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Bd. 3
\ CAROLINA STATE UNIVERSITY LIBRARIES
S01 898745 %
THIS BOOK IS DUE ON THE DATE
INDICATED BELOW AND IS SUB-
JECT TO AN OVERDUE FINE AS
POSTED AT THE CIRCULATION
DESK.
Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritte, vollständig neubearbeitete Auflage
in Gemeinschaft mit
Prof. Dr. G. Lindau, und Dr. L. Reh,
lin Abteil
herausgegeben
Privatdozent an der Universität Berlin Abteilungs-Vorstand am Naturhistor. Museum
in Hamburg
Prof. Dr. P. Sorauer,
Geh. Regierungsrat in Berlin.
BERLIN
Verlagsbuchhandlung Paul Parey
Vorlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen
SW 11, Hedemannstraße 10 u. 11
1913.
Handbuch
der
Pflanzenkrankheiten
von
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Dritter Band.
Die tierischen Feinde.
Bearb eitet
von
Dr. L. Reh,
Abteilungs-Vorstand am Naturhistor. Museum in Hamburg.
Mit 306 Textabbildungen.
BERLIN
Verlagsbuchhandlung Paul Parey
vorlag für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen
SW. 11, Hedemannstraße 10 u. 11
1913.
Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.
Alteiiburg
Pierersche Hofbuchdruckere
Stephan Geibel & Co.
Vorwort
Cjin Handbuch der tierischen Pflanzenfeinde zu schreiben, sollte
nicht von einem Einzelnen unternommen werden. Wenn man die grofse
Zersplitterung der Systematiker in unzählige Spezialisten sieht und be-
denkt, dals der Phytopathologe aufser der Systematik noch die ganze
Biologie der in Betracht kommenden Tiere berücksichtigen muls, also
ihre Entwicklung, ihre Lebensweise, ihr Verhältnis zu anderen Tieren
und zu Pflanzen, ihre Schädlichkeit und Bekämpfung, ihre Abhängigkeit
von Klima-, Witterungs-, Boden- und Kulturverhältnissen, so ist es ein-
leuchtend, dafs dem allen nur ein ganzer Stab von Spezialisten gerecht
werden kann.
Wbuu ich es dennoch unternommen habe, in der Hauptsache
wenigstens, vorliegenden Band allein zu bearbeiten, so geschah es nicht
aus Überschätzung der eigenen Kraft, sondern aus Unterschätzung des
vorhandenen Materiales, und weil zu Beginn dieses Werkes deutsche
Kollegen, die ich zur Hilfeleistung hätte heranziehen können, kaum
vorhanden waren.
Den ungeheuren Umfang des vorliegenden Materiales dürften wohl
die Wenigsten richtig einschätzen. Gerade in den letzten zehn Jahren
ist die zoologisch - phytopathologische Literatur ganz unerwartet an-
geschwollen. Neue Stationen wurden begründet, an älteren Zoologen
angestellt, neue Zeitschriften begannen zu erscheinen, zahlreiche neue
Hand- und Lehrbücher wurden veröfientlicht.
Zu den sich hieraus ergebenden, an sich ja erfreulichen Schwierig-
keiten kamen aber dann noch mehrere unerfreuliche. Erstens die fast
beispiellose Zersplitterung der Literatur, zu der ja nicht nur
die ganze zoologische , sondern auch die ganze phytopathologische,
forst-, landwirtschaftliche und gärtnerische gehört. Auch das reichst
ausgestattete Institut ist heute nicht mehr imstande, diese Literatur in
einigermafsen wünschenswerter Vollständigkeit anzuschaffen; und der
fleifsigste Arbeiter dürfte kaum imstande sein, alles auch nur zu lesen. —
Zweitens die viel verbreitete Angewohnheit , besonders der englisch
sprechenden Völker, Tiere und Pflanzen mit Vulgärnamen zu
nennen, die so wechseln, dafs dasselbe Objekt oft schon in benach-
barten Gegenden verschiedene Namen hat, und derselbe Namen ebenso
verschiedene Objekte bezeichnet. — Drittens die leider bei uns Deutschen
besonders grofsen Ungenau igkeiten der zoologischen Be-
0^
YJ Vorwort.
Stimmungen. Zahlreiche der phytopathologischen Bezeichnungen
sind Sammehiamen, die oft mehrere Arten oder sogar Gattungen um-
fassen. In Deutschland lag die zoologische Phytopathologie seit
Taschenbergs Zeiten fast ausschliefslich in den Händen der Botaniker ;
und so darf es weiter nicht wundern, dafs ein Name nicht selten
Tiere aus verschiedenen Familien, selbst Ordnungen bezeichnet. Um
nur ein Beispiel für die grofsen Schwierigkeiten zu erwähnen: ich habe
mich über ein Vierteljahr eifrigst bemüht, in den Begriff „Bote Spinne''
Ordnung zu schaffen, leider ohne Erfolg. Dafs auch bei anderen
Völkern Ungenauigkeiten vorkommen, dafür ist gerade die Gattung
Tdranijchus ein vorzügliches Beispiel. — Viertens endlich die herrschende
Nomenklatur -Epidemie, die ein ewig wechselndes Tohuwabohu
hervorgerufen hat, aus dem selbst der Spezialist sich oft nur unter
grofsen Schwierigkeiten wieder herausfindet.
Es wird wohl Niemand im folgenden eine andere als in der Haupt-
sache kompilatorische. aber dabei doch möglichst kritische Zusammen-
stellung des mir Erreichbaren erwarten; Eigenes habe ich nur da ein-
gefügt, wo mir persönliche Erfahrungen zu Gebote standen.
Kein Kritiker weifs besser als ich, dafs der Inhalt meines Bandes
nicht fehlerfrei ist, abgesehen von den zahlreichen sachlichen und noch
mehr literarischen Auslassungen. Wer aber die angedeuteten Schwierig-
keiten berücksichtigt, insbesondere auch, dafs die ganze Arbeit in der
Hauptsache neben einer ganz anders gearteten dienstlichen Tätigkeit
zu leisten war, wird wohl persönlich milde Beurteilung walten lassen.
Sachlich allerdings bitte ich um strengste, ausgiebigste Kritik; denn
Irrtümer und Fehler in Handbüchern wiegen naturgemäfs besonders
schwer.
Der gröfste Fehler ist der der ungleichmäfsigen Behand-
lung der ersten und der späteren Kapitel, ein Fehler, der bekanntlich
in Handbüchern nur allzuweit verbreitet ist. Der Verleger mufste,
aus zwingenden und überzeugenden Gründen, immer dringender baldigen
Abschlufs und räumliche Beschränkung fordern. Dafs ich dabei auf
Abbildungen verzichten mufste , tat ich nur ungern ; die Weglassung
der Beschreibungen wird Jeder verstehen, der den problematischen
Wert aller solcher aus dem systematischen Zusammenhange gerissener
Einzelbeschreibungen kennt. Es sei auch hier nochmals allen Phyto-
pathologen dringend ans Herz gelegt, überall da, wo sie nicht selbst
Spezialisten sind, deren Hilfe bei allen nicht ganz zweifelsfreien Be-
stimmungen zu erbitten ; der Wust falscher und ungenauer Bestimmungen
ist schon grofs genug.
Eines hat sich mir bei der Bearbeitung und eigenen Benutzung
dieses Bandes immer wieder aufgedrängt, dafs nämlich selbst das aus-
führlichste Handbuch noch nicht den Anforderungen der Praxis genügt.
AVas not tut, sind monographische Bearbeitungen einzelner
Vorwort. VII
Gattungen, kleinerer Familien usw., in denen alle, auch die vorläufig
noch nicht schädlichen Arten in ihren Kennzeichen, ihrer geographischen
Verbreitung, wage- und senkrecht, in ihrer ganzen Entwicklung, mit
Beschreibung und Dauer der einzelnen Stadien, mit der gesamten
Lebensweise, wie eingangs angedeutet, ausführlich, aber übersichtlich
dargestellt sind. Nur dann ist es möglich, jeden Schädling richtig zu
bestimmen, die Lücken, die in der Kenntnis einer Art vorhanden sind,
aus dem in anderen Ländern oder bei anderen Arten Erforschten mehr
oder minder auszufüllen oder aber zu erkennen, und nur dann kann eine
zweckmäfsige , zielbewufste Bekämpfung einsetzen. Beispiele solcher
Monographien bilden bis zu gewissem Grade die amerikanischen „Locust
ßeports", abgesehen von der allzu grofsen amerikanischen Weitschweifig-
keit; Anfänge zu solchen liegen bereits vielfach vor. Jede derartige Mono-
graphie würde einen unschätzbaren Gewinn bedeuten.
Dank habe ich in erster Linie Herrn Geh. Regierungsrat Prof.
Dr. SoRAUER abzustatten, nicht nur dafür, dafs er mir den ehrenvollen
Auftrag zur Bearbeitung des dritten Bandes seines Handbuches erteilte,
sondern auch für die unermüdliche Geduld und Nachsicht, mit der er die
unaufhörlichen Bitten um Verzögerungen nicht nur selbst aufnahm, son-
dern auch beim drängenden Verleger vertrat, und schliefslich für die vielen
Hilfen, guten Ratschläge usw., mit denen er mich unterstützte. In zweiter
Linie habe ich dem Inhaber der Verlagsbuchhandlung Paul Parey,
Herrn Akthur Georgi, Dank abzustatten, ebenfalls für die grofse Geduld,
mit der er meinen Bitten um Aufschub so lange entsprach wie irgend
möglich, für die Erlaubnis, den vorgeschriebenen Raum um mehr als
das Doppelte zu überschreiten , und für das betreffs der Ausstattung
bewiesene grofse Entgegenkommen. Ganz besonders habe ich meinem
verehrten Chef, Herrn Prof. Dr. Kräpelin, für mannigfache Unterstützung
und Förderung meiner Arbeiten herzlichst zu danken. Grofser Dank
gebührt auch meinen Mitarbeitern, den Herren Dr. Börner, Dr. Lindinger
und Dr. Schwartz, ohne deren freundliche Bereitwilligkeit es nicht
möglich gewesen wäre , den Band so rasch zu vollenden. Auch den
zoologischen und entomologischen Kollegen und Spezialisten, die mich
bei der Bearbeitung einzelner Kapitel unterstützt haben, möchte ich an
dieser Stelle nochmals bestens danken. — Nicht vergessen darf ich die
Firma Voigtländer & Co. in Braunschweig, die mir bei der Auswahl
eines für meine vielseitigen Zwecke geeigneten Photo-Objektivs (Kol-
linear) bereitwilligst entgegenkam ; auch ihr verbindlichsten Dank !
Fast neun der besten Jahre meines Lebens hat die Bearbeitung
des vorliegenden Bandes gedauert: möge die Arbeit nicht vergeblich
gewesen sein !
Hamburg, Juli 1913.
L. Reh.
Der vorliegende Band ist wie folgt erschienen
Bogen 1 — 5 im Mai 1906,
6—10 „ November 1907,
11—15 „ März 1909,
16—20 „ September 1909,
21—25 „Mai 1910,
26—30 „ März 1911,
31 — 35 „Mai 1912,
„ 36—40 „Mai 1913.
,, 41 bis Schlafs .... „ August 1913.
Inhalt.
Seite
A. Einleitung i
B. Systematischer Teil 13
Nematoden, Rundwürmer VS
Anguilluliden, Älchen 16
Enopliden 48
Annnlaten, Ring'elwürmer 49
Oligochaeten 49
Enchytraeiden 51
Lumbriciden, Regenwürmer 53
Mollusken, Weichtiere 55
Gastropoden, BauchfUfser, Schnecken 55
Pulmonaten, Lungenschnecken 57
Basommatophoren, Sitzäugige, Wasserschnecken 58
Stylommatophoren, Stieläugige, Landschnecken 58
Limaeiden, Egelschnecken 64
Ai'ioniden, Wegschnecken 66
Heliciden, Schnirkelschnecken 67
Pupiden 69
Stenogyriden 69
Vaginuliden 69
Succineiden, Bernsteinschnecken 70
Arthropoden, Crliederf üfsler 70
Crustaceen, Krusten tiere 71
Isopoden, Asseln 71
Onisciden, Landasseln 71
Decapoden, Zehnfüfsige Krebse 74
Paguriden, Bernhards- oder Einsiedlerkrebse 75
Gecarciniden, Landkrabben 75
Mj riapoden, Tausendenfüfse 76
Chilopoden, Hundertfüfse 77
Diplopoden, Tausendfüfse 77
Polyxeniden 80
Glorneriden 80
Polydesmiden 80
Jnliden 81
A r a c h n 0 i d e e n , S p i n n e n t i e r e 85
Acariden, Milben 86
Tetranychiden 87
Bdelliden 98
Uropodiden 98
Tarsonemiden 99
Pediculoiden 103
Oribatiden 104
Tyroglyphiden . 106
Eriophyiden (Phytoptiden), Gallmilben 112
Eriophyinen . '. 116
Phyllocoptinen 128
Hexapoden, Insekten, Kerfe 129
Aptera, Urinsekten 136
CoUembolen, Springschwänze 136
Poduriden, Achorutiden 138
Entomobryiden 140
Sminthuriden, Kugelspringschwänze 141
X Inlialt.
Seite
Ortlioi>tereii, Geradfliig-ler 148
Dermaptera 145
Forficuliden, ührwünner 145
Blattiden, Schaben 148
Phasmiden, Gespeiistheuschreckeii 149
Acridiideii, Feldheuschrecken 150
Tettiginen 165
Tryxalinen 165
Oedipodinen 171
Pyrgomorphinen 177
Acridiinen 180
Locustiden, Laubheuschrecken 196
Phaneropterinen 197
Pseudophyllinen 199
Conocephalinen 200
Locvistinen 201
Decticinen 202
Ephippigerinen, Sattelschrecken 205
Gryllacrinen 206
Stenopelmatinen 207
Grylliden, Grillen 208
Oecanthinen, Weinhähnchen 208
Gryllinen 210
Gryllotalpinen 212
Thysaiioptereii, Franseiiflügler; Physopoda, Blasenfiifse 217
Terebrantia 221
Aeolothripiden 222
Thripiden 222
Tubuliferen 231
Phloeothripiden 231
Corrodentia 233
Isoptera 233
Termitiden. Termiten, white ants 233
Copeogiiatba 236
Psociden, Holzläuse 236
Tricliopteren, Köcherflieg-eii 236
Limnophiliden 236
Lepidoptereii, Schuiotterlinj?e 237
Microlepidoptereii, Kleinschmetterlliige 240
Tineiden, Motten, Schaben 240
Dendroneuriden 243
Nepticuliden 243
Lyonetiiden 243
Gracilariiden 246
Elachistiden 250
Gelechiiden 257
Plutelliden 266
Hyponomeutiden, Gespinstmotteu 268
Ei-echthiaden 274
Glyphipterygiden 274
Tortriciden, Wickler 275
Orneodiden 303
Pteiophoridrii 303
Pyralidcn, Zünsler 304
Macrolepidopteren, Grofsscliinetterliiigc 318
Hepialiden, Wurzelbohrer 319
Cossiden, Holzbohrer 320
Castniiden 322
Sesiiden, Glasflügler 322
Pyromorphiden 327
Psychiden, Sackträger 327
Cochlididen (Liniacodiden) 330
Zygaeniden, Widderchen 331
Hypsiden 332
Arctiiden, Bärenspinner 332
Inhalt. XI
Seite
Syntomiden 334
Cymbiden 334
N'oliden 335
Epiplemiden 336
Geometriden, Spanner 336
Agaristiden 347
Noctuiden, Eulenschmetterlinge 348
Drepaniden 374
Saturniden 375
Thyrididen 376
Lasiocampiden 376
Lymantriideu (Lipariden) 379
Cnethocampiden (Thaumetopoeiden), Prozessionsspinner . . 386
Ceratocampiden 387
Notodontiden 387
Bombj^ciden 389
Eupterotiden 389
Sphingiden, Schwärmer 389
Hesperiden, Dickkopfschwärmer 393
Megathymiden 393
Lycaeniden, Bläulinge 394
Nymphaliden 395
Pieriden, AVeifslinge 397
Papilioniden 400
Dipteren, Zweiflügrler 401
€yclorrapha 402
Schizophora 402
Holometopa (Muscidae acalyptratae) 402
Agromyziden 403
Drosophiliden 407
Hydrellinen 408
Osciniden 409
Psiliden 413
Sepsiden 414
Trj'petiden 414
Ortaliden 422
Scatomyziden 422
Schizometopa (Muscidae calyptratae) 423
Anthomyiden 423
Aschiza . . ' 433
Tachiniden 433
Platypeziden, Pilzfliegen 433
Phoriden 433
Syrphiden 434
Orthorrapha 435
Brachycera 435
Stratiomyiden, Waffenfliegen 435
Nematocera 436
Tipuliden, Schnaken 436
Cecidomyiden, Gallmücken 439
Bibioniden, Haarmücken 457
Chironomiden, Zuckmücken 459
Mycetophiliden, Pilzmücken 459
Coleopteren, Käfer 459
Adephagen 461
Cicindeliden, Sandkäfer 461
Carabiden, Laufkäfer 462
Polyphagen 466
Staphyliniden, Kurzflügler 466
Silphiden, Aaskäfer 467
Palpicornier 470
Hydrophiliden, Kolben-Wasserkäfer 470
Diversicornier 470
Malacodermen, Weichf lügler 471
Byturiden, Himbeerkäfer 471
XII Inlialt.
Seite
Nitiduliden 473
Crvptophagiden 475
Erbtyliden 475
Coccinelliden 476
Epilachniiien 476
Coccinellinen 478
Dermestiden 479
Dascilliden 479
Cebrioniden 479
Elateriden 479
Buprestiden, Prachtkäfer 484
Agrilinen 486
Lymexyloniden 489
Bostrvchiden 489
Anobiiden 490
Heteromeren 490
Meloiden (Canthariden) 490
Eliipidoceriden 492
Melandryiden, Schwarzkäfer 493
Alleculiden 493
Tenebrioniden, Schwarzkäfer 493
Phytophaga 494
Cerambyciden, Bockkäfer 495
Prioninen 495
Cerambycinen 495
Lamiinen 498
Chrysomeliden, Blattkäfer 508
Sagrinen 508
Donaciinen, Rohrkäfer 509
Criocerinen, Zirpkäfer 509
Clytrinen 511
Clilamydinen 511
Cryptocephalinen 511
Eumolpinen 511
Chrvsomelinen 513
Halticinen, Erdflöhe 518
Gallerucinen 526
Hispinen 531
Cassidinen, Schildkäfer 532
Bruchiden (Lariiden) 533
Ehvnchophoren 537
Änthribiden 537
Curculioniden, Rüsselkäfer 537
Ipiden, Scolytiden, Borkenkäfer 567
Phloeophagen, Eiiidenbrüter 569
Xvleborinen, Holzbrüter 573
Platypodiden 577
Lamellicornier, Blatthoriikäfer 577
Lucaniden, Schröter 577
Scarabaeiden 578
Coprinen 578
Melolonthinen 579
Rutelinen 583
Dvnastinen, Riesenkäfer 585
Cetoninen, Blütenkäfer 588
Trichiinen 589
Hjnicnoptereii, Haiitflügler 589
Chalastogastra, Sympliyta, Thytophaga, Sägewcspeii 590
Tenthrediniden, Blattwespen 590
Siriciden, Holzwes])en 600
Lydiden 601
Eiitopliagen, Parasiten 603
Cvnipiden, Gallwespen 603
Ciia'cididen, Zehrwespen 606
Inhalt. XIII
m • ^ö'te
iorymmen (506
Eurytomiuen 607
Aculeaten 608
Formiciden, Ameisen 608
Vespiden, Wespen 614
(Sphegiden) Crabroniden, Grabwespen 615
Apiden, Bienen 615
Rhyuchoten, Schnabelkerfe 616
Heteroptereii, Hemiptereu, Halbflügler, Wanzen 616
Gymnoceraten, Landwanzen 617
Pentatomiden, Schildwanzen 617
Coreiden, Randwanzen 621
Lygaeiden, Laugwanzen 623
Pyrrhocoriden, Feuerwanzen 625
Tingiden 626
Aradiden, Eindenwanzeu 627
Capsiden, Blindwanzen 627
Homopteren 634
Cicadoideu, Zirpen 634
Cicadiden 634
Cercopiden, Schaumzirpen 636
Membraciden 637
.Tassiden 638
Fulgoriden 643
Psylloiden 646
Psj'lliden, Blattflöhe 646
Aleurodiden, Motten-Schildläuse 650
Aphidoiden 654
Aphididen, Blattläuse. Bearbeitet von Dr. C. Börnku . . . 654
Allgemeines. .^_ 654
Systematische Übersicht 664
Biologische Übersicht 667
Nicht migrierende Arten 667
Migrierende Arten 669
Chermiden 674
Phylloxeriden 677
Feinde und Bekämpfung 681
Cocciden, Schildläuse. Bearbeitet von Dr. L. Li.ndingkr . . 683
Asterolecaniinen 686
Coccinen (Dactylopiinen) 687
Dactylopiinen 689
Diaspinen 689
Hemicoccinen 694
Lecaniinen (Coccinen) 694
Margarodinen 697
Monophlebinen 697
Orthezünen 698
Vertebrata, Wirbeltiere 698
Aves, Vög-el 698
Gralliformes, Hühnervögel 701
Phasianiden, Fasane 701
Columbiformes, Taubenvögel 701
Ralliformes 702
Charadrii- und Gruiformes 702
Anseriformes 702
Psittaciformes, Papageien 702
Coraciiformes, Nashornvögel 702
Coccyges 702
Piciformes, Spechtvögel 702
Passeriformes 703
Mammalia, Säugetiere 707
Marsupialier, Beuteltiere 707
Insectivoren, Insektenfresser 708
Chiropteren, Fledermäuse 708
Rodentia, Nagetiere 709
XIV Inhalt.
Seite
Leporiden, Hasen 709
Sciuriden, Hörnchen 710
Muriden, Mäuse 713
Murinen, echte Mäuse 713
Arvicolinen, Wühlmäuse 714
Cricetinen, Hamster 717
Spalaciden, Wurfmäuse 720
Bathyergiden 720
Octodontiden, Rohrratten 721
Hystriciden, Stachelschweine 721
Carnivoren, Raubtiere 721
Proboscidea, Rüsseltiere 722
Perissodactj^la, Unpaarhufer 722
Artiodactyla, Paarhufer 723
Primaten^ Herrentiere 725
C. Mittel und Marsnahmen zur Bekämpfung- der schädlichen Tiere.
Bearbeitet von Dr. M. Schw.mmz 726
Mittel der direkten Bekämpfung: 727
A. Mittel der Abwehr 727
B. Mittel der Vertilgung ' 729
1. Physikalische Mittel 730
Fangapparate, Fallen 732
2. Chemische Mittel 734
Hautgifte in fester Form 737
Hautgifte in flüssiger Form 737
Atmungsgifte 742
Magengifte 744
Mittel der indirekten Bekämpfung 745
Register 748
Druckfehler und Verbesserungen.
Seite 154, Textzeile 24 v. o. lies: aegj^ptium statt: aegyptiacum.
„ 162, Textzeile 6 v. u. lies: sie in statt: in sie.
„ 164, Textzeile 6 v. o. lies: ähnliches statt: ähnlichem.
„ 185, Textzeile 4 v. o. lies: Hesperiden statt: Hesperideen.
„ 277, Anmerkungszeile 1 v. u. lies: 435 statt: 425.
„ 283, Textzeile 13 v. u. lies: rostgelbem statt: rostgelben.
„ 846, Textzeile 7 v. u. lies: Aufbäumen statt: Aufbäumen.
„ 363, Textzeile 15 v. o. lies: insbesondere statt: insbesodei-e.
„ 376, Textzeile 20 v. o. lies: D. statt: B.
„ 408 u. Kopf von Seite 409 lies: Hydrelliden statt: Hydrellinen.
„ 465, Anmerkungszeile 6 v. u. lies: Bull. 190 statt: Bull. 150.
„ 466, Textzeile 1 v.u. lies: Moltebeeren (Rubus chamaemorus) statt: Maulbeer-
bäumen.
„ 486, Textzeile 7 v. o. lies: decastigma statt: decostigma.
„ 488, Textzeile 7 v. u. hinter chrysoderes einfügen: Ab.
„ 509, Textzeile 1 v. o. lies: Donaciinen statt: Donacinen.
„ 525, Anmerkungszeile 9 u. 12 v. o. lies: prakt. statt: prat.
„ 564, Textzeile 13 v. u. hinter oder ein Komma einfügen.
„ 565, Anmerkungszeile 5 v. o. lies: 1911 statt: 1912.
„ 579, Textzeile 5 v. u. lies: Diphucephala statt: Diphucephela.
„ 585, Textzeile 14 v. u. lies: carrot statt: carott.
„ 587, Anmerkungszeile 5 v. o. lies: 1911 statt: 1912.
„ 603 über Cynipiden einfügen: Entophagen, Parasiten.
„ 608 über Fbrmiciden einfügen: Aculeaten, Stechimmen.
Verzeichnis der Abbildungen.
Nematoden, Rundwürmer.
Fig. 1. Tylenchus devastatrix 18
„ ' 2. Stockkranke Eoggenpflanze 19
„ 3. Stockkranke Haferpflanze 21
„ 4. Älchenkranke Zwiebel 23
„ 5. Blatt einer ringelkranken Hyazinthe 24
„ 6. Vorderende von Tyleuchus scandens 26
„ 7. Von Tylenchus scandens befallene Weizenpflanze 27
„ 8. Alte Grichtkörner des Weizens 28
„ 9. Längsschnitt durch ein junges Gichtkorn des Weizens 28
„ 10. Frisch ausgeschlüpfte Larve von Heterodera radicicola 32
,, n. Larve von Het. radicicola . 32
„ 12. Ältere Larve von Het. radicicola 32
„ 13. Befruchtungsfähiges Weibchen von Het. radicicola ,33
„ 14. Reifes Weibchen von Het. radicicola mit den Schlingen des Eierstockes 33
„ 15. Junges Männchen von Het. radicicola kurz vor der Häutung .... 34
„ 16. Männliches ßuhestadium von Het.radicicola kvu-z vor dem Ausschlüpfen 34
„ 17. Erwachsenes Männchen von Het. radicicola ,34
„ 18. Querschnitt durch eine reife Galle von Het. radicicola an Gurken-
wurzel 35
„ 19. Wurzelgallen von Het. radicicola an Gurke . . . 35
„ 20. Gallen von Het. radicicola an Eotkleewurzel 36
„ 21. Durch Het. radicicola verunstaltete Kartoffel 38
„ 22. Trächtiges Weibchen von Het. Schachtii 40
„ 23. Larve von Het. Schachtii 40
„ 24. Stachel einer Larve von Het. Schachtii 40
„ 25. Stachel der erwachsenen Het. Schachtii 40
„ 26. Rübenwurzel mit jungen Gallen von Het. Schachtii 41
„ 27. Junges Weibchen von Het. Schachtii 41
„ 28. Het. Schachtii an Rüben wurzel, mit dem Körper aus deren Gewebe
herausgetreten 41
„ 29. Weibchen von Het. Schachtii, mit den Überresten der Larvenhaut. '. 41
„ 30. Männchen von Het. Schachtii 41
„ 31. Zwei nematodenkranke Rüben im Vergleich mit einer gesunden Rübe 42
„ 32. Rübenwurzel mit erwachsenen Weibchen von Het. Schachtii in
natürlicher Grölse 43
Blumenkohlkrankheit der Erdbeere, hervorgerufen von Aphelenchus
fragariae 46
„ 34. Aphelenchus ormerodis 47
„ 35. Rhabditis brevispina 47
„ 36. Dorylaimus condamni 47
„ 37. Vorderende von Dorylaimus mit dem Stachel 48
A n n u 1 a t e n , R i n g e 1 w ü r m e r.
Fig. 38. Enchytraeus buchholzi 50
„ 39. Vorderende von Lumbricus terrestris 52
„ 40. Gürtel von Regenwürmern mit Pubertätshöckern bzw. Pubertäts-
wällen 52
„ 41. Eierkokons von Regenwürmern 53
Gastropoden, Schnecken.
Fig. 42. Schematischer Längsschnitt durch den Kopf der Weinbergschnecke . 56
„ 43. Kiefer von Schnecken 56
33.
XVI Verzeichnis der Abbildungen.
Seite
Fig. 44. Zunge der Weinbergschnecke 56
„ 45. Seitenrand der Kadula der Weinbergschnecke 57
„ 46. Helix aspersa 58
„ 47. Radieschen, von der Ackerschnecke befressen 59
„ 48. Frafsbild der Ackerschnecke 59
„ 49. Eierhäufchen der Weinbergschnecke 61
., 50. Schale der Weinbergschnecke 61
„ 51. Nacktschnecken 65
Arthropoden, Glie derfüfsler.
Isopoden, Asseln.
Fig. 52. Hinterleib der Kellerassel von unten 72
„ 53. Weibchen der Kellerassel von unten, mit Eiern 72
„ 54. Letztes Segment der Rollassel von hinten 73
„ 55. Weibchen der Rollassel 74
„ 56. Weibchen der Kellerassel 74
M y r i a p o d e n , T a u s e n d fü l"s 1er.
Fig. 57. Kopf von Schizophyllum sabulosum 77
„ 58. Polyxenus lagurus 80
„ 59. Polydesmus complanatus 81
„ 60. Blanjulus venustus, Blanjulus guttulatus .... 81
., 61. Hinteres Paar der Kopulationsfüfse von Blanjulus venustus 82
„ 62. Erdbeeren, von Blanjulus guttulatus befallen 82
„ 63. Julus sabulosus 84
„ 64. Julus fallax 84
„ 6.5. Julus londinensis 84
„ 66. Kopulationsappai-at von Julus luscus 85
Acariden, Milben.
Fig. 67. Bryobia ribis 90
„ 68. Eier von Bryobia ribis 90
„ 69. Von Bryobia ribis ausgesaugter Stachelbeerzweig 91
„ 70. Tetranychus telarius 92
„ 71. Wintereier von Tetranychus sp. an Schwarzdorn 95
„ 72. Vorderende von Tetranychus althaeae 96
„ 73. Weibchen von Tarsonemus culmicolus 100
„ 74. Tarsonemus fragariae 101
„ 7-5. Tarsonemus spirifex 102
„ 76. Von Tarsonemus spirifex befallene Haferrispe 102
„ 77. Pediculoides graminum 103
„ 78. Wanderlarve (Hypopus) einer Tyroglyphide 106
„ 79. Histiostoma feroniarum 107
„ 80. Bohrstachel von Histiostoma feroniarum 107
„ 81. Tj^roglyphus longior 107
„ 82. Rhizoglyphus echinopus, von der Seite 108
„ 83. Rechte Chelicere von Rhizoglyphus echinopus, von aufsen 109
„ 84. Fufs und Klaue des ersten Beines von Rhizogh^phus echinopus, von
innen " 109
„ 85. Von Rhizoglyphus echinopus zerstörte Kartoffeln HO
„ 86. Von Wurzelmilben befallene Mohrrübe 111
„ 87. Männchen von Rhizoglyphus caucasicus von unten 111
„ 88. Mundwerkzeugo von Rhizoglyphus caucasicus 111
„ 89. Äul'sere Morphologie einer weiblichen Gallmilbe 113
„ 90. Eriophyes pini, Weibchen 113
„ 91. Kopf und Kopfbrust von Eriophyes pini von der Seite 114
„ 92. Galle von Eriophyes pini . . . ^ 116
n 93. Von Eriophyes avellanae mifsgebildete Haselnufsknospen 117
„ 94. Rebenblatt (Oberseite) mit Erineum vitis 118
„ 95. Erineum vitis mit Eriophves vitis 119
„ 96. Eriophyes ribis " 121
„ 97. .Johannisbeerzweig mit den Gallen von Eriophyes ribis 122
„ 98. Birnblatt mit den von Eriophyes piri verursachten Pocken 123
„ 99. Durchschnitt einer jungen Pocke von einem Birnenblatt 124
Verzeichnis der Abbildungen. XVII
Fig. 100. Durchschnitt einer alten Pocke 124
,, 101. Beutelgallen von Eriophyes similis an Pflaumenblättern 126
„ 102. Gallen von Eriophyes Padi auf Prunus padus 127
„ 103. Von Phyllocoptes vitis befallener Rebstock 128
Hexapoden, Insekten.
Fig. 104. Seitenansicht eines Insekts 130
„ 105. Kauende Mundwerkzeuge eines Insekts (Periplaneta orientalis) . . 130
„ 106. Mittelbrust eines Hirschkäfers 131
., 107. Schema des Flügelgeäders eines Insekts 131
108. Stigma einer Stubenfliege 132
109. Larvenformen von Insekten 133
110. Puppenformen von Insekten 134
Collemboleu, Springschwänze.
Fig. 111. Mundteile eines Springschwanzes 137
„ 112. Aphorura ambulans 138
,, 113. Von Springschwänzen und Milben benagte Wurzeln von Pferdebohnen 139
„ 114. Springgabel von Achorutes armatus 140
,, 115. Achorutes armatus 140
., 116. Isotoma fimetaria 141
„ 117. Springgabel von Sminthurus luteus 141
„ 118. Sminthurus pruinosus 142
,, 119. Sminthurus viridis 143
Orthopteren, Geradflügler.
Fig. 120. Zangen des gemeinen Ohrwurmes 145
., 121. Eier von Gespenst-Heuschrecken 149
,, 122. Mandibeln von Feldheuschrecken 1.50
„ 123. Hinterende von Melanoplus 151
,, 124. Luftsäcke von Melanoplus 151
., 125. Darmkanal einer Feldneuschrecke 152
,, 126. Eiablage der Felsengebirgs-Heuschrecke 152
,, 127. Eierpakete von Stauronotus maroccanus 153
,, 128. Von Empusa grylli befallener Caloptenus italicus 159
„ 129. Larve von Trombidium holosericum 160
„ 130. „Hopperdozers" 162
., 181. Cyprische Wand am Schlüsse des Treibens 163
;, 132. Schema eines cyzrischen Apparates 163
,, 133. Von Gomphocerus maculatus durchgebissene Kiefernpflanzen . . . 167
134. Stauronotus maroccanus 168
135. Pachytilus migratorius und cinerascens 174
136. Halsschilde von Pachytilus migratorius 174
137. Chrotogonus hemipterus 178
138. Zonocerus elegans 179
139. Frafs von Acridium aegyptium an Tabaksblättern 181
„ 140. Schistocerca peregrina ". 184
„ 141. Frafs von Schistocerca paranensis an Quitten 186
„ 142. Caloptenus italicus 189
„ 143. Mandibeln von Laubheuschrecken 196
„ 144. Hinterende eines Weibchens von Locusta 196
„ 145. Darmkanal einer Laubheuschrecke 197
„ 146. Microcentrum laurifolium 198
,, 147. Ephippigera vitium 205
„ 148. Diestrammena marmorata 207
„ 149. Kiefer einer Grille 208
„ 150. Oecanthus niveus 209
„ 151. Frafs von Gryllus desertus an Zuckerrübe 211
„ 152. Vorderbein der Maulwurfsgrille 213
„ 153. Werrenfalle nach Lesser 216
Thysanoptera, Fransenflügler. Physopoda, Blasenfüfse.
Fig. 154. Kopf von Physopus pyri 217
„ 155. Darmkanal eines Blasenfufses 217
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. II
XVIII Verzeichnis der Abbildungen.
Seite
Fig. 156. Gallen eines Blasenfufses an Acacia aneura 218
., 157. Cladosporium sp. an Physopus pyri 218
„ 158. Weifsährigkeit an Roggen durch Blasenfüfse 219
„ 159. Legeröhre von Physopus pyri 222
„ 160. Kopf vind Hinterende von Limothrips denticornis 223
„ 161. Physopus vulgatissimus 224
„ 162. Aptinothrips rufus 226
„ 163. Heliothrips haemorrhoidalis (Kopf und Flügel) 227
„ 164. Thrips physopus 228
„ 165. Thrips taßaci 229
„ 166. Von Blasenfüfsen beschädigte Erbse 230
,. 167. Anthothrips aculeatus 232
Lepidopteren, S chmetterlin;
e.
Fig. 168. Kopf und Rüssel eines Schmetterlinges (Pieris brassicae) 237
„ 169. Schemata des Flügelgeäders der Schmetterlinge mit den gebräuch-
lichsten Bezeichnungen der Adern 237
„ 170. Schmetterlingsraupe, schief von links oben gesehen 238
„ 171. Kopf einer Raupe 238
„ 172. Raupenfüfse 238
„ 173. Darmkanal nebst Anhängen einer Raupe (Dendrolimus pini). . . . 239
„ 174. Incurvaria rubiella 241
„ 175. Ochsenheimeria taurella 242
„ 176. Cemiostoma scitella 244
„ 177. Mine und Puppengespinst von Lyonetia clerkella am Apfelblatt. . 245
„ 178. Tischeria complanella " 247
„ 179. Gracilaria syringella 248
„ 180. Von der Syringen-Motte befressenes und eingerolltes Blatt von unten 249
„ 181. Frafs von"^ Sackmottenraupen an Unterseite eines Ulmenblattes . . 250
„ 182. Von Coleophora binderella zerfressener Erlenzweig 251
„ 183. Yon Coleophora binderella entblätterte Erlen 252
„ 184. Überwinternde Lärchen-Miniermotten 253
„ 185. Coleophora hemerobiella 254
„ 186. Blastodacna putripennella 255
„ 187. Frafsstellen der Apfeltriebmotte an zweijährigen Apfeltrieben . . . 255
„ 188. Raupe von Blastodacna vinolentella 256
„ 189. Kümmelmotte 258
„ 190. Pfirsichmotte 259
„ 191. Von der Pfirsichmotte befallene bzw. getötete Pfirsichtriebe . . . 260
„ 192. Frafs von Lita ocellatella an Rübe 263
„ 193. Frafsgang von Phthorimaea operculella an Kartoffel 264
„ 194. Gelechia gossypiella 265
„ 195. Kohlschabe 267
„ 196. Apfelmotte 269
„ 197. Von der Raupe der Apfelmotte durchgefressener Apfel .'.... 270
„ 198. Überwinterungsgespinste der Apfelbaum-Gespinstmotte 272
„ 199. Gespinst der Apfelbaum-Gespinstmotte 272
„ 200. Simaethis pariana 274
„ 201. Frafs von Simaethis pariana an Apfeltrieb 275
„ 202. Apfelwickler, ruhend 277
„ 203. Roter Ivnospenwickler 280
„ 204. Überwinterungsgespinste des Roten Knospenwicklers 280
„ 205. Grapholitha dorsana 281
„ 206. Grapholitha nebritana 282
„ 207. Von Enarmonia prunivorana befressene Äpfel 287
„ 208. Bekreuzter Traubenwickler 288
„ 209. Grauer Knospenwickler . 290
„ 210. Vom Kieferntriebwickler befallener Kieferntrieb 291
„ 211. Vom Heuwurm ausgefressene Rebentriebe 293
„ 212. Eier des Traubenwicklers auf Beeren 294
„ 213. Vom Sauerwurm zerstörte Traube 294
„ 214. Puppen des Heu- und Sauerwurmes in Spalten von Pfählen. . . . 295
„ 215. Von den Raupen des Eichenwicklers umsponnener und abgetöteter
Trieb einer im Unterholze wachsenden Edeltanne 298
Verzeichnis der Abbildungen. XIX
Seite
Fig. 216. Gliedwurm im Mais , 305
„ 217. Vom Rübsaatpfeifer befallene Rapsschoten 308
„ 218. Kaffeezünsler 309
„ 219. Glyphodes ocellata 310
„ 220. BaumwoliblattroUer 310
„ 221. Stachelbeerzünsler 314
„ 222. Raupe einer Crambus Art, in ihrer Erdhülle an der Basis einer
jungen Maispflanze fressend 318
„ 223. Hopfenwurzelspinner 319
„ 224. Apfelbaumglasflügler ....•• 324
„ 225. Krebswunde, hervorgerufen durch Frafs des Apfelbaumglasflüglers 324
„ 226. Messer zum Ausschneiden der Wunden von Glasflüglern 326
„ 227. Sack von Psyche viciella 328
„ 228. Earias insulana ixnd fabia 335
„ 229. Kirschenspanner 340
„ 230. Eiergürtel von Anisopteryx aescularia 341
„ 231. Grofser Frostspanner . ." 341
„ 232. Puppe des Stachelbeerspanners an Kirschenblatt 343
„ 233. Kleiner Frostspanner 345
„ 234. Von Frostspannern ausgehöhlte Kirschen 345
„ 235. Von Frostspanner-Raupen kahlgefressener Apfelbaum 347
„ 236. Eulenzeichnung 348
„ 237. Gammaeulen-Raupe 351
„ 238. Gortyna ochracea 362
„ 239. Schmetterling und Raupe von Hadena secalis 366
„ 240. Normale und von der Raupe von Hadena secalis befressene Roggen-
halme 367
„ 241. Mamestra persicariae 368
„ 242. Glottula pancratii 370
„ 243. Winter-Saateule 372
„ 244. Busseola sorghicida 374
„ 245. .Junge Raupen des Mondflecks, an Eichblatt fressend 388
„ 246. Rapsweifsling 398
„ 247. Papilio demoleus 401
Dipteren, Zweiflügler.
Fig. 248. Geäder eines Dipterenflügels 402
„ 249. Legebohrer von Phytomyza aquifollii 403
„ 250. Phytomyza affinis. ". . .' 404
„ 251. Fühler von Phytomyza geniculata 405
„ 252. Agromyza simplex ". 407
„ 2.53. Scaptomyza flaveola 408
„ 254. Hydrellia griseola 408
„ 2.55. Psila rosae 413
„ 256. Ceratitis capitata 416
„ 257. Ei von Rhagoletis pomonella 419
„ 258. Ähre des Timothee-Gra.ses, von der Larve von Amaurosoma armil-
latum befressen .... 423
„ 259. Kohlfliege , . ] 426
„ 260. Hinterbein der männlichen Kohlfliege 426
„ 261. Runkeifliege 429
„ 262. Zwiebelfliege 430
„ 263. Getreide-Blumenfliege 431
„ 264. Von Schnakenlarven benagtes Fichtenpflänzchen 437
„ 265. Zweite Hinterrandzelle von Tipula und Pachyrhina 438
„ 266. Larve der Birnengallmücke 439
„ 267. Clinodiplosis equestris 442
„ 268. Birngallmücke 445
„ 269. Von der Birngallmücke befallene junge Birnfrüchte 446
„ 270. Brustgräte der Larve von Cont. torquens 447
„ 271. Junge Kohlpflanze mit Kohlherzenseuche 447
„ 272. Vorderende des letzten Larvenstadiums von Mayetiola avenae und
destructor 449
„ 273. Hessenfliege 450
„ 274. Flügel von Dasyneura 4-54
II*
XX Verzeichnis der Abbildungen.
Seite
Fig. 275. Brustgräte der Larve der Kohlgallmücke 454
., 276. Gallen der Birnblatt-Gallmücke 455
„ 277. Galle von Ehabdophaga saliciperda an Weidenast 456
„ 278. Flügel von Lasioptera 457
Coleopteren, Käfer.
Fig. 279. Adephagen-Flügel 461
„ 280. Getreide-Laufkäfer • • • 462
„ 28L Von der Larve des Getreide-Laufkäfers befressene junge Roggen-
pflanze 463
„ 282. von Laufkäfern befressene Erdbeerfrucht 4(55
„ 283. Staphyliniden-Flügel 466
„ 284. Schädliche Aaskäfer und ihre Larven 468
„ 285. Malacodermen-Flügel 471
„ 286. Himbeerkäfer mit von ihnen ausgehöhlten Blütenknospen 472
„ 287. Von Himbeerkäfern ausgefressene Himbeerblüten 473
,, 288. Larve des Raps-Glanzkäfers 474
„ 289. Sperlingscher Fangapparat für den Raps-Glanzkäfer 474
„ 290. Moosknopfkäfer 475
„ 291. Eier von Epilachna borealis 476
„ 292. Von Epilachna-Käfern befressenes Blatt 477
„ 293. Epilachna 28-maculata 477
„ 294. Schnellkäfer 479
„ 295. Analsegmente von Schnellkäfern 480
R h y n c h o t e n , S c h n a b e 1 k e r f e.
Fig. 296. Kirschblätter mit Saugstellen von Lvgus- Wanzen 629
„ 297. Aphis bakeri, Cowen ' 657
„ 298. Biologisches Schema einer nicht migrierenden Aphidine 659
„ 299. Biologisches Schema zweier migrierender Aphidinen. a) Rhopalo-
siphum lactucae (= ribis), b) Phorodon humuli 661
„ 300. Biologisches Schema einer migrierenden, auf dem Zwischenwirt
überwinternden Pemphigide oder Chermide 662
„ 301. Biologisches Schema von Cnaphalodes mit 5 differenten Junglarven
und 7 differenten Reifeformen 662
„ 302. Die 4 differenten parthenogenetischen Junglarvenformen von Cna-
phalodes strobilobius 663
„ 303. Beinenden verschiedener Aphididen 664
„ .304. Schizoneura lanigera, Blutlaus 672
„ 305. Phylloxera oder Peritymbia vastatrix, Reblaus 678
„ 306. Biologisches Schema der Reblaus . 679
A. Einleitung
Im Haushalte der unberührten Natiu- herrscht überall ein durch
den Kampf ums Dasein hergestelltes Gleichgewicht, in dem jeder
einzelne Organismus seine Stelle ausfüllt. Allerdings ist das Gleich-
gewicht nur labil, aber seine Schwankimgen sind so gering, dafs es
uns doch als solches erscheint. Nur dann werden sie gröfser, wenn
irgendwelche elementare Ereig-nisse ungewohnter Art eintreten. Aber
selbst dann stellt sich allmählich wieder ein scheinbarer Ruhezustand
her, der alte oder ein neuer, je nach des Natur des Ereignisses.
Wie ein solches elementares Ereigiiis wirkt auch das Eingreifen
des Menschen, nm^ mit dem Unterschiede, dafs es in der Mehrzahl
der Fälle nicht bei dem einmaligen Eingi'ifife bleibt, sondern dafs
dieser sich ständig wiederholt in melu- oder minder wechselnder^ Form
und Stärke, so dafs also nie wieder ein Ruhezustand erreicht wird.
Machen wir ein ursprüngliches Feld, einen Urwald urbar, so be-
rauben wir zahlreiche Tiere ihrer Lebensbedingungen uncl schaffen
dafür anderen um so günstigere. Erstere werden zum gröfsten Teile
untergehen, zum kleineren sich den neuen Verhältnissen mehi' oder
minder anpassen. Alle Überlebenden aber werden in irgendw^elche
Beziehungen zum Menschen bezw. zu der von ihm neugeschaffenen
Flora treten. Nach der Art und der Innigkeit dieser Beziehungen er-
scheinen sie uns dann als nützliche, schädliche und unschädliche,
worunter auch die nur unnützlichen einbegriffen sind.
In der Natur selbst gibt es keine schädlichen Tiere. Jedes füllt
seine Stelle aus imd ist insofern, als es zur Erhaltung des Gleich-
gewichtes beiträgt^, eher noch als nützlich zu bezeichnen.
Sehr schön setzt das Schrank') auseinander. Er geht davon aus,.
dafs alle schädlichen Insekten irgendeiner, auch der langsamst sich ver-
mehrenden Baumart, plötzlich verschwinden würden. Diese einzige
Baumart „würde in einem einzigen Menschenalter eine grofse Landes-
strecke in einen stetigen, dichten Wald verwandeln, und nach eiiiigen
Jahrhunderten würde es das Ansehen haben, die ganze AVeit sei nur
ihretwegen geschaffen, weil sie allein das ganze trockene Land be-
decken würde.
Verschwimden wäre dann die groise Mannigfaltigkeit der organischen
Wesen, welche die Welt, wie wir sie haben, so schön macht: ver-
schwunden das Ebenmais, welches dieser Mannigfaltigkeit jenen Zauber
1) Aus: KoLi.Aii, Naturgeschichte der schädlichen Insekten. Wien 1837.
A^Sorafuer, Handbuch. 3. AuH. Dritt er Band. 1
nommr uBRAnr
2 Einleitung.
erteilt, welcher den Betrackter der Natur in hohe Begeisterimg hin-
reifst. Bald würde auf der bewohnbaren Erde alles tierische Leben
dahin sem: einen grofsen Teil der Vögel, welcher sich lediglich von
holzfressenden Lisekten nährt, haben wir bereits diu-ch unsere Voraus-
setzung, dafs diese Insekten nicht seien, vertilg-t; der dichte, undurch-
dringliche Wald, den unsere Baumart bilden würde, müfste bald jedes
Gräschen verdrängen, töten jedes Insekt, das von diesem Gräschen
zu leben bestimmt ist, töten jeglichen Vogel, dem dieses Insekt
Nahrung geben soll, töten jedes ki^äuterfressende Tier, das mit seinem
Munde die Ki-onen unserer hohen "Waldbäume nicht erreichen könnte,
töten endlich jedes Raubtier, das am Ende auch kein Aas mehr finden
könnte, seinen verzehrenden Hunger zu stillen."
Mit den BegTiffen der Schädlichkeit und Nützlichkeit tragen wir
also nm- unsere wirtschaftlichen Gesichtspunkte in die Natur hinein.
Wie diese ständig wechseln, so ist auch der Begriff der Schädlich-
keit kein feststehender. Geben wir die Kultur einer Pflanze auf, so
werden viele ihrer Feinde ihre Bedeutung füi' uns verlieren: führen
wir eine neue Kultm-pflanze ein, so können seither bedeutungslose Tiere
zu ernsten Schädlingen werden.
Verstehen wir unter Phytopathologie die Lehre von den Krank-
heiten aller Pflanzen überhaupt, so gibt es, bei der bekannten Ab-
hängigkeit des Tierlebens von der Pflanzenwelt , kein Tier , das nicht
direkt oder indirekt Gegenstand der phytopathologischen Zoologie wäre.
Aber selbst vom rein wirtschaftlichen Standpunkte aus können wir fast
jedes Tier mindestens als potentiellen Pflanzenschädling betrachten.
Für die Zwecke dieses Buches müssen wir daher unsere Aufgabe, die
Behandlung der schädlichen Tiere, enger umgrenzen.
Einerseits müssen wir uns auf die Pflanzen beschränken, die
vom Menschen zwecks ihrer Nutzniefsung in gröfseren Mengen an-
gebaut oder mindestens gepflegt werden , anderseits auf die Tiere,
die den Kulturzweck dieser Pflanzen auf Grund ihrer Lebensweise und
mit einer gewissen Regelmäfsigkeit beeinträchtigen. Es mufs dabei
ein bestimmtes Verhältnis zwischen Tier und Pflanze bestehen, und
der Schaden darf nicht eine zufällige Begleiterscheinung anderer
Zufälligkeiten sein.
Von den Feinden der Kulturpflanzen , die nur deren Selbstzweck,
nicht aber den Kulturzweck bedrohen, und von den Feinden aller wild-
wachsenden Pflanzen seien daher nur die erwähnt , die aus irgend-
welchen Gründen besonderes Interesse verdienen.
Als weitere Einschränkung seien nur die Feinde der lebenden
Pflanzen behandelt, die der Produkte aus dem Pflanzem-eiche , ein-
scliliefslich des Lagergetreides, beiseite gelassen.
Es erhebt sich nun die Frage: Von welchen Umständen
hängt die Schädlichkeit eines Tieres ab?
Von Bedeutung ist vor allem die Art der Nahrung eines Tieres.
Der Blattkäfer GallerucelJa nymphaeae ist so lange ein mischädliches
Insekt , als er sich mit den Blättern der gelben Wasserrose (Niiphar
luteum) oder des Wasserampfers {üitmex aqunt/cns) begnügt. Wenn er
aber, wie in den Vierlanden bei Hambm-g, auf Erdbeeren übergeht, ge-
hört er zu den allerschlimmsten Feinden derselben.
Die mäfsig auftretende Frostspannerraupe vermag einem in vollem
Triebe stehenden Kirschbaum nicht ernstlich zu schaden, solange sie
nur seine Blätter frifst. Sowie sie aber zahkeiche junge Früchte ihrer
Einleitung. 3
Kerne beraubt, kann selbst eine geringe Zahl von Raupen den Ertrag
eines Baumes ganz wesentlich beeinträchtigen.
Fast alle Lairfkäfer gehören normalerweise zu den allernützlichsten
Insekten. Wenn aber einige Arten an saftigen Früchten Gefallen
finden, können sie ernstliche Schädlinge werden. — Dasselbe gilt von
den Meisen.
Über den Maulwurf sind die Akten noch nicht geschlossen. Wo
er in Wiesen Engerlinge und Drahtwürmer jagt, ist er sicher aufser-
ordentlich nützlich. Wenn er aber in Gemüsebeeten nm' seiner
Lieblingsnahrung nachgeht, den Regenwürmern, ist seine Verfolgung
durchaus angebracht.
War in allen diqsen Fällen der Entscheid darüber, ob schädlich
oder nicht , verhältnismäfsig einfach , so gibt es aber auch zahlreiche
Fälle, in denen er recht schwer ist. Wenn wir die Klagen der Obst-
züchter lesen, dafs Buchfinken die Knospen der Obstbäume abpicken,
so müssen wir, bevor wir die BerechtigTing dieser Klagen anerkennen,
erst untersuchen, ob der Fink die Knospen ihrer selbst wegen zerstört
oder nur, um etwa an in ihnen eingeschlossene Insektenlarven zu ge-
langen. — Wenn der Bauer sieht, wie Krähen das aufgehende Getreide
mit der Wurzel herausziehen , so ist er mit seiner Verurteilung der-
selben schnell bei der Hand. Dennoch wäre zuerst zu prüfen, ob nicht
etwa an den Wurzeln der ausgezogenen Pflänzchen Engerlinge, Draht-
würmer oder ähnliches gesessen hätten, was uns das Benehmen der
Krähen in ganz anderem Lichte erscheinen lassen würde.
Nur kurz sei auch noch darauf hingewiesen, dafs viele Vögel
ihre Nahrung in den verschiedenen Jahreszeiten ändern, dafs sie im
Frühjahre mehr Insekten, im Herbste mehr Körner usw. verzehren,
dafs wir selbst bei den Vögeln, die fast ausschliefslich von Insekten
leben , nicht genau wissen , welchen Teil ihrer Nahrung schädliche
und welchen nützliche Insekten ausmachen, und schliefslich darauf,
dafs die so schädlichen Mäuse mit Vorliebe auch Engerlinge und Mai-
käfer fressen.
Man teilt gewöhnlich die Tiere nach ihrer Nahrung ein in Fleisch-
und in Pflanzenfresser. Diese Einteilung gibt aber ein ganz
schiefes Bild der Sachlage. Der Grasfresser ist z. B. vom Fruchtfresser
weit mehr verschieden als dieser vom Insektenfresser, und dieser ist es
wieder mehr vom eigentlichen Fleischfresser. Ohne den Versuch machen
zu wollen, eine bessere Einteilung zu geben, wollen wir für unsere
Zwecke nur feststellen, dafs die einen mehr Bedürfnis nach eiweifs-,
die anderen mehr nach kohlenhydrathaltiger Nahrung haben, dafs die
einen mehr trockene , die anderen mehr saftige Nahrung lieben, wobei
es den meisten ziemlich einerlei zu sein scheint, aus welchem Reiche
die Nalu-ung stammt. Die Wurzelfresser verzehren auch Insekten recht
gerne ; den Affen sind saftige Früchte ebenso lieb als saftige Insekten :
die Ameisen fressen gleicherweise Pollen, Pflanzensäfte und weiche
Tiere ; die raubgierigen Laufkäfer beifsen sich auch von Beerenfrüchten
die Samen ab oder holen sich solche aus dem reifenden Getreide; die
Pentatoma -Wanzen saugen ebenso gerne saftige Früchte als saftige
Raupen aus ; viele Vögel fressen Körner , Insekten , Würmer usw. mit
gleicher Lust. Gerade diese verschiedenartige Nahrung so vieler Tiere
macht es oft so aufserordentlich schwierig, sich über ihre Schädlichkeit
bezw. Nützlichkeit ein Urteil zu bilden, und ist die gewöhnlichste Ur-
sache der Meinungsverschiedenheiten über diese Frage.
1*
4 Einleitung.
Die vorzugsweise Pflanzenstoffe fressenden Tiere teilt man ge-
wöhnlich ein in Mono-, Poly- imd Pantophagen V), je nachdem sie ihre
Nahrung von einer Pflanze oder von vielen nehmen, oder alles fressen.
Da die beiden letzteren Begrifle allzu willkiü-lich sind , unterscheidet
man besser nur zwischen m o n o p h a g e n und h e t e r o p h a g e n
Tieren.
Bei letzteren hat man wieder zu unterscheiden zwischen Lieblings-
und Gelegenheitsnahrung, womit aber keineswegs unveränder-
liche Begrifle verbunden sind. Zahllose Beispiele sind bekannt für
Nahrungs Wechsel von Tieren auf Grund verschiedenster Ursachen.
Namentlich die Einführung von Kulturpflanzen veranlalst viele Tiere,
ihre seitherige Lieblingsnahrung aufzugeben und mit der neuen, so
bequem dargebotenen zu vertauschen. Auch die Überfüln^ung eines
Tieres aus einem Gebiete in ein anderes führt sehr häufig zu einem
Nalurmigswechsel.
Bei zahlreichen Fällen von Nalu^ungswechsel verläfst das betreflende
Tier eine wildwachsende Pflanze, um an eine Kulturpflanze überzugehen.
Das führt uns auf eine der Hauptursachen der Tierschäden, die Vor-
liebe der meisten Pflanzenfresser für Kulturgewächse.
Die Gründe hierfür sind, soweit wir sie überhaupt dm^chschauen können,
verschiedene. Durch die überreiche Ernälrrung werden die Kultur-
pflanzen saftiger, kräftiger, weicher, geben also eine nahrhaftere,
schmackhaftere und bequemere Nahrung. Ihr Massenanbau bietet den
von ihnen lebenden Tieren Nahrung in Hülle und Fülle , so dafs sie
sich leicht vermehren können. Wenn mehrere Generationen an der-
selben Pflanze gelebt haben , so gewöhnt sich die Tierart so sehr an
die betreffende Pflanzenart bezw. -rasse , dafs sie unter Umständen
selbst ihre ursprüngliche Nährpflanze nicht mehr mag (Nematoden).
Viele Schutzmittel der wilden Pflanzen gegen Tierfrafs gehen den
Kulturpflanzen allmählich verloren, einesteils weil sie die Nutzniefsung
durch den Menschen erschweren , anderesteils weil der Mensch die
Zucht in die Hand nimmt und so die natürliche Zuchtwahl mehr oder
minder ausschaltet. Ob gerade die agame Vermehrung, wie Cuboxi^)
will, eine der Hauptursachen dieser Ausmerzung sei, erscheint mindestens
fraglich, da wir bei den geschlechtlich vermehrten Pflanzen dieselbe
Erscheinung treffen. Wohl aber dürfte die fortgesetzte Inzucht der
meisten unserer Kulturgewächse ihre Widerstandskraft auch gegen
tierische Feinde herabmindern.
In praktischer Hinsicht ist dieser Punkt gröfserer Beachtung wert.
Durch Fruchtwechsel und Bebauung nicht zu grofser Flächen mit der-
selben Pflanze können wir manchen Schäden vorbeugen. Der Zucht
widerstandsfähiger Sorten dürfte unzweifelhaft in der Phytopathologie
der Zukunft eine herv^orragende Rolle zufallen.
Nächst der Nahrung ist vor allem die Häufigkeit eines Tieres wichtig
zur Beurteilung seiner eventuellen Schädlichkeit. Massenhaftes Auftreten
kann selbst ein sonst nützliches Tier zu einem schädlichen umwandeln.
^) Es gibt wohl ebensowenig mono- als pantophage Tiere; in der Not wird
auch ein monophages Tier andere Nahrung zu sich nehmen, und kein Tier frilst
wirklich alles. Aber die sogenannten monophagen Tiere vermögen nur bei der
für sie tyj)ischen Nahrung sich erfolgreich fortzupflanzen.
-j Staz. speriment. agr. Ital. 29, p. 101 — 111: Ausz.: Zeitschr. Pflanzenkrankh.
Bd. 6, S. 96, 157.
Einleitung. 5»
"Wir brauchen nur an den Regenwurm zu denken, der in übergroi'ser
Zahl dadurch, dafs er die Blätter von Sämlingen in seine Löcher
zieht, recht unangenehm werden kann.
Auch durch seine sonstige Tätigkeit kann ein Tier schaden, und
zwar erstens mechanisch. Der Maulwurf erschwert durch seine auf-
geworfenen Haufen das Mähen der Wiesen: in Gärten kann er durch
seine AVühlarbeit die Wurzeln der Pflanzen so lockern , dafs empfind-
lichere Gemüse absterben. Das Wildschwein, das in einen Weinberg
einbricht, schadet vor allem durch sein Wühlen: der Hirsch, der in ein
Kornfeld eintritt , zerstört fast ebenso viel durch das Gewicht^ seines
Körpers als durch Fressen. Die auf der Weide befindliche Kuh er-
stickt unter ihren Exkrementen eine nicht unbeträchtliche Zahl von
Grasbüscheln.
Die bekanntesten dieser mechanischen Schädigungen sind die von
Hirschen und Rehen durch das Fegen ihrer Geweihe verursachten.
Ihnen können wir anreihen die Tätigkeit des Bibers , der zu seinen
Bauten starke Stämme fällt, der Amsel, die für ihr Nest die Reb-
stöcke ihrer Rinde beraubt, der Spechte, die Löcher in die Bäume
hacken, usw.
Aber auch von chemischen Schädigungen können wir bei Tieren
reden. Der Forstmann sieht nur ungern in seinem Reviere Kolonien
von Krähen oder gar Reihern, weil er weifs, dafs sie durch ihre
ätzenden Exkremente die von ihnen bewohnten Bäume verhältnismäfsig
schnell töten. Viele saugende Insekten ergiefsen ilu-en Speichel in die
von ihnen erzeugte Wunde, der durch seine Giftigkeit für das Proto-
plasma der Pflanzen diesen oft mein- schadet als der direkte Saftentzug.
Der Regenwurm soll in Blumentöpfen die Erde derart ansäuern, dafs
die Pflanzen darunter leiden.
Eine überaus schwierige Frage ist die Beurteilung der Gröfse
der Schädlichkeit eines Tieres, leichter nach ihrer quantitativen,
schwieriger nach der qualitativen Abschätzung. Sie ist abhängig von
der Art des betreftenden Tieres, seiner Grösse bezw. seinem Alter,
der Menge, in der es auftritt, der Zahl seiner Generationen, der
Empfindlichkeit der betreffenden Pflanze gegen Verletzungen, von den
befallenen Teilen derselben, von ihrem Alter, ihrer Gesundheit, dem
Standorte, der Jahreszeit, Witterung usw. Um nur einige Er-
läuterungen hierzu zu geben , so ist es eine bekannte Sache , dafs
die Nadelhölzer gegen Tierfrafs empfindlicher sind als die Laub-
hölzer. Es ist ferner verständlich, dafs ein Knospen- _ oder Wurzel-
fresser viel eingreifendere Verletzungen herbeiführt als ein Blattfresser,
dafs die Bohrlöcher eines Splintkäfers einem Baume viel leichter
verhängnisvoll werden als die eines Holz- oder gar nur Rindenbohrers,
dals eine auf kümmerlichem Boden stehende Pflanze tierischen An-
griffen viel leichter unterliegt als eine in ki'äftigem,_ nahrhaftem Boden
wachsende, dafs Pflanzen um so empfindlicher sind, je jünger sie
sind, dafs Frühjahrsfrais , der die treibenden Keime zerstört, viel
schlimmer ist als Sommer- oder Herbstfrafs , der oft nur Organe be-
trifft, die ihre Rolle im Haushalte der Pflanze schon erfüllt haben,
usw. usw.
Die Beschädigungen durch Tiere kann man auf die ver-
schiedenste Weise einteilen, woraus schon erhellt, dafs keine Einteilung-
ganz befriedigt.
6 Einleitung.
A. Einteilung der Tiere nach ihren Mund t eil e n^).
1. Mordive oder beifsende Tiere; sie fressen die ganzen
Pflanzen oder wenigstens ganze Organe derselben ab oder
beifsen grölsere Stücke aus ihnen heraus : die meisten Säuge-
tiere, Raupen, viele Käfer usw.;
2. r o d i V e oder nage n d e Tiere •, sie verletzen die Pflanz en
oder ihre Teile nur oberflächlich durch flache, nicht tiefgehende
Wunden : Nagetiere, Skeletierer, usw. ;
3. sugive oder saugende Tiere: sie saugen den Saft der von
aufsen angebohrten Pflanzenteile: Pflanzenläuse, "Wanzen usw.;
4. bohrende oder forive Tiere; sie dringen selbst in die Ge-
webe der Pflanzen , um sich die Nahrung zu holen : Borken-
käfer, Holzraupen, Minierer usw.
B. Einteilung nach der R i c h t u n g , in der die Verletzungen
verlaufen.
Es ist für manche Fälle praktisch, die sonst in der Morphologie
der Organismen üblichen Ausdrücke : longitudinal , sagittal , radial,
transversal usw. zu gebrauchen.
C. Einteilung nach den Teilen der Pflanzen.
Wir können hier nach zwei Prinzipien unterscheiden:
I. nach der Lage im Räume, je nachdem die Beschädi-
gTingen aufsen (extra) oder innen (intra), oberhalb (supra) oder
unterhalb (infra) bestimmter Organe stattgefunden haben.
Besser als die beiden letzteren dürften vielfach die Ausdrücke
distal und proximal zu verwenden sein, wenn wir sie auf den
Stamm oder das Herz einer Pflanze als Mittelpunkt beziehen ;
II. nach den einzelnen Pflanz enteilen oder Organen. —
Auch hier tut es nicht nötig, die Einteilung völlig auszuführen.
Es genügt als Beispiel zu erwähnen, dafs wir Beschädig-ungen
an der Wurzel (radikal), am Stamme (stipal), an den Blättern
(folial), den Blüten (floral), der Frucht (fruktikal) usw. haben,
so viele , als wir überhaupt Organe oder Teile an Pflanzen
unterscheiden. Es ist klar, dafs die Bedeutung der Angriffe
abhängig ist von der physiologischen Bedeutung der betreffenden
Teile für das Leben der befallenen Pflanze. Eine recht gute
Einteilung der Insektenschäden nach diesen Prinzipien hat
SoLLA in verschiedenen Publikationen gegeben.
Noch nach vielen anderen Prinzipien können wir die Pflanzenfeinde
einteilen. Wir wollen hier nur einige der gebräuchlichsten x4.usdrücke
kurz erläutern.
K u 1 1 u r V e r d e r b e r nennen wir solche, die die jungen Pflänzchen,
noch bevor sie den vom Menschen genützten Zustand erreicht haben,
zerstören : alle Feinde von Keimlingen , von Baumschulen , Saat-
beeten usw.
Bestandes Verderb er sind solche, die die erwachsenen bezw.
in nutzbarem Zustande befindlichen Pflanzen zerstören: alle Borken-
käfer, die Kohlraupen, Apfelmade usw.
') Wir folgen in A bis C vorwiegend dem Beispiele von E. Reiter in der
Einleitung zu seiner Abhandlung „Über die Weifsährigkeit der Wiesengräser in
Finnland" (Act. Soc. pro Fauna et Flora fennica XIX, Nr. 1).
Einleitung. 7
Physiologisch, schädlich sind diej enigen Tiere , die die
Funktionen der lebenden Pflanzen beeinträchtigen: alle uns hier
interessierenden Tiere.
Technisch schädlich sind die Feinde der aus den Pflanzen
gewonnenen technisch verwerteten Produkte, des geschlagenen Holzes,
der Pflanzengewebe usw.
Unmittelbar oder direkt schädliche Tiere zerstören die
Nutzteile der Pflanzen direkt (Kohlraupen); mittelbar oder pro-
spektiv schädliche verhindern die Entwicklung der Nutzteile
(Blütenstecher).
Primäre Schädiger sind solche, die eine gesunde oder
wenigstens nicht eigentlich kranke Pflanze befallen, wie Maikäfer oder
Gemüseraupen, die das frische Laub abfressen, Mäuse, die die gesunde
Rinde abnagen, Engerlinge, die kräftige Wurzeln abbeifsen usw. .
Sekundäre Schädiger befallen anderweitig, durch andere
organische Feinde, Windbruch, übergrofse Nässe oder Trockenheit usw.,
geschwächte oder gar schon ki'ank gemachte Pflanzen.
Nach der Art, wie die Pflanzen geschädigt werden, kann man Tiere
unterscheiden , die Pflanzensubstanz zerstören ( die häufigsten
und schädlichsten), wie die meisten Pflanzenfresser, solche die Ver-
letzungen herbeifüln^en (direkt weniger, indirekt mehr schadend),
wie die meisten saugenden Tiere, die oflene Wunden hinterlassen, und
solche, die Hypertrophien hervorrufen (am wenigsten schadend),
wie in erster Linie alle Gallenerzeuger.
Sehr viele Schädigimgen werden von typischen, charakteristischen
Krankheitserscheinungen begleitet, die entweder den Tod ein-
leiten oder von Heilungs Vorgängen gefolgt werden, die wieder
zu normalen Verhältnissen oder zu Mifsbildungnn überführen
können.
Die eigenartigste Mifsbildung ist die Galle. Der Begriff einer
solchen ist aufserord entlich schwierig zu definieren. Wir bezeichnen
mit Ross ^), dem wir eine vorzügliche Übersicht über die Gallenbildungen
verdanken, jede durch den Eingriff eines tierischen Parasiten hervor-
gerufene Bildungsabweichung einer Pflanze, die diu-ch aufsergewöhn-
liches Wachstum oder Vermehrung der Zellen bedingt wurde, als
tierische Galle, Z o o c e c i d i u m oder Z o o m o r p h o s e. Wodurch Gallen
entstehen, ist noch nicht völlig aufgeklärt. Da aber ftir jede Vereinigimg
einer bestimmten Pflanze oder eines bestimmten Pflanzenteiles mit
einem bestimmten Tiere eine bestimmte Galle charakteristisch ist,
müssen wir sie auf spezifische Ausscheidungen des betreffenden Tieres
und auf spezifische Reaktion der betreffenden Pflanze oder des be-
treffenden Pflanzenteiles auf diese Ausscheidung zurückführen. Nach
einer Arbeit von RössiG^) scheinen bei den Gallwespenlarven die
Malpighischen Gefäfse dieses Sekret zu liefern. — Näher auf die
Gallenbildungen einzugehen, liegt nicht im Rahmen dieses Buches;
es sei nur nochmals auf die Broschüre von Ross verwiesen , der auch
die wichtigste Literatur anfülu't.
Es ist eine von Praktikern oft nur zu sehr betonte Erfahrung,
dafs sich der Pflanzenbau im ganzen lohnt auch ohne besonderen
Pflanzenschutz, dafs ernstlichere Schädigungen der Kultnr-
') Die Gallenbildungen der Pflanzen usw., Stuttgart, E. Ulmer 1904.
2) Zool. Jahrb. Abt. Syst. usw., Bd. 20, 1904, p. 19—90, 4 Taf.
8 Einleitung.
pflanzen durch Krankheiten doch nur die Ausnahme bilden und
immer nach einiger Zeit von selbst vorübergehen. Abgesehen davon,
dafs eben die zahllosen kleinen, sich nur in ihrer Summe fühlbar
machenden Krankheiten meist übersehen werden, liegt jener Erfahrung
die Tatsache zugrunde, dafs ein Überhandnehmen einer Tierart, selbst
unter ihr scheinbar günstigsten Verhältnissen, doch nur selten vor-
kommt und durch die Selbststeuerung der Natm* bald wieder ihre Zahl
auf ein bescheidenes Mals zurückgeführt wird. Welches sind nun die
Mafsnahmeu dieser Selbststeuerung der Natur?
Dafs der Kampf ums tägliche Brot nur eine sein* unter-
geordnete Rolle spielt, zeigt die einfache Tatsache, dafs für die meisten
pflanzenfressenden Tiere, besonders für die Feinde der Kulturpflanzen.
Nalii'ung fast immer in Hülle und Fülle vorhanden ist. Die Fälle, in denen
eine Hungersnot die Anzahl einer Tierart dezimiert hat, sind selu' selten
und beruhen meist auf abnormen Verhältnissen. Bei Ej)idemien mancher
Tiere (Mäuse , Forstraupen) kami es vorkommen , dafs die Nahi'ung
plötzlich alle whd, w^ährend die betreffenden Tiere noch in Unmassen
vorhanden sind. Überschwemmungen, Trockenheit und ähnliche Ein-
flüsse können die Zahl einer Pflanzenart so verringern, dafs die von
ihr sich nährenden Tiere an Nahrungsmangel zugrunde gehen müssen,
soweit sie nicht selbst den gleichen ungünstigen Einflüssen direkt er-
legen sind.
Bedeutend wichtiger für die Beschränkung der Individuenzahl
einer Tierart sind ihre natürlichen Feinde. Da wir in einem
späteren Kapitel näher auf deren Bedeutung eingehen werden, sei hier
nur erwähnt, dafs wir zM^eierlei solcher unterscheiden können: äufsere
Raubfeinde, die ihre Opfer von aufsen verzehren, und innere
Parasiten, die in ihrem Opfer leben. Nach Ritzema Bos') sollen erstere
den Epidemien vorbeugen , letztere sie beenden •, uns scheint , als ob
beide Gruppen sich in beiden Tätigkeiten vereinigten.
Von nichts aber ist die Individuenzahl einer Tierart derart ab-
hängig wie von der Witterung. Allerdings wissen wir über ihre
Wirkung sehr wenig Bestimmtes. Einmal ist diese ja immer eine
dreifache: eine auf die Tiere direkt, eine auf deren Feinde und eine
auf die Pflanze und so indirekt auf die Tiere. Dann verhält sich
auch jede Tierart verschieden gegen die Wirkung der Witterung;
ja selbst die verschiedenen Stadien eines Tieres sind verschieden
empfindlich.
Dennoch wollen wir hier versuchen, die Abhängigkeit des Tier-
lebens von der Witterung kurz zu skizzieren.
Kälte schadet, im Gegensatze zur herrschenden Ansicht, den
meisten Tieren nicht, wenn sie zm^ richtigen Zeit kommt, also dann,
wann diese ihr Überwinterungsstadium erreicht haben, und wenn sie
nicht eine Höhe erlangt, die für die betreffende Breite abnorm ist.
Allerdings trotzen auch dann ihr die meisten einheimischen Tiere;
von den zahkeichen eingewanderten, aber inzwischen einheimisch ge-
wordenen erliegt ihr ein grofser Teil. Die meisten Tiere sind der für
ihre Heimat normalen Kälte so sehi' angepafst, dafs sie ihrer zur nor-
malen Entwicklung ebenso bedürfen wie die einheimischen Pflanzen.
Jeder Insektenzüchter weifs , dafs er viel bessere Exemplare erhält,
wenn er die Üb erwinterungs Stadien im Freien jeder Kälte aussetzt, als
1) Tierische Schädlinge und Nützlinge. Berlin 1891. S. 18.
Einleitung. 9
wenn er sie in geschlossenen Räumen aufbewahrt ; in geheizten Räumen
geht ihm die Mehrzahl sogar zugrunde.
Wolil aber kann unzeitgemäi'se Kälte, zu früh im Herbste
oder zu spät im Frühling dem Tierleben beträchtlich schaden, wemi
das Überwinterungsstadium noch nicht erreicht oder schon wieder ver-
lassen ist. Namentlich die Frühjahrsfröste schaden ebensosehr
dem Tier- als dem Pflanzenleben.
Kühle Nächte im Frühjahre hindern alle diejenigen Tiere, die vor-
wiegend in der Dämmerung oder der Dunkelheit ihrer Nahi'ung nach-
gehen, an deren Gewinnung; da sie zugleich das Pflanzenleben nur
wenig beeinträchtigen, ist also ihr Nutzen ein doppelter.
Auch ein Sinken der Temperatur im Sommer um wenige Grade,
das die Pflanzen kaum bemerkbar zu beeinflussen braucht, versetzt
viele der sogenannten kaltblütigen Tiere in einen lethargischen Zustand,
in dem sie weder Nahrung aufnehmen noch bedürfen, und kann ferner
die Generationsfolge und Vermehrung recht wesentlich verzögern.
Schrofie Wechsel zwischen Wärme und Kälte werden namentlich
im Herbste und Frühjalu-e vielen Tieren verhängnisvoll, indem die
Wärme sie aus ihren Verstecken hervortreibt, so dafs sie von der Kälte
ungeschützt überfallen werden.
Während trockene Kälte den meisten Tieren unter obengenannten
Bedingmigen nicht schadet, ist nasse Kälte einer ihrer schlimmsten
Feinde. Der in lethargischem Leben befindliche Tierkörper, dessen
Säfte sich in konzentriertestem Zustande befinden, kann bei vielen For-
men völlig steit und hart gefrieren, ohne dadm'ch getötet zu werden. Ist
der Körper aber prall von Säften starker Verdünnung erfüllt, so werden
beim Gefrieren seine Gewebe zerrissen. — Wenn die stark durch-
feuchtete Baumrinde sich mit Glatteis überzieht oder der dm-clmäfste
Boden fufstief hart gefriert, sterben Tausende hier verborgener Tiere
teils durch Erstickung, teils direkt durch Erfrieren.
Alle diese Kältewirkungen beeinflussen natürlich auch die Pflanzen
ungünstig; werden sie getötet, so mufs auch ein Teil der auf sie an-
gewiesenen Tiere sterben: werden sie nur geschwächt, so werden sie
in einen vielen Feinden günstigeren Zustand versetzt und unterliegen
leichter späteren Angriffen.
Wärme ist eine der wichtigsten Vorbedingungen für reiches Tier-
leben, namentlich für die Fortpflanzung der meisten kaltblütigen Tiere.
Wird sie aber übergrofs, und herrscht zugleich Trockeiflieit , so wird
sie ihm geradezu verderblich. Das Wasserbedürfnis der meisten Tiere
ist ein recht grofses, besonders bei denen mit zarter, dünner Haut und
infolgedessen starker Ausdünstung. Indes gibt es einige Insekten, denen
hohe Temperatur und bis zu gewissem Grade auch Trockenheit
geradezu Bedürfnis ist, wie die rote Spinne, die Blasenfüfse und zum
Teil auch die Pflanzenläuse. Indes sind letztere gegen allzu hohe
Temperaturgrade und Trockenheit doch recht empfindlich, entgegen
der herrschenden Meinung. Berichtet doch Howard ') einen Fall, dafs
Blattläuse an Schattenbäumen überaus zahkeich waren; als aber die
Temperatur eines Tages auf IUI *> F. (38,5 « C.) stieg, verschwanden sie
wie durch Zauber.
Auch die Parasiten vieler Tiere sind gegen Wärme und Trocken-
heit recht unempfindlich, namentlich die parasitischen Hautflügler.
1) Bull. Div. Ent., U. S. Dep. Agric, N. S., Nr. 9, p. 19,
1 () Einleitung.
Sie vermeliren sich dann so ungeheuer, dals sie rascher an Zahl zu-
nehmen als ihre Wirtstiere und daher unter diesen sehr aufräumen.
"Wohl empfindlich gegen Hitze und Trockenheit, durch ihre Lebens-
weise diesen aber nicht ausgesetzt, sind die Tiere, die im Innern von
Pflanzen oder in Gallen leben, daher man ihre Zahl in entsprechenden
Jahren stark wachsen sieht,
Dai's die trockene Hitze den Tierschaden vergröl'sert dadurch, dafs
die Pflanzen sowieso langsamer wachsen und durch gesteigerte Tran-
spiration noch mehr Wasser verlieren, ist leicht einzusehen.
In Verbindung mit Feuchtigkeit ist die Wärme allem organischen
Leben besonders förderlich, also auch den parasitischen Pilzen, die in
entsprechenden Jahren denn auch zahllose Tiere vernichten.
Trockenheit kann den Erdboden so hart machen, dafs die in
der Erde sich entwickelnden Insekten nicht ausschlüpfen können; sie
wirkt verzögernd auf Tier- mid Pflanzenleben und verschlimmert die
Bedeutung offener gi'öfserer Wunden, indem die blofsgeleg*ten Gewebe
austrocknen, Sprünge und Risse bekommen.
Auch Nässe verschlimmert gröfsere AVunden : indem sie die Vege-
tation aller Pilze befördert, aber nicht nur der Parasiten von Pflanzen,
sondern auch der von Tieren, kann namentlich kalte Nässe diesen ver-
hängnisvoll werden. — An sich ist ein gewisses Mais von Feuchtigkeit
sonst wohl mit das dringendste Bedürfnis tierischen Lebens-, im Übermafs
wird sie ihm aber fast noch verderblicher als Trockenheit. Interessante
Beobachtungen über den Einflufs nasser Jahre auf die Insekten, be-
sonders die Käfer, veröffentlichte Alisch^). Von gröfster Wichtigkeit
sind danach die Monate Mai bis Juli, weil sich in ihnen die meisten
Insekten im Eier- oder Larvenzustande befinden, die gegen Nässe ganz
besonders empfindlich sind. Steigt in diesen drei Monaten zusammen
die Zahl der Regentage auf über 30 , so ist nach ihm die Käferernte
im nächsten Jahre schlecht. Auch Altum^) betont die verderbliche
Wirkung nasser Frühjahre auf das Insektenleben durch die Empfind-
lichkeit namentlich der vor dem Ausschlüpfen stehenden Eier und
Puppen.
In höchstem Mal'se schädlich sind stärkere und länger andauernde
Regen, namentlich Platzregen und Wolkenbrüche. Ungezählte In-
sekten werden durch solche von den Pflanzen herabgespült und weg-
geschwemmt oder sie ertrinken. Namentlich fliegende Insekten erliegen
dem Regen in gröfster Zahl, unter ihnen aber auch die parasitischen
Hymenopteren und Fliegen, die dann nicht ihre Wirtstiere zur Eiablage
aufsuchen können, so dafs deren Zahl viel weniger durch sie dezimiert
wird als in trockenen Jahren.
Manche Tiere , wie Schnecken und Regenwürmer , werden durch
reichliche Feuchtigkeit in ihrem Gedeihen gefördert.
Winde sind nicht ohne Einflufs auf das Tierleben; sie können
Tiere von den Bäumen herabschleudern oder an Plätze verwehen , an
denen sie keine Nahrung finden. Fliegende Tiere leiden besonders von
ihnen, wenn sie anderseits auch wieder durch Winde leichter verbreitet
werden. — Fälle, in denen Wanderzüge fliegender Insekten (Heu-
schrecken, Kohlweifslinge usw.) in das Meer geweht wurden, -sind
mehrfach beobachtet worden.
1) Ent. Jahrb. 1901, S. 205-213.
2) Zeitschr. Forst- u. Jagdwesen Bd. 31, 1899, S. 307-309.
Einleitung. | \
Wie weit das Licht auf die Tiere Einfiuls hat, ist schwer zu
sagen. Sehr viele von ihnen fliehen es und gehen ihrer Nahrung lieber
im Dunkeln nach. Doch ist die Zahl der Tiere, denen das Licht ver-
derblich wird, sehr gering.
Von gröfstem Einflüsse ist es dagegen auf die Pflanzenwelt. Ist
daher das Frühjahi- hell, so treiben die Pflanzen kräftig, selbst wenn
die Wärme nicht diejenige Höhe erreicht, die für die Tiere das Optimum
darstellt. Die Folge ist, dafs die Tierscliäden klein bleiben. Herrscht
dagegen im Frühjahre viel trübe Witterung, so wachsen die Pflanzen
nur wenig ; kommt dann noch genügend Wärme hinzu , so entwickelt
sich das Heer der tierischen Schädlinge schnell, und die Pflanzen
leiden doppelt.
Die Bedeutung der Jahreszeiten können wir kurz dahin zu-
sammenfassen :
Ein gleichmäfsig kalter, schneereicher Winter ist am günstigsten
für Pflanzen und Tiere. Wechseln aber häufiger Frost und Tauwetter,
so leiden Pflanzen und Tiere gleichermafsen. Für alle Tiere bedeutet
er einen Stillstand in der Entwicklung.
Ein nicht zu warmer, sonnenreicher Frühling ist am besten für
die Pflanzen ; für die Tiere dagegen ein warmer, mit häufig, besonders
bei Nacht bedecktem Himmel. Frühjahrsfröste sind beiden Organismen
schädlich. Reichlich Regen begünstigt das Wachstum der Pflanzen,
beeinträchtigt die Tiere.
Der Sommer ist für beide am günstigsten, wenn er warm und
mäfsig feucht ist. Allzu gTofse Trockenheit schadet mehr den Pflanzen,
allzu grofse Nässe den Tieren. Besonders wichtig ist der Sommer für
das Tierleben des nächsten Jahres, weil sich vorzugsweise in
ihm die Fortpflanzung vollzieht, bezw. die im Frühjahr ausgeschlüpften
Stadien die nötige Ki^aft ziu" Überwinterung sich erwerben müssen.
Der Herbst darf nicht zu feucht und nicht zu warm sein. Viele
Tiere wachsen oder vermehren sich sonst weiter, so dafs sie der Winter
in noch allzu aktiven oder empfindlichen Stadien überrascht. Frühe
Fröste schaden sowohl Pflanzen wie Tieren.
Das Klima einer Oegend ist bestimmend für die Zusammen-
setzung seiner Fauna ; von den genaueren Beziehungen wissen wir nur
sehr wenig. Von gröfserer Bedeutung sind wohl die Summe der Jahres-
temperatur und die mittlere Temperatur während der heifsesten Zeit,
ferner die Niederschlagsmengen. Wie diese Gröfsen ständig wechseln,
so ändert sich auch ständig die Fauna einer Gegend. Von allen Seiten
wandern stets neue Elemente ein, je nachdem sich das Klima gerade
dem ihrer Heimat nähert , um bei entgegengerichteten Schwankungen
wieder zu verschwinden.
Auch B o d en -, Anb au - und ähnliche Verhältnisse sind bestimmend
für die Fauna einer Gegend.
Es bleibt uns nun noch als letzte Frage zu beantworten : die nach
den Ursachen der gröfseren Tierschäden, der Epidemien.
Selbst auf unseren Kulturländereien ist für gewöhnlich die Zahl
der tierischen Pflanzenfeinde keine übermäfsige , so dafs weitaus die
meisten von ihnen sich nicht wesentlich bemerkbar machen. Dafür
sorgt gerade eben wieder die Kultivierung, die Nutznielsung des Bodens
und der Pflanzen, indem ersterer ständig umgearbeitet wird, letztere
verbraucht werden, bevor alle auf sie angewiesenen Tiere ihre Entwick-
lung beendigt haben.
12 Einleitung.
Immerliiu aber sehen wir fast in jedem Jahre , je nach den herr-
schenden Witterunos-, Anbau- usw. Verhähnissen eine oder mehrere
Arten sich stärker vermehren; denn nur darum handeh es sich in den
meisten Fällen, und nicht, wie der Laie meint, darum, dafs die be-
treffenden Arten plötzlich neu erschienen seien. Allerdings gibt es auch
Epidemien solchen Ursprunges, die auf Wanderungen (Heuschrecken,
Kohlweifslinge , Mäuse usw.) zurückzuführen sind; doch sind sie viel
seltener als die am Orte entstandenen.
Beide haben das gemeinsam, dafs die Epidemie meist auch den
Höhepunkt der Erscheinung darstellt, dafs nach ihr ziemlich rasch
wieder normalere Verhältnisse zurückkehren. Bei den Wanderzügen
ist das leicht verständlich: mit der Vernichtung der Nalu'ung müssen
die Züge zugrunde gehen oder weiterwandern.
Aber auch bei den am Orte entstandenen Epidemien ist diese Er-
scheinung aus ihrer Entstehungsgeschichte zu erklären. Die Epidemie
stellt eben nur den Höhepunkt, gleichsam die Explosion einer Entwick-
lung dar (s. Bd. I, S. 18). Wenn durch lange andauernde ung-ünstige
Witterung, durch ungenügende Düngung usw. die Mehrzahl der vor-
handenen Pflanzen geschwächt wird, bieten diese ihren Feinden immer
günstigere Lebensbedingungen dar. Die Zahl der Tiere wird, unter
ihnen sonst günstigen Verhältnissen, in geometrischer Progression zu-
nehmen, bis sie scheinbar plötzlich riesige Verhältnisse erreicht.
Selbstverständlich können auch andere Umstände , die den Tieren
günstig sind, ohne dal's sie den Pflanzen gerade ungünstig zu sein
brauchen, dieselbe Wirkung herbeiführen. Immer aber wird die Epi-
demie in dem Augenblicke, in dem die Zahl der Tiere eine übergrofse
wird, auch den Todesstofs erhalten und nun mehr oder minder rasch
ihrem Ende zugehen.
B. Systematiseher Teil,
Unter den niederen Tieren, den Protozoen und Coelente raten,
sind keine Pflanz enscliädiger bekannt ; es erscheint aber zweifellos, dafs
unter ersteren zalilreiclie solcher sein werden. Es fehlen wohl niu' noch
die geeigneten Untersuchungsmethoden.
Nematoden, Rundwürmer.
Die Nematoden ') sind nahezu mikroskopisch kleine , drehrunde,
hinten mid vorn meist zugespitzte Würmer ohne segmentale Gliederung.
Die von dümier Cuticula bedeckte Haut ist dm-chscheinend, mit Quer-
linien oder -flecken, seltener mit Längszeichnungen versehen, oder ganz
glatt. Die Unterhaut weist vier Längs verdickungen auf, von denen die
beiden seitlichen als Seitenlinien deutlich durchschimmern, während
die dorsale und ventrale Medianlinien minder deutlich sind.
Einige Arten haben Borsten um den Kopf oder — spärlicher — an
anderen Körperteilen.
Der Mund ist end ständig, von zwei bis sechs Lippen oder Papillen
umgeben; er führt gewöhnlich in eine erweiterte Mundhöhle, die
meist unbewaffnet ist, bei einigen Gattungen aber hinten durch einen
hohlen, nach vorn ragenden Chitin st ach el abgesclilossen ist, der
durch eigene Muskeln vor- imd ziu-ückgeschoben werden kann. Die
stumpfe Öffnung des Stachels oder die Mundhöhle direkt führt in
die meist stark muskulöse Speiseröhre (den Ösophagus), von
engem, mit Chitin ausgekleidetem, dreieckigem Lumen; sie verläuft
gleichmäfsig nach hinten oder weist eine bis mehrere muskulöse
Anschwellungen auf, die man, wenn sie scharf abgesetzt sind,
Pharyngealbulben nennt. Die ganze Speiseröhre, namentlich aber
diese Anschwellungen, dienen als SaugTohr. Li der hinteren An-
schwellung sind bei wenigen Formen (Rhabditis usw.) hornige Platten
oder Zähne. An die Speiseröhre setzt sich der einfache, gerade ver-
laufende Darm an, der auf der Bauchseite, vor dem Hinterende, durch
einen kurzen Enddarm nach aufsen mündet.
Jederseits verläuft in der Seitenlinie ein bei den Anguilluliden öfters
durch eine Bauchdrüse ersetztes Exkretions organ; beide münden
kurz hinter dem Munde in der ventralen Mittellinie mit gemeinsamer
Öffnung nach aufsen.
Das Männchen ist meist kleiner als das Weibchen und gewöhr.-
\) Man vergleiche die folgenden Abbildungen.
14 Nematoden, Eundwürmer.
lieh an dem ventralwärts umgebogenen Hinterende kenntlich. Seine
Geschlechtsoi'gane sind bei den Land-Nematoden fast immer unpaar.
Der Samenleiter mündet nahe dem hinteren Ende mit dem Darme in
einer Kloake aus, die oft mit einer bis zwei, durch eignen Muskel-
apparat beweglichen S p i c u 1 a (Begattungsapparaten) bewehrt ist. Das
Schwanzende weist oft jederseits eine Hautfalte auf, die Bursa, die zum
Festhalten des Weibchens bei der Begattung dient und manclunal noch
Papillen träg-t, — Die Samenkörper sind kegelig, kugelig oder amöboid.
Das — gröfsere — Weibchen hat mit wenigen Ausnahmen paarige
Geschlechtsorgane, die in der Bauchmittellinie, hinter der Körpermitte,
in einer oft deutlich vorspringenden V u 1 v a gemeinsam ausmünden.
Trotzdem beide Geschlechter vorhanden sind, findet doch oft, wahr-
scheinlich sogar mehr , als bekannt , Parthenogenese statt ; auch
Hermaphroditismus ist nicht gerade selten.
Die meisten Nematoden sind ovipar; bei manchen parasitischen
Arten entwickeln sich die Embryonen in den von dem Leibe der ab-
gestorbenen Mutter bedeckten Eiern.
Die Nematoden leben entweder frei in feuchter Erde oder in
Wasser (süfsem und salzigem) oder an oder in Pflanzen oder Tieren
als Ekto- oder Endoparasiten. Sie nähren sich von Säften, die sie ent-
weder — bei zerfallenden Stoffen — direkt mit ihrem Ösophagus auf-
saugen, oder zu denen sie sich durch Anbolu^en lebender Gewebe und
Zellen mit ihrem Stachel Zutritt verschafft haben.
Phytopathologisch wichtig können natürlich nur die Alien
werden, die ektoparasitisch zwischen Pflanzen^^o^irzeln in der Erde oder
in Wasser leben, sowie diejenigen, die Endoparasiten von Pflanzen
sind. Von den letzteren sind nur w^enige Arten bekannt, die allerdings
auch meist Schädlinge ersten Grades sind. Die zwischen Pflanzen-
wurzeln lebenden werden sich teils niu" von zerfallenden Stoften nähi'en,
also saprophjiisch sein; ein Teil von ihnen lebt aber sicher ekto-
parasitisch, von den Wm'zeln selbst. Man hat erst seit wenigen Jahren
begonnen , auf diese ektoparasitischen Formen zu achten. Genauere
darauf gerichtete Untersuchungen dürften zweifellos nicht nur ihre Zahl
vermelu"en, sondern auch erkennen lassen, dafs ilii'e phytopathologische
Bedeutung seither unterschätzt worden ist.
Alle diese Nematoden schaden den Pflanzen einmal durch Nahrungs-
entzug, der bei ihrem oft massenhaften Auftreten nicht zu unterschätzen
ist, dann, indem sie Wunden an den Pflanzen erzeugen, die anderen
Parasiten, Fäulnisstoffen, Wasser und Luft Eintritt gewähren ; die endo-
parasitischen Formen zum Teil noch besonders dadurch, dafs sie Gallen
erzeugen, die die normalen Funktionen der Gewebe stören.
Die Wirkung der Nematoden auf die Pflanze ist durchaus ver-
schieden. Sie hängt ab von der Art der Pflanze, der Ai't des Nema-
toden, dem befallenen Pflanzenteile, der Zahl der vorhandenen Würmer
und dem Alter der Pflanze zur Zeit der Infektion.
Die meisten Pflanzen-Nematoden sind aufserordentlich poly pliag.
Dabei aber haben viele die Eigenschaft, sich in biologische Rassen
zu sondern. Älchen, die mehrere Generationen in einer Pflanzenart
gelebt haben, haben sich so an diese gewöhnt, dafs sie ungern oder
gar nicht an andere Pflanzen übergehen und günstigstenfalls mehrere
Generationen brauchen, bis sie sich wieder völlig an die neue Pflanze
gewöhnt haben. Morphologische Unterschiede sind dabei entweder gar
nicht zu erkennen oder nur ganz geringe und unregehnäfsige in Gröfse
Nematoden, Rundwürmer. ]^5
und Körperform. Aber solche finden sich selbst bei den Bewohnern
einer Pflanze. Wenigstens sollen nach Debray und Maupas ^) die in
Stengelknötchen einer Pflanze lebenden Stengelälchen gröfser sein als
die in Stengel- und Blattflecken derselben Pflanze gefundenen.
Wegen ihrer Kleinheit sind Alchen aufs er ordentlich leicht zu ver-
schlejDiDen. Wasser und Wind können sie leicht von einem Acker auf
andere überfülrren ; an Wm-zeln von Setzpflanzen können sie überall hin-
gebracht werden-, namentlich sind aber die Ackergeräte, die Füfse und
Fufsbekleidungen der auf infizierten Ackern arbeitenden Menschen, die
Hufe des Ai'beits- und Weideviehes sowie Wagenräder und ähnliches
sehr gefährliche Verbreiter derselben.
Von allgemeinen B e k ä m p f u n g s m a f s r e g e 1 n sei in erster Linie
gute und reinliche Kultur genannt, d. h. Vermeidung alles, was Alchen
auf ein Feld bringen kann , entsprechende Fruchtfolge mit von den
betreffenden Alchen nicht oder nur wenig angegangenen Pflanzen und
möglichste Kräftigung und Stärkung der angebauten Pflanzen. Von
Chemikalien hat sich in kleineren Verhältnissen namentlich der Schwefel-
kohlenstoff bewähi't, ist aber für gröfsere Verhältnisse zu teuer. Manche
Arten lassen sich durch die von Kühn erfundene und erprobte Methode
der Fangpflanzen Saaten so vermindern, dafs sie wenigstens auf
mehrere Jalu'e hin keinen ernstlichen Schaden tun.
Von natürlichen Feinden kommen in erster Linie ungünstige
Witterungsverhältnisse in Betracht. Während tierische Feinde noch
kaum baobachtet wurden , liegen mehrere Berichte über pilzliche vor.
Nach KüHN^) dringt ein von ihm Tarichium auxUiare benannter Pilz durch
den After in das Weibchen des Rübennematoden ein und zerstört die
Eier mid Embryonen.
Im Jalu-e 1888 veröftentlichte Zopf^) Beobachtungen, nach denen
von Arthrohotrys oligospora, einem Schimmelpilze, in eigentümlichen
Ösen Nematoden gefangen werden. Von einem Teile der Öse sprossen
dann Hyphen hervor, die in den gefangenen Wm^m eindringen, ihn
der Länge nach durchwachsen und seine Gewebe unter fettiger
Degeneration derselben resorbieren. Etwa zehn Stunden nach der
Gefangeiniahme ist der Wurm von dem Pilze völlig ausgefüllt, nach
wenigen Monaten sein ganzer Lihalt aufgezehrt.
fin Jahre 1900 berichtete Lagerheim*) über Radekörner von Poa
alpina, erzeugt von Tylenchus agrostidis Bastian, in denen von den
Nematoden nur Hautreste vorhanden waren , während sie sonst völhg
von einem bakterienähnlichen Organismus, vielleicht einer Actinomycete,
erfüllt waren , der nach seiner Ansicht die Würmer aufgezehrt hatte.
Von praktischer Bedeutung scheinen aber alle diese Pilze nicht zu sein.
Man kann etwa sieben FamilieTi von Nematoden unterscheiden,
von denen uns aber hier nur zwei interessieren, die Anguilluliden
mit zwei Ösophagealbulben, die E n o p 1 i d e n mit einem. Ilu^e Kenntnis
verdanken wir hauptsächlich Bastian ^ ), Schneider ^) und Bütschli ') ; die
*) L'Algerie agi-icole; Alger. 1896.
2) Ber. physiol. Labor, landw. Inst. Halle, Heft 4, 1882.
3) Biolog. Centralbl. Bd. S, S. 705.
*) Bih. Svensk. Akad. Handl. Bd. 26, Afd. 3, Nr. 4.
^) MonograiDli of the Anguillulidae; Trans. Linn. Soc. London, Zool., "^ ol. 25,
1865, p. 73—184.
®) Monographie der Nematoden. Berlin 1866. gr. 8°.
'') Beiträge zur Kenntnis der freilebenden Nematoden. Nov. Act. Ksl. Leop.
Carol. Deutsch. Akad. Nat. Bd. 36, Nr. 5, 1873.
16 Nematoden, Runchvünner.
der parasitischen Arten wurde von Kühn und ganz besonders von
RiTZEMA Bos gefördert ^).
Bastian beschrieb schon 1805 13 Gattungen und 50 Arten von Land-
Nematoden aus England. Bütschli 1878 18 Gattungen und til Arten
(meist neu) aus Deutschland, Cobb 1898 über 80 Ai'ten aus Australien
und den Fidschi-Inseln.
Aiiguillulideii, Älchen.
Körperform bei den Weibchen der endoparasitischen Arten zum
Teile sehr von der normalen Nematodenform abweichend. Mund auf
knopfartig abgesetztem Vorderteil, das aus den verschmolzenen Lippen
besteht. Speiseröhre mit zwei Pharyngealbulben. Seitenkanäle ^oft
durch Bauchdrüse ersetzt. Männchen mit zwei gleichen Spicula. '{/^
Die meisten Anguilluliden leben frei in der Erde oder im Wasser,
sehr häufig zwischen Pflanzenwurzeln, von denen sie sich direkt oder
indirekt nälu'en, nur wenige in Pflanzen als Endoparasiten.
Von den zahlreichen Gattungen sind bis jetzt niu" fünf als ernst-
lichere Pflanzenschädlinge beobachtet worden, auf die wir uns daher hier
bescln-änken müssen. Nach Bütschli können wir sie folgendermafsen
unterscheiden :
A. mit Mundstachel
1. Männchen mit Bursa TylencJms
2. ., ohne .,
a) mit Metamorphose Heterodera
b) ohne ,, Aphelenchus
B. ohne Mundstachel; hinterer Bulbus mit Klappenapparat
1. Männchen mit Bursa (oder ohne Bursa
und Klappenapparat) Bhah (litis
2. Männchen ohne Bursa CepJialotus
Tyleuchus Bastian.
Körper an beiden Enden zugespitzt; Haut fein quergestreift, nie-
mals mit Haaren oder Borsten. Mundstachel klein, scharf, liinten mit
dreilai3i;)igem Knopfe. Speiseröhre undeutlich, mit kräftigem ovalem
Bulbus in der Mitte und röhriger Anschwellung des hinteren Teiles,
der sich dem Darme mit breiter Basis aufsetzt. Mündung der Bauch-
drüse gegenüber dem hinteren Teile der Speiseröhre. Männchen mit
unpaarem Hoden, zwei kräftigen Spicula und papillenloser Bursa. Bei
den Weibchen die eine Seite der inneren Geschlechtsorgane meist
rudimentär bis fehlend; Vulva weit hinter der Körpermitte.
Wahrscheinlich mehr parasitische als frei lebende Arten.
1. Tylenehus devastatrix Kühn, Stock- oder Stengrelälchen.
Synonymie : T//7. dipSfici Kühn = putrcfacicns Kühn = hyacinihi
Prillieux = (dJii Beyer = Havnisteinii Kühn = AsJcenasyi Bütschli =
intermedius de Man, wahrscheinlich auch = fucicoJa de Man.
') Eine sehr ausführliche Monographie der ungarischen Anguillulinen ver-
öffentlichte L. Ökley im Termesz. flizet. Bd. 4, 1880, S. 16-150, 7 Tafeln, leider
magyarisch. Der deutsche Auszug, S. 154 — 177, kann natürlich die ganze Mono-
graphie nicht entfernt ersetzen. Von besonderem Werte ist die ausführliche
Literaturzusammenstellung.
Anguilluliden, Älchen. ]^7
Geschichte: Im Jahre 1851 entdeckte J, Kühn Älchen m kern-
faiilen BKitenköpfen der Weberkarde, Bipsacus FuUonmn, und beschrieb
sie als Anguillula dipsaci. 1867 fancl Kamrodt älchenartige Würmer in
Roggenpflanzen, die an der bereits 1825 von Schwere beschriebenen
„Stockkrankheit" litten. 1868 wies Kühn nach, dais die Karden-
nnd Roggenälchen identisch und die Erreger der Stockkranklieit des
Roggens seien. Als er dann im nächsten Jahi'e dieselbe Art auch als
den Erreger der Stockki'ankheit des Hafers, Buchweizens und Klees
erkannte , änderte er ihren Namen in Anguillula devastatrix •, Ritzema
Bos reihte sie später in die Gattung TijlencJms ein.
Beschreibung: Länge (0.94 — ) 1 ,20 — l ,55 (—1,73) mm. Nach
beiden Enden, besonders dem hinteren zu verschmälert. Körperlänge
verhält sich zui- Breite wie (31 — ) 40 — 45 ( — 51) : 1 ; Schwanzlänge
^/i6 — Vit der Körperlänge. Kopfende ohne Anhänge. Beim Mäimchen
verschmälert sich das Hinterende plötzlich hinter der Kloake , beim
Weibchen langsam von der Vulva ab ; diese weit hinten, so dafs Körper
fünfmal so lang als Abstand der Vulva von der Schwanzspitze. Die
Bursa des Männchens beginnt vor dem After und umgibt einen Teil
oder die ganze Länge des Schwanzes •, ohne Papillen. Spicula gleich.
Ovarium einfach. (Fig. 1; S. 18).
Verbreitung: Bis jetzt gefmiden in Schweden und Norwegen
(bis 61. Grad n. Br.; nur an Klee), Dänemark, Deutschland, den Nieder-
landen, Belgien, England und Schottland, Franla-eich, Algier, Australien
(Mc Alpine).
Lebensweise: Das Stengelälchen kommt , wie sein Name sagt,
fast ausschliefslich in Stengelteilen und ihren Organen, niu- beim Hopfen
in Wurzeln, vor. Die Larven wandern meist von der Erde aus in die
Pflanzen ein und in diesen mehi' oder weniger weit nach oben, bei der
Zwiebel bis in die Samen. In den Geweben werden sie geschlechtsreif
und pflanzen sich fort; die Larven gehen in den meisten Fällen wieder
in den Boden, um hier neue Näln-pflanzen zu suchen. Die Weibchen
sind ovipar-, der Embryo verläfst die Eischale etwa sieben Tage nach
der Ablage des Eies. Das heranwachsende Älchen häutet sich viermal;
die ganze Entwicklung dauert vier bis fünf Wochen, so dafs sich im
Jahre fünf bis sechs Generationen folgen können.
Die Älchen können längere Zeit im Boden leben, aber nur in
oberen, trockneren Schichten , in denen sie scheintot liegen. In feuch-
teren, tieferen Schichten bleiben sie aktiv und müssen dann an Nahrungs-
mangel zugrunde gehen. Austrocknen können sie gut vertragen ; man
hat sie sogar nach zwei Jahre langem Scheintode wieder ins Leben
zurückgerufen. Auch wiederholtes Austrocknen und Anfeuchten er-
tragen sie (nach Debray und Maupas bis fünfundzwanzigmal) ; jedoch
werden sie dabei ständig weniger widerstandsfähig, besonders wenn
die aktiven Perioden längere Zeit andauern. Auch Fäulnisstoffe können
sie in lethargischen Zustand versetzen , wohl durch Absorption des
Sauerstoffes. — Gegen Frost sind sie sein- widerstandsfähig-, Kälte von
19 ** C. schadet ihnen nichts. — Nach Nypels M sollen sie selbst dem
Verdauungssafte von Schafen widerstanden haben. — Es scheint, als
ob das Stengelälchen durch andere Krankheiten geschwächte Pflanzen
vorziehe-, wenigstens fand Jungner ^) es im Getreide fast immer mit Frit-
1) Ann. Soc. beige Microsc. T. 23, 1899, p. 7 ff.
2) Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 13, 1903, S. 45, 333 ff.
Soiauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band.
18
Nematoden. Rundwürmer.
oder Blnmenfliegen vergesellschaftet. Wemi er aber im Hinterleibe von
Fritfliegen Älchen fand, so handelte es sich dabei ziemlich sicher nicht
um Stengelälchen. sondern um andere, tierparasitäre Arten.
Fig.
Tylenchus devastatrix (ans RnzEMA B
OS,
/ Männchen,
3 Weibchen,
S Ei mit Euibiy.
4 Yordevende,
(i Mundstachel,
b Bulbus,
c—f Darmkanal,
g Exkretionsorgan,
h—o Geschlechtsorga
m (Fig. ]) Spicula,
0 (Fig. 1) Bursa,
0 (Fig. 2) Vulva.
Anguilluliden, Älchen.
19
Nährpflanzen, Ritzema Bos gab im Jahre 1891 40 Arten aus
1(3 Familien an, während Nypels ^j 1899 44 Arten aus 18 Familien an-
führte. Ihre Zahl ist noch ständig in , wenn auch langsamem "Wachs-
tume begriften. Bevorzugte Nährpflanzen sind : Hijpmim cupretisiforme ;
Scilla sihirica, caiiqumuJrda und cerniia; HyacmtJms oricntalis und praecox;
GaUonki candicans; ÄUinm Cepa mid proh'fcruni ; SecaJe cereale: Avena
sativa; Anthoxcmtlmm odoratum; Folygonmn Fagopyruni ; Dianihns caryo-
phißlus; Medicago sativa; Trifolium pra-
tense; Solanum tuberosum; Bipsacus Ful-
lonnm.
Pflanzen mit sehr dicken Zell-
wänden, die die Älchen nicht durch-
bohren können, sind gegen Befall ge-
schützt.
Die Einwirkung der Älchen
auf die P f 1 a n z e n richtet sich sehr
nach den letzteren; im allgemeinen
besteht sie in einer Hypertrophie der
Gewebe , die offenbar auf eine von
den Älchen ausgeschiedene Flüssigkeit
zurückzuführen ist. In den Stengel-
und Blattteilen vergröfsern sich zu-
erst die Parenchymzellen in abnormer
Weise : später findet vermehrte Zell-
teilung statt. Die Gefäfsbündel ver-
gröfsern sich nur wenig; namentlich
ist das Längenwachstum gering oder
hört ganz auf. Es entstehen so auf-
fällig kurze, stark verbreiterte Glieder.
Die wichtigsten der vom Stengel-
älchen hervorgebrachten Krankheiten
sind folgende :
a) S t o c k k r a n k h e i t d e s R o g -
gens, auch „Rüb", „Knoten" oder
„Kropf" genannt. Diese Krankheit
tritt ganz besonders in Deutschland
auf, wo sie schon 1825 von Schwerz
beschrieben wurde. In Frankreich
und England ist sie bis jetzt noch
nicht beobachtet.
Im Frühjahre bemerkt man auf den befallenen Äckern , besonders
an den Rändern, Stellen, auf denen alle jungen Pflänzchen abgestorben
sind. Ringsherum stehen kranke, um so weniger auffällig, je weiter
man vom Zentrum der betreffenden Stelle wegkommt. Die kranken
Pflänzchen werden zum Teil rasch gelb und sterben ab , zum Teil
scheinen sie sich recht üppig zu entwickeln, zeigen fast bläulichgrüne
Farbe und starke Bestockung, so dafs jedes Pflänzchen eine unver-
hältnismäfsig grofse Bodenfläche bedeckt. (Fig. 2). Die Stengelbasis
schwillt mehr oder minder zwiebelartig an, indem die unteren Halmglieder
sehr kurz bleiben und sich stark verdicken, wobei auch die sie umhüllen-
den Blattscheiden dicker und breiter werden. Die Gefäfsbündel wachsen
Stockkranke Roggenpflanze
(aus Ritzema Bos).
')!•
20 Nematoden, Rundwürmer.
wenig in die Länge; das Parencliym nimmt durch Zellstrecknng und
später auch Zellteilung stark zu. Die Bewurzelung ist auffallend
schwach. Die Blätter sind gewöhnlich kürzer und dicker als normal,
oft wellenförmig gekräuselt oder gebogen, je nach der Verteilung der
Älchen an ihrer OberÜäche : je mehr Älchen, um so stärkeres Dicken-
wachstum. Nicht alle Blätter sind derart mifsgestaltet ; einige bleiben
normal, andere sind dick und schmal, mittellang, sehr ähnlich denen
wildwachsender Gräser. Die Ähre kann ganz in den Blattscheiden
stecken bleiben; sie kann aber auch herauskommen, bleibt aber klein
and verlvTüppelt wie der ganze Halm, ebenso die sich manchmal
noch bildenden Körner , die zwar auch normal grois werden können,
jedoch ungewöhnlich leicht bleiben. Stark befallene Pflanzen sterben
früh ab ; schwächere können durch den Sommer hindurchkommen,
werden indes selten mehr als 10 bis 15 cm hoch.
Die Krankheit entsteht dadiu-ch, dafs die Älchen aus der Erde in
die jungen Pflänzchen eindringen, wenn diese zwei bis drei Blättchen
besitzen. Sie bleiben im allgemeinen im Parenchym der unteren Halm-
teile und der diese umgebenden Blattscheiden, steigen auch gelegentlich
in die Höhe , nie aber , wie es scheint , bis in die Ähre. Wenn die
Pflanzen absterben, gehen die Älchen in die Erde, wo sie sich am
meisten im Spätsommer und Herbste, auch noch im Winter finden.
Der Hauptträger der Infektion ist daher der Boden. Mit diesem
werden sie verbreitet durch Wind bei Sandboden, durch Wasser,
daher die tiefstliegenden Teile eines Ackers am meisten befallen sind
und Regenwetter ihre Ausbreitung begünstigt, durch den Menschen,
das Vieh und die Ackergeräte , die infizierte Erde auf gesunde Äcker
verschleppen.
Beim Absterben der Pflanzen, namentlich bei raschem Austrocknen
des reifen Halmes , können nicht alle Älchen diesen rasch genug ver-
lassen; besonders sehr junge Älchen und Eier bleiben in der Pflanze,
trocknen ein und können dann mit dem Stroh verschleppt werden.
Sommerroggen leidet weniger als Winterroggen, da er schneller
wächst und die meisten Älchen zur Zeit seines Aufgehens schon in
andere Pflanzen eingewandert sind. Über Bevorzugung besonderer
Sorten scheinen bis jetzt keine Beobachtungen vorzuliegen. Aus der
Biologie der Älchen ist es erklärlich, dafs sie leichteren Boden
schwerem vorziehen sollen.
Um dem Auftreten des Stockälchens v o r _z u b e u g e n , vermeide
man die Verschleppung von Erde von kranken Äckern, indem man das
dort gebrauchte Ackergeräte , die Hufe der Zugtiere und die Schuhe
der Menschen beim Verlassen des Ackers gründlich reinigt. Als Streu
nehme man nie Stroh von kranken Äckern. Auch angemessener Frucht-
wechsel mit Möhren, Rüben, Kartoffeln, Lupinen, Serradella und Mais
vermag stärkeres Auftreten des Stockälchens zu verhindern. Da ein
in Moos recht häufiger Nematode wahrschemlich identisch ist mit
T. (hvastatrir, so vermeide man, mit der Waldstreu Moos auf die Äcker
zu bringen.
Die am meisten Erfolg versprechende Bekämpfung ist die durch
Fangpflanzen, namentlich, wenn sie gleich beim ersten Auftreten der
Krankheit erfolgt. Als solche nimmt man Buchweizen oder Roggen,
letzteren da, wo intensive Roggenkultiu* vorherrscht. Man säe den
Winterroggen möglichst früh, damit im Herbste noch möglichst viele
Älchen in ilm einwandern, schaufle ihn im Frühjahre ab und säe
Ana-uilluliden, Älchen.
21
Sommerroggen. Die abgeschaufelten Pflanzen sind gut mit Ätzkalk zu
durchsetzen.
Auch tiefes Umarbeiten des befallenen Bodens vermag die Mehr-
zahl der Älchen unschädlich zu machen. Ebenso ist auf stark ge-
kalkten Parzellen der Schaden geringer.
Zur Ki'äftigung befallener Pflanzen dünge man die jungen Pflänzchen
früh, sobald das Schossen beginnt, mit ChilisaliDeter, bis zu 100 kg auf
einen Hektar. Je später gedüng-t wird, um so geringer ist die Wirkung.
b) Die Stockkrankheit des Hafers (Fig. 3) verläuft ähnlich, um-
sind die Symptome, ausgeprägter. Biologie und Bekämpfung bleiben
dieselben. Diese, ebenfalls zuerst von Schwerz beobachtete Krankheit
tritt auch in England und Schottland, namentlich am "Winterhafer, unter
dem Namen „fw/?j> rooV' auf. Nach Miss Ormehod haben sich besonders
schwefelsaures Kali allein oder mit schwefelsaurem Ammonium und
Phosphate nützlich erwiesen.
Jensen^) machte die Beobachtung, dafs früh ge-
säter Hafer besser widerstand als später, vielleicht,
weil die Älchen erst bei höherer Wärme aktiv genug
werden.
Gerste galt früher als immun. In neuerer Zeit
wurde öfters aus Deutschland Befall von solcher'-)
gemeldet. Vielleicht könnte es sich hierbei um Tyl.
hordei (siehe daselbst) gehandelt haben.
Auch in Weizen, Anthoxanthmii odoratum, Holcuf!
lanafns, Poa annua verursacht das Stockälchen ähn-
liche Krankheitserscheinungen wie beim Hafer, je-
doch so selten, dafs es praktisch nicht schädlich wird.
Nur in England leidet der Weizen öfters , nament-
lich der Sommerweizen- die Älchen finden sich hier
weniger in den Halmen als in den inneren Blättern.
c) Die „Stockkrankheit des Klees und
der Luzerne" wurde schon 1825 von Schwerz be-
obachtet: Kühn wies das Stockälchen als Urheber
nach, das nach Jensen^) aber auf Klee nur halb so lang werden
soll als auf Hafer. Die befallenen Pflanzen entwickeln zahlreiche ver-
kümmerte Triebe, die verkürzt, verkrümpft und ungleich verdickt (bis
viermal), und mehr oder weniger weifslich sind. Die Blätter bleiben
klein, schupp enförmig. Manchmal werden überhaupt keine Triebe ge-
bildet , sondern die Knospen entwickeln sich zu rundlichen , gallen-
ähnlichen (xebilden. — Die Krankheit ist am deutlichsten von Ende
März bis Anfang April: manclmial zieht sie sich aber auch bis in den
Mai hin. Später sterben die kranken Pflanzen rasch ab, und die Älchen
wandern in den Boden.
Die Krankheit ist besonders häufig in England, wo sie eine der
Ursachen der „clover sicknes>'' ist, und in Deutschland, wo sie die „Klee-
müdigkeit des Bodens" mit verursacht. Beobachtet wurde sie ferner in
Dänemark, Norwegen und einmal in Holland.
Durch Klee , der als Futter für Pferde , Schafe usw. auf andere
Felder kommt, kann die Krankheit leicht verschleppt werden. Stallmist-
Fig.8. Stockkranke
Haferpflanze (aus
KirZEMA BüS).
') s. Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 4, 1894, S. 182.
^) Jahresber. Sonderaussch. Pflanzensch. D. L.-G.
3) 1. c.
22 Nematoden, Eimdwünner.
clüngung soll sie begünstigen, Kainit und Thomasmehl sie unterdrücken.
In England -wurden schwefelsaures Kalium und Ammonium oder Eisen-
vitriol mit bestem Erfolge angewandt. Sonst ist Ausjäten der kranken
Pflanzen beim ersten Auftreten und Fruchtwechsel anzuraten.
Rotklee soll für die Krankheit besonders empfänglich sein.
d) Beim Stock des Buchweizens bleiben die Stengelglieder
kurz . dick , sind müi'be , leicht zerbrechlich , imien mit mulmiger,
mehliger Substanz angefüllt mid , ebenso wie die meist km^zen Äste,
oft gekrümmt. Vom unteren Stengelteile, von einer Anschwellung aus,
verästelt sich die Pflanze meist mehr oder minder, stark. Sehr häufig
entwickehi sich keine Blüten, oder die Blütenstände sind sehr zu-
sammengedrängt. Manchmal kommt es aber doch zu reifen Früchten.
Stark befallene Pflanzen sterben früh ab.
Als Fangpflanze ist im Herbste Winterroggen, im Frühjahre Sommer-
roggen zu säen, nachher Buchweizen.
e) Die Nematodenki'anklieit der Pferdebohne (Vicia Faha) ist
aus England und Algier \) bekaimt. Der Stengel schwillt besonders
unten an und wird flach; das Längenwachstum ist sehr gering, die
Verzweigung dagegen übermäfsig, buschig; zugleich sind auch die
Seitenzweige deformiert. Statt drei bis vier Fufs wird die Pflanze
nur vier bis zwölf, gewöhnlich kaum acht (engl.) Zoll hoch. In Eng-
land tritt die Krankheit gewöhnlich im Fruchtwechsel mit Hafer und
Klee auf.
Die Besiedlung geschieht durch Larven , die in die Luftspalten
der Zweige eindringen. Die Älchen finden sich bei der kranken
Pflanze in braunem, trocknem Staube im Imiem der Stengel: sie ver-
lassen erst die absterbenden Pflanzen; nur Larven und Eier bleiben
im Stroh zurück nnd können mit diesem verschleppt werden.
f) Die „Wurmfäule der Kartoffeln" wurde 1888 von Kühn ^)
beschrieben mid in demselben Jahre von Ritzema Bos in HoUand be-
obachtet. Später hat Hennig sie auch in Dänemark festgestellt.
An den kranken Pflanzen bleiben die Blätter klein , kräuseln und
krümmen sich. Die Stengelglieder sind kurz, dick, oft gekmmmt,
brüchig. An den Knollen entstehen mifsfarbige und faulige , ober-
flächliche Flecke, die in der Mitte hell, fast weifslich, porös und körnig,
ringsherum braun erscheinen. Fliei'sen die Flecke zusammen, dann
wird die ganze Oberfläche der Kartoiiel schwärzlichgrau, unregelmäfsig
gebogen und gefaltet, eingesunken und reifst leicht ein. Unter den
Flecken liegen Höhlen mit w^eifsen Massen, die aus verknäulten Älchen
bestehen. Die Knollen befallener Pflanzen bleiben meist klein und ent-
halten wenig Stärke , oder aber sie werden normal gTofs und erhalten
Flecke. Da die Älchen von den Blättern und Stengeln aus in die
Knollen eindringen, beginnt die Krankheit bei diesen zuerst am Nabel
und entwickelt sich hier auch am stärksten. Die Fäulnis ist normaler-
weise eine trockene : .. werden die Flecke durch Witterungseinflüsse
feucht, so gehen die Älchen zugrunde.
Aufser dem Stengelälchen finden sich in den Flecken noch mehr
oder weniger Fäulnisälchen, Lcptodera , lihahclitis, CepJialotcs, BipJo-
gaster, Borißaimus usw., besonders in älteren, von den Parasiten schon
verlassenen Flecken.
') Dkbray nnd Maupas, L'Algerie agricole 1896.
-) Biolog. Centralbl. Bd. 9, 1x90, S. 670-672.
Anguilliiliden, Älchen.
23
Die Älclien bleiben meist in den Knollen und Stolonen und gehen
wenig in die Erde. Es kann eine Pflanze neben kranken auch gesunde
Knollen liervorbringen.
Nicht alle KartofFelsorten scheinen den Älchen gleich ausgesetzt
zu sein. Kühn beobachtete sie besonders an Eos, Ritz. Bos an Champion,
Rosalie, Türken und Amerikanern.
Die kranken Kartoffeln sind bei der Ernte abzusondern und ge-
kocht zu verfüttern oder aufzubewahren, auf keinen Fall zur Aussaat
zu benutzen. Da in den Stärkefabriken die Älchen nicht getötet werden,
sei man mit dem Abfall derselben
vorsichtig.
Entsprechender Fruchtwechsel
beugt der Krankheit vor.
g) An Hauszwiebeln wur-
den Stengelälchen besonders in
Holland beobachtet. Sie wandern
schon in das erste Blatt der jungen
Keimpflanzen, gleich beim Bersten
der Samenschale, oder, wenn es aus
der Erde herauskommt. Es schwillt
an einigen Stellen kolossal an und
biegt sich hin und her. Stark be-
fallene Pflänzchen sind gelblich und
sterben bald ab. Schwächer be-
fallene wachsen wenig in die Länge,
werden aber enorm dick. (Fig. 4).
Fig. 4.
/ Älchenkranke Zwiebel. S Querschnitt durch 1 a—h (aus Kits
Bos).
Die Blattscheiden bleiben kurz, stark verdickt, mit warzenförmigen An-
schwellungen; die jungen Blätter können daher häufig nicht heraus-
kommen. Die inneren Zwiebelschuppen verdicken sich mehr als^ die
äufseren, die daher platzen und die Zwiebel nur zum Teil umschliefsen.
Auch diese Pflanzen sterben früher oder später ab. Je älter die Zwiebel
bei der Infektion ist, um so weniger leidet sie unter ihr. Findet sie
erst bei einen. Monat alten Pflänzchen statt, so werden diese wohl mifs-
gebildet, bleiben aber noch ziemlich lange am Leben; findet sie erst
nach zwei Monaten statt, so lebt die befallene Zwiebel meist noch zur
Zeit der Ernte.
Bei Samenzwiebeln bleiben die Älchen in diesen; _von_ Steck-
zwiebeln sterben zu viele ab, aus denen dann die Älchen in die Erde
gehen. Die Älchen wandern in den Pflanzen nach oben und können bis
24
Nematoden, Rundwürmer.
in die Samen gelangen : Rrrz. Bos fand etwa 3 ^lo derselben befallen.
Man soll daher Samen von kranken Äckern vor der Aussaat 24 Stunden
lang in einer Lösmig von 1 kg Schwefelsäure in 150 1 Wasser beizen.
Das Zwiebelälchen wiu'de von Kühn \) zuerst als Tj/J. imtrefacüns,
von Bei.jekinck -) als Tyl. allü beschrieben: seine eingehende Schilderung
verdanken wir Chatin ^).
Es wurde ferner noch beobachtet in Rufsland und in Australien,
wo es nach Mc Alpine'*) die Küchenzwiebeln unregelmäfsig gedunsen
macht, mit gelben Blättern.
h) In Holland ist schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts die
„Ringelkrankheit der Hyazinthen"^) bekannt, die auch bei
Berlin beobachtet wurde. Sie hat ihren Namen daher,
dafs die Hyazinthenzwiebel beim Querschnitte dunkle
Ringe aufweist, die daher rühren, dafs einige Schuppen
in dunkelbraune Masse zerfallen sind. In diesen haben
die Älchen gehaust. Die befallenen Schuppen werden
zuerst durch übermäfsiges Wachstum und starke Ver-
mehrung ihrer Zellen dicker; manchmal platzen auch
die äufseren Schuppen dadurch auf. Diese übergrofsen
Zellen bersten später, und die betreffenden Schuppen
werden braun. Die Krankheit beginnt immer am Gipfel
der Zwiebel, nie in der Scheibe, die erst später befallen
wird und unter Braunwerden abstirbt. Auch Galtonia
candicans und SciJhi-Arten zeigen dieselbe Krankheit,
Die Kraidvheit macht sich im Frühjahr zuerst durch
charakteristische gelbe Flecke an den Blättern bemerk-
bar (Fig. 5), die allmählich deutlicher, zuletzt durch das
Absterben der Gewebe braun werden. Die Blätter biegen
und krümmen sich, die Ränder bilden Wellen, es können
Risse und Spalten entstehen. Wenn die Blätter ab-
sterben, wandern die Älchen in die Zwiebel : hier dringen
sie bei Zwiebeln mit fleischigen äufseren Schuppen (Scilla)
aus einer Schuppe in die andere : bei solchen mit trocke-
nen Schuppen (Hyacmthus) immer erst in die Scheibe
und aus ihr wieder in eine andere Schuppe. Die Älchen
ülierwintern in den Schuppen und wandern im Früh-
jahre wieder in die Blätter.
Die Verbreitung erfolgt aus den alten Zwiebeln in die
jmigen; in die Erde gehen die Älchen nm', wenn die kranke
Zwiebel im Beete abstirlot, daher man im Entfernen der
kranken Pflanzen ein genügendes Gegenmittel hat. Durch
andere Kranldieiten geschwächte Hyazinthen werden von
den Älchen vorgezogen, daher die Ringelkrankheit ge-
wöhnlich eine Begleiterscheinung der Gummosis ist^).
Fig. ö. Blatt
einer ringel-
kranken Hya-
zinthe
(aus RnZKMA
Bos).
1) Hallesche Zeitung 1877 u. 1879.
2) Maandblad Holland. Maatschap Landbouw V, 1883, Nr. 9.
») C. r. Acad. Sc. Paris 1884 ff.
*) Victorian Dep. Agric, Bull. 18, 1895.
5) s. auch: Prilliei^x, .Touru. Soc. nation. Hortic. 3. Ser. T. 3, 1881, p. 253.
®) SoRAUKR be.schreibt auch eine Ringelkrankheit, die aber nicht auf der
Anwesenkeit von Älchen beruht. Hier tritt infolge mangelhaften Ausreifens der
Zwiebelschuppen, welche einen gröfseren Zuckerreichtum und geringeren Stärke-
gehalt besitzen, eine Zersetzung des Schuppengewebes ein, die vom Zwiebelhalse
ausgeht und bei der besonders Penicilhnm glaucum zerstörend sich ausbreitet.
ntrmr
ubrar'
Auguilluliden, Älchen. 25
i ) Bei der A n a n a s k r a n k h e i t der N e 1 k e n bleiben die Stengel-
glieder kurz, die Blätter entweder ebenfalls, oder sie können sehr grots
oder sehr schmal werden. Ihre Basis ist meist verdickt, die Ränder
sind gewellt und kraus , fast gezähnt. Die ganze Pflanze kann so
Ähnlichkeit mit einer Ajianas oder einem Hexenbesen erhalten. Auf
den Blättern treten gelbe Flecke auf, in denen, noch mehr allerdings
in den verdickten Blattbasen, die Älchen sitzen, auch in den ver-
dickten Stengelteilen. Die befallenen Blätter sterben bald ab.
Die Krankheit ist bis jetzt nur in England beobachtet.
Die Erscheinungen bei Phlox ^) sind ähnlich wie bei Nelken.
Die Verzweigung ist abnorm stark: zwischen normalen Stengeln stehen
kurze, starre und brüchige, mit kurzen Internodien ; die Blätter stehen
dicht gedrängt, sind faltig, runzlig, oft unsymmetrisch, spröde; ihre
Oberfläche ist verkleinert, so dafs sie wie gestielt aussehen; sie ver-
trocknen leicht. Die Älchen finden sich besonders in der Stengelbasis,
weniger in den Blättern. — Nicht alle Varietäten werden befallen.
Die befallenen Teile sind zu zerstören; das Land ist tief umzu-
pflügen.
Ähnliche Erscheinungen ruft das Stengelälchen an Prhnula chinen-
sis'^), Hanf, Erbsen usw. hervor.
k) Die „Kernfäule der Weberkarde" ist die Krankheit, bei
der zuerst das Stengelälchen als Ursache nachgewiesen wurde ^). Sie
besteht aus Verfärbung und Vertrocknen der Blütenköpfe. Die Blütchen
welken und sterben frülizeitig ab , wobei das Zellgewebe im Imieren
der Köpfe sich bräunt und vertrocknet, so dafs die Köpfe hohl werden.
Die Bräunung beginnt am Blütenboden und schreitet nach innen zu
fort, bis das ganze Mark ergTiffen ist. Die Gefäfsbündel bleiben noch
einige Zeit frisch , so dafs noch Früchte reifen können , die aber nur
halbe Gröfse erreichen. Die bei gesunden Früchten gestielte Haarkrone
ist bei den befallenen sitzend und erreicht doppelte Gröfse.
Es liegt hier der einzige Fall vor, in dem die Älchen regelmäfsig
in Blüten vorkommen und sogar nur in solchen.
In nassen Jahren tritt die Kernfäule häufiger auf als in trockenen.
1) Bemerkenswert ist noch die bis jetzt nur in England, ItaHen*)
und neuerdings ähnlich auch bei Brüssel beobachtete Erkrankung des
Hopfens'') durch Tyl. devastatrix im Vereine mit Heterodera Schacht/' i.
Die Pflanzen wachsen zuerst normal. Etwa Ende Juni wird der End-
trieb schlaft', verliert die Fähigkeit zu winden und hängt herab. Der
Stamm der Pflanze , die Zweige und jungen Triebe sind sehr dünn ;
die Internodien bleiben kurz. Die späteren Blätter sind kleiner,
dunkler grün, nach oben eingerollt, mit unten stark hervortretenden
Nerven , meist gefaltet und gezähnt , ähnlich denen von Brennesseln ;
in den Nervenwinkeln befinden sich durchscheinende Flecke. In einem
der nächsten Jahre stirbt die Pflanze ab. Die Älchen finden sich nur
in den Wurzeln, und zwar TyL devastatrix in der Rinde der stärkeren,
Heterodera Schachtii in den kleineren ; beide Arten sind kleiner als in
anderen Pflanzen und erzeugen keinerlei Hypertrophie , sondern nur
Zerfall der Gewebe.
^) Nypels, Ann. Soc. beige Microsc. T. 23, 1899, p. 7—82, 1 PI.
2) Ritz. Bos, Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 3, 1893, S. 70 ff.
3) Kühn, Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 9, 1858, S. 129—137.
*) Pegliox, Staz. esperim.. T. 34, 1901, p. 787.
^) Percival, Natural Science Vol. 6, 1895, p. 187—197, PL 3.
26
Nematoden, Rundwürmer.
Frühe Sorten und toniger Boden begünstigen die Krankheit.
Fangsaaten von AVeizen und Hafer bleiben nach Peglion ohne
Wirkung, dagegen soll sich Natriumnitrat bewährt haben.
m) In neuerer Zeit soll das Stengelälchen ernstlicheren Schaden
an AucHha japonica ^) und Colempüanzen ^) angerichtet haben.
n) BüTSCHLi^) erhielt seine TyJ. Asl'cnasyi aus gallenartig an-
geschwollenen und verfärbten Endknospen von Hypium cupressiforme
auf dem Feldberg im Taunus. Die Alchen drangen nicht in die Gewebe
der Knospen ein, ^sondern lebten frei zwischen deren inneren Blättern.
Die von Mönkemeter*) in angeschwollenen End-
-_A{? knospen von deformiertem Hypnunt fluiians im Riesen-
gebirge beschriebene Anguillula sp. dürfte wohl
identisch hiermit sein.
o) Besonders interessant ist Tijl. fucicola, von
DE Man aus Gallen an Fncus nodosvs an den schotti-
schen Küsten beschrieben-^) als der einzige Nematode,
der in Meerespilanzen Gallen erzeugt.
2. Tylenehus seandens Schneid., MAeizen-
älchen. flbrio frifici Roffredi (Fig. 6).
Das Weizenälchen wurde schon 1745 von Needham
in seinen „New microscopical discoveries" aus Weizen-
körnern beschiieben und abgebildet; die Literatur
darüber ist nach Bastian überhaupt eine recht groi'se ;
seine Lebensgeschichte wurde besonders von Davaine*^)
erforscht , die Galle von Prillieux ^) eingehend ge-
schildert.
Männehen : 2 bis 2,3 mm lang, hinter der Kloake
plötzlich verschmälert. Breite ^is bis V20, Schwanz-
länge ^/26 der Länge. Spicula ziemlich kurz , aber
breit. Bursa umschliefst den ganzen Schwanz ; jeder-
seits der Kloake gewöhnlich mit kleinem Höcker,
der oft mit fettglänzender, kittähnlicher Masse be-
deckt ist.
Weibchen: 2.5 bis 5 mm lang, von der Vulva
ab sich allmählich verschmälernd. Breite Vs bis Vit,
Schwanzlänge ^'35 der Körperlänge. Vulva deutlich
vorstehend. Körper neunmal so lang als Abstand von Vulva bis
Schwanzende.
Die Tiere aus den unteren Gallen einer Ähre sind gewöhnlich
gröi'ser als die aus den oberen.
Die Verbreitung erstreckt sich bis jetzt über Schweden, Eng-
land, Holland, Deutschland, Österreich-Ungam, die Schweiz, Frankreich,
Italien, Nordamerika und Australien (?).
Fig. 6. Vorderende
von Tyl. seandens
(ans Oeri.ky)
^) OsTEinvAM.KR, Gartenflora, Bd. 50. 1901, S. 337 ff.
2) LüsTxi-.i!, Mitteil. Obst- und Gartenbau, Geisenheim a. Eh., 1899, S. 153—154,
1 Fig.; Ber. kgl Lehranst. Geisenheim a. Rh. 1899/1900, S. 27, 1 Fig. — Weiss,
Prakt. Blätter f. Pflanzenschutz, Bd. 3, 1900, S. 31.
3) 1. c. S. 39, Taf. 2, Fig. 8.
■*) Hedwigia 1902, Beiblatt S. 22, Figur.
^) Festschr. 70. Geburtst. Leuckarts, 1892, S. 121 ff., 1 Taf., 8 Fig.; Galle be-
schrieben von Miss Bauto.n in Brit. Mus. phvcol. Mem. Pt. 1, 1892.
«) C. r. Acad. Sc. Paris, T. 41, 1855, p. 435— 438: T. 48, 1856, p. 148.
■') Ann. Tnst. nation. agron., T. 4 Xj-. 5, 1882. p. 159.
Anguilluliden, Älchen.
27
Fig. 7. Von Tylenchus scandens befallene Weizenpflanze
(nacli Jabi.onowski).
28' Nematoden, Rundwürmer.
Biologie: Zur Zeit der Weizenreife sieht man zwischen den
normalen Körnern kleinere, nur halb so lang, aber dicker als normale,
dunkelbraun bis schwarz, hart, ähnlich den Radekörnern. Sie bestehen
aus dicker brauner Schale und gelblichweil'sem , mehligem Lihalte :
Tausenden von Älchenlarven von 0,8 bis 0,9 mm Länge. Solange die
Körner trocken bleiben, sind die Alchen bewegungslos. Kommen aber
diese Körner auf den Boden und werden feucht, so fault die Schale, die
Älchen werden lebendig , dringen in den Boden und von da in junge
Weizenpflanzen ein. Zuerst leben sie hier zwischen Blattscheiden uiHd
Halm, auch in der Endknospe. Sind sie zahlreich, so erhält die junge
Pflanze ein ähnliches Aussehen wie eine stockkranke Roggenpflanze,
nur minder ausgeprägt: der Halm bleibt kurz, die Blätter, besonders
die oberen, sind geknickt und gedreht, mit wellig gebogenen Rändern
und treten nicht immer ganz aus der Blattscheide heraus (Fig. 7). Mit der
Bildung der Ähre bohren sich die Älchen in diese ein, namentlich in die
Fruchtknoten , seltener in die Staubgefäfse. Die befallenen Organe
Fig. 8. Alte Gichtkörner des Weizens:
stark vergrössert mach .Jabi.onowski).
Fig. 9. Längsschnitt durch ein junges
Gichtkgrn des Weizens (nach Piuu.ieux).
schwellen nun zu kleinen Gallen an, die bei den Samen schliefslich
jene Rade- oder Gichtkörner (Fig. 8) ergeben.
SoRAUER beschreibt die Galle nach Prillieux (Fig. 9) folgendermafsen :
„Die Wand der unregelmäfsig kugeligen Galle besteht aus sehr grofs-
kernigen , noch in Vermehrung begTiflenen Zellen mit plasmatischem,
stärkelosem Inhalte. Die Zellmembran ist dünn; nur bei den warzenartig
in das Innere vorspringenden, mit den Älchen direkt in Berührung
kommenden Höckern verdickt sich und vergallert die Zellmembran. Diese
verschleimte Membranpartie dient jedenfalls den noch im Laufe des
Monates Juni geschlechtsreif werdenden , über- und durcheinander ge-
wickelten Älchen ziu" Nahrung. Später, wenn die Galle ihre definitive
Gröl'se erreicht hat, bräunen und verdicken sich die Zellwandungen in
um so stärkerem Mafse, je mehr die Zellen sich der Peripherie nähern,
so dafs zur Zeit der Ernte das Gewebe sich dem collenchymatischen
Charakter stark zuneigt."
Anfang Juni werden die Älchen reif und legen in einem Zeit-
räume von sechs bis acht Tagen je 550 bis 000 Eier, aus denen Anfang
Juli die Larven auskriechen, die dann unverändert in den Samen bleiben,
bis diese wieder zur Erde kommen.
Anguilluliden, Älchen. 29
In diesem Zustande sind die Larven sehr widerstandsfähig bezw.
langlebig ; Bakek sah aus 27 Jahre alten Samen die Älchen beim An-
feuchten wieder aufleben. Erhitzen der Körner auf 75*', Frost, narko-
tische und alkalische Gifte schaden ihnen nichts; nur mit Säuren ist
ihnen beizukommen.
Die von den Älchen verursachte Krankheit heilst in Deutschland
Gicht oder Radekrankheit, auch Kaulbrand (Sachsen), in England
wheat ear cockles, purples, false ergot, in Frankreich ble
nielle.
Die Krankheit ist jedenfalls weiter verbreitet und häufiger, als man im
allgemeinen annimmt. Habeklandt^) fand in Österreich bei 43 Proben
aus verschiedenen Provinzen die grofse Anzahl von 20 Proben mit
Gichtkörnern. Wie leicht sich die Krankheit verbreitet uud vermehrt,
erhellt aus Versuchen desselben Verfassers. Durch 20 ausgesäte
Gichtkörner wm'den 1497 neue Gallen erzeug-t, und zwar fanden sich
von der Infektionsstelle aus bis auf 20 cm Entfernung hin noch
Gallen vor.
Nach Maire^) und Jungner ^) tritt die Radekrankheit vielfach mit
Tületia Caries zusammen auf. Stürmer*) beobachtete sie in Gemein-
schaft mit Düophospora graniinis an Spelz.
Nach Ritz. Bos •^) verursacht das Weizenälchen wahrscheinlich auch
die Radekrankheit von Holcus lanatus und Phleum prafense.
Wie zahlreich Nematoden in Grassamen, wahrscheinlich alle das
Weizenälchen, vorkommen, ergibt sich aus den Jahresberichten der
dänischen Samenkontrollstation, von Rostrup und Dorph-Petersen.
Ersterer fand z. B. im Jahre 1899 bis 1900 in vier Samenproben von
Hohas lanatus pro Kilo je 500, 10000, 2000, 72 000 Nematodenkörner,
in dem dem australischen Hundgrassamen so häufig beigemeng-ten Samen
derselben Pflanze in 20 Proben 300 bis 1500, im Durchschnitte
700 Nematodenkörner pro 1 kg, in IG Proben von Dacfylis glomeraia
500 bis 1000 (im Durchschnitte 730) Nematodenkörner pro 1 kg; letzterer
fand in einer Probe von Festuca rubra 1500, in zwei Proben von
Holcus lanatus (3000 bis 115000 Nematodenkörner pro 1 kg. Aufser bei
den genannten Pflanzen wurden solche Körner noch gefunden bei
Festuca duriuscula, Avena elat/or, Bromus erectus usw.
Nach „Lisect Life", Vol. 4 p. 32 wurde eine Tylenchus-Art an
Gräsern in Colorado gefmiden. Neuerdings macht Bessey ^) auf eine ent-
sprechende Krankheit aufmerksam , die in Texas , Oregon und Alaska
an Gräsern der Gattungen Chaetochloa, Aqropijron, Elynius , Calamo-
grostis micl Trisetuw beobachtet wurde und von zwei bis drei noch
unbestimmten Tylenchusarten verursacht wii'd. Beide Male wird darauf
hingewiesen, dafs es sich wohl um Tyl. scandens handeln könne.
Bekämpfung: Aufser rationellem Fruchtwechsel ist vor allem
darauf zu achten, dafs unter dem Saatgute sich keine Radekörner be-
finden. Verdächtige Saat ist deshalb durchzusieben, wobei die kleineren
Radekörner durchfallen, oder in einer Lösung von 1 kg Schwefelsäure
in 150 1 Wasser 24 Stunden lano- einzuweichen. Selbstverständlich ist,
1) Wien, landw. Zeitg. 1877, Nr. 40.
2) Bull. Soc. mycol. France, T. 18, 1902, p. 130.
=') Zeitschr. Pffanzenkrankh., Bd. 13, 1903, S. 177.
*) Prakt. Blätter Pflanzenschutz, Bd. 2, 1904, S. 75—78.
^) Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 12, 1902, S. 167.
6) Science, N. S. Vol. 21, 1905, Nr. 532, p. 391—392.
30 Nematoden, Bundwünuer.
dals alle Radekörner enthaltende Abfälle zu verbrennen oder sonstwie
unschädlich zu machen sind.
- 8. Tylenchus hordei Schöyen ^) verursacht in Skandinavien
"Wui'zelknollen an Hafer , Gerste , Mipims arenariiifi (auch in Schott-
land) mid Poa pratensis. Von C. Müller und Erikson war es irrtüm-
lich für Heterodcra radicicola gehalten worden.
4. 5. Tyl. eoffeae Zimmermann^) und Tyl. aeutoeaudatus Zimmer-
mami^) schaden auf Java beträchtlich dem Kaffee und zwar fast aus-
schliefslich dem JavakafFee. Die jungen Älchen wandern in die zarten,
noch nicht verkorkten Faserwurzeln ein, verteilen sich dann aber in
der ganzen Wurzel bis in ihren Hals. Unter Braunwerden sth'bt diese
ab, wobei noch zahh'eiche saprophytische Nematoden den Zerfall be-
schleunigen. Die Blätter vertrocknen, und die jungen, 7 bis 15 cm hohen
Pflänzchen gehen ein.
Die Gallen von Tyl. acutocatiäatns unterscheiden sich von denen
des Tyl. cqffeae durch ihre knorrige Oberfläche.
Diese Alchen sind so widerstandsfähig, dai's Gifte nichts gegen sie
vermögen; auch in Wasser können sie lange aushalten. Sie gehen in
den Boden bis V2 m tief hinab.
Versuche , Java- auf Liberiakaffee zu pfropfen , schlugen fehl ; es
bleibt nichts übrig, als Liberiakafifee oder Tee zu pflanzen. Doch
geht die zweite der genannten Arten auch an letzteren über und tötet
die V4 bis 1'2 Fufs hohen Pflanzen nach Verfaulen der Wurzel.
Tyl. coffeae ist auch auf Martinique und Sumatra gefunden worden.
G. Tyl. oryzae Breda de Haan^) lebt in dem weitmaschigen
Rindengewebe der Reiswurzeln auf Java. Die Wm'zeln verschrumpfen
und faulen : die Blätter vertrocknen von der Spitze aus und bekommen
sehr charakteristische gelbrote Längs streifen.
7. Tyl. saeehari SoltwedeH) ist an der Entstehung der Serch-
krankheit des Zuckerrohrs auf Java beteiligt; es kommt nur in den
zarten, vom Stamme ausgehenden Würzelchen vor. Gefunden wurde
es auch in Sorghumwurzeln.
ryJ
rall.
Wurzelgallen an Vicia Faha, kommt aber auch auf Unkräutern. Obst-
bäumen, Zuckerrüben und Kartoffeln vor.
9. Biologisch interessant ist Tyl. roliieola Zimmermami*'), das
gelbe Blattflecke auf einer japanischen Aralia erzeugt, eine der wenigen
Nematoden, die auf Bäumen vorkommen.
») Christiania Vid. Selsk. Forh. 1885, Ts'r. 22: Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 8. 1898,
B. 67-68; Hkn.nk;, s. Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 9, 1899. S. 170.
* 2j Teysmannia und Meded. s'Lands Plantentuin 1898 ff.
^) Meded. s'Lands Plantentuin D. 58, 1902 ; s. Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 13,
S. 288.
*) Agric. et hortic. Review, 1. VIII. 1887; s. Insect Life, Vol. 2, p. 85.
5) Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 14, 1903, p. 262—263, 1 Fig.: nach Aikixsox
(Insect Life, Vol. 2, p. 134) = Heterodera radicicola.
6) Ann. Jard. bot. Buitenzorg (2), T. 2, p. 122—125. Die Ansicht des Autors,
dafs nur diese Nematode auf Bäumen vorkomme, trifft nicht zu. Bütscht.i erwähnt
(N. Acta Oaes. Leop., Bd. 36, Nr. 5, p. 36) einen bei Darmstadt in Lindenknospen
gefundenen, wahrscheinlich zu Tylenchus gehörigen Nematoden; Neoek hat in
Chile eine Gallen an Buchenblättern hervorrufende Anguülula sp. beobachtet (Forstl.
nat. Zeitschr. Bd. 6, S. 70, Anm.).
Anguillnliden, Älchen. 3]^
Nach Vanha ^) sind mehrere unbestimmte Tylenchtts- Arten an der
Entstehung der Rübenfäule beteiligt.
Von den zahh'eichen anderen benannten, meist aber nicht hin-
reichend genau beschriebenen Tjdenchus -Arten ^) seien niu- folgende kurz
erwähnt :
Tyl. agrostidis Bast.^), in Gallen der Fruchtknoten von Agrostis
spp., nach v, Schlechtendal*) auch von Festuca ovina und Poa cmnua.
Tyl. millefolii F. Löw^), in hanfkorngrofsen Gallen auf Blättern
und Blattspindeln von Achülea magna und Mülefoliuni.
Tyl. nivalis Kühn**), in Anschwellungen von Stengeln und Blättern
vom Edelweifs (Gnaphaliuni Leontopodium).
Tyl. phalaridis Bastian'''), in verdickten und vergröfserten rot-
braunen Fruchtknoten von Plüeunt Böhmeri und pratense.
Heterodera Schmidt ^).
Charakteristisch für die Gattung ist, dafs das Männchen eine
Metamorphose durchmacht, während das Weibchen morphologisch auf
dem Stadium der Larve stehen bleibt, hierbei aber gesclilechtsreif wird
unter völliger Aufgabe der für Nematoden charakteristischen Gestalt,
indem es zu einem dicken Sacke anschwillt.
Die jmige Larve ist aalförmig, nach beiden Enden hin verschmälert;
nach der Häutung wird sie dicker, vom verschmälert, hinten ab-
gerundet oder spitz. Das Männchen bildet sich, mdem sich die Larve
von der Haut des zweiten Stadiums zurückzieht und unter Aufhören
der Nahrungsaufnahme eine echte Metamorphose eingeht. Es wächst
in der als Cyste dienenden alten Haut, indem es sich in drei bis vier
Schlingen hin und her biegf. Ist es erwachsen, so durchbricht es die
Cyste und dringt nach aufsen, um ein Weibchen zu suchen. Im er-
wachsenen Zustande ist es aalförmig, mit stumpf abgerundetem Hinter-
ende, ohne Bursa.
Das Weibchen entsteht , indem die Larve immer dicker wird.
Zuerst schwillt namentlich der Darm infolge der reichlichen Nahrungs-
aufnahme ungeheuer an, später, nach der Befruchtung, nehmen die
inneren Geschlechtsorgane immer mehr an Gröfse zu, indem zugleich
der Darm mit seinem Inhalte sowie die Muskulatur resorbiert werden,
bis zuletzt die dick und braun gewordene Haut des abgestorbenen
Weibchens nur noch die Eier und die sich in ihnen entwickelnden
Embryonen als Cyste oder Brutkapsel umhüllt. Das reife Weibchen
ist flaschen- oder zitronenförmig, mit doppelten inneren Genitalien.
Beide Geschlechter haben einen Mundstachel mit dreilappigem
Knopfe.
1) Vanha und Stoklasa, Die Rübeniiematoden usw. Berlin 1896.
2) Eine gute Übersicht der Tvlenchus-Arten gibt A. Braln in Sitzber. Ges.
nat. Trde., Berlin 1875, S. 39—43.
^) 1. c. p. 128 {= Vibrio (/raminis Steinb.)-
4) Jahresber. Ver. Nat., Zwickau 1885.
5) Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 24, 1874, S. 17—24: Eeutek, Meded. Soc.
Fauna et Flora fennica, Yol. 30, 1904, p. 25-26.
6) Massai.onoü, Nuov. Giorn. bot. ital., Vol. 23, 1892, p. 375.
■'j Massalongo, Bull. Soc. ital. bot.. Vol. 1, 1894, p. 42—43.
s) Zeitschr. Ver. Rübenzuckerindustrie, Bd. 11, 1859.
32
Nematoden, Rundwürmer.
1. Het. radieieola Greef, W^urzelälehen.
Ct e s c li i c li t e. Das Wurzelälchen wurde nnverliältnismäfsig spät
bekannt. Zwar hat schon 1855 Berkeley \) seine Gallen und Cj^sten
abgebildet und ihre tierische Natur erkannt, aber erst 1872 wurde es
von Greef ^) aus Wurzelknollen von DodarUa oricntdlis beschrieben,
nachdem er es allerdings schon früher an Poa, Triticum, Seihmi usw.
gefunden hatte. 1883 hat C. Müller 2) das zoologische, 1885 Frank*)
das biologische Verhalten dieser Älchen eingehend geschildert. Die
ausführlichste Monographie gaben 1898 Stone und Smith •^).
Beschreibung. Männchen aalförmig, 1,5 mm lang, 0,45 mm
breit, vorn wenig verschmälert, mit Kopflappen , hinten nicht ver-
schmälert. Deutlich quergestreift. Stachel sehr grofs, mit dreilappigem
Knopfe. Ohne Bursa, Hoden unpaar*').
Weibchen birn- oder llaschenförmig , vorn spitz zulaufend, hinten
breit germidet, deutlich quergestreift. 1 mm lang, über ^,'2 mm breit.
Lebt in Gallen.
Nährpflanzen. Frank führt 1884 ^
50 Arten aus 20 Familien an. Neal^) be- //
richtet aus Florida über 60 Arten. Ich konnte
in der Literatur aufser den von Frank an-
geführten noch wei- I-'MA'k
tere 22 Arten und
12 Familien ausfindig
machen. Bei genau-
eren Untersuchungen
dürften sich zweifel-
los noch mehrheraus-
Fig. 10. Friscli aus- Fig. 11. Larve von
gescnlüpfte Larve von Het. radieieola, ea. 80
Het. radieieola, ca. 80 : 1 (naeh Stone und Smith),
(nach Stone and Smith).
Fig. 12. Ältere Larve
1 von Het. radieieola, ea. 8<
(nach Stone und Smith).
stellen. Das Wurzelälchen ist offenbar sehr polyphag. Wie die übrigen
Piianzennematoden bildet es biologische Rassen^).
') Garden. Chronicle 7. IV. 1855.
2) Sitzber. Ges. Beförd. Nat. Marburg 1872, S. 169.
^) Neue Helminthoceeidien und deren Erzeuger. Inaug.-Dissert., Berlin; s. auch
Landw. Jahrb., Bd. 13, S. 1—42, Taf. 1-4.
*) Landw. Jahrb., Bd. 14, S. 149—176, 1 Taf.
"•) Hatch Exper. Stat. Bull. 55, 1898.
®) Naeh Cobh, Agrie. Gaz. N. S. Wales, Vol. 12, p. 1031, soll das Männehen
eine rudimentäre Bursa und doppelten Hoden haben, eine Angabe, die einstweilen
völlig allein steht. Allerdings ist gerade das Wurzelälchen zoologisch noch sehr
wenig untersucht.
^) U. S. Dep. Agrie. Div. Ent., Bull. 20, 1889.
^) S. auch: Zimmermann, Teysmannia Vol. 12, p. 12.
Augtiilhüiden, Älchen.
38
Verbreitung. Genauere Angaben fehlen. Doch dürfte sich die
Verbreitung über alle gemäfsigten und tropischen Klimata erstrecken.
Jn Europa kommt das Wiu-zelälchen wohl überall vor. In Nordamerika
schadet es besonders in Warmhäusern, bezw. in den Südstaaten im
Freien an Obstbäumen, in Brasilien an KaÖee ; in Algier befällt es die
Pferdebohnen und die Reben, in Ägypten die Banane. In Deutsch-
Ostafrika und auf Madagaskar richtet es gi-ol'se Verheerungen an Kaffee
an ; in Südafrika verbildet es die Kartoffeln •, in Vorder- und Hinter-
indien, auf Java und Sumatra lebt es an allen möglichen Pflanzen,
selbst im Urwalde; in Japan und China ist es bis jetzt nur von der
Yamswurzel bekannt. In Australien schadet es an vielen Pflanzen,
besonders Obstbäumen.
Fig. 13. Befruchtungsfähiges Weibclien
von Het. radicicola, ca. 80:1 (nach Stone
und Smith).
H Stachel; Jf Bulbus: (i Vulva; E Anus.
Fig. 14. Reifes Weibchen von Het.
radicicola mit den Schlingen des Eier-
stockes, ca. 80 : 1 (nach Stone und Smith).
Biologie. Das von sehr dünner, aber überaus zäher Haut um-
gebene, daher gegen äufsere Einflüsse sehr widerstandsfähige Ei ent-
wickelt sich in der abgestorbenen Mutter zur Larve mit deutlich ab-
gesetztem, zugespitztem Schwanzende (Fig. lO). Schlüpft diese noch in
der Galle aus , so kann sie darin bleiben und sie vergröfsem , oder an
anderer Stelle der Wurzel eine neue Galle erzeugen. Die grofse Masse
aber der Larven wird erst frei, wenn die sie umschliefsende Hülle
verfault. Die so in die Erde gelangenden Larven können längere Zeit^
unter Umständen monatelang, in der Erde leben, allerdings ohne sich
weiter zu entwickeln. Findet aber die Larve eine geeignete Wurzel, sO'
bohrt sie sich in deren jüngstes Ende ein, einige Millimeter hinter der
Wurzelspitze, da, wo die Zellen noch wachsen und sich vermehren.
Mit dem Wachstum der Wurzeln werden also ständig neue Infektions-
stellen geschaffen. Die eingewanderten Älchen (Fig. 11) dringen ziemlich
schnell bis in die Mitte der Wurzel, wo sie sich meist in deren
Längsrichtung einstellen. Hier entwickeln sie sich in einer selbst-
erzeugten Galle. Die Entwicklung ist im einzelnen noch wenig auf-
Sorauer, Handb. 3. Aufl. Dritter Band. o
34
Nematoden, Rundwürmer.
gehellt ; doch verläuft sie wohl ebenso wie bei folgender Art. Die Larve
wächst nur wenig in die Länge, dafür aber um so mehr in die Dicke,
bis sie zylindrisch ist mit allmählich zugespitztem Vorder- und plötzlich
zugespitztem Hinterende (Fig. 12). Dann schwillt sie rasch bis zur
Schinkenform an.
Nun trennen sich die Wege von
Weibchen und Mämichen. Ersteres wird
durch Anschwellen des Darmes, später
auch der doppelten Eiröhren immer
dicker, wobei After und Vulva dicht
beieinander an das Hinterende zu stehen
kommen (Fig. 13, 14). Nach der Be-
fruchtung beginnen die Eier sich auf
Kosten des Darmes und der Muskeln
zu entwickeln. Sind sie reif, so stirbt
das Weibchen ab , und seine Haut
bildet eine Hülle für die Eier, deren
Zahl nach Frank 50 und mehr, nach
CoBB 300 bis 400 beträgt. Die Dauer
der Entwicklung beträgt etwa sechs
Wochen.
Das Männchen zieht sich von der
Larvenhaut zurück (Fig. 15) und macht
seine Metamorphose (Fig. 1<3) durch.
Fig. 15. Junges Männ-
chen von Het. radicicola,
kurz vor der Häutung,
ca. 130: 1 (nach Stone und
Smith).
Fig. 16 Männliches
Ruhestadium von
Het. radicicola,
kurz vor dem Aus-
schlüpfen, ca. 80 : 1
(nach Stone und
Smith).
Fig. 17. Erwachsenes Männchen von
Het. radicicola, ca. 400:1.
r Mundkappe ; .s" Stachel ; K Poru.s : T Hoden ;
A' Spermatozoen.
nach deren Beendigung es die Larvenhaut durchbricht und sich auf die
Suche nach dem Weibchen begibt (Fig. 17). Da diese Aufgabe durch das
versteckte Leben des Weibchens sehr erschwert ist, wird das Männchen
einige Zeit vor diesem reif; nach der Begattung stirbt es bald ab.
Anguilluliden, Älchen.
35
Die Widerstandsfähigkeit der Wurzelälchen gegen änlsere Einflüsse
scheint nicht sehr grois zu sein. Frost soll ihnen nach Stone und
Smith tödlich sein, daher sie in Nordamerika im Freien nicht ausdauern
köinien. Hitze dagegen soll sie erst von 60" an töten. Feuchtigkeit
schadet ihnen nicht viel, Trockenheit wird ihnen rasch verderblich.
