte  junge 
Früchte  der  Rubus-Sträucher.  Die  Larven  bohren  sich  in  diese  ein, 
fressen  im  Fruchtboden  und  von  diesem  die  einzelnen  Teilfrüchte  aus. 
So  vergröfsern  sie  den  vom  Käfer  verursachten  Schaden. 


Fig.  287.     Von  Himbeerkäfern  ausgefressene  Himbeerblüten. 

Erwachsen,  verläfst  der  „Himbe  erwur  m"  die  Früchte,  um  sieh 
an  der  Erde,  lieber  aber  an  Rinde ,  in  Rissen  der  Stützstöcke  usw.  in 
länglichem  Gespinste  zu  verpuppen,  in  dem  die  Puppe  bis  zum  nächsten 
Frühjahre  ruht. 

In  den  Vierlanden  bei  Hamburg  sollen  Bienen  die  Himbeerkäfer 
von  den  Blüten  fernhalten. 

Gegenmittel:  Abklopfen  der  Käfer,  besonders  frühmorgens  und 
abends ,  in  flache  Gefäfse  mit  Wasser  und  etwas  Petroleum ;  Be- 
seitigung der  befallenen  Früchte;  Reinigung  der  Stützpfähle  usw.  im 
Winter. 

B.  unieolor  Say.  Nordamerika.  Lebensweise  genau  wie  die  der 
europäischen  Himbeerkäfer ;  auch  in  der  Beschreibung  ein  stichhaltiger 
Unterschied  nicht  zu  erkennen. 

Nitiduliden. 

Fühler  elfgiiedrig,  kurz.  Flügeldecken  verkürzt  oder  den  ganzen 
Hinterleib  bedeckend.  Vorderbrust  mit  Fortsatz  zwischen  Vorderhüften. 
Hüften  getrennt.  Schenkel  an  der  Innenseite  mit  Furche  zur  Auf- 
nahme der  Schienen  :  diese  an  der  Spitze  erweitert.  Tarsen  fünfgliedrig ; 
viertes  Glied  klein.  .5  freiliegende  Bauchschienen;  die  siebente  Hinter- 
leibsschiene bildet  ein  horniges  Pygidium.  —  Larven  mit  kurzen  vier- 
gliedrigen  Fühlern  und  kleinem  Anhangsgliede. 

Stelidota  strig-osa  Gyll.  \).  Nordamerika.  Die  Käfer  einmal  be- 
obachtet, wie  sie  die  Ernte  von  400  Erdbeerpflanzen  vollständig  ver- 
nichteten^, indem  sie  Löcher  in  die  reifenden  Früchte  frafsen.  Sonst 
leben  sie  von  Fallobst  usw. 


Meligethes  Steph.,  Glanzkäfer. 

Klein,  oval,  gewölbt.     Fein  anliegend  behaart.    Fühler  kurz,  erstes 
Glied  mäfsig  verdickt.    —    Larven  zylindrisch 


auf  dem  Rücken  vom 


')  TT.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent..  Bull.  4,  1884.  p.  80—81. 


474 


Coleopteren.  Käfer. 


Mesothorax   an   drei  Längsreihen  rötlicher   oder  schwärzlicher  Flecke ; 
neunter  Ring   abgerundet,  hinten  mit  zwei  sehr  kleinen  Höckerchen. 

M.  aeneus  F.  (brassicae  auct.  nee  Scop.),  Raps-Glanzkäfer M. 
Erzgrün,  zuweilen  blau  schimmernd.  Seiten  parallel,  Enden  gleich- 
mäfsig  abgerundet.  Beine  dunkelbraun,  nur  Vorderschienen 
heller,  schmal,  am  Auisenrande  sägeartig  gezähnt.  2  bis 
2,5  mm  lang,  1,5 — 2  mm  breit.  Larve  (Fig.  288)  gelblich 
weiis.  Kopf  dunkel;  Mandibeln  mit  dunklerer  Spitze  und 
einer  Doppelreihe  kurzer  Zähnchen  an  der  stark  er- 
weiterten Wurzel;  bis  4,5  mm  lang.  —  Die  Käfer  fliegen 
an  schönen  April-  und  Maitagen  lebhaft  an  Blüten  von 
Kreuzblütlern,  insbesondere  auch  Raps  und  Rübsen, 
umher  und  fressen  deren  Staubgefäfse :  in  noch  un- 
eröffnete  Blütenknospen  bohren  sie  sich  ein.  Die  Weib- 
chen legen  ihre  länglichrunden,  weifsen  Eier  einzeln  in 
die  Blütenknospen,  deren  Inhalt  von  den  auskriechenden 
Larven  vollständig  zerstört  wird ;  später  auskriechende 
Larven  befressen  auch  die  jungen  Schoten.  Stark  be- 
fallene Pflanzen  sind  an  den  schotenlosen  Spitzen  der 
Stengel  erkennbar.  Anfangs  Juni  lassen  sich  die  Larven 
herabfallen  und  verpuppen  sich  nach  10  Tagen  flach  an 
der  Erde  in  flachem  Gesjoinste,  aus  dem  nach  10 — 12 
Tagen  der  Käfer  herauskommt,  der  sich  den  Sommer 
über  auf  den  verschiedensten  Blüten  herumtreibt;  zum 
Winter  sucht  er  Verstecke  auf  oder  in  der  Erde,  unter 
Rinde  oder  Fanggürteln  von  Bäumen  usw. 
Nach  LucET^)  wird  der  Käfer  manchmal  den  Rosenkulturen  durch 
Zerstören  der  inneren  Blütenteile  nachteilig. 

Als  Feinde  der  Larven  führt  Taschenbeko  MaJachius  acneuf^  L. 
(Weichkäfer)  und  Schlupfwespen  an. 

Bekämpfung:  Abstreifen  der  jungen  Rapspflanzen  im  Früh- 
jahre, bevor  die  Käfer  Eier  gelegt  haben,  mit  einem  Fangnetze.  Sehr 
gut    haben   sieh    die    SpEiiUNOschen    Fangapparato    (Fig.  289)    bewährt, 


Fig.  28».  Larve 

des  Eaps- 

Glanzkäfers 

{nach  Hkegeh). 


Fig.  289.     Si'Kiu.iNCJSclier  Fangapparat  für  den  Eaps-Glanzkäfer. 

deren  Bretter  mit  Teer  bestrichen,  und  die  von  zwei  Mann  durch  die 
Rapsreihen  getragen  werden;  der  Drahtstreifen  mn  ist  zum  Abstreifen 
der  Rapspflanzen  da.  Vernichtung  aller  Unkräuter  aus  der  Familie  der 
Kreuzblütler. 

Auch  andere  Meligethes- Arten  schaden  hier  und  da  einmal  in  Blüten, 
am  meisten  wohl  noch  M.  viridescens  F.,  von  aeneus  durch  die  rot- 
o;elben  Beine  unterschieden. 


1)  Heeger,  Sitz.-Ber.  Akad.  Wiss.  Wien,  Bd.  14,  18.54.  Math.-nat.  GL,  S.  278— 2Sl, 
Taf.  3,  Fig.  1—10. 

2)  Les  Insects  nuisible.s  aux  rosiers,  Paris  ls9S,  p.  9—12,  PI.  I,  fig.  1,  8. 


Cr3'ptophagiden.     Erotyliden. 


475 


Cryptopliagideii. 

Klein,  länglich,  gewölbt.  Fühler  elfgliedrig  mit  di-eigliedriger 
Keule.  Hüften  getrennt.  Füise  fünfgliedrig  oder  Hinterfüfse  der 
Männchen  viergliedrig.  —  Käfer  und  Larven  vorwiegend  Moder-  oder 
Schimmelfresser,  zum  Teil  auch  in  Blüten,  Pollen  fressend.  Die  Larve 
von  Telmatophilus  spargranii  Ahr.  E.  zerstört  die  Fruchtköpfe  von 
Sparganium  erectum.     Schädlich  nur  eine  Art. 

Atomaria  Steph. 

Sehr  klein;  länglich,  wenig  gewölbt;  mittlere  Fühlergiieder  ab- 
wechselnd kleiner  und  gröfser.  Wurzel  des  Halsschildes  gerandet.  — 
Larve  kurz,  dicht  und  sehr  lang  abstehend  behaart,  weils.  Kopf  flach, 
beiderseits  mit  einem  einfachen  Auge.  Beine  kurz.  Neunter  Hinter- 
leibsring gerundet,  unbewehrt. 

A.  linearis  Steph.,  Moosknopf käler  (Fig.  290).  Dunkelbraun, 
sehr  kurz  behaart,  sehr  schmal,  langgestreckt:  1 — 1,5  mm  lang. 

Entwicklung  und  Verwandlung  dieses  Käfers 
sind  noch  gänzlich  unbekannt,  trotzdem  er  zu  den 
häufigsten  und  schlimmsten  Rübenschädlingen 
gehört. 

In  der  Hauptsache  scheinen  die  Käferchen 
unterirdisch  zu  fressen^),  am  Stamme  der  Rübe 
und  an  den  zarten  Wurzeln ;  die  so  geschwächte 
Pflanze  unterliegt  leicht  ungünstigen  Witterungs- 
einflüssen und  loflanzlichen  und  tierischen  Fein- 
den. Oft  entstehen  brandartige  Wunden.  —  Bei 
gutem  Wetter  soll  der  Käfer  auch  oberh'disch 
Löcher  in  die  Blätter  fressen.  Tränken  der  Samen 
mit  Petroleum ,  Paraffin ,  Karbolsäure  soll  gute 
Wirkung  haben.  Hafer  in  Reihen  zwischen  die 
Rüben  als  Fangpflanzen  säen  und  später  aus- 
ziehen.    Fruchtwechsel. 

In  England  besonders'-)  schädlich  dadurch, 
dafs  er  die  Triebe  der  jungen  Pflanzen  gerade 
über  der  Erde  vernichtet  (Pigmy  mangold 
be  etle). 

Jablonowski^)  gibt  über  ihn  folgendes  an:  Der  Käfer  überwintert  in 
alten  faulen  und  welken  Rüben;  im  Sommer  ist  er  nicht  mehr  zu 
finden.  Sowie  die  Rübe  aufgegangen  ist,  kriecht  er  an  ihr  empor 
und  frifst  Löcher  in  das  Stengelchen.  Die  Pflanze  knickt  hier  um,  der 
obere  Teil  verwelkt,  und  sie  geht  ein.  Als  Gegenmittel  sind  daher 
alle  Überreste  von  Rüben ,  namentlich  solche  auf  dem  Felde ,  vor 
Eintritt  des  Frühjahres  sorgsam  zu  sammeln  und  zu  vernichten. 

Erotyliden. 

Von  dieser  Familie  wird  nur  Lauguria  mozardi  F.*)  in  Nord- 
amerika  schädlich.     Der  Käfer   legt   seine  Eier  in  das  Mark  der  Klee- 


Fig.  290.     Moosknopf- 
käfer (nach  Jahlonowski). 


1)  T.  ScHONFELDT,  Eilt.  Nachr.,  Bd.  3,  1877,  S.  117—118.  —  Marnkffe,  Zeitschr. 
Pflanzenkr.,  Bd.  1,  1891,  S.  353— 854.  —  Ritzema  Bos,  SriFr,  Uzel  u.  A.,  verschiedene 
Arbeiten. 

-)  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  15,  1908,  p.  274;  Vol.  16,  1909,  p.  388. 

3)  Tierische  Feinde  der  Zuckerrübe,  Budapest  1909,  S.  186-141,  Fig.  16  D,  :?1. 

*)  CoMSTocK,  Rep.  Commiss.  Agric.  1879,  p.  199—200,  PL  1,  fig.  6. 


47<3 


Coleopteren.  Käfer. 


Stengel,  das  von  den  Larven  ausgefressen  wird.  —  "Wo  der  Klee  regel- 
mäfsig  im  Sommer  und  Herbst  gemäht  wird,  tritt  kein  nennenswerter 
Schaden  ein. 

Cocciiielliden. 

Klein ,  oval ,  unten  flach ,  oben  gewölbt.  Fühler  kurz ,  meist  elf- 
gliedrig,  mit  drei-  bis  mehrgiiedriger  Keule,  in  Furche  an  Unterseite 
des  Kopfes  einlegbar.  Beine  einziehbar;  Schenkel  innen  mit  Längs- 
furche zur  Aufnahme  der  Schienen,  diese  aufsen  mit  Furche  oder 
(Trübe  für  die  Wurzel  der  cryptotetrameren  Tarsen.  Abdomen  mit 
.") — 6  freien  Bauchringen.  —  Larven  langgestreckt ,  hinten  spitz  zu- 
laufend, mit  Nachschieber-,  oben  meist  mit  behaarten  Warzen  oder  mit 
dornigen,  verästelten  Fortsätzen  versehen  •,  Fühler  fünfgiiedrig,  dahinter 
:; — 4  Ocellen.  Sie  lassen  bei  Berührung  gelbes  Blut  aus  Gelenken  hervor- 
treten. —  Puppe  am  Hinterende  aufgehängt,  mit  zusammengeknäulter 
Larvenhaut. 

Die  Käfer  erscheinen  im  Frühjahre  und  legen  je  bis  zu  150  lang- 
ovale,  gelbe  bis  braune  Eier  (Fig.  291)  senkrecht  nebeneinander  in 
Häufchen  von  (i — 8  Stück  an  die  Unterseite 
von  Blättern,  in  Baumritzen  usw.  Nach  etwa 
einer  Woche  kriechen  die  Larven  aus ,  die 
sich  nach  etwa  drei  Wochen  verpuppen;  nach 
etwa  einer  Woche  kommen  die  Käfer  aus,  die 
in  Verstecken,  namentlich  gerne  aber  in  ge- 
heizten Räumen  überwintern. 

Über  die  Nahrung  der  Coccinellen  und 
ihrer  Larven  sind  die  Meinungen  noch  sehr 
geteilt.  Die  Coleopterologen  unterscheiden  zwei 
Gruppen,  phytophage  (Epilachninen)  und  zoo- 
phage  (die  übrigen  Familien).  Ob  alle  Phyto- 
phagen  tatsächlich  nur  von  Pflanzen  leben,  bleibt 
noch  festzustellen :  dafs  die  zoophagen  aber 
recht  viele  pflanzliche  Nahrung,  vorwiegend  in  Gestalt  von  Pollen  und 
Pilzen,  zu  sich  nehmen,  ist  durch  Beobachtung  und  Versuche  sicher- 
gestellt. Namentlich  die  Untersuchungen  des  Inhaltes  des  Verdauungs- 
traktes ,  die  FoRBES  ^)  an  nordamerikanischen  zoophagen  Coccinellen 
vornahm,  zeigten,  dafs  deren  Darminhalt  oft  zum  gröfsten  Teile  aus 
Pollen  und  Pilzsporen  bestand. 


Fig.  291.     Eier  von  Epil, 

borealis.     Natürl.  Gröfse 

Nach  J.  B.  Smith. 


Epilachninen. 

Oben  behaart.  Fühler  elfgiiedrig,  mit  dreigliedriger  Keule;  End- 
glied der  Taster  beilförmig.  Larven  mit  grofsem  Kopfe;  Mandibeln 
an  der  Spitze  mehrzähnig,  Kiefertaster  lang,  wenig  dick.  Käfer  und 
Larven  herbivor. 

Letztere  skelettieren  die  Unterseite  der  Blätter;  die  zuerst  aus- 
gekommenen fressen  aber  nach  den  Feststellungen  J.  B.  Smiths  ^)  auch 
die  noch  unausgeschlüpften  Eier  aus,  so  dafs  dadurch  die  Arten  sich 
selbst  in  Schach  halten.    Sehr  charakteristisch  ist  der  Frais   der  Käfer 


')  Illinois  St    Labor,  nat.  Hist..  Bull.  1,  Nr 
-J  Siehe  Epil.  borealis. 


S,  2'i  ed.,  1903,  p.  175. 


Coccinellideii. 


477 


Fig.  292.     Von  Epilachna- Käfern 


(Fig.  292) :  sie  markieren  zuerst  durcli  einen  Einsclmitt  einen  mehr  oder 
minder  kreisförmigen  Fleck  von  mehreren  Zentimetern  Durchmesser 
auf  der  Oberseite  des  Blattes ,  wie  Chittenden  ^ )  meint .  um  hier  das 
Gewebe  zum  Welken  zu  bringen,  das  sie 
dann  unregelmäfsig  ausfressen. 

Bekämpfung:  Ablesen  der  Eier- 
häufchen und  der  zuerst  gesellig  fressen- 
den Larven;  Spritzen  mit  Arsenmitteln. 

Epilachna  Redtb. 

Klauen  an  der  Basis  mit  zahnför- 
miger  Erweiterung,  bis  zur  Mitte  ge- 
spalten. Halsschild  an  Seiten  und 
Ecken    gerundet,    ebenso    Flügeldecken 

an  Basis-Ecken.    Nahrung  hauptsächlich    befressenes  Blatt  (nach  J.  B.  Smith). 
die  Blätter  von  Cucurbitaceen. 

E.  ehrysomelina  F.  ^j.  Fast  halbkugelig,  fein  und  kurz  anliegend 
behaart;  gelbrot,  auf  jeder  Flügeldecke  sechs  runde,  schwarze,  zum 
Teil  verbundene  Flecke;  7 — 9  mm  lang.  —  Mittelmeergebiet,  Deutsch- 
Ost- Afrika,  Sudan,  an  Cucurbitaceen,  zum  Teil  sehr  schädlich;  in 
Deutsch-Ost-Afrika  auch  an  Sesam. 

In  Kiautschou  trat  E.  28-maeulata  Motsch.  (Fig. 293)  1907  und  1908 
verheerend  an  Kartoffeln  auf.  Das  dortige  Kaiserliche  Gouvernement 
schreibt  darüber:  „Von  Anfang  Juni  an  wuchs  die  An- 
zahl der  Schädlinge  (Larven  und  Käfer)  von  Tag  zu 
Tag,  und  kein  Kartoffelfeld,  blieb  von  ihnen  ver- 
schont. Der  Frafs  erstreckte  sich  nur  auf  die  Blätter, 
und  zwar  mit  solcher  Schnelligkeit,  dafs  die  be- 
fallenen Kartoffelstauden  in  wenigen  Tagen  voll- 
ständig kahl  gefressen  waren  und  die  ganze  Fläche 
einem  im  Reifestadium  stehenden  Kartoflfelfelde  glich. 
Aufser  Kartoffeln  werden  sämtliche  Solanum  -  Arten 
befallen.  Am  meisten  schädigen  die  Larven.  Der 
Frafs  dauert  bis  zum  Eintritt  des  Frostes.  Die  be- 
fallenen Kartoffelfelder  geben  entweder  gar  keinen  28-maculataMot8ch. 
oder  nur  einen  sehr  geringen  Ertrag."  1909  nur  ganz  "  ■  ^^-  ^'^^^'^^^^^  V-) 
vereinzelt. 

Aus  Deutsch -Ost -Afrika  berichtet  Vosselek^)  E.  eanina  F.  von 
Sesam,  aus  Indien  Maxwell-Lefroy*)  E.  28-punetata  F.  (auch  in 
China,  Japan,  Manila,  Malayischen  Inseln,  Neu  Guinea,  Australien)^) 
und  dodeeastigrina  Muls.  von  Solaneen  und  Cucurbitaceen,  aus  Java 
Koningsbergek **)  E.  territa  Muls.,  pusillanina  Muls.  und  phyto  Muls. 
von  Solaneen,  erstere  auch  von  spanischem  Pfeffer"),  aus  Australien 
Froggatt  E.  g-uttato-pustuJala  F.  von  Kartoffeln^). 

E.  argfus  Fourcr. ^),  Südeuropa,  an  Bryonia  dioica  und  anderen 
Cucurbitaceen.     Parasit:   Lyf/cllus  epüaclmae  Giard. 


Fig.  293.  Epilachna 


')  Siehe  Epil.  borealis. 

2)  King,  H.  A.,  3^  Rep.  Wellcome  Res.  Labor.  Karthoum,  1908,  p.  232.  PI.  31. 

3)  Ber.  Land-Forst wirtsch.  Deutsch-Ost-Afrika.  Bd.  2,  S.  423. 
*)  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  p.  132—33,  fig.  15.  16. 

-')  Feoggatt,  Agric    Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  13,  1902,  p.  897—899.  2  figs. 

6)  Bull.  Ind.  Neerland.,  Nr.  20.  1908,  p.  7. 

')  Teysmannia,  Vol.  19,  1908. 

S)  Sa.j6,  111.  AVochenschr.  Ent .  Bd.  2,  1897,  S.  326-:^28. 


47S  Coleoptereu,  Käfer. 

E.  borealis  F.  ^),  Nordamerika,  sehr  schädlich  an  Gm-kengewächsen : 
der  Käfer  friist  spät  im  Jahre  auch  die  Haut  der  Früchte  ab.  Podipus 
spinosus  saugt  die  Larven  aus,  Euphorocera  daripennis  Macq.  ist  Parasit. 

E.  corrupta  Muls.  ^),  Nordamerika,  an  Bohnen  schädlich, 

Siibcoccinella  Weise  (Lasia  Muls.). 

Wie  vorige,  aber  Klauen  an  der  Basis  ohne  Zahn;  Ecken  der 
Flügel    und    des   Halsschildes   winkelig    oder    nur    schmal    abgerundet. 

S.  24-punetata  L.  (giobosa  Schneid.)**).  Fast  halbkugelig-,  Ober- 
seite fein  anliegend  behaart.  Bräunlichrot  bis  rötlichgelb,  Flügeldecken 
normal  mit  24  Punkten,  die  aber  zum  Teil  zusammenfliefsen  können. 
Europa;  schädlich  an  Luzerne,  die  oft  nahezu  gänzlich  abgefressen 
werden  kann;  dann  gehen  die  Käfer  an  benachbarte  Rüben,  Kartoffeln  usw. 
über.  Bevorzugte  Nährpflanze  in  Ungarn:  Gypsophila  paniculata:  in 
Schweden*)  an  Melandrium  und  Saponaria  schädlich  gewesen. 

Coccinellinen. 

Fühler  acht-  bis  eligiiedrig,  meist  mit  dreigliedriger  Keule.  Mandibeln 
mit  gespaltener  oder  einfacher  Spitze,  die  eine  an  der  Basis  mit  zwei-, 
die  andere  mit  einspitzigem  Zahne.  Zweites  Tarsenglied  in  langen, 
oben  ausgehöhlten  Fortsatz  verlängert.  Larven  mit  kleinem  Kopfe  und 
kurzen,  kräftigen  Kiefertastern. 

Die  Mitglieder  dieser  Unterfamilie  sind  in  der  Hauptsache  karnivor 
(Blattläuse,  Schildläuse,  kleine  Räupchen  usw.),  trotzdem  Forbes^)  gerade 
bei  ihnen  vorwiegend  Pilzsporen  und  Pollen  im  Darmkanale  gefunden 
hat.  Dennoch  sind  mehrfach  pflanzenfressende  Coccinellinen  beobachtet. 
So  sah  Hacker/')  Adalia  bipuneiata  L.  am  Fruchtfleische  von  Eibe 
fressen,  Chr.  Shrüder')  dieselbe  und  Coccinella  7-puneiaia  L.  infolge 
aufsergewöhnlicher  Vermehrung  schädlich  auf  Edeltannen.  —  Verania 
afüieta  Muls.  und  lineata  Thunb.  finden  sich  nach  Koninsberger ^ )  auf 
Java  in  gTöfserer  Anzahl  in  Blüten  von  Kulturgräsern,  insbesondere 
in  denen  von  Mais,  Blütenteile  verzehrend. 

In  Nordamerika  wurden  ebenfalls  an  Blüten  fressend  beobachtet: 
Hippodamia  eonvergrensGuer.")  (Pfirsiche),  Megilla  maeulata  deG.  ^") 
(Taraxacum  dens  leonis).  Die  Larven  von  Psyllobora  20-inaeulata  Say 
frafsen  nach  J.  J.  Davis '\)  sogar  die  Blätter  von  Phlox  divaricata  ab 
und  wurden  auch  schon  an  Kulturgewächsen  beobachtet. 


')  Siinii,  J.  B.,  Rep.  1892,   p.  476—482,  fig.  35—40.    —    Chittenüex,  U.  S.  Dept. 

^"      ^        ^ S.,  1899,  p.  11-20,  figs.  1—2. 

gric,  Div.  Ent.,  Bull.  88,  1902,  p.  .35—36. 


Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  19,  N.  S.,  1899,  p.  11-20,  figs.  1—2 

•')  Caudef-l,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  38,  1902,  p.  .35—3' 

3)  Sa.iö,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh  ,  Bd.  5,  1895,  S.  20,  286;  111.  Wochenschr.  Ent 


Bd.  1,  1896,  S.  311. 

*)  TuLLGREN,  Stud.  Jaktt.,  Stockholm  1905,  p.  38-39,  fig.  9. 

5)  1.  c. 

6)  111.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  4,  1899,  S.  137. 

^)  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol ,  Bd.  I.  1905,  S.  430. 

8)  Med.  Dept.  Landbouw  Batavia,  Nr.  6,  1908,  p.  68. 

9)  Newell  a.  Smith,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull  52,  1905,  p.  70. 
"^)  FoRIiES,  1.  c.   p.    160. 

")  Journ.  econ.  Ent.,  Vol.  1.  1908,  p.  166. 


Dermestiden.     Dascilliden.     Cebrioniden.     Elateriden.  47  (> 

Derill  estideii. 

Fühler  auf  der  Stirn  entsprino-end ,  kurz,  gerade,  elfgiiedrig,  mit 
dreigliedriger  Keule ;  fünf  frei  bewegliche  Bauchringe ;  Füfse  fünf- 
giiedrig.     Larven  stark  behaart. 

Käfer  und  Larven  dieser  Familie  sind  berüchtigt  wegen  der  Schäden, 
die  sie  an  getrockneten  tierischen  Stoffen  verursachen ;  seltener  befallen 
sie  trockene  pflanzliche  Stoffe.  Die  kleineren  Arten  aus  den  Gattungen 
Anthrenus  Geoffr.  und  Attageuus  Latr.  leben  als  Käfer  vorwiegend  in 
Blüten .  deren  innere  Teile  verzehrend  und  so  sicherlich  nicht  ganz 
ohne  praktische  Bedeutung. 

Dascillideii. 

Fühler  elfgiiedrig,  fadenförmig  oder  gesägt;  Halsschild  mit  scharfem 
Seitenrande,  hinten  leicht  zweibuchtig.  Hüften  sehr  grofs,  vorragend. 
Fünf  bewegliche  Bauchringe;  Füfse  fünfgiiedrig. 

Dascillus  eervinus  L.  Länglich  gewölbt,  6  schwarz,  Q  gelb,  sehr 
dicht  und  fein  anliegend  behaart;  drittes  Fühlergiied  sehr  lang;  die 
drei  ersten  Fufsglieder  unten  gelappt;  11  mm  lang.  Die  Käfer  auf 
Schirmblumen.  Die  kurzen,  flachen  Larven  mit  sehr  groisem  Kopfe 
und  grofsen ,  breiten  Brustringen  in  der  Erde  an  Pflanzenwurzeln, 
Boas  \)  berichtet  über  Schädigungen  durch  sie  an  Gräsern  und  Hafer 
in  Moorkulturen  in  Dänemark,  Carpentek^)  und  Thegbald  ^)  über  solche 
in  Irland.     Larve  frifst  zwei  Jahre.     Puppe  in  Erdzelle. 

Cebrioniden. 

Prothorax  ähnelt  mit  den  zugespitzten  Hinterecken  und  dem  Brust- 
stachel dem  der  Elateriden ;  doch  fehlt  das  Springvermögen. 

Cebrio  grigras  F.  ^),  Südfrankreich.  Männchen  und  Weibchen  sehr 
verschieden,  18  bis  25  mm  lang,  7  bis  9  mm  breit;  letzteres  flug- 
unfähig. Die  Käfer  verlassen  von  Ende  August  an  ihre  Verpuppungs- 
zellen  in  der  Erde,  aber  nur  an  Regentagen,  wenn  diese  erweicht  ist; 
sie  fliegen  bis  in  November.  Ihre  5 — (3  cm  langen,  5  mm  dicken, 
zylindrischen ,  an  beiden  Enden  etwas  angeschwollenen,  rötlich-gelben 
Larven  mit  braunem  Kopf  und  Nackenschild  und  dreigliedrigen  be- 
borsteten  Fühlern  ernähren  sich  von  den  Wurzeln  der  Luzerne,  greifen 
iji  den  Weinbergen  aber 
auch  die  unterirdischen 
Knospen,  Veredelungsstel-  \^^/  ^, 
len  usw.  der  Reben  an. 


Elateriden'). 

(Fig.  291). 
Fühler  elfgiiedrig,  oft 
gesägt       oder       gekämmt.  j^jg_  294.     Schnellkäfer,     o  Lacon  murinus, 

Kopf  klein,    in  Halsschild      b  Melanotus  rufipes,  c  Athous  niger  (nach  Cukti.s). 

1)  Tidsskr.  Landbrug  PlanteavL.  Vol.  :!.  1896,  p.  155—160;  Vol.  10,  1903, 
p.  147 — 151,  Figs.  Ausz.  s.  Hoi.lrungs  .Jahresber..  Bd.  6,  S.  104. 

")  Econ.  Proc.  E.  Dublin  Soc.  Vol.  1,  1909,  p.  589—592,  PL  55. 

3)  Rep.  1907/08,  p.  88—90. 

*)  NoEL,  Naturaliste,  (2)  T.  30,  190s.  p.  36—37. 

s)  CoRTis,  Farm  Insects,  1860,  p.  152—210,  PI.  F,  G.  —  Comstock  &  Slingerca.nd, 
Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  33,  1891,  p.  193-272,  21  figs. 


480 


Coleoptere.1,  Käfer. 


eingesenkt;  dieses  grofs  und  kräftig,  frei  beweglich,  mit  in  Spitzen 
ausgezogenen  Hinterecken.  Ein  ventraler  Fortsatz  der  Vorderbrust 
pafst  in  eine  Grube  der  Mittelbrust.  Bauch  fünfringelig.  Füfse  tünf- 
gliedrig.  —  Die  Käfer  vermögen  sich  aus  der  Rückenlage  mit  einem 
hellen  Ton  in  die  Höhe  zu  schnellen ,  daher  ihre  vulgären  Namen  -. 
Schnellkäfer,  Schmiede.  Clickbeetles,  Kniptorren 
Taupins  usw. 

LarvenM  zylindrisch,  dünn,  hart,  hornig,  mit  sehr  langen  Hinter- 
leibsringen. Kopf  abgeplattet,  an  Vorderrand  gezähnt:  Fühler  kurz, 
drei-  bis  viergliedrig :  Beine  kurz,  dreigliedrig;  Afterring  (Fig.  205)  ent- 


•/ 


^\^\ 


c  (I  e 

Fig.  295.     Analsegmente   von  Schnellkäfern,     a  Lacon    murinus   L. ,   b  Corymbites 

cinctus  Payk. ,   c  Agriotes   lineatus  L.,    d  Athous  rufus  de  G. ,   c  Melanotus"  rufipes 

Hbst.     a — d  nach  Scni()i)TE,    e  nach  Pekuis;  c  von   der  Seite,  die  übrigen  von  oben. 

Vergröfserung  verschieden. 


weder  gerundet  zugespitzt  oder  breit,  oben  ausgehöhlt,  mit  gezähnelten 
Vorsprüngen  am  Seitenrand.  Ihrer  Gestalt  und  Härte  verdanken  sie 
die  Vulgärnamen  Drahtwürmer,  wireworms,  ritnaalden, 
Kj  ölmarks  usw. 

Die   im   Hochsommer   fliegenden   Käfer   sind   zum    Teil   nächtlich; 
häufig  findet   man    sie  aber  auch  bei  hellem  Sonnenschein  an  Bäumen 


M  Belino,  Deutsch,  ent.  Zeitschr.,  Bd.  27,  188:3,  S.  129—144,  257—804:  Bd.  28, 
1884,  S.  177—211.  —  KouFF,  Prakt.  Blätter  Pflanzenbau  u.  Pflanzenschutz,  Jahrg.  8, 
1910,  S.  125-130,  2  Fig. 


Elateriden,  Schnellkäfer.  aq-\ 

und  Sträuchern,  deren  Blätter,  Knospen,  Blüten  und  junge  Rinde  sie 
benagen;  hierdurch,  nicht  selten  merkbar  schädlich.  Eiablage  wahr- 
scheinlich an  oder  unter  die  Erdoberfläche  zwischen  dichten  Pflanzen- 
wuchs ;  Eier  weiislich,  sehr  klein,  daher  in  groisen  Mengen.  Nach  kurzer 
Zeit  die  Larven,  die  sich  zuerst  wohl  von  Humus  and  ähnlichem,  später 
aber  von  lebenden  Pflanzenteilen  nähren.  Feine,  zarte  oder  fleischige, 
weiche  Wurzeln,  unter-  und  oberirdische  Stengel,  die  sie  von  innen  her 
aushöhlen,  ziehen  sie  vor.  Ganz  besonders  gefährlich  werden  sie  der 
Saat  vom  Zeitpunkte  des  Aufquellens  an.  Sie  gehen  an  alle  Pflanzen, 
Kräuter  und  Bäume,  Laub-  und  Nadelhölzer  usw.  Leguminosen  mögen 
sie  nicht,  solange  sie  bessere  Nahrung  haben;  auch  Senf  bleibt  mehr 
oder  weniger  verschont.  Tierische  Nalirung  wird,  keineswegs  ver- 
schmäht; die  meisten  Drahtwürmer  sind  sogar  in  hohem  Mafse  kanni- 
balisch. Ihre  Lebenszähigkeit  ist  sehr  grofs;  sie  vermögen  sehr  lange. 
zu  hungern  und  können  bis  zu  einem  halben  Jahre  in  der  Erde  ohne 
jeglichen  Pflanzenwuchs  leben.  Sie  ziehen  warmen,  trockenen,  nicht  zu 
losen,  dicht  bewachsenen  Boden  vor ;  am  meisten  in  alten  Weiden,  Brach- 
ländern und  ähnlichem.  Werden  solche  umgebrochen  und  bestellt,  so 
fällt  die  erste  Bestellung  meistens  den  Drahtwürmern  zum  Opfer.  Recht 
häufig  aber  auch  in  gutem  Acker-  und  Gartenland. 

Ihre  Lebensdauer  beträgt  2—3  bis  4 — 5  Jaln^e,  daher  immer  Larven 
der  verschiedensten  Gröfsen  nebeneinander. 

Ihr  Leben  vollzieht  sich  dicht  unter  oder  an  der  Erdoberfläche; 
zur  Überwinterung  oder  bei  grofser  Nässe  gehen  sie  tiefer.  Gegen  Ende 
des  Sommers  fressen  sie  immer  weniger;  im  Herbste  hören  sie  ganz 
auf  und  gehen  tiefer  in  die  Erde  hinab ;  erst  im  April  oder  Mai  er- 
scheinen sie  wieder  und  sind  dann  natürlich  sehr  ausgehungert,  so  dafs 
nun  ihr  Schaden  am  gröfsten  ist ,  zumal  die  älteren  sich  jetzt  zur 
Verpuppung  anschicken.  Hierzu  bereiten  sie  sich  anfangs  Juli  in  ge- 
ringer Tiefe  (bis  10 — 15  cm  tief)  eine  Erdzelle;  dann  verlieren  sie 
den  Gebrauch  ihrer  Beine.  Drei  Wochen  nach  der  Verpuppung,  im 
August,  ist  bei  den  meisten  Arten  der  Käfer  schon  entwickelt.  Er  bleibt 
aber  bis  nächstes  Frühjahr  in  seiner  Zelle  liegen;  wird  diese  zerstört 
und  der  Käfer  den  Atmosphärilien  ausgesetzt,  so  geht  er  in  den  meisten 
Fällen  zugrunde. 

Feinde  sind  unter  anderen  Mäuse,  Carahus- Arten  und  Omaseus 
madidus  F.  Parasiten  scheinen  keine  bekannt  zu  sein;  dagegen 
gingen  Comstock  und  Slingerland  bei  ihren  Zuchtversuchen  zahlreiche 
Larven  an  dem  Pilz  3letarrhwmm  anisopliae  zugrunde. 

Vorbeugung  und  Bekämpfung.  Die  Käfer  sind  zu  sammeln, 
durch  gesüfste  Stücke  von  Kartoffeln,  Rüben,  durch  gesüfsten  Klee 
oder  aufgequollenen  Mais  zu  ködern ;  Zusatz  von  Arsensalzen  vergiftet 
sie,  besonders  frischer  Klee,  in  mit  Schweinfurter  Grün  versetztem 
Zuckerwasser  geschüttelt  und  auf  den  Feldern  unter  Ziegelsteinen, 
Brettern  usw.  ausgelegt.  —  Gegen  die  Drahtwürmer  sind  schon  zahl- 
reiche Mittel  empfohlen  worden,  ohne  dafs  auch  nur  eines  allen  An- 
forderungen genügte.  Am  eingehendsten  und  gründlichsten  haben 
COxMSTOCK  und  Slingerland  diese  Mittel  geprüft ,  ohne  ein  zufrieden- 
stellendes zu  finden.  Sie  sind  korz  folgende:  Beizen  der  Samen  blieb 
ohne  Erfolg;  doch  hat  Fernald  solchen  bei  Mais  erzielt,  indem  er  die 
Körner  erst  theerte  und  dann  in  einer  Mischung  von  feinem  Staube 
und  Schweinfm'ter  Grün  umrühi'te.    Aushungern  versagte  ebenfalls ;  doch 

S  Ol- au  er,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritte  r  Band.  81 


482  Coleopteren,  Käfer. 

will  neuerdings  Cakuso^)  Getreidefelder  mit  einer  Gründüngung  von 
weifsem  Senf  vor  der  Bestellung  gut  von  Drahtwürmern  gereinigt  haben. 
Petroleum-Emulsion,  Schwefelkohlenstoff,  Kainit,  Gaskalk  hatten  wohl 
Erfolg,  müssen  aber  in  solchen  Mengen  angewandt  werden,  dafs  ihr  Ge- 
brauch sich  nur  im  kleinen,  zum  Schutze  besonders  wertvoller  Pflanzen 
lohnt.  Als  beste  Bekämpfungsmethode  empfehlen  die  genannten 
Autoren,  das  befallene  Land  im  Spätsommer,  Ende  Juli,  anfangs  August, 
mindestens  15  cm  tief  umzupflügen  und  zu  eggen;  alle  in  Erdzellen 
befindliche  Larven,  Puppen  und  Käfer  gehen  dadurch  zugrunde;  nur 
jüngere  Larven  und  solche  mit  anderer  Lebensweise  bleiben  verschont; 
da  sie  aber  wenig  mehr  fressen,  kann  das  Land  nun  mit  Winterung 
bestellt  werden;  bis  im  nächsten  Frühjahre  die  Larven  erscheinen,  sind 
die  Pflanzen  bereits  kräftig  genug,  um  ihnen  nicht  mehr  zu  erliegen. 
Dieses  Verfahren,  mindestens  drei  Jahre  hintereinander  durchgeführt, 
befreit  das  Land  von  der  Hauptmasse  der  schädlichen  Drahtwürmer. 
Dieselben  Köder,  wie  sie  gegen  die  Käfer  angewandt  werden,  sind  auch 
gegen  die  Larven  wirksam ;  nur  müssen  sie  dann  5  —10  cm  tief  in  die 
Erde  gebracht  werden.  Walzen  der  Saat  oder  Wiesen  im  Frühjahre, 
unter  Wasser  setzen  im  Herbst  und  Frühjahr;  Eintrieb  von  Schweinen 
und  Hühnern,  Abweidenlassen  durch  Schafe,  Schutz  der  Feinde. 

Lacoii  (Brachylacon)  murinus  L. ,  Mausfarbener  Seünellkä Ter 
(Fig.  294  a,  295a).  Überall  gemein,  besonders  in  Sand-  und  Humusboden; 
an  Wurzeln  von  Forst-  und  Obstbäumen,  Reben,  Rosen,  Salat  und  anderen 
Gemüsen,  Blumen.  Die  Käfer  nagen  an  jungen,  saftigen  Eichentrieben 
und  an  Rosen  die  Pfropfreiser  ab,  fressen  Blattknospen  aus  und  durch- 
nagen die  Stengel  der  Blüten^). 

Corymbites  Latr. 

Die  Käfer  von  C.  peetinieornis  L.,  eastaneus  L.  und  holoseri- 
eeus  Ol.  schaden  in  Norwegen'^)  durch  Frais  an  Apfelblüten,  die 
Larven  der  ersteren  in  Finland*)  an  Kohlpflanzen.  —  C.  (Selatosomus, 
Diacanthus)  aeneus  L.  Schädlich  an  Eichelsaaten,  Rüben,  Kartoffeln 
(Knollen  und  Stengeln)  und  an  jungen  Tabaksetzlingen,  in  deren  Wurzel- 
hals sich  die  ganz  jungen  Larven  einbohrten^). 

C.  eärielnus  Germ.  Die  Käfer  schadeten  in  Canada  ernstlich 
Apfel-  und  anderen  Obstbaumblüten  ^), 

Agriotes  Eschz, 
A.  lineatus  L.  (segetis  (Bjerk.),  Saatsehnellkäfer  ^).  Überall 
gemein.  Käfer  den  ganzen  Sommer  über,  überwintern ;  Larven  (Fig.  295  c) 
in  Saatkämpen,  an  jungem  Getreide,  Wiesengräsern,  Rüben,  Kartoffeln 
(jungen  Pflanzen  und  ausgelegten  Saatkartoffeln),  Erbsen,  Klee-  und 
Kohlarten,  Hopfen,  Salat,  Möhren.  Mais,  Tabak,  Blumen  usw.  Carpenter^) 
beobachtete  Larven,  die  sich  im  November  in  die  Wurzeln  von  Pfirsich- 


^)  Atti  Accad.  econ.  agr.  Georgof.  Firenze.  Vol.  83,  1905,  p.  86. 

2)  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau,  Jahrg.  1900,  S.  370.  —  Richter  von 
Binnen  iHAi-,  Rosenschädl.  a.  d.  Tierreiche,  Stuttgart  1903,  S.  105—139,  Fig.  10. 

")  ScHöYEx,  Beretn.  1J<98. 

')  Eeuter,  Berätt.  1895'96. 

•')  Behrens,  3.  Ber.  landw.  Versuchsstat.  Karlsruhe  1886.  S.  46;  4.  Ber.  1887, 
S.  66—68. 

«)  Fi.ETCHER,  Rep.  1895,  p.  149—150. 

■')  NuEL,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agr.  Roueu  1907,  Ip''  Trim.,  p.  7—8. 

8)  Econ.  Proceed.  R.  Dublin  Soc,  Vol.  1,  1906,  p.  334—335,  PL  29  B. 


Elateriden,  Schnellkäfer.  433 

bäumen  eingefressen  hatten.  —  A,  obseurus  L.').  Wie  vorher;  m 
Italien  auch  an  Reben,  an  denen  sie  die  Knospen  der  Setzlinge  ab- 
frafsen.  —  Die  Larve  von  A.  ustulatus  Schall,  schadet  in  Italien  an 
Tabak;  auch  die  der  übrigen  Arten  dieser  Gattung  sicher  mehr  oder 
minder  schädlich. 

In  Nordamerika  A.  mancus  Say^),  the  wheat  wireworm ,  der 
häufigste  Drahtwurm  an  Weizen,  Kartoffeln,  Zwiebeln  usw.,  A.  pube- 
scens  Melsh.  ^)  an  Saat  und  Wurzeln  von  Mais. 

Adrastus  limbatus  F.'*).    Käfer  in  Irland  im  Juli  in  Erdbeerfrüchten. 

Die  Käfer  von  Cryptohypuus  riparius  F."*)  frafsen  Anfang  Juni  1905 
in  Stavanger  die  Stengel  von  Kohlpflanzen  dicht  unter  der  Erde  durch. 
Die  Larven  von  C.  abbreviatus  Say  in  Nordamerika  in  alten  Wiesen. 

Der  Käfer  von  Tetralobus  üabellieornis  L.^)  soll  in  Deutsch- 
Ost-Afrika  der  Kokospalme  schädlich  werden. 

Von  der  weit  verbreiteten  Gattung  Melanotiis  Eschz.  werden  die 
Larven  von  M.  ruüpes  Hbst.  (Fig.  295 e)  in  Italien  dem  Tabak  schäd- 
lich, die  von  M.  eribulosus  Lee.  in  Nordamerka  den  Samen  und 
Wurzeln  von  Mais,  während  die  Larve  von  M.  communis  Cyll.  ebenda 
der  häufigste  Drahtwurm  in  bearbeitetem  Boden  ist;  die  von  M.  rubidus 
Er.  ist  in  Java  ganz  allgemein  schädlich. 

In  Nordamerika  schaden  ferner  die  Drahtwürmer  von  Mouocrepidius 
vespertinus  F. '')  in  den  südlicheren  Teilen  an  Bohnen  und  Mais  (die 
Käfer®)  stellenweise  an  Blüten  von  Bäumwolle),  die  von  M.  bellus'-*)  Say 
an  Hirse,  die  von  Drasterius  eleg-ans  F.  (dorsalis  Say)  an  Samen  und 
Wurzeln  von  Mais,  an  jungem  Weizen  usw.,  die  von  Limonius  eonfusus 
Lee.  ^^)   an  Kartoffeln,  Tomaten.  Zwiebeln,  Kohl,  Radieschen,  Mais. 

Die  Drahtwürmer  von  Siiiiodactylus  einnamomeus  Boisd.^M  fressen 
auf  Hawaii  die  jungen  Baumwollpflanzen  dicht  unter  der  Erdoberfläche 
an  und  vernichten  stellenweise  bis  zu  einem  Drittel  derselben. 

Athous  Eschz. 

A.  ni^er  L.^^)  (Fig.  294c,  295 d)  in  Dalmatien  an  Tabak.  Die 
Larven  beifsen  den  Stengel  junger  Pflanzen  kurz  nach  der  Verpflanzung 
dicht  über  dem  Boden  an  und  höhlen  das  Mark  5  cm  weit  nach  oben 
aus.  Schaden  2 — 3  °/o  der  Ernte.  In  Österreich  auch  an  Rüben ,  in 
Deutschland  in  Saatkämpen.  —  A.  haemorrhoidalis  F.  ^^).  Larve 
in  Holland  an  Getreide ,  Kartoffeln  usw.  —  A.  subfuseus  Müll.  ^^). 
Larve  zerstört  keimende  Buchein  und  Samen  von  Hainbuchen. 

Asaphes  decoloratus  Say  Nordamerika,  namentlich  in  älteren 
Viehweiden.    Verpuppung  im  Mai;  Käfer  Ende  Juni,  anfangs  Juli. 

1)  NoEL,  1.  c;  Naturaliste,  Ann.  31,  1909,  p.  168. 

2)  CoMSTÜCK  &  Slixgeri.and,  1.  c,  p.  251  —  258,  fig. 

^)  FoRBES,  23tJi  Eep.  nox.  benef.  Insects  Illinois,  1905,  p.  69,  fig. 

*)  Carpenter,  1.  c.  p.  339—340,  fig.  7. 

^)  ScHöYEN,  Beretn.  1905,  p.  14—15. 

®)  VossELER,  Ber.  Land-,  Forstwirtsch.  Amani,  Bd.  2,  S.  418,  505. 

^)  Chittexden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  1902,  p.  109—119,  Fig.  27. 

s)  Sanderson,  it.  S.  Dept.  Agric,  Farm.  Bull.  223,  1905,  p.  21. 

9)  Chittenden,  U.  S.  Dept.   Agric,  Div.  Ent.,  N.  S.,  Bull.  17,  1896,  p.  85-86. 

10)  Davis,  Journ.  econ.  Ent..  Vol.  3,  1910,  p.  182. 

11)  FuLLAWAv,  BuU.  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.,  No.  18,  1909,  p.  6. 

12)  Preissecker,  Fachl.  Mitt.  k.  k.  österr.  Tabaksregie,  Wien  1905,  Heft  1,  S.  25—28. 

13)  RiTZEMA  Bos,  Ziekt.  Bescbad.  Landbouwgewass.  D.  II,  Groningen  1902,  p.  32. 
1^)  Judeich  &  Nitsche,  Mitteleurop.  Forstinsektenkunde,  Bd.  1,  S.  328 — 329. 

31* 


484  Coleopteren,  Käfer. 

Buprestideii,  Praclitkäfer '). 

Meist  metallisch  gefärbte  Käfer  von  flacher  Ober-  und  gewölbter 
Unterseite.  Larven  langgestreckt,  flach,  weifslicli,  blind,  beinlos.  Vor- 
wiegend tropisch.  Käfer  befressen  im  Sommer  bei  Sonnenschein  Blüten 
und"  Blätter,  oder  sitzen  an  der  Süd-  oder  Südwestseite  von  Bäumen. 
Hier  auch  gewöhnlich  die  kleinen,  weiislichen,  elliptischen,  oft  ge- 
rippten Eier  einzeln  oder  in  geringer  Zahl  in  Rindem'issen,  Spalten  usw. 
Nach  etwa  zehn  Tagen  die  Larve,  die  sich  sofort  in  die  Unterlage  ein- 
bohrt mid  hier  geschlängelte  Gänge  frifst,  die  anfangs  flach  unter  der 
Rinde  verlaufen,  später  tiefer  ins  Holz  dringen,  dünnere  Zweige  oft  so- 
gar dm'cliboln^en  oder  ringeln.  Sie  sind  zuerst  sein-  schmal,  werden 
allmählich  breiter,  bleiben  aber  innner  flach  und  sind  mit  Wiu^nnnehl 
fest  vollgepfropft.  Puppenwiege  tiefer  im  Holz,  flach,  bis  dicht  unter  die 
Rinde  reichend,  nur  bei  diclaindigen  Bäumen  in  der  Rinde.  Li  ähnlichen 
Kammern  auch  die  überwinternden  Larven.  Ruhende  Larven  liegen  immer 
U-förmig  geki'ümmt.  Veri^uppung  seltener  im  Herbste,  gewöhnlich  erst 
im  Frühjahre,  kurze  Zeit  vor  dem  Ausschlüpfen  des  Käfers,  wozu  dieser 
sich  eine,  seinem  Querschnitte  genau  entsprechende  Öffnung  nagt.  — 
Kleinere  Arten ,  in  wärmeren  G-egenden ,  haben  mehrere  Brüten  im 
Jalu-e-,  gröfsere  und  in  kälteren  nur  eine,  oder  sie  leben  sogar  mehrere, 
3 — 4  Jalu"e. 

Nm-  bei  wenigen,  meist  unschädlichen  Arten  leben  die  Larven  im 
Wm'zelstocke  von  Kräutern  oder  minier end  in  Blättern. 

Alle  in  Bäumen  lebende  Prachtkäfer-Larven  sind  natürlich  schäd- 
lich. Doch  zieht  die  Mehrzahl  von  ihnen  schwächliche,  kränkelnde, 
selbst  sterbende  Bäume  vor;  in  voller  Kraft  und  vollem  Saft  stehende 
werden  selten  angegangen.  Häufig  wird  der  Befall  einmal  angegangener 
Bämne  von  Jahr  zu  Jahr  stärker,  bis  der  Tod  eintritt.  Die  Larven- 
gänge winden  sich  dann  wirr  durcheinander.  Über  ihnen  stirbt  die  Rinde 
ab ;   Fäulnis ,    andere  Feinde  usw\   finden   hier  günstige  Angriffs  stellen. 

Feinde:  Spechte  hacken  die  Larven  aus;  andere  Vögel  stellen 
den  Käfern  nach.     Parasiten  der  Larven  noch  wenige  bekannt. 

Zur  Vorbeugung  des  Schadens  ist  vor  allem  für  gutes  Gedeihen 
der  Bäume  zu  sorgen ,  durch  Beschneiden ,  Düngen  usw.  Die  B  e  - 
kämpfung  mufs  sich  je  nach  dem  Befalle  richten.  Sind  nui*  einzelne 
Äste  oder  Zweige  befallen,  so  sind  sie  vor  der  Flugzeit  der  Käfer  ab- 
zusägen und  sofort  zu  verbrennen.  Ist  dagegen  die  Krone  stärker  an- 
gegangen, so  ist  der  ganze  Baum  so  zu  behandeln.  Frafsgänge  im 
Stamme  können  ausgeschnitten  und  nachher  gut  verbunden  werden. 
Goethe  ^ )  hat  Schröpfschnitte  durch  sie  für  recht  günstig  befunden ; 
hierbei  werden  die  Larven  durchschnitten  oder  auch  von  dem  nun  ein- 
tretenden stärkeren  Saftzuflufs  getötet.  Einträufeln  von  Schwefelkohlen- 
stoff in  die  Gänge,  Verbände  aus  Papier,  Spritzen  mit  Kalk  und  Schwein- 
furter  Grün.  Bekämpfung  und  Vorbeugung  zugleich  gewähren  Verbände 
aus  Lehm  (zwei  Teile),  Kuhmist  und  Kalk  (je  ein  Teil),  möglichst  noch 
mit  Leinwand  fest  umwickelt,  Anfang  Mai  um  die  Stämme  befallener 
Bäume  herum  gelegt:  Larven  und  Puppen  ersticken,  Käfer  können 
nicht  ausfliegen,  angeflogene  keine  Eier  ablegen.  Ki'anlve  oder  frisch 
abgehauene  Stämme  nützen  als  Fangbäume. 

^)  Kerremans,  Ch.,  Farn.  Buprestidae.    Genera  Insectorum,  Fase.  XII,  Bruxelles 
1903,  4o.  —  ibid.,  Monog;raphie  des  Buprestides,  Bruxelles  1904  ff.,  8^'. 
2)  Siehe  bei  Afirütifi  sinuatiis. 


Buprestiden,  Prachtkäfer.  4g5 

Chrysochroa  (Catoxantha)  bieolor  F.  (gigantea  Scliall.)^),  Java. 
Larve  in  bis  1  m  laiigen  und  8  mm  breiten  Gängen  im  Holze  von 
Stamm  und  dickeren  Ästen  der  Kakaobäume.  Saft  und  Bolirmelil  treten 
aus.  —  Chr.  fulminans  F.  ^),  ebenda,  Larven  in  weicliliolzigen 
Bäumen,  wie  Albizzia,  einige  Male  auch  in  Kakao ;  fressen  grofse  Plätze 
im  Baste  aus.     Puppenwiege  im  Holze. 

Cyria  imperialis  F. ^),  Australien;  Larven  in  den  Banksia-Bäumen, 
die  als  Scliutzwall  die  Meeresküsten  einsäumen ;  sie  bohren  im  Holze  bis 
8—10  Zoll  über  den  Erdboden  hinab.  Feinde:  gröfsere  Vögel,  Vocconia  S]). 
(Spinne),  gröfsere  Asiliden.  Winde  treiben  die  Käfer  oft  ins  Meer  hinaus. 

Einige  Chalcophora-Ai'ten*)  (fortis  Lee,  virginiensis  Drur.^), 
liberta  Germ.)  fressen  in  Nordamerika  als  Käfer  an  den  Knospen  von 
Kiefern,  in  deren  Stämmen  die  Larven  leben.  Die  Larve  von 
Ch.  eampestris  Say^)  bohrt  in  Splint  und  Herzholz  von  Sykomore, 
Buche,  Eiche  usw. 

Capnodis  cariosa  Pall.**)  und  C.  tenebrionis  L.^)  in  Dalmatien  in 
Pfirsich-,  Kirschen-,  Pflaumen-  und  Maraskenbäumen  erheblich  schadend; 
Larven  im  Wm-zelhalse,  Käfer  am  Laub. 

Sphenoptera  grossypii  Kerr.^),  Lidien;  Larve  höhlt  den  Stamm 
von  Baumwollepflanzen  aus.  —  Dieselbe  Art  oder  Sph.  riegfleeta  Klug.^) 
in  Baumwolle  im  Sudan.  Eier  einzeln  an  Stamm  oder  Ästen,  in  Ritzen 
oder  Wunden.  Der  ältere  Frafsgang  verläuft  im  Holz,  selbst  bis  unter 
die  Erde,  oft  den  Markkanal  entlang.  Zwei  Brüten.  Die  befallenen 
Pflanzen  sterben  nicht  immer  sofort,  sondern  werden  oft  erst  durch 
nachträglichen  Befall  von  Termiten  getötet. 

Die  meisten  Dicerca-Arten  leben  in  anbrüchigen  Bäumen.  Doch 
scheinen  in  Eiu'opa  D.  alni  Fisch.  ^")  (Erlen,  Hasel-,  Walnufs,  Weide), 
D.  aenea  L.  (Erlen),  in  Amerika ^M  D,  divarieata  Say  (Obstbäume, 
Buchen,  Ahorn)  und  D.  tenebrosa  Kby  (Nadelhölzer)  auch  gesunde 
Bäume  anzugehen. 

Trachykele  opulenta  Fall,  and  blondeli  Mars. ;  Oregon,  Californien^ 
Washing-ton ;  im  Saft-  und  Herzholz  von  Cedern  ^^). 

Poecilonota  variolosa  Payk.  (conspersa  Mars.)^^).  Europa,  Algier. 
Larve  in  Stamm  und  dickeren  Ästen  von  Pappeln,  vorwiegend  im  Holze. 
Generation  dreijährig. 

Lampra  rutilans  F.  Larven  in  Ästen  alter,  stärkerer  Linden;  Gang 
zwischen  Splint  und  Bast,  scharf  randig ;  darüber  stirbt  die  Rinde  ab,  so 
dafs  Faulstellen  entstehen.  Puppenwiege  in  stärkerer  Rinde  oder  im 
Holze.  Flugloch  5  mm  breit.  Generation  wolil  dreijährig.  —  L.  deeipiens 
Mannerh.  ^^),  Algier;  in  Stamm  und  Ästen  von  Pappeln,  sehr  schädlich. 

'')  Zehntner,  Proefstat.  Cacao  Salatiga,  Bull.  I,  1901,  p.  8.  —  v.  Faber,  Arb.  k. 
biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Bd.  (3,  1909,  p.  275—276,  Fig.  35. 

-)  KoxiNGSBERGER,  Med.  's  Laiids  Plantent.  22,  1908,  p.  41.  ^ 

3)  Frexch,  Handbook  destruct.  Ins.  Victoria,  Vol.  .3,  1900,  p.  67—69,  PI.  44. 

*)  Harringxon,  33.  Eep.  ent.  Soc.  Ontario  1902,  p.  115.  —  Felt,  New  York  St. 
Mus.,  Mem.  8,  Vol.  2,  1906,  p.  653—655,  fig.  185,  186. 

5)  Burke,  Tearb.  IT.  S.  Dept.  Agric.  1909,  p.  412—415,  fig.  36. 

^)  Slaus-Kantschieder,  Ber.  k.  k.  landw.  Versuchsstat.  Spalato  1906. 

')  ibid.  —  KücK,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  20,  1910,  S.  76—79,  Taf.  3. 

^)  Mäxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  A2;ric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  134,  fig.  17,  18. 

9)  KixNG,  H.  H.,  Journ.  econ.  Biol.,>ol.  4,  1909,  p.  42—44,  PI.  5. 
i<>)  MoLLANDiN  DE  Boissv,  Bull.  Soc.  ent.  France  1905,  p.  95—96. 
")  Felt,  1.  c.  p.  457— 458,_ 657 ;  Lochhead,  32.  Rep.  Ontario  ent.  Soc.  1902,  p.  113 
—  Hakrington,  ibid.  p.  115,  fig.  105. 

1-)  Burke,  1.  c  p.  408—410,  figs.  31,  32. 

")  EicHARD,  Fenille  jenn.  Natur.  T.  19,  1889,  p.  .50—51. 


486  Coleopteren,  Käfer. 

In  Europa  Biiprestis  novemmaeulata  L.  (flavopimctata  DeG.) 
in  anbrücliigeii  Stöcken  der  gemeinen  und  Seekiefer,  B.  rustiea  L.  in 
Weiistanne;  in  Nordamerika  M  B.  striata  F.,  maculiventris  Say, 
eonsularis  Gory,  apricans  Hbst  mid  aurulenta  L.  in  Kiefern. 

Phaeuops  eyanea  F.  Mittel-  mid  Südeiiropa,  in  Pinus;  selu^  ge- 
fährlich; vermag  sell)st  ältere  Bäume  abzutöten. 

Melauophila  pieta  Fall,  (decostigma  F.)^),  Südeuropa,  Algier-,  I^arven 
in  jungen,  geschwächten  Pappeln,  die  sie  rasch  abtöten.  —  M.  pini- 
edulis"  Burke^),  Nordamerika,  Ai-izona;  Larven  in  Pinus  edulis.  —  In 
Nordamerika-*)  sind  M.  fulvogruttata  Harr,  und  drumondii  Kby  die 
.schlünmsten  Feinde  der  Tsuga-xAl'ten  und  anderer  Nadelhölzer. 

Authaxia  quadripunetata  L.  Käfer  auf  Blüten,  besonders  von 
Cistus  helianthemum ,  Caltha  palustris.  Larven  in  Kiefern  bis  zu 
zehn  Jahren,  aber  auch  in  totem  Holze.  Gänge  stark  geschlängelt, 
verlaufen  von  oben  nach  unten,  oft  spiralig.  Generation  zweijährig.  — 
A.  eandens  Panz. ^),  Niederösterreich-,  in  Zwetschen-,  Kirsch-  und 
Eichenbäumen;  bringt  die  Krone  zum  Absterben. 

Chrysobotliris  afflnis  F.  Larven  in  Laubholz,  besonders  jüngeren 
Eichen,  tief  unten  am  Stamm,  dicht  über  AVurz elanlauf.  Gänge  selu^  flach, 
daher  Frafsstelle  äufserlich  nicht  kenntlich.  Generation  zwei-  (drei-?) 
jährig.  —  Chr.  Solieri  Lap.  In  Stämmen  jüngerer  und  in  dünneren 
Ästen  älterer  Bämne ;  Generation  im  Süden  ein-,  im  Norden  zweijährig. 

Chr.  femorata  F.*').  The  flat-headed  api^le-tree  borer.  Nord- 
amerika: in  vielen  Laub  abwerfenden  Bäumen,  namentlich  auch  in 
Obst-,  besonders  Apfelbäumen ;  zieht  ki'anke  oder  sterbende  vor ;  häufig 
in  jungen,  frisch  umgepflanzten.  An  älteren  Bäumen  gewöhnlich  in  der 
Krone ,  aber  bis  auf  stärkere  Äste  herabgreifend ;  junge  werden  häufig 
geringelt.  Ältere  Larven  dringen  bis  ins  Herzholz.  Ameisen  stellen 
den  Larven  und  Puppen  nach.  Selbst  in  Johannisbeere.  —  Chr.  mali 
Hörn'),  Arizona,  CaUfornien;  tötet  junge  Apfelbäume.  —  Auch  in 
nordamerikanischen  Pinus-Arten  leben  ^)   mehrere  Chrysobothris-Ai'ten. 

Stigiiiodera  suturalis  Donov.  (vertebralis  Boisd.)'*).  Li  Australien 
ein  ernstlicher  Feind  der  Casuarinen.  Die  eben  ausschlüpfenden,  noch 
weichen  Käfer  fallen  häufig  Ameisen,  Spinnen,  Vögeln  zum  Opfer. 

Die  Larven  der  Unterfamilie  Agrilinen  drehen  sich  vor  der  Ver- 
puppung nicht  um,  sondern  nagen  die  Puppen  wiege  weiter  bis  dicht 
unter  die  Rinde,  so  dafs  sie  zwei  Löcher  zeigt,  das  Eingangs-  und  das 
Ausgangsloch. 

Coraebiis  bifaseiatus  Oliv.  ^^).  Südliches  Europa.  Eier  einzeln  an 
Maitrieben  von  Eichen,  besonders  von  Kork-  und  Steineichen.  Larve 
frifst  zuerst  im  Baste,  dann  in  der  Markröhre  des  einjährigen  Zweiges 

1)  Harrixgtox,  1.  c.  -  BniKK,  1.  c,  p.  410—412,  fig.  34,  35. 

-)  Eichard,  Feuille  jeun.  Natur.  T.   19,   18S9,  p.  50—51. 

=')  Proc.  ent.  Soc.  Washington,  Vol.  9,  1908,  p.  117—118,  fig.  6. 

*)  Hopkins,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  37,  1902,  p.  22.  —  Burkk,  1.  c. 
p.  404-406,  figs.  27,  28. 

^)  SvRtrrscHEK,  Allg.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  7.  1902.  S.  112—113. 

6)  Chittendkn-,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent ,  Circ.  32,  See.  Ser.,  1898,  p.  9—12, 
1  fig.  —  Banks,  ibid..  Bull.  34,  1902,  p.  40,  fig.  37. 

^)  CocKERELL,  ibid.,  Bull.  37,  1902,  p.  108. 

^)  Harringtox,  1.  c. 

'')  Frexch,  1.  c.  Pt.  IV,  Melbourne  1909,  p.  95—96,  PI.  75. 

10)  NciEL,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agric,  1907,  2«  trim.,  p.  7— 8.  —  de  la  Per- 
raudiere,  Bull.  Soc  ent.  France  1902,  p.  251 — 53. 


Buprestiden,  Prachtkäfer.  487 

und  schlielslich  im  Splinte  des  zwei-  und  mehrjährigen  Holzes,  mehr 
oder  weniger  spiralig,  1 — 1,5  m  abwärts.  Vor  der  Verpuppung  frifst 
sie  einen  tief  in  den  Splint  und  Bast  eingreifenden  Ringel-  oder  Spii^al- 
gang,  durch  den  alles  darüber  befindliche  abstirbt.  In  diesem  ab- 
sterbenden Holze  geht  sie  nach  oben  und  verfertigt  hier  ihre  Puppen- 
wiege. Namentlich  ein  Feind  der  jungen  Eichenpflanzungen.  Generation 
in  Südfrankreich  zwei-,  weiter  nördlich  drei-  (vier-?)  jährig.  —  C.undatus 
F.M.  Mittleres  und  südliches  Europa;  unter  der  Rinde  starker  Eichen ; 
in  Korkeichen  in  der  Rinde.  Gänge  1,50 — 1,80  m  lang,  daher  wenigstens 
technisch  schadend, 

Agrilus  Meg. 

A.  sinuatus    Oliv.      Gebuchteter    Birnbaum -Prachtkäfer^) 

Süddeutschland,  aber  auch  sehr  häufig  bei  Berlin ;  Luxemburg,  Holland, 
Frankreich.  Etwa  1884  nach  Nordamerika  (New  York)  eingeschleppt.  — 
Eier  in  Rindenritzen  oder  hinter  Rindenschuppen  junger  Birn-  und 
Weifsdornbäume,  oder  älterer  Aste ;  dick-  und  rauhrindige  alte  Bäume 
werden  verschmäht.  Larve  frifst  meistens  von  oben  nach  unten,  im 
ersten  Jahre  sehr  schmale  Zickzackgänge,  im  zweiten  Jahre  breitere 
gröfsere,  abgerundete  Windungen.  Am  Ende  dieses  Jahres  nagt  sie 
die  Puppenwiege ,  aber  erst  im  März  des  dritten  verpuppt  sie  sich, 
nach  Smith  immer  im  Stamm,  auch  wenn  sie  vorher  in  einem  Aste  ge- 
lebt hat.  Dünnere  Stämme  oder  Äste  werden  häufig  geringelt,  daher  die 
Larve  in  den  Rheinlanden  den  Namen  „Ringel wurm"  erhalten  hat. 
Über  den  Frafsgängen  des  zweiten  Jahres  platzt  gewöhnlich  die  Rinde 
in  Rissen  und  Sprüngen  auf,  aus  denen  im  Juni  schaumiger  Saft  tritt ; 
die  Rinde  sinkt  ein,  schwärzt  sich  und  stirbt  ab.  Befallene  Bäume 
oder  Äste  kränkeln,  treiben  schwächliche  Schösse,  das  Laub  bleibt 
klein,  ist  anfänglich  blau,  wird  rasch  gelb ;  die  Früchte  entwickeln  sich 
nicht  fertig,  sondern  fallen  häufig  in  halber  Gröfse  ab.  Stärker  befallene 
Stämme  oder  Äste  gehen  ein  (Wipfeldürre).  In  Luxemburg  werden  am 
meisten  befallen  auf  Mergelboden  stehende  Lokalsorten,  in  Geisenheim 
am  wenigsten  Stämme  aus  Lempps  Mostbirne;  in  Nordamerika  leidet 
am  meisten  die  Sorte  Bartlett,  am  wenigsten  die  Keitiferbirne ,  die  die 
Gänge  zu  verwachsen  imstande  ist.  —  Nach  Smith  verzehrten  Cleriden- 
Larven  die  von  Agrilus. 

A.  viridis  L.  An  Eichen,  Buchen,  Erlen,  Aspen,  Linden,  Birken, 
Rosen ^),  Reben*);  bei  Budapest'^)  überaus  schädlich  an  Steinobst; 
vorwiegend  an  jungen  Bäumen,  die  gewöhnlich  geringelt  werden  und  ein- 
gehen. —  In  jungen  Eichen  und  Buchen  leben  ferner  A.  elong-atus  Hbst. 
(tenuis  Ratz.)  ang"ustulus  111.,  big-uttatus  F.  (pannonicus  Pill.)  usw.. 


1)  NoEL,  1.  c.  1908,  3e  trim.,  p.  6—7. 

2)  PuTüx,  Eev.  d'Entom.,  Vol.  2,  1883,  p.  67—69.  —  Goethe,  Ber.  Kgl.  Lehr- 
anstalt Geisenheim  1890/91,  S.  37—41,  Fig.  10;  Ausz. :  Ent.  Nachr.,  Bd.  19,  1893, 
S.  25—30.  —  Smith,  J.  B.,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.,  Eep.  1894,  p.  550—561,  figs 
37—41:  Bull.  109,  1895,  p.  13—24,  figs.  4—8.  —  v.  Schilling,  Prakt.  ßatg.  Obst-  u. 
Gartenbau  1897,  S.  153—154,  4  Figg.  —  Busse,  ibid.,  S.  233—234.  —  Eitzem.v  Bos, 
Tijdschr.  Plantenz.  D.  8,  1902,  p.  41—42;  Ziekt.  en  Beschädig.  Ooftbouvrgewass.,  D.  III, 
Groningen  1905,  p.  24—27,  fig.  15—16.  —  Ferrant,  Schädl.  Insekt.  Land-  u.  Forst- 
wirtsch.,  Luxemburg  1909,  S.  226—228,  Fig.  162—63. 

3)  Richter  von  Binnenthal,  Rosenschädlinge  a.  d.  Tierreiche,  Stuttgart  1903, 
S.  102—05,  Fig.  9. 

*)  Rübsaamen,  Die  wichtigsten  deutschen  Rebenschädlinge,  Berlm  1908,  S.  103. 
5)  Sajö,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  4,  1894,  S.  103;  Bd.  5,  1895,  S.  283. 


488  Coleopteren,  Iväfer. 

in  älteren  Pappeln  und  Weiden  A.  ater  L.  (sexguttatns  Hbst) ,  in 
Stralsenlinden  A.  aurieoUis  Kiesw.  M. 

A.  anxius  Gory,  The  Bronze  Birch  borer  2).  Nordamerika. 
Seit  1898  schädlich  in  Birken,  von  denen  unzählige  abgetötet  wurden; 
am  meisten  in  der  eingeführten  Betula  alba,  aber  auch  in  einheimischen 
Arten ,  ferner  in  Pappeln  und  Weiden ,  immer  aber  nur  in  einzeln 
stehenden  Bäumen  an  Strafsen,  in  Parken  und  Gärten,  nie  in  Wald- 
beständen.  Bedroht  sind  vor  allem  durch  Spechte,  Blattläuse  oder 
ähnliches  geschwächte.  Käfer  merkwürdigerweise  am  liebsten  am  Laub 
von  Weiden  und  Pappeln,  nur  ungern  an  Linden.  Eier  zu  5 — 10. 
Larvengänge  der  Hauptsache  nach  im  Splinte,  aber  auch  im  Marke  und 
Holze,  das  sie  namentlich  bei  dünneren  Zweigen  mehrmals  durchbohren 
können,  1 — 2,  selbst  5  Fufs  lang.  Puppenwiege  dicht  unter  der  Rinde, 
im  Holze  nur  dann ,  wenn  jene  zu  dünn  oder  bereits  abgestorben  ist. 
Vor  der  Verpuppung  bohrt  die  Larve  ein  stecknadelkopfgrofses  Loch 
nach  aufsen.  Über  den  Gängen  verfärbt  sich  die  Rinde  rötlich.  Bei 
schwachem  Befalle  verwachsen  die  Gänge  wieder,  bei  starkem  sterben 
die  Bäume  von  den  zuerst  befallenen  Asten  der  Krone  aus  ab.  Feinde 
sind  in  erster  Linie  Spechte ;  doch  sind  sie  gerade  aus  den  in  Betracht 
kommenden  Örtlichkeiten  durch  den  überhandnehmenden  englischen 
Sperling  vertrieben.  —  A.  bilineatus  Web.^).  The  two-lined  chestnut 
borer.     Nordamerika,  in  Castanea  dentata,  Eichen  usw. 

A.  rufleoUis  F.*),  The  red-neeked  Cane  borer.  Nordamerika, 
an  Brombere,  in  deren  Blätter  der  Käfer  kleine,  runde  Löcher  frifst. 
Die  Eier  werden  einzeln  tief  in  die  Blattachseln  geschoben.  Die 
Larven  fressen  im  Splinte  spiralig  abwärts  bis  zum  Herbste.  Dann 
bohren  sie  im  Marke  aufwärts  und  verfertigen  hier  auch  die  Puppen- 
wiege. Über  den  Gängen  schwillt  im  Spätsommer  die  Rinde  zu  sym- 
metrischen, länglichen,  nicht  sehr  dicken  Gallen  an.  Im  nächsten  Früh- 
jahre werfen  die  Ruten  häufig  die  Blätter,  selbst  die  Blüten  ab,  selten 
reifen  sie  die  Früchte,  und  immer  gehen  sie  im  Sommer  ein.  —  Auch  in 
Himbeeren  und  Reben,  aber  ohne  hier  Gallen  zu  erzeugen  und  die  Ruten 
abzutöten.  —  Alle  befallene  Triebe  sind  bis  spätestens  Mitte  April  unter- 
halb der  untersten  Galle  abzuschneiden  und  sofort  zu  verbrennen. 

A.  ehrysoderes  var.  rubieola  Ab.^),  Frankreich,  in  gleicher 
Weise  in  Himbeeren ,  weniger  in  Brombeeren ,  auch  in  Ribes  nigrum, 
nur  überall  Gallen  hervorrufend.     Parasit :    Tetra stieJ/us.  agriloriwi  Ratz. 

Aphanisticus  eonsang-uineus  Rits.  und  Krüg-eri  Rits.  Java '5). 
Die  Käfer  schaben  auf  den  Blättern  des  Zuckerrohres  die  Oberhaut 
ab ,  so  dafs  kleine  weiise  Streifen  entstehen.  Larven  minieren  in  den 
Blättern   auf-   und  abwärts,   verschiedene  Male  umdrehend.     Puppe  im 


')  Wachtl,  Wien.  ent.  Zeitg.  1888,  S.  298—297. 

2)  Chittenden,  ü.  S.  Dept.  Ägric,  Div.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  44—51, 
figs.  15—17.  —  Slingerland,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  234,  1906,  p.  65-7;:;, 
9  figs.  —  BuRKE,  1.  c.  p.  403,  fig.  26. 

3)  Chiitenden,  1.  c,  Circ.  24.  N.  S.,  1897,  8  pp.,  1  fig.  —  Burkk,  1.  c.  p.  401—402, 
fig.  25. 

*)  Smith,  J.  B.,  New  Jersey  agric.  Coli.,  Rep.  1891,  p.  373—378,  fig.  8—10;  Rep. 
1892,  p.  456—459,  fig.  28. 

6)  Marchai,,  P.,  Bull.  Soc.  ent.  France  1906,  p.  170—171;  id.  et  Vercier,  Bull.  Off. 
Renseign.  agric.  1906.  No.  12;  Sep.  6  pp  ,  4  figs. 

6)  Zehntner,  Meded.  Proefstat.  Oost  Java,  N.  S.,  No.  42,  1897,  14  pp.,  1  PL  — 
Koningsberger,  Med.  's  Lands  Plantentuin  22,  1898,  p.  40—41.  —  van  Deventek,  De 
dierlijke  Vijanden  Suikerriet,  Batavia  1906,  p.  46—51,  PI.  6. 


Buprestiden,  Prachtkäfer.     Lymexyloniden.     Bostrychiden.  489 

Blatte.  Ganze  Entwicklung  37 — 41  Tage,  daher  mehrere  Brüten  im 
Jahre.  Schaden  nicht  nennenswert,  sein  Umsichgreifen  leicht  durch 
Abschneiden   der  minierten  Blätter  zu  bekämpfen. 

SoKAUER  ^ )  erhielt  aus  Usambara  KafPeeblätter  mit  Platzminen ,  die 
je  mehrere  Larven  enthielten,  deren  Exkremente  kettenartig  aneinander 
hingen.    Nach  Kolbe  handelte  es  sich  wahrscheinlich  um  eine  Trachys-Art. 

Lymexyloniden. 

Larven  in  gefälltem  Holze,  nur  Lymexjion  navale  L.  bereits  im 
"Walde  in  Wundstellen  anbrüchiger  Bäume-).  Hauptschaden  technisch. — 
Melittomma  insulare  Fairm.  schadet  nach  Theobald^)  auf  den  Seychellen 
den  Kokospalmen. 

Bostrycliiden*). 

Käfer  und  Larven  in  Holz,  vorwiegend  in  totem,  bereits  gefälltem, 
sogar  bearbeitetem;  einige  Arten  aber  auch  in  lebendem,  wenn  auch 
wohl  vorwiegend  in  anbrüchigem.     Li  der  Hauptsache  tropisch. 

Dinoderus  minutus  F.,  pilifrons  L.  und  Bostrychopsis  parallela 
Lesne'^)  in  Indien  in  Bambus,  Dendrocalamus  strictus,  im  Dschungel: 
melnrere  Generationen  gehen  gewöhnlich  an  einem  Stamme  zu  einem 
Loche  ein  und  aus,  so  dafs  von  aufsen  kaum  etwas  zu  sehen  ist,  selbst 
wenn  das  Lmere  bereits  in  Staub  zermalmt  ist.  In  den  (für  Tele- 
graphenstangen usw.)  gefällten  Stangen  arbeiten  sie  dann  weiter. 

Boslrychopsls  jesuita  F.  und  Rhlzopertha-Arten  in  Australien  **) 
in  Citrus- ,  Feigen- ,  Apfel-  und  anderen  Bäumen  ungemein  schädlich ; 
Larven  in  längs  verlaufenden  Gängen. 

Schistoceros  hamatus  F.  (Amphicerus  bieaudatus  Say).  Apple 
twigborer  ^).  Östliches  Nordamerika;  in  dünnen  Zweigen  von  Apfel-  und 
anderen  Obst-  und  Laubbäumen,  Fraxinus  viridis,  "Weinrebe.  Die 
Käfer  bohren  sich  über  einer  Knospe  oder  Gabelung  ein  und  im  Marke 
15 — 40  cm  tief  hinab.  Der  Schaden  kann  recht  beträchtlich  sein  und 
zum  Tode  ganzer  Bäume  führen.  Larven  in  totem  Holze  von  Reben 
und  Tamarisken  und  in  absterbenden  Wurzeln  von  Smilax. 

Siiioxylou  perforans  Schrk.  (bispmosum  OL,  muricatum  F.)^). 
In  Tirol  und  Italien  in  den  einjährigen  Trieben  der  Reben ,  die  ver- 
trocknen und  abbrechen.  Die  sehr  grofse  Larve  im  Holze,  das  sie 
schliefslich  ringelt.  Im  österreichischen  Küstenlande  hat  sie  die  Gipfel 
15  —  30 jähriger  Eichen  zum  Absterben  gebracht,  indem  sie  sich  in 
die  oberen  Stammteile  einbohrte.  —  S.  sexdentatum.  Ol.  (chalco- 
graphum  Ol.).     In  Spanien  in  Reben,   in  Südfrankreich  in  Steineichen. 


')  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  11,  1901,  S.  182. 

-)  Judeich  und  Nitschk,  Mitteleurop.  Forstinsektenkunde,  Bd.  1,  S.  8-34—36. 

3)  Eeport  for  190-5/06,  p.  108. 

*)  Lesne,  Ann.  Soc.  ent.  France  1896,  1897,  1898,  1900,  1906,  1909.  Lesne  er- 
wälint  in  dieser  ausführlichen  Monographie  noch  zahlreiche  Arten,  die  in  lebenden 
Bäumen  und  anderen  Pflanzen  auftreten.  Wir  beschränken  uns  hier  auf  in  phyto- 
pathologischen  Schi-iften  enthaltene  Arten. 

^)  Stebbixg,  Departm.  not.  Insects  that  affect  forestrv.  Calcutta  1901 — 1906, 
p.  168—175,  PL  8,  fig.  1,  2;  p.  355—366,  PI.  20,  fig.  8,  PI.  21. 

6j  Fkench,  1.  c,  Vol.  lY,  1909,  p.  89—92,  PI.  81. 

^)  Smith,  J.  B.,  Eeport  for  1894,  p.  572—575,  fig.  48.  —  Lesne.  Ann.  Soc.  ent. 
France  T.  67,  1898,  p.  513—519,  fig.  48,  106,  107.  —  Chittenden,  ü.  S.  Dept.  Agric, 
Div.  Ent.,  Bull.  19,  1899,  p.  98.  —  Quaintance,  ibid..  Bull.  20,  1899,  p.  58. 

ä)  JuDEicH  u.  Nitsche,  1.  c. ,  p.  344.  —  Lüstner,  in:  Babo  u.  Mach,  Weinbau, 
3.  Aufl.,  Berlin  1910,  S.  1041,  Fig.  5.54. 


490  Coleopteren,  Käfer. 

S.  rutleorne  Fahr.  Süd-  und  Ost -Afrika.  5 — 7  mm  lang,  kurz, 
parallel,  nur  wenig  nach  hinten  verbreitert;  schwarz,  Abdomen  braun, 
Antennen  rot,  Beine  braunrot;  sehr  variabel.  Der  Käfer  schadet  nach 
einem  Gouvernementsberichte  in  Deutsch-Südwest-Afrika  bedeutend  in 
jungen  Casuarinen-Bäumchen. 

Apate  monaehus  F.  fcarmelita  F.,  francisca  F.]  M.  Ost-  und  West- 
afrika, Antillen:  sehr  schädlich  verschiedenen  Laubbäumen,  wie  Orangen, 
Pflaumen,  Mandeln,  Kaftee,  Persea  gratissima  usw.  In  Westafrika 
besonders  schädlich  in  jüngeren  (4 — 5  Jahre  alten)  Kaffeebäumchen-), 
in  deren  Rinde  und  Herzholz  die  Larven  Längsgänge  bohren.  Li  der 
Nachbarschaft  dieser  schwärzen  sich  die  Blüten  und  Zweige:  die 
Bäume  gehen  ein. 

Anobiideii. 

Käfer  zum  geringeren  Teile  in  Blüten,  meistens  in  totem  Holze  und 
toter  Rinde-,  nur  einige  Arten  auch  in  krankem  Holze  lebender  Laub- 
bäume, wie  Xestobium  plumbeum  111.  und  rufovillosum.  Deg. ;  tech- 
nisch schädlich.  —  Die  Larve  von  Ernobiiis  nigrinus  Strm.  frifst 
Kieferntriebe  von  unten  nach  oben  aus,  ähnlich  wie  der  Käfer  von 
Hylesmiis  piniperda  L.  —  Die  von  E.  abietis  F.,  longfieornis  Strm. 
und  ang"usticollis  Ratzb.  entwickeln  sich  in  der  Spindel  von  Fichten-, 
die  von  E.  abietinus  Gyll.  in  denen  von  Kiefernzapfen.  Zuerst 
wird  die  Spindel,  dann  die  Basis  der  Schuppen  zerstört,  auch  die  Samen 
werden  an-,  bzw.  ausgefressen. 

Heteromereiu 

Füfse  der  beiden  vorderen  Beinpaare  mit  fünf,  die  des  dritten 
Paares  mit  vier  Gliedern. 

Meloideii  (Caiitliarideii). 

Die  Körperflüssigkeit  vieler  Blasenkäfer,  blister-beetles ,  wirkt  auf 
der  menschlichen  Haut  blasenziehend.  Käfer  in  der  Hauj)tsache  phyto- 
phag,  die  Larven  karnivor.  Metamorphose  mit  drei  verschiedenen 
Larvenstadien. 

Die  Larven  der  „Ölkäfer",  Meloiuen,  leben  parasitisch  in  Bienen- 
stöcken ,  die  Käfer  von  niederen  Pflanzen ;  letztere  werden  aber  nur 
ganz  ausnahmsweise  schädlich.  Erwähnt  werden  Meloe  amerieanus 
Leach^)  von  Kartoffeln,  M.  ang-ustieollis  Say*)  von  Impatiens  spp.  in 
Ohio,  M.  impressus  Kby  ■'')  von  jungem  Weizen  und  Roggen  in  Missouri 
und  Cysteodemus  (Meg-etra)  vittatus  Lec.*^)  von  Zuckerrüben  in  Ari- 
zona und  Neu-Mexiko. 

Die  Pflasterkäfer,  Lyttineii,  in  der  Hauptsache  m  wärmeren  Zonen, 
fliegen  bei  warmem  Sonnenschein  um  ihre  Nährpflanzen,  an  Blättern 
und  Blüten.  Gewöhnlich  erschemt  eine  Art  an  einem  Orte  plötzlich 
in  grofser  Menge ,    frifst   ihre   Nährpflanzen   in   wenigen    Tagen    mehr 

1)  Aulmann,  Fauna  d.  deutschen  Kolonien,  R.  V,  Hft.  2,  Berlin  1911,  S.  5—9, 
Fig.  4—6 

2)  Sadebkck,  Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  4,  1895,  S.  340,  Anm.  —  Wisser,  Bull. 
Mus.  Hist.  nat.  Paris  1899,  p.  119-122,  flg. 

3)  Fletcher,  80  th  Rep.  Ontario  ent.  See.  1899,  p.  108. 

*)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  100. 

5)  ibid.  Bull.  30,  N.  S.,  1901,  p.  98. 

•5)  FoKBES,  21  tli  Rep.  nox.  benef.  Insects  Illinois,  1900,  p.  139  (nach  Cockekell). 


Anobiiden.     Heteromeren.     Meloiden  (Canthariden).  49]^ 

oder  minder  kahl,  verschwindet,  bzw.  wird  von  einer  anderen  Art 
abgelöst.  Manche  Arten  zeigen  einen  ausgesprochenen  Wandertrieb, 
der  aber  nur  durch  Nahrungsmangel  ausgelöst  zu  werden  scheint. 
Larven  leben  in  der  Hauptsache  von  Eiern  von  Feldheuschrecken, 
sind  also  sehr  nützlich,  während  die  Käfer  in  höherem  Maise  schädlich 
sind.  Bekäm]3tung  am  besten  durch  Bespritzen  der  bedrohten  Pflanzen 
mit  Arsensalzen  oder  anderen  starken  Insektengiften  (Chlorbaryum  4^/oig). 
In  Amerika  werden  sie  häufig,  ähnlich  wie  die  Heusclu^ecken,  durch  eine 
Reihe  langsam  das  Feld  durchquerender  Menschen,  die  mit  belaubten 
Zweigen  die  Pflanzen  abklopfen,  in  Strohhaufen  getrieben,  die  man  dann 
anzündet.  Von  Bäumen  sind  sie  an  kühlen  Morgen  abzuschütteln.  Sie 
fangen  sich  am  Licht.  Die  Pflasterkäfer  scheinen  eine  Vorliebe  für 
Pflanzen  mit  giftigen  oder  scharfen  Säften  zu  haben,  für  Solaneen, 
Pfeffergewächse  usw.  Doch  werden  auch  zahlreiche  andere  Pflanzen 
befallen. 

Henous  eonfertus  Say ,  Nordamerika  ^) ;  vorwiegend  an  wilden 
Solaneen,  aber  auch  an  Kartoffeln  und  in  Texas  an  eingeführter 
Amaryllus  Candida. 

Zouabris  Harold  (Mylabris  auct.). 

Z.  (M.)  floralis  Pall. -).  Südliches  Europa,  selbst  Süddeutschland; 
m  Südrufsland  an  Kartoffeln  und  Tabak  schädlich.  —  Z.  (M.)  14-punetata 
Pall.  ^),  Südost-Rulsland  bis  Südwest-Sibirien;  an  Gemüse,  Kartoffeln, 
Tabak  usw.  —  Z.  (M.)  variabilis  Pall.  und  4-punetata  L.^),  Süd-Rufs- 
land; überfallen  gewöhnlich  gemeinsam  Ende  Juni,  Anfang  Juli  das 
"Wintergetreide,  vernichten  die  Blüten,  fressen  selbst  die  Grrannen  und 
verschwinden  plötzlich  nach  etwa  zehn  Tagen  wieder.  —  Z.  (M.)pustulata 
Thunb. ^).  Von  Süd-Europa  nach  Osten  bis  China  verbreitet;  in  Indien 
schädlich  an  den  Blüten  von  Malvaceen,  Cucurbitaceen,  Leguminosen, 
Gemüsen.  —  Z.  (M.)  bihumerosa  Mars.^).  Deutsch- Ost- Afrika;  an 
Knospen  und  Blüten  von  Canna,  Rosen,  Nelken,  Gm-ken. 

Lytta  vesieatoria  L.  Spanische  Fliege  S).  Ganz  Europa,  vor- 
wiegend im  Süden,  aber  bis  Skandinavien  vordringend,  von  Keller*') 
m  den  Alpen  in  1700  m  Höhe  gefunden.  An  Eschen  häufig  Kahlfraß; 
ferner  an  Lonicera,  Syringa,  Cytisus ,  Cornus,  Liguster,  aber  auch 
Ahorn,  Pappeln,  Rosen  usw.  —  In  den  Gebirgsgegenden  Siziliens  über- 
fallen die  Käfer  nach  Marott  schon  von  Ende  März  an  plötzlich  nachts 
zu  Millionen  die  in  Weinbergen  stehenden  Ölbäume,  namentlich  in  der 
Nähe  von  Waldungen,  fressen  sie  gruppenweise  kahl  und  verstecken 
sich  morgens  zwischen  die  Reben,  ohne  sie  aber  zu  beschädigen. 
An  den  Olivenbäumen  verzehren  sie  Blätter,  Blüten  und  Kiiospen,  aber 
nur  so  lange,  bis  die  Blütenblätter  der  verschonten  Bäume  abfallen; 
dann  verschwinden  sie.  —  Gegenmittel:  Abklopfen  frühmorgens,  Ein- 
trieb von  Schweinen,  sammeln  und  verkaufen.  Räuchern  mit  Arte- 
misia  fruticosa  vertrieb   nicht  nur  die  Käfer,    sondern  hinterliei^    auch 


')  U.  S.  Dept.  Agric,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  108. 

2)  Kuppen,  Schädl.  Ins.  Rufslands,  St.  Petersburg  1880,  S.  192—193. 

«)  Maxwell-Lefkoy,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  137,  figs.  21,  22. 

*)  VossELER,  Ber.  Landwirtsch.  D.-Ost- Afrika  Bd.  2,  S.  425;  Pflanzer,  Bd.  J, 
1905,  S.  285. 

•^)  Kuppen,  1.  c.  p.  194-196.  -  Marott,  Feuille  jeun.  Nat.  T.  9,  1878,  p.  12—14, 
23—24;  TiLLET,  ibid.,  1879,  p.  37,  48. 

c)  111.  Zeitschr.  Eut.  Bd.  5,  1900,  S.  223. 


492  Coleopteren,  Käfer. 

den  Blättern  einen  scharfen  Geruch,  der  jene  für  einige  Tage  fern- 
hielt. In  geschwefelten  Weinbergen  bedecken  sich  die  Käfer  oft  voll- 
ständig mi^  dem  Schwefel,  ohne  Schaden  zu  nehmen. 

Die  Larven   leben   parasitisch  in  den  Nestern  von  Erdbienen  usw. 

L.  (Cantharis)  nuialli  Saj^  ^).    Nordamerika,  an  Getreide  schädlich. 

Epicauta  Redt. 

E.  rufldorsum  Goeze  (verticalis  111. 2).  Südost -Europa.  Larve 
in  von  Heuschrecken  zur  Eiablage  benutzten  Böden.  Anfangs  Mai 
die  Käfer,  die  auf  der  Nahrungssuche  in  dichten  Massen  zu  Fuße 
oder  üiegend  wandern.  Sie  überfallen  die  Kartoöeln,  Rüben,  Luzerne, 
Wicken,  Bohnen  usw.  und  fressen  die  Felder  in  3—4  Tagen  kahl  bis 
auf  die  Stengel  und  dicken  Rippen-,  nachts  verstecken  sie  sich  unter 
den  Blättern.  Ende  August  gehen  sie  zugrunde.  —  Ep.  sibirica  Pall. 
(erythrocephala  Pall.)^)  Südosteuropa;  an  Cruciferen  und  Kompositen, 
Kartoffeln  usw.  ;  in  Transkaukasien  auch  an  Indigo.  —  E.  ambusta 
Pall.  ^)  nach  Motschulsky  in  Taurien  in  ungeheuren  Mengen  an  Kreuz- 
blütlern. 

Ep.  (Cantharis)  tenuieollis  Fall,  und  Rouxi  Gast.  •^)  in  Indien 
an  Andropogon  sorghum,  Mais,  Reis,  Panicum  spp.  und  anderem  Getreide. 

In  Nordamerika  ^)  sind ,  vorwiegend  in  den  Südstaaten ,  mehrere 
Epicauta  -  Arten  sehr  schlimme  Feinde  der  verschiedensten  Feld- 
gewächse, in  erster  Linie  der  Kartoffeln  und  anderer  Solaneen,  dann 
aber  auch  von  Leguminosen,  Kreuzblütlern,  Bataten,  Karotten,  Mais, 
selbst  von  Blumen  und  Blüten  (Baumwolle).  Verschmäht  werden 
Zwiebeln  und  Sellerie.  Erst  spät  im  Sommer,  zum  Teil  so  spät,  daß 
z.  B.  ihr  Blattfraß  an  Rüben  belanglos  ist;  hauptsächlich  nächtlich. 
Am  schädlichsten  Ep.  vittata  F.,  die  vor  Auftreten  des  Koloradokäfers 
der  schlimmste  Feind  der  Kartoffeln  in  den  Oststaaten  war;  Ep.  penn- 
silvaniea  DeG.  gibt  ihr  kaum  etwas  nach. 

In  Südamerika  (Brasilien,  Argentinien)^)  sind  Ep.  adspersa  Klug 
und  atomaria  Germ,  namentlich  in  Gärten  an  den  üblichen  Nähr- 
pflanzen sehr  schädlich.  —  Ebenso  die  Arten  der  Gattung  Macrobasis 
Lee.  ^)  (Nordamerika);  die  Pomphopoea  ^)  -  Arten  (Nordamerika)  fressen 
sehr  früh  im  Jahre. 

Eine  unbestimmte  Lyttine  wird  auf  Java  den  Manihot- Pflanzungen 
sehr  schädlich,  geht  aber  auch  auf  andere  Pflanzen  über,  z.  B.  auf 
Mais,  wenn  sie  in  der  Nähe  angebaut  werden. 

Rliipitlocerideii. 

CalliiThipMs  philiberti  Fairm.  schadet  nach  Theobald  ^)  auf  den 
Seychellen  den  Kokospalmen. 

1)  Chittende.v,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  114—116;  Bull.  48, 
1903,  p.  25—27,  flg.  20—22. 

-)  Küppen,  1.  c  p.  199;  Jablonowski,  Tier.  Feinde  d.  Zuckerrübe,  Budapest  1909, 
S.  275-289,  Fig.  88. 

3)  Küppen,  1.  c.  p.  196-199.  —  ')  ibid.  p.  199. 

^)  Maxweli.-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  I,  1907,  p.  35—36,  fig.  19—20. 

ßj  Chittenden,  1.  c.  —  Forbes,  21tii  Eep.  nox.  benef.  Ins.  Illinois,  1900,  p.  137 
bis  142,  fig.  62—64. 

■'l  RiBEiKA,  Lavoura  1899.  p.  58.  —  Bkethes,  Bol.  Agric.  Eepubl.  Argentina, 
Vol.  1,  Nr.  14,  1901,  p.  20—31.  —  d'Utra,  Bol.  Agric.  S.  Paulo,  2^  Ser.,  1901, 
p.  629—635. 

8)  Chittenden,  1.  c.  Bull.  38,  1902,  p.  97^99,  fig.  6. 

9)  Report  for  1905/06,  p.  108. 


Rhipidoceriden.     Melandryiden.     Alleculiden.     Tenebrioniden.  493 

Melandryideii,  Schwarzkäfer. 

Serropalpus  barbatus  Schall,  (striatus  Hell.)  ^).  Larve  in  runden, 
mit  Wurmmehl  gefüllten,  allmählich  breiter  werdenden  Gängen  im  Holz 
von  Weiistanne,  seltener  von  Fichten.    Vorwiegend  technisch  schädlich. 

Alleculiden. 

Die  Käfer  der  Gattung  Omophlus  Sol.  fressen  Blüten,  einige  süd- 
osteuropäische Arten  werden  daher  den  Kulturpflanzen  mehr  oder 
minder  schädlich ,  so  O.  lepturoides  F.  (betulae  Küst.)  ^)  auf  Raps, 
Akazien,  Obst-,  Maulbeer-,  Ölbäumen,  auch  an  Roggen;  O.  rufltarsis 
Leske  an  Roggen ;  O.  rugosieoUis  Brüll,  in  der  Krim  auf  Obstbäumen, 
in  Gemeinschaft  mit  Tropinota  Jiirta.  Podosta  nigrita  F.  befrafs  in 
Ungarn  "Weizenähren. 

Tenebrioniden,  Sclnvarzkäf er  ^). 

Käfer  und  Larven  zum  grofsen  Teile  nächtlich,  bzw.  lichtscheu; 
nähren  sich  vorwiegend  von  Moder,  daher  die  sehr  groise  Familie  mit 
nur  wenigen  Schädlingen.  Die  beiden  Unterfamilien  der  Bolitophaginen 
und  Diaperinen  sind  Pilzfresser. 

Die  Larven  von  Asida  jurinei  Sol,  ^)  hatten  nach  Xambeu  Schnitt- 
reben unter  der  Erde  ganz  zugrunde  gerichtet ;  sie  fressen  sich  auch 
in  die  Wurzeln  von  Leguminosen ,  Öl-  und  Feigenbäumen  usw.,  in 
Kartoffelknollen  usw.  1 — 2  cm  tief  ein.  —  Die  Käfer  von  A.  fasei- 
eulapis^)  Germ,  haben  nach  Giard  in  Rumänien  ganze  Tafeln  von 
"Weinanlagen  kahl  gefressen,  indem  sie  die  noch  zarten  "Weintriebe  voll- 
ständig abschnitten. 

Eleodes  quadPieollis  Lee. •'^)  fraß  1883  bei  Sacramento,  Californien, 
35  acres  Reben  vollständig  kahl.  —  Die  Larven  von  E.  opaea  Say") 
zerstörten  in  Nebraska  zur  Herbstzeit  Aussaaten  von  Mais  und  "Weizen, 
bevor  sie  keimten.  Als  nach  einem  starken  Regen  die  Samen  anfingen 
zu  keimen,  hörte  der  Fraß  auf;  erst  im  nächsten  Frühjahr  setzte  er 
zum  Teil  wieder  im  Herzen  der  jungen  "Weizenpflänzchen  ein.  Von  Ende 
Mai  an  Verpuppung;  Mitte  Juni  erscheinen  die  Käfer,  die  in  Zuclit- 
kästen  breite,  längliche  Löcher  in  Maisblätter  frafsen. 

Pediuiis  femoralis  L. "').  Käfer  und  Larve  in  Bessarabien  ähnlich 
schadend  wie  Opatrum  mtermedium,  jedoch  mehr  in  Maisfeldern  und 
"Wintergetreide,  in  "Weizen  seltener  als  in  Roggen.  Eiablage  von 
Frühling  bis  Sommer  in  die  Erde ,  an  lichte ,  sonnige  Stellen.  Ver- 
puppung von  Mitte  Juli,  Käfer  von  Ende  Juli  an,   begatten   sich  noch 

1)  Ernk,  Mitt.  Schweiz,  ent.  Ges.  Bd.  8,  1872,  S.  525—530,  1  Taf. ;  Wachtl,  Mitt. 
forstl.  Versuchswes.  Österreichs  Bd.  I,  1878,  S.  92—106,  Taf.  15. 

2)  SajÖ,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh. ,  Bd.  4,  1894,  S.  103,  Bd.  5,  1895,  S.  283; 
Malkoff,  ibid.,  Bd.  12,  1902,  S.  250.  —  Marott,  Feuille  jeun.  Natural.  T.  9,  1878,  p.  12.  — 
MoKRZECKi  (s.  Jahresber.  Pflanzenkrankh.  Bd.  8,  S.  44)  berichtet,  dafs  die  Käfer  in 
Taurien  das  oberste  Internodium  an  Winterweizen  anfrafsen  und  so  Vergilbung 
und  Vertrocknen  der  Ähre  bewirkten. 

2)  Für  manche  Angaben  über  diese  Familie  bin  ich  Herrn  H.  GEuiEN-Hamburg 
verpflichtet. 

*)  Xambeu,  Ann.  Soc.  Linn.  Lyon  (2)  T.  40,  1893,  p.  28—30.  —  S.uö,  111.  Wochen- 
schr.  Ent.  Bd.  1,  1896,  S.  385—886. 

^)  (Riley),  U.  S.  Dept.  Agric ,  Div.  Ent.,  Bull.  4,  1884,  p.  90. 

«)  SwENK,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  332—336,  Pls.  9,  10. 

•'j  LiNDEMAN,  Ent.  Nachr.  Jahrg.  13,  1887,  S.  241-244;  Bull.  Soc.  Imper.  Nat. 
Moscou  (2)  T.  2,  1888,  p.  10-59.  —  .Jahlo.nuwski,  1.  c,  S.  202-205,  Fig.  48  d,  D. 


494  Coleopteren,  Käfer. 

im  Herbst.  In  Ruislancl  nördlich  bis  Moskau,  an  Sonnenblumen, 
Gurken,  AVassermelonen,  deren  unterirdische  Stengelteile  die  Larven 
benagen.  Diese  in  Ungarn  von  April  bis  Mai  auch  an  Zuckerrüben.  — 
Opatriims  metallieus  F.  ^) ,  Florida,  an  frisch  versetzten  Tabak- 
pflänzchen;  der  Käfer  soll  sich  unter  sie  auf  den  Rücken  legen  und 
Löcher  in  die  Blätter  fressen,  die  dann  welken. 

Crouocephalum  (Opatrum)  intermedium  Fisch. 2)  Südosteuropa. 
In  Bessarabien  ein  sehr  schlimmer  Feind  des  Tabaks ,  in  Saatbeeten 
und  gleich  nach  der  Verpflanzung.  Ganz  junge  Pflänzchen  werden 
dicht  unter  der  Erde  durchgebissen,  ältere  oberflächlich  benagt;  diese 
kümmern  dann  einige  Zeit,  gehen  aber  schliefslich  doch  ein;  daher  die 
Bauern  die  Krankheit  „Schwindsucht"  nennen.  An  den  Aussaaten  von 
Mais,  Roggen  und  Weizen  fressen  Käfer  und  Larven  den  Embryo  vor 
Beginn  des  Keimens  aus;  erstere  greifen  auch  das  Eiweifs  stärker  an; 
nach  Beginn  des  Keimens  bleibt  der  Embryo  verschont  und  wird  nur 
noch  das  Eiweifs  befressen.  Die  ursprünglichen  Nährpflanzen  aller  dieser 
Arten  sind  Melde  und  Ackerwinde ;  Leguminosen  und  Gräser  werden  ver- 
schmäht. Biologie  wie  bei  Peä.  femoralis,  nur  findet  die  Begattung 
erst  im  Frühjahr  statt.  Gegenmittel:  Tabakfelder  in  zweiter  Hälfte 
vom  März  umpflügen  und  mit  Senf  oder  Raps  bestellen,  die  sehr  rasch 
das  Feld  so  dicht  bedecken,  daß  die  Käfer  keine  geeignete  Stelle  zur 
Eiablage  finden.  Nach  Mitte  Mai  mähen  und  unterpflügen.  Mais  ist 
möglichst  früh  zu  säen  und  die  Keimung  möglichst  zu  beschleunigen.  — 
G.  (0.)  aeutang-ulum  Fairm.  und  depressum  F.^),  Käfer  und  Larven 
auf  Java  an  jungen  Zuckerrohr-  und  Tabakpflänzchen.  —  G.  (Opatrum) 
seriatum  Boisd."*),    Hawaii;   Käfer   schadet  viel   an  reifen  Erdbeeren. 

Opatrum  perlatum  Germ. •'^).  Larven  in  Südfrankreich  an  den 
oberen  Rebwurzeln.  —  In  Südfrankreich  und  Ungarn  frifst  die  Larve 
von  O.  sabulosum  L.*^)  die  im  Boden  aufgequollenen  Knospen  der 
Edelreiser  der  Reben  aus  und  dringt  in  diese  hinein. 

Entochira lateralis Boh.(Holaniarapieeseens Fairm.).  Bibitkever ^), 
Java.  Der  Käfer  frifst  an  jungen  Tabakspflanzen  die  Stengel  an  oder 
dmxh,  in  ältere  bohrt  er  sich  hinein ;  am  Zuckerrohre  frifst  er  mit  Vor- 
liebe die  sich  öffnenden  Augen  an  ober-  und  unterirdischen  Trieben 
aus  und  bohrt  Gänge  in  der  weichen  Wachstumszone  der  Stengel;  die 
Larven  bohren  sich  gerne  in  die  weichen  Enden  der  jungen  Triebe 
des  letzteren  hinein. 

Pliytopliaga. 

Geäder  der  Flügel  von  Typus  III.  Tarsen  kryptopentamer ,  mit 
breiter  Sohle ;  selten  pentamer.    Larven  mit  kurzen  Beinen  oder  beinlos. 


1)  Hooker,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  67,  1907,  p.  109-110. 

2)  LiNDEMAN,  1.  c.  (Bull.  Moscou).  —  Nach  Jablonowski  wanrscheinlicli  identisch 
mit  0  sabulosum  L. 

°)  Devester,  Dierlijke  Vijanden  van  het  Suikerriet;  Amsterdam  1906,  p.  58— 59, 
fig.  29,  30.  —  KoNixGsiiERGER,  BulL  Dep.  Landbouw  Buitenzorg,  Nr.  6,  1908,  p.  81—82. 

*)  VAN  DiNE,  Hawai  agr.  Exp.  Stat.,  Rep.  1904,  p.  376—377.  Der  Käfer  wird 
hier  0.  serratum  genannt;  das  ist  vermutlich  ein  Druckfehler. 

6)  Sa,)6,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  1,  1896,  S.  385—386. 

6)  Sa.iÖ,  I.e.  —  Jablonowski,  1.  c.  p.  205— 209,  Fig.  49.  —  Guknaux,  Entom.  agric, 
Paris  1904,  p.  326—327,  Fig.  191. 

■'j  Devknter,  1.  c.  p.  53—58,  PI.  7.  —  Koningsberger,  1.  c.  p.  82. 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  4.95 

Cerambyeiden,  Bockkäfer. 

Die  zum  Teil  sehr  langlebigen  Käfer  meist  auf  Stämmen  oder  Laub, 
einzelne  auf  Blüten.  E  i  e  r  weifslicli ,  grofs,  einzeln  in  Rindenrissen, 
bzw.  äufserlich  an  den  Nährpflanzen,  in  die  sich  die  Larven  sofort  ein- 
bohren. Diese  meistens  im  Inneren  von  Holzgewächsen,  gewöhnlich 
in  kränkelndem  oder  abgestorbenem,  zum  Teil  aber  auch  in  lebendem 
Holze.  Zuerst  fressen  sie  unregelmäfsige,  mäandrische,  mit  Bohrmehl 
vollgepfropfte  Gänge  zwischen  Rinde  und  Holz;  später  gehen  sie  tiefer; 
die  hakenförmig  umgebogene  Puppenwiege  gewöhnlich  im  Holze,  oft 
noch  mit  Kokon.  Fluglöcher  oval.  Die  Larven  mancher  Arten 
indes  in  saftigen,  grünen  Pflanzenteilen.  —  Die  Generationsdauer  der 
meisten  Arten  ist  noch  nicht  sicher  festgestellt. 

Gewöhnlich  nur  die  Lai-ven,  nicht  die  Käfer  schädlich,  aber  mehr 
technisch,  als  physiologisch. 

Die  Familie  wird  in  zwei  Unterfamilien  und  fünf  Gruppen  ein- 
geteilt. 

Die  Larven  der  europäischen  Prioninen  in  den  flachlaufenden 
"Wurzeln  morscher  Baumstrünke  oder  in  diesen  selbst;  die  einiger 
amerikanischer  Arten  jedoch  offenbar  auch  in  lebenden  Bäumen.  So 
ruft  die  von  Prionus  latieollis  Dry,  Giant  root  borer,  nach  Hopkins^) 
in  den  AVurzeln  und  in  der  Basis  von  Eichen  grofse,  offene,  schwarze 
Wunden  hervor,  in  die  andere  Bohrinsekten  und  Pilze  eindringen,  die 
auch  das  Herzholz  zerstören.  J.  B.  Smith  ^)  fand  dagegen  die  Larve 
nur  in  Kiefernstöcken;  auch  Felt^)  hält  sie  für  kaum  schädlich.  Be- 
sonders gern*)  frifst  sie  auch  die  Rebenwurzeln  bis  auf  die  Rinde  aus. 
Ferner  wurde  sie  gefunden  in  "Wurzeln  von  Kastanien,  Kirschen,  Apfel- 
bäumen und  Brombeeren ;  sie  lebt  drei  Jahre. 

Acautliophorus  eapensis  White  (Hahni  Dohrn)^).  Süd-  und  Ost- 
afrika. Schwarzbraun,  über  6  cm  lang;  Fühler  reichen  beim  Männchen 
bis  zum  hinteren  Drittel  der  Flügeldecken.  Die  Larve  frifst  in  Deutsch- 
Südwestafrika  tiefe  ovale  Gänge  von  mehr  als  1  cm  Durchmesser  in 
Acacia  horrida;  in  den  AVunden  siedeln  sich  Ameisen  usw.  an;  aus 
ihnen  fliefst  Harz,  das  sich  oft  in  grofsen  Klumpen  an  oder  unter  den 
Bäumen  ansammelt,  als  Heira  einen  wichtigen  Ausfuhrartikel  bildet 
und  auch  gegessen  wird ;  die  Verwüstungen  im  Baumbestande  sind 
aber  grofs  und  übertreffen  wahrscheinlich  den  Nutzen. 

Cerambycinen. 

Tetropium  eastaneum  L,  (luridum  L.,  fuscum  F.).  Fiehtenboek. 
Europa,  Sibirien  bis  Amur.  Larve  vorwiegend  in  Fichten,  in  Rufsland 
häufiger  in  Kiefern,  auch  in  Lärchen.  Käfer  von  Mai  bis  Juli.  Eier 
in  stärkeren  lebenden  oder  frisch  gefällten  Bäumen,  die  bei  stärkerem 
Befallen  eingehen.  Gegenwehr:  Befallene  Bäume  von  Februar  an 
fällen;  Fangbäume.     Öfters  im  Gefolge  von  Borkenkäfern. 

Cerambyx  fHammatieherus)  eerdo  L.  (heros  Scop.),  Grofser 
Elehenboek.  Li  Südwestdeutschland  bzw.  -europa  und  im  Nordosten 
häufiger    als    in    Nordwest.     In   reinen    älteren   Eichenbeständen    bzw. 


1)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  37,  1902,  p.  23—26. 
•^)  ibid.  p.  28-29. 

3)  N.  York  St.  Mus.  Albany,  Mem.  8,  Vol.  2,  1906,  p.  486-487. 
*)  Saunders,  Ins.injur.  to  fruits,2'i  ed.,  Philadelphia  1892,;p.  227-228.  fig.  232—234. 
Pettit,  Michigan  St.  agr.  Exp.  Stat.,  Spec    Bull.  24,  1904,  p.  41—42,  Fig.  40. 
B)  Gentz,  Tropenpflanzer  Bd.  5,  1901,  S.  501—602;  Bd.  6,  1902,  S.  254. 


496  Coleopteren,  Käfer. 

einzeln  stehenden  älteren  Eichen,  im  Süden  aber  auch  in  Eschen  und 
Walnufs.  Eiablage  hauptsächlich  an  von  _  Rinde  entblölsten  Stellen. 
Die  Larve  frilst  3 — 4  Jahre  lang,  anfangs  im  Splinte,  später  im  Holze, 
aber  nie  in  totem,  sich  rasch  durch  Pilze  schwarz  färbende  Gänge.  Der 
Frais  physiologisch  wohl  nicht  ohne  Bedeutung.  —  Die  var.  Mirbeeki 
Luc.  1)  in  Tunis  im  Holze  von  Korkeichen.  —  C.  miies  Bon.  2),  Süd- 
tirol, Ungarn.  Dalmatien;  in  Rinde  und  Splint  von  Weinreben.  — 
C.  Scopolii  Fuessl.  (cerdo  Scop.,  Ratz.)^),  Larven  in  Buchen  und 
anderen  Laubhölzern,  namentlich  in  Edelkastanien,  Apfel-  und  Birn- 
bäumen, auch  in  Kirschbäumen  usw.  •,  sowohl  in  ki'änkelnden  wie  auch 
in  o-anz' gesunden-,  forstlich  wohl  kaum,  in  Obstgärten,  namentlich  im 
■südlichei-en  Europa,  aber   öfters  schädlich.     Generation  2 — 3jährig. 

Pachydissus  serieus  Newm.*),  Australien;  nächst  Zeusera  der 
schlimmste  Feind  mehrerer  Akazien-Arten,  in  denen  noch  verschiedene 
andere  Cerambycinen  sich  entwickeln.  Stärker  befallene  Bäume  werden 
getötet. 

Uracanthus  eryptophagus  01,^),  Australien,  ist  in  wilden  Citrus- 
büschen  heimisch,  geht  aber  auch  an  angebaute  Orangen  über,  an 
denen  die  Larven  beträchtlich  schaden. 

Elaphidiou  viüosum  F.^).  The  Oak  pruner.  Nordamerika. 
Namentlich  in  Eiche  und  Ahorn,  aber  auch  in  zahlreichen  anderen 
Laub-  und  Nadelbäumen,  selbst  in  Rosen.  Eier  einzeln  an  Zweigen 
oder  jungen  Bäumen.  Larve  in  der  Achse.  Erwachsen  frifst  sie 
an  einer  Stelle  alles  Holz  bis  auf  die  Rinde  weg  und  geht 
distal  davon  in  den  Markkanal.  Der  Zweig  wird  dann  bald  vom 
Winde  abgebrochen  und  fällt  zur  Erde.  Die  Öffnung  des  Kanals  ver- 
stopft die  Larve,  dann  verpuppt  sie  sich.  Lii  November,  manchmal 
aber  auch  erst  im  nächsten  Frühjahre  entwickelt  sich  der  Käfer,  der 
aber  erst  von  Juni  an  bis  September  fliegt.  Bei  starkem  Befalle 
können  ganze  Bäume  eingehen,  jüngere  können  durch  die  Larve  ge- 
fällt werden.  Bekämpfung:  Sammeln  der  abgefallenen  Zweige.  — 
Die  Larven  mehrerer  anderer  El.- Arten  ^j  leben  in  Zweigen  von 
Eichen,  Orangen,  Reben  usw.,  ohne  sie  aber  abzuschneiden,  nur  die 
von  E.  subpubeseens  Lee.  tut  dies  ebenfalls;  sie  macht  an  der 
Unterseite  der  bewohnten  Zweige  eine  mehr  oder  minder  regelmäfsige 
Reihe  von  Löchern  zum  Auswerfen  der  Exkremente. 

Tryphocharia  mastersi  Pasc«),  Australien;  in  Eukalyptus- 
stämmen, deren  obere  Teile  abbrechen  und  zu  Boden  fallen  können. 

Heterachthes  aeneolus  Bates^),  Mexiko;  Larve  in  Weinreben, 
die  dadurch  eingehen;  Puppe  im  Markkanale. 

Rhagium    bilaseiatum    F.,     einer     der     gemeinsten     Bockkäfer 


')  Rev.  Cult.  Colon.  1901,  Nr.  86,  p.  197;  Ausz.:  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  12, 
1902,  S.  289. 

2)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  105. 

3)  NuEL.  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agric.  1907,  3?  trim.,  p.  12—13  (C.  cerdo). 

*)  Fkoggatt,  Austral.  Ins.  p.  192,  fig.  90.  —  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  13, 
1902,  p.  709,  PL  2,  fig.  8. 

&)  Fkoggatt,  Austral.  Ins.  p.  193,  Fig.  92. 

6)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.  1898,  p.  35—40, 
fig  11;  Bull.  27,  N.  S.,  1901,  p.  101;  Circ.  130,  1910,  7  pp.,  1  fig.  —  Felt,  N.  York 
,Stat.  Mus.  Albanv,  Mem.  8,  Vol.  1,  1905,  p.  59-61,  PL  2,  fig.  7—9. 

■')  Chittenden,  1.  c.  p.  41—43,  fig.  12—14. 

8)  FuENCH,  Destruct.  insects  Victoria  Vol.  IV,  1909,  p.  99—101,  PL  76. 

9)  Lauragüsa,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  93. 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  ^97 

Europas ,  der  sich  in  faulenden  morschen  ßaumstrünken  entwickelt. 
Theobald  ')  erhielt  ihn  aus  gesundem  Holze  von  Tanne  und  Kiefer. 

Die  Käfer  der  Gattung  Grammoptera  leben  auf  Blüten;  die  von 
Gr.  rufleornls  F.  frafsen  nach  RitzemaBos-)  1892  in  Südholland  die 
Blüten  der  Apfelbäume ;  bei  Wageningen  schaden  sie  in  Himbeerblüten. 

Caenoptera  minor  L.  Larve  in  abgestorbenem,  aber  auch  frischem 
Holze  von  Tannen  und  Fichten ;  nach  Hacker  ^)  in  Ästchen  einer  Centi- 
folie  2  cm  lange ,  3,5  mm  breite ,  fast  gerade  Gänge  im  Markkanale 
fressend.  Nach  Rudow*)  in  Zweigen  von  Spiräen,  Umbelliferen  und 
anderen  Kräutern,  auch  in  Brombeerstengeln. 

Während  die  altweltlichen  Hylotrupes-  und  Callidiiim-Arten  ab- 
gestorbenes oder  wenigstens  absterbendes  Holz  bewohnen,  gehen  die 
nordamerikanischen  H.  lig-neus  F.  mid  C.  janthinum  Lee.  auch  ge- 
sunde Lebensbäume  an,  die  sie  töten,  mindestens  aber  ernstlich  tech- 
nisch schädigen^). 

Xylocrius  ag-assizii  Lee. '^).  Nordamerika.  Eiablage  im  September 
in  Astgabeln  von  Stachelbeerbüschen;  die  Larve  bohrt  noch  im  Herbst 
abwärts  bis  zur  Wurzel,  im  Frühjahr  wieder  aufwärts,  aber  nur  wenig 
über  die  Erde,  wo  die  Verpuppung  stattfindet.  In  Britisch-Columbien 
zahlreiche  Büsche  getötet. 

Cylleue  robiniae  Forst. '^).  Locust  borer.  Nordamerika.  Käfer 
namentlich  an  Blüten  von  Solidago.  Eier  einzeln  in  Rinde  von  Rohinia 
pseudacacia.  Die  Larven  bohren  zuerst  in  der  Rinde;  erst  nach  der 
Überwinterung  gehen  sie  ins  Holz.  Schwache  und  junge  Bäume  werden 
getötet,  ältere  mindestens  technisch  geschädigt.  Besonders  gefährlich 
da,  wo  die  Robinie  und  mit  ihr  der  Käfer  eingeführt,  minder  schäd- 
lich, wo  beide  heimisch  sind.  Einzelne  Bäume  bleiben  immer  ver- 
schont; Hopkins  empfiehlt,  sie  zur  Nachzucht  zu  verwenden. 

Plagionotus  speeiosus  Say*^).  Nordamerika;  im  Staate  New  York 
der  gefährlichste  Feind  der  als  Schattenbäume  angepflanzten  Zucker- 
ahorne.  Die  Larve  bohrt  von  Anfang  September  bis  Herbst  des  zweiten 
Jahres  mehrere  Fufs  lange  Gänge  in  Bast  und  Splint,  oberhalb  derer 
die  Rinde,  oft  in  grofsen  Fetzen,  abstirbt  und  sich  ablöst.  Im  Herbst 
des  zweiten  Jahres  geht  sie  in  das  Holz,  bohrt  einen  senkrechten  Gang 
aufwärts  und  verpuppt  sich  hier.  Gegenmittel:  Im  Juni  spritzen  mit 
Karbolseifenbrühe  zur  Verhinderung  der  Eiablage;  im  Herbste  und 
Frähjahr  die  Larven  ausschneiden. 

Xylotrechiis  javanieus  Lap.  et  Gory**),  Java,  besonders  im  öst- 
lichen Teile,  von  den  Eingeborenen  Oleng  oleng  genannt.  Die 
Larven  fressen  an  Kaffeebäumen  jeden  Alters  anfangs  spiralig  ver- 
laufende Gänge  unter  der  Rinde,  die  sich  etwas  darüber  erhebt ;  später 
bohren  sie  im  Holz.  Der  Befall  verrät  sich  zuerst  durch  welkende 
Blätter    und    endet    meist    mit    dem    Tode    der    Bäume.   —   X.    qua- 


1)  Report  1905/06,  p.  99,  Fig.  32. 

2)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  148. 

3)  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  5,  1900,  S.  154. 
*)  ibid.  Bd.  2,  1897,  S.  237,  Fig.  518. 

^)  Hopkins,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  37,  1902,  p.  23. 
6)  Chittenden,  ibid..  Bull.  23,  N.  S.,  1900,  p.  90—92,  fig.  21-23. 
■')  Hopkins,  ibid..  Bull.  58,  1906/07,  p.  1—16,  1  PL,  6  figs.,  p.  31—40;  Circ.  83. 

8)  Felt.  New  York  Stat.  Mus.  Mem.  8,  Yol.  1,  19U5,  p.  51-56,  figs.  2-4,  PL  2 
fig.  1—6,  PL  22-2f. 

9)  KoNiNGSBERGER,  Med.  's  Laiids  Plantentuin  Nr.  44,  1901,  p.  90—93,  fig.  46,  47 ; 
PL  6,  fig.  2-4. 

Sor  au  er,  Handbuch.    3.  Auti.    Dritter  Band.  32 


498  Coleopteren,  Käfer. 

dripes  Chevr.  ^),  Indien,  Ceylon,  Birma,  Siam,  Tonkin,  Philip- 
pinen. White  borer,  Indian  borer.  Ebenfalls  in  Kaffee,  namentlich  in 
Coffea  arahica,  sehr  schädlich-,  auch  in  Pterocarpus  marsupmm.  Der 
Mutterkäfer  bohrt  einen  Gang  bis  ins  Mark  junger  Stämme  bzw.  von 
Ästen  und  legt  hier  die  Eier  einzehi  ab.  Die  Larven  durchwühlen 
das  Holz  in  allen  Eichtungen,  so  dafs  alles  Distale  abstirbt,  häufig  durch 
Wind  abgebrochen  wird.  Ist  der  Wurzelhals  unversehrt,  so  treibt  er 
neue  Sprossen.  Da  der  Käfer  sonnige  Stellen  zur  Eiablage  bevorzugt, 
schützen  Schattenbäume  vor  Befall. 

Tesperus  Latr. 

Südeui'opa.  Die  Käfer  im  Dezember.  Die  flügellosen  Weibchen 
erklettern  die  Bäume,  wo  sie  begattet  werden.  Im  Januar  legen  sie 
200 — 500  Eier  in  zusammenhängenden  Platten  von  25 — 30  Stück. 
Clegen  Ende  April  schlüpfen  die  Larven  aus,  die  zuerst  lang,  gestreckt 
sind,  kräftige  Beine  und  an  den  Seiten  zahlreiche  Haarpinsel  haben. 
Sie  lassen  sich  zur  Erde  fallen,  dringen  in  diese  ein  und  leben  anfangs 
von  Mulm.  Nach  der  ersten  Häutung  erhalten  sie  ihre  typische  Gre- 
stalt :  dick,  die  ersten  sechs  Ringe  am  Rücken  abgeflacht,  blind,  Beine 
ziemlich  entwickelt,  weifslich.  Sie  fressen  die  verschiedensten  Pflanzen- 
wurzeln, verpuppen  sich  nach  2 — 3  Jahren,  von  Juli  bis  September. 
Anfangs  Dezember  ist  der  Käfer  entwickelt,  bleibt  aber  noch  etwa 
3  Wochen  in  der  Erde.  Die  Larven  schaden  am  meisten  an  Reben, 
ferner  an  Oliven  und  anderen  Bäumen.  Bekämpfung:  Die  Weibchen 
sind  durch  Klebgürtel  am  Erklettern  der  Bäume  zu  hindern,  die 
Männchen  durch  Fanglampen  anzulocken.  Eierhäufchen  und  Larven 
sammeln,  letztere  durch  Schwefelkohlenstoff  töten.  Anfangs  Winter 
Leguminosen  aussäen,    an  die  sich  die  Larven  mit  Vorliebe  hinziehen. 

V.  xatarti  Duf. ^).  Südfrankreich;  ganze  Generationsdauer  3  Jahre, 
Larve  2  Jahre.  Besonders  schädlich  an  jungen  Reben.  —  V.  luridus 
Rossi.  Ebenso,  Italien.  —  V.  strepens  F.^).  Südfrankreich-,  Larve 
unter  anderem  auch  an  den  Wurzeln  von  AValdbäumen  und  Rosen.  — 
V.  mauretanieus  Dry  (flaveolus  Muls.)'^).  Algier,  Spanien.  In  Ara- 
gonien  an  Reben  und  Oliven.  Larve  in  den  beiden  ersten  Jahren 
unterirdisch  an  Wurzeln,  im  dritten  steigt  sie  im  Stamme  der  Oliven- 
bäume bis  zu  seiner  Gabelung  in  unregelmäfsig  verlaufenden  Gängen 
empor.  Käfer  im  August,  Begattung  Ende  September.  Ganze  Gene- 
rationsdauer 4  Jahre.  Die  Heuschrecke  Ephippiger  Ferezi  Boh,  frifst 
die  Weibchen. 

L  amiinen. 

Die  Lamiinen  ziehen  im  allgemeinen  dünneres,  weicheres  Holz 
vor;  zum  Teil  leben  sie  sogar  in  Kräutern  oder  Gräsern.  Die  Käfer 
fressen  die  junge  wachsende  Rinde,  auch  Blätter  und  Blüten.  Eier  in 
der  Regel  einzeln  in  oder  an  der  Rinde   von  Zweigen   oder   dünneren 


')  Delacroix,  Maladies  des  Cafeiers,  2 de  ed.,  Paris  1900,  p.  137—139,  fig. 
36—38.  —  MoRREN,  Beih.  I  Tropenpflaazer  1900,  S.  94.  —  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept. 
Aeric.  India,  Vol.  I,  1908,  p.  141,  Fig.  26. 

•■^)  LicHTENsiEiN  et  Mavet,  Ann.  Soc.  ent.  France  (5)  T.  3,  1873,  p.  117—122, 
PI.  5,  Nr.  II.  —  MinX  Pat.umbu,  L'Agric.  Ital.  T.  1892,  p.  68-79.  —  Noel,  Naturaliste 
(2)  T.  27,  1905,  p.  242—243. 

•)  Lesne,  Eev.  hortic.  Ann.  77,  190-5,  p.  222—223. 

4)  Blachas,  Butl.  Inst.  Catalan.  Hist.  nat.,  Ann.  3,  1903,  p.  122—128  (F.  flaveo- 
latus  2hils  genannt). 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  499 

Ästen  oder  Stämmchen;  Larven  gewöhnlich  dicht  unter  der  Rinde.  — 
Li  sehr  vielen  Fällen  Brutpflege  ^ ) ,  indem  das  Weibchen  den  Saft- 
zufluls  zu  den  Stellen,  an  die  es  die  Eier  ablegt,  durch  in  die  Rinde 
genagte  Furchen  usw.  hemmt.  Das  kann  bis  zu  völligem  Rmgeln,  ja 
sogar  bis  zu  völligem  Abschneiden  von  Zweigen  führen ;  dann  entwickelt 
sich  die  Larve  gewöhnlich  in  dem  abgeschnittenen,  absterbenden  Teile. 

Dorcadiou  earinatum  Pall. -).  Larve  schon  mehrfach  den  Getreide- 
wurzeln schädlich  geworden;  frifst  wahrscheinlich  2 — 3  Jahre.  Ende 
Juli,  Anfang  August  verpuppt  sie  sich;  im.August  der  Käfer,  der  aber 
noch  bis  zum  nächsten  Frühjahr  in  der  Erde  bleibt. 

Lamia  textor  L.  ^Veberbock.  Larve  in  "Weichhölzern,  nament- 
lich Aspen  lind  Weiden,  in  lebendem  Holze ;  Käfer  und  Larven  in 
Weidenhegern  nicht  selten  schädlich.  Von  R.  Bos^)  auch  in  Birken 
beobachtet. 

Epepeotes  luseus  F.  *).  Java,  in  Kautschukbäumen,  Manggas  und 
Kakao;  die  Rinde  über  den  Larvengängen  löst  sich  in  grofsen  Fetzen 
ab,  so  dafs  das  Holz  blofsgelegt  wird.    Käfer  an  Zweigen  und  Blättern. 

Moiiochammus  sartor  F.,  Sehneiderboek,  und  M.  sulor  L., 
Sehusterboek,  in  starken,  gesunden  Fichten,  namentlich  im  Gebirge; 
sie  gehen  bis  in  die  Gipfelspitze;  die  befallenen  Teile  sterben  ab;  die 
tief  ins  Holz  dringenden  Larvengänge  entwerten  dessen  technische  Be- 
deutung. —  M.  g-alloprovineialis  01.^).  Südfrankreich  in  Seekiefer, 
obere  Rheinebene  bis  Frankfurt  a.  M.  in  gemeiner  Kiefer.  —  M.  flstu- 
lator  Germ.  ^).  Java,  Sumatra,  Borneo.  Larven  in  Rinde  und  Holz 
von  Kafiee  und  Kakao ,  von  letzteren  auch  die  Früchte  anbohrend ; 
sehr  schädlich.  —  M.  ruspator  F.').  Braun;  Kopf  und  Halsschild 
graubraun  dicht  sammetartig  behaart,  Flügeldecken  spärlicher  behaart, 
etwas  glänzend.  Halsschild  und  Flügeldecken  fein  schwarz ,  letztere 
autserdem  hell-  bis  graubraun  gefleckt ;  7  cm  lang.  Larve  stark  seg- 
mentiert; 6,5  —  7  cm  lang;  zur  Trockenzeit  im  Holze  älterer  Äste  und 
Stämme  von  Kakao  in  Kamerun ;  aus  den  Bolu-löchern  tritt  Gummi  aus. 

Bixadus  sierrieola  White,  Westalrikaniseher  Kalfeebohrer «). 
Westafrika,  von  Sierra  Leone  bis  Kamerun.  Käfer  hellgraugelb  mit 
brauner  Zeichnung  und  schwarzbraunem  Flecke  auf  der  Mitte  jeder 
Flügeldecke;  2—3  cm  grofs.  Eier  in  halber  Stammhöhe  von  halb- 
starken  Kalfeebäunichen,  im  allgemeinen  einzeln,  aber  auch  bis  20  und 
mehr  zusammen.  Die  Larven  platzen  zuerst  in  der  Rinde,  dann  gehen 
sie    ins    Mark    und   bohren    abwärts ;     gelegentlich   dringen    sie    auch 

^)  KoLBE,  Brutpflege  bei  Käfern.     Aus  der  Natur,  Jahrg.  1910. 

2)  Koppen,  Schädl.  Insekt.  Rufslands,  S.  266—271. 

3)  Tijdschr.  Plantenz.  10,  1904,  p.  36—37. 

*)  Zkhxtxer,  Proefstat.  Cacao  Salatiga,  Bull.  6,  1903,  p.  17.  —  Zimmermann,  Bull. 
Inst.  bot.  Buitenzorg  Nr.  10, 1901,  p.  6.  —  Bernakh,  Bull.  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland.  VI, 
1903,  p.  48.  —  Rii.LEv,  Agr.  Bull.  Straits.  Federat.  Malay  Stat.  Vol.  2,  1903,  p.  322.  — 
Konixgsberger,  Med.  Dept.  Landboviw  Nr.  6,  1908,  p.  75. 

^)  NvssLi.v,  Leitfaden  d.  Forstinsektenkunde,  Berlin  1905,  S.  79—80,  fig.  59,  60. 

6j  KoxiNGSBERGER,  Med.  's  Lands  Plauteut.  64,  1903,  p.  72—73,  PI.  3,  fig.  1;  Med. 
Dept.  Landbouw  6,  1908,  p.  74. 

"')  V.  Faber,  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  7,  1909,  S.  269— 270, 
Fig.  31.  —  Aulmann,  Fauna  d.  deutsch.  Kolonien  E.  5,  Heft  2,  Berlin  1911,  S.  28—29, 
Fig.  15. 

8)  Blandford,  Kew  Bull.  Nr.  125,  1897,  p.  17.i.  —  Wisser  et  Lesne,  Bull.  Mus. 
Hist.  nat.,  Paris  1899,  p.  119—122.  —  Pueuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  3,  1899,  S.  335; 
Bd.  6,  1902,  S.  195;  Bd.  7,  1903,  S.  346  ff .  -  Kulbe,  Deutsch,  ent.  Zeitschr.  1911, 
S.  .503—504.    —  Ai:lmann,  1.  c.  S.  22—26,  Fig.  12—13. 

32* 


500  Coleopteren,  Käfer. 

wieder  durch,  das  Holz  nach  aufsen  und  unterminieren  die  Rinde  auf 
weite  Strecken.  Bohrmehlhäutchen  am  Fulse  des  Stammes  verraten 
ihre  Tätigkeit.  Befallene  Bäume  kümmern  oder  gehen  ein.  —  Arabischer 
liaffee  leidet  mehr  als  liberischer;  beschatteter  weniger  als  sonnig 
stehender.  Pkeuss  stellte  den  Käfer  bis  in  9U0  m  Höhe  im  Grebirge  fest. 
WissER  bekämpfte  die  Larve,  indem  er  Wattebäuschchen  mit  einer 
Mischung  von  1  Teil  Chloroform  und  1  Teil  Kreolin  tränkte,  in  die 
Bohrlöcher  einführte  und  diese  sofort  mit  Lehm  schlofs.  Blandford 
empfiehlt,  die  Stämme  zur  Flugzeit  der  Käfer  mit  einem  Schutzverband 
aus  Lehm  und  Kuhmist  zu  versehen. 

In  Westafrika  in  und  an  Kaffee  in  derselben  Weise  schädlich  ^) : 
Coptops  fusca  01.2)  ^j^(^  bidens  F.  (aedifi.cator  F.)^),  Baraeus  sor- 
didus  OL-),  Steruotomis  imperialis  F.*)  und  renalis  F.,  Ceroplesis 
sp.  2),  Moecha  Büttneri  Kolbe  und  molator  F.  5),  Frea  (Eumimetes) 
maeulieornis  Thoms.  -j  u.  a. 

Authores  leuconolus  Pasc.  (Herpetophygas  fasciatus  F.),  Ost- 
afrikanischer, weilser  Katfeebolirer*').  Deutsch  -  Ostafrika,  Natal, 
Kaffrarien,  Nordtransvaal,  Delagoabai,  Ovampo.  Kopf  und  Halsschild 
dunkelbraun,  gelbbraun  gefleckt ;  Flügeldecken  schimmelartig  weifsgelb 
behaart,  am  Grunde  braun  und  hinter  der  Mitte  eine  braune  Querbinde ; 
Beine  braun,  Spitzenhälfte  der  Schienen  graugelb;  25 — 29  mm  lang. 
Larve  beingelb;  Haftscheiben  auf  dem  ßücken  glatt  gekörnelt,  in 
mehrere  Feldchen  geteilt;  neunter  Hinterleibsring  abgerundet,  After 
querspaltig.  —  Bereits  1877  von  Kirk  auf  Sansibar  als  ernster  Kaffee- 
schädling beobachtet.  Seit  1893  In  Deutsch-Ostafrika  der  schlimmste 
Feind  der  Kaffeekultur.  Käfer  hauptsächlich  von  Dezember  bis 
Februar ;  Eiablage  einzeln  an  den  Wurzelhals  oder  Stamm  mindestens 
drei  bis  vier  Jahre  alter  Bäume.  Larve  in  Rinde ,  in  Bast  und 
Splint;  erst  später  frifst  sie  im  Stamme  senkrechte  Gänge  von  unten 
nach  oben,  zuletzt  den  Wurzelhals  im  Kambium  ringelnd  und  sich  hier 
verpuppend;  nach  Stuhlmann  ringelt  sie  erst  diesen  und  geht  dann  im 
Markkanale  nach  oben. 

Der  weifse  Kaffeebohrer  tritt  nur  sporadisch  auf,  vernichtet  nahezu 
einzelne  Plantagen,  fehlt  in  benachbarten.  Er  befällt  junge,  gesunde 
Bäume.  Schwach  befallene  Bäume  leiden  meistens  nicht  merkbar,  da 
die  Larve  sehr  langsam  frifst  und  sich  entwickelt  und  der  Kaffee  ein 
ausgezeichnetes  Verheilungsvermögen  besitzt.  Bei  stärkerem  Befalle 
geht  der  Baum  infolge  der  Ringelung  des  Wurzelhalses  ein.  Ist  diese 
nicht  vollkommen,  so  sterben  einige  Hauptwurzeln  ab,  worunter  Er- 
nährung und  Befestigung  des  Baumes  im  Boden  leiden. 

Einzeln  vorhandene  Larven  sind  mit  hierzu  geeigneten  Messern 
(Gaisfüsse,  Spaltmesser   usw.)    auszuschneiden;    die    Wunden   verheilen 


1)  Aulmann,  1.  c. 

2|  Wisser  et  Lesne,  1.  c. 

=')  Denkschr.  deutsch.  Schutzgeb.  1901'02,  S.  5564. 

")  Preu.ss,  Tropenpflanzer,  Bd.  7,  1907,  S.  847,   1  Fig. 

"•)  Tropenpflanzer,  Bd.  6,  19u2,  S.  145;  Denkschr.  deutsch.  Schutzgeb.  1901/02, 
S.  5564. 

•*)  WAiuuiifi ,  Mitt.  deutsch.  Schutzgeb.,  Bd.  8,  1895,  Heft  2.  —  Koi.ke,  Deutsch- 
Ostafrika,  Bd.  4,  1898,  Käfer  u.  Netzflügler  Ostafrikas,  S.  32—84,  809.  —  Stihi.- 
MANN,  Ber.  Land-Forstwirtsch.  Deutsch-Ostafrika,  Bd.  1,  1902,  S.  154—161,  Taf.  8.  — 
VossEr.ER,  ebenda,  Bd.  2,  1905—06,  S.  420-421,  506-507.  —  Morstatt,  Pflanzer, 
Jahrg.  6.  1910,  S.  215—216;  Jahrg.  7,  1911,  S.  68—69,  271  ff.  —  Koi.re,  Deutsch,  ent. 
Zeitschr.  1911,  S.  499—503.  —  Aulmann,  1.  c,  S.  10—22,  Fig.  8-11. 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  502 

von  selbst.  DurcVEinträufeln  von  Petroleum  oder  Schwefelkohlenstoff 
in  die  Bohrlöcher  werden  die  Larven  getötet.  Stark  befallene  Bäume 
sind  zu  kappen  und  sofort  zu  verbrennen-,  denn  die  Larven  entwickeln 
sich  auch  im  toten ,  trockenen  Holze  weiter.  Zur  Flugzeit  der  Käfer 
könnten  die  bedrohten  Stammteile  dm-ch  die  hierzu  üblichen  Verbände 
oder  Streichmittel  vor  der  Eiablage  geschützt  werden. 

Auf  einer  Farm  wurden  nach  Vosseler  Mitte  1905  wöchentlich 
10 — 20  000  Larven  ausgeschnitten,  ohne  dafs  Abnahme  bemerkbar  war. 

Entwicklungsdauer  und  ursprüngliche  Nährpflanze  unbekannt. 

Coelosterna  spinator  F.  i).  Indien,  in  Acacia  arabica;  Käfer  der 
Rinde  von  Baumwollenpflanzen  sehr  schädlich;  ebenso  wird  C.  sea- 
brata  F.  in  Südindien  jmigen  Bäumen  von  Casuarina  equisetifolia,  SJiorea 
rohusia  und  Maulbeere  verderblich. 

Melauauster  ehinensis  Forst. 2),  China,  Japan.  Schon  wieder- 
holt in  jungen  Obstbäumen  ( Orangen  u.  a.)  in  Nordamerika  eingeschleppt, 
ohne  aber  bis  jetzt  dort  heimisch  geworden  zu  sein. 

Aeridoeephala  bistrlata  Chevr.  Ost-  und  Westafrika;  in 
Kamerun  in  Kickxia  elastica. 

Batocera  albofaseiata  Deg.  und  beetor  Dej.^).  Java,  erstere 
vorwiegend  an  und  in  Ficusbäumen,  letztere  sehr  polyphag  in  Dadap, 
Albizzia,  Muskatnufs,  Eriodendron  usw.,  beide  namentlich  auch  in 
Erj^thrina;  stärker  befallene  Bäume  gehen  ein.  —  Erstere  Art  soll 
auch  in  Kamerun  vorkommen'*). 

Plectrodera  sealator  F.^).  Texas;  sehr  ernstlicher  Feind  der  als 
Schattenbäume  gezogenen  Fopulus  trichocarpa.  Eier  durch  wolliges 
Aussehen  leicht  sichtbar,  im  Juni  in  Löcher  in  die  Bäume  gelegt.. 
Larve  im  folgenden  Mai  erwachsen.  Bäume  unter  2  Zoll  Dicke  gehen 
ein ;  Tausende  junger  Bäume  wurden  getötet.  Die  Eier  sind  zu  zer- 
drücken, die  jungen  Larven  auszuschneiden. 

Stern otomis    Bohemanl    Chevr.     Deutsch-Ostafrika,  in  Akazien. 

Phosphoriis  g-abonator  Thoms. '^).  Kamerun;  in  Cola  vera.  Käfer 
sammetschwarz ;  ein  gröfserer  dreieckiger  Fleck  in  der  Vorderhälfte 
jeder  Flügeldecke ,  dahinter  öfters  ein  kleiner  Punkt  am  Innenrande, 
ein  halbmondförmiger  Fleck  kurz  vor  der  Flügelspitze,  das  Gesicht  und 
die  Körperunterseite  schwefelgelb;  30  —  35  mm  lang.  —  Larven  gelb- 
braun ,  bis  6  cm  lang ,  nahezu  rund ,  stark  segmentiert ;  die  Haft- 
scheiben  kurz ,  mit  dunklen  Chitinwärzchen ,  die  auf  dem  zweiten 
Hinterleibsringe  zwei  dicht  aneinander  herlaufende  Querreihen  bilden, 
auf  den  späteren  drei,  zuletzt  vier,  wobei  die  beiden  äufseren  Reihen 
eine  geschlossene  Ellipse  bilden;  auf  der  Bauchseite  immer  nur  zwei 
Reihen.  —  Der  Käfer  fliegt,  nach  Mitteilungen  von  Herrn  Weiler, 
Direktor  der  Bibundi-Gesellschaft,  im  Oktober  und  November.  Die 
etwa  im  Dezember  ausschlüpfenden  Larven  fressen  wohl  zuerst  unter 
der  Rinde,  später  aber  auch  im  Holze,  das  bei  starkem  Befalle  von  zahl- 
reichen Längsgängen  durchbohrt  wird.     Über  den  Rindengängen  stirbt 


^)  Maxweli.-Lefrov,  Ind.  Insect  Life  p.  375. 

-)  Smith,  J.  B.,  Rep.  1907,  p.  444—445. 

3)  KoNi.NGSBERGER,  Msd.  's  Lands  Plantentuin  20,  1897,  p.  75—78,  PL  5,  fig.  6- 
Bull.  Dept.  Ind.  Neerland  20,  1908,  p.  9;  Med.  Dept.  Landbouw  6,  1908,  p.  74. 
Zimmermann,  Teysmannia,  Vol.  12,  1901,  p.  310-312. 

*)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  6,  1902,  S.  201. 

')  CoNRADi,  IT.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  60,  1906,  p.  69. 

6)  Brick,  Jahresber.  Ver.  angew.  Botanik,  Bd.  6,  1909,  S.  240—244,  Fig.  2. 


502  Coleopteren,  Käfer. 

diese  ab,  springt  in  Längsrissen  auf  und  fällt  schliefslich  in  gröfseren 
oder  kleineren  Partien  ab ;  aus  den  Wunden  fliefst  Gummi  aus.  Die 
Bäume  leiden  natürlicli  sehr  unter  stärkerem  Befalle,  scheinen  ihm  aber 
selten  zu  erliegen,  sondern  verheilen  die  Wunden  und  treiben  aus  den 
gesunden  Teilen  neue  Zweige  aus.  Durch  Ausschneiden  der  Larven 
sind  sie  daher  sehr  leicht  vor  ernsteren  Schäden  zu  bewahren.  Da 
auch  die  Äste  befallen  werden,  sterben  häufig  deren  obere  Partien  ab 
und  werden  vom  Winde  gebrochen.  —  Greneration  offenbar  einjährig, 
im  September  und  Oktober  erwachsene  Larven. 

Trag'ocephala  senatoria  Th.  ^),  Kamerun;  Larve  vereinzelt  in 
Stamm  und  Ästen  von  Kakaobäumen,  vermag  einzelne  Äste  zu  töten. 

Diastocera  retieulata  Thoms, 2).  Schwarz,  Flügeldecken  gelb- 
braun gezeichnet;  Unterseite  gelbbraun.  Daressalam;  der  Käfer  riiigelt 
junge  Kapokstämmchen  am   oberen  Teile,    so  dafs  die  Krone  abbricht. 

Moecha  adusta  Har.  ^);  Westafrika,  soll  junge  Kakaozweige  voll- 
ständig ringeln.  Nur  vereinzelt;  soll  auch  auf  Kickxia  übergehen. 
Auch  in  Ostafrika. 

Callimatiou  venustum  Guer.  *).  Auf  Madagaskar  ein  Hauptfeind 
der  Maulbeerbäume. 

Phryneta  heephora  Thoms.  und  eoeca  Chevr.-^).  Kamerun,  sehr 
schlimme  Feinde  der  Kultur  von  Kickxia  elastica.  Der  Käfer  nagt  zur 
Regenzeit  die  Rinde  junger  Bäume  und  Zweige  ab ,  so  dafs  sie  ab- 
sterben. Die  Larve  bohrt  zur  Trockenzeit  in  Stämmen  und  Ästen,  in 
ersteren  mehr  peripherisch,  in  letzteren  im  Marke;  über  den  Gängen 
unter  der  Rinde  platzt  diese.  Im  allgemeinen  verheilen  die  Bohr- 
wunden sehr  rasch  unter  Überwallung;  nur  da,  wo  sie  Zweige  ringeln, 
sterben  diese  ab.  —  Erstere  Art  auch  in  Ostafrika. 

Phr.  spinator  F.  und  Conradti  Klbe,*^).  Ostafrika,  ebenso  an 
Ficus  elastica. 

Inesida  leprosa  F.  Castilloa- Bohrer^).  West-  und  Ostafrika. 
Braun,  Bauch  und  der  gröfsere  Teil  der  Flügeldecken  gelblichbraun 
beschuppt;  in  hinterer  Hälfte  der  Decken  jederseits  am  Aufsenrande 
ein  sammetschwarzes  Dreieck,  davor  je  ein  kleiner,  dahinter  ein  gröfserer 
ebensolcher  undeutlicher  Fleck;  Schultern  der  Decken  stark  und  grob 
punktiert;  25— 35  mm  lang.  Larven  bis  5  cm  lang,  mit  grofsem  Clypeus, 
der  an  jeder  Hinterecke  eine  kräftige,  gekrümmte,  dunkle  Chitinleiste 
aufweist;  die  Haftscheiben  des  Rückens  nach  vorne  rund,  hinten  grad- 
linig, glatt,  in  der  Mitte  geteilt;  die  des  Bauches  elliptisch  mit  von 
der  vorderen  Mitte  einspringendem  dunklem  Dreiecke.  —  Nur  in 
CastiJloa  elastica.  Die  Käfer  nagen  zur  Regenzeit  die  Rinde  ab.  Die 
Eier  scheinen  an  die  Blattnarben  des  untersten  Stammesteiles  gelegi 
zu  werden,  da  der  Larvenfrafs  gewöhnlich  dicht  über,  selbst  unter  der 


1)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  7.  1903,  S.  350;  Denkschr.  Deutsch.  Schutzgeb. 
1901/02,  S.  5392. 

2)  MoRSTATT,  Pflanzer,  Jahrg.  7,  1911,  S.  69. 

3)  Preuss,  1.  c.  —  Bcsse,  Tropenpflanzer,  Bd.  9,  1905,  S.  36. 

*)  Marchal,  P.,  La  Sericvilture  etc.  aux  Colonies,  Paris  1910,  p.  23,  fig.  9. 

5)  Busse,  Tropenpflanzer,  Beih.  7,  1906,  S.  187.  —  v.  Faber,  Tropenpflanz.,  Bd.  11, 
1907,  S.  771—773,  1  Fig. 

6)  Nach  mündlicher  Mitteilung  von  Herrn  Obergärtner  Heulwig. 

'')  Siehe  verschiedene  Mitteilungen  von  Busse,  v.  Faber,  Preuss  und  Warburg 
in  „Tropenpflanzer'-,  Bd.  6,  1902  ff.  —  Strunk,  Denkschr.  Deutsch,  Schutzgeb.  1903/04. 
S.  238—239.  —  Vosseler,  Ber.  Land-Forstwirtsch.  Deutsch-Ostafrika,  Bd.  3,  1907, 
S.  110. 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  5Q3 

Erde  beginnt,  und  gewöhnlich  von  unten  nach  oben,  selten  umgekehrt 
führt.  Die  Gänge  durchziehen  in  1 — 2  Daumenbreite  Rinde  und  Holz; 
erstere  bleibt  über  ihnen  unversehrt,  so  dals  nur  Bohrmehlhäufchen 
unten  am  Stamme  die  Tätigkeit  der  Larven  verraten.  Sie  entwickeln 
sich  auch  in  totem  Holze,  wodurch  ihre  Vermehrung  so  begünstigt 
wird,  dafs  in  Westafrika  die  Castilloakultur  fast  überall  aufgegeben 
werden  und  durch  die  von  Kickxia  ersetzt  werden  mufste.  Am  liebsten 
belegt  der  Käfer  2 — 3  Jahre  alte  Bäumchen,  aber  auch  ältere,  starke, 
und  zwar  vorwiegend  sonnig  stehende,  während  im  Schatten  wachsende 
verschont  bleiben.  In  den  Gängen  siedeln  sich  Termiten  und  andere 
Holzzerstörer  an.     Puppe  im  Stamme. 

Petrognatha  gfigras  F.  var.  spinosa^).  West-  und  Ostafrika-,  an 
einheimischen  und  eingeführten  jP/c?<.s-Arten.  Sammetschwarz,  Flügel- 
decken mit  Ausnahme  des  Grundes ,  der  Spitzen  und  eines  grofsen 
Fleckes  am  Seitenrande  gelblichgrau;  Fühler,  Tibien  und  Tarsen 
gelblichbraun ;  ü — 7  cm  lang.  Larve  scheinbar  unbekannt,  in  Stamm 
und  Ästen,  namentlich  sonnig  stehender  Bäume:  diese  werden  sel- 
tenergetötet, öfters  einzelne  Äste ;  daher  Schaden  nicht  sehr  bedeutend. 
Die  zur  Regenzeit  an  den  Stämmen  sitzenden  Käfer  sind  zu  sammeln. 

Frea  marmorata  Gerst.  2),  Ostafrika,  in  Kaffee. 

Die  Larve  von  Praonetha  melanura  Pasc,  wurde  von  Zehnter ^) 
u.  a.  in  gesunden  Kakaofrüchten  auf  Java  beobachtet.  Veen*)  fand 
den  Käfer  gemein  an  Stämmen  von  Kaffeebäumen. 

Psenocerus  supepnotatus  Say^).  Nordamerika.  Larven  bis  zu  acht 
und  zehn  in  Stengeln  von  Johannis-  und  Stachelbeerbüschen,  in  3 — 6 
Zoll  langen  Kanälen  nach  der  Spitze  zu;  in  dieser  im  Mai  die  Puppe. 
Die  befallenen  Stengel  treiben  im  Frühjahr  nicht  mehr  aus  und  sind 
dann  rechtzeitig  zu  vernichten. 

Die  auf  die  Neue  Welt  beschränkten  Oncideres-Arten  ringeln 
Zweige  verschiedenster  Laubbäume  und  Büsche.  An  der  Ringelstelle 
bricht  gewöhnlich  der  Zweig  ab:  an  manchen  Hölzern  schneiden  sie 
auch  die  Zweige  ganz  ab  Für  jedes  Ei  wird  erst  ein  kleines  Loch 
gebohrt,  das  nach  dem  Einschieben  des  Eies  mit  einer  gummösen 
Masse  verschlossen  wird.  Kolbe  vermutet,  dafs  die  Käfer  ursprünglich 
die  Eier  an  abgestorbenes  Holz  ablegten,  nur  wo  ihnen  das  nicht  zur 
Verfügung  stehe,  die  Zweige  ringeln^).  Die  Käfer  fressen  aufserdem 
die  Rinde  gesunder  Zweige.  - —  Viele  Arten  werden  recht  beträchtlich 
schädlich,  so  O.  eingfulatus  Say'^)  im  südlichen  Nordamerika  an 
Obst-  und  Schattenbäumen,  Rosen  usw.,  O.  putator  Thoms.^)  weiter 
südlich   an  Prosopis  juliflora,    O.  amputator  F.'*)  in  Mittelamerika  an 


1)  Precss,  Denkschr.  Deutsch  Schutzgeb.  1901/02.  S.  5293;  Tropenpflanzer,  Bd.  7, 
1903,  S.  350—351.  —  Bisse,  ibid.,  Bd.  10,  1906,  S.  100. 

-)  Denkschr.  Deutsch.  Schutzgeb.  1901/02,  S.  5564,  —  Aulmann,  1.  c,  S.  33-34, 
Fig.  18. 

3)  Proefst.  Cacao  Salatiga,  Bull.  6,  1903,  p.  17. 

")  Bull.  Kolon.  Mus.  Haarlem,  Juni  1897,  p.  50. 

6)  Smith,  J.  B. ,  Eep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1895,  p.  396—397.  —  Britton, 
Rep.  Connecticut  agr.  Exp.  Stat.  1903,  p.  272—273,  fig.  42.  —  Pettit,  Michigan 
agr.  Exp.  Stat.,  Spec.  Bull.  24,  1904,  p.  36,  fig.  34. 

ß)  Danach  müfsten  die  Käfer  ganz  genau  den  Erfolg  des  ßingelns  kennen, 
also  zweckbewufst  handeln,  was  doch  kaum  anzunehmen  ist. 

'')  CoNRADi,  II.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  52,  1905,  p.  66.  —  Sanderson, 
ib.  Bull.  57,  1906,  p.  39.  —  Feet,  Mem.  8,  New  York  Stat.  Mus.,  Vol.  1,  1905, 
p.  271—274,  PI.  9,  fig.  6—12.  —  Mathenv,  Ohio  Naturalist,  Vol.  10,  1909,  p.  1—5.  2  PL 

8)  Wise  a.  Schwarz,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  94-95. 

9)  Duerden,  ibid.  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  100.  —  Agric.  News  Barbados,  \  ol.  4, 
1905,  p.  355;  Vol.  7,  1908,  p.  282. 


504  Coleopteren,  Käfer. 

Eriodeudron,  Cajanus,  Casuarina,  Inga,  Kakao  usw.;  ferner  in  Brasilien 

0.  aegrrotus  Thoms.  am  Kampherbaum  usw. 

Ecthoea  quadrieornis  Ol. ')  ringelt  in  Trinidad  ebenso  die  Kakao- 
bäume. 

Calamobius  fllum  Rossi  (marginellus  F.,  gracilis  Creutz.)-).  Süd- 
europa, namentlich  in  Südfrankreich  und  Italien  schädlich.  Käfer  etwa 
Mitte  Juni,  nährt  sich  von  den  Blüten  des  Getreides.  Das  Weibchen 
legt  etwa  200  Eier  dicht  unter  der  Ähre  in  die  schönsten  und 
kräftigsten  Halme.  Nach  8—14  Tagen  die  Larve,  die  sich  im  Halme 
bis  eben  an  die  Ähre  emporbohrt.  Hier  frifst  sie  innen  in  einem 
Ringe  das  ganze  Halmgewebe  aus  bis  auf  die  Oberhaut  („aiguil- 
lonier").  Die  Älire  vertrocknet  und  bricht  ab:  nur  der  kopflose 
(„aiguillon")  Halm  bleibt  stehen.  Die  Larve  geht  dann  wieder 
hinab  und  bereitet  sich  5 — 8  cm  über  der  Erde  ein  Lager  aus  Kot  und 
Genagsei.  Sie  verpuppt  sich  erst  anfangs  August  nächsten  Jahres. 
Bleibt  der  Halm  stehen,  so  kann  die  Larve  1  —  2  Jahre  darin  ruhen.  — 
Der  Schaden  ist  recht  bedeutend,  bis  zu  Vü — V4  der  Ernte.  —  Zur  Be- 
kämpfung ist  das  Getreide  entweder  tief  zu  mähen  oder  hoch  zu  mähen 
und  dann  umzubrechen. 

Steirastoma  depressum  L. ^).  Westindien,  nördliches  Südamerika. 
Larven  unter  der  Rinde  von  Kakaobäumen,  namentlich  im  Splint.  Aus 
Bohrlöchern  fiiefst  Saft  aus.  Jüngere ,  schwächere  Äste  und  Bäume 
sterben  ab,  ältere,  kräftigere  treiben  unterhalb  der  Frafsgänge  neue 
Seitenschosse.  Nur  in  tieferen  Lagen  (bis  250  m  Höhe).  Schutz 
der  Insekten  fressenden  Vögel  soll  ein  gutes  Gegenmittel  sein.  Die 
Käfer  lassen  sich  durch  Haufen  von  frischen  Fruchtschalen  von  Kakao- 
früchten oder  in  Rindenstücken  des  „silk  cotton  free"  (Eriodendron?) 
anlocken  und  so  leicht  fangen.  —  Einmal  entwickelten  sich  die  Larven 
in  einer  Kakaofrucht ,  verzehrten  das  Fruchtfleisch  und  zerstörten  über 
75^/0  der  Samen. 

Liopus  nebulosus  L.  Europa;  Larven  unter  der  Rinde  von  Nufs-, 
Apfel-,  Bim-,  Kirsch-,  Aprikosen-  und  anderen  Laubbäumen;  vorwiegend 
in  den  Ästen,  selten  am  Stamme. 

Agapanthia  Dahlii  R.  *).  Südrufsland,  schädlich  an  Sonnenblumen. 
Käfer  im  Sommer,  Eier  einzeln  an  die  Stengel.  Larve  bohrt  im  Marke 
abwärts  nach  den  Wurzeln  zu,  überwintert  in  der  Wurzel  oder  im  ab- 
geschnittenen Stengel  und  verpuppt  sich  im  Mai.  Befallene  Pflanzen 
werden   leicht   vom  Winde   gebrochen;    ihre  Blüten   welken  frühzeitig. 

Saperda  F.^). 

Felt    unterscheidet    bei    den   Larven    drei    biologische    Gruppen : 

1.  solche ,    die    sich   vom    Saftholze    der   dickeren   Äste   und    Stämme 


1)  Agric.  News  Barbados,  Vol.  7,  1908,  p.  282. 

2)  Gukrin-Meneville,  Bull.  Sog.  ent.  Trance,  1845,  p.  LXV— LXVII;  1847, 
p.  XVn — XX ;  übersetzt  in  Nöhdlinger,  Die  klein.  Feinde  d.  Landwirtsch.,  2.  Aufl., 
S.  246—247.  —  Köi'i'EN,  Schädl.  Ins.  Eufslands,  S.  266. 

3)  Thierry,  Rev.  Galt,  colon.  1900,  Nr.  52.  —  Bali.ou,  West  Ind.  Bull.,  Vol.  6, 
1905,  p.  94—95.  —  Agric.  News  Barbados,  Vol.  7,  1908,  p.  282.  —  v.  Faber,  Arb. 
Kais.  biol.  Anst.  Land-,  Forstwirtsch.,  Bd.  7,  1909,  p.  268—269,  Taf.  2/3,  Fig.  3.  — 
Ballou,  Journ.  Agric.  trop.  Ann.  9,  1909,  p.  380. 

*)  Krulikowsky  u.  Schreiner,  1897/98  (russ.  Arbeiten);  Ausz. :  Zool.  Zentralbl., 
Bd.  8,  S.  59. 

^)  Felt  a.  Joutel,  N.  York  St.  Mus.,  Bull.  74,  1904,  86  pp.,  14  pls.,  7  figs. 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  5Q5 

lebender  Bäume  näliren;  2,  solche,  die  im  Saftholz  dünnerer  Zweige 
lebender  Bäume  fressen  und  hier  Gallen  erzeugen ;  3.  solche ,  die 
von  lebendem  und  totem  Gewebe  sterbender  oder  frisch  gefällter 
Bäume  sich  nähren.  —  Nur  in  der  gemäfsigten  Zone  der  nördlichen 
Halbkugel. 

S.  eareharias  L.  (Grolser)  Pappelboek.  Eier  im  Juni,  Juli 
einzeln  an  Pappeln  oder  Baumweiden  zwischen  5  und  20  Jahren. 
Larve  platzt  zuerst  unregelmäfsig  unter  der  Rinde,  später,  namentlich 
nach  der  Überwinterung,  frifst  sie  lange  Gänge  im  Holze  aufwärts. 
Grobe,  oft  durch  eine  untere  Öffnung  ausgeworfene  Nagespäne,  bei 
jungen  Stämmchen  eine  Anschwellung  am  unteren  Ende  des  Stammes, 
verraten  sie.  Anfangs  Juni  des  zweiten  Jahres  verpuppt  sie  sich; 
Ende  Juni  verläfst  der  Kater  durch  ein  nahezu  rundes  Flugloch  den 
Baum.  Junge  Stämmchen  gehen  häufig  ein  oder  brechen  im  Winde, 
ältere  fast  nur  technisch  geschädigt.  —  Befallene  Bäume  oder  Äste 
verbrennen;  Käfer  abklopfen;  junge  Stämmchen  durch  Anstrich  mit 
Lehm  oder  Leineweberscher  Mischung  gegen  die  Eiablage  schützen.  — 
Häufig  in  Begleitung  von  Cossus  ligniperda  und  Sesia  apiformis. 

S.  populnea  L.  (Kleiner  Pappel-  oder)  AspenboekM.  "Europa, 
Sibirien  bis  zur  pazifischen  Küste  ^),  pazifische  Staaten  von  Nord- 
amerika. —  Eiablage  von  (April)  Mai  an,  vorwiegend  an  dünneres  (bis 
2  cm  dickes)  Holz  von  Populus  tremula,  seltener  von  anderen  Pappel- 
oder Weidenarten.  Vorher  nagt  das  Weibchen  ganz  flache  hufeisen- 
förmige, nach  oben  offene  Figiu-en  in  die  Rinde;  in  der  Mitte  der 
unteren  Kurve  bohrt  es  mit  dem  Legebohrer  ein  Loch  bis  ins  Holz,  in 
das  es  das  Ei  ablegt.  Die  junge  Larve  frifst  anfangs  die  weichen  Bast- 
und  inneren  Rindenteile  in  dem  Hufeisen ;  erst  im  Herbst  geht  sie  tiefer 
und  überwintert.  Im  zweiten  Jahre  frifst  sie  zunächst  einen  die  Mark- 
röhre zur  Hälfte  umgreifenden  Hohlzylinder  im  Splinte,  dann  im  Marke 
einen  2 — 5  cm  langen  Gang  nach  oben,  den  sie  nachher  nach  unten  ver- 
längert bis  zur  Rinde,  und  verpuppt  sich  hierin  im  Frühjahr.  Das 
Holz  um  die  Frafsstellen  färbt  sich  bei  Pappeln  bräunlich,  bei  Weiden 
rot^).  Da,  wo  die  Larve  den  Splint  weggefressen  hat,  bildet  sich 
nach  aufsen  eine  neue  Splintlage,  die  nach  innen  lebhaft  Holz  ab- 
scheidet, so  dais  eine  längliche,  ovale  Galle  mit  verdünnter  Rinde, 
aber  verdicktem  Holze  entsteht.  —  Nur  ein  Bruchteil  der  abgelegten 
Eier  entwickelt  sich  zu  Käfern:  die  meisten  gehen  als  Eier  oder  Larve 
zugrunde.  Parasiten:  verschiedene  Schlupfwespen  und  Sarcophaga 
alhkeps  Meig.  *).  —  Schaden  sehr  gering.  Selbst  ein  Dutzend  und  mehr 
Gallen  hintereinander  schaden  einem  Zweige  nicht  ernstlich.  Gefahr 
tritt  erst  ein,  wenn,  wie  es  häufig  geschieht,  die  Larven  von  Spechten 
ausgehackt  werden.  Dadurch  entstehen  grofse,  splitterige  Wunden,  die 
lange  offen  bleiben  (sie  werden  meistens  im  Winter  gehackt)  und  so 
den  Atmosphärilien  leicht  Eintritt  gewähren;  belaubt  sich  der  Zweig  später 
wieder,  so  tritt  hier  oft  Windbruch  ein.  —  Boas  stellte  für  Dänemark 
fest,   dafs    der  Aspenbock   nur   alle  zwei  Jahre,   und  zwar  dort  in  den 


1)  Boas,  Zool.  Jahrbb.,  Abt.  Syst.,  Bd.  13,  1900,  S.  247—258,  1  Taf.,  6  Fij 
Benick,  Nerthus,  Jahrg.  6,  1904,  S.  248-251,  306—310,  13  Fig. 

2)  Koppen,  Schädl.  Ins.  Eufslands,  S.  266. 

3)  Eggers,  Illustr.  Wochenschr.  Entom.,  Bd.  1,  1896,  S.  578—579. 
*)  Kleine,  Ent.  Blätter,  Jahrg.  6,  1910,  S.  217—221,  2  Figg. 


506  Coleopteren,  Käfer. 

ungeraden  Jahren,  auftritt  i).  —  S,  scalaris  L.,  Leiterboek ;  Larve 
u.  a.  in  Walnuls-,  Kirsch-  und  Apfelbäumen,  Espen  und  Buchen;  zu 
selten;  um  schädlich  zu  sein. 

S.  Candida  F.  The  Round-headed  apple  tree  borer  2).  Nord- 
amerika; nächst  dem  Apfelwickler  der  schlimmste  Feind  der  Apfel- 
züchter; auch  in  Quitte,  weniger  Birne;  ursprünglich  in  wilden 
Pomaceen.  Käfer  nächtlich,  am  Tage  in  Bodengeniste  usw.  um  den 
Grund  der  Bäume.  Hier  legt  das  Weibchen  die  Eier  einzeln  in  selbst- 
gefertigte Rindenschlitze.  Die  Larven  fressen  flache  Gänge  in  Splint 
und  innere  Rinde ,  meist  am  unteren  Teile  des  Stammes,  an  älteren 
Bäumen  auch  höher,  gelegentlich  sogar  bis  in  die  untersten  Äste. 
Junge  Stämme  werden  leicht  geringelt,  Generation  dreijährig;  Winters 
geht  die  Larve  tiefer,  oft  bis  unter  die  Erdoberfläche.  Über  dem 
Frafsplatz  verfärbt  sich  die  Rinde ,  oft  springt  sie  auf  und  läfst  Bohr- 
mehl austreten ;  im  Frühjahr  quillt  oft  Saft  heraus.  Verpuppung  dicht 
unter  der  Rinde.  —  Bekämpfung:  Larven  ausschneiden.  Basis 
des  Baumes  mit  Zeitungspapier,  Gaze,  alter  Leinwand  umbinden, 
Erde  dagegen  aufhäufeln,  so  dafs  die  Käfer  nicht  darunterkriechen 
können;  wird  dieser  Verband  früh  genug  angelegt,  so  verhindert  er 
auch  das  Ausschlüpfen  der  im  Baum  sich  entwickelnden  Käfer,  Baum 
mit  Seife  und  Soda,  mit  etwas  Karbolsäure,  waschen.  Käfer  früh- 
morgens abklopfen  oder  abends  am  Licht  fangen.  Da,  wo  Bohrmehl 
die  Anwesenheit  der  Larven  verrät,  die  Rinde  mit  Petroleum  bürsten ; 
dieses  dringt  ein  und  tötet  die  Larven.  Reine  Kultur,  —  Noch  mehrere 
andere  Arten  in  Weichholzbäumen. 

Glenea  novemgruttata  Gast.  ^),  Java,  an  Kakao.  Eier  einzeln  in  der 
Rinde  der  unteren  Stammteile,  Larve  platzt  zuerst  in  äufserer  Rinde, 
später  in  langen,  gewundenen  Gängen  im  Splinte,  mehrere  Larven 
können  so  das  ganze  Cambium  eines  Baumes  zerstören.  Verpuppung 
im  Holze,  Tausende  von  Kakaobäumen  sollen  dem  Bohrer  zum  Opfer 
gefallen  sein,  —  Die  jungen  Larven  verraten  sich  durch  austretendes 
Bohrmehl  und  ausfliefsenden  Saft;  sie  sind  auszuschneiden  oder  die 
betreffenden  Stellen  mit  einer  Drahtbürste  zu  reinigen  und  mit  einer 
Mischung  von  Petroleum  und  Teer  zu  bestreichen.  Kalken  soll  vor 
Eiablage  schützen.  Da  der  Käfer  sich  auch  aus  abgestorbenem  Holze 
entwickelt,  sind  stärker  befallene  Äste  oder  Bäume  zu  verbrennen. 
Nach  DuDGEON^)  lebt  auch  eine  Glenea- Larve  in  Westafrika  im 
Kakaobaume ;  von  den  Kakaoplantagen  der  westafrikanischen  Pflanzungs- 
gesellschaft „Bibundi"  haben  wir  Gl,  g-aboniea  Thoms.  erhalten. 

Phytoecia  eylindriea  L.  Larven  in  Wurzeln  und  Stengeln  von 
Doldengewächsen,  aber  auch  in  Ästen  und  Zweigen  von  Birn-  und  Pflaumen- 
bäumen. —  Ph.  ephippium  L.^),  Larven  in  Wurzeln  von  Pastinak, 
bei  Bordeaux  auch  in  denen  von  Karotten  beobachtet.  —    Ph.  pustu- 


')  Zool.  Jahrb.,  Abt.  Syst.,  Bd.  2.5,  1907,  S.  318—320,  Taf.  10. 

2)  Smith,  J.  B.,  Rep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1890,  p.  513—514,  fig.  26.  —  Banks, 
U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  34,  1902,  p.  39—40,  Fig.  36.  —  Chittenden,  ibid., 
Circ.  32,  rev.  ed.,  1902,  p.  1—8,  Fig.  1. 

3)  Zimmermann,  Centralbl.  Bakt.  Parasitenkde.,  Bd.  7,  1901,  S.  917.  —  Zehntner, 
Bull.  1,  Proefstat.  Cacao  Salatiga,  1901,  p.  7—8;  Nr.  3,  1902,  p.  10-16,  3  Fig.  — 
V.  Fahek.  1.  c.  p.  265—267,  Taf.  2/3,  Abb.  2.  —  Koningsberger,  Med.  Dept.  Landbouw, 
Nr.  6,  1908,  p.  73—74. 

")  Bull.  Imp.  Inst.,  Vol.  8,  1910,  p.  148. 

5)  Heeger,  Sitz.-Ber.  Akad.  Wiss.  Wien  1851,  S.  346-348,  Taf.  12,  Fig.  1-10.  — 
BüQiET,  Bull.  Soc.  ent.  France  1851,  p.  LIV. 


Cerambyciden,  Bockkäfer.  5Q7 

lata  Schrk.  M.  Larve  in  Wurzeln  der  Schafgarbe,  in  Südfrankreicli 
auch,  in  Chrysanthemen  schädlich  geworden ,  die  im  Freien  gehalten 
wurden.  Der  Käfer  schneidet  im  April  den  Stengel  an  und  legt  in 
jeden  ein  Ei.  Die  Larve  frifst  im  Marke  abwärts  bis  zum  Wurzelhalse,  ja 
bis  zur  Wurzel  selbst.  Juli  bis  August  entwickeln  sich  die  Käfer,  die 
aber  bis  zum  nächsten  Fiäilijahr  in  der  Puppenwiege  bleiben.  Im  Juni 
beginnen  die  befallenen  Stengel  zu  welken. 

Nitocris  usambica  Klbe.  Oslafrikaniseher  gelber  Kaffee- 
bohrer^).  25 — 28  mm  lang;  schlank.  Käfer  gelb.  Augen  und  Fühler 
schwarz,  Flügeldecken  zu  dreiviertel,  Hinterleib,  Tibien  und  Tarsen 
der  Hinterbeine  dunkelbraun.  Larven  bis  40  mm  lang,  orangegelb. 
Käfer  befrifst  die  grünen  Teile  des  Kaffees.  Eiablage  an  die  jüngsten 
Zweige  unter  die  Einde.  Larve  bohrt  zuerst  im  Marke  abwärts,  dann 
in  Holz  dicht  unter  dem  Kambium ,  zuletzt  etwas  tiefer,  bis  1  m  lang. 
Im  zweiten  Teile  des  Ganges  eine  Reihe  kleiner  Löcher  zum  Auswerfen 
des  Kotes.  Puppe  dicht  über  dem  untersten  Ende;  Käfer  schlüpft  aus 
einem  erweiterten  Seitenloche  aus.  Generation  wohl  zweijährig. 
Schaden  besonders  indirekt,  durch  Fäulnis,  Windbruch  usw.  Be- 
kämpfung: Gang  unterhalb  des  letzten  Seitenloches  anschlagen,  die 
Larve  durch  ein  eingeführtes  dünnes  Zweigstück  töten. 

Oberea  Muls. 

Larven  in  dünneren  Stämmchen  und  Zweigen,  das  Mark  aus- 
höhlend. 

O.  linearis  L.  Haselbock  ^).  Käfer  von  Mai  an.  Eier  an  Hasel- 
nufs,  Hainbuche,  Erle,  Korkrüster,  Hopfenbuche,  Walnufs  einzeln  unter 
Rinde  junger,  nachher  vom  Weibchen  geringelter  Triebe,  deren  Spitze 
welkt  und  abbricht.  Die  nach  14  Tagen  ausschlüpfende  Larve  frifst 
im  Marke  aufwärts  bis  zur  Ringelstelle,  wo  sie  ihren  Kot  durch  ein 
Loch  ausstöfst  und  dieses  wieder  durch  Bohrmehl  verschliefst.  Nun 
bohrt  sie  sich  vorwiegend  nach  unten,  zeitweise  auch  nach  oben  um- 
kehrend ,  bis  ins  mehrjährige  Holz ,  und  frifst  Mark  und  Holz  zu 
einem  überall  gleich  weiten  Kanäle  aus;  der  Kot  wird  von  Zeit  zu 
Zeit  durch  nachher  wieder  verschlossene  Löcher  nach  aufsen  ge; 
schafft.  Puppenhöhle  gewöhnlich  nahe  über  dem  Erdboden.  Generation 
zweijährig.  —  O.  oeulata  L,  Larven,  ähnlich  wie  vorige,  in  jungen 
Trieben  von  Laubholz ,  besonders  in  denen  von  AVeiden ,  daher  in 
Weidenhegern  recht  schädlich.     Generation  zweijährig. 

O.  bimaeulala  Ol.  Raspberry  cane  borer*).  Nordamerika.  Das 
Weibchen  macht,  von  Ende  Juni  an,  an  frischen  Trieben  von  Him-, 
seltener  Brombeeren,  zwei,  etwa  ein  Zoll  voneinander  entfernter  Ringel ; 
dazwischen  leg-t  es  ein  Ei  ins  Mark;  die  Spitze  der  Rute  welkt  und 
bricht  ab;  die  Larve  bohrt  abwärts,  überwintert  und  verpuppt  sich 
erst  im  nächsten  Frühjahr.  —  O.  oeellata  Hald.^).    Ebenda,  in  Zweig- 


')  Darboux  et  MixGAUD,  Bull.  Sog.  Etud.  Sc.  nat.  Nimes  T.  33,  1905,  Mem., 
p.  172—175.     Extr.:  Le  Naturaliste  T.  29,  p.  13. 

2)  MoRSTATT,  Pflaiizer ,  Jahrg.  7,  1911,  S.  68—69,  271—276,  1  Taf.,  468.  —  Aul- 
mann, 1.  c,  S.  39—41,  Fio;.  22.  —  Kolbe,  Deutsch,  ent.  Zeitschr.  1911,  S.  504—535. 

3)  Eckstein,  Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  1,  1892,  S.  163-165.  —  Nielsen,  Zool. 
Jahrbb.,  Abt.  Syst.,  Bd,  18,  1903,  S.  659—664,  Taf.  29.  —  Strohmeyer,  Nat.  Zeitschr. 
Land-,  Forstw.,  Jahrg.  4.  1906,  S.  156—158. 

*)  Webster,  Journ.  N.  Y.  ent.  Soc,  Vol.  V.  1897,  p.  203—204,  PL  10. 

5)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  19,  N.  S.,  1899,  p.  98—99. 


508  Coleopteren,  Käfer, 

spitzen  von  Pfirsichen,  Pflaumen,  Äpfeln.  —  O.  ulmieola  Chitt.  i). 
Illinois ,  in  Ulmen.  Das  Weibchen  ringelt  zuerst  einen  einjährigen 
Zweig,' dessen  Spitze  später  im  Winde  abbricht.  Dann  legt  es  etwas 
unterhalb  ein  Ei  dicht  unter  die  junge,  zarte  Rinde,  und  ringelt 
wieder,  aber  nicht  so  tief,  etwa  einen  Zoll  unterhalb.  An  den  be- 
schränkten Stellen  des  Vorkommens  der  Art  überaus  häufig  und  daher 
sehr  schädlich. 

Pogouochaerus  faseieularis  Panz.  Larven  in  1 — 5  cm  dicken 
Ästen  oder  5 — 15  Jahre  alten  Stämmen  der  Kiefer,  aber  auch 
Fichte.  Weymouthskiefer,  Edelkastanie.  Der  flache,  scharfrandige, 
bis  3  mm  breite  Frafsgang  ..geht  in  Windungen ,  oft  um  den  Zweig 
herum.  Da  besonders  die  Äste  der  Krone  befallen  werden,  ist  die 
Larve  oft  mitschuldig  an  der  Gipfeldürre  der  Kiefern-Überhälter.  Gene- 
ration einjährig.  Larven  überwintern,  häufig  in  den  im  Herbste  fallenden 
Reisern. 

Tetrops  praeusta  L.^).  Käfer  vorwiegend  an  blühenden  Prunus- 
sträuchern;  Larven  in  dünneren  Zweigen  von  Prunus-  und  Pirusarten, 
aber  auch  von  Esche  und  in  ßosenstengeln. 

Clirysomeliden,  Blattkäfer. 

Die  lebhaft,  oft  bunt  gefärbten,  unbehaarten  Käfer  sind  aus- 
gesprochene Tagestiere,  die  gewöhnlich  Löcher  in  Blätter  fressen.  Die 
zahlreichen ,  ebenfalls  lebhaft  gefärbten ,  länglichen  Eier  werden  in 
kleineren  Gruppen  aufsen  an  die  Pflanzen,  aber  möglichst  vor  Sonne 
und  Wetter  geschützt ,  abgelegt.  Die  meist  düster  gefärbten ,  _  ge- 
drungenen, walzigen  oder  abgeflachten,  oft  warzigen  oder  dornigen 
Larven  fressen  ebenfalls  aufsen  (die  Oberhaut  abschabend)  an  oder  in 
Pflanzenteilen.  Die  Puppe  hängt  frei  am  Blatte  oder  liegt  in  Erdkokon. 
Fast  immer  mehrere  Brüten  ;  die  Käfer  der  letzten  überwintern. 

Der  Schaden  wird  nur  da  grofs,  wo  Käfer  und  Larven  in  groisen 
Massen  auftreten.  Er  ist  in  den  meisten  Fällen  durch  Arsenmittel, 
namentlich  Bleiarsenat,  leicht  zu  vermindern.  Die  häufig  sehr  weich- 
häutigen Larven  erliegen  auch  schon  einfachen  Bestäubungen  mit  Kalk, 
Rufs,  Düngesalzen  und  ähnlichem. 

Den  Käfern  und  Larven  stellen  fast  alle  insektenfressende  Tiere 
nach,  doch  sind  sie  öfters  durch  widrig  schmeckende  und  riechende 
Säfte  gegen  viele  derselben  geschützt.  Parasiten  sind  weniger  zahl- 
reich als  bei  den  meisten  anderen  Käfern. 

Man  unterscheidet  etwa  20000  Arten  in  zahlreichen  Unterfamilien  usw. 

Die  Larven  der  Sagrinen  ^)  rufen  vorwiegend  in  den  Tropen  der 
Alten  Welt  in  Bäumen  und  dickeren  Pflanzenstengeln  gallenartige  An- 
schwellungen hervor. 

Orsodacua  vittata  Say  (atra  Ahr.)  *).  Nordamerika ;  der  Käfer 
befriist  im  Frühjahr  die  Blüten  verschiedenster  Bäume :  Weiden,  Hasel, 
Erlen,  aber  auch  von  Obstbäumen,  besonders  Kirsche  und  Birne. 


1)  Webster,  Bull.  Illinois  St.  Labor,  nat.  Hist.,  Vol.  7,  1904,  p.  1—14,  Pls.  1—2. 

-)  Reh,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  XX,  1901,  3.  Beih,  S.  15s.  —  N..Kr.,  Natu- 
raliste,  Ann.  81,  1909,  p.  49—50. 

3)  Maxweel-Lefroy,  Ind.  Ins.  Life,  Calcutta  1909,  p.  354.  —  Green,  Trop.  Agric, 
Vol.  33,  1909,  p.  137. 

*)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  9,  N.  S.,  1897,  p.  20—21. 


Chrysonieliden,  Blattkäfer.  509 

Die  Donacinen,  Rohrkäfer  ^ ),  benagen  die  oberen  Teile  von 
Wasserpflanzen-,  an  oder  in  deren  untergetauchten  Teilen  die  Larven. 
Mitunter  schädlich. 

Criocerinen,  Zirpkäfer. 

Die  dicken,  walzigen,  buckligen  Larven  bedeckeipi  ihren  ganzen 
Körper  mit  Kot.  der  sie  sowohl  gegen  Sonne  und  Trockenheit,  wie 
auch  gegen  viele  Feinde  (Vögel)  schützt. 

Lema  F. 
L.   cyanella    L.^)   und    melanopus  L.^),    Getreidehähnehen; 

über  ganz  Europa  und  das  südwestliche  Asien  verbreitet,  schädlich 
aber  nur  in  Südosteuropa.  An  Gräsern,  besonders  Getreide,  von  dem 
Hafer  am  meisten  leidet.  Die  überwinterten  Käfer  fressen  bereits  im 
April  langgestreckte,  schmale  Löcher  in  die  Blätter.  Eier  glänzend 
gelb,  in  perlschnurartigen  Reihen  von  10 — 20  nahe  dem  Mittelnerv, 
40—50  und  mehr  an  einem  Blatte.  Anfangs  Mai  die  Larven;  sie 
schaben  in  schmalen  Streifen  die  Oberhaut  zwischen  den  Nerven  ab.  Bei 
Hitze  halten  sie  sich  auf  der  Unterseite  der  Blätter  oder  in  der  Nähe 
der  Blattscheiden  auf.  Verpuppung  Ende  Mai,  bei  cyanella  in  einem 
erhärteten  Schaumkokon  an  der  Frafsstelle ,  bei  melanopus  m  der 
Erde.  Mitte  Juni  die  Käfer.  Erstere  Art  etwas  später  oder  langsamer 
sich  entwickelnd.  Li  warmen  Gegenden  (Südrufsland)  zwei  Brüten 
(die  Larven  der  zweiten  im  September),  sonst  eine  sich  fast  über  den 
ganzen  Sommer  hinziehende.  Nach  Mokrzecky  bleibt  dagegen  der  im 
.Juli  fertige  Käfer  von  melanopus  bis  Anfang  nächsten  Jahres  in  dem 
Erdkokon.  Schaden:  Verlust  an  Samen,  in  Güte  und  Menge;  in 
trockenen  Jahren  tritt  die  Ähre  stark  befallener  Pflanzen  gar  nicht 
heraus.  Ungarn  erlitt  1891  Verluste  von  11—15  Millionen  Gulden. 
Das  Vieh  frifst  befallene  Saat  nicht  als  Grün-,  nm^  als  Trockenfutter. 
Bekämpfung:  Käfer  kätschern.  Befallene  Stellen  abmähen  und 
auf  ihnen  Feuer  anzünden,  deren  Asche  über  sie  zu  streuen  ist. 
Spritzen  mit  2*^/oiger  Tabaksbrühe,  wann  alle  Larven  ausgekrochen 
sind  und  1  —  2  Tage  trockenes  Wetter  zu  erwarten  ist. 

L.  flaviceps  SufP.*).  Japan,  gemein  in  Reisfeldern  in  den 
kühleren,  bergigen  Distrikten.  Als  Gegenmittel  wird  auf  das  Wasser 
der  Reisfelder  Petroleum  gegossen;  darauf  werden  Käfer  und  Larven 
von  den  Pflanzen  mit  Besen  abgefegt. 

L.  trillneata  Ol.  Nordamerika.  Früher  ein  sehr  wichtiger  Kar- 
toflPelschädling,  jetzt  aber  durch  Arsenmittel  vollständig  in  Schach  ge- 
halten. 

Crioceris  Geoffr. 

Cr.  lilii  Scop.  (merdigera  F.),  Lilienhähnchen^).  Auf  Lilien, 
Kaiserkrone   usw.     Eier   schmutzig  rötlichgelb ,    zu  2 — 9  an  der  Blatt- 


1)  Reh,  1.  c.  —  GouKv  et  Guignon,  Feuill.  jeun.  Natur.,  Vol.  35,  1905,  p.  37—88. 

2)  Cornelius,  Stettin,  ent.  Zeitg.,  Jahrg.  11,  1850,  S.  20—21. 

3)  Westwood,  Garden.  Chronicle  1849,  p.  824,  fig.  —  Curtis,  Farm  Insects, 
p.  307—808,  Fig.  43.  —  Sa.iö,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  3,  1893,  S.  129— 187.  — 
MoKRZECKi,  Ber.  .  .  .  1907  (russisch);   Ausz.:  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.,  Bd.  7,  S.  203. 

*)  Onuki,  Imper.  agr.  Exp.  Stat.  Japan,  Abstr.  of  Bull.  30,  p.  5—6. 
5)  Schröder,  III.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  2,   1897,  S.  516—518,  4  fig..  —  Eeineck, 
Zeitschr.  wiss.  Insekt.-BioL,  Bd.  6,  1910,  S.  65—66,  8  Fig. 


510  Coleopteren,  Käfer. 

Unterseite.  Die  Larven  skelettieren  zuerst  von  Mitte  Mai  an,  dann 
fressen  sie  Löcher  auf  beiden  Seiten  des  Blattes,  schliefslicli  nagen  sie 
sie  von  der  Seite  an.  Verpuppung  Ende  Mai  in  glänzend  seidenartig 
austapezierten  Kokons  flach  in  der  Erde.  Nach  drei  Wochen  der  Käfer. 
Zwei  Brüten. 

Cr.  merdig:era  L.  (brunnea  F.)  ^).  An  Zwiebeln,  Lauch,  Knoblauch, 
Maiblumen,  Spargel ;   Eier   in  Häufchen  von  10 — 20 ;    sonst  wie  vorige. 

Cr.  12 -punctata  L.  (Eier  anliegend)  und  asparagri  L.  (Eier 
senkrecht  abstehend),  Sparg-elkäler-- ^),  überwintern  in  Verstecken 
(hohlen  Spargelstumpfen,  Fanggürteln  usw.).  Eier  an  Spargelpfeifen 
und  jungem  Kraut.  Käfer  und  Larven  ebenda,  die  jüngsten  Teile  vor- 
ziehend ;  doch  fressen  erstere  auch  nicht  selten  den  Grund  der  Stengel 
durch,  selbst  an  unterirdischen  Ausläufern.  Puppen  flach  in  der  Erde. 
Zwei  Brüten;  Käfer  von  Ende  April  an  bis  in  Oktober;  ihre  zweite 
Brut  im  August  und  September.  Larven  von  Mai  bis  Juni,  August 
und  September.  Ganze  Entwicklungsdauer  etwa  30  Tage.  Die  Larven 
der  zweiten  Brut  von  Cr.  12-punctata  entwickeln  sich  in  dadurch  früh- 
reif werdenden  Beeren,  an  denen  auch  die  Käfer  vorwiegend  fressen.  — 
Der  Schaden  kann  sehr  bedeutend  sein  (bei  New  York  1862  50  000 
Dollars),  durch  Beschädigung  und  "Wertverminderung  der  Pfeifen,  und 
Schwächung  der  Wurzel  durch  Zerstören  der  oberirdischen  Teile,  be- 
sonders groß  in  den  ersten  drei  Jahren,  solange  noch  keine  Spargel 
gestochen  werden. 

Beide  Arten,  nach  Nordamerika  verschleppt,  haben  sich  den  ganzen 
Kontinent  erobert,  wurden  allerdings  an  vielen  Stellen  durch  Kälte- 
wellen im  Winter  oder  Hitzewellen  im  Sommer  dauernd  oder  für 
längere  Zeit  wieder  ausgerottet. 

Feinde  der  Larven:  Kaubinsekten  (Coccinelliden,  Schildwanzen, 
Grabwespen,  Libellen,  Florfliegen),  Tachinen  [Meigenia  florah's  Mg.*), 
Myohia  pmniJa  Macq.] ;  der  Eier  in  Amerika:  Tetrasticlms  asparagi 
Crawf.  ^ ). 

Bekämpfung.  Sammeln  und  Abklopfen  (die  Käfer  von  asparagi 
laufen  wie  Eichhörnchen  um  den  Stamm  herum,  die  von  12-punctata 
lassen  sich  sofort  fallen  oder  fliegen  davon) ;  bei  heifsem  Wetter  die 
Larven  von  den  Pflanzen  abfegen  (sie  gehen  auf  dem  heifsen,  trockenen 
Boden  zugrunde);  Eier  und  Larven  zerdrücken,  indem  man  das  Kraut 
durch  die  Hand  zieht;  im  Herbste  alles  Kraut  tief  abmähen  und  ver- 
brennen; im  Frühjahre  alle  Krauttriebe  entfernen,  damit  die  Käfer  an 
die  Pfeifen  ihre  Eier  ablegen  müssen,  mit  denen  sie  entfernt  werden; 
Stäuben  mit  Kalk,  Tabak,  Insektenpulver,  selbst  Strafsenstaub ;  Spritzen 
mit  Kontaktgiften,  namentlich  aber  mit  Bleiarsenat. 

Cr.   impressa  F.*"').      Indien;   Larve   an   Blättern   von   Dioscorea 
alata. 


1)  Reh,  1.  c.  S.  159—160. 

2)  Chiti ENDEN,  U.  S.  Dept.  Agric. ,  Yearb.  1896,  p.  341—352,  fig.  84—89;  Bur. 
Ent.,  Bull.  66,  1907,  p.  6—9;  Circ.  102,  1908,  12  pp.,  6  fig.  —  v.  Schilling,  Pr.  Eatg. 
Obst-,  Gartenbau  189«,  S.  63,  3  Fig.  —  Reh,  1.  c.  p.  160.  —  Theobalu,  Leafl.  47,  Board 
Agr.  London,  1902,  5  pp.,  4  figg.;  Rep.  1906/07,  p.  118—119,  PL  25,  26,  Fig.  16. 

•)  Auch  andere  Crioceris-Arten  finden  .sich  hier  und  da  an  Spargel,  sind  aber 
ohne  Belang.     Siehe  Xamüeu,  Le  Naturaliste  T.  31,  1909,  p.  140—141,  152—153. 
•*)  Pantel,  Bull.  Sog.  ent.  France  1902,  p.  .56—60. 
•'')  Fernalu,  Journ.  econ.  Ent..  Vol.  2,  1909,  p.  278—279. 
«)  UE  NicEviLLE,  Ind.  Mus.  Not.  Vol.  5,  p.  134,  PI.  8,  fig.  6. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  511 

Clytrinen. 

Diapromorpha  melanopus  Lac.  ^j.  Indien,  am  Tee.  Käfer  fressen 
Löcher  in  die  Blätter  und  jungen  Triebe,  die  welken  und  abbrechen. 
Die  Pflanzung  ist  von  der  natürlichen  Nahrung  der  Käfer  (Gräser)  rein 
zu  halten.     Absammeln.     Larven  und  Biologie  unbekannt. 

Chlaxnydinen. 

Chlamys  plicata  FJ).  Nordamerika.  Käfer  und  Larven  an  Brom- 
beeren ;  letztere  in  schief  nach  oben  abstehenden  Kotsäcken. 

Cryptocephalinen. 

Larven  in  Kotsack,  mit  nach  unten  eingeschlagenen  letzten  Hinter- 
leibsringen. 

Elaphodes  tigrinus  Chap.  ^).     Australien,  an  Akazien. 

Cryptocephalus  (Disopus)  pini  L.*).  Südliches  Mitteleuropa, 
Käfer  im  Herbste  an  Nadeln  und  jungen  Trieben  der  verschiedenen 
Kiefern,  nicht  unbeträchtlich  schädlich:  sehr  leicht  abzuklopfen. 

Cr.  obsoletus  Germ.  ^).  Li  Mittel- Georgia  ein  ernstlicher  Feind 
für  collard-Kohl. 

Eumolpinen. 

Larven  gewöhnlich  unterirdisch ,  an  Wurzeln ,  weich,  weifslich, 
engerlingartig  gekrümmt-,  mit  abgerundetem  Hinterende. 

Noda  eretil'era  Lef. '^).  Guatemala;  Käfer  fressen  Löcher  in  Kaffee- 
blätter, die  vertrocknen. 

Colaspis  brunnea  F.'').  Nordamerika.  Larve  unterirdisch  an 
Wurzeln;  Käfer  und  Larven  an  Rebe,  Erdbeeren,  Bohnen,  Kartoffeln, 
Klee,  Buchweizen,  Birnbäumen,  Mais  usw.  —  C.  favosa  Say^),  Käfer 
entblätterten  in  Georgia  Pfirsichbäume. 

Nodonota  puneticoüis  Say^).  Rose  leaf-beetle.  Nordamerika, 
einer  der  gemeinsten  und  verbreitetsten  Blattkäfer,  frifst  im  Frühjahre 
Löcher  in  Blätter,  Knospen  und  Endtriebe  der  Rosaceen;  auch  an 
Weiden.  —  N.  tristis  Ol.  Plum  leaf-beetle^*^).  Nordamerika  Im 
Hochsommer  namentlich  an  Pflaumen  und  Pfirsichen,  weniger  an  Apfel, 
Kirschen,  Amelanchier. 

Ficlia  vitieida  AValsh.,  Grape  root-worm  ").  Oststaaten  Nord- 
amerikas ;  hier  der  schlimmste  Feind  der  Rebe.  Käfer  von  Mitte  Mai 
bis  Herbst;  nagt  lange,  schmale,  kettenartige  Streifen  in  Blätter,  Blatt- 
und  Blütenstiele ,  grüne  Triebe  und  grüne  Beeren ;  an  wachsenden 
Blättern  werden   diese    Streifen   allmählich   breiter.     Nach    etwa    zwei 

1)  WATr  a.  Mann,  Pests  and  Blights  of  tea  plant,  2d  ed.,  Calcutta  1903,  p.  170 
bis  174,  fig.  8. 

2)  Briggs,  Cold  Spring  Harbour  Monogr.  lY,  1905,  12  pp.,  1  PL,  fig.  A— L. 
')  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  13,  1902,  p.  714. 

*)  Judeich  u.  Nitsche,  1.  c,  p.  610 — 612. 

5)  Newell  a.  Smith,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  52,  1905,  p.  72. 

6)  U.  S.  Dept.  Agric,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  100. 

^)  Webster,  ibid.  Bull.  2,  N.  S.,  1895,   p.  90.  —  Chittenden,  ibid.  Bull.  9,    1897, 
p.  21.  —   Johnson,   ibid.  Bull.  20,    1899,  p.  63—64.  —  Webster  a.  Mally,  ibid.  p.  71; 
Bull.  26,  1900,  p.  90.  -  Forbes,  22 tb  Rep.,  1903,  p.  145—149,  2  figs. 
^)  Newell  a.  Smith,  1.  c,  p.  70. 

s)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  7,  N.  S.,  1897,  p.  60—61,  1  fig. 

10)  id.,  ibid.  Bull.  19,  N.  S.  1^99,  p.  93    95. 

")  Johnson  a.  Hammar,  ibid.  Bull.  89,  1910,  100  pp.,  10  Pls.,  31  figs.  —  Hartzell, 
Journ.  ec  Ent,  Vol.  4,  1911,  p.  419-421. 


512  Coleopteren,  Käfer. 

"Wochen  beginnt  er  150  und  mekr  Eier  in  Griq^j^en  von  25 — 40  vor- 
wiegend unter  lose  Rinde  am  Grunde  der  Rebstöcke  abzulegen.  Nach 
9 — 12  Tagen  die  Larven;  sie  lassen  sich  zu  Boden  fallen  und  graben 
sich  ein ;  sie  verzehren  zuerst  die  feinen  Wurzelfasern ;  später  l3ohren 
sie  lange,  fest  mit  Bolu^mehl  und  Kot  ausgefüllte  Gänge  in  stärkere 
Wurzeln  und  Löcher  in  den  Stamm.  Durch  die  Wunden  dringen 
Fäulnispilze  ein,  die  das  Zerstörungswerk  vollenden.  Sie  überwintern 
bis  2 — 3  Fufs  tief  in  einer  Erdzelle.  Von  Mai  an  fressen  sie  wieder 
3 — 4  Wochen  an  den  Wurzeln,  und  verfertigen  dann  eine  neue  Erd- 
zeUe  etwa  5 — 8  cm  tief.  Hierin  verpuppen  sie  sich  nach  (3  Tagen; 
nach  2 — 3  Wochen  der  Käfer,  der  ebenfalls  erst  noch  einige  Tage  in 
der  Zelle  ruht.  Zum  Herbste  bzw.  Frühjahre  noch  nicht  genügend 
reife  Larven  überwintern  zum  zweiten  Male. 

Jeder  Befall  schwächt  die  Rebstöcke ;  stärkerer  verhindert  die 
Reifung  der  Trauben,  die  oft  vorzeitig  abtallen,  und  die  Neubildung 
von  Holz;  die  Blätter  färben  sich  frühzeitig  gelb.  Der  Frafs  der 
Käfer  an  den  Blättern  ist  von  minderem  Belange ;  wichtiger  ist  der 
an  Blatt-  und  Fruchtstielen,  weil  dadurch  die  Ernährung  der  betreffenden 
Endorgane  verhindert  wird ;  befressene  Beeren  platzen  auf  wie  beim 
Oidium.  Stark  von  Larven  befallener  Rebgarten  sieht  aus  wie  ein 
Reblausherd. 