Leichter Boden ist ihnen bekömmlicher als schwerer.
Galle*). Sie entsteht dadurch, dais die Zellen des Wurzel-
parenchyms sich vermehren und vergröfsern. Durch anfänglich mito-
tische , später amitotische Kernteilung entstehen plasmareiche Eiesen-
zellen mit mehreren Kernen. Die Gefäfsbündel des Zentralstranges
weichen auseinander und verlieren ihren regehnäfsigen Verlauf (Fig. 18) ;
die Gefäi'se werden rechtwinklig umgebogen. Ist der Wurm in der Mitte
eines Zentralstranges, so umwachsen ihn die Gefäfse derart, dafs sie
ihn in unregelmäfsiger Masse völlig einschlielsen. Alle Funktionen
des Gefälsbündels werden unterbrochen, namentlich aber der Saftflul's,
Fig. 18. Querschnitt durch eine reife G-alle von
Het. radicicola an Gurkenwurzel, ca. 16:1 fnach
Stoxe und Smith).
Fig. 19. Wi;rzelgallen von
Het. radicicola an Gurken
(nach M. J. Beekelet).
die Wasserleitung wird gestört. Die Galle wächst natürlich mit dem
Wurm, der zuletzt wie eine gi'ofse Höhlung in der Wurzel liegt. Sie
befindet sich meist zentral, selten seitlich in der Wurzel.
Ihre Gröise und Form hängen ab von der Anzahl der ein-
gewanderten Älchen und der Natur der Pflanze. Sie sind gewöhnlich
hanfkorn- bis erbsengrofs , am kleinsten beim Veilchen , gi'ölser bei
Gm-ke und Tomate. An Rose sind solche von Enteneigrölse gefunden;
doch ist dies ganz abnorm. Aber namentlich, wenn mehrere Genera-
tionen von Älchen in einer Galle leben, kann diese die Gröfse einer
AValnufs erreichen, aber von unregelmäfsiger Form. Während sie bei
den Dikotyledonen mehr kurz und scharf abgesetzt laioUenförmig ist
(Fig. 19), verläuft sie bei den Monokotyledonen melir spindelförmig schlank.
') Die Galle wurde u. a. beschrieben von Bueda de Haan in Meded. s'Lands
Plantentuin D. 35, 1899; von Molliard in Rev. gen. Botan., T. 12, 1900, p. 157—165;
von Tischler in Ber. Deutsch, bot. Ges. 1901, S. 95 ff.
8*
36
Nematoden, Rniidwürmer
Hier leben die Älclien mehr in der Wurzelrinde, in der sie sich längs
ausbreiten.
In der Galle entstehen gewöhnlich, mit Ausnahme der Monokotyle-
donen , eine bis fünf und mehr Seitenwurzeln (Fig. 20), so dais auch
hier die Wurzelverzweigung büschelig wird.
Nach Frank soll die lebende Galle der Pflanze nicht schaden,
nur die faulende. Daher sollen auch einjährige Pflanzen nicht unter
ihnen leiden, da sie ja ohnehin, mit ihrem Zerfall zugrunde gehen;
auch perennierende Pflanzen mit Rhizom. dessen eines Ende sich
immer von neuem verjüngt, sollen nicht von den Gallen geschädigt
werden. Dagegen sterben an
Pflanzen mit Pfahlwurzeln, deren
Kopf sich jährlich neu durch
Triebe bestockt (Klee , Kümmel),
die Wurzeln jedes Frühjahr ab,
was die Pflanzen natüidich ganz
beträchtlich zurück bringt, daher
sie sich im zweiten Jahre merk-
lich dürftiger entwickeln als im
ersten. — Nach Breda de Haan und
Stoise und Smith ist dagegen der
Schaden ein dreifacher für jede
Pflanze. Erstens entziehen die
Alchen diesen Nahrung; zweitens
stören die Gallen die ganze Er-
nährung ; drittens bieten die Wun-
den zahlreichen anderen Parasiten,
Tieren und Pflanzen, bequeme
Angi'iflspunkte.
Bei einjährigen Pflanzen ver-
lassen die Larven gegen Ende
der Vegetationsperiode die Gallen •,
bei ausdauernden überwintern
reife , aber noch nicht trächtige
Weibchen, in denen sich im
Winter und Frühjahr die Eier
und Embryonen entwickeln. Am
1. Mai fand Frank die meisten
vorjährigen Gallen im Absterben
uncl schon viele diesjährige Gallen
vorhanden ; die Entstehung solcher
dehnt sich über einen Teil des
Sommers aus.' Bei einjährigen Pflanzen faulen nach Frank die Gallen
im Sommer oder wenigstens vor W^inter, bei ausdauernden im Früh-
jahre , zur Zeit der Reife der Embryonen der Alchen. Kulturpflanzen
sollen nach Frank gewöhnlich nicht eingehen, ihrer hohen Wurzel-
tüchtigkeit halber, die sie befähigt, stets neue Wurzeln schnell aus
gesunden Teilen zu bilden. Zahlreichen ausländischen Pflanzen fehlt
diese Eigenschaft, namentlich Monokotyledonen, die daher rasch absterben.
Gewisse Pflanzen (Rose, Veilchen, Tomaten) scheinen mehr, andere
(Gurke, Clematis, Plectranthus, wahrscheinlich auch KafiPee) weniger
widerstandsfähig zu sein. Es hängt dies wohl mit den festeren oder
weicheren Geweben zusammen.
Fig 20. Gallen von Het. radicicola an
Rotkleewurzel (aus Ritzk.ma B(js).
Anguilluliden, Älchen. 37
Interessant ist das von VuiLLEMiN und Legrain ^) berichtete
Gegenseitigkeits Verhältnis zwischen den Wurzehiematoden und ge-
wissen Pflanzen (Runkelrüben, Eierpflanzen, Tomaten, Sellerie) in der
Oase El Oued in Algier. In der Umgebung der Nematoden verwandelt
sich ein Teil der Gefäisanlagen des Holzes in stark aufgeblähte
Schläuche mit dicker Wand. Diese Schläuche dienen als Wasser-
reservoire und ermöglichen den betreffenden Pflanzen üppiges Wachs-
tum selbst während der Trockenzeit. An Kohlrüben und Möhren
schwinden diese Riesenzellen bald, daher sie nicht im Wachstum
beg-ünstig-t werden. — Merkwürdig ist, dais nach Molliard^) das Wurzel-
älchen an Scahiosa Columharia gefüllte Blüten hervorrufen soll.
An tiefwiu-zelnden Pflanzen geht H. radicicola im Gegensatze zu
der mehr oberflächlichen Het. Schachtn in recht ansehnliche Tiefen;
so ist sie an Onohnjchis sativa bei 33 cm Tiefe gefunden worden.
In Deutschland schadet das Wurzelälchen besonders an Getreide.
Die Symptome sind: Kränkeln und Vergilben der jmigen Pflanzen,
gesteigerte Wurzelbildung, bei eingelmimmten, angeschwollenen Wurzel-
spitzen. Auch in Schweden leidet am meisten das Getreide, besonders
der Hafer , an dem Schäden bis zu 75 "/o vorkommen , namentlich in
Gemeinschaft mit den Fritfliegen^). Sommer- und Winterweizen
werden dort gleich befallen; das Krankheitsbild ist aber am deut-
lichsten bei letzterem, der jedoch infolge kräftigeren Wachstums auch
widerstandsfähiger ist; der Hauptausfall betrifft immer den Sommer-
weizen. Aber auch andere Pflanzen leiden bei uns gelegentlich unter
diesem Parasiten , wie Umbelliferen , Papilionaceen , Salat , Kohlarten,
Tabak, die Weinrebe (Königreich Sachsen und Elsafs), Kartoffel, auch
Lein usw. und viele Warmhauspflanzen (Bracaena , Musa , StrdiUia,
Heliconia usw.), seltener Obstbäume, wie Birnbaum und Pfirsich.
In Italien werden besonders Weinrebe, Tomate, Haselnufs, Rosen,
Nelken und andere Zierpflanzen befallen.
Die Zahl der von dem Wm^zelälchen in den Vereinigten Staaten
von Nordamerika befallenen Pflanzen ist sehr gTofs. Wie oben erwähnt,
führt Neal allein aus Florida über 60 Arten auf Die meisten der in
den Nordstaaten befallenen Pflanzen sind Warmhauspflanzen; in den
Südstaaten leiden besonders Weinrebe, Pfirsichbaum, Baumwollenstaude,
Tomate, Kartoffel. Kohlarten usw.
In Südamerika wird aufser der Weinrebe, Lupinen und Salat be-
sonders der Kaffee'*) befallen; nach Noack-'*) werden seine Blätter an
der Spitze schlaff und schwarz . dann ebenso die jungen Triebe usf
bis der ganze Baum tot ist.
In Afrika, Liberia, auf Martinique und Guadeloupe leidet besonders
der Kaffee*'); doch wird der Liberia-Kaffee hier verschont. Auch in
Usambara ist der Kaffee nach Zimmermann'') so widerstandsfähig, dafs
1) C. r. Acad. Sc, Paris, T. 118, p. 549—551.
2) C. r. Acad. Sc. Paris 1902, II p. 548.
3) Nach Nilson-Ehle, s. Nat. Zeitschr. Land- u. Fortwissensch , Bd. 2, 1904, S. 426.
*) JoBERT, C. r. Acad. Sc, Paris. T. 87, 1878, S. 941. — Güldi, Arch. Mus. nacion.
Eio de Janeiro, Vol. 8, 1892, p. 9-123, 4 Taf.
5) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 8, 1898. Nach Zimmermann (Ber. Land-Forstwn-tsch.
Dautsch-Ostafrika, I p. 372 Aum.) soll es sich um eine Aphelenchus sp. handeln.
6) Delacroix , Sur quelques maladies verniiculaires des plantes tropicales,
dues ä l'Heterodera radicicola Greef. Paris 1903 (?;, 8^.
•J) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 12, 1902, S.269. — Ber. Land-Forst wirtsch. Deutsch.
Ostafrika, I, 1903, p. 372—76; II, 1904, p. 83—34.
38 Nematoden, Rundwürmer.
befallene Bäume sich ebensogut entwickeln als andere. — In Ägj^pten
werden namentlich die Bananen^) mitgenommen, aber auch Rüben und
andere Pflanzen. - — Dafs in Algier die Pferdebohnen und andere Pflanzen
aus dem Befalle Nutzen ziehen, wurde schon erwähnt; die Reben sterben
aber auch hier ab^). — Im Kaplande ^) richtet' das Wurzelälchen seit
einigen Jahren an manchen Orten recht beträchtlichen Schaden an
Kartoffeln an, indem es sie beulig und rissig macht (Fig. 21). Auch an
zahlreichen anderen Pflanzen kommt es dort vor. Auf Madagaskar*) soll
es seit einigen Jahren grol'se Verheerungen an Kaffee anrichten.
Auf Java schadet das "Wurzelälchen oder eine sehr nahverwandte
Art neuerdings beträchtlich an Betelpfeffer (Piper Betle) ^). Die Blätter
hängen herab, werden erst gelb, clann schwarz; später sterben die
Sprosse ab. Auch Baumwolle, Piper ni(/rum, Tabak, Tomaten und Un-
kräuter werden hier befallen, Tee nur lokal. Kaffee soll früher darunter
gelitten haben; doch gelang es Zimmer-
, '• ._-. MANN*^) weder diese Angaben zu bestätigen
noch Java-Kaffee damit zu infizieren.
tt"/ ^ "^ \ Auf Deli^) finden sich die Wurzel-
' ^ gallen an Tabak und anderen Pflanzen
selbst im Urwalde. Blätter und Stengel
der Tabakpflanzen bleiben schwächlich ;
I erstere vergilben abnormal schnell, die
' unteren fallen frühzeitig ab. Bei Madras ^)
werden besonders die jungen Teepflanzen
befallen, aber auch Leguminosen, China-
rindenbäume (Schaden zunehmend) und
jj^ viele wilde Pflanzen. In Cochinchina ^)
^^ leidet Piper nigruni.
Bekämpfung. Die beste Methode
ist auch hier die mit Fangpflanzen , als
,:,. Ol T» 1, Tx i. j •■ 1 welche KvE^i Brassica Papa rapifera.YRki^K
Flg. 21. Durch Het. radicicola ^n i. i /-> ^ i\. £■ -L^ v
verunstaltete Kartoffel (nach Kleearten und bartensalat empfehlen, die
Lounsbuky). im Mai und Juni zu entfernen sind.
Austrocknen fanden Stone und Smith
im kleinen als durchaus geeignetes Gegemnittel. Nach Nilson-Ehle ^")
soll es aber die Nematoden nur schwächen, nicht töten.
* j' CoBB^^) empfiehlt Aushungern, indem man einige Jahre auf den
befallenen Feldern immune Pflanzen ziehe, etwa Mais.
Chemikalien, wie Schwefelkohlenstoff, Ammoniakwasser, schwefel-
saures Kali sollen wohl die frei in der Erde , nicht aber die in Gallen
lebenden Nematoden und ihre Eier töten , Kalk aber selbst die frei-
lebenden nicht.
'^
^) Delackoix, 1. c. — Pheykr hielt den Schädiger irrtümlich für einen Tvl. äff.
acutocaudatus (Tropenpflanzer Bd. 6, 1902, S. 240—242).
2) Ravaz et Vu.Ai., Progr. agric. vitic. T. 42, 1904, S. 612—615, 5 Fig.
^) LoLNSp.rKY, Agric. Journ. Cape of Good Hope, Oct. 1904.
*) Rev. Cult. Colon. 1902, Nr. 92; s. Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 18, S. 162.
^) ZiMMEKMANx, Tejsmannia 1899.
^) Meded. s'Lands Plantentuin Nr. 37.
■') Breda de Haan, Meded. s'Lands Plantentuin Nr. 3-5.
^) Barbek, A Tea-Eelworm disease in South India. Madras 1901.
^) Dei.ackoix 1. c.
10) 1. c.
") Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 12, 1901. S. 1041—1052, 8 Fig.
Anguilluliden, Alchen. 39
Die beste, leider nur in Warmliänsern anzuwendende Methode ist
nach Stone und Smith Sterilisation des Bodens mittels Hitze. Die Ver-
fasser empfelilen ein System von parallel laufenden Eisenröhren von je
etwa 3 mm freiem Durchmesser und mit zahkeichen feinen Löchern,
durch die nach Bedeckung mit der zu sterilisierenden Erde Wasser-
dampf unter hohem Drucke hindurchgeprefst wird. Hierdurch werden
selbstverständlich auch andere Parasiten getötet, ferner wird die Erde
poröser gemacht und der Humus zersetzt.
Junge Bäume schützt Cobb ^ ) durch Barrieren aus Steinen , Zinn,
Blech, Rinde usw., die von 1 Zoll über bis 18 Zoll unter der Erdober-
fläche um die Wurzeln herumgelegt werden.
Übrigens beobachteten Stone und Smith Fälle, in denen der Boden
von den Nematoden frei wurde ohne irgend eine Behand-
lung oder einen anderen ersichtlichen Grund.
Vorbeugung. Hierzu empfiehlt Nilson-Ehle ^) einige Kultural-
mafsregeln. Man soll den Boden nicht so tief pflügen, aber möglichst
tief säen , und zwar möglichst früh , so dafs die Pflanzen schon über
die erste Entwicklung hinaus sind, wenn die Älchen aktiv werden.
Spätsommersaaten sollen weniger leiden als solche im Frühsommer.
Chihsalpeterdüngung hilft den Pflanzen über die Schäden leichter hin-
weg. Winterweizen nach Schwarzbrache blieb verschont, nach Johannis-
brache wurde reichlich befallen.
2. Het. Sehaehlii Schmidt: Rübennematode.
Geschichte. Der Rübennematode wiu-de 1859 von Schacht^) an
Wurzeln junger, kranker Rübenpflanzen entdeckt und als Ursache der
Kranlvlieit angesprochen, 1871 von Schmidt^) beschrieben, 1881, 1882
und 1886 von Kühn ^) endgültig als Ursache der „Rübenmüdigkeit"
nachgewiesen. 1888 gab Strubell**) eine sehr genaue und ausführliche
zoologische Beschreibung; 1896 schilderten Vanha und Stokläsa'^) ebenso
ausführlich seine phytopathologische Bedeutung. In Frankreich hat be-
sonders Chatin ^) ihn eingehend studiert^).
Beschreibung. Männchen 0,8 bis 1 mm lang, zylindrisch, deut-
lich geringelt. Auf der Vorderspitze eine sechsstrahlige , cuticuläre,
calottenartige , durch eine Ringfurche abgesetzte Erhebung, die Kopf-
kappe. Hinterende in zapfenförmigen, flach abgerundeten, vom durch
eine leichte Einbuchtung abgegrenzten Fortsatz auslaufend. Schwanz-
teil hakig nach der Bauchseite gekrümmt. Darm und einfacher Hoden-
schlauch gerade. Mundstachel grofs, ebenso die beiden gleichen Spicula.
Weibchen 0,8 bis 1,3 mm lang, gelblichweifs, zitronenförmig, mit
halsartig abgesetztem Vorderende, hinten zu zapfenartiger Hervorragung
verjüngt, auf der die Vulva aufsitzt. After dorsal. Cuticula verdickt,
nicht geringelt, aber mit unregelmäfsigen, queren Höckerchen. Körper
von alter , dünner , glasartiger , an manchen Stellen lose in Fetzen
hängender Larvenhaut bedeckt. Kopfende ohne Kopf kappe, aber oft
') 1. c.
2) 1. C.
^) Zeitschr. Rübenzuckerindustrie.
*) Ebenda.
^) Ber. physiol. Labor, landw. Inst. Halle a. S.
®) Bibliotli. zoologica, Heft 2.
'') Berlin, Paul Parey.
8) C. r. Acad. Sc, Paris 1887 -1902.
^) s. auch: Stift, Die Krankheiten und tierischen Feinde der Zückerrübe.
Wien 1900, p. 181 ff.
40
Nematoden, Rundwürmer.
von vielen gelblichen bis rötlichen, gallertigen Tropfen umgeben (Kopf-
futteral), die von ausgeschiedenem Safte der Rübe herrühren. Stachel
kleiner als beim Mäimchen. An der Vulva hängt oft ein gallertiger,
elastischer Pfropf von der Gröfse des Tieres (Eiersack) . der Eier ent-
hält und aus erhärtetem Sekrete der inneren Geschlechtsteile besteht.
?!!•' V e r b r e i t u n g. Deutschland , Österreich - Ungarn , Westrufsland,
Holland, Belgien. Frankreich, Dänemark. Schweden, Azoren.
Fig. 22. Trächtiges Weibchen
von Het. Schaohtii (aus Vanha
, imd Stoklasa).
Fig. 24. Stachel
einer Larve von
Het. Schachtii
(aus Strubell).
Fig. 2.5. Stachel
d. erwachsenen
Het. Schachtii
(aus Stkiheli.).
Nährpflanzen. Ritzema
Bös führte 1891 nach Kühn
28 Arten aus zehn Famihen
an, Vanha 1896 40 Arten:
ihre Zahl dürfte sich lang-
sam vermehren. Besonders
befallen werden Kohlarten,
Raps, Rüben, Kohl- und
weifse Rüben, Acker-,
weifser und schwarzer Senf,
Gartenki-esse, Rettich, Rade
(Agrosfemii/a Githago),
Runkelrübe (Mangold usw.),
Spinat. — Kohl, "Raps und
Rüben können sehr stark
befallen sein, ohne Krank-
^ heitserscheinungen zu zei-
gen, eine Erscheinung, die
auf die Menge der feinen
Wurzelzweige zurückzu-
führen ist. Hafer kann auf
demselben Felde in
einem Jahre gar nicht,
im anderen so stark befallen
sein, dafs er grün gemäht
werden mufs. Frei sind nach
HoLLRUNG ' ) : Solaueen, Papa-
Fig. 23. Larve veraceen. Compositen, Um-
V. Met." Schach- belliferen.
tii (aus Yanha Nach Voigt ^) sind die
und Stoki.asa). Älchen je nach den Nähr-
pflanzen verschieden gi'ofs.
Biologie. In dem reifen absterbenden Weibchen (Fig. 22) finden sich
bis zu 350 bohnen- oder nierenförmige Eier von 0,08 mm Länge und
0,04 mm Breite, bezw. Embryonen. Unter dem Einflüsse der Hitze und
Feuchtigkeit schwellen im Juli und August die Leichen der Weibchen so
an, dafs sich rein mechanisch die Vulva öffnet und die Larven aus-
treten können. Li trocknen Sommern kann sich dieses bis September
und noch länger verzögern^). Die aalförmige, 0,3() mm lange Larve
1) Zweiter Jahresber. Yersuchsstat. Nematoden-Vertilg. Halle a. S., für 1890.
2) Sitzber. niederrhein. Ges. Nat. Heilkunde, 1894, S. 94—97.
^) Wu.i.or, C. r. Acad. Sc, Paris, T. V-iS, 1901, p. 703.
Anguillulideii, Älcheii.
41
(Fig. 23) trägt eine Kopfkapi^e wie das Männchen: das hintere Ende
ist in eine lange . abgerundete , kegelförmige Spitze ausgezogen. Der
verhältnismäfsig grolse Stachel (Fig. 24) hat an seiner Basis drei knox)f-
artige, nach vorn hakig umgebogene Anschwellungen. Die Geschlechts-
organe sind bereits in erster Anlage vorhanden. Die Larve sucht sich
Fig. 26. Eübenwurzel
mit jungen Gallen von
Het. Schachtii (aus
Strubell).
Fig. 27. Junges
Weibchen von Het.
Schachtii (aus Vanh.v
und Stoklasa).
Fig. 28. Het. Schaclitii an Fig. 29. Weibchen von
Rübenwurzel; mit d. Körper Het. Schachtii, mit den
aus deren Gewebe heraus- Überresten d. Larvenhaut
getreten (aus Stuubell). (aus Sikubell).
Fig. 30. Männchen von
Het. Schachtii (aus Vaxha
und Stoklasa).
nun eine etwa 1 mm dicke Seitenwurzel einer Nährpilanze aus und bohrt
sich in deren peripheren Teilen vorwärts, das zentrale Gefäisbündel un-
berührt lassend. Bald nach der Einwanderung findet die erste Häutimg
statt. Die Kopf kappe wird durch einen kleinen, die Mundöflfnimg
ringförmig umgebenden Chitinwulst ersetzt, der Larvenstachel durch
einen kleineren, ohne die hakigen Umbiegimgen der Basalknöpfe.
42
Nematoden, Rundwürmer.
Nach einer Häntmig schwillt das Tier zu einem plumpen, dicken Sacke
an, von der Form einer Flasche oder einer Keule mit verjüngtem
Vorderteile und abgerundetem Hinterende , in dessen Mitte der After
liegt. Auch die Oberhaut der Wurzel wölbt sieh über dem anschwellen-
den Nematoden vor (Fig. 20).
Nun trennen sich die Wege des Weibchens undyMännchens.
Ersteres schwillt immer mehr an bis zur Zitronenform, an der Vorder-
und Hinterteil sich ziemlich scharf absetzen (Fig. 27). Die doppelten
Fig. 31. Zwei uematodeukranke Rüben im Vergleich mit einer gesunden Rübe
(aus Vaxha und Stoklasa).
Ovarien bilden sich aus, der Darm nimmt riesig an (Iröfse zu, die Vulva
rückt von der Bauchseite an das Hinterende, wulstet sich auf und
springt deutlich vor ; der After wandert entsprechend auf den Rücken.
Bald platzt die Wurzelhaut über dem anschwellenden Weibchen, dessen
Hinter ende nun aus der Wurzel heraustritt, um dem Männchen die
Befruchtung zu ermöglichen. Nun beginnen Muskulatur und Darm
sich unter dem Drucke der sich immer melir ausdehnenden Eierstöcke
zurückzubilden. Das immer mehr anschwellende Weibchen tritt mit
dem ganzen Körper, mit Ausnahme des festgesaugten Mundes, aus der
Wurzel heraus (Fig. 28). Nach voller Reife (Fig. 20) der Eier stirbt es
Anguilluliden, Älchen.
43
und fällt von der Wurzel ab ; seine Haut wird braun und fest und
schützt nun noch die Eier und die sich in ihnen entwickelnden
Embryonen,
Bei dem Männchen zieht sich der Körperinhalt der Flaschenform
von der Larvenhaut zurück; bei der nun folgenden Metamorphose wird
der schwächere Larvenstachel wieder durch einen stärkeren (Fig. 25)
ersetzt. Das reife Männchen (Fig. 30) durchbricht Larven- und Wurzel-
haut und dringt ins Freie, um ein Weibchen aufzusuchen. Nach der
Begattung stirbt es bald ab.
Die Entwicklung des Weibchens dauert vier bis fünf Wochen, so
dafs sich in einem Jahre etwa sechs bis sieben Generationen folgen
können.
Namentlich bei dünnen Wurzeln kommt es nach Strübell nicht
selten vor, dafs die Nematoden nur mit dem Kopfe in die Wurzel ein-
dringen, mit dem Körper aber
von Anfang an draufsen bleiben.
Auch der Rübennematode
bildet biologische Rassen, so
dafs z. B. Rübennematoden
nicht auf Hafer und Hafer-
nematoden nicht auf Rüben
übergehen.
R ü b e n m ü d i g k e i t. Ende
Juli, Anfang August treten in
den Rübenfeldern einzelne
Stellen von lichterer Farbe, mit
matten, schlaffen Blättern auf.
Die äufseren Blätter der Pflan-
zen werden gelblich, fleckig und
mifsfarben, legen sich platt auf
den Boden und sterben ab. Die
inneren Blätter erreichen nicht
die normale Gröfse und sterben
bei stärkerem Befalle auch ab.
Der Kopf der Rübe wird schwarz,
ihr Körper schlaff, biegsam ; das
Fleisch bräunt sich und beginnt
vom Kopfe an zu faulen. Ist der Befall nicht so stark, so kann sich die
Rübe zum Herbste erholen ; sie bildet neue Herzblätter, die aber nicht
normal grofs werden und dunkelgrün sind. Da alle alten Blätter zu
dieser Zeit abgestorben sind , fallen die kranken Pflanzen durch ihre
kleineren, intensiv grünen Blattrosetten um so mehr auf, als die ge-
sunden sich bereits lichter färben. Bei ganz starkem Befalle treten
die ersten Anzeichen bereits Anfang Juni auf, und Ende Juni können
ungünstigenfalls die Pflanzen schon abgestorben sein.
Die befallenen Rüben (Fig. 31) bilden viele Seitenwurzeln, sogenannte
Hungerwurzeln , die absterben , von neuen ersetzt werden usf., daher
sie meist einen abnorm starken Wurzelbart haben. Man sieht dann an
den feinen Wurzeln zahlreiche kleine milchweifse Perlen von 0,8 bis
1,3 mm Gröfse, die Weibchen des Nematoden (Fig. 32).
Die Krankheit tritt im allgemeinen zunächst nur an einzelnen
Stellen auf, von denen aus sie sich ausbreitet. Manchmal wird aber
auch plötzlich ein ganzes Feld befallen, was wohl auf Düngung mit
Fig. 32. Rübenwurzel mit erwachsenen
Weibchen von Het. Schachtii in natürlicher
Gröfse (nach Strübell)
44 Nematoden, Eundwürnier.
infiziertem Fabrikkompo.st zurückgeführt werden kann. Tritt die Krank-
heit auf einem Felde auf, das früher nie Rüben getragen _ hat , so ist
die Ursache gewöhnlich darin zu suchen, dafs früher hier Gemüse
(Kohl usw.) gebaut wurde , das sehr stark befallen gewesen sein
konnte, ohne äufserliche Merkmale zu zeigen.
Die Krankheit zeigt zwei Perioden gröfster Heftigkeit: Anfang
Juni und Anfang August.
Die Schädigmig durch die Nematoden besteht in der Verminderung
der Nährstoffaufnainne , die natürlich ganz besonders die Rübe selbst
beeintiufst. Da diese kiemer bleibt, sinkt auch der absolute Zucker-
gehalt, der relative nur dann, wenn nicht genügend Kali im Boden ist.
Es ist nur natürlich, dafs in trockenen Jahren der Schaden merkbarer
ist als in feuchten.
Nach WiLFARTH und Wimmer sind die einzelnen Rübensorten ver-
schieden widerstandsfähig gegen die Nematoden.
Vorbeugung: Man bringe keinen Fabrikkomjjost auf die Rüben-
felder-, alle Abfälle nematodenhaltiger Rüben sind mit Ätzkalk (6 : 1)
zu mischen. Von kranken Feldern stammende Rüben sind nur dann
zu verfüttern, wenn der Stallmist nicht auf rübenfähigen Boden kommen
soll; eventuell kann man sie auch vor der Verfütterung dämpfen oder
säuern. Auch kann man den Stallmist durch viel Jauclie desinfizieren.
Die Samenrüben sind nur ganz gesunden Feldern zu entnehmen. Ver-
schleppung durch anhaftende Erde an Arbeitsvieh oder -gerate oder
an den Füfsen der Feldarbeiter ist durch sorgfältige Reinigung zu ver-
hindern. Damit Regen nicht nematodenhaltigen Boden verschwemmt,
sind Wasserfm-chen anzulegen. — Aufser entsprechendem Fruchtwechsel
ist besonders die Entfernung von Hederich und Ackersenf anzustreben.
Bekämpfung, Auch hier ist die beste Methode die mit Fang-
pflanzen. Als solche empfiehlt Kühn') wegen ihrer zarten Wurzeln
Sommerrübsen, die in einem Sommer viermal hintereinander zu säen
sind. Besonders wichtig ist dabei die zweite Saat, weil im Hoch-
sommer die Nematoden sich besser entwickeln. Zum Zwischenfrucht-
bau empfiehlt Kühn Sandwicken mit Winterroggen.
HOLLRUNG rät an, als Schutz gereinigter Äcker vor Überhandnähme
der Nematoden Fangpflanzen und Kartoffeln zugleich anzubauen. Die
erste Fangpflanzensaat säe man nicht zu früh, etwa 10. bis 15. April,
Avobei weniger frühe als widerstandsfähige Sorten zu verwenden sind.
Von Kartoffeln nehme man mittelspäte und sj)äte Sorten. Zwischen
ihrem Auslegen und dem Einbringen der ersten Fangpflanzen lasse
man acht bis zehn Tage verstreichen, bis die aufgegangenen Kartofleln
sich in Reihen bemerkbar machen.
Nach WiLFARTH mid Wimmer sei allerdings die Fangpflanzenmethode
zu schwierig für richtige Ausführung durch einen einfachen Landwirt.
Von chemischen Agentien hat Staubkalk sich bis zu gewissem
Grade bewährt, da er die Nematoden, mit denen er in Berührung
kommt, tötet. Auch der Schlamm der Klärbassins der Zuckerfabriken
ist durch Zusatz von Ätzkalk nematodenfrei zu machen.
Schwefelkolilenstoff hat sich als gutes Tötungsmittel erwiesen, ist
aber für grofse Verhältnisse zu teuer. Gaswasser, von dem man sich
früher viel versprach, ist ohne Wirkung auf die Nematoden, schadet
') Flugblatt 11 der Biol. Abt. Land- u. Forstwirtschaft, K. Gesundheitsamt,
Berlin 1901.
Anguilkiliden, Alchen. ^5
aber den Pflanzen. Kalisalze bleiben auf die Nematoden olme Wirkimg,
paralysieren aber bis zu gewissem Grade ihren schädlichen Einflul's,
ebenso wie überhaupt reichlichste Gesamtdüngung.
Nach Strubell töten Kalk- und Alaunlösmigen sowie Kälte und
hohe Wärme (-(-35" C.) die Würmer. Wasser schadet ihnen nichts;
Trockenheit tötet sie rasch.
Austrocknen des Bodens zu Zeiten groiser Hitze , durch ent-
sprechende Bodenbearbeitung unterstützt, sowie da, wo möglich, mehr-
tägiges Überfluten desselben dürfte ebenfalls von guter Wirkung sein.
WiLFARTH schlägt vor, nematodenfreie Rüben zu züchten, dadurch,
dafs man auf einem verseuchten Felde die besten Rüben zur Samenzucht
heraussucht, wobei man der üblichen Beurteilung gemäfs nach Gröfse,
guter Form und Zuckergehalt auswählt.
Aufser an Rüben schadet Het. Schachtii ernstlicher nur an Hafer,
besonders in Holland, Dänemark und Schweden. Die Wurzeln werden
dick, breit, stark hin und her gebogen, struppig. Die Pflanzen selbst,
namentlich aber die Rispen, entwickehi sich mangelhaft. — Bekämpfung
üsw. wie vorher.
Über das Auftreten des Rübennematoden an Hopfen siehe Voigt ^)
und S. 25 bei TiiJeyichus devastatrir.
Chatin ^) beobachtete 1892 ein stärkeres Airftreten an Nelken bei Nizza.
3. Heterodera javaniea Treub.
An serehkrankem Zuckerrohr fand Treub ^) Älchen, etwas kleiner
als das Wurzelälchen , in ebensolchen Gallen mit kemreichen Riesen-
zellen. Die Frage, ob diese Älchen mit der Serehkrankheit in
ursächlichem Zusammenhange stehen, wagte Treub nicht zu entscheiden.
4. Heterodera g-ötting-iana Liebscher*).
Der Autor beobachtete bei Göttingen auf erbsenmüdem Boden
kümmerlich entwickelte Pflanzen, an denen, ohne Gallen zu erzeugen,
sich Nematoden jedes Stadiums befanden, die kleiner waren als Het.
yaclicicola von Hafer. Sie liefsen sich nur auf Leguminosen, nicht aber
auf Gräser oder Kreuzblütler übertragen, ebensowenig wie Wurzelälchen
von Hafer auf Erbsen übergingen. Liebscher hielt sie daher für eine
besondere Art.
Aphelenchus Bastian.
Mund wie bei Tylenchus, mit Stachel. Ösophagus deutlich, kurz,
endigt in grofsen, runden Bulbus; der vordere Bulbus kleiner.
Exkretionsorgan mündet gleich hinter dem Ösophagus. Männchen
ohne Bursa. Deutlich quergestreift. Vulva ungefähr am Anfange des
letzten Drittels.
1. A. olesistus Ritz. Bos-^j.
Dieses Alchen ist ein schlimmer Feind von Warmhauspflanzen,
von denen es eine ganze Menge befällt, namentlich Farne {Fteris sx^p..
1) 1. c.
2) C. r. Acad. Sc. Paris, T. 113, p. 1066—1067.
^) Ann. Jard. bot. Buitenzorg, Vol. 6, 1885. — Meded. s'Lands Plantentuin,
Nr. 2, 1885.— Soltwedel, Agric. hortic. Eeview 1. VIII, 1887; s. Insect Life, Vol. 2, p. 85.
*) Journ. Landwirtsch., 1892, S. 357—368, 1 Taf.
s) RiTZEMA Bus, Zeitschv. Pflanzenkr., Bd. 3, 1893, S. 70. — Atkinson, Insect
Life, Vol. 4, 1891, p. 31— 32. — Osterwai.der, Gartenflora. Bd. 50, 1901, S. 337—346;
Schweizer Gartenbau, 1900; Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 12, 1902, S. 338-342, 5 Fig ;
46
Nematoden, Rundwürmer.
Asplenium spp.), Begonia ^ Chrysantlietnnm , Ficus ^ Colcns , Saint jxtiil in
jonantha usw., in Holland, Deutschland, der Schweiz, Franlireich, Eng-
land und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in südlichen Ländern
(Schweiz usw.) auch von Freilandpilanzen. Es entstehen mil'sfarbene
Flecke an den Blättern, die beim Umsichgreifen die ganze Pflanze ab-
töten können. Die Älchen finden sich teils in den Flecken, teils an
den Wurzeln und scheinen teils aus der Erde durch die Wurzel, teils
direkt in die Blätter durch die Spaltöifnungen einzudringen. Ln Gegen-
satze zu den anderen para-
sitischen Nematoden erzeugt
Ä. olesistus keine Hypertrophie,
sondern tötet sofort die Grewebe.
2. A. frag-ariae Ritz. Bos ^).
Dieses von Miss Ormerod in
Kent gefundene Älchen ruft
dort im Mai und Juni die
„ Cmdifloivcr (Jisease" (Blumen-
kohl-Krankheit) der Erd-
beeren (Fig. 33) hervor. Die
Gefäfsbündel hören auf, in die
Länge zu wachsen und verästeln
sich sehr stark; die Parenchym-
zellen der Stengel, Äste und
Blätter hypertrophieren und
teilen sich zuletzt. Alle Stengel-
teile der Pflanzen sind stark
verdickt und verästelt; viele
neue Knospen werden gebildet,
namentlich in den Achsehi der
niederen , normal entwickelten
Blätter; am Stengel findet Ver-
bänderung statt. Blätter und
Blüten entwickeln sich abnorm.
Die Älchen befinden sich in
den abnormen Geweben.
Im Jahre 1903 trat diese
Krankheit plötzlich bei Har-
danger in Norwegen auf und
befiel 5 Ar Erdbeeren, besonders
Laxton Noble 2).
3. A. ormerodis Ritz.
Bos 1).
Bei einer an demselben Orte im September und Oktober an Erd-
beeren auftretenden ähnlichen Krankheit beobachtete R. Bos zwischen
Stengel und Blattscheiden ein von dem vorigen etwas verschiedenes
Älchen (Fig. 34), das er mit diesem Namen belegte.
Fig. 33 Bkxmenkohlkrankheit der Erd-
Iseeren, hervorgerufen von Aphel. fragariae
(nach RnzEMA Bos).
Bd. 14, 1904, S. 43-46. — Soraieu, Gartenflora, Bd. 50, S. 35; Zeitschr. Pflanzenkr.,
Bd. 12, 1902, S. 189—191. — Cattie, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 11, 1901, S. 34. —
Hofer, ibid. S. 34—35. — CmFFr.or, C. r. Acad. Sc. Paris, T. 134, 1902, p. 196. —
Lüstner, Ber. Geisenheim 1902, S. 206—208, Fig. 51.
») Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 1, S, 1-11.
2) ScHöYEN, Beretn. Skadeinsekt. Plantesygd. 1903 p. 3, 17-20.
Auguilluliden, Älchen.
47
4., 5. A. eoffeae.
Mit diesem Namen bezeichneten zuerst Zimmermann^), später Noack^)
zwei verschiedene Nematoden, ersterer aus Java, letzterer aus Brasilien,
die P f a h 1 w u r z e 1 f ä u 1 e erzeugten. Noack konnte nachweisen, dals die
von ihm gefundene Art nicht nur krankes Gewebe befalle, sondern auch
in gesundem charakteristische, gallenartige Zellstreckungen hervorrufe.
i-S m
yd
Fig. 34. Aphelench,
ormeroois (nach
ßiTZEMA Bos).
Fig. 35. Rhabditis
brevispina (nach
BüTSCHr.l).
Fig. 36. Dorylaimus condamni (Vanha)
(aus Vanha und Stoki-asa).
Bastian beschrieb einen A. avenae aus den Blattscheiden von
Hafer, ohne aber Angaben über Schädigung zu machen.
Betreffs A. tennicaudains siehe Rhabditis coronata.
Als verdächtig sind die Arten einiger anderer Gattungen von x4.n-
guilluliden zu bezeichnen, die wir daher kürzer behandeln können.
') Meded. s'Lands Plantentuin, Nr. 27. 1898.
2) Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 8, 1898, S. 137, 202, 1 Taf.
48
Nematoden, Rundwürmer.
Khabditis bre vispina Claus (Fig. 35) fand Metcalf ^) iii Wunden unter-
irdischer Teile von vei'welkenden Crocus, Petunia, CoJeus und Gcranium.
Durch ihr Saugen versclilimmern die Nematoden die Wunden; aufser-
dem schleppen sie leicht pathogene Organismen in sie ein,
DE Man 2) erhielt Rh. oxyeerea n. sp. und eoronata Cobb zu-
sammen mit Aphelenehus tenuieaudatus n. sp. aus kranken Pseudo-
bulben tropischer, aber in England gezogener r)rchideen.
Rhabd. (Pelodera) strong-yioides Sehn, und Rhabd. (Lepto-
dera) terricola Duj. kommen neben Tyl. (Irvastatrij- in kranken Nelken
vor^): sie standen ferner im Verdachte, eine Krankheit der Trüfieln
hervorzurufen. Nach Chatin*) leben sie aber in Symbiose mit diesen.
Frank ^) fand eine Leptodera sp. in trockenfaulen Kartoffeln, hält
sie aber für saprophytisch. Auch Greef^) berichtet über eine Krank-
heit der Kartoffeln: graue und schwärzliche Flecken nahe der Ober-
fläche, die er auf JihaJxlitis und Pelodera spp. zurückführt.
Cephalobus eephalolus beobachtete Cobb^) in New South Wales
zahlreich in Wurzelrinde und umgebender Erde
von kranken Passionsblumen, die ursprünglich von
Heter. radicicola geschädigt waren; er möchte sie
für saprophytisch halten.
Ceph. iongieaudatus Bütsclili kommt nach
Krämers*^) in Sumatra an Wurzeln kümmernder
Kaffeebäume vor.
Ceph. rigridus Sehn, erhielt de Man von
Miss Ormerod in Hafer aus England, der stock-
ähnlich erkrankt war'-*). Die Stengelbasis war
allerdings nicht merkbar angeschwollen , aber die
Blätter zeigten dieselbe Mifsbildung.
Eiiopliden.
Speiseröhre ohne Bulbus, nur hinteres Drittel
angeschwollen. — In Betracht kommt nur eine
Gattung :
Dorylaimus Diijardiii.
Nematoden ziemlich groi's (Fig. 3(3). Haut nicht
geringelt. Mund mit sechs Lippen, durch Ring-
furche deutlich vom Körper abgesetzt. Stachel kräftig, mit schiefer
(Jffhung und drei Anschwellungen in seinem Verlaufe, in denen je
der vordere Teil dem hinteren aufgesetzt ist (Fig. 38); ohne Basal-
anschwellung ; mit der kleinen Mundhöhle durch dümie Chitinhaut ver-
bunden. Larven mit Reservestachel. Ösophagus ohne Bulbi; hinteres
Drittel stark verdickt. Weibchen mit misymmetrischem Ovarium, behält
zeitlebens die schlanke Gestalt und legt die Eier einzeln ab. Mämichen
mit symmetrischem Hoden und zwei Spicula.
Fig. 37. Vorderende
V. Dorylaimus, mit dem
Stachel (nach Büxschli).
1) Trans. Amer. micr. Soc, Vol. 24, 190o, p. 89—102, 1 PL
2) Proc. Trans. Liverpool biol. Soc, Vol. 9, 1895, p. 76—94, PI. 8—5.
3j Chatin, C. r. Acad. Sc Paris, T. 106, 1888, p. 14;J1— 1488.
*) C. r. Acad. Sc. Paris, T. 124, 1897, p. 903—905.
•^) Zeitschr. Spiritusindustrie, 1896, Nr. 17; s. Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 7, S. 248.
«) Sitzber. niederrh. Ges. Heilkde., Bd. 26, 1869, S. 71—72.
') Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 12, 1901, p. 111.5—1117, 1 Fig.
^] Rev. Cult. Colon., Nr. 123, 1903, p. 247 ff.
«j Ritz. Bo.s, Arch. Mus. Teyler (2), T. 3, 7te ptie, 1887—1890, p. 9.
Annulaten, Ringelwürmer. Oligochaeten. 49
Die Alclien dieser Gattung sind sehr verbreitet im süfsen "Wasser
und in der Erde , meist zwischen PÜanzenwurzeln ( Wasserijflanzen,
Pilze, Moose, Gräser, Erdbeeren usw. ) •, sie dringen nicht in die Wurzeln
ein, sondern saugen nur von aui'sen an ihnen, daher beide Geschlechter
immer beweglich bleiben.
Vanha und Stoklasa ^) fanden sechs Arten an Wurzehi von Rüben,
Kartoffeln , Hafer , Weizen , Wiesengräsern , Reben und verschiedenen
Unkräutern, Sie halten sie für schädlich, da sie sich vom Safte der
feinsten Wurzelfasern und des jüngsten Gewebes nähren, so dafs an-
fänglich ganz gesunde Pflanzen infolge des Befalles verkümmern.
Von Tarnani ^) wurden Angehörige dieser Gattung an Zuckerrüben
in Rufsland beobachtet.
Zur Bekämpfung empfehlen Vanha und Stoklasa Ätzkalk und
Saturati ons s chlamm.
Es ist zweifellos , dafs sich bei genaueren Untersuchungen noch
manche andere Alchenarten, namentlich aus den Gattungen mit be-
wehrtem Munde ! Stachel oder Ösophagealzähne) als mehr oder minder
schädlich herausstellen werden. Die grofse Masse der sich überall an
feuchten Orten und in zerfallenden Pflanzenstoffen findenden Alchen
ohne solche Organe ist aber sicher saprophytisch. Allerdings dürften
auch sie durch Vergröfserung mid Verschlimmerung von Wunden, oder
auch nur durch Verhinderung des Ausheilens derselben, namentlich
aber durch Übertragung pathogener Organismen indirekt schädlich
werden.
Annulaten, Ringelwürmer.
Aufsere Gliederung; Hautmuskelschlauch; auch die wichtigsten
inneren Organe (Nerven-, Exkretions- und geschlossenes Blutgefäfs-
system) metamer, d. h. in der Längsrichtung gegliedert, — In der
Mehrzahl Wasserbewohner.
Für uns kommt nur eine Ordnung in Betracht.
Oligochaeten ').
Körper wurmförmig , Vorderende meist zugespitzt , von dünner
Cuticula umgeben. Zwischen 8 und 770 Ringel (Segmente), ge-
trennt durch Inte rsegmentalfurchen. Zahl der Ringel auch bei
den einzelnen Arten sehr wechselnd. Vorderster Ringel meist in einen
den Mund überragenden, zum Greifen und Tasten dienenden Kopf-
lappen ausgezogen; Mund also bauchständig. After endständig.
In jedem Segmente vom zweiten an meist einfache , direkt aus der
Haut hervortretende Borsten, in Paaren oder zu mehreren in Bündeln,
meist in zwei lateralen und zwei ventralen Reihen; selten fehlend;,
einige öfters zu ornamentierten Geschlechtsborsten ausgebildet.
Einige Ringel im vorderen Körperteile zu einem mit der Fortpflanzung
in Zusammenhang stehenden drüsigen Gürtel {cliteUum) (Fig. 39, 4(3)
1) 1. c. S. 63-75, Taf. 3.
2) Centralbl. Bakter. Parasitenkunde, 2. Abt., Bd. 4, 1898, S. 87 ff.
^) Für viele Angaben in diesem Kapitel bin ich meinem Kollegen
Dr. W. Michaelsen zu Danke verpflichtet, der auch die Güte hatte, das Manu-
skript durchzusehen. Als Grundlage des zoologischen Teiles diente seine Be-
arbeitung der Oligochaeten im „Tierreiche", Berlin, Friedländer & Sohn, 1900, 8".
•29, 575 S.
Soraiier, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Bund. 4
50
Annulaten, Ringelwürmer. Oligochaeten.
verdickt, der den Körper ganz umfalst (ringförmig) oder ventral unter-
brochen ist (sattelförmig). Auf der dorsalen Mittellinie häufig eine
Anzahl willkürlich zu öffnen-
der und schliefsender P o -
ren, durch die die Leibes-
höhle mit der Aui'senwelt in
Verbindung steht.
Blut farblos bis rot.
Zwitter; mämiliche Ge-
schlechtsorgane stets vor den
weiblichen liegend , durch
Genitalporen nach aufsen
mündend, zu denen meist
noch Sainentaschenporen
kommen, die in die zur Auf-
nahme des bei der Begattmig
empfangenen Samens be-
stimmten Samentaschen
führen. — Augen meist
fehlend; dafür zahlreiche licht-
empfindliche Sinneszellen in
der Haut , besonders am
Vorder- und Hinterende, Von
anderen Sinnesorganen nur
Tastzellen mit Sicherheit
nachgewiesen. Geschmacks-
und Geruchssinn vor-
handen, namentlich ersterer
ziemlich gut ausgebildet,
Darmkanal besteht aus
Munddarm , Pharynx mit
drüsigem oder drüsig-musku-
lösem, ausstülpbarem
S c h 1 u n d k o p f e , durch den
auch die Speichel- bezw,
Septaldrüsen ausmünden,
dünnwandiger Speiseröhre u,
dem einfachen oder mit Haut-
falte oder Blinddärmen ver-
sehenen Mittel- und Enddarm.
Atmung bei den Land-
Oligochaeten durch die Haut.
Fortpflanzung meist
geschlechtlich, Eier in wech-
sehider Zahl in Kokons
(Fig. 41) abgelegt, von denen
zur Zeit immer nur einer, im
Laufe eines Jahres wahr-
scheinlich aber mehrere ge-
bildet werden. Entwicklung
unterscheiden sich von den Alten durch geringere
Fig. 38. Enchytraeus buchhoizi (Vejd.)
aus VaXha und Stoki.asa.
n Querschnitt durch Pharynx,
ft Längsschnitt durch Kopf.
r Kopflappen.
!l Gehirn.
Mund. Jl.
ph Pharynx.
Tier von der Bauchseite.
0 Mund.
p Gehirn.
jih Pharynx.
rii Speicheldrüsen.
oes Ösophagus.
rs Samentaschen.
/ Darm.
11} Unterlippe.
h Stacheln.
Ji Borsten.
Ä Samentrichter.
O y männliche bezw. weib-
liche Geschlechtsölf-
nungen.
d Gürtel.
a After.
direkt; die Jungen
Segmentzahl.
Systematisch wichtig: Lage der Geschlechtsorgane und Poren,
Euchytraeiden. 51
Verteilung der Borsten und besonders die innere Anatomie. Grölse
scliwankt bei den einzelnen Arten; Färbung bei den einen konstant,
bei den anderen wechselnd, ändert sich meist bei der Konservierung-.
Von den zwölf Familien kommen für uns hauptsächlich zwei in
Betracht :
Encliytraeiden. (Fig. 38.)
Klein, 0,5 — 3 mm lang, meist weifslich. Borsten in vier Reihen,
einfach, gerade, stiftförmig oder schwach S-förmig gebogen, meist zu
mehreren (drei bis zwölf) in fächerförmigen Bündeln, selten zu zweien,
einzeln oder fehlend. Ein Kopfporus vorhanden. Gürtel am 12. und
den benachbarten Ringeln. Ein Paar männlicher Poren am 12.. ein
Paar weiblicher am 13. Segmente, Ein Paar Samentaschenporen in
Intersegmentalfurche 4/5. Schlundkopf drüsig: davor ventral eine rauhe
Schableiste oder zwei Haken mit scharfen, chitinigen Spitzen, zum Ver-
wunden der Pflanzenteile, die dann ausgesaugt werden.
Kokons bei den terrestrischen Arten im Boden ; Entwicklung vom
reifen Ei bis zum reifen Wurm in etwa sechs Wochen.
Den Gärtnern sind die „kleinen weiisen Würmer" schon längst als
Schädlinge, namentlich in Blumentöpfen und Treibkästen, bekamit,
ohne dals sie natürlich ihre wahre Natur erkannt hätten. Dies scheint
zum ersten Male von Harker, 1S89'), geschehen zu sein, der Enchy-
traeus buchhobi Vejd. an Wurzeln von Klee und verwelkten Blumen
vorfand und als Ursache des Verwelkens erldärte.
Anfang der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts haben dann
Vejdgvskv"^) undVANHA^j in Böhmen die Schädlichkeit der Euchytraeiden
klar erkannt und mehrfach auf sie hingewiesen. Ausführlich^ werden
sie von Vanha und Stoklasa*) behandelt. In Irland wurden sie öfters
von Friend^) und Carpenter") beobachtet).
Alle Euchytraeiden verlangen eine gewisse Menge Feuchtigkeit;
■einige leben direkt im Wasser. Alle terricolen Arten sind gegen
Trockenheit aufserordentlich empfindlich, manche vielleicht auch gegen
allzu grol'se Nässe.
In Europa kommen Euchytraeiden an geeigneten Stellen meist in
sehr grolsen Mengen vor. Bretscher'') fand auf Alpenwiesen in 1 qm
bis zu 34 000 Stück, aus mehreren Arten. Dafs sie trotzdem so wenig
als Schädiger erkannt sind, dürfte darauf hinweisen, dafs sie normaler-
weise entweder lebende Pilanzenteile wenig angreifen oder ihnen
wenigstens nicht besonders schaden. Da aber, wo sie dies tun, ist
ihre Schädlichkeit meist beträchtlich. Für gewöhnlich saugen sie die
zarteren Wurzeln aus, was natürlich ein Kümmern der ganzen Pflanze
zur Folge hat. Wemi sie in die Wurzeln eindringen, bringen sie deren
Gewebe zum Zerfall.
Am meisten sind sie bis jetzt an Rüben beobachtet worden^), wo
sie an alten Pflanzen die Wurzeln, an iungen auch die Stengel angehen,
1) Nature, Vol. 40, p. 11—12.
2) Zeitschr. Zuckerindustr., Böhmen, Bd. 16, 1892.
3) ibid. Bd. 17, 1893. . ,_^.
*) Die Eübennematoden. Mit Anhang über die Enchvtraeiden. Berlin 1896,
"•) Zoologist 1897, p. 349; Irish Naturalist 1902, p. 110.
^) Tnjurious insects etc. in Ireland 1902, 1904.
^) Revue Suisse ZooL, T. 10, 1902, p. 1—29.
^) s. avich: Stift, Die Krankheiten und tierischen Feinde der Zuckerrübe.
IVien 1900, p. 204 ff.
4*
52 Aunulaten, Ringelwürmer. Oligochaeten.
sogar die keimenden Samen aus den gequollenen Knäueln heraus-
fressen. Nach den Untersuchungen von Fr. Knüt^ER V) gehören sie zu
den direkten und indirekten Erregern des Gürtelschorfes der Rüben.
An Kartoff'ehi befallen sie die Wurzeln, an Setzkartoffeln fressen
sie die Knospen aus. — Aufserdem werden noch genannt : Getreide,
(besonders schwarzer und weifser Hafer), Wiesengräser, Unkräuter
{Ccntmirea Cyanus, Pohigonuni lapathifolmni, Stachys, Galeopsis), Astern,
rritillarien, Tulpen, Sellerie, Tomaten, Kohl usw. ; ich selbst beobachtete
sie an jungen Gurkenpilanzen.
Zweifellos dürften die meisten Arten schädlich werden können,
selbst ein Teil der im Wasser lebenden, die sich zwischen den Wurzeln
von Wasserpflanzen finden. Erwähnenswert sind: Henlea na'-uta (Eisen),
Enchytrarus alhidus Henle, huclihoizi Vejd. und jtarvuhis (Friend), Friäe-
riciü h'ydicfi (Vejd.).
Zimmermann^) beobachtete Enchytraeiden an verfaulten Wurzehi
von Kaffee in Java, hält sie aber für Saprophyten. Andere Beobach-
mnlral seitlich
Fig. 39. Vorderende von
Lumbricus terrestris (aus
Hatschek und Cori).
^r
tß
Fig. 40. Gürtel von Eegenwürniern mit
Pubertätshöckern (links); Helodrilus cMo-
roticus bezw. Pubertätswällen (rechts).
Nach Beddard.
tungen aus aufsereuropäischen Ländern scheinen nicht vorzuliegen,
trotzdem manche Arten weithin verschleppt sind.
Als Gegenmittel empfehlen Vanha und Stoklasa: Vermeidung
organischen Düngers, statt dessen künstlichen, der den Pflanzen leichter
über die Schädigung hinweghilft, bei trockener Witterung entsprechende
Bearbeitung des Bodens, um ihn noch mehr auszutrocknen; sonst starke
Düngung mit dem Saturationsschlamm der Zuckerfabriken und Ätzkalk.
Auch Versuche mit den gegen Regenwürmer angewandten Mitteln
sowie mit Tabakstaub dürften sich empfehlen.
Gute Bodenlockerung und Verhütung jeglicher stauenden Nässe
dürften ihrer allzu starken Vermehrung vorbeugen.
1) Arb. Biol. Abt. Land- ü. Forstwirtsch. , Kais. Gesundheitsamt, Bd. 4, 1904,
S. 202—309.
2) s. Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 9, S. 170.
Lumbriciden, Regenwürmer.
53
Lumbriciden, Regenwürmer
Acht einfache, S-förmig gebogene Borsten an jedem Segmente;
Rückenporen vorhanden. Gürtel meist sattelförmig, ventral meist mit
Piipertätswällen oder -tuberkeln, d. s. mit der Begattung in Beziehung
stehende Wälle oder Höckerchen (Fig. o9, 40). Ein Paar männliche
Poren an 15., ein Paar weibliche am 14. Segmente. Häufig Geschlechts-
borsten. Ösophagus mit Kalkdrüsen und wohlentwickeltem Muskel-
magen. Rotes Blut.
Eier in wechselnder Zalil (eins bis über zwanzig) in Kokons (Fig. 41)
in die Erde abgelegt-, bei gröfserer Eierzahl kommen doch nur einige
Embryonen zur Entwicklung.
Meist terrestrisch, nur wenige in Süi'swasser. Ursprünglich in den
gemäi'sigten und kalten Zonen der nördlichen Erdhälfte heimisch;
einige Arten nach den entsprechenden Teilen der südlichen Halbkugel,
seltener nach den Tropen verschleppt: zum Teil durch Verschleppung
fast kosmojjolitisch.
Systematische Merkmale vorwiegend :
Lage, Form und Zahl der äufseren und
inneren Genitalorgane.
In Deutschland 15 Arten, von denen die
wichtigsten sind:
1. Eisenia foetida (Sav.). Rot, purpurn-
oder braungeringelt. 1. Rückenporus auf
Intersegmentalfurche ^) 4'5. Gürtel vom 24.,
25., 26. Segmente bis zum 32. Zwei Paare
Samentaschenporen auf Litersegmentalfurche
9'10 und 10/11, nahe der dorsalen Mittellinie.
Länge 60 bis 90 mm, Segmentalzahl 80 bis
110. Li Dünger und fetter Ackererde; fast
kosmopolitisch.
2. Helodrilus (Allolobophora) ealigi-
nosus (Sav.). Grau, Üeischfarben, braun, gelb-
lich, schieferblau, nie purpurn. L Rückenporus
auf Isf. 9/10 oder 8'9. Gürtel vom 27. oder
28. bis 34. oder 35. Segmente. Zwei Paare
Samentaschenporen auf Isf. 9/10 luid 10/11 .
60 bis 160 mm lang, Segmentzahl 104 bis 248,
und Gartenerde, in Deutschland die gemeinste Art, nahezu kosmopolitisch
3. H. (A.) ehlorotieus (Sav.). Gelblich, grün, rötlich, fleischfarben.
1. Rückenporus auf Isf. 4'5. Gürtel meist vom 29., selten vom 28.
bis 37. Segmente. Drei Paare Samentaschenporen auf Isf. 8/9, 9/10,_ 10/11,
seitlich über der Mitte. 50 bis 70 mm lang, Segmentzahl 80 bis 125.
In Deutschland nebst voriger die gemeinste Art-, vielfach verschleppt.
4. Lumbrieus terrestris L. Dorsal vorn dunkelbraun violett, hinten
mit dunklerem dorso -medianen Längsstreifen. Hinterende abgeplattet.
1. Rückenporus auf Isf. 7/8. Gürtel vom 31. oder 32. bis 37. Seg-
mente. Zwei Paare Samentaschenporen auf Isf. 9/10, 10/11, seitlich
über der Mitte. 90 bis 300 mm lang, Segmentzahl HO bis 180. Europa,
Amerika, nicht so häufig wie vorige Arten, nur in reiner, guter
Ackererde.
Fig. 41. Eierkokons von
Eegenwürniern (nach Vei-
dovsky).
X Lumbrieus rubeUus, B Eisenia
foetirla. Natürl. Gröfse und 3:1.
seitlich über der Mitte.
Vorzugsweise in Acker-
') Später abgekürzt: Isf.
54 Annulaten, Eiiigehvürmer. Oligochaeten.
Die Regeiiwürmer leben in selbstgegrabenen Röhren , die sie des
Nachts znr Begattung (Juni, Juli), Nahrungssuche oder ans Wander-
trieb verlassen. Bei Tag kommen sie nur nach warmem Regen oder
auf' der Flucht vor Feinden hervor. Im Sommer halten sie sich mehr
nahe der Oberfläche auf: im Winter ziehen sie sich bis zu drei Meter
Tiefe zurück, um in kammerartigen Erweiterungen ihrer Röhren zu über-
wintern. Sie ziehen humusreiche, lockere, feuchte Erde vor : in torfiger,
fester Erde sind sie nur selten, in trockener, sandiger (Heide) fast nie,
Sie nähren sich vorzugsweise von humusreicher Erde und von zer-
fallenden pflanzlichen und auch tierischen Stoffen. Indes fressen sie
gelegentlich andere, schwächere lebende Tiere und lebende, saftige und
weiche Pflanzen. Sie fassen diese mit ihrem Mundlappen , ziehen sie
in ilu'e Röhren hinab und befeuchten sie mit den Ausscheidungen der
Speicheldrüsen, um den Zerfall der Gewebe zu beschleunigen. Gelingt
es ihnen, die ergriffenen Teile mit ihrem Muskelmagen zu fassen, so
können sie sie sogar von den Pflanzen abreifsen.
Im allgemeinen sind die Regenwürmer aufserordentlich nützlich.
Dadurch, dafs sie Keimpflanzen in ihre Löcher ziehen, können sie unter
Umständen sicher beträchtlich schaden-, doch dürfte man dem vor-
beugen können, wenn man um jedes Pflänzchen etwas Mist herumlegt.
Ob die Klagen der Gärtner über Ansäuern der Erde und Lockerung
der Wurzelballen wirklich berechtigt sind, dürfte noch zu untersuchen
sein. Die Versuche, die Djemil ^), Wollny^), Dusekre^) usw. anstellten,
widersprechen dem; denn alle ihre Versuchspflanzen wuchsen in Töpfen
mit zum Teil recht vielen Würmern. Immerhin sind die Klagen der
Gärtner, solange sie nicht positiv widerlegt sind, mindestens zu be-
rücksichtigen^). Vielleicht dürften sich hierbei die verschiedenen Arten
verschieden verhalten.
Der Säurebildung im Boden kann man wohl durch Kalkgaben abhelfen.
Bekämpf ungs mittel: Auflesen der Würmer des Nachts mit
der Laterne oder des Tags nach warmem Regen, eventuell durch ein-
getriebene Hühner oder Enten. Dadurch, dafs man einen Spaten tief
in die Erde stöfst und kräftig hin und her bewegt, treibt man die
Würmer an die Oberfläche. Zusammenziehende und ätzende Flüssig-
keiten (Abkochungen von wilden Kastanien , Walnufsblättern oder
-schalen, Kalkwasser usw.) töten sie teils, teits treiben sie sie aus ihren
Röhren. Blumentöpfe stellt man in Wasser von 40 bis 42 ^ C, worauf
die AVürmer herauskommen. — Auch an Köder kann man sie fangen,
an ausgelegten oder frisch untergegTabenen Misthäufchen, faulenden
Äpfeln und anderen zerfallenden Stoffen.
') Ber. phvsiol. Labor, landw. Inst. Halle, 1897, Heft 18.
-) Forschungen a. d. Geb. d. Agrik.-Physik, Bd. 13, Heft 3.
3) Journ. d'Ägric. i^ratique, Paris, 29. V. 1902.
*) SoRAUER schreibt hierzu: „Wenn man Blumentöpfe untersucht, in deren
humusreicher Erde mehrere grofse Regenwürmer seit langer Zeit sich aufhalten,
findet man die Erde wesentlich verändert. Abgesehen von den geglätteten Gängen
der Würmer nimmt man auch eine eigentümliche Balkmg der Erdpartikelchen an
der Topfoberfläche wahr: die durch Schleim zusammengeklebten Exkremente der
Würmer. Es findet dadurch eine Bodenverdichtung statt, der nicht durch die
Wurmröhren abgeholfen wird. Sei 'es d\irch die schleimigen Ausscheidungen der
Tiere direkt oder indirekt durch die Bodenverdichtung und Säurebildung, jeden-
falls beobachtet man kranke Wurzeln , die den Gärtnern zu ganz berechtigten
Klagen Veranlassung geben. Experimente in feinem Sande oder in Bhmieutöpfen,
in denen die Würmer nur wenige Monate sich befinden, sind daher nicht aus-
schlaggebend."
Gastropoden, Bauchfüfser, Schnecken. 55
Feinde: Zahlreiche Tiere, wie insektenfressende Sänger und
Vögel, Amphibien und Reptilien, Laufkäfer und ihre Larven, parasi-
tische Fliegenlarven (Tachma sp., Sarcophaga hämorrhoidalis!) Limaeiden,
nacktschneckenähnliche "Weichtiere (Baudebartia , Testacella usw.),
Tausendfüfse, Eingeweidewürmer verzehren meist mit besonderer Vor-
liebe, zum Teil fast ausschliefslich Regenwürmer.
In aufsereuropäischen Ländern werden unsere Regenwürmer er-
setzt von den biologisch sich ebenso verhaltenden Familien der Moni-
ligastriden (Japan, Philippinen, Sunda-Inseln, Indien, Ceylon), Mega-
scoleciden (wärmere Gegenden aller Erdteile) imd Glossoscoleciden (Süd-
und Mittelamerika, Antillen, Südeuropa, Südafrika, Madagaskar).
Mollusken, Weichtiere.
Ursprünglich bilateral-symmetrische, durch Anpassung aber meist
mehi' oder weniger unsymmetrisch gewordene Tiere ohne segmentale
Gliederung des Körpers , ohne Gliedmafsen und ohne inneres oder
äufseres Skelett. Haut mit vielen grofsen , einzelligen Schleimdrüsen,
die besonders reichlich am Mantehande sitzen; Bauchwand zu stark
muskulösem Fu f s e verdickt. Körper von einer Hautfalte, dem Mantel,
mehr oder weniger weit umhüllt, von dem die meist der Atmung
dienende Mantelhöhle umschlossen und öfters eine Schale aus-
geschieden wird. Getrennt geschlechtlich oder hermaphroditisch, wobei
aber eine Selbstbefruchtung nur in seltensten Fällen stattfindet'). Meist
werden männliche und weibliche Geschlechtsprodukte eines Tieres zu
verschiedenen Zeiten reif. Eier legend, vereinzelt ovovivipar.
Weitaus die Mehrzahl der Mollusken sind "Wasser- , und zwar
Meeresbewohner; Süfswasser-Mollusken sind in viel geringerer Zahl
vorhanden; nur ein Bruchteil lebt auf dem Lande. — Die Nahrung be-
steht aus lebenden oder toten, zerfallenden tierischen oder pflanzlichen
Stoffen; die Schalen tragenden Weichtiere verzehren alle auch gerne
Kalk, anorganischen (Kalksteine) sowohl als organischen (Schalen anderer
Weichtiere, Eierschalen, Knochen usw.).
Verbreitet sind die Weichtiere über fast die ganze Erde. Von
den fünf Klassen (Cephalopoden, Gastropoden, Scaphopoden, Pelecypoden,
Amphineureii) kommt für uns nur eine in Betracht.
Gastropoden, Bauchfüfser, Schnecken.
Meist asymmetrisch , nur in einigen Formen nachträglich wieder
symmetrisch geworden. Ein Kopf meist vom Körper gesondert, mit
Fühlern und Augen. Fufs wohl entwickelt, meist mit flacher
Kriechsohle, die aus einer grofsen Fufsdrüse vorne vor dem Kopfe
reichlich Schleim zur Verminderung der Reibung ausscheidet, so dafs
die Schnecke auf einer selbstgeschaffenen , glatten Bahn vorwärts
gleitet. Der Mantel scheidet eine aus einem Stück bestehende
Schale aus und umhüllt den in dieser geborgenen Eingeweide-
bruchsack. Mit der Rückbildung des Mantels werden bei manchen
Formen auch diese beiden Organe rückgebildet, öfters bis zu völligem
1) WoLTON, Journ. Conchol., Vol. 7, 1893, p. 1.58—167.
56
Gastropoden, Bauchfüfser, Schnecken.
Sch^oinde. Mund am Vorderende , von Lip2:)en umgeben, führt in
eine Mundhöhle, auf die ein starker, muskulöser Schlundkopf
(Pharynx) folgt (Fig. 42j. In diesem dorsal meist ein starker
Kiefer (Fig. 43) aus Conchiolin , ventral eine auf der knorpeligen,
durch eigene Muskeln beweg-
lichen Zunge liegende Reibe -
platte , die E a d u 1 a , eine
feine Haut, die mit sehr vielen,
gewöhnlich in Längs- und
Querreihen angeordneten Zähn-
chen aus chitiniger Substanz
besetzt ist (Fig. 44, 45). Jede
Querreihe besteht aus einem
oft kleineren Mittelzahn, sym-
metrisch angeordneten Seiten-
und Randzähnen. Die Form
dieser Zähnchen ist sehr ver-
schieden: lanzettförmig, stachelig,
/^;/ ;.;./><^k «^^^^ ^ sichelartig, pfriemenförmig,
y •■■•■.'. V^ir^rf/.vll'.'::/-:,'-' ;■-.*) höckerig, oder sägeförmig, immer
mit nach hinten gerichteter Spitze.
Ihre Form und Zahl (bis über
75 000) ist für jede Art charak-
teristisch, während die Bildung
des meist halbmondförmigen,
bandartigen Kiefers (s. Fig. 43)
mehr für die Unterscheidung der
Gattungen und gröfseren syste-
matischen Gruppen von Wert ist.
An den Schlundkopf schliefst sich
die meist dünnhäutige Speise-
röhre (der Ösophagus) , der
Mitteldarm mit dem sog. Magen und der Enddarm an. Der
A f t e r befindet sich gewöhnlich vorne rechts , so dafs der ganze
Darmkanal U-förmig verläuft. Der Mitteldarm liegt in einer umfang-
Fig. 42. Schematischer Längsschnitt durch
den Kopf der Weinbergsschnecke (nach
V. Schilling).
r, t Fühler, a Auge, m Mund, o Kiefer, H Schlund,
Z Zungenknorpel, R Radula, h Darm.
Fig. 43. Kiefer von Schnecken (nach Troschel aus Bronn).
rt Helix pomatia, h Arion, c Succinea putris, d Limax cinereus,
e Clausilia perversa.
Fig. 44. Zunge der Wein-
bergschnecke (nach Wus-
siDLo; aus Eckstein, Forstl.
Zoologie).
reichen Leber eingebettet, deren Sekrete bei der Verdauung eine
grofse Rolle spielen (s. Stylommatophoren).
Die Mehrzahl der Schnecken bewohnt das Meer oder das Süfs-
wasser , nur eine Ordnung , allerdings weitaus die gröfste , fast aus-
Pulmonaten, Lungenschnecken.
57
schlieislicli das Land ^ ). Sie sind vorwiegend Pflanzenfresser , von
denen sich die typischen Fleischfresser meist durch Besitz eines
Rüssels unterscheiden. Sie ergreifen ihre Nahrung mit den Lippen,
fassen sie dann mit dem Kiefer und zerreiben sie durch Vor- und
Rückwärtsbewegungen der Zunge mit der Radula. Können sie die
Nahrung nicht fassen , so stülpen sie den Schlundkopf mit der Zunge
vor und schaben mit der Radula von der Oberfläche ab. Bei allen
Vorwärtsbewegungen sprei-
zen und stellen sich die
Zähnchen, um beim Zurück-
ziehen wieder zusammen-
zufallen und sich zu legen.
So werden die Nahrungs-
teile von den Pflanzen ab-
geschabt und zugleich nach
hinten befördert.
Von den vier Ordnungen
der Grastropoden sind drei
marin, so dafs nur eine für
uns in Betracht kommt.
Pulmonateii,
Lungenschiieckeu.
Die rechts gelegene
Mantelhöhle ist mit wenigen
Ausnahmen innen mit einem
feinen Grefäfsnetze ausge-
kleidet und funktioniert der-
art als Lunge. Sie mündet
vorne rechts durch das
Atemloch, Spiraculum
(Fig. 46), nach aufsen, öfters
in Gemeinschaft mit After
und Harnröhre. Der Ein-
geweidesack ist bei manchen
Formen geschwunden: dann
ist auch die Schale rudi-
mentär.
Über die ganze Erde
verbreitet , soweit diese
Pflanzen trägt. Feuchte
Wärme begünstigt sie, daher
am meisten in den Tropen entwickelt. Doch können sie zum Teil
auch Kälte gut ertragen. Die meisten Süfswasser-Pulmonaten können
im Wasser einfrieren : eine Physa-Art geht in Sibirien bis über 73 ^
n. Br. ; Buliminen^ Limnäinen und Li n Kleinen gehen in den Anden und
dem Himalaja bis über 16 000 Fufs hoch.
Fast ausschliefslich Süfswasser- oder Landschnecken, wonach man
sie in der Hauptsache in zwei Unterordnungen einteilen kann.
1) Auch zwei Grupi^en der Prosobrauchier, die rein tropischen Heliciiiaceen
und die vorwiegend tropischen Cyclostomaceen, sind Landbewohner. Sie treten
meist in solchen Massen auf, dafs sie sicher schädlich sein werden. Doch scheinen
diesbezügliche Berichte nicht vorzuliegen.
Fig. 45. Seitenrand der Radula der Weinberg-
schnecke (Original; R. Volk phot.).
Gastrcpodeii, Bauchfüfser, Schneckei
Basommatoplioreu, Sitzäiigige, AA asserschnecken.
Nur ein Paar massiver, nicht einsttüpbarer Fühler, an deren Basis
die Augen sitzen.
Hierhin gehören alle unsere Süiswasserschnecken , die Limnäen,
P ]i ij sa , PI anorbis , Ancyl u s. Phytopathologisch scheinen sie noch
nicht die Beachtung gefunden zu haben, die sie, wenigstens vom gärt-
nerischen Standpunkte aus, sicher verdienen. An Wasserpflanzen,
namentlich an solchen mit dicken, saftigen Blättern, wie Seerosen usw.,
kömien sie recht beträchtlich schaden, indem sie die Blätter so durch-
löchern, dafs sie absterben oder die Stiele derart benagen, dafs eben-
falls Blätter und auch Blüten zugrunde gehen.
In Aquarien werden sie allerdings als Reiniger des "Wassers von
zerfallenden Pflanzenstoffen und der Glaswände von Algen meist gerne
gesehen.
Styloiiiiiiatoplioren, Stieläugige, Laiidsclmecken.
Meist zwei Paare hohler, wie Handschuhfinger ein- und durch Ein-
pressen von Blut ausstülpbarer Fühler: das hintere, gröi'sere trägt die
Geruchs Organe und an
s der Spitze die Augen
(Augenträger), deren
Sehvermögen allerdings
ein sehr geringes ist.
Die Lebensweise
der Landschnecken ist
vorzugsweise nächtlich;
nm* nach Regen und bei
trübem Wetter kommen
sie auch bei Tage zum
Vorschein. Sonst ver-
bergen sie sich tagsüber
in der Erde (Nackt-
schnecken) oder unter
Laub , Steinen , Asten,
Blättern , in Gebüschen
usw. Dabei hat nicht selten jedes Lidividimm seinen bestimmten
Ruheplatz, zu dem es jeden Morgen zurückkehrt, um ihn gegen Abend
auf demselben Wege zur Nalnrimgssuche wieder zu verlassen.
Ihre Nahrung besteht aus weichen, saftigen Stoffen. Wenn auch
alle Schnecken mehr oder weniger wählerisch sind, so fressen sie doch
gelegentlich alles , ob pflanzlicher oder tierischer Art , ob lebend , tot
oder schon zerfallen, Sie fressen fast alle Pflanzen, chlorophyllhaltige
sowohl wie -freie, am wenigsten gerne wohl Nadelhölzer, lebende
Tiere, soweit sie sie bewältigen können, wie Regenwürmer, schwächere
Insekten, andere Schnecken, selbst der eigenen Art, ihre eigenen Eier,
Schneckenschleim , den sie oft vom Rücken anderer Schnecken ab-
weiden, dabei deren Epidermis so verletzend, dafs die betreffenden
Tiere sterben müssen , Aas , Exkremente , Moder , Seife , Zeitungs-
papier usw.
Die Fr afsbilder (Fig. 47) der Schnecken sind sehr charakteristisch:
an Blättern grofse, unregelmäfsig gerundete Löcher vorwiegend in der
Blattspreite, seltener am Rande : an Früchten ebenfalls grofse Löcher,
Fig. 46. Helix aspersa Müll, (nach Hüwes; aus Lang).
« After im Atemloch ph, s Schale, p deren Mündungsrand.
//» Geschleßhtsöffniing, / u. h Fühler, 72 Oberlippe.
Stylommatophoren, Stieläugige, Landsclmeckeii.
59
mehr breit als tief. An härteren Gegenständen (Obst, Kürbissen usw.)
kann man mit der Lupe gewöhnlich noch die feinen, von der Radula
herrührenden Streifen sehen (Fig. 48). Auch der zurückgelassene
Schleim verrät gewöhnlich den Missetäter.
Die Ausnutzung der Nahrung, wenigstens der pflanzlichen Stoffe,
ist sehr gering. Allerdings wird durch ein von der Leber ausgeschie-
denes Enzym die Cellulose, soweit sie nicht schon verholzt ist, in lös-
liche Mannose und Galaktose übergeführt M. ilber anderseits hat man
im Kote von Schnecken lebende Moosprotoneme und Fragmente von
Moosblättern , Konidien von Flechten und zahlreiche Pilzsporen ge-
funden^). Ja, manche Befunde^) sprechen sogar dafür, dafs viele der
letzteren nur dann zu keimen vermögen, wenn sie erst den Darmkanal
Fig. 47. Radieschen,
von d. Ackersclinecke
befressen (Original).
Fig. 48. Frafsbild der Ackerschnecke (nach SEn)EL).
von' Schnecken passiert haben. Da es sich hierbei häufig um parasitische
Pilze handelt (Plasmopara, Bremia, Peronospora, Cystopus) , so sind
viele Schnecken direkt als Verbreiter solcher Pilze anzusehen.
Trotz dieser Polyphagie haben doch die meisten Schnecken einen
wohlausgepräg-ten Geschmack. Die einen ziehen Pilze jeder anderen
Nahrung vor, andere grüne Nahrung, wobei wieder die einen mehr
Blätter von Bäumen oder Büschen, andere solche von Gemüsen lieben.
Dabei suchen sie immer möglichst junge , zarte Triebe bezw. Keim-
1) Biedermann und Moritz, Arch. ges. Physiol., Bd. 73, 1898, S. 219-287, 2 Tal;
Bd. 75, 1899, S. 1—86, 3 Taf. — Yung, Mem. cour. et Mem. Sav. etrang. Acad.
E. Belg. T. 49, 1887. — Vügi.ino, Nuov. Giorn bot. ital., N. S., T. 2, 1895, p. 181—185.
2) Stahl, Jenaische Zeitschr., Bd. 22 (N. S. 15), 1888, S. 557—684.
3) Wagner, Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 6, 1896, S. 144—150. — Hesse, .Tahresh.
Ver. vaterl. Nat. Württemberg, Jahrg. 60, 1904, S. CXV.
^0 Gastropoden, Bauchfüfser, Schnecken.
pflanzen zu erlangen. Da manche Arten in grolsen Massen auftreten
können und entsprechend ihrer aufserordentlich gi'oisen Muskelkraft
imd der geringen Ausnutzung der Nalu'ung sehr viel von dieser ver-
brauchen, so können sie ungemein schädlich werden.
Ganz besonders gerne mögen die meisten Schnecken Süisigkeiten,
daher sie gTolse Feinde aller sül'sen, weichen, saftigen Früchte (Kürbisse,
Erdbeeren usw.) sind.
Noch besser ist der Geruch ausgebildet. Sie können ihnen zu-
sagende Nahrung auf mehrere Meter Entfernung riechen und laiechen
dann immer geradewegs auf sie zu. Bekannt ist, dafs sie sich an
Köderstellen für Nachtschmetterlinge oft in grofsen Mengen ansammeln.
Lebhaftigkeit, Frefslust usw. der Schnecken sind abhängig vom
AVetter; doch verhalten sich die einzelnen Arten verschieden. Die
Limaeiden sind die lebhaftesten : dann kommen die kleineren Heliciden,
dann die gröfseren, am trägsten sind die Arioniden. Ihre Geschwindigkeit
wächst im allgemeinen mit der verhäUnismäfsigen Länge und Schmalheit
des Fufses.
In den gemäfsigten Zonen halten die meisten Schnecken einen
"Winterschlaf. Die Nacktschnecken verkriechen sich hierzu einzeln
in die Erde, ziehen sich kugelig zusammen und umhüllen sich mit Schleim.
Die Gehäuseschnecken gehen zum Teil auch in die Erde, zum Teil unter
Laub usw.; die einen schliefsen ihre Schale mit dem kalkigen Winter-
deckel, Epiphragma, die anderen nur mit zu fester Haut erhärtendem
Schleime. Je kälter es wird, um so tiefer ziehen sie sich in ihre
Schale zurück, von Zeit zu Zeit eine neue häutige Scheidewand bildend.
Sie überwintern meist gesellig und kleben sich dabei oft mit den Schalen
aneinander. In den Troj^en halten die Schnecken einen entsprechenden
Sommerschlaf; aber auch bei uns verfallen sie in trockenen, heifsen
Sommern, bei Nalumngsmangel usw., in einen solchen.
Im Winter können die Schnecken beträchtliche Kälte vertragen');
ja, Theobald^) hat sogar beobachtet, dafs die schlimmsten Schnecken-
jahre auf sehr strenge Winter folgten, was er allerdings nur auf Ab-
nahme ihrer Feinde infolge der Kälte zurückführen will. In milden
Wintern werden sie leicht aus ilu'en Verstecken hervorgelockt und
fallen dann plötzlich eintretender Kälte zum Opfer.
Auch sonst ist die Lebenszähigkeit der meisten Schnecken
eine recht grofse. So nötig ihnen Wasser zum aktiven Leben ist, so
können sie doch Trockenheit und Nahrungsentzug so gut vertragen,
dafs häufig Schnecken, die schon jahrelang (bis sechs Jahre) in Samm-
lungen aufbewahrt worden waren, bei genügender Feuchtigkeit wieder
lebendig wurden^). Im aktiven Zustande, bei genügender Feuchtigkeit
und Wärme , können sie allerdings Nahrungsentzug nur einige Tage
bis Wochen aushalten.
Während Gehäuseschnecken Verletzungen der Teile, die am meisten
solchen ausgesetzt sind, der Fühler, des Kopfes, meist ohne weiteres
wieder regenerieren, bei einer Nacktschnecke sogar Selbstamputation
eines Teiles des Fufses statthat, sind sonst die Schnecken, besonders
1) Ich selbst fand am 23. Nov. 1905 an Rettichpflanzen unter Schnee lebende
fette Ackerschnecken, trotzdem schon seit mehreren Tagen Frost (bis — 5*^ C.) ge-
herrscht hatte.
2) Zoologist, Juni 1895.
3) Coi.KE, Cambridge nat. Histor.y, Vol. III, 1895, p. 37—39.
Stylommatophoren, Stieläugige, Landschnecken.
61
die nackten, gegen Verletzungen ihres Mantels auiserordentlicli empfind-
lich, worauf ihre Bekämpfung durch Salze usw. beruht.
Die Lebensdauer der Schnecken scheint eine recht beträcht-
liche zu sein ; ein Alter von fünf bis sechs bis acht Jahren ist nament-
lich bei gröfseren Arten (Weinbergschnecke) beobachtet, während die
kleineren allerdings kaum mehr als zwei, höchstens vier, manche sogar
nur ein Jahr alt werden dürften.
Die Fortpflanzung der Schnecken findet im allgemeinen im
Sommer statt, wobei jedes Tier sowohl als Männchen wie als
Weibchen zu funktionieren imstande ist: daher ihre grofse Frucht-
barkeit. Eine Begattung scheint für mehrere Eiablagen, sogar vielleicht
für mehrere Jahre zu genügen. Die Eier werden einige Wochen danach
Spitze
Na/d
Gemnde
Mimdimffsraiid^
"Jßmdim^
Fig. 49. Eierhävifclien der | Weinberg-
schnecke (nach V. Schilling).
Fig. 50. Schale der Weinbergschnecke.
in die Erde (Fig. 49), unter Laub usw. in Häufchen von 20 bis 60 ab-
gelegt; die Zahl aller Eier eines Weibchens in einem Jahre schwankt
bei den verschiedenen Arten zwischen etwa 50 und 500. Zum Teil
noch im Herbste, zum Teil erst im nächsten Frühjalu-e schlüpfen die
Jungen aus. Ln einzelnen widersprechen sich die Zeitangaben betr.
der Fortpflanzung sehr, so dafs zukünftiger Forschung hier noch viel
festzustellen bleibt.
Wie nicht anders zu erwarten, ist die Zahl der Feinde solch
wehrloser Geschöpfe sehr grofs. Von Säugetieren sind namentlich
hervorzuheben: alle Insektenfresser, Schweine, Mäuse (H.) *) (besonders
im Winter); von Vögeln: Krähen, Dohlen, Elstern (H.) , Stare,
Tauben (H.), Amseln und Drosseln (H.), Würger, Hühner (H.), Fasanen,
Enten, Kiebitze. Dazu gehören ferner alle Eidechsen, die Blind-
schleiche; alle Landamphibien; von Glieder tieren: manche
Spinnen, Tausendfüfse, Laufkäfer und ihre Larven (H.), Staphiliniden (H.),
die Larven der Glühwürmchen, Lampyris (H.) und andere W^eichkäfer,
1) Ein (H.) bedeutet, dafs die betreffenden Tiere besonders auch Heliciden und
anderen Gehäuseschnecken nachstellen.
(32 Gastropoden, Bauchfüfser, Schnecken.
gelegentlich auch Silphiden. Die Larven der Drihis- Arten beifsen sich
am Kopfe von Gehäuseschnecken, namentlich Helix-Arten, fest, lassen
sich von den Tieren mit ins Imiere der Schale ziehen uiid fressen sie
dann vollständig auf. Im leeren Gehäuse verpuppen sie sich. Ver-
.schiedene Milben, besonders Phüodronms Limacum L. M. bilden den Über-
gang zu den Parasiten; man lindet sie in Darm mid Limgenhöhle
sowie äufserlich auf gröfseren Nacktschnecken und Heliciden.
An inneren Parasiten smd die Schnecken überreich, die Wasser-
schnecken allerdings noch mehr als die Landschnecken. Zahlreiche
Bandwlirmer, Trematoden, Nematoden usw., leben in gewissen Stadien
auch in Landschnecken, vorwiegend in Nacktschnecken, namentlich in
Leber, Darm und Lungenhöhle, wie es scheint jedoch, ohne ihren
Wirten ernstliche Beschwerden zu verursachen. Gefälniicher sind
einige Dipteren'^), die ihre Eier in die von Heliciden und Limaeiden legen.
Leuchs berichtet in seiner vorzüglichen „Naturgeschichte der
Ackerschnecke" '^) über von ihm an gefangenen Schnecken beobach-
tete Krankheiten. Der Durchfall entsteht bei zu wässerigem
Futter, z. B. wenn sie ganz junges, im Schatten gewachsenes Getreide
fressen. Die Faulkrankheit tritt auf, wenn zuviel Schnecken
an einem Orte beisammen sind und an reinem Wasser Mangel
leiden; die Krankheit ist ansteckend. Die Tiere erschlaffen dabei und
beginnen zu faulen. Der schwarze Brand ist der vorigen Krank-
heit ähnlich; nur wird der Körper schwarz, und zwar faulig oder trocken.
Wie weit diese Krankheiten in der Natur vorkommen und vielleicht
zur Erzeugung künstlicher Epidemien zu gebrauchen wären , ist noch
zu erforschen.
Die Verbreitung der Landschnecken entspricht der oben bei
den Pulmonaten erwähnten. Dm'ch Verschleppung, z. B. durch Über-
schwemmungen, an den Füfsen von Vögeln usw., ganz besonders aber
durch den Menschen ist eine gTofse Zahl von Schnecken und gerade
schädlichen Arten fast oder ganz kosmopolitisch geworden*). Nament-
lich bewurzelte Pflanzen führen selu' häufig in der den Wm'zeln an-
hängenden Erde Schnecken oder ihre Eier mit.
Für die Bestimmung der Gehäuseschnecken ist die Schale von
gröfster Wichtigkeit, daher wir kurz ihre Terminologie auseinandersetzen
müssen (Fig. 50). Zm' Bestimmung stellt man sie so vor sich, dafs die
Spitze (Apex) nach oben gerichtet ist, die Mündung (Apertura)
nach dem Beschauer. Liegt letztere dann rechts von der senkrechten
Achse, so ist die Schale rechts gewunden, liegt sie links, dami
links gewunden. Oben, unten, rechts, links beziehen sich auf die
Lage der Teile von dem Beschauer aus. Jeder Umgang der Schale wird
als Windung bezeichnet; die zwischen der Spitze und dem oberen
Rande der Mündung liegenden Windungen bilden das Gewinde, die
') Herr Prof. Am. Bkki.ese hatte die Liebenswürdigkeit, mir über diese Milbe
mitzuteilen, dafs sie zuletzt von Canestrini (Acarofauua italica, Padova 1886 p. 231,
unter dem Namen Ereynetes Jimacum) in wenigen Exemplaren in Nacktschnecken,
mehr in Helix cellaria gefunden, und dafs sie nach seiner (Beklesks) Ansicht kein
Parasit sei.
-) Es scheint, als ob diese Dipteren den Entomologen noch unbekannt seien.
3) Nürnberg 1820, 8"; mir leider im Original nicht zugänglich; hier wieder-
holt nach dem Auszuge in: Jijhnston, Einleitung in die Conchyologie. Übersetzt
von Bronn. Stuttgart 1853, S. 458.
*) Kew, The dispersal of Shells. London 1893. Internat, scient. Ser.
Stylommatophoren, Stieläugige, Landschnecken. (j:3
Grenzen der Windungen die Naht (Sutur). Die Achse der Schale, um
die sich die Umgänge herumwinden, heilst Spindel (Columella); ist
sie unten olien, so spricht man von einem Nabel. Der äufsere Rand
der Mündung heilst Mundsaum (Peristom), der innere Mündungs-
r a n d , I n n e n 1 i p p e , S p i n d e 1 r a n d usw. Die Windungen werden
von oben nach unten gezählt.
Man unterscheidet ungefähr 15 Familien der Stylommatophoren,
gröfstenteils nach anatomischen Merkmalen und nach der Bildung der
Radula ^).
Vorbeugung. Die Einschleppung von Schnecken, namentlich
in Treibhäuser, ist dadurch zu verhindern, dafs alle Wurzeln neu an-
bezw. eingepflanzter Gewächse gründlich von Erde gereinigt werden.
Die Schlupfwinkel der Schnecken: feuchte Grabenränder, dichte Hecken,
Buchsbaumeinfassungen usw., sind, soweit tunlich, zu beseitigen. Das
Walzen des Bodens vor der Bestellung tötet nicht nur direkt viele
Schnecken , sondern zerstört auch die als Schlupfwinkel dienenden
grofsen Erdschollen und erschwert den Schnecken das Eindringen in
die Erde zum Verstecken und zur Eiablage. Durch gute Drainage
nimmt man dem Boden die sie begünstigende Feuchtigkeit.
Bedrohte Kulturen oder einzelne Pflanzen schützt man dadurch
vor ihnen , dafs man sie mit einem Schutzwall von ätzenden oder
scharfen Stoffen, ungelöschtem oder frisch gelöschtem Kalk, Kalk mit
4"/o Soda, Eisenvitriol, Asche, besonders Holzasche, Calciumhydrat,
Kainit, Chilisalpeter oder ähnlichem umgibt, oder mit feinen Pulvern,
wie Rizinusmehl , Rufs , feinkörnigem Sande usw., oder mit trockenen
Fichtennadeln, Gerstenspreu, Flachsschalen usw. Aus Abfallbrettern
kann man auch eine niedrige Wand errichten, die man aufsen mit einem
Gemisch von Vitriolöl und Rebenschwarz anstreicht. Bäume werden
durch die üblichen Leimiinge vor dem Auf kriechen der Schnecken
geschützt. Es braucht kaum betont zu werden, dafs viele der oben-
genannten Mittel bei Regen dauernd (die Salze) oder vorübergehend
(die Spreumittel) ihre Wirkung verlieren, die ersteren also öfters er-
neuert werden müssen, Keimpflanzen sollen dann unberührt bleiben,
wenn die Samen mit einer Abkochung von Jauche und Schafkot, der
etwas Asa fötida beigefügt wird, gebeizt wui'den^).
Gegenmittel. Aufser Begünstigung der natürlichen Feinde
bezw. Eintrieb von Schweinen, Hühnern oder Enten ist besonders das
Ablesen anzuraten, das am besten abends oder morgens an trüben,
regnerischen Tagen stattfindet, unter ganz besonderer Berücksichtigung
der Unterseiten gröfserer Blätter. Man bedient sich hierzu zweck-
mäfsig einer Zange (Feuerzange, Handschuhdehner, Brennschere oder
ähnlichem) und wirft die aufgelesenen Schnecken in einen Topf mit
konzentriertem Salzwasser, in dem sie sehr rasch sterben; der Inhalt
kommt dann auf den Komposthaufen. Als Schneckenfallen legt man
grofse, alte Blätter (Rhabarber, Gurken, Reben), hohlliegende
Bretter, Ziegel usw. aus, deren Wirksamkeit man noch bedeutend er-
1) Es ist hier unmöglich, auch nur einigermafsen vollständig die Gruppe zu
behandeln; es seien nur die wichtigsten Familien und Arten herausgegriffen; be-
züglich der anderen ist auf die bekannten Handbücher der Weich tierkunde zu
verweisen. In Anordnung, Terminologie, Merkmalen usw. richten wir uns im
folgenden vorwiegend nach: Goldfuss, Die Binnenmollusken Mitteldeutschlands.
Leipzig, W, Engelmann 1900.
2) ßiTZEMA Bos, Tierische Schädlinge usw., S. 699.
,J4 Gastropodeu, Bauchfüiser, Schnecken.
hölit. wenn man sie auf der Unterseite mit Scliweinesclnnalz , Sirup,
Fruchtgelee usw. bestreicht. Die Schnecken ziehen sich bei Tages-
anbruch unter diese Verstecke zurück und müssen dann abgelesen
werden. Auch Drainröhren, in den Boden gesteckt und mit Küchen-
abfällen gefüllt, sind vorzügliche Schneckenfallen, ebenso wie bis zum
Rande in die Erde gegrabene und abends etwa 1 cm hoch mit
Bier gefüllte Blumenuntersätze, in denen die Schnecken zugleich
ertrinken. Grüne Weidenruten entrindet man, schneidet die sich zu-
sammenrollende Rinde in Stücke von 30 bis 40 cm Länge und legt
sie aus: die Schnecken kriechen in diese Röhren, um die cambiale
Innenseite abzufressen M- Auch an einfachen Ködern, wie Rinden-
stücken von Küi'bissen, Melonen, Kleiehäufchen usw., kann man Schnecken
fangen. Namentlich in Gewächshäusern empfiehlt es sich, bedrohte
wertvolle Pflanzen dadurch zu schützen, dafs man Blätter von Salat,
Kohl oder anderen Köder um sie herumlegt.
Das empfehlenswerte Mittel gegen Nacktschnecken im gTofsen ist,
sie mit einem der obengenannten ätzenden Salze zu bestreuen. Am
besten nimmt man hierzu frischgelöschten, zu Staub zerfallenen Kalk
oder Calciumhydrat, zerstäubt ihn mit einem Blasebalge frühmorgens
oder spätabends etwa 1 m hoch über dem Felde, immer mit dem Winde
gehend, die Hände und Augen dm'ch Einreiben mit Fett oder Öl ge-
schützt. Die von dem Staube getroffenen Schnecken scheiden sofort
grofse Mengen Schleim ab ; die meisten sterben : andere kriechen nach
einiger Zeit aus der Schleimhülle heraus. Werden sie nun von neuem
von ätzendem Staube getroffen, so vermögen sie sich nicht mehr durch
Schleimabsonderung zu schützen und gehen zugrunde. Man mufs daher
die Stäubung nach V4 bis V2 Stunde wiederholen.
Auf nahezu abgefressenen Feldern tötet man die Schnecken durch
Walzen bei trockenem, Eggen bei feuchtem Wetter^). Auch mehr-
maliges Eggen bei starker, trockener Mittagshitze kann bei geeignetem
Boden alle Schnecken vernichten^).
Kompost-,. Laub- und ähnliche Haufen sind zur Vertilgung der
Eier gut mit Ätzkalk zu versetzen.
Liiiiacideii, Egelschnecken *),
Nackt, äufsere Schale und Eingeweidesack fehlen. Mantel bedeckt
als „Schild" (Fig. 51) den vorderen Teil des Rückens; unter ihm
als Rudiment der Schale eine dünne , längiichovale , konzentrisch ge-
streifte Kalkplatte. Atemöfifnung hinter der Mitte des Schildes. Sohle
in drei Längsfelder geteilt. Kiefer glatt, halbmondförmig. Seitenzähne
der Radula spitzig, schlank.
Von allen Schnecken haben die Limaeiden das stärkste Bedürfnis
nach Wasser, das sie durch Mund und Haut aufnehmen, in solchen
Mengen, dafs sich ihr Volumen um das Dreifache vergTöfsern kann^).
1) Prakt. Ratgeber in Obst- u. Gartenbau, Bd. 3, 1^88, S. 331.
2) RiTZKMA Bos, 1. c. S. 700.
') Jahresber. Sonderaussch. Pflanzenschutz, D. L.-G. 1900, S. 81.
t) SiMROTH, Zeitschr. wiss. ZooL, Bd. 42, 1885, S. 203—366, 3 Taf. — Nackt-
schnecken-ähnlich sind gewisse Testacelliden, nur dai's Schild und Mantel ganz
am hinteren Ende des Körpers liegen. Sie sind Raubschnecken, die mit Vorliebe
Regenwürmer verzehren.
5) KüNKEL, Verh. Deutsch, zool. Ges., X, 1900, S. 22—31.
Limaciden, Egelschnecken.
65
Wenn auch manche Limaeiden chlorophylllose Nahrung vorziehen,
so sind sie doch im allgemeinen die schlimmsten Schädlinge miter den
Schnecken , und zwar in Wald , Feld , Garten und Treibhäusern , in
letzteren besonders im Winter. Sie fressen namentlich zarte Keim-
pflanzen, saftige, süfse Früchte, in Warmhäusern die verchiedensten
Pflanzen, selbst Kakteen, mit Vorliebe aber Farfugien ^) und die Blüten
von Orchideen. Mit Gemüse werden sie häufig in Keller geschleppt, wo
sie alle mögliche Vorräte, auch Milch und Sahne, angehen, besonders
aber auch leere, ungereinigte Bierflaschen, in denen sie sich verkriechen,
und tropfende Hähne von Fässern mit Alkoholien. Selbst in Bienen-
stöcke dringen sie ein , um Honig zu naschen ^). Im Freien sind
manche Arten beobachtet worden, wie sie von Pflanzen die Blattläuse
abweideten^).
Fig. 51. Nacktschnecken.
Oben links: Schild von Arion; rechts: Schild von Limax (r Atemlochi
unten Ackerschnecke (nach Thkubald).
Da sie als Verstecke den Boden bevorzugen, auch zur Eiablage in
diesen eindringen , finden sie sich mehr in leichtem , offenem Boden,
seltener in schwerem, kompaktem.
Im allgemeinen sind es namentlich die kleineren Arten und die
Jungen der gröfseren, die den meisten Schaden tun.
Limax Müller.
Schild mit konzentrischen Wellenlinien; Schalenrudiment rundlich,
flach, mit seitlichem Kerne. Rücken hinten zugespitzt mid gekielt.
Atemloch rechts hinter der Mitte des Schildes.
L. maximus Müll., höckerig, schwarz, gelblichgrau (var. cinereus
List.) oder schwarz und weiis gestreift. Bis 15 cm lang. Radula etwa
mit 160 Quer- imd 180 Längsreihen, zusammen ca. 26 800 Zähnen. —
Namentlich in Wäldern imd Kellern (var. cinereus); im Winter oft in
Warmhäusern schädlich, an Petunien, Lobelien, Hyacinthen, Tulpen,
Fuchsien, Cyclamen, Primula chinensis, Begonien, selbst Kakteen, be-
sonders an Keimpflanzen^). — Europa, Nordamerika.
c. p. 6b.
2) Insect Life, Vol. 4, 1892, p. 348; Vol. -5, 1892, p. 128—130; Theobald, Zoologist (3),
Vol. 20, 1891, p. 307—308.
3) LoNs, Nachrichtsbl. deutsch, malak. Ges., Bd. 23, 1891, S. 3—5.
Si)rauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. •")
QQ Gastropodeu, Bauchfül'ser, Schnecken.
Agriolimax Simrotli.
Nur anatomisch von Limax miterscheidbar.
A. ag-restis L., Aekersehneeke (s. Fig. 51). Hell- bis dimkelgrau,
meist mit feinen schwarzen Strichen; schmal, nach hinten stark aus-
gezogen , stark gekielt. Am besten an dem weifsen , kalkhaltigen
Schleime kenntlich. Radula mit ungefähr llO Längs-, 120 Querreihen,
zusammen 13 200 Zälmen. 30 bis 60 mm lang, 6 mm breit; in Grarten,
Feld und Wald.
Die Ackerschnecke ist die schädlichste aller Schnecken, durch die
ungeheuren Mengen , in denen sie in für sie günstigen Jahren auftritt,
und durch ihre Vorliebe für keimende Pflanzen, besonders Getreide.
Die Fortpflanzung findet wohl den ganzen Sommer über statt; die etwa
500 Eier werden in Häufchen von 20 bis 30 in die Erde, unter Moos usw.
abgelegt. Nach etwa zwei bis drei "Wochen kriechen im Sommer die
Jmigen aus; die im Herbste abgelegten Eier überwintern und sind
gegen Kälte und Trockenheit unempfindlich. Da die Jungen nach
etwa sechs Wochen fortpflanzungsfähig werden, vermelu't sich die Zahl
der Tiere nach dem Herbste zu ständig, daher auch der gröfste Schaden
am keimenden Wmtergetreide verursacht wird. Aber auch Klee,
Kartofifehi (Knollen und Blätter), Rüben, Gemüse, Früchte, Blumen
(Veilchen, Nelken, Dahlien) leiden sehr unter ihr, auch Tabak, Reben.
Desgleichen schadet sie beträchtlich in Warmhäusern mid Frühbeeten.
Die Ackersclmecke wird einige Jahre alt. Sie ist fast kosmo-
politisch, vom Menschen überallhin verschleppt.
Besonders schlimme Jalu'e waren für Deutschland: 1708 — 1771,
1816—1817, 1888, 1896, 1898.
Amalia earinata Mocq. Tand., in England oft schädlich, besonders
an Zwiebelgewächsen *).
Limacidm sollen nach Watt and Mann-) auf den Teeplantagen Lidiens
beträchtlichen Schaden tun, besonders Helicarion salius Bens, auf
Saatbeeten.
Arioiiideii, Wegscliiiecken.
Nackt; wie Limaeiden, aber Schale aus unzusammenhängenden Kalk-
körperchen bestehend; hinterer Teil des Rückens nicht gekielt, rund.
Atemöffhung vor Mitte des Schildes (s, Fig. 51). Sohle mit mideutlicher
Längsfelderung. Kiefer gerippt. Seitenzähne der Radula stumpf, breit.
Biologisch verhalten sich die Wegschnecken ähnlich wie die Egel-
schnecken; nur sind sie träger und treten seltener in grofsen Mengen
auf. Auch sind sie widerstandsfähiger, namentlich gegen Kälte, so dafs
man nicht selten einzelne selbst bei Frost tätig findet.
Arion Ferussac.
Am hinteren Ende des Fufses eine Schleim-, die „Schwanz -
drüse". Seitenzähne lanzett- oder messerförmig ; ein dreispitziger
Mittelzahn. Junge Tiere mancher Arten längere oder kürzere Zeit am
hinteren Ende gekielt.
Arion empirieorum Fer. (= ater L. =-^ rufus L.). Farbe
wechselnd , von schwarz bis rötlich , von dunkelbraun bis lehmgelb,
junge Tiere oft grünlichweifs bis rahmfarben. Sohle weifs bis schwärz-
^) CooKE, 1. c. p. 31.
2) The pests and blights of the Tea plant. 2. ed. Calcutta 1903 p. 376—377.
Helicideu, Schnirkelschnecken. (j7
lieh . Rand von quergestreiftem , gelblichweii'sem Saume eingefafst.
Schild vorn und hinten abgerundet. Bis 150 mm lang, 20 bis 25 mm
breit , grob gerunzelt.
Die gTol'se Wegschnecke ist in Deutschland überall verbreitet,
namentlich im Walde, viel in Gärten, seltener im Felde. Sie frilst
alles. Die 400 bis 500 Eier werden den ganzen Sommer über
in verschieden grofsen Häufchen abgelegt; nach zwei bis drei Mo-
naten schlüpfen die Jungen aus. Wird kaum mehr als ein oder
zwei Jahre alt. Schleim gelblich, Radula mit 100 Quer-, 110 Längsreihen,
zusammen 17 600 Zähnen.
A. bourgfuig-nati Mab., grau bis olivenfarben, bräunlich, mit scharf
begi'enzten Seitenstreifen. Schleim wasserhell. Sohle hell. 50 mm
lang, 5 mm breit. In Gärten und Wäldern, an Gemüse schadend.
A. hortensis Fer., schlank, walzig. Schmutziggrau bis schwärzlich,
an den Seiten nicht scharf begrenzte Längsbänder. Sohle und Schleim
orangefarben. 40 bis 50 mm lang, 4 bis 5 mm breit. Vorwiegend in
Gärten schädlich, in England an Veilchen und Pensees ^).
Helicideu, Sclinirkelselineckeii.
Gehäuse kugelig, plattgedrückt oder konisch, geräumig, so dai's
das Tier sich ganz in dasselbe zurückziehen kann. Kiefer halbmond-
förmig, gerippt. Zähne mit breiter Basis, meist dreispitzig. Mit Pfeil-
sack, der ein bis zwei sogenannte „Liebespfeile" enthält, deren Form
spezifisch charakteristisch ist.
In über 50O0 Arten über die ganze Erde verbreitet. Am häufigsten
finden sie sich auf Kalkboden, da sie zur Bildung ihrer Schale Kalk
benötigen (s. oben S. 55).
Nicht so schädlich wie die Nacktschnecken, zumal sie sich viel
langsamer vermehren. Sie ziehen grüne Nahrung vor: im Felde junges
Getreide (AVeizen), in Gärten Gemüse und Blumen ; einige Arten klettern
auf Reben und Bäume und benagen ihre Knospen, Blätter und selbst
Früchte. — Die Eier werden meist in selbst gegrabene Gänge in die
Erde gelegt, in Haufen.
Helix Linne.
Tier halbstielrund , schlank. Geschlechtsölfnungen gemeinsam
hinter rechtem Augenträger. Atemöflfnung rechts unter dem Mantel-
rande. Radula lang, schmal, nicht in Längsfelder geteilt; mittlere
Zähne drei-, Seitenzähne zweispitzig. Gehäuse bei einheimischen Arten
normaler Weise immer rechts gewunden.
Die über 3000 Arten werden in zahlreiche Untergattungen gruppiert.
H. (Triehla) hispida L. Tier aschgrau bis schwärzlich. Sohle und
Seiten gi-auweifs. Schale niedergedrückt, fein und kurz behaart, ge-
nabelt, hornfarben oder bräunlich, 4 bis 5 mm hoch, 8 bis 9 mm breit.
Nach GoLDFUSS in Gärten oft in grofsen Mengen, namentlich an frisch
aufgegangenen Sämereien^). — Europa, Nordamerika.
H. (Triehia) rufeseens Penn. Tier gelblichbraun mit dunkelbraunen
Streifen an Nacken und Tentakeln, Fufs blafs, schmal. Schale nieder-
gedrückt , blafs schmutziggrau , manchmal braun quergestreift ^ Mund
^) CoLLiNGE, Report ou the iniurious insects and other animals etc. during
1904, p. 57.
2) 1. c. S. 21.
.5*
^g Gastropoden, Bauchfnl'ser, Schnecken.
innen mit breiter weiiser Lippe. G,5 mm liocli. 12 mm breit. — Gehört
in Süclengiand ^) zu den schlimmsten Gartenplagen, besonders an Erd-
beeren („Strawberry-snail"), Veilchen mid Iris. Überwintert in Efeu;
legt im August bis November 40 bis (><) Eier. Auch in Westdeutsch-
land, Belgien, Fraixkreich, Schweden und Nordamerika vorkommend.
H. (Eulota) frutleum Müll. Tier rötlichbraun bis iieisclifarben,
Mantel mit braunschwarzen Flecken, die bei helleren Gehäusen durch-
schimmern. Letztere kugelig, genabelt, dicht und fein spiralgestreift,
weii'slich, braunrot bis fleischfarben; Mundsaum scharf, innen mit
weifslicher oder röthcher Lippe. 14 bis 18 mm hoch, 17 bis 20 mm breit.
Die „B u s c h s c h n e c k e" hat im Jahre 1899 bei Greiz sehr stark' mit
Mehltau befallenen Hopfen völlig entblättert ^). — Ln Elsafs gemeinsam
mit H. nemoralis massenhaft in Weinbergen, wo sie junge würzige
Triebe allem anderen vorzieht und daher viele Gescheme zerstört '^).
H. (Arionta) arbustorum L. Tier graublau bis schwarz. Gehäuse
kastanienbraun. Mundsaum scharf, innen stark weiis gelippt. In Gärten,
Hecken, an feuchten Stellen, meist gesellig lebend.
H. (Xerophila) erieetorum Müll. Tier schmutziggelblich. Schale
niedergedrückt, fast scheibenartig, einfarbig, gelblichweifs oder mit
braunen Bändern; Nabel sehr weit. 6 bis 8 mm hoch, 12 bis 17 mm
breit. Radula mit 115 Quer-, 60 Längsreihen, zusammen 6900 Zähnen.
— Liebt trockene Gegenden; überfiel 1899 in Calvados zu Millionen
die Getreide- und andere Felder^); in Posen 1900 an Esparsettestoppeln
sehr schädlich geworden"*). Wird besonders gerne von Tauben ge-
fressen; ÖöNS fand im Kröpfe einer Brieftaube 67 Stück, in einer
Gegend, avo die Schnecke selten ist*^).
H. (Helieella) obvia Hartm. , ähnlich voriger Art, besonders in
Südosteuropa. Nach Goldfuss namentlich auf Esparsette, Luzerne und
Klee m grofsen Mengen^).
H. (Striatella) interseela Poir. (= eaperata Mtg.). Tier gelblich-
grau. Schale niedergechückt , beiderseits fein gerippt, grauweifs mit
braunrötlichen Bändern. Nabel tief, Mimdrand innen mit weiiser Lippe. —
Hauptverbreitungsgebiet England, Belgien, Frankreich, Nordspanien,
hier oft sehr schädlich, besonders in Kornfeldern^). In Deutschland
nur an eijazelnen Orten, offenbar dmx-li Sämereien eingeschleppt^).
H. (Taehea) nemoralis L., Hainsehneeke. Tier gelbgrrr., ge-
runzelt. Schale kugelig, ungenabelt, glänzend, gelb, rot oder L:aun,
einfarbig oder gebändert: Mundsaum kastanienbraun mit fast schwarzer
Lippe. 16 bis 17 mm hoch, 13 mm breit. — In Mittel- und Nordeuropa
überall in Gärten und Weinbergen, seltener im Walde ; erscheint zuerst
im Jahre, oft schon im Februar. Frifst besonders JBaumblätter und
benagt Früchte ; in England auch an Klee , jiuigen Rüben und Salat
schädlich ^^). — Auch in Nordamerika.
M Theobaia), Zoologist, June 1895; Collixge, 1. c.
-) Jahresber. Sonderaussch. Pflanzenschutz D. L.-G. 1899, 8. 108.
^) Ibid. 1898, S. 176.
5) Ibid. 1900, S. 147.
") Feuille jeun. Nat. T. 29, 1899, p. 192.
C) Nachricbtsbl. deutsch, nialak. Ges., Bd. 22, 1890, S. 193—19.5.
') 1. c. S. 22.
*) Theoball), 1. c.
9) GOEDFL-SS, 1. c. S. 132.
10) Theobaeii, 1. c. ...
Pujiiden, Stenogyriden, Vaginuliden. (59
H. (Taehea) hortensis Müll., ähnlich, nur Mundsaum weils. Im
Gegensatze zu ihrem Namen nicht in Gärten, sondern in "Wäldern mid
Gebüschen.
H. (Helleogrena) pomatia X.. XA/^einberg-schneeke. Tier gelblich-
grau, grob gekörnelt. Schale (s, Fig. 50) kugelig, stark und regel-
mäfsig gestreift, hell bis dunkelbraun, mit fünf nicht immer deutlichen
Streifen; Mundsaum schwach verdickt. 30 bis 45 mm hoch, 20 bis
40 mm breit. — Vorzugsweise in Gärten und Weinbergen, frifst be-
sonders gerne Knospen und Blätter der Reben. Legt im Sommer
20 bis 80 Eier in die Erde (s. Fig. 49), am liebsten in verlassene
Maulwurfs- oder Mäusegänge M. Nach 20 bis 30 Tagen kriechen die
Jungen aus , die nach 9 bis 10 Monaten erwachsen sind. "Wird (3 bis
8 Jahre alt. Geht im Winter in die Erde und schliefst ihre Schale
mit einem Eioiphragma. Radula mit 140 Quer- , 150 Längsreihen,
zusammen 21000 (nach Goldfuss 19 000) Zähnen. Man schützt die
Reben, indem man sie mit Eisenvitriol umgibt oder das alte Holz mit
einer 50 '^/o igen Lösung davon bestreicht-).
H. (Pomatia) aspersa. Müll. (s. Fig. 46). Tier ähnlich dem der
vorigen Art. Schale braun mit blassen Zickzackstreifen. Kleiner als vorige
Art. Radula mit 135 Quer-, 1(35 Längsreihen, zusammen 14175 Zähnen. —
In den Mittelmeerländern und England heimisch, in Gärten sehr schäd-
lich, verzehrt die zartesten Gemüse und hat schon oft ganze Pfirsich-
und Aprikosenbäume entblättert, von denen sie auch die Blüten und
selbst die Früchte abfrifst -''). Weit verbreitet, verschleppt nach Amerika
von Neuschottland bis Ai'gentinien, Westindien, Kapland, den Azoren,
St. Helena, Matmtius und Australien'*).
Von der Familie der
Piipideii
(Gehäuse immer höher wie breit) soll Buliniinus detritus Müll,
namentlich in Thüringen und den Rheingegenden schädlich sein "'J , in
Weinbergen und Getreidefeldern, selbst an Schwarzkiefern.
Von der Familie der
Steiiogyriden
(Gehäuse höher wie breit, Spindel abgestutzt) ist namentlich Steiiogyra
(Bulimus) deeoUata L. vielfach schädlich geworden sowohl in ihrer
Heimat, den westlichen Mittelmeerländern, als auch in Nordamerika
und Westindien , wohin sie verschleppt worden ist. Besonders in
Westindien hat sie Felder von Amaryllis und Kartoffeln, auch Gärten
oft derart verwüstet, dafs deren Anbau aufgegeben werden mufste*').
Vaginuliden.
Geschlechtsötfnungen getremit, männliche vorne, weibliche hinten
rechts. Vorwiegend tropisch und subtropisch, weit verschleppt. In
Westindien und Indien an Kaffee und Tabak schädlich; in neuerer
1) GOLDFL-SS, 1. C. S. 143.
2) Degrully, Progr. agr. vitic, T. 89, 1903, p. 356.
3) COOKE, 1. c. p. 279.
*) Theobald, 1. c.
^) Eckstein, Forstzoologie, S. 346.
6) Insect Life, Vol. 4, 1892, p. 334; Vol. 5, 1893, p. 269.
^Q Arthropoden, Gliederfüfsler.
Zeit auch nach Australien verschleppt, wo sie sich von Brisbane aus
rasch ausbreiten und an verschiedenen Gemüse- und Zierpflanzen sehr
viel Schaden tun , indem sie die ganzen Pflanzen , von den Wurzehi
bis zu den Früchten, verzehren. Nur Gräser und Erbsen bleiben hier
verschont \).
Succineiden, Bernstemschnecken.
Tier im Verhältnis zur Schale sehr grois; letztere mit wenigen,
rasch an Grölse zmiehmenden Windungen, durchsichtig, mit scharfem
Mimdsaume. Kiefer nach hinten mit flügelartigen Fortsätzen.
Succinea putris L. Tier gelblichgi'au bis schwarz, gekörnelt.
Lebt an feuchten Orten, aufwiesen, an Rändern von Gewässern. Von
hier aus kann sie auf benachbarte feuchte Felder übergehen. So be-
richtet Eckstein ^), dafs sie sich aus feuchten Wiesen in ein Roggenfeld
verzogen und hier die Äliren ausgefressen hatten. Nach Ritzema Bos^)
traten sie in Holland sogar im trockenen Sommer 1904, allerdings nach
dem nassen Jahre 1903, auf trockenen Weizen- und Kleefeldern in
solchen Mengen auf, dafs auf 1 qm mehr als hundert, selbst hunderte
gezählt wurden.
Arthropoden, Gliederfüfsler.
Körper aufsen und innen segmental gegliedert. Die äufsere Haut
in eine Anzahl von durch Einlagerung von Chitin und zum Teil auch
Kalk erhärteten Ringen zerfallen, die durch weiche Gelenkhäute mit-
einander verbunden" sind. Aufserdem deutlich unterschieden: Kopf
(caput), Brust (thorax) und Hinterleib (abdomen). Jeder Teil besteht
aus mehreren Ringen; diese, sowie die ganzen Körperteile können
mehr oder w^eniger weit verschmelzen. Ursprünglich an allen^ Körp er-
ringen gegliederte und gelenkige Anhänge, die sich am Kopfe zu
Antennen und Mundgliedmafsen umwandeln, am Körper als Beine
dienen.
Unter der harten Haut ein Hautmuskelschlauch : innere Organe
mehr oder minder hoch entwickelt und spezialisiert.
Atmung äufserlich durch Kiemen oder innerlich durch Tracheen
oder verwandte Organe.
Geschlechter meist getrennt. Fortpflanzung geschlechtlich. Partheno-
genese weit verbreitet. Die postembryonale Entwicklung meist in Form
einer Metamorphose (Verwandlung). Das Wachstum immer
von einer Anzahl Häutungen begleitet.
Die Arthropoden sind die verbreitetsten und zahlreichsten aller
Tiere. Von den beschriebenen 36()000 Tierarten gehören ihnen allein
263000 (ca. ^/g) an.
Man unterscheidet zwei Abteilungen und etwa fünf Klassen:
Branchiaten, Kiemenatmer : Crustaceen.
Tracheaten, Tracheenatmer : Protracheaten, Myriapoden, Araclmo-
ideen, Insekten.
1) Tkyon, Queensland agr. Journ., Vol. 5, 1899, Pt. 1.; s. Zeitschr. Pflanzenkr.
Bd 12, S. 51-52.
2) Centralbl, ges. Forstwes. 1893 S. 457.
3) Tijdschr. Plantent. X, 1904, p. 148—151, PI 9.
Crustaceen, Krustentiere. 71
Crustaceen, Krustentiere.
Hautpanzer mit Kalk durchsetzt, spröde. Beine beginnen mit ein-
reihiger Basis und spähen sich daiui in je einen Anisen- und Innen-
ast: Spahfülse; der äufsere Ast bei den Landformen meist umgewandelt
oder felüend. Zwei Paar Antennen. Atmen diu-ch meist an den Beinen
sitzende Kiemen, daher ganz vorwiegend Wassertiere.
Es tut nicht nötig, hier die Systematik weiter zu verfolgen; wir
können uns sofort zu den uns näher interessierenden Ordnungen wenden.
Isopoden, Asseln.
(Fig. 52 — 56.) Körper breit, flach gewölbt. Der erste Brustring mit
dem Kopfe zu einer Kopf brüst (Cephalothorax) versclimolzen , mit
zwei Paar Fühlern , drei Paar kauenden Mmidteilen und sitzenden
Augen. Sieben freie Brustringe; an jedem ein Paar siebengiiedriger,
in Klauen endigender Schreitbeine. Hinterleib verkürzt, sechsgliedrig,
das letzte Glied zu einem platten Schwanzschilde umgebildet. An
jedem Segmente ein Paar Spaltfüfse, Pedes spurii, deren letztes,
die Analbeine, gewölinlich nach hinten frei vorragt.
Darm gerade, After am hinteren Ende des Körpers. Speiseröhre
eng, starker Muskelmagen mit Chitinleisten.
"Weibliche Geschlechtsöffnung am fünften Brustringe, männliche im
äufseren Begattungsorgane an den letzten Brust- oder den ersten
Abdominalbeinen.
Die Asseln (etwa 30 Famiüen) sind vorwiegend Meerestiere; nur
wenige leben im Süfswasser und nur eine Familie auf dem Lande.
Onisciden, Laudasselu.
Linere (vordere) Fühler verkümmert und unter dem Kopfschilde
versteckt; äufsere (hintere) lang, gegeifselt, mit fünfgliedrigem Schafte.
Augen seitlich. Hinterleibsringe frei, Schwanzschild klein, seitlich von
dem vorletzten Segment umfafst. Die fünf ersten Pedes spurii (siehe
Fig. 52) decken sich dachziegeÜormig , mit verhornter Aufsen- und
häutiger Lmenlamelle; erstere zum Teil mit Luft kämm ern (Atmungs-
organen) , die äufserlich als weifse Flecke sichtbar sind. Der äufsere
Ast der Analfüfse tritt bei den uns angehenden Formen zwischen dem
vorletzten Segmente und dem Schwanzschilde frei hervor, der imiere
ist gröfstenteils unter letzterem verborgen. Männchen meist schmäler,
mit längeren Analbeinen.
Man kennt etwa (><) Gattungen von Landasseln. Die Unterscheidung
der Formen ist nicht immer ganz leicht, daher die wenigen Berichte
über schädliche Asseln niu: die gewöhnlichen Arten nennen oder
ganz unbestimmt lauten. Genauere Bestimuumg würde sicher fest-
stellen, dafs viele Arten gelegentlich oder selbst häufiger schädlich
werden können.
Dafs überhaupt so wenig Berichte über Schäden durch Asseln
vorliegen, rührt wolil einerseits von ihrem versteckten Leben und ihrem
unscheinbaren, der Beobachtung sich leicht entziehenden Aufseren,
andererseits davon her, dafs sie selten in solchen Massen auftretf^n
um ernstlich schaden zu kömien.
72
Crustaceen, Krustentiere.
Alle Laiidasseln lieben Dmikellieit, Feuchtigkeit und mäfsige "Wärme.
Tagsüber halten sie sich versteckt, nachts gehen sie ihren Geschäften
nach. In warmen Nächten Ende April , Anfang Mai , in Treibhäusern
etwas früher als im Freien, findet die Begattung statt. Sie genügt für
zwei, durch längeren (wie grofsenV) Zeitraum getrennte innere Be-
fruchtungen ^), wobei sich am Weibchen höchst interessante morphologisch^
anatomische Vorgänge vollziehen. Die reifen Eier (wieviel ?) werden vom
Weibchen in einer von den Lamellen der vorderen Brustbeine ge-
bildeten Bruttasche getragen (Fig. 53), in der auch die Jungen noch
die erste Zeit nach dem Ausschlüpfen bleiben. Diese sind den Alten
ähnlich; nur fehlt ihnen noch das letzte Brustbein-Paar.
Über das Alter, das Asseln erreichen und in dem sie fortpflanzungs-
fähig werden , scheinen Beobachtungen nicht vorzuliegen, Sie sollen
sich jähidich einmal häuten.
Ihre Nahrung besteht aus weichen saftigen Stoffen, vorwiegend
zerfallenden pflanzlichen, seltener tierischen Teilen. Aber auch lebende
Pfianzenteile , wenn sie nur weich und saftig sind , verzehren sie sehr
S'palibeüte
SeitenplaSe
Fig. 52. Hinterteil der Kellerassel (i)
von unten (aus Saus).
Fig. 53. Weibchen der
Kellerassel von unten, mit Eiern
(aus Brandj' und Ratzkbitrg).
gerne , besonders keimende Samen , Keimlinge , Blütenteile , zarte
Wm'zeln, Kartoffeln, Stengel, Blätter und Früchte. Schöbl^) futterte
die von ihm gezüchteten Kellerasseln mit frischem Grünzeug, besonders
Blättern von Radieschen und Salat. Schäden, und zwar zum Teil recht
beträchtliche, werden u. a. berichtet aus Europa an abgefallenem und
an S pali er obste , an keimenden Bohnen, Tabaks- und Maispflanzen,
Primulaceen, Petunien, Selaginellen, Farnwedeln, Orchideen, Saxifrageen,
besonders Sedum acre; aus Nordamerika an Salat, Erbsen, Blumen,
besonders Veilchen, Geranien, Wistaria, Rosen, Mammillarien ; von
Deutsch-Ostafrika an Keimlingen der Kokospalme^).
Mehl- wie im Freien schaden in Treibhäusern einheimische und
eingeschleppte Arten an den verschiedensten Keimlingen und zarten
Pflanzenteilen. Auch in C h a m p i g n o n k u 1 1 u r e n sind sie schon öfters
recht schädlich geworden. Sie finden hier, wie auch in Kellern, einer-
seits die günstigsten Lebensbedingungen, andererseits zahlreiche sichere
Verstecke.
^) Die zweite Brut kommt nach De Gekk im August zum Vorschein.
2) Arch. mikr. Anat. Bd. 17, 1880, S. 125-140, Tai 9^10.
") VossEi.EK, Ber. Land- u. Forstwirtsch. Deutsch-Ostafrika Bd. 2, 1905, S. 418.
Onisciden, Landasseln. 73
Die Frai'sbilder an Blättern und Früchten sind älmlicli denen
der Schnecken: niu- sind die Löcher an ersteren gewöhnlich nicht so
grofs, an letzteren tiefer. Auch fehlen natürlich Schleim und die
grofsen Kotklumpen
V o r b e u pj u n g 8 - und B e k ä m p f u n g s m i 1 1 e 1 sind ziemlich die -
selben wie bei Schnecken: Ködern an frisch geschnittenen Scheiben
von Rüben oder Kartoffeln , Kartoffelbrei, Brei von Sirup und Mehl
(beide ev. vergiftet!), Fangen unter ausgelegten, mit Köder versehenen
Schlupfwinkeln , Bedecken gefährdeter Kulturen in Töpfen mit Glas-
scheiben usw. Theobali» M hat in Gew^ächshäusern eine Räucherung
mit Blausäure als sehr wirksam erprobt: in Amerika'^) wurden in Warm-
häusern durch Kartoffelscheiben , die mit Pariser Grün bestreut und
an jede zweite Pflanze gelegt waren, in zwei Nächten 24000 Stück
getötet.
Als natürliche Feinde kommen in erster Linie die Spitzmäuse
iu Betracht, dann alle übrigen Insekten fressende Säugetiere, das
Geflügel, Eidechsen und Amphibien. Nach Wheeler'*) nährt sich in
Texas eine Ameise , LcptogenijS elongata Buckley, fast ausschliefslich
von Asseln der Gattungen Armadillidium und Oniscus. Ob man
diese Ameise vielleicht in Gewächshäusern ansiedeln könnte?
Onisciden finden sich auf der Erde überall, wo Pflanzenwaichs ist.
Mehrere Arten sind durch den Schiffsverkehr mehr oder minder Kosmo-
politen geworden.
Die einzelnen Arten variieren -^
an den verschiedenen Fundorten sehr >Seitenpiait^-f\.
nach Gröfse und Farbe. - Die w^ch- äu&ererAsidJmlftüseLj^
tigsten bei uns vorkommenden Gat- innerer » « ' ^ /^
tungen und Arten*) sind folgende: Jnalse^menl
Armadillidium Brandt, Bollassel. ^'^ «^^ ^oThLÄs'sl^«,''""""''
Stumpf elliptisch, hochgewTilbt ;
kann sich vollkommen zusammenkugeln ■^). Geifsel der äufseren Fühler
zweigliedrig. Luftkammern an den beiden vorderen Abdominalbein-
paaren, scharf begrenzt. Analbeine breit, j)lattenförmig (Fig. 54). Etwa
100 Arten.
A. vulgrare Latr. , gremeine Roll- oder Kug-elassel (Fig. 55).
Stahlgrau bis graubraun , einfarbig oder gelblich gefleckt , glatt,
glänzend , fein und selir dicht punktiert ; 10 — 20 mm lang. Li ganz
Europa und den angrenzenden Teilen Asiens und Afrikas und in ganz
Amerika verbreitet. Auch auf Madeira, den Azoren, Canaren, Bermudas,
auf Ceylon und bei Melbourne gefunden. Am wenigsten an Feuchtigkeit
gebunden.
1) First Eep. econ. ZooL, London 1903, p. 33.
2) U. S. Dept A^ric, Div. Ent., Bull. 18, N. S., p. 98—99.
«) Biol. Bull. Woods Holl Vol. 6, 1904, p. 251—259, 1 fig.
*) Eine Übersicht über die norddeutschen Landasseln, mit guten Bestimmungs-
tabellen, gibt W. Mrhaelsen, Mitt. nat. Mus Hamburg XIV, 1896, S. 121—134.
Hier ist auch die wichtigste Literatur zusammengestellt. Die süddeutschen Asseln
behandelt L. Koch, Die Isopoden Süddeutschlands und Tirols. Festschr. Säkular-
feier nat. Ges. Nürnberg 1801-1901, S. 17—72. Eine vorzügliohe Übersicht mit
zahlreichen vortrefflichen Bildern gibt G-. 0. Sakh, An account of the Crustacea
of Norway, Vol. 2, Isopoda, Bergen 1899.
'") Aus diesem Grunde wird sie leicht mit der Schalenassel, Glomeris, verwechselt,
einem Tausendfufse mit 17—19 Beinpaaren (s. S. 80).
74
Crustaceen, Krustentiere.
Porcellio Latr.. Körnerassel.
Oval, flacher, öekörnelt. Brustsegmente mit seitlichen, nach hinten
ausgezogenen Fortsätzen; erstes vorne, letztes hinten stark ausgerandet.
Äui'sere Fühler mit zweigliedriger Greiisel. Luftkammern an den beiden
vorderen Abdominalbeinpaaren, scharf begrenzt. Analfüfse griffeiförmig,
hervorstehend (s. Fig. 52). Etwa 150 Arten.
P. scaber Latr. , Kellerassel (Fig. 56). Matt schiefergrau oder
gelblich, einfarbig oder mit schwarzen oder weii'slichen bis gelblichen
Flecken. Rauh gekörnelt. Kann sicli teilweise zusammenkugeln.
12 — 16 mm. 1. Gemein in Nord- und Mitteleuropa und in Amerika
von Mexiko bis Grönland. Auf St. Cruz, St. Paul, Ascension, in Kap-
land, Ceylon, Kamtschatka, bei Melbourne und in Neu-Seeland ge-
funden. Etwas mehr wie vorige Art an Feuchtigkeit gebunden.
4nalseffr;ient
werMldJnalfäße
-äußerer " "
Fig. 55. Weibchen der Eollassel
(aus S.ufs).
Fig. 56. Weibchen der Kellerassel
(aus Sars).
Oniscus L., Mauerassel.
Oval, flacher. Glatt. Brustsegmente und i^nalbeine wie bei Por-
cellio. Äui'sere Fühler mit dreigliedriger Geifsel. Luftkammern fehlen.
Etwa zwölf Arten.
O. asellus L. (= murarius Cuv.), gremeine Mauerassel. Hell-
braun, glänzend. Oben mit zwei Längsreihen gelber Flecke jederseits ;
Seitenrand ebenfalls gelblich. 15 — 18 mm. 1. Europa, Nordamerika,
Grönland, Azoren. Am meisten an Feuchtigkeit gebunden.
Decapoden, Zehnfüfsige Krebse.
Kopf und Brust zu Kopf brüst (Cephalothorax) verschmolzen, von
starkem, chitinigen, mit Kalk durchsetztem Rückenschilde bedeckt, das
an den Seiten zwischen sich und dem Körper die Kiemenhöhle frei läfst.
Paguriden, Gecarciniden. 75.
Augen gestielt. Acht Bempaare, von denen aber die drei vordersten
zu Kieferfülsen umgebildet sind, so dals nur fünf Paare Gehbeine übrig-
bleiben.
Die Decapoden sind fast ausscliliei'slich Wasser- , bezw. Meeres-
tiere. Am bekanntesten sind die Langschwänzer, Macrm'en, wozu der
echte Flufs krebs gehört, deren Hinterleib lang, wohl entwickelt und
rund ist. Für uns haben nur die beiden anderen Unterordnungen bezw.
Familien Interesse.
Paguriden, Bernliards- oder Einsiedlerkrebse.
Hinterleib langgestreckt, mäfsig gTois, weichhäutig, mit schmaler
Afterflosse und stummeiförmigen Bauchfüfsen.
Die Einsiedlerkrebse sind Wassertiere. In den Schneckenschalen^
in denen die meisten von ihnen ihren Hinterleib bergen, können sie
sich einen kleinen Wasservorrat zum Atmen aufsammeln, mit dem sie
an Land gehen können. Hier erklettern sie die Büsche, um deren Laub,
Blüten und Früchte zu fressen. So berichtet Schnee ^) , dafs sie auf
Jaluit selbst meterhohe glatte Stengel von Lilien erklettern, um sie
ihrer Blüten zu berauben. Nach Kindt^) können Einsiedlerkrebse den
Kakao empfindlich schädigen (woV), indem sie die jungen Pflänzchen
12 cm über der Erde abweiden.
Zu den Einsiedlerkrebsen gehört auch der Palmendieb, Birg-us latro
Hhst., der auf Ostindien ausschliefslich auf dem Lande lebt und seinen
oben harten Hinterleib nicht in einer Schneckenschale zu verbergen
braucht. Er klettert auf die Kokospalmen und holt sich die jungen
Früchte herunter^), um sie mit seinen gewaltigen Scheren zu öffnen
und ihren saftigen Inhalt zu verzehren. Aber auch andere Früchte
verzehrt er, ferner Mark und Früchte der Sago-Palme, von Panda-
nus*) usw.
Gecarciniden, Landkrabben.
Hinterleib klein, zu nach unten eingeschlagener dünner Platte ver-
kümmert. Kopf brüst viereckig, stark gewölbt.
Die Landkrabben sind auf die Tropen beschi'änkt. Sie leben meist
auf dem feuchten Lande , in Erdlöchern , in feuchten Grebüschen usw.
und gehen nur zur Eiablage in das Meer. Ilu'e Nahrung bilden nament-
lich frische saftige Vegetabilien und zerfallende tierische Stoffe.
Berichte über SchädigTingen durch Landkrabben findet man nicht
selten, gewöhnlich aber ohne nähere spezifische Angabe des Schädigers.
Schon im 6. Jahrhundert meldete ein chinesischer Vizekönig ^),
dafs in seiner Provinz die Reiski^abben („TanHiai") nicht ein Reiskorn
für den Menschen übrig gelassen hätten. Ahnliche Berichte sollen sich
in der späteren chinesischen Literatur öfters wiederholen. Die betr.
Krabben leben für gewöhnlich zwischen den Wurzeln des Schilfes ; erst
später, wenn Reis und Hirse reif würden, gingen sie an diese über.
') Zool. Gart. Bd. 48, 1902, S. 138.
2) Die Kultur des Kakaobaumes und seine Schädlinge. Hamburg 1904, S. 136.
3) Horst, Not. Leyden Mus. Vol. 23, 1902, p. 143—146.
*) Andrews, Monooraph of Christmas Island, London 1900. p. 165.
5) s. Klmagusu MiMKAT.i, Nature Vol. 61, 1900, p. 491.
76 Myriapoden, Tausendfüfse.
F. Legnat*) erzählt in .seinen „Voyages", dai's Ende des 17. Jahr-
hunderts Landki'abben auf Rodrip;nez ähnlich schadeten wie die
chinesischen.
de Rochefort ^) berichtet in seiner „Histoire naturelle .... des
Antilles", dafs Landkrabben („crabes peintes") in dortigen Gärten die
Erbsen und jungen Tabakpflanzen frälsen.
Nach GuERiN^), Culture du Cacoyer, beschädigen auf Guadeloupe
Landki-abben die jungen Kakao -Pflanzen, desgleichen nach Preuss*)
in Deutsch-Ostafrika.
Von anderen Taschenkrebsen schadet nach Zehntner •'^) Paratelphusa
maculata de Man auf Java beträchtlich am Zuckerrohr durch Ab-
weiden der jungen Sprosse.
Gegen alle diese höheren Krebse dürfte als Gegenmittel nur Ab-
fangen und Zerstörung ihrer Schlupfwinkel in Betracht kommen.
Myriapoden, Tausendfüfse.
Körper besteht aus dem, aus vier Ringen versclmiolzenen Kopfe
und einer mehr oder minder grofsen Zahl fast gleicher Ringe. Diese
sind meist aus einem Rücken- und einem Bauchstücke (-schild oder
-schiene), seltener noch aus Seitenstücken zusammengesetzt, die stark
chitinisiert, oft auch verkalkt und durch dümie Gelenkhäute verbunden
sind. Am Kopfe sitzen ein Paar Antennen, mehrere Punktaugen und
die meist kauenden Mundwerkzeuge. Die Rumpfsegmente tragen am
Bauchschilde mit Ausnahme des ersten und letzten je ein oder zwei
Paar sechs bis siebengliedriger , in Klauen endigender Beine. — Die
Atmung geschieht durch Tracheenbüschel, die paarig in jedem Körper-
segmente liegen und durch je ein Stigma nach aufsen münden. Der
Darm verläuft gerade.
Die Tausendfüfse sind geschlechtlich getrennt. Die Begattung
findet im Frühjahre , April bis Juli, meist aber auch noch im Sommer
und Herbste statt. Die Eier werden in die Erde, unter Laub usw., oft
in eigens hierzu vom Weibchen angefertigte Nester gelegt. Nach etwa
zwei Wochen kriechen die Jungen aus, die zuerst nur drei Beinpaare
lind wenige Körperringe haben. Mit jeder Häutung wächst beider Zahl.
Im allgemeinen lieben die Tausendfüfse Dunkelheit und Feuchtig-
keit und sind daher nächtliche Tiere. Man findet sie am meisten unter
Laub, Moos, Rinde, Steinen, in Komposthaufen und an ähnlichen
Stellen. Wenn auch die bei uns vorkommenden Arten der Trocken-
heit und noch mehr der Hitze schnell erliegen, so hat man doch selbst
in den Wüsten Tausendfüfse. Sie finden sich auch in den nördlichsten
Gegenden, wenn auch ihre Ai'ten- und Individuenzahl, ebenso wie ihre
Gröfse nach den Tropen hin zunehmen.
Die Zahl aller Mjn-iapoden dürfte etwa 10000 Arten sein, die der in
Europa vorkommenden etwa 1000 '^).
Man unterscheidet fünf Ordnungen, von denen nur zwei, vielleicht
«ogar nur eine für uns in Betracht kommen.
') s. Anm. auf S. 75.
2) 2^'^ edit., Eotterdam 1665, p. 255.
') s. ZiMMKRMANN, Zeiitralbl. Bakteriol. Parasitenkunde II, Bd. 7 S. 921.
*) Tropenpüanzer Bd. 7, 1903, S. 349.
'') Arch. Java-Suikerindustr. 1897, Afl. 10.
") Verhoeff, Verh. d. nat. Ver. Rheinpreufsen Bd. 53, 1897, S. 187.
Chilopoden, Hundertfüfse. Diplopoden, Tausendiül'se. 77
Chilopodeii, Huiidertfüfse.
Dorso-ventral abgeflacht. Kopf wagerecht, Fühler lang, Zahl der
Körperringe mäl'sig, mit nur einem Beinpaare an jedem Ringe. Mund-
teile mit starken Giftklauen.
Die Hundertfüfse sind ausgeprägte Raubtiere. Nur von einer mittel-
europäischen Form, Geophilus long-icornis Leach, wird behauptet,
dai's sie schädlich werde. Man findet sie gewöhnlich mit kleineren
Diplopoden in zerfressenen Wurzeln, Knollen usw. Nach Kirby ^),
E. Taschenberg-), Stift ^), Guenaux*) sollen sie selbst an dem Frafse be-
teiligt sein, nach Theobald^) dagegen nur von den anderen Tausend-
füfsen leben. Die Frage kannwohl nur durch Versuche entschieden werden.
Leach •^) nannte eine in englischen Gärten gefundene Art G. earpo-
phagrus und fügt hinzu: „Fructibus victicans" (sich von Früchten
nährend).
Keller') will die Geophiliden, Lithobius-Ai'ten usw. als
Schädlinge ansehen, weil sie Feinde der Regenwürmer sind.
Dii)lopodeii, Tausendfüfse.
Kopf senki-echt, Fühler kurz; Mundteile (Fig. 57) aus Oberlippe,
einer grofsen, durch Verwachsung der beiden Maxillen entstandenen
Mundklappe und zwei grofsen zum Kauen
dienenden Mandibeln zusammengesetzt.
Körperringe zahlreich (bis etwa 150),
aus grofser, stark mit Kalk durchsetzter,
mehr oder weniger ringförmiger Rücken-
und sehr kleiner Bauchschiene gebildet.
Die Körperringe der Diplopoden sind als
durch Verschmelzung je zweier Segmente
entstanden anzusehen. Die Beine, von
denen am zweiten bis vierten Ringe nur j^j 57. Kopf von Seh. sabulosum
je em Paar, an den tolgenden, mit Aus- * ^on niften (aus Latzel).
nähme des beinlosen letzten, je zwei Paare „ Fortsatz des m Haisschiid.
sitzen, sind hierdurch sehr genähert. Da ,'^^S^^, ;/, gCSr"
sie auiserdem selir kurz sind , ragen sie '■ Unterkiefer. / Tracheen
1 1 o -i. 1 A • 1 rf Zunge derGna- r Ventralplatte
kaum an den öeiten hervor. An jedem thochiiarium. d. Oberkiefers
Ringe, unter den Basalgliedem der Beine, "^^^^lÄn^'und ,/ das hakenfömuge
zwei Paar Stigmen. Die Punkte an den erste Beinpaar.
Seiten oder am Rücken sind "VVehr-
drüsen, aus denen in Gefahr ein ätzender Saft ausgeschieden wird.
Ges chl echt s Öffnungen hinter dem zweiten Beinpaare (am dritten
Ringe). Beim Männchen am siebenten Ringe ein oder zwei Beinpaare
zu K o p u 1 a t i o n s f ü f s e n umgewandelt.
M Introduction to Entoniology. Deutsche Ausgabe, Stuttgart 1823, Bd. 1 S. 204.
2) Brehms Tierleben, S. Aufl., 'Bd. 9, S. 664.
^) Krankheiten und Feinde der Zuckerrübe, S. 180, und: Über die im Jahre 1902
beobachteten Schädiger und Krankheiten der Zuckerrübe usw., Österr.-ungar. Zeit-
schrift f. Zuckerindustrie usw. 1903, Heft 1, Sep. S. 18—19.
•*) Entomologie agricole, Paris 1904, p. 52iS.
5) First Eep. econ. Zoology, London 1908, p. 32.
«) Zool. Miscell. Vol. 3, 1817, p. 45.
■') s. JuDEKH und NiTscHK, Lehrb. mitteleurop. Forstinsektenkunde, Bd. 2, S. 12 <8
bis 1279.
78 Myriapoden, Tausendfüfse.
Die meisten Diplopoden können sich nur spiralig einrollen, nur
■wenige Formen (Glomeriden) sich zusammenkugeln.
Die Tausendfüfse sind, ähnlich wie die Asseln, ursprünglich Moder-
fresser. Von zerfallenden Pflanzenteilen gehen sie einerseits über an
zerfallende tierische Stotte (Aas, Exki^emente) , tierischen Schleim
(Schnecken) und schliefslich lebende Tiere (Schnecken, Regenwürmer,
kleine Insekten, namentlich Poduriden, Milben), andererseits an zarte,
weiche Teile lebender Pflanzen, namentlich von Kulturpflanzen. Hier
scheinen sie zuerst von den zerfallenden Teilen keimender Samen an-
gelockt zu werden, von denen sie dann auf die Samen selbst, die
jungen Keimpflänzchen , und schliefslich an Teile älterer Pflanzen,
namentlich den weichen, saftigen Stengel gerade über der Erde über-
g-ehen. Ebenso werden sie von abgefallenem Obste, überreifen, auf der
Erde liegenden und hier zu faulen beginnenden Früchten, Erdbeeren,
Gurkenfrüchten usw. angelockt, bis sie dann schliefslich wieder an der
reif enFrucht selbst Gefallen finden. Clilorophyllhaltige ältere Teile werden
im allgemeinen verschmäht-, doch stellt Verhoeff als eine seiner bio-
logischen Gruppen von Diplopoden die der „Pflanzentiere" ^) auf, die,
selbst am Tage, auf Pflanzen klettern und das Parenchym der Blatt -
Oberseite abnagen, bezw. Pollen fressen.
Am gefährlichsten werden die Tausendfüfse den keimenden Samen
und den Keimlingen, im Felde namentlich an Getreide und Rüben, hi
Gärten an gTöfseren saftigen Samen, wie Leguminosen, Cucurbitaceen usw.
Besonders da, wo feuchte, kalte Witterung das Keimen verzögert,
treten die Tausendfüfse auf. Nächst der keimenden Saat tun sie an
saftigen Wurzeln (Salat), Rüben aller Art und Knollen (Kartofteln^)
Schaden, die sie besonders dann angehen, wenn sie schon von anderen
Feinden, Engerlingen, Drahtwürmern usw., verletzt oder dmxh nafs-
kaltes Wetter faulig geworden sind. Vom Obst haben am meisten die
Erdbeeren zu leiden, namentlich die gTofsfrüchtigen Sorten; aber auch
saftige andere Früchte, wie Cucurbitaceen und Tomaten werden gerne
angefressen.
Wie nicht anders zu erwarten, dringen Tausendfüfse auch in
Gewächshäuser ein, wo sie an empfindlichen Pfianzen ganz bedeutend
schaden können. Unterstützt werden die einheimischen Arten hier
noch durch zahlreiche eingeschleppte, wie ja überhaupt Myriapoden sich
leicht zur Verschleppung in Wurzelballen, Packmaterial usw. eignen^).
Aufser direkt durch iln-en Frais können Tausendfüise noch in-
direkt schaden durch Übertragung von Pilzsporen *) , wenigstens die
Arten , die nicht runde glatte . sondern flache , rauhe oder behaarte
Rückenschilde haben.
') Er nennt als solche Brachyäesmus Attemsi Verh., Atractosoma athesinum Fedr.,
Strongylosotna pallipes Oliv., wahrscheinlicli auch Juhis foeUdus C. K., J. spinifer Verh.
iuid beobachtete sie an Anthriscus , Galeopfiif^, Buhns , Cicendia, Gentiana und einem
Farnkraute. Schizophyllum sabiilosum Latz, frafs den Blütenstaub von Ranunculus.
Arch. Nat. Jahrg. (52, 1896, Bd. 1 S. 32, und Zool. Anz. Bd. 18, 1895, S. 203.
2) Nach Jahresber. Sonderaussch. Pflanzenschutz D. L. G. 1896, S. 70, litten in
dem Berichtsfalle am meisten Simson und Magnum bonum, während Reichskanzler
und Rosen nicht annähernd so befallen wurden
=*) Bkuki.emann, Bull. Mus. Hist. nat. Paris., T. 2, 1896, p. 25—27. — Kkäi-ei.in,
Mitt. nat. Mus. Hamburg XVIII, 1900, S. 201. — Attem.s, ibid., S. 109—116.
'») V. Scini,i.iN(;, Prakt. Ratgeber f. Obst- u. Gartenbau 1887, S. 546 ; Durch des
Gartens kleine Wunderwelt, Frankfurt a. O., 1896, S. 33. — Fei.t, Rep. injur. Insects
New-York 1899, p. 599. Bei allen drei Angaben handelt es sich t;m Übertragung
der Kartoffelkrankheit.
Diplopoden, Tausendfüfse. yC)
Dij)lopoden treten mauclimal in riesigen Mengen auf, wobei sie
meist wandern und schon öfters Eisenbahnzüge aufgehalten haben.
Nach VerhoeffM ist diese Erscheinung auf Überfülhmg eines Ortes
mit geschlechtsreifen , neue Plätze zur Eiablage suchenden Weibchen
zurückzuführen.
Als natürliche Feinde der Diplopoden nennt Verhoeff^) Btifo
vulgaris, Ocypus-JjB.rven, eine noch unbestimmte Dipteren-Larve^) und
Milben, die namentlich den Eiern und Jungen, aber auch alten Tieren
gefährlich werden köimen. Nach vom Rath'*j verschmähen insekten-
fressende Vögel und Eidechsen die Tausendfüfse , wozu allerdings
Bertkau ^) bemerkt, dafs A. König im Magen der Blaudrossel {Monti-
cola cyanus) zahlreiche Juliden gefunden habe.
Man findet Tausendfüfse vorwiegend in Laubwäldern, namentlich
in gebii'gigen Gegenden. Gegen Hitze und Trockenheit sind die meisten
unserer einlieimischen Diplopoden sehr empfindhch, die in wärmeren
Gegenden wenig bis gar nicht. Nach vom Rath*') töten im Sommer
direkte Sonnenstrahlen Juliden und Polydesmiden in wenigen Minuten.
Nach VOM Rath'') und Rossi^) können Juliden bis zu 40 Stunden
imter Wasser aushalten, tagelang in einer Atmosphäre von reinem
Stickstoff, WasserstoÖ' oder Sauerstoff, sowie in verdünnter Luft,
während Chlor, Kohlensäure und Salzwasser sie rasch töten.
Die Bekämpfung der Tausendfüfse ist im wesentlichen dieselbe
wie die der Asseln : Fangen und Töten an demselben, eventl. vergifteten
Köder. Doch hat man im Kalk ein ganz spezifisches Mittel gegen sie.
Man wendet ihn am besten ungelöscht an (eventl. vor der Aussaat),
sonst als Kalkwasser.
Auch Salz, Salpeter und Rufs ist ihnen tödlich oder vertreibt sie.
Mit Petroleum getränkter Torfmull oder Rizinusmehl halten sie von den
damit umgebenen Pflanzen ab. Einweichen der Saat in Petroleum soll
diese vor Befall schützen. In Warmhäusern wurden durch Auslegen von
Tabaksrippen Tausendfüfse in Massen getötet^).
Die Anschauungen betr. die Einteilung der Diplopoden sind noch
keineswegs geklärt, wemi auch die neueren Arbeiten von Latzel^*') und
Verhoeff^\) Avenigstens für die europäischen Formen unsere Kenntnisse
ebenso bereichert wie vertieft haben. Namentlich ist durch sie auch
die Festlegimg der Arten bedeutend gefördert worden, wobei sich
herausgestellt hat , dafs deren Bestimmung keineswegs so leicht ist.
wie man früher glaubte. Es spielen bei ihr namentlich die Kopulations-
füfse eine wichtige Rolle. — Dem Phytopathologen kann nur geraten
werden, sich zwecks Bestimmung an einen Spezialisten zu wenden.
Über Schäden durch Diplopoden liegen zahlreiche Berichte vor.
namentlich aus Em'opa. doch auch eine nicht geringe Zahl aus Amerika.
1) Zool. Anz. Bd. 23, 1900, S. 465-473.
2) Verh. d. nat. Ver. Rheinpreufsen Bd. 53, 1896, S. 194.
3J Häase, Zool. Beitr. A. Schneider Bd. I, 1885, S. 252—256. Audi von Vf.rhokfp
bestätigt.
*) Ber. d. nat. Ges. Freiburg i. Br. Bd. 5, 1891, S. 190.
') Arcb. Nat. Jahrg. 58, 1892, Bd. 2, Heft 2 S. 71.
6) 1. c. S. 191.
^) 1. c. S. 192.
8) Bull. Sog. ent. Ital. T. 33, 1901.
9) Scott, U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 44 N. S., 1904, p. 93.
!<*) Die Myriapoden der österr.-ungar. Monarchie. 2 Bde. Wien 1880 u. 1884.
^1) Zahlreiche Arbeiten in Arch. Nat., Zool. Anz. usw.
gO Myriapoden, Tausendtüfse.
den Tropen usw. Insbesondere bei den letzteren fehlt oft eine nähere
Angabe der betreffenden Art; aber selbst da, wo sich diese findet, wie
bei den meisten europäischen Idczw. deutschen Berichten, ist ihr meistens,
aus den oben angeführten Gründen, mit gewissem Mifstrauen zu be-
gegnen. Es ist daher auch unnötig, hier alle die berichteten Arten
anzuführen, zumal die Anzahl der gelegentlich oder regelmäfsig schäd-
lich auftretenden Arten sicher gröi'ser ist als die der berichteten.
Von der ersten Familie, den
Polyxeniden
(Fühler achtgliedrig . 11 weiche, mit Haaren besetzte Ringe, 13 Bein-
paare) , berichtete v. Schilling ^) , wie schon erwähnt , dafs die einzige
deutsche Art, Polyxenus lagrurus L. (2^2— 3V2'mm lang)
(Fig. 58), die Sporen der Kartoftelkrankheit übertrage; sie
soll übrigens ein Feind der Reblaus sein^).
Von der zweiten Familie, den
Glomeriden
(13 hochgewölbte Ringe, 17 Beinpaare, Kopulationsfüfse
am Ende des Körpers ; können sich vollkommen zusammen-
kugeln), soll Glomeris marglnata Vill. nach Eckstein^)
Saat eichein ausfressen.
Polydesmideii.
Körper kurz , durch Hügelartige Erweiterung der
Fiff 58 Rückenschilde oft scheinbar flachgedrückt. Augen fehlen.
Polyxenus 10 — 20 Ringe. Beine lang. Nur das linke Beinpaar des
lagurus siebenten Ringes zu Kopulationsfüfsen umgewandelt,
(aus Latzki.). j)^q sehr gattmigs- und artenreiche Familie dürfte
wohl mehrere Schädlinge stellen.
Vereinzelt werden Angehörige der Gattung Bracliydcsmas (19 Ringe,
28 — 29 Beinpaare) als solche genamit. Weitaus der gröfste Schädling
aus dieser Famihe ist aber sicher Polydesmus eomplanatus L. (Fig. 59).
Gedrungen, breit und flachgedrückt, bräunlich, Rücken warzig-höckerig,
glänzend. 20 Ringe, deren Hinterrand keine oder nur schwache
Borsten trägt. 20 — 25 mm lang, Männchen kleiner und schlanker als
das "Weibchen , letzteres mit 31 , ersteres mit 30 Beinpaaren und den
Kopulationsfüfsen. Weit verbreitet, namentlich unter Laub und Rinde.
Schadet meistens mit Blanjulus gutttdatus zusammen. Aufser an den
allgemein den Tausendfüfsern zum Opfer fallenden Kulturpflanzen
wurde diese Art noch beobachtet an den Wurzeln von Raps
(Eckstein), Nelken, Pensees und Anemonen (Cuktis), Pastinak (Kirby,
GuENAUX) und den Keimlingen von Chehrmthns Chciri (Collinge). Nach
V. Schilling überträgt sie die Kartoflelkranklieit^). — Begattung im
Frühjahre und Herbste. 28 — 30 Tage danach Ablage der Eier (bis 100)
in vorher fertig gestelltes glockenförmiges Nest; nach 12 — 15 Tagen
die siebenringeligen, sechsbeinigen Jungen.
>) s. oben S. 78.
•-) S. L ATZET, 1. c. S. 74.
3) Forst!. Zoologie S. 872.
Juliden.
81
In Nordamerika schadet vorige Art an Kohl und P. monilaris C. K.
an Radieschen ^).
Juliden.
Lan<ygestreckt , drehrund, mir spiralig zusammenrollbar. Mehr als
30 Ringe. Die beiden Beinpaare des siebenten Ringes zu Kopulations-
fülsen umgewandelt. "VVehrdrüsen immer vorhanden.
Die Juliden bilden die zahlreichste und verbreitetste Familie der
Tausendfüi'se, infolgedessen auch die schädlichste. Jedoch sind gerade
hier die Artnamen mit besonderer Vorsicht aufzunehmen, namentlich
in Deutschland, wo jeder beobachtete Julide „communis" oder „terrestris"
genannt wird. — Die Engländer geben den Juliden denselben Namen
wie den Drahtwurm ern : „wire worms"'.
Die Biologie der Juliden ist ähnlich der der vorigen Familie. Be-
gattung und Eiablage finden im Frühjahre und Herbste statt, in wärmeren
Gegenden selbst im "Winter , in glockenförmige , in die Erde , an
Steine, Blätter usw. befestigte Nester. Nach 14—15 Tagen schlüpfen
die madenartigen, bewegungslos in einer Haut eingeschlossenen Jungen
aus, die erst nach Abstreifung dieser Haut bewegungsfähige Beinpaare
erhalten. Gerade die heranwachsenden Jungen schaden verhältnismäfsig
am meisten.
Fig. ö9. Polydesmus complanatus
(nacli E. Taschenükkc).
Fig. HO. rt Blanjulus venustus,
b Blanjulus guttulatus
(aus C. Koch).
Blaujulus Gervais.
Dünn, fadenförmig. Augen fehlen oder in einer Längsreihe am
Rande des Vorderkopfes. Dorsalplatten der Hinterringe an den Seiten
längsgefurcht, oben ganz glatt. 30 — (i() Ringe; dritter Ring beinlos;
das erste Beinpaar des Männchens klein, 5 — (jgliedrig, zangenförmig.
Kopulationsfüfse deutlich, ebenso die langen schmalen Ruten.
In Europa in mehreren Arten, von denen die wichtigsten sind:
Bl. (Typhloblanjulus) gruttu latus Gerv. (=-^ pulchellus Leach),
g-etüpf'elter Tausendluls (Fig. mh). Augen fehlen. Weifslich bis
gelblich, seltener dunkler: an den Seiten je eine Reihe kleiner runder
Flecke (Wehrdrüsen), die von Orange dm-ch Blutrot in Dunkelbraun
übergehen -, ihre meist rote Farbe wird in Alkohol ausgezogen : während
dieser sich rot färbt, werden die Flecke braun. 14 — 18 mm lang,
0,4— 0,0 mm dick: 80—90 Beinpaare.
Bl. (Ophthalmoblanjulus) venustus Mein. (= pulehellus
(C.Koch). (Fig. 60«, (31.) Augen vorhanden. Blafsgelb bis schmutzig
1) Harvey, 14. Eep. Maine agr. Exp. Stat. 1898, p. 118—119.
orauei-, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. Ü
82
]Myriapoden, Tausendtufse.
rostbraun: jederseits eine Reihe groiser. ovaler. dmikoll)rauner Flecke.
8 — 13 mm lang. 0.3 — 0.8 mm dick. 52 — 80 Beini^aare.
Beide Arten, wie aucli die übrigen ßlanj ulus -Arten , scheinen sich
biologisch sehr ähnlich zu verhalten. Man findet sie namentlich da.
wo organische Stolfe in Zersetzung übergehen, insbesondere auch an
tierischen Exkrementen und Leichen. Doch stellen sie auch Schnecken
und Regenwürmern M nach. Bl. rnmsfus wurde von Vkkhoeff-) massen-
haft in' Ameisenhaufen gefunden. In Feldern, namentlich aber in
Gärten sehr häufig und gemein, und meist auch recht schädlich. Aui'ser
den oben für alle Tausendfüfse genannten Nährpilanzen ist BL f/uttu-
latus noch als schädlich beobachtet an Reben und Hopfen, an denen
er die in der Erde befindlichen Knospen der Fechser abfrafs (Durand,
Fontaine, Thomas, Boudol). an Zwiebeln der Küchenzwiebel (Wagner),
Tulpen imd Hyazinthen (Guenaux) , von Lilium, -Eucharis und Vallota
(Thomas), an jungen Rübensaaten (Stift. Gaillard), Genista anghca,
Tomaten (Lucas), Salat (Fontaine), Kohlwiu-zeln (Curtis). Rettich
Fig. 61. Hinteres Paar der
Kopulationsf üfse von Blanjiilus
venustus (aus Laizf.i,).