Die  ursprüngliche  Nährpiianze  ist  die  wilde  Rebe;  an  ihr  kann 
sich  der  Käfer  aber  nie  so  stark  vermehren,  weil  sie  oberirdisch  zu 
üppig  wächst  und  zu  sehr  sich  ausbreitet;  die  meisten  aus  den  Eiern 
kriechenden  und  herabfallenden  Larven  vermögen  nicht  an  die  Wurzeln 
zu  gelangen.  —  Auch  an  Ampelopsis  quinquefoh'a  und  Cercis  canaäensis. 

Gegenmittel.  Käfer  abklopfen,  lassen  sich  aber  bei  der  ge- 
ringsten Berührung  des  Rebstockes  fallen;  Umbrecüen  der  Erde  im 
Mai  bis  dicht  an  die  Rebstöcke  heran  zerstört  die  Puppenzellen  und 
vernichtet  die  Puppen;  im  Herbste  die  Erde  um  die  Stöcke  etwas  auf- 
häufeln ;  die  Puppen  liegen  dann  höher  und  können  durch  Ausrechen 
dieser  Erhöhungen  blofsgelegt  werden.  Spritzen  mit  gesüfstem  Blei- 
arsenat  im  Frühjahr,  kurz  bevor  die  Käfer  ausschlüpfen,  und  noch  ein- 
mal spätestens  nach  8  Tagen.  Schwefelkohlenstoff.  Eintreiben  von 
Geflügel  zur  Frafszeit  der  Käfer. 

Auch  andere  Fidia-Axtew  finden  sich  in  Amerika  an  Reben,  aber 
in  so  geringer  Zahl  oder  Verbreitung,  dafs  sie  zurücktreten. 

Bromius  (Euiiiolpus,  Adoxus)  obseurus  L.  var.  vitis  auct.  (nee  F.). 
Rebstock- Fallkäler  1),  Ecrivain,  gribouri.  In  allen  Weinbaugebieten 
Euroj)as,  Asiens  und  Nordafrikas;  schädlich  nur  in  Südfrankreich  und 
Ungarn.  Sonst  wie  voriger.  —  Im  Jaln-e  1880  zum  ersten  Male  in 
Californien;  seither  auch  dort  mehrfach  schädlich  geworden.  Anfangs 
wurde  er  mit  vorigem  verwechselt.  Der  Käfer  erscheint  dort  etwas 
früher  als  in  Europa,  bereits  Anfang  Mai,  und  verschwindet  im  Juni. 
Eier  nicht  nur  am  Holz,  sondern  auch  an  den  Blättern;  Larven  und 
PupiDcn  tiefer,  erstere  mehrere  Fuls,  letztere  10 — 20  cm  tief  in  der  Erde. 

Die  beiden  Formen  obseurus  und  vitls  sind  morphologisch  identisch, 
biologisch  zum  Teil  verschieden.  In  manchen  Gebieten  schliefsen  sie 
.sich   aus.     vitis  lebt  in  Europa   im   allgemeinen   nur  auf  der  Rebe;  an 


')  S.  Reblaus-Denkschriften.  —  Toi-sknt,  Bull.  Soc.  Etud.  Sc.  nat.  Reims  1896. 
—  Sa.jö,  111.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  1,  1896,  Ö.  501—506,  517—524,  5  Fi^-g.;  Bd.  2, 
1897,  S.  129—134;  Bd.  3,  1898,  S.  814.  —  Mayei-,  Progr.  Agr.  Yitic.  1905,  p.  588— 540, 
1  tav.  —  Ql'avi.k,  Californ.  agr.  Exper.  Stat.  Bull.  195,  1908,  28  pp.,  18  figs. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  5]^ 3 

zwei  Stellen  Dentsclilands  allerdings  kommt  sie  zwar  mitten  in  ßeb- 
gebieten  vor,  aber  nicht  an  der  Eebe  ^).  ohsciirus  lebt  in  Europa  vor- 
wiegend an  Epilobium',  aber  auch  an  anderen  Pflanzen.  Li  Amerika 
sollen  beide  Formen  an  beiden  Pflanzen  leben. 

Colasposoma  eoITeae  Klbe-).  Die  grünschillernden,  4—4,5  mm 
langen  Käfer  durchlöcherten  bei  Lindi  in  Deutsch-Ostafrika  in  grofser 
Zahl  die  Blätter  von  Liberia-  und  PayskaÖee.  Larven,  nach  Kolbe 
vielleicht  derselben  Art  angehörig,  frafsen  von  unten  die  Pfahlwurzel 
junger  Kafifeepflänzchen  an  oder  höhlten  sie  schneckenförmig  aus, 

Paria  aterrima  01.^).  Larven  in  Ohio  schädlich  an  Erdbeeren, 
deren  Wurzeln  sie  abfressen.     Puppe  in  Erdzelle. 

Typophorus  eanellus  F.  Strawberry  root-borer  ^).  Ebenso.  Käfer 
fressen  auch  Löcher  in  Blätter,  Auch  auf  Obstbäumen.  Nach  Howard 
&  Marlatt-^)  verschleppt  die  schwarze  Varietät  des  Käfers  die  Larven 
der  San  Jose-Schildlaus. 

Syagrus  punetieoUis  Lef.'').  Schwarz  bis  schwarzbraun ;  Rücken 
fein  punktiert;  Flügeldecken  mit  je  zwölf,  aus  kleinen  Höckern  zu- 
sammengesetzten Leisten;  Füfse  stark  graubraun  behaart;  6 — 8  mm 
lang.  Ostafrika,  an  Baumwolle.  Der  Käfer  erscheint  kurz  nach  dem 
Einsetzen  der  Regenzeit,  namentlich  da,  wo  noch  kurze  Zeit  vor  der 
Bestellung  hohes  Gras  gewachsen  war.  Er  frifst  nachts  an  den  jungen 
Baumwollpflänzchen  3 — 5  mm  grofse  Löcher  in  die  Blätter  und  beifst 
die  Blattstiele  und  Stämmchen  dmxh.  Tagsüber  in  den  etwas  ein- 
gerollten oder  zusammengefalteten  Blättern.  Ein  Käfer  kann  in  einer 
Nacht  8 — 10  Pflänzchen  eines  Pflanzloches  beschädigen.  Junge 
Pflänzchen  gehen  ein,  ältere  werden  schwer  geschädigt.  Amerika- 
nische Uplancl-Baumwolle  wurde  bis  jetzt  verschont.  Das  einzige 
Gegenmittel  scheint  Abschütteln  zu  sein,  da  Arsenseife  die  Pflänzchen 
tötete. 

Chrysochus  auratus  F. ^).  Georgia;  grofser  Schaden  durch  Ent- 
blätterung von  jungen  Pekan-Kulturen. 

Chrysomelinen. 

Colaphus  sophiae  Schall.*).  Mittleres  Europa,  spärlich  an  wilden 
Kreuzblütlern;  in  Nordholland  Käfer  und  Larven  an  Senf  schädlich 
geworden. 

Colaspidema  atrum  01.^).  .Südwestliches  Europa,  besonders  schäd- 
lich  in    Südfrankreich    (negril ,    hahotte   noire)   an  Luzerne.     Käfer  von 


')  Siehe  v.  Fkickkn-,  Naturgeschichte  d.  Käfer  Deutschlands,  4.  Aufl.,  1885,  S.  467. 

2)  (Wariu-rg),  Tropenpflanzer,  Bd.  3.  1899,  p.  387.  —  Koü.be,  Deutsch,  ent. 
Zeitschr.  1911,  S.  505—506.  —  Alu.maxn,  Fauna  d.  deutsch.  Kolon.,  R.  5,  Heft  2 
S.  50—51,  Fig.  32. 

3)  Crawford,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  4,  1884,  p.  88—89. 

")  Pettit,  Michigan  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  180,  1900,  p.  134—136,  flg.  12—13. 

^)  ü.  S.  Dept.  Agric ,  Div.  Ent.,  Bull.  3,  1896,  p.  30. 

6)  KrÄNZLiN,  Pflanzer.  Jahrg.  6,  1910.  S.  241—245. 

")  Newell  a    Smith,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  52,  1905,  p.  70. 

8)  RtTZEMA  Bos,  Tijdschr.  Ent.  D.  33,  1879,  p.  139—151,  Tab.  9,  fig.  5—10;  Land- 
wirtsch.  Versuchsstat.  1884,  S.  85-95;  Zeitschr.  Pflanzenkrankh..  Bd.  1,  1.891,  S.  341 
bis  342 ;  Ziekten  en  Beschadigingen  der  Landbouwgewassen,  D.  2,  Groningen  1902, 
p.  117—119,  Fig.  59. 

ö)  Gavoty,  Progr.  agric.  vitic.  Ann.  18,  1901,  Vol.  36,  p.  44—46.  —  Roule,  Bull. 
Sog.  Hist.  nat.  Toulouse  T.  35.  1902,  p.  121—130;  Progr.  agr.  vitic.  Ann.  20,  1903, 
Vol.  39,  p.  359—365.  —  de  Monlaur,  ibid.  p.  144—145. 

Sorauer.  Handbuch.     3.  AiiH.     Dritte  r  Band.  33 


514  Coleopteren,  Käfer. 

Ende  April  an.  Eier  in  kleinen  Gruppen  unter  Erdschollen,  seltener 
an  Blättern;  an  diesen  die  Larven  und  Käfer.  Nach  2 — 3  Wochen 
Verpuppung,  10  —  15  cm  tief  in  der  Erde;  nach  etwa  2  Wochen  (An- 
fang Juli)  ist  der  Käfer  fertig,  bleibt  aber  in  seiner  Puppenhöhle  bis 
zum  nächsten  Frühjahr.  Haben  die  Larven  ein  Feld  kahl  gefressen, 
so  wandern  sie  in  langen  schwarzen  Zügen.  Gegenmittel:  Eintreiben 
von  Geflügel,  wenn  di^e  Käfer  ausgekrochen  sind;  Abmähen  stark  be- 
fallener Luzerne  während  des  Larvenfrafses. 

Gastroidea  (Gastrophysa)  polygoni  L.  i).  An  Buchweizen  usw. 
In  England  an  Wurzeln  schädlich  geworden.  —  G.  viridula  Deb. 
(raphani  Hrbst)-).  An  Rettich,  Sauerampfer,  Rhabarber^;  usw.  Eier 
an   Blattunterseite.     Zwei  Brüten. 

Phaedon  armoraeiae  L.  (betulae  Küst. ,  cochleariae  Panz.), 
Europa,  Nordamerika,  und  Ph.  cochleariae  F.*),  Europa,  an  wilden 
Kreuzblütlern;  von  ihnen  gehen  sie  öfter  an  kultivierte  über,  be- 
sonders an  Meerrettich  (Merrrettich-Blattkäfer),  Senf,  Kresse,  Kohl, 
Kohlrabi  usw.  Ende  April,  Anfang  Mai.  Bald  darauf  Eier  senkrecht 
nebeneinander  in  Häufchen  an  Blattunterseite.  Ende  Mai  die  Larven 
erwachsen.  Puppen  lose  in  der  Erde ;  nach  14  Tagen  die  Käfer ,  die 
sich  sehr  bald  wieder  fortpflanzen,  so  dafs  Ende  August,  September 
die  Entwickelung  wieder  abgeschlossen  ist ;  die  Käfer  überwintern  nun. 
Käfer  und  Larven  fressen  in  erster  Linie  an  Blättern ,  erstere  von 
unten  skelettierend,  letztere  auch  Löcher  von  oben.  Auch  an_  Stengeln 
und  Blüten.  —  Schon  wiederholt,  namentlich  an  Meerrettich,^  sind  ganze 
Kulturen  zerstört  worden.  Am  besten  fängt  man  die  Käfer  mit  ge- 
teerten, durch  die  Felder  gezogenen  Brettern  ab;  im  Herbste  alle 
Rückstände  beseitigen. 

Ph.  aeruginosa  Suffr.  Water-cress  leaf-beetle^).  Nordamerika. 
Käfer  und  Larven  an  Wasserkresse,  Nasturtium  officinale.  Mit  Spritz- 
und  Stäubemitteln  ist  ihnen  nicht  beizukommen.  Bei  Kulturen  in 
fliefsendem  Wasser  schwemmt  dieses  die  Käfer  fort, 

Plagiodera  versicolora  Laich.     Wie  Phyllodecta  vitellinae. 

Melasoma  Steph.  (Lina  Redt.). 
M.  populi  L.  Pappelblattkäfer.   Europa,  Asien.  —  M.  tremulae 

F.  (longicollis  Suffr.),  Espenblattkäfer,  auch  nach  Nordamerika  verschleppt, 
und  M,  cupreum  F.  an  Weiden,  Pappeln  und  Espen,  an  ersteren  in 
Hegern  mitunter  verderblich,  an  letzteren  vorwiegend  an  Stockaus- 
schlägen. Käfer  überwintern  im  Boden ;  die  150  gelblichen,  zylindrischen 
Eier  senkrecht  in  kleinen  Häufchen  an  Blattunterseite.  Nach  8  bis 
10   Tagen,   im  März    die  Larven,    die   zuerst  geselhg   die   Blätter  von 


')  Theobald,  Report  1905—06,  p.  73. 

2)  Kleine,  111  Zeitschr.  Ent. ,  Bd.  5,  1900,  S.  10.  —  Ritzema  Eos,  Tijdschr. 
Plantenz.  D.  8,  1902.  p.  49—50. 

3)  Reh,  Jahresber.  Sonderaussch.  Pflanzensch.  D.  L.  G.  1903,  S.  140. 

■*)  Die  Angaben  in  der  Literatur  lassen  in  den  seltensten  Fällen  erkennen, 
welche  der  beiden  Arten  gemeint  ist.  Wir  führen  sie  daher  beide  an.  —  Letzner, 
Denkschr.  schles.  Ges.  vaterl.  Nat.-Gesch.  1853,  S.  209-211,  Taf.  2,  Fig.  28—30.  — 
C..RNELUS,  Stettin,  ent,  Zeitg.,  Jahrg.  24,  1863,  S.  123.  —  Ritzema  Bos,  Zeitschr. 
Pflanzenkrankh.,  Bd.  1,  1891,  S.  342.  —  Schütte,  Jahrb.  Ver.  Nat.  ünterweser  1900, 
S.  53-55.  —  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  14,  1907,  p.  214;  Vol.  18,  1911, 
p.  413-414.  -  KuRFF,  Prakt.  Blätter  Pflanzenb.,  Jahrg.  6,  1908,  S.  92—95,  129-132, 
2  Figs.  —  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  66,  1909,  p.  18—19. 

•5)  Chittenden,  1.  c,  p.  16—20,  Fig.  5;  p.  96. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  5]^5 

unten  skelettieren,  später  einzeln  Löcher  fressen.  Nach  3  "Wochen  die 
mit  der  Hinterleibsspitze  an  der  Blattunterseite  aufgehängte  Puppe; 
nach  6 — 10  Tagen  die  Käfer.  Je  nach  Witterung  ist  die  zweite  Brut 
im  Juli  bis  September  fertig;  in  ersterem  Falle  kann  sich  noch  eine 
dritte  entwickeln.  Gegenmittel:  Ablesen;  im  Winter  das  Laub  usw. 
zusammenrechen  und  verbrennen;  SiDritzen  mit  Lisektiziden.  —  Als 
Parasit  züchtete  Eabaud  aus  M.  populi  die  Tachiue  Meigenia  hisignata 
Meig.  1). 

M.  scripta  F. ^).  Nordamerika;  wie  vorige,  aber  viel  schädlicher. 
Die  Art  hat  schon  Tausende  von  Pappeln  getötet  und  zahlreiche  Äcker 
von  Weidenhegern  (Salix  viminalis)  vernichtet.  Die  Käfer  befressen 
mit  Vorliebe  die  Triebspitzen,  oft  ringeln  sie  sie,  so  dafs  die  Spitze 
abstirbt  und  die  Seitenknospen  austreiben,  was  natürlich  den  Wert  der 
Weidenruten  sehr  vermindert.  Spritzmittel  halfen  nichts ;  am  besten 
bewährt  sich  eine  Art  von  hopperdozer  (s.  S.  102).  Die  Käfer  gehen 
sehr  früh,  bereits  anfangs  Juli,  in  die  Winterquartiere. 

M.  aenea  L.     Europa.     Auf  Erlen;  wie  Agelastica  ahii. 

Li  Nordamerika  noch  M.  lapponiea  L.^)  an  Weiden  und  M.  (Zygo- 
gramma)  exelamationis  F.  an  wilden  und  kultivierten  Sonnen- 
blumen. 

Leptinotarsa  deeemlineata  Say^  Kolorado(Kartoffel-)käfer^). 
Als  Heimat  des  Käfers  galt  bis  vor  kurzer  Zeit  Colorado,  wo  er  ur- 
sprünglich in  geringer  Zahl  auf  Solanum  rostratum  lebte.  Nach  den 
Untersuchungen  Towers  stammt  er  dagegen  aus  dem  nördlichen  Süd- 
amerika, von  der  Form  undechnJineata  ab.  Diese  breitete  sich  nord- 
wärts aus  und  spaltete  sich  dabei  in  mehrere  Formen,  deren  eine 
bereits  in  Mexiko  den  Koloradokäfer  bildete  und  als  solcher  in 
sein  zweites  Mutterland  einwanderte.  Die  grofse  Anpassungsfähigkeit 
soll  sich  auch  jetzt  noch  dadurch  äufsern,  dafs  der  Käfer  in  seinem 
heutigen  weiten  Verbreitungsgebiete  neue  Formen  entstehen  lasse. 

Geschichte.  Anfangs  der  fünfziger  Jahre  des  vorigen  Jahr- 
hunderts begann  der  Käfer  in  Colorado,  bis  wohin  vor  kurzem  der 
Kartoffelbau  auf  seiner  Ausbreitung  nach  Westen  gelangt  war,  auf  diese 
Pflanze  überzugehen  und  sich  auf  ihr  ostwärts  auszubreiten.  Aber  erst 
186.5  wurde  er  als  schädlich  berichtet.  Bereits  im  Jahre  1874  hatte  er 
die  atlantische  Küste  erreicht,  und  sich  zugleich  soweit  nach  Norden 
und  Süden  ausgebreitet,  dafs  über  ein  Drittel   der  Vereinigten  Staaten 


1)  Feuille  jeun.  Nat.  T.  39,  1909,  p.  101—102. 

2)  LiNTNER,  U.  S.  Dept.  Agric.  Div.  Ent.,  Bull.  2,  N.  S.,  1895,  p.  69—75.  — 
Felt,  New  York  St    Mus.  Mem.  8,  PI.  1,  1905,  p.  317—322. 

3)  Felt,  1.  c,  p.  564-565,  fig.  139—140. 

•♦)  Hier  kann  nur  die  wichtigste  Literatur  angegeben  werden :  Riley,  The  Co- 
lorado beetle,  with  suggestions  for  its  repression  and  methods  of  destruction, 
London  1877,  8^,  123  pp.,  1  PL  —  Gekstäcker,  Der  Coloradokäfer  und  sein  Auftreten 
in  Deutschland.  Ina  Auftrage  des  Kgl.  Preufs.  Ministeriums  f.  d.  landwirtsch.  An- 
gelegenheiten dargestellt.  Mit  1  Farbendrucktafel  u.  Karten,  Kassel  1877,  8",  84  S.  — 
Karsch,  Ent.  Nachr.,  .Jahrg.  13,  1887,  S.  323—329.  —  Smith,  Eep.  N.  Jersey  agr. 
Exp.  Stat.  1894  ff.  -  Tower,  Science  N.  S.,  Vol.  12,  1900.  p.  372,  438— 440.  — 'Theo- 
BAi,D,  L  Rep.  econ.  ZooL,  London  1903,  p.  87—93;  U.  S.  Dept.  Agric.,  Bull.  ,54,  190.5, 
p.  65 — 68.  —  Tower,  An  investigation  of  evolution  in  Chrvsomelid  beetles  of  the 
genus  Leptinotarsa.  Carnegie  Inst.  Washington,  Publ.  48,  "'1906,  320  pp.,  30  Pls., 
31  figs.  —  Chitte.ndex,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  87,  1907,  15  pp.,  6  figs.  — 
Popenoe,  ibid..  Bull.  82,  1909,  p.  1—8,  PI.  1-2.  —  Cooi.ev,  Journ.  econ.  Ent.,  Vol.  3, 
1910,  p.  178—179.  —  .Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  16,  1910,  p.  915—916,  fig. 

38* 


516  Coleopteren.  Käfer. 

und  Südcanada  befallen  waren.  Die  Ausbreitung  geschah  längs  und 
den  Eisenbahnen  und  Flüssen  und  durch,  von  den  im  Spätsommer 
herrschenden  Winden  unterstützten  Flug;  Schwärme  von  über  10000 
Stück  wurden  beobachtet.  In  den  Oststaaten  vermehrte  sich  der 
Käfer  so  ungeheuer,  dafs  er  bald  eine  Plage  für  die  Bewohner  der 
Küstenstädte  und  Seebäder  wurde,  dafs  er  Eisenbahnen  zum  Entgleisen 
brachte  und  massenhaft  die  Schiffe  überfiel.  Ungeheure  Mengen  flogen 
aufs  Meer,  ertranken  hier  und  wurden  in  dichten  Bänken  wieder  an 
das  Ufer  gespült. 

Nach  Norden  zu  hatte  der  Koloradokäfer  sehr  bald  Canada  er- 
reicht; hier  wurde  ihm  aber  durch  das  Klima  eine  Grenze  gesetzt,  die 
er  auch  bis  jetzt  nicht  wesentlich  überschritten  hat.  Ähnlich  ging  es 
ihm  im  Süden,  wo  die  häufigere  Wiederkehr  von  38 ^^  C  seine  Aus- 
breitung abgrenzte;  denn  bei  dieser  Temperatur  sterben  Eier  und 
Larven.  Von  Zeit  zu  Zeit,  in  kühleren  Jahren,  fanden  bzw.  finden 
Vorstöfse  nach  Süden  zu  statt,  die  aber  nicht  zu  dauernder  Ansiede- 
lung führten;  immerhin  gewinnt  der  Käfer  hier  ständig,  wenn  auch 
langsam  an  Boden.  Nach  Westen  bildete  lange  Zeit  das  Felsen- 
gebirge ein  unüberwindliches  Hindernis,  das  aber  neuerdings  an 
melu"eren  Stellen  überflogen  ist. 

Biologie.  Die  Käfer  befressen  im  Frühjahre  die  Blätter  vor- 
wiegend vom  Rand  aus  und  belegen  sie  mit  Häufchen  von  15 — 90 
senkrecht  stehenden,  1  mm  hohen,  orangeroten  Eiern,  deren  jedes 
Weibchen  bis  1000  und  mehr  Stück  legt.  Nach  4 — 8  Tagen  schlüpfen 
die  Larven  aus ,  die  zuerst  an  der  Unterseite  der  Blätter ,  später  an 
ihrer  Oberseite,  Löcher  fressen,  zuletzt  sie  auch  vom  Rande  aus  be- 
nagen ;  Larven,  und  noch  mehr  Käfer,  scheiden  grofse  Mengen  schwärz- 
lichen, schmierigen  Kotes  aus.  Nach  16 — 21  (28j  Tagen  gehen  sie  bis 
1  Fufs  tief  in  die  Erde  und  verpuppen  sich  in  einer  Höhle.  Nach 
1 — 3  Wochen  der  Käfer,  der  nach  8 — 14  Tagen  wiederum  Eier  ablegt; 
die  hieraus  sich  entwickelnden  Käfer  gehen  verhältnismäfsig  früh  (schon 
August — September)  zur  Überwinterung  (bis  3  Fufs)  tief  in  die  Erde. 
In  den  höher  gelegenen  Teilen  von  Montana  entwickelt  sich  nur  eine 
Greneration ;  in  den  südlicheren  Staaten  reifen  drei  aus ;  dazwischen 
finden  sich  alle  Übergänge ;  öfters  wird  die  dritte  Brut  nicht  fertig  und 
überwintert  als  Puppe. 

Der  Schaden  war  früher  ein  ungemein  grofser,  so  dafs  er  die 
Marktpreise  merkbar  beeinflufste  und  in  manchen  Gegenden  der  Kar- 
toöelbau  aufgegeben  werden  mufste.  Jetzt  ist  er  bedeutend  geringer, 
beträgt  aber  doch  noch  jährlich  etwa  10  Millionen  Mark  für  das  ganze 
Gebiet. 

Eigenartig  ist,  dafs  der  Käfer  in  manchen  Gegenden  dauernd  oder 
wenigstens  zeitweise  verschwunden  ist  bzw.  verschwindet. 

Nährpflanzen  sind  in  erster  Linie  Solaneen,  aber  auch  manche 
andere,  wie  Argemone  mexicana,  Amaranthus  retroflexus,  Sisymbrium 
officinale,  Polygonum  hydropiper,  Ribes  rubrum,  Disteln,  Chenopodium 
hybridum  usw.  Von  Kartoffeln  werden  zartblättrige  Sorten  vorgezogen, 
rauhblättrige  solange  wie  möglich  verschmäht. 

Feinde:  Fast  alles,  was  Insekten  frifst;  zu  erwähnen  sind  die 
Coccinelliden  und  ihre  Larven,  die  die  Eier  und  Larven  fressen.  Para- 
siten sind  aufser  Tachinen  keine  bekannt. 

Gegenmittel.  Abklopfen;  Larven  bei  Sonnenhitze  abfegen,  so 
dafs    sie   auf  dem   heifsen,   trockenen  Boden  zugrunde  gehen;  Pflügen 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  5I7 

im  Herbst  und  Frühjahre;  Beseitigung  der  Unkräuter.  Am  zweck- 
mäisigsten  ist  das  Spritzen  mit  Arsenmitteln  (Bleiarsenat),  durch  das 
der  Käfer  überall  leicht  in  Schach  zu  halten  ist. 

Geschichte  in  Europa.  Als  der  Kartoffelkäfer  1875/76  in  den 
atlantischen  Küstenstädten  Nordamerikas  in  so  ungeheueren  Massen 
auftrat,  wurde  sein  baldiges  Erscheinen  in  Europa  mehrfach  in  Aus- 
sicht gestellt.  Bereits  1876  wurden  zweimal  auf  von  New  York  nach 
Bremerhaven  fahrenden  Dampfern  lebende  Käfer  gefunden,  am  14.  Juni 
sogar  einer  in  einem  Güterschuppen  Bremens.  1877  fing  Murray 
mehrere  Käfer  im  Hafen  von  Liverpool  auf  einem  aus  Texas  an- 
gelangten Schiffe,  und  anfangs  Juni  wurden  einige  im  Hafen  von 
Rotterdam  gefangen.  Am  19.  Juni  wurde  er  dann  in  nicht  geringer 
Zahl  auf  Kartoffelfeldern  bei  Mühlheim  a.  Rh.  entdeckt.  Energischste 
Bekämpfung  (Verbrennen  des  Krautes,  Begiefsen  des  Bodens  mit  Kali- 
lauge) schien  ihn  rasch  beseitigt  zu  haben,  als  er  am  27.  Juli  noch- 
mals auftrat.  Unter  Leitung  von  Prof.  Gerstäcker  wurde  er  dann  ver- 
nichtet. 

Anfangs  August  wurde  ein  neuer,  weit  stärkerer  Befall  bei 
Schild  au  bei  Torgau  entdeckt;  etwa  16  Äcker,  zum  Teil  weit  von- 
einander entfernt,  waren  hier  befallen;  einige  recht  stark.  Die  Lifektion 
war  offenbar  schon  früher  erfolgt,  daher  schon  alle  Stadien  vorhanden 
waren.  Auch  hier  geschah  die  Ausrottung  unter  Gerstäckers  Leitung; 
dennoch  trat  der  Käfer  im  nächsten  Jahre  wieder  auf,  wurde  nun  aber 
wieder  energisch  bekämpft.  Im  Jahre  1887  erschien  er  wieder  bei 
Torgau,  aber  in  einiger  Entfernung  vom  Platze  seines  früheren  Auf- 
tretens;  acht  Äcker  waren,  offenbar  schon  seit  einiger  Zeit  (3  Jahren?) 
befallen.  Mit  einem  Kostenaufwand  von  30UU0  Mark  gelang  seine 
Vernichtung. 

Mitte  August  1901  zeigte  sich  der  Käfer  in  einigen  Hausgärten  von 
Dockarbeitern  zu  Tiibury  in  England.  Das  Kraut  wurde  mit  Petro- 
leum begossen  und  angezündet,  der  Boden  umgegraben,  mit  Gaskalk 
versetzt  und  mit  Petroleum  begossen.  Trotzdem  erschienen  neue  Käfer 
Ende  Mai,  anfangs  Juni  1902  aus  der  Erde ;  sie  stammten  offenbar  aus 
Puppen,  die  im  Spätsommer  1901  zm*  Überwinterung  so  tief  in  die 
Erde  gegangen  waren,  dafs  sie  von  der  Behandlung  des  Bodens  nicht 
betroffen  wurden. 

Da  mit  einer  Neueinschleppung  des  Koloradokäfers  stets  zu  rechnen 
ist,  sei  kurz  die  Behandlung  nach  Gerstäcker  angeführt,  die  sich,  trotz 
aller  Angriffe,  als  ausgezeichnet  bewährt  hat.  Zuerst  werden  ober- 
irdisch alle  Käfer  und  Larven  abgesucht;  dann  erst  wird  das  Kraut 
verbrannt  oder  besser  abgemäht,  in  Erdlöcher  eingeschüttet,  Schicht 
für  Schicht  mit  Benzol  übergössen,  schliefslich  die  Löcher  mit  Erde 
gefüllt  und  diese  festgestampft.  Nun  wird  der  Boden  tief  umgegraben, 
nach  Larven,  Puppen  und  Käfern  durchsucht  und  ebenfalls  mit  Benzol 
begossen.  An  derselben  Stelle  oder  in  nächster  Nachbarschaft  sind 
wieder  Kartoffeln  zu  pflanzen,  damit  sich  an  ihnen  doch  noch  aus- 
kriechende Käfer  anlocken  lassen;  sie  sind  natürlich  unter  sorgfältiger 
Aufsicht  zu  halten,  solange  Gefahr  besteht. 

Auch  hier  in  Europa  stellten  namentlich  Coccinelliden  den  Jugend- 
stadien des  Käfers  nach. 

Ceralces  ferrug-ineus  Gerst.  V).  Deutsch- Ostafrika,  an  Blumen, 
neuerdings  auch  an  Kautschuk. 

1)  AuLMAN.N,  Mitt.  Zool.  Mus.  Berlin,  Bd.  5,  1911,  S.  263—264,  Fig.  4. 


518  Coleopteren,  Käfer. 

Entomoscelis  adonidis  Pall.  \).  Europa,  Asien,  Nordamerika,  Aii 
den  verschiedensten  Cruziferen,  aber  auch  an  Petasites  officinalis. 
Disteln,  Roggen  usw.,  schädlich  vorwiegend  an  Raps.  Während  Schäden 
in  Europa  nur  im  Südosten  vorkommen,  sind  sie  in  Amerika  fast  ganz 
auf  Kanada  beschi'änkt;  die  Art  bedarf  trockener  heifser  Sommer.  Eier 
und  junge  Larven  überwintern  in  oder  an  der  Erde;  von  Ende  März 
bis  in  April  der  Hauptlarvenfrafs.  Puppe  in  der  zweiten  Aprilhälfte 
in  der  Erde;  Anfang  Mai  die  Käfer,  die,  nach  Sajo,  jetzt  nur  kurze  Zeit 
fressen,  dann  sich  zu  einem  Sommerschlafe  in  die  Erde  verkriechen 
und  erst  im  September  bis  November  die  Hauptfrafs-  und  Fort- 
pflanzungszeit haben;  in  anderen  Ländern  werden  die  Käfer  aber  auch 
im  Hochsommer  beobachtet.  Bekämpfungsmittel:  2  ^/2^/o  iges  Pyrethrum- 
extrakt;  die  anfangs  kleinen  Frafsherde  mit  Stroh  bedecken  und  an- 
zünden. Schweine  sollen  die  Larven  vom  jungen  Raps  abfressen,  ohi;e 
ihn  zu  beschädigen.  —  In  den  sandigen  Gegenden  Ungarns,  wo  Ge- 
treide- und  Kartolfelbau  herrscht,  nach  Säjö  nützlich,  da  er  die 
Cruziferen-Unkräuter  vernichtet. 

Phjtodecta  viminalis  L.  Wie  Gallerucella  lineola.  —  Ph.  forni- 
eata  Brüggem.  - ).  Käfer  und  Larven  an  Luzerne  ;  Pferde  sollen  die 
befallene  Luzerne  nicht  fressen. 

Phylloilecta  (Phratora)^)  vitellinae  L.,  Ph.  vulg-atissima  L. 
und  Ph.  viennensis  Schrk. ,  W^eidenblattkäfer,  an  Pappeln  und 
Weiden;  in  den  Kulturen  letzterer  nicht  selten  ernstlich  schädlich. 
Die  drei  Käfer  verhalten  sich  den  verschiedenen  Weidenarten  gegen- 
über verschieden,  ziehen  aber  immer  glatt-  und  zartblättrige  Arten  vor. 
Überwinterung  an  geschützten  Orten  an  und  über  der  Erde,  sehr  häufig 
auch  unter  Fanggürteln.  Zeitig  im  Frühjahre  fressen  sie  Löcher  in 
Blätter.  Die  gelbgrauen  Eier  in  Doppelreihen  zu  etwa  20  Stück  an 
Blattunterseiten.  Die  Larven,  und  nun  auch  die  Käfer,  skelettieren  die 
Blätter  von  unten.  Nach  20 — 30  Tagen  Verpuppung  in  der  Erde. 
Nach  etwa  12  Tagen,  Ende  Juni,  die  neuen  Käfer,  die  auch  die  Rinde 
der  jungen  Triebe  abnagen ;  im  August  wiederum  eine  Käfergeneration 
fertig,  die  überwintert.  Bekämpfung  durch  Abklopfen  der  Käfer,  Ver- 
brennen der  Bodendecke,  Herstellung  künstlicher  Winterverstecke, 
Spritzen  und  Stäuben  mit  Insekticiden.  —  Erstere  Art  auch  in  Nord- 
amerika *). 

Halticinen,  Erdflöhe^). 

Vorwiegend  nahe  dem  Boden,  an  niedrigen  Pflanzen,  auf  Kj'äutern, 
weniger  Sträuchern,    sehr   selten   auf  Bäumen.     Sie  fressen  immer  auf 

1)  Künstler,  Verh.  zool.-bot.  Ges.  Wien,  Bd.  21,  1871,  S.  45—46.  —  Kraatz  u. 
V.  Weidexbach,  Ent.  MonatsbL,  Jahrg.  1.  1876,  S.  39,  57.  —  Koppen,  Schädl.  Insekt. 
Rufslands,  Moskau  ISSO,  S.  274—275.  —  Fletcher,  Rep.  1887  ff.  —  Lesne,  Ann.  Soc. 
ent.  France  (6)  T.  10,  1890,  p.  177—179,  9  figs.  —  Horvath,  1892;  siehe  Zeitschr. 
Pflanzenkr.,  Bd.  3,  S.  354.  -  Sa.jö,  111.  Wochenschr.  Ent..  Bd.  1,  1896,  S.  87—89, 
117-120,  189.  Figg.:  Bd.  2,  1897,  S.  529.  —  Chittenden,  ü.  S,  Dept.  Agric,  Div.  Ent., 
Bull.  83,  N.  S.,  1902,  p.  49—53,  Fig.  11. 

2)  Heeger,  Isis  1848,  S.  322,  Taf.  3.  —  HurvIth,  1  c.  —  Sa.76,  1.  c.  Bd.  5, 1895,  S.  284. 

3)  Eckstein,  Zeitschr.  Forst-  u.  Jagdwes.,  Jahrg.  22,  1890,  S.  145.  —  Altum,  ibid. 
Jahrg.  23,  1891,  S.  34.  —  Staes,  Tijdschr.  Plantenz.  D.  2,  1896,  p.  92—103.  —  Theu- 
liALD,  2d  Eep.  ec.  ZooL,  London  1904,  p.  163—165.  —  Tui.lgren,  Jakttag.  etc.,  Stock- 
holm 1905,  p.  37—38.  —  Dangi-y,  C.  r.  Ass.  fran^.  Avanc.  Sc.  Grenoble  1904;  Not. 
et  Mem.  p.  1335-1339.  —  Rurig,  111.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  2,  1897,  p.  657-661. 

*)  Britton,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  IV,  1911,  p.  544. 

5]  Theobäld,  Journ.  South  East.  agric.  Coli.  1903,  Nr.  12,  p.  50—68,  1  PL  — 
Jablonowski,   Die    tierischen  Feinde    der  Zuckerrübe,    Budapest  1909,    S.  148—174. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  519 

den  Blattspreiten,  in  dünnere  Blätter  Löcher,  in  dickere  Fenster;  die 
stehen  gebliebene  Oberhaut  der  andersseitigen  Blattfläche  erscheint 
zuerst  weifs  -,  später  vertrocknet  sie,  färbt  sich  braun  und  reifst  oft  aus, 
so  dafs  also  auch  hier  nachträglich  Löcher  entstehen.  Nährpflanzen 
in  erster  Linie  Kreuzblütler,  wilde  und  angebaute.  Es  wurde  be- 
obachtet ,  dafs  die  Käfer  in  _  grofsen  Schwärmen  gegen  den  Wind  auf 
Kulturen  geflogen  kamen.  Überwinterung  an  geschützten  Stellen,  im 
Bodengeniste,  unter  Erdschollen,  zwischen  stehen  gebliebenen  Pflanzen- 
resten, besonders  zahlreich  in  hohlen  Pflanzenstengeln,  in  Rissen  und 
Ritzen  von  Bäumen,  Mauern,  Zäunen,  unter  Moos,  Flechten,  Fang- 
gürteln usw.  Bereits  in  den  ersten  warmen  Tagen  fallen  sie  heifs- 
hungrig  über  die  sprossende  junge  Vegetation,  die  sich  öffnenden 
Knospen  usw.  her.  Von  Anfang  April  an  die  wenig  zahlreichen 
(20 — 50),  gelblichen,  elliptischen,  sehr  kleinen  Eier,  einzeln  oder  in 
kleinen  Gruppen,  in  den  meisten  Fällen  an  Blättern.  Nach  6 — 12  Tagen 
die  Larven,  oberirdisch  an  oder  in  Blättern,  im  Stengel  oder  (meistens) 
unterirdisch  an  oder  in  der  Wurzel.  Nach  'd — 6  Wochen  Verpuppung, 
fast  ausnahmslos  in  der  Erde,  frei  oder  in  kleiner  Zelle ;  nach  mehreren 
Wochen  die  neue  Käfergeneration.  Generation  meistens  einjährig;  die 
im  Juli  und  August  ausgeschlüpften  Käfer  überwintern.  Da  sich  aber 
die  Eiablage  gewöhnlich  über  einen  längeren  Zeitraum  hinzieht,  auch 
die  Lebensdauer  der  einzelnen  Stadien  sehr  verschieden  ist,  findet  man 
fast  die  ganze  gute  Jahreszeit  über  alle  Stadien  von  jungen  Larven 
bis  zu  Käfern ,  so  dafs  vielfach  auf  mehrere  Generationen  im  Jahre 
geschlossen  wurde.     Es  sind  derer  aber  wohl  selten  mehr  als  zwei. 

Die  Käfer  sind  bei  warmem,  trockenem,  sonnigem  Wetter  ungemein 
lebhaft.  Merkwürdigerweise  aber  fliegen  sie  selbst  dann  nur  sehr  un- 
gern, sondern  bedienen  sich  fast  ausschliefslich  ihrer  starken  Spring- 
schenkel. Die  anderen  Stadien  bedürfen  umgekehrt  einer  gewissen 
Feuchtigkeit;  namentlich  trockene  Hitze  wird  ihnen  verderblich,  daher 
die  Verpuppung  gewöhnlich  in  den  obersten  feuchten  Bodenlagen. 

Schaden  mehr  durch  die  Käfer  als  durch  die  Larven.  Erstere 
namentlich  an  keimenden  Aussaaten,  von  denen  sie  oft  mehrere 
hintereinander  vernichten,  sowie  überhaupt  an  sprossender  Vegetation. 
Nach  Mitteilungen  Theobalds  betrug  der  Schaden  1786  in  Devonshire 
100  000  ^^  1881  in  22  englischen  und  11  schottischen  Grafschaften 
weit  über  V2  Mill.  ^;  hierbei  dürften  allerdings  wohl  noch  andere  Ur- 
sachen mitgewirkt  haben.  Er  erreicht  diese  Zahlen  aber  auch  bei 
Haltica  ampelophaga  in  Algier. 

Feinde  der  Erdflöhe  sind  wenig  bekannt  und,  praktisch  ohne  Be- 
lang. —  Von  etwas  gröfserer  Bedeutung  sind  Pilzkrankheiten  ^j, 
namentlich  Sporotriclmm  cilohiüiferum  und  BotryHs  hassiana,  die  ganz 
besonders  unter  den  in  Massenquartieren  überwinternden  Käfern  oft 
arg  aufräumen  und  schon  mehrfach  mit  Erfolg  zur  künstlichen  Infektion 
solcher  verwandt  worden  sind. 

Vorbeugungs-  und  Bekämpfungsmittel^)  gibt  es  un- 
zählige, keines  aber,  das  unter  allen  Umständen  sicher  zum  Ziele  führt. 
Die  wichtigsten  sind:    die   natürlichen   Überwinterungsverstecke   mög- 

Fig.  35—42.  —  Für  Durchsicht  dieses  Abschnittes  und  viele  Verbesserungen  bin  ich 
Herrn  Fr.  Heikertingek  in  Wien  zu  gro£sem  Danke  verpflichtet. 

')  Trabut,  Rev.  Yitic.  Nr.  222,  1898,  p.  317-322;  C.  r.  Acad.  Sc.  T.  126,  1898, 
p.  359-360.  —  Debray,  Rev.  Vitic.  Nr.  227.  1898,  p.  482—483. 

2)  Siehe  u.  a.  Thiele,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  8,  1898,  S.  342—344. 


520  Coleopteren,  Käfer. 

liehst  vernichten ;  künstliche  Verstecke  darbieten.  Schnell  keimende 
Saaten  mit  Petroleum  oder  Terpentin  tränken  ^).  Zwischen  langsam 
keimende  Saaten  erst  bei  Beginn  des  Keimens  Sand  (100  1)  oder 
Sägemehl  streuen,  die  mit  Petroleum  (10  1),  Asa  foetida  oder  Ter- 
pentin getränkt  sind  -).  Mindestens  wurden  dadurch  die  Erdflöhe 
auf  8 — 14  Tage  ferngehalten,  bis  die  Pflänzchen  über  das  ge- 
fährdetste  Stadium  hinweg  waren  ^).  Streuen  von  Tabaksstaub,  Spritzen 
mit  Petroleum  (6,5  1  auf  40  Ar)  tun  dieselben  Dienste;  doch  mufs 
letzteres  öfters  wiederholt  werden.  Durch  gute  Düngung  das  Wachs- 
tum der  Pflänzchen  möglichst  beschleunigen.  Spritzen  mit  Arsen- 
mitteln, namentlich  mit  Bleiarsenat.  Mit  Bordeauxbrühe  gespritzte 
Pflanzen  werden  verschmäht.  Cbittenden  empfiehlt  daher,  die  Haupt- 
masse der  Saaten  damit  zu  spritzen,  aber  einzelne  schmale  Streifen 
mit  Bleiarsenat;  auf  letzterem  sammeln  sich  dann  die  Käfer  und  werden 
vergiftet.  Parker*)  macht  aber  darauf  aufmerksam,  dai's  an  schnell 
wachsenden  Pflanzen  die  Bordeauxbrühe  bewirke,  dafs  die  Erdflöhe 
zwar  die  älteren,  bespritzten  Teile  verschmähen,  dafür  aber  über 
die  jüngsten,  nach  der  Bespritzung  hervorsprossenden  und  für  die 
Pflanze  wichtigsten  Wachstumsteile  herfallen,  also  mmmehr  erst  recht 
schaden.  Abklopfen  höher  wachsender  Pflanzen,  bei  niedrigen  mit 
Klebstoff  bestrichene  und  mit  Abfegevorrichtung  versehene  Bretter 
zwischen  oder  dicht  über  ihnen  durch  die  Felder  ziehen.  Eine  Ver- 
einigung beider  Maisnahmen  sind  leichte ,  überspannte  und  mit  Kleb- 
stoff versehene  Rahmen ,  auf  die  man  höhere  Pflanzen  abklopft.  All- 
gemeine Schutzmafsregeln  sind:  Boden  feucht  halten,  überhaupt  öfteres 
Gleisen,  Beschatten.  So  wuchsen  im  Schatten  von  Kartoffeln  gesäte 
Rübsen  unverletzt  heran  (Theobald).  Schliefslich  haben  sich  Geflügel 
und  Kröten  als  sehr  nützlich  erwiesen. 

Die  Arten  sind  zum  grofsen  Teil  ungemein  schwer  auseinander  zu 
halten. 

Podagrica  malvae  Bl.  und  fuseicornis  L.,  aufMalven,  Pappel- 
rosen, Eibisch.  Käfer  durchlöchern  die  Blätter,  Larven  in  Stengel 
und  Wurzel. 

Crepidodera  (Chaleoides)  aurata  Marsh.  In  ganz  Europa  gemein 
auf  allen  Weidenarten;  in  Schweden*^)  massenhaft  an  drei-  bis  vier- 
jährigen Pflänzchen  vonPopulus  laurifolia  und  alba.  —  Cr.  (Deroerepis) 
ruüpes  L.  Europa,  vorwiegend  an  wild  wachsenden  Schmetterlings- 
blütlern, auch  an  Erbsen  und  Feldbohnen").  —  Cr.  (D.)  erythropus 
Melsh.  ^),  Nordamerika,  namentlich  an  Robinien ;  die  überwinterten  Käfer 
fressen  an  den  früher  ausschlagenden  Obst- ,  besonders  Pfirsichbäumen 
die  jungen  Knospen  aus.  —  Cr.  eostatipennis  Jacoby^),  3 — 4  mm 
lang,  gelb.    Kamerun,  an  Kakao.    Ende  Mai  nagen  die  Käfer  Löcher  in 


^)  Im  Journ.  Board  Agric.  London  Yol.  1'2,  1905,  p.  38 — 39  wird  berichtet,  dafs 
solche  Samen,  auch  abgesehen  vom  Schutz  gegen  Erdflöhe,  weit  bessere  und  kräf- 
tigere Pflanzen  ergaben,  als  unbehandelte. 

-)  Auch  diese  Mafsregel  soll  ähnlichen  Erfolg  gehabt  haben. 

3)  RiTZEMA  B..S,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  148—149. 

*)  Siehe  Psylliodes  punctulata. 

^)  TuLLGREN,  Stud.  Jakkt.  etc.,  1905,  p.  35—36. 

'')  Kaltenbach,  Pflanzenfeinde  p.  141. 

7)  Schwarz,  Ins.  Life,  Vol.  5,  1893,  p.  334-34'2,  1  Fig.  —  Burgess,  U.  S.  D.  A.. 
Bur.  Ent.  Bull.  5'2,  1905,  p.  53.  Irrtümlich  Cr.  rufipes  genannt;  siehe  Heikertinger, 
Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien,  Bd.  61,  1911,  S.  3—8. 

s)  Wi.NKLER  u.  Reh,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  15,  1905,  S.  182,  136. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  521 

die  Blätter,  Ende  August,  Anfang  September  in  die  Fruchtschalen ;  aus 
den  Wunden  tritt  Saft  heraus.     Schaden  nicht  bedeutend. 

Epithrix  Foudr.  \). 

Von  den  zahlreichen  Arten  dieser  Gattung  werden  keine  europäische, 
nur  nordamerikanische  Arten  schädlich.  Die  Käfer  fressen  Löcher  in 
die  Blätter,  die  Larven  leben  an  oder  in  Wurzeln  und  anderen  unter- 
irdischen Organen ;  die  Familie  der  Solaneen  wird  besonders  bevorzugt, 
ohne  dafs  andere  Familien  verschmäht  würden. 

E.  eueumeris  Harr.  Nordamerika,  vorwiegend  an  Kartoffeln,  aber 
auch  an  Tomaten  öfters  sehr  schädlich  •,  Larven  in  den  Knollen  ersterer. 
An  den  Blattwunden  siedelt  sich  der  Pilz  Macrosporium  Solani  an, 
offenbar  durch  die  Käfer  übertragen.  —  E.  fuseula  Gr.;  mehr  südlich; 
vorwiegend  an  Eierpflanzen;  auch  in  Warmhäusern.  —  E.  parvula 
F.,  Tobacco  flea-beetle.  Li  allen  Tabak  bauenden  Teilen  der  Neuen 
Welt  ein  ernstlicher  Feind  dieser  Pflanze,  namentlich  in  den  südlicheren 
Gegenden.  Frifst  der  Käfer  keine  Löcher  durch  das  ganze  Blatt, 
sondern  schabt  nur  stellenweise  die  Oberhaut  ab ,  so  gelten  diese 
Blätter,  an  den  um  die  Frafsstellen  entstehenden  Flecken  kenntlich,  als 
besonders  wertvolle  Deckblätter. 

Systeua ^)  taeniata  Say  et  var.  blanda  Melsh.  Nordamerika,  Käfer 
fast  omnivor ;  schädlich  an  fast  allen  Gemüsepflanzen,  Erdbeeren,  Baum- 
wolle, Hafer,  Birnblättern  usw.  Er  erscheint  Anfang  Juni  in  sehr  grofsen 
Massen  und  kann  dann  in  3 — 4  Tagen  die  befallenen  Pflanzen  fast  kahl 
fressen.  Larve  vorwiegend  an  Getreide- ,  aber  auch  an  Kartoffel-  und 
anderen  Wurzeln.  Feinde :  Sperlinge.  —  S.  frontalis  F.  Desgleichen, 
weit  verbreitet ;  an  den  verschiedensten  Pflanzen  schädlich :  Zuckerrübe, 
Moosbeere,  Bohne,  Birnbaum,  Rebe  usw.  —  S.  hudsonias  Forst. 
Desgleichen;  erst  seit  1887  schädlich  geworden,  an  Kartoffel,  Zucker- 
rübe, Mais,  Bohne,  auch  sehr  viel  an  Unkräutern. 

Chaetocnema  Steph.  (Plectroscelis  Redt.). 

Ch.  eoneinna  Marsh,  (dentipes  Koch)  ^).  Europa,  Sibirien ;  auf  Ampfer 
und  Knöterichgewächsen;  soll  an  Hafer,  Hopfen  und  Rüben,  in  Schweden 
auch  an  Rhabarber  schädlich  sein.  Käfer  frifst  Löcher  in  die  Blätter 
und  jungen  Triebe.  Larven  minieren  in  Blättern ;  Puppen  in  Erde. 
Nach  Theobald  drei  Brüten.  —  Ch.  tibialis  111.^).  In  Österreich  und 
Ungarn  sehr  schädlich  an  Rüben  (Beta) ,  auch  bei  Paris.  —  Li  Nord- 
amerika'^j  Ch.  conflnis  Crotch.  an  Bataten;  Ch.  dentieulata  111.  und 
puliearia  Melsh.  an  verschiedensten  Gramineen,  namentlich  aber 
an  Hirse  und  Zuckermais ;  Ch.  elongatula  Crotch.  an  Apfelblättern.  — 
Ch.  basalis  Baly**).     Indien,  an  Reis. 


')  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  10,  X.  S.,  1898,  p.  79—82, 
1  flg.;  Bull.  19,  N.  S.,  1899,  p.  85—90,  fig,  20;  Bull.  :«,  1902,  p.  110—111. 

2)  Smith,  J.  B.,  Eep.  1893,  p.  478-489,  fig.  13—14:  Rep.  1909,  p.  406-407,  fig.  11.  — 
Chittenden,  1.  c,  Bull.  23,  N.  S.,  1900,  p.  22—30,  fig.  6;  Bull.  33,  p.  111-114,  fig.  28. 

=')  CuRTis,  Farm  Insects  p.  33—34,  PI.  A,  fig.  9;  Text  fig.  N.  2.  -  Theobald, 
Not.  econ.  ZooL,  Wve  1903,  p.  12—14,  PI.  1,  fig.  6;  Journ.  Board.  Agric.  London 
Vol.  16,  1909,  p.  559—561.  —  Lampa,  Berätt.  1906,  p.  25. 

*)  Sajö,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh. ,  Bd.  5,  lb95,  S.  284.  —  Jablonowski  ,  1.  c, 
S.  150—151. 

'^)  SMir«,  J.  B.,  Rep.  1892,  p.  472-475,  fig.  34.  —  Chittenden,  1.  c.  Bull.  9,  N. 
S.,  1897,  p.  22;  Bull.  17,  N.  S.,  1898,  S.  84—86;  Bull.  33,  1902,  p.  114—116,  fig.  29.— 
Webster,  R.  L.,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  4,  1911,  p.  527. 

^)  Maxwell-Lefroy,  Ind.  Insect  Life,  Calcutta  1909,  p.  361. 


522  Coleopteren,  Käfer. 

Psjlliodes  Latr. 

Ps.  attenuata  Koch.  Hopfen-Erdfloh  V) ;  auch  an  Hanf  und 
Brennessehi ;  fril'st  oft  schon  die  ersten  jungen  Triebe  des  Hopfens  so  voll- 
ständig ab,  dai's  es  vorläufig  zu  keiner  weiteren  Blattentwicklung  kommen 
kann;  Schaden  besonders  groi's  bei  kühlem,  regnerischem  Wetter,  weil  dann 
das  Wachstum  des  Hopfens  stockt.  Nicht  allzu  stark  befallene  Pflanzen 
belauben  sich  im  Sommer,  wenn  die  Käfer  verschwunden,  normal;  die 
Ende  Juli,  anfangs  August  erscheinenden  neuen  Käfer  zerfressen  dann 
aber  die  in  Entwicklung  begriftenen  Zapfen,  deren  Schuppenblätter 
und  Spindeln,  so  dafs  sie  zerfallen.  Schaden  in  Stangen-  und  Draht- 
anlagen gleich  grofs.  —  Eiablagen  und  Larven  nach  Theobald  in  den 
Zapfen  [?J. 

Ps.  punetulata  Melsh.  -)  Hop  flea-beetle.  Nach  Chittenden  gegen- 
wärtig der  schlimmste  Hopfenfeind  der  ganzen  Erde.  Nördliches  Nord- 
amerika, besonders  in  Britisch-Columbien  und  Canada.  In  erster  Linie 
an  Hopfen,  dann  an  Zuckerrüben,  in  den  Vereinigten  Staaten  auch  an 
Rhabarber;  aufserdem  noch  an  zahlreichen  anderen  Pflanzen,  vor- 
wiegend allerdings  Unkräutern.  Schaden  ähnlich  vorigem ;  nur  weniger 
an  den  Zapfen.  In  einem  Distrikt  Britisch-Columbiens  betrug  er  1908 
an  Hopfen  SU  %  der  Ernte,  etwa  1/2  Mill.  Mark.  —  Die  Käfer  im 
Frühling  zuerst  an  Brennesseln;  später  verzehren  sie  dann  oft  die 
jungen  Blätter  des  Hopfens  und  der  Rüben  ebenso  rasch,  wie  sie  auf- 
kommen. Eier  in  geringer  Zahl  IV2 — 2  Zoll  tief  in  der  Erde;  die 
Larven  2 — 7  Zoll  tief  in  den  feuchten  Schichten  an  den  Wm^zeln. 
Nach  35  Tagen  treten  sie  in  ein  Ruhestadium  von  11^ — 14  Tagen  und 
verpuppen  sich  dann  frei  in  der  Erde.  Nach  IG  Tagen  der  Käfer,  der 
aber  noch  bis  Ende  Juli  in  der  Erde  bleibt.  —  Gegenmittel:  möglichst 
alle  Schlupfwinkel  der  überwinternden  Käfer  vernichten,  daher  vor 
allem  die  Felder  von  Unkräutern  freihalten  und  im  Herbste  alle  Über- 
reste beseitigen.  Im  Frühling  die  Käfer  von  den  jungen  Hopfen- 
pflanzen  auf  mit  Teer  bestrichene  Rahmen  abklopfen;  später  Stengel 
und  Stange  jeder  Hopfenpflanze  an  einer  Stelle  mit  Watte  umwickeln 
und  darauf  Fangleim  streichen;  da  die  Käfer  äufserst  ungern  fliegen, 
bleibt  so  der  obere  Teil  der  Pflanzen  verschont.  Spritzmittel  wenig 
wirksam,  einerseits  der  Lebhaftigkeit  der  Käfer  wegen,  andererseits, 
weil  der  Hopfen  zu  schnell  wächst,  so  dafs  immer  sehr  bald  wieder 
neue,  unbespritzte  Teile  vorhanden  sind. 

Ps.  ehrysoeephala  L.  Raps-Erdfloh ^).  Käfer  von  Mitte  März  an 
an  Blättern,  Blüten  und  Früchten  von  Kreuzblütlern.  Eier  einzeln  in 
Blattachseln  junger  Pflanzen  von  Raps,  Kohl,  Levkoien  usw.  Nach 
8 — 14  Tagen  die  Larven,  die  m  Blattstiele,  Stengel  oder  Wurzel  ein- 
dringen und  sie  aushöhlen.  Nach  einigen  Wochen  verpuppen  sie  sich 
in  der  Erde  in  5 — 8  cm  Tiefe.    Nach  1 — 3  Wochen,  im  Juli,  die  Käfer, 


')  Kuppen,  Schädl.  Insekt.  Rufslands  p.  283.  —  Rkmisch,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol. 
Bd.  4,  1908,  S.  8:32—838.  —  Theobai.i.,  1.  c,  p.  14—1.5,  PL  1,  fig.  7;  Journ.  Board 
Agric.  London  Vol.  16,  1909,  p.  561—562. 

2)  QcAYLE,  Journ.  econ.  Ent.  Vol,  1,  1908,  p.  825.  —  Chittenden,  1.  c,  Bull.  66, 
1909,  p.71— 92,  PI.  5—8,  fig.  12—19.  —  Parker,  Wm.  P.,  ibid.  Bull.  82,  1910,  p.  38— 58, 
PI.  3,  4,  fig.  8—17. 

3)  Taschenberg,  Wirbellose  Tiere,  die  der  Landw.  scbädl.  werden,  Leipzig  1865, 
«.  69—78.  —  Ormerou,  Entomologist  Vol.  11,  1878,  p.  217—220.  —  Prowazek,  Nat. 
Wocbenscbr.  Bd.  15,  1900,  S.  19—20,  4  Fig.  —  Carpenter,  Journ.  econ.  Biol.  Vol.  1, 
1906,  p.  152—156,  1  Fig.,  PI.  11;  Rep.  for  1906,  p.  427—480,  PL  89,  40  (beschreibt 
ausführlich  die  Larven  und  ihre  Schädigung  an  Kohl). 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  523 

die  gegen  Ende  des  Sommers  namentlich  den  Winterraps  zur  Ei- 
ablage bevorzugen.  Dessen  ausgefressene  Pflänzchen  bleiben  im  Früli- 
jahr  im  Wachstum  zurück  und  vergilben,  so  dafs  sie  wie  erfroren  aus- 
sehen, oder  sie  treiben  aus  den  unteren  Stengelteilen  neue  Seitentriebe. 
Ganze  Felder  können  vernichtet  werden;  der  befallene  Sommerraps 
bringt  es  oft  zur  Blüte  und  zur  Ausbildung  der  Schoten;  die  hohlen 
Stengel  knicken  dann  um,  so  dafs  ein  Feld  aussehen  kann,  als  sei 
Vieh  durchgegangen.  Auch  an  Kohl  kann  der  Schaden,  an  jüngeren 
Pflänzchen,  recht  beträchtlich  sein.  Da  die  Eiablage  sich  gewöhnlich 
mehrere  Tage,  selbst  AVochen  hinzieht,  sind  die  Generationen  nicht 
scharf  abgegrenzt;  man  findet  die  ganze  gute  Jahreszeit  hindurch  alle 
Stadien,  im  Winter  ganz  junge  bis  erwachsene  Larven.  Nach  Prowazek 
fingen  Schwalben  die  Käfer  im  Fluge  ab.  —  Gegenmittel:  stark  be- 
fallenen AVinterraps  unterpflügen  und  das  Feld  mit  Erbsen,  Hafer 
oder  Entsprechendem  bestellen.  Sehr  früh  oder  sehr  spät  gesäter  Raps 
leidet  weniger.  —  Ps.  napi  Fab.     An  Kreuzblütlern  schädlich. 

Ps.  affinis  Payk.  Kartoffelerdfloh  i).  Geht  von  wilden 
Solaneen  auf  Kartoffeln,  angeblich  auch  auf  Rhabarber  und  Artischocken 
über.  Nach  Carpentek  Eiablage  an  Blattunterseite,  Larven  in  Blättern 
minierend  [?].  Die  Angabe  Blümls  ^),  dafs  Ps.  afp.  im  Juli  und  August 
1898  in  Niederösterreich  die  Randbäume  eines  Eichenwaldes  völlig  kahl 
gefressen  haben,  bezieht  sich  nach  Heikektjnger  sicher  auf  Ps.  liiteola 
Müll. 

Haltica  Ol.  (Graptodera  Chevr.). 

H.  quereetorum  Foudr.  (erucae  Ol.)  Eichenerdfloh  ^j.  Auf  Eiche, 
aber  auch  auf  Hasel,  Obstbäumen,  AVeiden  und  Birken.  Benagt  die 
eben  aus  den  Knospen  kommenden  Blättchen,  später  auch  den  Bast 
der  jungen  Schöfslinge.  Eier  zu  10—20  an  Blattunterseite;  nach 
10 — 14  Tagen  die  Larven,  von  Mitte  Mai  bis  Anfang  Juli.  Puppe 
in  Erde  oder  Rindenritzen,  ruht  14  Tage.  Namentlich  in  Eichenjung- 
beständen schädlich.  —  Nach  Torsk*)  in  Rufsland  massenhaft  auf 
Centifolien,  nicht  aber  auf  Teerosen. 

H.  ampelophag'a  Guer.  Südeuropa,  Nordafrika.  L'Altise  de 
la  vigne^).  Auf  Reben,  auch  auf  AVeiden.  Eier  zu  30  zusammen 
oder  in  kleinen  Häufchen  auf  Blättern;  nach  6 — 8  Tagen  die  Larven, 
die  an  der  Unterseite  Epidermis  und  Mesophyll  abnagen.  Puppe  bis 
10  cm  tief  in  Erde.  3—4  Brüten  von  je  45—60  Tagen  Lebensdauer. 
Besonders  schädlich  in  Algier,  wo  oft  mehr  als  die  halbe  Ernte  ver- 
nichtet wird.  Sehr  schädlich  auch  in  Spanien,  ziemlich  in  Italien  und 
Südfrankreich;  ohne  Bedeutung  im  nördlichen  Frankreich,  in  das  der 
Käfer  nach  Dewitz*')  aber  immer  mehr  vordringt;  1891  zum  ersten  Male 
in  Ungarn ").  Am  meisten  leiden  Rebgärten ,  die  durch  Mauern  von- 
einander getrennt,  oder  deren  Wege  mit  Platanen  bepflanzt  sind,  weil 
die   Käfer    hier    im   Sommer   guten    Schutz    gegen    Sonne    und    heifse 

1)  Theobald,  1.  c.  p.  lö.  PL  I,  Fig.  1.  —  Carpentek,  Rep.  1903,  p.  254—255,  fig.  4, 
—  Ferrant,  Schädl.  Ins.,  1908,  S.  93—94,  fig.  51. 

2)  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  4,  1899,  S.  75-76. 

3)  Bos,  J.  R.,  Tijdschr.  Plantenz.  D.  7,  1901,  p.  129—141. 
*)  Hör.  Sog.  ent.  Ross.  T.  34,  1900,  p.  XXIX. 

^)  Mayet,  Les  Insects  de  la  Vigne,  Montpellier  1890,  p.  304—318,  figs.  —  Marsais, 
Rev.  Vitic.  Vol.  27,  1907.  p.  537—543,  1  PL  col. 

6)  Centralbl.  Bakt.  Parasitenkde.  II,  Bd.  15,  1906,  S.  465. 
"')  Sajö,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  5.  1895,  S.  284. 


524  Coleopteren,  Käfer. 

Winde,  im  AVinter  o-nte  Verstecke  finden.  An  ungescliützten  Stellen 
töten  trockene,  heilse  Winde  massenhaft  die  Käfer  und  Larven.  — 
Gegenmittel:  bei  lieifsem  Wetter  Larven  auf  Erde  abschütteln;  künst- 
liche Verstecke  für  die  Überwinterung  zubereiten;  diese  und  die 
natürlichen  im  Winter  säubern,  die  Reben  mit  einer  Lösung  von  50  kg 
Eisenvitriol  in  100  1  Wasser  und  1  kg  Schwefelsäure  waschen.  Auch 
die  Käfer  kann  man  im  Sommer  in  einen  Trichter,  der  unten  einen 
Beutel  trägt  („entonnoir"),    abklopfen. 

H.  ehalybea  ULM  Nordamerika,  An  ßeben,  auch  an  wilden-, 
ferner  an  Erlen,  Hainbuchen,  Ulmen,  Obstbäumen,  Lokal  ein  sehr  ge- 
fährlicher Rebenfeind,  in  New-York  schlimmer  als  alle  anderen  zu- 
sammengenommen; befallene  Pflanzen  gehen  allerdings  nie  ein,  aber 
der  Fruchtansatz  unterbleibt.  Biologie  wie  bei  voriger;  indes  Eier 
auch  in  Rindenritzen  Im  Süden  vielleicht  zwei  Brüten.  —  Gegen- 
mittel u.  a. :  im  Herbste  Kalk  um  die  befallenen  Stöcke  untergraben. 

H.  oleraeea  L.  Wurde  bis  heute  allentiialben  fälschlich  als 
„Kohlerdfloh"  bezeichnet  und  als  arger  Schädling  von  Cruciferen  und 
anderen  Pflanzen  angegeben.  Nach  Heikertingek-)  lebt  diese  Art  je- 
doch weder  auf  Kohl  noch  auf  Cruciferen  überhaupt ,  sondern  be- 
wohnt Epilobium,  Oenothera,  Polygonum  aviculare  u,  dgl.,  woselbst 
sich  Käfer  und  Larven  ziemlich  das  ganze  Jahr  hindurch  in  ver- 
schiedenen Entwicklungsstadien  finden.  Beide  fressen  frei  an  den 
Blättern;  die  Verpuppung  erfolgt  in  der  Erde.  Die  Berichte  von  der 
Schädlichkeit  dieses  Insektes  beziehen  sich  ausnahmslos  auf  Arten 
anderer  Halticinengattungen,  speziell  auf  gleichgefärbte  Phyllotreten. 

H.  igrnita  111. '^l  Nordamerika.  An  verschiedenen  Pflanzen,  schädlich 
an  Erdbeeren.  Die  Larven  fressen  nicht  nur  an  Ober-  und  Unterseite 
der  Blätter,  sondern  namentlich  auch  an  den  Keimpflanzen  die  Blätter 
und  Stengel.  Puppen  flach  in  Erde.  Im  Norden  eine  Brut,  im  Süden 
wohl  drei  Brüten.  —  H.  punetipennis  Lee.-*)  Nord-Colorado.  Käfer 
Mitte  Mai  an  den  verschiedensten  Pflanzen  schädlich,  besonders  an 
jmigen  Apfelbäumchen  in  Baumschulen ,  auch  auf  Reben  und  roten 
.lohannisbeeren,  selbst  auf  Erdbeeren. 

Batophila  (Glyptina)  rubi  Payk.^).  Schwarz,  glänzend ;  1,5 — 2  mm 
lang.  Überall  gemein  auf  Himbeeren  und  Brombeeren;  in  Schweden 
wiederholt  an  Erdbeeren  schädlich  geworden. 

Phyllotreta  Foudr, 

Diese  Gattung  umfafst  die  schädlichsten  Kohlerdflöhe  Europas  und 
fand  bis  jetzt  in  der  Literatur,  die  sich  vorwiegend  mit  der  ganz  un- 
schädlichen H.  oleraeea  beschäftigte ,  eine  viel  zu  geringe  Berück- 
sichtigung, Eine  Klarstellung  der  tatsächlichen  Verhältnisse  hat  kürzlich 
Heikertinger  ^)  gegeben.     Die  Käfer  überwintern  und  fressen  im  ersten 


')  CoMSTocK,  Rep.  Commiss.  Agric.  1879,  p.  213 — 216,  PI.  3,  fig.  1,  2.  —  Slinger- 
i,ANi.,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  157,  1898,  p.  189—213,  fig.  11—19.  —  Lowe, 
N.  York  agric.  Exp.  Stat.  Bull.  1.58,  1898,  1  PI.  —  Maulatt,  Farm.  Bull.  70,  1898, 
p.  13—14,  fig.  7.  —  QüAiNTANCR,  ibid.  284,  1904,  p.  23-24,  fig,  8. 

'^)  Die  Sage  vom  Kohlerdfloh,  Verh.  Zool.  bot.  Ges.  Wien  1912. 

3)  Chittenden,  U.  S.  Dep.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  23,  N.  S. ,  1900,  p.  70—80, 
fig.  17,  18. 

4)  Gillette,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  9,  N.  S.,  1897,  p.  78. 

"'')  TuLLGREN,  Stud.  Jaktt,  Skadeinsekt.,  Stockholm  1905,  p.  36.  —  Lampa,  Upps. 
prakt.  Ent.  16,  1906,  p.  56. 

6)  Verh.  Zool.-bot.  Ges.  Wien,  1912. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  525 

Frühjahre   die  SaatiDflänzcheii   ab.     Die   Larven  sind    gröfstenteils   un- 
bekannt. 

a)  Grelb gestreifte  Arten:  Ph.  vittula  Redt.  ^).  Larve  in 
Ungarn  minierend  in  Blättern  von  Setaria  (Mohär),  die  Pflanzen  oft  zu- 
grunde richtend;  der  Käfer  fliegt  dann  auf  Rüben  und  Raps.  Li  Skandi- 
navien und  Ruisland  die  Larven  am  oder  im  Grunde  von  Grersten-,  Roggen- 
und  Weizenhalmen ;  bei  stärkerem  Fraise  fallen  diese  um ;  sonst  entsteht 
Weifsährigkeit.  Wundstellen  mit  zerrissenen,  bräunlichen  Rändern  und 
feinem  Bohrmehl.  Li  Norwegen  zweizeilige  Gerste  mehr  als  sechszeilige 
befallen.  —  Ph.  undulata  Kutsch,  ^j.  Einer  der  ärgsten  Schädlinge 
an  allen  kultivierten  Kreuzblütlern,  auf  den  die  älteren  Angaben  über 
Ph.  fJexuosa,  sinuata  usw.  fast  ausnahmslos  zu  beziehen  sind.  Letztere 
Arten  verhältnismäfsig  viel  zu  selten ,  um  schädlich  zu  sein.  — 
Ph.  nemorum  L.'^).  Käfer  fressen  oft  schon  im  März  keimende 
Pflänzchen  ab ,  in  entwickelte  Blätter  Löcher.  Eier  bis  zu  80  einzeln 
an  Blattunterseite,  nach  den  englischen  Autoren  unter  der  Blatthaut, 
Nach  8—10  Tagen  die  Larven,  die  in  den  Blättern  geschlängelte,  breiter 
werdende ,  zuerst  kaum  sichtbare ,  später  sich  weifs ,  zuletzt  braun 
färbende  Gänge  minieren.  Nach  6  — IG  Tagen,  je  nach  Temperatur, 
verpuppen  sie  sich  mäfsig  tief  in  der  Erde.  Nach  10 — 14  Tagen  der 
Käfer.  Ganze  Entwicklung  30 — 40  Tage.  Käfer  fressen  bis  in  Herbst. 
Aufser  an  Kreuzblütlern  namentlich  an  Rhabarber,  Nasturtium,  auch 
Hopfen.  Bei  Saratow  in  Ruisland  setzen  die  Bauern  die  jungen  Kohl- 
pflänzchen  mit  gutem  Erfolge  nicht  direkt  ins  Feld,  sondern  erhöht 
auf  Pfahlbauten*). 

b)  Einfarbige  Arten:  Ph.  atra  F.^)  und  erueiferae  Goeze'O 
neben  nigripis  und  undidata  die  wichtigsten  Cruciferen-Schädlinge ,  be- 
sonders auf  Gemüse.  —  Ph.  nigripes  F.  (lepidii  Koch)  '^).  Wohl  der 
allergemeinste  Kohlerdfloh,  ebenso  gemein  an  wilden  wie  an  kulti- 
vierten Kreuzblütlern.  Besonders  an  Kohl  mit  allen  Spielarten,  Rettig, 
Meerrettig,  Rübsen  usw.,  auch  Reseda. 

Minder  schädlich  sind  in  Europa  Ph.  armoraeiae  Koch  (an  Meer- 
rettig) und  vittata  F.  (sinuata  Redtb.);  beide  auch  nach  Nordamerika^) 
verschleppt.  Eier  der  letzteren  Art  gewöhnlich  zu  zwei  in  einer  Grube 
an  den  Wm^zeln;  in  diesen  die  Larven. 

Ph.  pusilla  Hörn  ^),  Nebraska,  Süd-Dakota,  zeitweise  in  ungeheuren 


1)  LiNDEMAN,  Bull.  Sog.  Imp.  Nat.  Moscou  N.  S.  T.  1,  1887,  p.  173—195,  1  Fig.  — 
Eeutkr,  E.,  Med.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  H.  28,  1902,  p.  72-75;  Zeitschr.  Pflanzen- 
krankh.  Bd.  12.  1902,  S.  326.  —  Jablonowski,  1.  c  p,  157—163,  Fig.  37  D.  —  Siehe 
ferner  die  Berichte  von  Lampa  und  SchOven. 

^)  Carpentek,  Rep.  1897,  p.  7;  1898,  p.  3.  —  Theobald,  1.  c.  p.  7,  10.   —  Heiker- 

TINGER,    1.    C. 

3)  CuRTis,  Farm  Insects,  London  1860,  p.  17-33,  Fig.  Nr.  1,  PI.  A,  Fig.  1—8.  — 
ScHöYEN,  Beretn.  1902,  p.  11—12,  1  Fig.;  1906,  p.  12—13.  —  Theobald,  1.  c.  p.  7.  — 
Jablosowski,  1.  c,  p.  151—158,  186,  fig.  37  A.  —  Trägardh,  Upps.  prat.  Ent.  21,  1911, 
p.  95 — 101,  4  figg-  —  Siehe  ferner  die  Berichte  von  Carpenter. 

*)  Schreiner  (russ.  Arb.);  Ausz.:  Zool.  Zentralbl.  Bd.  8,  1898,  S.  61—62. 

^)  Theobald,  1.  c.  p.  7,  11.  —  Lamra,  üpps.  prat.  Ent.  17,  1907,  p.  26.  —  Jablo- 
NowsKi,  1.  0.  p.  158—159,  fig.  37  B. 

^)  Theobald,  1.  c.  p.  7,   10.  —  Carpenter,  Eep.  1898,  p.  3. 

'')  Hkikertinger,  1.  c. 

^)  Shimer,  Amer.  Natur.  Vol.  2,  1869,  514—517,  3  Figg.  —  Riley,  Eep.  1884, 
p.  301—304,  El.  3,  fig.  16.  —  Chittenden,  Ins.  Life  Vol.  7,  1895,  p.  404—406,  fig.  47; 
tJ.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  9,  N.  S.,  1897,  p.  21—28.  —  Wix-v,  41.  ann.  Eep. 
ent.  Soc.  Ontario,  1911,  p.  59—60. 

9)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  10,  N.  S.,  p.  92—93. 


526  Coleopteren,  Käfer. 

Mengen.  Die  Käfer  kommen  dann  in  dichten,  schwarzen  Wolken  an- 
geflogen und  zerstören  in  wenigen  Stunden  grofse  Flächen  von  Kreuz- 
blütlern und  Erbsen.    Starke  Seifenlösung  tötet  die  Käfer  augenblicklich. 

Aphthona  euphorbiae  Sehr,  und  flavieeps  All.  \)  schaden  in 
Südruisland  bedeutend  an  Flachs ,  letzterer  auch  an  Malva  neglecta. 
Zwei  unbestimmte  irrten  sind  in  Deutsch- Ostafrika  ^)  sehr  schädlich  an 
Sesam,  eine  weitere  im  Sudan  ^)  an  Baumwolle. 

Loiigitarsus  parvulus  Payk.  (ater  Leesb.)'*).  In  Irland  wiederholt 
schädlich  gewesen  an  Flachs. 

Einige  Disonyeha-Arten  •'^)  (xanthomelaena  Dalm.,  mellieoUis 
Say,  earoliniana  F.)  schaden  in  Nordamerika  vorwiegend  an  Rüben, 
aber  auch  an  Spinat,  Portulak  usw.  Eier,  Käfer  und  Larven  an  Blättern, 
Puppen  in  der  Erde. 

Argfopus  Ahrensi  Germ,  "^j  schadeten  auf  der  Insel  Reichenau  in 
Baden  an  Artischocken.  (Nach  Heikertinger  wohl  eher  eine  Sphaero- 
(lerma-Art.) 

Grallerucinen. 

Larven  gewöhnlich  gesellig  auf  Blättern.  Puppe  am  Frais  orte  oder 
in  Erde.  Überwinterung  in  der  Regel  als  Käfer  in  Verstecken  am 
Boden  usw. 

Aulacophora  Olivierei  Guer.  (hilaris  Boisd.).  The  banded  Pumpkin 
beetle  '^ ).  Australien ,  sehr  schädlich  an  allen  Cucurbitaceen.  Käfer 
skelettiert  die  Blätter  von  oben,  und  frifst  die  Blüten  vom  Rande  aus 
ab ;  Larven  an  Wurzeln  und  Stengelgrunde.  Puppen  in  der  Erde. 
Käfer  und  Larven  überwintern  am  Boden  in  alten  Pflanzenresten.  — 
Neuerdings  frafsen  die  Käfer  auch  Löcher  in  Kirschen.  —  A.  foveieoUis 
Kust.  ^).  Indien,  an  Gurkengewächsen.  —  Andere  A.-Arten  ^)  in  Indien 
und  auf  Java  an  den  verschiedensten  Kulturpflanzen :  Reis,  Zuckerrohr, 
Baumwolle,  Kaffee,  Tabak  usw. 

Idacantha  mag-na  Wse.  i°).  Deutsch- Ostafrika.  Käfer  frifst  an 
grünen  Kaffeekirschen. 

Diabrotica  Chevr.  ^'j. 
An  Blättern,    Blüten  (besonders  Pollen),   Früchten.     Larven  unter- 
irdisch  an   oder  in   Wurzeln,    in    Stengeln;    Puppen   in  Erde.     Nord- 
amerika; vorwiegend  an  Cucurbitaceen;  Käfer  polyphag. 


^)  Krassilstschik,  Mitt.  bessarab.  nat.  Ges.  1907.  Ausz.:  Zeitschr.  wiss.  Ins.- 
Eiol.  Bd.  7,  S.  208. 

2)  VossELER,  Ber.  Land-Forstwirtsch.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  2,  S.  423. 

3)  King,  H.  ,  3d  Rep.  Gordon  Memor.  Coli.  Kartboum,  1903,  p.  230—231, 
PL  30,  fig.  5. 

*)  Carpenter,  Rep.  1901,  p.  152—153,  fig.  26-27. 

•')  CiiiTTENiiEN,  IT.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  83—85: 
Bull.  19,  N.  S.,  1899,  p.  80— 85;  Bull.  33,  1902,  p.  116— 117:  Bull.  82,  1902,  p.  29— 32. — 
Forbes,  21.  Rep.  nox.  benef.  Insects  Illinois,  1909,  p.  115-117,  PI.  V,  VI. 

6)  Reh,  Prakt.  Ratg.  Obst-Gartenbau  1902,  S.  347. 

^)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  20,  1909,  p.  209—212,  1  PL;  Vol.  21,  1910, 
p.  406—407.  —  French,  Handbook  of  destr.  Ins.  Victoria  Pt.  4,  Melbourne  1909, 
p.  123—137,  PL  81. 

8)  Maxweli.-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  1,  1907,  p.  138,  fig.  23. 

9)  id.,  Ind.  Ins.  Life,  Calcutta  1909,  p,  362,  fig.  225-226,  236.  —  Koningsberger, 
Med.  22,  1898,  p.  36;  Med.  6,  1908,  p.  72. 

1*^)  Mübstatt,  Pflanzer,  Jahrg.  7,  1911,  S.  387.  —  Koi.be,  Deiitsch.  ent.  Zeitschr. 
1911,  S.  504.  —  Aur-MANN,  Mitt.  zool.  Mus.  Berlin.  Bd.  5,  1911,  S.  442-443,  Fig.  9; 
Fauna  d.  deutsch.  Kolon.  R.  5,  Hft.  2,  S.  51—52,  Fig.  33. 

11)  Chixtenden,  TJ.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  10,  N.  S.,  p.  26—31,  2  figs.; 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  527 

D.  vittata  F.  The  Striped  Cuciimber  beeile^).  Oststaaten;  der 
schlimmste  Feind  der  Gurkengewächse,  besonders  der  Kürbisse.  Käfer 
von  Mai  bis  Anglist.  Anfangs  frifst  er  so  ziemlich  alles  Grüne-,  sowie 
aber  die  jungen  Gurkenpflanzen  erscheinen ,  überfällt  er  diese ,  frifst 
Löcher  in  die  Blätter  und  benagt  den  Stengel  dicht  unter  der  Erd- 
oberfläche, Eier  einzeln  oder  in  Gruppen  in  der  Erde,  nahe  der  Nähr- 
pflanze. Larven  von  Juli  an,  sehr  empfindlich  gegen  Trockenheit, 
fressen  im  Innern  der  AVurzeln  und  Stengel  bis  3  und  4  Zoll  über  der 
Erde,  oder  an  der  auf  der  Erde  liegenden  Fläche  der  Früchte.  Ende 
August  die  neue  Generation  Käfer,  die  auch  die  Stengel  und  Früchte 
benagt,  mit  Vorliebe  aber  den  Pollen  aus  der  Blüte  ausfrifst ;  sie  über- 
trägt die  Bakterientaule  der  Gurkengewächse.  —  Gegenmittel :  Kürbisse 
als  Fangpflanzen  zwischen  den  anderen  Cucurbitaceen-,  erstere  mit 
Bleiarsenat,  letztere  mit  schwacher  Bordeläserbrühe  spritzen,  die  die 
Käfer  vertreibt:  oder  die  nicht  vergifteten  Pflanzen  so  mit  Kalkstaub 
bestäuben,  dafs  die  davor  mit  dem  Winde  fliehenden  Käfer  auf  die 
vergifteten  Pflanzen  gelangen.     Junge  Pflanzen  bedecken. 

D.  12-punetata  Ol.  The  Southern  Corn  Root-worm  2).  Oststaaten, 
besonders  im  Süden.  Käfer  fast  omnivor:  Blätter  der  Gurkengewächse, 
von  Klee,  Alfalfa,  Baumwolle,  Tabak,  Gemüse ;  Blüten  und  Früchte  von 
Gurkengewächsen,  erstere  von  Obstbäumen,  milchreife  Körner  jedes 
Getreides.  Larven  vorwiegend  in  Mais,  aber  auch  in  Getreide,  Bohnen, 
Seggen  usw.  Besonders  charakteristisch  ist  an  jungen  Maispflanzen  die 
Durchbohrung  des  Stämmchens  dicht  unter  und  bis  in  sechs  Zoll  Höhe 
über  dem  Erdboden.  Biologie  wie  vorige-,  aber  2—3  Brüten  im  Norden, 
vier  im  Süden.  —  Gegenmittel;  Mais  möglichst  spät,  Anfang  Mai, 
pflanzen,  aber  sehr  dicht  (zehn  Körner  in  ein  Loch);  Fruchtwechsel. 

D.  long-ieornis  Say.  The  Western  Corn  Root-worm.  Mittlere 
AVeststaaten.  Käfer  polyphag,  besonders  in  Blüten  von  Disteln,  Sonnen- 
blumen und  Solidago ;  von  Gurkengewächsen  eigentlich  nur  im  Spät- 
herbst und  Anfang  Winter.  Larven  nur  an  Mais,  fressen  die  Faser- 
wurzeln. Nur  eine  Generation-,  Käfer  und  Eier  überwintern.  Ver- 
hältnismäfsig  leicht  durch  Fruchtwechsel  zu  bekämpfen,  dennoch  jähr- 
lich mehrere  Millionen  Dollar  Schaden. 

D.  soror  Lec.^).  Südliche  Weststaaten,  in  Californien  ungeheuer 
häufig  und  schädlich.  Käfer  omnivor,  an  Rüben,  Gurkengewächsen, 
Bohnen,  Mais,  Kohl,  Erbsen,  Kartoffeln,  Spinat,  Salat,  Senf-,  besonders 
schädlich  an  Obstbäumen,  Orangen  und  Blumen,  da  er  nicht  nur  die 
Blüten ,  sondern  bereits  die  Knospen  abfrifst  und  die  jungen  Früchte 
annagt.  Larven  fressen  von  aufsen  an  Wurzeln  von  Bataten,  Alfalfa, 
Mais,  Peanuts  usw.  —  D.  balteata  Lee.  Texas,  sehr  schädlich  an 
Mais,  Hirse,  Bohnen  usw. ;  mindestens  sechs  Generationen.  —  Mehrere 
andere  Arten  in  minderem  Mafse  schädlich. 

Agelastica  alni  L.^).     Blauer  Erlenblattkäfer.    Käfer  von  August 


Ch-c.  59.  1905,  8  pp.,  3  figs.;   Bull.  82,  1910,  p.  67—75,  fig.  19—23.   —   Marsh,   ibid., 
p.  76—84.  —  FoRBEs,  2  !.  Rep.  nox.  benef.  Ins.  Illinois,  1905,  p.  187—189,  fig.  184—186. 

1)  Smith,  J.  B..  Rep.  1890,  p.  480—483.  fig.  6;  Rep.  1892,  p.  482—487,  fig.  41.  — 
Chittendex,  ü.  S.  Dept.  Agr.,  Circ.  31,  2d  Ser.,  2d  Rev.  1909;  Bull.  19,  N.  S.,  1899, 
p.  48—51.  —  SiRRiNE,  N.  York  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  158,  1899,  p.  1—32,  2  PI.  — 
Headlee,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908.  p.  203-209. 

2)  Quaintance,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent..  Bull.  26,  N.  S.,  1900,  p.  35—41. 

3)  DoANE,  Journ.  N.  Y.  ent.  Soc.  Vol.  5,  1897,  p.  15—17.  —  Quayle,  Calif.  agr, 
Exp.  Stat.,  Bull.  214,  1911,  p.  501—502,  fig.  65—67. 

*)  Scheidler,  Ent.  Blatt.  Jahrg.  5,  1909,  S.  89—92,  104-109. 


528  Coleopteren,  Käfer. 

bis  Juni,  Larven  im  Juni,  Juli,  skelettieren  die  Blätter  der  Erlen. 
Eier  dottergelb,  in  Häufchen  an  den  Blättern. 

Malacosoma  graeilieorne  Wse.  ^).  Dunkelblau,  metallisch  glänzend ; 
5 — 6,4  mm  lang.  Deutsch-Ostafrika;  Ende  Oktober  an  Blättern  von 
Crotalaria  grandibracteata  und  anderen  Pflanzen. 

Ootheca  mutabilis  Schh.^).  West-  und  Ostafrika.  Gelblich;  Flügel- 
decken rot  oder  schwarz ;  in  Färbung  sehr  wechselnd ;  5—6,5  mm  lang. 
Schadet  in  Ostafrika  beträchtlich  durch  Blattfrafs  an  verschiedenen 
Kulturpflanzen,  u.  a.  auch  an  Baumwollsaat.  —  O.  bennig-senii  Wse. 
Deutsch-Ostafrika,  an  Sesam  und  Bohnen  schädlich. 

Luperiis  long-ieornis  F.  (rufipes  Hop.).  Europa ;  Käfer  von  Mai  an, 
an  Knospen  und  Laub  verschiedener  Bäume,  besonders  schädlich  an  frisch 
gesetzten  jungen  Apfelzwergbäumen.  Abklopfen.  —  L.  ilavipes  L. 
Ebenso,  besonders  an  Erlen  und  Birken,  aber  auch  an  Birnen,  deren 
junge  Früchte  er  aul'serdem  benagt,  so  dafs  vernarbte  Flecke  zurück- 
bleiben. —  L.  (Calomierus)  pinieola  Duft.  Von  Mai  bis  Ende  Juli 
an  Maitrieben  und  jungen  Nadeln  junger  Kiefern ;  wiederholt  empfindlich 
schädlich.  —  L.  flavipennis  L.^).  Algier,  Tunis;  an  Ulmen  und 
Mandeln. 

Luperodes  brunneus  Cr.*).  Georgia;  an  Baumwolle;  Käfer  be- 
frifst  von  Ende  Juni  an  zwei  Wochen  lang  in  grofsen  Mengen  Blüten, 
junge  Kapseln  und  Blätter,  und  verschwindet  plötzlich.  In  einem 
Falle  auch  an  Mais,  dessen  Stempel  und  Staubfäden  verzehrend. 

Mouoxia-^)  punetieollis  Say.  Colorado,  New-Mexiko,  an  Zucker- 
rüben; Käfer  und  Larven  schaden  durch  Blattfrafs.  Bewässerung  der 
Felder  vernichtet  sie.  —  M.  eonspula  Lee.  Ebenso  weiter  nördlich 
in  den  Weststaaten. 

Lochmaea  (Galeruea)  eapreae  L.*"').  Auf  Weiden  und  Birken. 
Käfer  befressen  sehr  zeitig  im  Frühjahre  die  neuen  Triebe.  Nach 
8_10  Tagen  Ablage  der  Eier  senkrecht  nebeneinander  in  Häufchen 
bis  zu  20  Stück  an  die  Unterseite  der  Blätter.  Die  Larven  skelettieren 
die  Blätter  von  unten,  nach  3—4  Wochen  erwachsen;  Puppe  im  Boden, 
ruht  5  —  8  Tage.  Es  sollen  sich  vier  Brüten  im  Jahre  folgen;  wahr- 
scheinlicher dürfte  es  sich  aber  ebenso  verhalten  wie  bei  den 
folgenden  Gattungen  (siehe  bei  Gallerucella).  —  Die  befallenen  Ruten 
bleiben  klein  und  werden  ästig,  so  dafs  sie  fast  wertlos  werden.  Be-- 
kämpfung  wie  bei  folgender  Gattung. 

Gallerucella  Crotch. 

Biologie  meist  wie  vorher.  Käfer  erscheinen  im  Frühjahre  nach 
und  nach;  Eiablage  zieht  sich  4 — 6  Wochen  hin,  so  dafs  fast  den 
ganzen  Sommer  über  alle  Stadien  vorhanden  sind,  was  vielfach  zu  der 


1)  MoRSTATT,  Pflanzer,  Bd.  7, 1911,  S.  68.  —  Aulmann,  Mitt.  zool.  Mus.  Berlin,  Bd.  5, 
1911,  S.  265-266,  Fig.  8—9. 

2)  Koi.BK,  Coleoptera,  p.  34—85:  in  Tierwelt  Deutsch-Ostafrikas  Berlin  1898.  — 
VossELER,  Ber.  Land-Forstwirtsch.  Deutsch  Ost- Afrika,  Bd.  2,  p.  423.  —  La  Baume, 
Verh.  deutsch.  Kolonialkongr.  1910,  S.  151.  —  Aulmann,  1.  c.  S.  264—265,  fig.  6. 

3)  Marchal;  s.  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  8,  S.  168. 

*)  Smith,  E.  J.,  Georgia  St.  Board  Agric,  Ent.  Bull.  20.  —  id.  &  Lewis,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  60,  1906,  p.  80.  —  Sheuman,  Journ.  ec.  Ent.  Vol.  2, 
1909,  p.  204. 

5)  FoRBES,  21.  Rep.  1900,  p.  127—129.  —  Chitiendex,  1.  c.  Bull.  40,  1903,  p.  Ul- 
lis, Fig.  8. 

6)  EöRiG,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  p.  657—661. 


Chrysomeliden,  Blattkäfer.  529 

Annahme  mehrerer  Generationen  geführt  hat;  doch  dürfte  ihre  Zahl 
sicher  durchschnittHch  nur  1 — 2  betragen. 

G.  viburniPayk.  1).  Em'opa.  An  Vih.  OpuJiis  hänO-ger  als  axiLantana-^ 
oft  Kahlfrafs ;  selbst  die  Blütenstände  bleiben  nicht  verschont.  —  Inter- 
essant und  abweichend  ist  die  im  September  und  Oktober  erfolgende  Ei- 
ablage. Hierzu  nagt  das  Weibchen  in  die  dies-,  seltener  in  die  vorjährigen 
Triebe  tiefe  Löcher,  die  es  mit  je  4 — 12  Eiern  belegt,  dann  mit 
kleberigem  Stoffe  und  Nagespänen  verschliefst ;  an  einem  Triebe  finden 
sich  bis  28  derartige  Nester.  Die  Eier  überwintern.  Bekämpfung  daher 
durch  Abschneiden  der  belegten  Triebe  im  Winter.  Eierparasit : 
Pteromalus  oocionus  Kaw. 

G.  nymphaeae  L.^).  Europa,  Nordamerika;  an  Wasserrosen,  vor- 
wiegend an  gelben ;  alle  Stadien  an  Blattoberseite,  nur  Puppe  soll  nach 
Weise  ^)  frei  im  Wasser  schwimmen.  —  In  den  Vierlanden  bei  Ham- 
burg ging  der  Käfer  auf  Erdbeeren  über  und  hat  sich  hier,  indem  Käfer 
und  Larven  alle  oberirdischen  Teile  be-  und  abfressen,  zu  einem  solchen 
Schädling  entwickelt,  dafs  er  zeitweise  deren  Kultur  bedrohte.  — 
Gegenmittel :  Tabaksstaub  vor  dem  Auftreten  des  Käfers  im  Frühjahre 
so  stark  streuen,  dafs  die  Beete  förmlich  in  Tabaksdunst  liegen;  da- 
durch wird  die  Eiablage  verhindert.  Aufser  an  Erdbeeren  noch  an 
Rumex  aquaticus  und  einer  Geum  -Art.  An  Erdbeeren  vollzieht  sich 
seine  ganze  Entwicklung  fast  ausschliefslich  an  den  Blattunterseiten, 
an  den  beiden  anderen  Pflanzen  auf  beiden  Seiten,  bei  der  gelben 
Wasserrose  nur  an  der  Blattoberseite.     2 — 3  Brüten. 

In  Nordamerika  verließ  der  Käfer  infolge  übergrofser  Vermehrung 
1904  ebenfalls  seine  eigentliche  Nährpflanze  und  befiel  Weiden  und 
Bohnen,  blieb  aber  hier  auf  der  Blattoberseite. 

Diesem  verschiedenen  Verhalten  zu  den  Nährpflanzen  entspricht, 
dafs  sich  auf  Erdbeere  eine  besondere  Varietät  entwickelte ,  auf  den 
übrigen  die  typische  Art  sich  erhielt. 

G.  singfiiapa  Maxw.  Lefr. ■*)  Indien;  an  den  schwimmenden  Blättern 
der  in  den  Ebenen  als  Futterpflanze  angebauten  Trapa  bispinosa.  Bio- 
logie wie  bei  voriger. 

G.  llneola  F.  Biologie  wie  bei  Loclimaea  capreae-^  ist  aber  auf 
Weiden  beschränkt;  hier  stellenweise  sehr  schädlich.  So  wurden  1909 
bei  Somerset  200  acres  von  je  25  £  Wert  vernichtet. 

G.  luteola  F.  Müll,  (xanthomelaena  Schrk.,  calmariensis  F.) 
Ulmen-Blaltkäler^).     An  ülmusarten,  besonders  zartblättrigen;  auch 

1)  Köpfen,  1.  c.  S.  278-279.—  Kkssi,er,34./:35.  Ber.  Ver.  Naturkde.  Kassel,  1889, 
S.  54—68.  —  ßuPEursüERGER,  111.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  5,  190U,  S.  340-342. 

-)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-Gartenbau  1900,  S.  319.  5  Fig.  —  Eeh,  Jahrb. 
Hamburg,  wiss.  Anst  XIX,  1901,  3.  Beili.,  S.  161—163.  —  Chuienden,  U.  S.  Dept. 
Agric,  Eur.  Ent.,  Bull.  54,  1905,  p.  58-60,  Fig.  19. 

3)  In:  Erichson,  Insekt.  Deutschlands,  1.  Abt.,  6.  Bd.,  Berlin  1893,  S.  619. 

")  Maxwell-Lefr.iv,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  2,  1910,  p.  146—149,  PI.  15. 

^)  Leineweber,  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien  1856,  S.  74;  185.S,  S.  29.  —  Heeger, 
Sitz.ber.  Akad.  Wiss.  Wien,  Bd.  29,  1858,  S.  112-116,  1  Taf.  —  Smith,  J.  B.,  Eep. 
Ent.  agr.  Stat.  New  .Jersey  1889  ff.  —  Rit.ev  ,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  6, 
1885,  2d  ed.  1891,  21  pp.,  TPl.,  1  fig.  —  Marlatt,  ibid.  Circ.  ^,  1895;  Rev.  ed.  1908, 
6  pp„  1  fig.;  Bull.  2,  N.  S.,  1895,  p.  47-59.  —  Felt,  N.  Y.  St.  Mus.  Bull.  57,  1902, 
43  pp.,  8  Pls.,  2figs.;  Bull.  109,  1907,  p.  9—14,  PL  2,  6—8.  —  Lintner,  15.  ann.  Rep. 
N.  Y.  St.  Mus.,  1898,  p.  253-264,  1  PL  —  Menegaux,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  T.  133, 
1901,  p.  459—461.  —  KüNCKEL  d'Herculais,  Bull.  mens.  Off.  Rens.  agr.  Paris  p.  1244, 
1903.  —  Bellevoye,  Bull.  Sog.  Etud.  Sc.  nat.  Reims  1907,  13  pp.,  fig.  —  Gossard, 
Journ.  ec.  Ent.  Vol.  I,  1908,  p.  189—190.  —  Silvestri,   Boll.   Labor.  Zool.  gen.  agr. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  34 


530  Coleopteren,  Käfer. 

an  den  befallenen  Bäumen  zuerst  an  den  zarteren  oberen  Blättern,  erst 
nach  deren  Absterben  abwärts  wandernd.  Vorzugsweise  an  einzeln 
stellenden  Ulmen,  seltener  in  Waldbeständen.  Heimisch  in  Europa, 
hier  von  Norden  nach  Süden  an  Häufigkeit  und  Schädlichkeit  zu- 
nehmend; auch  in  Nordafrika,  Kleinasien  und  dem  Kaukasus.  1834 
(1837?)  nach  Baltimore  in  Nordamerika  verschleppt;  bereits  nach  vier 
Jahren  schon  schädlich.  Seine  Ausbreitung  erfolgte  nur  langsam,  zum 
Teil  durch  die  elektrischen  Straisenbahnen ;  seine  Vermehrung  war 
dagegen  eine  sehr  bedeutende,  so  dals  er  viele  Tausende  von  Ulmen 
in  den  Städten  zerstörte  und  in  einigen  Gebieten  als  der  schlimmste 
Feind  der  Schattenbäume  gilt.  Seine  Lebensweise  ist  die  übliche;  in 
Amerika  wurden  bis  über  (300  Eier  bei  einem  Weibchen  gezählt ;  Über- 
winterung in  den  verschiedensten  Verstecken,  in  Menge  auch  in 
Häusern;  Puppe  in  Rindenritzen,  am  StammgTunde  von  Bäumen  oder 
flach  in  der  Baumscheibe.  Die  befressenen  Blätter  werden  braun, 
welken,  rollen  sich  zusammen  und  fallen  ab ;  ist  das  Wetter  günstig, 
so  schlagen  die  Bäume  neu  aus :  aber  auch  diese  Belaubung  wird  häufig 
zerstört,  selbst  noch  eine  dritte  und  vierte.  Durch  derart  wiederholten 
Kahlfrafs  werden  die  Bäume  mehr  oder  minder  rasch  getötet.  In 
Europa  kommt  das  allerdings  seltener  vor;  hier  wird  der  Käfer  ge- 
wöhnlich von  Witterung  (grofse  Hitze  und  Trockenheit  töten  Larven 
und  Eier),  Platzregen  und  den  natürlichen  Feinden  (s.  Silyestri)  in 
Schach  gehalten.  In  Amerika  fehlten  diese  letzteren  anfangs  ganz. 
Allmählich  stellten  ihm  Sperlinge,  Käfer,  _  Fliegen,  Raubwanzen, 
Mantiden  nach,  und  in  feuchten  Jahren  entwickelte  sich  Sporotrichum 
entomophihim  Peck.  in  den  Puppen.  Aber  alle  diese  Feinde  genügten 
nicht.  Ganz  neuerdings  wurde  aus  Europa  der  Chalcidier  Tetrastichus 
xanthomelaenae  Rond.  eingeführt^);  über  praktische  Erfolge  verlautet 
noch  nichts. 

Bekämpfung:  Spritzen  mit  Arsenmitteln,  je  früher,  um  so  besser; 
am  zweckmäfsigsten  sofort  beim  Erscheinen  der  überwinterten  Käfer, 
dann  noch  einmal  zwei  Wochen  später.  Sammeln  der  Käfer  in  ihren 
Winterquartieren;  die  sich  um  den  Stammgrund  herum  anhäufenden 
Puppen  durch  Übergiefsen  mit  heifsem  Wasser  oder  Berührungsgiften 
töten  oder  die  stammabwärts  kriechenden  Larven  mit  Klebringen  und 
Fanggürteln  abfangen. 

G.  tenella  L.  An  Weiden  und  Erlen,  Spiraea  Ulmaria  und 
Potentilla  anserina;  ist  schon  wiederholt  auf  Erdbeeren  2)  in  der  ge- 
wöhnlichen Weise  übergegangen. 

G.  eavieoUis  Lec.^).  Nordamerika;  an  Pfirsichen,  Kirschen  und 
Birnen.  —  G.  decora  Say^).  In  Manitoba  an  Weiden,  die  Käfer  auch 
an  Populus  tremuloides. 

Monocesta  eoryli  Say^).     Nordamerika;  an  Ulmen  und  Hasel. 


Vol.  4,  1909,  p.  246—289,  15  figs.  —  Herrick,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Circ.  8, 
1910,  6  pp.,  9  figs. 

M  March.u-,  P.,  Bull.  Sog.  ent.  France  1905,  p.  64—68,  81—83.  —  Howard,  Journ. 
ec.  Ent.  Vol.  I,  1908,  p.  281  -289,  fig.  7. 

-)  Ormerod,  Handbook  of  Insects  injur.  to  Orchard,  Bush  fruits,  London  1898, 
p    249—250.  —  Lampa,  Upps.  prakt.  Ent.  17,  1907,  p.  3-5;  18,  1908,  p.  80-81. 

=••)  Chittexden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  19,  N.  S.,  1899,  p.  90-93. 

*)  CiuDDi-E,  Journ.  ec.  Ent.  Vol.  4,  1911,  p.  240. 

^)  RiLEv,  Rep.  Commiss.  Agric.  1878,  p.  245—247,  PI.  4.  —  U.  S.  Dept.  Agric, 
Bur  Ent  ,  Bull.  54,  1905,  p.  81—82.  —  Welden,  Journ.  ec.  Ent.  Vol.  1,  '"''° 
p.  147-148. 


Chrysoraeliden,  Blattkäfer.  53]^ 

Galeruca  (Adimonia)  tanaeeti  LeachM.  An  Schafgarbe,  Rainfarn, 
Feldfrüchten  (Kartoffeln,  Rüben,  Kohl,  Klee)  und  Wiesengräsem ;  selbst 
2  ha  junge  Kiefernsaat  haben  die  Larven  schon  binnen  wenigen  Tagen 
vernichtet.  Eier  im  Herbst  in  Klumpen  auf  Blättern,  überwintern. 
Meist  zwei  Brüten  im  Jahre.  Gegen  die  Larven  soll  sich  Spritzen  mit 
Kainitlösung  oder  Essig  und  Stäuben  mit  Asche  bewährt  haben. 
Puppen  in  Erde.  —  G.  semipullata  Clk.  2).  Australien;  an  Feigen- 
bäumen. Eine  Wanze  soll  öfters  befallene  Bäume  in  kurzer  Zeit  von 
ihnen  gereinigt  haben. 

Cerotoma  trilürcata  Forst.  ^).  Bean  leaf-beetle.  Nordamerika. 
Geht  häufig  von  seinen  ursprünglichen  Nährpilanzen  (Lespedeza  sp. 
und  Amphicarpea  monoica  Ell.)  an  angebaute  Bohnen  über;  zuerst 
frifst  er  Löcher  in  die  Blätter,  später  verzehrt  er  diese  ganz  mit  Aus- 
nahme der  stärksten  Rippen.  Eier  in  der  Erde,  um  den  Stengel  der 
Pflanzen  herum;  an  und  in  diesem  fressen  die  Larven. 

Monolepta  quadrinotata  F.*).  Java.  Käfer  an  den  Blättern  von 
Manihot  utilissima ,  sollen  auf  diesen  durch  einen  ausgeschiedenen 
Saft  zuerst  braune  Flecke  hervorrufen,  später  sie  ganz  abtöten. 

Hispinen. 

Eier  an  Blättern  ausdauernder  Gewächse,  in  denen  die  flachen, 
schmalen  Larven  beiderseitig  sichtbare  Gänge  minieren.  Vorwiegend 
tropisch. 

Odontota  dorsalis  Thunb.^).  Nordamerika.  Käfer  und  Larven 
an  jungen  und  schwächlichen  Robinien.  Ersterer  aufserdem  an  vielen 
anderen  Bäumen,  auch  Obstbäumen,  ferner  an  Soja-Bohnen,  Himbeeren 
und  Rotklee.  Die  Larven  eines  aus  3 — 5  Eiern  bestehenden  Geleges 
dringen  alle  durch  ein  Loch  in  das  Blatt  und  minieren  zuerst  gemein- 
schaftlich. Nach  2 — 4  Tagen  verlassen  sie  das  welke  Blatt;  jede  sucht 
sich  ein  anderes  und  miniert  es  für  sich;  jede  Larve  zerstört  mehrere 
Blätter.  Eine  Wanze  saugt  Käfer  und  Larven  aus.  —  Zahlreiche 
andere  Odontota-Arten  ähnlich  an  verschiedenen  Holzgewächsen,  aber 
selten  häufig  genug,  um  merkbar  zu  schaden. 

Octotoma  plieatula  F.").  Nordamerika,  an  Tecoma  radicans.  Die 
Minen  bestehen  aus  mehreren  buchtigen  Abzweigungen  von  der  Mittel- 
rippe ;  an  dieser  in  einer  Tasche  die  Puppe. 

Leptispa  pygrmaea  Baly^).  Indien,  an  Reis  und  Zuckerrohr; 
Biologie  unbekannt. 

Brontispa    Frog-gatti    Sharp ^).      Kopf    dunkelbraun,    Halsschild 


1)  Post,  Ent.  Tidskr.  Arg.  13,  1892,  p.  50-52.  —  Remer,  Ber.  agrik.  bot.  Ver- 
suclisstat.  landw.  Ver.  Breslau  1902/03,  p.  13.  —  Eckstein,  Zeitschr.  Forst-Jagdwes. 
Jahrg.  36,  1904,  p.  362—364,  Fig.  10,  12.  —  Kornauth,  Ber.  k.  k.  landw.  ehem.  Ver- 
suchsstat.  usw.  Wien  1909,  p.  89.  — ■  Ferrant,  Scliädl.  Insekt.  Land-Forstwirtsch., 
Luxemburg  1911,  S.  86 — 87,  Fig.  48.  —  S.  ferner  die  Berichte  der  skandinavischen 
Entomologen. 

■')  Agric.  Gaz.  N.  S    Wales  Vol.  10,  1899,  p.  874—875. 

')  Chittexden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  9,  N.  S.,  1897,  p.  64—71, 
fig.  1;  Bull.  23,  1900,  p.  30-31;  Bull.  33,  1902,  p.  102.  —  Johnson,  ibid.  Bull.  26, 
1900,  p.  81.  —  Chittenden,  Yearb.  ü.  S.  Dept.  Agric.  1898,  p.  253—254,  fig.  78. 

*)  KoNiNGSBERGER,  Bull.  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland  Nr.  20,  1908,  p.  6. 

s)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent..  Bull.  9,  N.  S.,  1897,  p.  22—23; 
Bull.  38,  1902,  p.  70—83,  fig.  3. 

6)  id.,  ibid.  Bull.  38,  p.  88-89,  fig.  5. 

'')  Maxwell-Lefuov,  Meni.  Dept.  Agric.  India  Vol.  I,  1907,  p.  140,  fig.  25. 

8j  Preuss,  Tropenpflanzer  Bd.  15,  1911,  S.  80-81,  Taf.  2,  Fig.  0. 

34* 


532  Coleopteren,  Käfer. 

orange,  Flügeldecken  schwarzblau,  am  Vorderrande  orange;  7 — 11  mm 
lang.  Neu-Guinea;  der  „Herzblattkäfer"  der  Kokospalmen.  Käfer 
und  Larven  im  Herzen  junger  Kokospalmen,  wenn  die  Blätter  anfangen 
sich  zu  bilden-,  beim  Entfalten  zeigen  diese  viele  graubraune  Stellen 
oder  sind  graubraun  vertrocknet.  Bei  starkem  Befalle  kann  die  Palme 
absterben.  Besonders  an  kränklichen,  langsam  wachsenden  Palmen; 
bei  gesunden  entwickeln  sich  die  Blätter  so  rasch,  dafs  die  Larven 
herausgeworfen  werden.  Daher  also  durch  gute  Stickstoffdüngung  das 
"Wachstum  beschleunigen;  ferner  Käfer  und  Larven  absammeln. 

Promecotheca  antiqua  AVse.  ^).  Kopf  dunkelbraun,  Flügeldecken 
orange  und  schwarzblau;  Vorderbeine  gelb,  die  übrigen  schwarz  mit 
gelben  Tarsen:  9 — 10  mm  lang.  Neu-Guinea,  an  alten  Kokospalmen. 
Eier  in  kleinen  Häufchen  an  der  Unterseite  der  Blattiiedern ;  die  Larven 
minieren  Längsstreifen  in  den  Blättern,  die  grau  werden  und  absterben. 
Die  Fruchtentwicklung  wird  unterbrochen  und  setzt  für  ein  Jahr  oder 
mehr  aus.  —  P.  opaeieollis  Gerst.  Flügeldecken  schwarz  mit 
gelben  Flecken.  Ebenso  auf  den  Neu-Hebriden.  Besonders  die  im 
alang- alang- Grase  stehenden  Palmen  werden  befallen;  nach  Beseitigen 
des  Grases  verschwinden  auch  die  Käfer. 

Hispella  Wakkeri  Zehntn.  ^j.  Ostjava,  an  Zuckerrohr.  Der  Käfer 
schabt  auf  Blattoberseite;  hier  auch  die  Eier.  Die  Larven  minieren 
längliche  gelbbraune  Flecke  an  dem  Blattrand. 

Hispa  testaeea  L.^j.  Nordafrika,  Südeuropa.  Larve  in  den 
Blättern  von  Cistus  salvifolius  L.  —  H.  armig-era  Ol.  (aenescens 
Baly)*).  Indien,  an  Reis  und  wilden  Gräsern;  Eiablage  bereits  an  die 
jungen  Pflänzchen  in  den  Keimbeeten.  Werden  von  diesen  also  die 
Käfer  durch  Gifte  ferngehalten,  so  wird  dem  Befalle  vorgebeugt. 

Eine  unbestimmte  Hispide-'^j  schadet  in  Ostjava  beträchtlich  an 
Kokospalmen.  Käfer  und  Larven  nagen  zwischen  den  unentfalteten 
Blättern  die  Oberhaut  auf  einer  Seite  ab ;  die  der  anderen  stirbt  eben- 
falls ab  und  bleibt  als  gelbliche  durchscheinende  Haut  zurück.  Bei 
stärkerem  Befalle  vertrocknen  die  ganzen  Blätter. 

Platypria  Andrewesi  Wse.'').  Indien,  an  Zizyphus  Jujuba.  Larve 
ähnlich  der  der  Schildkäfer.     Puppe  in  Blatttasche. 

Cassidinen,  Schildkäfer. 

In  Nordamerika  einige  Coptocyla- Arten "')  und  Clielymorpha  arg-us 

Licht.  ^)  schädlich  an  Kartoffeln  und  Bataten. 

Aspidomorpha  militaris  F.'-*)  und  andere  Arten  in  Indien  und 
auf  Java  an  Bataten  und  Bohnen. 


M  Preuss,  1.  c.  S.  SO— 8•.^  Taf.  2,  Eig.  P. 

2)  Zeh.ntnk.r,  Meded.  Proefstat.  Oost-Java  N.  S.  Nr.  27,  1896,  12  pp..  1  PI. 

?)  Peruis,  Mem.  Soc.  Sc.  nat.  Liege  1855,  T.  10,  p.  260,  PL  5,  fig.  80-92.  — 
Lesxe,  Bull.  Soc.  eut.  France  1904,  p.  68—70,  1  fig.  . 

^)  Stebhing,  Econ.  Entomology  p.  9.  —  Maxwei.e-Lefruy,  1  c.  p.  139,  fig.  24.  — 
Dltt,  Dept.  Agric.  BengaL,  Quarta  Journ.  Vol.  4,  1910,  p.  82 — 38. 

^)  KuNixGsuERGER,  Bull.  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland  Nr.  20,  1908,  p.  1—2. 

6)  Maxwei.l-Lefruv,  1.  c.  p.  864—365,  fig.  241—242. 

■')  Smith,  J.  B.,  Rep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1890,  p.  472— 475,  figs;  1897,  p.  402. 

^)  Chtttenden.  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  9,  N.  S.,  1897,  p.  23.  —  Smith, 
J.  B.,  Eep.  1901,  p.  489. 

*')  KoNiNGSBEKGER ,  Meded.  s' Lands  Plantentuin  22,  1898,  p.  86;  Meded.  Dept. 
Laudbouw  6,  1908,  p.  71—72.  —  Maxwem-Lefkuv,  1.  c.  p.  367. 


Bruchiden,  Samenkäfer.  533 

Cassida  L. 

Die  breiten,  dornigen  mit  einer  über  den  Rücken  gekrümmten 
Schwanzgabel  versehenen  Larven  halten  die  letzte  Larvenhaut  nnd 
bräunlichen  Kot  als  Schutzdach  über  den  weichen  Ijeib.  Käfer  und 
Larven  träge,  haften  fest  auf  den  Pflanzen. 

C.  nebulosa  L.,  nebeliger  Sehildkäler').  Käfer  fressen  im  Früh- 
jahre von  oben  Löcher  in  die  Blätter  von  Melden  und  Gänsefufs.  Eier 
in  flachen,  mit  dichter,  klebriger  Masse  zugedeckten  Häufchen  voii 
(5 — 15  Stück  an  deren  Unterseite.  Nach  einer  Woche  die  Larven,  mit 
zuerst  auffallend  langen  Schwanzanhängen.  Sie  weiden  anfangs  das 
Parenchym  der  ßlattunterseite  gesellig  ab ;  später  zerstreuen  sie  sich 
und  fressen  Löcher,  schliefslich  sogar  am  Rande.  Die  beim  ersten 
Larvenfrafse  über  den  Flecken  stehen  gebliebene  Haut  der  Oberseite 
wird  trocken ,  weifsgelb ,  reifst  später  aus  und  fällt  ab.  So  wird  der 
Schilclkäferfrafs  charaktierisiert  durch  zahlreiche  Löcher  und  weifsgelbe 
Flecke.  Von  den  vernichteten  Pflanzen  wandern  die  Larven  bei  starkem 
Auftreten  auf  andere  über,  Ende  Juni,  anfangs  Juli  auch  auf  die  jetzt 
erscheinenden  jungen  Rüben  (Runkel-  und  Zuckerrüben).  Mit  dem 
Wachstume  der  Larven  werden  die  Löcher  immer  grölser,  so  dafs  zu- 
letzt nur  noch  die  Mittelrippe  stehen  bleiben  kann.  Ende  Juli  die  ge- 
stürzte Puppe  am  Frafsorte.  Nach  einer  Woche  der  Käfer,  der  nach 
Jablonowski  dann  in  Ungarn  verschwindet;  in  anderen  Gegenden  folgt 
gewöhnlich  noch  eine,  bei  günstiger  Witterung  auch  noch  eine  dritte 
Brut;  hierbei  werden  die  Eier  auch  an  die  Rüben  abgelegt. 

Hauptschaden  durch  die  erste  Brut.  Die  späteren  Brüten  schaden, 
nicht  in  dem  Mafse,  da  dann  die  Rüben  schon  kräftiger  sind. 

Vorbeugungsmittel:  die  betreffenden  Unkräuter,  am  besten,  wenn 
sie  noch  mit  Eiern  belegt  sind,  ausjäten  und  vernichten.  Die  mit  Un- 
kräutern bestandenen  Weg-  und  Grabenränder  frühzeitig  mähen  oder 
mit  Chlorbarium  oder  Arsenmitteln  bespritzen.  Sind  die  Larven  und 
Käfer  bereits  aufgewandert,  so  sind  die  befallenen  Ränder  zu  walzen, 
tief  unterzupflügen,  zu  eggen,  krümern  und  wieder  zu  walzen. 
Auf  dem  Felde  Spritzen  mit  Arsenmitteln  oder  Wermutabkochung, 
Streuen  von  Düngergips  usw.     Eintrieb  von  Geflügel. 

Von  den  zahlreichen  anderen  Schildkäfern  wäre  höchstens  noch 
C.  viridis  Ij.  (equestris  F.)^)  zu  erwähnen.  Er  lebt  vorwiegend  auf 
Ziest  (Stachys)  und  Minzen  (Mentha)  und  ist  auch  schädlich  geworden 
auf  Artischoken. 

In  Nordamerika  werden  C.  bivittata  Say  und  nigripes  Ol.  an 
Bataten  schädlich^). 

(Lariiden)  Brucliideu. 

Samen-  oder  Muffelkäfer,  Pulse  beetles,  Pea  bugs, 
im   Frühjahr   an   Blumen    und   Blättern.     Eier  gewöhnlich    einzeln    in 

1)  NoEi-,  Le  Naturaliste  T.  30,  1908.  p.  9 — 11.  —  .Jablonowski,  Die  tier.  Feinde 
d.  Zuckerrübe,  Budapest  1909,  S.  :261 -273,  Fig.  55—57.  —  Xambeu,  Le  Naturaliste, 
T.  31,  1909,  p.  '226.  —  S.  ferner  die  Berichte  der  skandinavischen  vind  italienischen 
Entomologen  und  der  Versuchsanstalten  für  Zuckerrübenbau.  —  Die  englischen 
Entomologen  erwähnen  seiner  nicht. 

-)  Decaix,  Bull.  Sog.  Nation.  Acclimat.  France  Ann.  44.  1S97,  p.  132—134.  — 
Xambeu,  1.  c.  p.  235. 

3)  Smith,  J.  B.,  Eep.  1890,  p.  470  -  475.  f  igs. 


534  Coleopteren,  Käfer. 

Blüten  bzw.  an  jungen  Hülsen  von  Leguminosen,  seltener  an  Samen 
anderer  Pflanzen.  Larven  bohren  sich  in  die  Schoten  und  durch  ein 
später  als  kleiner  brauner  Fleck  kenntliches  Loch  in  die  Samen.  Sie 
sind  zuerst  kurz,  stämmig,  mit  kräftigem  Kopfe,  Augen,  einem  stark 
bedornten  Halsschilde,  gezähnten  Brustschildern  und  unvollständigen, 
aber  deutlichen  Beinen  ^  nehmen  erst  nach  der  ersten  Häutung  ihre 
endgültige  Gestalt  an.  Sie  wachsen  so  langsam,  dafs  auch  die  be- 
fallenen Samen  weiter  wachsen  und  gewöhnlich  ihre  normale  Gröfse 
erreichen.  Li  den  grofsen  Samen  gewöhnlich  mehrere  Larven;  in  den 
kleinen  bleibt  nur  die  zuerst  ins  Innere  gelangte  am  Leben.  Puppen- 
wiege dicht  unter  der  Samenschale;  an  ihrem  Rande  auch  die  Samen- 
schale schwach  angenagt,  als  dunkler,  durchscheinender  Fleck  sichtbar. 
Der  ausschlüpfende  Käfer  sprengt  entweder  sofort  oder  erst  im  nächsten 
Frühjahre  den  Deckel  ab  und  gelangt  ins  Freie.  Bei  den  meisten 
europäischen  Arten  nur  eine  Generation;  die  Käfer  können  sich  nur 
im  Freien  begatten  und  fortpflanzen;  die  Eiablage  findet  immer  an 
junge  Schoten  statt.  Bei  den  meisten  tropischen  Arten  mehrere 
Generationen;  die  Käfer  pflanzen  sich  sofort  nach  dem  Ausschlüpfen, 
auch  in  geschlossenen  Räumen  oder  selbst  Behältern,  fort  und  belegen 
auch  trockene  Samen  mit  ihren  Eiern;  sie  vernichten  daher  meist  die 
ganzen  Lagervorräte,  zumal  stärkerem  Befalle  gewöhnlich  eine  Zer- 
setzung in  den  ausgefressenen  Samen  folgt. 

Man  hat  lange  geglaubt,  dafs  in  den  Samen  der  Keim  unverletzt 
bliebe,  dafs  also  auch  ausgefressene  Samen  ihre  Keimfähigkeit  be- 
wahrten. Untersuchungen  amerikanischer  Forscher  haben  aber  gezeigt, 
dafs  bei  einem  sehr  grofsen  Prozentsatze  (bis  88*^/0)  der  Samen  die 
Keimfähigkeit  ganz  zerstört  wird,  dafs  von  den  keimenden  Pflänzchen 
wieder  ein  grofser  Teil  frühzeitig  zugrunde  geht,  und  dafs  schliefslich 
die  Mehrzahl  der  überlebenden  Pflanzen  doch  immer  schwach  und 
kümmerlich  bleibt,  namentlich  weniger  Ertrag  liefert,  als  die  aus  un- 
verletzten Samen  hervorgegangenen. 

Bekämpfung:  Befallene  Samen  in  Petroleum,  Schwefel-  und 
Karbolsäure  usw.  einlegen,  räuchern  mit  Schwefelkohlenstoff  (50  ccm  auf 
1  hl  Erbsen,  10  Minuten  lang),  Erhitzen  auf  50  '^  C  für  24  Stunden,  Ein- 
werfen in  "Wasser  von  60  **  C  für  kurze  Zeit,  dem  allerdings  rasch  Ab- 
kühlung und  Trocknen  folgen  müssen,  damit  die  Samen  nicht  keimen, 
oder  Lagerung  in  Kühlräumen  (2  Monate  bei  0 — 1°  C)^).  Saatgut 
2 — 3  Tage  in  Wasser  legen;  die  gesunden  Samen  sinken  zu  Boden, 
die  ausgefressenen  schwimmen  oben.  Rörig  empfiehlt,  die  Saat  im 
Januar  oder  Februar  für  4 — 7  Tage  auf  20 — 25*^  C  zu  erwärmen,  um 
die  Käfer  zum  vorzeitigen  Verlassen  der  Samen  zu  veranlassen;  dann 
erstere  aus  der  Saat  über  einem  Gefäfse  mit  Wasser  und  Petroleum 
sieben. 

Bei  den  Arten  mit  einjähriger  Generation  ist  die  Saat  bis  ins 
zweite  Jahr  in  geschlossenen  Behältern  (dichte  Säcke  genügen)  aufzu- 


1)  LiNTNKR,  7.  Rep.  N.  York  agric.  Exp.  Stat.  1S90,  p.  255—288.  —  Rilev  & 
HuwARi.,  Ins.  Life  Vol.  4.  1892,  p.  297—302,  fig.  40  -48.  —  Chittkxden,  Yearb.  U.  S. 
Dept.  Agric.  1898,  p.  288 — 248,  fig.  66—74.  —  Decaux,  L'Entoniologie  appliquee  ä 
l'Etude  Eistorique  du  haricot.  Paris,  Impr  nat.  1897,8*',  8  pp. ;  Ausz.:  111.  Zeitschr. 
Ent.  Bd.  4,  1899,  S.  HO.  —  Eitzema  Bus,  Ziekt.  Beschad.  Landbougewass.  D.  2, 
Groningen  1902,  p.  98-101,  fig.  47— 48.  —  Board  Agric.  Fish.  London,  Leafl.  150, 
1905.  —  Lampa,  Ent.  Tidskr.  Arg.  80,  19U9,  p.  286—242,   1  tav. 

2)  DuvEL,  U.  S.  Dept.  Agric.,  Bur.  Ent.,  Bull.  54,  1905,  p.  49—54,  fig.  17,  PL  2,  8. 


Bi-uchiden,  Samenkäfer.  535 

bewahren ;  die  Käfer  kriechen  im  ersten  Jahre  aus,  gehen  aber  zugrunde, 
ohne  sich  fortpflanzen  zu  können. 

Fletcher  schlug  vor,  die  noch  gininen  Erbsen  einzuernten,  bevor  sie 
ganz  reif  sind,  und  sie  erst  nach  dem  Dreschen  ausreifen  zu  lassen. 
Früchte  und  Stroh  würden  dann  besser;  die  in  ersteren  enthaltenen 
Käfer  sind  noch  nicht  ganz  entwickelt  und  können  durch  sofortige 
Räucherung  getötet  werden. 

In  das  abgeerntete  Feld  sind  Schweine  oder  Geflügel  einzutreiben, 
die  die  Ausfallerbsen  auflesen;  der  Rest  ist  tief  unterzupflügen. 

Die  meisten  Arten  werden  von  verschiedenen  Chalcidiern  para- 
sitiert; Br.  chmensis  und  wahrscheinlich  auch  andere  Arten  werden  in 
allen  Stadien  von  der  Milbe  Fedicidoides  ventricosus  verfolgt. 

Spermophagus  peetoralis  Sharp').  Heimat  Mittel-  und  Süd- 
amerika, wird  öfters  nach  Nordamerika  verschleppt,  hat  hier  aber  noch 
nicht  Fufs  gefafst.  In  Bohnen,  Erbsen,  Cowpeas  (Vigna  sinensis).  Bis 
100  Eier  an  einer  Bohne. 

Caryoborus  g-onagra  F.  ^).  Indien,  an  Tamarinden  und  Bauhinia 
racemosa.  Käfer  an  den  Blättern ;  Eiablage  nur  im  Freien  an  die  jungen 
Früchte.     Verpuppung  auiserhalb ,    in  einem  Kokon   aus  Exkrementen. 

(Laria  Scop.)  Bruchus  L.  (Mylabris  Geoffr.) 

Br.  loti  Paj^k.  In  den  Samen  von  Lotus  und  Lathyrus.  Gene- 
ration einjährig.  —  Br.  pallidicornis  Boh. ^).  In  Linsen;  Gene- 
ration einjährig.  —  ßr.  atomarius  L.  (granarius  L. ,  seminarius 
Bach),  Bohnenkäl'er.  Der  gemeinste  Käfer  in  den  verschiedensten 
Leguminosensamen,  vorwiegend  in  Vicia  Faba;  in  diesen  überwmtert 
er;  kleinere  (Lathyrus,  Vicia  sepium  usw.)  verläfst  er,  um  andere  Ver- 
stecke aufzusuchen.  Generation  einjährig.  ;^  Br.  (L.)  ruümanus 
Boh.,  Bohnenkäfer.  Europa,  Nordafrika,  Ägypten,  Persien,  Syrien, 
vielfach  verschleppt,  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  aber 
erst  in  den  letzten  Jahren  eingebürgert*).  In  Bohnen  und  Erbsen, 
namentlich  bei  ersteren  oft  mehrere  Käfer  in  einem  Samen.  Biologie 
wie  beim  Erbsenkäfer.  —  Br.  afflnis  Fröl. ^).  Frankreich ;  von  da  nach 
Irland  und  Ostindien  in  Bohnen  importiert.  —  Br.  (L.)  pisorum  L.  (pisi 
L.),  Erbsen käfer*').  Heimat  wohl  der  Orient;  jetzt  fast  kosmopolitisch, 
nach  Norden  zu  abnehmend;  in  Nordamerika  bereits  1748   sehr  schäd- 


')  CutTTENUEN,  Ins.  Life  Vol.  7,  1895,  p.  328—329;  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent., 
Bull.  23,  N.  S..  p.  37—38,  fig.  10;  Bull.  33,  N.  S.,  1902,  p.  103-104. 

2)  CoTKs,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  3,  1896,  p.  14—15,  1  PL  —  Stebbing,  E.  P., 
Departm.  Not.  Ins.  affect  forestrv,  Calcutta  1906,  p.  365—366  —  Maxwell-Lefeoy, 
Ind.  Insect  Life,  Calcutta  1909,  p\  351,  Fig.  224. 

3)  R.  D.,  Naturaliste  T.  31,  1909,  p.  75. 

")  Chittenden,  U.  S.  Dept.  A?ric.,  Bur.  Ent.,  Bull.  82,  1911,  p.  92. 

5)  Carpentee.  Eep.  1898,  p.  5;  Rep.  1901,  p.  148—149.  -  M.  Lefroy,  1.  c.  p.  349. 

6)  KüLLAR,  Verh.  zool.  bot.  Ges.  Wien,  Bd.  4,  1854,  Sitz.-Ber.  S.  27—30;  Bd.  8, 
1858,  S.  421—425,  —  Letzxek,  Jahresber.  scliles.  Ges.  vaterl.  Kultur,  1854,  S.  79 
bis  82.  —  (A.)  Kansas  St.  agr.  Coli.  Exp.  Stat.,  Bull.  19,  1890,  p.  193—196.  —  Rii.ev 
&  Howard,  Ins.  Life  Vol.  5,  1893,  p.  204,  fig.  21.  —  Frank,  Arb.  biol.  Abt.  Kais. 
Gesundheitsamt,  Bd.  1,  1900,  S.  86—114,  Taf.  1.  —  Reh,  Zeitscbr.  Pflanzenkrankh., 
Bd.  10,  1900,  S.  121—124.  —  Rörig,  111.  landw.  Ztg.,  Jhg.  20, '1900,  S.  160.  —  Fletchek, 
U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  69-74.  —  id.  &  Lochhead,  33  d  ann. 
Rep.  ent.  Sog.  Ontario  1902,  p.  3—15,  1  fig.  —  ScHöven,  Beretn.  1902,  p.  8—9,  fig. 
44—45.  —  Carpexier,  Rep.  1904,  p.  292—293,  fig.  3.  —  Fabre,  Bilder  a.  d.  Insekten- 
welt, 2.  Reihe,  Stuttgart  1911,  S.  59—61,  1  Fig.  —  S.  ferner  die  Berichte  von  Lampa 
und  RiTZEMA-Bos. 


536  Coleopteren,  Käfer. 

lieh.  Nur  in  angebauten  Erbsen ;  immer  nur  ein  Käfer  in  einem  Samen, 
trotzdem  15 — 20  Eier  an  die  jungen  Schoten  gelegt  werden;  nur  eine 
Brut  im  Jahre.  Besonders  schädlich  in  wärmeren  Ländern,  nament- 
lich in  Canada,  wo  der  jährliche  Schaden  bis  auf  1  Million  $  an- 
gegeben wird.  Auch  in  Südrul'sland  und  selbst  in  Deutschland  mufste 
schon  wiederholt  lokal  der  Erbsenbau  wegen  zu  starken  Befalls  auf- 
gegeben werden.  In  Nordeuropa  nur  in  importierten  Erbsen.  Ganz 
vereinzelt  auch  in  Samen  von  Vicia  und  Cytisus  Laburnum  gefunden.  — 
Br.  lentis  Eröl.,  Linsenkäler,  in  Linsen,  deren  jede  Larve  mehrere 
vernichtet;  nach  Heeoer  können  diese  sogar  auf  andere  Pflanzen  über- 
wandern. Generation  einjährig.  Mittel-  und  Südeuropa,  Agj'pten, 
Sjrrien;  nach  Amerika  wohl  verschleppt,  aber  noch  nicht  dort  ein- 
gebürgert. —  Br.  brachialis  Fähr.  ^).  Ursprünglich  in  wilden  Vicia- 
arten  des  südlichen  Europas ;  ging  anfangs  dieses  Jahrhunderts  in 
Frankreich  auf  Vicia  villosa  über.  —  Br.  nubilus  Boh,  ^j.  In  Frank- 
reich an  Futterwicken ;  Noel  empfiehlt,  die  Wicken  grün  zu  verfüttern, 
bevor  die  Käfer  reifen  können. 

Briichidius  trlfolii  Motsch.f).  In  Amerika  oft  gefunden  in  Samen 
von  Trifolium  alexandrinum  aus  Ägypten,  aber  noch  nicht  eingebürgert. 

Bei  den  Samenuntersuchungen  der  dänischen  Versuchsstation  werden 
stets  zahlreiche  ßotkleesamen  mit  einer  Bruchidenlarve  gefunden*). 

Acanthoscelides  Schilsky. 

Mehrere  Generationen  in  einem  Jahre;  Fortpflanzung  auch  in 
trockenen  Samen. 

(Ae.)  Bruehus  obteetus  Say  (irresectus  Fähr.,  fabae  Riley)-5\ 
Neotropisch  oder  orientalisch ;  jetzt  fast  kosmopolitisch :  ganz  Amerika, 
Mittelmeergebiet,  Madeira,  Azoren,  Canaren,  Südafrika,  Persien,  Indo- 
China. In  Nordamerika  der  schlimmste  Feind  der  Bohnen;  ferner  in 
Erbsen,  Cowpeas,  Linsen,  Kichererbsen  usw.  Bis  zu  28  Käfer  in  einer 
Bohne.  Eiablage  im  Freien  nur  an  Bohnen  und  Cowpeas;  Eier  ge- 
wöhnlich gruppenweise ;  dabei  dringen  alle  Larven  eines  Geleges  ge- 
wöhnlich nur  durch  das  Loch  ein,  das  die  zuerst  eindringende  Larve 
gebohrt  hat,  so  dafs  von  aufsen  nicht  sichtbar  ist,  von  wieviel  Larven 
die  Bohne  bewohnt  ist.  Im  Lager  läfst  das  Weibchen  die  Eier  auch 
häufig  nur  zwischen  die  Samen  fallen. 

Pachymeriis  (Br.;  ehinensis  L.  (scutellaris  F.),  Cowpea  weevil.''). 
Heimat  Asien  oder  Südamerika ;  jetzt  in  China ,  Japan ,  Ostindien, 
Europa,  Ägypten,  Deutsch-Ostafrika,  Kapland,  Sierra  Leone,  Berberei, 
Algier,  Madeira,  Amerika,  immer  aber  in  den  südlichen  Ländern  bzw. 
Gegenden  häufiger,  in  den  nördlichen  nur  in  Lagersamen.  In  Amerika 
namentlich  in  Cowpeas,  ferner  in   Phaseolus  radiatu.s,  Cajanus  indicus. 


I)  Makchai,,  P.,  Bull.  Soc.  ent.  France  1903,  p".  229. 

-)  Noel,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agr.  Bouen,  ler  Trim.  1908,  p.  5. 

3)  Chittemjkn,  it.  S.  Dept.  Argric.  Bur.  Ent.,  Bull.  82,  p.  93. 

■•)  Siehe  die  Berichte  von  Duuph  Petersen  und  Rostrui'. 

5)  Perris,  L'Abeille  T.  11,  1874,  p.  9—16.  —  Eu.ev  &  Howard,  Ins.  Life  Vol.  5, 
1892,  p.  27—32.  —  Mina  Pai.umbo,  Bull.  Ent.  agr.  Vol.  3,  1896.  p.  53—56.  —  Mixgaud, 
Bull.  Soc.  Etud.  Sc.  nat.  Nimes  T.  27,  1900,  p.  101-107.  -  Darboux  et  Mingaud, 
ibid.  T  29,  1902,  p.  25—29:  Bull.  Soc.  ent.  France  1902,  p.  72—76.  —  Gibson,  Canad. 
Ent.  Vol.  38,  1906,  p.  365—367,  1  fig.;  37  th  ann.  Eep.  ent.  Soc.  Ontario  1906,  p.  116— 
117,  1  fig. 

6)  Schwartz,  Ber.  Kais.  biol.  Anst.  Land-Forstwirtsch.  Heft  8,  1909,  p.  47.  — 
Maxwell-Lefroy,  1.  c.  p    350,  fig.  223. 


Bruchiden.     AnthribideB.     Curculioniden,  Rüsselkäfer.  537 

Erbsen,  Linsen,  Kichererbsen,  Bohnen,  in  gewissen  ceylonesischen  Samen, 
in  Dolichos ,  Sorghum  usw.  Mehrere  Käfer  in  einer  Bohne ,  mehrere 
Generationen  im  Jahre.     Befallene  Samen  zersetzen  sich. 

P.  (B.)  quadrimaeuJatus  F.  Heimat  wahrscheinlich  der  tro- 
pische Orient;  jetzt  in  Ostindien,  Sierra  Leone,  Äthiopien,  Südfrank- 
reich, Italien,  Südamerika  und  südlichem  Nordamerika.  Vorzugsweise 
in  Cowpeas,  aber  auch  in  allen  anderen  Sorten  von  Erbsen  und  Bohnen. 
Eiablage  in  die  Samen.  Mehrere  Käfer  in  einem  Samen,  mehrere 
Brüten  im  Jahre ;  befallene  Samen  zersetzen  sich  sehr  rasch.  Da  der 
Käfer  zur  Fortpflanzung  einer  gewissen  Feuchtigkeit  bedarf,  ist  Auf- 
heben der  Samen  in  vollkommen  trockenen  Räumen  ein  gutes  Schutz- 
mittel. 

Rhynchophoren. 

Kopf  in  Rüssel  ausgezogen. 

Antliribideii. 

Meist  in  toten,  namentlich  trockenen  Pflanzenstoffen  (Samen,  Holz, 
Pilzen  usw.)-,  einige  schmarotzend  in  anderen  Insekten  (Schildläusen). 
Über  800,  meist  tropische  Arten;  für  uns  nur  eine  von  Belang. 

Arae(o)cerus  laseieulatus  De  G.  ^)  (cofifeae  F.,  cacao  F.),  Kaffee- 
bohnen käl'er.  Heimat  vermutlich  Ostindien,  jetzt  in  allen  nicht  zu 
kalten  Küstenländern.  Vorwiegend  in  Kaffee-,  Kakaobohnen,  Drogen  usw. 
In  Louisiana  an  Mais  im  Felde  schädlich  geworden.  Käfer  und 
Larven  verwandeln  das  Innere  der  grünen  jungen  Stengel  in  den  oberen 
Internodien  zu.,  grofsen  Höhlen  mit  mifsfarbenem  Pulver  und  bohren 
auch  abwärts ;  Ähre  bildet  sich  nicht  aus ;  oft  bricht  der  Stengel  an 
der  stärksten  Frafsstelle  im  Winde  ab. 

Dotieus  pestilens  Olifl'.  ^).  Australien,  Victoria.  Larven  in  jungen 
Äpfeln,  die  schrumpfen,  vertrocknen  und  am  Baume  hängen  bleiben. 
Ferner  in  jungen  Trieben  von  Akazien,  hier  faustdicke  Wucherungen 
verursachend. 

Curculioniden,  Rüsselkäfer. 

Die  Käfer  lassen  sich  bei  Erschütterung  ihrer  Nährpflanze  fallen, 
daher  Abklopfen  eines  der  besten  Gegenmittel  ist.  Berührungsgifte 
versagen  bei  den  meisten  Arten  ihres  harten  Panzers  wegen  nahezu 
ganz ;  dagegen  sind  Magengifte  um  so  wirksamer ,  als  die  Käfer  fast 
ausschliefslich  äufserlich  fressen.  Viele  in  der  Nähe  der  Erdoberfläche 
fressende  Arten  sind  durch  Gräben  an  der  Ausbreitung  zu  hindern 
bzw.  in  Fanggräben  zu  fangen. 

Unter  den  Feinden  ist  namentlich  Cerceris  arenaria  L.  (Sandwespe)  ^) 
bemerkenswert,  weil  sie  fast  nur  Rüsselkäfer  als  Nahrung  für  ihre 
Larven  einträgt. 

Man  unterscheidet  etwa  25  000  Arten,  die  in  zahlreiche  Gruppen 
verschiedenen  Grades  eingeteilt  werden. 

1)  TucKER,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  64,  Pt.  7,  1909,  p.  60— f!4,  PI.  3, 
fig.  18.  —  AuLMAXN,  Fauna  deutsch.  Kolon.,  5.  R.,  Hft.  2,  1911,  S.  52—54,  Fig.  34. 

2)  French,  Handb.  destr.  Ins.  Victoria  Pt.  I,  Melbourne  1891,  p.  83—86,  PL  8.  — 
Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  13,  1902,  p.  708,  PI.  1,  fig.  7. 

3)  NoEL,  1,  c.  2  d  Trim.  1908,  p.  9. 


538  Coleupteren,  Käfer. 

Cueorrliiuus  plagriatus  Schall,  (geminatus  F.)  M-  Larve  unter- 
irdisch an  Wurzeln-,  mageren  Kieferkulturen  gefährlich,  deren  Mai- 
triebe, Nadeln  und  Knospen  der  Käfer  benagt ;  besonders  an  Seekiefer. 
Auch  an  Eichenheistern,  Apfelbaum,  Quitten  usw.  durch  Benagen  der 
Knospen  schädlich,  desgleichen  in  Frankreich  wiederholt  in  Weinbergen  ; 
in  der  Altmark  hat  er  einmal  3  Morgen  Bohnenzwischenpflanzung  auf 
Spargelfeld  zerstört,  auch  die  Spargeln  selbst  angegangen ;  in  England 
an  Spargeln,  Karotten,  Rübsen  und  anderen  saftigen  Gemüsen  schädlich. 
Ursprüngliche  Nährpflanzen  nach  Warburton  Cjaiogiossum  officinale.  — 
Bekämpfung:  Ablesen  bzw.  -klopfen;  in  forstlichen  Kulturen  Fang- 
gräben ,  in  Weinbergen  Umbinden  der  Reben  mit  Leimringen  oder 
Wergbändern. 

Baryiiotus  obseurus  F. -j.  Gelegentlich  im  Frühjahr  in  Garten - 
kulturen,  Ackerbohne  und  Luzerne;  Blattfrafs.  —  B.  squamosus  Germ. 
(Schoenherri  Zett.)  ^).  Europa;  neuerdings  nach  Canada  verschleppt; 
hat  hier  jungen  Kohl  und  Blumenkohlpflänzchen  bis  zur  Erde  herab 
kahl  gefressen. 

Strophosomus  melanogranius  Forst,  (eoryli  F.),  Haselrüfsler^). 
Käfer  von  Anfang  September  bis  Mitte  Juni;  benagt  Rinde,  Knospen 
und  Blätter  von  Birken,  Eichen,  Buchen,  Ebereschen,  jungen  Fichten 
und  Kiefern  und  Haseln.  Recht  schädlich  öfters  mit  Hylohius  ahieti^ 
in  jungen  Fichtenkulturen,  wobei  er  die  jüngeren,  letzterer  die  älteren 
Pflänzchen  befrifst.  Auch  in  Eichenheisterpflanzungen  manchmal 
schadend.  Eiablage  Mitte  Juni  in  Boden,  wo  die  Larven  bis  Anfang 
August  an  Unki'aut  würz  ein  leben;  hier  ruht  auch  die  Puppe  ungefähr 
4  Wochen.  —  Str.  capitatus  De  G.  (obesus  Marsh.)  ^).  Biologisch 
ebenso,  aber  vorwiegend  an  jungen  Kiefern  (P.  silvestris,  Strobus  und 
Douglasii)  und  Eichen.     Bekämpfung  wie  bei  Hylobius  abietis. 

Brachyderes  ineanus  L.*^).  Käfer  überwintert  am  Boden;  er  be- 
frilst  vorzugsweise  die  Nadeln  junger  Kiefern  und  Fichten  oder  ent- 
rindet die  jüngsten  Triebe  von  Eichen  und  Birken  platzweise.  Larve 
von  Ende  April  bis  Anfang  Juli  an  den  Wurzeln  seiner  Nährpflanzen, 
namentlich  an  Kiefern ;  in  Kulturen  ebenfalls  manchmal  sehr  schädlich. 
Puppe  in  Erdzelle,  ruht  3  Wochen. 

Sciaphiliis  squalidus  Gjdl. '^).  Die  Käfer  in  Siebenbürgen  an 
Aprikosen-  und  Pflaumenblättern. 

Sitona  Germ.  (Sitones  Schoenh.). 

S.  lineata  (-us)  L.^).  Der  Käfer  überwintert  am  Boden,  befällt 
bereits  im  März  die  jungen  Erbsen,  Bohnen,  Wicken  und  friist  Kerben 


1)  Siehe  die  forstentomologischen  Lelirbüclier;  ferner:  Mavet,  Les  Insects  de 
la  vigne,  Montpellier  1890,  p.  867—369,  fig.  70.  —  Wakbukton,  Kep.  1896,  p.  9—10, 
Fig.  8.  —  RiTZEMA  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  5,  1899,  p.  170.  —  v.  Schilling,  Prakt. 
Ratg.  Obst-Gartenbau  19U1,  S    268.  Noel,  1.  c.  ler  Trim.  1907,  p.  8—9. 

2)  Fehrant,  Schädl.  Insekten,  Luxemburg  1911,  S.  lUO. 
")  Flütcher,  Eep.  1906. 

*)  Altum,  Zeitschr.  Forst-Jagdwes.  1898,  S.  3 — 8.  —  Bohutinsky,  ?;  Ausz. :  Ent. 
Blatt.  Jahrg.  7,  1911,  S.  183. 

■5)  Eckstein,  Die  Kiefer  und  ihre  tierischen  Schädlinge.  I.  Die  Nadeln.  Berlin 
1893,  S.  12. 

6)  CzECH,  Centralbl.  ges.  Forstwes.  Bd.  6,  1880,  S.  122—123.  —  R.  Bos,  I.e.  10, 
1904,  p.  29—30.  —  Jacoiu,  Nat.  Zeitschr.  Land-Forstwirtsch.  Jahrg.  2,  1904,  S.  353 
bis  357,  Fig.  —  Lampa,  Upps.  prakt.  Ent.  18,  1908,  p.  26,  28,  Fig.  —  Eckstein,  1.  c.  p.  13. 

^)  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  103—104. 

8)  Cnrns,    Farm  Insects,    1860,  p.   342—348,   PL  L,   fig.  1-10;  fig.  Nr.  48.  — 


Curculioniden,  Rüsselkäfer. 


539 


in  den  Blattrand.  Eier  Ende  Mai,  Anfang  Juni,  in  die  Erde  abgelegt ; 
Larven  an  den  AVurzeln  und  Bakterienknöllchen.  Puppe  in  einer  Erd- 
zelle ;  ini_  August  die  neuen  Kater ,  die  nun  vorwiegend  an  Klee  und 
Luzerne_  in  der  gleichen  Weise  fressen  und  dann  überwintern.  Nach 
der  Ansicht  der  englischen  Entomologen  läuft  noch  eine  andere  Gene- 
rationsfolge nebenher:  Larven,  zum  Teil  auch  Puppen  überwintern: 
Ende  April ,  Anfang  Mai  Verpuppung ;  Ende  Mai ,  Anfang  Juni  die 
Käfer,  die  bald  wieder  Eier  legen  zu  einer  üb  einwinternden  Larven- 
generation. Die  Käfer  beider  Generationen  treffen  sich  im  Sommer  an 
Klee  und  Luzerne.  Hauptschaden  im  Frühimg  an  der  keimenden  Saat; 
späterhin,  wenn  die  Pflanzen  gröfser  sind,  fällt  der  Frais  nicht  mehr 
so  ins  Gewicht,  trotzdem  dann  die  Käfer  oft  so  häufig  sind,  dafs  jedes 
Blatt  eines  Ackers  gekerbt  ist.  Zartere  Blätter  und  zartblättrige  Sorten 
werden  vorgezogen.     Besonders  in  England  schädlich. 

Bekämpfung:  Abfangen  der  Käfer  mit  Fangnetzen;  Spritzen  mit 
Petroleum-Seifen-Emulsion;  kräftige  Düngung  zur  Beschleunigung  des 
Wachstums  der  Pflanzen;  Fruchtwechsel  mit  Nicht-Schmetterlings- 
blütlern; Walzen  der  Erbsenfelder,  um  den  Käfern  die  Verstecke  zu 
nehmen;  Reinigung  der  Felder  von  allen  Ernterückständen. 

Auf  dieselbe  Weise  leben  und  schaden  zum  Teil  auch  S.  grisea 
F.i),  tibialis  Hbst.,  flaveseens  Marsh.,  erinita  Hbst.  2),  punetieoUis 
Steph.  und  hispidula  F.  —  S.  reg-ensteinensis  Hbst.  gemeinsam 
mit  Stropliosomu^i  coryli  an  Eichen  schädlich. 

Li  Nordamerika^)  sind  S.  flaveseens  All.  und  hispiäula  F.  aus 
Europa  eingeschleppt;  erstere  zum  Teil  schon  sehr  schädlich  an  Klee. 
Letztere  Art  zuerst  an  Graswurzeln,  neuerdings  aber  auch  an  Klee 
und  Luzerne.  Die  Eiablage  Ende  März  an  Blätter  oder  die  Erde. 
Nach  13  Tagen  die  Larve,  begibt  sich  sofort  in  die  Erde;  nach  17  bis 
21  Tagen  Verpuppung  in  einer  Erdzelle,  nach  8—10  Tagen  die  Käfer, 
die  Ende  Mai,  Anfang  Juni  verschwinden.  Wahrscheinlich  noch  eine 
Herbstbrut.  Hauptschaden  durch  die  Larven,  die  grofse  Gruben  in  die 
Hauptwurzeln  fressen;  sie  werden  von  einer  Pilzkrankheit  dezimiert; 
den  Käfern  stellen  zahlreiche  Vögel  nach. 

Von  den  zahlreichen  Polydrosus-Arten  nur  wenige  so  häufig,  dafs 
schädlich.  An  Obstbäumen,  Eichen,  Buchen,  Birken,  Erlen  usw.  finden 
sich  P.  eervinus  L.^),  (einmal  auch  an  Lärchenkulturen),  P.  mollis 
Stroem.  (micans  F.)  (einmal  auch  an  dreijährigen  AVeymouthskiefern) 
und  P.  serieeus  Schall,  an  Nadelhölzern  (Fichten,  Tannen,  Lärchen), 
P.  (Metallites)  impar  Gozis  (mollis  Germ.)  und  P.  (M.)  atomarius  Ol, 
(auch  an  Eiche  und  Rebe). 

Tanymecus  palliatus  F.^).    Ursprünglich  an  Nesseln  und  Disteln; 

Bos,  R.,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  4,  1894,  S.  148;  Ziekt.  Beschad.  Landbougewass. 
D.  2,  Groningen  1902.  p.  93—95,  Fig.  46.  —  Carpenter,  Rep.  1901,  p,  149.  — 
Theobald,  Rep.  1906'07,  p.  101—104;  Board  Agric.  Fish.  London,  Leafl  19,  4  pp., 
4  figs.,  1904.  —  S.  ferner  die  Berichte  der  skandinavischen  und  der  übrigen  eng- 
lischen Entomologen. 

1)  Kaksch,  Ent.  Nachr.  Bd.  10,  1884,  S.  157—159.  —  Bos,  R.,  Zeitschr,  Pflanzenkr. 
Bd.  1,  1891,  S.  338. 

2)  Siehe  Curtis,  Theobald  und  die  anderen  englischen  Entomologen. 

3)  WiLDERMUTH,  ü.  S.  Dcpt.  Agrlc,  Bur.  Ent.  Bull.  85,  Pt.  II,  1910,  p.  29-38. 
fig.  15-19. 

*)  Frifst  aber  auch  Gallen  von  Eriophves  piri  Pag.;  s.  Thomas,  Ent.  Nachr., 
Bd.  23,  1897,  S.  34-5-348. 

^)  Deutsch,  landw.  Presse  1891,  S.  407.  —  Jablonowski,  Tier.  Feinde  d.  Zucker- 
rübe, Budapest  1909,  S.  39—40,  Fig.  5. 


540  Coleopteren,  Käfer. 

in  Kleinrnisland  nnd  Ungarn  an  Blättern  von  Zuckerrübe ;  1891  hat  er 
an  mehreren  Stellen  in  Deutschland  an  Zichorien,  jungen  Futterpflanzen 
und  Hülsenfrüchten  geschadet,  an  beiden  letzteren  frais  er  die  Samen- 
lappen und  ersten  Stengelblätter  ab.  —  T.  indleus  Faust'),  Indien, 
in  den  Ebenen.  Käfer  im  Juni  und  November  an  den  jungen  Keim- 
pflänzchen  von  "Weizen ,  Kichererbsen ,  Beta  maritima ,  Papaver,  Sor- 
ghum, Sonnenblumen,  Baumwolle,  Mais ;  sehr  schädlich.  Bewässerung 
und  Frost  vernichten  sie. 

Die  Käfer  von  Hypomeces  squamosus  F.  und  euptus  Schönh.^) 
befressen  auf -Java  die  Blätter  junger  Pflänzchen  vom  Rande  aus,  erstere 
Art  an  Tee,  Palaquium,  Hevea  brasiliensis,  Cinchona  usw.,  letztere  an 
Kaifee.  —  Die  Larven  von  H.  unieolor  F.  ^)  schaden  ebenda  an  jungen, 
ausgesetzten  Pflänzchen  von  Reis  und  Zuckerrohr. 

Pachiiaeus  litus  Germ,  und  azuraseens  Gyll.  *)  gehören  zu  den 
schädlichsten  Insekten  auf  Cuba.  Larven  nagen  die  Rinde  von  Kaffee- 
wurzeln ab,  so  dafs  zahlreiche  Bäume  zur  Trockenzeit  absterben. 

Diaprepes  abbreviatus  L.-^).  The  root  borer  of  sugar  cane  auf 
Barbados.  Käfer  im  August,  September  an  Zuckerrohr,  Mais,  Bataten, 
Imphee,  Erdnufs  usw.  Eier  in  Gruppen  bis  zu  150  auf  deren  Blättern. 
Larven  in  den  Wurzeln  und  unterirdischen  Stammteilen.  Besonders 
gefährlich  dem  Zuckerrohr;  vereinzelt  auch  an  Kakaowurzeln.  Be- 
fallene Pflanzen  ausnehmen,  die  Erde  des  Wurzelballens  darchsieben, 
das  Loch  mit  Kalk  versetzen ;  Mais,  in  der  Nähe  reifender  Zuckerrohr- 
felder gepflanzt,  dient  als  Fangpflanze  für  die  Käfer.  —  D.  Speng- 
ler! L.*').  Porto  Rico.  Käfer  von  Mai  bis  Juli  und  im  November 
am  Laub  von  Orangen,  Guava,  Kaffee,  Avocado,  Mango  und  Rosen. 
Larven  an  den  Wurzeln,  besonders  an  Orange  oft  sehr  schädlich. 

Cratopus  punctum  F."').  Auf  Mauritius  und  Reunion,  an  Coffea 
liberica.  Orangen,  Zitronen ,  Vanille  usw.  Käfer  frifst  die  Blätter  der 
jungen  Bäume  in  dem  Mafse  ab,  wie  sie  erscheinen;  bei  wiederholtem 
Kahlfrafse  gehen  die  Bäume  ein. 

Oeonomus  quadrinodosus  Chevr.  ^).  Larven  durchlöchern  in 
Venezuela  die  Blätter  der  Kaffeebäume  wie  ein  Sieb. 

Epicoerus  imbrieatus  Say.  The  imbricated  Snout-beetle  ■').  Nord- 
amerika. Käfer  von  Juni  bis  zum  Frühling  an  Obstbäumen  und 
-sträuchern,  Erdbeeren,  Kohl,  Rüben,  Radieschen,  Bohnen,  Klee,  Gurken- 
gewächsen ,  Tomaten ,    Baumwolle ,    Mais ,  Zwiebeln  usw. ,    die  Blätter, 


')  B.Miuiw,  Ind.  Mus.  Notes  Vol.  4,  1900,  p.  123-125,  Fig.;  p.  188-189.  — 
Maxwell-Lefhov,  Mem.  Dept.  Agric.  Tndia  Vol.  I,  1907,  p.  148.  fig 

-)  Koningsbb:rgf.i!,  Bvill.  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland.  XX,  1908,  p.  5  6.  —  Tropen- 
pflanzer Bd.  2  S.  2:-!0. 

3)  KoNiNGSBERGEH,  Med.  s"  Lands  Plantent.  22,  1898,  p.  39. 

^)  Cook,  M.  T. ,  Estac.  centr.  agr.  Cuba,  Primer  Inf.  ann.,  1906,  p.  160-161, 
Lani.  24,  fig.  4;  Bull.  9,  1908,  p.   11—17,  fig.  2'' 

^)  Wai>;on,  West  Ind.  Bull.  Vol.  4,  1904,  p.  37—47,  3  figs.  —  Bai.i.oi!,  Agric. 
Xews  Barbados  Vol.  9,  1910,  p.  10,  58-59,  Fig.  7;  Vol.  10,  1911,  p.  218,  Fig. 

6)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent .  Bull.  30,  N.  S.,  1901.  p.  97.  —  Tower,  W.  V., 
Porto  Rico  Stat.  Bull.  10,  1911,  p.  7—35,  PL  —  Abstr.:  Exper.  Stat.  Bec.  Vol.  25, 
p.  253. 

'')  Deeacroix,  Malad,  ennemis  de  Cafeiers,  2  de  ed.,  Paris  1900,  p.  131 — 132.  — 
NoACK,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  11,  1901,  S.  298. 

^)  Delacrüix,  1.  c.  p.  131. 

9)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  19,  N.  S.,  1899,  p.  62—67,  fig.  14; 
Bull.  23,  1900,  p.  31—32,  fig.  7. 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  54.]^ 

Stengel,  Blüten  und  Früchte  benagend,  oft  schädlich.  Eier  in  Häufchen 
an  Blätter.     Larve  und  Puppe  noch  unbekannt. 

Aramig'us  FuUerl  Hörn.  Füller' s  Rose  beetle  ^).  Auf  Hawaii 
(„Olinda  bug")  polyphag  an  den  verschiedensten  Pflanzen,  von  Bäumen 
bis  zum  Gras ;  in  Nordamerika  nur  in  Gewächshäusern,  ebenfalls  sehr 
polyphag,  besonders  aber  an  Zierpflanzen  (Teerosen  und  Geranien),-  in 
Californien  auch  im  Freien  an  Citrusbäumen.  Der  Käfer  frifst  Blätter, 
Blüten  und  Knospen ,  selbst  junge  Rinde ;  er  ist  gegen  alle  Gifte  so 
widerstandsfähig,  dafs  nur  Absammeln  gegen  ihn  nützt.  Eiablage  in 
Kuchen  unter  loser  Rinde,  möglichst  nahe  der  Erde.  Larven  unter- 
irdisch an  Wurzeln;  sie  sind  zu  sammeln,  mit  Schwefelkohlenstoff, 
Petroleumemulsion  oder  Tabakstaub  zu  bekämpfen. 

Psalidium  maxillosum  F.-)  geht  im  südöstlichen  Eiu-opa  im  Früh- 
jahre öfters  von  Unkräutern  (Lepidium  Draba,  Cirsium)  auf  Rübenfelder 
über  und  befrifst  die  jungen  Pflänzchen.  In  Bulgarien  auch  einmal  an 
Blättern  amerikanischer  Reben  beobachtet. 

Otiorrhyuchus  Germ.     Lappenrüfsler,  Dickmaulrüfsler^). 

Käfer  im  Frühjahre  und  Sommer  auf  Sträuchern  und  Bäumen,  an 
Blättern,  Knospen  und  Rinde,  nächtlich ;  die  sehr  kleinen  Eier  in  großer 
Anzahl  in  oder  an  der  Erde ,  in  der  sich  die  Käfer  oft  tagsüber  ver- 
stecken: die  stark  gekrümmten  Larven  beifsen  die  feinsten  Wurzeln 
ab  und  schälen  die  stärkeren.  Verpuppung  im  Herbste;  die  bald  ent- 
wickelten Käfer  bleiben  gewöhnlich  in  der  Puppenhöhle  bis  zum  nächsten 
Frühjahre  liegen.  —  Sehr  zahlreiche,  meist  ungemein  schwer  zu  unter- 
scheidende Arten. 

O.  tenebrieosus  Hbst.  *).  Käfer  in  England  schädlich  an  Apri- 
kosen, Nektarinen,  Pfirsichen,  Pflaumen,  Erdbeeren;  Larven  an  Reeren- 
obst  und  Gemüse. 

O.  hungrarieus  Germ.  var.  lug-dunensis  Boh.^).  Käfer  im  Dept. 
Allier,  Frankreich,  überaus  schädlich  durch  Abnagen  der  Knospen 
junger  Obstbäume,  bei  Vitry-sur- Seine  desgleichen  an  Syringen.  Etwa 
1895  von  Paris  in  Wurzelballen  von  Syringen  nach  Gärtnereien  bei 
Hamburg  verschleppt,  entwickelten  sie  sich  hier  zu  einem  deren 
Kultur  bedrohenden  Schädling.  Von  Ende  April  an  nagen  sie  zuerst  die 
jungen  Knospen  ab,  später  die  Rinde  der  jungen  Triebe  in  schmalen 
Ringen;  zuletzt  fressen  sie  tiefe,  unregelmäfsige  Buchten  in  die  Blatt- 
ränder. Auch  an  Thuja,  Rosen,  Apfelbäumen.  Schneeball,  Eichen. 
Larve  unschädlich.  In  Frankreich  mit  Erfolg  durch  Arsenmittel  be- 
kämpft. 


1)  RiLEY,  Eep.  Commiss.  Agric.  1878,  p.  255—257,  PL  7,  fig.  2.  —  Chittenden, 
U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  BvilT.  27,  N.  S.,  1901,  p.  88-96.  —  Kuehele,  ibid.  Bull.  30, 
1901,  p.  88-90.  —  Maskew,  ibid..  Bull.  44,  1904,  p.  46— 50;  Bull.  54,  1905,  p.  70-71. — 
Vax  Dine,  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.,  Press  Bull.  14,  1905,  8  pp.,  Figs. 

2)  .Tablonowski,  1.  c.  S.  84,  38—39,  132—133,  Fig.  4.  —  Malkow,  Ber.  f.  1906; 
Ausz. :  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  4,  p.  352. 

3)  EicHiER  VON  BiNNKNTHAi.,  RosBofeinde,  Stuttgart  1903,  S.  97—101,  Fig.  7. 

*)  Ormeroü,  Handbook  of  Orchards  &  Bush  fruit  insects  p.  213.  —  Board  Agric. 
Fish..  Leafl.  2,  rev.  1902,  p.  4.  —  Duncan,  Insect  pests  of  the  farm  and  garden,  London 
1901,' p.  59—61.  ,    , 

6j  Seurat,  Bull.  Soc.  ent.  France  (6)  T.  1,  1881,  p.  XLVIH.  —  Reh,  Jahrb. 
Hamburg,  wiss.  Anst.  XIX,  1901,  3.  Beih.,  p.  149-151.  —  Gartenwelt  1904,  Nr.  14, 
24.  —  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  12.  1906,  p.  681.  —  In  beiden  letzteren 
Publikationen  wohl  irrtümlich  O.  tenebrieosus  genannt. 


542  Coleopteren,  Käfer. 

O.  nig-er  F.  Käfer  im  Mai  an  jungen  Fichten,  vom  Wurzelhalso 
bis  zu  den  Maitrieben  und  Nadeln ;  Eier  in  dem  lockeren  Boden  junger 
Fichtenbestände  oder  -kulturen,  wo  die  Larven  zuerst  die  jungen  Wurzeln, 
später  die  Rinde  älterer  glatt  abnagen.  Mitte  Juli  Verpuppung,  Mitte 
August  bis  Ende  September  die  Käfer,  die  meist  bis  zum  nächsten 
Frühjahre  in  den  Puppenhöhlen  bleiben ,  zum  Teil  aber  auch  im  Herbste 
hervorkommen  und  dann  in  der  Bodendecke  überwintern.  Nur  in  Ge- 
birgsrevieren.  Gelegentlich  auch  an  anderen  Nadelhölzern,  Ahorn, 
Esche  und  Vogelbeeren.  Bekämpfung:  Käfer  sammeln,  z.  B.  unter 
ausgelegten  Moosplatten.  Vorbeugung:  Boden  vor  der  Pflanzung  gut 
verrasen  lassen. 

An  Fichten  schaden  in  derselben  Weise  O.  fuseipes  OL,  perdix 
Ol.,  ovatus  L.,  an  Fichten  und  Tannen  O.  sing^ularis  L.,  an  Fichten, 
Weymouthskiefern  und  Douglastannen  O.  sensitivus  Scop.  (planatus 
Hbst.)\)  und  an  Kiefern  und  Buchen  O.  irritans  Hbst. 

O.  laevigratus  F.  Käfer  an  Knospen  und  jungen  Trieben  von 
Pflaumenbäumen,  besonders  auf  Sandböden.  —  O.  raueusF.  ^j,  Käfer 
in  Deutschland  und  Frankreich,  benagt  die  jüngsten  Blätter  von  Apfel-, 
Birnen-  und  Kirschbäumen  und  fril'st  die  jungen  Triebe  der  Reben  ab ; 
ferner  an  Rüben.  —  O.  dubius  Ström,  (maurus  Gyll.)  und  aretleus  Ol. 
(blandus  Gyll.),  nach  Schöyen  in  Norwegen  schädlich  an  Rhabarber.  — 
O.  rotundatus  Sieb.^),  bei  Danzig  an  Syringen,  Liguster  und  Schnee- 
beeren, deren  Blätter  der  Käfer  vom  Rande  aus  befrafs.  —  O.  singrularis 
L.  (pieipes  F.)*).  An  Reben,  jungen  Obstbäumen  (besonders  Pfropf- 
reisern), Eichen,  Beerenobst,  Rosen,  Hopfen,  Rhododendron,  Gurken, 
Fichten,  Maitrieben  von  Tannen.  Besonders  in  England  an  Erd- 
beeren usw.  schadend.  —  O.  turca  Boh.^).  In  Südrufsland  Käfer  und 
Larven  sehr  schädlich  an  Reben.  Eiablage  von  Mitte  Juni  bis  Herbst, 
in  der  Hauptsache  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juli  und  im  August. 
Generationsfolge  um-egehnäfsig ;  ein  Generation  lebt  knapp  ein  bis 
anderthalb  Jahre.     Nur  Weibchen  bekannt. 

O.  sulcatus  F.  Gefurchter  Lappenrüfsler*^).  Überall  in  Mittel- 
europa auf  leichten,  sandigen  oder  lehmigen  Böden,  auf  Ödland,  Wiesen, 
Wald  usw. ;  auch  in  Warmhäusern  und  Mistbeeten.  An  verschiedensten 
Pflanzen,  namentlich  Reben,  Erdbeeren,  Pfirsichen,  Blumen  mit  saftigen 
Wurzeln  oder  Wurzelstöcken,  Farnen,  aber  selbst  an  Taxus  und  Rhodo- 
dendron. Ernstlich  schädlich  an  Reben  durch  Blattfrafs ;  im  Frühjahr 
an  Knospen.  Der  Hauptschaden  durch  die  Larven,  deren  Frafs  die 
Stöcke  arg  kümmern  läfst  oder  selbst  tötet.  Die  Entwickelung  sehr 
ungleichmäisig ;  normal  überwintert  die  reife  Larve,  um  sich  erst  im 
Frühjahre  zu  verpuppen;  es  können  aber  auch  aus  spät  abgelegten 
Eiern  gekommene  junge  Larven  überwintern,  die  im  Frühjahre  weiter- 


M  Frcns,  Forstl.  nat,  Zeitschr.  Bd.  6,  1897,  S.  381—383;  Nat.  Zeitschr.  Land- 
Forstwirtsch.  Bd.  3,  1905,  S.  210—212. 

2)  Jabluxowski,  1  c.  p.  35 — 36,  Fig.  2.  —  Zimmermann,  H.,  Die  Obstbauschädlinge 
a.  d.  Familie  der  Rüsselkäfer;  S.-A.  aiis  Blatt.  Obst-,  Wein-,  Gartenbau,  Berlin 
1905. 

3)  Bail,  Nat   Wochenschr.  Bd.  5,  N.  F.,  1906,  S.  618—619. 

*)  V.  Schilling,  Pr.  Eatg.  Obst-Gartenbau  1898,  S  2')0— 262,  4  Fig.  —  Zimmer- 
mann, 1.  c.  —  Siebe  ferner  vor  allem  die  Berichte  der  englischen  Entomologen. 

5)  SsiLANTjEW,  Zool.  Jahrbb.,  Abt.  System.,  Bd.  21,  1905,  S.  491—502,  8  Abb. 

«)  Bos,  R.,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  5,  1895,  S.  346.  —  Müi.i.er,  C.  A.,  ibid., 
Bd.  11,  1901,  S.  214— 216.  —  Maisonxeuve,  Bull.  Soc.  industr.  agr.  Angers  (4)  T.  14, 
1904,  p.  102—110,  1  PL  —  Siehe  ferner  die  Reblausdenkschriften. 


CurculionideB,  Rüsselkäfer.  543 

fressen;  die  aus  ihnen  entstehenden  Käfer  können  wiederum  zum  Teil 
überwintern,  so  dafs  also  dasselbe  Individuum  zweimal  überwintert.  — 
Feinde:  Kröten,  Laufkäfer,  Kurzflügier,  Vögel  usw.  —  Gegenmittel: 
Käfer  nachts  mit  der  Laterne  absuchen  (abklopfen)  oder  in  zwischen 
die  Reben  ausgelegten  Häufchen  von  Moos,  Laub,  Stroh  usw.  locken,  die 
morgens  zu  verbrennen  sind.  Gegen  die  Larven  Schwefelkohlenstoff. 
RüBSAAMEN  empfiehlt  deren  Aushungerung  dadurch,  dafs  die  befallene 
Fläche  rigolt  werden  und  mindestens  ein  Jahr  unbebaut  liegen  bleiben 
mufs.  Zur  Vorbeugung  rät  Müller,  den  für  Neuanlagen  zu  verwenden- 
den Rasen,  mit  dem  Käfer  und  Larven  oft  eingeschleppt  werden,  erst 
mit  Kalk  zu  Komposthaufen  aufzusetzen  und  unter  tüchtigem  Jauchen 
1 — 2  Jahre  liegen  lassen.  Auch  nach  Nordamerika  und  Australien 
verschleppt,  hier  aber  nicht  schädlich.  —  O.  populeti  Boh.  i),  eine  im 
allgemeinen  sehr  seltene  Art,  trat  bei  Krugiicza  in  Ungarn  an  Reben 
so  massenhaft  auf,  dafs  sie  den  Versuch,  solche  anzupflanzen,  zwei- 
mal vereitelte  und  so  das  Dorf  dem  Untergang  weihte.  An  einem  be- 
nachbarten Orte  ebenfalls  recht  schädlich,  aber  doch  nicht  in  solchem 
Mafse.  Als  sehr  gutes  Bekämpfungsmittel  hat  sich  Bestreichen  der 
Reben  mit  einer  Salbe  aus  10  Teilen  Steinkohlenteeröl ,  30  Teilen 
Naphthalin,  100  Teilen  ungebranntem  Kalk  und  400  Teilen  Wasser 
bewährt.  —  O.  ligustiei  L.  Liebstöckelrüfsler,  Nascher  ^).  Der  Käfer 
im  Frühjahr  an  Reben,  Pfirsichen,  Hopfen,  Bohnen,  Rüben,  Spargel, 
an  Knospen,  Trieben,  Blüten,  Keimen  und  Blättern,  besonders  aber  an 
Luzerne,  daher  man  ihn  an  dieser  leicht  ködern  kann.  Larven  an  den 
Wurzeln. 

Phlyctmiis  eallosus  Boh.^).  Südafrika  an  Reben.  Larven  in  den 
Wurzeln,  Käfer  an  jungen  Trieben. 

Systates  pollinosus  Gerst.'^).  Schwarz,  7 — 12  mm  grofs,  Deutsch- 
Ostafrika,  an  Baumwolle  und  Manihot  Glaziovii,  ohne  merkbaren  Schaden. 

Rhadinoscopus  noeiturus  Klbe.  ^).  Schwarz,  grauweifs  beschuppt, 
0  mm  lang.  Li  Deutsch-Ostafrika  an  Blättern  von  Liberiakaffee  und 
anderen  Pflanzen  fressend.     Begattung  Ende  Januar. 

Peritelus  (griseus  Ol.)  sphaeroides  Germ.''):  An  Reben,  jungen 
Obstbäumen,  Buchen  und  Hainbuchen,  an  Knospen,  Trieben,  Pfropf- 
reisern und  Blättern,  namentlich  in  wärmeren  Gegenden  (am  Rhein, 
in  Frankreich,  Italien).  In  Bayern  frafsen  die  Käfen  einmal  am  Hopfen 
die  Triebe  völlig  ab'').  —  P.  familiaris  Boh.^),  vertritt  ihn  in  Ungarns 
Sandgegenden. 

Omias  mollinus  Boh.^).  Käfer  frais  bei  Scy  (Lothringen)  junge 
Austriebe  von  auf  amerikanische  Unterlage  gepflanzten  Reben  dicht 
über  dem  Erdboden  kreisförmig  an,  so  dafs  sie  abstarben. 


1)  Sajö,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd    1,  1896,  S.  309—810. 

2)  Gauckler,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  524—525  —  Hollrung,  ebenda 
S.  549—550.  —  Remisch,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  4,  1908,  S.  331—332.  —  Jabi.o- 
xowsKi,  1.  c.  S.  36—38,  63—68,  Fig.  3,  14,  15.  —  Zimmermann,  1.  c.  p.  5-6. 

3)  LouNSBURY,  Agrlc.  Journ.  Cape  Good  Hope  Vol.  37,  1910,  p.  448—450,  Fig. 
*)  MöBiüs,   Tropenpflanzer,    Bd.  6,  1902,  S.  200.    —    Aulmann,    Mitt.  zool.  Mus. 

Berlin,  Bd.  5,  1911,  S.  261-263,  4  Fig. 

5)  Perrot,  Tropenpflanzer,  Jahrg.  3,  1899,  S.  387-  —  Kolbe,  Deutsch,  ent.  Zeitschr. 
1911,  S.  506—508.  —  Aulmann,  Fauna  deutsch.  Kolon.  Bd.  5  Hft.  2  S.  75—76,  Fig.  49. 

^1  Zimmermann,  1.  c.  p.  6.  r^r,  n     n 

'')  StöRMER,  Prakt.  Blätter  Pflanzenbau  u    Pflanzenschutz  Bd.  2,  1904,  p.  7—9. 

8)  Sajö,  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  1,  1897,  S.  293. 

8)  Reblaus-Denkschr.  1904,  S    134. 


544  Coleopteren,  Käfer. 

Barypitlies  araneiformis  Schrk.  Käfer  frais  an  AVeiden  und 
wahrscheinlicli  auch  an  Stockausschlägen  von  Eichen  die  Knospen  ab, 
so  dafs  die  Pflanzen  abstarben  \).  In  England  friist  er  an  unreifen 
Erdbeeren  grolse  Plätze  der  Oberfläche  ab;  in  reifere  bohrt  er  sich 
völlig  hinein-). 

Phyllobius  Schönh.     Blattnager,  Grünrüfsler^). 

Die  Käfer  im  Frühjahre  häufig  an  Sträuchern,  Obst-  und  Wald- 
bäumen, an  jungen  Blättern,  Knospen  und  Trieben ;  Larven  im  Boden, 
unschädlich;  nur  die  von  Ph.  g-laueus  Scop.  nach  Bös  durch  Frafs 
an  Erdbeerwurzeln  schädlich*).  Gegenmittel:  die  Käfer  abklopfen; 
Spritzen  mit  Arsenmitteln ;  die  Augen  der  Pfropfreiser  mit  Baumwachs 
oder  ähnlichem  bestreichen. 

Die  wichtigsten  Arten  an  Obstbäumen  sind:  Ph.  gfJaueus  Scop. 
(calcaratus  F.)"*)  (auch  an  Erlen,  Himbeeren,  schwarzen  Johannis- 
beeren, Erdbeeren),  alneti  F.  (auch  an  Erlen),  piri  L.  (Birken  und 
Eichen),  arg-entatus  L.  (Birken,  Buchen,  Hainbuchen,  Fichten), 
maeulieornis  Germ.  (Buche,  Hasel),  psittaeinus  Germ.  (Buche, 
Birke),  oblongrus  L.«),  viridieollis  F.  (Erd-  und  Himbeeren,  junge 
Buchen  und  Eichen,  Kiefernkulturen),  pomonae  Ol. 

Leptops  Hopei  Schönh.  und  robusta  Ol.'),  apple-root  borers 
Australiens.  Käfer  an  den  Blättern  von  Apfel-,  Bim-  und  Kirschbäumen, 
Akazien  und  Eukah^ptus.  40 — 50  Eier  in  einem  zusammengeklebten 
Blatte.  Larven  in  den  stärkeren  Wurzeln  von  Obstbäumen.  Die  befallenen 
Räume  beginnen  von  der  Zweigspitze  an  abzusterben.  Bekämpfung: 
Absuchen  der  Einester,  Abklopfen  der  Käfer,  Spritzen  mit  Arsen- 
mitteln; gegen  die  Larven:  Schwefelkohlenstoff,  Bestreichen  der  Haupt- 
wurzel mit  Sublimatlösung;  beim  Neupflanzen  sind  die  stärkeren 
Wurzeln  möglichst  zu  entfernen. 

Liparas  (Molytes)  eoronatus  Goeze.  In  Frankreich  und  Rufs- 
land schädlich  an  Karotten,  in  denen  die  Larven  Gänge  fressen. 

Liosoma  eribrum  Gyli.^).  Käfer  frifst  im  Frühjahre  in  die 
Blätter  von  Veilchen  von  unten  kreisrunde  Löcher  von  durchschnitt- 
lich 1  mm  Durchmesser.  Larven  vermutlich  in  den  unteren  Achsen- 
teilen. 

(Neo-)Plinthus  poreatus  Panz.  ^).  Larven  von  März  bis  August 
in  Wurzelstöcken  von  Hopfen  in  Steiermark  beoliachtet.  Eiablage  im 
Frühling  an  die  Pflanze  nahe  dem  Boden.  Gegenmittel:  Keine  Fechser 
mit  Bohrlöchern  verwenden ;  im  Frühjahre  die  Triebe ,  ehe  man  sie 
hoch  gehen  läfst,  1  m  hoch  mit  Erde  bedecken,  die  bedeckten  Teile 
im  Herbste  abschneiden  und  mit  den  darin  enthaltenen  Larven  und 
Puppen  verbrennen. 


1)  At.tl-.m,  Zeitschr   Forst-Jagdwes.  1892,  S.  687—694. 

2)  Theobald,  Insect  Pests  of  Fruit,  London  1909,  p.  462-464,  Fig.  304-805. 
^)  Zimmermann,  1    c.  p.  7 — 8. 

*)  Bos,  Instit.  Plij^topathologie  Wageningen,  Verslag  over  1907,  p.  41. 

^)  Reh,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  XIX,  1901,  :i  Beih.,  S.  1.51—152 

6)  ZiRNGiEBL,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenschutz,  Bd.  4,  1901,8.3—4.  —  Bos,  Tiidschr. 
Plantenz.  D.  8,  p.  44-46. 

^)  French,  Destruct.  Ins.  Victoria  Vol.  1,  Melbourne  1891,  p.  71  —  74,  PL  6; 
Vol.  2,  1893,  p.  93—99,  PL  27;  Journ.  Agric.  Victoria  Vol.  1,  1902,  p.  404-408,  1  PL 

s)  Thomas,  Ent.  Nachr   Jahrg.  16,  1890,  S.  309-310. 

")  Rurig,  Der  Hopfenkäfer.  Hrsg.  vom  Kais.  G-esundheitsamt  Berlin  1898, 
1  Bl.  Fol.,  8  Figg. 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  54.5 

Syagrius  fulvitarsis  Pasc.  ^)  ist  in  Australien  (Sydney)  einer 
der  schlimmsten  Feinde  der  Gewächshaus  -  Farne ;  S.  intrudens 
Waterh.  ^)  desgl.  in  Dublin,  wo  er  wohl  1P02  aus  Australien  ein- 
geschleppt wurde.  Die  Käfer  befressen  die  oberirdischen  Triebe ,  die 
Larven  bohren  in  allen  unterirdischen  und  den  Stengeln.  Als  bestes 
Gegenmittel  hat  sich  bewährt ,  die  Farne  über  Nacht  unter  Wasser  zu 
setzen.  —  Der  kleinere  Neosyagrius  eordipennis  Lea^)  lebt  ebenso 
in  den  zarteren  „maiden-hair" -Farnen. 

Myorrhinus  albolineatus  F.^)  ist  ein  spezifischer  Käfer  für  die 
ungarischen  Flugsandgebiete.  Als  diese  in  Roggenfelder  verwandelt 
wurden,  gingen  die  Käfer  an  diese  über  und  frafsen  die  Ähren  aus. 

Seythropus  mustela  Hbst.  •'^).  Käfer  an  einigen  Stellen  Deutsch- 
lands schädlich,  indem  er  in  Kiefernnadeln  vom  Rande  her  flachbogige 
Ausschnitte  frifst.  Eiablage  in  Reihen  von  10 — 50  Stück  zwischen  zwei 
zusammengekittete  Nadeln.     Larve  im  Boden. 

Phytonomus  Schönh.  (Hypera  Germ.  part.). 

Vorwiegend  an  Kleearten  und  verwandten  Pflanzen  (Trifolium, 
Medicago,  Melilotus,  Vicia  usw.).  Käfer  fressen  am  Blattrande  und  der 
Stengeloberhaut,  leben  vom  Juni  an  10—14  Monate.  Eiablage  im 
Frühjahre,  bei  nigrirosiris^  jwlygoni  und  murinus  in  die  Blätter  oder 
Blattscheiden  bzw.,  bei  letzterem,  in  die  jungen  Stengel,  an  Knospen, 
Blattachseln,  bei  imnctatus  Anfang  Herbst  an  die  Basis  der  Pflanzen. 
Larven  nach  etwa  8  Tagen,  fressen  Löcher  in  die  zarten  Blätter, 
schaben  die  Epidermis  der  Blätter  und  Stengel  ab,  fressen  die 
Knospen  aus,  zerstören  die  Blütenköpfe  {nigrirostris)  oder  bohren  selbst 
in  den  Stengeln  abwärts  (polygoni).  Von  Anfang  .Juni  an  Verpuppung 
in  lockerem,  eiförmigem,  maschigem  Gehäuse  an  der  Frafsstelle  oder 
am  Grunde  der  Pflanzen.  Nach  (3 — 8  Tagen  der  Käfer.  Generation, 
soweit  bekannt,  einjährig ;  infolge  des  langen  Lebens  der  Käfer  findet 
man  im  Sommer  meist  alle  Stadien  nebeneinander. 

Ausnahmen  von  der  hier  geschilderten  Entwicklungsweise  sollen 
jnmctatus  machen ,  bei  dem  in  der  Hauptsache  nahezu  erwachsene 
Larven  überwintern  (Eiablage  Anfang  Herbst),  und  pastinacae,  bei  dem 
sich  im  Sommer  melurere  Generationen  parthenogenetisch  folgen  sollen. 

Im  Sommer  unternehmen  die  Käfer  oft  in  Massen  ausgedehnte 
Wanderflüge. 

Bekämpfung  an  Klee:  frühzeitiges  Mähen  und  rasches  Verfüttern, 
tiefes  Unterpflügen,  Abbrennen  im  Herbste  oder  nach  der  Ernte, 
Walzen  usw.  In  Amerika  bei  nigrirostris  Absterben  der  Puppen  durch 
Em/pusa  S2)hacros2)er))ia  beobachtet.. 

Altweltlich;  pundatus ,  nigrirostris  und  murinus  indes  nach  Nord- 
amerika verschleppt  und  dort  viel  schädlicher  als  in  ihrer  Heimat. 

Die  wichtigsten  Arten  sind: 

an  Klee  und  verwandten  Pflanzen:  Ph.  punetatus  F.*'),  meles 

1)  Froggatt.  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  15,  1902,  p.  516—517,  PI.  fig.  3,  4 

2)  Carpenxer,  Econ.  Proc.  R.  Dublin  Soc  Vol.  1.  1903,  p.  204—207,  fig.  4.  — 
Mangan,  Journ.  ec.  BioL  Vol.  3,  1908,  p.  84—91,  PL  6,  7. 

3)  Froggatt,  1.  c,  p.  514—516,  PL  fig.  1. 

*)  Sa.iö,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895,  S.  21;  111.  Wochenschr.  Ent.  Bd.  1, 
.1897,  S.  298—296. 

5)  Baer,  Tharandt.  forstl.  Jahrb.  Bd.  58,  1908,  S.  226—230,  2  Fig. 

6)  Smith,  J.  B.,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  ßep.  1889,  p.  282—284,  fig.  14; 
Rep.  1890,  p.  519—521.  —  Ai.rccu,  L'ltalia  agr.  T.  31,  1895,  p.  318. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Auü.     D  ritt  er  Band.  35 


546  Coleopteren,  Käfer. 

F.,  nigrirostris  F.  \),  miles  Payk.,  murinue  L.^),  variabilis  Hbst.^), 
(letzterer  auch  an  Bohnen.  Kohl,  Himbeeren,  seine  Larven  an  Kartoffel- 
blättern) ; 

an  Rhabarber,  Rnmex ,  Polygonum,  Carex:    Ph.  rumieis  L.*)-, 

an  Blütendolden  von  Samenkarotten,  Frankreich:  Ph.  pasti- 
naeae  Rossi  var.  tigrina  Boh.  ^); 

an  Polygonum,  Silene  usw.:  Ph.  polyg-oni  L.; 

an  Kartoffeln  in  Algier  und  Tunis:  Ph.  erinita  Boh. ''). 

Ithycerus  noveboraeensis  Forst.').  Nordamerika,  an  Obst-  und 
Forstbäumen.  Käfer  an  Knospen,  Zweigen,  junger  Rinde,  Blättern, 
jungen  Trieben.     Larve  in  Zweigen  von  Eichen  und  Hickory. 

Strongylorhinus  oehraeeus  Schaum^).  Victoria,  Australien. 
Eier  in  Zweigen  von  Eukalyptus,  die  durch  den  Larvenfrafs  stark 
gallenförmig  anschwellen  und  später  absterben ;  schliefslich  können  die 
ganzen  Bäume  eingehen. 

Die  Arten  der  Gattung  Listronotus  Jek.  ^) ,  Nordamerika ,  leben 
in  den  Samenkapseln  und  Stengeln  von  Sumpfpflanzen,  besonders 
Sagittaria- Arten.  L.  appendieulatus  Boh.  ging  auf  in  feuchtem  Boden 
angebauten  Kohl  über,  L.  latiuseulus  Boh.  an  PetersiHe;  die  Larven 
in  den  Stengeln  bzw.  "Wurzeln. 

ßhiuaria  perdix  Pasc.  ^*').  In  Australien  ein  sehr  schlimmer  Feind 
der  Erd-  und  Himbeeren ;  die  Käfer  an  Blättern,  Blüten  und  Blattstielen ; 
die  Larven  im  Herzen  der  Pflanzen. 

Cleonus  Schönh.  ^^j. 

CL  (Bothynoderes)  punetiventris  Germ.  Der  schädlichste  Rüssel- 
käfer der  Rüben  in  Südosteuropa.  Käfer  überwintert  in  der  Erde, 
wandert  im  Frühjahre  meist  von  der  vorjährigen  Rübentafel  aus,  frifst 
an  jungen,  eben  aufgehenden  Rüben  die  Blättchen  und  die  Stengel  ab. 
Später  fliegt  er  in  grofsen  Schwärmen  oft  sehr  weit  an  ältere  Rüben, 
mit  2 — 3  Blattpaaren,  deren  Blätter  er  vom  Rande  aus  befrifst.  Ende 
]\Iai,  Anfang  Juni  beginnt  die  Eiablage;  20 — 25  Tage  lang  legt  das 
Weibchen  je  4 — 5  Eier  an  die  Erde.  Larven  von  Ende  Juni  an,  be- 
fressen  in  der  Erde  die  Wurzelspitzen,  bis  60  cm  tief;  junge  schwache 
Rüben  gehen  ein,  ältere  kümmern  Nach  Mitte  Juli  beginnt  die  Ver- 
puppung am  Frafsorte ;  im  Oktober  und  November  ist  der  Käfer  fertig, 
bleibt  aber  gewöhnlich  bis  nächstes  Frühjahr  in  der  Erde ;  in  einzelnen, 
ungünstigen  Fällen  kann  er  sogar  bis  zum  zweiten  Jahre  überliegen.  — 

')  HouGHTox,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  297—300.  —  Weissteu,  F.  M., 
U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent..  Bull.  85,  Pt.  I,  1911,  p.  1—12,  8  figs. 

2)  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  y,  1897,  p.  61—62,  1  fig.  —  Tnus, 
Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909.  p.  148—154;  Vol.  3,  1910,  p.  459—470;  Utah  Stat. 
Bull.  IUI,  1911,  p.  17-82,  17  Pls.,  1  fig. 

')  Mariei.li,  Boll.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Vol.  5,  1911,  p.  226—230. 

")  GoriiEAu,  Ann.  Soc.  ent.  France  (2)  T.  2,  1844,  p.  49—59,  PL  2  Fig.  1  (1—12). 
—  Dfx.mtx,  Feuille  jeun.  Nat.  T.  17,  lb'.87,  p.  134—136;  T.  18,  1888,  p.  97—99. 

^)  GiARD,  Bull.  Soc.  ent.  France  1901,  p    231—232. 

^j  Marchal,  Assoc  fran9.  Avanc.  Sc.  Carthage  1896;  s.  Zeitschr.  Pflanzenkr., 
Bd.  8,  S.  163. 

^)  Felt,  X.  York  St.  Mus.  Mein.  8,  1905,  p.  517—518. 

^)  French,  Handb.  destr.  Ins.  Victoria  Pt.  IV,  Melbourne  1909,  p.  129—130,  PI.  82. 

«)  CHrrxENi.E.x.  U.  S.  Dept.  Agric ,  Bur.  Ent.,  Bull.  82  Pt.  II,  p.  14—19,  fig.  3,  4. 
10)  French,  1.  c.  Pt.  II,  1893,  p.  175—180,  PL  36. 

")  S.  die  ausgezeichnete  Bearbeitung  der  Gattung  in  Jabi.onowski,  Tier.  Feinde 
d.  Zuckerrübe,  Budapest  1909,  S.  33-135,  Fig.  6-30. 


Curculioniden,  Eüsselkäfer.  547 

Larven  iind  Puppen  werden  in  feuchten  Jahren  oft  von  Pilz-  oder 
Bakterienkrankheiten  befallen;  künstliche  Infektion  M  aber  ohne  prak- 
tisch wertvollen  Erfolg.  —  Gegenmittel:  Abklauben  der  wandernden 
Käfer;  Eintreiben  von  Truthühnern;  Aufwerfen  von  Fang-  und  Schutz - 
graben.  Später  Spritzen  mit  Arsenmitteln  oder  3 — 5  •^oigem  Chlor- 
barium, dem  8  "/o  Melasse  und  etwas  Kalk  oder  Soda  beigefügt  sind.  — 
In  Ungarn  ist  seine  Bekämpfung  obligatorisch.  — -  Aulser  an  Rüben 
noch  an  Knöterich,  Distel.  Gänsefufs,  Tabak. 

Cl.  pig-er  Scop.  (suleirostris  L.)  und  Cl.  (Conorrhynchus)  men- 
dieus  Gyll. ^),  an  Rüben  in  Westeuropa-,  Käfer  wie  vorher;  Larven  in 
den  Rüben  selbst,  grofse  Gänge  fressend,  so  dafs  sie  verfaulen; 
in  diesem  Falle  Verpitppung  aufserhalb,  in  Erdzelle;  sonst  am  Frafs- 
ort.  Larven  ferner  in  Wurzel  und  Stengel  von  Atriplex ,  Salsola, 
Cirsium,  Carduus.  Puppen  und  Käfer  kommen  sehr  viel  mit  den  Rüben 
in  die  Fabriken  und  werden  hier  getötet.  —  Cl.  (Chromoderus)  fas- 
eiatus  Müll,  (albidus  F.)^j.  Wie  vorher.  Bereits  in  jungen  Rüben,  die 
sich  gallenartig  verdicken  und  mit  auffallend  dichtem  Besatz  dünner 
Haarwurzeln  umgeben  können.  Puppe  in  der  Rübe.  —  Noch  zahl- 
reiche andere  Cleonus-Arten   in  Rüben,  aber  von  geringer  Bedeutung. 

Lixus  F. 

Vorwiegend  an  feuchtliebenden  Doldenpflanzen.  Käfer  an  Stengeln 
tind  Dolden ,  Larven  und  Puppen  in  ersteren.  Niu-  selten  schädlich, 
so  L.  parapleetieus  L.  gelegentlich  an  Kerbel,  L.  iridis  Ol.  und 
myagri  Ol.  in  Kohl*),  L.  aseanii  L.  in  Rufsland  an  Sommer- 
Zuckerrüben-^)  und  L.  algrirus  L.  in  Italien  in  Ackerbohnen.  L.  eon- 
eavus  Say  und  mueidus  Lee.  in  Nordamerika  an  Rhabarber,  Sauer- 
ampfer usw.  •*).  —  L.  truneatulus  F.  ^) ,  einer  der  häufigsten  Schäd- 
linge der  Anpflanzungen  in  Deutsch-Neuguinea,  besonders  an  Tabak, 
Gemüse  und  Ramie  (Urtica  nivea) ;  die  angebohrten  Pflanzen  kümmern, 
tragen  aber  noch  Samen. 

Hylobius  abietis  L.,  der  „grofse  braune  Rüsselkäfer",  in 
Europa  mit  der  schlimmste  Schädling  in  Nadelholzkulturen,  an  deren 
Rinde  der  Käfer  platzt,  auch  an  Laubhölzem  auf  Nadelwaldschlägen, 
selbst  Obstbäumen^).  Eiablage  an  geschlagenes  Nadelholz.  Larven 
unter  der  Rinde.  Biologie  noch  keineswegs  ganz  geklärt.  Nach 
NüssLiN  Generation  einjährig,  Fortpflanzung  aber  fast  den  ganzen 
Sommer  über,  so  leicht  eine  zweijährige  Generation  vortäuschend.  Gegen- 
mittel namentlich  Fanghölzer  und  -graben,  ferner  Kulturmafsnahmen.  — 
H.  pinastri  Gyll.,  soll  die  Kiefer  bevorzugen,  leichter  in  die  Kronen 
fliegen  und  mehr  im  westlichen  Deutschland  vorkommen. 


1)  Siehe  Danvsz  et  Wizk,  An.  Inst.  Pasteur  T.  17,  1903,  p.  421—446.  —  Wize, 
Anzeig.  Akad.  Wiss.  Krakau  1904,  S.  211— 2'22. 

-)  Mayet,  Bull.  Soc.  ent.  France  1906,  p.  102—104,  4  Fig. 

3)  Schmidt,   H.,   Zeitschr.   wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,    1909,   S.  45;   Ent.   Rundschau, 
.Jahrg.  27,  1910,  p.  111. 

*)  KoRNAiTH,  Ber.  1905,  S.  98. 

^)  Wassiliew,  Centralbl.  Zuckerindustrie,  Jahrg.  15,  1907,  S.  :33?.. 

6)  Smith,  J.  B.,  Eep.  1901,  p.  489.  —  Chittenden,  Ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent., 
Bull.  23,  N.  S.,  1900,  p.  61-70,  fig.  14—16. 

■')  BiRÖ,  Rovart.  Lapok,  Bd.  16,  1903,  p.  1—2,  15—16. 

8)  V.  Schilling,    Prakt    Ratg.  Obst-Gartenbau  1899,    S.  139—140,  4  Fig.;    1901, 
S.  268,  2  Fig.  (hier  fälschlich  Pissodes  pini  genannt). 

35* 


548  Coleopteren,  Käfer. 

Die  Pissodes  -  Arten  ^)  sind  ausschliefslich  Nadelholzbewohner ;  die 
zwei-,  selbst  dreimal  überwinternden  Käfer  an  Rinde ,  Maitrieben  usw. 
Eiablage  zieht  sich  über  den  ganzen  Sommer  hin,  kann  sogar  im 
nächsten  Frühjahr  noch  fortgesetzt  werden ,  beginnt  aber  immer  erst 
nach  der  Überwinternngszeit ,  vorzugsweise  an  kränkelndes  Material. 
Larven  unter  der  Rinde,  oft  mehrere  strahlenförmig  von  einem  Punkte  aus 
bohrend;  am  Ende  des  Ganges  Verpuppung  in  einem  weifslichen  oder 
gelblichen  Spanpolster.  Entwicklung  von  3 — 4^2  bis  10 — 11  Monaten. 
Generation  also  durchschnittlich  einjährig ;  im  Sommer  alle  Stadien  neben- 
einander. —  Gegenmittel:  Fangkloben,  Absammeln  usw. 

Unsere  einheimischen  Arten  verhalten  sich  in  der  Hauptsache  (nach 
NrssLiNj  folgendermaisen :  P.  notatus  F.  ^)  in  der  Ebene ,  im  unteren 
Teile  4 — Sjähriger  Kiefern.  P.  pini  L.  in  der  Ebene  und  im  Ge- 
birge ,  in  der  Krone  älterer  Kiefern ,  im  ganzen  Stamm  von  Wey- 
mouthskiefern und  in  den  Ästen  des  Krummholzes.  P.  piniphilus 
Hbst.  in  30 — 40  jährigem  Kiefernstangenholz.  P.  validirostris  Gyll.  ^) 
in  Zapfen  der  Kiefer  und  Schwarzkiefer.  P.  hareyniae  Hbst.*)  in 
älterem  Fichtenstangenholz.  P.  seabrieollis  J.  Mill.  in  der  Krone 
älterer  Fichten.     P.  pieeae  111.°)  in  Tannen  verschiedener  Stärke. 

Die  amerikanischen  Arten  hat  neuerdings  Hopkins  ^)  in  ausgezeich- 
neter Monographie  bearbeitet.  P.  notatus  F.  ist  kürzlich  nach  Nord- 
amerika verschleppt  und  bei  New-York  aufgetreten^). 

Orthorrliiuiis  Klugri  Boh,  ^)  und  eylindrirostris  F.^).  Australien. 
Larve  des  ersteren  im  Mark  von  Rebentrieben  (normal  in  Akazien),  die 
des  letzteren  in  dickeren  Ästen  von  Citrusbäumen  (normal  in  Euka- 
lyptus). 

Dorytomus  longrimanus  Forst,  var.  rnaeropus  Redtb.  ^°).  Larven 
in  den  männlichen  Blütenkätzchen  von  Populus  nigra,  verzehren  die 
Staubgefäfse  und  Pollensäcke  und  rufen  in  der  Spindel  Drehungen 
und  Verkümmerungen  hervor,  so  dafs  die  Kätzchen  abfallen. 

Brachonyx  pineti  Payk.  (indigena  Hbst.).  Käfer  an  Nadeln  und 
Maitrieben  von  Kiefern,  überwintert  im  Boden;  Eier  einzeln  in  deren 
jungen  Nadeln.  Larve  frifst  sich  in  der  Nadel  nach  unten  und  nagt 
sich  durch  die  andere  Nadel  durch;  hier  Verpuppung.  Käfer  im 
August.     Befallene  Nadeln  bleiben  kürzer  und  werden  rot. 