Fig. (VI. Erdbeeren, von Blanjulus guttu-
latiis befallen (nach v. 8( hii.i.im;).
(Eckstein ) , an älteren fnichttragenden (Turkenpflanzen , deren Stengel
an der Erdoberfläche vollständig durchnagt wurden (Thomas), an
keimender Lärchen- und Kiefernsaat, in deren Schalenspalte die
Tausendfüfse eindrangen und so über 12 qm derselben zerstörten
(Nitsche), an Keimlingen von CJteircmtlius Chciri in England, von
denen die ganzen Nebenwurzeln abgefressen, die Hauptwurzel fast ganz
ihrer Epidermis beraubt und die aufserdem durchlöchert wurden
(CoLLiNOE). Ihre Lieblingsnahrung sind allerdings die Erdbeeren^),
an denen sie sich nach v. Schilling gerne unter den Kelchblättern
aufhalten (Fig. 02).
Nach Latzel*) ist es allerdings fraglich, ob in allen den berichteten
Fällen wirklich die genannte Art der Schädling gewesen sei. da er sie
vorwiegend in Wäldern . unter verwesendem Laube . und in Höhlen
') CuuTis. Farm Insects p. L'Ol.
2) Berl. ent. Zeitschr. Bd. 86, 1891, S. 153.
^) Lamarck gab ihnen deswegen den Namen Jiiliif: fraqarlarinn.
*) Bull. Soc. Amis 8c. nat. Kouen 1885 p. 176.
Juliden. g3
gefunden hat. Er glaubt, clais in vielen Fällen eine Verwecliselnng
mit J. hlscus Mein. var. honudopfiis Latz. (s. daselbst) stattgefunden
habe.
V. LiNSTOwM nimmt an, dafs Bl. giittulatus auch den Spulwurm
übertragen könne , indem er dessen im Dunge befindliche Eier ver-
zeln-e , von denen er in einem Exemplare tatsächlich über 30 Stück
gefunden hat. Da Bl. g. sich gerne tief in Erdbeeren , Wurzeln und
Fallobst hineinli-ifst, kann er mit diesen unbemerkt verzehrt werden ^K
Wenn nun auch Grassi nachgewiesen hat, dafs der Spulwurm einen
Überträger nicht braucht, ist damit doch nicht gesagt, dafs nicht trotz-
dem eine solche Übertragung stattfinden könne.
Wegen seiner Vorliebe für Regenwürmer schlägt Thomas^) vor,
BJ. giittulatus mit solchen zu ködern. Man tötet diese erst durch kurzes
Übergiefsen mit heifsem Wasser und legt sie dann mit Erde bedeckt
aus. — Erdbeeren soll man nach v. Schillinci*) durch untergelegte
Holzwolle vor Befall schützen kömien.
Jiilus Brandt.
Augen gehäuft. Fühler kurz: zweites Glied am gröfstcn. Hinterer
Teil der Ringe längsgestreift. Dritter Ring beinlos. Erstes Beinpaar
des Männchens zweigliedrig, hakenförmig. Ruthen und Kopulationsfüfse
meist verborgen. Saftlöcher beginnen am sechsten Ringe. Weibchen
immer gröfser als Männchen.
Die alte Gattung Julus ist inzwischen namentlich von Verhoeff,
in zahlreiche Gattungen, Untergattungen usw. zerspalten worden. Wir
brauchen hierin nicht zu folgen, zumal der Besitzstand .jeder dieser
Gruppen noch keineswegs endgültig und allseitig befriedigend ab-
gegrenzt zu sein scheint. Betreffs der anzuführenden Arten können
wir uns auf ganz wenige beschränken. Die angeführten Merkmale
sollen mehr der allgemeinen Orientierung als einer eventl. Bestimmung
dienen. Letztere ist in den meisten Fällen nur durch einen geübten
Spezialisten sicher ausführbar.
Die Gröfse der hier behandelten Arten, mit Ausnahme der letzten,
schwankt zwischen 15 — 50 mm, ihre Ringzahl je nach Alter und Ge-
schlecht zwischen 40 und 00, ihre Beinzahl zwischen (id und über 100
Paaren.
J. (Sehizophyllum ) sabulosus(uin) L. (Fig. ()3). Gedrungen,
glatt, glänzend, dunkell:)raun bis schwarz; zwei dorsale gelbe bis gelb-
rote Längs streifen, die manchmal in Flecke aufgelöst sind, selten fehlen:
auch untere Teile der Seiten meist mehr oder weniger gelblich.
Jederseits am Kopfe 82 — 48 Augen, in fünf bis sieben Querreihen.
Fühler etwas kürzer als Körper dick. Vorderhälfte der Ringe nicht
oder fein quergestreift. Erstes Beinpaar des Männchens sehr dick
und kräftig, zweites in beiden Geschlechtern sehr verdünnt. Analschild
in dick kegelförmiges , nach oben aufgebogenes Schwänzchen aus-
gezogen. — Besonders auf Sandboden, wo er gern auf die Sträuche]-
1) Arck Nat. Jahrg. 52, 1886, Bd. 1 S. 134—1:35.
2) s. auch Rossi, Insektenbörse Bd. 18, 1901, S. 871—372.
^) Nat. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 2, 1904, S. 287—292, 1 Fig.
■*) Gemüseschädlinge S. 54.
84
Myriapoden, Tausendfüfse.
klettert und das Blattparencliym. bezw. Blüten frilst (Verhoeff). Nach
VOM Rath^) scheint er sehr Pilze zu lieben.
J. (Leptojulus) fallax Mein. (Fig. 64). Dünn, schlank, schwarz-
braun bis glänzend schwarz, am Bauch heller; manchmal ein schmaler
schwarzer Rückenstreif. Kopf oft rostbräunlich. Fühler nur wenig
länger als Körper dick. Jederseits 35 — (JO Augen in fünf bis sieben
Querreihen. Hinterringe recht tief und mäfsig dicht längsgestreift.
Schwanzschild in langes, gerades, spitzes Schwänzchen ausgezogen.
J. (Mieropodojulus) lig-ulifer Latz. (= seandinavieusLatz.).
Sehr ähnlich der vorigen Art. Braunschwarz, an den Seiten etwas
Fig. 63. Jnhis sabulosus. h Augen,
(aus C. Koch).
Fühler
Fig. (i4. Julus fallax Mein,
(aus C. Koch).
fleckig aufgehellt, Beine hell rost- oder dunkelbraun. Fühler kaum
länger als Körper dick. Jederseits 40 — 5U Augen in sieben Reihen.
Zweites Beinpaar des Männchens mit langem, geradem, am Ende löffei-
förmig ausgehöhltem Fortsatze. Schwanzschild in gerade, scharfe, stark
beborstete Spitze ausgezogen.
J. londinensis Leach. (Fig. 05). Ziemlich dick, glatt, glänzend.
Schwarzbraun oder gi^auschwarz , nach unten zu heller. Rand der
Rückenschilder rostbraun, wodurch eine dunkle und helle Ringelung
hervorgerufen wird. Fühler schlank,
kürzer als der Leib dick, schwärzlich;
Beine hell rötlichbraun. Am Kopfe
jederseits 40 — 50 Augen in fünf bis
sieben Querreihen. Hinterer Teil der
Ringe deutlich, aber nicht dicht längs-
gestreift. Die zwei letzten Ringe bein-
los. Schwanzschild abgerundet oder
mit kaum vorspringender stumpfer
Spitze. — Eine mehr nordische Art, die besonders bei London häufig ist,
aber auch überall in Deutschland vorkommt, auf Ackern, in Gärten usw.
J. luseus Mein. (Fig. 00). Schlank, glatt, glänzend. Weifslich
oder gelblich bis rötlich gi'aubraun; durch Verteilung des Pigmentes
fein marmoriert oder geringelt erscheinend. Jederseits eine Reihe
schwarzbrauner Flecke (Wehrdrüsen). Fühler und Beine hell. Jeder-
seits 24 — 34 Augen in fünf bis sieben Reihen. Die drei letzten Ringe
beinlos. Kopulationsfüfse ganz verborgen. Analschild ohne Fortsatz.
34 — 46 Ringe. 00 — 81 Beinpaare. 10 — 15 mm lang, 0,7—1,3 mm dick. —
Über Schäden an Kartoffeln berichtet L.\mp.\ -).
Fig. 65. Julus londinensis
(aus Leach).
') Ber. d. nat. Ges. Freiburg i. Er. Bd. 5, 1X91, S. \3.
2) Ent. Tidskrift 1898, p. 47.
Arachnoideen, Spinnentiere. 85
Die var. homalopsis , mit wenig deutlichen Augen, erhielt Latzel
namentlich aus Gärtnereien : in einem Garten Hamburgs schienen die
Tiere sich von Spinat genährt zu habend. Er selbst fand sie in
frischen Kohlköpfen.
J. terrestris Porat ist osteuropäisch und kommt in Deutschland
nicht vor. Gemeint ist unter ihm gewönlich J. fallax oder lignllfer,
seltener -/. sabulosiis.
J. communis Say (=^ flavipes C. Koch) ist
eine südeuropäische Art und in Italien öfters schäd-
lich 2).
E. Haase^) führt aus Gärten von deutschen Arten
noch an: J. pusillus Leach (an Rüben). Die eng-
lischen Autoren nennen noch eine ganze Reihe weiterer
Arten als schädlich. Aus Nordamerika werden
J. hortensis Wood*) an Radieschen, J. eoeruleo-
elnetus Wood -5) an Melonen und J. impressus
Say (y)^) an Korn namentlich angeführt. Eine un-
genannte Art schadete in Warmhäusern an Farnen.
Spargelsaat und Rosenbeeten''). Fig. 6(5. Kopula-
Aus den Tropen liegen Berichte vor über tionsapparat von
Schädigungen an ausgeleg-tem Castilloa - Samen aus J- luscus. A vor-
Costa Rica«), an Ginseng^Sämlingen aus Newyork»), deres, 5 hinteres
an Teepflanzen aus Assam und an Baumwollsämlingen ^^^^ ^^"^ Latzel).
aus Amani^").
Nach einem Berichte von W. Busse nahm ein Julide, Odontopyge
Attemsi Verh. ^M, auf der Insel Kwale bei Deutsch-Ostafrika so über-
hand, dafs die Eingeborenen genötigt wurden, ihre Kulturen auf das
nahe Festland zu verlegen. Die Tausendfüfse hatten alle keimenden
Getreide- und Leguminosen-Samen . die ausgelegten Knollen , selbst
Maniokstecklinge abgefressen.
Arachnoideen, Spinnentiere.
Luttatmenrle Gliedertiere ohne Fühler und Flügel. Kopf und Brust
zu Kopfbrust (Cephalothorax) verschmolzen, an der normalerweise sechs
Paar Gliedmafsen sitzen. Die beiden vorderen sind gewöhnlich saugende
Mundwerkzeuge, und zwar ein Paar Kieferfühler (Cheliceren) und ein
Paar Kiefertaster (Pedi- oder Maxillarpalpen), Die vier übrigen Glied-
mafsenpaare sind meist siebengliederige, in zwei Klauen endigende Beine.
Hinterleib immer ohne Gliedmafsen.
1) Mitt. nat. Mus. Hamburg XII, 1894, S. 105.
2) Beklese, Bull. Ent. agr. T. 6, 1899, p. 101—103; Sükuzzi, ibid., p. 140
8) Zeitschr. Ent., N, F., Heft XII, 1887, S. 21.
*) Härvev 1. c.
5) Felt, 1. c. p. 620.
6) Webster, Canatl. Ent. Vol. 87, 1905, p. 172.
'') Scott, 1. c.
8) Tropenpflanzer, Beih. 2, 1901, S. 132.
9) VAN Hook, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 219, 1904, p. 168—186. —
Siehe Holi.kixg, Jahresbericht 1904, S. 142.
10) Zimmermann, Ber. Land- u. Forstw. Deutsch-Ostafrika Bd. 2, 1906, S. 413.
11) Busse, Beih. 3, Tropenpflanzer, 1902, S. 94; Vkrhoeff, Zool. Anz. Bd. 24, 1901,
S. 665-672, 3 Fio-.
86 Arachnoideen, Spiuneiitiere.
Darmkanal o'erade. Auf den Mund folgt ein muskulöser, als Saug-
pumpe dienender Schlundkopf (Pharynx). Speiseröhre eng, zu Saug-
magen erweitert, fast immer mit Speicheldrüsen. Magen und Darm
mit blindsackartigen Ausstülpungen, die sich oft bis in die Beine er-
strecken. Am Enddarm malpighische Gefäfse.
Atmung durch Röhren- oder Fächertracheen, letztere auch Tracheen-
lungen genannt. Es sind dies Tracheen, die statt röhrenförmig in die
Länge gezogen, blattartig erweitert, wie die Blätter eines Buches, in
runder Höhlung nebeneinanderliegen. Die Stigmen münden fast stets
im Hinterleibe, sehr selten in der Kopfbrust nach aufsen.
Mehrere nicht facettierte Einzelaugen.
Geschlechter gewöhnlich getremit. Gesclilechtsorgane paarig, mit
unpaarer Mündung an Basis des Hinterleibes. Sehr häufig sind die
Geschlechter auch äufserlich verschieden. Meist Eier legend : Ent-
wickelung gewöhnlich direkt.
Sie nähren sich fast ausschliefslich von tierischen, seltener von
pflanzlichen Säften und sind daher vorwiegend nützlich. Häufig kommen
Spinndrüsen vor, mit deren Hilfe Netze und Gewebe angefertigt werden.
Die Spinnentiere sind mit ganz vereinzelten Ausnahmen auf das
Land beschränkt. Sie kommen überall vor, besonders häufig in den
Tropen, wo sie auch am gTÖlsten werden.
Man unterscheidet zwei Unterklassen mit acht Ordnungen:
Arthrogastra, Hinterleib gegliedert: Solifugen, Pedipalpen, Skorpione,
Pseudoskorpione, Phalangiden.
Sphaerogastra , Hinterleib ungegliedert: Araneiden . Ac ariden,
Linguatuliden.
Für uns kommt nur eine Ordnuno- in Betracht.
Acfirideii, Milben.
Kopf brüst und Hinterleib zu einheitlicher, ungegliederter Körper-
masse verschmolzen. Ist ein Kopf vorhanden, dann ist er sekundär.
Al3domen oft fein geringelt, aber nie segmentiert. Mundteile stechend
und saugend, oder beifsend, im einzelnen sehr verschieden gebaut. Auch
Beine sehr verschieden, zum Kriechen, Anklammern oder Schwimmen
eingerichtet oder verkümmert : meist vier, seltener zwei Paare ; sie enden
gewöhnlich mit zwei Klauen, neben denen öfters blasige Haftlappen
oder Haftscheiben stehen. Am Darme oft zwei bis drei Paare Blind-
säcke, fast immer Speicheldrüsen und vielfach malpighische Schläuche
vorhanden. After als ventrale Längsspalte am Hinterende. — Augen
fehlend, in ein oder zwei Paaren. Atmungsorgane fehlen häufig: wenn
vorhanden, dann bestehen sie aus einem Paar büschelförmiger Tracheen,
die in je einem Stigma, meist zwischen drittem und viertem Beinpaare,
nach aufsen münden.
Gesclilechtsorgane paarig oder unpaar, münden in gemeinsamer
Öffnung auf der Bauchseite, vor dem After, ja selbst zwischen den
Beinpaaren, nach aufsen, nicht selten in Penis bezw. Legeröhre. Meist
ovi-, seltener ovovivipar. Geschlechter meist äufserlich kenntlich, an
Gröise, Gestalt der Gliedmafsen usw.
Entwickelung häufig mit komplizierter Verwandlung; mindestens
fehlt den Larven fast immer das letzte Beinpaar.
Mit Ausnahme einer Familie leben alle Milben auf dem Lande,
Tetranychiden. gy
zum Teil frei vom Raube oder von lebenden oder toten pflanzlichen
oder tierischen Stoffen , zum anderen Teile parasitisch an oder in
Pflanzen oder Tieren, hierbei oft Verunstaltungen ihrer Wirte (Gallen
usw.) hervorrufend.
Im einzelnen ist die Biologie der Milben noch recht wenig er-
forscht; auch in der Systematik scheinen unsere Kenntnisse noch nicht
immer befriedigend festgelegt.
Während man gewöhnlich zehn bis zwölf Familien unterscheidet,
kennt Berlese ^) deren oi>, die er in fünf Unterklassen verteilt.
Bestiiuiiiungstabelle der hier behandelten Milbenfamilien.
1. Körper wurmartig verlängert, geringelt, zwei Paar
Beine Eriophyiden.
Körper kugelig, nicht geringelt, vier Paar Beine . 2
2. Stigmen fehlend •, Keulenhaar an Tarsus I und II Tyroglyphiden.
Stigmen bei beiden Geschlechtern deutlich ... 3
Stigmen nur bei Weibchen deutlich , bzw. vor-
handen 5
8. Stigmen seitlich, über dem dritten und vierten
Beinpaare Uropodiden.
Stigmen dorsal, an Schnabelwurzel 4
4. Penis undeutlich ; Mandibeln scherig Bdelliden.
Penis deutlich , vorstreckbar : Mandibeln dolch-
förmig Tetranychiden.
5. Haut lederig; an jeder Hinterecke der Kopf brüst
eine starke, aus einer Pore entspringende Borste Oribatiden.
Haut weich, ohne solche Borsten G
(j. Beim Weibchen alle Beine mit Saugnäpfen ; Hinter-
leib des befruchteten Weibchens schwillt sack-
artig an Pediculoiden.
Beim Weibchen Hinterbeine mit langen Borsten;
Hinterleib des befruchteten Weibchens normal . Tarsonemiden.
Tetraiiyeliiflen. Fig. oy, 70.
K ö r pe r oval, weifslich bis rot, wenig lebhaft gefärbt, mit Reihen
von Borsten oder Haaren auf dem Rücken. Haut weich. Kopfbrust
und Hinterleib durcli eine Querfurche äufserlich geschieden. An jeder
Seite ein bis zwei Augen. Stigmen dorsal am Vorderrand der Kopf-
brust. Kiefertaster oder Palpen viergliederig; vorletztes Glied mit stark
vorgezogener Klaue, letztes daumenartig, mit einem oder mehreren iinger-
ähnlichen Fortsätzen. Kieferfühler oder Mandibeln zweigliederig;
beide Basalglieder zu stumpfem, fleischigem, zurückziehbarem Zapfen,
der Mandibularplatte, verschmolzen, aus der die sehr langen, S-förmig-
gebogenen, zu Stechborsten umgewandelten Endglieder hervorragen.
Beine mälsig lang, sechsgliederig, erstes Paar am längsten; sie endigen
in ein oder zwei Klauen, zwischen denen sich Hafthaare befinden.
A f t e r ein ventraler Längsspalt. G e s c h 1 e c h t s ö f f n u n g e n ebenfalls
ventral; weibliche meist quer, männliche längs gestellt; letztere lassen
oft den schlanken , stilettförmigen, gekrümmten Penis hervortreten.
Einige Formen vermögen mit den Kiefertastern zu spinnen.
^) Gli Acari agrarii. Riv. Fatol, veget. Ann. VI, 1897 - VIII, 1899.
88 Araclmoideen, Spinnentiere.
Die Entwickeluiig der Tetranychiden ist von v. Hanstein ^) für die
Weibehen wenigstens klargestellt worden. Ans dem Sommere i
(1, Stadium) schlüpft durch Spalten seiner Schale eine sechsbeinige.
der erwachsenen Milbe aber sonst recht ähnliche Larve (2, Stadium).
Nach kurzer Zeit hebt sich deren Haut ab; es entsteht ein Ruhe-
stadium, die Nymphochrysallis (3. Stadiiun), die durch die unter der
alten Larvenhaut eingeschlossene Luft glänzend weifs aussieht. Durch
Platzen der Haut quer über den Rücken wird die achtfüfsige Nj-mphe
(4. Stadium) frei. Diese geht durch ein weiteres Ruhestadium, die
Deut ochrysallis (5. Stadium) in die Deutonymphe (0. Stadium)
über. Nach einem letzten Ruhestadium, der Teleio chry sallis
(7. Stadium), entsteht das geschlechtsreife Tier, das Prosopon
(8. Stadium). — Zwischen Ei und entwickelte Milbe schieben sich
also drei bewegliche und drei Ruhestadien, die alle nur von kurzer
Dauer, 1 — 3 Tage, sind. In jedem Ruhestadium werden die Glied-
mafsen neu gebildet. — Nach Perkins^) soll eine Begattung für Lebens-
zeit genügen: fehlen Männchen, so sollen die Weibchen unbefruchtet
Eier legen, aus denen nur Männchen entstünden. Aus befruchteten
Eiern entstünden mehr Weibchen.
Die Tetranychiden sind im allgemeinen echte Pflanzenlresser. Sie
leben fast ausschliefslich von grünen Pilanzenteilen , deren Überhaut
sie mit ihren Mandibeln verletzen , um in die erzeugte Wunde ihre
Saugborsten einzuführen und die einzelnen Zellen auszusaugen.
Indes sind zahlreiche Fälle bekannt, in denen Tetranychiden oder,
wahrscheinlicher, ihre Larven, auf Menschen übergegangen sind und.
ebenso wie die Herbstgrasmilbe, Lcptus autmnnaJis, die Larve von
Trombidiuni fuh'f/humini, eigentümliche Hautentzündungen hervor-
gerufen haben.
Die Tetranychiden lieben heifses , mäfsig trockenes Wetter. Ihre
Vermehrung wird dadurch sehr beschleunigt , so dafs sich in kurzer
Zeit ungeheuere Mengen von ihnen entwickeln können. Da zu gleicher
Zeit die Pflanzen ohnehin an Saftmangel leiden , werden die Schäden
der Milben dann besonders fühlbar. Auch in Treibhäusern, Mistbeeten
usw. treten sie oft in unglaublichen Mengen auf.
Regen vermindert ihre Zahl im Verhältnis zu seiner Stärke : nach
Platzregen sind sie oft für kurze Zeit so gut wie verschwunden. Ebenso
verhindert kühles Wetter ihre Vermehrung. Grol'se Trockenheit ist
nach V. Hanstein ihr schlimmster Feind. Auch direktes Sonnenlicht
meiden sie.
Die besten Vor beugung smittel sind, wo durchführbar, öfteres
Giefsen oder Überbraufsen und Beschatten der Pflanzen., letzteres
durch Bedecken mit Fichtenreisig oder, in Glashäusern, durch Be-
streichen der Glasdächer mit Kalkmilch.
Auch als Bekämpfung smittel sind beide Mafsregeln, namentlich
zu Anfang der Plage, zu empfehlen. Später ist allerdmgs zu energischeren
Mitteln zu greifen. Tabaks- , Quassia- , Wermutabkochungen , Seifen-
wasser und ähnliches sind mit verschiedenem Erfolge angewandt
worden. Sicherer wirkt schon Petroleum-Emulsion. Das Spezifikum
gegen Tetranychiden ist aber Schwefel, den man als Pulver an die
nassen Pflanzen stäubt , als gelöste Schwefelleber oder in Verbindung
1) Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 70. 1901, S. 58-108, 1 Tai.
'■') Siehe Exp. Stat. See. Vol. 9, p. 859.
Tetranychiden. g9
mit Seifenwasser, Kalkmilch, Mehlkleister, Glyzerin nsw. auf die Pflanzen
spritzt, wobei natürlich immer darauf zu achten ist, dafs die betreffenden
Mittel auch auf die Milben, nicht nur auf die Pflanzen gelangen.
In Treibhäusern kann man durch Räuchern mit Tabak, oder besser
Cyankalium, oder durch Bestreichen der Heizröhren mit einem Brei
von Kalk oder Lehm mit Schwefel die Plage in Schranken halten
oder selbst beseitigen. Kakteen , die sehr unter den Milben leiden,
taucht man in einen Brei von flüssigem Leim; wenn dieser trocknet,
ersticken die Milben. Später entfernt man ihn wieder durch öfteres
Spritzen mit lauwarmem Wasser. Auch Halali hat sich hier sehr gut
bewährt.
Befallene Rebstöcke behandelt man im "Winter mit heifsem AVasser ^),
oder man bestreicht sie mit 40 "/o igem Eisenvitrol , bezw. 10 '*/o iger
Schwefelsäure^). An der Basis von Bäumen bedeckt man die über-
winternden Milben mit nassem Schlamme.
Als Feinde der Tetranychiden sind beobachtet: die Larven von
Coccinelliden, von Scymnus minimus, Chrysopa-, Hemerobius-Arten und
von Syrphiden. ferner Telephorus fuscus und andere Käfer, Anthocoris
cursitans und andere Wanzen, Trombidiiden und Gamasiden und frei
lebende Gallmückenlarven ^). Pergande*) beobachtete in Amerika auf
Platane eine Thrips-Art, Woodworth "'' ) auf Zitronen aufser Coccinelliden
und Chrysopa noch eine Di^jtere (Coniopteryx sp.), die alle Stadien der
Milben verzehrten. Doch vermögen diese, alle der Vermehrung der
Milben nicht Einhalt zu tun.
Die für uns in Betracht kommenden drei Gattungen sind:
Stirne mit vier schuppigen Fortsätzen Bryobia.
Stirne ohne solche, Kiefertaster in Daumen endigend Tetranychus.
Stirne ohne solclie , Kiefertaster nicht in Daumen
endigend Tenuipalpus.
Die ähnlichen Trombidiiden (Laufmilben ) sind meist gröfser
und unterscheiden sich leicht durch die keuligen , scheerenförmigen
Kieferfühler.
Bryobia C. L. Koch.
Vorderer Rückenrand in dachförmige Platte ausgezogen, an deren
vier Zipfeln je ein blattähnliches, hyalines Haar sitzt. Rücken mit
schuppigen Haaren, die bei den Larven schlank, gesägt sind. Jeder-
seits ein Auge. Stigmen auf beweglichen Stielen. Drittes Glied der
Kiefertaster mit starker Kralle, an deren Basis das kolbige letzte Glied
eingelenkt ist. Erstes Beinpaar viel länger als die übrigen und als der
Körper. An den Haftlappen der Füfse viele Klebhaare. Spinnvermögen
nur sehr gering.
Bryobia ribis Thomas"), rote Staehelbeermilbe (Fig. 67).
0,7 mm lang: Rumpf infolge der durchscheinenden Nahrung-
schmutzig dunkelrot , alle anderen Teile fleischrot. Auf dem Rücken
') Baebut, J., Rev. vitic. T. 13^ 190(i, p, 167—169.
2) TuLi.GREx, A., Ent. Tidskr. Arg. 25, 1904, p. 82.
^) VON ScHLECHTEXDAi-, Zeitschr. Nat. Bd. 70, p. 229.
*) Psvche Vol. 8, p. 369 ; s. Insect Life Vol. I, 1888, p. 139.
^) Bull. 145, Univ California agr. Exp. Stat., 1902, p. 10—14.
«) Gartenflora Bd. 43, 1894, S. 488—490, 7 Fig: Zeitschr. f. Pflanzenkrankh.
Bd. 6, 1896, S. 80-84, usw. — v. Hanshux, Sitzungsber. d. Ges. nat. Frde., Berlin,
1902, S. 128-136.
9(.)
Aracliiioideen, Spinnentiere.
drei Paare blattälinliclier Haare, deren Länge sicli zur Breite wie 4 : 3
verhält.
Die erste mir bekannt gewordene Erwälmuiig dieser Milbe ist eine
Frage im Praktischen Ratgeber im Obst- nnd Gartenbau vom ;J0. Jan. 1887
(S. 47), leider ohne Angabe, woher. Auf S. 102 nnd 139 finden sich
mehrere Antworten, aus denen hervorgeht, dals die Milbe den Praktikern
schon seit Jahren bekannt war und von ihnen mit mehr oder minder
Erfolg bekämpft wurde. Anfangs der 90 er Jahre erregte sie die
Aufmerksamkeit der englischen Stachelbeerzüchter, die sich an
Mifs Ormerod') wandten, und kurz danach beschrieb Fr. Thomas diese
ihm schon seit 1889 bekannte Milbe. Von Schöyen-) wurde sie 1904
in Norwegen festo-estellt.
Fig. 07.
1 der Seite. < von c
/- Blatthaare <1
Brvobia ribis, nach Tim
(• Vordereiule.
ehten Kopl'seile.
Fig. GS.
Eier von Bryobia ribis.
ca. 5:1.
In Deutschland ist der Schädling sicher überall verbreitet , wenn
ihm auch, namentlich infolge seiner merkwürdigen Lebensweise, nicht
immer die gebührende Beachtung geschenkt wird.
Ende März etwa, zugleich mit der Streckung der Knospen, kriechen
aus den unter Knospen- , Rindenschuppen , Flechten usw. versteckten
Eiern die sechsbeinigen , hellroten Larven, deren Rückenhaare schmal,
gefiedert sind , aus. Sie beginnen sofort an den zuerst entfalteten
Blättchen zu saugen. Gegen Ende April erscheint die Nymphe, die
auf dem Rücken lange, schmale Blatthaare (Länge zu Breite wie 5 : 2)
trägt. Anfangs Mai treten die ersten reifen Weibchen auf, die gegen
Ende Mai ihre Eier (Fig. G8) an die genannten Stellen legen und dann ab-
') Handbook of Insects iniurious to Orchard and Bush fruits. London 1898,
p. 94—101, 2 figs.
2) Beretn. Skadeinsekt. etc. 1904, p. 18.
Tetranvcliiden.
91
sterben, so dais der Uneingeweihte, der meist jetzt erst die Schädigung
bemerkt, vergebens nach ihrer Ursache sucht. — Männchen bis jetzt
unbekannt.
Die Stachelbeermilbc ist in Deutschland bis jetzt nur an Ribes
(irossularia und (äpinum gefunden, in England auch an Johannisbeeren.
Sie befällt namentlich das Imiere alter, grofser oder im Schatten
stehender Stöcke , da sie Nässe ebensowenig wie direktes Sonnenlicht
vertragen kann. Am liebsten ist ihr warme, mäfsig trockene Witterung.
Sie tritt dann, aber auch sonst an geeigneten Stellen, in solchen
Massen auf, dais die befallenen Stöcke schon von weitem durch ihr
kleines, fahles, weifsfieckiges Laub auffallen (Fig. 69).
Die hierdurch herabgesetzte Ernährung der
Stöcke bedingt vorzeitiges Reifen oder selbst Ab-
fallen der Früchte. Ja, es können sogar die Blätter
abfallen, nachdem ihre Ränder vorher dürr ge-
worden waren, so dais schliefslich der ganze Stock
absterben kann, wenn auch öfters erst im nächsten
Jahre.
Für gewöhnlich findet man die Stachelbeer-
milbe, im Gegensatz zur „roten Spinne'', vor-
wiegend oder nur auf der Oberseite der Blätter;
nur bei Regen zieht sie sich auf deren Unterseite
oder an geschützte Stellen am Stamme zurück.
Als Bekämpfungsmittel haben sich nach den
erwähnten Antworten im Praktischen Ratgeber
bewährt : Kalkmilch , der auf den Eimer etwa
12 — 34 Pfund Chlorkalk zugesetzt wurde , sowie
Petroleum-Emulsion. Schöyen beseitigte sie durch
^/2 — ^/4 "/o ige Lysollösung. Ich habe mit Schwefel-
stäubung vorzüglichen Erfolg gehabt.
V. H.ANSTEIN fand aui Moos Bryobia-Milben,
die morphologisch völlig identisch mit Br. ribis
w^aren, auch auf Staohelbeerblättern leben konnten.
Bryobia pratensis Garm. ^). Clover Mite
der Amerikaner.
Dorsal mit 28 Schuppenhaaren, davon drei
Paare auf dem Rücken , ein Paar auf der Kopf-
brust, die übrigen an den Seiten. Fig. 69. Von Bryobia ribis
Die in den meisten englischen Kolonien, in ausgesaugter Stacbelbeer-
Amerika von Kanada bis Neumexiko , in K\\- zweig.
stralien, Neuseeland und Südafrika, an den
verschiedensten Pflanzen vorkommenden Brj^obia-Milben werden alle
unter diesem Namen geführt, dürften aber w^ohl mehrere Arten um-
fassen. In Nordamerika treten sie namentlich gegen Ende des Sommers
in grofsen Massen am Klee auf - daher ihr dortiger Vulgärname —
seltener an Gras. Von Bäumen werden Apfel, Ulme und Pfirsich
bevorzugt, aber auch andere Obst- und Zierbäume befallen. Aus den
Kolonien sind die Milben nur von Bäumen bekannt, in Australien von
Steinobst im allgemeinen , in Südafrika als besonders schädlich von
Pflaumenbäumen.
'j RiLEY and Maki.att, Insect Life Vol. III, 1890, p. 4-5—52, 2 fig^
92
Arachnoideen, Spinnentiere.
In den nördlichen Vereinigten Staaten überwintern sie als Ei, in
den südlichen in allen Stadien unter Knospen, Rinde usw., namentlich
aber unter den Abzweigungen der Aste, hier oft in dicken, groisen,
roten Polstern zusammensitzend. Im Kapland stellte Lounsbury^)
mindestens vier Generationen fest ; in den Vereinigten Staaten soll die
Vermehrimg die ganze gute Jahreszeit über vor sich gehen, ohne be-
stimmt abgegrenzte Generationen.
Im Herbste dringen die Milben oft in Scharen in Häuser ein.
RiLEY und Marlatt beobachteten in Amerika eine die Baummilben
fressende Mottenrauj)e.
Auch in Europa kommen Bryobia-Milben an den verschiedensten
Bäumen vor , wie an Obstbäumen , Reben , Linden . Efeu usw.
V. SCHLECHTENDAL -) bezeichnet sie als Br. nobilis C. L. Koch, die
Larve, h MännclK
Fig. 70. Tetrauyclms telarius (aus Cr.Ai'AHEDK).
r Rüssel V. d. Seite, d Abdomen des Weibchens v. unt., ( Endglied eines Fufses.
Afterpapille
Vulva
/ Ligula 1)1(1 Mandibel
P Taster op Epistom
Mandibelscheide > zu ', bzw. /;
Engländer nennen sie Br. praetiosa C. L. Koch oder speeiosa
C. L. Koch, was nach ihnen sjnionym ist, während die Italiener zwei
Arten darunter verstehen. Biologisch verhalten sich diese Bryobia-
Milben auf jeden Fall anders als Br. ribis. Canestrini^) fand Larven und
Nymphen im Juni und Juli, ich noch anfangs Juli reife Weibchen.
Es bleibt hier der systematischen Forschung noch tast alles zu tun
übrig. ,
ij Agric. Journ. Cape Good Hope Vol. 23, 1903, p. 11
2) Zeitschr. Nat. Halle, Bd. 70, 1898, S. 228.
■') Nach V. Hanstein, 1. c. S. 136.
184, 1 fig.
Tetranychiden. 93
Tetranychiis Dufour ^).
Rote Spinne, M i 1 b e n s p i n n e , S p i n n m i 1 b e , trd spüler,
Tetranyque tisserand (Fig. 70).
Rot, gelb oder gTünlicli: Körper oval, mit mehreren langen, in
Längsreiiien stehenden Borsten. Hant weich, mit feiner Chitin-
streifung. Beine verschieden lang, behaart. Schnabel grofs,
konisch. Nur ein Stigma, am Vorderrande des Rückens. Tarsus
in vier Klauen und Hafthaare endend. Männchen kleiner, schlanker,
hinten zugespitzt; After kurz, an Leibesspitze: unmittelbar davor der
von vorn kurz kegelförmige, von der Seite hakig nach vorn gebogene
Penis. Weibchen gröfser, plumper: After auf vorstehender Papille, mit
zwei Haaren jederseits-, unmittelbar davor das ovale, quere und quer-
gestreifte Geschlechtsfeld, in dessen hinterem Ende die quere Vulva
liegt. Eier einzeln reifend.
Spinnmilben smd aus fast allen Erdteilen bekannt. In allen Teilen
Europas schaden solche, ebenso in Amerika, ^vo sie nur in den regen-
reichen Grebieten Südchiles fehlen ^j. Aus der orientalischen Region,
aus Australien und Neuseeland sind mehrere Arten beschrieben. Nur
aus Afrika wird über schädliche Arten wenigstens nichts berichtet.
Man findet Tetranychus -Arten so ziemlich an allen Kultur- und
wilden Pflanzen , an Bäumen , Sträuchern und Kräutern , Mono- und
Dikotyledonen, im Freien und in Gewächshäusern. — Wie weit die
verschiedenen Arten wirklich j)olyphag sind , mufs bei dem gegen-
wärtigen Stande unserer Kenntnis ihrer Systematik unentschieden
gelassen werden.
Im Gegensatz zu den Bryobia-Arten halten sich die T. -Arten vor-
wiegend auf der Unterseite der Blätter auf; doch befallen sie schliefslich
alle grünen Teile , Stengel , Blütenknospen und unreife Früchte. Die
meisten Arten überziehen dabei alle befallenen Teile mit einem feinen,
dichten Gespinste, dessen Fäden nach Voss^) 4 — 5 /n dick sind.
Die Bedeutung dieses Gespinstes ist eine mehrfache: Festhalten der
Tiere und ihrer Eier auf den Pflanzen , Erleichterung der Bewegung,
Schutz vor Feuchtigkeit.
Zuerst treten die Milben gewöhnlich in den Winkeln von Haupt-
und Nebennerven auf, breiten sich von da die Nerven entlang aus
und bedecken zuletzt die ganze Blattfläche. Die Folge ihres Saugens
ist ähnlich wie bei Bryobia: gewöhnlich werden die Blätter an den
den Saugstellen gegenüberliegenden oberen Teilen , also zuerst in den
Nervenwinkeln, weifsfleckig, daher die Krankheit in Frankreich „la
grise" heilst. Die Entfärbung breitet sich über das ganze Blatt aus,
bis es zuletzt trocken, rostfarbig wird („Blattdürre" in Deutschland).
Oft rollen sich bei stärkerem Befalle die Blattränder nach oben ein.
Schliefslich fallen die Blätter frühzeitig, oft schon im August, ab.
Nicht überall sind die Erscheinungen die gleichen. So röten sich
z. B. die Blätter des Hopfens („Kupferbrand") und der Rebe
(,,la maladie rouge, il rossore") sehr rasch und intensiv.
V. ScHLECHTENDAL^) beschreibt Ausbauchungen der Blattfläche nach oben,
') Siehe v. Hanstein, 1. c, und Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 12, 1902, S. 1—7;
ferner Claparede, Zur Entwickelung der Gattung Tetranychus, Zeitschr. wiss. Zool.
Bd. 18, 1869, S. 480—490, Taf. 40.
2) Philippi, Festschrift d. Ver. f. Nat. Kassel, 1866, S. 17.
3) Verh d. zool.-bot. Ges. Wien Bd. 25, 1876, S. 613.
*) Zeitschr. Nat. Bd. 61, 1888, S. 98.
94 Arachnoideen. Spinnentiere.
besonders bei Phaseohis und Fraxhius, AucANtiELi M solche bei Hesi^erideen.
Nach Stift-) werden die befallenen Rübenblätter manchmal glasig, wie
bei Frost, mit lockerem, breiigem Gewebe. Nach v. Tubeuf^j werten
befallene Weii'serlen und Ulmen die Blätter noch lebend und grün, nur
mit einigen braunen Flecken . ab. Derselbe Autor führt die H o 1 z -
kröpfe' an Weiden auf T. telarius zurück*). Mangin^) beschreibt
einen Befall von Nelken zu Antibes, bei dem deren Blätter pinselartig
wurden. Die Stiche der Milben reizten die Zellen zu Ausscheidungen
von Kork, wodurch die Wirkung der Milben zum Stillstande gebracht,
allerdings auch die Assimilation geschwächt wurde. Über die von
Tcir. hiocuUdns erzeugten Flecken an Kaffeeblättern berichtet Zimmer-
mann*^): Aul'ser einzelnen Epidermiszellen sterben ganze Gruppen von
Palissadenparenchymzellen ab und füllen sich teils mit Luft , teils mit
gelbbrauner, schleimartiger Substanz. Vom Schwammparenchym aus
wachsen grofse, kallusartige Zellen zwischen die abgestorbenen hinein.
Der von den Milben verursachte Schaden besteht im Saftentzuge
und in verminderter Assimilation: die Blätter l^leiben klein, die Blüten
und Früchte verkümmern^) oder werden überhaupt nicht ausgebildet
(„Castration parasitaire" nach ManoiN'^). Nach Stift") erreichten
auf stark befallenen Rübenfeldern die Rüben nur 9 — 87 g statt 175
bis 405 g Gewicht. Sa.io'') beobachtete, clafs die Früchte befallener
Pflaumenbäume auffallend weniger süfs Avaren.
Am schlimmsten treten die Milben in heifsen trockenen Jahren
auf. Auch in Treibhäusern, Mistbeeten usw. A^ermehren sich die Milben
oft ins Ungemessene und schaden hier den durch die unnatürlichen
Verhältnisse in ihrer AViderstandskraft geschAvächten Pflanzen ganz
besonders. An Bäumen ist der Befall geAvöhnlich am stärksten im
Innern der Krone oder an A'om Winde geschützten Stellen ^*'), Aveshalb
Spalierbäume ganz besonders bevorzugt ^^'erden . da die Mill_)en eben
die eingeschlossene Luft lieben.
Zur Ül)er\vinterung verkriechen sich die an Bäumen lebenden
Formen zum Teil in Rindenrisse , A'orzugsweise aber in die Erde um
den AVurzelhals herum. Bei dem Herabkriechen überziehen sie dabei
den Stamm an der der Sonne abgewandten Seite mit einem dichten,
wie Eis glänzenden Ges23inste. Legt man Heuseile , Fanggürtel usw.
um den Stamm, so sammeln sie sich in Massen unter diesen. Die an
Kräutern lebenden Formen scheinen unter abgefallenen Blättern, an
st»'liiMii4rl)liebenen Stengeln und Ähnlichem zu überwintern ^^). Auch die
Stüt/[it;ihle an Hopfen, Bohnen, Reben, Rosen, Spalierobst usw., noch
mehr die zur Befestigung daran dienenden Seile, die Wände der Mist-
beete USAV. dienen als Überwinterungsplätze, wenn auch die Milizen
b Siebe Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 15, 1905, S. \m.
2) Über die im Jahre 19(»4 beobachteten Schädiger . . . der Zuckerrübe, S. 1-").
■') Forstl. naturw. Zeitschr. Bd. 7, 1898, S. 249—256.
*) Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstw. Bd. 8, 19U4, S. 330-387.
^) C. r. Soc. Biol. Paris, T. 46, 1894, p. 466-468.
ß) Ann. Jard. Bot. Buitenzorg (s.) Vol. 2, 1900, j). 119.
') Siehe z. B. Noacic Jahresber. d. Sonderausscli. f. Pflanzensch. D. L. CI. 1904,
S. 125.
8) 1. C.
'') Nach TAscHExiiKiui , Schutz der Obstbäume gegen feindliche Tiere. 3. Aufl.
S. 261, Stuttgart 1901.
1") Rkii, .Jahrl). Hamb. wiss. Anst. Bd. 19, 1903, 3. Beiheft S. 209 u. 210.
") Siehe Frank, Die tierparas. Krankh. d. Pflanzen, S. 38.
Tetranychiden. ■ (»5
mit Vorliebe in den Winkeln an der Erde sich verkriechen. Nach
V. Hanstein scheinen nur Weibchen zu überwintern. Bei den meisten
Arten findet aber auch eine Überwinterung in Form von roten , hart-
schaligen Wintereiern (Fig. 71) statt, die v. Schilling ^) an oben genannten
Schlupfwinkeln in Mistbeeten, v. Tübeuf^) an Stämmchen und Zweigen
junger Ulmen, sie ganz überziehend, besonders massenhaft aber an den
faltigen Partien um die Blattnarben, auch sonst an glatten Stämm.en
und Ästen der Gehölze fand. Zikngiebl^) beobachtete rote Wintereier
der Hopfenspinne, Eitzema Bos * ) solche an Obst- und anderen Bäumen,
ich selbst schon im September massenhaft an Schwarzdorn, unter den
Abzweigungen der Zweige und Dornen. Sie scheinen aber bei Tetr.
telarius zu fehlen.
Auch die Milben selbst sind gegen Kälte sehr widerstandsfähig,
v. Hanstein fand lebende T. althaeae noch bei — 18" im Dezember
im Freien auf Blättern. Wenn trotzdem die Mehrzahl der über-
winternden Individuen zugrunde zu gehen scheint, so dürfte dies wohl
Folge der Nässe sein.
In der guten Jahreszeit ist
die Vermehrung der Spinnmilben
von der Witterung abhängig. In
den heifsen Sommermonaten
braucht nach v. Hanstein eine
Generation 14 — IS Tage: im
ganzen folgen sich bei uns etwa
fünf Generationen im Jahre. In
wärmeren Ländern ist ihre Folge
natürlich rascher und ihre Zahl
gröfser. Die Vermehrung ge-
schieht im Sommer durch weils-
liche oder gelbliche Eier , deren
jedes Weibchen etwa 20 legt.
Es erscheint zweifellos, clafs
stärkerer Befall durch die rote
Spinne Folge einer bestimmten
Disposition oder wenigstens Schwächung der betreffenden Pflanze ist,
sei es durch die Trockenheit , sei es infolge des verweichlichenden
Aufenthalts in Warmhäusern. Auch die verschiedenen Arten und Sorten
der Pflanzen scheinen ihr nicht gleich ausgesetzt zu sein. So machte
schon KollaR'^) darauf aufmerksam, dafs Tilia grandifolia sehr stark
befallen wird, T. parvifolia nicht oder sehr wenig. Auch Ritzema Bos^)
erwähnt, dafs Keniia baliiioyennd stark befallen wird, K. forsfcrkma nicht.
Wie nicht anders zu erwarten, bereitet die SchAvächung der
Pflanzen durch die rote Spinne jene für andere Krankheiten vor. So
siedelt sich nacliNOACK^) an den Saugstellen an Klee gevwQ Phacidnim
Meäicagmis an, und die von T. bioculatus befallenen Teeblätter sind
besonders empfänglich für PcMalozzia Guepini.
^) Die Schädhuge des Gemüsebaues, S. 55, Fig. 15b 1.
-) Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstw. Bd. '6, 1905, S. 249.
3) Die Feinde des Hopfens, S. 50, Berlin, Farej, 1902.
■*) Nach mündlicher Mitteilung.
5) Naturgesch. d. schädl. Insekten, Wien 1837, S. 191.
«) Tijdschr. Plantent. Jaarg. 11, 1905, p. 54.
'') 1. c.
Fig. 71. AVintereier
von Tetranychus sp. an Schwarzdorn
(stark vergröfsert).
96 Arachnoideeii, Spinnentiere.
Die Anzahl und Abgrenzung der Arten ist nocli selir unsicher.
Canestrini^) imd Berlese-) haben eine Anzahl Arten in Italien, Banks^)
in Nordamerika mehr oder weniger genau beschrieben. Die von den
älteren deutschen und französischen Autoren beschriebenen Arten sind
sehr unsicher; erst neuerdings hat v. Hanstein die seitherige einzige
deutsche Art T. telarius in zwei Arten aufgelöst. Englische und
holländische Zoologen haben aus ihren Kolonien mehrere Arten be-
schrieben. Eine umfassende Monographie der Gattung dürfte sicherlich
einerseits noch manche neue Arten erkennen, andererseits manche der
beschriebenen zusammenfassen lassen.
T. telarius Gachet. Gelb oder grünlich, überwinternde Weibchen
tief orangegelb, sehr selten rot. Jederseits nur ein einfacher, unregel-
mäisig begrenzter, roter Augenfleck. Weibchen an den Seiten leicht
eingebuchtet, bis zu 420 ,«, Männchen bis zu 830 it lang. Vorwiegend
auf Linde, besonders Tilia grand/folia.
T. althaeae v. Hanstein. Grünlich braun mit deutlichen dunklen
Seiteniiecken, überwinternde Weibchen intensiv rot. Jederseits ein
doppelter, etwa achtförmiger Augenfleck (Fig. 72).
Weibchen ohne seitliche Einbuchtung, bis zu
570 //, Männchen bis zu 430 ^< lang. An Althaea
rosea, Lycium barhariim , Phaseolus muUiflorus,
Brilon ia alba, Hmrmlus Lujmlus.
Letztere Art ist der Erzeuger des „Kupfer-
b r a n d e s " des Hopfens*), der gewöhnlich im
Juli, zuerst in trockenen Lagen, sich durch rote
Flecke in den Winkeln der Blattnerven be-
merkbar macht. Nach wenigen Tagen ist das
ganze Blatt gerötet, hängt schlaft' herab and
fällt meist bald ab. Nicht selten gehen die
Milben auch an die Dolden und Fruchtzapfen
über, die dann in der Entwicklung sehr ziu-ück-
Fig. 72. Vorderende von bleiben. Bei starkem Befalle hängt das Ge-
Tetranycliu^altliaeae(nach spiest, mit Eiern und Kotklumpen "^durchsetzt,
schnurförmig von den Ranken herab. Die
überwinternden Tiere finden sich am Boden unter abgefallenem Laube
in dichtem Gespinste, die Wintereier an dürren Blättern am Boden,
an den Abzweigungsstellen der Ranken vom Hauptstamme und,
zugleich mit überwinternden Tieren, in Ritzen und unter Rinde
der Hopfenstangen. Zur Bekämpfung sind daher die Stangen zu ent-
rinden , jeden Winter mit Petroleum zu reinigen , besser noch durch
Drahtanlagen zu ersetzen , alle Blätter usw. vom Boden zu entfernen.
Zwischen die Hopfenreihen gepflanzte Bohnen oder Kartofteln sollen
die Milben von dem Hopfen ableiten.
T. lintearius Duf. In der weiteren Umgebung von Paris häufig
an Ulex eiiropaeus, ihn oft völlig überspinnend; von Giakd'^) in Algier
auch an Calycotoma spinosa gefunden.
T. unung-uis Jacobi*^). Von seinem Autor in Sachsen an jungen
1) Acarofauna italica. 188:-? — 1890; etc.
-) Verschiedene Publikationen.
3) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Techn. Ser. Bull. 8, 1900, p 65—77, .15 figs.
■*) Siehe Voss, 1. c.
s) Bull. Soc. ent. France 1908, p. 159—160.
6) Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstw. Bd. 8, 1905, S. 239—247, 8 Fig.
Tetranycliiden. gy
Ficea excelsa, ganz besonders stark aber an jungen P. sitchensis be-
obachtet, die von der Milbe übersponnen, und deren Nadeln durch das
Saugen derselben zum Abfallen gebracht waren. Die schon früher von
NiTSCHE^), BoAS^), ScHöYEN^) (Kiefern) und v. Tübeuf^) an Nadelhölzern,
meist Fichten, beobachteten Milbenspinnen dürften derselben Art an-
gehören^) Bei starkem Befalle bringt sie die Nadeln zum „Schütten"
und kann kleinere Pflanzen gänzlich , gröfsere zum Teil abtöten. Die
Überwinterung scheint nach v. Tubeuf und Jacobi nur in Form von Winter-
eiern zu erfolgen. — Zur Bekämpfung liefs Jacobi die Zweige zwischen
zwei mit einer Mischung ^^on Schmierseife in 5 — 10 Teilen Wasser
benetzten Bürsten hindurchziehen; der Erfolg war durchschlagend.
In Nordamerika *) schaden T. sexmaeulatus Riley^) und T. myti-
laspidis Riley ^) mäfsig an H e s p e r i d e e n (Florida und Kalifornien),
T. g-loveri Banks '^) recht beträchtlich an Baumwolle (S. Carolina)
und T. bimaeulatus Harvey**) (vielleicht identisch mit T. eueumeris
Boisd.) ebenfalls bedeutend an Blumen (Canada, Vereinigte Staaten,
Bermudas).
T. bioculatus Wood-Mason (T. eoffeae Nietn.) ^). Seit der Mitte
des vorigen Jahrhunderts an Tee in Indien , später auch an Tee und
Kaffee auf Ceylon und Java mehr oder minder schädlich auftretend,
aber auch an anderen Pflanzen (Tomaten, Firmiana colorata, Antho-
cephalus cadamha) beobachtet. Von Zimmermann ^") auch an Tee in
Amani gefunden. Besonders schlimm im Frühjahre, als den heifsesten
trockensten Monaten, und auf trockenen Böden. Mit dem Begiime
des Monsuns nimmt die Plage gewöhnlich ab. Gröfser als der direkte
Schaden ist der indirekte, indem sich auf den befallenen Blättern
besonders leicht Pestalozzia Guepini („Grey blight") ansiedelt. Von
Tee werden die Sorten Hybrid und China am meisten befallen, weniger
die einheimischen Assam-Sorten, noch weniger Manipm^i und Verwandte.
Die Ausbreitung geschieht entlang den Kuli-Wegen, Strafsen usw.,
scheinbar also an den Kleidern der Arbeiter. Spätes Beschneiden,
nicht vor 1. April, ist ein gutes Vorbeugungsmittel. Diese Art sitzt
im Gegensatze zu den anderen vorwiegend auf der Blattoberseite.
T. exsiceator Zehntn. ^^j. Auf den Blättern des Zuckerrohi'es in
Java, lange, rostfarbene Flecke hervorrufend. Stark befallene Pflanzen
bleiben im Wachstume zurück oder gehen ein. Vom Rost befallene
Pflanzen werden bevorzug-t. Die Entwicklung dauert nur 9 — 11 Tage^
so dals sich in einem Monate drei Generationen folgen können.
1) Siehe v. Tubeuf, ibid. S. 247—249.
-) Beretnina- om . . . 1896; s. Zeitschr. f. Pflaiizenkrankh. Bd. 8, S. 213.
3) E.iKiG, Tierwelt u. Landwirtschaft, Stuttgart 1906, S. 283.
*) Bezüglich der folgenden amerikanischen Arbeiten s. auch Banks, 1. c. und Proc.
U. S. Nation. Mus. Vol 28, 1905, p. 23—28, figs.
5) Insect Life Vol. 2, 1890, p. 225—226, Fig. 44. — Marlatt, Yearb. U. S. Dept
Agric. 1900, p. 289—290, Fig. 33.
^) WtiODWÜRTH, 1. C.
■') Murgan, Bull. 48, Louisiana agric. Exp. Stat., 1897, p. 130—135; Titus, Bull. 54,
IT. S. Dept. Agric, Bur. Ent., p. 87—88.
8) Chittenden, Bull. 27, ibid., p. 35—42; Jarris, Rep. ent. Soc. Ontario 1905, p. 122.
9) Watt and Mann, Tea-Insects, 2. ed. p. 348—359, Fig. 40. — Cotes, Ind. Mus.
Notes Vol. 3, 1896, p. 4"?— 56, 2 figs. — Über die von T. bioculatus hervorgerufenen
Blattflecken s. S. 94.
"') Ber. d. biol.-landw. Inst. Amani Bd. 2, 1904, S. 27.
") Med. Proefst. Suikerriet West- Java No. 51, 1901. — Arch. Java-Suikeriet.
Jaarg. 9, 1901, S. 193.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 7
98 Araclinoideen, Spinnentiere.
Zehntner beobachtete aucli Parthenogenese. Eine Coccinellide und
Diplosis acarivora verzehren die Milben.
Eine unbestimmte ziegeh^ote kleine Milbe ^) befällt auf Java Blätter
und andere grüne Teile vom Tee und bringt die jungen Triebe zum
Absterben.
Eine ebenfalls unbestimmte Art^) verursacht auf den Bananen-
früchten auf Hawaii bräunlichen Schmutz, schadet sonst aber nicht
ernsthaft.
Von anderen verwandten Gattungen seien noch folgende erwähnt:
Stigiuaeus lloridanus Banks ^). Körper länglich, in der Mitte ein-
geschnürt, ohne Haarreihen. An den schuppigen Blättern von Ananas
in Florida. Durch die Saugwunden dringen Pilze ein.
Tetrauychopsis horrida C. u. F.^). Rücken ohne Querfurche,
mit zahlreichen langen und dicken Borsten. In Italien auf Frucht-
bäumen.
Temiipalpus Donnad. =^ Brevipalpus Donnad.
Haut rauh, hart. Kopf brüst vorne in hyalinen Fortsatz ausgezogen.
Palpen klein, schlank, enden in drei bis vier kurze Borsten. Beine
kurz, stämmig.
T. obovatus Donnad. In Italien'^) auf Phytolacca und anderen
dickblätterigen Pflanzen. In Assam und auf Ceylon^) an Tee („sc a riet
mite''), namentlich an Basis der Blätter, längs der Mittelrippe; sehr
schädlich; Zweige und ganze Büsche werden entblättert, die Rinde
schrumpft, die Endknospen hören auf zu wachsen.
T. ealifornleus Banks ^). Sehr häufig auf Orangenblättern
in Kalifornien; recht schädlich.
Bdelliden.
Ahnlich den Trombidiiden, aber vorderer Kopfteil schnabelartig
verlängert. Soweit bekannt, räuberisch lebend.
Nach HoLLRUNG^) soll eine mit Bdella lig-nieola identische oder
nahe verwandte Form auf Neuguinea linienförmigen , langgestreckten
Frafs zwischen den Nerven der Fiederblätter der Kokospalme bewirken.
Anastasia^) führt unter den Schädlingen des Tabaks in Italien eine
Bdella sp. auf.
Uropodiden.
Verwandt mit den Gamasiden. Kurz, breit, konvex. Haut braun,
lederig. Augen fehlen. Mandibeln bis zweimal so lang als Körper,
schlank , enden in zarte Scheren, Beine kurz , mein- oder weniger
unter Körper verborgen. Leben vorwiegend von Pilzen, Bakterien ^'^),
^) KoNiNGSBERGER, Msded. Laud's Plantent. 64, 1903, p. 67.
2) HiGGiNs, Bull. 7, Hawaii agr. Exp. Stat., p. 32.
3) Banks, Proc. U. S. Nation. Mus. Vol. 28, 1905, p. 27.
*) Berlese, 1. c. p. 155.
s) Berlese, 1. c. p. 147.
6) Watt und Maxx, 1. c. p. 359—360.
^) Banks, ]. c. p. 28
«) Tropenpflanzer Bd. 7, 1903, S. 136.
^) Siehe Hollkung, Jahresber. Pflanzenkrankh. Bd. 7, S. 143.
10) Cummins, Jovirn. Linn. Soc. London, ZooL, Vol. 26, 1898, p. 623—625.
Uropodiden. — Tarsonemiden. 99
modernden pflanzlichen StofiPen und kleineren Milben ^)(?). Die Nymphen
finden sich häufig auf Insekten und anderen Gliedertieren, die sie aber
nur als „Reittiere" benutzen. Nach Berlese^) sollen sie mit Dung auf
die Felder verschleppt werden und dort an Pflanzenwurzeln übergehen.
Nach ScHöYEN^) benagten die Nymphen von Uropoda veg-etans Geer
in Norwegen in Mistbeeten gerade über der Erdoberfläche die Stengel
von Blumenkresse, Lauch, Astern usw., so dafs die Pflanzen welkten und
abstarben. E. Reuter*) berichtet, dafs Nymphen von Uropoda obnoxia
Reut, in Finland auf Mistbeeten an Radieschen und Gurkenpflanzen
schadeten, indem sie klumpenweise am Wurzelhalse safsen mid den
Stengel zernagten. Später fand er sie auch an Salat, selbst auf dem
Markt in Helsingfors. Erst im Spätherbst traten die Geschlechtstiere auf.
Zur Abhaltung "empfiehlt Reuter, die Rahmenbretter der Mistbeete an
beiden Seiten unten mit Raupenleim zu bestreichen und besonders be-
drohte Pflanzen mit derart behandelten Brettern zu umgeben.
Tarsonemiden.
Länglich-, Kopfbrust und Hinterleib deutlich geschieden. Augen
fehlen. Mundwerkzeuge klein. After endständig. Beine fünf- bis sechs-
gliederig.
Tarsonemus Can. et Fanz.
Sehr ausgeprägter sexueller Dimorphismus. Männchen ohne
Tracheen und Stigmen, kurz. Erstes Beinpaar mit einer Klaueund
einem Sauger, zweites und drittes Paar mit zwei Klauen und einem
Sauger, viertes Paar ganz ans Hinterende gerückt, dick und schwer,
mit "einer sehr grofsen Klaue. Genitalapparat springt hinten zwischen
den Hinterbeinen als eine den Mund Werkzeugen sehr ähnliche Papille
vor. Weibchen mit Tracheen und Stigmen, die ventral, nahe
der Basis des Schnabels liegen. Hinterleib auf dem Rücken durch
übereinandergreifende Hautfalten scheinbar fünfgliederig. An Kopf-
brust, zwischen erstem und zweitem Beinpaare, jederseits ein keuliges
Haar. Erstes bis drittes Beinpaar wie beim Männchen ; viertes nicht so
weit nach hinten gerückt , schlank, zart, endet in zwei Borsten , deren
eine oft so lang ist als das ganze Bein. Genitalöflnung klein, länglich,
zwischen den Hinterhüften. — Leben alle auf oder in Pflanzen, an
Stamm, Halmen oder Blättern, oft in grofsen Kolonien, zum Teil
Gallen bildend, zum Teil in von anderen Tieren erzeugten Gallen.
Wahrscheinlich werden mit der Zeit noch mehr Schädlinge unter ihnen
gefunden werden.
T. ananas Tryon'"^). Einzelne Segmente der Ananas -Frucht
bleiben grün, darunter ist alles faulig. Die Milbe hat die Einzelfrüchte
von aufsen verwundet; durch die Wunden dringt ein mit Monilia ver-
wandter Pilz ein.
T. banerofti Mich''). An Zuckerrohr in Queensland und auf
I) Trouessärt, Bull. Sog. zool. France T. 27, 1902, p. 29—45.
-) Riv. Patol. veget. Vol. 6.
") Beretning om . . . 1897.
*) Berättelse öfver . . . 1903; s. Zeitschr. f. Pflanzenkrankli. Bd. 15, S. 152; Acta
Sog. Fauna Flora fennica Bd. 27, 1906, No. 5, 17 pp., 1 Taf.
^) Queensland agric. Journ. Vol. 3, 1898, p. 458—467, 4 Pls.
6) Zehntner, Arch. Java Suikerind. Afl. 18, 1897.
100
Arachnoideen, Spinnentiere.
Barbados. Die Schölslinge 24 Stunden lang in Lösung von ein Pfund
Karbolsäure in 100 Gallonen Wasser legen. Zwei bis dreimal in
14tägigen Pausen mit einer Mischung von Scliwefelpulver , Seife und
Wasser spritzen. Alle Abfälle verbrennen.
T, brevipes Sicher e Leonardi^). Schadet an Tabak bei Salerno.
T. eanestrinii Massalongo 2). Verursacht kleine Rauhigkeiten an
den Stengeln von Stipa-Arten und Triticum repens , in Italien und
Deutscliland.
T. ehironlae Warburt^). An Chironia exigcra in Warmhäusern in
England. Die fleischigen Blätter sind verkrümmt und verdreht, die
Fig. 73.
Weibchen von Tarsonemus culmicolus Weibchen von Tarsonemus culmicolus
von unten (nach Reutek). von oben (nach Eeutek).
Knoten, an denen die Blätter entspringen, werden braun und zerfallen :
in ihrer Nachbarschaft die Milben.
T. culmicolus E. Reut. *) (Fig. 73). Verursacht in Finland etwa
18,27 % der totalen Weifsährigkeit an Wiesengräsern (Phleum pratense,
1) Siehe Hollrung, .Tahresber. Pflanzenkrankh. Bd. 7, S. 143.
2) Nuovo Giorn. bot. ital. Vol. 4, N. S., 1897, p. 103-110; v. Schlechtendal,
Jahresber. Ver. Nat. Zwickau für 1897.
8) Ann. Rep. 1904, p. 14—15.
*) Acta Soc. Fauna Flora fenuica T. 19, 1900, No. 1, p. 77-83, PI. 2; Zeitschr.
f. Pflanzenkrankh. Bd. 14, S. 155—156.
Tarsonemideu.
101
Calamagrosiis e^ngeios , Poa pratensis, Festuca rubra, Agropyrum repens,
Deschampsia cacspitosa usw.). — Der Halm wird ohne sichtbare Ursache
mifsfarbig, morsch, erscheint schlieislich dünn, strangartig verschrumpft,
und läfst sich leicht aus der Blattscheide herausziehen. Die Milben
sitzen am Halm oberhalb des ersten Knotens und saugen ihn aus , so
dafs der Blütenstand verwelkt und abstirbt. Die Weibchen über-
wintern. Die befallenen Gräser sind möglichst sorgfältig abzumähen
und bald wegzubringen.
T. Iragrariae H. Zimmermann^) (destructor E. Reuter). Verursacht
Kräuselung und Verlvrümmung der Erdbeerblätter und jungen Triebe.
Er befällt die ganz jungen, noch von den Niederblättern eingeschlossenen
Blätter, auch die der Ranken, durch die er sich ausbreitet; die ganzen
Pflanzen verkümmern und tragen keine Frucht, da auch die jungen
Blüten befallen werden. Als einziges wirksames Bekämpfungsmittel
ergab sich das Beseitigen der befallenen
Pflanzen. E. Reuter^) beobachtete ihn in
Finland seit 1892 an Gartenerdbeeren im
freien Land und erhielt ihn aus Pelargonien-
Blüten und von Begonia- Sprossen aus Ge-
wächshäusern •, letztere welkten schon in der
Knospe hin. Es scheint sich also um eine
weitverbreitete Art zu handeln, für die nach
Reuter besonders charakteristisch sind die
fast halbzirkelförmig , lappenartige Erweite-
rung an der Innenseite des zweiten, und
die ungewöhnlich lange und biegsame Borste
an dem dritten GHede des vierten Beinpaares
des Männchens , beim Weibchen die runde
Gestalt des Pseudostigmalorganes (Fig. 74).
T. kramerl Kühn^). An Fioringras
(Agrostis alba). Einzelne Blüten zeigen
zwischen den Spelzen statt normaler Früchte
2 mm lange , 1 mm dicke violette , an der
Spitze und am Grunde weifse Gallen.
T. latus Banks *). Verursacht Gallen an
den Haupttrieben von Mango.
T. oryzae Targ. Tozz^). Soll in Italien Fig. 74. Tarsonemus Iragariae
die Ursache der „Blanche IIa" genannten (nach H. Zimmermann).
Kranklieit an Reis sein , bei der die Ähre f viertes Bein des Männchens v. u.
. ' - /; Pseudostigmalorgan desWeibchens.
m zahlreiche reme Jj äden zerspaltet.
T. pallldus Banks*). An Gewächshauspflanzen in Amerika.
T. phragrmitidls v. Schlechtend.*^). An Schilfrohr in Deutscliland.
Die letzten Internodien sind verkürzt, die Blattscheiden aufgetrieben
und gefaltet.
T. spirifex Marchai '') (Fig. 75). An Hafer in Frankreich, Süd-
deutschland und Schonen (Schweden) beobachtet. Die von M.irchal und
1) Zeitschr. d. mähr. Landesmus. Brunn Bd. 5, 1905, S. 91-103, 1 Taf.
2) Medd. Soc. Fauna Flora fennica Bd. 31, 1905, p. 136—140.
■) Kirchner, Krankh. und Beschädigungen usw., 2. Aufl., S. 150.
") Journ. New York ent. Soc. Vol. 12, 1904, p. 55, PI. 2, Fig. 3.
■^) Ann. Agric. Vol. 1, 1878.
6) Zeitschr. Nat. Halle Bd. 70, 1898, S. 428.
^) Bull. Soc. ent. France 1902, p. 98—104, 3 figs.
102
Araclinoideen, Spinnentiere.
später von Lampa^) beschriebene Kranklieitserscliemung ist folgende:
Ende Juni etwa ist das oberste , noch in der Blattscheide steckende
Tarsonemus spirifex, Männchen
(nach Korff).
Tarsonemus spirifex, Weibchen
(nach Kokff).
Spindel-Internodium etwas über dem obersten Knoten
2 — -3 cm lang in fünf bis sieben Windungen korkzieher-
artig gedreht (Fig. 76), desgl. oft die Stielchen der Rispe-,
die Folge ist, dafs der Hafer sich schlecht entwickelt.
Die Krankheit zeigte sich namentlich an den im Schatten
von Hecken stehenden Pflanzen.
Etwas anderes ist die von Kirchner ^) anfangs August
beobachtete Erscheinung: Die Rispen waren ebenfalls
nicht genügend entwickelt; sie steckten mit den unteren
Ästen noch in der Blattscheide-, die obersten drei bis
vier Inferno dien hatten sich nicht genügend gestreckt,
so dafs die ganze Rispe nur die Hälfte ihrer natür-
lichen Länge erreichte. An den unteren Teilen der
betr. Halmglieder bemerkte man bräunliche Längsstreifen
und feine, kleieartige, weifsliche Massen : die Milben.
"Wieder anders ist das von Behrens'^) als „Seng er"
beschriebene Krankheitsbild : Die schmutzig karminroten
Pflanzen bleiben im Wachstume auffallend zurück. Die
Älu-e ist spärlich, an den Spelzen befinden sich meist
rostartige Flecke ; sie enthalten nur unvollkommen aus-
gebildete Körner. In der Blattscheide findet man die
Milben in Massen , wie sie an den von ihr umhüllten
Von Tarsonemus spir. r\«™ „ ~
befallene Haferrispe Organen SaUgCU.
(nach Marchal). Korff ^) beobachtete in Bayern beide Krankheitsbilder.
1902, p. 54; s. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 15, S. 154,
Fig. 76.
®) Berättelse öfver .
Anna. 2.
6) Zeitschr f. Pflanzenkrankh. Bd. 14, S. 18—18, Taf. I.
''} Ber. d. Bad. landw. Versuchsstat. Augiistenberg 1903.
8) Prakt. Blätter f. Pflanzenb. usw. Jahrg. 8, 1905, S. 109—113, 122—126, 2 Fii
Jahrg. 5, 19u7, S. 39—42, Fig.
Pediculoiden.
103
Als Gegenmittel empfiehlt Behrens Fruclitwechsel und gute Düngung.
Kirchner beobachtete eme die Milbe befallende Sporotrichum-Axi.
T. translueens Green ^). „Yellow Mite", „Appl e-f oliage
Blight". Befällt die Unterseite der Blätter und die Knospen von Tee
in Indien und auf Ceylon. Die Blätter bleiben klein, werden rauh und
runzelig. Die Triebkraft der Sträucher wird immer geringer und hört
zuletzt ganz auf. Während die Milbe bestimmte Sorten nicht vorzuziehen
scheint, befällt sie mehr alte als junge, mehr kränkliche als gesunde
Sträucher. Die befallenen Zweige bezw. Büsche müssen verbrannt,
bezw. abgebrannt werden.
T. irepidariorum Warburton -). Auf der Unterfläche von Farn-
blättern in Treibhäusern in England. Blausäure und Schwefelkohlen-
stoff halfen nicht.
Pediculoiden.
Ahnlich den Tarsonemiden , aber der Hinterleib des befruchteten
AVeibchens schwillt zu einem riesigen Sacke an, in dem sich die Eier
r*<?^_
Fiff.
Pediculoides graminum, Männchen
(nach Koufk).
Pediculoides graminum, junges
Weibchen (nach Korff).
weiter entwickeln bis zur sechs- oder sogar zur achtfüfsigen Form. —
Die meisten Arten parasitisch auf anderen Tieren, besonders Insekten.
Pediculoides Targ. Tozz.
Männchen ähnlich dem von Tarsonemus. Ohne Stigmen.
Weibchen mit zwei aus Gruben auf der Kopfbrust entspringenden
keuligen Haaren. Stigmen an den Seiten des Schnabels. Beine alle
') Watt und Mann, Tea-Insects etc., p. 360—364, 4 figs.
') 1. c. p. 1:3— 14, 2 figs.
104 Arachiioideen, Spinnentiere.
gleichartig, die vorderen mit einer Klaue, die übrigen mit zwei Klauen,
aUe mit hyaliner Membran.
Nach Bruckek ^) telilt der After, wenigstens bei P. ventricosus ; der
Darm endet hinten blind.
P. avenae J. Müller^). An Hafer in Schlesien beobachtet. Die
befallenen Pflanzen bleiben klein, bilden nur ein bis zwei nahe bei
einanderstehende Halmknoten und ein nicht entfaltetes Blatt. In diesem
die nicht entfaltete Rispe, an der alles rudimentär bleibt. Die Älilben
sitzen am Grunde dieses Blattes, in dessen Gewebe sie sogar zum Teil
eindringen. Im Sacke entwickelt sich die achtfüfsige Form.
P. graminum E. Reuter^) (Fig. 77). Verui^sacht in Finland etwa
54,30*^/0 der totalen Weif sährigkeit an "Wiesengräsern {Phleum, Poa,
Agropyrum, Festuca, Deschampsia, Avena, Agrostis, Apera, Anthoxanthum,
Alopecurus). Auch an Roggen, Gerste, Weizen und Hafer in Finland und
Bayern*) beobachtet. Wenn die Halme aus der Blattscheide heraus-
zutreiben beginnen, zeigen sie Spuren des Verwelkens. Die weichen
Teile oberhalb des ersten Knotens sind kreuz und quer verletzt,
gebräunt oder gerötet. Die benagten Teile welken und schrumpfen;
der Halm wird morsch, braun, dünn. Die Milben sitzen oberhalb des
obersten und zweitobersten Knotens, meist am Halme, seltener an der
Scheide. Hier überwintern auch die Weibchen. Im Sacke ent-
wickelt sich nur die sechsfüfsige Form.
Bereits Amerling-^) beobachtete zwei, Weifsährigkeit erzeugende
Milben-Arten am Getreide, die nach E. Reuter Pedleuloides-Arten
waren-, die eine verhielt sich ähnlich der vorigen; die andere safs
gleich über dem Rhizom.
Oribatiden ^).
Haut stark chitinisiert , hart , gelegentlich lederig. Kopf brüst und
Hinterleib gewöhnlich gelenkig geschieden. Stigmen, wenn vorhanden,
in Höhlen an den Hüften. Augen fehlen. Nahe dem Hinterrande der
Kopfbrust zwei Poren (Pseudostigmata) mit je einer Borste (pseudo-
stigmatisches Organ). Beine mit fünf freien Gliedern , mit einer oder
drei Klauen, ohne Sauger. Mandibeln scherig. Geschlechter äufserlich
gleich, dagegen Larven und Nymphen den Erwachsenen sehr unähnlich.
Meist Pflanzenfresser (Flechten, Pilze, zerfallendes Holz).
Michael unterscheidet 7 Unterfamilien, 23 Gattungen, 199 gute und
115 zweifelhafte Arten.
Oribata Latr.
Abdomen mit flügelartigen Verbreiterungen. Mandibeln dick,
stämmig.
O. ag-ilis Nie. machte nach E. Marchand ^) in einem Garten zu
Nantes alle Himbeeren ungeniefsbar ; in jeder Beere safs etwa ein halbes,
') Bull. sc. France Belff. T. 35, 1901, p.' 3(55— 4-52, Pls. 18— '21, 12 figs.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 15, 1905, S. 23-29, 2 Tafeln.
3) 1. c. p. 45-68, Tai 1.
'') KORFF, 1. C.
^) Lotos, Prag, Bd. 11, 1891, S. 24, 1 Taf.
ß) MicHAKi,, A. D., Oribatidae. Das Tierreich, 3. Liefg. Berlin 1898.
'') Bull. Soc. Sc nat. Ouest France, Ann. K, 1904, p. XXIII— XXIV.
Oribatiden. 105
aufsenan ein ganzes Dutzend der Milben. Auch Aprikosen wurden be-
fressen. Die Tiere stammten aus benachbartem, morschem Holze,
O. dorsalis C. L. Koch (= elimatus C. L. Koch) nagt nach
Leonar])[ ^) und Kirchner ^) die Wintersaat von Weizen vor dem Aus-
keimen an. Beizen der Saat mit Bordeläser Brühe hat nicht geholfen,
wohl aber Einweichen in Petroleum \).
O. lapidaria H. Luc. (= humeralis Berl.) kommt nach War-
blirton ^) und RiBAGA*) oft in Massen an Ästen und Zweigen von Bäumen
(Linden usw., Oliven und Apfelsinen) vor und erzeugt auf deren
Rinde eine Art Krebs, so dafs Zweige absterben. Nach Theobald^)
sollen diese und verwandte Arten jedoch von Pilzsporen, u. a. auch von
Nectria leben. Vielleicht könnte der Pilz von den Milben übertragen
werden.
O. lueasii Nie. beschädigte nach Poppins*') und E. Reuter^) in
Finland Gurkenfrüchte.
O. ovilormis Dementjew^) benagt nach ihrem Entdecker mit
anderen Milbenarten die Wurzeln der Weinrebe und verursacht, die
Chlorose derselben. ^
Notaspis Herm.
Hinterer Teil der Kopf brüst mit vorstehenden Längsfalten („La-
mellen"). Körper glatt, zweites bis viertes Beinpaar am Körperrande
entspringend.
N, lueorum C. L. Koch, N. plantivaga Berl. und andere Arten
beteiligen sich an dem von Oribata lapidaria angerichteten Schaden.
Damaeiis C. L. Koch.
Ohne Lamellen. Beine länger als Körper, dünn.
D. grenieulatus L. findet man nach Judeich-Nitsche ^) im hohlen
Inneren von bohnengrofsen, schwammigen Anschwellungen des Rinden-
gewebes schlechtwüchsiger Kiefern. Doch vermutet Nitsche, dafs es
sich um eine Eriophyidengalle (Er. pini-, s. S. IIG) handele. Nach
Murray i") lebt die Milbe von Thrips, kleineren Milben usw.
D. radieiphagrus Dementj. und earabiformis Dementj. beteiligen
sich bei der Erzeugung der Chlorose des Weinstockes ^).
Lohmaunia Michael.
Kopf brüst und Hinterleib nur durch Linie getrennt. Letzterer
zylindrisch, oben völlig chitinisiert ; die Chitinplatte biegt sich auf
die Ventralfläche um. Beine kurz, dick.
L. insig-nis Berl. benagte nach Carpenter") in Ldand zusammen
') Boll. Ent. agrar. Anno 8, 1901, p. 82—84.
-) 1. c. S. 43.
") 1. c. p. 11—12.
*) Insetti nocivi all' Olivo ed agli Agrumi, Portici 1901.
^) First Rep. econ. Zool., London 1903, p. 78.
•^1 Medd. Sog. Fauna Flora fennica Hft '27, 1901, p. 74—76.
') Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 13, 1903, S. 224.
8) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 13, 1903, S. 65—82, 19 Fig.
9) Lehrbuch usw. S. 23.
1^) Economic Entomology, Aptera, p. 213. . , ..-r , ,
1') Econ. Proc. E. DubL Soc. Vol. 1, 1905, p. 294-295, 1 PL; Irish Natural.
Vol. 14, 1905, p. 249-251, 1 PI
lOG
Arachnoideen, Spinnentiere.
mit Springschwänzen an Keimlingen von Schminkbolmen {Phaseolus
vulgaris) die Wurzeln.
Hoploderma ellipsoidalis Dement], ist Begleiter von Oribata
oviformis usw. ^ )
Tyrogiypliiden ^).
Körper kugelig; Haut weich, glatt, körnig oder mit Wülsten oder
Dornen und Borsten, nie mit gleichlaufenden groben Falten wie bei
den nahe verwandten Sarcoptiden. Blai's gefärbt. Augen, Tracheen
und Stigmen fehlen. Palpen klein, dreigliederig, fadenförmig, Mandibeln
zweigliederig, scherig. Kopf brüst und Hinterleib meist durch Furche
geschieden. Beine mäfsig lang, fünfgliederig , mit je einer Klaue und
ungestielten Haftlappen ; an den Tarsen der beiden ersten Beinpaare
je ein keuliges Haar. Genitalöffnung
länglich , zwischen Hinterhüften ; da-
neben jederseits zwei U-förmige Haft-
näpfe. Beim Weibchen dient die
Scheide nur zur Geburt; die Be-
gattung findet durch eine am Hinter-
ende gelegene Kopulationsöffnung statt.
After länglich, ventral oder endständig :
beim Männchen daneben Haftnäpfe.
Geschlechter nicht immer deutlich ver-
schieden. Eier legend.
In die Verwandlung schiebt sich
häufig zwischen zwei Nymphenstadien
eine Wanderlarve (Hypopus)
(Fig. 78) ein, mit harter, chitiniger
Haut, ohne Mundwerkzeuge und -Öff-
nung, mit kurzen, schlecht zur Fort-
bewegung tauglichen Beinen. Am
Bauche kurz vor dem Hinterende eine
Haftscheibe mit mehreren Haftnäpfen.
Die erwachsenen Milben leben fast
Fig. 78. Wanderlarve (Hypopus) einer alle von pflanzlichen, seltener tierischen
Tyroglyphide (nach Khamk..). ^ gtolfen. Man findet sie oft in unge-
heueren Mengen an den verschiedensten Vorräten animalischen oder
vegetabilischen Ursprungs , namentlich aber an Stickstoff- oder stärke-
haltigen. Nur verhältnismäfsig wenige Formen gehen an lebende
Pflanzen: Wurzeln, Zwiebeln, Bulben, Pilze usw. über.
Die Wanderlarven heften sich an andere Tiere , vorwiegend In-
sekten (Stubenfliege!), an und lassen sich von ihnen an andere Orte
verschleppen.
Die Bekämpfung der Tyrogiyphen ist recht schwierig. Da
Tracheen fehlen, sind Räucherungsmittel meist ohne Wirkung. Schwefel-
blüte und Karbolsäure halfen manchmal. Oft bleibt aber nichts anderes
M Siehe vorige Seite.
2) Canestmni, G. u. P. KiiAMKR, Dcmodicidae und Sarcoptidae. Das Tierreich,
7. Liefg, Berlin 1899; Michael, A. D., British Tyroglyphidae, 2 Vols, London, Ray
Sog. 1901—1903. — Die allgemeinen biologischen Bemerkungen nach Banks, Proc.
U. S. Nation. Mus. Vol. '28, 1905, p. 78—8(3, und A revision of the Tyroglyphidae
of the United States; U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 13, Techn. Ser., 1906.
T3"roglypliideB.
107
übrig, als die befallenen Gegenstände zu vernichten. Fliegennetze
schützen bis zu gewissem Grade vor Befall.
Canestrini führt 1(> Gattungen, 47 sichere und 7 unsichere Arten auf.
Histiostoma P. Kramer.
Mandibeln bilden keine Schere , sondern eine Boluplatte , die an
dem dorsalen Vorderende in einen Bohrstachel ausläuft.
H. t'eroniarum (Duf.) (= T^rrogiyphus rostroserratus Meg-n.) (Fig. 79,
80). Boln-stachel gesägt. Auf dem Hinterleibe elf stark hervortretende,
Fig. 79. Histiostoma feroniarum
(nach Megxin).
Fig. 80. Bohrstacliel vodi Histio-
stoma feroniarum (aus Michael).
halbkugelige Wülste mit je einer nach hinten geki-ümmten Borste.
Nach Bubak\) soll sie den Wurzelkropf der Zuckerrübe hervor-
rufen, während sie nach Stift ^) erst bei sich zersetzenden Kröpfen
auftrete. Im allgemeinen ist sie entschieden saprophytisch und findet
sich sehr häufig in sich zersetzenden pflanzlichen Stoffen. Doch fand
Megnin ^) sie bei Paris massenhaft an Champignons und anderen Pilzen.
Aleurobius Can.
Erstes Vorderbein beim Männchen stark
verdickt, mit grofsem Sporn am zweiten Gliede.
A. (Tyrogriyphus) farinae (Geer). Weifs,
distale Enden der Beine hellviolett. Oft massen-
haft an trockenen stärkehaltigen Stoffen. Soll
mit anderen Arten zusammen in Italien die
Qualität des Tabaks „Gelber Virginier" ver-
schlechtern*).
Tyroglyphus Latr.
Mandibeln scherig. Palpus dreigliederig,
Kopfbrust mit vier langen Borsten nahe dem
Hinterrande. Genitalnäpfe bei beiden Ge- ^. ^,, ™ , t ,
schlechtem; beim Männchen Anatoäpfe . und I-Jf '^^ l^^^of SÄtr
Haftnäpfe am Endgliede des zweiten Hmter-
beines. Tarsen der beiden ersten Beinpaare doppelt so lang als vorher-
gehendes Beinglied. Wanderlarve mit Haftnäpfen am Hinterende. Sehr
häufig an sich zersetzenden Pflanzenknollen imd Ähnlichem.
J) Zeitschr. f. d. Zuckerindustrie in Böhmen Bd. 24, 1900, S. 355; Zeitschr. f.
landw. Versuchsw. in Österreich Bd. 3, 1900, S. 622—625; Österr.-ungar. Zeitschr.
f. Zuckerind. u. Landwirtsch. Bd. 30, 1901, S. 237.
2) Ibid. Bd. 29, 1900, S 159—160, Bd. 30, 1901, S. 929—936.
^) Siehe Muhray, 1. c. p. 261.
^) Siehe oben bei Tarsonemus brevipcs. — Auch Moin: erwähnt (Zeitschr. f.
108
Arachnoideeii, Spinnentiere.
T. mycophag-us Megn. Eine der grölsten Tyroglyphiden ; Männchen
950 [JL, Weibchen 2,60 mm lang. Am Ende jedes Beines zwei grofse,
sichelförmig gebogene, vom plattenförmig verbreiterte Haare, zwischen
denen die Kralle steht. Auf Champignons in Italien und Frankreich.
T. longrior Gerv. (Fig. 81). Auf hinterer Hälfte der Kopf brüst zwei
gleichlange Borstenpaare •, Rückenborsten alle mit scharfer Spitze endend.
Endglied des zweiten Hinterbeines sehi' schlank, länger als die beiden
vorhergehenden Glieder zusammen. Oft massenhaft in Vorräten. Nach
OuDEMANS ^) in ChampigTLonzuchten in Berlin sehr schädlich.
T. Lintneri Osb. In Amerika sehr schädlich in Champignon-
kulturen, frifst alle Teile der Pilze. Zu vertilgen nur durch Vernichtung
der Kultm-en luid Übergiefsen der Erde mit kochendem Wasser.
Feuchtigkeit ist den Milben nicht zuträglich. Ein Korrespondent will
mit Tabaksräucherung einigen Erfolg gehabt haben.
T. heteromorphus Felt^) beschädigte nach ihrem Autor in
Massachusetts Nelkenwm-zeln in Treibhäusern. Banks fand dieselbe
oder eine verwandte Art an Spargelwurzeln.
Fig. 82. Rhizoglyphus echinopus, von der Seite (nach Bökner).
CoLLiNGE ^ ) machte die gleichen Erfahrungen mit einer unbestimmten
T.-Art in England.
Nach Sajo *) zerstörte eine T.-Art Wurzelveredelungen an Rose,
indem die Milben sich zwischen die Schnittflächen drängten.
Rhizoglyphiis Clap.
Nur zwei lange Borsten auf der Kopfbrust nahe dem Hinterrande,
selten dazwischen noch zwei kleine. Beine sehr gedrungen, mit starken
Dornen besetzt. Tarsen kurz, mit kräftigen Dornen. Zwei Männchen-
Pflanzenkrankh. Bd. 4, S. 20—21) eine Milbe, die in Belgien im Parenchym der
Tabakblätter frafs, wodurch, diese gelbe, rote und schwarze Flecke bekamen, welk
wurden und schrumpften.
') Tijdschr. Ent. D. 43, 1900, p. 128.
-) 10 th Eep. Stat. Entom. New York; Busk, Bull. 38, U. S. Dept. Agric, Div.
Ent., 1902, p. 32—34.
-) llth Rep. injur. Insects New York, 1891, p. 254— 256.
•'') Eep. . . . 1904, p. 12.
*) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 5, 1895, S. 363.
Tyroglyphiden.
109
Fig. 83. Rechte Chelicere
von Rhizoglyphus echinopus, von
aufsen (nach Börner).
m Kopf, hß bewegliches Scherenglied,
coii'l Gelenkkopf des Scherengelenks.
formen ; das dritte Beinpaar der heteromorplien Männchen ohne Kralle,
zu Greiforgan umgestaltet, stark geschwollen. Weifs, distales Ende der
Beine hellviolett.
Rh. (Coepophagus) eehinopus Fumouze et Robin (= Robini Clap.
-^ hyacinthi Boisd.) (Fig. 82, 83). Kopf brüst mit je zwei Haaren am Vorder-
und Hinterrande. Je eine lange Schulterborste, zwei kurze Haare etwas
hinter der Mitte des Abdomens, acht nahe dessen Hinterende. Auf Tarsen
des ersten Beinpaares (Fig. 84) ein kräftiger Dorn und dicht dabei ein
kolbiges Sinnenhaar; Endhaare länger
als Tarsus, Borste an der Spitze des
vorletzten Fufsgliedes überragt an den
drei ersten Beinpaaren den Tarsus.
Weifs mit bräunlichem Kopf und
Beinen und dunklem Fleck jederseits
am Abdomen. Alle Beinpaare des
heteromorplien Männchens mit starken
Zapfen und Dornen. Mämichen 720,
Weibchen 770 [x lang.
Diese Art ist nächst der „roten
Spinne" unzweifelhaft die schädlichste
Milbe dm-ch ihre Lebensweise , ihre
Polyphagie, Häufigkeit und weite Ver-
breitung. Allerdings ist das Bedenken Reuters i) durchaus gerecht-
fertigt, ob wir es bei allen hierhergezogenen Synonymen und Berichten
wirklich immer nur mit einer Art zu tun haben.
Schon von Boisduval wurde diese Milbe an Blumenzwiebeln 2)
(„bulb mite", „tulip mite", „Eucharis mite") gefunden, von
denen sie Hyacinthe und Tulpe zu bevorzugen scheint. Doch findet man
sie auch an anderen Liliaceen (Eucharis , Ama-
ryllis, Lilium usw.). Sie frifst Gänge zwischen
den Schuppen, und zwar nicht nur bei kränkelnden
oder verletzten Zwiebeln , sondern auch bei
gänzlich gesunden. Die Pflanze widersteht lange
ohne Ki^ankheitserscheinungen , bis sie dann
meist plötzlich zugrunde geht. Beobachtet ist
diese &ankheit namentlich in Frankreich , Hol-
land, England, auf den Bermudasinseln und in
Japan. Zur Bekämpfung wird empfohlen, die
Pflanzen aus der Erde zu nehmen und entweder
48 Stunden lang mit Schwefelkohlenstoff zu
räuchern oder in eine Abkochung von Kali-
(nicht Natron-)seife und Tabak einen halben Tag
lang einzulegen, dann gründlich darin zu waschen,
mit reinem Wasser abzuspülen und in frische Erde
zu pflanzen. Die alte Erde darf nur nach kräf-
tiger Desinfektion, am besten durch heiises J^^^ IS^^tfRltl
Wasser,-- Wieder benutzt werden. glyphus eehinopus, von
Nächstdem schadet die Wurzelmilbe wohl am " innen (nach Börxek).
1) Med. Fauna Flora fennica Bd. 27, 1902, p. 123.
2) Boisduval, Ent. hört. 1867, p. 86; Fumouze et Robin, Journ. Anat. Physiol.
Paris, T. V, 1868, p. 287— 304, Pls. 20—21: Michael, Journ. R. micr. Soc. London,
2. Ser., Vol. 5, 1888, p. 26; Klamberg, Prakt. Ratg. i. Obst- u. Gartenbau, Jahrg. 1890,
S. 764; WooDH, U. S. Dept. Agric, Div. veget. Physiol. Pathol., Bull. 14, 1897.
wo Arachnoideen, Spinnentiere.
meisten an Weinstöcken^), von denen zuerst nur kränkelnde Stöcke,
namentlich in undurchlässigen Böden, später aber auch ganz gesunde
angegangen werden. Man findet sie namentlich an den von der Reblaus
hervorgerufenen Nodositäten und Tuberositäten und an zarten, saftreichen
Wurzeln. Die Milben fressen immer tiefer dringende und sich immer
mehr verbreiternde Gänge in die Wurzeln. Die Stöcke zeigen zuerst
unregelmäisige Entwickelung und Länge der Triebe, die sich zuletzt
leicht herausreifsen lassen. Die Blätter bleiben klein, dünn und zer-
brechlich; die Früchte werden im ersten Jahre nicht vollreif, in den
folgenden immer weniger ausgebildet. Wenn die Milbe bis zu den
Markstrahlen vorgedrungen ist und sich im Holze einnistet, geht der
Stock zugrunde, meist im dritten bis fünften Jahre des Befalles.
IsTVANFFY^) hat die Milbe oft im Gefolge von Ithyphallus inqMdiats
beobachtet. Die verschiedenen Rebsorten werden verschieden, amerika-
nische gar nicht beschädigt. Die Krankheit tritt auf in Franlo-eich,
Italien, Portugal, Palästina, Kalifornien, Chile und Australien. — Als
Gegenmittel haben sich nur Kaliumsulfokarbonat und Schwefelkohlenstoff,
200 kg auf 1 ha Land, zweimal im Jahre angewandt, bewährt.
Auch an Knollen von
Dahlien und K a r t o f -
feln-"^) (Fig. 8:j) schadet
die Milbe ; an letzteren ist
sie eingehend von Appel
und ßöKNER*) studiert. Sie
greift das gesunde Gewebe
an, häufig von Sclitorfstellen
oder Verletzungen aus •, bei
Sorten mit dünner Schale
bietet diese kein Hindernis.
An befallenen Knollen ist
Fig. 85. Von ßhizoglyphus echinopus zerstörte die Schale an einzelnen
Kartoffeln (nach Appel und Böunki;). Stellen verletzt , oft rauh,
a auisen, h Durchschnitt. kaum Verfärbt. Darunter
verlaufen unregelmäfsige
Gänge nach innen, die mit feinem, meist gebräuntem, lockerem Mehle
erfüllt sind, in dem sich die Milben befinden. Sie befallen ebensowohl
Kartoffeln im Felde wie in den Mieten, gedeihen aber am besten in faulig
zerfliefsenden Knollen, daher unter befallenen Stöcken oft die ganze
Erde mit ihnen erfüllt ist. Besonders bevorzugt scheinen die Sorten:
Richters Imperator, Gelbfleischige Speisekartoffel, Irene und Sophie zu
sein. — Die BekämjDfung kann nur in Beseitigung aller kranker Kar-
toffeln aus dem Felde und in Fruchtwechsel bestehen.
Carpenter^) hat die Milben an den Knollen von Knoblauch ge-
funden, die sie mitsamt der Basis der Blätter im August in Zerfall
brachten.
1) Ma.noi.x et ViALA, BoU. Ent. agr. T. 7, 1900, p. 245—249; C. r. Acad. Paris
T. 184, p. 251—253; L'aearien des racines de la vigne, Paris 1902, 8*', 23 pp., 2 Pls. —
SiLVKSTKi, Boll. Ent. agr. Anno 9, 1902, p. 49—56, 5 figs.
-) Siehe Zeitschr. f. Püanzenkrankh. Bd. 14, S. 300—301.
=>) Ci-APAKEDE, Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 18, 1869, S. 506. — Megnin, Bull. Soc.
ent. France 1881, p. CXXIX— CXXXI.
*) Arb. d. biol. Anst. f. Land- u. Forstwirtsch. , Kais. Gesundheitsamt Bd. 4,
1905, S. 443—445, 11 Figuren.
^) Injurious insects ... in Irland during 1903, p. 258—260, fig.
Tyroglyphiden.
111
Neuerdings hat E. Reuter^) sie auch an Getreide in Finland fest-
gestellt. Er bemerkte anfangs August mitten unter den grünen
schon einige verwelkte und abgestorbene Pflanzen, die
gerade an der Erdoberfläche fein benagt oder zerfetzt und
bräunlich mifsfarben waren. Hier oder zwischen den
untersten ßlattscheiden sitzen die Wurzelmilben und, in
geringerer Anzahl, eine wahrscheinlich unlieschriebene
T y r 0 g 1 y p h u s - Art. Er fand sie schliefslich auch an Un-
kräutern, wie Ccntnurca jacea und Tragopogon pratemis.
Fast immer dringen in die Gänge dieser Milbe, nament-
lich bei genügender Feuchtigkeit, Bakterien und Pilze ein,
die meistens mehr schaden als die Milbe selbst.
Nach Banks ^) schadet sie auch beträchtlich in "Warm-
häusern an Orchideen.
Als Gegenmittel gibt letzterer an: Erde trocken werden
lassen, Knollen herausnehmen und in einer Lösung von
Tabak, Seife und etwas Soda waschen. Dann mit frisch
gelöschtem Kalk spritzen und zwei Tage liegen lassen.
Nun nochmals mit der genannten Lösung und etwas Pe-
troleum spritzen und wieder einpflanzen.
Als T. dauei. die unter der ßinde von Mohrrüben
frifst, so dafs sich letztere mit braunem, borkigen Schorfe
von oben nach unten bedecken (Fig. 86), beschrieb
V. Schilling^) offenbar die Wurzelmilbe.
DementjeW) beobachtete unter den Erzeugern der Chlorose des
Weinstockes in der Krim zwei neue Rhlzogflyphus-Arten : eaueasieus
(Fig. 87, 88) und minor.
Fig. 86. Von
Wurzelmilben
befallene
Mohrrübe
(nach V. Schil-
ling).
Fig. 87. Männcben von Ehizogh'phus Fig. 88. Mundwerlizeuge von Ebizo-
caucasicus, von unten (nach Dement.jew). glyphus eaueasieus (nach Demexwew).
a Penis, h Genitalnäpfe, c Analöffnung, a Mandibel, h Oberlippe, c Unterlippe,
// Analnäpfe. (/ Palpen.
J) Med. Fauna Flora fennica Hft. 27, 1901, p. 121—125, fig.; Zeitschr. f.
Pflanzenkrankh. Bd. 12, S. 826.
-i 1. c. p. 84—85.
3) Prakt. Eatg. i. Obst- u. Gartenbau Jahrg. 1892, S. 381, Fig.; Schädlinge des
Gemüsebaues S. 56, Fig. 76.
") 1. c.
1P2 Arachnoideen, Spinnentiere.
Hallek ^) beschrieb als Tyrogflyphus erassipes eine zu dieser
Gattung gehörige Art an Reben ans Amerika.
Ob die von Tryon^) an Banane in Australien gefundene Art
hierher gehört, ist aus der Beschreibung nicht ersichtlich. Sie gräbt
am untersten Teile des Stammes und an der Wurzel Gänge unter die
Epidermis und dringt bis zum Zentralstrange vor.
Rh. phylloxerae Riley ist nach Banks eine gute Art, die er an
"Wurzeln von Erbsen, an jungen Kartoöelpflanzen und an Fichtenzapfen
fand. Sonst ist sie in Amerika viel verbreitet an Rebwurzeln, und
Riley glaubte, dafs sie der Reblaus nachstelle. Obwohl deshalb in
Frankreich eingeführt, dürfte sie nach Banks doch nicht mehr in Europa
vorkommen.
Banks beschreibt noch mehrere Rhizoglyphus -Arten von Pflanzen-
wurzeln, ohne aber zu erwähnen, ob sie schädlich werden. Eine un-
bestimmte amerikanische Art frifst sich an Veredelungen durch das
Baumwachs hindurch und bolirt unter der Rinde, so das Zusammen-
wachsen verhindernd.
Hierher scheint auch der von Perraud^) beschriebene Giardius
vitis zu gehören, dessen Stiche auf Rebblättern eine partielle Verhärtung
der Epidermis herbeiführen; bei starkem Befalle vertrocknet das Blatt.
Die Eier sollen sich auf den Blättern in Häufchen als kleine, hellgelbe
Flecke finden.
Nördlinger^) erwähnt, dafs junge Nadelholzpflänzchen dadurch zu-
grunde gingen, dafs weifse Milben ihre Stengelchen aussaugten.
Eriopliyideii (Pliytoptiden), Gallmilben ^).
Länge 80—280 f.i (Fig. 89 — 91). K o p f b r u s t der ganzen Breite nach
mit Hinterleib verwachsen; erstere dorsal von dem Schilde bedeckt;
dieses oft über das Vorderende vorgezogen, hinten niu' in der Mitte scharf
abgegrenzt, mit charakteristischer Struktur, in der Regel mit einem
Paar „Rückenborsten". An der Ventralseite der Kopf brüst die Beine
stützende Skelettspangen, Epimeren. Maxillen bilden eine schnabel-
artige Rmne; Palpus frei, dreigiiederig ; Mandibehi eingiiederig, nadei-
förmig. Zwei Paar nach vorn gerichteter fünfgliederiger Beine, deren
Endglied eine Kralle und eine Fiederborste trägt. Hinterleib wurm-
förmig, verlängert, mit 40 — 80 oberflächlichen Ringeln, die dorsal, vom
Hinterrande des Schildes an, gezählt werden. Ein Paar Borsten vorn
seitlich am Hinterleibe, drei Paare weiter hinten, ventral. Am Hinter-
ende als Haftorgane und Nachschieber dienende Schwanzlappen und
zwei geifselartige Schwanzborsten. Die letzten vier bis fünf Ringe
lassen sich fernrohrartig einziehen. Augen fehlen (aber dennoch licht-
empfindlich), ebenso Tracheen und Stigmen. Darm gerade, mit zwei
Speichel- und zwei Rektaldrüsen.
Äufsere Geschlechtsorgane an Grenze zwischen Kopfbrust und
Hinterleib: beim Männchen ein Spalt mit wulstig verdickten Rändern,
1) Arch. Nat. Bd. 50, I, S. '218, Taf. 15, Fig. 1.
'') Proc. R. Soc. Queensland, Vol. 4, 1887, p. 106—109.
3) C. r. Soc. Biol. Paris (10.) T. 3, 1896, p. 1123-1124.
*) Die kleinen Feinde usw., 2. Aufl., S. y>l.
5) Nai.ei'a, A., 1898, Eriophyidae. Das Tierreich, 4. Liefg., Berlin 1898 ; s. auch
zahlreiche Arbeiten desselben Autors in den Schriften der Wiener Akademie; ferner
die zahlreichen Gallenwerke, die Arbeiten von Thom.\,s, v. Schlechtendal, Loew usw.
Eriophyiden (Phytoptiden), Gallmilben.
113
beim Weibchen komplizierter o'ebaut. Männchen sehr gering an Zahl,
kleiner und gedrungener als Weibchen. Letztere legen sehr viele und
unverhältnismälsig grofse Eier. Die Entwickelung vollzieht sich mit zwei
Häutungen und je einem Ruhestadium davor, und mit zwei vierbeinigen
Larvenstadien.
Gallmilben gehören zu den häufigsten aller Tiere, zumal sie
gewöhnlich auch in sehr groisen Mengen auftreten. Wenn bis jetzt
eigentlich nur die europäischen Arten, durch die Untersuchungen Nalepas,
genauer bekannt sind, so ist doch anzunehmen, dai's sich solche überall
finden, wo grüne Pflanzen vorkommen, wenn auch die Verbreitung der
^vy
? ff i>i
JiKÜöfTnimg
'/ After.
//'( Afterdrüse.
ijf Speichel-
drü.se.
/( federförmige
Haftklaue.
/. Keimlager.
/ Unterlippe.
/" Afterklappe.
in 3Iagendarm.
\nx, Maxillariiim.
/( Hirn-
ganglion.
(/ ause;ebildetes
Ei.^
•iil Eileiter.
00 Eizellen.
rx Sanientasche.
s Spei-seröhre.
i Taster-
scheibe.
Maxillar-
taster.
'■ äufsere Ge-
schlechtsöff-
nung, von der
dreieckigen
Aufsenklappe
geschlossen.
/((/
Fig. 89. Äufsere Morphologie einer weiblichen
Gallmilbe (aus Nalepa).
ßi, B'2 die zwei Beinpaare.
dl. l—Ä ihre Glieder.
Ca'p. Capitulum (Kopf).
hkl. . Epg. weiblicher Ge-
schlechtsapparat,
.s". ijtn. Genitalborste.
Ä l(\t. Seitenborste.
Ä //(. /— /// Brustborsten.
S. vtntr. I~m Baueh-
borsten.
.S'. caiul. Schwanzbors' en.
Scliivl. Schwanzlappen.
Fig. 90. Eriophyes pini Nal.
Weibchen (aus Nalepa).
Milben nicht so weit geht als die ihrer Nährpflanzen. So scheinen sie
nach Keller^) in der Schweiz nicht höher als höchstens 1000 — 1800 m
zu gehen.
Weitaus die meisten Gallmilben leben an ausdauernden Gewächsen.
Es mag das mit ihrer Überwinterung zusammenhängen, die, soweit
bekannt, immer in Knospen stattfindet, die im Herbste bezogen, im
Frühjahre verlassen, bezw. zu Gallen umgewandelt werden.
Ihre geringe Beweglichkeit bringt es mit sich, dals sie oft jahre-
^j Siehe Jahresber. Neuer. Leist. Pflanzenkrankh. 1904, S. 222.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band.
114
Arachiioideen, Spinnentiere.
lang auf eine Pflanze oder so^ai' nur einen Ast oder Zweig beschränkt
bleiben, diesen bzw. jene daini allerdings jahraus jahrein befallend.
Als Feinde der Gallmilben kennt man bis jetzt Gamasiden. Tj^ro-
gh'phiden. Pilze, direktes Sonnenlicht, heftigen Regen.
Nur wenige Galhnilben leben frei, höchstens durch ilu- Saugen die
Blätter bräimend, die meisten in Gallen, einige allerdings nicht in
selbsterzeugten, sondern als Einmieter (Inquilinen) in denen
anderer Gallmilben: die meisten rufen Gallen hervor.
Die Form der Milbengallen ist eine sehr mannigfaltige, aber
für jede Milbe und für jede Pflanze charakteristisch. Gemeinsam ist
allen, dafs sie nie völlig geschlossen sind, sondern mit der Aufsenwelt
in Verbindung stehen. Die häufigste und wohl aitcli zweekmäfsigste
Einteilung ist die in Gallen der Achsen- imd der Seitenorgane.
A. Acrocecid ien . Stamm- oder Achsengallen. Das Ende
eines Sprosses und seine nächste Umgebung werden befallen und kommen
nicht zur normalen Entwickelung. Das Wachstum wird aufgehalten
, oder in andere Richtung
geleitet : die Internodien
bleiben kiu^z. Neue , kaum
zur Entwickelung gelangen-
de Triebe werden in mehr
oder minder grofser Zahl
gebildet , ebenso neue,
sclmppenartig bleibende
Blättchen.
1 . T r i e b s p i t z e n - L) e -
f o r m a t i o n e n. Bei Thij-
mus Serpyllu})} werden z. B.
die obersten Laubblätter in
dicke, schuppige, kreis-
runde Schuppenblätter um-
gewandelt, die sich dicht zu
einem Knopfe zusammen-
schliefsen. Die nächsten
Blätter verfilzen.
2. Knospen- Defor-
mationen. Die Achsenspitze stirbt ab. alle Knospenteile verdicken
sich zu Schuppen , die innen warzige Auswüchse erhalten. Z^vischen
den Schuppen bilden sich Adventivknospen, die jene auseinanderdrängen
und schliefslich abstofsen i). Selten kommen die Blätter zur Entwickelung,
bleiben aber klein und kümmerlich (Coryli(.^ , Mihcs). Oft bilden sich
neue Triebspitzen, die ebenfalls deformiert werden, so dafs hexenbesen-
ähnliche Gebilde entstehen (Syringa, Beiula), Fig. 93, 97.
3. Ver grünung der Blüten. Die Blütenteile degenerieren zu
schuppenähnlichen, mehr oder minder grünlichen Blättchen. Oft werden
auch die Deckblätter mit in die Verwandlung einl^ezogen {(Tentian«.
Valeriana, Cruciferen).
4. Füllung der Blüten. Bei Rhododendron schiebt sich
zwischen Blumenkronc und Staubgefafse ein Kreis blumenkronähnlicher
Blätter ein; an Stelle des Fruchtknotens treten kronenartige Blätter
Fig. 91. Kopf und Kopfbrust von Eriophyes
pini von der Seite (nach Nai.ki-a).
Hl Kiel'ertuliler. / Tasterscheide.
in.r Maxillen. / Unterlippe.
/— .5 1.— Ü. Glied des Ma.xillar- / Miindötfnung.
tasters.
1) Güssuw, Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 4, 1906, S. 42-J.
Erioplividen (Phytoptideu), Gallmillien. \\'^
mit zahlreiclien Staiibgefäisen auf. Ähnlich bei Veronica officinalifi untl
Val( riana-Axtew.
"). Kastration. Gerber^) beschreibt, clal's bei Fasser ina hirsuta
nntl Thyiitalaca Sananmncla infolge des Saugens von Gallmilben entweder
die Ovarien oder die Staul)gefäfse verkümmern. Die Blüten vergrünen
etwas.
B. Pleuroc ec id ien . Gallen an Seitenorganen.
ü. Filzbiiclung, Erineum, Phyllerium. Früher für Pilze
gehalten und selbständig beschrieben. Fleckenweise wachsen die
Epidermiszellen zu Haaren aus, wobei spärlich stehende normale Haare
unverändert bleiben, dicht stehende Haare mit verändert werden. Die
Haare sind tarblos, weifs, gelblich, rot oder braun, einzellig, nur bei Erineum
populinum mehrzellig, schlauchförmig wenn sie dicht stehen, pilzförmig
bei lockerem Stande. Am Rande des Filzes sind sie kürzer, ihn auch
hier mehr oder minder schliefsend. So gibt er den Milben guten Schutz
nicht nur gegen Sonne und Regen, sondern auch gegen natürliche
Feinde (Gamasiden). Meist stehen die Filze auf der Unterseite, seltener
der Oberseite oder beiden Seiten der Blätter. Befinden sie sich auf
der Spreite, so ist diese öfters nach der entgegengesetzten Seite aus-
gebuchtet ; oft folgen sie in schmalen Strecken den Nerven. Weitaus
die häufigste Form der Milbengallen und ihnen allein eigentümlich.
Nach RüBSA.\MEN -) schon aus Kreide und Jura bekannt. (Fig. 94, 95.)
7. Knötchen-, Hörnchen-, Keulen-, Beutel-, Taschen -
oder Kugelgallen, Ceratoneon, Cephaloneon. Sie entstehen
durch Ausstülpung der Blattfiäche, meist nach oben, und sind von der
übrigen Blattfläche scharf abgegrenzt. Innen bilden sich öfters erineum-
ähnliche Haare. Gerade über der Blattfläche ist die Galle gewöhnlich
halsartig eingeschnürt ; die auf der anderen Fläche des Blattes liegende
Mündung wird durch steife Borsten verschlossen und liegt oft sj^alt-
artig auf einem durch Verdickung entstandenen Walle. (Fig. lOl, 102.)
8. Rollungen und Faltungen der Blätter, Legnon. Es
entstehen Falten, in deren Konkavität die Milben wohnen. Oft ent-
sprechen diese Falten denen der Knospenlage (Carplnus Betxlus)-^ häufiger
ist aber nur der Blattrand eng oder gewellt eingerollt, nach oben {Fagus
siJvatica) oder unten {Crataegus). Die gerollten oder gefalteten Teile
brauchen sich in ihrem Bau nicht von dem des übrigen Blattes zu
unterscheiden, sie können aber auch verdickt oder verfärbt sein (Tüi(K
Rhododendron). In vielen Fällen umziehen sie den ganzen Blattrand,
seltener bilden sie nur einzelne Knoten (Salix spp.). (Jfters sind die
Falten von Haarbildungen begleitet.
9. Veränderung der Blattform. Zusammenziehung (Wm-zel-
blätter von Afjui/egia atrata) oder Zerteilung der Blattspreite, manchmal
von Randrollung. Verkrümmung oder Filz begleitet (Verkräuselung bei
Lotus cornicuJatus; moosartige Zerteilung bei Pintplnella Sarifraga). Ist
der ganze Trieb befallen . so kann er in eine grauhaarige , verfilzte
Masse unregelmäfsiger Gebilde (Blätter) umgewandelt werden (Scahiosa
CoJuiidiaria).
K». Miisfärbung der Blätter. Freilebende Gallmilben zer-
stören durch ihr Saugen das Chlorophyll; die Blätter bleiben klein
luid behalten öfters die Faltung der Knospenlage.
1) C. r. Sog. Biol. Paris (10.) T. 1, 1899, p. 205— '208, 2 iigs, 505— 507, 2 figs.
2) Prakt. Ratg. i. Obst- u. Gartenbau 1903, S. 141.
11(3
Arachnoideen, Spinnentiere.
11. Pocken. Durch Wucherung des Mesophylles, dessen Zellen
sich lang strecken und grolse Intercellularräume lassen, entstehen auf-
gedunsene, milsfarbene Flecke an Blättern, die unten eine kleine Öff-
nung haben. Zwischen den Mesophyllzellen leben die Milben {Firns
communis, Sorhus auciqmria). Nur von Gallmilben bekannt. (Fig. 98 — 100.)
12. Mi Isbil düngen von Früchten. An Pflaumen (s. Er. si-
milis)\ an Juniperus communis {Er. quadrisetus) werden die Zapfen etwas
vergTöfsert, abgeplattet und bleiben offen; die Samen sind aufgetrieben.
13. Rind eng allen. Be-
kannt von Prunus (s. Er. pläoeo-
coptes) und Kiefer (s. Er. pini,
Fig. 92).
Nur selten werden die Mil-
bengallen ernstlich schädlich,
nur da, wo sie in grolsen Massen
auftreten und ganze Pflanzen
oder, was häufiger ist, Äste oder
Teile der Pflanzen bedecken;
am schädlichsten sind natürlich
die Acrocecidien, besonders die
Knospengallen.
Nalepa unterschied 1898
zwei Unterfamilien, neun Gat-
tungen und 232 Arten von Gall-
milben.
Auf Beschreibungen können
wir bei den Gallmilben ver-
zichten, da. ihre Gallen genügend
charakteristisch sind und zur
sicheren Bestimmung doch das
angeführte Werk Nalepa 's un-
entbehrlich ist.
Eriopliyineii.
Zahl der Rücken- und Bauch-
halbringe fast gleich; daher Ab-
Fig. 92. Galle von Eriophyes pini (nach Nai.ei'a). dornen gleichartig geringelt.
Eriophyes Sieb. em. Nal. = Phytoptus Duj.
Mit den Merkmalen der Unterfamilie. Nalepa zählte 1898 etwa
150 Arten auf.
Er. pini Nah') (Fig. 92). Erbsen- bis bohnengrofse Galle mit
runzeliger oder zerissener Rinde an zwei- oder dreijährigen Zweigen der
Fuefer {Pinus silvestris, montana und Mughus). Gewöhnlich geht der kaum
veränderte Holzkörper als Achse durch die Galle hindurch; nur wenn
diese einseitig ist, wird auch er insoweit verändert, als reichlicher Holz
') Häutig, Forstl. Konversationslex., 2. Aufl., l<S:^)(j, S. 787; Nai.kpa, Sitzungsber.
d. Akad. d. Wlss. Wien, Abt. I, Bd. 98, 1889, S. 122, Taf. 1 ; v. Tubeuf. Forstl. nat.
Zeitschr. Bd. 7, 1898, S. 2r)2— 25:^, 1 Fig.; Moli.iaud, C. r. Acad. Paris T. 129, 1899,
p. 841—844: id. Marceu.ia, Vol. 1, 1902, p. 21; Hoiard, C. r. Acad. Paris T. l:^A
190:5, p. i:«8.
Eriophyinen.
ii:
gebildet wird und namentlich sehr dickwandige , holzfaserähnliche Ge-
lafse auftreten. Die eigentliche Galle besteht aus undifferenzierter, in
homogenes, weiches, schwammiges Gewebe, in dessen Hohlräumen die
Milben leben, umgewandelte Rinde. Die befallenen Zweige wachsen
abnorm in die Länge , lassen die Nadeln fallen und scheinen nach
einiger Zeit unter Trockenwerden abzusterben.
Er. larleis v. Tub. M Die Endknospen, seltener die Blattachsel-
knospen der jungen Langtriebe von Larix enropara sind verdickt,
kugelig oder eiförmig angeschwollen, braun und trocken^). Die Milbe
selbst ist nach Nalepa ungenügend beschrieben und nahe verwandt mit
voriger oder identisch mit Er. quadrisetus F. Thom. (Frucht- und Nadel-
deformation an Jmuperits comnmm's).
Ep.tenuis Nal.^) Ver-
grünung einzelner Ährchen
unter Verlängerung und
Vermehrung der Spelzen
an Avena pratensis, Bromus
arvensis , ercctiis , nioUis,
Bactylis glomerata. E. Reu-
ter'') beobachtete sie über
dem obersten Halmknoten
von Phleum pratense und
ÄgropyruHi repens saugend
und dadurch gelegentlich
We i f s ä h r i g k e i t hervor-
rufend.
Er. eopnutusE. Reut.-^ )
Wie vorige und oft mit ihr
zusammen Weifsährigkeit
erzeugend an den genann-
ten Gräsern, an Avcnu pu-
hescens und Weizen.
Er. rudis Can. ") Die
typische Form erzeugt
an Birke (Betula niha,
jmhescens und oclorata)
Knospenanschwellungen
und Erineum an Blättern
und Zweigen : manchmal
allerdings bleiben die be-
fallenen Knospen ganz
klein, schlank kegelförmig und dicht geschlossen. Auch die Hexen -
besen der Birke scheinen auf diese Milbe allein oder in Gemein-
schaft mit Taphrina zurückzuführen zu sein. Sie sind überaus häufig
Von Eriophyes avellanae mifsgebildete
Haselnufsknospen.
1) V. TüBEiF, Forstl. naturw. Zeitschr. Bd. 6. 1897, S. 120—1-24, S Fig.
-) Bezüglich der ähnlichen Gallen von Cecidomyia kelliieri vergleiche daselbst.
") Nalepa, Denkschr. d. Akad. d. Wiss. Wien Bd. 58, 1891, S. 871, Taf. 1.
*) 1. c. p. 84—85.
^) 1. c. p. 85—86.
^) Ormerod, Manual of injur. Insects, London 1881, p. 179 — 181, fig. ; E. Reiter,
Med. Fauna Flora fennica Hft 80, 1903, p. 34—47: Coli.ixge, Rep. injur. Insects . . .
1904, p. 8—9, figs 2, 3; Güssow, Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 4,
1906, S. 421—429, 2 Tfln., 10 Fig.
118 Arachiioideeii, Spinnentiere.
in der Umgebung von London und sclieinen hier überall die Birken
zu vernichten, soweit als der „Londonton" reicht (Güssowj.
Er. (Calyeophthora) avellanae Nal. {=^ eoryllg-allarum Targ.
Tozz.). Knospenanschwellungen an ConjlnsAvellana (Fig. •>;3) und tiihuloui.
Hat nach Warburton M zwei Wanderzeiten, im Mai in die Frühlings-, im
Juli und x4.ugust in die Sommerknospen. Gewöhnlich in Gemeinschaft
mit Er. vermiformis Nal. Nach Kirchner^) trugen in Böhmen im
.Jahre 18()3 800 — lOOO Büsche infolge starken Befalles keine einzige
Frucht, gegen 10 — 20 hl in normalen Jahren.
Er. tristriatus Nal. Die typische Form erzeugt auf beiden Seiten
der Walnufsblätter vorspringende Knötchen {Cephaloncon hifrons Bremi).
die var. erinea Nal. das Ermeiiii) juglandmuni Pers. , einen dichten
Aveifslichen Filz in stark vertieften viereckigen Stellen der Blattunter-
Fig. 1)4. Rebenblatt (Oberseite) mit Erineum vitis (nach Bioletti und Twight).
Seite, denen schwach behaarte Vorwölbungen der Oberseite entsprechen.
Auch auf den Fruchtschalen entstehen kleine grüne, später rote oder
braune Wärzchen.
Er. populi Nal. Knospenwucherungen und Wirrzöpfe an Poimlus
trenmla und nifjra; Europa, Nordamerika.
Er. Salicis Nal. Blattknötchen und Wirrzöpfe an Salh: alba.
Er. triradiatus Nal. Wirrzöpfe an Salix alba und purpurca.
Er. grossypii Bks.^) Innen dicht behaarte Blattgallen an Baum-
wolle in Westindien. Bei starkem Befalle verkrümmen und verkrüppeln
die Blätter.
1) Ann. Rep. Zool. my2, p. 11—12.
-) JrDEicH-NiTscHE, Lelirbuch iit^w.. Bd. 1, S.
3) Journ. X. Y. ent. Soc. Vol. 12, l'.»()4, p. OS
Eriopliyineu.
119
Er. vitis Land. M PhyUcriunt {Erincum) vitis Fries (Fig. 94) an Vitis
vinifera, nach Löw^) auch an Vitis vesiwiana^ carinthiaca, arizonica und
aestivalis; in Europa, Nordamerika, Armenien. Der weilse bis rötliche
oder braune Filz besteht aus zylindrischen, stark gebogenen und ver-
wickelten Haaren (Fig. 95), die nach Landois mit Querwänden versehen
und verästelt sein können. Gewöhnlich befindet er sich auf der Unter-
seite der Blätter, in mehr oder weniger tiefen, nach oben aufgetriebenen
runden Ein Senkungen, seltener auf der Blattoberseite ; bei ganz starkem
Befalle geht er auch auf die Knospen, Blüten, Blütenstiele und jungen
Beeren über und verhindert den Fruchtansatz. In Elsals-Lothringen^)
Fig. y">. Eriiieum vitis mit Eriophyes vitis (nach Biunsi).
(/. iL (. f Haare, h Milben, c deren Kior.
wurden Gutedelstöcke am meisten befallen, bei Aachen*) amerikanische
Sorten auffallend weniger, im Königreich Sachsen '^) vielfach auch ganz
besonders gut gepflegte und gedüngte Weinberge. Der Schaden ist
im allgemeinen gering; ja, es wird sogar festgestellt, dafs befallene
Stöcke reich trugen"). Indes sollen befallene Blätter zu Zeiten grofser
Trockenheit zuerst welk werden und abfallen^). Auch kann durch
ungenügendes Ausreifen der Zuckergehalt der Trauben herabgesetzt
1) Landois, Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 14, 1864, S. 858—864, Taf. 80—81.
2) Verh. d. zool. -bot. Ges. Wien, Bd. 24, \HU, S. 12.
ä) Bahtii, .Jahresber. d. Sonderaussch. f. Pflanzenschutz D. L. G. 1896, 8. ll-") — 116.
*) SuRAUKR, ibid., 1897, S. 145.
•'^) 27. Reblaus-Denkschrift 1904/0.5, S. 185. ^ _ ^
^) Frank, Jahresber. d. Sonderaussch. f. Pflanzenschutz D. L. G. 1897, .s. 14o.
120 Arachnoideen, Spinnentiere.
bleiben. Als Vorbeuguno-^) empfiehlt es sich, die Fechser zehn
Minuten lang in Wasser von 50^ zu legen, wodurch selbst die Eier
getötet werden. Bei der Bekämpfung^) hat man aufser Entfernen
der befallenen Blätter und Spritzen zur Wanderzeit der Milben
namentlich mit Übergielsen der Stöcke im Winter mit kochendem
Wasser gute Erfolge erzielt. Regelmäfsiges Schwefeln soll gegen Befall
schützen, und in Franki-eich hat sich Räuchern mit Schwefel zu Ende
Frühling, Anfang Sommer bewährt.
Ep. gribbosus Nal. An Himbeeren-, Blätter mit abnormer, weifslich-
grauer, filzig seidenglänzender Behaarung, Erineum ruhenm Pass.,
PhyUerium ruhi Fries. Hierher auch der von Sorauer^) aus Brandenburg
beschriebene Fall: ..Die wilden Himbeeren sind nesterweise an den
jüngeren Trieben von Ph3^toptus befallen. Die Blätter zeigen, vorzugs-
weise auf der Oberseite , breite , seidenglänzende Stellen aus Polstern
kegelförmiger Haare , zwischen denen vereinzelt Milbeneier zu finden
sind. Vielfach erscheinen jüngere Blätter verkümmert."
Er. graeilis Nal. An wilden und angebauten Himbeeren, bleiche,
haarlose Flecke an der Unterseite der Blätter, Verdrehung der Blattnerven.
Er. violae Nal. Von Theobald^) in England an Veilchen beobachtet,
deren Blätter jederseits eingerollt und deformiert waren. Die grünen
Milben safsen bis zu 50 auf einem Blatte , besonders dicht nach der
Spitze zu.
Er. theae Watt. '^j „Pink mite". In einigen Teilen Indiens auf
Tee blättern. Die jung weifse , später fleischfarbene Milbe hält sich
mehr auf der Oberseite als auf der Unterseite der Blätter auf, besonders
den Rippen und Rändern entlang. Die Blätter krümmen sich nach
oben , werden blafs bis selbst weifs , mit fleischfarbenen Adern und
ebensolchen, verdickten Rändern, zuletzt bronzefarben, trocken, fallen
aber nicht ab. Besonders schädlich auf den einheimischen Assam-
Sorten, weniger auf Manipuri, fast gar nicht auf den China-Sorten.
Auch auf gutem Boden, besonders zur Trockenzeit, schadend. Sj^ritzen
mit Bordeauxbrühe , Kalk und Schwefel helfen nur da etwas , wo die
Milben davon getroffen werden.
Er. earinatus Green. ■'*) In Vorderindien und Ceylon freilebend
auf Teeblättern, für gewöhnlich auf der Blattoberseite, in ruhendem
Zustande auf der Unterseite, am häufigsten auf Saatbeeten. Die junge
Milbe ist grünlich, die alte purpurrot, mit fünf Rippen weifser, waclis-
ähnlicher Substanz auf dem Rücken, mit einer ähnlichen vorn am
Körper. Die befallenen Blätter werden bronzefarben, wie von der
Sonne verbrannt, behalten aber ihre Form. Am schlimmsten im Juni,
in dem auch die befallenen Blätter abfallen. Manipuri scheint weniger
befallen zu werden als die einheimische Assam-Sorte. Spritzen mit
Petroleum und Wasser (1:80) oder Phenyl und Wasser (1:240), am
nächsten Morgen mit reinem Wasser nachspritzen, hat sich bewährt.
Nur etwa den hundertsten Teil so häufig wie vorige. — Zimmermann*^)
fand sie auch auf Java ; doch scheint sie hier von einem Pilze getötet
zu werden.
1) Bioi.KTi-i and Twigut, Bull. i:'.(i, California agr. Exp. Stat., 1901; Tii.lcjken,
Ent. Tidskr. Bd. 5. 1904. p. 227.
'-) Jahresber. d. Sonderavissch. f. Pflanzenschutz D. L. G. 190o, S. 183.
") First Eep. etc. p. lOG— 107.
*) Watt and M.\NN, The pests and blights of the Tea plant. 2tli ed., p. 368— ;571, 1 fig.
"•) Ibid. p. 3r;:)-:?68, l fig.
«) Centralbl. f. Bakt. u. Parasitenkunde Abt. II, Bd. 8, 1902, S. 49.
Erioiihyinen.
121
Er, oleivorus Aslim. M ,, R u s t mite of the Orange '' , „ S i 1 v e r
mite of the Lemon''. An Citrusfrüchten und -blättern in Nord- und
Südamerika^), auf den Bermudas und in Australien. Die befallenen
Blätter verlieren ihren Glanz und krümmen sich etwas , leiden aber
sonst nicht bedeutend. Die Schale der befallenen Orangen wird rost-
farben oder bräunlich, verdickt und varhärtet. Wenn auch dadm'cli
das Aussehen der Früchte leidet, so werden sie doch gegen das Ver-
schiffen widerstandsfähiger und bleiben länger frisch. Sie können
besser nachreifen, werden saftiger und süfser, so dafs die Nachfrage
nach rostigen Früchten und ihr Preis stiegen.
Bei der Zitrone ist die Wirkung der Milbe auf die Schale die
gleiche; da aber hier vornehmlich diese benutzt wird, ist die Folge
entgegengesetzt; die Frucht wird weniger verkäuflich, zumal auch der
Saft hier nicht weiter günstig beeinflufst wird.
Durch das Saugen der Milben läuft das Öl aus den Schalen aus.
Dadurch werden diese , besonders wenn die Früchte grün gepflückt
wurden, weifslich, namentlich bei der Zitrone. Später gerinnt das Öl
^yy
Fig. 96. Eriophye.s ribis (nach Lewis).
und oxydiert, was der Schale die rostige Farbe gibt. Da die Milbe
die direkte Sonne flieht, äufsert sich ihre Wirkung vorzugsweise auf
der Unterseite der Früchte.
HuBB.ARD zählte im Winter, trotzdem sie dann verhältnismäfsig
spärlich sind , auf einem Blatte etwa 75 000 Milben bzw. Eier. Die
Schnelligkeit der Milben stellte er auf zehn bis zwölf Fufs in der
Stunde fest.
Obgleich fast alle Insektizide die Milbe töten , empfiehlt Maklatt
das Stäuben von Schwefel, weil dieser haften bleibt und so auch noch
die in der nächsten Zeit aus den selbst unzerstörbaren Eiern aus-
kommenden Jungen tötet.
Er. ribis Nah (Fig. 96, 97). Verursacht nach Nalepa Knospen-
anschwellungen an Ribes nigrum, ruhrimi und alpinuni. Nach Warburton
und Embleton^) wird E. rubrum zwar befallen, wenn es dicht bei stark
infiziertem li. nigrum steht, aber ohne dafs die Knospen deformiert werden.
Nach ScHöYEN*) erzeugt die Milbe auch auf Blättern durchscheinende
') Marlatt, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1900, p. 285—289, PI. :U.
2) Hemi'ei., Bol. Agricoltura, Sho Paulo, 19U2, p. 87.
'') Journ. Linn. Soc. London, Zoologv, ^'ol. 28, 1902, p. 375.
*) Beretn. Skadeinsekter . . . 1904, p.' 19—20.
122
Arachnoidee:
Spinnentiere.
Flecke, auf deren Unterseite man sie in kleinerer oder gröi'serer Zahl
antrifft.
Bei schwachem Befalle können die Knospen austreiben, bringen
aber nur schwächliche Triebe hervor. Werden durch sehr starken
Befall alle diesjährigen Knospen am Austreiben verhindert, so beginnen
die nächstjährigen vorzeitig zu treiben: dadurch wird die Lebenskraft
der Stöcke natürlich sehr geschwächt bzw. bei öfterer Wiederholung
erschöpft.
Am häuiigstsn ist die Milbe in England, namentlich in den Midland
Counties , wo sie schon seit den vierziger Jahren des vorigen Jahi-
hunderts bekannt ist und sich inzwischen so ausgebreitet hat, dafs an
vielen Stellen ihrethalben der Anbau der
s c h w a r z e n J o h a n n i s b e e r e aufgegeben
werden mufste. In Holland^) tritt sie seit
den siebziger Jahren in einigen Provinzen
verheerend auf und breitet sich immer
mehr aus : nach Lindeman-) war sie 1880
bei Moskau sehr schädlich. In Deutsch-
land habe ich sie 1904 3) und 190(i an
drei Stellen der Umgegend von Hamburg
nachgewiesen.
Ihre Naturgeschichte ist namentlich
in England, von Newstead*), Wakburton-^),
Lewis") und Collinge'^), sehr eingehend
studiert worden.
In den befallenen Knospen über-
wintern ganz oder nahezu erwachsene
Tiere in groi'ser Zahl (Newstead fand
3000 in einer Knospe), und vereinzelte
Eier. Von Mitte Februar bis in den Mai
hinein nehmen letztere an Zahl merkbar
zu; Newstead behauptet das auch von
ersteren, ohne aber zu erklären, woher
die neuen Tiere kommen sollen. Von
Mitte März an beginnen Milben (junge
Weibchen?) aus den Knospen auszu-
wandern ; man trifft sie vorwiegend auf
Blättern und Blüten. Das nimmt immer
mehr zu , während zugleich die in den
alten Knospen gebliebenen Tiere (abge-
laichte Weibchen ?) mit diesen absterben.
Im Mai und Juni findet man Milben vorwiegend aufsen am Stocke, nament-
lich zwischen Blattstielen und Knospen. Vom Juni an trifft man sie.
und nun bald auch Eier, in den neuen Knospen, und zwar zuerst in
Fig. 97. Johannisbeerzweig mit
den Gallen von Er. ribis (nach
Lewis).
^) RrrzEMA Bus, Tierische Schädlinge ii. Nützlinge, S. 689; Tijdschr. Plantent.
div. loc
2) Insect Life Vol. 8, 1891, p. 393.
^) Jahresber. d. Sonderaussch. f. Pflanzenschutz D. L. G. 1904 S. 2()Ö.
*l Journ. R. hortic. Soc. Vol. 25, 1901, p. 1—1-5, 7 figs.
'') 1. c. p. :3(J6— 378, Pls. 33, 34.
«) ßep. South East. Agric. Coli. Wye 1902, p. 1—26, 1 PI. 1 iig.
■'j ßep. econ. Zool. No. 1, Birmingham 1904, p. 1 — 12, 1 PL, 1 fig.; Journ. Board
Agric. Vol. 13, 1907, p. '"~ "
-r^m
EriophA'inen.
123
deren Mitte, von der aus sie sich allmählich in die äui'seren Teile der-
selben ausbreiten. Ende August, Anfang September beginnen die be-
fallenen neuen Knospen zu schwellen, und damit nimmt die Lebens-
tätigkeit imd Vermehrung der Milben ab.
Wenn die Milbe auch gewisse Sorten bevorzugt (Baldwin), so hat
sich die HoÖhung auf immune Sorten doch als trügerisch erwiesen.
Nur die alten, in den Midland Counties einheimischen Lokalsorten
scheinen verschont zu Ijleiben. — Gesunde Pflanzen werden ebenso
befallen als kränkelnde.
Li den (iallen findet man zahlreiche andere Milben, wie Tetranychiden,
Tyroglyphiden , Gamasiden, Oribates orbicularis , eine Actineda, von
denen wohl nur die zwei bis drei letztgenannten
als Feinde in Betracht kommen, ferner Thri-
piden , Larven von Chrysopa , Syrphus , einer
Cecidomyide , die wohl alle von der Gallmilbe
leben. Auch Coccinellidenlarven verzehren sie
gierig •, Colunge glaubt sogar, dafs man sie durch
künstliche Zucht der I^arven von C. septem-
punctata besser ausrotten könne als durch alle
anderen Bekämpfungsmittel. Allerdings gehen
die Coccinellidenkäfer nicht gerne auf schwarze
.] ohannisbeeren.
Die Ausbreitung der Milbe geht ziem-
lich rasch vor sich, auf demselben Stocke vor-
wiegend durch Kriechen, wobei in der Minute
8 — 4 mm zurückgelegt werden. Von Stock zu
Stock dienen Vögel (Meisen, die die Fliegen-
larven aus den Gallen suchen, beladen sich die
Schnabelwurzel mit den Milben), Insekten
(Bienen, Lasius niger. Raupe von Abraxas
grossulariata , Coccinellidenlarven, ganz beson-
ders aber die Blattläuse), Spinnen und die Kleider
der Menschen als Überträger. Auch der Wind
verweht diese leichten Tierchen sicherlich in
Menge.
Von B e k ä m p f u n g s mittel n hat man alle
nur denkbaren versucht, ohne entscheidenden
Erfolg. Li kleinen isolierten Anlagen kann man
mit dem Abpflücken der befallenen Knospen
etwas erreichen; in gröiseren Anlagen versagte
sogar das Abschneiden der befallenen Stöcke
dicht über der Erde. Entfernen der ganzen Stöcke mit ihren AVurzeln
und Neupflanzung von milbenfreien Stöcken ergab meistens, aber auch
nicht immer, gesunde Pflanzen. Dabei ist es ratsam, die neu zu
pflanzenden Stecklinge erst fünf Minuten lang in Wasser von 40" ein-
zulegen.
COLLINGE hat durch Stäuben von einem Teil Kalk und zwei Teilen
Schwefelblume, dreimal im Frühjahre (31. März, 14. April, 5. Mai), die
Milben auf sehr stark befallenen Stöcken fast ausgerottet. Da aber
hierdurch nur die Tiere selbst, nicht ihre Eier getötet werden, mufs
die Stäubung alle paar Jahre wiederholt werden.
Er. (Typhlodromus) piri Pagst., B i r nb 1 a 1 1 - G a 11 m il b e ,
blister-mite. Die typische Form verursacht Blattjjocken (Fig. 08)
Fig. 9s. Birneiiblatt mit
den von Er. piri verur-
sachten Pocken (v. oben).
124
Arachnoideeii, Spinnentiere.
auf P/'rus coiiiDiimis, Mahis, Anidanchier vulgaris, Sorhus Aria, aucnparia,
tonmnalis. In den Pocken der Sorlms -Kriew findet sich noch die
var. variolata Nal.
Europa, Nordamerika, Australien, Tasmanien.
Die Gallen (Fig. 99, 100 ) sind am eingehendsten von Sorauer, Berlese ^ )
und Slingerland ^) beschrieben. Sie treten mit den ausbrechenden Blättern
auf, sind zuerst rund, gewölbt, gelblich oder graugrünlich, bei einigen
Sorten (nach Slingerland aber immer) lebhaft rot. Später werden sie
grün. Mit dem Wachstume des Blattes strecken sie sich; dadiu'ch,
dai's sie selbst wachsen, verfliefsen sie miteinander. Sie finden sich
am meisten zu beiden Seiten der Mittelrippe, also an dem Teile des
Blattes, der zuerst aus der Knospe frei heraustritt, oft m mehreren
Fig. 99. Durchschnitt einer jungen Pocke von einem Birnenblatt (nach Sorai-er).
n normale Parenchymzellen , p pathologisch verlängerte Parenchvmzellen , r abgehobene Oberhaut,
// Galle, (I deren Öffnung, (, (' Milbeneier.
Fig. lOU. Durchschnitt einer alten Pocke (nach Si.ingeri.and).
g Galle, o Eingang in dieselbe, u gesunder Blattteil.
Längsreihen; bei stärkerem Befalle bedecken sie aber das ganze Blatt.
Auf der Unterseite sind sie flach, auf der Oberseite zuerst kegelförmig-
rundlich erhaben. In der Mitte der Unterseite ist die meist längliche,
eingesunkene Öfthung. Im Innern sind die Parenchymzellen stark
gelockert . oft fadenförmig verlängert , mit roten Farbkugeln in den
Zellen oder mit ganz rotem Zellsafte. In den Höhhingen des Parenchyms
leben die Milben. Durch ihre Tätigkeit sterben die Parenchymzellen
ab, werden braun und schwarz, ebenso wie hierdurch auch die ganzen
Gallen , die mm auch ihre Wölbung verlieren , ja schliefslich sogar in
der Mitte wenigstens etwas einsinken können. Die Milben verlassen
die absterbenden Gallen, um neue Knospen aufzusuchen. Man findet
') Riv. Fatol, veg. Yol. I, 1S92, p. 91—95, tav. 4.
-) Bull. 61, Cornell. Univ. agric. Exp. Stat., 1S9:^, p. 817— ::'.28, 5 figs.
Eriophyinen. |25
daher noch bis in den September hinein, solange sich neue Blätter
bilden, auch neue Gallen. Die Überwinterung erfolgt in den geschlossenen
Knospen, in Kolonien bis zu 20 Stück, an den Zweigachseln und an
anderen geschützten Stellen. Schon Mitte April fand ich deutliche
Pocken an den Spitzen halbentfalteter Ebereschenblätter und noch im
September frische grüne Pocken an Birnblättern.
E. Reuter') beobachtete neuerdings in Finland einen Fall, hi
dem die Milben auch die jungen Früchte befallen und fast vollständig
zerstört hatten.
Ob es immune Sorten gibt, erscheint fraglich. Bevorzugt werden
alle Sorten Form-, Zwerg- und Spalierobst, wenn man auch nicht selten
grofse Freiland- Hochstämme stark befallen sieht. Nach Slingerland
leidet in Amerika die sonst von Insekten ziemlich verschonte KielFer-
birne am meisten , nach seiner Ansicht wegen ihres saftigen Laubes,
ein Grund , der wohl auch die Bevorzugung des Formobstes erklären
dürfte.
Wie die Milben in das Blatt eindringen, ist noch nicht sicher fest-
gestellt. Nach SoRAUER geschieht es durch Verletzen einer Epidermis-
zelle da, wo das ausbrechende Blatt die gröfste Spannung aufweist,
wodurch die Öffnung rasch vergröfsert wird, nach Theobalü^) durch
die Spaltöffnungen.
Die Ausbreitung der Milben geht sehr langsam vor sich, wenn sie
auch nach Hofer ^) immerhin 5 mm in der Minute kriechen können.
Aber oft bleibt ein einziger Baum in einer Pflanzung oder sogar nur
ein Teil eines solchen jahrelang allein befallen. Auf die Ferne hin
dürfte wohl der Wind, durch Verwehen welkender Blätter mit Eiern
in den Gallen, der Hauptverbreiter sein.
Während im allgemeinen der Schaden nicht erheblich ist , sieht
man doch Fälle, wo jedes Blatt eines Baumes völlig von den Pocken
bedeckt ist und so seinen Funktionen frühzeitig entzogen wird. Zu
früher Blattfall, unter Umständen schon bevor die Früchte reif sind'*),
nach Theobald^) Rissig-, Hart- und Deformiertwerden derselben sind
dann die Folgen.
Als Bekämpfung rät Sorauer , kurz vor Beginn des Sommer-
triebes die unteren, meist allein befallenen Blätter der Frühjahrstriebe
abzupflücken. Überhaupt dürfte an Formobst das Entfernen der kranken
Blätter das einfachste und zweckdienlichste Mittel sein. Slingerland
hat durch Spritzen mit etwa 8 " o iger Petroleum-Seifenbrühe im März
geradezu glänzende Erfolge erzielt. Auch mir gelang es, durch starkes
Zurückschneiden und naclifolgendes Spritzen mit dem v. Schilling-
schen Halali einen stark befallenen Baum völlig zu reinigen. — Ver-
schiedene T3T0glyphiden stellen der Birnblatt- Gallmilbe nach.
Er. malinus Nal. Erineum malinum DC. auf Blättern und Blatt-
stielen des Apfelbaumes, meist auf der Blattunterseite, zuerst weifslich
bis hübsch rosarot, später ockergelb bis braun, aus geschlängelten,
fadenförmigen, stumpfen Haaren bestehend.
Ep. phloeoeoptes Nal. (Cecijäoptes pruni Arnerl.). Erzeugt in
Europa imd Nordamerika an Priimis domcstka, insititia und spinosa bis
0 Medd. Soc. Fauna Flora fennica 31, 1906, p. 14—17, 215.
') First Eeport etc. p. 78.
3) 10.— 12. Jahresber. . . . Wädensweil, 1902, S. 116.
') Banks, 1. c. p. 104.
5) 1. c.
126
Arachuoideen, Spinnentiere.
2 mm grolse , rote . einkammerige , aus Hypertrophie des Korkes be-
stehende Rindengallen . besonders an den durch das Abfallen der
Knospenschuppen entstandenen Narbenringeln . hier oft in Haufen
sitzend.
Er. similis Nal. Cephaloneon hypocrateriforme und coniiuens Bremi
( Volvulitcx jiruni Am.). Beutelgallen (Fig. 101) an den Blättern von Prunus
anneniaca. chanuwcerasiis, doniefftica, msitüia, spmosa, die Frank ^j folgender-
maisen beschreibt : „Der loch- oder spaltenförmige Eingang liegt an
der Oberseite des Blattes und ist hier von einer Überwallung gebildet :
die buekelförmige Ausstülpung liegt auf der Unterseite des Blattes.
Die AVand dieser Galle ist fast dreimal dicker als die normale Blatt-
fläche und von fast knorpelartiger Festigkeit. Aus der Blattfläche
setzen sich Parenchym und Gefäfsbündel sowohl in die Ausstülpung
als auch in den Mündungswall fort. Von dem Paronchvm ist nur eine
FiK. 101.
Oberseite Unterseite
Beutelü'allen von Er. similis an Pflaumenblättern
dünne Schicht unter der äufseren Epidermis der Gallenwände durch
Chlorophyll grün gefärbt, der übrige Teil fast chlorophylllos ; die ganze
Epidermis der Innenseite ist mit sehr grofsen, keulenförmigen, dünn-
wandigen Haaren besetzt , während die Aufsenfläche der ganzen Galle
kurze, kegelförmige, dickwandige Haare hat, die an der Mündung etwas
länger und zahlreicher sind und hier den gewöhnlichen Mündungsbesatz
bilden." Sorauer^) beobachtete öfters geweihartige Fortsätze und ihnen
entsprechend innere Seitenhöhlungen. Die knötchenförmige, hanfkorn-
grofse. weifslichc oder rote Galle, an der spaltförmigen Mündung auf
der Oberseite leicht kenntlich , sitzt meist am Rande der Blätter , die
dadurch gekräuselt werden. Sie tritt oft in ungeheiu^er Menge auf.
Lewis ^) beobachtete Orihata orhicnlaris beim Verzehren der Gallen.
') Die tierparasitären Krankheiten usw. S. öö.
2) .Tahresber. d. Sonderausscb. f. Pflanzenschutz D. L. G. 1S99, S. li>o.
•■') The Black Currant Gall mite, 1. c, p. 11.
Eriophyineii.
127
Nach Frank und Amerling treten die nur wenig umgeformten Gallen
auch an jungen PÜaumenfrüchten (wulstig umrandete Einsenkungen),
Blattstielen und Zweigen (kleine näpfchenförmige Auswüchse mit filzig
behaartem, wallartigem Rande) auf.
Ep. padi Nah (= Bursifex pruni Am.) (Fig. 102). Ruft auf Prunus
Fadus das Ccratoneon aüenuatuni Bren/i und das Erinenm Padi Bchmt.
hervor, d^wi Pruuus doniestica unds/jmos« das Cephahueon moUe. Ani Prunus
Padus sind es liornformige, 3 — 4_mm grofse, fast glatte, auf den übrigen
Prunus-Arten kugelige oder keulige . 1 — 2 mm grofse . stärker behaarte
Gallen auf der Blattoberseite, mit unterseitigem Eingange, ohne Mündungs-
wall. Europa und Nordamerika.
Er. euaspis Nal. An Lotus
cornicnJaius und Dorijcniuiii penta-
jdiylluDi . Vergrünung der Blüten.
Rollung und Faltung des Blattrandes
bei abnormer Behaarung der Unter-
seite. Verdickung und Gellv bis
Braunwerden des Blattes.
Er. plieator Nal. Die typische
Form ruft an Medicmjo falcata und
htpuUna Blattfaltung hervor, die
var. trilolii Nal. an Trifolmm
arvense und Ervuiii liirsutum Ver-
grünung der Blüten und Deforma-
tion der Blätter. Nach Kirchnkr
auch an (Rot-, Inkarnat-, Bastard-
und AVeifs-) Klee und an Luzerne
und Saatwicke.
Er. l'raxini Nal. Ruft die
., Klunkern" an Fnuimis excelsior
und viridis in Europa und Mexiko
hervor. Sorauer beschreibt sie : „Die
mifsbildeten Blütenstände bilden
knäulig-gehäufte, anfangs bräunlich-
grüne, später dunkelbraune, auf der
Oberfläche höckerige Massen, die in
ihrer äufseren Form grofse Ähnlich-
keit mit der Oberfläche der Rose
vom Blumenkohl haben. Ihre Oberfläche ist mit einer äufserst kurzen,
fast farblosen, dichten Haardecke bekleidet, welche aus stäbchenförmigen
Haaren besteht. Diese Klunkern sind im Frühjaln^ noch frisch, im
August aber bereits meist vertrocknet. In manchen Jahren sind sie
häufig und an denselben Bäumen in anderen Jahren sehr sparsam.
Dieser AVechsel im Auftreten dürfte sich daraus erklären, dal's die
Blütenknospen, die von Milben besiedelt sind, schon im November bei
milder Witterung stark angeschwollen und schon so weit aufgebrochen
sind , dafs man die bräunlichen Staubbeutel bisweilen stäubend findet.
Stärkere Winterfröste w^erden diese hypertrophierten Knospen leicht
töten. Beschränkt sich die Einwirkung der Milben hauptsächlich auf
die gemeinsamen Blütenstiele, dann kommen die Blüten zur Ausbildung,
wenn auch in verkrüppelter Form. Bei den männlichen Blüten ver-
kümmern die Staubbeutel, bei den weiblichen und Zwitterblüten zeigt
sich Sterilität. — Ornus eurojuiea zeigt ebensolche Klunkern; dieselben
Fig. 102. Gallen von Er. Padi auf Prunu.s
padus (aus Fra.nk).
Ä Beutelgallen auf Blatt: B Galle auf Zweig
(</ Blattstiel mit Achselknospe): (' Querschnitt
durch B (1; Korkschicht. /■ Aufsenrinde. // Bast,
/, Holzi.
128
Arachnoideen, Spinnentiere.
erscheinen aber oft mehr schopfig, weil die hier vorhandenen Kelch-
und Bhimenblätter mit in die Deformation hineingezogen werden."
Er. löwi Nal. M Knospendeformationen an Syringa vulgaris, die
sich zu hexenbesenähnlichen Gebilden hänfen können.
Er. eladophthirus Nal. Nach Nalepa abnorm behaarte Triebspitzen-
deformationen an Solanum Dulcantara , nach Kirchner desgleichen an
Tomate, wobei sich an Stelle der Blüten Zweige mit eingerollten, ver-
bogenen, abnorm behaarten Blättern bilden.
Er. ealeladoptiorus Nal.-) In Nordamerika an Tomatenknospen,
deren Teile weifs pelzig erscheinen. Auch in Spanien und Italien.
Pliyllocoptinen.
Diese Unterfamilie unter-
scheidet sich von den Erio-
phyinen dadurch, dafs mit
Ausnahme der letzten Hinter-
leibsringe Rücken und Bauch
des Hinterleibes ungleich ge-
ringelt sind , und zwar hat
ersterer weniger , aber dafür
breitere Ringe.
Nalepa unterschied 1898
sieben Gattungen. Da die
meisten Angehörigen dersel-
ben für die praktische Phyto-
pathologie ohne Bedeutung
sind, genüg-t es, die wichtig-
sten Gattungen mit ihren ein-
fachsten Merkmalen hier an-
zuführen.
a) Rücken gleichmäfsig ge-
wölbt :
Aiithocoptes Nah, Hin-
terleibsende deutlich
abgesetzt.
Phyllocoptes Nah, Hin-
terleibsende nicht
deutlich abgesetzt.
Dorsalseite glatt oder
punktiert,
b) Rücken in der Mitte stark gewölbt:
Epitrimerus Nal. , Abdomen oben mit zwei flachen Längs-
furchen.
Callyiitrotus Nah,
stiften.
Oxypleiirites Nal.
springend.
Fig. lOo. Von Ph. vitis befallener Eebstock
(nach einer von Herrn Dr. Faes gütigst zur
Verfügung gestellten Photographie).
Abdomen oben mit Längsreihen von Chitin-
, Rückenhalbringe seitlich zahnartig vor-
1) V. Tl-beuf, Prakt. Blatt, f. Pflanzenbau usw. Bd. 3, 1905, S. 37-39, 2 Fig.
■-) Rolfs, Florida agric. Exp. Stat., Bull, 47, 1898; Ausz. Zeitschr. f. Pflanzen-
krankheiten Bd. 10, 1900, S. 115.
Hexapodeii, Insekten. 129
Von einiger Wichtigkeit ist allein die Gattiing Phyllocoptes mit
über 50 Arten. Sie erzeugen älmliclie Mifsbildungen wie die Eriophyes-
arten, mit denen sie oft zusammen vorkommen. Recht häufig leben
sie aber auch frei auf Blättern, namentlich von Laubbäumen, die sich
unter ihrem Einflüsse bräunen ^). Solche Blattbräunung kennt man u. a.
von Haselnufs und Hainbuche (Ph. eomatus Nah), von Walnufs
(Ph. ung-uieulatus Nah), von Prumis-Arten (Ph, loekeui Nah), von
Apfel- und Birnbäumen (Ph. sehleehtendali Nal. ; zuerst werden
hier die Blätter bleich, erst später braun).
Zu erwähnen sind vielleicht noch:
Ph. dubius Nah, Vergrünung der Blüten an Avena pratensis, Bromus
arvensis, credus, mollis und ster/lis, Badylis glomerata; oft mit Eriophyes
tenuis zusammen.
Ph. longrlfllis Can. , Faltung und Krümmung der Blättchen bei
Esparsette.
Ph. retlolatus Nah, nach oben gerichtete BlattrandroUung bei
Vicki Craccd und angustifolia.
Ph. setigfer Nah, etwa 1,5 mm grofse, meist rot angelaufene, kurz
behaarte Blattknötchen an Erdbeerblättern, unten mit durch Haare ver-
schliefsbarem Eingange.
Ph. vltis Nal. trat in den letzten Jahren sehr schädlich in Schweizer
AVeinbergen auf. Die Milben saugten an den Blättern, die infolgedessen
verkümmerten, sich verdickten und falteten. Die Triebe blieben im
Wachstum zurück, auffällig kurz. Auch die Gescheine entwickelten sich
nicht (Fig. 103) und starben ab ( Ve r z w e r g u n g , K r ä u s e 1 k r a n k h e i t ,
c o ur t - n o u e). Die Überwinterung erfolgt unter Knospen- und Rinden-
schuppen. Bei der Bekämpfung bewährte sich nach Faes 4^/oiges Lysol
(roh oder gereinigt), im März an die Stöcke gespritzt, vorzüglich^).
Hexapoden, Insekten, Kerfe.
Das normale Bild eines Lisektes erleidet vielerlei Abweichungen,
nicht nur bei den verschiedenen Gruppen, sondern auch bei den ver-
schiedenen Altersstadien einer Art. Auf diese Abweichungen wird, so
weit nötig, bei den einzelnen Gru]ipen eingegangen werden. Hier kann
nur das normale Bild (Fig. 104) kurz dargestellt werden.
Der Körper ist von mehr oder minder starker, vielfach von Poren
dm-chsetzter , mit Haaren, Borsten, Stacheln, Schuppen versehener
Chitinkutikula bedeckt und zerfällt in drei mein" oder minder deutliche
Abschnitte, den Kopf mit den Augen, Fühlern und vier Paar Mund-
werkzeugen, die Brust mit drei Paar Beinen und bei den meisten
Lasekten mit zwei Paar Flügeln, den geringelten Hinterleib, selten mit
Fufsstummeln.
Der Kopf, caput, bildet eine aus mindestens vier Segmenten ver-
schmolzene einheitliche Chitinkapsel, an der man folgende durch „Nähte"
abgegrenzte Teile unterscheidet: vom oben die Stirne (frons) mid
') Siehe hierzu auch v. Schlechtendal, Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 5, 1895,
S. 1, Taf. 1.
-) H. Faes, Chronique agricole du Canton de Vaud 1905, 190G. Müller-Thurgau,
Centralbl. f. Bakteriol. u. Parasitenkunde II, Bd. 15, 1906, S. 62:3—629, 2 Fig.; Zeitsch.
f. Pflanzenkr. Bd. 17, 1907, S. 92—9.3.
Soraiier, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 9
130
Hexapoden, Insekten.
deu K o p f s c li i 1 d (clypeus) : hinten oben den Scheitel (vertex) und
das Hinterhaupt (occiput); seitlich die Wangen (genae): unten
die Kehle (gula). Auf der Stime sitzen die Punktaugen, seitlich
Fig. 104. Seitenansiclit eines Insekts; schematisch, aus Sharp. Die beiden senk-
[rechten punktierten Linien trennen Kopf (H), Brust (T) und Hinterleib (A).
<r Fühler, (■'" Oberlippe, c" Oberkiefer, <', c Taster der Unterkiefer, / Auge, r/ Vorder-, h Mittel-,
/ ;Hinterbrust , k Flügel, ?,_,n Hinterleibsringe, m deren Verbindungshäute , »Raife, o Stigmen,
II seitliche Verbiudungshäute der Hinterleibsringe, v,_8 Sternite der Brustringe, >i Episternum der
Mittelbrvist, si deren Epimeron, »a, Sa Episternum und Epimeron der Hinterbrust, / Hüfte,
V Schenkelring, ir Schenkel, x Schienbein, y Fufs, z Kehle.
j e ein grofses F a c e 1 1 e n a u g e . Von
der Stirne entspringen zwei Fühler,
Antennen, die aus mehreren Griiedern
bestehen und sehr mannigfaltig ge-
baut sein können; sie dienen als Tast-
und Geruchsorgane. Das Vorderende
der Stirne ist in eine meist beweg-
lich eingelenkte Platte , die Ober-
lippe (/>•), labrum, ausgezogen, unter
der sich folgende Mundwerkzeuge
(Fig. 105) befinden:
Zwei Oberkiefer, Mandibeln
{md) ^ starke Kauplatten ohne Glie-
derung und Anhänge.
Zwei Unterkiefer, (erste)
Maxillen. aus mehreren Stücken
bestehend. Die Basis wird von dem
kurzen A n g e 1 g 1 i e d e , cardo (c) ,
gebildet , an das sich der Stiel,
Schaft oder Stamm, stipes {st),
ein äufseres Schuppenglied,
squama palpigera, und ein drei- bis
fünfgiiederiger Taster, palpus
maxillaris (p»0? ansetzt. Am oberen
Teile des Stieles entspringen noch
zwei Kauplatten, die äufseren und
inneren Kauladen, lobus externus
{Je) und internus (Ji).
Fig. 105. Kauende Mundwerkzeuge
eines Insekts (Periplaneta orientalis)
schematisch (aus E. Hektwig).
c Angel, t/l Lippe (Zunge), J(
innere Kauladen, fr Oberlippe,
li ilufsere und
Kinn, /»(/Ober-
kiefer, pfj Nebenzungen, };/ Unterlippentaster,
<r>m Unterkiefertaster, sut Unterkinn, st Unter-
kieferstamm.
Hexapodeu, Insekten.
131
Die Unterlippe, labimn (zweite Maxille), entsj^ringt von der
Kehle und schliefst die Mundöifnnng von luiten. Ursprünglich besteht
sie aus einem Unterkinne, submentum (s»0, dem Kinne, mentum (m),
der Lippe, Zunge oder Innenlade, glossa (gl), neben der noch
N e b e n z u n g e n oder Au fsen laden, paraglossae (pg), stehen können.
Vom Kinne entspringt noch jederseits ein mehrgliederiger Taster,
palpus labiahs (pl). Die Unterlippe ist als ein Paar Maxillen zu denken,
die an ihrer Basis mit dem Lmenrande verschmolzen sind.
Fig. 10(). Mittelbrust eines Hirschkäfers, schematisch. (aus R. Hertwig).
c Hüfte, d Flügel, /V Schenkel, pl Weichen, st Brust-, /t Rückenteil der Blittelbrust, ^( Fufs, <; Schien-
bein, tr Schenkelring.
Die Brust, der Thorax, besteht aus drei gewöhnlich fest mit-
einander versclnnolzenen Ringen, der Vorder-, Mittel- und Hinter-
brust, Pro-, Meso- und Metathorax, deren jeder aus vier unbeweglich
miteinander verbundenen Chitinplatten zusammengesetzt ist (Fig. 106),
dem Rücken- (notum oder tergum), den Seiten- (Weichen oder
Pleuren) und dem Brustteil (sternum). Die einzelnen Platten werden
Fig. 107. Schema des Flügelgeäders eines Insekts (nach Comstock und Neeuham).