Larven  mehrerer  Belus-Arten  ")  in  Australien  in  Akazien,  die  von 
B.  bidentatus  Donov.  ^-)  auch  in  Äprikosenbäumen  sehr  schädlich. 


^)  Nfssi.i.N,  Forstl.  nat.  Zeitschr.  Bd.  6,  1897,  S.  441-445.  —  Mac  Dougali,.  ibid., 
Bd.  7,  lb98,  S.  161-176,  197-207:  Proc.  R.  Soc.  Edinburgh  Vol.  23,  1902,  p.  319 
bis  358.  —  Mj.-.bkrg,  Ent.  Tidskr.  Aärg.  30,  1909,  p.  243—264,  13  Figs. 

2)  Eckstein,  Zeitschr.  Forst-Jagdwes.  Jahrg.  41,  1909,  S.  209  -  232  (Bekämpfung). 

^)  ToRKA,  Zeitschr.  nat.  Abt.  IDeutsch.  Ges.  Kunst  u.  Wissensch.  Posen  Bd.  11, 
1904,  S.  6-9.  -  Eckstein,  1.  c.  Bd.  38,  1906,  S.  116—118,  2  Fig. 

■*)  Fuchs,  Nat.  Zeitschr.  Land-Forstwirtsch.  Bd.  3,  1905,  S.  507—508,  Taf.  8. 

'')  Henkv,  Bull.  Seanc.  Soc.  Sc.  Nancy  (3)  Ann.  6,  1905,  p.  19—26. 

6)  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1905,  p."  249— 256,  fig.  61—69;  U.S.  Dept.  Agric, 
Bur.  Ent.,  Techn.  Ser.,  Bull.  20  Pt.  I.  1911,  p.  1-68,  22  Pls.,  9  fig. 

")  Fei.t,  Jouru.  econ.  Ent.  Vol.  3,  1910,  p.  340—341;  ßep.  1910,  p.  61. 

«)  Fuoggatt,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales  (2)  Vol.  9,  1894,  p.  125;  Agric.  Gaz. 
N.  S.  Wales  Vol.  13,  1902,  p.  704.  —  French,  Handb.  destr.  Ins.  Victoria,  Pt  3,  1900, 
p.  59—61,  PL  42. 

9)  French,  ibid.  Pt.  4,  1909,  p.  83-87,  PI.  73. 

10)  Bargagu,  Boll.  Soc.  bot.  ital.  1903,  p.  227;  Ausz.:  Zeitschr.  Pflauzenkr. 
Bd.  14,  S.  284. 

11)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  13,  1902,  p.  705—707. 
'2)  French,  1.  c.  Pt.  3,  1900,  p.  45-47,  PI.  39. 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  549 

Cylas   rormiearius   F.    (turcipennis    Scliönh.)^),    Sweet    potato 

weevil.  Mit  der  schlimmste  Feind  der  Batate  und  anderer  Ipomoea- 
arten;  in  Australien,  China,  Indien,  Ceylon,  Madagaskar,  Uganda,  AVest- 
indien,  südl.  Nordamerika,  Hrit.  Guyana,  Hawai,  Tonga-Inseln.  In 
manchen  Gegenden,  z.  B.  Nordamerikas,  hat  er  deren  Kultur  unmöglich 
gemacht.  Der  Käfer  befrilst  alle  oberirdische  Teile  ähnlich  wie  die 
Erdflöhe;  Eier  in  Frais] öcher  in  die  unteren  Stengelteile  oder  in 
blofsliegende  Knollen,  Larve  nach  4 — 12  Tagen  in  Stengeln  und 
Knollen.  Puppe  nach  16  Tagen  an  der  Fral'sstelle.  In  kühleren 
Gegenden  4 — 5,  in  wärmeren  7  und  mehr  Generationen,  Bekämpfung: 
Absammeln  oder  Vergiften  der  Käfer  mit  Arsenmitteln,  Befallene 
Knollen,  mit  denen  der  Käfer  leicht  verschleppt  wird,  vernichten  oder 
mit  Schwefelkohlenstoff  räuchern;  Bedecken  der  Knollen  mit  Erde. 

Apion  Hbst,     Spitzmäuschen  ^). 

Überwinterte  Käfer  an  Knospen,  Blüten,  Blättern,  seltener  Trieben, 
vorwiegend  von  Schmetterlingsblütlern,  bis  in  Juli  hinein.  In  die 
Blattspreiten  werden  gewöhnlich  zahlreiche  kleine,  runde  Löcher  ge- 
fressen. Eier  einzeln  in  Blüten,  Stengeln  oder  Wurzeln,  Bei  Pflanzen 
mit  gehäuften  Blütenständen  leben  die  Larven  oft  zwischen  dem 
reifenden  Samen,  bei  einzeln  blühenden  Pflanzen  in  den  Hülsen  der 
Samen  oder  in  diesen  selbst;  immer  bilden  sie  in  unreifem  Zustande 
die  Nahrung,  Die  in  Stengeln  oder  "Wurzeln  ausgeschlüpften  Larven 
bohren  hier  Gänge ;  an  ersteren  entstehen  oft  Gallen,  in  deren  Innerem 
die  Larve  in  einer  Kammer  liegt.  Etwa  im  Juni  Verpuppung  am  Frafs- 
orte ;  im  Juli — August  der  Käfer,  der  im  Herbst  an  Blättern  usw.  frifst. 
Der  Schaden  der  Käfer  ist  selten  grölser,  der  der  Larven  häufiger. 

Mehr  wie  andere  Käfer  werden  die  Arten  der  Gattung  Apion  von 
Schlupfwespen  parasitiert,  denen  oft  V2 — ^-4  der  Larven  zum  Opfer  fällt, 

Gegenmittel:  Absammeln  der  Käfer  mit  Streifnetzen,  Abklopfen, 
rechzeitige  Vernichtung  der  Larven  enthaltenden  Pflanzen  oder 
Pflanzenteile. 

Die  schädlichsten  Arten  sind,  nach  ihren  Nährpflanzen  geordnet, 
folgende : 

Obstbäume:  A.  pomonae  F.  (Käfer  an  Knospen,  Blüten,  jungen 
Trieben  von  Kern-  und  Steinobst) ;  A.  flavipes  Payk.  ^)  (Käfer  an 
Haselnufsblättern), 

Trifolium,  in  Stengeln:  A.  senieulus  Kirb, ,  virens  Hbst. 
(Käfer  auch  an  Blättern) ;  in  den  Köpfchen :  A.  flavipes  Payk,, 
assimile  Kirb.,  aprieans  Hbst,  (fagrl  Kirb,),  aestivum  Germ,  (tri- 
folüF. *);  in  den  Samen:  A.  flavofemoratuin  Hbst.,  pisi  F. 

Melilotus,  Larven,  in  Stengeln:  A.  tenue  Kirb.,  melilotl  Kirb. 


1)  NiETXEK ,  Stett.  ent.  Zeitg.  .Jahrg.  18,  1857,  S.  36.  —  Trvon,  Queensland  agr. 
Journ.  Vol.  7,  1900.  p,  17ü— 189,  1  PL  —  Conradi,  Texas  agr.  Exp.  St.,  Bull.  93.  1907, 
p.  1—16,  6  Fig.  —  Brol-n-,   Trans.  N.  Zealand  Inst.  Vol.  40,  1907,  p.  262—265,  PL  22, 

—  Maxweli.-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agr,  India,  Ent.  Ser.,  Vol,  I,  1908,  p.  144,  Fig.  29, 
30;  VoL  2,  1910,  p.  155—159,  PL  18. 

-)  Perris,  Ann.  Soc.  ent.  France  (4)  T.  3,  1863,  p.  451—469.  —  v  Frauenfelu, 
Verh,  zool.  bot.  Ges.  Wien,  Bd.  16,  1866,  p.  961—967.  —  Gaule,  Feuille  jeun.  Nat, 
T.  5,  1875,  p.  133-136,  141—145.  —  Ragusa,  Natur.  SiciL  Ann.  18,  1906,  p.  211— 218, 

—  Wagner,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,  S.  1—6,  50—55,  155-158. 

3)  Reh,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  XIX,  3.  Beih.,  1902,  p.  157. 
*)  Foucher,    Bull.   Soc.  Nation.  Acclimat     France  Ann.  57,    1910,    p,  469—470; 
Käfer  auch  an  Sellerie,  Bohnen,  Malven  schädlich. 


550  Coleopteren,  Käfer. 

Medicago   und    Onobrychis,    Larven,    in   Samen:    A.  pisi  F. 

Lotus,  Larven,  in  Samen:  ebeninum  Kirb.,  loti  Kirb.  (angnsta- 
tum  Kirb.). 

Latliyrus,  Larven,  in  Samen:  A.  subulatum  Kirb.  (ervi  Kirb.) ; 
in  Faltungen  und  Verdickungen  der  Blätter :  A.  eolumbinum  Germ. 

Linsen,  Samen:  Larven  von  A.  eraeeae  L. ,  vorax  Hbst., 
vieiae  Payk.,  ervi  Kirb. 

Erbsen,  in  Schoten,  an  Samen:  Larven  von  A.  vorax  Hbst. 

Wicken,  in  Blütenstengeln:  Larven  von  A.  Gyllenhali  Kirb., 
in  Samen  die  V(m  A.  pomonae  F.,  eraeeae  L.,  eerdo  Gerst.,  vorax 
Hbst.,  vieiae  Payk.,  ervi  Kirb.,  usw. 

Sauerampfer:  an  Blättern  Käfer  von  A.  miniatum.  Germ.,  in 
Blüten  A.  violaeeum  Kirb.  ^) ;  die  Larven  beider  Arten  in  den  Wurzeln 
bzw.  Stengeln. 

Malven:  A.  aeneum.  F.  (Käfer  an  Triebspitzen,  Larven  in 
Wurzeln),  A.  radiolus  Kirb.  (Käfer  an  Blättern,  Larven  in  Stengeln), 
A.  eurvirostre  Gyll.  (desgl.),  A.  ruürostre  F.  und  malvae  F. 
(Larven  unbekannt). 

Li  Nordamerika  erst  seit  wenigen  Jahren  A.  griseum  Sm.-)  in 
Mexiko,  Neu-Mexiko  und  Virginia  an  Phaseolus-Axten  schädlich,  die 
Käfer  an  Blättern,  die  Larven  in  Bohnen. 

In  Deutsch  -  Ostafrika  A.  xanthostylum  Wagn,  ^)  stellenweise 
recht  schädlich  an  Caravonica-BaumwoUe.  Eiablage  durch  Löcher  in 
der  Basis  des  Hüllkelches  in  die  Blüten.  Larven  im  Fruchtboden,  in 
kleinen  Hohlräumen ,  deren  Wände  sich  lebhaft  rot  färben.  Befallene 
Kapseln  springen ,  noch  grün  und  unreif,  auf,  oder  sie  bleiben  klein, 
werden  teilweise  notreif  und  sterben  ab,  namentlich  da  später,  nach 
dem  Aasschlüpfen  der  Käfer,  Oxycareniis-'Wanzen,  Milben  und  Fliegen- 
larven in  die  Wunden  eindringen ;  sie  sind  rechtzeitig  abzupflücken  und 
zu  verbrennen.  —  A.  armipes  Wagn.^)  entwickelt  sich  im  Nyassa- 
Lande  in  Stamm  und  Zweigen  von  Baumwolle,  besonders  da,  wo  die 
Stämmchen  aus  der  Erde  herauskommen. 

Apoderus  eoryli  L.  Der  Käfer  schneidet  Blätter  von  Erle, 
Buche,  Hasel,  Hainbuche,  Eiche,  Birke  nahe  der  Basis  bis  jenseits  des 
Hauptnerven  ein  und  wickelt  den  eingeschnittenen  Teil  zu  einer  Rolle 
zusammen;  in  dieser  Ei,  Larve  und  Puppe.    Generation  einjährig. 

Attelabus  eureulionoides  L.  Der  Käfer  schneidet  an  Eichen  und 
Edelkastanien  die  Blätter  nahe  der  Basis  von  beiden  Seiten  an ,  die 
Mittelrippe  verschonend ,  und  rollt  diese  selbst  ein.  Die  Larve  läfst 
sich  im  nächsten  Frühjahre  zur  Verpuppung  aus  der  Rolle  zur  Erde 
fallen.     Generation  einjährig. 

Rhynchites  Hbst.^), 

Käfer  vom  Spätsommer  bis  Juli  an  Knospen,  Blüten,  Blättern, 
Trieben  von  Laubbäumen   und  Rosen:    manchmal   merkbar    schädlich. 


1)  De  Stefani-Perez,  Natural!  Sicil.  Ann.  17,  1905,  p.  177—179.  —  Lahouhlene, 
Ann.  Soc.  ent.  France  (4)  T.  2,  1862,  p.  565—566,  PI.  13,  fig.  19-22. 

2)  Chittendex,  lt.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  64  Pt.  4,  1908,  p.  29—32,  fig.  7. 

3)  Zimmermann,  Pflanzer,  Bd.  6,  1910,  S.  271.  —  Mokstatt,  ibid.,  Bd,  7,  1911, 
S.  227—230,  1  Taf.  —  Aulmann,  Mitt.  zool.  Mus.  Berlin,  Bd.  5,  1911,  S.  425—430, 
Fig.  1—4. 

*)  Distant,  Entomologist  Vol.  42,  1909,  p.  278. 

•^)  Zimmermann,  1.  c.  S.  11—14.  —  Richter  von  Binnenthal,  ßosenfeinde,  Stutt- 
gart 1903,  S.  92—94,  Fig  .5. 


Curculioiiiden,  Rüsselkäfer.  55I 

Bedeutender  der  Schaden  durch  die  Art  der  Eiablage  bzw.  die  Ent- 
wicklung der  Larven.  Letztere  fallen ,  wenn  sie  reif  sind ,  zu  Boden 
und  verpuppen  sich  in  einer  Erdhöhle.  Seltener  überwintert  Puppe 
oder  Larve.  Generation,  soweit  sicher  bekannt,  einjährig.  Feinde,  be- 
sonders auch  Schlupfwespen,  sehr  zahlreich.  —  Gegenmittel:  Spritzen 
mit  Arsensalzen  gegen  die  Käfer ;  Abklopfen  derselben,  Absammeln  der 
von  Larven  besetzten  Pfianzenteile.  Die  Käfer  gehen  im  "Winter  gern 
unter  die  Fanggürtel.  —  Nach  der  Eiablage  und  dem  Leben  der  Larve 
kann  man  vier  Gruppen  unterscheiden: 

L  Blattschneider.  Wie  Äpockrus ;  das  Blatt  wird  aber  längs,  düten- 
ähnlich  zusammengerollt:  Rh.  betulae  L.,  der  Triehterwiekler  ^),  an 
Buche,  Birke,  Erle,  Hasel,  Pappel,  Linde,  Hainbuche. 

2.  Blattstecher.  Der  Käfer  bohrt  von  unten  ein  Loch  in  die 
Mittelrippe  eines  Blattes  und  legt  hier  das  Ei  hinein;  die  Larve  frifst 
in  der  Rippe  bzw.  dem  Blattstiele.  Die  Einbohrstelle  knickt  oder 
krümmt  sich  um:  Rh.  inteppunetatus  Steph,  (aliiariae  Seidl.)^),  an 
Obst-  und  anderen  Laubbäumen,  auch  an  Erdbeeren;  hier  ganz  be- 
sonders schädlich. 

3.  Trieb-  und  Zweigbohrer.  Rh.  eoeruleus  Deg,  (eonieus 
111.),  namentlich  an  Obst- ,  aber  auch  an  anderen  Laubbäumen.  Der 
Käfer  bohrt  in  junge  Triebe  mehrere  Löcher,  in  deren  jedes  er  ein 
Ei  legt;  dann  schneidet  er  den  Trieb  proximal  nahezu  ganz  durch,  so 
dafs  er  welkt  und  abstirbt,  meist  sogar  abfällt;  in  seinem  Mark  ent- 
wickeln sich  die  Larven,  Rh.  aeneovirens  Älrsh.  (minutus  Hbst.)^) 
belegt  normalerweise  ebenso  Eichentriebe,  ist  aber  schon  wiederholt  an 
Erdbeeren  übergegangen,  deren  Blatt-  und  Fruchtstiele  er  mit  Eiern 
belegt;  aufserdem  benagt  der  Käfer  noch  die  Früchte.  Ähnlich  wie 
ersterer  arbeitet  R.  pubeseens  F.  an  holzigen  Zweigen  der  Eiche. 

4.  Fruchtstecher.  Eier  in  junge  Früchte,  die,  besonders  auch 
deren  Kerne,  von  den  Larven  ausgefressen  werden,  so  dafs  sie  sich 
nicht  entwickeln ,  meist  sogar  abfallen.  Apfelsteeher,  Rh.  baeehus 
L.*),  in  jungen  Äpfeln,  auch  Birnen,  seltener  Aprikosen,  Pfirsichen, 
Pflaumen,  selbst  Kirschen.  Ebenso  Rh.  aequatus  L. ,  aber  auch  in 
Kirschen  und  Schlehen,  R.  auratus  L.  ^),  sehr  polyphag  an  Obst;  in 
Südrufsland  Rh.  versicolor  Costa  (gfigranteus  Krynj '*),  der  sich  haupt- 
sächlich von  der  Haut  älterer  Birnenfrüchte  nährt  und  in  solche  seine 
Eier  legt.  —  Pflaumenbohrer,  Rh.  eupreus  L.,  Eier  in  Zwetschen, 
Pflamnen  und  Kirschen,  nagt  aber  auch  den  Fruchtstiel  so  weit  durch, 
dafs  die  Frucht  bald  zu  Boden  fällt.  —  Ähnlich  Rh.  (ruber  Fairm.) 
eiübripennis  Desbr. ''),  in  den  Mittelmeerländern.  Eiablage  in  den 
kaum  befruchteten  Fruchtknoten  der  Oliven,  die  mit  dem  Stiele  zu 
Boden  fallen.  Später,  wenn  der  Kern  verholzt  ist,  werden  die  Eier 
in  diesen  gelegt,  der  von  der  Larve  ausgefressen  wird;  die  Früchte 
bleiben  zwar  hängen,  verkümmern  aber.     Schaden  oft  sehr  bedeutend. 


^)  Wasmaxn,  Der  Trichterwickler,  München  1884. 

2)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-Gartenbau  1901,  S.  275—276,  1  Fig. 

')  Bos,  ß.,  Verslag  over  1900,  p.  91:  Ziekt.  Beschad.  Oof tboomen  III,  Groningen 
1905,  p.  43-44.  —  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  15,  1908,  p.  275. 

*)  ScHREiNEK,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,  1909,  p.  11—12,  Fig.  7,  8. 

'')  NoEL,  Naturaliste,  Ann.  30,  1908,  p.  192—193.  -  Schrelxer.  1.  c.  p.  7—11, 
fig.  1-6. 

6)  Schreiner,  1.  c.  p.  12—14,  fig.  9,  10.  ,,    ^ 

^)  Cecconi,  Staz.  sperim.  agr.  Ital.  Vol.  30,  1898,  p.  644.  —  Ribaga,  Boll  Ent. 
agr.  Vol.  8,  1901,  p.  6-10.  —  Del  Guercio,  Redia,  Vol.  4,  1907,  p.  334-359,  16  fig. 


552  Coleopteren.  Käfer. 

In  Nordamerika  entwickeln  sich  die  Larven  von  Rh.  bicolor  F. 
in  Rosenfrücliten  \). 

Byctiscus  Thoms. 

Die  Blätter  werden  zusammengewickelt,  ohne  eingeschnitten  zu 
werden,  und  zwar  bei  grolsblättrigen  Pflanzen  (Reben)  nur  ein  Blatt, 
bei  kleinblättrigen  mehrere  Blätter  zu  einem  gemeinsamen,  locker 
zigarrenartigen  Wickel,  in  den  3  — 10  Eier  gelegt  werden.  Dann  werden 
bei  den  letzteren  alle  Blattstiele  bis  auf  einen  völlig,  dieser  eine,  wie 
auch  bei  dem  ersten  Wickel  der  einzige ,  zur  Hälfte  durchgebissen, 
damit  die  Blätter  durch  Welken  in  den  für  die  Ernährung  der  Larve 
geeigneten  Zustand  übergehen.  Biologie  und  Bekämpfung  wie  vorher; 
Fkrkant  empfiehlt,  die  abgesammelten  Wickel  in  einem  Kasten  mit  eng- 
maschigem Drahtnetz  aufzuheben,  aus  dem  wohl  die  zahlreichen  kleinen 
Feinde  und  Parasiten,  nicht  aber  die  Käfer  selbst  entkommen  können. 
Hierher  nur  zwei  Arten:  B.  betulae  L.  (Rhynehites  betuleti  F.)^), 
Rebensteeher,  Zig-arrenwiekler,  cigarier  usw.  An  den  ver- 
schiedensten Laubhölzern  (Kernobstbäumen ,  Pappeln .  Birken ,  Ahorn, 
Buchen,  Linden,  Weiden),  ganz  besonders  aber  an  Weinreben,  die 
oft  auf  gröfseren  Strecken  durch  die  Tätigkeit  der  Käfer  völlig  ent- 
blättert werden  können.  Nach  Ferkant  wurden  im  Jahre  1906  in  drei 
Gemeinden  der  Obermosel  85  1  (=  1 622  000  Stück)  Käfer  und  545  hl 
Wickel  gesammelt ;  rechnet  man  für  letztere  durchschnittlich  4  Eier,  so 
wurden  damit  18128  000  Eier  bzw.  Larven  vernichtet.  —  B.  popull 
L.  ebenso  an  Laubbäumen,  besonders  Aspen. 

Magdalis  Germ.  (Magdalinus  Schönh.)^). 

Biologie  noch  sehr  wenig  erforscht.  Käfer  von  Ende  Mai,  Juni 
an  auf  blühenden  Bäumen  und  Sträuchern,  benagen  die  Blüten  und 
schaben  die  Oberhaut  der  Blätter  ab.  Eier  wohl  einzeln  an  junge  Triebe, 
besonders  von  kränkelndem .  schwächlichem ,  selbst  sterbendem  Holz. 
Larven  in  schmalen  Gängen  unter  der  Rinde,  in  den  Holzschichten, 
selbst  in  der  Markröhre ;  an  Laubhölzern  entstehen  dadurch  leicht 
Krebswunden.  Puppe  in  einer  napfförmigen  Zelle  am  Frafsorte.  Gene- 
ration einjährig;  Überwinterung  vorwiegend  als  Käfer,  aber  auch  als 
Larve.  Zahlreiche  Schlupfwespenparasiten.  —  Gegenmittel:  Ab- 
klopfen der  Käfer  oder  Vergiften  durch  Arsensalze.  Die  Eiablage  soll 
man  verhindern  können,  wenn  man  die  Bäume  im  Frühjahre  mit 
Petroleumseifenemulsion,  Kreosot  oder  einer  Mischung  von  Kalk,  Seife 
und  Karbolsäure  bespritzt.  —  Häufig  in  Begleitung  oder  Gefolge  anderer 
Schädlinge  {Pissodes-Arten  usw.). 

Forstlich  wichtig  durch  Larvenfrafs  in  Kiefern  und  Fichten,  in 
Kulturen  und  der  Krone  älterer  Bäume  sind  folgende  Arten: 
M.  violaeea  L. ,  die  häufigste  und  schädlichste  Art,  namentlich  an 
3 — 10jährigen  Kiefern.  M.  phlegrmatica  Hbst.  in  Gipfeltrieben  älterer 
Fichten,    auch   in   Kiefernkulturen.     M.  duplieata  (jrerm.    in   Fichten 


J)  Chittendex,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  21,  N.  S.,  1901,  p.  98—100, 
fig.  26.  —  Gates,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  465 — 466.  —  Dkkeesun,  ibid. 
Vol.  8,  1910,  p.  316-317. 

2)  Sajö,  Prometheus  Jahrg.  9,  1898,  S.  801—804,  1  Fig.  —  Nuei.,  Naturaliste 
Ann.  30,  1908,  p.  182—183.  —  Maisoxneuve,  Moreau  et  Vinet,  Eev.  vitic.  T.  34,  1910, 
p.  151  ff. 

3)  Xambeü,  Naturaliste  T.  28,  1906,  p.  42—45.  —  Zimmermann,  1.  c. 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  553 

und  Kiefern;  Fralsgänge  in  Markröhre  eingreifend.  M.  memnonia 
Gyll.  in  Kiefer  ( Seekiefer),  M.  rula  Germ.-)  in  Krone  älterer  Kiefern; 
Gänge  bis  in  Markröhre. 

An  Obstbäumen  sind  namentlich  schädlich:  M.  rufleornis  L. 
(pruni  L.),  in  Äpfel-,  Quitten- ,  Pflaumen- ,  Aprikosen- ,  selten  Kirsch- 
bäumen und  in  Rosenstöcken ^).  M.  armigfera  Geofifr,  (aterrima  F.) 
in  Zwetschen  und  Pflaumen.  M.  cerasi  L.  in  Kirschen  und  Pflaumen. 
M.  barbieornis  Latr. ^)  in  Äpfeln,  Quitten,  Mispeln,  besonders  unter 
der  Abzweigung  von  Trieben  und  Knospen  bohrend,  so  dais  diesen 
der  Nahrungszustrom  abgeschnitten  wird;  an  der  Frafsstelle  entstehen 
krebsartige  Wunden. 

In  Nordamerika  sind  M.  perforata  Hörn  und  alulaeea  Lee. 
in  Kiefern,  barbita  Say  in  Ulmen  und  aeneseens  Lec.^)  in  Apfel- 
bäumen schädlich.  Letzterer  kann  ganze  Bäume  zum  Absterben  bringen ; 
auch  bei  ihm  entstehen  an  den  Frafsstellen  krebsartige ,  von  offenbar 
sekundären  Pilzen  hervorgerufene  Wucherungen. 

Balauimis  Sam. 

Nufsbohrer;  von  Mai  bis  Juli.  Sie  nähren  sich  wohl  vorwiegend 
vom  Lihalte  angebohrter  Nüsse;  vielleicht  auch  schaben  sie  die  Blatt- 
epidermis  ab.  Zur  Eiablage  bohrt  das  Weibchen  im  Sommer  halb- 
wüchsige Früchte  an  und  legt  in  jedes  Bohrloch  ein  Ei ;  gröisere 
Früchte  können  mehrmals  angebohrt  werden.  Das  Bohrloch  vernarbt 
bald  wieder  nahezu  vollständig.  Die  Larve  verzehrt  den  Kern  teilweise 
oder  ganz  und  verwandelt  ihn  in  krümeligen,  feinkörnigen  Kot.  Die 
befallene  Frucht  entwickelt  sich  äufserlich  ganz  normal;  sie  kann  vor- 
zeitig abfallen ,  kann  aber  auch ,  wenn  sie  ganz  vom  Hüllkelch  um- 
schlossen ist  (Lambertsnufs),  hängen  bleiben.  Die  im  Herbst  erwachsene 
Larve  bohrt  sich  durch  ein  kreisrundes  Loch  heraus  und  geht  bis  zu 
25  cm  tief  in  den  Boden,  wo  sie  in  einer  schleimig  ausgegiätteten 
Höhle  überwintert.  Erst  im  nächsten  Jahre  verpuppt  sie  sich,  kurz 
vor  der  Flugzeit  der  Käfer.  Unter  ungünstigen  Umständen  kann  aber 
auch  ein  Überliegen  der  Larve,  bis  5  Jahre  ist  beobachtet,  stattfinden. 

Bekämpfung.  Gifte  haben  wenig  AVert,  da  der  Käfer  vorwiegend 
das  Innere  der  Früchte  frifst.  Abschütteln  und  Sammeln  der  Käfer  und 
befallenen  Früchte.  Geerntete  Früchte  in  glattwandigen  Gefäfsen  oder 
in  Räumen  mit  glattem  Fufsboden  aufbewahren ,  wo  die  sich  aus- 
bohrenden Larven  keinen  Unterschlupf  finden  und  leicht  gesammelt 
werden  können.  Erhitzen  der  Früchte  auf  50— (55  "  C,  Dörren  in  der 
Sonne  töten  die  eingeschlossenen  Larven. 

Die  Haselnufsernte  wird  oft  sehr  beeinträchtigt  durch  B.  nueum 
L.^);  in  Eicheln,  seltener  in  Haselnüssen,  entwickeln  sich  B.  (venosus 
Grav.)  g-landium  Marsh.,  in  den  Früchten  von  Zerreiche  und  Efs- 
kastanien  B.  elephas  Gyll.,  in  Erlenfrüchten  und  Kirschkernen  B. 
eerasorum  Hbst. 


')  Sajö,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895.  S.  132. 

2)  Goethe.  E.,  Über  den  Krebs  der  Obstbäume,  Berlin  1904,  S.  31,  Fig.  24.  — 
Richter  von  Binnexxh.\i,,  1.  c.  S.  101 — 102,  Fig.  8. 

3)  Reh,  Prakt.  Ratg.  Obst-Gartenbau,  190S,  S.  213—214,  2  Fig. 

*)  Chittenden,    U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  22,   N.  S.  1900,   p.  37—44, 
fig.  25,  26. 

5)  Zimmermann,  1.  c.  S.  9  —  10. 


554  Coleoptereu,  Käfer. 

In  Nordamerika  ^)  leben  die  Larven  von  B.  proboseideus  F.  und 
reetus  Say  in  El'skastanien ,  von  B.  quereus  Hörn  und  uniformis 
Lee.  in  zweijährlich,  von  B.  nasleus  Say  in  jährlich  fruchtenden 
Eicheln,  von  B.  caryae  Hörn  in  Pekan-  und  Hickorynüssen ,  von 
obtusus  Blaneh.  in  Haselnüssen. 

Balanogastris  kolae  Desbr. -),  Westafrika,  legt  Eier  in  die  jungen 
Früchte  des  Kolabaumes.  Die  Larven,  manchmal  mehrere  in  einer 
Nuls ,  bohren  in  dem  Lmern  Gänge  mit  braunem  Pulver.  Die  aus- 
gefressenen Nüsse  sind  natürlich  leichter  als  die  gesunden  und  da,  wo 
die  Gänge  sich  der  Oberfläche  nähern ,  braun.  Verpuppung  wohl  in 
der  Erde.  Gegenmittel:  Vorzeitiges  Pflücken,  vielleicht  Abschütteln 
der  befallenen  Nüsse  und  Entfernung  aller  Fruchtschoten  und  anderer 
Ernterückstände  aus  der  Pflanzung. 

Aiithonomus  Germ.  ^). 

Die  Blütenstecher  gehören  zu  den  schädlichsten  aller  Käfer; 
sie  entwickeln  sich  in  Blüten  oder  jungen  Früchten;  im  übrigen  ver- 
halten sich  die  Arten  recht  verschieden. 

Die  Apfelblütenstecher,  Brenner,  A.  pomopum  L.^),  über- 
wintern am  Baume  unter  Rindenschuppen,  Moos  und  Flechten,  in  Bohr- 
löchern usw. ,  ferner  in  Strohdächern  und  anderen  geschützten  Orten, 
ganz  besonders  aber,  wie  es  scheint,  auch  am  Boden  in  der  Grasnarbe, 
unter  abgefallenen  Blättern  usw.  Sie  erscheinen  zeitig  im  Frühjahre 
und  stechen  die  jungen  Apfel-  und  Birnenknospen  an,  von  deren  In- 
halt sie  sich  zuerst  zu  ernähren  scheinen.  Später,  wenn  die  Blüten- 
knospen gröfser  sind,  legt  das  Weibchen  in  etwa  30  derselben  je  ein  Ei. 
Nach  8  Tagen  schlüpft  die  Larve,  der  Kai  wurm,  aus,  die  das  Innere 
der  Knospe  abweidet.  Die  ausgefressenen  Knospen  werden  normal  grofs, 
bleiben  aber  geschlossen,  werden  braun  und  vertrocknen.  Nach  2  bis 
4  "Wochen,  je  nach  Witterung,  verpuppt  sich  hier  die  Larve;  nach 
weiteren  8  Tagen  ist  der  Käfer  fertig,  der  sich  nun  bald  durch  ein 
unregelmäfsig  rundes  Loch  herausbohrt.  Den  Sommer  über  scheinen 
die  Käfer  wohl  vorwiegend  Blüten  und  Blattgrün  zu  fressen;  nach 
Henneguy  und  Collinge  allerdings  sollen  sie  ganz  ohne  Nahrung  bleiben. 

Befallen  werden  namentlich  frühblühende  Sorten.  Je  mehr  das 
Öffnen  der  Blüten  durch  ungünstiges  Wetter  verzögert  wird,  um  so 
mehr  gewinnt  die  Larve  Zeit,  das  Innere  der  Blüten  zu  zerstören. 
Offnen  sich  dagegen  infolge  günstigen  Wetters  die  Blüten  rasch,  so 
gehen  die  Eier  bzw.  Larven  zugrunde. 

Schon  Nördlinger  hat  darauf  hingewiesen,  dafs  bei  normalem  Auf- 
treten der  Käfer  und  guter  Apfelblüte  die  Tätigkeit  des  Kaiwurmes 
einem  Ausdünnen  der  Früchte  gleichkäme.    Auch  sonst  wurde  mehrfach 


1)  Chittendex,  U.  S.  Dept.  Agric.  Dir.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  24-38,  fig.  5 
bis  10;  Yearb.  1904,  p.  299—310,  fig.  17—26,  3  Pls.;  Circ.  99,  1908,  15  pp.,  14  figs. 

-)  Desbrochek  des  Loges,  Bull.  Sog.  ent.  France  1895,  p.  CLXXVI.  —  Peuez, 
ibid.  p.  CLXXVI— CLXXVII.  —  'Lesne  et  Martin,  ibid.  1898,  p.  280—282.  —  Lesne, 
Bull.  Mus.  Hist.  nat.  Paris  1898,  p.  140—147,  4  figg.  —  Bernauer,  Tropenpflanzer 
Bd.  8-.  1904,  S.  368.  —  Surcouf,  Journ.  Agric.  trop.   Vol.  8,  1908,  p.  350. 

^)  Die  beste  Darstellung  der  mitteleuropäiscnen  A.-Arten  gibt  wieder  H.  Zimmer- 
mann, 1.  c,  S.  14-20,  Tai,  Fig.  10     13. 

*)  Aus  der  umfangreichen  Literatur  sei  besonders  auf  die  Arbeiten  R.  G-uethes 
in  den  Berichten  der  Kgl.  Lehranstalt  zu  Geisenheim  hingewiesen.  Ferner:  Reh, 
Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  XIX,  1901,  3.  Beih.,  S.  158—155.  —  Collinge,  Journ. 
Board  Agric.  London  Vol.  15,  1908,  p.  674—678. 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  555 

diese  Ansicht  vertreten:  sie  wird  durch  die  Beobachtung  unterstützt, 
dafs  ein  nicht  allzu  starker  Befall  die  Ernte  nicht  oder  kaum  beein- 
trächtigt, ja  oft  durch  bessere  Entwicklung  der  übrig  bleibenden 
Früchte  geradezu  von  Nutzen  sei.  H.  Zimmermann  tritt  dem  allerdings 
entgegen-,  nach  ihm  enthält  jedes  Blütenbüschel  des  Apfelbaums  nur 
1 — 3  weibliche  Blüten ;  die  übrigen  sind  männliche ;  die  vom  Blütenstecher 
angestochenen  Blüten  sind  aber  zu  etwa  (30  "/o  weibliche,  da  diese  ihrer 
früheren  und  rascheren  Entwicklung  halber  zur  Eiablage  bevorzugt 
werden :  so  würde  also  eine  sehr  bedeutende  Anzahl  weiblicher  Blüten 
an  der  Entwicklung  verhindert. 

Dafs  bei  starkem  Auftreten  des  Käfers  und  schlechtem  Blütenansatz 
der  Schaden  ein  sehr  beträchtlicher  sein  kann,  steht  aufser  allem 
Zweifel.  Daher  ist  im  allgemeinen  zu  lo-äftiger  Abwehr  zu  raten. 
Das  bewährteste  Gegenmittel  ist  das  Anlegen  von  Fanggürteln,  spä- 
testens von  Anfang  September  ab.  Hierzu  eignet  sich  gewöhnliches 
Zeitungspapier ;  besser  mögen  die  Gürtel  aus  Wellpappe  sein ;  die 
gröfsten  Erfolge  sollen  Heuseile  geben,  die  mit  Packpapier  zugedeckt 
werden.  Gründliche  Reinigung  der  Rinde  zwingt  die  am  Baume 
Schlupfwinkel  suchenden  Käfer,  sich  in  die  Gürtel  zu  begeben.  Im 
Februar  sind  diese  abzunelimen  und  zu  verbrennen,  unter  möglichster 
Schonung  der  zahlreich  darin  enthaltenen  nützlichen  Tiere.  Im  Früh- 
jahre sind  die  Bäume  öfters  über  untergelegte  weifse  Tücher  abzu- 
schütteln ;  es  ist  erstaunlich,  welch'  grofse  Mengen  von  Käfern  hierbei 
gefangen  werden  können.  Oder  man  kann  auch  nur  abschütteln  und 
dann  die  Käfer  durch  gute  Leimringe  am  Aufsteigen  verhindern ;  denn 
vielen  praktischen  Erfahrungen  nach  scheinen  sie  im  Frühjahre,  viel- 
leicht wenigstens  die  "Weibchen ,  nicht  gern  zu  Hiegen ,  was  aller- 
dings von  CoLLiNGE  und  anderen  bestritten  wird.  Die  unter  den  Leim- 
ringen sitzenden  Käfer  sind  dann  öfters  zu  vernichten.  Gute  Vor- 
beugungsmittel sind:  das  Blühen  der  Bäume  durch  Ausschneiden  der 
Krone  und  gute  Düngung  zu  beschleunigen ;  auch  öfteres  Durchspritzen 
der  Krone  im  Frühjahre  soll  diese  Wirkung  haben. 

Nach  EwERT  könnte  die  Zucht  jungfernfrüchtiger  Sorten  uns  von 
der  Tätigkeit  des  Blütenstechers  unabhängig  machen^). 

Mehrere  Hymenoptereri-Parasiten  und  zahlreiche  Feinde  der  Käfer 
und  Larven  halten  für  gewöhnlich  den  Brenner  in  Schach. 

Aus  Birnblüten  wird  manchmal  die  rar.  pyri  KoU.  gezüchtet, 
die  aber  nur  eine  durch  die  andere  Nahrung  bedingte  Abweichung  zu 
sein  scheint. 

A.  einetus  Redt,  (pyri  Boh.)^),  Birnknospensteeher.  Eier  im 
September  und  Oktober  einzeln  in  Laub-  und  Fruchtknospen  des  Birn- 
baums. Von  Mitte  Februar  an  die  Larven  in  den  Knospen.  An- 
fang Mai  Verpuppung;  nach  8 — 10  Tagen  der  Käfer,  der  den  Sommer 
über  zu  schlafen  scheint.  Die  befallenen  Knospen  entwickeln  sich 
überhaupt  nicht  oder,  falls  die  Vegetationsspitze  nicht  zerstört  ist,  nur 
zu  einem  einseitig  wachsenden,  verkümmerten  Triebe ,  dessen  Blüten- 
knospen vertrocknen.  Gegenmittel  gegen  den  oft  sehr  schädlichen 
Käfer   nicht   bekannt.    —   Ä.   spilotus    Redt. ^).      Österreich,    Belgien, 


1)  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  21,  1911,  S.  198—199. 

2)  DupoNT.  Feuille  jeun.  Nat.  T.  20,  1890,  p.  175. 

3)  Frauexfelii,  Verl'i.  zool.  bot.  Ges.  Wien  Bd.  22,  1872,  8.393.  —  Eupekisberger, 
111.  Wochensclir.  Ent.  Bd.  2,  1897,  S.  406—407. 


556  Coleopteren,  Käfer. 

Frankreich ,  Italien.  Eiablage  im  Frühjahre  auf  die  Oberseite  der 
Mittelrippe  der  noch  eingerollten  Birnblätter.  Die  Larve  lebt  in  den 
Einrollimgen ,  friist  sie  aus  und  benagt  das  Blatt,  das  vertrocknet, 
während  sein  Stiel  grün  bleibt.  Mitte  April  verpuppt  sie  sich  in  einem 
dem  Blatte  anklebenden,  schwarzen,  aus  krümeligen  Exkrementen  ge- 
fertigten Kokon.  Mit  dem  vertrockneten  Blatt  fällt  dieser  zu  Boden; 
hier  kriecht  Ende  Mai  der  Käfer  aus. 

A.  rubi  Hbst. ,  Himbeer-  oder  Erdbeersteehep  i).  Der  Käfer 
sticht  im  Frühjahre  die  noch  geschlossenen  Blütenknospen  der  Hirn-, 
Brom-  und  Erdbeeren  und  Rosen  an  und  legt  in  jede  ein  Ei.  Dann 
beiist  er  etwas  proximal  den  Gefäl'sbündelstrang  durch.  Daher  welkt 
die  Blüte ,  deren  Inhalt  der  Larve  zur  Nahrung  dient.  Nach  kurzer 
Zeit  knickt  der  Blütenstiel  an  der  Bohrstelle  um,  daher  der  Schädling  bei 
Hamburg  „N  a  c  k  e  n  s  t  e  c  h  e  r"  genannt  wird  ;  später  fällt  die  Blüte  meist, 
nicht  immer,  ab  Im  Juni,  Juli  erscheint  der  Käfer,  der  sich  im  Herbst 
und  AVinter  wie  der  Apfelblütenstecher  verhält.  —  A.  sig*natus  Say^) 
ebenso  in  Nordamerika,  besonders  an  Erdbeeren  schädlich. 

A.  reetlrostris  L.  (druparum  L.),  in  Steinobst.  Eiablage  nicht 
in  die  Blüten,  sondern  in  die  junge  Frucht;  die  Larve  verzehrt  den 
Kern,  ohne  dafs  dadurch  die  Frucht  im  Reifen  verhindert  wird. 

A.  varians  Payk.  Der  Käfer  benagt  im  Frühjahr  Nadeln  und 
Achsen  der  Kiefernmaitriebe  und  legt  1 — 2  Eier  in  die  Terminalknospe, 
die  von  den  Larven  mehr  oder  weniger  ausgefressen  wird. 

A.  grandis  Boh.  (Mexican  eotton)  Boll  w^eevil^),  Kapselkäfer*) 
der  Baumwolle.  Heimat  Mexiko ,  von  wo  der  Käfer  etwa  1890  in  die 
Vereinigten  Staaten  eindrang  und  sich  immer  weiter  ausbreitete;  jetzt 
sind  36  '^/o  des  ganzen  Baumwollgebiets  der  Vereinigten  Staaten  be- 
fallen, wobei  allerdings  in  manchen  Gegenden  weniger  als  10  ^/o  wirk- 
lich besetzt  sind.  So  bildet  der  Kapselkäfer  eines  der  schädlichsten 
Lisekten;  jährlich  verursacht  er  etwa  22 V2  Mill.  Dollar  Verluste;  im 
ganzen  bis  jetzt  125  Mill.  Dollar.  —  Auch  in  Cuba  und  Guatemala. 

Die  überwinterten  "Weibchen  legen  im  Frühjahre  in  jede  junge 
Blütenknospe  ( Square)  ein  Ei.  Nach  etwa  3  Tagen  die  Larve,  die  die  Knospe 
ausfrifst,  so  dafs  sie  bald  zu  Boden  fällt;  nach  7 — 12  Tagen  verpuppt  sie 
sich  in  der  ausgefressenen  Knospe;  nach  3 — "5  Tagen  der  Käfer,  der  be- 
reits nach  5  Tagen  wieder  fortpflanzungsfähig  ist;  durchschnittlich 
dauert  die  Entwicklung  also  2 — 3  AVochen ,  so  dafs  sich  etwa  acht 
Generationen  im  Jahre  folgen.  In  milden  Wintern  geht  die  Entwick- 
lung ununterbrochen,  wenn  auch  verlangsamt  fort;  der  erste  Frost  aber 
tötet  alle  unreife  Stadien,  so  dafs  nur  Käfer  überwintern,  an  den  ver- 
schiedensten geschützten  Orten,  innerhalb  und  aufserhalb  der  Baumwoll- 
felder. —  Da  die  Käfer  bis  zu  60  Tagen  im  Sommer,  im  AVinter  sogar 
bis  zu  sechs  und  mehr  Monaten  leben  können  und  während  eines 
grofsen  Teiles  ihres  Lebens  etwa  6  Eier  täglich  legen ,  ist  die  Ver- 
mehrung eine  sehr  grofse;    sie  wird    allerdings   dadurch  eingeschränkt. 


')  Siehe  vor  allem  zahlreiche  Beiträge  v.  Schillings  im  Prakt.  Eatg.  Obst- 
Gartenbau  1888— 1899.  —  DvcK,  ebenda  1905,  S.  242— 243.  —  Reh,  I.e.  S.  152—1.53.  — 
Richter  v.  Binnenthal.  Rosenfeinde,  Stuttgart  1903,  S.  95—97,  Fig.  6. 

-)  NoEL,  Naturaliste,  Ann.  27.  1905,  p.  32.  —  Chitienukn,  1.  c,  Circ.  21,  Rev. 
ed.,  1908,  10  pp.,  5  fig.  -  Lochhkad.  39  th  ami.  Rep.  ent.  Soc.  Ontario,  1909,  p.  124—125. 

^)  Die  Literatur  bis  zum  Jahre  1910  stellt  Bishoi'p  ausführlich  zusammen  in: 
U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent..  Circ.  140,  1911. 

••j  Der  in  deutschen  Berichten  sehr  häufige  Name  „Stengelkäfer"  niufs  auf 
einem  Irrtum  in  der  Übersetzung  beruhen. 


Curculionideu,  Rüsselkäfer.  557 

dais  von  den  überwinternden  Käfern  etwa  97  °/o  eingehen.  —  Die 
Käfer  selbst  fressen  an  den  Blütenknospen,  an  den  Fruchtkapseln 
(boUs)  nur  dann  in  gröfserem  Mafsstabe,  wenn  infolge  ungünstigen 
Wetters  die  Ausbildung  ersterer  unterbleibt.  Auch  zur  Eiablage 
werden  erstere  bevorzugt;  im  allgemeinen  wird  jede  nur  mit  einem 
Ei  belegt;  wenn  sie  aber  im  Herbste  spärlich  werden,  erhalten  sie 
mehrere,  bis  zu  15  Eier.  —  Das  erste  Anzeichen  für  das  Auftreten 
des  Kapselkäfers  ist,  dal's  die  Blütenknospen  sich  vorzeitig  öffnen  und 
dann  abfallen;  die  Fruchtkapseln  bleiben,  auch  wenn  ausgefressen, 
hängen.  Fallen  besetzte  Knospen  bei  heifsem,  trockenem  Wetter  auf 
die  Erde ,  so  sterben  die  darin  enthaltenen  Larven  schon  in  wenigen 
Minuten  ab ,  ebenso  in  noch  hängenden  Kapseln ,  die  stark  von  der 
Sonne  bestrahlt  werden;  so  gehen  in  Texas  etwa  4U  °/o  der  Larven 
zugrunde.  Am  besten  gedeiht  der  Käfer  in  feuchten  Gregenden  oder 
bei  feuchtem  Wetter  mit  viel  Pflanzenwuchs  und  Schatten  im  Sommer, 
mit  vielen  Überwinterungsplätzen  im  Winter.  —  Die  Käfer  sind  aus- 
gesprochene Tagestiere,  die  nicht  gern  fliegen.  Nur  von  Mitte  August 
bis  1.  September  fliegen  sie  oft  in  Schwärmen  in  kurzer  Zeit  bis 
40  engl.  Meilen  mit  Hilfe  des  Windes. 

Zahlreiche  Insektenfeinde  ^)  (etwa  45)  sind  aufser  den  Vögeln  usw. 
bekannt,  dann  23  Parasiten,  denen  67 — 77  ^/o  der  Larven  zum  Opfer 
fallen;  12  Ameisenarten  verzehren  nicht  selten  25  "/o  und  mehr  der 
Larven ,  teils  aus  den  noch  hängenden ,  teils  aus  den  abgefallenen 
Knospen.  Eine  Ameise  in  Guatemala,  der  Kelep.  Ectatomma  tuherculatmu 
Ol.,  frifst  auch  die  Käfer;  der  Versuch,  sie  nach  den  Vereinigten  Staaten 
überzuführen,  mifslang. 

Gegenmittel:  Felder  und  ihre  Nachbarschaft  im  Herbst  nach  der 
Ernte  durch  Ausreifsen  und  Verbreiinen  der  Pflanzen  gründlich  von 
allen  Schlupfwinkel  gewährenden  Überresten  reinigen,  pflügen  und 
im  AVinter  bearbeiten;  durch  gute  Düngung  ist  möglichst  frühzeitige 
Ernte  zu  erstreben.  Weitläufiges  Pflanzen  unterstützt  die  natür- 
lichen Feinde  und  den  verderblichen  Einflufs  der  Sonnenstrahlen.  Die 
erste  Brut  der  Käfer  und  die  zuerst  abfallenden  Knospen  sind  auf- 
zusammeln ;  letztere  in  mit  feiner  Drahtgaze  verschlossenen  Gefäfsen 
aufzubewahren,  damit  die  Parasiten  ausschlüpfen  können.  Die  Baum- 
wollraupe (Hcliothis  ohsoicta,  s.  S.  354)  entzieht  durch  ihren  Frafs  dem 
Käfer  die  Nahrung ;  sie  soll  daher  im  allgemeinen  da,  wo  letzterer  sehr 
stark  auftritt,  nur  dann  bekämijft  werden,  wenn  sie  abnorm  früh  auf- 
tritt. —  Da  der  Käfer  erst  nach  der  normalen  Ernte  zu  fliegen  beginnt, 
sonst  aber  sich  sehr  langsam  ausbreitet,  ist  es  für  jeden  Farmer  wert- 
voll, auf  seinen  Feldern  die  Bekämpfung  energisch  vorzunehmen,  selbst 
wenn  Nachbarn  das  unterlassen.  —  Der  Käfer  versteckt  sich  sehr  gern 
unter  den  Hüllblättern  der  Kapseln  oder  bleibt  in  diesen ;  er  kann  daher 
sehr  leicht  mit  Saatgut  verschleppt  werden,  daher  solches,  wenn  es  aus 
verseuchten  oder  verdächtigen  Gegenden  stammt,  mit  Schwefelkohlen- 
stoff zu  desinfizieren  ist. 

A.  vestitus  Boh.  ^).     Li  Peru   und  Ecuador,  ursprünglich  nur  in 


")  Die  Mehrzahl  dieser  ist  in  den  Vereinigten  Staaten  einheimisch  und  erst 
allmählich  an  den  Kapselkäfer  übergegangen;  und  noch  immer  mehr  Insekten 
wenden  sich  dieser  neuen,  massenhaft  vorhandenen  Nahrung  zu. 

2)  Wat.ker,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent..  Bull.  54,  p.  4:3-48,  1  PL  ,  1  fig.  — 
Pratt,  ibid.,  Bull.  68,  Pt.  V,  1907,  p.  55—58.  1  PL,  1  fig.  —  I-nua,  Comis.  Para.sitol. 
agr.  Mexico,  Circ.  58,  1907,  11  pp.,  ;3  Pls.,  1  fig. 


558  Coleopteren,  Käfer. 

kühleren,  feuchteren  Höhenlagen  ersteren  Landes,  jetzt  aber  auch,  be- 
sonders während  des  Winters,  Juni  bis  Oktober,  in  den  tieferen  Lagen. 
In  ersteren  mufste  der  Baumwollbau  des  Käfers  wegen  aufgegeben 
werden.  Sonst  wie  voriger,  nur  clafs ,  infolge  seiner  geringen  Gröfse, 
gewöhnlich  mehr  Larven  in  einer  Blütenknospe  sind,  —  A.  Eug-enii 
Cano  (aeneotinctus  Champ.) ,  Pepper  weevil  ^j.  Von  seiner  Heimat 
Mexiko  auch  nach  Texas  verschleppt;  Larve  entwickelt  sich  in  den 
Fruchtkapseln  des  Pfeffers ,  die  dadurch  abfallen.  —  A.  seutellaris 
Lec.^)  (Coccotorus  prunicida  Walsh),  Plum  gouger.  Nordamerika.  Der 
Käfer  bohrt  zur  Eiablage  nicht  Blüten ,  sondern  die  jungen  Früchte 
von  Pflaumen  an ;  in  deren  Kern  entwickelt  und  verpuppt  sich  die  Larve. 

Orchestes  IIb,  Springrüfsler.    (Ehynchaenus  Clairv.)*^). 

Ausschliefslich  an  Laubbäumen  und  -sträuchern;  nur  wenige 
Arten  schädlich. 

O.  fag-i  L.,  Buchen-SpringTürsler*).  Der  in  der  Bodendecke 
überwinternde  Käfer  frifst  von  Ende  April  an  bis  in  Juni  in  die 
noch  zusammengefalteten  Blätter  kleine ,  schrotschuisähnliche  Löcher. 
Sind  die  Blätter  entfaltet,  so  legt  das  Weibchen  neben  die  Mittel- 
rippe, an  der  Unterseite  gesunder  Blätter,  je  ein  Ei.  Die  Larve 
miniert  zuerst  nach  der  Seite  zu  einen  schmalen,  sich  langsam  ver- 
breiternden Gang,  dann  einen  grofsen  Platz  an  der  Spitze,  meist 
etwas  einseitig.  Der  schwarze ,  krümelige  Kot  bleibt  in  der  Mine. 
Nach  etwa  3  Wochen  verpuppt  sie  sich  hier  in  einem  Kokon,  in 
einer  blasigen  Auftreibung.  Nach  10  Tagen,  etwa  Mitte  Juni,  erscheint 
der  Käfer,  der  nun  bis  zum  Herbst  an  den  Blättern,  Fruchtstielen  und 
-bechern,  an  jungen  Kotyledonen  der  Saat,  auch  am  jungen  Obste,  Him- 
beeren, Blumenkohl,  jungen  Roggenähren  nagt.  Durch  den  Frühjahrs- 
frafs  bräunen  und  verkrümmen  sich  die  Blattspitzen  der  Buchen .  so 
dafs  sie  wie  erfroren  aussehen:  bei  stärkerem  Frais,  wie  er  namentlich 
an  alten  Buchen  an  Waldrändern,  Waldstrafsen  usw.  nicht  selten  ist, 
kann  merkbarer  Znwachsverlust  die  Folge  sein.  Der  Herbstfrafs  kann 
die  Bucheckernernte  beeinträchtigen. 

Ahnlich  verhält  sich  O.  quereus  L.,  der  Eichen- Springrüfsler,  nur 
dafs  er  Gebüsch  bevorzugt  und  dal's  die  Larve  zuerst  im  Blattnerven 
eine  Strecke  nach  der  Spitze  zu  miniert,  bevor  sie  nach  dem  Rande  um- 
biegt; an  der  Stelle  der  Eiablage  knickt  das  Blatt  gewöhnlich  nach 
unten  um.  Bei  stärkerem  Befall  werden  die  Eichen  gelbfleckig. 
Ratzeburg  erzog  8  Schlupfwespenparasiten.  —  O.  alni  L.  tötete  in 
Holland  Ulmen  durch  zwei  Jahre  hintereinander  wiederholten  Kahl- 
frafs-^).  —  O.  populi  L.  an  Weiden  und  Pappeln. 

Die  Käfer  der  Gattung  Tychius  Germ,  fliegen  im  Frühjahre  mit 
Vorliebe  an  Leguminosen  (Bohnen,  Klee),  deren  Blätter,  Blüten,  Triebe 
und  junge  Hülsen  benagend.  —  Die  Larve  von  T.  quinquepunetatus 
L.^)  entwickelt  sich   in  den  Hülsen   besonders  von  Zuckererbsen,    die 

')  TowNSKNi),  .Journ.  econ.  Ent.  Vol.  4,  1911,  p.  241-248. 

2)  Pettit,  Michigan  agric.  Exp.  Stat.,  Bull.  200,  1902,  p.  208. 

3)  ScHENKLiNG,  C ,  Ent.  Wochcnbl.  Bd.  24,  19(17,  S.  7-S,  10—11.  —  Tkägari.h, 
Ark.  Zoologi  Bd.  6,  1910.  Nr.  7,  2-5  pp.,  2  Pls. 

")  NoEL,  Naturaliste  T.  32,  1910,  p.  26-27. 

'•)  Bus,  E.,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  1,  1891.  S.  838.  —  Bargagli,  Bol.  Soc. 
bot.  Ital.  1903,  p.  227. 

6)  RiiiAGA,  Boll.  Ent.  agr.  T.  8,  1901,  p.  132—185. 


Curculioniden,  Eüsselkäfer.  559 

jungen  Samen  befressend,  die  von  T.  erassirostris  Kiesew.  in  etwa 
V2  cm  langen  bauchigen  Anschwellungen  hülsenartig  gefalteter  Blättchen 
von  Weifsklee ,  die  von  T.  polylineatus  Germ,  in  eiförmigen  An- 
schwellungen der  jungen  Sprosse  in  den  Blattachseln  von  Rotklee. 
Larven  in  der  Erde,  Käfer  noch  im  Herbste. 

Ciouus  fraxini  De  Gr.  \).  Die  vorwiegend  in  der  Bodendecke 
überwinterten  Käfer  befressen  im  Frühjahre  die  Knospen  der  Eschen 
und  nagen  später  runde,  kleine  Löcher  in  die  Blätter.  Eiablage  an  die 
Blattunterseite,  wo  die  von  klebrigem  Schleim  bedeckten  Larven  kleine, 
runde  oder  ovale  Fenster  in  die  Biattspreiten  fressen.  Nach  3  Wochen 
die  Puppe  ebenda  oder  in  der  Bodendecke  in  tönnchenartigem  Schleim- 
kokon, nach  8  Tagen  der  Käfer,  der  bald  die  Winterquartiere  aufsucht. 

Mehrere  Arten  leben  an  Scrophularia  und  Verbascum,  Löcher  in 
die  Blätter  fressend;  die  Eiablage  findet  in  die  unreifen  Fruchtkapseln 
statt,  die  von  den  Larven  ausgefressen  werden ^j.  Zur  Verpuppung 
verläfst  die  Larve  die  leere  Kapsel  und  spinnt  sich  aufsen  einen,  dieser 
ungemein  ähnlichen  Kokon.  So  ist  C.  serophularlae  L.-'^)  in  Eng- 
land auch  an  Rübsen  und  Rüben  schädlich  geworden.  —  Die  Larve 
von  Cionus  hortulanus  Fourc.  var.  major*)  frifst  in  Indien  die 
Knospen  von  Celsia  coromandeliana  aus. 

Aleides  Schönh. 

Tropische  Alte  Welt;  an  jungen  Zweigen,  in  die  sie  auch  ihre 
Eier  legen.  Larven  im  Markkanale.  Käfer  und  Puppen  abklopfen, 
vielleicht  auch  mit  Arsensalzen  vergiften ;  befallene  Zweige  abschneiden 
und  verbrennen. 

A.  brevirostris  Boh.  ^).  Kapland,  Ostafrika.  Der  Käfer  ringelt  im 
Mai  schwächere  Baumwollstämmchen  oder  -äste  und  legt  Ende  Mai, 
anfangs  Juni  in  den  distalen,  absterbenden  Teil  je  ein  Ei.  Das  ge- 
ringelte Stück  bricht  gewöhnlich  bald  ab.  —  A.  eoneavatus  ^ )  schneidet 
in  Madasgaskar  die  jungen  Triebe  und  Blätter  der  Maulbeerbäume  ab. 

Li  Indien^)  befallen  A.  leopardi  Ol.  die  Baumwolle,  A.  eollaris 
Pasc.  Bataten  und  A.  bubo  F.  Sesbania,  von  der  namentlich  junge 
Pflanzen  in  sehr  grofsen  Mengen  abgetötet  werden.  —  A.  Leeuweni 
Hell.*)  bei  Salatiga  auf  Java  an  Kakao  und  Kapok  sehr  schädlich. 
Die  Käfer  bohren  junge  Zweige  nahe  der  Spitze  an ;  bei  stärkerem 
Befalle  stirbt  der  Vegetationspunkt  ab.  Eiablage  etwa  2 — 10  cm  unter- 
halb der  Spitze.  Die  Larve  bohrt  zuerst  aufwärts  bis  dicht  unter  den 
Vegetationspunkt,  dann  abwärts  einen  bis  über  10  cm  langen  Gang, 
von  dem  aus  mehrere  Luftlöcher  nach  aufsen  münden,  aus  denen  auch 


')  Boas,  Tidskr.  Skovvaesen,  Bd.  9,  lb97,  p.  144—151.  Ausz. :  Zeitschr.  Pflanzenkr. 
Bd.  9,  S.  166. 

2)  Bos,  R.,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  148.  —  Bexick.  Nerthus  Bd.  7, 
1905.  S.  131—134,  146—150,  11  Fig.  —  Fabre,  Naturaliste  T.  30,  19u8,  p.  26—27.  — 
Le  Cerf,  Bull.  Soc.  Nation.  Acclimat.  Vol.  58,  1911,  p.  13—18,  PI.  1,  2. 

3)  CoLLixGE,  2d  Rep.  econ.  Biology.  Birmingham  1912  (1911),  p.  7-10,  fig.  2. 
*)  Maxwell-Lefroy,  Indian  Insect"Life,  Calcutta  1909,  p.  388. 

5)  VossELER,  Mitt.  biol.  landw.  Inst.  Amani  Nr.  80,  1904,  S.  2.  —  Zimmermann, 
A.,  Anleitung  f.  d.  Baumwollkultur  in  den  deut-sch.  Kolonien,  2.  Aufl.,  Berlin  1910. 
S.  101—103,  8  Fig.  —   Aulmann,  Kolon.-Zeitschr.  Jahrg.  12, 1911,  Beilage  zu  Nr.  1  u.  6, 

^)  Marchal,  P.,  La  Sericulture  aux  Colonies  etc.,  Paris  1910,  p.  28. 

''j  Maxwell-Lefroy,  1.  c.  p.  888,  Fig.  261. 

8)  DocTERS  van  Leeiwen ,  Deutsch.  ent.  Zeitschr.  1910,  S.  568—573,  10  Fig.  — 
Heller,  ibid.  1911,  S.  312—315. 


560  Coleopteren,  Käfer; 

das  Bohrmelil  herausgeschafft  wird,  so  dais  an  dessen  Anhäufung  ihre 
Tätigkeit  entdeckt  werden  kann. 

Couotrachelus  nenuphar  Hbst.  Phmi  curcuKo^).  Der  gröfste 
Feind  der  Pflaumenkultur  in  Nordamerika ;  auch  an  anderem  Steinobst, 
selbst  an  Äpfehi  und  Bhnien.  Der  überwinterte  Käfer  befrifst  im 
Frühjahre  Blüten,  Blätter  und  junge  Früchte.  In  letztere  bohrt  er 
Löcher  hinein,  die  zum  Teil  korkig  verheilen  und  häfsliche  Flecke 
hinterlassen,  zum  Teil  Fäulnis  entstehen  lassen.  Das  "Weibchen  legt 
5U — 100  Eier  einzeln  in  junge,  grüne  Früchte ;  um  das  Bohrloch  herum 
nagt  es  einen  halbkreisförmigen  Schlitz.  Nach  3 — 10  Tagen  die 
Larve,  die  3 — 5  Wochen  lang  im  Fruchtfleische  frifst.  Die  befallenen 
Früchte  welken,  scheiden  Gummi  aus  und  fallen,  mit  Ausnahme  der 
Kirschen,  vorzeitig  ab.  Puppe  10 — 15  cm  tief  in  der  Erde;  nach  3 — 6 
Wochen  der  Käfer.  Feinde  namentlich  Bodenkäfer,  die  den  sich  aus 
der  Frucht  ausbohrenden  Larven  nachstellen,  und  ein  Blasenfufs,  der 
die  Eier  aussaugt.  —  Gegenmittel:  Abklopfen  der  Käfer  und  der  be- 
fallenen Früchte;  Eintreiben  von  Schweinen  und  Geflügel,  Spritzen 
mit  Bleiarsenat  und  mit  Schwelfelkalkbrühe ;  Bodenbearbeitung  zur 
Zeit  der  Verpuppung.  —  Der  Käfer  schafft  nicht  nur  durch  seinen 
Frafs  für  den  Pilz  Sclerotinia  frudigena  Schrot.  Eingangspforten,  sondern 
überträgt  dessen  Sporen  auch  an  seinen  Fülsen-).  —  C.  erataeg"! 
Walsh. ,  Quince  curculio^).  Ursprünglich  an  Weifsdorn;  sehr  schäd- 
lich an  Quitte.  Bohrloch  für  das  Ei  ohne  die  halbmondförmige  Einne. 
Larve  frifst  nahe  der  Oberfläche ,  in  3  Wochen  erwachsen.  Sie  ver- 
fertigt sich  in  der  Erde  eine  Zelle ,  in  der  sie  bis  zum  nächsten 
Mai  ruht-,  dann  erst  verpuppt  sie  sich;  nach  10 — 20  Tagen  der  Käfer. 
Befallene  Früchte  bleiben  gewöhnlich  hängen.  Die  Käfer  fressen  ge- 
legentlich auch  an  Birnen. 

Chalcodermiis  aeneus  Boh. ,  Cowpea  Curcuho^).  Mittel-  und 
Nordamerika.  Der  überwinterte  Käfer  bohrt  in  Stengel  und  Blattstielen 
von  cowpea,  später  in  jungen  Hülsen,  Sind  die  Samen  halb  reif,  so  legt 
er  seine  Eier  in  diese ,  oder  daneben  in  die  Hülse.  Die  Larve  ver- 
zehrt ungefähr  ein  Drittel  des  Samens :  dann  bohrt  sie  sich  nach  aufsen, 
läfst  sich  zu  Boden  fallen  und  verpuppt  sich  in  diesem.  Nach 
2 — 3  Wochen  der  Käfer.  Wird  Baumwolle  auf  einem  Felde  gepflanzt, 
auf  dem  im  Vorjahre  Vigna  stand,  so  ist  der  Käfer  im  Frühjahre  ge- 
zwungen, sich  von  den  jungen  Baumwollpflänzchen  zu  ernähren  und 
wird  hierdurch  viel  schädlicher  als  an  seiner  eigentlichen  Nährpflanze ; 
zur  Eiablage  sucht  er  aber  immer  diese  auf.  —  Die  Larven  von 
Ch.  eollaris  Hörn  entwickeln  sich  in  den  Schoten  von  Cassia 
chamaerista^). 

Adausonius  fructuum  Klbe.  *').  In  Deutsch  -  Ostafrika  in  den 
Früchten  des  Affenbrotfruchtbaumes  (Adansonia  digitata).    Die  Larven 


')  Cra.nuam.,  Illinois  Exp.  Stat.  Bull.  98,  1905,  p.  467—560,  1  fig.,  24  Pls.  — 
Ql-aintaxck,  Jeunk  etc.,  TT.  S.  Uept.  Agric ,  Div.  Ent.,  Bull.  80,  1910"  Pt.  VII.  — 
Scott  &  Quaixta.nce,  ibid.  Circ.  120,  1910,  7  pp.;  s.  ferner  die  Reports  von  Felt, 
J.  B.  Smith,  usw. 

2)  Taylor,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  1.54—160. 

3)  Slingerlanu,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  14«,  1898,  p.  695—715,  fig.  186 
bis  195.  —  Smith,  J.  B  ,  Rep.  Kew.  Jer.sev  agr.  Exp.  Stat.  1900,  p.  484—486,  2  Pls. 

^)  Chitteni.en,  U.S.  Dept.  Agric.  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  39— 43,  fig.  13— 16. 
-  AiNSLiE,  ibid.  Bull.  85,  1910,  p.  129-142.  fig.  62—69. 

•5)  HvsLOP,  Proc.  ent.  Soc.  Washington  toi.  11.  1909,  p.  40. 

6j  K..LI3E,  Allg.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  6,  1901,  p.  321—323,  341—343.    . 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  5gj 

fressen  die  Samen  aus,  die  Käfer  nähren   sich  vom  Fruchtmarke.     Im 
übrigen  die  Biologie  unbekannt. 

Tepperia  stereuliae  Lea^).  Australien;  Larven  in  grofsen  G-allen 
an  Zweigen  von  Kurrajong  (Brachychiton  populneum)  oder  in  den 
Früchten,  die  Samen  ausfressend.  Hierdurch  sind  sie  eines  der  haupt- 
sächlichsten Hindernisse  in  der  Ausbreitung  dieses  Baumes. 

Cryptorrhynchus  111. 

C.  lapathiL.,  Erlenrüfsler^).  Der  Käfer  benagt  die  Rinde 
jüngerer  Zweige  von  Erlen ,  Weiden ,  seltener  Birken  und  Pappeln. 
Von  Mai  an,  wohl  bis  in  August  hinein,  werden  die  Eier  an  oder  in 
die  Rinde  derselben  Bäume ,  an  junge  Triebe  sowohl  wie  an  älteres 
Holz,  abgelegt.  Die  Larve  frifst  zuerst  platzend  unter  der  Rinde,  die 
vertrocknet,  abstirbt  und  abbröckelt.  Später  dringt  sie  ins  Innere  und 
in  diesem  etwa  10  cm  senkrecht  nach  oben,  in  dünnem  Holze  im 
Marke,  im  dickeren  exzentrisch.  Das  Bohrmehl  bleibt  zum  Teil  im 
Gange,  zum  Teil  wird  es  aus  dem  Bohrloch  herausgeschafft.  Puppe 
gestürzt  am  Ende  des  Ganges,  den  der  Käfer  durch  das  Bohrloch  ver- 
läfst.  Infolge  der  lang  dauernden  Eiablage  überwintern  sowohl  Larven 
als  Käfer,  die  Generationen  greifen  ineinander.  In  die  Frafswunden 
des  Käfers  dringen  Pilze;  sehr  häufig  nagt  er  die  Spitzen  der  Triebe 
ab  (Weidenheger),  die  infolge  dessen  nicht  mehr  in  die  Länge  wachsen 
können.  Von  der  Larve  ausgefressene  Triebe  welken  und  brechen 
leicht  ab ;  auch  der  technische  Wert  des  Holzes  wird  bedeutend  ge- 
schädigt. Besonders  schlimm  in  Weidenhegern  und  jungen  Erlen- 
anlagen. —  Gegenmittel:  Käfer  absammeln ;  befallenes  Holz  verbrennen. 
In  Weidenhegern  kann  man  Erlen  als  Fangpfianzen  setzen. 

C.  (frigidus  Schönh.)  mang-iferae  F.  Mangfo  weevil^).  Heimisch 
in  Indien,  Ceylon ,  Java  usw. ,  verschleppt  nach  Hawaii ,  Philippinen, 
Südafrika  und  Madagaskar ;  neuerdings  auch  in  Massen  in  Mangosamen 
in  Florida  eingeführt;  Eiablage  an  die  eben  angesetzte  Frucht;  die 
Larve  frifst  deren  Kerne  aus.  Puppe  in  der  Erde.  Ungemein  schäd- 
lich. —  In  Ostbengalen  und  Assam  ebenso  C.  gravis  F.  —  C.  batatae 
Waterh. *).  Sweet  potato  weevil;  „Scarabee"  in  Barbados,  „Jacobs" 
in  Leeward  Isl.  Westindien,  sehr  schädlich  an  Bataten.  Eiablage 
an  die  unteren  Stengelteile  oder  in  blofsgelegte  Knollen.  In  letzteren 
entwickelt  sich  die  Larve. 

Die  Larve  einer  Arachnopus- Art^)  macht  auf  Java  ringförmige 
Gänge  im  Baste  von  Kaffeezweigen  („ringboorder");  die  distalen  Teile 
bleiben  in  der  Entwicklung  zurück  oder  sterben  und  fallen  ab ;  über 
den  Gängen  wölbt  sich  die  Rinde  schwach  auf. 


1)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  16,  1905,  p.  228,  PL  fig.  'S. 

2)  ToRKA,  Ent.  Blätter  Jahrg.  4,  1908,  S.  28—29.  —  Noel,  Naturaliste  T.  31, 
1909,  p.  118-119.  —  Mac  Duugall,  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  18,  1911, 
p.  214-217,  3  Fig.  —  Webster,  32  d  ann.  Rep.  ent.  Soc.  Ontario,  1901,  p.  67—73.  — 
Schöne,  N.  York  agr.  Exp.  Stat.  Geneva,  Bull.  286,  1907,  22  pp.,  6  Pls.  —  Bargagli, 
Atti  R.  Accad.  econ.  agr.  Georgofili  Firenze  (5)  Vol.  8,  p.  250 — 253. 


van 


it.  üccaa.  econ.  agr.  ueorgoim  tirenze  (o)   vol.  »,  p.  zok) — Zöö. 

^)  Maxwell-Lefruv,   Mem.   Dep.   Agric.   India  Vol.  I.    1907,  p.  145,  fig.  31.  — 

)iNE,  Proc.  Hawaii  ent.  Soc,  Vol.  1,  1907,  p.  79— 82.  —  Westendorp,  Teys- 
mannia  19,  1908,  p.  557-561.  —  Marlatt,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Bur.  Ent.,  Giro.  141, 
1911,  3  pp.,  2  figs. 

*)  Agric.  News  Barbados  Vol.  9,  1910,  p.  282,  fig.  26—29. 

^)  Zimmermann,  Teysmannia  1901,  p.  442.  —  Kuningsberger,  Med.  Dept.  Landbouw 
6,  1908,  p.  79. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  36 


562  Coleopteren,  Käfer. 

Craponius  inaequalis  Say,  Grape  Curculio  ^).  Nordamerika,  an 
Reben.  Der  überwinterte  Käfer  frifst  3 — 4  Wochen  lang  kleine  Löcher 
in  die  Blätter,  bevor  er,  Ende  Juni,  seine  Eier  in  die  jungen  Beeren 
legt.  Hier  verzehrt  die  Larve  das  Fleisch  und  die  Samen;  nach 
2  Wochen  bohrt  sie  sich  heraus  und  verpuppt  sich  in  oder  an  der 
Erde  in  einer  Erdzelle.  Der  Mitte  bis  Ende  Juli  erscheinende  Käfer 
frifst  bis  zum  Herbste  wieder  an  den  Blättern.  Die  Beeren  werden 
an  der  Stelle  der  Eiablage  oft  purpurfarben ;  die  Schädigung  ähnelt 
sehr  der  des  Heuwurms.  Bekämpfung:  Spritzen  gegen  die  Käfer  im 
Frühjahrsfrafse  mit  Arsenmitteln. 

Ceutorrhynchus  Germ.  ^). 

Von  den  zahlreichen  Arten  dieser  Gattung  werden  mehi-ere  als 
Schädlinge  angebauter  Kreuzblütler  genannt,  in  deren  Stengelteilen  die 
Larven  bohren,  während  die  Käfer  sich  von  den  Blüten,  Blättern, 
jungen  Trieben  und  Schoten  nähren.  Wichtig  sind  aber  nur  wenige 
Arten. 

C.  (pleurostigma  Marsh.)  suleieollis  Gyll.^),  Kohlgallenrül'sler. 
An  Kohl,  Raps,  Rübsen,  auch  an  Alyssum  spp,  und  Hederich.  Eiablage 
früh  im  Mai  in  unteren  Stengelteil  oder  Wurzelrinde  der  jungen 
Pflänzchen.  Um  die  ausgekrochene  Larve  bildet  sich  rasch  eine  kuge- 
lige ,  erbsengrofse ,  einseitige ,  feste  Galle,  die  später  nur  noch  wenig 
(bis  Haselnui'sgröfse)  wächst,  so  dals  sie  allmählich  von  der  Larve 
ausgefressen  wird.  Seltener  finden  sich  die  Larven  einzeln,  gewöhnlich 
in  Mehrzahl  (bis  10  und  25),  so  dals  groise,  vielkammerige  Auswüchse 
am  Wurzelstocke,  an  den  ober-  oder  unterirdischen  Stengelteilen  sich 
bilden  können.  Nach  4  Wochen  bohren  sich  die  Larven  nach  aufsen 
und  verpuppen  sich  in  der  Erde  in  einem  Kokon,  aus  dem  wieder  nach 
4  Wochen  der  Käfer  ausschlüpft,  um  bald  Eier  zu  einer  neuen  Brut 
zu  legen.  Die  Überwinterung  geschieht  als  Ei  [?  Reh]  ,  Larve  oder 
Käfer.  Die  Schädlichkeit  hängt  nicht  allein  von  der  Anzahl  der 
Larven  an  einer  Pflanze,  sondern  auch  von  deren  Ernährungszustand 
(Dünger)  und  der  Witterung  ab.  Es  werden  Fälle  berichtet,  in  denen 
selbst  stärker  befallene  Pflanzen  sich  in  keiner  Weise  von  gesunden 
unterschieden.  Es  kann  aber  auch  die  oberirdische  Pflanze  sehr  im 
Wachstum  zurückbleiben ,  namentlich  bleiben  die  Kohlköpfe  kleiner 
und  schlieisen  sich  nicht  recht.  Junge,  kräftige,  wenig  befallene 
Pflanzen  können  nach  dem  Ausschlüpfen  der  Larven  die  Wunden 
wieder  verwachsen;  bei  älteren,  schwächeren  gehen  diese  manchmal  in 
Fäulnis  über,  —  Von  den  PlasnwdiopJiora-Geschwülsten  sind  die  Gallen 
des  Rüfslers  dadurch  zu  unterscheiden,  dals  erstere  massiv  sind  und 
sich  bis  an  die  feinen  Wurzelfasern  erstrecken.  —  Die  Bekämpfung 
ist  nicht  leicht:  alle  Kohlstrünke  mit  noch  geschlossenen  Gallen  ver- 
brennen ;  das  Land  tief  umpflügen  und  walzen ,  alle  Kreuzblütler- 
Unkräuter  entfernen.  Um  die  Käfer  von  der  Eiablage  abzuhalten,  wird 
empfohlen ,  einen  Efslöffel  voll  einer  Mischung  von  20  "/o  Schwefel, 
40  *^/o  Gips  und  40  *^/o  Rufs  an  die  Setzlinge  zu  geben.  Kräftige  Düngung, 
namentlich  auch  mit  Mineralsalzen,  vermindert  zweifellos  den  Schaden,  — 


^)  Brooks,  West- Virginia  agr.  Exp.  Stat,  Bull.  100.  —  Quaintaxce,  Farm.  Bull. 
284,  1907,  p.  16—19,  fig.  ;j— 5. 

2)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent..  Bull.  23,  N.  S.,  1900,  p.  50—58. 

8)  Carpenter,  Kep.  1906,  p.  425—427,  Fig.  3.  —  Theobald,  Eep.  1906/07,  p.  96 
bis  99,  PI.  21,  22.  —  Schmidt,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,  1909,  p.  43-44, 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.  5(33 

An  Ölsaaten  in  derselben  Weise  C.  Roberti  Sc.  ^) ;  die  Larven  von 
C.  eyanipennis  111.,  quadridens  Panz.  ^)  entwickeln  sich  in  deren 
Stengeln,  die  von  C.  rapae  Gyll. ^)  in  denen  von  Kohl-,  besonders  in 
Nordamerika  schädlich,  einmal  aber  auch  in  Schweden. 

C.  assimilis  Payk.  Der  Käfer  wird  an  Raps,  Rübsen  und  Rettig 
schon  recht  fühlbar  schädlich  dadurch,  dafs  er  die  Blüten  zerfrifst. 
Die  Larven  entwickeln  sich  einzeln  in  den  Schoten  und  ernähren  sich 
von  den  unreifen  Samen;  die  Schoten  werden  aufgedunsen,  verbogen, 
gelblich,  notreif  and  springen  vorzeitig  auf.  Puppe  in  der  Erde;  im 
August  der  Käfer,  der  bei  günstiger  Witterung  noch  eine  zweite  Brut 
erzeugt.  —  Die  Larven  von  C.  napi  Gryll.  entwickeln  sich  in  den 
Blüten  von  Raps,  die  von  C.  maeula  alba  Hbst.  zu  mehreren  in  den 
reifenden  Mohnkapseln ;  bei  letzterer  Art  überwintert  der  Käfer  in  der 
Erde  in  der  Puppenwiege.  —  C.  eontraetus  Mrsh.  *)  in  England  schon 
wiederholt  dadurch  schädlich  geworden,  dafs  die  Käfer  die  Aussaaten 
von  Brassica  Rapa  vernichteten;  sie  frafsen  die  jungen  Samen  und 
zerbissen  die  aufgehenden  Pflänzchen  ober-  und  unterirdisch.  Larven 
in  Wurzelgallen  von  Brassica  arvensis.  Vorbeugung:  Samen  vor  der 
Aussaat  in  Petroleum  legen,  —  Die  Larven  von  C.  terminatus  Hbst. 
wurden  von  Börner^)  an  und  im  Grunde  von  Blattstielen  und  in 
Stengeln  von  Möhren  gefunden ;  im  letzteren  Falle  litten  nicht  nur  die 
oberirdischen  Teile  bedeutend,  sondern  auch  die  Rüben  waren  im 
Wachstum  stark  zurückgeblieben.  —  Die  Larven  von  C.  floralis  Payk. 
fressen  die  Samen  von   Pastinak. 

Die  Mauszahnrüfsler,  Baris  Germ.  (Baridius  Schönh.)  ^)  leben  fast 
ausschliefslich  von  Kreuzblütlern.  Eiablage  im  Frühjahre  an  die 
Blattachseln  oder  in  die  jungen  Stengel,  in  deren  Marke  die  Larven 
abwärts  bohren.  Die  Stengel  verkrüppeln  und  brechen  leicht  um;  die 
Pflanzen  bleiben  kümmerlich.  Verpuppung  im  Juli  am  Frafsorte;  im 
August  erscheint  der  Käfer,  der  überwintert.  Soweit  möglich,  sind  die 
kranken  Pflanzen  zu  beseitigen,  die  Stoppeln  und  Strünke  zu  ver- 
brennen. Vorwiegend  befallen  werden  Kohl,  Raps  und  Rübsen;  die 
schädlichsten  Arten  sind:  eoeruleseens  Scop.  (und  var.  eliloris  F.), 
ehlorizans  Germ.,  lepidii  Germ,  (auch  in  Gartenkresse),  (laticollis 
Mrsh.)  pieina  Germ.  ^)  und  sei  lata  Boh.  ^)  (Andalusien,  afrikanische 
Mittelmeerländer).  —  B.  spoliata  Boh.  ^)  entwickelt  sich  in  Tunis  in 
den  Wurzeln  der  Futterrüben,  B.  granulipleuris  Tourn.  ^•^)  in  Ägypten 
in  den  Früchten  der  Koloquinthen ;  in  beiden  Fällen  vernichten  die 
Larven  die  befallenen  Teile  vollständig.  —  B.  orehivora  Blackb.  ") 
ist  in  Australien  als  ein  gefährlicher  Feind  der  Orchideen  beobachtet 
worden,  deren  Bulben  er  und  seine  Larven  zerstörten. 

»)  RuPERTSBERGER,  Vcrh.  zool.  bot.  Gbs.  Wien  Bd.  20,  1870,  S.  837—839. 

2)  GouREAu,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  6,  1866,  p.  171.  —  Chutenden,  U.  S.  Dept. 
Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  1902,  p.  79. 

•)  Chittende.v,  ibid.  Bull.  23,  N.  S.,  p.  39—50,  fig.  11,  12;  Bull.  33,  1902,  p.  78. — 
TuLLGREN,  Stud.  Jakttag.  Skadeinsekter,  Stockholm  1905,  p.  31 — 35,  fig.  5 — 7. 

*)  Journ.  Board  Agric.  London  Vol.  12,  1906,  p.  738—739. 

5)  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land-,  Forstwirtsch.  Bd.  5,  1906,  S.  283—288,  7  Fig. 

6)  Xambeu,  Le  Naturaliste  T.  26,  1904,  p.  213—214,  223. 

')  Bus,  Ritz.,  Tijdschr.  Plantenz.  Jaarg.  11,  1905,  p.  32— 33.  —  Schmidt,  Zeitschr 
wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,  1909,  S.  44. 

^)  Noel,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agr.  1907,  ler  trim.,  p.  9—10. 
9)  Marchai.,  Bull.  Soc.  ent.  France  1897,  p.  234. 
10)  Reuter,  Wien.  ent.  Zeitg.  Jahrg.  21,  1902,  S.  221—222. 
")  Fkoggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  15,  1904,  p.  517—518,  PI.  fig.  2. 

36* 


564  Coleopteren,  Käfer. 

Trichobaris  trinotata  Say,  Potato  stalk  weeviP).  Nordamerika. 
Eiablage  von  Ende  Mai  an  in  die  KartofFelstengel,  in  denen  die  Larven, 
meist  zu  mehreren,  bohren.  Stengel  und  Blätter  welken.  Puppe  im 
Juli  am  Fralsorte.  Ende  .Juli  der  Käfer,  der  in  den  Stengeln  über- 
wintert. —  T.  mucorea  Say  -)  bohrt  ebenso  in  Tabak,  aber  auch  in  der 
Mittelrippe  der  Blätter,  die  ferner  von  den  Käfern  benagt  wird,  so  dafs 
sich  die  Blätter  einrollen.     Käfer  überwintern  aufserhalb. 

Rhyuchophorns  Hbst.    PalmenvüMer ;  Red  beetles^). 

Die  Palmenrülsler  sind  in  den  wärmeren  Gegenden  der  Erde  sehr 
gefährliche  Feinde  der  hochstämmigen  Palmen,  besonders  der  Kokos- 
nufs-,  Dattel-  und  Ölpalmen.  Die  Käfer  halten  sich  tagsüber  versteckt ; 
nachts  suchen  sie  an  den  Palmen  offene  Wunden,  an  die  sie  ihre  Eier 
einzeln  ablegen,  an  einen  Stamm  aber  meist  mehrere.  Die  Larven 
bohren  sich  ein  und  fressen  rasch  an  Weite  zunehmende  Gänge. 
Bleiben  diese  im  unteren  Stammteile ,  so  ist  der  direkte  Schaden 
nicht  grofs,  wohl  aber  die  Gefahr  des  AVindbruches.  Verlaufen  sie 
mehr  in  dem  oberen  Stammteile,  so  kommt  zu  dieser  Gefahr  noch  die, 
dafs  der  Vegetationspunkt  getroffen  wird  und  so  die  Palme  auf 
jeden  Fall  abstirbt.  Die  Gefahr  ist  um  so  gröfser,  als  der  Larvenfrafs 
"gewöhnlich  erst  bemerkt  wird,  wenn  es  zu  spät  ist;  das  Raspeln  der 
Larve  im  harten  Holze  soll  man  allerdings  hören  können ,  wenn  man 
das  Ohr  an  den  Stamm  legt;  sonst  verrät  höchstens  etwas  Saftflufs 
die  Tätigkeit  der  Larve.  Zur  Verpuppung  geht  diese  bis  dicht  unter 
die  Binde  oder  ins  Herz  der  Palme  und  verfertigt  sich  hier  aus 
langen,  groben  Fasern  einen  festen  Kokon.  —  Die  Entwicklungsdauer 
ist  noch  nicht  sichergestellt.  Während  im  allgemeinen  ein  Jahr  an- 
gegeben wird,  soll  sie  nach  Green  auf  Ceylon  bei  günstigem  Wetter  in 
8 — 10  Wochen  vollendet  sein.  —  Die  Schädlichkeit  der  Palmrüfsler  ist 
eine  sehr  grofse;  sie  wird  noch  vermehrt  dadurch,  dafs  die  Wunden 
Ausgangspunkte  von  pilzlichen  Erkrankungen  schaffen.  Umgekehrt  ist 
aber  auch  sicher,  dafs  gesunde,  heile  Palmen  nicht  von  den  Rüfslern 
befallen  werden,  nur  verwundete;  in  guter  Kultur  und  Vermeidung 
bzw.  Schliefsung  (Teer,  Karbolineum  usw.)  von  Wunden  ist  daher  die 
beste  Vorbeugung  gegeben.  Direkte  Gegenmittel  sind :  Ausschneiden 
der  Larven  oder  besser,  ihre  Gänge  anbohren,  Schwefelkohlenstoff, 
Benzin  oder  Tetrachlorkohlenstoff  einträufeln  und  das  Bohrloch  fest  ver- 
schliefsen.  Stark  befallene  Bäume  sind  umzuhauen  und  zu  verbrennen. 
Gegen  die  Käfer  haben  sich  Fangbäume  sehr  gut  bewährt:  Junge  oder 
wilde  Palmen  um-  oder  anschlagen;  an  dem  austretenden  Saft  können 
die  anfliegenden  Käfer  in  Mengen  gefangen  werden.  Aufserdem  legen 
sie  hier  ihre  Eier  ab,  so  dafs  später  die  von  der  Larve  besetzten  Stainm- 
teile  zu  vernichten  sind.  Ein  Farmer  in  Brit.  Honduras ,  Mr.  Seay, 
ködert  die  Käfer  mit  gärendem  Palmkohl;  sobald  die  Weingärung  ein- 
setzt, werden  die  Käfer  von  .weither  angelockt ;  in  dicht  dabei  liegende 
Häufchen  von  Bodengeniste  verkriechen  sie  sich,  wenn  gesättigt,  und 
können  darin  leicht  gesammelt  werden.  Sobald  die  Essiggärung  be- 
ginnt, hört  die  Köderwirkung  auf.    Vosselek  empfiehlt,  mit  Kokosmilch 


1)  Smith,  J.  B.,  Rep.  1894,  p.  575— 582,  fig.  49—51.  -    Chittenden,  1.  c,  Bull.  33 
1902,  p.  9—18,  fig.  1. 

2)  CHixrEXDEN,  ibid.  Bull.  38,  1902,  p.  66-70;  Bull.  44,  1904,  p.  44-46. 

3)  Preuss,  Tropenpflanzer  Bd.  15,  1911,  p.  78—80,  Taf.  2  Fig.  M,  N. 


Curculioniden,  Büsselkäfer.  5(35 

und  Wasser  zerquetschte  Mangofrüchte  in  flachen  Schalen  m  die 
Pflanzung  zu  stellen,  wovon  ebenfalls  die  Käfer  in  Mengen  augelockt 
werden. 

Nur  wenige  Arten  werden,  als  häufig,  ernstlich  schädlich. 

Rh.  phoenieis  F.  ^)  in  Afrika.  Eiablage  besonders  im  Herzen, 
ebenda  häufig  die  Puppe.  Larven  bohren  im  oberen  Stammteile  von 
aufsen-unten  nach  innen-oben,  so  dafs  gewöhnlich  das  Herz  zerstört 
wird.  Puppe  ruht  6 — 8  Wochen.  —  Rh.  ferrugrineus  F.  (signaticollis 
Chevr.)  ^).  Asien,  Australien,  Philippinen  usw.  Larve  mehr  im  unteren 
Stammteile,  aber  auch  nach  innen-oben  bohrend. —  Rh.  palmapum  L.^). 
Amerika,  in  Palmen  und  Zuckerrohr ;  von  ersteren  werden  nur  irgendwie, 
z.  B.  durch  Pilze,  Borkenkäfer,  ungünstige  Standorts-  oder  Witterungs- 
verhältnisse geschwächte  Bäume  angegangen;  an  letzterem  werden  die 
Eier  vorwiegend  an  die  Schnittflächen  gelegt,  oft  mehrere  Eier  an  eine  •, 
immer  aber  kommt  nur  eine  Larve  in  einem  Stamm,  im  unteren  Teile, 
zur  Entwicklung.  Puppe  in  Erde.  Schnittflächen  mit  Erde  bedecken.  — 
Rh.  cruentatus  F.,  Palmetto  weevil*).  In  Florida  in  Dattelpalme,  in 
Georgia  in  Sabal  palmetto. 

Die  Larven  einer  Cyrtotraehelus-Art  schaden  auf  den  Philippinen 
in  derselben  Weise  in  Betel-  und  Kokospalme'^). 

Ampeloglypter '^)  sesostris  Lee.  Nordamerika.  Eiablage  Anfang 
Juli  einzeln  in  Rebstöcke,  dicht  unter  oder  über  einem  Knoten.  Die 
Larve  frifst  unter  der  Rinde  und  erzeugt  eine  längliche  Anschwellung 
(Galle),  die  an  einer  Seite  einen  von  zwei  rosafarbenen  Anschwellungen 
umgebenen  Längseindruck  zeigt.  Erst  im  nächsten  .Juni  Verpuppung. 
Schaden  im  allgemeinen  nicht  merkbar.  —  Die  Larven  von  A.  ater  Lee. 
ringeln  die  jungen  Rebentriebe,  so  dafs  sie  absterben. 

Scyphophorus  sexpunctatus  Gyll.  in  Mexiko  und  Südkalif ornien 
an  Agave  rigida^).  Sc.  aeutopunetatus  Gyll.  in  Mexiko  an  Agave 
mexicana  ^ ). 

Sphenophorus  Schönh,,  Billbugs  ^). 

Jji  den  wärmeren  Gegenden  mit  die  schlimmsten  Feinde  der  Palmen-, 
Zuckerrohr-  und  Maiskulturen.  Eier  einzeln  in  unteren  Stengelteilen 
junger  Pflänzchen;  Larven  in  senkrechten  Gängen  der  Stengel.  Ver- 
puppung im  Wurzelhals ,  in  einem  Kokon  aus  Pflanzenfasern.  Gene- 
ration gewöhnlich  einjährig;  da  aber  die  Käfer  über  ein  Jahr  lang 
leben,  sind  die  Generationen  nicht  scharf  geschieden.  Meist  über- 
wintern die  Käfer  in  dem  Kokon  oder  aufserhalb  in  dichtem  Grase  usw. 
Bekämpfung:  Absammeln  der  Käfer,  Ködern  mit  gespaltenen  Stücken 
Zuckerrohres,  in  das  die  Weibchen  auch  ihre  Eier  ablegen,  vor  allem 
aber  A'^erbrennen  aller  Ernterückstände. 


^)  VossELER,  Ber.  Land-Forstwirtsch.  Deutsch-Ostafrika  Bd.  2,  S.  416 ;  Pflanzer 
Bd.  1,  1905,  S.  255—260,  Bd.  3,  S.  305—308. 

■-)  Banks,  Gh.,  Philippine  Journ.  Sc.  Vol.  1,  1906,  p.  154—158,  PI.  1, 2,  3  Fig.  1,  6,  7 
Fiff.  1—3,  8  Fig.  1,  3.  —  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  1,  1907,  p.  140, 
fig.32.  —  GosH,ibid.,Vol.2, 1912,  Nr.  10.  —  Morstatt,  Pflanzer  Bd.  7,  1911,  S.  523-531, Taf. 

3)  Blandford,  Kew  Bull.  1893,  p.  27—60.  —  Ciiittendex,  1.  c,  Bull.  38,  IWZ, 
p.  23—25.  —  GouGH,  Dept.  Agric.  Trinidad,  Bull.  10,  1911,  p.  59—64. 

*)  Chittenden,  1.  c.  p.  25 — 28,  fig.  1. 

5)  Banks,  1.  c.  p.  161—163,  PI.  7  fig.  4,  PI.  11  fig.  1,  6. 

6)  Brooks,  West  Virginia  agr.  Exp.  Stat.  Bull.  119,  p.  821-339,  5  Pls. 
^)  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  84. 

8)  Duges,  Ann.  See.  ent,  Belg.  T.  30,  1887,  p.  33. 

9)  Riley,  Amer.  Nat.  Vol.  15,  1882,  p.  915-916. 


566  Coleopteren,  Käfer. 

S.  (Ehabdocnemis)  obseurus  Boisd.,  Hawaiian  sugar-cane  borer '). 
Queensland,  Nen-Guinea,  Inseln  des  Stillen  Ozeans.  An  Zuckerrohr, 
Palmen ,  Carica  Papaya ,  Bananen  usw.  Eiablage  an  Zuckerrohr  in 
Stamm,  seltener  in  Blattachseln.  Weiche  Sorten  werden  mehr  befallen  als 
harte,  saftige  (stark  bewässerte)  Pflanzen  mehr  als  trockene.  Besonders 
wichtig  ist.  keine  befallene  Stecklinge  zu  pflanzen.  An  Palmen  wird 
das  Ei  in  die  Basis  älterer  Pflanzen  gelegt;  aus  dem  Loche  wachs- 
älmlicher  Ausflufs.  Larve  miniert  in  Blattstiel  und  Blatt,  das  von  ihr 
getötet  wird.  Li  die  Bohrlöcher  des  Käfers  dringt  Colletotrichum  fal- 
catum  ein.  Generation  auf  Hawaii  3  Monate  (Larve  05  Tage,  Puppe  24). 
Auf  Amboina  von  natürlichen  Feinden  in  Schach  gehalten.  —  An 
Zuckerrohr  in  "Westindien  in  derselben  Weise  schädlich:  S.  pieeus 
Pall.^)  und  serieeus  01.^). 

S.  maidis  C bitten d.  ■*).  Südl.  Verein.  Staaten  von  Nordamerika-, 
in  Mais.  Eiablage  im  Juni  an  junge  Pflänzchen;  nach  7 — 12  Tagen 
die  Larve,  die  zuerst  die  Hauptwurzel  ausfrifst,  dann  aufwärts  bohrt. 
An  jungen  Pflänzchen  kann  sie  den  Vegetationspunkt  zerstören.  Nach 
40 — 50  Tagen  Verpuppung  im  Wurzelhalse,  nach  10 — 12  Tagen  der 
Käfer,  Corn  bill-bug.  —  Li  Nordamerika  noch  mehrere  (etwa  8) 
Arten  in  ähnlicher  Weise  an  jungem  Mais  ^),  besonders  da,  wo  feuchte 
Grasländereien,  namentlich  solche  mit  starkstengeligen  Arten,  mit  Mais 
bebaut  werden. 

An  Bananen  auf  den  Fidji- Inseln  schadet  S.  sordidus  Gerst.^j, 
auf  St.  Thome  S.  strlatus  Fähr. ''),  indem  Larven  und  Käfer  die  unteren 
Stammteile  zerfressen.  Letzterer  befällt  vorwiegend  Musa  paradisiaca, 
weniger  M.  sapientum.  Gegenmittel :  Wurzel  und  unteren  Stammteil 
einige  Minuten  in  Petroleum  eintauchen ;  Stamm  40  cm  hoch  mit  Teer 
bestreichen.  —  S.  splnulae  Gyll.  in  Mexiko  in  Stengeln  vonOpuntia^), 

Calaiidra  Clairv. 

Die  Kornrüfsler  entwickeln  sich  in  stärkehaltigen  Getreidekörnern, 
selbst  in  aus  Mehl  verfertigten  harten  Produkten.  Während  die  flug- 
unfähige C.  granaria  L.  nur  auf  Lagern  vorkommt,  fliegt  die  mit  gut 
entwickelten  Flügeln  versehene  C.  oryzae  L.^),  der  Reiskäfer,  in  den 
wärmeren  Ländern  auch  ins  Feld  und  entwickelt  sich  hier  in  den 
reifenden  Samen,    oft   die  Ernte  sehr  beeinträchtigend.     Der  Käfer  ist 


')  RiLEv,  Ins.  Life  A^ol.  1,  1888,  p.  185-189,  fig.  44,  45.  —  U.  S.  Dept.  Agric, 
Div.  Ent.,  Bull.  38,  1902,  p.  102—104,  fig.  8,9.—  Froggatt,  Dept.  Agric.  N.  S. 
Wales,  Sc.  Bull.  2,  1911,  p.  21—23,  PI.  7  fig.  1.  —  Van  Dixe,  U.  S.  Dept.  Agric, 
Bur.  Ent.,  Bull.  93,  1911,  p.  35-40,  fig.  4-5.  —  Siehe  ferner  die  Veröffentlichungen 
der  Hawaiischen  Versuchsstationen. 

•')  Uiucii,  Dept.  Agric.  Trinidad,  Bull.  9,  1910. 

=*)  Bali.ou,  West  Ind.  Bull.  Vol.  11,  1911,  p.  86.  —  Ukich,  Journ.  econ.  Ent. 
Vol.  4,  1911,  p.  226. 

*)  Kelly,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  95  Pt.  II,  p.  11—22,  PI.  2—3, 
fig.  5-10.  i         ö     . 

s)  FuRBEs,  22.  Eep.  St.  Ent.  nox.  benef.  Ins.  Illinois,  1903;  23.  Eep.,  1905, 
p.  52—57,  PI.  3,  fig.  26—34. 

G)  Knowles,  Rep.  Agric  Fidji  1908,  p.  20,  23—26  (s.  Exper.  Stat.  Eec.  Vol.  22 
p.  356). 

'')  Magku,  La  Quinzaine  coloniale;  s.  Tropenpflanzer  Bd.  11,  1907,  S.  250.  — 
Gravier,  Bull.  Mus.  Hist.  nat.  Paris  1907,  p.  30—32.  —  Zagokodskv,  Beih.  Tropenpfl., 
Bd.  12  Nr.  4,  1911,  S.  374. 

8)  DüGEs,  1.  c  p.  31—33. 

9)  HixDs  and  Türner,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  4,  1911,  p.  230—236,  PL  7. 


Curculioniden,  Rüsselkäfer.     Scolytiden,  Borkenkäfer.  5(37 

auch  beobachtet  worden,  wie  er  sich  in  Pfirsiche  und  Äpfel  tief  ein- 
bohrte, um  den  Saft  zu  saugen.  Er  ist  in  hohem  Mafse  kosmopolitisch 
und  polyphag. 

C.  seulpturata  G-yll.  ^)  entwickelt  sich  in  Indien  in  den  Eicheln 
von  Quercus  incana.  C.  taitensis  Guer.^)  lebt  abweichend,  indem 
er  sich,  zugleich  mit  Sphenoplwrus  obscurus ,  auf  den  Gesellschafts- 
inseln in  dem  Grunde  von  Kokosblättern  entwickelt;  aus  dem  Bohr- 
loch tritt  ebenfalls  gummöse  Flüssigkeit  aus.  Infolge  seiner  Kleinheit 
tötet  er  selten  das  ganze  Blatt,  mehr  die  einzelnen  Blättchen;  da  er 
aber  häufiger  ist,  als  jener,  ist  er  auch  schädlicher. 

(Il)iden)  Scolytideii,  Borkenkäfer^). 

Fast  ausschliefslich  Holzbewohner ;  nur  wenige  Arten  in  kraut- 
artigen Gewächsen  oder  in  harten  Samen.  Über  die  ganze  Erde  ver- 
breitet, im  allgemeinen  auf  bestimmte  Regionen  beschränkt,  nur  wenige 
ganz  oder  nahezu  kosmopolitisch;  mehrfach  verschleppt.  Einige  Arten 
monophag-,  gröfsere  Gruppen  ausschliefslich  in  Laub-  bzw.  Nadelholz  ; 
viele  Arten  heterophag,  einige  polyphag.  —  Vorzugsweise  sekundär 
(besonders  in  Nadelholz),  in  kränkelnden,  beschädigten  Bäumen,  Wind- 
und  Schneebrüchen,  gefällten  Stämmen.  Je  dünner  das  Holz,  um  so 
mehr  primärer  Befall,  daher  Althölzer  häufig  an  der  Krone  zuerst 
befallen.  An  Laubhölzern  mehr  primär.  Nur  bei  ungewöhnlich  starkem 
Auftreten  werden  gesunde  Bäume  angegangen.  Jede  Art  hat  ihr 
charakteristisches  Frafsbild,  das  besteht  aus  dem  Einbohrloch,  den 
Mutter-  und  den  Larvengängen,  Puppenwiegen  und  Fluglöchern.  Die 
Holzbewohner  können  wir  in  zwei  biologische  Gruppen  einteilen:  die 
Rinde nbrüter  und  die  Holzbrüter  oder  Ambrosiakäfer. 

Bei  den  Rindenbrütern  verlaufen  die  Gänge  zwischen  bzw.  in 
Rinde  und  Holz;  die  Puppenwiege  liegt  häufig  im  letzteren.  Bei  den 
monogamen  Arten  werden  Bohrloch  und  Mutter-(Brut)gänge 
vom  Weibchen  angefertigt;  bei  den  polygamen  nagt  das  Männchen  das 
Bohrloch,  eine  Erweiterung  dahinter  (die  Rammelkammer);  die 
Weibchen  fertigen  dann  die  Brutgänge.  Das  Bohrloch  führt  mehr  oder 
weniger  senkrecht  durch  die  Rinde;  der  einzige  (einarmige)  Gang 
der  monogamen  Arten  senkrecht  (Lot-  oder  Längs-)  oder  wagrecht 
(Wage-  oder  Quergang),  die  Larvengänge  senkrecht  hierzu,  zwischen 
Rinde  und  Holz ;  bei  den  polygamen  Arten  gehen  von  der  Rammel- 
kammer zwei  Längs-  oder  Quergänge  ab  oder  mehrere  Sterngänge 
nach  verschiedenen  Richtungen.  Brutgänge  immer  von  gleicher  Breite; 
die  allmählich  breiter  werdenden  Larvengänge  füllen  sich  hinter  den 
Larven    mit    Bohrmehl.     Aus    den    Puppenwiegen    führt    das    Flug- 


')  Stebbing,  Dept.  not.  Ins.  affect  forestry,  Calcutta  1906,  p.  386—388,  PI.  22 
Fig.  5— 5  c. 

2j  DoANE,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  221—222.  —  Fkoggatt,  New  Zeal. 
Dept.  Agric,  Sc.  Biü.  2,  1911,  p.  23. 

^)  Von  den  grundlegenden  Werken  seien  nur  genannt:  Eichhoff,  Die  euro- 
päischen Borkenkäfer,  Berlin  1881.  —  Hubbard,  The  Ambrosia  beetles  of  the  United 
States,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent..  Bull.  7,  N.  S.,  1897,  p.  9—30,  34  Fig.  —  Hagedorn, 
Coleopt.  Catalog.  Pars  4:  Ipidae,  Berlin  1910,  und  Genera  Insectorum;  Coleoptera, 
Farn.  Ipidae,  Bruxelles  1911,  4«;  Tropenpflanzer,  Jahrg.  17,  1913,  Nr.  1,  2.  —  Tredl  u. 
Kleine,  Übersicht  über  die  Gesamtliteratur  der  Borkenkäfer  vom  Jahre  1758—1910; 
Beil.  z.  d.  Entom.  Blatt.,  Jahrg.  7,  1911.  —  Für  Durchsicht  und  manche  Angaben 
dieses  Kapitels  bin  ich  Herrn  Dr.  M.  Hagedorn  zu  grofsem  Dank  verpflichtet. 


568  Coleopteren,  Käfer.     . 

loch,  durch  das  der  Jungkäfer  ausfliegt,  senkrecht  durch  die  Rinde 
nach  aufsen.  Die  Begattung  erfolgt  aufsen,  im  Bohrloch  oder  in  der 
Rammelkammer;  die  Weibchen  legen  die  Eier  einzeln  in  Nischen  des 
Brutganges,  die  nachher  wieder  mit  Bohrmehl  verstopft  werden.  —  Die 
Nahrung  der  Eindenbrüter  bildet  das  Holz,  bzw.  der  aus  der  zer- 
quetschten Holz-  oder  Rindensubstanz  ausgeprefste  Saft. 

Bei  den  Holzbohrern  wird  das  gesamte  Frafsbild  vom  Weibchen 
angefertigt.  Sie  nähren  sich  nicht  vom  Holze ,  sondern  von  Pilzen, 
die  sie  in  ihren  Gängen  züchten;  und  zwar  hat  jede  Käferart  ihre 
eigene  Pilzart,  unabhängig  von  dem  bewohnten  Baume,  daher  hier  die 
am  meisten  „polyphagen"  Arten.  Die  Weibchen  bohren  sich  radiär  ins 
Holz,  so  tief,  bis  sie  einen  geeigneten  saftigen,  aber  sterilen  Nährboden 
für  ihren  Pilz  finden,  dessen  Sporen  sie  im  Kaumagen  mitgebracht 
haben  und  nun  hierhin  verpflanzen.  Die  Eier  werden  dann  entweder 
in  unregelmäfsigen  Haufen  in  eine  gemeinsame  Familien wohnung  ab- 
gelegt oder  ebenfalls  einzeln  in  nachher  mit  Genagsei  und  Pilzmyzel 
verstopfte  Nischen.  Auch  die  Larven  leben  nur  von  den  Pilzen, 
können  aber  bei  einigen  Arten  ihre  Wohnung  durch  Nagen  erweitern. 
Die  Mutterkäfer  schaffen  alle  Exkremente  und  alles  Genagsei  durch 
das  Bohrloch  hinaus ,  aus  dem  später  auch  sämtliche  Jungkäfer  die 
Wohnung  verlassen.  Ein  regelmäfsiges  Frafsbild,  wie  bei  den  Rinden- 
brütern, findet  sich  hier  selten;  es  stellt  entweder  einen  grofsen, 
gemeinsamen  Raum  dar  oder  einen  Gang  mit  seitlichen  Larven- 
kammern (Leitergang)  oder  Gabelgänge  nach  zwei  oder  drei 
Richtungen. 

Überwinterung  als  Käfer,  Puppe  oder  Larve,  oder  in  allen 
drei  Stadien.  —  Sehr  schwierig,  und  erst  bei  den  Rindenbrütern  in 
den  letzten  Jahren  in  der  Hauptsache  gelöst  ist  die  Frage  der 
Generationen.  Die  Käfer  schwärmen  im  Frühjahre  ab  („F  r  ü h  - 
Schwärmer,"  wenn  in  Februar  bis  März;  „Spätschwärmer,"  wenn 
in  April  bis  Juni),  im  Sommer  zum  Aufsuchen  neuer  Wohnbäume, 
nicht  immer  aber  zur  sofortigen  Fortpflanzung;  sie  können  auch  nur 
neue  Nahrung  suchen.  Ebenso  brauchen  die  Jungkäfer  nicht  sofort 
ihre  Puppenwiegen  zu  verlassen ;  sie  können  auch  den  Larvengang  fort- 
führen, aber  in  unregelmäfsiger  Weise,  um  sich  zu  nähren.  Denn 
manche  Arten  bedürfen  der  Nahrung  zur  vollen  Ausbildung  der 
Geschlechtsprodukte.  Dieser  Nachfrafs  kann  aber  auch  an  anderen 
Teilen  des  Mutterbaumes,  ja  selbst  an  anderen  Bäumen,  stattfinden. 
Auch  die  abgebrunsteten  Weibchen  sterben  im  allgemeinen  nicht  ab, 
sondern  können  durch  frische  Nahrungsaufnahme  neue  Geschlechts- 
produkte zur  Reife  bringen:  Regenerationsfrafs.  Wir  müssen 
daher  immer  zwischen  Ernährungs-  undBrutfrafs  unterscheiden. 
So  kommt  es ,  dafs  im  Sommer  Jung-  und  vorjährige ,  regenerierte 
Altkäfer  zur  Fortpflanzung  schreiten.  So  wird  doppelte  Generation 
viel  öfters  vorgetäuscht,  als  sie  tatsächlich  vorkommt. 

Beide  Gruppen  sind  in  hohem  Mafse  physiologisch  schädlich, 
die  Holzbrüter  auch  noch  technisch.  Durch  Erzielung  möghchst 
gesunder  Bestände  bzw.  Bäume  kann  man  ihrem  Befalle  vorbeugen; 
insbesondere  ist  alles  kränkelnde  Holz  baldigst  zu  entfernen;  Wunden 
sind,  soweit  möghch,  zu  teeren.  Reine  Bestände  sind  weit  mehr  ge- 
fährdet als  gemischte. 

Gegenmitel:  Stark  befallene  Bäume  oder  Äste  möglichst  rasch 
entfernen  und  verbrennen.    Sind  erst  einzelne  Stellen  befallen,  so  sind 


Scoh^tiden,  Borkenkäfer.  559 

sie  zu  entrinden,  zu  reinigen  und  mit  Kalkmörtel,  dem  20  ^/o  Teer  bei- 
gemengt sind,  zu  verstreichen;  auch  blofses  Einreiben  mit  Petroleum 
oder  Terpentin  kann  manchmal  genügen.  Sind  die  Bohrlöcher  noch 
ganz  frisch,  so  kann  man  jene  Flüssigkeiten  in  sie  einträufeln.  Holz- 
brüter sind  oft  durch  Verkeilen  ihrer  Fluglöcher  zu  ersticken.  Zur 
Bekämpfung  und  zur  Verhinderung  der  Eiablage  dienen  Anstriche  mit 
der  LEiNEWEBER'schen  Mischung  (Tabakslauge,  Ochsenblut,  Kalk  und 
Soda),  oder  mit  Kalkmilch,  Baummörtel,  Seife  und  Soda,  Seife  und 
Karbolsäure,  oder  Spritzen  mit  Schwefelkalkbrühe.  Von  ganz  be- 
sonderer AVichtigkeit  sind  aber  Fangbäume  oder  Fangkloben,  je  nach 
Art  des  Käfers. 

Da  die  forstschädlichen  Borkenkäfer  in  der  forstlichen  Literatur 
sehr  eingehend  behandelt  sind,  können  wir  uns  hier  hauptsächlich  auf 
die  an  landwirtschaftlichen  und  gärtnerischen  Kulturgewächsen  auf- 
tretenden beschränken. 

Phloeophagen,  Rindenbrüter. 

Hylastes  tpifolii  Müll,  (obscurus  Marsh.)  \).  Europa,  nach  der 
Mitte  vorigen  Jahrhunderts  nach  Nordamerika  verschleppt.  In  un- 
regelmäfsigen  Gängen  in  Wurzeln  von  Trifolium  -  Arten ,  Medicago 
sativa,  Ononis  natrix,  selbst  Gartenerbsen,  in  Längsgängen  zwischen 
Rinde  und  Holz  älterer  Stämme  von  Spartium  scoparium  und  Cytisus- 
Arten.  An  Botklee ,  namentlich  in  Nordamerika ,  schon  sehr  schäd- 
lich geworden.  Eiablage  gewöhnlich  in  den  "Wurzelkopf  wenigstens 
zweijähriger  Pflanzen;  die  Larven  fressen  zuerst  hier;  später  boluren 
sie  sich  abwärts ;  ihre  Gänge  sind  von  schwarzen  Krümeln  ertüllt. 
Die  befallenen  Pflanzen  gehen  gewöhnlich  ein,  schneller  bei  trockenem, 
langsamer  bei  feuchtem  Wetter,  daher  die  Schuld  oft  in  Trocken- 
heit gesucht  wird.  Generation  wahrscheinlich  einjährig;  reife  Käfer 
überwintern  in  den  Puppenwiegen,  belegen  im  nächsten  Mai  neue 
Pflanzen  mit  Eiern;  im  September  Verpuppung.  Doch  finden  sich 
den  Sommer  über  alle  Stadien,  im  Winter  Larven  und  Puppen.  Gegen- 
mittel: Kleefelder  sofort  nach  Sommerschnitt  umpflügen. 

Myelophilus  piniperda  L.,  AA/'aldg'ärtner ;  aus  Kiautschou  in 
Pinus  densiflora  und  maritima  erhalten.  Käfer  befällt  vom  20.  Juni  an 
die  Maitriebe;  am  1.  .Juli  aber  noch  Larven  und  Puppen. 

Die  beiden  Eschen-Bastkäfer,  Hylesiims  erenatus  F.  und  fraxini 
Panz.  auch  in  Syringen,  letzterer  ferner  noch  in  Ölbaum,  Juglans  nigra 
und  Apfelbaum.  —  H.  (Pteleobius)  vestitus  Muls.  et  Rey,  in  Süd- 
europa in  Ölbäumen,  Pistacien  und  Juniperusarten.  —  H.  oleiperda 
F.,  Ciron,  Taragnon-).  Li  den  Mittelmeerländern  im  Ölbaum,  vor- 
wiegend in  kränklichen  Bäumen  und  Ästen,  in  ganz  frischem  und  in 
völlig  trockenem  Holze ,  im  dicken  Stamm  und  in  fingerdicken 
Zweigen.  Doppelarmige  Wagegänge;  über  den  Frafsstellen  färbt  sich 
die  Rinde  rot  oder  graubraun.  Generation  in  der  Hauptsache  einjährig; 
Käfer  in  Mai — Juni,    aber  auch  August — Oktober.     Auch    in  Syringen, 

1)  ScHMirx,  Stett.  ent.  Zeitung,  Jahrg;.  5,  1844,  S.  389—397.  —  Eilev,  Rep. 
Commiss.  Agric.  1878,  p.  248—250,  PI.  5,  Fig.  2,  3.  —  Oecconi,  Rev.  Fatol,  veget. 
Ann.  8,  1899,  p.  160—165,  1  Tav.  —  Webster,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.  ,  Giro. 
119,  1910,  5  pp.,  4  Fig. 

'■^)  Boyer  de  Fonscolombe,  Ann.  Soc.  ent.  France,  T.  9,  1840,  p.  104—106.  — 
BuiGNON,  Mitt.  Schweiz,  ent.  Ges.,  Bd.  7,  1886,  p.  218—224,  Taf.  —  Topi,  Rend.  Accad. 
Lincei  Roma  (5),  Vol.  20,  I«  Sem.,  p.  138—141. 


570  Coleopteren,  Käfer. 

Eschen,  Liguster,  Elaeagnus-,  mehrfach  auch  in  Frankreich,  Schweiz, 
Deutschland  usw.  gefunden.  —  H.  flei  Lea  ^).  Australien.  Der  Käfer 
bohrt  sich  durch  die  Achseln  der  Blatt-  und  Endknospen  in  die  jungen 
Zweige ,  besonders  die  Endtriebe  der  Feigenbäume  ein  und  in  diesen 
abwärts,  so  dafs  sie  absterben;  auch  in  Rinde  und  Holz. 

Kissophagus  hederae  Schmitt ^j.  Südeuropa  bis  mittleres  Rhein- 
tal; Transkaspien ;  in  Efeu.  Doppelarmige  Wagegänge;  in  starken 
Stämmen  ganz  im  Baste,  bei  schwachen  den  Splint  nur  oberflächlich 
angreifend.  Zwei  Generationen ;  Flugzeit  April — Mai,  Ende  August  bis 
Oktober.—  K.  fasciatusHaged.  Deutsch- Ostafrika;  in Khajasenegalensis, 

Phloeosinus  Aubei  Perr.  (bicolor  Bed.)^)  und  Ihujae  Perr. ^) 
brüten  in  Cypressen,  Thujen  und  Wacholder  in  den  Mittelmeerländern, 
ersterer  auch  in  Österreich  und  Deutschland.  Von  einer  Rammel- 
kammer aus  gehen  Lotgänge  nach  oben  und  unten.  Zwei  bis  drei 
Generationen  im  Jahre  im  Süden,  eine  im  Norden.  Käfer  und  Larven 
überwintern.     Vorwiegend  in  den  unteren  Stammteilen. 

Liparthrum  mori  Aube.     Südeuropa,  in  Morus  alba. 

Hypoborus  Ileus  Erichs.  •^).  In  den  Mittelmeerländern  der  schlimmste 
Feind  der  Feigenbäume ,  vorwiegend  in  geschwächten  Bäumen  bzw. 
Zweigen,  da  ihm  sonst  der  Milchsaft  gefährlich  würde.  Quergänge; 
besonders  in  dünneren  Zweigen.  Brütet  auch  in  abgebrochenem  Holze. 
Zwei  bis  drei  Generationen. 

Phloeotribus  liminaris  Harr.  Peach-tree  bark - beetle *^).  Nord- 
amerika, erst  in  den  letzten  Jahren  in  Ohio  von  einem  verwilderten 
Obstgarten  aus  schädlich  geworden.  Wagegang,  am  vorderen  Ende  ge- 
gabelt, mit  Bohrmehl  gefüllt,  wird  vom  Weibchen  nach  wiederholten 
Begattungen  verlängert.  Nahrungsfrafs  im  Frühjahre  an  ganz  gesunden 
Bäumen,  die  dadurch  geschwächt  und  so  schliefslich  für  Brutfrafs  ge- 
eignet werden.  Zwei  Generationen;  Käfer  der  zweiten  überwintern  in 
besonderen  Gängen  in  der  Rinde  gesunder  Bäume ,  nur  die  Spätlinge 
in  den  Puppenwiegen.  Aus  den  Bohrlöchern  fliefst  Saft  aus,  aus  einem 
Baume  in  einem  Sommer  bis  12  und  mehr  Liter.  Die  Auswürfe  aus 
den  Bohrlöchern  werden  durch  feine ,  anscheinend  seidenartige  Fäden 
zusammengehalten,  die  von  beiden  Geschlechtern  ausgeschieden  werden. 
Auch  in  wilden  Kirschbäumen.  —  Phl.  puneticoUis  Chap.  ^).  Süd- 
amerika, in  Hevea;  doppelarmiger  Wagegang  mit  kurzen  Larvengängen; 
Puppenwiege  in  Rinde. 

Phl.  (scarabaeoides  Bern.)  oleae  F.  Ölbaum -Borkenkäfer,  Nei- 
roun^).      Mittelmeerländer;    sehr    schädlich.       Befällt    namentlich    die 


J)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  10,  1899,  p.  268—269,  1  PL  (hier 
fälschlich  H.  porcotus  Chap.  genannt).  —  Lea,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales,  Vol.  29, 
1904,  p.  103  -  104,  PI.  4  Fig.  15. 

-)  Eggkrs,  Nat.  Zeitschr.  Land-Forstwirtsch.  Bd.  4,  1906,  S.  287—288. 

3)  Perris,  Bull.  Soc.  ent.  France  1855,  p.  78.  —  Leuxaudi,  Bull.  Ent.  agr.  Patol. 
veget.,  T.  5,  1898,  p.  81—83. 

*)  Perris,  1.  c.  p.  77—78.  —  Nördlinger,  Nachträge  usw.,  1856.  S.  37—38,  1  Fig. 
a,uf  Taf.  —  TdRKA,  Nat.  Zeitschr.  Land-Forstwirtsch.,  Bd.  4, 1906,  S.  400— 403,  3  Figg. 

^)  Barbey,  Feuille  jeun.  Natural,  T.  36,  1906,  p.  93—96.  1  PI. 

6)  Felt,  Mem.  8,  N.  York.  St.  Mus.,  Vol.  2,  1906,  p.  452,  Fig.  107.  —  Wilson, 
U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  68,  1909,  p.  91—108,  PL  10—11,  Fig.  18—20.  — 
SwAiNE,  40.  ßep.  ent.  Soc.  Ontario,  1910,  p.  58—63,  10  Fgs. 

''J  Hagedorn,  Eev.  zool.  Afric.  Vol.  1,  1912,  p.  337,  PL  18  Fig.  1—2;  Textfig.  1. 

8)  BoiGNON,  1.  c.  p.  224-225,  Fig.  auf  Taf.  —  dk  Seabra,  Bull.  Soc.  Portug.  Sc. 
nat.  VoL  1,  1908,  p.  184—187,  PL  10  Fig.  1—3.  —  Riviere,  Bull.  Soc.  Nation.  Accli- 
mat.  France  Ann.  58,  1911,  p.  304.  —  Ton,  1.  c.  p.  52—56. 


Scolytiden,  Borkenkäfer.  57]^ 

dünnsten  Zweige,  wie  junge,  grüne  Triebe,  Blütenzweige,  in  denen  er 
seine  doppelarmigen  Wagegänge  bohrt,  wodurch  sie  absterben-  so  wird 
die  ganze  Fruchtbildung  unterbunden.  Hier  auch  Überwinterungs- 
zellen.  Die  befallenen  Zweige  brechen  ab,  in  den  abgebrochenen  ent- 
wickelt sich  die  Larve  weiter.  Zwei  Generationen.  Gegenmittel : 
Von  Juli  ab  wiederholt  Zweige  mit  glatter  Rinde  abbrechen  und  als 
Fangzweige  aut  Erde  legen;  nach  3 — 4  Wochen  verbrennen. 

Polygraphus  grandielava  Thoms.  ^).  Europa;  in  Kirsche.  Zwei- 
bis  vierarmige  Sterngänge  mit  Rammelkammer ,  stark  in  Splint  ein- 
greifend. Larvengänge  mehr  im  Baste,  nur  oberflächlich  den  Splint 
angreifend. 

Cryphalus  Er. 

Cr.  abietis  Ratz.  Europa,  in  Fichte.  Eine  nov.  var.  (Hagedorn 
in  litt.),  Kiautschou,  in  Pinus  densiflora;   Flugzeit  Juli. 

Cr,  (Ernoporus)  jalappae  Letzn. ^).  Mexico,  Südamerika,  in 
Jalappa  -Wurzeln ,  öfters  nach  Europa  verschleppt.  Das  Bohrmehl 
der  Käfer  bzw.  Larven  soll  wirksamer  sein   als   die  gepulverte  Wurzel. 

Cr.  (Stephanoderes)  areecae  Horn^).  Ostindien,  Guinea,  Neu- 
Caledonien,  in  Betelnüssen. 

Cr.  (St.)  coileae  Haged.*).  Ost-  und  Westafrika,  Java ;  in  Kaffee- 
bohnen. Die  Käfer  dringen  in  die  noch  ganz  jungen  Kirschen  von 
oben  oder  der  Seite  aus  ein  und  in  die  Bohnen;  häufig  wird  dabei 
der  Stiel  durchbohrt,  so  dafs  die  Frucht  abfällt.  Mutterkäfer  und 
Larven  in  grofsen  Höhlungen.  Entwicklung  44—58  Tage  (Larve  21 — 28), 
die  Jungkäfer  fliegen  erst  nach  völliger  Geschlechtsreife  aus.  Alle 
Sorten,  auch  ältere  Früchte,  werden  befallen.  —  Bekämpfung:  Früchte 
pflücken,  in  bedeckten  Gefäfsen  in  die  Gärungsbottiche  bringen,  hier 
12  Stunden  lang  lU — 15  cm  hoch  mit  Wasser  bedecken,  dem  etwas  Seife 
oder  Kalk  beigefügt  ist.  Dadurch  bildet  sich  auf  seiner  Oberfläche 
ein  Häutchen ,  das  den  auskriechenden  Käfern  die  Poren  verstopft. 
Leicht  in  den  Kirschen  verschleppbar,  —  Ebenso  lebt  wohl  Cr.  (St.) 
Hampei  Ferr.,  der  wiederholt  in  Kafieebohnen  in  Europa  gefunden 
wurde  (aus  den  Antillen  oder  Java?).  —  Cr.  (St.)  Aulmanni  Haged.^); 
Ostafrika,  an  Kaffee ;  Biologie  unbekannt.  —  Cr,  (St,)  eongfonus  Haged. 
und  heveae  Haged.,  Belgischer  Kongo,  aus  Hevea*').  Desgl.  Cr. 
(Hypotheiiemus)  lubereulosus  Haged. 

Cr.  (St.)  hispldulus  Lee.  Nordamerika,  in  Apfel-  und  Citrus- 
bäumen. 

Cr,  eruditus  Westw.'').  Nordamerika,  Guinea,  Sandwich-Inseln, 
Neu-Caledonien,  Westindien.     In  Blättern  von  Zuckerrohr,  die,  solange 


')  Eggers,  1.  c.  p.  289. 

'■2)  Hagedorn,  Nat.  Zeitschr.  Land-Forstwirtsch.  Bd.  1,  1903,  S.  173.  —  Schwarz, 
Proc.  ent.  Soc.  Washington  Vol.  4,  1901,  p.  432. 

3)  HuKN-r.NG,  Stettin,  ent.  Zeitg.  Bd.  3,  1842,  S.  115—117. 

*)  ?,  Ind.  Mercuur,  2.  Nov.  1909,  p.  844.  —  Gowdev,  Uganda  agr.  Dept.,  Entom. 
Leafl.  I,  1909.  —  van  der  Weei.e,  Bull.  Dept.  Agric  Ind.  Neerl.  No.  35,  1910,  p.  1-6, 
1  Taf.  (fälschlich  Xyleborus  coff'eivorus  n.  sp.  genannt).  —  Hagedorn,  Ent.  Blatt.  Bd.  6, 
1910,  S.  1—4;  Bd.  8,  1912,  S.  45.  —  Morstatt,  Schädl.  Krankh.  Kaffeeb.  Ostafr.,  1912, 
S.  60-62,  Taf.  13  Fig.  65. 

5)  Hagedorn,  1.  c.  Jahrg.  8,  1912,  S.  41—42,  Fig.  6.  —  Aulmann,  Fauna  deutsch. 
Kolon.  E.  5,  Hft.  2,  S.  65—66  (fälschlich  Xyleborus  A.  genannt). 

6)  Hagedorn,  Rev.  zool.  Afric,  Vol.  I,   1912,  p.  337—340,  Fig.  2-4. 
^)  Blandford,  Ins.  Life,  Vol  6,  1894,  p.  261—264. 


572  Coleopteren,  Käfer. 

sie  noch  eingerollt  sind,  quer  durchbohrt  werden,  so  dafs  sie  nach 
dem  Aufrollen  eine  Reihe  Löcher  aufweisen.  Wird  die  Mittelrippe 
erreicht,  so  wird  darin  eine  unregelmäfsige  Brutkammer  angelegt. 
Schaden  nur  in  letzterem  Falle,  Von  Preuss  in  Baumwollstauden  in 
Togo  gefunden.  Normal  in  trockenen  Stoffen  (Betel,  Büchereinbänden, 
trockenem  Holze  von  Orange  und  Eebe). 

Cp.  (Cryparthrum)  Walkeri  Bldf.\),  Damma-Inseln,  in  Urostigma, 
einer  Verwandten  von  Ficus. 

Ips  einehonae  Veen,  Java;  Gränge  im  Bast  von  Cinchona;  sehr 
schädlich  ^ ). 

Dryocoetes  coryli  Perr.  ^).  Europa ,  in  Haselstauden  und  Reisig 
von  Hainbuchen,  nur  in  frisch  (durch  Frost)  getöteten  Zweigen;  drei- 
bis  fünfarmige  Sterngänge  mit  Rammelkammer,  ebenso  wie  die  Larven- 
gänge tief  das  Holz  furchend. 

Coccotrypes  daetyliperda  F.*).  Tropisches  Afrika,  Ostindien; 
in  Dattelkernen  und  Betelnüssen;  in  Deutsch-Ostafrika  nach  Hagedorn 
in  Steinnüssen  (Hyphaene)  sie  nach  allen  Richtungen  zerwühlend ;  wird 
in  ihnen  leicht  verschleppt.  —  C.  Eggrersi  Haged.  ^),  in  Steinnüssen 
(Phytelephas  macrocarpa)  aus  Guayaquil.  —  C.  granieeps  Eichh. *^) 
Japan;  auf  den  Philippinen  in  Kakao.  —  C.  eardamomi  Schauf.  in 
Cardamom-Samen  aus  Ceylon. 

Ctonoxylon  amanieum  Haged. '^).  Deutsch-Ostafrika,  in  Kaffee; 
Biologie  unbekannt. 

Eccoptogaster  Hbst.  (Scolytus  Geoffr.). 

E.  (Sc.)  earplni  Ratz.  In  Hainbuche;  von  Pomerantzew^)  im 
Gouvernement  Cherson  auch  in  Haselnufs  beobachtet;  sehr  kurze  quere 
Mutter-,  sehr  lange  senkrechte  Larvengänge. 

E.  (Sc.)  amyg'dali  Guer.  ^).  Mittelmeerländer,  in  Mandel-  und 
Aprikosenbäumen,  sehr  schädlich,  da  ganz  gesunde  Bäume  befallen 
werden,  die  von  den  Zweigen  aus  absterben.  Muttergang  sehr  ähnlich 
dem  von  £.  ruguJosus-^  jederseits  70 — 80  Larvengänge,  die  zuerst  in 
tieferen  Schichten  der  Rinde ,  später  oberflächlicher  verlaufen.  Be- 
fallene Mandelbäume  kappen ;  sie  schlagen  neue  Triebe  aus,  die  bereits 
in  drei  Jahren  wieder  tragen.  —  E.  (Sc.)  assimills  Boh.  In  Argentinien 
den  Pfirsichbäumen  sehr  schädlich;  sehr  ähnlich  E.  rugulosus.  —  E. 
intrieatus  Ratz.  Eichen- Splintkäfer;  heterophag;  auch  in  Castanea 
vesca.  Nur  2  cm  lange  quere  oder  schräge  Muttergänge;  Larvengänge 
senkrecht,  sehr  lang,  in  Splint  eingreifend. 

E.  (Sc.)  mali  Bechst.  (pruni  Ratz.),  grofser  oder  glänzender 
Obstbaum-Splintkäfer  1");    E.  (Sc.)  rugulosus  Ratz.,  kleiner  oder 

1)  Hagkd.ihn,  1.  c.  p.  341. 

2)  KoNiNGSBERGEK,  Bull.  6,  Dept.  Landbouw,  1908,  p.  77. 

3)  LixiJEMANN,  Deutsche  ent.  Zeitschr.,  Bd.  2.5,  1881,  S.  238. 

*)   HuRNING,    1.    C. 

6)  HACiEGuKN,  Allgem.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  9,  1904,  S.  447—452,  12  Figg. 
6)  Stkohmeyer,  Philipp.  Journ.  Sc,  D,  Vol.  6,  1911,  p.  21—22. 
^)  AuLMANv,  1.  c.  p.  65-66.  —  Hagedorn,  1.  c.  p.  42—43,  Fig.  7. 

8)  Horae  Soc.  ent.  Ross.  T.  36,  1903,  p.  118—124,  Tai  I  (russisch). 

9)  LiNDEMAN,  Bull.  Soc.  Imp.  Nat.  Moscou  N.  S.  I,  1887,  p.  197—199.  —  Accardi, 
Catt.  amb.  Agric.  Prov.  Girgenti,  Mayo  1911. 

10)  BuDDEiiERG,  Jahrbb.  Nassau.  Ver.  Naturkde.,  Bd.  38,  1885,  S.  91—94.  —  Hage- 
uoRN,  Prakt.  Ratg.  Obst- Gartenbau  1910,  S.  469—471,  4  Fig. 


Scolytiden,  Borkenkäfer.  573 

runzeligrer  Obstbaum-Splintkärer  ^).  Europa ,  letzterer  auch  nach 
Nordamerika  verschleppt,  hier  von  Canada  bis  Texas;  in  fast  allem 
Stein-  und  Kernobste,  Ebereschen,  Weifsdorn,  Eschen,  Reben  usw., 
ersterer  auch  in  Ulmus  effusa,  letzterer  in  Amelanchier- Arten ;  oft  beide 
Arten  zusammen  auf  einem  Baume.  Kränkliche  Bäume  werden  vor- 
gezogen, einmal  angegangene  und  geschwächte  Bäume  immer  wieder 
befallen;  Sonnenbrandstellen,  Ränder  von  Krebs-,  Schnitt- usw- Wunden, 
frostbeschädigte  Zweige  usw.  sind  besonders  gefährdet;  in  Amerika 
hat  das  Vordringen  der  San  Jose-Schildlaus  bzw.  die  durch  sie  hervor- 
gerufene Schwächung  der  Obstbäume  rugulosus  sehr  begünstigt;  die 
Sonnenseite  der  Bäume  wird  mehr  befallen  als  die  Schattenseite,  offenbar, 
weil  dort  die  Rinde  mehr  ausgetrocknet  wird.  Die  Larven  können  sich 
in  absterbendem  bzw.  durch  sie  oder  durch  Frost  ^)  abgetötetem  Holze 
fertig  entwickeln.  Dünne  Zweige  werden  ebenso  angegangen  wie  der 
Stamm;  im  Frühjahre  bohren  sich  die  Käfer  sogar  in  ganz  junge,  be- 
blätterte Triebe  ein  oder  in  die  Polster  der  Blattknospen  (Nahrungs- 
frafs  ?).  Pflaumen  und  Apfel  sind  am  meisten  bedroht.  —  Larven  über- 
wintern; die  Käfer  schwärmen  ziemlich  spät,  bei  uns  nicht  vor  Ende 
Mai,  in  Südeuropa  früher,  in  Amerika  schon  im  April.  Muttergang 
senkrecht,  bei  mali  mit  Erweiterung  beginnend  und  5 — 12  cm  lang,  bei 
rugulosus  ohne  solche,  in  Europa  1,5 — 3  cm,  in  Amerika  8^/4 — 5  cm 
lang;  bei  mali  jederseits  25 — 40  den  Splint  schwach  angreifende  Larven- 
gänge, bei  rugulosus  in  Europa  12 — 20,  in  Amerika  bis  40,  tief  in  den 
Splint  eingreifend.  Puppenwiege  bei  mali  nur  halb,  bei  rugulosus  ganz 
im  Splinte.  In  Europa  ein  bis  zwei  Generationen  (Käfer  wieder  im 
August),  in  Amerika  zwei  bis  vier  (fünf).  Ganze  Entwicklung  bei  uns 
11—12,  in  Amerika  4 — 6  (8)  "Wochen.  Befallene  Bäume  vertrocknen 
meist  von  der  Krone  aus ;  bei  Steinobst  Gummifluls  aus  Bohrlöchern. 
Hymenopteren-Parasiten  töten  oft  mehr  als  die  Hälfte  der  Larven 
(wenigstens  bei  rugulosus).  Wertlose  Bäume  (Wildlinge  in  Baumschulen) 
können  vor  Ende  Winters  nahe  der  Erde  geringelt  werden  und  bis  in 
Juli  als  Fangbäume  stehen  bleiben. 

Xyleborinen,  Holzbrüter,  Ambrosiakäfer. 

Xyleborus  alfinis  Eichh.  [pubescens  Zimm.^)].  Ganz  Amerika, 
Kamerun,  Mauritius,  Ostafrika,  Hawaii.  Polyphag  in  Manihot  Glaziovii, 
Hevea,  Castilloa,  Eiche,  Orange,  Ahorn,  Trema  guineensis  usw.  Mehr- 
fach gegabelte  Gänge.  Von  Kautschukbäumen  werden  besonders 
solche  befallen,  die  durch  öfteres  Anzapfen  geschwächt  sind.  — 
X.  eamphorae  Haged.  ^). ,  Mauritius,  in  Kampferbäumen.  —  X.  per- 
l'orans  Woll. ^).     Kosmopolitisch   in   den  Tropen  und  Subtropen,  sehr 


1)  Smith,  J.  B.,  Rep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1894,  p.  565—572,  fig.42— 47.  — 
Ohittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent. ,  Circ.  29,  2d  Ser.,  1898,  8  pp.,  4  figs.  — 
Lowe,  N.  York  Exp.  Stat.,  Bull.  180,  1900,  p.  122—128,  PL  4,  5,  fig.  2.  —  Hagedorn, 
1.  c.  —  SwAiNE,  40.  Rep.  ent.  Soc.  Ontario,  1910,  p.  58—63,  10  figs. 

2)  Sajo,  111.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  1,  1896,  S.  396. 

3)  Br,ANDFORD,  Kew  Bull.  1892,  p.  153—178,  PL  Fig.  0  part.  —  Cl'krie,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  53,  1905,  p.  7.  —  Hagedorn,  Deutsch,  ent.  Zeitschr., 
1907,  p.  261. 

*)  Hagedorn,  1.  c.  1908,  p.  378. 

^)  CofEs,  Ind.  Mus.  Not.  VoL  3,  1893,  p.  101—102,  Fig.—  ZEHxrNEu,  Arch.  Java- 
Suikerind.  Afd.  9,  1900,  p.  1—21,  tab.  1.  —  Stebbing,  Dept.  Not.  Insects  äff.  Forest., 
Vol.  3,  1906,  p.  406—408,  PL  22  Fig.  7.  —  van  Deveni'er,  Dierl.  Vijand.  Suikerriet, 
Amsterdam  1906,  p.  60—66,  PL  8. 


574  Coleopteren,  Käfer. 

polyphag  in  Hölzern  und  weichen  Pflanzen,  auch  in  Abfall;  vielfach 
schädlich  dadurch ,  dafs  er  die  Spunde  bzw.  Korke  in  Wein- ,  Rum- 
und  Bierfässern  bzw.  Flaschen  durchbohrt.  Am  meisten  schädlich 
in  Zuckerrohr  in  Westindien,  minder  in  Java.  Die  Käfer  bohren  sich 
vorwiegend  unter  den  Blattscheiden  in  die  Knoten  ein  und  von  hier 
aus  in  der  Wand  der  Halme  sowohl  wage-  wie  senkrecht  weiter.  Bei 
starkem  Befalle  geht  das  Rohr  ein.  Das  Weibchen  legt  70 — -100  Eier; 
die  ganze  Entwicklung  beträgt  in  Westindien  G  Wochen,  in  Java  IG  bis 
18  Tage.  Gesundes  Rohr  bleibt  verschont;  nur  solches,  das  durch 
Pilzkrankheiten,  Bohrraupen  oder  gröfsere  Käferlarven  {SphcnopJiorus 
sericeus)  geschwächt  ist.  wird  befallen.  Gegenmittel:  Befallenes  Rohr 
sofort  verbrennen  oder  vermählen ;  allen  Abfall  vernichten ;  nur  gesunde 
Stecklinge  pflanzen;  gute  Kultur.  —  Ferner  noch  in  Kakao,  Shorea 
robusta  (Indien),  Chlorophora  excelsa  (Deutsch- Ostafrika)  und  in  Stein- 
nüssen aus  Guajaquil;  auch  bei  Bäumen  nur  in  nicht  gesundem  oder 
risch  gefälltem  Holz.  —  Die  var.  philippinensis  Eichh.  ^)  auf  den 
Philippinen  in  Kokosnufs. 

X.  eolf  eae  Wurth.  Boeboek  ^).  Java,  Tonkin.  Vorzugsweise  in 
Cofifea  robusta;  ferner  in  Erythrina  lithosperma,  Melia  azedarach,  Kakao, 
Cinchona  ledgeriana.  Vorwiegend  in  dünnen  Zweigen.  Das  Bohrloch 
führt  geradeswegs  in  das  Mark,  hier  die  Brutröhre  je  IV2  cm  auf-  und 
abwärts.  Ist  der  Zweig  dicker,  so  ist  die  Brutröhre  kürzer,  aber  breiter, 
unregelmäfsig.  Ein  Weibchen  erzeugt  in  jedem  Gang  50 — 70  Nach- 
kommen. In  zwei  1,70  m  hohen  Kaffeebäumchen  wurden  158  bzw. 
179  Bohrlöcher  gezählt.  An  den  befallenen  Zweigen  welkt  zuerst  das 
Laub,  hängt  herab  und  vertrocknet;  stirbt  der  Zweig  nicht  ganz  ab, 
so  wird  er  meist  vom  Winde  gebrochen.  Schaden  sehr  bedeutend, 
um  so  mehr,  als  gesunde  Bäume  vorgezogen  werden.  Gegenmittel 
kaum  durchführbar;  dichter  Schatten  schützt  die  jungen  Bäumchen  vor 
BefaU;  ältere  werden  weniger  angegangen.  —  X.  Morstatti  Haged.  ^). 
Wie  voriger,  in  Deutsch- Ostafrika,  nur  in  Bukoba-KafFee  und  Coffea 
stenophylla.  Die  befallenen  Zweige  und  ein  Teil  der  anhängenden 
Kirschen  werden  schwarz.  In  der  Regel  nur  ein  Brutgang  in  einem  Inter- 
nodium. Erkranktes  Holz  wird  bevorzugt.  Befall  am  stärksten  in  der 
Nähe  des  AValdes  und  in  den  oberen  Teilen  der  Kaffeebäume.  Da 
Anfang  Oktober  die  Käfer  entwickelt  sind,  müssen  die  befallenen  Zweige 
vorher  entfernt  werden. 

X.  dispar  F.  Ung-leleher  Holzbohrer^).  Europa;  nach  Nord- 
amerika verschleppt.  Sehr  polyphag;  in  fast  allen  Laubhölzern,  auch 
Reben,  Rosen  und  in  einigen  Nadelhölzern  (Kiefer,  Thuja).    Lieblings- 


1)  Strohmevki!,  Philipp.  Journ.  Sc,  D,  Vol.  6,  1911,  p.  25. 

2)  WiKTH,  Meded.  allg.  Proefstat.  Salatiga  (2),  Nr.  3,  1908,  p.  63—78,  1  PI., 
2  Fig.;  Cultuurgids,  2.  Ged.,  Afl.  -5,  1910.  —  March.\l,  Journ.  Agric.  trop.,  Annee  9, 
1909,  p.  227— '2-28.  —  Dipout,  ibid.  p.  282—283.  —  Gowdky,  Uganda  agr.  Dept.,  Leafl.  1, 
1909.  —  H.vGEDORN-,  Ent.  Blatt.  Bd.  8,  1912,  S.  36—41,  Fig.  2. 

3)  Z1M.MERMANN,  Med.  s' Lands  i?»lantent.  44,  1901,  p.  95—97,  Fig.  48—50,  PL  6 
Fig.  5.  —  MuRSTATT,  Pflanzer,  Jahrg.  7,  1911,  S.  382—386,  Fig.  1—4.  —  Hagedorn, 
1.  c.  Fig.  3,  4.  —  MoR.sTATT,  Schädl.  Krankh.  Kaffeeb.  Ostafr.,  1912,  p.  57—60, 
Taf.  13  Fig.  64. 

*)  Bellevoye,  Bull.  Sog.  Etud.  Sc.  nat.  Reim.s,  Ann.  8,  1898,  p.  162—177,  Figs. — 
SwAiNE,  1.  c.  p.  58 — 59,  Fig.  3,  9,  10.  —  Ihssen,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau  u.  Pflanzen- 
schutz, Jahrg.  5,  1908,  S.  14—18,  2  Fig.  —  Necjer,  Nat.  Zeitschr.  Forst-Landwirtsch., 
Bd.  7,  1909,  S.  407—413,  3  Fig.  —  Noel,  Naturaliste  T.  31,  1909,  p.  109—110.  —  Hage- 
dorn, Prakt.  Eatg.  Obst-Gartenbau  1910,  S.  148—150,  3  Fig. 


Scolj^tiden,  Borkenkäfer.  575 

bäume:  Eiche,  Buche,  Obstbäume.  Bevorzugt  ganz  entschieden  saft- 
armes Holz,  daher  mit  Vorhebe  in  frisch  geschlagenem;  im  Not- 
falle wird  aber  auch  ganz  gesundes,  namentlich  junges  von  Heister- 
stärke angegangen.  Die  Käfer  überwintern  in  den  Brutgängen.  Im 
Frühjahre  bohrt  das  Weibchen  zuerst  radiär  in  das  Holz,  je  nach 
dessen  Dicke  verschieden  tief,  dann  horizontal,  den  Jahresringen 
folgend,  längere  Brutröhren  erster  Ordnung  und  von  diesen 
senkrecht  nach  oben  und  unten  1  —  2  cm  lange  Brutröhren  zweiter 
Ordnung.  Alle  Röhren  gleich  weit,  walzenförmig,  der  Dicke  des 
Mutterkäfers  entsprechend.  In  ihnen  die  30 — 40  Eier,  Larven,  von 
der  Ambrosia  lebend,  mid  Puppen.  Die  fertigen  Jungkäfer  liegen  zu- 
erst wie  Schrotkörner  hintereinander,  bevor  sie  alle  zu  dem  einen 
Bohrloch  ausfliegen.  Eiablage  zieht  sich  bis  in  Juni  hin;  daher  ge- 
wöhnlich verschieden  alte  Larven  zusammen.  Wahrscheinlich  beginnen 
aber  bereits  im  Juli  die  ersten  fertig  gewordenen  Käfer  mit  der  Ei- 
ablage, so  dafs  sich  also  zwei  Generationen  folgen ;  die  Käfer  der  letzten 
überwintern  in  den  Brutrölnren.  —  Aus  den  Bohrlöchern  starker  Saft- 
fluls ,  der  die  Bäume  schwächt  und  so  weiterem  Befalle  vorarbeitet, 
bis  sie  ganz  eingehen.  An  schwächeren  Stämmchen  können  die  Brut- 
röhren erster  Ordnung  sich  kreisförmig  zusammenschliefsen ,  so  dafs 
sie  hier  bei  stärkerem  Winde  wie  Glas  brechen.  — •  Gegenmittel:  Von 
April  an  bis  August  alle  4  Wochen  frisch  geschlagene  Eichenpfähle 
mit  unterem  Ende  in  Erde  eingraben,  als  Fangbäume.  —  X.  solid us 
Eichh.  ^)  Australien,  in  Stamm  und  Ästen  von  Obstbäumen. 

X.  fopnicatus  Eichh. ^j.  Ceylon,  Java,  Indien;  an  Tee,  Kaffee 
und  Kakao  •,  im  Marke  junger  Zweige  und  im  Holze  alter  Stämme. 
In  ersterem  bohrt  der  Käfer  zuerst  einen  senkrechten  Gang  abwärts, 
dann  einen  horizontalen  Ringelgang.  Während  Green  den  Schaden 
sehr  gering  einschätzt,  ist  er  nach  den  anderen  Autoren  sehr  bedeutend; 
ganze  Pflanzungen  sollen  aussehen,  wie  von  Feuer  versengt.  Ausputzen 
der  Bäume.  Räucherung  mit  Grevillea- Blättern  soll  den  Käfer  vertreiben. 
Einführung  von  Clerus  formicarins  glückte  zwar  mit  den  Larven,  doch 
waren  diese  zu  grofs  für  die  kleinen  Bohrlöcher  des  Käfers.  Auch  in 
Grevillea-,  Albizzia-  und  trockenen  Hevea-Zweigen.  —  Befallene  Zweige 
brechen  häufig  im  Winde  ab ;  in  den  abgebrochenen  entwickelt  sich  die 
Larve  weiter  zum  Käfer. 

In  Kakao  leben  ferner  noch:  X.  maneus  Bldfd. '^j  und  diseolor 
Bldfd.^)  in  dünneren  Zweigen,  X.  semigranosus  Bldfd.  *)  im  Stamme; 
alle  drei  in  Ceylon;  X.  erenatus  Haged.  und  eonfusus  Eichh.^),  Kongo  ; 
letzterer  auch  in  Neu-Guinea;  X.  destruens  Bldfd.^)  in  Gilolo  und 
Java;  sehr  schädlich. 

1)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  11,  1900,  p.  640-642;  Vol.  14,  1903, 
p.  415-416,  PI.  Fig.  2. 

•■^)  Blandford,  Trans,  ent.  Soc.  London  1896,  p.  213— 214;  1898,  p.  225.  — 
Zimmermann,  1.  c.  p.  94-95,  PI.  6  Fig.  6 — 8.  —  Watt  a.  Mann  ,  Pests  and  olights  of 
tea  plant,  2d  ed.,  Calcutta  1903,  p.  174—177,  PI.  IV  Nr.  2.  —  Barlow,  Ind.  Mus. 
Not.  Vol.  4,  1900,  p.  57—58,  PL  5  Fig.  2.  —  Bernard,  Journ.  Agric.  trop.  8,  1908, 
p.  256;  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland,  Bull.  23,  1909,  p.  17—18.  —  (Green),  Eep.  R. 
botan.  Gard.  Ceylon  1909,  p.  5-6;  Trop.  Agric.  Vol.  34,  1910,  p.  121;  Vol.  37,  1911, 
p.  129-130. 

^)  Blandford,  Trans,  ent.  Soc.  London,  1898,  p.  425. 
.   *)  Blandfori-,  ibid.  1896,  p.  211—212;  1898,  p.  424 

^)  AüLMANN,  Fauna  deutsch.  Kolon.,  E.  5,  Hft.  3,  1912,  S.  34—35. 

6)  Blandford,  1.  c.  1896,  p.  221—222. 


57G  Coelopteren,  Käfer. 

X.  morigrerus  Bldfd.  ^).  Neu  -  Guinea ,  Mauritius ;  häufig  mit 
Orchideen,  besonders  Dendrobium-Arten,  nach  Europa  verschleppt,  wo 
er  sich  in  Warmhäusern  weiter  entwickelt.  Längsgänge  bzw.  Brut- 
kammern in  Bulben ,  Luftwurzeln  und  Stämmen.  Um  die  Bohrlöcher 
und  Gänge  färbt  sich  das  Gewebe  dunkel  und  wird  weich. 

X.  (xylographus  Say)  Saxeseni  Ratz.  ^j.  Europa,  Canaren,  Nord- 
amerika, Japan  •  sehr  polyphag  in  Laubhölzern,  besonders  Obstbäumen ; 
auch  in  Kiefer  und  Fichte.  Der  radiär  ins  Holz  gehende  Bohrgang  endet 
in  einer  senkrechten,  dem  weichen  Teile  eines  Jahresringes  folgenden, 
blattartigen  Kammer  von  wenigen  Zentimetern  Höhe  und  Breite  und 
der  Gröl'se  der  Käfer  und  Larven  entsprechender  Dicke.  Nicht  selten 
geht  von  hier  ein  neuer  Gang  ins  Innere  des  Stammes ,  der  wieder  in 
einer  solchen  Brutkammer  enden  kann;  selbst  eine  dritte  kann  noch 
angelegt  werden.  In  diesen  Bruträumen  den  ganzen  Sommer  über  alle 
Stadien  durcheinander,  im  Winter  Jungkäfer  und  Larven ;  ein  Zipfel  dient 
oft  als  Totenkammer.  Die  Wände  nicht  schwarz ,  sondern  nur  braun. 
Schwärmzeit  von  Ende  Mai  bis  August;  wahrscheinlich  zwei  Brüten. 
Kränkelndes  Holz  entschieden  bevorzugt.  Larven  helfen  die  Brut- 
kammer vergröfsern  und  verzehren  das  abgenagte  Holz.  Als  Gegen- 
mittel nach  Bremner  allein  Räuchern  mit  Blausäure  im  Winter  oder 
Verbrennen  der  befallenen  Bäume  wirksam. 

X.  dryographus  Ratz,  und  monographus  F.  Europa,  heterophag; 
auch  in  Castanea  vesca.  Bei  ersterem  die  Eingangsröhre  gerade,  bis 
15  cm  lang,  die  Brutarme  gerade,  schräg  die  Jahresringe  kreuzend;  bei 
letzterem  Eingangsröhre  häufig  geschwungen,  1 — 2,  aber  auch  bis  8  cm 
lang;  auch  Brutröhren  mehr  oder  weniger  geschwungen. 

Aus  Kautschuk^)  sind  bis  jetzt  bekannt:  X.  eognatus  Bldfd. 
aus  Hevea  von  Ceylon,  X.  eonlusus  Eichh.  in  Hevea  von  Kamerun, 
Manihot  von  Kongo ;  letztere  Art  noch  bekannt  aus :  ganz  Amerika, 
Sandwich  Liseln,  Madagaskar,  Ostafrika,  Seychellen.  X.  spathipennis 
Eichh.  var.  Ohausi  Haged.  aus  Castilloa  von  Ecuador.  X.  ambasius 
Haged.  und  eamerunus  Haged.  in  Hevea  von  Kamerun. 

X.  l'useatus  Eichh.  und  pubescens  Zimm.'*).  Nordamerika; 
ersterer  auch  Guatemala  und  Columbien,  in  Juglans  cinerea,  Eichen, 
Castanea,  Magnolie ,  Kirsche ,  Robinie ,  Orange ,  selbst  Nadelhölzern, 
vorwiegend  in  frisch  getötetem,  aber  auch  in  gesundem  Holze. 

X.  (Eurydaetylus)  sexspinosus  Motsch.^).  Kamerun,  Deutsch- 
Ostalrika  (Kopal),  Java,  Sumatra,  Ceylon,  Birma,  Philippinen ;  in  Kaffee, 


1)  Chobai-t,  Ann.  Soc.  ent.  France  T.  06,  1897,  p.  261—264.  —  Jovxrn.  Board 
Agric.  London,  Vol.  4,  1898,  p.  474—476,  4  Figs.;  Übersetz,  ins  Holland.:  Staes, 
Tijdschr.  Piantenz.  D.  4,  1898,  p.  93-97,  1  Fig. 

2)  Hopkins,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  7,  N.  S.,  1897,  p.  24—26,  flg. 
21—23;  Canad.  Ent.,  Vol.  30,  1898,  p.  11—29,  2  Pls.  —  Beli.evoye,  1.  c.  —  Okmerod, 
Handb  Orchard  Ins.,  London  1898,  p.  192—196,  Fig.  —  Bremnru,  Canad.  Ent.,  Vol. 
39,  1907,  p.  195-196. 

3)  Hagedorn,  Rev.  zool.  Afric,  T.  1,  1912,  p.  336-346,  PI.  18,  11  Figs. 

*)  Schwarz,  Proc.  ent.  Soc.  Washington,  Vol.  2,  1891,  p.  78.  —  Hopkins,  "West 
Virginia  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  32,  1893,  p.  211.  —  Hubbard,  1.  c  1897,  p.  19—20, 
Fig.  10—13. 

^)  Br.ANDFoRD,  Ind.  Mus.  Not.,  Vol.  3,  1896,  p.  64—65;  Trans,  ent.  Soc.  London 
1898,  p.  425.  —  Koningsberger  u.  Zimmermann,  Meded.  s' Land  Plantent.  44,  1901, 
D.  II,  p.  95-97,  Fig.  48—50,  PI.  6  Fig.  5.  —  Hagedorn,  Ent.  Blatt.,  Jahrg.  8,  S.  33 
bis  36,  Fig.  1. 


Platypodiden.     Lamellicornier,  Blatthornkäfer.     Lucaniden.  577 

Kakao    und  Reis ;    in    letzterem    in    den    Stengeln    bohrend    und    sehr 
schädlich. 

Xyloterus  (Trypodendron)  domesticus  L.  Sehr  polyphag,  haupt- 
sächlich in  Rotbuche ,  aber  auch  in  Kirsche.  Frühschwärmer  (von 
Februar  an).  Im  Juli  die  zweite  Schwärmzeit,  deren  Käfer  im  Winter 
in  den  Puppenwiegen  bleiben.  Muttergang  2 — 4,  seltener  bis  10  cm 
radiär  ins  Holz  gehend ;  Brutgänge  ungefähr  in  Winkeln  von  60  ^  davon 
abzweigend.     Anbrüchiges  Holz  wird  vorgezogen. 

Platypodiden. 

Vorwiegend  tropische,  sich  im  Kernholze  starker  Bäume  entwickelnde 
Käfer.  Am  besten  ist  Piatypus  eylindrusF.  und  seine  var.  eylindri- 
J'ormis  Reitt.  ^)  bekannt,  der  hauptsächlich  in  Eiche,  seltener  in  Efs- 
kastanien  als  „Kernkäfer"  lebt.  Er  befällt  sowohl  stehendes  als  frisch 
gefälltes  Holz,  bohrt  zunächst  radial  bis  zum  Kernholz,  dann,  den 
Jahresringen  folgend,  bis  30  cm  lange,  gewellte  und  von  diesen  noch- 
mals rechts  und  links  abgehend  bis  18  cm  lange  Gänge.  Eiablage  von 
Juli  ab  bis  in  Dezember;  die  sehr  beweglichen  Larven  leben  nach  Stroh- 
meyer hauptsächlich  von  Baumsaft,  nach  Hubbard  ^j  von  Ambrosia- 
pilzen ;  erwachsen  nagen  sie  sich  eine  senkrecht  stehende  Puppenwiege. 
Gegenmittel:  Bäume  vor  Ende  Juni  fällen  und  abfahren. 

Auch  in  unseren  afrikanischen  Kolonien  zahlreiche  Arten,  die  neuer- 
dings von  Strohmeyer  bearbeitet  werden.  In  Castilloa,  Deutsch-Ostafrika: 
Crossotarsus  brevis  Strohm. 

In  Kakao,  Ceylon:  Cr.  Saundersl  Chap.^),  der  auch  in  Ostusambara 
vorkommt. 

PLaiypus  omnivorus  Lea*)  befällt  in  Tasmanien  alle  einheimische 
und  viele  kultivierte  Bäume,  darunter  auch  ganz  gesunde  Apfel-, 
Pflaumen-  und  Aprikosenbäume.  Akazien  werden  oft  der  ganzen  Rinde 
beraubt,  geringelte  Eucalyptusbäume  vollständig  durchlöchert. 

Lamellicornier,  Blatthornkäfer. 

Käfer  nächtlich,  an  Blättern,  Blüten,  Früchten,  in  Dung,  seltener 
unterirdisch  an  oder  in  Stengeln  und  Wurzeln;  ihre  Vorderbeine  sind 
Grabfüfse.  Die  Larven  sind  Engerlinge  mit  bauchwärts  stark  ein- 
gekrümmtem Körper  und  gut  ausgebildeten  Beinen ;  sie  nähren  sich  von 
Humus,  Dung  oder  Pflanzenwurzeln.  Verpuppung  in  der  Erde,  in  Kokons 
aus  Kot  und  Humus.  In  zahlreichen  Arten  und  oft  ungeheuerer 
Individuenzahl  über  die  warmen  und  gemäfsigten  Teile  der  Erde  ver- 
verbreitet; häufig  sehr  schädlich.     Käfer  fliegen  nach  Licht. 

Lucaniden,  Schröter,  Stag  beetles. 

Käfer  leben  in  der  Hauptsache  von  ausfliefsendem  Baumsafte,  ihre 
an   der   längsgestellten   Afterspalte    kenntlichen   Larven   in  Mulm.     Es 

1)  Strohmeyer,  Nat.  Zeitschr.  Land-Forstwirtsch.,  Bd.  4,  1906,  S.  329—341,  409 
bis  420,  506—511,  21  Fign.;  Ent.  Blatt.,  Jahrg.  3,  1907,  S.  65—69. 

2)  u.  S.  Dept.  Agric ,  Div.  Ent.,  Bull.  7,  N.  S.,  1897,  p.  14-16,  Fig.   1—4. 
^)  Blandfoud,  Trafis.  ent.  Soc.  London  1898,  p.  424. 

^)  Lea,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales,  Vol.  29,  1904,  p.  104—105. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Autl.     Dritter  Band.  37 


578  Coleopteren,  Käfer. 

ist  leicht  verständlich,  dal's  letztere  des  öfteren  als  Schädlinge  bezichtigt 
werden,  wenn  auch  zu  Unrecht.  Sicher,  aber  kaum  merkbar  schädlich 
ist  in  Deutschland  Platycerus  earaboides  L.,  der  als  Käfer  junge 
Eichentriebe  annagt.  —  Auf  den  Salomon-Inseln  bohrt  sich  Eurytrachelus 
pilosipes  Waterh.  ^)  an  jungen  Kokospalmen  unter  dem  Schutze  der 
Basis  eines  Blattstieles  in  den  Stamm  ein;  er  heilst  hier,  im  Gegensatz 
zu  Xißotrupcs  nhnrod,  der  „kleine  Bohrer".  Metopodoiitus  bison  F. 
wurde  von  der  Insel  Maron  (Hermit-Inseln)  als  „grofser  Kokosnuis- 
käfer"  (im  Gegensatz  zum  Palmrüfslerj  übersandt,  ohne  weitere  An- 
gabe. M,  Savagrei  Hope,  der  offenbar  in  Kamerun  ungemein  häufig 
ist,  soll  dort  in  Castilloa- Saatbeeten  schaden  und  durch  Gleisen  mit 
Wasser  und  etwas  Petroleum  vertrieben  werden^). 

E.  bueephalus  Pty.,  Java,  frifst  an  Kaffeebüschen  die  Rinde  der 
jungen  Triebe  und  die  Fruchtstiele  durch;  desgleichen  Aegus  aeumi- 
natus  F.  ^). 

Scarabaeiden. 

Engerlinge  mit  quer  gestelltem  After.  Zu  ihren  schlimmsten  Feinden 
gehören  die  Scoliiden-Wespen  (Scolia,  Tiphia),  deren  Larven  die 
Engerlinge  von  aui'sen  aussaugen  und  sich  dann  neben  deren  Leichen 
in  Tönnchenpuppen  verwandeln.  Diese  letzteren  sind  daher  bei  der 
Bekämpfung  möglichst  zu  schonen.  Die  Bekämpfung  mit  parasitischen 
Pilzen  und  Bakterien,  auf  die  man  öfters  grofso  Hoffnungen  setzte,  hat 
diese  nur  zum  kleinsten  Teile  erfüllt. 

Coprinen. 

Käfer  und  Larven  der  Dungkäfer,  Aphodius  111.,  leben  im  Mist; 
mit  solchem  kommen  sie  häufig  in  Mistbeete,  besonders  A.  flmetarius  L., 
und  können  da  unter  Umständen,  wie  namentlich  in  Champignon- 
Züchtereien,  durch  ihr  Wühlen  recht  empfindlich  schaden,  indem  sie 
die  jungen  Pilze  umwerfen  *).  Räuchern  mit  Tabak,  Injektion  von  Formol, 
50  g  auf  1  qm,  Giefsen  mit  lysolhaltigem  Wasser  sollen  sie  töten,  bzw. 
vertreiben. 

Lethrus  apterus  Laxm.  ^)  Zwiebelhornkäfer,  Rebsehneider.  Süd- 
osteuropa, in  Südrufsland  nur  im  Gebiete  der  Schwarzerde.  Käfer  in 
März — April,  gräbt  Gänge  in  die  Erde,  die  aus  einem  schiefen  Teil 
von  2U — 25  cm  Länge  und  einem  senkrechten  von  50 — 60  cm  Länge 
bestehen.  Von  den  verschiedensten  benachbarten  Pflanzen  werden  nun 
Blätter,  Knospen  und  Triebe  glatt  abgeschnitten,  nach  den  Einen  im 
Grunde  der  Röhre  zu  einem  festen  Zylinder  eingestampft,  nach  den 
Anderen  zu  mehreren  taubeneigroi'sen  Ballen  gerollt,  um  später  als 
Nahrung  für  die  Larve  zu  dienen.  Mitte  Juni  verpuppt  sich  diese 
am   Frafsort   in   einem  Kokon    aus    Speichel   und   Exkrementen;    nach 


')  Froggatt,  Pests  and  diseas.  Coconut  Palm,  Sydney  1911,  p.  10 — 11. 

'0  Tropenpflanzer,  Bd.  6,  1902,  S.  206. 

3)  KoMXGSKKRGKR,  Med.  's  Lands  Plantent.  22,  1898,  p.  44 — 45 ;  Med.  Dept.  Land- 
bouw.  0,  1908,  p.  84. 

*)  Theobalu,  Eep.  1908/09,  p.  77.  —  Vuili.et,  Feuille  jeun.  Nat.,  Ann.  41,  1910, 
p.  18—19. 

6)  Taunani,  1900  (russ.  Arb.);  s.  111.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  5,  1900,  S.  49—50.  — 
ScuREiNKR,  Horae  Soc.  ent.  Ross.  T.  37,  1906,  p.  197—208,  1  Tai  —  Zoufal,  Ent. 
Blatt.,  Bd.  8,  1907,  S.  120—121.  —  L.  cephalotes  Pall.  ist  eine  weiter  östlich  vor- 
kommende Art. 


Scarabaeiden.  579 

zwei  Wochen  ist  der  Käfer  reif,  bleibt  aber  bis  nächstes  Frühjahr  in 
dem  Kokon.  Schaden  also  nur  im  Frühjahr  durch  den  Käfer.  Unter  den 
Nährpflanzen  finden  sich  Triebe  von  Reben,  Obst-  und  anderen  Laub- 
bäumen, Flachs,  Luzerne,  Eüben,  Weizen,  Buchweizen,  Zwiebeln,  Raps, 
verschiedene  Blumen.  Die  Käfer  sind  auszugraben,  bzw.  die  Löcher 
mit  heifsem  Wasser  auszugiefsen 

Melolonthinen,  Cockchafers,  White  grubs. 

Hoplia  retusa  Klug  benagt  nach  Bordage  ^)  auf  Reunion  die  Blüten 
der  Vanille.  H.  eallipyge  Lee.  ^)  beschädigt  in  Califbrnien  Blüten 
von  hellen  Rosen  (dunkelblühende  Sorten  bleiben  verschont),  Reben 
(auch  Fruchtknospen),  Magnolien,  Oliven,  Weiden,  Lupinen  usw.  oft 
in  hohem  Grade.  Auch  in  Calla-Blüten  fressen  sich  die  Käfer  ein, 
sterben  aber  darin.  An  Orangen  scheinen  sie  durch  Ausdüimen  der 
Blüten  nützlich  zu  wirken.  Ratzeburg  fand  die  Käfer  von  H.  grami- 
nieoJa  F.  auf  Pappeln  fressend;  nach  Eckstein  ^)  schadeten  die  Larven  in 
einem  Kiefernsaatbeet. 

Die  Larven  von  Serica  brunnea  L.  *)  vernichteten  in  Schlesien 
zahlreiche  ein-  und  zweijährige  Fichten  in  Pflanzgärten,  indem  sie  die 
Rinde  der  Wurzeln  abnagten,  die  feineren  Wurzeln  ganz  verzehrten. 
Die  von  S.  (Maladora)  holoserieea  Scop.  fressen  die  Wurzeln  von 
Hopfen  ^) ;  noch  schädlicher  sind  aber  die  Käfer,  die  die  jungen,  noch 
im  Boden  befindlichen  Teile  des  Hopfens  und  Knospen  von  Birnen- 
veredelungen abfressen^).  Li  Indien  entblättern  die  Käfer  von  S.  ppui- 
nosa  Burm. '')  manchmal  vollständig  Kaffeebüsche,  während  die  Larven 
von  S.  indiea  Blanch.  ^)  an  den  Wurzeln  von  Zuckerrohr  fressen.  Am 
Tee  in  Ladien  schadet  S.  assamensis  Brenske  ^)  durch  Blattfrals, 
auf  Java  S.  pulchella  Brenske  und  javana  Har. '<');  die  Larven  der 
letzten  beiden  werden  dem  Gemüse  verderblich,  das  zwischen  den 
Teereihen  manchmal  gepflanzt  wird. 

Larven  von  Camenta  ^^)  W^estermanni  Har.  fressen  in  Kamerun 
im  Gebirge  an  jungem  im  Schatten  stehenden  Kakao  alle  Seitenwurzeln 
ab;  auch  C.  Hintzi  Aulm.  dort  an  Kakao. 

Die  Käfer  von  Diphucephela  eolaspidoides  Gyll.  ^^)  fressen  in 
Australien  oft  in  kurzer  Zeit  ganze  Obst-  und  andere  Bäume  kahl. 

Odontria  zealandiea  White  ^^).  Neu- Seeland.  Käfer  schadet  oft 
ernstlich  an  Obstbäumen  durch  Blattfrals;  Engerlinge  in  Grasländereien 
und  Weiden,  sehr  schädlich. 


1)  C.  r.  6e  Congr.  intern.  Agr.  Paris  1900,  p.  318. 

2)  Chittendex,  U.  S.  Dept.   Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  21,  N.  S.,  1901,  p.  96—98, 

3)  Eckstein,  Zeitschr.  Forst-Jagdwes.,  Jahrg.  36,  1904,  S.  356,  Fig.  1. 

^)  Escherich  u.  Baek,  Nat.  Zeitschr.  Land-,  Forstwirtsch.,  Bd.  8,  1910,  S,  156  -158 
Fig,  4, 

5)  ZiRNGiEBL,  Feinde  des  Hopfens,  Berlin  1902,  S.  28, 

6)  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  4,  1894,  S,  102. 
'')  CoTEs,  Ind.  Mus.  Not.  Vol.  3,  1896,  p.  117. 

^)  Maxweli.-Lefruy,  Ind.  Ins.  Life  p.  254. 

9)  Barlow,  Ind.  Mus.  Not.,  Vol.  5,  1903,  p.  14-16,  PI.  3  Fig.  1. 
10)  KoNisfisKKRGKR,  Med.  Dept.  Landbouw,  No.  6,  1908,  p.  89. 
")  Preuss,  Denkschr.  deutsch.  Schutzgebiete  1901/02,   S.  5392;    Tropenpflanzer, 
Bd.  7,  1903,  S.  349-350.  —  Aulmanx,  Ent.  Rundschau,  Jahrg.  28,  1911,  S.  60;    Schädl, 
deutsch.  Kolon.  Hft.  3,  S.  2—4,  Fig.  1—2. 

1-)  Presch,  Destruct.  Ins.  Victoria,  Pt.  II,  1893,  p.  27—32,  PI.  18. 
1^)  Cockayne,  Journ.  N.  Zeal.  Dept.  Agric.  1911,  p.  221. 

37* 


580  Coleopteren,  Käfer. 

Macrodactylus  subspinosus  F.  ^).  Rose-chafer.  Nordamerika. 
Die  Käfer  erscheinen  in  manchen  Jahren  Anfang  bis  Mitte  Juni  plözlich 
in  ungeheuren  Mengen  und  fressen  in  Gärten,  Rebanlagen  usw.  alles 
kahl:  Rosen,  Reben,  Obst-  und  andere  Laubbäume,  Blumen  und  Zier- 
pflanzen, Getreide,  Beerenobst,  Gemüse  usw ;  sie  fressen  Blüten,  junge 
Früchte  und  alles  Grüne.  Nach  4 — G  Wochen  verschwinden  sie  ebenso 
plötzlich  wieder,  nachdem  das  Weibchen  24 — 36  Eier  einzeln  in  die 
Erde  gelegt  hat.  Die  Larven  fressen  feinere  Wurzeln,  besonders  von 
Gras,  überwintern  tiefer  in  Erdzellen  und  verpuppen  sich  erst  nächsten 
April  bis  Mai.  Alle  Gegenmittel  versagten  bis  jetzt  den  riesigen, 
unaufhörlich  neu  aus  der  Erde  kommenden  Massen  gegenüber.  Zu 
empfehlen  sind :  Spritzen  mit  starker  Bleiarsenat-Lösung,  Absammeln, 
Schutz  besonders  bedrohter  Pflanzen  durch  Netze  oder,  indem  man  um 
sie  herum  früh  blühende,  die  Käfer  stärker  anziehende  Pflanzen  baut. 
Brutplätze  anfangs  Mai  pflügen  und  eggen  oder  mit  10^/oiger  Petroleum- 
Emulsion  tränken. 

Apogonia  destruetor  H.  Bos  und  Ritsemae  Sharpe^).  Java. 
Käfer  das  ganze  Jahr  über  an  baumartigen  Leguminosen,  abends  deren 
Blätter  fressend.  Nachts,  tags  und  zur  Zeit  des  Ostmonsums  flach  in 
der  Erde.  Dezember  Eiablage  im  Boden ,  am  liebsten  bei  mäfsiger 
Feuchtigkeit.  Larven  (wäwalan)  leben  zuerst  von  zerfallenen  Stoffen, 
später  gehen  sie  an  Wurzeln  von  Gramineen  usw.  An  Zuckerrohr  oft 
recht  schädlich,  namentlich  die  erstere  Art.  Gegenmittel :  Käfer  abends 
abklopfen  ;  tags,  besonders  aber  zur  Zeit  des  Ostmonsums,  ausgraben. 
Befallene  Zuckerrohrfelder  unter  Wasser  setzen.  Die  Eiablage  kann 
man  verhindern,  wenn  man  den  Boden  einige  Zentimeter  hoch  mit 
Kapok  bedeckt.     A.  rauea  F.  auf  Ceylon  an  Kakao. 

Schizonycha  serrata  Aulm.  Kamerun,  an  Kakao  und  Baumwolle  ^). 

Exopholis  hypoleuea  Wied.  "*).  Besonders  auf  West-Java.  Käfer 
und  Larven  in  derselben  Weise,  aber  nicht  so  schlimm  schädlich  wie 
die  Lachnostcrna- Arien  (s.  u.). 

Enaria  melanietera  Klug^j.    Westafrika;  Käfer  frifst  von  Januar 
bis  März  Blätter  von  Kaffee  und  Kakao  und  wird  dadurch  recht  schäd 
lieh.  Schlecht  beschattete  Bäume  leiden  am  meisten.  Auch  an  Baumwolle. 

Lepidiota  stigma  F.  und  alba  F.  auf  Java  •^),  allgemein  schäd- 
lich, selten  aber  in  grofser  Anzahl:  desgl.  Tricholepis  grandis  de 
Gast,  und  Aucylonycha-  und  Haplidia- Arten.  Holotrichia  leueo- 
phlhalma  Wied.'O  in  Zuckerrohr-Feldern. 

Laclmosterna  Hope. 

Die  sehr  zahlreichen  Arten  dieser  Gattung  vertreten  in  Nordamerika 
und   den    Tropen   unsere   Maikäfer:    sie   verhalten   sich   auch   ziemlich 


1)  Insbesondere  hat  J.  B.  Smith  in  den  Reports  und  im  Bull.  82  der  New  Jersey 
agric.  Exp.  Stat.  den  Käfer  behandelt.  S.  ferner:  Chutenden,  U.  S.  Dept.  Agric., 
Div.  Ent.,  Circ.  11,  rev.,  1909,  4  pp.,  1  Fig.  —  Johnson,  ibid.,  Bull.  97,  1911,  p.  .53—64, 
Fig.  16—21,  PI.  4-7. 

2)  Zkhntnku,  Med.  Proefstat.  Ost- Java  N.  S.  No.  17;  No.  47,  PL,  1898;  Arch.  Java 
Suikerind.  1898,  p.  345-360.  —  van  Deventer,  1.  c.  p.  22—38,  PI.  4,  5  Fig.  1—8. 

')  Aulmann,  Ent.  Rundschau,  Jahrg.  28,  1911,  S.  59—60;  Fauna,  usw.,  Hft.  3, 
1912,  S.  4—5,  Fig.  3;  Hft.  4,  1912,  S.  4,  Fig.  2. 

*)  KoNiNfiSHEUGKK,  Med.  s'  Lands  Plantent.  22,  1898,  p.  44;  Med.  Dept.  Land- 
bouw  6,  1908,  p.  87. 

6)  Ai'i.MANN,  1.  c,  Hft.  2,  1911,  S.  1-2,  Fig.  1;  Hft.  3,  1912,  S.  5—6,  Fig.  4; 
Hft.  4,  S.  4—5,  Fig.  3. 

6)  VAN  Deventer,  1.  c.  p.  45,  Fig.  27,  28.  —  Koningsberger,  1. 


Scarabaeiden.  581 

ebenso,  nur  dafs  ihre  Entwicklung  entsprechend  der  erhöhten  Tem- 
peraturrascher verläuft,  in  2—3  Jahren,  selbst  in  einem.  In  Nordamerika  ^) 
namentlich  L.  areuata  Sm.,  fusea  Fröhl.,  farcta  Lee,  eribrosa  Lee. 
und  laneeolaia  Say  (beide  letztere  ungeflügelt)  schädlich;  die  Käfer 
bringen  häufig  Bäume,  namentlich  jüngere,  zum  Absterben.  Bemerkens- 
wert ist,  dafs  L.  areuata  die  englische  Walnufs  befrifst,  die  einheimische 
verschont.  Im  Norden  heifsen  die  Käfer  June-,  im  Süden  May-beetles, 
bzw.  -hugs.  —  L.  impressa  Burm.  ^j,  als  Larve  in  Indien  dem  Tee 
gefährlich.  —  L.  leueophthalma  Wied.,  eonstrieta  Burm.  und  andere 
gehören  nach  Koningsbekger  ^)  zu  den  schädlichsten  Insekten  auf  Java ; 
ihre  Larven  vernichten  jährlich  ungezählte  Kafife-,  Tee-  und  Kakao- 
pflanzen usw.;  die  Käfer  erscheinen  zu  Beginn  des  Westmonsums  zu 
Millionen  und  fressen  die  verschiedensten  Bäume  kahl. 

Die  Rh izotrogus- Arten*)  leben  und  schaden  in  Mitteleuropa  ganz 
ähnlich  wie  die  Maikäfer,  nur,  entsprechend  ihrer  geringeren  Größe, 
kleineren  Anzahl  und  schnelleren  Entwicklung  (Larven  ein  oder  zwei 
Jahre '?),  viel  weniger.  In  Südeuropa  und  Nordafrika  kommen  sie  ihnen 
an  Schaden  aber  mindestens  gleich^).  Larven  in  gebundenem  Boden; 
Käfer  verstecken  sich  tagsüber  unterirdisch.  Rh.  (Amphimallus)  solsti- 
tialis  L.,  Brach-,  Juni-  oder  Sonnenwendkäfer t^),  wird  auch  an 
Kiefern  durch  Befressen  der  jungen  Triebe  schädlich ''),  seine  Larve  an 
Wintergetreide.  In  Skandinavien  scheint  auch  der  Käfer  an  Laub- 
bäumen schädlicher  zu  werden  als  in  Mitteleuropa.  In  Südrußland  ist 
seine  Larve  unter  anderem  an  Reben  sehr  schädlich^).  Man  bekämpft 
sie,  indem  man  zwischen  die  Reben  Umbelliferen  pflanzt  und  10  —15  cm 
tiefe  Gräben  zieht,  die  mit  Holz,  Zweigen  usw.  ausgelegt  und  mit 
feuchtem  Sand  bedeckt  werden.  An  erstere  legt  die  Fliege  Micro- 
phthalma  disjuncta  ihre  Eier  ab ;  in  letztere  ziehen  sich  die  Engerlinge. 
Die  ausschlüpfenden  Fliegenlarven  lassen  sich  zur  Erde  fallen,  dringen 
in  die  Gräben  und  töten  hier  die  Engerlinge.  Nach  Xambeu  saugt 
Asilus  rufilahris  Meig.  die  Käfer  aus.  Rh.  aequinoetialis  Hbst. ''j  in 
Ungarn  an  Rüben  schädlich;  Larve  frifst  an  jungen  Rüben  kleine  Löcher 
in  das  Fleisch,  an  älteren  die  Rinde ;  erstere  sterben  ab,  letztere  werden 
schorfig. 

Phytalus  Smithi  Arrow  ^°)  ist  auf  Mauritius  ein  sehr  schlimmer 
Feind  des  Zuckerrohres;  seine  Larve,  moiäouc,  befrifst  die  Wurzeln; 
der  Käfer  an  Kaffeeblättern.  In  einem  halben  Jahre  wurden  27  Millionen 
Käfer  und  Larven  gesammelt.  Heimat  Barbados;  hier  indes  durch 
Scolia  dorsata  F.  in  Schach  gehalten. 


1)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  19,  N.  S.,  p.  74—80,  Fig.  16 
bis  18.  —  Sandersox,  ibid.,  Bull.  57,  1906,  p.  16—19,  Fig.  6,  7. 

2)  Watt  a.  Mann,  1.  c.  p.  167—169,  PL  4  Fig.  3. 

3)  Med.  s'  Lands  Plantent.  22,  1898,  p.  43—44. 

*)  Xambeu,  Naturaliste,  Ann.  27,  1905,  p.  117;  Ann.  32,  1910,  p.  226—227,  233— 
235,  249-250,  263—265.  —  Sajö,  1.  c.  S.  28. 

5)  Mayet,  Insects  de  la  Vigne,  Montpellier  1890,  p.  421—429.  —  Riviere,  Bull. 
Soc.  Nation.  Acclimat.  France,  Ann.  55,  1908,  p.  115—116. 

6)  Lampa,  Ent.  Tidskr.  Arg.  13,  1892,  p.  49-50.  —  Schöyen,  Beretn.  1902,  p.  22 
bis  23,  Fig.  —  Korff,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau,  Jahrg.  7,  1909,  S.  125—126. 

■')  Judeich  u.  Nitsche,  Forstinsektenkde.  S.  311.  1295. 

8)  Eomanowski,  1911  (russ.  Arbeit);  Extr. :  Bull.  Bur.  Rens.  agr.  Malad.  PL,  Ann.  2, 
No.  6,  p.  1584—1585. 

9)  Jabt.onowski,  Tier.  Feinde  d.  Zuckerrübe,  p.  322—328,  Fig.  66. 

10)  La  Sucrerie  indig.   et  colon.,   Ann.  47,   T.  78,  1911,  p.  340—345.  —    Arrow, 
Ann.  Mag.  nat.  Hist.  (8),  Vol.  9,  1912,  p.  455-459,  Fig. 


582  Coleopteren,  Käfer. 

Polyphylla  fuUo  L.*),  Müller,  AValker,  Gerber.  Ausgesprochener 
Sandbewoliner,  der  sich  am  besten  in  Flngsandgebieten  zu  entwickeln 
scheint.  Hier  wird  namentlich  sein  Engerling  allen  Pflanzen  schädlich  : 
Getreide,  Forstkulturen,  in  Dünen  dem  Sandhafer  (Elymus  arenarius) 
und  Sandrohr  (Ammophila  arenaria),  in  den  entsprechenden  Gebieten 
Ungarns,  Südfrankreichs  und  Italiens  den  Reben,  dem  Getreide,  Kar- 
tofieln  usw.  SajÖ  berichtet,  dafs  in  Ungarn  nur  Akazien,  Linden, 
Föhren,  Flieder,  Celtis  und  Gleditschie  dem  Larvenfrais  widerstanden; 
erst  als  diese  Pflanzen  so  grofs  geworden  waren,  dafs  sie  den  Boden 
beschatteten,  gelang  es,  andere,  empfindlichere  Bäume  und  Sträucher 
zu  ziehen.  —  Käfer  im  Juni,  Juli,  an  Kiefernnadeln. 

Melolontha  vulgaris  L.  und  hippoeastani  F.,  Maikäfer 2). 
Ersterer  mehr  nördlich  und  in  Sandgegenden.  Flugzeit  beginnt  Ende 
April,  Anfang  Mai  und  ist  in  der  Hauptsache  Mitte  Juni  vollendet; 
einzelne  fliegende  Käfer  findet  man  aber  bis  in  Herbst.  Die  Käfer 
hängen  tagsüber  in  den  Baumkronen,  fressen  abends  die  Blätter  aller 
Laubbäume,  am  liebsten  Birken,  Eichen,  Pappeln,  Ebereschen,  Ahorn, 
Buchen,  Steinobst,  Walnufs.  Akazien  und  Traubenkirschen  bleiben 
nahezu  verschont.  Von  Nadelhölzern  nehmen  sie  gern  die  männlichen 
Blütenkätzchen ,  die  Nadeln  nur  ungern  und  nur  von  Lärche ,  Fichte 
und  Weifstanne.  Bevorzugt  werden  freistehende  Bäume.  Im  all- 
gemeinen ist  der  Frafs,  der  frühen  Jahreszeit  halber,  nicht  sonderlich 
von  Belang,  da  die  Knospen  verschont  bleiben;  bei  Kahlfrafs,  in  den 
Flugjahren,  wird  aber  die  Holzbildung  so  beeinträchtigt,  dafs  sie  später 
beim  Fällen  der  Bäume  an  den  Jahresringen  abzulesen  sind.  Von 
Kräutern  wird  nur  Raps  angegangen.  —  Die  Eier  werden  zu  10 — 30,  im 
ganzen  60 — 70,  10 — 30  cm  tief  in  die  Erde,  in  nicht  zu  dicht  be- 
wachsene Stellen  mit  lockerem,  humushaltigem  Boden,  gewöhnlich  in 
nächster  Nähe  der  Frafsplätze,  gelegt,  oft  massenweise  an  engbegrenzten 
Orten.  Nach  4 — 6  Wochen  kriechen  die  Engerlinge  aus,  die  im  ersten 
Sommer  gesellig  zusammenbleiben  und  sich  von  Moder  und  zartesten 
Würzelchen  ernähren.  Im  Herbst  gehen  sie  zur  Überwinterung,  wie  in 
späteren  Jahren  auch,  tiefer  in  die  Erde.  Im  nächsten  Frühjahr  steigen 
sie  wieder  empor,  zerstreuen  sich  und  leben  nun  ausschliefslich  von 
Wurzeln.  Sie  fressen  im  ganzen  2 — 4  Jahre,  jedes  Jahr  mehr.  Keinerlei 
Wurzeln  werden  verschont,  selbst  dickste  Baumwurzeln  entrindet.  Vor- 
gezogen werden  fleischige,  saftige  Wurzeln  (Salat,  Rüben,  Kartoffeln, 
Kohl,  Spargel).  So  ist  der  Schaden  der  Engerlinge  überall  ein  ganz 
bedeutender,  am  grölsten  naturgemäfs  in  Pflanzschulen  und  an  Bäumen, 
die,  wenn  auch  oft  erst  nach  Jahren,  getötet  werden  können.  Ver- 
puppung in  August,  September,  oft  bis  1  m  tief  in  der  Erde,  in  einer 
Höhle,  in  der  im  allgemeinen  der  nach  4—6  Wochen  ausgeschlüpfte 
Käfer  bis  zum  nächsten  Frühjahre  bleibt.  In  warmen  Herbsten  kann 
er  aber  auch  schon  anfangen,  sich  langsam  emporzuarbeiten.  —  Der 
gemeine  Maikäfer  hat  3—4-,  der  Rofskastanienkäfer  4— 5  jährige  Ent- 
wicklungsdauer,  lokal  bestimmt,   nachbarlich  oft  verschieden.     So  hat 


1)  Ai/riM,  Forstzoologie  Bd.  8,  S.  95—97.  —  Mavet,  1.  c,  p.  419—421.  —  v.  Schil- 
ling, Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1896,  S.  447,  460—461,  5  Fign.  —  Sajö,  Aus 
der  Käferwelt,  Leipzig  1910,  S.  15—23. 

^)  Rasi'aii,,  Mem.  Soc.  zool.  France  T.  6,  1893,  p.  202—213;  T.  9,  1896,  p.  331 
bis  348.  —  ZiiiN,  Maikäfer  und  Engerlinge,  Leipzig  1901.  —  Boas,  Oldenborremes 
optraeden  in  Danmark,  Kopenhagen  1904.  —  Escrekich,  Nat.  Zeitschr.  Forst-Land- 
wirtscb.,  Jahrg.  6,  1908,  S.  366-372,  4  Fig.  —  Will,  ibid.  p.  280—284. 


Scarabaeiden.  583 

jede  Gegend  ihre  bestimmten  Flugjahre,  deren  Regelmäßigkeit  aber 
durch  günstige  oder  ungünstige  Witterung  gelegentlich  einmal  gestört 
werden  kann.  Sie  werden  häufig  von  Vor-  und  Nachflugjahren  be- 
gleitet. In  den  Jahren  vor  dem  Flugjahr  ist  naturgemäis  der  Engerlings- 
schaden am  größten.  Der  Schaden  der  Käfer  und  Engerlinge  wird 
noch  lange  nicht  genügend  gewürdigt;  für  Frankreich  wird  er  normal 
auf  250  Mill,  Fr.,  in  Hauptfiugjahren  sogar  auf  1  Milliarde  Fr.  an- 
gegeben. —  Der  Feinde  der  Käfer  und  Engerlinge  sind  natürlich 
Legion;  am  wichtigsten  sind  Maulwurf,  Fledermäuse,  Krähen,  Stare 
und  Eulen;  Insektenfeinde  ^)  sind  nicht  von  Belang;  gelegentlich  treten 
Pilzepidemien  unter  den  Engerlingen  auf 2).  —  Bekämpfung  der 
Käfer :  Abklopfen  frühmorgens ;  der  Engerlinge :  Pflügen  in  den  Jahren 
vor  den  Flugjahren  im  Sommer  zur  heiisesten  Mittagszeit;  die  blofs- 
gelegten  Engerlinge  können  aufgesammelt  oder  durch  Geflügel  oder 
Schweine  aufgelesen  werden.  Düngesalze ,  Tabakstaub ,  Petroleum- 
emulsion, Schwefelkohlenstoff,  Benzin  sind  manchmal  von  gutem  Er- 
folg begleitet.  In  Fanggruben  aus  Mist  oder  Kompost  kann  man  sie 
anlocken.  Engerlingseisen  tun  namentlich  in  Forstkulturen  und  auf 
Wiesen  gute  Dienste.  Von  wertvollen  Pflanzen  kann  man  sie  durch 
dazwischen  gesetzte  Salatpflänzchen  ablocken;  sowie  diese  welken,  smd 
sie  mit  den  an  den  Wurzeln  fressenden  Engerlingen  herauszunehmen. 
Unterwassersetzen  der  Wiesen  im  Hochsommer  tötet  die  Engerlinge; 
von  Herbst  bis  Frühjahr  ist  es  unwirksam,  weil  sie  dann  zu  tief  im 
Boden  liegen.  Die  gesammelten  Käfer  und  Engerlinge  geben,  ent- 
sprechend behandelt,  ausgezeichnete  Futter-  und  Düngestofie  ab.  — 
In  Flugjahren  sollte  man  die  besonders  bevorzugten  Eiablageplätze  auf- 
suchen, vielleicht  sogar  solche  vorbereiten;  nach  Beendigung  der 
Eiablage  sind  sie  umzugraben  unter  Geflügeleintrieb.  Will  empfiehlt, 
die  zur  Eiablage  bevorzugten  Plätze  während  der  Flugzeit  mit  Ätz- 
kalkstaub,  40  Zentner  auf  1  ha,  zu  bedecken. 

Die  Engerlinge  sind  auch  in  hohem  Mafse  karnivor  bzw.  bissig; 
insbesondere  fressen  die  älteren  die  jüngeren  auf  oder  verwunden  sie 
wenigstens;  hierdurch  werden  vielfach  die  Flugjahre  zu  erklären  ver- 
sucht. 

Rutelinen. 

Käfer  mehr  an  Blüten ,  deren  innere  Organe  abweidend ,  und  an 
weichen  Samen.  Engerlinge  vorwiegend  Moderfresser,  gehen  im  all- 
gemeinen wohl  nur  aus  Hunger  an  Wurzeln. 

Die  Käfer  der  Anisoplia- Arten  ^)  befallen  zwischen  Mai  und  Juli 
das  Getreide  und  andere  Gramineen  und  verzehren  die  Blüten  bzw. 
saugen  die  milchreifen  Körner  aus.  In  Deutschland  sind  gelegentlich 
nur  A.  (segetum  Hbst.)  frutieola  F.  und  ag-rieola  Poda  schädlich, 
in  Südosteuropa,  besonders  in  Südrufsland,  aber  viele  Arten,  am 
schlimmsten  A.  austriaca  Hbst.,  die  in  Ungarn  und  Südfrankreich 
durch  A.  (graminivora  Duf.)  tempestiva  Er.  und  in  Griechenland 
durch  A.  tritiei  Kiesw.  vertreten  wird.  _,Käfer  oft  in  so  ungeheuren 
Mengen  vorkommend,  daß  3 — 4  an  jeder  Ähre  sitzen.    Generation  zwei- 


1)  Boas,  Ent.  Meddel.  Bd.  4,  1893,  p.  130—136.  —  Tarnani,  Horae  Soc.  ent.  Ross. 
T.  34,  1900,  p.  XLIV— L  (russisch). 

2)  GriAui),  L'Isaria  densa  (Link)  Fr.,   Champignon   parasite   du  Hanneton  vul- 
gaire,  Paris  1893. 

")  Koppen,  Schädl.  Ins.  Rufslands,  S.  136—182.  —  SajÖ,  1.  c.  S.  32—33. 


584  Coleopteren,  Käfer. 

jährig.     Bekämpfmio-:  tiefes  Umpflügen  der  Felder  zur  Puppenzeit  (im 
Frühjahre) ;  Fruchtwechsel  mit  Dicotyledonen. 

Phyllopertha  hortieola  L.  Eosenkäfer,  Garten-Laubkäfer,  Garden 
chafer  ^).  Käfer  im  Mai,  Juni,  manchmal  in  ungeheuren  Mengen,  schadet 
besonders  an  Rosen,  Obst- (namentlich  Apfel- jbäumen,  jüngeren  Eichen 
und  anderen  Laubbäumen,  indem  er  die  Blätter  oft  vollständig  ab- 
weidet, die  Blüten  (Rosen!),  bzw.  nur  deren Befruchtungsorgane,  Knospen 
verzehrt  und  das  junge  Obst  benagt.  Eiablage  mit  Vorliebe  in  Gärten, 
selbst  in  Blumentöpfe ,  wo  der  Engerling  die  Wurzeln  (Gemüse, 
Blumen)  verzehrt ;  auch  an  Gräsern  und  Getreide ,  Klee ,  selbst  an 
Fichten  wurzeln  schädlich.  Verpuppung  noch  im  Herbste  desselben 
Jahres.  Da  die  Käfer  viel  lebhafter  sind  als  die  des  Maikäfers,  sind 
sie  mit  Abklopfen  nicht  so  leicht  zu  bekämpfen.  Es  empfiehlt  sich  am 
meisten  Spritzen  mit  Arsenmitteln. 

Anomala  Sam. 

A.  vitis  F. 2)  Süd-  und  Osteuropa,  Nordafrika;  in  Sandgebieten, 
insbesondere  in  den  Flugsandgebieten  Ungarns  häufig  und  schädlich. 
Käfer  verzehren  im  Juni,  Juli  die  Blätter  der  Reben,  auch  der  Obst- 
bäume und  Weiden  bis  auf  die  Rippen ;  Larven  an  Wurzeln  von  Gräsern 
und  Reben,  wenig  schädlich,  leben  IV2  Jahre.  Verpuppung  im  März, 
zum  Teil  auch  erst  im  Herbste.  —  Ähnlich  A.  aenea  DeG.,  aber  auch 
in  Mitteleuropa ;  befrifst  ferner  Kiefernadeln  bis  auf  die  Mittelrippe  und 
Ulmen  blätter. 

Nordamerika  zählt  in  seinen  Südstaaten  etwa  ein  Dutzend  Anomala- 
arten^),  die  als  „vine-chafers"  mehr  oder  minder  schlimme  Feinde 
der  Reben  sind;  aber  auch  an  Ostbäumen  werden  sie  ebenso  wie 
A.  vitis  oft  sehr  schädlich.  Larven  an  Graswurzeln  in  Sandboden.  Ge- 
nannt werden  vorwiegend:  A.  binotata  Gyll.  (auch  an  Erdbeeren), 
lueieola  F.,  marg-inata  F.,  minuta  Burm.  und  undulata  Mels.;  die 
Käfer  der  letzten  Art  verzehren  auch  an  Mais ,  Weizen  und  anderen 
Gramineen  die  Befruchtungsorgane  der  Blüten  und  die  milchreifen 
Körner^).  Die  von  A.  semilivida  Lee.  fressen  auch  die  Blätter  von 
Zuckerrohr  und  Mais^). 

Auf  Java  ^)  sind  mehrere  Arten  als  Blattfresser  schädlich ,  so 
A.  jurlnei  Müll,  und  ehaleites  Sharp,  an  Dadap-  und  anderen 
Bäumen.  Die  Engerlinge  von  A.  ypsilon  Wied.  sind  namentlich  den 
Gemüsen  in  Gärten  gefährlich,  die  von  A.  aerea  Pty.  dem  Zucker- 
rohre'). Li  Indien  schaden  die  Engerlinge  von  A.  varians  01.^)  an 
Reis,  Hirse  und  anderem  Getreide,  Zuckerrohr  und  Gemüse. 

A.  plebeja  Ol.  befrifst  in  Togo  die  Blüten  von  Mais. 

Popillia  big-uttata  Wied.**)    Java;  Käfer  an  Blättern  von  Kaffee, 


1)  M01.Z,  Gartenwelt,  Jahrg.  14,  1910,  p.  509—510,  2  Fign. 

2)  Sajö,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  5,  1895,  S.  282;  111.  Wodienschr.  Ent.,  Bd.  2, 
1897,  S.  528;  Aus  dem  Leben  der  Käfer,  S.  29—32,  Fig.  7.  —  Mayet,  1.  c.  p.  404— 409, 
Fig.  78.  ''S 

3)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  38,  1902,  p.  99-100,  Fig.  90. 
*)  FoRBEs,  23.  Rep.  nox.  benef.  Ins.  Illinois,  1905,  p.  185—186,  Fig.  182. 

^)  TiTus,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  54,  1905,  p.  88. 
6)  KoNiNGSBERGEK,  Med.  's  Lauds  Plantent.  22,  1898,  p.  43;   Med.  6  Dept.  Land- 
bouw,  1908,  p.  86—87. 

'')  VA\  Deventer,  Dierl,  Vijand.  Suikerriet,  1906,  p.  43—44,  Fig.  23. 

'")  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  Ind.,  Vol.  2,  1910,  p.  143—146,  PL  14. 


Scarabaeiden.  585 

Tee  und  Kakao.  —  P.  hilaris  Kraatz  \),  in  Deutsch-Ostafrika  an  Akazien 
und  Baumwolle. 

Adoretus  umbrosus  F.  Japanese  Rose  beetle.  Heimat  Japan; 
auf  Java  und  Hawai^)  sehr  polyphag  an  Laubbäumen  und  Büschen, 
an  Rosen,  Reben,  Obstbäumen  schädlich,  seine  Larve  auf  Java  auch 
an  Zuckerrohr^).  —  A.  tenuimaeulatus  Waterh. ,  Hawai,  an  Baum- 
wolle. —  A.  eardoni  Br.  in  Indien  an  Rosen  und  Cannas*).  — 
A.  insularis  auf  Mauritius  an  Reben  ^). 