Ai^3 Analadern, C Vorderrandader (Costa), Cit Cubitus, .1/ Mediana, R Kadius, Ils Radialsektor,
Sc Subcosta.
demnach unterschieden als Pronotum, Mesopleuren, Metasternum usw.
Zwischen Rückenteil und Weichen der beiden letzten Ringe entspringen
bei den erwachsenen Lisekten die Flügel als Ausstülpungen der Haut.
Sie bestehen demgemäfs aus zwei Blättern, zwischen denen Tracheen
verlaufen, die als Adern oder Nerven hervortreten. Letztere schliefsen
die Flügelfelder, die nach der sie (vorn) begrenzenden Ader genannt
werden, ein, und da, wo noch Quei'adern vorhanden sind, die Zellen.
Als Grundform des Flügelgeäders (Fig. 107) stellt man acht Adern auf,
die von oben nach unten (vorn nach hinten) folgende Namen tragen:
9*
132 Hexapoden, Insekten.
Costa oder Vorderrandader, mit Flügelmal oder Stigma, Subcosta, Radius
(die kräftigste und am meisten verzweigte), Media oder Mediana, Cubitns
(ebenfalls stark verzweigt), schliei'slicli noch mehrere Anales (Analadern).
Vorder- und Hinteriiügel jeder Seite verbinden sich öfters , wenn ent-
faltet, durch Häkchen, Borsten usw. zu einer gemeinsamen Flugplatte.
Zwischen die Basis der Vorderflügel springt vom Mesonotum oft
noch das dreieckige Schildchen, scutellum, vor.
Ventral trägt jeder der Brustringe ein Paar Beine (Fig. 104, 105),
die bestehen aus: Hüfte (coxa) , in eine Art Pfanne eingelenkt.
Schenkelring (trochanter ), Schenkel ( femur), Schienbein (tibia)
und dem mehrgliederigen , in zwei Klauen endenden Fufse (tarsus).
Der Hinterleib, das Abdomen, hat ursprünglich elf, jetzt aber
meist weniger Ringe, die nur aus Rücken- und Bauchschienen, Tergiten
bzw. Sterniten, bestehen und ebenso wie diese diu-ch weiche, gefaltete
Häute miteinander verbunden sind, so dafs also der ganze Hinterleib
äufserst dehnbar ist. In den seitlichen Verbindungshäuten befinden
sich Atemlöcher, Stigmen. Bei den erwachsenen Insekten, mit
Ausnahme der Thysanuren, trägt der Hinterleib keine Bewegungs-
organe. Bei manchen Larven sind aber kurze Fufs-
stummeln, Afterfüfse, Pedes spurii, in Mehrzahl vor-
handen. Am Ende des Hinterleibes, neben dem After,
treten öfters griffeiförmige Anhänge, Raife oder
S c h w a n z b o r s t e n , Cerci oder Styli (Fig. 104 n), auf,
wahrscheinlich aus echten Gliedmafsen hervorgegangen,
jetzt aber als Tastorgane und Ähnliches verwendet.
Mit der Geschlechtsöffnung stehen oft äufsere B e -
gattungsorgane, Legeliohrer, Stachel usw. in
Verbindung.
Flg. 108. Stigma V e r d a u u n g s o r g a n e. Auf die muskulöse M u n d -
fHege (nach ^^^ hie, auch Pharynx genannt , in die Speichel-
Landois). drüsen einmünden, folgt die enge, nur am Ende er-
sh verschiufshaut. wcitcrte, dünnwandige Speiseröhre, der Oesophagus.
Der Darm ist, je nach der Nahrung, gerade oder
gewunden. Sein Vorderteil ist magenartig erweitert (Chylusmagen)
und geht gewöhnlich unmerklich über in den Enddarm, an dem man
Dünndarm, Dick- und Mastdarm unterscheidet. Der After ist
gewöhnlich endständig. In den Anfang des Dünndarmes münden die
oft recht umfangreichen Malpighischen Gefäfse ein, die man
physiologisch mit den Harnorganen der höheren Tiere vergleichen
kann. Sie scheiden vorher in das Blut aufgenommene Stoffe wieder
aus diesem aus, Harnsäure, Oxalsäuren Kalk, Taurin usw., die wahr-
scheinlich bei der Bildung der Gallen eine Rolle spielen. In der stark
muskulösen Wand des Mastdarmes liegen die Rectaldrüsen, in den
After münden die als Stink- oder Wehrdrüsen dienenden Anal-
d r ü s e n ein.
Atmung durch Tracheen, die bei allen Luftinsekten das ganze
Innere des Körpers durchziehen und durch paarige, ursprünglich seitlich
an allen mittleren Rumpfsegmenten in der weichen Haut befindliche
und mit Verschlufsvorrichtungen versehene Atemlöcher, Stigmen
(Fig. 108), mit der Aufsenwelt in Verbindung stehen. Die Atmung ge-
schieht durch Bewegungen des Hinterleibes , bei geflügelten Formen
auch durch Pumpen mittels der Flügel.
Das Kreislaufsystem ist sehr vereinfacht; Nervensystem
Hexapoden, Insekten.
133
und Sinnesorgane dagegen sind sehr hoch entwickelt. Von Augen
hat man meist zweierlei Formen zu unterscheiden; ein Paar gehäufte
Netz- oder Facettenaugen zum Sehen in die Ferne, einfache
Punkt äugen (Ücellen) für die Nähe.
Alle Insekten sind getrennt geschlechtlich, Männchen und
AVeibchen oft äufserlich deutlich verschieden. Die Geschlechts-
organe sind paarig, münden aber fast immer unpaar kurz vor dem
After, oft in Begattungsorgane aus. Das Weibchen besitzt häufig noch
besondere Organe zur Eiablage: Leg er Öhre, Lege Stachel.
Die F o r t p f 1 a n z u n g s w e i s e n sind sehr mannigfaltig. Gewöhn-
lich findet nach Befruchtung Eiablage statt. Erstere kann aber für
melu'ere Generationen, vielleicht für immer ausfallen ; wenigstens sind
von einigen Lisekten Männchen noch nicht bekannt. Parthenogenese
ist daher recht häufig als gelegentliche oder regelmäfsige Erscheinung ;
bei den Arbeiterinnen der Bienen und Ameisen sind die Aufnahmeteile
des weiblichen Organes verkümmert. Fortpflanzung durch Partheno-
genese kann sich mit solcher durch Befruchtung zu mehr oder minder
regelmäfsigem Generationswechsel vereinigen.
Die Regel ist 0 vi pari -
tat-, von ihr bis zur V i v i -
pari tat sind alle Übergänge
vorhanden. Letztere ist häufig
Begleiterscheinung der Par-
thenogenese.
Das junge, von der Mutter
geborene oder dem Ei ent-
schlüpfte Lisekt kann dem
alten, fortpflanzungsfähigen in
Aussehen und Lebensweise
durchaus gleichen und eben
nur heranwachsen. Man spricht
dann von Insekten ohne
Verwandlung oder von
direkter, ametaboler Ent-
wickelung. Ist das junge
Insekt dem alten in Gestalt und Lebensweise nur ähnlich, finden bei
den Häutungen im wesentlichen nur äufsere Umänderungen statt, wie
Verlust von sog. Larvenorganen, allmähliches Wachstum der Flügel, so
spricht man von unvollkommener oder direkter Verwandlung,
hemimet aboler oder homomorpher Metamorphose, Ektometabolie ;
die verschiedenen Stadien derselben bezeichnet man zweckmäfsig als
Nymphen.
Ist schliefslich das junge Insekt dem alten in Form und Lebens-
weise ganz unähnlich, viel niedriger organisiert, und finden bei der
Umwandlung aufser der äufseren auch wichtige innere Umänderungen
statt, die sich in der Hauptsache während eines Ruhestadiums voll-
ziehen, so spricht man von vollkommener, indirekter Verwand-
lung, h o 1 o m e t a b o 1 e r oder heteromorpher Metamorphose, Endo-
metabolie. Das erste, dem Ei entschlüpfte Stadium nennt man hierbei
allgemein Larve (Fig. 109) und unterscheidet: Larve im engeren Sinne,
mit drei Brustbeinpaaren (Käfer), Raupe auiserdem noch mit höchstens
fünf Afterbeinpaaren (Schmetterlinge), Afterraupe mit melii^ als funt
solchen (Blattwespen), und Made ohne deutliche Gliedmafsen (Fhegen).
Fig. 109. Larvenformen von Insekten
(aus Krapei.ix).
(i Käferlarve, h Kaupe, c Made.
134
Hexapoden, Insekten.
Das Rulie Stadium bezeichnet man als Puppe (Fig. 110). Liegen bei dieser
alle äulseren Organe frei zutage, so nennt man sie f r e i e Puppe, pupa
libera (Käfer). "Werden die äufseren Organe aber durch starke Chitin-
ausscheidung fest an den Körper herangeprefst und umhüllt, so nennt
man sie bedeckte oder Mumienpuppe, pupa obtecta (Schmetter-
linge). Liegt die Puppe in der sie völlig umschliefsenden letzten
Larvenhaut, so ist es eine Tönnchenpuppe, pupa coarctata (Dip-
teren). Häufig spinnt sich die Larve vor der Verpuppung noch in
einen Kokon von feinen Chitinfäden ein.
Das Endstadium der Verwandlung nennt man die Imago.
Selbstverständlich sind die verschiedenen Entwickelungs- bzw.
Verwandlungsarten durch mannigfache Übergänge verbunden, wie sie
auch andererseits nicht immer so einfach verlaufen, wie hier geschildert.
Der erhärtete Chitinpanzer verhindert das Insekt am Wachstum.
Von Zeit zu Zeit finden daher Häutungen statt, normalerweise
im ganzen fünf, bei denen die alte Haut abgeworfen wird; und
dann, solange die neue Haut noch weich ist, nimmt das Insekt an
Volumen zu.
Nicht immer braucht das weibliche Insekt
zur Fortpflanzung das Imagostadium zu erreichen.
Es können vielmehr auch schon Jugendstadien
sich fortpflanzen. Findet hierbei Begattung statt,
so nennt man die Erscheinung Pädo genese
(Schildläuse) ; unterbleibt sie , so : P ä d o - P a r -
thenogenese (Blattläuse). Bei einigen Schlupf-
wespen hat Marchal sogar neuerdings nach-
gewiesen, dafs bereits die Eier sich durch
Teilung vermehren.
Der Verlauf der Entwickelung ist ein
verschieden rascher, von einigen Tagen bis zu
mehreren Jahren, wobei die Lebensdauer der
verschiedenen Stadien meist sehr ungleich ist.
So kann z. B. die der Imago die der Larve oder
Puppe um ein Vielfaches übertreffen und um-
gekehrt. Am häufigsten wohl dauert jede Generation ein Jahr, so
dafs also jedes Stadium zu seiner bestimmten Jahreszeit auftritt.
Aber schon in den gemäisigten Zonen haben nicht wenige Insekten
zwei oder mehrere Generationen, und die Häufigkeit solcher Arten
wie die Zahl der Generationen wachsen mit der Summe der Jahres-
temperatur bzw. der Durchschnittstemperatur während der günstigen
Jahreszeit, daher nicht selten dasselbe Insekt im Freien nur eine, in
geschlossenen Räumen mehrere Generationen hat. Auch Kleinheit der
Art begünstigt das Auftreten mehrerer Generationen im Jahre.
Die Vermehrung der Insekten ist eine recht starke, oft schon
allein durch die Zahl der Eier (50000 bei der Honigbiene). Treten
mehrere Generationen im Jahre auf, oder schieben sich parthenogene-
tische oder gar pädogenetische ein, so kann sie ins Ungeheuere wachsen.
Und das ist auch oflenbar der Zweck dieser Einrichtungen , die mög-
lichst ausgiebige Ausnutzung der günstigen Jahreszeit.
"Wohl keine andere Tiergruppe ist so sehr von den Jahreszeiten
abhängig wie die der Insekten. Zur günstigen Jahreszeit, bei hin-
reichender Wärme und Feuchtigkeit, treten sie in ungeheueren Massen
auf. Je kälter oder trockener es wird, um so mehr machen die aktiven
Fig. 110. Puppenformen
von Insekten {aus
KrÄPELIiN).
« freie, h bedeckte Puppe.
Hexapoden, Insekten. 235
den Ruliestadien Platz , daher also in den Tropen die Trockenzeit
ebenso wirkt wie bei uns der Winter. Völlig das Insektenleben zu
ertöten vermögen aber auch die ungünstigsten Witterungsverhältnisse
nicht.
Die Verbreitung der Insekten erstreckt sich über sämtliche
Festländer, vom Äquator bis zu den Polen, vom Meeresufer bis zu den
Spitzen der Gebirge; sie ist bei den einen auf sehr enges Gebiet be-
grenzt, bei anderen kosmopolitisch. Während nicht wenige Arten
dauernd oder als Jugendstadien das Süfswasser bevölkern, haben sich
nur einige das Meer erobert.
Die Nahrung der Insekten bildet alles , was ihre Mundwerkzeuge
bewältigen können : lebende und tote , organische und unorganische
Stoffe, ganz besonders aber die Pflanzenwelt. Daher liefern die Insekten
wohl die schlimmsten Pflanzenfeinde, die man überhaupt kennt. Während
die einen Arten fast monophag, die meisten auf bestimmte Pflanzen-
gattungen oder -familien angewiesen sind, sind andere überaus polyphag.
Aber gerade ihrer aufs ergewöhnlich grofsen Schädlichkeit halber sind
die Insekten vom phytopathologischen Standpunkte aus besser be-
arbeitet als irgendeine andere Tiergruppe, und nicht nur in zahllosen
Einzelarbeiten, sondern auch in vielen vortrefflichen Lehr- und Hand-
büchern behandelt. Aus diesem Grunde, und weil eine auch nur an-
nähernde Vollständigkeit den Umfang dieses Buches um ein Vielfaches
überschreiten würde, können wir uns hier im allgemeinen kürzer fassen
als bei den anderen Tieren.
Bekannt sind über 250000 Arten. Wieviel wirklich existieren, ist
auch nicht annähernd zu schätzen. Einmal sind noch ganze Gruppen
oder Faunen nicht oder ungenügend bekannt, andererseits hat es das
Vorherrschen des Dilettantismus gerade in der Entomologie mit sich
gebracht, dafs zahllose der beschriebenen Arten späterer wissenschaft-
licher Nachprüfung nicht Stand halten werden. Auf jeden Fall ist das
Bestimmen von Insekten oft sehr viel schwerer, als Unkundige anzu-
nehmen geneigt sind. Es ist daher dringend anzuraten, hierbei so viel
wie möglich die Hilfe von Spezialisten in Anspruch zu nehmen.
So umfangreich unsere Kenntnis der Systematik der Insekten ist,
so ungenügend ist in nur allzu vielen Fällen die ihrer Biologie, nicht
nur ihrer Jugendstadien, sondern auch ihrer Lebensweise. Gerade hier
bietet sich dem Phytopathologen ein ungemein dankbares Forschungs-
gebiet.
Die früher üblichen neun grofsen Ordnungen der Insekten sind
neuerdings in mehr oder minder zahlreiche kleinere Ordnungen auss
einandergelegt worden, von Packard z. B. in 24. Wir schlieisen unH
hier der mehrfach angenommenen Einteilung von Brauer und Handlirsc-
an, ^ die zudem den Vorteil hat, eine Anzahl kleinerer Gruppen (Embi,
daria, Plecoptera, Odonata, Ephemeroidea , Neuroptera, Panorpatae-
Trichoptera, Siphonaptera , Strepsiptera) als phytopathologisch nicht
oder wenigstens nicht direkt wichtig von vornherein beiseite lassen zu
können, so dais die übrigbleibenden neun Ordnungen schärfer um-
grenzt und charakterisiert werden können.
136 Aptera, UriBsekten. — CoUembolen, Springschwänze.
Aptera (Apterygota, Apterygogenea),
Urinsekten.
Haut weich. Flügel fehlen. Körper behaart bzw. beschuppt. Seg-
mente wenig dilierenziert. Fühler lang. Mundteile beilsend , selten
saugend, manchmal rudimentär; bestehen aus Mandibeln, zwei Maxillen-
paaren und einem Hypopharynx. Brust dreigliederig , mit drei Bein-
paaren. Abdomen elf- bis sechsgliederig ; die Segmente oft mit vor-
stülpbaren Ventralsäcken oder griffeiförmigen Anhängen bzw. Spring-
gabel (Gliedmafsenresten); es endet bei gewissen Gruppen in borsten-
förmige Fäden. Darm einfach, gerade. Geschlechtsorgane münden
ventral in vor- oder drittletztem Segmente aus.
Man unterscheidet zwei Unterordnungen. Die erste, die Thysa-
nuren, umfafst die Campodeiden, L epismati den, Japygiden
und Machiliden. Von den Lepismatiden werden die Zuckergäste
bisweilen an Samenvorräten schädlich. Phytopathologisch wichtig ist
nur die zweite Unterordnung.
CoUembolen, Springschwänze ^).
Ground fleas, garden fleas.
Körper gedrungen. Mundteile (Fig. 111) in Kopf kapsei eingezogen.
Vorderste Teile der Mandibeln, die als Nage- bzw. Schabeorgane aus-
gestofsen und eingezogen werden können, tragen Zähne, dahinter eine
rauhe Schabfläche. Hinter den Antennen die Postantennalorgane (Chitin-
leisten oder -höcker), die systematisch wichtig sind. Abdomen mit sechs
zuweilen verschmolzenen Ringen-, am ersten Ringe ein Ventraltubus mit
vorstülpbaren Säcken, am fünlten, seltener am vierten die nach vorn
einschlagbare Springgabel (Furca), davor am zweiten der Halthaken
derselben ( Tenaculum , Hamulus). Tarsen mit einer bis zwei Klauen.
Tracheen fehlen meist (Hautatmung), Malpighische Gefälse immer.
Die Springschwänze leben fast ausschliefslich an feuchten Orten,
unter Baumrinde , in Mistbeeten , zwischen Gras, Moos, in moderndem
Holze usw., wo sie sich vorwiegend von Moder und Pilzen nähren.
Nur wenige sind sicher als Verzehrer lebender Pflanzenteile beobachtet.
Doch dürfte deren Zahl viel gröfser sein, da es nicht einzusehen ist.
warum diese Tiere mit ihren verhältnismäfsig kräftigen Mundwerkzeugen
die ihnen so leicht zugänglichen zarten, saftigen Teile der Kulturpflanzen
') Die Literatur über CoUembolen ist eine recht umfangreiche. Da voraus-
sichtlich diese Gruppe bald im „Tierreich" erscheinen wird, beschränke ich mich
hier auf die Nennung weniger Werke:
1. Lui!ii(KK, J., 1873. Monograph of the Collembola and Thvsanura. London
Eay Society. 8».
2. ScHÄFFEu, C., 1896. Die CoUembolen der Umgebung von Hamburg und
benachbarter Gebiete. Mitt. nat. Mus. Hamburg XIII, S. 199— 21(i, 4 Tat.
3. BüRNKii, C, 19U1. Zur Kenntnis der Apterygoten-Fauna von Bremen und
der Nachbardistrikte. Beitrag zu einer Ap'tervgoten-Fauna Mitteleuropas.
Abh. nat. Ver. Bremen, Bd. 17, S. 1—140, 2 Tafeln, 64 Figuren.
4. Id. 19(IC). Das System der CoUembolen usw. Mitt. nat. Mus. Hamburg
XXIII, S. 147-188, 4 Figiu-en.
Collemboleii, Springscliwänze.
137
verschonen sollten. Beschreibt doch Fitch^), dafs er SmmtJmrud
pruinosus (s. S. 55) beobachtete, wie sie von frischen Tannenbrettern
Holz abnagten: „Einige von ihnen hatten wie Spinnweb' feine Fasern
des Holzes mit ihren Mundteilen gefaist und zogen nun heftig nach
hinten, dabei ihren Kopf hin und her schüttelnd, offenbar um die
Fasern abzureifsen. Mit einem der Vorderbeine stopften sie von Zeit
zu Zeit die Faser tiefer in den Mund, wenn sie so weit abgelöst war,
dafs sie nicht mehr mit Vorteil daran ziehen konnten. Alles deutete
darauf hin, dafs sie diese feinen Fasern nm" zum Zwecke der Nahrung
vom Holze ablösten. An einer Stelle war ein kleiner schwarzer Fleck
im Holze , offenbar von einer früheren Krankheit herrührend , die es
hier weicher und für die Insekten schmackhafter gemacht hatte; denn
zwei oder drei von ihnen waren emsig beschäftigt, kleine Holzteile
davon abzunagen. '"
Manche Arten (Sminthurus spp., Orchcsella rufescens) leben sogar
ganz oder vorwiegend auf den Blättern von Pflanzen, selbst Bäumen,
deren Epidermis sie zu benagen scheinen. Auch
an jungen Pflänzchen schaden Springschwänze vor-
wiegend durch Benagen der Epidermis , die oft an
grolsen Stellen völlig abgefressen wird. An dicken,
fleischigen Gebilden, wie Samenlappen, die ihnen
ganz besonders ausgesetzt sind, und an saftigen
Wurzeln, Kartoffeln usw. fressen sie mehr oder
minder tiefe Löcher. An älteren Pflanzen können
sie, oberirdisch wenigstens, selten ernstlich schaden.
Immerhin ist es zweifellos , dafs die Spring-
schwänze gewöhnlich mit dem Dünger auf die Beete,
besonders natürlich Mistbeete kommen. In den
meisten Fällen leben sie auch mehr oder minder
ausschliefslich von diesem und nützen so durch
Beschleunigung des Zerfalles desselben. Von ihm
aus mögen sie dann zuerst an kränkelnde oder ver
wundete Pflanzen gehen oder durch den Zerfall der
Samenhüllen .angelockt werden. Zweifellos aber
greifen sie dann in vielen Fällen auch ganz gesunde
Pflanzen an, Ritzema Bos ^) berichtet, dafs Spring-
schwänze fast eine ganze Kiefernkultur durch Abfressen der Cotyle-
donen vernichtet hatten.
Auch indirekt können die Springschwänze ganz bedeutend schaden
durch Verschleppung von Sporen , Bakterien usw. Viele von ihnen
sind vorwiegend Pilzfresser und können z. B. ganze Champignonkulturen
zerstören ") ; alle halten sich an Örtlichkeiten auf, an denen Pilze und
Bakterien besonders gut gedeihen, und so können sie dann zwischen
den Haaren des Körpers Sporen leicht an Pflanzenwunden verschleppen.
Namentlich die Verbreitung des Kartoffelschorfes wird ihnen öfters
zugeschoben.
Die Bekämpfung dürfte, wo angängig, am leichtesten durch
Trockenheit erfolgen, die alle durch die Haut atmenden Tiere nicht er-
tragen können. Auch wasseraufsaugende Streumittel: Kalk, Asche, Sott
Maiiclibel Maxille
Fig. 111. Mund-
teile eines Spring-
schwanzes (nach
Libbock).
') Sth Rep. nox Ins. St. New York, 186:^ p. 672.
•^) Zeitschr f. Pflanzenkrankh. Bd. 1, 1891, S. .".öl.
^'j Jahresber. d. Sonderaussch. f. Pflanzenschutz D. L. G. f. 189;3, S. 88.
138
Collembolen, Springschwänze.
(Ofenrufs') wirken sicher, ebenso Tabakstaub, Insektenpulver usw. und
deren Abkochungen, oder solche von Quassia, Wermut, Walnufsblättern
usw. Petroleum-Seifenbrühe, Arsenmittel führen ebenfalls leicht zum
Ziele, Mit frischen Scheiben von Sellerie, Kartoffeln, Karotten, mit
frischen Knochen usw. lassen sie sich leicht ködern. Verwendung von
Mineraldünger statt organischem hält sie fern. Bedekt man die Beete
mit Sand, so dafs die Springschwänze nicht an die humusreiche Erde
können, so bleiben sie ebenfalls fern. Murray rät, über befallene
Mistbeete abends ein Tuch zu decken; am anderen Tage soll dieses
von den Insekten wimmeln.
Über Feinde von Springschwänzen ist wohl nichts bekannt ge-
worden. Carpenter sah auf einem stark befallenen Beete zahlreiche
Gamasiden und vermutet in diesen solche.
Die Mengen, in denen
Springschwänze auftreten kön-
nen, sind manchmal ungeheure.
So berichtet Smith , dafs ein
Mistbeet fast einen halben Zoll
hoch davon bedeckt gewesen
war.
Über die F o r t p f 1 a n z u ng
der S]3ringschwänze scheinen
Beobachtungen nicht vorzu-
liegen. C. Taschenbekg berich-
tet, dafs die Eier nach zwölf
Tagen von den jungen Tieren
verlassen werden. Voraussicht-
lich kommen unter einiger-
mafsen günstigen Temperatur-
verhältnissen mehrere Genera-
tionen im Jahre vor. Aber
auch abgesehen hiervon ist die
Vermehrung eine sehr grofse.
Zählte doch Nicolet in einem
Weibchen 1360 Eier.
Durch ihre Lebensweise eignen sich die Springschwänze wie wenig-
andere Tiere zur Verschleppung durch lebende Pflanzen. Kräpelin
führt 18 Arten als in Hamburg eingeschleppt an; und ich erinnere
mich, sie in dem zur Verpackung lebender, eingeführter Pflanzen ver-
wendeten Moose oft zu Tausenden gesehen zu haben. Man kennt da-
her auch zahlreiche Arten aus Gewächshäusern.
Mit Ausnahme von Trockenheit scheinen die Springschwänze
gegen Witterungsverhältnisse sehr widerstandsfähig zu sein. Theobald
beobachtete sie in Kalthäusern (10 — 16^) ebenso zahlreich wie in Warm-
häusern (lö — 30"). Ich selbst sammelte .einst Springschwänze unter
Schnee von gefrorenem Holze.
Vier Familien, von denen die der Neeh'dcn für uns ohne Belang ist.
Fig. 112. Aphorura ambulans L.
(aus Carpenter).
a von oben, /; rechter Fühler mit Pseud-Ozellen und
Postantennalorgan , c Khiue , (/ Analdorn. a 30:1,
h—d 150 : 1.
Poduriden = Aclioriitiden.
Körper meist plump. Haut oft gefaltet, mit Höckern und einfachen
Haaren. Chitin gekörnt. Kopf wagerecht. Alle Brustringe von oben
sichtbar. Abdomen aus sechs verschieden grofsen , freien Ringen
Poduriden = Achorutiden.
139
bestehend. Fühler kurz , zylindrisch bis kegelförmig , mit vier oft
undeutlichen Gliedern. Mundteile beifsend oder saugend. Meist Post-
antennalorgane vorhanden.
Etwa 20 Gattungen.
Aphorura A. D. Mac G. = Lipiira Burm. (= Onychiurus Gerv.).
Augen fehlen. Springgabel meist gänzlich rückgebildet. Erster
Brustring von oben sichtbar. Postantennalorgane aus Höckern bestehend.
Pseud-Ocellen vorhanden. Fufs mit ein bis zwei Klauen. Alle Arten
weifs, nicht springend.
Die gewöhnlichsten Arten sind folgende :
A. arm ata Tullb. 1 mm lang. Jedes Postantennalorgan mit
25 — 30 Höckern ; drei bis vier Pseud-Ocellen an jeder Antennenbasis.
Zwei kurze Analdornen.
A. ambulans L. (Fig. 112). 2 mm lang. Jedes Postantennalorgan
mit 12 bis 14 Höckern. Zwei Pseud-Ocellen an jeder Antennenbasis.
Zwei kurze Analdornen.
A. flmetarla Lubb. (= A. inermis
Tullb.). 1 mm lang. Jedes Postantennal-
organ mit 8 — 18 Höckern. Zwei Pseud-
Ocellen an jeder Antennenbasis, eine
dahinter; ohne Annaldornen.
Diese drei Arten werden in der
phytopathologischen Literatur wohl selten
auseinandergehalten, sondern meist als
„Li'pura fimetaria'' bezeichnet. Sie sind
häufig auf und unter Blumentöpfen, unter
Laub und ähnlichem, an Möhren, Kar-
toffeln und anderen Wurzeln (Kohl), in
) kommen
Karotten
oft ganz
wird oft
Bleich-
Mistbeeten usw. Nach Theobald '
sie sehr häufig an Pflanzen vor.
sind, namentlich wenn rostig,
von ihnen bedeckt. Sellerie
ernstlich von ilnien beschädigt.
Fig. 113. Von Springschwänzen
und Milben benagte Wurzeln von
Pferdebohnen (nach Caupenter).
Sellerie besonders dann, wenn erst andere
Insekten in den äufseren Stengeln miniert
haben. A. ambulans schadete nach Ritzema Bos^) in Gewächshäusern
an den verschiedensten Keimpflanzen, besonders jungen Salatpflanzen,
nach Carpenter^) in Gemeinschaft mit Achorutus armatus durch Nagen
an den Wurzeln von Pferdebohnen (Fig. 113), Kohl, Blumenkohl,
Zwiebeln und anderen Gemüsen und von Blumen, und zwar von ganz
gesunden Pflanzen. Ferner frafsen sie Saatbohnen und Fallobst von
aufsen an. Ich sah sie an kräftigen Sellerieknollen in Mist-
beeten rostähnlicheErscheinungen hervorrufen, indem aus
den Frafswunden Saft austrat, der braun oxydierte. Andere Tiere oder
Pilze waren nicht vorhanden.
„Lipura ftmetaria" soll Reblauseier fressen*).
1) '2ci Eep. p. 76.
2) Tijdschr. Plantenz. Bd. 9, 1903, p. 40.
^) Rep. 1904 p. 293— -294, Rep. 1906 p. 340.
'•) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 4, 1894, S. 26.
140
Collembolen, Si^ringscliwänze.
Achorutes Tempi.
Erster Brustriiig von oben sichtbar. Postantennalorgan meist vor-
handen iincl aus vier bis fünf unregelmäi'sigen, getrennten Höckern be-
stehend. Acht Ocellen jederseits: Pseud-Ocellen fehlen. Hinterleibs-
ende abgerundet, mit zwei oder keinen Analdornen. Fm^ca (Fig. 114) am
vierten Abdominah-inge, kurz, reicht vorne nicht bis zum Ventraltubus.
Füfse mit ein bis zwei Klauen. Springend.
A. armatus Nie. (Fig. 115). Graublau bis dunkelviolett, fleckig.
1,2 mm lang. Analdornen stehen auf sich an der Basis berührenden
Analpapillen. Furca dick, kräftig. Tibia mit einem deutlichen Keulen-
haare. — In Gärtnereien , unter Blumentöpfen , Rinde , meist aber an
und in Pilzen. Schöyen^) fand sie massenhaft in Löchern und Gängen
von Rüben und Kohlrabiwurzeln, Carpenter in Gemeinschaft mit
Aphoriira amhulans (s. daselbst), E. Reuter an jungen Bohnenpflanzen ^).
Eine Achorutes-Art^) soll in Jowa den Boden von Saatbeeten
dermafsen durchwühlt haben, dafs die Sämlinge gröfstenteils abstarben.
Fig.ll4.Sprmggabel Fig. 115. Achorutes armatus (aus Carpenter).
von Achorutes arma- « von der Seite, '/ Blandibel, <:■ Vorderfufs , rfHinterfuls, e Spitze der
tus (nach LrBBOCK). Springgabel, / Schwanzdornen von oben. «, / 40 : 1, h—e 25U : 1.
Eiitoiiiobryideii.
Körper meist schlank, zylindrisch, glatt. Chitin nicht gekörnt, aber
mit Leisten versehen. Haut mit Haaren. Kopf schräg geneigt. Antennen
dünn, langgestreckt, mit vier bis sechs stets deutlichen Gliedern. Post-
antennalorgane bis auf einige Reste fehlend, Augen meist vorhanden.
Mundteile beifsend. Furca vorhanden, also springend.
Etwa 30 Gattungen.
Isotoma Bourl.
Augen meist vorhanden. Postantennalorgane, wenn vorhanden, aus
einer in sich zurücklaufenden, vorspringenden (Jhitinleiste bestehend.
Erster Brustring von oben nicht oder kaum sichtbar. Drittes und
^) Beretn. 1898; s. Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 10, 8.844.
2) Medd. Soc. Fauna Flora iennica Hl, p. 180, '.215.
3) Guthrie, The Collembola of Minnesota, Minneapolis 1903.
Sminthuriden, Kugelspringschwäuze.
141
viertes Abdominalsegment fast gleiclilang. Furca am fünften Abdominal-
segmente, seltener am vierten, Füi'se mit zwei Klanen.
I. flmetaria L. (Fig. IIG). Postantennalorgane scbmal elliptisch.
Ocellen fehlen. Fnrca am vierten Abdominabinge. Weifs, bis 1,2 mm lang.
"Weit verbreitet, stellenweise gemein mid meist mit den Aphorura- Alten
verwechselt, mit denen sie auch oft gemeinsam vorkommt. Unter
Baumrinde, feuchten Steinen und meist zahlreich unter Blumentöpfen.
Auch in Gärten. Sceäffer * ) erhielt sie aufserdem noch von Kartoffeln,
erfrorenen Möhren und im Moose von Gewächshäusern.
Eutomobrya nivalis L. Fühler viergliederig. 16 Ocellen. Vierter
Abdominalring viermal so lang als der dritte. Gelb , mit oder ohne
dunkle Fleckenzeichnung. 2 mm lang. — Auf Bäumen, am Boden, auf
Wiesen. Von Sceäffer^) an Nadelhölzern gefunden, von Lie-Pettersen^)
zahlreich auf jungen, vom Frost beschädigten , verwelkenden und mit
Pilzen bewachsenen Edeltannen.
Fig. 116. Isotoma fimetaria L. nach Bör.nek
(aus Eörig).
Fig. 117. Springgabel von
Sminthurus Intens (ans Lubbock).
Orchesella Tempi.
Antennen sechsgiiederig. Zwölf Ocellen. Viertes Abdominalsegment
nur zweimal länger als das dritte.
Eine Orchesella- Art frais nach Theobald'*) in einem Orchideenhause
die jungen Keimpflänzchen sofort nach Erscheinen ab.
Smintlmrideii, KiigelspringscliAväiize.
Körper fast kugelig dadurch, dafs der Kopf senkrecht steht, die Brust
sehr km^z ist, und am Abdomen nur noch ein selrr grofses erstes und
ein kleines zweites Segment vorhanden ist; an ersterem die kräftige
Furca (Fig. 117) befestigt. Haut nicht körnig. Antennen viergliederig.
Postantennalorgane fehlen. 16 Ocellen. Füfse mit zwei Klauen. Tracheen
wohl entwickelt.
Etwa zehn Gattungen.
') 1. c. S. 183.
') 1. c. S. 198.
3) Bergens Mns. Aarb. 1899, Nr. 7, p. 11—12.
*) Ist Rep. p. 109—112; 2d Eep. p. 76.
]^42 Collembolen, Springscliwiinze.
Smiuthurus Latr.
Viertes Antennenglied länger als das dritte, oft deutlich, geringelt.
S. einetus Tnllb. (= bicinctns C. Koch). Gelb ; Abdomen oben mit
zwei groisen, hintereinander gelegenen schwarzen Flecken, dazwischen
eine gelbe Qnerbinde. Viertes Fühlerglied deutlich geringelt. Tibien
mit Keulenhaaren. V2 mm lang. Von Schäffer im Harz massenhaft auf
Gesträuch gefunden^). Ist nach Ludwig^) gemein auf Blättern von
Him- und Brombeeren, scheinbar aber ohne weiter zu schaden. Wird
aber Niefswurz in deren Nähe angebaut, so wird sie massenhaft befallen.
Ihre Blätter sehen dann aus, wie mit feinen Nadelstichen versehen.
Die Pflanzen können sogar eingehen. Ludwig glaubt, dafs die Selten-
heit der Niefswurz hierauf zurückzuführen sei.
S. luteus Lubb. Gelb, Augenflecke tief schwarz, Antennen violett,
zwischen ihnen ein schwarzer Fleck. Rücken kurz behaart. Viertes
Fühlergiied aus sechs bis sieben sekundären Ringeln bestehend. Tibien
mit zwei bis drei Keulenhaaren. V2 mm lang. Zwischen Gräsern und
krautigen Pflanzen, auf feuchten Wiesen. Mifs Ormerod ^ ) berichtet von
Schaden an Rüben. Mokrzecki*) von solchem an Reben.
S. prulnosus Tullb. (= hortensis Fitch) (Fig. 118). Gelb- und
blaugrün bis dunkelviolett, Ab-
domen oben mit rotvioletten Punk-
ten und Strichen. Blau bereift.
Rücken kiu-z behaart. Viertes
Fühlerglied deutlich geringelt.
Tibia mit zwei bis drei Keulen-
haaren. 1 mm lang. — Von
BöRNER^) unter Blumentöpfen, auf
Gräsern und Kompositen , auf
Polygonum Hydropipcr , auf Erica-
ccen, Calluna gefunden. In
Fig. 118. Sminthurus pruinosus Tullb. Amerika^) schädlich an Kohl,
(aus Folsom). Rüben, Gurken, Melonen usw.,
Bohnen und Tabakspflanzen , die
von Erdflöhen gemachten Löcher vergröfsernd , aber auch an ganz
gesunden Pflanzen.
S. viridis L. (Fig. 119). Gewöhnlich grün, Augenflecke schwarz.
Rücken mit kurzen Haaren und langen Borsten. Tibien ohne Keulen-
liaare. Abdomen graugrün, gelb oder weifs, ohne hellere Querbinden.
Sehr wechselnd in Zeichnung. Antennen viel länger als Kopf. 1,5 — 2 mm
lang. Überall auf Wiesen , an Grabenrändern , an den verschieden-
artigsten Pflanzen, Gräsern und sonstigen Wiesenkräutern-, auch im
Moore an Gräsern , Carex- Arten usw. ''). In Holland ^) schadete dieser
Springschwanz an Keimpflanzen von Portulak und an jungen Wicken
so sehr, dafs letztere umgepflügt werden mufsten.
1) Jahresh. Ver. vaterl. Naturk. Württemberg. Bd. 56, 1900, S. 271.
8) Prometheus Bd. 7, 1904, S. 10.5 -107; Insektenbörse Jahrg. 22, 1905, S. 135—136.
3) Eep. 1904 p. 110.
3) Siehe 6. Jahresber. Neuer. Leist. Pflanzenkrankh. 1903, S. 61, Nr. 445.
^) 1. c. p. 106—107.
6) LiNTXEii, Eep. 18S5, p. 207; Wkbster, Insect Life Vol. 3, 1890, p. 151; Felt,
Eep. 1901 p. 753, Eep. 1905 p. 141.
^) BOERNEU 1. c. S. 117.
8) EiTZEMA Bus, Tijdschr. Planteuz. Bd. 9, 1903, p. 41^2.
Orthoptera, GeradÜügier.
143
Hierher gehört wahrscheinlich auch die von d'Almeida ^) als
S. viridis Tempi. {= Papirius Saundersii Lubb.) bezeichnete Art,
die in Portugal ßoggenblätter dermafsen benagte, dafs nur die untere
Epidermis übrig blieb, die Blätter verwelkten und schliefslich die Halme
abstarben.
S. albomaeulatus trat 1896 in Maine in Gärten auf^).
CuRTis^) beschrieb einen S. solani, der im Juli und August zahl-
reich auf der Unterseite von KartofFelblättern das Parenchym abfrafs.
Die Art ist ebensowenig zu identifizieren wie die folgende.
BELINC4*) beobachtete im Harz eine von ihm als vielleicht neu,
S. eueumepis bezeichnete Art, die Gruben und Löcher in die kaum
aufgelaufenen Cotyledonen von Gurken nagte, die infolgedessen ab-
starben ; an denen von Kürbis und an Kartoffelkraut frafsen sie ähnlich.
In Neusüdwales bildete eine Sminthurus-Art eine Pest an Luzerne^).
Ortliopteren, Geradflttgier.
Die meisten recht grofse Insekten; ent-
halten die gTöfsten überhaupt. Kopf grofs,
mit grofsen Fazetten- und zwei bis drei Punkt-
augen und gewöhnlich langen, vielgliederigen
Fühlern. Mund teile (Fig. 105) beifsend
(kauend): Maxillen mit horniger, an der
Spitze gezahnter Innenlade und fünfgliede-
rigen Tastern; überdeckt von helmförmiger,
häutiger Aufsenlade (galea). Unterlippe meist
in der Mitte längs geteilt, mit vier getrennten
Laden und dreigliederigen Tastern. Vorder-
brust frei bew^eglich, gelenkig von Mittel-
brust abgegliedert. Die vorderen Flügel
in der Regel pergamentartige, schmale Flügel-
decken, mindestens aber stärker und dicker,
jedoch kleiner als die häutigen, der Länge
und oft auch der Quere nach zusammen-
legbaren Hinterflügel. Recht oft fehlen auch
die Flügel oder sind verkümmert. Tarsen
zwei- bis fünfgliederig. Hinterleib meist zehngliederig , trägt Raife
von charakteristischer Form. Darmkanal mit kröpf artig erweiterter
Speiseröhre und mit Kaumagen. Geschlechter oft äufserlich ver-
schieden. Eier werden in die Erde, an sonstige versteckte Plätze,
selbst in Blätter abgelegt, oft zu mehreren in Kapseln eingeschlossen.
Postembryonale Entwickelung eine unvollkommene Verwandlung: die
Jungen sind den Erwachsenen ähnlich, doch finden in Form und
Gröisenverhältnissen der Segmente, besonders des Thorax, und in der
Farbe mehrfache Veränderungen statt; die Flügel nehmen allmählich
iin Gröfse zu, sind aber erst im letzten Stadium vollständig entwickelt.
Fig. 119. Smintliurus viridis L.
(aus Lchbock).
') Siehe Zeitscbr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 11, S. 236.
-) Hauvev, 12. ann. Eep. Maine agr. Exp. Stat. 1896, p. 124—126, 1 PL
^J Farm Insects p. 432 — 433.
*) Wien. nat. Zeitg. Bd. 6. 18S7, S. 62—63.
5) MoLiNEi-x, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 7, 1896, p. 807—809.
144 Orthopteren, Geradflügle]-.
Man kennt weit über 10000 Arten (etwa 500 in Europa) ^), die sicli
in acht Familien einordnen, die man wieder in drei gröfsere Gruppen
zusammenfassen kann.
A. Cursoria: mäfsig lange, wenig voneinander verschiedene Laui-
beine.
1. Dermaptera: Füfse dreigliederig; hornige Zange am Hinter-
ende.
2. Hemimeridae : Kopf vorstehend, hinten eingeschnürt:
flügellos.
3. Blattidae: Kopf eingezogen, Füfse fünfgliederig, Raife
zart, gegliedert.
B. Gressoria: grofse Schreitbeine, hinteres Paar nicht viel länger
als vorderes ; Füfse fünfgliederig.
4. Mantidae : Vorderbeine grofse, dornige Raubbeine. Raife
gegliedert.
5. Phasmidae: Vorderbeine nicht umgewandelt; Raife un-
gegliedert.
C. Saltatoria: Hinterbeine lange Springbeine mit stark verdickten
Schenkeln.
6. Acridiidae: Füfse kurz-, Fühler dreigliederig; Legescheide
des Weibchens kurz.
7. Locustidae: Fühler lang, borstenförmig; Füfse viergliederig;
Legescheide lang.
8. Gryllidae : Fühler lang , borstenförmig ; Füfse zwei- bis
dreigliederig; Legescheide lang oder fehlend.
Die Hemimeriden sind als Parasiten von Säugetieren für uns be-
langlos, die Mantiden als Insektenfresser nützlich.
^) Die wichtigsten Werke über europäische Orthopteren sind :
Fischer, L. H., 1853. Orthopthera europaea. Leipzig. 8*^. 154 Seiten, 18 Tafeln.
Brisner V. Wättenwvl, C, 1882. Prodromus der europäischen Orthopteren.
Leipzig. 8». 466 Seiten, 11 Tafeln, 1 Karte.
Redtenbacher, J., 1900. ..Die Dermapteren und Orthopteren (Ohrwürmer und
Geradflügler) von Österreich - L ngarn und Deutschland. Wien. 8».
148 Seiten, 1 Tafel.
Tümpel, E., 1901. Die Geradflügler Mitteleuropas. Eisenach. Lexikonoktav.
308 Seiten, 20 farbige, 3 schwarze Tafeln (erscheint 1907/08 in neuer
Auflage).
Fröhlich, C, 1903. Die Odonaten und Orthopteren Deutschlands mit beson-
derer Berücksichtigung der bei Aschaffenburg vorkominenden Arten.
Nach der- analytischen Methode bearbeitet. Jena. 8°. 106 Seiten, 25 Ab-
bildungen.
Die wichtigsten Werke über nordamerikanische Orthopteren sind:
ScuDDER, S. H., 1897. Guide to the genera and Classification of the Orthoptera
of North America, north of Mexico. Cambridge. 8'^. 90 pag.
ScuDDER, S. H., 1901. Catalogue of the described Orthoptera of the United
States and Canada. Proc. Davenport Acad. Sc. Vol. 8, p. 1—101, 3 Pls.
Bezüglich der anderen Erdteile werden einige in Betracht kommende Arbeiten
an den entsprechenden Stellen erwähnt.
Dermaptera. Forficuliden, Ohrwürmer. ]^45
Dermaptera ^).
Körper platt, langgestreckt. Kopf fast wagerecht. Fühler schnur-
förmig, 10 — 30 gliederig. Flügel fehlen zuweilen; gewöhnlich sind die
vorderen zu kurzen, ungeaderten, stark chitinisierten , wagerecht auf-
liegenden Flügeldecken umgewandelt, die hinteren häutig, grois, fächer-
förmig, doppelt quergefaltet. Kurze Laufbeine mit dreigiiederigen
Füfsen. Letztes Abdominalsegment grofs, mit zwei eine Zange bildenden
Ralfen, die bei denMännchen spezifisch charakteristisch, bei den Weibchen
ziemlich gleichartig gebildet ist. Sie dient als Schreck- und Verteidigungs-
mittel, als Haltapparat bei der Begattung und zum Ent- und Zusammen-
falten der Hinterflügel. Am Hinterende meist noch Stinkdrüsen. —
Ohne Verwandlung.
In allen Erdteilen, in den Tropen zahlreicher, den nördlichen
Polarkreis kaum überschreitend, im Gebirge bis ziu" Schneegrenze.
Nur eine Familie.
Forflculiclen, Ohrwürmer.
Mit den Merkmalen der Ordnung. Männchen
gröfser als Weibchen. Die Begattung und die
Eiablage beginnen im Herbste, finden aber in
der Hauptsache im Frühjahre statt ; die meisten
alten Männchen sterben im AVinter, und nur
die jungen überwintern. Jedes Weibchen legt
etwa 20 — 30 weichhäutige Eier einzeln oder in
losen Haufen unter Rinde, Steine usw. Nach
vier bis sechs Wochen schlüpfen die Jungen
aus, die ebenso wie die Eier von dem Mutter- p- ^.^q Zaneen d
tiere beschützt werden. Sie machen vier weich- gemeinen Ohrwurms (aus
häutige Jugendstadien durch, bei denen die Sharp).
Geschlechter sich noch nicht durch die un- -i normales ;? anormales
1 , , „ 1 • T T 1 T Mannchen, C Weibchen.
bewehrten Zangen unterscheiden: doch hat
schon jetzt das Männchen zehn, das Weibchen nur sieben sichtbare
Abdominalsegmente .
Die Ohrwürmer leben gesellig, tagsüber unter Steinen, Rinde, auf
Bäumen und Sträuchern unter Blättern verborgen, Nachts ihrer Nahrung,
Begattung usw. nachgehend, auch fliegend, während sie das am Tage
äufserst ungern tun.
Man kennt jetzt etwa 52 Gattungen und über 500 Arten-).
Forfleula L.
Fühler 10 — 15 gliederig. Flügel ausgebildet. Zangen (Fig. 120) beim
Männchen bogenförmig gekrümmt, basal ganz oder fast ganz zusammen-
liegend, verbreitert, platt, innen gezähnt; beim Weibchen Lmenseite
parallel, nur an Spitze gekrümmt, — In allen Erdteilen. — Etwa
30 Arten.
^) DE BoRMANs, A. , uud H. Krauss, Forficulidae und Hemimeridae. Das Tier-
reich, 11. Lfg., Berlin, Friedländer, 1900, 8"; Tümpel, 1. c.
'') Terry, F. W. , Leaf Hoppers and their enemies. Pt. V. Forficulidae etc.
Exp. Stat. Hawai. Sugar Plant. Assoc, Div. Ent., Bull. 1, p. 163, 1905.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 10
140 Orthopteren, Geradtlügler.
F. aurieularia L., g e m e i n e r 0 li r w n r m. 14 — 2o mm lang, braun
oder rotbraun. Seitenrand des Pronotum, der Flügeldecken und die
Beine schmutzig gelb. Fühler 15giiederig. Ocellen fehlen. Innere
basale Verbreiterung der Zangen beim Männchen durch starken Zahn
abgeschlossen; Zangen bis über die Basis abgeplattet, Spitzenteil rund.
Beim Weibchen Spitzen gekreuzt. Europa, Nord- und "Westasien,
Madeira, Canaren, Nordamerika, Cuba, Mexiko, Neu-Seeland-, vielfach
durch Schitfsverkehr verschleppt. Earwig, perce- oreille.
In Deutschland noch der „kleine Ohrwurm", Labia minor L.,
G,2 — 8 mm lang, dunkler als voriger, Fühler 11 — 12 gliederig, und
der „grofse Ohrwurm", Labidura riparia Pall. (= gigantea Fab.),
20—41 mm lang, ockergelb, Fühler 25 — .'30 gliederig. Ersterer mehr im
Walde, an Misthaufen usw., letzterer am Strande, Ufer usw.
In der Nahrung ist der Ohrwurm äufserst polyphag: lebende und
tote pflanzliche und tierische Stoffe , daher das Urteil je nach dem
Beobachter so sehr verschieden ist.
Zweifellos schädlich ist er an Blumen, namentlich Nelken, Dahlien,
Chr^'santhemen, Levkoyen, Hopfen, Blumenkohl, an denen er sämtliche
Blütenteile abfrifst. An Gräsern, Getreide und Mais frifst er die inneren
Teile der Blüten , so die Befruchtung verhindernd ^). So sollen nach
SajÖ") befallene Maiskolben nur je einen bis zwei Körner geliefert haben.
Minder sicher, wenn auch wahrscheinlich, friist der Ohrwurm auch
Früchte, nicht nur Obst, sondern auch halbreife Samen von Getreide.
Mais, Möhren, Georginen usw.
Noch weniger sicher ist seine Schädlichkeit an Knospen (Georginen,
Pfirsiche) und grünen Pflanzenteilen, von denen er nicht nur ältere
Blätter (Kartoffeln, Rüben. Pfirsiche, Dahlien, Kohl usw.), sondern ganz
besonders junge Triebe und Keimpflanzen (Bohnen, Petersilie, Dahlien,
Klee usw.) verzehren soll. Das gleiche gilt für seine Schädlichkeit an
Wurzeln (Raps, Rüben, Möhren usw.).
Die Beurteilung der Schädlichkeit des Ohrwurmes wird durch seine
Lebensweise sehr erschwert. Einmal tritt er überall in sehr grofsen
Mengen auf [ein Budapester Gärtner fing in seinem Garten in einem
halben Jahre 71 180 Stück ^)] und fällt durch seine Lebhaftigkeit sofort
in die Augen, so dal's ihm bei nicht genauer Untersuchung Schäden
zugeschrieben werden, die von anderen, versteckteren und unschein-
bareren Tieren verursacht werden. Sehr charakteristisch ist hierfür ein
von Giebel*) erwähnter Fall. Weite Zuckerrübenfelder waren ver-
wüstet und mit zahllosen Ohrwürmern bevölkert, die man natürlich
ohne weiteres als die Schädlinge ansah. „Doch stellte die nähere
Untersuchung heraus , dafs der eigentliche Missetäter die Raupe der
Gammaeule war und die Ohrwürmer nur von den schon kranken Rüben
oder vielleicht gar von den Raupen angezogen waren."
Ferner verkriechen sich die Ohrwürmer, wie in alle Verstecke,
auch gern in verletztes Obst und werden dann als die Ursache der
Verletzung angesehen. Indes wird von mehreren Beobachtern aus-
drücklich hervorgehoben , dafs sie nur in aufgesprungene oder von
Wespen und Hornissen oder anderen Tieren verletzte oder angebohrte
Früchte hineingehen, v. Schilling hat nachgewiesen, dafs sie sehr dem
1) CuRTis, Farm Inseots, p. 501.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 4, 1894, S. 151—152.
3) SajÖ, 1. c.
'^J Landwirtsch. Zoologie, Glogau, 1S69, S. 028.
Foriiculiden, Ohrwürmer. 147
Kote der Apfelmade iiacligelien , was ihre Anwesenheit in „wurmigen'-
Äpfeln erklärt,
Sicherheit über die Schädlichkeit der Ohrwürmer an Pflanzen kann
nur gewonnen werden dm"ch Füttermigsversuche , wie sie namentlich
V. Schilling M angestellt hat mit dem Erfolge, dafs er diesbezügliche
Schädlichkeit mit^ Ausnahme von Blumen entschieden bestreitet , oder
durch genaue Beobachtungen, wie sie v. Schlechtendal-) anstellte. Er
beschreibt ihre Frai'sweise an Ä7y//M^>/-Blättern folgendermafsen : Von
den alten Tieren „wird das Blattfleisch verzelii^t mit allen kleinen
Nerven, so dafs Löcher oder vom Rande her Ausnagungen entstehen:
Mittel- und Seitenrippen bleiben meistens stehen , letztere wenigstens
bei alten Blättern. Die Frafsränder sind unregelmäisig kleinbuchtig
mit vorspringenden Zipfeln, Die Blätter zeigen zahlreiche Löcher,
welche sich häufig zu grofsen unregelmäfsigen Löchern verbinden,
wenn der Angrift' nächtlicherweile fortdauert . . . Die Jungen aber
benagen nur die obere Blattseite, anfangs in Gestalt von unregel-
mäfsigen kurzen Gängen, einfach oder verzweigt: diese Stellen, zu
welchen die Jungen allnächtlich zur Weide zurückkehren, vergröfsern
sich, und es entstehen abgenagte Flecke, innerhalb welcher sich insel-
artig abgestorbene Blattflecken zeigen , aber das Blatt wird hier auch
durchlöchert, und der Frais gewinnt dann ein liederliches Ansehen,"
Noch wichtiger wären aber mikroskopische Untersuchungen des
Darminhalts im Freien unter verdächtigen Umständen gefundener Ohr-
würmer: durch sie allein kann in jedem Einzelfalle völlige Klarheit
gewonnen werden.
Indirekt schädlich wird der Ohrwm'm oft dadurch, dafs er Gemüse,
namentlich Blumenkohl, durch seine zahlreichen krümeligen Exkremente
beschmutzt. Auch als Honigfeind ist er recht schädlich.
Seine Hauptnahrung dürfte aber, nach dem Bau seiner Mundteile,
nach den Versuchen v. Schillings und zahlreichen Beobachtungen, aus
Lisekten, Schnecken usw. bestehen. Da sich darunter viele Schädlinge
befinden, wie "Raupen von Heu- und Sauerwurm^), Tortrix buoliana,
Simaethis pariana, Kirschenmaden, ferner Blatt-, Blut- und Schildläuse,
Reblaus (?)*), Blasenfüfse usw.. mufs man den Ohrwurm in vielen
Fällen, namentlich an Obstbäumen, Rebstöcken, zu den nützlichsten
Tieren rechnen. Die Gröfse seines Appetits ist aus folgendem ersicht-
lich: nach V. Schilling frafsen sechs wohlgenährte Ohrwürmer in zwei
Stunden zehn Räupchen von Simaethis pariana, nach Lüstner ein Ohr-
wurm in zwölf Stunden fünf Raupen von Tortrix ambiguella, nach
Schröder^) vier Ohrwürmer 21 Puppen vom Stachelbeerspanner.
Wenn also auch allem Anscheine nach der Ohrwurm in den meisten
Fällen überwiegend nützUch ist, so gibt es doch Fälle, in denen seine
Beseitigung erwünscht wäre. Mit allen möglichen künstlichen Verstecken
kann man ihn leicht fangen, mit Lumpen , Häufchen von Laub , Moos
usw, , unter Fanggürteln (Heuseilen), namentlich aber in alten Tier-
schädeln, Schweinsklauen usw. Auf die Blumenstäbe stellt man mit
Moos gefüllte Blumentöpfe. Die gefangenen Tiere tötet man durch
') Prakt. Ratg. f. Obst- u. Gartenbau 1887, S. 494, 806; 1888, S. 652,
2) lUustr. Zeitschr, Ent. Bd. 4, 1899, S. 33'2— 83:^>.
3) Goethe und LCsinei!, Bericbt d. kgl. Lehranst, Geisenheim a. Rh. 1897/98, S. 2),
1899/1900, S. 61. — VAN RossuM and Snk.i.t.e.n, Tijdsclir. Ent. D, 42, 1899, Versl, p. 14-lo.
*) Gläser, Kleintiere usw. S. 95.
9) Allgem. Zeitschr. f, Ent. Bd. 0, 1901, S. 238.
10*
14S Orthopteren, Geradflügler.
Einwerfen in kochendes Wasser. Magnesia, um bedrohte Pflanzen
gestreut, soll sie fern halten ').
Gegen Witterungseinflüsse sind die Ohrwürmer sehr widerstands-
fähig.
Als Feinde sind bekannt : Meisen und andere insektenfressende
Vögel, Frösche, Kröten, Staphyliniden , Tachiniden (Ilocselia antiqua
Meig. und 2\(china ftctipomis Fall.) und Jlcrniis- Arten.
Blattideii, Schaben, Roaclies, Cockroaches.
Flach. Vorderbrust breit , schildförmig , den Kopf überdeckend.
Fühler lang, vielgliederig. Starke Laufbeine mit bestachelten Schienen,
Tarsen fünfgiiederig. Flügeldecken groi's, übereinandergreifend, können
fehlen, ebenso die Hinterflügel. Raife fadig, gegliedert. — Nächtlich:
weit verbreitet und vielfach verschleppt.
Im Freien dürften die Blattiden kaum irgendwo ernstlich schaden.
Mit Pflanzen gelangen sie vielfach in Gewächshäuser und können da
zarten, saftigen Pflanzen, besonders Keimpflänzchen und Blüten, recht
verhängnisvoll werden.
Als Gegenmittel haben sich Mischungen von Arsenik , Mehl und
Zucker , oder von Gips und Mehl und Zucker , oder von Borax und
Zucker, oder von Phosphorpaste und Sirup gut bewährt. Schaben
lassen sich auch leicht fangen in flachen Tellern mit Bier, zu denen
man ihnen den Zutritt durch angelegte Brettchen oder ähnliches er-
möglicht; die Tiere trinken von dem Biere, bis sie betäubt werden,
fallen dann in dasselbe und ertrinken. Auch eigene Schabenfallen hat
man konstruiert ^ ).
Die wichtigsten Arten sind:
Periplaneta americana L. Kakerlak. 30—36 mm lang; beide
Geschlechter mit den Hinterleib überragenden Flügeldecken. Rotbraun,
unten heller. Theobald^) berichtet, dafs diese Schabe in englischen
Gewächshäusern die jungen Triebe verschiedener Pflanzen , , besonders
von Orchideen, abgefressen, Senf und Kresse ganz verzehrt hätte.
Nach BusK'*) machte sie sich in Amerika in Champignonkulturen lästig.
P. australasiae Fab. Ebenso, aber mit heller, gelber, schärfer
abgegrenzter Zeichnung auf Halsschild und langen gelben Flecken an
den Schulterecken der Flügeldecken.
Stylopyga orientalis L. Black beetle (England). 20—2(5 mm
lang; Flügeldecken beim Männchen kürzer als Hinterleib, beim Weibchen
ganz kurz; Hinterflügel bei letzterem fehlend. Dunkel- bis schwarz-
braun.
Phyllodromia grermaniea L. Croton bug (Amerika^. 12—12,5 mm
lang; beide Geschlechter mit den Hinterleib etwas überragenden Flügel-
decken. Gelbbraun, auf Halsschild zwei dunkle Längsstreifen.
') Larbale TRIER, Le Naturaliste, 1896, p. 21—22.
2) EiTZEMA Eos, Tijdschr. Plantenz. Bd. 2, 1896, p. 22—27, 5 figs.
3) Eep. 1894 p. 11.
*) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 38, 1902, p. 32.
Phasmiden.
149
Phasmiden ^).
Körper blattförmig („wandelnde Blätter", „leaf insects") oder stab-
artig („Grespenstheuschrecken", „stick insects", „Walking sticks"); nur
letztere kommen für uns in Betracht. Mittel- und Hinterbrnst sehr
verlängert, letztere stets innig mit dem ersten Hinterleibsringe (dem
„Mediansegmente") verschmolzen. Flügel oft fehlend oder verkümmert:
wenn vorhanden, dann die vorderen deckenartig, die hinteren stark
gefächert. Lange Schreitbeine mit grofsen Haftlappen zwischen den
Endklauen.
Männchen und AVeibchen gewöhnlich äufserlich sehr verschieden;
erstere meist kleiner, bei vielen Arten sehr selten. Die samenähniichen
Eier (Fig. 121) mit harter, skulpturierter Schale, meist 20—50 bei einem
Weibchen, werden von diesem einfach fallen gelassen. Sie liegen einen
bis zwei Winter auf dem Boden, worauf wohl zurückzuführen ist, dafs
diese Heuschrecken gewöhnlich alle zwei Jahre in gröfserer Zahl auf-
treten.
Die Phasmiden leben auf Bäumen und Sträuchern von Laub.
Namentlich in Forsten haben einzelne Arten gelegentlich gTofsen
Schaden getan.
Fig. 121. Eier von Gespenst-Heuschrecken, in natürlicher Gröfse und vergröfsert
(aus Sharp, nach Kaii').
Man bekämpft sie , indem man im Winter den mit Eiern besäten
Boden tief umgräbt oder abbrennt, oder indem man im Frühjahre die
Bäume und Büsche mit einem Arsenikmittel spritzt.
Natürliche Feinde sind Vögel, Eidechsen, Spinnen, Wanzen, para-
sitische Dipteren und Hymenopteren, die Eier und Imagines anstechen.
Über (iUO, vorwiegend tropische Arten bekannt: in Südeuropa leben
zwei Arten {Bacillus)-^ in Nordamerika geht eine Art bis nach Kanada
hinauf.
Als schädlich berichtete Arten sind:
Dlapheromera I'emorata Say. The thick-thiged Walking stick.
Grau, braun, grünlichbraun : 7 cm lang. — In ganz Nordamerika östlich
des Felsengebirges, nach Süden zu seltener werdend. Wird von Zeit
zu Zeit in Wäldern schädlich, besonders an Eichen, aber auch an Rosen.
Hickory-, Pfirsich, Robinie, Kastanien, Haselnufs, oft weithin die Bäume
kahl fressend. Als Feinde erwähnt Riley: Krähen, Singvögel, Tauben.
Hühner und drei Wanzen: Arnia spinosa, Fodisus cynicKS Say, Acltolla
innltispinosn de Geer. Weibchen legt bis 100 Eier.
') Diese Familie wird in einer ausführlichen Monographie behandelt, von der
bis jetzt die erste Lieferung vorliegt: Brinnkk von Wattenwvi., K., und J. Rkdtes-
liACHEu, Die Insektenfamilien der Phasmiden. Leipzig. 4*', Liefg. I. Bog. 1 — 28,
Taf. 1-6.
150
Orthoptereji, Geradflügler.
Podaeanthus Wilkinsoni Macl. (Trän, (S— 0 cm lang; geflügelt.
Überall in Australien an Eucalyptus häufig, oft in solclien Mengen, dafs
die Bäume auf' weite Strecken kahl gefressen werden : auf ^ 4 acre
wurden 500 Schrecken gezählt. — Von wilden Vögeln nicht gefressen ;
Hühner fressen sie, legen aber nachher mifsfarbige, ungeniei'sbare Eier.
Aerophylla tesselata Gray^). Australien. Zerstörte nach Oliff
4( )<_) acres Bäume in folgender Reihenfolge : Eichen, turpcntirv, iromvood,
hlood/rood, Eucalyptus.
Graelfea eocophagfa Gray^). Nach Smith auf den Südsee-Inseln
mitunter in grofsen Mengen und sehr schädlich an Kokospalmen.
Acridiideii, Feldlieuschreckeii.
Körper seitlich zusammengedrückt. Kopf unbeweglich mit Brust
verbunden, kugelig, mit senkrecht stehender Stirn leiste und bei
vielen Arten kleinen Stirn -
oder S c h e i t e 1 g r ü b c h e n
auf der Chitinleiste zwischen
oberem Augenrande und
Kopfspitze. Zwei grofse
Netz-, drei Punkt äugen.
Fühler nur wenig länger
als Kopf, höchstens 25giie-
derig. M u n d w e r k z e u g e
kräftige Beifs- und Kau-
werkzeuge (Fig. 122). Brust
besteht aus drei deutlichen
Ringen. Das Pronotum
(Hals Schild) ist sehr
grofs, bedeckt die Wurzel
der Vorderflügel und ist an
den Seiten in senkrechte
Lappen herabgez ogen :
oben trägt es meist drei
Längs kiele oder -leisten
und eine bis drei Quer-
furchen. — Die vorderen
Flügel bilden schmale, steife, lederartige Decken, die hinteren sind
häutig, grofs, gefaltet. Die Aderung der Decken ist systematisch wichtig.
Selten sind die Flügel verkümmert oder fehlen ganz.
Beine kräftig, besonders die hinteren, die starke Springbeine
bilden. Die Aufsenseite der Hinterschenkel trägt zwei Längsleisten,
die Oberseite der Hinterschienen eine Doppelreihe scharfer Dornen
(Waffe); an ihrem Hinterende sitzen vier bewegliche Stacheln, die als
Stütze beim Abspringen dienen. Die Füfse sind dreigiiederig und
tragen Haftballen : ein Haftlappen steht zwischen den beiden Klauen.
Durch Reiben ihrer Hinterschenkel an den Flügeldecken zirpen die
Feldheuschrecken.
Fig. 122. Mandibeln von Feldheusclirecken
(nach J. B. Smith'.
1) Macleay, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol. «j, issy, p. .536— 5:^)!:J ; Froggatt, Agric.
Gaz. N. S. Wales, Vol. 16, 1905, p. 515—520, 1 PL, 5 figg.
2) Oi.iFK. Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 3, 1892, p. 485.
3) Garden. Chronicle Vol. 16, p. 472.
Acridiiden, Feldheuschrecken.
151
Der Hinterleib (Fig. 123) ist zehnringelig ; am ersten Ring
sitzen seitlich, die Gehörorgane. Am elften Ringe fehlt der mitere
Teil. Beim Männchen sitzt auf der Unterseite des neunten Ringes die
Siibgenitalplatte mit dem Penis; der zehnte Ring besteht aus
einer oberen und zwei unteren Afterklappen und trägt zwei Raife. —
Beim Weibchen fehlt die Subgenitalplatte ; achter und neunter Ring
bilden die kurze Legeröhre , die aus zwei oberen und zwei unteren,
meist klaffenden Klappen besteht, zwischen denen noch ein ganz
kurzes drittes Klappenpaar eingeschlossen ist. Der elfte Ring ist wie
beim Männchen gebildet.
Sg ifo
s> -^p //
Fig. 123. Hinterende von Melanoplus. A Männnchen, B Weibchen (aus Fui.sum)
•S— // Ringe, r, Raif, </ obere, r untere Scheidenklappe, < Stigma, xy* obere Afterklappe.
K TrE
Sti Sti Tri TrK St ^-10
Fig. 1'24. Luftsäcke von Melanoplus nach Emekton u. Packaüm
(aus .JiDEicH u. Niische).
Mit den Tracheen stehen Luftsäcke (Fig. 124) in Verbindung, die
offenbar die aufsergewöhnlichen Flugleistungen mancher Arten er-
möglichen.
Der Darm (Fig. 125) ist kurz, gerade. An Stelle eines Kaumagens
befindet sich der, innen mit in Reihen gestellten Hornvorsprüngen be-
waffnete Kropf.
Die Eiablage (Fig. 126) erfolgt bei allen Feldheuschrecken in
nicht zu dicht bewachsenen, lockeren oder festen, am liebsten unbe-
arbeiteten i) Boden in Paketen (Fig. 127) von 30 bis 80 und mehr
Eiern. Das Weibchen bohrt zu diesem Zwecke das ausgestreckte
Hinterende mit Hilfe der chitinigen Anliänge so weit als möglich in den
Boden, dehnt es durch Einpressen von Blut aus, bohrt weiter, dehnt wieder
aus usw., bis die meistens 5 bis 8 cm betragende Tiefe erreicht ist. Nun
') Nach CoiEs, Indian Museum Note.s
in Indien indes gepflügtes Land.
Vol. 2, p. 107, bevorzugt Scli. peregrina
152
Orthopteren, Geradflügler.
sclieidet es auf den Boden des Loches etwas Schaum ab und legt dann
die säbelförmig gekrümmten, weifslichen Eier, jedes einzelne in Schaum
gehüllt, in gewöhnlich ziemlich regelmäl'sigen Reihen nebeneinander ab.
Oben wird das Loch wieder mit einem Schaumpfropf verschlossen und
dann etwas Erde darübergescharrt. Der meistens mit geschlagenem
Eiweifs verglichene Schaum erhärtet bald und verklebt die Eier mit
der umgebenden Erde, so dafs sie als fester Pfropf in diese eingebettet
sind. Die frischen Eierplätze sehen rissig, spaltig, wie bearbeitet aus
und sind meist leicht zu erkennen. Auch bedecken gewöhnlich zahl-
reiche tote Weibchen die Legeplätze, so dafs man vielfach annahm,
dafs alle Weibchen nach der Eiablage sterben. Doch leben manche
Arten noch mehrere Monate nach derselben: andere Arten werden
sogar mehrmals begattet und legen wiederholt (bis 11 mal) Eier ab.
Fig. 12Ö.
Darmkanal einer
Feldheusclirecke
^c (aus For.so.M).
(■ Dünndarm.
(v Kropf.
.'/f Blindschläuche.
/ Ileum.
/// sogen. Magen.
Hit Malpighische
Schläuche.
0 Speiseröhre.
;'i Schlundkopf.
)■ Enddarm,
s Speicheldrüse.
126. Eiablage der Felsengebirgs-Heuschrecke
nach E.I1.EV.
Im allgemeinen überwintern die Eier einmal; doch scheinen sie
bei ungünstiger, trockener Witterung mehrere Winter in der Erde ruhen
zu können, bis ein feuchteres Frühjahr eintritt; es können sich so unter
Umständen die Eier mehrerer Generationen ansammeln, was in einigen
Fällen wenigstens das plötzliche Auftreten der groisen Schwärme er-
klären dürfte. Bei einigen subtropischen Arten überwintern die Imagines ;
sie legen im Frühjahre Eier, aus denen nach einigen Wochen die
Jungen ausschlüpfen. Die Eischale wird vom Embiyo mit der sog. K o p f -
blase geöffnet, und die Jungen, ihrer Bewegungsart wegen „Hüpf er'"
genannt, verlassen die Eier, die obersten zuerst, die unteren in dem
Mafse, in dem die Sonne den Boden durchwärmt. Der Schaum hat
sich unter dem Einflüsse der Feuchtigkeit gelöst, so dafs die meisten
Jungen durch das Loch nach oben auskriechen. Indes vermögen sie
auch direkt durch die Erde nach oben zu dringen, indem sie, ähnlich
wie die Würmer, erst das Vorderende vorschieben, es durch Einpressen
von Blut aiisdehnen usw.
Acridiiden, Feldheuschrecken. ]^53
Das ausgeschlüpfte Junge ist noch vom Amnion umhüllt, das ihm
überall fest anliegt, es nicht, wie öfters behauptet worden ist, wie ein
lockerer Sack umhüllt. Nach einigen Minuten wird es abgestreift
(erste Häutung). Im ganzen folgen aufserdem wahrscheinlich noch
fünf Häutungen, bei denen einige Farbenänderungen vor sich gehen
und die Flügel allmählich gebildet werden: hierbei liegen zuerst die
Hinterflügel über den vorderen. Bei jeder Häutung, zu der das Insekt
gerne an Gras und Ähnlichem in die Höhe klettert und sich mit dem
Kopfe nach unten aufhängt, platzt die Haut auf dem Rücken, und die
Heuschrecke kriecht nach oben aus ihr heraus.
Im Anfange schaden die Hüpfer wenig. Erst in den späteren
Stadien, in denen sie rascher wachsen, fressen sie ungeheuere Mengen
und schaden dann oft mehr als die Geflügelten. Diese sind nicht sofort
geschlechtsreif, sondern werden es erst nach drei- bis vierwöchigem
Umherstreifen. Erst mit der Geschlechtsreife vereinigen sich die
Wanderheuschrecken zu den grofsen Zügen.
Junge und alte Heuschrecken sind gegen Witterungseinflüsse
sehr empfindlich. Anhaltende Kälte und noch mehr Nässe wird ihnen
verderblich, den Eiern ganz besonders auch der Zutritt von Luft und
Fig. l'J(. Eierpakete von Stauronotus maroccanus (nach Sa.iö).
Licht, während Kälte und Nässe (Überschwemmungen) ihnen nichts
anhaben. Heuschreckenepidemien treten daher nur in trockenen, heifsen
Jahren auf.
Auf einen nicht unwichtigen indirekten Schaden durch Heuschrecken
macht Kannemeyer ^) aufmerksam, indem sie sich nämlich mit dem von
den Klauen- und maulkranken Rindern an das Gras abgeschiedenen
Schleim bedecken, und so diesen und mit ihm die Seuchen weiter
verschleppen.
Die Familie der Feldheuschrecken enthält unter ihren mehr als
2000 Arten die gröfsten Schädlinge unter den Geradflüglern, mit die
gröfsten unter den Insekten überhaupt, die Wanderheuschrecken-),
M Trans. South Afric. phil. Soc. Vol. 8, 1896, p. 84-85.
-) Die Literatur über Feldheuschrecken im allgemeinen, über Wander-
heuschrecken im besonderen ist eine so ungeheuere, dafs hier und im folgenden
selbst von den wichtigeren Arbeiten nur ein Bruchteil angeführt werden kann.
Am gründlichsten beschäftigen sich mit letzteren die drei ,.Eeports of the U. S.
entomological Commission relating to the Eocky Mountain Locust", Wa.shington
1878, 1880 und 1883, in denen nicht nur die Felsen gebirg.sheuschrecke. sondern
auch die wichtigeren anderen amerikanischen und aufseramerikanischen Heu-
schrecken nach allen Seiten hin eingehend erörtert werden. — Eine kurze aber
vorzügliche Behandlung der "Wanderheuschrecken gibt J. Redtkxkachek : „Über
Wanderheuschrecken'', Programm der deutschen k. k!^ Staatsrealschule in Budweis
154 Ortlioptcveu, Geradflügler.
deren Bedeutung mir dadurch etwas an Furchtbarkeit verliert, dais
sie nicht jährlich, sondern nur in Zwischenräumen auftreten. Schädlich
sind alle Feldheuschrecken, sobald sie an Kulturpflanzen gelangen ; denn
sie sind ausgesprochen herbivor. Die Mehrzahl von ihnen lebt allerdings
für gewöhnlich an öden, unfruchtbaren oder vielmehr unbebauten Stellen :
jede Art von Nutzniefsung des Bodens ist ihnen unbekömmlich, Regel-
mäl'sige Kultur vertreibt sie völlig: aber schon Weidenutzung ist für
ihr Gedeihen unvorteilhaft , wie sie nach Sajö ^) auch abgemähte
Wiesen verlassen. Sie leben im allgemeinen von harten, trockenen
Pflanzen, vorwiegend von Gräsern, scheuen aber im Notfalle vor keiner
ihren Kauwerkzeugen erliegenden Nahrung zurück, ob pflanzlichen
oder tierischen Ursprunges : Dachschilf, Schiffssegel, tierische Leichen
usw. Ihre kranken Genossen verzehren sie ohne weiteres, und selbst
lebende Menschen sollen von ihnen überfallen und völlig skelettiert
worden sein.
Wie es kommt , dafs einige wenige Arten wandern , andere , oft
ihre nächsten Verwandten, nicht, ist ein Rätsel, dessen Lösung wohl
nur durch eingehende biologische Forschungen an den Ursprungs-
stätten der grofsen Wanderzüge gelöst werden kann. Oft zeichnen
sich die wandernden Arten zwar durch besonders kräftige Flugorgane
und grofse Luftsäcke (s. Fig. 124) aus. Dafs hierauf allein das
AVanclern aber nicht zurückzuführen ist, ergibt sich einmal daraus,
dats manche Arten mit sehr kräftigen Flugorganen, wie z. B. Acridium
acgyptiacum , nicht wandern , ferner daraus , dafs bei den meisten
AVanderheuschrecken schon die jungen Hüpfer wandern.
Aufserdem gibt es alle Übergänge von sefshaften über Strich- zu
den Wanderheuschrecken ; ja, dieselbe Art verhält sich in dieser Hin-
sicht nicht immer gleich. Namentlich starke Vermehrung kann aus
einer sefshaften vorübergehend eine Strich- , aus einer solchen eine
AVanderheuschrecke machen. Die eigentlichen Wanderheuschrecken
streichen auch in ihrer Heimat ständig in kleineren Schwärmen
unregelmäfsig hin und her. Erst übergrofse Vermehrung löst den
Wandertrieb aus.
Das Verbreitungsgebiet der Wanderheuschrecken kann man nach
dem Vorgange von Köpfen-) und Thomas'^) in drei Gebiete einteilen: die
Heimat oder das permanente Gebiet, in dem sie ständig leben
und sich fortpflanzen, das subpermanente oder St rieh gebiet,
in das sie öfters kleine Einfälle machen, imd in dem sie auch vorüber-
gehend sich fortpflanzen, um aber schliefslich doch wieder zu ver-
schwinden, und das temporäre oder Wandergebiet, das nur von
den grofsen, hier nicht oder höchstens einmal zur Fortpflanzung ge-
langenden Zügen heimgesucht wird.
Die Heimat der wandernden Arten liegt in öden, mehr oder
wenie-er unfruchtbaren, sandigen, vorwiegend mit trockenem Grase be-
für 1898, in der auch die wichtigste biö dahin vorhandene Literatur angeführt
wird. — Auch E. Taschexbeiujs Kapitel über die Feldheuschrecken in B)!ehms Tier-
leben, noch mehr aber W. Makshai.i.s Kapitel „Die Wanderheuschrecken" in seinen
„Zoologischen Plaudereien" sind sehr lesenswert. Merkwürdig" ist. dafs dagegen
die neueren, in deutscher Sprache erschienenen Werke über tierische Schädlinge
die Heuschrecken so gut wie nicht berücksichtigen.
1) Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 5, 1898, S. 861.
-) Petkhmaxxs geogr. Mitteilungen Bd. 17, 1871, S. 862.
"j 2d Eep. U. S. ent. Commiss. p. 56.
Acridiiden, Feldheuschrecken. I55
standenen, fast baumlosen Gebieten. In Eiu'opa sind es namentlicli die
Küstengebiete des östlichen Mittelmeeres, des Schwarzen und Kaspischen
Meeres-, in Afrika die Hochländer im Inneren, des Sudan im Norden,
der Kalahari im Süden ; in Asien die indische "Wüste , die Steppen
und Wüsten von Belutschistan , Afghanistan usw. im Westen . die
Wüste Gobi im Osten-, in Nordamerika die Hochländer an dem nörd-
lichen Felsengebirge ; in Südamerika die Pampas Nordargentiniens, das
Chaco usw. Fast immer sind es hochgelegene Gebiete , mit reiner,
trockener und dünner Luft.
Die echten AV a n d e r z ü g e unterscheiden sich von den so -
genannten lokalen, mehr dem Nahrungsbedarfe dienenden Flügen
weniger durch ihre Gröi'se als durch die bestimmte , von ihnen inne-
gehaltene Richtung. Erstere sind die gefürchteten schädlichen Züge,
während letztere nur selten und eigentlich nur in der Heimat der
AVanderarten Schaden stiften.
Als Ursache des AVanderns hat man vielfach einen durch
ü b e r m ä f s i g e V e r m e h r u n g erzeugten Nahrungsmangel angenommen.
Dafs erstere Grundbedingung der grofsen AVanderzüge ist, steht aufser
Frage. Aber kleinere Wanderschwärme brechen öfters , wenn nicht
immer , aus den Brutstätten aus, ohne Nahrungsmangel. Als Ursache
der übermäfsigen Vermehrung darf man wohl andauernd günstige, das
heilst trockene, warme Witterung mit rechtzeitig einsetzenden warmen
Regen, womöglich mehrere Jahre hintereinander, annehmen. Auch
können die Eier bei anhaltender Trockenheit mehrere Jahre lebens-
kräftig im Boden liegen bleiben und sich so aus mehreren Jahrgängen
summieren , bis ein warmer Regen sie alle gleichzeitig ausschlüpfen
läfst. Eier von MeJanoplus- Arten schlüpften z. B. noch aus , nachdem
sie 4V2 Jahre unter dem Fufsboden eines Hauses gelegen hatten ^).
andere nach noch längeren Pausen.
Dafs Nahrungsmangel nicht Ursache des Wanderns ist, geht
daraus hervor, dafs sowohl Hüpfer als Erwachsene gute Weideplätze
beiseite liegen lassen, überfliegen oder selbst verlassen, wie denn
ja auch die fliegenden Wanderzüge im allgemeinen am wenigsten
Nahrung bedürfen.
Das eigentliche Wandern findet immer in bestimmter Richtung
statt, zuerst bei den Hüpfern weniger ausgeprägt, aber immer ent-
schiedener, je älter sie werden, bei den Erwachsenen namentlich, Avenn
sie die Geschlechtsreife erlangt haben. HüjDfer und Erwachsene über-
winden hierbei alle ihnen in den Weg kommenden Hindernisse , wie
Alauern und Häuser , die überklettert , Flüsse , die überschwemmen,
schneebedeckte Gebirge (Anden, Felsengebirge, Himalaja), die über-
flogen werden. AVas die Richtung bestimmt, ist unbekannt. Die Imagines
fliegen bzw. treiben auf ihren grofsen AVanderzügen allerdings meistens
mit dem AVinde. Aber einmal sind Fälle bekannt, in denen sie gegen
den AVind flogen: dann dringen manche Arten einige Jahre und Genera-
tionen hindurch stets in derselben Richtung vor, wie z. B. Fachyiihis
migratorius von Südosteuropa bis England. Die Hüpfer sollen mit
dem Kopfe nach der Sonne zu wandern, zum Teil übrigens auch die
Geflügelten. Es kann das aber unmöglich immer zutreflen, weil sie
sonst in grofsen Schraubenlinien vorwärts dringen müfsten, nicht gerad-
^J EiLEY, Amer. Nat. Vol. 15, 1881, p. 748— 749; Ausz.: Kosmos Bd. 9. S. 149
bis 150. — Parsons, Insect Life A^ol. 1, 1889, p. 380.
156 Orthopteren, Geradflügler.
linig, wie sie es wirklich tun. Übrigens wird auch gerade von den
Hüpfern des öfteren erwähnt, dafs sie nicht in bestimmter Richtung
wanderten , sondern nach den nächsten Weideplätzen , vorzugsweise
Wege und Strafsen entlang, ja, dafs Züge aneinander vorbeimaschierten
oder sich sogar kreuzten.
Die Wanderzüge zersplittern sich im allgemeinen, je weiter sie
vordringen, bzw. sie werden durch ungünstige Witterung, Krankheiten
und Feinde immer mehr gelichtet. Ihre Nachkommen im Einfallslande
setzen entweder die Wanderung in der alten Richtung fort, oder
kehren, wenn erwachsen, zu der Heimat ihrer Eltern zurück —
wohl die rätselhafteste Erscheinung der ganzen Wanderung. Diese
zweite und noch mehr eventuelle spätere Generationen leiden in er-
höhtem Mafse unter äufseren Einflüssen; von den zurückkehrenden
Schwärmen soll nur ein kleiner Teil die Heimat wieder erreichen.
Das Auftreten der grofsen Züge hat man vielfach mit dem der
Sonnenflecke ^) in Verbindung gebracht. Wenn letztere wirklich
die Bedeutung für die Witterung haben, die man ihnen vielfacli zu-
schreibt, wäre ein öfteres Zusammentreffen beider leicht verständlich.
Eine einfache Betrachtung der Heuschreckenjahre zeigt aber, dafs von
einer elfjährigen oder überhaupt von einer regelmäfsigen Periode bei
ihnen keine Rede sein kann, dafs sie vielmehr von lokalen, zeitlich
unregelmäfsigen Bedingungen abhängen-).
Thomas -^^ will die Auslösung des Wandertriebes auf die direkte
AYirkung der Atmosphärilien zurückführen. Jede Änderung
derselben wirke durch die Tracheen und Luftsäcke auf den ganzen
Körper der Heuschrecken. Die verhältnismäfsig weichen, saftigen
Acridiiden würden namentlich durch längere Einwirkung trockener,
warmer, stark verdünnter Luft beeinflufst. Tatsächlich sollen einige
amerikanische Arten durch eine Reihe trockener Jahre sogar äufserlich
merkbar abgeändert werden. Dafs trockene, warme Sommer die über-
grofse Vermehrung der Heuschrecken und damit das Auftreten von
Wanderzügen begünstigen, steht aufser Zweifel.
RossiKOW-') vertritt die Ansicht, dafs starker Befall durch Para-
siten, besonders durch Fliegen, eine lebhafte Unruhe bei den Heu-
schrecken hervorrufen solle, deren Folge das Wandern sei. Für diese
Ansicht spricht, dafs die Züge, ganz besonders aber die rückkehrenden,
nicht nur stark iDarasitiert sind, sondern auch oft von ganzen Schwärmen
von Parasiten begleitet werden. Ferner ist es eine bekannte Erscheinung,
dafs parasitierte Insekten in vielen Fällen ruhelos hin und her wandern.
Aber schon Thomas^) hat daraufhingewiesen, dafs auch Wanderungen
ohne stärkeren Parasitenbefall stattfinden. Schliefslich würde ein
solcher aber weder die Regelmäfsigkeit , noch die Hin- und Rück-
wanderung, noch die Tatsache erklären, dafs bei manchen Arten
schon die Jungen bald nach Verlassen des Eies zu wandern beginnen.
') SwiNTON, 3t^ Eep. U. S. ent. Commiss. p. 78— 85; G-iaud, Compt. rend. Soc. Biol.
Paris T. 58, 1901, p. 671-672.
2) Hierfür ist besonders charakteristiscli die Bemerkung Vosselers: „Von der
Wanderheuschrecke liefs sich (1906 in Deutsch-Ostafrika) kein Exemplar blicken,
obwohl Südafrika und Amerika von den dort heimischen Arten überschwemmt
wurden." (Ber. Land- u. Forstw. Deutsch-Ostafrika Bd. :!, 1907, S. 109.)
3) 1. c. p. 106—107.
*) Russische Arbeit: Ausz. s. Zool. Centralbl. Bd. (i, 1899, S. 651.
5) 1. c. p. 104.
Acridiiden, Feldheuschrecken. ]^57
Eine nicht unbedeutende Rolle scheint die Fortpflanzung zu
spielen. Abgesehen davon, dais bei vielen anderen Tieren (Bienen,
Eintagsfliegen, Zugvögeln, Heringen u, a.) der Fortpflanzungstrieb oder
die Suche nach geeigneten Eierplätzen das Zusammenrotten zu gröi'seren
Scharen oder selbst Wanderung auslösen, ist der Wandertrieb der ge-
flügelten Heuschrecken um so ausgeprägter, je mehr sie sich der
Geschlechtsreife nähern, und mit der letzten Eiablage auch beendet.
Da aber schon die Hüpfer wandern, kann der Fortpflanzungstrieb nicht
die einzige Ursache sein.
Man wird einstweilen wohl nicht umhin können, einen Wander-
trieb oder -Instinkt anzunehnem. Es ist das allerdings nur eine
Zurückschiebung der Erklärung ; aber alle Schilderungen von Wander-
zügen lassen deren Triebhaftes leicht erkennen, d. h. ihre Abhängig-
keit mehr von inneren als von äufseren Ursachen. Dabei können
natürlich doch erstere von letzteren ausgelöst werden. So scheint
namentlich die übergrofse Vermehrung, das Zusammenscharen grofser
Massen diese immer unruhiger zu machen und eine Art Taumel hervor-
zurufen. Die Schwärme der Geflügelten werden in dem Mafse, als
sie sich aus den Ungeflügelten durch deren letzte Verwandlung ver-
gröfsern, immer unruhiger, erheben sich immer höher in die Luft
und ziehen immer gröfsere Kreise , bis schliefslich , wenn die Ver-
wandlung überall vollendet ist , die ganze Masse sich erhebt und in
wildem Fluge davoneilt. Ähnlich aufreizende Wirkung groiser
Massen wird bekanntlich bei allen gesellig lebenden Tieren einschliefs-
lich des Menschen des öfteren beobachtet.
Der Wandertrieb ist bei den verschiedenen Arten verschieden
ausgeprägt. Bei den einen (Seh. pcregrina) beginnt er sofort nach
der Geburt, bei den anderen (St. maroccanns) erst nach der zweiten
Häutung; Äcr. smcincimn wandert als Hüpfer überhaupt nicht.
Das Wandern findet vorwiegend bei Tag, am liebsten bei Sonnen-
schein und Wind (Geflügelte) statt. Kaltes, regnerisches Wetter
unterbricht es , ebenso Verdeckung der Sonne durch Wolken oder
plötzliche Windstille, bei der die Geflügelten einfach herabfallen sollen.
Bei schlechtem Wetter und Nachts verbergen die Heuschrecken sich
im Grase , Gebüsche , auf Bäumen usw. Nicht selten sind aber auch
Nachts, besonders in hellen, warmen Mondscheinnächten, Flüge be-
obachtet worden. — • Während die Hüpfer bei der Wanderung fressen,
können dies die Geflügelten nur in den Ruhepausen.
Die Geschwindigkeit der Wanderzüge und damit ihre täglich
zurückgelegte Strecke richtet sich natürlich nach der Gröi'se der Art,
nach dem Alter der Hüpfer und, bei den Geflügelten, nach der Wind-
stärke. Die ganz jungen Hüpf er legen kaum 1 — 2 km den Tag zurück,
die älteren ebensoviel die Stunde: bei den Geflügelten werden Ge-
schwindigkeiten bis über 95 km die Stunde (mit starkem Winde) ^)
angegeben. Die Erwachsenen lassen sich gerne vom Winde treiben :
es unterliegt aber keinem Zweifel, dafs sie auch ganz bedeutender
eigener Flugbewegung fähig sind. Die Hüpfer sollen immer ab-
wechselnd einige Schritte gehen und dann einen Sprung machen, da-
her ihre Fortbewegung wellenförmig aussieht.
Wie weit sich die Flüge der Heuschrecken erstrecken, hängt
neben ihrer Gröfse vorwiegend von der Windstärke ab. Sichere Fest-
') RiLKi-, Amer. Nat. Vol. 11, 1877, p. 669.
]^58 Orthopteren, Geradflügler.
Stellungen hierüber sind nicht immer leicht zu machen. Die afrikanischen
WandeTheuschreckenflieoeu in einem Jahre vom Sudan bis zur Mittelmeer-
küste, etwa 1500 Ins 2(ioO km. Die Felsengebirgs-Heuschi-ecke fliegt
in einem Jahre von ihrer Heimat bis Texas, etwa 2700 bis 2800 km.
Thomas berechnet, dais, wenn sie ununterbrochen zwei Tage und eine
Nacht, also etwa 'SO Stunden, mit der mäfsigen Geschwindigkeit von
22,5 km die Stur de fliegt, sie dabei 075 km zurücklegt, Eecht häufig
sind Heuschreckenschwärme von Afrika nach den Balearen, den
Kanaren und Tenerifta geflogen. — Bedeutend geringer sind natürlich
die von den Hüpfern zurückgelegten Strecken. Riley hat berechnet,
dafs wenn die von Mel. spretus (i bis 8 Wochen lang, je (J Stunden
täglich wandern, sie im ganzen doch nur etwa 48 km zurücklegen,
während die durchschnittlich während ihres Lebens zurückgelegte
Strecke nm" etwa IG km beträgt M.
Die Höhe der Flüge ward sehr verschieden angegeben, in Eiu'opa
durchschnittlich 15 bis 50, gelegentlich auch 40O bis 500 Fufs, wäln^enddie
Felsengebirgs-Heusclu-ecke gewöhnhch 7000 bis 8000 Fufs hoch fliegen
soll, über den unteren und den Regenwolken, oft so hoch, dafs die
Schwärme dem blofsen Auge nicht sichtbar sind -).
Die Züge erreichen nicht selten eine kaum vorstellbare Gröfse.
Read sah in Argentinien einen Zug von Seh. paranensis von lOO km
Länge und 20 km Breite, und noch gröfsere Zahlen werden aus Afrika
berichtet. Dafs ein solcher Schwärm derartig schaden kann^), dafs auf
seinen Einfall eine Hungersnot folgt, ist leicht verständlich. Die Gefahr
wird natürlich noch gröfser, wenn solche Schwärme zur Eiablage
gelangen. So sind denn Hungersnöte eine nur allzuhäufige Folge von
Heuschreckeneinfällen.
Haben die Schwärme die Küste erreicht, so fallen sie gewöhnlich
ins Meer und werden dann in grofsen Mengen ans Ufer gespült, das
sie oft weithin in dicker Lage bedecken. Die aus den verwesenden
Massen aufsteigenden Dünste haben nicht selten P e st- ähnliche Krank-
heiten unter der Bevölkerung der Küstenstriche hervorgerufen.
Die Feldheuschrecken sind mancherlei ansteckenden Krank-
heiten ausgesetzt. Bei kalter, nasser Witterung scheinen sie von
Bakterien befallen zu werden, bei anhaltender warmer, feuchter
Witterung von Pilzen. Am häufigsten und am weitesten verbreitet
von letzteren scheint Eiiipusa f/rylli Fres, zu sein. In Rufsland töten
Imria desirudor Metschn. und ophioglossoidcfi Krass. die Eier von Pachytilus
migratorins: in Nordafrika wird Schisiocerca pcregrina von dem in
Fusarmm- und Cladospornoii -Forraen auftretenden LachnkUum acridiorum
Giard befallen. In Südafrika vernichtet ein noch unbekannter, viel-
leicht mit Empusa grylli identischer Pilz in manchen Jahren die
Schwärme von Acridmni purimriferiim. Aus Nordamerika ist aufser
Empusa grylli noch E. calopteni Bessej' bekannt : in Südamerika hat Bkunek
eine Sporotridumi sp. aus Scliistocerca parannisis gezüchtet. — Namentlich
') U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. Ib, 1891, p. tl.
2) Thomas, 1. c. p. 99—100.
') Auf einer Farm in C4iiatemala frafs ein Heuschreckenscliwarni in einer
Nacht 70000 Kaffeebäume kahl (s. ('entralbl. f. Bakt. u. Parasitenkunde 11, Bd. ö,
p. 585); in Südamerika vernichtete ein Schwann 40000 zwölf Zoll hohe Tabak-
Pflanzen in 20 Sekunden (Kkfk.!stkin-, Stettin, ent. Zeit. Bd. 4. 184:^., S. 17:-?).
Acridiiden, Feldheu«chreckeii.
159
französische Forscher^) in Algier und englische ^i in Südafrika haben
sich eifrig dem Studium dieser Pilze gewidmet. In der Neuen '^y und
in der Alten Welt wurden zahlreiche Versuche angestelh, mit ihnen
die Heuschreckenschwärme zu vernichten. Wenn auch manche der-
selben von vorzüglichem Erfolge begleitet waren, so hängt dieser doch
zu sehr von äufseren, nicht in der Macht des Menschen stehenden
Witterungs-Verhältnissen ab, namentlich von Wärme und Feuchtigkeit,
so dafs das Gesamturteil über sie wenig günstig lautet, und Hilfe von
ihnen nur dann und da zu erwarten ist, wann und wo eben die ent-
sprechenden Witterungsverhältnisse vorhanden sind, am ehesten noch
in Ländern mit entsprechendem Klima, wie Südafrika, Südaustralien
und den pazifischen Staaten Nordamerikas. Die Pilze werden von
den betretlenden landwirtschaftlichen Instituten verteilt, zugleich mit
Gebrauchsanweisung. Tritt eine Pilzepidemie von selbst auf, der beste
Hinweis, dafs auch eine künstliche Infektion von Erfolg sein dürfte, so ist
sie bei Eitipusu und Lachnülhwi daran zu erkennen,
dafs die Heuschrecken zuerst träge werden, dann
an Gräsern, Unkräutern usw. in die Höhe klettern,
sich mit den Füfsen anklammern und verenden
(Fig. 128). Bei Sporotricliuni umgekehrt wandern
die befallenen Tiere zuerst ruhelos hin und her und
suchen sich dann zum Sterben einen dunklen,
feuchten Ort. Aus den Leichen treten mehr oder
minder deutliche Pilzrasen heraus. Betreflts der
Bekämpfung schädlicher Insekten durch Verbreitung-
künstlicher Kulturen insektentötender Pilze ist
SoKAUEK der Ansicht, dafs derartige Bestrebungen
nicht zu befürworten seien. Denn solche Kulturen
entwickeln sich in nennenswerter Menge nur dann
weiter, wenn eine anhaltend feuchte Witterung ihr
Wachstum begünstigt. In solchen Fällen bedarf
es aber nicht der künstlichen , doch stets nur in
beschränktem Mafse möglichen Infektion. Dann
räumt die Natur durch Selbstzüchtung der in
latentem Zustande überall vorauszusetzenden Para-
siten in kurzer Zeit selbst auf. Bei trockener
Witterung aber haben diese Pilzkulturen, sobald sie nicht mehr künstlich
gepflegt werden, so geringeii Erfolg, dafs sie ohne Einflufs auf eine
groise Insekteninvasion bleiben.
Von gröfserer Wichtigkeit dürften im allgemeinen die tierischen
Feinde sein, da sie zahlreicher und immer vorhanden sind. Doch
Fig. rJs. Von Empusa
grylli befallener Ca-
loptenus Italiens (aus
Bkri.ksk).
1) Bhuxgniakt, Gh., Compt. rend. Acad. Sc. Paris T. 107, 1888, p. 872-874;
T. 112, 1891. p. 1318—1320; Le Naturaliste Annee 13, 1891, p. 217-220, 232—233; etc. —
GiAHD, A., Compt. rend. Acad. Sc. Paris, T. 113, 1892, p. 813-816; Compt. rend. Soc.
Biol., Paris, 9. Ser. T. 4, 1892, p. 435-438: Rev. gener. Botan., T. 4, 1892, p. 449— 4<il,
1 PL; Nouvelles etudes sur le Lachnidium acridiorum Gd., Champignon parasite
du Criquet pelerin. Alger 189-">, 8", 16 pp., fig. — Küxckel u'HEi!cir,Ai.s, J. , et
Ch. Li.angi.ois, Compt. rend. Acad. Sc, Paris, T. 112, 1891, p. 1465—1468. — Tkabit, L.,
Rev. gener. Botan. T. 3, 1891, p. 401—405, 1 PL; Compt. rend. Acad. Sc, Paris,
T. 112, p. 1383-1384; T. 114, 1892, p. 1389.
-) Edingtun, A., Ann. Rep. Colon, bacter. Inst. Grahamstown f. 1898; Agric.
Journ. Cape Good Hope Vol. 14, 1899, p. 375—383. — Black, R. S., Trans. South
Afric. philos. Soc. Vol. 9, 1898, p. 68—80.
"■) Howard, L. O., Yearbook ü. S. Dept. Agric. f. 1901, p. 459-470, figs40-42. —
BuiNER, L., U. S. Dept. Agric, Div. Ent.. Bull. 38, N. S., 1902, p. 50-61.
1(30 Orthopteren Geradflügler.
genügen auch sie nie, eine Invasion zu verhindern oder gar zu be-
seitigen. Man kennt solche aus den meisten Tierklassen von den
Würmern aufwärts. Zweifellos werden sich auch Protozoen finden,
wenn man erst einmal danach sucht. Rundwürmer (Mermis- und
Gordius-Arten) kommen, wie in allen Insekten, auch in Heuschrecken
recht häufig vor, dürften aber von keiner gröfseren Bedeutung sein,
da sie selten deren Leben bedrohen. Die Larven mehrerer Milben,
Trombidium spp. (Fig. 129), besetzen die Hüpfer oft in groiser
Zahl , bis zu 500 vorzugsweise an den Gelenkhäuten und den
Flügelwurzeln, und saugen ihr Blut Wenn sie auch wohl nicht oft
ihre Wirte töten, so hindern sie doch ihre Beweglichkeit und wohl
auch ihre Entwicklung. Allen Stadien der Heuschrecken stellen
Milben, Tausendfüf se , Skorpione, Spinnen, Termiten,
Laub- und Fangheuschrecken, Grillen, Raubkäfer,
-Wespen und -fliegen. Grab- und Mauerwespen, Ameisen
usw. nach; sie sind aber doch mehr gelegentliche Feinde. Mehrere
Schlupfwespen- Arten parasitieren in ihren Eiern. Weichkäfer,
Telephoriden und Mylabriden, legen ihre Eier in
die Eierpakete, die von den auskommenden Käfer-
larven ausgefressen werden. Sie sind zwar sehr
schlimme Feinde der Heuschrecken, deren Zügen
sie oft in dichten Schwärmen folgen; andererseits
schaden die Käfer selbst aber verschiedenen Kultur-
pflanzen. Von gröfster Wichtigkeit sind parasitische
Fliegen, Tachiniden und Sarcophagiden, die ihre
Eier bzw. Junge an die Hüpfer legen; die Maden
bohren sich in deren Inneres und fressen es aus.
Bei der Reife verlassen sie ihre Wirte durch ein
Loch zwischen Kopf und Brust. Waren mehrere
Maden in einer Heuschrecke, so wird dabei öfters
Fig. 129. Larve von deren Kopf vom Rumpfe getrennt. Auch sie folgen
Trombidium holoseri- den Hüpferzügen oft in wolken-ähnlichen Scharen.
ceum (aus Be.u.ese). Andere Fliegen legen ihre Eier in die Eierpakete
der Heuschrecken.
Alle Land bewohnenden Amphibien und Reptilien stellen den
Heuschrecken nach; da sie aber meist nur in geringer Zahl auftreten,
ist ihre Bedeutung keine grolse. Doch sollen sich in Amerika in
infizierten Gegenden Kröten zu Millionen vermehrt und überaus nützlich
erwiesen haben ^).
Am wichtigsten sind wohl die Vögel, von denen so ziemlich alle
Ordnungen den Heuschrecken nachstellen. Manche Arten vermehren
sich in Heuschreckenjahren ungemein, folgen den Zügen weithin und
vertilgen ungezählte Mengen.
Das Hausgeflügel frifst Heuschrecken sehr gerne, erhält aber
leicht Widerwillen gegen diese Nahrung, die aufserdem seine Eier und
sein Fleisch verfärbt.
Auch zahlreiche Säugetiere verzehren Heuschrecken, nicht nur die
eigentlichen Insektenfresser, sondern auch echte Raubtiere (Füchse,
Schakale, Bären, selbst Löwen usw.), Nagetiere (Ziesel, Eichhörnchen),
Huftiere (Rinder, Pferde, Antilopen) und Affen. Selbst der Mensch
verschmäht sie nicht: namentlich in Afrika und Asien bieten sie ihm
1) Brunei!, Ins. Life Vol. 3, 1890, p. 189-140.
Acridiiden, Feldheuschrecken. \Q]^
einen mehr oder minder willkommenen Ersatz für die von ihnen ver-
wüsteten Kulturpflanzen.
Die Bekämpfung der Heuschrecken kann sich richten gegen die
Eier, die Hüpfer oder die Geflügelten, ist aber im einzelnen immer
abhängig von lokalen Verhältnissen, dem Boden, den Kulturen, der
Dichtigkeit der Besiedelung, der Tatkraft der Eingeborenen usw., daher
hier nur allgemeine Angaben gemacht werden können.
Die Eierplätze sind möglichst frühzeitig aufzusuchen und auf
Karten zu verzeichnen. Sie sind rechtzeitig umzugraben oder umzu-
pflügen, oder nur 3 bis 4 cm tief abzudecken oder zu eggen, damit ent-
weder die Eierpakete verletzt, den schädlichen Witterungseinflüssen und
ihren Feinden ausgesetzt oder so tief untergegraben werden, dafs die aus-
schlüpfenden Jungen sich nicht herausarbeiten können. Im ersteren
Falle empfiehlt es sich, Geflügel oder Schweine auf die Felder zu
treiben, die die Eier vollends auswühlen und fressen, im letzteren da-
gegen Schafe, Rinder oder Pferde, die den Boden festtreten , oder ihn
zu walzen. Weniger erfolgreich ist das Sammeln und Vernichten der
Eier. Der Vorschlag Zimmf:kmanns ^), die gesammelten Eierpakete nicht
zu vernichten, sondern in mit Draht vergitterten Kisten aufzuheben,
damit die in ihnen enthaltenen Schlupfwespen auskommen könnten,
dürfte in der Praxis meistens daran scheitern, dafs die so aufgehobenen
Eier entweder vertrocknen oder schimmeln, in beiden Fällen aber
die Schlupfwespen zugrunde gehen werden. — In Ägypten versuchte
man, die Eierplätze unter Wasser zu setzen, wodurch man aber nur
die Entwicklung der Eier um einige Tage verzögerte.
Ungleich mannigfaltiger und von besonderer Bedeutung sind die
gegen die Hüpf er gerichteten Mafsnahmen, die um so wirksamer sind,
je eher sie gegen die jungen Schwärme angewandt werden. Auch sie
kann man durch Walzen, Straucheggen, Umpflügen, Eintreiben von
sie fressendem oder zerstampfendem Geflügel bezw. Vieh töten. Mit
nassen Säcken, Baumzweigen usw. schlägt man sie tot. Durch
Spritzen der Hüpfer mit 3 bis 6%iger Seifenlösung, Petroleum-
emulsion, Rubina (5 bis 10 ^lo), oder ihrer Weideplätze mit Schwefel-
kalium oder Arseniziden werden sie direkt oder indirekt getötet.
Namentlich werden angesüfste Arsenmittel gern gefressen. Grasbüschel,
Mais oder andere gern genommene Pflanzen werden in eine Lösung
von Arsensoda und Melasse getaucht und auf die Felder gelegt. Die
sehr empfohlene .,Natalmischung" besteht aus 1 Pfund Arsensoda,
4 bis 5 Pfund Sirup und 15 Gallonen Wasser. Sie soll die Insekten
sogar von weither anziehen. Auch der bekannte Arsenkleieköder
hat sich sehr gut bewährt. In Amerika erfreut sich neuerdings das
nach seinem Erfinder „ C r i d d 1 e - M i s c h u n g" genannte Gift besonderer
Wertschätzung : 1 Pfund Schweinfurtergrün wird mit 60 Pfund möglichst
frischem Pferdemiste, 2 Pfund Salz und etwas Wasser zu einem Brei
verrührt, den man mit hölzernen Schaufeln auf die Felder verteilt.
Stapelt man auf den befallenen Feldern Haufen von Heu, Stroh, Busch-
werk oder ähnlichem auf, so ziehen die Hüpfer sich namentlich bei
schlechtem Wetter, aber auch nachts, gern in diese zurück; bei Bedarf
kann man sie auch hineintreiben; dann werden diese Haufen angezündet.
Auch kami man die befallenen Felder, wenn genügend Brennbares auf
ihnen ist, mit Petroleum spritzen und dann abbrennen. Mannigfach
J) Tropenpflanzer Bd. 4, 1900, p. 87.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 11
162
Orthopteren, Geradflüglex-.
sind die Apparate sie zu fangen: Leinwandstreifen, in deren Mitte
sich ein in einen Sack mündendes Loch befindet, werden über die
Felder gezogen: von Zeit zu Zeit wird der _Sack geschlossen und die
darin befindlichen Hüpfer werden getötet. Ähnlich sind die in Arabien
gebräuchlichen Melhafas^): ein 10 m langer, 3 bis 4 m hoher Lein-
wandstreifen wird derart über das Feld gezogen, dafs die untere Hälfte
auf dem Boden liegt, die andere die Rückwand bildet. Die Hüpfer
springen auf das Tuch. Von Zeit zu Zeit wird es sackartig zusammen-
geschlagen, und die darin gefangenen Hüpfer werden getötet. Nach
demselben Prinzip sind die in Amerika gebräuchlichen H o p p e r d o z e r s
(Fig. 130) konstruiert: Rahmen von Leinwand oder Eisenblech, erstere
Fig. 130. „Hopperdozers", oben mit Leinwandrahmen, unten aus Eisenblech
(aus Rii.ky).
mit Teer bestrichen, letztere in den Vertiefungen mit Wasser und
Petroleum gefüllt. Bei allen diesen Apparaten ist es ratsam, sie gegen
den Wind über das Feld zu ziehen.
Schon von alters her hat man den Hüpfern in ihrem Marsche
Gräben, die man, wenn möglich, mit Wasser füllt, auf das etwas
Petroleum gegossen wird, entgegengestellt oder auch in sie solche getrieben.
Zweckmäfsig bringt man in Abständen tiefere Löcher an. in denen sich
die Hineingefallenen ansammeln. In vollendetster Weise ist die
Fangmethode mit Gräben ausgebildet in den sog. cyprischen
Apparaten (appareil Durand) (Fig. 131, 132), die 1862 von dem
cyprischen Grundbesitzer A. Mattei erfunden, später von dem englischen
') Qi
Entomologie et Parasitologie agricole p. 145.
Acridiiden, Feldheuschrecken.
1G3
Ingenieur S. Broavn verbessert wurden. Eine fortlaufende ßeihe von
.") bis 8 m langen, 1 m tiefen und IV2 bis 2 m breiten Gräben wird
durch 1 m hohe Leinwand streifen oder niedere Blechwände derart ver-
bunden, dafs diese in stumpfen Winkeln nach den Hüpfern zu vor-
.spring-en. Die Leinwandwände müssen am oberen Rande immer mit
einem 10 cm breiten Wachstuchstreifen versehen und unten mit Erde
festgetreten werden. Die aus den Gräben ausgehobene Erde wird an
der den Heuschrecken abgewandten Seite zu einem kleinen Walle auf-
geworfen: auf ihre Ränder legt man nach unten umgebogene Blecli-
Fig. 181. Cvprische AVaud uui Schlus.se des Treibens (aus Sa.iö).
Fig. 132. Schema eines cyprischen Apparates (appareil Dvirand) (nach Gcknaux).
W Wände, d Gräben, K Erdhaufen.
streifen. Dann werden die Hüpfer in diese Fangtrichter hineingetrieben.
Das Treiben mufs mit grofser Vorsicht geschehen, da sonst die Hüpfer
sich zerstreuen oder aufhören zu wandern. Mit Zweigen oder ähn-
lichem (S.AJÖ^) fand langsames Auf- und Abschwenken schwarzer
Regenschirme am wirkungsvollsten) schlagen die Treiber hinter den
Htipfern auf den Boden, nicht auf diese selbst. Sowie die Sonne auf-
hört zu scheinen, mufs das Treiben unterbrochen werden. Während
sonst recht viel Lärm als ein wesentlicher Teil des Treibens hingestellt
wird, empfiehlt Sa.jo dagegen möglichste Ruhe. Sind die Insekten alle
in den Gräben, so werden diese mit Erde zugeschüttet, mit Wasser
') Prometheus Jahrg. 15, 1904, S. 778.
1(34 Orthopteren, Geradflügler.
und Petroleum gelullt, oder ähnliches. Da man nie alle Hüpfer bei
einem Treiben in die Gräben bekommt, namentlich die in Häutung
begritfenen sich nicht treiben lassen, muis das Treiben nach einigen
Tagen, wenn die Übriggebliebenen sich wieder zu Scharen gesammelt
haben, wiederholt werden. Zweckmäisig werden die Gräben durch
Kreosot, Karbolsäure oder ähnlichem desinfiziert. Diese namentlich
auf Cypern von den Engländern, in Nordafrika von den Franzosen
und in Ungarn und Südrufsland angewandte und ausgebildete
Methode hat geradezu glänzende Erfolge gezeitigt, ist aber leider nicht
überall möglich, da einmal nicht immer die äufseren Bedingungen dazu
vorhanden sind, dann nicht alle Arten sich treiben lassen, z. B. Cdhjjf-
italicus nicht. Vosseler ^) gibt eine praktische Abänderung an : statt
der Leinwandwände werden Brennmaterialien aufgestapelt, in die zahl-
lose Hüpfer sich verstecken , und die nach dem Treiben angezündet
werden.
Bedrohte Felder schützt man durch Umgeben mit Gräben, mit
Streifen von Blech oder solchen von Rye-Gras. Auf den Philippinen
umgibt man die Zuckerrohrfelder mit auf den Kopf gestellten Bananen,
an denen die Hüpfer entlang wandern, um in die an den Ecken be-
findlichen Gräben zu fallen^).
Am wenigsten erfolgreich ist der Kampf gegen die Geflügelten.
Seit jeher hat man versucht, sie durch Lärm (nach Vosseler^) sind be-
sonders die hohen und mittleren Töne von Piston und Signalhorn wirk-
sam), Feuer und Rauch am Einfallen abzuhalten ; besonders soll starker
Rauch ihnen widerwärtig sein. Riviere*) hat vorgeschlagen, mit starkem
Rauche und stinkenden Gasen gefüllte Knallbomben etwa bis zu 50 m
Höhe in die ankommenden Schwärme zu schiefsen. Wirksam sind
ferner alle die gegen die Hüpfer gebrauchten Gifte ; bei kaltem Wetter
bezw. frühmorgens kann man die Geflügelten auf dem Boden ebenso
vertilgen wie jene, bezw. von den Bäumen schütteln, eventuell auf
Tücher. Junge Bäume kann man gegen auf der Wanderschaft befind-
liche Schwärme durch Überstülpen von leeren Getreidesäcken schützen:
auch die gegen die Hüpfer angewandten Schutzmittel bringen manchmal
Erfolg.
Li verschiedenen Ländern kennt man Pflanzen, die für die Heu-
schrecken giftig sind; in Australien z. B. DeljjJmu'iwi und Hicinns
communis^). Bedrohte Felder kann man durch einen Saum von solchen
schützen, zumal sie öfters gern von den Heuschrecken gefressen werden.
Der Rat PoRTSCHiNSKYs'^), Eier mid Geflügelte im allgemeinen nicht
zu vernichten, der in ihnen enthaltenen Parasiten halber, sondern nur
die von solchen freien (?) Hüpfer, dürfte doch nur in beschränkten Fällen
der Befolgung empfohlen werden.
Geschichte. Heuscln^eckenplagen sind seit den ältesten Zeiten
bekannt. In indischen Dichtungen wird ihrer erwähnt; im Alten
Testament wird mehrmals von ihnen berichtet, am eindrucksvollsten in
Joel n. Die alten Hebräer unterschieden sogar schon mehrere Arten:
Arbeh, die Pachytilus migratorins, und Chajab, die Acridium peregriniwi
1) Ber. Land- u. Forst wir tsch. Deutsch-Ostafrika Bd. 2, 1905, S. 849—350.
2) TJ. S. Depart. Agric, Div. Ent., Bull. SO, N. S., 1901, p. 83.
3) 1. c. S. 353.
*) GuENAux, 1. c. p. 150.
5) Fkoggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales 1900, p. 181.
6) Original russisch; Ausz. s. Zool. Centralbl. Bd. 2, 1894, S. 285.
Tettiffinen. Trvxali
165
sein solP). Aus Bildern auf Monumenten in Niniveh und Babylon geht
hervor, dais sie dort als Speise dienten. Auch den alten Griechen
(Aristoteles) und Römern (Plinius) waren sie bekannt. In längeren
oder kürzeren Zwischenräumen traten sie seit jeher bald hier, bald da
auf. und während der Niederschrift dieses Manuskriptes durchlaufen
Nachrichten über Verwüstungen von Heuschrecken aus den verschieden-
sten Ländern (Ungarn. Spanien, Südwestafrika, Südamerika) die
Zeitungen.
Man unterscheidet mehrere Unterfamilien , die von Einigen zum
Range von Familien erhoben werden. Für uns kommen nur 4 bis 5
davon in Betracht.
Tettigiiieii.
Kleine, erdfarbige Tiere. Kopf steckt tief in dem nach hinten in
langen, den Hinterleib meist überragenden Fortsatz ausgezogenen Hals-
schilde. Gesicht nach unten kegelförmig erweitert. Fühler zart und
kurz. 12 — 20 gliederig. Vorderflügel bilden kleine, runde Schuppen,
Hinterflügel meist vorhanden und ausgebildet. Am Fufse keine Haft-
lappen. — Sie erreichen ihre Hauptentwicklung in den Tropen, ohne
dafs von da Schädigungen durch sie berichtet werden.
Tettix subulatus L. Dornsehreeke. Bräunlich: 7 bis 10 mm
lang. Halsschild einfarbig, 7,5 bis 14 mm lang, sein Fortsatz die Hinter-
schenkel weit überragend. Schenkel ohne stumpfe Zähne am Unter-
rande. Mitteleuropa, auf feuchten Wiesen und an Waldrändern;
Nymphen-) überwintern unter abgefallenem Laube.
Nach Altijm^) hat die Dornschrecke im Vereine mit Grillen an
1 bis 2jähriger Eichen-Streifensaat und an Buchen -Ausschlag die Blätter
bis auf die Rippen befressen, so dafs manche Pflänzchen kränkelten und
eingingen. — Gkunert*) berichtete dafs Tettix- und Gomphocerus-Arten
fast alljährlich in Hinterpommern schaden, als Verwüster der Getreide-
felder gefürchtet seien, aber auch die jungen Kiefernkeimlinge in den
Forsten abnagten.
Mehrere Mitglieder dieser in Nordamerika „grouse locusts"' ge-
nannten Schrecken schaden nach Ashmead^) in Mississippi an Baumwolle.
Tryxalineii.
Klein bis mittelgrofs. Stirne schief nach rückwärts geneigt. Vorder-
brust unbewehrt, Mittel- und Hinterbrust schmal. Flügeldecken meist
ohne feines, verworrenes Geäder. Hinterschienen aufsen ohne Enddorn.
Tarsen mit Haftlappen zwischen den Krallen.
Über die ganze Erde verbreitet; schädliche Arten vorwiegend
aus Europa bekannt, wo diese Unterfamilie überhaupt zahlreiche
Vertreter hat.
Von der Gattung Tryxalis wird nur Tr. turrita L. in Ostindien
mäfsig schädlich.
1) FvLES, Rep. ent. Soc. Ontario 1897, p. 23— 29.
2) Nvmplien sind die unentwickelten, meist fälschlich Larven genannten Stadien.
3) Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen 1895, S. 12—17.
■») Forstl. Blätter Heft 5, 1863, S. 238—242.
^) Insect Life Vol. 7, 1894, p. 26.
1(3(3 Orthopteren, Geradflügler.
Stenobotlirus Fiscli.
Scheitel dreieckig. Stirnkante konvex; Stirngrübclien viereckio'.
nicht zusammenstofsend. Fühler fadig. Halsschild mit querer Mittel-
fnrche, deutlichen Mittel- imd Seitenkielen: Hinterrand winkliger als
Vorderrand. — Kleine Formen, auf Wiesen; mehrere Arten in Europa
gelegentlieh schädlich.
St. parallelus Zett. (pratorum auct.) Braun, grün, gelb oder
rötlich: Hinterkniee schwarz oder dunkelbraun. Scheitelgrübchen un-
deutlich. Brustring behaart. Seitenkiele des Halsschildes schwach
nach innen gebogen. Flügeldecken beim Weibchen verkürzt, Flügel
meist verkümmert. Männchen 15( — 20), Weibchen 20( — 30) mm lang.
Europa, Kleinasien, Armenien, Sibirien, gemem auf feuchten Wiesen,
soll zwei Brüten im Jahre haben. Auch nach Nordamerika ver-
schleppt.
Nach KoLLAR^) vernichteten diese Schrecken im Jahre 1857 bei
Korneuburg einige Wiesen und die daran anstofsenden Gersten- und
Haferfelder. An der Gerste hatten sie die noch milchreifen Körner
zum Teil ganz aus-, zimi Teil zur Hälfte abgenag-t und an allen Ähren
die Grannen abgebissen-, häufig war der oberste Teil des Halmes ab-
gebissen; auch die Blattscheiden waren am Rande ausgenagt. Am
Hafer waren die zarten Stiele der Rispen abgebissen, so dafs der noch
unreife Samen am Boden lag. Au einigen Maisfeldern hatten sie die
Oberhaut der Blätter benagt. Merkwürdigerweise blieben alle Kräuter
auf den Wiesen unberührt, wäln-end sonst diese Art öfters an Bohnen,
Luzerne, Kartoffeln, Tomaten und Reben schaden soll^). In dem ge-
nannten Jahre trat sie auch in Mähren in bedrohlicher Zahl auf, wurde
aber durch Staare in Schranken gehalten.
Nach Sajö^j schaden auf Wiesen in Ungarn ferner St. bieolor
Charp. , eleg-ans Charp. und pulvinatus Fisch., die beiden letzteren
auch an Haferwicke.
St. vittifrons Walk, wird nach Tryon"*) auf Zuckerplantagen in
Victoria (Australien) oft so schädlich, dafs eine Ernte unmöglich ist.
So betrug der Schaden auf einer Farm in einem Jahr über 30000 ^.
Anfangs März waren die Tiere 1 — 5 Wochen alt, am 10. April so gut
wie verschwunden. — Ricinuspflanzen waren giftig für sie. Alle
insektenfressenden Vögel stellten ihnen nach, besonders die gemeine
schwarze Krähe (Corone australis), Spoonbills {FlataJea spp.) und Ihis.
Gomphocerus Thimb.
Unterscheidet sich von voriger Gattung durch die namentlich
beim Männchen an der Spitze keulig verdickten Fühler: bei der
Nymphe sind diese vom Grunde aus breit gedrückt.
G. sibirieus L. Rot- bis olivenbraun. Querfurche des Hals-
schildes weit hinter der Mitte; Seitenkiele weifslich, aufserhalb eine
schwarze Längslinie. Männchen mit höckerigem Halsschilde und
blasenförmig aufgetriebenen Vorderschienen. Männchen 19, Weibchen
20 mm lang. — Auf den meisten Gebirgen Europas : Sibirien. Schadet
1) Verh. d. zool.-bot. Ges. Wien Bd. 8, 1858, S. 321-323.
-) KiRcn.NEH, Krankheiten visw. 2. Aufl., S. 87, 136 usw.
3) Zeitsclir. f. Pflanzenkrankh. Bd. .5, 1895, S. 361.
*) Proc. E. Soc. Queensland Vol. 1, 1885, p. 59—60.
Trvxalinen.
167
nach. Koppen^) und Portschinsky^) gemeinsam mit folgender Art in
Sibirien und Südrui'sland beträchtlich an Wiesengräsern und Getreide;
PORTSCHINSKY fand die Nymphen von zahlreichen Parasiten befallen.
Nach ScHOCH^) soll sie anfangs der 70 er Jahre des vorigen Jahr-
hunderts allein der Gemeinde Pontresina im Engadin jährlich 15 bis
20000 Mark Schaden zugefügt haben.
G. maeulatus Thunb. (biguttatus auct.) Braun, seltener grünlich.
Querfurche des Halsschildes fast in der Mitte, seine Seitenkiele stark
nach innen gebogen. Flügeldecken mit schiefen, weifsen Flecken vor
der Spitze. Männchen 12, Weibchen 15 mm lang. — Mittel- und
Osteuropa, Sibirien, auf Waldwiesen. — ^ Schadet nach Eckstein*) öfters
dadurch, dafs sie die Stengel junger Kieferpilänzchen etwas oberhalb
der Erde durchnagt, auch eben aufgelaufene Akaziensaat zerstört
(Fig. 133).
Siehe ferner oben bei Tettix.
Staiironotus Fisch.
Kleine, unscheinbar gefärbte Formen. Stirngrübchen grofs, scharf
abgegrenzt, an der Spitze sich berührend. Die Seitenkiele des Hals-
schildes nur in dessen
hinterem Teile ausge-
bildet , im vorderen
durch helle Linien er-
setzt. Auf der Ober-
seite der Hinterschen-
kel dreieckige , scharf
gezeichnete Flecke.
Mittel- und Südeuropa,
Nordafrika, Westasien.
St. maroeeanus
Thunb. (cruciatus auct.,
nee Eversmann ; vasta-
tor auct.)^). Marokka-
nische Wanderheu-
schrecke (Fig. 134),
cHquet marocain. Röt-
lich mit braunen Flecken. Auf dem Halsschilde bilden die Seiten-
kiele und die sie fortsetzenden Linien eine Art lichtgelbes X. Hiuter-
schenkel rötlich gelb mit dunklen Knieen und drei schwarzbraunen
Flecken auf der Oberseite. Hinterschienen unterhalb des graubraunen
Gelenkes mit hellgelbem Ringe. Stirngrübchen trapezförmig; Quer-
furche des Halsschildes vor der Mitte. Vorderschenkel verdickt.
Männchen 17-28, Weibchen 20—33 mm lang. Flügel glashell.
Fig. 133. Von Gomphocerus maeulatus durchgebissene
Kiefernpflanzen (aus Eckstein).
') Schädliche Insekten Rufslands, S. 97—98.
-) Original russisch; Ausz. : Zool. Centralbl. Bd. 2, 1895, S. 285.
3) Mitteil. d. Schweiz, ent. Ges. Bd. 4, 1875, S.452— 455.
^) Forstzoologie S. 569; Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen 1904, S. 359.
5) Bkongniakt, Gh., Compt. rend. Acad. Sc. Paris, T. 112, 1891, p. 1318-1320
Brown, S., Rep. 58 th Meet. Brit. Assoc. Adv. Sc. Bath 1888, 1889, p. 716—717
KüNCKEL d'Hercilais, ,J. , Compt. rend. Acad. Sc. Paris, T. 108, 1889, p. 275-276
Rev. Sc. (3.) T. 43, 1889, p. 454-4(30, figs; id. et Ch Langlois, Compt. rend. Acad
Sc. Paris, T. 112, 1891, p. 1465-1468; Bull. Soc. ent. France 1891, p. CIV— CXI
Sajö, K. (Original magyarich), Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. Bd. 2, 1892, S. 33—36
Prometheus Jahrg. 15," 1904, S. 704—709, 725-730, 740—742, 8 Fig.
168
Orthopteren, Geradflügler.
Heimat: Mediterrane Gebirge, vom Atlas und von Portugal bis
Kleinasien. Von hier dringt sie vor einerseits nach Südfrankreicli.
andererseits über Südrui'sland nach Ungarn, Griechenland, Deutschland
(bis Thorn gefmiden) und nach dem Kaukasus. Auch auf den Inseln
(Sardinien, Sizilien, Cypern). Soll sogar in Teneritfa vorkommen.
Lebensweise. Die Begattung findet im Hochsommer statt,
nach Brongniart bei allen Lidividuen eines Schwarmes fast gleichzeitig.
Von Juli bis August, seltener bis in September, legen die Weibchen
ihre , je 35 — 40 Eier enthaltenden Eierpakete etwa 5 — 8 cm tief auf
inselartig abgegrenzten, höher gelegenen Stellen harten, lehmigen
Bodens ab, auf Weiden, Stoppeln und Brachstellen; Ende April, An-
fang Mai schlüpfen die Jungen aus. Zuerst bleiben sie in der Nähe
ihrer Geburtsstätte , können nicht springen und wandern auch nicht
(„larves rmnpantes'' in Algier). Erst nach etwa acht Tagen, mit der
zweiten Häutung (von den meisten Autoren die erste genannt), erlangen
sie diese Fähigkeiten und heifsen
nun ^criquets". Sie ziehen in be-
stimmten Richtungen, zuletzt bis
zu mehreren Kilometern den Tag :
zugleich vereinigen sie sich zu
immer gröfseren Scharen. Sie
fressen zuerst das Gras der Wei-
den, dann dringen sie in die Ge-
treidefelder : schliefslich, je gröfser
die Scharen werden, um so weniger
wählerisch dürfen sie in der Nah-
rung sein; sie meiden nach Sajo
nur die Euphorbiaceen, Dagegen
fressen sie Baumlaub und benagen
selbst die Nadeln von Wachholder
und Strandkiefer ^). Ende Juni be-
kommen die Ersten Flügel („saute-
r eil es''): im Juli und August flie-
gen die ungeheueren Massen tags-
über in bestimmten Richtungen in
geringer Höhe ; nachts fallen sie
nieder und fressen. Rückkehrende
Fig. 134. Stauronotus maroccaiius (nat. Gr.). Schwärme gibt es bei dieser Art
nicht.
Als Feinde kommen in erster Linie Pilze in Betracht, von denen
die Isaria- Arten in Algier in gewissen Lagen 70 — 100 "/o der Eier zer-
stören können^). Von Vögeln sind in Algier namentlich Wachteln
und Staare, in Ungarn Schwalben, Krähen, Störche und Truthühner,
im Kaukasus Rosenstaar und Blaurake wichtig. Mylahris- Äxten stellen
in Algier allen Stadien nach, Canthariden-Larven den Eiern. In Ungarn
schmarotzt die Larve von Epicaida verticalis 111, in den Eiern ; da aber
die Käfer nachher in Massen in die Kartoffelfelder ziehen und sie
streifenweise kahl fressen, ist ilire Hilfe recht zweifelhaft. Bombyliden-
larven vernichten in Algier etwa 10 — 50 <>/o der Eier^). In Algier
schmarotzt Sarcophagn dathrata Meig., in Ungarn Gymnosoma rotunäatuni
^) Lucas, H., Ann. Soc. ent. France 1851, p. 379.
^) KOnckef, d'Heücui.als, 1. c.
Tryxalineii. ^QQ
in den Nymphen. Die ungarische Riesenspinne Argiope Brucnmchii
Pall. und eine ungenannte Art in Algier stellen allen Stadien nach.
Lucas ^) wurden bei seinen Zuchten alle im Freien aufbewahrten
Eier durch Äphenogaster suhterranea Latr. (Ameise) und Blanjulus guttu-
latits Bosc. (s. S. 81) aufgefressen.
Geschichte. a)Algier2). Bereits der heilige Augustin (353 — 430)
berichtet, dais einer Pest, infolge verwesender Heuschrecken, in Algier
800000 Menschen zum Opfer gefallen seien, luden Jahren 1778—1780
starben in Marokko Tausende von Menschen an einer von Heuschrecken
verursachten Hungersnot. Im vergangenen Jahrhundert herrschten 1845,
1866, 1867, 1874, 1884—1891 Heuschreckenepidemien in Algier, 1897
in Marokko. Der Einfall von 1866 führte zur Hungersnot von 1867,
bei der 200000 Personen starben. In den Jahren 1884 — 1891 zogen
die Heuschrecken an der ganzen Südseite des Atlas entlang, von Con-
stantine im Osten bis Oran im Westen, bis etwa 1889 von Jahr zu
Jahr zahlreicher und schädlicher werdend, dann infolge der energischen
Bekämpfung abnehmend. 1886 bereits wurden auf 25000 ha in der
Zeit vom 25. März bis 11. Mai 6840 DH. Eier gesammelt; 1888 betrug
der Verlust 1 Mill. Pfd. Sterling; es wurden in 1948855 Arbeitstagen von
65268 Leuten 11000 Mill. Heuschrecken vernichtet. Trotzdem auch im
Winter 1888/1889 auf 150—200000 ha etwa 10666 cbm (?) Eierkapseln ge-
sammelt wurden, waren die Heuschrecken im Jahre 1889 so zahkeich,
dafs die Herdenbesitzer ihr Vieh um jeden Preis losschlagen mufsten,
der Schaden sich auf Millionen belief, und die französische Regierung
9 Mill. Fr. an Unterstützung zahlen mufste. Schwärme von Hüpfern
traten auf, von 50 km Tiefe und 8 — 10 km Breite; die der Imagines
erreichten 50 km Breite^), Im Frühjahr 1889 war mit der Aufstellung
von 6000 cyprischen Wänden unter der Leitung von Künckel d'Herculais
begonnen worden*). Der Erfolg dieser fortgesetzten energischen Be-
kämpfung war, dafs 1891 nur noch 4— 5"/o der Ernte vernichtet
warden.
1897 überfielen die Heuschrecken Südmarokko. Kaufleute und
Landwirte brachten die Summe zur Bekämpfung zusammen; bis
12. März waren 6000 Mill. Eier gesammelt, etwa ebensoviele beim
Sammeln zerstört worden.
Xach KtJNCKEL d'Herculais bilden in Afrika die Gebirgsgegenden
vom Atlantischen Meere bis zum Golf von Gabes, Nordrand der Sahara,
Marokko, Algier und Tunis die Heimat, die Hochebenen das Strichgebiet,
der kleine oder Teil-Atlas das AVandergebiet.
b) Cypern. Hier sind die Heuschrecken seit unvordenklichen
Zeiten in den Gebirgen des Inneren heimisch, von wo aus sie von
Zeit zu Zeit die fruchtbaren Niederungen tiberfallen und oft Hmigers-
not veranlafst haben. Von türkischer Seite geschah früher nichts zu
ihrer Bekämpfung, bis Ende der 60 er Jahre des vorigen Jahrhunderts
der damalige tiü-kische Gouverneur, Said Pascha, die kurz vorher er-
fundenen cyprischen Apparate benutzte, und zwar mit solchem Erfolge,
dafs 1870 die Heuschrecken nahezu ausgerottet waren. Sein Nach-
M Bull. Sog, ent. France 1899, p. CXXI.
-) Häufig trat in Algier mit dieser Art die echte Wanderheuschrecke zu-
sammen auf.
3) Grüner, Zool. Gart. Bd. 31, 1890, S. 809— 31H.
^] In einer Gemeinde allein in einer Gesamtlänge von 75 km, wobei 86000 cbm
(?) = 145 Millionen Hüpf er gefangen wurden.
170 Orthopteren, Geradflügler.
folger unterlieis aber jede Bekämpfung so dals die Heuschrecken
wieder stark zunahmen. Als 1878 die Insel unter englische Oberhoheit
kam, begann sofort wieder energische Bekämpfung, unter der Ober-
leitung eines Ingenieurs S. Brown. Winters wurden die Eier gesammelt,
trotz der ungeheuren Massen (in den Herbsten 1879 — 81, 37^2, 236,
1330 Tonnen) aber ohne sichtbaren Erfolg. Im Jahre 1882 wurden
doch noch 15 -20*^/0 der Ernte zerstört, gleich einem Verluste von
80 000 i^-"; im Herbste wurden dann zum ersten Male cyprische Apparate,
von S. Brown verbessert, in gröfserer Zahl, 6030 Stück zu je 50 Yards
Länge, aufgestellt, deren Zahl 1883 auf 8223, 1884 auf 13000 vermehrt
wurde. Die Folgen zeigten sich sehr rasch. 1883 wurden 195 Mill. Heu-
schrecken mit diesen vertilgt, 1884 nur noch 56 Mill. Bis 1887 er-
folgte die Bekämpfung noch in grofsem Mafsstabe ; seither handelt es
sich nur noch darum, die Heuschrecken in Schach zu halten. Die Ge-
samtkosten der Bekämpfung in den Jahren 1882—1887 betrugen
1130000 Mk. ; seither werden jährlich etwa 72000 Mk. ausgegeben,
gleich 4V2'^/o der Ausfuhr.
c) In Ungarn^) liegen die ersten sicheren Nachrichten aus 1888
vor; 1889 waren 5198 Joch befallen. Bis 1891 hielten sie sich in
starker Zahl, dann nahmen sie rasch ab und verschwanden 1893.
1903/04, 1907 waren neue starke Einfälle. In welchen Mengen die
Heuschrecken vorkamen, zeigen folgende Zahlen: 1889 fanden sich
an den Eiablageplätzen auf jedem qdcm 1 Eierkapsel, auf 1 Joche
mindestens 16 Mill. Eier. Vom 3. — 14. Juni 1890 wurden in einer
Gemeinde 420 hl , zu je 10 Mill. Hüpfer, vertilgt, im ganzen Jahre bei
Szegedin etwa 522 Mill. Stück. Bei dieser Stadt, dem Zentrum der
Invasion, waren zeitweise bis zu 3000 Mann mit der Bekämpfung be-
schäftigt, in ganz Ungarn 10 — 11000.
c) In anderen Ländern fanden u. A. folgende Einfälle statt:
Kleinasien 1833, Südrufsland 1842, 1845, 1847, 1851, 1879, Spanien
1876, 1899, Franlvreich (Camargue) 1901, Portugal 1898, Süditalien und
Sardinien 1867, 1868-1870, 1877—1878, 1882.
St, brevieollis Eversm. Erdfarben, Fühler blafs, Hinterschienen
rot mit schwarzen Gelenken. Flügeldecken mit hellem Längsstreif
hinter dem Vorderrande. Scheitelgrübchen rhombisch. Querfurche des
Halsschildes in der Mitte. Männchen 11 — 16, "Weibchen 15 — 19 mm
lang. Östliches Mitteleuropa , auf unfruchtbaren Wiesen. Findet sich
nach Sajö ^) in Ungarn gemeinsam mit voriger Art, läfst sich aber nicht
so gut treiben wie diese.
Stethophjma Fisch. Höckersclirecke.
Ähnlich Stauronotus. Plump. Vorderbrust mit kurzem, konischem
Höcker. Stirngrübchen mehr oder weniger verwischt. Flügeldecken
beim Weibchen oft abgekürzt. Hinterschienen rot.
St. fuseum Pall. (variegatum Fisch.). Olivenbraun mit schwarzer
und gelber Zeichnung. 24 — 33 mm lang. — Auf den Gebirgen des süd-
lichen und mittleren Europa von den Pyrenäen über den Kaukasus
bis zum Amur; im nordöstlichen Rufsland und in Sibirien auch in den
1) Sa..6, Zeitschr. f. PflaBzenkr. Bd. 2, 1892, S. 33—36, Bd. 5, 1895, S. 361;
Prometheus Bd. 15, 1904, S. 704—709, 725-730, 740-742, 8 flg.; Schenk, Aquila,
Bd. 14, 1907, S. 214—275.
2) Zeitschr. f. Pflanzenkr. Bd. 5, 1895, S. 361.
Oedipodinen.
Ebenen. Soll nach Küppen '") wiederholt in den Alpen geschadet haben;
1844 betrug in einem Kreise des Grouvernements Perm allein der
Schaden an Getreide (Roggen, Weizen, Hafer, Gerste) über 30 000 Rubel;
aufserdem litten noch die Wiesen und andere Felder (Erbsen) be-
trächtlich. — Im Wiener Walde wurde 1862 das Laubholz, besonders
Eschen und Mehlbeeren, von ihr entblättert, selbst Tannennadeln
benagt.^)
Aulocara Scudd.
Grölsere Formen. Querfurche des Halsschildes hinter der Mitte.
Hintertibien blau, ihr unterer, innerer Spitzendorn nicht halb so lang
als der äufsere.
A. elllotti Thunb. Nordamerika, am Ostabhange des Felsen-
gebirges, von Montana bis Arizona und Mexiko. Für gewöhnlich an
Gräsern und öfters auf Weiden schadend, geht auch an Getreide,
Garten- und Feldfrüchte über.
Chortoicetes Brunn.
Halsschild mit Seitenkielen.
Ch. pusilla Walk.^) Südostaustralien. Auf offenem Lande zum
Teil in bedeutenden Mengen. Friist besonders das Gras und die
Kräuter der Schafweiden und schadet in Getreidefeldern; selbst in
AVäldern. Eiablage (19 Stück in 1 Paket) im November in här-
testen und festesten Boden. Die Hüpfer im August bis Anfang-
September.
Ch. lerminifera Walk.*) Die gewöhnlichste schädliche Heu-
schrecke in New South Wales und Viktoria; schon seit Beginn der
Besiedelung mehrmals verheerend aufgetreten (1848, 1802, 1873, 1876,
1907/08), namentlich an Gräsern, Gemüse und in Weinbergen. In den
letzten Jahren wurde sie von voriger Art zurückgedrängt. Tepper rät,
Schafherden in die Züge der Hüpfer einzutreiben. — x41s Parasiten
nennt Olliff-^) Masictra pachytiU Skuse (Diptere).
Epacromia dorsalis Thunb., Halsschild ohne Seitenkiele, wird in
verschiedenen Teilen Ostindiens öfters schädlich an jungem „kharif",
junger Weizensaat usw. ")
Oedipodinen^).
Scheitel vorne abschüssig , Stirne fast senki^echt. Stirngrübchen
dreieckig, eiförmig oder fehlend, an der Spitze sich nie berührend.
Flügeldecken wenigstens in der Basalhälfte dicht und unregelmäfsig
') 1. c. p. 102.
-) Nach Pitasch; s. Judeich u. Nitsche, S. 274.
3) Fkoggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 11, 1900, p. 175—183, 1 PL (hier
irrtümlich Epacromia terminalis genannt), Vol. 14, 1903, p. 1023—24.
*) Fkoggatt, 1. c; Gurney, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 19, 1908, p. 411— 41Ö,
3 figs. Von früheren Autoren wurde diese Art als Decticus verrucivonis (Bath),
Pachtßihts oder Chortolaga australis (Oi.lief, Koebele, Fkench) oder Epacromia ter-
minalis (Teppek, Feoggatt) beschrieben.
s) Ollu-f, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 2, 1891, p. 255—257, 5 figg.
6) CoTE.s, Ind. Mus. Notes Vol. 2, 1893, p. 171; Vol. 5, 1903, p. 18—19.
') Saussüre, Prodromus Oedipodiorum Insectorum ex Ordine Orthopterorum.
Mem. Sog. Phys. Hist. nat. Geneve. T. 28, 1884, Nr. 9, 4", 254 pp., 1 Tab.; Additamenta
ad Prodromum etc., ibid. T. 30, No. 1, 1888, 4«, 180 pp., 1 PL
172 Orthopteren. Geradfliigler.
geädert; Flügel meist gefärbt. Hinterschenkel sehr kräftig, seitlich
zusammengedrückt, mit scharfer oberer und unterer Kante; Hinter-
schienen oben aufsen ohne Enddorn.
Nach Bruner ') ist die Farbe der Flügel bei den amerikanischen
Arten abhängig von ihrem Aufenthaltsorte, vorzugsweise von dessen
Feuchtigkeit. Auf der atlantischen Seite herrscht Rot oder Orange, in
den trockenen sterilen Ebenen des Inneren Gelb, in den Bergen Rot.
bei gewisser Erhebung und unter bestimmten Verhältnissen Blau. Da-
gegen weist DiSTANT-) darauf hin, dafs in Südafrika derartige Unter-
schiede nicht vorhanden sind, sondern alle Farben durcheinander vor-
kommen.
Über die ganze Erde verbreitet.
Camimla Stal.
Kleinere Formen. Halsschild mit drei deutlichen Kielen; Seiten-
lappen hinten rechtwinkelig abgerundet. Flügel halbdurchscheinend.
Nordamerika.
C. pellueida Scudd. (atrox Scudd.)'') Yellow-wing-ed loeust.
Gelb bis braun, mit schwarzen Flecken auf den Seitenlappen des Hals-
schildes und auf den Flügeln. 20 — 25 mm lang. In ganz Nord-
amerika, am häufigsten in den pazifischen Staaten, von da sich bis
nach den Zentralstaaten des Felsengebirges und bis Mexiko*) ausbreitend.
Pafst sich am leichtesten von allen amerikanischen Heuschrecken jedem
Klima an und bleibt, wo sie sich einmal niedergelassen hat. Soll mehr-
fach mit Eisenbahnen verschleppt sein. Biologie noch wenig bekannt.
Hält sich namentlich auf Weiden in der Nälie der Flüsse auf, frifst
diese und Getreidefelder (bes. Hafer und Weizen) kahl, verzehrt Rinde
und junge Zweige der Obstbäume , geht nicht an Alfalfa , aber an
Zuckerrübe. Selbst die zum Schutze über Kulturen gedeckten Leinen-
mid Baumwolletücher wurden verzehrt und sogar Menschen und
Tiere (besonders Pferde) angefallen. Die wenig springenden Jungen
sind mit Hopperdozers nicht zu bekämpfen, wohl aber mit Fangsäcken
usw. Bei einer Epidemie in Idaho vermehrten sich die von ihnen
lebenden Kröten zu Millionen. Eine Pilz- oder Bakterienkrankheit
vernichtet oft einen grofsen Teil der Heuschrecken; die Tiere werden
träge, färben sich dunkel, der Inhalt zerfällt in schlüpfrige braune Masse.
Oedaleus Fieb.
Grün oder grau ; Flügel an der Basis weifslich oder gelb ; Hinter-
tibien blutrot oder blau. Scheitel zwischen den Augen oder vorne
stumpf gekielt. Flügel mit dunkler Querlinie.
Oed. marmoratus Thunb. Männchen 25—27, Weibchen 36—47 mm
lang. Weit verbreitet in der orientalischen und äthiopischen Region;
Australien. Wird in Indien^) zugleich mit anderen Arten derselben
') Science Vol. 21, 1898, p. 133.
2) Ibid. p. 245-246.
^) ßep. Rocky Mountain Loeust 1877, p. 688; Coqui.lett, Rep. Entom. 1885,
p. 306; Simpson, U\ S. Dept. Agric , Div. Ent., Circ. 53, 1903.
*) Telles-i'izauho, Commiss parasit. agric. Mexiko, Circ. 47, 1906; Ausz. :
Zeitschr. wiss. Insekt. Biol. Bd. 3, S. 136.
5) CoTKs, Ind. Mus. Notes Vol. 2, p. 170-171, Vol. 3, Nr. 5, p. 72, Vol. 5,
p. 89—90.
Oedipodinen. ^TS
Gattung schädlicli an Zuckerrohr , Pennisetum typhoideum , Pinus
longifolia usw.
Oed. subfaseiatus de Haan^) (manilensis Meyen); beträchtlich
schädlich auf Manila, Luzon und Timor.
Oed. senegralensis Krauls schadet neuerdings ernstlich in Ost-
australien -), indem er auf den Weiden das Gras abfrifst, das beste und
zarteste zuerst.
Pachjtilus Fieb.
Scheitelgruben dreieckig, flach, undeutlich, unmittelbar an die
Augen stofsend. Mittelkiel des Halsschildes deutlich, in der Mitte ein-
gekerbt; Seitenkiele fehlen. Flügel ohne Querbinden. Hinterschenkel
oben fein gesägt. Gröfsere Formen, nur in der alten "Welt. Die
Pachytilus-Arten bevorzugen Gräser und Getreide und gehen nur im
Notfalle an die Bäume.
P. suleieoUis Stal^) (capensis Sauss. = (de jvastator Licht.). Süd-
afrikanische ^Wanderheuschrecke, brown locust. Gelbbraun.
Brust spärlich behaart. Hinterschenkel nicht oder undeutlich gesägt.
36 — 47 mm lang. Tropisches und Südafrika. Sie scheint aus
den Steppen und Wüsten von W. Griqualand , der Karoo und der
Kalahari nach Süden zu kommen. Eier werden mehrmals zu je 30—60
in einem Paket und diese oft so dicht nebeneinander abgelegt, dafs der
Boden siebartig durchlöchert ist; sie schlüpfen nicht nach den ersten
Regen im Januar, sondern erst nach den gröfseren Regenschauern im
Februar aus, können aber bei ungenügender Feuchtigkeit jahrelang
(z. B. 1854 — 1861) im Boden liegen. Die von den Buren „rooi batjes"
(Rotröcke) oder ^^voetgangers" (Fufsgänger) genannten Hüpfer beginnen
sofort nach dem Ausschlüpfen sich zusammenzuscharen und nach
Norden zu wandern ; die Erwachsenen setzen diese Wanderung fort.
Die Züge werden verfolgt von Schwärmen von Vögeln (besonders
Glareola Nonlnumni) und Fliegen. Erstere sind in ihren ganzen
Lebensgewohnheiten an die Heuschrecken angepafst ; letztere vermögen
nicht selten ganze Züge zu vernichten , deren Ruheplätze nach ihrem
Abzüge von toten Heuschrecken bedeckt sind. Ein Kranich, Tetrap-
ieryx paradisea , hackt die Eier aus dem Boden und verzehrt sie.
LouNSBURY empfiehlt, die Heuschrecken als Futter für die Straufsen-
farmen zu trocknen. Nach Kännemeyer*) überträgt diese Heuschrecke
die Maul- und Klauenseuche.
P. migratoroides Reiche '"). Ähnlich P. migratorius , aber Hals-
schild in der Mitte stark eingeschnürt, hinten abgerundet; Längskiel
in der Mitte tief eingeschnitten. Hinterschenkel schlank. 42 — 46 mm
lang. Indien, Sundainseln, Philippinen, Australien, Neuseeland, Afrika,
Abessinien. Sie vertilgen auf den Philippinen oft in wenigen Stunden
') Koppen, Schädl. Insekt. Rufslands, S. 96.
2) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 18, 1907, p. 539-541, 1 PI.
3) Barber, Trans. S. Afric. philos. Soc. Vol. 1, 1880, p. 193—218; 3^ Rep. Rocky
Mountain Locust, Appendix p. 68^72, 1883; Lounsbuky, Reports Governm. Entom.
Cape of Good Hope 1903 ff., Agric. Journ. Cape of Good Hope 1903 ff.; Simpson,
Transvaal agric. Journ. Vol. 4, 1905, p. 181—184, 2 Pls.; Vo.sselek, Pflanzer Bd. 3,
1907, S. 110—112.
*J s. S. 153.
5) Froggatt, Agric. Gaz.N. S. Wales Vol. 1, 1890, p. 287 ff., PL 5; Mitford, Proc.
zool. Soc, London 1894, p. 2; Stanton, Bull. Philippine Weather Bureau for Aug.
1903, p. 223, Ausz.: Zeitschr. wiss. Insekt. Biol. Bd. 1, 1905, S. 318—319.
174
Orthopteren, Geradflügler.
alles Grün der Kokospalmen, die diese Schädigung erst nach mehreren
Jahren überwinden. — Die var. capito Sauss. wird als „Yolala'' auf
Madagasear schädlich: Corrus sccqmlatvs und Mihns aegyptiacns stellen
ihr nach.
P. migratorius L. (Fig. 135, 136). Europäische AVander-
heusehreeke M. Halsschild flach, vorn und hinten stumpf, in der
Mitte seitlich eingeschnürt: sein Mittelkiel schwach erhaben, von der
Seite gesehen fast gerade, in der Mitte etwas eingekerbt. Olivengrün,
gelblich, brämilich. Unterseite der Brust weifs behaart. Flügel farblos,
mit schwach bräunlicher Spitze. Hinterschenkel gTünlichgelb oder
Fig. 135. a Pachj'tUus migratorius, h Pachytilus
cinerascens (nach Hohlbert; nat. C4r.).
Fig. 136. Halsschilde von Pachytilus migratorius (a, h\
und Pach^-tilus cinerascens (f, d), von oben und von der Seite (nach Stein).
gelblich, innen schwarz gefleckt, oben schwach gesägt: Hinterschienen
gelb. Männchen 35 — 49, Weibchen 40 — 55 mm lang, Heimat: süd-
östliches Europa, auf den Sandinseln der Mündungen der grofsen kaspi-
schen und pontischen Flüsse -, Turkestan, an den jetzigen und früheren
Ufern des Schwarzen Meeres , des Kaspischen und Aral-Sees. In
Deutschland nur bei Schaffhausen ständig in kleinerer Lokalform vor-
kommend. Flieht die Gebirge. Die nördliche Grenze soll nach
Koppen ^j mit der Juni-Isotherme von 1(3^ R „recht genau" zusammen-
fallen.
^) S. bes. Gerstäcker, A. , Die Wanderheuschrecke (Oedipoda migratoria L.)
Berlin, Wiegandt, Hempel und Parey , 1876, 8^ 69 S., 2 kol. Taf. Hier sind P.
migratorius und cinerascens nicht auseinandergehalten.
2) 1. c. p. 103, 108.
Oedipodinen, ]['75
P. eineraseens Fab. (danicus L.). (Fig. 135, 13(3). Sehr ähnlich
voriger^), aber Halsschild an beiden Seiten dachförmig abfallend, vorn
und hinten zugespitzt, in der Mitte kaum oder nicht eingeschnürt. Mittel-
kiel stark erhaben, von der Seite gesehen etwas konvex, in der Mitte
eingekerbt. Mehr grünlich als vorige. Hinterschenkel oben stark gesägt.
Hinterschienen hellrot. Männchen 31 —37, Weibchen 40— (30 mm lang.
Heimat: Küsten des Mittelmeeres, Schweiz, Kanaren , Deutschland,
Belgien , Syrien , Japan , China , Indien , die asiatischen Inseln , Afrika
und die benachbarten Inseln von den Kanaren bis zu Mauritius,
Australien, Neuseeland und Polynesien.
Die beiden letztgenannten Heuschrecken werden in den Berichten
über Heuschreckenplagen fast nie auseinandergehalten und meist
einfach als P. migratorius bezeichnet, ebenso wie häufig auch P. migra-
torioides unter diesem Sammelnamen verstanden wird. Es ist daher
nur selten möglich, zu ersehen, welche Ai't gemeint ist, und wir müssen
sie gemeinsam behandeln , die Artangehörigkeit da angebend, wo dies
möglich ist.
Die Brutstellen von migratorius bilden die erhöhten sandigen
Stellen in den Moor- und Sumpfgebieten ihrer Heimat; eineraseens
liebt nach Sajo ^) feuchte , üppig mit Gras bewachsene Mulden. Die
Eiablage findet von August bis in Oktober statt, am liebsten in festen,
jungfräulichen Boden, 4 — 5 cm tief. Ende April und im Mai schlüpfen
die Jungen aus, die im Juli bis August erwachsen sind. Jedes Weib-
chen legt drei bis vier Eierpakete mit je 50 — 100 Eiern. Gegen Kälte sind
diese sehr widerstandsfähig: sie sollen etwa —32" ertragen. Um so
empfindlicher sind sie gegen Luft , Licht und Nässe , daher sie nach
Montandon ^) in Massen zugrunde gehen, wenn im Winter die Winde
die Eier auf den Dünen des Donaudeltas freilegen. Die Jungen be-
ginnen nach der zweiten Häutung zu wandern. Sie fressen vorwiegend
nachts, zuerst nur zarte Pflanzenteile, wie den weichen Teil der Ähren
von Getreide und Gräsern und Weidekräuter. Nach der ersten
Häutung beifsen sie die Halme unterhalb der Ähre durch , fressen ein
Stück abwärts und gehen dann an eine andere Pflanze über, so dals
sie in kurzer Zeit viele Pflanzen zerstören.
Die Erwachsenen fressen alles , aufser Gramineen besonders gern
Schilf; ferner Gemüse , Feldfrüchte , das Laub der Reben und der
Bäume (Obstbäume, Eichen, Eschen und Akazien, ja sogar Kiefern-
kulturen). Im Hunger haben sie sogar schon das Reeth der Dächer,
zum Trocknen aufgehängte Wäsche und SchifPssegel benagt.
Die Geflügelten dringen auf zwei Wegen in Westeuropa ein. Der
eine führt von Südrufsland über Polen, Galizien nach Schlesien,
Brandenburg usw., der andere von den unteren Donauländern über
Siebenbürgen, Ungarn, Österreich, Bayern, Schweiz nach Südfrank-
reich oder Deutschland, England oder Schweden. Sie legen diese
Strecken natürlich in Etappen zurück, überall Eier legend. Je weiter
dabei die Züge vordringen, um so mehr nehmen sie an Ausdehnung ab,
lösen sich in immer kleinere Flüse und zuletzt in Individuen auf.
') Die Unterschiede werden am besten auseinandergesetzt von Stein, Deutsch,
ent. Zeitschr. Bd. 22, 1878, S. 2.33—236, 4 Fig.
2) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 5, 1895, S. 361.
3) Bull. Soc. Sc. Boucarest Ann. 9, 1900, p. 462—472.
176 Orthopteren, Geradflügler.
Am meisten bedroht sind immer Südrufsland und Rumänien ; doch
sind die Wanderscharen schon öfters bis nach Belgien, Grofsbritannien
und Schweden vorgedrungen. Rückilüge finden nicht statt.
Ob auch FHige nach Osten hin, nach China und Japan stattfinden,
ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Einzehie Individuen gelangen sicher
so weit ^).
Die Parasiten dieser Heuschrecke wurden namentlich von
RossiKOW^) studiert. Er fand neun Fliegen: Sarcophaga dahnatma
Schin. , lineata Fall., Sarcophüa latifrons Fall., rossikoirii Portsch.,
haJasogloi Portsch. und vier unbeschriebene Arten. Sie legen ihre
Brut an die Geschlechtsötfnung der älteren Nymphen (vom dritten
Stadium an) und Erwachsenen ab, bis zu fünf auf eine Heuschrecke, die
nach 3 — 4 Wochen von den reifen Larven verlassen wird. Allein
S. lineata vernichtete einen Heuschreckenschwarm in zwei Wochen.
Aufserdem fand Rossikow eine Trombidiide, bis zu 5U0 auf einer älteren
Heuschrecken-Nymphe. Aus seinen Untersuchungen schlofs er, dafs
dieser starke Befall die Ursache des Wanderns sei (s. S. 156).
Bei der Bekämpfung hat man in Rufsland ^) mit Schweinfurter
Grün (1 k, 5 k frisch gelöschten Kalk, 500 1 Wasser) vorzügliche Er-
fahrungen gemacht, wenn die Weidegründe der 1 — 2 Wochen alten
Nymphen damit besjorengt werden. Je jünger die Nymphen, um so
sicherer die Wirkung des Giftes, die etwa 15 — 18 Stunden nach dem
Beginne des Frafses eintritt.
Die Geschichte der europäischen Wanderheuschrecke führt bis
in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung zurück. Sie ist schon
so oft beschrieben worden , dafs wdr uns hier darauf beschränken
können, die Einfälle in Europa seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts
kurz anzuführen, wobei nur bemerkt sein mag, dafs es sich dabei oft
um riesige Scharen handelte , die nicht selten ungeheuere Schäden
verursacht haben.
1850 — 51 (Rumänien); 1853, 1856 (Deutschland bis Breslau);
1857 (Schwarzes Meer bis Frankreich, Belgien, Holland, England,
Schottland); 1858 (Ungarn); 1859 (Schwarzes Meer, Deutschland,
Schweiz, England); 1860 — 61 (Rumänien, Polen, Galizien); 1864 (untere
Donau, England, Schottland); 1873—76 (Deutschland; nach Stein -i) P.,
cinerascens); 1879 — 80 (Südrufsland, Kaukasus); 1887 (Preufsen bis
Deutsch - Krone , wahrscheinlich P. cinerascens); 1889 (Hinter-
pommern); 1905 (Italien; beide Arten).
Auch hier ist von einer Regelmälsigkeit in dem Auftreten der
Heuschrecken nichts zu merken; doch will Koppen'') einen Zusammen-
hang mit den Sonnenflecken in einer russischen Arbeit wenigstens
wahrscheinlich gemacht haben.
Dissosteira Scudd.
Mittelkiel des Halsschildes deutlich; Seitenkiele von Querfurche
unterbrochen, oft davor verschwindend. Letztes Drittel der Flügel-
M Betr. Japan s. Rkmn, Proc. Acad. nat. Sc. Philadelpliia Vol. 54, 1902, p. 634.
2) Original russisch; Ausz.: Zool. Centralbl. Bd. 6, 1899, S. 651—653.
^) Zwei russische Arbeiten von Russikow u. r(niiisKo; Ausz.: ibid. Bd. 8, 1901,
S. 63-64.
") 1. c.
''} 1. c. p. 108—109.
Pyrgomorphinen. jy?
decken häutig; Unterflügel gefleckt, nicht gebändert. — Nordamerika,
Südafrika.
D. longipennis Scudd. Longr-wing-ed loeust^). Heimat die
Hochebenen des Felsengebirges in Nebraska, Kansas , Wyoming, Colo-
rado, Neu-Mexiko usw. Vorwiegend auf trockenen, sandigen Hügeln
mit spärlichem Pflanzen wüchse ; frifst fast nur Gräser. Im Juli 1891
haben sie in Südcolorado Eisenbahnzüge aufgehalten und die Nymphen
die Weiden so kahlgefressen, dafs die Schafe keine Nahrung fanden.
An Kulturpflanzen schadeten sie wenig. Schweine, Hühner, Truthühner
und Habichte frafsen sie.
D. Carolina L. Überall in den Vereinigten Staaten, aber mehr
im Osten als jene. Auf sandigem Boden. Folgt der Zivilisation ; selten
gröfseren Schaden tuend.
Oedipoda Latr.
Stirngrübchen dreieckig oder eiförmig. Halsschild rauh, oft warzig,
Hinterrand spitzwinkelig ; Mittelkiel erhaben , von Querfurche tief ein-
geschnitten. Hinterflügel grell bunt.
Oed. eoeruleseens L. Gelbbraun. Flügeldecken mit drei dunklen
Querbinden. Flügel blau mit breitem, schwarzem Querbande. Hinter-
schienen bläulich, mit gelbem Ringe unter dem Knie. Männchen 15 — 22,
Weibchen 22 — 28 mm lang. — Mittel- und Südeuropa, Syrien, Afrika
bis Zansibar. In Italien schädlich am Maulbeerbaum, in Italien und
Dalmatien an Tabak.
Eremobia Serv.
Hinterleib mit Mittelkante, der zweite Ring an den Seiten mit
rauher Platte. An äufserer, oberer Kante der Hinterschienen ein
Enddorn.
Er. murieata Pall. Tritt in Rulsland gelegentlich verheerend auf ^).
Brachystola Scudd.
Halsschild von hinten nach vorn verengt, scharf gekielt, hinten
abgestumpft ; die Seitenlappen verengen sich nach unten rasch. Decken
seitlich, Flügel rudimentär.
Br. mag-na Gir. Buffalo Grashopper. In den Ebenen des
westlichen Nordamerika. Zerstört öfters in S. W. Texas die Baumwolle.
Pyrgomorphinen .
Kopf kegelförmig; Scheitel zwischen den Augen vorspringend,
vorn begrenzt durch die flachen, sich vorn berührenden, durch kurze
Längsfurchen getrennten Stirngrübchen. Stirne sehr stark zurück-
laufend. Halsschild flach, mit scharfer, spitzer Hinterecke. Deckflügel
sehr schmal und spitz, ebenso wie die Flügel manchmal rückgebildet. —
Vorwiegend in den wärmeren Gegenden der Alten Welt.
Chrotogonus Serv.
Körper niedergedrückt, in der Mitte breit. Scheitel schmal; Augen
länglich. Fühler an der Spitze leicht verdickt. Mittelkiel des Hals-
1) RiLEY, Ins. Life Yol. 3, 1891, p. 438; Brunek, ibid. Vol. 4, 1891, p. 18—19;
PoPENOE, ibid. p. 41 — 46.
2) PoHTscHiNSKY, Tuss. Arbeit; Au.sz.: Zool. Zentralbl. Bd. 2, S. 285—286.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 12
178 Orthopteren, Geradflügler.
Schildes unterbrochen, oft undeutlich; auf seinem Vorderlappen jeder-
seits drei niedergedrückte Höcker.
Chr. hemipterus Schaum. (Fig. 137). Lehmgelb, Brust lichtgelb
mit acht schwarzen Punkten. Stirnschwiele schmal und scharf, von tief
eingedrückter Längslinie durchzogen. Fühlerspitze schwarz. Hinter-
lappen des Halsschildes rauhhöckerig. Flügeldecken schuppig, lehmgelb,
hinten zugespitzt, sich nicht berührend, kürzer als Halsschild oder
fehlend. Flügel ganz rudimentär. 20 mm lang.
Ostafrika. Bei Amani ^) fast das ganze Jahr
hindurch schädlich, indem sie auf den Saat-
beeten die Keimlinge von Krautpflanzen ab-
T^- i.,r7 r^\. i fressen. Nur einzelne Lnagines geflügelt: die
Fiff. 187. ChrotogOBUS . , ., .. ... ^ ^:^^..^^ ^ o -i?
hemipterus Schaum, fnat. Gr.). meisten mit rudimentären Flugein. Seifen-
lösung und Markasol halfen nur wenig. Wo
Hühner freien Lauf hatten, gingen sie zurück.
Chr. traehypterus Blanch. Rauh, erdfarben. Männchen 13,
Weibchen 19 mm lang. In Ostindien^) recht schädlich an den ver-
schiedensten Keimlingen, wie von Lidigofera tinctoria, Phaseolus
radiatus, Pennisetum typhoideum, Sesamum indicum, Vigna Catjang,
Papaver somniferum , Luzerne , Tabak usw. , auch an jungen Korn-
uiid Weizenfeldern. Sie beifst die jungen Keimlinge ab , so wie sie
erscheinen.
Atractomorpha Sauss.
Spindelförmig, lang. Kopf kegelförmig. Halsschild oben flach,
mit deutlichen Seitenkielen, vorn abgestumpft, hinten stumpf zugespitzt.
Flügeldecken scharf zugespitzt. Beine schlank. — Afrika , Asien,
Australien.
A. erenulata Fabr. Grün, heller gefleckt. Flügel an der Basis
rötlich. 24 — 35 mm lang. Ceylon, Burma, Java. — In Indien^) recht
schädlich an Sämlingen von Tabak und Kompositen, auf Java*) an
Zuckerrohr.
Zonocerus Stäl.
Gestalt annähernd zylindrisch. Scheitel wenig vorstehend. Fühler
fadig, mit mehreren längeren Gliedern, Halsschild glatt, hinten stumpf
oder gerundet, ohne Kiele. Vordersohenkel und Hintertibien gegen
die Spitze zu erweitert. — Afrika.
Z. eleg-ans Thunb. Bunte Stinkschreeke^). (Fig. 138). Brust-
rücken gelb bis olivengrün, Hinterleib schwarz und gelbweifs bis bläu-
lich geringelt, Kopf und Beine gelb und schwarz gezeichnet, Fühler
schwarz und rot geringelt. Flügel dunkelrot oder graugrün mit hellem
Geäder, fast so lang als der Körper oder wenig über 1 cm lang, zu-
gespitzt, nicht zusammenstofsend. 40 — 45 mm lang. Nymphen gellD und
schwarz längsgestreift, mit weifsen Punkten gesprenkelt. — Zwischen
') VossELER, Ber. Land- u. Forstwirtsch. Deutsch -Ostafrika Bd. 2, 1905/06,
S. 240-241, 502.
2) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 2, 1893, p. 170; Maxweli.-Lefuoy, Mem. Dept.
Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 118, fig.
3) CüTE.s, Ind. Mus. Notes Vol. 3, 1895, p. 21.
*) Zeiintnek, Arch. Java Suikerind. Afl. 10, 1897.
^) VossEi.EK, verschiedene Berichte in dem Pflanzer, Amani, und in den Ber.
Land- u. Forstwirtsch. D. O. Afrika.
Pyrgomorphinen.
179
dem zweiten lind dritten Hinterleibsringe sondert sie beim Erfassen eine
klare, widerwärtig riechende Flüssigkeit in starkem Strahle nach oben
oder vorn ab. — Ostafrika. — Ursprünglich vorwiegend anf Unkräutern
lebend, entblättern die Stinkschrecken doch oft Bäume in der Steppe,
wobei ihre Exkremente wie ein Regen herabrieseln. Im "Walde und
in den \^ersuchsgärten von Amani fraisen sie wilden, grofsblätterigen
Pfeffer, Eucalyptus, Cryptomeria, Canna, Rosen usw. Li den Plantagen
schaden sie an Gemüse und gehen nach dem Ausjäten des Unkrautes
namentlich an Kaffee und Manihot Glaziovii (Setzlinge und ältere
Pflanzen) über, hier zuerst die Blätter fressend, dann Blüten und
Früchte benagend und gelegentlich auch Knospen vernichtend. Im
Oktober treten die jungen Hüpf er auf, oft in Mehrzahl beisammen; im
Januar zeigen sich die ersten Geflügelten, Ende März verschwinden
sie nach der Eiablage. Ur-
sprünglich leben sie einzehi,
doch haben sie sich in den
Kulturländern stellenweise der-
art vermehrt, dafs sie der Wan-
derheuschrecke an Schaden
ebenbürtig wurden. Blauraken, '
Störche und Raubvögel stellen
ihnen nach. Solange sie ein-
zeln auftreten, sind die älteren
Nymphenstadien einzehi abzu-
lesen: finden sie sich ingröfserer
Zahl, so sind sie durch Spritz-
niittel, Verbreunen mit Fackeln
bei Nacht usw. zu bekämpfen.
Im Jahre 1906 tötete eine Pilz-
epidemie die älteren Hüpfer-
stadien zu Tausenden unter den
für Enipusa charakteristischen
Erscheinungen ab.
Aularches Stäl. ^
Körper leicht zusammen-
gedrückt. Fühler lang, mit
mehreren verlängerten Gliedern.
Halsschild abgerundet , vor-
springend; hintere Querfurche Fig. 138. Zonocerus elegans Thunb. (nat. Gr.).
in der Mitte gelegen; auf Vor-
derlappen zwei sehr grofse blasige Höcker: zwischen den Furchen
konische Höcker. Flügel ausgebildet; Decken mit schwieligen Flecken.
— Die meisten Arten in Asien.
A. miliaris L. (Phymateus punctatus Fabr.). Spotted Loeust.
Halsschild fast konkav, hinten breiter als vorn, hinten mit Mittelkiel,
am Rande stumpf gezähnt. Olivenbraun, Flügeldecken graubraun mit
gelben Flecken. Flügel rauchfarben. Männchen 45, Weibchen 50 — 56 mm
lang. — Himalaj-a, Bengalen, Ceylon, Java, Cochinchina, Kapland (V).
Auf Ceylon \) an den verschiedensten Pflanzen schadend, besonders
1) Willis, Circ. E. bot. Gard. Ceylon, Ser. 1, No. 9, 1898, p. 77—81; s. Zeitschr.
Pflanzenkrankh. Bd. 11, S. 41; Green, Circ. agr. Journ. ' ^ ■> '-<- i
Vol. 3, No. 16, 1906.
R. botan. Garden Ceylon
12"
180 Orthopteren, Geradflügler.
an Areca, Kokos, Dadap- , Brotfrucht-, Chinarinde- und Orleansbaum,
auch an Kaffee*). Kakao und Tee bleiben mehr oder weniger ver-
schont. — In Assam soll diese Heuschrecke 1879 namentlich an Winter-
saaten recht schädlich geworden sein 2). — Die meisten Vögel und
Insekten verschmähen sie eines scharfen Saftes wegen; Wildtauben
können eine Plage beseitigen dadurch, dafs sie die Eier ausscharren
und fressen.
Acridiinen.
Kopf kurz ; Stirngipfel nicht vorstehend und unmittelbar in Stirn-
schwiele übergehend. Ohne Stirngrübchen. Vorderbrust glatt mit
zapfenartigem Vorsprunge zwischen den Hüften der Vorderbeine. Brust
meist schmal, mit nach hinten stark verlängerten Lappen. Hinter-
schenkel meist schlank.
über die ganze Erde verbreitet; in Europa schwach vertreten.
Enthält die schädlichsten Arten, besonders die wichtigsten Wander-
heuschrecken.
Oxya Serv.
Halsschild zjdindrisch, schmal-, mit Seitenkielen und Querfurchen,
deren letzte nahe dem Hinterrande verläuft. — Ostasien.
O. velox Fabr. Gelblich, Basis der Flügel und Hinterschienen
grün. In Gröfse und Farbe sehr variierend. — Ganz Ostasien, von
Ceylon bis NeugTiinea und Philippinen. — In Indien mehrfach schädlich
geworden, indem sie verschiedene Feldfrüchte, besonders Baumwolle,
Mais und Reis abfrafs , sobald sie über der Erde erschienen ^). Auf
Java an Zuckerrohr.
O. flavo-annulala Stäl. Frifst auf Java und Sumatra die jungen
Blätter und Zweige und die Fruchtschalen des Kaffees ab*).
Hieroglyphiis Kraufs.
Kopf ziemlich dick. Querfurchen des in der Mitte eingeschnürten
Halsschildes sehr tief. Hinterschenkel mit keinem oder ganz stumpfem
Endzahne. Äufsere Genitalorgane charakteristisch gebildet. — Vor-
wiegend afrikanisch.
H. fureifer Serv. Grünlich. Gezähnelte schwarze Linien an
Vorderbrust. Hintertibien blau. Männchen 23 — 36, Weibchen 36—50 mm
lang. — Gewöhnlich langfiügelig ; gelegentlich kurzflügelig. — Häufig
in Indien^), besonders in feuchten Grasländereien, von denen sie auf
Kulturpflanzen übergehen, Eiablage im September-, im Juni bis Au-
gust schlüpfen die Jungen aus. Nicht wandernd. Fast ununterbrochen
schädlich an den verschiedensten Kulturpflanzen , wie : Reis , Mais,
Panicum miliare, Andropogon sorghum, Pennisetum typhoideum, Zucker-
rohr, Phaseolus aconitifolius, Sesamum indicum usw. Für gewöhnlich
schneiden die Heuschrecken die jungen Blätter und Triebe ab , daher
^) Nietner, J., Tlie coffee tree and its enemies; 2^ ed. Colombo 1880, p. 17.
2) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 2, p. 171-172, 1893.
8) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 3, No. 5, p. 73; Vol. 4, p. 30.
*) KoNiNGSBERGER, Med. s'Lauds Plantentuin, No. 22, 1898, p. 33.
^) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 2—6; Maxweli.-Lefruy, Mem. Dept. Agric. India
Vol. 1, 1907, p. 120, fig. 3, 4; Indian Insect Pests p. 119—121, figs. 135—138.
Acridiinen.
181
sie von den Eingeborenen „kata'' (= cutter) genannt werden : doch
holen sie an Reis auch die unreifen Körner, wie sie überhaupt zu
dessen Hauptfeinden gehören.
Heftige Regen töten die Hüpfer.
Acridiiim Geoffr. ^).
Halsschild dachförmig, ohne Seitenkanten- Mittelkante von drei
Querfurchen unterbrochen. Flügel länger als Körper, die hinteren
farblos. Obere Kante der Hinterschenkel fein gezähnelt. Hinterschienen
mit zahlreichen Stacheln, aber ohne Enddorn. Raife des Männchens
schlank, zugespitzt; desgleichen die Subgenitalplatte. — Altweltlich.
A. aeg-yptium L. (= tartaricum auct. nee. L. = lineola Fabr.),
Rötlich- bis graubraun, Fühler dunkel. Mittelkiel des Halsschildes
stark hervortretend , rostrot. Flügeldecken braun gesprenkelt. Flügel
^ Fig. 139. Frafs von Acridium aegyptium an Tabaksblättern (verkl.).
a Frafs' der Nymphen, b Frafs der Erwachsenen (nach Preisseckeu).
glashell mit breiter, rauchbrauner Querbinde. Hinterschenkel oben mit
drei braunen, verwaschenen Flecken, unten rot ; Hinterschienen schmutzig
blau mit weifsen , schwarz spitzigen Dornen. Brust dicht behaart.
Männchen 30 — 50, Weibchen 50 — 68 mm lang. — Heimat das Mittelmeer-
gebiet: von hier aus verfliegt sie sich nach Norden bis Deutschland
(Erlangen), nach Osten bis in die Kirgisensteppen. Wandert nicht.
In Afrika niu* in den nördlichen Küstenländern. Nach Em^ojja wird
sie öfters mit italienischem Frühgemüse ^), algerischem „ Pflanz enhaar"^)
usw. verschleppt. Li Istrien sehr häufig die Küste entlang und in den
Niederungen im Buschwald, besonders aufQuercus pubescens "*). In Dal-
1) FiNOT, Ann. Soc. ent. France T. 76, 1907, p. 247— ::!54, figs.
•■2) S. u. a. Ludwig, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 13, 1903, S. 211.
3) Kräpelin, Mitt. nat. Mus. Hamburg XVIII, 1901, S. 195.
■*) Krauss, Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien, matli.
nat. Gl. Bd. 78, 1878, S. 473—478.
182 Orthopteren, Geradflügler.
matien recht schädlich an den Tabakknltnren^), weniger durch ihre
Menge als durch die Entwertung des Tabaks (Fig. 139) ; sie zieht die besten
Mutter- und Spitzenblätter den substanzärmeren Sandblättern vor. Die
Hüpfer fressen unregelmäfsige Löcher in die Blätter, die Erwachsenen
grofse Stücke derselben vom Rande aus ab, oft den Frafsort wechselnd :
am häufigsten in und bei "Weinbergen und dichtem Gebüsche. Auch
in Italien an Tabak auf gleiche "Weise schädlich. "Wie weit diese Heu-
schrecke an den von Solier^) und Keferstein^) berichteten Schäden
bei Marseille bzw. im ganzen Mittelmeergebiete beteiligt war, ist aus
der Literatur nicht zu entnehmen, zumal Letzterer sie nicht nur mit
der „ägyptischen "Wanderheuschrecke", Schistoc. peregrina, sondern
auch noch mit Calopt. Italiens zu verwechseln scheint. — Als Parasiten
züchtete Ribaga^) Acemyia acuticornis Meig.
A. aeruginosum Stoll. Rötlich. Fühler hell gelbbraun. Hals-
schild und Flügeldecken rostbräunlich ; vom Kopfe bis über die Mitte
der Flügeldecken zieht ein breiter gelber Streifen in der Mittel-
linie. Halsschild flach, mit schwachem Kiele; an den Seiten je ein
grofser, vorn dunkel eingefai'ster gelber Fleck. Flügeldecken mit
grofsen braunen Flecken. Beine gelblich bis graugrünlich ; die Dornen
der Hintertibien von derselben Farbe. 40 — iyi) mm lang. — Ostafrika,
Tatarei, Ostindien, hier öfters mit anderen Arten zusammen schadend^).
A. melanoeorne Serv. Einförmig rotbraun. 45 — 75 mm lang.
Stellenweise sehr schädlich an verschiedenen Früchten in Lidien*^),
an Mais und Kaffee auf Java, an Erythrina auf Ceylon und Java ^ ).
A. sueeinetum Oliv. Bombay loeust**). Die Erwachsenen
zuerst braun mit gelben Streifen auf Nacken und Flügeln. "Während
der ersten "Wanderzeit werden sie leuchtend rot, in einigen Distrikten
bleich ; zur Paarungszeit färben sie sich dunkler, braun bis fast schwarz
mit gelben Streifen. Männchen 59—08, "Weibchen 74—80 mm lang.
Heimat die Wälder des Ghatgebirges. Von hier fliegen sie Ende März
und im April nach den offenen Ländereien Bengalens in grofsen
Scharen, die sich Ende Mai zerstreuen. Mit der Regenzeit, Anfang
Juni, beginnt die Fortpflanzung und dauert bis Mitte Juli ; dann sterben
die Alten. Die in feuchtes Brachland abgelegten Eikapseln enthalten je
100 — 120 Eier, aus denen nach sechs "Wochen die Jungen ausschlüpfen.
Nach sieben bis acht Häutungen erhalten sie im Oktober die Flügel.
Anfangs ziehen die Schwärme unregelmäfsig umher. Mit der Geschlechts-
reife vereinigen sie sich zu immer gröfseren Massen , die auch
immer entschiedener die Richtung von Nord nach Süd einschlagen.
Ende November und im Dezember kehren sie wieder in die "Wälder des
Ghats zurück. Nährpflanzen sind: Anäropogon sorglmm, Cajann>i indicus,
') Preisseckkh, Ein kleiner Beitrag zur Kenntnis des Tabakbaues im Imoskanef
Tabakbaugebiet. Sond. Abdr. aus: Facbl. Mitt. k. k. österr. Tabakregie, Wien 1905,
Hft. 1, S. 10—13, Fig. 52-59.
-) Ann. Sog. ent. France T. 2, 1883, p. 486—489.
") Stettin, ent. Zeitg. Bd. 4, 1843, S. 184 ff.
*) Bull. Ent. agr, 1902, No. 8; Richtigstellung durch; P. Speiseü : Zeitschr.
wiss. Ins. Biol. Bd. 1, 1905, S. 480.
^) Gute«, Ind. Mus. Notes Vol. 3, div. 1oc.;|Maxwell-Lefruv, Ind. Ins. Pests
p. 113.
6) CoTEs, ibid. Vol. 2—4.
■') KoxiNGSBEKGEK u. ZiMMEEMANN, Med.[ s'Lands Plantentuin No. 44, 1901, p. 78—80,
PL 3, fig. 4-8.
*) Maxwell-i-efrov, H. , The Bombay Locust. Mem. Dept. Agric. India , Ent.
Ser., Vol. 1, No. 1, 1905, p. 1-112, 12 Pls., 1 Map.
Acridiinen.
183
Fennisdimi typhoiden m , Zuckerrohr, Mango- und C?7n«.s-Bäume , Kokos-
nuls und andere Palmen, Ehusine coracana usw. Nicht gefressen wird
Baumwolle. Als Feinde führt Maxwell-lefroy an: Affen, Erdeichhorn
(beide nicht von grofser praktischer Bedeutung), Krähen, Rosenstar,
Fliegen, Tromhldinm firandissimmn; die Eier werden parasitiert bzw. ge-
fressen von einer unbekannten Made , einer Enchytraeide ^) , Scelis
indicus, Ashm. (Ichneumonide), und von Krähen.
Bekämpfung : Die Hüpfer werden mit Schleppnetzen gefangen oder
vergiftet. Die Natalmischung und Arsenik wurden verschmäht; Blei-
arsenat hatte guten Erfolg, ist aber für das Vieh zu gefährlich. Be-
spritzung mit Petroleum erwies sich als sehr wirksam. Die Erwachsenen
lassen sich abends in Baumländer treiben und übernachten hier in
Massen auf den Bäumen; man schüttelt sie frühmorgens herab und
schlägt sie mit Reiserbesen usw. tot.
A. purpupiferum Walk. Natal loeust^). Die Heuschrecke
überfällt von Zeit zu Zeit (1870, 1894— 90, 1899 ff.) Natal, seltener das
Kapland, in ungeheueren Schwärmen. Im August kommen die ersten
aus Süd, im November und Dezember fliegen die Hauptmassen in das
Land, von Nord nach Süd, um hier, auf dem „veldt", bis zu .5000 Fufs
Höhe, Eier zu legen. Nach einem Monat schlüpfen die Jungen aus,
nach drei Monaten sind sie erwachsen. Der Schaden war namentlich
bei den letzten Invasionen ganz ungeheuer. Die Bekämpfung durch
die „Natalmischung" ^) beschränkt sich avif die Hüpfer. — Merkwürdig
ist , dafs , während das Laub der Orangenbäume sehr gern gefressen,
das der Mandarinen, ebenso übrigens das auch von Tee, verschmäht
ward.
Black*) beschreibt eine 1896 stark grassierende Pilzkrankheit,
Mucor locusticida Lindau-'^). Ansteckmig gelang sehr leicht mit Rein-
kulturen, durch Überstreuen der gesunden mit pulverisierten toten Heu-
schrecken und durch Verfütterung.
Schistocerca Stäl.*')
Unterscheidet sich von iVcridium durch die stumpfen, plattenartig
zusammengedrückten Raife des Männchens, durch die an der Spitze
dreieckig ausgerandete Subgenitalplatte und das Fehlen des Zahnes an
den unteren Klappen der Scheide beim Weibchen.
Etwa 45 Arten, die alle der neuen Welt angehören mit Ausnahme
der erstgenannten '').
Seh. peregrlna Oliv. Äg-yptisehe W^anderheusehreeke^) (Fig.
140). Halsschild vorn deutlich eingeschnürt, hinten erweitert; Vorderrand
^) Vielleicht Henlea lefroyi n. sp. ; Beddard, Proc. zool. Soc. London 1905, Vol. 2,
p. 562—564.
2) Simpson, Transvaal agr. Jonrn. Vol. 4, 1905, p. 181—184, 1 PL; Fuli.er, Bull.
60, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent , 1906, p. 171—174; Lounsbiky, Rep. 1906, p. 86— 87.
^) Nach Aussage der Farmer soll diese geringe Bedeckung der Pflanzen mit
Arsenik auf das Weidevieh günstig wirken.
*) Trans. S. Afric. philos. Soc. Vol. 9, 1898, p. 68-80.
5) Lindau, Notizbl. bot. Gart Mus. Berlin Bd. 26, 1901, S. 119— 127, Tab. 1.
6) KüNCKEL d'HEiicuLAüs, C. r. Acad. Sc. Paris T. 131, 1900, p. 958-960.
'') Ganz neuerdings falst man übrigens wieder die hier genannten Arten
als identisch, mit der Heimat Südamerika auf. S. Karnv, Berlin, ent. Zeitschr.
Bd. 52, 1907, S. 33.
®) Die wichtigste Literatur übqf diese Art dürfte folgende sein: Brongniart, A-,
verschiedene Arbeiten in den C. r. Acad. Sc. Paris u. anderen französischen Zeit-
schriften, 1891—1892; KüNCKKr- d'HERcur.Ais, J. desgl. 1891-1896; Cotks, E. Journ.
184 Orthopteren, Geradflügler.
kaum vorgezogen , flach, mit tiefen Querfurchen : von den Längskielen
ist nur der mittlere durch eine helle Linie schwach angedeutet. Brust
unten behaart. Raife des Männchens an der Spitze abgerundet. Männ-
chen 46 — 55, Weibchen 57 — 60 mm lang. — Die Färbung wechselt sehr.
Die Hüpfer sind zuerst gTÜnlichweifs , werden dann dunkler bis fast
schwarz, nach der ersten Häutung rosenrot bis zitronengelb mit schwarzer
Zeichnung. Die Erwachsenen sind nach der letzten Häutung zuerst
rosafarben, werden dann rot, gelbbraun, braungelb, zuletzt, mit der Er-
langung der Geschlechtsreife, im männlichen Geschlechte rein gelb mit
zahlreichen braunen Flecken auf den Flügeldecken, im weiblichen mehr
bräunlich bis bleiartig gTaulich. Nach jeder Eiablage dunkeln die
"Weibchen wieder.
Die Heimat dieser Wanderheuschrecke sind einmal das Innere von
Afrika , die Steppen im Sudan , ferner die Steppen Innerasiens. Von
hier dringt sie einerseits nach Nordafrika, Südeuropa (Spanien, Por-
tugal, Balearen, Korfu, 1869 und 1893 selbst bis England), ferner nach
den Kanaren und Azoren , nach Ost- und Westafrika (Senegal) vor,
andererseits nach Indien, Arabien, Persien, Mesopotamien, Belutschistan.
Sie findet sich gleicherweise auf Hochebenen und in Niederungen.
Fig. 140. Schistocerca peregrina (nach Savignv; nat. Gr.).
Biologisch unterscheiden sich die Schistocerca-Arten von den meisten
anderen Heuschrecken dadurch, dafs sie mehrere Male im Jahre Eier ab-
legen. Seh. peregrina z. B. nach Vosseler u. A. 2 — 3 mal, nach Brunnek ^)
bis viermal, nach Künckel ^) sogar bis elfmal. Da jedesmal 40 bis 90 Eier
gelegt werden, könnte ein Weibchen nach Letzterem 5 — 900 Junge er-
zeugen. Im Gegensatze zu anderen Heuschrecken liegen hier die
Eier nur 3 — 4 Wochen in der Erde. Die Jungen beginnen bald nach
der Geburt zu wandern, sie legen nach Vosseler am vierten Tage be-
reits 1 m in der Minute zurück. Nach 40-50, im Hochlande 60 — 70
Tagen sind die Heuschrecken erwachsen, nach weiteren 2 — 4 Wochen
geschlechtsreif.
Die Nahrung bilden in erster Linie Gräser und Getreide; doch
werden auch fast alle Gemüse gern gefressen , auch Bohnen und Kar-
Bombay Soc. nat. Hist. Vol. 6, 1891, p. 224—262, 1 PL; Ind. Mus. Notes Vol. 1—6;
The Locust of North We.stern India, Calcutta 1890; Sandeu, L. , Die Wander-
heuschrecken und ihi-e Bekämpfung in unseren afrikanischen Kolonien, Berlin 1902;
VossELEK, J., Ber. Land-, Forstwirtsch. D. O. Afrika Bd. 2, 1905, S. 291—374,
2 Tai, 2 fig.
1) Verh. zool. bot. Ges. Wien Bd. 41, 1891, Sitz. Ber. S. 82—83.
2) C. r. Acad. S. Paris T. 119, 1894, p. 865.
Acridiinen.
185
totfein, ferner Baumwolle, Indigo, das Laub der Weinrebe und der
meisten Bäume, schliei'slich sogar die Rinde der jüngeren Zweige und
Äste. Nur ungern werden genommen: Flachs, Mais. Tabak, das Laub
der Hesperideen und des Teestrauches; völlig verschont blieben in
Indien Syringen und Rittersporn, am Senegal Eucalyptus. In Indien
schadeten diese Heuschrecken beträchtlich dadurch, dals sie Tamarisken
und den Babulbaum (Acacia arabica?) ihrer Rinde beraubten; in die
Häuser eingedrungen, verzehrten sie hier sogar die Vorhänge.
Am eingehendsten ist die gewöhnliche Wanderheuschrecke wohl im
französischen Nordafrika*) studiert, wohin sie, meist mit dem Sirokko,
über die Sahara einfällt. Von März bis Juni erscheinen die meisten
Schwärme; in letzterem Monate beginnen sie mit der Eiablage. Von
Zeit zu Zeit Eier legend, fliegen sie weiter nach der Küste zu, die aber
nur von den letzten Resten der Schwärme erreicht wird; die meisten
gehen vorher zugrunde, bzw. fallen ihren Feinden zum Opfer. — Öfters,
z. B. 1866, hatten ihre Invasionen Hungersnot zur Folge. — Als Para-
siten züchtete Brongniart Sarcophaga clathrata und Ida fasciata.
Ostafrika') wird seit Urzeiten in gröfseren Zwischenräumen von
den Heuschrecken heimgesucht, die aus den Steppen des Westens und
Südwestens, besonders aus dem Massailande kommen. 1893 überfielen
sie es in solchen Massen , dafs in den nächsten Jahren Hungersnot
unter den Eingeborenen herrschte, desgleichen 1898. November 1903
begann wieder eine gröfsere Invasion in Ostusambara. Zuerst frafsen
die fast genau mit dem Winde kommenden Heuschrecken nur Gras und
Unkräuter, vertrocknete Faserwurzeln und die modernde Rinde von
gerodetem Busche ; erst später gingen sie an die anfaiigs verschmähten
Kulturpflanzen , besonders an Mais und Bohnen über , aber auch an
Linsen , Erbsen , Reis , Bananen und Zuckerrohr , und benagten selbst
Ananas und Palmen. Mit dem Dezember begann die Eiablage; anfangs
März waren die Heuschrecken erwachsen, begannen zu schwärmen und
verschwanden Ende dieses Monats. Aus verschiedenen Beobachtungen
schliefst VossELER auf zwei Schwarmzeiten, Juni bis Oktober und November
bis Dezember. An Krankheiten und Feinden erwies sich nur der Heu-
schreckenpilz von einiger Bedeutung; die der Tiere war gering, am
gröfsten noch die der Vögel, wie Bussarde, Habichte, Marabus, schwarzen
Störche, Sumpfvögel, Perlhühner, Schildkrähen und HornralDen.
In Indien^) brechen die meisten Schwärme aus Nordwest, den
Sandwüsten von Sind und Rajputana, den Steppen von Afghanistan,
Belutschistan und Persien, andere aus Süden, dem Solimangebirge, ein.
Die in die feuchten Gegenden Nordost- und Innerindiens gelangenden
Schwärme gehen hier gewöhnlich nach der Eiablage zugrunde ; die
in die trockenen Gegenden einfallenden legen mit dem Beginn des
Monsums , Ende März und April zum ersten Male Eier, zum zweiten
Male im Juni und Juli, zum dritten Male im September; die aus letz-
teren auskommenden Jungen fallen der Winterkälte zum Opfer , bevor
sie erwachsen sind. — Auch hier riefen sie öfters, z. B. 1863/1870,
Hungersnot hervor.
Nach der Heimat zurückkehrende Winterschwärme scheinen bei
dieser Schistocerca-Art zu fehlen.
^) Brongniart 1. c. ; Künckel d'HERCULAis 1. c.
^) Sander 1. c. u. Vosseler 1. c.
^) Cotes, 1. c.
186
Orthopteren, Geradflügler.
Seh. paranensis Bnrm. ^). Südamerikanische AVander-
heusehreeke (Fig. 141). Unterscheidet sich von der vorigen vorwiegend
durch die an der Spitze ausgerandeten Raife , deren unterer Lappen
der gröfsere ist. Auch ist die gelbe Farbe weniger rein als
bei jener. Insbesondere sind aber die Jungen wesentlich verschieden.
Ihre Heimat bilden wohl die Wüsten Nordargentiniens (Chaco , Santa
Fe, Entre Rios), von wo sie einerseits nach Südargentinien und Uruguay,
andererseits nach Norden, nach Brasilien, fliegen. Während dieser
Flüge unterliegen sie ähnlichen Farbenwandlungen wie die ägyptische
Wanderheuschrecke , so dais man die verschiedenen Stadien früher als
mehrere Arten {riojana Weyenb., autunmalis Weyenb.) beschrieben hat.
Die Weibchen sollen bis zu achtmal hintereinander je 35 — 85 Eier legen;
aus diesen schlüpfen nach 25-30 Tagen die Hüpfer, „saltonas"'. Nach
40 — 50 Tagen sind die Heuschrecken erwachsen {„hmgostas'') und fliegen
im Juni und Juli wieder nach Norden, der Heimat ihrer Eltern.
Fig. 141. Frafs von Schistocerca paranensis an Quitten (nach Brunek; verkl.).
1897—98 drangen sie nach Süden bis ins Chubuttal in Patagonien
vor, 1891 über die Anden hinweg, bei Villa Rica in 4000 Fufs Höhe,
nach Chile 2). Trotzdem in den Schneepässen des Gebirges Millionen
erfroren, kamen doch noch ungeheure Massen nach Chile, wo sie sich
in zwei Züge teilten , deren einer nach Südwest, deren anderer nach
Nordwest zog. Nach einigen Tagen legten sie Eier. Die daraus aus-
kommenden Jungen wurden, noch unerwachsen, vom Winter überrascht
und gingen zugrunde.
In Brasilien^) begann Ende Oktober 19<>5 eine bis in 19(t8 an-
1) Bkrg, C, Anal. See. scient. Argentina T. 9, 1880, p. 275—277 (hier Seh.
peregrina genannt); Conii. , P. , Bol. Acad. Cienc. Cordoba T. 3, 1882, p. o85 — 472;
Lataste, F.\ Act. Soc. sc. Chile T. 2- 1892, p. 204—209.
"-) Reed, E., Trans, ent. Soc. London 1893, Proc. p. XXI— XXIV (auch hier
Seh. peregrina genannt).
•^) Vorwiegend nach brasilianischen Tageszeitungen; ferner nach Bab, Nat.
Wochenschr. Bd. 14, 1899, S. 2-5.
Acridiinen.
187
dauernde Invasion, die sich bis nach Bolivien erstreckte. Eier schienen
mindestens zweimal jährlich abgelegt worden zu sein, im September
und im November. Im Februar und Mai schien sich eine Rückwande-
rung der aus den Eiern ausgeschlüpften und inzwischen Erwachsenen
nach Süden bemerkbar zu machen.
Die Nahrung bilden in erster Linie Gräser und Getreide, auch
Mais, die aber nicht mehr gefressen werden, wenn sie ein bestimmtes
Stadium der Reife überschritten haben, Weizen z. B. nicht mehr, wenn
er gelb ist. Ferner werden alle Arten Gemüse, Bohnen und Lein, auch
Tabak, gern gefressen ; aufserordentlich grofs ist der Schaden an Wein-
reben, Alle Arten von Obstbäumen , auch die Citrus-Arten , werden
ihrer Blätter und ihrer jungen Rinde beraubt; Haselnüsse und Edel-
kastanien scheinen sie vorzuziehen ; von Walnüssen und Oliven fressen
sie nur die Blätter. Auch an Waldbäumen verzehren sie Laub und
Rinde ; in Brasilien wurde lokal selbst der Hochwald kahl gefressen.
Kaffee wurde zuerst verschmäht, später wurde er aber auch der Blüten,
Blätter und selbst Rinde beraubt. Verschont blieben nur Rizinus,
Melia azaderach, Gurken, Kürbisse und Cucumis melo; Zwiebeln wurden
nur ungern genommen. Mandiok blieb zuerst unberührt ; später frafsen
die erwachsenen Heuschrecken seine jungen Triebe und gingen daran
massenhaft zugrunde.
Der Schaden war zum Teil ein ungeheuerer ; in Brasilien wurde
1906 an manchen Stellen die halbe Kafifeeernte vernichtet. In Parana
betrug er 190(3 etwa 200 Millionen Pesos. In Argentinien hatten die
Heuschrecken im Sommer 1906/07 derart alles kahl gefressen, dafs sie
massenhaft Hungers starben und die Kadaver von ihren lebend-
gebliebenen Genossen gefressen wurden. Auch warmblütige Tiere,
selbst schlafende Menschen wurden von ihnen angenagt.
Von Feinden führt BergM an: Mrrmis acridiorum Weyenb., Agrhi
acriäiorum Weyenb. (Sarcophagide) und Trox snbcrosus F., der die Ei-
kapseln verzehrt, so dafs die Eier herausfallen und zugrunde gehen.
Ameisen frafsen die Eier und säuberten so ganze Felder von ihnen;
Den erwachsenen Heuschrecken stellen Vögel , besonders Geier und
Reiher, nach; Rinder und Geflügel verzehren sie; letzteresiegt danach
aber Eier mit rotem Dotter.
Seh. americana Drury^), Mittelamerikanisehe Wander-
heuschrecke. Rötlichbraun; ein hellgelber Mittelstreif von Kopf
bis auf Flügeldecken; Seitenlappen gelb mit je zwei schwarzen
Längsbinden, dazwischen ein grofser schwarzbrauner Fleck, Hinter-
schienen gelb oder rot, mit weifsen, schwarz bespitzten Dornen.
Männchen 48 mm, Weibchen .52 mm lang.
In Amerika weit verbreitet. Vom 40. Grade nördlicher Breite öst-
lich des Felsengebirges bis Kolumbien im Westen und Argentinien im
Osten. Hauptsächlich aber einheimisch in Mittelamerika und den süd-
lichen Vereinigten Staaten, Einzelne Schwärme fliegen gelegentlich
weiter nördlich, bis Ontario, wo sie eines Nachts in Menge an das Licht
eines Leuchtturmes kamen ^). Am liebsten in feuchten Ebenen, aber
bis auf die höchsten Bergspitzen hinauf.
') Comm. Mus. Näcion. Buenos Aires T. 1, 1898, p, 25—30,
^) Howard, L. 0., Ins. Life Vol. 7, 1894, p, 220- 229, 4 f igs. ; Künxkei. d'HERCuLAis,
J., C. r. Acad. Sc. Paris T. 132, 1901, p, 802—805; Stoll, 0., Mitt, Schweizer, ent.
Ges. Bd. 6, 1891, S. 199-211.
3) U. S. Dept. Agric, Dis. Ent., Bull. 22, N. S., 1900, p. 106.
188 Orthopteren, Geradfltigler.
Aus Mittelamerika wird nach Stoll schädliches Auftreten schon
aus dem Jahre 1033 berichtet, wo namentlich Indigo und Zuckerrohr
bedeutend gelitten hatten. Seither traten diese Heuschrecken öfters in
unregelmäisigen Zwischenräumen ^) schädlich auf. Vorhanden sind sie
immer, wenn auch nur in geringer Menge.
Die Eiablage^) beginnt im Frühlinge (je 120 Eier in einer Kapsel).
Von Juni an schlüpfen die Jungen aus, bis in August hinein, in dem
die zuerst Ausgeschlüpften schon erwachsen sind. Die ganze Ent-
wickelung dauert etwa 10 Wochen. Die Erwachsenen überwintern.
Diese nur in beschränktem Mafse wandernde Heuschrecke bewohnt
besonders mit Gebüsch bestandene Grasiiächen. Sie bevorzugt höhere
Bäume, an denen der Frais von oben nach unten fortschreitet; auch
bei den anderen Pflanzen werden hochwachsende vorgezogen, ebenso
älterer Mais dem jüngeren. Palmen und Orangenbäume werden arg
verwüstet, an Obstbäumen werden Blätter und junge Rinde gefressen,
an Äpfeln sogar Löcher in die Früchte. Birnen mögen sie weniger
gern als Äpfel. Pfirsich und Walnufs werden ganz entblättert, von
Robinie Rinde und Blätter gefressen, Hickory und Eiche nur gelegent-
lich genommen. An Kaffee wird nur die Rinde abgenagt, die Blätter
bleiben verschont. Baumwolle leidet in Nordamerika nur wenig, indem
manchmal kleinere Zweige geringelt werden; in Mittelamerika leidet
sie dagegen ganz bedeutend. Gefressen werden ferner noch Klee und
Tabak, von den Somienblumen die Blätter und Randblüten. Verschont
bleiben mehr oder weniger Maulbeere, Melonen, süfse und andere Kar-
toffeln, auch die meisten Unkräuter, mit besonderer Ausnahme von
Ambrosia trifida.
Der Schaden ist manchmal ganz bedeutend; so sollen 1885 ein-
zelne Kaffeezüchter in Noumexiko 3000 $ direkten Verlust gehabt
haben. Auch Hungersnot trat schon im Gefolge der Heuschrecken auf,
so 1738/39 in Mexiko und Yukatan.
Als Feinde beobachtete Stoll in Guatemala in erster Linie Vögel
(Falken, Bussarde, „Mazacuans", Geflügel, Penelopiden, Quisealus major,
Fica Bullocki, Tyrannus spp.; dagegen verschmähten die Aasgeier die
Heuschrecken). Nach Howard fehlten in Nordamerika Vögel vollständig-
unter den Feinden; dagegen frafsen Laufkäfer, Harpaliis cnliginosus,
die Heuschrecken. Stoll führt ferner noch eine Mermis-Kvi und eine
Fliege [Conopiäe?) an, deren Parasitismus die Heuschrecken aber nicht
an der Eiablage verhinderten.
Seh. obseura Fabr. Olivengrün, Antennen gelb; Flügeldecken
rötlich ; Flügel gelblich. Hinterschienen schwarz . mit gelben , an der
Spitze schwarzen Dornen. Nordamerika, südliche Vereinigte Staaten,
östlich des Felsengebirges. Die hellroten Eier werden anfangs November
abgelegt. Ende Mai erscheinen die Jungen. Obwohl weder wandernd
noch in gröfseren Scharen auftretend, gehört diese Heuschrecke doch
zu den schädlicheren Arten; besonders in Mississippi hat sie schon oft
die Baumwolle entblättert^). Morgan'^) fand bei den Imagines weder
^) Von Manchen werden allerdings Perioden von 20, von Anderen solche von
6 Jahren angegeben.
2) Packard, A. S., Amer. Nat. Vol. 19, 1885, p. 1105—1106; Mougan, U., Dept.
Agric, Div. Ent., Bull. 30 N. S.. 1901, p. 27.
■) AsHMEAD, Ins. Life Vol. 7, 1894, p. 26.
*) U. S. Dept. Agric. Div. Ent., Bull. 30 N. S., 1901. p. 27—28, 2 figs.
Acridiinei
189
tierische noch pflanzliche Parasiten : dagegen züchtete er aus den Eiern
Scelio hyalinipennis Ashm. und oedipodae Ashm. (Braconiden).
Catantops Schaum.
C. axillaris Sauss ^), In Indien schäcüich an jungem Reis.
C. indicus Sauss ^). Li Indien schädlich an jungen Pmws /ow^/Z/b/zV/
und an Tee.
Dichroplus Stal.
D. bergrii Stiü^) befrifst in Sao Paulo, Brasilien, die Tabakblätter
und schadet mehr durch deren Wert- als durch deren Gewichtsver-
minderung.
Calopteuus Serv.*)
Stirne senkrecht, ohne Grübchen. Halsschild oben flach, mit deut-
lichen Längs- und Seitenkielen, vorn zugespitzt, hinten stumpf. Obere
Kante der kurzen, dicken Hinter-
schenkel mit kleinen, rückwärts
gerichteten Zähnen, Hinter-
schienen auisen ohne Enddorn.
Männchen mit aufgetriebenem
Aftersegmente und langen,
krummen, plattgedrückten Ral-
fen. Altweltlich.
C. italieus L.^) (Fig. 142).
Rot- bis graubraun, Wangen oft
weifs bereift, Halsschild hinten
stumpfwinkelig, manchmal jeder-
seits mit hellem Längsstreifen,
der sich dann meist auch über
den Rücken der Flügeldecken
erstreckt. Diese gelbbraun, mit
dunkleren Flecken. Hinterflügel
glashell, an der Wurzel rosen-
rot. Hinterschenkel oben mit
drei dunklen Flecken, unten
blafsgelb , am Aufsenrande
schwarz und weifs punktiert.
Hinterschienen rot, mit schwar-
zen Dornen. Färbung übrigens sehr wechselnd , so dafs man mehrere
geographische Rassen unterscheidet. Männchen 15 — 23, Weibchen
23 — 35 mm lang.
Die Heimat dieser Heuschrecke bilden die Mittelmeerländer,
von denen aus sie sich nach Frankreich, der Schweiz, ganz Deutsch-
land, Österreich -Ungarn, Rufsland (hier pruss, prussiJc genannt),
Südsibirien und den Kanaren ausgebreitet hat. An trockenen Stellen
Fig. 142. Caloptenus italieus L. (nat. Gr.
nach Berlesk).
1) CoTKs, Ind. Mus. Notes Vol. 2 p. 170.
2) Ibid. u. Vol. 3 No. 4 p. 43.
3) Bei. Agric. Sao Paulo 1903 p. 111.
*) Martinez y fernändez-cästillo, A., Anal. Soc. espan. Hist. nat. (2) T. 10, IJOl,
p. 253—256.
5) Beklese, A., Riv. Fatol, veget. Vol. 2, 1893, p. 272—320, Tav. 9—11, ^5 figs.:
ÜNCKKL d'HERcuLÄis, J., C. T. Assoc. franc. Avanc. Sc, 31 e Sess., Pt. 1, 1902, p. 238—242.
K
190 Orthopteren, Geradflügler.
oft ganz gemein. Nacli Koppen \) geht sie in der Krim bis 3500 m hoch
und soll in Turkestan sogar bis zur Schneegrenze Jiinaufsteigen.
Begattung Ende Juli. Das Weibchen legt wiederholt je 30—60,
im ganzen bis zu 200 Eier. Ende April, Mai schlüpfen die Jungen
aus , die , wenn in gröfseren Mengen zusammen , bald in bestimmter
Richtung zu wandern beginnen. Sie lassen sich aber nach Sajö^) nicht
treiben: nach 15—20 Schritten gehen sie nicht mehr, sondern lassen
sich eher zertreten. Nach etwa 33 Tagen sind sie erwachsen. Die
Geflügelten ziehen in kleinen Schwärmen uiu-egelmäfsig hin und her.
Nach Koppen befrifst sie besonders Lein, Tabak usw., fast lauter
Pflanzen, die von P. migratorius nicht oder nur im Notfalle berührt
werden ; Getreide greift sie nur selten an.
Bei dieser Art will Giard^) das Zusammentreffen der Epidemien
mit den Sonnenflecken festgestellt haben. Doch scheinen mir auch
hier die Tatsachen diese Hjrpothese nicht zu unterstützen. Heuschrecken-
jahre waren folgende: 1542 in Südtirol, 1673 — 74 in der Maremma
(Toskana), 1716 und 1727 in Itahen, 1771 in Sibirien, 1799/1800 in der
Krim, 1809 und folgende im südlichen Italien, 1822—24 in Taiu-ien, 1825 in
Oberitalien, 1832-34 in Italien und Südfrankreich, 1843-44 in Taurien,
1845 in Algier, 1847 in Bessarabien, 1850—52 in Südrufsland, 1863 in
Südrufsland, 1866 in Ungarn, 1867 in Cherson, 1868 bei Neapel,
1868—70 in Frankreich, 1874—76 in Verona, Frankreich und Spanien,
1877—80, 1882 in Italien, 1887 in Südostfrankreich, 1890-91 in Ungarn
und 1890—92 in Sibirien, 1894—97 in Südrufsland, 1900—02, 1907 in
Frankreich. Es scheinen also viel luehr lokale Witterungs-, als all-
gemeine kosmische Einflüsse mafsgebend zu sein.
In Ungarn trat C. Italiens im Jahre 1890 — 91 zugleich mit
Stauronotus maroccanus , aber an verschiedenen Örtlichkeiten, auf, in
Frankreich 1900—01 zusammen mit Oedipoda coerulescens.
In welchen Mengen auch diese Art auftreten kann, zeigen einige
von MoRACHEVSKi*) angegebene Zahlen. Demnach wurden in einer
Saison in einem Gouvernement Rufslands etwa 1296000 Pfund, in einem
anderen Distrikte etwa 1440 000 Pfund vernichtet: in einem Distrikte
waren 1897 bei der Bekämpfung 26000 Erwachsene, 20000 Kinder und
2000 Wagen beschäftigt.
Feinde: Mylabn's variahiUs T. ; Empusa gryJU rafft sie nach Koppen
in Rufsland oft auf ungeheuren Flächen zu Millionen hin. Letzterer er-
wähnt, dafs auch Lathrodcdes 13-guttatus Rossi (var. lugiihris Duf.) ihr in
Südrufsland und Italien nachstellt. In Italien ist ferner noch Trom-
hidium holosericeum ein häufiger Schmarotzer und Rhyncholophufi phalan-
giodes De Geer.
Podisma Latr. {= Pezotettix Burm. part.).
Stirne senkrecht. Halsschild rundlich, ohne Kiele. Flügel ge-
wöhnlich verkürzt oder fehlend, Hinterschenkel schlank, ungezähnt.
Hinterschienen aufsen ohne Enddorn. Raife des Männchens kurz,
spitz. — Vorwiegend in Amerika, einige Arten in Europa und Asien.
An trockenen, unfruchtbaren Stellen ständig vorhanden und zum Teil
Ml. c. S. 10:^.-104.
2) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd 4, S. 152.
=*) C. r. Soc. Biol. Paris T. 53, 1901, p. 671-672.
*) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 38, 1902, p. 63-64.
Acridiinen, ^gj
gemein. In trockenen, warmen Sommern können sie sich derart ver-
mehren, dafs sie auch an Kulturpflanzen übergehen und beträchtlichen
Schaden verursachen. Begattung im August und September; bald
danach legt das Weibchen die Eier in Päckchen von 7 — 8 Stück in die
Erde oder ihr nahe an Grasbüschel, Gesträuch usw.; im nächsten
Frühjahre kriechen die Jungen aus; von Juni an Erwachsene.
P. alpina KoU. Grün, schwarz und gelb gezeichnet. Behaart.
Halsschild mit schwachem, in der Mitte verkümmertem Mittelkiel.
Flügeldecken eiförmig, gelbbraun, von verkürzt bis zu entwickelt
(var. eoUina). Hinterschenkel unten rot, Hinterschienen schmutziggelb.
Männchen IG — 20 , Weibchen 23—31 mm lang. — In den Gebirgen
Mitteleuropas (kurzflügelige Form) ; auch in Ebenen und auf niedrigen
Hügeln (langflügelige Form) in Mitteleuropa, am Amur und in Japan.
Besonders auf Waldwiesen und Holzschlägen, wo sie bei starker Ver-
mehrung dem Jungholz und Gebüsch gefährlich werden. So haben sie
nach KoLLAR^) 1852 bei Graz die Erlenbäume auf eine Quadratmeile
völlig entlaubt, 1862 und 1864 nach Künstler^) bei Mödling die jungen
Buchen und Eschen sowie das Unterholz bis auf die Rippen kahl ge-
fressen, ja selbst 120 Jahre alte Bestände von Sorbus aria und Rot-
buchen angegriffen und einzelne Bäume völlig kahl gefressen, im letz-
teren Jahre auch in Untersteiermark beträchtlich geschadet, bis 10 ha
Kahlfrafs.
P. pedestrls L.^) Rotbraun, schwarz und gelb gezeichnet. Bauch
gelb. Flügeldecken gewöhnlich kurz. Hinterschienen blau, mit weifsen,
schwarzspitzigen Dornen. Männchen 17 — 19, Weibchen 24 — 30 mm
lang. Südliches Mitteleuropa. Schadete 1890 — 92 in den Gouverne-
ments Perm, Tobolsk, Orenburg.
P. Sehmidtl Fieb. (= mendax Brunn.). Grün. Flügeldecken
rot, schupp enförmig Hinterschienen blaugrün mit schwarzen Dornen.
Männchen 15, Weibchen 18 — 25 mm lang. Mitteleuropa. Richtete nach
Künstler^) 1864 in den Wäldern von Orsova und Mehadia in Ungarn
arge Beschädigungen an.
Dendrotettix Riley.
D. quereus Riley ^) (longipennis Riley). Diese, in lang- und kurz-
flügeliger Form auftretende Heusclurecke hat 1887 in Texas als Nymphe
50 (engl.) Quadratmeilen Eichen völlig entblättert.
Melanoplus StäP).
Halsschild ein- bis zweimal so lang als breit, in der Mitte einge-
schnürt; Mittelkiel deutlich, Seitenkiele fehlend. Flügeldecken selten
verkürzt, meist normal, schmal, selten breit, dann aber spitz zulaufend.
Hinterschienen mit schwarzen Dornen. — Ausschliefslich amerikanisch;
enthält eine ganze Anzahl höchst schädlicher Arten, mit allen Üljer-
gängen von sefshaften bis zu ausgesprochenen Wanderheuschrecken.
1) Verh. zool. bot. Ges.. Wien, Bd. 8, 1858, S. 323.
-) Ibid. Bd. 14, 1864, S. 769-776.
3) Koppen, 1. c. S. 102.
*) Brunek, U. S. Dept. Agric, Div. Ent , Bull. 13, 1887, p. 17-19.
^) ScuDDER, Revision of the Orthopteran group Melanopli, etc.; Proc. U. S.
Nation. Mus. Vol. 20, 1898, p. 1—421, 26 Pls. Hier auch die gesamte wichtigere
Literatur aller folgenden Arten dieser Gattung. Auch die Bull. 25, 27, 28 der
Divis. Ent., ü. S. Dept. Agric, Old. Ser., sind ausschliefslich den Heuschrecken
gewidmet.
192 Orthopteren, Geradflügler.
Sie werden allen Felclfrücliten , in ganz besonderem Malse aber auch
den Obstbäumen schädlich, deren Blätter, unreife Früchte, Rinde und
Zweige sie befressen bzw. benagen.
Die Gattung Melanoplus , namentlich aber die schädlichen Arten,
sind in amerikanischen Büchern, Zeitschriften usw. derart häufig und
ausführlich geschildert, dafs wir uns hier auf die Anführung der wich-
tigsten Arten und Tatsachen beschränken können.
M. atlanls Riley. Atlantic oder the lesser migrratory
Ioeust\). Aufser der folgenden die einzige wnklich, wenn auch in
viel geringerem Mafse wandernde nordamerikanische Heuschrecke, und
nächst ihr , wenn auch in weitem Abstände , die schädlichste. Von
Florida bis zum nördlichen Polarki-eise, von der pazifischen Küste öst-
lich bis zum Mississippi, doch in Kalifornien selten. Sie bevorzugt
feuchte, fruchtbare, waldige Gebiete und hügeliges, bergiges Gelände,
ohne aber bestimmte Brutgebiete zu haben. In ihrer Biologie verhält
sie sich der folgenden sehr ähnlich. Sie leidet sehr unter Parasiten:
Larven von Macrodaciylns snbsphwsiAS , von Carabiden {Amara ohem^
HarpaJns spp.) und von Drahtwürmern (z. B, Drastcrhis amahilis Lee),
sollen die Eier fressen, die von Baeonevra famclica Say. parasitiert in
diesen. Mit Hopperdozers, namentlich aber durch Umpflügen der Eier-
plätze leicht zu bekämpfen.
M. spretus Uhl. Die Felseng-ebirgsheusehreeke^) ist schon
äufserlich durch ihre , den Körper um ein Drittel ihrer Länge über-
ragenden Flügel als Wanderheuschrecke gekennzeichnet. Sie bildet
denn auch für die Vereinigten Staaten eine Geifsel , wie kein anderes
Pflanzen fressendes Insekt.
Ihre Heimat sind die 600 bis 2000 m hohen, heiisen und
trockenen Ebenen des Felsengebirges in Montana, Wyoming, den an-
grenzenden Teilen von Dakota, Colorado, Utah, Idaho, Oregon und
Britisch Amerika, die bestanden sind mit kurzem Grase, besonders
BüfPelgras, Bucloc daciylo/dcs, mit Arte misia- und Cheno^jodiuni - Arten
und spärlichem Baumwuchse. In diesem, etwa 800000 qkm grofsen
Gebiete hat sie mehrere Hauptbrutplätze , auf denen ständig kleinere
Schwärme hin und her ziehen. — Südlich und südöstlich davon liegt
das Strich gebiet (Manitoba, Dakota, Nebraska, Colorado). Das
Wandergebiet erstreckt sich südlich bis zum Mississippi und Texas,
östlich etwa bis zum 93. Längengrade.
Die grofsen W a n d e r z ü g e scheinen ihre Ursache in andauernder
Trockenheit zu haben. Setzt diese allerdings zu früh ein, so dafs die
Hüpfer nicht rechtzeitig ihre Entwickelung vollenden können, so sterben
sie in grofsen Massen. Im anderen Falle ziehen die Geflügelten Mitte
Juli bis Mitte September mit den zu dieser Zeit herrschenden Winden
nach Osten, Südosten und Süden. Dafs sie sich vorwiegend vom
Winde treiben lassen, hat man dadurch festgestellt, dafs man von hohen
Türmen Baumwollflocken unter sie wehen liefs , die dann in gleicher
Geschwindigkeit mit ihnen trieben. Auch sollen sie beim Zuge mit
dem Kopfe gegen den Wind stehen. Die Züge erreichen Dakota im
Frühsommer, Colorado, Westkansas, Nebraska, Iowa, Minnesota im
1) Rii.EY, Rep. Ent. U. S. Dept. Agric. 1883, 1884, p. 170—180, 1 PL: Maki.att,
Ins. Life Vol. 2, 1889, p. 66-70.
^) Aufser den Rep. U. S. ent, Commiss. sei nur genannt: Rilkv, Amer. Nat.
\'ol. 11, 1877, p. 663-673.
Acridüneu.
193
Hochsommer, Südostkansas, Arkansas im Spätsommer, manchmal im
Herbste Texas, Die See meiden sie, und es sind keine Fälle bekannt,
in denen Schwärme vom Winde ins Meer getrieben wurden.
Überall auf ihrem Fluge legen sie E i e r , besonders im August und
September, doch bis in Oktober hinein, am liebsten in festen, trockenen,
etwas sandigen Boden. In ihrer Heimat bevorzugen sie den Schatten
buschiger Pflanzen. In den fruchtbaren Ebenen des Südens sind sie
oft gezwungen , die Eier in kräftigen , feuchten Boden abzulegen , wo
sie meist zugrunde gehen. Dagegen können sie in günstigem, trockenem
Boden jahrelang lebensfähig liegen bleiben. Ein Weibchen legt bis
zu dreimal, in acht- bis vierzehntägigen Zwischenräumen, je 25 — 30
Eier, gewöhnlich in vier Längsreihen zu je sieben angeordnet. Das
Loch geht schief in die Erde, und die Eier liegen so, dafs über ihnen
ein schmaler Kanal frei bleibt, durch den die eventuell zuerst aus den
untersten ausschlüpfenden Jungen nach oben gelangen können. Doch
vermögen diese auch, wie bei anderen Arten, direkt durch die Erde auf-
zusteigen. Die Zahl der Eier ist am gröfsten in dem Heimatsgebiete ;
sie nimmt mit der Entfernung davon ab •, die ganz im Süden Geborenen
sind häufig unfruchtbar.
Im Süden können die früh abgelegten Eier noch in demselben
Sommer eine zweite Generation entstehen lassen, die aber meist un-
fruchtbare Eier ablegt. Für gewöhnlich aber bleiben die Eier über
Winter liegen und schlüpfen erst im nächsten Frühjahre aus , je nach
Lage und Klima früher oder später. Die Hüpf er fressen zuerst ihre
Brutplätze kahl, dann erst scharen sie sich zusammen und beginnen
zu wandern. Fürs erste halten sie sich an Gräser und Kräuter: doch
vermögen sie auch Bäume zu erklettern und zu entlauben. In (40 — )
60 — 72 Tagen, normal im Juni, sind sie erwachsen; nach etwa 14 Tagen
beginnt die Eiablage. Kurz vor und während dieser ist der Wander-
trieb am stärksten.
Selten bleiben die Nachkommen der Eingewanderten im Strich-
oder Wandergebiete, wo sie dann in längstens 2—3 Jahren zugrunde
gehen. Die meisten treten, sobald sie Flügel erhalten haben, die Rück-
wanderung nach der Heimat an, nicht in gerader Linie, sondern in
unregelmäfsigen Flügen, doch mit der ausgesprochenen Richtung nach
Nord und Nordwest, die durch die jetzt herrschenden Winde bedingt
ist. In Texas beginnt diese bereits im April, beim 35. "^ n. Br. anfangs
Mai, mit jedem Grade weiter nördlich vier Tage später. Doch er-
reicht nur ein kleiner Bruchteil die Heimat-, die meisten unterliegen
unterwegs Feinden , Parasiten , Krankheiten und konstitutioneller
Schwäche.
Den grölsten Schaden, aber am seltensten, tut die Felsengebirgs-
heuschrecke im Wandergebiete , geringeren , aber häufiger , im Strich-
gebiete. Da ihre Heimat kaum kultiviert ist, kann hier von Schaden
keine Rede sein. Auch die in den fremden Gebieten geborenen Heu-
schrecken schaden nie derart wie ihre Eltern beim Einfalle. — In
manchen Jahren ist der Schaden ganz ungeheuer, 1874 wurde er auf 45,
1877 sogar auf 100 Millionen $ berechnet.
Als Feinde werden genannt : Tromhidium locustarum-, eine Tachina
sp., Sarcophaga carnaria L. Die Larven von Systoechus orcas (Dipt.),
Tdephoriäen, LacJmosterna fuscum, Carabiden und Drahtwürmer ver-
zehren die Eier.
Sorauei-, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 13
194 Orthopteren, Geradflügler.
Wie sehr das Auftreten von Heuschrecken von lokalen, einer jeden
Art spezifisch oimstigen Einflüssen abhängt, zeigt ein Bericht Coolets i),
der in den Jahren 1899 — 1903 in Montana, das doch mitten im Brut-
gebiete der Felsengebirgsheuschrecke liegt, kein Individuum dieser Art
zu Gesichte bekam, trotzdem andere Heuschrecken während der drei
letzten Jahre recht schädlich und zahlreich auftraten.
M. devastator Scudd,, the devastating- loeust of California 2).
Heimat Kalifornien; doch kommt sie an der ganzen pazifischen Küste
vor. Ihre Brutplätze bilden unbebautes , mit Hctnhonia viryata be-
standenes Land. In Jahren mit trockenem Frühjahre, denen eines mit
nassem Frählinge vorangegangen war, vermehren sie sich stark und
schwärmen aus. Die Flüge lassen sich meist in Getreidefeldern nieder,
trotzdem die Heuschrecken Alfalfa, wie überhaupt saftige Pflanzen, dem
Getreide vorziehen. Am meisten gefährdet sind Obst- und Rebgärten,
die in Getreidefeldern liegen, während von Gehölz umgebene gewöhn-
lich verschont bleiben. An den Bäumen fressen sie nicht nur Blätter und
Rinde , sondern auch die unreifen Früchte. Als Feinde beobachtete
CoQuiLLETT mehrere Vögel , eine Eidechse und wenige Insekten , von
denen Sarcophaga oiiifera am wichtigsten ist. — Die einfallenden
Scharen werden oft sehr schädlich ; da sie aber ihre Eier in kultiviertes
Land legen, wo sie durch die Bearbeitung des Bodens vernichtet
werden, bleibt der Schaden auf das Einfallsjahr beschränkt. Coquillett
empfiehlt die Vernichtung der Brutplätze.
M. femur-rubrum de Geer, the red leg-g^ed loeust^). — In ganz
Nordamerika, von Mittelmexiko bis ins arktische Gebiet; fehlt nur in Alaska
und ist seltener in den südöstlichen Staaten. Trotzdem sie bis ca. 8000 Fufs
Höhe gefunden wurde, bedarf sie eines feuchten niederen Bodens,
daher sie kultiviertes Land, schattige Gehölzränder usw. mit reichlichem,
zartem Pflanzenwuchse vorzieht. Sie verhält sich ähnlich M. atlanis,
mit dem sie oft verwechselt worden ist; doch hat sie nicht dessen
Vermehrungsfähigkeit. Da sie aufserdem sehr viele natürliche Feinde
hat , wird ihre Schädlichkeit nie so grofs , als man nach ihrer Ver-
breitung erwarten könnte. Doch schadet sie immerhin beträchtlich an
den verschiedensten Gewächsen, unter anderem auch an Zuckerrüben,
Tabak und Baumwolle. Obgleich sie sich manchmal in ungeheuren
Mengen in geringe Höhen erhebt, wandert sie nicht. Doch liefert sie
den einzigen Fall , in dem eine nordamerikanische Heuschrecke in
Schwärmen vom Winde in See (den Michigansee) ") getrieben wurde.
Die Eier werden in mehreren Portionen abgelegt.
Da die Flugfähigkeit dieser Art offenbar gering ist, wird sie auch
im erwachsenen Zustande leicht mit Hopperdozers bekämpft.
Eine interessante Beobachtung, die zeigt, wie vorsichtig man bei
der Beurteihmg von Insektenschäden sein mufs , teilt J. B. Smith mit.
Er fand diese Heuschrecke häufig an Kronsbeeren und hielt sie für
einen Schädling an diesen. Als er aber die Kröpfe hier gefangener
Heuschrecken auf ilu-en Inhalt untersuchte , fand er als solchen iiur
Grasreste, keine Spuren von Kronsbeeren.
1) U. S. Dept. Agric. Div. Ent., Bull. 46, 1904, p. 42.
2) Coquillett, U. S. Dept. Agric. , Div. Ent., Bull. '27, 1892, p. 34—57; Insect
Life Vol. 5, 1893, p. 23—24.
") Smith, J. B., Rep. Ent. New Jersey agric. Coli. 1891, p. 402, 1892, p. 410.
*) 2(1 Rep. U. S. ent. Commiss. p. 102.
Acridiinen. ]95
M. paekardi Scudd.^. Ebenfalls weit verbreitet, schädlich aber
scheinbar nur in Kanada, mit anderen Arten zusammen.
Mel. dillerenlialis Thoms., the dillerential loeust^). Heimat
das Mississi[)pital vom 43." n. Br. bis zum Gölte von Mexiko, westlich
bis zum Pazifik. Auch diese Art bevorzugt feuchte Niederungen mit
üppigem Pflanzenwuchse , kommt aber auch bis 6000 Fufs Höhe vor.
Sie hat sich der Kultur insoweit angepafst, als sie erst auf kultiviertem
Lande sich stärker vermehrt und sich gerne auf solchem aufhält.
Namentlich von der Alfaifakultur wird sie begünstigt, die ihr einen
Boden bietet, der nach der Eiablage nicht mehr bearbeitet wird, und
ferner frühes Futter für die Hüpfer. Aber auch an Klee, Gras, Getreide,
Mais, Rüben, Obst- und anderen Bäumen, Reben, Blumen usw., ganz
besonders an Baumwolle schadete sie öfters bedeutend. NamentHch
nach Überschwemmungen des Mississippi scheint sie stärker aufzutreten,
da dann das Land 1 — 2 Jahre unbebaut liegen mufs. Bei starkem Auf-
treten erheben sich die Massen gelegentlich zu beträchtlichen Höhen
und verbreiten sich über ausgedehnte Gebiete, ohne aber eigentlich zu
wandern. Die Eier werden in unregelmäfsiger Anordnung in grofsor
Zahl (bis 175) in einem Pakete in festen Boden abgelegt, zuweilen
auch unter die Rinde aufgestapelten Holzes. Als Insektenfeinde geben
HuNTEK und Morgan an, für die Eier: Csirahidenlarve, 3Iacrohasisunko]or
(ad. und juv.), Scdio hyalipennis Ashm. und oeäipodac Ashm.-, für die Nym-
phen: Sarcophaga afssidua Walk., cinihicis Towns., gcorginae Wied, Imnteri
Hough , sarracenae Ril. , Eupliorocera claripennis Macq. , Acemyia dentata
Coq., Liicilia Caesar L. Kröten und Stinktiere fressen sie in Massen. —
Als parasitischen Pilz führt Hunter Sporotriclmni glolmlifcrum an,
während nach Morgan der afrikanische Heuschreckenpilz, Mucor locus-
ticida Lind., sich als sehr nützlich erwiesen hat. — üer „difterential
grasshopper" hat seinen Namen daher, dafs er in einer gelben und
einer schwarzen Form auftritt; er ist die gröfste Melanoplus-Art.
M. femoratus Burm.^). Diese, vielfach mit folgender verwechsehe
Heuschrecke kommt namentlich an beiden Küsten Nordamerikas vor,
spärlicher und weniger weit verbreitet im Innern. Sie hat in Virginia
mehrfach ernstlich an Timothee und Weizen geschadet.
M. bivittatus Say.*). Im Innern Nordamerikas vom Süden bis
hoch hinauf in den Norden, meidet die Küsten. Häufig mit voriger
verwechselt. Überall, an trockenen wie an feuchten Orten. Eiablage
in festen Boden : in alte Wege, wo sie häufig durch den Wagenverkehr
in grofsen Mengen wieder zerstört werden, und in gut begraste Weiden.
Nur 1 — 2, je tiO— 70 Eier enthaltende Pakete. Schädlich an den ver-
schiedensten Pflanzen, besonders aber an Gras, Getreide und Garten-
gewächsen. Nicht wandernd. In Colorado starben 1895 diese Heu-
schrecken bei regnerischem Wetter an einer Infektionskrankheit, durch
einen, Bactmuni icrmo ähnlichen Bazillus erzeugt. Auch die mit diesem
infizierten Heuschrecken starben.
V) Fr.EixHKK, Rep. Eut. Canada Dept. Agric. for 1900, p. 205 — 207; Bull. 40
U. S. Dept. Agric, Div. Ent., 1903, p. 78—79. ^ ^ ,_ ^,.
2) MuuGAN, Bull. 30, IT. S. Dept Agric. Div. Ent., K S., 1901, p. 7-36, hgs.
1-17: HuNTEH, Kansas Univ. Quart. Vol. 7, 1898, p. 205-210, 2 figs.
") Phu.i.ii'i-s, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 87.
'} Gti.i.KTTE, ibid. Bull. 6, N. S., 1896, p. 89-93.
13*
196
Orthopteren, Geradflügler.
Euprepocuemis Fieb.
E. bramina Sauss. ^). In Indien öfters sdiädlich an jungem Reis
und an jung-em Panicum miliare.
Maudibeln von Laubheuschrecken
(nacli J. B. Smith).
Locustideii -), Laubheusclireckeii.
Lang gestreckt, schwach seitlich zusammengedrückt, meist grasgrün
oder braun. Kopf senkrecht, spitz, nur wenig mit Brust verbunden,
daher freier beweglich. Ton den Nebenaugen gewöhnlich nur das
mittlere, und zwar auch nur wenig ausgebildet. Scheitelgrübchen fehlen.
Fühler ijorstenförmig, lang, dünn, mit mehr als 30, oft verschmolzenen
Clliedern. Mundwerkzeuge
senkrecht nach unten ge-
richtet; Oberkiefer (Fig. 148)
kräftig ; mit starken Zähnen
zum Zerbeifsen der Beute:
Innenladen der Unterkiefer
hart , dienen zum Zerklei-
nern der Nahrung.
Kiele und Furchen des
Hals Schild es gröfstenteils
fehlend, selten in geringer
Ausbildung vorhanden. Flü-
gel liegen dem Körper dach-
förmig an: die vorderen beim Männchen an ihrer Basis mit Zirp organ,
nicht selten aber bis auf dieses, beim Weibchen dann ganz, rückgebildet.
Die Hinterflügel dienen mehr als Fallschirme zur Unterstützung der
Sprünge, wie zum Fliegen. Die Hinterbeine sind sehr lange Sprimg-
beine mit stark verdickten Schenkeln :
an ihren Tibien zwei, das Abspringen
sichernde Sprungdornen. Am oberen
Ende der Vorderschienen die Gehör-
organe. Tarsen viergliederig , viertes
Glied ohne Haftlappen. Hinterleib
zehnringelig: erster Ring ziemlich innig
mit der Brust verwachsen ; beim Männ-
chen neunter und zehnter, beim Weib-
Fig. 144. Hinterende eines Weibchens chen (Fig. 144) auch achter zu den
von Locusta (nach Folsom). äufseren Begattungs- und Analorganen
t^^^';S^^S^:^^^j(;l^. nmgewandelt. Raife^ (cerci) bei beiden
Geschlechtern , Griftel (styli) dagegen
nur beim Männchen vorhanden. Weibchen mit sehr langem , aus vier
äufseren und zwei inneren Klappen bestehendem Legestachel.
Tracheen ohne die für die Feldheuschrecken so charakteristischen
Luftsäcke. Ösophagus (Fig. 145) sehr lang, mit grofsem dünnhäutigen
Kröpfe und sehr kräftigem, muskulösem Kaumagen, der innen sechs
hornige Längsreihen von je drei Zähnen trägt. Am kurzen Mittel-
e 7 s
V
^) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 1—4.
2) In neuester Zeit, unter dem Einflüsse der Nomenklaturbewegung, beginnt
man mit Locustiden die Feldheuschrecken zi; benennen , mit Phasgonuriden die
Laubheuschrecken. Es ist selbstverständlich , dafs wir diese Änderungen un-
berücksichtigt lassen.
Locustideu, Laubheusclirecken. Phaneropterinen.
19<
^Sc/il
darme zwei Taschen, an Stelle der Blindschläuche der Feldheuschrecken.
Dünndarm sehr laug, zweimal geschlungen ; in den Enddarm münden
zahlreiche Malpighische Gefälse,
Die Laubheuschrecken leben mehr im Walde und auf [Gebüsch,
überhaupt an feuchten Orten, und sitzen auch im Grase meist hoch
oben. Sie sind mehr sefshaft und vorwiegend nächtlich, im Gegensatze
zu den Feldheuschrecken. Ihre Nahrung ist gemischt, bei den einen
mehr karnivor (Insekten), bei den anderen mehr herbivor. Wohl alle
aber sind ihren kranken und toten Ai^tgenossen gegenüber kannibalisch.
Die länglichen, gewöhnlich seitlicii zu-
sammengedrückten Eier werden im Herbste
einzeln abgelegt. Die Arten mit rundem, fast
geradem, zugespitztem Legestachel legen sie
in die Erde, die mit seitlich zusammengedrück-
tem, säbelartig gebogenem, am Ende abge-
rundetem und gesägtem in Pflanzenteile , die
sie dazu aufschlitzen.
Die Ende Frühjahr ausschlüpfenden Jungen
schwellen kurz vorher stark an und sind daher
gleich unverhältnismäfsig grofs. Sie häuten sich
sehr bald und springen schon nach wenigen
Minuten. Die Zahl der Häutungen scheint
sechs zu betragen. Der Legestachel der Weib-
chen entwickelt sich ebenso allmählich wie die
Flügel.
Die Familie der Laubheuschrecken ist
über die ganze Erde verbreitet. Man teilt sie
in mehrere Unterfamilien ein.
Bei den englisch sprechenden Völkern
werden sie „long-horned''^ oder „meadotc grass-
hoppe)-s'\ zum. Teil Siuch „katyd/ds" genannt, bei
den Franzosen „sauterelles'' .
Phaneropterinen ').
Kopf rundlich. Flügel häufig verkümmert.
Beine lang und schlank. Trommelfell äufserlich
sichtbar, olfen. Vorderschienen oben mit ein
bis zwei , Hinterschienen mit zwei Enddornen.
Fufsgiieder platt gedrückt, ohne Längsfurchen.
— Zart grüne , manchmal noch mit lebhaften
Farben versehene Tiere, die träge an Gebüsch
und Blumen leben. Die linsenförmigen Eier
werden in oder an Pflanzenteile abgelegt
(Fig. 146). Die Entwicklung verläuft sehr rasch, so dafs die Er-
wachsenen schon im Juni und Juli zu finden sind; sie leben nur
kurze Zeit.
Orphauia Fisch.
Kopfgipfel breiter als erstes Fühlerglied. Fühler etwas kürzer als
Körper. Flügeldecken abgekürzt. Mittel- und Hinterbrust in der
Fig. 145. Darmkanal einer
Laubheuschrecke
- (nach J. B. Smith).
Sil Speiseröhre, B Blindsack,
Schi Schlund, J/ Magen, B Darm,
A' Enddarm.
^) Bruxser V. Wattenwvl, Monographie der Phaneroptex'ineu , Wien 1878, 8".
Additamenta hierzu, Verh. zool. bot. Ges., Wien, Bd. 41, 1891, S. 1—196, 2 Taf.
198
Orthopteren, Geradflügler.
Mitte tief eingeschnitten. Legeröhre schwach gekrümmt, mit gezähnter
Spitze.
O. denlicauda Charp. Kopfgipfel dreimal so breit als erstes
Fühlergiiecl. Grasgrün , rotbraun punktiert. Flügeldecken gelb . des-
gleichen die Hinterschenkel unten. 32 — 38 mm lang. Von den Pj'renäen
längs der Alpen bis nach Serbien und Ungarn; auf Wiesen im Juni
und Juli. Manclimal in grofser Anzahl, so nach Sajö ') in Siebenbürgen
von 1872 bis Mitte der 90er Jahre, die Gebirgswiesen kahl fressend.
Von den übrigen europäischen Arten dieser Familie schaden einige
in Südfrankreich an Wein, wie Barbitistes berengfueri Mayet-), der
namentlich 1888 im Departement Var häufig war, und einige in Dahnatien
und den benachbarten Ländern
an Tabak ^), wie Barl)itistes
Yersini Brunn. , Leptoph.ves
punetatissima Bosc. und
Phaneropteraquadripunetata
Brunn.'*) (auch an Wein). Sie
fressen Löcher in die Blätter,
von Rande her oder in die
Spreite; der Schaden besteht
mehr in einer Verminderung des
Wertes als des Gewichtes der
Blätter.
Ein Versuch, die Heu-
schrecken an Rebe durch
Eintreiben von Truthühnern zu
bekämpfen, mifslang vollständig,
indem letztere nach einigen
Tagen eingingen.
•Letztgenannte Art wurde
in Italien als Verzehrer der
Blattgallen der Reblaus, mit In-
halt, beobachtet ^).
Phaneroptera laleata
Scop. wurde zu Thomery in
Frankreich in Weinbergen
schädlich dadurch, dafs sie
Löcher in d ie Weinbeeren fraJ s'').
Isoi)hya eamptoxipha
Fieb.^) hat 1889-91 in Ostbul-
garien ungefähr 1000 ha Stiel-
eichenwälder befallen und zum Teil kahl gefressen. Die Nymphen
erkletterten im Februar die Bäume und frafsen die sich eben öffnenden
Fig. 146. Microcentruin laurifolium L. verkl.
(nach J. B. Smith).
/ ad., In Eier, Ih Nymphen, '^a parasitierte Eier.
1) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 5, 1895, S. 363.
2) Mayet, V., Bull. Soc. ent. France 1888, p. CXI— CXII; Azam, ibid. ]S!9.5,
p. XLVIII— L. ^
') Preis.skckkr, C, Fachliche Mitteil. k. k. österr. Tabakregie, Wien 1905, Heft 1,
S. 13—15, Fig. 56—61. ^
*) Anastasia, Boll. tecn. Coltivaz. Tabbachi, Scafati, Anno. 2, 1903, p. 1—77,
1 PL, s. Jahresber. Neuer. Leistgn. Pflanzenkr. Bd. 7, S. 143.
5) FuscHiNi, Redia Vol. 2, 1905, p. 121—126, 4 figs.
^) BoisDuvÄL, Ent. horticole p. 208.
■') Nach BuNTSCHEv; s. Judeich u. Nit.sche, Bd. 2, S. 1289.
Pseudophyllinen. 199
Knospen ans. Anfangs April bis Mai war der Frais am stärksten;
dann verliefs das reif werdende Insekt die Bäume.
Caedicia longripennis Brunn. (?) überfällt in Australien öfters
junge Kampferanpfianzungen in Scharen und frifst Löcher in die Blätter.
An noch unreifen Aprikosen nagt sie Stücke der Haut ab ^).
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika schaden zwei
Microceutrum - Arten in geringem Maise, M. retiner vis Burm. in
den nördlichen Staaten an Vaccmiwn oxycoccus , M. laurilolium L.
(Fig. 146) in den südlichen Staaten an Apfelsinenbäumen; die Eier der
letzteren werden von Eupelmus mirabüis Walsh (Chalcidier) parasitiert.
Scudderia Stäl.
Flügeldecken breit, hinterer Rand gerade oder abgerundet. Erster
und zweiter Schenkel unten unbewaffnet, dritter desgleichen oder
spärlich bedornt. Genitallappen stumpf oder mit kurzem Dorne. —
Nordamerika, auf Marsch- und Sandboden. Eier in Blättern.
Sc. texensis Sauss. In New Jersey recht schädlich an Moos-
beeren. Die Heuschrecken fressen nur die Samen der Beeren und ver-
schmähen das Fruchtfleisch, so dafs sie eine grofse Anzahl derselben
zerstören. Die Eier werden einzeln , seltener in Mehrzahl (bis sechs)
in Blatttaschen zwischen oberer und unterer Epidermis von Gräsern,
am liebsten Panicum spp., gelegt und durch klebrige Masse festgehalten.
Ein Weibchen legt höchstens 30 Eier. Mitte Juni schlüpfen die Jungen
aus, Mitte August sind die Schrecken erwachsen; sie leben bis Ende
Oktober. Zur Bekämpfung ist im Winter alles Gras auf den Moosbeer-
feldern zu mähen, das aufserhalb derselben zu verbrennen. Geflügel
frifst sie; gefangene Tiere wurden von Riesenspinnen, Argiope sp.,
aufgezehrt.
Sc, eurvieauda de Geer und lureata Brun. beteiligten sich an
dem erwähnten Schaden.
Pseiidopliyllinen ^ ).
Kopfgipfel kurz, dreieckig. Ränder der Fühlergruben aufgeworfen.
Halsschild mit zwei Querfurchen. Gehörorgane muschelförmig. Vorder-
tibien ohne Enddornen. Tarsenglieder niedergedrückt; die beiden ersten
Glieder längsgefmx'ht. Tropen.
Mataeus orienlalis Karsch^). Saftgrün. Vorderflügel blattähnlich.
Hinterflügel glasig; ihre in der Ruhelage unter jenen vorragende Spitze
ebenfalls grün. Sprungbeine schwach. Schenkel violett bis lila; ihr
Ende und der Anfang der Tibien rot. Auf Halsschild lö — 18 glänzend
gelbe bis schwarzbraune Wärzchen, meist jedes in einem schwärzlichen
Ringe. Legescheide fast gerade. Weibchen 80, Männchen 60 mm
lang. — Ostafrika.
In Usambara an Ficus elastica schädhch. Die Tiere fressen in
der heifsen Jahreszeit an Blättern, Blattknospen und Zweigspitzen,
aus den Wunden fliefst reiclüich Gummi. Namentlich die jungen
1) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 15, 1904, p. 736.
-) Brunner v. Wattknwyi., Monographie der PseudophvHmeD, Wien 1895. 8 .
3) VossELER, J , Pflanzer Bd. 2, 1906, S. 72—74.
200 Orthopteren, Geradflügler.
Bäumchen werden oft in einer Nacht verstümmelt. Die Eier werden zu
10 — 12 in, der Länge nach aufgeschlitztes Holz abgelegt: derart be-
handelte Zweige vertrocknen und brechen leicht ab. Die Tiere und
die Gelege sind abzusammeln.
Cleaiidrus granig-er Serv. \) schadet auf gleiche Weise an Gummi-
baum auf Java.
C.yrtopli.vHus perspicil latus L.^j (concavus Harr.) schadet in
Nordamerika gelegentlich an Reben, deren zarte Blätter von der Heu-
schrecke besonders gern gefressen werden.
Coiiocephaliiieii ^).
Koj)f kegelförmig nach vorn verlängert. Gehörorgan fast ge-
schlossen. Yorderschienen drehrund. Die beiden ersten Tarsenglieder
jederseits gefurcht. Eier zylindrisch, sehr dünn, werden an oder in
Stengel von Pflanzen abgelegt. Auf der ganzen Erde , besonders in
den Tropen an feuchten Orten (Sümpfen). Die europäischen Arten
sind ohne Bedeutung.
Conoceplialiis Thunb.
Coue-nosed grasshoppers. Fühler und Hinterbeine sehr lang;
Flügeldecken sehr lang und schmal. Legeröhre so lang oder länger
als Körper. Häufig aufwiesen, sollen Gras und Samen fressen; nach
J. B. Smith *) frafsen in der Gefangenschaft gehaltene nur andere
kleinere Locustiden. Überall verbreitet.
C. triops L. (obtusus Burm.) soll in Mississippi gelegentlich durch
Blattfrafs an Baumwolle schädlich geworden sein-^).
Eine C. sp. afp. nitidulus Scop. soll in Deutsch-Ostafrika gelegent-
lich die noch unreifen Samen von Sorghum vulgare und Reis aus den
Ähren ausfressen. „Werfen von feinem Sand soll das Einfallen der
Schädlinge auf die Felder verhindern'^)''.
Orclieliinum Serv.
Grofs , stämmig. Legescheide kurz , sichelförmig. Nordamerika.
Fressen Grassamen, sind aber sicher auch karnivor.
O. agfile de Geer (vulgare Harris). Halsschild mit zwei dunklen
Streifen. Flügeldecken die Flügel kaum überragend. Oft zu Myiiaden
auf Weiden ^). Nach Morgan ^) an Baumwolle schädlich. Smith *) fand
bei den in Moosbeerfeldern gefangenen Exemplaren den Kropf voll von
Samen derselben; und nach Webster'') frafsen sie die Maiskörner aus
den Ähren. Morgan züchtete aus den Eiern zwei Chalcidier : FAipchnus
, ') Siehe Anmerkung 3 auf S. 199.
2) Saunders, Insects injurious to fruits, Philadelphia 1892, p. 291—292, fig.
' '} ") Redtenbachkh, J., Monographie der Conocephaliden. Verh. zool. bot. Ges.,
Wien, Bd. 41, 1891, S. 31-5-562; Taf . 3, 4; Kahnv, H., Revisio Conocephalidorum, Abh.
zool. bot. Ges., Wien, Bd. 4, Heft 3, 1907, 114 pp., 21 Fig.
*) Bull. 90, New Jersey agric Exp. Stat., 1892, p. 7.
^) AsHMEAD, Insect Life Vol. 7, 1894, p. 26.
G) VossEi-Eu, Berichte Land- und Forstwirtsch. D. Ostafrika Bd. 2, 19U5, S. 241.
■'i Harris, Insects injurious to Vegetation, Boston, 1862, p. 161 — 162, Fig.
^) Bull. 30, Dept. Agric, Div. Ent.. 1901, p. :!0-31, Fig. 18, 19.
ö) Insect Life Vol. 3, 1890. p. 160.
Coiiocephalinen. Locastinen. 2<)l
xipliiän Ashm. und Macrotdeia sp. , aus den add. eine Sarcophagide,
Helicohia helicis Town,
Xiphidium Serv.
Klein, schlank, Legescheide ganz oder fast gerade. Weit ver-
breitet.
X. grossypii Scudd. Nach Ashmead^) in Mississippi schädlich an
Baumwolle durch Abfressen der Blüten.
Locustineii.
Grofs. Grehörorgan geschlossen. Vorderschienen aul'sen gefurcht,
oben mit drei Dornen, aufsen mit einem Enddorn. Hinterschienen
oben mit zwei, unten mit vier Enddornen. Erstes und zweites Tarsen-
giied seitlich gefurcht; das erste Tarsengiied der Hinterbeine ohne
freie Sohlenlappen. Die Eier werden im Spätsommer wenig tief in die
Erde gelegt.
Locusta de Geer. ' '-•,
Kopfgipfel so breit als erstes Pühlergiied. Halsschild glatt. Mittel-
und Hinterbrust mit zwei spitzen langen Lappen. Raife des Männchens
gerade, innen gezähnt. Legeröhre lang, nicht oder wenig gekrümmt.
L. viridissima L. Grofses grünes Heupferd. Grün, oben oft
rostrot oder braun. Raife des Männchens seine Griffel weit über-
ragend; Legeröhre kürzer als Hinterschenkel, 27—30 mm lang, von
Flügeldecken überragt. Körper 28 — 35 mm. Europa, Nordafrika,
Vorderasien, Sibirien bis Amur.
L. eaudata Charp. Grün. Raife die Griffel kaum, Legeröhre die
Flügel weit überragend. 22 — 40 mm lang. Südliches und östliches
Europa.
Die Locustinen treten im allgemeinen nur vereinzelt auf; sie sind
in der Hauptsache sicher Raubtiere. Wie die meisten kauenden Raub-
insekten fressen sie aber auch weiche, saftige Nahrung aus dem Pflanzen-
reiche gern, so (in Gefangenschaft) Apfelstücke, Kohlstengel und ähn-
liches. Den eingehendsten Bericht über Schäden des grünen Heu-
pferdes bringt Koppen-). Danach trat diese Art, im Verein mit dem
AVarzenbeifser, 1857 in Transkaukasien in Mengen in den Weinbergen
auf. desgleichen 1872 bei Tiflis. Anfänglich verzehrten die Insekten
nur die Blüten , später aber das Laub und die jungen Triebe , bis die
Reben völlig kahl waren. Dann, noch als Nymphen, überfielen sie die
kurzstämmigen Obstbäume (Pfirsich , Pflaume , Wallnufs) , die Gärten
und Felder und befrafsen besonders Gerste , von Unkräutern Nesseln.
Brombeeren und Artemisia vulgaris. Schon Nördlinger^) berichtet, dats
Heupferde Löcher in die Tabaksblätter fressen und so namhaft schaden ;
nach Preissecker'*) tut L. eaudata ersteres, aber ohne merklichen
Schaden. 1892 soll L. viridissima mit Acridiern zusammen bei Florenz
fühlbaren Schaden an Luzerne, Kartoffeln, Bohnen, Tomaten und jungen
') Siehe Anmerkung 5 auf S. 200.
^) 1. c. S. 93-94.
^) Die kleinen Feinde usw. 2. Aufl., S. 535.
') 1. c. S. 15.
202 Orthopteren, Geradflügler.
Rebtrieben verursacht haben ^). Mokbzecki ^) fühlet sie unter den Feinden
der "Weinreben in Rufsland an : Slaus-Kantschieder ^) berichtet über
Schaden an Getreidefeldern bei Spalato. Nach Eichter-*) wurden sie
bei Agram beim Benagen von Rosenknospen beobachtet.
Öfters wurden grüne Heuschrecken nur neben Feldheuschrecken
beobachtet, so dafs die Vermutung nicht von der Hand zu weisen ist,
dais diese oder andere Insekten in manchen Fällen die wirklichen
Schädiger gewesen seien , erstere dagegen diese gefressen hätte. Ich
beobachtete sie häufig auf gebundenen Getreidegarben, wo sie doch
sicher nur tierischer ISTahrung nachgegangen sein können.
Selbstverständlich soll ihre Schädlichkeit nicht völlig in i^brede
gestellt w^erden. Doch wäre für die Zukunft genaueste Beobachtung
zu wünschen.
Nach Gl ARD verzehrten Heupferde in einer französischen Seiden-
raupenzucht (Attacus cynthia) die Raupen von den Blättern.
In Gefangenschaft gehaltene Tiere frafsen ganz besonders gern
Fleisch, gekocht oder gebraten noch lieber als roh, ferner Fliegen,
Schmetterlinge , auch Raupen und kleinere Feldheuschrecken : doch
verhielten sich die verschiedenen Individuen sehr verschieden.
Nach GiARD^) sollen die Locustinen und die Decticinen nicht im-
stande sein, feste Körper zu verschlucken : sie sollen sie nur gut durch-
kauen, das Weiche, Saftige aufzehren und den festen Rest (Chitin) weg-
werfen, wie wir den Kern einer Frucht.
L. vig-entissima Serv. sucht nach Froggatt^) Honig auf den
Angophorabäumen und fängt Honigbienen des Honigs wegen.
Decticinen.
Trommelfell versteckt. Vorderschienen gefurcht, oben mit drei
bis vier Dornen; Hinterschienen unten fast immer mit vier Enddornen.
Erstes und zweites Tarsengiied seitlich gefurcht; das erste an den
Hinterbeinen mit zwei freien, beweglichen Sohlenlappen.
Decticus Serv., Warzenbeifser.
Grofse Formen. Flügel gut entwickelt. Halsschild mit Mittelkiel.
Fühler von Körperlänge. Erster Brustring unten ohne Stacheln. Vorder-
schienen oben mit vier Dornen. Ralfe des Männchens an der Basis
verdickt, innen gezähnt. Legeröhre fast gerade, an der Spitze gekörnt.
Em^opa, Nordafrika, Asien.
Biologisch verhalten sich die Warzenbeifser fast ebenso wie die
Heupferde, namentlich gilt für ihre Nahrung dasselbe. Sie sind jedoch
häufiger und treten leichter in Massen auf, nach Giebel') namentlich
nach milden Wintern und heifsen Sommern , so dafs sie dann auch
leichter schädlich werden können. — Europa, Nordamerika.
1) Bull. Soc. ent. Ital. T. 24, p. 164—169.
-) Siehe Jahresber. Neuer. Leistgn. Pflanzenkrankh. Bd. 6, 1903, S. 61.
3) Ibid. S. 31.
*) Eosenscliädlinge S. 313.
^) C. r. Assoc. fran?. Avanc. Sciences, 26 me Sess., 1«" Ptie, 1898, p. 302
(Discussion).
6) Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 15, 1904, p. 5.
^) Landw. Zoologie, Glogau 1869, S. 630.
Decticinen. 203
D. verrucivorus L, Grün, gelb oder braun, gefleckt. Fühler
grün. Flügel glashell. Flügeldecken so lang oder wenig länger als
Hinterleib. Raife des Männchens in der Mitte gezähnt. Snbgenital-
platte dreieckig. Männchen 35 , Weibchen 31 — 45 mm lang. Flügel-
decken beim Männchen 24 — 33, beim "Weibchen 22 — 31 mm lang. Lege-
röhre 18-2G mm lang. — Europa, besonders im nördlichen; Sibirien
bis Amur.
Die Nymphen sollen nach Giebel, Low u. a. das junge, zarte Gras
fressen , die Erwachsenen auch das reife Gras , so clals sie in ihnen
günstigen Jahren die Weide und den Heuertrag beeinträchtigen sollen.
Nach F. de Saulcy') hätten sie anfangs der 90 er Jahre bei Metz die
ganze Roggenernte zerstört. Nach Ratzeburg ^) sollen sie anfangs der
30 er Jahre des vorigen Jahrhunderts bei Bromberg sogar 6 — 12 jährige
Kiefern befressen und 1825 und 1835 in Niederschlesien die eben auf-
gehende Kiefernsaat völlig zerstört haben.
In der Gefangenschaft frafsen sie bei Tümpel^) nur gekochtes
Fleisch, weder Schmetterlinge, Raupen, noch Feldheuschrecken. Da-
gegen ist Kannibalimus unter ihnen sehr verbreitet, der sogar so weit
geht, dafs die Tiere ihre eigenen Hinterbeine abwerfen und aufzehren.
Die kleinen insektenfressenden Vögel sollen den Nymphen, Stare,
Krähen , Störche und Sumpfvögel den Erwachsenen nachstellen. Be-
fallene Wiesen soll man nach LöW*) durch Eintreiben von Gänseherden
von ihnen befreien können.
D. a Ibilrons Fab. ^). Gröfser als voriger ; nie grün, sondern mehr
gelb und braun. Fühler braun. Stirne blafs lehmgelb ; Seitenlappen
breit weifs gesäumt. Flügeldecken viel länger als Hinterleib. Hinter-
flügel rauchbraun. Raife an der Basis gezähnt. Subgenitalplatte breit.
Männchen 30—37 , Weibchen 32—39 mm lang. Flügeldecken beim
Männchen 41 — 54, beim Weibchen 43 — 5(3 mm lang. Legestachel
21 — 25 mm lang. Am ganzen Mittelmeer: Canarische Inseln. In
Spanien , Südrufsland uncl Algier wiederholt in grofsen Massen auf-
getreten und dann überaus schädlich in Feldern und Gärten. Meist mit
Siauronotus niaroccanus zusammen und wie dieser grofse Flüge bildend.
In der Gefangenschaft frafsen^) sie in erster Linie kleine Acriclier:
Oedipocia cocruJescens und miniata, Sphmgonotus coerulans, CaJoptenus
italicus, Pachytilus nigrofasciatus , Truxahs nasuta; weniger gern Locus-
tiden, wie Conoccphalus nmnäihularis, PJatycleis mtermeclia, Ephippiger
Vitium. Von den verschiedensten vorgeworfenen Vegetabilien frafsen
sie nur unreife Samen von Unkräutern, wie Setaria giauca uncl Portu-
lacca oleracea. Fabre kommt daher zum Schlüsse: .Jls sont dignes
d'etre inscrits au livre d'or des insectes utiles."
Anabrus Haldem.
Grofse, plumpe, flügellose Formen. Kopf tief in Halsschild ein-
gesenkt. Dieses glatt, nur vorn gekielt, nach hinten weit vorgezogen.
Nordamerika.
1) Nach AzAM. Bull. Soc ent. France, 1895, p. XLVIII— L.
2) Forstinsekten Bd. 3, S. 266.
") Allgem. Zeitschr. f. Entom. Bd. 6, 1901, S. 6-7.
*) Naturgesch. d. landwirtsch. schädl. Ins. 2. Aufl , 1846, S. 96.
5) KüNCKEL d'HERcuLAis, .1. , Ann. Soc. ent. France, Vol. 63, 1894, p. 137—142;
C. T. Assoc. franc. Avanc. Sc, 26"ie Sess., 1« Ptie, p. 301-302; Fahre, J. H., Ann.
Sc. nat., Zool., SÖc. 8, 1896, T. 1, p. 221-244, 1 PI.
^) Fabre, 1. c.
204 Orthopteren, Cleradflügler.
A. Simplex Ilald. (purpuraseens Uhl.)^) Great piain erieket,
AVestern oder Mormon crieket usw.; weniger als 15 mm, Hinter-
sclienkel weniger als 30 mm lang. Gelb, grün, schwarz, einfarbig
oder gefleckt.
Heimat die trockenen, nnfruclitbaren Hochebenen des nördlichen
Felsengebirges von 7000 — 13000 Fuis Höhe. Von hier aus wandern
sie in manchen Jahren in gröfseren oder kleineren Scharen (bis zu
10 miles Länge und ^U mile Breite) in die tiefer gelegenen Ebenen
und verzehren alles Grüne, besonders das Getreide. Namentlich in
den ersten Jahren der Besiedelung war der Schaden oft ungeheuer.
Die Züge wandern immer geradeaus, V2 — 1 mile den Tag; Hindernisse
werden überklettert, nicht umgangen; dabei verzehren sie auch die
auf Büschen sitzenden Insekten (Cikaden) , wie sie überhaupt ani-
malische Kost (lebendig oder tot, auch Kuh- und Pferdemist) sehr
lieben, besonders aber ihre kränklichen Artgenossen. Kleinere Flüsse
werden gekreuzt ; durch gröfsere werden sie oft zu Millionen vernichtet,
aber auch weiter verbreitet.
Eiablage von Ende Juli an in Häufchen von 20 — 40, deren
jedes Weibchen zwei bis drei in die Erde legt. Die Jungen schlüpfen
von März an aus.
Raubvögel, Möwen und andere Vögel, auch grofse Kröten folgen
den Zügen ; Fische verzehren die in Flüsse geratenen. Bären , Wölfe
und Schweine fressen sie sehr gern. Von Parasiten ist nur ein Faden-
wurm und eine Trombidiide bekannt. Laufkäfer überfallen die Nymphen,
Sandwespen tragen sie in ihre Bauten. Von den Indianern werden
sie gern gegessen.
Die Bekämpfung ist leicht. Gräben von zwei Fufs Breite und
2^ 2 Fufs Tiefe bilden unüberwindHche Hindernisse. Bretter, auf die
schmale Kante gestellt, halten sie auf; die dahinter sich ansammelnden
Massen werden durch Walzen vernichtet. Dasselbe kann auf frisch
gepflügten, für sie sehr hinderlichen Äckern geschehen. Schafherden
zertrampeln sie.
Eine Krankheit vernichtete 1893 in Idaho Millionen von ihnen.
Peranabrus Scudd.
Unterscheidet sich durch rauhen Halsschild von Anabrus. ^
P. seabrieoUis Thomas^). Coulee erieket. Gröiser als voriger.
Dunkelbraun. Halsschild und Flügeldecken gelb gerandet, Bauch hell.
Periodisch schädlich im Staate Washington , in einem _ Umkreise
von 30 miles Radius, besonders in Weizenfeldern. Heimat in tieferen
Regionen, wohin sie zur Zeit der Eiablage wieder zurückzuwandern
suchten. Biologie und Bekämpfung wie bei vorigem. — Pahnodcs
moris Kohl (Pompilide) trägt sie in seine Bauten. Ein Bekämpfungs-
versuch mit dem afrikanischen Heuschreckenpilz blieb ohne Erfolg. —
1) VoLLUM, Smithon. Rep., 1860, p. 422-425, Fig.; Packakd, 2*1 Eep. Rocky
Mountain Locust, 1880, p. 163-177, Pls., figs.; Bruner, 8d Rep. Rocky Mountain
Locust, 1883, p. 61-64, figs.; Milliken, Ins. Life Vol. 6, 1893, p. 17-24; Marlatt,
ibid. Vol. 7, 1894, p. 275; Üiu.ek, Bull. 38, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., 1902,
p. 107—108; Gd-i-EiTE, Bull. 101, Agr. Exp. Stat. Colorado, 1905, 16 pp., 2 Pls.;
Caudell, 1. c. p. 351—361, figs.: Johnson-, Bull. 52, IT. S. Dept. Agric, Div. Ent., 1905,
p. 62—66.
2) Piper, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 46, 1904, p. 60-61; Caudele, 1. c.
p. 363-368; Snodgrass, Journ. N. York ent. Soc Vol. 13, 1905, p. 74-82, PL 1, 2.
Ephippigerinen, Sattelschrecken ,
205
Piper rät von der Bekämpfuno; durch Schweine ab, da schon wiederhok
solche dadurch getötet wurden , dafs die Legescheiden der Weibchen
deren Magenwand durchbohrten.
Ephippigerinen, Sattelsclireeken.
Phimpe , abenteuerlich geformte Schrecken , mit verkümmerten
Flügeln, der Quere nach sattelförmig eingedrücktem, hinten stark ge-
wölbtem Halsschilde. Die schuppigen Flügeldecken bei beiden G-e-
Fig. 147. Ephippigera vitiiim Serv. uat. Gr. (nach Di.uei;lei.n).
schlechtem mit Zirporganen, Vorderschienen beiderseits mit Längs-
furchen und geschlossenem Gehörorgane; Hinterschenkel lang, dünn,
wenig zum Springen geeigiiet. Vorderschienen oben nur aufsen, Hinter-
schienen oben nur innen mit je einem Enddorn. Südeuropa, afrikanische
Mittelmeerküste. Pflanzenfresser, aber auch kannibalisch.
Ephippigera Latr.
Halsschild runzelig gekörnt. Raife des Männchens kurz , kräftig.
Legeröhre mäfsig lang, schwach gebogen, schmal, am Ende fein ge-
zähnelt. Etwa 50 Arten.
E. Vitium Serv. (ephippiger Fab., perforataBurm.)i) (Fig. 147). Gelb-
gTün, Kopf hinten mit blauer Querbinde. Fühler lang, grün oder braun.
Flügeldecken rostrot oder -gelb. Beine grün oder grau. Subgenital-
platte des Männchens tief, des "Weibchens schwach ausgeschnitten.
') Die wichtigste Literatur gibt Geyer v. Schweppenbürg , Zool. Beobacht.
Bd. 48, 1907, S. 158—157.
20(3 Orthopteren, Gei'adflügler.
Raife des Männchens innen in der Mitte mit Zahn. 20— 3U mm lang,
Legestaohel 19 — 22, fast gerade. — Frankreich bis Paris, Rhein und
seine Nebentäler von Basel bis Belgien , von "Wien durch Ungarn,
Siebenbürgen, Serbien, südliche Alpentäler. Fehlt in den eigentlichen
Alpen, im übrigen Deutschland und an der Mittelmeerküste. Schädlich
nur in Südfrankreich (hier porte-sellc genannt).
E. crucigfera Fieb. (bitterensis Marquet). Gelb , Halsschild mit
schwarzem Kreuze. Peckliügel braun gesäumt, Hinterleibsringe hell
gesäumt. Montpellier, Toulouse, Languedoc. 28 — 30, Legeröhre
23 — 25 mm lang.
E. provineialis Yers. Gelb, rostrote Deckflügel. Analsegment
des Männchens breit, dreieckig ausgerandet. 30 — 37 mm, Legeröhre
25—28 mm lang. Hyeres; Var.
E. terrestpis Yers. Rötlichgelb. Raife des Männchens an der
Spitze gegabelt. 26—29 mm, Legeröhre 29 mm lang. Provence.
Die Sattelschrecken leben an sonnigen, grasigen Hängen, an Wald-
rändern, auf niederem Gebüsche, besonders gern auf Nadelholz (Kiefern
und Fichten), ferner auf Eichen usw. Erwachsene von August bis
xlnfang November, namentlich im September; Fortpflanzung noch
wenig bekannt M. — Zu Zeiten starker Vermehrung dringen sie in be-
nachbarte Kulturland ereien vor, zunächst in Weinberge, Obstgärten
und Maulbeeranlagen, wo sie erst alle zarteren Teile (Blüten, junge
Früchte), dann aber alles Grüne abfressen-). Selbst die Rinde ver-
schonen sie nicht, und bei Alais haben sie die kräftigsten Maulbeer-
triebe derart geringelt, dafs der Wind sie abbrach^). Später gehen
sie auch in Felder und Gärten und können hier ebenfalls noch be-
trächtlich schaden. In welchen Mengen sie vorkommen können, ergibt
sich daraus, dafs 188(3 bei Beziers in nicht zwei Wochen 40 Zentner
auf die Mairie gebracht wurden, ohne dafs eine Abnahme beobachtet
wurde.
Aufser Ablesen der Tiere, Abschlagen und Verbrennen der be-
fallenen Gehölze wird Eintreiben von Truthühnern und Enten in die
Gärten und Felder empfohlen. Indes berichtet Azam von einem Falle,
in dem erstere einige Tage nach dem Eintreiben alle verendet waren.
Gryllacriiien.
Ohne Schrillorgan und äufseres Trommelfell. Achter und neunter
Hinterleibsring sehr vergröfsert. An den vorderen und mittleren Tibien
bewegliche Dornen. Fufsglieder verbreitert. — Tropen und Subtropen.
Scliizodactylus Brülle.
Grofse Formen. Flügeldecken rechtwinkelig geknickt: Hinterflügel
am Ende spiralig a,ufgerollt. Legescheide fehlt. Fuisglieder mit lappen-
artigen Anhängen. — Indien.
^) Wenn ein Herr H. L. im Feuille jeun. Natural. T. 18, 1888, p. 188 schreibt,
dafs die Eiablage im Juni/Juli an den Grund von Pflanzen stattfände, dafs die
nach 15— 20 Tagen ausschliipfenden Jungen sich in die Erde einbohrten und hier bis
zum nächsten April überwinterten, so dürften da sicherlich falsche Beobachtungen
vorliegen.
'') Azam, Bull. Soc. ent. France, 1895, p. XLVIII— L.
3) H(.MiiKEs-FiuMA.s, ibid. 18H9, p. XXX-XXXII.
firyllacrinen. Stenopelmatinen.
207
Seh. monstrosus Drmy^). Gelblich; 35—50 mm lang. Dieses
merkwürdige Tier lebt miterirdisch nacli Art der Maulwurfsgrillen, vor-
wiegend in der Nähe üiefsenden Wassers. Seine Nahrung scheint aus
Bodeninsekten zu bestehen: beim Suchen danach zerreifst es beim
Wühlen die Wurzeln der Pflanzen und hat dadurch , namentlich an
Indigo , Tabak und Tee , aber auch an Obstbäumen schon ganz be-
trächtlich geschadet. Nach Cotes frifst es allerdings auch Wurzeln.
Stenopelmatinen.
Flügellos. Körper gieichmäfsig geringelt. Fühler und Taster sehr
lang. Hinterbeine kräftige Sprungbeine. Fufsglieder seitlich zusammen-
gedrückt. Raife lang, fadenförmig. — Die Tiere sind braungelb und.
leben in Höhlen oder versteckt unter Laub. Nur eine Art ist für uns
von Interesse.
Diestrammena marmorata de Haan^) (Fig. 148). Bräunlich, oder
hell und bräunlich marmoriert. Alle Schenkel dunkel gebändert. Hals-
schild zylindrisch , vorn
stumpf, hinten verlängert.
Vordere und mittlere
Schenkel mit langen, be-
weglichen Dornen. Auf
der Oberseite der Hinter-
schienen gedrängt stehende
kleinere Dornen. Sohlen-
lappen fehlen. 16 — 20 mm
lang, Hinterbeine 16 — 23,
Legestachel 11 — 18. —
Heimat Japan.
Diese Heuschrecke ist
verschiedentlich mit Pflan-
zen aus Japan in europä-
ische Gewächshäuser, teils direkt, teils indirekt über belgische
Gärtnereien eingeschleppt worden und hat sich hier zum Teil stark
vermehrt. Tagsüber verstecken die Tiere sich unter Mulm, in der
Nähe der Heizungsröhren usw. ; im Sommer dringen sie auch ins Freie,
scheinen sich aber hier nicht halten zu können. Während, im all-
gemeinen die Tiere als Mulm- und AbfalÜresser nicht schaden, haben
sie dies in einigen Fällen doch in recht beträchtlichem Mafse getan.
BOAS^) berichtet sogar von in die Tausende gehendem Schaden an
Cyclamen, Adiantum, Chrysanthemum usw. Besonders Keimlinge
saftiger Pflanzen sind durch sie gefährdet. — Von Gegenmitteln haben
sich nach Boas Gifte bis jetzt nicht bewährt, sondern nur Ausräumen
der Gewächshäuser und gründliche Reinigung mit heifsem Wasser.
Beck*) rät, sie in glasierten, mit verdorbenem Biere gefüllten Ton-
gefäfsen zu fangen.
Fig. 148.
Diestrammena marmorata de Haan
nat. Gr. (nach Brunner).
^) Cotes, Indian. Museum Notes Vol. 2, 3; Maxwell-Lefroy, Indian Ins. Pests
p. 227, fig. 27.
-) Manche Autoren nennen D. unicolor Buunnek; möglicherweise sind beide
synonym.
2) Skadelige Insekter i vore haver. Kobenhavn 1906, p. 56-57, Fig.
*) LoTos, Bd. 55, 1907, S. 34.
208
Orthopteren, Geradflügler,
Gryllideii, Grillen.
Fig. 149. Körper walzenförmig, dick. Kopf meist abgerundet. Drei
Punktaugen. Fühler lang, fadenförmig, vielgliederig. Halsschild ohne Kiele.
Deckflügel rechtwinkelig in einen vorderen senkrecht abfallenden und
einen hinteren wagerechten Teil gebrochen, von Länge des Hinterleibes
bis ganz fehlend ; meist liegt , im Gegensatz zu allen anderen Gerad-
flüglern, der rechte auf dem linken ; alle Längsadern
parallel verlaufend. Flügel, wenn normal ausgebildet,
länger als Decken, in der Ruhelage so eng gefaltet,
dafs sie als zwei spitze, hornige „Gräten" den
Hinterleib überragen. Mit Zirporganen. Entweder
die vorderen Beine Grab oder die hinteren Spring-
beine. Vorderschienen drehrund, mit gewöhnlich
oftenem, doppeltem Trommelfelle. Drei Fufsglieder,
deren erstes meist sehr lang ist, deren drittes keine
Haftlappen trägt. Raife lang, weich, abstehend be-
haart. Legeröhre gerade, zylindrisch, an der Spitze
verdickt , zweiklappig. Styli fehlen den Männ-
chen, Legeröhren den Weibchen zweier Familien.
Die Mehrzahl der Grillen lebt in der Erde und
legt hier die Eier in losen Haufen ab. Meist omni-
vor, mit Bevorzugung der Fleisch nahrung.
Verbreitet sind die Grillen über die ganze Erde , namentlich die
wärmeren Klimate. Eine gewisse Feuchtigkeit ist allen erdbewohnenden
Formen vonnöten.
Man kennt mehrere Unterfamilien, von denen nur drei für uns in
Betracht kommen.
Fig. 149.
Kiefer einer Grille
(nach J. B. Smith).
Oecaiitliiiieii.
Körper und Beine sehr schlank. Hinterschenkel kaum verdickt.
Hinterschienen mit gröfseren und dazwischen kleineren Dornen. Ober-
irdisch.
Oecanthus Serv., WeiiiMhiichen.
Kopf schief nach vorn geneigt. Nebenaugen fehlen. Flügel aus-
gebildet. Hinterschienen oben beiderseits bedornt, länger als Hinter-
schenkel. Legeröhre gezähnt, stumpf endend. — Nur wenige Arten
schädigend.
Oee. pellueens Scop. , Weinhähnehen i). Hellgelb, weifslich
behaart. Legestachel schwarz, gezähnt. 9 — 16 mm lang, Legeröhre
6 — 8. — England, südliches Europa, Nordafrika, Senegal, Kleinasien,
Turkestan.
Oee. ang-ustipennis Fitch, faseiatus Fitch und niveus de G.,
Nordamerika; ebenfalls klein, blafsgrün, unterscheiden sich vor allem
durch Zahl und Gestalt schwarzer Flecke auf den beiden ersten Fühler-
gliedern.
1) Preissecker, 1. c. p. 15 — 16, fig. 61.
Grylliden, Grillen. Oecanthinen.
209
Die Oecanthus-Arten leben im Gegensatze zu den übrigen Grillen
oberirdisch auf Blumen, Kräutern, Sträuchern und selbst Bäumen.
Zwecks Eiablage sägt das Weibchen nicht zu harte , aber doch ver-
holzende Stengel, bei den genannten Arten vorwiegend von Rubus-
arten, bis über die Hälfte ihrer Dicke an und legt die platten Eier
immer zu zweien nebeneinander hinein (Fig. 150). Hall ^) zählte in
einem 22 Zoll langen Himbeerstengel 32(5, in einem anderen Stengel
auf 1 Zoll 50 Eier von Oec. niveus. Auch Obstbäume, namentlich
Pfirsich, Apfel, Pflaume, Hasel, femer Rebe, Weide, Sumach, Ulme
und selbst Eiche werden in ihren dünneren Zweigen mit Eiern belegt.
Erst zu Beginn des nächsten Sommers , Ende Mai , Anfang Juni,
schlüpfen die Jungen aus, die sich alle 14 Tage häuten und im August
erwachsen sind. Bald nach der Eiablage sterben die Grillen.
Die Nahrung^) der Jungen
besteht vorwiegend aus Blattläusen
(z. B. den PhyJJoxera- Arten der
Eiche) , die der Alten aus Räup-
chen, Afterraupen, Wanzen usw. •,
doch fressen sie auch gern Löcher
in zarte Blätter, wie in Tabak
(pellucens , fasciatus , niveus) , und
Baumwolle {fasciatus). Doch ist
der hierdurch verursachte Schaden
ganz unbedeutend , um so be-
deutender aber der durch die Ei-
ablage. Die angestochenen Triebe
und Zweige (besonders auch Pfropf-
reiser) vertrocknen und brechen
ab ; durch die Wunden dringen
Pilze in deren Inneres (z. B.
Coniothyrium sp.)^); an Apfel-
bäumen setzt sich die Blutlaus
gern in ihnen fest*). Nur die
Baumwolle wird dadurch nicht
geschädigt , da sie zur Zeit der
Eiablage schon abgeerntet ist •^) ;
um so gröfser ist aber der Scha-
den an Him- und Brombeeren,
für die die Oecanthus-Arten in
Amerika die schlimmsten Feinde
darstellen. Oec. angustipennis
frifst ferner Löcher in Obst' (Pflau-
men, Pfirsiche, Trauben), durch die wiederum Fäulnispilze eindringen*').
Cacits oecanthi ^ilej und JBaryc onus occanthi 'Riley'') legen ihre Eier
in die von Oec. niveus, erster auch von Oec. angustipennis, Antigaster
Fig. 150. Oecanthus niveus.
n mit Eiern belegter Brombeerstengel , /) derselbe
aufgeschnitten, c Ei von der Seite, d von oben
(aus J. B. Smithj.
')
2)
')
603.
^)
«)
Insect Life Vol. 1, 1889, p. 319.
MuRTFiELDT, ibid. Vol. 2, 1889, p. 130—132.
Stewart u. Eustace, Bull. 226, agric. Exp. Stat. New York 1902.
Felt, Insects affecting Park and Woodland trees Vol. 2, Albany 1906,
Sandersox, Farmers Bull. 223, 1905, p. 17.
Garmän, Bull. 116, Kentucky Exp. Stat. 1904, p. 79—81, 3 figs.
AsHMEAD, Ins. Life Vol. 4, 1891, p. 124.
luer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 14
210 Orthopteren, Geradflügler.
■mirahiUs ^) Walsh. seine in die von Oec, fasciatus. Letzterer wird von
Isodantia phüadeJphia St. Farg, (Grabwespe) eingetragen-).
Die Bekämpfung besteht im Aufsuchen und Vernichten der mit
Eiern belegten Triebe im Winter.
Einige Nemobius-Arten (Vorderflügel ganz kurz, hintere fehlend;
Hinterschienen mit beweglichen Stacheln) werden in Amerika gelegent-
lich durch Blattfrafs schädlich, z. B. fasciatus de G. (marginatus
Murtf.) an Baumwolle^) und Osage-Orange*).
Gryllineu.
Kopf kugelig, senkrecht. Hinterschenkel stark verdickt, breit ge-
drückt, länger als die stets gleichmäfsig bedornten Hinterschienen.
Legeröhre mit spitzem Ende.
Gry Ulis L., Grille.
Körper zylindrisch ; leicht behaart. Trommelfelle offen , inneres
kleiner als äufseres. Hinterschienen an der Wurzel ohne, sonst mit
zwei Reihen unbeweglicher Dornen. — Über die ganze Erde verbreitet.
Gr. abbreviatus Serv. verursachte in Ohio dadurch grofsen
Schaden, dafs die Tiere frisch verpflanzte Tomatenpflanzen dicht über
der Erde abfrafsen-^).
Gr. mitratus Burm. (occipitalis Serv.). Diese, im Sunda- Archipel
heimische, auf Java .»djankrik- genannte Grille schadet daselbst durch
Abfressen junger Kaffee- und Tabakpflanzen *^). Die Nymphen werden
von einer Grabwespe , iMrrada n/aura F. , eingetragen. Häuft man in
der Nähe bedrohter Pflanzen trockenes Laub, Gras usw. auf, so sammeln
sich die Grillen darunter und können leicht gefangen werden.
Gr. Servil lel Sauss. Diese in Australien häufigste Grille schadet
manchmal in Feldern und Gärten, besonders an Tomaten und Gemüse ;
auch benagt sie die sich eben öffnenden Knospen von Reben und
Obstbäumen ^}.
Gr. desertus Pall. (melas Charp.). Steppengrille. Schwarz;
Flügeldecken braun , kürzer als Hinterleib ; Hinterflügel meist ver-
kümmert. 13—17 mm lang; Legescheide l(j — 13, viel länger als Hinter-
schenkel. — Mittelmeerländer ; Europa südlich der Alpen ; bis Turkestan ;
auch auf Java.
Die Steppengrille wird namentlich in Ungarn^), aber auch in
Italien, Dalmatien'') usw. schädlich durch Frais an Zuckerrüben (Fig. 151),
jungen Tabakspflanzen, jungen Rebtrieben und -knospen, del Guercio'")
bekämpfte sie in Italien erfolgreich, indem er die Wiesen, ihren eigent-
J) Id.; ibid. Vol. 7, 1894, p. 245.
2) Id.; ibid. p. 241.
») Id. ; ibid. p. 25.
*) MuRTFiELUT, ibid. Vol. 5, 1893, p. 155.
5) Webster u. Mali.y, U. S. Dept. Agric, Div. Ent , Bull. 17, N. S., 1898, p. 100.
«) KoNiNGSBERGER, Med. s'Lands Plantentuin 20, 1897, p. 56; 44, 1901, p. 75; 64,
1903, p. 50-51.
'') Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 16, 1905, p. 480, 1 fig.; Oli.iff, ibid.
Vol. 3, 1892, p. 270-271.
8) Sa,j6, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 153.
9) Siebe Jahresber. Leist. Tortschr. Pflanzenkrankh. Bd. 6, 1903, S. 208,
:^r. 1258.
1«) Siehe Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 16, 1906, S. 248.
Gryllinen.
211
liehen Aufenthaltsort, mit Kaliumarsenat bespritzte, und da, wo keine
Gräser waren, mit diesem Gifte getränkte Reiskörner auslegte. Biologie
ähnlich der der nächsten.
Gr. (Liogryllus) eampestris L. Feldgrille. Schwarz, mit gelbem
Flecke an der Wurzel der braunen Flügeldecken. "Wurzel der Hinter-
schienen unten und innen rot. Punktaugen in fast gerader Reihe.
Halsschild vorn breiter als hinten, schmäler als Kopf. Flügel verkürzt.
2U — 26 mm lang, Legescheide 12 — 14. Europa (mit Ausnahme Skandi-
naviens), Mittelmeerländer, in Asien bis zum Himalaya. Vorwiegend auf
Wiesen und grasigen Wegrändern. Im Juni und Juli erwachsen. Das
Weibchen legt seine Eier einzeln in die Erde. Nach
vier Wochen kriechen die Jungen aus, die zuerst ober-
irdisch im Grase leben. Erst nach der zweiten Häu-
tung beginnen sie zu graben. Die Überwinterung ge-
schieht als Nymphe in der Erde. Nach der letzten
Häutung ist die Feldgrille vorübergehend kupferrot
mit gelben Vorderflügeln. Sie lebt von Gras, Kräutern,
Samen und Tieren , selbst grofsen Raupen wie denen
von Sphinx ligustri, Saturnia pyri ^ usw. Namentlich
auf Wiesen, aber auch auf Getreidefeldern wird sie nicht
selten beträchtlich schädlich; selbst an jungen Buchen
und Eichen hat sie schon gemeinsam mit Tettix suhu-
lata (s. daselbst) geschadet. Durch ihr Wühlen haben
Grillen einmal 324 qm Birkensaat, die unter dem
Schutze von Hafersaat aufgezogen werden sollte , ver-
nichtet^). — Von Feinden kommt in erster Linie der
Maulwurf in Betracht. — Kalkung, 5 dz auf V2 ha,
soll gutes Bekämpfungsmittel sein.
Gr. (Liogryllus) bimaeulatus de G. (capensis F.).
Sehr ähnlich voriger; aber Punktaugen ein Dreieck
bildend ; Halsschild nach hinten verbreitert, breiter als
Kopf; Flügel länger als Hinterleib. 20 — 28 mm lang,
Legescheide 12—10. — Südeuropa, Afrika, Asien. —
In Indien^) und auf Java*) wird diese Grille oft sehr
schädlich dadurch, dafs sie die jungen Triebe der Yi<
verschiedensten Kulturpflanzen, insbesondere von Kaffee Grryllusdesertusan
und Zuckerrohr, wegfrifst. In der Sierra Leone richtete "Zuckerrübe
sie nach Afzelius-^) grofse Verwüstungen in Gärten (nach Jablonowski).
und an Saaten an.
Gr. melanoeephalus Serv. Vorwiegend die Nymphe ist in Ost-
indien oft sehr schädlich an den verschiedensten jungen Sommer-
aussaaten , wie von Pennisetum typho'ideum , Sorghum vulgare , auch
Gossypium herbaceum usw. **).
151. Frafs von
Auurogryllus Sauss.
Legeröhre rudimentär. Metatarsen der Vorderfüfse kurz,
breit. —
Amerika.
1) DuDiNSKv, Eovart. Lapok Bd. 13, 1906, Auszüge S. 17.
-) P0L1.ACK, siehe Judeich u. Nitsche, Lehrbuch usw. Bd. 2, S. 1289.
^) MAxwELI.-LE^ROY, Indiaii Insect Pests, Calcutta 1906, p. 226, Fig.
*) KoxiNGSBERGER, Med. s'Lands Plantentuin 22, 1898, p. 32.
^) Achetae guineenses. Upsaliae 1804.
6) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 2, p. 100, Nr. .5, p. 78—79, Fig.
14*
212 Orthopteren, Geradflügler.
A. antillarum Sanss. ^). Häufig in den südlichen Vereinigten
Staaten; schädlich an verschiedenen Gartenpflanzen, wie Erdbeeren,
Erbsen, Kartolitehi , Bataten, Tabak, Baumwolle. Wird vom Geflügel
verzehrt.
Brachytrypus Serv.
Die gröfsten Grillen. Kopf sehr grofs und dick. Augen in gerader
Linie. Flügel ausgebildet. Beine lang behaart. Äul'seres Trommelfell
grofs , inneres sehr klein. Tarsen der beiden ersten Beinpaare sehr
kurz; ihr erstes Glied zylindrisch, kürzer als die beiden anderen zu-
sammen. Schienen alle mit sehr langen Enddornen. Legeröhre sehr
kurz. — Mit einer Ausnahme asiatisch und afrikanisch.
Br. megraeephalus Lef. Gelb, mit aulTällig breitem und dickem
Kopfe. 40 mm lang. Nordafrika, Indien, Sizilien. War nach Giard-)
bei Palermo sehr schädlich an Reben und Getreide.
Br. membranaeeus Drur. Gelb bis braun. Ocellen auf Höckern.
Männchen 44, Weibchen 52 mm lang. Tropisches Afrika. Tritt nach
Bländford^) bei Lagos alle 5 — 6 Jahre in grofsen Mengen auf und
wird dann sehr schädlich an allen in Abständen stehenden saftigen
oder jimgen Pflanzen, wie Kaffee, Manihot usw.
Br. aehatinus Stell. Gelb bis braun. Kopf glatt, rund, mit auf-
geblasener Stirne. 37 — 44 mm lang. Indien*), China -^j, Sunda-Inseln**),
Philippinen. — Diese Grille lebt tagsüber in 30; — 40 cm tiefen Erd-
löchern, vorzugsweise in sandigem Boden, deren Öffnung sie tags durch
ein Blatt verschliefst, das ihre /Auffindung sehr erleichtert. Nachts
kommt sie herauf, um lange, gerade Gänge zu wühlen, bei denen sie
zahlreiche Wurzeln zerstört und benagt, oder um sich oberirdisch Nahrung
zu suchen, von der sie einen Teil mit in ihr Nest schleppt. Sie be-
vorzugt junge Triebe, die sie dicht über der Erde abschneidet, und
zarte Blätter. Namentlich in Pflanzgärten wird sie dergestalt recht
schädlich in Indien an Tee , Luzerne , Indigo , Reis , Tabak , Jute ; in
Tonkin an Kaffee ; auf Java an Kaffee , Tabak , Hevea und Manihot.
An älteren Pflanzen schneidet sie bis zu 1 cm dicke Zweige durch.
Eingiefsen von AVasser und Öl treibt sie aus ihrem Neste heraus,
ebenso stärkerer Regen, wobei Krähen sie in Mengen verzehren. Die
Nym.phen leben oberirdisch unter Laub usw. und werden von einer
grofsen, grünen Grabwespe in deren Nester geschleppt.
Gryllotalpinen.
Kopf schief nach vorn gerichtet; zwei Nebenaugen. Halsschild
lang eiförmig, gewölbt, panzerartig, ähnlich dem der Krebse. Vorder-
beine bilden kräftige Grabfüfse. Legeröhre fehlt.
1) Caui^ell, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 88—89.
-) Bull. Soc. ent. France 1879, p. LXXX.
3) Kew Bulletin Nr. 125, 1897, p. 188—189.
^) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 8, Nr. 4, 1896, p. 45, Fig.; Nr. 5, p. 77; Maxweli.-
Lefroy, 1. c. p. 225—226, Fig.; Watt u. Mann, Pests and blights of the Tea plant.
2ded. 1903, .p. 244—246, fig. 28.
5) BoRDAs, Ann. Inst. Colon. Marseille Vol. 7, 1900, Fase. 2, 70 pp., 1 PL, 36 figs.
ß) KoNiNGSBERGER, Med. s'Lands Plantentuin D. 44, 1901, p. 74—75, fig.; D. 64,
1903, p. 50.
Gryllotalpinen.
213
Scapteriscus Scudd.
Am Ende der Vorderschienen zwei bewegliche Anhänge. Erstes
Fufsglied der Hinterbeine mit zwei starken Enddornen. — Neotropisch.
Sc. didaetylus Latr. Chang^a oder Porto Rico mole
Crieket. Gelbbraun, unten blasser. Flügeldecken den Hinterleib
fast ganz bedeckend. 25 mm lang. Schon anfangs der 30 er Jahre
des vorigen Jahrhunderts ist nach Barnet und Curtis ^) diese Grille
auf St. Vincent schädlich geworden, indem sie sich nach heftigem
Orkane derart vermehrte, dafs sie bald alle Weiden vernichtet
hatte; dann ging sie in die Zuckerrohrpflanzungen über und zer-
störte namentlich die jungen Pflanzen in grofsem Umfange. Ende
der 90 er Jahre begann sie dann auf Puerto Rico^) sehr schädlich zu
werden , in Ackern , noch mehr aber in Gärten , besonders an Tabak,
aber auch an Kohl und anderen Kreuzblütlern. Später ist sie auch in
die südlichen Vereinigten Staaten (Georgia) vorgedrungen,
nach Licht und kommt so nachts in
die Häuser. — Bedrohte Pflanzen
schützt man, indem man die grofsen,
glatten Blätter von Mammea americana
wie einen Zylinder einen Zoll tief in
die Erde um sie herum steckt. Die
Bekämpfung geschieht mit Giftköder.
Sc. abbrevialus Scudd. ^). Gelb-
bräunlich mit schwarzem Kopfe. Flügel
sehr kurz. 28 mm lang. Diese Grille
wurde November und Dezember 1902
in Florida überaus schädlich. Bohnen -
und Tomatensaaten wurden völlig ver-
wüstet, Kartoffeln, Bataten und die
verschiedensten anderen Gemüse und
Aussaaten zerfressen, selbsfdie "Wur-
zeln von Orangenbäumen benagt. Auch
getrocknetes Blut und Knochenmehl
des Düngers wurden aufgefressen.
Fig. 152. Vorderbein der Maulwurfs-
grille (aus Sharp).
.1 von aufsen (oben), B von innen (unten),
c Ohröffnunar.
Grr.yllotalpa L., Maulwurfsgrille.
Körper zylindrisch, dicht und fein behaart. Zwei Punktaugen.
Halsschild sehr lang und stark. Vorderflügel verkürzt, pergamentartig;
Hinterflügel lang. Trommelfell in tiefer Längsspalte verborgen. Vorder-
beine (Fig. 152) zu breiten Grabschaufeln umgewandelt; ihre Schienen
auf unterer Kante mit vier kräftigen Zähnen. Erstes und zweites Fufs-
glied platt, nach unten in starken Zahn verlängert, drittes kurz, zylin-
drisch, mit zwei kurzen, fast geraden Krallen. Hinterschenkel wenig
verdickt; Hinterschienen nur auf oberem Innenrande bedornt. Tibien
mit vier Enddornen, von denen die zwei oberen beweglich, die zwei
unteren unbeweglich sind. Raife sehr lang, lang behaart, abwärts ge-
bogen. Über die ganze Erde verbreitet.
^) Proc. ent. Soc. London T. 2, 1836, p. II.
2) BuscK, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 22, N. S., 1900, p. 90 (hier irr-
tümlich als Grvllotalpa hexadactyla bezeichnet); Chittenden, ibid. Bull. 40, 1903,
p. 116—117, 2 Fig.
3) Chittenden, 1. c. p. 117—118, 4 Fig.
214 Orthopteren, Geradflügler.
Gr. borealis Bnrm. CTelblichbraun. 30 mm lang. Südliche Ver-
einigte Staaten, Antillen. Bis nach. Kanada hinauf, hier aber selten;
immerhin wurden auf 25 acre grolsem Kohlfelde 1400 Stück ge-
funden ^).
Gr. vulg-aris Latr. Maulwurfsgrille, AA^erre, Reutwurm, Erd-
wolf, Erdkrebs , Moldworf usw. — taupe-grillon , taupette , perce-
chaussee etc. — mole-erieket, earth crab, jarr worm etc. Schmutzig
dunkelbrami, unten und Flügel gelblich. Flügelgeäder fast schwarz.
Hinterschienen auf oberem Innenrande mit vier Dornen und mit drei
Enddornen, innen blofs mit vier kurzen Enddornen, 33 — 48 mm lang.
Halsschild über einhalbmal so lang als Körper, 24 mm lang. Süd-
und Mittelem'opa, nördliches Afrika, westliches Asien bis Himalaya.
Gr. afrieana Pah Beauv. Gelblich, oben braun. Geäder der
Flügeldecken gelblich. 30 mm lang, Halsschild 9. — Afrika mit Aus-
nahme der Nordküste, Madagaskar, Mauritius, Südasien, Sunda-Archipel,
China, Japan, Australien, Hawaii. — Während aus Afrika nur ein
Bericht , aus Französisch-Guinea , vorliegt ^) , der sich wohl auf diese,
hier an Kaffee schädliche Art bezieht, wird sie aus anderen Gebieten
sehr häufig als Schädling angegeben. So aus Indien^) an Indigo, Obst-
bäumen, Baumwolle, Tabak, Opium; aus ,Java*) an Kaffee, Tee, Reis,
Zuckerrohr und europäischem Gemüse. In Australien kommt sie mehr
in den Küstengegenden vor, ohne aber schädlich zu werden.
Gr. australis Erichs. Recht häufig in Gärten und Weiden
Australiens.
Die Naturgeschichte aller dieser Maulwurfsgrillen stimmt , soweit
bekannt, in der Hauptsache überein. Sie lieben lockeren, etwas bin-
digen Boden, kommen aber in allen Böden vor, die eine gewisse
Feuchtigkeit aufweisen; nur ganz trockene Böden werden gemieden.
Uferränder scheinen bevorzugt zu werden. Gegen direkte Nässe sind
sie sehr empfindlich, daher sie ihre Gänge möglichst wagerecht an-
legen , so dafs das Regenwasser nicht hineindringt. Die Gänge ver-
laufen flach unter der Erde und treten besonders nach Regenwetter
als fingerbreite , etwas erhöhte Streifen hervor ; namentlich Ende Mai
und Juni sind sie auffällig. In diesen Gängen verbringen die Grillen
die meiste Zeit ihres Lebens. Nur zur Begattungszeit, je nach Klima
und Witterung in Europa von Ende April bis in Juli hinein , kommen
sie nachts an die Oberfläche, zirpen und versuchen sich auch in flachen,
welligen Flügen. Nach der Begattung gräbt das Weibchen an einer
humusreichen, der Sonne möglichst ausgesetzten Stelle einige schnecken-
förmig verlaufende Gänge in die Tiefe und legt hier ein etwa kartoffel-
grofses Nest an , dessen Innenwände durch Befeuchten mit Speichel
und Festdrücken mittels des Brustschildes geglättet werden. Mufs das
Nest in einer Wiese angelegt werden, so beifst das Weibchen darüber
alle Graswurzeln durch, damit die Erde hier freigelegt und den Sonnen-
strahlen ausgesetzt wird. Je nach der Bodenart findet sich das Nest
m 10 cm bis 1 m Tiefe; von ihm aus laufen noch mehrere Gänge nach oben
und nach unten, letztere offenbar zum Abfliefsen etwa eindringenden
Wassers. In das Nest legt das Weibchen in Zwischenräumen etwa
1) Fyles, Eep. Ontario Ent. Soc. 1901, p. 91.
2) Morris, Tropenpflanzer Bd. S, 1899, S. 382.
3) CoTEs, Ind. Mus. Notes Vol. 2, 3; Maxweli.-Lefroy, 1. c. p. 226, Fig.
*) KoNiNGSüKRGER, Med. s'Laods Plantentuin 20, 1897, p. 85—86; 22, 1898, p. 32;
64, 1903, p. 50; Zehntner, Arch. Java Suikerindustrie 1897, Afl. 10.
Gryllotalpinen. 215
200—300 lind mehr Hanf körn grofse, etwas platt gedrückte, gelblich.-
weilse, sehr zähschalige Eier. Nach 1 — 3 Wochen schlüpfen die zuerst
weiislichen, später schwärzlichen und dadurch ameisenähnlichen Jungen
(ohne Nebenaugen) aus, die sich in etwa vierwöchentigen Pausen in
demselben Jahre noch dreimal häuten. Sie bleiben unter der Obhut
der Mutter bis zur zweiten Häutung zusammen. Zuerst fressen sie
Humus , später die feinen Würzelchen dicht unter der Oberfläche , so
dafs man ihren Aufenthaltsort an dem stetig sich vergröfsernden Kreise
absterbender Pflanzen erkennt Nach der zweiten Häutung zerstreuen
sie sich und beginnen einzeln zu graben. Zum Winterschlafe gehen
sie fufs- bis metertief in die Erde. Im März erwachen sie; sie häuten
sich nun noch zweimal.
Manche Autoren behaupten eine mehrjährige Entwicklungsdauer ^).
Genauere Untersuchungen hierüber wie überhaupt über das Leben dieses
interessanten Kerfes sind noch sehr erwünscht.
Über die Nahrung der Maulwurfsgrillen gingen die Meinungen
sehr weit auseinander. Heute kann es keinem Zweifel mehr unter-
liegen, dafs sie in erster Linie tierisch ist und aus Regenwürmern,
Schnecken, Insektenlarven usw. besteht. Doch werden auch zarte,
saftige Pflanzenteile, unterirdische mehr als oberirdische, gern ge-
nommen, auch zarte und kräftigere Wurzeln, selbst junger Eichen, be-
nagt. Koch ^) berichtet sogar , wie an einjährigen Fichtenpflänzchen
die Rinde der jungen Stämmchen teils seitlich, teils ringsum abgenagt
wurde ; das Frafsbild war ähnlich dem von Rüssel- und Borkenkäfern,
jedoch waren die Ränder der Frafsstellen nicht wie bei jenen glatt,
sondern langfaserig.
Mehr aber noch als durch ihren Frafs werden die Maulwurfsgrillen
schädlich durch ihr Wühlen. Alle jüngeren, zartwurzeligen Pflänzchen
sterben allein durch die Lockerung der Wurzeln ab ; an den kräftigeren
Pflanzen werden die Wurzeln teils durchgebissen, teils mit den scharfen
Grabkrallen durchgesägt, so dafs die Gänge in bewachsenem Lande
an dem reihenweisen Absterben namentlich der kleineren Pflanzen
kenntlich sind. So gehören die Werren trotz ihrer nicht unbeträcht-
lichen Vertilgung tierischer Schädlinge selbst zu den allerschädlichsten
Tieren. Glücklicherweise sind sie im allgemeinen nicht allzu häufig.
An manchen Stellen, und unter manchen Verhältnissen treten sie aber
in ungeheueren Mengen auf. So wurden in einem französischen Garten
in sechs Wochen 2080 Nester zerstört ''') und in einem 60 a grofsen
Schmuckrasen in einem Sommer über 7000 Stück gefangen'^).
Von Feinden ist der wichtigste der Maulwurf; aber auch Spitz-
mäuse , Fuchs , Katze und Schwein stellen ihnen nach , ferner Krähen,
Würger, Wiedehopfe, Eulen und Stare. Die gröfseren Laufkäfer werden
den Werren selbst, Staphyliniden ihren Eiern gefährlich. — Auch un-
günstiges Wetter tötet sie oft in Massen, so namentlich trockenkalte
Winter ; aber auch grofse Hitze und Trockenheit oder grofse Nässe im
Sommer sind ihnen unbekömmlich.
Während die ausländischen Arten gern nach dem Lichte fliegen
und so in die Wohnungen kommen, tut dies die europäische Art nie.
1) Feburier, Ann. Agric. fran?. (1.) Ann. 13, T. 21, p. 145—153; Leonardi, Boll.
Ent. agr. T. 4, 1897, p. 186-192, 1 fig.
2) Nat. Zeitschr. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 3, 1905, S. 470-476.
3) Nordlinger, Die kl. Feinde usw., 2. Aufl., S. 545.
*) Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1887, S. 214.
216 Orthopteren, Geradflügler.
Zur Bekämpfung gibt es zahllose Anweisungen, die Koch aus-
fülirlich zusammenstellt. Hier können nur die wichtigsten wiederholt
werden.
Während natürlicher Dünger sie anzieht, soll Kalkung (5 dz auf
^2 ha) sie vertreiben, ebenso stark riechende Stoffe, wie Tomaten-
kraut, stinkende Öle, Terpentinöl, Abkochung von Erlenrinde, Calcium-
karbid, brennende Schwefelfäden in ihre Gänge gelegt usw. — Phosphor-
pillen, ganz besonders aber ein Teig aus 0,75 kg Lebkuchen, 0,25 kg
ßoggenmehl, 0,75 kg Honig, 2 g Arsenik dienen zur Vergiftung.
Schwefelkohlenstoff, 30 — 40 g auf 1 qm , einen Fufs tief in die Erde
gebracht, hat gute Erfolge ergeben.
Am gebräuchlichsten sind verschiedene Fallen: eine ^h m im
Geviert messende Grube wird im Spätherbst mit Pferdemist gefüllt,
dieser festgetreten und mit Erde bedeckt; die entstehende Wärme
lockt die Werren zur Überwinterung an. Ende Februar können sie
dann ausgegraben werden. Bei trockener Witterung verteilt man auf
Fig. 153.
Werrenfalle nach Lesser (aus Rurig).
dem Lande abend einige Strohdecken und begiefst sie-, hierhin ziehen
sich in der Nacht die Werren zusammen. Glattwandige Gefäfse
gräbt man so in die Erde, dafs ihr oberer Rand gerade unter der Sohle
der Werrengänge abschneidet; sie fallen nachts hinein. Namentlich
zur Begattungszeit kann man sie noch besonders in diese Töpfe hinein-
leiten , wenn man strahlenförmig vier Holzlatten mit der hohen Kante
auflegt und an ihrem Kreuzungspunkt und an den Enden je einen
Topf eingräbt. Da die Werre nie über Hindernisse hinwegklettert,
sondern sie umgeht, läuft sie an den Latten entlang und fällt in die
Gefäfse.
Man fängt sie, indem man einem Gange mit dem Finger nach-
geht, bis er plötzlich in die Tiefe fühi-t; hier giefst man zuerst etwas
Wasser, dann einige Tropfen Öl und schliefslich reichlich Wasser nach ;
die Werren kommen mit Öl beschmiert heraus und ersticken entweder
von selbst oder können leicht getötet werden. — Das beste Gegen-
mittel ist auf jeden Fall das Aufsuchen der Nester. Auch hier
geht man den Gängen nach , bis sie herabsteigen und gräbt dann das
Nest aus.
Lesser hat eigene Fallen konstruiert, von denen wir hier eine
Abbildung geben (Fig. 153).
Thysanoptera, Fransenf lügler; Physopoda, Blasenfüfse.
217
Thysanoptera, Fransenflügler; Physopoda,
Blasenfüsse.
Kleine, 1 mm bis 1 cm lange Insekten. Kopf'(Fig. 154) schief nach unten
hinten gestellt. Zwischen den Facettangen sechs- bis neungliedrige,
fadige, mit Sinnesborsten versehene Fühler; die letzten Glieder sind
oft sehr dünn und miteinander verwachsen; sie bilden dann den
„Stylus" ; ferner gewöhnlich drei Ocellen. Mundteile
so eigenartig umgebildet (unsymmetrisch), dafs über
ihre Deutung noch keine EinheitUchkeit herrscht; sie
bestehen aus einem Roln-e , in dem sich ein Mund-
stachel bewegt; in der Hauptsache sind sie saugend.
Vorderbrust frei, Mittel- und Hinterbrust zu einem
Pterothorax verschmolzen. Flügel vier, häutig, wenig
geädert , mit langen Fransen besetzt ; sie können ver- ii || »^
kümmert sein oder ganz felilen. Beine kurz; Füfse f jjl \
ein- bis zweigliedrig, mit zwei an die Wand einer '■ [ \ il
dazwischen befindlichen, ausstülpbaren Blase ange- ^..li- | |'
wachsenen Klauen. — Hinterleib zehnringelig ; erster
Ring mit Pterothorax verschmolzen.
Oesophagus lang, Magen sehr lang, zwei-
gliedrig, Dünndarm sehr kurz, Dickdarm grofs ;
der ganze Darmkanal (Fig. 155) bildet eine
Schlinge. Zwei bis drei Paare Speicheldrüsen,
vier malpighische Gefäfse. Vier P. Stigmen.
Getrennt geschlechtlich ;
Männchen kleiner als Weib-
chen, bei einigen Arten selten
oder selbst unbekannt. Bei
ungefiügelten Arten treten
manchmal geflügelte Weib-
chen auf, die offenbar der
Yerbreitung der Art dienen.
Öfters kommt Parthenogenese
vor. Die Eier werden in län-
gerem Zeiträume einzeln oder
in Häufchen abgelegt. Nach
kurzer Zeit (durchschnittlich - -- ^^^ Uzel),
zehn Tagen) kommen die
Jungen aus, die den Erwachsenen in der Hauptsache gleichen; nur
fehlen ihnen die Flügel, Punktaugen und Sinneshaare an den Fühlern;
die Augen sind nicht facettiert. Nach der vierten Häutung tritt eine
Vorpuppe, nach der fünften eine nahezu ruhende Puppe auf. Die
ganze Entwicklung dauert im Sommer wenige Wochen.
Geschichte. Blasenfüfse sind bereits den älteren Zoologen
aufgefallen und haben daher manche gute Bearbeitungen erfahren, ins-
besondere von Haliday^), Uzel^) und Hinds^) Trotzdem ist ihre
Kenntnis noch recht wenig verbreitet, und die Artangaben in der
^) An epitome of the British genera in the order Thysanoptera. Ent. monthl.
Mag. Vol 3, 1836, p. 439—451; Vol. 4, 1837, p. 144—146.
2) Monographie der Ordnung Thysanoptera, Königgrätz 1895, 40, 500 S.,
10 Tal, 9 Fig.
3) Contribution to an monograph of the insects of the order Thysanoptera
inhabiting North America. Proc. U. S. Nation. Mus. Vol. 26, 1902, p. 79-242, 11 pls.
Fig. 154. Kopf von Phy-
sopus pyri (nach Moulton).
^
Fig. 155. Darmkanal
eines Blasenfufses
218
Thysanoptera, FraBsenflügler; Physopoda, Blasenfüfse.
phytopathologischen Literatur, insbesondere der deutschen, sind daher
recht wenig brauchbar.
Lebensweise. Die Blasenfütse teilt K. Jordan ^) nach ihrem
Aufenthaltsorte in drei Gruppen ein, die selbstverständlich nicht scharf
von einander getrennt sind. Die meisten einheimischen Arten leben in
Blüten und sind sein* lebhaft und flugfertig-, die meisten in Gewächs-
häuser eingeschleppten Arten sitzen an der Unterseite von Blättern
und sind minder beweglich. Andere schliefslich finden sich hinter
Rinde, zwischen Flechten, Moos, Schwämmen, Gras und an ähnlichen
geschützten Orten; sie sind träge und nicht selten flügellos. Oft
kommen Blasenfüfse in von anderen Lisekten erzeugten Gallen vor-,
aus Australien und Java sind einige Arten bekannt, die selbst Gallen
an Blättern (Fig. 15(3) erzeugen. F. Ludwig ^j beschreibt solche an den
Blättern von Acaci'a aneura von einer unbestimmten Tubulifere erzeugte
Gallen: ,,Die Blattspindeln waren besetzt mit etwa kirschkerngrofsen,
kugeligen Gallen , die an zwei Punkten mit den Blattspindeln ver-
Fig. 156. Gallen eines Blasenfufses au Acacia Fig. 157. Cladosporium sp. an
aneura (aus Froggatt). Physopus pyri (nach Moulton).
wachsen waren. Sie sind hohl, mit dünner, aber harter, völlig ge-
schlossener Schale versehen." Beim Trocknen springen die Gallen auf.
Die Nahrung der Blasenfüfse ist vorwiegend pflanzlich. Ob
manche Arten ausschliefslich oder nur nebenbei von kleineren Tieren
und deren Eiern leben, ist noch nicht sicher festgestellt. An Pflanzen
gewinnen sie ihre Nahrung dadurch, dafs sie erst die Oberhaut ab-
schaben, dann mit ihrem Mundstachel ein Loch bohren und nun erst
die Saugborsten in das Pflanzengewebe einsenken ; sie erzeugen derart
verhältnismäfsig grofse Wunden.
Die Vermehrung ist eine recht rasche, da sich in einem
Jahre mehrere Brüten folgen. Junge und alte Tiere der letzten über-
wintern am Boden in Verstecken, in Grasbüscheln, trockenen Blüten
in Stoppeln, unter Rinde und ähnlichem. In Warmhäusern vermehren
sie sich ununterbrochen.
Die Ausbreitung geschieht zum gröfsten Teile wohl durch den
Wind; doch auch durch andere Tiere, den Menschen und an
1) Zeitschr. wiss. Zool. Bd. 47, 1888, S. 603.
2) Allgem. Zeitschr. Ent. Bd. 7, 1902, S. 451; s. auch Uzel, Act. Soc. ent.
Bohemiae Bd. 2, 1905, Nr. 4, 2pp.
Th^^sanopte^a, Fransenf lügler; Physopoda, Blasenfüfse.
219
Pflanzen. Letztere Verbreitungsart scheint indes verhältnismäisig
wenig vorzukommen , wenigstens wurden bei den in Hamburg ein-
geschleppten Tieren Blasenfüfse nicht gefunden.
Am günstigsten für die Vermehrung dieser Insekten ist warmes,
schwüles Wetter. Bei grofser Trockenheit fliegen sie lebhaft umher,
um saftige Nahrung zu suchen ; sie dringen dann oft in Massen in die
Häuser, überfallen Menschen und Tiere, um deren Schweifs zu saugen,
und rufen bei ersterem recht unangenehmes Jucken an schwitzenden,
nicht von Kleidung bedeckten Körperteilen
hervor. Direkt gefährlich werden sie für \
das Ackervieh , besonders Pferde , in ^\
deren feuchte Nüstern sie dringen, so
dafs sie oft wild werden. — Nässe und
noch mehr Kälte wird den Blasenfüfsen
leicht verderblich.
Feinde. Aufser insektenfressenden
Vögeln (Meisen) stellen den Fransenfliegen
Spinnen, Larven von Trombidien, Fliegen,
Coccinellen , Chrysopa , Syrphus , Heme-
robien, Scymnus ater, Gyrophaena ater
(Staphylin.), insbesondere aber kleine Wan-
zen (Triphleps minutus in Europa, Thr.
insidiosus in Amerika) nach, ferner andere
Blasenfüfse; Nematoden und GregarinenM
leben parasitisch in ihnen. Auch Pilze ^)
wurden schon mehrfach in ihnen gefunden
(Fig. 157), treten aber nur bei warmem,
feuchtem Wetter in gröfserem Umfange auf.
Phytopathologie^). Trotz ihrer
Kleinheit werden Blasenfüfse nicht selten
durch ihr massenhaftes Auftreten schädlich.
An Blättern rufen sie, besonders in Ge-
wächshäusern, die von den Gärtnern
„ S c h w i n d s u c ht " genannte Krankheit
hervor; die ausgesogenen Epiclermis-
zellen sterben ab , füllen sich mit Luft
und erscheinen dann weifs , so dafs ein,
den Beschädigungen durch die Rote
Spinne (S. 93) ähnliches Bild entsteht;
nur sind die Thripsflecke gröfser. Ganz
charakteristisch sind aber ihre Exkre- WeT/sährigkeit an Roggen (nach
mente , die als kleine , dunkelrotbraune, Lindeman)
glänzende und schwach erhabene Flecke
überall zurückbleiben. Auch im Freien können sie Blätter abtöten,
durch ihr Saugen und dadurch, dafs ihre Exkremente die Spalt-
öffnungen der Pflanzen verkleben. In die Wundöfifnungen dringen
ferner leicht parasitische Pilze ein. — In den Blüten suchen die
Fig. 158. a totale, h partielle
1) Pettit, Bull. 175 Michig. agr. Exp. Stat., 1899, p. 344, fig.
2) Thaxter, Mem. Boston Soc. nat. Hist. Vol. 4, 1888, p. 151 ff., nannte den
von ihm gezüchteten Pilz Empusa (Entomophtora) sphaerosperma Fries.; Moulton
(s. Physop. pyri) beschrieb eine Cladosporium sp.
=^) Siehe' hierüber auch: Lindroth, Prakt. Blatt. Pflanzenbau Bd. 2, 1904,
S. 131—135.
220 Thysanoptera, Fransenflügler: Physopoda, Blasenfüfse.
Fransenfiiegen vorwiegend Nektar: doch gehen sie auch die eigent-
lichen Blütenteile, namentlich die inneren, an und verhindern -dadurch
sehr häufig die Befruchtung bzw. die Entwicklung der Samen. Auch
junge Früchte können sie an der Weiterbildung hindern ^ lang-
gestreckte (Bohnen, Erbsen) verkrümmen sich oft unter dem Einflüsse
ihres einseitigen Saugens, da die Saugstelle austrocknet oder sich mit
Kork bedeckt.
Für die Praxis am wichtigsten sind die Beschädigungen der
Gräser, die auf viererlei Weise erfolgen können^): 1, kann der Halm
über dem obersten oder zweitobersten Knoten ringsherum angestochen
werden , sei es zum Zwecke des Aussaugens , sei es zur Eiablage in
das Innere des Halmes. Auf jeden Fall stirbt er ringsherum ab und
damit natürlich die ganze Ähre (totale Weifs- oder T au bahr ig -
keit, Fig. 158a). 2. Der Halm selbst bleibt unverletzt; es werden aber
entweder die Äln'enspindel oder die Stiele der einzelnen Ahrchen oder
diese selbst ausgesaugt: partielle Weifs ährigkeit (Fig. 158b),
die sich natürlich bei sehr starkem Befalle bis zur totalen steigern
kann. 3. Die axialen Teile bleiben unberührt; aber die Blasenfüfse
saugen innen an der Scheide und erzeugen so an dieser mehr oder
weniger grolse oder ringförmige bleiche Flecke , die oft schon von
weitem auffallen und einem ganzen Felde das Gepräge aufdrücken
können (Weifs fleckigkeit; „Thripsflecke" Lindemans), ohne aber
merklich zu schaden. Neuerdings beschrieben Laubert ^) und Theobald^)
durch Blasenfüfse erzeugte Drehungen , Krümmungen und Knickungen
von Getreidehalmen.
Im allgemeinen finden diese Beschädigungen statt, solange die
Ähre noch in der obersten Blattscheide eingeschlossen ist; nur die
Weifsfleckigkeit tritt meist erst nach ilirem Heraustreten auf. Aber
selbst lange nachher findet man oft zahlreiche Blasenfüfse an den noch
weichen Körnern, mit Vorliebe in deren Rinne ; sie saugen den Milch-
saft und verhindern die normale Entwicklung derselben (4.).
Über die Beteiligung der einzelnen Arten an diesen verschiedenen
Schäden ist leider noch wenig Sicheres bekannt. Sie werden gewöhn-
lich auf eine der an Gräsern lebenden Arten zurückgeführt, die von
den verschiedenen Beobachtern ganz willkürlich benannt werden.
Eigentlich nur Lindeman*), Trybom-^) und E. Reuter*') haben hierüber
sichere Feststellungen gemacht.
In zahlreichen Fällen traten Fransenfliegen in Gemeinschaft
mit anderen Krankheitserregern (Getreiderosten, -blattläusen.
-fliegen und -cikaden) auf. Doch hat das seine Ursache wohl in diese
alle begünstigenden Witterungsverhältnissen , nicht etwa in einer Vor-
liebe der Thripse für kränkliche Pflanzen. Denn vom Getreide werden
gerade kräftige , starkhalmige Individuen und Sorten vorgezogen , wie
überhaupt auf kräftigem Boden wachsende^). Selbst Moorkulturen
leiden mehr als Sandkulturen.
1) Siehe hierüber auch: Reuier, E., Act. Soc. Fauna Flora fenn. Vol. 19, Nr. 1.
2) Illustr. landw. Zeitg. Jahrg. 24, 1904, p. 886—887, Fig.
3) Rep. econ. Zool. 19U6'07, p. 90—92, PI. 20.
*) Bull. Soc. Imp. Natur. Moscou 1886, p. 298—337, Figg.
5) Ent. Tidskrift Arg. 15, 1894, ff.
6) 1. c; ferner Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 12, 1902, S. 832—837: Berättei.se etc.
1900 ff.
^1 Siehe Jahresber. Sonderaussch. Pflanzensch. D.L.ft. 1896 S. 15, 1903, S. 34.
Terebrantia. 221
Die meisten Blütenbewohner nützen den betreffenden Pflanzen
zweifellos durch Übertragung von Blütenstaub. Wie weit einige Arten
durch Vertilgen anderer schädlicher Tiere und ihrer Eier nützen, bedarf
noch eingehender Prüfung. So sollen gewisse Arten die Eier des Schwamm-
spinners, von Conotrachelus nenuphar usw., verzehren, ferner Aleiirodes
gossypii, andere Thysanopteren usw. Allem Anscheine nach gehören
sie auch zu den Feinden der Roten Spinne , in deren Kolonien man
immer zahlreiche Thripslarven findet. Die Annahme früherer Autoren,
dafs sie auch zu den Feinden der Reblaus gehörten , hat neuerer
Prüfung nicht Stand gehalten.
Vorbeugung und Bekämpfung. Frühes Säen der Wintersaat
und kräftige Düngung fördern das Getreide so, dafs es beim stärkeren
Auftreten der Thripse ihrer Gefährlichkeit schon entrückt ist. Gute
Drainage der Böden ist ihnen unbekömmlich. Gründliche Reinigung
der Felder nach der Ernte von allen Rückständen (Abbrennen der-
selben) sowie der anstofsenden Weg-, Grabenränder usw. von Pflanzen
beseitigt ihre Winterzufluchtsorte. Die Bekämpfung erfolgt am besten
durch Kontaktgifte, von denen sich namentlich die Petroleum- und
Walölseifen bewährt haben. Auch Spritzen mit kaltem Wasser ver-
treibt Blasenfüfse sicher.