Anoplognathus  analis  Boisd.  und  porosus  Dalm.  ^).  Australien, 
fressen  oft  junge  Gummibäume  kahl;  in  Grärten  an  den  eingeführten 
Pfetferbäumen.  Larven  in  Grasland,  gelegentlich  auch  an  Erdbeer- 
wurzeln. 

Dynastinen,  Riesenkäfer. 

Käfer  vielfach  an  und  in  unterirdischen  Stengelteilen  bzw.  an 
Wurzeln,  auch  oberirdisch  meist  in  den  Pflanzen  bohrend.  Larven 
in  Moder,  Humus  oder  in  zerfallendem  Holze,   seltener  schädlich. 

Chalepus  pieipes  Burm.  ^)  Cuba;  Käfer  frifst  sich  in  die  Basis 
der  Stengel  von  Zuckerrohr  ein;  sehr  schädlich. 

Heteronychus  morator  F.,  Kentjong-kever^).  Java.  Der  Käfer 
frifst  die  Spröfslinge  des  Zuckerrohres  unter  dem  Boden ,  dicht  über 
dem  Steckrohr ,  an  bzw.  ab ;  in  dickere ,  wie  auch  in  das  Steckrohr 
selbst  bohrt  er  sich  ein;  so  kann  er  mehrere  Pflanzen  hintereinander 
an  demselben  Orte  abtöten;  auch  in  die  Keimbeete  geht  er.  Schaden 
sehr  grofs.     Käfer  absammeln. 

Ligyrus  grlbbosus  De  G.,  Muck-,  carott-beetle  ^).  Mittel-  und  Süd- 
staaten Nordamerikas.  Käfer  sehr  polyphag,  besonders  schädlich  aber 
an  Karotten  und  Pastinak,  ferner  an  Sellerie,  Sonnenblumen,  Baum- 
wolle, Rüben,  Bataten,  Kartoffeln,  Dahlien,  Mais  usw. ;  sie  bohren  sich 
wenige  Zoll  unter  der  Erdoberfläche  in  die  Wurzeln  und  unteren  Stengel- 
teile ein.  Am  meisten  leiden  die  jungen  Pflanzen,  deren  unterirdische 
Sprosse  abgefressen  werden.  Generation  einjährig;  Käfer  überwintern, 
fressen  in  Herbst  und  Frühling.  —  L.  rugfieeps  Lee. ,  Sugar-cano 
beetle '•').  Südstaaten  von  Nordamerika,  an  Zuckerrohr  und  Mais;  bei 
ihrem  Bohren  durchschneiden  die  Käfer,  namentlich  an  den  jüngeren 
Pflanzen,  die  zentralen  Blätterrollen,  die  absterben;  Titus  vermutet, 
dafs  dies  weniger  der  Nahrung  halber  geschehe,  als  um  die  Wurzeln 
zum  Absterben  zu  bringen  und  so  als  Nahrung  für  die  Larven  ge- 
eignet zu  machen.     Schaden  in  manchen  Gegenden  so  grofs ,  dafs  der 


1)  Aulmann,  Fauna  usw.,  Hft.  4,  1912,  S.  7,  Fig.  5. 

2)  VAN  DiNE,  Rep.  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.  1904,  p.  377;  1907,  p.  45;  Bull.  10, 
1905,  p.  13-14. 

^)  VAN  D EVENTER,   1.   c,  p.   44,   Fig.   24. 

*)  Barlow,  Ind.  Mus.  Not.,  Vol.  4,  1900,  p.  136,  PL  11  Fig.  4. 

^)  Journ.  Agric.  trop.  Ann.  12.  1912,  p.  64. 

6)  Froggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  12,  1901,  p.  473—476,  5  Fig. ;  Vol.  13, 
1902,  p.  1171. 

^J  HoRNE,  2d  Rep.  Estac.  centr.  agron.  Cuba,  1909,  p.  7.5—76,  PI.  18  Fig.  1,  2. 

»)  Zehntner,  Arch.  Java  Suikerind.  1898,  Afl,  8,  p.  337—344,  1  PI.  —  van  Deventer, 
1.  c.  p.  33-39,  PI.  5  fig.  4—12;  Text.  Fig.  14. 

9)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  33,  N.  S.,  1902,  p.  32—37, 
Fig.  7.  —  S.  ferner  die  Reports  von  S.  A.  Fokises. 

'0)  Howard,  Rep.  Comm.  Agric.  1880,  p.  236—240,  PI.  2.  —  Trius,  U.  S.  Dept. 
Agric,  Bur.  Ent. ,  Bull.  54,  1905,  p.  7—18,  6  Figs.  —  S.  ferner  Forbes,  1.  c 


586  Coleopteren,  Käfer. 

Zuckerrohranbau  aufgegeben  wurde.  Pflanzen  des  Rohres  im  Frühjahr 
beugt  ihm  vor.  —  Cyclocephala  Immaculata  Ol.  ebenso  ^). 

Pentodon'  punetatus  Vill.  ^l.  Larve  in  Südfrankreich  ein  sehr 
gefährlicher  Feind  der  Rebgärten,  zerstört  die  unterirdischen  Ver- 
edelungsstellen. Käfer  ebenfalls  an  Reben,  Knospen  abweidend,  mehr 
aber  noch  an  saftigen  "Wurzeln  von  Salat,  Zichorien  usw.  —  P. 
(idiota  Hbst.)  monodon  F. ^),  in  Südrußland,  dem  Kaukasus  und 
Süd  Westsibirien  schädlich  an  Mais  und  Panicum  italicum.  Larve  frifst 
zwei  Jahre;  Verpuppung  im  Frühling  des  dritten.  —  P.  australis 
Blackb.  ^),  Australien  in  Grasland;  als  solches  umgebrochen  und  mit 
Mais  bestellt  wurde,  verzehrten  die  Käfer  die  ausgelegten  Körner  und 
die  keimenden  Sprosse. 

Phyllognathus  silenus  F.  Südeuropa ;  Larven  namentlich  in  Süd- 
italien und  Sizilien  an  manchen  Orten,  besonders  in  sandigem  Boden, 
sehr  schädlich  an  Reben,  deren  Wurzeln  sie  abfressen.  —  Ph.  dio- 
nysius  F^).  Indien;  Larven  entwickelten  sich  in  Reisfeldern  aus  Dünger 
und  Futterhirse,  vernichteten  die  jungen  Reispflanzen;  auch  an  zahl- 
reichen anderen  Pflanzen  schädlich.  Käfer  von  Mai  bis  Juli,  Larven 
von  Juni- Juli  bis  September- Oktober,  Puppe  überwintert. 

Oryctes  111.,  Nashornkäfer  •'). 

O.  boas  L,  38 — 48  mm  lang,  Hörn  des  Männchens  über  1  cm  lang; 
glänzend  braun,  Halsschild  mit  braunbehaarter  Grube,  an  deren  Hinter- 
ende zwei  kleine  Zähne  sitzen.  —  O.  monoceros  Ol.  Schlanker, 
dunkler  als  voriger,  matt;  Hörn  kleiner;  sonst  ebenso.  —  Palmkäfer, 
blaek  beetles  '^).  Afrika,  schädlich  an  verschiedenen,  besonders  Kokos- 
Palmen.  Käfer  bohren  sich  durch  die  untersten  Teile  der  Blattscheiden 
in  den  Wipfeln  jüngerer,  besonders  aber  kränklicher,  schlecht  gepflegter, 
oder  in  ungünstigem  Boden  (zu  fest  oder  zu  unfruchtbar,  zu  trocken 
oder  zu  nafs)  stehender  Palmen  in  die  noch  eingerollten  Blätter  ein 
und  im  Herzen  abwärts.  Sie  verzehren  nicht  die  abgebissenen  Blatt- 
teile, sondern  zerkauen  sie,  saugen  sie  aus  und  werfen  den  Rückstand 
nach  hinten  durch  das  Einbohrloch  wieder  hinaus,  so  ihre  Tätigkeit 
sofort  verratend.  Die  peripheren,  an  der  Basis  durchbohrten  Blätter 
sterben  ab ;  die  inneren  entfalten  sich  gewöhnlich ,  zeigen  dann  aber 
staflfelförmig  angeordnete  dreieckige  Ausschnitte  sjnnmetrisch  zu  beiden 
Seiten  der  Mittelrippe.  Gelangt  der  Käfer  zum  Vegetationspunkt,  so 
wird  dieser  zerstört  und  die  Palme  getötet;  anderen  Falles  ist  der 
direkte  Schaden  nicht  sehr  grois.  Wohl  aber  dringen  durch  die  Wunde 
der  Palmrüfsler  (s.  S.  564),  Atmosphärilien,  Pilze,  Saprophyten  usw. 
ein,  die  zu  schwerer  Schädigung,  selbst  zum  Tode  der  Palme  führen 
können.  Auch  die  Blattstiele  und  die  in  den  Blattachseln  sitzenden 
Anlagen  der  Blütenstände  werden  manchmal  benagt.  —  Die  bis  7  mm 


')  TiTis,  1.  c.  p.  14. 

2)  Mayet,  Insect.  de  la  Vigne,  p.  401—404,  Fig.  77.  —  Herbet  et  Aussenac,  Journ. 
Agric.  trop    1910,  p.  626—627. 

^)  Schreiner,  russ.  Arb  ,   1902;  Ausz.:  Zeitschr.  wiss.  Ins.-BioL,  Bd.  4,  p.  107. 
*)  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  14,  1903,  p.  1024,  PL  Fig.  7. 

5)  Maxwell-Lefrov,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  2,  1910,  p.  189—143,  PL  13. 

6)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  15,  1911,  S.  68—75,  Taf.  1  Fig.  A-C. 

■'j  VossEi.EK,  Ber.  Land=Forstwirtsch.  D.-O.-Afrika,  Bd.  2,  S.  417—418;  Pflanzer, 
Bd.  1,  1905,  S.  251—255;  Bd.  3,  1907,  S.  292—304.  —  Stein,  Tropenpflanzer,  Bd.  9, 
1905,  S.  198—199.  —  Murstatt,  Pflanzer,  Bd.  7,  1911,  S.  521—531,  1  Taf. 


Scarabaeiden.  537 

grol'sen,  weifslichen  Eier  werden  in  zerfallende  PflanzenstofFe ,  Mulm, 
Dünger,  Kompost  usw. ,  aber  auch  in  sandige ,  wenn  nur  genügend 
humusreiche  Böden  gelegt.  Hier  entwickeln  sich  auch  die  bis  7  cm 
langen  Larven,  die  nur  in  Ermangelung  anderer  Nahrung  Pflanzen- 
wurzeln angehen,  im  allgemeinen  also  unschädlich  sind.  Die  Angaben 
über  in  zerfallenden  Wipfeln  gefundene  Larven  sind  unsicher. 
Puppe  am  Fraisorte,  in  festem,  aufsen  rauhem  Kokon  aus  Frafskrümeln 
und  Kot.  Entwicklungsdauer  1  Jahr-  doch  greifen  die  Generationen 
übereinander,  so  dafs  ständig  alle  Stadien  vorhanden  sind.  —  Vor- 
beugung und  Bekämpfung:  Alles  tote  Holz,  alle  zerfallende  Pflanzen- 
teile und  Abfälle  (Kopra)  sind  zu  entfernen.  Anlage  der  Palmkulturen 
auf  geeignetem  Boden  und  nicht  zu  nahe  an  Wald  oder  Eingeborenen- 
Dörfern.  Dünger  und  Komposthaufen  sind  von  Zeit  zu  Zeit  umzuwenden 
und  nach  Larven  zu  durchsuchen,  namentlich  aber,  bevor  sie  in  die 
Pflanzungen  kommen.  Vosseler  empfiehlt  Lockplätze  zur  Eiablage  an- 
zulegen :  30 — 50  cm  tiefe ,  mit  V2 — ^U  cbm  Mist  gefüllte  Gruben ,  die 
nach  2 — 3  Monaten  fängig  werden  und  dies  dann  1 — 2  Jahre  bleiben; 
nur  dürfen  sie  nicht  austrocknen ;  sie  sind  alle  2-4  Monate  zu  durch- 
suchen. Käfer  sammeln,  durch  Licht  anlocken.  Streuen  von  scharfem, 
reinem  Sande  in  die  Wipfel  hält  die  Käfer  ab ,  da  er  zwischen  ihre 
Gelenke  kommt  und  sie  hier  verletzt.  Eingedrungene  Käfer  sind  aus- 
zuschneiden oder  durch  mit  Widerhaken  versehene  Drähte  zu  entfernen : 
die  Wunde  ist  mit  Sand  auszufüllen.  —  Auch  O.  eristatus  Snell. 
und  andere  Arten  in  Ostafrika  gelegentlich  in  Kokospalmen.  Ganz 
besonderen  Schaden  haben  aber  mehrere  0. -Arten  (sinnar,  ranavalo, 
radana,  insolaris,  eolonieus  Coq.)  auf  Madagaskar  und  den  benach- 
barten Inseln  getan*),  wo  sie  viele  tausende  Kokospalmen  vernichteten, 
bevor  eine  bessere  Kultur  ihre  verderbliche  Tätigkeit  einschränkte. 

O.  rhinoeeros  L.  ^).  Orientalische  und  australische  Region.  Fast 
schwarz ,  matt  glänzend ;  Hörn  und  Zähne  des  Halsschildes  kleiner, 
dessen  Eindruck  unbehaart  •,  sonst  wie  vorige ,  auch  biologisch  fast 
ebenso.  Larve  bis  9  (12V)  cm  lang,  auch  in  dem  weichen  Gipfel  der 
Palmen,  selbst  im  Stamme  abwärts  bohrend ;  in  Lidien  auch  an  jungen 
Palmen  in  Saatbeeten  schädlich  geworden,  indem  sie  deren  Wurzeln 
abfralsen.  In  Zuckerrohrgegenden  bohrt  sich  der  Käfer  unter  der  Erde 
in  Stengel  des  Rohres  ein,  und  darin  etwa  1  Fufs  hoch,  so  dafs  diese 
absterben.  —  Seit  1910  auf  Samoa  so  schädlich  geworden,  dafs  seine 
Bekämpfung  durch   den  Gouverneur  angeordnet  wurde "). 

Auch  die  übrigen  Oryctes-Arten  befallen  gern  die  verschiedenen 
Palmen. 

In  Neu-Guinea  und  Australien'^)  mehrere  Arten  der  Gattungen 
Orycterodes,  Xylotrupes,  Trichogomphus  und  Scapanes  an  Kokos-  und 
anderen  Palmen,  letztere  auch  an  Bananen. 


1)  CoQUEREL,  Ann.  Soc.  ent.  France  (3)  T.  3,  1855,  p.  167—175,  PI.  10. 

2)  KoNiNGSBERGEE,  Med.  Dept.  Landbouw  6,  1908,  p.  65.  ^  van  Deventer,  1.  c, 
p.  39-41,  Fig.  15—17.  —  Banks,  Ct.  S.,  Philipp.  Jonrn.  Sc.  Vol.  1,  1906,  p.  143—154, 
PI.  2—5.  —  Stebbing,  Dept.  Not.  Ins.  äff.  Forest.,  Calcutta  1906,  p.  346—368.  — 
Maxwell-Lefroy,  1.  c.  Vol.  1,  1907,  p.  130,  Fig  13,  14.  —  Gosh,  ibid..  Vol.  2,  1912. 
Nr.  10.  —  Gehrmann,  Tropenpfl.,  Bd.  15,  1911,  S.  92— 98,  6  Fig.  —  Jepson,  Fiii  Dept. 
Agric,  Bull.  3,  1912,  p.  1-25,  pl.  1-7. 

3)  Deutsch.  Kolon.-Blatt,  Jahrg.  22,  Nr.  13,  1.  Juli  1911,  S.  478—479. 

*)  Preuss,  1.  c.  p.  75—76.  —  Froggatx,  Dept.  Agr.  N.  S.  Wales,  Sc.  BuU.  2, 
1911,  p.  12—19,  PI.  V,  Fig.  1—5. 


588  Coleopteren,  Käfer. 

Der  europäische  O.  nasieornls  L.  dürfte  nur  in  sehr  seltenen  Fällen 
schädlich  werden.  Labonnefon  ^)  erzählt  einen  solchen  Fall ,  in  dem 
die  Larven  mit  Dung  an  die  Wurzeln  von  Rosen  und  Zitronenbäumen 
gekommen  waren,  die  sie,  als  der  Dung  zu  sehr  zersetzt  war,  um  sie 
noch  ernähren  zu  können,  völlig  abnagten. 

Pimelopus- Arten  ^)  graben  sich  auf  Neu-Guinea  neben  jungen  Palmen 
in  die  Erde  und  fressen  sich  in  diese  bis  ins  Herz,  so  dafs  sie  ab- 
sterben. 

Verschiedene  Strategu s- Arten  ^)  stehen  in  Westindien  und  Venezuela 
in  Verdacht,  als  Käfer  das  Herz  von  Kokos-  und  anderen  Palmen,  auch 
von  Ananas  auszufressen  und  von  ersteren  den  Pollen  zu  verzehren. 
Sie  benagen  die  Basis  und  Wurzeln  bis  drei  Jahre  alter  Palmen. 

Dynastes  tityus  L.^).  Nordamerika.  Käfer  an  jungen  Frühlings- 
trieben von  Eschen  und  anderen  Bäumen,  den  aus  den  Fral'swunden 
austretenden  Saft  leckend.  Selten  zahlreich  genug,  um  schaden  zu 
können. 

Xylotrupes  g-ideon  L.^)  bohrt  in  den  Straits  Settlements  im 
Zuckerrohr  wie  Or.  rhmoccros;  auf  Java  benagen  die  Käfer  gerne  die 
Zweige  von  Kaffee,  Murraya  exotica  usw.  und  befressen  die  Blätter 
von  Palmen;  mit  ihrem  Hörne  verletzen  sie  aber  noch  mehr,  als  sie 
befressen.  —  Auch  Chalcosoma  atlas  L.  beschädigt  auf  Java  ebenso 
den  Kaffee;  schlimmer  ist  aber  seine  Larve,  die  an  den  Wurzeln  von 
Kaffee  und  Dadap  nagt  und  sich  von  unten  in  den  Stamm  bohrt.  Auf 
den  Philippinen  soll  sie  viele  Kokos-  und  Buripalmen  vernichten*^). 

Cetoninen,  Blütenkäfer. 

Käfer ,  vorwiegend  die  männlichen  Teile  von  Blüten  ausfressend, 
oder  an  süfsen,  saftigen,  weichen  Früchten.  Larven  fast  ausschliefslich 
in  Humus,  nur  ganz  ausnahmsweise  an  Wurzeln. 

Allorhina  nitida  L.  und  mutabilis  Gory,  Green  June  bugs  ^). 
Südliches  Nordamerika.  Käfer  sehr  schädlich  durch  Frais  an  Früchten 
von  Feigen,  Pfirsichen,  Reben  und  anderem  Obst,  an  milchreifen  Körnern 
von  Mais,  an  jungen  Maisstengeln;  selbst  in  frische  Triebe  von  Eichen 
fressen  sie  sich  ein.  Nützlich  durch  Verzehren  von  lioestelia  auranUaca 
und  Übertragen  von  Pollen.  Engerlinge  indirekt  schädlich  durch  Ver- 
derben der  Erde  mit  ihrem  saurem  Kot. 

Stalagnosoma  eynanehe  G.  et  P.  und  Pachnoda  Savig-nyi  G.  et  P. 
schaden  in  für  sie  günstigen  Jahren  in  den  nördlichen  Teilen  des 
Sudans  an  Zierbäumen  durch  Frafs  an  Blättern  und  Blüten*). 

Die  Euphoria  -  Arten  **)  (besonders  Inda  L.,  sepulehralis  F.  und 
melaneholiea    Gory)    treten    im    östlichen    Nordamerika    oft    in    un- 


1)  Bull.  Sog.  Etud.  Vulgär.  Zool.  agr.  Bordeaux  1906,  p.  176. 

2)  Prefss,  1.  c.  p.  70—71.  —  Ai  [.MANN,  Fauna  usw.,  Hft.  4,  1912,  S,  6,  Fig.  4. 

3)  BrscK,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bull.  38.  1902,  p.  22.  —  Hörne,  Cuba  agric.  Exp. 
Stat.,  Bull.  15,  1908,  p.  38—84,  PL  14  Fig.  2,  PL  15. 

*)  Chittenden,  1.  c.  p.  28—32,  Fig.  2,  PL  2. 

5)  KoNiNGSBERGER,  Med.  22,  1898,  p.  41.  —  Deventrr,  L  c.  p.  41—43,  Fig.  18—21. 
^)  Stanton,  s.  Zeitschr.  wiss.  Ins.  BioL,  Bd.  1,  S.  319. 

^)  Howard,   ü.  S.  Dept  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  10,  N.  S.,  1898,  p.  20—26.  —  Forbes, 
28.  Rep.  1905,  p.  101—108,  Fig.  82,  88. 

8)  King,  H.  H.,  8d  Rep.  Gordon  mem.  Coli.,  Karthoum,  1903,  p.  239— 240,  PI.  30 
Fig.  2,  3. 

9)  Slingerland,  Canad.  Ent.  Vol.  29,  1897.  p.  49—52,  1  PL  —  Chittenden,  Bull.  19, 
N.  S.,  1899,  p.  67—74,  Fig.  15.  —  Forbes,  1.  c,  p.  99—101,  Fig.  80,  81. 


Scarabaeiden.     Hymenopteren,  Hautf lügler.  r;gq 

geheuren  Mengen  auf,  verzehren  Pollen  und  lecken  aus  überreifen  oder 
verletzten  Pflanzenteilen  austretende  Säfte,  können  aber  auch  weiche, 
saftige  Teile  zu  diesem  Zwecke  verwunden,  wie  namentlich  Obst, 
milchreife  Maiskörner;  selbst  in  die  Spitzen  der  jungen  Maiskolben 
bohren   sie    sich  ein.     Auch  Blüten   zerstören  sie  in  grofsem  Umfange. 

Chiloloba  acuta  Wied.  V).  Indien,  Käfer  beschädigen  die  Blüten 
von  Sorghum  und  Panicum. 

Die  echten  Cetonien^)  sind  in  bezug  auf  ihre  Schädlichkeit  noch 
nicht  genügend  erforscht.  Schäden  der  Käfer  durch  Frafs  von  Pollen 
werden  namentlich  berichtet  von  Tropinota  hirta  Poda  aus  Südost- 
Europa,  Cetonia  aurata  L.  aus  Südost-Europa  und  England,  Oxythyrea 
funesta  Poda  (stietiea  L.)  aus  Frankreich  und  Potosia  (cuprea  F.) 
florieola  aiict.  Am  meisten  werden  die  Rosaceen  befallen,  also  die 
Obstbäume  und  -sträucher  und  die  Rosen  (Hybridenzuchten) ,  dann 
zahlreiche  Blumen,  Flieder,  Reben,  Getreide,  Samenrübsen,  Leguminosen 
usw.  Vielfach  werden  die  jungen  zarten  Blätter,  Knospen  und  Triebe 
befressen  (Bohnen  und  Johannisbeeren  wurden  nach  Theobald  voll- 
ständig entblättert),  selbst  das  junge  Obst  wurde  angenagt.  Die  Larven, 
deren  Lebensdauer  noch  nicht  sichergestellt  ist,  entwickeln  sich  in 
Mulm  und  Humus,  bei  florieola  in  Ameisennestern ;  in  einzelnen  Fällen 
auch  an  Wurzeln.  Sie  sind  mit  Kohlenwasserstoff  oder  Benzin 
zu  töten,  die  Käfer  abzuklopfen  oder  -schütteln,  bzw.  durch  Spritzen 
mit  Arsensalzen  zu  bekämpfen. 

Eudicella  euthalia  Bates,  Conradtia  prineipalis  M.,  Plesiognatha 
mondana  Oberth.,  Poecilophila  maeulatissima  Boh.  und  Diplognatha 
silieea  McLeay  sind  nach  mündlicher  Mitteilung  von  Herrn  Ober- 
gärtner Waknecke  in  Deutsch -Ostafrika  Schädlinge  an  Bananen-Früchten-, 
Diplogrn.  gragaies  F.  und  Paehnoda  marginata  Dry  wurden  aus 
Togo  als  Schädlinge  an  Maiskolben  eingesandt. 

Trichiinen. 

Die  Larven  von  Gnorimus  nobilis  L.=^)  entwickeln  sich  gewöhn- 
lich in  zerfallendem  Holze ;  sie  bohren  aber  auch  in  gesunden  Zweigen 
von  Obstbäumen,  die  an  der  Bohrstelle  abbrechen. 

Die  Trichius- Arten  (besonders  faseiatus  L.  in  Europa,  pi^er  F. 
in  Amerika)  fressen  Pollen  und  sind  dadurch  hier  und  da,  besonders 
auch  an  Rosen,  gelegentlich  einmal  schädlich  geworden. 

Hymenopteren,  Hautflügler. 

Imagines  und  Larven  in  Gestalt  und  Lebensweise  bei  den  einzelnen 
Gruppen  aufserordentlich  verschieden.  Im  Verhältnisse  zum  grolsen 
Umfange  der  Ordnung  nur  wenige  Schädlinge  und  diese  meist  von 
geringerer  Bedeutung. 

1)  Maxwell-Lefrov,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  131. 

2)  Eeichert,  Illustr.  Wochenschr.  Ent ,  Bd.  2,  1897,  S.  167—178.  —  Sajö,  ibid., 
S.  545—549.  —  SxAEs,  Tijdschr.  Plantenz.  D.  4,  1898,  p.  26—31.  —  Ritze.ma  Bos,  ibid., 
D.  5,  1899,  p.  12—23.  —  Theohald,  I.  Rep.  econ.  Zool.,  London  1903,  p.  13-15,  Fig.  2. 
—  KuRNAüTH,  Ber.  k.  k.  landw.  Versuchsstat.  Wien  1909,  S.  91.  —  ßANOJEvic,  Zeitschr. 
Pflanzenkr.,  Bd.  21,  1911,  S.  48. 

«)  Noel,  Naturaliste  T.  24,  1902,  p.  241.  —  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  14, 
1907,  p.  352-353. 


590  Hymenopteren,  Hav^tflügle^. 

Chalastogastra,  Syiiiphyta,  Pliytophaga  (pari), 
Säge  Wespen'). 

Hinterleib  sitzend,  $  mit  Sägebohrer.  Larven  raupenartig,  mit 
deutlichen  Punktaugen. 

Tentlirediuiden,  Blattwespen. 

Weibchen  mit  kurzer  Legeröhre.  Wespen  ausgesprochene  Sonnen- 
tiere, für  gewöhnlich  träge  und  langsam.  Eier  einzeln  in  (seltener  an) 
grüne  oberirdische  Pflanzenteile  gelegt,  wo  sie  durch  Aufnahme  von 
Pflanzensäften  wachsen.  Nach  wenigen  Tagen  die  Larven,  „After- 
raupen,"  die  oberirdisch  an  grünen  Pflanzenteilen  fressen-,  mit  7 — 9, 
gewöhnlich  8  Paaren  Bauchfüfsen  ohne  Hakenkranz,  dickem  Kopfe, 
meist  lebhafter,  aber  mehrere  Male  und  vorübergehend  bei  jeder  Häutung 
geänderter  Farbe.  Gewöhnlich  gesellig  an  den  Pflanzen,  mit  S-förmig 
erhobenem  Hinterleibe ,  den  bei  Störung ,  als  Abwehr  gegen  Parasiten, 
alle  Individuen  einer  Kolonie  gleichmäfsig  hin  und  her  schlagen,  wenn  sie 
sich  nicht  zusammen  rollen  und  fallen  lassen.  Gegen  Hitze  und  Regen 
verkriechen  sie  sich ,  oft  schneckenartig  eingerollt ,  unter  Blättern ,  an 
oder  in  der  Erde.  In  dieser  auch  häufig  die  Überwinterung,  in  festem, 
Tönnchen-artigem  Kokon;  Verpuppung  dann  erst  im  nächsten  Frühjahre. 
Seltener  Puppen  in  hohlen  Pflanzenstengeln  oder  frei  hängend.  Puppen- 
ruhe gewöhnlich  nur  wenige  Wochen.  Zahlreiche  Feinde  und  Para- 
siten der  Larven,  besonders  Hautflügler.  Fortpflanzung  vielfach  partheno- 
genetisch.   Vorwiegend  in  der  nördlich  gemäfsigten  Zone. 

Die  Larven  von  Tenthredo  atra  L.^)  skelettierten  in  Norwegen 
Kartoffelblätter  wie  der  Koloradokäfer;  auch  an  Rübsen.  —  Eine  un- 
bestimmte Art  ist  in  Japan  ^)  an  dem  für  die  Mattenherstellung  so 
wichtigen  Juncus  effusus  sehr  schädlich. 

Die  Larven  von  Macrophya  ruflpes  L.  (strigosa  F.)*)  sollen  in 
manchen  Teilen  Frankreichs  recht  erheblich  daiurch  schaden,  dafs  sie 
das  Mark  des  beschnittenen  Rebholzes  fräfsen  und  sich  dabei  so  tief 
einbohrten,  dafs  die  oberen  Knospen  getötet  würden.  Offenbar  liegt 
hier  eine  Verwechselung  mit  Emphytiis- Arten  vor.  —  M.  punctum- 
album  L.  skelettiert  die  Blätter  von  Eschen  und  Liguster;  an  letzterem 
in  England'^)  sehr  schädlich  geworden. 

Die  Larven  der  Dolerus-Arten  leben  in  der  Hauptsache  von  Wiesen 
gräsern  usw.,  ohne  aber,  in  Europa  wenigstens,  schädlich  zu  werden. 
Die  beiden  nordamerikanischen  Arten  D.  unicolor  Pal.  (arvensis  Say) 
und  eollaris  Say  werden  gelegenlich  an  Blättern  und  Ähren  von 
Weizen  schädlich'').  Eiablage  im  Frühling,  Larven  im  Juni,  Puppen 
in  der  Erde. 

Die  Larven   von  Taxouus   agrorum  Fall,   fressen   nach   Brischke 


1)  KuNow,   Genera    Insectorum,  Fase.   27—29,    1905.    —    Larven-Bestimmungs- 
tabelle  s.  Ders.,  111.  Zeitschr.  Ent.,  Bd.  3,  4,  1898/99. 

2)  ScHöYEN,  Beretn.  1908,  p.  14. 

3)  Oniki,  Imp.  agr.  Exper.  Stat   Japan,  Abstr.  of  Bull.  30,  1904,  p.  6—7. 

■*)  Laboi  HLKNE,  Bull.  Soc.  ent.  France  1879,  p.  108.  —  Mayet,  1.  c.  p.  444 — 446.  — 
Blachas,  Butl.  Inst.  Catalan.  Hist.  nat.  Ann.  2,  1902,  p.  65—67. 

5)  Theobai.i.,  Eep.  1906/07,  p.  126—127. 

6)  RiLEY  and  Marlatt,  Ins.  Life,  Vol.  4,  1891,  p.  169—174,  Fig.  13. 


Tenthrediniden,  Blattwespen.  59J 

an  Himbeerblüten,  die  von  T.  g-Iabralus  Fall.V)  an  Ampfer;  zur  Ver- 
puppung bohren  sie  sich  in  Schweden  in  das  Mark  von  jungen  Apfel- 
trieben; die  von  T.  nigrisomus  Nort.  2)  leben  in  Nordamerika  an 
Rumex,  Polygonum  und  Zuckerrüben;  im  Herbste  bohren  sie  sich  zur 
Überwinterung  in  markhaltige  Piianzenstengel,  aber  auch  in  Äpfel  ein 
und  können  in  diesen  sogar  verschleppt  werden.  Verpuppung  erst  im 
Frühjahr. 

Emphytus  Klug  3). 

Auch  die  Larven  dieser  Gattung  bohren  sich,  nach  vollendetem 
Blattfrafse ,  in  markhaltige  Pfianzenstengel ,  in  morsches  Holz ,  oder 
kriechen  in  Rindenritzen;  sie  verpuppen  sich  ohne  Kokon;  in  ersteren 
schaden  sie  nicht  nur  durch  direktes  Töten  der  Knospen  und  Triebe, 
sondern  auch  indirekt:  beim  Ausfliegen  der  Wespe  bleibt  der  Bohr- 
gang oifen;  eindringende  Atmosphärilien  und  Fäulniserreger  können 
noch  weiterhin  den  Trieb  zum  Absterben  bringen.  Die  fressenden 
Larven  lassen  sich  leicht  abklopfen  oder  durch  Berührungsgifte  töten. 
Meist  zwei  Brüten;  die  Larven  der  letzten  überwintern.  Parasiten: 
Crypius  emplußoriim  u.  a.  —  Die  Larven  sind  einander  überaus  ähn- 
lich und  nur  zum  kleineren  Teil  genau  beschrieben.  Die  phytro- 
pathologischen  Angaben  sind  daher  sehr  ungenau  und  wenig  ver- 
läfslich. 

Der  bekannteste  Schädling  ist  E.  einetus  L.*).  Eier  einzeln  oder 
zu  3 — 7  an  (in?)  die  Unterseite  von  Rosenblättern.  Die  Larven  be- 
fressen  die  Blätter  vom  Rande  aus  oder  nagen  von  unten  Löcher 
in  die  Spreite.  Wespen  von  Mai  bis  Ende  August,  die  Larven  einen 
Monat  später;  bzw.  den  Winter  über.  Auch  an  Erdbeeren  und  Him- 
beeren beobachtet;  nach  Loiselle  Verpuppung  auch  in  beschnittenen 
Rebentrieben  ^ )  (siehe  MacroijJnja  rufipes).  Nach  den  anderen  Autoren 
tut  dies  indes  E.  tener  Fall.,  dessen  Wespe  bereits  die  Eier  an 
die  Schnittfläche  legen  soll;  die  Raupe  soll  sich  vom  Marke  er- 
nähren; Lelievke  wiederum  nennt  die  in  Rebholz  ruhende  Art 
E.  ruiöeinetus  Retz.,  der  sonst  an  Rosen  und  Rubus  friist  und  bohrt; 
an  letzterem  auch  noch  E.  perla  Klug.  Die  Winzer  schützen  sich, 
indem  sie  den  Schnitt  möglichst  hoch  über  den  obersten  Knospen 
führen.  An  bzw.  in  Rosen  schaden  ferner  E.  viennensis  Schrk.  und 
mehrere  andere  Arten,  von  denen  E.  serotinus  Müll.  var.  flliformis 
Klg.  nach  Richter  einbrütig  ist;  die  Larven  nur  im  Herbste.  In  Nord- 
amerika E.  einetipes  Nort. ^)  an  Rosen;  im  Süden  wahrscheinlich  drei 
Brüten.  Theobald'')  beobachtete  eine  E.-Larve,  die  sich  in  beschnittenen 
vorjährigen  Apfeltrieben  bis  unter  die  letzten  Augen  einbohrte,  so 
dafs  diese  abstarben. 


1)  Lämpa,  Upps.  prakt.  Ent.  15,  1905,  p.  68-64.  —  Kleine,  Soc.  ent.,  Jahrg.  23, 
1908,  p.  66—68.  —  TuLi.GREN,  Upps.  prakt.  Ent.  20,  1910,  p.  55—56,  Fig.  4,  5. 

2)  Fletcher,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bull.  40,  1903,  p.  81.  —  Chittenden  and  Titus, 
ibid..  Bull.  54,  1905,  p.  40—43,  Fig.  15.  —  Webster,  E.  L.,  Journ.  econ.  Ent.,  Vol.  1, 
1908,  p.  310-311. 

^)  Richter  von  Binnenthal,  Rosenfeinde  aus  dem  Tierreiche,  Stuttgart  1903, 
S.  121—133,  Fig.  13. 

*)  Theoiuld,  Rep.  1905/06,  p.  54—58,  Fig.  11,  12. 

^)  Lelie\tie,  Feuille  jeun.  Nat.  ,  Vol.  9,  1879,  p.  91,  106.  —  Picard,  Loiselle, 
Olivier,  ibid..  Vol.  41,  1911,  p.  50-51,  65—66. 

6)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  105,    1908  p.    10—12,    Fig.  5. 

^)  Rep.  1904/05,  p.  16—18,  Fig.  6. 


592  Hymenopteren,  Hautflügler. 

Nach  GouKY  frafsen  die  Raupen  von  E.  tener  Fall.  ^)  (s.  oben) 
ein  ganzes  Beet  von  Viola  odorata  kahl  und  skelettierten  die 
Blätter  von  Kohl;  nachher  bohrten  sie  sich  in  morsches  Holz  ein. 
—  In  Nordamerika  fril'st  E.  paüipes  Prov.  (eanadensis  Kby.),  the 
Violet  Sawfly  -),  in  Glashäusern  an  Veilchen  und  Pensees.  Zur  Eiablage 
durchbohrt  das  Weibchen  das  Blatt  von  oben  und  legt  gerade  über  die 
untere  Epidermis,  die  später  kleine  Blasen  bildet,  die  Eier  einzeln  ab ; 
die  Larven  bohren  sich  nach  unten  heraus.  E.  tarsatus  Say  und 
versieolor  Nort.  ebenda  an  Cornus-Arten^).  Eiablage  wie  vorher,  aber 
in  Reihen  die  Mittel-  oder  eine  Seitenrippe  entlang.  —  E.  grossulariae 
Klg.  führt  ihren  Namen  zu  Unrecht-,  die  Larve  lebt  an  Eberesche  und 
Weifsdorn. 

Die  Larven  von  Poecilosoma  eandidata  Fall,  fressen  nach  Brischke 
frei  an  Birkenblättern ;  die  vielfach  gemachte  Angabe ,  dafs  sie  sich 
vom  Marke  der  Rosenstengel  nähren  sollen,  wird  daher  wohl  mit  Recht 
von  Richter  (1.  c.  p.  107 — 8)  bezweifelt.  —  P.  maeulata  Nort."^)  und 
igfnota  Nort.  fressen  in  Nordamerika  an  Blättern  von  Erdbeeren.  Zwei 
Brüten;  Wespen  in  Anfang  Mai,  Ende  Juli;  Eiablage  in  Blätter. 
Puppen  und  überwinternde  Larven  in  Erde.  Streuen  von  Kalk  (mit 
Schwefel),  vor  der  Blüte  spritzen  mit  Arsensalzen  oder  Nieswurz,  nach 
derselben   mit  Petroleum-Emulsion. 

Die  Larven  von  Eriocampa  atripennis  F.  (Monophadnus  caryae 
Nort.),  Nordamerika,  normal  an  Carya  squamosa,  entblätterten  in  New 
Jersey  Walnufsbäume  ^). 

Strongylogaster  Desbroehersi  Knw.*').  Tunis,  an  Korkeiche. 
Larven  durchlöchern  den  Kork. 

Die  Larven  von  Selandria  morio  L. ')  sollen  im  Juli  und  August 
das  Laub  der  Ribes-Sträucher  verzehren,  selbst  in  jungen  Pflaumen 
und  Reineclauden  bohren. 

Athalia  Leach. 

Eier  in  die  Blattränder  eingeschoben;  nach  wenigen  Tagen  die 
Larven,  die  die  Blätter  vom  Rande  aus  bis  auf  die  stärkeren  Rippen 
abweiden,  seltener  von  unten  her  Löcher  fressen.  Puppen  und  über- 
winternde Larven  in  Erdkokons.  Zwei,  in  wärmeren  Klimaten  drei 
Brüten.     Feinde :  hauptsächlich  Raubwespen. 

A.  (colibri  Christ)  spinaruin  F.,  Rübenblattwespe,  Turnip 
Sawfly  ^).  Europa,  Südafrika.  Ihren  wissenschaftlichen  und  deutschen 
Namen  trägt  die  Wespe  zu  Unrecht,  da  die  Larve  („nigger")  fast  aus- 
schliefslich  an  Kreuzblütlern,  selten  an  Rüben  (Beta)  lebt;  an  ersteren 
aber  in  gröfseren  Zwischenräumen  sehr  schädlich,  namentlich  die  zweite, 
bzw.  die  dritte  Generation.  Je  200—300  Eier.  Wespen  in  Mitteleuropa 
von  Mai  bis  August.  Bekämpfung:  gegen  erste  Larvengeneration  mit 
Arsenmitteln    spritzen.     Streuen    von   Rufs,    Spritzen    mit    Petroleum- 

')  Feuille  jeun.  Nat.,  Vol.  41,  1911,  p.  118—119. 

2)  Chittkni.en,  1.  c.  Ball.  27,  N.  S.,  1901,  p.  26—34,  Fig.  7,  8. 

')  Felt,  26.  Rep.  N.  York  St.  Ent.  1910,  p.  59—61. 

-•)  Pettit,  Michig.  agr.  Exp.  Stat..  Eep.  1898,  p.  865—366. 

^)  Smith,  J.  B  ,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.,  Rep.  1897,  p.  404. 

6)  Seiirat,  Rev.  Cult.  Colon.  1901,  No.  86,  p.  197. 

■')  Taschknberu,  Prakt.  Insektenkunde,  Bd.  2,  S.  323. 

8)  Cuirns,  Farm  Insects,  p.  37—62,  PI.  B.  —  Jackv,  Zeitschr.  Pf  lanzenkr.,  Bd.  12, 
1902,  p.  107—109,  —  Jaülonowski,  Tier.  Feinde  d.  Zuckerrübe,  S.  298—303,  Fig.  60.  — 
NoEL,  Naturaliste,  Ann.  31,  1909,  p,  288. 


Tenthrediniden.  Blattwespen.  593 

Seifenemulsion.  Abkehren  mit  Reiserbesen.  Eintreiben  von  Geflügel. 
—  A.  ppoxima  Klg.*)  ebenso  in  Indien;  Larven  halten  Sommerschlat.  — 
A.  grlabrieollis  Thoms.  (rosae  L.)  lebt  nicht  auf  Rosen,  sondern  auf 
Unkräutern. 

Die  Larven  der  Gattungen  Fenusa  Leach,  Kaliosysphingia  Tischb. 
und  Verwandten  minieren  in  Blättern  von  Bäumen  und  Sträuchern, 
seltener  von  Kräutern,  Platzminen,  die  oft  von  zwei  Seitennerven  ein- 
geschlossen sind.  Eiablage  in  das  Blatt.  Puppe  flach  in  der  Erde. 
Während  sie  in  Europa  nicht  als  Schädlinge  betrachtet  werden,  sind 
die  nach  Nordamerika  verschleppten  Arten  K.  ulmi  Sund,  und  Dohrni 
Tischb.  sehr  schädlich  geworden  ^) ,  erstere  an  Ulme,  letztere  an  Erle. 
Erstere  hat  dort  nur  eine  Generation  —  die  Larven,  bzw.  Puppen  ruhen 
von  Anfang  Juni  bis  Anfang  Mai  — ,  letztere  zwei  bis  drei.  Bekämpfung : 
Bodendecke  der  Baurascheibe  3 — 5  cm  abheben  und  tiefer  vergraben ; 
oder  Baumscheibe  mit  Erde  bedecken  und  walzen. 

Monophadnus  elongatulus  Klg,  Aufsteigender  Rosentriebbohrer 
( Röhrenwurm)  ^).  Die  von  Mai  bis  Ende  Juli  fliegende  Wespe  legt 
ihre  Eier  einzeln  in  die  Basis  von  Blattstielen  junger,  saftiger 
Rosentriebe.  Über  dem  abgelegten  Ei  erhebt  sich  bald  eine  Pustel, 
die  nach  dem  Auskriechen  der  Larve  verkorkt.  Letztere  bohrt  sich  in 
den  Trieb  und  in  seinem  Marke  bis  12  cm  aufwärts,  wobei  sie  ihren 
Kot  aus  dem  Bohrloch  entfernt.  Nach  3  Wochen  geht  sie  in  die  Erde ; 
Verpuppung  erst  im  nächsten  Frühjahr.  Wohl  nur  eine  Generation, 
aber  Larven  von  Ende  Mai  bis  Mitte  September.  — -  M.  rubi  Harr."*), 
Nordamerika.  Wespe  von  Mitte  Mai  an,  legt  ihre  Eier  über  die  untere 
Epidermis  der  Blätter  von  Him-  und  Brombeeren;  die  Bohrstelle  färbt 
sich  auf  der  Blattoberseite  gelblich,  so  dal's  stark  belegte  Blätter  gefleckt 
werden.  Die  Larve  frifst  ungefähr  10  Tage  auf  dem  Blatt  und  geht 
dann  in  die  Erde ;  Verpuppung  wie  oben. 

Bleuiiocampa  pusilla  Klg.-^).  Wespe  von  Mai  an,  legt  je  1 — 3  Eier 
in  Ränder  von  Rosenblättern ,  die  anschwellen  und  sich  nach  unten, 
nach  der  Mittelrippe  zu  einrollen;  in  den  Rollen  die  Larven,  die  etwa 
im  Juli  in  die  Erde  gehen  und  sich  im  nächsten  Frühjahre  verpuppen. 
Auch  an  Him-  und  Brombeeren?  —  Bl.  g-enieulata  Steph.*').  Eiablage 
im  Mai  in  Blattränder  der  Gartenerdbeeren.  Die  Larven  verzehren 
die  Blätter  von  der  Spitze  aus  und  gehen  Ende  Juni  in  die  Erde; 
eine  Generation.  —  Bl.  pygrnaea  Say  (vitis  Harr.)'^).  Nordamerika. 
Zwei  Brüten,  Wespen  in  Frühling,  Ende  Juli  bis  Anfang  August.  Ei- 
ablage in  Häufchen  an  Unterseite  der  Endblätter  der  Reben;  hier 
fressen  die  Larven  in  Reih'  und  Glied  zu  (5—20;  sie  verzehren  das 
ganze  Blatt  vom  Rande  aus ,  auch  seinen  Stiel  und  schliefslich  selbst 
den  Stengel.     Puppe   in  Erde ,  die    der  zweiten  Brut  überwintert. 


1)  Maxwell-Lefboy,  Mem.  Dpt.  Agr.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  107.  —  id.  a.  Gosh, 
1.  c,  1908,  p.  357-360,  PL  20. 

2)  Slingerland,    Cornell    Univ.    agr.    Exp.    Stat.,    Bull.    233,     1905,    p.  49—62, 
Fig.  22—29.  -  Felt.  Mem.  N.  Y.  St.  Mus.,  Vol.  8,  1905,  p.  162—163,  Fig.  23. 

3)  V.  ScHLECHiENDAi.,  Allg.  Zeltsclir.  Ent.,  Bd.  6,  1901,   S.  145—147.   —  Eichter, 
1.  c.  S.  1.38—150,  Fig.  15. 

*)  Smith,  J.  B.,  1.  c.  Eep.  1892,  p.  459—462.  —  Lowe,  N.  York  agr.  Exp.  Stat., 
Bull.  150.  —  Pettit,  1.  c.  Rep.  1899,  p.  137. 

5)  ßiTSEMA  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  7,  1901,  p.  126—128.  —  Theobalu,    Reports 
1906/07  u.  ff. 

6)  TuLLGREN,  Upps.  prakt.  Ent.  14,  1904,  p.  86—92. 
')  Smith,  J.  B.,  Rep.  1889,  p.  304-305. 

Sorauer,  Handbuch.     S.  Aufl.     Dritter  Band.  38 


594  Hymenopteren,  Hautflügler. 

Tomostethus  (Bl.)  melanopygrius  (a)  Costa.  In  Sizilien  der  Manna- 
kultur verderblich ;  Raupen  fressen  die  Bäume  kahl. 

Ardis  bipunetata  Klg.  Abwärtssteigender  Rosentriebbohrer  (Röhren- 
wurm). Wespe  von  Mitte  April  an  bis  in  Juli,  legt  ihre  Eier  einzeln 
in  die  Spitze  zarter,  vollsaftiger  Rosentriebe  ab.  Die  Larve  bohrt  in 
deren  Mark  3 — 4  cm  tief  hinab,  wodurch  die  Triebspitze  abgetötet 
wird.  Dann  geht  sie  in  die  Erde  und  verspinnt  sich  hier ;  Verpuppung 
erst  im  nächsten  Frühjahre.  Gegenmittel:  rechtzeitiges  Abschneiden 
und  Vernichten  der  befallenen  Triebe.  —  Auch  A.  plana  Klg.  (rosarum 
Brischke)  lebt  an  Rosen  (nicht  an  Eschen);  jedoch  frifst  die  Larve 
äufserlich  an  Trieben  und  Knospen;  sonst  wie  vorige. 

Hoplocampa  Hrtg.  Sägrewespen. 

H.(minuta  Christ)  fulvleornis  Klg.,  Pflaumen-SägrewespeM.  Einer 
der  schlimmsten  Feinde  der  Pflaumen-  und  Zwetschenzüchter.  Die  in 
April  und  Mai  fliegende  Wespe  legt  ihre  Eier  einzeln  in  die  noch  un- 
eröfifneten  Blütenknospen.  Nach  1 — 2  Wochen  die  Larve,  die  sich  sofort 
in  das  Innere  der  jungen  Frucht  bohrt  und  den  Kern  ausfrifst.  Das 
tut  sie  so  mit  mehreren  jungen  Pflaumen ;  werden  diese  älter  und  wird 
die  Kernschale  härter,  so  frifst  die  Larve  im  Fruchtfleisch  um  den 
Kern  herum.  Sie  ist  gelbweifs,  nach  hinten  zugespitzt,  liegt  etwas  ge- 
krümmt in  der  Frucht  und  riecht  deutlich  nach  Wanzen.  Im  Juli  geht 
sie  flach  in  die  Erde  und  verspinnt  sich  hier.  Verpuppung  erst  im 
nächsten  Frühjahre.  Aus  den  befallenen  Pflaumen  tritt  Harz  heraus; 
später  fallen  sie  ab.  Blütezeit  und  Witterung  bedingen  verschieden 
starken  Befall  verschiedener  Sorten.  Bekämpfung:  befallene  Früchte 
täglich  abschütteln ,  aufsammeln  und  vernichten ;  Baumscheibe  im  Herbste 
tief  umgraben  und  mit  ätzenden  Stoffen  versetzen.  Spritzen  mit  Arsen- 
mitteln  würde    die   sich    in  ältere  Früchte  einbohrenden  Larven  töten. 

—  Ähnlich  verhält  sich  die  Aplelsäg-ewespe,  H.  testudinea  Htg.  2), 
die  besonders  in  England  und  Schweden  grofsen  Schaden  tut.  Das 
Einbohrloch  in  die  Äpfel  bleibt  immer  often;  in  älteren  Früchten 
oft  mehrere  Larven,  die  darin  eine  grotse ,  schwarze,  feuchte  Höhle 
ausfressen;  nicht  selten  benagen  Larven  junge  Äpfel  auch  in  Streifen 
von  aufsen.  Kokon  10  cm  tief  in  der  Erde.  Nach  Theobalu  vielleicht 
zwei  Brüten;  dann  Verpuppung  Mitte  Juni;  Anfang  Juli  die  Wespen, 
deren   Larven   im   Juli   und  August  fressen,  um  dann  zu   überwintern. 

—  H.  brevis  Htg.^)  in  derselben  Weise  in  Birnen,  H.  ehrysorrhoea 
Klg.  in  Stachelbeeren. 

Eriocampoides  Knw. 

E.  llmaelna  Retz.  (adumbrata  Klg.,  Caliroa  cerasi  L.).  Kirseh- 
blattwespe,  Pear  Slug.  *)  Europa,  Amerika  und  Australien.  Wespen 
von  Juni   an;  Eier  einzeln  in  Blättern  von  Steinobst,    Birnen,  Birken, 


0  V.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  Obst-,  Gartenbau  1891,  S.  256,  Fig.  —  Tii-lgren, 
1.  c.  20.  1910,  p.  56—58,  Taf.  1  Fig.  1. 

2)  TiM-GUEx,  1.  c,  p.  58-59,  Taf.  1  Fig.  2.  —  S.  ferner  die  Berichte  der  eng- 
lischen Entomologen, 

^)  Dki.  Giercio,  Bull.  Soc.  ent.  Ital.,  Vol.  29,  1897. 

*)  M.uu.ATT,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  26,  2^  Ser.,  1897.  —  Fkoggatt, 
Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  12,  1901,  p.  1068—1073,  4  Pls.  —  Tullgken,  1.  c,  p.  59— 60, 
Taf.  1  Fig.  3. 


Tenthrediniden,  Blattwespen.  595 

Eichen,  Himbeeren.  Nach  8 — 14  Tagen  die  Larven,  die  die  Blätter 
vorwiegend  von  oben  skelettieren ;  sie  sind  schneckenähnlich,  grünlich 
gelb ,  oben  mit  glänzend  schwarzem ,  nach  Tinte  riechendem  Schleim 
bedeckt,  der  nach  der  letzten  Häutung,  Ende  September,  Anfang  Ok- 
tober, fehlt,  worauf  die  Larven  sich  in  die  Erde  verkriechen  und  in 
Tönnchen  aus  solcher  verspinnen ;  Verpuppung  erst  im  nächsten  Früh- 
jahre. In  England  will  Theobald  zwei  Brüten  festgestellt  haben  (Wespen 
Ende  Juli,  August);  in  Amerika  zwei  bis  drei  Brüten.  Auch  in  Neu- 
seeland und  Kapland.  —  Bei  starkem  Blattfraise  können  nicht  nur 
die  braun  gewordenen  Blattreste ,  sondern  auch  die  Früchte  vor- 
zeitig abfallen,  bzw.  kann  die  Fruchtbildung  des  nächsten  Jahres 
beeinträchtigt  werden.  Aufser  mehreren  Hymen opteren-Parasiten  stellen 
auch  Sperlinge  und  andere  Vögel  den  Larven  nach.  Gegenmittel:  alle 
Staub-  und  Spritzmittel;  Baumscheibe  im  Winter  tief  umgraben  und 
festtreten.  —  Er.  eerasi  Peck  ^).  Nordamerika.  Larve  skelettiert  die 
Blätter  von  Kirschen,  Birnen,  Quitten,  Pflaumen.  Zwei  Brüten ;  Wespen 
im  Mai- Juni  und  im  Juli-,  Eier  in  Blätter;  Puppe  in  Erde;  die  der 
zweiten  Brut  überwintert.  —  In  Louisiana  Er.  amyg"dallna  Rohw.  ^) 
an  Pfirsich-  und  Pflaumenbäumen,  aber  Larven  an  Blattunterseite ;  vier 
Generationen  von  je  20 — 30  Tagen  Entwicklungsdauer.  —  Die  mit 
gTÜnlichem  Schleim  bedeckten  Larven  der  Lindenblattwespe,  Er.  annu- 
lipes  Klg ,  fressen  an  der  Blattunterseite ;  Zahl  der  Generationen  nicht 
festgestellt  (2—4'?).  —  Die  Larven  von  Er.  aethiops  F.,  an  Ober- 
und  Unterseite  der  Rosenblätter,  entbehren  der  Schleimhülle  vollständig ; 
eine  Generation.  Sie  wird  in  Nordamerika  von  E.  rosae  Harr.  ^) 
vertreten,    deren  Larven  ausschliefslich  oben  auf  den  Blättern  fressen. 

Nematus  Jur. 

Diese  alte,  sehr  grofse  Gattung  ist  neuerdings  in  eine  ganze  Anzahl 
kleinerer  Gattungen  aufgelöst  worden,  deren  Namen  wir  in  Klammern 
bringen.  —  Fortpflanzung  in  der  Hauptsache  parthenogenetisch.  —  Zahl- 
reiche Parasiten  (besonders  Schlupfwespen)  und  andere  Feinde. 

(Miero)nematus  abbreviatus  Htg.  Schwarze  Birnenblattwespe. 
Flugzeit  Ende  April,  Mai.  Eiablage  an  Birnenblättern.  Larven  nach 
12 — 14  Tagen,  fressen  anfangs  Löcher  in  die  Blattspreiten,  später  vom 
Rande  aus.  Ende  Juni,  Anfang  Juli  gehen  sie  in  die  Erde.  In  einigen 
Gegenden  Luxemburgs  nach  Ferrant  sehr  häufig,  in  manchen  Jahren 
massenhaft;  besonders  schädlich  an  Spalieren. 

N.  (Pristiphora  pallipes  Lep.)  appendieulatus  Htg.  Europa, 
Norddamerika.  Schwarze  Stachelbeerwespe;  auch  an  Johannisbeeren; 
zwei  Generationen;  Larven  im  Juni  und  August;  Puppen  oft  an  den 
Büschen,  an  Zweigen  oder  Blättern.     Sonst  wie  N.  rihesii. 

(Lyg'aeo)nematus  Eriehsonii  Htg.,  grofse  Lärehen-Blatt- 
wespe^'-'').  Mittleres  und  nördliches  Europa  bzw.  Nordamerika.  Flugzeit 

1)  Peck,  Massach.  a^r.  Eep.  1799,  p.  9—20,  Tab. 

2)  CusHMAN,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  97,  1911,  p.  91—102,  Fig.  23 
bis  25,  PI.  11. 

3)  Chittenden,  ibid.,  Circ.  105,  1908,  p.  1—6,  fig.  1—3. 

*)  KoNuw  löst  diese  Art  in  zwei  auf,  in  Holcocneme  ErichSOni  Htg.,  Europa, 
und  in  Lygaeoneniatus  notabllis  Cress.  in  Nordamerika. 

5)  Boas,  Tidschr.  Skovvaesen.  Bi.  9,  1897,  p.  52—64.  —  Mac  Dougali-,  Journ. 
Board  Agric.  London,  Vol.  13,  1906,  p.  385—394,  1  PI.  —  Hewitt,  ibid.,  Vol.  15,  1908, 
p.  649—660,  4  Figs.,  1  map.  —  Du.ni.op,  Zoologist  (4)  Vol.  16,  1912,  p.  147—156.  — 
S.  ferner  die  Veröffentlichungen   des  Board   of  Agriculture  of  London,  von  denen 

38* 


596  Hymenopteren,  Hautflügler. 

Ende  April,  Mai.  Eiablage  zu  20 — 40  in  zwei  alternierenden  Reihen  in  die 
Jahrestriebe  Nach  8 — 10  Tagen  die  grauen  Larven,  die  nur  die  Nadeln 
vorjähriger  und  älterer  Triebe,  von  aufsen  nach  der  Achse  des  Baumes 
zu,  fressen.  Da  die  Wespen  sehr  ungleich  ausschlüpfen,  zieht  sich  die 
Frafszeit  der  Larven ,  trotzdem  jede  einzelne  nur  3 — 4  Wochen  lang 
friist,  von  Ende  Mai  bis  Ende  Juli  hin.  Dann  gehen  sie  in  die  Erde 
in  Kokons ,  in  denen  sie  sich  3  Wochen  vor  der  Flugzeit  verpuppen. 
Bei  starkem  Befalle  Kahlfrafs  mit  Ausnahme  der  Jahrestriebe.  Kenn- 
zeichen: Triebe  welk,  braun,  nach  der  Seite  der  Eiablage  gekrümmt. 
Mit  dem  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  begann  für  diese  Alt  namentlich 
in  England  und  Nordamerika  (bis  nach  Süd-Canada)  eine  aui'sergewöhn- 
liche  Vermehrung  und  damit  Schädlichkeit.  In  Nordamerika  hat  sie 
seit  1880  in  manchen  Gegenden  80— 100 "o  der  Lärchen  abgetötet,  auch 
in  England  viele  Tausende.  Feinde :  parasitische  und  Raubinsekten, 
insektenfressende  Vögel ,  Fasane ,  Wühlmäuse ,  Pilze ;  der  wichtigste 
Parasit  in  England,  Mesoleiue  tenthredmis  Morl.  (Ichneumonide)  ist  von 
Hewitt  mit  Erfolg  in  Canada  eingeführt  worden.  Regenschauer  und 
heftige  Winde  werfen  die  älteren  Larven  von  den  Bäumen  herab,  dem 
man  durch  Abschütteln  und  Abklopfen  nachhelfen  kann;  Leimringe 
verhindern  sie  dann  am  Aufbäumen.  Spritzen  mit  Arsenmitteln.  — 
In  England  ist  die  gi-ofse  Lärchenblattwespe  unter  die  gesetzlich  zu 
bekämpfenden  Arten  aufgenommen;  jeder  Befall  ist  bei  10  £  Strafe 
anzuzeigen.  —  In  ähnlicher  Weise,  aber  weniger  schädlich  N.  larieis 
Htg.,  die  kleine  Lärchen- Blattwespe,  mit  grünen  Larven. 

(Lyg'aeo)nematus  pini  Retz.  (abietinus  Christ,  abietum  Htg.), 
kleine  Flehtenblattwespe  \).  Flugzeit  Ende  April,  Anfang  Mai;  Ei- 
ablage in  die  Nadeln  der  obersten  Maitriebe,  die  die  nadelgrünen  Larven 
Ende  Mai  bis  Mitte  Juni  erst  benagen ,  dann  abweiden ;  dann  ver- 
spinnen sie  sich  in  der  Erde  in  Kokons ;  Verpuppung  im  April, 
(gewöhnlich  bilden  die  befressenen  Triebe  neue,  kräftige  Knospen;  oft 
entstehen  Schoptbildungen;  erst  bei  wiederholtem  Fraise  können  die 
Triebe  absterben.  —  Ähnlich  N.  SaxesenilHtg.  ^),  eompressus  Htg.  und 
ambiguus  Fall,  (parvus  Htg.),  die  aber  die  Knospennadeln  abweiden, 
so  dafs  die  Triebe  absterben. 

(Paehy)neniatus  exlensieornis  Nort.  ^).  Östliches  Nordamerika, 
an  Gräsern  und  Weizen,  Blätter  fressend,  selten  den  Halm  so  benagend, 
dafs  die  Ähre  abstirbt. 

N.  (Croesus)  septenlrlonalis  L.*).  Europa;  Larven  von  Juli  bis 
September  (3 — 4  Brüten  V),  die  Blätter  von  Birken,  Espen,  Pappeln,  Erlen, 
Weiden,  Eschen,  Ebereschen  und  Ribesarten  vom  Rande  aus  verzehrend. 

N.  (Pteronus)  rlbesil  Scop.  (ventricosus  Latr.).  Gelbe  Staehel- 
beerblattwespe^).  Mittleres  und  nördliches  Europa,  seit  1857  auch  in 
Nordamerika;  namentlich  an  Stachelbeere,  häufig  auch  an  roter,  selten 

nainentlich  die  seit  1909  herausgegebenen  Reports  wertvolle  Beiträge  bieten,  und 
die  Reports  of  the  entoinological  Society  of  Ontario. 

1)  Hkiuiuch,  Allg.  Forst-  u.  Jagdzeitg.,  Bd.  80,  1904,  S.  281—283.  —  Sf.dlaczek, 
Zentralbl.  ges.  Forstwes.  1904,  S.  481—492,  1  Fig.  —  Lenk,  Österr.  Forst-  u.  Jagd- 
zeitg.. Jahrg.  26,  1908,  S.  299-300. 

')  Siehe  die  forstlichen  Berichte  von  Schöven,  1904—1907. 

")  RiLEY  and  Maki.att,  Ins.  Life,  Vol.  4,  1891,  p.  174-177,  Fig.  14.  —  Maiu.att, 
Farm.  Bull.  132,  1901,  p.  37—38,  Fig.  25. 

4)  Florentin,  Feuille  jeun.  Nat.  T.  33,  1903,  p.  105—107,  1  Fig. ;  p.  133.  —  Theu- 
BALD,  Reports  1906-1908.      „ 

6)  Lami-a,  Ent.  Tidskr.  Arg.  7,  1897,  p.  76—80.  1  Taf. 


Tenthrediniden,  Blattwespen.  597 

an  schwarzer  Johannisbeere.  Zwei  und  mehr  Generationen:  Larven 
von  Mai  bis  in  August.  Das  Weibchen  legt  zahlreiche  Eier  an  die 
Unterseite  der  Blätter,  die  Rippen  entlang,  ab.  Nach  wenigen  Tagen 
die  Larven,  die  ihre  Farbe  während  ihres  Lebens  mehrere  Male  ändern, 
in  der  Hauptsache  aber  grünlich,  mit  schwarzen  Flecken  und  Warzen 
und  gelben  Stellen.  Zuerst  schaben  sie  gesellig  die  Oberhaut  der  Blatt- 
unterseite ab,  später  fressen  sie  Löcher  in  die  Spreiten,  zuletzt  ver- 
zehren sie  die  Blätter  vom  Rande  her  vollständig  bis  auf  die  Rippen; 
an  Stachelbeeren  fallen  ihnen  auch  die  Früchte  zum  Opfer.  Häufig 
Kahlfrais,  der  Reifung  der  Früchte  verhindert.  Nach  3 — 4  Wochen 
gehen  sie  in  oder  an  die  Erde,  spinnen  sich  einen  pergamentartigen 
Kokon,  in  dem  sich  die  erste  Generation  sofort  verpuppt,  um  nach 
10 — 20  Tagen  die  Wespen  zu  entlassen.  Die  Larven  der  letzten 
Generation  gehen  gewöhnlich  tiefer  in  die  Erde  und  überwintern  hier; 
sie  verpuppen  sich  erst  im  Frühjahre.  —  Bekämpfung:  Erde  der  be- 
fallenen Quartiere  im  Winter  0  —  10  cm  tief  abheben,  entweder  brennen 
oder  tief  vergraben.  Im  Herbst  Ätzkalk  unter  den  Büschen  eingraben. 
Erste ,  kleine  Larven  -  Kolonien  im  Frühling  absammeln.  Spritzen 
mit  Nieswurz  oder  Arsenmitteln,  nicht  später  als  6  Wochen  vor  der 
Ernte.  Auch  alle  Kontaktgifte  (besonders  in  Staubform)  wirksam,  ferner 
2"/oige  Bordeläser  Brühe.  Die  Larven  lassen  sich  auch  leicht  ab- 
schütteln bzw.  abklopfen  und  sind  dann  zu  zertreten  oder  mit  stärkeren 
Berührungsgiften  zu  töten.  —  An  Stachelbeeren  ferner  noch  N.  (Pt.) 
leucotroehus  Htg.  (consobrinus  Htg.)  in  Deutschland,  England,  Holland, 
Sibirien,  mit  nur  einer  Brut  (Larven  im  Juni).  —  N.  (Pt.)  Salicis  L. 
an  Weiden,  mehrere  Brüten,   die   Blätter   vom  Rande   aus   befressend. 

N.  (Pontania)  (proxima  Lep.)  gallieola  Steph.  (capreae  L., 
Vallisnerii  Htg.)  ^)  läfst  auf  Weidenblättern  die  bekannten  bohnenartigen, 
beiderseitigen  Gallen  entstehen;  ernsterer  Schaden  wohl  selten.  Ver- 
puppung  zum  Teil  in  den  Gallen,  zum  Teil  auiserhalb  zwischen  Blättern, 
in  Rindenrissen  usw.  —  N.  (P.)  Salicis  Christ  (gallarum  Htg.,  vimi- 
nalis  Vollenh. )  erzeugt  kugelige ,  dickwandige ,  unterseitige  Gallen  auf 
Weidenblättern. 

Die  Larven  der  Gattung  Cryptocampus  Htg.  entwickeln  sich  in  Wei- 
den, die  von  saliceti  F.  ^)  in  den  Knospen,  die  von  ater  Jur.  (ang-ustatus 
Htg.)^)  im  Mark  der  Jahrestriebe,  1  Zoll  lange  Röhren  fressend;  um  diese 
Röhren  schwillt  die  Rute  an  und  krümmt  sich;  bei  stärkerem  Befall 
stirbt  die  Spitze  ab.  Larven  zu  mehreren,  aber  voneinander  getrennt, 
in  einer  Rute;  eine  Generation.  Cr.  medullarius  Htg.,  (amerinae  L.)*) 
verursacht  bis  walnnfsgTofse ,  stark  runzelige,  rauhe  oder  glatte 
glänzende  Mark-  und  Rindengallen  an  Jahrestrieben,  besonders  an 
S.  pentandra ;  selten  an  anderen  Weiden  oder  an  Pappeln  (hier  Cr.  populi 
genannt). 

Priophorus  (Cladius)  padi  L.  (albipes  Htg.)^).  Wespe  legt  Ende 
April  ihre  Eier  unten  in  die  Mittelrippe  von  Blättern  der  grolsblätt= 
rigen  Prunus -Arten,  Ebereschen,  Weifsdorn,  Him-  und  Brombeeren.    Die 


')  Siehe  vor  allem  die  Arbeiten  von  Bfa-eiuxck  1886 — 1888.  —  Schröder,  Illustr. 
Wochenschr.  Ent.,  Bd.  1,  1896,  S.  524—527,  1  Fig.  —  Lampa,  Upps.  prakt.  Ent.  1897, 
p.  79,  Taf.  1  Fig.  10—12.  —  Tri.L(;REN,  Stud.  Jakttag.  Skadeinsekt.,  1905,  p.  53—54. 

2)  Nielsen,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.,  Bd.  1,  1905,  S.  383—384,  4  Fig. 

3)  ibid.  Bd.  2,  1906,  S.  44—47,  2  Fig. 

*)  Baer,  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Jahrg.  8,  1910,  S.  299—304,  1  Fig. 
s)  Theobald,  Rep.  1904/05,  p.  18—21,  Fig.  7.  —  Richter,  Rosenfeinde,  S.  170—171. 


598  Hj^menopteren,  Hautflügler. 

grünen,  breiten  Larv^en  (Mai  bis  Oktober)  skelettieren  und  durchbohren 
zuerst  die  Blätter  von  unten,  später  verzehren  sie  sie  ganz.  Ende  Mai 
verspinnen  sie  sich  in  oder  an  der  Erde  in  Kokons,  in  denen  sie  sich 
bald  verpuppen.  Zweite  Greneration  fliegt  von  Mitte  Juni  an ,  eine 
dritte  im  September,  Oktober,  deren  Larven  in  der  Erde  überwintern.  — 
In  Schweden  P.  tristis  Zadd.  ^)  1904  ähnlich  an  Himbeeren. 

Die  Larve  von  P.  aeerieaulis  Mac.  G.  ^)  bohrt  in  Nordamerika  in 
den  Blattstielen  von  Zuckerahorn,  so  dals  die  Blätter  abfallen.  Puppe 
in  Erde. 

Trichiocaiiipus  viminalis  Fall.  Europa.  Eiablage  an  Blattstiele 
von  Pappeln ,  Weiden  und  Eschen ;  der  Blattstiel  schwillt  an  und 
biegt  sich  an  jeder  Seite  der  Eier  so  über  diese ,  dais  sie  verdeckt 
werden.  Larven  in  August  und  September  an  Blättern,  besonders  die 
Unterseite  skelettierend.  Puppe  in  doppeltem  Kokon  unter  loser  Rinde 
oder  zwischen  Blättern. 

Cladius  peetinieornis  Fourc.^).  Europa,  Nordamerika-,  an  Rosen. 
Eier  in  Oberfläche  der  Blattstiele;  Puppe  der  Sommergeneration  an 
Blattunterseite,  Zweigen  usw.;  sonst  wie  vorige.  —  Cl.  difformis 
Panz.  in  gleicher  Weise  an  Erdbeeren  (und  Rosen?). 

Lopliyrus  Latr.    Buschhoru-Blattwespeu. 

Fast  ausschliefslich  an  Kiefern ;  nur  ausnahmsweise  an  anderen  Nadel- 
hölzern. Mit  Ausnahme  von  L.  rnfus  zwei  Generationen:  Wespen  in 
April-Mai,  Juli;  Larven  in  Mai- Juni,  August  bis  Oktober.  Die  Eier 
werden  zu  6 — 10,  imGanzen  bis  120,  in  ältere  Nadeln  gelegt,  Larven 
zuerst  gesellig,  fressen  den  Rand  der  Nadeln,  so  dais  nur  die  Mittel- 
rippe fadenförmig  übrig  bleibt ;  später  zerstreuen  sie  sich  und  verzehren 
die  Nadeln  völlig  bis  auf  die  Scheide.  Ausnahmsweise  benagen  sie 
auch  die  Rinde.  Die  Sommergeneration  verpuppt  sich  in  braunen 
Kokons  auf  dem  Baume ;  die  Herbstgeneration  verspinnt  sich  in  festeren 
Kokons  in  der  Bodenstreu  und  verpuppt  sich  erst  im  nächsten  Früh- 
jalire.  Mehrjähriges  Überliegen  ist  wiederholt  beobachtet.  Bevorzugt 
werden  ältere  Nadeln,  kränkelndes  Material,  lichte  sonnige  Stellen  bzw. 
Ränder.  Nicht  selten  Kahlfrafs,  der  unter  Umständen  zum  Tode  der 
Bäume  führen  kann,  mindestens  aber  den  Zuwachs  ungünstig  beeinflufst. 
Zahlreiche  Parasiten  (s.  Schöyen,  Beretn.  1897).  Gegenmittel:  Raupen 
zerquetschen ,  mit  Berührungsgiften  (besonders  Tabakslauge  und  Anti- 
nonnin  1  :  800  Teilen  Wasser  wirksam)  spritzen ;  Bodenstreu  zusammen- 
rechen. Da  die  Larven  von  kahl  gefressenen  Bäumen  massenhaft  ab- 
wandern, sind  sie  durch  Gräben  oder  Leimstangen  einzugrenzen.  Ab- 
klopfen; Aufbäumen  durch  Leimringe  verhindern. 

Die  wichtigsten  Arten  sind:  L,  pini  L.  (similis  Htg.)*)  an  Kiefern, 


')  Tlllgukn,  1.  c,  p.  46—49,  Fig.  12,  13. 

^  BuiTTox,  Ent.  News,  Vol.  17,  1906,  p.  313—321,  1  PL,  1  Fig. 

3)  EicHTEu,  I.e.  S.  165—170,  Fig. 20.  —  Chittenden,  1.  c,  Circ.  105,  1908,  p.  6-lU, 
Fig.  3,  4. 

•*)  CuBELi.i,  Verh.  zool.-bot.  Ges.  Wien,  Bd.  50,  1900,  S.  140—142.  —  Miekk, 
Zeitschr.  Forst-,  Jagdwes.,  Jahrg.  34,  1902,  S.  725-740,  ITaf.  —  Theobald,  2<i  Rep. 
econ.  Zool.,  1903,  p.  165—169,  Fig.  24—26.  —  Baeh,  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Forst- 
wirtsch.,  Bd.  4,  1906,  S.  84—92,  Fig.  —  Nuei,,  Naturaliste  T.  28,  1907,  p.  238;  T.  32, 
1910,  p.  13,  14.  —  Fenneh,  Festschr.  100  jähr.  Besteh.  Wetterau.  nat.  Ges..  1908, 
S.  118—139.  —  Cuii.nx,  Bull.  Soc.  Etud.  Sc.  nat.  Elbeuf,  T.  27,  1909,  p.  101—108. 


Tenthrediniden,  Blattwespen.  599 

Larven  einzeln;  L.  (sertifer  GeofFr.)  rufus  Latr.  *)  an  Kiefern,  Arve, 
Fichte;  Wespe  im  Herbst,  Eier  überwintern,  Larven  im  Mai  und 
Juni  (also  eintjrütig) ;  L.  pallidus  Klg.  an  gemeiner  Kiefer;  L.  soeius  Klg. 
an  gemeiner  und  Bergkiefer.  —  Auch  Nordamerika  hat  mehrere  ebenso 
lebende  L. -Arten,  von  denen  aber  nur  L.  Abbotti  Leach  und  Towns- 
endi  Brun.  von  einiger  Bedeutung  sind. 

Pterygophorus  -  Arten  ^)  fressen  in  Australien  die  Blätter  von 
Leptospermum ;  Verpuppung  in  totem  Holze. —  Pliylacteophaga  euca- 
lypti Frogg.  ^)  verursacht  an  Blättern  von  kleinen  Eucalyptus-Bäumen 
Gallen,  in  denen  auch  die  Puppe  ruht. 

Schizoceros  greminatus  Gmel.  gelegentlich  auf  Rosen,Europa;  Seh. 
ebenus  Nort.  vernichtete  in  Mississippi  Kulturen  von  Bataten;  Seh. 
privatus  Nort.  wurde  in  Virginia  an  Kartoffeln  schädlich. 

(Arge)  Hylotoma  ^)  rosae  L.,  Rosen-Bürstenhom-Wespe.  Flugzeit 
Ende  Mai,  Anfang  Juni;  Eier  zu  16—18  in  einer  Reihe  hintereinander 
in  junge,  vollsaftige  Rosentriebe  abgelegt  („Nähfliege"  der  Gärtner), 
die  sich  krümmen,  verkümmern  und  ihre  Knospen  nicht  zur  Entfaltung 
bringen.  Nach  zehn  Tagen  die  Larven,  die  die  Blätter  vom  Rande  aus 
befressen.  Nach  vier  Wochen  Verpuppung  in  der  Erde,  in  doppeltem 
Kokon.  Ende  Juli,  Anfang  August  die  zweite  Wespenbrut,  deren  Larven 
in  den  Kokons  überwintern.  In  kälteren  Gegenden  nur  eine,  sich  in 
die  Länge  ziehende  Generation.  Larven  sehr  gefräfsig,  daher  Schaden 
meist  recht  grofs.  Bekämpfung:  Eier  durch  scharfen  Messerschnitt 
zerstören  oder  mit  Tischlerleim  zukleben ;  Larven  absammeln  oder  be- 
spritzen. —  (A.)  H,  enodis  L.  u.  pag:ana  Panz.  wie  vorige;  bei 
letzterer  aber  Eiablage  in  zwei  Reihen.  —  (A.)  H.  eoeruleseens 
Geoffr.  an  Him-  und  Brombeeren  sowie  Rosen;  (A.)  H.  pullata  Zadd. 
an  Birken;  kann  durch  Kahlfrafs  die  Bäume  töten. 

(A.)  H.  peetoralis  Leach*),  Nordamerika  an  Weiden  und  weifser 
Birke.  Wespe  von  Ende  Mai  bis  Juli;  Eiablage  in  die  Blattränder. 
Larven  vernichteten  1906/07  durch  Kahlfrafs  zahlreiche  Weiden.  Eine 
Generation;  Larven  überwintern  in  Erdkokons.  Zahlreiche  Parasiten. 
—  (A.)  H.  mali  Matsum.  ^),  Japan,  am  Apfelbaum. 

Perga- Arten  ^)  in  Australien  an  Eukalyptus ;  Raupen  gesellig  an 
den  Blättern  und  jungen  Trieben  fressend;  tagsüber  in  Haufen  bis  50 
und  mehr  Stück  an  den  Zweigen  sitzend.  Kokons  in  der  Erde.  Sehr 
viele  Parasiten.  Am  häufigsten  P.  eucalypti  Benn.  a.  Scott '^),  lewisi 
Westw.  und  dorsalis  Leach. 

Verschiedene  Arten  der  Gattung  Abia  Leach,  wie  faseiata  L., 
mutica  Thoms.,  lonieerae  L.  (nigricomis  Leach),  leben  in  Europa  an 
Lonicera- Arten;  A.  inflata  Nort.  desgl.  in  Amerika,  A.  eerasi  Fitch, 
hier  in  Kirschen. 


1)  Lampa,  Est.  Tidskr.  Arg.  13,  1902,  p.  41—44,  Fign.  —  Theobalü,  1.  c.  — 
Trägardh,  Ent.  Tidskr.  Arg.  31,  1910,  p.  272—278,  3  Fign.  —  Schüyen,  Tidskr.  Skog- 
bruk  No.  4,  1911,  38  pp.,  Fig.  2—5. 

2)  Froggatt,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales,  Vol.  24,  1900,  p.  130—134,  PI.  14; 
Austral.  Insects,  p.  72 — 73. 

3)  Richter,  Rosenfeinde,  S.  172—187,  Fig.  21—22.  —  Hamster,  Prakt.  Ratg.  Obst- 
u.  Gartenbau  1891,  S.  246—247,  Fig. 

*)  Schwarz,  Proc.  ent.  Soc.  Washington,  Vol.  11,  1909,  p.  106—109,  PI.  7—9. 
s)  Japan.  Arbeit,  1906;  s.  Zeitscbr.  Pflanzenkr.,  Bd.  17,  S.  53. 
6)  French,  Destruct.  Ins.  Victoria,  Vol.  3,  1900,  p.  116—119,  PL  52.  —  Froggatt, 
1.  c.  p.  71—72,  PI.  10  Fig.  3—5. 

^)  Bennett  and  Scott,  Proc.  zool.  Soc.  London  Vol.  27,  1859,  p.  209—212,  PI.  62. 


600  Hymenopteren,  Hautfltigler. 

Clavellaria  (Cimbex)  amerinae  L.,  Fingzeit  Mai,  Juni;  Larven  von 
Ende  Juni  bis  Ende  August,  an  Weiden,  Birken,  namentlicli  in  Weiden- 
hegern  durch  Kahlfrals  schädlich;  fressen  nachts,  sitzen  tags  zusammen- 
gerollt an  Blättern.  Puppe  in  Kokon  an  der  Pflanze.  Gegenmittel : 
Abschütteln  der  Larven,  —  Ebenso  Trichiosoma  lueorum  L.  ^)  an 
Birken,  Weiden  und  Erlen. 

Cimbex  (femorataL.)  variabilis  Klg.  (silvarum  F.)^).  In  zahlreichen 
Formen,  deren  Larven  nach  den  Nährpflanzen  (Birke,  Buche,  Weiden, 
Erlen,  in  Rußland  auch  Ulmen)  variieren.  Trotz  gelegentlichem  Kahl- 
frafse  nicht  eigentlich  schädlich.  Wespen  nagen  im  Mai  und  Juni  an 
jungen  Trieben  von  Buchen,  Hainbuchen,  Birken,  Eschen,  Aspen,  Pappeln, 
Ebereschen  bis  1  mm  breite  Ringel,  deren  Ränder  später  deutliche 
Überwallungswülste  bilden.  Larven  überwintern  in  lockeren  Kokons 
an  Zweigen,  verpuppen  sich  erst  im  Frühjahr. 

C.  quadrimaeulata  Müll,  im  Jahre  1905  in  Bulgarien  sehr  schäd- 
lich an  Mandeln  ^),  Teerringe  und  Pariser  Grün  ergaben  gute  Erfolge ; 
Ende  Mai  starben  an  den  nicht  gespritzten  Bäumen  die  Larven  an 
einer  Pilzkrankheit, 

C.  amerieana  Leach*),  östl,  Nordamerika,  an  Weiden,  Erlen,  Pappeln, 
Ulmen.  Eiablage  in  die  Blattspreite.  Zahlreiche  Eier-  und  Larven- 
parasiten. 

Tremex  eolumba  L,  ^)  Östl,  Nordamerika;  Larven  bohren  vor- 
zugsweise in  Ahorn  und  Ulmen,  aber  auch  in  Apfel-,  Birnbäumen, 
Buchen ,  Eichen ,  Sykomoren ,  wohl  nur  in  kranken  oder  absterbenden 
Bäumen, 

Siriciden,  Holzwesi)en  ®). 

Wespen  von  Juni  bis  September,  Mit  ihrem  langen,  einziehbaren 
Legebohrer  legen  sie  ihre  Eier  einzeln ,  aber  dicht  nebeneinander  in 
den  Splint  von  kränkelndem  oder  frisch  gefälltem  Nadelholz,  selbst  in 
Bretter.  Die  an  einer  hornartigen  Spitze  am  Hinterende  kenntlichen 
Larven,  ohne  Bauchfüfse,  fressen  kreisrunde,  allmählich  an  Weite  zu- 
nehmende, bogige,  mit  Frafsmehl  verstopfte  Gänge  im  Holze,  Nach 
einem  scharfen  Bogen  erfolgt  dann  die  Verpuppung  dicht  unter  der 
Oberfläche,  Die  Wespen  nagen  sich  geradewegs  nach  aufsen ,  nicht 
nm-  durch  Holz,  sondern  auch  durch  Linoleum,  Blech,  Blei,  Tuch  usw, 
Generation  zwei-  bis  mehrjährig,  Schaden  vorwiegend  technisch ;  doch 
können  Schädigungen  aus  anderen  Ursachen  durch  die  Holzwespen 
verstärkt  und  beschleunigt  werden.  Von  den  drei  Arten  lebt  S.  (Xeris) 
speetrum  L.  in  Fichten  und  Tannen ;  S.  grig^as  L.  '')  desgl.,  aber  aufser- 
dem,  seltener,  in  Kiefern  und  Lärchen.  S,  (Paupurus)  juveneus  L,  ^) 
zieht  Kiefern  vor,  befällt  aber  auch  Fichte,  gelegentlich  selbst  Tanne; 
auch  auf  Manila, 

An  Laubhölzern  wird   die   Gattung   Sirex  vertreten  durch  Tremex 

')  Rudow,  Ent.  Jahrb.,  Jahrg.  8,  1899,  S.  225—230. 

2)  Löwe,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau,  Bd.  7,  1909,  S.  161—163. 

3)  Mat.kow,  Jahresber.  f.  1905;  s.  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol,  Bd.  4,  S.  352. 

*)  Felt,   Mem.  N.  York  St.  Mus.  No.  8,  Vol.  1,  1905,   p.  155—158.  —   Severin, 
Trans.  Wisconsin  Acad.  Arts  Scs.,  Vol.  16,  1908,  p.  61—70,  PL  5. 
"■)  Fei.t,  1.  c.  p.  61-64,  Fig.  5,  6. 

6)  Mac  Duuuall,  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  14,  1907,  p.  98—104,  4  Fig. 
'')  Jaülonowski,  Rovart.  Lapok,  Vol.  4.  1897,  p.  49-52. 
8)  Baer,  Tharandt.  forstl.  Jahrb.,  Bd.  61,  1910,  S,  95—96. 


Siriciden.     Lydiden.  ßOl 

(s.  oben)  und  Xiphydrya,  von  der  X.  (prolongata  L.)  dromedaria  F.*) 
in  Weiden  Pappeln,  Birken  und  Ulmen  lebt. 

Lydiden. 

Legebohrer  klein ;  Larven  ohne  Bauchfüfse,  aber  mit  Nachschiebern. 

Xyela  minor  Nort.  2).  Nordamerika;  Larven  in  den  Blüten  der 
Kiefern;  Puppen  in  der  Erde. 

Cephus  Latr.,  Halmwespen. 

C.  pygrmaeus  L.,  Getreide-Halmwespe,  Wheat  saw-fly  borer  ^). 
Europa,  Nordamerika.  Flugzeit  Mai.  Eiablage  einzeln  in  das  oberste  Halm- 
glied von  Roggen  oder  AVeizen,  seltener  von  Gerste.  Die  deutlich  ge- 
gliederte Larve  schlüpft  nach  etwa  zehn  Tagen  aus  und  bohrt  sich  im 
Halme  abwärts,  den  Gang  hinter  sich  mit  Bohrmehl  füllend.  Bis  zur  ßeife 
des  Getreides  ist  sie  ganz  unten,  dicht  über  der  Wurzel,  über  oder 
unter  der  Erde  angekommen.  Ist  der  Halm  zu  dieser  Zeit  noch  nicht 
reif,  so  scheint  sie  ihn  verlassen  und  sich  in  einen  anderen  Halm  ein- 
bohren zu  können.  Im  Herbste  verspinnt  sie  sich  im  untersten  Ende 
des  Frafsganges  unter  einem  Pfropfen  aus  Nagsei,  über  dem  sie  einen 
Ring  in  den  Halm  genagt  hat ;  sie  verpuppt  sich  aber  erst  im  nächsten 
Frühjahre.  Der  ausgefressene  Halm  bleibt  kürzer,  bleicht  vorzeitig, 
ebenso  die  taub  bleibende  Ähre;  er  steht  noch  aufrecht,  wenn  die 
gesunden  Halme  sich  schon  neigen ;  bei  starkem  Winde  oder  Regen 
kann  er  an  dem  Nagering  abbrechen,  —  Eine  eigenartige  Beschädigung 
beobachtete  Frank:  an  Roggen,  der  durch  lange  liegenden  Schnee  in 
der  Entwicklung  zurückgehalten  war,  trafen  die  Wespen  bei  der  Eiab- 
lage noch  keine  hohlen  Halmglieder,  da  die  Ähre  noch  in  der  Scheide 
steckte.  Bei  der  Suche  nach  solchen  durchbohrten  sie  nun  die  Ähren- 
spindel wiederholt  mit  ilu-em  Legebohrer;  die  Folge  war,  dafs  die 
untere  Ährenhälfte  sich  normal  ausbildete,  die  obere  federartig  wurde.  — 
Gegenmittel:  Stoppeln  auseggen  und  verbrennen  oder  tief  unterpflügen.  — 
Parasit :  Fachymerus  calcitrator  Grav.  Die  parasitierten  Larven  sterben 
gewöhnlich  schon  höher  im  Halme  ab;  die  Parasiten  bleiben  so  im 
Stroh  und  gehen  darin  in  der  Mehrzahl  zugrunde,  während  die  gesunden 
Larven,  wenn  nicht  ausdrücklich  bekämpft,  am  Leben  bleiben. 

Ähnliche  Beschädigungen  verursachen  andere  Cephus-Arten  an 
Wiesengräsem  in  Europa*),  C.  (einetus  Nort.)  oeeidentalis  Ril.  a. 
Marl,  in  Nordamerika^).  —  C.  pallipes  Klg.  (Phylloecus  phtisicus 
F.)  ^),  Europa,  in  Rosentrieben. 

Janus   (Cephus)  eompressus  F.,   Birntriebwespe  ^) ;    Flugzeit 


1)  Leisewiiz,  Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  6,  1897.  S.  207—224,  13  Fig. 

2)  Dyar,  Proc.  ent.  Soc.  Washington,  Vol.  4,  1898,  p.  313. 

3)  Koppen,  Schädl.  Ins.  Rufslands.  S.  302—310.  —  Comstcjck,  Cornell  Univ.  agr. 
Exp.  Stat.,  Bull.  11,  1889,  p.  127—142,  1  PI.,  3  Fig.,  4  tabl.  —  Frank,  Kampfbuch, 
Berlin  1897,  S.  102—104.  —  Rehberg,  Schrift  nat.  Ges.  Danzig,  Bd  10,  1902,  Heft  4, 
S.  76—78,  Fig.  8.  —  Noel,  Naturaliste,  Ann.  27,  1905.  p.  187— 18S.  —  Ihssen,  Prakt. 
Blatt.  Pflanzenbau, -schütz,  Jahrg.  4,  1906,  S.  101—105,  2  Fig.  —  Wahl,  Flugbl.  16, 
k.  k.  Pflanzenschutz-Station  AVien,  1907,  7  S.,  1  Fig. 

")  Reuter,  E.,  Act.  Soc.  Fauna  Flora  fenn.  XIX,  1900,  No.  1,  p.  88—89,  95—97. 
^)  Webster  and  Reeves,  U.  S.  Dept.  Agric,   Bur.  Ent.,  Circ.  117,  1910,  6  pp., 
1  Fig. 

^)  Richter  von  Binnenthal,  Rosenfeinde,  S.  198 — 200. 

'')  Lüstner,  Ber.  Geisenheim  1901,  S.  164—165,  Fig.  23.  —  Hofer,  10.— 12.  Ber. 


602  Hymenopteren,  Havitflügler. 

von  Mitte  Mai  an.  Eiablage  einzeln  in  vorjährige  Triebe  der  Birn- 
bäume, auch  des  Weiisdorns,  namentlich  an  die  Stellen,  an  denen  sie 
entspitzt  sind.  Die  Anfang  Juni  ausschlüpfende  Larve  bohrt  sich 
im  Markkanal  des  Triebes  abwärts,  den  Gang  hinter  sich  mit  fein- 
körnigem, braunen  Kot  füllend.  Der  Trieb  stirbt  ab,  trocknet  ein  und 
schwärzt  sich.  Im  Herbst  nagt  die  Larve  das  Flugloch  vor  und  ver- 
spinnt sich  im  untersten  Ende  des  Ganges ;  aber  erst  Mitte  April  nächsten 
Jahres  verpuppt  sie  sich.  Schaden  in  Frankreich  und  der  Schweiz 
nicht  unbeträchtlich,  besonders  da  Leittriebe  vorzugsweise  befallen  werden. 
Abwehr:  Trieb  unterhalb  Gang  abschneiden  und  verbrennen.  —  Die 
Larve  von  J.  (C.)  luteipes  Lep.  soll  nach  Konow  in  Zweigen  und 
Schöfslingen  von  Rosen  leben  ^). 

J.  (C.)  integ-er  Nort.  Currant  Stern  girdler  -).  Nordamerika.  Flug- 
zeit von  Mitte  Mai  an.  Eier  einzeln  an  frischen  Trieben  von  Johannis- 
beeren, Weiden  und  Pappeln.  Etwa  2—4  cm  darüber  ringelt  das 
Weibchen  den  Trieb,  indem  es  ihn  ringsherum  immer  wieder  mit  seinem 
Legebohrer  ansticht,  so  dafs  er  hier  umknickt.  Die  Larve  bohrt  etwa 
10 — 12  cm  im  Triebe  abwärts,  überwintert  hier  im  Gespinst  und  ver- 
puppt sich  im  Frühjahre. 

Adirus  (Phylloeeus)  trimaeulatus  Say^),  Nordamerika,  in 
Rubus-Trieben. 

Syrista  Parreyssi  Spin.  *),  südl.  Europa  in  Rosentrieben. 

Paiuphilius  inanitus  Vill.  ■^),  Europa,  an  Rosen;  die  Larve  fertigt  sich 
eine  Rolle  aus  sich  dachziegelartig  deckenden  Blattstreifen.  — ^  P.  per- 
sieum  Mac.  G.  ^),  Nordamerika,  an  Pfirsichen.  Die  Larve  frifst  die 
Blätter  vom  Rande  aus  ein,  rollt  den  Zipfel  der  Frafsstelle  ein  und 
verbirgt  sich  in  der  Rolle ;  wiederholt  Kahlfrafs.  —  Cenidoptera  (P.)  multi- 
sig-nata  (-us)  Nort. '^),  Canada,  an  Ribes;  Raupen  in  Gespinsten,  fressen 
die  Blätter  von  der  Unterseite  her  an.  Spritzen  mit  Nieswurz-Abkochung 
(gegen  Schweinfm'ter  Grün  sind  die  Ribesblätter  empfindlich). 

Neurotoma  (Lyda,  Pampliilius)  flaviventris  Retz.  (pyri  Schrk). 
Gesellige  Blrnblattwespe^  ).  Europa,  an  Birnen,  seltener  an  Pflaumen, 
Weifsdorn  oder  Mispel.  Flugzeit  Mai,  Juni.  Das  Weibchen  legt  etwa 
200  Eier  in  Gruppen  von  30 — (iO  reihenweise  an  die  Unter-  (auch  Ober-?) 
Seite  der  Blätter.  Nach  7 — 10  Tagen,  von  Anfang  Juni  an,  die  Larven, 
die  sich  ein  gemeinsames  lockeres,  aber  festfädiges  Nest  spinnen,  das 
bald  schmutzig  gelblichgrau  bis  braun  und  durch  Kotballen  verunreinigt 
wird,  in  dem  sie  die  eingesponnenen  Blätter  vom  Rande  aus  abfressen.  Sind 
sie  alle  verzehrt,  dann  wird  in  der  Nachbarschaft  ein  neues,  gröfseres 
Nest  gebaut ;  eine  Kolonie  kann  so  nach  Theobalü  sechs  Nester  bauen. 
Gestört,  lassen  sie  sich  an  einem  Faden  herab.  Die  gelben,  speck- 
glänzenden Larven  sind  nach  fünf  Wochen  etwa  erwachsen,  von  Ende 


Wädenswil,  1902,  S.  110—111.  —  Jablonowski,  Rovart.  Lapok,  K.  11,  1901,  p.  67— 72, 
83_94,  1  Fig.  _  VAX  E(^ssi  M,  Ent.  Bericht.  D.  2,  1907,  p.  167—169. 
^)  RicHTKR  vuN  BixxKNTiiAL,  Rosenf emde,  S.  197 — 198. 

2)  Slingerland,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat  ,  Bull.  126,  1897,  p.  41—53,  PI.  3-4, 
Fig  17,  19. 

3)  Smith,  J.  B.,  New  Jersey  agr.  Exp.  Stat.,  Rep.  1892,  p.  464— 466,  Fig.  29—31. 
*)  Richter  von  Binxemhai.,  1.  c.  S.  198. 

5)  VON  ScHiLLiN(;,  Prakt.  Ratgeber  Obst-  u.  Gartenbau,  1890,  S.  491—492,  Fig.  — 
Richter  von  Binnenthai,,  1.  c.  S.  191—196,  Fig.  23 

6)  Walden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  67,  1907,  p.  85-87,  PI.  1. 
^)  Fletcher,  Rep.  1899,  p.  180—181. 

8)  Tullgren,  Upps.  prakt.  Ent.  20,  1910,  p.  51—55,  Fig.  1—3. 


Lydiden.     Cynipiden,  Gallwespen.  ßQß 

Juni  bis  Anfang  August;  dann  lassen  sie  sich  an  Fäden  herab  und 
verspinnen  sich  einzeln  (3  —  12  cm  tief  in  der  Erde  in  Kokons.  Hier 
ruhen  sie  bis  nächstes,  ja  selbst  übernächstes  Frühjahr,  um  sich  erst 
14  Tage  vor  der  Flugzeit  der  Wespen  zu  verpuppen.  Sie  werden 
von  mehreren  Schlupfwespen  parasitiert.  Schaden  nur  in  mehrjährigen 
Zwischenräumen  gröfser,  dann  oft  Kahlfrafs.  Gegenmittel :  Ausschneiden 
und  Abbrennen  der  Nester,  Leimringe;  im  Herbst  die  Baumscheibe 
mit  Atzkalk  versetzen.  Eintreiben  von  Hühnern.  —  P.  (L.,  N.)  nemoralis 
L.  Steinobst-Gespinstwespe  ^) ,  ebenso ,  aber  an  Steinobst  und  etwas 
früher,  Larve  grün. 

Lyda  F.,  Nadelholz  Gespinst-Blattwespen. 

Wie  vorher;  Gespinste  entweder  stark  mit  Kot  durchsetzt,  oder 
dieser  in  einem  Bruchsack-ähnlichen  Beutel  unten  am  Neste  (Kotsack- 
wespen). Larven  einzeln  oder  gesellig,  dann  aber  jede  in  einer  besonderen 
Gespinströhre.  Puppe  ohne  Kokon  in  Erdhöhle.  Generation  ein-, 
oder  durch  Überliegen  zwei-  bis  dreijährig.  Gegenmittel:  Schweine- 
eintrieb,  Bodenumbruch.  AnKiefern:  L.  steilala  Christ  [pratensis  F.^)]. 
An  40 — 100jährigen  Kiefern  geringerer  Bonität;  Flugzeit  von  Ende 
April  bis  Ende  Juni;  Larven  von  Juni  bis  August,  einzeln  in  lockeren 
Gespinsten;  fressen  von  unten  nach  oben,  beifsen  Nadeln  dicht  über 
Scheide  ab.  Generation  dreijährig.  —  L.  erythrocephala  L.  ^)  ist 
früher  als  vorige.  Flugzeit  zweite  Hälfte  von  April,  Larven  im  Mai,an 
allen  Kiefer- Arten  und  Arve,  aber  nur  an  jüngeren  Pflanzen  und  Büschen, 
nur  ältere  Nadeln  fressend,  daher  von  oben  nach  unten  fortschreitend. 
Larven  gesellig,  wenig  Kot  im  Gespinst.  Generation  wahrscheinlich 
einjährig;  Schaden  gering.  —  L.  (hieroglyphica  Christ)  eampestris  L. 
an  drei-  bis  vierjährigen  Bäumchen.  Flugzeit  Juni,  Juli;  Eier  einzeln 
an  Maitrieben.  Larven  einzeln  an  mittlerem  Maitrieb,  Kot  später  in 
grofsem  Sacke  unten  am  Gespinst  — .  An  Fichten:  (Cephaleia)  L. 
(abietis  L.)  hypotrophiea  Htg.  *).  Flugzeit  Mai,  Juni;  Eier  zu  4-  12 
an  Nadeln  vorjähriger  Triebe;  Nest  unterhalb,  an  Gabel  älterer  Zweige, 
etwa  Eigrofs,  sehr  stark  mit  Kotballen  durchsetzt.  Hauptfrafszeit  Juni, 
Juh;  im  August  gehen  die  Larven  in  den  Boden.  Generation  ein-  bis 
dreijährig.  Besonders  in  älteren  Beständen,  aber  auch  in  jungen  Kul- 
turen; trotzdem  der  Befall  bis  zu  Kahlfrafs  steigen  kann,  ist  der  Schaden 
nicht  entsprechend  grofs.  Gegenmittel:  Leimringe,  um  die  sehr  flug- 
trägen Weibchen  vom  Erklettern  der  Bäume  abzuhalten.  —  (C.)  L.  alpina 
Klg.  [lariciphila  Wachtl]  °)  in  den  Alpen  und  den  gebirgigen  Gegenden 
Süddeutschlands  ein  schlimmer  Feind  der  Lärchen. 

Cynipiden,  Gallwespen  ^). 

Die  an  dem  meist  seitlich  zusammengedrückten  Hinterleibe  kennt- 
lichen Gallwespen    legen    gestielte  Eier,  wobei  die  Länge    des  Stieles 

')  TuLLGRBN,  1.  c.  p.  55.  —  Schmidt,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-BioL,  Bd.  6,  1910,  S.  17—27, 
86—92,  1  Taf. 

2)  Eckstein,  Zool.  Jahrbb  ,  Abt.  Syst.,  Bd.  5,  1890,  S.  425— 436,  Taf.  35.  —  Sajö, 
Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  7,  1898,  S.  237—247,  1  Fig.  —  Altum,  Zeitschr.  Forst-  u. 
Jagdwes.,  Jahrg.  31,  S.  471—478.  —  Tullgren,  1.  c.  13,  1903,  p.  84—85. 

=>)  Sajö,  1.  c. 

*)  Lang,  Forstl.  nat.  Zeitschr.,  Bd.  2-6,  1893—1897. 

^)  Wachtl,  Wien.  ent.  Zeitg.,  Jahr.  17,  1898,  S.  93—95. 

^)  Dali-a  Torre  u.  Kieffer,  Cynipidae,  Das  Tierreich  Lfrg.  24,  Berlin  1910;  hier  ist 


604  Hymenoptftren,  Hautflügler. 

der  der  Legeröhre  des  Weibchens  entspricht.  Die  fufslosen,  glatten, 
kahlen,  zusammengekrümmt  ruhenden  Larven,  die  im  Innern  von 
Pflanzenteilen  oder  Insektenlarven  leben,  häuten  sich  nicht  und  geben 
auch  keine  feste  Auswurfsstolfe  von  sich;  erst  nach  der  Verwandlung 
zur  Puppe ,  die  immer  am  Frafsorte  ruht ,  geschieht  dies.  Biologisch 
unterscheidet  man  drei  Gruppen:  1.  Parasiten,  deren  Larven  sich 
ähnlich  denen  der  Schlupfwespen  in  denen  anderer  Insekten  entwickeln. 
2.  Einmieter,  die  sich  in  den  Gallen  anderer  Gallwespen  oder  von 
Gallmücken  entwickeln ,  häufig  deren  Larven  durch  Nahrungsentzug 
zum  Absterben  bringen  und  dadurch  die  Gallen  verändern.  3.  Gall- 
bildner,  Cynipinen.  Sie  legen  Eier  in  lebende  Pflanzenteile;  unter 
der  Einwirkung  der  Larven  entstehen  nur  an  noch  wachsenden  oder 
mit  Bildungsgewebe  versehenen  Pflanzenteilen  ein-  bis  mehrkammerige, 
gesclilossene  Gallen.  Die  Eiablage  kann  erfolgen  zwischen  die  un- 
versehrt bleibenden  Pflanzenteile,  nach  einer  Verwundung,  aber  nicht 
in  diese ,  sondern  an  eine  unversehrt  gebliebene  Stelle ,  oder  in  das 
Gallen  bildende  Gewebe.  Die  Gallenbildung  beginnt  da,  wo  das  Ei 
die  Pflanzensubstanz  berührt,  aber  erst,  wenn  in  ersterem  die  Larven- 
bildung sich  vollzogen  hat ,  bzw.  die  Larve  ausgekrochen  ist ;  sie  ist 
also  nur  Folge  von  Reizen  (Ausscheidungen  von  Speichel  oder  der 
MalpighischenGefäfse),  die  von  der  Larve  ausgehen  (Scolaecocecidien, 
Larvengallen).  Die  Form  der  Gallen  ist  charakteristisch  für  jede 
Wespenart  und  Pflanze,  im  übrigen  aufserordentlich  verschieden.  Jede 
Galle  besteht  „aus  einer  oder  mehreren  Larvenkammern  mit  dem 
Nährgewebe  (Öle  und  Eiweifs) ,  die  von  Kinden-  oder  Steinzellen- 
gewebe abgeschlossen  werden;  nach  aufsen  trägt  sie  ein  mehr  oder 
minder  dickes ,  oft  mit  schützenden  Chemikalien  (Gerbsäure  usw.) 
getränktes  Schwammgewebe.  Die  Dauer  der  Gallen  entspricht  der 
der  Larven  und  beträgt  wenige  Wochen  bis  mehrere  Jahre.  Reife 
Gallen  fallen  häufig  ab.  —  Aufser  den  Erzeugern  können  die  Gallen 
noch  vielerlei  Einmieter  und  deren  Parasiten  aus  den  verschiedensten 
Insektenordnungen  einschliefsen ;  so  sind  aus  einer  Galle  von  Biorhiza 
pallida  75  Insektenarten  in  55  000  Stücken  gezogen.  Hierdurch  wird 
die  Gallen  bildende  Larve  oft  abgetötet  und  die  Form  der  Galle  ver- 
ändert. —  Die  Bedeutung  der  Cynipiden-Gallen  für  die  Wirtspflanze 
wird  gewöhnlich  sehr  überschätzt;  sie  ist  im  allgemeinen  sehr  gering, 
gröfser  nur  bei  Blüten-,  Frucht-  und  Knospengallen.  Büsche  können 
mit  Blattgallen  ganz  übersät  sein,  ohne  irgendwie  merkbaren  Nachteil 
zu  erleiden. 

Die  Fortpflanzung  der  Gallwespen  erfolgt  vielfach  parthenoge- 
netisch.  Bei  vielen  Arten  findet  sogar  ein  regelmäfsiger  C^^enerations- 
wechsel  statt  zwischen  sexuellen  (zweigeschlechtlichen)  Formen  im 
Sommer  und  agamen  (eingeschlechtlichen)  Formen  im  Herbste;  die 
Gallen  der  letzteren  überwintern.  Beide  Formen  erzeugen  verschiedene 
Gallen  an  derselben  Pflanze  oder  verschiedenen  Teilen  dieser. 

Für  uns  kommen,  wie  gesagt,  nur  wenige  Arten  in  Betracht. 

Trigonaspis  mesraptera  Panz.  Die  agame  Generation  (Cymps 
rewcm  Htg.)  erzeugt  kleine,  nierenförmige  Gallen  an  der  Unterseite  von 

auch  die  ganze  Literatur  bis  dahin  gegeben;  aus  der  späteren  Literatur  ist  hervor- 
zuheben: Weidel,  Beiträge  z.  Entwicklungsgeschichte  u.  vergleichenden  Anatomie 
der  Cynipidengallen  der  Eiche;  Flora  (2),  Bd.  2,  1911,  S.  279-334,  Taf.  15,  49  Fign. — 
S.  ferner  die  Gallen- Wei'ke  von  Mayr,  Eieukl,  Dauboux  et  Houard,  Küster,  Ross  u. 

RüBSAAMEN. 


Cynipiden,  Gallwespen.  gQ5 

Eichenblättern;  sie  reifen  im  Oktober  und  November,  ergeben  die 
Imagines  aber  erst  im  Oktober  des  nächsten  Jahres.  Diese  erzeugen 
erbsengrofse,  kugelige,  einkammerige  rote  Knospengallen  an  einjährigen 
Sämlingen ,  Stockausschlägen ,  am  Stamme  älterer  Bäume  oder  den 
Wurzeln ;  bei  Massenauftreten  schädlich. 

Biorhiza  pallida  Ol.  Die  agame,  ungeflügelte  Form  (Cynips  aptera 
Bosc.)  erzeugt  Wurzelgallen  an  Eichen,  die  im  Herbste  reifen  und  von 
November  an  die  Imagines  ergeben.  Diese  ( Cynips  terminalis  F.)  stechen 
(meist  End-)  Knospen  von  Zweigen  älterer  Eichenbüsche  oder  -Bäume 
an  und  rufen  bis  Kartoffel-grofse,  knollige,  fleischige,  vielkammerige 
Gallen  hervor,  die  zahlreiche  Einmieter,  Parasiten  usw.  beherbergen ;  sie 
reifen  im  Juni  und  ergeben  die  Wespen  im  Juli.  Bei  Massenauftreten 
ebenfalls  merkbar  schädlich. 

Besonders  viele  Knospen-,  Blüten-  und  Wurzelgallen  ruft  die  Gattung 
Andricus  Htg.  hervor,  von  der  aber  auch  nur  drei  Arten  wichtiger 
sind:  A.  testaeeipes  Htg.  Sexuelle  Generation:  knotenförmige  An- 
schwellungen an  Blattstiel  oder  Mittelrippe  von  Eichenblättern.  Agame 
Generation  (Cynips  Sieholdi  Htg.):  kegelförmige  rote,  fleischige,  glatte 
Gallen  an  jungen  Eichensträuchern ,  in  Rindenrissen  älterer  Stämme, 
meist  dicht  gehäuft  und  gereiht,  die  Rinde  durchbrechend.  Im  No- 
vember reif;  AVespe  im  April  des  dritten  Jahres.  Namentlich  in  Pflanz- 
schulen öfters  verderblich. —  A.  foeeundatrixHtg.  Sexuelle  Generation 
(Ä.  2)fIosus  Adl.) :  2  mm  hohe,  zugespitzte,  weifs  behaarte  GaUen  an  den 
männlichen  Blütenkätzchen  von  Eichen.  Agame  Generation:  hopfen- 
zapfenähnliche Knospengallen  („Eichenrosen");  einkammerige  Innen- 
galle in  der  verdickten  Knospenachse;  im  September  und  Oktober  reif, 
worauf  die  Innengalle  herausfällt;  Imago  im  April  des  zweiten  oder 
dritten  Jahres.  —  A.  inflator  Htg.  Sexuelle  Generation:  keulenförmige 
Anschwellungen  mit  verkürzten  Internodien  an  den  Spitzen  junger 
Eichentriebe,  auf  denen  anfangs  noch  verkrüppelte  Blätter  und  Knospen 
stehen.  Reife  Mitte  Juni;  anfangs  Juli  die  agame  Generation  (Cynips 
glohuli  Htg.),  die  erbsengrofse ,  kugelrunde ,  grüne  Knospengallen  her- 
vorruft, die  im  Frühjahr  des  folgenden,  dritten  oder  vierten  Jahres  die 
Imago  entlassen. 

Callirhytis  grlandium  Gir.  Sexuelle  Generation  unbekannt,  agame 
lebt  in  den  Eicheln  von  Quercus  cerris,  suber,  ilex  usw.  in  Südeuropa 
und  England ;  mehrere  Larven  in  getrennten,  holzigen  Kammern ;  hat 
schon  die  ganze  Eichelernte  zerstört  M. 

Von  den  Gallen  der  Gattung  Diastrophus  Htg.  ^) ,  die  keinen 
Generationswechsel  hat,  sind  die  auf  Rubusarten  hervorgerufenen 
nicht  unwichtig.  D.  rubi  Bche.  erzeugt  spindelförmige,  vielkammerige, 
oft  hakige  Zweiganschwellungen  mit  geschlossener  Rinde  (im  Gegen- 
satze zu  den  Gallen  von  Lasioptera  picta  mit  gesprengter  Rinde);  Imago 
im  Mai  und  Juni  des  nächsten  Jahres.  —  D.  nebulosus  O.-S.,  Nord- 
amerika; dicke,  unregelmäfsige ,  unebene,  durch  tiefe  Längsfurchen  in 
4 — 5  Teile  getrennte,  lange,  vielkammerige  Anschwellungen  an  Zweigen 
von  R.  villosus  und  vitis  idaea.  —  D.  radieum  Bass.,  Nordamerika, 
unregelmäfsige,  erbsengrofse,  mehrkammerige  Gallen  an  Wurzeln  oder 
unterirdischen  Stengeln  von  R.  villosus. 

Aulax  (Aylax)    papaveris  Perr.^)    und   minor   Htg.   verursachen 


J)  Wakburton,  Report  for  1901,  p.  14—15;  for  1903,  p.  13;  je  3  figs. 
2)  Rudow,  111.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  2.  1897,  S.  210—212,  Fig.  3—6 
^)  Moi.i.iARD,  Rev.  gener.  Botan.  T.  11,  1899,  p.  209  -217. 


(306  Hymenopteren,  Hautflügler. 

Gallen  an  Pap aver  -  Arten ,  erstere,  indem  die  Samenkapseln  an- 
schwellen, markig  werden,  letztere,  indem  die  Samen  selbst  anschwellen, 
weii'slich  bleiben. 

Von  den  zahlreichen  Rhodites-Gallen  auf  Rosen  sind  nur  zwei  zu 
erwähnen:  der  bekannte  „Schlafapfel,"  die  „Bedeguare"  der  Rosen, 
von  Rh.  rosae  L.,  und  die  dicken,  dornigen,  dickwandigen,  halbholzigen 
Gallen  an  Blättern,  Kelch  und  Früchten,  von  Rh.  Mayri  Schlechtd., 
wozu  Kip:ffer  auch  die  Samengallen  von  Rh.  fruetuum  Rübs. 
rechnen  möchte. 

Chalcididen,  Zelirwespen. 

Die  Mehrzahl  der  über  5000  Arten  dieser  kleinen,  oft  metallisch 
glänzenden  "Wespen ,  deren  Flügelgeäder  auf  die  Randader  beschränkt 
ist,  lebt  parasitisch  in  anderen  Insekten;  etwa  100  phytophage  Arten 
sind  in  den  letzten  Jahrzehnten  bekannt  geworden;  es  ist  walu'schein- 
lich,  dafs  deren  Zahl  noch  gröfser  ist. 

Die  beiden  Unterfamilien  der  Agaoninen  und  Torymiuen  ent- 
wickeln sich  zum  Teil  in  Feigen,  teils  als  Parasiten  in  den  Samen, 
wie  die  ersteren,  teils  als  deren  Einmieter  oder  Parasiten;  da  sie  aber 
als  Befruchter  der  Feigen  nützlich  sind ,  brauchen  wir  sie  hier  nicht 
zu  berücksichtigen.    Doch  liefert  letztere  eine  Reihe  Samenbewohner  ^j. 

Syntomaspis  druparum  Boh.  ^).  Europa,  Nordamerika  (New  York). 
Flugzeit:  April  bis  Juni.  Das  AVeibchen  sticht  junge  Äpfel  von  etwa 
IV2  cm  Durchmesser  an  und  legt  seine  Eier  einzeln  in  die  Kerne.  In 
diesen  entwickelt  sich  die  Larve,  indem  sie  das  Innere  vollständig 
verzehrt  bis  auf  die  unverletzt  bleibende  Samenhaut.  Mitte  Juli  bis 
September  wird  sie  reif,  bleibt  aber  im  Kerne;  im  nächsten  Mai  _  ver- 
puppt sie  sich  darin.  Nach  Mokrzecki  bleiben  die  befallenen  Äpfel 
klein,  fallen  vorzeitig  ab;  die  Kerne  werden  bereits  in  den  unreilen 
Äpfeln  braun.  Crosby  sah  das  nicht;  aber  bei  manchen  Sorten  bleibt 
nach  ihm  die  Anstichstelle  als  kleiner,  schwarzer  Fleck  in  einer  Ver- 
tiefung sichtbar,  von  dem  aus  eine  dünne  Linie  erhärteten  Gewebes 
zum  Kerngehäuse  geht.  In  Pennsylvanien  in  manchen  Obstgärten 
mindestens  ein  Drittel  der  Ernte  vernichtet.  In  Ungarn  schädlich 
geworden  dadurch,  dafs  von  40  Pfd.  Apfelsaat  nur  ein  Teil  aufging. 
Kleinfrüchtige  Sorten  bevorzugt;  auch  in  Sorbus-Früchten. 

Mehrere  Arten  der  Gattung  Megastigmus  Dalm.  entwickeln  sich 
in  derselben  Weise  in  Samen ,  so  in  denen  von  Rosen  M.  aculeatus 
Swed.^)  und  pletus  Forst."*);  von  Sorbus :  M.  brevieaudus  Ratz. ;  von 
Pistacien:  M.  ballestrerii  Rond.^).  Wichtiger  werden  nur  die  in 
Coniferen -  Samen  lebenden,  wie  M.  pinus  Parf. '^)  in  Kiefern,  M. 
spermotrophus  WachtP)  in  Douglastanne,    M.  stpobllobius  Ratz.«) 

')  Eine  Zusammenstellung  der  wichtigsten  gibt  Cuosby,  Cornell  Univ.  agr. 
Exp.  Stat.  Bull.  265,  19U9,  p.  867—388,  fig.  67-98,  2  Pls. 

2)  HoRVATii,  Eovart.  Lapok,  Bd.  3.  1886,  p.  126,  XVIII.  —  Mokrzecki,  Zeitschr. 
wiss.  Ins.-BioL,  Bd.  2,  1906,  S.  390—892,  2  Fig.  —  Nach  Crosby  nicht  identisch  mit 
S.  pubescens  Forst.  —  Marlatt,  Journ.  econ.  Ent.,  Vol.  5,  1912,  p.  76—77. 

•)  Wachtl,  AVien.  ent.  Zeitg.,  Bd.  3,  1884,  S.  38-39  {M.  collaris  Wachtl.). 

")  Wachtl,  I.  c.  S.  214. 

^)  DE  Siefani-Perez,  L'insetto  dei  frutti  del  Pistacchio,  Palermo  1908,  63  pp., 
18  figg. 

«)  Parfitt,  Zoologist,  Vol.  15,  1857,  p.  5543. 

^)  Wachtl,  1.  c.  Bd.  12,  1898,  S.  26—28,  1  Taf.  -  Mac  Dougall,  Journ.  Board 
Agric.  London,  Vol.  12,  1906,  p.  615-621,  4  figs. 

«)  Carpenter,  Report  1909,  p.  22,  PI.  2  fig.  B. 


Chalcididen,  Zehrwespen.  ß07 

in  Weifstaiine.  Mit  den  Samen  der  Douglastanne  ist  die  in  ihnen 
lebende  Art  schon  mehrfach  nach  Europa  gekommen  und  hat  sich 
hier  in  Schottland  schon  eingebürgert  und  merkbar  geschadet.  Als 
Gegenmittel  dürfte  Erhitzung  der  Samen  auf  50  °  C  und  Verbrennen 
der  bei  der  Reinigung  ausgeblasenen  leichten  (befallenen)  Samen  sich 
empfehlen. 

Wichtiger  ist  die  Unterfamilie  der  Eurytominen,  von  der  einige 
Arten  sogar  Gallen  bilden,  z.  T.  an  wilden,  z.  T.  an  Kulturpflanzen^), 

Isosoma  Walk.  2). 

Wohl  alle  Arten  dieser  alt-  und  neuweltlichen  Gattung  sind  phy- 
tophag;  die  Biologie  ist  aber  erst  von  einigen  bekannt.  Die  euro- 
päischen Arten  erzeugen  meist  Gallen  an  Gräsern,  ohne  aber  prak- 
tische Bedeutung  zu  gewinnen;  von  den  amerikanischen  Arten  haben 
drei  eine  solche. 

I.  tritiei  Fitch,  AVheat  Joint- worm^);  im  Weizenbecken  östlich 
des  Mississippi.  Wespe  von  April  bis  Anfang  Juni.  Eiablage  in  den 
obersten  Knoten  oder  in  einen  unteren,  falls  er  nicht  von  der  Blatt- 
scheide bedeckt  ist,  von  Weizen  oder  Gräsern.  Die  Larven  entwickeln 
sich  zu  3 — 4,  aber  auch  bis  zu  25  in  einem  Gliede,  jede  in  besonderer 
hartwandiger  Zelle.  Befallstelle  häufig  durch  Knoten,  Anschwellungen, 
leichte  Verfärbung,  Furchung,  Lockerung  usw.  kenntlich;  hier  leicht 
Windbruch.  Die  Ähre  bleibt  klein  und  entwickelt  wenige  und  schlechte 
Kömer.  Verpuppung  im  Herbst  oder  Frühjahr.  Viele  der  überwinternden 
Puppen  werden  durch  SporotricJucm  globuliferitm  getötet.  Beim  Dreschen 
fallen  die  Larvenzellen  mit  heraus  und  geraten  in  das  Korn ;  doch 
scheinen  dabei  die  darin  enthaltenen  Larven  und  Puppen  gröfstenteils 
getötet  zu  werden.  Begegnung:  Fruchtwechsel;  Stoppeln  verbrennen 
oder  tief  unterpflügen.  —  Ahnlich  I.  hordei  Harr,  in  Gerste  und 
Rye-Gras. 

I.  grande  Ril.,  AVheat  straw-worm  *),  im  Weizenbecken  westlich 
des  Mississippi.  Generationswechsel.  Die  erste  Generation  besteht 
fast  nur  aus  kleinen,  ungeflügelten,  parthenogenetischen  Weibchen;  sie 
erscheint  im  April  und  legt  ihre  Eier  einzeln  in  oder  nahe  an  den 
Vegetationspunkt  des  jungen  Winterweizens.  Dadurch,  dafs  die  Larve 
im  obersten  Halmteile  frifst,  unterbleibt  die  Bildung  der  Ähre.  Im 
Mai  findet  die  Verpuppung  am  Frafsorte  statt:  nach  einigen  Tagen 
erscheint  die  zweite,  gröfsere,  geflügelte,  zweigeschlechtliche  Generation. 
Deren  Weibchen  legt  seine  Eier  einzeln  unter  den  jüngsten,  saftigsten 
Knoten,  oder  in  einen  älteren,  falls  er  noch  nicht  von  der  Blattscheide 
bedeckt  ist,  die  übrigens  auch  dmxhbohrt  werden  kann.  Die  Larve 
frifst  die  Knoten  aus,  ohne  eine  Galle  zu  bilden;  häufig  entwickeln 
sich  noch  mehrere  Larven  in  der  Halmwand.  Mitte  Oktober  Verpuppung 
am  Frafsorte.  —  Begegnung  wie  vorher. 

I.  orehideapum  Westw.,  Orchideen wespe  ^).  Heimat  Brasilien  und 


^)  Die  ebenfalls  im  Samen  lebenden  behandelt  Ckosby,  die  in  Gräsern  lebenden 
Howard,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Techn.  Ser.,  Bull.  2,  1896,  24  pp.,  9  figs. 

■-)  Wehster,  Ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  42,  1903,  p.  9—40,  fig.  3-13. 

3)  Werster,  ibid.,  Circ.  66,  rev.  ed.,  1908,  7  pp.,  6  figs.  —  Houser,  Ohio  Stat. 
Bull.  226,  1911,  p.  175—211,  19  fig. 

*)  Webster  and  Reeves,  1.  c    Circ.  106.  1909,  15  pp.,  13  figs. 

s)  Westwood,  Garden.  Chronicle  1869,   p.  230;   Trans,   ent.  Soc.   London   1882, 


608  Hymenopteren,  Hautflügler. 

Mexiko.  Bereits  in  den  60  er  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  nach 
England  verschleppt,  von  da  später  nach  Frankreich,  überall  in  Treib- 
häusern, besonders  an  Cattleya-  und  Laelia-Arten  sehr  schädlich  ge- 
worden. Die  Wespe  legt  ihre  Eier  zu  2 — 7  in  iunge  Triebe  und 
Knollen,  besonders  an  die  Basen  der  Augen.  Nach  (j — 8  Tagen  die 
Larven,  die  sich  sofort  ins  Innere  und  hier  allmählich  grölser  werdende 
Gänge  und  Höhlungen  fressen.  Die  austreibenden  Augen,  die  ganzen 
Triebe  und  Knollen  schwellen  gewöhnlich  stark  an.  Nach  27 — 30  Tagen 
Verpuppung  am  Frafsorte-,  nach  15 — 20  Tagen  die  Wespen.  Es  folgen 
sich  etwa  vier  Generationen  im  Jahre.  Die  angegangenen  Knollen 
gelangen  nicht  zur  Blüte ;  sind  alle  Triebe  einer  Pflanze  befallen ,  so 
geht  diese  ein.  Gegenmittel :  befallene  Knollen  verbrennen ;  Schwefel- 
kohlenstoff, Benzin  oder  Chloroform  einspritzen.  Ein  englischer  Züchter 
hatte  vollen  Erfolg,  indem  er  fünf  Wochen  lang  jede  Woche  zweimal 
mit  Tabak  räucherte,  um  die  ausgeschlüpften  Wespen  zu  töten. 

In  den  Samen  amerikanischer  Eeben  entwickeln  sich  zwei  Arten: 
Euoxysoma  viiis  Saund.  M  und  Decatomidea  Cooki  Howard 2).  Die 
von  ersterer  befallenen  Beeren  haben  nur  1—2  stark  vergröfserte 
Kerne,  reifen  vorzeitig  oder  schrumpfen. 

Eurytoma  Sehrelneri  Mayr^)  sticht  bei  Astrachan  die  halb- 
wüchsigen Pflaumen  und  Reineklauden  an  und  legt  je  ein  Ei  in  den 
Kern,  der  von  der  Larve  völlig  ausgefressen  wird.  Gegen  Mitte  Juli 
fallen  die  Früchte  ab,  verschrumpfen  und  verfaulen  am  Boden.  Ver- 
puppung erst  im  nächsten  Frühjahre.  —  E.  rhols  Crosby*)  frifst  ebenso 
die  Samen  von  Rhus  hirta  in  Nordamerika  aus,  E.  aeaeiae  Cam. ^) 
die  von  Akazien  in  Neu-Seeland. 

Bruchophagus  lunebris  How. ,  Clover-seed  Chalcis^).  In  Nord- 
amerika ein  sehr  schlimmer  Feind  der  Klee- ,  minder  der  Luzerne- 
Samenernte  ,  von  der  er  20 — 80  '^o  vernichten  kann.  Etwa  drei 
Generationen;  jede  Larve  kann  mehrere  Samen  ausfressen.  Über- 
winterung als  Larve  oder  Puppe  in  den  Samen.  Befallene  Kleeköpfe 
nicht  zu  erkennen.  Die  frei  auflaufenden  Kleepflanzen  sind  zu  ver- 
nichten; frühe  Mahd  (Anfang  Juni)  verhindert  die  dritte  Brut  an  der 
Eiablage. 

Formiciden,  Ameisen '). 

Die  Verbreitung  der  Ameisen  ist  an  die  der  Landpflanzen  gebunden ; 
wo    solche   vorkommen,    gehören    die    Ameisen   zu    den    herrschenden 


p.  328,  PL  13  fig.  1,4.  —  Soraukh,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  6,  1896,  S.  114—116.— 
Decaux,  Naturaliste,  T.  19,  1897,  p.  233—237,  1  PI.  —  Del  Gikkciu,  Nouv.  Giorn. 
bot.  Ital.  (2),  T.  4,  1897,  p.  192  ff. 

1)  Ckushy,  1.  c.  p.  38U-382,  fig.  93—95. 

2)  Howard,  1.  c.  p.  23—24,  fig.   10. 

3)  Schreiner,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.,  Bd.  4,  1908,  S.  26—28. 

^)  CuusuY,  1.  c.  p.  385-388,  PI.  2,  fig.  98;  Canad.  Ent.  Vol.  41,  1909,  p.  52—55, 

PI.    ö. 

^)  Ca.merox,  Entomologist,  Vol.  43,  1910,  p.  114-115. 

6)  TiTus,  Ü.  S.  Dep.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  77—80.  —  Werster, 
ibid.,  Circ.  69,  1906,  p.  7—9.  fig.  5-8.  —  Folsom,  Illinois  agr.  Exp.  Stat.  Urbana, 
Bull    134,  1909.  ö  r  > 

■*)  Escherich,  Die  Ameise.  Schilderung  ihrer  Lebensweise,  Braunschweig  1906. 
—  Wheeler,  Ants,  their  structure,  development  and  behaviour,  New  York  1910.  — 
Besonders  vom  forstl.  Standpunkte  behandelt  sie  Escherich,  Tharandt.  forstl.  Jahrb  , 
Bd.  60,  1909,  S.  66—96,  2  Fig. 


Formiciden,  Ameisen.  qqq 

Insekten.  Ihr  Einfluis  auf  die  Pflanzen-  und  die  Tierwelt  kann 
kaum  überschätzt  werden.  Er  ist  dabei  so  mannigfaltig,  dafs  der 
Mensch  ihm  nur  schwer  gerecht  werden  kann.  Er  ist  unmöglich  mit 
den  einfachen  Bezeichnungen  schädlich  oder  nützlich  abzutun.  "Wenn 
daher  im  folgenden  in  der  Hauptsache  nur  vom  Schaden  gehandelt 
wird,  soll  damit  nicht  gesagt  sein,  dafs  diesem  nicht  oft  gröfserer 
Nutzen  für  die  Pflanzenwelt  gegenübersteht.  Nur  vom  menschlichen 
Gesichtspunkte  aus  sind  die  Ameisen  allerdings  im  allgemeinen  als 
schädlich  zu  betrachten;  Mensch  und  Ameisen  sind  Mitbewerber  um 
die  Herrschaft,  die  natürlich  nur  Einem  zufallen  darf. 

Die  Schäden,  die  von  den  Ameisen  den  Pflanzen  zugefügt  werden, 
können  in  zw^ei  Gruppen  geteilt  werden,  in  direkte  und  indirekte. 

Direkte  Schäden:  Die  Nahrung  der  Ameisen  besteht  aus  flüs- 
sigen und  halbflüssigen  Stoffen,  die  ihnen  in  der  Hauptsache  von  zer- 
fallenden Pflanzen  und  Tieren  geliefert  wird.  In  den  Nektarien  scheiden 
die  Pflanzen  aber  auch  solche  Stoffe  aus,  die  von  den  Süfsigkeiten  ganz 
besonders  liebenden  Ameisen  mit  Vorliebe  gesucht  werden.  Wo 
ihnen  eine  Pflanze  den  Zugang  zu  den  Nektarien  versperrt,  wie  nament- 
lich bei  vielen  Blüten,  wird  er,  wenn  irgend  möglich,  mit  Gewalt  er- 
zwungen, wobei  die  Blüten  mehr  oder  minder,  oft  ganz  zerstört 
werden.  Ihre  weichen,  saftigen,  an  Eiweifs  oder  Zucker  reichen  Teile 
selbst  werden  als  Nahrung  gern  genommen.  Ebenso  bilden  reife  süfse 
Früchte  eine  Lieblingsnahrung  vieler  Ameisen;  ferner  alle  grüne  Teile 
(Blätter,  Triebe)  im  jüngsten  Alter  (Keimlinge!).  Altere,  selbst  das 
Holz  werden  verwundet,  bis  Saft  austritt.  Knospen  werden  angebissen 
oder  ausgefressen,  Blüten  und  Fruchtstiele  durchgenagt.  Ganz  besonders 
schlimm  ist  natürlich  die  Tätigkeit  der  Blattschneider-Ameisen,  die 
von  allen  möglichen  Gewächsen  Stücke  aus  den  Blättern  ausschneiden 
und  in  ihre  Nester  tragen,  um  Pilze  auf  ihnen  zu  züchten.  Die  Ernte - 
Ameisen  tragen  Samen  in  ihre  Nester  ein  und  können  dadurch  den 
Ertrag  von  Körnerfrüchten  oder  Samenpflanzen  ganz  erheblich  schmälern, 
bzw.  ganze  Aussaaten  vernichten. 

Nicht  unbeträchtlich  sind  auch  die  Schädigungen  durch  den  Nest- 
bau. Ist  der  in  der  Erde,  so  wird  diese  dadurch  ausgetrocknet.  Die 
Wurzeln  werden  von  ihr  entblöfst.  Oft  wird  das  Nest  an  Baumstämmen 
angelegt  oder  Gänge  werden  an  solchen  empor  geführt.  Da  hierzu 
immer  Erde  genommen  wird,  leidet  die  Rinde  unter  ihr,  wird  weich, 
zerfällt  und  wird  schliefslich  von  den  Ameisen  benagt,  so  dafs  grofse, 
offene  Wunden  entstehen,  die  oft  um  den  ganzen  Stamm  herumgreifen 
und  ihn  so  abtöten.  Viele  Formen  legen  ihre  Nester  sogar  in  dem  Holz 
des  Stammes  an;  wenn  hierzu  auch  meist  totes,  morsches  Holz  bevor- 
zugt wird,  so  gibt  es  doch  auch  Arten ,  die  in  ganz  gesundem  Holze 
arbeiten.  Andere  Arten  legen  ihre  Nester  in  Baumkronen,  zwischen 
Blättern  an,  die  zusammengesponnen  oder  -geklebt  werden;  die  be- 
treffenden Blattbüschel  sterben  natürlich  ab. 

Indirekte  Schädigungen  sind  am  gröfsten  bei  den  zahlreichen 
Arten,  die  ihre  Vorliebe  für  Süfsigkeiten  dazu  geführt  hat,  Pflanzen- 
läuse, Cikaden,  seltener  Baupen  zu  züchten  und  als  Melkkühe  zu  be- 
nutzen. Sie  schützen  diese  vor  ihren  Feinden ,  scheinen  sogar  ihre 
Ausbreitung  willkürlich  zu  fördern  und  regen  sie  vor  allem  zu 
stärkerem  Saugen  an,  indem  sie  mit  ihren  Fühlern  deren  Hinterleib 
so  lange  beklopfen,  bis  sie  einen  Tropfen  der  begehrten  Flüssigkeit 
austreten    lassen.     Handelt    es    sich   um   Wurzelläuse,    so   werden   die 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  39 


(310  Hymenopteren,  Hautflügler. 

Wurzeln  von  Erde  entblölst,  damit  die  Ameisen  bequemer  zu  ihren 
Melkkühen  gelangen ;  oberirdische  Läuse  werden  häufig  mit  Erdgängen 
überdeckt,  um  sie  gegen  Feinde  und  die  Wirkung  der  Atmosphärilien 
zu  schützen.  —  Infolge  ihrer  groisen  Bissigkeit  halten  die  Ameisen 
viele  Blütenbefruchter  von  den  von  ihnen  besuchten  Pflanzen  ab  und 
erschweren  sehr  häufig  die  Ernte  durch  den  Menschen.  —  Hierher  ist 
auch  zu  rechnen,  dals  Ameisennester  in  Bäumen,  selbst  wenn  an  sich 
unschädlich,  Spechte  heranziehen,  die  nun  groise  Löcher  in  die  Stämme 
hacken.  Manche  Ameisenhaufen,  besonders  die  hohen,  erschweren  die 
Bodenbearbeitung,  auf  Wiesen  und  Weiden  das  Mähen.  —  Schliefs- 
lich  sollen  Ameisen  auch  häufig  Pilzsporen  übertragen  und  geben  ihnen 
dann  durch  die  von  ihnen  erzeugten  Wunden  besonders  günstige 
Angriffspunkte. 

Ihre  Hauptentwicklung  erreichen  die  Ameisen  in  den  Tropen,  daher 
hier  auch  ihre  Schädlichkeit  für  den  Menschen  ungleich  ausgesprochener 
ist  als  in  den  kälteren  Zonen. 

Die  Zahl  der  Feinde  dieser  wehrhaften  Tiere  ist  nicht  grols.  In 
den  wärmeren  Gegenden  spielen  einige  Säugetiere  (Ameisenfresser, 
Erdferkel  usw.)  und  die  verschiedenen  Gruppen  angehörigen  „Ameisen- 
vögel" eine  in  dieser  Hinsicht  nicht  unbeträchtliche  Rolle,  mit  der  bei 
uns  höchstens  die  der  Spechte,  besonders  des  Grünspechtes,  verglichen 
werden  kann.  Andere  Insekten  werden  ihnen  nur  seltener  gefährlich; 
ihre  schlimmsten  Feinde  sind  wiederum  Ameisen,  da  sich  fast  alle 
Arten  gegenseitig  bekriegen. 

Die  Bekämpfung  der  Ameisen  ist  eine  sehr  schwierige.  Am 
wirkungsvollsten  ist  immer  die  Zerstörung  des  Nestes ,  die  um  so 
schwieriger  wird,  je  gröfser  dieses  ist  und  natürlich  nur  dann  Erfolg 
haben  kann ,  wenn  möglichst  alle  Ameisen  im  Bau  sind ,  wie  bei 
den  meisten  Arten  nachts,  bei  sehr  grofser  Hitze  oder  bei  Regen.  Bei 
kleineren  Nestern  genügt  Eingiefsen  von  kochendem  Wasser  oder  plötz- 
liches Ausheben  derselben,  um  sie  sofort  in  kochendes  Wasser  zu  werfen. 
Zur  Zerstörung  gröiserer  Nester  ist  am  gebräuchlichsten  Eingiefsen 
von  Schwefelkohlenstoff  und  sofortiges  Verstopfen  aller  Öffnungen; 
wirksamer  ist  noch ,  an  dem  letzten  Loche  den  Schwefelkohlenstoff 
anzuzünden  und  nachher  erst  auch  dieses  zu  verschlieisen ;  selbstver- 
ständlich ist  beim  Anzünden  grofse  Vorsicht  vonnöten.  Am  besten 
hat  sich  bei  Versuchen  in  Nordamerika  Cyankalium  bewährt,  28  gr 
in  3^/4  1  Wasser  gelöst  und  in,  der  Gröfse  des  Baues  entsprechender 
Menge  in  dessen  Öffnung  gegossen;  auch  gepulvert  in  diese  oder  auf 
die  Wege  der  Ameisen  gestreut,  wirkt  es  vorzüglich.  Ebenso  gute 
Ergebnisse  erzielt  man  mit  den  Arsensalzen:  ein  Teelöffel  voll  London- 
Purpur  oder  Pariser  Grün  wird  in  die  Hauptöffnung  jedes  Nestes  ge- 
streut ;  die  Arbeiter  schleppen  das  Gift  unabsichtlich  mit  in  den  Bau ; 
es  kommt  in  das  Futter  der  Königin  und  der  jungen  Brut  und  ver- 
giftet diese  langsam,  aber  sicher.  Auch  durch  Syrup,  der  mit  Na  As  Og 
vergiftet  ist  und  in  kleinen  Schalen  in  das  Nest  verteilt  wird,  kann 
man  seine  Insassen  vergiften.  Zucker  und  Borax  oder  Zucker  und 
Calomel  (10:1)  sind  wirksame  Gifte.  Rascher,  aber  nicht  so  gründlich, 
lassen  sich  kleinere  Nester  zerstören,  indem  man  eine  starke  Lösung 
von  Eisenvitriol  eingleist,  Chlorkalk  auf  das  Nest  streut  und  dann  kräftig 
giefst,  oder  die  Nester  mit  Ätzkalk  gut  vermischt.  Vertrieben  werden 
Ameisen  durch  Naphthalin  oder  Kampfer,  durch  die  sie  auch  aus  Mistbeeten 
fern  gehalten  werden.    Von  Beeten,  Wiesen  usw.  soll  Kieler  Poudrette 


Formiciden,  Ameisen.  glj 

sie  abhalten.  Die  verschiedenen  Räucherapparate  sollen  sich  nicht 
bewährt  haben ,  da  die  meisten  Nester  zu  viele  Ausgänge  haben. 
Cook  und  Hörne  empfehlen:  das  Nest  öffnen,  eine  Lösung  von  500  g 
Chlorkalk  in  8V2  1  Wasser  eingleisen;  wenn  die  Lösung  ordentlich 
eingezogen  ist,  240  g  Schwefelsäure  in  8V2  1  Wasser  nachgiefsen.  — 
Einfachere,  nur  im  kleinen  verwendbare  Mittel  sind:  die  Ameisen  mit 
nicht  völlig  abgenagten  (Mark-)  Knochen,  mit  Speckschwarten, 
Schwämmen,  in  deren  Hohlräume  Zucker  gestreut  ist,  zu  ködern  und 
diese  dann  rasch  in  kochendes  Wasser  zu  werfen.  Vom  Erklettern  der 
Bäume  sind  sie  durch  Klebgürtel,  Ringe  von  Baumwolle  usw.  ab- 
zuhalten-, ganz  besonders  wirksam  soll  ein  mit  nach  unten  gerichteten 
Haaren  umgebundenes  (Kaninchen-)Fell  sein. 

Trotzdem  die  Ameisen  besser  bekannt  sind,  wie  manche  andere 
Insektengruppen,  redet  die  Mehrzahl  der  Berichte  nur  von  „Ameisen", 
deren  nähere  Bezeichnung  manchmal  durch  Beiworte  wie  „grofse"  oder 
„kleine",  „gelbe",  „schwarze"  usw.  versucht  wird.  Im  folgenden  sind 
nun  die  wichtigsten  Berichte  über  benannte  Arten  berücksichtigt. 

Dorylus  orientalis  Westw.M.  Orientalische  Region.  Fressen  in 
Indien  Kohl,  Blumenkohl,  Artischoken  und  andere  Gemüse  dicht  unter 
der  Erde  ab. 

Holcomyrmex  seabrieollis  Mayr^).  Trägt  in  Indien  Samen  von 
Gräsern,  Reis  und  Setaria  italica  ein. 

Solenopsis  greminata  F.^)  Hormiga  brava,  fire  ant.  Westindien, 
Mittelamerika,  südliches  Nordamerika.  Einer  der  schlimmsten  Feinde 
der  Citrusbäume;  ferner  an  Paradiesäpfeln,  Kaffeebäumen,  Cinchona, 
Pflaumen ,  Pfirsichen ,  Eierpflanzen  usw.  Erdnester  an  der  Basis  der 
betreffenden  Bäume  und  an  deren  Stamm ,  oft  um  ihn  herum  in  die 
Höhe  geführt.  Unter  der  deckenden  Erde  wird  die  Rinde  benagt; 
jüngere  Bäume  werden  öfters  geringelt.  Überall  am  Stamme,  den  Ästen, 
den  Trieben  werden  Wunden  genagt,  um  den  austretenden  Saft  zu 
lecken.  Knospen,  Blüten,  junge  Früchte  und  Blätter,  frische  Triebe 
werden  benagti,  in  reife  Früchte  Löcher  gefressen.  An  den  Citrusbäumen 
werden  die  Schildläuse  und  Aleurodiden  von  ihnen  gepflegt.  —  Ander- 
seits ist  sie  der  wichtigste  Feind  des  Baumwollkapselkäfers, 

Cremastogaster  seutellaris  Ol.*)  nistet  in  Tunis  in  der  Rinde 
der  Korkeiche  und  zwar  nicht  nur  im  alten  Korke,  sondern  auch  in 
dem  nach  dessen  Entfernung  entstehenden  Jungfernkorke.  In  Italien 
beschädigt  sie  die  Rinde  der  Olivenbäume.  —  Cr.  Rogrenhoferi  Mayr^) 
baut  in  Indien  seine  Erdnester  um  die  Zweige  von  Teebüschen,  be- 
sonders an  Gabelungen;  einerseits  beschützt  die  Ameise  die  Blattlaus 
Ceylonia  theaecoJa,  anderseits  wird  unter  den  Nestern  die  Rinde  ab- 
getötet, so  dafs  die  distalen  Zweigteile  absterben.  —  Cr.  Dohrni  Mayr 
ebenso  an  Tee,  Kaffee  und  Cinchona  auf  Ceylon. 

Die    Ameisen    der    Gattung   Aphaenogaster  Mayr    (besonders    des 


')  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1907,  p.  128,  fig.  12. 

■^  ibid.  p.  129. 

3)  Cü.^K  and  HoKNE,  Cuba  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  9,  1908,  p.  7—11,  PL  4  fig. 
11,  12.  —  Serrk,  Bull.  Mus.  Hist.  nat.  Paris  1909,  p.  I08— 192.  —  Barket,  Eev.  Agric. 
Republ.  Dominica,  Ann.  6,  1911,  p.  255—257.  —  Tower,  Porto  Rico  Exp.  Stat.  Bull. 
10,  1911. 

*)  Sei  rat,  Eev.  Cult.  colon.  1901,  No.  86,  p.  197. 

5)  Watt  and  Mann,  Pests  and  blights  of  Tea  plant,  Calcutta  1903,  2d  ed., 
p.  240—241,  PI.  13  fig.  1. 


(312  Hymenopteren,  Hautflügler. 

siibg.  Messor  For.)  sind  die  hauptsächlichsten  Ernte ame i s en  M  der  Mittel- 
meerländer, die  nicht  nur  abgefallenen  Samen  auflesen,  sondern  auch 
die  reifenden  von  den  Pflanzen  herabholen.  Sie  werden  in  der  neuen 
Welt  durch  die  Gattung  Pogonomyrmex  Mayr^)  vertreten  (P.  bar- 
batus  molefaciens  Buckl.  im  Süden,  P.  oeeidenlalis  Cress.  im 
Norden),  die  aber  noch  die  weitere  unangenehme  Eigenschaft  haben, 
einen  grofsen ,  10  Fufs  und  mehr  im  Durchmesser  erreichenden  Platz 
um  ihre  Nester  frei  von  jedem  Pflanzenwuchs  zu  halten.  Allerdings 
wird  der  Schaden  zum  Teil  wenigstens  dadurch  wieder  ausgeglichen,  dafs 
die  Pflanzen  um  diesen  Platz  kaum  besonders  gut  gedeihen,  offenbar  in- 
folge der  Bodendurchlüftung  durch  die  Ameisen.  Die  Ernte  wird  aber 
immerhin  um  5 — 10°/o  herabgemindert.  Ihre  Haufen  erschweren  das 
Mähen;  die  sehr  empfindlich  stechenden  Ameisen  überfallen  aufserdem 
noch  die  Pferde. 

Tetramorium  eaespitum  L.,  die  Rasenameise,  lebt  nach  Jablo- 
NOWSKi  ^)  auf  dem  Felde  von  Dünger.  Ist  dieser  verwest,  so  überfällt  sie 
junge  Pflanzen  und  benagt  die  unterirdischen  Teile,  besonders  die  Wurzel- 
krone, so  z.  B.  vom  Tabak.  Im  Sommer  und  Herbst  nagt  sie  auch  Löcher 
in  den  oberen  Teil  der  Zuckerrüben  und  frifst  deren  weiche  Teile  aus  •, 
die  Rüben  verfaulen.  Gelegentlich  trägt  diese  Ameise  auch  Körner  ein, 
namentlich  in  Algier.  Nach  Nordamerika  verschleppt,  aber  auf  die  Ost- 
küste beschränkt*).  —  T.  aeuleatum  Mayr  baut  bei  Amani  sein  Nest 
zwischen  zusammengesponnenen  Blättern  der  Kaffeebäume;  die  Blatt- 
büschel sterben  ab. 

Von  den  Blattsehneidepameisen,  parasol-ants,  ist  die  Gattung- 
Atta  F.  •^)  die  bekannteste.  Im  südlichen  Nordamerika  schadet  nament- 
lich A.  fervens  Say  (texana  Buckl.),  in  Mexiko  A.  (Oeeodoma) 
eephalotes  L.,  in  Westindien  A.  insularis  Guer.  und  in  Brasilien 
A.  sexdens  L.  Die  Ameisen  selbst  scheinen  Körnerfresser  zu  sein, 
die  besonders  dem  Mais  gefährlich  werden;  auch  Früchte  fressen  sie 
an.  Wichtiger  ist  aber  ihr  Schaden  durch  das  Blattschneiden,  dem 
namentlich  eingeführte,  bzw.  angebaute  Pflanzen  zum  Opfer  fallen. 
Ganz  besonders  bedroht  sind  die  Citrus-Arten.  Bis  zu  gewissem  Grade 
werden  Eichen  verschont,  in  Brasilien  Kohl-  und  Salatarten,  Leguminosen, 
Kartoffeln,  Mais,  Kürbisse,  Bataten  und  einige  Blumen.  Kaffee  gehört 
in  Brasilien,  Baumwolle  in  Texas  zu  den  am  meisten  geschädigten 
Pflanzen.  Da,  wenigstens  an  Holzgewächsen,  die  Knospen  im  all- 
gemeinen verschont  bleiben,  belauben  sich  die  kahlgefressenen  Pflanzen 
meist  wieder.  Fast  gröfser  noch  ist  der  Schaden  dmxh  das  Unter- 
wühlen, das  natürlich  viele  Pflanzen  vernichtet. 

MjTmicaria  brunnea  Saund. '^)  frifst  in  Ceylon  aus  den  keimenden 
Samen  von  Manihot  piauhyensis  die  Kerne  aus.  Vaporite,  bei  der  Be- 
arbeitung des  Bodens  diesem  beigemischt,  verhindert  den  Schaden. 


')  Sernandek.  Entwurf  einer  Monographie  der  europäischen  Mvrmekochoren, 
K.  Svenska  Vet.  Akad.  Handl.,  Bd.  41,  No.  7,  190(5,  410  pp.,  11  Taf.  ' 

•-')  Moumi.i.,  Arizona  agr.  Exp.  Stat.,  Rep.  1910,  p.  390 ff.  —  Hinter,  T.  S.  Dept. 
Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  14^,  1912.  p.  4-7. 

3)  Tier.  Feinde  der  Zuckerrübe,  S.  336—340,  Fig.  69. 

^)  Wheei.er,  Journ.  econ.  Ent.,  Vol.  1,  1908,  p.  337. 

^)  JiRCiENs,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau,  1896,  S.  190—201,  210—212.  — 
Reh,  Illustr.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  2,  1897,  S.  600-603,  612—614.  —  Ross,  Nat. 
Wochenschr.  N  F.,  Bd.  8,  1909,  S.  822—830,  Fign.  —  Cooke  and  Hohne,  Cuba  agr. 
Exp.  Stat.  Bull.  9,  1908,  p.  3—7.  —  Hunteu,  1.  c.  p.  2-4. 

8)  Green,  Trop.  Agric,  Vol.  33,  N.  S.,  1909,  p.  238. 


Formiciden,  Ameisen.  (313 

Tapiiiosoma  rnelanocephalum  F.  ^)  nistet  in  Indien  in  kleinen 
Kammern  an  der  Basis  junger  Cajanus  indicus-Pfianzen,  deren  Stämme 
an  der  Erdoberfläche  ausgehöhlt  und  durchgebissen  werden. 

Iridomyrmex  humilis  Mayr^j,  Argentine  ant,  Heimat  Argentinien, 
Brasilien;  von  da  nach  Nordamerika,  Kapland,  Em-opa  verschleppt,  sich 
hier  überall  sehr  rasch  zu  einer  der  schädlichsten  Ameisen  entwickelnd, 
einmal  dadurch,  dafs  sie  in  die  Wohnungen,  Gewächshäuser  usw.  ein- 
dringt ,  dann  durch  ihre  ausgedehnte  Pflege  von  Schild- ,  Blattläusen 
und  Cikaden,  die  sich  infolgedessen  imgeheuer  vermehren  und  sehr 
grofsen  Schaden  anrichten  •,  ferner  vertreibt  sie  nützliche  Ameisen  (z.  B. 
Solenopsis  geminata ,  die  Feindin  des  Baumwollkapselkäfers)-,  schliels- 
lich  schadet  sie  direkt  an  Pflanzen.  So  hat  sie  bei  New  Orleans  die 
Blüten  von  Orangen-  und  Feigenbäumen  vernichtet;  Blumen  werden 
ebenda  so  von  ihr  zerfressen,  dais  sie  die  Zucht  von  Schnittblumen 
unmöglich  macht.  An  den  Stecklingen  des  Zuckerrohres  zerstört  sie 
die  Knospen  der  unterirdischen  Sprosse-,  aus  den  Salatbeeten  holt  sie 
die  Samen,  bevor  sie  keimen-,  Bedeckung  der  Aussaat  mit  Maismehl 
beugt  hier  vor. 

Plagiolepis  longipes  Jerd.^)  holt  auf  Java  die  ungekeimten  Samen 
von  den  Tabaksfeldem. 

Oecophylla  smaragdina  F.  baut  in  der  äthiopischen  und  orien- 
talischen Region  grofse  Baumnester,  indem  sie  durch  ein  Sekret 
der  Larven  ganze  Blätterbüschel  zusammenspinnt.  Lästiger  noch,  als 
hierdurch  schädlich,  wird  sie  an  Kulturpflanzen  durch  ihre  heftigen 
Bisse,  mit  der  sie  die  Arbeiter  überfällt;  am  Teestrauche  soll  sie  die 
Sporen  der  Cephaleuros  mycoidea  übertragen*). 

Lasins  flavus  F.  baut  oft  sehr  hohe,  in  Kulturländereien  lästige 
Erdnester  an  sonnigen,  lichten  Stellen ;  man  findet  sie  besonders  häufig 
in  Saatkämpen,  und  hier  sollen  sie  denn  auch  öfters  recht  schädigen, 
indem  sie  die  jungen  Sämlinge  nahe  der  Erdoberfläche  benagen  und 
die  Wurzeln  entblöfsen^).  Nach  Escherich  *^)  allerdings  wären  nicht  sie 
die  direkten  Schädlinge,  sondern  die  von  ihnen  gepflegten  Wurzel- 
läuse. —  L.  fuligfinosus  Latr.^)  wurde  in  Schweden  an  Obstbäumen 
schädlich,  L.  amerieanus  Em.  in  Nordamerika  an  verschiedenen 
Pflanzen  durch  Pflege  der  Wurzelschildläuse. 

Formica  fusea  L.^)  frais  in  Holland  Blütenknospen  von  Birnbäumen 
und  Blüten  von  Pflaumenbäumen  aus,  in  der  Hauptsache  aber  erst,  nach- 
dem sie  vom  Frost  beschädigt  waren. 

Campouotus  lig-niperdus  Latr.,  hereulaneus  L.")  und,  in  Süd- 
europa, pubeseens  F.  sind  die  bekannten  grofsen  Holzameisen,  Car- 


1)  Maxwell-Lefroy,  Indian  Ins.  Life,  p.  229—230. 

2)  Carpenter,  Rep.  1901,  p.  155—157.  —  Tirus,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent., 
Bull.  52,  1905,  p.  79—84,  fig.  7.  —  Newell,  Journ.  ec.  Ent.,  Vol.  1,  1908,  p.  21—34; 
Vol.  2,  1909,  p.  174—192,  PL  5—7,  fig.  1-4.  —  Martius,  Broteria,  Vol.  6,  1907, 
p.  101—102.  —  Lor.NSBUKv,  Rep.  1909,  >.  90. 

3)  KoNiNGSBERGER,  Med.  Dcpt.  Landbouw  No.  6,  1908,  p.  99. 
*)  Watt  and  Mann,  1.  c.  p.  242. 

5)  Theobald,  Report  1906/07,  p.  183;  1908/09,  p.  81—82. 

6)  Tharandt.  forstl.  Jahrb..  Bd.  60,  1909,  S.  73—74. 
^)  Anderson,  Ent.  Tidskr.  Arg.  22,  1901,  p.  60—62. 

8)  Ritz.  Bus,  Inst.  Phytopathol.  Wageningen,  Versl.  1907,  p.  52.  —  Tijdschr. 
Plantenz.  13,  1907,  p.  55—56. 

9)  Pricer,  Biol.  Bull.  Woods  Holl,  Vol.  14,  1908,  p.  177—218,  2  figs.  —  Felt, 
N.  Y.  St.  Mus.,  Mem.  8,  1905,  p.  90,  PL  31;  Rep.  1910,  p.  57—58,  PL  19,  20. 


614  Hymenopteren,  Hautflügler. 

penter  ants ,  die  ihre  bis  10  m  hohen  Nester  derart  im  Innern  von 
lebenden  Bäumen ,  in  erster  Linie  von  Nadelhölzern ,  aber  auch  von 
Eichen,  Linden  und  Akazien  anlegen,  dals  sie,  namentlich  nach  der 
Baumachse  zu,  das  weiche  Sommerholz  herausbeilsen  und  nur  die  harten 
Holzteile  stehen  lassen.  Der  Schaden  wird  noch  vergröi'sert  durch  die 
Löcher  des  ihnen  nachstellenden  Schwarzspechtes ,  ist  aber  immerhin 
mehr  technisch  als  physiologisch.  —  C.  brutus  For.  ^)  wurde  in  Vic- 
toria, Kamerun,  dadurch  schädlich,  dafs  er  die  Stiele  von  Kakaofrüchten 
durchnagte. 

Vespideii,  Wespen. 

Von  den  beiden  Gruppen  der  solitären  und  sozialen  Wespen  sind 
nur  die  letzteren  von  praktischer  Wichtigkeit.  Die  belruchteten  Weibchen 
überwintern  unter  Steinen,  Moos  usw.  Im  Frühjahre  legen  sie  ihre 
Nester  in  der  Erde,  in  hohlen  Baumstämmen,  unter  Dächern  usw.  an; 
zuerst  entstehen  nur  Arbeiter,  die  das  Nest  vergröi'sern  helfen.  Erst 
im  Spätsommer  werden  Geschlechtstiere  erzeugt,  von  denen  die  Männchen 
bald  nach  der  Begattung  sterben.  Das  Material  zum  Nestbau  wird  vor- 
wiegend morschem  Holz  entnommen;  nur  die  Hornisse,  Yespa  erabro 
L.,  schält  dazu  junge  Stämmchen  oder  dünnere  Äste  von  Eschen,  Erlen 
und  anderen  Weichhölzern,  aber  auch  von  Eichen  und  wird  hierdurch 
forstlich  bemerkbar.  Die  Nahrung  der  Wespen  besteht  in  erster  Linie 
aus  tierischen  Stoffen:  Insekten  (Blattläusen?),  Spinnen,  toten  Wirbel- 
tieren, wodurch  sie  bis  zu  gewissem  Grade  nützlich  werden  können. 
Aber  sie  sind  besonders  versessen  auf  Süfsigkeiten  und  daher  die  ge- 
fährlichsten Feinde  alles  reifenden ,  süfsen  Obstes ,  in  das  sie  tiefe 
und  grofse  Löcher  fressen;  austretende  süfse  Pflanzensäfte  saugen 
sie.  Die  Wespen  können  nicht  eigentlich  fressen-,  sie  zerkauen  nur 
die  Nahrung,  saugen  den  Saft  und  werfen  die  ausgeprefsten  Rückstände 
fort.  —  Feinde  haben  die  Wespen  wenig;  sie  kommen  auf  jeden  Fall 
praktisch  nicht  in  Betracht.  Das  beste  Gegenmittel  ist  Zerstören 
der  Nester  durch  Ausräuchern  mit  Schwefel  oder  Schwefelkohlenstoff, 
Verbrennen  usw.  Sehr  schwer  ist  dies  bei  den  Erdnestern  zu  erreichen ; 
hier  dürfte  vielleicht  zu  empfehlen  sein  (siehe  „Praktischer  Ratgeber'^ 
1889,  S.  530),  heifsen  Steinkohlenteer  in  das  Flugloch  zu  giefsen: 
die  Insassen  gehen  sofort  zugrunde ,  die  Anfliegenden  verkleben  sich 
ihre  Flügel  und  müssen  dann  auch  eingehen.  Leimstangen,  mit  Kandis- 
zucker oder  Honig  versehen,  dürften  nur  im  kleinen  anwendbar  sein. 
Um  so  mehr  Erfolg  versprechen  dagegen  die  Fanggläser,  die  gewöhn- 
lich mit  Honig  oder  Sirup  versehen  werden.  Da  sich  hierin  aber  auch 
viele  Bienen  fangen,  sind  solche  mit  Tröpfelbier  oder  verdünntem,  wenig 
angesüfstem  Essig,  Spiritus  oder  Apfelwein  vorzuziehen. 

Eine  eigentümliche,  wohl  zu  beachtende  Erfahrung  wird  im  „Prakt. 
Ratgeber"  1905  S.  417  mitgeteilt,  dafs  nämlich  Bryonia  alba  und  Sicyos 
angulata  die  Wespen  mit  ihren  Blüten  so  anziehen,  dafs  sie  dadurch 
von  benachbartem  Obste  ferngehalten  werden. 

Von  der  grofsen  Familie  der  Wespen  kommt  für  die  erwähnten 
Schäden  eigentlich  nur  die  Gattung  Yespa  L.  in  Betracht. 


»)  WiNKLKR,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  15,  19U5,  S.  r29-l;30,  134. 


Vespiden,  Wespen.     Crabroniden,  Grabwespen.     Apiden,  Bienen.  615 

(Spliegiden)  Crabroniden,  Grabwespen. 

Die  Grabwespen  sind  im  allgemeinen  recht  nützliche  Tiere.  Sie 
legen  für  ihre  Brut  Röhren  an,  in  die  sie  Insekten  als  Nahrung  für 
jene  eintragen,  und  zwar  recht  oft  schädliche  (Pflanzenläuse,  Raupen, 
Heuschrecken,  Zikaden  usw.).  Einige  Arten  bohren  zu  diesem  Zweck 
lebende  Pflanzenstengel  an,  sie  mehr  oder  weniger  weit  abtötend.  Ge- 
wöhnlich wird  hierbei  von  einer  Schnittfläche  aus  das  Mark  heraus- 
geholt, seltener  wird  ein  eigenes  Eingangsloch  gebohrt.  Sajö  (Zeitschr. 
Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895,  S.  279)  berichtet,  dafs  Cemonus  unieolor  F. 
in  Ungarn  "Weinreben  ausgehöhlt  hatte,  1^/2*^/0  derselben  waren  be- 
fallen. Nach  Gahan  (Journ.  econ.  Ent.  Vol.  4,  1911;  p.  431)  bohrte 
Xylocrabro  stirpieola  Pack,  in  Amerika  in  Zweigen  von  Catalpa 
bungei,  einen  jungen  Baum  schwer  schädigend. 

Apiden,  Bienen. 

Die  verschiedenen  Gruppen  der  Bienen  verhalten  sich  so  ver- 
schieden, dafs  es  sich  nicht  lohnt,  genauer  auf  sie  einzugehen,  zumal 
nur  wenige  und  nur  in  mäfsigem  Grade  schädlich  werden. 

Ceratina  eyanea  Kby.  macht  Röhren  in  Pflanzenstengeln  wie 
Grabwespen,  und  soll  in  Ungarn  einmal  200  junge  Maulbeerbäume 
hierdi.u-ch  getötet  haben  (Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  4,  1894,  S.  100). 

Ähnliche  Röhren,  niu-  mehr  in  Erde,  morschem  Holz  usw.  legen  die 
Blattschneider-  oder  TapezierMenen,  Megachile  Latr. ,  an;  aber  sie 
kleiden  sie  aus  mit  Blattstückchen,  die  sie  von  den  verschiedensten 
Gewächsen  ausschneiden.  Es  gibt  deren  in  allen  Erdteilen;  auf 
Java  wird  z.  B.  eine  Art  namentlich  an  Tee  und  Kakao,  an  denen 
es  bis  zum  „Kahlfrafs"  kommt,  schädlich  M.  In  Deutsch- Südwestafrika 
trug  eine  Art  die  Blätter  junger  Maulbeerbäume,  Robinien  und  Euka- 
lypten ab  2).  In  Mitteleuropa  wird  besonders  M.  eentuneularis  L.  ^)  ge- 
nannt, die  ihre  Blattstücke  mit  Vorliebe  Rosen  und  Syringen,  aber  auch 
noch  manchen  anderen  unserer  Ziersträucher  entnimmt  und  auch  manch- 
mal „Kahlfrafs"  verursacht. 

Die  Hiunmeln,  Bombus  Latr.,  sind  als  Bestäuber  sehr  nützlich; 
sie  sind  aber  grofse  Freunde  von  Blütennektar ;  und  wenn  sich  Blüten 
nicht  rasch  genug  öfPnen,  oder  wenn,  wie  bei  Röhrenblüten,  ihnen  der 
Zugang  zu  ihm  verschlossen  ist,  beifsen  sie  ohne  weiteres  ein  Loch  in 
die  Blütenhülle.  Da  dieses  Loch  dann  auch  von  anderen  Lisekten,  auch 
den  eigentlichen  Bestäubern  der  betreffenden  Blüte,  benutzt  wird,  ver- 
hindern so  die  Hummeln  indirekt  die  Bestäubung;  der  dadurch  verursachte 
Ernteausfall  kann  manchmal,  z.  B.  bei  Feldbohnen,  recht  beträchtlich  sem. 
Hierüber  hat  schon  Darwin  ausführlich  gehandelt*).  Vielfach  werden 
auch  die  Honigbienen  für  diese  Löcher  verantwortlich  gemacht,  vom 
zoologischen  Standpunkte  aus  anscheinend  unbegründet,  da  ihre  Mund- 
teile hierzu  nicht  kräftig  genug  zu  sein  scheinen.  Wenn  man  ander- 
seits aber  den  ungeheuren  Umfang,  in  dem  jene  Beschädigung  auftritt, 

1)  Doci-ERS  VAN  Leeuwen,  Med.  Proefstat.  Salatiga  (2),  No.  10  (1908),  p.  169—173, 
1  Taf. 

2)  Jahr.-Ber.  Entwick.  Deutsch-S.-W.-Afrika  1906/07,  S.  95. 

3)  Sajö,  111.  Wochenschr.  Ent.,  Bd.  1,  1896,  S.  581—584,  2  Fig.  —  Schexkling,  S., 
ibid.  Bd.  4,  1899,  S.  148—150.  —  Richter,  Rosenfeinde,  S.  217—218,  Fig.  26. 

*)  Kreuz-  und  Selbstbefruchtung,  2.  Aufl.  1899,  S.  408—417. 


(316  Rli3"Qchoten,  Schnabelkerfe. 

und  zwar  gerade  an  Bienenpflanzen,  ferner  die  grofse  Menge  der  Bienen 
und  die  verhältnismäisig  doch  recht  geringe  der  Hummeln  berücksichtigt, 
so  möchte  man  die  Streitfrage  doch  nicht  für  ganz  gelöst  halten.  So 
berichtet  Darwin  unter  anderem,  dafs  auf  weiten  Heideflächen  nicht 
eine  unversehrte  Blüte  zu  finden  war,  und  dafs  alle  diese  Löcher  inner- 
halb 14  Tagen  gebissen  worden  sein  mufsten.  Ich  selbst  sah  auf  grofsen 
Pferdebohnenfeldern  jede  einzelne  Blüte  durchbohrt  i);  die  Felder 
schwärmten  von  Bienen,  während  Hummeln  nicht  von  mir  bemerkt 
wurden. 

Dieselbe  Streitfrage  ist,  ob  Honigbienen  unverletzte  Früchte  an- 
bohren können.  Von  den  Obstzüchtern  wird  es  mit  aller  Entschieden- 
heit bejaht ,  von  den  Imkern  und  Apidologen  ebenso  verneint  ^) ;  doch 
glaube  ich,  dafs  letztere  die  Festigkeit  einer  reifen  Obstschale  sehr 
überschätzen.  Mindestens  aber  saugen  Bienen  gierig  irgendwie  ver- 
letzte reife,  sülse  Früchte  aus  und  können  dadurch  beträchtlich  schaden. 

Taylor^)  beobachtete  in  Amerika,  dafs  Honigbienen  die  Bakterien- 
krankheit der  Birnblüten,  Bacillus  amylovorus  Burr.  (siehe  Bd.  2,  S.  53 
bis  54)  übertrugen;  Bedecken  der  Bäume  mit  Netzen  vor  der  Öff'nung 
der  Blüten  verhinderte  den  Ausbruch  der  Krankheit. 

Rhynchoten,  Sclmabelkerfe. 

Entwicklung  unvollständig.  Mundteile  bilden  einen  als  Stütze  oder 
Führung  dienenden  Schnabel,  in  dem  Stechborsten  so  gleiten,  dafs  zwei 
Rohre  entstehen,  eins  zum  Saugen,  und  eins,  durch  das  Speichel  in  die 
Wunde  geträufelt  wird ,  der  einen  Entzündungsreiz  ausübt.  Dadurch 
wird  zunächst  der  Saftzustrom  zu  der  Wunde  verstärkt;  später  ent- 
stehen aber  Vergiftungen  oder  Gallen. 

Heteropteren,  Hemiptereii,  Halbflügler,  Wanzen'}. 

Schnabel  entspringt  an  der  Spitze  des  Kopfes.  Vier  in  der  Ruhe 
flach  aufliegende  Flügel ;  die  vordere  Hälfte  des  ersten  Paares  ist  leder- 
artig. Unsere  Kenntnisse  der  Biologie  sind  noch  äufserst  mangelhaft. 
Als  Nahrung  dienen  andere  Insekten  oder  Pflanzenteile ,  von  letzteren 
fast  ausschliefslich  oberirdische  und  solche,  bei  denen  die  Wanzen  leicht 
an  saftführende  Gefäfse  gelangen  können,  wie  junge  Triebe,  Knospen, 
saftige ,  weiche  Früchte ,  noch  weiche  Samen,  Blätter ,    Blatt- ,   Blüten- 

1)  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  19,  1901,  Beih.  3,  S.  164—165. 

2)  S.  die  Diskussion  darüber  im  Prakt.  Ratgeber  Obst-  u.  Gartenbau  1908. 

3)  Science  N.  S.,  Vol.  15,  1902,  p.  990. 

*)  Europäische  schädliche  Wanzen  behandelt  Lamheutie  (Act.  Soc.  Linn. 
Bordeaux  T.  62,  1907,  p.  423—480),  indische  Maxwem.-Lefroy  (Ind.  Ins.  Life, 
p.  666-717,  PI.  72—77,  fig.  435—492;  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Vol.  1,  1908,  p.  231, 
fig.  74),  javanische  Ku.ningsberükr  (Med.  s' Lands  Plantent.  22,  1898,  p.  7— 11,  und 
Meded.  Dept.  Landbouw  Batavia,  No.  6,  1908,  p.  12 — 19),  australische  Froggatt 
(Austral.  Insects,  Sydney  19ü7,  p.  326—345,  PI.  31—32).  KuHLCiAxz  (Mitt.  zool.  Mus. 
Berlin,  Bd.  3,  1905,  S.  29—115,  Taf.  2—3)  stellt  die  Baumwollwanzen  im  all- 
gemeinen, MoRRiLL  (U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  86,  1910)  die  amerikanischen, 
Schouteuen-  (Rev.  zool.  Afric,  Vol.  1,  1911,  p.  297—318,  PI.  15,  16,  10  figs.)  die  afri- 
kanischen zusammen,  Watt  and  Mann  (Pests  and  blights  of  Tea  plant,  Calcutta 
1903,  2'i  ed.,  p.  247—286,  PI.  13,  14,  fig.  29-33)  die  indischen  Teewanzen,  Schou- 
TEDEN  (1.  c.  p.  56—77,  PL  1,  2;  8  figs.)  die  afrikanischen  Kakaowanzen. 


Pentatomiden,  Schildwanzen.  617 

und  Fruchtstiele.  Nur  wenige  Arten  saugen  in  Rindenritzen.  Die 
Gewebe  um  die  Stichstellen  färben  sich  sehr  häufig  gelblich  bis  dunkel 
oder  sterben  ab,  desgleichen  dünne  Organe,  wie  Triebe,  Stiele.  So 
werden  Wachstums-,  Ernährungs-  und  Fortpflanzungsorgane  in  gleicher 
Weise  geschädigt.  Da,  wo  Triebe  oder  Knospen  abgetötet  werden, 
suchen  sich  die  Pflanzen  häufig  durch  Bildung  von  Adventivknospen 
und  -sprossen  zu  helfen,  so  dafs  Besenbildung  die  Folge  ist.  Da  aber 
diese  neuen  Triebe  ebenfalls  abgetötet  werden,  kommt  es  meist  zur 
Erschöpfung  und  zum  Tode  der  ganzen  Pflanze.  Mifsbildungen  bzw. 
Gallen  treten  selten  auf. 

Während  die  Nymphen  ziemlich  sefshaft  sind ,  laufen  und  fliegen 
die  Imagines  lebhaft  umher  und  saugen  an  den  verschiedensten  Stellen. 
Sind  sie  sehr  zahlreich,  so  macht  sich  ihre  Tätigkeit  dann  natürlich 
besonders  bemerkbar. 

Die  Mehi'zahl  der  Wanzen  besitzt  Stinkdrüsen,  mit  deren  Aus- 
scheidungen sie  namentlich  Früchte  ungeniefsbar  machen  können. 
Selbstverständlich  sind  diese  auch  ein  guter  Schutz  gegen  natürliche 
Feinde,  von  denen  aber  dennoch  Parasiten,  andere  Insekten,  besonders 
fleischsaugende  Wanzen,  und  auch  Vögel  eine  nicht  unwesentliche  Rolle 
spielen. 

Die  meisten  Wanzen  sind  ausgeprägte  Sonnen-  und  Wärmetiere. 
Abklopfen,  -schütteln  und  -sammeln  ist  daher  möglichst  frühmorgens 
vorzunehmen.  Die  Eier  sind,  wo  sie  offen  und  gruppenweise  abgelegt 
werden,  abzusuchen.  Spritzmittel  sind  in  der  Hauptsache  auf  die 
Nymphen  zu  beschränken.  Besonders  haben  sich  Tabaksextrakt,  Seifen- 
lösung, Petroleumseifenbrühe  und  Walölseife  bewährt.  Manche  neuere 
Versuche  scheinen  zu  zeigen,  dafs  gesüfste,  also  hygroskopische  Arsen- 
mittel in  derselben  Weise  wirksam  sind,  wie  gegen  die  Fruchtfliegen 
( Trypetiden ). 

Nur  die  Gruppe  der 

Gymnocerateil,  Landwanzen, 

kommt  für  uns  in  Betracht. 

Pentatomiden,  Schildwanzen. 

In  der  Hauptsache  räuberisch,  aber  auch  einige  plantisug.  Eier 
grofs,  perlmutterglänzend,  aufrecht  zylindrisch  mit  flachem  Deckel,  in 
Kuchen  an  Blättern  oder  Rinde.  Junge  anfangs  gesellig,  trennen  sich 
bald.  In  den  gemäfsigten  Zonen  im  allgemeinen  nur  eine  Generation, 
deren  Njonphen  überwintern,  vorwiegend  in  der  Bodendecke.  Die  Eier 
werden  häufig  von  Proctotrypiden  parasitiert,  die  älteren  Nymphen 
und  Imagines  von  Tachiniden.  Die  meisten  Schildwanzen  fliegen  gerne 
nach  Licht. 

Auf  Java  schadet  Brachyplatys  nigriventpis  Westw.  an  ver- 
schiedenen zweit-angebauten  Feldfrüchten,  besonders  aber  an  Legumi- 
nosen, an  Blättern  und  reifenden  Samen,  und  Coptosoma  atomaria 
Germ,  an  Kartoffeln  und  anderen  Solanum- Arten ;  die  Nymphen  sitzen 
in  den  Falten  der  jungen  Blätter ;  durch  das  Saugen  werden  häufig  die 
jungen  Triebe  getötet. 

Corimelaena  pullearia  Germ.  M  hat  in  Maryland  junge  Sellerie- 
beete schwer  geschädigt. 


QuAiNTANCE,  U.  S.  Dept.  Agr.,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  50. 


(318  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

Scutiphora  (Peltophora)  pedieellata  Krby  ^j,  Cherry-bug,  Austra- 
lien, an  verschiedensten  Früchten. 

Tectocoris  lineola  F.  var.  eyanipes  F.  ^)  Indoaustralisches  Ge- 
biet mit  Ausnahme  von  Vorderindien  und  Ceylon;  an  Malvaceen,  be- 
sonders Hibiscus  und  Baumwolle ;  an  letzterer  auf  Java  schädlich. 
Eier  in  Ringen  von  100 — 200  Stück  um  junge  Zweige;  die  Nymphen 
saugen  sich  zuerst  dicht  dabei  fest  und  töten  so  den  besetzten  Zweig. 
Erwachsene  an  den  Blättern. 

Poecilocoris  Hardwiekii  Moore,  Indien,  im  Schatten  von  Tee- 
pflanzen, saugt  die  unreifen  Kirschen  aus.  —  Scutellera  perplexa 
StoU  [nobilis  F.  ^)1,    Indien,    an  Blättern   und  Beeren  von  Weinreben. 

Calidea  apiealis  Schont,  [nicht  C.  rHfojrictaWaX'k.^)]  in  Ostafrika 
an  Abassi-BaumwoUe ;  an  Blättern  und  Blüten. 

Odontotarsus  grammieus  L.  und  Eurygaster  maurus  L.  ^)  Süd- 
Europa;    saugen   die  milchreifen   Körner   von   Getreide   und  Mais    aus. 

Podops  vermieulata  Voll.  Java,  an  Reis ;  saugt  hauptsächlich  an 
Stengeln  und  Blattscheiden,  aber  auch  an  Blättern;  es  entstehen  läng- 
liche, braune  Flecken. 

Crocistethus  Waltli  Fieb.  ^)  Algier,  in  Weinbergen  schädlich. 

Sehirus  (Cydnus)  bieolor  L.  Europa.  Oft  in  Gruppen  an  Wurzeln 
von  Gemüsepflanzen  oder  an  jungen  Trieben  von  Obstbäumen;  an 
ersteren  Holzasche  streuen,  letzteren  mit  Nikotin  bespritzen  (Lambertie, 
1.  c.  p.  424j. 

Brochymena  annulata  F. '^),  Nordamerika,  tötet  an  Obstbäumen 
Zweige.     B.  obseura  H.-S.  in  New-Mexiko  an  jungen  Pfirsich-Früchten. 

Dalpada  versieolor  H.-S..  Java,  schädlich  an  (Liberia-)Kafifee, 
Kapok  und  wahrscheinlich  noch  anderen  Pflanzen ;  es  entstehen  läng- 
liche, dunkle  Streifen  an  den  Zweigen;  später  werden  sie  ganz  schwarz, 
welken  und  vertrocknen. 

Palomena  prasina  L.  [viridissima  Poda^)].  Süd-Frankreich  und 
Italien,  gemein,  besonders  in  Gärten;  an  Reben.  Melonen,  Paradies- 
äpfeln, Bohnen,  Gurken  usw. ;  hat  in  Sardinien  allein  an  Winterweizen 
1900  die  Ernte  um  1000  hl  vermindert.  Gegen  die  Larven  mit  Nikotin- 
Seifenbrühe  spritzen. 

Pentatoma  lig-ata  Say.  The  Conehuela  ^).  Südl.  Nord-  und 
Mittel-Amerika.  Sehr  polyphag,  bevorzugt  Früchte  und  Samen;  ihren 
Hauptschaden  tut  sie  an  den  Kapseln  von  Baumwolle.  Die  Ernte  einer 
einzigen  Pflanzung  in  Mexiko  wurde  1903  um  1200 — 1500  Ballen  ver- 
mindert. Gegenmittel  u.  a. :  Einige  Mesquite-(Prosopis)-Pflanzen  im 
Frühjahre  als  Fangpflanzen  benutzen ;  später  aber  diese  Pflanze  und 
Luzerne,  die  ebenfalls  eine  bevorzugte  Nährpflanze  ist,  nicht  in  der  Nähe 
der  Baumwollfelder  bauen.  Drei  bis  fünf  Generationen ;  Eierablage  an 
Blätter;  Imagines  überwintern. 


1)  Fkoggatt,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  8,  1897,  p.  104,  Fig.  4;  Vol.  12,  1901, 
1594,  Fig.  3. 

")  Aulmann,  Fauna  deutsch.  Kolon.,  R.  5,  Hft.  4,  1912,  S.  124—127,  Fig.  93. 

3)  DE  NicEviLLE,  lud.  Mus.  Not.,  Vol.  5,  1900,  p.  119—120,  PI.  16  Fig.  3. 

*)  VossELER,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  D.-O.-Afrika,  Bd.  2,  S.  504. 

S)  SsoKOLow,  1901  (russ.  Arb.),  Ausz.:  Zeitschr.  wiss.  Tns.-Biol.  Bd.  4,  S.  108. 

«)  Marchal,  Bull.  Soc.  ent.  France  1897.  p.  217. 

^)  Ins.  Life  Vol.  7,  1895,  p.  47,  fig.  17;  p.  280.  —  Pettit,  Rep.  1898,  p.  345,  Fig.  4. 

8)  Leonardi,  Bol.  Ent.  agr.  Vol.  8,  1901,  p.  118—119. 

*•)  MoRRiLL,  LT.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  64,  1907,  p.  1—14,  PI.  1,  Fig.  1,  2. 


Pentatomiden,  Schildwanzen.  (319 

P.  Sayi  Stkl ').  Ebendort  an  Getreide  (besonders  Weizen),  Luzerne, 
Bohnen,  Erbsen,  seltener  an  den  reifenden  Samen  von  Baumwolle.  — 
Ebenso  P.  (Lioderma)  Uhleri  Stäl,  in  manchen  Jahren  überaus 
schädlich. 

Dolycoris  baeearum  L.  Beerenwanze,  Faule  Grete -j.  Europa; 
vielfach  als  nützlich  angesehen,  da  sie  zweifellos  viel  Ungeziefer  ver- 
tilgt. Andererseits  wird  sie  alDer  nicht  nur  dadurch  lästig,  dafs  sie 
ihren  widrigen  Geruch  den  Beeren-  und  anderen  Früchten,  auf  denen 
sie  sich  mit  Vorliebe  aufhält,  mitteilt,  sondern  sie  wird  sehr  schädlich, 
indem  sie  an  diesen  saugt,  ihre  Entwickelung  verhindert  oder  die  reifen 
Beeren  vernichtet,  ganz  besonders  aber  auch  dadurch,  dafs  sie  saftige 
Triebe  von  Kräutern,  Sträuchern  und  (Obst-)Bäumen  aussaugt.  —  D. 
indieus  Stäl;  Indien,  saugt  an  Jute,  Luzerne,  Mais,  Andropogon  die 
reifen  Samen  aus. 

Euschistus  servus  Say.  Brown  Cotton  bug.  Wie  die  Conchuela- 
wanze,  nur  nicht  so  zahlreich,  polyphag  und  wichtig.  —  E.  (vario- 
larius  Pal.  Beauv.)  punetipes  Say^)  im  südlichen  Nordamerika  bis 
Brasilien  an  Tabak  usw.,  wenig  schadend. 

Aelia  aeuminata  L.  und  andere  Arten.  Europa;  nicht  selten 
schädlich  an  den  milchreichen  Körnern  von  Getreide.  —  Desgl.  Ael. 
fureula  Fieb.  ^)  in  Südrufsland. 

Thyaiitha  eustator  F. ,  Nordamerika ,  besonders  in  den  Süd- 
staaten, an  Getreide,  Cowpeas  und  Baumwolle  beträchtlich  schädlich. 
An  letzterer  sind  die  Ideinen  Wanzen  derart  in  den  Kelchblättern  der 
Knospen  und  Kapseln  versteckt,  dafs  sie  kaum  sichtbar  sind  und  daher 
der  Beobachtung  gewöhnlich  entgehen. 

Agonoscelis  puberula  Stäl  ^).  Im  Sudan  wiederholt  sehr  schäd- 
lich an  den  milchreifen  Körnern  von  Durrah.  In  manchen  Provinzen 
mehrfach  die  ganze  Ernte  vernichtet.  Auch  gelegentlich  an  jungen 
Datteln.  —  A.  nubila  F.,  Indien;  wie  Dolycoris  indieus. 

Eurydenia  oleraeea  L.,  ornata  L.  und  festiva  L.,  Kohlwanzen; 
Europa;  an  Blättern  von  Cruciferen,  besonders  Kohl,  Raps,  Levkojen 
usw.  schädlich,  aber  auch  an  Spargel,  Kopfsalat.  Eiablage  an  Blatt- 
Unterseite.  Spritzen  mit  Petroleum-Seifen-Emulsion  oder  mit  2—4  **/oigem 
Lysol,  das  nach  zehn  Minuten  mit  4  "/oigem  zu  wiederholen  ist  **). 

Murgantia  histrioniea  Hahn.  Harlequin  eabbag-e  oder  terrapine 
bug-').  Heimat  Mexiko  und  Zentral- Amerika,  von  da  nordwärts  bis 
Erie-See  gewandert,  im  Norden  aber  durch  kalte  A¥inter  immer  wieder 
vernichtet.  Der  schlimmste  Feind  des  Kohlbaues  in  den  Südstaaten; 
stark  befallene  Pflanzen  welken  und  sterben  ab,  wie  von  Feuer  ver- 
sengt; daher  auch  „fire  bug".  Fünf  bis  sechs  Wanzen  können  eine 
junge  Kohlpflanze  in  ein  bis  zwei  Tagen  abtöten.  Auch  an  anderen 
Kreuzblütlern.     Die  Wanzen  überwintern  in  hohlen  Kohlstrünken,  am 


1)  Chittenden,  ibid.  Bull.  10.  N.  S.,  1898,  p.  94. 

2)  Reuter,  E.,  Berätt.  1897.  —  Schöyen,  Beretn.  1897,  1898.  —  Anon.,  Prakt. 
Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1886,  S.  357—358. 

8)  d'Ütra,  Bol.  Agric.  S.  Pauls  1908,  120—121. 

*)   SSUKOLOW,   1.   c.    S.    104. 

5)  King,  H.  H.,  3d  ßep.  Gordon  Mem.  Coli,  Karthoum  1903,  p.  225-226, 
PI.  28  fig.  11. 

6)  Lampa,  Berätt.  1898. 

^)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  103,  1908,  10  pp.,  1  flg.  — 
Sanderson,  Journ.  ec.  Ent,  Vol.  1,  1908,  p.  255—257.  —  Smith,  R.  J.,  ibid.,  Vol.  2, 
1909,  p.  108-114;  Rep.  N.  Carolina  agr.  Exp.  Stat.  1909,  p.  90—99. 


(320  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

Boden  usw.  Sie  erwachen  sehr  zeitig  im  Frühjahre  und  legen  etwa 
achtmal  in  Zwischenräumen  von  4—12  Tagen  je  12  Eier  in  einer 
Doppelreihe  ab.  Nach  4—10  Tagen,  je  nach  Klima,  die  Nymphen,  die 
wieder  3 — 9  Wochen  leben;  so  folgen  sich  im  ganzen  drei  bis  sechs 
Generationen;  die  Sommer- Generationen  legen  weniger  Eier  ab,  als  die 
überwinterte.  Sind  im  Herbste  alle  Kreuzblütler  geerntet  bzw.  ver- 
nichtet, so  gehen  die  Wanzen  an  die  verschiedensten  anderen  saftigen 
Pflanzen.  Gegenmittel:  gründliche  Reinigung  der  Felder,  tiefes  Um- 
pflügen im  Herbste.  Senf  oder  andere  früh  treibende  Kreuzblütler  im 
Frühling  als  Fangpflanzen  säen.  Abfall-Häufchen  zur  Überwinterung 
auslegen  und  dann  verbrennen.  Absuchen.  Spritzen  mit  Petroleum- 
Emulsion  (10"/oig)  oder  Walölseife  (2  Pfund  auf  4  Gall.  Wasser). 

Strachia  erueig-era  Hahn;  malayischer  Archipel,  Indien,  sehr 
schädlich  an  Cruciferen. 

Bagrada  hilaris  StoU  ^)  ist  in  Süd  -  Afrika  ein  schlimmer  Feind 
aller  angebauter  Cruciferen,  besonders  von  Kohl,  B.  pieta  F.  des- 
gleichen in  Indien. 

Nezara  hilaris  Say,  The  Green  Soldier-bug  -).  Nordamerika  bis 
Brasilien,  sehr  polyphag,  von  Kräutern  bis  zu  Bäumen,  an  allen  grünen 
Teilen.  Besonders  schädlich  an  Kapseln  von  Baumwolle,  deren  Samen 
sie  aussaugen,  so  dafs  erstere  vertrocknen  oder  unreif  aufspringen ;  aufser- 
dem  wird  die  Wolle  beschädigt.     Imagines  überwintern. 

N.  viridulaL.  [smaragdulaF.,  prasina  Dali]  ^^j.  Alte  und  Neue  Welt. 
In  Frankreich  an  Maisähren;  in  Java  an  Reis  und  Mais,  an  Halmen 
und  Stengeln  kleine,  längliche  Streifen  verursachend.  In  Indien  an 
Kartoffeln,  Rizinus,  Hirse  und  Reis.  Auf  Mauritius  saugt  sie  die  Stengel 
und  Blütenknospen  der  Vanille  aus.  In  Nordamerika  schädlich  an 
Kartoffeln,  Bataten,  Orangen  und  Baumwolle,  überall  an  den  jungen 
Trieben,  die  von  der  Spitze  aus  schwarz  werden. 

Antestia  varieg-ata  Thunb.  var.  lineatieollis  Stäl.  Ostafrika- 
nische Kairee"wanze  *),  8  mm  lang,  5  mm  breit,  weii's,  schwarz  und 
gelbbraun  gezeichnet.  Ursprünglich  wohl  an  Mais  und  Eleusine,  geht 
an  Kaffee  über,  wenn  dessen  Pflanzungen  einige  Jahre  alt  sind.  Die 
Wanzen  saugen  die  Kirschen,  bzw.  unreifen  Bohnen  aus,  besonders  um 
den  Stielansatz  herum.  Die  Kirschen  schwärzen  sich,  schrumpfen  und 
fallen  ab.  Namentlich  zu  Beginn  der  Ernte  der  Schaden  sehr  bedeutend, 
bis  75  ^lo  Verlust ;  in  einer  Pflanzung  40  000  M.  Schaden.  Aufserdem 
werden  Triebe,  Blätter  und  Knospen  angestochen.  Infolge  Abtötens 
der  endständigen  Laubknospen  brechen  an  Stelle  der  Blüten  seitliche 
Laubtriebe  hervor ;  der  Blütenansatz  unterbleibt ;  die  Bäume  bilden  ein 
dichtes  Gewirr  kleiner  Triebe  und  Blätter.  In  gut  beschatteten  Pflan- 
zungen soll  sie  fehlen.  Eier  in  Häufchen  zu  zwölf  an  Blatt-Unterseite. 
Spritzen  mit  Arsen-Zuckerlösungen  hat  sich  gut  bewährt.  —  A.  partita 
Walk,  (plebeja  Voll.)-^),  Java,  ebenfalls  an  Kaffee,  ferner  an  Fraxinus, 


')  LoüNsiuiuv,  Agric.  Journ.  Cape  Good  Hope  Vol.  24,  1904,  p.  14,  2  fig. 

2)  Franklin,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  4,  1884,  p.  81—83.  —  Sanderson, 
ibid.,  Bull.  57,  1906,  p.  47—49,  fig.  29. 

3)  BouiJACE,  Compt.  rend.  6me  Congr.  Internat.  Agric.  Paris  1910,  p.  816. 

*)  S.  die  Bericlite  von  Zimmermann,  Vossei.er  und  Morstatt  in  den  Veröffent- 
lichungen der  Station  zu  Amani. 

^)  Zimmermann,  Teysmannia  1901,  p.  442.  Meded.  s' Lands  Plantent.  67,  1904, 
p.  1—24,  PI.  1  Fig.  1—6,  Textfig.  1—1:3.  —  Eiciiinger,  Pflanzer,  Jahrg.  8,  1912, 
S.  312—316. 


Pentatomiden,  Schildwanzen.     Coreiden,  Eandwanzen.  621 

Morinda  und  Lantana.  Schaden  nur  durch  Saugen  an  den  Zweigen, 
die  dann  wie  Glas  brechen.  Die  Blätter  bleiben  klein,  krümmen  sich 
wellig,  sehen  marmoriert  aus,  es  entstehen  ständig  neue  Knospen  und 
schwächliche  Triebe  mit  kränklichen  Blättern.  Wiederum  besonders  da, 
wo  wenig  oder  kein  Schatten.  Entwicklung  dauert  48  Tage ;  Weibchen 
aber  erst  einen  Monat  nach  letzter  Häutung  geschlechtsreif;  daher  drei 
Generationen  in  einem  Jahre.  —  A.  erueiata  F.,  Indien,  an  Kaifee- 
beeren, Gartenpflanzen  und  Obst. 

Meilida  histrio  F.,  Java;  zeitweise  in  grolser  Zahl  an  Blättern 
und  Halmen  von  Heis,  der  im  Wachstum  zurückbleibt. 

Bathycoelia  thalasslna  H.-S.^)  Kamerun.  16 — 17  mm  lang,  oliven- 
grün mit  schwarzer  Zeichnung.  An  Kakaofrüchten,  ohne  grolse  Be- 
deutung.    Läfst  sich  bei  geringster  Störung  zu  Boden  fallen. 

Cuspicona  Simplex  Wlk. ,  Australien,  an  vielen  Feldfrüchten, 
sehr  schädlich  an  Kartoffeln. 

Tropicoris  rullpes  L.  -)  In  England  beträchtlich  schädlich  an 
Kirschbäumen. 

Rhoeocoris  suleiventrls  Stal  imd  Stilida  indeeora  Stäl ,  Austra- 
lien; Broiizy  Orange  hiigs.  Haufenweise  an  der  Basis  der  Frucht- 
stiele von  Orangen,  die  dann  abfallen.     Räuchern  mit  Blausäure. 

P.ycaiiiim  rubens  F.  ^)  Beim  Indragiri  an  der  Ostküste  Sumatras 
sehr  schädlich  an  Uncaria  gambir,  tötet  die  Zweigspitzen  ab. 

Cyciopelta  obseura  Lep.  et  Serv.  Java;  Swarte  Dadapwants; 
gemein  und  sehr  schädlich  an  Dadap.  Eier  in  breiten  Bändern  um 
die  jungen  Zweige;  die  jungen  Nymphen  saugen  zuerst  unmittelbar 
daneben  und  bringen  so  die  Zweige  zum  Absterben,  wandern  dann  an 
den  nächsten  Zweig  usw. 

Megarhyiichus  tpuneatus  Hope  und  rostratus  F. ,  auf  Java  an 
den  Stengeln  von  Reis,  Mais  und  jungem  Zuckerrohr. 

Acanthosonia  haemorrhoidalis  L.  *)  in  Nonvegen  schädlich  durch 
massenhaftes  Auftreten  an  Blütenstielen  von  Syringa  josikaea,  minder 
von  S.  vulgaris  und  chinensis. 

Noch  zahlreiche  Arten  in  Indien  und  Australien  mehr  oder  minder 
schädlich ;  siehe  darüber  die  Faunen  von  Maxwell-Lefroy  und  Froggatt. 

Coreiden,  Randwanzen. 

Vorwiegend  plantisug.  Düster  gefärbt,  oft  modernden  Pflanzen- 
teilen ähnelnd.  Eier  oval,  flach  oder  länglich,  in  unregelmäfsigen 
Reihen  oder  Kuchen  an  Nährpflanzen  oder  in  Bodendecke.  In  den 
gemäfsigten  Zonen  eine  Generation.     Imagines  überwintern. 

Mictis  longieornis  Westw.  (fülvicornis  Hahn)  auf  Java  an  Legu- 
minosen, besonders  Bohnen  schädlich.  —  M.  profana  F.  ^)  in  Austra- 
lien an  jungen  Trieben  von  Akazien,  Eucalyptus  und  Citrus-Bäumen. 
Bäume  können  bis  auf  das  alte  Holz  abgetötet  werden  und  sehen  dann 


1)  Busse.  Tropenpflanzer  Beih.  7,    1906,  S.  18Ö.   —   Schoutkden,   Zeitschr.  wiss. 
Ins.-Biol.,  Bd.  2,  1906,  S.  8i!-88,  9  Tig.  —  Aulmanx,  1.  c.  p.  80,  Fig.  50. 

2)  Theobald,  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  13,  1907 ,  p.  717.  —  Rep.  1907, 
p.  47. 

^)  KoNiNGSBERGER,  Bull.  Dept.  Agric.  Ind.  Neerland.  No.  '20,  1908,  p.  4. 

*)  ScHoYEx,  Beretn.  1897. 

«■)  French,  Destr.  Ins.  Victoria,  Vol.  4,  1909,  p.  69—71,  PL  70. 


622  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

wie  verbrannt  aus.  Eiablage  in  Bodendecke ,  an  alten  Zäunen  usw. 
Schwache  Petroleumemulsion-8pritzungen  dienen  als  gute  Abschreckungs- 
mittel.    Feinde:  eine  Spinne  und  eine  Asilide. 

Aiioplocnemis  grossipes  F. ,  auf  Java  gemein  an  Leguminosen, 
besonders  Bohnen ,  an  Blättern  und  reifenden  Früchten.  —  A.  pha- 
sianus  F.  ^)  tötet  auf  Ceylon  junge  Triebe  des  Dadapbaumes  ab. 

Acaiithocerus  graleator  F.  ^),  Nordamerika,  an  Stengeln  von  Garten- 
bohnen, zarten  Trioben  von  Apfelsämlingen  (in  Baumschule),  Pflaumen, 
Him-  und  Brombeeren,  auch  an  Rüben. 

Lepto^Iossus  oppositus  Say,  Northern  leaf-footed  Plant-bug  ^). 
Nordamerika,  in  erster  Linie  an  Curcurbitaceen,  dann  an  Obst  und 
Tomaten,  die  E'rüchte  aussaugend,  aber  polyphag,  u.  a.  an  Stengeln 
und  milchreif en  Körnern  von  Mais,  an  Baumwollkapseln  usw.  Die 
Wanzen  überwintern  •,  sie  erscheinen  erst  anfangs  Juli  und  legen  dann 
ihre  Eier  in  einfachen  Reihen  an  den  Rippen  der  Blätter  entlang  ab. 
Nach  acht  Tagen  kriechen  die  Nymphen  aus,  Mitte  September  ist  die 
Entwicklung  abgeschlossen.  Feinde :  Tachiniden  und  die  Chinch-Wanze. 
Gegenmittel  u.  a. :  Gips  mit  Petroleum  tränken  und  zwischen  die 
Pflanzen  auslegen.  Feldreinigung  nach  der  Ernte.  -—  L.  phyllopus  L. 
Banded  leaf-footed  Plant -bug  "*).  Die  südliche  Form,  besonders  an 
reifem  Obst  (Pfirsichen,  Pflaumen,  Erdbeeren),  Tomaten,  Baumwoll- 
kapseln usw. ;  auch  an  Melonen-Stengeln.  Mit  ihrer  eigentlichen  Nähr- 
pflanze :  Carduus  spinosissimus ,  läfst  sie  sich  ködern.  —  Beide  Arten 
sollen  mit  ihren  verbreiterten  Fufsgliedern  Pilzkrankheiten  übertragen. 
—  L.  zonatus  Dali,  Mexiko-,  nach  Mokhill  an  Luzerne,  an  Knospen 
und  Kapseln  von  Baumwolle.  —  L.  membranaeeus  F.  ^)  wurde  in  den 
letzten  Jahren  plötzlich  auf  Ceylon  schädlich  an  unreifem  Obst,  be- 
sonders Orangen;  ferner  an  Cyphomandra  betacea,  Pfirsichen,  Pflaumen, 
Physalis  peruviana,  Bohnen  und  Erbsen;  die  angestochenen  Früchte 
fallen  vorzeitig  ab,  die  Hülsen  schrumpfen  und  welken. 

Aiiasa  tristisDeG.,  Squash  bug"^).  Nordamerika,  an  Cucurbitaceen. 
Wanzen  überwintern  in  Verstecken  nahe  dem  Boden.  Sowie  die  Nähr- 
pflanzen zu  treiben  beginnen,  erscheinen  sie  an  Blättern  und  Trieben, 
später  auch  an  Früchten.  Eiablage  in  unregelmäfsigen  Reihen  an  Blatt- 
unterseite. Nach  8 — 14  Tagen  die  Nymphen,  im  August  die  fertigen 
Wanzen.  Im  Süden  wahrscheinlich  zwei  bis  drei  Generationen,  Tags- 
über halten  sie  sich  versteckt,  saugen  nur  in  der  Dämmerung.  Feinde : 
Kröten ,  Eidechsen  ,  Chalcidier  (Eierparasiten) ,  Tachiniden  ,  Bacillus 
cntomotoxica  Duggar.  Gegenmittel  u.  a. :  überwinterte  Wanzen ,  Eier- 
häufchen und  die  zuerst  gesellig  lebenden  Nymphen  absuchen.  Ver- 
stecke in  der  Nähe  der  befallenen  Pflanzen  anlegen,  die  jeden  Morgen 
abgesucht  werden  müssen.  Reinigung  der  Felder  nach  der  Ernte.  — 
Die  Gurkenwanze  ist  auch  stark  entomophag,  selbst  kannibalisch.  — 
A.  armig-era  Say,  Horned  Squash  bug^j;  wie  vorige,  aber  später 
(Anfang  August)  minder  zahlreich  und  schädlich. 