In Gewächshäusern beseitigt man sie durch gutes Lüften, durch
Räuchern mit Cyankalium (2,5 — 3,5 g auf 1 cbm), Tabak oder (noch
besser) Insektenpulver. Gefährdete Pflanzen stellt man im Sommer
auf einige Zeit an einen luftigen Ort ins Freie.
Systematik. Uzel beschrieb 36 Gattungen mit 135 Arten, von
denen 117 aus Europa stammten. Inzwischen ist aus anderen Erdteilen
eine gröfsere, aus Europa noch eine kleinere Zahl bekannt geworden,
so dafs man die jetzt bekannten Arten auf etwa 200 schätzen dürfte.
Doch leben namentlich in den Tropen sicherlich noch zahlreiche un-
bekannte Arten.
In Anbetracht der ausgezeichneten Monographien sowie der Be-
arbeitung in Tümpels^) Werk können wir uns hier kurz fassen.
Man unterscheidet zwei Unterordnungen mit drei Familien:
Weibchen mit Legestachel . . . Unterordnung Terebrantia,
Fühler Ogliedrig Familie Aeolothripidae,
Fühler 6 — Sgliedrig Familie Thripidae,
Weibchen ohne Legestachel . . Unterordnung Tubuliferae,
Familie Phloeothripidae.
Terebrantia.
Vorderflügel mit Ring- und zwei Längsadern; in der Ruhe liegen
die Flügel nebeneinander, die hinteren unter den vorderen, und klaffen
nur hinten etwas. Legeröhre (Fig. 159) besteht aus vier Klappen und
ist gewöhnlich an den drei letzten Ringen verborgen. Hinterende des
Männchens kegelig, stumpf. — Eier licht, nierenförmig, werden einzeln
in Pflanzen abgelegi, nachdem das Weibchen deren Oberhaut mit seinem
Legebohref schlitzförmig verletzt hat. — Weitaus die meisten und die
schädlichsten Blasenfüfse gehören hierher.
Die Geradflügler Mitteleuropas, Gotha 1907/08.
222 Thysanoptera, Fransenflügler ; Physopoda, Blasenfüfse.
1. Farn. Aeolotliripiden.
Fühler neungliedrig. Vorderflügel vorn ohne Fransen, höchstens
mit kurzen starken Wimpern, mit vier bis fünf Queradern, Legeröhre
aufwärts gebogen.
Aeolothrips Haliday.
Die letzten vier bis fünf Fühlerglieder viel kürzer als die anderen
und miteinander verwachsen ; drittes sehr lang. Vorderflügel mit Quer-
^^ binden.
^Ä^"-^ Aeolothr. faseiatus Halid. Dun-
^-^ ^J^^'fe. l^pli i^^i" Hinterleib etwas heller. Drittes
5^ ^ "' '"^ \ Fühlerglied weifs. Vorderflügel weifs
^^ T'-»_ mit zwei dunklen Querbinden. Vorder-
— -^^}^. ^- ' und Hinterschenkel verdickt. 1.5 mm
-'^'''^^^i,::-^ lang. Larve gelb. Von Ende April
->" ^ ^ ' bis in Herbst in Blüten, besonders
von Linaria vulgaris und Convolvulus-
Arten, auch an Getreide und auf
Blättern von Kartoffeln und Rüben.
Li Nordamerika an Getreide, Buch-
weizen, Klee, Tanacetum officinale
Fig. 159. Legeröhre von Physopus usw. E. Reuter ^) hält diese Art für
pyri (nach Moulton). nützlich, da sie sich an Thr. communis
ernähre. Auch Ashmead^) berichtet,
dafs diese , von ihm Thr. trifasciatus genannte Art karnivor sei und
zwar Äleurodes gossijpii fresse.
2. Farn. Thripiden.
Fühler sechs- bis achtgliedrig ; Glieder 7 und 8 gewöhnlich kurz,
"bilden den „Stylus". Vorderflügel vorn mit Fransen, zwischen denen
gewöhnlich kürzere Wimpern stehen. Legeröhre abwärts gebogen.
Chirothrips Halid.
Fühler achtgliedrig. Beine, mit Ausnahme der Füfse, auffällig dick.
Chirothr. hamalus Trybom. Schwarz. 1 mm lang.
Chirothr. manieatus Halid. (antennatus Osb.)^). Dunkelbraun.
Zweites Fühlerglied aufsen in Fortsatz verlängert. 1 mm lang.
Beide Arten leben an Gräsern und können partielle Weifs ährigkeit
erzeugen.
Limothrips Halid.
Fühler achtgliedrig. Auf den Hinterecken der Vorderbrust je eine
starke Borste. Hinterende des Weibchens bedornt. Männchen ohne
Punktaugen und Flügel.
Limothr. dentieornis Halid. (kollari Heeg., seealina Lindem.)*)
(Fig. 160). Schwarz bis schwarzbraun, hinten mit zwei sehr starken
1) Medd. Soc. Fauna Flora fenn. Heft 28, B, p, 75—83.
-) Ins. Life Vol. VII, 1895, p. 27.
») LiNDEMÄN, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou T. 62, 1886, No. 2, p. 322 — 325,
fig. 12—14.
*) LiNDEMAN, ibid. p. 302—319, fig. 4—10.
Aeolothripiden. Thripiden.
223
Stacheln. Drittes Fühlerglied auisen mit dreieckigem Fortsatze. Larve
weiislich. 1,3 mm lang. — Im Rasen und in Blüten. In grofsen
Kolonien unter der obersten Blattscheide von Gräsern und Getreide
(auiser Hafer). Die überwinterten "Weibchen benagen nach E. Reuter
die noch in der Scheide eingeschlossene Spindel , die späteren Brüten
verursachen partielle Weiisährigkeit und Weiisileckigkeit. — Auf diese
Art dürften sich daher die meisten der in der Literatur unter dem
Namen der folgenden Art berichteten Schäden beziehen.
LimottLr. eepealiuin Halid, (physapus Kirby, nee auct.). Wie
vorige Art, aber drittes Fühlerglied einfach. In Getreideähren; nach
CuRTis ^) namentlich in der Rinne der milchreif en Weizenkörner. Nach
Trybom und Reuter gehört diese Art nicht zu den Erregern von Weifs-
ährigkeit.
Fig. 160. Kopf und Hiuterende von L. denticornis (nach Lindeman),
Physopus Am. et Serv. (Euthrips Targ. Tozz.).
Fühler achtgliedrig. Auf den Hinterecken der Vorderbrust je zwei
starke Borsten. Vorderrand der Vorderflügel zwischen den Fransen
mit langen, starken Wimpern. Hinterende ohne Dornen, aber mit
ziemlich langen, dünnen Borsten. Mit Springvermögen.
Ph. vulgatissimus Halid (Fig. 1(31). Kopf nach hinten deutlich ver-
engt. Auf den Vorderecken der Vorderbrust je eine langeBorste. Längs-
adern der Vorderflügel beborstet. Dunkel; fünftes Fühlerglied ganz
oder am Grmide lieht; 1,2 mm lang. Das ganze Jahr hindurch
überall, selten in Getreide- und Grasähren. Larven gelblich. — Nach
E. Reuter nicht häufig unter oberster Blattscheide von Wiesengräsern
und Getreide, durch Aussaugen der Ährchen und ihrer Stiele partielle
Weiisährigkeit verursachend.
') Farm Insects p. 286—289, Fig. 38, PI. J fig. 7-
224
Thysanoptera, Fransenflügler ; Physopoda, Blasenfüfse.
beträchtlich an den
Ph. tenuieornis UzeU). Sehr ähnlich vorigem, nur fünftes
Fühlerglied ganz dunkel. Fühler auffallend dünn. 1,4 mm lang.
Ziemlich häufig in Gerste- und Haferähren, sonst vereinzelt in anderen
Blüten. Überwintert im Rasen. Verursacht nach E. Reuter die totale
Weifsährigkeit des Hafers. Der Halm ist über dem obersten oder
zweitobersten Knoten messerscharf abgetrennt, löst sich hier ab und
verwelkt samt dem Blütenstande'). Da auch im Lumen der Hafer-
halme sich alle Stadien dieses Blasenfufses finden, lälst Reuter un-
entschieden, ob die Beschädigung mit den Mundteilen oder bei der
Eiablage mit dem Legebohrer geschehe. Auch an Roggen, Gerste und
Phleum pratense. — Ferner verursacht diese Art an Getreide partielle
Weifsährigkeit, ganz besonders bei Gerste, dann bei Roggen, sehr
gering bei Weizen und gar nicht an Hafer.
Ph. nieotianae Hinds^). Tobacco thrips. Kopf und Brust hell-,
Hinterleib dunkelbraun. 1 mm lang. Männchen fehlen. Florida,
Süd-Georgia, Texas. Der amerikanische Tabaksblasenfufs schadet sehr
im Schatten erzogenen Keimbeeten von Deckblatt-
tabak. Durch das Saugen werden die Adern und
Aderchen ihres Saftes beraubt, so dafs sie bei
der späteren Behandlung des Tabaks hell werden,
daher die Krankheit „wählte veins" („weifse
Adern") heilst. Während die Larven wie gewöhn-
lich auf der Blattunterseite sitzen, bevorzugen die
Erwachsenen die Oberseite. Die überwinterten
Weibchen erscheinen im April. Im Mai treten
ungeflügelte Weibchen auf. Etwa zwölf Tage ge-
braucht in der warmen Jahreszeit jede Brut zur
Entwicklung. Aufser an Tabak wurde der Blasen-
fufs gefunden an Hafer, Weizen, Xanthium glab-
ratum , ferner in den Blüten von Rubus sp.,
Capsella bursa-pastoris und wildem Senf. Als
Gegenmafsregel empfiehlt Hooker Reinigung der
Felder und ihrer Umgebung von Unkräutern, Ver-
meidung des Anbaues von Hafer in der Nähe der
Tabakfelder und Spritzen der Saatbeete mit Pe-
troleum-Emulsion (2 Gall. Petroleum, 1 Gall. Wasser, V2 Pfd. harte
Seife; diese Stammlösung verdünnt mit K) Teilen Wasser).
Ph. tritici Fitch. AVheat Thrips. Strawberry midgret*).
Gelb , Hinterleib bräunlich mit dunklen Streifen über den zweiten bis
siebenten Ringen. 1,2 mm lang. Nordamerika. Sehr verbreitet
und gemein in Blüten, besonders in nektarhaltigen , die er zum Ab-
sterben bringt. So hat er schon öfters die Samenernte von Alfalfa
völlig vernichtet. Besonders schadet er aber an Erdbeeren in Florida
Fig. 161.
Phys. vulgatissimus
(nach Uzel).
1) Reiikr, E., Medd. Soc. Fauna Flora fenn. Heft 27, 1901, p. 115-120.
-) Dieselbe Erscheinung berichtet bereits E. Hofmann in den Jahresh. Ver.
vaterl. Nat. Württemberg Bd. 47, 1891, S. 25, nennt aber als Ursache Phloeothr.
frumeritarius.
^) HiNi;s, Proc. biol. Soc. Washington Vol. 18, 1905, p. 197—200; Hooker, U. S.
Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 68, 1906, 5 pp., 2 fig. ; id., ibid. Bull. 65, 1907, 22 pp., 2 pls
*) F0RBE.S, Ins. Life Vol. 5, 1892, p. 126—127.
Thripiden 225
und Illinois durch Zerstören der Blüten. Nach Moulton ^) ist er in
Südkalifornien sehr auffällig durch Hervorrufen kleiner, gelber, aller-
dings nur oberflächlicher Flecke an Apfelsinen. Auch Rosen und
Pfirsiche^) hat er schon beschädigt. Die Entwicklung ist nach Quain-
TANCE^) in zwölf Tagen vollendet: drei für das Ei, fünf für die Larve,
vier für die Puppe.
Ph. pyri Daniel*). Dunkelbraun-, Tarsen hell. 1,26 mm lang. Larve
farblos. Rings um die San Francisco-Bai sehr gemein in Obstbaum-
blüten, die er in wenigen Tagen zerstören kann. Die früh blühenden
Arten (Mandel) leiden am wenigsten, die später blühenden am meisten.
Selbst junge Früchte benagt seine Larve. Blüten- und Blattknospen
werden gleicherweise angegangen und oft an der Entfaltung gehindert.
Schon ältere Apfel- und Birnblätter rollen sich vom Rande her ein;
der Rand stirbt oft ab. Das Weibchen legt seine Eier mit Vorliebe
in die Kirschenstiele ab, so dafs die jungen Kirschen vertrocknen und
abfallen. Die Larve geht tief in die Erde, bleibt hier mehrere Monate,
bis sie sich verpuppt; erst nach einigen Wochen kommt dann die
Imago aus, so clafs einem Leben auf dem Baume von einem Monate
ein elfmonatiges Erdenleben gegenübersteht. — Ein Pilz, Cladospornim
sp., dezimiert Larven und Erwachsene bei warmem, feuchtem Wetter. — ■
Als Gegenmittel ist nur gute Kultur des Bodens , zur Zeit , wenn sich
die Larven in ihn verkrochen haben, von einigem Werte.
Ph, rubroeinetus Giard-^). Dimkel; Larve gelblich. Rings
um das Vorderende des Hinterleibes führt ein dunkler Ring.
1 — 1,5 mm lang. Verursacht grofsen Schaden an Kakao in Guade-
loupe, Die Blattfläche wird mit gelben Flecken übersät-, gröfsere
Flecke vertrocknen, schliefslich fallen die Blätter ab. Die Pflanze
treibt dann neue Blätter, die ebenfalls befallen und getötet werden usw.,
so dafs die Pflanze nie zur Ruhe kommt und sich erschöpft. Die an-
fangs noch gebildeten Früchte bedecken sich mit dem aus den Saug-
wunden tretenden, vertrocknenden Safte; sie sehen dadurch reif aus
und werden zu früh gepflückt. Die Krankheit tritt nur lokal auf, an
feuchten Orten oder in tiefen , feuchten , nicht genug gelüfteten An-
lagen, und ist am stärksten in der Regenzeit. Entwässerung, gute
Dränage und Düngung beugen vor ; Beseitigung befallener Zweige und
Blätter sowie Spritzen mit Petroleummischungen sind Gegenmittel.
Ähnliche Erscheinungen werden von Grenada (Westindien)*') und
Ceylon berichtet.
Physopus sexnotatus Zehntn. und Oxythrips binervis Kobus
werden auf Java an Zuckerrohr schädlich'').
1) U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Techn. Ser. Bull. 12, 1907, p. 40; Moulto.x ge-
braucht hier den Vulgärnamen „grass thrips", der sonst Anaphothr. striatus zu-
kommt.
2) Smith, J. B., Rep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1899, p. 427—428, 1 pl.
3) Florida agr. Exp. Stat Bull. 46, 1898, p. 77—103, figs. 1—9.
*) U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 68, 1907, 16 pp., 2 Pls.. 8 figg.
^) Gi.vKD, Bull. Sog. ent. France 1901, p. 263-265; Elot, Eev. Cult. colon. 1901,
p. 358; C. r. Soc. Biol. Paris T. 59, 1905, p. 100—102.
6) Maxwell-Lefroy, West-Ind. Bull. Vol. 2, 1902, p. 175—190, 3 fig.
^) Zehntner, Med. Proefstat. Suikerrind. Ost-Java, N. S. No. 37, p. 45; Konings-
BERGER, Med. s'Lands Plantentuin No. 22, p. 35, 48; No. 24, 1901, p. 83; Devevier,
W. van. De dierlijke vijanden van het suikkerriet en hunne parasieten, Amsterdam
1906, p. 275 ff.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 15
226 Thysanoptera, Frausenflügler; Physopoda, Blaseutufse.
Anaphotlirips Uzel,
Fühler aclitgliedrig , Glied sieben und acht kürzer als sechs.
Vorderilügel mit zwei Längsadern, zwischen ihren Fransen sehr lange
Wimpern. Vorderbrust ohne Dornen.
Anaphothr. striatus Osb. (Limothrips poaphagrus Comst.) ')
„Grass Thrips**. Gelb mit dunklen Schatten. 1,3 mm lang. Larve
weifs, mit gelben Längsstreifen. Nordamerika bis Kanada. Männchen
unbekannt. Die Larven leben unter der obersten Blattscheide von
Wiesengräsern, wo sie den Stengel auf 1 — 2 cm Länge aussaugen, die
erwachsenen Weibchen mehr in den Spitzen. Sie rufen Weifsährigkeit
(„Silver" oder „white top") hervor. Im Frühjahr leidet besonders Poa
pratensis , später Phleum pratense , Panicum- , Agrostis- und Festuca-
Arten, mit Ausnahme von F. pratensis und elatior. Andere Gräser
bleiben verschont. Den ganzen Sommer über sind die Weibchen ge-
flügelt; im Winter finden sich fast nur (98 ^/o) ungeilügelte, die zwischen
den untersten, seltener in den Scheiden der oberen Blätter überwintern.
Die Bekämpfung geschieht daher am besten durch Abbrennen oder
tiefes Unterpflügen der Stoppel. Abgetragene Wiesen haben am
meisten zu leiden.
Aptiuothrips HaHd.
Ocellen und Flügel fehlen. Fühler sechsgliedrig, mit zweigliedrigem
Stylus. Schenkel verdickt. Bewegung schlangenartig windend.
Aptinothr. rufus Gmel. ^j (Fig. 1(32). Licht
bräunlichgelb. Vorderbrust hinten ohne Borsten.
Zweites Fühlerglied am Ende napfförmig. Beine
mit Ausnahme des Tibiengrundes sehr breit.
0,8 — 1,2 mm lang. Im Sommer sehr häufig im
Rasen, auch in Grasblüten. Männchen sehr
selten. — Europa, Nordamerika.
Der „rote Blasenfurs" ist in Finland und
Schweden einer der wichtigsten Erreger der
Weifsährigkeit und Weifsfleckigkeit, von der er
in Finland 12,89 "/o, an Poa pratensis 10,53 ''/o
verursacht; an Getreide ist er von E, Reutek
nie beobachtet. Das überwinterte Weibchen be-
nagt die noch eingeschlossene Spindel , sowie
auch die einzelnen Ährchen und ihre Stiele;
Fig. 162," Aptinothr. rufus seine Nachkommen nagen den Halm über dem
(aus LzEi.). obersten oder zweitobersten Knoten durch. Von
getöteten Pflanzen gehen sie auf gesunde über.
Allerdings konnte E. Reuter auch ihre Anwesenheit an genamiten
Stellen feststellen, ohne Weifsährigkeit. Als Parasiten beobachtete
E. Reuter eine Trombidiiden-Larve , wahrscheinlich eine Bhyncholo-
phus-Art.
') Tropenpflanzer Bd. 6, 1902, S. 286.
2) CoMSTocK, Amer. Nat. Vol. 22, 1888, p. 260 — 261; Hinus, 37. ann. Eep.
Massachusetts agr. Coli. 1899, 1900. p. 81—105, 4 Pls., 38 figs.; Fernald and HiNUfs,
Massachusetts agr. Coli. Exp. Stat. Bull. 67, 1900, p. 3—9, 1 PL; Cary, Exp. Stat.
Maine, Bull. 83, 1903, p 97-128, 7 Pls. .
3) LiNDEMAN, 1. c. p. 319-321, Fig. 11; Trtbom, Ent. Tidskr. Arg. 15, 1894,
p. 41—58.
Thripiden.
227
Leucothrips 0. M. Reuter.
Körper glatt. Fühler achtgliedrig ^ der zweigliedrige Stylus nur
wenig kürzer als Glied 0, Auf jeder Hinterecke der Vorderbrust zwei
lange, starke Borsten. Flügel schmal, mit nur einer Längsader.
Leueothp. nigripennis 0. M. Reuter^). Blafsgelb, Vorderflügel
und zweites Fufsglied schwarz. 1 mm lang. Larve rötlichgelb. —
In Warmhäusern in Finland, nur auf Farnen (Pteris) , vorwiegend am
Mittelnerv.
Heliothrips Halid.
Körper mit netzförmiger Struktur. Fühler achtgiiedrig , letztes
Grlied haarförmig , viel länger als vorletztes , mit kurzem , dünnem
Härchen an der Spitze. Flügel am
Grunde breit, dann schmal, an der Spitze
abgerundet. In Mittel- und Nordeuropa.
Glashausbewohner.
Hellothr. haemorrhoidalis Bche.
Schwarze Fliegre (Fig. 1(33). Schwarz-
braun ; Fühler, Flügel und Beine gelblich ;
Hinterleib von Mitte des achten Ringes
an rotbraun. Fühler sehr dünn und lang;
zweites Glied napfförmig. Larve zuerst
grünlichweifs , später gelb , zuletzt röt-
lichgelb. 1 — 1,3 mm lang. — Männchen
unbekannt. — Europa, Nordamerika, Au-
stralien.
Die Schwarze Fliege gehört mit
Recht zu den gefürchtetsten Feinden
des Gewächshaus-Gärtners in Nord- und
Mitteleuropa und Nordamerika. In
wärmeren Ländern kommt sie auch im
Freien vor und wurde von Froggatt in
Australien^) an jungen Eucalyptus ge-
funden, die weit von Gärten entfernt
wuchsen. In Gewächshäusern kommt
sie an fast allen Pflanzen vor, in Warm-
und Kalthäusern; besonders gefährdet
sind Azaleen, Orchideen und Farne. Die Insekten saugen an der
Blattunterseite und rufen die sogenannte Schwindsucht hervor.
In Italien an Reben, Hesperiden und Apfelbäumen im Freien scha-
dend^). — Zimmermann^) glaubt diese Art auf Java an Coff'ea arabica
gefunden zu haben. Sie erzeugte hier auf Ober- und Unterseite der
Blätter silbern schimmernde, stellenweise durch ihre Exkremente ge-
bräunte Flecke ; die Epidermiszellen erwiesen sich angebohrt, oft durch
mehrere Löcher in einer Zelle, ausgesogen und mit Luft gefüllt; die tiefer
Fig. 163. Heliothr. haemorr-
hoidalis (Kopf und Flügel)
(aus Uzel).
1) Medd. Soc. Fauna Flora fenn. Heft 30, p. 106—109.
-) Avistral. Insects p. 393.
3) RiBAGA, Boll. Ent. agr. Vol. 10, Nr. 8. ,
*) Annal. Jard. bot. Buitenzorg Vol. 2, p. 115-116, Fig.: Koningsberger und
Zimmermann, Med. s'Lands Plantentuin 24, 1901, p. 88—85, Taf. V, fig. H, 1^,
Fig. 42, 43.
15*
228 Thysanoptera, Fransenf lügler ; Physopoda, Blasenfüfse.
liegenden Zellen waren unverletzt. — Nach Leonardi ^) hat die Schwarze
Fliege in Messina und Nizza Apfelsinen und Zitronen befallen-, aulser
den gewöhnlichen Blattschäden wurden auch die Früchte angegangen;
sie wiesen unregelmäfsig verlaufende lichtgraue Zonen auf, in denen
das Oberhautgewebe zerstört war und sich abreiben liels. — Eine
ähnliche Erscheinung berichtet Depeissis^) aus Westaustralien, ohne
Angabe der Art.
Trockene Luft begünstigt ihre Vermehrung; an kräftigen Pflanzen
vermehren sie sich nach Bouche sparsamer als an geschwächten. —
Die Eier sollen aufsen an die Unterseite der Blätter abgelegt werden.
Heliothr. striatopterus Kobus wird auf Java an Zuckerrohr
schädlich ^).
Parthenothrips Uzel.
Körper mit netzförmiger Struktm\ Fühler siebengliedrig , Stylus
eingliedrig, haarförmig, am Ende noch mit dünnem Härchen. Flügel
länger als Hinterleib, die vorderen mit schwarzen Querbinden, einer
Längsader, am Vorderrande ohne Fransen, aber mit starken, kurzen
Wimpern. Hinterecken der Vorderbrust mit je einem geflügelten
Stachel. Spring vermögen.
Parthenothr. draeaenae Heeg. Dunkelbraun; Kopf, Brust und
drei letzte Ringe gelbbraun. Oberfiügel weifs mit zwei schwarzen
Querbinden. 1 mm lang. Europa, Nordamerika, in Glashäusern auf
Blattunterseiten, besonders von Dracaena, Ficus elastica, Kentia bal-
moreana. Oft zu Hunderten in kleinen Trupps. Die befallenen Blätter
verdorren. Die Stellen der Eiablage schwellen an und werden bräun-
lich. Larve weifslich.
Thrips L.
Fühler siebengliedrig, mit eingliedrigem Stylus. Maxillartaster
dreigliedrig. Hinterecken der Vorderbrust mit je zwei langen, steifen
Haaren. Zwischen den Fransen der Vorderfiügel am
Vorderrande kurze, steife Borsten.
Thr. physopus L. (Fig. 164). Kopf breiter als lang,
nach hinten verengt. Schwarzbraun; Fühler (z. T.), Tarsen
und Vordertibien licht. — Die ganze gute Jahreszeit hin-
durch in Blüten. — Diese Art wird öfters als schädlich
berichtet, namentlich von Bohnen und Erbsen; doch
scheinen hier Verwechslungen vorzuliegen.
Thp. linarius Uzel. Schwärzlich, Beine noch
dunkler, Vordertibien gelblich. Hauptader der Vorder-
fiügel auf zweiter Hälfte mit drei Borsten. Auf Flachs-
blättern in Böhmen. Wenn die „Flaehsfliegre" massenhaft
Fig. 164. Thrips auftritt, bleichen und vergilben im Mai und Juni die
physopus (nach Pflanzen und hängen die Spitzen *). An den obersten
Uzel). Blättern und besonders in den Endknospen die Blasen-
füfse. Anfangs Juni finden sich an den Fruchtknoten
die ausgewachsenen, zitronengelben Larven. Das Längenwachstum
1) Boll. Ent. agr. Vol. 9, 1902, p. 241—244.
2) Journ Dept Agric. Westaustralia Vol. 5, 1902, p. 176—177, 1 fig.
^) Siehe Anmerkung 7 auf S. 225.
*) Lindner, Österr. landw. Wochenbl. 1897, S. 234; Ausz.: Centralbl. Bakt.
Parasit.kde II, Bd. 3, S. 603.
Thripiden.
229
wird nicht wesentlich behindert, die Samenbildung aber völlig unter-
drückt. Die Krankheit wird als „vergifteter Flachs" bezeichnet.
Wahrscheinlich identisch damit ist der Thrips lini Ladureau ^),
der die in Frankreich „brülure", in Holland-) „kwade" oder „zwarte
koppen" genannte Krankheit hervorruft, mit denselben Erscheinungen,
die hier, namentlich bei heifsem Wetter, aber zur Verdorrmig der
ganzen Köpfe führen kann. Gute Düngung, besonders mit Mineral-
dünger, macht den Flachs widerstandsfähiger. In Holland begünstigt
die Nachbarschaft von Bohnenäckern und Brachland das Auftreten der
Krankheit. Die Larve
von Thr. lini soll nach
Ladureau allerdings an
den Wurzeln des Flachses
saugen und dadurch die
Krankheit erzeugen.
Thr. saeehari Krü-
ger und Thr. serratus
Kobus werden auf Java
an Zuckerrohr schäd-
lich-^).
Thr. tabaei Lind.^)
(communis Uzel; in
Amerika öfters mit
Limothr. tritici und
Anaphothr. striatus ver-
wechselt) (Fig. 165). Kopf
breiter als lang, nach
hinten nicht verengt.
Fühlerglieder gedrungen.
Obere Längsader der
Vorderfiügel in ihrer
zweiten Hälfte mit vier
Borsten besetzt , von
denen erste und zweite,
dritte und vierte einander
genähert sind. Licht bis
bräunlich, Borsten dunk-
ler. 0,8 — 1 mm lang.
Larve grünlich. Europa,
Nordamerika; sehr ge-
mein, besonders in Blüten und auch auf Blättern von Umbelliferen
und Solaneen. Im Winter unter Laub und im Rasen.
In Südosteuropa sehr schädlich an Tabak; die Tiere befallen die
Blätter von unten nach oben und sitzen auf deren Unterseite meist in
der Mitte der zwischen den Seitenrippen liegenden Felder. Durch ihr
1) Ladureau, C. r. 6me Sess. Assoc. fran?. Avanc. Sc. 1877, 1878, p. 951—965,
figs.; La Nature 1896, p. 80; die LADUREAusche Beschreibung ist völlig ungenügend;
hervorzuheben ist nur, dafs seine Art ebenfalls dunkel ist und springen kann; die
Larve ist gelb.
2) EiTZEMA Bos, Tijdschr. Plantenz. Bd. 12, 1906, p. 176—179.
3) Siehe Anm. 7 auf S. 225.
*) LiNDEMAN, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1888, p. 61—75; Preissecker, Fachl.
Mitt. österr. Tabaksregie Heft 1, Wien 1905, S. 17—25, Fig. 62—69.
Fig. 165. Thrips tabaei (aus Preissecker).
230
Thysanoptera, Frauseuflügler: Physopoda, Blaseiiiülse.
Saugen und durch die Eiablage entstehen weilse, abgestorbene Flecke,
namentlich längs der stärkeren Rippen; die befallenen Blätter bleiben
klein und dünn, kränkeln und können absterben; niemals aber gehen
ganze Pflanzen ein. Die durch das Saugen hervorgerufenen Flecke
sind in Farbe, Form und Lage verschieden je nach Insertionshöhe des
Blattes , Alter der Pflanze und des Insektes. Gelegentlich auch an
Blättern von Tomaten, Kartoffeln, Kohl und Weizen, an Blättern und
in Blüten von Zuckerrüben, deren Samenbildung teilweise verhindernd \).
Nach Ludwig^) bringt dieser Blasenfufs an Hellehorus foetidns
in Gärten die Sommerknospen zur Verkrüppelung und Verbiegung,
schliefslich zum Absterben ; erst im Winter wird das Wachstum wieder
normal. Andere Helleborus-Arten und andere Gartenpflanzen wurden
nicht befallen.
In Amerika^) meidet diese Art
den Tabak merkwürdigerweise, nimmt
ihn auch in Zucht nicht als Nahrung
an. Andere Solaneen befällt sie aber
auch hier, wie Tomaten, Stechapfel
usw. Am meisten beschädigt sie hier
aber die Zwiebeln, daher „onion
thrips". Sie setzt sich am Grunde
der Blätter fest, die von der Spitze
aus absterben. Nächstdem schadet
sie an Kohl, dessen Blätter sich kräu-
seln und rauhen, so dafs die ganzen
Pflanzen im Wachstum zurückbleiben.
Ferner noch an den verschiedensten
Kulturpflanzen, wie Rüben, Reseda,
Kapuzinerkresse, Cucurbitaceen, Pe-
tersilie , Lauch usw. , gelegentlich
auch an Gräsern und Getreide. —
Nach Webster überwintert der Zwie-
bel-Blasenfufs im dichten „blue
Fig. 166. Von Bla^enfüfsen beschädigte g^ass", daher dessen Beseitigung in
der Nähe der Zwiebelfelder in erster
Erbse
Saugstelle am Blatt.
an der Schote
(nacli V. Schilling).
Linie nötie ist.
Als Feinde führt letzterer an:
SyrpJms -hawen und MegiUa maculata de G. (Coccinellide).
Thr. sambuei Heeg. Gelbbraun, fünftes Fühlerglied licht. Auf
dem Ende der obersten Längsader zwei (bis drei) Borsten. Schenkel
dunkel, Tarsen weilslich. 1 mm lang. In Blüten, besonders von Ho-
lunder; auch an dessen Blättern; überwintert unter Laub und Rinde. —
Nach verschiedenen phytopathologischen Berichten soll der Holunder-
blasenfufs an Bohnen (Phaseolus und Vicia) an Blättern und jungen
Hülsen schädlich werden, desgleichen an Rosen, Linden usw. — Nach-
prüfung scheint hier sehr erwünscht.
>) UzEL, Zeitschr. Zuckerindustr. Böhmen Bd. 29, 1904.
2) Allgem. Zeitschr. Entom. Bd. 7, 1902, S. 449—450.
3) Webster, Ins. Life Vol. 7. p. 206, 1894; Pergande, ibid. p. 392—395, 1895;
Pettit, Eep. 1898, p. 343—345, 5 figs.; Webster, U. S. Dept. Agric, Div. Ent.,
Bull. 26, 1900, p. 86—87.
Phloeothripideii. 231
TJir. flavus Sehr. Licht, mit auffallend dunklen Borsten. Fünftes
Fühlerglied zu zwei Dritteln licht weilsgelb, dann plötzlich schwarzgrau.
1,2 mm lang. Hauptader am Ende mit drei Borsten. In Blüten, zu-
weilen in gTofsen Mengen. Zuweilen auch in Grasähren und auf
Blättern. Soll junge Bohnenblätter, Blüten von Bohnen, Lupinen,
Äpfel und Birnen beschädigt haben ^).
Auch von mir wurde er im Sommer 1908 in grofsen Mengen an
Vicia Faba beobachtet. Die Blätter zeigten das charakteristische rot-
braunfieckige Aussehen. Die Schoten waren zum Teil verkrümmt,
namentlich an ihrer Basis, und hier in der hohlen Seite der Krümmungen
ebenfalls mit den Flecken bedeckt. Kurz vorher hatte ich an Erbsen
genau dieselbe Beschädigung bemerkt, wie sie v. Schilling^) 1898 als
von Thr. physapus herrührend beschrieben hat (Fig. 106). Lasbesondere
zeigten die Hülsen die auch von v. Schilling abgebildeten scharf um-
grenzten Flecke. Es waren nur Larven vorhanden, die ich aber auch
als die von Thr. flavus ansprechen möchte.
Vielleicht wird man auch den Thr. pisivorus Westwood hierher
stellen dürfen. Zwar wird er nach Westwood ^) und Collinge*) nur
dadurch schädlich, dafs er die Stempel der Blüten zerstört. Indes be-
obachtete Theobald ^) ganz die oben erwähnte Miisbildung der Früchte.
Allerdings beschreibt er die Larve als dunkelgelblich , das erwachsene
Insekt als schwärzlich mit blasserem Kopfe und sechs bleichen Bändern
auf dem Hinterleibe.
Tubuliferen.
Fühler achtgliedrig. Prothorax nach vorn verengt. Beide Flügel-
paare fast gleich grofs ; Adern fehlend oder nur Basis der Hauptader
vorhanden. In der Ruhe decken sich die Flügel so, dafs nur der oberste
sichtbar ist. Letzter Ring bei beiden Geschlechtern röhrig („Tubus");
Genitalöffnung zwischen neuntem und zehntem Ringe. Bewegungen
sehr langsam. Meist unter Rinde oder im Rasen. — Eier dmikel, oval,
werden in Häufchen aufsen an Pflanzen abgelegt.
Pliloeotliripiden.
Merkmale der Unterordnung.
Anthothrips Uzel.
Kopf und Vorderbrust etwa gleich lang oder letztere länger. Flügel
in der Mitte verengt, sohlenförmig. Blütenbewohner.
Anthothr. aeuleatus Fabr. (Phloeothrips fpumentarius Be-
ling)^) (Fig. 1(37). Tubus kürzer als Kopf, am Grunde bedeutend verdickt.
Flügel hell, Körper schwarz- bis rotbraun, Tarsen und Vordertibien gelb.
1,4 mm lang. Im Sommer in Blüten, besonders auch in Gras- und
^) RiBAGA, 1. C.
2) Gemüseschädlinge S. 53.
3) Gardeners Chronicle 1841, p. 228.
*) Report f 1905, p. 12—13
6) Report f. 1905/06, p. 84—85, f. 1907, p. 110; Board. Agric. London,
Leaflet 48, 1902.
«) Beling, Verh. zool. bot. Ges. Wien Bd. 22, 1872, S. 651-654; Szanislo, ibid.
Bd. 29, 1880, Sitzungsber. S. 33—36; Lindeman, „Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou 1886,
p. 325—335, fig. 2, 15—18; Trybom, Ent. Tidskr. Arg. 16, 1895, p. 157—194.
232
Tubuliferen.
Getreideähren , oft in grofsen Mengen. Überwintert unter Rinde, in
Stoppeln, Grrasbüscheln, trockenen Blütenständen und im Boden. Die
überwinterten Weibchen legen ihre Eier am Grunde der einzelnen,
noch in der Scheide eingeschlossenen Ährchen oder an die Spindel
ab. Die zuerst gelblichen oder gi^aulichen, später zinnoberroten, zuletzt
schwarzen Larven benagen die Fruchtknoten, seltener die Spindel oder
die einzelnen Ährchen und verursachen dadurch Weiisfleckigkeit. Im
Hochsommer gehen die Blasenfüfse an den Sommerweizen, nach dessen
Mähen an wild wachsende Pflanzen , besonders an Korbblütler über.
LiNDEMAN beobachtete in Südrufsland zwei Brüten. — Nach Bohls ^)
ist dieser Blasenfufs auch kannibalisch bzw. karnivor.
Anthothr. nigrer Osb. Dunkelrötlichbraun; 1,5 mm lang. Nord-
amerika. Überaus schädlich an Klee und Alfalfa, die Samenernte nicht
selten völlig zerstörend. Begleitet
oft die Kleesamenmücke (Diplosis
leguminicoJa).
Phloeothrips Halid.
Kopf länger als Vorderbrust,
letztere hinten bedeutend breiter
als, ersterer. Rüssel spitzig. Wan-
gen mit einigen sehr kleinen Wärz-
chen deren jedes einen winzigen
Stachel trägt.
Pliloeothr. oryzae und japa-
nieus Matsum. 2) (letzterer vielleicht
identisch mit Anthothr. aculeatus). In
Japan, besonders im Nordosten der
Hauptinsel, sehr schädlich am Reis.
Die erste Brut bringt Ende Juni die
jungen Blätter, kurz vor dem Aus-
pflanzen, zur Einrollung in Längs-
richtung; zuerst treten gelbe Flecke
auf, dann sterben die Blätter ab. Die zweite Brut saugt an den noch
nicht ganz herausgetretenen Ährchen und bringt sie zum Absterben.
Phloeothr. oleae Costa^). Pechschwarz; 1,75 mm lang. Italien,
Südfrankreich. Befällt Blätter, Blüten und Früchte des Ölbaumes,
namentlich an seinen oberen Teilen. Die Blüten entwickeln sich nicht,
die Blätter und Früchte vertrocknen. Stark befallene Bäume tragen
daher nur an ihren unteren Teilen Früchte. Die Überwinterung ge-
schieht in Rindenrissen, mit Vorliebe auch in den Gängen von Phloeo-
thrihus oleae (Scolytide).
Phloeothr. fleorum P. March. ^). Schwarz, Antennen gelb mit Aus-
nahme des schwarzen ersten Gliedes und der dunkel angerauchten
Glieder 7 und 8. 2,5 — 3 mm lang. Seit 1896 zu Legionen auf
Fig. 167.
Anthothrips aculeati
(aus Lindeman).
') Die Mundwerkzeuge der Physopoden, Göttingeu 1891, S. 35, Note.
2) Matsumüra, Annot. zool. japon. Vol. 8, 1899, p. 1 — 4, 1 PL
^) DEL GriiERcio, Atti Accad. econ. agr. Greorgofili Firenze, Vol. 77, 1899,
p. 50-76, 6 fig.
*) Bull. Sog. ent. France 1908, p. 251—253.
Termitiden. Termiten. 233
Ficus-Arten in Algier, besonders die jungen Triebe arg schädigend.
Feind: MontanäonieUa Moragnesi Puton (Antliocoride).
Phloeothr. lueasseni Krüger ^) wird auf Java an Zuckerrohr
schädlich.
Corrodentia.
Mundteile beifsend oder rückgebildet. Flügel gleichartig , häutig
oder fehlend. Verwandlung unvollkommen oder fehlend. Chitin weich.
Isoptera.
Staaten bildend, mit verschiedenen Formen. Kopf grofs; Mund-
teile kräftig, beifsend. Fühler perlschnurförmig. Tarsen viergliedrig.
Hinterende mit zwei Ralfen. Geschlechtstiere mit grofsen zusammen-
gesetzten Augen, häufig auch Ocellen.
Termitiden. Termiten, white ants').
Bleich. Die Staaten bestehen aus den entwickelten Geschlechts-
tieren (König, Königin), die anfangs Flügel haben, diese aber nach der
Begattung an einer vorgebildeten Bruchfalte abwerfen, und aus Formen
mit unentwickelten Geschlechtsorganen (Soldaten, Arbeiter), bzw. ihren
Jugendstadien, ohne Flügel und meist auch ohne Augen. Erstere
haben unvollkommene Verwandlung, letztere entwickeln sich direkt.
Eierlegend, Subtropisch und tropisch.
Die Termiten sind lichtscheue Tiere, die unter der Erde, in Holz
oder in grofsen, oberirdischen Bauten leben. Ihre Nahrung besteht in
der Hauptsache aus zerfallenden, nicht zu trockenen pflanzlichen
Stoffen. Doch fressen sie auch tierische Stoffe , ihre abgeworfenen
Häute , ihre toten und lo-änklichen Genossen , ihre Exkremente usw.
Neuerdings sind auch mehrere Pilze züchtende Arten bekannt ge-
worden. — Von toten Pflanzenstoffen gehen sie an kränkelnde oder
verletzte Pflanzenteile, schliefslich auch an gesunde über.
Ihr Hauptschaden besteht in der Vernichtung verarbeiteten Holzes,
das sie von innen aushöhlen, so dafs nur die Wände stehen bleiben.
In lebende Bäume dringen sie durch Ast- und Stammwunden, durch
Frafsgänge anderer Insekten usw. ein. Durch ihre Tätigkeit wird das
Holz tiefer hinein abgetötet-, das nahezu tote Kernholz bietet ihnen
ohnehin willkommenen Frafs , und so vermögen sie ganze Bäume aus-
zuhöhlen, die äufserlich gesund erscheinen, bei heftigem "Winde aber
plötzlich abbrechen. Solche Schäden werden unter anderem berichtet
aus Indien an Mango- und anderen Bäumen, aus Manila an Kakao-
und aus Boston und Portugal an verschiedenen, wertvollen Zierbäumen.
Einige Arten bauen an den Bäumen Lehmgänge den Stamm und
die Äste entlang, unter denen sie die Rinde abnagen (Kakao in
Kamerun^); verschiedene Bäume in Indien). Coptotermes gcstroi Wasm.
umgibt in Indien Bäume mit einem ein bis zwei Meter hohen Erd-
wall, unter dessen Schutze er in den Stamm eindringt.
1) Siehe Anmerkung 7 auf S. 225.
2) Haviland, Journ. Linn. Soc. London, Zoologv, Vol. 26, 1897/98, p. 358—442,
Pls. 22—25; Froggatt, Agric. &az. N. S Wales Vol." 16, 1905, p. 632—656, 752—774,
2 Pls., 12 figs.
3) Preuss, Tropenpflanzer Bd. 7, 1903, S. 351.
234 Corrodentia. — Isoptera.
Sehr viele Arten dringen von der Erde aus durch abgestorbene
oder von ihnen abgetötete Wurzeln in die Stämme und höhlen sie
aus. Besonders häufig ist dabei der Wurzelhals der Angrifispunkt,
der ringsum zerfressen wird. Solche Schäden werden berichtet aus
Nordamerika an den verschiedensten Bäumen und Sträuchern (Baum-
wolle), aus Manila (Kakao) ^), aus Ostafrika (Baumwolle) -), aus Reunion
(Kaffee)^), aus Ceylon und Indien (Tee und Kaftee) und aus Australien
(Reben, Orangen- und andere Obstbäume).
Schliefslich gehen nicht wenige Arten gesundes Gewebe an, be-
sonders Wurzeln; doch höhlen sie auch oberirdische Teile aus bzw.
fressen sie ab. So namentlich junge Pflanzen und Stecklinge , ferner
fleischige Knollen und Wurzeln, aber auch saftige oberirdische Teile,
Stengel von Geranien, Zuckerrohr usw. Derart werden beschädigt Reben
in Südeuropa, Kartoffeln und Mais in Nordamerika, KafiPee- , Kokos-
palmen- und Baumwollenpflänzchen in Ostafrika*), Zuckerrohr, Weizen,
Mango usw. in Indien, Kokospalmen auf Ceylon, Zuckerrohr auf Java '^),
Kartoffeln usw. in Australien.
Indirekt können die oberirdische Bauten herstellenden Arten da-
durch schaden, dafs sie die Wurzeln der Pflanzen, aus deren Bereiche
sie die Erde für jene entnehmen, entblöfsen; die Wurzeln vertrocknen
und geben dadurch den Termiten wieder erneute direkte Angriffs-
punkte.
Am meisten gefährdet sind immer Anpflanzungen auf Neuland, auf
dem noch nicht gerodete Baumstümpfe stehen, oder an die unkulti-
vierter Wald angrenzt. Daher ist das wichtigste Vorbeugungs-
mittel, Neuland möglichst gründlich von allen Holzrückständen zu
befreien. Auch organischer Dünger zieht Termiten stark an.
Verschiedenartig sind die Schutzmittel vor dem Befalle durch
die Termiten und die Gegenmittel gegen ihre Angriffe. Durchschlagend
wirkt nur die Zerstörung der Nester, was durch Eingleisen von kochen-
dem Wasser, Schwefelkohlenstoff", Petroleum, Holzasche, Atzkalk usw.
in die vorher entblölsten Nester geschehen kann. Lom^) empfiehlt als das
Wirksamste, Dämpfe von schwefeliger Säure in die Bauten einzuleiten. —
Früher hat man vielfach geglaubt, durch Vernichten des Königspaares
die Staaten zur x\uflösung bringen zu können. Indes weiis man jetzt,
dafs aufser eventuell mehreren Paaren auch Ersatzköniginnen vor-
handen sind, die durch geeignetes Futter in der Entwicklung zurück-
gehalten, durch anderes dahin gebracht werden können, dafs sie Eier
ablegen.
In den Bauten kann man die Termiten durch Eingleisen einer
Mischung von Sirup und Arsenik vergiften. Pflanzungen befreit man
von ihnen durch Auslage von Giftköder: 450 g Arsenik werden mit
225 g Soda gemischt und in GO 1 Wasser gelöst. Hierzu gibt man
1) Banks, Prelim. Rep. Cacao Ins., Manila 1904, p. 598, 605, Fig. 147, 166-168.
2) Zimmermann, Ber. Amani Bd. 2, 1905, S. 412-413; Stuhlmann, ibid. 1906,
p. 514.
3) BoRDAs, Rev. Cult. colon. 5, V, 1899.
*) Zimmermann, 1. c. ; Stuhlmann, 1. c.
5) Zehntner, Arcli. Java Suikerind. 1897, Afl. 10; Koningsberger, Meded. s'Lands
Plantentuin XXII, 1898, p. 34-35.
«) C. r. Acad. Sc. Paris T. 136, 1903, p. 1290; L'Agric. prat. des Pays chauds
1903, Nr. 13, Ausz. Tropenpflanzer Bd. 7, S. 559.
Termitiden. Termiten. 235
3 kg Zucker oder 2 kg Sirup und verfertigt mit Mehl oder Sägemehl
Kugeln').
Samen legt man vor der Aussaat in eine Lösung von Asa foetida,
Die Wurzeln junger Bäume taucht man in Teerwasser, oder man giefst
in die Pflanzlöcher solches, oder Petrol- oder Karbolwasser, Asa foetida.
oder ähnliches. An jungen Bäumen erhöht man zweimal im Jahre die
Erde 4 Zoll hoch um den Stamm, bringt oben eine Vertiefung an, in
die man Teerwasser giefst, um sie nachher wieder zu schlielsen. In
Indien hat sich ein drei Fufs hoher Anstrich mit der „Gondal-Mischung"
sehr bewährt: 1 Teil Gummi von Gardenia gummifera, 2 Teile Asa
foetida, 2 Teile Aloe, 2 Teile Rizinusöl, in Wasser zu dünnem Brei
verrührt und zur Erkennung des Anstriches mit rotem Ocker versetzt;
die Wirkung soll bis zu zwei Jahren anhalten. — Gegen den Stamm
erkletternde Arten umwickelt man diesen am Grunde mit geteerten
oder in Petroleum getauchten Lappen-) oder man umgibt ihn mit
Schafmist, Kuhmist und Aloesaft und ähnlichem.
Ist der Wurzolhals zerfressen, so entblöfst man ihn, schneidet
alles kranke Gewebe aus und giefst heifses Wasser, Karbolseifenbrühe,
Pyrethrum ein, oder gräbt Kainit^) unter.
Betreffs der Systematik können wir uns kurz fassen. Einmal
ist bei der Mehrzahl der Berichte keine nähere Bestimmung angegeben.
Dann kann auf die Bearbeitung der Termiten von J. Desneux *) , ver-
wiesen werden. Wir . beschränken uns daher nur auf die Aufzählung
der als pflanzenschädlich berichteten Ai^ten mit Angabe des Vaterlandes
und der beschädigten Pflanzen.
Calotermes flavieollis Fabr. ^.) Mittelmeerländer; verschiedene
Bäume.
Terines (Leucotermes) flavipes Koll. *^). Nordamerika ; in Wurzeln
und Stengeln von Baumwolle , Mais , Geranien , Kartoffeln , Kohl usw. ;
Europa, Warmhäuser (eingeschleppt); Japan.
T. (Leucotermes) lueifug-us Rossi'^). Mediterran; in Nordamerika
eingeschleppt ; in Bäumen, Weinreben, im Innern beschädigter Früchte.
T. (Coptotermes) grestroi Wasm. ^). Birma, Sumatra, Ceylon,
Borneo , Ostindien ; zerstört das Holz verschiedener Bäume , deren
Stamm er bis zu 2 m Höhe mit einer Erdkruste umkleidet.
T. (C.) laeteus Frogg. "). Australien; höhlt Kartoffeln aus und
zerstört die Wurzeln von Reben und Orangen.
^) Siehe Jahresber. Fortschr. Leist. Pflanzenschutz Bd. 8, S. 48.
"j Eroggatt, Ägric. Gaz. N. S. Wales Vol. 16, 1905, Sep. p. 44.
*) Wystman, Genera Insectorum, Fase. 25, Bruxelles 1904.
5) DE Seabra, Bull. Soc. Portug. Sc. nat , T. 1, 1907, p. 122—12:^, 1 fig.
6) Kent, Ins. Life Vol. I, 1888, p. 17; Vol. II, 1890, p. 283; Forbes, I9th Rep.
nox. benef. Insects Illinois, 1896, p. 190—204, 2 pls. ; Webster, U. S. Dept. Agric,
Div. Ent., Bull. 6, N. S., 1896, p. 68; Quaintance, ibid. Bull. 26, 1900, p. 36; Marlatt,
ibid. Circ. 50, 2d ed., 1908.
'') Koppen, Die schädl. Insekt. Rufslands, St. Petersburg 1880, S. 87—88; Heath,
Biol. Bull. Woods Holl Vol. 4, 1902, p. 44—63, 2 figs. ; Mokrzhetski, (Verzeichnis der
in Rufsland an Weinreben gefundenen Tiere; russ.), St. Petersburg '•903; Combes,
Le Cosmos, N. S., T. 53, 1905, p. 199—202, 3 figg; de Se.vbra, 1. c.
8) SiLVESTRi, Allg. Zeitschr. Ent. Bd. 7, 1902, S. 338; Ridley, Agr. Bull. Straits
Feder. Malay. Stat. Vol. 4, 1905, p. 159—160.
») Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 8, 1897, p. 297—302. 1 PI.; Repr.:
Ann. Mag. nat. Hist. (7) Vol. 20, p. 483—487 ; French, Handbook of destruct. Insects
of Victoria, Vol. 2, 1893, p. 137—144, PI. 32, hier T. australis Walk, genannt.
236 Copeognatha. — Trichoptereu, Köcherfliegen.
T. (C.) marabitanus Hag.^). Brasilien; Kautschukbäume.
T. bellieosus Smeatlim. *") (fatale Fabr.). Afrika ; schädlich an
Bäumen in Arabien.
T. fatalis König ^^). Ceylon, Ostindien; an Wurzeln und Wurzel-
hals von Kaffee und Tee.
T. obesus Ramb. ^^). Indien; an den verschiedensten Bäumen,
Sträuchern und Kräutern.
T. Redemanni Wasm. ^^). Ceylon.
T. taprobanes Walk. ^*). Indien, Ceylon; schädlich an den ver-
schiedensten Pflanzen. Nach Maxwell-Lefroy identisch mit T. obesus
Ramb.
Copeo
giiatha.
Fühler borstenförmig. Tarsen zwei- bis dreigliedrig. Hinterende
ohne Raife.
Die Tiere der einzigen Familie Psocideu oder Holzläuse finden
sich auf den verschiedensten Pflanzen und Pflanzenteilen, wo sie, soviel
man bis jetzt weils, von zerfallendem, feuchtem Pflanzengewebe und von
Pilzen, namentlich deren Sporen leben. So stehen sie schon lange im
Verdacht, die Rostpilze zu übertragen, und J. Scott ^) glaubte feststellen
zu können, dafs Caecilius üavidus Curt. den Lärchenkrebs, Pezisa
WülJyommii, übertrage. Die Eier dieser Holzlaus finden sich in Mengen
zwischen den Ritzen der von Krebs befallenen Lärchenstellen.
Trichopteren, Köcherfliegen.
Mottenähnlich. Fühler lang, borstenförmig. Flügel gxofs. Ver-
wandlung vollkommen. Larven mit beifsenden Mundwerkzeugen und
Tracheenkiemen, meist im Wasser in aus Fremdstoffen angefertigten
Gehäusen , omnivor , zum Teil mehr karni- , zum Teil mehr herbivor.
Besonders die Larven der Limnopliiliden ziehen Gewebeteile von
Phanerogamen vor.
Die Larven von Limiiophllus flavieornis F. wurden in England
schon wiederholt schädlich dadurch , dafs sie in Züchtereien von
Brunnenki'esse die Basis der Pflanzen durchfrafsen, so dafs die Spitzen
mit dem Wasser abtrieben. Theobald ^) rät, im Herbst das Wasser ab-
laufen und die Becken zwei bis drei Wochen abtrocknen zu lassen.
Vögel, besonders Spatzen suchen sich dann die Larven heraus. Auch
Fische sind guter Schutz. Die Imagines lassen sich leicht am Licht
fangen.
9) Su-vESTRi, 1. c. S. ;3;33— 334.
10) Theobald, I Eep., London 1903, p. 159.
11) Green, Ins. Life Vol. I, 1888, p. 293.
12) Maxwell-Lefroy, Mem. agric. Dept. Pusa, Vol. I, 1907, p. 126, fig. 10—11.
") Green, Trop. Agric Vol. 24, 1905.
") CoTES und SfEBBiNG, Indian. Mus. Notes 1889—1903; Watt und Mann, The
Pests and blights of the Tea plant, 2d ed., Calcutta 1903, p. 322—347.
1) Journ. Board Agric. London Vol. 14, 1907, p. 651—554, 4 figs.
2) Theobald, Rep. 1894, p. 11; Rep. 1905/06, p. 85—86.
Lepidopteren, Schmetterlinge.
Lepidopteren, Schmetterlinge.
237
Körper dicht mit mehr oder weniger zu Schuppen umgebildeten
Haaren bedeckt. Kopf (Fig. 168) beweglich eingelenkt. Fazett äugen
grofs, vorstehend; zuweilen zwei schwer sichtbare Punktaugen vor-
handen. Mundteile saugend; die Aufsenladen der Unterkiefer zu
Fig. 168. Kopf und Rüssel einss Sctmetterlinges (Pieris brassicae L.)
/ von der Seite mit Rüssel, Palpen und Fühlern, 5 Rüsselstück im Querschnitt, ii von der Seite (vergr.)
(aus Lampert).
Fig. 169. Schemata des Flügelgeäders der Schmetterlinge mit den gebräuchlichsten
Bezeichnungen der Adern (aus Sharp).
dicht gegliederten Halbrinnen verlängert, die sich zu einem Rüssel
(einer Rollzunge) zusammenlegen, dessen oberflächliche Dörnchen zum
Au'ritzen der Nektarien dienen-, in der Ruhe ist er nach imten zu-
sammengerollt, seitlich von den grofsen dreigliedrigen, oft buschig be-
haarten Lippentastern (Palpen) begrenzt-, alle anderen Teile rudimentär.
Fühler vielgliedrig, sehr verschieden gestaltet, oft geschlechtlich ver-
schieden. Brustringe verschmolzen; erster sehr klein, zweiter am
gröfsten. Flügel (Fig. 1(39) bunt, gleichartig, selten rudimentär oder
238
Lepidopteren, Schmetterlinge.
(nur bei Weibchen) fehlend; die Randschuppen manchmal zu vor-
stehenden, die Flügelfläche vergröfsernden Fransen verlängert. Die
ausgespamiten Flügel meist jederseits verbunden; entweder durch einen
sich von dem Vorderflügel auf den hinteren legenden Haftlappen
(jugum) oder durch eine Haft börste (frenulum) des Hinterflügels, die
in eine Tasche (retinaculum) des Vorderflügels greift. Beine zart,
schwach: Schienen bedornt; Tarsen fünfgliedrig , mit zwei Klauen.
Hinteriei^b neunringelig, endet öfters in Haarschopf.
Jriist
/finierleid
XopfMciensc^ild
driislfä/se ^yti^men. ^aackfü/se
JVachschieäer
Fig. 170. Schmetterlingsraupe, schief von links oben gesehen
(nach Maxwell-Lepeoy).
Speiseröhre lang, mit gestieltem, seitlichem Saugmagen (Kröpfe) ;
zwei bis sechs Malpighische Röhren. Ovarien bilden jederseits vier
lange, vielkammerige Eiröhren , Hoden einen unpaaren, meist lebhaft
gefärbten Körper.
Eierlegend. Parthenogenese bei einigen Arten regelmäfsig, bei
anderen ausnahmsweise. Oft Geschlechts-, auch Saison-Dimorphismus.
Imagines meist kurzlebig; einige überwintern indes.
Metamorphose vollkommen. Raupe (Fig. 170) walzig, weich,
nur mit harter Kopf kapsei, zwölfringelig (aufser Kopf). Meist bunt.
Mundwerkzeuge kauend (kräftige Mandibeln) (Fig.l7 1). Fühler dreigliedrig.
Vier oder sechs Punktaugen. Beine fünf-
gliedrig, mit Klauen (Fig. 172 a); daneben
zwei oder fünf Paare ungegliederter Affcer-
füfse, am dritten bis sechsten und letzten
(„Nachschieber") Hinterleibsringe. Sie
enden bei frei lebenden Raupen mit huf-
eisenförmiger Doppelreihe von Häkchen
(Klammerfüfse [Fig. 172?>]), bei in
Pflanzen oder der Erde lebenden und bei
den Kleinschmetterlingen mit einer ge-
schlossenen Doppelreihe solcher (K r a n z -
füfse [Fig. 172 c]). An der Unterlippe mün-
den gemeinsam paarige Spinndrüsen aus.
Fig. 171. Kopf einer Raupe
/ von oben, 2 von unten
(aus Lampekt).
Fig. 172. Eaupenfüfse
Biustfufs mit Klaue, h Klammer-, c Kranzfufs
(aus Judeich u. Nitsche).
Lepidopteren, Schmetterlinge. 23C)
Oesophagus (Fig. 173) sein- kurz, Magen sehr grofs. Mit
wenigen Ausnahmen Pflanzen fressend ; nur der saftige Teil der Nahrung
wird verdaut ; ihre festen Bestandteile gehen gröfstenteils als trockene,
charakteristisch geformte Exkremente wieder ab. — Innere G e -
schlechtsorg an e schon deutlich erkennbar.
Die Puppe ist im allgemeinen das am längsten lebende Stadium
der Schmetterlinge und aus diesem Grunde mit einer festen, harten
Chitinhaut als Schutz gegen Vertrocknen bedeckt. Nahrung nimmt
sie nicht auf, wohl aber Wasserdampf. Nicht selten spinnt sich die
Raupe erst in einen Kokon ein, bevor sie sich verpuppt.
Die Schmetterlinge selbst sind phytopathologisch ohne Bedeutung.
Sie sind durch Vermittlung der Blütenbestäubung öfters nützlich. Da-
gegen gehören die Raupen zu den schädlichsten aller Tiere.
Fig. 173. Darmkanal nebst Anhängen einer Raupe (Dendrolimus pini L.)
a Speichel-, a' Spinndrü',e, h Schlund, c Mittel-, h Dünn-, k Mastdarm, i Harngetäl'se
(nach SucKüw; avis Ecksiein).
Weitaus die meisten Raupen fressen äufserlich an den Pflanzen,
einzeln oder in Gesellschaften, frei lebend oder in Gespinsten. Nur
wenige bohren im Innern von Pflanzenteilen; Minierraupen sind unter
den Kleinschmetterlingen jedoch nicht selten. Einige wenige Raupen
sind Fleisclifresser.
Die Feinde der Schmetterlinge und Raupen sind zahlreich; von
ersteren sind es namentlich Vögel, die im allgemeinen auch zu den
wichtigsten Feinden der Raupen gehören, wenn auch viele der letzteren
durch widrigen Geschmack oder Geruch oder durch Borsten- oder
Brennhaare vielen Vögeln widerlich sind. Andere Insekten, Spinnen,
kleinere Säugetiere stellen ebenfalls Raupen nach, und die Zahl der
Parasiten letzterer ist Legion, wobei manche Parasiten auf bestimmte
Raupenarten angewiesen, andere polyphag sind. Auch den Eiern
stellen Parasiten und Feinde aus dem Reiche der Arthropoden, nament-
lich aber auch wieder kleinere Vögel (Meisen und Verwandte) nach.
In bezug auf Witterung verhalten sich die Falter verschieden.
Während z. B. die Frostspanner erst bei niederer Temperatur zu fliegen
beginnen, sind die meisten Tagfalter durchaus auf gröfsere Wärme an-
gewiesen. Den Raupen wird namentlich nasses Wetter verderblich,
weil sich dann ansteckende Pilzkrankheiten in ihnen entwickeln, wäh-
rend grofse Kälte den überwinternden Raupen und Puppen eher förder-
lich als schädlich ist.
Die Bekämpfung der Raupen ist in hohem Grade von der ge-
nauen Kenntnis ihrer Lebensweise abhängig. Wohl am häufigsten führt
richtig angewandte Spritzung mit Arsenmitteln zum Ziele.
240 Microlepidopteren, Kleinsclimetterlmge.
Im einzelnen ändert die Lebensweise so sehr ab, dals allgemeine
Angaben darüber keinen Zweck haben. Bei den einzelnen Gruppen
wird das Nötige angeführt werden.
Die etwa 5U00O bekannten Arten werden in zahlreiche Familien
eingeordnet. Eine einheitliche Zusammenfassung dieser zu gröfseren
Gruppen ist noch nicht zustande gekommen; fast jeder Lepidopterologe
hat sein besonderes System; auch bezüglich der Verwandtschaft der
verschiedenen Familien sind die Ansichten noch sehr geteilt. Wir
werden uns daher hier vorwiegend an die alte Einteilung halten in
Klein- und Grofsschmetterlinge ^).
Microlepidopteren, Kleiiischmetterlinge.
Fühler lang, borstenförmig, Hinterflügel mit Haftborste und in der
Regel mit drei Dorsaladern. Hinterschienen mit doppeltem Sporen-
paare. Raupen gewöhnlich mit Kranzfüfsen an den Bauchbeinen.
Hierher stellte man früher als vier Familien die Pterophoriden,
Tineiden, Tortriciden und Pyraliden. Neuerdings hat man namentlich
die Tineiden in eine ganze Reihe kleinerer Familien aufgelöst, von
denen nur einige hier zu erwähnen sind^).
Tineiden, Motten, Schaben.
Kopf ganz oder doch im Nacken abstehend behaart. Palpen deut-
lich. Flügel lang gefranst. Vorderflügel gestreckt mit zwölf, elf oder
zehn Rippen. Ast sieben und acht gesondert. Rippe 1 a wurzelwärts
stark gegabelt. Hinterflügel breit, an der Wurzel des Vorderrandes
nicht erweitert, mit geschlossener Mittelzelle und acht oder sieben
Rippen. — Raupe in mit Seide ausgesponnenen Säcken oder in seidenen
Röhren. Puppe dringt aus dem Sacke fast ganz hervor.
Incurvaria Hw.
Kopf abstehend behaart. Ohne Nebenaugen. Fühler kürzer als
Vorderflügel. Palpen fadenförmig, das Mittelglied am Ende mit Haar-
borsten, das Endglied nackt, Nebenpalpen vielgliedrig, eingeschlagen.
Yorderflügel mit Anhangszelle und zwölf gesonderten Rippen , fünf
Äste in den Vorderrand.
I. eapitella Gl. ^). Vorderflügel dunkel gelbbraun, purpurn schim-
mernd, eine vorn verengte, abgekürzte oder unterbrochene Binde vor
und zwei grofse Gegenflecke hinter der Mitte weifslichgelb ; 13 — 15 mm
Flügelspannung. Raupe zuerst rot, dann gelblich, zuletzt olivengrün,
mit kleinem, glänzend schwarzem Kopfe, 7 — 8 mm lang. Nörd-
liches Europa, Der Falter legt Ende Mai je zwei Eier in die jungen
^) In Anordnung und Synonymie halten wir uns im allgemeinen an Staudinger
und Rebel, Katalog der Lepidopteren des paläarktischen Faunengebietes, 3. Aufl.
Berlin 1901, 8**, und an Dyar, A list of North American Lepidoptera. Bull. ü. S,
Nation. Mus. Nr. 52, 1902.
-) In bezug auf Merkmale folgen wir in erster Linie Heinemann, Die Schmetter-
linge Deutschlands und der Schweiz , systematisch bearbeitet , Braunschweig
1859—1876.
3) CiiAPMAN, Ent. month. Mag. (2) Vol. 3 (28), 1892, p. 297—300; Eitzema Bus,
Tijdschr. Plantenz. D. 3, 1897, p. 161—164; D. 13, 1907, p. 59-60; Okmerod, Handbook,
1898, p. 71—75, figs.; Schöyen, Berettelse over 1899, p. 31; Collinge, Report for 1905^
p. 34—35, figs. 18—19; Theobald, Rep. 1905/06, p. 59—60, Fig. 14.
Tineiden, Motten, Schaben.
241
Früchte der Ribes-Arten. Die Räupclien fressen die Samen aus, manch-
mal noch die einer zweiten Frucht, so dafs die Beeren frühreif werden.
Ende Juni verläfst die 2 mm grofse Raupe die Beere und verspinnt
sich an einem Zweige in weii'shchem Kokon, in dem sie bis zum
nächsten Frühjahre ruht. Dann dringt sie in junge Blatt- oder Bh'iten-
knospen, die sie ausfrifst, und von da ins Mark der jungen Triebe,
deren Spitze zu welken beginnt. Anfangs Mai verpuppt sie sich zwischen
Blättern , an einem Zweige oder in der Erde ; Mitte Mai entschlüpft
die Motte. — Bekämpfung: Verbrennen der befallenen Beeren und
Triebe; im Winter Spritzen mit Petroleumemulsion, Seifenbrühe oder
ähnlichem. — Namentlich in Norwegen, Holland und England schädlich,
nicht selten nahezu alle Knospen der
Sträucher zerstörend.
I. (Lampronia) rubiella Bjk. ^) (Fig.
174). Vorderflügel dunkelbraun, überall
gelb punktiert, mit vier goldgelben kleine-
ren Flecken am Vorderrande und zwei
gröfseren am Hinterrande. Raupe flach,
dunkelrot mit lichteren Einschnitten ; Kopf
klein, braun. Brustfüfse braun. Der Falter
fliegt von Mai bis Juli (zwei Brüten?)
und legt seine Eier in die offenen Blüten
der Him- und Brombeeren. Die Raupe
lebt im Sommer in dem Fruchtboden der
Früchte, ohne diese irgendwie zu schä-
digen. Bei ihrer Reife bohrt sie sich
nach aufsen und verspinnt sich in einem
Kokon am Stamme oder in der Erde. Im
nächsten Frühjahre bohrt sie sich durch
die Knospen in das Mark junger Triebe
oder von Zweigen vorjähriger Stengel. Ver-
puppung in feinem, weifsem Kokon
an Blättern usw. Bekämpfung: Ver-
brennen der befallenen Triebe bzw. der
durch Kotauswurf erkennbaren befallenen
Knospen.
I. peetinea Hw. (tumorifica Amerl.).
Nach Schenkling-Preyot ^) soll die Raupe
•im Splinte junger Birkenzweige wohnen,
die dadurch verkrüppeln, und bei stär-
kerem Befalle der ganzen Krone eine zerzauste, zerstreute Form geben.
Normalerweise miniert die Raupe von I. peetinea kleine runde Flecke
in verschiedenen Laubblättern, die sie nachher herausschneidet.
Fig. 174. Incurvaria rubiells
(nach Collinge).
Acrolepia Gurt.
Palpen mäfsig lang, fadenförmig, anliegend beschuppt. Zunge_ ge-
rollt. Vorderflügel mit einer Anhangszelle und zwölf Rippen, Rippe
la wurzelwärts gegabelt; vier Äste in Vorderrand, Ast sieben und acht
gesondert. Raupen minierend.
') Chapman, Ent. month. Mag. (2) Vol. 2 (27), 1891, p. 169, 198; Okmekod, 1. c,
p. 206—210, figs.; CuLLiNGE, Report f. 1903, p. 13.
2) 111. AVochenschr. Ent. Ed. 2, 1897, S. 661-664, Taf.
Sorauer, Handbucli. 3. Aufl. Dritter Band. 16
242 Microlepidopteren, Kleinschmetterlmge.
Aerolepia asseetella Zell, (betulella Ort.) Lauehmotte ^). Vorder-
flügel dunkel graubraun, Saum heller bestäubt, mit weiisem dreieckigen
Fleck am Innenrande. Kopfhaare dankelbraun. Raupe gelblichweifs,
grünlich; Kopf ockerfarben; Ringe punktiert. Sie frifst in den hohlen
Blättern der Allium-Arten, namentlich von Lauch und Zwiebel. Bei
ersterem durchbohrt sie den ganzen Kopf, so dafs bei stärkerem Be-
falle die ganze Pflanze eingehen kann. Im übrigen zerfrifst sie be-
sonders das Herz der Pflanzen. Bei Paris soll sie auf den Hügel-
ländern 30 — 50, selbst 75% Verlust bewirkt haben, in der Ebene nur
5 — 20 ^'o. Im Herbste findet man sie auch zahlreich in den Blüten-
köpfen, die Samenernte zerstörend. Die Verpuppung findet an der
Pflanze in lockerem Gespinste mit sechseckigen Maschen statt. Aller
Wahrscheinlichkeit nach zwei Brüten; die Raupe der ersten in Juli
und August, die der zweiten in September und Oktober. Die "Weibchen
der zweiten Brut scheinen zu überwintern. Decaux empfiehlt als Gegen-
mittel, die umgesetzten Pflänzchen nach drei Wochen mit Rufs zu be-
häufeln und dies nach weiteren acht Tagen zu wiederholen. Am
besten dürfte es sein, die la-anken Pflanzen vorsichtig aus der Erde zu
nehmen und zu vernichten. — Fast
immer in Gesellschaft von Fliegen-
maden.
Ocliseuheimeria Hb.
Kopf mid Palpen mit dichten
und langen, am Ende verdickten
Haaren. Fühler kurz , Augen sehr
klein. Ohne Nebenpalpen. Vorder-
flügel lang, gleichbreit, mit elf,
zehn oder neun Rippen ; Mittelzelle
Fig. 175 Ochsenheimeria taurella g^j^^. ] j^- j i^^^„ gegabelt,
(nach Hkhkich-Schäpfeu). Hinterleib flach , lang vorgestreckt.
O. taurella Schiff. ^) (Fig. 175). Vorderflügel gelbbraun, dunkler ge-
mischt und bestäubt. Hinterflügel bis über die Mitte weifs, am Saume
braun. Fühler in Wurzelhälfte durch schwarze Schuppen verdickt.
7 mm lang, 13 mm Flügelspannung. Raupe zuerst grünlich oder gelb-
lich mit braunem Längsstreifen auf Rücken, später beingelb mit dunklem
Kopfe, 17 — 21 mm lang. Der im Juli fliegende Falter legt seine Eier
einzeln an Gramineen. Besonders an Winterroggen schädlich. Die Raupe
frifst sich ins Herz der Pflanzen, wo sie die jungen Teile zerstört. Be-
fallene junge Roggenpflanzen sind meist auffällig verdickt, das Herz-
blatt zusammengedreht und vergilbt. Hier überwintert die Raupe. Im
Frühjahre steigt sie in die Höhe und nagt den Halm über dem obersten
Knoten an oder durch, so dafs die Ähre vergilbt (totale Weifs ährigkeit)
und der oberste Halmteil sich leicht aus der Scheide ziehen läfst. Hier
findet die Verpuppung im Juni statt. Der Schaden ist um so gröfser,
als die Raupe ständig von einer Pflanze zur anderen wandert. Be-
kämpfung ist kaum möglich.
1) Decaux, Feuille jeun. Nat. T. 17, 1887, p. 136—137; Sorhagen, Allgem. Zeitschr.
Ent. Bd. 7, 1897, S. 21.
2) Gallus, Stettin, ent. Zeitg. Jahrg. 26, 1865, S. 352—354; Reuter, E., Act. Soc.
Fauna Flora fennica Bd. 19, Nr.l, 1900, p. 32—34; ibid. Bd. 26, Nr. 1, 1904, p. 53—54.
Deudroneuriden. Nepticuliden. Lyonetiiden. 243
Dendroiieuriden.
Dendroneura saeehari Boy. '). Die Raujoe benagt in Brasilien
die Rinde von Zuckerrohr und anderen Kultur- und wilden Pflanzen,
namentlich bereits anderweitig erkrankten. An jungem , eben hervor-
sprielsendem Zuckerrohr ist der Schaden nicht unbedeutend.
Nei)ticulideii.
Kopf abstehend behaart. Ohne Nebenaugen. Maxillarpalpen lang,
fadig, mehrgliedrig. Labialpalpen hängend. Fühler kürzer als Vorder-
flügel, mit verbreitertem AVurzelgliede (Augendeckel). Vorderflügel
ohne geschlossene Mittelzelle; Dorsalader einfach. Hinterflügel schmal
lanzettlich, ohne Mittelzelle.
Die in zwei Brüten auftretenden Raupen der Nepticula- Arten (etwa
130 in Europa) minieren in Blättern von Bäumen, Sträuchern und
Kräutern fast ausschliefslich geschlängelte Gänge mit einer Kotlinie in
der Mitte. Die in kleinem, kotfreiem Flecke endenden Gänge können
gerade, gebogen, gebrochen oder selbst so konzentrisch gewunden ver-
laufen, dafs sie Platzminen vortäuschen, aber immer an der konzentrisch
gewundenen Kotlinie erkenntlich sind. Nur wenige Arten machen Platz-
minen. Die Raupen verlassen die Minen oberseitig und verpuppen
sich in ziemlich festem Kokon an der Rinde. — Nur bei sehr massen-
haftem Auftreten können diese Räupchen schaden. Die der zweiten
Brut von N. serieopeza Zell, sind forstlich nicht unwichtig, da sie Ahorn-
samen ausfressen. Gute Rindenpflege hält ihre Vermehrung zurück.
Lyonetiideu.
Kopf anliegend beschuppt, nur hinten aufgerichtete Haare. Neben-
augen und Nebenpalpen fehlen. Fühler mit erweitertem Wurzelgliede,
lang, dünn. Y^rderflügel zugespitzt, sieben bis acht Rippen. Die
Mehrzahl der Äste mündet in Vorderrand; Die Falter sitzen tagsüber
an Stämmen, mit etwas aufgerichtetem Vorderkörper, dachförmig zu-
sammengelegten Flügeln und über den Rücken geschlagenen Fühlern.
Die Raupen minieren in oder zwischen zusammengesponiienen Blättern.
Opogona dimidlatella Zell. 2). Niederländisch-Ostindien; Zucker-
rohr. Die gelblich grauen, 10 — 12 mm langen Raupen nähren sich im all-
gemeinen nur von abgestorbenen Teilen, dringen besonders in die Gänge der
Bohrer ein. Doch fressen sie auch die jungen Wurzeln dicht an der
Basis ab. Schaden, da die Raupen selten, unbedeutend.
Bucculatrix Zell.
Vorderflügel geschwänzt, mit schmaler, langer, zugespitzter Mittel-
zelle, vier bis fünf Ästen in den Vorderrand und zwei bis drei in den
Saum; Dorsalrippe einfach. Hinterflügel mit dreiteiliger Mittelrippe.
Während die europäischen Bucculatrix - Arten plwtopathologisch
belanglos zu sein scheinen, ist B. pomifoliella Gl. in den nördlichen
Vereinigten Staaten ein nicht unbedeutender Feind der Apfelbäume.
1) d'Ütra, Bol. Inst, agron. Campinas Vol. 10, 1899, p. 286.
2) Deventer, De Dierlijke vijanden van het Suikerriet, Amsterdam 1906, p. 165.
16*
244
Microlepidopteren. Kleinschmetterlinge.
Die junge Raupe miniert in den Blättern, die ältere friist diese vom
Rande her an. Die Verpuppung findet an Blättern , Früchten , mit
denen sie in grol'sen Mengen nach Deutschland gelangen, und
Zweigen statt. Die Raupe der in den meisten Staaten auftretenden
zweiten Brut überwintert. Feinde: Cirropsilus flavocinctus Lintn. , Efi-
cyrh(S huccidatrkis Lintn. , Mesochorus politis Prov. , Äpanteles cacoeciae
Riley und Zaporus sp. ; ferner Vögel. Die überwinternden Puppen
sind mit Kontaktgiften leicht zu töten.
Bueeulatrix eanadensisella Chamb. M ist bei Ontario einer der
schlimmsten Feinde der Birken.
Cemiostoma Z. (Leucoptera Hb.).
Kopfschuppen anliegend, Fühler kurz, mit mäfsig grolsen Augen-
deckeln. Nebenaugen und Palpen fehlen. Vorderilügel geschwänzt;
Mittelzelle often oder fein geschlossen, zwei bis drei Äste in den Vorder-
rand, drei in den Saum; Dorsalrippe einfach. Hinterflügel mit drei-
Fig. 176. Cemiostoma scitella (aus Stainton).
teiliger Mittelrippe. Raupen in gTofsen, flachen, oberseitigen Minen
mit konzentrischen Kotlinien; Verpuppung aufserhalb in weifsem Seiden-
kokon.
C. seitella Zell. 2) (Fig. 176). Vorderflügel bleigrau, glänzend, hinten
safrangelb, mit zwei weifsen, braun gerandeten Vorderrandflecken und
und einem tiefschwarzen groi'sen Fleck am Innenwinkel mit metallisch
violettem Querstrich. 5 — 6 mm Flügelspannung. Die zweimal (nach
TflEOBALi) dreimal) im Jahre, im Juni — Juli und im August — September
auftretende Raupe miniert in Apfel-, Birnen-, Kirschen- usw. Blättern
durch konzentrischen Frais etwa ptenniggTolse oberseitige, dunkel
werdende Flecke. Wenn diese zahlreicher auftreten (v. Schilling zählte
49 in einem Blatte) , können sie die Bäume so schwächen , dafs die
1) Fletcheu, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 81—82; Toung,
S3th ann. Rep. ent. Sog. Ontario 1902, p. 37.
2) Woi.ANKE, Gartenwelt, Jahrg. 4, 1899—1900, S. 417—418, 1 Fig.; v. Schili.ing,
Prakt. Eatir. Obst- u. Gartenbau 1900, S. 355—356, 1 Fig.; Ritzema, B.s, Tijdschr.
Plantenz. jaarg. 8, 1902, p. 62—63.
Lyonetiiden. 245
Früchte nicht genügend ausgebildet werden. Die reife Raupe verläfst
die Mine und verpuppt sich im Sommer am Blatt , im Winter an der
Rinde in glänzend weifsem, an allen vier Ecken aufgehängtem Kokon •
der der zweiten Brut überwintert. Die Motte tritt nur in manchen
Jahren in gröfserer Zahl auf, in anderen fehlt sie fast gänzlich. Gute
Rindenreinigung im Winter tötet die Puppen.
C. coireella Staint. ^) Kaffeemotte. Silberglänzend, mit dunklem
Flecke auf den Spitzen der Vorderflügel. Körper 2 mm lang. Raupe
weifslich , 4 — 5 mm lang. In allen Kaffee bauenden Teilen der Erde,
einer der schlimmsten Feinde des Kaffees , aber bis jetzt nur von
Coffea arabica bekannt, weshalb Giard als ihre Heimat das nördliche
Afrika ansieht. Art des Schadens und Lebensweise wie bei voriger,
nur dafs die Brüten sich in den warmen Klimaten rascher folgen, und
dafs die Verpuppung in Blattfalten statt-
findet. Die Krankheit wird von den
verschiedenen Völkern in ihren Landes-
sprachen „Rost" genannt , die Motte
von den englisch sprechenden „tvhite ßy^\
Als Feinde fand Mann einen Pilz, ferner
Euloplms cemiostomatis und Exothecus le-
thifer. Giard beobachtete auf Reunion
eine andere Eulophus- Art und einen
Apanteles. Alle diese sollen aber nach
BORDAGE keine spezielle Parasiten sein.
Eine Bekämpfung erscheint sehr
schwierig: Sammeln der befallenen
Blätter, vielleicht Fanglampen oder Be-
spritzen der mit Puppen besetzten
Blätter mit Petroleumemulsion. Im
Schatten oder dicht beieinander stehende
Bäume werden mehr befallen als frei
wachsende, kleine mehr als grol'se.
Lyonetia Hb. Yig. m. Mine und Puppengespinst
Kopf hinten mit aufgerichteten ^'^n Lyonetia clerkella am Apfel-
TT ^ 1- Tili blatt (nat. Gr.).
Haaren , vorn anliegend beschuppt.
Nebenaugen fehlen. Fühler so lang wie
Vorderflügel. Diese schmal mit langer Mittelzelle, drei Äste zum
Vorderrande ; Dorsalrippe wurzelwärts gegabelt. Raupen 1(3 füfsig,
minieren in Blättern von Holzgewächsen. Puppen in einem zwischen
Seidenfäden aufgehängten Gespinste. Meist zwei Brüten; die Falter
der letzten überwintern.
L. clerkella L. ^). Vorderflügel silberweifs bis braungrau., mit
einem braunen Längsflecke , braunen Querstrichen der Vorderfransen,
brauner Spitze und schwarzem Punkte vor dem schwärzlichen
1) Mann, Amer. Natur. Vol. 6, 1872, p. 332—341, 596—607, 2 Pls., 2 figs. ; Giard,
Bull. Sog. ent. France 1898, p. 201—203; Zimmermann, Ber. Land- u. Forstwirtsch.
Deutsch - Ostafrika Bd. 1, S. 359—364, Taf. 4, Fig. 2—6, 1903; Cook, U. S. Dept.
Agric, Bur. Ent, Bull. 52, 1905, p. 28, 97—99; Tellez, Com. paras. agr. Mexico,
Circ. 36, 1906.
2) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1896, S. 622 — 623, 5 Fig.;
Goethe, Ber. Geisenheim 1897/98, S. 25—28, Fig. 6—8; Theobald, 2dRep., 1904,
p. 37 — 41, figs. 4 a — c.
246 MicrolepidoptereH, Kleiuschmetterlinge.
Schwänzchen. 3 mm lang, 8 mm Flügelspannung. Räupchen grünlich
glasartig, deutlich eingeschnürt; Kopf braun; Brusttüfse schwarz;
5 mm lang. Zwei Brüten; in den Blättern von Obstbäumen, Weii's-
dorn, Prunus- und Sorbus-Arten und Birken. — Die Räupchen minieren
im Mai, Juli — August oberseitige, lange, geschlängelte, breiter werdende
Minen (Fig. 177 ). Sie beginnen an der Mittelrippe, gehen auf den Blattrand
zu, diesen entlang und wieder zur Mittelrippe zurück. In der Mitte des
Ganges eine zusammenhängende , nur das Ende freilassende Kotlinie.
Die Raupe verläfst die Mine nach unten und verpuppt sich gewöhnlich
an der Blattunterseite; nach 14 Tagen fliegt die Motte aus. Der Falter
der zweiten Brut legt seine Eier im Herbste an Knospen oder über-
wintert in Rindenritzen. — Theobald züchtete einen Chalcidier-Para-
siten. — An wertvollem Buschobst kann man die befallenen Blätter
möglichst früh beseitigen, bzw. die darin enthaltene Raupe zerdrücken ;
an Hochstämmen dürfte gründliche Reinigung und Spritzung im Winter
der Vermehrung des nicht zu verachtenden Schädlings entgegenwirken.
Gracilariideii.
Kopf abgesetzt, ohne Nebenaugen. Fühler lang. Nebenpalpen lang,
fadenförmig, dreigliedrig. Vorderflügel langfransig, mit 11 — 12 Rippen,
fünf Äste in Vorderrand ; Dorsalrippe einfach. Hinterflügel lanzettlich,
sehr lang gefranst, mit offener Mittelzelle und vier bis sechs Asten.
Dämmerungstiere. In der Ruhe stehen die Schienen und Füfse der
vier vorderen Beine fast senkrecht , so dafs der Vorderkörper aufge-
richtet ist; die Hinterbeine sind den Leib entlang ausgestreckt, die dach-
förmigen Flügel nach hinten abwärts gerichtet, so dafs sie die Sitzfläche
berühren-, Fühler dabei nach hinten zurückgelegt. Raupen 14füfsig; die
vierten Bauchfüfse fehlen ; in der Jugend minieren alle •, die meisten
verlassen vor der Verpuppung die Mine und leben in umgeschlagenem
oder zusammengerolltem Blatte , die Innenseite benagend. Ver-
puppung in oder aufserhalb der Raupenwohnung in Gespinst. Ge-
wöhnlich zwei Brüten.
Tischeria Zell.
Scheitel mit aufgerichteten Haaren , Stirne anliegend behaart.
Fühler am "Wurzelgliede mit seitlichem Haarzöpfchen. Vorderflügel
mit fünf Ästen in Vorderrand und drei in den Saum. Hinterflügel mit
zweiteiliger Mittelrippe. Raupen mit 1(3 Füfsen, die Bauchfüfse un-
deutlich; minieren in flacher, grofser, oberseitiger Mine, aus der sie
den Kot durch unterseitiges Loch herausschaffen. Verpuppung in der
Mine ohne Gespinst. Nur eine Brut : Falter im Mai und Juni, Raupen
im Herbste.
T. eomplanella Hb. (Fig. 178). Vorderflügel dottergelb, Vorder- und
Hinterrand bräunlich. Hinterflügel grau mit gelblichen Fransen. 12 mm
Spannweite. Raupe gelb, Kopf und Afterring dunkler, (3 mm lang; im
Herbst in gelblichweifsen Fleckenminen in Eichenblättern. Falter im
Mai und Juni (und im August?). Im Süden auch an Castanea vesca. —
Ratzebukg ^) gibt acht Schlupfwespen als Parasiten an.
') Ichneumonen d. Forstinsekt. Bd. 3, S. 259.
Gri-acilariidan.
247
T. malifoliella Cl. \). Nordamerika, an Rosaceen -, in vier Brüten.
Die Raupe beginnt ihre Mine meist mit schmalem Gange , der sich
später bedeutend erweitert , so dafs die ganze Mine hornförmig ist ;
daher „Trunipet leaf-mmer" . Bei massenhaftem Auftreten fallen die
Blätter frühzeitig ab. Eine ganze Anzahl primäre und sekundäre
Parasiten wurde aus der Raupe gezogen. Da die Raupen und Puppen
der letzten Brut in den zu Boden gefallenen Blättern überwintern,
sind sie durch deren Beseitigung (Untergraben) zu vernichten.
Lithocolletis Zell. ").
Scheitel mit aufgerichtetem Haarschopfe. Stirne glatt. Fühler
einfach. Vorderflügel mit drei gesonderten Vorderrandästen und zwei
Ästen in den Saum. Hinterflügel mit zweiteiliger Mittelrippe. In der
Fig. 178. Tischeria complanella (nach Stainton).
Ruhe Fühler unter Flügel versteckt. Den Raupen fehlt das letzte Paar
Bauchfüfse; sie leben in grofsen, faltig zusammengezogenen unter-,
seltener oberseitigen Minen. Kot gewöhnlich an einer Stelle der Mine
aufgesammelt. Wohl immer in zwei Brüten auftretend. Meist Falter
im Mai und August, Raupen im Juli und September; zuweilen ent-
wickeln sich die Falter der Herbstbrut noch im Oktober und über-
wintern. Die Platzminen gewöhnlich zwischen Mittel- und zwei Seiten-
rippen •, auf der entgegengesetzten Seite das Blatt an der betreffenden
Stelle gewölbt. Andere Arten unter umgeschlagenem Blattrande oder
längs der Mittelrippe auf beiden Seiten , so dafs das Blatt zusammen-
') Lowe, N. Y. agr. Exp. Stat. Bull. 180, Geneva 1900, p. 134—135, PI. 8,
fig. 1—4; QuAiNTANCE, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent, Bull. 68, Pt. 3, 1907, p. 23-30,
PI- 5, fig. 9. „^„ ^ ,.
2) Schröder, 111. Wochenschr. Ent. Bd. 2, 1897, S. 385-388, 625-629, 9 fig.;
SoRHAGEN, 111. Zeitschr. Ent. Bd. 5, 1900, S. 211-213, 232—233, 248-251, 1 Taf.
248 Microlepidopteren, Ivleiuschmetterlinge.
klappt. Die Raupen monopliag oder an verwandten Pflanzen, mehr
an Büschen und Hecken als an Bäumen oder Kräutern. Verpuppung
in oder aufserhalb der Mine.
Die Anzahl der Arten ist eine sehr groise; nicht wenige werden
mehr oder minder lästig an Obst- und Waldbäumen, seltener an Acker-
oder Gartenj)ilanzen (LithoeoUetis nig-reseentella Logan [bremiella
Frej^] und insigrnitella Zell, an Klee, Luzernen, Wicken usw.).
Europa , Nordamerika.
Bedellia somnulentella Zell. W^lndenmotte. Raupe Anfangs
August, Ende September in breiten, flachen, durchsichtigen, wiederholt
gewechselten Blattminen an Winden , u. a. auch an Ijiomoea purpurea,
namentlich wenn diese an einer Wand stehen. Puppe in zartem,
maschigem Gewebe an Blattunterseite. Falter grau, Ende August,
Oktober. Süd- und Mitteleuropa, Nordamerika.
Ornix Zell.
Kopf oben wollhaarig. Palpen hängend, glattschuppig, ohne Haar-
schopf. Raupen in zwei Brüten, Juli und September, an Blättern von
Laubhölzern , zuerst minierend , dann in
nach oben umgeschlagenem Blattrande.
Verpuppung in festem Gespinste in oder
aufserhalb der Wohnung. Falter Ende
April bis Mai und im Juli.
O. gruttea Hw. ^). Vorderflügel un-
geschwänzt, violettbraun, mit fünf glän-
zendweifsen Fleckchen am Vorder- und
zwei desgleichen am Linenrande. Kopf-
haare rostgelb. Raupe häufig an Apfel-
blättern. Verpuppung aufserhalb.
Fig. 179. Gracilaria syringella O. petiolella Fr. Vorderflügel un-
(nach Heiii!ich-Schäffeu). geschwänzt, dunkel gelbbraun mit zahl-
reichen gelblichen Strichelchen am Vorder-
rande. Raupe im September und Oktober an Apfel- und Birnblättern,
zuerst in grofser oberseitiger weifser Mine, dann zwischen den zusammen-
geklappten und -gesponnenen Blatthälften. Verpuppung dicht über Blatt-
stiel in orangegelbem Kokon.
O. prunivorella Chamb.^) in Nordamerika an Apfelblättern.
Gracilaria Hw.
Kopf glatt, Palpen ohne Haarbusch.
Gr. syringrella F.^). (Fig. 179). Vorderflügel gelblich olivenbraun,
an der Wurzel weifslich marmoriert, mit unbestimmten weifslichen
Querbinden und weifslichen Randflecken. — Aus den in der Erde in
weifsem Gespinste überwinternden Puppen schlüpfen im Mai die Falter
der ersten Brut aus-, sie legen ihre Eier an die Knospen. Die Raupen
dringen in die noch in der Knospenlage befindlichen Blätter ein. Im
J) V. Schilling, Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1898, S. 348.
2) Lowe, New York agr. Exp. Stat. Bull. 180, Geneva 1900, p. 131—134, PI. 6,
fig. 4, 5, PL 7, fig. 1-5.
3) Heeger, Sitzungsber. Akad. Wiss. Wien, Math. nat. Kl, Bd. 10, 1853, S. 17—20,
Taf. 4; Amyot, Annal. Soc. ent. France (4) T. 4, 1864, p. 1—12; Bail, 30. Ber. west-
preufs. bot. zool. Ver. 1908, S. 239—254, Taf. 1—5; Nat. Wochenschr. N. F. Bd. 7,
1908, S. 548-549, 648—649.
Gracilarüden. 249
Juni verpuppen sie sicli und entlassen im Juli die Falter der zweiten
Brut , die bis in August fliegen. Diese legen ihre Eier an die Unter-
seite der Blätter. Die Räupchen bohren sich sofort ein und nach der
Oberseite des Blattes durch. Im Oktober verpuppen sie sich in der
Erde. Die Minen beginnen schmal, werden aber bald grois, blasig und
nehmen oft die gröfsere Hälfte, selbst das ganze Blatt ein. Die älteren
Räupchen verlassen sie, gehen auf die Blattunterseite und fressen hier
oberflächlich, indem sie zugleich das Blatt nach unten einrollen und zu-
sammenspinnen (Fig.180). Der oft aufserordentlichen Umfang annehmende
Frafs soll indes nach wenigen Jahren meist von selbst aufhören bzw. nach-
lassen. Zur Bekämpfung ist vorgeschlagen: die befallenen Blätter ab-
zupflücken, die Räupchen in den Minen zu zerdrücken, Fangiampen und
Fanggiäser aufzuhängen, die abgefallenen Blätter im AA^inter tief unter-
zugraben oder nach Lockerung des Bodens Hühner laufen zu lassen,
Fig. 180. Von der Syriugen-Motte befressenes und eingerolltes Blatt von unten (nat. Gr.).
die die Puppen ausscharren. — Aufser an Syringe auch an Liguster,
Esche, Spindelbaum, Deutzia crenata usw.
Gp. jugrlandella Mn. Vorderflügel zimmtrot oder rostfarben. Die
Raupe ähnlich wie die vorige in Blättern der AVallnufs. (Die Synonymie
mit roseipennella Hb., aus Pteris und Chenopodium, ist wohl sehr un-
wahrscheinlich.)
Gr. onustella Hb. Vorderflügel dunkelpurpurbraun, mit weifsgelbem
Fleck an A^orderrand. Die Raupe in von der Spitze her eingerollten
Hopfenblättern. Die zweite, gewöhnlich am Hopfen bemerkbare Brut
hat den Namen Gr. fldella Rtt. erhalten.
Gr. eoffeifoliella 1) Motch. Auf Ceylon und Java oft in un-
geheueren Mengen die Kaflfeeblätter (Cofifea arabica und liberica) in der
charakteristischen A\^eise minierend, aber nicht erheblich schadend.
1) Zimmermann, Centralbl. Bakt. Parasitenkunde Bd. 5, 1899, S. 583; Teysmannia,
D. 11, 1900.
250
Microlepidoptereu, Kleiiischmetterliuge.
Gpaeilaria theivora ^) AVals. Desgleichen an Tee in Indien
und auf Ceylon. Raupe wechselt öfters das Blatt und zerstört dadurch
mehrere: Beeinträchtiguug der Ernte daher recht bedeutend. Ver-
puppung in Gesjjinst an Blatt.
Elacliistiden.
Kopf anliegend beschuppt; ohne Nebenaugen. Fühler mäisig lang.
Vorderflügel mit 9 — 11 Rippen-, 4 — 5 Äste in Vorderrand, 4 — 3 in
Saum-, 2 — 3 an der Spitze
auf gemeinschaftlichem
Stiele. Hinterflügel mit
5 — 4 Ästen , Vorder-
schienen kürzer als
Schenkel. Falter fliegen
abends ; Flügel in Ruhe
dachförmig. Raupen
minieren ; Verpuppung
aufserhalb der Mine.
Elacliista St.
Kopf abgesetzt. Pal-
pen lang, divergierend.
Vorderflügel mit 10 bis
11 Rippen; vier Äste in
Saum mündend ; Ast
sechs und sieben gestielt;
Dorsalrippe einfach.
Hinterflügel mit drei-
teiliger hinterer Mittel-
rippe. Vorderschienen
kürzer als Schenkel.
Vordere Sporen der
Hinterschienen vor der
Mitte. — Zahlreiche Ar-
ten, deren klein- und
flachköpfige Raupen in
Gräsern, gewöhnlich in
den Blättern, doch auch
im Stiele minieren. Die
Minen verschieden lang,
flach oder aufgetrieben,
durch den Kot stellen-
weise verdunkelt. Puppe
hängt kopfüber an Nährpflanze oder liegt frei im Boden. Raupen
überwintern jung oder erwachsen. Falter im Mai und Juni. Einige
Arten mit zweiter Brut, deren Raupen im Juli, deren Falter im August. —
Eigentlich schädlich wird keine Art, zumal auch keine an Getreide
vorzukommen scheint.
Fig. 181. Frafs von Sackmottenraupeu an Unter
Seite eines Ulmeublattes.
1) Zimmermann, Centralbl. Bakt. Parasitenkunde Bd. 8, 1902, S. 22; Green, Trop.
Agric, Vol. 20, 1900/01, p. 371, 448; Watt a. Mann, Pests and blights of Tea plant,
2cied. p. 228—232, figs. 23-25.
Elachistiden.
251
Coleophora Zell, Sackmotten ^).
Kopf vortretend, rundlicli, Vorderflügel mit neun bis zehn Rippen ;
vier Äste in Vorderrand ; Dorsalrippe an Wurzel gegabelt. Vorder-
scliienen so lang wie die Schenkel. Hinterschienen behaart •, ihre oberen
Sporen merldich hinter der Mitte. Fühler in der Ruhe vorgestreckt.
Die Raupen haben sehr schwach entwickelte Bauchfüfse; das letzte
Segment ist ringsum stark und steif beborstet, zum Festhalten im
Sacke. Diesen verfertigen 2) sie entweder aus ausgefressenen ganzen
oder fein verarbeiteten Blattstück-
chen oder aus feinem Gespinste.
Ist der Sack zu klein geworden, so
wird er entweder vergröfsert oder
ganz erneuert. Die Mündung des
Sackes ist senkrecht oder schief zu
seiner Längsrichtung ; von ihr hängt
dann die Richtung desselben an der
Nährpflanze ab. Das Hinterende des
Sackes wird durch zwei seitliche
oder drei pyramidenförmige Klappen
verschlossen; von letzteren ent-
spricht die eine der Bauchseite des
Tieres ; es dient zur Entfernung des
Kotes.
Das Leben der Coleophoren
verläuft im allgemeinen folgender-
mafsen: Die Falter fliegen von Mai
bis Juli. Aus den einzeln an die
Blätter gelegten Eiern schlüpfen
nach kurzer Zeit die Räupchen, die
sich sofort ins Linere der Blätter
bohren und hier bis gegen Herbst
unscheinbar minieren. ]3ann ver-
lassen sie die Blätter, fressen wohl
noch etwas aufsen an ihnen herum
und verfertigen den ersten Sack.
Mit seiner Mündung spinnen sie
sich in möglichster Nähe der Knospen
fest und überwintern. Sie sind jetzt
noch ganz klein und unscheinbar,
etwa Kümmelkörnern ähnlich. Ln
nächsten Frühjahr begeben sie sich
an die sich lockernden Knospen
und bohren sich an deren weichster
Stelle senkrecht in sie ein, aber
immer so, dafs ihr Hinterende noch
im Sacke bleibt. Da sie hierbei fast alle Knospenblätter durchbohren
und, soweit erreichbar, zerfressen, töten sie die Knospen häufig ab.
Sind die Blätter entfaltet, so setzen sie sich auf deren Unterseite fest
Fig. 182. Von Coleoph. bindereih
Koll. zerfressener Erlenzweig,
7. Juni 1907.
>) Reh, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau Jahrg. 22, 1907. S. 388-839, 7 Fig.
2) Die Bildung des Sackes beschreiben namentlich F. Thomas, Mitt. Thüring.
bot. Ver., N. F. Heft 10, 1891, S. 10 u. Heft 5, 1898, S. 11—12, und Slingerlanu,
Cornell agr. Exp. Stat. Bull. 124, 1897, 17 pp., 2 Pls , 2 figs.
252 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
und minieren sie aus, so weit sie oline Verlassen des Sackes und ohne
stärkere Nerven zu verletzen gelangen können. Dann verlassen sie diese
Stelle, um an einer anderen dasselbe zu beginnen. Mit ihrem AVachs-
tume nehmen natürlich auch die Minen an Gröise zu. An dem voll-
ständigen Ausweiden des Parenchyms zwischen Ober- und Unterhaut
und an dem in letzterer befindlichen kreisrunden Loche mit auf-
gewulstetem Rande sind die völlig kotfreien, zuerst nur weilsen, später
braunen Coleoi^horen-Minen (Fig. 181) sicher zu erkennen. Auch in jange
Früchte bohren sie sich ebenso ein wie in Knospen; ferner benagen
sie die Stiele der Blüten und Früchte. Im Mai bis Juni sind sie er-
wachsen und spinnen sich wieder mit der Mundöffnung zur Verpuppung
an Zweigen fest. Dann drehen sie sich im Sacke herum, so dafs der
Falter aus dessen Hinterende leicht ins Freie gelangen kann.
Fig. 183. Von Coleopli. binderella Koll. entblätterte Erlen, 23. Juni 1907.
Der Herbstfrafs ist ohne Belang. Im Frühjahre kann der Frais
in Knospen und Früchten und an den Stielen recht merkbare
Schäden bewirken. Bei stärkerem Auftreten kann ersterer zu völligem
Kahlfrafse durch Abtöten aller Frühjahrsknospen führen. Bei sehr
starkem Auftreten können aber auch die Blätter derart ausgefressen
werden, dafs sie verwelken und abfallen (Fig. 182), so dafs im Juni
die Bäume völlig kahl dastehen (Fig. 188).
Thomas ^) berichtet, dafs die Coleophoren auch durch Transport von
Pilzsporen indirekt schädlich werden können.
Als Feinde kommen in erster Linie Meisen und Schlupfwespen
in Betracht; nach Y. Schilling^) sollen letzteren bis zu Dreivierteln der
Raupen zum Opfer fallen. Auffällig ist, dafs die Sackmotten in manchen
1) 1. c.
") Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1898, S. 224,
Elachistiden.
25a
Jahren in ungeheueren Mengen auftreten, z. B. in 1900/07, in anderen
sehr selten. So hielt es 1908 schwer, überhaupt Coleophoren, selbst
ihre Frafsstellen zu finden. Ob hieran die Feinde und Parasiten schuld
sind oder, wie wahrscheinlicher, die Witterungsverhältnisse, bliebe noch
zu untersuchen. Zweifellos ist, dafs regnerische Sommer, die die
Motten an der Eiablage verhindern, oder warme Vorfrühlingstage, die
sie aus ihrem Winterschlafe erwecken, ohne ihnen Nahrung zu geben,
ihnen verhängnisvoll werden können.
Bekämpfung. In Amerika hat sich namentlich die Schwefel-
Kalk-Soda-Brühe gegen die Sackmotten bewährt, aber auch Bleiarsenat-
Spritzung, zum ersten Male, wenn sich die Knospen öffnen, dann noch
zweimal nach je vier bis sieben Tagen, schliefslich Petroleumemulsion,
(1 Teil Petroleum, 9 Teile Wasser), zu spritzen, wenn sich die Blätter
gerade entfaltet haben. Auch stärkere Petroleumemulsionen
zur Winterszeit dürften viele der Räupchen abtöten.
Von den zahlreichen, vorwiegend an Holzpflanzen vor-
kommenden Arten brauchen wir hier nur die wichtigsten
zu erwähnen.
Coleophora larieella Hbn. Läpchen-Mlniermotte.
Vorderflügel bräunlichgrau , schwach glänzend , Fransen
ohne Glanz. Hinterflügel dunkler. Fühler ohne Haar-
pinsel an Wurzel, Geifsel nackt, bräunlich beim
Männchen , hell geringelt beim Weibchen. Flügel-
spannung 9 mm , Körper 3 mm lang. Raupe dunkel
rotbraun; der kleine Kopf, das grofse, licht geteilte
Nackenschild, ein kleines dahinter und die grofse After-
klappe dunkel. Nachschieber sehr grofs, mit schwarzem
Hakenhalbkranz zum Festhalten im Sacke ; 5 mm lang. —
Der Falter fliegt von der zweiten Hälfte des Mai an.
Eier einzeln an Lärchennadeln, dottergelb, geringelt,
zuletzt graulich. Das Räupchen bohrt sich sofort in
die Nadel ein. Aber erst von Mitte September an wird
der Frais sichtbar, indem dann die Nadeln 4 — 7 mm von
ihrer Spitze an ausgehöhlt, weifs sind und gewöhnlich
hier umknicken. Die Raupe bellst nun den ausgehöhlten
Teil ab , die Spitze auf, und benutzt ihn als Sack. Mit
seinem unteren, ihrem Kopfende spinnt sie sich an Kurz-
trieben zur Überwinterung fest (Fig. 184). Im nächsten
Frühjahre frifst sie erst die jungen Knospen von aufsen Lärchen-Minier-
an und bohrt sich dann in die frischen Nadeln ein. motte.
Mitte April wird der Sack durch eine daneben ge-
fügte, frisch ausgehöhlte Nadel vergröfsert-, Ende April findet Verpuppuiig
an einer Nadel statt. — Die einzeln stehenden Triebnadeln werden ver-
schont, Blüten dagegen im Frühjahre ebenfalls angefressen. — Aufser der
europäischen Lärche werden auch ausländische angegangen, am wenigsten
die japanische. — Parasiten sind nach Taschenbekg mehrere Hymenopteren,
Feinde nach Loos ') namentlich Buchfink und Fitis-Laubvogel, Meisen
und Goldhähnchen.
C. gryphipennella Hb. Rosensehabe, Lehmfarben, glänzend,
Hinterflügel und Fransen grau, nicht glänzend. Fühler mit langem,
dickerem, aber nicht bepinseltem AVurzelgliede, schwarz und weiß ge-
ringelt. 3,5 mm lang. Flügelspannung 14 mm. — Raupe Ufüfsig,.
^) Nach. JuDEicH-NiTscHE, S. 1047.
Fig. 184. Über-
winternde
254
jrolepidopteren, Kleiuschmetterlinge.
crelbbraun, Schilder schwarz. — Sack grau, lederartig, seitlich zusammen-
gedrückt, gerade. — Eier und Puppen ruhen je drei bis vier Wochen.
Der erste "Sack wird aus Blattnagseln gebildet, der zweite aus Blatt-
rand. Überwinterung am Fufse der Rosenstöcke, möglichst im Erdboden.
Coleophora nig-ricella Steph. (coracipennella Hb.). Vorderfiügel
dunkelgrau. Fühler, weils schwarz geringelt; Wurzelglied kurz, dick. Erster
Sack hakig gekrümmt, späterer röhrig, stark runzelig, mit deutlicher
Rückenkante, mäfsig verdünntem Halse, runder, schiefer Mündung, drei-
klappiger Afteröffnung, grau. — Sehr polyphag, an Obst- und Waldbäumen.
C. hemerobiella Scop. (Fig. 185). Vorderflügel aschgrau , jDraun
bestäubt, mit kleinem, braunem Fleckchen hinter der Mitte. Körper
5 mm lang. Flügelspannung 14 mm. Raupe grau mit schwarzen
Schildern, 4,5 mm lang. Erster Sack hakig gekrümmt, späterer ge-
rade, röhrig, dunkelbraun bis schwarz, glatt (Bim- und Kirschblätter)
oder behaart (Apfelblätter), oben oft mit zackigem Kiele (Kirsche), 6 mm
lang. Mündung gerade, Hinterende dreiklappig. — An Obstbäumen, nicht
selten in solchen Mengen, daß merkbarer Schaden verursacht wird.
C.fleteherellaFern.Cig-ar-ease-bearer^). Nordamerika. Apfelbäume.
Sack anfangs gekrümmt, später gerade. Biologie wie bei den übrigen Arten.
C. malivorella Riley. Pistol-ease-bearer 2). Wie vorige, aber
.Sack zeitlebens pistolenartig geki^ümmt •, soll aus zusammengesponnenen
Blatthaaren verfertigt werden.
C. lutipennella Zell. Eiehen-
knospenmotte ^). Vorderflügel
gelb , Hinterflügel grau. Die
graue, schwarzköpfige Raupe friist
im Frühjahre die Knospen von
Eichen (und Birken?) aus, später
in einem Sacke an den Blättern.
Falter im Juli. Biologie noch
wenig bekannt. Infolge ihres
Frafses blieb ein 75 ha grofser
Eichenbestand schon wiederholt
im Frühjahre kahl und belaubte
sich erst mit dem Johannistriebe.
Heliotliues roesella L. Spinatmotte. Vorderflügel rotgolden,
■schwarz gerandet, mit silberner Binde und Flecken. Raupen gelblich
grün, mit braunen, je ein Haar tragenden Warzen; 9 mm lang; fressen
in Juni bis Juli und September bis Oktober zu drei bis vier auf der
Oberseite von Melden (Spinat!) unter feinem Gespinste, das Blatt etwas
rollend. Puppe in Baum- und Mauerritzen.
Coptodisca (Aspidisca) splendoriferella Gl.'*) (pruniella GL). Nord-
amerika. Das Räupchen miniert kleine, runde Minen in Blättern der
Obstbäume. Zur Verpuppung schneidet es die beiden stehen gebliebenen
Häute der Epidermis heraus und spinnt sich zwischen ihnen an Asten
und Zweigen fest. Zwei Brüten. Raupen und Puppen gelangen nicht selten
mit frischem und getrocknetem amerikanischen Obste nach Deutschland.
Mompha fulveseens Hw. (Laverna epilobiella Tr.), Weiderleh-
Fig. 185. Coleoph. hemerobiella
(nach Staixton), stark vergröfsert).
1) Slingerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 93, 1895, p. 215 — 230,
fig. 54—64.
2) Derselbe, ibid., Bull. 124, 1897, p. 5—17, 2 Pls., 1 fig.
3) Hartig, Zeitschr. f. Forst- und Jagdwesen 1870, S. 405.
* Peitit, Michigan agric. Exp. Stat.'; Bull. 175, 1899, p. 351—353, fig. 9.
Elachistiden.
255
motte. Raupe 14füisig, sohmutzig grüngelb, 6,5 mm lang, in zwei
bis drei Brüten zwischen zusammengesponnenen Triebspitzen der
Epilobien, die Knospen ausfressend. Puppe in weifsem Kokon am
Frais orte.
Blastodaciia Wck.
Kopf anliegend beschuppt, ohne Nebenaugen.
Fühler kürzer als Vorderilügel. Diese mit neun
Ästen ; Ast 7 und 8 gestielt, Dorsalrippe an Wurzel
gegabelt. Hinterflügel mit oÖener Mittelzelle.
ßl. putripennella Zell. M Apfelmark-
schabe, Apfeltriebmotte: Pith moth. Vorder- ■^'^" -^^^^ ^enifetla^" ^'"*'"''
flügel (Fig. 186) braungrau mit gelben und weifsen (nach B^errich-Schäffer).
Flecken und Strichen und zwei schwärzlichen
Schuppenhöckern. Kopf oben grau, Gesicht
weifs ; Fühler grau und weils geringelt. Raupe
gelblich, mit breit rötlichen Einschnittan ; Kopf,
Nacken- und Afterschild und Brustfüfse dunkel-
braun. Bauchfüfse gelb , über den Füfsen ein
gelber Seitenstreif.
Der Falter fliegt Juli bis August. Eier an
Apfelblättern. Von diesen frifst das Räupchen
zuerst. Im Herbst bohrt es sich in das Knospen-
lager eines einjährigen Zweiges und frifst es
aus. Bis zum Frühjahre wird die befallene Stelle
blasig aufgetrieben und gibt beim Drucke nach,
wie ein schlaffer Gummiball. Die Knospe treibt
entweder überhaupt nicht mehr aus oder erzeugt
nur einen wenige Zentimeter langen Trieb , der
dann plötzlich welkt, herabhängt und vertrocknet.
Im Frühjahre verläfst das Räupchen sein Winter-
lager und bohrt sich in die Basis eines Gipfel-
triebes oder eines Blütenquirles ein, dessen Mark
es aufzehrt. Der Trieb stirbt ab und hängt welk
und schlaff herab. Ende Juni verpuppt es sich
zwischen zusammengesponnenen welken Blättern
des getöteten Triebes. — Die Wunden um die
abgetöteten Knospen vergröfsern sich konzentrisch
zu Krebsstellen (Fig. 187). Die Bekämpfung ist
recht schwierig. Hochstämme sind Ende Juli,
August mit Bleiarsenat zu spritzen; in
Baumschulen sind die befallenen Knospen und
Triebe aus- bzw. abzuschneiden. — Nach Steffen
geht der Falter ziemlich zahlreich in Fanggiäser.
Nördliches Europa , an Apfelbäumen , vorzüglich
in Baumschulen; sicherlich mehr schadend, als 2jälirigen Apfeltrieben
gewöhnlich angenommen.
Fig. 187. Frafsstellen der
A.pfeltriebmotte
1) Kaltenbäch, Pflanzenfeinde 1874, S. 781 : v. Schii.i.ixg, Prakt. Eatg. f. Obst-
imd Gartenbau 1892, S. 219—220, 1 Fig., 1896, S. 117—118, 5 Fig., 1901, S. 351-852,
10 Fig.; LüsTNER, Ber. . . . Geisenheim f. 1901, S. 165—166, 8 Fig.; Sorhagex, Allgem.
Zeitschr. Ent. Bd. 7, 1902, S. 79; Steffen, Pr. Ratg. f. Obst- u. Gartenbau 1902,
S. 394, 3 Fig.; Theobald, 1. Rep., 1903, p. 68—71. Fig. 7 A-G. Rep. f. 1907, p 26-27,
1 PL; Leaflet Board Agric. Fish. London, No. 90, 1903; Journ. Board. Agnc.
!5G
Mici-olepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Der Kopf der ebenfalls in Apfelknospeu lebenden Bl. vinolentella
H. S. (Fig. 188) ist ganz schwarz , der von Bl. hellerella Dup. ganz
weil's. Letztere fliegt in Mai und Juni ; ihre Raupe lebt in reifen Weiis-
dornfrüchten.
Batrachedra Staint.
"Während die europäischen Arten dieser Gattung ohne praktische
Bedeutung zu sein scheinen, fressen einige amerikanische (rileyi Wals.)
und australische (arenosella Walk.) Arten an den Samen verschiedener
Pflanzen (z. B. Mais und Baumwolle). Eine unbestimmte Art hat im
Botanischen Garten von Sydney die Blätter von Mina lobata arg zer-
fressen.
Cosmopteryx Hb.
Palpen sehr lang und dünn, sichelförmig. Vorderflügel sehr schmal,
in lange , dünne Spitze ausgezogen , mit zwölf bis elf Rippen ; Hinter-
flügel linear, ohne Mittelzelle. Raupen minieren Ende Juli bis September
in Blättern; Falter im Juni, abends, in der Ruhe die Flügel dach-
förmig tragend.
C. eximia Hw. Hopfen-Minlermotte^). Vorderflügel tiefschwarz,
mit schräger Messingbinde nahe der Wurzel, mit einer orangen, rötlich
Fig. 188. Raupe von Blastod. vinolentella (nach Carpenteu); stark vergröfsert.
golden eingefafsten Querbinde hinter der Mitte, und zwei blausilbernen,
kurzen Linien am Saume und in der Spitze. 4 — 5 mm lang.
Die grünliche Raupe miniert linienförmige, in mehrere Aste zerteilte,
innen mit weifser Seide ausgesponnene Gänge auf der Oberseite der
Hopfenblätter, in der Gabelung zweier Rippen beginnend. Erwachsen,
lebt sie noch kurze Zeit unter nach unten umgeschlagenem Blattrande,
bevor sie an der Blattunterseite in weißem Gespinste überwintert. Ver-
puppung im Frühjahre. Nach v. Heyden fliegt eine zweite Brut im
September.
C. pallifasciella Snell-). 6 mm lang. Vorderflügel schwarz mit
schwefelgelbem Querbande. Raupe 8 — 10 mm lang, schmutzig weifs,
behaart; miniert auf Java auf der Unterseite der Zuckerrohrblätter
80—110 mm lange, schmal beginnende, dann sich auf 4 — 5 mm ver-
Vol. 14, 1907, p. ÖIO; Carpkntek, Rep. 1905, p. 333-334, 2 Figs. Während v. Schillings
Angaben z. T. noch Tmetocera ocellana nmfassen, nennen er und alle andere
Autoren das Insekt Laverna hellerella, bzw. vinolentella. Zum ersten Male, soweit
bis jetzt möglich, ist die Artangehörigkeit nach Angaben von A. Sauber richtig
gestellt in: Prakt. Eatg. f. Obst- u. Gartenbau 1908, S. 213, Fig. 1, 2, 4.
') FoLOGNE, Ann. Soc. ent. Beige T. 6, 1862, p. 162, Taf. 2, fig. 1 ; v. Heyden, Stettin.
ent. Ztg. Bd. 21, 1860, S. 122—123; Kaltenbach, Pflanzenfeinde S. 533.
2) Zehntneu, Arch. Java Suikerind. VI, 1898, p. 673—682; Deventer, De dierlijke
vijanden van het Suikerriet, Amsterdam 1906, p. 158—164, PL 22.
Gelechiiden. 257
breiternde, längs verlaufende Gänge, deren Rand sicli später rot färbt.
Puppe ruht in einem aus Blattnagseln verfertigten Kokon.
Scythris temperatella Ld. Raupe auf Cypern an Getreidearten
schädlich.
Gelechiiden.
Kopf anliegend behaart oder beschuppt. Fühler mäfsig lang, ohne
Augendeckel. Palpen kräftig. Zunge hornig, gerollt. Vorderflügel
meist mit zwölf Rippen ; Rippe 1 a wurzelwärts gegabelt. Hinterflügel
mit acht (selten sieben) Rippen. — Raupen IGfüfsig, in versponnenen
Blättern, in Früchten, Stielen, krankem Holze, Moose oder in Blättern
minierend.
Borkhaiisenia (Oecophora) tinetella Hb. Raupe in faulem Holze
und an Baumflechten, soll nach Ribaga das Laub der Maulbeerbäume
fressen.
Oecophora oliviella F. La mineuse des noyaux d'olive. Der
Falter legt seine Eier gegen Ende der Blütezeit der Olive an deren
junge Früchte. Die mattgrüne Raupe, mit vier dorsalen schwarzen
Längsstreifen , frifst den Kern aus ; die Frucht hört auf zu wachsen,
vertrocknet und fällt Ende Sommers ab. Puppe außerhalb in Gespinst,
überwintert. — Die abgefallenen Oliven sind aufzulesen oder von
Schweinen verzehren zu lassen. Mit Fanglampen kann man die Falter
fangen.
Depressaria Hw.
Endglied der stark aufgebogenen Palpen lang und spitz. Ast
sieben und acht der Vorderflügel in Vorderrand mündend. Hinter-
flügel mit acht Rippen; Ast 4 und 7 gesondert. Hinterleib
oben flach. — Falter überwintern gewöhnlich. Raupen sehr
lebhaft, vom Mai bis September in Dolden der Doldenblüter, in röhrigen
Gespinsten oder in einem röhrig zusammengesponnenen Blatte oder
Blattzipfel, oder zwischen zusammengesponnenen Blättern , seltener in
einem Stengel. Puppe in der Regel in erdigem Gespinste.
D. nervosa Hw. (daucella Tr.) Kümmelmotte, Kümmelpfeifer,
Möhrenschabe ^) (Fig. 189). Vorderflügel sehr gestreckt, bräunlich, weifs-
lich bestäubt, mit zahlreichen dunkelbraunen Längsstrichen und einem
sehr spitz gebrochenen, bis an die Flügelspitze reichenden lichten
Querstreif; im einzelnen sehr wechselnd. Endglied der Palpen doppelt
dunkel geringelt. Juni bis April. — Raupe IGfüfsig, in der Mitte am
dicksten, bunt. Brustfüfse schwarz, Bauclifüfse rotgelb. Kopf, Nacken-
schild und Atterklappe glänzend schwarz, letztere beide rotgelb gesäumt.
Körper hell olivengrün, am Bauche lichter, an den Seiten orangegelb;
zehn Längsreihen schwarzer, weifsumringter Warzen. Mai bis August;
in Blüten- und Fruchtständen von Kümmel (Carum carvi und bulbo-
castanum), Oenanthe phellandrium , Oen, crocata, Cicuta virosa, Sium
latifolium, Daucus carota, Pastinak.
Eiablage den ganzen Frühling, einzeln an Dolden. Die gesellig
lebenden Raupen spinnen diese zusammen und leben jede in einer
1) Buhle, Pohls Arch. deutscli. Landwirtschaft, Jan. 1841, Fig. (zitiert von
NöRDLiNRER lind KüHJs) ; Zeller , Stettin, ent. Ztg. Bd. 30, 1869, S. 39—46: Kaesch,
Berl. ent. Zeitschr. Bd. 30, 1886, S. XIX— XX; Kühn, Ent. Nachr. Bd. 14, 1888,
S. 347; SoRHAGEN, Allgem. Zeitschr. f. Entom. Bd. 7, 1900, S. 52.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 1«
258
Microlepidopteren, Kleinsclimetterlinge.
weifsseidenen Rölire. Sie fressen die Blüten und jungen Samen,
schliefslicli nagen sie die zarteren Zweige an. Nach etwa fünf Wochen
bohren sie sich in den Stengel ein und verpuppen sich mit dem Kopfe
nach unten, nachdem sie vorher das Ausflugsloch genagt haben. Da
bis zu 40 Puppen in einem Stengel ruhen können, zeigt dieser reihen-
weise Löcher wie eine Pfeife. Eiablage und Entwicklung gehen sehr
ungleich vor sich; man findet daher im Sommer alle Stadien von halb
erwachsenen Raupen an nebeneinander.
Der verursachte Schaden kann namentlich an Kümmelfeldern so
groß sein, dafs diese ganz oder zum Teil umgepflügt werden müssen.
Bekämpfung, Die Falter verkriechen sich gerne in die zum
Trocknen aufgehängten Kümmelstrohbündel, die man daher über unter-
gehaltene Gefäfse ausklopfen kann, ebenso wie die befallenen Pflanzen,
da die Raupen sehr lebhaft sind und sich bei der geringsten Störung
Fig. 189. Kümmelmotte (nach Staintox).
zu Boden fallen lassen. Die Falter kann man auch mit Netzen und
Klebefächern fangen.
BuHLK empfiehlt in trockenen März- und Apriltagen die Kümmel-
felder durch Schafe abweiden zu lassen. Da die Pflanzen dann noch
keine Stengel getrieben haben, werden nur leicht ersetzbare Blätter
mit den bereits an sie abgelegten Eiern abgefressen. Im Sommer sind
die betauten Felder mit Kalkstaub zu bestreuen. Schliefslicli ist der
Ausdrusch möglichst zu beschleunigen , bevor die Falter ausgeflogen
sind, und das Stroh zu verbrennen.
Als Parasiten geben Bouchk und Curtis an: Cryptus profligator Grav.,
Ophion vulneratus Grav., Microgast er äff. ladeipcnnis, Encyrtiis truncatellus.
Buhle beobachtete Sperlinge , wie sie die Räupchen aus den Dolden
holten.
Depressaria heraeliana Dgl. M. Gelbbräunlich mit schwarzer
Zeichnung; Endglied der Palpen doppelt geringelt. Europa, Nordamerika.
J) R11.EY, Ins. LifeVol. 1, 1888, p. 94—98, Fig. 13; Southwick, ibid. Vol. 5, 1892,
p. 106—109; ScHöYEx, Beretn. 1907, p. 14—15.
Gelechiiden. ociq
Raupe im Juni und Juli in den Dolden von Pastinak und Heracleum-
Arten, in Amerika auch von Daucus carota. Namentlich in Amerika oft
so häufig, dais schädlich. Biologie sonst wie bei voriger. Als Feinde
wurden in Amerika beobachtet: Picus rillosus (Specht) und Euntcnes
fraterna (Grabwespe).
D. depressella Hb. ^). Vorderflügel dunkel rotbraun, mit un-
bestimmtem, gelblich-weilsem Schrägstreifen vor dem Saume. Kopf und
Brust blafs ockergelb , Endglied der Palpen schwarz geringelt. 8 mm
lang, Flügelspannung 19 mm. Raupe ähnlich der von nervosa, nur
kleiner, 7 mm lang, blafs bräunlich-grau, schwarz gekörnelt und aut
weifsen Warzen mit schwarzen Härchen; im Juli und Augut, in hori-
zontalen Seidenröhren in den Dolden von zahmen und wilden Möhren,
Pastinak, Pimpinella saxifraga, Peucedanum silaus usw. — Puppe in
der Raupenwohnung.
D. aplana F. (cicutella Hb.) ^). Raupe grün, mit dunklen Streifen
oben und an den Seiten, und auf jedem Ringe zehn schwarzen Warzen :
Fig. 190. Pfirsichmotte (nach Chittendex).
in zusammengerollten und gesponnenen Blättern von Daucus carota
und _ wilden Umbelliferen. In England schädlich. Puppe in Erde.
Zwei Brüten. Odynerus-'WQS])Qn tragen sie in ihre Bauten.
Amblypalpis olivierella Rag. ^). Erzeugt in den Mittelmeerländern
ovale Zweiggallen an Tamarisken.
Aiiarsia Zell.
Endglied der Palpen beim Männchen sehr kurz , versteckt, beim
Weibchen dünn, nadelförmig, aufsteigend. Ohne Nebenaugen. Vorder-
flügel: Ast 7 und 8 gestielt aus Mittelzelle.
A. llneatella Zell. Pflrsiehmotte , Knospensehabe ; peaeh-
worm (Fig. 100). Vorderflügel grau, braun gemischt, mit schwarzen.
J) CuRTis, Farm insects, 1860, p. 411—412, PI. N., Fig. 15-19.
-) ibid. p. 410—411, Fig. 58.
3) Decaux, Le Naturaliste 1895, No. 205; Ausz.: Nat. Wochenschr. Bd. 11,
S. 203.
17*
260
Microlepidoptereu, Kleinschmetterlinge.
durch lichte Punkte unterbrocheuen Längsstrichen und einem breiten,
dunkelbraunen Fleck in der Mitte-, 5 mm lang, 13,5 Flügel-
spannung. Raupe') 8 — 10 mm lang, dunkelbraun , mit gelben Ein-
schnitten, von -denen besonders der zwischen zweitem und drittem
Brustring sehr deutlich ist ; Schilder glänzend schwarz. An jeder Seite
eine Reihe Warzen mit je einem Haare. — Südliches Mitteleuropa,
Nordamerika ; an Pfirsich-, Aprikosen-, Pflaumen- und Zwetschenbäumen.
Die Biologie der Pfirsichmotte ist am gründlichsten von
W. T. Clarke^) in Californien erforscht worden. Junge, 1 — 1,5 mm
grofse Raupen überwintern in Zweiggabeln in selbstgefertigter Höhle,
die äufserlich an sehr kleinem Tubus von zusammengesponnenen Ex-
krementen bzw. Holzschabsein kenntlich ist^). Anfang März, wenn der
Saft zu steigen beginnt , kommt die Raupe heraus , wandert zwei bis
drei Tage an den Zweigen umher und dringt in einen jungen
Kurztrieb, gewöhnlich von der Spitze her, ein, dessen Mark sie aus-
Fig. 191. Von der Pfirsichmotte befallene, bzw. getötete Pfir.sichtriebe
(nach Clarke).
frifst, so dafs er welkt („bud worm") (Fig. 191). Da jede Raupe derart
mehrere Triebe zerstört, können drei bis vier Raupen einen dreijährigen
Pfirsichbaum abtöten. Ende April kriecht die erwachsene Raupe am
Stamme abwärts und verpuppt sich in einer der für Pfirsich so charakte-
ristischen Rindenrollen, seltener in einer Stammritze. Nach zehn bis
zwölf Tagen, etwa vom 9. Mai an, kommt der Schmetterling heraus,
der Eier einzeln oder in kleinen Gruppen an die jungen Triebe in der
Nähe der Blätter ablegt. Die Eier sind oval, anfangs perlweifs, zuletzt
orangegelb. Die im zweiten Drittel des Mai ausschlüpfende Raupe der
zweiten Brut wandert wieder zwei bis drei Tage umher, bohrt sich
dann in Längstriebe , meist nahe ihrer Spitze , an der Basis eines
^) SoRHAGEx, Allgem. Zeitschr. Ent. Bd. 7, 1902, S. 77.
2) Univ. California agr. Exp. Stat., Bull. 144, 1902; 44 pp., 20 figs.
^) Die Art der Überwinterung wurde bereits 1892 von einem devxtschen Obst-
züchter, Heindorf , festgestellt. Siehe v. Schilling, Prakt. Eatg. f. Obst- u. Garten-
bau 1893, S. 158.
Gelechiiden. 2G1
Blattes ein und frifst deren Mark abwärts aus; auch sie tötet derart
eine Anzahl Triebe („twig bor er"). Nach etwa 20 Tagen verläfst sie
diese und dringt in die jungen Früchte ein , vom Stielende oder von
der Berührungsstelle einer Frucht mit einer anderen, einem Blatte usw.
aus („peach worm"). Hier frißt sie eine geräumige Höhle ins Frucht-
fleisch, die sich später mit austretendem Gummi füllt ; die Haut darüber
dunkelt, welkt und schrumpft. Im Juli und August verpuppen sich
die Raupen der zweiten Brut außen an der Frucht, in der Stielgrube,
die Naht entlang, mit einigen Fäden festgesponnen, seltener an Rinde,
einem Blatte usw. Nach einer Woche fliegt der Falter aus, der nach
zwei bis drei Tagen Eier einzeln an den Rand der Stielgrube legt.
Die nach sechs Tagen auskriechende Raupe (dritte Brut) frifst sich
bereits nach zwei bis drei Stunden in eine neue Frucht ein und verhält
sich hier wie die der zweiten Brut. Von Mitte August an erscheint
der Falter der dritten Brut, der seine Eier einzeln an die Rinde legt.
Das nach acht Tagen auskommende Räupchen bohrt sich in einer
Zweigachsel oder an einer anderen Stelle, wo sich alte und neue Rinde
berühren, ein und überwintert.
In Deutschland haben R. Goethe ^) u. a. nur zwei Brüten fest-
gestellt, deren erste in den Trieben, deren zweite in den Früchten lebt.
RössLER^) fand sie in Aprikosen, deren Kerne sie ausgefressen hatten;
Eppelsheim^) berichtet, dafs sie Zwetschenlaub jeder anderen Nahrung
vorzögen. Die Verpuppung soll hier gewöhnlich in der Erde oder
zwischen Blättern stattfinden.
In Deutschland, namentlich im Rheingau, fast ständig schädlich.
In Californien der schlimmste Pfirsichfeind, vernichtet oft 30 "/o der
Ernte. Der Schaden an Früchten allein beträgt hier durchschnittlich
jährlich über 340 000 Dollar.
Als Parasiten hat Marlatt*) Milben und Hymenopteren (Copi-
dosoma variegatum How. und Oxymorpha livida Ashm.) festgestellt; in
Deutschland wurden ebenfalls Schlupfwespen beobachtet.
Bekämpfung. Entfernen der befallenen Zweige und Früchte
hat nur mäfsigen Erfolg. Clarke erreichte vollen Erfolg durch Früh-
jalu'sspritzung mit folgender Mischung: 40 (engl.) Pfd. Kalk, 20 Pfd.
Schwefel, 15 Pfd. Salz, 60 Gall. Wasser. Anzufangen ist damit, wenn
die Knospen deutlich schwellen, und fortzufahren bis in den Beginn
der Blüte hinein. Wird nur bei feuchter, dunstiger Witterung gespritzt,
so leidet die Blüte darunter nicht. Fanggläser ohne Erfolg.
Nothris verbaseella Hb.^). Raupe 15 mm lang, dunkelbraun mit
zahlreichen schwarzen Warzen, auf denen je ein langes Haar ; zwei
Brüten, Mai und anfangs Juli, an Verbascum- Arten, deren Blütenknospen,
junge Früchte und Herzblätter sie verzehrt. In und an dem oberen,
markigen Stengel macht sie zahlreiche Gänge, die sie mit den Haaren
der befressenen Teile umkleidet, so dafs der Stengel oben wie ein dicker
Wollzapfen aussieht. Raupe überwintert am Frafsort.
^) Ber. Kgl. Lehranst. Obst- u. Gartenbau Geisenheim a. Eh. 1892/98, S. 26.
-) Siehe Kaltenbach, Pflanzenfeinde S. 779, 780.
3) Ibid. S. 169.
*) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 10, N. S., 1898, p. 7—20, 5 figg.
^) V. Schilli.nt;, Gemüsefeinde S. 43, Fig. 62 b ; Tüllgken, Medd. Landbruksstjr.
111, 1905. p. 40—41.
262 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Ypsolophus F.
Mit Nebenaiigen. Raupen wicklerartig in zusammengesponnenen
Blättern.
Y. pometellus ^) Harr, (ligulellus Hb.). Palmer worm. Nord-
amerika, an Eichen und Apfelbäumen. Raupe frilst an letzteren auch
Löcher in die Früchte, an ersteren in die Galläpfel. Tritt nur in
gröfseren Zwischenräumen stärker, dann aber auch in ungeheueren
Mengen auf. Warme, trockene Frühjahre scheinen dieses Massen-
auftreten zu begünstigen. Heftige Regen vernichten die Raupen.
Einige Arten kommen in Deutschland gelegentlich an Küchen- und
Heilkräutern vor.
Stenolechia Meyr. (Poecilia Hein.)
St. g-emella Zell, (nivea Hw.) -) verursacht zylindrische An-
schwellungen (Gallen) nahe dem Ende junger Triebe an Eiche ; Europa.
Recurvaria H.S.
Palpen aufgebogen, Endglied kurz. Ohne Nebenaugen. Yorder-
flügel mit zwölf Rippen; Ast 7 und 8 getrennt aus 6.
R. nanella S. V. '^l. Vorderilügel grau mit weifsen Zickzacklinien.
Raupe braunrötlich, mit schwarzem Kopfe und Nackenschilde. Europa,
Obstbäume: in Blüten oder zwischen zusammengezogenen äufseren
Blättern der Triebe, so dafs die inneren Blätter und Blüten an der
Entfaltung gehindert werden, Puppe in weifsem Gespinste an Rinde,
Flechten, dem Boden usw.
R, leueatella Cl, Raupe ähnlich lebend.
R. robiniella Fitch^). In Nordamerika schädlich an Robinia,
Epithectis (Brachmia) mouffetella W. V. Geifsblattraotte. Die
schwarze Raupe mit blaugrauen Schildern und Brustfüfsen im Früh-
jahre an Lonicera, Berberis und Symphoricarpus. in einer Gespinströhre
zwischen zwei zusammengeleimten Blättern. Puppe in weifsem Ge-
spinst in Erde, an Mauern, Gartenspalier usw. Falter im Juni, Juli.
Aiiacämpsis nerterla Meyr. ^). Die dunkelgrünliche, schwarzfleckige
Raupe frifst in Ostindien das ganze Jahr über zwischen zusammen-
gesponnenen Blättern von Arachis hypogaea.
Lita Tr.
Palpen schwach aufgebogen, Mittelglied mit Längsfurche, Endglied
pfriemenförmig. Mit Nebenaugen. Vorderflügel hinten lang zugespitzt,
mit zwölf Rippen; Ast 7 und 8 gestielt; Hinterflügel in scharfe Spitze
ausgezogen. Raupen zwischen zusammengesponnenen Blättern oder in
Samen bzw. Früchten niederer Pflanzen,
') Si.iNGERLANi. , Comell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 187, 1901, p. 81—101, figs.
27—30; Lowe, New York agr. Exp. Stat. Bull. 212, 1902, p. 16—22, pls. 5—7;
Pettit, Michigan State agr. Exp. Stat., Spec. Bull. 24, 1904, p. 19—20, 1 fig.
2) EüBSAAMEx, Nat. Wochensclir. Bd. 14, 1899, S. 400, 2 Fig.: Neblich, Forstwiss,
Zentralbl. Jahrg. 50, 1906, S. 195—197, 1 Taf.
3) Russler, Jahrbb. nassau. Ver. Nat. Jahrg. 25/26, 1871|72, S. 424-425;
Houghton, Ent. monthl. Mag. (2) Vol. 14, 1903, p. 219-221,
") CoMSTocK, Rep. Ent. 1879, p. 224—225.
^) Maxwell-Lefroy, Mem. agric. Dept. India Vol. 1, 1907, p. 226.
Gelechüden.
263
L. ocellatella Boyd ^). La teig-ne de la betterave. Vorderflügel
gelblicligrau , mit vier dunkeln Rippen- und einem desgl. Spitzenfleck.
Hinterflügel ebenso grofs wie Vorderflügel, weifslicligrau. Raupe 10 bis
12 mm lang, blais grünlich, auf jedem Ringe eine Querreihe rötlicker
Flecke, zuletzt mit zwei bis drei rosafarbenen Längsstreifen; ursprünglich
an Beta maritima, an den Mittelmeerküsten, Südengiand und Zentral-
frankreich; auch bei "Wiesbaden (?). In Franki'eich schon wiederholt
sehr schädlich an Zuckerrüben geworden, wie z. B. 1900, begünstigt
durch lang andauernde Trockenheit. Die Raupen frafsen nicht nur die
Blätter, sondern auch 2 — 3 cm tiefe Löcher in die Rüben (Fig. 192)-
alles in faulige, schwarze Masse verwandelnd. Puppe in zusammen-
gerollten Blättern, im Herzen, am Frafsorte oder aufserhalb. In Eng-
land und Nordfrankreich zwei bis drei, im Süden drei bis fünf Brüten,
besonders die späteren durch Verviel-
fältigung der Zahl schädlich werdend,
Schaden 1906 bis zu 90 »/o.
Bekämpfung: Geerntete Rüben
gründlich von allen fauligen Teilen
reinigen; Felder tief umpflügen und
mit Gaswasser tränken: Fanglampen;
Fruchtwechsel ; gründliche Reinigung
der Felder von allen Rückständen, be-
sonders aber auch von Melden. Para-
siten : Äpanteles sp., 3 Brnconidcn.
L. atriplieella F. R. "). Im Jahre
1904 trat bei Gernsheim a. Rh. an
Runkelrüben eine Raupe auf, die in
den Blattstielen und den Mittelrippen,
stellenweise bis ins Parenchym hinein
gewundene Gänge frais. In letzterem
fielen diese Stellen aus, so dafs Löcher
entstanden. Die Herzblätter kräuselten
sich und verkümmerten. Nach Be-
stimmung durch K. T. Schütze handelte
es sich um die genannte, sonst an
Melden und Gänsefufs lebende Raupe, deren natürliche Futterpflanzen
infolge der Dürre ihr nicht mehr genügend Nahrung boten , so dafs
die Rüben, auch Mangold, befallen wurden.
Fig. 192. Frafs von Lita ocellatella
an Rübe (nach Mafchal).
Phthorimaea Meyr.
Phth. opereulella Zell. (Lita solanella Boisd.)^). Vorderflügel
graubraun mit ockergelben Längsbinden; 8 mm lang, 16 mm Flügel-
Jj RiLEv a. Howard, Ins. Life Vol. 4, 1891, p. 239—242, fig. 27; Giard, C. r.
Acad. Sc. Paris T. 143, 1906, p. 458—460, 627-630; Mauchal, Bull. mens. Office
Renseign. agr. 1907, 6 pp., 2 figs.: Signa, L'Italie agric. 1907, p. 183—185; Ausz. :
Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 18, S. 238; Surcouf et Auzat, Bull. Mus. Hist. nat. Paris
1907, p. 141—143.
'"=) Noack, 14. .Jaliresber. Sonderausscli. Pflanzensch. D. L. G. 1904, 1905, p. 85,
155; Hess, landw Zeitschr. 1904, Nr. 50.
3) Feench, Handbook destr. Ins. Victoria Vol. 2, 1893, p. 147-154, PL 33;
Howard, Yearbok U. S. Dept. Agric. 1898, p. 137—140, fig. 20, 21; Farmers Bull.
120, 1898 (Repr. 1900), p. 19—22, fig. 14—15; Quaintance, Florida agr. Exp. Stat.
Bull. 48, 1898; d'Almeida, L'Agric. contemp. 1899/1900: Ausz.: Zeitschr.
Pflanzenkr. Bd. 11, S. 236; Clarke, California agr. Exp. Stat. Bull. 135, 1901, 30 pp.,
254 Microlepidopteren. Kleinschmetterlinge.
Spannung. Raupe weifs , mit hellrotem Schimmer ; Kopf und erster
Brustring dunkler. Puppe hellgelb, später etwas dunkler.
Die Heimat dieser Motte ist nicht melu- ausfindig zu machen, da
sie in verschiedenen Erdteilen an wilden Solaneen bzw. Solanum-Arten
gefunden worden ist.
An Kartoffel (Potato tuber worm) tritt sie schädlich auf in
Südeuropa, auf den Azoren, in Algier, Kapland, Californien, Australien,
Tasmanien und Neu-Seeland. Der Falter legt die Eier an alle Teile
der Pflanzen, auch an die Knollen, wenn sie nicht von Erde bedeckt
sind. Die ausschlüpfenden Raupen fressen, je nach ihrem Geburtsorte,
entweder gleich sich in die Knollen ein, oder erst an den Blättern,
dringen dann in die Stengel ein und diese abwärts, um schliefslich
wieder in die Knollen sich einzubohren. In letzteren fressen sie vor-
wiegend oberflächliche Gänge oder Plätze unter der Schale (Fig. 193),
so Fäulnispilzen und Bakterien den Weg öffnend. Puppe im Frafs-
orte bzw. aufsen in Vertiefungen der Schale. Auch in Speichern in
Kartoffeln; Verpuppung hier in den verschiedensten Schlupfwinkeln,
auch in Säcken usw., wodurch das Insekt sehr leicht verschleppt wird.
In Californien mehrere Brüten (von je 9 — 12 Wochen), in Australien
nach Froggatt nur zwei. — Schaden
sehr bedeutend. So in Algier manch-
mal drei Viertel der Ernte , in Au-
stralien jährlich Hunderte von Tonnen,
in Californien zuweilen 25 ^/o, allein
im Salimas-Tale bis zu 40000 Sack
jährlich Verlust.
Bekämpfung: Felder von Rück-
ständen und Unkräutern reinigen
(zweckmäfsig Abweiden durch Schafe);
Saatgut sorgfältig auswählen und tief
Fig. 193. Fralsgang von Phthorimaea ^ n. Rasche Ernte, namentlich Kar-
opercuLella an Jlartoiiel , ^ ^ •i.±>-t ^ m ^ i.
^ , , T. - tonein nicht frei liegen lassen, h rucht-
(nacli ± roggatt). , , ,-. '^ -,- i • i • t
Wechsel. Gegen die oberirdisch
fressenden jungen Raupen spritzen
mit Arsenmitteln. In den befallenen Knollen können durch wiederholte
Räucherung mit Schwefelkohlenstoff Raupen und Puppen abgetötet
werden. Fanglampen ziehen die Motten stark an.
An Tabak tritt die Raupe als slitw^orm oder tobaeeo leaf miner
auf in den südlichen Vereinigten Staaten, auf Porto Rico, in Kapland
und in Neusüdwales. Die Eier werden an die Blätter abgelegt ; die
Raupen fressen grofse, beiderseits sichtbare Platzminen in diese, be-
sonders in die unteren, die daher als Deckblätter unbrauchbar werden.
Die Mine wird wiederholt gewechselt, daher auch hier Arsenmittel
günstig wirken. Die Raupe oder Puppe überwintert an den Blättern,
daher nach der Ernte die Felder gründlich zu reinigen sind. In Kap-
land fand LouNSBURY die Raupen auch in den Stengeln, je vier bis
sechs und mehr, sie frafsen Gänge in diese unter der Haut, so dafs die
10 figs.-, Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 14, 1903, p. 321—326, 1 PL;
BuscK, Agric. Jonrn. Cape Good Hope Vol. 22, 1903, p. 717—719; Lounsburv,
ibid. Vol. 25, 1906; van Dink, Ann. Eep. Hawaii agric. Exp. Stat. 1904, p. 377;
Bull. 10 Hawaii agr. Exp. Stat. 1905, p. 7—8.
Gelechiiden.
265
Stengel oft mehr oder weniger geringelt wurden; zahlreiche Ichnemno-
niden wurden aus den befallenen Stengeln gezüchtet.
In Amerika auch an Tomaten, Eierpflanzen und horse-nettle,
Gelechia Zell.
Mittelglied der Palpen unten abstehend beschuppt, mit Längsfurche:
Endglied pfriemenförmig. Vorderflügel gestreckt, hinten vom Innen-
rande ab verengt, mit 12 (11) Rippen, nur Ast 7 und 8 gestielt oder
zusammenfallend. Hinterflügel breit.
G. dodeeella L. (reussiellaRatz.). Kiefernknospenmotte. Vorder-
flügel graubraun mit hellgrauer und schwarzer Zeichnung; 10 — 12 mm
Spannweite. Raupe rotbraun mit schwarzem Kopfe und Nackenschilde ;
im Herbste in Kiefernnadeln; nach der Überwinterung frifst sie eine
Anzahl Knospen aus, oder bohrt sich später auch in junge Triebe von
der Basis aus ein. Puppe im Mai
am Frafsorte ; Falter von Ende Mai
bis Juli.
G. rhombella Schiff'). Europa.
Die Raupe im Mai und Juni in um-
geschlagenen Blättern von Apfel- und
Birnbäumen.
G. malvella Hb. Raupe häufig
in den Samen von Malvaceen, be-
sonders von Stockrosen. Die Raupe
geht im Oktober in die Erde und
spinnt sich in einem kugelrunden
Gehäuse ein. Im Frühjahre verläfst
sie dieses Winterlager und verfertigt
sich ein längliches Puppengehäuse,
das im Juli den Falter entläfst.
G. grossypiella Saundv). Roter
Kapselwurm , Pink boUworm
(Fig. 194). Baumwolle : Deutsch-
Ostafrika, Orientalische Region. Grau,
mit schwarzen Flecken auf Vorder-
flügeln; 8 mm lang. Raupe zu-
erst weifslich , später fleischrot , mit glänzend braunem Kopfe und
Nackenschilde ; auf den Ringen breite mittlere und seitliche dunkle
Flecke; 10 — 12 mm lang. In Indien sechs Brüten. Eier einzeln an
Blätter, Stengel oder Kapseln. Die Räupchen fressen zuerst einige
Tage an Blättern oder aufsen an der unreifen Kapsel, bohren sich dann
in letztere ein und dringen, unter Zerbeifsen der Wolle, bis in die
Samen vor, diese ausfressend. Puppe in der Kapsel, oder aufserhalb
an Blättern oder in Erdrissen. Der Schaden besteht einmal in Wachs-
tumshinderung der befallenen Kapseln, dann im Beschädigen und Ver-
unreinigen der Wolle durch das Zerbeifsen und den Unrat der Raupen.
Durch die Austritts Öffnung der Raupe dringt Feuchtigkeit ein, wodurch
Fig. 194. Gelechia gossypiella
(nach Maxwkll-Lefrov).
1) ZiENGiEBL, Prakt. Blatt. Pflanzenschutz Bd. 3, 1900, S. 92—94, 1 Fig.
'^) VossELER, Mitt. landw. biol. Inst. Amani 1904, No. 18, S. 1—2, No. 30, S. 1;
Ber. Land- u. Forstwirtsch. D. O. Afrika Bd. 2, 1904/06, S. 242, 407—410, 503; Pflanzer
Bd. 3, 1907, S. 337—339; Maxwell-Lefrov, Ind. Ins. Pests, 1906, p. 93—96, figs. 104
bis 107; Mem. Dept. Agric. India Vol. 1, 1907, p. 223, fig. 69.
266 Microlepidopteren, Kiemschmetterlinge.
Pilze und Bakterien, die die Zerstörung des Kapselinhaltes weiter fort-
setzen, günstige Nährböden finden. Der in die aufspringende Kapsel
eindringende Regen löst die Exkremente zu Jauche, die die ganze
Wolle verfärbt. Mit den Kapseln wird der Schädling leicht verschleppt.
Als Parasit wiu'de eine Hymenoptere beobachtet. Vorbeugung und
Bekämpfung : Sorgfältige Auswahl des Saatgutes ; befallene Kapseln
vernichten oder zur Abtötung der darin enthaltenen Raupen hoher
Wärme (Ausbreiten der Wolle auf Blechen in der Sonne genügt) oder
giftigen Dämpfen aussetzen; gründliche Reinigung der Felder nach
der Ernte. Maxwell-Lefroy empfiehlt, in stark befallenen Feldern die
ganze erste Ernte der Kapseln abzupflücken und zu vernichten, sobald
die Räupchen der ersten Brut zu fressen begonnen haben. Vosseler
machte die Beobachtung, dafs mit Psylliden besetzte und infolgedessen
stark von Ameisen besuchte Pflanzungen frei vom Kapselwurme waren;
er vermutet, dafs die Ameisen die Eier frafsen.
GeleeMa eonfusella ('hamb. Striped peaeh worm ^). Michigan;
Raupen spinnen in zwei Brüten die Pfirsichblätter zu Nestern zusammen,
in denen sie gesellig leben.
G. simplieella Wlk. 2). An Sojabohnen in Neu-Süd-Wales; be-
frifst die zusammengesponnenen Blätter, so dafs die Ernte merklich
geschädigt wird.
Onorimoschema heliopa Low. ^). Australien, Indien, Ceylon.
Raupe weifs ; Kopf, Nackenschild und je ein Höcker auf jedem Ringe
dimkel. Frifst in jungen Stengeln von Tabak und verursacht gallen-
ähnliche Anschwellungen. Sehr schädlich.
Zarathä eramerella Sn. Kakaomotte*). Java. Eier einzeln
an Fruchtkolben. Die Räupchen dringen sofort nach dem Aus-
schlüpfen in die jungen Früchte. Um die Bohrgänge verhärtet das
Gewebe, so dafs die befallenen Früchte schwer zu öffnen sind. Geraten die
Räupchen in die Spindel, so entwickeln sich die Samen nicht richtig.
Der Reifezustand der Früchte bleibt unerkennbar; entweder werden
sie zu früh gepflückt , oder sie bleiben zu lange am Baume,
dann bersten sie, und der ganze Inhalt läuft als faule, stinkende, dunkel-
braune Masse aus. Ganze Entwicklung der Motte in einem Monate.
Raupen 10 — 12 mm lang, weifslich mit grünlichem Schimmer (durch-
scheinende Nahrung) ; Puppe in ovalem, abgeplattetem wolligem Kokon,
aufsen auf Früchten, Blättern und Zweigen. Schaden sehr bedeutend.
Bekämpfung: Alle befallene Früchte abpflücken, in Gruben mit
Kalk bedecken und Erde darüber feststampfen; vielleicht auch Fang-
laternen und Klebfächer. — Raupen auch an Nephelium lappaceum L.
und wahrscheinlich noch anderen Nephelium-Arten.
Plutellideii.
Kopf dicht wollig behaart. Fühler in der Ruhe vorgestreckt, beim
Männchen ohne Kammzähne. Palpen lang, unten am Mittelgliede mit
1) Pkttit, Micliigan State agr. Exp. Stat. Bull. 175, 1899, p. 347—349, Fig. 6
(hier Depressaria persicaella Mnrtf. genannt); Spec. Bull. 24, 1904, p. 57—58, Fig. 57.
2) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 14, 1903, p. 1023—1024.
^) Maxwell-Lkfrov, Mem. Indian Departm. Agric. Vol. 1, 1907, p. 224.
*) Zehntnek, Bull. Proefstat. Cacao Salatiga No. 1 1901, No. 5 1903; Ausz. :
Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 12, S. 231—232; siehe aucli Kindt: ,,Die Kultur des
Kakaobaumes und seine Schädlinge'', Hamburg 1904, S. 110—119, Fig.
Plutelliden.
2G7
grofsem Scliuppenbusche und mit aufsteigendem, pfriemenförmigem
Endgliede.
Cerostoma persieella F. ^). Süddeutschland, Taurien. Raupe im
April bis Mai und Juli an Pfirsich- und Mandelbäumen-, spinnt die Blätter
der jungen Triebe zusammen. Puppe in kahnförmigem Gespinste am
Stamme.
Plutella Sehr.
Fühler gegen die AVurzel nicht schuppig verdickt, Palpen vor-
stehend, mit spitzem Haarbusche. Ast 6 und 7 der Hinterflügel ge-
sondert. — Raupen unter Gespinst an Blättern. Puppe in kahn-
förmigem, gelblichem Gespinste. Zwei Brüten.
PI. erueiferarum Zell. ^). Kohlsehabe. Diamond-baek moth ;
La teigne du eolza (Fig. 195). Haarbusch am Mittelgliede der Palpen
länger als Endglied ; Hinterflügel ohne eingeschobene Zelle, Ast 5
und (3 gestielt. Vorderflttgel bräunlich,
am Vorderrande grau , am Hinterrande
mit einem hellen, vorn dunkel angelegten,
zweimal rundlich vortretenden Streifen;
Schulterecken braun. 7 mm lang, 15,5 mm
Flügelspannung. Raupe grün mit schwar-
zem Kopfe, sehr spärlich behaart, 10-
füfsig, spindelförmig, 7 mm lang.
Die neuerdings fast allgemein an-
genommene Identifizierung mit PI. maeu-
lipennis Curt. wird von Quanjer bestritten;
letztere sei vielmehr mit PI. xylostella
L. identisch.
Europa , Grönland , Spitzbergen,
Nordamerika, Cuba, Südafrika, Indien,
Australien , Neu - Seeland ; an den ver-
schiedensten wilden und angebauten
Cruciferen, an letzteren oft bis zu 100 ''/o
schadend. Aus der überwinterten Puppe
kommt im Mai der Schmetterling aus,
der seine Eier einzeln an die Blattunter-
seiten von Kreuzblütlern legt. Die Raupe
frifst gesellig entweder ebenda oder im
Herzen der Pflanzen , bei Blumenkohl
zwischen den Käschen. Nach drei bis vier
Wochen verpuppt sie sich am Frafsplatze ; nach zwei Wochen fliegt die
zweite Brut der Falter, die im Juli— August wieder Raupen ergibt, die
^) Henschel, Die schäcU. Forst- u. Obstbaum-Insekten 3. Aufl., Berlin 1895,
S. 441; Goethe, R., Ber. Kgl. Lehranstalt Geisenheim a. Eh. 1896'97, S. 63; Schule,
Jahre.sber. Sonderaussch. Pflanzenschutz D. L. G. 1896. S. 163, 1901, S. 244;
MoKRZETSKi, 1905; siehe Jahresber. Pflanzenkrankh. Bd. 8, S. 44.
■) CüRTis, Farm Insects, 1860, p. 85—87, Fig. 11, PI. C, fig. 9—12; Fueler, Agric.
Gaz. N. S. Wales Vol. 7, 1896, p. 444 ff., PL; Carpenter, Rep. 1901, p. 144—147,
fig. 16—21, Journ. Dept. Agric. techn. Inst. Ireland Vol. 'z, 1901, p. 275—279,
1 PL; Hilgendoef, Trans. N. Zealand In.st. VoL 33, 1901, p. 145 — 146; Board
Agric. Fish. London, Leafl. 22, 1901 (rev.); Cook, Bull. 60, U. S. Dept. Agric, Bur.
Ent., 1906, p. 70; Quanjer, Tijdschr. Ent. D. 49, 1906, p. 11—17, 2 PL; Tijd.schr.
Plantenz. XII, 1906, p. 62—70, 2 PL, 1 fig.; Ravn, Medd. Insektangrab Jytland
1905, p. 70—74; NoEL, Naturaliste T. 29, 1907, p. 289 (hier Ypsolophus x^-lostei
genannt).
Fig. 195. Kohlschabe
(nach Maxwell-Lefroy).
268 Microlepidopteren, Kleinscbmetterlinge.
nun noch schädlicher werden als die der ersten Brut. Besonders in Eng-
land war der Schaden in manchen Jahren überaus grois. Meist über-
wintern Puppen, seltener Falter der zweiten Brut. Als Feinde wurden
beobachtet : zahlreiche Vögel, wie Krähen, Staare, Kibitze, Regenpfeifer,
Möwen usw. ^ als Parasiten Lwmeria gracüis Grav. (Ichneiunonide) und
Angitia majälis Grav.
Bekämpfung: Mit einer Mischung von 1 Teil Kalk und 2 Teilen
Rufs die Pflanzen, auch von unten, bestäuben. Wegränder und andere
Aufenthaltsorte der Raupen zu deren Frafszeit walzen. Gründliche
Reinigung der Felder im Winter. Künstliche Dünger lassen die be-
fallenen Pflanzen die Schädigung leichter überwinden.
Niedere Temperatur und viel Regen w^erden den Raupen verderblich.
Plutella porreetella L. Naehtviolenmotte^). Vorderflügel bein-
farben, mit braungelben Längsstreifen und dunklerem Wurzelsaum:
Saum und Fransen schwarz gefleckt. Raupe grün, spindelförmig, mit
dunklerer Rückenlinie und dunklen, kleinen Flecken mit je ei:nem
Härchen. Bereits im ersten Frühlinge spinnen die Räupchen die
Spitzen der Triebe von Hesperis matronalis zusammen und fressen
teils jene , teils die Blütenknospen aus. Eine zweite Brut frifst im
Mai bis Juni an den Blättern, minder schadend. Als einzige Abwehr sind
die Räupchen der ersten Brut aus den versponnenen Trieben heraus-
zusuchen und zu vernichten; gegen Chemikalien soll die Nachtviole
sehr empfindlich sein.
Hyponomeutideii, Gespinstmotten.
Fühler fadig. Palpen kurz , fadig , anliegend beschuppt. Vorder-
flügel mit zwölf oder elf Rippen; vier Äste in Vorderrand. Hinter-
flügel breit, mit sechs bis acht Rippen. Raupen lÖfüfsig, leben gesellig
in lockeren Gespinsten oder unter einem Gewebe auf der Oberseite
von Blättern, an Bäumen und Sträuchern, oder in Knospen oder
Beeren, oder in Coniferennadeln usw.
Ocnerostoma Zell.
Palpen knospenförmig. Vorderflügel mit sieben Rippen.
O. piniariella Zell. Kiefernnadelmotte. Die graugi-üne, schwarz-
köpfige Raupe miniert in zwei Brüten in Kiefernnadeln. Puppe aufsen
zwischen solchen. Die var. copiosella Frey^j lebt im Ober-Engadin
in Arvennadeln; obwohl nur eine Nadel eines Bündels miniert wird,
sterben alle fünf später zusammengesponnenen ab.
Argyresthia Hb.
Ohne Nebenaugen. Palpen lang, dünn, glatt. Vorderflügel mit
zwölf Rippen. Hinterflügel mit sechs Ästen aus der Mittelzelle ; Ast
5 und 6 lang gestielt. Verwandlung in doppeltem, aufsen weit-
maschigem, innen festem und dichtem Kokon. Mittleres und nördliches
Europa.
') NoEL, Naturaliste T. 29, 1907, p. 47.
2) Kelt.ek, Schweizer. Zeitschr. f. Forstw. Jahrg. 52, 1901, S. 293—297.