1)  G-EEEN,  Trop.  Agric,  Vol.  36,  1911,  p.  517. 

2)  CiiiTTENDEN,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  83,  N.  S.,  1902,  p.  105—106. 
■'')  CiiiTTENDEN,  1.  c.  p.  18 — 25,  t'ig.  3—5. 

*)  CiiiTTENDKN,  1.  c.  BuU.  19,  N.  S.,  1899,  p.  46—48,  fig.  10. 

")  Green,  Trop.  Agric,  Vol.  38,  1912,  p.  529-530,  fig. 

6)  Chittendex,  1.  c.  p.  20-28,  fig.  3—5;  Circ    39,  N.  S.,  1899,  5  pp.,  3  figg. 

^)  Chittendex,  1.  c.  Bull.  19,  p.  28—34,  Fig.  6. 


Coreiden,  Randwanzen.     Lygaeiden,  Langwanzen.  623 

Syromastes  marg-inatus  L.  ^).  In  Frankreich  an  Brom-  und  Erd- 
beeren, in  Finland  an  Apfeltrieben,  in  Norwegen  an  Rhabarber,  zum 
Teil  sehr  schädlich. 

Clavigralla  horrens  Dohrn,  Vorder-  und  Hinterindien,  Ceylon, 
an  Cajanus  indicus  und  Leguminosen. 

Leptocorisa  varieornis  F.,  Rice  bug.  Orientalische  Region; 
geht  von  Gras  und  sonstigem  dichten  Pflanzenwuchs  an  Reis,  Hirse  und 
anderes  Getreide  über.  Saugt  die  blühenden  Halme,  an  Reis  auch  die 
milchreifen  Körner  aus,  so  dafs  „Weif'sährigkeit"  entsteht.  In  der 
guten  Jahreszeit  fünf  Generationen;  von  März  bis  Juni  Sommerschlaf. 
Nur  morgens  und  abends  tätig,  tagsüber  in  tiefem  Schatten  ruhend.  — 
Feinde:  Cicmdela  sexpunctata  L.;  Eierparasit.  Abfegen  mit  Fang- 
rahmen. —  L.  acuta  Thunb.,  „Walang  sangif' ^};  auf  Java  und  Ceylon 
eine  der  ernstlichsten  Plagen  an  Reis ;  wie  vorige.  Sie  wird  von  Ein- 
geborenen in  schwelende  Feuer  gelockt,  in  denen  Blätter  bestimmter 
Pflanzenarten  verbrannt  werden. 

Riptortus- Arten ,  besonders  R.  linearis  F.  ^),  in  Indien  an  den 
Hülsen  von  Leguminosen. 

Serinetha  (Leptocorisa)  trivittata  Say^).  Nordamerika.  Ganz 
besonders  an  Acer  negundo,  aber  auch  an  Obstbäumen,  an  Blättern, 
zarten  Trieben  und  selbst  Früchten-,  im  Winter  manchmal  sogar  in 
Treibhäusern.  Eiablage  in  Rindenritzen.  Gegen  Herbst  versammeln 
sich  die  Wanzen  in  ungeheuren  Mengen  an  den  Stämmen  ihrer  Nähr- 
pflanzen, besonders  des  Ahorns.  Überwinterung  in  Hecken,  Zäunen, 
Gebäuden  usw.  —  S.  hexophthalma  Thunb.,  dem  Hamburg.  Kolonial- 
institut von  Kaffeelaub  aus  Ostafrika  eingeschickt. 

Lygaeiden,  Langwanzen. 

Kleine  Formen.     Lebensweise  und  Eiablage  sehr  verschieden. 
Oncopeltus    quadrig-uttatus    F.    (sordidus    Dali),    Cotton    bug. 
Australien.     Eier  in  Ringen  bis  zu  100  Stück  um  die  Baumwollzweige. 

—  O.  faseiatus  Dali,  Mexiko,  an  Luzerne  und  an  Knospen  und 
Kapseln  von  Baumwolle. 

Nysius  ang-ustatus  Uhl.,  False  chinch  bug,  Nordamerika,  omnivor, 
besonders  aber  an  Kreuzblütlern ;  seine  Lieblingspflanze  ist  Portulak. 
Auch  an  jungen  Baumwollpflanzen.  Oft  in  grofsen  Mengen  zusammen. 
Warmes  trockenes  Wetter  begünstigt  ihn.  Zwei  bis  drei  Generationen. 
Die  Wanzen  überwintern  am  Boden  usw.  —  Ähnlich  N.  minutus  Uhl. 

—  N.  ealifornieus  Stäl,  an  Salat  schädlich  geworden.  —  N.  minor 
Dist.,  Indien,  an  Tabak  usw.  —  Viel  schlimmer  als  die  genannten  Allen 
ist  der  Rutherg-len  bug-,  N.  vinitor  Bergr. '''),  in  Australien,  an  allen 
Arten  Obst  (Früchte),  Gemüse  (saftige  Stengel  und  Blätter),  an  Mais 
und  Weizen  (an  den  sich  bildenden  Ähren).  Bekämpfung  am  besten 
durch  Abschütteln  von  den  Obstbäumen  oder  Räuchern  dieser  mit  Blau- 
säure. —  N.  seneeionis  Schill.,  Tunis,  an  Reben  ^),  neuerdings  Zeitungs- 

1)  ScHöYEN,  Beretn.  1896.  —  Reutter,  Berätt.  1898. 

2)  Grren,  Trop.  Agric.  Vol.  35,  1910,  p.  311.  —  Simon-,  Tropenpflanzer  Bd.  16, 
1912,  S.  542. 

^)  Kershaw  and  KufKALuv,  Trans,  ent.  Soc.  London  1908,  p.  59. 
*)  Howard,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  28,  2d  Ser.,  1898,  3  pp.,  1  fig. 
s)  French,  Destr.  Ins.  Victoria,  Vol.  1,  1891,  p.  105—110,  PI.  12  (Rhyparochromus 
Sj).  genannt).  —  Fruggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  12,  1901 ,  p.  352  -355,  PI.  2. 
•*)  Marchal,  Bull.  Soc.  ent.  France  1897,  p.  217. 


024  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

meidungen  nach  in  den  Weinpflanzungen  der  Narbonne  verheerend  auf- 
getreten; er  soll  zu  Millionen  die  jungen  amerikanischen  Reben  über- 
fallen und  sie  in  wenigen  Tagen  vernichten. 

Blissus  leueopterus  Say ,  der  Chineh  bug-  \) ,  ist  eines  der 
schädlichsten  Lisekten  Nordamerikas,  wo  er  von  1850—1909  für 
350  Mill.  $  Schaden  verursacht  hat.  Er  ist  besonders  in  den  zentralen 
und  südlichen  zentralen  Gegenden  heimisch  und  überfällt  alle  Arten 
Gräser,  Getreide  und  besonders  auch  Mais.  Die  reifen  Wanzen  über- 
wintern in  Grasbüscheln ,  hohlen  Maisstümpfen  und  ähnlichen  Ver- 
stecken. Von  Mitte  April  bis  Anfang  Juni  legen  die  Weibchen  je 
150 — 200  Eier  an  die  Wurzeln  oder  Halmbasis;  nach  2 — 3  Wochen  er- 
scheinen die  Nymphen,  die  im  August,  September  wieder  reife  Wanzen 
ergeben ,  die  ihre  Eier  an  die  unentfalteten  Blätter  von  Mais  legen. 
Hieraus  kommen  schon  nach  10  Tagen  die  Nymphen;  die  aus  ihnen 
hervorgellenden  Wanzen  überwintern.  Während  die  Wanzen  im  Herbste 
zu  den  Überwinterungsplätzen  und  im  Frühjahre  von  diesen  zu  den 
Weideplätzen  fliegen,  wandern  sie  im  Sommer,  wenn  sie  ein  Feld  ver- 
nichtet haben,  zu  Fufs  nach  dem  benachbarten.  Man  kann  daher  un- 
befallene  Felder  bei  trockenem  Wetter  durch  Gräben,  deren  Grund  mit 
Staub  bedeckt  ist,  oder  durch  schmale  Teerstreifen  schützen.  Andere 
Gegenmittel  sind  u.  a. :  Reinigung  der  Felder,  Abbrennen  alles  dürren 
Grases  im  Herbst  und  Winter.  Eine  Pilzkrankheit  (Sporoiriclmm 
glohulifermn)  tut  um  so  bessere  Wirkung,  je  feuchter  die  Witterung  ist. 

Colobathristes  saeeharieida  Karsch^),  auf  Java  an  Zuckerrohr,  an 
Blättern  und  Trieben;  junge  Pflanzen  leiden  sehr,  ältere  überwinden 
den  Schaden. 

Oxycareiius  iiyalinipennis  Costa ^).  Mittelmeergebiet,  ganz  Afrika; 
an  Baumwolle  und  anderen  Malvaceen.  Über  den  Schaden  wider- 
sprechen sich  die  verschiedenen  Beobachter.  Angegeben  wird,  dais  die 
Wanzen  die  Blüten  und  unreifen  Kapseln  aussaugen  sollen;  in  letztere 
sollen  sie  durch  von  anderen  Insekten  verursachte  Wunden  eindringen, 
den  Saft  der  Wolle  und  unreifen  Samen  saugen ;  in  oÖenen  Kapsehi 
verbergen  sie  sich  gerne  und  können  mit  ihnen  in  die  Maschinen 
kommen,  beim  Ginnen  zerquetscht  werden  und  so  die  Wolle  färben. 
Kapseln  vorm  Ginnen  einige  Stunden  in  der  Sonne  trocknen,  worauf 
sie  von  den  Wanzen  verlassen  werden.  Ähnlich  O.  exitiosus  Dist. 
in  Uganda,  Nairobi,  Kapkolonie,  O.  grossypinus  Dist.  und  Dudg-eoni 
Dist.  in  Uganda,  O.  laetus  Kby*),  in  Indien.  Eiablage  in  Wolle, 
nahe  den  Samen,  an  denen  die  Nymphen  saugen.  —  O.  lavaterae 
F.  ■^)  in  Tunis  an  jungen  Pfirsichen;  ferner  an  Reben  in  Tlemcen  (Algier). 


1)  HovvAiu>,  LT.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent. .  Bull.  17,  1888,  48  pp.,  10  figs.  — 
Wf.bstek.  ibid.,  Bull.  1.5.  N.  S.,  Ib98,  82  pp.,  19  figs,;  Bull.  69,  1908,  95  pp.,  18  figs.; 
Circ.  113,  1910,  27  pp.,  8  figs.  —  Kelly  and  Pakks,  Bull.  95,  Pt.  3,  1911,  p.  23-52, 
2  _Pls.,  5  fig.  —  Bn.Li.NGs  and  Glenn,  Bull.  107,  1911,  58  pp.,  5  Pls.,4  figs.  (Sporo- 
triclium  globuliferum). 

2)  VAN  Deventer,  Dierl.  Vijand.  Suikerriet,  Amsterdam  1906,  p.  166 — 167. 

3)  ScHiYLEK,  Ins.  Life  Vol.  3,  1890,  p.  68.  —  Mauchal,  P.,  C.  r.  25  e  Congr.  Assoc. 
fran9.  Av.  Sc,  Carthage  1896,  p.  493.  —  Bi>se,  Beih.  7  Tropenpflanzer  1906,  p.  211.— 
VossELEK,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  D.-O.-Afrika,  Bd.  2,  1906,  S.  504.  —  Stihl- 
mann,  Pflanzer.  Bd.  3,  1907,  S.  217.  —  Zimmermann.  Baumwolle,  Berlin  1910,  S.  121—123, 
Fig.  24.  —  MoRSTATT,  Pflanzer,  Bd.  7,  1911,  S.  65.  —  Ai  lmann.  I.e.  p.  122—124,  Fig.  91. 

••)  Maxwell-Lefroy,  Occas.  Bull.  Dept.  Agric.  India,  2,  1909,  p.  9— 10.  —  Green, 
Trop.  Agr.,  Vol.  33,  1909,  p.  34,  319. 

5)  Marchal,  Bull.  Sog.  ent.  France  1897,  p.  217.  —  Noel,  Bull.  Labor,  reg.  Ent. 
1908,  ler  Trim.,  p.  12. 


Pyrrhocoriden,  Feuerwanzen.  (325 

'    Myodocha  serripes  Ol.  ^),  Nordamerika,  schädlich  an  Früchten  von 
Erdbeeren  in  allen  Reifestadien. 

Aphaims-Arten  sammeln  in  Indien  beim  Dreschen  die  trockenen 
"Weizenkörner  in  solchen  Massen  auf  und  tragen  sie  in  Verstecke,  dafs 
sie  jeden  Morgen  wieder  gesammelt  werden  müssen. 

Pyrrhocoriden,  Feuer wanzen. 

Grofse,  oft  lebhaft  gefärbte  Formen,  zum  Teil  mit  verkümmerten 
Flügeln.     Plantisug.  Biologie  meist  unbekannt. 

Dindymus  versieolor  H.-S.  Harlequin  fruit  bug. 2)  Australien; 
beschädigt  reifes  Obst.  Eiablage  Ende  Sommers  in  Rindenritzen,  unter 
Bodengeuiste,  Steinen,  in  morsches  Holz  usw. 

Dysdercus  Am.  et  Serv.,  Rotwanzen '^). 

Tropen  und  zum  Teil  Subti^open.  Einige  Arten  spielen  als  „red 
stainers"  eine  wichtige  Rolle  bei  der  Baumwollkultur.  Sie  verhindern 
die  Entwicklung  von  Blütenknospen  und  unreifen  Kapseln  und  bringen 
sie  zum  Abfallen;  in  sich  öffnende  Kapseln  dringen  sie  ein,  um  das  Öl 
der  Samen  zu  saugen.  Besonders  wichtig  ist  aber  die  auf  sie  zurück- 
zuführende Gelb-  und  Rotfärbmig  der  Wolle,  die  deren  Wert  um  50**/o 
verringern  kann.  Nach  Vosseler,  Morrill  und  Guppy  rührt  sie  in  der 
Hauptsache  vom  Saugen  an  den  unreifen  Kapseln  her;  aus  den  Stich- 
wunden, besonders  denen  der  Samen,  treten  färbende  Zellsäfte,  nament- 
lich Öl  in  die  Wolle.  Viel  weniger  von  Bedeutung  ist  die  Beschmutzung 
der  AVolle  durch  die  in  den  otienen  Kapseln  saugenden  Wanzen  oder 
durch  deren  Zerquetschen  in  den  Ginnen,  wiewohl  man  seither  glaubte, 
hierauf  den  meisten  Wert  legen  zu  müssen. 

Andere  Nährpflanzen  sind  sonstige  Malvaceen  mit  öligen  Samen; 
gelegentlich  werden  auch  Früchte  anderer  Pflanzen  angegangen. 

Die  fast  das  ganze  Jahr  über  vorhandenen  AVanzen  legen  je  etwa 
100  Eier  einzeln  oder  in  lockeren  Haufen  an  oder  ganz  flach  in  die 
Erde,  seltener  an  Pflanzen.  Ganze  Entwicklung  42—93  Tage.  Nymphen 
leuchtend  rot;  Imagines  gelb  oder  gelbbraun. 

Feinde  in  erster  Linie  Vögel;  Öriolus  melanocephalus  ernährt  sich 
in  Indien  von  Januar  bis  Juni  zu  50 — 70**/o  von  Dysdercus-Arten. 
Ferner  Pentatomiden  und  Pyrrhocoriden. 

Bekämpfung:  Die  sehr  geselligen  Wanzen  lassen  sich  namentlich 
Anfangs  des  Jahres  in  Massen  abklopfen.  Ködern  mit  süfsen  Früchten 
oder  Säften.  Vosseler  empfiehlt  für  Ostafrika,  halbierte,  noch  nicht 
ganz  reife  Früchte  des  Aflenbrotfruchtbaumes  als  Köder  auszulegen. 
Hibiscus,  zwischen  die  Baumwolle  gesät,  reift  früher  und  kann  daher 
als  Fangpflanze  für  die  überwinterten  Wanzen  dienen.  Als  Über- 
winterungsverstecke werden  besonders  Haufen  alter  Baumwollsaat  be- 
vorzugt, die  dann  rechtzeitig  vernichtet  werden  müssen.  Z).  sntureUus 
kann  mit  Urena  lobata  geködert  werden. 

In  der  Verbreitung  sind  die  meisten  Arten  mehr  oder  weniger  be- 


')  Johnson,  U.  S.  Dept.  Agric,   Div.  Ent.,  Bull.  20,  N.  S.,  1899,  p.  63;  Bull.  22, 
N.  S.,  1900,  p.  108. 

2)  Fkench,  Destr.  Ins.  Victoria,  Vol.  1,  1891,  p.  89—91,  PI.  9. 

3)  Ballou,  West  Ind.  Bull.  Vol.  7,  1906,  p.  64—85,   1  map.  —    Zimmermann,  1.  c. 
p.  116—121,  fig.  19.  —  S.  auch  S.  616  Anm.  4. 

Sorauer,  Handbuch.     3.   Aufl.     Dritter  Band.  40 


626  Eh^-nchoten,  Schnabelkerfe. 

schränkt;  Verschleppung  scheint  also,  wenn  überhaupt,  nur  in  be- 
schränktem Mafse  vorzukommen.     Die  wichtigsten  Arten  sind : 

D.  superstitiosus  F.,  faseiatus  Sig-n.  und  nigrofaseiatus 
Stäl,  Afrika^)  (auch  in  Früchten  vom  Kapokbaum), •  D.  eardinalis 
Gerst.,  Ostafrika, 

D.  eing"ulatus  F.  Orientalische  und  australische  Region  (auf 
Java  auch  an  Bohnen  und  Bataten). 

D.  sidae  Montr.     Neu-Guinea,  Australien  (auch  an  Mais). 

D.  suturellus  H.-S.  -)  südl.  Nordamerika  (Florida,  Georgia,  Ala- 
bama, S.- Carolina;  auch  an  Orangen,  Eierpflanzen  usw.),  Westindien, 
(Süd- Amerika?).  —  D.  rufleollis  L.  Mexiko,  Brasilien,  Peru.  — 
D.  Andreae  L.^),  Delauneyi  Leth.  und  Howard!  Ballon^),  West- 
indien. 

Tiiigiden. 

Kleine  Formen  mit  blattförmig  verbreiterter,  netzförmig  gegitterter 
Oberfläche;  sitzen  gewöhnlich  gesellig  an  Blattunterseite;  plantisug. 
Eiablage,  soweit  bekannt,  in  Pflanzengewebe  oder  Rindenritzen. 

Piesma  (Zosmenus)  capitata  (-us)  Wolff-^).  Etwa  seit  1903  in 
Schlesien,  später  auch  in  anderen  Gebieten  Ostdeutschlands  an  Runkel- 
und  Zuckerrüben.  Die  überwinterten  AVanzen  befallen  bereits  im  Mai 
die  jungen  Pflanzen  und  saugen  an  der  Unterseite  von  Blättern  und 
Blattstielen.  Hier  auch  die  Eier,  aus  denen  Anfangs  Juni  die  Nymphen 
auskriechen.  Die  Saugstellen  werden  weilsfleckig,  die  Blätter  kräuseln 
und  krümmen  sich,  ähnlich  wie  bei  Befall  durch  Blattläuse,  nur  viel 
stärker,  und  sterben  meist  ab,  so  dafs  zuletzt  nur  ein  Schopf  ver- 
krümmter  und  verkümmerter  junger  Blätter  übrig  bleibt ;  der  Rübenkopf 
wird  kegelig;  an  den  Wurzeln  Zopfbildung.  Insektenpulver,  rein  oder 
mit  Schwefelblüte  (2:1)  gemischt,  tötet  die  überwinterten  alten 
Wanzen,  2^/oige  Seifenbrühe  die  Jungen.  Beseitigung  der  wilden 
Chenopodien  als  der  ursprünglichen  Nährpflanzen. 

Corythuca  areuata  Say*^),  in  den  östlichen  Vereinigten  Staaten 
gemein  an  Weifsdorn,  aber  auch  an  Apfel  und  Quitte;  in  Californien 
befällt  sie  die  als  Weihnachtspflanze  dienende  Heteromeles  arbutifolia. 
Sie  saugt  an  der  Blattunterseite,  die  sich  bräunt  wie  von  der  Sonne 
verbrannt,  wozu  die  eintrocknenden  Exkremente  und  die  Exuvien  bei- 
tragen. —  C.  marmorata  Uhl.  in  den  Vereinigten  Staaten  an  Blatt- 
unterseite von  Chrysanthemum. 


^)  VossELER,  Mitt.  biol.  landw.  Inst.  Amani  1904,  Nr.  18   —  Pflanzer,  Jahrg.  1, 

1905,  S.  216—219,  Jahrg.  2,  1906,  S.  358-359;  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch.  D.-O.- 
Afrika,  Bd.  2,  1905/06,  S.  243—244,  410—411,  523—524.  —  Busse,  Beih.  7  Tropenpflanz., 

1906,  S.  208—211.  —  LouNSKURY,  Journ.  Dept.  Agric.  Cape  Good  Hope,  Vol.  35,  1909, 
p.  618 — 616.  —  MoRSTATT,  Pflanzer,  Jahrg.  7,  1911,  S.  65.  —  Aulmann,  Fauna  deutsch. 
Kolon.  R.  5,  Hft.  4,  S.  106—120,  122,  Fig.  72-86. 

2)  Rii.Ev  and  H.iwari.,  Ins.  Life,  Vol.  1,  1889,  p.  234—241,  fig.  50—52.  —  Heil- 
beck, Tropenpflanzer,  Bd.  7,  1903,  S.  161—162.  —  Hunter,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur. 
Ent.,  Circ.  149,  1911,  5  pp.,  2  figs. 

=')  DE  Bakkil,  ibid.  Bull.  38,  1902,  p.  106—107. 

*}  Gui'PY,  Circ.  6,  Board  Agric.  Trinidad  Tobago,  1911;  Agric.  News  Vol.  10, 
1911,  p.  394,  fig.  15. 

^)  Grosser,  Zeitschr.  Landwirtschaftskammer  Prov.  Schlesien,  Jahrg.  14,  1910, 
S.  914 — 916,  1  Fig.  —  Rurig  u.  Schwartz,  Mitt.  K.  biol.  Anst.  Land- u.  Forstwirtsch., 
Hft.  11,  1911,  S.  26;  Hft.  12,  1912,  S.  28. 

«)  CoMsrucK,  Rep.  Commiss.  Agric.  1879.  p.  221— 222,  PL  4  fig.  2,  3.  —  Pemberton, 
Journ.  ec.  Ent.  Vol.  4,  1911,  p.  339—346,  PI.  12—14. 


Tingiden.     Aradiden.     Capsiden,  Blindwanzen.  (327 

Froggattia  olivina  Horv.  Olive  bug.  Australien,  an  Olivenblättern, 
die  abfallen;  häufig  werden  ganze  Bäume  entblättert. 

Tingis  pyri  F.  ^).  Birnblatt-M/'anze.  Südeuropa,  auch  Österreich, 
Süddeutschland  ;  an  Birnen-,  Aprikosen,  Pfirsichen-,  Pflaumen-,  in  Ungarn 
selbst  auf  Walnufsbäumen.  Wanzen  von  Juli  bis  September.  Eier  in 
Rindenritzen.  Erwachsene  saugen  an  Unterseite  der  Blätter  und  an 
grünen  Trieben;  an  den  Saugstellen  entstehen  kleine  Gallen.  Da 
diese  Wanzen  gewöhnlich  in  Massen  auftreten,  vertrocknen  die  Blätter 
und  sterben  ab ;  oft  werden  ganze  Bäume  dadurch  vorzeitig  kahl. 
Besonders  leiden  warmstehende  Spalierbäume.  Gegenmittel:  Räuchern 
der  Bäimae,  Spritzen  mit  Kontaktgiften;  im  Winter  Kalkanstrich. 

Stephanitis  rhodod  endri  Horv.  ^ )  In  Holland  und  England  schädlich 
an  Blättern  von  Rhododendren,  offenbar  aus  Indien  eingeschleppt. 
Eier  im  September- Oktober  an  Blätter  gelegt. 

Diplogomphus  (Elasmog-natlius)  Green!  Kby.  saugt  auf  Ceylon 
an  den  Blättern  von  Piper  nigrum;  D.  eapusi  Horv.  desgleichen  in 
Cochinchina^). 

Aradiden. 

Klein,  flach,  düster  gefärbt.  Unter  Rinde,  Steinen,  abgefallenem 
Laube. 

Aradus  einnamomeus  Panz.  Kiefern-Rindenwanze*).  Europa, 
Nordamerika.  Saugt  unter  der  Rinde  jüngerer,  namentlich  minder- 
wertiger Kiefern,  an  Ästen  und  Nadeln;  die  Rinde  springt  in  Längs- 
rissen auf,  die  Endtriebe  bleiben  verkürzt,  die  Nadeln  vergilben; 
schliefslich  können  die  Bäume  eingehen.  Imagines  überwintern  unter 
Borke  von  Kiefern  vind  anderen  Bäumen.  —  Auch  andere  A.-Arten  an 
Kiefern,  aber  weniger  häufig. 

Capsiden,  Blindwanzen. 

EQeine,  düster  gefärbte  oder  gröfsere,  grüne  oder  bunte  Formen. 
Besonders  an  Gras  und  niederen  Pflanzen;  Nalu-ung  wechselnd.  Weibchen 
mit  Legebohrer,  Eier  einzeln  in  Pflanzengewebe  eingesenkt,  zum  Teil 
mit  langen,  haarartigen  Fortsätzen,  die  aus  der  Wunde  herausragen. 
Hier  die  schädlichsten  Arten: 

Phytocoris  militaris  Westw.  Orchideen- Wanze  ^).  Wohl  identisch 
mit  Tenthecoris  hicolor  Scott  (s.  S.  632—633). 

Calocoris  fulvomaeulatus  De  G.  ^).  Als  Hopfenwanze ,  zugleich 
mit  einigen  anderen  Arten,  in  Böhmen  und  England  wiederholt  schädlich 


J)  Sajo,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  4,  1894,  S.  216—217.  —  Noel,  Naturaliste, 
T.  27,  1905,  p.  105. 

-)  RiTZEMA  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  11,  1905,  p.  44—45  (als  Tingis  spp.  be- 
zeichnet). —  HoRVATH,  Ann.  Mus.  Nation.  Hungar.  Vol.  3,  1905,  p.  567.  —  Distant, 
Zoologist  (4)  Vol.  14,  1910,  p.  395—396,  fig. 

3)  HoRVATH,  Bull.  Sog.  ent.  France  1906,  p.  295—297,  Fig. 

*)  Sajo,  1.  c.  Bd.  5,  1895,  S.  133.  —  Eckstein,  Zeitschr.  Forst-,  Jagdw.  Jahrg.  37, 
1905,  S.  567-576,  3  Fign. 

^)  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  12,  1897,  p.  839.  —  Staes,  Tijdschr. 
Plantenz.  4,  189s,  p.  61^64,  fig. 

6)  Theodai.u,  Ent.  monthl.  Mag.,  (2)  Vol.  7  (32),  1896,  p.  60—62;  Journ.  Board 
Agric.  London,  Vol.  16,  1909,  p.  568—570.  —  Palm,  Jahresber.  k.  böhm.  landw. 
Landesmittelschule,  Kaaden  1900/1901,  S.  1—13,  1  Taf.  —  Remisch,  Soc.  ent.,  Jahrg.  16, 
1902,  S.  153—155  (als  Blnjparochromus  vulgaris  Schill,  bezeichnet);  Zeitschr.  wiss. 
Ins.-Biol.,  Bd.  4,  1908,  S.  365. 

40* 


G28  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

geworden.  An  den  jüngsten  und  zartesten  Trieben  und  Blütenansätzen ; 
beeinträchtigt  die  Doldenbildung  und  erzeugt  ein  starkes  Wachstum 
von  Seitentrieben.  Aus  den  Wunden  Saftflul's.  Ende  Mai  erscheinen 
die  ersten  Nymphen,  Ende  Juni  sind  sie  alle  erwachsen.  Überwinterung 
als  Imagines  (oder  Eier?  reh).  Stangen  im  Winter  einige  Wochen  in 
Wasser  legen  oder  brennen;  noch  besser,  sie  durch  Drahtanlagen  ersetzen. 

C.  norvegieus  Gmel.  (bipunetatus  F.) ').  In  Norwegen  und  Irland 
an  Kartoffeln  schädlich  geworden ,  deren  Kraut  abstarb ;  bei  Hamburg 
an  Georginenblättern.  Nach  Taschenberg  (Praktische  Insektenkunde) 
bohren  sie  an  Kreuzblütlern,  besonders  Kohl  und  Levkojen  durch  die 
Kelchblätter  den  Griffel  an,  so  dafs  Fruchtbildung  unterbleibt-,  in  Holland 
vernichteten  sie  Phaseolus-Blüten.  Nach  Kirchner  m  Württemberg  an 
Hopfen  schädlich,  in  derselben  Weise  wie  die  vorige ;  die  ausgesaugten 
Stellen  werden  braun ;  an  einmal  angegriffenen  Stöcken  werden  gewöhnlich 
alle  Blütenstände  zum  Absterben  gebracht.  Schaden  in  einzelnen  Ge- 
meinden bis  60  000  Mk. ,  in  einem  ganzen  Oberamte  170000  Mk.  Eier 
an  alten  Zweigen  und  an  Stangen,  überwintern.  Auch  in  Nord- 
amerika. —  C.  bielavatus  H.-S.^)  bei  Zürich  an  jungen  Birnen  von 
Haselnufsgröfse ,  die  verkrüppelt  und  steinig  wurden.  —  C.  trivialis 
Costa  ^)  durchbohrt  in  Italien  die  Knospen  des  Ölbaumes ,  um  die 
Zuckerstoffe  der  Antheren  zu  saugen.  —  C.  ang-uslatus  Leth.,  Indien, 
an  Ähren  von  Andropogon  und  Pennisetum. 

C.  rapid  US  Say.  Cotton  leaf-bug^).  In  allen  Baumwolle  bauenden 
Staaten  Nordamerikas ,  an  Blättern ,  jungen  Trieben ,  Knospen  und 
Kapseln.  Saugstelle  schwärzt  sich  und  sinkt  ein.  Kapseln  schrumpfen 
ein  und  fallen  zum  Teil  ab.  Auch  an  Weizenähren  beobachtet. 
Mehrere  Generationen  im  Jahre. 

Leptoterna  nicotianae  Kon.  Java,  an  Tabak,  besonders  an  den 
jüngsten  Blättern;  verursacht  zahlreiche  kleine  Flecke  und  Löcher. 

Lygus  Hhn. 

Sehr  charakteristisch  und  —  nach  meinen  Erfahrungen  —  mit 
keinen  anderen  Insektenbeschädigungen  zu  verwechseln,  sind  die  Saug- 
stellen der  Lygus-Arten  und  wohl  auch  anderer  Capsiden  an  Blättern : 
unregelmäfsige ,  anfangs  kleine ,  später  aber  zu  gröfseren  zusammen- 
fliefsende  Löcher  mit  nach  oben  autgebogenem  Rande.  Das  Zusammen- 
iiiefsen  kann  so  weit  gehen ,  dafs ,  zugleich  mit  dem  Absterben  und 
Ausfallen  der  von  Löchern  eingeschlossenen  Blattfläche ,  von  dieser 
schliefslich  kaum  noch  etwas  übrigbleibt.  Immer  aber  bleibt,  durch 
die  Unregelmäfsigkeit  der  Konturen,  die  verschiedene  Gröfse  der  Löcher 
und  hier  und  da  sichtbar  aufgebogene  Ränder,  die  Lygus-Beschädigung 
unverkennbar  (Fig.  296). 

L.  pabulinus  L.^).    Europa,  China,  nördliches  Nordamerika.     An 

1)  RnzKMA  B..S,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd.  -5,  1895,  S.  348.  —  Schüyen,  Beretn. 
1895,  1909.  —  Cari'kntkh,  Rep.  1896,  p.  89—90,  fig.  16.  -  Reh,  Jahrb.  Hamburg. 
wiss.  Anst.  19,  1902,  S.  182.  —  Kirchner,  Württemb.  Wochenbl.  Landwirtsch.  1908, 
No.  37. 

2)  Hufer,  Zürcher  Bauer,  Jahrg.  38,  1907,  No.  30,  p.  358. 

3)  Petri,  Rend.  Accad.  Lincei  Roma  T.  19,  2«  Sem.,  1910,  p.  671. 

")  Sanderson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  57,  1906,  p.  44—46,  fig.  26,  27. 

"*)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1896,  8.  246—247,  Fig.  26.  — 
Reh,  1.  c.  —  Hofer,  1.  c.  —  Ritze.ma  Bos,  Tijdschr.  Plantenz.  13,  1907,  p.  63-64.  — 
Tüllgren,  Upps.  prakt.  Ent.  21,  1911,  p.  48—51,  fig.  3,  4.  —  Carpenter,  Rep.  1911, 
p.  64—66,  fig.  8. 


Capsiden,  Blindwanzen. 


629 


Kartoffeln,  Lupinen,  Georginen, Fuchsien,  Lantanen,  Hortensien,  Viburnum 
tinus,  Rosen ;  saugt  besonders  an  den  jüngsten  Blättern  und  Trieben,  die 
im  Wachstum  zurückbleiben  oder  selbst  absterben ;  an  Fuchsien  fielen 
die  Knospen  zu  Dutzenden  ab.  Auch  an  jungen  Birnfrüchten  mit 
Calocoris  hidacatus  H.-S.  zusammen. 

L.  pratensis  L.  und  var.  eampestris  Fall*).     Grüne  "Wiesen- 
wanze,  Tarnished  plant  bug-,     Paläarktische ,   nearktische   und  neo- 


1 

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1 

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3x 

Fig.  296.    Kirschblätter  mit  Saugstellen  von  Lygus-Wanzen. 


tropische  Region,  in  Colorado  bis  zu  10000  Fuls  Höhe.  Innerhalb 
der  Phanerogamen  fast  omnivor,  auch  an  allen  weichen,  saftigen, 
oberirdischen  Teilen.  Von  den  beschädigten  Kulturpflanzen  seien 
nur  erwähnt:  Luzerne,  Rüben,  Kartoffeln,  Hopfen,  Tabak,  Kohl, 
Gurken,  Sellerie,  Mais,  Weizen,  Obstbäume,  Erdbeeren,  Blumen.  Sie 
saugen  an  Blättern,  Blüten  und  Blattstielen,  frischen  Trieben,  Knospen 
und  jungen  Früchten;  die  Saugstellen  schwärzen  sich  meist;  die  be- 
fallenen   Teile   kümmern,    bleiben   im  Wachstum   zurück,    sterben   ab. 


1)  Theobalu,  Rep.  1904/05,  p.  63—66,  fig.  26—27.  —  Taylor,  Journ.  econ.  Ent.. 
Vol.  1,  1908,  p.  370—375,  PI.  10,  11.  —  Chitteni.en  and  Marsh,  ibid.  Vol.  3,  1910, 
p.  477—479.  —  CoLi.iNGE,  Journ.  econ.  Biol.  Vol.  7,  1912,  p.  64—65.-  Back  &  Price, 
Journ.  ec.  Ent.,  Vol.  5,  1912,  p.  329—334.  —  S.  ferner  die  Berichte  von  Schüyen. 


530  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

ebenso  natürlich  an  Achsenteilen  alles  Distale.  Die  angesaugten  Früchte 
werden  krüppelig,  hart;  an  Erdbeeren  ist  die  Erscheinung  in  manchen 
Teilen  Amerikas  so  häufig,  dal's  die  Pflanzer  sie  als  „buttoning" 
kennen.  Die  Zerstörung  der  Endknospen  an  Pfirsichen  ruft  dort  die 
stop -back -Krankheit  hervor.  Biologie  noch  wenig  bekannt;  in  der 
Hauptsache  scheinen  die  Imagines  zu  überwintern,  vielleicht  auch  Eier ; 
fast  den  ganzen  Sommer  über  trifft  man  die  verschiedenen  Stadien  an ; 
also  wohl  mehrere  unregelmäfsige  Generationen.  Die  Eiablage  erfolgt 
nach  Taylor,  Chittenden  und  Collinge  in  Pflanzenteile,  in  Stengel,  Blätter 
und  Früchte;  namentlich  junge  Äpfel  fand  ersterer  zu  40 ",o  mit  je 
1 — 5  Eiern  belegt ;  die  Stichstelle  blieb  als  kleine ,  dunkle  Grube  lange 
erkennbar.  Die  Bekämpfung  ist  wegen  der  grofsen  Lebhaftigkeit  der 
Tiere  überaus  schwer;  an  niederen  Pflanzen  Streuen  von  Holzasche. 
—  L.  invitus  Say,  Nordamerika,  schädlich  an  jungem  Obst.  —  L. 
Vosseleri  Popp.  ^),  Ost-  imd  Westafrika;  in  Deutsch-Ostafrika  schäd- 
lich an  Rizinus. 

Poecilocapsus  lineatus  F. ^),  Four-lined  leaf-bug.  Nordamerika; 
eine  der  gemeinsten  Blattwanzen.  Sehr  heterophag;  besonders  schädlich 
an  jungem  Laube  von  Ribes-Arten,  Pastinak,  Rosen  und  anderen  Blumen ; 
an  Knospen  und  an  den  Blättern,  die  braune  Flecke  bekommen  und 
abfallen.     Eier  zu  sechs  und  mehr  in  Schlitze  von  Stengeln. 

Lygidea  mendax  Reut. ^).  False  red  bug.  Nordamerika;  in  New 
York  an  Äpfeln  zusammen  mit  Heterocordyliis  nialmus  sehr  schädlich 
geworden.  Eier  von  Juli  an  paarweise  in  Lenticellen  glatter  2  Jahre  alter 
Zweige.  Die  Nymphen  erscheinen  etwa  mit  der  Öffnung  der  Blüten; 
sie  saugen  zuerst  an  den  eben  entfalteten  Blättern,  deren  Basalteil  da- 
durch rot  getüpfelt  wird.  Später  werden  die  jungen  Früchte  angesaugt ; 
das  Gewebe  um  die  Stichkanäle  verfärbt  und  erhärtet  sich ;  viele  Äpfel 
fallen  vorzeitig  ab ,  andere  vertrocknen  am  Baume ,  wieder  andere 
bleiben  hängen,  verkrüppeln  aber.  Verlust  in  einzelnen  Pflanzungen 
25—100%  der  Ernte,  300— 1000  i^.  Bekämpfung:  Spritzen  mit  Tabaks- 
brühe und  Seife,  zum  ersten  Male  nach  Erscheinen  der  Blätter,  zum 
zweiten  Male  nach  Abwerfen  der  Blütenblätter. 

Plesiocoris  rug-ieollis  Fall.*).  Li  Norwegen  sehr  schädlich  an 
Apfelbäumen,  durch  Saugen  an  Blättern  und  Knospen.  Die  geschwächten 
Triebe  leiden  dann  unter  Frost  und  lassen  die  „hraakeföUer"'  genannten 
Mifsbildungen  entstehen.  Ganz  junge  Nymphen  bereits  Anfang  Mai 
zwischen  den  Blättchen  der  sich  eben  öffnenden  Knospen ;  die  Imagines 
am  häufigsten  im  Juli,  August,  verschwinden  nachher.  Eiablage  also 
offenbar  an  Zweige  oder  Knospen.  Als  Gegenmittel  hat  sich  gut  be- 
währt: Spritzen  mit  Tabak-  oder  Quassia-Abkochung  mit  grüner  Seife, 
zuerst  bei  Laubausbruch,  dann  noch  zwei-  bis  dreimal  in  Zwischen- 
räumen von  4 — 6  Tagen;  das  Spritzen  mufs  bei  Sonnenschein  und 
ruhiger  Luft  geschehen ,  wenn  die  jungen  Nymphen  am  lebhaftesten 
und  aufserhalb  ihrer  Verstecke  sind. 

Lopus    suleatus   Fieb.'^).     Als    „grisette''   oder   „marg-otte*'   in 


1)  Poppius,  Act.  Soc.  Sc.  Fenn.  T.  41,  1912,  No.  3,  p.  99—100. 

2)  Slingeri.and,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  58,  1893,  p.  207—239,  13  figs. 

3)  Felt,  Rep.  1910,  p.  43—45.  —  Crushy,  Canad.  Ent.  Vol.  43,  1911,  p.  17—20; 
Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  291,  p.  213—225,  fig.  81—102. 

*)  ScHövEN,  Beretn.  1910,  p.  18—25,  2  Fign. 

B)  Mayet,  Insect.  de  la  Vigne,  1890,  p.  180-192,  fig.  39-42.  —  Noel,  Naturaliste, 
T.  32,  1910,  p.  253—254. 


Capsiden,  Blindwanzen.  (33  j 

Frankreich  ein  ernstlicher  Feind  der  Rebe.  Eiablage  im  Juni  in  Risse 
des  alten  Rebholzes  und  der  Pfähle.  Im  März  oder  April  die  Nymphe, 
zunächst  an  Unkräutern.  Im  Mai  die  Imagines,  die  nun  die  Grescheine 
des  Weines  aussaugen,    Schaden  in  manchen  Jahren  mehr  als  1  Mill.  Fr. 

Helopeltis  Sign.  ^). 

Altweltlich.  Etwa  ein  halbes  Dutzend  Arten  schädlich  an  Kultur- 
pflanzen; die  meisten  Arten  aber  sehr  polyphag,  namentlich  an  vielen 
wilden  Pflanzen  vorkommend.     Die  wichtigsten  Arten  sind : 

H.  Antonii  Sign,  und  thei'vora  Waterh. ,  orientalische  Region, 
an  Tee,  Kakao,  Cinchona. 

H.  ßergrothi  Reut.,  Ost-  und  Westafrika,  an  Kakao,  Bixa  orellana, 
Cinchona,  Rizinus  (gewöhnlich  als  Bisphinctus  bezeichnet). 

H.  Sehoutedeni  Reut. ,   Belgischer  Kongo,  Goldküste ;  an  Kakao. 

Die  Helopeltis- Arten  sind  besonders  schlimm  zur  Regenzeit-,  die 
Trockenzeit  über  ruhen  sie  an  feuchten  Orten,  in  tieferen  Lagen  oder 
dichter  Vegetation;  die  Überwinterung  findet  in  Indien  vorwiegend  im 
Inneren  der  Teebüsche,  an  deren  unteren  Teilen,  statt.  Die  Eiablage, 
bei  jedem  Weibchen  etwa  30  Stück,  geschieht  bei  Kakao  in  die  Rinde 
oder  Stiele  der  Früchte,  an  anderen  Pflanzen  in  Zweige  oder  die 
Hauptnerven  der  Blätter,  meist  paarweise.  Jedes  Ei  trägt  an  seinem 
einen  Ende  zwei  lange,  weifse  Fäden,  die  aus  dem  betreffenden  Pflanzen- 
teile herausragen.  Nach  etwa  15 — 17  Tagen  kriechen  die  Nymphen 
aus,  die  sich  sehr  rasch  entwickeln;  sie  bleiben  meist  gesellig  beiein- 
ander und  sind  träge;  die  Erwachsenen  sind  dagegen  sehr  lebhaft, 
fliegen  viel  umher ,  überall  Pflanzenteile  anstechend ;  sie  sollen  60  bis 
80  Stiche  an  einem  Tage  anlegen.  —  An  Kakao  werden  vorwiegend 
die  Fruchtschalen,  Knospen,  jungen  Zweige  uud  Blattstiele  angestochen, 
an  anderen  Pflanzen  auch  die  Blätter.  Um  die  Stichstellen  bilden  sich 
dunkle,  eingesunkene  Flecke.  Junge  Früchte  vertrocknen,  ältere  springen 
auf  oder  verkrüppeln ;  Blätter  werden  schwarz  und  unbrauchbar  (Tee) ; 
Triebe  und  Knospen  sterben  ab.  Die  sich  bildenden  zahlreichen 
Wasserreiser  werden  allmählich  auch  abgetötet,  so  dafs  ganze  Büsche 
absterben  bzw.  gekappt  werden  müssen.  Schaden  besonders  grofs  an 
Tee  (Mosquito  blight,  roest)  und  Kakao,  von  dem  der  dünnschalige 
CrioUo  mehr  leidet  als  der  dickschalige  Forastero.  Von  natürlichen 
Feinden  ist  in  Indien  besonders  eine  Reduviide  wichtig,  deren  Hegen 
von  Mann  empfohlen  wird.  Everard  und  Pet  wollen  die  Wanzen  auf 
Kakao  mit  der  Ameise  Dolichoderus  bitnberculatus  Mayr  bekämpfen,  deren 
Nester  man  in  die  bedrohten  Büsche  hängen  soll.  Die  Ameisen  lecken 
den  Saft  der  auf  den  Früchten  sitzenden  Schildläuse  (Dactylopms 
crotonis  Green) ,  verhindern  durch  ihren  Besuch  die  Eiablage  und  die 
Entwicklung   der  Eier.     Von  Gegenmitteln  soll  sich  vor  allem  wieder- 


1)  Die  Berichte  über  diese  Schädlinge  nennen  gewöhnlich  nur  die  Gattung; 
es  ist  daher  nicht  immer  festzustellen,  welche  Art  gemeint  ist.  Die  beste  Aus- 
einandersetzung der  schädlichen  Arten  gibt  Schöuteden,  1.  c.  Betreffs  der  afri- 
kanischen Arten  siehe  die  Veröffentlichungen  des  Biolog.  landwirtsch.  Instituts  zu 
Amani  (hier  Bisphinctus  sp.  genannt)  und  Dudueon,  Bull.  ent.  Res.  T.  I.  1910, 
p.  59—60,  PI.  8  fig.  1—3;  s.  ferner  v.  Faber,  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forst- 
wirtsch..  Bd.  7,  1909,  S.  290-308,  Taf.  2/3  Fig.  7-12,  Textfig.  39— 41.  Über  die 
asiatischen  Arten  siehe  u.  a.  Zehntner,  Proefstat.  Cacao  Salatiga,  Bull.  7,  1903, 
22  pp..  1  Tab.;  de  Lange,  Journ.  Agric.  trop.,  Ann.  10,  1910,  p.  284;  Aufsätze  und 
Berichte  von  E.  Green  im  Tropic.  Agriculturist..     S.  auch  S.  616  Anm.  4. 


(332  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

holtes  Spritzen  mit  V2  '^lo  iger  Seifenlösung  bewährt  haben.  An  Kakao 
lassen  sich  die  Wanzen  leicht  mit  Fackeln  absengen;  an  den  anderen 
Püanzen  zerstört  Beschneiden  viele  Gelege ;  die  abgeschnittenen  Zweige 
sind  zu  verbrennen,  abgefallene  Blätter  unterzugraben.  Mit  Klebstoff 
bestrichene  oder  mit  Spinngewebe  überzogene  Stäbe ,  in  die  Büsche 
gehängt,  sollen  viele  Wanzen  fangen.  Auch  Räuchern  mit  Schwefel, 
mittelst  der  „Räucherschlangen"  von  Fr.  Suck  (Hamburg  23),  hat  auf 
Teepflanzungen  Javas  nach  dem  „Preanger  Boden"  sehr  gute  Erfolge 
ergeben ;  es  ist  bei  feuchter  Witterung,  wenn  die  Wanzen  nicht  fliegen 
und  die  Schwefeldämpfe  in  den  Büschen  hängen  bleiben,  vorzunehmen. 
—  Neuerdings  wurden  wiederholt,  in  Asien  und  in  Ostafrika,  Helopeltis- 
Wanzen  an  Baumwolle  gefunden. 

Sahlbergella  theobromae  Dist.  i),  einfarbig  schwarz,  Gold- 
küste und  Aschanti-Land.  S.  singfularis  Hagl.  ^),  aufserdem  noch  im 
ganzen  Kongogebiet  und  in  Kamerun ;  braun  mit  heller  Zeichnung. 
Kakao-Rindenwanzen.  Mit  die  schlimmsten  Feinde  der  Kakao- 
pflanzungen, besonders  in  denen  der  Eingeborenen  und  in  solchen  in  der 
Nähe  des  Urwaldes.  Bäume  jeden  Alters  werden  befallen,  junge,  ebenso 
wie  an  den  älteren  die  jungen  Zweige  und  Triebe  aber  bevorzugt. 
Eiablage  offenbar  in  Rindenritzen;  denn  an  älterem  Holze  treten  die 
Nymphen  zuerst  auf;  erst  später  findet  man  sie,  vorwiegend  die 
Imagines ,  an  den  jungen  Trieben.  Am  älteren  Holze  wird  die  Rinde 
zuerst  warzig,  dann  stark  aufgetrieben,  rissig,  so  dafs  das  tote  Kambium 
zutage  tritt ;  öfters  heilt  die  Wunde  durch  schülferige  Rinde  wieder  zu. 
An  grünen  Trieben  entstehen  allmählich  gröfser  werdende,  erst  braune, 
später  schwarze  eingesunkene  Flecke ;  mit  deren  Zusammenfliefsen  sterben 
die  Triebe  ganz  ab.  Auch  an  Früchten  finden  sich  solche  Saugstellen, 
die  aber  nie  die  Rinde  durchdringen  und  später  vernarben.  Sehr 
gerne  saugen  die  Wanzen  ferner  an  den  Blatt-  und  Fruchtstielen  und 
bringen  sie  rasch  zum  Absterben.  An  Stelle  der  Endtriebe  treiben 
zahlreiche  Wasserschösse  aus ,  die  aber  ebenfalls  wieder  abgetötet 
werden.  So  kann  die  Krone  eines  dreijährigen  Baumes  in  8 — 14 
Tagen  vollständig  eingehen  und  Tausencle  von  Bäumen  fallen  den 
Wanzen  oft  zum  Opfer.  Besonders  schlimm  sind  sie  zur  Trocken- 
und  darauffolgenden  Übergangszeit,  März  bis  Juni,  September  bis 
November.  Gegenmittel:  x^Lbsuchen  oder  Abbrennen  der  sich  be- 
sonders in  Gabelungen  und  unter  Fruchtstielen  ansammelnden  Wanzen. 
Kappen  stark  befallener  Bäume  mit  nachherigem  Spritzen.  Zur  Trocken- 
zeit Rinde  mit  frisch  bereiteter  Kalkmilch  bestreichen,  zum  Abtöten 
der  Brut  und  zur  Heilung  der  Wunden.  Schoüteden  empfiehlt  Räucherung 
mit  Blausäure.  —  Verschiedene  Ameisen  stellen  den  Wanzen  nach, 
besonders  OecophyJla  smarogdina  F.  rar.  Jonginoda  Latr.  (nach  Mitteilung 
von  Dr.  E.  Fickenuey). 

Tenthecoris   bieolop    Scott  ^j.      In   England    und    Deutschland    in 

1)  DuuGEON,  Bull.  Imp.  Inst.,  Vol.  8,  1910,  p.  148;  Bull.  ent.  Res.,  Vol.  1,  1910, 
p.  60—61. 

^)  S.  verschiedene  Aufsätze  von  Wauiurg,  Zwingenberger,  Pheuss,  Busse,  Strunck 
im  Tropenpflanz.,  Bd.  6,  1902  bis  Bd.  10,  1906.  —  Kuhlgatz,  Zool.  Anz.,  Bd.  80,  1906, 
S.  28—85,  4  Fign.  (als  Deimatostages  contumax  bezeichnet).  —  Reuter,  O.  M..  ibid., 
Bd.  31,  1907,  S.  102-105.  —  v.  Faber,  1.  c.  S.  804—810,  Taf.  2/3  fig.  13— 14;  Textfig. 
43—45.  —  La  Baume,  Fauna  deutsch.  Kolon.  R.  5,  Hft.  3,  1912,  S.  75—78,  Fig. 
47,  48. 

3)  Reuter,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol,  Bd.  8,  1907,  S.  251—254,  Fig.  —  S.  auch  die 
Berichte  der  Station  für  Pflanzenschutz  zu  Hamburg. 


Capsiden,  Blindwanzen.  ßgg 

Warmhäusern  auf  Orchideen  und  Farnen  aus  Süd-  und  Mittel- 
amerika. Durch  das  Saugen  der  "Wanzen  entstehen  bleiche  Flecke 
an  den  Blättern,  die,  ebenso  wie  die  Triebe,  zuletzt  absterben  (s,  auch 
Phyfocoris  m  ilitaris). 

Pararciilanus  piperis  Popp.  ^).  Erzeugt  in  Deutsch-Ostafrika  an 
Piper  capensis  ähnliche  Flecke  wie  Helopeltis  an  Tee  usw. 

Dicyphus  minimus  Uhl.  ^).  Suck  Üy.  In  den  südlichen  Vereinigten 
Staaten  ein  gefährlicher  Feind  des  Tabaks;  an  den  Blättern,  die  welken, 
sich  krümmen  oder  brüchig  werden.  Da  die  Wanzen  erst  Anfang- 
Juni  auftreten,  wird  die  erste  Ernte  selten  ernstlich  beschädigt,  die 
zweite  und  späte  Sorten  werden  oft  vollständig  vernichtet.  Eier 
einzeln  in  die  Blätter;  nach  4  Tagen  die  Nymphen,  nach  weiteren 
11  Tagen  erwachsen.  Also  sehr  rasche  Vermehrung.  Die  Nymphen 
an  Blattunterseite,  die  Imagines  an  beiden  Seiten ;  letztere  überwintern. 
Als  bestes  Gegenmittel  hat  sich  merkwürdigerweise  5  ^Iq  iges  Nikotin- 
extrakt bewährt.  Im  Herbste  sind  die  Tabaksfelder  gründlich  von  allen 
Überresten,  Unkräutern  usw.  zu  reinigen.     Auch  an  Tomaten. 

Marshalliella  pallidus  Poppius  (in  litt).  Deutsch- Ostafrika,  schäd- 
lich an  Crotalaria. 

Halticus  saltator  Geofifr.  Rotköpflg-e  Springrwanze^),  tritt  in 
geflügelter  und  flügelloser  {erythrocephalus  H.-S.)  Form  auf.  Holland, 
Niederösterreich,  Böhmen,  Ungarn,  Rumänien,  Mittelmeerländer;  hier 
aber  nirgends  als  schädlich  berichtet.  In  den  90er  Jahren  des  vorigen 
Jahrhunderts  in  einer  Gärtnerei  bei  Gotha  sehr  schädlich  an  Gurken 
in  Mistbeeten,  später  auch  bei  Bamberg  und  Würzburg  und  in  Mühl- 
berg in  Thüringen ;  an  Gurken ,  Melonen ,  Wermuth ,  Astern ,  Sellerie, 
Majoran,  Topflevkojen;  fast  ausschliefslich  in  Mistbeeten,  nur  in  deren 
Nachbarschaft  gelegentlich  im  Freien.  Kürbisse  blieben  nach  Giakd^) 
verschont.  Die  Schädigung  beginnt  Anfangs  Mai  mit  Vergilben  der 
Blätter ;  die  neuen  Blätter  bleiben  kleiner ;  der  Fruchtansatz  unterbleibt, 
oder  es  bilden  sich  nur  kümmerliche  Früchte ;  später  sterben  die  Blätter 
ganz  ab,  indem  sie  sich  zusammenkrümmen  oder  verschrumpfen.  Die 
Unterseite  der  Blätter,  an  der  die  Wanzen  sich  aufhalten,  ist  mit  deren 
Exuvien  und  zahlreichen  glänzend  schwarzen  Exkrementfleckchen  bedeckt. 
An  Althaea  rosea  erzeugt  sie  Mifsbildungen.  Als  Gegenmittel  empfiehlt 
Thomas,  die  Mistbeetkästen  im  Winter  ordentlich  ausfrieren  zu  lassen, 
im  Sommer  dauernd  zu  lüften.  —  H.  apterus  L.*)  schadet  bei  Paris 
an  Erbsen.  —  H.  minutus  Reut. '^j,  Cochinchina,  an  Erdnufs. 

In  Nordamerika  ist  H.  TJhleri  Giard*^)  in  derselben  Weise  schädlich 
an  Bohnen,  Erbsen,  Kartoffeln,  Klee,  Kohl,  Smilax,  Chrysanthemum, 
Ipomoea,  Physahs  usw.  und  findet  sich  auch  an  Gras  und  Unkräutern. 
Die  Biologie  ist  noch  unbekannt;  da  aber  Anfangs  Mai  frisch  aus- 
geschlüpfte Nymphen  gefunden  wurden,  ist  anzunehmen,  dafs  die  Eier 


1)  Poppius,  1.  c.  p.  189—190. 

2)  QuAiNTAxcE,  Florida  agr.  Exp.  Stat.,  Bull  4S,  1898.  ~  Howard,  Yearb.  U.S. 
Departm.  Agric.  f.  1898,  p.  184—136,  fig.  18. 

3)  Thomas,  Ent.  Nachr.,  Jahrg.  22,  1896,  S.  257—259;  Zeitschr.  Pflanzenkrankh., 
Bd.  6  1896,  S.  270-275.  —  Eckardt,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau,  -schütz,  Jahrg.  2, 
1904,  S.  119—120. 

*)  Lucas,  Bull.  Soc.  ent.  France  1854,  p.  XXXI. 
s)  GiARu,  C.  r.  Soc.  Biol.  T.  44,  1892,  p.  79—82. 

6)  Chitten'den,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  19,  N.  S.,  p.  57—62,  fig.  13; 
Bull.  33,  1902,  p.  105,  fig.  25. 


634  ßhynchoten,  Schnabelkerfe. 

überwintern.  Bei  Washington  zwei,  in  Ohio  fünf  Generationen.  Be- 
kämpfung:   möglichst   früh  im  Jahre  die  Blätter  von  unten  bespritzen. 

Campyloueura  virgula  H.-S.  \>.  Bei  Rennes  an  den  Blättern  von 
Prunus  lusitanica  und  laurocerasus ;  das  Gewebe  um  die  Saugstellen 
starb  ab  und  fiel  aus ,  so  dafs  die  Blätter  löcherig  wurden.  Entgegen 
der  sonstigen  Wanzenart  soll  diese  nächtlich  gewesen  sein  und  Schatten 
und  Kühlung  aufgesucht  haben. 

Periscopiis  mundulus  Bredd.  Auf  Java  unter  den  Blattscheiden 
des  Zuckerrohres  saugend.     Schaden  unbedeutend. 

Cyrtorrhiims  lividipennis  Reut.  ^).  In  Cochinchina  sehr  schädlich 
an  Reis. 

Orthotylus  nassatus  F.  ^)  nach  Bouche  an  den  jungen  vollsaftigen 
Trieben  von  Treibhausrosen,  nach  Schöyen  an  Zierpflanzen  und  in 
grofser  Zahl  an  den  jüngsten  Blättern  von  Johannisbeertrieben;  die 
Blätter  waren  voller  unregelmäfsiger,  durchscheinender  Flecke  und 
Löcher. 

Heterocordylus  mallnus  Reut.  Red  bug.  AVie  Lijgidea  mendax, 
nur  etwa  8  Tage  früher;  Eier  zu  vieren  in  Schlitze  kleiner,  meist  zwei- 
jähriger Zweige  gelegt.  —  H.  flavipes  Mats. ,  Japan ,  an  Apfel  und 
Birne;  wie  vorher. 

Psallus  epotalariae  Popp.*).  Deutsch  -  Ostafrika ;  verursacht  im 
Oktober  an  den  Blättern  von  Crotalaria  gelbe  Flecke,  die  bis  zum 
Blattfall  führen  können.  —  Ps.  delieatus  Uhl.  ^)  in  Texas  an  Blüten- 
loiospen  der  Baumwolle. 

Campylomma  verbasei  H.-S.*').  Deutschland,  an  Rinde  und 
Blättern  junger  Apfeltriebe  in  Baumschulen.  Offenbar  zwei  Generationen, 
Mai,  Juli.  Eiablage  in  Blattstiele  und  ßlattrippen;  die  Blätter  ver- 
trocknen und  fallen  ab.     Auch  in  Nordamerika. 

Homopteren') 

Flügel  gleichartig,  liegen  winklig  auf  Abdomen:  Kopf  nach  unten 
geneigt.     Verwandlung  unvollkommen. 

Cicadoiden,  Zirpen. 

Fühler  kurz,  3giiedrig;  drittes  Glied  eine  Borste.  Vorderflügel 
lederig.  Tarsen  dreigliedrig.  Hinterbeine  Springbeine.  Verwandlung- 
einfach.  Von  den  englisch  sprechenden  Völkern  vielfach  Jocusts'' 
genannt. 

Cicadiden. 

Imagines  an  Bäumen ,  an  deren  Rinde  sie  saugen ,  ohne  im  all- 
gemeinen aber  ernstlich  zu  schaden.    Viel  bedeutender  ist  der  Schaden 

1)  VuiLi.ET,  Feuille  jeun.  Nat.  T.  38.  1908,  p.  237—238. 

2)  HoRVATH,  Bull.  Soc.  cnt.  France  1906,  p.  295. 

^)  EiCHTER  VON  Binnenthal,  Rosenfeinde,  S.  315-  316.  —  Schoykn,  Beretn.  1907, 
p.  26—27. 

")  MoRSTATT,  Pflanzer,  Jahrg.  7,  1911,  S.  67—68.  —  Aulmann,  Mitt.  zool.  Mus. 
Berlin,  Bd.  5,  1911,  S.  271. 

'5)  Mitchell,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  18,  N.  S.,  1898,  p.  101. 

6)  Zacheu,  Mitt.  K.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Heft  12,  1912,  S.  29—30. 

■')  Betreffs    der   indisch -javanischen    Arten    siehe    die    genannten  Werke    von 


Cicadiden.  ß35 

durch  die  in  junge  Zweige  erfolgende  und  sie  oft  abtötende  Eiablage. 
Nymphen  in  der  Erde  an  Wurzehi;  vor  der  letzten  Häutung  verlassen 
sie  die  Erde  und  kriechen  an  senkrechten  Gegenständen  (Pflanzen, 
Pfosten,  Mauern  usw.)  in  die  Höhe. 

Cicada  erratiea  Osb.  *).  Schon  seit  über  25  Jahren  in  manchen 
Teilen  Louisianas  sehr  schädlich  an  Baumwolle,  aber  erst  1906  erkannt 
und  beschrieben.  Schaden  nur  durch  Eiablage  (wie  unten).  Besonders 
leiden  junge  Anpflanzungen,  die  manches  Mal  umgepflügt  und  neu  be- 
stellt werden  müssen.  Auch  in  die  Schäfte  der  männlichen  Maisblüte 
findet  die  Eiablage  statt ;  da  aber  hierdurch  nur  ein  Verlust  von  Pollen 
stattfindet,  ist  ein  Schaden  schwer  erkennbar.     Biologie  unbekannt. 

Carineta  faseieulata  Germ,  und  Fidicina  pullata  Bergr.^).  Brasi- 
lien, an  Kaffee,  besonders  da,  wo  die  Plantagen  auf  gerodetem  Urwald- 
boden angelegt  sind.     Die  Larven  zerstören  die  Wurzeln. 

Cicada  (Tibieina)  septemdeeim  L.^).  Nordamerika;  eines  der 
wichtigsten  und  interessantesten  Insekten,  mit  22  verschiedenen,  über 
die  ganzen  Vereinigten  Staaten  verteilten  Brüten,  von  denen  bei  13  die 
Imagines  in  17  jährigen  Zwischenräumen  auftreten,  bei  7  in  anscheinend 
13  jährigen;  erstere  vorwiegend  im  Norden,  letztere  im  Süden.  In  den 
Flugjahren  erscheinen  sie  Ende  Mai,  Anfang  Juni  plötzlich  in  ungeheuren 
Schwärmen,  die  aber  nur  etwa  30  Tage  leben.  Sie  können  diu"ch  ihre 
Saugwunden  starken  Saftflufs  an  Bäumen  verursachen.  Die  "Weibchen 
schaden  aber  viel  mehr  dadurch,  dafs  sie  je  12 — 20  Eier  in  V-förmige 
Schlitze,  in  junge  Triebe  und  Zweige  an  Bäume  und  Büsche,  manchmal 
auch  in  Stengel  von  Kräutern  legen.  Durch  die  grofsen  Wunden  sterben 
alle  distal  davon  gelegene  Teile  ab.  An  stark  befallenen  Bäumen  können 
innerhalb  weniger  Tage  alle  Zweige  verdorren ,  als  sei  Feuer  darüber 
gefahren;  besonders  schädlich  naturgemäfs  in  Obstgärten  und  Baum- 
schulen. Nach  7 — 8  Wochen  kriechen  die  Nymphen  aus,  die  sich  zu 
Boden  fallen  lassen  und  in  diesen  eindringen.  Hier  leben  sie  nun 
12 — 13  Jahre  von  weichen  Teilen  der  Wurzeln,  wohl  auch  von  den 
nahrhaften  Bestandteilen  der  Erde,  bis  10  Fufs  und  mehr  in  die  Tiefe 
dringend.  Dann  graben  sie  sich  langsam  nach  oben,  so  dafs  sie  im 
15.  und  16.  Jahre  dicht  unter  der  Oberfläche  sitzen;  in  Mai  und  Juni  des 
letzten  Jahres  erscheinen  sogar  schon  einige  Imagines.  Der  Rest  bohrt 
sich  im  April  des  17.  Jahres  heraus,  baut  sogar  manchmal  10 — 12  cm 
hohe  Kamine  über  der  Erdoberfläche.  Abends  im  Mai  verlassen  sie 
dann  ihre  Erdgänge,  kriechen  an  beliebigen  senkrechten  Gegenständen 
empor,  häuten  sich,  und  am  nächsten  Tage  fliegen  die  Imagines  herum. 
Die  auskriechenden  Nymphen  fallen  zahlreichen  Raubtieren  und  auch 
einer  Pilzkrankheit  zum  Opfer;  die  Imagines  werden  von  einer  Grab- 
wespe in  Mengen  eingetragen.  In  Städten  wird  die  Cikade  besonders 
vom  Sperling  in  Schach  gehalten ;  am  häufigsten  ist  sie  auf  unbebautem 
Boden;  jede  Kultur  desselben  verringert  natürlich  ihre  Zahl.  Als 
Gegenmittel  kommt  nur  Eintrieb  von  Schweinen  zur  Zeit,  wenn  die 
Nymphen  ganz  oberflächlich  liegen,  in  Betracht,  und  Abschneiden  der 
mit  Eiern  belegten  Triebe.     Als  Vorbeugung  ist  vor  und  in  den  Flug- 


Maxweli.-Lefruy  und  KoNiN(;siiKRGER.     Die  japanischen  Cikaden  stellt  Matsumura  zu- 
sammen in:  Annot.  zool.  Japan  Vol.  6,  1907,  p.  83—116;  Vol.  8,  1912,  p.  15- -51. 

1)  Newell,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  60,  1906,  p.  52—58,  2  figs. 

2)  -QqI  Agric.  S  Paulo  6a  Ser.,  1905,  p.  538  -539;  9a  Ser.,  1908,  p.  350— 365,  4  figs. 

3)  Von  der  umfangreichen  Literatur  sei  nur   das  Hauptwerk  Marlatts,  U.  S. 
Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  71,  1907,  181  pp.,  7  Pls.,  68  figs.,  erwähnt. 


(536  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

jähren  in  den  Baumschulen  weder  zu  pflanzen  noch  zu  pfropfen;  auch 
das  Beschneiden  in  den  Vorjahren  ist  zu  unterlassen,  damit  möglichst 
wenig  junges  Holz  vorhanden  ist.  —  Mit  Bordelaiser  Brühe  bespritzte 
Bäume  blieben  von  Eiablagen  verschont, 

(Ueana)  Tibicen  Dahlii  Kuhig.  M.  Bismarck-Archipel.  Larven  u.  a. 
auch  in  Baumwollefeldern,  sollen  durch  Saugen  an  Wurzeln  schäd- 
lich sein. 

^    Cercopideii,  Scliaumzirpen. 

Die  Nymphen  sitzen  kopfabwärts  an  Pflanzenstengeln  und  saugen 
so  lebhaft,  dais  ihre  flüssigen  Exkremente  als  „Pflanzentränen"  herab- 
tröpfeln oder  durch  Einpumpen  von  Luft  einen  Schaum  bilden,  der  sie 
schützend  umhüllt. 

^  Cosmocarta  formosana  Mats.,  Japan;  an  Maulbeerbäumen  manch- 
mal sehr  schädlich. 

0  Tomaspis  postiea  Wlk. ,  Mexiko,  und  T.  varia  F.,  Westindien, 
T.  lepidior  Font,,  Panama,  Frog^hoppers;  Feinde  des  Zuckerrohres  ^j. 
Eier  einzeln  an  Rohr-  oder  Grasstengel  dicht  über  oder  unter  der  Erde, 
wobei  T.  varia  merkwürdigerweise  welkende  vorzieht.  Nach  12  bis 
20  Tagen ,  bei  feuchter  Witterung ,  schlüpfen  die  Eier  aus ,  die  aber 
auch  eine  Trockenzeit  von  4  Monaten  überdauern  können.  Die  Nymphen 
saugen  an  den  Wurzeln  von  jungem  Zuckerrohr,  verschiedenen  Gräsern, 
aber  auch  von  Kräutern,  in  Schaum  gehüllt.  Nach  32 — 42  Tagen  kriechen 
sie  an  den  Pflanzen  1—2  Fufs  hoch  und  verpuppen  sich  innerhalb  einer 
Art  Kammer  in  einem  Schaumklumpen.  Die  auskriechenden  Imagines 
verstecken  sich  tagsüber  in  Blattachseln  oder  Falten  noch  eingerollter 
Blätter.  Infolge  des  langsamen  Ablegens  der  Eier  und  der  Abhängigkeit 
des  Ausschlüpfens  von  der  Witterung  findet  man  das  ganze  Jahr  über  alle 
Stadien;  am  schlimmsten  aber  sind  sie  zur  Regenzeit,  wo  sie  die  „blight^^- 
Krankheit  des  Zuckerrohrs  verursachen,  bei  der  die  Blätter  vergilben  und 
abfallen,  das  ganze  Rohr  im  Wachstum  stehen  bleibt.  Ein  Pflanzer  hatte 
in  einem  Jahre  einen  Verlust  von  1500  Tonnen  Zucker  =  £  1800.  Gegen- 
mittel: gründliche  Feldreinigung;  Spritzen  mit  Petroleumemulsion  oder 
Petroleum-L3'Solemulsion ,  nach  der  Ernte  und  vor  der  Regenzeit;  Ab- 
fangen der  Imagines  mit  Netzen;  Fruchtwechsel  mit  Leguminosen.  Mit 
48  Fanglampen  wurden  in  einer  Nacht  auf  einer  Pflanzung  252  559  Ci- 
kaden  gefangen,  von  denen  aber  nach  Gough  98 — 99  "/o  Männchen  waren, 
Grofse  Hoffnung  setzt  man  auf  Infektion  mit  Mdharrhizium.  anisopliae 
Sorok. ,  dem  im  Freien  zahlreiche  Cikaden ,  Nymphen  und  Imagines 
zum  Opfer  fallen,  zumal  die  Hauptzeit  für  die  Cikaden  die  dem  Pilz 
günstige  Regenzeit  ist. 

Von  den  Aphrophora  -  Arten  Europas  treten'^^  A.  eortieea  Germ, 
auf  Kiefern  und  Tannen ,'' A.  alni  Fall,  auf  Erlen,  Weiden,  Pappeln 
und    Kiefern ,  C*  A.    Salicis    DeG,  ^)    auf   Weiden     und    Pappeln     und 


')  KuHLGATz,  Mitt.  zool.  Mus.  Berlin,  Bd.  3,  1905,  S.  33—36,  Taf.  2  Fig.  1—16, 
Taf.  3  Fig.  9—11,  13.  —  La  Baume,  Fauna  d.  deutsch,  Kolon.  R.  5,  Hft.  3,  1912, 
S.  80-81,  Fig.  52.  —  Aui.MANN,  ibid.,  Hft.  4,  1912,   S.  132—137,  Fig.  100—102. 

2)  Zahlreiche  Arbeiten  von  Gough,  Roreu  und  Üiuch  in  den  Veröffentlichungen 
des  Dep.  of  Agric.  Trinidad  und  der  Agric.  Soc.  Trinidad  and  Tobago  1910  u.  11, 
zum  Teil  wiedergegeben  in  der  Agric.  News  Barbados.  —  Urich,  Journ.  ec.  Ent., 
Vol.  4,  1911,  p.  225—226. 

3)  Jacübi,  Arb.  biol.  Abt.  Kais.  Gesundheitsamt  Bd.  2,  1902,  p.  513. 


Membraciden.  ß37 

A.  (Philaenus)  spuinaria(-us)  L.  auf  den  verschiedensten  Kräutern 
(auch  Zuckerrüben)  auf,  ohne  dafs  sie  in  den  Schädlingsberichten  ge- 
nügend unterschieden  werden.  Die  Eier  überwintern  in  Rindenritzen, 
die  Njnnphen  erscheinen  Anfang  April,  die  Imagines  von  Juni  an. 
Von  aufserforstlichen  Kulturpflanzen  findet  man  sie  besonders  an  Erd- 
beeren, Georginen,  Blumen,  Klee,  Rosen'),  an  Trieben  von  Johannis- 
beeren und  gelegentlich  auch  auf  Obstbäumen,  ohne  dafs  sie  aber 
merkbar  schadeten.  An  Holunder  rufen  sie  nach  Friederichs  2)  eine 
Art  Vergällung  der  Blätter,  mit  Kräuselung,  Verkrümmung  der  Spreiten 
und  Verkürzung  der  Stiele  hervor.  —  Letztgenannte  Art  auch  in  Nord- 
amerika. —  In  Dänemark  Epidemien  durch  EntomopJitJiora  aphrophorae 
Rostr.  beobachtet. 

^Memhraciden. 

Klein;  Vorderbrust  nach  hinten  in  langen  Fortsatz  ausgezogen. 
Meist  düster  gefärbt.  Eiablage  häufig  in  zwei  winkeligen  Schnitten  in 
Rinde  von  Zweigen. 

'-^Horiola  areuata  F.^),  Westindien,  hier  und  da  schädlich  an 
Kakao. 

Ceresa  bubalus  F.  (BufPalo  tree-hopper),  taupina  Fitch,  borealis 
Fairm.  und '^tictocephala  inermis  F.*)  schaden  in  Nordamerika  an 
Obst-  und  anderen  Bäumen,  besonders  in  Baumschulen,  namentlich  die 
erst-  und  letztgenannte  Art,  die  ihre  Eier  (bis  zu  je  200)  unter  die 
Rinde  junger  Zweige  legen.  Erstere  macht  hierzu  zwei  tief  ins  Cambium 
emgreifende  Schlitze,  zwischen  denen  die  Rinde  vertrocknet;  es  ent- 
stehen so  mit  den  Jahren  immer  gröfser  werdende  trockene,  offene 
Wunden.  Die  letztgenannte  Art  hebt  durch  vier  bis  fünf  tangentiale 
Stiche  die  Rinde  blasenförmig  ab  und  macht  darunter  einen  tiefen 
Schlitz  ins  Holz;  es  entstehen  gTofse,  aber  meist  wieder  verheilende 
Wunden.  Die  beiden  anderen  Arten  legen  ihre  Eier  unter  Knospen- 
schuppen; bei*t7.  tauriua  ist  auch  solche  unter  die  Haut  eines  Apfels 
beobachtet  (Webster).  Die  Eier  überwintern.  Die  im  nächsten  Frühjahr 
auskriechenden  Nymphen  saugen  zuerst  an  der  Unterseite  von  Blättern 
oder  an  Trieben,  die  manchmal  durch  Stiche  „geringelt"  werden,  so 
dafs  sie  oberhallo  absterben.  Später  gehen  die  Nymphen  von  den 
Bäumen  an  saftige  Kräuter,  namentlich  auch  an  Blumen.  Gegenmittel : 
kräftige  Düngung,  Beschneiden,  Beseitigung  alles  Unkrauts  unter  den 
Bäumen.  — ^tietoeephala  festina  Say^),  Nordamerika,  an  Klee, 
Luzerne,  Limabohnen,  Tomaten  usw.,  tötet  Stengel  durch  Ringeln. 

C^Entilia  sinuata  F.**).  Nordamerika,  heterophag,  öfters  schädlich 
an  Sonnenblumen,  deren  Blätter  sie  durch  Eiablage  in  Mittelrippe  und 
durch  Saugen  abtötet. 


1)  V.  Schilling,  Prakt.  Eatg.  Obst-Gartenbau  1895,  S.  313,  Fig.;  1896,  S.  244— 
245,  Fig.  21. 

2)  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,  1909,  S.  175—179,  2  Fign. 

3)  Board  of  Agric,  Trinidad,  Circ.  2,  1911. 

*)  Mart.att,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  23,  2<i  Ser.,  1S97,  4  pp.,  4  figs.  — 
HoDGKiss,  Techn.  Bull,  agr  Exp  Stat.  (?enova  No.  17,  1910,  32  pp.,  8  Pls.  —  Webster, 
F.  L.,  Journ.  ec.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  193. 

5)  OsBORN,  Journ.  ec  Ent.  Vol.  4,  1911,  p.  137—140. 

6)  Howard,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  30,  N.  S..  1902,  p.  75—78,  fig. 
27-28. 


638  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

Verschiedene  Centrotus  -  Arten  M  saugen  auf  Java  und  Sumatra  an 
allerlei  Kulturpflanzen  und  können  junge  Pflanzenteile  hierdurch,  noch 
mehr  aber  durch  ihre  Eiablage  zum  Eingehen  bringen. 

Jassiden  ^). 

Die  kleinsten  Cikaden  mit  fast  parallelen  Seiten  und  dornigen 
Schienen.  Eiablage  in  Pflanzenteile.  Besonders  zahlreich  in  Gras  und 
niederem  Pflanzenwuchse  •,  dann  gewöhnlich  grünlich  gefärbt. 
C"  Homalodisca  triquetra  F.  und  andere  Arten  ^)  standen  in  Nord- 
amerika im  Verdacht,  die  Baumwollkapseln  anzusaugen,  so  dafs  kleine, 
schwarze  Flecken  an  ihnen  entstünden  („sJiarpsJioofers")  und  sie  ab- 
fielen. Nach  neueren  Untersuchungen  sind  sie  aber  hieran  unschuldig, 
aber  schädlich  an  Bananen,  Sorghum,  Sonnenblumen  usw. 
C  Onconietopia  undata  F.^),  Nordamerika,  an  Reben.  Eiablage  in 
Stämme ,  dadurch  deren  Wachstum  hindernd ;  auch  in  Stiele  der 
Trauben,  so  dafs  diese  abfallen.  Desgleichen  an  Beerenobst;  ferner 
an  Zuckerrohr,  Mais,  Zuckerrüben,  Sonnenblumen  usw. 

Tettigoiiia  viridis  L.-^).  In  Bulgarien  an  Apfel-,  Birn-  und 
Zwetschenbäumen  schädlich  durch  die  Eiablage ,  die  im  Herbst  zu  je 
7  bis  10  in  3  bis  4  mm  lange  Schlitze  in  die  Triebe  erfolgt.  Die 
Triebe  sterben  zwar  nicht  ab ,  wachsen  aber  auch  nicht  mehr  oder 
nur  wenig  und  setzen  keine  oder  nur  selten  Früchte  an.  Im  Früh- 
jahr gepfropfte  Edelreiser  besonders  befallen.  Auch  an  Weiden, 
Pappeln  usw.  In  Japan  sehr  schädlich  am  Maulbeerbaum;  des- 
gleichen-T.  ferrug-inea  F.  — ^T.  g-uttig-ena  Uhl."),  Japan;  schädlich 
an  Gerste  usw. ;  Eiablage  an  Kiefernrinde.  —  T.  atropunetata  Sign.'') 
ersetzt  in  den  Küstengebieten  Californiens  Typhi,  comcs,  ist  aber  nicht 
auf  Reben  beschränkt.  — ^'Tettigoiiiella  speetra  Dist.  in  Indien  an 
Reis  und  Gräsern,  manchmal  schädlich. 

^  Euacanthus  interruptus  L.^)  in  England  hier  und  da  an  Hopfen 
schädlich.  Eiablage  unbekannt,  wahrscheinlich  in  Ritzen  der  Stangen. 
Nymphen  im  Mai  und  Juni,  an  beiden  Seiten  der  Blätter,  die  vergilben 
und  absterben,  und  an  Zapfen.  Die  Geflügelten  verlassen  den  Hopfen, 
um  an  wilde  Uml^elliferen  zu  fliegen. 

Verschiedene' Idiocerus- Arten  saugen  in  Indien  und  .lapan  an 
Trieben  und  Blüten  der  Mangobäume  und  vernichten  derart  manchmal 
die  ganze  Ernte. 

Mehrere  Agallia  -  Arten ")  werden  in  Nordamerika  schädlich  an 
(Zucker-)  Rüben,  auch  an  Sonnenblumen,  Obstbäumen,  Kohl,  Rübsen, 
Erdbeeren  usw.,  A.  sang-uinolenta  Prov.  besonders  auch  an  Rüben 
und  Klee.     Ihre  Biologie  ist  insofern  abweichend ,    als  nicht  wie  sonst 


1)  Rev.  Cult.  Colon.  No.  IVl,  1902,  p.  281. 

2)  OsBORN,  U.  S.  Dept.  Agric ,  Bur.  Ent.    Bull.  108,  1912,  123  pp.,  4  pls.,  29  figs. 
')  Sanderson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  ^1,  1906,  p.  49  ff.,  figs. 

*)  FoRHKs,  21.  Rep.  nox.  benef.  Insects  Illinois,  1900,  p.  68—69,  fig.  5. 
^)  Mai.kuw,  Zeitschr.  Pflanzenkr.   Bd.  14,  1904,   S.  40—43,  Fig. 
6)  Onuki,  Imp.  agr.  Exp.  Stat.  .Japan,  Bull.  30,  1904:  Abstr.  p.  4. 
^)  WocunvoRTH,  Ü.  S.  Dept.  Agric.   Div.  Ent.,  Bull.  26,  1900,  p.  93—94. 
«)  THKOBAI.D,  Rep.  1905/06,  p.  76—78.  —  .Journ.  Board  Agric.  London,   Vol.  16, 
1909,  p.  .570.  PL  1  Fig.  7. 

9)  FoRRKs,  1.  c  p.  65—70,  Fig.  5—7. 


Jassideu.  639 

die  Nymphen,  sondern  die  Imagines  überwintern.  — ^A.  sinuata  M.  Rey, 
Europa,  gelegentlich  an  Eog^n. 

l^'  Penthiuiia  nig-ra  GoezMatra  F.)^)  saugt  im  mittleren  und  nörd- 
lichen Frankreich  an  den  Blättern  der  Reben  und  bringt  sie  hier  und 
da  zum  Absterben;  merkbarer  Schaden  aber  noch  nicht  berichtet. 
Neuerdings  in  zunehmender  Zahl  auch  im  Rheingau. 

Deltocephalus  striatus  L.^),  in  Ungarn  seit  1883,  vertritt  hier  Cica- 
dula  6-notata.  Zuweilen  schon  im  Herbst,  meist  aber  im  Frühling,  vom 
März  an,  befällt  sie  den  Winterweizen,  auch  den  Roggen,  und  richtet 
ihn  so  zu,  dais  die  Felder  aussehen,  wie  vom  Feuer  versengt.  Im 
Mai  erreichen  sie  den  Höhepunkt  ihres  Schadens.  Nach  der  Ernte 
auf  den  emporwuchernden  Gräsern.  —  In  Japan  zugleich  mi';  ü.  oryzae 
Mats.  sehr  schädlich  an  Reis  und  Zuckerrohr.  —  D.  inimieus  Say 
und  nigrifrons  Forb.  ^)  in  Nordamerika  schädlich  an  Zuckerrüben, 
Gräsern,  Getreide  usw.     Zwei  Brüten ;  Eier  überwintern. 

'^Eutettix  tenella  Bak.  Beet  leafhopper  *).  In  Utah  und  Colorado 
an  Zuckerrüben;  1905  für  500000  $  Schaden.  Ende  Juni  erscheinen 
die  überwinterten  Cikaden  in  den  Rübenfeldern  und  legen  ihre  Eier 
in  den  Blattstiel  und  in  die  Blattnerven,  die  um  jedes  Ei  herum  an- 
schwellen, wie  wohl  auch  um  die  Saugstiche  herum,  die  namentlich 
in  die  kleineren  Nerven  erfolgen ;  hierdurch  wird  das  ganze  Blatt  unten 
rauh.  Zugleich  kräuseln  sich  die  Blattränder  und  rollen  sich  nach 
oben  ein.  Nymphen  von  Mitte  Juli  bis  September,  Imagines  wieder 
von  Ende  Juli  an.  Unter  den  erwähnten  Krankheitserscheinungen,  der 
curly-leaf  oder  bligJit  der  Rüben,  hören  diese  auf  zu  wachsen  und  bilden 
zahlreiche  Faserwurzeln.  Besonders  schlimm  an  spät  gepflanzten  Rüben 
und  auf  trockenem,  sonnigem  Boden.  Spritzen  mit  Petroleumemulsion ; 
Abfangen  der  Cikaden  mit  Hopper-doxßrs. 

"■Nephotettix  apiealis  Motsch.-"^)  (Selenocephalus  cincticeps  Uhl.). 
Die  von  Marokko  bis  zu  den  Philippinen  weit  verbreitete  Cikade  in  Cochin- 
china  und  Japan  sehr  schädlich  an  Reis,  verursacht  Stigmatose  oder 
Verzwergung.  Eier  zu  10 — 20  an  die  Innenseite  der  Blattscheide;  das 
darunter  befindliche  Blatt  wird  durch  die  Stiche  gebräunt.  Nymphen 
an  Blättern  und  milchreifen  Körnern.  Imagines  überwintern  zwischen 
Gräsern  usw.  Das  Wasser  der  Reisfelder  mit  dünner  Schicht  Petroleum 
überziehen  und  die  Cikaden  abfegen. 

Thamnotettix  fuseovenosus  Fieb.  in  Südeuropa  auf  Oliven,  bringt 
junge  Triebe  zum  Absterben  und  Blütenknospen  zum  Abfallen. 

Cicadula   (Jassus)   sexiiotata(-us)  Fall."),   Zwergcikade.     Obwohl 

')  Mayet,  Ins.  de  la  Vigne,  p.  170—171,  Fig.  38.  —  Lüstner,  Ber.  Kgl.  Lehranstalt 
Geisenheim  1909,  S.  131,  Fig.  29. 

2)  Jablonowski,  Közteleli  5,  Nr.  85 ;  Ausz. :  Hl.  Ztschr.  Ent.  Bd.  3,  S.  379—380.  — 
Sajö,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd,  4,  1894,  S.  150;  Bd.  5,  1895,  S.  359;  Bd.  11,  1901, 
S.  30—31. 

"'')  FoRBEs,  1.  c.  p.  74—75,  figs. 

*)  Ball,  U.  S.  Dept.  Agric. ,  Bur.  Ent.,  Bull.  66,  1909,  p.  33-52,  4  Pls.  — 
Spisar,  Zeitschr.  Zuckerindustrie  Böhmen,  Jahrg.  34,  1910,  S.  345  ff. 

5)  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  40,  1903,  p.  58,  PL  1.  —  Horvath,  Bull. 
Sog.  ent.  France  1906,  p.  295.  -  Krafss,  Trop.  Agric.   Vol.  35,  1910,  p.  506. 

6)  Letzner,  Abh.  schles.  Ges.  vaterl.  Kultur,  1864,  Abt.  Naturk.  Medicin,  S.  14 
bis  15.  —  CuHN,  ibid.  1869,  S.  177.  —  Frank,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  o,  1893, 
S.  92—93.  —  SoRAi-ER,  ibid.  S.  205—208,  306;  Bd.  4,  1894,  S  336—338.  —  Marchal, 
Bull.  Soc.  ent.  France  1896,  p.  259.  —  Remer,  Ber.  agrik.  bot.  Vers.  Stat.  landw. 
Ver.  Breslau  1902/03,  1904.  —  Jungner,  Arb.  Deutsch.  Landw.-Ges.  Hft.  115,  1906, 
50  S.,  1  Taf.,  2  Fign.  —  Filmek,  Wien,  landw.  Zeitg.  1910,  Nr.  44.  —  Matsumura,  1.  c. 


Q4iO  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

im  ganzen  paläarktischen  Gebiete,  auch  in  Nordamerika,  verbreitet,  ist 
sie  in  gröfserem  Mafsstabe  schädlicli  geworden  nur  in  Ostdeutschland  (1863 
zum  ersten  Male  beobachtet),  Bayern,  Schleswig-Holstein  und  (1896)  in 
Frankreich  (Dep.  Allier).  Die  Biologie  ist  noch  keineswegs  völlig 
sichergestellt.  Die  Überwinterung  geschieht  aufwiesen,  Rainen,  "Winter- 
roggen usw.  in  allen  Stadien.  Im  Mai  erscheinen  sie  auf  den  Feldern. 
Nach  Jungner  folgen  sich  drei  Generationen :  eine  Herbstgeneration  vom 
15.  August  bis  1.  Oktober,  eine  Wintergeneration  vom  1.  Oktober  bis 
1.  Juli  und  eine  Sommergeneration  vom  1.  Juli  bis  15.  August,  die 
aber  natürlich  vielfach  ineinander  übergehen.  Remer  fand  von  Mitte 
November  an  keine  Lisekten  mehr,  lebende  Eier  aber  im  November 
und  März.  Wenn  Ende  Frühling  das  Wintergetreide  emporwächst, 
gehen  die  Cikaden  an  die  Sommerung,  besonders  Hafer  und  Gerste, 
von  diesen  im  Hochsommer  auf  Gräser  usw.  und  dann  wieder  auf  den 
Winterroggen.  So  werden  die  Felder  immer  vom  Rande  aus  befallen, 
und  man  unterscheidet  bald  vier  Zonen :  die  Randzone  mit  gelben,  ab- 
gestorbenen Pflanzen ,  eine  Zone  mit  rötlich  gefärbten  Blättern ,  eine 
solche  mit  noch  grünen ,  aber  schon  gelb-  oder  rotfleckigen  Blättern 
und  das  unberührte  Getreide.  Die  Cikaden  saugen  vornehmlich  im 
Schutze  der  unteren  Blattscheiden;  die  Saugflecke  werden  zuerst  gelb, 
dann  rötlich,  zuletzt  violett,  bis  die  Pflanzen  völlig  welken.  In  der 
dritten  Zone ,  der  gefleckten ,  erfolgt  gewöhnlich  die  Eiablage ;  jedes 
Weibchen  legt  etwa  30  Stück,  in  Gruppen  von  (2 — )4 — 6( — 13)  unter  die 
Blattoberhaut;  nach  etwa  10  Tagen  kriechen  die  Nymphen  aus.  Aufser 
an  Gräsern  und  Getreide  auch  an  Rüben,  Kartoffeln,  Lupinen,  Serradella, 
an  den  verschiedensten  Wiesenpflanzen  aus  den  Familien  der  Papilio- 
naceen,  Cruciferen  und  Chenopodiaceen.  Während  die  Nymphen  einer 
gewissen  Feuchtigkeit  bedürfen ,  ist  im  allgemeinen  Trockenheit  ihnen 
bekömmlich,  Nässe  schädlich;  daher  die  Beschränkung  auf  Ostdeutsch- 
land. So  treten  sie  auch  nur  in  gröfseren  Unterbrechungen  auf:  1863, 
1869,  1876,  1885,  1892/94,  1899/1902.  Der  Schaden  ist  dann  manchmal 
aufserordentlich ,  so  1901  auf  einem  Gute  Posens  etwa  50  000  J6.  — 
Vielfach  erscheint  sie  im  Gefolge  oder  in  Begleitung  anderer,  durch 
Trockenheit  begünstigter  Getreidefeinde ,  wie  Fritfliege ,  Blattläuse, 
Rost.  Ihre  Feinde  aus  dem  Tierreiche  sind  zahlreich ;  Empusa  jasfii 
Cohn  vernichtet  sie  in  nassen  Jahren.  Bekämpfungsmafsregeln  sind 
noch  nicht  zur  Zufriedenheit  gefunden:  nach  der  Eiablage  an  die 
dritte  Zone  ist  diese  zu  mähen  und  zu  verfüttern;  von  ihr  aus  nach 
aui'sen  zu  umpflügen;  nachher  mit  Grünfutter  bestellen.  Breite  Leinen- 
streifen sind  einseitig  mit  Teer  zu  bestreichen  und  mit  dieser  Seite 
voran  über  das  Feld  zu  ziehen.  Jauche-  und  Mineraldünger  schaden 
den  Zirpen,  kräftigen  das  Getreide.  Spritzen  mit  Kontaktgiften.  Ab- 
fangen mit  Schmetterlingsnetzen.  —  In  Japan  sehr  schädlich  an  Reis, 
desgleichen  D.  faseiifrons  Stäl. 

C.  exitiosa   Uhl.M.      Südliches   Nordamerika;    an    der    Basis    der 
Mittelrippe    der   äufseren  Blätter  von  Winterweizen   und   Timothygras ; 
auch  in  milden  Wintern  selir  schädlich. 
C  Chlorita  flaveseens  F.'^(vitis  Goethe,^rosae  H.-S.)^).    Paläarktische 


1)  CoMSTOCK,  Eep.  Comm.  Agric.  1879,  p.  191—193,  PI.  1  fig.  4. 

-)  Maykt,  1.  c.  p.  167—169,  fig.  37.  —  Schulte  im  Hofe,  Beih.  Tropenpflanzer  Bd.  2, 
1901,  p.  76.  —  Wati'  and  Mann,  Pests  a.  Blights  of  Tea  plant,  Calcutta  1903, 
p.  286-292,  fig.  34,  PL  15  Fig.  2.  —  Tueobali.,  Journ.  ec.  Biol.  Vol.  2,  p.(14— 25),  Pls. 


Jassiden,  ß4| 

Region,  Ostafrika,  Indien,  Ceylon,  Nord-  und  Südamerika.  Als  „green 
flif  in  Indien  und  Ceylon  bei  starkem  Befalle  einer  der  schlimmsten 
Feinde  des  Tees,  an  Blättern  und  jungen  Trieben  saugend;  erstere 
kräuseln  sich,  letztere  hören  auf  zu  wachsen;  bei  schwachem  Befalle 
werden  die  Blätter  infolge  des  langsamen  Wachstums  reicher  an  den 
das  Aroma  bedingenden  adstringierenden  Stoffen.  —  In  Algier  und 
Tunis  sehr  schädlich  an  Reben.  In  Europa  an  Laub-  und  Nadelhölzern 
(besonders  Linden,  Birnen,  Traubenkirschen,  Haselnufs),  Reben,  Cle- 
matis,  Hopfen,  Kartoffeln,  Rüben  und  vielen  krautartigen  Pflanzen.  Im 
allgemeinen  werden  die  Blätter  weifsfleckig ;  an  Traubenkirsche  nach 
E.  Taschenberg  bronzefarben,  an  Haselnufs  nach  Theobald  durchlöchert 
wie  bei  i^f/M.§-Frafs.  Eiablage  nach  Ersterem  in  die  jungen  Triebe,  deren 
Rinde  nach  dem  Ausschlüpfen  der  Nymphen  ganz  rauh  von  den  ver- 
narbten Wundstellen  werden  kann;  nach  Letzterem  an  die  untere  Blatt- 
fläche; nach  jenem  überwintern  die  Eier,  nach  diesem  und  Giarü  die 
Imagines.  Nach  Theobald  drei  Brüten.  Nymphen  und  Imagines  haupt- 
sächlich an  Blattunterseite,  aber  auch  an  Trieben,  sehr  lebhaft,  springen 
aber  nicht.  Parasit  eine  Äphelobus- Art  (Proctotrupide) ,  verursacht  aus 
dem  zweiten  Hinterleibsring  einen  gallenartigen  Auswuchs,  Tylacie^). 
Gegenmittel  (nach  Theobald)  :  gegen  die  Nymphen  mit  Petroleum-Emulsion 
spritzen;  die  Imagines  zuerst  mit  schwacher  Seifenlösung  von  den 
Pflanzen  abspritzen  und  dann  die  betäubt  am  Boden  liegenden  mit 
Petroleum-Emulsion  töten.  — ^Chl.  viridula  Fall.-)  in  England  schäd- 
lich an  Bohnen-  und  Rosenblättern.  —  Von  Kartoffeln  werden  zwei 
Arten  beschrieben :  Qciil.  solani-tuberosl  Koll.^)  und '"^C hl.  solani 
Curt.-^).  —  In  Deutsch  -  Ostafrika  steht  ^Chl.  facialis  Jac.  schon  lange 
im  Verdacht,  Urheber  der  Kräuselkrankheit^)  der  Baumwolle  zu 
sein,  was  durch  Kränzlin  bestätigt  wurde.  Besonders  schlimm  auf 
sandigen,  trockenen  Höhen.  Vosseler  vertrieb  die  Cikade  mit  Markasol 
oder  Seifenbrühe,  Die  Brüder  Pentzel  wollen  sie  dadurch  beseitigt 
haben,  dafs  sie  die  Baumwolle  in  langen,  schmalen  Streifen  anbauten, 
abwechselnd  mit  Brachestreifen.  In  letzteren  nisteten  sich  Ameisen  ein, 
die  die  Baumwollstauden  ihrer  Nektarien  wegen  besuchten  und  die 
Cikaden  vertrieben. 

J  Emi)Oasca  mali  LeB.  Apple-leaf  hopper  *^).  Nordamerika.  Sehr 
polyphag  an  Kräutern  und  Laubbäumen.  Dadurch,  dafs  die  Zirpen  an 
den  Nerven  der  Blatt-Unterseite  saugen,  krümmen,  kräuseln  und  ver- 
drehen sich  die  Blätter,  ähnlich  wie  bei  Blattlaus-Befall.  Schädlich 
namentlich  an  Kartoffeln  und  an  jungen,  bis  drei-  und  fünfjährigen  Apfel- 
bäumen in  Baumschulen,  die  vielfach  infolge  des  Befalls  erst  ein  Jahr 

»)  GiARD,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris,  T.  109,  1889,  p.  708—710. 

-)  Theobald,  1.  c.  —  Collinge,  2^  Rep.  econ.  Biol.,   IQl'J.  p.  4. 

^)  Schneider  u.  Kollar,  Sitz.-Ber.  Akad.  Wiss.  Wien,  math.-oat.  Kl.,  Bd.  9, 
1852,  S.  3-27,  Taf.  1. 

*)  CuRTis,  Farm  Insects,  p.  437—439,  PL  O  fig.  28-31. 

^)  S.  mehrere  Aufsätze  von  Vosseler  und  Morstatt  in  den  Veröffentlichungen 
des  Biolog.  Instituts  zu  Amani;  ferner  Kränzlin,  Pflanzer,  Bd.  7,  1911,  S.  327 — 329, 
Taf.  3—6.  —  Tropenpflanzer  Bd.  16,  1912,8.132.  —  Aulmann,  Fauna  deutsch.  Kolon. 
R.  5  Hft.  4,  1912,  S.  137—140,  Fig.  103. 

6)  FüRBEs,  1.  c.  p.  77—78,  PL  2  fig.  3.  —  Washburn,  Journ.  ec.  Ent.  Vol.l,  1908, 
p.  142—145,  fig.  5—6;  Vol.  2,  1909,  p.  54— 59,  PL  2;  Vol.  3,  1910,  p.  162— 165;  Agric. 
Exp.  Stat.  Minnesota,  Bull.  112,  1909,  p.  145—164,  1  PL,  14  figs.  —  Webster,  R.  L., 
Journ.  ec.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  326—327;  Vol.  3,  1910,  p.  162—165;  Agric.  Exp.  Stat. 
Jowa,  Bull.  111,  32  pp.,  13  figs. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  41 


(342  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

später  die  zfum  Verkauf  nötige  Gröl'se  erreichen.  3 — 4  Generationen. 
Sommer-Eier  in  Stengeln  ihrer  Nährpflanzen,  besonders  von  Klee,  Lu- 
zerne usw.,  am  Apfel  in  Blattstielen  und  -nerven  und  in  jungen  Trieben, 
in  Schlitze.  Wintereier  in  Taschen  oder  Pocken  der  Rinde  2 — 3-,  bis 
5 jähriger  Triebe  der  älteren  Apfelbäume  oder  in  Stämmen  junger; 
auch  überwintern  Imagines  am  Boden.  Gegenmittel:  Boden  der  Baum- 
schulen von  -Unkraut  usw.  frei  halten.  Spritzen  mit  Bordelaiser  Brühe 
als  Abschreckungsmittel.  Abklopfen  der  Frühjahrs-Generation  der  Zirpen 
auf  Klebfächer.    ..  ^ 

r^Eupteryx  ( atropunctata  Goeze,-picta  Fall.)  earpini  Fourc.  ^) 
Kartoftelzikade.  An  den  verschiedensten  Pflanzen ,  auch  an  Rüben, 
Getreide  usw\ ;  von  August  bis  September  besonders  häufig  an  Kartoffel- 
kraut;   Schaden  nicht   bedeutend.     Eiablage   in  Mittelnerv  der  Blätter. 

n 
TypMocyba  Germ. 

Zahlreiche  Arten  dieser  Gattung  treten  auf  den  verschiedensten 
Kultur-  und  anderen  Pflanzen  auf,  aber  nur  wenige  und  auch  diese 
nicht  immer,  schädlich,  nur  in  Jahren,  die  ihre  Vermehrung  besonders 
begünstigen.  Die  erwachsenen  Zirpen  überwintern  am  Boden  unter 
abgefallenem  Laube,  in  Rindenritzen,  unter  Moos  und  Flechten,  in  Gras 
oder  anderer  dichter  Vegetation ,  besonders  gern  in  Buschland  oder 
Waldrändern,  daher  die  an  solche  grenzenden  Ländereien  meist  stärker 
von  ihnen  zu  leiden  haben.  Selbst  an  warmen  Wintertagen  saugen  diese 
Zirpen  an  der  ihnen  gerade  zur  Verfügung  stehenden  Vegetation,  um 
aber  doch  im  Frühjahre  an  bevorzugte  Nährpflanzen  überzusiedeln. 
Hier  saugen  sie  an  der  Blatt-Unterseite,  und  in  diese  legen  sie  nach 
mehrwöchigem  Fraise  auch  ihre  Eier,  einzeln,  in  kleinen  Gruppen 
oder  Reihen,  und  hier  entwickeln  sich  auch  die  Nymphen.  Die  Zahl 
der  Generationen  ist  gering,  1 — 3:  die  Vermehrung  aber  doch  so  grofs, 
dafs  die  Geflügelten  im  August  und  September  in  oft  ungeheuren 
Mengen  auftreten;  zugleich  sind  sie  aui'serordentlich  lebhaft,  fliegen  bei 
der  geringsten  Störung  auf  und  belästigen  oft  die  arbeitenden  Menschen 
und  Tiere,  indem  sie  ihnen  massenhaft  in  Augen,  Ohren,  Nase  usw. 
fliegen.  Durch  das  Saugen  der  verschiedenen  Stadien  werden  die 
Blätter  zuerst  weifsfleckig,  dann  vergilben  sie ;  zuletzt  werden  sie  braun 
und  fallen  ab.  So  werden  namentlich  die  Fruchtentwicklung,  die 
Bildung  und  das  Wachstum  neuer  Triebe  sehr  ungünstig  beeinflufst. 
Aufser  der  möglichsten  Beseitigung  der  Überwinterungsplätze  (Unter- 
graben, Abbrennen!)  mufs  sich  der  Kampf  in  erster  Linie  gegen  die 
überwinterten  Imagines  richten,  die  mit  Klebfächern  oder  -Rahmen  ab- 
zufangen sind,  dann  gegen  die  jungen  Nymphen,  durch  Spritzen  mit 
Petroleum-Emulsion,  Walölseife,  Nikotin. 

Die  wichtigste  europäische ,  auch  nach  Nordamerika  verschleppte 
Art  ist'^.  rosae  L,,  die  Rosen -Zikade-),  die  aufser  auf  Rosen  aber 
auch  auf  Apfelbäumen,  Linden ,  Eichen  usw.  auftritt.  Wahrscheinlich 
nur  eine  Generation.    Nach  Taschenberg  und  Felt  Eiablage  im  Herbste 


1)  CuRTis,  1.  c.  p.  489—440,  PI.  0  fig.  32.  —  Jungner,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh. 
Bd.  14,  1894,  S.  327— :328. 

2)  Ti'LLGREN.  Stud.  Jaktt.  Skadeinsekt;1905,  p.  26— 27.  —  Theobald,  Rep.  1908'09, 
p  82—83;  1909/10,  p.  110.  —  Felt,  Journ.  ec.  Ent.  Vol.  3,  1910,  p.  169;  Vol.  4,  1911,. 
p.  413-414. 


Fulgoriden.  543 

unter  die  Rinde  der  jungen  Triebe ,  daher  Betten  vorschlägt , .  vor 
dem  Austrieb  im  Frühjahre  die  Zweige  mit  einer  Lösung  von  125  g 
Schwefelkalium  in  1  1  Wasser  zu  bestreichen,  was  sich  in  der  Praxis 
gut  bewährt  haben  soll,  oder  mit  einer  Mischung  von  Kalkmilch, 
Blut  und  Seife,  um  das  Ausschlüpfen  der  Nymphen  zu  verhindern.  — 
^  T.  quereus  F.  M  In  England  an  Apfel,  Pflaume,  Mirabelle.  —  T.  viti- 
eola  Targ.  ^)  auf  Elba  und  Pianosa  schädlich  an  Reben. 

In  Nord- Amerika  gehört  T.  eomes  Say,  der  Grape  leaf-hopper,  ^) 
zu  den  ernstlichsten  Feinden  der  Rebe ,  der  manchmal  Verlüde  von 
Tausenden  von  Dollars  bei  einigen  Rebenpflanzei-n  hervorruft.  Im  Norden 
nur  eine  Brut,  mit  einer  teilweise  zweiten,  deren  Nymphen  aber  den 
ersten  Frösten  erliegen-,  im  Süden  zwei  Brüten. 

.':  T.  erythrinae  Kon.,    Java,    stellenweise    sehr   schädlich  an  Ery- 
thrina. 

Fulgoriden. 

Zirpen  von  verschiedener  Gröfse,  verschiedener  Farbe  und  ver- 
schiedenem Verhalten.  Starke  Wachsausscheidung,  mit  der  selbst  die 
meist  in  Pflanzengewebe  eingesenkten  Eier  bedeckt  werden.  Einige 
Arten  unterirdisch  an  Wurzeln ;  sehr  viele  schädlich  an  Gramineen. 
Feinde:  Schlupf-  und  Grabwespen. 

Zahlreiche  Arten  in  den  verschiedenen  Erdteilen  schädlich  an 
Zuckerrohr  und  anderen  Gräsern,  wo  sie  namentlich  hinter  den  Blatt- 
scheiden, zum  Teil  aber  auch  frei  an  den  Blättern  sitzen.  So  in  Indien 
und  Ceylon^jf'Pheuice  (Proutista)  australis  Disty.*^inoesta  Westw. 
v^{dentata  Bückt.),  Zamila  (Pyrilla)  lycoides  Kby"')  und  aberrans 
Walk.,  Liburuia  psylloides  Leth.  (ferner  auf  Java.  Hawaii,  Viti 
und  in  Ostaustralien  auch  an  Mais,  Andi^opogon  und  Hafer ),'^^Pun(laloya 
slmplieia  Dist.  (Ceylon). —  Auf  Ja  va'^TPheniee  maculosa  AVestw. 
und iPerkinsiella  (Dicranotropls)  vastatrlx  Bredd.  —  In  Austra- 
lieii':'^Phenice  lumholtzi  Kirk.  —  In  Westin  dien  ^):  .Stenoeranus 
(Delphax)  saeeharivorus  Westw. 

Die  schädlichste,  auch  an  Gräsern  und  Getreide  vorkommende  aller 
Zuckerrohr-Cikaden  ist  aber: 

Perkiusiella  saeeharieida  Kirk.  ^)  Heimat  Australien,  hier  unschäd- 
lich ;  Ende  vorigen  Jahrhunderts  nach  Hawai  verschleppt,  die  Inselgruppe 


')  Theobald,  Journ.  ec.  Biol.  Vol.  2,  1907,  p.  16—17,  PL  1  fig.  2,  PI.  2  fig.  1—3. 

2)  Matet,  1.  c.  p.  169—170. 

3)  WooDwoRTH.  Univ.  Calif.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  116.  1897,  14  pp.,  figs.  — 
Slingerlaxd,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  215,  p.  83-102.  36 figs.  —  Qiayi.e, 
Univ.  Calif.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  198,  1908*,  p.  177—218,  23  figs.;  .Journ.  ec.  Ent. 
Vol.  1,  1908,  p.  182—183.  —  Hartzell,  N.  Y.  St.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  331,  1910, 
p.  .568—581,  PL  13.  14;  Bull.  344,  1912,  p.  29—43,  4  Pls.,  3  figs.  —  Johnson,  ü.  S. 
Dept.  Agr..  Bur.  Ent.,  BulL  97,  1911,  p.  1-12,  2  Pls.,  5  figs. :  BulL  116,  1912,p.  1— 13, 
3  Pls.,  3  figs. 

*)  Lethierry,  Ind.  Mus.  Not.  Vol.  3,  No.  3,  p.  105—106,  Fig.  —  Stebbixg,  ibid. 
Vol.  5,  1900,  p.  86—87. 

^)  Früher  als  Dict^jopliora  pallicla  Don.  bezeichnet. 

6)  Busse,  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  4,  1905,  S.  354—365, 
Fig.  5—7,  Taf.  6  Fig.  5.  —  van  Deventer,  Dierl.  Vijand.  Suikerriet,  1906,  p.  167—168. 

')  Bassieres,  La  Sucrerie  indig.  colon.,  Ann.  48  T.  79,  1912,  p.  27-32.  —  Urich, 
West.  Ind.  BulL  Vol.  12,  1912,  p.  390. 

8)  Perkixs,  Hawai.  Board  Comm.  Agric.  Forestry  Bull.  1,  1903,  38  pp.  —  Tan 

41* 


ß44  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

sehr  rasch  überziehend;  auch  auf  Java.  Ausbreitung  einmal  durch 
Wanderschwärme  Ende  April,  Anfang  Mai,  dann  durch  Schiffe  und  Eisen- 
bahnen, da  die  Geflügelten  sehr  stark  von  Licht  angezogen  werden,  be- 
sonders aber  durch  mit  Eiern  belegte  Stecklinge  des  Zuckerrohrs.  Eier 
an  diesen  zu  durchschnittlich  4—6  unter  der  Epidermis  der  Mittelrippe 
der  Blätter,  der  Inteniodien ,  bei  jungem  Rohre  auch  in  untere  Blatt- 
scheiden; die  Wunde  wird  durch  wachsähnliche  Masse  verschlossen; 
Ablage  von  Anfang  März  an.  Nach  durchschnittlich  19  Tagen  kriechen 
die  Nymphen  aus,  die  gesellig  an  den  Basen  der  Blätter,  bzw.  unter 
den  Blattscheiden,  besonders  der  unteren,  sitzen;  nach  weiteren  37  Tagen 
die  Erwachsenen.  Die  Stellen  der  Eiablage  färben  sich  bald  rot:  das 
ersxe  Anzeichen  des  Befalles.  Mit  dem  Auskriechen  vergröfsern  die 
Nymphen  die  Wunden ,  durch  die  starke  Verdunstung  stattfindet. 
Krankheitskeime  eindringen,  die  vielfach  von  den  Cikaden  selbst,  bzw. 
von  saugenden  Fliegen  übertragen  werden.  Den  Hauptschaden  tun 
aber  die  Nymphen.  Die  Blätter  vergilben,  vertrocknen  bei  starkem  Be- 
fall; die  Spreite  fällt  ab,  während  die  Scheide  sitzen  bleibt;  in  dem 
durch  die  saugenden  Insekten  ausgeschiedenen  Honigtau  siedeln  sich 
Rufstaupilze  an,  die  Internodien  bleiben  kurz.  Bei  starkem  Befall 
werden  auch  bald  die  oberen  Blätter  angegangen ;  sie  entfalten  sich 
nicht,  die  Endknospe  stirbt  ab ,  und  zahlreiche  austreibende  Seiten- 
sprossen schwächen  den  Stamm.  Verlust  für  1903  auf  3  Mill.  Doli.,  gleich 
10 "/o  der  Ernte,  angegeben.  Feinde:  Coccinelliden,  Chrysopiden, 
Wanzen,  Forficuliden,  Ameisen,  Pipunculiden,  Spinnen.  —  Der  ungeheure, 
rasch  zunehmende  Schaden  veranlafste  die  Zuckerrohr-Pflanzer  auf 
Hawaii  zu  energischen,  gemeinsamen  Vorgehen;  sie  gründeten  eine 
Versuchsstation,  deren  Arbeiten  über  diesen  Schädling  und  seine  Femde 
zum  Besten  gehören,  das  die  phj'topathologische  Entomologie  bis  jetzt 
hervorgebracht  hat.  Auch  zahlreiche  Feinde  wurden  eingeführt,  mit 
welchem  Erfolge,  wird  nicht  berichtet.  —  Gegenmittel:  sehr  stark  be- 
fallene Felder  abbrennen ;  alle  Rückstände  nach  Ernte  verbrennen. 
Gute  Kultur,  besonders  Fernhalten  des  Unkrauts ,  Entwässerung.  An- 
bau widerstandsfähiger  Sorten  (Yellow  Caledonia).  —  Im  Winter  tritt 
eine   kurzflügelige,    anscheinend  fruchtbarere  Form   auf. 

An  Reis  in  Japan  ')  schädlich  in  erster  Linie  Liburnia  fureifera 
Horv.,  neben  ihr  aber  noch  über  30  andere  Zirpen,  aus  allen  Familien. 
Hierüber  berichtet  Matsumura:  „Die  kleinen  Cikadinen,  die  zu  den 
schädlichsten  Insekten  Japans  gehören,  richten  Jahr  für  Jahr  unter 
den  Reispflanzen  viel  Schaden  an.  Die  Verheerungen  waren  sehr  oft 
die  Veranlassung  zu  entsetzlicher  Hungersnot,  wie  das  etwa  schon  18mal 
in  der  japanischen  Geschichte  geschildert  wird  .  .  .  „Unka",  der  in 
Japan  für  die  Cikadinen  gebräuchliche  Name,  ist  ein  sehr  übel  be- 
rüchtigtes Wort,  das  Wolke  oder  Nebel  bedeutet;  denn  sie  kommen 
manchmal  in  so  kolossaler  Menge  vor,  dafs  sie  im  Fliegen  die  Sonne 
ganz  verdecken  können.  Im  Jahre  1897,  wo  sie  wieder  einmal  als 
grofse  Landplage  auftraten,   wurde  nicht  weniger  als  Vs — V2  der  Reis- 


DiNE,  Hawaii  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  5,  1904,  29  pp.,  8  figs.;  ü.  S.  Dept.  Agric,  Bur. 
Ent.,  Bull.  93,  1911,  p.  12— 34,  1  fig.,  PL  2.  —  Perkins,  Tkruv,  Kirkaldv,  Leaf-Hoppers 
and  their  natural  enemies.  Rep.  Work  Exp.  Stat.  Hawai.  Sug.  Plant.  Assoc.  Bull.  1, 
Pt.  1—10,  Introduction,  Honolulu  1905-1906. 

>)  Matsumura,    Ent.  Nachr.    Bd.  26,    1900,  p.  262;    Annot.  zool.  Japon.  Vol.  6, 
1907,  p.  83  ff.  —  HoRVATH,  Bull.  See.  ent.  France  1906,  p.  295. 


Fulgoriden.  g45 

felder  ganz  ruiniert.  Der  Verlust  wurde  damals  aut  70  Millionen  Yen 
geschätzt,  was  jedoch  den  wirklichen  Wert  bei  weitem  nicht  erreicht. 
An  Vertilgungsmitteln  verwandte  man  damals  über  250000  Kannen 
Petroleum,  sowie  auch  eine  grofse  Menge  anderer  Insektenvertilgungs- 
mittel, alles  in  allem  etwa  im  Gesamtbeträge  von  nicht  weniger  als 
5  Mill.  Yen."  —  L.  furcifera  ist  auch  aus  Cochinchina,  Ceylon  und 
Sizilien  bekannt,  —  An  Eeis  in  Indien  schader  Rieania  zebra  Dist. 
Von  anderen  schädlichen  irrten  seien  noch  genannt: 
Prosops  pedisequus  Bückt. ^).  Australien;  ursprünglich  an  Euca- 
lyptus; tötet  Äste  und  Zweige  von  Apfel-  und  anderen  Bäumen  durch 
die  unter  die  Rinde  erfolgende  Eiablage  ab.  Spritzen  mit  Petroleum- 
emulsion. ^ 

V  Hysteropteriim  grylloides  F.  und  Falcidiiis  apterus  F.^),  Mittel- 
meerländer, Schweiz,  Kanarische  Inseln ;  an  Ölbaum.  Maulbeere,  Eeben, 
Obst-  und  Feigenbäumen.  Eier  in  zweireihigen  Paketen,  gewöhnlich 
deren  12 — 16  beieinander,  an  Zweigen.  Nymphen  von  April  an,  an 
jungen  Trieben,  Blütenstielen  und  ganz  jungen  Früchten,  auch  an 
Blättern.  Kxi  denen  von  Reben  erzeugen  sie  „rowcef -ähnliche  Er- 
scheinungen, an  denen  von  Maulbeere  Querrmizeln,  Auftreibungen  nach 
oben,  die  unten  stark  behaart  sind.  Imagines  im  Herbste,  sterben  nach 
Eiablage. 

Tettigometra  obliqua  Panz.").  Deutschland ,  an  Wintergetreide. 
Eier  im  Herbste,  in  Häufchen  an  unterste  Blattscheide,  dicht  über  der 
Wurzel.  Nymphen  im  Frühjahre,  gesellig,  am  Grunde  der  Pflanzen, 
unter  dem  Schutze  von  Formica  cinerea  Mayr.  Auch  an  Papaver,  Cen- 
taurea,  Allium,  Apera.  Von  Ende  Juni  an  die  Imagines,  die  nach  der 
Ernte  an  Gesträuch,  Buchen,  Kiefern  usw.  übergehen.  Gelegentlich 
massenhaftes  Auftreten,  dann  recht  schädlich.  —  In  Italien  an  Olive. 
^  ^  Rieania  atrata  F.  und  ^fulig-inosa  de  H. ,  Java,  an  grünen 
Trieben  von  Tee  und  Kampfer.  U-  R.  japoniea  Mel.*),  Japan,  sehr 
schädlich  an  Maulbeere. 

"^"^  (Aeanalonia)  CMorochroa  eoniea  Say^),  Nordamerika,  an  Mais, 
Hopfen,  Rebe  usw.,  in  grofsen  Klumpen  am  Grunde  der  Pflanzen. 
Y^  ^  Geisha  ^'(Poeeiloptera)  distinctissima    Walk.*).      Japan,    sehr 
schädlich  an  Maulbeere,  Pflaumenbäumen.  Tee  usw. 

V^  c  Ormenis  pruinosa  Say^),  Nordamerika,  sehr  polyphag  an  Obst- 
bäumen, Orangen,  Reben,  Ulmen,  Ahorn,  Kartoffeln,  Rotklee,  Mais, 
Hirse,  Dahlien  usw.  Eiablage  in  junge  Triebe  von  Obst-  und  anderen 
Bäumen. 

\/  <2  Siphanta  acuta  Walk.').  Australien,  Hawaii,  Sandwich-Inseln;  eine 
der  gemeinsten   Fulgoriden.     Auf  Hawaii   schädlich   an  Kaffee,    durch 


1)  French,  Destr.  Ins.  Victoria,  Vol.  4,  1909,  p.  55-56,  PI.  67. 

2)  M.^YET,  1.  c.  p.  171-173.  —  EiBAGA,  Redia  T.  4,  1907,  p.  .329-383,  Tav.  5.  — 
Del  Guercio,  ibid.,  p.  353-359,  fig.  14—16. 

3)  V.  DoBENECK,  111.  Zeitsclir.  Ent.  Bd.  3,  1898,  S.  369—370,  1  Taf.  -  Sajo, 
Zeitschr.  Pflanzenkrankh.,  Bd.  11,  1901,  S.  31.  —  Torka,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-BioL 
Bd.  1,  1905,  S.  451—455,  Fig.  A— D. 

*)  M.\TsuMrRA,  Ent.  Nachr.  1.  c.  p.  211,  213;  Annot.,  1.  c.  p.  90. 
^)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  22,  N.  S.,  1900,  p.  98—99.  — 
FoRBES,  23  th  Rep.  nox.  benef.  Ins.  Illinois,  1905,  p.  203—204. 

6)  Chittenden,  1.  c.  —  FoRBEs,  1.  c.  p.  203,  fig.  210—211,  PI.  8  fig.  2. 
^)  Van  Dine,  Rep.  Hawaii,  agr.  Exp.  Stat.  1904,  p.  375. 


646  Rhynclioten.  Schnabelkerfe. 

Saugen  und  durch  Übertragung  der  Sporen  von  Cercospora  coffeicola. 
Auch  an  Mango-,  Orangen-.  Birnbäumen. 

Purohita  arundinaeea  Di-st.M,  Indien,  schädlich  an  Bambus. 

Peregriniis  (Delphax)  maidis  Ashm.'^).  Südliches  Nordamerika, 
Westindien,  sehr  schädlich  an  jungem  Mais,  durch  Saugen  und  durch 
Eiablage  in  regelmäfsigen  Reihen  in  die  Mittelrippe  der  Blätter.  Ähre 
entwickelt  sich  spärlich ;  die  Pflanzen  vergilben,  sterben  selbst  ab.  Keine 
bestimmte  Generationsfolge ;  Entwicklung  dauert  im  Hochsommer  einen 
Monat,  im  Winter  zwei  Monate. 

Steuocrauoides  viridis  Bak,^).     Cuba,  an  Vigna  unguiculata 


Psylloiden. 
Psyllideii,  Blattflöhe'). 

Imagines  mit  dachartig  liegenden  Flügeln,  die  vorderen  chitinisiert ; 
Fühler  bis  lOgliedrig:  Springbeine  und  Haftläppchen  an  den  Krallen 
der  2gliedrigen  Tarsen.  Larven  plattgedrückt,  wanzenartig,  mit  wage - 
rechten  Flügelscheiden.  Eier  meist  in  Mehrzahl  an  Zweigen  oder  Blättern, 
an  denen  Larven  und  Imagines  saugen,  besonders  an  letzteren  sehr 
häuiig  Gallen  verursachend.  Besonders  zahlreich  in  Australien  an 
Eucalyptus  und  Akazien;  die  Larven  vieler  Arten  liegen  unter  schild- 
artigen Bedeckungen,  die  namentlich  an  ersterem  so  dick  sein  können, 
dafs  sie  von  den  Eingeborenen  als  „Lerp"  gesammelt  und  gegessen 
werden.  Wollige  Ausscheidungen  sind  sehr  häufig ;  alle  Arten  sondern 
reichlichen  Honigtau  ab,  dessen  grofse  Tropfen,  oft  von  feinen  Wachs- 
teilchen bedeckt,  sehr  auffällig  sind  und  stark  von  Ameisen  gesucht 
werden.  —  Ökonomische  Bedeutung   im   allgemeinen   nicht   sehr  grofs. 

Euphylliira  olivina  Costa  (oleae  B.  de  Fonsc.)^).  Italien,  am  Öl- 
baum. Die  Imagines  überwintern  an  den  kleinen  Zweigen,  dicht  an 
der  Basis  der  Blattknospen.  Eiablage  im  Frühjahr  an  die  imieren 
Blättchen  der  sich  entfaltenden  Endknospen  oder  an  die  Basis  der 
Blütenstände,  Larven  setzen  sich  in  letzteren  fest  und  hüllen  sich  so 
dicht  in  Wachsausscheidung  ein,  dafs  die  Blüten  oft  ersticken.  Die 
Knospen  werden  durch  das  Saugen  der  Larven  an  der  Entwicklung 
bzw.  Entfaltung  gehindert.  Wohl  drei  bis  vier  Generationen.  Feinde : 
ein  Chalcidier  und  eine  Cynipide.  Abschneiden  der  mit  Larven  besetzten 
Triebe  ;  Spritzen  mit  Rubina  (2—3  "/o)  oder  mit  Tabak-Petroleumemulsion. 

Rhinocola  eucalypti  Mats Z').  Heimat  Tasmanien;  an  Eucalyptus 
globulus  und  mit  diesem  nach  Neuseeland,  Neusüdwales  und  Südafrika 
verschleppt. 

Phytolyma  lata  Scott  "^j.  Deutsch-Ostafrika;  an  Chlorophora  excelsa, 


^)  DisTANT,  Ent.  monthl.  Mas;.  (2)  Vol.  18,  1907,  p.  10—12.  —  Antkam,  Journ. 
Bombay  nat.  Hist.  Soc.  Vol    17,1907,  p.  1024, 

")  Vax  Dine,  1.  c.  p.  376;  Bull.  5,  1904,  p.  17.  —  Foubes,  I.e.  p.  120—121,  fig.  109. 

3)  HoKNE,  2d  Rep.  Estac.  centr.  agr.  Cuba,  1909,  p.  88. 

"•)  Aulmann,  G.,  Psyllidarum  Catalogus,  Berlin  1913. 

^)  Barbieri,  Boll.  Ent.  agr.  Ann.  5,  lö98.  —  Grandi,  Ent.  agr.,  Portici  1911, 
p.  96—99,  fig.  88—93.  —   de  Seabra,  Portus'al  Afric,  Anno  22,  1911,  p.  24— 28,  4  fig. 

«)  Froggatt,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales  Vol.  28,  1903,  p.  315. 

^)  VossEt.ER,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  2,  1906,  S.  276—285,  305—316,  20Figg.; 
Pflanzer,  Bd.  2,  1906,  S.  57—63.  —  Busse,  Beih.  7  Tropenpflanzer.  1906,  S.  219—220. 


Psylliden,  Blattflöhe.  (347 

vergällt  die  verschiedensten  vegetativen  Teile  junger  Pflanzen,  Wurzel- 
und  Stockausschläge;  Gallen  kugelig,  geschlossen.  Junge  Pflanzen 
können  dadurch  jahrelang  im  Wachstum  zurückgehalten  werden.  — 
Vielleicht  dieselbe  Galle  an  der  gleichen  Pflanze  in  Togo. 

Psyllopsis  fraxini  L.^).  Europa,  an  Eschenblättern  in  nach  unten 
eingerollten,  verdickten  Blättern  mit  geröteten  Adern.  Auch  nach 
Amerika  verschleppt. 

Psylla  Loew. 

P.  pyrieola  Foerst.  ^).  Europa,  Japan,  wenig  schädlich ;  etwa  1830 
nach  dem  Osten  Nordamerikas  verschleppt,  hier  sehr  schädlich,  in 
manchen  Gegenden  fast  so  schlimm  wie  die  San  Jose-Schildlaus.  Nur 
an  Birnbäumen.  Lnagines  überwintern  in  Rindenritzen  usw.  Ende 
April,  Anfang  Mai  werden  die  orangegelben,  birnförmigen  Eier  einzeln 
in  Rindenritze ,  an  Zweige ,  um  die  Knospen  herum ,  oder  in  Blatt- 
narben gelegt.  Nach  2 — 3  Wochen  die  Larven,  die  an  Blattstielen,  in 
den  Blattachseln,  an  Blättern,  jungen  Früchten,  zarten  Trieben  usw. 
saugen.  Sie  scheiden  so  viel  Honigtau  ab,  dafs  dieser  nicht  selten  von 
den  Blättern  herabtropft  oder  an  der  Rinde  herabläuft  und  später  alles 
mit  Rufstau  bedeckt.  Die  jungen  Früchte  fallen  ab,  oft  auch  vorzeitig 
die  Blätter ;  die  Bäume  machen  wenig  Wachstum.  Nach  einem  Monate 
erscheinen  die  Imagines,  die  sich  bald  wieder  fortpflanzen,  so  dafs 
sich  4—5  Generationen  im  Jahre  folgen;  die  Sommergenerationen  legen 
ihre  Eier  an  Blätter  ab,  in  Reihen  oder  in  Haufen.  Bekämpfung:  die 
Bäume  im  Winter  abkratzen  und  mit  10  prozentiger  Petroleum-Emul- 
sion oder  mit  Kalks chwefelbrühe  spritzen.  Nächst  wichtig  ist  Spritzen 
im  Frühjahre,  wenn  die  Larven  ausgekrochen  sind,  aber  noch  wenig 
Honigtau  abgesondert  haben,  ebenfalls  mit  Petroleum-Emulsion  oder  mit 
Seifenbrühe.  Auch  im  Sommer  kann  hiermit  gespritzt  werden,  aber 
nur  nach  Regenschauern,  die  viel  Honigtau  abwaschen. 

PS.  pyrisug-aFoerst.  (piri  Schmidb.)  ■''),  der  grolse  Birnsaug^er, 
ist  dagegen  in  Mitteleuropa  und  Japan  selir  schädlich  an  Birn- 
bäumen. Begattung  im  Frühling,  von  Anfang  April  bis  Anfang  Juni; 
Eier  einzeln  oder  in  kleinen  Häufchen  im  Filz  der  jungen  Blätter 
und  Blütenstiele  oder  in  Blattwinkeln ,  anfangs  hellgrün ,  später  hell- 
gelb, ungestielt.  Larven  von  Anfang  Mai  ab ,  dunkelgelb ,  mit  Wachs- 
ausscheidung;  wandern  nach  der  ersten  Häutung  an  den  Grund  der 
Schosse  oder  auch  an  vorjähriges  Holz.  Vor  der  letzten  Häutung 
wandern  sie  wieder  an  die  Blattunterseiten;  von  Anfang  Juni  ab  die 
Imagines    an  jungen  Zweigen,    anfangs   hellgrün,    dunkeln   im  Herbste 


^)  Felt,  Rep.  N.  York  St.  Ent.  1910,  p.  39—40,  PL  15,  16  (irrtümlich  Ps.  fraxi- 
nicola  Forst,  genannt). 

2)  Si.iNOEiu.Axu,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  44,  1892,  p.  161—186,  8  figs. ; 
Bull.  lOs.  1896,  p.  69-81,  lig.  40-45.  —  Smith,  Rep.  N.  Jers.  agr.  Exp.  Stat.  1893. 
p.  460—465,  fig.  3—5.  —  Marlatt,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  7,  2^  Ser., 
1895,  8  pp.,  6  figs.  —  FisHER,  35.  ann.  Rep.  ent.  Soc.  Ontario .  1905,  p.  108—109, 
2  figs.;  Canad.  Ent.  Vol.  37,  1905,  p.  1—2,  2  figs.  —  Pakkutt,  West  N.  Y.  hört.  Soc. 
Proc,  Vol.  56,  1911,  p.  73—82,  6  figs. 

3)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1889,  S.  827-829,  Figg.  — 
Burner,  Mitt.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Hft.  8,  1909,  S.  48—49.  — 
(NoEL,  P.),  Le  Naturaliste  T.  32,  1910,  p.  47—48.  —  Schmidberger,  in:  Kollar,  Natur- 
gesch.  d.  schädl.  Ins.,  Wien  1837,  S.  283—284. 


648  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

beträchtlich,  nach  der  unter  Rindenschiippen  usw.  erfolgenden  Über- 
winterung dunkelrotbraun;  Augen  rot.  Junge  Blätter  werden  beulig, 
verkrüppelt,  rollen  sich  zusammen ;  die  jungen  Triebe  worden  abgetötet, 
ebenso  die  jungen  Früchte,  an  denen  die  Insekten  ebenfalls,  wenn  auch 
weniger  häufig,  saugen.  Besonders  an  Formbäumen  schädlich.  Be- 
kämpfung wie  bei  voriger;  Tabaksbrühe  (einprozentig)  hat  sich  gegen 
die  jungen  Larven  sehr  bewährt.  Sie  fangen  sich  in  Massen  auf  im 
Frühjahre  fängig  gehaltenen  Klebgürteln.  • —  Ps.  pyri  L.  ist  im  all- 
gemeinen viel  zu  selten ,  um  schädlich  sein  zu  können ;  ebenso 
Ps.  erataeg"!  Sehr.,  an  Weifsdorn  und  Apfel. 

Ps.  mali  Schmidb.,  Apfelblattsaugrer  ^).  In  Mitteleuropa  imd 
England  vielfach  ein  sehr  schlimmer,  aber  kaum  beachteter  Schädling 
des  Apfelbaumes.  Imago  von  Anfang  Mai  an  bis  in  Herbst,  grün,  bunt 
gezeichnet;  Augen  weifs,  Eiablage  von  September  bis  Anfang  November; 
Eier  anfangs  weiis,  zuletzt  rostrot;  am  stumpfen  Ende  seitlich  mit 
Stielchen ,  am  spitzen  in  langen  Faden  ausgezogen ;  einzeln  oder  in 
Häufchen  in  Rindenrissen,  an  Knospen,  Blattstielnarben,  besonders  aber 
an  jungen,  noch  flaumhaarigen  Trieben;  über  lUO  Stück  bei  einem 
"Weibchen.  Von  Anfang  April  an  bis  in  Juni  hinein  kriechen  die  zuerst 
schmutzig  gelben ,  dunkel  gezeichneten ,  später  hellgrünen  Larven  aus ; 
anfangs  zwängen  sie  sich  zwischen  die  Knospenschuppen  ein ;  später 
sitzen  sie  unter  dichter  Wachswolle  und  mit  vielen  Honigtau-Bläschen 
an  Blättern,  Blüten  oder  deren  Stielen,  besonders  am  Grunde  oder  im 
Inneren  der  Blütenstände.  Zur  letzten  Häutung  gehen  sie  wieder  an 
die  Blätter;  Imagines  mit  Vorliebe  an  den  Stielen  der  jungen  Früchte. 
Befallene  Blätter  bleichen,  krümmen  und  kräuseln  sich ;  Triebe  krümmen 
sich  oder  sterben  ab ;  befallene  Knospen  öfPnen  sich  überhaupt  nicht  oder 
geben  nur  unvollkommen  entwickelte  Blätter  bzw.  Blüten;  durch  das 
Saugen  an  den  Stielen  sterben  und  fallen  die  Blüten  bzw.  jungen  Früchte 
ab.  Namentlich  hierdurch  Schaden  oft  so  grofs ,  dafs  ganze  Bäume 
ihre  Blüten  abwerfen.  Feinde:  besonders  Milben  und  Wanzen;  prak- 
tisch aber  kaum  wertvoll.  Gegenmittel :  im  Herbste ,  nach  der  Ernte, 
starke  Petroleum-Emulsion  mit  starkem  Strahle  in  die  Bäume  spritzen, 
um  die  Imagines  abzutöten ;  im  Winter  mit  500  1  Petroleum,  98  **  o  Ätz- 
soda, 90  1  Seife;  oder  mit  1—1 V2.  Ztr.  Kalk,  30—40  Pfd.  Salz,  5  Pfd. 
Wasserglas  und  500  1  Wasser.  Ätzsoda  tötet  die  nahezu  fertig  ent- 
wickelten Embryonen  in  den  Eiern.  Im  Sommer,  gegen  die  Larven, 
wie  bei  den  vorigen  Arten.  Gutes  Zurückschneiden  tötet  die  Haupt- 
masse der  Eier,  zumal  sie  an  abgeschnittenen  Trieben  absterben.  — 
Auch  in  Japan. 

Ps.  buxi  Geofifr.  an  den  Endtrieben  des  Buchses ,  dessen  Blätter 
sich  so  krümmen,  dafs  sie  sich  zu  knospenähnlichen  Gebilden  zusammen- 
schliefsen.  —  Ps.  alni  L.,  Europa,  Japan.  Larven  im  Frühjahre 
klumpenweise  in  den  Blattachseln  der  jungen  Erlentriebe ,  dicht  in 
Wolle  gehüllt  und  mit  viel  Honigtau,  die  Blätter  krümmen  sich  und 
verkrüppeln  zum  Teil.  —  Ps.  pruni  Scop.  oft  in  groisen  Gesell- 
schaften um  die  Triebe  der  Steinobstbäume;  unschädlich. 


1)  ScHMiuBERGEK,  1.  c.  p.  284—291.  —  Ormkrud,  Handbook  etc.,  1898,  p.  42—45, 
fig.  —  Theobald,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  44,  1904,  p.  65-67.  —  Furley, 
1907,  Report  on  the  Exp.  sprav.  for  the  Apple  Sucker  etc.,  Worcester  Educ. 
Comm.,  26  pp.,  8  Pls.  —  Carpenter,  Eep.  1908,  p.  595  -55^9,  fig.  2,  8.  —  S.  ferner  die 
Berichte  von  Collinge,  Lampa,  Schöyen,  Theohat.d  und  zwei  Mitteilungen  im  Prakt. 
Ratgeb.  Obst-  u.  Gartenbau  1910,  S.  256  u.  270-271. 


Psylliden.  Blattflöhe.  (349 

Ps.  elaeag-ni  Kuw.\).  Japan;  sehr  schädlich  anElaeagnus  lambellata. 

In  Indien  soll  Ps.  isitis  Bückt,  die  Endtriebe  und  Blätter  an 
Indigo  derart  kräuseln,  dais  oft  alles  Wachstum  aufhört  und  die  Pflanzen 
eingehen.  —  Ps.  eistellata  Bückt,  verursacht  Gallen  an  Mango-Trieben 
(Maxwell-Lefroy).  —  Ps.  aeaeiae-baileyanae  Frogg.^)  schwärmt  in 
Neusüdwales  auf  ihrer  Nährpflanze,  ohne  ihr  zu  schaden ;  bei  Melbourne 
hat  sie  massenhaft  ihre  Blütenknospen  abgetötet. 

Mycopsylla  fiel  Tryon^),  Australien  an  Blättern  von  Ficusbäumien ; 
aus  den  Stichwunden  tritt  so  viel  Milchsaft  heraus,  dafs  er  nicht  nur 
die  saugenden  Larven  bedeckt,  sondern  auch  die  Blätter  so  völlig  in- 
krustiert, dafs  sie  abfallen. 

Hoinotoma  Ileus  Guer.  Mittelmeerländer,  Frankreich;  an  der 
Unterseite  der  Feigenblätter,  die  vertrocknen.  Eier  überwintern;  Ima- 
gines  in  der  zweiten  Hälfte  von  Juni.  "Wahrscheinlich  mehrere  Gene- 
rationen. 

Mesohoiuotoma  eamphorae  Mats.^)  auf  Formosa  an  Kampferbäumen 
sehr  schädlich. 

Anomoneura  mori  Schwarz-^).  Japan,  am  Maulbeerbaum  oft  sehr 
schädlich,  die  Seidenraupenzucht  beeinträchtigend. 

Trioza  Foerst. 

Tr.  alaeris  Flor.^).  Mediterran;  in  Mitteleuropa  öfters  in  Ge- 
wächshäusern, seltener  im  Freien  ;  an  den  jüngsten  Trieben  von  Lorbeer- 
bäumen; Imagines  überwintern;  Eiablage  im  Frühjahr  auf  Blattunter- 
seite; hier  auch  die  Larven  unter  starker,  weifser,  wachsartiger  Wolle 
und  mit  viel  Honigtau.  Die  Blätter  rollen  sich  nach  unten  ein  unter 
dreifacher  Verdickung,  Verfärbung  und  runzlige  Ausstülpungen  nach 
oben ;  immerhin  mehr  Schönheitsfehler  als  Schaden.  —  Neuerdings  in 
Californien  eingeschleppt. 

Tr.  viridula  Zett.^).  Verursacht  an  Mohrrüben  in  Rheinhessen, 
Dänemark  und  Nordschleswig  und  an  Petersilie  in  Österreich  Kräusel- 
krankheit ,  die  die  Pflanzen  kümmern  und  oft  eingehen  läfst.  Über- 
winterung vermutlich  als  Imago  an  Holzgewächsen  (Fichte?).  Eiablage 
in  zweiter  Hälfte  von  Juni  an  die  j"ungen  Mohrrüben.  Larven  von 
Anfang  Juli  an  bis  gegen  Ende  August,  von  strahlenförmigem  Kranze  von 
Wachsfäden  umgeben.  In  Dänemark  seit  einigen  Jahren  bedrohlich.  — 
Auch  in  Japan. 

Tr.  obsoleta  Bückt.**)  verursacht  in  Indien  gelblichrote,  rauhe 
Gallen  auf  den  Blättern  von  Diospyros  melanoxylon,  die  nach  der  Reife 
ausfallen  und  Löcher  hinterlassen. 


1)  KuwAYAMA,  Trans.  Sapporo  nat.  Hist.  Soc.  Vol.  2,  1907'08,  p.  164. 

2)  Froggatt,  Proc.  Linn.  Soc.  N.  S.  Wales  Vol.  28,  1903,  p.  315. 
')  Froggatt,  Austral.  Ins.  p.  365. 

*)  KuwAYAMA,  1.  c.  p.  181,  fig.  15,  20. 

"•)  KrwAYAMA,  1.  c.  Vol.  3,  1909,  p.  63—64. 

6)  Thomas,  Gartenflora,  Jahrg.  40,  1891.  —  Crawford,  Monthl.  Bull.  Comm. 
Hortic.  Calif.  Vol.  1,  1912,  p.  86—87. 

■')  RosTRUp,  S.,  Ber.  1907/08  (als  Aleyrodicus  sp.  bezeichnet).  —  Kornauth,  Ber.  f. 
1909,  S.  89.  —  Zacher,  Mitt.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.  Hft.  12,  1912, 
p.  31,  Fig. 

8)  BucKTox,  Ind.  Mus.  Not.  Vol.  5,  1900,  p.  35—36,  PL  5  fig.  10—15.  —  Stebbing, 
Dept.  Not.  Ins.  äff.  Forestr.,  1903,  p.  130-131. 


(550  ßhvBchoten,  Schnabelkerfe. 

Tr.  camphorae  Sasaki  ^).  Japan,  Formosa,  Südchina ;  am  Kampfer- 
baum. Die  Imagines  erscheinen  von  April  an  und  legen  ihre  Eier 
meist  an  die  Unterseite  der  Blätter.  An  den  Stellen,  an  denen  hier 
die  Larven  saugen,  bildet  sich  eine  anfangs  gelbgrüne  Ausbuchtung 
nach  oben,  die  sich  im  Juni  zu  einer  regelrechten,  rundlichen,  roten, 
von  grünlichgelbem  Hofe  umgebenen,  2 — 3  mm  grofsen  Galle  schliefst, 
in  der  die  reife  Larve  überwintert.  Stark  besetzte  Blätter  fallen  vor- 
zeitig ab;  durch  derartige  Entblätterung  können  namentlich  junge 
Bäume  abgetötet  werden.  Insekten  oft  so  zahlreich,  dafs  sie  behn  Fluge 
AVolken  bilden. 

Tr.  litseae  Giard^).  Auf  Reunion  an  Litsea  laurifolia,  geht  von 
ihr  auf  Vanille  über  und  ist  dort  deren  schlimmster  Feind  geworden. 
Sie  sticht  die  Blütenknospen  an-,  imi  den  Stich  Faulstelle ;  trifft  er  den 
Fruchtknoten,  so  wird  keine  Fracht  gebildet. 

Eine  Tr.-Art^)  rollt  in  Uganda  die  Blätter  der  Citrusbäume  ein,  be- 
schädigt namentlich  junge  Bäume  und  junge  Triebe  älterer  Bäume. 

Phacosema  Zimmepmanni  Aulm.*).  Ostafrika  und  Togo  an  Khaja 
senegalensis ;  kugelige,    auf  beiden  Blattspreiten  hervorragende  Gallen. 

Aleurodideii'),  Motteii(Schild)läuse ;  snow  oder  white  flies. 

Eine  verhältnismäfsig  kleine  Familie  mit  ziemlich  einheitlicher 
Lebensweise.  Imagines  vierflügelig ,  meist  weifs,  mit  weifsem  Wachs- 
staube bepudert;  Füfse  mit  Haftborsten.  Sie  sitzen  gewöhnlich  zu 
dreien  (ein  "Weibchen  und  jederseits  ein  Männchen)  auf  der  Unter- 
seite eines  Blattes  und  fliegen  bei  Störung  aufspringend  davon.  Die 
Eiablage*^)  erfolgt  fast  ausschliefslich  an  die  Unterseite  junger  Blätter; 
nur  in  Treibhäusern,  auch  gelegentlich  an  junge  Stengelteile,  Blatt- 
stiele usw.  Auf  glatten  Blättern  bleibt  das  Weibchen  dabei  häufig 
mit  seinen  Saugborsten  fest  verankert  und  dreht  sich  um  sie  wie 
um  einen  Pfeiler  herum,  so  dafs  die  Eier  in  ein-  bis  mehrreihigen 
Kreisen  angeordnet  smd;  sonst  in  unregelmäfsigen  Haufen,  in  Reihen 
oder  vereinzelt.  Eier  birnförmig,  am  stumpfen  Ende  kurz  gestielt, 
meistens  aufrecht,  manchmal  liegend :  zuerst  hell,  später  dunkelnd  bis 
braunschwarz.  Die  frisch  ausgekrochenen  Larven  haben  grofse  Ähn- 
lichkeit mit  denen  der  Schildläuse,  bewegliche  Beine,  Fühler  und  laufen 
kurze   Zeit,    aber  nicht   weit,    umher,    bis    sie    einen   zum  Festsaugen 


1)  Sasaki,  Journ.  Coli.  Agric.  Imp.  TJuiv.  Tokyo  Vol.  2, 1910,  p.  277-286,  2  Pls. 

2)  BouDAOK,  C.  r.  6  nie   Congr.  Internat.  Agric.  Paris  1900. 

3)  Gowi.EY,  Eep.  Governm.  Ent.  Uganda  Prot.  1909/10. 

*)  VoHSELER,  Ber.  Land-,  Forstwirtsch.  D.-O.-Afrika,  Bd.  3,  1907,  S.  113.  —  Ari- 
MANN,  Mitt.  zool.  Mus.  Berlin  Bd.  5,  1911,  S.  268—271;  Ent.  Eundschau  Jahrg.  29, 
1912,  S.  123-125,  6  Fig. 

^)  Die  grundlegende  Arbeit  über  Aleurodiden  ist  Signoret,  Essai  mongraphique 
sur  les  Aleurodes,  Ann.  Soc.  ent.  France  (4)  T.  8,  1868,  p.  369—402,  PL  9,  10.  — 
Später  hat  nur  noch  Maskei.l,  Trans.  N.  Zeal.  Inst.  Vol.  28,  1896,  p.  411—449, 
12  Pls.,  eine  Zusammenstellung  aller  Arten  gegeben,  Qiaintance  (U.  S.  Dept.  Agr., 
Bur.  Ent.,  Techn.  Ser.  Bull.  12,  1907,  p.  89—94,  PL  7,  fig.  23,  24)  eine  Liste  der 
schädlichen.  —  Seither  sind  zahlreiche  fauni.stische  Bearbeitungen  erschienen,  so 
von  Peal  (orientalische  Arten),  Kfwaxa  (Japan),  IvnuvALOY  (Hawaii),  Quaintance 
(Amerika).  Jakvis  (Canada),  Bkmis  (Californien),  Cockerei.i,  (Mexiko),  Gowjjev  (West- 
indien).    Eine  moderne  Bearbeitung  der  europäischen  Arten  steht  noch  aus. 

^)  Über  Eiablage  und  Larvenstadien  s.  TrÄG.\RDH,  Zeitschr.  wiss.  Insekt. -Biol. 
Bd.  4,  1908,  S.  294—301,  13  Fig. 


Aleurodiden,  Mottenläuse.  (351 

passenden  Ort,  gewöhnlich  auf  Blattunter-,  seltener  -oberseite  gefunden 
haben,  an  dem  sie  dann  ihre  ganze  Entwicklung  (drei  Larven-  und  ein 
sogenanntes  Puppenstadium)  durchmachen.  Sie  werden  bald  unbeweg- 
lich, von  starrer,  meist  gefärbter,  durchscheinender  Hülle  ein- 
geschlossen, die  ringsum  einen  Kranz  charakteristischer,  spröder  "VVachs- 
gebilde,  manchmal  noch  auf  dem  Rücken  lockere,  wollige  Wachsfäden 
trägt. 

Aus  ihrem  dorsal  gelegenen  After  ( vasiform  orifice)  scheiden  Larven 
und  Imagines  Honigtau  ab,  der  die  darunter  befindlichen  Blätter  mit 
glänzender  Schicht  überzieht,  auf  der  sich  gewöhnlich  Rufstau  ansiedelt, 
der  durch  Unterbindung  der  Atmung  die  Blätter  fast  mehr  schädigt, 
als  dies  die  Läuse  durch  ihr  Saugen  tun.  Ist  der  Befall  sehr  dicht, 
so  kann,  besonders  in  Treibhäusern,  der  Rufstau  auch  die  Blattunter- 
seite überziehen  und  die  hier  sitzenden  Entwicklungsstadien  der  Läuse 
ersticken. 

Im  allgemeinen  können  die  Mottenläuse  kaum  zu  den  schädlichen 
Insekten  gerechnet  werden ;  natürliche  Feinde  :  Larven  von  Chrysopiden, 
Coccinelliden,  Schlupfwespen,  Pilze  halten  sie  in  Schach.  Nur  wenige, 
wie  es  scheint,  verschleppte  Arten,  haben  sich  durch  ungehinderte 
Vermehrung  zu  zum  Teil  sehr  argen  Schädlingen  entwickelt. 

Die  Bekämpfung  hat  sich  namentlich  gegen  die  Entwicklungsstadien 
zu  richten  und  erfolgt  durch  Spritzen  mit  Petroleum  oder  Fischölseife, 
Seifenwasser,  Räucherung  mit  Blausäure  oder  Tabak,  Entfernen  der 
besetzten  Blätter.  In  Florida  werden  verschiedene  Pilzarten,  unter  dem 
ihnen  günstigen  Klima,  mit  Erfolg  zur  Bekämpfung  verwandt ,  indem 
man  infizierte  Blätter  in  "Wasser  schüttelt  und  mit  diesem  Wasser  die  zu 
behandelnden  Bäume  spritzt  (s.  AI.  citri). 

Die  schädlichsten  Arten  sind  folgende: 

Aleurodes  vaporiarum  Westw.  ^)  Heimat  vermutlich  das  tropische 
Amerika ;  jetzt  auch  in  ganz  Nordamerika,  in  Europa  und  Australien ; 
überall,  wo  Winterfröste  vorkommen,  dauernd  nur  in  Treibhäusern,  im 
Sommer  aber  auch  gelegentlich  an  Freilandj)flanzen.  Sehr  polyphag, 
von  über  6()  Pflanzen  bekannt;  besonders  schädlich  in  Nordamerika 
an  Tomaten  und  Gurken  in  Treibhäusern,  desgleichen  an  Erdbeeren. 
In  Warmhäusern  ununterbrochene  Entwicklung.  Die  Image  lebt  min- 
destens zwei  Monate;  während  dieser  Zeit  legt  das  Weibchen  täg- 
lich vier  bis  sechs  hellgrüne,  schwarz  werdende  Eier.  Nach  11  Tagen 
die  Larven;  ganze  Entwicklung  fünf  Wochen.  Die  Art  des  Befalls 
bringt  es  mit  sich ,  dafs  die  Blätter  von  unten  her  absterben ;  an  den 
untersten  vorwiegend  Puppen  und  frisch  ausgeschlüpfte  Imagines,  an 
den  mittleren  Larven  bzw.  Eier  vor  dem  Ausschlüpfen,  an  den 
obersten  Imagines  und  frisch  abgelegte  Eier.  Schaden  zum  Teil  sehr 
bedeutend ,  so  in  einer  Tomatentreiberei  Nordamerikas  4000  Dollars 
in  einem  Jahre.  Gegen  Räuchern  mit  Blausäure  sind  viele  Treibhaus- 
pflanzen sehr  empfindlich;  sie  darf  nur  bei  völliger  Dunkelheit,  mög- 
lichst trockener  Luft  und  geringer  Wärme  vorgenommen  werden. 


1)  Britton,  Bull.  Connect.  agr.  Exp.  Stat.  No.  140,  1902,  17  pp.,  4  pls.,  5  figs. — 
Wked  and  Conradi,  Bull.  N.  Hampsh.  agr.  Exp.  Stat.,  No.  100,  1903,  p.  47—52, 
1  fig.  —  MoRRiLi,,  Mas.sach.  agr.  Exp.  Stat.,  Techn.  Bull.  1,  19Ö3,  66  pp  ,  6  pls.; 
U.  S.  Dept.  Agric.  Bur.  Ent..  Circ.  57,  1905,  9  pp.,  1  fig.  —  Warren  and  Voorhess, 
27.  Eep.  N.  Jersey  agr.  Exp.  Stat.  1907,  p.  292—298.  2  Pls.  —  Tower,  Massachusetts 
agr.  Exp.  Stat.,  22.  Rep.  1910,  p.  214—247. 


652  EhyDchoten,  Schnabelkerfe. 

AI.  citri  Ril.  and  How.  *)  Heimat  Indien  ^),  Japan  und  China, 
hier  überall  durch  Parasiten  in  Schach  gehalten.  Seit  1878  in  den 
Vereinigten  Staaten  festgestellt,  und  hier,  besonders  in  Florida,  einer 
der  schlimmsten  Feinde  der  Citrus -Kultur.  Auch  in  Mittel-  und  Süd- 
amerika, bis  Chile,  hier  sogar  sehr  schädlich.  In  Florida  3  Generationen ; 
Imagines  in  März  bis  Mai,  Juni  bis  August,  September  und  Oktober. 
Larven  und  Puppen  überwintern,  nicht  nur  an  Bäumen,  sondern  selbst 
an  abgefallenen  geschützt  liegenden  Blättern.  Zahl  der  Nährpflanzen 
nicht  groi's-,  aui'ser  den  Citrus-Arten  namentlich  Melia  azedarach,  Clardenia 
jasminoides,  Ligustrum-Arten  und  Kaffee  wichtig.  Unter  den  Einflüssen 
des  günstigen  Klimas  von  Florida,  und  da  natürliche  Feinde  ursprüng- 
lich fehlten,  hat  sie  sich  hier  ungeheuer  vermehrt;  auf  einem  Blatte 
wuixlen  bis  20000  Eier  gezählt;  die  Imagines  fliegen  manchmal  in 
Wolken  auf;  sie  setzen  sich  dann  gerne  an  alles  ihnen  in  den  Weg 
kommende  fest  und  werden  so  durch  Personen,  Wagen  usw.  leicht 
verschleppt,  ebenso  wie  die  jüngsten  Larven  durch  Tiere,  Vögel  usw. 
Da  nach  Messungen  1  Mill.  Larven  in  48  Stunden  1  (amerik.)  Pfund 
Honigtau  abscheiden,  in  einem  Jahre  also  180  Pfund,  läfst  sich  der 
Schaden  ermessen ;  er  wird  durch  den  Rufstau  (Mcliola  camclliac  Sacc.) 
noch  bedeutend  vermehrt  und  beträgt  in  Florida  jährlich  Va — ^U  Mill. 
Dollars.  Die  Bäume  leiden  allerdings  direkt  weniger;  doch  entwickeln 
sich  die  Läuse  besonders  auf  anderweitig  erkrankten  Bäumen  und 
schwächen  diese  noch  mehr.  Aber  Säure-  und  Zuckergehalt  der 
Früchte  werden  vermindert,  so  dafs  diese  geschmacklos  werden;  der 
sie  bedeckende  Rufstau  verzögert  ihre  Reife  und  erschwert  ihre  Ver- 
käuflichkeit. 

Auf  Citrus-Arten  in  Florida  und  Cuba  treten  noch  A.  Howardi 
Quaint.  ^)  und  nubifera  Berg,  in  geringerem  Mafse  schädlich  auf. 

Diese  drei  Arten  werden  von  sechs  Pilzparasiten  befallen,  deren  wich- 
tigster der  Broum  fungus,  Aegerita  Wehheri  Fawc.  und  der  Red  fungus, 
Aschcrsonia  aJeyrodis  Webb.  sind.  Die  übrigen  heifsen  Äschersonia 
flavo-citrina  P.  Henn.  (nur  an  AI.  nubifera),  Microcera  sp.  (an  Imagines, 
besonders  der  letzten  Art) ,  VerticRUum  Jietcrocladum  Panz.  und  Sphae- 
rostilbc  coccophüa  Tal.  Spritzungen  mit  diesen  Pilzen  sind  besonders 
im  Sommer,  von  Juni  bis  September,  wirksam. 

Auch  Seifenbrühe  ist  im  Sommer  anzuwenden;  am  wichtigsten 
aber  sind  die  Winterbespritzungeji  mit  Petroleum- Emulsion,  Fischölseife 
und  einer  Mischung  von  Wachs,  Soda  und  Fischölseife.  Räuchern  mit 
Blausäure.  Im  Herbst  ist  ferner  alles  gefallene  Laub  zu  vernichten. 
Aus  infizierten  Baumschulen  dürfen  keine  belaubte  Bäume  bezogen 
werden.  Die  Larven  vertragen  eine  Kälte  von  7 — 8 "  C. ,  sind  also 
widerstandsfähiger  als  die  Orangenbäume  selbst. 

Andere,  an  Citrus  schädliche  Arten  sind:  Paraleyrodes  perseae 
Quaint. ^)  in  Florida  (auch  auf  Persea  spp.)  und  auf  Cuba;  hier  auch 
auf   Psidium   guayava;    A.  Giffardi  Kot. ^),   Japan,    an    Orangen   sehr 


^)  Siehe  in  erster  Linie  die  Veröffentlichungen  der  Florida  agric.  Exp.  Stat. 
seit  1903.  —  MoimiLL,  IT.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  76,  1908,  73  pp.,  7  pls., 
11  figs.;  Circ.  111,  1909,  12  pp.,  4  figgs.  —  Morrii.l  and  Back,  ibid..  Bull.  92,  1911, 
109  pp.,  10  Pls.,  19  figs.  —  HowAKD,  Journ.  ec.  Ent.,  Vol.  4,  1911,  p.  130—132. 

-)  Hier  seither  AI.  eugeniae  var.  aurantii  Mask.  genannt. 

3)  Back,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  64,  1910,  p.  65—71,  PI.  4,  fig.  19—22. 

*)  QuAiNTAxcE,  ibid.,  Techn.  Ser.,  Bull.  12.  1909,  p.  169—174,  fig.  35,  36. 

5)  KuwANA,  Pomona  Coli.  Journ.  Ent.  Vol.  3,  1911.  p.  620. 


Aleurodiden,  Mottenläuse.  (353 

schädlich :  A.  horridus  Hemp.  ^) ,  Brasilien ,  Barbados ,  in  ersterem 
Orangenbäumen  oft  zugrunde  richtend ,  auf  kultivierten  indianischen 
Birnbäumen  dagegen  verhältnismäfsig  unschädlich. 

An  Psidium  guayava  im  wärmeren  Amerika^)  schaden  ferner 
noch:  A.  g-oyabae  Göldi,  A.  floridensis  Quaint.  (auch  an  Persea,  auf 
Barbados  noch  an  Kakao,  aber  unschädlich),  Aleurodieus  eardini 
Back  (Florida)  und  eoeois  Gurt.  ^).  Letztere  Art  kommt  auch  vielfach 
auf  Kokospalmen  vor  und  soll  diese  nach  dem  grofsen  Wirbelsturme 
von  1831  auf  Barbados  derart  geschädigt  haben,  dafs  nicht  nur  Blüten, 
junge  Nüsse  und  Blätter  abstarben  und  abfielen,  sondern  schliefslich 
auch  vielfach  die  Krone  und  damit  die  ganzen  Bäume  eingingen.  Seither 
nicht  mehr  als  schädlich  beobachtet. 

An  Zuckerrohr  auf  Java'')  schaden  A.  Berg^i  Sign.,  long'ieornis 
Zehntn.  und  laetea  Zehntn.,  in  Indien  A.fbarodensis  Mask,^),  ernst- 
licher nur  die  letztgenannte  Art.  Die  erste  befällt  vorwiegend  ge- 
schwächte Pflanzen,  die  sie  besonders  durch  Rufstau  noch  mehr  schwächt, 
die  zweite  ruft  gelbliche  Streifen,    die  dritte  rotbraune  Flecke  hervor. 

Erdbeeren  in  Nordamerika  leiden  stellenweise  sehr  unter  AI. 
Paekardi  Morr.  "^ ) ;  die  Blätter  werden  vom  Rande  aus  schwarz ;  stark 
befallene  Pflanzen  sterben  ganz  oder  fast  ganz  ab.  Nicht  alle  Sorten 
gleich  befallen.  In  Europa  tritt  AI.  frag-ariae  AValk.  '^)  an  Erdbeeren 
auf,  aber  ohne  zu  schaden. 

An  Kohl  in  Europa  kommen  AI.  brassieae  Walk.**)  und  prole- 
tella  L.^)  vor,  aber  nur  gelegentlich  ernstlich  schädlich.  In  Brasilien 
überzieht  A.  Youngfi  Hemp.  ^^)  die  Innenseite  der  Blätter  mit  vollstän- 
diger Schicht  von  Häuten,  Eiern  und  Honigtau. 

Von  anderen  Arten  seien  genannt:  A.  olivlnus  Silv.  1^),  Italien, 
Spanien,  Tunis,  Smyrna  am  Ölbaum,  merkwürdigerweise  auf  der  Ober- 
seite der  Blätter ;  AI.  eug-eniae  Mask.  12),  Indien,  an  Eugenia  jambolana 


y  Hempel,  Bol.  Agric.  Est.  S.  Paulo  5a  Ser.,  1904.  p.  1.5-21,  fig.  1—3. 

-)  GowDEY,  West  Ind.  Bull.  Vol.  9,  1909,  p.  345  ff . 

3)  ßiLEr  and  Hmwauu,  Ins.  Life  Vol.  5,  1893,  p.  314-317.  fig.  39—41.  —  Froggatt, 
Dept.  Agric.  N.  S.  Wales,  Spec.  Bull.  2,  2«l  ed.,  1912,  p.  3U— 31. 

*)  Zehntnfi!,  Arch.  Java  Suikerind.,  Afl.  19,  1896,  Afl.  23,  1898.  —  van  Deventer, 
1.  c,  p.  205-227,  PL  28,  29.  —  Komngsberger,  Med.  Dept.  Landbouw  No.  6,  1908, 
p.  7. 

5)  Maskell,  Ind.  Mus.  Not.  Vol.  4,  1899,  p.  148—144,  PI.  12  fig.  1.  —  Stebbing, 
ibid.  Vol.  5,  1900,  p.  87—88.  —  Maxwell-Lefroy,  Mem.  Dept.  Agr.  ludia.  Vol.  1, 
1907,  p.  245. 

6)  Slingerlaxd,  Cornell  Univ.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  190,  1901,  p.  155—158,  fig. 
45,  46.  —  MoRRiLL,  Canad.  Ent.  Vol.  35,  1903,  p.  25-35,  PI.  2;  Massach.  agr.  Exp. 
Stat.,  Techn.  Bull.  No.  1,  1903.  —  Smith,  N.  Jers.  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  225,  1909, 
p.  30. 

'')  Eeh,  Jahrb.  Hamb.  wiss.  Anst.  19,  1902,  S.  185—186.  —  Tullgren,  Ark. 
Zool.  Bd.  3,  1907,  No.  26,  p.  11—14.  fig.  14—19.  —  Ferrant,  Schädl.  Insekt.,  1911, 
S.  380. 

^)  TuLLGREx,  1.  c  ,  p.  10—11.  —  Ferrant,  1.  c.  S.  380.  —  Graxdi,  Ent.  agraria, 
Portici  1911,  p.  131—132. 

")  Reaumur,  Mem.  etc..  Vol.  2,  p.  302—317,  PI.  25  fig.  1—7.  —  Schöyen,  Beretn. 
1898.  —  GouRY  et  GuigxNon,  Feuille  jeun.  Nat.,  T.  35,  1905,  p.  106.  —  Tullgren,  1.  c. 
p.  1—10,  fig.  1—13. 

^0)  Hempel,  1.  c.  3*  Ser.,  1902,  p.  245—246. 

1')  SiLVESTKi,  Bol.  Labor.  Zool.  gen.  agr.  Portici  Vol.  5,  1911,  p.  214-225,  13figg. 

12)  Maskell,  1.  c.  Vol.  4,  1895,  p.  52—53,  fig. 


(354  Rhynchoteri,  Schnabelkerfe. 

ernstlich  schädlich;  AI.  nubilans  Bückt.  ^)  ebenda,  an  Betelnul'spalme  ; 
A.  atriplex  Frogg. -),  Australien,  desgleichen  an  Atriplex-,  A.  varia- 
bllis  Quaint.  ^),  Florida,  Barbados,  an  Carica  papaya. 

An  Acer  platanoides  und  campestris  kommt  öfters  Aleurochiton 
aeeris  Geoffr. •*)  vor,  das  an  aus  anderen  Ursachen  (zu  viel  Feuchtig- 
keit usw.)  kränkelnden  Bäumen  stark  überhand  nehmen  und  ein  vor- 
zeitiges Absterben  der  Blätter  herbeiführen  kann. 


Aphidoiden. 
Apliididen,  Blattläuse. 

Bearbeitet  von  Carl  Börne P. 

Die  Pflanzenläuse  sind  den  Schildläusen  nächstverwandt  und 
leben  wie  diese  ausschliefslich  von  Pflanzensäften.  Von  den  übrigen 
homopteren  Rhynchoten  unterscheiden  sie  sich  gleich  den  Schildläusen 
insbesondere  durch  den  Bau  des  Brustabschnittes.  Die  Hüften  der 
drei  Beinpaare  sind  einander  ähnlich,  diejenigen  desselben  Paares 
stehen  stets  deutlich  auseinander,  die  Mittelhüften  mehr  als  die  Vorder- 
hüften. Die  Entwicklung  der  Flügel  ist  häufig  unterdrückt.  Der 
Thorax  ist  nie  einheitlich  chitinisiert,  der  Clypeus  durch  weiche  Haut- 
teile mit  den  übrigen  Kopfteilen  verbunden. 

Von  den  Schildläusen  unterscheiden  sich  die  Pflanzenläuse  durch 
doppelte  Klauen  und  meist  zweigliedrige  Tarsen,  durch  regelmäfsige 
Heterogonie  zwischen  ein-  und  zweigeschlechtlichen  Generationen.  Die 
geflügelten  Formen  besitzen  wohlentwickelte  gröfsere  Vorder-  und 
kleinere  Hinterflügel  und  reichfacettierte  Seitenaugen,  an  deren  Hinter- 
rande drei  gröfsere,  bei  Jugendstadien  häufig  allein  vorhandene  Facetten 
isoliert  stehen. 

Viele  Formen  besitzen  wachsausscheidende  Hautdrüsen,  deren  Bau 
und  Verteilung  von  systematischer  Bedeutung  ist.  Andere  sind  durch 
ein  Paar  sogenannter  Siphonen  (Eückenröhren ,  Honigröhren)  aus- 
gezeichnet, die  seitlich  auf  dsm  Rücken  des  fünften  Hinterleibsringes 
sitzen,  gestaltlich  sehr  verschieden  gebaut  sein  können  und  eine  an 
der  Luft  rasch  erstarrende ,  verschieden  gefärbte  Flüssigkeit  aus- 
spritzen, mit  der  die  Mundteile  der  sie  verfolgenden  Raubinsekten 
verschmiert  werden  können.  Die  Exkremente  der  Pflanzenläuse  werden 
(eine  Ausnahme  machen  nur  die  Phylloxeren,  deren  Afteröffnung  ge- 
schlossen ist)  in  Form  kleiner  Tröpfchen  als  Honigtau  ausgeschieden, 
der  häuf3g  bedeutende  Mengen  zuckerartiger  Stoffe  enthält  und  verschie- 
denen Insekten  zur  Nahrung  dient.  Von  den  Bienen  wird  er  bisweilen 
eingesammelt ,  wenn  es  ihnen  an  Blütenhonig  mangelt ,  während  viele 
Ameisen  seinetwegen  die  von  ihnen  besuchten  Blattläuse  pflegen  und 
gegen  feindliche  Angriffe  verteidigen,  bisweilen  sogar  die  Wintereier  der 
Blattläuse  hüten,  um  im  nächsten  Jahre  der  Nutznielsung  ilu^er  „Honig- 


1)  Buckton,  Ind.  Mus.  Not.,  Vol.  5,  1899,  p.  36,  58,  PI.  5  fig.  7-9. 

2)  Froggatt,  Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  22,  1911,  p.  757—758.  6  figs. 

3)  GowDEY,  1.  c.  p.  358—359,  PI.  1,  fig.  5—6.  —  Back,  Canad.  Ent.  Vol.  44,  1912, 
p.  147. 

*)  TuLi.GREN,  1.  c.  p.  14—18,  fig.  20—27.  —  Wolff,  Centralbl.  Bakt.  Parasiten- 
kunde II.  Abt.,  Bd.  26,  1910,  S.  643-667,  2  Taf.,  17  Fig. 


Aphididen,  Blattläuse.  (355 

kühe"  gevviis  zu  sein.  In  grol'sen  Blattlauskolonien  wird  nicht  selten 
soviel  „Honigtau"  produziert,  dais  in  ihrer  Nähe  die  Pflanzenteile  wie 
mit  einem  glänzenden,  klebrigen  Lack  überzogen  erscheinen ;  in  anderen 
Fällen  (wie  in  den  kartoöelförmigen  Ulraengallen  von  Schisoneura  Janu- 
(jinosa)  können  sich  die  Exkremente  zu  grolsen  gummiartigen  Klumpen 
ansammeln. 

Fast  alle  Familien  der  Gef  äfspflanz  en  (Pteridophyta ,  Gymno- 
spermae,  Angiospermae),  angeblich  sogar  eine  Pilzart  i)  sind  den  An- 
griffen von  Pfianzenläusen  ausgesetzt.  Neben  solchen  Pfianzenläusen, 
die  auf  den  verschiedensten  Gewächsen  zu  leben  vermögen ,  gibt  es 
andere,  die  an  ganz  bestimmte  Nährpflanzen  gebunden  sind  und  auf 
diesen  Pflanzen  auch  oft  nur  bestimmte  Organe  besiedeln.  Bevorzugen 
die  Läuse  im  allgemeinen  auch  die  im  AVachstum  befindlichen  zarten 
ober-  oder  unterirdischen  Pflanzenteile,  so  fehlt  es  doch  nicht  an  Arten, 
die  selbst  an  der  oft  rissigen,  borkigen  Rinde  von  Bäumen  oder 
Sträuchern  saugen,  so  dafs  es  kaum  ein  saftiges  Pflanzenorgan  gibt,  an 
dem  nicht  Pflanzenläuse  zu  leben  befähigt  wären. 

Die  Saugtätigkeit  der  Läuse  ist  naturgemäls  stets  von  einem 
mehr  oder  weniger  erheblichen  Säfteverlust  der  besiedelten  Pflanzen 
begleitet,  der  meist  Ernährungsstörungen  in  den  befallenen  Pflanzen- 
teilen und  schliefslich  vielfach  deren  Absterben  verursacht.  Nicht 
selten  bleiben  die  von  Läusen  angestochenen  Pflanzenteile  gestaltlich 
unverändert.  Häuflger  ist  es  aber  zu  beobachten,  dafs  sie  Um- 
formungen erleiden ,  die  sie  bisweilen  bis  zur  Unkenntlichkeit  ver- 
ändern. Wahrscheinlich  reizt  das  mit  den  Stechborsten  in  das  Pflanzen- 
gewebe eingedrungene  Speichelsekret  der  Läuse  die  Zellen  der 
Pflanze  zu  gesteigertem  Wachstum  und  zur  Gallenbildung  an.  Auf 
diese  Weise  entstehen  die  verschiedenartigsten  Verkrümmungen.  Falten- 
und  Sackbildungen,  Knickungen,  Knoten  und  Beulen  an  Blättern, 
Blattstielen,  Stengeln  und  Wurzeln,  bisweilen  bei  gleichzeitiger  Glied- 
stauchung beblätterter  Triebe.  Demgemäfs  sind  die  Läuse  bald  frei 
sichtbar  an  der  Oberfläche  der  von  ihnen  erzeugten  Gallenbildungen 
(wie  die  Blutläuse  und  die  Wurzelrebläuse),  bald  sind  sie  wenigstens 
zeitweise  im  Lmern  der  Gallen  versteckt.  Je  kleiner  der  von  der 
jungen  Laus  angestochene  Bezirk  beispielsweise  eines  Blattes  ist,  desto 
mehr  bleibt  die  Gallenbildung  lokalisiert,  um  dann  meist  auch  desto 
schärfer  charakterisierte  Formen  anzunehmen.  Da  das  Gewebe  des 
Blattes  an  der  vom  Stich  der  Laus  abgekehrten  Seite  regelmäfsig 
schneller  zu  wachsen  pflegt,  so  bildet  die  von  den  Läusen  besiedelte 
Blattfläche  stets  die  Höhlung  der  Gallen,  die  Läuse  selbst  werden  also 
vom  Gallengewebe  sozusagen  umwachsen. 

Die  Lebensdauer  der  G  a  1 1  e  n  g  e  w^  e  b  e  ist  erheblichen  Schwan- 
kungen unterworfen.  Es  ist  kaum  auffällig,  dafs  das  hypertrophierte 
Gewebe  bei  geringfügigen  baulichen  Abweichungen  auch  die  Lebens- 
dauer des  normalen  Gewebes  ganz  oder  nahezu  erreichen  kann.  Seltener 
beobachtet  man  dies  bei  histologisch  höher  spezialisierten  Gallen,  wie 
beispielsweise  bei  den  Blattgallen  der  Reblaus,  die  nicht  selten  bis  zum 
Blattfall  ihre  normale  Struktur  beibehalten,  auch  wenn  sie  seit  langem 
nicht  mehr  besiedelt  sind,  oder  wie  bei  den  von  der  Blutlaus  erzeugten 


^)  Patch,    Edith  M. ,   Food  plants   catalogue    of   the  Aphididae    of  the  world, 
Part  I,  Maine  Agric.  Exp.  Station,  Bull.  No.  202,  1912.  p.  179—214. 


056  Rhyuchoten,  Schnabelkerfe. 

Tuberositäten  des  Apfelbaums  oder  den  von  der  Tannenrindenlaus 
hervorgebrachten  Zweigknoten  der  Silbertanne  (Abies  nobilis),  die  nach 
mehrjährigem  Wachstum  eine  beträchtliche  Gröise  erreichen  können. 
In  der  Regel  aber  stirbt  das  Gallengewebe  ab,  sobald  es  den  Läusen 
nicht  mehr  als  Nahrung  dient.  Verlassene  Blatt-  oder  Rindengallen 
sehen  wir  meist  bald  nach  der  iVbwanderung  ihrer  Insassen  vertrocknen. 
Es  mufs  oft  zur  Vermeidung  eines  unnötigen  Stoffverbrauches  zweck- 
mäfsig  erscheinen,  wenn  die  Pflanze  die  Ernährung  der  Galle  einstellt, 
sobald  der  durch  das  Speichelsekret  der  saugenden  Läuse  ausgelöste 
Reiz  aufhört.  In  anderen  Fällen  hat  aber  das  Absterben  der  Gallen- 
gewebe den  Verlust  gesunder  Pflanzenteile  im  Gefolge,  die  während 
des  AVachstums  der  Galle  noch  nicht  gefährdet  waren.  So  kann  man 
z.  B.  oft  beobachten,  dafs  die  an  ihrem  Grunde  mit  einer  Galle  von 
Chcrmes  ahietis  besetzten  Fichtenzweige  nach  dem  Vertrocknen  der 
Galle  in  der  Entwicklung  zurückbleiben  oder  gleichfalls  absterben. 
Ähnlich  liegen  die  Verhältnisse  bei  den  durch  die  Wurzelrebläuse  her- 
vorgerufenen Geschwulsten  der  Rebenwurzeln.  Obwohl  dieselben  bei 
gewissen  amerikanischen  Reben  mit  rasch-  und  starkwüchsigen  Wurzeln 
am  Leben  bleiben  und  bei  der  Bildung  neuer  Rindenschichten  ab- 
gestofsen  werden  können,  ohne  dafs  das  fernere  Wachstum  der  AVurzel 
darunter  leidet,  sind  sie  im  allgemeinen  doch  sehr  der  Fäulnis  durch 
Mikroorganismen  des  Bodens  ausgesetzt,  die  dann  oft  für  gröfsere 
Wurzelteile  verhängnisvoll  wird. 

Wird  die  Entwicklung  einer  Aphidengalle  vorzeitig  gestört,  so  kann 
das  Gallengewebe  entweder  den  Charakter  des  normalen  Gewebes 
zurückerwerben  oder  es  verliert  die  Fähigkeit  zu  weiterer  normaler 
Entwicklung.  Systematische  Untersuchungen  über  diese  Frage  scheinen 
noch  kaum  ausgeführt  zu  sein.  Von  Chermiden  weifs  man ,  dafs  die 
jungen  Fichtengallen  unentwickelt  bleiben,  wenn  sie  nicht  von  den 
Gallenläusen  besiedelt  werden ,  dafs  aber  das  hypertrophierte  Gew^ebe 
die  Fähigkeit,  auszuheilen,  eingebüfst  hat,  wenn  die  Gallenmutterlaus 
bereits  mit  der  Eiablage  begonnen  hat  \).  Wahrscheinlich  wird  auch 
hier  in  früheren  Stadien  der  Gallenbildung  noch  eine  Heilung  möglich 
sein.  So  können  z.  B.  junge  Reblausgallen  selbst  nach  der  Entwick- 
lung der  den  Gallenmund  umschliefsenden  Randhaare  noch  weit- 
gehend rückgebildet  werden,  so  dafs  man  ihr  einstiges  Vorhandensein 
an  ausgewachsenen  Blättern  bisweilen  nur  noch  an  diesem  dann  stark 
erweiterten  Haarkranz  erkennen  kann-).  Daraus  folgt,  dafs  die  im 
Speichelsekret  der  Gallenläuse  vorhandenen  Enzyme  die  gereizten 
Pflanzenzellen  nicht  abtöten,  dafs  die  Gallenbildung  von  einer  ganz 
bestimmten  Wechselwirkung  zwischen  dem  Speichelsaft  der  Parasiten 
und  dem  Zellsaft  der  Wirtspflanze  abhängig  ist  und  dafs  das  spätere 
Absterben  der  Gallengewebe  anderen  Ursachen,  in  erster  Linie  wohl 
der  infolge  hochgradiger  Spezialisierung  unmöglich  gewordenen  Rück- 
bildung oder  Einschaltung  desselben  in  den  normalen  Stoffwechsel  der 
Pflanze,  zuzuschreiben  ist.  Kommt  die  angenommene  Wechselwirkung 
zwischen  Tier  und  Pflanze  nicht  zustande,  so  unterbleibt  nicht  nur  die 
Gallenbildung,  sondern  es  können  auch,  wie  bei  Infektionen  un- 
geeigneter Reben  mit  Gallenrebläusen,  die  angestochenen  Gewebe  be- 


^)  BöRNER,  Eine  monographische  Studie  über  die  Chermiden.     Arb.  Kais.  Biol. 
Anstalt,  Bd.  VI,  Heft  2,  1908,  S.  224— 2'25. 

-)  Siehe  Mitt.  Kais.  Biol.  Anstalt  No.  12,  1912,  S.  40. 


Aphididen,  Blattläuse. 


657 


reits   nach  wenigen  Tagen   absterben.     Eine  Entwicklung   des   Gallen- 
tieres unterbleibt  in  solchen  Fällen  in  der  Regel. 

Auf  gallenbildenden  Pflanzen  ist  indessen  das  Gedeihen  der  Gallen- 
laus nicht  immer  unbedingt  an  das  Vorhandensein  der  Gallen  gebunden. 


Fig.  297.     Aphis   hal<eri    Cowen,    als   Typus    einer  Aphidine    (in    Nordamerika    auf 

Crataegus  schmarotzend;  nach  C.  P.  Gillette,   1908).     a  ungeflügelte  Virgo, 

h  Fundatrix,  c  Sexualis- Weibchen,  d  geflügelte  Virgo. 


Verzögert  man  im  Frühjahr  eine  rechtzeitige  Infektion  junger  Ulmentriebe 
mit  den  Gallenmutterläusen  der  bekannten  Schüoneura-Avten,  oder  versucht 
man,  junge  Gallenläuse  der  Chermiden  auf  ganz  jugendlichen,  aber 
von  der  Gallenmutterlaus  nicht  vorgereizten  Fichtentrieben  anzusiedeln, 
so  unterbleibt  die  Gallenbildung  und  die  Läuse  gehen  zugrunde.  Um- 
gekehrt kann  man  im  Herbst  auf  den  letzten  schwächlichen  Blättern 
eines  ausgereiften  Rebentriebes  Gallenläuse,  ohne  dafs  es  zur  Bildung 


Sorauer,  Handbuch.    3.  Auö.    Dritter  Band. 


42 


058  Rhj'iichoten,  Schnabelkerfe. 

von  Gallenwucherungen  kommt,  grofsziehen.  Es  folgt  daraus,  dafs  die 
Pflanzen  nur  an  jungen ,  in  der  Entwicklung  begriffenen  Organen 
Gallen  bilden;  so  wenig  eine  ausgereifte  Galle  rückgebildet  werden 
kann,  so  wenig  kann  ein  normal  differenziertes  ausgewachsenes  Ge- 
webe durch  den  Stich  der  Gallenlaus  in  Gallengewebe  umgewandelt 
werden. 

Die  Schädlichkeit  der  Pflanzenläuse  beruht  nicht  allein  auf 
ihrem  obligatorischen  Phytoparasitismus ,  sie  wird  wesentlich  erhöht 
durch  ihre  aui'sergewöhnliche  Fruchtbarkeit,  die  in  dem  Vorherrschen 
parthenogenetischer  Lidividuen  ihren  unmittelbaren  Ausdruck 
findet.  In  keiner  anderen  Tiergruppe  ist  die  zweigeschlechtliche 
Generation  so  sehr  zurückgedrängt  worden,  haben  die  eingeschlecht- 
lichen, parthenogenetischen  Formen  die  gleiche  Hauptrolle  bei  der 
Vermehrung  übernommen  und  eine  gleich  tiefgreifende  Arbeitsteilung 
bei  gleich  polymorpher  Differenzierung  erfahren.  Die  Biologie  der 
Pflanzenläuse  zeigt  im  besonderen  grofse  Verschiedenheiten,  deren 
wichtigste  Phasen  im  folgenden  kurz  dargestellt  zu  werden  verdienen  ^). 

Ausschiefslich  amphigone  (zweigeschlechtliche)  Pflanzenläuse 
sind  seither  nicht  bekannt  geworden,  stets  wechselt  wenigstens  eine 
parthenogenetische  mit  einer  amphigonen  Generation  ab  •,  in  der  Regel 
gehen  aber  der  den  ein-  oder  zweijährigen  Zyklus  der  Heterogonie  ab- 
schliefsenden  zweigeschlechtlichen  Generation  mehrere  parthenogene- 
tische vorauf. 

Pflanzenläuse,  deren  sämtliche  Generationsformen  geflügelt 
seien,  sind  ebenfalls  noch  unbekannt.  Die  amphigonen  Formen  sind 
selten  beide  geflügelt,  so  bei  Phjllaphis  cotveni  Ckll.  nach  Gillette  ^j; 
meist  entbehren  die  Weibchen  (wie  bei  vielen  ÄpJikliäac)  oder  beide  Ge- 
schlechter (wie  bei  den  übrigen  Läusen)  der  Flügel.  Die  aus  dem  be- 
fruchteten „Winterei"  entstandene  „Fundatrix"  ist  bei  den  Callip- 
terinae'^)  vielfach  geflügelt,  sonst  angeblich  stets  flügellos.  Im  übrigen 
pflegt  der  Besitz  der  Flügel  auf  die  parthogenetisch  entstandenen  und 
selbst  parthenogenetischen  Formen  beschränkt  zu  sein. 

Setzen  wir  nun  die  Fähigkeit  der  Parthenogenese  und  zur  Ent- 
wicklung flügelloser  Formen  voraus,  so  ergeben  sich  selbst  für  die 
ursprünglichsten  Verhältnisse  bereits  vier  verschiedene  Grundtypen, 
die  sich  teils  ihrer  Abstammung  nach,  teils  durch  ihre  verschiedene 
Gestalt  und  Fortpflanzungsart  unterscheiden.  Wir  erhalten:  1.  die 
a  priori  gegebenen  amphigonen  Sexuales;  2.  die  amphigon  entstandene, 
in  der  Regel  (ob  stets?)  auch  morphologisch  spezialisierte  Fundatrix 
als  Kind  der  Sexuales;  3.  die  geflügelten  und  4.  die  flügellosen  partheno- 
genetisch  entstandenen    und  selbst  parthenogenetischen  Virgines    als 


')  Man  vergleiche  hierzu  u.  a.  folgende  Aufsätze:  Mordwii.ku,  Beiträge  zur 
Biologie  der  Pflanzenläuse,  Aphididae  Passkrini.  Die  zyklische  Fortpflanzung  der 
Pflanzenläuse.    Biol.  Zentralbl.  Bd.  27,  1907,  No.  17.  18,  'ii,  '24:  Bd.  29,  1909,  No.  3,  6. 

—  Nüssr.ix,  Zur  Biologie  der  Gattung  Chermes,  II.  ibidem,  Bd.  2^,  1908,  No.  22,  23. 
Zur  Biologie  der  Gattung  Mindarus  Koch,  ibidem,  Bd.  30,  1910,  Nr.  12,  13.  Über 
den  Zusammenhang  zwischen  Pemphigus  bumeliae  Schrank  und  Pemphigus 
(Holzneria)  poschingeri  Holzner,  Zool.  Anz.  1909,  Bd.  33,  No.  26,  Bd.  34,  Nr.  24,  2-5. 

—  BiiuNHR,  aufser  der  S.  675  zitierten  Arbeit:  Über  Chermesiden.  III.  Zur  Theorie 
der  Biologie  der  Chermiden,  Zool.  Anz.  1908,  Bd.  33,  No.  19,  20.  Zur  Biologie  und 
Sj^stematik  der  Chermesiden,  Biol.  Zentralbl.  1909,  Bd.  29,  No.  4,  5.  Unter- 
suchungen über  Chermesiden,  Mitt.  Kais.  Biol.  Anstalt  1909,  Heft  8,  p.  52—60. 

-)  The  Canadian  Entomologist,  Vol.  41,  No.  2,  1909,  p.  41—45. 
^)  Bei  Drepanosiphum   ist  die  Fundatrix  stets  geflügelt,  bei  den  anderen  Gat- 
tungen bald  geflügelt,  bald  ungeflügelt  (nach  Borner  1913). 


Aphididen,  Blattläuse. 


659 


Kinder  der  Fundatrix.  War  anfangs  die  Fähigkeit,  Sexuales  zu  er- 
zeugen, noch  allen  parthenogenetischen  Formen  gemein,  so  sehen  wir 
sie  doch  vielfach  auf  besondere  Virgo-Typen  beschränkt,  die  dann  oft 
als  5.  sogenannte  sexupare  Formen  zu  den  vier  erstgenannten  hinzu- 
treten. Umgekehrt  können  die  eigentlichen  Virgines  unterdrückt  werden: 
es  gibt  trimorphe  Cyklen  mit  den  Formen  der  Sexuales,  Fundatrix 
und  Sexupara  {Mindarus,  Phylloxerina)  und  dimorphe  Cyklen  mit 
den  Formen  der  Sexuales  und  sexuparen  Fundatrix  (Äcanthochermes). 
Die  durch  Unterdrückung  der  Heterogonie  entstandenen  rein  partheno- 
genetischen Cyklen  werden  als  Teilcyklen  weiter  hinten  Erwähnung 
finden. 


Fig.  298.  Biologisches  Schema  einer  nicht  migrierenden  Aphidine.  In  Fig.  a 
ist  jede  Generation  durch  einen  einfachen  Punkt  dargestellt,  in  Fig.  b  sind  die 
geflügelten  (Zahl  mit  Stern)  und  ungeflügelten  (Zahl  ohne  Stern)  Formen  jeder 
Generation  gesondet  dargestellt  worden.  Die  Pfeile  deuten  die  Verbindungsrich- 
tung der  Generationen  an.    Die  Sexuparen  sind  vielfach  zugleich  noch  virginopar. 

Pflanzenläuse,  die  ihren  ganzen  Cyklus  auf  derselben  oder,  wenn 
polyphag,  auf  mehreren  miteinander  verwandten  Pflanzen  vollenden, 
zeigen  nie  mehr  als  die  genannten  fünf  verschiedenen  Typen.  Es  ver- 
dient aber  hervorgehoben  zu  werden,  dafs  diese  fünf  Typen  der 
Anlage  nach  auf  zwei  bis  drei  zurückgeführt  werden  müssen. 
Neuere  Forschungen  haben  ergeben,  dafs  bei  den  ursprünglicheren  Läusen 
aus  ein  und  derselben  Junglarvenform  sowohl  die  virginoparen  wie  die 
sexuparen  geflügelten  und  ungeflügelten  Individuen  entstehen  können, 
dafs  sich  die  Unterschiede  dieser  (folglich  nicht  immer  streng  getrennten) 
Typen  erst  postembryonal  unter  dem  Einflufs  äufserer  Faktoren 
(Ernährung,  Temperatur,  Feuchtigkeitsverhältnisse)  differenzieren.  Von 
dieser  virgalen,  parthenogenetisch  entstandenen  Junglarvenform  _  unter- 
scheidet sich  die  amphigon  entstandene  Junglarve  der  Fundatrix,  die 
meist  auch  morphologisch  spezialisiert  ist,  sich  aber  niemals  zu  einer 
anderen  Form  als  der  Fundatrix  entwickelt.    Die  dritte  Junglarvenform 

42* 


660  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

besitzen  die  Sexuales,  deren  Umwandlung  in  Virgines  seither  noch  nicht 
beobachtet  worden  ist,  obwohl  sie  bei  den  ursprünglichen  Aphididen 
nicht  ausgeschlossen  erscheint. 

Zwei  wichtige  Faktoren  haben  nun  eine  wesentliche  Komplizierung 
dieser  Verhältnisse  herbeigeführt:  einmal  ein  (meist  durch  ausgedehnte 
Polyphagie  vorbereiteter)  Wirtswe  chsel,  zweitens  die  Fähigkeit  der 
Virgines,  neben  den  „Wintereiern"  zu  überwintern,  um  im  nächsten 
Frühjahr  mit  der  Gründung  neuer  Kolonien  fortzufahren. 

Die  ausgedehnten  Forschungen  A.  Mordwilko's  haben  gezeigt,  dafs 
es  Blattlausarten  gibt  [wie  z.  B.  A2)h's  rumicis  L.  ^  papaveris  Fabr., 
Siphocorync  xylostei  nwA  caprcae,  Hydlopterns  prmü  ^)],  die  zwar  auf  Holz - 
gewachsen  ihre  Wintereier  ablegen,  auch  dauernd  auf  denselben  zu 
leben  vermögen,  aber  in  der  zweiten  Hälfte  des  Frühlings  in  der  Regel 
auf  verschiedene  Krautpflanzen  auswandern,  um  erst  gegen  Ende  des 
Sommers  auf  ihre  Holzgewächse  zurückzukehren.  Offenbar  finden  die 
Läuse  auf  jenen  Kräutern  zur  Sommerszeit  günstigere  Ernährungs- 
bedingungen als  auf  den  Holzpflanzen.  Bei  anderen  Blattläusen  (z.  B. 
der  gefürchteten  Hopfenlaus  Phorodou  hiimuli  und  bei  Bhopalosiphum 
rihis)  2)  ist  diese  Auswanderung  der  sommerlichen  Virgines  obligatorisch 
geworden,  da  es  nicht  mehr  gelingt,  sie  auf  der  Nährpflanze  der  Früh- 
jahrsformen anzusiedeln.  Sobald  nun  dieser  Wirtswechsel  ein  not- 
wendiger Faktor  in  der  Biologie  der  Laus  geworden  ist,  ist  Hand  in 
Hand  mit  einer  gesteigerten  Anpassung  der  verschiedenen  Generationen 
an  ihre  beiden  verschiedenen  Wirtspflanzen  eine  morphologische 
Spezialisierung  der  biologisch  getrennten  Virgines  unvermeidlich.  Li 
der  Tat  sehen  wir  sie  sich  in  zwei  Hauptlager  sondern :  die  eine  Gruppe 
der  Virgines  teilt  mit  der  Fundatrix  die  Nährpflanze,  die  zweite  Gruppe 
hat  sich  an  andere  Gewächse  (oder  an  andere  Organe  derselben  Pflanze) 
angepafst,  die  man  im  Gegensatz  zu  der  als  „Hauptwirt"  bezeichneten 
Nährpflanze  der  Fundatrix  als  „Zwischenwirt"  aufzufassen  pflegt.  Wir 
bemerken  zugleich,  wie  die  Fähigkeit,  Sexuales  zu  erzeugen,  auf  die 
Bewohner  der  Zwischenwirtspflanzen  (die  sogenannten  Exsules, 
Emigranten  oder  Virginogenien)  beschränkt  wird.  Die  Verbindung 
beider  Kolonien  übernehmen  in  der  Regel  die  geflügelten  Tiere,  selten 
(wie  bei  der  Reblaus,  deren  AVanderungen  sich  auf  den  Wechsel 
zwischen  Blatt  und  Wurzel  derselben  Pflanze  beschränken)  wandern 
die  jungen  Larven  aus.  Lidessen  sind  nicht  immer  alle  geflügelten 
Individuen  zugleich  heteroezisch ;  bei  wandernden  xVphidmen  können 
bisweilen  auf  beiden  Gruppen  von  Wirtspflanzen  neben  heteroezischen 
auch  monoezische  virginopare  Fliegenformen  auftreten^).  Immer  aber 
sehen  wir  die  junglarvale  Trimorphie  der  nicht  wandernden  einhäusigen 
Läuse  zu  einer  junglarvalen  Tetramorphie  kompliziert,  w^ährend 
fünf  Reifestadien  unterschieden  bleiben.  Der  heterogenetische  Cyklus 
kann  in  diesen  Fällen  ein  oder  zwei  Vegetationsperioden  umfassen 
(Beispiele  bieten  die  Reblaus,  die  P/w("?<.s- Arten  der  Chermidengruppe 
und  die  Mehrzahl  der  heteroezischen  Aphiden  und  Pemphigiden), 
Interessanterweise  bilden  die  meisten  Formen  dieser  biologischen  (xruppe 
auf  ihrem  „Hauptwirt"  (iallen.    Die  tiefgreifende  Arbeitsteilung  zwischen 


^)  Biol.  Zentralblatt,  Bd.  27,  1907,  S.  807—810,  812—815. 

")  Ibidem  S.  795—797,  79S-799. 

^)  Auf  derartige  Fälle  ist  vielleicht  auch  das  Vorkommen  monoezischer  virgino- 
parer  Fliegenformen  bei  den  Chermiden  zurückzuführen,  die  bei  Cholodkovskya  viri- 
dana  sogar  allein  erhalten  geblieben  zu  sein  scheinen. 


Aphididen,  Blattläuse. 


den  verschiedenen  Gene- 
rationen der  fünfgliedri- 
gen  Heterogonie  hat  die- 
selben einander  mehr  und 
mehr  unähnlich  gemacht, 
so  dai's  ihre  biologische 
Eigenart  auch  in  der  Mor- 
phologie mehr  oder  we- 
niger auffällig  ausgeprägt 
worden  ist.  Dabei  ent- 
spricht der  Vorgang  der 
Differenzierung  verschie- 
dener Generationsformen 
durchaus  dem  Prozesse 
der  Bildung  neuer  Arten, 
von  dem  er  sozusagen 
eine  vikariierende  Er- 
scheinung darstellt  (Mokd- 

WILKO). 

In  vielen  Fällen  sind 
die  sogen.  Zwischenwirte 
nur  zur  Sommerszeit  be- 
siedelt. Handelt  es  sich 
um  einjährige  Kräuter,  so 
ist  das  ohne  weiteres  ver- 
ständlich, und  bei  Arten,  für 
die  sie  allein  als  Zwischen- 
wirtspflanzen in  Betracht 
kommen,  wird  die  Über- 
winterung nur  auf  denHaupt- 
gewächsen  und  zwar  durch 
amphigone  Wintereier  ver- 
mittelt. Dienen  als  Zwi- 
schengewächse aber  mehr- 
jährige, krautige  oder  hol- 
zige Pflanzen,  so  ist  die 
Möglichkeit  der  Überwinte- 
rung auch  auf  diesen  Pflan- 
zen vorhanden  und  in  der 
Tat  auch  bei  vielen  Pflanzen- 
läusßn  erreicht  worden.  Be- 
sonders den  an  Wurzeln 
lebenden  Virginogenien  (Ex- 
sules )  vieler  Pemphiginen 
und  der  Reblaus  scheint  die 
Möglichkeit  der  Überwinte- 
rung des  geringeren  Ein- 
flusses wegen,  den  die 
winterliche  Kälte  auf  die  im 
Boden  lebende  Tierwelt  aus- 
übt, kaum  erschwert.  Wir 
vermissen  hier  aber,  wie 
auch  bei  anderen  Läusen 
dieser     biologischen    Stufe, 


Flg.  299.  Biologische  Schemata  zweier  migrieren- 
der Aphidinen.  a)  Rhopalosiphum  Jactucae{=  rihis). 
Die  Entwicklung  der  Virgines  (Fundatri-  und  Vir- 
ginogenien) gleicht  im  wesentlichen  der  in  Fig.  298  b 
dargestellten.  Die  geflügelten  Fundatrigenien  ver- 
lassen im  Frühling  sämtlich  Ribes  und  gründen 
auf  Sonchus  die  Sommerkolonien.  Die  geflügelten 
Sexualis-(J  wachsen  auf  Sonchus  heran  und  fliegen 
selbst  auf  Eibes  zurück.  —  b)  Pliorodon  humuli. 
Zum  Unterschiede  von  Fig.  a  fehlen  in  den 
Sommerkolonien  geflügelte  virgopare  Läuse. 


662 


Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 


jegliche  Spezialisierung  besonderer  Winterformen.  Die  jugendliche 
Larve  der  Virginogenien  ist  noch  omnipotent  geblieben. 

Anders  bei  gewissen  Chermiden  und  Hormaphidinen  (Haniamelistcs). 
Dort  beobachten  wir  in  den  Kolonien  der  auf  den  „Z wischen wirten" 
lebenden  Virginogenien  aufser  sommerlichen  Formen  (Aestivales) 
besondere  stärker  chitinisierte  oder  auch  sonst  abweichende  Winter- 
formen (Hiomales),  welche  im  Gegensatz  zu  den  ersteren  meist  allein  be- 
fähigt sind,  den  Winter  zu  überdauern,  dafür  aber  die  Sexuparapotenz, 
die  den  jungen  Aestivalislarven  zukommt,  eingebülst  haben.  Bei  diesen 
Läusen  unterscheiden  wir  somit  fünf  ditierente  Junglarvenformon,  aus 
denen  sich  sechs  verschiedene  Reifestadien  entwickeln  können. 

Soweit  unsere  Kenntnisse  heute  reichen,  ist  damit  die  höchste 
Stufe  junglarvaler  Polymorphie  erreicht  worden.     Durch  Spaltung  der 


Fig.  300. 


Sejytales 


Sexiifuira 


Ihndatriffenia  ' 


Fig.  300.  Biologisches  Schema  einer  migrierenden,  auf  dem  Zvvischenwirt 
überwinternden    Pemphigide^  oder    Chermide.     Sexnpara    und   Fundatrigenia   sind 

geflügelt,  die  Virginogenien  (oder  Exsules)  monomorph. 
Fig.  301.  Biologisches  Schema  von  Cnaphalodes  strobüobins  mit  .5  differenten  .Jung- 
larven- und  7  differenten  Reifeformen  (nach  Büunkr,  1908).  Es  überwintert  auf  Picea 
Generation  1  (Fundatrix),  auf  Larix  Generation  3  (Virginogenia  oder  Exsul  hiemalis). 
Die  Generationen  3ö«s  sind  die  Aestivales,  deren  erste  Generation  die  Sexupara- 
potenz entfaltet.  Die  Fundatricen  stammen  sowohl  von  den  Sexuales  wie  von  der 
monoecischen  Gallenfliege  (Generation  2*)  ab. 

fundatrigenen  Gallenläuse  in  zwei  verschiedene  Typen  haben  einige 
Chermiden  (Ci/aphalodcs)  sieben  verschiedene  Reifestadien  zur  Ent- 
wicklung gebracht,  ohne  die  junglarvale  Polymorphie  weiter  zu  kom- 
plizieren. Die  aus  gleicher  Anlage  entstehenden  Gallenläuse  dieser 
Gruppe  trennen  sich  nämlich  (wie  auch  bei  Chermcs)  in  solche  Fliegen, 
die  von  Picea  auf  Larix  wandern  und  Virginogenien  (Hiemales)  er- 
zeugen, und  andere,  die  auf  Picea  zurückbleiben  und  Eier  legen,  aus 
denen  junge  Fundatricen  ausschlüpfen,  die  von  den  amphigon  ent- 
standenen Fundatricen  nicht  zu  unterscheiden  sind. 

Überall,  wo  die  auf  den  „Zwischenwirten"  lebenden  Virginogenien 
(Exsules)   einen   in   sich   geschlossenen  Jahreszyklus  bilden,    wird  ihre 


Aphididen,  Blattläuse. 


663 


parthenogenetische  Vermehrung  niemals  durch  Dazwischentreten  emer 
amphigonen  Generation  unterbrochen,  da  die  in  den  Kolonien  der 
Virginogenien  zur  Entwicklung  kommenden  Sexuparen  ihre  Nach- 
kommenschaft, die  Sexuales,  nur  auf  den  Nährpflanzen  der  Fundatrix 
und  Fundatrigenien  mit  Erfolg 
absetzen  können.  Ähnlich  liegen 
die  Verhältnisse  bei  dem  zuletzt 
beschriebenen  monoezischen 
Fichtenzyklus  der  Tannenläuse 
Chcrmes  und  Cnaphalodeft ,  da 
hier  die  Sexuparen  überhaupt 
fehlen.  Diese  monoezischen 
Zyklen  heterogenetischer  Arten 
sind  vom  heterogenetischen 
Hauptcyklus  biologisch  mehr 
oder  weniger  weitgehend  unab- 
hängig geworden,  sie  bilden 
Parallelreihen  (Dreyfus  ^), 
welche  die  Verbreitung  ihrer 
Arten  auch  in  solchen  Ländern 
ermöglichen  konnten,  wo  aus 
irgendwelchen  Gründen  die 
heterogenetische  Hauptreihe  nur 
sehr  selten  oder  überhaupt  nicht 
zur  Vollendung  kommen  kann. 
So  vermissen  wir  in  Deutschland 
die  Gallengenerationen  verschie- 
dener Chermiden  (Pineus  drohi 
und  Sibiriens,  Drcyfusia  picenc 
und  nitsslmi,  ClioJodkovslnja  viri- 
dana),  wie  in  den  meisten  Jahren 
wohl  auch  der  Reblaus,  obwohl 
die  Virginogenien  dieser  Läuse 
überall  sehr  häufig  und  teilweise 
sehr  gefürchtete  Schädlinge 
sind.  In  einigen  Fällen  (iJrcy- 
fusia  picrae)  ist  (vielleicht  nur 
in  unseren  Breiten)  sogar  die 
Entwicklung  der  Sexuparen  eine 
seltene  Ausnahme  oder  (wie  bei 
Pineus  var.  pinroidcs  und  Cko- 
lodliovshya  viridana)  vollständig 
unterdrückt  worden.  Eine  nach- 
teilige Wirkung  der  ausschliefs- 
lich  parthenogenetischen  Ver- 
mehrung ist  seither  in  allen  diesen  Fällen  nicht  nachgewiesen  worden. 
Überall,  wo  im  Verlauf  mehrerer  Generationen  eine  Abnahme  der  Gröfse 
und  Fruchtbarkeit  der  Individuen  einzutreten  pflegt,  hat  man  dieselbe 
auf  ungünstigere  Ernährungsverhältnisse  zurückführen  können;  sobald 
man  die  Nachkommen  solcher  scheinbar  degenerierten,  in  Wahrheit 
aber  nur   mangelhatt   ernährten   Läuse   auf  kräftig  treibende  Pflanzen 


Fig.  302.  Die  4  differenten  parthenogene- 
tischen  Junglarvenformen  von  Cnaphalodes 
strohilohius  (nach  Blunkk,  1908):  a  Virgino- 
genia  oder  Exsul  hiemalis,  h  Virginogenia 
oder  Exsul  aestivalis,  c  Fundatrigenia  oder 
Cellaris  oder  Migrans  alata,  d  Fundatrix. 
Den  5.  Junglarventypus  besitzen  die  Sexuales. 


')  Dkevfi-s.  Über  Phylloxeriden,  Inauguraldissertation,  1889. 


QQ^  Eliynclioten,  Schnabelkerfe. 

überträgt,   gelingt   es,   ihnen   die   gTöfsere  Fruchtbarkeit   der  normalen 

Generationen  zurückzugeben. 

Systematik:    In   dem  Mafse,   wie    alljährlich   die    Biologie   be 

sonders  der  migrierenden   und    dabei   nicht   selten   paracyklischen 

(d.  h.  in  Parallelreihen  ge- 
trennten) Arten  gelöst 
wird ,  hat  die  Art-  und 
Gattungssystematik  neue 
Überraschungen  zu  er- 
warten. Aber  auch  die 
gröi'seren  systematischen 
Einheiten  sind  in  den 
letzten  Jahren  mehrfach 
umgewertet  worden.  Um 
das  System  der  Pflanzen- 
läuse haben  sich  besonders 
"  "         ^  Th.  Hartig  (1841),  Kalten- 

Fig    m      Beinenden    verschiedener    Aphididen:       ^^^jj    (1843),      C.    L.    KoCH 
ä)  Melanoxanthns  Salicis  als  Tvpus  der  Lachnmen       ,^ci-n\        W  /lofiOA 

und  Aphidmen ;  h)  Mysocallis  carjnm  als  Tvpus  der       (  i oO  ^)  ,      l'ASSERINI      ( iböö ), 
Callipterinen.     k  =  Klauen,  e  =  Empodialhaare.      BuCKTON(1876— 1883),  Drey- 

FUS        (1889),         MORDWILKO 

(1897—1908),  DEL  GuERCio  (1900—1909),  Nüsslin  (1910),  Tullgren  (1909) 
und  Wilson  (1910)  verdient  gemacht. 

Unter    Zugrundelegung   eigener  Untersuchungen    gelangen   wir   zu 
folgender  Einteilung  der  Pflanzenläuse: 

I.  Vivi-ovipare  Familien:    Das  amphigone  $   ovipar,    die  Yirgines  vivipar.     An- 
tennen stets  mit  zwei  primäi-en  Rhinarien  (Sinnesorganen). 

A.  Seitenaugen  allermeist  mit  mehr  als  3  Facetten  (eine  AusDahme  machen 
die  Junglarven  der  Traminen).  Siphonen  stets  vorhanden,  kahl  oder  be- 
haart. Sexuales  stets  mit  Stechborsten,  die  cj  mit  oder  ohne,  die  Q  meist  ohne 
Flügel.  Junglarven  in  2 — 3  Typen  auftretend.  Vorderflügel  mit  einfach 
oder  doppelt  gegabelter  Media.  Fühler  mit  3—6  Gliedern.  Postembryonal- 
entwicklung der  Geflügelten  archimetabol : 

1.  Familie  Aphididae. 

1.  Klauen  mit  spateiförmig  oder  blattartig  verbreiterten  Empodialhaaren 
(Fig.  303^).  Siphonen  sehr  verschiedenartig,  kahl.  Behaarung  der  Jung- 
larven wie  bei  den  Aphidinae.  —  Die  Mehrzahl  der  Arten  lebt  frei  und 
monophag  auf  Holzgewächsen,  nur  wenige  auf  Krautpflanzen,  sämtlich 
nicht  migrierend: 

1.  Unterfamilie  Callipteriuae. 

«)  Wachsdrüsen    fehlen    oder    doch    ohne    facettierte    Porenfelder.     Be- 
haarung oft  sehr  auffällig.  Fühlerendglied  oft  borstenförmig  verlängert : 

Tribus  Callipterini. 

*  Untere  Afterklappe  mehr  oder  weniger  ausgerandet  bis  zweilappig: 

Gruppe  Callipteri. 
Hierher  die  Gattungen   Drepanosiphum ,    Drepanaphis, 
Calaphis,  MyzocalKs,   Eucallipterus ,   Chromaplns,   Callipterus, 
Monapliis  {=  Braäyaphis),  Monellia. 
**  Untere  Afterklappe  wie  bei  den  folgenden  Gruppen  breit  gestutzt 
oder  gerundet: 

Gruppe  Chaitophori. 
Hierher  u.  a.  die  Gattungen:    Arctaphis,  Chaitophorus, 
Symydobius,  Tliomasia,  Sipha. 


Aphididen,  Blattläuse.  ßß^ 

ß)  Wachsdrüsen    mit   facettierten  Porenfeldern   vorhanden.     Fühler  wie 
bei  den  Lachniden.     Behaai'ung  zart: 

Tribus  PhyUaphidinl. 
Nur  die  Gattung  FhyVapliis. 
2,  Klauen  mit  einfachen  (bisweilen  winzigen)  Empodialhaaren  (Fig.  303«). 
a)  Fühler  mit   kurzem   Endglied.     Leibesrücken    schon  bei   den  Jung- 
larven mit  mehr  als  6  Längsreihen  von  Haaren,  Haarkleid  später 
nieist  sehr   dicht.     Obere  Afterklappe  nicht  schwanzartig  verlängert, 
die   vxntere  breit  gerundet.     Miv    oder   ohne   Wachsdrüsen.   —    Meist 
streng  monophage  Arten,   teils  von    ansehnlicher  Gröfse ;    meist    auf 
Holzgewächsen  und  ohne  Wirtswechsel: 

2.  Unterfamilie  Lachninae. 
a)  Letztes  Fühlerglied  mit  kurzem  dicken  Fortsatz.   Siphonen  warzen- 
oder  kegelförmig.     Empodialhaare  kurz,  bisweilen  unscheinbar: 

Tribus  Lachnini. 
*  Tarsen  aller  drei  Beinpaare  ziemlich  gleich  lang;  Lateralaugen 
stets  multicorneal.     Oberirdisch  lebend: 

Gruppe  Lacliui. 
Hierher   die  Mehrzahl   der  Lachniden,   u.  a.  Lachnus, 
Tiiberolachnus,  PterochJorus  (=  Dri/obius),  Stomaphis,  Longi- 
stigma,  Schüolachnus. 

**  Tarsen  der  Hinterbeine  auffallend  verlängert.  Lateralaugen 
der  Junglarven  mit  3  Facetten.  Unterirdisch  an  Staudenwurzeln 
lebend : 

Gruppe  Traniae. 
Nur  die  Gattung  Trama. 
ß)  Letztes   Fühlerglied   bei    den    Erwachsenen    mit    einem    schlanken 
Fortsatz,   der   etwa   von  der  Länge   der   dickeren  Grundhälfte  des 
Gliedes  ist.     Siphonen  zylindrisch  oder  flaschenförmig.     Empodial- 
haare fast  von  Klauenlänge: 

Tribus  Pterocommini. 
Nur  die  Gattungen  Fterocomma  und  Melanoxantlms. 
b)  Fühlerendglied  stets  mit  schlankem,  mehr  oder  weniger  verlängertem 
Fortsatz.  Leibesrücken  bei  Junglarven  mit  höchstens  6  Längsreihen 
von  Haaren,  die  nach  der  ersten  Häutung  vermehrt  werden.  Obere 
Afterklappe  kurz  oder  schwanzartig  verlängert.  Untere  Afterklappe 
breit  gerundet.  —  Arten  teils  mono-,  teils  polyphag,  viele  auch  mit 
Wirtswechsel;  auf  Holz-  und  Krautgewächsen: 

3.  Unterfamilie  Aphidinae. 
*  Siphonen  kahl,  sehr  verschiedenartig  an  Gröfse  und  Gestalt: 

Tribus  Aphidlni. 
Hierher  die  meisten  Gattungen  der  Pflanzenläuse,  u.  a. 
Aphin,  BrachycoJus,  Cryptosiphum,  Hyaloptems,  Microsiphum, 
Macrosiphum  (=  Siphonoplwra) ,  Myzus,  Phorodon,  Rhopalo- 
siplmm,  Toxoptera. 
**  Siphonen  lang  und  borstenhaarig: 

Tribus  Trichosiphoni. 

Nur    die   Gattungen  Tricliosiplmm   und   Greenidia  vom 
Malayischen  Archipel. 

B.  Seitenaugen  der  Junglarven,  nicht  selten  auch  die  der  übrigen  flügellosen 
Stadien  nur  mit  3  Facetten.  Fühlerendglied  stets  kurz,  3—6  Fühlerglieder. 
Siphonen  oft  (in  der  Begel  bei  den  Junglarven)  fehlend.  Junglarven  in 
3—0  Formen  auftretend.  Media  des  Vorderflügels  nicht  oder  einfach  gegabelt. 
Eückenbehaarung  der  Junglarven  meist  wie  bei  den  Aphidinae.  Sexuales 
flügellos.  Postembrvonalentwicklung  der  Geflügelten  homometabol.  — 
Teils  monophage,  teils  migrierende,  häufig  gallenbildende  Arten: 


ß(3(3  Rhynclioten,  Schnabelkerfe. 

2.  Familie  Pemphigidae. 

1.  Siphonen  bei  allen  Formen  (aber  nicht  immer  bereits  bei  den  Junglarven) 
vorhanden.  Sexuales  mit  Stechborsten.  Wachsdrüsen  fehlen. 
Media  der  Vorderflügel  einfach  gegabelt: 

Unterfamilie  Yacuniuae. 

*  Flügel  mit  dachförmiger  Euhehaltung.  Erwachsene  flügellose 
Formen  mit  Ausnahme  der  Fundatrix,  oder  der  Sexualis-9  mit  multi- 
cornealen  Facettenaugen : 

Tribus  Anoeciini. 
Nur  die  Gattung  Änoecia. 
**■=  Flügel  mit  horizontaler  Euhehaltung.    Erwachsene  aptere  Formen 
(immer  ?)  mit  larvalen  Augen : 

Tribus  Vacunini. 
Nur  die  Gattungen  Vacuna  und  GJtjphina. 

2.  Siphonen  bei  Junglarven  stets,  oft  überhaupt  fehlend.    Wachsdrüsen 
meist  vorhanden.     Seitenaugen   nur   bei   den  Imagines  und   bei  den 
Nymphen   (und   bei   seltenen  Zwischenformen   zwischen  flügellosen  und 
ge"ilügelten  Virgines)  mit  zahlreichen,  sonst  stets  nur  mit  -^  Facetten: 
«)  Sexuales  mit  Stechborsten.    Vorderflügel  mit  (wenigstens  am  Grunde) 

verbundenen  Cubitusästen  und  ungeteilter  Media.  Eudimente  der 
Siphonen  nur  bei  den  Imagines  vorhanden.  Junglarven  mit  drei- 
gliedrigen Antennen  (immer?).  Aptere  Virginogenien  von  sehr  eigen- 
artiger Gestalt  (Cocciden-  oder  Aleurodiden-ähnlich),  Analplatte  tief 
zweilappig: 

Unterfamilie  Hormaphidiuae, 

Gattungen  Hormaphis,  HamameUstes  und  Cerataphis. 
ß)  Sexuales  mit  Stechborsten.  Vorderflügel  mit  getrennten  Cubitus- 
ästen, (ungeteilter  oder)  geteilter  Media.  Junglarven  mit  (vier-?  bis) 
fünfgliedi-igen  Fühlern.  Analplatte  nicht  zweilappig.  Gonapophysen 
fehlen.  Siphonen  fehlend  oder  undeutlich.  Sekundäre  Ehinarien  wie 
bei  den  Pemphigini : 

Unterfamilie  Mindarinae. 

Hierher  mit  Sicherheit  nur  die  auf  Nadelhölzern  lebende 
Gattung  Mindarns,  vielleicht  aber  auch  Tychea  (=  Tiül- 
(irenia  van  der  Goot),  im  letzteren  Falle  beide  als  Vertreter 

fetrennter  Tribvis  aufzufassen, 
ne  Stechborsten,  sonst  ähnlich  wie  ß : 

Unterfamilie  Peinphigiuae. 

*  Gonapophysen  fehlen.  Wachsdrüsenplatten  mit  sehr  grofsen  Poren- 
feldern (Facetten).  Sekundäre  Ehinarien  schmal,  die  Fühlerglieder 
fast  ganz  umfassend  (diese  daher  scheinbar  geringelt): 

Tribus  Schizoneurini. 
Hierher  in  erster  Linie  die  auf  Ulmen  Gallen  bilden- 
den Gattungen  Tetraneura,  Bijrsocnjpta,  Culoplia  und  Scliizo- 
neura,  ferner  Paracletus. 
**  Gonapophysen  vorhanden  (jedoch  rudimentär).  Wachsdrüsenplatten 
mit  meist  "kleinen  Porenfeldern.  Sekundäre  Ehinarien  meist  weniger 
schmal  als  bei  *  und  nur  die  Unterseite  der  Antennenglieder  um- 
spannend : 

Tribus  Fempliigini. 
Hierher  u.  a.  die  Gattungen  Aploneura,  Asiplmm.,  l'achy- 
impxm,  Vrociphilus,  Thecabius  und  Femphüjus. 

II.  Ausschliefslich    ovipar.     Behaarung  der  Junglarven  wie  bei   den  Aphididae. 
Media  der  Vorderflügel  stets  ungeteilt.    Siphonen  stets  fehlend.    Sexuales  stets 
ungeflügelt.    Augen  und  Postembryonalentwicklung  wie  bei  den  Pemphigidae: 
1,  Antennen    stets    mit   zwei    primären   Ehinarien.     Flügel    mit    dachförmiger 
Euhehaltung    und    getrennten    Cubitusästen.      Sexuales     mit     Stechborsteu. 
Darmtraktus  normal ,  flüssige  Exkremente  produzierend.  —  Nur  auf  Nadel- 
hölzern: 


Aphididen,  Blattläuse.  qq'J 

3.  Familie  Chermesidae. 

k)  6.  Abdominalsegment  ohne  Stigmenpaar.  Nymphen  der  Sexuparen  mit 
halbseitig  verbundenen  Kopf-  und  Pronotumplatten.  Besondere  Winter- 
larvenformen sind  nicht  vorhanden  : 

Tribus  Pineiui. 
Nur  die  Gattung  Piiieus. 
ß)  6.  Abdominalsegment  mit  einem  Stigmenpaar.    Nymphen  stets  mit  ge- 
trennten cephalen  und  proriotalen  Platten.    Besondere  Winterjunglarven- 
f ormen  stets  vorhanden : 

Tribus  Chermesini. 
Gattungen  G/)erHie.<; ,   Gillettea,   Aphrastasia,    Dreyfusia, 
CnaphaJodes  und  ClioJodkovükya. 
Antennen  stets   nur   mit  einem  primären  Rhinai-ium.     Flügel  mit  horizon- 
taler  Ruhehaltung    vxnd   verbundenen    Cubitusästen.     Sexuales   ohne   Stech- 
borsten.    Anus  geschlossen.     Nur  auf  Laubhölzern: 


4.  Familie  Phylloxeridae. 

men    unbekani 

Unterfamilie  Phylloxeriiiinae. 


a)  Mit  Wachsdrüsen.     Geflügelte    Formen    unbekannt.     Sexuales    mit    sehr 
kurzen  Extremitäten : 


Nur  PlujUoxerina. 
b)  Ohne  Wachsdrüsen.    Sexuales  gut  beweglich,  mit  normalen  Extremitäten: 

Unterfamilie  Phylloxerinae. 

«)  Mit  geflügelten    virgino-    oder    sexuparen   Formen    und  virginoparen 
Fundatricen.     Sexualis  '2  ihr  Winterei  ablegend  (immer?): 
Tribus  Fhylloxerini. 
Hierher  die  alte  Sammelgattung  PJnjUoxeran.  Morüziella. 
ß)  Ohne  geflügelte  Formen,  mit  sexuparer  Fundatrix  (dimorpher  Jahres- 
zyklus).    Sexualis  Q.  das  Winterei  nicht  ablegend : 

Tribus  Acanthochermesini. 
Nur  Acantliochermes. 
Obschon  wohl  alle  Pflanzenläuse  ihre  AVirtspflanzen  oder  einzelne 
Organe  derselben  schädigen,  wenn  sie  in  Massen  auftreten  oder  Gallen- 
bildner sind ,  so  können  hier  des  sehr  beschränkten  Raumes  wegen 
doch  nur  wenige  der  phytopathologisch  wichtigsten  Arten  aus  Europa 
und  Nordamerika  namentlich  aufgeführt  werden. 

1.  Nicht  migrierende  Arten, 

die  ihren  Jahreszyklus   auf   der  befallenen  Pflanze  ohne  erhebliche  Wanderungen 
vollenden  können'^). 

Pterochlorus  oder  Lachnus  exsieeator  Altum^)  lebt  in  Mittel- 
europa an  Zweigen  und  Stämmchen  junger  Buchen  und  erzeugt  kam- 
biale  Wucherungen,  die  die  Rinde  in  langen  Streifen  zum  Bersten 
bringen.  Nach  wiederholtem  Befall  können  Zweige  und  Triebspitzen 
vertrocknen. 

Aphis  brassieae  L.^).  Diese  Art  saugt  an  Blättern  und  Zweigen 
verschiedener  Kreuzblütler  (wie  Kohl,  Rübsen,  Senf,  Rettich),  kommt 
aber  auch  an  Spinat  vor.     Vom  Frühjahr   bis    zum  Herbst  folgen  ein- 


1)  Die  aktive  Verbreitung  dieser  Arten  von  der  einen  zur  andern  Wirtspflanze 
erfolgt  durch  geflügelte  oder  ungeflügelte  Individuen  und  ist  nicht  zu  verwechseln 
mit  der  fakultativen  oder  obligatorischen  Migration  zwischen  artverschiedenen 
Wirtspflanzen,  wie  sie  bei  den  migrierenden  Läusen  die  Regel  bildet. 

2j  NOssLiN,  Leitfaden  der  Insektenkunde,  1905,  S.  406—407.  2.  Auflage  1913, 
S.  60-61. 

^)  BucKTox,  Monograph  of  the  British  Aphides,  II,  p.  33 — 35,  Taf.  46. 


(368  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

ander  zahlreiche  Generationen-,  die  Überwinterung  erfolgt  durch 
Wintereier  an  den  genannten  Pflanzen.  —  Apliis  pomi  Degeer  (=  mall 
Fabr.)*),  Die  Kolonien  dieser  Art  findet  man  vom  Frühling  bis  in  den 
Herbst  hinein  an  den  Triebspitzen  und  an  jungen,  sich  infolge  der  Be- 
siedelung  verkrümmenden  Blättern  verschiedener  Kernobstgewächse, 
besonders  Arten  der  Gattungen  Crataegus ,  Mespilus ,  Pirus,  Malus, 
Cydonia.  —  Aphis  maidi-radieis  Forbes^).  Eine  sehr  schädliche 
Art,  die  an  den  Wurzeln  zahlreicher  Pflanzen  verschiedener  Familien 
schmarotzt  und  junge  Pflanzen  töten  kann.  In  Nordamerika  hat  sie 
wiederholt  grolsen  Schaden  an  Getreide ,  Mais  und  Baumwolle  an- 
gerichtet. Ihre  Wintereier  werden  häufig  von  Ameisen  eingesammelt 
und  gepflegt,  wie  Ameisen  die  Läuse  auch  oft  von  absterbenden  zu 
gesunden  Pflanzen  geleiten. 

Myzus  eerasi  (Fabr.)^)  lebt  auf  dem  Kirschbaum,  dessen  Blätter 
sie  unterseits  besiedelt  und,  wenn  sie  jung  befallen  werden,  ver- 
krümmt und  zusammenrollt.  —  Myzus  ribis  (L.)*)  befällt  unter  Bildung 
geröteter  Beulen  die  Blätter  der  roten  Johannisbeere  (Ribes  rubrum  L.). 

Siphonophora  rosae  (L.)^)  ist  als  Rosenblattlaus  allgemein  be- 
kannt ;  sie  besiedelt  junge  Triebe ,  Knospen  und  die  ßlattunterseite 
von  Eosen,  sowie  die  Stengel  von  Karden  und  Skabiosen.  —  Siphono- 
phora ulmariae  Schrk.  (=  pisi  Kalt,)'^)  lebt  an  verschiedenen  Kraut- 
und  Strauchpflanzen  aus  den  Familien  der  Rosen-  und  Schmetterlings- 
blütler und  auch  auf  Gurken. 

Toxoptera  graminum  Rondani  ^),  eine  zuerst  in  Italien  entdeckte 
und  mutmafslich  auch  von  Südeuropa  nach  Nordamerika  verschleppte, 
auf  verschiedenen  Gräsern  schmarotzende  Laus  hat  hier  wie  dort 
wiederholt  die  Weizen-  und  Hafersaaten  schwer  geschädigt.  Die 
Läuse  saugen  vornehmlich  auf  der  Unterseite  der  Blätter,  wodurch  sie 
stärkere  Pflanzen  erheblich  schwächen,  junge  aber  abtöten  können. 
Wahrscheinlich  fliegen  die  in  der  zweiten  Frühlingshälfte  auftretenden 
geflügelten  Läuse  von  den  Kulturgräsern  auf  andere  Gräser  der 
Brachen,  Wiesen  und  Sümpfe  über,  während  von  solchen  Pflanzen  aus 
im  Herbst  eine  Neuinfektion  der  Wintersaaten  stattfindet. 

Phyllaphis  fagri  (L.)^)  saugt  auf  der  Unterseite  von  Buchen- 
blättern ,  befällt  aber  nicht  selten  auch  Buchenkeimlinge  und  junge 
Buchenpflanzen,  die  bei  starker  Infektion  im  Wachstum  zurückbleiben 
oder  gar  absterben  können. 

Mindarus  abietinus  Koch^)  saugt  in  Europa  an  den  Maitrieben 
von  Weifstannenarten  (Abies  pectinata,  nordmanniana,  balsamea),  in 
Nordamerika  angeblich    auch   an  Pinus  strobus  und  Tsuga  canadensis. 


')  Gillette,  Journ.  of  Econ.  Entom.,  Vol.  1,  1908,  p.  3 
Buckton,  Monograph  Brit.  Aphides,  Vol.  11,  p.  44—50,  PL  50. 


303-306,  PI.  5,  fig.  1— 8. 
>N,  Monograph  Brit.  Aphides,  Vol.  11,  p.  44— 50,  P" 

2)  VicKERY,    Contribvitions    to   a  knowledge   of    the   Corn    ßoot- Aphis  (Aphis 
maidi-radicis  Forbes).     ü.  S.  Dept.  Agric,  Bull.  No.  85,  part  VI,  1910. 

3)  Gillette,  Journ.  of  Econ.  Entom.  Vol.  1,  1908,  p.  362—363,  PI.  8,  fig.  1—3.— 
BucKTON,  Monograph  Brit.  Aphides,  Vol.  I,  p.  174—176,  PI.  33. 

*)  BrcKToN,  Monograph  British  Aphides,  I,  p.  180—182,  PI.  34. 

5)  ibidem,    p.  103—111,    PI.  1,  2,  4.  —   Koch,  Planzenläuse,  1857,   S.  178—180, 
Fig.  245,  246. 

6)  ibidem,  p.  134—137,  PI.  14.  —  Koch,  1.  c,  S.  190—191,  Fig.  261,  262. 

'')  Pergände,   The   southern  Grain  Louse  (Toxoptera   graminum  Rond.),    U.  S. 
Dept.  Agric.  Bull.  38. 

8)  Buckton,  1.  c,  III,  p.  37—39,  PI.  94.  —  Koch,  1.  c,  S.  249—250,  Fig.  325,  326. 
—  MoRDwiLKo,  Biol.  Zentralblatt  1908,  S.  634. 

9)  Siehe  die  unter  Nr.  1  S.  658  zitierte  Arbeit  Nüsslins  über  Mindarus. 


Aphididen,  Blattläuse.  669 

wobei  häufig  die  Unterseite  der  Nadeln  nach  oben  verdreht  wird  und 
die  Nadehi  mehr  oder  weniger  verklebt  erscheinen,  seltener  die  zarten 
Triebe  ganz  vernichtet  werden.  In  der  Regel  entwickelt  die  Art  nur 
die  drei  Generationen  der  Fundatrix,  der  geÜügelten  Sexuparen  und 
der  Sexuales,  selten  tritt  aufserdem  eine  Generation  ungeflügelter  Vir- 
gines  auf,  so  dais  der  ganze  Zyklus  bereits  im  Juni  vollendet  zu  sein 
pflegt.  —  Auf  Picea  alba  lebt  eine  verwandte  Art  Miiidarus  obliquus 
Chldk. 

Auch  der  Zyklus  von  Pemi)higus  spirotheeae  Pass. ,  einer  Art, 
welche  die  schraubenartig  gedrehten  Blattstielgallen  der  Pappeln  er- 
zeugt, umfaist  nach  den  Untersuchungen  Tüllgrens  \)  nur  die  drei 
Generationen  der  Fundatrix,  der  geflügelten  Sexuparen  und  der  Sexuales, 
von  denen  die  beiden  ersten  sich  in  den  Gallen  entwickeln. 

Ein  Teil  der  nicht  migrierenden,  gallenbildenden  Phylloxeriden 
der  Carya-(Hicorya-)  Bäume  Nordamerikas  (vielleicht  Arten  der  Gattung 
Dactylosphaera)  dürfte  nach  den  Beobachtungen  Pergandes^)  ebenfalls 
nur  diese  drei  Generationen  entwickeln,  während  andere  möglicher- 
weise migrieren. 

Auf  Eichenblättern  erzeugen  mehrere  Phylloxera- Arten  gelb- 
liche, später  vertrocknende  Stichflecke,  an  jungen  Blättern  auch  Beulen 
und  Verkrümmungen,  während  die  nahe  dem  Blattrande  saugende 
Fundatrix  den  Blattrand  nach  unten  umfaltet ^j.  —  In  Italien  hat  man 
die  an  Eichen  würz  ein  lebende  und  an  diesen  den  Nodositäten  und 
Tuberositäten  der  Reben  ähnHche  Wurzelerkrankungen  hervorrufende 
Phylloxera  (Foaiella)  danesii  Grassi  et  Foa*)  als  Eichenschädling 
beobachtet.  —  Moritziella  cortiealis  (Kalt.)-^)  veranlafst  _  bei  starker 
Vermehrung  die  Rinde  befallener  Eichenzweige  zu  frühzeitiger  Borken- 
bildung, pflanzt  sich  übrigens  in  Mitteleuropa  nur  durch  Virgines  fort, 
die  als  Junglarven,  in  den  Furchen  der  Eichenrinde  versteckt,  über- 
wintern; ob  diese  Laus  migriert,  ist  noch  nicht  erwiesen,  wenn  auch 
nicht  unwahrscheinlich. 

2.  Migrierende  Arten, 

die  in  getrennten  Kolonien  auf  verschiedenen  Organen  derselben  Wirtspflanze 
oder  auf  artverschiedenen  Wirtspflanzen  leben,  zwischen  denen  in  der  Regel  eine 
regelmäfsige  Zu-  und  Abwanderung  stattfindet.  Viele  solche  Arten  vermögen 
sich  als  Virginogenien  (Exsules)  dauernd  auf  den  sogenannten  Zwischengewächsen 
zu  vermehren,  ohne  dafs  in  diesen  Kolonien  Wintereier  zur  Entwicklung  kommen; 
von  einigen  solchen  Arten   sind  zurzeit  überhaupt  nur  die  Virginogenien  bekannt. 

Aplils  rumieis  L.  (=  papaveris  Fabr.,  evonymi  Fabr.)'').  Diese 
Art  ist  unter  ihrem  zweiten  hier  angeführten  Namen  allgemein  als 
Schädling  verschiedener  Kulturkräuter  (wie  Bohnen,  Erbsen,  Möhren, 
Mohn,  Salat,  Schwarzwurzeln,  Spinat,  Rüben,  Ampfer,  Spargel),  unter 
ihrem  dritten  Namen  als  Blattkräusler  des  Spindelbaums   und  Schnee- 


1)  TuLLGKEN,    Aphidologische  Studien,  I,  Arkiv  för  Zoologi,  Bd.  5,  No.  14,  1909. 

2)  Pergande,  North  American  Phylloxerinae  affecting  Hichory  (Carya)  and  other 
Trees.     Proceed.  Davenport  Acad.  Sciences,  Vol.  IX,  1904,  p.  185— '273,  '21  Taf. 

3)  Grassi  et  Fua,  Grandoui,  Bonfigi.i,  Topi  ,  Contributo  alla  Conoscenza  della 
Fillosserine  etc.,  Roma  1912.  —  Börner,  Über  Chermesiden,  V.  Zool.  Anzeiger, 
Bd.  34,  1909,  S.  26  (Anmerkung). 

*)  Grassi,  1.  c.  p.  50—54.  ^        ^       ^ 

•^)  Grassi,  1.  c,  p.  64—67.  —  Börner,  Mitt.  Kais.  Biol.  Anstalt  f.  Land-  «.  h  orst- 

wirtsch.  No.  11,  1911,  S.  45. 

6)  BucKTox,  1.  c,  11,  p.  72—73,  81-86,  91—92,  PI.  53,  54,  56,  59.  —  Mordwilko, 

Biol.  Zentralblatt,  1907,  S.  807—810. 


(170  K'liym-lioUMi,  Srliiml.ollu'rrc. 

l);Ulslrimrlis  l.(^kl^mll.  Si(^  ^•(^llü^t,  /,u  den  liikulliU  i\'  waiKlenidcii  Arien, 
Itriii^i  ihre  \Viiiler(M'<^r  jiIxm-  lucisl  luii-  auf  Kvonyimis  iiiid  V'ibunmin  zur 
KiilwickliiiiH',  itul' (l(Mi(iii  (li(^  Laus  unl-or  ^•i■m.stiJ^•(^n  VtM'liiiUnisscMi  auch  (l<^ll 
{i;anz(Mi  Soinuu^r  über  l(^l)(^ll  Uiuiu.  In  dor  lli^^cd  liudot  uhrv  im  Früli- 
liu^'  (^iru^  Abwaiidornn«;'  auf  die  ^(Miainilüii  odcn-  andere  ^vildwa(•lls(^n(le 
Krauf;;-ewäclise  statt,  auf  denen  zahlreielie  (TeiKn'atienen  lieran\vaelis(in 
U(")nn(Mi,  l)is  schliefslieli  dic^  Rüekwaiuhurui^j,-  d»M-  Sexuparailie^iMi 
(W(deli«'  dir  unncllüjicltcn  M^amoii  2  ji;el)ären)  und  der  ^(^1lüo■cl^on  ,f; 
auf  h]\()n\nuis  und  Vihuruuui  (li(^  sonnuerlicluMi  Wir(s|)flau/on  von 
ilu(Mi    Läus(^n   Ix^freit.  Apilis  prunl   Koeh'),    die    au  PilaunuMi    und 

Z\V(Wseli(^n  Hli^ltrolluu^■(^n  viM-ui-saclit,  verliäll  sich  iiliulitli  und  waiulei-t, 
im  Ki-üldin^'  meist,  auf  l\räut(^r,  namentlieli  auf  tuliulillon^  K'empositc^n 
aus  (H(HiNKi;  l'.H:?).  —  Apliis  avenae  Kabr.  (  padi  Kalt.)'-).  Im 
l^'rüldin^-  halten  uuMst,  /wt^i  l)is  drei  ( ienerationen  diesen'  Arf  auf  di^n 
'^ri(^l)S[»i(zen  und  nnttn'  den  Hlättcn-n  des  Faulbaums  (Prunus  padus); 
veu  liicn-  liiuUM,  l^in(^  AbwaiubMuno-  aul"  versebiedeut^  (iräser  (Arten  von 
Avi^na.,  Trifieum.  Ilordeum,  Klynius ,  lironnis,  Pua,  Melica)  statt,  auf 
den(^n  di(>  Ijäus(^  Hlaiti-elluu^'  vcn-ursacluMi.  Von  Mitte  Auj>ust  an 
«n-fol<;t  d(>r  llüek^ano;  auf  den  Kaulbanm  zwecks  Ablage  des  Winter- 
eioH.  —  Apliis  pirl  Koch  (  Jarlarae  Kocli)").  IHc  Fundatrix  dieser 
Laus  sauj^t  uut,(^r  dl^n  Hlätiern  von  Hirn-  und  Apf(^lbäum(Ml,  d'\o  davon 
<j;elb  wei-den  und  sieh  zusanmuMifaKeu.  Die  Kinder  (Un*  Kundatrix 
llie^(Mi  /um  Unflat  t  ich  (^Pussila^o  faifaia)  iUxu-,  auf  dessmi  Wurzt^ln 
ihr(^  .lnnj>(Mi  mnu^  Koloni(^u  ;4ründ(Mi.  Im  lb«rbst  tli(><i('n  di(^  ^ellü^i^Ut^n 
Mü(t.(^r  der  ainphi^ouc^n  ','  und  tbe  ^(illü_ii,(dt('n  ^^  auf  di(^  ^(^nannleu 
Häume   zuiiick. 

IMiopalosipliiiiii  lacLueae  Kalt.  (-  rlbls  Huekton,  nicht  L.)'). 
Durch  ihr  Sau^^cn  auf  diM-  UnbM'seile  d(^r  lilälter  dt^-  schwarzcMi 
.)oilaunisb(^(^r(>  und  \ crwandtier  Arten  vorursaeht  diese  Arti  riWlichi^ 
oder  o(slbliche  bMeckc;  di(^  'l\'>ehter  und  Enkelinnen  der  Fundatrix  fliegen 
von  k.ibes  auf  Ijanipsana,  und  Sonchus-Aric^n  iUxn-,  dinnm  '^riebspit.zl^n 
ihrc^  Naehkonnnen  l)esi(^(l(^ln ,  bis  im  lliM'bst  die  llückwanderun^'  auf 
b'ib(\s  eintritti.  -  IMiopnlosipliiiiii  cUanthl  St-hrk.  (-  persicae  Sulzcr, 
Pa.ss(iiMni)^')  ist  eini^  bckaiinic  Trcibhauslaus,  die  sieh  das  ^an/(^  .lahi' 
hindurch  patthem)^(MU't iscli  an  (l(>n  \•(>rschi(^(l(^nst(Ml,  vornehndii'h  krau- 
ti}.;en  (il(^^^■ächs(^n  zu  V(^rm(dlren  V(Mina;j,'.  Im  Fr(^i(^u  abei'  üb(«rwint(M"ii 
sie  als  Wint.er^^i  an  den  Z\V(M^(Mi  des  Ptirsichbaumes  (Prunus  ptM'sica), 
um  im  n;ichst(Mi  l^'iMihlin^-  di(^  Rlätttn'  dieses  Jiaumes  zu  b(>si(Ml(^ln,  di(^ 
durch  ihr  Sau;j,-cn  nach  unttMi  cin^(M-ollt  MHn'den.  I  )er  Wanderllu«:,- vom 
Plirsich  auf  die  Sonnm^ri^•l^^vächsc  nnd  zurück  bi(>tet  im  fibri^en  keinem 
nnt(M-schi(Ml  ^■(><i;(^uüb(^r  (U^n  anderen  bis  j(>tzt  bcsproeh(>nen  Arten.  — 
lMiO|>al()si|>liiiiii  lonleerae  Si(«bold"')  (M•Zl^n,^t  auf  den  Jilättorn  von 
lioiiiccia  (Xylostcnm)  alpi;;,(Mia  ,  xylostcMun  und  tartariea.  im  jun}i;en 
Krühliii<i;  bl(Mch^•(«|l)(^  odcn-  rotH(>cki<i,•(^  Ivoll^alleu,  in  d(MU^n  die  Kun- 
(hitrix  miti  Wwov  '^ol■hler^•(^n(M•ation  heranwächst.  l>it^  ll^tzter(^  bc^stt^ht 
aus  j;ellü}j;ehien    Läusen,    die    auf  (ilyc(>i'ia.  (luitans    und   andi>re   Sumpf- 


1)  K..<n,  1.  c,  S.  CS     70.   Fi"'.  SS     HO.  IJckimn,   1.  c.    11.  p.  Cl     07,    IM.  :.(;, 

-)  Ku.M,,  1.  0.,  S.   IIO-U'J,  Fif.'.   117.   MS.  Ui.KioN,  i.  c,   II.  p.  Ol     (i'J,    IM. 

—  M..in.wM.K..,  I.  c.  i;io7,  s.  SOI    so:{. 

•')   K.Hii,  1.  c,  S.  f)l     r).'),    Kiü;.  OS,  CO,   mui   S.  (H)— Ol,   V\'j:.  70,  77.  M.iüi.wh 

1.  c.    1;H)7,  ]).  80«  -SÜ5. 

••)    tJu.KToN,   1.   (•..,   II,    p.   II      12,    IM.    ;;;).    lO.  M..KhwnKo,    l.   ,-..    1!K)7,    n.    7!IS. 

'')   MrcKioN,  1.  c.   11,  !>.   i:.     lM,   IM.    i;!.         M.MM.wu.K..,  l.   c.    11)07,  \k  1w     SOO. 
")  K.K'ii,  I.  c,  S.  :{S-;!i»,   Fig.  -tS,  ■[[).         MminwiiKu,  1.  ,•.,   10(17,  p.  70S     700. 


A])hi(liden,   Bliitt lause.  (jjl 

pflanzen  üboriiiejion,  von  iIcmumi  sich  hn  llorbst  dor  Riickzn«»;  zum  Goils- 
blatt  wio  bei  ilon  vorbosproclionon  Arton  viUlzioht  (Boknek   19V,\). 

Pliorodoii  humuli  Schrk.  (  pruni  Scop.)')  lobt  im  Frühling  in 
innigen  (Jenoratienen  nngollügvltiM'  und  o-oilügoltor  Läuse  unter  den 
Blättern  \  erschiediMier  J'tlaunienarten  (St'hlelie,  Zwetsehe,  Reineelaude) 
und  llii^gl  von  hier  vcni  Mai  bis  Juli  auf  den  lloptbn  über,  aut  dessen 
jungen  Trioben  und  Blättern  sich  mehrere  Generationen  ungetlügelter 
Individuen  entwickeln;  im  August  und  September  ontstohon  auf  dem 
Hopfen  geflügelte  Sexuparen  (Mütter  ih>r  am[>higonen  9)  und  geflügidti> 
S  ■,  die  auf  die  geminnten  Pflaumen  zurückiliegen.  Die  befallenen 
ITopfentriebo  verkümmern,  die  JMätter  welken  und  fallen  vorzeitig  ab, 
und  die  Entwit-klung  der  llopfentricbe  wird  mehr  oder  weniger  erlieb- 
lit'h  beeinträchtigt. 

Hysiloptorus  pruni  Kabr.  (  arundlnis  Fabr.)'-)  saugt  in  den 
Früh,jahrsgen(^rationl^n  ebiuifalls  auf  der  Unterseite  der  Blätter  von 
Pflaumenarten  und  Aprikosen,  die  er  stark  kräuselt,  und  wandert  in 
der  Regel  von  Juni  bis  Juli  auf  die  Blätter  des  Schilfrohres  (Phrag- 
mites)  über,  die  er  im  Herbst  wieder  verläfst.  Aber  ähnlich  wie  Aphis 
rumicis  vermag  sich  auch  diese  Laus  dauernd  auf  ihren  Ilauptnähr- 
pflanzen  fortzupflanzen,  während  die  Ablage  der  Wintereier  seither  auf 
Phragmites  nicht  beobachtet  worden  ist. 

Aiioecia  corni  Fabr.  (=  Sehizoneura  venusta  Pass.)'*)  migriert 
von  Hart  riegelarten  (aus  der  Verwandtsrluift  dei-  (\>nms  sanguinea)  auf 
Wurzeln  von  Gramineenarten  der  Gattungen  Panicuni,  Setaria,  llolcus, 
Avena,   Fragrostis,   Triticum,   Loliuni. 

Mehrere  Arten  der  Gattung  'retraiienra ,  d'w  als  Fun(latricl^n  auf 
ITlmenblättern  verschiedenartig  gestaltete^  (Jallen  erzeugen,  in  denen 
auch  die  Kinder  der  Fundatrix  zu  gi^llügelten  Wanderläusen  heran- 
wai'hsen,  leben  im  Sommer  an  den  Wurzeln  von  Gräsern  (Goix,  Zea, 
Sorghum,  Panicum ,  Oryza,  Avena,  Aira,  Cynodon,  Ijolium,  Triticum, 
Agropyrum),  von  denen  im  Herbst  die  geflügelten  Sexuparen  auf  die 
Ulmen  zurückfliegen,  so  dafs  der  Zyklus  noch  im  selben  .lahre  ge- 
schlossen wird.  So  gehört  naeh  den  l^lrfahrungen  MoitDWii-Ko's ') 
TetniiHMira  eaeruleseens  Pass.  als  Sommerform  zu  T.  ulmi  Dcgeer, 
T.  zeae-maydis  Uulonr  (  boyeri  Pass.)  (mtsprccluMid  zu  T.  rubra 
Liehtenstinn. 

ö'us  Biologie  iinderei-,  auch  auf  Ulmen  (imIUmi  bildendmi,  ArtiMi  dtu" 
(iattnngiMi  Hyrsocr.vpia  und  ScIiizoiMMira  ist  noch  nicht  klargelegt;  für 
Hyrsocr.vpta  pallida  IhUichiy  viu-nn;tet  Liciitknstkin''')  die  Migration 
iler  gofiügelten  Fundatrigenien  auf  Wurzeln  von  Menthaarteu ,  Mokd- 
wiLKo")  ferner  einen  genetischen  Zusammenhang  von  Schizoiieuri  pyri 
Goethe  mit  Seil,  lanuginosa    lltg. 

Die  Biologie  der  als  Apfelbaumsehädling  allgi'mein  sehr  gefürchtoton 
Blutlaus  Sclii/onoiira  lanig-era  Hausmann  (=-  Seh.  amerlcana 
Riley)  ist  erst  kürzlich  von  FiHTii  Patch  ^)  aufgeklärt  worden,  nachdem 

')  Buckton,  1.  c,  I,  \>.  ItiG— 171 ,  PI.  MO,  ;?1.  —  K<.cii,  1.  c. ,  p.  111— 11(1,  Fig. 
152—154.  —  M(Mu.wn,Ko,  1.  c,  1907,  p.  796—797. 

2)  Bucktun,  I.e.,   II,  p.    110-11:^,  PI.  75.  --  Moiu.wm.ko,  I.e.,  1907,  p.  014-815. 
«)  MuKi.wu.Ku,  I.  c.,   1907,  p.  7.S()--79'J. 
■')  I.  c.  1907,  p.  779-7sr; 


Bull 


■')  I.  c.  1907,  p.  779-7S5. 

^}  Siehe  M..iii.wii,K(..  1.  e.,  1!)07,  p.  779  oben. 
«)  Kiol.  Z(MitniIl)lutt  1909,  p.   159. 

•J)  Klin  leaf  (lurl    juid  wliollv  applo  Aphid.  Maine  Agricult.  Kxp.  Stat.  Orono, 
.  No.  20;{,  August  191-J.        Joiini.  econ.  Entom.  Vol.  5,   1912,  p.  :{9G-;{98,  PI.   10. 


672 


Ehvnchoten,  Sclinabelkerfe. 


BöRNER  \)  schon  1909  eine  Migration  für  diese  Laus  walirscheinlich 
gemacht  hatte.  Schädlich  ist  die  Art  mit  ihren  an  Zweigen, 
Stämmen  und  AVurzehi  des  Apfelbaumes  und  verwandter  Kernobst- 
gewächse lebenden  Kolonien  von  Virginogenien.  Diese  Läuse  ruten 
durch  ihren  Stich  kambiale  Wucherungen  hervor,  die  die  Einde  zum 
Bersten  bringen  und  nach  mehrjährigem  Wachstum  oft  einen  krebs- 
artigen Charakter  annehmen,  wobei  selbst  daumesdicke  Zweige  ab- 
getötet werden  können.  Sie  überwintern  in  der  Regel  im  junglarvalen 
Stadium  in  Rindenritzen  oder   hinter  Borkenstückchen  oder  im  Boden 


rig.  304.     Schizoneura  lanigera,  Blutlaus  (nach  Borneu,  1906), 
Erwachsene  flügellose  Yirginogenia  (Exsul).     b)  Sexuparanymijhe,  von  unten 
"len.     c)  Männliche  Blutlaus,   Bauchansicht,     d)  Sexuparafliege  der  Blutlaus. 
<i  =  Siphonen,  o/  =  Oberlippe,  mZ^  Unterlippe,  s^  ^  Stechborsten,  ^t'dr==  Wachsdrüsen. 

versteckt.  Die  im  Hochsommer  oder  Herbst  auftretenden  geflügelten 
Sexuparen  legen  ihre  Sexuales  und  diese  ihr  Winterei  in  Nordamerika 
an  Ulmus  americana  ab,  an  deren  Blättern  die  Fundatrix  sowie  deren 
Tochter-  und  Enkelgeneration  im  folgenden  Jahre  auffällige  Rollgallen 
erzeugen,  die  lebhaft  an  die  Gallen  unserer  mitteleuropäischen  Schizo- 
neura ulmi  L.  erinnern.  Offenbar  sind  beide  genannten  Arten  nahe 
miteinander  verwandt-,  ulmi  unterscheidet  sich  von  americana  aber  da- 
durch, dafs  bei  ihr  nur  die  Fundatrix  Blattgallen  hervorruft,  während 
ihre   in    diesen  Gallen   heranwachsenden  Tochterläuse  Flügel   erhalten 


bis  50. 


')  Mitt.  Kais.  Biol.  Anst.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Heft  8,  April  1909,   S.  49 


Aphididen,  Blattläuse.  673 

und  von  der  Ulme  fortfliegen.  —  Nach  Mokdwilko  (1909)  ist  die  an 
Wurzeln  von  Ribes  nigrum  lebende  Schizoneura  fodiens  Bckt.  als  Vir- 
gonogenia  oder  Übersiedlerform  zu  Seh.  ulmi  zu  stellen  ^). 

Die  migrierenden  Peiiiphigiis-Arten  der  Pappeln  leben  als  Yirgino- 
genien  auf  Kräutern  oder  anderen  Holzgewächsen,  Nach  Mgrüwilko  ^) 
ist  P.  fllagrinis  B.  de  Fonsc.  (=  g"naphalii  Kalt.)  die  Sommerform 
von  P.  ovato- oblong  HS  Kessler,  dessen  Fundatrix  eine  eiförmige  oder 
elliptische  Blattgalle  mit  unterseitiger  Schlitzmündung  auf  Populus 
nigra,  pyramidalis  und  canadensis  erzeugt.  Die,  beuteiförmige  Stiel- 
gallen der  Pappelblätter  erzeugende  Art  P.  bupsarius  L.  lebt  als 
Virginogenia  auf  den  Wurzeln  verschiedener  milchsaftführender  Kom- 
positen wie  Sonchus,  Lampsana,  Lactuca,  wo  sie  oft  auch  überwintert, 
aber  noch  im  selben  Herbst  die  zur  Pappel  zurückfliegenden  Sexuparen 
entwickelt.  —  Für  die  schwedische  Art  P.  borealis  TuUgren^),  welche 
grofse  sackartige  Rindengallen  an  Maitrieben  der  Pappeln  erzeugt  und  die 
Entwicklung  der  mutmafslich  virginoparen  Gallenfliegen  in  Schweden 
erst  im  Spätsommer  vollendet,  ist  vielleicht  ein  zweijähriger  Turnus 
anzunehmen,  doch  sind  ihre  Virginogenien  noch  unbekannt. 

Im  Gegensatz  zu  den  bekannten  Pemphigus- Arten,  in  deren  Gallen 
nicht  nur  die  Fundatrix,  sondern  auch  ihre  zu  geflügelten  Wanderfliegen 
heranwachsenden  Kinder  reifen ,  verlassen  die  letzteren  bei  Thecabius 
afflnis  Kalt.  (=  ranuneuli  Kalt.)*)  die  durch  UmroUung  des  Blatt- 
randes entstandene  Muttergalle  und  bilden  an  jungen  Pappelblättern 
durch  Längsfaltung  neue  Gallen,  aus  denen  die  Fliegen  bei  Beginn  des 
Sommers  auf  verschiedene  Ranunculusarten  ausschwärmen,  um  dort 
neue  Kolonien  zu  gründen,  in  denen  im  Herbst  die  zur  Pappel  zurück- 
fliegenden Sexuparen  auftreten ,  während  gleichzeitig  flügellose  Vir- 
ginogenien für  die  Überwinterung  ihrer  Kolonien  auf  Ranunculus 
sorgen. 

Als  „Nestbildner"  sind  zwei  auf  der  Esche  lebende  Arten  der 
Gattung  Prociphilus  (Pemphigus)  bekannt:  bumeliae  Schrk.  und 
nidifieus  F.  Low.  Nach  Nüsslin'^)  erscheint  hnmeliae  2 — 3  Wochen 
früher  als  mdificus  (im  April)  und  saugt  als  Fundatrix  an  der  vorjährigen 
Triebspitze ,  in  der  zweiten  Generation  auf  den  jungen  Zweigen  und 
Blättern,  die  er  ähnlich  deformiert  wie  der  nur  die  Maitriebe  befallende 
nidifieus.  Nüsslin  verdanken  wir  auch  den  Nachweis ,  dafs  die  auf 
Tannenwurzeln  schmarotzende  und  schädliche  Holzneria  posehingcri 
(Holzner)  in  den  Entwicklungszyklus  von  Proeiphilus  nidifieus  gehört. 
Diese  Tannenform  vermag  sich  von  Jahr  zu  Jahr  parthenogenetisch 
fortzupflanzen,  entwickelt  alljährlich  im  Herbst  die  zur  Esche  über- 
fliegenden Sexuparen  und  erhält  im  Frühling  Zuzug  von  den  auf  der 
Esche  geborenen  geflügelten  Fundatrigenien.  Die  Exsules  von 
P.  bumeliae  sind  noch  nicht  bekannt.  —  Der  nordamerikanische  P.  tes- 
selatus  Fitch*'),  der  als   Fundatrix  und  Fundatrigenia  (Migrans  alata) 


1)  MoRinviLKo,  1.  c.  1909,  p.  182. 

2)  Biol.  Zentralblatt  1907,  S.  772—774. 

3)  TULLGKEN,    1.    C.    p.    142-148. 

*)  MoRDwiLKo,  1.  c.  1907,  p.  770—772. 

^)  Über  den  Zusammenhang  zwischen  Pemphifius  bumeliae  Schrank  und  Pem- 
phigus (HoUneriä)  poschinqeri  Holzner:  Zool.  Anzeiger  Bd.  33,  Nr.  66,  und  Bd.  34, 
Nr.  24/25,  1909- 

«)  Peruande,  The  life  historv  of  the  Alder  Blight  Aphis,  ü.  S.  Dept.  of  Agric. 
Technical  Secies  No.  24,  1912. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  43 


074  JUiynchotcn,  SchiiiiliclkiTfc. 

auf  den  Blättern  von  Acer  dasycar])iiiii  Ichl  ,  wundcit,  von  hier  iiuf 
Alnusartcni  über,  wo  er  dio,  Zwc.ifijo,  Äste  nnd  Wnr/oln  bcfsiodclt;  und 
.sieh  biolo^iscli  iiliididi  vniiäll  wie  die  vorü;onannto  Tannonform  von 
P.  nidifirus.  --  rrociphiliis  xylostei  J^egcor  endlich  geht  nach  Tuj.l- 
GitEN  ')  von  Lonicera- Arten  auf  die  Wurzeln  von  Fichten  (Picea  ex- 
celsa)  üb(T,  ist  also  anscheinend  identisch  mit  der  schädlichen  Jihizo- 
ni(ir/(i  pircdc  1  hu't  i^. 

Die  Biologie  der  cbcntjills  xu  den  Pcinplii^iiicn  ^clKh-cndcii  Art^cu 
der  (xatl,un<2;en  Asiplniin  und  INich.ypappa  ist  noch  un^^cklili-t  ;  crwidnit 
sei  von  ihnnn  nur  noch  l'arli,vpap|Mi  (bchizoneura)  reaumuri  Kall., 
dir,  bei  in!i,ss(?nhid'loni  An1'ti-(;tc,n  die  bcl'aJh'ncMi  Zweite  von  ijinden 
spirali^  drehen  und  die  Blattei-  zu  ei-olsen  bliisiec'n  (Jidlen  zusammen- 
rollen kann. 

Die  auf  Pistacia  terebinthus  und  lentiscus  in  Siideuropa  ei^en- 
artifi'o  Gallen  erzeugenden  Arten  der  (iattun^  Aploiieiini  wandern  nach 
d(^n  Forschungen  von  I)i<>i{i{ks.  Liciitknstkin  und  CuuiiCiii-:!')  wenigstens 
teilweise  von  i^istacia  auf  Gramineenwurzeln  über.  Da  hier  indessen 
in  den  Gallen  erst  die  dritte  Generation  Flü<2jel  Ixjkommt,  findet  der  Ab- 
flug von  der  Pistazie  erst  von  August  bis  Oktober  statt,  so  dafs  die 
auj'  den  (^rasvvurzeln  überwinternden  Virginogenien  ( Kxsules)  erst  im 
Mai  des  nächsten  .lahrcis  geflügelte^  zur  Pistazie  zurückfliegende  Sexu- 
paren  (intwickeln.  Die  befruchteten  arnphigonen  Q.  legen  im  ( Jegensatz 
zu  den  anden^i  J^'nlplligi(len  ihr  VVintcrei  nicht  ab,  sondern  umhüllen 
OS  sterbend  mit  ihrc^r  Kcirperhaut.  JJier  brauchti  also  der  Zyklus  von 
liinl' ( Jenerationen  zwei  Jahre  zur   Vollendung. 

Die  beiden  b(^stbekannten  Vertreter  der  II()rma|)liidin(Mi  lloi'iiia- 
pliJN  hannamelidls  H'ilch  und  lluinainelisies  spinosus  Shimer  ver- 
halten sich  biologisch  nicht  wenigei-  x'ci'scliicdcir'')  als  die  besj)rochenen 
V(^rtret(•r  der  (Jattungen  Pnn])hi</i(s  und  Ajilonrnra.  Beide  Arten 
migri(n-en  in  Nordanun^ika  zwischen  Hamamelis  und  Betula,  auf  Hama- 
melis («allen  bild(Mid;  in  Eluropa  kcTuit-  man  seither  nur  eine  d(im 
11(1)11(1^)1(1  islrs  sp/iios/is  ähnliche  Art.  II.  betulae  Moi'dw.  in  den  virgino- 
genen  StadiiMi.  Jh)))ii(i))his  /i(ini(ini(l/(l/s  vollendet  sein(5n  heterogeneti- 
selniii  Zyklus  im  selben  .lahl•(^,  anscheinend  ohne  auf  der  Birke  Winter- 
jormcui  zurückzulassen.  JldDidutclisics  dagiigen  braucht  zwei  Vege- 
tationsperioden, um  die  Wanderung  von  Ihunamelis  zur  Birke  und  zu- 
rück zu  beschiiefsen,  und  bleibt  auf  der  Birke  dank  dem  Besitze  be- 
sonderer Winterlarven  auch  ohne  Zuzug  von  selten  der  (JaJleidäuse 
des   HamanK^lis-Strauches  dauei'nd   fbi'f. pflanzungsfällig. 

Als  Schädlinge  der  Forst-  und  Parkkultnren  sind  die  Chermiden 
von  besonder(^)n  Interesse.  Biologisch  halxm  sie  in  einigen  Arten  die 
h(')ehst(^  Stufe  ein(^r  parazyk'lische))  Ilelerogonie  erniichti.  Schädlich 
sind  sie  <'inei'S(^it.s  als  ( iailenbildnei'  der  Pi<'ea,a,rt en  ,  indem  sie  (be- 
sonders (Jhoriiies  abielis  D.)  bei  starkem  Jiefall  das  normale  Wachstum 
stönui ,  Verkriippedungen  hervorrufen  oder  gar  die  Triebspitze  ver- 
nicht(^n;  andererseits  als  Virginogenien  oder  Exsules  auf  Weil'stannen 
und  Kiefern,   wiUu'end   die  auf  andei'en  Nad(^lh(■)lz(^rn  ( Lärch(>,  llenilo(;ks- 


')  Si(^lH^   l)(^i    MciKuwii.K..,   1.   (•-.,    1IM)1),   j).    IIC.   mitcu. 

")  Siclio   i.iciiiKNSTKiN  ,   Ijcm  i)nc.cr()us  (hl   It'rcliiiiilic,  Fouilio  Uck  Jcuiie.s  NatAira- 


listos,    1«80, 

l,h(^  wlii.'li-fmz.'l   !in.l   l)iivh,    I'.  S.   Dopl.   A-ii<'.  TcchiiifMl   Scries,  No.  !).   1<)01 


)   l*i;u(iA.Ni>i:,   The    lif»;    <<i  historv    of  t  wo  hiipcIh  of  Phmt-Lice  iiihabitiiig  l)Otli 
'    ■  \'^v\r.   Trr.hnwii]   Sc   " 


Aphidideii,  Bhittläuse.  (375 

tanne,  Douglastanne)  lebenden  Arten  als  Schädlinge  nur  von  geringer 
Bedeutung  sind. 

Unter  den  Chormiden  der  Kiefern  ist  die  gefahrlichste  Art  PineiiS 
strobi  Iltg.  M;  als  Virginogenia  vermag  sie  alle  oberirdischen  Rindon- 
teile  der  Weyniouthskief'er  (Pinus  strobus)  an  Stämmen  und  Zweigen 
zu  besiedeln  und  das  Gedeihen  der  Kiefer  schwer,  bisweilen  sogar  bis 
zur  Erschöpfung  zu  beeinträchtigen.  Die  Art  lebt  aussehliefslich  auf 
der  genannten  Kiefer  und  ist  von  Nordamerika  mit  der  Einfuhr  der- 
selben nach  Europa  vorgedrungen.  Auf  den  jungen  Maitrioben  der 
Kiefer  entwickelt  sie  neben  flügellosen  Virgines  Sexuparafliegen,  die  in 
Nordamerika  ihre  Eier  auf  der  Silberfichto  (Picea  alba)  ablegen,  auf 
der  dort  anscheinend  auch  die  Sexuales  und  die  Fundatrix  zu  gedeihen 
vermögen.  In  Europa  hat  man  aber  seither  vergeblich  nach  den  Gallen 
dieser  Art  gesucht,  wenn  es  auch  gelungen  ist,  die  s/ro^ /-Fliegen  auf 
Picea  alba  künstlich  zur  Eiablage  zu  bringen.  —  Eine  mit  Fineu.s  strohi 
nahe  verwandte  Form  var.  pineoides  Cholodk.  lebt  in  Europa  an  der 
Rinde  der  Fichtenstämme  und  -äste  (Picea  excelsa)  und  ist  seither  nur 
als  flügellose  Virgo  beobachtet  worden. 

Die  Weifstannen  arten  Abies  pectinata,  nordmanniana  und  nobilis 
werden  von  den  Arten  Dreyfusia  piceae  (Ratz.)  und  nüssllni  C.ß.  ^j 
schwer  heimgesucht.  JJer  hotcrf^geiieiiscdie  llauptzyklus  konnte  bisher 
ffir  keine  der  b(5iden  Arten  geschlossenvv(;rden,  da  die  Arten  in  Mittel- 
europa iirischcinend  keine  Gallen  zu  erzeugen  imstande  sind.  Drey- 
fiisia  nüsslini  besiedelt  in  erster  Linie  die  .jungen  Triebe  von  Abies 
nordniiinniana  und  pectinata.  Sie  überwintert  in  einer  besonderen 
Winterform  in  der  Regel  an  der  Rinde  der  jüngeren  Zweige.  Die 
Kinder  dieser  im  Frühling  heranreifenden  Läuse  befallen  die  zarten 
Maitriebe,  deren  Nadeln  bei  starkem  Befall  nach  unten  gekrümmt 
werden  und  wie  die  Triebe  im  Wachstum  zurückbleiben.  Aus  den 
Eiern  der  überwinterten  Läuse  entstehen  teils  wieder  zur  Überwinte- 
rung bestimmtem  .Jungläuse,  teils  abweichend  gebaute  Larven,  die  ihrer- 
seits entweder  zu  Hfigellosen  Virgines  (sogen.  „Aestivales")  oder  zu 
geflügelten  Sexuparen  heranwachsen;  die  ersteren  erzeugen  ausschliei's- 
h'ch  wieder  Winterformen,  die  letzteren  sind  dazu  bestimmt,  auf  einer 
Fichte  (vermutlich  dient  Picea  orientalis  als  Gallenpflanze)  ihre  Sexuales 
abzulegen  und  damit  die  Entstehung  der  Fundatrix  und  Gallenläuse 
zu  ermöglichen.  Man  nimmt  an,  dafs  Drcyfusia  uüfisUni  in  der  Krim 
und  im  Kaukasus  eine  normale  Migration  zwischen  Picea  orientalis 
und  Abies  nordmanniana  ausführt,  wie  sie  ähnlich  bei  Dreyfusia 
abietis-pieeae  Stebbing^)  im  llimalaya  zwischen  Picea  morinda  und 
Abies  vv(!l)bi;uia  stattfinden  dürfte.  —  Dreyfusia  piceae  wei(;lit  bio- 
logisch von  J).  nüsslini  einmal  durch  ihre  Vorliebe  für  die  Rnide  der 
stärkeren  Aste  und  Stämme  ab,  an  der  auch  die  sommerlichen  Gene- 
rationen heranwachsen,  sodann  durch  eine  weniger  strenge  und  viel- 
leicht nicht  einmal  durchgreifende  Trennung  besonderer  Winter-  und 
Sommorläuse.  Während  bei  T).  nüsslini  im  Frühling  nur  eine  Gene- 
ration flügelloser  Virgines  auf  den  Maitrieben  der  Tanne  in  Erscheinung 
tritt,  folgen  bei  der  „Altrindenlaus"  piceae  einander  2 — :3  sommerliche 

')  Siehe  BiiitNi;«,  Monogr.  Studie  über  die  Chermides.  Arbeiten  aus  der  Kais. 
Biol.  Anstalt  f.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Bd.  G,  Heft  2,  1908,  S.  183—187  u,  2()7— 268. 

'')  Br.HNKH,  Übw  Clicni.eHiden  IV.  Zoolog.  Anzeiger  Bd.  33,  1908,  S.  7.",7— 750, 
u.  Monogr.  Studie  über  d.  Cherinidon,  S.  l.",K  -147,  2."):',  -257. 

")  Siehe  BuK.NEii,  Monogr.  Studie  Chermiden,  S.  211—212. 

43* 


<376  ßhynchoten,  Schnabelkerfe. 

Generationen,  und  die  Individuen  der  letzten  Jaliresgeneration  können 
anscheinend  auch  neben  eigentlichen  AVinterformen  überwintern.  Auf 
Nadeln  der  Maitriebe  findet  nur  äufserst  selten  die  Entwicklung  von 
Sexuparafliegen  statt,  die  sich  durch  kürzere  Stechborsten  schon  als 
Junglarven  von  den  sogen.  Aestivalen  unterscheiden.  Drci/fusia  piceae 
vermag  bei  starker  Vermehrung  selbst  ältere  Edel-  und  Nordmanns- 
tannen in  wenigen  Jahren  abzutöten  und  erzeugt  bisweilen  auch  kam- 
biale  Wucherungen,  die  an  befallenen  Abies  nobilis  nicht  selten  zu 
finden  sind. 

Zwischen  Fichte  und  Lärche  wandern  in  Europa  die  allgemein 
bekannten  Arten  Chermes  abletis  L.  und  Cnaphalotles  strobilobius 
Kalt^).  Auf  der  Fichte  zeigen  beide  Arten  ein  ähnliches  Verhalten, 
Chermcs  abidis  saugt  als  Fundatrix  an  der  Rinde  der  vorjährigen  Triebe 
in  der  Nähe  von  Knospen  und  erzeugt  grolse  grüne  oder  gerötete 
Gallen,  welche  den  Trieb  meist  nur  einseitig  deformieren;  CtmphaJodrs 
strohilohius  sticht  dagegen  als  Fundatrix  die  Knospen  selbst  (mit  Vor- 
liebe solche  zarterer  Seitenzweige)  an,  so  dais  in  der  Regel  der  ganze 
Trieb  zur  Bildung  der  Galle  aufgebraucht  wird.  Trotzdem  ist  die  erst- 
genannte Art  gefährlicher,  weil  sie  die  stärkeren  Triebe  der  Fichte  be- 
vorzugt. Beide  Arten  entwickeln  in  ihren  Gallen  zweierlei  Formen  2) 
von  geflügelten  Läusen :  einmal  die  auf  Lärclie  migrierenden  Fliegen, 
welche  sich  hier  durch  besondere  Winterformen  (Hiemales)  fortpflanzen, 
zweitens  Fliegen,  die  auf  der  Fichte  verbleiben  und  Eier  legen,  aus 
denen  junge  Fundatricen  ausschlüpfen,  die  sich  von  den  amphigon  ent- 
standenen Fundatricen  nicht  unterscheiden.  —  Auf  der  Lärche  verhalten 
sich  aber  die  Nachkommen  beider  Arten  sehr  verschieden.  Chermcs 
ahictis  lebt  als  Winterform  an  der  Stammrinde  und  entwickelt  im 
Frühling  aul'ser  den  zur  Überwinterung  bestimmten,  ihren  Müttern 
gleichenden  Jungläusen  nur  geflügelte  Sexuparen.  die  auf  den  Lärchen- 
nadeln  aus  besonderen  Junglarvenformen  heranwachsen  und  nach  dem 
Rückflug  auf  der  Fichte  die  Sexuales  hervorbringen;  flügellose  Sommer- 
formen fehlen  bei  dieser  Art,  doch  nimmt  man  in  Analogie  zu  der  ver- 
wandten nordamerikanischen,  zwischen  Picea  pungens  und  Pseudotsuga 
douglasi  migrierenden  Grillettea  eooleyi  Gillette^)  an,  dais  sie  die- 
selben sekundär  verloren  hat.  Bei  Cnapludodcs  strobüobnis  treten  diese 
bei  CJuriiics  ahietis  fehlenden  Sommerformen  (Aestivales)  als  Nadelsauger 
in  mehreren  Generationen  auf,  die  sich  gerade  so  wie  ihre  überwinterte, 
fast  wachsfreie  Stammutter,  die  an  der  Rinde  der  jüngeren  Zweige 
saugt,  sowohl  durch  Junglarven,  die  wieder  zur  Überwinterung  be- 
stimmt sind,  wie  durch  Sommerjunglarven  fortpflanzen,  wobei  im  ersten 
Frühling  die  letzteren,  im  Sommer  und  Herbst  die  ersteren  überwiegen. 
Sexuparafliegen  entstehen  bei  dieser  Art  nur  in  der  ersten  Generation 
des  Frühlings,  und  zwar  aus  der  gleichen  Anlage  wie  die  ersten,  in 
Wachsbällchen  gehüllten  Aestivales  (vgl.  biologisches  Scliema  Fig.  301). 


')  Siehe  Bökner,  Monogr.  Studie  über  die  Chermiden,  S.  124—138,  153—167, 
235—250. 

^)  Es  sei  hier  indessen  darauf  hingewiesen,  dafs  Cholodkovsky  diese  beiden 
Fliegenformen  als  Vertreter  geti-ennter  Arten  auffafst  und  die  von  Bürner  beob- 
achtete Entstehung  derselben  unter  der  Nachkommenschaft  einer  einzigen  Fun- 
datrix auch  neuerdings  bestritten  hat. 

3)  Bürner,  Über  Chermesiden  YI.  Zoolog.  Anzeiger,  Bd.  84,  1909,  S.  504—506.  — 
Gillette,  Chermes  of  Colorado  Conifers,  Proced.  Acad.  Nat.  Sciences  Philadelphia 
1907,  p.  3—14. 


Aphididen,  Blattläuse.  577 

Die  migrierenden  Phylloxeriden  sind  wahrscheinlich  erst  zum 
kleinsten  Teile  bekannt.  Zu  ihnen  gehört  als  gefälirlichster  tierischer 
Schädling  aller  weinbautreibenden  Länder  die  Reblaus.  Ob  unter  den 
zahlreichen,  von  Riley  tmd  Pergande  beschriebenen  Phylloxeriden  der 
Hikorynulsbäume  Nordamerikas  \)  auch  migrierende  Arten  vorkommen, 
ist  wohl  nicht  gerade  unwahrscheinlich,  doch  wissen  wir  heute  nichts 
Bestimmtes  darüber.  In  Südeuropa  migriert  in  der  Regel  die  Eichen- 
laus Phylloxera  quereus  Boyer  de  Fonsc.^)  und  ihre  Abart  florentina 
Targ.-Tozz.  zwischen  verschiedenen  Eichenarten ;  und  zwar  findet  man 
in  Südfrankreich  die  Fundatrix  der  dort  heimischen  Hauptform  wohl 
ausschliei'slich  auf  Quereus  coccifera,  in  Italien  dagegen  die  Fundatrix 
der  dort  allein  bekannten  Abart  florentina  auf  Quereus  ilex,  obwohl  in 
beiden  Ländern  beide  Eichenarten  nebeneinander  wachsen  und  beide 
Phylloxeren  auf  Quereus  robur  und  pubescens  migrieren.  Hier  ver- 
mitteln geflügelte  Fundatrigenien  (Migrantes  alatae)  und  geflügelte 
Sexuparen  die  Verbindung  der  örtlich  getrennten  Kolonien. 

Die  Reblaus  Peritymbia  vastatrix  Planchon  (=  Phylloxera 
vastatrix  Planchon  oder  Peritymbia  vitifolii  Fitch  oder  Viteus 
vastator  Grassi  et  Foa)^)  unterscheidet  sich  biologisch  in  erster  Linie 
durch  das  Fehlen  virginoparer  migrierender  Fliegenformen.  Da  die 
Virginogenien  oder  Exsules  der  Reblaus  an  den  unterirdischen  Or- 
ganen derselben  Rebenpflanze  leben,  so  bedarf  es  solcher  Virgopara- 
fliegen  auch  nicht;  die  jungen,  zum  Leben  auf  Rebenwurzeln  be- 
stimmten Exsules  wandern  selbst  in  die  Erde  hinab,  während  ihre 
Mütter  in  den  Blattgallen  der  Rebe  zurückbleiben  und  absterben.  — 
Aus  dem  amphigon  entstandenen  Winterei  der  Reblaus  schlüpft  im 
Frühling  die  Fundatrix  aus,  welche  die  erste  Blattgalle  bildet  und 
gestaltlich  als  Junglaus  von  den  folgenden  Gallengenerationen  un- 
bedeutend abweicht.  Sie  legt  bei  günstiger  Ernährung  eine  grofse  Zahl 
Eier  in  ihrer  Galle  ab,  aus  denen  vornehmlich  Jungläuse  ausschlüpfen, 
die  eine  zweite  Gallengeneration  bilden,  während  aus  den  zuletzt  ab- 
gelegten Eiern  der  Fundatrix  die  ersten  an  die  Rebenwurzeln  ab- 
wandernden Jungläuse  werden.  Die  Gallenläuse  der  zweiten  Generation 
pflanzen  sich  sodann  in  derselben  Weise  wie  ihre  Mütter  fort,  nur 
herrschen  unter  ihren  Nachkommen  gegen  den  Herbst  hin  die  zum 
Leben  an  den  Rebenwurzeln  bestimmten  Formen  vor.  In  wärmeren 
Ländern  können  acht  bis  zwölf  solcher  Gallenlausgenerationen  auf- 
einander folgen,  im  kühleren  Klima  Deutschlands  konnten  im  freien 
Weinberg  bisher  nur  vier  Generationen  grofsgezüchtet  werden.  Im 
Herbst  erlischt  mit  dem  Blattfall  der  Turnus  der  Gallenrebläuse,  doch 
können  die  Gallenläuse  in  Warmhäusern  künstlich  jahrelang  fort- 
gezüchtet werden,  wenn  man  ihnen  frisch  treibende  Reben  zur  Ver- 
fügung stellt.  Dafs  im  Freien  Gallenrebläuse  überwintert  hätten,  _  ist 
nicht  festgestellt  worden,  die  junge  Gallenlaus  besitzt  jedenfalls  nicht 
die  Fähigkeil ,  in  einem  Ruhestadium  zu  verharren,  wie  es  die  Wurzel- 
reblaus  vermag;    aber   die   Eier   der  Gallenläuse   lassen   sich  künstlich 

J)  Vgl.  die  unter  No.  2  S.  669  zitierte  Abhandlung  Pergandes. 

")  Siehe  CIra^si  (1912),  1.  c,  p.  39—47,  und  Bör.ner,  Über  Chermesiden  V.  Zool. 
Anzeiger,  Bd.  34,  1909,  S.  25—27,  Anmerkung. 

^)  Siehe  in  erster  Linie  das  sub  3)  S.  669  zitierte  monumentale  Werk  Grassis, 
das  auch  ein  reichhaltiges  Literaturverzeichnis  bringt,  und  die  kurzen  Notizen 
Br.RNERS  in  den  Jahresberichten  der  Kaiserl.  biolog.  Anstalt  zu  Dahlem-Berlm  1907 
bis  1912  (Mitt.  aus  d.  Kaiserl.  biol.  Anstalt,  Hefte  6,  8,  10.  11,  14). 


678 


Ehynclioten,  Schnabelkerfe. 


Fig.  305.  Fhylloxem  oder  Peritijnibin  vafitalrix,  Reblaus  (nach  Böeneh,  1909/11). 
a)  Blatt  von  Yitis  rupestris  mit  Reblausgallen ;  b)  Junge  ungehäutete  Gallenreblaus  • 
€)  Junge,  ungehäutete  Wurzelreblaus;  d)  Stück  einer  Rebenwurzel  mit  Tuberosi- 
täten(e)  und  Nodositäten  (n),  die  letzteren  teilweise  verfault;  e)  Sexualis-Weibchen 
(Bauchansicht);  f)  Nodosität  einer  Rebenwurzel  mit  Wurzelrebläusen;  q)  Sexupara- 
fliege.    Alles  aufser  Fig.  a,  aber  verschieden  stark  vergröfsert. 


Aphididen,  Blattläuse. 


679 


bei  niedriger  Temperatur  (sie  ertragen  in  den  Gallen  eine  Aufsen- 
temperatur  bis  zu  —  8<>  C)  mehrere  Monate  in  der  Entwicklung  zurück 
halten. 

Die  in  den  Gallen  geborenen  jungen  Wurzelläuse,  die  sich  — 
nach  den  von  FoÄ ,  Grandori  und  Grassi  ')  gemachten ,  aber  fast 
gleichzeitig  und  unabhängig  von  ihnen  durch  Börner^)  vorhergesagten 


Sexuale« 


Ihndatrix 


Fig.  306.  Biologisclies  Schema  der  Reblaus.  Fundatrix  und  Fundatrigenien  sind 
Gallenläuse,  die  Virginogenien  sind  Wurzelrebläuse,  von  denen  Generation  3  über- 
wintert, n  bedeutet  bei  den  Formen  2  und  .3  die  letzte  eierlegende  Generation  des 
Jahres.  Sexuparen  können  aus  den  Junglarveu  aller  Wurzelläuse  mit  Ausnahme 
der  überwinterten  (.3)  und  der  von  der  Fundatrix  abstammenden  Wurzellävise  (i  — >.3« 
entstehen,  treten  im  Freien  aber  meist  nur  in  den  sommei'lichen  Generationen  auf 
Die  Serie  2  endet  wie  in  den  Figuren  299«  und  h  blind. 


Entdeckungen  —  von  ihren  Gallenlausschwestern  bereits  unmittel- 
bar nach  der  Geburt,  also  vor  der  Aufnahme  von  Nahrung,  unter- 
scheiden lassen,  gründen  an  den  Wurzeln  der  Rebe  Kolonien  von 
Wurzelläusen,    die    als   Parallelreihe    der  Gallenläuse   fortgesetzt  neue 


')  Studi  sulla  fillossera  della  vite.  Differenze  tra  la  fillossera  gallicola  e  la 
fillosera  radicicola.  Rendiconti  della  R.  Accadem.  dei  Lincei.  Vol.  17,  Ser.  h. 
Seduta  del  1.  Marzo  1908,  p.  276—281. 

2)  Mitteilungen  aus  d.  Kais.  Biol.  Anstalt  f.  Land-  u.  Forstwirtschaft,  Heft  6, 
März  1908,  S.  34. 


680  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

AVurzelrebläuse  erzeugen  und  nach  und  nach  das  ganze  Wurzelwerk 
der  Rebe  infizieren.  Diese  Wurzelrebläuse  entwickeln  noch  im  selben 
Sommer  geflügelte  Sexuparen,  welche  die  Erde  verlassen  und  an  ober- 
irdischen Teilen  der  Rebe  ihre  verschieden  grofsen  Sexualis-Eier  ab- 
legen, während  gleichzeitig  andere,  mit  den  Sexuparafliegen  aus  der 
gleichen  Anlage  entstandene  flügellose  Wurzelläuse  für  die  Erhaltung 
der  Wurzellauskolonie  sorgen.  Die  aus  den  Sexualis  -  Eiern  aus- 
schlüpfenden Männchen  und  Weibchen  schlieisen  mit  der  Ablage  des 
befruchteten  Wintereies  den  heterogenetischen  Hauptzyklus  der  Reb- 
laus ,  während  die  Wurzelläuse  als  junge  Larven  zui'  Überwinterung 
schreiten,  um  neben  jener  Hauptreihe  eine  rein  parthenogenetische,  aus 
stets  flügellosen  Individuen  bestehende  Nebenreihe  zu  bilden,  die  all- 
jährlich im  Hochsommer  und  Herbst  neue  Sexuparen  zur  Erzeugung 
des  Wintereies  und  der  Gallenrebläuse  abgibt. 

Die  Wurzelläuse  sind  die  eigentlichen  Hauptfeinde  der  Rebe.  Sie 
verwandeln  durch  ihren  Stich  junge  Rebenwurzeln  in  sogenannte 
„Nodositäten",  d.  h.  knotige,  birn-  oder  bohnenförmige,  oft  gekrümmte, 
massive  Kambiumgallen,  die  später  meist  infolge  sekundärer  Infektion 
mit  fäulniserregenden  Bodenbakterien  und  -Pilzen  abfaulen.  An  stärkeren 
Wurzeln  bilden  diese  Kambiumgallen  knotige  Geschwulste,  die  ebenfalls 
abfaulen  und  die  Tätigkeit  der  AVurzeln  empfindlich  stören  oder  gar 
lahmlegen  können,  so  daß  bei  starkem  Befall  selbst  gröfsere  Wurzel- 
stämme vernichtet  werden.  An  ganz  alten  dicken  Wurzeln  oder  Stamm- 
teilen leben  die  Wurzelrebläuse  indessen,  ohne  derartige  Geschwulste 
hervorzurufen.  Andererseits  können  die  Wiu-zelläuse  im  Herbst  ge- 
legentlich (in  feuchtwarmen  Treibhäusern)  auch  in  oder  an  den  Blatt- 
gallen oder  an  gallenfreien  Rebenblättern  zu  flügellosen  Virgines  oder  zu 
geflügelten  Sexuparen  heranwachsen  •,  Grassi  und  FoA  berichten  sogar 
von  einer  (im  Frühjahr  1908  eingetretenen)  spontanen  Umwandlung 
typischer  Wurzelläuse  in  Gallenläuse  im  Treibhause  ihrer  Phylloxera- 
station  zu  Fauglia  bei  Pisa. 

Das  Vorkommen  der  Reblausgallen  ist  —  ähnlich  wie  dasjenige 
verschiedener  Chermidengallen  —  teils  vom  Klima,  teils  vom  Vorhanden- 
sein geeigneter  gallenbildender  Reben  abhängig.  In  Südeuropa  z.  B., 
wo  ähnlich  wie  in  Nordamerika ,  der  Heimat  der  Reblaus ,  aufser 
europäischen  Reben  (Vitis  vinifera)  meist  auch  gallenbildende  Amerikaner- 
reben (u.  a.  Vitis  riparia,  rupestris  und  viele  Bastarde)  zur  Verfügung 
stehen,  findet  man  alljährlich  Reblausgallen  auf  den  letztgenannten 
Reben.  In  Mitteleuropa  aber,  nördlich  der  Alpen  und  im  Westen  nord- 
wärts von  Dijon  gehören  Reblausgallen  zu  den  gröfsten  Seltenheiten 
und  sind  seither  noch  nicht  unmittelbar  zur  Beobachtung  gelangt. 
Nahm  man  früher  an,  dafs  in  diesen  nördlicheren  Breiten  aus  dem 
AVinterei  der  Reblaus  eine  Wurzellaus  ausschlüpfe,  so  wissen  wir  heute, 
dafs  einmal  die  Entstehung  einer  Wurzellaus  aus  dem  Winterei  in  der 
Natur  nicht  vorkommt  (Grassi),  und  dals  zweitens  die  Entwicklung 
der  Sexuales  und  damit  des  Wintereies  an  ein  beträchtliches  Mafs  von 
Wärme  gebunden  ist,  denn  bei  den  wiederholten  Zuchtversuchen 
BöRNERS  konnten  die  Sexuales  und  die  Wintereier  im  Warmhaus  ge- 
wonnen werden ,  während  die  ersteren  im  Freien  abstarben ,  ohne 
Wintereier  abgelegt  zu  haben.  Man  wird  demnach  in  Deutschland 
und  Ländern  mit  ähnlichem  Klima  die  Reblausgallen  nur  in  Jahren 
nach  ungewöhnlich  heifsen,  dabei  aber  nicht  allzu  trockenen  Sommern 
erwarten    dürfen,    und    in   der   Tat   hat  man    wiederholt  nach   solchen 


Aphididen,  Blattläuse.  ßgj 

Sommern  junge  Neuinfektionen  beobachtet,  die  nur  bei  Annahme  einer 
Verschleppung  durch  geflügelte  Rebläuse,  also  bei  gleichzeitiger  Mit- 
wirkung der  Sexuales  und  der  Gallenläuse,  erklärbar  erscheinen.  Im 
allgemeinen  entwickeln  sich  aber  in  Deutschland  die  Sexuparen  der  Reb- 
laus viel  zu  spät  (von  Mitte  August  ab),  um  ihre  Brut  noch  erfolgreich 
absetzen  zu  können.  Dabei  dürfte  der  Mangel  geeigneter  Amerikaner- 
reben die  Gallenbildung  kaum  wesentlich  beeinträchtigen,  da  die  von 
BöRNER  bei  Metz  aus  dortigen  Wurzelrebläusen  gezüchteten  Gallen- 
rebläuse mehrere  im  Süden  gallenbildende  Reben  verschmähen,  dafür 
aber  mit  Erfolg  auf  der  Europäerrebe  und  einigen  mit  ihr  verwandten 
amerikanischen  (V.  labrusca)  und  asiatischen  Reben  vermehrt  worden 
sind,  auf  denen  auch  die  dortigen  Sexuparafliegen  ihre  Eier  lieber  als 
auf  Amerikanerreben  ablegen. 

Die  meist  in  volkreichen  Kolonien  lebenden  Pflanzenläuse  dienen 
zahh'eichen  insektenfressenden  Tieren  als  Hauptnahrungsquelle.  An 
erster  Stelle  sind  hier  die  C  o  ccinelliden  zu  nennen,  von  denen 
Larven  und  Imagines  mehrerer  Arten  verschiedener  Gattungen  als 
Blattlausfresser  bekannt  sind.  Nicht  weniger  gierig  werden  Blattläuse 
von  den  Larven  zahlreicher  Syrphiden,  gewisse  Chermiden  auch 
von  Agromyziden- Larven  gefressen.  Auch  Vertreter  der  N e u - 
r op teren-Gattungen  Chrysopa  und  Hemerohms  sind  als  Larven  und 
Imagines  eifrige  Blattlausfresser.  Von  Lepidopteren  sind  Lycaeniden- 
raupen,  von  Panorpiden  die  Imagines  von  Panorpa  communis,  von 
Dermapteren  der  gemeine  Ohrwurm  beim  Blattlausfrafs  beobachtet 
worden ;  auch  blutsaugende  Hemipteren  aus  den  Familien  der  Nabiden, 
Capsiden  und  Anthocoriden  stellen  den  Blattläusen  nach,  gelegentlich 
wahrscheinlich  auch  andere  von  tierischer  Nahrung  lebende  Insekten. 
Zu  den  Feinden  der  Pflanzenläuse  zählen  auch  Milben  aus  der  Gattung 
Trombidium  und  der  Familie  der  Parasitiden  (Gamasiden),  und  die  ge- 
flügelten Läuse  fallen  oft  in  grofsen  Scharen  den  netzbauenden 
A  r  a  n  e  e  n  zum  Opfer.  Aufserdem  schmarotzen  mehrere  Arten  winziger 
Chalcididen  und  Ichneumonid  en  als  Larven  im  Leibesinnern 
von  Aphiden.  Von  insektenfressenden  Vögeln  sind  besonders  die 
kleineren  Meisen-Arten  als  Blattlausfresser  zu  erwähnen. 

Über  die  Verbreitung  von  Seliinarotzerpilzeii  unter  den  Pflanzen- 
läusen ist  erst  sehr  wenig  bekannt  geworden.  Buckton  erwähnt  in 
seiner  Monographie  das  Vorkommen  solcher  Pilze  für  Rliopalosiphimi 
Jactucae  und  Siphonophora  solani ,  und  neuerdings  gibt  Lemoult  an, 
künstliche  Kulturen  von  Sporotrichum  glohuliferuni,  Isaria  densa  und 
Botrytis  hassiana  mit  Erfolg  gegen  ober-  und  unterirdisch  lebende  Blut- 
läuse (Schizoneura  lanigera)  angewandt  zu  haben. 

Zur  direkten  Bekämpfung-  hat  man  sich  seither,  abgesehen  von 
den  letzterwähnten  Versuchen,  kaum  der  natürlichen  Feinde  der 
Pflanzenläuse  bedient.  Dagegen  gibt  es  viele  als  Flüssigkeiten,  Pulver 
oder  Gase  wirkende  Mittel,  die  im  Kampfe  gegen  die  Pflanzenläuse 
von  grofser  Bedeutung  geworden  sind.  Dafs  die  Wirkung  dieser  Mittel 
wesentlich  von  dem  richtigen  Zeitpunkt  ihrer  Anwendung  abhängig 
ist,  bedarf  im  Hinblick  auf  die  wechselreiche  Biologie  der  Läuse  kaum 
der  Erwähnung.  Besondere  Berücksichtigung  verdienen  dabei  die 
Migrationen  der  Pflanzenläuse.  So  gelingt  es  in  manchen  Fällen  durch 
Bekämpfung  der  Frühjahrskolonien  auf  den  Wirtspflanzen  der  Fundatrix 
die    schädlicheren    Sommerformen    zu    unterdrücken ,    wofür    Fhorodon 


682  Ehynchoten,  Schnabelkerfe. 

humuli  als  Beispiel  dienen  mag.  Eine  Entfernung  oder  Nichtpflanzung 
der  einen  oder  anderen  Wirtspflanze  einer  schädlichen  Pflanzenlaus 
wird  man  indessen  in  der  Praxis  kaum  durchführen  und  auch  schwerlich 
anraten  können,  da  ja  die  auf  den  sogenannten  Zwischenwirten  lebenden 
schädlicheren  Kolonien  vielfach  ohne  Zuzug  von  seifen  der  Fun  datrix- 
kolonien,  oder  diese  letzteren  (wie  bei  manchen  Chermiden)  ohne^  Zu- 
zug von  Seiten  der  virginogenen  oder  Exsul -Kolonien  existenzfähig 
sind.  Im  übrigen  beachte  man,  dafs  die  Anwendung  der  Insektizide 
gegen  die  Pflanzenläuse  im  Gärtnereibetriebe  leichter,  in  dem  weit 
ausgedehnteren  Betriebe  der  Landwirtschaft,  des  Obst-  und  Weinbaues 
nur  selten  mit  Erfolg  durchführbar  ist. 

Die  wirksamen  Bestandteile  von  Spritz üüssig-keiten  sind  in 
erster  Linie  Tabakextrakte,  Schmierseife,  Quassiabrühe 
und  denaturierter  Spiritus,  die  in  verschiedenem  Gemenge,  zum 
Teil  auch  einzeln  mit  A¥asser  verdünnt  werden.  Auch  Petroleum - 
emulsion  liefert  in  1 — 2  "^/o  igen  Wasserlösungen  brauchbare  Resultate, 
wirkt  aber  leicht  schädlich  auf  die  bespritzten  Pflanzenteile  ein.  —  Das 
Baden  ganzer  Pflanzen  findet  vornehmlich  beim  Winter-  und  Frühjahrs- 
versand von  Blind-  und  Wurzelreben  statt  und  bezweckt  die  Abtötung 
der  Wintereier  und  Wurzelläuse  dieses  Schädlings,  wofür  man  sich  im 
ersten  Falle  u.  a.  einer  von  Dufour  ausgearbeiteten  AVarmwasser- 
methode,  im  zweiten  neuerdings  einer  3  ^lo  igen,  mit  1  "/o  schwarzer  Seife 
vermischter  Kaliumsulf  okarb  onat- Lösung  und  der  1  %  igen  Sa- 
prosol Wasserlösung  mit  Erfolg  bedient  hat.  —  Räueherung-en  führt 
man  gegen  Pflanzenläuse  einmal  in  Gewächshäusern,  durch  Verbrennung 
von  Insektenpulver  oder  Tabakstaub  oder  durch  Verdampfung  von  Tabak- 
extrakt aus,  sodann  vermittels  Schwefelkohlenstoff  vornehmlich  im 
Kampfe  gegen  die  Reblaus,  und  zwar  sowohl  zur  Desinfektion  von 
Setzreben  in  besonderen  Schwefelkohlenstofifkästen,  wie  zur  Abtötung 
der  im  Boden  lebenden  Wurzelläuse  nach  dem  Vernichtungs-  oder 
nach  dem  Kulturalverfahren,  wobei  im  ersten  Falle  soviel  Schwefel- 
kohlenstoff in  den  Boden  gebracht  wird ,  dafs  mit  den  Läusen  auch 
alle  Reben  abgetötet  werden.  —  Für  kleinere  Gärten  und  Gewächshäuser 
empfiehlt  sich  auch  die  staub förmig-e  Anwendung  von  Insektenpulver 
oder  Tabakstaub,  während  die  zum  Küchengebrauch  bestimmten 
Gemüsepflanzen  mit  lauwarmem,  mit  etwas  Essig  und  Kochsalz  ver- 
setztem Wasser   von    daranhaftenden   Läusen    befreit   werden    können. 

Die  indirekte  Bekämpfung"  wird  in  grofsem  Mafsstabe  in  der 
Praxis  bei  der  Rebenveredelung  zum  Schutze  gegen  die  Reblaus 
ausgeübt.  Dieselbe  beruht  auf  der  Verwendung  widerstandsfähiger 
Rebensorten  als  Unterlage  für  die  zur  AVeinbereitung  in  erster  Linie 
bevorzugten,  aber  durch  die  AVurzelreblaus  ausnahmslos  gefährdeten 
europäischen  Kulturreben.  DemgleichenZwecke  dienen  dieHybridisations- 
versuche  zwischen  den  beiden  genannten  Rebengruppen,  deren  seither 
kaum  erreichtes  Ziel  die  Gewinnung  von  der  Reblaus  widerstehenden 
und  zugleich  zur  Weinbereitung  brauchbaren  Reben  ist.  Für  die  Be- 
deutung dieser  beiden  Methoden  der  indirekten  Bekämpfung  spricht 
die  rastlose  Arbeit,  die  in  allen  gröfseren  weinbautreibenden  Ländern 
für  sie  geleistet  wird  und  eine  umfangreiche  Literatur  geschaffen  hat, 
eine  beredte  Sprache.  Hier  sei  zur  ersten  Orientierung  auf  die  dritte 
Auflage  des  Handbuches  des  Weinbaues  und  der  Kellerwirtschaft  von 
Babo  und  Mach  (1909)  hingewiesen. 

Der  Vollständigkeit  halber  sei  noch  erwähnt,  dafs  gelegentlich  ein- 
mal beim  Verpflanzen  mehrjähriger  Fichten  (Picea  excelsa)  die  auf  ihnen 


Aphididen,  Blattläuse.     Cocciden,  Schildläase.  (3g3 

saugenden  zahllosen  Chernies-FvLndaiTicen  infolge  der  dadurch  bedingten 
Verzögerung  des  Saftauftriebes  abgetötet  und  die  vorher  alljährlich 
befallenen  Fichten  gallenfrei  geworden  sind  (Beobachtung  des  Referenten 
aus  dem  Frühjahr  1908). 

Cocciden,  Scliildläuse  ^). 

Von  Dr.  L.  Lindingrer,  Hamburg. 

Tarsen  eingliedrig,  mit  einer  (liipcrsia  falcifcra  Q.  mit  rudimentärer 
zweiten)  Klaue.  Hochgradige  Verschiedenheit  zwischen  Männchen  und 
Weibchen.  —  Mämichen  von  normaler  Insektengestalt,  meist  winzig, 
selten  einige  Millimeter  lang,  meist  geflügelt.  Nur  Vorderflügel  ent- 
wickelt, häutig,  verhältnismäfsig  grols,  mit  grofser  Längs-  und  kurzer 
Querader ,  in  der  Ruhe  flach  übereinander  gelegt.  Hinterüügel  zu 
Schwingkölbchen  (Halteren)  umgewandelt.  Mundwerkzeuge  fehlend.  Ab- 
domen zugespitzt,  in  mehr  oder  minder  langen  Stylus  auslaufend,  mit- 
unter mit  zwei  langen  Schwanzfäden.  Fühler  lang,  behaart,  perlschnur- 
artig, 10 — (25?)g]iedrig,  ohne  die  Sinnesgrübchen  der  Aphididen.  Augen 
meist  einfach,  bis  zu  14  kranzförmig  um  den  Kopf  geordnet,  bei  einigen 
Unterfamilien  in  der  Hauptsache  durch  ein  Paar  Fazettenaugen  ersetzt.  — 
Weibchen  stets  ungeflügelt,  gröfser  als  das  Männchen,  selten  insekten- 
ähnlich, meist  mit  mehr  oder  minder  reichlichen  Wachsausscheidungen, 
oft  ohne  Fühler  und  Beine,  selten  im  erwachsenen  Zustand  auch  ohne 
Mundwerkzeuge,  vielfach  völlig  unsegmentiert.  —  Junglarven  klein,  ei- 
förmig oder  breitelliptisch,  von  oben  nach  unten  abgeflacht,  mit  4 — 6- 
gliederigen  Fühlern. 

Meist  eierlegend.  Männchen  mit  indirekter,  Weibchen  ohne  Ver- 
wandlung.    An  Pflanzen  saugend  und  oft  sehr  schädlich  auftretend. 

Etwa  1000  Arten;  meist  übersehen  und  durchschnittlich  sehr  un- 
genügend bekannt. 

Die  Schildläuse  gehören  zu  den  interessantesten  Insektenformen. 
Infolge  ihrer  parasitischen  Lebensweise  haben  sie  weitgehende  Um- 
formungen und  Anpassungen  erfahren,  so  dafs  sie  in  vielen  Fällen  sogar 
von  Entomologen  gar  nicht  als  Insekten  erkannt  werden.  (Das  ist  um  so 
mehr  zu  bedauern,  als  nicht  wenige  Arten  zu  den  allergefährlichsten 
Schädlingen  zählen,  die  man  überhaupt  kennt.) 

Die  Entwicklung  der  Schildläuse  ist  bei  Männchen  und  Weibchen 
verschieden.  Reh^),  dessen  Ansicht  ich  mich  in  dieser  Frage  völlig  an- 
schliefse,    ist   zu   folgenden   Ergebnissen    gelangt^):      „Die   männlichen 


^)  Aus  der  äufserst  umfangreichen  Coccidenliteratur  seien  nur  die  grund- 
legenden Werke  angeführt:  Sigxoket,  Essai  sur  les  Cochenilles  ou  Gallinsectes, 
Ann.  Sog.  ent.  France  4.  Ser.  T.  8,  1868,  bis  b.  Ser.  T.  6,  1876.  —  Newsteau,  Monograph 
of  the  Coccidae  of  the  British  Isles.  London  Vol.  I,  1901:  Vol.  II,  1903.  —  Green, 
The  CocQidae  of  Ceylon,  London,  Part.  I,  1896;  Part.  II,  1899;  Part.  III,  1904; 
Part.  IV,  1909.  —  Hemi'el,  As  Coccidas  Brazileiras,  Rev.  Mus.  Paul.,  Vol.  4,  1900, 
p.  365 — 537.  —  Feenaed,  A  Catalogue  of  the  Coccidae  of  the  World,  Amherst,  Mass. 
1903.  —  Marchal,  Notes  sur  les  Cochenilles  de  l'Europe  et  du  Nord  de  l'Afrique, 
Ann.  Soc.  ent.  France  T.  77,  1908,  p.  223—309.  —  Lindinger,  Die  Schildläuse 
(Coccidae)  Europas,  Nordafrikas  und  Vorderasiens,  einschlief slich  der  Azoren,  der 
Kanai-en  und  Madeiras,  Stuttgart  1912. 

Vor  allem  durch  ihre  biologischen  Angaben  wertvoll  ist  die  Arbeit  von  Reh, 
Zur  Naturgeschichte  der  mittel-  und  nordeuropäischen  Schildläuse,  Allg.  Zeitschr. 
Ent.  Bd.  8,  1903,  Nr.  16—24;  Bd.  9,  1904,  Nr.  1—2. 

•')  Reh,  Allg.  Zeitschr.  Ent.  Bd.  6,  1901,  S.  51-54,  65— 6S,  85—89. 

3)  Derselbe,  ebenda  S.  88. 


684  ßhynclioten,  Schuabelkerfe. 

Schildläuse  durchlaufen  eine  indirekte  Verwandlung,  sind  also  hetero- 
morphe  Insekten.  Wir  haben  bei  ihnen  zu  unterscheiden  mindestens 
2  Larven-  und  1 — 2  Puppenstadien. 

Die  weiblichen  Schildläuse  durchlaufen  überhaupt  keine  Verwandlung, 
sondern  werden  im  Larvenstadium  geschlechtsreif."  Das  ist  allerdings 
nicht  so  aufzufassen,  dafs  die  Larve  nunmehr  ohne  jede  Veränderung 
zum  geschlechtsreifen  Weibchen  heranwächst,  denn  das  ist  bei  den  In- 
sekten aus  hier  nicht  weiter  zu  erörternden  Gründen  unmöglich.  Es 
finden  auch  beim  Weibchen  mehrere  Häutungen  statt  (bei  den  Diaspinen 
nur  zwei,  bei  den  Margarodinen  ziemlich  viele  [7?]).  Die  Organisation 
des  Weibchens  bleibt  vielmehr  während  des  ganzen  Lebens  des  Tieres 
mindestens  auf  dem  Larvenstadium  stehen,  in  vielen  Fällen  (Diaspinen, 
Hemicoccinen  z.  B.)  sinkt  sie  sogar  darunter,  indem  die  Fühler,  die  Beine 
und  oft  auch  die  Segmentgrenzen  verloren  gehen. 

Die  individuelle  Entwicklung  findet  im  Durchschnitt  folgendermafsen 
statt.  Das  erwachsene  Weibchen  legt  entweder  Eier  ab,  die  anfangs 
noch  unentwickelt  im  Schutz  der  vom  Weibchen  abgesonderten  Wachs- 
ausscheidungen oder  des  erhärtenden  mütterlichen  Körpers  selbst  die 
Entwicklung  zur  lebensfähigen  Larve  durchmachen ;  in  diesem  Fall  ver- 
streicht also  zwischen  der  Eiablage  und  dem  Ausschlüpfen  der  Larve 
eine  gewisse,  in  den  meisten  Fällen  erst  noch  festzustellende  Zeit.  Oder 
aber  die  Eier  machen  diese  Vorentwicklung  im  mütterlichen  Körper 
durch  und  die  Larven  schlüpfen  gleich  nach  der  Eiablage  aus.  Im 
ersten  Fall  nennt  man  die  Arten  ovipar,  im  zweiten  ovovivipar.  Vivipare 
Arten  gibt  es  nicht;  in  den  Fällen,  in  denen  ein  Lebendiggebären  an- 
gegeben wird,  handelt  es  sich  stets  um  solche  ovovivipare  Arten,  bei 
denen  das  Ausschlüpfen  der  Larven  schon  im  mütterlichen  Körper  vor 
sich  geht,  die  Larven  verlassen  ihn  dann  aber  gleich,  ohne  in  irgend- 
eine weitere  Beziehung  zu  ihm  zu  treten. 

Die  Zahl  der  in  einem  Jahr  auftretenden  Generationen  ist  ver- 
schieden. Bei  manchen  Arten  findet  sich  nur  eine.  So  zum  Beispiel 
in  Deutschland  bei  der  bekannten  Kommalaus.  Andere  Arten  haben 
jährlich  mindestens  drei:  das  ist  bei  der  San- Jose-Laus  der  Fall.  Wieder 
andere  machen  jährlich  wohl  nur  eine,  aber  nicht  bei  allen  Individuen 
zu  der  gleichen  Zeit,  wie  ich  es  bei  Leucaspis  löwi  festgestellt  habe. 
Dieser  Fall  kann  auch  bei  solchen  Arten  auftreten,  bei  denen  mehr  als 
eine  Generation  nachgewiesen  ist.  Ein  und  dasselbe  AVeibchen  legt 
aber,  soweit  bisher  bekannt  ist,  nur  einmal  Eier  ab  und  stirbt  dann. 
Die  Eiablage  selbst  findet  häufig  in  einem  kurzem  Zeitraum  statt,  be- 
sonders bei  Diaspinen  mit  mehreren  Generationen;  bei  anderen  Arten 
kann  sie  sich  über  einen  ausgedehnten  Zeitraum  verteilen,  indem  zwar 
mehrere  bis  ziemlich  viele  Eier  gebildet  werden,  jedesmal  das  Ei  aber 
innerhalb  des  mütterlichen  Körpers  so  weit  entwickelt  wird,  bis  es  die' 
fertige  Larve  umschliefst:  diesen  Fall  konnte  ich  bei  mehreren  kryptogynen 
Diaspinen  beobachten. 

Mit  der  Eizahl  und  der  raschen  Vermehrungsfähigkeit  steigt  die 
Schädlichkeit  der  einzelnen  Schildlausarten.  Begünstigt  wird  diese 
ferner  durch  das  Klima:  hohe  Sommertemperatur  und  ein  langer,  warmer 
Herbst  sind  trotz  eines  etwa  darauffolgenden  strengen  Winters  der  Ver- 
mehrung der  Schildläuse  günstiger  als  ein  mehr  gleichmäfsiges  Klima 
mit  verhältnismäfsig  kühlem  Sommer  und  mildem  Winter.  So  treten 
beispielsweise  in  England  schädliche  Schildläuse  kaum  in  nennens- 
werter Weise    auf  (siehe   dazu  später).     Kommt   zum   heifsen   Sommer 


Cocciden,  Schildläuse.  535 

ein  milder  "Winter,  so  steigt  die  Zahl  der  schädlichen  Arten  und  natür- 
lich auch  der  Individuen.  Im  Küstengebiet  der  Kanarischen  Inseln 
wimmelt  es  an  den  geeigneten  Orten  förmlich  davon,  in  Südtirol,  an 
der  Riviera  ist  an  diesen  Plätzen  kaum  eine  Pflanze  zu  finden,  die  nicht 
die  eine  oder  andere  Art  beherbergt,  häufig  in  ungeheurer  Zahl. 

Zusammenhängend  mit  der  Art  des  Klimas  ist  die  Art  der  Örtlich- 
keit von  Bedeutung  für  das  Auftreten  der  Schildläuse.  Warme,  wind- 
geschützte Plätze  sind  bevorzugte  Brutstätten,  windige  Stellen  werden 
gemieden  ^). 

Einige  Arten  bevorzugen  etwas  feuchtere,  kühlere  Plätze,  die  aber 
auch  mehr  oder  weniger  windgeschützt  sind;  dazu  gehört  die  in  Eng- 
land vielleicht  einzige  schädliche  Coccide,   Cryptococcus  fagi. 

Die  Schädlichkeit  der  Schildläuse  steigt  noch  mit  ihrer  Ver- 
schleppbarkeit.  Allerdings  handelt  es  sich  dabei  eigentlich  nur 
um  die  Verschleppung  durch  den  Menschen;  eine  andere  Verbreitungs- 
art, sei  es  durch  den  Wind  oder  durch  Vögel,  kann  stets  nur  auf  ganz 
kleine  Entfernungen  in  Betracht  gezogen  werden.  Die  VerschlejDpung 
von  Schildläusen  über  grofse  Räume  ist  auch  erst  in  yerhältnismäfsig 
neuer,  um  nicht  zu  sagen  neuester  Zeit  erfolgt,  so  die  Übertragung  der 
Mandelschildlaus,  Aulacaspis  pentagona,  nach  Europa  und  Amerika,  der 
San-Jose-Laus  nach  Australien,  Neu-Seeland,  Nord-  und  Südamerika,  des 
Chrysomphalus  aurantii  und  der  Parlatorea  blanchardi  nach  Deutsch- 
Südwestafrika,  der  _  Icer^^a  purchasi  nach  dem  Mittelmeergebiet,  der 
I.  aegyptiaca  nach  Ägypten,  des  Pseudococcus  nipae  nach  Nordafrika 
usw.  Einmal  eingebürgert  breiten  sich  die  Arten,  die  als  Schädlinge 
auftreten  können,  also  neben  einer  raschen  Vermehrung  grofse  Anpassungs- 
fähigkeit besitzen  und  in  der  Wahl  der  Nährpflanzen  nicht  heikel  sind, 
rasch  aus.  So  findet  sich  die  Mandelschildlaus  an  der  Riviera  und  in 
Südtirol  auf  Bäumen,  Strauch-  und  Krautpflanzen  (Beispiele:  Morus, 
Ribes,  Ononis,  Sedum  reflexum,  Phaseolus  vulgaris.) 

Die  Möglichkeit,  eine  einheimische  oder  eingeschleppte  schädliche 
Schildlaus  zu  bekämpfen,  ist  sehr  gering  oder  für  den  Einzelnen 
wenigstens  zu  kostspielig.  Zunächst  kommt  in  einem  Fall,  wo  eine  Be- 
kämpfung erforderlich  geworden  ist,  die  Untersuchung  der  Örtlichkeit 
in  Betracht,  Es  ist  festzustellen,  ob  die  schädliche  Art  aulser  auf  der 
Kulturpflanze  auch  noch  auf  wildwachsenden  Pflanzen  lebt.  In  diesem 
Fall  sind  letztere  auszurotten.  Weiter  kami  ein  zu  dichter  Stand  der 
Kulturpflanzen  günstig  auf  die  Vermehrung  der  Läuse  einwirken ;  es  ist 
also  für  ordentlichen  Luftdurchzug  zu  sorgen.  Auch  eine  Vermehrung 
der  natürlichen  Feinde  der  Cocciden,  sei  es  durch  Züchtung  einheimischer 
Schmarotzerpilze  und  -Insekten,  sei  es  durch  Einführung  fremder,  hat 
sich  vielfach  als  nützlich  erwiesen.  In  vielen  Fällen  und  besonders  da, 
wo  es  sich  um  kleine  Pflanzen  in  geringer  Zahl  handelt,  ist  eine  Be- 
kämpfung der  Läuse  durch  Spritzmittel,  ja  schon  durch  einfaches  Ab- 
waschen erfolgreich.  Als  Spritzmittel  kommen  Seifen  brühen  mit  Zusatz 
von  Tabak,  Quassia,  Petroleum,  dann  Schwefelkalkbrühe  usw.  in  Betracht. 
Für  grofse  Pflanzungen  haben  sie  dagegen  so  gut  wie  keinen  Wert,  wenn 
es  sich  um  hohe  Bäume  handelt.  In  Amerika  hat  man  die  Bekämpfung 
der  San-Jose-Laus  und  der  auf  den  Agrumen  lebenden  Arten  vermittelst 
Blausäure   unternommen,  v/obei   die  (niedrigen)  Bäume  durch   ein  Zelt 


1)  Vgl.  LiNDtxGKR,  .Tahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  28,  1910,  3.  Beih..  1911,  S.  4. 
Ders..  Abh.  Hamb.  Kolonialinst.  Bd.  6,  1911,  S.  97. 


086  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

eingehüllt  werden.  Das  Verfahren  ist  gut,  wenn  es  wiederholt  wird, 
ist  aber  zu  teuer  und  meist  nur  unter  Verwendung  von  Staats-  oder 
Genossenschaftsmitteln  erspriei'slich.  Am  sichersten  ist  immer  noch  die 
Vorbeugung  durch  sachverständige  Untersuchung  des  Pflanzenmaterials 
und  der  Pflanzungen  (bei  diesen  haben  natürlich  die  Untersuchungen 
öfters  stattzufinden).  Wird  ein  Herd  der  Schädlinge  aufgefunden,  dann 
sind  die  befallenen  Gewächse  am  besten  zu  vernichten,  wenn  es  sich 
um  eine  grofse  Pflanzung  handelt  oder  um  hohe  Bäume,  In  Gewächs- 
häusern und  bei  einzelnen  besonders  wertvollen  Pflanzen  kann  ja  je 
nach  den  Umständen  eine  Bespritzung  stattfinden-,  man  mufs  aber  bei 
der  Anwendung  von  Spritzmitteln  den  Nachteil  in  Kauf  nehmen ,  dafs 
dabei  auch  die  Feinde  der  Schildläuse  vernichtet  werden. 

Asterolecaniinen. 

Kleine,  nur  wenige  Millimeter  lange  Tiere  mit  flacher  Bauch-  mid 
gewölbter  Rückenseite,  fufslos,  in  mehr  oder  minder  kapselartiger,  fester, 
wachsartiger,  undurchsichtiger,  oder  in  hornartiger  und  durchscheinender 
Hülle.  Mikroskopisch  bemerkenswert  durch  die  paarweise  zusammen- 
stehenden Drüsenöffnungen  der  Rückenhaut.  Meist  gallartige  Ver- 
dickungen der  befallenen  Pflanzenteile  verursachend. 

Asterolecanium  bambusae  Boisd. ')  und  A.  miliaris  Boisd.  ^j. 
Tropen  und  Subtropen  der  Alten  und  Neuen  Welt.  An  Bambus,  auf 
Blättern  und  besonders,  oft  in  ungeheurer  Zahl,  auf  den  Stämmen  unter 
den  Blattscheiden.  —  A.  flmbriatum  (Fonsc.)  Ckll.  ^).  Im  ganzen 
Mittelmeergebiet,  dann  in  England,  Frankreich,  Westdeutschland, 
Österreich,  Tirol  und  auf  Madeira.  Befällt  mit  Vorliebe  krautige 
Pflanzenteile,  die  stark  anschwellen  und  oft  verkrüppeln.  In  Mittel- 
europa besonders  von  Efeu  bekannt.  —  A.  pustulans  Ckll.^).  AVest- 
indien  und  tropisches  Amerika.  An  Oleander  und  Ficus ,  weniger  an 
Mango ,  Anona ,  Castilloa  und  anderen  Nutz-  und  Zierpflanzen  schäd- 
lich; befällt  wie  vorige  junge  Zweige  und  Blattstiele.  Newstead  und 
Theobald  geben  die  Art  auch  aus  Ägypten  an,  wo  sie  auf  Ficus,  Gera- 
nium  und  anderen  Pflanzen  leben  soll'^);  es  handelt  sich  hier  aber 
wohl  bestimmt  um  die  vorige  Art.  —  A.  variolosum  (Ratz.)  Ckll. 
(quercicola  Sign.)^).  Europa,  Nordafrika,  Kleinasien,  Persien,  Japan, 
Nordamerika.  Ausschliefslich  an  Eichenarten,  meist  an  jungen  Zweigen 
und  Stämmchen,  doch  auch  an  älteren  glattrindigen  Stämmen ;  tritt  oft 
in  solcher  Zahl  auf,  dafs  die  Bäume  merklich  leiden  und  einzelne 
Zweige  sowie  junge  Pflanzen  absterben.  Bewirkt  runde  Vertiefungen 
mit  angeschwollenen  Rändern.  In  Südeuropa  und  Nordafrika  lebt  das 
Tier  auch  auf  den  Blättern  immergrüner  Eichen,  bewirkt  da  aber  keine 
merklichen  Veränderungen. 

Cerococcus  hibisei  Green ^).  In  Indien  an  Baumwolle,  nach 
Lefkoy^)  schädlich. 


')  Green,  a.  a.  0.  Part.  IV,  1909,  p.  3'28. 
^)  ebenda  p.  338. 

^)  LiNDiNGEK,  Marcellia  Vol.  11,  1912,  p.  3. 

*)  Lefrov,    The  Scale   insects   of   the  Lesser  Antilles,    Part  I,  Imperial  Dept. 
Agric.  V^est  Indies,  Pamphlet  Ser.  No.  7,  1901,  p.  38. 

^)  In:   TiiEuüALD,  See.  Rep.  econ.  Zool.  London,  1904  (Appendix),  p.  188. 
6)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  2,  1903,  p.  156.  —  Lindingek,  a.  a.  0.  S.  280. 
^)  Green,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  2,  1908,  p.  19. 
®)  Lefroy,  ebenda  p.  135. 


Cocciden,  Schildläuse.  ggy 

PoUiiiia  pollinii  (Costa)  Ckll.  M.  Zerstreut  im  Mittelmeergebiet. 
Lebt  an  dünnen  Zweigen  des  Ölbaums,  häufig  in  grofser  Zahl,  und  ver- 
ursacht oft  Verdickungen  und  Platzen  der  Rinde.  Schädlich  am 
Gardasee  und  in  Dalmatien  aufgetreten. 

Coccinen  (Dactylopiinen  aut.). 

Tiere  von  sehr  verschiedener  Gröfse,  die  kleinsten  V2,  die  gröfsten 
bis  6  mm  lang,  meist  deutlich  segmentiert  und  mehlig  weifs  bepudert. 
Mehr  oder  weniger  frei  beweglich,  meist  mit  reichlichen  "Wachsaus- 
scheidungen, oft  in  mehr  oder  minder  lockerer,  weifser  Hülle,  ver- 
schiedentlich in  grofser  Individuenzahl  auftretend  und  dann  sehr 
schädlich. 

Cryptococcus  rag"!  (Bär.)  Dougl.  (Chermes  fagi  aut.)^).  In  Mittel- 
europa und  Grofsbritannien  weit  verbreitet,  an  älteren  Buchenstämmen 
und  dicken ,  freiliegenden  Wurzeln  oft  derartig  zahlreich  auftretend, 
dafs  die  befallenen  Teile  wie  mit  einer  weifsen  Hülle  überzogen  sind. 
Die  Entwicklung  des  Tieres  wird  durch  geschlossenen  Stand  der  Nähr- 
pflanze wesentlich  begünstigt..  Mitunter  soll  das  Tier  krebsartige  Wuche- 
rungen verursachen^). 

Eriococcus  araueariae  Mask. "*).  Neuseeland,  Sandwichinseln, 
Kalifornien,  Südafrika,  Ceylon,  Azoren,  Kanaren,  Nordafrika,  Süd- 
europa, auch  in  Gewächshäusern  in  Belgien  und  England.  Lebt  aus- 
schliefslich  auf  den  benadelten  Zweigen  der  Araucaria  excelsa,  deren 
Kurztriebe  durch  das  Saugen  des  Tieres  zum  verfrühten  Abfall  ge- 
bracht werden.  —  E.  eoriaeeus  Mask.  ^).  Heimat  Australien.  Lebt 
auf  Eucalyptus,  Trat  vor  einigen  Jahren  äufserst  schädigend  in  Neu- 
seeland auf,  wurde  aber  durch  den  eingeführten  Käfer  Bhizohins  ventral/'s 
whksam  bekämpft*').  —  E.  spurius  (Mod.)  Ldgr. '')  (Gossyparia  ulmi 
Sign.).  Ganz  Europa,  auch  in  Nordamerika  und  Japan,  wo  das  meist 
an  Ulmus-Arten  lebende  Tier  schädlicher  sein  soll  als  in  Europa. 

Fonscolombea  fraxini  (Kalt.)  Ckll.  ^).  Mitteleuropa ,  an  Eschen ; 
Stamm  und  ältere,  freiliegende  Wurzeln  befallend,  durch  dichten  Stand 
der  Bäume  bzw.  feuchte  Luft  begünstigt.  Besonders  jüngere  Bäume 
leiden  durch  starken  Befall  merklich  und  bleiben  erheblich  im  Dicken- 
wachstum zurück. 

Phenacoccus  aeeris  (Sign.)  Ckll.  (Dactylopius  vag-abundus 
Schill.)'').  Ganz  Europa,  an  allen  möglichen  Holzpflanzen,  mit  Vorliebe 
in  Rindenrissen  und  vernarbenden  Wunden.  Besonders  schädlich  an 
Weinrebe ;  zusammen  mit  dem  südlichen  Pseudococctis  citri  wurde  er 
als  Dactylopius  vitis  beschrieben.  —  Ph.  graminis  (Reut.)  Ldgr.  ^*'). 
Finland,  Italien  und  Rufsland.     Nach  Reuter   ist  diese  Art  in  Finland 


1)  LiNDiNGER,  a.  a.  O.  S.  282.  —   Targioni-Tozzetti  ,   Annali  di  Agricoltv;ra  1888, 
p.  425. 

-')  Newsteau,  a.  a.  0.  Vol.  2,  p.  215,  PL  LXX. 

")  Hartig,  Sitz.-Ber.  Naturforsch. -Vers.  München  1877. 

*)  Leonardi,  Boll.  Ent.  agr.  Vol.  6,  1899,  p.  53,  Fig. 

5)  Maskele,  New  Zeal.  Trans.  Vol.  25,  1892,  p.  229. 

6)  KiRK,  New  Zeal.  Dept.  Agric,  Ann.  Eep.  16,  1908,  p.  117;  Ann.  Rep.  17,  1909, 
p.  280.  —  KiRK  &  CocKAY.NE,  ebenda  Bull.  No.  13,  1909,  8  p. 

'')  Howard,  Ins.  Life  Vol.  2,    1889,    p.  34,  Fig.    —    Leonardi,  Gh  Insetti  nocivi, 
Vol.  IV,  Napoli  1901.  p.  416.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  881. 
8)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  II,  1903,  p.  210. 
»)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  2,  1903,  p.  176  (als  Pseudococcus). 
^)  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  245. 


688  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

dadurch,  schädlich  geworden,  dafs  sie  bei  Phleum  und  Poa  Vergilben 
und  Überhängen  der  Blütenstände  bewirkt  hat  ^). 

Pseudococcus  adonidum  (L.)  Westw.  (Dactylopiiis  long-ispinus 

[Targ.]  Fern.)-).  In  den  Tropen  der  Alten  und  Neuen  Welt,  an  Nutz- 
und  Zierpflanzen,  in  Ägj-pten,  auf  den  Kanaren,  in  Europa  im  Freien 
nur  in  Sizilien,  im  südlichen  Italien  und  Frankreich,  jedoch  nur  ge- 
legentlich. Schädlich  besonders  an  Farnen,  an  Mango,  Feigen  und 
Guayaven.  In  Mitteleuropa  und  Nordamerika  in  Warmhäusern  nicht 
selten. —  Ps.  aridorum  Ldgr.  ^).  Kanareninsel  Tenerite,  an  trockenen 
Orten,  als  Parasit  von  Gräsern  und  Leguminosen  Beachtung  er- 
heischend. —  Ps.  ealeeolariae  (Mask.)  Kirk-*).  Neuseeland,  Sand- 
wichinseln, Fidschi,  Jamaica,  Florida,  besonders  auf  Monokotylen.  Nach 
Garrett^)  in  den  südlichen,  warmen  Teilen  der  Vereinigten  Staaten 
ein  ernster  Schädling  von  Zuckerrohr  und  Sorghum-Arten,  der  haupt- 
sächlich die  eben  austreibenden  jungen  Schosse  vernichtet.  —  Ps.  citri 
(Eisso)  Fern.''').  Tropen  und  Subtropen,  in  Südeuropa  vielfach  im 
Freien,  besonders  auf  Agrumen  und  Feigen ,  dann  auf  Kaifee ,  Tabak, 
Baumwolle,  in  Amani  (Deutsch- Ostafrika)  auch  an  Kartoffeln  auf- 
g-etreten.  In  Gewächshäusern  verbreitet  und  hier  eine  der  gefähr- 
lichsten Arten,  die  auch  in  ziemlich  kühlen  Häusern  noch  gedeiht.  — 
Ps. .ülamentosus  Ckll.  ^).  Japan,  Sandwichinseln,  Westindien,  dann 
in  Ägypten,  auf  Kafiee ,  Baumwolle ,  Alleebäumen ,  besonders  Legu- 
minosen. Vor  einigen  Jahren  in  Kairo  in  Strafsen  und  Anlagen 
sehr  stark  auf  Acacia-  und  Albizzia- Arten  aufgetreten^).  —  Ps.  nipae 
(Mask.)  Fern.^).  Heimat  tropisches  Amerika  mit  Westindien.  Aut 
Palmen ,  besonders  auf  der  Blattunterseite.  Ist  neuerdings  aus  bel- 
gischen Gewächshäusern  nach  Algerien  verschleppt  Avorden.  Auch  in 
der  Schweiz  (Wädenswil)  auf  Philodendron  im  Warmhaus  aufgetreten. 
In  Indien  schädlich  an  Kartoffel,  Hibiscus  und  Baumwolle^").  —  Ps. 
saechari  (Ckll.)  Fern.  ^^).  Mexiko,  Mauritius,  AVestindien,  an  Zuckerrohr. 
Ob  von  P.S.  ealeeolariae  verschieden  V  Vermutlich  ist  auch  die  von  Mat- 
SUMURA  aus  Formosa  unter  dem  Namen  Pulvinariu  yasteralpha  be- 
schriebene Pseudococcus-Art  die  gleiche  ^^). 

Ripersia  (Rhizoecus)  faleifera  (Künck.)  Ldgr. '^).  Algerien,  Tunis, 
Sizilien,  unterirdisch  an  den  Wurzeln  von  Chamaerops  humilis,  Cistus, 
Convolvulus  arvensis ,  auf  die  Weinrebe  übergegangen  und  schädlich. 
In  Paris  in  Warmhäusern  auch  auf  Palmwurzeln. 


^)  Reuter,  Landtsbruksstyrelsens  Meddelanden  Nr.  39,  1902,  p.  15;  1903,  p.  2, 
-)  Marchal,  a.  a.  O.  p.  226. 

3)  LiNDiNGER,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  28,  1910,  3.  Beih.  1911,  S.  7. 
■*)  Maskell,  New  Zeal.  Trans.  Vol.  11,  1878,  p.  218  (als  Dactiilopins). 
s)  GrARRETT,  Agric.  Exp.  St.  Louisiaua  St.  Univ.  Bull.  Nr.  121,  1910,  19  pp. 
^)  Marchal,  a.  a.  0.  p.  233. 
"')  LiNDiNGER,  a.  a.  O.  S.  52. 

^)  Newstead  &  WiLLCocKS,    Bull.  cnt.  Res.  Vol.  1,  1910,  p.  138   (als  BacUßopius 
perniciosus). 

»)  Marchal,  a.  a.  O.  p.  236. 
JO)  Lefrov,  Mem.  Dept.  Agric.  India  Vol.  2,  1908,  p.  124. 

11)  CocKERELL,  Joum.  Trinidad  nat.  Club.,  A'ol.  2,  1895,  p.  195. 

12)  Matsumura,   Die  schädlichen   und  nützlichen  Insekten  vom  Zuckerrohr  For- 
mosas,  Tokyo  1910,  S.  12. 

13)  KüNCKEL  d'Herculais,  Auu.  Soc.  eut.  France,   Ser.  5,    T.  8,  1878,    p.  150    — 
XiiNPiNGFR,  a.  a.  O.  S.  339 


Cocciden,  Schildläuse.  689 

Dactylopiinen. 

Eine  kleine,  sehr  verschiedenartige  Formen  umfassende  Gruppe. 

Dactylopiiis  eoeeus  Costa  (Coccus  eaeti  aut.)  ^).  _  Heimat  sub- 
tropisches und  tropisches  Amerika,  eingebürgert  in  Indien,  Süd-  und 
Nordafrika,  auf  den  Kanaren ,  auf  Madeira ,  in  Spanien ,  Südfrankreich 
und  auf  MaUa.  Lebt  ausschliefslich  auf  Opuntia- Arten.  Da ,  wo  die 
Art  nicht  zur  Gewinnung  ihres  Farbstotfes  gepflegt  wird,  ist  sie  mit 
verwandten,  neuerdings  von  Green ^)  beschriebenen  Arten  als  Schäd- 
ling der  Feigendisteln  zu  betrachten. 

Sphaerococciis  marlatti  (Ckll.)  Newst.=^).  Heimat  Ägypten,  Al- 
gerien, Tripolis ;  einmal  von  Italien  gemeldet.  Nährpflanze  ausschliefs- 
lich Phoenix  dactylifera.  Das  Tier  lebt  entweder  frei  auf  der  Ober- 
seite des  Blattgriindes  oder  in  fast  völlig  geschlossenen  Höhlungen 
der  Blattrippen.  Einmal  ist  der  Schädling  nach  Nordamerika  ver- 
schleppt worden,  scheint  dort  aber  nicht  mehr  vorhanden  zu  sein, 

Diaspinen. 

Kleine  Tiere  von  höchstens  5  mm  Länge  oder  3  mm  Durchmesser, 
von  oben  nach  unten  abgeflacht,  ohne  Fühler  und  Beine,  mit  einer  aus 
chitinösen  Wachsausscheidungen  und  den  zwei  abgeworfenen  Larven- 
häuten bestehenden,  mit  dem  J\örper  nicht  verbundenen  Decke,  dem 
Rückenschild,  meist  nur  als  Schild  bezeichnet,  dem  eine  meist  nur  sehr 
dünne,  sehr  selten  derb  entwickelte  Decke,  aus  AVachsabsonderungen 
und  manchmal  den  Bauchteilen  der  Larvenhäute  bestehend,  auf  der 
Bauchseite  entspricht,  dem  Bäuchschild.  Zahlreiche,  infolge  ihrer 
grofsen  Yermehrungsfähigkeit  und  raschen  Entwicklung  ernste  Schäd- 
linge. 

Aspidiotus  britannieus  Newst.  *).  Heimat  Mittelmeergebiet,  nach 
England  und  Nordamerika  verschleppt  und  im  Freien  vorkommend, 
aufserdem  in  Mitteleuropa  in  Kalthäusern  lebend.  Schmarotzt  auf  ver- 
schiedenen immergrünen  Pflanzen,  deren  Blätter  er  besiedelt  und  durch 
gelbe  Saugstellen  entstellt,  Handelspflanzen  auf  diese  Weise  unver- 
käuflich machend.  —  A.  destruetor  Sign.-^).  Tropen  der  Alten  und 
Neuen  Welt.  Polyphag  an  den  Blättern  immergrüner  Holzpflanzen, 
aber  auch  auf  denen  von  Musa'').  Wurde  einmal  an  Zweigen  ge- 
funden^). In  neuerer  Zeit  als  Feind  der  Kokospalme  aus  Togo,  Yap'^) 
und  Tahiti^)  gemeldet.  —  A.  hederae  (Vall.)  Sign,  (nerii  Bche.)**. 
Heimat  wohl  das  Mittelmeergebiet,  jetzt  überall  in  den  Subtropen. 
Polyphag.  Auch  in  Gewächshäusern  und  auf  Zimmerpflanzen  der  ge- 
mäfsigten  Zone,  sehr  lästig  und  oft  schädlich.  —  A.  ostreiformis 
Gurt.)  1^).    Mittel-  und  höher  gelegene  Teile  von  Südeuropa,  vermutlich 


^)  SiGNORET,  Ann.  Soc.  ent.  France,  1875,  p.  347.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  2.35. 

2)  Green,  Journ.  econ.  Biol.  Vol.  7,  1912,  p.  79-92,  PI.  I. 

3)  Lindinger,  a.  a.  0.    S.  248.    —    Cockerell,   Univ.   Arizona   agric.   Exp.  Stat., 
Bull.  56,  1907,  p.  191—192,  PL  lU— V,  als  Phoenicococcus. 

*)  Lindinger,  Zeitschr.  Pflanzenkrankheiten,  Bd.  13,  1908,  S.  324—328.  —  Ders. 
a.  a.  0.  S.  196. 

5)  Leonardi,  Eiv.  Pat.  veg.  Vol.  7,  1899,  p.  62. 

^)  Green,  Trop.  agriculturist  Mag.  Ceylon  agric.  Soc.  Vol.  30,  1908,  p.  18. 

■')  Vergl.  Lindinger,  Pflanzer,  Jahrg.  3,  1907,  S.  353  -358.  —  Schwartz,  Tropen- 
pflanzer, 13.  Jahrg.  1909,  Nr.  3,  16  S.  —  Reh,  ebenda  Nr.  10,  6  S. 

8)  DoANE,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  341. 

3)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  1,  1901,  p.  120. 

10)  Reh,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  17,  1899,  3.  Beih.  1900,  S.-A.  S.  6. 
So  r  au  er,  Handbuch.    3.  Aufl.    Dritter  Band.  44 


690  Khynchoten,  Schnabelkerfe. 

auch  in  Kleinasien.  Polyphag  auf  Holzpflanzen,  an  deren  Stammteilen 
das  Tier  saugt.  Schädlich  auf  Obstbäumen,  besonders  an  Apfel,  Birne 
und  Pflaume.  Verschleppt  nach  Nordamerika.  —  A.  palmae  Morg. '). 
Tropisches  Amerika  und  Afrika,  Azoren,  Madeira.  Nach  schriftlicher 
Mitteilung  von  Prof.  ZiMMEKMANN-Amani  in  Deutsch-Ostafrika  auf  den 
Blättern  von  Manihot  glazioui  lästig  geworden.  —  A.  perniciosus 
Comst.  ^).  Die  berüchtigte  San-.Jose-Schildlaus.  Ursprünglich  wohl 
in  China  beheimatet,  von  da  nach,  Japan  verschleppt^),  hat  sich  der 
Schädling  über  Nordamerika*)  und  Kanada  verbreitet,  ist  dann  nach 
Australien^),  Hawaii,  Argentinien^)  und  auch  nach  Neuseeland")  ge- 
langt. (Die  Angabe  seines  Vorkommens  in  Südafrika  dürfte  auf  einer 
Verwechslung  mit  A.  peetinatus  Ldgr.  ^)  beruhen.)  Das  Tier  ist  poly- 
phag,  findet  sich  gelegentlich  sogar  auf  der  subtropischen  Cycas  revo- 
luta,  bevorzugt  aber  Pirus-  und  Prunus-Arten.  Da,  wo  es  sich  einmal 
eingenistet  hat ,  erscheint  eine  Bekämpfung  aussichtslos.  Eine  Ver- 
schleppung nach  Europa,  zu  deren  Verhinderung  Einfuhrverbote  und 
-beschränkungen  erlassen   sind,    ist  bis  jetzt  noch  nicht  nachgewiesen. 

—  A.  piri  Licht.,  Reh^).  Mittel-  und  Südeuropa,  Kleinasien,  auf 
Esche ,  Weifsdorn ,  Prunus-Arten ,  schädlich  auf  Apfel  und  besonders 
auf  Birne,  hier  oft  in  dichten,  krustigen  Massen.  —  A.  rapax  Comst. 
(eamelliae  Sign.)  ^'^).  Überall  in  den  Subtropen ,  auch  in  Südeuropa. 
Schädlich  auf  Citrus,  Olea,  Ficus,  in  Indien  an  jungen  Teepflanzen  ^'). 

—  A.  uvae  Comst.  ^^).  Vereinigte  Staaten  von  Nordamerika.  Auf  ver- 
schiedenen Holzpflanzen,  nach  Zimmer  ein  Schädling  des  Weinstocks  ^^). 
[In  Europa  kommt  das  Tier  nicht  vor,  die  dafür  gehaltene  Art  ist 
A.  labiatamm  March.  ^*).] 

Chrysomphalus  aurantii  (Mask.)  Ckll.  ^■^).  Tropen  und  Subtropen 
der  Alten  und  Neuen  Welt.  Auf  den  Blättern,  seltener  an  Stammteilen 
von  Nutz-  und  Ziergehölzen.  Vor  allem  schädigend  auf  Citrus  in 
Kalifornien^^),  neuerdings  in  Deutsch  -  Südwestafrika  bemerkt'^).  In 
Südeuropa  und  Nordafrika  mehr  im  Osten.  —  Chr.  dietyospermi 
(Morg.)  Leon.  ^^).  Wie  vorige  verbreitet,  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
besonders    im    westlichen    Mittelmeergebiet    die    Citrus  -  Kulturen    be- 


1)  LiNDixGEK,  a.  a.  O.  S.  2Ü5. 

2)  Die  fast  unübersehbare  Literatur  über  die  San-Jose-Laus  findet  sich  bis  1903 
sehr  vollständig  im  FERNALDSchen  Catalogue  zusammengestellt,  so  dafs  hier  auf 
nähere  Angaben  vei-zichtet  werden  kann. 

^)  KuwAXA,  The  San  Jose  Scale  in  Japan,  Nishigahara,  Tokyo  1904. 

*}  Howard  &  Makeatt,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  Nr.  3  (N.  S.)  1896. 

5)  Vgl.  Froggatt,  Agric.  Gaz.  New  South  Wales  1901,  p.  804. 

«)  Lahiele,  Bol.  Minist.  Agric.  Buenos  Aires,  T.  13,   1911,  p.  410. 

^)  KmK,  New  Zeal.  Dept.  Agric,  Ann.  Rep.  17,  1909,  p.  280. 

8)  LiNDiNGER,  Jahrb.  Hamburg,  wiss.  Anst.  26,  1908,  3.  Beih.  1909,  S.  42—46. 

9)  Reh,  Zool.  Anz.  Bd.  23,  1900,  S.  497.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  260. 
10)  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  92. 

")  Mann,  Mem.  Dept.  Agric.  India,  Ent.  Ser.  Vol.  1,  1907,  p.  353. 

12)  CoMSTocK,  Rep.  ü.  S.  Dept.  Agric.  (1880),  1881,  p.  309 

13)  Zimmer,  U.  S.  Dept.  Agric.  Bur.  Ent.  Bull.  Nr.  97,  Part.  VII,  1912,  p.  115 
bis  124. 

1*)  Lindinger,  a.  a.  O.  S.  341. 

16)  Lindinger,  a.  a.  O.  S.  108. 

16)  Day,  Offic.  Rep.  33  d  Fruit-Grower's  Convention  of  the  State  of  California, 
1908,  p,  108. 

1'')  Newstead,  in  Schultze,  Zool.  u.  anthropol.  Ergebn.  einer  Forschungsreise  im 
westl.  u.  zentr.  Südafrika,  V,  1,  1912,  S.  19. 

18)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  1,  1901,  p.  107  (als  Aspidiotus). 


Cocciden,  Schildläuse.  (392 

drohend').  Sehr  stark  auch  auf  Palmen,  vorzüglich  Phoenix.  —  Chr. 
fleus  Ashmead-^).  Wie  vorige  verbreitet,  stark  schädigend  neuerdings 
in  Ägypten  und  Algerien  ^) ,  hauptsächlich  auf  Citrus  und  Ficus.  — 
Chr.  tenebrieosus  (Comst.)  Fern.*).  Im  südlichen  Nordamerika  be- 
heimatet, tritt  die  Laus  seit  1899  in  Virginia  als  Schädling  der  Ahorn- 
Arten  auf^j. 

Aulacaspis  (Diaspis)  pentagona  (Targ.)  Newst. ,  Mandelsehild- 
laus*').  Heimat  Ostasien,  nunmehr  fast  überall  in  subtropischen, 
seltener  tropischen  Gebieten.  In  Europa  besonders  in  Norditalien 
(auch  an  der  Eiviera)  und  in  Südtirol  und  der  Südschweiz.  Lebt 
auf  Holzpflanzen ,  richtet  vorzüglich  in  den  zwecks  Seidenraupen- 
zucht unterhaltenen  Morus  -  Kulturen  grofsen  Schaden  an.  Die  Art 
gilt  nächst  der  San- Jose-Laus  für  die  gefährlichste  Schildlaus ,  da 
sie  bedeutende  Vermehrungsfähigkeit  und  grofses  Anpassungsver- 
mögen besitzt  und  innerhalb  weiter  Temperaturgrenzen  zu  gedeihen 
vermag.  Sie  geht  leicht  auf  wildwachsende  Pflanzen  über  und  be- 
siedelt auch  krautige  Gewächse;  so  ist  sie  in  Italien  auf  Phaseolus, 
Ononis  und  Urtica  gefunden  worden.  In  Louisiana  sind  die  gesetz- 
lichen Bestimmungen  gegen  diesen  Schädling  die  gleichen  wie  gegen 
die  San- Jose-Laus '').  Da  die  Möglichkeit,  dafs  sich  die  Art  auch  in 
milden  Gegenden  Deutschlands  einnistet,  nicht  von  der  Hand  zu  weisen 
ist,  so  dürfte  immerhin  einige  Vorsicht  nicht  unangebracht  sein.  — 
A.  rosae  (Bche.)  Ckll.  ^).  Von  der  gemäfsigten  Zone  bis  in  die 
Tropen,  mit  Sicherheit  nur  von  Rosa  und  Rubus  gemeldet;  für  ge- 
wöhnlich am  Holz,  in  warmen  Ländern  und  Gewächshäusern  auch  auf 
die  Blätter  übergehend,  oft  in  so  grofser  Zahl  auftretend,  dafs  die  be- 
fallenen Pflanzen  weifs  gefärbt  erscheinen. 

Chionaspis  citri  Comst.  ^).  Mittelamerika,  Westindien,  nach 
Froggatt  auch  in  Syrien  (?) '"),  sehr  schädlich  auf  Citrus.  — Ch.  euonymi 
Comst.  ^').  Nordamerika,  südliches  Europa,  sehr  verbreitet  und  stets  in 
grofser  Zahl  auftretend ,  ausschliefslich  auf  Euonymus ,  besonders  aut 
der  als  Heckenpflanze  beliebten  E.  japonica'^).  —  Ch.  Salicis  (L.) 
Sign. '^).  Europa,  Kleinasien,  wahrscheinlich  bis  nach  Nordchina.  Auf 
zahlreichen  Holzpflanzen,  sowohl  Bäumen  als  auch  Halbsträuchern ;  auf 
Erlen  und  Weiden  bisweilen  durch  örtliche  Behinderung  des  Dicken- 
zuwachses lästig,  ernstlich  schädlich  eigentlich  nur  auf  Vaccinium  vayr- 
tillus ,  das  bei  starkem  Befall  durch  die  Laus  häufig  flächenweise  ab- 
stirbt 1*). 


')  Mauchal,  Bull.  Sog.  eut.  France  1899,  p.  290;  ders.,  ebenda  1904,  p.  246.  — 
Trabut,  La  defense  contre  les  Cochenilles  et  autres  insectes  fixes,  Alger  1910,  p.  2ö. 

2)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  1,  1901,  p.  104. 

3)  Froggatt,    Journ.   Dept.   Agric.  Victoria    Vol.  6,    1908,    p.    541.    —    Trabut, 
a.  a.  0.  p.  35  (als  Chr.  aonidium). 

*)  CoMSTocK,  Eep.  U.  S.  Dept.  Agric.  (1880)  1881,  p.  308. 

5)  Philipps,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  1,  1908,  p.  156. 

6)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.  1,   1901,  p.   173. 

■i)  Newell  &  Rosenfeld,  Journ.  econ.  Ent.    Vol.   1,  1908,  p.  153. 

8)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.   1,   1901,  p.  168. 

9)  CoMSTocK,  2nd  Rep.  Dept.  Ent.  Corn.  Univ.  1883,  p.  109. 

10)  Froggatt,  Journ.  Dept.  Agric.  Victoria  Vol.  6,  1908,  p.  489. 

11)  CoMSTOCK,    1.    C.    p.    101. 

12)  Sanders,  U.  S.  Dept.  Agric  Bur.  Ent.  Circ.  Nr.  114,  1909.  —  v.  Tubeuf,  Nat. 
Zeitsclir.  Forst-  u.  Landwirtsch.,  8.  Jahrg.,  1910,  S.  50. 

13)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.  1,  1901,  p.  181. 

")  Lindinger,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  7,  1911,  S.  354. 

44* 


692  Ehmchoten,  Schnabelkerfe. 

Diaspis  eehinocacti  (Bclie.)  Fern.  ^).  In  Amerika  zu  Hause,  mit 
Kakteen,  ihren  ausschlieislichen  Nährpflanzen,  über  die  ganze  Erde 
verbreitet,  meist  mit  Opuntia-Arten  verschleppt,  auch  in  Gewächs- 
häusern auftretend ,  durch  grofse  Zahl  stark  nachteilig.  —  D.  visei 
(Sehr.)  Low  (D.  juniperi  [Bche.]  Sign.;  D.  earueli  Targ.)^).  Europa, 
Kleinasien,  Nordafrika,  auch  auf  Madeira  und  Tenerife,  verschleppt 
nach  Nordamerika.  Auf  Yiscum  und  Koniferen,  meist  .Juniperus  und 
Verwandte,  selten  auf  Pinus.  Bei  starkem  Befall  Vergilben  der  Nadeln 
bewirkend. 

Epidiaspis  betulae  (Bär.)  Ldgr.  (Diaspis  piri,  D.  fallax,  Epi- 
diaspis piricola,  E.  leperei  aut.)^).  Mittel-  und  Südeuropa,  nach  Nord- 
amerika verschleppt  und  besonders  in  Kalifornien  häufiger  auftretend. 
Auf  verschiedenen  Holzpflanzen,  auch  auf  Olea,  schädlich  vor  allem  auf 
Apfel-  und  Birnbaum,  Zweige  und  jüngere  Stämme  in  dichten  Krusten 
besiedelnd  und  Verkrüppelungen  verursachend.  ■ —  E.  g-ennadiosi 
(Leon.)  Ldgr.'*).  Südöstliches  Europa,  Kleinasien,  auf  Pistacia- Arten, 
vorzugsweise  P.  lentiscus  befallend  und  durch  Begünstigung  von  Rufs- 
taupilzen schwärzend. 

Fioriiiia  pellueida  Sign. -^l.  Überall  in  den  Tropen  und  Sub- 
tropen, mit  Vorliebe  auf  den  Blättern  zahlreicher  Palmen-,  auch  in  Ge- 
wächshäusern.    Gelbe  Saugstellen  verursachend*'). 

Howardia  bielavis  ((I!omst,)  Berl.  et  Leon. '^),  Heimat  Mittel- 
amerika und  AVestindien ,  aufserdem  aus  Hawaii ,  Tahiti ,  Tongatabu, 
Japan,  Ceylon  und  Mauritius  bekannt.  In  Gewächshäusern  in  Eng- 
land, Irland,  Belgien,  Deutschland  und  Italien  gefunden.  Eine  der 
gröfsten  und  gefährlichsten  Diaspinen ,  auf  den  Stammteilen  dikotyler 
Holzpflanzen  unter  den  oberflächlichen  Eindenschichten  (daher  schwer 
zu  finden !)  saugend ;  Fruchtbäume,  wie  Anona-  und  Psidium-Arten  be- 
vorzugend. Vielfach  wohl  durch  den  Tauschverkehr  der  botanischen 
Gärten  verschleppt. 

Ischnaspis  iongfirostrls  (Sign.)  Ckll. '').  Tropen  der  Neuen  und 
der  Alten  Welt.  Meist  sehr  zahlreich  und  schädlich  auftretend ,  aut 
den  Blättern  von  Palmen  und  dikotylen  Holzgewächsen,  z.  B.  von 
Kafiee-  und  Muskatnufsbaum.  In  Gewächshäusern  gemein  und  sehr 
lästig,  dabei,  weil  ungemein  festhaftend,  sehr  schwer  zu  vertilgen. 

Lepidosaphes  g-loveri  (Pack.)  Kirk. *•).  Subtropen  und  Tropen, 
Stark  schädigend  auf  Citrus ,  in  Europa  besonders  in  Spanien,  Süd- 
frankreich und  Italien.  —  L.  pinniformis  (Bche.)  Kirk.  ^^).  AVie  vorige, 
ebenfalls  ein  Hauptschädling  der  Citrus-Arten ,  aufserdem  auf  vielen 
anderen  Holzpflanzen,  Stammteile  und  Früchte  oft  krustenartig  über- 
ziehend.—  L.  ulmi  (L.)  Fern.  (Mytilaspis  pomorum  aut.)'M,  die  be- 
kannte Komma  seh  ild  laus.     Heimat    Europa    und   Kleinasien,    ver- 


')  LixDiNGi-ii,  a.  a.  0.  S.  28."'). 

2)  Ders.,  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Jahrg.  4,  1906,  S.  480:  a.a.O. 
190. 

3)  LixDiNGER,  a.  a.  0.  S.  259  und  388. 
■*)  Ders.,  ebenda  S.  265. 

'^)  Newstkad,  a.  a.  0.  Vol.  1,  1901,  p.  134  (als  F.  fioriniae). 
6)  LiNDiNGER,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  7,  1911,  S.  358. 
"')  Green,  a.  a.  O.  Part.  II,  1899,  p.  152  (als  Chionaspis). 

8)  Newsiead,  a.  a.  O.  Vol.  1,  1901,  p.  210. 

9)  LiNDiNGEK,  a.  a.  0.  S.  106. 

10)  Ders.,  ebenda  S.  107. 

11)  Newsteai),  a.  a.  O.  Vol.  1,  1901,  p.  194.  —  Lixdinger,  a.  a.  0.  S.  212. 


Cocciden,  Schildläuse.  693 

schleppt  nach  den  gemälsigten  Teilen  von  Nord-  und  Südamerika, 
Südafrika,  Australien  und  Neuseeland.  Auf  allen  möglichen  Holz- 
pflanzen ,  auch  auf  Koniferen ,  mitunter  auch  auf  den  Blättern  von 
Quercus-Arten  (Männchen  darauf  sehr  zahlreich) ,  schädlich  auf  Obst-, 
besonders  jungen  Apfelbäumen. 

Piniiaspis  (Chionaspis  z.  T.:  Hemichionaspis)  aspidistrae  (Sign.) 
Ldgr.  1)  und  P.  minor  (Mask.)  Ldgr.^).  Tropen  und  Subtropen  der 
Alten  und  Neuen  AVeit,  schädlich  auf  Agave  und  Baumwolle  auf- 
getreten, die  erstgenannte  Art  in  Europa  und  Nordamerika  auch  auf  Ge- 
wächshauspflanzen (Aspidistra,  Nephrolepis)  verbreitet.  —  P.  pandani 
(Comst.)  Ckll.  ^).  Mittelamerika,  Westindien,  tropisches  Afrika;  dann 
häufig  in  europäischen  und  nordamerikanischen  Gewächshäusern.  Auf 
den  Blättern  von  Monokotylen,  z.  B.  von  Araceen  und  Palmen,  meist 
i'n  ungeheuren  Mengen  vorhanden,  infolge  ihrer  flachen  Gestalt  und 
unscheinbaren  Farbe  unentdeckt  bleibend. 

Pseiidopaiiatorea  parlatoreoides  (Comst.j  Ckll.*).  Tropisches 
Amerika  und  Afrika,  auf  verschiedenen  Pflanzen,  stets  auf  den  Blättern. 
In  deutschen  Gewächshäusern  auf  Orchideen  häufig  und  schädlich. 

Aonidia  lauri  (Bche.)  Sign.-^).  Heimat  Südeuropa  und  Klein- 
asien, verschleppt  nach  Amerika,  Japan  und  Neuseeland.  Meist  auf 
Lauras  nobilis,  aber  auch  auf  Apollonias  canariensis  und  Lauras  cana- 
riensis  gefunden;  auf  Blättern  und  Stammteilen,  meist  sehr  zahlreich, 
an  den  Stammteilen  oft  krustig. 

Furcaspis  oeeaniea  Ldgr.  **).  Ostkarolinen  und  Marshallinseln. 
Ursprünglich  auf  Nipa,  auf  die  Kokospalme  übergegangen  und  in  un- 
geheuren Mengen  deren  Blätter,  besonders  die  Rippen,  und  Früchte 
besiedelnd^).  Alte  Pflanzen  scheinen  nicht  erheblich  geschädigt  zu 
werden,  junge  dagegen  können  eingehen.  —  F.  (Aspidiotus,  Chrysom- 
phalus)  biformis  (Ckll.)  Ldgr.  ^).  Westindien  und  nördliches  Süd- 
amerika, auf  Orchideen,  selbst  auf  den  Wurzeln,  auf  den  Blättern  häufig 
seichte  Vertiefungen  verursachend  und  die  Pflanze  verunstaltend, _  aber 
selten  direkt  schädlich.  Findet  sich  oft  auf  eingeführten  Orchideen 
aus  Columbia  und  Venezuela. 

Leucaspis  Candida  (Targ.)  Sign.  '•*).  Mittel-  und  Südeuropa,  Klein- 
asien, verschleppt  nach  Argentinien  i**).  Auf  Pinus.  Ähnlich  sind 
L.  löwi  (sulci),  L.  pusilla  und  L.  sig-noreti  ^*);  schädlich  können 
besonders  L.  löwi  und  pusilla  werden,  indem  sie  Vergilben  der  Nadeln 
verursachen.  —  L.  eoekerelli  (de  Charm.)  Green  ^^),  Ceylon,  Mauritius, 
Madagaskar,  Deutsch- Ostafrika,  Brasilien,  Venezuela,  stets  auf  Mono- 
kotylen.    In  einem  Gewächshaus  in  Hamburg  auf  der  Orchidee  Vanda 


1)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.  1,  1901,  p.  187. 

^)  LiNDiNGER,  a.  a.  0.  S.  58. 

3)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  1,  1901,  p.  207. 

*)  Hempel,  a.  a.  0.  p.  öll. 

5)  Lindinger,  Zeitschr.  Pflanzenkrankh.  Bd.  18,  1908,  S.  328. 

«)  Ders.,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  5,  1909,  S.  149. 

^)  Ders.,  ebenda  Bd.  7,   1911,  S.  176. 

8)  Leonarw,  Riv.  Pat.  veg.  Vol.  7,  1898,  p.  60. 

9)  Lindinger,   Jahrb.   Hamb.  wissensch.  Anst.  23,  1905,  3.  Beih.  1906,   S.  28.  — 
Ders.,  a.  a.  O.  S.  253. 

'*')  Autran,  Bol.  Minist.  Agric.  Buenos  Aires  1907,  S.-A.  p.  10. 

11)  LiNuiNGRR,  Jahrb.  Hamb.  wiss.  Anst.  23,  1905,  3.  Beih.  1906,  S.  40,  44  u.  34. 
—  Ders.,  a.  a.  0.  S.  154  u.  255. 

12)  Ders.,  Jahrb.  Hamb.  wiss.  Anst.  25,  1907,  3.  Beih.  1908,  S.  121. 


(594  Rhynchoten,  Schnabelkerfe. 

kimballiana  schädlich  aufgetreten.  —  L.  japonica  Ckll.  ^).  Japan,  auf 
den  Stammteilen  dikotyler  Holzpfianzen,  oft  sehr  zahlreich.  —  L.  rieeai 
Targ.  ^).  Hauptsächlich  im  östlichen  Mittelmeergebiet  Europas  und 
Nordafrikas,  auch  auf  Cj^pern  und  Kreta;  auf  Ephedra  und  Olea. 
Zahlreich  auf  der  zweitgenannten  Pflanze  in  Griechenland  und  Süd- 
italien, Blatt  und  Frucht  sowie  die  Zweige  befallend. 

Parlatorea  blanehardi  (Targ.)  Leon.^).  Sahara,  auf  den  Blättern 
und  Früchten  der  Dattelpalme,  verschleppt  nach  Australien,  Arizona 
und  Deutsch- Süd westafrika.  Tritt  meist  ungemein  zahlreich  auf.  — 
P.  oleae  (Colv.)  Ldgr.  *)  (calianthina  Berl.  et  Leon.).  Südeuropa, 
Nordafrika,  Kleinasien,  auch  im  Himalaya  gefunden.  Auf  den  Stamm- 
teilen, seltener  auf  Blättern  und  Früchten  vieler  Holzpflanzen,  schäd- 
lich besonders  auf  Citrus,  Pirus  und  Olea.  —  P.  perg-andei  Comst.^) 
Subtropen  und  Tropen  der  Alten  und  Neuen  Welt.  Auf  vielen  Pflanzen, 
besonders  auf  Blättern  und  Früchten  der  Citru's -Arten.  —  P.  proteus 
(Curt.)  Sign.  ^).  Wie  vorige .  in  europäischen  Gewächshäusern  oft  auf 
Orchideen  schädlich,  aber  selten  bemerkt.  —  P.  zizyphi  (Luc.)  Sign.  ^). 
Südeuropa,  Nordafrika,  verschleppt  nach  China,  Hawaii,  Westaustralien. 
Lebt  in  grofser  Zahl  auf  Citrus,  besonders  auf  Mandarinen,  deren  Früchte 
durch  die  schwarzschildige  Laus  zum  mindesten  im  Aussehen  sehr 
leiden. 

Hemicoccinen. 

Eine  Gattung.  Meist  grofse,  mehr  oder  minder  kugelige,  glatte 
oder  regelmäfsig  gehöckerte  Tiere,  unsegmentiert  oder  nur  mit  Spuren 
von  Segmentation.  Körper  meist  lebhaft  gefärbt,  häufig  zwei-  oder 
dreifarbig,  bis  auf  einen  schmalen  Spalt  geschlossen  und  den  Zweigen 
oder  der  Stammrinde  der  Nährpflanzen  mit  dem  starken,  mehr  oder 
minder  stielartig  entwickelten  ßostrum  aufsitzend.  Mit  Sicherheit  nur 
auf  Arten  der  Gattung  Quercus.     Schädlich  ist  eine  Art. 

Kermes  quereus  (L.)  Ckll.^).  Mitteleuropa.  Li  Rindenrissen  und 
an  Zweigen  der  Eichen,  oft  zu  Tausenden  beieinander  sitzend  und  die 
Bäume  schwer  schädigend,  dicke  Bäume  von  70  cm  Durchmesser  zum 
Absterben  bringend.     Verursacht  Schleimflufs. 

Lecaniinen  (Coccinen  aut). 

Meist  ziemlich  grofse  Arten  mit  flacher  Bauchseite  und  gewölbtem 
Rücken,  seltener  mehr  oder  minder  flach,  durchschnittlich  nackt,  seltener 
mit  weifser,  filzartiger  Hülle,  manche  Arten  mit  dicker,  gefelderter 
Wachsdecke.  Die  Eier  werden  von  der  erhärtenden  Rückenhaut  des 
absterbenden  Weibchens  wie  von  einer  Schale  bedeckt,  bei  einer  Gattung 


J)  LixDiNGER,  .Jahrb.  Hamb.  wiss.  Anst.  23,  1905,  3.  Beih.  1906,  S.  37. 

2)  Ders.,  ebenda  S.  35,  13y,  228.  —  Leonaedi,  Ann.  E.  Scuola  sup.  Agrio.  Por- 
tici  Vol.  5,  1903,  19  pp.  Tav.  I. 

3)  Targioni-Tozzetti,  Mem.  Soc.  zool.  France  1892,  p.  69—82  (als  Aonidia).  — 
LiNuiNGKR,  a.  a.  0.  S.  246. 

*)  CuLVEE,  Ensayo  sobre  una  nueva  enfermedad  del  Olivo,  Gaceta  agric.  Mini- 
sterio  de  Fomento,  'Madrid  1880  (als  Diaf^pis).  —  Leoxakdi,  Ann.  R.  Scuola  sup. 
Agric.  Portici,  Vol.  5,  1903,  p.  16  (als  P.  calianthina).  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  111. 

5)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  1,  1901,  p.  143.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  112. 

^)  Newstead,  a.  a.  O.  p.  140.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  112. 

"')  Newstead,  a.  a.   0.  p.  142.  —  Lindinger,  a.  a.   0.  S.  108. 

8)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.  2,  1903.  p.  142.  —  Rf.ii,  a.  a.  0.  1903,  S.  355.  -  Lin- 
dinger, a.  a.  0.  S.  285. 


Cocciden,  Schildläuse.  695 

werden  sie  in  eine  weifse,  kissenartige  Wachsmasse  am  Hinterende  des 
Tieres  abgelegt.  Allen  Arten  gemeinsam  ist  das  mehr  oder  minder  voll- 
ständige Verschwinden  der  Segmentation  sowie  ein  ziemlich  auffälliger 
Spalt  im  hinteren  Rande  des  Körpers,  an  dessen  Ende  zwei  dreieckige 
Lappen  klappenartig  die  Analöffnung  bedecken.  Die  Unterfamilie  um- 
fafst  zahlreiche  schädlich  auftretende  Arten,  von  denen  viele  äufserst 
polyphag  sind. 

Ceroplastes  eerifer  (Anderson)  Sign.\).  Tropen  der  Alten  und 
Neuen  Welt.  In  geringerem  Grade  schädlich  an  Kulturpflanzen,  wie  Tee, 
aufgetreten.  —  C  eirripediformis  Comst.  -).  Westindien  und  Mittel- 
amerika, mitunter  auf  Tropenobstpflanzen  lästig.  —  C  floridensis 
Comst.^).  Weit  verbreitet  in  den  Tropen,  weniger  in  den  Subtropen, 
der  Alten  und  Neuen  Welt.  Schädlich  auf  Nutz-  und  Zierpflanzen.  — 
C.  pusei  (L.)  Sign.*).  Südeuropa,  Kleinasien,  Nordafrika.  Lebt  auf 
zahlreichen  Pflanzen,  besonders  auf  den  Zweigen  und  Früchten  von 
Holzgewächsen,  doch  auch  auf  Blättern,  und  findet  sich  auch  auf  immer- 
grünen Stauden,  sogar  auf  einjährigen  Pflanzen.  Besonders  schädlich 
tritt  die  Art  auf  CiWs,  Ficus,  Anona,  Vitis  auf.  —  C.  sinensis  Del 
Guercio^).     Italien.     Als  Schädling  der  Agrumen  gemeldet. 

Filippia  oleae  (Costa)  Sign.^).  (Liehtensia  viburni  Sign.).  Süd- 
europa, England,  Algerien,  Tunis.  Auf  den  Blättern  und  Zweigen  ver- 
schiedener Hartlaubgewächse ;  schädlich  auf  Olea. 

Lecanium  bitubereulatum  Targ.^).  Europa.  Weit  verbreitet. 
An  Weifsdorn,  Apfel  und  Birne,  eine  der  gröfsten  deutschen  Schild- 
läuse ,  durch  die  beiden  Rückenhöcker  sehr  leicht  kenntlich.  Oft 
zahlreich  auftretend  und  dann  jungen  Pflanzen  stark  nachteilig.  — 
L.  eorni  Bche.,  MarchaP).  (L.  persieae  aut. ,  non  Fab.).  Ganz 
Europa,  auch  in  Nordamerika.  Eine  der  schädlichsten  Arten,  äufserst 
polyphag  und  je  nach  der  Nährpflanze  stark  abändernd,  daher  lange  ver- 
kannt und  unter  zahlreichen  Namen  beschrieben  (L.  asshnüc ,  coryli., 
jitglandis,  niori,  persieae  coryli^  persiceie  sarothamni,  rehi,  rihis,  robiniae, 
rohiniamm,  rosaritm,  ruhi,  rvgomni,  sarothamni^  vini,  wistariae).  An  Obst- 
bäumen, Beerensträuchern,  Weinrebe  äufserst  schädlich,  geht  die  Art 
auch  mit  Leichtigkeit  auf  angepflanzte  Ziersträucher  und  Bäume,  wie 
Philadelphus,  Spiraea,  Sjanphoricarpus,  Robinia,  über  und  dringt  auch 
in  die  Kalthäuser  ein,  wo  sie  mit  Vorliebe  AVeinrebe  und  Pfirsich 
befällt.  Die  Larven  sind  verhältnismäfsig  sehr  beweglich  und  besiedeln 
in  günstigen  Jahren  alle  in  der  Nähe  einer  stark  befallenen  Nährpflanze 
wachsende  Pflanzen ,  auch  solche  mit  krautigen  Vegetationsorganen, 
sowie  an  den  Reben  die  Blätter,  mit  denen  sie  im  Herbst  massenhaft 
zugrunde  gehen.  —  L.  hemisphaerieum  Targ.^).  Tropen  und  Sub- 
tropen, in  Europa  besonders  im  Südwesten.  Aufserdem  in  den  Warm- 
häusern sehr  häufig  und  sehr  schädlich.  Auf  vielen  Nutz-  und  Zier- 
pflanzen, mit  Vorliebe  auf  Anona,  Ficus,  Malvaceen  und  Farnen.     Be- 


')  Green,  a.  a.  0.  Part  4,  p.  270. 

-)  Lefiioy,  Irap.  Dept.  Agric.  West  Indies,  Pamphlet  Ser.  Nr.  22,  1903,  p.  31. 

3)  Green,  a.  a.   0.  p.  277. 

*)  LiNDiNGER,  a.  a.  0.  S.  115. 

^)  Newstead,  a.  a.  0.  Vol.  2,  1903,  p.  33  (als  Liehtensia  viburni).  —  Lindinger, 
a.  a.  0.  S.  232. 

^)  Lindinger,  a.  a.  O.  S.  115. 

^)  Newstead,  a.  a.  0.  p.   101. 

«)  Marchal,  Ann.  Soc.  ent.  France  Vol.  77,  1908,  p.  164.  —  Lindinger,  a.  a.  0. 
S.  121. 


696  Ehynchoz^en,  Schnabelkerfe. 

fällt  auch  Zimmerpflanzen,  wie  Oleander.  —  L.  hesperidum  (L.) 
Burm.^).  Wie  vor.,  besonders  auf  Oleander  und  Palmen,  sehr  schädlich 
auf  Citrus ,  im  Verein  mit  Psenäococcu^  citri  die  Rufstaubildung  be- 
günstigend. In  Kalthäusern  und  an  Zimmerpflanzen  verbreitet.  Eine 
der  am  längsten  bekannten  Schildläuse.  —  L.  nigrum  Nietner  2).  Tropen. 
Verbreitet  an  vielen  Nutz-  und  Zierpflanzen,  ein  häufiger  Schädling 
von  Hevea,  Baumwolle  und  Kaffee.  —  L.  oleae  (Bern.)  Walk.^).  Sub- 
tropen, seltener  Tropen,  der  ganzen  "Welt.  In  Südeuropa  verbreitet  und 
besonders  häufig  in  den  östlichen  Teilen  des  Mittelmeergebietes,  hier 
auch  viel  gröfser  als  im  AVesten.  Ein  bekannter  Schädling  des  Ölbaums; 
vielfach  auf  Zierpflanzen,  besonders  Farnen.  Auch  in  Gewächshäusern, 
doch  seltner  als  L.  hemisphacricum.  —  L.  persieae  (Fab.)  Low,  March.-*). 
Südeuropa.  Auf  Obstbäumen,  Weinrebe,  Broussonetia,  Morus.  In 
Mitteleuropa  nicht  vorhanden.  Besonders  auf  Pfirsich,  Rebe  und 
Maulbeere  schädlich.  —  L.  pulehrum  March.  •').  Frankreich ,  süd- 
westliches Deutschland,  Schweiz,  auf  Castanea,  Corylus,  Quercus,  in 
Frankreich  nach  Marchal  sehr  schädlich.  —  L.  tessellatum  Sign.  ^). 
Tropen  der  Alten  und  Neuen  Welt,  verschleppt  in  Italien  und  Algerien 
aufgetreten,  auch  in  europäischen  CTewächshäusern.  Besonders  auf 
Palmen.  —  L.  viride  Green  ^).  Vor  allem  in  Brasilien,  dann  in  Indien, 
auf  Ceylon  und  Mauritius.  Auf"  Nutzbäumen,  in  erster  Linie  auf  Kafiee, 
dann  auf  Tee,  Agrumen,  Psidium,  Cinchona. 

Physokermes  eoryli  (L.)Ldgr. •')  (Leeanium  eapreae  (L.)  Sign.) 
Europa.  Auf  Holzpflanzen,  schädlich  auf  Obstbäumen,  Ahorn  und  Ulmen. 
In  der  Gröfse  sehr  wechselnd,  von  3—6^2  mm  Durchmesser.  —  Ph.  pieeae 
(Sehr.)  Fern.  ^").  Mitteleuropa  mit  England.  Auf  Picea- Arten.  Eine 
äufserst  schädliche  Art,  die  sehr  leicht  mit  ihrer  Nährpflanze  verschleppt 
wird.  Das  Tier  sitzt  mit  Vorliebe  in  Zweigwinkeln  und  schwankt  je 
nach  dem  Alter  der  Nährpflanze  zwischen  2  und  0  mm  Gröfse.  An 
den  Zweigen  alter  Bäume  bleibt  es  klein,  der  Schaden  gering,  an  jungen, 
kräftigen  Pflanzen  erreicht  es  das  angegebene  Höchstmafs  und  schwächt 
besonders  den  Gipfeltrieb  dermafsen,  dafs  sein  Durchmesser  über  der 
Ansatzstelle  der  meist  zu  mehreren  kranzförmig  auftretenden  Tiere  oft 
um  zwei  Drittel  der  Dicke  des  unterhalb  befindlichen  Stammteils  zurück- 
bleibt; mitunter  verkümmert  der  Gipfeltrieb  völlig.  —  Eine  dritte  Art, 
PJi.  serieeus  Ldgr.  ^*),  die  bis  10  mm  Durchmesser  erreicht,  lebt  aut 
der  Tanne.  Ob  das  noch  ziemlich  unbekannte  Tier  als  Schädling  zu 
betrachten  ist,  ist  vorläufig  noch  unentschieden. 

Protopulvinaria  piriformis  (Ckll.)  Lefroy.^-).  Westindien,  Madeira, 
Kanaren.     Auf  Mango,  Psidium,  Melia,  Lauraceen,  Lonicera.     Auf  den 


^)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.  2,  p.  113.    —   Green,  a.  a.  O.  3,  p.  232.  —   Lindin(jek 
a.  0.  S.  128. 

2)  Newstead,  a.  a.  0.  p.  78.  —  Green,  a.  a.  0.  p.  188.  — 

3)  New.stead,  a.  a.  0.  p.  124.  —  Green,  a.  a.  O.  p.  229. 
*)  Newstead  a.  a.  0.  p.  126.  —  Green,  a.  a.  O.  p  227.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  231. 
^)  Marchai.,  a.  a.  O.  p.  285.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  218. 

6)  Marchat,,  a.  a.  0.  p.  304.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  96. 

'')  Green,  a.  a.  0.  p.  207.  —  Lefroy,  a.  a.  O.  p.  36.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  248. 

8)  Green,  a.  a.   0.  p.  199. 

^)  New.steäd,  a.  a.  0.  Vol.  2,  p.  105  (als  Leeanium  eapreae).  —  Marchai-,  a.  a.  0. 
295  (als  Leeanium  eoryli).  —  Lindinger,  a.  a.   0.  S.  123. 
^'')  Newstead,  a.  a.  Ö.  p.  132  (als  Ph.  abietis).  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  251. 
")  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  49. 
12)  Lefroy,  a.  a.  0.  No.  7,  1907,  p.  42.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  199. 


Cocciden,  Schildläuse.  ß97 

Blättern.     In    der  Alten  Welt  wohl   eingeschleppt.     Auf  der  Kanaren- 
insel  Palma  in  groi'sen  Mengen  auf  Laurus  canariensis,  schädlich*). 

Pulviuaria  betulae  (L.)  Sign.  (P.  ritis  aut.,  P.  innumerahüis 
(Rath.)  Putn. -)  Europa,  Nordafrika,  Amerika,  vermutlich  auch  in  Klein- 
asien. Polyphag  auf  Bäumen  und  Sträuchern,  massenhaft  und  infolge- 
dessen sehr  schädlich  auf  dem  Weinstock  auftretend.  In  der  Gröfse 
sehr  wechselnd  und  deshalb  früher  unter  zahlreichen  Namen  in  ver- 
schiedene Arten  gespalten.  —  P.  floeeifera  (Westw.)  Green  (P.  camd- 
licola  Sign.)^).  Südeuropa,  südliches  Nordamerika,  Japan,  Australien, 
Neuseeland,  Lidien,  Kanareninsel  Tenerife,  in  Europa  im  Freien  noch 
in  Südtirol,  in  der  Gegend  von  Paris  und  in  Boskoop  (Holland)  ge- 
funden, aufserdem  in  den  Warmhäusern  von  Europa  und  Nordamerika 
verbreitet.  Polyphag,  auf  Blättern  bevorzugt  jedoch  Camellia,  Citrus, 
Euonymus  japonica  und  einige  breitnadelige  Koniferen.  In  den  Ge- 
wächshäusern sehr  häufig  schädlich  auf  Orchideen,  so  z.  B.  Lycaste 
und  Stanhopea,  aufserdem  auf  allen  möglichen  Gewächsen.  —  P.  psidii 
Mask.  **).  Neuseeland,  Hawaii,  Formosa,  Japan,  China,  Ceylon,  Deutsch- 
Ostafrika,  neuerdings  in  Algerien'^).  Auf  den  Blättern  und  grünen 
Teilen  von  Holzpflanzen,  darunter  vieler  Nutzgewächse,  wie  Kaffee, 
Tee,  Guayaven,  Citrus,  Cinchona,  Alleebäume. 

Margarodinen. 

Ziemlich  grofse,  durch  die  Zahl  der  Häutungen  (7?)  und  durch  die 
Lebensweise  auffallende  Tiere.     Schädlich  sind  nur  zwei  Arten. 

Margarodes  Vitium  Giard*^).  Unterirdisch  an  den  Wurzeln  der 
Weinrebe  in  Chile,  Argentinien  und  Paraguay. 

Xylococcus  fllifer  Low'').  Österreich,  Schweiz.  Lebt  im  Innern 
der  Nährpflanze,  nämlich  in  kleinen  Höhlungen  von  Innenrinde  und 
Holz  bis  dreijähriger  Zweige  oder  von  Zweiggabelungen  und  vernarben- 
der Wunden  älterer  Zweige.  Ausschliefslich  auf  Linde,  verursacht 
Verdickungen  der  befallenen  Stellen,  bis  zu  denen  die  betreffenden 
Zweige  häufig  vertrocknen. 

Monophlebinen. 

Grofse,  dauernd  freibewegliche  Tiere  mit  reichlicher  Wachs- 
absonderung, oft  mit  grofsem  Eisack. 

Icerya  aegryptiea  (Dougl.)  Eil.  and  How. ^).  Australien,  Ceylon, 
Indien,  Ostafrika,  Ägypten.  Auf  Holzpflanzen,  besonders  Citrus  und 
Ficus,  auch  auf  Palmen.  Ist  als  eine  sehr  schädliche  Art  zu  bezeichnen. 
—  I.  purehasi   Mask. '').      Neuseeland,    Australien,    Hawaii,    Fidschi, 


1)  LiNDiNGEK,  Zeitschr.  wiss.  Ins.-Biol.  Bd.  7,  1911,  S.  88-2. 

'^)  Newstead,  a.  a.  O.  Vol.  2,  1903,  p.  51  als  P.  vitis,  p.  55  als  P.  vitis  var.  ribesiae. 
—  Sanders,  Journ.  econ.  Ent.  Vol.  2,  1909,  p.  433.  —  Lixdinger,  a.  a.  0.  S.  343. 

3)  Newstead,  a    a.  0.  p.  71.  —  Lixdinger,  a.  a.   0.  S.  92. 

*)  Green,  a.  a.  0.  Part.  4.  1909,  p.  264.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  136. 

^)  Trabut,  La  defence  contre  les  Cochinelles  et  autres  insectes  fixes.  Alger 
1910,  p.  59. 

^)  Mayet,  La  Cochenille  du  Chili,  Montpellier  1897,  S.-A.  aus  „Progres  agricole 
et  viticole".  —  Aittkan,  Bol.  Minist.  Agric.  Buenos  Aires  1907,  S.-A.  p.  7. 

■')  Low,  Verh.  zool.-bot.  Ges.  Wien  1882,  S.  274.  —  Lindinger,  a.  a.  O.  S.   324. 

^)  Douglas,  Ent.  monthl.  Mag.  Vol.  26,  1890,  p.  79  als  Crossotosoma.  —  Newstead, 
a.  a.  0.  Vol.  2,  190  S  p.  248.  —  Lindinger,  a.  a.  O.  S.  156. 

9)  Maskell,  New  Zeal.  Trans.  Vol.  11,  1878,  p.  221.  —  Berlese  e  Leoxakdi,  Riv. 
Pat.  veg.  Vol.  6,  1898,  p,  293.  —  Lindinger,  a.  a.  0.  S.  51. 


698  Rhynchoten,  Schnabelkerfe.     Aves,  Vögel. 

Südafrika,  Ägj^pten  (?),  Kleinasien  ('?),  Südeuropa,  Azoren,  Westindien, 
Mexiko  und  südliches  Nordamerika.  Eine  ungemein  polyphage  und 
schädliche  Art,  die  Bäume,  Sträucher  und  Krautpflanzen  befällt.  _  In 
Europa  findet  sie  sich  in  Portugal,  Südfrankreich,  Italien  und  Dalmatien. 
—  I.  seyehellarum  (AVestw.)  Mask.  ^).  Madeira,  Mauritius,  Seychellen, 
Formosa,  China,  Neuseeland.  Auf  verschiedenen  Pflanzen,  beachtens- 
wert auf  Citrus  und  Guayaven,  wird  als  Schädling  des  Zuckerrohrs 
angegeben. 

Palaeococcus  rosae  (Ril.  et  How.)  CklL^).  Westindien  und  Mittel- 
amerika, angeblich  auch  in  Australien.     Auf  Palmen,  Citrus,  Rosa  u.  a. 

Ortheziinen. 

Tiere  ähnlich  denen  der  vorigen  Unterfamilie ;  Wachsausscheidungen 
in  Längs-  und  Querreihen  angeordnet-,  Eisack  vorhanden. 

Orthezia  insig-nis  Dougi.  ^).  In  den  Tropen  und  den  wärmsten 
Teilen  der  Subtropen  verbreitet  und  sehr  schädhch.  Äufserst  polyphag, 
bevorzugt  das  Tier  krautige  Gewächse,  auch  wildwachsende,  von  denen 
aus  es  dann  stets  wieder  Nutzpflanzen  befallen  kann.  Auch_  in  den 
europäischen  und  nordamerikanischen  Gewächshäusern  schädlich,  be- 
sonders auf  Coleus.  —  O.  urtieae  (L.)  Amyot  et  Serville*).  Europa. 
Im  allgemeinen  ein  unbeachtetes  Insekt,  das  auf  zahlreichen  Kraut- 
pflanzen lebt,  ist  neuerdings  einigemale  als  Schädlmg  gemeldet  worden, 
so  von  R.  Kirchner  an  Wiesenpflanzen. 


Vertebrata,  Wirbeltiere. 
Aves,  Yögel.'^ 

über  die  ökonomische  Bedeutung  der  Vögel  ist  ganz  aufserordent- 
lich  viel  geschrieben  worden,  von  Berufenen  und  —  noch  mehr  —  von 
Unberufenen.  Dennoch  sind  wir  auch  heute  noch  weit  davon  entfernt, 
uns  sichere  Urteile  bilden  zu  können.  Vor  allem  ist  der  AViderstreit 
der  Interessen  zu  grofs  zwischen  Natur-,  besonders  Vogelfreunden,  Zier- 


1)  Westwoou,  Gardener's  Chronicle  1885,  p.  830.  —  Lindisger,  a.  a.  0-  S.  301. 

'^)  EiLF-v  and  Huwakd,  Insect  Life.  Vol.  2,  1890,  p.  333.  —  Lefroy,  The  Scale 
insects  of  the  Lesser  Antilles,  Part  2,  Imp.  Dept.  Agric.  West  Indies,  Pamphlet 
Ser.  Nr.  22,  1903,  p.  21. 

3)  Newsteai.,  a.  a.  0.  Vol.  2,  1903,  p.  236.  —  Lindinger,  a.  a.  S.  118. 

*)  Newstehd,  a.  a.  O.  p.  230.  —  Lindixger,  a.  a.  O.  S.  333.  —  Kirchner,  0., 
Ber.  üb.  d.  Tätigkeit  d.  K.  Anst.  f.  Pflanzenschutz  in  Hohenheim  im  Jahre  1908, 
.S.  12,  S.-A.  aus  dem  Wochenbl.  f.  Landwirthschaft,  1909,  No.  20.  —  Kirchner,  R., 
Jahreshefte  Ver.  vaterl.  Naturk.  AVürttemb.,  (38.  Jahrg.  1912,  17  S.  mit  17  Fig. 

^)  Schon  die  älteren  Forstzoologen,  wie  üatzehurg,  Nürdlinger,  Borggreve, 
ScHöNHLT,  warnten  vor  der  Überschätzvmg  der  Nützlichkeit  der  Vögel.  Diese  wollten 
später  österreichische  und  italienische  Ornithologen  und  Entomologen  (Salvadori, 
Pi.aczek,  Griffini,  Beri.ese)  mehr  oder  weniger  ganz  in  Abrede  stellen.  Eine 
vermittelnde  Stellung  nehmen  neuere  Zoologen  und  Ornithologen  ein,  z.  B.  Eck- 
stein (Forstzoologie,  Berlin  1897;  Verhandl.  d.  5.  Internat.  Zoolog.  Kongrefs,  Berlin 
1901,  S.  .512— ")20;  und  mehrere  kleinere  Veröffentlichungen),  Hartert  (Einige  Worte 
über  den  Vogelschutz,  Neudamm  1900),  Bau  (in  seiner  Einleitung  zur  5.  Aufl.  von 
Friderichs  Naturgeschichte  der  deutschen  Vögel,  Stuttgart  1905),  Eeh  (Nat.  Wochen- 
schrift Bd.  6,  N.  F.  1907,  S.  577—583,  Fig.),  Koimg  (Tierwelt  u.  Landwirtschaft, 
Stuttgart   1906;    Wild,    Jagd    und  Bodenkultur,   Neudamm    1912;    und    zahlreiche 


Aves,  Vögel.  (399 

und  Nutzgartenbesitzer,  Land-,  Forstwirt,  Jäger  und  allen  möglichen 
Anderen,  die  engere  Interessen  vertreten  (Fischzüchter,  Brieftauben- 
züchter usw.).  Die  ästhetische  Wertschätzung,  namentlich  der  uns  so 
erfreuenden  Singvögel,  beeinflul'st  ganz  unwillkürlich  jedes  Urteil. 
Dann  sind  aber  auch  durch  die  grol'se  Vielseitigkeit  und  Flüchtigkeit 
der  Vögel,  ihre  Scheu  vor  dem  Menschen,  genaue  Beobachtungen  und 
Feststellungen  ungemein  erschwert. 

In  bezug  auf  die  Nahrung  kann  man  im  allgemeinen  sagen, 
dafs  alle  Vögel  die  Abwechselung  sehr  lieben.  Unter  ihnen  sind  mehr 
omnivore  Arten  als  unter  irgend  einer  anderen  Tiergruppe.  Einzel- 
beobachtungen sind  daher,  ganz  abgesehen  von  den  dabei  unvermeid- 
lichen Täuschungen,  so  gut  wie  wertlos  für  das  allgemeine  Urteil.  Viel 
weiter  kommen  wir  schon  mit  den  seit  Jahren  so  umfassend  vor- 
genommenen Magenuntersuchungen.  Aber  auch  sie  sind  nur 
mit  äufserster  Vorsicht  zu  verwerten.  Einmal  verdauen  die  Vögel 
ganz  aufserordentlich  schnell  und  gründlich;  RöKiG  hat  festgestellt, 
dafs  weichhäutige  Insekten  schon  in  einer  halben  Stunde  verdaut  sein 
können.  Da  aber  wohl  in  den  seltensten  Fällen  eine  Magenuntersuchung 
innerhalb  dieser  kurzen  Frist  nach  dem  Tode  vorgenommen  werden 
kann,  wird  durch  sie  doch  fast  ausschliefslich  der  schwerer  verdauliche 
Teil  der  Nahrung  festgestellt.  Dann  lehrt  diese  Untersuchung  an  sich 
nichts  über  die  Art  der  Nahrungsaufnahme;  von  Strafsen  oder  den 
Feldern  nach  der  Ernte  aufgelesene  Getreidekörner  dürfen  natürlich 
nicht  mit  von  stehendem  oder  in  Garben  gesetztem  Getreide  genommenen 
verglichen  werden,  usw.  Auch  in  BetrefiP  der  ökonomischen  Bedeutung 
der  Nahrung  lassen  sie  uns  im  Stiche.  Ein  Starenpaar,  das  in  einer 
grofsen  Kirschenanlage  nistet,  wird,  wenn  es  auch  noch  so  viele  Kirschen 
frifst,  nicht  nennenswert  schaden,  um  so  mehr  aber,  wenn  es  etwa  den 
einzigen  Kirschbaum  in  einem  Privatgarten  plündert.  Dasselbe  gilt 
natürlich  auch  für  G  e  w  ö  1 1  -  Untersuchungen. 

Fü  1 1  e  r  u  n  g  s  V  e  r  s  u  c  h  e  gefangener  Vögel  sind  vorzüglich  geeignet, 
mancherlei  Nebenfragen  zu  beantworten ;  für  die  praktische  Wert- 
schätzung der  Vögel  sind  sie  aber  so  gut  wie  belanglos. 

Der  Hauptfehler,  der  seither  immer  begangen  wurde,  ist  der,  dafs 
man  das  allgemein  gewonnene  theoretische  oder  akademische  Urteil 
über  die  ökonomische  Bedeutung  einer  Vogelart  ohne  weiteres  auf  jeden 
Einzelfall  übertrug.  So  wichtig  ein  solches  Urteil  für  die  Wissenschaft 
ist,  so  wertlos  ist  es  für  die  Praxis ;  denn  diese  hat  es  nicht  mit  Vogel- 
arten zu  tun,  sondern  mit  Individuen.  Und  da  diese  sich  nach  Zeit  und  Ort 
ganz   aufserordentlich  verschieden  verhalten,    ist  für   die   Praxis    eben 


Arbeiten  in  den  Veröffentl.  der  Kaiserl.  Biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtschaft,  usw.), 
Stummer  (Der  Obstzüchter  1913,  No.  1).  Auch  K.  Hexmcke  gibt  in  seinem  Handbuche 
des  Vogelschutzes,  Magdeburg  1912,  auf  S.  103— 174  eine  recht  objektive  Würdigung 
der  einheimischen  Vögel.  —  Die  ungarischen  Ornithologen  behandeln  die  Frage  in 
ihrer  Zeitschrift  „Aquila"  allzusehr  vom  ornithophilen  Standpunkte.  —  In  England 
haben  besonders  die  Entomologen  Cullinge,  Newstkad,  Theobald  viel  zur  Auf- 
klärung beigetragen.  In  Indien  haben  Masox  und  Maxweli.-Lefkoy  (Mem.  Dept. 
Agric.  India,  Vol.  3,  1912)  sehr  wertvolle  Untersuchungen  geliefert.  Für  S.-Afrika 
hat  Roberts  (Agric.  Journ.  Union  S.  Africa,  Vol.  1,  1911,  p.  352—369)  eine  recht 
gute  Übersicht  gegeben.  In  Nordamerika  beschäftigen  sich  schon  seit  vielen  Jahren 
die  Ornithologen  der  Biolog.  Survey  des  U.  S.  Departm.  Agric.  sehr  eingehend  mit 
der  Vogelfrage,  wobei  sich  aber  ihre  Ansichten  über  die  Wertschätzung  der  Vögel 
nicht  immer  mit  den  in  den  dortigen  entomologischen  Publikationen  gelegentlich 
hervortretenden  decken. 


700  Aves,  Vögel. 

nur  dieses  individuelle  Verhalten  wichtig,  nicht  die  allgemeine  Be- 
urteilung der  Art.  So  gelten  Meisen  für  ganz  überwiegend  nützlich; 
in  England  haben  sie  sich  aber,  begünstigt  von  strengen  Vogelschutz- 
Gesetzen  so  sehr  vermehrt,  dais  sie  in  hohem  Malse  schädlich  geworden 
sind,  wie  übrigens  auch  sonst  in  vielen  Fällen. 

Wir  dürfen  also  für  die  Beurteilung  eines  Vogels  seine  allgemeine 
Wertschätzung  höchstens  als  Unterlage  benutzen,  müssen  aber  suchen, 
in  jedem  Einzelfalle  seinen  Ein  flu  fs  auf  die  Nutzbarmachung 
und  Nutz niei'sung  der  Pflanzen  seines  Aufenthaltsgebietes 
durch  den  Menschen  festzustellen  ^j.  Dais  dies  aufserordentlich 
schwierig  ist,  dafs  Magenuntersuchungen  und  Fütterungsversuche  hierbei 
von  gi'oisem  Nutzen  sind,  braucht  kaum  betont  zu  werden.  Es  ist  der 
einzige  Weg,  aus  dem  Zwiespalt  herauszukommen,  in  den  uns  theore- 
tische Wertschätzung  und  praktische  Erfahrung  bringen.  Dafs  wir 
hierbei  wohl  auch  zu  ganz  anderen  Urteilen  über  den  Wert  der  Vögel 
als  Insektenvertilger  kommen  werden,  sei  nur  kurz  angedeutet^). 

Gänzlich  unhaltbar  ist  die  in  den  meisten  populären,  besonders 
ornithologischen  Schriften  immer  wieder  ausgesprochene  Ansicht,  dafs 
die  Vogel  die  Aufgabe  hätten,  das  Gleichgewicht  in  der  Natur 
aufrecht  zu  erhalten.  Erstens  hat  kein  Tier  eine  Aufgabe,  als  höchstens  die, 
sich  selbst  zu  erhalten  und  fortzupflanzen;  dann  gibt  es  ein  erhaltbares 
Gleichgewicht  in  der  Natur  überhaupt  nirgends,  sondern  nur  einen 
unaufhörlichen  Wechsel;  und  schliefslich  ist  dieses  sogenannte  Gleich- 
gewicht in  allen  Kulturländern  durch  den  Menschen  derart  gestört, 
dafs  Vögel  es  am  allerwenigsten  wiederherstellen  könnten. 

Vielfach  wird,  wiederum  gerade  von  Ornithologen,  die  Ansicht  ver- 
treten, dafs  an  sich  sonst  nützliche  Vögel  schädlich  werden,  wenn  sie 
sehr  zahlreich  würden.  Es  zeugt  von  eigentümlicher  Rechenkunst, 
das  Vielfache  eines  Plus  in  ein  Minus  zu  verwandeln-,  die  einzige  Be- 
rechtigung hierzu,  dafs  die  natürliche  Nahrung  der  zunehmenden  Menge 
nicht  genügte,  so  dafs  sie  an  andere  Nahrung  übergehen  müfste,  dafs  sich 
also  zahlreiche  neue  Minus  summierten,  dürfte  nur  in  den  allerseltensten 
Fällen  eintreten.  Aufserdem  lehrt  die  tägliche  Erfahrung,  dafs  auch 
einzelne  oder  spärlich  vorhandene,  als  nützlich  geltende  Vögel  schädlich 
werden  können.  Die  Erfahrung,  die  aber  jener  verkehrten  Rechnung 
zweifellos  zugrunde  liegt,  beruht  eben  darauf,  dais  die  Minus  erst 
fühlbar  werden,  wenn  sie  sich  in  gröfserer  Menge  summieren;  es  war 
also  die  Voraussetzung,  der  betreffende  Vogel  sei  nützlich,  wenigstens 
für  den  betreffenden  Fall  von  vornherein  nicht  richtig. 

Und  hierin  liegt,  wie  erwähnt,  der  Kernpunkt  der  Frage,  dafs  näm- 


')  Betont  sei  hier  nur  noch,  dafs  aus  diesen  Gründen  der  Ornithologe  am  aller- 
wenigsten geeignet  erscheint,  uns  über  die  Bedeutung  eines  Vogels  in  einem  vor- 
liegenden Falle  zu  unterrichten ;  dafs  dies  vielmehr  Sache  des  zoologischen  Phvto- 
pathologen,  in  Verbindung  mit  dem  Pflanzenzüchter  ist. 

-)  So  berichtet  Bkau  (Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  13,  1907,  p.  665—671),  dafs 

f leichzeitig  und  in  gleichem  Mafse  mit  der  oben  erwähnten  starken  Vermehrung 
er  Kleinvögel  in  England  auch  die  Insektenplagen  zugenommen  hätten.  Theohai. d 
(Science  Progress  1907,  Nr.  6)  weist  darauf  hin,  dafs  es  in  Ländern,  wo  die  Klein- 
vögel stark  verfolgt  werden  und  daher  spärlich  vorhanden  sind,  wie  in  Frankreich, 
Belgien  und  Italien,  nicht  so  viele  schädliche  Insekten  gäbe  als  in  dem  vogelreichen 
England.  Snulckaekt  v.  Sciiaujiuru  (Nat.  Cabinet,  Jahrg.  22,  1910,  S.  67—69  und  in 
litt.)  berichtet,  dafs  in  Holland  ein  grofser  Obstgarten  völlig  mit  einem  riesigen 
Käfig  von  engmaschigem  Drahtnetz  umgeben  sei  zur  Abhaltung  der  Vögel.  Der 
Garten  liefert  bessere  Ernten  wie  die  ungeschützten  Nachbargärten. 


Aves,  Vögel.  7q| 

lieh  für  die  Praxis  nie  von  akademischen  Erwägungen  ausgegangen  werden 
darf,  sondern  jeder  Fall  für  sich  betrachtet  und  beurteilt  werden  mufs. 

Wenn  im  folgenden  daher  möglichst  viel  Angaben  über  schädliches 
Auftreten  von  Vögeln  zusammengetragen  werden,  so  soll  damit  keines- 
wegs ein  endgültiges  Urteil  über  die  aufgeführten  Arten  gefällt,  sondern 
nur  festgestellt  w^erden,  dafs  die  betreffenden  Vögel  unter  Umständen 
schädlich  werden  können.  Es  werden  daher  auch  die  Angaben  über 
Nützlichkeit  weggelassen. 

Aber  selbst  über  zweifellos  schädliche  Vögel  soll  damit  keineswegs 
der  Stab  gebrochen  werden.  Es  gibt  eben  noch  andere  Werte  als  nur 
materieller  Nutzen  und  Schaden;  gerade  die  Vögel  schneiden  bei  dieser 
anderen  Bewertung  besonders  günstig  ab.  Es  soll  nur  ebenso  vor 
übertriebenem  Vogelschutze  wie  vor  seiner  Beschränkung  auf  als  nütz- 
lich abgestempelte  Arten  gewarnt  werden.  Wo  aber  das  Vorhanden- 
sein einer  Vogelart  mit  den  menschlichen  Kulturbestrebungen  nicht 
vereinbart  werden  kann,  bleibt  nichts  anderes  übrig,  als  ihr  den  Krieg 
zu  erklären. 

Abwehr.  Wenn  nicht  ernstliche  Interessen  in  Frage  stehen, 
sollte  man  sich  mit  der  Verscheuchung  oder  Fernhaltung  begnügen: 
durch  aufgestellte  Wachen,  Vogelscheuchen,  aufgestellte  oder,  besser, 
aufgehängte  Säugetierbälge,  aufgehängte  Stückchen  Spiegelglases,  blanken 
Weifsbleches,  Papieres,  ausgestopfte  Vögel,  Fahnen,  Klappern,  alte  Salz- 
heringe, die  durch  Anstrich  mit  stinkendem  Tieröle  noch  wirksamer 
gemacht  werden  sollen.  Bedecken  mit  Draht-  oder  alten  Fischernetzen, 
Überspannen  mit  Fäden  usw.  Besonders  soll  die  blaue  Farbe  ab- 
schreckend wirken.  —  Nur,  wo  nötig,  sollte  man  zum  Abschüsse  schreiten, 
oder  zu  Fallen,  oder  gar  zum  Auslegen  von  Giften,  wodurch  auch  immer 
andere  Vögel  und  Säugetiere    als  die  beabsichtigten  gefährdet  werden. 

Von  den  Hühuervögeln,  Grallifornies,  verzehren  die  Waldhühner, 
Tetraoniden,  in  erster  Linie  Knospen  von  Nadel-  und  Laubbäumen, 
dann  Triebe,  Nadeln,  Blätter,  Beeren.  Die  Fasane,  Phasianiden  M, 
(Fasane,  Wachteln,  Rephühner)  fressen  dagegen  vorwiegend  Sämereien, 
in  Feld  und  Wald,  dann  allerlei  Grünzeug  usw.  Letztere  (Perdix 
perdix  L.)  frafsen  an  jungem  Kohlrabi  die  Herzen  aus,  im  Winter  die 
Knospen  von  Himbeeren  ab,  von  diesen  und  Rosenwildlingen  auch  die 
Einde,  und  verzehrten  Spargelköpfe  2).  Fasane,  Phasiaims  spp.  haben  in 
Deutschland  in  Weinbergen  empfindlich  geschadet  '^) ;  in  Nordamerika, 
als  Jagdgeflügel  eingeführt,  haben  sie  sich  so  vermehrt,  dafs  ihr  Schaden 
ihren  Nutzen  überwiegt^).  Von  den  Odontophoriden  überfällt  Lophortyx 
ealifornieus  Shaw  &  Nodd.  ^)  in  Californien  die  Weinberge  in  Scharen 
von  500 — 1000  Stück,  um  Beeren  zu  fressen;  in  einer  Rebanlage  ver- 
nichteten sie  jährlich  20  Tonnen  Weinbeeren. 

Die  Taubenvögel,  Columbiformes,  verzehren  vorwiegend  Sämereien, 
die  Feldtauben  mehr  von  Unkräutern,  die  Waldtauben  besonders  von 
Nadelholz,  beide  aber  auch  von  Feldfrüchten  (Getreide  und  Gemüse), 
ferner  Grünzeug,  Blütenköpfe  (z.  B.  vom  Klee),  auch  Beeren ;  so  fallen 
sie  in  England  in  Scharen  über  schwarze  Johannis-  und  Stachelbeeren 
her  (Theobald,   1.   c).      Turteltauben  (Turtur  turtur  L.)   verzehrten 

1)  JuDD,  U.  S.  Dept.  Agric,  Biol.  Survev,  Bull.  24.  1905;  55  pp.,  2  Pls. 
'')  Prakt.  Rate.  Obst-  u.  Gartenbau,  Jahrg.  1890,  S.432;  1891,  S.  123—124,  280; 
1898,  S.  14. 

3)  Reblaus-Denkschrift  1898,  S.  199. 

*)  Beal,  Yearb.  U.  S.  Deptm.  Agric.  1897,  p.  352—353. 

5)  Beal,  ibid.  1904,  p.  25U. 


702  Aves,  Vögel. 

nach  BoRGGREVE  auf  einem  Gute  Oberschlesiens  jährlich  für  fast  2000  IMk. 
Kiefernsamen  aus  Saatbeeten.  Die  Fruehttauben,  Carpophagriden, 
Indiens  holen  sich  aus  Pflanzungen  Feigen,  Palmnüsse ,  Wein-  und 
andere  Beeren. 

Ralliformes.  Das  Teiehhuhn,  Gallinula  ehloropus  L.  i),  hat 
schon  wiederholt  in  der  Nähe  von  Wasser  belegene  Obstgärten,  be- 
sonders Apfelbäume  und  Steinobst,  geplündert,  selbst  reife  Tomaten 
angefressen. 