Hyponomeutiden, Gespiustmotten. 269
A. laevig-atella H. S. Lärchen triebmotte '). Die G— 7 mm lange,
schwarzköpfige , hellgelbe Raupe, frifst von Mitte Jinii an unter der
Rinde junger Lärcli entriebe. Nach der Überwinterung wird sie weifs-
grau, etwas rötlich mit dunkel durchscheinender Rückenlinie, Anfang
Mai verpuppt sie sich am Frafsorte, nachdem sie das Flugloch für den
Falter genagt hat. Dieser fliegt Ende Mai, Anfang Juni und legt an
die jungen Triebe je ein Ei an eine Nadelbasis. Die durch den Frais
im Bast meist geringelten Triebe sterben oberhalb ab („Spiefse"); unter-
halb entwickeln die Knospen Nadelbüschel. Da der Schaden gewöhn-
lich erst nach dem Ausfliegen des Falters bemerkbar wird , ist Be-
kämpfung nahezu ausgeschlossen.
A. illuminatella Zell. Fiehtenknospen motte. Das rötliche
Räupchen höhlt von Juni bis Mai junge Fichtenknospen aus, von
Knospe zu Knospe sich durch den Bast durchfressend.
A. Cornelia F. Raupe desgleichen in Apfelknospen.
A. ephlpella F. Raupe grünlich, in Knospen verschiedener Obst-
bäume, besonders aber von Steinobst; auch in Haselknospen. In Sachsen
soll sie zeitweise eine wahre Landplage x y.
sein, indem sie als „Kernraupe" die ~"\^p-" '
sich eben entwickelnden Kirschen zer- ^^^^^^^^^P^
stört. Puppe in der Erde. -ä^fe:i^iV..3|^
A. pyg-maella Hb. Weiden- ^{fl^X
knospenmotte. Vorderflügel gelblich- j'^aj/ / t t I ^
weifs , stark glänzend, mit goldbraunen \i% T ' — «-| ' ^ ' ^^
Binden und Flecken. Raupe gelbgrün mit ^5*^ 1.^11
gelbbräunKchem Kopfe und Afterschilde; ^k\ WTOpS» ||| j
im April und Mai in Kätzchen und ^m \3 c %f d
Knospen von Weiden, dringt auch in das *'
Mark der Zweige ein. Puppe Ende Mai Fig. 196. Apfelmotte
in doppeltem Gewebe an Erde, Blättern (nach Matsumura).
usw. Falter im Juni.
A. fundella F. R. Tannennadelmotte ^i. Raupe miniert von Juni
bis Mai in Kiefern-, seltener Fichtennadeln, mehrere davon zerstörend.
Puppe in spindelförmigem, glänzend weifsem Gespinste an der Unter-
seite einer unversehrten Nadel. Im Jahre 1896 in Oberpfalz und
Oberbayern von Hartig als so schädlich beobachtet, dafs Baumkronen
gelichtet wurden.
A. eonjug-ella Zell Apfel motte"^) (Fig. 196). Vorderflügel
violettgrau, licht gesprenkelt, mit gelblich weifsem Streifen am Innen-
rande, einer schräg nach hinten ziehenden dunklen Binde , und einem
1) Loos, Zentralbl. ges. Forstw. Jahrg. 24. 1898, S. 265 ff.; Mac Dougall, Joiirn.
Board. Agric. London Vol 14, 1907, p. 395—399, 2 figs. (nach Eckstein).
-') Hartig, Forstl. nat. Zeitschr. Bd. 5, 1896, S. 313-317, 2 Fig.
3) Matsumura, Zool. Mag. Tokyo Vol. 8, 1896, p. 59-61. 1 PI. ; U. S. Dept. Agric.
Div. Ent. Bull. 10, N. S. 1898, p. 36-38, Fig. 13 (irrtümlich Laverna hellerella be-
nannt); V. Schilling, Prak^. Ratg. f. Obst- u. Gartenbau 1897, S. 456—457, 10 Fig.;
E. Reuter, Ent. Tidskr. Arg. 20, 1899, p, 71-76; Fletcher, ßep. Ontario Entom.
Botan. 1900, 1901; Lamra, Ent. Tidskr. Arg. 27, 1906, p. 1—13, 16, Taf . 1 ; Reh,
Prakt. Ratg. f. Obst- u. Gartenbau 1907, S. 452—453. 4 Fig., 1908, S. 58-59; Lcstner,
ibid. S. 263—254, Ber . . . Geisenheim 1907, S. 291-294, Fig. 63—64. In den Be-
richten der nordischen und englischen Entomologen (Lamra, Reuter, bcHuYEx;
Cohinge, Theobald, Warburton) wird die Apfelmotte fast ständig seit 1898 erwaünt.
Dagegen scheint sie auf Irland noch nicht vorzukommen; wenigstens telilt sie m
den Berichten Carpentees.
270
Microlepidopteren, Kleinsclimetterliuge.
weifslichen Flecke vor der Spitze. Raupe mit schwarzem Kopfe, zuerst
weiislich, später fleischrot mit vielen dunkelbraunen Punkten, auf denen
je ein Härchen steht; 7 mm lang. Mittel- und nördliches Europa, von
da verschleppt nach Britisch-Columbien ; Japan.
Die ursprüngliche Nährpilanze der Raupe ist die Frucht der
Eberesche, vielleicht noch einer oder der anderen wilden Prunus-Art,
und die Mehlbeere. Seit 1897 haben die Falter in Jahren, in denen
die Vogelbeeren selten sind , ihre Eier öfters an Äpfel oder Kirschen
gelegt. In Skandinavien ist diese Art jetzt ständig auch an erstere
übergegangen und zu ihrem schlimmsten Feinde geworden , der von
1898— 19(J8 viermal etwa die halbe Apfelernte zerstört hat. — Li Eng-
land werdenbesonders Kirschen
befallen {cherry fruit moth), in
Kanada Pflaumen , in Japan
ebenfalls Apfel.
Der von Anfang Juni bis
Ende August fliegende Falter
legt seine Eier an die wolligen
Haare in die Nähe der Kelch-
grube der Apfel. Die Räupchen
bohren sich gewöhnlich an der
Seite in diese ein, leben zuerst
einige Tage unter der Schale
und durchfressen dann in ge-
wundenen Gängen das Frucht-
fleisch (Fig. 197), zerstören auch
öfters die Kerne. Die befallenen
Äpfel sind äufserlich kennilich
an mifsfarbig grünen, einge-
sunkenen Flecken mit kleinem
Loche in der Mitte , das in
einen gröfserenHohlraum unter
der Schale führt. In einem
Apfel wurden bis zu 25 Rau-
pen gefunden. Im Herbst
findet die Verpuppung im
typischen Gespinste statt, ge-
wöhnlich flach in oder an der
Erde in Laub, Gras usw.,
seltener an der Rinde. Bei
gelagerten Äpfeln findet sich die Puppe oft in der Frucht, besonders
im Kerngehäuse. Auf diese Weise wird die Motte leicht verschleppt.
Als Parasiten züchtete Lampa Pimpla cdlohata Grav.
Bekämpfung: Reinigung der Bäume im Winter; tiefes Um-
graben und nachheriges Festtreten der Baumscheibe. Nach Licht fliegt
die Motte nicht.
Prays Hb.
Kopf anliegend behaart. Wurzelglied der Fühler nackt. Palpen
lang. Vorderflügel mit zwölf Rippen; Ast 7 und 8 gestielt. Vorder-
füfse länger als Schienen.
Fig. ly?.
Von der Raupe der Apfelmotte durchfressener
Apfel (nach LüsrNEii).
Hyponomeutiden, Gespinstmotten. 971
P. eurtisellus Don. Esehenzwieselmotte ^). Vorderflügel weils
mit grofsem, dreieckigem, schwarzgrauem Vorderrandilecke und schwärz-
lichen Flecken am Saume, Raupe zuerst honiggelb , später schmutzig-
grün, dorsal rötlich; Kopf, Nacken- und Afterschild schwarz, 7 — 10 mm
lang. Zwei Brüten ; Falter im Juni und August, Die Raupe der ersten
Brut miniert anfangs in den Blättern, später skelettiert sie solche von
oben; schließlich spinnt sie zwei Blätter zusammen und frifst Löcher
aus. Puppe am Boden zwischen dürren Blättern. Die Raupe der
zweiten Brut miniert ebenfalls zuerst; beim Blattfalle geht sie in
die Endknospen zur Überwinterung, höhlt sie, oft auch noch den Trieb
im Frühjahre aus oder frifst aufsen an den Blättern. Puppe im Juni
aufsen am Triebe. Scliaden besteht in der Zwieselbildung , indem die
beiden letzten Seitenknospen die Endknospe zu ersetzen suchen. Dem
ist vorzubeugen , wenn man die eine durch schiefen Schnitt entfernt.
P. oleellus F. 2), Olivenmotte. Italien, Südfrankreich. Drei
Brüten. Die erste von Herbst bis Frühjahr in und an den Blättern;
die zweite von Mai bis Juli zwischen versponnenen Blüten; die dritte
von Juli bis Oktober in den Früchten, vorwiegend deren Kerne. Von
den zahlreichen Insektenfeinden ist besonders Ageniaspis fuscicolNs Dalm.
subsp. praysincola Silv. zu nennen. Bekämpfung: Ende Mai und
in der ersten Hälfte des Juli mit einem Insektizide spritzen; die be-
fallenen Blätter und Früchte in Kisten mit engem Drahtnetze sammeln,
das wohl den ausschlüpfenden Chalcidiern, nicht aber den Motten das
Auskommen ermöglicht.
Hyponomeuta (Yponomeuta) Latr. ^j. Oespinstmotteu;
Ermine moths.
Gröfsere Motten. Kopf dick anliegend behaart. "Wurzelgiied der
Fühler nackt. Palpen schwach aufgebogen. Vorderflügel meist weifs
mit schwarzen Punkten, lang, mit zwölf gesonderten Rippen; Rippe la
wurzelwärts gegabelt. Hinterflügel grau. Vorderfüfse doppelt so lang
wie die Schienen. — Raupen meist gelblich, dunkel punktiert. —
Europa. — Die Biologie aller Gespinstmotten ist in der Hauptsache die
gleiche, daher wir sie hier nach der von H. pomonella schildern wollen.
Der Falter fliegt von Ende Juni (im Süden) , bzw. Mitte Juli (im
Norden) an bis in August. Das "Weibchen legt je 15 — 80 Eier dach-
ziegelförmig in ein Häufchen an die glatte Rinde der jungen Zweige
und überdeckt sie mit einer schleimigen, rasch erhärtenden, zuerst gelb-
lichen, glatten, später braunen, runzeligen Ausscheidung seines Hinter-
leibes (Fig. 198). Nach etwa vier Wochen schlüpfen die Räupchen
aus, die aber unter ihrem, durch die Exuvien und ein dichtes Gespinst
verstärkten Schilde bleiben und überwintern. Sie scheinen sich dabei
von Baumsäften zu ernähren, wenio-stens bleibt die Rinde unter ihnen
1) Borgmann, Forstl. nat. Zeitschr. Bd. 2, 1893, S. 24—28, 6 Fig.
-) Boyer de Fonscolomüe, Ann. Soc. ent. France 1837, p. 180 — 186; Chapelle,
Progr. agr. vitic. Montpellier 1907, Nr. 32, p. 168—171, 2 figs.; Silvestri, Bell. Labor.
Zool. gen. agr. Portici Yol. 2, 1907, p. 83-184, 68 figs.
^) Aus der ungeheueren Literatur über die Gespinstmotten seien nur einige
wichtigere Arbeiten hier genannt: Lewis, Trans, ent. Soc. London Vol. 1, 1836,
p. 21—22; Zeller, Isis 1844, S. 198—238, 2 Taf.; Schreiner (russ. Arbeit), Ausz. im
Zool. Zentralbl. Bd. 8, 1899, S. 65—66; Zimmermann, H. , lusektenbörse Jahrg. 16,
1899, S. 133—134; Marchal, Bull. Soc. Etud. Vulgaris. Zool. agr. 1902, Nr. 4, 14 pp.
272 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
immer grün und feucht. Etwa Mitte April verlassen sie den Schild
durch ein bis zwei nadelstichfeine Öffnungen und begeben sich zur
nächsten Knospe. Ist diese noch geschlossen, so wird sie ausgehöhlt;
ist sie schon geöffnet, so bohren sich die 1 mm langen, gelben, schwarz-
köpfigen Räupchen zu je zehn bis zwölf in die äufseren Blättchen von
der Spitze aus ein und minieren sie nach der Basis zu aus; die be-
treffenden Blättchen werden von der Spitze aus zuerst rot, dann braun,
sterben und fallen ab. Wenn die Räupchen derart eine Anzahl junger
Blätter ausgefressen haben, gehen sie auf das nächste gröfsere Blatt
und skolettieren es von oben unter einer schützenden Gespinstdecke.
Nach weiteren zehn Tagen sind sie etwa 5 mm lang, gelb mit schwarzen
Schildern und Brustfüfsen. Nun wandern sie nach den Astgipfeln und
verfertigen das erste Nest. Solange möglich, suchen sie dieses durch
Fig. 198. Überwinterlingsgespinste
(«) der Apfelbaum-Gespinstmotte.
Fig. 199. Gespinst der Apfelbaum-
Gespinstmotte (nach Theubald).
Einspinnen neuer Blätter zu vergröfsern (Fig. 199); nur wenn keine
Blätter mehr in erreichbarer Nähe sind , verlassen sie das alte und
spinnen an einem neuen Triebe ein neues Nest. Auch die Rinde junger
Zweige wird im Notfalle abgenagt. Im Juni verpuppen sie sich, jede
in einem eigenen, dichten, weifsen Kokon, die bei H. malinellus in
dichten Klumpen senkrecht nebeneinander stehen.
In manchen Jahren , nach Schreiner besonders in solchen mit
trockenen, heifsen Sommern, treten die Gespinstmotten in ungeheuren
Massen auf und können dann ganze Bäume unter scheinbar einem
zusammenhängenden Neste entblättern. Im allgemeinen ist der Schaden
nicht besonders grofs, da der Frais so früh beendet ist, dafs die Bäume
sich später wieder belauben können ; so kann derselbe Baum oder
Hyponomeutiden, Gespinstmotten. 273
Strauch fast jahraus jahrein kahl gefressen werden, ohne ernstlich zu
leiden, — An Obstbäumen wird selbstverständlich die Ernte durch die
Zerstörung des Laubes sehr beeinflufst und kann bei Kahlfrafs völlig
zunichte _ werden. Nach Schreiner ist der jährliche Verlust der Apfel^
ernte bei Saratow gegen 8 Millionen Mark.
Auf ein starkes Gespinstmottenjahr braucht nicht ein gleiches zu
folgen. Nicht selten bedecken sich Mitte Mai Bäume und Sträucher
dicht mit den Gespinsten, die Ende des Monates, Anfang Juni ent-
weder wieder ganz verschwunden oder wenigstens jämmerlich mit-
genommen sind. Ob dieses auf tierische Feinde oder auf ungünstige
Witterung, namentlich kalte Regen zurückzuführen sei, mufs dahingestellt
bleiben.
Eigentliche Feinde der Gespinstmotten scheinen nicht häufig
zu sein ; nur Staare ^) und die Capside Atractotonms mali Meig.^) werden
als solche genannt. Um so zahlreicher sind die Parasiten. Eatzeburg
zählt allein 30 Ichneumoniden auf, von denen nach Schreiner aber nur
sieben von "Wichtigkeit sind, denen er noch einige Fliegen zugesellt.
Nur ein Teil jener Hautilügler sticht die Raupen an. Ageniaspis fusci-
coUis Dalm. belegt jedes Mottend mit einem Ei. Die Parasitenmade
pflanzt sich in der Raupe pädogenetisch fort, so dafs das eine Ei
schliefslich eine grofse Anzahl Schlupfwespen hervorgehen läfst.
Die Bekämpfung ist nicht ganz leicht. Der Rat, die braunen
Blätter mit den minierenden Räupchen abzusammeln, dürfte selbst an
Formobst nicht ganz leicht auszuführen sein. Am meisten üblich ist
das Verbrennen der Nester, eventuell nach vorherigem Abschneiden.
In neuerer Zeit haben sich aber auch verschiedene Spritzmittel be-
währt, besonders wenn sie mit starkem Strahle gegen die Gespinste
getrieben werden, wie Arsenmittel, lV2^/oige Lysollösung, IV2 — 3°/oige
Chlorbaryumlösung, starke Quassiabrühe und die Laborde sehe Mischung**):
1500 g Fichtenharz, 200 g Ätznatron, 1 1 Ammoniak, lOO 1 Wasser.
Die Unterscheidung*) der verschiedenen Arten ist trotz an-
scheinend guter morphologischer und biologischer Merkmale recht
schwierig, da die Variabilität eine recht breite ist; die Anschauung
Marchals, dafs die meisten Arten nur biologische, an die verschiedenen
Nährpflanzen angepafste Formen seien, hat mancherlei für sich. —
Recht schlimm steht es um die Synonymie. Linne gab, offenbar
durch Verwechslung bei der Zucht, mehrere falsche Namen. Zeller
stellte später diese Irrtümer richtig; die neue Nomenklaturbewegung
sucht die widersinnigen Linne sehen Namen wieder heraus. Wir werden
uns hier in der Hauptsache nach Zeller richten.
Hyponomeuta padi Zell, (evonymellus L.) Vorderflügel mit fünf
Reihen zahlreicher Punkte; Fransen weifslich. An Prunus padus und
Rhamnus frangula.
H. evonymi Zell. (cognatellusHb.). Vorderflügel mit zwölf Punkten
in drei Reihen ; Fransen reinweifs. An Evonymus europaeus und
Rhamnus frangula. Eiablage an die Basis der Sträucher. Soll in
Italien Kahlfrafs an Eichen bewirkt haben.
') Theobald, 2^1 Eep. 1904. p. 35.
2) PoMMEROL, Eev. sc. Boiirbomi. An. 14, 1901, p. 18-23.
') C. r. Acad. S. Paris T. 134, 1902, p. 1149—1151.
*) Sehr ausführliche Beschreibungen aller Stadien gibt E. Taschenbebg in seiner
Prakt. Insektenkunde Bd. 3.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter BaiiJ. 18
274 Microlepidopteren, Kleinsclimetterlinge.
Hyponomeuta mahalebellus Gn. An Prunus malialeb,
H. malinellus Zell. Yorderfiügel mit zwölf Punkten in drei
Reihen und einigen kleineren vor der Flügelspitze ; Fransen auf Unter-
seite am Innenwinkel graulich; die der Hinterflügel gleichmälsig hell-
grau. 7 mm lang, 19 mm Spannweite. Raupe bis 21 mm lang. An
Apfelbaum. Fehlt in Norwegen M. In Frankreich auch an Mandelbäumen
schädlich (Marchal). Auch in Italien und auf Cypern.
H. variabilis Zell, (padellus L.). Vorderüügel mit 30 Punkten
in drei Längsreihen, am Vorderrande bräunlichgrau angeflogen; imten
mit den Fransen graubraun. 8 mm lang, 22 mm Spannweite. Puppe
in der Mitte gelb, vorn, hinten und Flügelscheiden schwarzbraun, mehr
einzeln in lockerem, durchsichtigem Gespinste. Auf Pflaumen, Birn-
bäumen, Mispeln, Schlehen, Weifsdorn, Eberesche; geht von letzteren
in Norwegen massenhaft an Apfelbäume über^). Die Raupe miniert
nicht, sondern geht sofort an die Blätter. Falter fliegt etwas früher
als H. malinellus.
Erechtliiaden.
Erechthias mystaelnella^). Victoria, Australien. Wahrscheinlich
ursprünglich an Acacia spp. Bohrt sich in Apfeläste und -zweige, be-
sonders an Geschwulsten der Blutlaus ein. Aus den Bohrgängen fliefst
Saft aus, in sie dringen Luft, Feuchtigkeit und Pilze ein. Sehr schädlich.
Glyphipterygiden.
Kopf glatt anliegend behaart. Palpen mäfsig lang, aufgebogen.
Mit Nebenaugen. Vorderflügel mit zwölf
gesonderten Rippen; vier Äste in Vorder-
rand. Fransen schmal.
Simaethis Lch.
-p- OAA a- 4-1 • • Palpen an den ersten beiden Gliedern
Flg. 200. Simaethis pariana. , ^ i , , , , n^ ^^ ^
(2:1). unten raun beschuppt; das Lnglied zu-
sammengedrückt, mit stumpfer Spitze.
S. pariana L. (Choreutis parialis Tr.')^) (Fig. 200). Vorderflügel
braun, hinter der Mitte hellgrau bestäubt, mit zwei schwarzbraunen,
gezackten Querlinien und dunkelbraunem Querschatten vor dem Saume ;
Hinterflügel dunkelbraun, 5 — 6 mm lang; Spannweite 12 — 14 mm,
Raupe 12 mm lang, gelblich, schwarz punktiert.
Mittel- und nördliches Europa; an Apfel-, Birnbäumen, "Weifsdorn,
Eberesche, Birke, Weide (?). — Die Biologie ist noch nicht vollständig
erforscht, namentlich die Eiablage noch unbekannt, findet aber sicher
an Blättern statt. Die Raupen skelettieren im Juni und August die
Blätter, indem sie zu eins bis drei diese nach oben düten- oder kahn-
förmig von der Spitze oder dem Rande aus zusammenspinnen (Fig. 201 ).
1) ScHüYEN, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 3, 1893, S. 208—209.
2) French, Handbook of destructive insects of Victoria. Vol. 1, 1891, p. 57—59,
PI. III.
f) V. Schilling, Prakt. Eatg. f. Obst- u. Gartenbau 1887, S. 491—492, Fig.
(„Apfelblattwickler" genannt); Schule, Wochenbl. landw. Ver. Grofsli. Baden 1898,
Heft 20, S. 304; Pomol. Monatsli. 1908, S. 153—154; Sahlherg, Medd. Soc. Fauna
Flora feim. Bd. 32, 190(3, p. 18—19.
Ereclithiaden. Glyphipterygiden. Tortricideii, Wickler. 275
Die Verpuppmig findet gewöhnlicli an der Fraisstelle, seltener in der
Erde, in 10 mm langem, spindelförmigem, glänzend weifsem Kokon statt;
der Falter fliegt im Juli und von September an; die der letzten Brut,
aber auch Puppen, überwintern zwischen Rindenritzen usw. — Wie
schon V. Schilling hervorgehoben hat, findet man sehr häufig in den
Gespinsten Ohrwürmer ; und es ist sehr wahrscheinlich, dafs diese den
Raupen nachstellen. Als Parasiten züchtete 1jXM¥\ Angitin gJabricula
Holmgr., Mesochorus pedorcdis Rag., und MKrogaster-k.vtQn, Sahlbero
Phygadeuon sp., Microgaster sp. und die Tachine Thryptocera crassicornis
Meig.
Die Bekämpfung dürfte am besten durch Arsenmittel erfolgen;
auch der Rat Schüles, die sehr lebhaften Raupen durch starkes Schütteln
Fig. 201. Frafs von Simaethis pariana an Apfeltrieb.
der Bäume zum Herablassen auf die Erde zu bewegen und sie dann
durch Klebgürtel abzufangen, dürfte sicherlich von Erfolg sein.
Zu einem Schaden kommt es fast ausschliefslich an Apfelbäumen,
namentlich jüngeren und Formbäumen ; doch sah ich auch Kirschbäume,
besonders Spaliere, überaus stark befallen. An Birnbäumen ist stärkerer
Frafs noch nie beobachtet.
Tortricideii, Wickler.
Mittelklein bis klein. Mit Nebenaugen. Fühler borstenförmig, beim
Männchen gewimpert. Palpen vorstehend, mit kurzem, fadigem End-
gliede. Vorderflügel mit wurzelwärts gegabelter Innenrandsrippe und
elf weiteren Rippen. Hinterflügel breit, mit Haftborste. Vorderflügel
a,m Vorderrande mit kleinen, lichten „Häkchen", von denen aus oft
18*
276 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
lichte oder metallgiänzende „Bleilinien" entspringen. Nahe der Spitze oft
ein durch seine Farbe ausgezeichneter Fleck, der „Spiegel", Flügel in
der Ruhe breit dachförmig getragen. — Raupen mit einzelnen kurzen
Härchen auf kleinen Wärzchen, lOfüfsig. Sie leben in der Regel in
versponnenen Blättern, oft auch in Knospen, Früchten, Gallen, in der
Rinde oder im Marke , sind meist lebhaft und entfliehen bei Störung
häufig in eigentümlich ruckweiser Bewegung nach hinten. Bei den
meisten Wicklern schiebt sich die Puppe kurz vor dem Ausschlüpfen
des Falters aus ihrem Verstecke hervor. — Da viele Arten leicht massen-
haft auftreten, werden sie oft sehr schädlich.
Cryptophaga unipunetata Donov. M. Australien. Die Raupen
ruhen tagsüber in selbstverfertigten Kammern oder Gängen in Zweigen
kleinerer" Bäume. Nachts kommen sie heraus, beifsen Blätter ab und
tragen sie in ihre Wohnung. Ursprünglich an Banksia serrata, gehen
sie doch gern in Kirschenzweige, die oft dadurch getötet werden.
Andere Arten der Gattung leben ebenso in Akazien, Casuarinen usw.
Phoxopteris Tr. (Ancylis Hb.)
Brust ungeschopft, Vorderflügel mit sichelförmig zurückgebogener
Spitze, beim Männchen nicht umgeschlagen. Hinterschienen beim Männ-
chen ohne Haarpinsel.
Ph. eomptana Froel. Strawberry leafroller^). Europa, Nord-
amerika, Die Raupe zwischen zusammengesponnenen Blättern niederer
Pflanzen. In Europa in zwei Brüten fast ausschliefslich an wild
wachsenden Pflanzen und daher unschädlich; in Nordamerika an Erd-,
Hirn- und Brombeeren, oft sehr schädlich. Sie spinnt ein Teilblatt
zusammen und skelettiert es, insbesondere an der Mittelrippe, wodurch
oft das ganze Blatt eingeht. Stark befallene Felder sehen wie ver-
brannt aus. — Drei Brüten: Raupen im Mai, Juli und September; nur
die erste schädlich. Puppen und Falter der dritten überwintern.
Bekämpfung: im Frühjahre spritzen mit Bleiarsenat oder Helle-
borus ; im Winter die abgefallenen Blätter zusammenfegen und ver-
brennen oder tief unterpflügen.
Ph. nubeeulana Gl. Lebt ähnlich in Apfelblättern, Nordamerika.
Carpocapsa Tr.
Ähnlich Grapholitha, aber die mitunter stark gekrümmte Ader 1 a
der Hinterflügel umschliefst bei den Männchen eine grubenartige Ver-
tiefung in Zelle 1 a. Raupen in Früchten.
C. amplana Hb. Vorderflügel hell zimmetfarben , mit grofsem
lichten, auf beiden Seiten braun beschattetem Innenrandsflecke.
C. splendana Hb. Eieheln^viekler. Vorderflügel weifsgrau,
bräunlich gewässert, Spiegel gelb mit schwarzen Strichen, wurzelwärts
tief schwarz begrenzt.
C. grossana Hw. Buehelnwiekler. Vorderflügel bläulich-asch-
grau, dunkel gewässert; Spiegel bräunlich gelb, schwarz gestrichelt,
nach der Wurzel zu von braunem, dreieckigem Flecke begrenzt.
^) Froggätt, Austral. Insects p. 277 — 278, fig. 142.
2) Smith, J. B. , Rep. New Jersev agric. Exp. Stat. 1892 p. 462 — 463, 1898
p. 410-446, fig. 9; Bulletin 149, 1901, p. 1—12, 1 PL; Pettit, Bull. Michigan agric.
Exp. Stat. 175, 1899, p. 346-347, fig. 5.
Tortriciden, Wickler. 277
Die Raupen der genannten Arten leben im Spätsommer in den
Früchten von Hasel- und WallDuis, Eiclie, Buche, Eiskastanie, die eine
mehr diese, die andere mehr jene Frucht vorziehend. Im Herbste ver-
spinnen sie sich in der Erde, seltener in Rindenritzen, verpuppen sich
aber erst im Frühjahre , kurz vor dem Ausfliegen des Schmetterlings,
dessen Flugzeit in Juni und Juli fällt. Von ernsthaftem Schaden ist
selten die Rede.
C. pomonella L. Apfel wiekler , Codling- moth, La Pyrale
des Pommes. 1) (Fig. 202). Vorderflügel grau, dunkler gewässert, das
Wurzelfeld senkrecht abgeschnitten; Spiegel rötlich-dunkelbraun, rot-
golden eingefafst und wurzelwärts tiefschwarz begrenzt 10 mm lang,
21 Spannweite. Das Männchen hat unten an den Vorderflügeln einen
länghch-viereckigen, schwarzen Fleck, oben auf den Hinterflügeln einen
langen schwarzen Haarpinsel. — Raupe zuerst weifslich, regelmäfsig
schwarz punktiert, mit dunklen Chitinschildern, später fleischrot, nach
unten weifslich werdend, Kopf braun mit dunkleren Flecken, Nacken-
und Afterschild heller, 15—20 mm lang.
Geschichte. Der Apfelwickler war offenbar schon den alten
Römern bekannt. Zum ersten Male in der Literatur erwähnt ihn
GoEDAERT 1(335 in seiner „Metamorphqsis naturalis". Seither ist er in
zahllosen Schriften behandelt. Gute Übersichten über diese
geben vor allem Slingerland und Simpson.
Seine Verbreitung erstreckt sich wohl über alle
Gebiete, in denen der Apfelbaum angebaut wird. Verschie-
dene Länder, wie Nordamerika, Australien und das Kapland,
haben Gesetze zur Verhinderung seiner weiteren Ein-
schleppung erlassen,
N ä hr p f 1 a n z e n. Ursprünglich ist dies wohl der Apfel- -Fig. 202
bäum; doch ist die Raupe auch in Birnen sehr häufig und A.pfelwickler
wird ferner gefunden in Quitten, in kleinfrüchtigen bzw.
wilden Pyrus-Arten, Wallnüssen und, in Australien, auch in
Aprikosen, Pfirsichen und Pflaumen-, auch in Efskastanien und Eichen-
gallen.
Die Lebensweise ist etwas verschieden, je nachdem eine oder
mehrere Brüten im Jahre auftreten. Bei Einbrütigkeit (nördliches
Europa und Nordamerika) verpuppen sich die überwinterten Raupen
Anfangs Mai. Nach drei bis vier Wochen fliegt der Falter aus. Das
Weibchen legt seine 20 — 80 schildförmigen, wasserhellen, fein gerippten
Eier einzeln an Blätter, grüne Triebe, meist aber an die jungen Früchte,
vorwiegend an deren Seite, seltener in Kelch- oder Stielhöhle ab.
Nach etwa zwölf Tagen kriecht das Räupchen aus , das , wenn an
Blättern geboren, erst einige Tage an diesen skelettiert, in der Haupt-
sache aber nach der Kelchgrube strebt, etwa acht Tage in dieser frifst
und dann erst sich in die Frucht einbohrt, um möglichst geraden
Weges nach dem Kerngehäuse vorzudringen. Die eigentliche Nahrung
der Raupe bilden die jungen Kerne ; das Fruchtfleisch wird nur nebenbei
st er
1
1) Hier sei nur die wichtigste neuere Literatvir angegeben: Slingerland, Cornell
Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 142, 1898, 69 pp., figs. 126—146; Froggatt, Agric. Gaz.
N. S. Wales Vol. 12, 1901, p. 1354-1365, 1 PL; Simpson, U. S. Dept. Agric, Div.
Ent., Bull. 41, 1903, 105 pp., 16 PL, 19 figs.; Lounsbuuv, Agric. Journ. Cape Good
Hope Vol. 25, 1904, p. 401—406; Bürner, Kais. Biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch.
Flugbl. 40, 1906, 4 S., 6 Fig.; Quaintance, Yearbook U. S. Dept. Agric. 1907,
Washington 1908, p. 425—450, Pls. 52—55.
278 Microlepidopteren. Kleinschmetterlinge.
genommen. Der Kot wird anfangs durch den Eingangskanal nach
aufsen geschafft, aiif dessen Mündung er sich als kleines Häufchen er-
hebt; später bleibt er teils im leer gefressenen Kerngehäuse liegen,
teils wird er durch einen neuen , seitlich mündenden , weiteren Kanal
fortgeschafft, auf dessen Mündung er ebenfalls ein Häufchen bildet.
Die Raupe hat überhaupt das Bestreben, diese Mündung geschlossen
zu halten. Wenn eine andere Frucht oder ein Blatt zu erreichen ist^
so werden diese daran festgesponnen, sonst eben das Kothäufchen. Nur
bei kleineren Früchten verläfst die Raupe die zuerst befallene, um noch
eine oder, bei ganz kleinen Früchten, noch mehrere auszufressen. Nach
etwa vier Wochen ist sie erwachsen und verläfst die Frucht ; wenn
diese noch am Baume hängt , läfst sie sich an einem Faden herab.
Sie sucht sich nun einen Versteck, am liebsten in oder unter rauher
Rinde , sehr gern in den Löchern der Borkenkäfergänge , nagt sich
hier ein flaches Bett, ohne aber von diesen Holzteilen zu fressen, und
verspinnt sich in einem dichten weifsen Kokon , Ende August , Sej)-
tember. Hier überwintert sie.
Zweibrütigkeit kann in den genannten Gebieten in warmen
Jahren auftreten; regelmäfsig ist sie in Südeuropa, Südengland, dem
südlichen Nordamerika , Teilen des Kaplandes und Australiens.
Auf der nördlichen Halbkugel spinnt sich die Raupe dann schon im
Juli ein, verpuppt sich nach zAvei bis drei Tagen und entlälst etwa
Anfangs August den Falter der zweiten Brut. Die Raupe derselben
dringt an jeder beliebigen Stelle in die Frucht ein, wird mit ihr reif
und gelangt meistens mit ihr in die Lagerräume, wo sie sich in Ritzen,
Fugen usw. verspinnt, um sich ebenfalls erst im nächsten Frühling zu
verpuppen.
In warmen Ländern, wie Californien, dem Innern von Südafrika,
Teilen von Australien usw., kommt noch eine dritte, selbst vierte
Brut vor.
Der Schaden besteht vorwiegend darin, dafs die ihrer Kerne
beraubten jungen Früchte sich nicht weiter entwickeln und abfallen;
weitaus das meiste Fallobst kommt auf Rechnung der Apfelmade.
Spätere Brüten schaden daher nicht mehr in dem Mafse , weil dann
das Obst meist schon halbreif ist; es wird dann allerdings notreif und
fällt zum grofsen Teile auch ab, ist aber noch zu Kompott usw. zu
verwerten. Immerhin entwickeln sich auch hier die Früchte nicht
normal, werden unappetitlich; durch die Gänge dringen die Atmo-
sphärilien und Fäulniserreger ein. In Nordamerika hat man den jähr-
lichen Verlust auf etwa 12 Millionen Dollar berechnet, zu denen noch
8 — 4 Millionen Dollar für Bekämpfung usw. kommen. — Andererseits
dürfen wir aber auch nicht vergessen , dafs das Fallen des jungen
Obstes eine sehr nötige Ausdünnung der Frucht bedeutet und so bei
Hochstammkultur von nicht zu unterschätzendem Nutzen ist.
Die Feinde der Apfelmade sind überaus zahlreich und bedrohen
sie in allen Stadien. Parasiten M gibt es überall eine ganze Anzahl.
Von äufseren Feinden sind vor allem die Meisen, aber auch andere
Vögel zu nennen; auch Raubinsekten (darunter wahrscheinlich auch
der Ohrwurm!) stellen ihr nach. Pilzlirankheiten sind ebenfalls nicht
selten beobachtet, in Nordamerika und Australien Isaria farinosa.
) Siehe hierüber noch Cäjieron, Trans. S. Afric. phil. Sog. ^ol. 16, 1906,
^ ^ " " ■ • ~ " S. Wales Vol. 17, "" """ ""^
3, 1907, S. ?17— 220.
p. 337 — 339;- Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol." 17, 1906, p. 387 — 395
bcHKEiNEK, Zeitschr. wiss. Insekt. Biol. Bd.
Tortriciden, Wickler.
279
Die Bekämpfung in der alten Welt geschieht vorwiegend durch
Auflesen des Fallobstes (besonders nützlich ist das Eintreiben von
Schweinen nach kräftigem Abschütteln der Bäume), Reinigen der
Stämme im Winter und das Umlegen von Fang gürtein. Als solche
lassen sich Papier , Sackleinewand , Holzwolle , Stroh- , Heuseile usw.
verwenden. Sie sind etwa einen Monat nach dem Fallen der Blüten-
blätter umzulegen , zweckmäfsig einer um den Stamm in etwa Brust-
höhe und je einer um jeden stärkeren Ast etwa ^/2 m von seiner Ab-
zweigung aus dem Stamme. Bei Zweibrütigkeit sind sie von Anfang
Juli an etwa alle acht Tage nachzusehen, bei dem Auftreten von Puppen
abzunehmen und zu reinigen; sonst können sie bis Ende September
bleiben. — Ein grofser Mifsstand aller Fanggiirtel ist, dafs sich in und
hinter ihnen gewöhnlich weit mehr nützliche als schädliche Tiere an-
sammeln. Werden dann die ganzen Gürtel vernichtet, so werden auch
erstere mit beseitigt; die Gürtel schaden daher unter Umständen mehr
als sie nützen. Am ehesten entgeht man diesem Übelstand durch ganz
dünne, einschichtige Fanggürtel, wie Papier oder Sackleinewand, oder
durch die bekannten Wellpappgürtel. Von ersteren kann man nach dem
Abnehmen die meist nur lose ansitzenden Nützlinge abschütteln, so
dafs nur die festgesponnenen Apfelmaden übrig bleiben ; an letzteren
bürstet man diese nach dem Abschütteln mit einer rauhen Bürste ab.
In beiden Fällen mufs aber auch der Stamm an der Stelle, an der der
Gürtel safs , nach den Gespinsten abgesucht werden. — Papiergürtel,
dünne Heu- , Strohseilo und Holzwollegürtel kann man auch da , wo
Meisen in gröfserer Zahl vorhanden sind, den Winter über sitzen lassen;
die Vögel suchen dann die Raupen darunter weg.
Die zweckmäfsigste Bekämpfung ist die durch Arsenmittel
(2 Pf. Bleiarsenat auf 50 Gallon. Bordelaiser Brühe). Die erste Be-
spritzung hat möghchst bald nach dem Fallen der Blütenblätter statt-
zufinden, und zwar möglichst von oben, so dais die noch offenen Kelch-
gruben, durch die etwa 80 ^/o der jungen Räupchen eindringen, mit dem
Gifte gefüllt werden. Nach acht Tagen schliefsen sich die Kelchblätter
über der Grube zusammen, Nach drei bis vier Wochen spritzt man
zum zweiten Male , gegen die aus den an Blättern usw. abgesetzten
Eiern auskriechenden Räupchen; bei Mehrbrütigkeit haben noch zwei
bis drei weitere Spritzungen stattzufinden. — Durch sachgemäfse
Spritzungen wurde in Amerika die Ernte um 32 — 72 ^/o vermehrt.
In Obstlagerräumen sind zur Flugzeit der Wickler die Fenster ge-
schlossen zu halten.
Stärkere Regen zur Flugzeit waschen die frischgelegten Eier ab
oder lassen sie wenigstens nicht zur Entwicklung kommen. Man hat
diese natürliche Beschränkung durch häufige Bespritzung der Bäume
zur angegebenen Zeit mit starkem Wasserstrahle nachzuahmen ver-
sucht, und zwar, wie mehrfache Berichte zeigen, mit sehr gutem Erfolge.
Fanglampen und Fanggläser haben sich nicht bewährt.
Tuietocera Ld.
Fühler beim Männchen mit Ausschnitt über der Wurzel.
T. ocellana F. (comitana Hb.). Roter Knospenwieklep, Bud
mothi) (Fig. 203). Vorderflügel weifs oder grau, Spitze dunkelbraun.
') Slingerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 50, 1893, p. 1—29, 8 figs.
Bull. 107, 1896, p. 57—66, figs. 32—39.
280
Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Wurzelfeld bläiüicli-scliwarzgrau, ein kleines bräunliches, schwarz
punktiertes Dreieck vor dem Innenwinkel , Spiegel bleigrau eingefafst,
bis unter den Vorderrand mit schwarzen Strichen; 7,5 mm lang, 17 mm
Spannweite. Raupe braunrot, mit schwarzem Kopie und Nackenschilde
und einzelnen schwachen Härchen auf kleinen Wärzchen, 9 — 10 mm
lang. — Europa, Nordamerika, an den verschiedensten Laubhölzern,
namentlich auch an Obstbäumen, besonders in Baumschulen und an Form-
obst und Pfropfreisern. — Der von Mitte Juni bis in August fliegende
Falter legt seine Eier einzeln an Frucht- und Blattknospen oder Blätter.
Die nach einer Woche auskriechenden Räupchen skelettieren ein Blatt
von unten , unter dem Schutze eines Gespinstes. Zu Beginn des
Herbstes spinnen sich die knapj) halb erwachsenen Räupchen an jüngeren
Zweigen in der Nähe von Knospen zur Überwinterung fest (Fig. 204).
Im Frühjahre fressen sie sich zuerst in Knospen ein und höhlen sie
aus ; später spinnt die ältere Raupe ganze Blatt- und Blütenbüschel
zusammen und frifst in ihnen. Auch in die jungen Endtriebe bohrt sie
sich einige Zentimeter tief ein und tötet sie so ab. Zuletzt durchbeifst
sie den Stiel eines älteren Blattes , rollt und spinnt es zusammen und
befrifst von da aus andere Blätter, die sie zum Teile an jenes an-
Fig. 203. Eoter Knospenwickler.
Ravipe nach Slingerland (vergr.).
Fig. 204. Überwinterungsgespinste des Roten
Knospenwicklers (nach Slingerland).
spinnt. Hier verpuppt sie sich im Juni in weifsem Gespinste ; nach
etwa zehn Tagen fliegt der Schmetterling aus. Als Feinde führen
Taschenbeeg und Slingerland mehrere Schlupfwespen an. In Canada
stellen der Raupe Vögel und eine Grabwespe, Odijncrus catskillensis,
nach.
Bekämpfung: Spritzen mit Arsenmitteln gleich, wenn sich die
Knospen geöffnet haben.
Die dunklere Varietät larleiana Hein. ^) frifst im Frühjahre die
röhrig zusammengesponnenen Nadelbüschel der Lärchen aus.
Grapholitha Hein.
[-- ' Mittelast der Hinterflügel ziemlich gerade, entspringt entfernt von
derihinteren Ecke der Mittelzelle. Vorderflügel nicht geknickt. Hinter-
schienen des Männchens ohne Haarpinsel.
') BoRGMANx, Forstl. nat. Zeitschr. Bd. 4, 1895, S. 171—175, 5 Fig. Von anderen
Autoren wird diese Form als gute Art angesehen.
Tortriciden, Wickler. 281
Gr. dorsana F. Mondfleekig'er Erbsenwiekler (Fig. 205).
Vorderflügel olivenbrann mit schmalem, weilsem Innenrandsmonde und
rötlich silbern eingefafstem, schwarz gestricheltem Spiegel. Hinterflügel
bräunlich, beim Männchen an der Wurzel weilslich. Raupe orangegelb,
Schilder und Brustfülse dunkel; 14 mm lang. — Falter im Mai und
Juni. Eier einzeln an ganz jungen Erbsenschoten; in deren Samen
frifst die Raupe im Juni und Juli große Löcher. Erwachsen , ver-
kriecht sie sich flach in der Erde, um sich erst im nächsten Frühjahre
^u verpuppen. Schaden oft sehr beträchtlich, bis 50 und mehr Prozent.
Nach Gutzeit ^) leiden Viktoria- und kleine weifse Erbsen mehr als andere,
•alle Sorten auf Stalldung mehr als auf ungedüngtem Boden, spätere
Aussäten mehr als frühe. — Nach Sorhagen'^j auch an Orobus tuberosus,
Lathyrns pratensis und Trifolium pratense.
Bekämpfung: unmittelbar nach der Ernte die Beete tief um-
graben.
Gr. duplieana Zett. Dunkler Fiehtenrindenwiekler (dorsana
Rtzb. part.). Die noch nicht beschriebene Raupe von Herbst bis
Mai in Fichtenrinde. Falter in Juni und Juli. — Die Angabe , dafs
sie auch in den von Rost aufgetriebenen
Weifstannen- und Wacholderzweigen leben
soll, wird von Nüsslin bezweifelt.
Gp. paetolanaZ. (dorsana Rtzb. part.j.
Oll venbrauner Fiehtenrindenwiekler,
Raupe weifslich bis rötlich , Schilder hell-
braun: auf der Mitte des letzten Ringes t^. ^a- n i, i j
' -r^ .■■ . -TTT.. 1 1 -tifi'- ^Od. (irapnol. dorsana.
eine Reihe paariger Warzchen, ohne (2:1).
Afterborsten; 12 — 13 mm lang. Falter Ende
Mai bis Mitte Juni. Eier an Basis der Astquirle. Raupe frilst in diesen
von Juni an unregelmäfsige , mit Cxespinst ausgekleidete Gänge , aus
denen Harz und Kot austreten. Oberhalb schwellen die Zweige an.
Überwinterung am Frafsorte ; Verpuppung Anfang Mai. Vorwiegend
an Stämmchen junger Fichten, die drei obersten und vier bis sechs
untersten Quirle verschonend. Meist folgen ihr andere tierische
Feinde. Die befallenen Stellen sind auszuschneiden oder mit Teer
zu überstreichen.
Nach der wohl nicht stichhaltigen Ansicht Möllers^) soll Gr. pac-
tolana die Gipfeldürre der Fichten bewärkt haben, die v. Tubeuf elek-
trischen Entladungen der Luft zuschreibt.
Gr. strobllella L. Fichtenzapfen wlekler. Die 10—11 mm
lange, etwas abgeflachte, gelblich-w^eifse Raupe mit ebensolchem Nacken-
schilde und hellbraunem Kopfe lebt von Juni an oft zu mehreren in
der Spindel von Fichtenzapfen, später auch die Schuppen und Samen
benagend. Die befallenen Zapfen verkrümmen sich, die Samen ent-
wickeln sich nur unvollkommen. So ergaben 1 hl befallener Zapfen
statt 600 g nur 850 g Samen-*). Puppe im Frühjahre. Falter von Mai
bis Ende Juni. Eier an den grünen jungen Zäpfchen. Die befallenen
Zapfen sind rechtzeitig zu sammeln und auszuklengeln.
') Deutsche landw. Presse Jahrg. 28, 1901, S. 681-682, 687-688.
2) KleinschmetterÜBge der Mark Brandenburg, Berlin 1886, p. 120.
=*) Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen Jahrg. 35, 1903, S. 365-368.
*) ScHöYEx, Indberetn. Skadeinsekt. . . . paa Skogtraeerne i 1904, p. 266—267,
iig. 4.
282 Microlepidopteren, Kleinschmetterliuge.
Grapholitha zebeana Rtzb. Lärehengallenwiekler ij. Raupe
sclimutzig gelbgTüii mit braunen Schildern, behaart; 10 mm lang. Flugzeit
Mai. Eier einzeln an die Basis ein- bis zweijähriger Triebe. Raupe frifst
unregelmäisige, von Gespinst ausgekleidete Plätze in der Rinde, später
bis in den Splint vier- bis zehnjäliriger Lärchen. Aus der Fraisstelle
treten Harz und Kot aus, oberhalb schwillt der Trieb gallenartig an, die
Rinde berstet. Bis Herbst werden die Gallen erbsengrofs. Im nächsten
Jahre wird der Frais fortgesetzt, wobei frisches weilses Harz zu dem
alten braunen und grobkrümeliger Kot zu dem alten feinen treten;
die Galle wird kirschengrofs. Nach abermaliger Überwinterung ver-
puppt sich die Raupe im April des dritten Jahres. Bei stärkerem
Befall wurden bis zu 40 Gallen an einem Baume gefunden-, dann
können auch ältere Lärchen ergriffen werden. Äste und obere Stamm-
teile können eingehen, abnorme Wüchse entstehen. Die Wundstellen
bieten Feziza Willlommü Eingangspforten dar.
Bekämpfung: Die Zweiggallen sind bis spätestens April des
dritten Jahres abzuschneiden, die Stammgallen mit Teer zu bestreichen.
Gr. rosetieolana Zell. Raupe in frühreif werdenden Hagebutten.
Gr. nebpitana Tr. (H.S. Hein.) 2). (Fig. 206). Vorderflügel
olivenbraun, nach der Spitze zu rötlich-goldglänzend, am Vorderrande
mit weifsen und schwarzbraunen Häkchen-, zwei blaue, an dem hellgelben,
schwarz gestrichelten Spiegel gelblich - silber-
glänzende Metallin ien -, 7 mm lang, 17 mm Spann-
weite. Raupe '^l gelblich, grünlich, auf dem vierten
bis zehnten Ringe je zwei Paare dorsaler grau-
blauer, durch Querrunzeln verbundener Wärzchen ;
jedes mit einem Haare ; auf dem zweiten, dritten
Flg. 206. ^^j-^^^ elften Ringe ie eine Querreihe solcher Wärz-
GraphoL^ne^ntana. ^^^^^^ ^^^^ glänzend braun, desgleichen das von
ihm durch ein breites gelbliches Band getrennte,
licht geteilte Nackenschild; Afterschild klein, hellgrau; Brustfüfse
schwärzlich-grau; 8 — 9 mm lang.
Gr. nig-ricana Steph. (nebritana Z., tenebrosana Z. , H.S. , Hein.,
nee Dup., pisana auct,)^). Voriger sehr ähnlich, aber Flügel kürzer,
breiter, grau beschuppt, an der Spitze ganz schwach gelblich glänzend.
Spiegel mit schwarzen Punkten, die ihn einfassenden Bleilinien matter
veilgrau; 6 mm lang, 14 mm Spannweite. Raupe noch unbeschrieben,
nach Kirchner wie die von Gr. dorsana, aber Wärzchen dunkler und
deutlicher. Europa, Canada (seit 1893j, schädlich.
Diese beiden einfarbig braunen Erbsenwiekler wurden selbst
von guten Entomologen vielfach verwechselt; die phytopathologische
Literatur ist natürlich ganz unkritisch. Nach Angabe von Herrn Sauber
ist letztere Art im nördlichen Deutschland der „Wurm" der Garten-
erbsen, wie es Kaltenbach*) auch von den Rheinlanden angibt; erstere
Art ist mehr im Süden heimisch und zwar vorwiegend an wilden Legumi-
nosen, aber auch an Linsen und Felderbsen. In der Biologie dürften
1) Borgmann, Zeitschr. Forst- Jagdw. Bd. 1, 1892, S. 749—764; Forst, nat.
Zeitschr. Bd. 8, 1894, S. 244—246; Wingelmüllek , Mitt. Pflanzenschutzstat. Wien
1907; Leos, Zentralbl. ges. Forstw. Jahrg. 24, 1898, S. 265.
'^) Die Synonymie ist in Staudinger ti. Rebei.s Katalog ausführlich und richtig
dargestellt.
?) SuKHAGEN, Berl. ent. Zeitschr. Bd. 25, 1881, S. 20—21.
^) Pflanzenfeinde S. 145.
TortricideB, Wickler, 283
sich beide ziemlich gleich verhalten. Die im Mai und Juni fliegenden
Falter legen bis zu drei Eier an ganz junge Schoten. Die nach
ungefähr 14 Tagen ausschlüpfenden Räupchen bohren sich in diese ein
und fressen die Samen aus-, das Eingangsloch verwächst. Die Schote
wird frühreif und öffnet sich so weit , dafs die Raupen sie verlassen
können, um sich auf oder flach in der Erde zu verspinnen. Verpuppung
im allgemeinen erst im nächsten Frühjahre. Als Vorbeugung sind die
blühenden Erbsen mit Rufs zu bestäuben, mit Quassia-Abkochung oder
ähnlichem zu bespritzen. Zur Bekämpfung ist das Erbsenstroh sofort
nach der Ernte zu verbrennen und der Boden bald danach tief um-
zugraben. — Über den Einflufs der Kultur siehe bei Gr. dorsana. —
In Canada leiden die frühesten und die spätesten Sorten weniger.
Gr. funebrana Tr, Pflaum enwiekler. Vorderflügel graubraun
und aschgrau gemischt, Spiegel aschgrau, matt glänzend, mit feinen
schwarzen Punkten, unbestimmt begrenzt-, 14,5 mm Flügelspannung.
Raupe oben rötlich, auch das Nacken schild, unten weifslich, Kopf
schwarzbraun, sehr spärlich behaart; 12 mm lang. Falter im Juni und
Juli. Eier einzeln an jungen Steinobstfrüchten. Die Raupe dringt ge-
wöhnlich am Stielende in diese ein und frifst das Fruchtfleisch um den
Kern herum. Ende September läfst sie sich zur Erde herab und ver-
spinnt sich hier oder an der Rinde in weifslichem Gespinste. Erst im
Frühjahre verpuppt sie sich. — Die befallenen Früchte werden notreif
und fallen frühzeitig ab. Man schüttelt sie ab ; Enten fressen sie gerne.
Auch Madenfallen fangen viele der Raupen.
Gr. prunivorana Rag. ^). Vorderflügel rötlich - braun, purpurn
schimmernd , mit zahlreichen unregelmäfsigen dunklen Querlinien ;
14 mm Spannweite. Raupe oben schwach rötlich, unten hell, Kopt
leuchtend rot , Nackenschild blasser , 12 mm lang. Frankreich , in
Pflaumen; Lebensweise genau wie bei Gr. funebrana; Falter auch von
Apfelbäumen geklopft.
Gr. woeberiana Schiff. Rindenwiekler-). Vorderflügel
dunkelbraun mit rostgelben und bleigrauen Querwellen , fünf
weifsen Häkchen am Vorderrande und einer geschwungenen Bleilinie
vom fünften Häkchen zum Augenpunkte ; Spiegel auf rostgelben Grunde
dick schwarz gestrichelt und von dicker Bleilinie umzogen; 16 mm Flügel-
spannung. — Raupe schmutzig grün, rotköpflg, spärlich behaart, bis
9 mm lang. Europa, an Obst- und anderen Bäumen, namentlich an
Prunus -Arten.
Die Biologie ist noch nicht hinreichend geklärt. Während die
meisten deutschen Forscher nur eine Brut annehmen, deren Falter von
Juni bis August fliegen sollen, glaubte Kollar zwei Brüten feststellen
zu können, deren erste Ende Mai, Juni, deren zweite Endo August,
September fliegen soll. Zur gleichen Ansicht kamen v. Schilling und
Theobald (England), nur mit etwas veränderten Flugzeiten. Die Ei-
ablage erfolgt in Rindenritze und -risse; die Raupen fressen im Baste
und teilweise auch im Splinte unregelmäfsige, meist quer verlaufende.
1) ßAGONor, Bull. Soc. eilt. France 1879, p. CXXXII— CXXXIII; Ann. Soc. ent.
France 1894, p. 216—217, PI. 1, fig. 8; Lafaury, ibid. 1885, p. 407-408; de Joannis,
Feuille jeun. Nat. T. 87, 1907, p. 52—53.
'^) küLi.AR, Naturgescli. der schädl. Insekten, Wien 1887, S. 242— 243; Sorhagex,
Berl. ent. Zeitschr. Bd. 25, 1881, S. 23—24; v. Schilling, Prakt. Ratg. f Obst- u.
Gartenbau 1900, S. 29—31, 44-46, 10 Fig.; S. 295—297; Theobald, Rep. 1906, p.39— 41^;
Rep. 1907, p. 45—47; Rep. 1908, p. 44-45.
234 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
geräumige, ausgesponnene Gänge ; den gröfseren Teil des Kotes stofsen
sie aus Luftlöchern aus, an denen er in länglichen, braunen Klümpchen
hängen bleibt, die die Tätigkeit der Raupen sofort verraten. Eigen-
tümlich ist das zähe Festhalten vieler Generationen an derselben Stelle :
die Weibchen legen ihre Eier immer wieder an alte Frafsstellen, die
sich dadurch von Jahr zu Jahr vergröfsern, oft unter kropfartigen Ver-
dickungen der Wundränder. Beim Steinobste fliefst aus den Wunden
reichlich Gummi aus , daher der Name „ G u m m i w i c k 1 e r " M nicht
unangebracht erscheint. Am Apfelbaume entstehen krebsartige Wunden ;
die Rinde stirbt über der Mitte gröfserer Frafsstellen ab, so dafs das
Holz blofsgelegt wird; in der Rinde, namentlich in den ringsum ent-
stehenden Überwallungswülsten fressen die Raupen neuer Brüten weiter,
wie überhaupt alle Stellen, an denen lebhafte neue Holzbildung vor
sich geht, vorgezogen werden, was wohl auch das Festhalten an alten
Frafsstellen erklärt, sowie den Umstand, dafs gerade kräftige, gesunde
Bäume gern befallen werden. Während nach Theobald in England
nur Steinobst und nur die unteren Stammteile von ein bis vier Fuls
Höhe befallen werden, berichtet v. Schilling mehr von Verletzungen
an jungen Zweigen von Apfelbäumen. Äste und Zweige sterben ge-
wöhnlich an der Frafsstelle ab ; selbst ganze Bäume können bei stärkerem
Befalle eingehen. Bestreichen der vorher geglätteten Bäume mit Fett.
Kalk oder Holzteer zur Flugzeit der Falter hält diese von der Eiablage
ab. Klemere Wunden sind in grofsem Umkreise auszuschneiden-,
stärker befallene Bäume umgibt man mit einem festen Verbände von
Baummörtel, um das Ausschlüpfen der Falter zu verhüten. Thegbali»
empfiehlt einen Anstrich von Lehm und Bleiarsenat in der Annahme,
dafs die Luftlöcher bohrenden Raupen davon fressen und zugrunde
gehen. Mir scheint dies sehr zweifelhaft; die Raupen werden diesen
Anstrich ebensowenig wie die alte Rinde fressen, sondern nur durch-
beifsen, wie sie ja auch den Teeranstrich ohne Schaden durchlöchern.
GraphoHtha erlyeinivorella Mats.^). Japan, sehr schädlich, an
Sojabohne. Biologie ähnlich der von Gr. nebritana.
Gr. sehistaeeana Sn. Grauer Bohrer des Zuckerrohres auf
Java^). Die 12(1 — 170 Eier werden in geringer Zahl reihenweise an
die Blattscheide oder Unterseite der Blätter junger Zuckerrohrpflanzen
abgelegt , nahe der Erde. Die im erwachsenen Zustande einförmig-
graue, gelbköpfige Raupe dringt unten in den Stengel und bohrt sich
spiralig nacli oben, meist oberflächlich, so dafs die Mehrzahl der Blätter
abstirbt. Nicht selten wird auch die Endknospe zerstört, so dafs das
Längenwachstum aufhört. Die inzwischen angehäufelten Pflanzen treiben
aus den unteren Knospen neue Stengel, so dafs sie stark bestockt
werden. Puppe oben im Stengel. In das Eingangsloch dringen später
Fäulniserreger ein, die das Innere weiter zerstören. Auch ältere
Pflanzen werden befallen und an ihnen namentlich Knospen ausgefressen.
Bekämpfung s. bei Chilo (S. 316).
^) Schule, .Tahresber. Sonderaussch. Pflanzenschutz D. L. G. 1898, S. 212,
234, usw
2) Matsumura, Ent. Nachr. Jahrg. 26, 1900, S. 197; Allg. Zeitschr. Ent. Bd. 6,
1901, S. 23; Tak.\h.vshi, s. Jahresber. Pflanzenkrankh. Bd. 9, 1906, S. 143.
3) Zehntner, Arch. -Java Suikeriudustrie 1896; U. S. Dept. Agric, Div. Ent.,
Biül. 10. 1898, p. 84—35; Krüger, Das Zuckerrohr und seine Kultur, Magdeburg 1899,
S. 355 ff., Fig.
Tortriciden, Wickler. 285
Epiblema Hb.
Brust ohne Schopf; Vorderflügel beim Männchen mit Umschlag an
der Wurzel des Vorderrandes, Ast 3 und 4 der Hinterflügel gestielt.
Hinterschiene des Männchens ohne Haarpinsel.
E. tripunetana L. Dreipunktig-er Rosen Wickler. Vorderflügel
weifs, Wurzelfeld und Flügelspitze schwarzgrau, Spiegel mit drei schwarzen
Punkten, breit bleigrau eingefaist ; Taster rotgelb. Raupe schwarzgrün,
unten lichter, mit gelben Haaren auf weifslichen Wärzchen-, Kopf,
Brustfülse und Nackenschild schwarz, letzteres vorne weifs gerandet;
Afterschild gelb; 9 mm lang. Falter im Juni und Juli; Raupe frifst
im Mai Rosenknospen aus, Puppe in zusammengezogenen Blättern
der Endtriebe.
E. tedella Clerck (comitana Schiff,, hercyniana Rtzb.) Fiehten-
nestwiekler ^ ), Raupe hellbraun oder grünlich mit zwei Rückenstreifen ;
Kopf und Nackenschild braunschwarz gefleckt; 9 mm lang, Flugzeit
Mai (bis Juli). Eier einzeln an Nadeln, die von den Raupen bis zu 15
in versponnenen Nestern ausgehöhlt werden^). Die^ Nadeln vergilben;
später bräunen sie sich. Oktober, November lassen sich die Räupchen
herab und überwintern unversponnen ; ebenso verpuppen sie sich hier.
Der Frafs ist von mäfsiger Bedeutung, da zu seiner Zeit die Kambial-
bildung schon abgeschlossen ist und die Knospen verschont werden.
Nur Kahlfrafs kann die Bäume so schwächen, dafs sie anderen Feinden
(Borkenkäfern) leichtere Angriffspunkte bieten. Sonnige Lagen und
geschwächte Bäume werden bevorzugt, Bekämpfungsmalsregeln kaum
ausführbar bzw, angebracht. Baer^) beobachtete eine Epidemie von
Eritomophthora radicans Bref . unter den Raupen ; Infektionsversuche ge-
langen jedoch nicht. — Auch an Picea sitchensis*),
E. nig-rieana H.S. Tannenknospenwiekler. Fliegt in Juni,
Juli. Eier einzeln an Knospen junger Edeltannen, besonders am Gipfel-
triebe, Das anfangs hell-, dann rotbraune, 8 mm lange Räupchen mit
schwarzem Kopfe höhlt von August bis Juni die Knospen am Trieb-
ende aus. Austretendes Harz, Kotkrümel und Gespinstbrücken zwischen
den befallenen Knospen verraten seine Tätigkeit. Verpuppung meist
im Boden.
Notocelia Meyr.
Vorderflügel des Männchens mit Umschlag an Wurzel des Vorder-
randes; Ast 10 näher an 9 als an 11 entspringend. Ast 3 und 4 der
Hinterflügel aus einem Punkte, der Mittelast entfernt davon, gegen die
Wurzel gebogen. Hinterschienen des Männchens fast immer mit Haar-
pinsel.
1) DoLLEs, Forstl. nat. Zeitschr, Bd. 2, 1893, S. 20—2^.
") Fernere Bewohner von FichtennadelnS) sind Asthenia pyg-meana Hb.
(Raupe zuerst gelb, später grün; Kopf schwarz oder braungrün, an jungen Mai-
trieben, zwei Löcher in jeder Nadel), Steg-anoptycha nanana Tr. (Eaixpe
dunkel braunrot, Kopf schwarz) und Cymolomia hartig'iana Rtzb. (Raupe
grün, Kopf hellbraun). Siehe hierüber die Bücher über Forstinsekten!
3) Baeb, Tharandt, forstl. Jahrb. Bd. 53, 1903, 2, Hälfte, S. 171—208.
*) Jentsch, Mund, forstl. Hefte 1899, S. 156-158.
5) Baer, Nat. Zeitschr. Forst- u. Landwirtsch. Bd. 4, 1900, S. 429—440, 3 Fig.
286 Microlepidopteren, Kleinschmetteiiinge.
Notoeelia roborana S. V, Weifsbindig-er Rosenwiekler. Yoi cler-
ilügel weifs, mattgran gemischt, vor dem Sanme und in der S2:)itze rostrot,
Wurzelfeld graubraun, Spiegel schwarz punktiert, Taster rotbraun.
Raupe plump, braun, Kopf gelbbraun, Nacken- und Afterschild schwarz,
auf jedem Ringe pechbraune Warzen mit je einem lichten Borsten-
haare; 17 mm lang. Flugzeit Juni, Juli. Raupe spinnt im ersten
Frühjahre Blätter und Knospen von Rosen, Rubus-Arten, Weifsdorn
und Eichen zusammen und zerfrifst sie. Puppe am Frafsorte. Nach
NöKDLiNGER mehrere Brüten. Nach Collinge') in England in Früchten
von schwarzen Johannisbeeren.
Semasia H. S.
Thorax ungeschopft. Vorderflügel gestreckt, mit sehr schrägem,
geschwungenem Saume, vortretender Spitze und ganz zurücktretendem
Innenwinkel ; Rippe 5 der Hinterflügel an der Wurzel stärker gebogen ;
Hinterschienen beim Männchen ohne Haarpinsel.
S. eonterminana H.S. Salatsamenwiekler. Vorderflügel
bleich leberbraun mit grofsem dreieckigen gelben Innenrandsfleck ;
Spiegel mit schw^arzen Linien, silberglänzend eingefafst. 17 mm Spann-
w^eite. Raupe oben rötlich, unten scharf abgegrenzt hellgrau, tiefe
Querringe zwischen den Furchen. Neben der dunklen Rückenlinie
zwei Reihen heller, schwarz gekernter AVärzchen mit je einem lichten
Haar. Kopf honiggelb, geschwärzt; Nackenschild schmal, glänzend,
vorn breit weifsgrau, hinten mit halbmondförmigem schwarzen Fleck.
Afterklappe mit schwarzem Querflecke-, Brustfüfse aufsen glänzend
schwarz; 13 mm lang. - Flugzeit Mitte Juni bis Mitte Juli. Eier in
Häufchen an die Blütenknospen. Raupe im September in den Blüten-
köpfchen des Salates , zuerst ganz darin verborgen , später mit dem
Hinterende herausragend. Aus den ausgefressenen, später bräunlich
oder schwarz werdenden Blütenköpfchen wird reichlich Kot ausgestofsen.
Ende September, Anfangs Oktober verspinnt sich die Raupe in einem
Erdgehäuse, in dem sie sich im nächsten Frühjahre verpuppt. Zerstört
öfters den ganzen Samenertrag.
Steganoptycha Steph.
Innenrandshälfte der Vorderflügel nur zum Teil heller gefärbt als
die des Vorderrandes; Wurzelfeld bis zum Vorderrand gleichmäfsig
gefärbt.
St. pinieolana Zell, ('diniana Gr.) Grauer Lärchen wiekler 2);
La Pyrale grise. Raupe schwärzlich-gTün mit schwarzgrünen Längs-
streifen und schwarzem Kopfe und Nackenschilde; 10 — 12 mm lang.
— Nördliches Europa, Sibirien, Nordamerika, Alpen; schädlich aber
bis jetzt nur in den letzteren und Nordosteuropa. Raupe frifst im Mai
imd Juni die Nadelbüschel von innen aus. Puppe in Bodendecke
sowie am Baume. Bei starkem Auftreten Kahlfrafs, so dafs die ganzen
Bäume rotbraun werden. Auch an Fichte, Arve und anderen Nadel-
hölzern. Periodisch auftretend; eine Fralsperiode dauert gewöhnlich
drei Jahre.
1) Report . . . 1906, p. 31—32.
2) Henry, Feuille jeun. Natur. T. 32, 1902, p. 125-130; Cecconi, Boll. Soc. ent.
Ital. T. 33, 1901, p. 162—168; Escherich u. Baer, Nat. Zeitschr. Forst- u. Landwirtsch.
■Bd. 7, 1909, S. 188-194, Fig. 2.
Tortriciden, Wickler.
287
St. vaeciniana Zell.\). Raupe Juli bis September an Heidelbeeren,
die Blätter noch oben zusammenspinnend und skelettierend. Puppe
im Boden. Kann bei massenhaftem Auftreten sehr schädlich werden.
St. ruflmitrana H. S.^). Flugzeit Juni, Juli. Eier zu mehreren
an Nadelknospen von Weifstannen, wo sie überwintern. Frais ähnlich
wie bei Cacoecia murinana, nur etwa 14 Tage später.
St. pyrieolana Murtf. Apple bud borer ^j. Nordamerika.
Raupen in vier Brüten in den Endlmospen junger Apfelbäume, bei
älteren Bäumen der Wasserreiser. Die der letzten Brut überwintern
in ausgefressener Knospe und können durch Abschneiden der befallenen
Triebe bekämpft werden. Sanderson züchtete aus 8<) "/o der Raupen
Bracon meUitor Say.
Enarmonia priinivorana Walsh. The lesser apple worm*).
Ursprünglich aus Pflaumen und Zweiggallen von Obstbäumen be-
kannt, ist die (3— 8 mm lange, fleischrötliche Raupe mit braunem Kopf
und Afterschild in den letzten Jahren vielfach nächst der Apfelmade
Fig. 207. Von Enarmonia prunivorana befressene Äpfel (nacli Quaintance).
der schlimmste Feind der Äpfel in Nordamerika geworden. Sie
frifst anfangs ^4 — V2 Zoll tiefe Löcher in das Kelchende der Äpfel, auch
Platzminen unter der Haut (Fig. 207), besonders da,_wo zwei Äpfel
sich berühren; später dringt sie auch ins Innere der Äpfel bis zu den
Kernen. Beschädigte Äpfel fallen oft frühzeitig ab. Da die Raupe zur
Verpuppung in Rindenritzen usw. die Frucht später verläfst als die
Apfelmade, wird sie noch häufiger als diese mit Äpfeln verschleppt,
gelangt auch vielfach mit solchen aus Amerika nach Deutschland.
^) Escherich u. Bahr, 1. c. S. 194—196, Fig 8.
-) Wachtl, f. A., Die Weifstanuentriebwickler und ihr Auftreten in den Forsten
von Niederösterreich usw. während des letzten Dezenniums. Wien 1882. 4^.
66 pp. 12 Taf.
3) Sanderson, it. S. Dept. Agric, Div. Ent. Bull. 26, N. S. 1900, p. 69; Delaware
agric. Exp. Stat. Bull. 53, 1901; Canad. Ent., Vol. 35, 1903, p. 158-161, 5 figs.
*) Quaintance, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 68, 1908, Pt. 5; Journ. econ.
Ent. Vol. 1, 1908, p. 141-142; Taylor, ibid. Vol. 2, 1909, p. 237-239.
288 Microlepidopteren, Klemschmetterlinge.
Polychrosis Rag.
P.botrana Schiti. Bekreuzter Traubenwickler i) (Fig. 208j. Vordei-
ilügel olivenbraun mit breiter, weifslicher, am Innenrande bleigrau ausge-
füllter Binde vor und einem stark geschwungenen bleigrauen, weifslich
gesäumten Querstreifen hinter der Mitte. Hinterflügel hellgrau, 5-6 mm
lang. 12 — 13 Spannweite. Raupe schmutzig grün, spärlich weifs behaart^
Kopf und Nackenschild hellbraun, Brustfüise schwärzlich; 9 — 10 mm
lang, schlank, lebhaft. Heimat das südliche Europa, Serbien, Böhmen,
Wien, Pfalz, Frankfurt a. M. Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahr-
hunderts in die Gironde, Anfang dieses Jahrhunderts in den Rheingau,
nach Lüstners Ansicht mit Tafeltrauben über Wiesbaden eingewandert^
sich immer weiter ausbreitend und vermehrend. Der Vorliebe für
warme, geschützte Orte entsprechend, zeigte sich der Schädling immer
zuerst an Spalieren und in Gärten, dringt aber von da langsam in freie
Lagen vor, vielfach C. ambiguella verdrängend, mit der er in der Lebens-
weise viel Übereinstimmung zeigt. Doch tritt er gewöhnlich in drei
Brüten auf. Die Raupe der ersten lebt als Heuwurm in den Gescheinen,
die der zweiten und dritten als Sauerwurm in den Beeren. Die Sommer-
puppe findet sich meist in Falten vertrockneter, abgefallener Blätter,
die sich sehr regelmäfsig und frühzeitig verwandelnde Winterpuppe
unter Rinde ; Kokon sehr kräftig,
seidenglänzend. Verletzt , läfst
die Puppe hellgrün eintrocknende
Flecke an den Blättern zurück,
im Gegensatz zu den anderen
Traubenwicklern. Die Puppe hält
30 Tage unter Wasser aus, stirbt
aber bei zehntägiger Kälte von
12-15 ^
Als Parasiten führt Laborde ^)
Fig. 208. Bekreuzter Traubenwickler ^^^ . p/,^,,^^^, Jahordci Perez, Crypius
nach bLiNGERi.AND) : Stark versrolsert. • j ? -n t>7 i i
^ minumlus rerez^ Fliygadeuon ende-
midtsPerez, Pteromalusvüis Perez.
In Italien sind acht Ichneumoniden , eine Diptere , eine Spinne und
zwei Pilze als solche bekannt.
Betreffs Bekämpfung und sonstiger Einzelheiten siehe Conchylis
ambiguella.
P. viteana Gl. Grape berry moth'^). Diese früher für identisch
mit voriger angesehene Art wird neuerdings bestimmt von ihr getrennt;
dennoch dürfte sie wohl nur als geographische Rasse anzusehen sein.
— Raupe ebenso, nur Nackenschild schwärzlich. Nordamerika, von
Canada bis zum Golf und bis Californien, stellenweise sehr schädlich.
Festgestellt sind nur zwei Brüten-, doch nimmt man an, dafs im Süden
sich drei folgen. Überwinterung nicht in Rindenritzen, sondern in
abgefallenen Blättern, aus denen sich die Raupe ein Läppchen heraus-
schneidet, das sie umschlägt, um sich darunter zu verpuppen. Parasiten :
') LüsTNER. Ber. Lehranstalt . . . Geisenheim 1902 u. ff., Mitt. Weinbau und
Kellerwirtsch. Jahrg. 21, 1909, p. 50—54, Taf. 2; siehe auch Literatur bei Conchylis
ambiguella.
^) Rev. vitic, T. 14, 1900, p. 225—228; siehe Hollrung, Jahresber. Neuer.
Leistgen Pflanzensch., Bd. 3, S. 100.
^) Slixgerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 223, 1904, p. 43—60, fig. 12
bis 25; QuAiNTANCE, Farmers Bull. 284, 1907, p. 12—15, fig. 2.
: Tortriciden, Wickler. 289
Tricliograntnia preiiosa Ril. in den Eiern , Branm scridaior u. a. in den
Raupen.
Bekämpfung: Dreimaliges Spritzen mit Bleiarsenat und Seife, zuerst
beim Aufblühen der Reben, dann nacli dem Fallen der Blütenblätter,
nacli 8—10 Tagen zum letzten Male, hat sich gut bewährt. Zum Schutze
gegen die Eiablage der zweiten Brut umhüllt man die Trauben zu
deren Flugzeit mit Säckchen.
Eiidemis Hb.
E. vaeciniana Pack. Cranberry lire worm'). Der schlimmste
Feind der Moosbeerkultur in Nordamerika. Zwei Braten: Falter in
Juni^ Mitte Juli- August. Raupe dunkelgrün, schwarzköpiig. Die der
ersten Brut miniert anfangs 1 — 2 Tage in einem Blatte; dann spinnt
sie die Blätter an der Spitze der Pflanze zusammen und fril'st sie ab.
Die der zweiten Brut frifst zuerst die jungen Blüten oder Früchte,
wenn diese alle sind, auch die Blätter und älteren Beeren. Der Frafs
der zweiten Brut schreitet so rasch fort, dafs ganze Felder („bogs')
oft in 3 — 4 Tagen zerstört werden; sie sehen dann aus, wie vom Feuer
versengt. Im Herbste ergrünen sie zwar meistens wäeder; die Ernte
ist aber verloren.
Puppe in der Erde, in abgefallenem Laube oder an der Frafsstelle. Die
Eier der zweiten Brut überwintern und halten selbst das lange Unter-
wassersetzen der Felder aus. Die Raupen jedoch sind gegen Wasser
sehr empfindlich. Smith rät daher, das Wasser im Frühjahre recht
früh abzulassen, so dafs die Räupchen früh auskriechen. Dann setzt
man die Felder 24 Stunden lang unter Wasser. Ameisen tragen die
RaujDen in ihre Nester.
Bei trockener Kultur, die den Schädling begünstigt, wird anfangs
Mai gegen die erste, Ende Juli gegen die zweite Brut mit Bleiarsenat
gespritzt.
Oletlireutes Hb. (Pentliina Tr).
Brust stark geschöpft. Ast 7 und 8 der Vorderflügel ungestielt,
Ast 3 und 4 der Hinterflügel aus einem Punkte. Hinterschienen des
Männchens fast immer mit Haarpinsel.
Ol. g-entiana Hb. und oblongana Hw. ^) im Marke des Frucht-
bodens von Dipsacus-Arten und verwandten Pflanzen. Puppe der ersten
Art frühestens Ende Mai, Falter Juni, Juli, Puppe der zweiten Art
März, April, Falter April, Mai.
Ol. pruniana Hb. Sehlehen- oder Pflaumenwiekler'^), Vorder-
flügel blauschwarz und schwarzbraun gemischt; Saumdrittel gelblich
weifs, braungrau gewölbt; äulserste Spitze tiefschwarz. 7,5 mm lang,
17 Spannweite. Raupe grüngelb mit dunklem Rückenstreifen, schwarzen
Wärzchen, Kopf und Nackenschild ; auf jeder Warze ein weifses Haar ;
20 mm lang.
Ol. variegana Hb. (eynosbatella L.). Grauer Knospen-
wiekler (Fig. 209). Vorderflügel dunkel blaugrau und braun gemischt,
^) Smith, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 4, 1884, p. 10-22, 1 fig. —
KiRKLÄND, ibid. Bull. 20, N. S., 1899, p. 53—55: Franklin, Journ. econ. Ent. Vol. 2,
1909, p. 47—48; Webster, R. L., ibid. p. 48.
■) PissoT et CoxsTANT, Fcuille jeun. Nat., T. 20, 1890. p. 39, 112—113.
3) NoEi., Naturaliste T. 31, 1909, p. b5.
Sorauer, Handbuch. 3. Axifi. Dritter Band. 19
290 Microlepidopteren, Kleinsclimetterlinge.
Spitzendrittel breit weils , hellgrau gewölkt ; in der Mitte hinter dem
Vorderrande zwei schwarze Punkte ; 0 mm lang, 20 Spannweite. Raupe
bräunlich-grün , Kopf, Nacken- und Afterschild und Warzen schwarz :
Borstenhaare hell. 20 mm lang.
Die im Sitzen Vogelkot täuschend ähnlichen Falter beider Arten
fliegen Juni und Juli; sie legen je ein Ei an die Knospen ihrer Nähr-
pflanzen, die bei der ersteren hauptsächlich Prunus -Arten , aber auch
andere Sträucher umfassen; die zweite Art ist sehr polyphag, aber
namentlich an Kernobst schädlich. Aus dem überwinterten Ei kriecht
erst Ende April das Räupchen, das sich sofort in die nächste Knospe
einbohrt , ihre Spitzenblätter zusammenspinnt und sie ausfrifst. So
werden mehrere Knospen zerstört, schliefslich von der älteren Raupe
die Gipfelblätter eines jungen Triebes oder
die Blüten eines Büschels zusammengesponnen
und befressen. Ende Mai verpuppt sie sich
am Frafsorte und entläfst nach ungefähr 14
Tagen den Falter. — Besonders schädlich in
Baumschulen durch Zerstören der Mai-, Ver-
edelungs- und Endknospen der jungen Triebe.
Fig. 209. Grauer Knospen- — Bekämpfung dürfte nur durch Aussuchen
Wickler (2 : 1). der Raupen aus den versponnenen Trieb-
spitzen und vielleicht durch Spritzungen mit
Berührungsgiften im Winter bzw. Magengiften im Frühjahre möglich
sein. Nach Taschenberg stellen Ameisen und Spinnen den Räupchen
nach ; als Parasiten nennt er Perilihis ruhriccps und eine Macrocetitrns sp.
Evetria Hb. (Retiiiia Gn. \).
Ast 4 und 5 der Vorderflügel aus einem Punkte. Die hintere
Mittelrippe der Hinterflügel an der Wurzel behaart; Ast G und 7 saum-
wärts auseinander tretend.
E. resinella L. Kiefern-Harzg-allen-Wiekler^). Raupe gelb-
lich-rotbaun , Kopf und Nackenschild bräunlich-rot; 11 — 12 mm lang.
Flugzeit Mai, Juni. Eier einzeln an Basis einer Quirl- oder Zweig-
knospe. Das bald ausschlüpfende Räupchen benagt die Rinde des
Triebes unter einem zwischen diesem und den benachbarten Nadeln
angefertigten dünnen Gespinste, das es mit Harz und Kot verdichtet.
Dann frifst es einen Längsgang in das Mark. Im nächsten Jahre wird
der Markgang vergröfsert ; die im ersten Herbst erbsengrofse Harzgalle
erreicht nun bis zu Nufsgröfse ; sie besteht aus zwei Kammern, deren
eine zur Aufbewahrung des Kotes dient. Nach einer nochmaligen
Überwinterung verpuppt sich die Raupe im März , April in der Galle.
Die forstliche Bedeutung ist gering, da sich die Knospen oberhalb der
Galle meist entwickeln, selten im ersten Jahre absterben. Vorwiegend
an 6 — 10 jährigen Kiefern , sehr häufig auch, an Legföhren. Häufigkeit
wechselt aufserordentlich von Jahr zu Jahr. Spechte hacken sein- viele
Gallen auf. R.\tzebuhg führt 20 Schlupfwespen als Parasiten an.
E. buoliana Schiff". Kieferntriebwiekler. Raupe rotbraun,
Schilder schwarz; 20—22 mm lang.
1) LoviNK EN EiTZEMA Bus, Tijclschr. Plantenz. Jaarg. 3, 1897, p. 83—134, PL 5—7;
RiTZEMA Bos, CentralbnBakt. Para.sitenkde II., Bd. 10, 1903, S. 241—250, 2 Abb.
2) BüsGEN, Allgeni. Forst- u. Jagdztg., 1898, S. 380. Ausz.: Nat. Wochen.schr.,
Bd. 14, S. 39—41.
Tortriciden, Wickler.
291
E. turionana Hb. Kiefernknospenwickler \). Raupe gelbbraun,
oben auf jedem Ringe zwei dunkle schmale Gürtel. Europa , Nord-
amerika.
E. pinivorana Zell. Eiu-opa, Nordamerika.
E. duplana Hb. Raupe rosa. Eirropa, Japan, Nordamerika.
Diese vier Arten verhalten sich im wesentlichen sehr ähnlich. Sie
befallen Knospen oder Triebe jüngerer, schwachwüchsiger Kiefern
(Pinus spp.) und höhlen sie aus. Die Unterschiede im Frafsbilde und
der Beschädigungsweise ergeben sich aus der verschiedenen Frafszeit
der Raupe bzw. aus dem entsprechenden Entwicklungszustande der
Knospen und Triebe, Da beide Gröfsen je nach Witterung, Lage,
Boden usw. variieren, so sind auch die Frafsbilder nicht immer typisch,
^umal wenigstens die beiden ersten Arten oft zusammen vorkommen.
Fig. 210. Vom Kiefern triebwicklei- befallener Kieferntrieb
("2 nat. Gr.).
Am frühesten beginnt duplana. Die Raupe frii'st Mai, Juni in den
■dann schon ziemlich entwickelten Trieben, die sie von der Spitze her
aushöhlt; diese welkt, verliert die Nadeln und stirbt ab. Ende Juni,
anfangs Juli verpuppt sich die Raupe in leichtem Gespinste nahe der
Basis der Frafspilanze. Falter Ende März, April.
Die Raupe von turionana frii'st von Ende Juli, die von hiiolkwa
von Ende August an die jungen Knospen aus, erstere mehr die End-,
letztere die Quirlknospen vorziehend. Nach Überwinterung im Triebe,
unmittelbar unter einer ausgefressenen Knospe, dringen sie im Früh-
jahre in die jungen Triebe ein , die sie von der Basis aus aushöhlen.
Gewöhnlich sterben die Triebe ab. Bei schwächerem inrionana-Fräi^^e
übernimmt einer der unbeschädigten Zwisch-nnacleltriebe die Rolle der
') Siehe Anm. 1 auf vor. Seite.
292 Microlei)iclopteren, Kleinschmetterlinge.
Endknospe. Bei stärkerem Fraise tritt aber, ähnlieli wie bei buoUana {Figur
210) die Büsclielbildiing auf; dieZwischennadelknospen treiben aus, geben
aber meist auch mir schwaclie Triebe ; die Nadeln werden dick, breit :
zuweilen entspringen drei Nadeln aus einer Scheide. Verhältnismäi'sig
selten erholt sich" bei turionana der Endtrieb, richtet sich mit seinem
neuen Wachstumsteil wieder auf: es entstehen „_Post-"_ oder
„Wald h ö r n e r " , die ihre Ursache meistens aber in Pilzwirkung-^
haben. — Dafs bei allen diesen Frafsen Harzausfluis stattfindet, ist
selbstverständlich. — Puppe von turionana April, Mai, von huoliana
Juni am Fraisort: erstere fliegt Mai, Juni, letztere Juli.
Die Evetria-Arten haben zahlreiche Schlupfwespen- und Fliegen-
parasiten. Eine Zucht von turionana ergab Ritzema Bos 92 ^/o solcher
(vorwiegend Ghjpta resinanae). Auch Ohrwürmer sollen den Raupen
und Puppen nachstellen.
Zwecks Bekämpfung empfiehlt Ritzema Bos Abpflücken der aus-
gefressenen, vertrockneten Knospen im Frühjahre; die blofsgelegte
Raupe stirbt ab.
Evetria frustrana Comst. Nantueket Pinemoth. Nordamerika; an
Pinus inops und rigida. Die gelbe, schwarzköpfige Raupe spinnt um
die Endknospen junger Triebe ein zartes Gewebe, unter dessen Schutze
sie den Zweig und die Nadelbasis miniert.
E. rigidana Fern. Piteh pine Retinia. Raupe grau, braun
oder schwärzlich, lebt ähnlich wie vorige an den Endtrieben von
Pinus rigida.
E. eomstoekiana Fern. Piteh twigr moth. Nordamerika, an
Pinus palustris. Raupe in einem zwei oder mehr Zoll langen Gange im
Mark kleiner Äste und Zweige, auf deren Oberseite sich eine aus vor-
jähriger und diesjähriger Lage bestehende Harzmasse ansammelt.
E. austriana Cos.^). An Pinus laricio , var. austriaca, Toronto.
Raupe frifst horizontalen Gang unter der Rinde, gewöhnlich unter dem
Ursprung eines Zweiges; starker Harzflufs. Manchmal werden die
Bäume fast geringelt.
Conchylis Tr.
Ast 2 der Vorderflügel aus dem letzten Drittel der hinteren Mittel-
rippe, mit Rippe 1 konvergierend; Ast 7 in den Saum, Ast 3 und 4
der Hinterflügel aus einem Punkte oder gemeinschaftlichem Stiele,
Äste 4, (5, 7 gestielt, die hintere Mittelrippe nicht behaart.
C. epilinana Zell. Flaehsknotenwiekler 2). Vorderflügel lehm-
gelb mit dunklerer Binde imd ebensolchem Rand. — Raupe weifslich-
gelb, spärlich behaart, Kopf und Nackenschild schwarzbraun oder
schwarz: (3,5 mm lang. Europa. Falter im Mai, Juli bis August. Raupe
im Juni und im Herbste, an Flachs, Solidago usw. Die Raupe frifst
die unreifen Kapseln des Flachses aus: Puppe im Wohnorte. In Süd-
Rufsland, wo sich sogar drei Brüten folgen sollen, öfters bedeutend
schädlich.
^) CosExs, Canad. Ent., Vol. 38, 1906, p. 362—364.
-) KiippEN, Die schädl. Insekten Rulslands, 1880, S. 413. — Sorhagen, Klein-
schmetterlinge der Mark Brandenburg, 1886, S. 88. — Kuassilsxschik, tRuss. Arbt.);
Aiisz siehe Centralbl. Bakt. Paraskde. 11, Bd. 22, S. 170.
Tortriciden, AVickler.
293
C, ambigruella Hb. Einbindiger Traubenwickler, Trauben-
wurm, Heu- und Sauerwurm^). Voi-derflügel glänzend strohgelb,
bleich ockergelb gemischt, mit breiter, gegen den Innenrand verengter
dunkelbrauner, bleigrau eingefafster Mittelbinde; 5 mm lang, 12 Spann-
weite. Raupe jung rötlich gelblich, alt fleischfarben. Kopf, Halsschild
und Brustfüise glänzend schwarzbraun; spärlich behaart: 12 mm lang.
Bewegungen langsam, schleppend. Südliches und gemälsigtes EurojDa,
Indien, Japan und '
Kleinasien.
Nährpflanzen:
Weinrebe, Ampelopsis
und mehrere andere
Sträucher mit Beeren-
früchten.
L e b e n s w e i s e.
Aus den überwinterten
Puppen fliegt Ende
April, Mai der Falter,
der je 30 — 70 abge-
j)lattete farblose Eier
einzeln an die jmigen
Blütenknospen der
Rebe usw. legt. Die
anfangs Juni aus-
kriechende Raupe
( H e u w u r m) bohrt
sich zuerst in eine
Knospe ein und frifst
sie aus. Ist sie zu grofs
geworden , um sich
darin verbergen zu
können, so spinnt sie
sich eine Röhre zwi-
schen Knospen und
frifst diese aus. Das
Gewebe der Röhre be-
steht aus groben, un-
regelmäfsig angeord-
neten Fäden mit
Schollen und Stücken
von Leim und mit
Fremdstoffen. An
■einem Ende hängt ein
rundlicher Kotklum-
pen, der aus kleinen, runden, dunkelbraunen oder orangefarbenen Exkre-
menten besteht. Nicht selten bohrt sich die Raupe auch ins Mark der
^) Von der umfangreiclieii Literatur über diesen Traubenwickler sei nur hin-
gewiesen auf die Avifsätze von J. Düfour in der Chronique agr. Canton Yaud, von
J. Laborde in der Revue vitic. , von G. L'/stner u. J. D.cwitz in den verschiedenen
Veröffentlichungen der Geisenheimer Lehranstalt, auf die Reblausdenkschriften,
ferner auf Lüstner und Seufferheld, Die Bekämpfung des Traubenwicklers, 2. Aufl.,
^38 S., 2 färb. Tafeln, Wiesbaden 1904; auf D.:\viiz, Zeitschr. wiss. Ins. BioL, Bd. 1,
1905, S. 193 ff , 1 Taf., 13 Fig.; Centralbl. Bakt. Paraskde II, Bd. 15, 1905. S. 449 bis
467; Landw. Jahrbb. 1907, p. 559— 997, 2 Taf. 12Figg.; LüsrxEB, Der einbindige und
bekreuzte Traubenwickler. Merkblatt; 1909. 4°, 4 S., 9 Fig.
} 1
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Fig. 211. Vom Heuwurm ausgefressene Rebentriebe
(Prof. Dr. G. Lüstner phot.); (nat. Gr.).
0(1_J.
Micro le^iidopteren, Kleinschmetterlinge.
Fig. 212. Eier des Traubenwicklers auf
Beeren (Prof. Dr. G. LOstner phot.);
(nat. Gr.).
Fig. 213. Vom Sauerwurm zerstörte Traube
(Prof. Dr. G. Lüsinku phot.); (-74 nat. Gr.).
Stiele oder Triebe ein (Fig. 211).
Nach 2—8 Wochen (Ende Juni,
Anfangs Juli) verpuppt sie sich in
einem mit Abnagsein vermischten
Gespinste am Fralsorte oder an
einem Blatte. Die Puppe ist ge-
drungen, hat auf dem Rücken der
Hinterleibsringe je zwei Dornen-
reihen; das Afterende ist stumpf
und trägt am Ende hakig umge-
bogene Borsten. Ende Juli, Anfangs
August fliegt der Falter der zweiten
Brut aus , der seine Eier an die
jungen Beeren legt (Fig. 212). Mitte
August kriecht die zweite Raupen-
brut, die Sauer Würmer, aus,,
etwas rötlicher als die Heuwürmer •,
sie bohren sich nahe
dem Stiele in die Beere
ein und fressen deren
Fleisch ; nur weiche
Kerne werden noch be-
nagt. Das Eingangsloch
ist als dunkler Fleck
kenntlich, aus dem ge-
wöhnlich noch Kot an
Fäden herabhängt. Die
Beeren schrumpfen und
verfärben sich; sie ver-
trocknen bei trockenem
Wetter, faulen und wer-
den sauer bei nassem
und stecken dann be-
nachbarte an (Fig. 213).
Ende Oktober, im Süden
aber erst im Dezember
oder Januar findet die
Verpuppung statt , ge-
wöhnlich unter der
Rinde oder in Rissen
am Stocke oder Reb-
pfahle (Fig. 214), _ in
liohlenMarkröhren, nicht
selten aber auch zwi-
schen trockenen Blät-
tern am Boden. Die
Puppe ruht in weifsem,
mit Fremdkörpern ver-
mischtem Gespinste ; sie
überwintert.
Der Schaden des
Traubenwicklers ist also
Tortriciden, Wickler.
29:
ein doppelter, als Heuwurm durch Zerstören der Blüten, als Sauerwurm
durch Zerstören der Beeren. Er ist sehr abhängig von der Witterung.
"Warmes, trockenes Wetter ist dem Heuwurm unbekömmlich und fördert
die Blüte so, dafs er ihr nicht allzuviel schaden kann. Kaltes, feuchtes
"Wetter sagt umgekehrt der Raupe zu und hemmt die Blüte. Es ist
daher auch aus dem Auftreten des Heuwurmes noch kein sicherer
Schlufs auf das des Sauerwurmes zu ziehen. Geschützte Lagen, dicht
wachsende Reben werden bevorzugt.
Geschichte. Der Traubenwickler trat 1713 zuerst auf der Insel
Reichenau auf; 1801 wurde er beschrieben. Seitdem hat er sich immer
weiter ausgebreitet ; doch wechseln , entsijrechend der Witterung,
Perioden der Zunahme
mit solchen der Ab-
nahme. Eines der
schlimmsten Jahre in
Deutschland war 1897,
wo der Schaden an der
besonders heimgesuch-
ten Mosel allein über
30 Mill. Mk. betrug. In
Frankreich erreichte er
1891 die Summe von
100 Mill. Franken. — In
neuerer Zeit scheint der
einbindige Trauben-
wickler in manchen
Teilen Deutschlands, wie
der Haardt, dem Rhein-
gau, vom bekreuzten
zurückgedrängt zu wer-
den (s. S. 288).
Als Feinde wer-
den genannt Spinnen,
CleriiS formicarlus (stellt
den Puppen nach), Ohr-
wurm , verschiedene
Tachinen und Schlupf-
wespen {Agrypon flaveo-
lattim Grav. , Pimpla
dlternans Grav., Omorga
cingiiJata Brischke), die
aber alle keine spezielle
Parasiten sind. Auch
Meisen stellen den Puppen gern nach , daher das Aufhängen von Nist-
höhlen zu empfehlen ist. Isaria farinosa tritt manchmal verheerend auf.
Bekämpfung. Die Methoden sind sehr zahlreich, ohne dafs
eine bis jetzt durchschlagenden Erfolg gehabt hätte. Der Kampf mufs
unaufhörlich geführt werden. Und gerade hier, entsprechend der An-
bau-Art der Rebe, ist gemeinsames "V^orgehen erste Grundbedingung
eines Erfolges. Am besten bewährt haben sich:
Klebfächer, das sind an einem Stiele befestigte, mit Raupen-
leim bestrichene Weifsblechplatten , mit denen von Schulkindern an
Fig. 214. Puppen dp.s Heu- und 8auei'\vurmt^ m Spalten
von Pfählen (Prof. Dr. G. LisiNEii phot.j; (nat. Gr.'.
296 Microlepidopteren, Kleinsclimetterlinge.
windstillen warmen Abenden die Falter der ersten Brut abzufangen
sind. Der Fang hat möglichst sofort bei Beginn der Flugzeit einzu-
setzen, weil die "Weibchen schon am zweiten oder dritten Tage mit der
Eiablage anfangen.
Fanglampen. Am besten haben sich die gewöhnlichen 01-
lämpchen und Petroleumlampen mit grünem Zylinder bewährt, die etwa
00—80 cm über dem Boden aufgestellt werden, Sie sind nui' gegen
die Falter der zweiten Brut, an dunklen, warmen, windstillen Abenden
wirksam.
Gründliche Reinigung der Rebstöcke und Stützpfähle im Winter
von allem toten Holze , loser Rinde usw. Zugleich sind die Puppen
abzusuchen. Wo angängig, sind die hölzernen Rebpfähle durch
eiserne zu ersetzen.
Spritzen mit 3^'oiger Schmierseifen- oder 2 % iger Tabakslösung
möglichst früh gegen die Heuwürmer. Die Flüssigkeiten sind mit
starkem Strahle in die Gescheine einzutreiben.
Conehylis vanillana de Joann.^). Die 7 — 8 mm lange, schwarze
Raupe frifst die jungen Schoten der Vanille an, die entweder absterben
oder mindestens durch die Frafsstellen minderwertig werden. Da der
Falter die Eier an die Blumenla^one legt, wenn sie nach der künstlichen
Befruchtung zu welken beginnt, ist sie sogleich nach dieser zu ent-
firnen.
Paramorplia aquilina Meyr. ^j. Die Raupe frifst in Australien
zwischen Schale und Fleisch von reifenden Orangen, die infolgedessen
gelb werden und abfallen.
Cuepliasia Curt. (Sciaphila Tr.).
Mit Spiralzunge. Ast 2 der Vorderflügel aus dem mittleren Drittel
der hinteren INIittelrippe, Ast 7 in Saum oder Spitze mündend.
Cn. wahlbomiana L. Vorderflügel mit schrägem Saume, weils-
grau oder bräunlich - grau mit dunkleren Binden. Raupe dunkel-
schmutziggrün mit schwärzlichen AVarzen ; Kopf gelbbraun: 10— 15 mm
lang. Flugzeit .Juni, Juli. Raupen in (April) Mai, Juni sehr poh^phag
an niederen Pflanzen , deren Gipfelblätter sie zusammenspinnen und
verzehren, vielfach auch die Blüten befressend. Puppe im Juni am
Frafsorte. Die Raupe ist schon wiederholt schädlich geworden durch
Blattfrafs an Flachs in Holland^), Hopfen in Bayern*) und Österreich-'*),
durch Befressen der Blüten an Erdbeeren in Schweden*^).
Tortrix Meyr.
Brust glatt behaart. Vorderflügel geknickt, mit schrägem Saume;
Ast 7 und 8 nicht gestielt.
T. paleana Hb. Flügel bleichgelb, die var. ieterana Froel. etwas
dunkler. Raupe im ersten Jahre einfarbig zitronengelb, schwarzköpfig,
1) DE JoAKMs, Bull. Soc. ciit. Francc, 1900, p. 262—63; Bordage, C. r. 6-^ Congr.
Internat. Paris 1900, p. 817.
2) Pröggatt, Austral. Insects, p. 275, fig. 140.
3) EiTZEMA Eos, Zeitschr. f. Pflanzenkr., Bd. 5, 1895, S. 147.
^) Frank u. Wagxer, Jahresber. Sonderaus-sch. Pflanzensch. D. L. G., 1905, S 79;
ZiRNGiEHL, Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 2:3—24, Fig. 15a.
5) Wien, landwirtsoh. Zeitg. 1906, Nr. 51.
6) Lampa, Berätt. 1900, p. 54—55.
Tortriciden, Wickler.
297
im zweiten Jahre samtschwarz oder etwas ins Grünliche spielend,
mit in Querreihen angeordneten, sich von der Grundfarbe scharf ab-
hebenden ßorstenwärzchen. Sehr polyphag an den verschiedensten
niederen Pflanzen; in Finland ^) und Schweden^) an Wiesengräsern
-schädlich geworden, insbesondere an Phleum pratense ; auch Hafersaat
wird nicht selten angegriffen. Der Falter legt seine Eier anfangs Juli
bis JMitte August an die Oberseite der höheren Blätter ab. Das nach
14 Tagen ausschlüpfende ßäupchen spinnt die Blätter zusammen und
benagt deren Oberseite. So werden im Laufe des Lebens mehrere
AVohnungen angelegt; in der letzten findet Ende Juni, anfangs Juli
die Verpuppung statt. Auf einem Gute Finlands sollen in drei Jahren
je 38 QUO kg Heu vom Lieschgras durch die Raupe zerstört worden sein.
Reuter führt sechs Hymenopteren als Parasiten an.
T. diversana Hb. Die grünliche Raupe mit gelben oder schwarzen,
gelb umzogenen Warzen zwischen zusammengesponnenen Blättern ver-
schiedener Bäume, wie Obstbäume, Birken usw.
T. viburniana F. •''). Die Raupen befielen 187(3—1880 in Norwegen
massenhaft junge Tannen und Kiefern, auch Lärchen, und frafsen die
Nadeln und zarte Rinde der Jahrestriebe.
T. viridana L. Grüner Elehenwiekler. Vorderflügel lebhaft
hellgrün, Vorderrand schmal gelblich. Raupe schmutziggrün, schwarz
punktiert, Kopf schwarz; bis 15 mm lang. Der Ende Juni, anfangs
Juli fliegende Falter legt seine Eier einzeln an die Eichenknospen.
Mit der Entwicklung derselben im nächsten Frühjahre kriechen die
Räupchen aus , die zuerst noch nicht geöfliiete Knospen ausfressen.
Später spinnen sie das junge Laub zusammen und befressen es. Bei
starkem Fraise werden die Eichen in 2 — 3 Wochen völlig kahl ge-
fressen. Die Raupen lassen sich dann an Fäden herab und überspinnen
das Unterholz, auch hier den nagenden Hunger soweit möglich stillend
(Fig. 215). Doch verhungern bei der nicht zusagenden Nahrung un-
zählige. Ende Mai, anfangs Juli findet die Verpuppung statt, für ge-
wöhnlich zwischen zusammengerollten Blattresten, bei Kahlfrafs aber
auch an der Rinde. — Nährpflanzen sind nur Qucrcus peäunculata und
scssüiflora. Merkwürdigerweise wird manchmal erstere , manchmal
letztere ohne ersichtlichen Grund verschont; auch die übrigen Eichen-
arten scheinen mehr oder weniger verschont zu werden. Nach Angabe
von Theobald wird in England häufig Castanea vulgarif^ befressen,
namentlich wo sie als Unterholz unter Eichen steht.
Bevorzugt werden ältere, grofse Eichen, an denen der Frais von
oben nach unten fortschreitet. Der Schaden besteht in Zuwachs-Einbufse,
Wuchshemmung und in Verlust der Mast. Für gewöhnlich ergrünen
die Eichen sehr bald nach Beendigung des Frafses wieder, so dafs
Absterben von Ästen oder gar ganzen Bäumen nur bei viele Jahre
andauerndem Massenfrafse vorkommt. Er ist allein abhängig von
Witterungseinflüssen im Vorjahre und Vorwinter. Die Raupe selbst
ist gegen solche so gut wie unempfindlich.
Ihre Feinde sind jedoch sehr zahlreich: viele Ichneumoniden usw.,
zahlreiche Raubinsekten (darunter Ohrwürmer und Silpha- Arten), ferner
1) E. Reuter, Berätt. öfver 1894, p. 13— 24; auch in spät. Berichten, ferner : Act.
Sog. Fauna Flora fenn. XIX, 1900, No. 1. p. 35—39.
'-) Lampa, Berätt. 1901, p. 49—50.
") ScH.JYEN, Zeitschr. f. Pflanzenkr., Bd. 3, S. 268.
298
Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
viele Vögel (darunter die Rabenartigen und die Sperlinge). Doch ver-
mögen sie alle den zeitweise eintretenden Massenfrafs nicht zu hindern.
Auch BekämjDfungsmai'sregeln sind nicht anzuwenden.
Tortrixberg-mannianaL. Rosen Wickler M. Vorderflügel zitronen-
gelb, rostgelb gegittert, mit drei bleiglänzenden Querlinien, 14 — 15 mm
Flügelspannung. Raupe grün , gelblich , oben schwach fleischrötlich ;
Kopf, Brust und Nackenschild glänzend schwarz, Afterklappe braun ;
10 — 12 mm lang. Europa, Nordamerika. Flugzeit Ende Juni, Anfang-
Juli. Eier einzeln an Zweigen der Rose , mit Vorliebe an Ast-
gabeln. Raupen spinnen vom April an die Blätter der Triebspitzen
zusammen und befressen nicht nur sie , sondern namentlich auch die
Blütenknospen. Die Verpuppung findet Ende Mai am Frafsorte statt.
Da dieser Rosenwickler meist in grofser Anzahl auftritt und fast alle
Sorten befällt, ist der von ihm verursachte Schaden oft sehr bedeutend.
Zur Bekämpfung wird vorgeschlagen: ausgiebiger Herbstschnitt; im
Fig. 215. Von den Raupen des Eichenwicklers umsponnener und abgetöteter Trieb
einer im Unterholze wachsenden Edeltanne ("29. Mai 1907; V2 nat. Gröfse).
Winter die Sträucher mit scharfer Bür te abbürsten, im Frühjahre die
Zweige mit einer Mischung von Ton, Leim oder Blut und Rufs be-
streichen. Bei geringerem Befalle genügt es , die Räupchen aus den
Blattwickeln herauszusuchen.
Nach Kaltenbach") auch auf Rhamnus frangula.
T. I'orskaleana L. Gelblich, Saum und Saumhälfte des Vorder-
randes rostfarben. Raupe gelblichgrün , mit einzelnen Haaren auf
schwarzen Wärzchen-, Kopf und Brustfüfse schwarz, Nackenschild
braunschwarz ; im Mai , in Frankreich in warmen Sommern auch im
August, zwischen zusammengesponnenen Blättern der Rosen, besonders
von Rosa centifolia; öfters mit voriger zusammen. Auch in Ahorn-
früchten.
Fi£
1) Siehe Richuch, Rosenschädlinge a. d. Tierreiche, Stuttgart 190:^-, S. 2.55—258,
33.
•-■) Pflanzenfeinde, S. 100.
Tortriciden, Wickler. 299
T. citrana Fern. Der „Orang:e-Leaf-roller", Nordamerika, ist des-
wegen erwähnenswert , weil seine , gewöhnlicli zwischen zusammen-
gesponnenen Blättern lebende Raupe auch in unreifen, grünen Apfelsinen
Bohrgänge frifst, so dais die Früchte unreif abfallen \).
T. gflaphyriana Meyr. Lueerne Moth.-). Spinnt in Neu-Süd-
"Wales die Köpfe der Luzernepflanzen zusammen.
Arolrophora ombrodelta Meyr. ^). Raupe frifst in Australien die
Samen von Acacia farnesiana aus.
Pandemis Hb.
Vorderrand und Saum der VorderHügel wenig geschwungen, ersterer
bei S einfach ; Ast 7 und 8 ungestielt. Fühler beim d mit Ausnagung
hinter "Wurzelglied.
P. ribeana Hb. Vorderflügel ledergelb, kaum gegittert-, Wurzel,
Mittelbinde und Randfleck braun, dunkler eingefafst; 8 — 11 mm lang,
24 mm Spannweite. Raupe grün mit dunklem Rückenstreif und sehr
feinen schwarzen Borstenwärzchen; Kopf grün und gelb gemischt,
schwarzbraun gefleckt, Nackenschild schwarzbraun, Afterschild schwarz.
Europa, Asien. Raupe im Mai und Juni sehr polyphag an Laubholz
in Wald und Garten, namentlich an Kernobstbäumen und Ribes-Arten ;
im Gegensatze zu anderen Wicklern rollt jede Raupe sich in ein Blatt
zierlich ein. Puppe am Frafsort.
Was die Tortrix riheana von Schillings *) ist, deren grünliche Raupe
mit hellbraunem Kopfe Johannisbeeren auffrifst, so dafs sie notreif
werden , ist aus seiner Beschreibung nicht mit Sicherheit zu ersehen
(vielleicht Cacoecia rosana?).
Cacoecia Hb.
Vorderflügel nicht geknickt, oblong mit gerundeter vortretender
Spitze und vertikalem Saume. Vorderrand beim S an Wurzel um-
geschlagen. Ast 7 und 8 nicht gestielt.
C. murinana Hb. (histrionana Rtzb.). Weifstannen-Trieb-
wiekler^). Die 20 mm lange, grünliche Raupe mit braunschwarzem
Nackenschilde und glänzend schwarzem Kopfe befrifst im Mai unter
lockerem Gespinste die Nadeln der Maitriebe älterer Weifstannen, be-
sonders in der Krone, die bei andauerndem Massenfrafse kahl wird.
Die schliefslich an der Basis abgebissenen Nadeln bleiben im Gespinst
hängen. Gewöhnlich werden auch die Triebe selbst benagt, die sich
dann geweihartig kiäimmen. Verwandlung Ende Juni in Bodenstreu
und unter Moos. Feinde: Vögel, namentlich auch Wildtaube und
Misteldrossel.
C. histrionana Froel. Die grasgrüne Raupe des Fichtentrieb-
wicklers frifst in änlicher Weise an den vorjährigen Nadeln von Fichten.
C. rosana L. (laevigana Schilf.). Heekenwiekler ^). Vorderflügel
glänzend braungrau mit drei braunen Flecken beim Männchen, ver-
1) CoQuiLLET, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 32, 1894, p. 24; Chappei-ow, ibid.
S., Bull. 18, 1898, p. 99.
2) Froggatt, Austral. Insects, p. 275 — 76, fig. 141.
•) Ibid., p. 276.
*) Pr. Ratg. Obst- u. Gartenbau, 1897, S. 256-7, 1 Fig.
^) Siebe Anm. 2 auf S. 287.
«) Naturaliste Annee 30, 1908, p. 207—209.
3()0 Microlepidopteren, Kieiusclimetterlinge.
wischt gitterartiger brauner Querzeichnung beim Weibchen. Raupe
schmutzig - dunkelgrün mit dunklen Mittel- und Seitenstreifen; Kopf
glänzend braun, Nackenschild etwas lichter; 19 mm lang, Europa,
Kleinasien, Nordamerika. Die Raupen im Mai und Juni an den ver-
schiedensten Laubhölzern, besonders Pirus- und Prunus - Arten , in
Gärten an Jasmin, Rosen, Johannisbeeren, Haseln usw.. anfangs gesellig
in ausgebreiteten Gespinsten, .später einzeln in zusammengerolltem
Blatte, in dem auch die Puppe ruht. Auch in Nordamerika eingeschleppt
und schädlich an wilden Rosen, Äpfeln, Erdbeeren, Hasel, Weifsdorn,
Stachelbeeren usw.
Caeoeeia xylostsana L. Vorderflügel glänzend braungrau mit
braunen, weifs eingefafsten Flecken. Raupe lebhaft grün; Kojjf, Nacken-
scliild und Brustfüfse schwarz; im Mai in Blattwickeln der verschie-
densten Laubhölzer, wie Eichen. Obstbäume usw.
C. pDdana So. Die grasgrüne Raupe mit dunkel kastanienbraunem
IvojDfe und Nackenschilde im Mai in Blattwickeln verschiedener Garten-
sträucher, namentlich von Johannisbeeren, in England nach Theobald ^)
besonders die Gallen von Eriopltyes r/bis Nal. fressend, ohne jedoch
für deren Bekämpfung von Bedeutung zu sein.
C. pieeana L. An Nadelholz, auch Wacholder, Kiefer vorziehend.
Flugzeit Juli. August. Raupe nach Eckstein^') im Herbst und ersten
Frühjahre in röhrigem Gespinste zwischen Nadeln, später in den Mai-
trieben, in denen sie sich auch verpuppt. Nach Sorhagen^j spinnt sie
anfangs zwei , später mehrere Nadeln zusammen , die sie aber nur an
der Mitte der Innenseite benagt.
In Nordamerika-*) treten aufser der eingeschleppten C. rosana mehrere
Arten gelegentlich schädlich auf, wie C. obsoletana Wlk. '^j (Erd-
beeren), arg'yrospila Wlk. '') (Obstbäume und -sträucher), parallela
Rob. (Rosen und Moosbeeren), eerasivorana Fitch (Kirschen),
rosaeeana Harr. (Obstbäume und -sträucher, Erdbeeren. Rosen), von
denen namentlich argyrospila, obsoletana und rosaeeana sich nicht nur
mit Blättern und Blüten begnügen, sondern auch junge Früchte an-
bzw. ihre Kerne ausfressen. Einige Arten leben gesellig in grofsen
Nestern, die oft ganze Bäume umhüllen.
C. postvittana AVlk. ^). Australien; Raupe im Fruchtfleische
junger Äpfel bzw. im weifsen Teile der Schale von Apfelsinen.
Capiia coOearia Nietn. Tea Tortrix^). Indien, Java, Ceylon. Tee,
Kaffee. Vorderflügel blafs rötlichgelb mit undeutlichen Diagonallinien;
Hinterflügel strohgelb. Raupe grünlich mit glänzend schwarzem Kopfe und
Nackenschilde und zwölf Borstenwärzchen auf jedem Ringe. Eier in sich
dachziegelartig deckenden Haufen von etwa 300 auf Blattoberseite,
') Report 1906/07, p. 54—55.
2) Forstl. Zoologie, Berlin 1897, S. 513; Escheeich u. Baku, Nat. Zeitschr. Forst-
u. Landwirtscli., Jahro-. 7, 1909, S. 198—200, Fig. 5.
3) Allgem. Zeitschr. Ent., Bd. 6, 1901, S. 312.
*) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Biül. 27, N. S., p. 87—88.
5) Slixgerlaxd, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 190, 1901, p. 145—149,
Fig. 35—40.
6) Si-EDMAN, Missouri agr. Exp. Stat., Bull. 71, 1906, 21 pp., 14 figs.; Ausz.:
Jahresber. Pflanzenkrankh., Bd. 9, S. 158—9.
^) FuoGGATT, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 10, 1899, p. 876-877, PI. 1, Fig. 1 ;
Fkexch, Handbook etc., Pt. 1, p. 67—68, PI. V (hier C. responsana genannt).
8) Watt a. Mann, Pests a. blights of Tea plant, 2';^ ed., p. 233—335, PL 12,
Fig. 25; KoNiNGSBERGEK, Med. Deptm. Landbouw Buitenzorg, Nr. 6, 1908, p. 31.
Tortriciden, Wickler. 30 ]^
hell grünlichgelb , daher leicht sichtbar. Raupen anfangs gesellig,
später einzeln, zwischen zusammengesponnenen Blättern. Nach vier
Wochen Verpnppnng am Fral'sorte. Auch an Grevillea, Albizzia und
Eucalyptus; besonders auf Ceylon recht schädlich. Eier und ver-
sponnene Blätter sind abzusammeln.
Oenophtliira Dup.
Palpen dreimal so lang als Kopf, abstehend. Fühlerglieder beim
Männchen breit, mit vorstehenden Ecken. Ast 7 und 8 der Vorder-
flügel auf gemeinschaftlichem Stiele.
Oen. pilleriana Schiff. (Pyralis vitana F.). Spring wurm-
wiekler M. Vorderflügel ockergelb oder grünlich messingglänzend mit
zwei rostfarbenen, oft zerrissenen Querbinden; 8 mm lang, 18 — 24 Flügel-
spannung. Raupe zuerst grünlichgelb, später reiner grün, Bauch heller
mit einem dunklen Rücken- und zwei desgleichen Seitenstreifen, Kopf
und Nackenschild glänzend schwarz ; spärlich behaart ; bis 25 mm lang.
Vorkommen: Europa, Asien, Nordamerika; schadet namentlich
im südlichen Frankreich und Deutschland und in den Karpathen, doch
auch im übrigen südlichen Europa, aber immer mehr lokal. Die Zahl
der Nähr pflanzen ist eine recht grofse; die wichtigste ist die Wein-
rebe, von der sie z. B, auf benachbarte Luzerne, Rotklee, Wicken,
Rosen in Menge übergegangen ist. Die Falter fliegen je nach Klima
von Ende Jimi bis in August, aber immer nur kurze Zeit. Sie legen
die gelblichen Eier zu ( 12 — )50 — G0( — 200) dachziegelförmig in Häufchen
auf die Oberseite der Rebenblätter. Nach etwa zwei Wochen kriechen
die Räupchen aus, die nach unmerklichem Fraise an den jüngsten
Blättern sich unter losen Rindenschuppen, in Rissen usw. zur Über-
winterung einspinnen. Im Februar oder März verlassen sie die Ge-
spinste und bleiben unbeschützt neben diesen sitzen, bis sich im April
oder Mai die Knospen öffnen, in die sie zuerst eindringen. Später
spinnen sie die Blätter der Gipfeltriebe zusammen und zerfressen nicht
nur diese, sondern auch die Gescheine. Bei stärkerem Auftreten wird
alles Grüne abgefressen. Bei günstigem, d. h. warmem und trockenem
Wetter geht der Frafs sehr rasch vor sich, so dafs in wenigen Wochen
alles kahl gefressen ist. Die erwachsene Raupe verpuppt sich anfangs
Juni zwischen vertrockneten Blättern, deren Stiel sie öfters zur Hälfte
durchgenagt hat. Die schlanke , schwarzbraune Puppe hat auf den
Hinterleibsringen Halbkränze von Dornenspitzen und am stumpfen
AftergrifFel acht nach innen gerichtete Hakenborsten. Die Puppenruhe
dauert 3 — 4 AVochen. Bei Kahlfrafs ist der Falter gezwungen, zur Ei-
ablage andere, belaubte AVeinberge aufzusuchen, daher die Frafsplätze
sich in aufeinander folgenden Jahren oft verschieben.
Das Gewebe des Springwurmes besteht aus regelmäfsigen, dünnen
Fäden mit wenig Leimmasse und Fremdkörpern, der Kot aus länglichen,
olivengrünen, sich mit dem Ende aneinander legenden Krümeln.
Nafskalte Witterung, S]3ät-, namentlich Rauhfröste, werden den
') Siehe Reblans-Denkschrifteu, Berichte der Kgl. Lehranstalt zu Geisenheim
a. Rh., die Literatur üb. Conchj'lis ambiguella, ferner: Vermorel et Gastine, C. r.
Acad. Sc. Paris, T. 135, 1902, p. 66—68; Marchal, Rapport sur la Pyrale de la
yigne,, Paris, -Ministere de l'Agriculture, 1904, 8^; Dewitz, Zeitschr. wiss, Ins. Biol.»
Bd. 1, 1905, S. 106—116.
302 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Raupen verderblich. Die Zahl ihrer Feinde und Parasiten ist grols ;
unter ersteren sind Spinnen und Ohrwürmer zu erwähnen.
Die Bekämpfung ist ähnlich wie beim Traubenwickler. Nur
sind Fanglampen hier von besserer Wirkung: auch kann man in um
die Rebstöcke gewickelten Tuchlappen die überwinternden Raupen in
Mengen fangen. — In Frankreich ist am meisten gebräuchlich das
ebouillantage oder echaudage genannte Verfahren, bei dem die
Reben im Winter oder ersten Frühjahre mit heifsem Wasser übergössen
werden. Auch Schwefelung unter Metallglocken (15 g Schwefelfaden
auf einen Stock, zehn Minuten Dauer) hat gute Erfolge gegeben. In
Deutschland hat bis jetzt am meisten das Vernichten der jungen
Räupchen in den Gipfeltrieben Anwendung gefunden; aber auch das
Absuchen der Eier dürfte befriedigende Ergebnisse liefern.
Teras Tr. (Acalla Hb.).
Ast 2 der Vorderflügel vor der Mitte der hinteren Mittelrippe ent-
springend, Ast 7 in Vorderrand auslaufend. — Die Raupen leben meist
zwischen zusammengesponnenen Blattbüscheln von Laub-(Obst-jBäumen;
nur wenige sind hier kurz zu erwähnen.
T. eontaminana Hb. Falter im August, September. Eier über-
wintern. Raupe Ende April bis Juni, dunkelgrün mit schwarzen
Borstenwärzchen , unten heller ; Kopf, Nackenschild und Brustfüfse
braunrot, 11 — 12 mm lang.
T. holmiana L. Birn Wickler, Falter von Ende Juli bis Mai, über-
wintert in Rindenritzen. Raupe im Mai und Juni zwischen zwei am
Rande versponnenen Blättern , gelblich , Kopf rötlich mit schwarzer
Seitenzeichnung, Nackenschild und Brustfüfse schwarz, auf achtem Ringe
einen warzenartigen Höcker, 9—10 mm lang. Puppe rötlich, unter
umgeschlagenem Blattrande.
T. ferrugana S. V. ^. Falter wie voriger. Raupe von Juni bis
August, bräunlich weifs oder grünlich mit fünf hellbraunen oder oliven-
farbenen Längsstreifen, Kopf und Nackenschild glänzend braun; 11 mm
Img, einzeln, in weifslicher, mit Kotkrümeln verunreinigter Gespinst-
röhre zwischen Blättern; besonders an jungen Eichen schädlich. Europa,
Nordamerika.
T. schalleriana F. ^). Die sehr polyphage Raupe ist in Belgien
an Azaleen schädlich geworden, indem sie deren Blütenknospen benagte.
T. variegrana Schiff. Falter überwintert. Raupe im Mai, Juni;
grünlichgelb mit lichten, in Reihen geordneten Punktwärzchen, Kopf
hellbraun, Nackenschild bräunlich, 14 mm lang; spinnt zwei Blätter
zusammen.
T. minuta Rob.^). Nordamerika (New Jersey, Massachusetts usw.).
Falter in ein bis zwei orangegelben Sommerbruten (Juni, August) und
einer schiefergrauen Winterbrut (Oktober bis Mai). Raupen der beiden
ersten grünlich, der letzten rötlich, Kopf gelbbraun. An Moosbeeren
und Verwandten, aber auch an Birn- und Apfelbäumen, an letzteren
und zum Teil auch an ersteren die Blätter, an ersteren aber vorwiegend
die Triebe zusammenspinnend. Namentlich die zweite Brut verfertigt
1) NoEL, Le Naturaliste, T. 31, 1909, p. 21.
2) DE JoANNis, Bull. Soc. eilt. FrancG 1907, p. 341—342.
3) Smith, Farmers Bull. 178, 1903, p. 12-16, fig. 6; Franklin, Joum. econ. Ent,
Vol. 2, 1909, p. 46-47; Wkrster, R. L., ibid. p. 48.
Orneodiden. Pterophoriden. 3()3
grolse Gespinste , unter denen sie auch die Beeren ausfrifst. — Zahl-
reiche Parasiten, die besonders die zweite und dritte Brut in zu-
nehmendem Maise dezimieren. Das beste Vorbeugungsmittel ist, die
Moosbeersümpfe bis mindestens Mitte Mai unter AVasser zu lassen,
um die Eiablage der Winterbrut zu verhindern. Ameisen schleppen
die Raupen in ihre Nester. Alle benachbarte Heiden, Heidelbeeren usw.
sind zu vernichten.
Orneodiden.
Federmotten mit sechsteilig gespaltenen Flügeln.
Orneodes Latr. (Alucita Zell).
O. hexadaetyla L. Geifsblalt-Geistehen. Raupe glasartig
graugrün, einzeln behaart; Kopf hellbraun, Mundteile dunkler; Atem-
löcher hellbraun; an den langen Bauchfüfsen einen braunroten Borsten-
kranz; 5 mm lang. Im Mai und Juli in den Blütenknospen von
Lonicera, die sie zusammenspinnt und ausfrifst. Puppe in leichtem
grauen Gespinste in Rindenritzen, an Erde usw.
Pterophoriden^).
Federmotten mit ganzen oder 2— 3 teilig gespaltenen Flügeln.
Pterophorus Geofifr. (Alucita Meyr.».
Palpen kurz. Vorderflügel bis ein Drittel gespalten, Vorderzipfel
ohne, Hinterzipfel mit abgerundetem Hinterwinkel.
Pt. monodaetylus L. Rötlich oder hellgelbgrau. Europa, Asien,
Nordamerika; in letzterem schädlich dadurch, dafs die Raupen an den
Blättern von Ipomoea batatas fressen -j.
Platyptilia Hb. (Cnemidophorus Wallgr.),
Palpen von Kopflänge. Vorderflügel weniger als ein Drittel ge-
spalten, Zipfel breit, mit deutlichen Hinterwinkeln.
PI. rhododaetyla F. ^). Vorderflügel rötlichrostbraun mit zwei
weiisen, schrägen Querstreifen; dritte Hinterfeder weifs mit brauner
Spitze. Raupe weilslichgrün mit rotem Rücken streifen: Kopf und
Afterschild ockergelb; auf jeder Seite vier Reihen kleiner, heller
Warzen mit dunklen Haaren; Beine sehr kurz; 12 mm lang. Raupe
im Mai und Juni an weichblätterigen Rosen, dringt von unten her in
junge Blütenknospen ein, frifst sie aus und spinnt sie dabei an nächstes
Blatt fest. x4.uch im Herzen und Stengel junger Rosentriebe. Puppe
frei an Blatt. Zwei Brüten?
Oxyptilus Zell.
Palpen lang. Vorderflügel über ein Drittel gespalten, Vorderzipfel
ohne, Hinterzipfel mit deutlichem Hinterwinkel.
1) Hofmann, 0., Die deutschen Pterophorinen. Ber. nat. Ver. Regensbiu-g,
5. Heft, 1896, S. 25-219, Taf. 1-3.
2) Sanderson, Exp. Stat. Maryland, Bull. 59, 1899.
3) Richter von Binnenthal, Die Rosenschädlinge aus dem Tierreiche, Stuttgart
1903, S. 269—270, Fig. 38; Sorhagen, Allgem. Zeitschr. f. Entern., Bd. 6, 1901, S. 242.
304 Microlepiclopteren, Kleiuschmetterlinge.
Oxyptilus periseelidaetylus Fitch. Grape plume. Nordamerika.
Die gelblichweilse ßanpe spinnt die Gipfelblätter junger Rebentriebe zu-
sammen und frifst das Herz aus. Schaden aber unbedeutend, da der
Frass nach dem ersten und vor dem zweiten Triebe stattfindet, so dafs
die Achselknospe des obersten Blattes die Leitung übernimmt.
Exelastis atomosa Wals.M (Indien) und Sphenarches ealter Zell. ^>
(Tropen der Alten AVeit). In Indien schädlich an Cajanus indicus und
Dolichos lablab ; letztere an Blättern , erstere die Samen von aufsen
her aushöhlend, ohne in die Hülsen zu dringen.
Pyralideii, Zünsler.
Fühler borstenförmig , bei den Männchen gewimpert bis gesägt.
Augen nackt. Neben äugen vorhanden. Vorderflügel mit elf bis zwöh',
seltener neun bis zehn Rippen; xA.st 4 und 5 dicht beieinander oder
auf gemeinschaftlichem Stiele, Ast 9 aus 8 oder 1, selten ganz
fehlend ; Mittelzelle ungeteilt. An Hinterflügeln Rippe 8 entweder zum
Teil mit Ast 7 vereinigt oder nahe an ihm verlau'end. — Gröfser,
schlanker als die bisher behandelten Familien, Vorderflügel schmal
dreieckig, Hinterflügel breit, faltbar, spannerähnlich, Raupen wickler
ähnlich, mit 10 Füfsen. Sie spinnen Blätter zusammen oder leben
in Stengeln , Rinde , Früchten usw. Meistens nächtlich. Zahlreiche
Arten sind in den Tropen, namentlich der orientalischen und australi-
schen Region, mäfsig schädlich; es genligt hier, auf die Arbeiten von
Maxwell-Lefroy und Fkoggatt zu verweisen.
Pyrausta Schrk. (Botys aiit.).
Mit Nebenaugen. Vorderflügel breit, dreieckig, mit langem Saume ^
Ast 8 und 10 gesondert, Ast 11 sehr schräg. Hinterflügel kurz, ge-
rundet.
P. nubilalis Hb. (silacealis Hb., lupulina Cl.)^) (Fig. 21(5).
Hirsezünsiep, Gliedwurm in Mais, Hopfen, Hanf. Ockergelb, mit
rostfarbener Zeichnung auf Vorderflügeln : S und Q. verschieden; 28 bis
30 ram Spannweite. Raupe fast nackt, glänzend, oben schmutzig grau-
braun mit dunkler Rückenlinie, auf jedem Ringe seitlich zwei schwarze
Punkte , unten weifslich , Kopf schwarzbraun , Nackenschild gelblich,
bis-oOmm lang. Falter im Juni. Eier einzeln an Stengel, Ranken usw.,
an den Gramineen dicht oberhalb eines Knotens. Räupchen nach etwa
14 Tagen, bohren sich sofort ins Innere und fressen sich im Marke nach
unten; aus der Eingangsöffnung wird der gelblichweilse Kot heraus-
geschafft. Am Mais geht die Raupe auch in den Kolben und frifst
nicht nur diesen , sondern auch die Körner von innen her aus. Die
distalen Teile der Pflanzen vergilben und verkümmern natürlich; die
Frachtstände können sich nicht entwickeln ; auch brechen die aus-
gehöhlten Pflanzen leicht durch. An den Gramineen dringt die Raupe
bis in die Wurzel vor, wo sie überwintert, um sich erst im nächsten
') Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 219, fig. 67, 68:
p. 220.
2) Robin et Laboulbene, Ann. Soc. ent. France (6) T. 4, 1884, p. 5—16, PI. 1,
fig. 1 — 4; Jablonüwski (magyarische Arbeit), Ausz. : Illustr. Zeitschr. Eut., Bd. 5,
1900, S. 12.5-6.
Pyraliden, Zünsler.
305
Mai zu verpuppen. An Hanf usw. findet die Verpuppung im Stengel,
im Bodengeniste oder an den Stangen statt. Parasit (in Ungarn):
Ccrouiasia interrupta Rdi.
Auch in Panicum sanguinale, Artemisia vulgaris, Conyza squarrosa,
Arundo gefunden.
Bekämpfung: Fanglampen-, alle befallene Teile abschneiden;
Hopfenstangen durch Draht ersetzen. Die Maisstengel sind als Vieh-
futter zu verwenden; die Hirse ist, nach Rörigs Vorschlag, kurz zu
mähen und zu verfüttern, wenn die Raupe zur Erntezeit noch hoch im
Stengel sitzt, hoch zu mähen bei umgekehrtem Verhalten. Die Wurzel-
stöcke und Stoppeln sind aufzureifsen, zusammen
zu eggen und zu verbrennen.
P. maehoeralis Wlk. ^). Mit Hyblaea puera
zusammen der gefährlichste Feind der Teak-
wälder (Tectona grandis) in Indien und Burmah,
die von der in trockenen Gegenden zweimal, sonst
siebenmal auftretenden Raupe derartig kahl ge-
fressen werden, dafs sie wie verbrannt aussehen.
Puppe in Kokon an oder im Boden, in Rinden-
ritzen usw. Gegenmittel : Mischwald , Schweine-
eintrieb, Schutz der natürlichen Feinde (Hymen-
opteren. Spinnen, Vögel, besonders Bulbuls).
Epieorsia mellinalis Hb. 2) entblättert bei
Barbados zweimal im Jahre die „fiddle-wood"-
Bäume (Citliarexylum villosum?) und ist während
der übrigen Zeit verschwunden.
Fig. 216. Gliedwurm im Mais: Weibchen (links), Männchen (rechts)
(nach ßom.N et LABouLiENE; nat. Gr.).
Pioiiea Gn. (PMyctaeiiia Hb).
Mit Nebenaugen. Vorderflügel breit, Ast 9 und 10 aus 8 ent-
springend, Ast 11 sehr schräg. Hinterflügel kurz, breit. Flügelhaltung
steil, dachförmig.
P. forflcalis L. Kohlzünsler. Vorderflügel hell ockergelb mit
bräunlicher und weilsgelber Zeichnung; 26 mm Spannweite. Juni- Juli,
August-September. Raupe gel blichgrün mit undeutlichen helleren und
dunkleren Längsstreifen , Kopf hellbraun ; 20 mm lang ; Juni- Juli,
September-Oktober. Unter losem Gespinste an der Blattunterseite von
Kohlarten, Alliaria, Meerrettich, Sellerie, Sauerampfer, Gartenblumen,
auch Gras. Frifst Löcher in die Blätter, bei Meerrettich auch die Blüten
1) Hole, .Journ. Bombay Soc. nat. Hist., Vol. 15, 1904, p. 684—697, PL A,
fig. 1-3.
-) West Ind. Bull, Vol. 3, 1902, p. 233.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 20
300 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
und besonders die jungen Samen. Raupe überwintert in der Erde ;
hier finden sich auch die Puppen in mit Erde vermischtem Kokon.
Parasit : Meteorus clirysophthalmns Nees.
Pionea ppunalis Schilf. Raupe hellgrün, Kopf und Nackenschild
dunkler, ersterer mit vier weifsen Punkten, letzteres mit zwei weifsen
Längslinien; im Mai und Juni überall häufig an Obstbäumen und
-sträuchern.
P. ferrugralis Hb. [rubigalis Gn.] \). Vorderflügel rostgelb mit
braun. Raupe grünlich mit schwarzen Flecken und jederseits weifsem
Band. Heimat wohl die orientalische, vielleicht auch aethiopische
Region, von da nach Europa und Nordamerika verschleppt, in ersterem
kaum, in letzterem beträchtlich schadend, im Freien und in Glashäusern,
an Blumen (Veilchen, Rosen, Chrysanthemen) imd Gemüse usw. (Sellerie,
Kohl, Rüben, Tabak, Salat, Blumenkohl, Petersilie, Gurken, Erbsen,
Erdbeeren usw.). Raupe frifst wie vorige. Puppe am liebsten zwischen
zwei zusammengesponnenen Blättern oder in Blattrollen. Im Freien
zwei bis drei, in Häusern vier bis fünf Brüten. Räuchern mit Blau-
säure ist ohne Wirkung; in Häusern mufs man ablesen; im Freien
hilft frühzeitiges Spritzen mit Pariser Grün.
P. tertialis Gn. ^). In Virginien schädlich an Reben uud kulti-
vierten Sambucns-Arten ; die Raupe faltet die Blätter in der Mitte zu-
sammen.
Dausara tallinsalis Wlk. (Botys marginalis Moore) auf Sumatra
sehr schädlich an Tabak.
Phlyctaenodes Hb. (Eiirjcreon Ld., Loxostege Hb.).
Stime schmal, mit kurzem, keilförmigem Vorsprunge. Vorderflügel
dreieckig mit langem Saume; Ast 8 und 10 gesondert, Ast 11 sehr
schräg. Hinterflügel kurz, breit, gerundet.
Phl. stietiealis L. Wiesenzünsler 3). Vorderflügel rostbraun,
grau gemischt mit dunkleren und helleren Zeichnungen. Europa, überall
gemein auf sandigen Strecken, besonders an Artemisia campestris; in
Südosteuropa (dem Steppengebiete) in manchen Jahren (besonders 1901)
in ungeheueren, nur der "Wanderheuschrecke vergleichbaren Mengen
auftretend und ähnlich schädlich. Nordamerika. Raupe bis 20 mm
lang, anfangs graugrün, später dunkelgrau mit gelbgrünen Rücken- und
Seitenlinien und schwarzem Kopfe, an nahezu allen Pflanzen mit Aus-
nahme von Kiefern ; auch Gräser und Getreide werden nur im Notfalle
genommen, an letzterem noch am liebsten die milchreifen Körner. Den
Hauptschaden tut sie an Zuckerrüben. Im Norden eine , im Süden
zwei, in günstigen Jahren sogar drei Brüten, die aber manchmal nur
1) Chittknden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Biül. 27, N. S., 1901, p. 7—25,
PL 1, figs. 1—6. — Fr.ETCHER a. Gibsox, Canad. Ent., Vol. 33, 1901, p. 140—144. —
Slingeklanu, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 190, 1901, p. 159-164, figs. 42-49.
2) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 18, N. S., 1898, p. 82—83.
3) Kuppen, Die schädlichen Insekten Ruislands, Moskau 1880, S. 394—405. —
ScHiLi.E, Sog. entom., T. 16, 1901, p. 105. — Srirr, österr.-ungar. Zeitschrift Zucker-
industrie u. Landwirtschaft, 1901, Heft 6, S. 24—32; 1903,^ Heft 1, S. 4—5; 1904,
Heft 1, S. 38. — Der Aufsatz Giards in den C. r. Acad. Paris 1906 betrifft Lita
ocellatella (s. S. 263); Nuel, Naturaliste T. 31, 1909, p. 93— 94. — Zahlreiche russische
Autoren, die in den Jahresber. Leistgn. Fortschr. Pflanzenkr., Bd. 4 ff, und zum
Teü in dem Zool. Centralbl., Bd. 10, S. 160—161 u. Bd. 11, S. 318-324, besprochen
sind.
Pyraliden, Zünsler. gQ'j'
.ans Männchen bestehen, so dafs mit deren Anftreten die Plage so gut
wie beendet ist. Der im Frühling fliegende Falter legt etwa 250 Eier
an Unki'änter, von denen aus die Raupen aber doch schon an Kultur-
pflanzen übergehen können. Der im Sommer fliegende Falter belegt
Hüben und andere Kulturpflanzen. Die Raupen fressen etwa 2V2 bis
4 Wochen lang, und zwar alles Grüne; an Rüben nagen sie auch die
Köpfe an. Ist ein Feld leer gefressen, so wandern sie in ungeheueren
Mengen ^). Ebenso ziehen sie 3 — 4 Tage vor der Verpuppung in grofsen
Scharen und bestimmter Richtung auf der Suche nach geeigneten
Plätzen. Die Verpuppung findet in sandiger Erde, 4 — 8 cm tief, statt,
in langem, zylindrischem, aufsen mit Erde versetztem, innen aus fester
GesiDinströhre bestehendem Kokon , dessen oberes Ende immer nach
der Erdoberfläche hin olfen ist. Nach vier "Wochen schlüpft der
Falter aus.
Die Ursachen der massenhaften Vermehrung dürften wohl in
günstigen Witterungsverhältnissen, namentlich feuchtem Frühjahr und
Sommer, die auf den Steppen üppigen Pflanzenwuchs entstehen lassen,
zu suchen sein.
Als Feinde werden in erster Linie Stare und Sperlinge, ferner
Seeschwalben und Raubkäfer, auch Tachiniden und Ichneumoniden
genannt. Krassiltschik beobachtete bei der Invasion 1901 eine durch
Mih-oldossia prima (Coccidie) erzeugte Epidemie^). Tatsächlich ver-
schwanden bei letzterer die Massen fast ebenso rasch, wie sie ge-
kommen waren, so dais es schon 1902 schwer hielt, überhaupt Raupen
oder Schmetterlinge zu erhalten.
Der Schaden ist infolge der hohen Regenerationskraft der Rübe
nicht so grofs, wie man nach dem Frafse vermuten sollte. Die unver-
letzten Teile der Rübe lassen wieder Blätter entstehen. Blattreste
bilden neue Rüben aus. Wenn diese auch an Gröfse und Zuckergehalt
bedeutend hinter normalen Rüben zurückbleiben, so ist die Ernte doch
nicht ganz verloren.
Bekämpfung. Die Falter fängt man mit Fanglampen oder ver-
jagt sie von den bedrohten Feldern. Die Raupen kann man durch
Fanggräben, mit Teer bestrichene Bretter usw. fangen bzw. von ihrer
Wanderrichtung ablenken. Arsenmittel und Chlorbaryum (2*^/o) töten
sie. Stark befallene Felder bedeckt man locker mit Stroh, das an-
gezündet wird; die Rüben leiden nur wenig, die Raupen gehen fast
alle zugrunde. Zur Zeit der Puppenruhe der ersten Brut werden die
Felder behackt; gegen die Puppen der zweiten pflügt man sie im
Frühling tief um und walzt sie ; die Puppen werden teils zerstört, teils
die auskriechenden Falter am Ausschlüpfen gehindert.
Nach Nordamerika'^) ist dieser Zünsler wahrscheinlich von Asien
her eingeschleppt worden, dringt dort von der Westküste aus immer
weiter ins Innere vor, tritt zeitweise schon in ungeheueren Schwärmen
auf und entwickelt sich in den letzten Jahren zu einem sehr gefähr-
lichen Schädling, besonders auch auf Zuckerrüben. Drosseln leisteten
vorzügliche Hilfe im Dezimieren der Massen.
') EossiKow führt auch hier das Wandern zurück auf stärkeren Befall durch
Parasiten (s. Wanderheuschrecken, S. 156).
2) C. r. Soc. Biol. Paris, T. 58, 1905, p. 656—657, 736—789.
=') Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent , Bull. 33, N. S., 1902, p. 47—48,
fig. 10; Fi.ETCHER, ibid. Bull. 46, 1^04, p. 84; Gillette, ibid. Bull. 52, 1905, p. 60. —
FuRBES, 21. Rep. State Entom. Illinois, 1903, p. 106—122, figs. 33—37. — Gillette,
Agric. Esp. Stat. Colorado, Bull. 98, 1905, p. 3—12, 2 Pls.
' ' f ' 20*
308
Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Phlyetaenodes palealis Schiff. Raupen manchmal zu mehreren,
aber jede einzehi in schlauchförmigem Gespinste im Hochsommer in
den Blütenständen der Möhren und anderer Schirmblütler , die Blüten
und imreifen Samen fressend.
Phl. similalis Gn. Garden web-worm ^). Nordamerika. Raupen
Allesfresser; in den Staaten um den südlichen Mississippi besonders
an Baumwolle schädlich.
Phl. obliteralis Wlk. Nordamerika. Die sehr bunte (grün, gelb,
schwarz, weifs) Raupe an im Schatten wachsenden Zierpflanzen , be-
sonders an Ipomoea purpurea und Verwandten. Sie nagt den Blattstiel
von oben fast ganz durch; in das herabhängende welke Blatt spinnt
sie sich tagsüber ein.
Evergestis Hb. (Orobena Gn.).
Stirne schmal; Palpen km-z, horizontal. Vorderflügel breit, Ast 8
und 10 gesondert, Ast 11 sehr schräg. Hinterflügel kurz und breit.
E. extimalis Sc. (marg-aritalis
Schiff.). Rübsaatpfeifer (Fig. 217).
Vorderflügel weifslich- ockergelb mit
zwei rostbraunen Querlinien und eben-
solchem Schrägstriche an Spitze; Fran-
sen veilgrau ; 26 mm Flügelspannung ;
Juni-August. Raupe gelbgrün, jeder-
seits ein grauer Streifen, vier Längs-
reihen schwarzbrauner Flecke : Luft-
löcher und ein Fleck über jedem Fufse,
Kopf und Halsschild schwarz, letzteres
breit gelb geteilt; 18 mm lang, an ver-
schiedenen Kreuzblütlern, schädlich an
Raps, Rettich, Kohl usw. ; spinnt die
Schoten locker zusammen und frifst die
schwellenden Samen aus, so an ersteren
Fig. 217. Vom Eübsaatpfeifer befallene eine gleichmäfsige Reihe von Löchern
Kapsschoten (nach Rurig). erzeugend. Im Herbste verspinnt sich
die Raupe flach in der Erde, seltener
in ausgefressener Schote. Verpuppung erst im Frühjahre. Ablesen, im
"Winter tief umpflügen; Fruchtwechsel.
E. frumentalis L. Raupe ähnlich voriger lebend. Die Angabe
von Pallas, dafs sie in Kasan die junge Wintersaat vernichtet habe,
dürfte nach E. Taschenberg und Sorhagen-) auf Verwechslung beruhei}.
E. rimosalis Gn.^). Raupe in Nordamerika an Kreuzblütlern,
besonders an Kohl, hier fast ebenso lebend und von denselben Para-
siten befallen wie Pieris rapae.
Hellula Gn.
H. undalis F.*). Südeuropa, Asien, Afrika, Australien; in Nord-
amerika eingeschleppt. (.,Imported cabbag-e web-worm"). Hier in
den Südstaaten sehr schädlich an Kohl und Rüben. Die Raupe frifst
unter einem Gespinste das Herz aus , so dafs sich die Pflanzen bzw.
1) CurrTENDEN, 1. c, p. 46—47; Forbes, 1. c; 23. Rep., 1905, p. 89—91, fig. 70.
^) Kleinschmetterlinge der Mark Brandenburg, Berlin 1886, S. 28.
3) Chixtenden, 1. c. p. 54-59, fig. 12.
*) Chittenden, 1. c, p. 48—49; Bull. 19, 1899, p. 51—57, fig. 12; Bull. 23, 1900,
1—61; FoRBES, 1. c, p. 111—112.
Pyraliden, Zünsler. 3Q9
die Rüben nicht entwickeln können. Parasiten: Exorista x>yte "Wlk.
(Tachinide) , Meteorus vulgaris Cress. (Ichneumon.), Temelucha macer
Cress. (Braconide). — Arsenik hilft am ehesten gegen die ganz jungen,
noch nicht unter schützendem Gespinste fressenden Raupen. Petroleimi-
Emulsion, öfters über die Pflanzen gesprüht, hält die Weibchen von
der Eiablage ab. Fanglampen, am Boden aufgestellt, erwiesen sich
als nützlich.
Oiiiphisa anastomosalis Gn. ^). Auf Hawaii in dem Marke der
Stengel von Bataten oft zu zweien bis dreien ; geht auch in die
Knollen und wird mit diesen verschleppt.
Tliliptoceras Swinh.
Palpen vorstehend, gerade, lang; zweites Glied oben und unten mit
Haaren gefranst. Rippen 3 und 5 der Vorderflügel entspringen dicht
am Winkel der Mittelzelle-, Ast 7 von 8 und 9 getrennt. Afrikanische,
orientalische und australische Regionen.
Thl. oetoguttale Fld. Kaireezünsler^) (Fig. 218). Kopf und Brust
purpurbraun, Hinterleib rotgelb, Afterbüschel orange. Vorderflügel purpur-
braun , orange gezeichnet , in der Mittelzelle einen hyalinen , dunkel
gerandeten Fleck; 22 mm Flügelspannung. Raupe hell mit doppelter
Fleckenreihe auf Rücken, 11 — 12 mm dick. In allen Kaffee-Gegenden der
alten Welt, auch in Deutsch- Ostafrika beträchtlich schadend. Die
Raupen bohren sich in die Kaflfeefrüchte ein und
fressen an jungen die Bohnen, an älteren das Fleisch
aus; da sie G — 8 Wochen leben, zerstört eine einzelne
Raupe 40 — 50 Kirschen. Die Falter der nach der Ernte
fliegenden Brut legen ihre Eier an die Endknospen
der jungen Zweige , deren Mark die Raupen ausfressen.
Puppe zwischen zusammengesponnenen Blättern usw. ; -p. g^g -^^i^^q
ruht 2 — 4 Wochen. — Die befallenen , an Verfärbung ztlnsler (nat. Gr.)
und ausgeworfenem Kote kenntlichen Früchte und die
abgestorbenen Triebe sind abzusammeln. Fanglampen haben sich nicht
bewährt. — Auch in Früchten von Ixora grandiflora.
Godara eomalis Guer. ^). Australien, an Meerrettich. Raupen
fressen gesellig unter schützendem Gespinst an der Blattunterseite, nur
die Mittelrippe und die rauheren Teile stehen lassend.
Glypliodes Gn. (Diaphauia Hb., Phakellura Gldg., Margaronia Hb.).
An Vorderflügeln Adern 3, 4, 5 vom Winkel der Mittelzelle ent-
springend, 7 gekrümmt und 8 und 9 auf der Hälfte ihres Verlaufes ge-
nähert; 10 den Adern 8 und 9 genähert. An Hinterflügeln Ast 7 und
8 zusammenfliefsend.
Gl. oeellata Hamps. (Fig. 219). Westafrika*). Weifs, Kopf und
Hals goldbraun, desgleichen der Vorderi'and und ein Mondfleck der
Vorderflügel. 34 mm Flügelspannung. Raupe grün mit zwei braunen
Längsstreifen; an Kickxia elastica, spinnt die Blätter nach oben zu-
') Vax DiNE, Ann. Rep. Hawaii agr. Exp. Stat. 1907, p. 45.
-) BoRDAGK, C. r. VI. Congr. intern. Agric, Paris 1900. Ausz.: Z. Pflanzen-
krankheiten, Bd. 11, S. 296. — MuKREx, Indischer Mercuur; Ausz. Beih. I. Tropen-
pflanzer, 1900, S. 104—105. — Bouni.LY, Eev. Cult, colon. 1898, Ausz.: Tropen-
pflanzer, Bd. 2, S. 316—317. — Vossei.ek, Ber. Land- u. Forstwirtsch. Deutsch-
Ost-Afrika, Bd. 28, S 245.
3) Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales, Vol. 10, 1899, p. 8-9, PL 1, fig. 3.
*) Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 7, 1903, S. 355—356; Busse, ebenda, Bd. 9, 1905, S. 36.
310
Microlepidopteren, Kleiuschmetterlinge.
sammen und skelettiert sie ; die Blätter werden brann und fallen ab.
Namentlich in Saatschulen gefahrlich, an älteren Pßänzchen weniger,
an solchen von IV2 — 2 Jahren gar nicht mehr. Schweinfurter Grün
hatte ausgezeichneten Erfolg.
In Indien, Java, Amerika fressen verschiedene Ai'ten nicht nur an
Blättern, sondern auch im Innern von Früchten, so Glyphodes negratalis
Wlk. M in denen von Dillenia indica (Indien) und Gl. hyalinala L. 2)
und nitidalis Cram.^) in solchen von Cucurbitaceen (Amerika).
Sylepta Hb.
Geäder ähnlich Glyphodes ; Ast 7 und 8 der Hinterflügel nicht
zusammenlaufend.
S. derograta F. [multilinealis Guen.]'*). Baumwollblattroller
(Fig. 22»»). Gelblichweifs mit braunen Linien und Flecken; 28 — 10 mm
Flügelspannung. Raupe durchscheinend grün mit braunem Kopfe und
Halsschilde, Afrika, Asien ; an Baumwolle, Hibiscus esculentus, Malven»
Fig. 219. Glvphodes ocellata
(nat. Gr.).
Fig. 220. Baumwollblattroller (nach Indian
Museum Notes, Vol. 5).
Eier einzeln an Blattunterseite. Die junge Raupe frifst zuerst unter
Gespinst oberflächlich am Blatt; später schneidet sie die Blattspreite
nahe am Stiele vom Rande aus ein und rollt das Blatt zusammen; in
einer Rolle leben oft mehrere Raupen und füllen sie mit ihren schwarzen^
körnigen Exkrementen. Die Blätter hängen herab und welken. Ge-
teilte Blätter werden nicht gerollt; an kleinblättrigen Baumwollsorten
werden die Gipfeltriebe zusammengesponnen. Puppe am Frafsort oder
in gerollten Blättern an der Erde. Bekämpfung: Ablesen bzw. Zer-
drücken der Raupen in den Rollen. In der Nähe von Baumwollfeldern
keinen Hibiscus bauen; in Baumwollsaaten Hibiscus mit aussäen; er
kommt früher und dient als Fangsaat : nach 4 — 5 Wochen wird er ent-
fernt und vernichtet.
') Ind. Mus. Notes, Vol. 5, 1903, p. 114, 117.
•') AsHMKAi., U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 14,- 1887, p, 26—27; Chittendkn,
ibid.. Bull. 19, N. S, 1899, p. 42-44; Cook, ibid.. Bull. 60, Bur. Ent., 1906, p. 70.
3) Chittkndex, 1. c, p. 41 — 42.
*) Maxwell-Lkfroy, 1. c, p. 212; Mem., Vol. 2, 1908, p. 95—110, PL 9; Ind.
Ins. Pests, p. 96 — 99, fig. 108—109. — Vosseleu, Ber. Land- u. Forstwirtsch. Deutsch-
Ostafrika, Bd. 2, S. 411.
Pyraliden, Zünsler. 3]^]^
S. (Notarcha) elytalis AVlk. i). Australien. Die Ranpen spinnen
gesellig an Kurrajong ( Brachychiton popnlnenm) die Blätter der End-
triebe zu unregelmäi'sigen, zylindrischen, über einen Fufs langen Massen
zusammen.
Omiodes Gn. -).
Von dieser tropischen Gattung sind mehrere Arten auf Hawaii
schädlich, indem die Raupen Blätter zusammenrollen und -spinnen,
zuerst nur skelettierend , später sie ganz verzehrend. So O. aeeepta
Butl. an Zuckerrohr, O. blaekbuini Butl. an Kokospalmen, O. mey-
rieki Swez. an Bananen , O. monog'ona Meyr. an Erythrina mono-
sperma, Dolichos lablab usw.
Desmia funeralis Hb. [maculalis Westw.]^). Nordamerika, an
Weinrebe, besonders in den Südstaaten schädlich. Die Raupen falten
die Blätter nach oben zusammen und skelettieren sie ; die der ersten
Brut spinnen auch Blüten und Früchte zusammen.
Die Raupen der Nymphula Schrk. ' Hydrocampa Gn.)- Arten leben
an Wasserpflanzen; nur gelegentlich werden einige schädlich, wie die
von N. nymphaeata L.^*) in Ungarn an Reis, die von N. cannalis
Quaint. ■^) in Florida an Canna indica, die von N. fluetuosalis Zell,
und depunetalis Gn. ^) in Indien an Reis und eine unbestimmte
Art^) auf Java an Ficus glomerata.
Cledeobia moldaviea Esp.^). Südöstliches Europa, Kleinasien,
Die olivenschwarzen Raupen mit gelbrotem Hals- und Afterschilde und
letztem Beinpaare leben in den Steppen Südrufslands von August bis
April in Gespinströhren unter den Büscheln von Festuca ovina und
Stipa, deren unterirdische Stengel sie abfressen, so dals die Gräser
eingehen. Sie treten in manchen Jahren in ungeheueren Massen auf.
Feinde : Vögel, insbesondere Mornellregenpfeifer, Kiebitz, Kalanderlerche.
Cryptoblabes g-nidiella Mill. (wockiana Briosi). Südeuropa.
Falter bleigrau, metallglänzend, zwei weifsliche Querbinden, dazwischen
schwärzliche Flecke. Raupe schmutzig-braun mit breiten, dunklen
Seitenbinden; auf jedem Ringe zehn Haare, unten fleischrot oder grau;
14 mm lang; frifst unreife Weinbeeren aus und spinnt Apfelsinenblüten
zusammen.
Acrobasis Z.
Fühler beim Männchen mit spitzem Schuppenzahn am Wurzel-
gliede, Vorderflügel mit elf Rippen, Hinterflügel mit acht, davon Ast 3
und 4 an der hinteren Ecke der Mittelzelle auseinander tretend.
A. zelleri Rag. (Myelois tumidella Zck.). Raupe grünlich mit
dunklem Kopf; auf jedem Ringe zwei Paare mit Härchen besetzter
Chitinplättchen ; 20 mm lang; skelettiert im Mai die Gipfelblätter an
') Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales, Vol. 16, 1905, p. 229-230.
-j SwEZEY, Exper. Stat. Hawaii. Sug. Plant. Assoc, Div. Eut., Bull. 5, 1907,
60 pp., 6 Pls.
3) Smith, J. B., Eep. Ent. agr. Esp. Stat. New .Jersey 1902, p. 433; Quainta:»ck,
Farmers Bull. 284, 1907, p. 22-23, fig. 7.
*) SajÖ, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 4, 1894, S. 101.
5) Quaintance, Florida agric. Exp. Stat., Bull. 45, 1898, p. 68—74, 1 PI.
6) Maxwell-Lefroy, 1. c, p. 206—207.
'') Zimmermann, Bull. Inst. Buitenzorg, N. 10, p. 10.
8) MoKRZECKi, Allgem. Zeitschr. Ent., Bd. 7, 1902, S. 85—89, 4 Fig.
312 Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Eichenheistern , die sich infolgedessen zu faustdicken Klumpen zu-
sammenballen.
Aerobasis earyae Grote M. In manchen Teilen Nordamerikas der
schlimmste Feind der Pekannüsse, die in jungem Stadium von den
Raupen ausgefressen, deren Schale in älterem Stadium durchbohrt und
miniert wird.
Mineola Hülst.
M. vaeeinii Riley. Cranberry fruit -^vorm-). Nordamerika.
Die Raui3e f'rifst die Samenkapseln von Vaccinium oxycoccus aus ; eine
Raupe kann alle Beeren eines Fruchstengels zerstören.
M. indigenella Zell.^). Nordamerika. Raupe spinnt Apfelblätter
zu grofsen Klumpen zusammen, in denen sie überwintert.
Dioryctria Zell.
Fühler des Männchens über Wurzelglied gebogen, mit Schuppen-
wulst in Biegung. Vorderflügel mit elf Rippen, Ast 4 und 5 auf ge-
meinsamem Stiele ; Hinterflügel mit acht Rip^jen, Ast 3 — 5 auf gemein-
samem Stiele. Pallien aufsteigend, Endglied zugespitzt.
D. abietella S.V.*). Europa, Indien, Japan, Nordamerika. Raupe
«chmutzig-rötlich oder gTünlich mit dunklem Rücken- und Seitenstreifen;
Kopf und Nackenschild braun-, in Zajjfen, Chermes-Gallen und Mai-
trieben von Nadelhölzern. Gespinst, austretender Kot und Harz ver-
raten ihre Anwesenheit. Zapfenspindel bleibt verschont. Überwinterung
im Gespinst in Bodendecke ; Verpuppung im Frühjahre.
D. Splendidella H. S."^). Raupe ^^j schmutzig-grau, gelblich oder
bräunlich; auf jedem Ringe vier einzeln behaarte Wärzchen. Kop :"
braun: Nackenschild hinten schwarz, licht geteilt. Kopf und Afterschild
behaart. Lebt ähnlich voriger an Kiefern.
Epicrocis terebrans 011.''). Australien. Raupe im Marke des
Gipfeltriebes von Cedrela toona Roxb. und anderen Forstbäumen, be-
sonders in Pflanzschulen schädlich.
Phycita (Nephopteryx) spissieella F. (roborella W. V.). Raupe
braun mit heller Rückenlinie; 27 mm lang: spinnt im Mai Blätter von
Eichen, Apfel- und Birnbäumen röhrenartig zusammen. Puppe im
Boden. Ei überwintert.
Hypsipyla robusta Moore ^j. Toon twig-borer. Indien. Raupe
jung rötlichgelb, erwachsen blau, Kopf und Borstenwärzchen schwarz.
Zwei oder mehr Brüten. Die Raupen im Frühling in den Blüten von
Cedrela toona und Swietenia mahagoni, seltener in den jungen Trieben,
in denen die der späteren Brüten größtenteils letjen , zum Teil
1) Säxukrson, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 46, 1908, p. 95.
2) Smith, J. B., Farmers Bull. 178, 1903, p. 24-26, fig. 10.
■■') Banks, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 34, 1902, p. 32.
*) Baeh, Tharandt. forstl. Jahrb., Bd. 56, 1906, S. 63—85, 2 Taf., 6 Fig. —
EscHEiucH und Baku, Nat. Zeitsclir. Forst- u. Landwirtsch., Bd. 7, 1909, S. 200—204,
Fig. 6.: Stebhing, Deptm. not. Insects, that affect fore.stry. Nr. 1, 2(ied., Calcutta
1903, p. 108—112, PL 2, fig. 7.
'>) SoKUAGEN, Allgem. Zeitschr. Ent., Bd. 6, 1901, 8. 279.
6) Olliff, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 5. 1894, p. 513—515, 1 PL
•') Stebbing, 1. c. Nr. 2, 1903, p. 312—318, PL 19, fig. 3.
P^Taliden, Zünsler. 3]^3
auch in reifenden Früchten; äulserlich verraten sie sich meist durch
sehr reichliches Gespinst. An älteren Bäumen wird die Krone oft
stark gelichtet und die Samenernte sehr beeinträchtigt; junge Bäumchen
werden durch Abtöten der End- und längeren Seitentriebe ganz ver-
krüppelt.