Charadrii-  und  (iruiformes.  Trappen,  Otiden,  und  Kraniche, 
Gruiden,  sind  in  Indien  und  Südafrika  ernstliche  Feinde  des  Getreide- 
baues, in  Europa  dürften  sie  hierzu  meist  zu  selten  sein. 

Anseriformes.  Die  W^ildg-änse  (Anser)  und  -enten  (Anas)  sind, 
namentlich  im  Herbste,  sehr  fühlbare  Schädiger  der  Getreidefelder,  und 
zwar  sowohl  der  Wintersaaten  als  auch  des  noch  in  Garben  stehenden 
Getreides,  auch  des  Buchweizens,  verzehren  aber  auch  mancherlei  Beeren, 
Knospen  und  Samen. 

Die  Papageien,  Psittaciformes,  gehören  überall  in  den  Tropen  zu 
den  schlimmsten  Feinden  der  Früchte,  von  denen  sie  teils  das  Fleisch, 
z.  B.  Cacatua  g^alerita  Lath.  auf  Neu-Guinea  an  Kokosnüssen^),  teils 
mehr  noch  die  harten  Samen  fressen.  Ferner  verzehren  sie. .Wurzeln, 
Blüten,  Knospen,  Blätter;  sie  klauben  Maiskolben  und  die  Ähren  des 
in  Garben  stehenden  Getreides  aus,  lesen  das  Saatgetreide  auf  und 
saufen  aus  selbstgebissenen  Wunden  den  Saft  von  Kokos-  und  anderen 
Palmen.  Mason  (1.  c.  p.  188 — 190,  310)  steht  nicht  an,  Palaeornis 
torquata  Bodd.  für  den  schädlichsten  Vogel  Indiens  zu  erklären.  Auch 
die  Nashornvögel  (Coraciiformes ,  Bueerotiden),  und  die  Capito- 
niden  (Scansores)  in  Indien  und  den  Philippinen  sind  ernstliche  Furclit- 
feinde. 

Die  Pisang-  oder  Bananenfresser  Afrikas,  Coccyges,  Musophagfiden, 
sind  durch  ihren  Namen  genügend  gekennzeichnet. 

Von  den  Spechtvögeln,  Piciformes,  verzehren  die  Spechte,  Pici^), 
in  grofsen  Mengen  forstlich  wichtige  Samen,  ohne  dadurch  aber  ernst- 
lich zu  schaden.  Gröfser  ist  schon  der  Schaden,  den  sie  durch  das 
Anhacken  der  Bäume  anrichten :  die  Frage,  ob  sie  nur  von  Insekten 
befallene  oder  auch  ganz  gesunde  Bäume  anhacken,  ist  noch  nicht 
ganz  erklärt-,  aber  selbst  im  ersteren  Falle  werden,  namentlich  bei  tiet 
sitzenden  Insekten,  die  von  den  Spechten  verursachten  grofsen  Wunden 
oft  gefährlicher  als  die  Insekten  selbst.  Da  sie  aufser  den  Nist-  auch 
noch  Schlafhöhlen  ausarbeiten,  und  zwar  über  Gebrauch,  schaffen  sie 
wiederum  viele  grofse  AVunden.  Manche  Arten,  besonders  amerikanische, 
stellen  sehr  dem  Obste  nach,  von  Erdbeeren  bis  zu  Orangen,  ferner 
reifendem  Maise,  Erbsen  usw.  Zur  bequemeren  Gewinnung  der  Samen 
legen   sie   sich  sogenannte    „Schmieden"    an,    das   sind   Rinnen   in  den 


1)  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau,  Jahrg.  1911,  S.  ;399— 400,  472;  1912,  S.  82. 

'^)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Jahrg.  1-5,  1911,  S.  66—67. 

3)  Über  eviropäische  Spechte  siehe:  Altum,  Unsere  Spechte  u.  ihre  forstl.  Be- 
deutung', Berlin  1879;  Hohmeyer,  v.,  Die  Spechte  u.  ihr  Wert  in  forstl.  Beziehung, 
Frankfurt  a.  M.  1879;  Marsiiall,  Die  Spechte,  Leipzig  1889;  Nitbche,  Forstl. 
nat.  Zeitschr.  Bd.  2,  1893,  S.  16—20,  8  Fign.;  Ritzema  Bos,  Tijdschr.  Plantenz ,  D.  4, 
1898,  p.  154—157,  PL  1,  2.;  Erit,,  Nat.  Zeitschr.  Land-  und  Forstwirtschaft,  Bd.  2, 
1904,  S.  202—206;  Fuchs,  ibid.  Bd.  3,  1905,  S.  317—341,  1  Taf.,  7  Fig.;  v.  Tubeue,  ibid., 
S.  511—512,  1  Fig.;  Leisewitz,  Verh.  ornith.  Ges.  Bayern,  Bd.  5,  1905,  S.  64—76.  —  Über 
die  amerikanischen  Spechte  siehe:  Beal,  U.  S.  Dept.  Agric. ,  Biol.  Surv.,  Bull.  37, 
1911,  64  pp.,  6  Pls.,  3  figs.;  Mo  Atee,  ibid.  Nr.  39,  1911,  99  pp..  12  Pls.,  44  figs. 


Passeriformes.  703 

Stämmen,  in  die  sie  die  aufzuhämmernden  Zapfen  usw.  einzwängen; 
diese  Rinnen  werden  allmählich  zu  grofsen  Wunden  ausgearbeitet. 

Den  schlimmsten,  erst  in  neuester  Zeit  genügend  aufgeklärten 
Schaden  verursachen  manche  Arten  durch  Cambiumfrafs,  der  namentlich 
bei  den  nordamerikanischen  Sphyrapicus-Arten,  den  „sapsuekers"  aus- 
gebildet ist,  deren  Zunge  schon  ihre  Nahrung  verrät,  da  sie  kurz  und 
am  Ende  mit  steifem  Haarpinsel  versehen  ist.  Besonders  im  Frühjahre, 
wenn  andere  Nahrung  spärlich  ist  und  der  Saft  zu  steigen  beginnt, 
hacken  die  betreffenden  Spechte  die  Rinde  von  Bäumen  ab,  um  den  aus 
dem  Cambium  austretenden  Saft  zu  saugen  bzw.  das  weiche,  saftige 
Cambium  selbst  zu  fressen.  Hierdurch  entstehen  grofse,  oberflächliche 
Wunden,  die  oft  in  Gestalt  von  spiraligen  oder  welligen  Ringeln  um 
den  Stamm  herumführen.  In  schlimmen,  aber  recht  häufigen  Fällen 
wird  der  ganze  Baum  oberhalb  der  Ringel  abgetötet,  mindestens  aber 
entstehen  grofse  Wunden,  die  ebenso  wie  die  vorher  erwähnten,  den 
Atmosphärilien,  tierischen  und  pflanzlichen  Wundparasiten  Angriffs- 
punkte gewähren,  und  bei  genügender  Tiefe  nachträglich  zu  Stamm- 
fäule führen  können. 

Deutlrocopus  analis  Horsf.  und  Jyiigipicus  auritus  Gm.  inJava^), 
und  einige  Arten  in  Amerika  hacken  das  Zuckerrohr  auf,  um  das  süfse 
Mark  auszufressen. 

Passeriformes. 

Von  den  Sehwalben,    Hirundinen ,   ruht  Taehycineta   bicolor 

Vieill.  2)  in  Amerika  auf  ihrem  Zuge  auf  den  Büschen  von  Myrica  aus 
und  frifst  dabei  deren  Beeren.  —  Die  Bulbuls,  Pyenotoniden,  über- 
fallen zu  manchen  Zeiten  in  Indien  die  Kafifeebüsche  und  verzehren 
deren  Beeren. 

Von  den  Spottdrosseln,  Mimiden^),  frifst  Galeoscoptes  earo- 
linensis  L.  sehr  viele  Früchte,  mit  Vorliebe  Maulbeeren ;  man  kann 
daher  andere,  wertvollere,  wie  Erdbeeren,  Kirschen  usw.  schützen,  in- 
dem man  in  ihre  Nähe  fruchtbare  Maulbeersorten  pflanzt.  In  den 
Küstenstaaten,  wo  viele  wilde  Früchte  und  Beeren  wachsen,  ebenso 
in  der  Nähe  von  Wäldern  und  Gebüsch  ist  der  Vogel,  trotzdem  er  also 
hier  begünstigt  wird,  weniger  schädlich  als  in  den  Zentralstaaten  und 
im  freien  Felde,  wo  jene  fehlen.  —  Oreoscoptes  montanus  Towns. 
macht  in  Rebgärten  Washingtons  beträchtlichen  Schaden, 

Von  den  Drosseln,  Turdiden,  sind  vor  allem  die  verschiedenen 
Turdus-Arten  in  vielen  Fällen  recht  bedeutsame  Feinde  jedes  Beeren- 
obstes, gelegentlich  auch  des  feineren  Baumobstes.  Insbesondere  die 
Amsel,  T.  merula  L.,  hat  sich  in  dem  Mafse,  als  sie  sich  aus  den 
Wäldern  nach  Gärten,  Weinbergen  usw.  zog,  stellenweise  zu  einem  argen 
Schädlinge  entwickelt.  Sie  hat  sich  hier  ferner  die  Gewohnheit  angeeignet, 
zu  ihrem  Nestbau  die  Rinde  von  Reben  abzuziehen ;  wenn  sie  es  hier- 
bei auch  vorwiegend  auf  die  trockenen,  abgestorbenen  äufseren  Rinden- 
partien abgesehen  hat,  verursacht  sie  doch  nicht  selten  recht  grofse, 
ausgedehnte  Verwundungen  der  gesunden  Rinde.  In  Gärten  zerhackt 
sie  nicht  selten  Kohlköpfe,  wohl  nicht  nur,  um  darin  fressende  Raupen 

^)  VAN  Deventer,  Dierl.  Vijand.  Suikerriet',  Amsterdam  1906,  p.  11—12,  Fig.  11. 

2)  Beai.,  Farm.  Bnll.  54,  1897,  p.  31. 

3)  JuDD,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1895,  p.  405—418,  fig.  106—109. 


704  Aves,  A^ögel. 

abzulesen,  sondern  auch  um  sich  deren  weichen,  saftigen  Inhalt  zu  Ge- 
müte  zu  führen.  —  Auch  in  Australien  und  Neu-Seeland,  wo  sie  ein- 
geführt wurde,  hat  sie  sich  zu  einem  sehr  schlimmen  Schädling, 
besonders  Obstfeind,  entwickelt  »)•  In  Nord-Amerika  verursachen  die 
„robins",  Turdus  migratorius  L. ^) ,  besonders  an  OHven,  deren 
Früchte  sie  verzehren,  ungeheueren  Schaden. —  Selbst  Rotkehlehen, 
Erithaeus  rubeculus  L.,  und  Naehtig-all,  E.  luseinia  L.  wurden 
mehrfach  beim  (Erd-)Beerendiebstahl  erwischt. 

Die  Grasmücken,  Sylviiden^),  sind  arge  Feinde  des  Beeren- 
und  Steinobstes,  in  England  namentlich  auch  der  Feigen,  gelegentlich 
selbst  der  Erbsen.  —  Auch  der  Seidenschwanz,  Amp.  grarrula  L. 
(Ampeliden),  ist,  wie  seine  Verwandten,  ein  grofser  Liebhaber  weichen, 
saftigen  Obstes,  plündert  aber  im  Winter  auf  seinem  Zuge  auch  die 
Knospen,  ganz  besonders  die  der  Obstbäume. 

Die  Meisen,  Pariden,  werden  in  bezug  auf  ihre  Schädlichkeit 
allgemein  sehr  unterschätzt ;  ist  sie  doch,  namentlich  bei  Blau-  und 
Kohlmeise,  Pariis  caeruleus  L.  und  major  L.*)  in  vielen  Fällen  so 
grofs,  dafs  sie  den  oft  überhaupt  recht  zweifelhaften  Nutzen  mehr  als 
aufwiegt.  Ganz  besonders  in  England  wird  geklagt,  dafs  sie  sich  unter 
dem  modernen  Vogelschutze  so  sehr  vermehrt  haben,  dafs  sie  stellen- 
weise eine  wahre  Plage  für  den  Obstzüchter  geworden  sind.  Sie  ver- 
zehren nicht  nur  Samen,  sondern  auch  alles  feinere  Baum-  und  Beeren- 
obst; auf  gröfseres,  wie  Birnen,  Äpfel,  Aprikosen  usw.,  setzen  sie  sich 
und  hacken  um  den  Stiel  grofse  Löcher  in  das  Fruchtfleisch,  so  dafs 
die  Früchte  abfallen  bzw.  faulen.  Man  kann  diese  wenigstens  an 
Formobst  dadurch  schützen,  dafs  man  breite  Pappscheiben  über  den 
Stiel  schiebt.  Harte  Früchte,  wie  Nüsse,  klemmen  sie,  ähnlich  wie  die 
Spechte,  in  Rindenritzen  und  hacken  sie  auf;  im  Taunus  bezeichnet 
man  dünnschalige  Sorten,  die  ihnen  besonders  ausgesetzt  sind,  als 
„Meisennüsse".  Erbsen  werden  aus  den  Schoten  gepickt,  Mais- und 
Weizenkörner  aus  den  Ähren.  Schwellende  Knospen  werden  im  Früh- 
jahre mit  besonderer  Vorliebe  ausgefressen. 

Die  Lerchen,  Alaudiden,  sind  vorwiegend  Körnerfresser,  doch 
nehmen  sie  auch  Grünzeug  (besonders  keimendes  Getreide,  Kohl),  haben 
auch  schon  an  Erbsen  und  Erdbeeren  geschadet.  In  Australien  und 
Neu-Seeland  eingeführt,  sollen  sie  sich  dort  so  vermehrt  haben,  dafs 
sie  in  ersterem  in  Getreidefeldern  ungeheuere  Verwüstungen  angerichtet, 
in  letzterem  die  Rübsensamen-Ernte  stark  verringert  haben.  _ —  Da  die 
Lerchen  die  Samen  z.  T.  ganz  verschlucken,  verbreiten  sie  vielfach 
Unkräuter.  —  Die  amerikanischen  Sehopflerehen,  Otocoris  spp.^), 
gelten  als  überwiegend  nützlich,  mit  Ausnahme  von  O.  alpestris  actia 
Oberholz.,  die  in  Californien  namenthch  an  Winterweizen  sehr  arg 
schadet. 

Die  Finken,  Fring'illiden*'),  liefern  ein  stattliches  Heer,  z.  T. 
sehr  bedeutender  Schädlinge.  Lisbesondere  weiden  sie  im  zeitigen  Früh- 
jahre die  Knospen  (mit  Vorliebe  die  Blütenkn.)  von  Baum-  und  Beeren- 
obst  ab;    sie   können   Sträucher  völlig   kahlfressen.     Spritzen   mit   un- 


1)  S.  auch  Palmeii,  Yearb.  U.  S.  Deptm.  Agric.  1898,  p.  106. 
-)  Beal,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1904,  p.  243,  252. 
3)  S.  u.  a.:  LiNDNKR,  Ornithol.  Monatsschr.  1899,  S.  75. 
*)  S.  auch  Palmer,  1.  0.  p.  104—105,  fig.  5. 

5)  Mo  Atee,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Biol.  Surv.,  Bull.  23,  1905,  37  pp.,  2  Pls.,  13  figs. 

6)  S.  u.  a. :  Mc  Atee,  ibid..  Bull.  32,  1908,  92  pp.,  4  Pls.,  40  figs. ;  Farm.  Bull.  456, 
1911,  14  pp.,  3  figs. 


Passeriformes,  Sperlingsvögel.  705 

gezuckerter  Bordeläser  Brühe,  mit  Scliwefelkalkbrühe  oder  Karbolineum 
beugt  dem  vor.  Dann  lesen  sie  die  Aussaaten  in  Feld  und  Garten  auf, 
vorwiegend  von  Getreide,  Salat  und  Brassica- Arten.  Die  keimenden 
Samen,  besonders  von  Erbsen,  backen  sie  aus  dem  Boden  aus,  von  den 
Keimlingen  beiisen  sie  die  Cotyledonen  und  die  Sprofsspitzen  ab.  Saaten 
kann  man  durch  Beizen  mit  Kreolin,  Petroleum,  Leim  und  Meimige 
oder  mit  einem  Gemisch  von  Aloe  und  Ultramarinblau  oder  mit  einem 
der  hierfür  käutlichen  Färbemittel  schützen.  Im  Garten  sät  man  zweck- 
mäfsig  in  ßeihen  und  bedeckt  diese  mit  dachförmigen  Rahmen  von 
Drahtnetzen,  die  man  sich  in  Meter-Länge  und  entsprechender  Zahl  her- 
stellt, so  dais  sie  immer  gebrauchsfertig  bzw.  leicht  wegzustellen 
sind.  —  Die  Kreuzschnäbel  (Loxia)  verzehren  vorwiegend  Nadelholz- 
samen, -knospen  und  -bluten;  der  Kernbeifser,  Coccothraustes  eoeeo- 
thraustes  L.,  schält  von  reifen  Kirschen  das  Fruchtfleisch  ab,  um  zu 
den  Kernen  zu  gelangen,  und  plündert  Erbsenschoten.  Auch  die  meisten 
anderen  Finken  lieben  reifes,  weiches  und  süfses  Obst.  Carpodacus 
mexieanus  frontalis  Say,  der  Hoiise-Iinch  oder  linnet  der  Ameri- 
kaner \),  ist  in  CaHfornien  für  das  Obst  der  schädlichste  Vogel,  aber 
nur,  wo  er  in  grofsen  Mengen  und  in  kleinen  Obstanlagen  vorkommt. 
Sperling-e  (Passer)  2),  Ammern  (Emberiza),  Grünfink  (Chloris 
chloris  L.,  auch  in  Neu-Seeland  eingeführt  und  sehr  schädlich),  über- 
fallen reifendes  Getreide,  um  die  Körner  auszupicken;  erstere  oft  in 
solchen  Massen,  dafs  sie  dabei  die  Halme  umbrechen  und  die  Ähren 
abreifsen.  Besonders  ist  der  Haussperling-,  P.  domestieus  L.  ^),  der 
auch  nach  Nord- Amerika,  Australien  und  Süd -Afrika  eingeführt  ist, 
überall,  wo  er  in  Mengen  vorkommt,  mit  der  schädlichste  Vogel.  Er 
beifst  auch  Blüten  und  Blumen  ab  und  schadet  in  England  mit  dem 
Grünfink  zusammen  recht  bedeutend  durch  Abfressen  der  Hopfenblüten. 
Für  das  Departement  La  Seine  superieure  wird  sein  jährlicher  Schaden 
auf  1200000  Fr.  angegeben-*).  In  Amerika  sucht  man  seiner  durch  Aus- 
legen vergifteten  Getreides,  künstliche,  leicht  aushebbare  Brutstätten 
usw.  Herr  zu  werden .  In  Australien  hat  man  gegen  ihn  den  Steinkauz, 
Athene  nocUm  Retz.,  eingeführt,  der  dann  aber  auch  die  einheimische 
Vogelwelt  dezimiert  hat. 

DieTanag-riden  der  wärmeren  Teile  der  Neuen  Welt  sind  vor- 
wiegend Fruchtfresser,  die  die  Kulturländereien  gerade  zur  Zeit  der 
Fruchtreife  häufig  in  grofsen  Scharen  aufsuchen. 

Die  \Arebervög'el  und  Siedelsperling-e  der  Alten  Welt,  Ploeei- 
den^),  sind  arge  Schädlinge  jeder  Getreidekultur,  indem  sie  die  Körner  aus 
den  Ähren  picken.  Zu  ihrem  Nestbau  zerfetzen  sie  Blätter  von  Bäumen, 
besonders  Kokospalmen,  Zuckerrohr  usw.;  die  Nester  selbst  brechen 
oft  durch  ihre  Schwere  die  Baumzweige  oder  das  Zuckerrohr,  an  dem 


^)  Beäl,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1904,  p.  246-247. 

2)  JuDD,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  biol.  Surv.,  Bull.  15,  1901.  98  pp.,  4Pls.,  19  figs. 

3)  Bärrows,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  econ.  OrnithoL,  Bull.  1,  1889,  405  pp.,  1  fig., 
1  map.  —  Palmer,  ibid.,  Yearb.  1898,  p.  98—101,  fig.  2.  —  Judd,  ibid.  1900,  p.  419 
bis  422,  fig.  53.  —  Dearborn,  Farm.  Bull.  383,  1910,  11  pp.,  4  figs.;  493,  1912,  24  pp., 
17  figs.  —  Für  australische  Region  siehe:  Kirk,  Trans.  N.  Zeal.  Inst.  Vol.  23,  1891, 
p.  108-110.  —  Bathgate,  ibid..  Vol.  36,  1904,  p.  67—69.  —  Musson,  Agr.  Gaz.  N.  S. 
Wales  Vol.  18,  1907,  p.  535—538,  914—917,  1  map;  Vol.  19,  1908,  p.  127—135.  — 
Palmer,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1898,  p.  98—101. 

*)  NoEL,  Naturaliste,  T.  23,  1901,  p    84—85,  93—96. 

^)  Zehntner,  Arch.  Java-Suikerind.  1898,  15  pp.,  3  Fig.  —  van  Deventer,  1.  c. 
p.   12—21,  PI.  1—3.  -  Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  15,  1911,  S.  66. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  Aufl.     Dritter  Band.  45 


706  Aves,  Vögel. 

sie  aufgehängt  sind,  ab  bzw.  um.  Gegenmittel:  Abschielsen,  Zerstören 
der  Nester,  Fangen  der  Vögel  mit  Netzen,  die  abends  über  die  Zucker- 
rohrfelder gezogen  werden,  Auslegen  von  Strychnin-Reis. 

Die  blaekbirds,  leteriden,  ^)  Amerikas  sind,  da  sie  meist  in 
Massen  vorkommen,  oft  schlimme  Schädiger  des  Getreidebaues ;  so  ver- 
ursacht der  Reisvog-el,  Dolichonyx  oryzivorus  L.,  in  den  Süd- 
staaten jährlich  an  Reis  für  zwei  Millionen  Dollar  Schaden.  —  Von  den 
Staren,  Sturniden,  ist  der  Star,  Sturuus  vulgaris  L.^),  über  die 
ganze  paläarktische  Region  verbreitet,  ferner  in  Süd-Afrika,  Australien, 
Tasmanien,  Neu-Seelancl  eingeführt.  In  seiner  Heimat  wird  er  nament- 
lich dadurch  schädlich,  dafs  er  allerlei  Beerenobst  frifst,  selbst  gröfseres 
Obst  anpickt;  besonders  in  Kirschenpflanzungen  und  Weinbergen  ist 
er  ein  gefürchteter  Gast.  Auf  dem  Zuge  fallen  die  ungeheueren 
Scharen  gern  in  Schilf  ein  und  brechen  es  nieder,  oder  auf  junge 
Fichten,  deren  Spitzen  sie  abbrechen.  In  Australien  wird  er  auch  dem 
keimenden  Getreide  recht  gefährlich.  —  Der  Rosenstar,  Pastor  roseus  L., 
ist  zwar  von  Südosteuropa  bis  Indien  der  Hauptfeind  der  Wanderheu- 
schrecken, zu  anderen  Zeiten  aber  ein  ganz  aui'serordentlicher  Schäd- 
ling an  Getreide  und  Früchten;  selbst  junge  Blätter  weidet  er  ab.  — 
Aplonis  (Sturnoides)  atrifusea  Peale^)  soll  auf  Samoa  Kakaofrüchte 
anfressen. 

Der  Pirol,  Oriolus  g-albula  Naum.  (Orioliden)  kann  die  Kir- 
schen- und  die  Weinernte  recht  empfindlich  schädigen. 

Von  den  Rabenvögeln,  Corviden,  sind  Angehörige  der  Gattung 
Corvus*)  in  allen  Erdteilen  schädlich  für  den  Feld  und  Obstbau.  Sie 
lesen  die  Aussaat  und  picken  die  keimende  Saat  auf,  (Schutzfärbung 
siehe  unter  Sperling),  wobei  sie  sie  sogar,  ebenso  wie  Kartoffeln,  aus- 
graben, stellen  besonders  dem  milchreifen  Getreide  (auch  Buchweizen) 
nach,  und  plündern  schliefslich  selbst  das  in  Garben  stehende.  Obst 
jeder  Art  ist  ihnen  ein  Leckerbissen.  Erbsen  berauben  sie  ihrer  Schoten. 
Auf  den  Philippinen  fressen  sie  junge  Kokosnüsse  an.  Durch  ihre  An- 
gewohnheit, sich  auf  die  höchsten  Spitzen  der  Bäume  zu  setzen,  brechen 
sie  zahlreiche  Triebe  ab,  was  besonders  an  jungen  Obst-  und  Forstbäumen 
recht  lästig  werden  kann.  Indem  man  ihnen  über  den  Wipfel  hervor- 
ragende Sitzstangen  darbietet,  kann  man  diesen  Schaden  vermindern. 
Die  gesellig  lebenden  Arten,  wie  namentlich  die  Saatkrähe,  C  frug"!- 
leg"us  L.,  kann  allzusehr  mit  Nestern  besetzte  Baumäste  abbrechen 
und  durch  ihre  scharfen  Exkremente  die  Horstbäume  abtöten.  —  Die 
kleineren  Rabenvögel,  die  Dohlen,  Elstern,  Häher  ^)  verzehren 
mancherlei  Obst   und   Feld-  und   Waldsämereien.     Interessant   ist,   was 


»)  Beal,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1895,  p.  418—430.  fig.  110,  111;  Div.  biol. 
Surv,,  Bull.  13,  1900,  77  pp.,  1  PL,  6  Figs. 

2)  RiEGLEK,  Österr.  Forst-  und  Jagdzeitg. ,  Jahrg.  29,  1911,  S.  263—2(54.  — 
Palmer,  1.  c.  p.  101—103,  fig.  3.  —  Robehts,  1.  c.  —  Froguatt,  Agr.  Gaz.  N.  S. 
Wales  Vol.  23,  1912,  p.  610—616. 

3j  Tropenpflanzer  Bd.  3,  1899,  S.  127. 

*)  Siehe  vor  allem  die  Arbeiten  Rürig's  usw.  in  den  Veröffentlichungen  der 
Kaiserl.  biol.  Anstalt  f.  Land-  u.  Forstwirtschaft.  Ferner :  Hollring,  Landw.  Jahrb. 
Bd.  35,  1906,  S.  579—620,  1  Fig.    —    Jarlonowski,  Aquila,   Bd.  8,  1901,  S.  214—278, 

1  Taf.,  2  Fig.  —  ScHLKH,  Arb.  Deutsch.  Landw.-Ges.,  Heft  91,  1904,  167  S.  —  Cül- 
LiNGE,'  Journ.  ec.  Biol,  Vol.  5.  1900,  p.  49— 67.  —  Betr.  der  amerikanischen  Krähen : 
Barrows  and  Schwarz,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ornith.,  Biül.  6,  1895,  44  pp.,  1  PI., 

2  Figs.  .. 

^)  Über  die  amerikanischen  Häher,  Cyanocitta  cristata  L.,  s.  Beal,  Yearb.  U  S. 
Dept.  Agr.  1896,  p.  197—206,  fig.  40—42. 


Mammalia,  Säugetiere.     Marsupialier,  Beuteltiere.  707 

Knotek^)  von  dem  Verhalten  der  Elster,  Pica  pica  L.,  in  Steiermark  und 
Bosnien  erzählt.  In  ersterer  wird  sie  von  den  Gehöften  ferngehalten, 
findet  sich  daher  nur  spärlich  im  Felde,  tut  aber  trotzdem  hier  an  den 
Maiskulturen  viel  Schaden ;  in  letzterem  nistet  sie  in  Menge  bei  denGehöften, 
findet  aber  auf  diesen  an  Abfall  usw.  so  viel  Nahrung,  dafs  sie  hier  nicht 
schädlich  wird.  —  Struthidea  cinerea  Gould  ^)  ist  im  Busche  Australiens 
zugleich  mit  dem  Häher  zeitweise  der  schlimmste  Feind  des  Weizen- 
baues; er  liest  die  frisch  gesäeten  und  die  gekeimten  Körner  auf  und 
plündert  das  reife  Getreide. 

Mammalia,  Säugetiere  ^K 

Von  den  Säugetieren  wird  eine  verhältnismäfsig  geringe  Zahl  direkt 
den  Kulturpflanzen  schädlich.  Theoretisch  müfsten  dies  eigentlich  alle 
Pflanzenfresser  sein.  In  Kulturländern  kommen  aber  nur  wenige  von 
ihnen,  und  diese  meist  nur  in  geringer  Zahl,  vor;  sie  spielen  also 
nicht  die  Rolle,  die  ihnen  gemäfs  ihrer  Gröfse  eigentlich  zukommen 
müi'ste.  Die  ungeheueren  Herden  von  Huftieren,  wie  sie  z.  B.  sich  in 
Afrika  noch  finden,  sind  für  den  Pflanzenbau  so  gut  wie  belanglos,  da 
sie  meist  fern  von  jeder  Kultur  leben.  Aufserdem  sind  die  meisten 
gröfseren  Säugetiere  so  wichtig  als  Jagdtiere ,  dafs  ihr  unmittelbarer 
Schaden  hierdurch  nicht  selten  mehr  als  wieder  gut  gemacht  wird.  — 
In  bezug  auf  ihre  Nahrung  sind  die  meisten  Säugetiere  viel  einseitiger 
als  die  Vögel :  viel  entschiedener  Pflanzen-  oder  Fleischfresser ;  indes 
verschmähen  manche  der  letzteren  nicht  ganz  Pflanzenkost,  werden 
aber  hierdurch  selten  ernstlich  schädlich;  umgekehrt  werden  manche 
Pflanzenfresser  durch  Verzehren  von  Insekten  usw.  manchmal  nicht 
unbeträchlich  nützlich. 

In  sehr  vielen  Fällen  haben  die  Pflanzenfresser  erst  durch  zu 
weitgehende  Vertilgung  des  Raubzeuges  so  zugenommen,  dafs  sie  ernst- 
lich schädlich  geworden  sind. 

Fast  mehr  noch  als  durch  Fressen  von  Kräutern,  Früchten  werden 
Säugetiere  durch  Verbeii'sen ,  Entrinden  usw.  von  Bäumen  schädlich. 
Allerdings  suchen  sich  diese  vielfach  auf  chemische  oder  mechanische 
Weise  zu  schützen*),  immer  aber  nur  mit  beschränktem  Erfolge. 

Marsupialier,  Beuteltiere. 

Käng-iipuhs,  Maeropodiden,  haben  in  Australien  seit  seiner  Be- 
siedelung  derart  zugenommen,  dafs  sie  eine  schwere  Last  für  die  Vieh- 


1)  Nat.  Zeitsch.  Land-  u.  Forstw.,  Jahrg.  5,  1907,  S.  273—275,  1  Fig. 

2)  Facey,  Agric.  Gaz.  N.  S.  Wales,  Vol.  23,  1912,  p.  944. 

^)  Von  allgemeineren  Werken  sei  hingewiesen  auf:  Blasius,  Naturgesch.  der 
Säugetiere  Deutschlands  und  der  angrenzenden  Länder  Mitteleuropas,  Braunschweig 
1857.  —  Giebel,  Landwirtsch.  Zoologie,  Glogau  1869.  —  Altum,  Forstzoologie,  Bd.  1, 
Berlin  1876.  —  Eckstein,  Forstl.  Zoologie,  Berlin  1897;  Technik  des  Forstschutzes 
gegen  Tiere,  Berlin  1904.  —  Keller,  Forstzool.  Exkursionsführer,  Leipzig  u.  Wien 
1897.  —  Hess,  Forstschutz,  3.  Aufl.,  Leipzig  1898—1900.  —  Rurig,  Tierwelt  u.  Land- 
wirtsch., Stuttgart  1905;  Wild,  Jagd  und  Bodenkultur,  Neudamm  1912.  —  Trouessart, 
Conspectus  Mammalium  Europae,  Berlin  1910.  —  Schaff,  Die  wildlebend.  Säugetiere 
Deutschlands,  Neudamm  1911.  —  Betreffs  der  amerikanischen  Säugetiere  sind  be- 
sonders die  Veröffentlichungen  der  „Biol.  Surv.",  U.  S.  Dept.  Agric.  Washington, 
wichtig. 

*)  Räuber,  Jena.  Zeitschr.  Naturw.,  Bd.  46,  1910,  S.  1—76. 

45* 


708  Mammalia,  Säugetiere. 

(besonders  Schaf-)  weiden  bilden,  und  dais  einzelne  Staaten  Verordnungen 
zu  ihrer  Vertilgung  erlassen  und  Prämien  ausgesetzt  haben.  Solche 
wurden  1898  in  Queensland  für  1365  539  Stück  bezahlt. 

Insectivoren,  Insektenfresser. 

Die  Maulwürfe,  Talpiden,  machen  sich  recht  oft  durch  ihr  Wühlen 
in  Mist-  und  Saatbeeten,  durch  ihre  die  junge  Saat  erstickenden  und  das 
Mähen  erschwerenden  Haufen  in  Getreidefeldern  und  Wiesen  unliebsam 
bemerkbar.  Selbst  ältere  Pflanzen  vermögen  sie  durch  Blolslegen  der 
Wurzeln  recht  empfindlich  zu  schädigen,  sogar  zu  töten.  Die  Haupt- 
nahrung des  europäischen  Maulwurfes,  Talpa  europaea  L.  ^),  bilden 
die  nützlichen  Regenwürmer,  die  er  Insekten  und  ihren  Larven  weit 
vorzieht.  Dafs  er  pflanzliche  Nahrung  nicht  ganz  verschmähe,  scheint 
aus  zwei  Berichten^)  hervorzugehen,  nach  denen  er  "Eicheln  in  seine 
Gänge  gezogen  und  ausgefressen  bzw.  oberirdische  Kohlrabi  angenagt 
habe.  Man  fängt  ihn  mit  den  bewährten  Zangen-  oder  anderen  Maulwurfs- 
fallen, vergiftet  ihn  mit  Eegenwürmern,  die  in  P/o  ige  Strychninlösung 
eingetaucht  oder  mit  Pulver  von  Brechnufs  bestreut  sind.  Giefst  man 
Petroleumwasser  ( 1 :  200U)  in  seine  Gänge,  legt  man  rait  Petroleum,  Karbol- 
säure (2%),  Heringslake,  stinkendem  Tieröl  oder  Ähnlichem  getränkte 
Lappen  in  diese  oder  steckt  Holunderzweige  hinein,  so  kann  man  ihn  vor- 
übergehend vertreiben.  Beim  Aufwerfen  seiner  Haufen,  das  besonders  zu 
bestimmten  Tagesstunden  geschehen  soll,  kann  man  ihn  durch  schnellen 
Spatenstich  heraus  befördern  oder  mit  einem  Engerlingseisen  töten. 
Mistbeete  schützt  man,  indem  man  ihren  Boden  mit  engmaschigem 
Drahtgeflecht  auslegt.  —  Die  Gattungen  Scalops  Cuv.  ^)  in  Nordamerika, 
und  Clirysochloris  Cuv.  *)  in  Südafrika  verhalten  sich  ebenso. 

Tiipaja  javaniea  Horsf.  und  ferrug-inea  Raffl.^)  verzehren  auf 
Java  mit  l)esonderer  Vorliebe  das  Fleisch  der  KafPeebeeren. 

Cliiropteren,  Fledermäuse. 

Die  FamiKe  der  Flug-hunde,  Pteropiden"),  mit  den  Gattungen 
Pteropus  Geoffr.,  Eouycteris  Dobs.  und  anderen  in  der  australischen 
und  orientalischen  Region,  und  Cynoiiycteris  Pets.  in  Afrika,  gehört 
zu  den  schlimmsten  Feinden  aller  tropischer  weicher,  saftiger  Früchte. 
Aber  sie  verzehren  auch  junge  Zweige,  Triebe,  Blätter  und  Blüten  und 
können  ganze  Bäume  kahl  fressen.  Ihre  Schäden  sind  namentlich  in 
der  Nähe  von  Urwäldern  oft  sehr  beträchtlich;  auf  Java  bilden  sie 
stellenweise  eine  wahre  Landplage.  Abschufs  ist  das  einzige  Gegen- 
mittel, das  aber  durch  ihre  nächtliche  Lebensweise  erschwert  wird. 
Wertvollere  Früchte  mufs  man  zum  Schutze  mit  Korbgeflecht  umgeben. 

Auch   die   Insekten  fressenden  Fledermäuse   der  Neuen  Welt   ver- 


^)  RöRiG,  Flugbl.  24  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch. ,  1904.  —  Ritzema 
Bos,  Tijdchr.  Plantenz.  Jaarg.  18,  1912,  p.  114—131. 

2)  MosEit,  Österr.  landw.  Wochenbl.  1894,  No.  24.  —  Salzmanin  ,  Prakt.  Ratg. 
Obst-  u.  Gartenbau  1908,  S.  141. 

3)  ScHKFFEit,  Kansas  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  168,  1910,  30  pp.,  12  figs. 

*)  Dreyek,  Agr.  .Journ.  Cape  Good  Hope  Vol.  37,  1910,  p.  695—696,  PL  fig.  1. 

s)  KuNiNGsiiERGEH,  Med.  s' Lands  Plantent.  54,  1902,  p.  26—28. 

6)  Paemeu,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric,  1898,  p.  90,  96—98,  fig.  6.  —  Koningsbergee, 
1.  c.  Med.  44,  1901,  p.  116;  Med.  54,  1902,  p.  34—36.  —  Bartels,  Bull.  Dept.  Agric. 
Ind.  Neerl.  No.  20,  1908,  p.  12. 


Insectivoren,  Chiropteren,  Rodentia.     Leporiden,  Hasen.  709 

schmähen  Früchte  ebensowenig  wie  die  meisten  anderen  Insekten 
fressenden  Tiere;  selbst  der  Vampyr,  Yampyrus  speetrum  L.\),  macht 
keine  Ausnahme. 


Rodentia,  Nagetiere 


Von  dieser  gröisten  Ordnung  der  Säuger  sind  wolil  alle  Mitglieder 
als  Pflanzenschädlinge  anzusehen;  die  Mehrzahl  kommt  aber,  als  in 
freiester  Wildnis  lebend  oder  als  zu  selten  (Biber),  für  uns  nicht  in 
Betracht,  Der  Rest  birgt  allerdings  die  schädlichsten  Säugetiere  und 
mit  die  schädlichsten  Tiere  überhaupt, 

Leporiden,  Hasen. 

Hase,  Lepus  timidus  L,,  und  Kaninehen,  L.  eunieulus  L,^), 
sind  im  ganzen  paläarktischen  Gebiete  verbreitet,  beide  nach  Südafrika, 
letzteres  auch  nach  Australien,  Neu- Seeland  und  Tasmanien  eingeführt. 
Letzteres  gehört  zu  den  allerschlimmsten  Schädlingen,  nicht  nur  direkt 
durch  seinen  Frais,  sondern  fast  noch  mehr  indirekt  durch  sein  Wühlen, 
zumal  es  sich  überreichlich  vermehrt  und  kaum  einzuschränken  ist. 
Beide  schaden  mehr  oder  weniger  auf  Feldern,  namentlich  in  jüngeren 
Saaten,  Schlimmer  aber  ist  ihr  Verbils  an  Bäumen,  der  besonders  im 
Winter  oft  groi'sen  Umfang  erreicht.  Er  ist  kenntlich  an  den  scharfen 
Spuren  der  grofsen  Nagezähne  und  bleibt  immer  über  der  Erde.  Während 
sich  der  Hase  fast  ausschliefslich  an  Laubbäume  hält,  geht  das  Kaninchen 
auch  Nadelhölzer  an.  Akazien  werden  bevorzugt,  demnächst  Obstbäume. 
Die  Rinde  wird  in  grofsen  Plätzen  abgeschält,  auch  abgezogen.  Nament- 
lich in  Baumschulen  und  Forstkämpen  oft  verheerend.  Ferner  äsen  sie 
die  Knospen  und  jungen  Triebe  von  Sträuchern  und  jüngeren  Bäumen 
ab,  wobei  auch  der  Hase  Fichten  annimmt. 

Hierher  gehören  wohl  auch  die  „Bilmen"-  oder  „Durchschnitte", 
die  als  10 — 20  cm  breite,  gerade  Gänge  im  Hochsommer  durch  das 
reifende  Getreide  entstehen,  und  in  denen  die  Halme  10 — 15  cm  hoch 
glatt  abgebissen  sind.  Sie  scheinen  von  älteren  Hasen  hervorgerufen 
zu  werden*) . 

In  Australien  haben  sich  die  Kaninchen,  da  natürliche  Feinde  fehlen, 
bald  in  solchem  Umfange  vermehrt,  dafs  sie  die  Landwirtschaft  auf  das 


1)  Martin,  Illustr.  Naturgesch.  d.  Tierfi,  Bd.  1,  1882,  S.  79.  —  Brehm's  Tierleb., 
3.  Aufl.,  Bd.  1,  1890,  S.  327,  375—376. 

^)  Die  Nageschäden  der  mitteleuropäischen  Nager  sucht  v.  Schilling  auseinander 
zu  halten:  Prakt.  Eatg.  Obst-  u.  Gartenbau  1900,  S.  197—199,  206-209,  216—217, 
226—227,  37  Fign.  --  Eine  recht  gute  Zusammenstellung  gibt  Wolff:  Kais.-Wilh.- 
Inst.  Landwirtsch.  Bromberg,  Abt.  Pflanzensch.,  Flugbl.  12 — 14,  1911. 

3)  Palmer,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Mammal.  Ornith.,  Bull.  8,  1896,  88  pp., 
7  Pls. ,  3  figs.  —  Appkl  u.  Jacoui,  Kaiserl.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch., 
Flugbl.  7,  3  S.;  ibid.,  Arbeiten,  Bd.  2,  1901,  S.  471—505,  6  Fign.,  1  Karte.  —  Bruce, 
Agr.  Gaz.  N.  S.  Wales  Vol.  12,  1901,  p.  751-769,  6  figs.  —  Faber,  Monatschr.  Ges. 
Naturfrde.  Luxemburg,  N.  F.,  Bd.  2,  1908,  S.  250— 258.  —  Friedericiis,  Nat.  Zeitschr. 
Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  6,  1908,  S.  161—196,  2  Tafn.,  1  Karte.  —  Lantz,  Yearb. 
U.  S.  Dept.  Agric.  1907,  p.  329—342,  PL  37,  38,  fig.  34.  —  Nelson,  North  Amer. 
Fauna  No.  29,  1910,  314  pp.,  13  Pls.,  19  figs.  —  Nuel,  Bull.  Labor,  region.  Ent.  agr., 
ler  Trim.  1913,  p.  1. 

*)  Marshall,  Plaudereien  und  "Vorträge,  Bd.  2,  Leipzig  1895,  S.  144—151.  — 
HiLTNER,  Prakt.  Blätter  Pflanzenb.,  -schütz,  Jahrg.  9,  1911,  S.  114—116,  125—128.  — 
Zimmermann,  ibid.,  S.  157—159.  —  Steppes,  Nat.  Zeitschr.  Land-,  Forstwirtschaft, 
Jahrg.  10,  1912,  S.  332—386. 


710  Mammalia,  Säugetiere. 

ernstlichste  bedrohten.  Besonders  nahmen  sie  dem  Weidevieh  die  Nahrung 
weg  und  unterminierten  den  Boden  in  einer  für  Mensch  und  Vieh  ge- 
fährlichen Weise. 

Abwehr:  Schutz  der  natürlichen  Feinde,  besonders  des  kleineren 
Eaubzeuges.  Abschufs ,  Frettieren ,  Fallenstellen ,  Ausgraben.  Im 
grolsen  hat  sich  namentlich  Schwefelkohlenstoff  bewährt:  man  läfst 
je  5(J  ccm  von  Stücken  Sackleinen  aufsaugen  und  stöfst  diese  in 
die  Baue ,  worauf  die  Öffnungen  geschlossen  werden.  Die  Amerikaner 
legen  mit  Strj'chninkristallen  vergiftete  Stücke  von  Äpfeln,  Karotten, 
Bataten,  Melonenrinde  usw.  aus.  Noel  berichtet,  dafs  er  mit  einem 
von  Dr.  Lern,  Direktor  des  Bureau  d'hygiene  zu  Ha  vre  geschickten 
„virus  cliol er i forme"  einen  grofsen  Friedhof  in  acht  Tagen  völlig 
von  ihnen  befreit  habe.  In  Australien  hat  man  der  Ausbreitung  der 
Kaninchen  nach  Westen  durch  drei,  zusammen  3230  km  lange  Drahtzäune 
Einhalt  zu  bieten  gesucht.  Selbstverständlich  sind  auch  kleine  Grundstücke, 
besonders  aber  einzelne  Bäume  durch  solche  erfolgreich  zu  schützen ; 
sie  müssen  etwa  50  cm  tief  in  die  Erde  gehen  und  mindestens  ebenso 
hoch  über  sie  aufragen.  Anstreichen  mitKarbolineum,  Schwefelkalkbrühe, 
verschiedenen  Tierfetten  schützt  ebenfalls  mehr  oder  weniger  lange.  — 
In  Australien  und  benachbarten  Inseln  hat  man  Frettchen  und  Wiesel 
gegen  sie  eingeführt.  Seit  1873  sind  sie  dort  ein  wertvoller  Export- 
artikel geworden;  von  1873— 1898  hat  Neu-Seeland  über  2U0  Mill.  Stück 
exportiert,  in  den  letzten  Jahren  durchschnittlich  jährlich  über  15  Mill. 

In  Nordamerika  unterscheidet  man  mehrere  Gattungen,  30  Arten 
und  60  Unterarten  von  Leporiden.  Sie  sind  nicht  so  fruchtbar  wie  das 
Kaninchen  und  graben  auch  weniger.  Sie  schaden  besonders  an  Klee, 
Luzerne,  an  jungen  Pflanzen  und  an  Früchten  von  Gurkengewächsen 
und  fressen  im  Herbste  auch  Apfel. 

Auch  in  unseren  Kolonien  werden  Hasen  schädlich,  in  Deutsch- 
Südwestafrika,  wo  sie  junge  Casuarinen,  Prosopis  und  Dattelpalmen 
über  dem  Boden  abnagen,  in  Kiautschou  durch  Verbeifsen  in  Wald- 
kulturen, besonders  an  Akazien  und  Efskastanien. 

Sciurideii,  Hörnchen. 

riughörnchen,  Pteromys  spp.  der  Alten  Welt  verzehren  Früchte, 
besonders  Feigen ;  Sciiiropterus-Arten  fressen  reifende  Kokosnüsse  aus, 
um  sie  als  Niststätte  zu  benutzen ' ). 

Das  gemeine  Eichhörnchen,  Sciurus  vulg-aris  L.^),  frifst  aufser 
Insekten  usw.  Wald-  und  Obstsamen  und  -fruchte  und  kann  namentlich 
an  letzteren  ganz  beträchtliche  Verluste  herbeiführen.  Viel  schlimmer 
aber  wird  es  dadurch,  dafs  es  Knospen  von  Nadelhölzern,  besonders 
Fichte,  ausfrifst.  Oft  beifst  es  zu  diesen  Zwecke  den  ganzen  Endtrieb 
ab  und  wirft  ihn,  nach  Entleeren  der  Knospen,  zu  Boden.  Am  meisten 
aber  schadet  es  durch  Schälen  und  Ringeln  von  Nadelholzbäumen, 
namentlich  Lärchen,  dann  Fichten,  Es  geschieht  nur,  wo  saftreicher 
Splint  ohne  dickere  Borke  vorhanden  ist,  beginnt  also  gewöhnlich  etwas 
unter  dem  Wipfel  und  reicht,  je  nach  Dicke  der  Bäume,  verschieden  weit 
herab.    Nagespuren  sind  höchstens  am  Rande  der  Schälstellen  zu  sehen ; 


^)    Ko.NIXGSBERGER,    1.    C.    p.     46 49. 

*)  S.  zahlreiclie  Aufsätze  in  der  Naturw.  Zeitschr.  f.  Land-  u.  Forstwirtsch., 
von  Ei'PNER,  K..CH  und  v.  Tuheuk  (1905),  Fichs  u.  Yav  (1906),  Fabrizils  (1908).  —  Frank- 
hauser,  Schweiz.  Zeitschr.  Forstwes.,  Jahrg.  62,  1911,  S.  116 — 122. 


Sciuriden,  Hörnchen.  7|| 

diese  sind  meistens  rechteckig  begrenzt  und  färben  sich  mit  der  Zeit 
dunkeh  Sie  führen  zu  argen  EntsteUungen,  selbst  zum  Absterben  der 
Baumgipfel ;  mindestens  aber  entwerten  sie  das  Holz  technisch.  Knospen- 
und  Rindenbeschädignngen  erfolgen  wohl  nur  bei  Mangel  an  tierischer 
Nahrung,  daher  nicht  in  jedem  Jahre  und  lokal  beschränkt,  erstere 
horstweise  im  "Winter  und  Vorfrühling,  letztere  an  einzelnen  Bäumen 
im  letzteren  und  Frühsommer.  —  Auch  in  der  Umgegend  von  Kap- 
stadt, wo  das  Eichhörnchen  eingeführt  wurde,  wird  es  schädlich  an 
Kieferntrieben  und  Obst. 

Die  übrigen  B  a  u  m  h  ö  r  n  c  h  e  n  ^)  leben  ähnlich ;  doch  wird  eigentlich 
nur  über  Schaden  an  Früchten  und  Samen  geklagt:  an  Kokosnüssen, 
Kakaofrüchten,  Feigen,  Bananen,  Kaffeebeeren  usw.,  wie  z.  B.  bei  Sc. 
eepapi  A.  Sm.  in  Deutsch- Ostafrika,  Se.  bieolor  Sparrm.  und  notatus 
Bodd.  auf  Java,  Sumatra,  Borneo ,  Se.  trivittatus  auf  Ceylon.  Sc. 
palliatus  Pets.  frifst  in  Deutsch-Ostafrika  unreife  Samen  von  Baum- 
wolle und  zerstört  dadurch  sehr  viele  Kapseln.  Se.  earolinensis  Gm., 
Nordamerika,  lebt  grofsenteil  von  Ulmensamen  und  bellst,  um  zu  ihnen 
zu  gelangen,  die  Zweigspitzen  ab,  die  manchmal  die  Baumscheibe  völlig 
bedecken.  Eine  unbestimmte  Art  tötete  nach  mündlicher  Mitteilung 
von  Fr.  Suck  auf  Borneo  im  Laufe  eines  Vierteljahres  viele  Tausende 
von  Durriahbäumen,  indem  die  Tiere  Löcher  in  den  Stamm  nagten. 

Die  Erdhörnchen,  die  Gattungen  Spermophilus  Cuv.  (Ziesel) 
in  Südostouropa  und  Zentralasien,  Xerus  Hempr.  et  Ehrenb.  in  Afrika, 
Tamiaslll.  (ehipmunks),  Citellus  Ok.  (ground  squirrels")  und  Cy- 
nomys  Eaf.  (Prairie-Hunde)  in  Nordamerika^)  bewohnen  vorzugsweise 
trockene,  warme,  steppenähnliche  Gebiete,  wo  sie  sich  bis  mehrere  Meter 
tiefe  Gänge  bzw.  Bauten  in  die  Erde  graben,  mit  oder  ohne  Hügel,  und 
ernähren  sich  vorzugsweise  von  Gräsern  und  ihi^en  Samen.  Werden 
ihre  AVohngebiete  oder  an  sie  anstofsendes  Land  kultiviert,  so  ziehen 
diese  Hörnchen  namentlich  das  Getreide,  aber  auch  Klee,  Luzerne, 
Hülsenfrüchte,  dann  Wurzelgewächse  vor,  schaden  ganz  besonders  auch 
in  Obstgärten  durch  Abfressen  der  Knospen,  Entrinden  der  AVurzeln 
und  Stammbasis  (in  einem  Obstgarten  Montanas  wurden  in  einem  Jahre 
45000  Bäume  getötet)  und  vermehren  sich  ins  Ungeheuere,  um  so  mehr, 
als  die  vordringenden  Farmer  gewöhnlich  nichts  Eiligeres  zu  tun  haben, 
als  deren  natürliche  Feinde :  Haar-  und  Federraubzeug,  in  Amerika  be- 
sonders die  Klapperschlangen,  abzuschiefsen  bzw.  zu  vernichten.  So 
werden  diese  Nager  zu  mehr  oder  weniger  empfindlichen  Feinden  der 
menschlichen  Kulturen,  deren  Bearbeitung  sie  aufserdem  durch  ihr 
Mensch  und  Vieh  bedrohendes  Wühlen  in  hohem  Mafse  erschweren.  In 
Nordamerika  haben  die  Präriehunde  gelegentlich  selbst  den  Menschen 
verdrängt  bzw.  die  Urbarmachung  des  Bodens  verhindert.  So  ist  in 
Texas  ein  Gebiet  von  etwa  25000  engl.  Quadratmeilen  von  gegen  400  Mill. 
Präriehunden  (Gyn.  ludovieianus  Ord)*)  bewohnt,  das  über  lV2Mill. 


1)  Preuss,  Tropenpflauzer,  Bd.  15,  1911,  S.  64.—  Koningsberger,  I.e.  p.  49-53.  — 
Britton,  Science  N.  S.,  Vol.  15.  1902,  p.  950.  —  Vosseler,  Ber.  Land-  u.  Forstwirtsch. 
D.-O.-Afrika,  Bd.  2,  1905,  S.  503;  Pflanzer,  Bd.  1,  1905,  S.  251,  352.  —  Delacroix, 
Maladies  des  Cafeiers,  Paris  1900,  p.  200.  —  v.  Farer,  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land- 
u.  Forstw.,  Bd.  7,  1909,  S.  339. 

2)  Bailev,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ornith.  Mammal.,  Bull.  4,  1893,  69  pp.,  3  Pls., 
4  maps. 

3)  BiRDSEYE,  Farm  Bull.  484,  1912,  46  pp.,  34  figs. 

*)  Merriäm,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1901,  p.  257—270,  3  Pls.,  2  figs.  —  Scheffer, 
Trans.  Kansas  Acad.  Sc.  Vol.  23/24,  1911,  p.  115—118. 


712  Mammalia,  Säugetiere. 

Stück  Rindvieh  ernähren  könnte.  In  Columbien  ist  Cit.  eolum- 
bianus  Ord,  in  den  Südstaaten  C.  Beeeheyi  Rieh.  ^)  die  schädlichste 
Art.  In  Europa  dringt  der  Ziesel,  Sperm.  eitellus  L. "),  vom  Süd- 
osten her  in  Deutschland  ein.  —  Als  Gegenmittel  sind  Strychnin-Ge- 
treide  (nur  im  Winter  und  Frühjahre)  und  Schwefelkohlenstoti'  (SOccm 
bei  den  kleineren,  45  bei  den  gröl'seren  Arten  auf  jeden  Bau)  anzuwenden, 
von  alten  Lappen  oder  trockenem  Pferdemiste  aufgesaugt.  —  Die 
amerikanischen  Arten  sind,  wie  auch  andere  Erdnager,  besonders  als 
Überträger  pestartiger  Krankheiten  gefürchtet. 

Die  Poket  g-ophers,  Geomyiden^),  Nordamerikas  und  Mexikos 
sind  an  Zahl  den  Präriehunden  keineswegs  gleich,  aber  nicht  minder 
schädlich.  So  verursacht  G.  bursarius  Shaw  in  Kansas  jährlich  für 
500  OOOijj?  Schaden.  Sie  leben  fast  ganz  unterirdisch,  in  sehr  ausgedehnten, 
aber  verhältnismäfsig  flach  (15 — 25  cm  tief)  verlaufenden  Gängen  und 
kommen  nur  in  der  Dämmerung  gelegentlich  nach  oben.  Ihre  Nahrung 
besteht  in  erster  Linie  aus  Wurzeln;  sie  ziehen  natürlich  die  weichen, 
saftigen  der  Kulturgewächse,  wie  von  Klee,  Luzerne,  Kohl,  Rüben, 
Kartoffeln  usw.,  denen  der  wilden  Präriepflanzen  vor.  Aber  auch  in 
Getreide,  besonders  Weizen,  schaden  sie  ganz  ungemein,  nicht  minder 
an  Obst-  und  anderen,  einzeln  stehenden  Bäumen,  deren  Wurzeln  sie 
bis  an  den  Stamm  abnagen;  letzteren  ringeln  sie  häufig  am  Grunde. 
Da  dies  vorwiegend  im  Winter  geschieht,  wird  ihre  Anwesenheit  ge- 
wöhnlich erst  im  Frühjahre  gemerkt,  wenn  es  bereits  zu  spät  ist.  Be- 
sonders den  Baumschulen  werden  sie  verderblich,  da  sie  den  Reihen 
folgend,  Stamm  nach  Stamm  der  AVurzeln  berauben.  Durch  Wühl- 
arbeiten und  aufgeworfene  Haufen  sind  sie  fast  noch  lästiger  als  andere 
Erdnager.  Von  natürlichen  Feinden  sind  vorzugsweise  Eulen,  AViesel, 
wildernde  Katzen  und  Schlangen  (Pituophis)  wichtig.  Schwefelkohlen- 
stoff ist  wenig  wirksam;  besser  sind  Strychninköder  und  Fallen,  von 
denen  es  eine  ganze  Anzahl  besonderer  „(/oj)//y;T" -Fallen  gibt. 

Von  den  Anomuriden  schadet  der  Springfliase,  Pedetes  ealFeF 
Pall.*),  in  Südafrika  an  Feldfrüchten  durch  Frais  und  Wühlen;  er  ist 
durch  mit  Arsenik  vergifteten  Mais  zu  beseitigen. 

Die  Schläfer,  Myoxiden-^),  sind  nächtliche  Busch-  und  Baumtiere, 
die  gut  die  Hälfte  des  Jahres  im  Winterschlafe  zubringen.  Sie  leben 
hauptsächlich  von  Baumfrüchten  und  Insekten.  Im  freien  Walde  schaden 
sie  wenig,  in  Obstgärten  aber  desto  mehr,  zumal  sie  mehr  verderben 
als  sie  verzehren,  sei  es,  dais  sie  nur  die  Kerne  aus  dem  Obste  heraus- 
holen, sei  es,  dafs  sie  es  nur  zum  Schmecken  anbeifsen.  Von  ihrer 
Heimat,  Südost-  und  Südeuropa,  dringen  sie  immer  weiter  nach  Westen 
und  Norden  vor.  In  Frankreich  ist  namentlich  der  Gartenschläfer  häufig, 
in  Deutschland  ist  er  noch  auf  den  Südosten  und  Südwesten  beschränkt. 

1)  Rucker,  Journ.  Amer.  med.  Assoc. ,  Vol.  53,  1909,  p.  1995—1999,  fig.  1.  — 
Merriam,  U.  S.  Dept.  Agric.  Biol.  Surv.,  Circ.  76,  1911,  15  pp.,  4  figs. 

-)  Jacobi,  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwlrtsch.,  Bd.  2,  1902,  S.  506—511, 
1  Fig. ;  Arch.  Naturg.  1902,  Bd.  1,  S.  199—238,  3  Fign. 

^)  Bailey,  1.  c,  Bvül.  5, 1895,  47  pp.,  3  Pls.,  1  map.,  6  figs.  —  Merriam,  N.  Americ. 
Fauna  No.  8,  1895.  2.")8  pp.,  20  Pls.,  4  maps,  21  figs.  —  Lantz,  Kansas  agr.  Exp. 
Stat.,  Bull.  116.  1903.  p.  147—163,  8  figs.;  Tearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1909,  p.  209— 218, 
PI.  8—10,  fig.  1.  —  SciiEFFER,  Kansas  agr.  Exp.  Stat.,  Bull.  152,  1908,  p.  110—145, 
13  figs.;  Trans.  Kansas  Acad.  Sc,  Vol.  23/24,  1911,  p.  109—114. 

*)  Agr.  Journ.  Union  S.  Africa,  Vol.  3,  1912,  p.  135—136. 

5)  Schollmeyer,  Centralbl.  ges.  Forstwes.,  Jahrg.  24,  1898,  S.  203-208,  4  Fign.— 
Fuchs.  1.  c. 


Muriden,  Mäuse.  7^3 

Nur  die  Haselmaus,  Miiscardinus  avellanarius  L.^),  geht  auch  in 
die  Ebenen,  der  Siebenschläfer  oder  Bileh,  Myoxus  g"lis  L.,  und 
der  Gartenschläfer,  Eliomys  (qucrcmus  L.)  nitela  Fall. 2),  bleiben 
im  Gebirge.  Die  erstgenannte  Art  steht  im  Verdachte,  auch  Nadelholz- 
triebe zu  verbeisi'en  und  ihre  Knospen  auszufressen ;  der  Bilch  ringelt 
Nadelhölzer  und  Laubhölzer,  ähnlich  wie  das  Eichhörnchen,  nur  in 
engeren  Spiralen. 

Von  den  Spring-mäusen.  Dipodiden,  werden  Zapus  hudsonius 
Zimm.  und   inslg-nis  Mill.  in  Nordamerika  nicht  selten  schädlich. 

Muriden,  Mäuse  ^). 

Diese  gröiste  Familie  der  Säugetiere  enthält  nicht  nur  die  meisten, 
sondern  auch  die  schlimmsten  Schädlinge  in  phytopathologischer  Hin- 
sicht und  als  Überträger  von  Krankheiten.  Nahrung  in  erster  Linie 
Sämereien,  dann  Wurzeln,  Grünzeug,  Früchte,  Einde,  Holz  usw.  Die 
meisten  Arten  auch  in  mehr  oder  minderem  Maise  karni-  bzw.  insektivor; 
der  dadurch  gelegentlich  gestiftete  Nutzen  ist  aber  bei  keiner  Art  grofs 
genug,  um  dem  Schaden  die  Wage  zu  halten,  und  wird  zum  groisen 
Teile  schon  dadurch  aufgehoben,  dafs  die  Mäuse  die  für  die  Befruch- 
tung der  Kleearten  usw.  so  wichtigen  Hummeln  fressen.  Der  Nutzen, 
den  die  meisten  Mäuse  durch  ihr  Wühlen  für  die  Bodenbearbeitung 
leisten,  ist  nicht  allzu  gering.  Viellach  wird  darüber  geklagt,  dafs  Mäuse, 
wie  überhaupt  die  meisten  Pflanzenfresser,  in  den  letzten  Jahrzehnten 
überhand  genommen  hätten,  als  Folge  der  weitgehenden  Vertilgung  des 
Raubzeuges. 

Murinen,  Echte  Mäuse. 

Schnauze  spitz,  Ohren  grofs,  Schwanz  lang.  Mehrere  Arten  über  die 
ganze  Erde  verschleppt  und  zu  den  schädlichsten  Tieren  überhaupt  ge- 
hörend. In  Europa  nur  wenige  Arten  im  Freien.  Am  vielseitigsten 
ist  die  Wald-  oder  Spring"maus,  Mus  sylvaticus  L.*),  in  der  Ebene 
und  im  Gebirge,  im  Wald  und  Feld,  in  die  Häuser  vordringend  und  hier 
vielfach  die  Hausmaus  verdrängend.  Im  Walde  namentlich  die  Mast 
beeinträchtigend,  holt  sie  sich  aber  auch  die  reifen  Samen  aus  der 
Krone.  Im  Felde  an  Getreide  und  Hülsenfrüchten  manchmal  bedeutend 
schädlich.  Sie  schält  nie,  verzehrt  aber  im  Forste  Keime  und  Knospen 
junger  Pflänzchen.  Die  Brandmaus,  M.  ag-rarius  PalL,  lebt  vor- 
wiegend in  lichten  Gehölzen  und  im  Gebüsche  der  Niederungen,  geht 
aber  auch  in  die  Felder.  Grofsenteils  unterirdisch,  daher  besonders 
schädlich  an  Kartoffeln,  Eüben,  Saat  usw.,  aber  auch  oberirdisch  an 
Körnerfrüchten.  Zur  Erntezeit  zieht  sie  sich  in  die  Diemen,  die  sie 
vollständig  zerwühlen  kann;  von  hier  aus  gelangt  sie  auch  vorüber- 
gehend in  Gebäude.  —  Die  oberirdisch  in  Niederungen  lebende  Zwerg- 


1)  Barras,  Schweiz.  Zeitschr.  Forstwes.,  Jahrg.  47,  1896,  S.  256—257. 

2)  V.  Schilling,  Prakt.  Ratg.  Obst-  u.  Gartenbau  1887,  S.  453—454,  Fign.  — 
DuFAUT,  Bull.  Soc.  Hist.  nat.  Toulouse,  T.  40,  1907,  p.  18—20.  —  Ritzema  Bos,  Tijdschr. 
Plantenz.,  Jaarg.  17,  1911,  p.  18-29,  1  PL 

^)  Poppe,  S.  A.,  Über  die  Mäuseplage  im  Gebiet  zwischen  Ems  und  Elbe  und 
ihre  Verhinderung,  Bremerhaven,  Ver.  Naturk.  Unterweser,  1902,  8°,  67  S.  —  Klun- 
ziNGER,  Jahresh.  Verein  vaterl.  Naturk.  Württemberg,  Jahrg.  64,  1908,  S.  XXXI 
bis  XXXVni.  —  Teiduff,  Zool.  Beobacht.,  Jahrg.  49,  1908,  S.  296-303.  —  Piper 
Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1908,  p.  301—310,  5  Pls. 

')  Ritzema  Bus,  1.  c,  Jaarg.  17,  1911,  p.  61—79,  PL  1—6. 


714  Mammalia,  Säugetiere. 

maus,  M.  minutus  Pall.,  frii'st  vorwiegend  Sämereien,  besonders  Hafer; 
sie  klettert  an  den  Halmen  in  die  Höhe,  um  teils  die  Körner  aus  den 
Ähren  zu  fressen,  teils  die  Ähren  abzubeifsen  ^). 

Die  AVanderralte,  M.  {norvegicus  Erxl.)  decumanus  Pall.^), 
stammt  aus  Asien;  1727  überschwamm  sie  die  Wolga;  wenige  Jahre  später 
kam  sie  nach  West-  bzw.  Mitteleuropa  aus  Indien  über  England  und 
zugleich  aus  Ruisland.  Auch  heute  noch  auf  fast  allen  Schiffen  vor- 
handen. In  Europa  hat  sie  die  einheimische  Hausratte  fast  ganz  ver- 
drängt, kommt  aber  im  Freien  kaum  vor.  Namentlich  in  den  Tropen 
besiedelt  sie  auch  die  Felder  und  ist  z.  B.  auf  Jamaica  und  Java  der 
schlimmste  Feind  des  Zuckerrohres  geworden,  auf  S.  Thome  des  Kakaos. 
Auf  Jamaica^)  kostete  sie  bis  1872  jährlich  an  direktem  Ernteverlust 
und  durch  Bekämpfungsmalsregeln  100  000  ü';  dann  führte  man  zu  ihrer 
Beseitigung,  wie  auch  auf  Trinidad,  Barbados,  Portorico,  Hawaii  usw., 
Mungos,  Herpestes  griseus  Geofifr.,  ein,  die  den  Schaden  nach  10  Jahren 
auf  45  000  £  heruntergebracht  hatten,  sich  dann  aber  für  die  ein- 
heimische Fauna  verhängnisvoll  erwiesen.  -  Auch  in  Nordamerika 
ist  die  „hroicn  rat"  im  Felde  ungeheuer  schädlich;  sie  gräbt  die 
Saat  und  die  Keimpflänzchen  aus,  frifst  das  reifende,  besonders  aber 
das  geerntete  Getreide,  Tomaten,  Gurkenfrüchte,  Beeren-  und  anderes 
Obst,  das  sie  sich  selbst  von  den  Bäumen  herunterholt.  Besonders 
schädlich  im  Süden,  an  Mais,  Reis,  Zuckerrohr,  Südfrüchten,  einschliels- 
lich  Kokosnüssen.  In  den  Warmhäusern  frifst  sie  Blumenzwiebeln,  mit 
Ausnahme  von  Hj^azinthen,  alle  weiche  saftige  Pflanzenteile  und  Blüten. 
In  den  Tropen  im  Freien  nicht  selten  in  Gemeinschaft  mit  M.  rattus  L. 
und  alexandrinus  Is.  Geofir.  ^);  erstere  frifst  in  Australien  verschiedene 
Früchte,  hängende,  abgefallene  und  geerntete,  und  Samen  ^).  —  M.  doriae 
Trouess."),  holt  sich  in  Neu- Guinea  die  Kokosnüsse  aus  den  Kronen. 

Cricetomys  g-ambianus  Waterh."^),  Westafrika,  stellenweise  grofse 
Verheerungen  an  Kakao,  geht  ausgelegten  Saatbohnen  nach,  frifst  die 
tiefhängenden  Früchte  ab;  auch  an  Ananasfrüchten. 

Golunda  Elliotti  Graj^^)  überfällt  auf  Ceylon,  wenn  im  Dschungel 
nicht  genügend  Nahrung  vorhanden  ist,  die  Kaifeepflanzungen  und  zer- 
kauen die  jungen  Triebe,  offenbar  um  ihren  Saft  zu  saugen. 

Arvicolinen,  Wühlmäuse^). 

Schnauze  stumpf,  Ohren  klein ,  Schwanz  kurz.  Mehr  Feld-  und 
Waldbewohner  als  jene  und  hier  weitaus  schädlicher.  Wie  ihr  Name 
sagt,   leben  sie   fast   ausschliefslich  unter   der  Erde  und  schaden  daher 


')  Spiekermann,  Prakt.  Blatt.  Pflanzenb.-,  -schütz,  Jahrg.  10,  1912,  S.  53—54, 

2)  VAN  Deventer,  Dierl.  Vijand.  Suikerr.,  Amsterdam  1906,  p.  6—10,  fig.  7,  8.  — 
Lantz,  U.  S.  Dept.  Agric,  Farm.  Bull.  369,  19U9,  20  pp.,  5  figs;  Biol.  Surv.,  Bull.  33, 
54  pp.,  3  Pls.  —  BoELTER,  The  Rat  problem,  London  1910. 

")  DuERDEN,  Journ.  Inst.  Jamaica,  Vol.  2,  1899,  p.  288 — 291.  —  Laüroy,  Journ. 
Agr.  trop.  1911,  p.  525—529.  —  Paemer,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1898,  p.  93—96, 
PI.  8. 

*)  SosKiN,  Tropenpflanzer,  Jahrg.  8,  1904,  S.  432—438. 

5)  Waite  and  Thomas,  Proc.  zool.  Soc.  London  1897,  p.  857—860. 

6)  Preuss,  Tropenpflanzer,  Jahrg.  15,  1911,  S.  65. 

^)  Preuss,  ibid.,  Jahrg.  7,  1903,  S.  349.  —  BrssE,  Beih.  ibid..  Lief.  7,  1906,  S.  184 

*)  Delacroix,  Maladies  des  Cafeiers,  p.  100. 

9)  EcKSTEux,  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Forstwirtsch. ,  Jahrg.  2,  1904,  S.  81—88, 
1  Fig.  —  RöRiG,  Mitt.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Heft  12,  1912,  S.  22 
bis  25,  Fig. 


Muriden,  Mävxse.  715 

besonders  durch  Frais  an  Wurzeln.  Viele  altweltliclie  Arten  halten 
einen  mehr  oder  minder  ausgeprägten  Winterschlaf;  um  in  seinen  Unter- 
brechungen nicht  ohne  Nahrung  zu  sein,  werden  oft  recht  beträchtliche 
Wintervorräte  angelegt,  die  natürlich  einerseits  das  Schadenkonto  ver- 
grölsern,  andererseits  aber  manchmal  grofs  genug  sind,  um  von  Menschen 
aufgesucht  zu  werden,  als  Bereicherung  ihrer  Nahrungsquellen.  Nur 
die  Rötelmaus,  Evotomys  (Hypudaeus  hercym'ais  Mehl.)  grlareolus 
Schreb.  ^),  Europa,  Asien,  macht  in  der  Lebensweise  eine  Ausnahme.  Sie 
bewohnt  Wälder  und  Hecken  auf  bindigem,  humosem  Boden,  in  Ebene 
und  Gebirge,  ist  vorwiegend  karnivor,  frifst  aber  auch  Sämereien,  ent- 
rindet Nadel-  und  Laubholz,  besonders  Lärche,  bis  in  4  m  Höhe  und 
beifst  an  Fichte,  seltener  Tanne,  Triebe  ab  und  Knospen  aus.  —  Ev. 
Gapperi  Vigs.  in  Nordamerika  schädlich;  desgleichen  Synaplomys 
Cooperi  Baird^). 

Arvicola  (Mierotus)  arvalis  Pall.^),  die  Feldmaus  Mittel-  und 
Südeuropas  und  Asiens ,  bewohnt  alle  Böden  in  Gebirge  und  Ebene, 
besonders  aber  die  baumleeren,  trockenen  Kultur-  (Getreide-)  böden, 
wenn  nur  starker  Gras-  oder  Krautwuchs  vorhanden  ist,  in  dem  sie 
ihre  oberirdischen  offenen  Laufgänge  anlegen  kann.  Ihre  Bauten  legt 
sie  unterirdisch  an  und  wühlt  auch  ausgedehnte  Gänge.  Nach  günstigen, 
d.  h.  milden  Wintern  und  feuchten  Sommern  vermehrt  sie  sich  oft 
plötzlich  ins  Ungemessene,  um  gewöhnlich  schon  im  nächsten  Jahre 
wieder  zur  normalen  Zahl  oder  unter  diese  zurückzusinken,  offenbar 
infolge  von  Krankheiten ,  die  durch  Nahrungsmangel ,  ungünstige 
Witterung  usw.  entstehen,  und  sich  unter  den  ungeheueren  Mengen 
rasch  und  leicht  ausbreiten.  Albinismus  soll  diese  konstitutionelle 
Schwächung  anzeigen,  die  besonders  für  die  späteren  Würfe  des  Jahres 
charakteristisch  ist,  so  dafs  schliefslich  nur  die  stärksten,  bereits  im 
Frühjahre  geborenen  Lidividuen  überwintern.  Die  Durchwühlung  des 
Bodens,  das  Verwesen  der  riesigen  Mengen  im  Boden  bedingen  dann 
meistens,  auf  ein  Mäusejahr  folgend,  1 — 2  ungewöhnlich  günstige  Jahre, 
die  den  Schaden  mehr  oder  weniger  wieder  ausgleichen.  Schon  in  der  Bibel 
wird  über  solche  Plagen  berichtet;  sie  wiederholen  sich  in  unbestimmten 
Zwischenräumen,  während  etwa  alle  drei  Jahre  normal  eine  stärkere  Ver- 
mehrung eintreten  soll.  Von  kahl  gefressenen  Feldern  wandern  die 
Mäuse  nicht  selten  in  ungeheueren  Scharen  aus.  —  Die  Feldmaus  geht 
auch  in  den  Wald,  vorzugsweise  in  Lichtungen  oder  an  Stellen  vorauf- 
gegangenen grofsen  Raupenfrafses,  durch  den  hier  dichteren  Pflanzen- 
wuchs, im  letzteren  Fall  vielleicht  auch  durch  die  in  der  Erde  liegen- 
den Puppen  angelockt.  Sie  benagt  hier  junge  Stämmchen  dicht  über 
der  Erde  bis  ins  Holz  und  frifst  von  einjährigen  Kiefern  die  Spitzen 
aus.  —  In  Südeuropa  (Thessalien!)  wird  sie  vertreten  durch  A.  Mar- 
tin g-i  Barr.  Hamilt. 

Die   nur  flach  wühlende  Erdmaus,  A.  agrestis  L.*),  verm^sacht 


1)  RiTZEMA  Bus,  Tijdschr.  Plantenz.,  Jaarg.  17,  1911,  p.  80—95,  Pls. 

2)  Brooks,  W.  Virginia  agr.  Exp.  Stat,  Bull.  113,  1908,  p.  89—183,  9  Pls.,  1  fig. 
")  BcBAK,  Zeitschr.  Zuckerind.  Böhmen  1902,  Heft  2,  7  S.  —  S.  ferner  besonders 

zahlreiche  Aufsätze  von  Hii.tner,  Korff  und  Lang  in  den  Prakt.  Blatt,  f.  Pflanzen- 
bau u.  -schütz. 

*)  Harting,  J.  E.,  etc.,  Report  of  the  Department  Committee  appointed  by  the 
Board  of  Agriculture  to  enquire  into  a  plague  of  Field  Voles  in  Scotland.  London 
1893,  98  pp.,  figs.  —  Perrikr  de  la  Bathie,  ßev.  Vitic.  Ann.  12,  T.  23,  1905,  p.44— 48, 
212— 216,  238— 240,  720— 721,9  figs.  —  Eckstein,  Nat.  Zeitschr.  Land- u.  Forstwirtsch., 
Bd.  7,  1909,  S.  586—588,  2  Fign.  —  Hotter,  Zeitschr.  landw.  Versuchswes.  Osterr., 


716  Miuumalia,  Säugetiere. 

die  Mäuseplagen  in  Nordenropa  und  England;  aber  auch  im  übrigen 
Europa  überall,  mit  Vorliebe  jedocii  in  feuchtem  Boden,  im  Walde, 
mindestens  aber  in  der  Nähe  von  Gebüsch,  Gestrüpp  oder  Heide. 
Sie  schadet  mehr  als  irgendeine  andere  Art  an  Bäumen.  Kleinere 
Stämmchen  benagt  sie  oberirdisch  bis  zu  3 — 4  m  Höhe  tief  ins  Holz 
hinein  und  bellst  an  Fichten  und  Kiefern  die  Endtriebe  ab.  Unter- 
irdisch frifst  sie  bis  daumensdicke  "Wurzeln  von  Obst-  und  Waldbäumen, 
besonders  von  Apfel,  Rose,  Johannisbeere,  Weinrebe  vollständig  durch; 
aber  selbst  gröfste  und  stärkste  AVurzeln  entrindet  sie.  Im  Winter 
geht  sie  auch  in  Häuser. 

Die  Wühl-  oder  Wasseratte  '),  gewöhnlich  Wühl-,  Moll-,  Seheer- 
oder  Reutmaus  genannt,  tritt  in  zwei  Formen  auf,  die  neuerdings 
wieder  zu  selbständigen  Arten  erhoben  werden.  Die  hellere  Form, 
A.  terrestFis  L.,  lebt  auf  trockenem  Boden,  die  dunklere,  A.  amphi- 
bius  L.,  am  bzw.  im  Wasser.  Sie  ist  über  ganz  Europa  verbreitet, 
in  der  Ebene  wie  im  Gebirge,  und  in  jedem  Boden,  aber  kultivierten 
vorziehend,  den  Hochwald  meidend.  Sie  wühlt  ausgedehnte,  ganz  flache 
und  tiefer  verlaufende  Gänge  und  wirft  unregelmäfsige,  aus  grofsen 
Brocken  bestehende,  immer  geschlofsene  Haufen  auf.  Sie  verzehrt  mit 
besonderer  Vorliebe  das  Wurzelholz  von  Obst-  (besonders  Apfel-)  und 
Forstbäumen  (besonders  Ahorn,  Eiche).  An  jüngeren  Stämmchen  nagt 
sie  die  ganzen  Wurzeln  ab,  ältere  entrindet  sie  mehr  dicht  über  der 
Erde.  Vor  allem  in  Baumschulen  verderblich,  wo  sie  oft  in  kurzer 
Zeit  ganze  Reihen  entwurzelt.  Getreidehalme  schneidet  sie  dicht  über 
der  Erde  ab.  Für  den  Winter  trägt  sie  grofse  Vorräte  von  Knollen, 
Zwiebeln,  Getreide  usw.  ein. 

Die  übrigen  europäischen  Wühlmäuse,  wie  Arv.  subterraneus  Sei., 
rattieeps  Blas,  und  Keys.  ^),  usw.  treten  in  ihrer  Bedeutung  gegen  die 
genannten  sehr  zurück.  —  Arv.  oeconomus  Fall,  in  Sibirien  wandert 
ähnlich  wie  die  Lemminge. 

Auch  Nordamerika^)  hat  zahlreiche  Wühlmäuse  (78  Arten), 
von  denen  aber  nur  wenige  (A.  pennsylvanicus  Ord  =  austerus  Le  C, 
oehpogfaster  Wagn. ,  pinetorum  sealopsoides  Aud.  and  Bach)  in 
gröfserem  Mafsstabe  schädlich  werden,  und  auch  das  erst  in  den 
letzten  30  Jahren,  seitdem  die  vorrückende  Kultur  ihnen  günstigere 
Lebensbedingungen  geschaffen  und  ihre  Feinde  zurückgedrängt  hat.  Die 
einzelnen  Arten  verhalten  sich  in  bezug  auf  Lebensweise  und  Vorkommen 
sehr  verschieden;  doch  lieben  sie  alle  dicht  bewachsenen  Boden.  Sie 
halten  keinen  Winterschlaf,  tragen  aber  ebenfalls  nicht  selten  Vorräte 
ein.  Am  schlimmsten  ist  der  Schaden  im  Winter.  Auf  Wiesen  und 
Weiden  fressen  sie  unter  der  schützenden  Schneedecke  die  Herzen  der 
Pflanzen  aus,  besonders  z.  B.  auch  der  Erdbeeren,  und  ringeln  sowohl 


Jahrg.  12,  1909,  S.  84—41,    1  Fig.    —    Loschnig  u.  Schechneu,  Die  Wühlmaus,   ihre 
Lebensweise  und  Bekämpfung,  Wien  1911,  15  S.,  1  Taf.,  13  Fign. 

1)  Ei'PNKR,  Nat.  Zeitschr.  Land-  u.  Forstwirtsch. .  Jahrg.  1,  1903,  S.  404—412, 
3  Fign.  —  Reh,  Zeitschr.  Pflanzenkr.,  Bd,  18,  1908,  S.  18—26,  4  Fign.  —  Korfp, 
Prakt.  Blatt.  Pflanzenbau  u.  -schütz,  Jahrg.  6,  1908,  S.  100—107,  3  Fign.  —  Hotter, 
1.  c.  —  LöscHNiG  u.  Schechner,  1.  c.  —  RiTZEMA  Bus ,  Tiidschr.  Plantenz.,  Jaarg.  18, 
1912,  p.  16-20,  1  PI. 

2)  RöRiG,  Mitt.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch.,  Heft  8,  1909,  S.  29—33; 
Arb.  ders.,  Bd.  7,  1909,  S.  429—472,  4  Tafn.,  65  Fign.  —  Eckstein,  Nat.  Zeitschr. 
Land-  u.  Forstwirtsch.,  Jahrg.  1911,  S.  55—58,  Fig. 

3)  Lantz,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1905,  p.  363— 376,  PL  38— 41 ,  fig.  89;  Biol. 
Surv.,  Bull.  31,  1907,  64  pp.,  8  Pls.,  3  figs.  —  Piper,  Yearb.  1908,  p.  301—310,  5  Pls. 


Muriden,  Mäuse.  717 

die  Ruten  von  Hirn-  und  Brombeeren  wie  junge  Obstbäume ;  wie  über- 
haupt der  Schaden  in  Obstgärten  mit  am  grölsten  ist.  Vom  Winter- 
getreide verzehren  sie  nur  die  grünen  Blättchen:  dagegen  beiisen  sie 
im  Sommer  die  Getreidehalme  durch,  um  zu  den  Ähren  zu  gelangen. 
Besonders  gefährdet  sind  im  "Winter  Heuschober  und  Getreidediemen, 
die  nicht  selten  vollständig  von  ihnen  zerstört  werden.  In  Gärten  fressen 
sie  vor  allem  Wurzel-,  Knollen-  und  Zwiebelgewächse,  sowie  überhaupt 
alles  Weiche,  Saftige.  Man  hat  berechnet,  dafs  jede  Wühlmaus  im  Jahre 
24 — 36  (engl.)  Pfund  Nahrung  gebraucht;  der  ganze  von  ihnen  in  den 
Vereinigten  Staaten  verursachte  Schaden  wird  auf  durchschnittlich 
3  Millionen  $  jährlich  geschätzt.  Ein  Obstzücher  verlor  im  Winter  1901/02 
allein  in  seinen  Baumschulen  für  100  OUO  ^  junge  Bäumchen. 

Die  Zibethratte,  muskrat,  Fiber  zibethieus  L.  ^),  wird  in  manchen 
Teilen  Amerikas  dem  in  Flufsniederungen  angebauten  Getreide,  Reis, 
Gemüse  und  den  Seerosen  verderblich;  im  allgemeinen  überwiegt  aber 
ihr  Nutzen  als  Jagd-  (Pelz-  und  Speise-)  wild.  —  Die  Ungeheuern  Scharen 
von  Lemming-en,  (Lemnus)  Myodes  lemnus  L.,  wie  sie  sich  von  Zeit 
zu  Zeit  zu  Wanderzügen  vereinigen,  vernichten  natürlich  die  ihnen  in 
den  Weg  kommenden  Kulturpflanzen,  treten  aber  doch  nur  selten  auf 
und  sind  rasch  vorübergehend. 

Cricetinen,  Hamster- ähnliche  Nagetiere. 

Der  in  Osteuropa  heimische,  von  da  nach  Osten  und  Westen  bzw. 
Norden  sich  ausbreitende  Hamster,  Cricetus  (cricetus  L.)  I'rumentarius 
Pall.  2),  fehlt  noch  in  ganz  Südeuropa,  südlich  der  Alpen,  und  in  Nord- 
europa Lind  ist  besonders  über  das  mittlere  Deutschland  verbreitet.  Er  ist 
ein  reines  Steppentier,  das  sich  am  wohlsten  in  fruchtbarem,  trockenem, 
festem  Boden,  also  in  Getreidefeldern,  fühlt.  Seine  Hauptnahrung  sind 
Körnerfrüchte ;  doch  frifst  er  auch  Knollen,  Rüben,  Wurzeln  und  Grün- 
zeug. Schädlich  wird  er  einmal  durch  seine  starke  Vermehrungsfähig- 
keit (1817  wurden  bei  Gotha  111817  Stück  gefangen)  und  dann  durch 
die  grofsen,  in  seinen  Backentaschen  eingetragenen  AVintervorräte,  die 
bis  zu  V4  hl  Körnerfrüchte  für  einen  Bau  betragen  können. 

In  Nordamerika^)  sind  ferner  noch  in  ähnlicher  Weise  schädlich: 
Peromyscus  leueopus  Rafin.  und  eanadensis  Mill.,  Reithrodontomys 
leeontei  impiger  ßangs.  Die  Signiodon- und  Oryzomys-Arten *)  sind 
in  den  Südstaaten  sehr  gefährliche  Feinde  der  Reis-  uud  Zuckerrohr- 
kulturen; ferner  verzehren  sie  jede  Art  weicher,  saftiger  Früchte  von 
Melonen,  Tomaten,  Beerenobst  bis  zu  Baumobst,  Südfrüchten  und 
Kokosnüssen ;  erstere  sind  im  Südwesten  die  schlimmsten  Schädlinge  der 
Dattelkultur.  Sie  leben  mehr  oberirdisch  und  klettern  sehr  gewandt. 

Überaus  zahlreich  sind  die  Berichte  über  „Ratten",  weniger  die 
über  „Mäuse",  ohne  weitere  Bezeichnung.  Bei  ersteren  dürfte  es  sich 
fraglos  in  vielen  Fällen  um  die  Wanderratte  handeln,  bei  letzteren  wohl 
meistens  um  Wühlmäuse. 


1)  Lantz,  U.  S.  Dept.  Agric,  Farm.  Bull.  396,  38  pp.,  5  figs. 

2)  SuLZER,  Versuch  einer  Naturgeschichte  des  Hamsters,  Göttingen  1774.  — 
Berge,  Jahresber.  Ver.  Naturk.  Zwickau  1895,  S.  65-68.  —  Jacom,  Kais.  Gesund- 
heitsamt, Biol.  Abt.,  Flugbl.  10,  1901,  4  S.,  1  Fig.  —  Schuster,  L.,  Zool.  Gart.,  Jhg.44, 
1903,  S.  229—230.  -  Schistek,  D.,  ibid.  46,  1905,  S.  52.  —  Staes,  Tijdschr.  Plantenz. 
D.  4,  1898,  p.  173—192,  3  Fign. 

^)  Brooks,  1.  c. 

*)  Lantz,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Biol.  Surv.,  Bull.  33,  1909,  p.  21. 


718  Mammalia,  Säugetiere. 

So  schaden  Ratten^)  an  Mais  und  Kakao  in  Togo,  in  Ost-  und 
Westafrika  an  Castilloa.  in  Ostafrika  an  Baumwolle,  indem  sie  die  un- 
reifen Samen  aus  den  Baumwollkapseln  fressen  und  dabei  natürlich, 
deren  ganze  Wolle  verderben:  auf  Zanzibar  sind  sie  so  häufig,  dafs 
1910  52  186  Stück  abgeliefert  wurden.  Ganz  besonders  schlimm  hausen 
sie  auf  Samoa  an  Kokospalmen  bzw.  -nüssen  und  an  Kakaofrüchten. 
Auf  Trinidad,  Martinique  und  Madagaskar  sind  sie  die  ärgsten  Feinde 
des  Zuckerrohres.  Auf  den  Philippinen  erklettern  sie  die  Kokos- 
palmen, um  die  Nüsse  zu  rauben;  in  Queensland  schaden  sie  an  Zucker- 
rohr, Bananen,  Bataten  usw. 

Mäuse  schaden  besonders  in  Deutsch- Südwestafrika,  wo  sie  den 
Feldern  und  Weiden  arg  zusetzen.  Auch  in  Deutsch-Ostafrika  wird 
verschiedentlich  über  Mäuseschaden  geklagt;  ganze  Kulturen  von 
Dividivi  müssen  mit  Drahtnetzen  eingeschlossen  werden.  In  Peru  fressen 
sie  die  Baumwollsamen  aus  den  Kapseln  aus.  —  Die  verschiedenen 
Berichte  über  „Spitzmäuse"-),  die  z.  B.  in  Deutsch- Ostafrika  Saat- 
beete von  Manihot,  in  Westafrika  solche  von  Kakao  ausfressen,  dürften 
wohl  auf  echte  Mäuse  zurückzuführen  sein. 

Die  Bekämpfung")  der  Ratten  und  Mäuse  ist  keineswegs  leicht, 
da  einmal  nicht  alle  Gifte  gleich  wirksam  sind,  an  einige  sich  diese 
Nager  sogar  gewöhnen  können;  dann,  weil  sie  mit  ihrem  feinen  Witterungs- 
vermögen sehr  bald  Verdacht  schöpfen.  In  erster  Linie  ist  immer  die 
Hege  ihrer  natürlichen  Feinde  zu  empfehlen;  in  Gebäuden,  Gärten 
und  deren  nächster  Nachbarschaft  lassen  gute  Katzen  eine  Plage  nie 
aufkommen.  Ratten  können  geschossen  werden.  Zahlreiche  Fallen 
sind  gegen  sie  erfunden,  die  besonders  gegen  die  grabenden  Arten 
wirksam  sind.  Sehr  gut  sind  die  einfachen  Zangenfallen,  auch  die 
Röhrenfallen.  Die  ZüRNEKsche  „Wühlmausfalle"  (Gebr.  Zürner,  Markt- 
leuthen  im  Fichtelgebirge,  je  4,50  Mk. '^j  wird  sehr  gerühmt.  Wasser- 
ratten fängt  man  mit  Reusenfallen,  die  vor  den  unter  Wasser  befind- 
lichen Ausgang  ihres  Baues  gesetzt  werden.  Forstkämpe  schützt  man 
durch  steilwandige  Laufgräben,  in  die  hie  und  da  tiefe,  glattwandige 
Töpfe  (unten  verschlossene  Drainröhren)  eingelussen  sind.  Die  Anamiten-') 


^)  Über  Ratten  im  allgemeinen,  auf  Samoa  im  besonderen,  siebe:  Soskin, 
Tropenpfl.  Bd.  8,  1904,  S.  432—438,  über  letzteres  allein  noch:  ibid.,  Bd.  3,  1899,  S.  127; 
Meyer-Dei.u's,  ibid.,  Bd.  8,  1904,  S.  688—689;  Bd.  11,  1907,  S.  327.  -  Betr.  Deutsch- 
Ost-Afrika  siehe  die  Berichte  von  Aman:  u.  den  „Pflanzer".  —  Betr.  Togo  siehe 
LiEBL,  Tropenpfl.  Bd.  13,  1909,  S.  286.  —  Betr.  Deutsch-Süd- West- Afrika: 
Gessert,  ibid.  Bd.  2,  1898,  S.  63;  Windhuk.  Nachr.  vom  17.  Febr.  1909;  Pflanzer 
Bd.  8,  1912,  S.  159—160.  —  Madagaskar:  Boname,  Journ.  Agr.  trop  ,  Ann.  3,  1903, 
p.  46—48.  —  Philippinen:  Preuss,  Tropenpfl.  Bd.  15,  1911,  S.  64— 65.  —  Queens- 
land: JoDRELE,  Trop.  Agric.  Vol.  36,  1911,  p.  426 — 428.  —  Peru:  Zimmermann,  Baum- 
wolle, S.  98. 

2)  Z.  B.  Preitss,  Tropenpfl.  Bd.  7,  1903,    S.  349.    —    Ranniger,  Pflanzer  Bd.  3, 

1907,  S.  138. 

3)  RöRiG  u.  Ai-i-Ei-,  Kais.  Gesundheitsamt,  Biol.  Abt.,  Flugbl.  13,  1901,  4  S., 
1  Fig.  —  VossEi.ER,  Pflanzer  Bd.  1,  1905,  S.  28— 30;  Bd.  3,  1907,  S.  63-64.  —  Kirchner, 
Anst.  f.  Pflanzensch.  Hohenheim,  Flugbl.  8,  1907,  3  S.  —  v.  TriiEiF,  Nat.  Zeitschr. 
Land-  u.  Forstwirtsch.  Bd.  5,   1907,  S.  86—92.  —  Lantz,   Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric. 

1908,  p.  421—432:  Farm.  Bull.  369,  1909,  20  pp.,  5  figs.  —  Gaeeagher,  Federat.  Malay 
Stat.,  Dept.  Agr.,  Bull.  5,  1909,  9  pp.  —  Journ.  Board  Agric.  London,  Vol.  17,  1910, 
p.  731—736;  Leafl.  244,  4  pp.  —  Fulmek,  Wiener  landw.  Zeitg.,  Jahrg.  60,  1910,  S.  304. 
—  Labroy,  Journ.  Agric.  trop.  Ann.  11,  1911,  p.  135—139.  —  S.  auch :  Hietner,  Pflanzen- 
schutz nach  Monaten  geordnet,  Stuttgart  1909,  S.  401—408.  —  Birdseye,  Farm. 
Bull.  484,  1912,  46  pp.,  34  figs. 

*)  Zürner,  Nat.  Zeitschr.  Forst-  u.  Landwirtsch.  Bd.  1,  1903,  S.  315— 319,  4  Fign. 
6)  VossELER,  Pflanzer,  Bd.  3,  1907,  S.  63. 


Murideu,  Mäuse.  719 

häufen  in  ihren  Pflanzungen  abwechselnd  Schichten  von  Reisig  und  Stroh 
aufeinander,  zwischen  die  sie  als  Köder  Früchte  und  Krabben  legen. 
Nach  14  Tagen  werden  sie  mit  engem,  sechs  Fui's  hohem  Bambusgitter 
umstellt,  die  Haufen  auseinandergezerrt  und  die  herauskommenden 
Ratten  erschlagen.  Vielfach  ist  bei  Feldmäusen  auch  üblich,  Wasser 
in  ihre  Löcher  zu  giefsen,  wobei  ebenfalls  die  herausflüchtenden  Mäuse 
ersclilagen  werden,  wie  z.  B.  auch  hinter  dem  Pfluge,  usw.  In  Schott- 
land (Hakting,  1.  c.)  erwies  sich  Abbrennen  der  Viehweiden  und  Heiden 
als  recht  wirksam. 

Am  meisten  werden  wohl  G  i  f  t  e  angewandt.  Sie  sind  von  gröfstem 
Erfolge  von  Herbst  bis  Frühjahr,  wenn  es  an  natürlicher  Nahrung 
mangelt.  Zweckmäfsig  werden  die  Giftköder  mit  Witterung  versehen, 
um  den  menschlichen  Geruch  zu  unterdrücken  und  die  Nager  anzulocken; 
Anisöl  ist  hier  von  besonderer  Wirkung.  Auch  die  Art  des  Köders  ist 
von  Bedeutung;  sie  wechselt  nach  den  betrefPenden  Arten  und  nach 
der  Art  des  Giftes.  Am  sichersten  wirkt  Strj^chnin,  als  Giftgetreide, 
oder  indem  Klee,  Luzerne  usw.  damit  getränkt  werden :  gegen  die  Rinden- 
nager wird  empfohlen,  Apfelzweige  in  Strychninlösung  zu  tauchen  und 
auf  den  Gängen  auszulegen.  Kartoffeln,  Rüben,  Bananen,  Bataten  werden 
längs  auseinandergeschnitten,  die  Schnittflächen  mit  Strychnin,  Arsenik 
oder  Pariser  Grün  bestrichen,  wieder  aneinanci ergebunden  und  aus- 
gelegt. Auch  mit  Arsensalzen  vergiftete  Luzerne,  Weizen  usw.  sind 
sehr  wirksam.  Von  besonderer  Bedeutung  ist  das  Baryumkarbonat  in 
Form  von  Pillen  oder  Brotstückchen.  Phosphor  wird  nicht  immer 
gern  genommen;  er  bedarf  besonders  guter  Lockspeise  und  Witterung, 
ist  dann  aber  auch  sehr  wirksam.  Steckt  man  mit  Phosphorbrei  be- 
strichene Stöckchen  in  die  Gänge,  so  schmieren  die  vorbeidrängenden 
Mäuse  sich  den  Brei  aufs  Fell,  wo  er  anfängt  zu  jucken;  die  Mäuse 
lecken  ihn  ab  und  vergiften  sich.  Namentlich  gegen  Ratten  ist  Meer- 
zwiebel ^)  in  Form  von  Pfannkuchen  sehr  wirksam. 

In  neuerer  Zeit  werden  immer  mehr  Bakterien-Präparate  be- 
nützt, die  aber  anscheinend  nur  in  Europa  wirksam  sind ;  schon  in 
Nordamerika  versagen  sie  vielfach,  in  den  Tropen  fast  immer.  Am 
günstigsten  wirkt  der  LöFFLERsche  Mäusebazillus  2)  (Berlin,  Schwaezlose 
u.  S. ;  aber  auch  von  den  meisten  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen 
zu  erhalten) ,  für  den  aber  nur  Ei^ot.  gjareolus ,  Ärv.  arralis ,  agrestis, 
(otiph/bius,  Mus.  silvaticus{?),  nunutus[?)  und  musculus  empfänglich  sind. 
Der  ÜANYSZsche  Virus  ^)  wirkt  auch  gegen  die  anderen  Arten,  hat  öfters 
„geradezu  phänomenale"  Erfolge  zu  verzeichnen,  manchmal  aber  auch 
versagt.     Dasselbe    gilt   von    Ratin ^)    (Kopenhagen,    Ratingeseilschaft; 


1)  Mitt.  Deutsch.  Landvvirtscli.-Ges.  1907,  S.  115—116,  156. 

2)  LoEFFLER,  Centralbl.  Bakt.  Parasitkde.,  I.  Abt.,  Bd.  11, 1892,  S.  129—141 ;  Bd.  12, 
1893,  S.  1—17.  —  Sempolowskv,  Zeitschr.  Pflanzenkr.  Bd.  5,  1895,  S.  233—235.  —  Holl- 
RuxG,  7.  Jahresber.  Vers.-Stat.  Pflanzensch.  Halle  1896.  —  Dankelmann,  Mitt.  Deutsch. 
Landwirtsch.-Ges.  1898,  S.  107.  —  Cigini  e  Manicarui,  Staz.  sperim.  Ann.  37,  1904, 
p.  4 — 13.  —  Pfreimbtnkr,  Hess.  Landw.  Zeitg.  1904,  Nr.  11.  —  Raebiger  u.  Löffi.er, 
Mitt.  Deutsch.  Landwirtsch.-Ges.  1906,  S.  192—194,  423—425;  1910,  S.  262—263.  — 
Könia;!.  Bayr.  agrik.-bot.  Anst.,  Flugbl.  4;  6  S.,  1  Fig. 

3)  Danysz,  C.  r.  Acad.  Sc.  Paris  1893,  T.  2,  p.  869—872.  —  Gueraud  de  Laharpe, 
Journ.  Agric.  prat.  Ann.  68,  1904,  p.  278—280.  —  Lapparent,  Bull.  Min.  Agric.  Paris, 
Ann.  3,  1904,  p.  407—414. 

')  Raebiger,  Mitt.  Deutsch.  Landw.-Ges.  1907,  S.  55-57,  104—130,  389-390; 
1908,  S.  375-376;  Landw.  Wochenbl.  Prov.  Sachsen  1910,  Nr.  13  (gegen  Hamster). — 
Xylandek,  Arb.  Kais.  Gesundh.-Amt  Bd.  28,  1908,  S.  145—167. 


720  Mammalia.  Säugetiere. 

Halle  a.  S.,  Landwirtschaftskammer  der  Prov,  Sachsen),  das  auch  gegen 
den  Hamster  mit  Erfolg  angewandt  wurde.  Cügini  und  ManiCx\rdi 
wollen  mit  den  beiden  ersteren  bessere  Erfolge  durch  subkutane  In- 
jektion erzielt  haben. 

Für  alle  diese  Gifte  gibt  es  zahlreiche  An  wen  düng  s  Vorschriften, 
die  zum  Teil  den  Präparaten  mitgegeben  werden,  zum  Teil  auf  den 
landwirtschaftlichen  Versuchsstationen  usw.  zu  erfahren  sind.  Wichtig 
ist  nur  immer,  dafs  sie,  ohne  mit  dem  Menschen  in  direkte  Be- 
rührung zu  kommen,  möglichst  tief  in  die  Gänge  gebracht  werden, 
letzteres  auch  aus  dem  Grunde,  damit  sie  nicht  anderen  Tieren  (Wild, 
Haustieren)  gefährlich  werden. 

Von  den  zahlreichen  Raucher  mitte  In  und  -apparaten  hat  sich 
eigentlich  nur  der  Schwefelkohlenstoff  bewährt,  der  entweder  in  der 
auf  S.  710  angeführten  Weise  oder  mit  den  von  Appel  und  Jacobi  emp- 
fohlenen Kannen  in  die  Gänge  gegossen  wird.  —  Der  in  Hamburg  zur 
Ausräucherung  von  Schiffen  verwandte  „Regenerator- Apparat",  in  dem 
durch  unvollständige  Verbrennung  von  Koks  Kohlenoxyd  erzeugt  wird, 
hat  sich  in  für  diesen  Zweck  umgebauter  Form  bei  der  Bekämpfung 
der  Wühlratte  auf  der  Insel  Neuwerk  ausgezeichnet  bewährt. 

In  vielen  Fällen  sind  Abhaltung smafsregeln  das  einfachste,  ins- 
besondere engmaschige  Drahtgitter,  mit  denen  man  ganze  Felder  bzw. 
Gärten,  namentlich  aber  Bäume  umgeben  kann.  Sie  sind  etwa  50  cm 
tief  in  die  Erde  einzulassen  und  müssen  ebensoviel' über  sie  hervorragen. 
Dornen,  Glasscherben  usw.,  als  Schutz  von  Bäumen,  sind  nicht  sehr 
empfehlenswert.  Oberirdische  Baumteile  werden  durch  Anstrich  mit 
Karbolineum  oder  Schwefelkalkbrühe  geschützt;  kletternde  Nager  sind 
durch  glatte,  genügend  breite  Blechstreifen  um  den  Stamm  abzuhalten. 

Angenagte  Bäume  können,  wenn  der  Frafs  noch  nicht  zu  weit  ge- 
diehen ist,  dadurch  gerettet  werden,  dafs  Erde  bis  über  die  Nage- 
wunden empor  angehäufelt  und  dann  festgetreten  wird. 

Spalacideu,  Wurf m  äuse. 

(Taehyoryetes)  Rhizomys  splendens  Rüpp.  ^).  Am  Kilimandjaro 
an  jungen  Kaffee-  und  Kautschukpflanzen  durch  Abfressen  bzw.  Schälen 
der  Wurzeln  sehr  schädlich. 

Batliyergideii,  Mole  rats"). 

In  Südafrika  sind  die  Blindmolle,  Batliyergrus  maritimus  Gm. 
(vorwiegend  in  Sandboden) ,    Georhychus  arg-enteo-einereus  Pts.    (in 

Ostafrika),  eapensis  Pall.  und  hottentotus  Less.  (Mole  rats)  schädlich 
im  Felde  und  in  Gärten,  dadurch  dafs  sie  Wurzeln  und  Knollen,  auch 
Getreide  in  ihre  Bauten  eintragen;  von  den  Knollen  beifsen  sie,  um 
sie  am  Keimen  zu  verhindern,  die  Augen  aus.  In  einer  Pflanzung 
Deutsch- Ostafrikas  wurden  von  der  zweiten  Art  in  acht  Monaten  440  Stück 
gefangen. 


1)  VossEi-ER,  Pflanzer,  Jahrg.  1,  1905,  S.  351;  Jahrg.  3,  1907,  S.  269—272.  — 
MoRSTATT,  ibid.,  Jahrg.  6,  1910,  S.  217. 

-)  VossELER,  1.  c.  —  Drever,  Agric.  Journ.  Union  S.  Africa  Vol.  37,  1910,  p.  694  bis 
698,  2  figs.  —  MoRSTATT,  Pflanzer,  Jahrg.  8,  1912,  S.  255. 


Carnivoren,  Raubtiere.  721 

Octodontiden,  Rohrratten. 

(Thryonomys)Oetodon  swinderenianus  Temm.  in  Ostafrika;  ober- 
irdisch; oft  sehr  schädlich  in  Zuckerrohrfeldern. 

Hystricideu,  Staclielscliweine. 

Nächtlich-,  tags  in  Erdlöchern  versteckt;  so  in  Pflanzungen,  be- 
sonders in  Keimbeeten,  durch  Graben  schädlich,  ferner  durch  ihr  Nagen. 
Die  eigentlichen  Stachelschweine,  Hy  strix  ^ ),  werden  in  Westindien, 
Afrika,  Ceylon,  Java  schädlich,  indem  sie  Agavenwurzeln,  Zuckerrohr, 
Stämme  der  Kokospalmen  usw.  benagen.  Die  Quaste nstachler, 
Atherura-),  fressen  besonders  die  Früchte  von  Kakao  und  Ananas  ab, 
soweit  sie  sie  erreichen  können,  aber  auch  die  jungen  Pflänzchen  selbst. 

Carnivoren,  Raubtiere. 

Während  die  hauptsächlichste  Bedeutung  der  Raubtiere  für  den 
Land-  und  Forstwirt  usw.  darin  liegt,  dafs  sie  seinem  Nutz-  und  Jagdwild 
nachstellen,  sind  sie  andererseits  doch  auch  von  nicht  zu  unterschätzen- 
dem Werte  als  Feinde  der  schädlichen  Nager  und  Huftiere;  in  dem 
Mafse,  als  jene  abnehmen,  nehmen  diese  im  allgemeinen  zu. 

In  einigen  wenigen  Fällen  bedrohen  aber  auch  Raubtiere  direkt 
Kulturpflanzen.    Von 

Hunden,  Caniden, 

sind  besonders  Schakale^)  in  der  Regentschaft  Madras  in  Indien  schäd- 
lich; sie  graben  Erdnüsse  aus,  beifsen  Zuckerrohr  unten  durch  mid 
nagen  es  ein  paar  Zoll  weit  ab ;  merkwürdigerweise  werden  manche 
Sorten  mehr  oder  minder  verschmäht;  am  meisten  leidet  die  Bonta- 
Sorte.  Bedecken  der  Felder  mit  Schlamm  aus  den  Stadtkanälen  soll 
durch  seinen  Geruch  die  Schakale  fernhalten.  Im  Nyanza- Protektorat 
überfallen  sie  die  Maispflanzungen  der  Eingeborenen  •*) ;  sie  brechen 
die  Stengel  ab  und  verzehren  die  reifenden  Kolben.  Selbst  dicke 
Dornenhecken  schützten  nicht,  so  dafs  sie  mit  Strychnin  vergiftet 
werden  mufsten.  —  Die  Coyotes,  Canis  latrans  Saj^^)  und  verwandte 
Arten,  fressen  in  Nordamerika,  wenn  tierische  Nahrung  knapp  ist,  auch 
allerlei  Obst,  Trauben,  Melonen,  usw. 

Bären,  Ursiden. 

Kragfenbären,  Ursus  malayanus  Rafifl.,  werden  nach  mündlicher 
Mitteilung  von  Herrn  Fr.  Suck  auf  Sumatra  sehr  schädlich  dadurch, 
dafs  sie  die  Herzen  der  Kokospalmen  ausfressen. 


1)  VossELER,  1.  c,  Jahrg;.  3,  1907,  S.  271.  —  van  Deventer,  1.  c,  p.  lö,  Fig.  10.  — 
V.  Faber,  Arb.  Kais.  biol.  Anst.  Land-  u.  Forstwirtsch. ,  Bd.  7,  1909,  S.  340.  — 
Preuss,  Tropenpflanzer,  Bd.  15,  1911,  S.  65—66. 

2)  Prelss,  Denkschr.  Kamerun  1900/01,  S.  3030;  Tropenpflanzer  Bd.  7,  1908, 
S.  352. 

3)  Barber,  Dept.  Land  Eec,  Agric,  Madras,  Vol.  3,  Bull.  51,  1905,  p.  10—11. 

*)  DoBBs,  Jovirn.  East  Africa  and  Uganda  nat.  Hist.  Soc.  Vol.  3,  1912,  p.  62—63. 
5)  Lantz,  Farm.  Bull.  226,  1905,  23  pp.,  1  fig. ;  Biol.  Surv.  Bull.  20,  1905,  28  pp. 

Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.    Dritter  Band.  46 


722  Mammalia,  Säugetiere. 

Viverriden,  Zibetkatzen. 

Paradoxuriis  hermaphroditus  Pall.^),  Palmroller,  Indien,  Java; 
verzehrt  nicht  nur  Früchte  (Ananas ,  Kaffee ,  Palmen  usw.) ,  sondern 
auch  Zuckerrohr,  von  dem  er  die  zarten  Sorten  vorzieht.  Er  richtet 
sich  daran  empor  und  zerbeifst  das  Rohr  zwischen  zwei  Knoten, 
so  dafs  ihm  der  Saft  ins  Maul  fliefst.  Man  kann  Pflanzungen  bis  zu 
gewissem  Grade  schützen,  indem  man  den  Rand  der  Felder  mit  einer 
besonders  süfsen  und  weichen  Sorte  bepflanzt,  die  die  Tiere  aufhält. 
Auch  Tiverricula  malaeeensis  Gmel.  stellt  Kafifeebeeren  nach.  —  Alle 
Viverriden  geben  die  Kaffeebohnen  unverdaut  wieder  von  sich,  die 
dann  den  besten  Kaffee  liefern  sollen. 

Nach  Perrgt^)  sollen  in  Deutsch-Ostafrika 

Hyänen 

die  keimenden  und  durch  Zersetzung  des  Kernes  dabei  „unerträglich" 
stinkenden  Kokosnüsse  ausgraben  nnd  zerbeifsen,  um  den  Inhalt  zu  ver- 
zehren, wobei  natürlich  die  junge  Pflanze  zugrunde  geht.  Preuss^) 
vermutet  allerdings,  dafs  die  Eingeborenen  selbst  die  Sünder  seien  und 
nur  die  Schuld  auf  die  Hyänen  schöben. 
Auch 

Wildkatzen,  Feliden, 

sollen  nach  Barber  in  Madras  eine  besondere  Vorliebe  für  Zuckerrohr 
haben.  Einen  ganz  eigenartigen  Fall,  in  dem  die  Hauskatze  ein 
Pflanzenschädling  wurde,  erzählt  D.  Fairchild*):  in  einem  Garten  in 
Boston  frafsen  sie  sämtliche  Pflanzen  der  aus  China  importierten  Acti- 
nidia  polygama  ab,  offenbar  durch  den  der  Pflanze  eigentümlichen  Ge- 
ruch angelockt,  ähnlich,  wie  durch  Baldrian. 

Proboseidea,  Eüsseltiere. 

Elefanten  5)  sind  naturgemäfs  allen  Pflanzungen  höchst  gefährliche 
Feinde.  Am  meisten  stellen  sie  den  Bananen  nach,  von  denen  sie  in 
erster  Linie  die  Früchte,  dann  aber  auch  die  Blätter  und  selbst  den 
Stamm  verzehren.  Da  Bananen  häufig  in  jungen  Kakaopflanzungen 
als  Schattenbäume  dienen ,  werden  auf  der  Suche  nach  ihnen  die 
letzteren  vollständig  zertrampelt.  Nach  Busse  sind  sie  die  schlimmsten 
Feinde  der  Kultur  von  Ficus  elastica.  Jentsch  weist  darauf  hin,  dafs  auch 
im  Wirtschaftswald  Elefanten  nicht  zu  dulden  seien. 

Perissodactyla,  Unpaarhufer. 

Während  die  eigentlichen  wilden  Pferde,  als  den  Menschen  zu 
sehr  meidend,  kaum  ernstlicher  schädlich  werden,  sind  verwilderte 
Pferde  ^),  wie  in  Nordamerika  und  Australien,  stellenweise  auf  serordent- 
lich schädlich  geworden  und  haben  selbst  gesetzlich  angeordneten  Ab- 
schufs  nötig  gemacht. 


1)  VAN  Deventer,  Dierl.  Vijand.  Suikerriet,  1906,  p.  2 — 5,  Fig.  2 — 3.  —  Konings- 
BERGER,  1.  c.  p.  17—18,  20-21,  Fig.  3,  7. 

2)  Tropenpflanzer  Bd.  2,  1898,  S.  325. 

3)  ibid.  Bd.   15,  1911,  S.  62. 

*)  Science,  N.  S.,  V^ol.  24,  1906,  p.  498—499. 

"*)  Eigen,  Tropenpflanzer,  Bd.  6,  1902,  S.  34.  —  Pkeuss,  ibid.  Bd.  7,  1903,  S.  349.  — 
Busse,  ibid.,  Bd.  10,  1906,  S.  99.  —  Jentsch,  ibid.,  ßeih.,  Jahrg.  12,  1911,  S.  74. 
6)  Pai.mek,  Yearb.  U.  S.  Dept.  Agric.  1898,  p.  88. 


Carnivoren.    Proboscidea.     Perissodactyla.     Artiodactyla.  723 

Artiodactyla,  Paarhufer. 

Nilpferde,  Hippopotamus  \),  brechen  in  Ostafrika  nachts  in  Baumwoll- 
felder und  junge  Kokospflanzungen  ein  und  verwüsten  sehr  viel;  sie 
sollen  indes  vermeiden,  auf  junge  Pflanzen  zu  treten. 

Suiden,  Schweine. 

Flufs-  und  Warzenschweine,  Potamochoerus  alrieanus  Schreb.  und 
Phacochoerus  afrieanus  Gm.')  wurden  in  Deutsch-Ostafrika  seit  Anfang 
der  90  er  Jahre  des  vorigen  Jahrhunderts,  anscheinend  infolge  Abschusses 
der  Leoparden  und  Löwen,  eine  sehr  schlimme  Plage  der  Pflanzer.  Am 
meisten  wairden  Mais  und  Manihot  bedroht,  von  denen  sie  oft  fast  die 
Hälfte  zerstörten,  so  dafs  schliefslich  die  Felder  mit  Palisaden  umgeben 
werden  mufsten.  Auch  in  Baumwolle-  und  Kokospflanzungen  schadeten 
sie  arg  durch  Wühlen  und,  indem  sie  die  Stämme  mit  ihren  Hauern 
zerbrachen.  Fallen  und  Treibjagden  hatten  nicht  genügenden  Erfolg, 
so  dafs  schliefslich  zu  Gift  gegriffen  werden  mufste.  Unter  die  Hüll- 
blätter von  Maiskolben  wurde  je  IV2  g  Arsenik  gestreut;  aus  Mango- 
pflaumen wurde  der  Kern  ausgedrückt  und  an  seine  Stelle  wieder  Arsenik 
eingefüllt.  Die  Köder  wurden  abends  ausgelegt,  morgens  wieder  weg- 
genommen; der  Erfolg  war  vorzüglich.  —  Auf  Java^)  sind  S.  vittatus 
Müll,  und  verrucosus  Müll,  und  Schleg.  in  Pflanzungen,  namentlich 
in  solchen  mit  mehl-,  öl-  oder  zuckerhaltigen  Pflanzen,  auch  an  jungem 
Kaffee  und  Tee,  letztere  Art  auf  den  Philippinen^)  noch  besonders  für 
die  jungen,  bis  zwei  Jahre  alten  Kokospalmen  gefährlich;  sie  nützen 
aber  auch  durch  Verzehren  von  Bodenungeziefer.  —  Bei  Deli  sind 
Wildschweine  aufser  dem  Manihot  besonders  an  jungen  Heveapflanzen 
sehr  schädlich. 

Unser  Wildsehwein,  S.  serofa  L.,  dürfte  im  Walde  überwiegend 
nützen,  trotzdem  es  den  Boden  nach  abgefallener  oder  gesäeter  Mast 
aufbricht  und  dabei  zahlreiche  junge  Pflanzen  aushebt  oder  verletzt 
und  junge  Kieferntriebe  mit  den  Zähnen  zermalmt.  In  Dickungen  bricht 
es  vieles  um;  durch  das  „Malen"  und  „Wetzen"  beschädigt  es  die  Rinde 
älterer  Stämme.  Im  Felde  ist  es  aber  mit  das  schädlichste  aller  Säuge- 
tiere, das  vor  allem  Kartoffeln  und  Rüben  auswühlt,  Mais  und  Hülsen- 
früchte frifst  und  im  Getreide  mehr  zerwühlt  und  zertrampelt,  als  es 
verzehrt. 

Die  Familien  der 

Traguliden  ^)  und  Antilopen 

werden  nur  ganz  gelegentlich  einmal  schädlich. 

Cerviden,  Hirsche^). 

Die  Hirsche  sind  sowohl  in  Feld  wie  in  Wald  arge  Schädlmge, 
wenn  auch  ihre  jagdliche  Bedeutung  überwiegt.  Der  Elch,  Alces  alees  L., 

1)  VossELER,  Ber.  Land- u.  Forstwirtsch.  D.-O.-Afrika,  Bd.  2,  1906,  S.413;  Pflanzer 
Bd.  3,  1907,  S.  292. 

2)  KONINGSBERGEH,  1.  c,  p.   66—70,   Fig.  24. 

»)  WoRCESTER,  Trop.  Agric.  (2),  Vol.  37,  1911,  p.  406. 

*)  KoNiNGSBERGEK,  1.  c.  Med.  44,  1901,  p.  115;  Med.  54,  1902,  p.  65—66.  —  van 
Deventer,  1.  c.  p.  10 — 11. 

5)  Betr.  des  „Schälens"  siehe  aufser  Räi  her,  1.  c,  noch:  Die  Mittel  zum  Schutze 
des   Einzelstammes    gegen    die   Schälbeschädigungen  usw.,    herausg.  vom    Königl. 

46* 


724  Mammalia,  Säugetiere. 

bedarf  vor  allem  gerbst ofFhaltiger  Nahrung;  er  schält  in  erster  Linie 
Weiden,  dann  auch  Erle,  Eiche,  Eberesche,  Aspe,  Kiefer,  Fichte,  im 
Winter  vorwiegend  beide  letztere.  Viel  schlimmer  wird  er  aber  dadurch, 
dafs  er  die  genannten  Hölzer  in  hohem  Mafse  verbeifst,  selbst  stärkere 
Zweige  frifst.  Um  zu  diesen  zu  gelangen,  bricht  er  jüngeres  Holz 
nieder.  Auch  durch  das  Fegen  und  Schlagen  mit  seinem  mächtigen 
Geweih  verdirbt  er  sehr  v^el.  Auf  Feldern  stellt  er  besonders  Bohnen, 
Hafer,  von  dem  er  die  ganzen  Rispen  abweidet,  und  Futtergemenge 
nach,  schadet  aber  immer  mehr  durch  Zertreten  und  Umbrechen,  als 
durch  Fressen.  —  Der  Edelliirseh,  Cervus  elaphus  L.,  schadet  seit 
etwa  150  Jahren  in  immer  zunehmendem  Mafse  durch  Schälen.  In 
erster  Linie  bevorzugt  er  hierbei  die  empfindliche  Fichte,  nimmt  aber 
auch  andere  Nadel-  und  Laubhölzer  an.  Im  Sommer  reifst  er  die 
Rinde  in  langen,  senkrechten  Streifen  los,  so  dafs  das  Cambium  blofs- 
gelegt  wird,  im  Winter  knabbert  er  die  Rinde  an  den  erreichbaren 
Stammteilen  und  an  freiliegenden  grofsen  Wurzeln  ab.  Die  Ursache 
dieser  immer  mehr  zunehmenden  „Unart"  liegt  noch  nicht  zutage. 
Sie  wird  in  der  übertriebenen  Forstkultur,  besonders  im  Entfernen 
alles  ünterwuchses,  in  Degeneration  und  in  der  Kreuzung  mit  dem 
Wapiti,  C.  eanadensls  Erxl.,  der  in  noch  höheren  Mafse  schälen  soll, 
gesucht.  Auf  jeden  Fall  haben  die  Schälschäden  so  zugenommen,  dafs 
vielfach  der  Bestand  stark  verringert,  zum  Teil  sogar  ganz  abgeschossen 
werden  mufste  ■ —  Hiergegen  treten  die  Verbifsschäden  zurück,  wenn 
sie  auch  nicht  gerade  unbedeutend  sind.  Jede  Holzart  wird  hierbei 
genommen,  lokal  allerdings  die  eine  bevorzugt,  die  andere  verschmäht. 
An  älteren  Pflanzen  werden  Knospen  und  Triebe  abgebissen,  jüngere 
dabei  ganz  aus  der  Erde  gezogen.  Der  durch  das  Schlagen  verursachte 
Schaden  soll  gröfser  sein  als  der  durch  das  Fegen.  Beide  betreffen  vor- 
wiegend eingesprengte  Holzarten.  Eichelsaaten  werden,  besonders  im 
Herbste,  den  Rillen  folgend  ausgescharrt.  Im  Felde  schadet  der  Hirsch 
ähnlich  wie  der  Elch;  an  Hafer  werden  indes  die  einzelnen  Ährchen 
abgestreift;  die  Spindel  bleibt  stehen.  —  Das  Damwild.  Dama  dama 
L.,  verhält  sich  ähnlich,  nur  dafs  es  weniger  schält,  im  Felde  aber 
durch  seine  Unruhe  und  die  grofsen  Rudel  mehr  verdirbt. 

Das  Reh,  Capreolus  capreolus  L.,  schält  nur  Holunder,  verbeifst 
und  schlägt  alle  Holzarten,  zuerst  aber  immer  eingesprengte.  Gröfser 
ist  sein  Schaden  in  Forstkämpen,  geringer  der  in  Feldern. 

Auf  Sumatra  sind  Hirsche*)  die  schlimmsten  Feinde  der  Kultur 
von  Ficus  elastica.  \^on  den  jungen  Pflänzchen  werden  die  noch  in 
der  roten  Hülle  steckenden  Blattsprosse  abgefressen,  zuerst  der  Haupt- 
sprofs,  dann  die  entstehenden  neuen  Seitensprosse,  bis  schliefslich  die 
ganzen  Pflanzen  vernichtet  werden  können.  Über  zwei  Jahre  alte 
Pflänzchen  sind  nicht  mehr  gefährdet. 

Als  Schutz  gegen  die  Schäden  durch  Hirsche  kommt  in  erster  Linie, 
wo  ausführbar,  Einzäunung  in  Betracht.  Triebe  und  Knospen  sind  mit 
Anstrich  von  Kalk,  Teer,  Leim,  Pikrofötidin  usw.  oder  mit  „Knospen- 
schützern" zu  versehen,  mit  Fegeschäden  bedrohte  Stämme  mit  Papier, 
Draht  usw.  zu  umbinden,  mit  Gittern  oder  mit  Stangen  mit  nach  unten 
gerichteten  Nägeln  zu  schützen. 

Württemberg.  Hofjagdamt,  Stuttgart  1910.  —  Moutek,  Verb.  Forstwirte  v.  Mähren 
u.  Schlesien,  Jahrg.  62,  1911,  S.  248—249.  —  Skibt,  Das  Schälen  des  Rotwildes, 
Berlin  1911,  8«,  64  S. 

')  Busse,  Tropenpflanzer  Bd.  10,  1S06,  S.  99. 


Primaten,  Herrentiere.  725 

Cariacus  nemorlvag'us  Cuv.  ^)  weidet  auf  Trinidad  die  jungen 
Kakaopflänzchen  zu  Tausenden  ab. 

Dafs  das  Weidevieh  allen  Kulturen  verderblich  wird,  braucht  kaum 
erwähnt  zu  werden.  Namentlich  in  den  Tropen,  wo  meist  die  nötige 
Aufsicht  fehlt,  können  oft  recht  empfindliche  Schädigungen  herbei- 
geführt werden. 

Ganz  besonders  berüchtigt  ist  die  Ziege,  die  mit  Waldkultur  un- 
verträglich ist.  Sie  benagt  Rinde  und  verhelfst  Triebe  älteren  Holzes 
und  vernichtet  sämtlichen  Neuwuchs.  Bekannt  ist,  wie  sie  auf  St.  Helena 
in  drei  Jahrhunderten   den  mächtigen  Urwald  völlig  ausgerottet  hat  ^j. 

Nicht  unerwähnt  dürfen  die  eigentümlichen  Wuchsformen 
bleiben,  die  durch  Wild,  mehr  aber  durch  Weidevieh  an  einzelnstehenden 
Bäumen  herbeigeführt  werden  können.  Dadurch,  dafs  alle  nach  oben 
strebende  Triebe  abgebissen  werden,  breitet  sich  die  Pflanze  zuerst  in 
Buschform  wagerecht  aus.  Ist  ihr  das  soweit  gelungen,  dafs  das  Vieh 
nicht  mehr  bis  zur  Mitte  reichen  kann,  dann  erhebt  sich  hier  ein  Trieb, 
der  allmählich  zum  Baume  auswächst.  Das  Endergebnis  ist  ein  Baum, 
der  unten  von  einem  dichten,  halb  verkrüppelten,  ringförmigen  Busche 
umgeben  ist.  Meist  sind  Baum  und  Busch  derselben  Art  bzw.  dasselbe 
Individuum;  oft  aber  auch  besteht  letzterer  aus  einer  anderen,  dornigen 
oder  wenig  beliebten  Holzart  (Wacholder). 


Primaten,  Herrentiere, 


Von  den  Halbaffen  beifst  eine  Galago-Art '^j  an  der  Küste  Deutsch- 
Ostafrikas  halbreife  Kokosnüsse  auf,  um  die  Milch  zu  trinken.  Da  die 
Tiere  keine  Nufs  ganz  austrinken ,  in  einer  Nacht  aber  oft  mehr  als 
zehn  Nüsse  öffnen,  ist  der  Verlust  nicht  unbedeutend. 

Affen  ^)  fressen  so  ziemlich  alles,  mit  Vorliebe  aber  Sülses,  Saftiges, 
Weiches.  Sie  sind  also  überall,  wo  sie  vorkommen,  sehr  schlimme  Feinde 
der  Pflanzungen.  Sie  holen  sich  die  Früchte  von  den  Bäumen,  fressen 
die  zarten  Herzen  und  Knospen  verschiedener  Pflanzen  (z.  B.  Sisal- 
agaven)  aus,  graben  Knollen  und  Rüben  aus,  zerkauen  besonders  gerne 
Zuckerrohr  und  lesen  bei  Kakao  usw.  die  ausgelegte  Saat  auf.  Ins- 
besondere sind  Mais,  Kokos,  Bananen,  Kakao  von  ihnen  bedroht.  Am 
meisten  schaden  die  Hundsaffen,  Paviane  und  die  Meerkatzen, 
Cercopitheken,  Aber  selbst  die  groisen  Menschenaffen,  Gorilla  und 
Schimpanse,  sollen  in  Westafrika  so  schädlich  sein,  dafs  die  deutsche 
Regierung  ihren  Abschufs  befürwortet.  —  Die  kleineren  Arten  werden 
mit  Maiskolben,  die  mit  Zucker  und  Arsenik  getränkt  sind  und  tags- 
über in  den  bedrohten  Pflanzungen  ausgelegt  bzw.  aufgehängt  werden, 
vergiftet.  Vom  Erklettern  glattrindiger  Bäume  hält  man  sie  durch  um 
die  Stämme  gelegte  Blechringe  ab. 


1)  Allen  &  Chapman,  Bull.  Amer.   Mus.  nat.  Hist.,  Vol.  5,  1893,  p.  228. 

2)  Wällace,  Island  Life,  London  1880,  p.  283—286. 

3)  VossELEE,  Pflanzer,  Bd.  3.  1907,  S.  291. 

*)  Für  Deutsch-Ost-Afrika  siehe:  Geuth,  ibid.  Bd.  2,  1906,8.159;  Vosseler, 
I.e.;  MoRSTATT  ibid.  Bd.  7,  1911,  S.  72.  —  Für  West- Afrika  siehe:  Jentsch,  Tropen- 
pflanzer Bd.  12,  1908,  S.  74.  —  Für  Süd-Afrika:  Journ.  agric.  Union  S.-Africa, 
Vol.  3,  1912,  p  570.  —  Für  Java:  Koningsberger,  I.e.  Med.  44,  1901,  p.  116;  Med.  54, 
1902, p.  7 — 9;  van  Deventer,  1.  c.  p.  1 — 2,  Fig.  1. —  Für  die  Philippinen:  Worcestee, 
Trop.  Agric.  (2),  Vol.  37,  1911,  p.  406. 


Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung 
der  schädlichen  Tiere. 

Von  Dr.  Martin  Sehwartz. 


Die  geringe  Kenntnis  von  den  Pfianzenfeinden ,  ihrer  Natur  und 
ihr  en  Lebensgewohnheiten,  liels  in  früheren  Zeiten  nur  ein  unsicheres, 
mehi'  oder  minder  abergläubisches  Tappen  nach  Mitteln  der  Vorbeugung, 
Abwehr  oder  Vertilgung  zu.  Erst  der  neuen  Zeit,  vor  allem  der  Zu- 
kunft, blieb  und  bleibt  es  noch  vorbehalten,  auf  Grund  der  fortschreiten- 
den Kenntnis  der  Schädlingsbiologie  systematisch  Schädlingsmittel  zu 
suchen  und  zu  erproben.  Wie  überall,  wo  die  Wissenschaft  sich  in  den 
Dienst  der  Praxis  stellt,  hat  auch  die  Wirtschaftszoologie  hierbei  erst 
durch  das  mühsame  Werk  der  Aufklärung  die  Vorurteile  und  Be- 
denken der  Laienkreise  nach  Möglichkeit  zu  zerstreuen,  den  Aber- 
glauben und  die  Neigung  zur  Kurpfuscherei  zu  bekämpfen.  Wenn  diese 
gröbste  Vorarbeit  verrichtet  sein  wird,  werden  sich  hoffentlich  an  das 
zwar  schon  viel  bearbeitete,  von  der  ernsten  Wissenschaft  aber  noch 
arg  vernachlässigte  Gebiet  der  Schädlingsbekämpfung  Spezialforscher 
der  verschiedensten  ßichtungen,  vor  allen  auch  Physiologen,  mehr  als 
bisher  heranwagen. 

Die  in  der  Schädlings  Vertilgung  bisher  eingeschlagenen  Wege  sind 
im  folgenden  nur  in  allgemeinen  Umrissen  aufgezeichnet  worden.  Ihre 
Gangbarkeit  läfst  sich  auf  dem  schwanken  Boden  der  vorliegenden 
Literatur  nur  auf  nicht  lückenlosen  Strecken  verfolgen;  sie  können  und 
sollen  daher  nur  als  vorläufige  Richtlinien  erscheinen. 


Anmerkung  der  Redaktion  (Sorauer): 

Bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  tierischen  Schädiger  ist  auf  deren  Be- 
kämpfung genügend  Rücksicht  genommen  worden.  Aber  man  darf  sich  nicht  ver- 
hehlen, dafs  viele  der  empfohlenen  Mittel  auf  Einzelerfahrungen  beruhen,  die  unter 
der  Einwirkung  bestimmter  klimatischer  Faktoren,  bestimmter  Bodenverhältnisse, 
bestimmter  Entwicklungsphasen  der  Kulturpflanze  sowie  des  tierischen  Schädlings 

femacht  worden  sind.  Andere  Kombinationen  der  genannten  Faktoren  können 
lese  Resultate  ändern;  die  beständig  neu  hinzutretenden  Mittel  und  Methoden 
schaffen  fortwährend  neue  Einzelergebnisse,  welche  die  bisherigen  Erfahrungen 
modifizieren. 

Unter  diesen  Umständen  kann  es  für  ein  Handbuch,  das  ein  dauernder  Be- 
rater sein  soll,  keinen  Zweck  haben,  die  zurzeit  gebräuchlichen  Rezepte  anzu- 
führen, sondern  der  Leser  soll  befähigt  werden,  die  bisherigen  und  künftigen  Be- 
kämpfungsmittel \md  -methoden  nach  der  Zulässigkeit  ihrer  Anwendung  zu  be- 
urteilen.    Er  soll  wissen,   ob  in  einem  gegebenen  Falle   direkte  Bekämpfun 


_  ^  ipfung  oder 

Vorbeugungsmittel    die  meiste  Aussicht    auf  Erfolg    gewähren,    und    soll   sich  ein 
Urteil  bilden,    ob    er  mit  chemischen  oder  mechanischen  Mitteln   unmittelbar   ein- 

f reifen  soll,  oder  den  Weg  der  indirekten  Bekämpfung  beschreitet,  indem  er  sich 
ie  Pflege  der  natürlichen  Feinde  seiner  Schädlinge  angelegen  sein  läfst.  Somit 
erweist  sich  die  Ausgestaltung  einer  „Theorie  der  Bekämpfung"  als  notwendig, 
für  welche  unser  geschätzter  Mitarbeiter  die  leitenden  Gesichtspunkte  ent- 
wickelt hat. 


Mittel  der   direkten  Bekämpfung.  727 

Mittel  der  direkten  Bekämi)fung". 

Am  nächsten  liegend  und  sicher  auch  am  längsten  geübt  sind  die 
Bekämpfungsmethoden ,  bei  denen  man  durch  künstliche  Malsnahmen 
die  Schädlinge  unmittelbar  selbst  zu  treffen  sucht.  Sie  bezwecken  ent- 
weder die  Fernhaltung  der  schädlichen  Tiere  von  den  Kulturpflanzen 
oder  die  Vertilgung  einer  möglichst  grofsen  Zahl  der  Pflanzenfeinde 
durch  Fang  und  Abtötung.  Im  Gegensatz  hierzu  stehen  die  Methoden 
der  mittelbaren  Schädlingsbekämpfung,  die  eine  Begünstigung  der  den 
Schädlingen  gefährlichen  natürlichen  Einflüsse,  insbesondere  ihrer  natür- 
lichen Feinde  aus  der  Tier-  und  Pflanzenwelt,  bezwecken. 

A.   Mittel  der  Abwehr. 

Überall  dort,  wo  eine  Tötung  des  Schädlings  nicht  möglich,  nicht 
erforderlich  oder  nicht  erwünscht  erscheint,  bedient  man  sich  solcher 
Mafsnahmen,  die  die  Tiere  nur  von  den  zu  schützenden  Pflanzen  oder 
Pflanzenteilen  fernhalten. 

Mechanische  Abwehrvorrichtungen,  die  durch  Schutzwehren 
das  Eindringen  der  Tiere  in  die  Pflanzungen  verhindern,  sind  am 
längsten  im  Gebrauch.  Umzäunungen,  Drahtgitter  halten  oberirdisch 
Wild  und  Weidetiere,  unterirdisch  schädliche  Nager  ab.  Wellblech- 
einfriedigungen verhindern  das  Eindringen  der  Wanderheuschrecken  ^) 
im  Hüpferstadium  in  die  Felder,  Schutzgräben  isolieren  die  Kulturen 
gegen  das  Einwandern  von  Mäusen^)  und  Maulwürfen^),  ebenso  wie 
sie  dem  Einfall  von  wandernden  Baupenmassen*)  und  Rüsselkäfern 
und  der  Ausbreitung  von  Nematoden^)  vorbeugen.  Leimklebringe  ver- 
hindern das  Aufbäumen  der  Raupen  (besonders  der  Kiefern spinner 
und  Nonnen)  und  der  Weibchen  der  Frostspanner.  Saatbeete  werden  durch 
Überdecken  mit  Gazestoffen*')  vor  Insekten  und  Vögeln  behütet.  Be- 
sonders wertvolle  Früchte  und  Fruchtstände  werden  einzeln  in  Gaze- 
oder Papierbeutel  eingebunden.  Setzlinge  erhalten  durch  Einpflanzen 
in  Düten  aus  Pappe  ^)  oder  widerstandsfähigen  Pflanzenblättern  ^) 
Schutz  gegen  Frais  von  Erdinsekten.  Junge  Saaten  sucht  man  durch 
Überspannen  mit  Schnuren  und  Drähten  gegen  das  Einfallen  von 
Vögeln^)  zu  schützen,  und  zum  Schutze  der  Forstgehölze  gegen  Wild- 
verbifs  und  Fegeschaden  sind  zahlreiche  einfachere  und  kompliziertere 
Vorrichtungen  ersonnen  worden'*^).  Hierher  gehören  auch  die  Wild- 
vergrämer  und  Vogelscheuchen,  die  oft  nicht  nur  durch  ihren  Anblick 
(ihre  Gestalt  und  die  Bewegung  loser  Teile  im  Winde),  sondern  auch 
durch  rasselnde  und  klingende  Geräusche  die  Tiere  fernhalten  sollen. 
Schreckgeräusche,  die  von  Wachtposten  mit  Klappern  oder  durch 
Schüsse  hervorgerufen  werden,  finden  gleichfalls  zur  Abwehr  von  Säuge- 
tieren und  Vögeln  Verwendung. 


i)  Gassner,  Süd-  und  Mittelamerika,  Berlin,  1909,  S.  29  ff. 
^)  Eckstein,  Teclmik  des  Forstschutzes,  Berlin  1904. 
^)  Rurig,  Flugblatt  No.  24  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt. 

*)  Peters  und  Schwartz,  Mitteil,  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt,  Heft  13,  1912,  S.  109. 
^)  Kühn,  Flugblatt  No.  11  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt. 

^)  Chittendkn,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  31,  und  Schoene,  State  of  New 
York,  30.  ann.  Rep.  No.  20,  1912,  S.  205. 

■')  R()RiG,  Forstwissenschaft!.  Zentralbl.,  Jahrg.  47,  S.  556. 
^)  J.  VAN  Leenhuff,  Porto  Rico  agric.  Exp.  Station  Bull.  5,  1905. 
^)  Eckstein,  1.  c. 
1")  Rurig,  Wild,  Jagd  und  Bodenkultur,  Neudamm  1912. 


728  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

Chemische  Schreck-  oder  Abwehrniittel  scheint  man  schon  im 
Altertum  gegen  Pflanzenschädlinge  versucht  zu  haben.  Wirklich 
brauchbare  Präparate  dieser  Art  sind  aber  bis  heute  noch  nicht  ge- 
funden. Demokritos  empfiehlt,  alle  Samen  vor  der  Aussaat  mit  dem  Safte 
von  Sempervivum  tectorum  zu  behandeln  ^).  Andere  giftige  oder  schlecht- 
schmeckende Stoffe  werden  noch  heute  zum  Einbeizen  des  Saatgutes 
gegen  Mäuse  oder  Vogelfrafs  verwendet,  z.  B.  Bleimennige,  Teer,  Teer- 
seife, Petroleum,  Schwefelverbindungen,  Bitterstoffe,  Aloe ''^' ^),  Strychnin. 
Die  gleichzeitige  Anwendung  von  Farbstoffen -' '^j ,  die  den  Samen  ein 
ungewöhnliches  Aussehen  verleihen,  scheint  die  "Wirkung  solcher 
chemischer  Schreckmittel  in  manchen  Fällen  zu  erhöhen.  Gegen 
Schneckenfrafs  sollen  die  Samen  gleichfalls  mit  Hilfe  von  Beizmitteln 
geschützt  werden  können.  Eine  Abkochung  von  Schafkot,  Jauche  und 
Asa  foetida  wird  hierfür  empfohlen*).  Zur  Abwehr  von  Insekten 
werden  vielfach  Spritzungen  mit  Geschmackstoffen,  wie  Gerbsäure  und 
Alaun,  als  Mittel  angegeben.  Erfolge  wurden  jedoch  damit  nie  erzielt. 
Brauchbarer  scheinen  Spritzflüssigkeiten,  wie  die  kalifornische  Schwefel- 
kalkbrühe ^),  Kupferkalkbrühe  ^ ) ,  und  ähnlich  zusammengesetzte  Präpa- 
rate zu  sein.  Auch  die  trockene  Anwendung  von  Schwefelpulver  mit 
Kalk  gemischt  soll  auf  gewisse  Heuschrecken  (Ephippigera  vitium,  E. 
biterrensis)  frafsabschreckend  wirken  '' ).  Auf  den  Geschmackssinn  wirken 
auch  zahlreiche  Mittel  gegen  Wildverbifs,  deren  wirksame  Bestandteile 
meist  in  Fett,  Harz,  Petroleum,  Teer,  Teerölen,  Schwefelverbindungen ^,'*) 
bestehen. 

Durch  starkriechende  Stoffe  hat  man  oft  versucht,  die  Schädlinge 
abzuschrecken  oder  die  die  Tiere  anlockenden  natürlichen  Gerüche  der 
Pflanzen  zu  verdecken.  Das  Umgeben  junger  Pflanzen  mit  petroleum- 
getränktem Torfmull  oder  Rizinusmehl  soll  die  Tausendfüfser  fernhalten. 
Gegen  unterirdisch  lebende  Schädlinge  wie  Maulwurfsgrillen  und  Maul- 
würfe wird  das  Einbringen  von  Lappen  mit  Petroleum,  Terpentin  und 
ähnlichen  Stoffen  in  die  Erde  empfohlen.  Mit  Wasser  vermischtes 
Petroleum  soll  als  Aufgufs  auf  den  Erdboden  Maulwürfe  und  Ameisen 
vertreiben.  Für  die  Wurzeln  von  Setzlingen  dient  Tabakspulver  als 
Schutzmittel  gegen  Engerling-  und  Drahtwurmfrafs.  —  Schreck-  und 
Deckgerüche  zum  Schutze  der  oberirdischen  Pflanzenteile  sind  noch 
nicht  gefunden.  Versuche  mit  Naphtalin  ^"^j,  Pyridin,  Eugenol  haben 
nicht  den  gewünschten  Erfolg  gehabt.  Taschenbero  glaubt  indessen, 
dafs  Schwefelung  der  Obstbäume  nach  der  Blüte  den  Obstwickler  von 
der  Eiablage  abhalte.  Gegen  den  Knospenfrafs  der  Vögel  an  Obst- 
bäumen hat  Reh  mit  Karbolineumbespritzungen  im  Winter  Erfolg 
erzielt. 

Kulturmafs nahmen   können   gleichfalls    eine   Fernhaltung  der 


^)  PliiMus,  Naturgeschichte  Bd.  18,  K.  45  (nach  Hollrung). 

2)  ScHWARTz,  Arb.  aus  der  Kaiserl.  biol.  Anst.  Bd.  VI,  Heft  4,  S.  445—486,    und 
Mitteil,  aus  der  K.  b.  A.  Heft  8,  1909,  S.  85—41. 

3)  Rurig,  Mitteil,  aus  der  K.  b.  A.  Heft  12,  1912,  S.  25. 
*)  EiTZEMA  Eos,  Tierische  Schädlinge,  S.  699. 

6)  ScHWARTz,  Arb.  a.  d.  K.  b.  A.,  Bd.  VH,  Heft  4,  1909,  S.  521  ff.  —  Scott  and 
Siegler,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  116,  Part  IV,  1913. 
6)  MoLZ,  Deutsche  Obstbauzeitung  1911,  Heft  26. 
■')  BouRCART,  Les  maladies  des  plantes,  Paris,  Dain  1910.  S.  173. 
^)  Eckstein  1.  c. 

9)  RöRKi,  Mitteil.  a.  der  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Heft  6,  1908,  S.  36—38. 
^^)  Yearbook  of  the  Department  of  Agriculture  1895,  S.  585 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  729 

Schädlinge  erzielen.  Die  zeitweise  Ausschaltung  der  von  den  zu  be- 
kämpfenden Schädlingen  bevorzugten  Nutzpflanzen  aus  der  Fruchtfolge 
ist  hier  an  erster  Stelle  zu  erwähnen.  Ferner  ist  die  Beseitigung  ihrer 
wilden  Nährpflanzen  aus  der  Nachbarschaft  der  Kulturpflanzen  vielfach 
von  Wichtigkeit,  wenn  dadurch  den  Tieren  die  Gelegenheit  genommen 
werden  kann,  die  Zeit  der  Ackerruhe  oder  des  Fruchtwechsels  zu  über- 
dauern. Durch  geeignete  Wahl  der  Saat-  oder  Pflanzzeiten  ^)  kann 
mitunter  das  am  meisten  gefährdete  Entwicklungstadium  der  Pflanzen 
vor  oder  nach  der  Zeit  des  Massenauftretens  seiner  Feinde  erzielt 
und  so  dem  Befall  durch  die  Schmarotzer  ausgewichen  werden  [z.  B. 
bei  der  Bekämpfung  der  Getreidefliegen  ^)].  Den  gleichen  Erfolg  kann 
auch  die  Wahl  solcher  Pflanzenarten  hervorbringen,  die  durch  langsameres 
oder  schnelleres  Wachstum  hinter  den  Perioden  der  Massenentwicklung 
ihrer  Schädlinge  zurückbleiben  oder  sie  überholen  [z.  B.  bei  der  Be- 
kämpfung von  Euthrips  piri^)  oder  Isosoma  tritici'*)]. 

B.   Mittel  der  Vertilgung. 

Den  Mitteln,  die  auf  eine  möglichst  weitgehende  Vernichtung  der 
schädlichen  Tierarten  abzielen,  wird  im  allgemeinen  eine  gröfsere  Be- 
deutung beigemessen,  als  den  Maisnahmen  der  blofsen  Abwehr. 
Überall ,  wo  man  der  Schädlinge  nur  habhaft  werden  kann ,  und  wo 
keine  besonderen  Gründe  für  ihre  Erhaltung  vorliegen,  sucht  man  ihre 
Zahl  durch  Tötung  möglichst  zu  verringern.  Für  die  Wirksamkeit  dieser 
Art  von  Bekämpfungsmafsnahmen  ist  das  planmäfsige  gemein- 
same Vorgehen  aller  Pflanzenbauer  des  ganzen  von  der  Schädlings- 
plage heimgesuchten  Gebietes  von  der  gröfsten  Bedeutung.  In  den 
meisten  Kulturländern  ist  daher  auch  schon  durch  die  Gesetzgebung 
für  eine  etwaige  zwangsweise  Durchführung  solcher  gemeinsamer  Be- 
kämpfungsmafsnahmen Vorsorge  getroffen  worden.  In  Preufsen  wird 
im  Wege  der  Jagdgesetzgebung  und  durch  Gewährung  von  Abschufs- 
prämien  der  übermäfsigen  Vermehrung  der  schädlichen  jagdbaren  Tiere 
entgegenwirkt.  Die  Bekämpfung  schädlicher  Insekten,  kleiner  Nage- 
tiere usw.,  kann  auf  Grund  des  Feld-  und  Forstpolizeigesetzes  mit  Hilfe 
von  Polizeiverordnungen  erzwungen  werden.  Solche  Verordnungen 
sind  bereits  zur  Bekämpfung  der  Blutläuse ,  Heuschrecken,  Maikäfer, 
Raupen,  Feldmäuse  und  Hamster  erlassen  worden.  Wo  ein  gesetzlicher 
Zwang  nicht  besteht ,  bemühen  sich  häufig  Fachverbände  und  Ver- 
einigungen, die  planmäfsige  gemeinsame  Ausführung  von  Bekämpfungs- 
mafsnahmen durchzusetzen.  So  sucht  man  z.  B.  in  England  durch 
Bildung  von  Sperlings-  und  Eattenklubs^)  zur  eifrigen  Vertilgung  der 
Sperlinge  und  Ratten  anzuregen.  Die  guten  Erfolge  solcher  nach  ge- 
meinsamem Plane  auf  weiten  Gebieten  durchgeführter  Bekämpfungs- 
arbeiten sind  unverkennbar.  Sie  haben  sich  vor  allem  schon  auf  dem 
Gebiete  der  Maikäferbekämpfung  deutlich  gezeigt^). 


')  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  31. 

2)  Rurig,  Flugblatt  No.  9  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt. 

3)  MouLTON,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.  Bull,  80,  Part  IV. 
■*)  Webster,  U.   S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Circ.  66. 

^)  Board  of  Agriculture,  Leaflet  No  84,  S.  3. 

6)  Boas,  J.  E.   V.,  Oldenborrernes  Optraeden  og  Udbredelse  i  Danniark  1887— 
1903   Kopenhagen  1904. 


730  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

1.   Physikalische  Mittel. 

Das  Absammeln,  d.  h.  das  Ergreifen  und  Töten  der  Schädlinge, 
stellt  wohl  die  einfachste  und  älteste  Bekämpfungsmethode  vor.  Sie 
findet  auch  noch  heutzutage  überall  dort  Anwendung ,  wo  •  es  sich  um 
leicht  auffindbare  und  mit  der  Hand  ergreifbare  Schädlinge  handelt, 
wie  Schnecken,  Eier  von  Vögeln,  Insekten,  Larven  aller  Art  (Enger- 
linge ,  Schmetterlingsraupen ,  Afterraupen  von  Blattwespen) ,  Käfer, 
Falter.  Ausreichendes  und  billiges  Material  an  Arbeitskräften  ist  die 
einzige,  leider  oft  nur  schwer  erfüllbare  Vorbedmgung  für  dieses  Ver- 
fahren. Beim  Absammeln  schwerer  erreichbarer  Tiere  bedient  man 
sich  verschiedenartiger  Hilfsmittel  und  Werkzeuge.  Kleinere  Insekten 
und  Larven  werden  mit  Pincetten  oder  mit  Leimruten  abgelesen,  in 
Bohrgängen  hausende  Schmarotzer  holt  man,  wie  die  Larve  des  Nashorn- 
käfers^), mit  widerhakenähnlich  zugespitzten  Drähten  aus  ihren  Löchern, 
oder  man  schneidet  sie  aus  dem  Holze  heraus, 

Leben  die  Schädlinge  in  gröiseren  Massen  zusammen,  so  sucht  man 
das  Wegfangen  und  Töten  sich  auf  mancherlei  Weise  zu  vereinfachen. 
Haustiere,  Geflügel  oder  Schweine  können  in  vielen  Fällen  als  Hilfs- 
truppen gegen  Insekten  auf  die  Felder  gebracht  werden.  Auf 
Bäumen  lebende  Insekten,  wie  Rüsselkäfer,  schüttelt  man  in  unter- 
gebreitete Tücher  oder  untergehaltene  Schirme.  Bei  Sträuchern  be- 
dient man  sich  des  Fangtrichters ,  in  den  man  die  Schmarotzer  ab- 
klopft. Sehr  verschiedenartige  Fangmaschinen  für  verschiedene  Schäd- 
lingsarten sind  gebaut  worden  und  hier  und  da  im  Gebrauch.  Der 
Eapsglanzkäfer,  die  Rübenblattwespe ,  die  Erbsenblattlaus  ^) ,  die  Heu- 
schrecken kann  man  mit  besonderen  Maschinen  von  den  Kulturen 
abschütteln,  abfegen  oder  sammeln  und  sie  gleichzeitig  auf  leim- 
bestrichenen Holz-  oder  Papierflächen  oder  in  Petroleumgefäfsen 
auffangen.  Bei  Reihenkulturen  ist  es  möglich,  die  durch  die  Fang- 
maschinen auf  den  Boden  gefegten  Schmarotzer  sofort  mit  dem 
Kultivator  unterzupflügen.  Fliegende  Insekten,  wie  die  Falter  der 
Weifslinge  und  der  Traubenwickler  usw. ,  fängt  man  mit  Netzen, 
Kätschern  und  Klebfächern.  Durch  Abkratzen  oder  Abbürsten  der 
Baumstämme  beseitigt  und  tötet  man  viele  Rindenschädlinge ,  wie 
Schildläuse,  Käfer ,  Raupen ,  Puppen  usw.  Das  Sandstrahlgebläse  hat 
man  denselben  Zwecken  dienstbar  zu  machen  gesucht.  Häufiges  scharfes 
Abspritzen  der  Pflanzen  mit  kaltem  Wasser  beseitigt  mancherlei  Schäd- 
linge und  soll  das  Obst  gegen  Befall  durch  Obstmaden  schützen^).  Durch 
Absieben  kann  das  Weizensaatgut  von  den  Gallen  des  Weizenälchens 
(Radekörnern)  gesäubert  werden.  Durch  gleichzeitige  Vernichtung  der 
die  Schädlinge  enthaltenden  Pflanzenteile  wird  mitunter  der  sicherste 
Erfolg  erzielt.  Mit  Baumscheren,  Messern,  Sägen  entfernt  man  Raupen- 
nester, stark  blutlauskrebsige  Apfelzweige  und  Äste,  die  von  Holz- 
bohrern zerfressen  sind.  Durch  Abmähen  oder  Ausreißen  und  darauf- 
folgendes Unterpflügen  oder  Verbrennen  aller  Pflanzenteile  vernichtet 
man  auf  den  befallenen  Feldern  die  Schädlinge  unter  Aufopferung 
aller  Pflanzen  (Zwergzikaden,  Getreidefliegen,  Halmwespen,  Kartoffel- 
käfer, Nematoden).  Pflügen ,  Eggen ,  Walzen  wird  auch  an  sich  viel- 
fach zur  Abtötung  von  Bodenschädlingen  angewendet.    Die  Beseitigung 


1)  Jepson,  Fiji  Dept.  Agric.  Bull.  3. 

-)  Chittenden,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Circ.  48. 

3)  CoKDEL,  Das  deutsche  Landhaus,  1905,  Heft  3,  S.  63;  1907,  Heft  3,  S.  119. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  731 

aller  Pflanzenreste  nach  der  Ernte,  ebenso  wie  die  baldige  Vernichtung 
des  Fallobstes,  das  rechtzeitige  Abpflücken  der  von  der  Birngallmücke 
verunstalteten  jungen  Birnenfrüchte  und  das  Abbeeren  der  Sauer- 
wnrmtrauben  sind  als  mechanische  Maisnahmen  hier  gleichfalls  zu 
erwähnen. 

In  vielen  Fällen  bedient  man  sich  des  Feuers,  um  die  erst 
mechanisch  gesammelten  oder  aber  auf  den  Pflanzen  und  Feldern 
stellenweise  angehäuften  Schädlinge  abzutöten.  Stoppeln  werden  ab- 
gebramit,  Feldstücke,  auf  denen  Wanderheuschrecken  im  Hüpferstadium 
eingefallen  sind,  werden  ebenso  wie  Saatbeete ,  in  denen  sich  allerlei 
Bodenschädlinge  angereichert  haben,  mit  Holz,  Stroh  oder  anderem 
brennbarem  Material  bedeckt  und  abgebrannt.  Blumenerde  wird  zur 
Desinfektion  in  Kesseln  erhitzt.  —  Oft  bedarf  man  gar  nicht  des  offenen 
Feuers  und  höherer  Hitzegrade,  um  die  Abtötung  von  Schädlingen  zu 
erreichen.  Wa  s  s  e r  d  a m p f ')  wird  zur  Erhitzung  von  Saatbeeten  gegen 
Nematoden  benützt.  Demselben  Zwecke  dient  häufiges,  rasch  wieder- 
holtes Begiefsen  mit  kochendem  Wasser^,  durch  das  auch  andere 
Bodenbewohner  (Enchytraeiden,  Fliegenlarven,  Käferlarven,  Erdraupen) 
abgetötet  werden.  Der  geerntete  Tabak  soll  durch  Dampfbehandlimg 
bei  der  Verarbeitung  gegen  den  Zigarrenkäfer  geschützt  werden  können^). 
Aber  auch  lebende  Pflanzen  sucht  man ,  ohne  sie  selbst  zu  schädigen, 
durch  Hitze  von  ihren  Schädlingen  zu  befreien.  Am  bekanntesten  ist 
der  Gebrauch  der  Raupenfackel  zur  Vernichtung  von  Raupennestern 
und  Raupenspiegeln.  Ähnliche  Fackeln  und  Lampen  kommen  zur  Be- 
kämpfung der  HelopeUis  an  Kakao  ^)  und  verwandter  Schädlinge  zur 
Anwendung.  Verschiedene  Arten  der  Heifswasserbehandlung  lebender 
Pflanzen  bezwecken  gleichfalls  die  Vernichtung  von  Schädlingen  durch 
"Wärmewirkung. 

Zur  Abtötung  der  überwinterten  Räupchen  des  Springwurmwicklers 
werden  in  Frankreich  die  Reben  im  Frühjahr  mit  heifsem  Wasser  be- 
gossen oder  gespritzt  *).  Spritzungen  mit  heifsem  Wasser  werden  auch 
gegen  Kohlraupen  und  Kohlwanzen  angewendet,  während  heiise  Bäder 
die  amerikanischen  Schnittreben  gegen  Rebläuse  sicher  desinfizieren 
sollen^).  Die  in  Farnen,  Begonien,  Gloxinien  usw.  wohnenden  Blatt- 
nematoden  {ÄphelencJms  olesistus)  werden  durch  Baden  der  Pflanzen 
in  Wasser  von  50 '^  C  abgetötet). 

Nach  BouRCART  sind  alle  in  Sämereien  lebenden  Insekten  durch 
Erwärmung  auf  Temperaturen,  die  noch  unter  100'^  liegen  können, 
leicht  abzutöten.  Bmchus- Arten  sterben  bei  60"  nach  5  Minuten. 
Kornkäfer  (SitopliUns)  halten  einer  Temperatur  von  50*^  nicht  stand. 
Raupen  sterben  bei  Begiefsen  mit  Wasser  von  50 — SO*'  ab.  Viele 
Käferarten  erweisen  sich  widerstandsfähiger ;  sie  ertragen  aber  niemals 
Siedetemperatur.  Schildläuse  sind  nach  Reh  gegen  höhere  Tempera- 
turen empfindlich  und  sterben  in  Wasser  von  54  **  nach  40  Minuten,  in 


^)  Peters  und  Schwartz  ,  Mitteil,  aus  der  Kaiserl.  biol.  Anst. ,  Heft  13,  1912, 
S.  17—21  und  S.  79. 

'-)  Howard,  L.  0.,  U.  S.  Dept.  Agric,  Farmes,  Bull.  120,  1900. 

^)  V.  Faber,  Arbeiten  aus  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt,  Bd.  VH,  S.  193. 

■*)  Dewitz,  Landvv.  Jahrbücher,  36,  1907. 

^)  Bolle,  IMitteil.  des  Deutschen  Weinbau-Vereins  1912,  No.  5,  S.  170.  Vgl. 
auch  Moritz,  Arb.  aus  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt,  Bd.  VI,  Heft  5,  1908. 

6)  Marcinowski,  Arb.  aus  der  Kaiserl.  biol.  Anstalt,  VII.  Bd.,  1.  Heft,  1909, 
S.  144  ff. 


732  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

Wasser  von  55 '^  nach  22  Minuten,  Nach  Marchal  werden  Aspkliotus 
ostreacformis  und  D>as2)is  piricola  durch  Temperaturen  von  60 — 65  "  ab- 
getötet. Tctrmnjchus  telarins  kann  im  Winter  durch  Heifswasserbehand- 
kmg  unter  der  Baumrinde  abgetötet  werden,  während  Mehlmilben  erst 
bei  einer  Erhitzung  über  100"  absterben  \). 

Die  Anwendung  von  Kälte  zur  Abtötung  schädlicher  Insekten  ist 
erst  bei  der  Vertilgung  von  Speicherschädlingen,  der  im  gestapelten 
Tabak  lebenden  Zigarrenkäfer  {Lasioäerma  serricorne)  versucht  worden  - ). 
Die  Kornkäfer,  insbesondere  Sitophilus  oryzac,  scheinen  durch  häufiges 
Umschaufeln  der  Kornhaufen  im  Winter  wenigstens  in  der  Vermehrung 
gehemmt,  wenn  nicht  abgetötet  zu  werden. 

Fangapparate,  Fallen. 

Durch  Anwendung  selbsttätig  wirkender  Fangvorrichtungen  sucht 
man  sich  besonders  den  Fang  von  versteckt  lebenden  Schädlingen  zu 
erleichtern.  Dabei  macht  man  sich  die  verschiedenen  Triebrichtungen 
der  Schädlinge  zunutze. 

Dem  Streben  vieler  Tiere ,  sich  zu  gewissen  Zeiten  in  besonders 
geartete  Schlupfwinkel  zurückzuziehen,  kommt  man  durch  Darbietung 
geeigneter  künstlicher  Unterschlupfe  entgegen,  in  denen  man  die 
Schädlinge  leicht  vernichten  kann.  Schnecken ,  Asseln ,  Erdraupen 
fängt  man  unter  ausgelegten  hohlliegenden  Brettern ,  Ziegeln  oder 
grofsen  Blättern,  Ohrwürmer  in  ausgelegten  oder  an  den  zu  schützenden 
Pflanzen  aufgehängten  Eohrstengeln ,  zwischen  dem  Flechtwerk  alter 
Körbe  usw.  Obstbauminsekten,  die  sich  zur  Überwinterung  in  Verstecke 
zurückziehen,  wie  die  Obstmaden,  Apfelblütenstecher,  bietet  man  durch 
Umlegen  von  Heu-  oder  Strohseilen  oder  von  Gürteln  aus  Wellpappe 
(Madenfallen)^)  um  die  Stämme  geeignete  Unterschlupfe,  mit  denen  sie 
später  verbrannt  werden.  Fanggruben,  die  mit  Abfällen  von  Kokos- 
nüssen gefüllt  sind,  locken  die  Nashornkäfer  zur  Eiablage  an;  ebenso 
hat  man  empfohlen,  die  Maikäfer  an  besonders  hergerichteten  lockeren 
Erdplätzen  zur  Eiablage  zu  veranlassen. 

Der  Sperlingsplage  sucht  man  durch  Aufhängen  künstlicher  Nist- 
höhlen abzuhelfen,  aus  denen  später  die  ganze  Brut  entfernt  wird^). 

Den  Trieb  vieler  Schädlinge,  zu  ihrer  weiteren  Verbreitung  Wande- 
rungen anzutreten,  nützt  man  durch  die  Anlage  von  Fang  graben  aus. 
In  ihnen  fängt  man  Mäuse ,  Raupen ,  Rüsselkäfer.  Vielfach  werden 
auch  nur  einzelne  grofse  Fanglöcher  ausgehoben,  zu  denen  man  die 
wandernden  Tiere  durch  aufgestellte  Wegsperrungen  (Wellblech- 
wände usw.)  hinleitet  [Heuschreckenbekämpfung  in  Südamerika^),  Nord- 
afrika, Cypern,  Ungarn;  Maulwurfsgrillenfallen].  In  unterirdischen 
Gängen  wandernde  Tiere  werden  durch  besondere,  in  die  Erde  ein- 
gebrachte Fallenvorrichtungen  gefangen  (Maulwürfe,  Maulwurfsgrillen). 

Am  gebräuchlichsten  sind  die  auf  den  Nahrungstrieb  berechneten 
Fallen,  zu  denen  ein  Nahrungskö  der  die  Tiere  heranlockt.    Hierher 


')  MüLLEK,  W. ,    Die  kleinen  Feinde   an   den  Vorräten   des   Landwirts.     Neu- 
mann, Neudamm  1900. 

2)  PuuK,  S.,  Fachl.  Mitt.  d.  Österr.  Tabakregie  XI,  S.  105. 

3)  B.iKNER,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.  Bd.  5,  1906,  Heft  3,  S.  142—147,  und 
Flugbl.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.  No.  40. 

*)  Rurig,  Deutsche  Landw.  Presse  1912. 

5)  Gassner,  Süd-  u.  Mittelamerika,  1909,  S.  29  ff. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  733 

gehören  die  zahlreichen  Fallenkonstruktionen  für  Mäuse  und  andere 
Nagetiere.  Aber  auch  Insekten  sucht  man  mit  Hilfe  von  Nahrungs- 
ködern zu  fangen.  Die  einfachsten  derartigen  Insektenfallen  bestehen 
in  flaschen-  oder  büchsenförmigen  Gefäfsen*).  die  zur  Hälfte  mit 
süfsen,  schwach  alkoholischen,  möglichst  kleberigen  Flüssigkeiten  ge- 
füllt sind,  wie  mit  in  Wasser  verrührten  Fruchtgelees,  gesüfstem  Apfel- 
wein,  gesüfstem  und  verdünntem  Alkohol,  gezuckertem  Essigwasser, 
Honigwasser,  Bierresten  ^ ).  Fliegende  Insekten,  insbesondere  Wespen, 
Fliegen  und  Falter,  fangen  sich  in  derartigen  Köderfallen.  Besonders 
konstruierte  Fallen  („Kiosks")  mit  besonders  gemischten  Köderflüssig- 
keiten werden  zur  Bekämpfung  gewisser  Eulenfalter  (Prodenia  liUoralis, 
Agrotis  ypsiJon)  in  den  Handel  gebracht  -). 

Ätherische  Öle  werden  zum  Fange  von  Fruchtfliegen^)  angewendet. 
So  wird  in  Indien  das  Citronellöl,  in  Australien  Petroleum  verwendet. 

Auch  der  Nashornkäfer  {Oryctes  rhinoceros)*)  soll  sich  durch  der- 
artige Köder  anlocken  lassen.  Gefäfse  mit  weiter  Öffnung  werden 
zu  diesem  Zwecke  in  Indien  mit  einer  gärenden  Mischung  von  Senf- 
oder Eapskuchen  mit  Wasser  in  der  Nähe  der  Kokospalmen  auf- 
gestellt. 

Aaskäfer  (SiJpha  spec.)  sollen  durch  eingegrabene  Schüsseln  mit 
Fleischabtallen  angelockt  werden. 

Auch  Schnecken  lassen  sich  angeblich  mit  Ködern  anlocken ;  mit 
Küchenabfällen  angefüllte  und  in  den  Boden  eingesteckte  Drainröhren 
werden  ebenso  wie  eingegrabene ,  mit  Bier  gefüllte  Blumenuntersätze 
für  den  Schneckenfang  empfohlen. 

Zu  den  Vorkehrungen  des  Fanges  mit  Hilfe  von  Nahrungsködern 
ist  auch  die  Methode  der  Anwendung  von  Fangpflanzen  zu  zählen. 
Bei  ihr  sucht  man  durch  Auslegen,  Aussäen  oder  Anpflanzen  solcher 
Gewächse,  die  von  den  Schädlingen  besonders  bevorzugt  werden ,  die 
Schmarotzer  anzulocken,  anzusammeln  und  mit  oder  an  den  Pflanzen 
zu  vernichten. 

Drahtwürmer  werden  auf  Gartenbeeten  an  ausgelegten  Kartoffel- 
stücken oder  ausgepflanzten  Salatstauden  gefangen.  Auf  Affenbrot- 
früchten,  die  in  den  Baumwollplantagen  ausgelegt  werden,  sammeln 
sich  die  Eotwanzen  an,  so  dafs  sie  leicht  abgelesen  und  vernichtet 
werden  können-''). 

Heliothis  aruriger  Hübn.  wird  durch  die  Aussaat  von  Mais  zwischen 
den  Baumwollkulturen  zur  Eiablage    an  den  Maisstengeln  veranlafst*^). 

Die  Getreideblumenfliege  {Hißeniyia  coarctata)  verlockt  man  im 
Herbst  zur  Eiablage  an  Fangstreifen  von  Wintersaat,  die  man  einige 
Zeit  vor  der  eigentlichen  Aussaat  aussät  und  später  unterpflügt. 

Zur  Bekämpfung  der  Eübennematoden  (Hdcrodera  schachti)  finden 
Fangpflanzensaaten  von  Sommerrübsen  oder  noch  besser  von  Pflanzen 
derselben  Art  statt,  die  auf  den  verseuchten  Äckern  zuletzt  unter  den 


1)  Reh,  Prakt.  Ratgeber  im  Obst-  u.  Gartenbau  1909,  No.  20,  S.  188. 

2)  Zervcdacchi,  G.  S.  ,  Note  sur  le  ver  du  cotonnier  et  sur  le  moyen  de  le  de- 
truire,  Alexandrie  1910.  —  Woodhouse  and  Fi.etcher,  Agric.  Journ.  of  fndia  Vol.  VU 
Part.  IV,  Okt.  1912,  S.  342. 

3)  Zacher,  Tropenpflanzer  1912,  No.  5,  S.  236. 

*)  Ghosh,  C.  C,  Memoirs  of  the  Dept.  of  Agric.  in  India,  Dez.  1911,  Entom.  Ser. 
Vol.  n,  No.  20,  S.  194. 

•5)  VossELER,  Pflanzer,  1905,  S.  216. 

6)  Howard,  U.  S.  D.  Office  of  Experiment  Stations  Bull.  33,  1896,  S.  317  ff.; 
The  Agricultural  News,  Vol.  X,  No.  240,  S.  215,  Barbados  1911. 


734  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

Alchen  gelitten  hat.  Nach  Einwanderung  der  Nematoden  werden  die 
Pflanzen  vernichtet  ^).  Ebenso  wird  gegen  TylcncJms  dipsaci  ver- 
fahren, für  dessen  Bekämpfung  Fangpflanzensaaten  von  Buchweizen, 
vor  allem  aber  von  Roggen  und  Klee  empfohlen  werden.  Gegen 
Hcteroäera  radic/cola  empfiehlt  Fkank^)  Klee  und  Salat  als  Fang- 
pflanzen. 

Der  den  meisten  Insekten  eigene  Trieb,  Lichtquellen  zuzustreben, 
wurde  bei  der  Konstruktion  der  Fangla  ternen  oder  Lichtfallen  aus- 
genützt. Diese  hat  man  in  den  verschiedensten  einfachsten  bis  kom- 
pliziertesten Bauarten  ausgeführt;  der  mit  ihnen  erzielte  Erfolg  ist 
jedoch  bisher  bei  der  einfachen,  innen  geteerten  und  mit  einem  Rüböl- 
lämpchen  erleuchteten  Tonne  ebenso  wenig  zufriedenstellend  gewesen, 
wie  bei  den  turmhoch  aufgestellten  Riesenscheinwerfern,  deren  grelle 
Lichtkegel  von  elektrischen  Flammenbögen  hervorgebracht  und  von 
starken  Luftsaugern  beherrscht  wurden ,  die  alle  in  den  Lichtbereich 
taumelnden  Insekten  in  ihren  AVind  rissen  und  glühenden  Drahtrosten 
zuführten -^^  ^- ^).  Solche  Lichtfallen  werden  namentlich  gegen  Nacht- 
schmetterlinge, Traubenwickler^),  Nonnen ^•^'■'^)  und  andere  Spinner- 
falter, Eulenfalter ^) ,  aber  auch  gegen  Schnaken^)  zur  Anwendung  ge- 
bracht. Durch  Zusatz  fluoreszierender  Stoffe  zu  Insektenleim  sucht  man 
gleichfalls  fliegende  Insekten  an  Leimringe  und  besonders  konstruierte 
Klebeglocken  ^)  anzulocken.  Der  Erfolg  ist  noch  geringer  als  bei  der 
Anwendung  von  Fanglampen. 

2.  Chemische  Mittel. 

Von  der  Anwendung  chemischer  Bekämpfungsmittel  verspricht  man 
sich  im  Gegensatz  zur  Benutzung  physikalischer  Abwehr-  und  Fang- 
methoden rascheren  und  sichereren  Erfolg  und  Ersparnis  an  Zeit  und 
Arbeitskräften.  An  Versuchen,  die  Gifte  der  Schädlingsvertilgung 
nutzbar  zu  machen,  hat  es  daher  nie  gefehlt.  Brauchbare  Erfolge 
mufsten  jedoch  hierbei  ausbleiben,  solange  ohne  Kenntnis  der  Eigenart 
und  Lebensweise  der  zu  vertilgenden  Schädlinge  und  ohne  Erkenntnis 
der  Beschaffenheit  der  Gifte  und  ihrer  Wirkung  auf  die  einzelnen  Ent- 
wicklungsstände der  einzelnen  Schädlingsarten  willkürlich  herum- 
probiert wurde.  Das  drängende  Verlangen  der  Praxis  nach  sofort  an- 
wendbaren Mitteln,  das  weder  Zeit  noch  Gelegenheit  bot,  die  Zu- 
verlässigkeit der  nach  wissenschaftlicher  Erkenntnis  in  Frage  kommen- 
den Mittel  zu  erproben,  führte  zu  einem  Pfuschertum,  das  noch  jetzt 
aufser  die  Sache  selbst  auch  den  Ruf  der  wissenschaftlichen  Phyto- 
pathologie schädigt.  Die  Industrie ,  die  ihre  Abfallprodukte  zu  ver- 
werten sucht,    bringt   noch  heute   täglich  neue   fertige  Pflanzenschutz- 


')  Flugbl.  No.  11  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.  —  Marcinowski,  Arb.  a.  d.  Kaiser!, 
biol.  Anst.,  VII.  Bd.,  1.  Heft  1909. 

2)  Frank,  Landw.  Jahrb.  XIV,  1885,  S.  149—176. 

=')  Deutscher  Reichsanzeiger  No.  109,  6.  Mai  1907. 

*)  Amtl.  Ber.  über  die  48.  Gesanatsitzung  des  sächs.  Landeskulturrats  14/15, 
16.  Okt,  1908. 

^)  Friedrich,  Zentralbl.  f.  d.  gesamte  Forstwesen,  .88.  Jahrg.  1904,  S.  4999. 

6)  Dewitz,  Landw.  Jahrb.  36,  1907,  S.  964. 

'')  Rurig,  Deutsche  landw.  Prosse,  24.  Jahrg.,  S.  458.  —  Howard,  U.  S.  D.  Office 
of  Exp.  Stat.,  Bull.  38,  1896,  S.  817. 

")  Kaiserl,  Patentamt,  Patentschrift  No.  190308,  Klasse  45  k,  Gruppe  1. 

9)  Patentschrift  No.  254871,  Klasse  45k,  Gruppe  2,  18.  Dez.  1912. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  735 

mittel  auf  den  Markt,  für  die  nur  noch  die  Schädlinge  gesucht  zu  werden 
brauchen,  die  sich  damit  vertilgen  lassen. 

Leider  herrscht  gerade  in  den  dabei  am  meisten  interessierten 
Kreisen  der  Praktiker  noch  vielfach  die  abergläubische  Neigung,  der- 
artigen Geheimpräparaten  oder  den  meist  völlig  aus  der  Luft  ge- 
grifienen,  angeblich  bewährten  alten  „Hausmitteln"  einer  gewissen 
populären  Literatur  mehr  Vertrauen  zu  schenken  als  den  nüchternen 
Vorschriften  auf  wissenschaftlicher  Grundlage.  Diese  Umstände  haben 
auch  auf  die  Fachliteratur  einen  unheilvollen  Einflufs  ausgeübt  und 
sie  mit  einem  Wust  von  Veröffentlichungen  überschwemmt,  deren 
Quelle,  wenn  nicht  in  Geschäftsreklame,  so  in  dem  Irrtum  von  Ver- 
suchsanstellern zu  suchen  ist,  denen  die  für  die  Ausführung  und 
Beurteilung  solcher  Versuche  nötige  Vorbildung  fehlt.  Zu  der  Ver- 
wirrung tragen  namentlich  die  Publikationen  solcher  Schädlings- 
forscher nicht  wenig  bei,  die  ihre  Untersuchungen  auf  die  Morpho- 
logie und  die  systematische  Stellung  der  schädlichen  Tierarten  be- 
schränken und  die  zur  Abhilfe  der  Schädigungen  zu  empfehlenden 
Mafsnahmen  nur  der  theoretisch  sehr  schwer  zu  beurteilenden  Literatur 
entnehmen. 

Das  grofse  Verdienst,  den  ersten  gangbaren  Weg  durch  das  Laby- 
rinth der  Literatur  über  chemische  Schädlingsmittel  gebahnt  zu  haben, 
gebührt  Hollrung  M,  dem  neuerdings  Bourcart^)  mit  einer  neueren  um- 
fangreicheren Veröffenthchung  gefolgt  ist.  Aber  auch  dieser  Bücher  ver- 
mag sich  mit  Nutzen  nur  der  Sachverständige  zu  bedienen,  der  auf  Grund 
seiner  Kenntnis  der  Schädlinge,  ihrer  Lebensweise,  der  Wirtspflanzen 
und  deren  Eigenart  sowie  der  Bekämpfungsmittel  und  ihrer  AVirkungs- 
weise  auf  Tiere  und  Pflanzen  die  dort  gebotenen  Hinweise  aus  der 
Literatur  kritisch  zu  würdigen  versteht.  Systematische  Forschung,  bei 
der  die  Physiologie  die  Wirkung  der  Gifte  auf  die  Schädlinge  und  die 
Nutzpflanzen  prüft,  die  Zoologie  den  für  die  Bekämpfungsmaisnahmen 
günstigsten  Zeitpunkt  der  Schädlingsentwicklung ,  die  Botanik  die  für 
die  Pflanze  beste  Zeit  auswählt,  die  Chemie  die  beste  Art  der  Her- 
stellung der  Mittel  und  die  Landwirtschaft  die  vorteilhafteste  Methode 
ihrer  Anwendung  feststellt,  kann  hier  allein  Wandel  schaffen^). 

Die  bisher  zur  Schädlings  Vertilgung  verwendeten  Mittel  kann  man  je 
nach  der  Art  ihrer  Wirkungsweise  als  Hautgifte,  Atmungsgifte  und 
Magengifte  unterscheiden.  Zwischen  den  beiden  erstgenannten  Gruppen 
läfst  sich  diese  Trennung  allerdings  nicht  immer  ganz  streng  durch- 
führen, da  manche  die  Haut  angreifende  Stoffe,  wie  Seifenlösungen  usw., 
bei  den  Insekten  auch  die  Atemöffnungen  verstopfen  und  so  auf  die 
Atmungsorgane  einwirken  können,  während  andererseits  manche  Atem- 
gifte, wie  Nikotindampf,  aufser  einer  Schädigung  durch  die  Atmungs- 
organe auch  eine  Ätzung  der  Körperhaut  herbeizuführen  vermögen. 

Je  nach  der  Körperbeschaffenheit  und  der  Lebensweise  werden  nicht 
nur  die  Bekämpfungsmittel  aus  diesen  drei  Gruppen,  sondern  auch  die 
besten   Formen    ihrer  Anwendung    ausgewählt.     Die   Gifte    können    in 


1)  HoLLRUNG,  Handbuch  der  chemischen  Mittel,  Berlin  1898. 

2)  BouRCART,  Les  Maladies  des  Plantes,  leur  traitement  raisonne  et  efficace  en 
agriculture  et  horticulture,  Paris,  Doin,  1910.  , 

^)  Populäre  Zusammenstellungen  der  wichtigeren  Pflanzenschutzmittel:  C.  An- 
DRESEN,  Die  Vertilgung  schädlicher  liere  und  Pflanzen,  Trowitzsch  &  Sohn,  Berlin. 
—  Flugbl.  No.  46  der  kaiserl.  Biol.  Anst.  —  Texas  Department  of  Agric. ,  Bull.  9, 
new  series  1911.  —  S.  auch  Lodeman,  The  Spraying  of  Plauts,  New  York  1902. 


736  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

festem,  riüssigem  und  gasförmigem  Zustande  verwendet  werden.  Sollen 
sie  als  Hautgifte  wirken .  so  werden  sie  nur  selten  als  feste  Körper, 
und  zwar  in  Pulverform  (als  Streumittel,  z.  B.  Atzkalk  gegen  Schnecken, 
Blattwespenlarven),  niemals  als  Gase,  sondern  meist  als  Flüssigkeiten 
angewendet.  Die  Flüssigkeiten  können  an  die  Schädlinge  und  die  von 
ihnen  bewohnten  Pflanzen  als  Anstrich  mit  Hilfe  eines  Pinsels  oder 
Schwammes,  als  Bad ,  in  dem  die  befallenen  Pflanzen  oder  Pflanzen- 
teile einige  Zeit  belassen  werden,  als  Gufs  mit  Hilfe  einer  Kanne  oder 
als  Spritzmittel  mit  Hilfe  einer  Spritze  gebracht  werden. 

Zum  Anstrich  bedient  man  sich  gewöhlicher  Maler-  oder  Maurer- 
pinsel, die  je  nach  der  gewünschten  Wirkung  mit  starren  oder  weichen, 
langen  oder  kurzen  Borsten  gewählt  w^erden;  für  manche  Zwecke  sind 
auch  Schwämme  recht  geeignet.  Das  Bad  kommt  meist  nur  bei 
kleineren,  wertvolleren  Gewächshauspflanzen  oder  bei  einzelnen  Teilen 
gröi'serer  Gewächse  in  Anwendung;  es  kann  in  jedem  geeigneten  Ge- 
fäfs  vollzogen  werden.  Zum  Gleisen  der  Mittel  verwendet  man  ge- 
wöhnliche Giefskannen  mit  oder  ohne  Brause  und  in  bestimmten  Fällen 
besonders  gebaute  Vorrichtungen  [z.  B.  bei  der  Petroleumbehandlung 
der  Eierschwämme  des  Schwammspinners  ^ ),  bei  der  Nikotinbehandlung 
der  Traubenwickler  mit  Hilfe  eines  Maschinenölers].  Für  die  Spritzungen 
bedient  man  sich  gewöhnlicher  Gartenspritzen  mit  starkem,  schwachem, 
einfachem,  geteiltem  Strahl  oder  besonderer  Pflanzenspritzen  mit  nebel- 
artiger Verteilung  des  Spritzmittels.  Solchen  Nebelspritzen  ist  in  den 
meisten  Fällen  der  Vorzug  zu  geben,  da  sie  bei  sparsamem  Verbrauch 
der  Spritzflüssigkeiten  eine  ausreichend  gleichmäfsige  Benetzung  der 
Tiere  und  Pflanzen  ermöglichen.  Die  staubartige  Versprühung  bringt  die 
Mittel  selbst  an  sehr  glatten  und  fettigen  Körpern  zum  haften.  Ge- 
eignete Pflanzenspritzen  sehr  verschiedenartiger  Konstruktionen  werden 
von  zahlreichen  leistungsfähigen  Fabriken  in  den  Handel  gebracht.  Je 
nach  den  besonderen  Zwecken  ihrer  Verwendung  sind  sie  tragbar  oder 
fahrbar,  zum  Bespritzen  hoher  oder  niedriger,  einzelner  oder  mehrerer 
Pflanzen  gleichzeitig  eingerichtet. 

In  fester  Form  werden  die  Mittel  als  Hautgifte  und  als  Atmungs- 
gifte auf  die  Tiere  aufgestäubt.  Als  Magengifte  kpmmen  sie  gleichfalls 
meist  durch  Aufstäubung  auf  die  zu  schützenden  Pflanzenteile  in  An- 
wendung, zum  Teil  werden  sie  aber  auch  in  Substanz  mit  Ködern  aus- 
gelegt (z.  B.  Giftbrocken  gegen  Nagetiere ,  Vögel ,  Erdinsekten).  Das 
Verstäuben  der  Pulver  geschieht  entweder  durch  Aussäen  mit  der 
Hand  oder  durch  Verteilung  mit  landwirtschaftlichen  Maschinen ,  wie 
Kleestreuern,  oder  durch  Verblasen  mit  Blasebälgen  oder  besonderen 
Pulverbläsern,  die  aus  mit  Pulverbehältern  verbundenen  Blasebälgen 
bestehen.  Im  Kleinbetriebe  genügen  oft  auch  gewöhnliche  Gummi- 
bälle mit  Ausblaserohr  oder  pinselartige  Zerstäubervorrichtungen. 
Mit  Siebdeckeln  verschlossene  Blechschachteln  genügen  auch  in  vielen 
Fällen. 

Die  gasförmigen  Mittel  werden  als  Atmungsgifte ,  und  zwar  meist 
nur  in  geschlossenen  Räumen  oder  im  Erdboden  angewendet.  Sie 
werden  entweder  in  den  zu  durchräuchernden  Räumen  selbst  entwickelt 
oder  von  aufsen  her  eingeleitet.  Besondere  Apparate ,  die  die  Gase 
oder  die  zu  ihrer  Erzeugung  dienenden  Flüssigkeiten  in  die  Erdgänge 


')  Flugbl.  No.  6  der  Kaiserl.  biol.  Anst. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  737 

•oder  in  den  Erdboden  unter  Druck  einpressen,  ebenso  wie  Vorrich- 
tungen zur  Erleichterung  der  Dosierung  kommen  dabei  vielfach  zur 
Anwendung. 

Haut  gifte  in  fester  Form. 

Tabak pulver,  insbesondere  der  Staub  aus  Tabakfabriken,  wird 
zur  Bekämpfung  von  Blattläusen  und  Wurzelläusen,  z.  B.  auch  der 
Blutläuse  ^)  am  Wurzelhals,  mit  Erfolg  angewendet. 

Schwefelpulver,  die  sogen.  Schwefelblüte,  hat  sich  als  Staub- 
mittel  gegen  die  Larven  der  Kirschblattwespe  -)  {Eriocampa  adumbrnta), 
gegen  Milbenspinnen  (Tetramjchus  bioculatus)^)  und  Gallmilben*)  {Erio- 
phycs  vitis,  E.  malinus,  E.  piri,  FhyUocoptes  sMechtenäali)  bewährt.  Gegen 
Haltica  ampelophaga  wird  gleichfalls  Schwefelung  empfohlen. 

Atzkalk,  der  frisch  gelöscht  und  zu  Pulver  zerfallen  ist,  eignet  sich 
vorzüglich  zur  Abtötung  von  Nacktschnecken ,  wenn  er  in  Zwischen- 
räumen von  30  Minuten  zweimal  auf  die  Felder  gestreut  wird.  Die 
Afterraupen  der  Kirschblattwespe  und  die  Larven  des  Spargelhähnchens 
sind  gleichfalls  durch  Aufstäuben  von  Atzkalkpulver  abzutöten.  Die 
Rüben-Nematoden  werden  durch  inniges  Vermischen  der  sie  enthaltenden 
Erde  mit  Ätzkalk  (1   Teil  Kalk  :  6  Teilen  Erde)  vernichtet -5). 

Gemische  von  Atzkalk  mit  Tabakpulver  wurden  gegen  Stachelbeer- 
blattwespenlarven **)  und  gegen  Erdflöhe^)  erfolgreich  angewendet. 
Gegen  Haltica  anipclopltaga  soll  Tabakpulver  mit  Schwefelblüte  oder 
Schwefelblüte  mit  Atzkalk  gemischt  wirksam  sein**). 

Hautgifte  in  flüssiger  Form. 

Die  Grundlage  fast  aller  zu  Güssen,  Anstrichen,  Bädern  oder 
Spritzungen  angewandten  Hautgifte  bildet  das  Wasser  als  Lösungs- 
oder Verdünnungsmittel. 

Es  stellt  jedoch  auch  an  sich, ,  ohne  jederlei  Beimengung,  ein  wich- 
tiges Bekämpfungsmittel  vor.  Am  nächsten  liegend  war  von  jeher  seine 
Verwendung  im  Kampfe  gegen  Bodeninsekten. 

Zur  Behandlung  kleinerer  Feldstücke,  namentlich  von  Saatbeeten, 
Topferde  wird  vielfach  heifses  Wasser  verwendet.  [Hcterodera  radici- 
■cola-^),  Enchytraeiden,  Dipterenlarven,  Käferlarven,  Erdraupen,  Ameisen.] 

Auch  die  oberirdischen  Pflanzenteile  werden  zur  Befreiung  von 
Schädlingen  mit  kaltem  oder  warmem  Wasser  behandelt,  und  zwar 
darin  gebadet  oder  damit  bespritzt.  Gegen  Aphehnchus  olesistus  Ritz. 
Bos  in  den  Blättern  der  Farne,  Begonien,  Gloxinien  werden  Bäder  von 
5  Minuten  Dauer  in  Wasser  von  50  ^  C   empfohlen  ^^).     Die  Nematoden 


^)  Flugbl.  No.  88  und  46  der  Kaiserl.  biol.  Anst. 

2)  GoKTHE,  Ber.  d.  Kgl.  Lehranstalt  f.  Obst-  u.  Weinbau  Geisenheim  1898,  S.  32. 

^)  Playfair,  Indian  Museum  Notes  3,  46  (nach  Hoi.lkuxg). 

*)  BouRCART,  Les  Maladies  des  Plantes  Paris,  S.  74. 

^)  Kühn,  Ber.  aus  dem  phvsiol.  Lab.  u.  der  Versuchsanst.  des  landwirtsch.  In- 
stituts der  Universität  Halle,  1881,  Heft  3,  S.  99. 

«)  FiROR,  Insect  Life  1,  17. 

')  Ormerod,  Report  of  Observations  of  injurious  Insects  1898,  95.  —  Whitehead, 
Journal  of  the  Royal  Agricultural  Society  oif  England,  3.  Ser.,  Bd.  2,  T.  2,  S.  231 . 

«)  BoURCART,   1."  c.   S.   78. 

^)  Breda  de  Haan  ,  S'  Lands  Plantentuin ,  Bull,  de  l'Inst,  bot.  de  Buitenzorg, 
Jio.  IV,  S.  1-10. 

10)  Makcinowski,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  VII.  Bd.,  1909,  S.  145. 

Sorauer,  Handbuch.     3.  AuH.     Drit  t  e  r  Band.  47 


738  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

werden  bei  dieser  Beliandlmig  durcli  die  Wärme  abgetötet,  während 
die  Pflanzen  nur  geringe  Beschädigungen  erleiden.  Aus  vereinzelten, 
kostbaren  Pflanzen  können  durch  Bäder  in  Wasser  von  18 — 20^  C  die 
Blatt-Nematoden  ausgetrieben  werden,  wenn  die  Bäder  auf  die  Zeit 
von  täglich  einer  Stunde  ausgedehnt  und  während  einer  ganzen  Woche 
täglich  wiederholt  werden  i).  —  Für  die  Desinfektion  amerikanischer 
Schnittreben  gegen  Rebläuse  werden  gleichfalls  warme  Bäder  empfohlen. 
Die  Reben  werden  in  einem  besonderen  Apparat  erst  5  Minuten  lang 
mit  Wasser  von  35—40*'  C  und  dann  5  Minuten  mit  Wasser  von  56^' 
behandelt.  Durch  das  Verfahren,  das  im  Frühjahr  vorgenommen  werden 
soll,  werden  angeblich  die  Rebläuse  sicher  getötet,  ohne  dafs  die  Pflanzen 
nennenswerte  Schädigungen  erleiden^). 

Zur  Befreiung  geernteter  Früchte  und  Samen  von  Schmarotzern 
finden  Wasserbäder  gleichfalls  Anwendung.  Die  Kirschmaden  {Spüo- 
gra/pha  cerasi)  verlassen  die  von  ihnen  bewohnten  Früchte,  wenn  man 
diese  1—2  Stunden  in  Wasser  legt.  Zur  Abtötung  von  ürnchus  pisi 
in  Erbsen  wird  empfohlen,  diese  mit  heiisem  Wasser  zu  überschütten, 
in  das  dann  kaltes  Wasser  nachgegossen  wird.  Die  Erbsen  sollen 
24  Stunden  in  dem  Wasser  verbleiben^). 

Als  Spritzmittel  wirkt  kaltes  Wasser  bei  möglichst  täglicher  An- 
wendung auf  die  Vermehrung  der  Spinnmilben  (Tetranychus  S}iec.)  am 
Laub  der  Bäume  und  der  Bryohia  rihis  an  Stachelbeeren  hemmend  ein. 
Bewährt  hat  sich  vielfach  das  abendliche  Abspritzen  mit  kaltem  Wasser 
bei  Zimmer-  und  Gartenpflanzen,  die  von  Blattläusen  heimgesucht 
worden  sind  (Soraueh). 

Heifses  Wasser  wird  gleichfalls  gegen  verschiedene  Schädlings- 
arten als  Spritzmittel  empfohlen.  Kohkaupen  (Pieris  rapae)  sollen 
durch  Wasser  von  55  "^  C  abgetötet  werden  '*),  und  Wasser  von  65,5  **  C 
soll  die  Kohlwanze  Murgautia  histrionica  Hahn  vertilgen^),  ohne  den 
Pflanzen  schwerere  Schädigungen  zuzufügen. 

In  Frankreich  wird  heifses  Wasser  gegen  die  unter  der  Borke  der 
Rebe  überwinterten  Räupchen  der  Springwurmmotte  {Tortrix  pühriana) 
angewendet.  Die  Reben  werden  im  Frühjahr  (März)  entweder  mit  Hilfe 
von  Blechkannen  mit  dem  heifsen  Wasser  begossen  oder  aus  heizbaren 
Spritzen  bespritzt*^). 

Aufser  der  Verdünnung  mit  AVasser  erhalten  viele  flüssige  Be- 
kämpfungsmittel Zusätze  von  gewissen  Chemikalien,  die  an  sich  keine 
oder  nur  geringe  Giftwirkung  haben  und  nur  durch  Erhöhung  der- 
Haftfähigkeit  der  Flüssigkeiten  an  den  zu  bespritzenden  Tieren  oder- 
Pflanzen  die  Wirkung  der  eigentlichen  giftigen  Bestandteile  fördern  sollen. 

Solche  Stoffe  sind :  Zucker,  Dextrin,  Wasserglas,  Soda,  Aluminium- 
acetat,  tierischer  Leim,  verdünnte  Seifenlösungen.  Nach  Vermorel  und 
Daubouy  ist  die  Vorbedingung  für  die  Benetzung  eines  Körpers  durch 
eine  Flüssigkeit,  dafs  die  Kohäsion  der  Moleküle  der  Flüssigkeit  kleiner 
ist,  als  das  Doppelte  ihrer  Adhäsionskraft  für  den  festen  Körper^). 


»)  ScHWARTz,  M.,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst..  Bd.  VIII,  Heft  2,  1911. 
2)  Bolle,    Die    Desinfektion    von    amerikanischen    Schnittreben.     Mitteil.   des. 
Deutschen  Weinbau- Vereins  7.  Jahrg.  1912,  S.  170.  —  S.  auch  Boukcart  S.  52. 

^)  Flktchei!,  Evidence  on  Agriculture  Colonization  1892,  S.  11  (nach  Hollrung).. 

")  RiLEY,  ü.  S.  Dept.  Div.  Ent.  Bull.  14,  1887,  S.  11. 

B)  MuRTFELDT,  U.  S.  Dept.  Div.  Ent.  Bull.  26,  S.  88. 

6)  Dewitz,  Landwirtschaftl.  Jahrb.  86,  1907,  S.  989. 

■J)  Vermorel  et  Dauüouy,  Cr.  Ac.  Sciences  Paris,  Bd.  151,  1910,  S.  1144—1146. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  739 

Unter  den  für  Anwendung  in  flüssiger  Form  bestimmten  Haut- 
giften nehmen  die  Tierfette  und  Tier  öle  eine  bevorzugte  Stelle  ein. 
Ihre  "Wirkung  beruht  auf  einer  die  Tiere  schädigenden  Veränderung 
der  äuiseren  Körperhaut  der  Schädlinge,  zu  der  meist  ein  mechanischer 
Verschlufs  der  Atemöffiiungen  hinzukommt,  weshalb  sie  in  gewisser 
Beziehung  auch  zu  den  Atmungsgiften  zu  zählen  wären.  Meist  werden 
die  Fette  und  Öle  erst  durch  Vermengung  mit  anderen  Stoffen  völlig 
gebrauchsfertig  gemacht.  Ihre  Anwendung  erfolgt  dann  als  Streich- 
oder Schmiermittel  oder  in  spritzfähigen  Verdünnungen  als  Spritz- 
mittel. 

Zur  Verwendung  kommen  Fischöl  (durch  Ausschmelzen  des  Herings 
Chpeus  menhaddcn  erhalten),  Wallfischtran,  Schweinespeck,  Pferdefett. 

Während  das  letztere  in  Fuhrmanns  Fettmischung  mit  Schmier- 
tran ^)  und  vergälltem  Weingeist  vermischt  zum  Bestreichen  der  Blutlaus- 
kolonien Verwendung  findet,  werden  die  übrigen  Tierfette  meist  nur 
als  Seifen  in  wässeriger  Lösung  oder  in  Emulsionen  mit  Seifenlösungen 
angewendet  -). 

Ähnliche  Dienste  leisten  Pflanzenfette.  Rüböl,  Leinöl,  Baumöl, 
Palmöl  werden  entweder  rein  als  Streichmittel,  verseift  oder  mit 
Seifenlösungen  emulgiert  als  Spritzmittel  zur  Bekämpfung  von  Pflanzen- 
läusen, Käferlarven,  Ameisen  benutzt.  Gegen  ähnliche  Schädlinge 
werden  auch  verschiedene  Harzseifen,  oft  auch  in  Kombination  mit 
Ölseifen  angewendet. 

An  Stelle  der  nach  zahlreichen  Vorschriften  für  Pflanzenschutz- 
zwecke besonders  hergestellten  Öl-,  Fett-  und  Harzseifen  kann  man 
sich  auch  der  meisten  fertig  käuflichen  Waschseifen  allein  oder  mit  Zu- 
satz anderer  Insektengifte  als  Bekämpfungsmittel  bedienen.  Schwache 
Seifenlösungen  von  0,5 — 1  "/o  Seifengehalt  werden  von  den  meisten 
Pflanzenarten  gut  vertragen  und  wirken  auf  viele  Schädlinge  mit 
weicher  Körperhaut,  namentlich  auf  gewisse  Pflanzenlausarten,  tötlich. 
Vielen  Pflanzen  kann  man  noch  stärkere  Seifenlösungen  als  Spritz- 
mittel bieten.  In  den  meisten  Fällen  wird  man  jedoch  den  Seifen- 
gehalt der  Lösungen  nicht  über  2  ^/o  erhöhen,  wenn  man  die  Spritzungen 
auf  alle  grünen  Pflanzenteile  während  der  Vegetationsperiode  ausdehnt. 
Stammteile  kann  man  zur  Abtötung  von  Insekteneiern,  überwinternden 
Milben  usw.  ohne  Schaden  für  die  Pflanzen  mit  10  °/oigen  Seifenlösungen 
waschen  und  abbürsten. 

Eine  Steigerung  der  Wirkung  versuchte  man  vielfach  durch  Zu- 
satz von  Holzteer  zu  den  Seifenlösungen  zu  erzielen. 

Als  eines  der  wirksamsten  aus  dem  Pflanzenreiche  stammenden 
Berührungsgifte  ist  sicherlich  das  Nikotin  anzusehen,  das  in  Gestalt 
der  Tabakslaugen  zur  Anwendung  kommt.  Die  Herstellung  der  Laugen 
kann  man  unter  Benutzung  von  minderwertigen  Tabaken  und  Abfällen 
der  Tabakindustrie  auf  kaltem  und  warmem  Wege  mit  Wasser  selbst 
vornehmen.  Man  überläfst  sie  aber  besser  den  Laugenfabriken,  da  die 
Wirkung  der  Laugen  auf  die  Schädlinge  lediglich  von  ihrem  Gehalt 
an  Nikotinsalzen  oder  reinem  Nikotin  abhängt,  und  der  Laie  bei  der 
ihm  allein   möglichen  primitiven  Art    der  Herstellung   der  Laugen   ein 


')  BöRNER,  Flugbl.  33  d.  Kaiserl.  biol.  Anstalt. 

2)  HoLLRrx(;,  Handb.  der  ehem.  Mittel,  Berlin  1898.  —  Bourcart,  Les  Maladies 
des  Plantes,  Paris  1910.  —  Moulton,  ü.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  80,  Part  IV. 
—  Jones,  P.  E.,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  80,  Part  VIII  1910. 

47* 


740  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

gleiclimälsiges  Präparat  von  bestimmter  Beschaffenheit  nie  erzielen 
kann^). 

Die  Giftwirknng  der  Tabaklaugen  auf  die  Insekten  scheint  nicht 
beeinträchtigt  zu  werden ,  wenn  das  Nikotin  in  diesen  nicht  rein, 
sondern  an  Säuren  gebunden  in  der  Form  von  Salzen  vorhanden  ist. 
Jedenfalls  genügen  Spritzmittel  von  0,1  %  Nikotingehalt  für  die  Ab- 
tötung  der  meisten  Pflanzenläuse  und  nackter,  weichhäutiger  anderer 
Insekten  schon  völlig-).  Zur  Unterstützung  dieser  Giftwirkung  ist 
die  Erleichterung  des  Festhaftens  der  Spritzflüssigkeit  an  den  Tier- 
körpern von  grofser  AVichtigkeit.  Deshalb  kommt  die  Tabaklauge  allein 
in  wässeriger  Verdünnung  nur  bei  den  leichter  benetzbaren  Tierarten 
zur  Verwendung.  Schwerer  benetzbare  Tiere  werden  besser  mit  Kom- 
binationen von  Tabaklaugenlösungen  mit  Fett- ,  Öl-  und  Harzseifen 
behandelt '^j. 

Ein  den  Tabaklaugen  in  der  Giftwirkung  ähnlicher,  gleichfalls  dem 
Pflanzenreiche  entstammender  Stoff  ist  der  Extrakt  des  Quassiah olzes. 
Er  enthält  das  als  Hautgift  wirkende  Quassin  und  wird  wie  die  Tabak- 
lauge in  wässeriger  Lösung  allein  oder  in  Verbindung  mit  Seifen  ver- 
wendet. Dem  Nikotin  scheint  das  Quassin  an  Giftigkeit  etwas  nach- 
zustehen. Der  Vorzug  gröfserer  Billigkeit  läfst  jedoch  in  vielen  Fällen 
die  Anwendung  des  wässerigen  Quassiaauszuges  vorteilhafter  als  die 
Verwendung  von  Tabaklaugen  erscheinen.  Er  leistet  bei  Bekämpfung 
vieler  Pflanzenläuse,  aber  auch  mancher  nackter  Raupen  und  After- 
raupen gute  Dienste. 

Ähnliche  Verwendung  finden  auch  Auszüge  des  dalmatinischen 
Insektenpulvers,  von  denen  das  DuFOURsche  Mittel  am  besten  bekannt 
geworden  ist.  Es  wird  aus  anderthalb  Teilen  dalmatinischem  Insekten- 
pulver, drei  Teilen  Schmierseife  und  hundert  Teilen  Wasser  hergestellt 
und  soll  besonders  gegen  kleine  Raupen  (namentlich  gegen  die 
Traubenwickler)  verwendet  werden.  Blattläuse  und  Blattwespenlarven 
werden  durch  das  Mittel  getötet.  Auch  mit  Alkohol  oder  mit  Alkohol 
und  Ammoniak  hergestellte  Insektenpulverextrakte  werden  vielfach  als 
Berührungsgifte  gegen  schädliche  Insekten  versucht. 

Andere  Pflanzenstoffe :  Wallnufs- ,  Tomaten- ,  Rofskastanien-, 
Myrthen-,  Lorbeer-,  Rainfarnblätter,  Aloepech,  Sabadillsamen,  Wurm- 
farnwurzeln wurden  des  öfteren  zur  Herstellung  von  Extrakten  für  die 
Anwendung  als  Berührungsgifte  benutzt.  Die  damit  erzielten  Erfolge 
sind  aber  nach  den  vorliegenden  Nachrichten  kaum  mit  den!  guten 
Wirkungen  des  Nikotins  und  des  Quassins  zu  vergleichen. 

Unter  den  Stoffen  mineralischer  Herkunft  ist  der  Atzkalk  wohl 
das  populärste  der  gegen  schädliche  Insekten  angewandten  Berührungs- 
gifte. Den  während  der  Vegetationsruhe  angewandten  Anstrichen  der 
Bäume  wird  vielfach  abtötende  Wirkung  auf  Insekteneier,  Puppen  und 
Larven  zugeschrieben. 

Auch  als  Spritzmittel    findet   die  Kalkmilch   häufig  Verwendung*). 

Einwandfrei   nachgewiesen   ist   ihre  Wirkung  auf  die  Larven   und 


1)  MoKEAU,  L.,    et  ViNET,   E. ,  Revue   de  Yiticulture,    16.  Jahrg.,   Bd.  31,  1909, 
S.  488—400.  —  Schwangart,  Mitteil,  des  Deutschen  Weinbau-Vereins  1909. 

2)  ScHWARxz,  Mitteil.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Heft  12,  1912,  S.  29.  —  Johnson, 
U.  S.  Agric.  Bur.  Ent.,  Bull.  97,  Part  I. 

^)  vgl.  Flugbl.  46  der  Kaiserl.  biol.  Anst.  —  Schwartz,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  biol. 
Anst.,  Bd.  VI,  Heft  4,  1908,  S.  493  ff. 

")  Morris,  L.,  Agr.  Exp.  Sta.  California,  Bull.  228,  Sacramento  1912. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  741 

Weibchen  der  ßübennematoclen ,  bei  dem  von  Hollrung  gefundenen 
Verfahren  der  Desinfektion  der  Rübenschwemmwässer. 

In  Verbindung  mit  Schwefel  kommt  der  Kalk  in  Gestalt  der 
Schwefelkalkbrühen  als  Spritzmittel  gegen  Schildläuse,  Spinn- 
milben, Gallmilben  und  mancherlei  andere  Schädlinge  in  Anwendung. 
Für  diese  unter  dem  Namen  der  Oregon-  oder  Californischen  Schwefel- - 
kalkbrühe  bekannten  Gemische,  in  denen  Schwefelkalcium  als  der 
wirksamste  Bestandteil  anzusehen  ist,  sind  zahlreiche  Vorschriften*) 
ausgearbeitet  und  veröffentlicht  worden,  unter  denen  die  von  der 
Vereinigung  Deutscher  Schwefelproduzenten  in  Hamburg  bekannt  ge- 
gebene Herstellungsanweisung  am  wirtschaftlichsten  erscheint^). 

Schwefelkalium  (Schwefelleber)  wird  vielfach  gleichfalls  in  wässe- 
riger Brühe  gegen  weichhäutige  Insekten :  Wicklerräupchen,  Blattläuse, 
ja  selbst  gegen  Heuschrecken  empfohlen. 

Das  beste  aller  unter  den  mineralischen  Stoffen  bisher  bekannten 
Berührungsgifte  ist  das  Petroleum.  Unverdünnt  kann  es  jedoch  nur  in 
Ausnahmefällen,  d.  h.  zur  Behandlung  einzelner  Pflanzenteile,  besonders 
an  den  Stämmen  der  Bäume,  verwendet  werden,  da  es  grüne  Pflanzen- 
teile leicht  schädigt.  Bei  der  Abtötung  der  Schwammspinner-Eigelege 
leistet  es  in  reinem  Zustande  gute  Dienste^).  Zum  Abtöten  von  ge- 
fangenen oder  abgesammelten  schädlichen  Insekten  ist  es  gleichfalls 
sehr  geeignet.  Oft  genügt  es,  die  Schädlinge  in  ein  mit  Wasser  ge- 
fülltes Gefäi's  zu  werfen,  das  auf  dem  Wasserspiegel  nur  eine  geringe 
Petroleumschicht  trägt. 

Als  Spritzmittel  kommt  Petroleum  in  wässeriger  Verdünnung  gegen 
die  verschiedenartigsten  Schädlinge  zur  Anwendung.  Aus  Rücksicht 
auf  seine  immerhin  beträchtliche  Giftigkeit  für  die  lebenden  Pflanzen 
mufs  es  jedoch  stets  mit  einiger  Vorsicht  und  nur  in  solchen  Ge- 
mischen gebraucht  werden ,  in  denen  das  Petroleum  dauernd  gleicli- 
mäfsig  verteilt  bleibt.  Daher  sind  die  mit  Hilfe  besonderer  Apparate 
hergestellten  mechanischen  Mischungen  kleiner  Petroleummengen  mit 
Wasser  wegen  ihrer  Unbeständigkeit  am  wenigsten  für  die  Bespritzung- 
lebender  Pflanzen  geeignet. 

Besser  sind  schon  die  Verbutterungen  von  Petroleum  mit  Milch, 
die  eine  gute  Verdünnung  mit  Wasser  gestatten  und  besonders  gegen 
Zikaden,  Pflanzenläuse,  Psylliden,  Käferlarven  empfohlen  werden. 

Emulsionen  von  Petroleum  mit  Seifenlösungen  können  nach  zahl- 
reichen Rezepten  bereitet  werden  und  dienen  als  Spritzmittel  gegen 
Pflanzenläuse  ,  Wanzen  .  Zikaden ,  Blattwespenlarven,  Schmetterlings- 
raupen, Käferlarven,  Erdflohkäfer  usw.  Sie  sollen  auch  mit  Erfolg  gegen 
Erdinsekten  als  Güsse  verwendet  werden. 

Für  die  Reblausdesinfektion  hat  sich  Petroleum  als  unzureichend 
erwiesen*). 

In  ähnlicher  Weise  wie  Petroleum  lassen  sich  Benzin  und 
Paraffin^)  in  Seifenemulsionen  zu  Spritzungen  verwenden. 

Noch    stärkere  Pflanzengifte    als    Petroleum,   Benzin    und  Paraffin 


1)  Stewart,  Exp.  Sta.  Pennsylvania,  Bull.  92,  —  Parbott,  Exp.  Sta.  New  York, 
Bull.  320,  1909.  —  VAN  Slyke,  HeLges  and  Bosavorth,  Exp.  Sta.  New  York,  Bull.  319, 
1909,  S.  883—418. 

-)  Vgl.  Flugbl.  No.  4G  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  6.  Aufl. 

3)  ibid.  No.  6. 

*)  Moritz,  Arb.  aus  der  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Bd.  VI,  Heft  5,  1908. 

5)  Theobai.d,  Insect  pests  of  fruit.  Wye  Court,  Wye  1909,  S.  516. 


742  Mittel  und  Mafsnahmen  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

stellen  die  Karbolsäure,  das  Kresol  und  das  Lysol  vor.  Sie  sind 
in  Verbindung  mit  Seifenlösungen  während  der  Vegetationsperiode  an 
oberirdischen  Pflanzenteilen  nur  in  Verdünnung  von  nicht  über  V4  — V2  '^'0 
Gehalt  anzuwenden,  wenn  sie  nicht  oft  beträchtliche  Pflanzenschä- 
digungen hervorrufen  sollen.  Daher  sind  sie  auch  nur  zur  Bekämpfung 
einiger  weniger  Pflanzenlausarten  brauchbar,  die  diesen  stark  ver- 
dünnten Mitteln  erliegen ').  Die  meisten  Schädlingsarten  bleiben  bei 
der  Behandlung  mit  diesen  schwachen  Phenol-  oder  Kresolseifenbrühen 
am  Leben. 

Ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  in  grofser  Zahl  auf  den  Markt 
gebrachten  Carbolineumpräparaten^),  die  von  sein-  komplizierter 
und  wechselnder  chemischer  Zusammensetzung  sind  und  unter  anderem 
auch  Kresole  und  Phenole  enthalten.  Sie  stellen  wegen  ihrer  ungleich- 
mäfsigen  und  schwankenden  Beschaffenheit  nur  recht  unzuverlässige 
Bekämpfungsmittel  vor,  die  günstigstenfalls  ebenso  wie  stärkere  (etwa 
10°/oige)  Lösungen  reinen  Lysols  nur  bei  der  Winterbehandlung  der 
Obstbäume  gegen  einige  wenige  Schädlingsarten,  besonders  Schild- 
läuse, empfohlen  werden  können.  Vorsicht  ist  bei  ihrer  Anwendung 
jedenfalls  stets  dringend  geboten^). 

Bei  der  Desinfektion  der  Rebwurzeln  gegen  Rebläuse  wurden  mit 
Lösungen  von  Lysol  und  Kresolseife  gute  Resultate  erzielt'*). 

Atmungs  gifte. 

Durch  Einwirkung  auf  die  Atmungsorgane  sucht  man  viele  Schäd- 
linge zu  bekämpfen,  indem  man  ihnen  die  Luftzufuhr  abschneidet  oder 
mit  der  Atemluft  Gift  zuführt.  Künstliche  Überschwemmung 
der  Äcker,  Wiesen-^)  und  Wälder  wird  zur  Erstickung  von  Feldmäusen, 
Engerlingen,  Drahtwürmern,  Maulwurfsgrillen,  Forstschädlingen'^)  (Kiefer- 
spannern,  Kiefern eulen,  Kiefernspinnern,  Blattwespen,  Hylohius  abietifi  L. 
und  verschiedenen  Hylesinusarten),  Baumwollinsekten,  Wurzelnematoden 
[Heterodera  radicicola'^)]  und  vor  allem  der  Reblaus^)  angewendet.  Manche 
der  unter  den  Hautgiften  erwähnten  Streich-  und  Spritzmittel  wirken 
gleichzeitig  als  Erstickungsmittel,  da  sie  die  Atemöffnungen  der  damit 
behandelten  Insekten  verschliefsen.  Die  eigentlichen  Atmungsgifte  werden 
jedoch  in  der  Weise  in  Anwendung  gebracht,  dafs  man  sie  in  Pulver- 
oder Gasform  in  der  die  Tiere  umgebenden  Amtemluft  fein  verteilt. 

Das  volkstümlichste  dieser  Mittel  stellt  das  Insektenpulver  dar, 
das  durch  Zermahlen  der  getrockneten  Blüten  verschiedener  Arten  aus  der 
Korbblütlergattung  Pyrethrum  hergestellt  wird.  Am  wirksamsten 
scheint  das  dalmatinische  Insektenpulver  zu  sein,  das  von  Pyrethrum 
cinerariaefolium  stammt. 


1)  Wahl  u.  Zimmermann,  Zeitsclir.  f.  d.  landwirtsch.  Versuchswesen  in  Öster- 
reich, 1909. 

2)  ScHWARTz,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Bd.  VI,  Heft  4,  1908. 

3)  Netopil,  Fulmek,  Wahi,,  Zimmermann,  Zeitschr.  f.  d.  landwirtsch.  Versuchswesen 
in  Österreich,  1909,  S.  513—544. 

*)  Moritz,  Arb.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Bd.  VI,  Heft  5,  1908. 

^)  Adduco,  L'Italia  agricola.  31,  S.  318—320. 

«)  Anderlind,  österreichische  Forst-  u.  .Jagdzeitung  1896,  S.  145. 

'')  Breda  de  Haan,  S' Lands  Plantentuin,  Bull,  de  l'Inst.  bot.  de  Buitenzorg, 
No.  IV,  S.  1-10. 

®)  HoLLRUNG,  Handbuch  der  ehem.  Mittel,  S.  25.  —  Bourcart,  Les  Maladies  des 
Plantes,  S.  36. 


Mittel  der  direkten  Bekämpfung.  743 

Rein  oder  auch  mit  Schwefelblüte  verdünnt  (zwei  Teile  Insekten- 
pulver und  ein  Teil  Schwefelblüte)  ^)  wirkt  es  bei  feiner  Verstäubung 
auf  den  Pflanzen  und  Feldern  auf  viele  Insekten  tötlich,  besonders  auf 
Blattläuse ,  manche  Wanzenarten ,  Rüsselkäfer  (Sitones) ,  Glanzkäfer 
(Melk/ethes).  Erdflöhe,  Fliegen  und  Raupen. 

Auf  Papier  verbrannt  leistet  es  in  Gewächshäusern  als  Räucher- 
mittel gute  Dienste ,  da  der  von  ihm  entwickelte  Rauch  Blattläuse, 
Thysanopteren,  Dactjdopiusarten  und  in  gewissem  Umfange  auch  Spinn- 
milben abzutöten  vermag. 

Ähnlich  wirken  Räucherungen  mit  Tabakpulver  oder  mit  Tabak- 
extrakten.  Die  letzteren  werden  entweder  auf  eisernen  Schalen  in 
den  Warmhäusern  verdampft  oder  durch  Verbrennen  von  Papierstreifen, 
die  mit  den  Extrakten  getränkt  v/urden,  zum  Verqualmen  gebracht.  Die 
letztgenannte  Anwendungs weise  hat  den  Vorzug,  dafs  sie  keine  grofsen 
Torbereitungen  erfordert  und  zudem  eine  leichte  Dosierung  ermög- 
licht^). 

Schwefel  kommt  wegen  der  grofsen  pflanzentötenden  Kraft  des 
bei  seiner  Verbrennung  entstehenden  Schwefeldioxyds  nur  bei  der  Be- 
kämpfung der  im  Boden  lebenden  Nager  sowie  der  Ameisen  und 
Termiten  als  Räuchermittel  in  Betracht.  Er  wird  mit  Hilfe  be- 
sonderer blasebalgartiger  Apparate  auf  glühenden  Kohlen  zur  Ver- 
brennung gebracht,  wobei  das  entwickelte  Gas  gleichzeitig  in  die  unter- 
irdischen Gänge  der  Tiere  geprefst  wird.  In  der  Wirkung  scheint 
jedoch  die  schweflige  Säure  bei  der  Nagetierbekämpfung  dem  Schwefel- 
kohlenstoff unterlegen  zu  sein^). 

Der  Schwefelkohlenstoff,  der  als  flüssiges,  überaus  flüchtiges 
Mittel  überall  da  leicht  angewendet  werden  kann,  wo  weder  Feuer  noch 
künstliches  Licht  eine  Explosionsgefahr  befürchten  läfst,  wird  bei  der 
.Nagetierbekämpfung  in  die  unterirdischen  Bauten  der  Mäuse  und  Hamster 
eingegossen.  Nach  dem  Zutreten  der  Öffnung  verbreitet  sich  das  sich 
entwickelnde  schwere  Gas  in  diesen  und  tötet  die  Schädlinge  ab.  Bei 
einer  anderen,  häufig  empfohlenen  Anwendungsweise  wird  der  Schwefel- 
kohlenstoff nach  dem  Einbringen  in  die  Nagetierbauten  entflammt.  Er 
wirkt  dann  in  seinen  beiden  Verbrennungsprodukten,  schwefliger  Säure 
und  Kohlensäure ,  die  bei  der  Entzündung  des  mit  Luft  gemischten 
Schwefelkohlenstoflfgases  oft  mit  explosiver  Gewalt  in  die  unterirdischen 
Gänge  gedrückt  werden.  Auch  z;ur  Bodendesinfektion  gegen  Insekten 
findet  Schwefelkohlenstoff  Anwendung,  so  z.  B.  gegen  die  Reblaus, 
gegen  Engerlinge,  Drahtwürmer,  aber  auch  zur  Behandlung  kleinerer 
von  Nematoden  heimgesuchter  Ackerstellen*). 

Bei  der  Abtötung  von  Speicherinsekten  leistet  der  Schwefelkohlen- 
stoff gleichfalls  gute  Dienste.  Getreiderüfsler  (Sitophüus),  Samenkäfer 
(Bruchus),  Zigarrenkäfer,  Speckkäfer,  Kornmotten,  Mehlmotten  können 
mit  seiner  Hilfe  leicht  vertilgt  werden. 

Tetrachlorkohlenstoff^)  wird  zu  denselben  Zwecken  verwendet. 
Er    steht  jedoch   an  Wirkung   nach   und   wäre    dem   zudem   billigeren 


^)  Vgl.  Flugbl.  No.  46  der  Kaiserl.  biol.  Anst.  —  Schwartz,  Arb.  a.  d.  Kaiserl. 
biol.  Anst.  Bd.  VII,  1909,  Heft  4,  S.  521. 

2)  Russell,  H.  M.,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  64,  Part  A"I. 

3)  KoKFF,  Prakt.  Blätter  für  Pflanzenschutz  191'2,  S.  157. 
*)  Flugbl.  No.  11  der  Kaiserl.  biol.  Anst. 

5)  Chittenden  and  Popenoe,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  96,  Part  IV,  1911 


744  Mittel  und  Mafsnahmeu  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

Schwefelkoblenstofif  nur  deshalb  vorzuziehen,  weil  er  nicht  feuer- 
gefährlich ist  wie  dieser. 

Versuche  durch  Emulgierung  des  Schwefelkohlenstoffes  ebenso 
wie  des  Tetrachlorkohlenstoffes  mit  Seifen! ösungen  die  Mittel  in  Wasser 
verteilbar  und  so  auch  zur  Bekämpfung  frei  an  den  Pflanzen  sitzender 
schädlicher  Insekten  verwendbar  zu  machen,  sind  wohl  als  gescheitert 
anzusehen.  Die  allzu  flüchtigen  Mittel  vermögen  in  freier  Luft  nicht 
die  gewünschte  Giftwirkung  auf  die  Atmungsorgane  der  Insekten  her- 
vorzubringen. 

Blau  säure  gas,  das  durch  die  Einwirkung  von  Schwefelsäure  auf 
Cyankalium  entwickelt  wird,  spielt  in  Amerika  und  Australien  eine 
grofse  Rolle  als  Schädlingsgift.  Es  wird  vor  allem  zur  Bekämpfung 
von  Schildläusen  und  Mottenschildläusen^)  angewendet,  wobei  die  zu 
behandelnden  Bäume  mit  gasdichten  Zelten-)  oder  Planen  bedeckt 
werden.  Aufserdem  findet  es  auch  in  geschlossenen  Räumen  zur  Ab- 
tötung  verschiedenartiger  Insekten  ^) ,  z.  B.  auch  des  im  Tabak  leben- 
den Lffsioderma,  Verwendung.  Absolute  Zuverlässigkeit  scheint  man 
auch  diesem  Verfahren  nicht  zusprechen  zu  können.  Dieser  Umstand 
im  Verein  mit  seiner  grofsen,  Menschen  und  Nutztiere  gefährdenden 
Giftigkeit  hat  seiner  Einbürgerung  in  den  europäischen  Ländern  bisher 
im  Wege  gestanden. 

Magengifte. 

Die  Magengifte  kommen  in  weitem  Umfange  bei  der  Vertilgung 
schädlicher  Säugetiere  und  Vogel  zur  Anwendung.  Insbesondere  sind  sie 
als  Mittel  der  Mäusebekämpfung  weit  bekannt.  Strychnin*),  Phos- 
phor, Arsen  werden  mit  den  verschiedenartigsten  Ködern  gegen 
Nagetiere,  aber  auch  gegen  Krähen,  Sperlinge  usw.  ausgelegt.  Die  freie 
Verwendung  solcher  heftig  wirkender  Gifte  birgt  schwere  Gefahren  für 
Menschen  und  Nutztiere  und  wird  deshalb  mit  Recht  von  den  Be- 
hörden der  Kulturstaaten  nach  Möglichkeit  einzuschränken  gesucht. 

Dasselbe  gilt  in  gewissem  Grade  von  der  Verwendung  der  schwer 
giftigen  Arsenverbindungen  zur  Bekämpfung  schädlicher  Insekten. 

Magengifte  erweisen  sich  nur  solchen  Insekten  gegenüber  wirksam, 
denen  der  Besitz  geeigneter  Mundwerkzeuge  die  Aufnahme  gröfserer 
Mengen  des  auf  ihren  Nährsubstraten  künstlich  angebrachten  Giftstoffes 
ermöglicht.  Vor  allem  sind  alle  mit  Kauwerkzeugen  ausgerüsteten 
Käfer,  Larven,  Raupen  für  Magengifte  zugänglich;  unter  den  mit  saugen- 
den Mundteilen  versehenen  Kerfen  kommen  nur  solche,  wie  gewisse 
Schmetterlinge  und  Fruchtfliegen,  in  Betracht,  denen  das  Gift  mit  dem 
Nektar  der  Blüten  oder  mit  gesüfsten  Köderflüssigkeiten  beigebracht 
werden  kann. 

Die  auf  die  höheren  Tiere  am  heftigsten  wirkenden  Giftstoffe  er- 
wiesen sich  auch  diesen  Insektenarten  gegenüber  am  wirksamsten.    Be- 


^)  MoRRii.i.,  U.  S.  Dept.  Agric,  ßur.  Ent..  Bull.  76,  1908.  —  Wügi>um,  U.  S.  Dept. 
Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  79,  1909,  Bull.  90,  Parti,  1911;  Part  II,  1911.  —  Mc  Doxxei.l, 
U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  90,  Part  lU,  1911.  —  Johnson,  Fumigation 
methods,  New  York.  1902. 

2)  JoHxso.v,  U.  S.  Dept.  Agric,  Div.  Ent.,  Bull.  20  N.  S.  1899.  —  Schkupe,  Arb. 
a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Bd.  V,  Heft  6,  1907,  S.  351  ff. 

3)  QüAiNTANCE  U.  S.  Dept.  AgHc,  Bur.  Ent.,  Bull.  84,  1909. 
*)  BiRDSEYE,  ü.  S.  Dept.  Agric  Farm.,  Bull.  484,  1912. 


Mittel  der  indirekten  Bekämpfung.  745 

sonders  geeignet  erscheinen  die  Ars  enver  bin  düngen.  Sie  finden 
in  allen  Staaten,  deren  Gesetzgebung  einen  freieren  Verkehr  mit  diesen 
Giften  zuläfst^),  in  aufserordentlichem  Mafse  als  Pflanzenschutzmittel 
Verwendung  ^). 

Die  Arsenverbindungen  werden  entweder  als  trockene  Pulver  auf 
die  zu  schützenden  Pflanzen  aufgestäubt  oder  in  wässerigen  Brühen  ver- 
spritzt oder  mit  besonderen  Ködern  verarbeitet  ausgelegt. 

Als  trockene  Pulver  werden  die  Arsenpräparate  entweder  rein  oder 
in  Verdünnung  mit  Strafsenstaub,  Mehl  und  ähnlichen  geeigneten  Stoffen 
verwendet.  Bei  der  Verwendung  von  Arsenbrühen  ist  man  darauf  be- 
dacht, die  Lösung  der  Arsensalze  in  den  zur  Verdünnung  dienenden 
Flüssigkeiten  nach  Möglichkeit  zu  verhindern,  da  lösliche  Arsensalze 
das  Blattwerk  der  Pflanzen  stark  verbrennen.  Deshalb  wird  den  Brühen 
meist  Kalk  zugesetzt,  der  die  gelösten  Arsenate  in  unlösliche,  für  die 
Pflanzen  also  unschädliche  Verbindungen  überführt. 

In  dieser  AVeise  werden  benutzt :  weifser  Arsenik ,  Schweinfurter 
Grün,  Londoner  Purpur,  Arsen igsaures  Kupferoxyd  und  Arsensaures 
Blei^).  Dem  letztgenannten  wird  besonders  wegen  seiner  Ungefährlich- 
keit  für  die  Pflanzen  vielfach  der  Vorzug  gegeben. 

Für  Menschen  und  Nutztiere  weniger  gefährlich  ist  das  Chlor- 
b  arium,  das  in  2 — 4  ''/o  iger  Lösung  namentlich  bei  der  Bekämpfung  von 
Rüben-  und  Forstschädlingen  als  Ersatz  für  Arsenverbindungen  An- 
wendung findet.  Andere  Magengifte  für  Insekten  sind  in  gewissem 
Grade  die  Kupf  erkalkbrühe^),  die  Schwefelkalk  brühe^), 
Niefswurzbrühe^)  und  die  nikotinhaltigen  Spritz  mittel. 
Sie  scheinen  auf  Insekten  mit  beifsenden  Mundteilen  zum  mindesten 
frafsabschreckend  oder  frafs vermindernd  einzuwirken  und  eignen  sich 
daher  in  vielen  Fällen,  die  Arsenbrühen  zu  ersetzen**}. 

Mittel  der  indirekten  Bekämi)fnng. 

Der  Gedanke,  die  natürlichen  Feinde  der  Schädlinge  der  Be- 
kämpfung dieser  in  irgend  einer  Weise  dienstbar  zu  machen ,  ist  sehr 
alt.  Er  hat  unter  den  Vertretern  der  angewandten  Zoologie  stets  An- 
hänger wie  Gegner  gefunden,  und  zahlreiche  Versuche  sind  gemacht 
worden,  die  Möglichkeit  einer  Einschränkung  schädlicher  Tiere  durch 
Begünstigung  und  künstliche  Vermehrung  der  ihnen  feindlichen  Orga- 
nismen zu  beweisen  oder  zu  widerlegen.  Eine  Entscheidung  dieses 
Streites  der  Meinungen  konnte  jedoch  bis  auf  den  heutigen  Tag  nicht 
gefällt  werden. 

Die  Nutzbarmachung  der  natürlichen  Schädlingsfeinde  für  die 
Schädlingsbekämpfung  kann  auf  verschiedenen  Wegen  erfolgen.  Am 
leichtesten  durchführbar  erscheint  die  Schonung   der   den  Schädlingen 


^)  Cazeneuve,  Revue  de  Viticulture,  16.  Jahrg.,  Bd.  81,  1909.  —  Degeullv,  L., 
Progres  agricole  et  viticole,  26.  Jahrg.,  Bd.  51,  1909,  S.  65,  66,  131—133. 

2)  Shutt  ,  Canada  Exp.  Farms,  Keport  for  the  Year  ending  March  31 ,  1909, 
Ottawa  1909,  S.  178—190.  —  Quaintance,  Jeune,  Scott,  Bkauchek,  U.  S.  Dept.  Agric, 
Bur.  Ent.,  Bull.  80,  Part.  VII,  1910,  und  Bull.  115,  Part.  II.  —  Maksh,  ibid.  Bull.  109, 
Part.  I,  1911;  Part.  VI,  1912.  —  Johnson,  ibid.,  Bull.  97,  Part.  III,  1911. 

3)  Johnson,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  109,  Part  V,  1912. 

*)  Goethe,  Ber.  d.  Kgl.  Lehranstalt  f.  Obst-  u.  Weinbau  in  Geisenheim  1889/90, 
1892/93.  —  MoLz.  Deutsche  Obstbauzeitung  1911,  Heft  26. 

s)  ScHWARTz,  Arb.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Bd.  VII,  Heft  4,  1909,  S.  521  ff. 

«)  Rabate,  Progres  agricole  et  viticole,  26.  Jahrg.,  Bd.  51,  1909,  S.  480—483. 


746  Mittel  und  Mafsnahuien  zur  Bekämpfung  der  schädlichen  Tiere. 

nachstellenden  Tierarten,  namentlich  soweit  diese  zu  den  auffallenderen 
Vertretern  der  höheren  Tierwelt,  der  Säugetiere,  Vögel,  Eeptilien  und 
Amphibien,  gehören.  Aufklärung  der  Bevölkerung  ist  hierfür  die 
wichtigste  Vorbedingung.  Nötigenfalls  finden  solche  Schutzbestrebungen 
durch  die  Gesetzgebung  den  nötigen  Nachdruck.  Am  weitesten  ist 
man  hierbei  hinsichtlich  des  Schutzes  der  der  Landwirtschaft  nütz- 
lichen Vögel  gelangt,  der  auf  Grund  der  im  Jahre  1902  in  Paris  ge- 
troffenen internationalen  Vereinbarung  in  den  dieser  angeschlossenen 
europäischen  Kulturstaaten  durch  entsprechende  Gesetze  verordnet  und 
durchgeführt  wird. 

Durch  das  Studium  der  Lebensgewohnheiten  dieser  Vogelarten 
sind  nicht  nur  Grundlagen  für  ihre  Wertschätzung  in  wirtschaftlicher 
Hinsicht ')  gefunden  worden,  man  hat  auch  die  ihr  Fortkommen  und 
ihre  Vermehrung  begünstigenden  Verhältnisse  kennen  gelernt.  Infolge- 
dessen ist  man  imstande,  der  Mehrzahl  von  ihnen  durch  Darbietung 
von  Nistgelegenheiten  ^)  und  Fütterung  während  der  Zeiten  des  Futter- 
mangels den  Kampf  um  das  Dasein  zu  erleichtern,  sie  an  bestimmte 
Gegenden  zu  fesseln  und  in  ihrer  Zahl  zu  vermehren. 

Diese  günstigen  Vorbedingungen  fehlen  für  den  Schutz  der  insekten- 
vertilgenden Insekten  völlig.  Trotzdem  ist  man  seit  Jahrhunderten 
bemüht,  die  insektenfeindlichen  Eigenschaften  der  zahlreichen  Eaub-  und 
Schmarotzerinsekten  für  die  Vertilgung  von  Pflanzenschädlingen  prak- 
tisch auszunützen.  Einen  guten  Überblick  über  die  Geschichte  dieser 
Forschungen  bieten  Howard  und  Fiske  in  ihrer  1911  erschienenen  Ver- 
öffentlichung^) der  bisherigen  Ergebnisse  der  Arbeiten  des  Parasiten- 
laboratoriums in  Melrose  Highlands,  Mass.  Dieses  Laboratorium  arbeitet 
seit  1905  daran,  europäische  und  asiatische  Schmarotzer-  und  Raub- 
insekten des  Schwammspinners  und  Goldafters  in  New  England  zur 
Bekämpfung  der  beiden  dort  eingeschleppten  äufserst  bedrohlich  auf- 
tretenden Forstschädlinge  einzubürgern.  Die  dort  in  gröfstem  Mafsstabe 
und  auf  streng  wissenschaftlicher  Grundlage  vorgenommenen  und  bis 
jetzt  ausgeführten  Arbeiten  stellen  zugleich  den  gröfsten  der  bisher 
unternommenen  Versuche  vor,  die  Möglichkeit  der  praktischen  Ver- 
wendung insektenfeindlicher  Insekten  bei  der  Schädlingsbekämpfung 
überhaupt  darzutun. 

Unter  allen  Aufgaben  der  künstlichen  Nutzbarmachung  natürlicher 
Schädlingsfeinde  hat  der  den  Arbeiten  des  amerikanischen  Parasiten- 
laboratoriums zugrunde  gelegte  Plan  die  meiste  Aussicht  auf  Erfolg. 
Er  bezweckt  die  Ergänzung  der  durch  die  Einschleppung  der  beiden 
schädlichen  Lepidopteren  einseitig  bereicherten  amerikanischen  Fauna 
durch  die  Einführung  der  natürlichen  Feinde  der  Schädlinge  aus  deren 
ursprünglicher   Heimat.     Dabei   wird   von    der  Annahme   ausgegangen, 


»)  RöRiG,  Mitteil.  a.  d.  Kaiserl.  biol.  Anst.,  Heft  9.  —  Beat.,  F.  E.  L.,  U.  S. 
Dept.  Agric.  biological  Survev,  Bull.  44,  1912.  —  Theobai.d,  Science  Progress  No.  6, 
Oktober  1907. 

2)  Hennicke,  C.  R. ,  Handbuch  des  Vogelschutzes,  Magdeburg  1912.  —  Ber- 
i.EPscH,  H.  Freiherr  v„  Jahrb.  der  D.  Landw.  Gesellsch.,  Bd.  22,  1907. 

3)  Howard  and  Fiske,  U.  S.  Dept.  Agric,  Bur.  Ent.,  Bull.  91,  1911;  ferner:  Tech- 
nical Results  from  the  Gipsv  Moth  Parasite  Laboratory  U.  S.  Dept.  Agric.  Bur.  Ent. 
Techn.  Ser.  No.  19  Part  I— VI.  —  Zimmermann,  Centralbl.  f.  Bakt.  Abt.  H,  Bd.  5,  1899, 
S.  840.  —  Burgess,  A.  f.,  U.  S.  Dept.  Agric.  Bur.  Ent.,  Bull,  101,  1911.  —  Webster, 
F.  M.,  Yearbook  of  U.  S.  D.  Agric.  1907,  Washington  1908.  —  Marchal,  P.,  Utili- 
sation  des  insectes  auxiliaires  entomophages  dans  la  Lutte  contre  les  Insectes 
nuisibles  ä  l'Agriculture.  Annales  de  l'Institut  agronomique.  2.  Folge,  Bd.  6,  1908. 
—    Pierce,  CrsHMAN  and  Hood,  U.  S.  Dept.  Agric.  Bur.  Ent.,  Bull.  100,  1912. 


Mittel  der  indirektoB  Bekämpfung.  747 

dafs  diese  natürlichen  Feinde  den  Schädlingen  in  ihrem  Stammlande 
so  stark  Abbruch  tun,  dafs  der  von  diesen  angerichtete  Schaden  dort 
ohne  grölsere  wirtschaftliche  Bedeutung  bleibt. 

Ein  anderes,  weniger  Erfolg  verheifsendes  Ziel  der  künstlichen  Be- 
günstigung natürlicher  Insektenfeinde  aus  der  Tierwelt  ist  deren 
dauernde  Anreicherung  in  bestimmten  Gegenden. 

Das  Gesetz  der  Abhängigkeit  der  Vermehrungszififer  eines  Tieres 
von  der  Vermehrungsziffer  seiner  Nahrung  zwingt  auch  die  Schädlings - 
vertilgenden  Insekten  in  ein  Abhängigkeitsverhältnis  ihren  Beute-  oder 
Wirtstieren  gegenüber.  Infolgedessen  wird  nie  ein  dauerndes  Über- 
gewicht der  sogenannten  nützlichen  Insekten  in  der  freien  Natur  erzielt 
werden  können.  Es  wird  sich  vielmehr  bald  ein  Zustand  des  Ausgleiches 
herausbilden,  der,  wenn  auch  in  den  Grenzen  gewisser,  mehr  oder 
weniger  regelmäfsiger  Schwankungen,  im  Laufe  der  Zeiten  sich  im 
Grunde  gleichbleiben  wird.  Ob  dieser  „Gleichgewichtszustand''  zwischen 
der  Vermehrung  des  Schädlings  und  der  seiner  Feinde  dem  vom  mensch- 
lich-wirtschaftlichen Standpunkte  gewünschten  Grade  der  Schädlings - 
einschränkung  in  allen  Fällen  entsprechen  wird ,  scheint  wenigstens 
zweifelhaft. 

Solche  Erwägungen  und  der  bisherige  Mangel  an  wirtschaftlichen 
Erfolgen  der  auf  die  Nutzbarmachung  der  natürlichen  Schädlingsvertilger 
abzielenden  Arbeiten  lassen  die  Gegner  dieser  Richtung  der  Schädlings - 
Vertilgung  nicht  aussterben  *). 

Die  mit  pflanzlichen  Schmarotzern  schädlicher  Tiere  bisher 
erreichten  Eesultate  sind  kaum  günstiger  zu  nennen.  Abgesehen  von  den 
zur  Bekämpfung  schädlicher  Nagetiere  verwendeten  Infektionskrank- 
heiten, die  durch  Ansteckung  mit  Kulturen  verschiedener  Bakterien 
der  Typhusgruppe  künstlich  verbreitet  werden,  wurden  in  dieser  Richtung 
wirtschaftlich  wertwolle  Fortschritte  bisher  nicht  getan.  Die  Versuche, 
Engerlinge,  Rebläuse,  Heuschrecken  mit  Hilfe  von  Pilzkrankheiten  zu 
bekämpfen,  haben  bisher  nm^  zu  irrtümliclien  Erfolgen  geführt.  Selbst 
die  unermüdlich  fortgesetzen  gründlichen  Arbeiten,  die  auf  eine  praktische 
Verwertung  gewisser  Pilzkrankheiten  zur  Bekämpfung  amerikanischer 
Aleyrodes^)  und  gewisser  "Wanzenarten  ^)  abzielen,  sind  von  wirtschaft- 
lichen Erfolgen  noch  ungekrönt. 

Auch  die  viel  umstrittene,  in  bezug  auf  ihre  Erreger  noch  immer 
rätselhafte  Polyederkrankheit  der  Nonnenraupen  scheint  sich  nach  den 
bisherigen  Ergebnissen  der  Forschung  für  die  praktische  Verwertung  im 
Kampfe  gegen  die  Nonnenkalamitäten  nicht  zu  eignen^). 


^)  Froggati-,  Report  on  parasitic  and  injurious  Insects  1907 — 1908;  New  South 
Wales  Dept.  of  Agric.  1909.  —  Schwartz,  Zur  Bekämpfung  der  Kokospalmenschild- 
laus.  Tropenpflanzer  1909,  No.  8. 

2)  MoRRiL,  A.  W.,  and  Back,  E.  A  .  U.  S.  Dept.  Agric.  Bur.  Ent.,  Bull.  102, 
1912.  —  Bergeh,  E.  W..  Exp.  Sta.  Flor.,  Bull.  97,  1909. 

3)  BiLLiNGs  and  Gi.enn,  lt.  S.,  Dept.  Bur.  Ent.,  Bull.  107,  1911.  -  Webster,  ibid. 
Bull.  69,  1907. 

*)  Wahl,  Bruno,  Über  die  Polvederkrankheit  der  Nonne,  Zentralbl.  für  das 
ges.  Forstwesen  1908/1912. 


Eegister 


Vorbeiiierkung-eii.    Das  Register  ist  in  Bücksiclit  auf  seine  Benutzung  durch  Leser, 

welche  nicht  Zoologen  von  Fach  sind,  möglichst  ausführlich  bearbeitet  und  enthält 

auch  die  geläufigsten  fremdsprachlichen  Vulgärnamen.  —  Von  Nährpflanzen  sind  nur 

diejenigen  Namen  aufgenommen,  deren  Erkrankung  eingehender  besprochen  wird. 


Aaskäfer  467. 
Abendpfauenauge  390. 
Abia  cerasi  599. 

—  fasciata  599. 

—  inflata  599. 

—  lonicerae  599. 

—  mutica  599. 

—  nigricornis  599. 
Abraxas  grossulariata  348. 
Acalla  302. 

Acanalonia  conica  645. 
Acanthochermes  659,  667. 
Acanthocerus  galeator  622. 
Acanthophorus  capensis495. 
Acanthopsj-che  reidi  329. 

—  snelleni  329. 
Acanthoscelides     obtectus 

536. 
Acanthosoma     haemorrhoi- 

dalis  621.^ 
Acariden  86. 
Acherontia  atropos  392. 

—  lachesis  392. 

—  styx  392. 
Achorutes  armatus  140. 
Achorutiden  138. 
Acidalia  brumata  345. 
Acidia  420. 

—  fratria  421. 

—  heraclei  420. 
Ackerschnecke  66. 
Acosmeryx  anceus  390. 
Acraea  andromacha  397. 

—  vesta  396. 
Acridiiden  150. 
Acridiinen  180. 
Acridium  aegyptium  181. 

—  aeruginosum  182. 

—  melanocorne  182. 

—  purpuriferum  183. 

—  succinctum  182. 
Acridocephala  bistriata  501. 
Aerob  asis  311. 
Acrobasis  caryae  312. 

—  zelleri  311. 
Acrocecidien  114. 
Acrolepia  241. 
Acrolepia  assectella  242. 

—  betulella  242. 
Acronycta  373. 

—  aceris  374. 


I  Acronyncta  psi  373. 

—  rumicis  373. 
j  —  tridens  373. 

'  Acrophylla  tesselata  150. 
Adalia  bipunctata  478. 
Adansonius  fructuum  560. 
Adimonia  tanaceti  531. 
Adirus  trimaculatus  602. 
Admontia  438. 
Adoretus  cardoni  585. 

—  insularis  5b5. 

—  tenuimaculatus  585. 

—  umbrosus  585. 
Adrastus  limbatus  483. 
Aegus  acuminatvis  578. 
Älchen  16. 

Aelia  acuminata  619. 

—  furcula  619. 
Aeolothrips  fasciatus  222. 
Affen  725. 
Afterraupen  590. 
Agallia  sanguinolenta  638. 

—  sinuata  639. 
Agaoninen  606. 
Agapanthia  Dahlii  504. 
Agaristiden  347. 
Agelastica  alni  527. 
Aglia  tau  375. 
Agonoderus  pallipes  464. 
Agonoscelis  puberula  619. 
--  nubila  619. 

Agrikis  angustulatus  487. 

—  anxius  488. 

—  ater  488. 

—  auricollis  488. 

—  biguttatus  487. 

—  bilineatus  488. 

—  chrysoderes  var.  rubicola 
488. 

—  elongatus  487. 

—  pannonicus  487. 

—  ruficollis  488. 

—  sexguttatus  488. 

—  sinuatus  487. 

—  tenuis  487. 
Agrilus  viridis  487. 
Agriolimax  agrestis  66. 
Agriotes  lineatus  482. 

—  mancus  483. 

—  obscurus  483. 

—  pubescens  488. 


Agriotes  segetis  482. 
Agrom5'za  405. 

—  aeneiventris  406. 

—  atra  406 

—  carbonaria  406,  487. 

—  diminuta  407. 

—  frontalis  406. 

—  graminis  406. 

—  iraeos  406. 

—  lateralis  406. 

—  maura  406. 

—  nigripes  406. 
-—  phaseoli  406. 

—  schineri  406. 

—  scutellata  406. 

—  Simplex  407. 

—  sojae  407. 

—  tiliae  407. 

—  trifoiii  407. 
Agromyziden  403. 
Agrotis  370. 

—  annexa  372. 

—  c-nigrum  373. 

—  exclamationis  372. 

—  margaritosa  873. 

—  messoria  372. 
■^-  pronuba  373. 

—  saucia  373. 

—  segetum  872. 

—  tritici  372. 

—  ypsilon  372. 
Alabama  argillacea  353. 

—  xylina  353. 
Alau'diden  704. 
Alces  alces  723. 
Aleides  brevirostris  559. 

—  bubo  559. 

—  concavatus  559. 

—  Leeuweni  559. 

—  leopardi  559. 
Aleurobius  farinae  107. 
Aleurochiton  aceris  654. 
Aleurodes  atriplex  654. 

—  barodensis  653. 

—  Bergi  653. 

—  brassicae  653. 

—  citri  652. 

—  eugeniae  653. 

—  floridensis  653. 

—  fragariae  658. 

—  Giffardi  652. 


Register. 


749 


Aleurodes  goyabae  653. 

—  horridus  658. 

—  Howard!  652. 

—  lactea  653. 

—  longicornis  653. 

—  nubifera  652. 

—  nubilans  654. 
• —  olivinus  653. 

—  Packardi  653. 

—  proletella  653. 

—  vaporarium  651. 

—  variabilis  654. 
— •  Youngi  653. 
Aleurodicus  cardini  653. 

—  cocois  653.  : 
Aleurodiden  651. 
Alleculiden  493. 
AUolobophora  caliginosas53. 

—  chloroticus  53. 
AUorhina  mutabilis  588. 

—  nitida  588. 
Alsophila  pometaria  340. 
Altise  de  la  vigne  523. 
Alucita  303. 

Alypia  octomaculata  347. 
Amalia  carinata  66. 
Amathusia  philippus  395. 
Amatissa  consorta  329. 
Amaurosoma  422. 

—  armillatuin  423. 

—  flavipes  422. 
Arablypalpis  olivierella  259. 
Amblypodia  sp.  395. 
Ambrosiakäfer  567,  573. 
Ameisen  608. 

Ammern  705. 
Ampeliden  704. 
Ampeloglypter  sesostris  565. 

—  ater  565. 
Ampfereule  373. 
Amphicerus  bicaudatus  489. 
Amphidasis  betularia  339. 

—  cognataria  339. 
Amphimallus  solstitialis581. 
Amphipyra     tragopogonis 

358. 
Amsacta  lactinea  334. 
Amsel  703. 
Anabrus  203. 

—  purpurascens  204. 

—  Simplex  204. 
Anacampsis  nerteria  262. 
Ananaskrankheit  der  Nelken 

25. 
Anaphothrips  striatus  226. 
Anarsia  lineatella  259. 
Anas  702 
Anasa  armigera  622. 

—  tristis  622. 
Anastrepha  417. 

—  acidusa  418. 

—  fratercula  418. 

—  ludens  417. 
Ancylis  276. 
Ancylolomia     chrysogra- 

phella  316. 


Ancylonycba  580. 
Ancylus  85. 

Andraca  bipunctata  389. 
Andricus  foecundatrix  605. 

—  inflator  605. 

—  pilosus  605. 

— •  testaceipes  605. 
Anerastia  314. 

—  ablutella  315. 

—  lotella  314. 
Angerona  crocataria  342. 
Anguilluliden  16. 
Anisoplia  agricola  583. 

—  austriaca  583. 

—  tempestiva  583. 

—  fruticola  583. 

—  graminivora  583. 

—  tritici  583. 

—  segetum  583. 
Anisopteryx  aescularia  340. 

—  pometaria  340. 
Anisota  rubicunda  387. 

—  senatoria  387. 
Annulaten  49. 
Anobiiden  490. 
Anoecia  666. 

—  corni  671. 
Anomala  acrea  584. 

—  aenea  5s4. 

—  binotata  584. 

—  chalcites  584. 

—  jurinei  584. 

—  lucicola  584. 

—  marginata  584. 

—  minuta  584. 

—  plebeja  584. 

—  semilivida  584. 

—  undulata  584. 

—  varians  584. 

—  vitis  584. 

—  ypsilon  584. 
Anomoneura  mori  649. 
Anoplocnemis      grossipes 

622. 

—  phasianus  622. 
Anoplognathus  analis  585. 

—  porosus  585. 
Anomuriden  712. 
Anser  702. 
Anseriformes  702. 
Antestia  cruciata  621. 

—  partita  620. 

—  plebeja  620. 

—  variegata  620. 
Anthaxia  candens  486. 

—  quadripunctata  486. 
Antheraea  cytherea  375. 

—  eucalypti  375. 

—  thyrrhea  375. 
Anthobium  lapponicum  466. 

—  minutum  466. 

—  torquatum  466. 
Anthocoptes  128. 
Anthomyia  425. 

—  gnava  428. 

—  radicum  425,  430. 


Anthomyiden  423. 
Anthonomus  5-54. 

—  aeneotinctus  558. 

—  cinctus  555. 

—  druparum  556. 

—  Eugenii  558. 

—  grandis  556. 

—  pomorum  554. 

—  p3Ti  555. 

—  rectirostris  556. 

—  rubi  556. 

—  scutellaris  558. 

—  signatus  556. 

—  spilotus  555. 

—  varians  556. 

—  vestitus  557. 
Anthophagus  466. 
Anthores  leuconotus  500. 
Anthothrips  aculeatus  231. 

—  niger  232. 
Anthrenus  479. 
Anthribiden  537. 

An  ticarsia  gemmatil  is  349,350. 
Anticyra  combusta  387. 
Antilopen  732. 
Anurogryllus    antillarvim 

212. 
Aonidia  lauri  693. 
Apate  carmelita  490. 

—  francisca  490. 

—  monachus  490. 
Apfelbaum-Glasflügler  323. 
Apfelblattsauger  648. 
Apfelblütenstecher  554. 
Apfelmarkschabe  255. 
Apfelmotte  26y. 
Apfeltriebmotte  255. 
Apfelstecher  551. 
Apfelwickler  277. 
Aphtenogaster  611. 
Aphanisticus  consanguineus 

488. 

—  Krügeri  488. 
Aphanus  625. 
Aphelenchus  16,  45. 

—  avenae  47. 

—  coffeae  47. 

—  fragariae  46. 

—  olesistus  45. 

—  ormerodis  46. 

—  teuuicaudatvis  47,  48. 
Aphididen  654,  664. 
Aphidini  665. 
Aphiochseta  flava  434. 

—  lutea  434. 

—  pumila  434. 

—  pusilla  434. 

—  rufipes  434. 
Aphis  665. 

—  avenae  670. 

—  brassicae  667. 

—  evonymi  669. 

—  farfarae  670. 

—  maidi-radicis  668. 

—  mali  668. 

—  padi  670. 


750 


Register. 


Aphis  papaveris  660,  669. 

—  piri  670. 

—  pomi  668. 

—  rumicis  660,  669, 
Aphodius  fimetarius  578. 
Aphorura  ambulans  139. 

—  armata  189. 

—  fimetaria  139. 

—  inermis  189. 
Aphrastasia  667. 
Aphrophora  alni  636. 

—  corticea  686. 

—  Salicis  686. 

—  spumaria  637. 
Aphthona  euphorbiae  526. 

—  flaviceps  526, 
Apiden  615. 
ApioD  549. 

—  aeneum  550. 

—  aestivum  549. 

—  angustatum  550. 

—  apricans  549. 

—  armipes  550. 

—  assimile  549. 

—  columbinum  550. 

—  craccae  550. 

—  curvirostre  550. 

—  ebenium  550. 

—  ervi  550. 

—  fagi  549. 

—  flavipes  549. 

—  flavofemoratum  549. 

—  griseum  550. 

—  loti  550. 

—  malvae  550. 

—  meliloti  549. 

—  miniatiim  550. 

—  pisi  549,  550. 

—  pomonae  549. 

—  radiolus  550. 

—  rvifirostre  550. 

—  subulatum  550. 

—  tenue  549. 

—  trifolii  549. 

—  viciae  550. 

—  violaceum  550. 

—  vorax  550. 

—  xanthostylum  550. 
Aploneura  674. 
Aplonis  atrifusea  706. 
Apoderus  coryli  550. 
Apogonia  destructor  580. 

—  rauca  580. 

—  Eitsemae  580. 
Aporia  crataegi  399. 
Apple  bud  borer  287. 
Apple-foliage  Blight  103. 
Apple-leaf  hopper  541. 
Apple  root  borer  544. 
Apple-teut  Caterpillar  379. 
Apple  tree  borer  506. 
Apple   worm,    the    lesser 

287. 
Aprikosenspinner  385. 
Aptera  186. 
Apterona  crenulella  329. 


Apterygota  136. 
Aptinotbrips  rufus  226. 
Arachnoideen  85. 
Avacbnopus  561. 
Aradiden  627. 
Aradus  cinnamomeus  627. 
Arae(o)cerus  cacao  537. 

—  coffeae  537. 

1  —  fasciculatus  587. 

Aramigus  Fulleri  541. 

Arctaphis  664. 

Arctia  833. 
j  Arctiiden  332. 

Ardis  bipunctata  594. 
{  —  plana  594. 

—  rosarum  594. 
Arge  coerulescens  599. 

—  enodis  599. 

—  mali  599. 

—  pagana  599. 

—  pectoralis  599. 

—  pullata  599. 

—  rosae  599. 
Argina  cribraria  332. 

—  syringa  332. 
Argopus  Ahrensi  526. 
Arg3Testbia  268. 

—  Cornelia  269. 

—  epbipella  269. 

—  iliuminatella  269. 

—  laevigatella  269. 
I  Aricia  428. 

Arion  ater  66. 

—  bourguignati  67. 

—  empiricorum  66. 

—  hortensis  67. 

—  rufus  66. 
Arioniden  66. 
Arionta  arbustorum  68. 
Armadillidium  vulgare  73. 
Army  worm  859,  365. 
Arnoldia  cex'ris  454. 
Aroa  socrus  385. 
Arotrophora     ombrodelta 

299. 
Arvicola  agrestis  715. 

—  amphibius  716. 

—  arvalis  715. 

—  austerus  716. 
Arvicola  Hartingi  715. 

—  ocbrogaster  716. 

—  oeconomus  716. 

—  pensylvanicus  716. 

—  pinetorum     scalopsoides 
716.: 

—  ratticeps  716. 

—  subterraneus  716. 

—  terrestris  716. 
Arvicolinen  714. 
Asaplies  decoloratus  483. 
Ascniza  483. 

Asida  jurinei  493. 

—  fascicularis  493. 
Asiphum  666,  674. 
Aspenbock  505. 
Asphondjdia  lupini  453. 


Aspidiotus  biformis  693. 

—  britannicus  689. 

—  camelliae  690. 

—  destructor  689. 

—  hederae  689. 

—  labiatarum  690. 

—  nerii  689. 

—  ostreiformis  689. 

—  palmae  690. 

—  pectinatus  690. 

—  perniciosus  690. 

—  piri  690. 

—  rapax  690. 

—  uvae  690. 
Aspidisca  pruniella  254. 
Aspidoniorpha  militaris  532. 
Asseln  71. 

Asthenia  pygmeana  285. 
Asterolecanium   bambusae 
686. 

—  fimbriatum  686. 

—  miliaris  686. 

—  pustulans  686. 

—  quercicola  686. 

—  variolosum  686. 
Atbalia  colibri  592. 

—  glabricoUis  593. 

—  proxima  593. 

—  rosae  593. 

—  spinarum  592. 
Atherura  721. 
Athous  483. 

—  haemorrhoidalis  483. 

—  niger  483. 

—  subfuscus  483. 
Atlas-Spinner  875. 
Atomaria  linearis  475, 
Atractomorpha     crenulata 

178. 
Atractosoma   atbesinum  78. 
Atta  cepbalotes  612. 

—  fervens  612. 

—  insularis  612. 

—  sexdens  612. 

—  texana  612. 
Attacus  atlas  375. 
Attagenus  479. 
Attelabus  curculionoides550. 
Aufkäufer  411. 
Aulacaspis  pentagona  691. 

—  rosae  691. 
Aularches  miliaris  179. 
Aulax  minor  605. 

—  papaveris  605, 
Aulocara  elliotti  171. 
Aulacophora  foveicollis  526. 

—  hilaris  526. 

—  Olivierei  526. 
Ausrufezeichen  372. 
Autographa  brassicae  852. 

—  gamma  350. 

—  Simplex  352. 
Aves  698. 

Aylax  papaveris  605. 

—  minor  605. 


Register. 


751 


Babotte  noire  513. 
Bären  721. 
Bärenspinner  332. 
Bagrada  hilaris  620. 

—  picta  620. 
Balaninus  553. 

—  caryae  554. 

—  cerasorum  553. 

—  eleplias  553. 

—  glandium  553. 

—  nasicus  554. 

—  nucum  553. 

—  proboscideus  554. 

—  quercus  554. 

—  uniformis  554. 

—  venosus  553. 
Balanogastris  kolae  554. 
Baraeus  sordidus  500. 
Barbitistes  Berengueri  198. 

—  Yersini  198. 
Baridius  563. 

Baris  cblorizans  563. 

—  coerulescens  563. 
var.  chloris  563. 

—  granulipleuris  563. 

—  laticollis  563. 

—  lepidii  563. 

—  orchivora  563. 

—  picina  563. 

—  sellata  563, 

—  spoliata  563. 
Barynotus  obscurus  538, 

—  Schoenberri  538. 

—  squamosus  538. 
Barypithes    araneiformes 

544. 
Batbycoelia  tbalassina  621. 
Bathyergus  maritimus   720. 
Batocera  albofasciata  501. 

—  hector  501. 
Batophila  rubi  524. 
Batrachedra  2.56. 

—  arenosella  256. 

—  rileyi  256. 
Baumbörnchen  711, 
Baumweifsling  399. 
Bdella  lignicola  98. 
Bean-cutworm  354. 
Bean  leaf-beetle  531. 
Bean  leaf-roller  393. 
Bedeguare  606. 

Bedellia  somnulentella  248. 
Beerenwanze  619. 
Beet  leafhopper  639, 
Bekämpfungsmittel   726    (s. 

Scblui's  des  ßegisters). 
Belenois  java  397. 
Belippe  albiguttata  331. 
-^  lalena  331. 

—  lohor  331. 

Belus  bidentatus  548. 
Bembecia  323. 

—  bylaeiformis  323, 

—  marginata  323. 
Bembidium     quadrimacula- 

tum  464. 


Bernbardskrebse  75. 
Bernsteinschnecken  70. 
Beuteltiere  707. 
Biber  709. 
Bibio  hortulanus  458. 

—  Jobannis  458. 

—  laniger  458. 

—  marci  458. 

—  pomonae  458. 
Bibioniden  457. 
Bibitkäfer  494. 
Billbugs  565. 
Bilmenschnitter  709. 
Bienen  615. 
Biorhiza  pallida  605. 
Birgus  latro  75. 
Birkenspanner  339. 
Birnbaum-Prachtkäfer  487. 
Birnblattgallmilbe  123. 
Birnblattgallmücke  455. 
Birnblattwanze  627. 
Birnblattwespe  595,  602. 
Birnenblütenstecher  555. 
Birngallmücke  445. 
Birntrauermücke  445,  446. 
Birnsauger,  grofser  647. 
Birntriebwespe  601.' 
Birnwickler  302. 

Biston  hirtarius  339. 

—  pomonarius  339, 

—  suppressarius  339, 
Bixadus  sierricola  499, 
Blackbeetles  586. 
Blackbirds  706. 
Blanjulus  81. 

—  guttulatus  80,  81. 

—  pulcbellus  81. 

—  venustus  81. 
Blasenfüfse  217. 
Blastodacna  2.55. 

—  hellerella  256. 

—  putripennella  255. 

—  vinolentella  256. 
Blattflöhe  646. 
Blatthornkäfer  577. 
Blattiden  148. 
Blattkäfer  508. 
Blattläuse,  migrirende  669. 
— ,  nicht  migrirende  667. 
Blattnager  .544. 
Blattschneiderameisen  612. 
Blattschneiderbienen  615. 
Blattwespen  590. 
Bläulinge  394. 
Blaukopf  366. 
Blaumeise  704. 

Blausieb  321. 
Blennocampa  geniculata  593. 

—  melanopygius  594. 

—  pusilla  593. 

—  pygmaea  593. 

—  vitis  593. 
Blindmolle  720. 
Blindwanzen  627. 
Blissus  leucopterus  624. 
Blister-mite  123. 


Blitophaga  468. 

—  reticulata  469. 

—  opaca  469. 

—  undata  469. 
Blütenkäfer  .588. 
Blumenkohlkrankheit      der 

Erdbeeren  46. 
Blutlaus  671. 
Boarmia  bhurmitra  338. 

—  crepuscularia  338. 

—  gemmaria  338. 

—  pampinaria  338. 

—  Helenaria  338. 
Bockkäfer  495. 
Boeboek  574. 
Bohnenkäfer  535. 
Bolitobius  467. 
Bolitophaginen  493. 

Boll  weevil  (mexican  cotton) 

556. 
Bollworm  335,  354. 
Bombay  locust  182. 
Bombus  615. 
Bombyciden  389. 
Borkenkäfer  567. 
Borkhausenia  tinctella  257. 
Borolia  venalba  360. 
Bostrychiden  489. 
Bostrychopsis  parallela  489. 

—  Jesuita  489. 
Bothynoderes  punctiventris 

.546. 
Botys  304. 

Brachartona  catoxantha332. 
Brachkäfer  581. 
Brach  onyx  pineti  548. 

—  indigena  548. 
Brachycolus  665. 
Brachyderes  incanus  538. 
Bracbydesmus  80. 

—  Attemsi  78. 
Bracbylacon  murinus  482. 
Brachymena   annulata    618. 

—  obscura  618. 
Brachyplatys      nigriventris 

617. 
Brachystola  magna  177. 
Brach'ytrypus  achatinus  212. 

—  megacephalus  212. 

—  membranaceus  212. 
Bradyaphis  664. 
Brandmaus  713. 
Brevipalpus  98. 
Brillenvogel  366. 
Brombeerspinner  377. 
Bromius  obscurus  512. 
Brontispa  Froggatti  531. 
Bronze  Birchborer  488. 
Bronzy    Orange    bugs    621. 
Brown  locust  173. 
Brown  rat  714. 
Brown-tail-moth  383. 
Bruchiden  533. 
Bruchidius  trifolii  536. 
Bruchophagus  funebris  608. 
Bruchus  533. 


752 


Register. 


Bruchus  affinis  535. 

—  atomarius  535. 

—  brachialis  536. 

—  chinensis  536. 

—  fabae  536. 

—  granarius  535. 

—  irresectus  536. 

—  lentis  536. 

—  loti  535. 

—  nubilis  536. 

—  obtectus  536. 

—  pallidicornis  535. 

—  pisi  535. 

—  quadrimaculatus  537. 

—  scutellaris  536. 

—  semin arius  535. 
Bryobia  89. 

—  nobilis  92. 

—  praetiosa  9.'. 

—  pratensis  91. 

—  ribis  89. 

—  speciosa  92. 
Bucculatrix  243. 

—  pomifoliella  243. 

—  canadensisella  244. 
Bucerotiden  702. 
Bucbenwickler  276. 
Budmoth  279 
Bndworm  260,  354,  356. 
Buffalo  Grashopper  177. 

—  tree-hopper  637. 
Bulb  mite  109. 
Bulbuls  703. 
Buliminen  57. 
Buliminus  detritus  69. 
Balimus  decollata  69. 
Bunch  Caterpillar  389. 
Bupalus  piniarius  337. 
Buprestis  apricans  486. 

—  aurulenta  486. 

—  consularis  486. 

—  flavopunctata  486. 

—  maculiventris  486. 

—  novemmaculata  486. 

—  rustica  486. 

—  striata  486. 
Buprestiden  484. 
Buschborn-Blattwespe    598. 
Bursifex  pruni  127. 
Busseola  sorghicida  374. 
Byctiscus  betulae  552. 

—  populi  552. 
Byrsocrypta  666,  671. 

—  pallida  671. 
Byturus  472. 

—  fumatus  472. 

—  rosae  472. 

—  sambuci  472. 

—  tomentosus  472. 

—  unicolor  472. 


Cacatua  galerita  702. 

Cacoecia  299. 

—  argyrospila  300. 


Cacoecia  cerasivorana  300. 

—  histrionana  299. 

—  laevigana  299. 

—  murinana  299. 

—  obsoletana  300. 

—  parallela  300. 

—  piceana  300. 

—  podana  300. 

—  postvittana  300. 

—  rosaceana  300. 
--  rosana  299,  300. 

—  xylosteana  300. 
Caecilius  flavidus  236. 
Caedicia  longipennis  199. 
Caenoptera  minor  497. 
Calamobius  filvim  504. 

—  marginellus  504. 

—  gracilis  504. 
Calandra  granaria  566. 

—  oryzae  566. 

—  sculpturata  567. 

—  taitensis  5ö7. 
Calaphis  664. 
Calathus  fuscipes  465. 

—  cisteloides  465. 

I  Calepus  picipes  585. 
:  Calidea  apicalis  618. 
[  Caliroa  cerasi  594 

Callidium  janthinum  497. 

Callimation  venustum  502. 
I  Callimorpha  333. 

Calliphora     ervthrocephala 
433. 

Callipterus  G64. 

Callirhytis  glandium  605. 
i  CaUirrhiphis  philiberti  492. 

Callopbrvs  rubi  394. 

Callyntrotus  128. 

Calocampa  exoleta  356.    , 

—  vetusta  356. 

1  Calocoris  angustatus  628. 

—  biclavatus  628. 

—  bipunctatus  628. 

—  fulvomaculatus  627. 

—  norvegicus  628. 

—  rapidus  628. 

—  trivialis  628. 
Calomicrus  pinicola  528. 
Caloptenus  italicus  189. 
Calotermes  flavicollis  235. 
Calpodes  etbulius  393. 
Cah^cophthora    coryligalla- 

rum  118. 

Calycopis  cecrops  394. 

Calymnia  panopus  391. 
I  Camarota  cerealis  411. 
j  —  flavitarsis  411. 

Camenta  Hintzi  579. 

—  Westermanni  579. 
Camnula  pellucida  172. 
Campodeiden  136. 
Camponotuö  brutus  614. 
Camponotus     herculaneus 

613. 

—  ligniperdus  613. 

—  pubescens  613. 


Campylomma  verbasci  634. 
Campyloneura  virgula  634. 
Caniden  721. 
Canis  latrans  721. 
Canthariden  471,  490. 
Cantharis  fuscus  471. 

—  lividus  471. 

—  nutalli  492. 

—  obscurus  471. 

—  rusticus  471. 

—  tenuicollis  492. 
Capitoniden  702. 

i  Capnodis  cariosa  485. 

—  tenebrionis  485. 

I  Capreolus  capreolus  724. 
I  Capsiden  627. 

Capua  coffearia  300. 

Carabiden  462. 
I  Carabus  auratus  466. 

—  catenulatus  466. 
Caradrina  exigua  358. 
Carcharodus  alceae  393. 
Cariacus  nemorivagus  725. 
Carineta  fasciculata  635. 
Carnation  fly  431,  432. 
Carpenter  ants  614. 
Carpenter  worm  322. 

j  Carpocapsa  amplana  276. 

—  grossana  276. 

j  —  pomonella  277. 
i  —  splendana  276. 

Carpodacus  mexicanus  fron- 
talis 705. 

Carpomyia  pardalina  419. 

Carrott-beetle  585. 

Caryoborus  gonagra  535. 

Cassida  bivittata  533. 
,  —  equestris  533. 
j  —  nebulosa  533. 
;  —  nigripes  533. 
1  —  viridis  533. 

Castilloa-Bohrer  502. 

Castnia  licus  322. 

Castor  semi-looper  349. 

Catachrysops  cnejus  395. 

Catantops  axillaris  189. 

—  indicus  189. 
Catopsilia  crocale  397. 
Catoxantha  bicolor  485. 
Cauliflower  disease  46. 
Cebrio  gigas  479. 
Cec'domyia  catalpae  443. 

—  bvimuli  443. 

—  sorgbicola  443. 
Cecidomyiden  439. 
Cecidoptes  pruni  125. 
Celeria  lineata  390. 
Celer}^  looper  352. 
Cemiostoma  244. 

—  coffeella  245. 

—  scitella  244. 
Cemonus  unicolor  615. 
Cenidoptera      multisignata 

602. 
Centrotus  638. 


Register. 


753 


Cephaleia  abietis  603. 

—  alpina  603. 

—  hypotrophica  603. 
Cephalobus  cephalotus  48. 

—  longicaudatus  48. 

—  rigidus  48. 
Cephaloneon  confluens  126. 

—  hvpocrateriforme  126. 

—  molle  127. 
Cephalotus  16,  22. 
Cephonodes  hylas  390. 
Cephus  cinctus  601. 

—  compressus  601. 

—  integer  602. 

—  luteipes  602. 

—  occidentalis  601. 

—  pallipes  601. 

—  pygniaeus  601. 
Ceralces  ferrugineus  517. 
Cerambyciden  495. 
Cerambyx  cerdo  495,  496. 
var.  Mirbecki  496. 

—  heros  495. 

—  miles  496. 

—  Scopolii  496. 
Cerataphis  666. 
Ceratina  cyanea  615. 
Ceratitis  capitata  416. 

—  striata  417. 
Ceratocampiden  387. 
Ceratomia  catalpae  391. 
Ceratoneon  attenuatum  127. 
Cercopiden  636. 
Cercopitbeken  725. 
Ceresa  borealis  637. 

—  bubalus  637. 

—  taurina  637. 
Cerococcus  hibisci  686. 
Ceroplastes  cerifer  695. 

—  cirripediformis  695. 

—  floridensis  695. 

—  rusci  695. 

—  sinensis  695. 
Ceroplesis  500. 
Cerostoma  persicella  267. 
Cerotoma  trifurcata  531. 
Cerviden  723. 

Cervus  canadensis  724. 

—  elapbus  724. 
Cetonia  aurata  589. 
Ceutorrhynchus  562. 

—  assimüis  563. 

—  contractus  563. 

—  cyanipennis  563. 

—  floralis  563. 

—  macula  alba  563. 

—  napi  563. 

—  pleurostigma  562. 

—  quadridens  563. 

—  rapae  563. 

—  Roberti  563. 

—  svilcicoUis  562. 

—  terminatus  563. 
Chaerocampa  butus  389. 

—  celerio  389. 

—  elpenor  390. 

Sorauer,  Handbuch.    3.  Au 


Chaerocampa  erotus  390. 
Chaetocnema  basalis  521. 

—  concinna  521. 

—  confinis  521. 

—  denticulata  521. 

—  dentipes  521. 

—  elongatula  521. 

—  pulicaria  521. 

—  tibialis  521. 
Chaetopsis  aenea  422. 
Chaitophorus  664. 
Chalastogastra  590. 
Chalcididen  606. 
Chalcodermus  aeneus  560. 

—  collaris  560. 
Chalcoides  aurata  520. 
Chalcophora  campestris  485. 

—  fortis  485. 

—  liberta  485. 

—  virgiuiensis  485. 
Chalcosoma  atlas  588. 
Charadriiformes  702. 
Charaeas  graminis  369. 
Cheimatobia  344. 

—  boreata  345. 

—  brumata  345. 
Chelymorpha  argus  532. 
Chermes  663,  667. 

—  abietis  674. 

—  fagi  687. 
Chermesidae  667. 
Chermiden  674. 
Cherry-bug  618. 
Chilo  284,  316. 
— ■  auricilia  316. 

—  infuscatellus  316. 

—  simplex  316. 
Chiloloba  acuta  589. 
Chilopoden  77. 
Chilosia  435. 
Chinch  bug  624. 
Chionaspis  691,  693. 

—  citri  691. 

—  euonynii  691. 

—  Salicis  691. 
Chipmunks  711. 
Chironomus  nyinphaeae  459. 

—  sparganii  459. 
Chiropteren  708. 
Chirothrips  antennatus  222. 

—  hamatus  222. 

—  manicatus  222. 
Chlamys  plicata  511. 
Chloris  chloris  705. 
Chlorita  facialis  641. 

—  flavesoens  640. 

—  rosae  640. 

—  solani  641. 

—  tuberosi  641. 

—  viridula  641. 

—  vitis  640. 

Chlorochroa  conica  645. 
Chloroclystis     rectangulata 

344. 
Chlorops  lineata  412. 

—  pumilionis  411. 
.     Dritter  Band. 


Chlorops  taeniopus  412. 
Cholodkovskya  667. 

—  viridana  663. 
Choreutis  x^arialis  274. 
Chortoicetes  pusilla  171. 

—  terminifera  171. 
Chortophila  brassicae  425. 

—  cilicrura  427. 

—  floccosa  425. 

—  floralis  425,  427. 

—  funesta  427. 

—  furcata  427. 

—  fusciceps  427. 

—  gnava  428. 

—  lactucae  428. 

—  lupini  428. 

—  planipalpis  428. 

—  platura  427. 

—  rubivora  428. 
Chromaphis  664. 
Chromis  erotus  390. 
Chromoderus  fasciatus  547. 
Chrotogonus  177. 

—  hemipterus  178. 

—  trachypterus  178. 
Chrysobothris  affinis  486. 

—  femorata  486. 

—  mali  486. 

—  Solieri  486. 
Chrysochloris  708. 
Chrysochroa  bicolor  485. 

—  fulminans  485. 

—  gigantea  485. 
Chrysochus  auratus  513. 
Chrysomeliden  508. 
Chrysomelinen  513. 
Chrysomphalus  aurantii  690. 

—  biformis  693. 

—  dictyospermi  690. 

—  ficus  691. 

—  tenebricosus  691. 
Chrysomyia  formosa  436. 
Chrysophanus  baeticus  394. 
Cicada  erratica  635. 

—  septemdeciiu  635. 
Cicadiden  634. 

'  Cicadula  exitiosa  640. 

—  sexnotata  639. 
Cicindeliden  461. 

I  Cidaria  344. 

Cigar-case-bearer  254. 

Cigarier  552. 
i  Cimbex  americana  600. 

—  amerinae  600. 

—  femorata  600. 

—  quadrimaculata  600. 

—  silvarum  600. 

—  variabilis  600. 
Cionus  fraxiui  559. 

—  hortulanus  559. 

—  scrophulariae  559. 
Cirphis  unipuncta  359. 

\  Citellus  711. 
j  —  Beecheyi  712. 
,  —  columbianus  712. 
I  Cladius  difformis  598. 
48 


754 


Register. 


Cladius  padi  597. 

—  pectinicornis  598. 
Clania  crameri  329. 

—  holmesi  329. 

—  ignobilis  330. 

—  variegata  329. 
Clavellaria  amerinae  600. 
Clavigralla  horrens  623. 
Cleandrus  graniger  200. 
Cledeobia  moldavica  311. 
Cleigastra  422. 

—  armillatum  423. 

—  flavipes  422. 
Cleomis  546. 

—  albidus  547. 

—  fasciatiis  547. 

—  meudicus  547. 

—  piger  547. 

—  punctiventris  546. 

—  sulcirostris  547. 
Cleora  pampin aria  338. 
Clickbeetles  480. 
Climbing  cutworm  371. 
Clinodiplosis  441. 

—  aurantiaca  442. 

—  equestris  442. 

—  mosellana  442. 

—  oculiperda  442. 

—  rosiperda  443. 

—  rosivora  443. 
Clivina  inipressifrons  465. 
Clover  Mite  91. 
Clover-seed  chalcis  608. 
Clytrinen  511. 
Cnaphalodes  663,  667. 

—  strobilobius  676. 
Cnemidophorus  303. 
Cneorrhinus  geminatus  538. 

—  plagiatus  538. 
CnepbasiaWabIbomiana296. 
Cnethocampa  pinivora  386. 

—  pit3^ocanipa  386. 

—  processionea  386. 
Cocciden  683. 
Cocciuella  7-punctata  478. 
Coccinelliden  476. 
Coccinellinen  478. 
Coccinen  687,  694. 
Coccothraustes    coccotlirau- 

stes  705. 
Coccotorus  prunicida  558. 
Coccotrypes  cardamomi  572. 

—  dactyliperda  572. 

—  Eggersi  572. 

—  graniceps  572. 
Coccus  cacti  689. 
Coccyges  702. 
Cochlididen  330. 
Cochliopoden  330. 
Cockchafers  579. 
Cockroaches  148. 
Codling  moth  277. 
Coelosterna  scabrata  501. 

—  spinator  501. 
Coenonynipha  395. 
Colaphus  sophiae  5i;>. 


Colaspidema  atrum  513. 
Colaspis  brunnea  511. 

—  favosa  511. 
Colasposoma  coffeae  513. 
Coleophora  251. 

—  fletcberella  254. 

—  grypbipennella  253. 

—  hemerobiella  254. 

—  laricella  253. 

—  lutipennella  234. 

—  malivorella  254. 

—  nigricella  254. 
Coleopteren  459. 
Collembolen  136. 
Collyris  bonelli  461. 

—  emarginatus  461. 

—  tubercvilata  461. 

!  Colobathristes   saccharicida 
I      ^24 

Columbiformes  701. 

Common    cabbage    looper 
'      352. 

Compsogene  panopus  391. 

Conchuela  618. 

Conchylis  ambiguella  292. 

—  epiiinaua  29'Z. 

—  vanillana  29H. 
Conicera  atra  434. 
Coniodes  plumigeraria  339. 
Conocephalus  200. 
Gonoi'rhynchus   mendicus 

547. 
Conotrachelus  crataegi  560. 

—  nenuphar  560. 
Conradtia  principalis  589. 
Contarinia  gossypü  444. 

—  johnsoni  448. 

—  pisi  446. 

—  pyrivora  445. 

—  ribis  447. 

—  torquens  447. 

—  tritici  441,  442,  447. 

—  violicola  448. 

—  A'iticola  448. 
Copeognatha  236. 
Coprinen  578. 

Copropbilus   striatulus  467. 
Coptocyla  532. 
Coptodisca    splendoriferella 

254. 
Coptops  aedificator  500. 

—  bidens  500. 

—  fusca  500. 
Coptosoma  atomaria  617. 
Coptotermes  gestroi  233,  335. 

—  lacteus  235. 

—  marabitanus  236. 
Coracüformes  702. 
Coraebus  bifasciatus  486. 

—  undatus  487. 
Coreiden  621. 

Coriraelaena  pulicaria  617. 
Corn  ear-worm  354. 
Corn  root-worm  527. 
Corn  stalk-borer  313,  317. 
Corrodentia  23;). 


Corviden  706. 

Corvus  frugilegus  706. 

Corymbites  aeneus  482. 

—  caricinus  482. 

—  castaneus  482. 

—  holosericeus  482. 

—  pectinicornis  482. 
Corytbuca  arcuata  626. 

—  marmorata  626. 
Cosmocarta  formosana  636. 
Cosmophila  erosa  352. 

—  sabulifera  352. 
Cosmopterj'x  eximia  256. 

—  pallifasciella  256. 
Cossiden  320. 
Cossus  cossus  322. 

—  ligniperda  322 
Cotton  bug,  brown  619. 
Cotton  leaf-bug  628. 
Cotton  worm  353. 
Coulee  cricket  206. 

—  court-noue  129. 
Cowpea  curcnlio  .560, 

—  weevil  536. 
Coyotes  721. 
Crabroniden  615. 
Crambus  caliginosellus  318. 

—  hortuellns  318. 
Cranberry  fire  worm  289. 
Cranberry    fruit-worm   312. 
Craponius  inaequalis  652. 
Crassiseta  cornuta  409. 
Cratopus  punctum  .540. 
Creatonotus  lactinea  334. 
Crematogaster  Dobrni   611. 

—  Rogenhoferi  611. 

—  scutellaris  611. 
Crepidodera  aurata  520. 

—  costatipennis  520. 

—  erytbropus  520. 

—  ru'fipes  520. 

j  Cricetinen  717. 
i  Cricetomys  gambianus   714. 
I  Cricetus  frumentarius  717. 
j  Cricket,  great  piain-  204. 

Cricula  trifenestra  375. 

Crioceris  509. 

—  asparagi  510. 

—  brunnea  510. 

—  12-punctata  510. 

—  impressa  510. 

—  lilii  509. 

—  merdigera  509,  510. 
Crocistethus  Waltli  618. 
Croesus  septentrionalis  596. 
Crossotarsus  brevis  577. 

—  Saundersi  577. 
Crown  borer  323. 
Crypartbrum   Walkeri    572. 
Cryphalus  abietis  571. 

^  areccae  571. 

—  Aulmanni  571. 

—  coffeae  571. 

—  congonus  571. 

—  eruditus  571. 

—  Hampei  571. 


Register. 


Cryphalus  lieveae  571. 

—  hispidulus  571. 

—  jalappae  571. 

— ■  tuberculosus  571. 

—  Walkeri  572.  _ 
Cryptoblabes  gnidiella  311. 
Cryptocampiis  amerinae  5y7. 

—  angustatus  597. 

—  ater  597. 

—  medullarius  597. 

—  popiüi  597. 

—  saliceti  597. 
Crvptocephalns     obsoletus 

.511. 

—  pini  511. 

Cryptococcus  fagi  687. 
Cryptohvpnus  abbveviatus 

—  riparius  483. 
Cryptophaga      unipunctata 

Cryptophagiden  475. 
Cryptorrhynchus    batatae 
.561. 

—  frigidus  561. 

—  gravis  561. 

—  lapathi  561. 

—  mangiferae  501. 
C'ryptosiphum  665. 
Crysiphona   occultaria    338. 
Ctonoxylon  amanicuni  662. 
Cucullia  lactucae  356. 
Curculio,  Cowpea  560. 

—  Grape  562. 

—  Plum  560. 

—  Quince  560. 
Curculioniden  537. 
Curraiit  span-worm  337. 
Cuspicona  simplex  621. 
Cutworm  371. 
Cyclocephala    immaculata 

'586. 
Cyclopelta  obscura  621. 
Cyclorrhapha  402. 
Cyclosia  papilionaris  332. 
Cyclostomaceen  57. 
Cydnus  bicolor  618. 
Cylas  formicarius  549. 

—  turcipennis  549. 
Cyllene  robiniae  497. 
Cyllo  leda  395. 
Cymbiden  334. 
Cymolomia   hartigiana  285. 
Cynipiden  603. 

Cynips  aptera  605. 

—  globuli  605. 

—  renum  604. 

—  Sieboldi  605. 

—  terminalis  405. 
Cynomys  ludovicianus  711. 
Cynonycteris  708. 
Cyphonodes  hylas  390. 
Cyria  imperialis  485. 
C'yrtoneura  stabulans  433. 
Cvrtophvllus    perspicillatns 

'200. 


Cyrtorrhimis     lividipennis 

634. 
Cyrtotrachelus  565. 
Cysteodemus  vittatus  490. 


Dactylopiinen  687,  689. 
Dactylopius  coccus  689. 

—  longispinus  688. 

—  vagabundus  687. 

—  vitis  687, 
'  Dacus  415. 

—  caudatus  416. 

!  —  conformis  416. 
j  —  Cucurbitae  415. 

—  ferrvigineus  416. 

—  oleae  415. 

—  persicae  416. 
'  —  tryoni  416. 

Dalpada  versicolor  018. 
Dama  dama  724. 
Damaeus  carabiformis  105. 
--  geniculatus  105. 

—  radiciphagus  105. 
i  Damwild  724. 

Danima  banksiae  387. 
Daphnis  hypothous  390. 

—  nerii  390. 
Daremma  catalpae  391. 
Dascillus  cervinus  479. 
Dasvchira  383. 

—  Korsfieldi  384. 

—  mendosa  384. 

—  misana  384. 

—  pudibunda  384. 

—  selenitica  384. 

—  thwaitesi  384. 
Dasyneura  abietiperda  454. 

—  brassicae  454. 

—  fraxinea  4.54. 

—  kellneri  4-54. 

—  laricis  454. 

—  leguminicola455, 

—  oenophila  455. 

—  piceae  455. 

—  pyri  455. 

—  rosaria  456. 

—  rosarum  453,  456. 
Datana  ministra  388. 
Dausara  tallinsalis  306. 
Decatomidea  Cooki  608. 
Decticus  202. 

—  albifrons  203. 

—  verrucivorus  203. 
Deilephila  hypothous  390. 

—  lineata  390. 

—  var.  livornica  390. 

—  nerii  390. 
Delphax  maidis  645. 

—  saccharivorus  643. 
Deltocephalus  inimicus  639. 

—  nigrifrons  639. 

—  oryzae  639. 

—  striatus  639.     •  _ 
Dendrocopus  analis  703. 
Dendrolimus  pini  376. 


Dendrolimus  segregatvis  376. 

—  Sibiriens  376. 
Dendroneura   sacchari   243. 
Dendrotettix  quercus  191. 
Depressaria  aplana  257. 

—  cicutella  259. 

—  daucella  257. 

—  depressella  259. 

—  heracleana  2-58. 

—  nervosa  257. 
Dermaptera  145. 
Dermestiden  479. 
Derocrepis  erythropus  520. 

—  rufipes  520. 
Desmia  funeralis  311. 

—  maculalis  311, 
Diabrotica  balteata  526. 

—  12-punctata  527. 

—  longicornis  527. 

—  soror  527. 

—  vittata  527. 
Diacanthus  aeneus  482. 
Diacrisia  obliqua  333. 

—  virginica  333. 
Diamond-back  moth  267. 
Diaperinen  493. 
Diaphania  309. 
Diapheromera  femorata  149. 
Diaprepes   abbreviatus   540. 

—  Spengleri  540. 
Diapromorpha      melanopus 

511. 
Diaspinen  689. 
Diaspis  carueli  692. 

—  echinocacti  692. 

—  fallax  692. 

—  juniperi  692. 

—  pentagona  691. 

—  piri  692. 
— ■  visci  692. 

Diastocera  reticulata  502. 
Diastrophiis  nebulosus  605. 

—  radicuni  605. 

—  rubi  605. 

Diatraea  saccharalis  317. 

—  striatalis  317. 
Dicerca  aenea  485. 

—  alni  485. 

—  divaricata  485. 

—  tenebrosa  485. 
Dichroplus  bergii  189. 
Dickkopf  380. 
Dickkopfschwärmer  393. 
Dickmaulrüfsler  541. 
Dicranotropis  vastatrix  643. 
Dicranura  vinula  388. 
Dicyphus  minimus  633. 
Diestrammena     marmorata 

207. 
Dilina  tiliae  391. 
Diloba  caeruleocephala  366. 
Dilophus  febrilis  458. 

—  femoratus  4  )8. 

—  vulgaris  458. 
Dindymus  versicolor  625. 
Dinoderus  minutus  489. 


Register. 


Dinodervis  pilifrons  489. 
Dioryctria  abietella  312. 
^  Splendidella  312. 
Diphucephela  colaspidoides 

579. 
Diplogaster  22. 
Diplognatlia  gagates  589. 

—  silicea  5^9. 
Diplogomphus  capusi  627. 

—  Greeni  627. 
Diplopoden  77. 
Diplosis  humuli  443. 

—  pyrivora  445. 

—  tritici  447. 

—  violicola  448. 
Dipodiden  713. 
Dipteren  401. 
Dirades  theclata  336. 
Discophora  celinde  395. 
Disonycha  caroliniana  526. 

—  mellicollis  526. 

—  xanthomelaena  526. 
Disopus  pini  511. 
Disphinctus  Bergrothi  631. 
Dissosteira  176. 

^  Carolina  177. 

—  longipennis  177. 
Diversicornier  470. 
Djankrik  210. 
Dohlen  706. 
Dolerus  arvensis  590. 

—  collaris  590. 

—  unicolor  590. 
Doleschallia  bisaltide  396. 
Dolichonyx  oryzivorus  706. 
Dolycoris  baccarum  619. 

—  indicus  619. 
Donaciinen  509. 
Doratifera  quadriguttata 

—  vulnerans  331. 
Dorcadion    carinatum    498. 
Dornschrecke  165. 
Dorylaimus  22. 

—  Dujardini  48. 
Dorylus  orientalis  611. 
Dorytomus  longimanus  348. 
Doticus  pestilens  537. 
Drahtwürmer  480. 
Drasterius  dorsalis  483. 

—  elegans  483. 
Dreata  petola  387. 
Drepana  cultraria  374. 

—  unguicola  374. 
Drepanaphis  664. 
Drepanosiphum  664. 
Dreyfusia  667. 

—  abietis-piceae  675. 

—  nüsslini  663,  675. 

—  piceae  663,  675. 
Drosophila  ampelophila  408. 

—  funebris  408, 

—  obscura  408. 
Drosophiliden  407. 
Drosseln  703. 
Drvobius  665. 


Dryocoetes  coryli  572. 
Dungkäfer  578. 
Dungmücken  458. 
Duomitus    leuconotus     321. 
Durchschnitte  709. 
Dynastes  gideon  588. 
D3mastinen  585. 
Dysdercus  Andreae  625. 

—  cardinalis  626. 

—  cingulatus  626. 

—  Delauneyi  626. 

—  fasciatus  626. 

—  Howard i  626. 

—  nigrofasciatus  626. 

—  ruficollis  626. 

—  sidae  626. 

—  superstitiosus  626. 

—  suturellus  625,  626. 

Earias  chlorana  334. 

—  fabia  335. 

—  insulana  334. 
Earwig  146. 
Eccoptogaster  amygdali  572. 

—  assimilis  572. 

—  carpini  572. 

—  intricatus  572. 

—  mali  572. 

—  pruni  572. 

—  rugulosus  572. 
Ecthaea    quadricornis     504. 
Edema  albifrons  388. 

I  Egelschnecken  64. 
1  Eichelnwickler  276. 

Eichenbock,  grofser  495. 

Eichenerdfloh  523. 

Eichenknospenmotte  254. 

Eichen-Prozessionsspinner 
386. 

Eichenrosen  605. 

Eichenspinner  377. 

Eichenwickler,  Grüner  297. 

Eichhörnchen  710. 

Einsiedlerkrebse  75. 

Eisenia  foetida  53. 

Eisvögel  396. 

Elachiptera  cornuta  409. 

Elachista  250. 

Elaphidion      subpubescens 
496. 

—  villosum  496. 
Elaphodes  tigrinus  511. 
Elasmognathus  Greeni  627. 
Elasmopalpus  lignosellus 

313. 
Elateriden  479. 
Elch  723. 
Elefanten  722. 
Eleodes  opaca  493. 

—  quadricollis  493. 
Eliomys    (quercinvis)    nitela 

713. 
Elstern  706,  707. 
Elymnias  undularis  395. 
Emberiza  705. 
Emphytus  591. 


Emphytus  canadensis  592. 

—  cinctipes  591. 

—  cinctus  591. 

—  grossulariae  592. 

—  pallipes  592. 

—  perla  591. 

—  ruficinctus  591. 

—  serotinus  591. 

—  tarsatus  592. 

—  tener  591,  592. 

—  versicolor  592. 

—  viennensis  591. 
Empoasca  mali  641. 
Enaria  melanictera  580. 
Enarmoniaprunivorana  287. 
Enchytraeiden  51. 
Enchytraeus  albidus  52. 

—  buchholzi  52. 

—  parvulus  52. 
Ennomos  alniaria  342. 

—  subsignaria  342. 
Enopliden  48. 
Entilia  sinuata  637. 
Entochira  lateralis  494. 
Entomobrya  nivalis  141. 
Entomoscelis   adonidis    518. 
Eonycteris  708. 
Epacromia  dorsalis  171. 
Epepeotes  luscus  499. 
Ephippigera  205. 

—  crucigera  206. 

—  provincialis  206. 

—  terrestris  206. 

—  Vitium  205. 
Epiblema  comitana  285. 

—  hercyniana  285. 

—  nigricana  285. 

—  tedella  285. 

—  tripunctana  285. 
Epicauta  adspersa  492. 

—  ambusta  492. 

—  atomaria  492. 

—  pennsylvanica  492. 

—  Rouxi  492. 

—  rufidorsum  492. 

—  sibirica  492. 

—  tenuicollis  492. 

—  verticalis  492. 

—  vittata  492. 
Epicoervis  imbricatus  540. 
Epicorsia  mellinalis  305. 
Epicrocis  terebrans  312. 
Epidiaspis  betulae  692. 

—  gennadiosi  692. 

—  leperei  692. 

—  piricola  692. 
Epidosis  441. 
Epilachna  argus  477. 

—  borealis  478. 

—  canina  477. 

—  chrysomelina  477. 

—  corrupta  478. 

—  dodecastigma  477. 

—  guttato-pustulata  477. 

—  phyto  477. 

—  pusillanina  477. 


Register. 


757 


Epilachna  territa  477. 

—  28-maculata  477. 

—  28-puiictata  477. 
Epilachninen  476. 
Epinephele  895. 
Epineuronia  popularis  369. 
Epiplemiden  386. 
Epithectis  mouffetella  262. 
Epithrix  cucumeris  521. 

—  fuscula  521. 

—  parvula  521. 
Epitrimerus  128. 
Epochra  canadensis  418. 
Erbseneule  868. 
Erbsengallmücke  446. 
Erbsenkäfer  535. 
Erbsenwickler,  brauner  282. 

—  mondfleckiger  281. 
Erdbeerstecher  556. 
Erdeulen  871. 
Erdflöhe  518. 
Erdhörnchen  711. 
Erdmaus  715. 
Erdraupen  371. 
Erechthias  mystacinella  274. 
Eremobia  muricata  177. 
Ergolis  ariadne  395. 
Erineum  nialinum  125. 

—  padi  127. 

—  rubrum  120, 

—  vitis  119. 

Eriocampa    atripennis    592. 
Eriocampoides     adumbrata 

594. 

—  aethiops  595. 

—  amygdalina  595. 

—  annulipes  595. 

—  cerasi  595. 

—  limacina  594. 

—  rosae  595. 
Eriococcus    araucariae    687. 

—  coriaceus  687. 

—  spurius  687. 
Eriogaster  lanestris  378. 
Erionota  thrax  398. 
Eriophyes  116. 

—  avellanae  118. 

—  calcladophorus  128, 

—  -  carinatus  120. 

—  cladophthirus  128. 

—  cornutus  117. 

—  euaspis  127. 

—  fraxini  127. 

—  gibbosus  120. 

—  gossypii  118, 

—  gracilis  120. 

—  laricis  117. 

—  löwi  128. 

—  malinus  125. 

—  oleivorus  121. 

—  padi  127. 

—  phloeocoptes  125. 

—  pini  116. 

—  piri  123. 

—  plicator  127, 

—  populi  118, 


Eriophyes  quadrisetus  117. 

—  ribis   121. 

—  rudis  117. 

—  Salicis  118. 

—  similis  126. 

—  tenuis  117. 

—  theae  120. 

—  triradiatus  118, 

—  tristriatus  118. 

—  vermiformis  118. 

—  violae  120. 

—  vitis  119. 
Eriophyiden  112. 
Eriophyinen  116. 
Erithacus  luscinia  704. 

—  rubeculus  704. 
Erlenblattkäfer,  blauer  527. 
Erlenrüfsler  561. 

Ermine  moths  271. 
Ernobius  abietinus  490. 

—  abietis_490. 

—  angusticollis  490. 

—  longicornis  490. 

—  nigrinus  490. 
Ernoporus  jalappae  571. 
Erotyliden  475. 
Erynnis  sperthias  393. 
Eschenzwieselmotte  271. 
Estigmene  acraea  338. 
Etiella  zinckenella  313. 
Euacanthus  interruptus  688. 
Eucallipterus  664. 
Evichloris  submissaria  347. 
Euchromia  horsfieldi  334. 
Eucleiden  330. 
Eudamus  proteus  393. 
Eudemis  vacciniana  289. 
Eudicella  euthalia  589. 
Eufitchia  ribearia  337. 
Eulen-Schmetterlinne  348. 
Eulota  fruticum  68. 
Eumerus  lunulatus  434. 

—  strigatus  484. 
Eumimetes  maculicornis  500. 
Eumolpus  obscurus  512. 

-  vitis  512. 
Euoxysoma  vitis  608. 
Euphoi'ia  inda  588. 

—  melancholica  588. 

—  sepulchralis  588. 
Euphyllura  oleae  646. 
— •  olivina  646. 
Eupithecia  rectangulata344. 
Euprepocnemis  bramina  196. 
Euproctis  chrysorrhoea  388. 

—  divisa  383. 

—  flavata  383. 

—  flexuosa  383. 

—  guttata  383. 

—  latifascia  383. 

—  minor  383. 
Eupterote  geminata  389. 
Eupteryx  atr ©punctata  642. 

-  carpini  642. 

—  picta  642. 
Euptoieta  claudia  397. 


Eurema  hecabe  897. 
Eurycreon  806. 
Eurydactylus    sexspinosus 

576. 
Eurydema  festiva  619. 

—  oleracea  619. 

—  ornata  619. 

Eury gaster  maurus  618, 
Eurytela  dryope  397. 
Eurytoma  acaciae  608. 

—  rhois  608. 

—  Schreineri  608. 
Eurytrachelus      bucephalus 

578. 
1  —  pilosipes  578. 
Euschistus  punctipes  619. 

—  servus  619. 

—  variolarius  619, 
Eutettix  tenella  639. 
Euthrips  223. 
Euxesta  notata  422. 
Euxoa  messoria  372. 

—  segetum  372. 

—  tritici  372. 

var.  aquilina  372. 

—  vestigialis  372. 
Euzophera  semifuneralis314. 
Evergestis  extimalis  808. 

—  frumentalis  308. 

—  margaritalis  308. 

—  rimosalis  308. 
Evetria  290. 

—  austriana  292. 

—  buoliana  290. 

—  comstockiana  292. 

—  duplana  291. 

—  frustrana  292. 

—  pinivorana  291. 

—  resinella  290. 

—  rigidana  292. 

—  turionana  291. 
Evotomys  glareolus  715. 

—  Papperi  715. 
Exelastis  atomosa  304. 
Exopholis  hypoleuca  580. 

Falcidius  apterus  645. 
Fall  canker  worui  340. 
Fall  webworm  883. 
False  red  bug  630. 
Fasane  701. 
Faule  Grete  619. 
Feldgrille  211. 
Feldheuschrecken  150. 
Feldmaus  715. 
Feliden  722. 
Felsengebirgsheuschrecke 

192. 
Feltia  annexa  372. 

—  exclamationis  372. 
Fenusa  593. 
Feuerwanzen  625. 
Fiber  zibethicus  717. 
Fichtenblattwespe , 

595. 

—  kleine  596. 


758 


Fichtenblattwespe ,      kleine 

596. 
Fichtenbock  495. 
Fichtengalhuücke  455. 
Fichtentriebgallmücke  454. 
Fichtenknospenmotte  269. 
Fichtennestwickler  285. 
Fichtenrindenwickler  281. 
Fichtenzapfenwickler  281. 
Fidia  viticida  511. 
Fidicina  pullata  635. 
Filippia  oleae  695. 
Finken  704. 
Fiorinia  pellvicida  692. 
Fire  ant  611. 
Flachsfliege  228. 
Flachsknotenwickler  292. 
Fledermäuse  708. 
Flughörnchen  710. 
Flughunde  708. 
Flufsschwein  723. 
Foaiella  danesii  669. 
Fonscolombea  fraxini  687. 
Forest  tent-caterpillar  379. 
Forficula  auricularia  146. 
Forleule  357. 
Formica  fusca  613. 
Forraiciden  608. 
Fransenflügler  217. 
Frea  maculicornis  500. 

—  marmorata  503. 
Friedericia  levdigi  52. 
Fringilliden  704. 
Fritf liege  410. 
Froggattia  olivina  627. 
Froghoppers  636. 
Frostspanner  341,  344,  345. 
Fuchs,  grolser  396. 
Fulgoriden  643. 

Fumea  casta  328. 

—  nitidella  328. 
Furcaspis  biformis  693. 

—  oceanica  693. 

Grabelschwanz,  grofser  388. 

Galago  725. 

Galeoscoptes    carolinensis 

703. 
Galeruca  capreae  528. 

—  semipvillata  531. 

—  tanaceti  531. 
Galerucella  528. 

—  calmariensis  529. 

—  cavicollis  530. 

—  decora  530. 

—  lineola  529. 

—  luteola  529. 

—  nymphaeae  529. 

—  singhara  529. 

—  tenella  530. 

—  vibuini  529. 

—  xanthomelaena  529. 
Galle  meinen  526. 
Gallir.ula  chloropus  702. 
Gallmilben  112. 
Gallmücken  439. 


Gallmücken,  Fichtensamen- 
444. 

—  Kiefernnadel-  444. 
Gallwespen  603. 
Gammaeule  350. 
Garden-chafer  584. 
Garden  web-worm  308. 
Garten-Laubkäfer  584. 
Gartenschläfer  713. 
Gastroidea  x)ol3^goni  514. 

—  raphani  514. 

—  viridula  514. 
Gastropacha  quercifolia  377. 

—  rubi  377. 

Gastrophysa  polygoni    514. 
Gecarciniden  75. 

Geisha  distiuctissima  645. 
Geißblatt- Geistchen  303. 
Geißblattmotte  262. 
Gelechia  confusella  265. 

—  dodecella  265. 

—  gossypiella  265. 

—  malvella  265. 

—  reussiella  265. 

—  rhombella  265. 

—  simplicella  266. 
Gelechiiden  257. 
Gemüseeule  368. 
Geometriden  336. 
Geomys  bursarius  712. 
Geonomus     quadrinodosus 

540. 
Geophilus  carpophagus  77. 

—  longicornis  77. 
Georhychus    argenteo-cine- 

reus  720. 

—  capensis  720. 

—  hottentotus  720. 
Gerber  582. 

Gespinstmotten  268,  271. 
Getreide-Blumenfliege  431. 
Getreidehähnchen  509. 
Getreide-Halmwespe  601. 
Getreide-Laufkäfer  462. 
Getreideschänder  441. 
Getreideverwüster  449. 
Giardius  vitis  112. 

Gicht  des  Getreides  412. 
Gillettea  667. 

—  cooleyi  676. 
Gipsy  nioth  381. 
Girdie  worm  318. 
Glanzkäfer  473. 
Glasflügler  322. 
Glenea  gabonica  506. 

—  novemguttata  506. 
Glomeriden  80. 
Glomeris  marginata  80. 
Glottula  pancratii  370. 
Glucken  377. 
Glyphina  666. 
Glyphiptervgiden  274. 
Glyphodes  '309. 

—  hyalinata  310. 

—  negatalis  310. 

—  nitidalis  310. 


Glyphodes  ocellata  309. 

Glyptina  rubi  524. 

Gnorimoschema  heliopa266. 

Gnorimus  nobilis  589. 
i  Goat  moth  322. 

Godara  comalis  309. 

Goldafter  383. 

Golunda  Elliotti  714. 
1  Gomphocerus  maculatus  167. 

—  Sibiriens  166. 
Gonitis  involuta  352. 
Gonocephalum       acutangu- 

lum  494. 

—  depressum  494. 

—  intermedium  494. 

—  seriatum  494. 
Gorilla  725. 
Gortyna  361. 

—  flavago  362. 

—  ochracea  362. 
Gossyparia  ulmi  687. 
Grabwespen  615. 
Gracilaria  248. 

—  coffeifoliella  249. 

—  fidella  249. 

—  juglandella  249. 
— ■  onustella  249. 

—  roscipenella  249. 

—  syringella  248. 

—  tiieivora  250. 
Gracilariiden  246. 
Graeffea  coccophaga  150. 
Grammop  tera  ruficornis  497. 
Grape  berry  moth  288. 

—  (Jurculio  562. 

—  leaf-hopper  643. 

—  plume  304. 

—  root-worm  511. 

vine  root-borer  325. 

Grapholitha  280. 
-  dorsana  281. 

—  duplicana  281. 

—  funebrana  283. 

—  glycinivorella  284. 

—  nebritana  282. 

—  nigricana  282. 

—  pactolana  281. 

—  prunivorana  283. 

—  roseticolana  282. 

—  schistaceana  284. 

—  strobilella  281. 

—  tenebrosana  282. 

—  woeberiana  283. 

—  zebeaua  282. 
Graptodera  523. 
Graseulen  365,  369. 
Grasmücken  704. 
Grass  thrips  226. 
Graszünsler  314. 
Greenidia  665. 
Grillen  208,  210. 
Grisette  630. 
Grofskopf  380. 
Grofsschmetterlinge  318. 
Grouud  squirrels  711. 
Grünfink  705. 


Register. 


750 


Grünrüfsler  544. 
Gruiden  702. 
Grvllacrinen  206. 
Grylliden  208. 
Grvllineu  210. 
Gryllotalpa  213. 

—  afi'icana  214. 

—  australis  214. 

—  borealis  214. 

—  vulgaris  214. 
Gryllus  abbreviatus  210. 

—  'bimaculatus  211. 

—  campestris  211. 

—  desertus  210. 

— •  melanocephalus  211. 

—  melas  210. 

—  mitratus  210. 

—  Servillei  210. 
Guinea  grass  moth  349. 
Gummiwickler  284. 

Haarmücken  457,  458. 
Hadena  basilinea  3(55. 

—  didyma  365. 

—  secalis  365. 

—  tritici  365. 
Häher  706. 
Hainschnecke  68. 
Halbaffen  725. 
Halbflügler  616. 
Halmfliege  412. 
Halmwespen  601. 
Halteropliora  416. 
Haltica   ampelophaga     519, 

523. 

—  chalybea  524. 

—  erucae  523. 

—  ignita  524. 

—  oleracea  524. 

—  punctipennis  524. 

—  quercetorum  523. 
Halticinen  518. 
Halticus  apterus  633. 

—  erythrocephalus  633. 

—  minutus  633. 

—  saltator  633. 

—  Uhleri  633. 
Hamamelistes  666. 

—  betulae  674. 

—  spinosus  674. 
Hammaticherus  cerdo  495. 
Hamster  717. 

Haplidia  580. 
Harlekin  343. 
Harlequin  cabbage  bug  619. 

—  fruit  bug  625. 
Harpalus  aeneus  465. 

—  caliginosus  465. 

—  herbiphagus  464. 

—  pensylvanicus  465. 

—  ruficornis  464. 
Harrisiua  americaua  327. 
Harzgallenwickler  290. 
Haselbock  507. 
Haselmaus  713. 

709. 


Hausmütterchen  373. 
Hautflügler  589. 
Heckenwickler  299. 
Helicella  obvia  68. 
Heliciden  67. 
Helicinaceen  57. 
Helicogena  pomatia  69. 
Heliodines  roesella  254. 
Heliophila  359. 

—  albilinea  360. 

—  extenuata  360. 

—  humidicola  360. 

—  loreyi  360. 

—  pseudargyria  360. 

—  secta  360. 

—  unipuncta  359. 

—  venalba  360. 
Heliothis  armigera  354. 

—  assulta  355. 

—  dipsacea  356. 

—  obsoleta  354. 
— ■  peltigera  855. 

—  virescens  356. 
Heliothrips  haemorrhoidalis 

227. 

—  striatopterus  227. 
Helix  arbustorum  68. 

—  aspersa  69. 

—  caperata  68. 
--  ericetorum  68. 

—  fruticum  68. 

—  hispida  67. 

—  hortensis  69. 

—  intersecta  68. 

—  nemoralis  68. 

—  obvia  68. 

—  pomatia  69. 

—  rufescens  67. 
Hellula  undalis  308. 
Helodrilus  caliginosus  53. 

—  chloroticus  53. 
Helopeltis  Antonii  631. 

—  Bergrothi  631. 

—  Schoutedeni  631. 

—  the'ivora  631. 
Helophorus  rufipes  470. 

—  rugosus  470. 
Hemerocampa    leucostigma 

384. 

—  vetusta  384. 
Hemichionaspis  693. 
Hemicoccinen  694. 
Hemipteren  616. 
Hemirophila  atrilineata  339. 
Henicopus  pilosus  471. 
Henlea  nasuta  52. 
Henous  confertus  491. 
Hepialus  humuli  320. 

—  lupulinus  320. 
Herpestes  griseus  714. 
Herpetophygas  f  asciatus  500. 
Herse  cingulata  392. 

—  convolvuli  392. 
Herzwurm  369. 
Hesperia  philino  393. 
Hesperiden  393. 


Hessenfliege  449. 
Heterachthes  aeneolus  496. 
Heterocampa  manteo  388. 
Heterocordylus  flavipes  634. 

—  malinus  634. 
Heterodera  16,  31. 

—  göttingiana  45. 

—  javanica  45. 

—  radicicola  31,  48. 

—  Schachtii  39. 
Heteronychus  morator  585. 
Heteropteren  616. 
Heterusia  cingala  332. 
Heupferd  201. 
Heuwurm  293. 
Hibernia  341. 

—  aurantiaria  342. 

—  desolaria  341. 

—  rupicapraria  342. 

—  tiliaria  342. 
Hidari  irava  393. 
Hieroglyphus  180. 

—  furcifer  ISO. 
Himbeerglasflügler  323. 
Himbeerkäfer  472. 
Hinibeerstecher  556. 
Himbeerwurm  473. 
Hippodamia  convergens  478. 
Hippopotamus  723. 
Hippotion  celerio  389. 
Hirsche  723. 
Hirundinen  703. 

Hispa  aenescens  532. 

—  armigera  532. 

—  testacea  532. 
Hispella  Walkeri  532. 
Histiostoma  feroniarum  107. 
Höckerheuschrecke  170. 
Holaniara  picescens  494. 
Holcocneme  Erichsoni   595. 
Holcomyrmex      scabricollis 

611. 
Holotrichia    leucophthahna 

580. 
Holzameisen  613. 
Holzbohrer  320,  574. 
Holzbrüter  567,  573. 
Holzläuse  236. 
Holzneria  poschingeri  673. 
Holzwespen  600. 
Homalodisca  triquetra  638. 
Homopteren  634. 
Homotoma  ficus  649. 
Honigbiene  615. 
Hopfenälchen  25. 
Hopfenerdfloh  522. 
Hopfeneule  348. 
Hopfeulaus  660. 
Hopfen-Minierfliege  406. 
Hopfen-Miniermotte  256. 
Hopfenspinner  320. 
Hop  flea-beetle  522. 
Hoplia  callipyge  579. 

—  graminicola  579. 

—  retusa  579. 
Hoplocampa  brevis  594. 


760 


Register. 


Hoplocampa    chrysorrhoea 
594. 

—  fulvicornis  594. 

—  minuta  594. 

—  testiidinea  594. 
Hoploderma       ellipsoidalis 

106. 
Hop-plant  borer  363. 
Horiola  arcuata  637. 
Hormaphidinae  666. 
Hormaphis  666. 

—  hamamelidis  674. 
Hormiga  brava  611. 
Hornisse  614. 
Hornissenschwärmer  327. 
Howardia  biclavis  692. 
Hühnervögel  701. 
Hulstea  undiilatella  314. 
Hummeln  615. 

Hunde  721. 
Hundertf üfse  77. 
Hundsaffen  725. 
Hyänen  722. 
Hyalarcta  hübneri  330. 
Hj'alopterus  665. 

—  arundinis  671. 

—  pruni  660,  671. 
Hyblaea  constellata  353. 

—  puera  352. 
Hydrellia  griseola  408. 

—  ranunculi  409. 
Hydroecia  immanis  363. 

—  micacea  363. 

—  nicticans  363. 
Hydrophiliden  470. 
Hylastes  obscurus  569. 

—  trifolii  569. 
Hylemyia  429. 

—  antiqua  430,  431. 

—  cardui  430,  432. 

—  ceparum  430. 

—  cepetorum  430. 

—  coarctata  431. 

—  lychnidis  430. 

—  nigrescens  431,  432. 

—  puUula  432. 
Hylesinus  crenatus  569. 

—  fici  570. 

—  fraxini  569. 

—  oleiperda  569. 

—  piniperda  490. 

—  vestitus  569. 
Hylobius  abietis  547. 

—  pinastri  547. 
Hyloicus  ligustri  391. 

—  pinastri  391. 
Hylotoma  coerulescens  599. 

—  enodis  599. 

—  mali  599. 

—  pagana  599. 

—  pectoralis  599. 

—  pullata  .599. 

—  rosae  599. 
Hylotrupes  lignevis  497. 
Hymenopteren  589. 
Hypena  humuli  348. 


H3"pena  lividalis  349. 

—  rostralis  348. 
Hypera  545. 
Hyphantria  cunea  333. 

—  textor  333. 
Hypoborus  ficus  570. 
Hypogymna  morio  385. 
Hypolimnas  misippus  396. 
H3'pomeces  curtus  540. 

—  squamosus  540. 

—  unicolor  540. 
Hvponomeuta     cognatellus 

"273. 

—  evonymellus  273, 

—  mahalebellus  274. 

—  malinellus  274. 

—  padellus  274. 

—  padi  273. 

—  variabilis  274. 
Hyponomeutiden  268. 
Hyposidra  talaca  342. 
Hypothenemus  tuberculosus 

571. 
Hypsiden  332. 
Hypsipyla  robusta  312. 
Hypudaeus  bercynicus   715. 
Hysteropterum      grylloides 

645. 
Hystrix  721. 

Icerya  aegyptica  697. 

—  purchasi  697. 

—  seychellarum  698. 
Icteriden  706. 
Idacantha  magna  526. 
Idiocerus  638. 
Incurvaria  capitella  240. 

—  pectinea  241. 

—  rubiella  241. 
Inesida  leprosa  502. 
Ino  ampelophaga  331. 
Inquilinen  114. 
Insectivoren  708. 
Insektenfresser  708. 
Ipiden  567. 

Ips  cinchonae  572. 
Iridomyrmex  humilis  613. 
Ischnapsis  longirostris   692. 
Isophya  camptoxipha  198. 
Isopoden  71. 
Isoptera  233. 
Isosoma  grande  607. 

—  hordei  607. 

—  orcbidearum  607. 

—  tritici  607. 
Isotoma  fimetaria  141. 
Ithvcerus       noveboracensis 

546. 
lyngipicus  auritus  703. 

Jalmenus  evagorus  395. 

—  ictinus  395. 
Janus  compressus  601. 

—  integer  602. 

—  luteipes  602. 
Japygiden  136. 


Jartheza      chrysographella 

316. 
Jassiden  638. 
Jassus  sexnotatus  639. 
Johannisbeer  -  Glasflügler 

324. 
Johannisbeerspanner  336. 
Juliden  81. 
Julus  83. 

—  coeruleocinctus  85, 

—  communis  85. 

—  fallax  84. 

—  flavipes  85. 

—  foetidus  78. 

—  hortensis  85. 
— •  impressus  85. 

—  ligulifer  84. 

—  lundinensis  84. 

—  luscus  84. 

—  pusillus  85. 

—  sabulosus  83. 

—  spinifex  78. 

—  terrestris  85. 
June  bug  green  588. 
Junikäfer  -581. 
Junonia  almana  396. 

Känguruhs  707. 
Kaffeebohnenkäfer  537. 
Kaffeebohrer ,     ostafrikani- 
scher, gelber  507. 

—  roter  321. 

—  weifser  500. 

—  westafrikanischer  499. 
Kaffeemotte  245. 
Kaffeewanze  620. 
Kaffeezünsler  309. 
Kaiwurm  554. 
Kakaomotte  266. 
Kakao-Rindenwanze  632. 
Kaliosyphingia  Dohrni  593. 

—  ulmi  593. 
Kaninchen  709. 
Kapselkäfer  556. 
Kapselwurm  335. 

—  roter  265. 
Kartoffelerdflob  523. 
Katze  722. 
Kentjong-kever  585. 
Kernies  quercus  694. 
Kernbeilser  705. 
Kernfäule  der  Weberkarde 

25. 
Kernraupe  269. 
Kieferneule  357. 
Kiefernknospenmotte  265. 
Kiefernknospen  Wickler   291. 
Kiefernnadelmotte  268. 
Kiefern  -  Prozessionsspinner 

386. 
Kiefernrindenwanze  627. 
Kiefernsaateule  372. 
Kiefernschwärmer  391. 
Kiefernspanner  337. 
Kiefernspinner  376. 
Kieferntriebwickler  290. 


Register. 


761 


Kirschblattwespe  594. 
Kirschenfliege  418. 
Kirschenspanner  339. 
Kirschenspinner  378. 
Kissophagas  fasciatus  570. 

—  hederae  570. 
Kleesamenmücke  455. 
Kleespinner  377. 
Kleinschmetterlinge  240. 
Knospenschabe  259. 
Knospenwickler,  grauer  289. 

—  roter  279. 
Köcherfliegen  236. 
Körnerassel  74. 
Kohlerdfloh  524. 
Kohleule  369. 
Kohlfliege  425. 
Kohl-Gallenrüfsler  562. 
Kohl-Gallmücke  454. 
Kohlmeise  704. 
Kohlschabe  267. 
Kohlwanzen  619. 
Kohlweifsling,   grolser   399. 

—  kleiner  398. 
Kohlzünsler  305. 
Koloradokäfer  515. 
Kommaschildlaus  692. 
Kornfliege  411. 
Kräuselkrankheit  der  Baum- 
wolle 641. 

Kragenbären  721. 
Kraniche  702. 
Kreuzschnäbel  705. 
Kümmelmotte  257. 
Kümmelpfeifer  257. 
Kugelassel  73. 
Kugelspringschwänze  141. 
Kupferbrand  93. 
Kupferglocke  377. 
Kurzflügler  466. 


Labia  minor  146. 
Labidura  riparia  146. 
Lachnini  665. 
Lachnosterna  arcuata  581. 

—  constricta  581. 

—  eribrosa.  581. 

—  farcta  581. 

—  fusca  581. 

—  impressa  581. 

—  lanceolata  581. 

—  leucophthalma  .581. 
Lachnus  665. 

—  exsiccator  667. 
Lacon  murinus  482. 
Laelia  subrufa  385. 
Lärchenblattwespe ,    groise 

Lärchengallenwickler  282. 
Lärchenknospen-Gallmücke 

454. 
Lärchen-Miniermotte  253. 
Lärchentriebmotte  269. 
Lärchenwickler,  grauer  286. 
Laertias  philenor  40L 


Lamellicornier  .577. 
Lamia  textor  499. 
Lamiinen  498. 
Lampra  decipiens  485. 

—  rutilans  485, 
Lampronia  rubiella  241. 
Landasseln  71. 
Landkrabben  75. 
Landschnecken  58. 
Langwanzen  623. 
Languria  mozardi  475. 
Laphygma  365. 

—  flavimaculata  358. 

—  frugiperda  365. 
Lappenrülsler  541. 

—  gefurchter  542. 
Larentia  dilutata  344. 

—  fluctuata  344. 

—  siterata  344. 

—  truncata  344. 
Laria  pisorum  535. 
Lariiden  533. 
Lasia  478. 
Lasiocampa  quercus  377. 

—  trifolii  377. 
Lasioptera  cerealis  457. 

—  picta  605. 

Lasius  americanus  613. 

—  flavus  613, 

—  fuliginosus  613. 
Laubheuschrecken  196. 
Lauchmotte  242. 
Laufkäfer  462. 
Laverna  epilobiella  254. 
Lecaniinen  694. 
Lecanium      bituberculatum 

695, 

—  capreae  696. 

—  corni  695. 

—  hemisphaericum  695. 

—  hesperidum  696. 

—  nigrum  696. 

—  oleae  696. 

—  persicae  695,  696. 

—  pulchrum  696. 

—  tessellatum  696. 

—  viride  696. 
Leiterbock  506. 
Lema  cyanella  509. 

—  flaviceps  509. 

—  melanopus  509. 

—  trilineata  509. 
Lemminge  717. 
Lemnus  717. 
Lepidiota  alba  .580. 

—  Stigma  580. 
Lepidopteren  237. 
Lepidosaphes  gloveri  692. 

—  pinniformis  692. 

—  ulmi  692. 
Lepismatiden  136. 
Leporiden  709. 
Leptidia  sinapis  397. 
Leptinotarsa     decemlineata 

515. 

—  undecemlineata  515. 


j  Leptispa  pygmaea  531. 
Leptocorisa  acuta  623. 

—  trivittata  623. 

—  varicornis  623, 
Leptodera  22,  48, 

—  terricola  48, 
Leptoglossusmembranaceus 

622. 

—  oppositus  622. 

—  phyllopus  622. 

—  zonatus  622, 
Leptojulus  fallax  84, 
Leptophyes     punctatissima 

198. 
Leptops  Hopei  544, 

—  robusta  544, 
Leptoterna  nicotianae  628, 
Leptus  autumnalis  88. 
Lepus  cuniculus  709. 

—  timidus  709. 
Lerchen  704, 
Lethrus  apterus  578, 

!  Leucania  359. 
Leucaspis  Candida  693. 

—  cockerelli  693. 

—  japonica  694. 

—  löwi  693, 

—  pusilla  693. 

—  riccai  494. 

—  signoreti  693. 

—  sulci  693, 
Leucoma  diaphana  382. 

—  submarginata  382. 
Leucophasia  sinapis  397. 
Leucophenga  maculata  408. 
Levxcophlebia  lineata  391, 
Leucotermes  flavipes  235, 

—  lucifugus  235, 
Leucothrips      nigripennis 

227, 
Liburnia  furcifera  644, 

—  psylloides  643. 
Lichtensia  viburni  695. 
Liebstöckelrüßler  543. 
Ligusterschwärmer  391. 
Ligyrus  gibbosus  585. 

—  rugiceps  585, 
Lilac-borer  325. 
Lilienhähnchen  509. 
Limaeiden  64. 
Limacinen  57. 
Limacodes  longerans  331. 
Limacodiden  330. 
Limax  maximus  65. 

—  var.  cinereus  65. 
I/imenitis  camilla  396. 

—  sibilla  396. 
Limnäinen  57,  58. 
Limnophilus  flavicornis  236. 
Limonius  confusus  483, 
Limothrips  cerealium  223. 

denticornis  222. 

—  kollari  222. 

—  ph^^sapus  223. 

—  poaphagus  226. 

—  secalina  222. 


762 


Register. 


Lina  514. 

Lindenschwärmer  391. 
Linseokäfer  536. 
Lioderma  Ubleri  611». 
Liogryllus  campestris  211. 

—  capensis  211. 
Liopus  nebulosus  504. 
Liosouia  cribrum  544. 
Lipara  lucens  409. 

—  rufitarsis  409. 

—  similis  409. 
Lipariden  379. 
Liparthrum  mori  570. 
Liparus  coronatus  544. 
Lipura  fimetaria  139. 
Listronotus  546. 

—  appendiculatus  546. 

—  latiusculus  546. 
Lita  262. 

—  atriplicella  263. 

—  ocellatella  263. 

—  solanella  263. 
LithocoUetis  247. 

—  bremiella  248. 

—  insignitella  248. 

—  nigrescentella  248. 
Livreeravipe  378. 
Lixus  algirus  547. 

—  ascanii  547. 

—  concavus  547. 

—  iridis  547. 

—  mucidus  547. 

—  myagri  547. 

■ —  paraplecticus  547. 

—  truncatulus  547. 
Loclimaea  capreae  528. 
Locusta  caudata  201. 

—  vigentissima  202. 

—  viridissima  201. 
Locustiden  196. 
Locustinen  201. 
Lohmannia  insignis  105. 
Lolcheule  369. 
Longistignia  665. 
Longitarsus  ater  526. 

—  parvulus  526. 
Lophodes  sinistraria  337. 
Lophortyx  californicus  701. 
Lophyrus  598. 

—  Abbotti  599. 

—  pallidus  599. 

—  pini  598. 

—  rufus  599. 

—  sertifer  599. 

—  similis  598. 

—  Towsendi  599. 
Lopus  sulcatus  630. 
Loxia  705. 
Loxostege  306. 
Lucaniden  577. 
Lucerne  Moth  299. 
Lumbriciden  53. 
Lumbricus  terrestris  53. 
Lungenschnecken  57. 
Luperodes  brunneus  528. 
Luperus  flavipennis  528. 


Luperus  flavipes  528. 

—  longicornis  528. 

—  pinicola  528. 

—  rufipes  528. 
Lupinenfliege  427. 
Lycaena  394. 

Lycia  cognataria  339. 
Lycophotia  saucia  373. 
Lyda  alpina  603. 

—  campestris  603. 

—  erythrocephala  603. 

—  flaviventris  602. 

-  hierogl3"phica  603. 

—  hypotrophica  603. 

—  nemoralis  603. 

—  p^Ti  602. 

—  stellata  603. 
Lydiden  601. 
Ljfgaeiden  623. 
Lygaeonematus    Erichsonii 

595. 

—  notabilis  595. 

—  pini  596. 
Lygidea  mendax  630. 
Lygris  diversilineata  344. 

—  prunata  344. 
Lygus  628. 

—  invitus  630. 

—  pabulinus  628. 

—  pratensis  629. 

var.  campestris  629. 

—  Vosseleri  630. 
Lymantria  379. 

—  ampla  382. 

—  dispar  380. 

—  monacha  379. 

—  obsoleta  382. 

—  todara  382. 
Lj^mantriiden  379. 
Lymexylon  navale  489. 
LjT^onetia  clerkella  245. 
Lyonetiiden  243. 
Lytta  nutalli  492. 

—  vesicatoria  491. 
Lyttinen  490. 

Machiliden  136 
Macrobasis  492. 
Macrodactvlus    subspinosus 

580. 
Macrolepidopteren  318. 
Macrophya  punctum-album 

590. 

—  rufipes  590. 

—  strigosa  590. 
Macropodiden  707. 
Macrosiphum  665. 
Macrothylacia  rubi  377. 
Magdalinus  552. 
Magdalis  552. 

—  aenescens  553. 

—  alutacea  553. 

—  armigera  553. 

—  aterrima  553. 

—  barbicornis  553. 

—  barbita  553. 


Magdalis  cerasi  553. 

—  duplicata  552. 

—  memnonia  553. 

—  perforata  553. 

—  phlegmatica  552. 

—  pruni  553. 

—  ruficornis  553. 

—  rufa  553. 

—  violacea  552. 
Magpie  moth  343. 
Maikäfer  582. 
Malacodermen  471. 
Malacosoma  378. 

—  americana  379. 

—  disstria  379. 

—  gracilicorne  528. 

—  neustria  378. 
Maladora  holosericea  579. 
Malvenfalter  393. 
Mamestra  367. 

—  brassicae  369. 

—  chenopodii  369. 

—  ewingii  369. 

—  legitima  369. 

—  oleracea  368. 

—  picta  369. 

—  pisi  368. 

—  trifolii  369. 
Mandelschildlaus  692. 
Mango  weevil  561. 
Margarodes  vitiuiii  697. 
Margaronia  309. 
Margotte  630. 
Markeule  361. 
Marokkanische     Wander- 
heuschrecke 167. 

Marshalliella  pallidus  633. 
Marsupialier  707. 
Mataeus  orientalis  199. 
Maulwürfe  708. 
Maulwurfsgrille  213,  214. 
Mäuse  713. 
Mausfarbener    Schnellkäfer 

482. 
Maviszahnrüfsler  563. 
Mayetiola  avenae  449. 

—  destructor  449. 

—  secalina  449.   • 
Meerkatzen  725. 
Meerrettich-Blattkäfer    514. 
Megachile  centuncularis  615. 
Megarhynchus  rostratus  621. 

—  truncatus  621. 
Megastigmus  aculeatus  606. 

—  ballestrerii  606. 

—  brevicaudus  606. 

—  pictus  606. 

—  pinus  606. 

—  spermotrophus  606. 

—  strobilobius  606. 
Megathymits  jaiccae  393. 
Megetra  vittatus  490. 
Megilla  maculata  478. 
Meisen  704. 
Melanagria  395. 
Melanauster  chinensis  501. 


Register. 


763 


Melandryiden  498. 
Melanitis  ismene  396. 
Melanophila   druinondi  486. 

—  fulvoguttata  486. 

—  picta  486. 

—  pini-edulis  486. 
Melanoplus  191. 

—  atlanis  192. 

—  bivittatus  195. 
— •  devastator  194. 

—  differentialis  195. 

—  femoratus  195 

—  femur-rubrum  194. 

—  packardi  195. 

—  spretus  192. 
Melanotus  communis  483. 

—  cribulosus  483. 

—  rubidus  483. 

—  rufipes  483. 
Melanoxanthus  665. 
Melasoma  514. 

—  aenea  515. 

—  cupreum  514. 

—  exclamationis  515. 

—  lajjponica  515. 

—  populi  514. 

—  scripta  515. 

—  tremulae  514. 
Meliana  albilinea  360. 
Meligethes  473. 

—  aeneus  474. 

—  brassicae  474. 

—  viridescens  474. 
Melittia  ceto  326. 

—  satyriniformis  326. 
Melittomma  insulare  489. 
Meloe  americanus  490. 

—  angusticollis  490. 

—  impressus  490. 
Meloiden  490. 
Melolontha     hippocastani 

582. 

—  vulgaris  582. 
Melolonthinen  579. 
Membraciden  637. 
Memytbrus  polistiformis325. 
Menida  histrio  621. 
Merodon  clavipes  434. 

—  equestris  435. 
Meromyza  americana  413. 
Mesogramma  435. 
Mesobomotoma  campborae 

649. 
Messor  612. 
Metallites  atoniarius  539. 

—  impar  539. 

—  mollis  539. 
Metanastria  byrtaca  377. 
Metopodontus'bison  578. 

—  Savagei  578. 
Miana  strigilis  366. 
Microcentrum      laurifolium 

199. 

—  retinervis  199. 
Microcbrysa  polita  436. 
Microlepidopteren  240. 


Micronematus     abbreviatus 

595. 
Micropodojulus  84. 
Microsiphum  665. 
Microtus  715. 
Mictis  fulvicornis  621. 

—  longicornis  621. 

—  profana  621. 
Milben  86. 
Milbengallen  114. 
Milbenspinne  93. 
Minias  tiliae  391. 
Mimiden  703. 
Mindarinae  666. 
Mindarus  659,  666. 

—  abietinus  668. 

—  obliquus  669. 
Mineola  indigenella  312. 

—  vaccinii  312. 
Miresa  nitens  331. 
Miselia  oxyacantbae  365. 
Mnesampeia  privata  337. 
Moecha  adusta  502. 

—  Büttneri  500. 

—  molator  500. 
Möhrenfliege  413. 
Möhrenschabe  257. 
Mönchseule  356. 
Mole  rats  720. 
Molhnaus  716. 
Mollusken  55, 
Molytes  coronatus  544. 
Mompha  fulvescens  254. 
Monaphis  664. 
Mondtleck  387. 
Monellia  664. 
Monochammus     fistulator 

499. 

—  galloprovincialis  499. 

—  ruspator  499. 

—  sartor  499. 

—  sutor  499. 
Monocrepidius  bellus  48->. 

—  vespertinus  483. 
Monolepta  quadrinotata531. 
Monoi^hadnus  caryae  592. 

—  elongatulus  593. 

—  rubi  593. 
Monophlebinen  697. 
Monoptilota  nubilella  313. 
Monoxia  consputa  528. 

—  puncticollis  528. 
Moosknopfkäfer  475. 
Moritziella  corticalis  669. 
Mormon  cricket  204. 
Mosca  olearia  415. 
Mosquito  blight  631. 
Motten  240. 

Mücken  439. 
Müller  582. 
Muffelkäfer  5.33. 
Mulberry  looper  339. 

—  Spring-looper  339. 
Mungos  714. 

Murgantia  histrionica  ()19. 
Muriden  713. 


Murinen  713. 
Mus  agrarius  713. 

—  alexandrinus  714. 

—  doriae  714. 

—  minutus  714. 

—  norvegicus  714. 

—  rattus  714. 

—  sylvaticus  713. 
Muscardinus      avellanarius 

713. 
Muscidae   acalyptratae  402. 
— ■  calyptratae  423. 
Muscina  stabulans  433. 
Musophagiden  702. 
Mycalesis  mineus  395. 
Mycops3dla  fici  649. 
Mycetophiliden  459. 
Myelois  turaidella  311. 
Mvelophilus  piniperda  569. 
Mylabris  491,  535. 

—  bibumerosa  491. 

—  floralis  491. 

—  pustulata  491. 

—  4-punctata  491. 

—  14-punctata  491. 

—  variabilis  491. 
Myodes  lemnus  717. 
Myodocha  serripes  625. 
Myorrhinus  albolineatus  545. 
Myoxiden  712. 

Myoxus  glis  713. 
Myriapoden  76. 
Myrmicaria  brunnea  612. 
Mytilaspis  pomorum  692. 
Myzocallis  664. 
Myzus  665. 

—  cerasi  668. 

—  ribis  668. 

Nachtigall  704. 
Nachtviolenmotte  268. 
Nackenstecher  556. 
Nähfliege  599. 
Naenia  typica  363. 
Nagetiere  709 
Narzissenfliege  435. 
Nashornkäfer  586. 
Nashornvögel  702. 
Natal  locust  183. 
Negril  513. 
Nei'roun  570. 
Nelkenfliege  430. 
Nematoden  13. 
Nematus  abbreviatus  595. 
abietinus  596. 

—  abietum  596. 

—  ambiguus  596. 

—  appendiculatus  595. 

—  capreae  597. 

—  compressvis  596. 

—  consobrinus  597. 

—  Erichsonii  595. 

—  extensicornis  596. 

—  gallarum  597. 

—  gallicola  597. 

—  laricis  596. 


764 


Register. 


Nematus  leucotrochus  597. 

—  parvus  596. 

—  pini  596. 

—  proxima  597. 

—  ribesii  596. 

—  Salicis  597. 

—  Saxesenii  596. 

—  septentrionalis  596. 

—  ventricosus  596. 

—  viminalis  597. 
Nemobius  fasciatus  210. 
Neocerata  rhodophaga  453. 
Neophasia  menapia  399. 
Neosyagrius  cordipennis545. 
Nephopteryx  roborella  312. 

—  rubrizonella  313. 
Nephotettix  apicalis  639. 
Nepticula  sericopeza  243. 
Netzeule  363. 
Neuroma  369. 
Neurotoma  flaviventris  602. 

—  nemoralis  603. 

—  pyri  602. 
Nezara  bilaris  620. 

—  prasina  620. 

—  smaragdula  620. 

—  viridula  620. 
Nilpferde  723. 
Nitiduliden  473. 
Nitocris  visanibica  507. 
Noctua  c-nigrum  373. 
Noctuiden  348. 

Noda  cretifera  511. 
Nodonota  puncticollis  511. 

—  tristis  511. 

Nola  cucullatella  336. 
Nonagria  uniformis  361. 
Nonne  379. 

Northern  Plant  bug  622. 
Notarcba  clytalis  311. 
Notaspis  lucorum  105. 

—  plantivaga  105. 
Nothris  verbascella  261. 
Notocelia  roborana  286. 
Notodontiden  387. 
Notolophus  385. 
Nudaurelia  376. 
Nymphaliden  395. 
Nymphula  311. 

—  cannalis  311. 

—  depunctalis  311. 

—  fluctuosalis  311. 

—  nymphaeata  311. 

Oberea  bimaculata  507. 

—  linearis  507. 

—  ocellata  507. 

—  oculata  507. 

—  ulmicola  5U8. 
Ochsenheimeria  taurella  242. 
Ocinara  dilectula  389. 

—  lewinii  389. 

—  signifera  389. 
Ocnerostoma  piniariella  268. 
Ocnogyna  baeticum  333. 
Octodon  swinderenianus  721. 


Octodontiden  721. 
Octotoma  plicatula  531. 
Odonestis   australasiae  377, 

—  plagifera  377. 
Odontophoriden  701. 
Odontopyge  Attemsi  85. 
Odontotarsus     grammicus 

618. 

Odontota  dorsalis  531. 

Odontria  zealandica  579. 
\  Oecanthus  angustipennis 
i      '^^08. 

:  —  fasciatus  208. 
I  —  niveus  208. 
I  —  pellucens  208. 

Oecodema  cephalotes  612. 

Oecophora  oliviella  257. 

—  tinctella  257. 
Oecophylla  smaragdina  613. 
Oedaleus  marmoratus  172. 

—  senegalensis  173. 

—  sub  fasciatus  173. 
Oedemasia  concinna  388. 
Oedipoda  coerulescens  177, 

190. 
Oedipodinen  171. 
Ölkäfer  490. 

Oenophthira  pilleriana  301. 
,  Ogdoconta  cinereola  354. 
Ohrwürmer  145,  146. 
Oiceticus  elongatus  330. 

—  platensis  330. 
Okuladenmade  442. 
Oleanderschwärmer  390. 
Oleng  oleng  497. 

j  Olethreutes     cynosbatella 

j     289. 

j  —  gentiana  289. 

j  —  oblongana  289. 

—  pruniana  289. 

I  —  variegana  289. 
Oligochaeten  49. 
Oligotrophus  alopecuri  453. 

—  bergenstammi  453. 
Olive  bug  627. 
Olivenmotte  271. 
Omaseus  madidvis  463,  465. 

—  vulgaris  463,  465. 
Omias  mollinus  543. 
Omiodes  accepta  311. 

—  blackburni  311. 

—  meyricki  311. 

—  monogona  311. 
Omphisa  anastomosalis  309. 
Omophlus  lepturoides  493. 

—  rufitarsis  493. 

—  rugosicollis  493. 
Oncideres  aegrotus  504. 

—  amputator  503. 

—  cingulatus  503. 

—  putator  .503. 
Oncometopia  undata  638. 
Oncopeltus  fasciatus  62.3. 

—  quadriguttatus  623. 

—  sordidus  623. 
Onion  thrips  230. 


Onisciden  71. 
Oniscus  asellus  74. 

—  murarius  74. 
Onychiurus  139. 
Ootheca  bennigsenii  528. 

—  mutabilis  528. 
Opatrinus  metallicus  494. 
Opatrum  acutangulum  494. 

—  depressum  494. 

—  intermediura  493,  494. 

—  perlatum  494. 

—  sabulosum  494. 

—  seriatum  494. 
Ophideres  fullonica  349. 
Ophiusa  lineardi  349. 

—  melicerte  349. 
Ophthalmoblanjulus 

venustus  81. 
Ophthalmodes  cretacea  339. 
Opistograptis     crataegata 

342. 

—  luteolata  342. 
Opogona  dimidiatella  243. 
Orange-Leaf-roller  299. 
Orchesella  141. 

—  rufescens  137. 
Orchelimum  agile  200. 
Orchestes  alni  558. 

—  fagi  558. 

—  populi  558. 

—  quercus  558. 
Orchideen  wanze  627. 
Orchideenwespe  607. 
Orellia  schineri  418. 

—  vesuviana  418. 

—  Wiedemanni  418. 
Oreoscoptes   montanus  703. 
Oreta  extensa  374. 
Orgyia  antiqua  385. 

—  gonostigma  385. 

—  postica  385. 
Oribata  agilis  104. 

—  dorsalis  105. 

—  elimatus  105. 

'  —  humeralis  105. 

—  lapidaria  105. 
i  —  lucasii  105. 

—  oviformis  105. 
Oribatiden  87,  104. 

!  Oriolus  galbula  706. 

Ormenis  pruinosa  645. 
I  Orneodes  hexadactyla  303. 
I  Ornix  guttea  248. 
;  —  petiolella  248. 
j  —  prunivorella  248. 
[  Orobena  308. 
I  Orphania  denticauda  198. 

Orsodacna  atra  508. 

—  vittata  508. 
Ortaliden  422. 
Ortalis  fulminans  421. 
Orthezia  insignis  698. 

—  urticae  698. 
Orthocraspeda  trima  331. 
Orthopteren  143. 
Orthorrapha  435. 


Register. 


76^ 


Orthorrhinus  cylindrirostris 
348. 

—  Klugi  348. 
Orthotylus  nassatus  634. 
Orycterodes  587. 
Oryctes  boas  586. 

—  colonicus  587. 

—  cristatus  587. 

—  insularis  587. 

—  monoceros  586. 

—  nasicornis  588. 

—  radana  587. 

—  ranavalo  587. 

—  rhinoceros  587. 

—  sinnar  587. 
Oryzomys  717. 
Osciniden  409. 
Oscinis  409. 

—  carbonaria  411. 

—  coffeae  411. 

—  frit  410. 

—  pusilla  410. 

—  theae  411. 

—  variabilis  411. 
Otiden  702. 
Otiorrhynclius  541. 

—  arcticus  542. 

—  blandus  542. 

—  dubius  542. 

—  fuscipes  542. 

—  bungaricus  541. 

—  irritans  542. 

—  laevigatus  542. 

—  ligustici  542. 

—  lugdunensis  541. 

—  maurus  542. 

—  niger  542. 

—  ovatus  542. 

—  perdix  542. 

—  picipes  542. 

—  planatus  542. 

—  populeti  542. 

—  raucus  542. 

—  rotundatus  542. 

—  sensitivus  542. 

—  siogularis  542. 

—  sulcatus  542. 

—  tenebricosus  541. 

—  turca  542. 

Otocoris  alpestris  actia  704. 

Owlet-motns  348. 

Oxya  flavo-annulata  180. 

—  velox  180. 
Oxycarenus   Dudgeoni   624. 

—  exitiosus  624. 

—  gossypinus  624. 

—  hyalinipeiinis  624. 

—  laetus  624. 

—  lavaterae  624. 
Oxypleuritis  128. 
Oxyptilus  303. 

—  periscelidactylus  304. 
Oxythrips  binervis  225. 
Oxytbyrea  funesta  589. 

—  stictica  589. 


Paarbufer  723. 

Pachnaeus    azurascens    540. 

—  litus  540. 
Pachnoda  marginata  589. 

—  Savignyi  588. 
Pachydissias  sericus  496. 
Pachymerus    cbinensis   536. 

—  quadrimaculatus  536. 
Pachyneinatus     extensicor- 

nis  596. 
Pachypappa  666,  674. 

—  reaumuri  674. 
Pachyrhina  crocata  438. 

—  bistrio  438. 

—  lineata  438. 

—  maculata  438. 

—  maculosa  438. 

—  pratensis  438. 
Pachytelia  unicolor  329. 
Pachytilus  173. 

—  cinerascens  175,  176. 

—  danicus  175. 

—  migratoroides  173. 
var.  capito  174. 

—  migratorius  155,  174. 

—  siücicollis  173. 
Padraona  palmarum  393. 
Paguriden  75. 
Palaeococcus  rosae  698. 
Palaeornis  torquata  702. 
Paleacrita  vernata  341. 
Palmenrüfsler  564. 
Palmer  worm.  262. 
Palmetto  weevil  565. 
Palmkäfer  586. 
Palmroller  722. 
Palomena  prasina  618. 

—  viridissima  618. 
Palpicornier  470. 
Pamphila  augiades  393. 

—  augias  393. 

—  dara  393. 
Pamphilius  flaviventris  602. 

—  inanitus  602. 

—  multisignatus  602. 

—  nemoralis  603. 

—  persicum.  602. 

—  pyri  602. 
Pandemis  ribeana  299. 
Panolis  357. 

—  griseovariegata  357. 

—  piniperda  357. 
Papageien  702. 
Papaipema  nitela  363. 
Papilio  400. 

—  aegeus  401. 

—  agamemnon  400. 

—  asterius  401. 

—  cresphontes  401. 

—  demoleus  400. 

—  glaucus  401. 

—  macbaon  400. 

—  memnon  400. 

—  pbilenor  401. 

—  podalirius  400. 

—  polytes  400. 


Papilio  polyxenes  401. 

—  sarpedon  401. 

—  tboas  401. 

—  tiirnus  401. 
Papilioniden  400. 
Papirius  Saundersii  143. 
Pappelblattkäfer  514. 
Pappelbock,  grofser  505. 

—  kleiner  50-5. 
Pappelspinner  378,  382. 
Paracletus  666. 
Paraculanus  piperis  633. 
Paradoxurns  bermapbro- 

ditus  722. 
Paragrotis  messoria  372. 
Paraleyrodes  perseae  652. 
Paramorpha  aquilina  296. 
Pararge  395. 
Parasa  lepida  331. 
Parasol-ants  612. 
Paratelpbusa    maculata    76. 
Paria  aterrima  513. 
Pariden  704. 
Parlatorea    blanchardi    694. 

—  caliathina  694. 

—  oleae  694. 

— •  pergandei  694. 

—  Proteus  694. 

—  zizyphi  694. 
Parnara  conjuncta  393. 

—  mathias  393. 
Parthenotbrips      dracaenae 

228. 
Parus  caeruleus  704. 

—  major  704. 
Passer  domesticus  705. 
Passeriformes  703. 
Pastor  roseus  706. 
Paururus  juvencus  600. 
Paviane  725. 

Pea  bugs  533. 
Peacb-tree  bark-beetle  570. 
Peacb  tree  borer  324,  325. 
Peach-worm  259. 
Pear  Slug  594. 
Pedetes  caffer  712. 
Pediculoiden  87,  103. 
Pediculoides  103. 

—  avenae  104. 

—  graminum  104. 
Pedinus  femoralis  493,  494. 
Pegomyia  atriplicis  428. 

—  betae  428. 

—  cbenopodii  428. 

—  conformis  428. 

—  dissimilipes  428. 

—  byoscyami  428. 

—  nigritarsis  429. 

—  spinaciae  428. 

—  vicina  428. 
Pelodera  strongyloides  48. 
Peltophora  pedicellata  618. 
Pemphigidae  666. 
Pemphigus  666,  673. 

—  borealis  673. 

—  bumeliae  673. 


706 


Register. 


Pemphigus  bursarius  67.">. 

—  filaginis  678. 

—  gnaphalü  673. 

—  ovato-oblongus  673. 

—  spirothecae  669. 
Pentatoma  ligata  618. 

—  Sayi  619. 

—  Uhleri  619. 
Pentatomiden  617. 
Penthimia  atra  639. 

—  nigra  639, 
Penthophera  morio  385. 
Pentoden  australis  586. 

—  idiota  586. 

—  monodon  586. 

—  punctatus  586. 
Pepper  weevil  558. 
Peranabrus  scabricollis  204. 
Perce-oreille  146. 

Perdix  perdix  701. 
Peregrinus  maidis  645. 
Perga  dorsalis  599. 

—  eucalypti  599. 

—  lewisi  599. 
Pergesa  elpenor  390. 
Peridroma  saucia  373. 
Periplaneta   americana  148. 

—  australasiae  148. 
Periscopus  mundulus  634. 
Perissodactyla  722. 
Peritelus  familiaris  543. 

—  griseus  543. 

—  sphaeroides  543. 
Peritymbia  vastatrix  677. 

—  vitifolii  677. 
Pevkinsiella      saccharicida 

643. 

—  vastatrix  643. 
Peromyscus  canadensis  717. 

—  leucopus  717. 
Perrisia  abietiperda  454. 

—  laricis  454. 

—  leguminicola  455. 

—  oenophila  555. 

—  piceae  455. 

—  pyri  455. 

—  rosaria  456. 

—  rosarum  456. 
Petrognatha     gigas     var. 

spinosa  503. 
Pezotettix  190. 
Pfahlwurzelfäule,  Kaffee  47. 
Pfeileulen  373. 
Pferde  722. 
Pfirsichmotte  259. 
Pflanzenläuse  650,  654. 
Pflaumenbohrer  551. 
Pflaumenwickler  283,  285. 
Phacochoerus  africanus  723. 
Phacosema      Zimmermanni 

650. 
Phaedon  aeruginosa  514. 

—  armoraciae  514. 

—  betulae  514. 

—  cochleariae  514 
Phaenops  oyanea  486. 


Pliakellura  309. 
Phalera  bucephala  387. 
Phaneroptera  falcata  19S. 

-  quadripunctata  198. 
Phaneropteriuen  197. 
Phaonia  trimaculata  432. 
Phasianus  701. 
Phasmiden  149. 
Phenacoccus  aceris  687. 

—  graminis  687. 
Phenice  australis  643. 

—  dentata  643. 

—  lumholtzi  643. 

—  maculosa  643. 

—  moesta  643. 
Phigalia  pedaria  :'.40. 

—  strigataria  340. 

—  titea  340. 

Philaenus  spumarius  637. 
Philedia    punctomacularia 

337. 
Phlegetontius  quinquomacu- 
latus  392. 

—  sexta  392. 
Phloeophagen  569. 
Phloeosinus  Anbei  570. 

—  bicolor  570. 

—  thujae  570. 
Phloeothripiden  231. 
Phloeothrips  ficorum  232. 

—  frumentarius  231. 

—  japanicus  232. 

—  lucasseni  233. 

—  oleae  232. 

—  oryzae  232. 
Phloeotribus  liminaris   570. 

—  oleae  570. 

—  puncticollis  570. 

—  scarabaeoides  570. 
Phlyctaenia  305. 
Phlyctaenodes  306. 

—  obliteralis  307. 

—  palealis  307. 

—  similalis  307. 

—  sticticalis  306. 
Phlyctinus  callosus  543. 
Phora  bovistae  434. 

—  tubericola  434. 
Phorbia  425. 
Phoriden  433. 
Phorodon  665. 

—  humuli  660,  671. 

—  pruni  671. 

Phosphorus  gabonator  501. 
Phosphuga  atrata  469. 
Phoxopteris   comptana  276. 

—  nubecvxlana  276. 
Phragmataecia  327. 
Phratora  vitellinae  518. 
Phryneta  coeca  502. 

—  Conradti  502. 

—  hecphora  502. 

—  spinator  502. 
Phthorimaea     operculella 

263. 
Phycita  spissicella  312. 


Phylacteophaga      eucalypti 

599. 
Phyllaphis  665. 

—  coweni  657. 

—  fagi  668. 
Phvllerium  rubi  120. 

—  Vitis  119. 
Phyllobius  alneti  544. 

—  argentatus  544. 

—  calcaratus  544. 

—  glaucus  544. 

—  maculicornis  544. 

—  oblongus  544. 

—  piri  544. 

—  pomonae  544. 

—  psittacinus  544. 

—  viridicollis  544. 
Phyllocoptes  128,  129. 

—  comatus  129. 

—  dubius  129. 

—  fockeui  129. 

—  longifilis  129. 

—  retiolatus  129. 

—  schlechtendali  129. 

—  setiger  129. 

—  unguiculatus  129. 

—  vitis  129. 
Phyllocoptinen  128. 
Phyllodecta  viennensis  518. 

—  Vitellinae  518. 

—  vulgatissima  518. 
Phyllodrepa  floralis  467. 
Phyllodromia     germanica 

148. 
Pbylloecus  phtisicus  601. 

—  trimaculatus  602. 
Phyllognathus       dionvsius 

ö86. 

—  silenus  586. 
PhvUopertha  horticola  584. 
Phyllotreta  524. 

—  armoraciae  525. 

—  atra  525. 

—  cruciferae  525. 

—  flexuosa  525. 

—  lepidii  525. 

—  nemorum  525. 

—  nigripes  525. 

—  pusilla  525. 

—  sinuata  525. 

—  undulata  525. 

—  vittata  525. 

—  vittula  525. 
Phylloxera  danesii  669. 

—  florentina  677. 

—  quercus  677. 

—  vastatrix  677. 
Phylloxeridae  667. 
Phylloxerina  659. 
Physa  58. 

Physokermes  coryli  696. 
— ■  piceae  696. 

—  sericeus  696. 
Physopoda  217. 
Physopus  223. 

—  nicotianae  224. 


Register. 


767 


Physopus  pyri  225. 

—  rubrocinctus  225. 

—  sexnotatus  225. 

—  tenuicornis  224. 

—  tritici  224. 

—  vulgatissimus  223. 
Phytalus  Smithi  581. 
Phytocoris  militaris  627. 
Phytodecta  fornicata  518. 

—  viminalis  518. 
Phytoecia  cylindrica  506. 

—  ephippium  506. 

—  pustnlata  506. 
Phytolyma  lata  646. 
Phytomyza  affinis  404. 

—  albiceps  404. 

—  aquifolii  404. 

—  atra  405. 

—  chrj^santhemi  405. 

—  geniculata  405. 

—  hellebori  405. 

—  ilicis  404. 

—  nigricornus  404. 

—  pisi  404. 

—  xj'lostei  405. 
Phytonomus  545. 

—  crinita  546. 

—  meles  545. 

—  nmrinus  546. 

—  nigrirostris  546. 

—  pastinacae  546. 

—  polj'goni  546. 

—  punctatus  545. 
■ —  rumicis  546. 

—  variabilis  546. 
Phvtophaga  494,  590. 
Phytophthiren   650. 
Phytoptiden  112. 
Phytoptus  116. 

Pica  pica  707. 
Pici  702, 
Piciformes  702. 
Pieris  397. 

—  brassicae  399. 

—  napi  ;)98. 

—  protodice  399. 

—  rapae  398. 

—  sinapis  397. 

—  teutonia  397. 
Piesma  capitata  626. 
Pilzfliegen  433. 
Pilzmücken  459. 
Pimelopus  588. 
Pineini  667. 
Pineus  660,  667. 

—  Sibiriens  663. 

—  strobi  663,  675. 

—  strobi  var.  pineoides  663, 
675. 

Pinien  -  Prozessionsspinner 

386. 
Pink  bollworm  265. 
Pinnaspis  aspidistrae  693. 

—  minor  693. 

—  pandani  693. 
Pionea  ferrugalis  306. 


Pionea  forficalis  305. 

—  prunalis  306. 

—  rubigalis  306. 

—  tertialis  306. 
Piophila  apii  414. 
Pirol  706. 

Pissodes  harcyniae  548. 

—  notatus  548. 

—  piceae  548. 

—  pini  548. 

—  piniphilus  548. 

—  scabricollis  548. 

—  validirostris  548. 
Pistol-case-bearer  254. 
Pitch  pine  Retinia  292. 
Pitch  twig  moth  292. 
Plagiodera  ver.sicolora  514. 
Plagiolepis  longipes  613. 
Plagionotus  speciosus  497. 
Planorbis  58. 
Plathypena  scabra  449. 
Platoeceticus  gloveri  :!;50. 
Platycerus  caraboides  578. 
Platyparaea  421. 

—  poeciloptera  421. 
Platypeziden  433. 
Platjpodiden  577. 
Piatypria  Andrewesi  532. 
Platyptilia        rhododactyla 

Piatypus  cylindrus  577. 

—  omnivorus   577. 
Plecoptera  reflexa  349. 
Plectodera  scalator  501. 
Plectroscelis  521. 
Plemeliella  abietina  444. 
Plesiocoris  rugicollis  630. 
Plesiognatha  mondän a  589. 
Pleurocecidien  115. 
Ploceiden  705. 

Plum  Curculio  560. 

—  gouger  558. 

—  leaf-beetle  511. 
Plasia  aurifera  351. 

—  brassicae  351. 

—  chalcites  351. 

—  eriosoma  352. 

—  gamma  350. 

—  moneta  351. 

—  simplex  351. 

—  verticillata  352. 
Plutella  cruciferarum  267. 

—  maculipennis  267. 

—  porrectella  267. 
Plutelliden  266. 
Pocket  gophers  712. 
Podacanthus    Wilkinsoni 

150. 
Podagrica  fuscicornis  520. 

—  malvae  520. 
Podisma  alpina  190. 

—  var.  collina  191. 

—  pedestris  191. 

—  Schmidti  191. 
Podops  vermiculata  618. 
Podosesia  syringae  325. 


Podosta  nigrita  493. 
Poduriden  138. 
Poecilocampa  popiili  378. 
Poecilocap.sus  lineatus  630. 
Poecilocoris  Hardwickii  618. 
Poecilonota  conspersa  485. 

—  variolosa  485. 
Poecilopbila  maculatissima 

589. 
Poeciloptera    distinctissima 

645. 
Poecilosoma  candidata  592. 

—  ignota  592. 

—  maculata  592. 
Pogonochaerus  fascicularis 

508. 
Pogonomyrmex  612. 

—  barbatus     malefaciens 
612. 

—  occidentalis  612. 
Pollinia  pollini  687. 
Polycbrosis  botrana  288. 

—  viteana  288. 
Poh^desmus  complanatus80. 

—  monilaris  81. 
Polydrosus  atomarius  539. 

—  cervinus  539 

—  impar  539. 

—  micans  539. 

—  moUis  539. 

—  sericeus  539. 
Polygonia  C-album  396. 
Polvgraphus    grandiclava 

571. 
Poh'ocha  saccharella  314. 
Polyommatus  baeticus  394. 
Polyphagen  466. 
Polyphylla  fullo  582. 
Polyxenus  lagurus  80. 
Pomatia  aspersa  69. 
Pomphopoea  492. 
Pontania  gallicola  597. 

—  Salicis  597. 
Pontia  397. 
Popillia  biguttata  584. 

—  hilaris  585. 
Porcellio  scaber  74. 
Porricondyla  cerealis  441 

—  goss^^pii  441. 
Porthesia  auriflua  382. 

—  similis  382. 

—  virguncula  382. 

—  xanthorrboea  382. 
Potamoclioerus       africanus 

723. 
Potato  stalk  weevil  564. 
Potato  tuber  worm  264. 
[  Potosia  cuprea  589. 

—  floricola  589. 

;  Prachtkäfer  484. 
;  Prärie-Hunde  711. 
i  Praonetha  melanura  503. 
Prays  curtisellus  271. 

—  oleellus  271. 
Prioninen  495. 
Prionoxystus  robiniae  322. 


768 


Register. 


Prioüus  laticollis  495. 
Priophorus  acericaulis   598. 

—  albipes  597. 

—  padi  597. 

—  tristis  598. 
Pristiphora  pallipes  595. 
Probosciden  722. 
Prociphilus  666,  678. 

—  bumeliae  678. 

—  nidificus  673. 

—  tesselatus  673. 

—  xylostei  674. 
Procodeca  adara  885. 
Prodenia  commelinae  364. 

—  eridania  364. 

—  littoralis  364. 

—  ornithogalli  364. 
Promecotheca  antiqua   532. 

—  opacicollis  532. 
Prosops  pedisequvis  645, 
Protoparce  Carolina  392. 

—  celeus  392. 

—  cingulata  392. 
— -  convolvuli  392. 

—  quinquemaculatus  392. 

—  sexta  393. 
Protopulvinaria    piriformis 

696. 
Proutista  australis  643. 
Prozessionsspinner  386. 
Psalidium  maxillosum  541. 
Psalis  securis  385. 
Psallus  crotolariae  684. 

—  delicatus  634. 
Psectrocladius     stratioitis 

459. 
Psenocerus  supernotatus503. 
Pseudococcus  adonidum.  688. 

—  aridoruua  688. 

—  calceolariae  688. 

—  citri  687,  688. 

—  filamentosus  688. 

—  nipae  688. 

—  sacchari  688. 
Pseudoparlatorea  parlatore- 

oides  693. 
Pseudophonus    pubescens 

464,  465. 
Pseudopbyllinen  199. 
Pseudosphinx     discistriga 

392. 
Psila  nigricornis  413. 

—  rosae  418.  414. 
Psilogramma     menephron 

Psilura  monacha  379. 

Psittaciformes  702. 
Psociden  236. 
Psyche  albipes  828. 

—  assamica  328. 

—  helix  829. 

—  viciella  828. 
Psychiden  327. 
Psylla  647. 

—  acaciae-baileyanae  648. 

—  alni  648. 


Psylla  buxi  648. 

—  cistellata  648. 

—  crataegi  647. 

—  elaeagni  648. 

—  isitis  648. 

—  mali  648. 

—  piri  647. 

—  pruni  648. 

—  pyricola  647. 

—  pyrisuga  647. 
Psylliden  646. 
Psylliodes  522. 

—  affinis  523. 

—  attenuata  522. 

—  chrysocepliala  522. 

—  napi  523. 

—  punctulata  522. 
Psj'llobora  20-niaculata  478. 
Psylloiden  646. 
Ps3^11opsis  fraxini  646. 
Pteleobius  vestitus  569. 
Pterochlorus  665. 

—  exsiccator  667. 
Pterooorama  665. 
Pteromys  710. 
Pteromis  ribesii  596. 

—  leucotrochus  597. 

—  Salicis  597. 
Pterophorus  803. 

—  monodactylus  803. 
Pteropiden  708. 
Pteropus  708. 
Pterygophorus  599. 
Pulmonaten  57. 
Pulse  beetles  533. 
Pulvinaria  betulae  697. 

—  camellicola  697. 

—  floccifera  697. 

—  gasteralpha  688. 

—  innumerabilis  697. 

—  psidii  697. 

—  vitis  697. 
Pumpkin  beetle  526. 
Pundaloya  simplicia  648. 
Pupiden  69. 

Purohita  arundinacea  645. 
Pycanum  rubens  621. 
Pycnotoniden  703. 
Pyrale  grise  286. 

—  des  pommes  277. 
Pyraliden  304. 
Pyralis  vitana  301. 
Pyrameis  atlanta  396. 
Pyrausta  lupulina  804. 

—  maclioeralis,  305,  392. 

—  nubilalis  304. 

—  silacealis  304. 
Pyrgomorphinen  177. 
Pyrilla  Ij-coides  648. 
Pyromorphiden  827. 
Pyrrhocoriden  625. 

Quastenstachler  721. 
Queckeneule  365. 
Quince  Curculio  560. 
Quittenvogel  777. 


Rabenvögel  706. 
Ralliformes  702. 
Randwanzen  621. 
Raps-Erdfloh  522, 
Raps-Glanzkäfer  474. 
Rapsweil'sling  898. 
Rasenameise  612. 
Raspberry  cane  borer  507. 
Raspberry-cane  maggot  428. 
Raspberrv  root  borer  828. 
Ratten  7i8. 
Raubtiere  721. 
Reben  stech  er  552. 
Reblaus  660. 
Rebschneider  578. 
Rebstockfallkäfer  512. 
Recurvaria  leucatella  262. 

—  nanella  262. 

—  robiniella  262. 
Red  beetles  564. 
Red  bug  684. 
Red  maggot  441. 
Red  spider  93. 
Red  stainers  625. 
Regenwürmer  53, 
Reh  724. 
Reisvogel  706. 
Reithrodontomys    lecontei 

impiger  717, 
Remigia  849. 

—  archesia  350. 

—  frugalis  350. 

—  latipes  849. 

—  repanda  849. 
Reseliella  448. 

—  piceae  444,  448. 
Retinia  290. 
Reutmaus  716. 
Rhabditis  16,  22. 

—  brevispina  48. 

—  coronata  47,  48. 

—  oxycerca  48. 

—  strongyloides  48. 

—  terricoia  48. 
Rhabdocnemis  obscurus  566. 
Rhabdophaga  Nielsenü  456. 

—  saliciperda  456. 

—  Salicis  456. 
Rhadinoscopus    nociturus 

543. 
Rhagium  bifasciatum  496. 
Rhagoletis  cerasi  418. 

—  cingulata  419. 

—  pardalina  419. 

—  pomonella  419. 

—  ribicola  419. 

—  signata  418. 
Rhinaria  perdix  546. 
Rhinocola  eucalypti  646. 
Rhipidoceriden  492. 
Rhizoecus  falcifera  688. 
Rhizoglyphus  108. 

—  caucasicus  111. 

—  echinopus  109. 

—  minor  111. 

—  phylloxerae  112. 


Register. 


769 


Rhizomaria  piceae  674. 
Rhizomys  splendens  720. 
Rhizopertha  489. 
Rhizotrogus    aequinoctialis 
581. 

—  solstitialis  581. 
Rhodites  fructuum  606. 

—  Mayri  606. 

—  rosae  606. 

Rhodoneura  myrtaca  376. 
Rhoeocoris  sulciventris  621. 
Rhopalosiphum  dianthi  670. 

—  lactucae  670. 

—  lonicerae  670. 

—  persicae  670. 

—  ribis  660,  661,  665,  670. 
Rhynchaenus  558. 
Rhynchites  aeneovirens  551. 

—  aequatus  551. 

—  alliariae  551. 

—  aiiratus  551. 

—  bacchvis  551. 

—  betuleti  551,  552. 

—  coerulevis  551. 

—  conicus  551. 

—  cribripenDis  551. 

—  cupreus  551. 

—  giganteus  551. 

—  interpunctatus  551. 

—  minvitus  551. 

—  pubescens  551. 

—  ruber  551. 

—  versicolor  551. 
Rhyncliophoren  537. 
Rbyncbophorus  564. 

—  crvieutatus  565. 

—  ferruginevis  565. 

—  palmarvim  565. 

—  phoeiiicis  565. 

—  signaticollis  565. 
Rhynclioten  616. 
Rhyparia  purpurata  333. 
Ricania  atrata  645. 

—  fulginosa  645. 

—  japonica  645. 

—  zebra  645. 
Rice  bug  623. 
Rice-stem  fly  423. 
Riesenkäfer '585. 
Rindenbrüter  567,  569. 
Rindenwickler  283. 
Ringelkrankheit    der   Hya- 
zinthen 24. 

Ringelspinner  378. 
Ringelwürmer  49. 
Ringelwurm  487. 
Ripersia  falcifera  688. 
Riptortus  linearis  623. 
Roaches  148. 
Robins  704. 
Rodentia  709. 
Röhrenwurm  593,  594. 
Rohrkäfer  509. 
Rohrratten  721. 
Rollassel  73. 
Roose  beetle  341,  505. 


Rose-chafer  580. 
Rose  leaf-beetle  511. 
Rosenblatt-Gallmücke  456. 
Rosenkäfer  584. 
Rosenschabe  253. 
Rosensenstar  706. 
Rosentriebbohrer  394,  593. 
Rosenwickler  298. 

—  weifsbindiger  286. 
Rosen-Zikade  642. 
Roßkastanienbohrer  321. 
Rötelmaus  715. 

Rote  Spinne  93. 
Rote  (Rosen-)  Made  442. 
Rotkehlchen  704. 
Rotschwanz  384. 
Rotwanzen  625. 
Rübenblattwespe  592. 
Rübenmüdigkeit  43. 
Rübennematode  39. 
Rübsaatpfeifer  308. 
Rüsselkäfer  537. 

—  grolser,  brauner  347. 
Rumia  342. 
Rundwürmer  13. 
Runkeifliege  42«. 
Rust  fly  413. 
R,utelinen  583. 
Rutherglen  bug  623. 

Saateulen  372. 
Saatkrähe  706. 
Saatschnellkäfer  482. 
Sackmotten  251. 
Sackträger  327. 
Sägewespen  590,  594. 
Sagrinen  .508. 
Sahlbergella  singularis  632. 

—  theobromae  632. 
Salatsamen  Wickler  286. 
Samen-  oder  Muffelkäfer  533. 
San  Jose-Schildlaus  690. 
Sandkäfer  461. 

Sannina  uroceriformis  326. 
Sanninoidea  exitiosa  325. 

—  opalescens  326. 
Saperda  504. 

—  Candida  506. 

—  carcharias  505. 

—  populnea  505. 

—  scalaris  506. 
Sapsuckers  703. 
Sattelmücke  442. 
Sattelschnecken  205. 
Saturnia  pavonia  375. 

—  pyri  375. 

—  spini  375. 
Saturniden  375. 
Satyrinen  395. 
Sauerwurm  293. 
Scalops  708. 
Scansores  702. 
Scapanes  587. 

!  Scapteriscasabbreviatus213. 

—  didactylus  213. 
Scaptomyza  adusta  408. 


Sorauer,  Handbuch.    3.  Aufl.    Dritter  Band. 


Scaptomyza  flaveola  408. 

—  graminum  408. 
Scarabaeiden  578. 
Scarlet  mite  98. 
Scatomyziden  422. 
Scatopse  458. 
Schaben  148,  240. 
Schlafapfel  606. 
Schakale  721. 
Schalottenfliege  427. 
Schaumzirpen  636. 
Scheermaus  716. 
Schildkäfer  532,  533. 
Schildläuse  683. 
Schildwanzen  617. 
Schilfeulen  361. 
Schimpanse  725. 
Schistocerca  183. 

—  americana  187. 

—  obscura  188. 

—  paranensis  186. 

—  peregrina  183. 
Schistocerus  hamatus  489. 
Schizoceros  ebenus  599. 

—  geminatus  599. 

—  privatus  599. 
Schizodactvlus    monstrosus 

207. 
Schizolachnus  665. 
Schizomyia  Gennadii  453. 
Schizoneura  657,  666,  671. 

—  americana  671. 

—  lauigera  671. 

—  lanuginosa  671 

—  pyri  671. 

—  reaumuri  674. 

—  ulmi  672. 

—  veuusta  671. 
Schizoneurini  666. 
Schizonycha  serrata  580. 
Schizophora  4U2. 
Schizophyllum      sabulosum 

78,  83. 

Schizura  concinna  388. 

Schläfer  712. 

Schlehenspinner  385. 

Schlehen-    oder    Pflaumen- 
wickler 289. 

Schmetterlinge  237. 

Schmiede  480. 

Schnabelkerfe  616. 

Schnaken  436. 

Schnecken  55. 

Schneiderbock  499. 

Schnellkäfer  480. 

Schnirkelschnecken  67. 

Schopflerchen  704. 

Schröter  577. 

Schusterbock  499. 

Schwärmer  389. 

Schwalben  703. 

Schwalbenschwanz  400. 

Schwammspinner  380. 

Schwan  382. 

Schwarzkäfer  493. 

Schwarze  Fliege  227. 
49 


770 

Schweine  723. 
Sciaphilus  squalidus  538. 
Sciara  frigida  459. 

—  inconstans  459. 

—  ingenua  459. 
Scirpophaga  auriflua  315. 
var.  intacta  315. 

—  chrysorrhoea  315. 

—  monostigma  315. 
Sciuriden  710. 
Sciuropterus  710. 
Sciurus  bicolor  711. 

—  carolinensis  711. 

—  cepapi  711. 

—  notatus  711. 

—  palliatus  711. 

—  trivittatus  711. 

—  vulgaris  711. 
Scolytiden  567. 
Scolytus  amygdali  572. 

—  assimilis  572. 

—  carpini  572. 
--  mali  572. 

—  pruni  572. 

—  rugulosus  572. 
Scudderia  curvicauda  199. 

—  furcata  199. 

—  texensis  199. 
Scutellera  perplexa  618. 

—  nobilis  618. 
Scutiphöra  pedicellata  618. 
Scypnophorus  acutopunc- 

tatus  565. 

—  sexpuiictatus  566. 
Scythris    temperatella    257. 
Scythropvis  mustela  545. 
Segelfalter  400. 

Sehirus  bicolor  618. 
Seidenschwanz  704. 
Seiandria  morio  592. 
Selatosomus  aeneus  482. 
Selidosema   excursaria    337. 

—  lyciaria  337. 
Selleriefliege  414,  420. 
Semasia   conterminana  286. 
Senfweil31ing  397. 
Sepsiden  414. 
Serehkrankheit  45. 

Serica  assaniensis  579. 

—  brunnea  579. 

—  holosericea  579. 

—  javana  579. 

—  indica  579. 

—  pruinosa  579. 

—  pulchella  579. 
Serinetha  hexophthalma  623. 

—  trivittata  623. 
Serrodes  inara  349. 
Serropalpus    barbatus     493. 

—  striatus  493. 
Sesamia  360. 

—  cretica  361. 

—  fusca  361. 

—  nonagrioides  360. 

var.  albiciliata  360. 

Sesia  323. 


Register. 

Sesia  acerni  325. 

—  culiciformis  325. 

—  formiciformis  325. 

—  myopaeformis  823. 

—  pictipes  325. 

—  pyri  324. 

—  rutilans  324. 

—  spheciformis  325. 

—  tipuliformis  324. 
Sibine  estimalis  331. 
Sichelfalter  374. 
Siebenschläfer  713. 
Siedelsperlinge  705. 
Sigmodon  717. 
Silpha  obscura  469. 
Silphiden  467. 
Simaethis  pariana  274. 
Simodactylus    cinnamoneus 

483. 
Sinoxylon  bispinosv^m  489. 

—  chälcographum  489. 

—  muricatum  489. 

—  perforans  489. 

—  ruficorne  490. 

—  sexdentatum  489. 
Sipha  664. 
Siphanta  acuta  645. 
Siphocoryne  xylostei  660. 

—  capieae  660. 
Siphonella  pumilionis  411. 
Siphonophora  665. 

—  pisi  668. 

—  rosae  668. 

—  ulmariae  668. 
Sirex  gigas  600. 

—  jvivencus  600. 
— •  spectrum  600. 
Sitona  crinita  539. 

—  flavescens  539. 

—  grisea  539. 

—  hispidula  539. 

—  lineata  538. 

—  puncticollis  539. 

—  regensteinensis  539. 

—  tibialis  539. 
Sitones  538. 
Slitworm  264. 
Smerinthus  ocellatus  390. 

—  tiliae  390. 
Sminthuriden  141. 
Sminthurus  142. 

—  albomaculatus  143. 

—  cinctus  142. 

—  cucumeris  143. 

—  luteus  142. 

—  pruinosus  137,  142. 

—  solanis  143. 

—  viridis  142. 
Snout  beetle  310. 
Soldier  bug,  green  620. 
Solenopsis  geminata  611, 613. 
Sonnenwendkäfer  581. 
Sorghum  midge  443. 
Spalaciden  72U. 

Spanner  336. 
Spanische  Fliege  491. 


Spargelfliege  421. 
Spechte  702. 
Sperlinge  705. 
Spermophagus    pectoralis 

535. 
Spermophilus  711. 

—  citellus  712. 
Sphaerococcus  marlatti  689. 
Sphaeroderma  526. 
Sphegiden  615. 
Sphenarches  caffer  304. 
Sphenophorus  565. 

—  maidis  566. 

—  obscurus  566. 

—  piceus  566. 

—  sericeus  566,  574. 

—  sordidus  566. 

—  spinulae  566. 

—  striatus  566. 
Sphenoptera    gossypii    485. 

—  neglecta  485. 
Sphingiden  389. 
Sphinx  390,  391. 

—  ligustri  391. 

—  pinastri  391. 

—  ocellatus  390. 
Sphyrapicus  703. 
Spilographa  artemisiae  420. 

—  cerasi  418. 
Spilosoma  fuliginosa  334. 

—  lubricipeda  334. 

—  mendica  334. 
Spilothyrus  alceae  393. 
Spinatmotte  284. 
Spinnmilbe  93. 
Spitzmäuse  718. 
Spitzmäuschen  549. 
Springhase  712. 
Splintkäfer,  Eichen-  572. 

-  Obstbaum-,  großer,  glän- 
zender 572. 

kleiner,   runzeliger 

572. 

Spodoptera  mauritia  364. 

Spottdrosseln  7U3. 

Spotted  Locust  179. 

Spring  canker  worm  341. 

Springmäuse  713. 
1  Springraupe  348. 
I  Springrüßler  558. 
I  Springschwänze  136. 

Springwanze,  rotköpfige 
633. 

Springwurmwickler  301. 

Squash  bug  622. 

Squash  vine  borer  326. 

Stachelbeerblattwespe 
(gelbe)  596. 

Stachelbeermilbe,    rote    89. 

Stachelbeerspanner  343. 

Stachelbeerzünzler  313. 

Stachelschweine  721. 

Stag  beetles  577. 

Stalagnosoma  cynanche  588. 

Staphyliniden  466. 

Stare '706. 


Register. 


771 


Stauronotus  167. 

—  brevicollis  170. 

—  maroccanus  167,  190,  203. 
Stauropus  alternus  888. 
Steganoptycha  diniana  '286. 

—  nanaiia  285. 

—  pinicolaua  286. 

—  pvi-icolana  2^7. 

—  rufimitrana  287. 

—  vacciniana  287. 
Steinkauz  705. 
Steirastoma  depressum  504. 
Stelidota  strigosa  473. 
Stengelboorder  317. 
Stenobothrus  bicolor  166. 

—  elegans  166. 

—  parallelus  166. 

—  pulvinatus  166. 

—  vittifrons  166. 
Stenocranoides    viridis    646. 
Stenocranus     saccharivorus 

643. 
Stenogyra  decollata  69. 
Stenolechia  gemella  262. 
Stenopelmatinen  207. 
Stephanitis  rhododendri  627. 
Stephaiioderes  areccae   571. 

—  Aulmanni  571. 

—  coffeae  571. 

—  congonus  571. 

—  Hampei  571. 

—  heveae  571. 
Steppengrille  211. 
Sternotomis  Bohemani  .501. 

—  imperialis  .500. 

—  regalis  500. 
Stethophvma  fuscum  170. 
Stictocepliala  festina  637. 

—  inermis  637. 
Stigmaeus  floridanus  98. 
Stigmodera  suturalis  486. 

—  vertebralis  486. 
Stilida  iudecora  621. 
Stilpnotia  Salicis  382. 
Stinkschrecke,  bunte  178. 
Stockkrankheit    des    Buch- 
weizens 22. 

—  des  Hafers  21. 

—  des    Klees  und    der   Lu- 
zerne 21.  ' 

—  des  Roggens  19. 
Stock- oder  Stengelälchen  16 
Stomaphis  665. 

Strachia  crucigera  620. 
Strahlenmücken  458. 
Strawberry  leafroUer  276. 

—  midget  224. 

—  root-borer  513. 
Strategus  588. 
Stratiomyiden  485. 
Striatella  caperata  68. 

—  intersecta  68. 

Striped  cucumber  beetle  527, 
Struthidea  cinerea  707. 
Strongylogaster        Desbro- 
chersi  592. 


Strongvlorhinus    ochraceus 

546.  ^ 
Strongylosoma   pallipes   78. 
Strophosomus  capitatus  538. 

—  coryli  538,  539. 

—  meianogranius  538. 

—  obesus  588. 
Sturnoides  706. 
Sturnus  vulgaris  706. 
Stylopyga  orientalis  148. 
Suana  concolor  379. 
Subcoccinella  globosa  478. 

—  24-punctata  478. 
Succinea  putris  70. 
Suck  fly  633. 

Sugar-beet  crown-borer  314. 
Suiden  723. 

Sus  scrofa  723. 

—  verrucosus  723. 

—  vittatus  723. 

Sweet  potato  weevil  549, 561. 
Syagrius  fulvitarsis  545. 

—  intrudens  .545. 
Syagrus  puncticollis  513. 
Sylepta  clytalis  811. 

—  derogata  310. 

—  multilinealis  310. 
Sylviiden  704. 
Symydobius  664. 
Symmerista  albifrons  388. 
Symphvta  590. 
Synanthedon  828. 
Synaptomys  Cooperi  715. 
Syntomaspis  druparum  606. 
83'ntomiden  334. 
Syringen-Motte  249. 
Syrista  Parrej'ssi  602. 
Syromastes  marginatus  623. 
Syrphiden  434. 

Systates  pollinosus  543. 
Systena  frontalis  521. 

—  hudsonias  521. 

—  taeniata  521. 

—  var.  blanda  521. 

Tabacco  thrips  224. 
Tachea  hortensis  69. 

—  nemoralis  68. 
Tachiniden  483. 
Tachycineta  bicolor  703. 
Tachyoryctes  720. 
Taeniocampa  gothica  857. 

—  incerta  357. 

—  munda  357. 
Tagpfauenauge  896. 
Talpa  europaea  708. 
Talpiden  708. 
Tamias  711. 
Tanagriden  705. 
Tannenknospenwickler  2.S5. 
Tannennadelmotte  269. 
Tannenpfeil  891. 
Tannensamengallmücke448. 
Tanymecus  indicus  .540. 

—  palliatus  539. 
Tapezierbienen  615. 


Tapinosoma     melanocepha- 

lum  613. 
Tapinostola  musculosa  861. 
Tarache  catena  850. 
Tarnished  plant  bug  629. 
Tarsonemiden  t!7,  99. 
Tarsonemus  99. 

—  ananas  99. 

—  bancrofti  99. 

—  brevipes  100. 

—  canestrinii  100. 

—  chironiae   100. 

—  culmicolus  100. 

—  fragariae  101. 

—  krameri  101. 

—  latus  101. 

—  oryzae  101. 

—  pailidus  101. 

—  phragmitidis  101. 

—  spirifex  101. 

—  translucens  108. 

—  trepidariorum  103. 
Tauben  701. 
Taupins  480. 
Tausendfüße  76,  77. 
Tauspinner  875. 
Taxonus  agrorum  590. 

—  glabratus  591. 

—  nigrisomus  591. 
Tea  Tortrix  800. 
Teara  contraria  383. 
Tectocoris  lineola  618. 
Teia  anartoides  885. 
Teichhuhn  702. 

Teigne  de  la  betterave  263. 

—  du  colza  267. 
Telephorus  fuscus  471. 

—  lividus  471. 

—  obscurus  471. 

—  rusticus  471. 
Telicota  chrysozona  893. 

—  palmarum  393. 
Telmatophilus  sparganii475. 
Tenebrioniden  498. 
Tenthecoris  bicolor  627,  632. 
Tenthrediniden  590. 
Tenthredro  atra  590. 
Tenuipalpus  89,  98. 

—  californicus  98. 

—  obovatus  98. 
Tephritis  onopordinis  420. 
Tephroclystia  abietaria  344. 

—  interrupto-fasciata  344. 
Tepperia  sterculiae  561. 
Teras  contaminana  302. 

—  ferrugana  302. 

—  holmiana  302. 

—  minuta  802. 

—  schalleriana  802. 

—  variegana  802. 
Testacelliden  64. 
Terebrantia  221. 
Terias  hecabe  397. 
Termes  bellicosus  286. 

—  fatalis  236. 

—  flavipes  285. 


772 


Register. 


Termes  gestroi  235. 

—  lacteus  235. 

—  lucifugus  235. 

—  marabitanus  236. 

—  obesus  236. 

—  Redemanni  236. 

—  taprobanes  236. 
Termiten  233. 

Tetralobus  f  labellicornis  483. 
Tetramorium  aculeatum612. 

—  caespitum  612. 
Tetraneura  666,  671. 

—  boyeri  671. 

—  coerulescens  671. 

—  rubra  671. 

—  ulmi  671. 

—  zeae-maydis  671. 
Tetranychiden  87. 
Tetranychopsis  borrida  98. 
Tetranychus  89,  93. 

—  altb'aeae  96. 

—  bimaculatus  97. 

—  biooulatus  94,  97. 

—  coffeae  97. 

—  cucumeris  97. 

—  exsiccator  97. 

—  gloveri  97. 

—  lintearius  96. 

—  mytilaspidis  97. 

—  sexmaculatus  97. 

—  telarius  96. 

—  unvinguis  96. 
Tetranvqtie  tisserand  93. 
Tetraoiaiden  701. 
Tetropium  castaneum  495. 

—  fuscum  495. 

—  luridum  495. 
Tetrops  praeusta  508. 
Tettiginen  165. 
Tettigometra  obliqua  645. 
Tettigonia  atropunctata  638. 

—  ferruginea  638. 

—  guttigera  638. 

—  viridis  638. 
Tettigoniella  spectra  638. 
Tettix  subulatus  165. 
Thalaina  clara  337. 
Thalassodes  347. 
Tbamnonoma  ribearia  337. 

—  wauaria  336. 
Thamnotettix  fuscovenosus 

639. 
Tbanatopbihis  riigosus  468. 
Thaumetopoea  pinivora  386. 

—  pityocampa  386. 

—  processionea  386. 
Thecabius  666. 

—  affinis  673. 

—  ranunculi  673. 
Thecla  betulae  394. 

—  melinus  f94. 

—  paeas  394. 

—  pruni  394. 

—  rubi  394. 
Thecodiplosis     brachyntera 


Theretra  gnoma  389. 
Thermesia  gemmatilis  350. 
Thliptoceras      octoguttale 

309. 
Tbosea  cervina  331. 

—  recta  331. 
Thryonomys  721. 
Thripiden  222. 
Thrips  228. 

—  communis  229. 

—  flavus  231. 

—  linarius  228. 

—  lini  229. 

—  physopus  228. 

—  pisivorus  231. 

—  saccbari  229. 

—  sambuci  230. 

—  serratus  229. 

—  tabaci  229. 
Thyantha  custator  619. 
Thyrididen  376. 
Thysanoptera  217. 
Tibicen  Dahlii  636. 
Tibicina   sepdemdecim  635. 
Tineiden  240. 

Tingiden  626. 
Tingis  pyri  627. 
Tipula  bicornis  439. 

—  infuscata  439. 

—  lateralis  437. 

—  nigra  439. 

—  oleracea  437,  439. 

—  paludosa  439. 

—  parva  437,  438. 

—  simplex  439. 
Tipuliden  436. 
Tirtoxa  flexa  422. 
Tischeria  complanella  246. 

—  malifoliella  247. 
Tmetocera  comitana  279. 

—  lariciana  280. 

—  ocellana  279. 
Tobacco  leaf  miner  264. 
Tobacco  thrips  224. 
Tobacco-worm  392. 
Thomasia  664. 
Tomaspis  lepidior  636. 

—  postica  636. 
— •  varia  636. 
Tomato-worm  350,  392. 
Tomostethus  melänopygius 

594. 
Toon  twigborer  312. 
Tortriciden  275. 
Tortrix  296. 

—  bergmanniana  298. 

—  citrana  299. 

—  diversana  297. 

—  forskaleana  298. 

—  glaphyriana  299. 

—  paleana  296. 

var.  icterana  296. 

—  ribeana  299. 

—  viburniana  297. 

—  viridana  297. 
Toryminen  606. 


Totenkopf  392. 
Toxoptera  665. 

—  graminum  668. 
Trabala  vishnu  379. 
Trachykele  blondeli  485. 

—  opvilenta  485. 
Trachylepidea     fructicas- 

siella  318. 
Trachys  489. 

Tragocephala  senatoria  502. 
Traguliden  723. 
Trama  665. 
Tramini  665. 
Trappen  702. 
Traubenwickler,  bekreuzter 

288. 

—  einbindiger  293. 
Traubenwurm  293. 
Trauermantel  395. 
Trauerspinner  385. 
Tremex  columba  600. 
Trichia  hispida  67. 

—  rufescens  67. 
Trichiinen  589. 
Trichiocampus  viminalis  598. 
Trichiosoma  lucorum  600. 
Trichius  fasciatus  589. 

—  piger  589. 

Trichobaris  trinotata  564. 
Trichogomphus  587. 
Tricholepis  grandis  580. 
Trichopteren  236. 
Trichosiphoni  665. 
Trichosiphum  665. 
Trichterwickler  551. 
Tricondyla  cyanea  461. 
Trigonaspis  megaptera  604. 
Trioza  alacris  649. 

—  camphorae  649. 

—  litseae  650. 

—  obsoleta  649. 

—  viridula  649. 
Trixagus  472. 
Trochilium  apiforme  327. 
Trogophloeus    pusillus  467. 
Trombidium  fuliginosum  88. 
Tropicoris  rufipes  621. 
Tropinota  hirta  493. 
Trvpeta  musae  418. 
Trypetiden  414,  617. 
Tryphaena  prunuba  373. 
Tryphocharia  mastersi  496. 
Trypodendron     domesticus 

577. 
Tryxalis  turrita  165. 
Twig  borer  260. 
Tuberolachnus  665 
Tubuliferen  231. 
Tullgrenia  666. 
Tupaja  ferruginea  708, 

—  javanica  708. 
Tvirdus  merula  703. 

—  migratorius  704. 
Turnip  Sawfly  592. 
Turteltauben  701. 
Turtur  turtur  701. 


Register. 


773 


Tychea  666. 

Tychius  crassirostris  559. 

—  polylineatus  559. 

—  quinquepunctatus  558. 
Tylenchus  16. 

—  acutocaudatus  :'0. 

—  agrostidis  31. 

—  allii  16. 

—  arenarius  30. 

—  Askenasyi  16,  26. 

—  coffeae  30. 

—  devastatrix  16,  48. 

—  dipsaci  16. 

—  foliicola  30. 

—  fucicola  16. 

—  flavensteinii  16. 

—  hordei  30. 

—  hyacinthi  16. 

—  intermedivis  16. 

—  millefolii  31. 

—  nivalis  31. 

—  oryzae  30. 

—  phalaridis  31. 

—  putrefaciens  lö. 

—  sacchari  30. 

—  scandens  26. 
Typhloblanjulus  guttulatus 

81. 
Typhlocyba  643. 

—  erythrinae  643. 

—  quercus  643. 

—  rosae  642. 

—  viticola  643. 
Typhlodromus  piri  123. 
Typophorus  caneilus  513. 
Tyridopteryx  330. 

—  ephemeraeformis  330. 
Tyroglvphiden  87,  106. 
Tyroglyphus  107,  111. 

—  crassipes  112. 

—  dauci  111. 

—  farinae  107. 

—  lieterouiorphus  108. 

—  Lintneri  108. 

—  longior  108. 

—  mycophagus  108. 

Ueana  Dahlii  636. 
Ulmen-Blattkäfer  529. 
Uracanthus     cryptophagus 
^496. 
Uranotes  nielinus  394. 
Urophora  stigma  417. 
Uropoda  vegetans  99. 

—  obnoxia  99. 
Uropodiden  87,  98. 
Ursus  malayanus  721. 
Ursiden  721. 

Vacuna  666. 
Vacunini  666. 
Vaginuliden  69. 
Vampyrus  spectruni  709. 
Vanessa  antiopa  395. 

—  atalanta  396. 

—  C-album  396. 


Vanessa  cardui  396. 

—  Jo  396. 

—  polychloros  396. 
Variegated  cutworm  373. 
Verania  afflicta  478. 

—  lineata  478. 
Vespa  crabro  614. 
Vesperus  flaveolus  498. 

—  luridus  498. 

—  mauretanicus  498. 

—  strepens  498. 

—  xatarti  498. 
Vespiden  614. 
Vibrio  tritici  26. 
Virachola  isocrates  395. 
Viteiis  vastator  677. 
Viverricola  malaccensis  722. 
Viverriden  722. 

Vögel  698. 
Volvulifex  pruni  126. 

Waffenfliegen  435. 

Walang  sangit  623. 

Waldhühner  701. 

Waldgärtner  569. 

Wald-  oder  Springmavis  713. 

Walker  582. 

Walniit  Spanv^orm  339. 

Wanderheuschrecken  1.53. 

—  ägyptische  183. 

—  europäische  174. 

—  südafrikanische  173. 

—  südamerikanische  186. 
Wanderratte  714. 
Wanzen  616. 

Wapiti  724. 

Warzenbeißer  202. 

Warzenschwein  723. 

Wasserschnecken  58. 

Water-cress  leaf-beetle  514. 

Wattle  moth  385. 

Weberbock  499. 

Weberkarde,  Kernfäule  25. 

Webervögel  705. 

Wegschnecken  66. 

Weichflügler  471. 

Weichtiere  55. 

Weide,  Holzkropf  94. 

Weidenblattkäfer  518. 

Weidenbohrer  322. 
1  Weidenknospenmotte  269. 

Weidenrosen  456. 
\  Weiderichmotte  255. 

Weidevieh  725. 

Weinbergschnecke  69. 
:  AVeinhähnchen  208. 

Weinschwärmer,  großer  389, 

—  mittlerer  390. 
Weilsdorneule  365. 
Weifslinge  397. 
Weilstannentriebwickler 

299. 
Weizenälchen  26. 
Weizengallmücke  447. 
Werre  214. 
Wespen  614. 


Western  cricket  204. 
Wheat  joint-worm  607. 
—  straw-worm  607. 
Wheat  saw-fly  borer  601. 
Wheat  stem  borer  361. 
Wheat  stem  maggot  413. 
Wheat  Thrips  224. 
Wheat  wireworm  483. 
Whattle  Goat  moth  321. 
White  ants  233. 
AVhite  borers  315. 
White  grubs  579. 
White  marked  Tussock  moth 

384. 
Wickler  275. 
Widderchen  331. 
Wiener  Nachtpfauenauge 

375. 
Wieseneule  361. 
Wiesenwanze,  grüne  629. 
Wiesenzüusler  306. 
Wildenten  702. 
Wildgänse  702. 
Wildkatzen  722. 
Windenmotte  248. 
Winter-Saateule  372. 
Wireworms  480. 
Wood  Leopard  moth  321. 
Wollafter  378. 
Wühlmäuse  714. 
Wühl-  oder  Wasserratte  716. 
AVurfmäuse  720. 
AVurmfäule    der  Kartoffeln 

22. 
Wurzelälchen  32. 
AVurzelbohrer  319. 
AA^urzelfliege  425. 
AWirzelsp inner  320. 

Xeris  spectrum  600. 
Xerophila  ericetorum  68. 
Xerus  711. 
Xestobium  plumbeum  490. 

—  rufovillosuni  490. 
Xiphidium  gossypii  201. 
Xiphydrya  droraedaria  601. 

—  proloiagata  601. 
Xycla  minor  601. 
Xyleborus  affinis  573. 

—  ambasius  576. 

—  camerunus  576. 
-    camphorae  573. 

—  coffeae  574. 

—  cognatus  576. 

—  confusus  575. 

—  crenatus  575. 

—  destruens  575. 

—  discolor  575. 

—  dispar  574. 

—  dryographus  576. 

—  fornicatus  575. 

—  fuscatus  576. 

—  mancus  575. 

—  monographus  576. 

—  morigerus  576. 

—  Morstatti  574. 


774 


Register. 


Xyleborvis  perforans  573. 
• —  —  var.philippinensis574. 

—  pubescens  573,  576. 

—  Öaxeseni  576. 

—  semigranosus  575. 

—  sexspinosus  576. 

—  solidus  575. 

—  spathipennis  576. 

—  —  var.  Ohausi  576. 

—  xylographus  576. 
Xyleborinen  573. 
Xylina  antennata  357. 

—  grotei  357. 

—  laticinerea  357. 

—  ornithopus  356. 

—  rhizolitha  356. 
Xylococcvis  filifer  697. 
Xylocrabro  stirpicola  615. 
Xylocrius  agassizii  497. 
Xyloterus  domesticus  577. 
Xylotrecbus  javanicus   497. 

—  quadripes  498. 
Xylotrupes  5S7. 

Yellow  Mite  103. 
Yello-winged  locust  172. 


Yponomeuta  271. 
Ypsolophus  pometellus  262. 
Ypsilon-Eule  350,  372. 

Zabrus  gibbus  462,  465. 

—  inflatvis  463. 

—  tenebrioides  462. 
Zamacra   albofasciaria   339. 
Zamila  aberrans  643. 

—  lycoides  643. 
Zapus  hudsonius  713. 
Zaratha  cramerella  266. 
Zehrwespen  606. 
Zephyrus  betulae  394. 
Zerene  catenaria  342. 
Zeuzera  496. 
Zeuzera  aesculi  321. 

—  coffeae  321. 

—  eucalypti  321. 

—  pyrina  321. 
Zibetkatzen  722. 
Zibetratte  717. 
Ziege  725. 
Ziesel  711,  712. 
Zigarren  Wickler  552. 
Zingilia  catenaria  342. 


Zirpen  634. 
Zirpkäfer  509. 
Zitronenspanner  342. 
Zonabris  bihumerosa  491. 

—  floralis  491. 

—  variabilis  491. 

—  pustulata  491. 

—  4-punctata  491. 

—  14-punctata  491. 
Zonocerus  elegans  178. 
Zonosema  alternaria  420. 

—  Meigenii  420. 
Zophodia  convolutella  313. 
Zosmenus  capitatus  626. 
Zuckergäste  136. 
Zuckmücken  459. 
Zünsler  304. 
Zwiebelfliege  430. 
Zwiebelhornkäfer  578. 
Zwiebelmondfliege  434. 
Zwiebeln,  Älchen  23. 
Zwergzikade  639. 
Zygaena  332. 
Zygaeniden  331. 
Zvgogramma  exclamationis 

'515. 


Bekämpfuiigsmittel  der  scliädlichen  Tiere. 


Chemische  Mittel  728,  734. 
Mittel      der      direkten 

Bekämpfung  727. 
Kulturmafsnahmen  728. 
Physikalische  Mittel  730. 
Fangapparate,  Fallen  732. 
Hautgifte :  Tabakpulver  737. 

—  Schwefelpulver  737. 

—  Ätzkalk  737. 

—  Wasser  737,  738. 
mit  Zusätzen  738. 

—  Tierfette,  Tieröle  739. 

—  Pflanzenfette  739. 

—  Seifenlösungen  439. 

—  Nikotin  739. 

—  Quassin  740. 

—  Insektenpulver  740. 


Hautgifte:       Pflanzenaus- 
züge, verschiedene  740. 

—  Kalkanstrich  740. 

—  Schwefelkalkbrtthen  741. 

—  Schwefelkalium  741.  ' 

—  Petroleum  741. 

—  Benzin  und  Paraffin  741. 

—  Kresol  742. 

—  Karbolsäiare  742. 

—  Carbolineum  742. 
Atrnungsgifte :     Künstliche 

Überschwemmung  742. 

—  Insektenpulver  742. 

—  Scliwefelblüte  743. 

—  Tabakpulver,     -extrakt 
743. 

—  Schwefelkohlenstoff  743. 


Atnumgsgifte :     Tetrachlor- 
kohlenstoff 743. 

—  Blausäuregas  744. 
Magengifte:  Strychnin  747. 

—  Phosphor  747. 

—  Arsen  745. 

—  Kupferkalkhrühe  745. 

—  Schwefelkalkbrühe  745. 

—  Niefswurzbrühe  745. 

—  Nikotinhaltige     Spritz- 
mittel 745. 

Mittel    der    indirekten 
Bekämpfung  745. 

Insektenvertilgende     Insek- 
ten 746. 

Pflanzliche       Schmarotzer 
747. 


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Verlag  von  Paul  Parey  in  Berlin  SW.  11,  Hedemannstraße  10  u.  11. 


Handbuch  der  Pflanzenkrankheiten. 

Dritte,  vollständig  neubearbeitete  Auflage, 

in  Gemeinschaft  mit 

Prof.  Dr.  G.  Lindau,  und  Dr.  L  Reh, 

Privatdozent  an  der  Universität  Berlin,  Assistent   am   Naturhist.  Museum   in  Hamburg, 

herausgegeben  von 

Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  P.  Sorauer,  Berlin. 

Bereits  früher  erschienen: 

Erster  Band:   Die  niehtparasitären  Krankheiten. 

Bearbeitet  von  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  P.  Sorauer. 
Mit  208  Textabbildungen.     891  Seiten.     Gebunden,  Preis  36  M. 

Zweiter  Band:    Die  pflanzliehen  Parasiten. 

Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  G.  Lindau. 
Mit  62  Textabbildungen.     550  Seiten.     Gebunden,  Preis  20  M. 

Jahresbericht 
über  das  Gebiet  der  Pflanzenkrankheiten. 

Herausgegeben  von 

Professor  Dr.  M.  Hoilrung, 

Lektor  für  Pflanzenpathologie  an  der  Universität  Halle  a.  S. 

XIV.  Band.     Das  Jahr  1911.     Preis  20  M. 


Die  Technik  des  Forstschutzes  gegen  Tiere. 

Anleitung   zur  Ausführung   von  Vorbeugungs-   und  Vertilgungsmaßregeln. 

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Dr.  Karl  Eckstein, 

Professor  an  der  Forstakademie  in  Eberswalde. 

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angewandte  Entomologie  in  den  Vereinigten  Staaten. 

Eine  Einführung  in  die  biologische  Bekämpfungsmethode. 
Zugleich  mit  Vorschlägen  zu  einer  Reform  der  Entomologie  in  Deutschland. 

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K.  Escherich, 

Dr.  med.  et  phil.,  o.  Professor  der  Zoologie  an  der  Forstakademie  Tharandt. 

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Die  Lehre  vom  Waldschutz. 

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Dr.  Hermann  von  Fürst, 

Kgl.  Forstdirektor,  Direktor  a.  D.  der  eliem.  forstlichen  Hochscbule  in  Asrhaffenburg. 

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Dr.  A.  B.  Frank, 

Geh.  Reg. -Rat,  Professor  an  der  Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule  in  Berlin. 

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Erseheint    Mittwochs    und    Sonnabends.    

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