Moiioptilota nubilella Hülst. M. Nordamerika. Die blaugrüne
Rau])e mit langen, gelben Haaren lebt in den Stengeln von Lima-
Bohnen, an denen sie grolse, gallenartige Anschwellungen verursacht.
Die Samenausbildung wird verhindert, wenn nicht sogar der ganze
distale Teil des Stengels abstirbt.
Nephopteryx rubrizonella Rag. -). Japan. Die zuerst weifse,
später graugelbe , erwachsen rötlichbraune Raupe mit pechschwarzem
Kopfe und Nackenschilde lebt im Juni in jungen Birnen , deren Kern-
gehäuse sie ausfrifst. Puppe am Frafsorte. Zerstört jährlich 30 — 40*^/0
der Früchte.
Elasmopalpiis ligrnosellus Zell.^). The smaller Corn stalk-
borer. Tropisches und subtropisches Amerika. Die blafsgrünliche
Raupe mit neun rötlichbraunen Längsstreifen bohrt im Stengel von
Mais und Bohnen. An Erdnüssen zerstört sie die Schale der Knolle.
Etiella Zell.
Palpen selir lang , horizontal , mit sehr langem , geneigtem , faden-
förmigem Endgliede.
E. zinekenella Tr. Vorderflügel grau mit weifser Längsstrieme
und gelber Binde. Raupe schmutzig rötlichbraun mit kastanienbraunem
Kopfe, 12mm lang. Ursprüngliche Futterpflanze: Spartium scojmrimn. Raupe
hat in Ungarn bei Szegedin 95 *^/o der Akaziensamen zerstört*)-, in Öster-
reich wurde sie schädlich , indem sie die Samen halbreifer und reifer
Erbsenschoten durchlöcherte-^). Auch in Indien schädlich an Legu-
minosen''). Puppe in spindelförmigem, röhrigem Gehäuse am Boden.
Phanerotoma dentata Panz. (Braconide) vernichtete bei Szegedin 75 ^/o
der Schädlinge.
Zophodia Hb.
Vorderflügel mit elf Rippen, Ast 4 und 5 gestielt. Hinterflügel
mit sieben Rippen, Ast 2 vor der hinteren Ecke der Mittelzelle ent-
springend.
Z. eonvolutella Hb. Staehelbeerzünsler (Fig. 221). Europa,
Nordamerika ('?). Vorderflügel bräunlichgrau mit weifslicher und dunkel-
brauner Zeichnung i 30 mm Spannweite; Ende April, Anfang Mai.
Raupe hell grasgrün, Kopf und Nackenschild schwarz; 10 mm lang,
Mai bis Juli; spinnt reifende Stachelbeeren an benachbarte Blätter und
höhlt sie aus ; Johannisbeeren spinnt sie zusammen und frifst sie von
1) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 23, N. S., 1900, p. 9—17,
Pig. 1; Weldon, Journ. ecoii. Ent. Vol. 1, 1908, p. 148.
2) Matsumuka, Ann. Zool. Japon. Vol. 1, 1897, p. 1—3, 1 PI.; U. S. Dept. Agric,
Div. Ent., Bull. 10, N. S., 1898, p. 38-40, fig. 14.
3) CHixrENDEN, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 23, N. S., 1900, p. 17—22,
figs.; Forbes, 23 ßep. St. Ent. Illinois, 1905, p. 94-95, 248, fig. 74—75.
*) Kiss, Erdesz. Lapok VI, 1901, p. 522—529; Ausz. Ecksieix, Ber. Forstzoologie
1907, S. 29.
5) Zimmermann, H., Mitt. k. k. Pflanzenschutzstation Wien 1906, ,3 S., 3 Fig.
6) Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India Vol. I, 1907, p. 204.
314
Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
aiilsen aus. Die Puppe überwintert flach in der Erde ; in warmen
Jahren schUipfen die Falter zum Teil schon im Herbste aus und über-
wintern. Eier einzeln an Zweige.
Bekämpfung: befallene Stachelbeeren sind abzulesen, Johannis-
beeren abzuklopfen, da sich die Raupen an einem Faden herablassen.
Bestreuen der Büsche mit gelöschtem Kalk hält die Falter_^von Ei-
Ablage ab. Entsprechende Behandlung des Bodens.
Euzophera semiluneralis Wlk. ^). Nordamerika. Die Raupe hat
insofern eine ganz abweichende Lebensweise , als sie unter der Rinde
des Stammes und älterer Äste von Obstbäumen grofse Plätze ausfrifst,
die oft Stamm oder Ast ringeln. Die Raupen der zweiten Brut über-
wintern an der Frafsstelle in einem Carpocapsa-ähnlichen Kokon.
Hulstea undulatella Gl. Sugar-beet erown-borer 2). Nord-
amerika. Die Raupen fressen im ersten Frühjahre an Zuckerrüben,
im Schutze von Gespinströhren, erst äufserlich rings um den Kopf
Fig. 221. Stachelbeerzünsler (nach TuLLCiREN).
herum, dann immer tiefer und weiter nach unten; die Rüben gehen
meistens ein, mindestens verkümmern sie vollständig.
Polyoclia saeeharella Ddgn.^). Indien, in Zuckerrohr. Die
Raupen dringen in die unteren Glieder des Stengels ein und bohren
nach abwärts in die Wurzel, wo sie bis zu acht gefunden wurden. Da
sie den ganzen Stock zerstören oder wenigstens zum Kümmern bringen,
sind sie die schädlichsten aller Zuckerrohrfeinde in Indien.
Anerastia Hb.
Schuppenkegel. Ohne
Nebenaugen. Palpen
liede. Vorderflügel mit zehn Rippen,
Hinterflügel mit sieben Rippen, Ast 3
Stirn mit stumpfem
lang, mit fadenförmigem Endi
Ast 4 und 5 zusammenfallend;
und 4 langgestielt.
A. lotella Hb. Graszünsler*). Vorderflügel mehlig bestäubt,
fleischrötlich oder ledergelb , Rippen hellgrau mit feinen , braunen
Stäubchen ; Hinterflügel staubgrau ; bis 22 mm Flügelspannung. Gröfse
und Farbe sehr wechselnd. Raupe beingelb mit rosenroten Querbinden
Pt. 2.
^) S ANDERSON, Delawars agr. Exp. Stat. Bull. 53, 1901.
-) TiTiTs, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 54, 1905, p. 34—40, fig. 9-14.
") Maxweli.-Lefroy, 1. c. Vol. I, 1907, p. 202; Agric. Journ. India Vol. 3, 1908,
») SoRHAGEN (nach Grabow), Allgem. Zeitschr. Ent. Bd. 6, 1901, S. 298.
Pj'ralideu, Zünsler. o-j^^
und Flecken, Kopf honiggelb; 17 mm lang. Der im Jmii und Juli an
sandigen Stellen fliegende Schmetterling legt seine Eier an Gräser.
Die Raupe friist von Sommer bis Mai unten seitlich an den Halmen,
von der Erdoberfläche an hinabsteigend, in einer mit Sand vermischten
und hinter ihr mit Kot gefüllten Gespinströhre. Von ernsterem Schaden
ist nur ein Fall durch Kühn *) berichtet. Merkwürdig ist, dafs E. Reuter ^)
sie in Finland weder an Getreide noch an Wiesengräsern schädigend
vorfand, obgleich sie dort vorhanden ist.
A. ablutella Zell. Mittelmeerländer, Indien; in letzterem bohrt
die grüne Raupe in den unteren Gliedern von jungem Zuckerrohre ;
sie hält Sommer- und "Winterschlaf. Puppe in Erde. Zwei Brüten.
Scirpophaga Tr.^).
Nebenpalpen pinselartig. Vorderflügel mit zwölf Rippen, Rippe 1
nicht gegabelt, Ast 7 und 8 gesondert; Hinterflügel mit geschlossener
Mittelzelle. Weibchen mit wolligem, gestutztem Afterbusche. Orien-
talische Region; mehrere Arten an Zuckerrohr, Mais, Sorghum usw.
Sc. auriflua Zell. Vorderflügel weifs , Afterbusch orange bis
bräunlich. 29 — 38 mm Flügelspannung.
Sc. auriflua var. intaeta Snell. Afterbusch beim Männchen fast
ockergelb, beim Weibchen hell blutrot.
Se. monostigrina Zell. Vorderflügel mit schwarzem Fleck.
Sc. chrysorrhoa Zell. Vorderflügel mit blafs goldgelb gemischt.
Der schädlichste dieser „white borers'' oder »Witten (top)-
boorders'' des Zuckerrohres ist die erstgenannte Art, deren Lebens-
weise eingehend erforscht ist. Der Falter legt 60 — 70 abgeplattete
Eier in Häufchen von 15 — 30 an die Unterseite der Blätter und be-
deckt sie mit seiner Afterwolle. Die Raupe bohrt sich in die
gerollten Blätter der Stengelspitze ein, so dafs sie später Quer-
reilien dunkel umrandeter Löcher aufweisen , dann den Hauptnerven
entlang hinab zur Vegetationsspitze , die meistens ausgefressen wird.
Hierauf friist sie sich im Saft führenden Teile des Stengels, nahe der
Oberfläche einige Glieder hinab , indem sie wiederholt an die Ober-
fläche vordringt und den Gang hinter sich mit ihrem Kote ausfüllt.
Erwachsen, weifslich, mit hellgelbem Kopfe und Halsschilde , etwa
25 mm lang, wendet sie sich in rechtem Winkel nach aufsen und be-
reitet sich eine geräumige Puppenhöhle ; das Ausflugsloch wird fertig-
gestellt, aber durch Gespinst und dünne Oberhaut wieder verschlossen.
Nach zehn bis elf Tagen fliegt der Falter aus. Die Entwicklungsdauer
beträgt etwa 50, die ganze Lebensdauer 60 Tage ; vier bis fünf Brüten
folgen sich; in Indien überwintert die Raupe der letzten. — Im all-
gemeinen findet sich nur eine Raupe in jedem Rohre; die anderen
desselben Geleges gehen entweder zugrunde oder wandern auf andere
Pflanzen.
Junges Rohr wird meistens getötet; bei älterem hört das Längen-
wachstum auf; die oberen seitlichen Knospen treiben aus, so dafs die
Spitze des Rohres buschig bzw. fächerig wird. Die aufgerollten Herz-
blätter vertrocknen nicht, sondern entwickeln sich mehr oder weniger.
1) Zeitschr. landw. Centr. Ver. Prov. Sachsen 1870, Nr. 6.
'-) Acta Soc. Fauna Flora fenn. XIX, 1900, Nr. 1, S. 34, 35.
^) Siehe die verschiedenen Veröffentlichungen der Versuchsstationen von Engl.
Indien und Java.
31G Microlepidopteren, Kleinschmetterlinge.
Aufer Zuckerrohr werden noch andere Saccharum-Arten, ferner
em wildes Gras in den Rohrfeldern befallen.
Parasiten: Ccrapliron hcneficiens Zehntn. (in Eiern; stets zwei
Larven in einem Ei), Maeroccnfrus sp., Elasnms sp., ÄimnteUs scirpo-
phagac Ashm., Goniziis mdicus Ashm., Schimmelpilze.
Bekämpfung: Gelege absuchen, tote Herzen an jungem Rohre
ausschneiden; aus im Winter geschnittenem Rohre die befallenen
Pflanzen aussuchen und vernichten.
Aucylolomia (Jartheza) chrysographella Koll. ^). Japan; einer
der schlimmsten Feinde des Reises. Eier in Massen auf den Blättern
junger Pflanzen in Saatbeeten; die Raupen bohren in den Stengeln.
Chilo Zck. 2).
Palpen lang, horizontal vorgestreckt, zusammengedrückt. Hintere
Mittelrippe der Hinterflügel lang behaart. Raupen in Rohr und ähn-
lichem.
Ch. Simplex Sn. Gelblichbraun mit brauner Zeichnung; 22 — 25 mm
Spannweite. Japan, Orientalische Region.
Ch. aurieilia Ddgn. Auf Vorderflügeln metallische Flecke. Indien.
An Zuckerrohr und Pcnm'sehwi fyphoideum , noch mehr aber an
Sorglmm und Mais. Eier in zwei Reihen zopfähnlich an Blattoberseite,
an der auch die jungen Räupchen zuerst nagen. Dann dringen sie
die Mittelrippe hinab , an jungen Pflanzen zum Herzen , das sie aus-
fressen , an älteren Pflanzen in einen Knoten , so dafs das Herz ver-
schont bleibt. Im Stengel bohren sie bis zum "Wurzelstock hinab und
fressen von da die anderen Schösse aus ; der Gang verläuft ziemlich
in der Mitte, geht aber öfters zur Oberfläche nach aufsen; in einem
Gange finden sich oft mehrere Raupen. Erwachsen sind diese weifslich
mit schwarzem Kopfe, Halsschilde und Borstenwärzchen, purpurbraunen
Bändern, 25 mm lang. Biologie im übrigen und Schaden wie
bei Scirpophaga, doch welken die Herzblätter. An Mais frifst die
Raupe auch im Kolben, und zwar die Körner aus, — Parasiten:
JBracon niccviUii , Pimpla pracäaior. — Vorbeugung: nur gesunde
Stecklinge pflanzen; zwischen Zuckerrohr Sorghum oder Mais säen
und nach sechs bis acht Wochen entfernen.
Bekämpfung: Junge befallene Schosse möglichst nahe der Erde
abschneiden ; Stoppeln und alle Rückstände entfernen und verbrennen ;
Stöcke hoch mit Erde anhäufeln, um das Ausschlüpfen der Raupen zu
verhindern.
Ch. infuseatellus Sn. de g:ele (top)boorder. Java; Zucker-
rohr. Vorderflügel dunkel graugelb mit dunkler Zeichnung; 31 — 34 mm
Flügelspannung. 200 — 400 Eier, zu 30 — ^50 in Häufchen von drei bis
fünf kurzen Reihen an Blattunterseite. Raupe frifst zuerst zwischen
Blattscheide und -spreite oder in ersterer, tote, gelbe, mit Bohrmehl
bedeckte Flecke erzeugend. Sie hält sich vorwiegend in der jüngsten,
gerollten Blattmasse auf, die Blätter unregelmäfsig durchlöchernd ; erst
später geht sie in die Stengelspitze ; junge Blätter und Vegetations-
punkt sterben ab. Nicht selten finden sich drei bis sechs Raupen in
einem Stengel. Raupe hellgelb, Kopf und Halsschild braunschwarz,
1) Ontki, Imp. agric. Exp. Stat. Japan, Bull. r^JO, Abstr., 1904, p. 2.
2) Anm. 3 vor. y.
Pyraliden, Zünsler. 3jy
mit dunklen Borstenwärzclien und fünf Reihen rötlicher Fleckchen.
15—25 mm lang. Sie läfst sich gern an Gespinstfaden herab und geht
so auf andere Pflanzen über. Puppe über Vegetationspunkt in Quer-
gang. Parasiten sehr selten; Ccra])hyon hcw'ftciens Zehntn. und
Chaetosticha nana wurden vereinzelt von Zehntner gefunden.
Diatraea Guild.
Palpen lang, dick behaart ; an Vorderflügel Ast 8, 9 gestielt, 1 1 mit
12 zusammenfliel'send. Tropische Arten.
D. saeeharalls Fb. ^). Gröfse und Farbe sehr wechselnd-, blais
ockergelb mit feinen dunklen Linien. Raupe weii's- oder dunkel-
gefleckt. Süd- bis mittleres Nordamerika; in günstigen Jahren in
letzterem bis New Jersey und Kansas hinaufgehend. An Mais, Zucker-
rohr, Sorghum, Tripsacum äactißoidcs.
Eier in Häufchen an Blättern. Am Zuckerrohre fressen die jungen
Räupchen zuerst oberflächlich, dann bohren sie sich zwischen den
äufseren Blattscheiden ein und dringen ins Herz, das sie zerstören-,
zuletzt bohren sie unregelmäfsige Gänge im Stengel, bis zu fünf in
einem. Puppe am Frafsorte.
Am Mais (Larger eorn stalk-borer) dringen die Raupen nahe
einem Knoten in den Stengel und bohren in diesem aufwärts, bis zu
50 Raupen in einem; die Reifung der Ähre wird verhindert. Im Hoch-
sommer fliegt der Falter; die zweite Brut der Raupen bohrt im
Stengel abwärts , schwächt ihn , so dafs er leicht umgeweht werden
kann, und überwintert im Wurzelstocke.
Die jungen Raupen lassen sich gern an Fäden herab , um andere
Pflanzenteile aufzusuchen, und werden dabei leicht auf andere Pflanzen
verweht.
Der Schaden beträgt an Mais oft 25 — 50 " 'o Ernteverlust. Am
Zuckerrohr ist noch schlimmer als der direkte Schaden der indirekte,
indem die Raupe dem Pilze TrichospJiaeria sacchari die Wege ebnet.
Parasiten: Trichogranima pretiosa Riley (Eier); Cordi/ceps {Isaria)
harheri Massee. Kaltes Wetter vernichtet im Norden oft alle Individuen.
Zur Vorbeugung empfiehlt sich beim Mais möglichst spätes Pflanzen.
Zur Bekämpfung sind die Eier abzusuchen, nur gesunde Stecklinge zu
benutzen und nach der Ernte alle Rückstände vom Felde zu entfernen,
die kranken Herzen auszuschneiden.
D. striatalis Sn. De gestreepte Boorder, Stengrelboorder^).
Orientalische Region, französische Antillen ; nur an SacchariDii- Arten. —
Falter graugelb mit hellen und dunklen Streifen. Raupe jung hellgelb
mit schwarzen Schildern und blutrotem Querstreifen auf jedem Ringe ;
erwachsen schmutzig gelbweifs mit vier schmalen violettroten, glänzend
dunkelbraun punktierten Linien; 25 — 35 mm lang. Eier zu 10 — 30
zickzackartig in zwei Reihen angeordnet auf Blattoberseite. Die jungen
Raupen fressen zuerst zwischen den gerollten Blättern , an denen sie
später scharf hervortretende Flecke skeletieren ; sie verraten sich durch
ihren Kot. Nach der vierten Häutung dringen sie gewöhnlich an einem
') Howard, L. O., U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Circ. 16, 2. Ser. 1896, 3 pp., 3 figs.
Maxwell-Lefkoy, West. Ind. Bull. Vol. 1, 1900, p. 327—353, 10 figs.; Stubbs a. Morgan,
Louisiana agr. Exp. Stat., Bull. 70, 1902, p. 888—927, 11 figs.; Forbep, 23. Rep. Stat.
Ent. Illinois, 190-5, p. 91—94, figs. 71-73.
') Anm. 3, S. 315.
318
Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Auge in den mittleren oder unteren Teil des Stengels ein und fressen
zu mehreren (bis zu zehn) unregelmäisige Gänge in diesem hinab ; aus
dem Eingangsloche Schäften sie öfters das Bohrmehl heraus. Puppe
im Stengel oder zwischen diesem und alter Blattscheide, — Parasiten :
Ccraphron hcneficiens Zehntn., Chaetosticlia nana
Zehntn. Chrysopa-hsiryen. saugen die Eier aus.
Bekämpfung wie bei Scirpophaga.
Crambus F. ^).
Palpen lang, horizontal, mit anliegend be-
schupptem Endgliede ; Nebenpalpen pinselartig.
Vorderflügel mit zwölf Rippen: Ast 7 und 8 ge-
stielt. Flügel in Ruhe gerollt oder dicht gehaltet.
Raupen bis 3 cm lang, in mit Kot und Erdteilchen
bedeckten Gespinstschläuchen, tagsüber in der
Erde , zwischen Gras- und Getreidewurzeln,
nachts die unteren Blätter und Stengelteile be-
fressend (Fig. 222). In Europa und Nordamerika
schädlich.
Cr. calig-inosellus GL Nordamerika-). Raupe
gewöhnlich an Mais und Gräsern , geht da , wo
Tabak auf solche folgt, auch an diesen und be-
nagt den Stengel äufserlich oder höhlt ihn aus.
Cr. hortuellus Hb. Europa, Nordamerika;
polyphag; in Massachusetts schädlich als „g-irdle
worm" der Moosbeere^). Die Raupe lebt von
Fig. 222. Raupe einer Ende Juli bis November am Boden der Moosbeer-
Crambus-Art in ihrer felder, frifst die Ausläufer aus und ringelt von
Erdhülle jrOan^der^Ms ß^^^^^^ ^^^g ^^^ Stämme. Den Winter bringt sie in
f rei^enT-^ 6^! c ^Frafe ^an dichtem, für Wasser undurchlässigem Gespinste
Blatt und Stamm ZU, Scheint im Frühjahre weiter zu fressen und
(nach FoRBEs). verpuppt sich erst im Juni im Wintergespinste.
Bei starkem Befalle sind die Sümpfe sofort nach
der Ernte auf ein bis zwei Wochen unter Wasser zu setzen , bei
schwachem die befallenen Ausläufer mit einer Gasoline-Fackel abzu-
brennen.
Trachylepidea fruetieassiella Rag.'*). Indien, Ägypten. Raupe
oben rauchgrau , unten blafs-gelblichweiis , in Indien in den Schoten
von Cassia fistula, die Samen ausfressend.
Macrolepidopteren, Grofssclimetterliii^e.
Die Gruppe der Grofsschmetterlinge ist eine noch unnatürlichere
als die der Kleinschmetterlinge, zumal zu ihr Familien gestellt werden,
die zu den niedrigsten Schmetterlingen überhaupt gehören (Hepialiden
■usw.). Nur aus allgemein praktischen Gesichtspunkten, weil diese Ein-
1) Fei/i, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Ent. Div., Bull. 64, 1894, p. AI— 102,
14 Pls., 8 figs.; FoRBES, 1. c, p. 36-44, 149-155, 247, fig. 20-23, 136—142.
2) Johnson, U. S. Dept. Agric, Div. Eat., Bull. 20, N. S., 1899, p. 99-102.
3) Smith, J. B., Farm. BuH. 178, 1903, p. 21-24, fig. 9.
*) Stebbing, Deptm. not. Insects, that affect forestrv Nr. 1, 2 ''ed., Calcutta
1903, p. 105-106, PI. 5, fig. 5.
Hepialiden, Wurzelbohrer.
319
teilung sich bei den Lepidopterologen so sehr eingebürgert hat, be-
halten wir sie bei. Als einzige gemeinsame Merkmale dieser Gruppe
wäre anzuführen , dafs die Hinterflügel nur ein bis zwei Dorsaladern
haben, und die Raupen in der Regel mit Klammerfüisen versehen sind.
Hepialiden, Wurzelbohrer.
Mäfsig groise Formen mit langen, schmalen, hinten ganz flach ge-
rundeten Flügeln , die in beiden Paaren fast gleich sind , mit zwölf
Rippen und eingeschobener Zelle. Nebenaugen fehlen-, I'ühler kurz,
perlschnurartig; Beine kurz, zottig behaart, ohne Endsporen an Schienen.
Hinterleib lang, drehrand.
Die im Juni, Juli abends niedrig fliegenden, tagsüber mit dach-
förmig liegenden Flügeln ruhenden Schmetterlinge lassen ihre etwa
Fig. 223. Hopfenwurzelspinner (aus Zirngiebi,).
500 sehr kleinen, zuerst perlweisen, später glänzend schwarzen Eier
«inzeln fallen. Die Räupchen bohren sich in die Erde, spinnen sich
eine lange Röhre, und fressen zartere Wurzeln. In unterirdische saftige
dickere Teile (Rüben, Kartoffeln, Wurzelstöcke usw.), dringen sie ganz
ein und dann auch in den Stengeln in die Höhe, bis über die Erde.
In zwei Fällen wurden Raupen sogar etwa 1 m hoch in jungen Obst-
baumstämmchen gefunden. Die Raupen sind gelblich , walzig , mit
einzelnen dunkeln Haaren auf schwarzen Wärzchen. Im Mai verpuppen
sie sich in der Erde in langen Gespinströhren; die Puppe hat an den
Hinterleibsringen Hakenkränze und kann sich sehr schnell bewegen.
Feinde in erster Linie Maulwürfe und Cordyceps-Arten ^).
1) Theobvld, Entomol. Vol. 30, 1897. p. 162-165. 5 figs.; Russei,, Trans, nat.
Hist. Sog. Glasgow Vol. 6, N. S., 1903, p. 359.
320 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Bekämpfung: Raupen sammeln: Kainit oder Rufs im Winter
aufstreuen, im Frühjahre unterharken. Schwefelkohlenstoff ist wohl
nur bei stärkerem Auftreten anzuwenden,
Hepialus F.
Swift moths, Otter moths, Ghost moths.
H. lupulinus L. Wurzelspinner ^). Männchen nufsbraun, Hinter-
ilügel aschgrau •, Weibchen hellbraungrau ; Vorderflügel mit zwei lichten,
schwach silberglänzenden, fleckenartigen Striemen; 27 — 34 mm Flügel-
spannung. Raupe grauweifs mit braunen Wärzchen, Kopf und Nacken-
schild braun, Brustringe oben schildartig bräunlich; 30 — 35 mm lang;
gewöhnlich wohl an Gras- , besonders Queckenwurzeln ; doch an den
verschiedensten Gartenpflanzen, besonders auch Blumen und Erdbeeren.
H. liumuli L. Hopfenspinner (Fig. 223) ^j. Männchen oben
silberweifs, unten braungrau; Weibchen lehmgelb mit blafs ziegelroten
Fleckenbinden auf Vorderflügeln ; 43 — 08 mm Flügelspannung. Raupe
gelblich, schwarz gefleckt, mit dunklem Kopf; Nackenschild und je
zwei Hornflecke auf Ring 2 und 3 gelbbraun; 50 — 55 mm lang; in
Nordeuropa und in hügeligen oder bergigen Gegenden häufiger. Zieht
Ampfer- und Löwenzahnwurzeln vor und wird öfters schädlich an
Hopfenwurzeln; auch in Kartoffeln, Rüben, an Getreidewurzeln usw.
Cossiden, Holzbolirer.
Gröfsere bis groise Formen. Vorderflügel lang , schmal , zwölf
Rippen; Hinterflügel klein, gerundet, mit Haftborste und acht Rippen.
Ohne Nebenaugen und Zunge. Fühler beim Männchen mit zwei Reihen
Kammzähnen. Hinterleib lang. Weibchen mit Legestachel. Falter
Juni bis August, träge, nächtlich ; Flügel in Ruhe dachförmig tragend. —
Eier in grolser Zahl (bis nahezu lUOO) in Rindenritzen. Die jungen
Räupchen bohren sich sofort ein und leben im ersten Jahre platzend
unter der Rinde. Erst nach der ersten Überwinterung dringen sie ins
Holz, in dem sie im allgemeinen noch emmal überwintern, ehe sie sich
im dritten Jahre verpuppen. Raupen nackt, spärlich kurz beborstet,
mit auffallend kräftigem Gebisse; Kranzfüfse. Sie verraten ihre An-
wesenheit gewöhnlich durch ausgeworfene grobe Bohrspäne und bräun-
liche , grobkörnige Exkremente , die sich oft unter der Frafsstelle am
Boden anhäufen. Sie verlassen nicht selten ihre Frafsstelle und wan-
dern umher, um sich eine neue, oder um geeignete Verpuppungsplätze
zu suchen. Letztere liegen fast immer im Holze unter der Rinde,
gewöhnlich an der alten Frafsstelle , doch gelegentlich auch in der
Erde. Puppe ruht in einem mit groben Holzspänen versetzten Kokon,
schiebt sich vor dem Ausschlüpfen mit Hilfe von Dornenreihen an den
Hinterrändern der Hinterleibssegmente zur Hälfte hervor.
Feinde: Fledermäuse, Eulen (Falter), Meisen usw. (Eier), Spechte
(Raupen und Puppen). Auch pilzkranke Raupen sind gelegentlich ge-
funden. Doch spielen alle diese Feinde keine hervorragende Rolle.
Woher es kommt, dafs trotz der grofsen Eierzahl die hierher gehörigen
Arten nicht gerade häufig sind , ja zum Teil sogar nur einzeln leben,
') Siehe die Berichte der englischen Entomologen.
2) ZiuNGiKiii., Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 6—8, fig. 4.
Cossiden, Holzbohrer.
321
ist noch nicht genügend aufgeklärt. Mir erscheint als Ursache nicht
unwahrscheinlich, dafs die Raupen sich gegenseitig selbst auffressen.
Bekämpfung: Falter absammeln, an Licht und Köder fangen.
Die Raupen kann man in ihren Gärigen durch Einführung eines bieg-
samen spitzen Drahtes töten oder mit einem solchen, an der Spitze
hakig umgebogenen herausziehen. Auch Einträufeln oder, besser, Ein-
spritzen von Schwefelkohlenstoff, Petroleum, Benzin oder ähnlichem
und nachheriges Verschliefsen der Löcher mit Lehm führt oft zum
Ziele. Die Eiablage sucht man zu verhindern, indem man zur kritischen
Zeit die bedrohten Baumteile mit einem Verbände von Kuhmist und
Lehm umgibt. Kräftiges Spritzen mit Petroleumemulsion dürfte ein-
facher zum Ziele führen. Steckt man ein Schwefelholz mit dem Kopf
voran in ein Auswurfsloch, so soll die Raupe, um es zu beseitigen,
letzteren abfressen und durch den Phosphor zugrunde gehen -).
Zeuzera Latr.
Flügel spitz. Hinterschienen nur mit Endsporen. Raupe dick
walzig, unten etwas abgeplattet.
Z. pyrina L. (aesculi L.) ßlausieb, Rofskastanienbohrer ; Wood
Leopard Moth.^). Europa, Nordafrika, Nordamerika (eingeschleppt).
An den verschiedensten Holzarten, Harthölzer vorziehend. Li Obst-
bäumen oft recht schädlich; auch in Rebe und schwarzer Johannis-
beere gefunden. Weifs mit stahlblauen rundlichen Flecken : 50—70 mm
Flügelspannung. Raupe gelbhch, in der Jugend mehr fleischfarben,
mit glänzend schwarzen Warzen, Kopf, Nacken-, Afterschild und Brust-
füfsen; 5 — 6 cm lang. Eier rötlichgelb, einzeln oder in Ideinen Häufchen,
daher auch Raupe gewöhnlich einzeln. Nach der Überwinterung frifst
sie sich nach oben ; zur Verpuppung geht sie wieder nach unten, meist
in die erste Plätzung. Li jungem Holze bohrt sie in der Regel im
Marke, daher sie besonders in Baumschulen gefährlich wird. An älteren
Bäumen auch in der Krone, so dafs absterbende Äste ihre Anwesenheit
verraten. Namentlich an der Plätzungsstelle findet oft Windbruch statt.
Parasiten: Schreineria zeuzerae Ashm., Microgaater sp.
Z. eotfeae Nietn. Roter Katfeebohrer ^j. Lidien, Ceylon, Java;
San Thome ; vermutlich auch Kamerun und Deutsch - Ostafrika. An
Kaffee- , Tee- , Kakao- , Chinarindenbäumen , an Acalypha marginata,
Anona muricata, Durantha sp. , Grevillea, Persea gratissima, Photinia,
Santalum album , Swietenia mahagoni , auch in Baumwollstengeln ge-
funden. Raupe rotbraun; sonst wie vorige.
Z. eucalypti Boisd. AVhattle Goat moth. Australien, in Acacia
decurrens; geht im Stamme bis in den Wurzelstock hinab.
Duomitus leueonotus Wlk. •*). Indien, in Cassia nodosa. Biologie
wie beim Weidenbohrer.
1) Lehmann, Prakt. Ratg. f. Obst- und Gartenbau 1904, S. 207.
2) Kalender, Stettin, ent. Ztg. Bd. 35, 1874, S. 203-206, 1 Fig.; v. Schilling,
Prakt. Eatg. f. Obst- u. Gartenbau 1901, S. 472— 473, Fig. 6—8; Collinge, Report...
1907, p. 35; Smith, J. B., Reports . . . 1889, 1894, 1897, 1898, 1899; Felt, Mem. N. Y.
State Mus. Nr. 8, 1905, p. 75—79, Pls. 4, 28, 29.
3) Zehntner, Bull. 2 Proefstat. Cacao Salatiga, 1902, p. 1—11, 13figs.; Maxwell-
Lefroy, Mem. Dept. Agric. India Vol. 1, 1907, p. 156, fig. 141; Gravier, Bull. Mus.
Hist. nat. Paris 1907, p. 139—141.
4) Stebbing, Dept. not. Insects that affect forestry, p. 428—434, PI. 25 fig. c— e.
S Ol- au er, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 21
322 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Cossus F.
Grol's, plump. Vorderflügel stumpf. Hinterschienen mit zwei
Sporenpaaren. Raupe abgeplattet.
C. cossus L. (ligniperda F.). "Weidenbohrer. Goat moth. ^).
Braungrau, weifsgrau gewässert und dunkel gewellt. Körper selu- stark
behaart; bis 90 mm Flügelspannung. Raupe zuerst fleischrötlich mit
schwarzem Nackenschilde, später gelblichrot, Rücken tief rotbraun,
Kopf, Brustfüfse und zwei Flecke auf Nackenschild schwarz ; bis lU cm
lang. — Eiu-opa , gemäfsigtes Asien , Nordafrika (Korkeiche). Sehr
polj^hag, aber Weichhölzer vorziehend, desgleichen einzeln stehende,
Allee- und Randbäume.
Eier hellbraun, schwarz gestreift, in Häufchen von 15 — 50 tiet
unten am Stamme , höchstens bis Manneshöhe . gewöhnlich an dem
Heimatsbaume des Weibchens. Die jungen Raupen gesellig. Im
nächsten Frühjahre dringen sie einzeln, sich zerstreuend, in das Holz,
es nach allen Richtungen, doch meist etwas aufsteigend, durchwühlend.
Kot und ßohrspäne werden aus einer am unteren Ende des Ganges
befindlichen Öffnung herausgeschafft und verraten , zugleich mit
charakteristischem Geruch nach Holzessig, die Anwesenheit der Raupe,
die sehr bissig ist und aus dem Munde ölartige Substanz ausscheidet,
die aber nicht zum Erweichen des Holzes dient ^j. Erwachsen, geht
sie wieder nach unten, bis in Wurzelstock. Querschnitt der Gänge ab-
geflacht. Diu-chweg in gesundem Holze , gewöhnlich in Mehrzahl , bis
mehrere Hunderte in einem Baume. Solche Bäume sind natürlich um-
zuhauen und zu zerklüften, damit alle Raupen beseitigt werden können.
Prionoxystus Grote.
P. robiniae Peck. Carpenter wopm. Nordamerika. Raupen
bohren im Kernholze verschiedener Bäume, können sich auch in ab-
gestorbenem Holze entwickeln. Sonst wie vorige.
Castiiiiden.
Castnia Ileus F.^). Heimat das tropische Amerika; Raupen in
Wm'zeln einer Orchidee. Etwa seit 1902 in zunehmendem Maße aut
einer Zuckerrohrplantage zu Demerara, Brit Guiana, wo die Raupen
im Oktober und November in den Stengeln bohren, sowohl von oben
nach unten wie umgekehrt. 1904 schon recht schädlich.
Sesiideii, Glasflügler.
Flügel infolge schwacher Bestäubung glashell; Vorderflügel mit
einigen dunklen Binden, schmal, mit 11 — 12 Rippen; Hinterflügel breit,
mit kurzen Fransen und Haftborsten. Nebenaugen vorhanden. Leib lang,
mit Afterbusch. Meist Tagtiere, ähneln Fliegen oder Hautflügiern.
Raupen sehr spärlich behaart, weifslich, mit Kranzfüfsen ; Biologie wie
die der Holzbohrer.
') V. Schilling, 1. c. S. 471—472, fig. 1—5; Mac Dougall , Journ. Board. Agric.
London Vol. 12, 1905, p. 115—116.
2) Henseval, La Cellule T. 12, 1897, p. 169—183.
3) Marlatt, ü. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 54, 1905, p. 71—75, 1 PL, 1 fig.
Castniideu. Sesiiden, Glasflügler. 328
Beinbecia Hb.
Fühler ohne Haarpinsel am Ende; beim Männchen mit Kamm-
zähnen; Rüssel sehr kurz.
B. hylaeiformis Lasp. Himbeer-Glasflüg-ler^j. Vorderflügel
breit braun berandet, mit schwarzem Mittelflecke. Körper blauschwarz
mit drei bis vier gelben Gürteln auf Hinterleib ; Afterschopf gelb, breit
abgestutzt; 20 — 27 mm Spannweite; Juni bis August, nächtlich. —
Raupe weifslich grau mit einzelnen grauen Härchen; Kopf braungelb,
Nacken- und Afterschild gelb; 25—30 mm lang; Oktober bis Juni, im
Splinte des Wurzelstockes von Hirn-, seltener Brombeeren. Puppe im
Marke der vorjährigen Stengel, die hier öfter krebsartig angeschwollen
sind und leicht abbrechen. Puppen absuchen. Parasiten: Meniscus
piniplaior, Bracon regularis.
B. marg-inata Harr. Raspberry root borer, erown borer 2).
Nordamerika. Lebensweise ebenso; Eier sollen an Blätter abgelegt
werden.
Sesia F. 3) (Synanthedon Hb.).
Fühler mit Haarpinsel am Ende, beim Männchen schwach ein-
geschnitten und bewimpert. Vorderflügel mit drei Glaszellen. Hinter-
leib geringelt, mit starkem Afterbusch. Raupen ohne hornigen Nacken-
schild, beinfarben, im Inneren von Bäumen oder in Wurzeln von
Kräutern, überwintern zweimal. Puppe in Kokon aus Abnagsein an
der Mündung eines Ganges.
S. myopaeformis Borkh. Apfelbaum -Glasflügrler*). Vorder-
flügel mit dunkelbrauner, schwach geäderter Saumbinde ; Körper blau-
schwarz, an den Seiten der Brust orange, auf dem vierten Hinterleibs-
ringe mennigrot ; beim Männchen Unterseite der Taster und der vierten
bis sechsten Hinterleibsringe weifs; 17—22 mm Spannweite; Mai bis
August. — Raupe gelb mit rötlichem Scheine; Kopf und ungeteilter
Nackenschild dunkelrotbraun, Stigmen schwarz; einzelne dunkle Här-
chen; 18 mm lang, Europa, besonders Mitteldeutschland und England.
Apfel- , seltener Birn- , Pflaumen- und Aprikosenbäume , Weifsdorn.
Falter von Ende Mai bis August. Eier in Rindenritzen, lieber noch an
schlecht verheilenden Wundrändern, absterbenden Knospen usw. Raupen
verschiedenen Alters von Juli bis wieder Juli im Splinte (dann mit
durchscheinender Rückenlinie) oder im Holze (Fig. 224) (dann ohne
solche) älterer und jüngerer Bäume, bzw. stärkeren oder schwächeren
Holzes. Sie erzeugen hier sich konzentrisch vergröfsernde Krebs -
wunden (Fig. 225). Oft in gröfserer Zahl in einem Baume. — Zur
Verhinderung der Eiablage ist die Rinde zu glätten, Wunden sind
auszuschneiden und zu teeren, desgleichen die Raupensitze. Ewert^) fing
im Fangglas mit Zuckerlösung zwei Falter.
1) Müller, G., Illustr. Wochenschr. Ent. Bd. 2, 1897, S. 469—472, 1 Taf.
2, Lawrenck, Ent. News Vol. 16, 1905, p. 117—119.
'') RiTZEMA Bus, Tijdschr. Plantenz. Jaarg. 3,' 1897, p. 49— .59, 2 figs.
*) V. Schilling, Prakt. Ratg f. Obst- und Gartenbau 1898, S. IbO, Fig. 5—9,
1901, S. 488-484, 491-492, Fig. 17—21; Reiciielt, Pomol. Monatshefte 1901, Heft 9,
10, 11; Theobald, Eep. 1904/05, p 20—22; Journ. Board. Agric. London Vol. 13,
1907, p. 707.
S) Proskäu. Obstbauztg. 1889, S. 180.
21*
324
Macrolepidopteren, Grofssclimetterlinge.
St. tipuliformis Cl. Johannisbeer - Glasflüg-ler ^). Körper,
Afterbusch und Mittelbinde der Vorderflügel blauschwarz , Saum-
binde rötlich gelb; Hinterleib beim Männchen mit vier, beim
Weibchen mit drei hellgelben Ringen; Mai bis Juli; 18 mm Spann-
Fig. 224. Apfelbaum-Glasflügler.
1 Frafsgänge; 2 Raupe; 3 Kokon
(nach V. Schilling).
Fig. 225. Krebswiinde, hervor-
gerufen durch Frafs des Apfelbaum-
Glasflüglers (nach Reichelt), a Sitz
der Raupen.
weite. — Raupe weilslich; Kopf, geteiltes Nackenschild und Brustfülse
braun; 20 — 30 mm lang; Juli bis August. — Europa, Nordamerika
(eingeschleppt) ; im Marke der oberen Teile von Johannis- und Stachel-
beertrieben, auch von Haselnüssen. Eiablage dicht an Knospen, durch
die die Raupe eindringt. Welkende und absterbende Triebe zeigen
die Tätigkeit der Raupen an; sie sind unten abzuschneiden und zu
verbrennen. Stäuben der Sträucher mit Rufs und Kalk (1 : 1) oder
Quassiabrühe soll die Falter von Eiablage abhalten.
S. pyri Harr. Pear-tree borer. Nordamerika. Unter der Rinde
von Birnbäumen. Stämme zum Schutze gegen Eiablage mit Mischung
von Seife und Sodalösung bestreichen.
S. rutilans Hy. Edw. 2). Pazifische Staaten von Nordamerika.
Raupe in den Wurzeln von Erd-, Hirn- und Brombeeren; ebenda Puppen
in einem aus Wurzelteilchen gefertigten Kokon. Bestes Gegenmittel:
Überschwemmen der Beete baldmöglichst nach Ernte ; wo dies nicht
möglich, befallene Pflanzen vernichten. Netze, zur Flugzeit über die
Beete gespannt, verhindern die Eiablage.
J) CoLLiNGE, Rep. 1904 p. 27—28, fig. 12.
2) Chittendex, U. S. Deptm. Agric, Div. Ent., Bull. 23 N. S. 1900 p. 85—90,
fig. 20.
Sesiiden, Glasflügler. 325
Eine gröl'sere Anzahl von Sesien befällt forstlich wichtige Bäume,
ohne gerade besonders schädlich zu werden; so S. lormieiropmis
Esp. Weide, S. spheeiförmis Grng. und eulieiformis L.\) Erlen
und Birken, in Amerika S. aeerni Clem. Ahorn.
S. pietipes G. & R. The lesser peaeh tree borer 2). Nord-
amerika, Raupen in Steinobst, Amelanchier und Castanea dentata, bes.
in Pfirsichen schadend , aber ausschliefslich in kranken oder alten
Bäumen ; zu 40 — 50 m einem Stamme, vom Wurzelhalse bis zur Ver-
zweigung stärkerer Äste , namentlich in Rändern von Wunden oder
Rindenritzen, Starker Gummiflufs. Im Süden zwei Brüten, im Norden
eine. Zahlreiche Parasiten und Feinde.
Memythrus polistiformis Harr. Grape-vine root-borer^). Nord-
amerika , atlantische Staaten , bes. in N.-Carolina überaus schädlich.
Raupe in Rinde und Splint der Rebwurzeln, in unregelmäfsigen Gängen.
Besonders an Scuppernong-Rebe , einer Varietät von Vitis vulpina.
Heifses Wasser an die entblöfsten Wurzeln giefsen.
Podosesia syringrae Harr. Lllae borer: ebenda. Tötete wieder-
holt junge Eschen oder zerfrafs sie so , dats der Wind sie umbrach.
Sanniuoidea Beuteuni.
Afterbusch beim Mämichen verschmälert : Weibchen an den Seiten
mit Haarbüscheln.
S. exitiosa Say. Peaeh tree borer*) der östlichen Vereinigten
Staaten. Männchen und Weibchen verschieden, letzteres gröfser.
Falter im Süden von Ende Mai, im Norden von Mitte Juli an bis
Ende August. Ursprünglich an wilden Pflaumen und Kirschen; jetzt
an allem Steinobst , auch an Azaleen ; besonders schädlich aber an
Pfirsichen. Weibchen legt 5—600 Eier einzeln in Rindenritzen an die
verschiedensten Stellen der Bäume , meistens aber zwischen 15 und
45 cm über die Erde. Die blai's weifslichgelben Raupen mit braunen
Schilden bohren sich in unregelmäfsig gewundenen, öfters die Bäume
völlig ringelnden, mit Gummi gefüllten Gängen nach unten in den
Wurzelhals, bis 20 cm tief-, seltener bleiben sie in oberirdischen
Stammteilen. Später findet bei Pfirsichen starker Gummiflufs aus den
Wunden statt, so dafs oft die ganze Stammbasis von grofsen Gummi-
massen umgeben ist. Junge Raupen überwintern ohne weiteres in
ihren Gängen, ältere fertigen sich eine längliche Höhle an. Ver-
puppung im Frühjahre, in oberflächlichem, an die Wurzel angeklebtem,
nur in sehr lockerer Erde in tiefer liegendem Kokon. Befallene Bäume
gilben : die Früchte werden notreif und fallen ab ; Borkenkäfer siedeln
sich im Holze an.
Vorbeugung und Bekämpfung sind überaus schwierig, insbesondere
nach lokalen Boden- und Klimaverhältnissen so verschieden, dafs ein
an einem Orte vorzüglich wirkendes Mittel an anderem versagt oder
den Baum mehr schädigt als die Raupe. Man sucht die Falter von
1) Die Angabe, daß diese Art auch Obstbäume befalle, beruht, wie schon
E. Taschesbeug feststellte, auf einem Irrtum.
2) GiRAüLT, U. S. Dept. Agr., Bur. Ent., Bull. 68 Pt. 4, p. 31-48 PL 6 fig. 10.
3) Brooks, Agr. Exp. Stat. West- Virginia Bull. 110, 1907, 30 pp-, 5 pls.
*) Smith, New Jersey agr. Exp. Stat. Bull. 128, 1898, 28 pp., 7 figs.; Slingeelaxd
CoRNELL Univ. agr. Exp. 'Stat. Bull. 176, 1899, p, 157-233, figs. 42-47; Bull. 192,
1901, p. 191—196, figs. 51—55; Marlatt, U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Circ, 54, 1903,
326 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
der Eiablage abzuhalten, indem man die Basis der Stämme bis in die
Erde hinein mit festem Verbände (Papier, Stroh, Holz usw.) umgibt
oder mit stark riechenden Stoffen (Teer, Kalk und Karbolsäure, usw.)
tränkt bzw. lose mit Tabakstengeln umbindet ^). Am besten bewährt
haben sich noch : die Erde um die Basis von Juni bis September etM^a
50 cm hoch fest anhäufeln, oder eine Bestreichung mit einem Brei
aus zwei Quart Seife, V2 Pint Karbolsäure, zwei Unzen Pariser Grün,
mit Wasser, Kalk und Lehm angerülirt. Von direkten Bekämpfungs-
mitteln ist das Ausschneiden der Eaupen im Winter am meisten ver-
breitet (Fig. 226).
S. opaleseens Hy. Edwards ^l. Vertritt vorige Art in den West-
staaten, ist aber bis jetzt nur im Sta Clara-Tale Californiens schädlich
aiifgetreten, wo sie allerdings das schädlichste Insekt darstellt. Lebens-
weise und Schaden wie bei voriger, nur dafs die Raupen im Winter
nicht ruhen , sondern weiterfressen. Zur Bekämpfung hat sich
Fig. 226. Messer zum Ausschneiden der Wunden von Glasflüglern
(nach Woodworth).
Schwefelkohlenstoff, dicht um den Stamm gebracht und mit lockerer
Erde bedeckt, am besten bewährt. — Nach Woodworth ist der Gummi-
flufs nicht direkte Folge des Fraises , sondern erst der Dazwischen-
kunft anderer Fäulnis erregender Organismen.
Sannina uroeeriformis Wlk.^). Nordamerika; im Holze von
Stamm und Wurzel der Dattelpflaume, an jüngeren Bäumen im Marke.
Puppe über der Erde, aufsen am Stamme, in einem vom Ausgangsloch
im Winkel nach oben abstehenden Kokon.
Melittia satyrlnilörmis Hb. (ceto Westw.). Squash vine
borer*). Ganz Amerika; an Cucurbitaceen, vorzugsweise an Kürbissen;
ursprüngliche Nährpflanze vielleicht Echinocystis lobata. Eier dunkel-
rot, an die verschiedensten Pflanzenteile, besonders aber an Stengel
dicht über Erde abgelegt. Raupen im Lmern der Stengel, jung auch
der Blatt- und Blütenstiele , selbst der stärkeren Blattnerven , bis zu
145 in einer Pflanze gefunden. Sie wirft gelben, pulverigen Kot aus,
der auf der Erde kleine Häufchen bildet. Die Stengel welken, faulen;
die Früchte werden nicht reif. Im Süden zwei Brüten , im Norden
eine. Puppe überwintert in Erde, in braunem Kokon. — Gegenmafs-
regeln: Fruchtwechsel; frühe Sommersorten als Fangpflanzen allein
oder zwischen die späten setzen und rechtzeitig entfernen und ver-
nichten; desgleichen alle kranke Pflanzen sofort nach der Ernte. Im
Herbste die Erde leicht eggen, damit die Puppen an die Oberfläche
kommen und zugrunde gehen. Im Frühjahre die Erde mindestens
1) Weldon, Journ. econ. Ent. Vol. 1 1908, p. 148.
2) Woodworth, Unif. Calif. agr. Exp. Stat. Bull. 148, 1902, 15 pp., 8 figs.
3) Herrick, Canad. Ent. Vol. 39, 1907, p. 265—266, 1 PL
*) Smith, J. B. Reports of the New Jersey Entomologist 1890—92 ; (^hfitendkn,
U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Circ. 38, 2 <i Rev., 1908.
Pyromorphiden. Psych iden, Sackträger. 327
sechs Zoll tief umgraben , um Falter am Ausschlüpfen zu verhindern.
Raupen durch Längsschnitte ausschneiden. Längere Stengel hier und
da mit Erde bedecken, damit sie hier Wurzel schlagen und unabhängig
von der vielleicht befallenen Hauptwurzel werden. Kräftig düngen.
Phragmataecia Newm.
Eine unbestimmte Art wird in Deutsch- Ostafrika recht schädlich
an Rizinus. Gegen Mitte März beginnt die Raupe unter der Rinde zu
bohi-en und macht oft Quergänge um den ganzen Stamm herum ; später
geht sie in der Markhöhle nach oben. Erwachsen ist sie 55—60 mm
lang , gelblichweifs , auf dem Rücken zart rötlich überhaucht. Die
Stauden kränkeln, gilben und welken ; Saftflufs und Bohrmehl verraten
die Tätigkeit der Raupen, die bis zu 30 in einem Stamme sitzen.
Puppe in Markhöhle; Bohrloch 50 — 150 cm über der Erde. Vorwiegend
in älteren , aber auch in ganz jungen Stauden , die bei Befall auszu-
reifsen und zu verbrennen sind.
Trochilium Scop.
Nur Vorderrand und Adern der Vorderflügel beschuppt. Fühler
kurz, dick, beim Männchen mit Haarbusch. Statt Zunge zwei weiche
Zäpfchen. Körper schwarz , Hinterleib gelb geringelt. Raupe walzig,
hell, mit dunklem Kopfe ; im Holze, überwintert zweimal.
Tr. apiforme Cl. Hornissenseh wärmer. Hörnet clear wing^).
Flügelschuppen rostbraun ; Körper braun und gelb ; Juni , Juli. Eier
einzeln an Pappeln, Eschen, besonders am unteren Stammteile. Raupe
im ersten Sommer platzend unter der Rinde, im zweiten im Holze
des Stammes und der Wurzel, wo sie nochmals überwintert, um
sich erst im dritten Frühjahre zu verpuppen ; erwachsen 3 — 4 cm
lang •, weifslichgelb , fein braun gesprenkelt , dunkle Rückenlinie. Kot
grob, sägespähneartig. — Häufig in Begleitung von Saperda carcharias.
Untere Stammteile sind durch Anstrich von Lehm, Petroleum und
weicher Seife zu schützen.
Pyromorpliiden.
Harrisiua amerieana Gr. M.^). Nordamerika; Raupe an Vitis-
und Ampelopsis-Arten, gelb, schwarzfleckig, etwas behaart. In der
Jugend skelettieren sie das Blatt, indem sie in Reihen neben-
einander rückwärts fressen; später zerstreuen sie sich und verzehren
das ganze Blatt bis auf die stärkeren Rippen. Zwei Brüten. Puppe
in weifsem, flachem Kokon. Feinde: Perüaiiipus jihäygaster Ssiy, Glypta-
panteles sp., Limneria sp. (Ichneumonide). — Die Eierhäufchen und die
jungen Raupen sind abzulesen.
Psycliideii, Sackträger.
Kleinere Formen. Männchen mit mäfsig beschuppten Flügeln,
doppelt gekämmten Fühlern, ohne Palpen und Zunge; Brust und Beine
meist stark behaart; fast stets düster einfarbig. — Weibchen ohne
1) CoLLiNGE, Eeport 1906 p. 22-23.
2) Jones, U. S. Dptm. Agr., Bur. Ent., Bull.
Pt. 8, 1909.
328 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Flügel, gewölmlicli auch ohne Fühler, Augen, Mundteile und Beine,
dann zeitlebens im Eaupensacke bleibend. — Raupen in einem Sacke,
in den in charakteristischer Weise Fremdkörper versponnen sind. Zur
Verpuppung wird der Sack mit der Mündung festgesponnen; dann
dreht sich die Raupe darin um. Das Weibchen wird im Sacke be-
fruchtet und legt seine Eier in denselben ; die jungen Räupchen sollen
die tote Mutter fressen. Sehr häufig kommt Parthenogenese vor, wobei
immer nur Weibchen entstehen.
Die Sackträger sind namentlich in den wärmeren Gegenden der
Erde sehr häutig und dann oft überaus schädlich. Ihre Raupen fressen
nicht nur Blätter, Rinde usw., sondern sie brauchen erstere, Stengel-
teile und ÄhnHches für ihren Sack. — Während Raubfeinde sehr
selten zu sein scheinen , sind Hymenopteren- und Dipteren-Parasiten
sehr häufig. — Die Bekämpfung erfolgt durch Ablesen, Spritzen mit
Arsenmitteln ; stark befallene Büsche und Bäume sind am besten zu
verbrennen, da namentlich die jüngeren Stadien ungemein schwer zu
sehen sind.
Fumea Steph.
Männchen: Hinterschienen mit zwei Paaren Sporen. Weibchen
mit deutlich gegliederten Fühlern und Beinen und einer Legeröhre,
verlälst den Sack zur Begattung und legt seine Eier in die leere
Puppenhülle.
F. easta Pall. (nitidella auct.). Raupe rötlichbraun, Kopf dunkel-
braun, Brust mit glänzend braunen Flecken; Sack aus längsgestellten
Stücken von Zweigen und Gras ; an Gräsern und Laubholz : in Eng-
land an Efskastanie schädlich M.
Psyche Schrk.
Männchen : Hinterschienen nur mit Endsporen. Raupe auf Brust
und den drei Endringen hornig beschildert.
P. vieiella Schiff.^). Männchen graugelb. Raupe dunkel oliven-
grün, schwarz gestreift und gefleckt ; Kopf und Brust silbergrau, schwarz
gefleckt; Schilder der letzten Ringe schwarz.
— — 1 Sack 13 — 18 mm lang, aus feinen, quergestellten
^^JtMlätdSä^oi. Stengelteilchen (Fig. 227). Von Juli bis Mai an
WliffFWr Wicken, Wolfsmilch, Erdbeeren.
^"^"*W P. albipes Moore ^). Auf Ceylon einer der
' schlimmsten Teefeinde, an Blättern und Rinde.
Gehäuse kegelförmig, graulich, mit wenigen
Fig. 227. Rinden- und Blattresten.
Sack von Psyche vieiella. p. assamica Watt*) (vielleicht dieselbe
Art). Indien, an Tee. Gehäuse ebenso; Mün-
dung durch Querwand verschlossen, die nur in der Mitte ein Loch
zum Durchtritt der Raupe läfst. Zur Verpuppung wird diese Querwand
nach der andern Seite kegelförmig ausgezogen und an der Spitze das
Gehäuse aufgehängt. Die Raupe frifst unregelmäfsig begrenzte Fenster
in die Unterseite der Blätter.
1) Theobald, The animal pests of Forest trees, p. 30.
2) Sajö, Zeitschr. f. Pflanzeukrankh. Bd. 5, 1895, S. 280.
3) Green, Trop. Agric. Vol. 20, 1900'01, p. 371, 445; Watt a. Mann, Pests a
blights of the Tea Plant, 2* ed., Calcutta, 1903 p. 199-200.
^) Watt a. Mann, 1. c. p. 197-199, fig. 15.
Psychiden, Sackträger. 329
Psyche helix Sieb. ^). Diese Form , das parthenogenetisclie
Weibclien von Apterona erenulella Brd., bei der Raupe und Weibchen
in schneckenartig gewundenem, aus zusammengesponnenen Fremd-
körpern bestehendem Sacke leben, wurde 1895 1896 in der Umgebung
des Sees Issyk-Kul in Zentralasien mehrfach schädlich an Ge-
treide , das zum ersten Male auf einem seither unbebauten , stark mit
Unkräutern bewachsenen Grebiete gebaut wurde. Die Raupen bohrten
sich , wie die Coleophoren , von ihrem Sacke aus in das Innere der
Blätter und frafsen dies in langen Streifen aus. Besonders von Flachs
wm'den einige Streifen fast völlig vernichtet. — In andern Gegenden
Rufslands schaden die Raupen öfters durch Frafs an den Blättern
von Obstbäumen.
Pacliytelia unicolor Hufn. ^). Raupe braungrau mit drei gelblichen
Längslinien und braunem Afterschild. Sack 4 cm lang, mit hinten ab-
stehenden, schuppenartig der Länge nach befestigten Pflanzenstengeln
und Blattstücken belegt; an Gräsern. Im Jahre 1907 an der Mosel in
gröfseren Mengen in einem Weinberge, Gescheine und Blätter zer-
störend.
Acauthopsyche Heyl.
Mehrere Arten in Indien an Tee schädlich. Insbesondere A. reidi
Watt, lh.e Limpet eaterpillar^). Gehäuse dornenähnlich , glatt, auf
Blattoberseite. Die Raupen fressen einen Zoll grofse, runde Fenster,
in deren Mitte sie einen kleinen Fleck Oberhaut stehen lassen. Sie
zerstören Blätter, Knospen und Rinde.
A. snelleni Heyl. ^). Gehäuse fast zylindrisch, einen Zoll lang,
rauh, mit Blattresten, auf Blattunterseite; wird zur Verpuppung an
einem Faden aufgehängt.
Amatissa eonsorta Tempi. •'^). Indien, Ceylon, sehr schädlich an
Tee, zerstören oft das ganze Laub. Gehäuse aus mit ihrer Basis ver-
sponnenen Blättern.
Clania Wlk.
Cl. variegrata Snell. "^j. Indien, Ceylon, Java, an Tee, Cinchona
und Kaffee. Gehäuse in zwei zusammengesponnenen Blättern.
Cl. CFamepi Westw. ^). Desgl., entrindet oft die ganzen Büsche.
Gehäuse aus parallelen , längs geordneten Stengeln. Nach Stebbing
auch an Pinus longifolia , verzehrt die Nadeln , verursacht oft Kahl-
frafs.
Cl. holmesi Watt^). Indien, Tee. Gehäuse aus in vier Spiralen
angeordneten kleinen Stengelstückchen.
1) IxGENiTZKv, J., Zool. Aiiz. Bcl. 20, 1897, p. 473—477, 1 Fig.
2) Lüstner, Ber. Kgl. Lehranst. Geisenheim a. Rh. f. 1907, S. 281—282.
3) Watt a. Mann, 1. c. p. 193—195, fig. 14.
*) Ibid. p. 195—196, PL 8 fig. 2.
5) Ibid. p. 192—193, PI. 8 fig. 1.
") Green, 1. c. ; Koningsberger en Zimmermann, Meded. 's Lands Plantentum 44,
1901, p. 68, PI. 3 fig. 22; Watt a. Mann, 1. c. p. 190—191, PL 7 fig. 2; Konings-
berger, Med. Dept. Landbouw, Batavia, No. 6, 1908, p. 51.
"') Koningsberger, Meded.'s Lands Plantentuin 22, 1898, p. 26; Watt a. Mann,
1. c, p. 188—189, PL 7 fig. 4; Stebbing, Deptm. not. Insects that affect forestrj^
No. 1, 2d ed, Calcutta 1903, p. 56-57, PL 2 fig. 2.
8) Watt a. Mann, L c, p. 189-190, fig. 13.
330 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Cl. igrnobilis Walk. ^). Australien, im Busche. An Kirschbäumen
manchmal beträchtlich schadend dadurch , dafs die Raupen für ihre
Gehäuse am liebsten die Stiele halbreifer Kirschen nehmen.
Oiceticus platensis Berg. Bieho de Cesto-). Argentinien, auf
verschiedenen Bäumen und Sträuchern , bisweilen in grolser Zahl und
dann sehr schädlich.
Oic. elongatus Saund. ^). Australien, an Obstbäumen, Nadel-
hölzern usw., frifst Laub und Rinde . ringelt jüngere Zweige, Frucht-
stiele usw.
Platoeceticiis g-loveri Pack.'*). Florida, an Orangen.
Hyalarcta hübneri Westw. ^). Australien, an Eucalyptus, Lepto-
spermum usw., in Obstgärten an Apfelbäumen und Reben , auch an
Nadelhölzern. In Züchtereien an Chrysanthemum schädlich.
Thyridopteryx Steph.
Th. ephemeraerormis Haw. "). Atlantische Staaten von Nord-
amerika, an den verschiedensten Bäumen (Obst-, Schatten- usw.), be-
sonders Hecken von Thujen oft vernichtend. Raupen unternehmen
bei der Suche nach einem geeigneten Verpuppungsplatze grofse Wande-
rungen (Ausbreitung!) und befestigen dann das Gehäuse durch ein
ringförmiges Band an Zweige. Nadelhölzer vermögen öfters das Band
nicht zu sprengen ; die Zweige schwellen dann distal davon au, treiben
Nebenknospen, werden besenartig und sterben ab. Gehäuse aus Blatt-
teilchen gebildet. — Die Raupe eines Zünslers , Dicymolomia julianis
Walk., lebt in den weiblichen Gehäusen und verzehrt die Eier^).
Unbestimmte Sackträgerraupen schaden in Deutsch -Ostafrika an
Tee^) und Terminalia catappa^) (Schattenbaum).
Cochlidideii (Eucleiden, Coeliliopodeii, Limacodiden).
Kleine braungelbe Falter mit fadenförmigen , langen Fühlern und
drei Vorderrandsadern an den Vorderfiügeln ; Zunge fehlt. Raupen
asselähnlich, kurz, breit, schildförmig, oben stark gewölbt, unten ab-
geflacht. Brustfüfse kurz, Bauchfüfse zu klebrigen Querwülsten um-
gewandelt; Kopf zurückziehbar; oft mit Brennhaaren, die auf der
menschlichen Haut Entzündungen verursachen. Puppen in tönnchen-
förmigen, pergamentartigen Gespinsten.
Hauptsächlich in den Tropen entwickelt. Raupen auf Laubhölzern
und durch grofse Zahl öfters schädlich. Die wenigen mitteleuropäischen
Arten ohne Beiana'.
1) Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales, Vol. 10, p. 1088-1089, fig. 1.
-) Bab, Nat. Wochensclir. Bd. 17. 8. 364—365: Schruttky, Anal. Mus. Nacion.
Buenos-Aires T. 8, 1902, p. 45—48; Brkthes, ibid. T. 11, 1905, p. 17-24
3) French, Handbook of destruct. Insects Australia, Vol. 2, 1893, p. 77-82.
PI. 25; Froggatt, 1. c, p. 1087—1088, fig. 4.
*) HuBBARD, Orange Insects, Washington 1885.
5) Froggatt, 1. c, p. 1089-1090.
6) Smith, Reports Ent. N. Jersey agr. Exp Stat. 1894—1899, 1907; Schrenk,
Ann. Rep. Missouri bot. Gard. Vol. 17, 1906. p. 153—181, Pls. 10—16; Howard a.
Chittkndex, U. S. Dept. Agr., Bur. Ent., Giro. 97, 1908.
'') Gahan, Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909, p. 236—237.
^) Zimmermann, Ber. Land- u. Forstwirtscb. Deutsch-Ostafrika, Bd. 2 S. 27.
9) VossELER, ibid. S. 429.
Coclilididen. Zygaenideu, Widderchen. ggj
In Nordamerika^) Sibine (Empretia) estimalis Cl. polyphag, be-
sonders auf Birnen und Rosen manchmal schädlich.
Li Indien^), Java^) und Ceylon kommen viele Arten oft in grofsor
Menge auf Tee, Kaffee, Kakao, Erythrina und anderen Kultm-pflanzen
vor. Sie schaden nicht nur durch ihren Frais an den Blättern, der
nicht selten bis zum Kahlfrafse führen kann, sondern fast noch mehr
dadurch, dafs mehrere Arten zur Verpuppung in die Erde gehen und
diese dabei dermafsen mit ihren Breniihaaren spicken , dafs die bar-
füfsigen Kulis nicht in den Pflanzungen arbeiten können. Hierher ge-
hören: Belippe lohor Moore, lalena Moore, albigruttata L. (schäd-
lichste Art an Tee auf Java) , Orthocraspeda trima Moore, Parasa
lepida Cr. (schädlichste Art an Kaffee auf Java), Miresa nitens Wlk.
(auch an Pisang, Tabak usw.), Thosea cervina Moore (Kokon gleicht
durchaus einem Teesamen und ruht flach in der Erde) und reeia
Hamps.
Von Australien führt Froggatt^) an: Limacodes longerans (Euca-
lyptus) Doratifera vulnerans (Aprikosen) und D. quadrig-ultata
( Gummib aum) .
Unbestimmte Arten fressen in Deutsch- Ostafrika ^) und Kamerun'')
an Kaffee- und Kakaoblättern.
Feinde und Parasiten '') scheinen nicht sehr zahlreich zu sein.
Bekämpfung erfolgt durch Ab- bzw. Auflesen der Raupen und
Kokons, Spritzen mit Arsenmitteln, Beschneiden der Bäume und Ent-
fernen alles Bodengenistes.
Zygaeiiideu, Widder clien.
Klein bis mittelgrofs. Fühler spindelförmig. Vorderflügel mit
zwei, Hinterflügel mit drei Innenrand srippen ; letztere mit Haftborsten.
Raupen dick, walzig, fein behaart, mit kleinem runden Kopfe und
16 Beinen ; gewöhnlich auf Schmetterlingsblüten : von Sommer bis
Frühling. Puppe in der Regel an Pflanzen, in festem, artlich charakte-
ristischem Gespinste.
IiiO Leach.
Vorderflügel einfarbig. Fühler am Ende stark keulenförmig ver-
dickt.
I. (Procris) ampelophaga Bayle^). Flügel braungrau, vordere
lebhaft glänzend ; Leib mit grünlichem Schimmer. Raupe aschgrau
1) Sotth, Eep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1895, p. 475—478, figs. 67—69; Econo-
mic Entomo.logv, Philadelphia 1896, p. 271—273, fig. 296; Dyar, H. G., Jonrn. N.
York ent. Soc. Vol. 3—7, 1895-1899.
2) Watt a. Mann, 1. c, p. 202—211, PL 10, figs. 16—18.
'') KoNiNGSHERGER, Mcdsd. 's Laiids Plantentuin 20. 22, 46, 64; Meded. Deptni.
Landbouw Batavia 6; 1898 1908.
*} Australian Insects, Melbourne 1908, p. 246—248. fig. 115.
^) Zimmermann, 1. c, Bd. 1 S. 359, Taf 4, fig. 20.
6) Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 7, 1903, S. 351.
^) KüNCKEL d'HERcuLAis, J., C r. Acad. Sc Paris, T. 138, 1904, p. 1623-1625,
Bull. sc. France Belg T. 39, 1905, p. 141—151, 2 Pls., 3 figs.
8) Koppen, Schädliche Insekten Eufslands, St. Petersburg 1880, S. 822—327;
Gennadiüs, Rep. Agr. Cvprus III. Ausz.: Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 8 S. 281;
GiARD, Rev. vitic. Ann. XI T. 21, 1904, p. 591—592.
332 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
mit schwarzem Kopfe und vier Reihen bräunlicher Wärzchen, die
graue Sternhaare tragen; 15 mm lang; Südeuropa, von Italien bis
Kaukasus und Palästina; oft recht schädlich am Weinstocke. Zwei
Brüten; da das Weibchen etwa 300 Eier legt, ist die Vermehrung eine
ungeheuere. Die Raupe der ersten Brut frifst die jungen Triebe aus,
die der zweiten an Blättern.
Nach KöPPEX allerdings in der Krim nur eine Brut; die im Juli
auskriechenden Räupchen fressen zunächst unmerkbar an jungen
Blättern. Zur Überwinterung kriechen sie in das Mark abgeschnittener
Stengel. Im Frühjahre fressen sie zuerst Knospen aus, später an den
Blättern,
Bekämpfung : Raupen im Frühjahre ablesen ; spritzen mit Petroleum-
emulsion; Abfangen der Falter der zweiten Brut; um die abgeschnittenen
Triebe im Frühjahre einen Ring von Asphalt und Baumöl oder Fisch-
tran (1 : 1) legen (nach Koppen),
Zygaena F,
Vorderflügel metallisch blau oder grün , mit farbigen Flecken ;
Hinterflügel gewöhnlich rot. Raupen mit Längsreihen schwarzer
Flecken und Stigmen,
Mehrere Arten werden an kultivierten Leguminosen gefunden,
ohne aber zahlreich genug zu sein, um ernstlich schaden zu können.
Auf Java^) verursacht die Raupe von Cyclosia papilionapis
Dry hier und da Kahlfrafs an Pierardia racemosa, die von Brachartona
eatoxantha Hamps, ^) wird stellenweise an Kokos sehr schädlich durch
Skelettieren der Blätter.
Heterusia eing-ala Moore, Red slug, ^J, Auf Ceylon und in
Indien an Tee sehr schädlich. Oft Kahlfrafs , so dafs die Büsche wie
verbrannt aussehen. Parasit: Exorista hetenisiae Coq. (Tachinide).
Hypsiden.
Argina eribraria Clerck. und syringa Cr.'^). Indien, an Crota-
laria juncea.
Arctiideii, ßärenspinner.
Gröfsere , kräftig gebaute , bunte Falter. Vorderflügel länglich
•dreieckig, Hinterflügel breit, gerundet, mit Haftborsten. Flügel in
Ruhe dachförmig. Fliegen nach Licht. — Raupen mit dichten, langen,
starken Haaren auf je zehn Höckern auf jedem Ringe. Haare stern-
förmig bis lang büschelig oder zottig, oft mehrfarbig. Meist an niederen
Pflanzen , laufen behende ; bei Störung rollen sie sich ein , wobei die
oft bunt gefärbten Ringeinschnitte hervortreten. Überwintern. Puppen
im Frühlinge, meist über der Erde in lockerem, dicht mit Haaren ver-
webtem Gespinste, selten in Erde ohne Gespinst.
Die Raupen^) finden sich in der Regel nur einzeln und spärlich;
trotz ihrer oft bedeutenden Gröfse, die allerdings durch die Behaarung
1) KoNiiNGSHERGER, Meded. '8 Lands Plantentuin XXII, 1898, p. 26.
2) id., Bnll. Dept. Agric. lud. iieerland. 20. 19ii8, p. 2.
3) Watt a. Mann, 1. c , p. 185—187, PL 6, fig 3.
*) Maxwki.i.-Lefroy, Mein. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 158—159.
^) EouAKT, Feuill. jeun. Nat. T. 7, 1877, p. 128—131.
Hypsiden. Arctiiden, Bärenspinner. 333,
noch viel bedeutender erscheint, als sie in Wirklichkeit ist, sind sie
kaum je ernstlich schädlich, um so weniger, als sie gewöhnlich wahllos
fressen, nicht einzelne Pflanzen bevorzugen. Ferner sind sie auf be-
bautem Boden noch weniger häufig als auf unbebautem, da ihnen die
Bodenbearbeitung verderblich wird.
Raupen der Gattungen Callimorpha Latr. (Raupen mit Sternhaaren)
und Arctia L. (Raupen mit Büschelhaaren) werden gelegentlich in
Mitteleuropa schädlich, erstere an Beerenobst, letztere an verschiedenen
Gartenpflanzen, so 189() in Südfrankreich an Reben, von denen sie
einen beträchtlichen Teil der Fechsung vernichteten \).
Ociiogyna baetieum Ramb. ^). Westliche Mittelmeerländer, poly-
phag an Gräsern, Hülsenfrüchten usw., besonders an Erbsen, an denen
sie in Italien oft grofse Verwüstungen anrichten. Die Raupen bleiben
bis zur dritten Häutung in gemeinschaftlichen Gespinstnestern zu-
sammen. Man spritzt diese, wenn sie morgens durch den Tau sichtbar
gemacht werden, mit einer Mischung von Schwefelkohlenstoff und
Holzteer (2 % ig) oder mit Rubina (7'Voig). Entomophtora-Epidemien
vernichten oft die Raupen.
Diacrisia virgriniea F.^), the Yellow bear, ist in Nordamerika
nicht selten in Treibhäusern und im Freien; D. obliqua L.*) schadet
in Indien, Japan, China nicht selten an Sonnenblumen, Baumwolle,
Hülsenfrüchten usw., zumal sie in sechs Brüten im Jahre auftritt.
Die bunte Raupe von Rhyparia purpurata L. (schwarz mit weifs-
lichem Rücken- und zwei rotgelben Seitenstreifen, weifslichen, gelblich
behaarten Warzen und grauem Bauche mit weiislichen Querbinden)
findet sich in Europa Otters an Wald- und Obstbäumen bzw. -büschen.
hl einem Seitentale des Rheins gelegentlich ernstlich schädlich an
Reben ■^).
Hyphautria eunea Drury*^) (nach Felt^) wohl meistens H. textor
Harr.). Fall webworm , Nordamerika. Raupe verfertigt im Spät-
sommer an Obst- und Waldbäumen sich immer vergröfsernde Ge-
spinste, in die alle zur Nahrung dienende Blätter mit einbezogen
werden. Auch an niederen Pflanzen (Bohnen, Tomaten, Klee). Zwei
Brüten. Puppe in zartem Gespinste an Baumstämmen oder an der
Erde in abgefallenem Laube usw. — Feinde: Kuckuck, Podisus spino-
sus Dalla (Pentatomide) ; zahheiche Parasiten.
Estigmene aeraea Dru. **). Nordamerika : ursprünglich an wilden
Pflanzen in den Salzmarschen, ging die Raupe in Texas in zwei auf-
einander folgenden Jahren an Baumwolle über und frafs ganze Felder
kahl. Bis zu vier Brüten im Jahre.
1) s. Sajö, lUustr. Wochensclir. Eut. Bd. 1, 1896, S. 202—203.
2) SiLVESTRi, E. Scuol. sup. AgHc. Portici, Bull. 10, 1905, 12 pp., 7 figg.
3) Chittenden, ü. S. Deptm. Igric, Div. Ent., Bull. 27, N. S., 1901, p. 81—82.
*) Maxwell-Lefiioy, Agr. .Journ. India Vol. I, 1906, p. 187—191, 1 PL; Mem.
Deptm. Agric. India Vol. I, 1907, p. 160—164, fig. 43—48.
^) LosTNER, Ber. Kgl. Lehran.st. Obst- Gartenbau Geisenheim a. Eh. 1907,
<^ .700 283
'" " 6) EiLEY, Eep. Ent. 1886 p. 518—539, 2 Pls.; U. S. Deptm. Agric, Div. Ent.,
Bull. 10, 1887, p. 33-53, figs. ; Sjuth, Eep. Entom. New Jersey agr. Exp. Stat. 1895,
p. 458-461, figs. 61—63.
^) New York St. Mus., Mem. 8, Vol. I, 1905, p. 142—146, PL 10, figs. 1—6.
8) HixDs, U. S. Deptm. Agr., Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 80—84, fig. 19.
334 Maerolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Spilosoma Stph.
Ranpen büsclielweise mäfsig behaart. Pnppe überwintert.
Sp. luligrinosa L, Ranpe hellgran, an Wicken, Kohl, Rübsen,
Rubns, Ribes nsw,
Sp. mendiea L, Ranpe grünlich mit rostfarbenen Warzen, Haar-
büscheln, Kopf und Brustfüfsen. An Salat, Efeu usw.
Sp. lubricipeda L. \). Raupe gelblich. An Rüben, Mangold,
Salat usw., Holunder; gingen von letzterem in Rheinhessen an Ampelopsis
über, deren Mark z. T. von Hagelschlag blofsgelegt war. Sie ver-
gröfserten die Wunden, so dafs die Triebe abbrachen. Auch an Reben
schädlich geworden durch Verzehren der Knospen.
Auch in Indien -) , auf Java und Ceylon können mehrere , für ge-
wöhnlich zwar überall vorhandene, aber unschädliche Arten unter be-
sonderen Umständen einmal schädlich werden, wie besonders Amsacta
(Creatonotus) laetinea Cram. ^) an Erdnüssen usw.
Syntomiden.
Euchromia horsfleldi Moore*). Java; Raupen eine wahre Plage
für Zierpflanzen aus der Familie der Convolvulaceen , besonders für
Ipomoea brexii.
Cymhiden.
Palpen lang, aufwärts gekrümmt, Endglied abwärts gerichtet.
Fühler borstenförmig , kurz bewimpert. Hinterflügel mit Haftborste.
Raupen 14- oder IGfüfsig, behaart, Nachschieber lang, gestreckt,
Klammerfüfse.
Earias Hb., Grünspanner, Kahneulen.
Vorderflügel dreieckig, grün, Endglied der Palpen kurz.
E. ehlorana Hb. Vorderrand der Vorderflügel weifslich. Raupe
weifslich mit zwei dunklen Rücken streifen und mehreren dunklen
Wellenlinien an den Seiten; Kopf hellbraun mit weifslichem Hals-
schilde; 25 mm lang. Falter in April -Mai, Juni -Juli. Raupen von
Mai- August in einem Blätterschopfe am Ende der Triebe langblättriger
Weiden, die Blätter der Länge nach zu einer Röhre zusammenspinnend.
Puppe frei an Blättern oder Ruten in seidigem, weifsem Gespinste;
die der zweiten Brut überwintert. Da oft in grofsen Mengen auf-
tretend, nicht selten in Weidenkulturen recht schädlich. Durch Ab-
schneiden der Blätterschöpfe zu bekämpfen.
E. insulana Boisd. ^). (Fig. 228i— 4j Griin; Vorderflügel mit zwei
') NoEL, Bull. Labor, region. Ent. Agr. Ronen 1907, No. I, p. 13—14; Molz,
Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 18, 1908, S. 92—94, 1 fig.; Ber. Geisenheim 1907,
S. 299.
') S. Anm. 4, vorige Seite.
3) Bakheu, Bull. 38, Dept Land Reo. Agric. Madras, 1900, p. 146^183; Ausz. :
Zeitsch. Pflanzenkrankh., Bd. 11 S. 243.
*) KoNiNGSBERGEK, Medcd 6 p. 52.
^) FoADEN, Yearb. Khediv. agr. Soc. 1905, Cairo 1906. — Vossei.er, Ber. Land-,
Forstwirtsch. Amani Bd. 2. 1905. 8. 412, 508; Pflanzer Bd. 2, 1906, S. 858. — Busse,
Beih. 7 Tropenpflanzer, 1906, S. 205—208. — Stuhlmann, Pflanzer Bd. 3, 1907, p. 217. —
Anon., Tropenpflanzer Bd. 10, 1906, 8. 317—318. — v. Fabeu, ibid. Bd. 11, 1907,
8. 494. — Maxweli.-Lefrov, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 184. — King,
Syiitomiden. Cymbiden. Noliden.
335
Tindentlichen Winkellinieii ; Hinterflügel weilslicli. Raupe bräunlich bis
schmutzig grün mit gelben Flecken, 15 mm lang. Afrika, Indien.
E. labia Stoll. ') (Fig. 2285). Kopf und Brust weiislich, Vorder-
flügel hellgelb, mit grünem Längsbande in der Mitte. Raupe weifslich
grün, ein gelber Fleck seit-
lich auf jedem Ringe, und
dorsal auf zweitem und drit-
tem Brustringe und erstem
Hinterleibsringe. Indien,
Ceylon, Java, Australien.
Beide Arten gehören
als „bollw^orms'S Kapsel-
würmer, die erstere speziell
äg'yptiseher genannt , zu
den größten Feinden der
Baumwolle in der Alten
Welt. Der Falter legt bis
zu 300 Eier einzeln an be-
liebige, Teile der Pflanze
mit Vorliebe an Blüten und
junge Kapseln. Die Raupe
bohrt sich entweder durch
die Endknospe eines Triebes
in diesen und höhlt ihn aus
oder in eine grüne Kapsel,
deren Kerne sie ausfrifst.
Nach 3 — 4 Wochen verpuppt
sie sich in weifsem oder
braunem Gespinste an der
Pflanze oder in der Erde :
Falter aus.
Die ganze Entwicklungsdauer beträgt 30 — 40 Tage; so folgen sich
bis zu acht Brüten jährlich.
Der verursachte Schaden ist sehr bedeutend ; er beträgt in Ägypten
jährlich etwa eine Million Pfd. Sterl.
Vorbeugung und Bekämpfung: in der Nähe der Baumwollfelder
sind keine andere Nährpflanzen der Raupe (Malvaceen) zu dulden;
die Felder sind nach der Ernte gründlich von allen Rückständen zu
reinigen. Als Fangsaaten kann man zu anderer Zeit sich entwickelnde
Malvaceen zwischen die Baumwollreihen pflanzen oder aufser der
eigentlichen Pflanzung von Baumwolle solche anlegen, die blühen, wenn
die Hauptpflanzung aufkommt oder abgeerntet ist.
Auch in Deutsch- Ostafrika vorhanden, hier aber nur die Stengel-
spitzen ausfressend. In Togo wird nur Upland-, nicht Sea-Island-
Baum wolle befallen.
Noliden.
Kleine graue Falter mit borstenförmigen Fühlern und lang gefransten
Flügeln. Raupen 14füfsig, breit, platt, mit behaarten Warzen.
3d Rep. Wellcome Res. Labor. Gordon Mem. Coli. Karthoum, 1908, p. 228—229,
PI. 27, fig. 5.
1) üE NicKviLLE, Ind. Mus. Notes, Vol. 5, No. 3, 1903, p. 131-132, PI. 12, fig 1. —
Maxwell-Lefroy, 1. c, p. 183, fig. 52 — 58,
Fig. 229. 1 Earias insulana, Ravipe;
Kapsel, 3 an Trieb von Baumwolle,
(nach Mäxwell-Lefroy).
2 Fral's an
4 E. fabia
nach etwa
Woche fliegt der
336 Macrolepidoptereii, Grol'sschmetterlinge.
Nola Leach.
Vorderflügel mit liaufenweise angeordneten Schuppen.
N. eucuUatella L. ^). Vorderflügel veilgran mit dunkelbraunem,
schwarz begrenztem Wurzelfelde ; Juni, Juli. Raupe gelbgi-au , weifs,
schieferblau und rötlich gezeichnet; 12 mm lang. Zerstört früh im
Jahre an Obstbäumen Knospen, Blätter und nagt an jungen Schössen
Gänge in die Rinde.
Epiplemiden.
Kleine Familie. Falter Spanner-, Raupen spinnerartig.
Dirades theelata Gr.-), Westafrika, Indien, Ceylon, Burma.
Raupe klein, rauchfarben, warzig, spärlich behaart, beteiligt sich an dem
von Pyrausta machoeralis und Hyblaea puera verursachten Kahlfrafse.
Geometrideii, Spanner.
Mäfsig grofse bis kleine Falter mit schlankem Körper, zarten
Flügeln, deren vordere dreieckig, deren hintere gerundet sind. Beine
kurz, schwach. Fliegen in der Dämmerung: Flügel in Ruhe flach der
Unterlage aufliegend.
Raupen schlank, nackt, drehrund, mit Bauchfüi'sen nur am zwölften
und neunten, selten auch am achten oder siebenten Ringe. Fortbewegamg
daher „spannend", indem immer das eine Ende des Körpers befestigt
und das andere schleifenförmig nachgezogen oder ausgestreckt wird.
Körper oft mit Höckern und Warzen, die die ohnehin schon grofse
Ähnlichkeit mit dürren Zweigen noch erhöhen. Li der Ruhe halten
sie sich gewöhnlich mit den Nachschiebern fest und strecken den
Körper im Winkel starr aus. Fast ausnahmslos an Bäumen und
Sträuchern, Laub fressend ; lassen sich bei Störung fallen , daher ab-
klopfen. — Puppe gestreckt, nach hinten stark zugespitzt, glänzend,
gewöhnlich liraun. — Eier einzeln, zerstreut, desgleichen auch Raupen.
Thamuonoma Ld.
Flügel breit, beim Männchen mit tiefen Gruben an Basis der
vorderen; kurze, die Spitze frei lassende Kammzälme an den Fühlern.
Raupen mit Querrunzeln.
Th. wauaria L. Johannisbeerspanner. Vorderflügel hellgrau
mit brauner und schwarzer Zeichnung; Hinterflügel hell aschgrau,
schwärzlich bestäubt; 25 mm Spannweite; Juni, Juli. — Raupe blau-
grün mit dunkler, weifs gesäumter Mittellinie und je einem gelben
Seitenstreifen ; auf jedem Ringe vier schwarze Borstenwärzchen. Kurz
vor der Verpuppung meist violett oder rotbraun; Kopf gelbbraun mit
schwarzen Warzen; 25 nun lang. Im Juni, August und September an
Ribes -Arten, nicht nur Blätter, Knospen und Blüten fressend, sondern
auch die Früchte aushöhlend. Puppe in lockerem grauen Gewebe in
oder über der Erde.
1) TuLLGKEN, Skadeinsekter, Stockliolin 1906, p. 64-65. — Naturaliste T. ::^1,
1909, p. 112.
2) Stkbbing, Deptm. not. Insects that affect forestry. No. 1, 2^ ed., Calcutta 1907,
p. 97—99, PL 5, fig. 4.
Epiplemiden. Geometrideu. Spanner. 337
Th. (Eufltchia) ribearia Fitch. Currant Span-worm. Nord-
amerika, an Ribesarten. Eier im Herbst an Stämmen und Zweigen.
Raupe im Frühling, weilslich mit gelben Längsstreifen und schwarzen
Flecken ; sie läfst sich bei Störung an einem Faden herab , aber nicht
bis zur Erde, sondern bleibt auf halbem Wege in der Luft hängen.
Klopft man also die Büsche ab, so kann man die hängenden Raupen
nachher leicht sammeln.
Philedia punetomaeularia Hülst. ^). Im Nordwesten der Ver-
einigten Staaten der gröfste Feind der Sitkafichte und von Tsuga
heterophylla : die Raupen benagen die Nadeln von der Basis an; sie
waren 1899 so zahlreich, dafs ihre Exkremente wie Regen herab-
rieselten. Nachdem sie die Bäume kahl gefressen hatten , liefsen sie
sich herab und zerfrafsen das Unterholz mit Ausnahme der Douglas-
Tanne und Zeder.
Thalaina clara Wlk., Selidoseina lyeiaria Gn. und exeursapia,
Lophodes sinistraria Gn. in Australien ^) an Akazien , letztere auch
an jungen Aprikosen. Mnesainpela privata^) Gn. in Australien oft
überaus schädlich in Eucalyptus -Wäldern; die Raupen skelettieren
die Blätter vollständig.
Bupalus Leach.
Flügel breit. Fühler des Männchens mit langen, doppelten Kamm-
zähnen.
B. piniarius L. Kiefernspanner*). Männchen hellgelb, Weib-
chen hell rotbrami, beide dunkelbraun gezeichnet. Raupe grün mit
drei weifsen Rücken- und zwei gelben Seitenlinien, sehr wechselnd
gefärbt. Falter im Mai, Juni, Tagestier, trägt Flügel in Ruhe auf-
wärts. Eier grün, im ganzen etwa 120, zu je sieben Stück einreihig
an Unterseite vorjähriger Nadeln. Raupe von Ende Juni an, benagt
zuerst die Oberfläche der Nadeln, später befrifst sie ihren Rand stufen-
weise oder verzehrt sie ganz. Bevorzugt werden über 20 Jahre alte
Bestände auf mageren, dürftigen Böden. Der Befall ist immer am
stärksten in ihrem Innern; eine Randzone bleibt verschont. Bei
auftretendem Nahrungsmangel infolge von Kahlfrafs klettern die
Raupen an den Stämmen herab und überziehen sie mit einem aus
starken senkrechten, parallelen Streifen bestehenden Schleier; am Fufse
der Stämme sammeln sie sich manchmal zu grofsen Klumpen. Er-
wachsen, verspinnen sie sich in oder unter der Bodendecke, verpuppen
sich aber meist erst im Januar. — Da der Hauptnerv der Nadel wenig
verletzt wird , bleiben ihre Reste noch lange grün ; so wird der Frais
gewöhnlich erst sehr spät bemerkt. In der Regel tritt im folgenden
Frühjahre Neubegrünung ein; nur bei sich wiederholendem KahLfrafse
unterliegen die Bäume. — Feinde: Tagesvögel (Star, Kuckuck, Krähen,
Drosseln), Schlupfwespen, Raupenfliegen, Calathus fulvipes (frifst
Puppe), Calosoma sycophantha.
1) Ahleks, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 21 N. S., 1899, p. 18; Hopkins,
ibid. Bull. 37, 1902, p. 22.
2) Froggatt, Australian Insects p. 260—262, figs 126—7.
^) French, Handbook of destruct. Insects of Victoria, Vol. 3, 1900, p. 55 — 56, PI. 41.
*) Knauth, Forstl. nat. Zeitschr. Bd. 4, 1895, S. 389—395, 405—410; Bd. 5, 1896,
S. 46—58; Bd. 6, 1897, S. 165—172. — Gaucki.er, Illustr. Wochenschr. Ent. Bd. 1,
1896, S. 554—558, 1 Fig. — Eckstein, Allg. Forst- u. Jagdzeit. 1901, Jan. — Brecher
Prakt. Blatt. Pflanzenbau Bd. 4, 1901, S. 54—56, 60-64.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 22
338 Macrolepidopteren, Grofssclimetterlinge.
Bekämpfung im allgemeinen sehr schwierig. Am meisten Aussicht
auf Erfolg haben noch zwei von Eckstein vorgeschlagene Mafsregeln:
Eintrieb von Hühnern (bzw. fahrbare Ställe) ^) und Zusammenrechen
der Bodenstreu auf Haufen; die in diesen entstehende feuchte Wärme
tötet Raupen und Puppen.
Boarmia Tr.
Flügel breit, mit meist deutlichem, kahlem Basalfleck auf Unter-
seite der Vorderilügel. Raupen gestreckt , mit Höckern und Warzen,
ähneln täuschend den Ästen der Bäume, auf denen sie leben, werden
trotz ihrer Gröfse kaum schädlich , da sie gewöhnlich nur vereinzelt
auftreten.
B. gremmarla Brahm. , Rhombenspanner. Bräunlichgrau,
schwarz und weifs gezeichnet. Raupe graubraun mit dunklen , gelb
und schwarz gezeichneten Rautenflecken und dunkler, gewellter Seiten-
linie •, Kopf eckig, graubraun. Von Juli an an Rosaceen, Geifsblatt,
wilder und zahmer Rebe , Efeu usw., am Rheine wiederholt recht
schädlich an Reben geworden durch Befressen der Blätter, Triebe und
Aushöhlen der Knospen^). Überwinterung an geschützten Stellen; im
Frühjahre verjDuppt sich die Raupe in der Erde. Absuchen.
B. selenaria Hb. Raupe braun, oben schwarz gefleckt, mit röt-
lichen und gelblichen Längslinien. Europa (an niederen Gewächsen),
Asien, West- und Südafrika. In Indien^) schädlich an Shorea robusta,
von der sie im März und April alles Grüne, auch die Blüten, abfrifst.
Puppe in Erde.
B. erepuseularia HI3. Die Raupen dieses in Europa und Asien
lebenden Spanners werden auf Java*) mitunter recht schädlich dadurch,
dafs sie in mehreren rasch aufeinander folgenden Brüten die Cinchona-
Bäume und mit Vorliebe gerade die edelsten Sorten zuerst kahl
fressen und dann noch die Rinde der Zweige und jungen Aste abnagen,
so dafs die Bäume wie Reiserbesen aussehen.
B. bhurmitra Wlk. Ceylon, an Tee^), Grevillea und Cardamom,
Februar bis Juli in drei Brüten. Green beobachtete eine Pilzepidemie
unter den Raupen.
Verschiedene andere Boarmia-Arten treten in Europa, Java usw. auch
an niederen Pflanzen auf, wohl kaum jemals aber so zahlreich, dafs
schädlich. Einige Arten auf Java hier und da an Kaffee.
B. (Cleora) pampinaria Gn. *^). Nordamerika, öfters schädlich
an Moosbeeren, aber auch an Spargel, Erdbeeren, Geranium, Baum-
wolle, Klee, verschiedenen Bäumen usw.
Crysiphona oeeultaria Boisd. ''). Australien, an Eucalyptus.
^) Siehe auch: Spiegels von und zu Peckelsheim, Zeitschr. Forst- Jagdwes. 1903,
S. 146—161; Jahresber. westpreufs. bot. zool. Ver. 1905 S. 64—74.
■-ä) Lüstner, Ber. Geisenbeim 1901 S. 167-169, Fig. 25; Eeblaus-Denkscbr. 1902
S. 179; Jabr. ber. Sonderausscb. Pflanzenscbutz D. L.-G. 1904 S. 250.
3) Stebbing, 1. c, Nr 1, 2d ed. Calcutta 1903, p. 100—104.
*) Roepke, Meded. algem. Proefstat. Oost-Java, 2. Ser. Nr. 12, 1909. Ausz. :
Zeitscbr. wiss. Ins. Biol. Bd. 5, S. 204.
6) Green, Trop. Agric -Vol. 20, 1900/01 usw.; s. Centralbl. Bakt. Parasitenkde II,
Bd. 8, 1902, S. 21. - Watt & M.vnn, 1. c, p. 226-8.
6) Smith, J. B., U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 4, 1884, p. 26—28; Farmers
Bull. 178, 1903, p. 19-21; Chittenden, U. S. Dept. Agr., Bur. Ent. Bull. 66 Pt. 3,
1907, p. 21—27, fig. 6.
■!) Froggatt, T. c. p. 260.
Geometriden, Spanner. 339
Ophthalmodes eretaeea Butl. (?) ^). Japan , auf Tee ; Eier über-
wintern; Puppe in Erde.
Hemirophila atrilineata Butl. Mulberry looper^). Japan, an
Maulbeere sehr schädlich. Zwei Brüten, die Raupen der zweiten über-
wintern.
Amphidasis betularia L. Birkenspanner. Raupe sehr polyphag,
je nach der Nährpflanze verschieden gefärbt, grün, braun, grau, gelb-
lich, mit dunkler Rückenlinie und grofsen weifsen Warzen auf achtem
und elftem Ringe, mit grofsem, viereckigem, am Scheitel ausgekerbtem
braunen Kopfe-, etwa 50 mm lang. Von Juli bis Ende Oktober auf
Holzgewächsen, in seltenen Fällen durch Massenauftreten schädlich^).
Puppe im Boden. Eier einzeln an Blättern.
A. (Lyeia) cogrnatarla Gn. Nordamerika, an Johannisbeeren
hier und da schädlich.
Zamacra albofasciaria Leech. Mulberry Spring-looper*). Japan,
Maulbeere. Eine Brut; Kokon in Erde.
Coniodes plumig-eraria Hülst. \Aralnut Spanworm''). Nord-
amerika, an Apfel , Pflaume, Eiche ; ist in Californien an eingeführten
englischen AValnüssen merkbar schädlich geworden, während die ein-
heimischen Walnüsse verschont blieben.
Biston Leach.
Flügel beim Männchen schmal, derb, beim Weibchen verkümmert ;
Fühler bei ersterem mit bewimperten Kammzähnen. Kopf klein, Brust
dicht behaart. Raupen dickhäutig, mit einzelnen Warzen; Puppe
in Erde.
B. hiptarius Gl. Kirsehenspannep**) (Fig. 229). Weibchen mit
vollständigen Flügeln. Weifslich, schwarzgrau bestäubt, schwarzbraune
Querbinden : März , April. Raupe aschgrau oder braun , mit dmikeln
Längslinien; Warzen, Halsschild und zwei Fleckchen auf jedem Ringe
gelb ; auf dem elften zwei schwärzliche Spitzwarzen ; 35 mm lang ;
Mai bis September , an verschiedensten Laubhölzern , besonders Stein-
obstbäumen, im Unterelsafs und in Bayern an Hopfen, im ersteren
1887 1 ha vernichtend.
B. pomonaplus Hb. Flügel beim Männchen weifsgrau, am Rande
schwärzlich und gelblich bestäubt, mit dunklen Querlinien; Hinterleib
wolHg, schwarz, mit rotgelbem Rückenstreifen. Weibchen mit Flügel-
stummeln, schwarz, rötlich gesprenkelt, mit weifsen und grauen Haaren ;
April, Mai. Raupe hellgrau mit gelblichen Längslinien, rotgelbem
Halsringe und braunen, spitzen Warzen auf gelben Flecken, 40 mm
lang; Mai bis Juli, auf Eichen und Obstbäumen.
B. supppessapius Gn. ^). Indien, zur Regenzeit an Tee, manch-
mal beträchtlich schadend: in drei Brüten. Falter ruhen tagsüber in
1) Onuki, Abstr. Biül. 30, Imper. agr. Exp. Stat. Japan, 1904 p. 4; Bull. 30 PI. Xa,
fig. 1—9.
2} Imp. agr. Exp. Stat. Japan, Bull. 30, Abstr., 1904, p. 3, PI. 8; Marlatt, U. S.
Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 60, PI. 2.
3) V. Aigneu-Abafi, 111. Zeitschr. Ent. Bd. 5, 1900, 8. 384—85 ; Noel, Naturaliste,
T. 30, 1908, p. 73-74.
") Imp. agr. Exp. Stat. Japan Bull. 30, Abstr., 1904, p. 3—4, PL 9.
^) CoQuiLLETT, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 7, N. S., 1897, p. 64-66, 2 figg.
6) Jahresber. Sonderaussch. Pflanzensch. D. L. G. 1901 S. 188; 1902 ff.; Zirngiebi.,
Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 20—21, fig. 13.
^) Watt & Mann, 1. c, p. 225-226, PL 9, fig. 2.
340
Macrolepidopteren, Gro fsschmetterlinge.
solchen Mengen an Baumstämmen, besonders Albizzia, dal's sie leicht
in Massen vertilgt werden können.
Phigalia pedaria F. Weibchen hellgrau mit braunrotem Hinter-
leibe und Flügelstummeln. Raupe grüngelb bis rotbraun , schwarz
Fig 229. Kirschenspanner (aus Zieng
gestrichelt , gelb geileckt : mit schwarzen Warzen , die besonders auf
Ring 5 und 11 sehr grols sind, jede mit starken schwarzen Haaren;
bO mm lang: im Sommer auf Obstbäumen und anderem Laubholze.
Ph. titea Cr. [strigataria Min. ^ )]. Nordamerika. Raupen an Obst-
bäumen, Rosen und anderen Laubhölzern.
Anisopteryx Stph.
Männchen mit zarten , breiten , dünn beschuppten Flügeln ; ihre
Fühler mit sehr lang bewimperten Sägezähnen. Weibchen flügellos;
mit dickem Afterbüschel ; Zunge rudimentär. Raupen glatt; Bauchfüfse
des neunten Ringes stark verkümmert. Puppe an oder in Erde.
A. aeseularla Schiff. Vorderflügel des Männchens hellgelbbraun,
dunkel bestäubt und punktiert, Weibchen rötlichgraubraun mit dunkel-
grauer Afterwolle (Januar-) März (-April). Raupe glatt, gelbgTün mit
grünem Kopf und weiislichen Längslinien, 26 mm lang, April-Juli an
verschiedenen Laubbäumen, besonders auch Apfel und Pflaume. Puppe
in Erde , in dichtem , gelbem Gespinste. Die 50 — 200 Eier werden in
Ringen um etwa bleistiftdicke Äste abgelegt und mit der Afterwolle
bedeckt (Fig. 230).
A. (Alsophila) pometaria Harr. Fall eanker worm ^). Nördliche
Oststaaten von Nordamerika, in neuerer Zeit auch nach Californien
verschleppt. Die blumentopfähnlichen Eier werden im Herbst und
Anfang Winter reihenweise zu 60 — 200 frei an Rinde von Laubbäumen
abgelegt. Raupe von April oder Mai bis Juni, nicht selten Kahlfrafs
1) Pettix-, Michigan St. agr. Exp. Stat., Bull. 200, 1902, p. 205, fig. 17.
2) CoQuiLLETT, U. S. Dcpt. Agric, Div. Ent., Giro. 9, 2d Ser. 1895.
Geometriden, Spanner.
341
an Obstbäumen verursachend ; erwachsen geht sie in die Erde und
spinnt einen dichten, gelben Kokon, in dem sie sich nach einem Monate
verpuppt. Bekämpfung : Leimringe von Anfang Oktober bis Mitte Mai,
Spritzen mit Arsenmitteln im Mai. — Feinde : Eine Milbe , Nothris
ovivorus Pack., verzehrt die Eier, in denen auch Chalcidier parasitieren.
Calosoma sp., Sinea äiadema Say (Wanze), Eumenes fraterna Say, Ichneu-
moniden, Tachinen, Vögel stellen den Raupen nach.
Paleacrita vernala Peck. Spring- eanker woftii ^). Östliches Nord-
amerika, etwas südlicher als vorige gehend.
Eier oval, werden im März und April
von dem flügellosen Weibchen mit aus-
ziehbarem Legestachel in unregelmäfsigen
Massen unter Rindenschuppen usw. ver-
steckt. Sonst wie vorige, nur verpuppt
sich die Raupe sofort in lockerem Ge-
spinste, daher durch Pflügen oder Eggen
im August oder September leicht zu ver-
nichten.
Fig. 230. Eiergürtel von Anisop- Fig. 231. Grofser Frostspanner; 1 Männchen,
teryx aescularia (nat. Gr.). 2 Weibchen, 3 Raupe (nach Oollinge).
Hibernia (Hybernia) Latr. Frostspanner.
Palpen und Rüssel sehr schwach. Männchen mit zarten Flügeln
und Fühlern, die dünn bewimperte Kammzähne tragen. Weibchen mit
Flügelstummeln oder ganz flügellos. Raupe zylindrisch , zehnfüfsig,
mit herzförmigem Kopfe , vorwiegend nächtlich. Falter von Oktober
bis März , tagsüber ruhend ; Raupen im Frühjahre auf Laubhölzern ;
Pappen im Sommer in der Erde.
H. defoliaria Gl. GroTser Frostspanner (Fig. 231). Blafsgelb.
Vorderflügel beim Männchen mit zwei schwarzen, stark geschwungenen,
rostbraun beschatteten Querstreifen, schw^arzem Mittelfleck, Wurzel und
Saumfeld rostbraun, dunkel gesprenkelt: Hinterflügel mit schwarzem
Mittelfleck und dunkelbrauner Bestäubung; 40 mm Spannweite. Weib-
chen flügellos, schwarz gefleckt. Falter im September, Oktober. Raupe
rotbraun, mit doppelter dunkler Rückenlinie und gelben Seitenstreifen:
bis 35 mm lang ; April- Juli an den verschiedensten Laub-, insbesondere
auch Obstbäumen , die Blätter vom Rande aus verzehrend , Knospen
und Früchte (besonders Kirschen) ausfressend. Puppe in mit wenig
1) QuAixTANCE, ibid., Bull. 68, 1907, Pt. 2.
342 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Fäden ausgesponnener Erdhöhle. Eier gelblich, länglich, einzeln oder
in kleinen Gruppen an Blattknospen. Bekämpfung: s. Cheimatobia
brumata.
H. aurantiaria Esp. Männchen orangegelb, grau und braun ge-
zeichnet, Weibchen braungrau; Flügelstummel schwarz gestreift, lang
gefranst. Raupe braun oder grau mit dunklen Rücken- und Seiten-
linien; auf jedem Ringe zwei kleine gelbe Punkte; gelegentlich an
Obst- und Forstbäumen.
H. rupieapraria S. V. Raupe grün, an Weifs- und Schwarzdorn,
auch an Pflaume ^).
H. tiliaria Harr. ^). Nordamerika. Raupe gelb mit schwarzen
Längslinien, an Apfel- und anderen Bäumen.
Cingilia (Zerene) eatenaria Cram.^). Nordamerika, an Myrica
asplenifolia. Bei sich von Zeit zu Zeit wiederholendem Massen-
auftreten gehen die Raupen an andere Zierpflanzen , aber auch an
Obst- und andere Bäume über, von denen sie 190G in New Hampshire
25 acres kahl frafsen. 80 — 90 '^lo der Raupen starben an einer (Bakterien- ?)
Krankheit.
Opisthograptis Hb. (Rumia Dup.).
Beide Geschlechter mit ganzrandigen Flügeln, Palpen klein ; Fühler
borstenförmig.
O. luteolala L. (crataegata L.) Zitronenspanner. Gelb; auf
Vorderflügeln drei dunkle Vorderrandsflecke; auf jedem Flügel ein
weifser, dunkel gesäumter Mondfleck; Mai, Juni. — Raupe 14 füfsig,
graubraun oder grün, Kopf gelb, mit hellen Seitenflecken, auf fünftem
Ringe gabeliger, gelber Höcker, an den Seiten der vier letzten Ringe
Fransen; 26 mm lang; August bis Oktober, an Weifs- und Schwarz-
dorn, Obstbäumen. Puppe in Gespinst am Boden.
Angerona eroeataria F. Nordamerika, an Beerenobst, selten häufig
genug zu ernsterem Schaden.
Eiinomos Tr.
Flügel breit, stark gezackt; Körper behaart; Raupen zehnfüfsig,
höckerig.
E. alniarla L. Europa. Raupe im Mai, Juni, an Linden, Birken,
Weiden, gelegentlich auch an Kirschen und Pflaumen.
E. subsig-naria Hb.*). Nordamerika. Raupe in April und Mai
sehr polyphag an Laubholz , an Schattenbäumen , namentlich Ulmen,
oft recht schädlich, auch mehrere Male schon an Apfelbäumen.
Hyposidra lalaea Walk.^). Die zuerst dunkelbraune, fein weifs
quergestreifte , später einfarbig hellbraune Raupe schadet auf Java
hier und da an Kaffee, besonders an jungen Pflänzchen.
1) Theobald, Rep. econ. Zool. 1908 p. 42—43, fig. 19.
2) Pettit, Michigan agr. Exp. Stat., Bull. 200, 1902, p. 204—205, fig. 16.
») Smith, J. B., U. S. Dept Agric, Div. Ent., Bull. 4, 1884, p. 31. — Britt.
ibid. Bull. 46, 1904, p. 106. — Sanuerson, ibid., Bull. 60, 1906, p. 74-75.
*) Garman, Kentucky agr. Exp. Stat., Bull. 16, 1904, p. 79-81, 3 figs.
5) KoNiNGSBEKGER & ZIMMERMANN , Med. 's Lands Plantent. 44, 1901, p. 59 — i
PI. 3, figs 5—8.
Georaetriden, Spanner.
343
Abraxas Leach.
Stirne glatt anliegend beschuppt. Fühler beim Männchen einfach
bewimpert. Palpen und Rüssel kiu-z und schwach; Flügel gerundet-,
Hinterschienen verbreitert.
A. grossulariaia L. Staehelbeerspanner, Harlekin, Magpie
moth. Weiis, mit rundlichen, zum Teil zusammenfliefsenden schwarzen
Flecken in Reihen, auf Vorderflügeln dazwischen zwei dottergelbe
Querstreifen; Kopf schwarz, Leib gelb, schwarz gefleckt; 17 mm lang,
43 mm Spannweite. — Raupe zehnfüfsig, oben weifs mit viereckigen,
schwarzen Querflecken , unten gelb ; an der Seite ein dottergelber,
oben und unten schwarz gefleckter Streifen; mit einzelnen Borsten-
härchen; Kopf, Afterschild, Brustfüfse schwarz; 30 — 40 mm lang.
Puppe (Fig. 232) schwarz , mit
dottergelben Ringeinschnitten — Der
in Juli, August fliegende Falter
legt die ovalen, strohgelben Eier in
kleinen Gruppen an die Unterseite
der Blätter, zwischen die Rippen.
Nach 2 — 3 Wochen schlüpfen die
Räupchen aus, die im Herbste kleine
Löcher in die Unterseite der Blätter
nagen, ohne sich aber weiter be-
merkbar zu machen. Vor dem Blatt-
falle spinnt sich jedes in ein Blatt
ein und läfst sich mit ihm zu
Boden fallen, um zu überwintern.
Ln nächsten Jahre findet der Haupt-
frafs statt, bei dem die Blätter
vom Rande aus verzehrt werden.
Im Juni verpuppt sich die Raupe
an einem Blatte, Stengel usw., indem
sie sich mit wenigen Fäden be-
festigt. — Wo eine Wand, Mauer
oder ähnliches in der Nähe ist,
wird sie zur Überwinterung und
Verpuppung gern benutzt,
Nährpflanzen sind in erster Linie
die Ribes-Arten, dann Prunus padus
und Pflaume , aber auch Aprikose, Fi^;. 282. Puppe des Stachelbeerspanners
Schlehe, Kreuzdorn usw. Im all- an Kirschenblatt (nat. Gr.).
gemeinen tritt die Raupe nur einzeln
auf, unter günstigen Umständen aber auch in Massen und kann dann
die befallenen Pflanzen entblättern. Für gewöhnlich aber wohl mehr
auffällig als schädlich.
Bekämpfung: Abklopfen der befallenen Sträucher früh morgens
und Auflesen der sich dabei an einem Faden herablassenden Raupen ;
Zusammenrechen und Verbrennen des abgefallenen Laubes im Winter.
Taschenberg führt eine Anzahl Hymenopteren als Parasiten an.
Chloroclystis Hb.
Kleine grüne Formen. Fühler beim Männchen bewimpert; Stirne
schmal. Vorderflügel : Rippe 6 und 7 getrennt ; Hinterflügel ungewöhn-
344 Macrolepidoptereu, Grol'sschinetterlinge.
Hell klein , gerundet. Hinterbeine mit zwei Paar Dornen : Hinterleib
kurz geschöpft.
Chi. (Eupitheeia) rectangrulata L.*). Grün, schwarzgran ge-
mischt-, auf Vorderflügeln lichter Wisch, auf der Unterseite der hinteren
dunkle Mittelbinde. Raupe grün, mit dunkelgrünem oder rotem
Rücken streifen und rötlichen Ringeinschnitten ; Kopf und Beine
schwarz; 20 mm lang; im Frühjahre in Blütenknospen von Apfel- und
Birnbäumen, auch Traubenkirschen, spinnt die Kronenblätter zusannnen
und frifst die inneren Teile aus ; später auch zwischen zusammen-
gesponnenen Blättern. Puppe gelblich oliv, Spitze und Einschnitte rot,
in Erde. Eier überwintern.
Tephroclystia Hb. (Eupithecia Curt.i.
Wie vorige, aber Falter grau oder bräunlich.
Von den zahlreichen Arten dieser Gattung werden einzelne hier
und da einmal bemerkbar, aber kaum eigentlich schädlich. T. abietaria
Goeze mit Zünsler- und Wicklerraupen mitunter schädlich in Fichten-
zapfen 2). T. Interrupto-I'aseiala Pack, frifst in Amerika Johannis-
beerfrüchte aus.
Larentia Tr. (Cidaria Tr.).
Mittelgrofs ; Vorderflügel mit geschlossener Mittelzelle , Hinter-
flügel gerundet. Fühler beim Männchen gewimpert, gekämmt oder
gezähnt; Hinterleib schlank.
Auch von dieser grofsen Gattung machen sich hier und da einmal
einige Arten bemerkbar. Zu erwähnen sind vielleicht folgende :
L. fluetuala L. Raupe braun; auf Brust drei schwarze Längs-
linien; auf Hinterleibsringen schwarze Punkte und x-förmige Zeich-
nungen; von Juli-September an Kreuzblütlern, aber auch an Pflaumen-
bäumen.
L. slterata Hufn. Raupe grün mit dunkler Rücken- und matt-
gelber Seitenlinie, oft auch mit roten Punkten und roter Afterspitze;
von Mai bis August an Obstbäumen.
L. truncdta Hufn. Europa, Amerika; auf Vancouver-Island an
Erdbeeren schädlich geworden.
L. dilutata Borckh. ^). In Mitteleuropa polyphag an Laubhölzern;
in Skandinavien ein Begleiter der Betula odorata im Gebirge und nach
Norden zu, oft auf grofse Strecken Kahlfrafs verursachend.
Lygris ppunata L."^). Raupe grau, grün oder braun; auf jeder
Seite eine rote Längslinie, auf Rücken eine rötliche Punktreihe : Mai-
Juli an Steinobst. Eier überwintern.
L. diversllineata Hb. Nordamerika, zwei Brüten. Raupen im
Juni und August-September an Weinreben.
Cheimatol)ia Stph. Frostspanner.
Mittelgrofs. Männchen: Fühler nur Vs bewimpert; Flügel sehr
zart und dünn beschuppt; Vorderflügel mit ungeteilter Anhangszelle,
Rippe 7 getrennt von 8 entspringend. Weibchen mit Flügelstummeln.
') Caepenter, Report 1905, p. 331; Theobat,d, Report 1907/08, p. 43—44.
-) ScHöYEN, Indberetn. om skadeinsekt . . paa skogtraeerne i 1904, p. 266 — 267.
^) ScHüYEN, Zeitschr. Pflanzenkrankh Bd. 3, 1893, S. 269—270; Granit, Medd.
Fauna Flora fennica 33, 1907, p. 57—58, 177.
*) NoEi-, Naturaliste T. 31. 1909, p. 158.
Geometriden, Spanner.
345
Ch. (Aeidalia) brumata L.^) (Fig. 283). Rötlich gelbgran mit
verloscheneu dunklen Wellenlinien und dunkel punktiertem Saume;
Hinterflügel heller. Beim Weibchen Flügel braungi^au, wenig kürzer
als Hinterleib , Vorderflügel mit zwei , Hinterflügel mit einem dunklen
Querstreifen. Raupe gelblich grün mit dunkler Rückenlinie und jeder-
seits drei weiisen Seitenlinien, 20—25 mm lang.
Ch. bopeata Hb. V). Mehr rötlich als vorige, Flügelstummel des
Weibchens weniger als halbe Körperlänge. Raupe mit schwarzem
Kopfe und schwarzen -Brustfüisen. Auch in Nordamerika.
Diese beiden „kleinen Frostspanner, Reifmotten, winter moths",
werden in Europa nach Xorden zu immer häufiger und .schädlicher,
Fig. 2.j.i. JMeiner Frostspanner.
1 Männclien, 2 Weibchen, 3 Raupe,
4 Hinterende der Puppe, 5 Ei (nach
PEYI!O.N).f
Fig. 234.
Von Frostspannern ausgehöhlte Kirschen.
wäe sie auch im Gegensatze zu den meisten anderen Insekten un-
geschützte, rauhe Lagen vorziehen. Nährpflanzen sind fast alle Laub-
bäume und Sträucher, insbesondere Eiche und xlpfel, aber auch
das Beerenobst, selbst Erdbeere, ferner Rosen usw. — Die Falter, von
denen die Männchen ungleich häufiger sind als die Weibchen , er-
scheinen mit den ersten Frösten, je nach Klima und Witterung von
Anfang Oktober bis Mitte Januar. Sie scheinen ziemlich lange zu
leben, wenigstens sind eierlegende Weibchen noch bis Mitte März
beobachtet worden. Die Weibchen kriechen sehr schnell und behende
an den Bäumen in die Höhe , wobei sie befruchtet werden. Dafs das
Männchen dabei das Weibchen fliegend bis in die Krone tragen
könnte, wie früher vielfach angenommen wurde, auch noch neuerdings
behauptet wird (Theobald 1909), dürfte unmöglich sein; es scheint auch
kein Fall eines solchen Hochzeitsfluges beobachtet zu sein.
^) Die Unterschiede beider Arten werden ausführlich auseinandergesetzt von
Peyron, Ent. Tidskr. Bd. 18, 1896, p. 81-94, Tafl. 2.
346 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Das befruchtete Weibclien legt bis zu 350 molinkorngroise, anfang:*
gelblichgrüne, später rötlichbraune, zylindrische, fein gegitterte Eier in
kleinen Häufchen in die Krone, am liebsten an die Ränder von Wunden
und an Knospen, aber auch in Rindenritzen. Mit dem Öffnen der
Knospen kriechen die Räupchen aus. spinnen diese zusammen und fressen
sie aus. Bei den Blütenknospen werden die Kronenblätter zusammen-
gesponnen und unter ihrem Schutze wird das Innere ausgefressen.
Die Kronenblätter scheinen sich zuerst noch weiter zu entwickeln,
werden zwar welk, bleiben aber weich, mid die- ganze Krone hebt sich
mit dem Gröfserwerden der Raupe etwas vom Kelche ab ; so sind die
vom Frostspanner ausgefressenen Blüten gewöhnlich schon äufserlich
leicht von denen vom Apfelblütenstecher (s. daselbst) getöteten zu
unterscheiden. In die jungen Blätter werden Löcher gefressen, ebenso
in die jmigen Früchte von der Seite-, bei Kernobst bleibt der Frais
im Fruchtfleische, läfst die Kerne meist unberührt, ist also nur äufser-
lich-, bei Kirschen wird vor allem der Kern ausgehöhlt (Fig. 234), so
dafs die Frucht abstirbt. Die älteren Raupen verzehren die Blätter
bis auf die stärkeren Rippen. Immer aber spinnt die Raupe, wodurch
ihr Frafs von dem des grofsen Frostspanners zu unterscheiden ist. —
Ende Mai , Anfang Juni ist die Raupe erwachsen und läfst sich an
einem Faden zur Erde herab , wo sie sich ziemlich flach in einem
Erdgehäuse verspinnt und verpuppt. In Grasland geschieht dies auch
oberirdisch, zwischen Gras und Ki'äutern.
Der Schaden besteht bei Massenauftreten in erster Linie im Blatt-
frafse, der recht oft zu Kahlfrafs führt (Fig. 235), und im Zerstören der
Blüten, worin die Frostspanner mit dem Blütenstecher wetteifern
können. Das Benagen der Früchte ist am Kernobste von minderer
Bedeutung, von grofser dagegen an Kirschen, indem hier ein beträcht-
licher Teil der Ernte zerstört werden kann, in keinem Verhältnisse zu
der oft wenig beträchtlichen Zahl der Raupen.
Witterungseinflüsse sind den Frostspannern nur dann nachteilig,
wenn die Flugzeit der Falter durch lange andauernde Regenzeiten
unterbrochen wird. Pilzkrankheiten sind hier und da beobachtet M,
scheinen aber von keiner praktischen Bedeutung zu sein. Tierische
Feinde haben die Frostspanner natürlich in allen Stadien die Menge,
ohne dafs sie aber ihre Vermehrung bei günstigen Witterungseinflüssen
hintanhalten können.
Die Bekämpfung hat sich gegen alle Stadien zu richten. Gegen
die Eier empfehlen die Engländer eine Bespritzung mit 1 Pf. 70^/oiger
Soda, 1 Pf. SO^iger Pottasche, 400 g weicher Seife und 50 1 Wasser;
auch die wasserlöslichen Karbolineumsorten dürften sich hierzu vorzüg-
lich eignen. Die Raupen werden durch Arsenmittel getötet; sie
lassen sich auch leicht abklopfen bzw. abschütteln imd dann durch
Leimringe am Aufbäumen hindern. Die Puppen werden von Ge-
flügel oder Schweinen gern ausgegraben und verzehrt ; tiefes Umpflügen
mit nachherigem Festtreten des Bodens verhindert die Schmetterlinge
am Auskriechen.
Am verbreitetsten und zweckmäfsigsten ist der Kampf gegen die
die Bäume erkletternden W eibchen durch Umlegen von Leimringen.
Anfang Oktober mufs damit begonnen, und bis in Januar müssen sie
') Lecoeur, Bull. Soc. mvcol. JFrance T. 8, 1892, p. 20. Ausz. : Zeitschr. Pflanzen-
krankh. Bd. 2, S. 166.
Aearistiden.
347
fängig gehalten werden. Zweckmäfsig ist es , Ende März — Anfang
Mai sie wiederum zu erneuern , weil zahlreiche Weibchen ilu"e Eier
unterhalb der Leimringe ablegen, deren Raupen im Frühjahre an den
Bäumen in die Höhe klettern.
Fig. 235. Von Frostspanner-Eanpen kahlgefressener Apfelbaum, Ende Mai.
Einige Thalassodes- Arten ^) kommen auf Java an verschiedenen
Kulturpflanzen vor und werden für jungen Kaffee gelegentlich ver-
derblich.
Eucliloris submissaria Wlkr. Raupe in Australien an Akazien.
Agaristicleu.
Alypia oetomaculata (F.). Nordamerika; Raupen in Juni-Juli,
September an Reben, namentlich in Gärten, öfters Kahlfrafs verursachend.
Zur Verpuppung bohren sie sich in verholzte Triebe ein.
1) KoNiNGSHEKGER (& ZimmermannI, Med. 's Lands Plantentuin 44, 1901. p. 6ö, PI. 3-
flg. 13; Med. Dept. Laudbouw 6, 1908, p. 38.
348 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Noctiüdeii, Eulen (Schmetterlinge), OAvlet-moths.
Fülller lang, bortitenförmig, Nebenaugen vorhanden. Vorderflügel
kräftig, lang, mit einer Dorsalrippe-, ihr Saum kürzer als Innenrand.
Hinterflügel kürzer, breit, kurz gefranst, mit Haftborste und zwei
Dorsalrippen. Rüssel kräftig. Körper glatt
ai behaart , kurz , kräftig : Hinterleib dick,
kegelförmig zugespitzt. — Auf den Vorder-
flügeln mehr oder wenig ausgeprägt die so-
genannte „Eulenzeichnung" (Fig. 236):
ein halber Querstreif vor der Wurzel,
zwei ganze Querstreifen , dazwischen das
Mittelfeld und in diesem drei „Makeln" :
ßing-, Nieren-, Zapfenfleck und ein Mi tt ei-
schatten: im Saumfelde die gezackte
Fig. 236. Eulenzeichnung. Wellenlinie. Im übrigen ist die Färbung
^ Vorderrand B Iimeurand, meistens düster, die Hinterflügel sind heller,
C Aufsenrand, 7> \ orderwinkel, -u r i, • j? i • i i ii
£Hmterwinkel,aMVurzelfeld, gewöhnlich einfarbig, manchmal grell ge-
am Mittelfeld, al Saumfeld, färbt mit schwarzen Binden. Die Falter
sff vorderer, sp hinterer Quer- sitzen tagsüber mit dachförmig getragenen
streif, i6- 1; Wellenlinie mit Vor- klügeln an Baumstämmen, Mauern usw.
Sprüngen vis, rnr Nieren-, nw j • i i i • i i.i /o i i.
Ring-f md Zapfenmakel (nach ^^f Sind sehr schwer Sichtbar (Scliutz-
Hkinemann, aus Nüfslin). färbung); nachts fliegen sie pfeilschnell
umher.
Eier gewöhnlich rund, gerippt, mit eingedrückter Spitze.
Raupen (cutw onus) gewöhnlich glatt, 16füfsig, düster gefärbt,
frei an Pflanzen , vorwiegend an niederen bzw. ihren Wurzeln, nachts
fressend , tags eingerollt •, meist polyphag. — Puppen fast immer in
der Erde ohne oder mit nur losem Gespinste.
Hypena Schrk.
Palpen sehr lang, gerade vorstehend, schneidend beschuppt; Vorder-
flügel zugespitzt. Auf erstem Hinterleibsringe ein kleiner Schopf.
Raupen 14 füfsig.
H. rostralis L. M. Hopfeneule. Rostbraun, grau gemischt, mit
lichter Wellenlinie , die Makeln mit aufgeworfenen Schuppen. Raupe
grün mit feiner dunkler Rückenlinie und je zwei weifsen Seitenlinien :
Kopf hellbraun : überall auf schwarzen Punkten lichte Borstenhärchen ;
22 mm lang: sehr lebhaft, daher „Springraupe"; läfst sich bei Störung
sofort fallen. Wahrscheinlich zwei Brüten. Der überwinternde Falter
legt im Mai Eier an die jungen Hopfentriebe ; die daraus hervor-
gehenden Raupen fressen im Juni und Juli, oft in grofsen Mengen
zusammen, anfangs zwischen lose versponnenen Blättern, später frei an
der Blattunterseite, tagsüber längs der Mittelrippe ruhend, das ganze
Parenchym verzehrend. Puppe Ende Juli in losem Gespinste an
Pflanze oder am Boden. Im August fliegen die Falter aus , deren
Raupen nun im Herbste an wildem Hopfen und Brennesseln leben.
Bekämpfung: Spritzen mit Arsenmitteln , Abklopfen der Raupen auf
untergehaltene Schirme oder Tücher.
H. h um Uli Harr. Nordamerika, an Hopfen, ebenso lebend.
1) ZiuNciKiii., Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 18—20, Fig. 12.
Noctuiden, Eulenscbmetterlinge. 34.()
H. lividalis HbJ). Mittelmeerländer, Canaren; in Algier schäd-
lich geworden an Ramie.
Plathypeiia seabra F.-). Nordamerika, gemein an Leguminosen,
auch an Erd- und Brombeeren. Raupe gelegentlich schädlich an Klee,
für gewöhnlich aber durch das Mähen völlig in Schach gehalten.
Ophideres Boisd. ■^).
Kopf und Brust mit dichtem Schuppenkragen bedeckt. Rüssel
mit scharfer, gebärteter Spitze. Amerika, Afrika bis Australien.
Die Gattung ist deswegen von grofsem Interesse, weil hier nicht
die Raupen, sondern die Schmetterlinge schädlich werden. Sie durch-
bohren mit ihrem Rüssel die Schalen der Citrusfrüchte und saugen
deren Saft. Namentlich O. fuiloniea L. wird auf diese Weise in
Indien, noch mehr in Australien, schädlich. Man ködert und vergiftet
sie mit einer Mischung von Syrup, 80 g Arsenik, 30 g doppeltkohlen-
saurem Natron auf 1 1 Wasser.
Anticarsia g-emmaiiiis Hb.^j. In Florida an Muerma utilis; über
60 % der Pflanzen befallen , viele kahl gefressen. Die in mehreren
Brüten auftretenden Raupen werden gern von Vögeln gefressen.
Ophiusa Hb.
Palpen aufwärts gerichtet, glatt beschuppt; Mitteltibien bedornt.
Aufsenrand der Vorderflügel fast gerade.
O. melicerte Drury. Castor semi-looper'). Rötlich braun mit
hellen und dunklen Zeichnungen. Raupe dunkel erdfarben mit roten
und weifsen Längsstreifen. Puppe in oder an Erde. Von Afrika bis
Australien; besonders in Indien gelegentlich an Ricinus recht schäd-
lich, durch Abweiden der Keimpflanzen und Kahlfrafs an älteren. Eine
Ichneumonide vertilgte über 80 ^/o der Raupen , aus denen aufserdem
noch Tachiniden gezüchtet wurden.
O. lienardl Boisd. '') Kapland -, I'alter bohrt Früchte an und saugt
den Saft.
Serrodes inara Cram:'^). Wie vorige.
Plecoptera reflexa Gn. ^). Raupen in Indien in zwei Brüten an
jungen Pflanzen des Sissubaumes , Dalbergia sissoo ; nicht selten
Kahlfrafs.
Remigia Gn.
Tropische Gattung; Raupen mit nur zwölf Beinen.
R. repanöa F. (latipes Gn.). Südliches Nord- bis Südamerika.
Die Raupen namentlich an Gräsern (auch Mais), aber auch an anderen
niederen Pflanzen (Luzerne), in Westindien vornehmlich an Panicum
maximum und muticum („Guinea grass moth"), oft recht beträcht-
1) EiriEKE, ßev. Cult. colon. Nr. 125, 19U3. Äusz : Zeitschr. Pflanzenkrankh.
Bd. 14, S. 275.
2) Chittenuen, U. S. Dept. Agric, Div Ent., Bull. 30 N. S., 1901. p. 45—50, fig 26.
3) Tryon, Queensland agr. Journ. Vol. 2 Pt. 4, 1898; 8 pp., 6 Pls.; Maxwei.l-
Lefroy, Mem. Dept. Agrio. India Vol I, 1907, p. 189. Fkoggatt, Austral. Insects
p. 267—8, PL 26.
^) Chittenden, ü. S. Dept. Agric Bur. Ent., Bull 54, 1905, p. 77—79, fig. 20.
5) Maxwell-Lefüov, 1. c, Vol. 2, 1908, p. 59-77, PI. 6, 7.
6) Mally, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 31, N. S., 1902, p. 90-92.
-•) Stebbixg, 1. c, Nr. 1, 2d ed.; Calcutta 1903, p. 94-96, PI. 3 fig. 3.
350 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
lieh schadend. Puppe an Blattunterseite oder sonst zwischen Blättern
oder Gras in zartem, aber sehr festem Gespinste. Da die Raupen in
geschlossenen Zügen wandern, sind sie durch quer zu ihrer Marsch-
richtung aufgeworfene Gräben abzu angen.
R. frug-alis F. |). Westati-ika bis Australien. Raupe zur Regen-
zeit in Indien und Ägypten an Reis, Mais, Andropogon , namentlich
in Gebirgsgegenden. Auf Java auch an Zuckerrohr. Biologie wie
vorige.
R. arehesia Gram.-). Afrika, Indien, Nordchina; Raupe zur
Regenzeit an Indigo, Desmodium, Phaseolus radiatus.
Auticarsia (Thermesia) g-emmatllis Hb.^). Cuba, in velvet beans,
öfters alle Blätter abfressend. Sporotrichum sp. vernichtet die späteren
Brüten.
Tarache eatena Sow. *). Raupe in Indien zur Regenzeit an Baum-
AvoUe, Mais.
Plasia 0.
Augen gewimpert. Vorderflügel mit langem, gebogenem Saume,
Metallflecken und ganzrandigen Fransen. Palpen lang, stark behaart,
sichelförmig gekrümmt. Brust und Hinterleib geschöpft. Fliegen auch
am Tage. Raupen zwölffüfsig, nach vorne sehr dünn (auffallend klein-
köpfig), nach hinten verdickt, fein behaart. Puppen in seidigem Ge-
spinste, mit stark verlängerter Rüsselscheide.
PI. (Autog-rapha) g^amma L. Gamma-, Ypsiloneule 0). Grau-
braun und veilrötlich gemischt, mit doppelten, feinen, weifsen Quer-
linien und einem gelblichsilbernen Y ; Hinterflügel schwarzgrau, wurzel-
wärts lichter. Raupe (Fig. 237) grün, mit feinen weifsen, welligen
Rücken- und gelber Seitenlinie ; Kopf, Stigmen und Brustfüfse dunkler ;
3U mm lang. — Europa, Asien: im Süden häufiger als im Norden.
Nordamerika (hier aber bis jetzt unschädHch),
Die Gammaeule ist mit unser gemeinster Schmetterling; sie fliegt
von April bis November zu jeder Tageszeit auf freiem Gelände lebhaft
umher, mit ihrem langen Rüssel Blütensaft saugend. Das Weibchen
legt bis zu 400 Eier, einzeln, in kleinerer oder gröfserer Zahl an die
Blattunterseite verschiedenster niederer Gewächse. Nach etwa 14 Tagen
kriechen die Raupen aus, die man das ganze Jahr hindurch, in gröfster
Zahl aber im Sommer, an fast allen Kräutern, auch an Buschwerk,
selten an Gräsern oder Getreide (doch auch an junger Saat), antrifitl.
Ungleich anderen Eulenraupen fressen sie, auf ihre, der jeweiligen
Nährpflanze entsprechende Schutzfarbe vertrauend, frei auf den Pflanzen,
lassen sich aber bei Beunruhigung fallen und ringeln sich zusammen.
Ist ein Feld kahl gefressen, so wandern sie auf ein benachbartes.
Nach vier Wochen etwa verpuppen sie sich in weifsem, wolligem
Gespinste an der Unterseite eines Blattes oder einem Stengel;
die Puppe ist schwarz und läuft in einen knopfartigen Griffel mit
zwei Borsten aus. Nach 12 — 14 Tagen schlüpft der Falter aus, so
dafs eine Generation im günstigsten Falle in sechs Wochen beendet
1) Maxweli.-Lei-uov, iVIem. Dept. Agric. India Vol. I, 1907, p. 187, fig. 56; King,
H. H., 3d Eep. Gordon Memor. Coli. Karthoum, 1909, p. 224—225, PI. 27, fig. 7, 9, 10.
2) Maxweli.-Lefrov, 1. c p. 186.
=') HoRNE, 2d Eep. Estac. centr. agr. Cviba, 1909, p. 88.
*) Maxwei.i.-Lefuuy, 1. c. p. 177.
^) RiTZEMA Bos, Zeitschr. Pflanzenkraukh. Bd. 4, 1894, 5. 218—220.
Noctuiden, Eulenschmetterlinge.
351
sein kann. Es folgen sich daher in einem Jahre 2—3 Brüten-, alle
Stadien überwintern.
Die von der Gammaeule verursachten Schäden sind im all-
gemeinen nicht besonders bemerkenswert, der aufserordentlichen Poly-
phagie der Raupen wegen. Nur bei massen-
haftem Auftreten können sie, namentlich da,
wo eine Kulturpflanze in grofser Ausdehnung-
gebaut wird, sehr bedeutenden Schaden ver-
ursachen, so besonders an Zuckerrüben, Erbsen
und Bohnen, Lein, Klee usw., aber auch in
Gärten; selbst Kiefernkulturen ^) wurden von
ihnen völlig vernichtet. Solche Jahre massen-
haften Auftretens wiederholen sich von Zeit
zu Zeit; in der Literatur werden berichtet:
1785 (Paris), 181G (Nordfrankreich), 1828 (Ost-
preuisen), 1829 (Holland; in der Provinz
Groningen allein 540000 Mk. Schaden), 1831
(Bayern), 1868 (Provinz Sachsen), 1871 (Deutsch-
land, Österreich), 1879 (Westeuropa,;, 1900
( England).
Kalte kurze Sommer sind der Entwicklung
der Gammaeule nachteilig, warme lange förder-
lich; sonst liebt sie eher etwas mehr als zu
wenig Feuchtigkeit. Öfters ist eine Bakterien-
krankheit (Schlaffsucht) der Baupen beobachtet ;
doch sollen sie nach Ritzema Bös gegen Botrytis
tenella immun sein. Es ist selbstverständlich,
dafs einem so häufigen Kerf Tiere aller Art in allen seinen Entwicklungs-
ytadien nachstellen^).
Bekämpfung: Wo es angeht, sind befallene Felder so rasch wie
möglich abzuernten und zu walzen. Bleiarsenat, Rufs und Kalk: Ein-
trieb von Schweinen, Schafen, Geflügel; Fanggräben; Ablesen. Nach
E. Täschenberg ^) und Stift*) hat sich der DEHOFFsche Apparat"')
sehr bewährt : durch Latten verbundene Tröge , an denen Besen
sitzen. Der Apparat wird über das Feld gezogen, wobei die Besen
die Raupen in die Tröge kehren; an einem Tage lassen sich derart
20 Morgen reinigen. Gute Düngung läfst die Pflanzen den Schaden
überwinden. Selbstverständlich ist jede Bekämpfung um so wirksamer,
je früher im Jahre sie angewandt wird.
PI. monela F. Blafs golden, am Saume veilrötlich gemischt,
Ringmakel doppelt, dick silbern umzogen. Raupe jung dunkelgrün
mit schwarzen Punkten, erwachsen hellgrün mit weifsen Punkten,
dunkler Rücken- und weifser Seitenlinie, Nach Chr. Schröder*^) an
Aconitum in Garten schädlich geworden: sehr wählerisch in ihrer
Nahrung,
') Altum, Forstzoologie Bd. 8, 2. Abt., S. 144-145.
2) Über den Parasitismus von Litomastix truncatellus Dalman siebe: Giaud,
Bull. Sog ent. France 1898 p. 127—129 und: Leonahdi, Boll. Labor. Zool. gen. agr.
Vol. 1, 1907, p. 17-64, fig. 1—13, Taf. I— V.
3) Prakt. Insektenkde. Bd. 3, S. 155.
*) Krankheiten und Feinde der Zuckerrübe, Wien 1900, S. 167.
s) Zu beziehen von F. Zimmermann & Co., Maschinenfabrik, Halle a. S.
6) 111. Wochenschr. Ent. Bd. 2, 1897, S. 609-612, 6 figg.
Fig. 237. Gammaeulen-
Raupe (nach Lampert).
352 Macrolepidoptereu, Grofssclimetterlinge.
PI. (A.) brassieae Riley. Common eabbag-e looper^), Nord-
amerika, namentlich in den Südstaaten, an den verschiedensten Pflanzen.
Chittenden^j stellt fest, dals die Raupe für Kranklieiten und Parasiten
sehr empfänglich sei.
PL (A.) Simplex Gn. Celery-Looper^) ebenda, an Sellerie,
Zuckerrüben, Salat.
PI. aurifera Hb. Äthiopische und orientalische Region, in Europa
eingeschleppt. Nach Bohdage*) auf Reunion an Vanille schädlich, deren
Knospen die Raupe ausfrilst.
PI. ehaleites Esp. (eriosoma Doubld., verticillata Gn.). Südeuropa,
äthiopische, orientalische, australische Region. In Australien^) an
Erbsen, Bohnen, Kartoffeln usw.: auf Hawaii*') den jungen Kaflfee-
pflanzungen sehr gefährlich.
In Indien machen sich mehrere Plusia- Arten hier und da bemerkbar,
ohne aber weiter von Bedeutung zu sein " ).
Cosmophila Boisd.
Körper glatt beschuppt. Spitze der Vorderflügel vorgezogen und
scharf, Aufsenrand winkelig. Raupe zwölffüfsig.
C. sabulifera Gn. (Gonitis involuta Wlkr.) ^). Afrika bis Burmah.
Dunkelbraun mit dunkleren Linien. Raupe grün, mit fünf dunklen
Höckern auf jedem Ringe. Indien, Ägypten, an Jute (Corchorus) : Hawai
an Hibiscus esculentus ^). .
C. erosa Hb. ^^). In allen Baumwolle bauenden Gegenden. Orange,
rot, gTau. Raupe auf Rücken mit abwechselnd weifsem und schwarzem
Streifen, an der Seite weils gestreift. Puppe in Erde oder Blattfalte.
Hyblaea puera Gram. ^^). Indien, Südafrika, Orientalisehe
Region, Neuguinea. In Indien mit Pyrausta machoeralis (s. S. 305)
der schlimmste Feind der Teakwälder. Falter und Raupe in Farbe
sehr wechselnd ; letztere erwachsen oben fast schwarz , unten gelb
oder grün, mit weifsen Längsstreifen; Kopf und Halsschild schwarz.
Eigentliche Nährpflanzen sind Bignoniaceen ; von ihnen gehen die
Raupen nur ungern an die Teakbäume über, wobei viele der ungeeig-
neten Nahrung erliegen; sie ruhen tagsüber in einem gerollten Blatte-,
nachts verzehren sie die Blätter bis auf die stärksten Rippen. Puppe
in lockerem, grobem Gespinste. Generationsfolge und Abhängigkeit
von Klima wie bei Pyrausta machoeralis. Unter den Feinden ist eine
Tachinide und eine Pilzkrankheit zu erwähnen. Gegenmittel : möglichst
1) CurrrENi.EN, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 23, N. S., 1902, p. 60-69,
fig. 13, 14.
-) Insects injurious, to vegetables, New-York 1907, p. 141.
3) Chittenden, 1. c. Bull. 23, p. 73—74, fig. 16.
*) C. r. 6me Congr. internat. Agric, Paris 1900, p. 317.
5) Froggätt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 12, 1901, p. 239—240, PL; Vol. 16,
1905, p. 1038, 4 figs.
•>) KoEBEi.E, Trop. Agric, Vol. 17. 1897, p. 35.
^) Maxwet.i.-Lefruy, Mem. Dept. Agric India, Vol. I, 1907, p. 190-194. — Ind.
:Mu8. Notes Vol. V, VI.
8) Maxweli.-Lefkoy, 1. c. p. 182; King, H. H., 1. c p. 235, PI. 27, fig. 2.
9) VAN DiNE, Ann. Kep. Hawaii agr. Exp. Stat. 1907 p. 46.
^^) Maxwell-Leeroy, 1. c. p. 181.
11) Stebbing, 1. c Nr 2; Calcutta 1903, p. 287—297, PL 18, fig. 1; Nr. 3; 1906,
p. 342; Hole, Journ. Bombay nat. Hist. Soc. Vol. 15, 1904, p. 679-697, 6 Pls.
Noctuideu, Eulenschnietterlinge. 353
reine Bestände von Teakbäumen; Scliutz insektenfressender Vögel;
Beseitigung des Unterholzes ; Schweineeintrieb. — Auch auf Java ^).
H. eonstellata Gn.; oft mit voriger zusammen^).
(Alabama Grote) Aletia Hb.
AI. argrillaeea Hb. (xylina Say.) Cottonworm =*). Südliches
Nordamerika. Erdfarben, mit undeutlichen, dunklen welligen Quer-
linien und weifsem, schwarz umrandetem Flecke auf jedem Vorder-
flügel. Raupe hellgrün mit schwarzen Längs- und Querstreifen, dorsal
schwarz gefleckt und behaart. In ihrer Heimat überwintern Verhältnis -
mäfsig wenige Weibchen im Grase bewaldeter Gegenden, Anfang März
legen sie je 500 flache , gerippte , grüne Eier an die Unterseite der
oberen Blätter von BaumwoUeschölslingen. Nach etwa zehn Tagen
kriechen die Räupchen aus, die zuerst von unten die Blatthaut ab-
nagen, später die ganzen Blätter und selbst die jungen Triebe fressen.
Puppe in losem Kokon an Blättern. Die daraus hervorgehenden
Schmetterlinge fliegen zum grofsen Teile unter dem Einflüsse der
herrschenden Winde nach Norden; jede folgende Brut dringt weiter
vor, so dafs die letzten bis nach Canada hinein gelangen. Im Süden
folgen sich etwa sieben , im Norden drei Brüten ; jede dauert je nach
Klima und Witterung 3 — 6 und mehr Wochen. Die Raupen fressen
an Baumwolle alles Grüne, die Falter stechen mit ihrem starken Rüssel
Früchte (Pfirsiche, Melonen usw.) an und saugen sie aus. Alle nach
Norden gelangte Tiere sterben dort im Herbste ab, so dafs also jedes
Jahr neuer Zuflug aus dem Süden erfolgt'*).
In früheren .lahren war der Baumwollwurm der schlimmste Feind
der Baumwollkultur ; Riley berechnete seinen Schaden auf durchschnitt-
lich drei Millionen £, in schlimmen .lahren sogar bis sechs Millionen.
Später fingen die Pflanzer des Südens an, nicht mu' WoUe, sondern
auch Samen liefernde , niedrigere Baumwollsorten zu bauen , die nicht
so üppig wuchsen, den Schaden eher erkennen und leichter bekämpfen
liefsen ; auch führte sich der Fruchtwechsel immer mehr bei ihnen ein,
so dafs, auch infolge energischer Bekämpfung, der Schaden immer mehr
zurückging und jetzt nicht mehr von besonderer Bedeutung ist.
Zur Bekämpfung hat sich am besten bewährt das Streuen von
Schweinfurter Grün, gemischt mit vier Teilen Kalk. An einem auf
der Mitte eines Reitpferdes ruhenden Brette hängen jederseits zwei
Säcke mit dem Pulver, voneinander so weit entfernt wie die Reihen
der Pflanzen. So werden beim Durchreiten vier Reihen zugleich be-
stäubt.
Von den Feinden des Baumwollwurmes ist besonders wichtig
Trichogramma pretwsa (Chalcidier) , ein Eierparasit , der nach Hubbahd
in Florida bei den späteren Brüten in immer zunehmender Zahl
50 — 97 ^lo der Eier zerstört. Andere Parasiten sind : Chalcis flavipes,
Euplectrus comstochii, Pimpla conquisitor. Dafs Insekten fressende Vögel
^) KoNiNGSBERGEK, Meded. Dept. Landbouw Buitenzorg, Nr. 6, 1908, p. 40.
2) Stebbing, 1. c. p. 298—300.
3) Riley, U. S. ent. Commiss. Bull. 3, 1880; Rep. Ent. U. S. Dept. Agric. 1881/1882,
p. 152-167. — Neai. and Jones, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 1, 1883, p. 38-51.
^ 4th Rep. ü. S. ent. Commiss. (on the Cotton worm), Washington 1885.
*) Grote, Proc. Amer. Assoc. Advanc. Science 1874; s. Abh. nat. Ver. Bremen
Bd. 14, 1895, S. 100, Anm.
8 orauer Handbuch. 3. Aiiti. Dritter Band. 23
354 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
und Insekten den Raupen usw. in groi'ser Zahl nachstellen, ist selbst-
verständlich.
Ogdoconta einereola Gn. Bean cutworm. Nordamerika; die
grüne Raupe mit drei weifsen Streifen frifst in Florida und Mississippi
an Bohnen die Blätter und Triebe.
Heliothis Tr.
Stirne über den Palpen beulig aufgetrieben. Vorderschienen mit
1 — 2 hornigen Endklauen, Mittel- und Hinterschienen mit Dornborsten.
Raupen mit einzelnen feinen Härchen auf Punktwarzen. Falter fliegen
auch am Tage. Puppe an oder in Erde.
H. obsoleta F. (armig-era Hb.), Grünlich gelb, mit deutlicher
Ring- und Nierenmakel und rostbraunem, stark gezähntem hinteren
Querstreifen ; Farbe und Zeichnung sehr wechselnd. Raupe noch mehr
wechselnd, von Hellgrün bis Dunkelbraun, gestreift, gefleckt oder ein-
farbig. Kosmopolitisch , schädlich aber nur in wärmeren Gegenden,
ganz besonders in Amerika. Die Zahl der Nährpflanzen ist eine sehr
grofse (über 70); ernsterer Schaden aber nur an Baumwolle, Mais,
Tomaten, Tabak, Erbsen, Vigna unguiculata („cowpea").
Am eingehendsten ist die Naturgeschichte dieser Art in Nord-
amerika^) untersucht, wo sie namentlich in dem „cottonbelt", den
Baumwolle bauenden Teilen der Oststaaten, beträchtlich schadet. Der
vorwiegend abends fliegende, tags mit halb geöffneten Flügeln ruhende
Falter legt 300 — 3000, im Durchschnitt 1100 Eier einzeln an Pflanzen.
Die nach 2V2 — 10 Tagen ausschlüpfenden Räupchen suchen einen
Ort, wo sie in weiche Teile der Pflanze eindringen können; vorher
nagen sie an den Blättern. Erwachsen, nach 16 Tagen im Durch-
schnitte, gehen sie in die Erde und verpuppen sich in ovaler Erdhöhle,
nachdem sie vorher den Ausgang für den Schmetterling hergestellt
haben. Die Anzahl der Brüten wechselt nach Khma zwischen fünf
und einer; die Durchschnittsdauer einer Generation ist 38 Tage. Die
schlimmsten Schäden tut im allgemeinen die dritte Brut, etwa Anfang-
August beginnend: die vierte ist durch natürliche Feinde und Witte-
rungseinflüsse schon stark dezimiert. — Die Schäden sind verschieden
je nach den Nährpflanzen.
An Baumwolle werden die Eier an die Blattunterseiten abgelegt.
Die Raupen dringen in die Knospen und Kapseln ein (Bollworm).
Der Verlust in den Vereinigten Staaten beträgt durchschnittlich zwölf
Millionen $ jährlich.
Mais ist die Lieblingspflanze der Raupe. Die Eier werden zur
Blütezeit an die langen Griffel ..gelegt. Von hier aus dringen die
Raupen zuerst in die Spitze der Ähre ein und fressen sie aus , später
in den Kolben und verzehren die reifenden Körner (Com- earworm).
Zuckermais wird dem Feldmais vorgezogen; die Kultm^ des ersteren
ist daher in den Südstaaten fast unmöglich. Älterer, schon hart
werdender Mais bleibt verschont.
An Tomaten (tomato-worm) fressen die Raupen zuerst die
Stengel aus, später bohren sie sich in die reifenden Früchte ein.
An Tabak (false budworm) dringen die Raupen durch die
1) QuAiNTANCE & Brues , U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 50, 1905, 155 pp..
25 Pls., 27 figs. — BisHOPP and Jones, U. S. Dept. Agric, Farmers Bull. 290, 1907,
32 pp., 4 figs.
Noctuiden, Eulenschmetterlinge. ggc
unentfalteten Blätter in die Knospen; erstere werden durchlöchert,
letztere zerstört. Spätere Brüten fressen die unreifen Samenkapseln aus.
An Hülsenfrüchten werden ebenfalls die Samen aus den
Schoten ausgefressen-, zugleich bieten ihre Blüten, besonders die der
cowpeas , den Faltern die liebste Nahrung (Nektar) , während Früchte
von ihnen nicht angestochen werden.
Die Anzahl der Feinde und Parasiten ist naturgemäfs eine
sehr grofse ; indes ist für die Raupe , ihrer geschützten Lebensweise
halber, deren Bedeutung ziemlich gering. Wichtiger ist der grofse
Kannibalismus der Raupen; von 15 — 30 auf einer Maispflanze aus-
kommenden Raupen sollen nur 1 — 2 übrig bleiben; an der Baumwolle
spielt der Kannibalismus bei dem zerstreuten Vorkommen der Raupen
eine geringe Rolle. Auch eine Bakterienkrankheit ist ohne gröfsere
Bedeutung.
Von Bekämpfungs maisregeln ist vor allem wichtig das Um-
graben des Landes im Herbste oder Winter, um die Puppen tierischen
Feinden oder den Atmosphärilien auszusetzen, bzw. die Falter am
Auskriechen zu verhindern. Frühe Bestellung von frühen Sorten und
kräftige Düngung können die Pflanzen bis zum Auftreten der dritten
Brut über das gefährdete Stadium hinwegbringen.
Besonders wichtig ist die Anwendung von Fangpflanzen. Zwischen
der Baumwolle werden in gröfseren Abständen Reihen von cowpeas
und frühem Mais so gepflanzt, dafs beide zur Hauptflugzeit einer
Falterbrut in Blüte stehen ; erstere locken die Schmetterlinge durch
ihren Nektar an, an letztere legen sie ihre Eier. Nach der Eiablage
werden die Pflanzen ganz entfernt bzw. wird der Mais geköpft. Bei
der zweiten Brut kann man sogar die Pflanzen stehen lassen. Die
massenhaft auf ihm auskommenden Raupen fressen sich gröfstenteils
gegenseitig auf; der Rest wird von tierischen Feinden vernichtet.
Auch Arsenmittel sind namentlich gegen die jungen, noch wandern-
den Raupen von Erfolg; sie werden Ende Juli, Anfang August drei-
mal verstäubt.
Von Europa und Afrika werden ernstere Schäden nicht be-
richtet.
In Indien^) kommt die Raupe merkwürdigerweise nur sehr selten
an Baumwolle vor, und nur in Blütenknospen; am meisten schadet
sie hier an Cicer arietinum, Mohn, Cajanus indicus und Tabak durch
Ausfressen der Samen. Auch an Stechapfel und Physalis tritt sie auf.
Auf Java ^) mäfsig schädlich an Reis, Leguminosen, Mais, Tabak,
Baumwolle.
In Australien^) werden besonders Mais, Erbsen, Tomaten be-
fallen.
H. (Chi.) assulta Gn. *). Afrika bis Australien ; in Indien gelegent-
lich an Physalis und Tabak.
H. (Clil.) peltig-era ^) Schiff. Java, an Tabak und Leguminosen.
1) Theobald, 2d Rep., 1904, p. 114—115; Maxwell-Lefkcy, Mem. Dept. Agric.
Tndia, Vol. I, 1907, p. 165, fig. 49.
2) KoNiNGSBEEGER, Meded. 's Lands Plantent. 22, 1898, p. 20; Meded. 64, 1903,
p. 40—41.
3) Theobald, 1. c; Frencu, Handb destr. Ins. Victoria, Vol. 8, 1900, p. 49—52,
PI. 11; Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. 17. 1906, p. 209 ff.; Van Dine, Hawaii
agr. Exp. Stat., Bull. 10, 1905, p. 9—10, fig. 4.
*) Maxwell-Lefroy, 1. c. p. 166.
23*
356 Macrolepidopteren, Grofsschmetteiiinge.
H. dlpsaeea L. Raupe graulich mit weifsen Läiigslinien , im
Mai- Juni , August- Septembei' an Mais, Bohnen, Luzerne, Hanf, Lein,
Tabak, Cichorie, Kürbis usw., Blattfresser.
H. (Chi.) vireseens F. (rhexiae Sm. a. Abb.) ^). Nord- und
Mittelamerika, An Tabak, Feldfrüchten, an ersterem als „budworm'"
ebenso schadend wie H, obsoleta-, bohrt sich auch in Hauptstamm.
Cucullia Schrk., Mönchseiile.
Augen an den Rändern bewimpert, Halskragen eine hohe Kapuze
bildend , Hinterleib lang , spitz , Schienen ohne Dornborsten. Hinter-
flügel klein. Raupen nackt, bunt.
C. laetueae Esp. Blaugrau, Vorderflügel breit, Saum gerundet:
auf Rücken braungraue Haarschöpfe. Raupe walzig, weifslich, mit
gelben, fleckig erweiterten Rücken- und Seitenstreifen, dazwischen
schwarze Querflecke ; Mai, Juni, an Salat.
Auch andere Arten dieser Gattung finden sich gelegentlich an
Kulturpflanzen.
Calocampa Stph.
Augen wie vorher. Palpen aufsteigend, dicht filzig behaart. Hals-
kragen mit scharfem, vorn in Spitze vortretendem Längskiele. Raupen
nackt, bunt. Falter überwintern; Puppe in Erde.
C. exoleta L.^). Licht veilgrau, Vorderflügel am Vorderrande
braun; Ringmakel und Wellenlinie mit schwarzen Pfeilflecken. Raupe
sehr bunt, grün, zwei gelbe Rückenlinien, rote, unten weifs gesäumte
Seitenlinie , auf jedem Ringe oben zwei schwarze , weifs ausgefüllte
Ringe, seitlich vier weifse Punkte ; im Mai mid Juni an verschiedenen
Pflanzen, u. a. Himbeeren. An Reben frafsen sie bei Geisenheim Stücke
aus den jungen Trieben, deren distale Teile dann vertrockneten.
C. vetusta Hb.^). Braun, weifs gezeichnet, ein schwarzer Pfeil-
strich. Raupe grün, zwei gelbe Rückenlinien, gelber, oben dunkel ge-
säumter Seitenstreif, weifse Punkte oben, rote Stigmen; an saftigen
niederen Pflanzen. In Norwegen wurden wiederholt die Eier in Kuchen
an die Zweige von Obstbäumen gelegt. Die Raupen frafsen die eben
aus den Knospen hervorkommenden Blätter.
Xylina Tr.
Augen wie vorher. Palpen hängend , lang und dünn behaart.
Vorderschopf der Brust steil, hoch, nach vorne übergeneigt. Raupen
dick, walzig, mit Borstenhärchen, auf Laubhölzern, Puppe in Erde.
Europa, Nordamerika.
Die Raupen von X. ornithopus Rott. (rhizolitha Esp.) und socia
Rott. in Europa nicht selten an Laub von Pflaumen- und Zwetschen-
bäumen*), erstere in England auch an Reben schädlich^). Mehrere
') Howard, Farm. Bull. 120, 1900, p, 14—15, fig. 7; Chittenden, U. S. Dept. Agric.
Div. Eut., Bull. 27, N. S., 1901, p. 101—102; Hookeu, ibid. Bull. 67, 1907, p. 106—107;
HoRNK, 2d Eep. Estac. centr. agr. Cuba 1909, p, 80.
2) Lüstner, Ber. . . Geisenheim 1909, S. 169—170, fig, 26, — Zirngiebi-, Feinde
des Hopfens, Berlin 1902, S. 13—14, fig. 9.
3) ScHöYEN, Beretn. . . 1906 p. 18—19, figs.
*) Henschel, Die schädl. Forst- u, Obstbaum-Insekten, Berlin 1895, 3. Aufl., S. 361.
ß) Journ. Board Agric. London Vol. 14, 1907, p. 161—162.
Noctuiden, Eulenschmetterlinffe.
357
Arten (antennata Wlk., latieinerea Grte. und grotei Ril.) in Nord-
amerika ^) schon wiederholt ernstlich schädlich dadurch, dafs die Raupen
im Mai und Juni in Baumfrüchte, vor allem Äptel, aber auch Erd-
beeren, seitlich Löcher fraisen. Über 25 bzw. 45% der Ernte wurden
dadurch schon beschädigt. — Die Raupen lassen sich sehr leicht ab-
klopfen und sind dann durch Leimringe am Aufbäumen zu verhindern.
Panolis Hb.
Augen behaart. Palpen kurz, versteckt: Endglied nicht sichtbar.
Brust dick wollig behaart, ohne Längskamm. Schienen unbewehrt.
P. (Trachea) gfriseovariegrata Goeze (piniperda Panz.). Kiefern
oder Fopleule. Zimtrötlich, gelbgrau gemischt, rotbraun gezeichnet
Ring- und Nierenmakel weiislich. Hinterflügel bräunlich schwarz
Raupe grün, drei breite weifse Rückenstreifen, ein gelber, orange ge
säumter Seitenstreif, Kopf glänzend gelblich, mit roter Netzzeichnung
35 mm lang; je nach dem Alter sehr verschieden. Falter von Mitte
März bis April; Eier blafsgrün, zu 4—8 und mehr reihenweise an der
Unterseite vorjähriger Nadeln, in der Krone. Die junge, spannende
und spinnende Raupe frifst zuerst an den Maitrieben, auch an der
Rinde. Nach der ersten Häutung verliert sie jene Eigenschaften und
frifst nun ältere Nadeln von der Spitze an auf; ihr Kot ist lang, dünn,
dreiteilig. Im Juli geht sie in den Boden, wo sie sich im August ohne
Gespinst verpuppt. — Aufser der Kiefer werden gelegentlich, im
Hunger, noch andere Nadelhölzer befallen; von jener zieht sie Stangen-
hölzer vor; sie wird besonders da schädlich, wo die Kiefern durch
schlechten Boden , Strem-echen usw. geschwächt sind. Nicht selten
wird das Bodenstadium durch Pilze, besonders Entomophtora aulicae
Reichh. 2) dezimiert ; den Raupen stellen aufser Feinden auch zahlreiche
Parasiten^) nach, von denen besonders die Tachinen von Wichtigkeit
sind. Vorbeugung durch Kulturmafsregeln (Durchforstung usw.); Be-
kämpfung durch Abprallen und Abfangen mit Leimringen und Eintrieb
von Hühnern und Schweinen.
Taeniocampa Gn.
Augen behaart, Palpen hängend, dicht und lang behaart, Endglied
nackt, Brust dicht und lang wollig behaart. Raupen nackt, walzig,
grün , mit weißen und gelblichen Streifen und Flecken , auf Bäumen,
auch Mordraupen. Puppe in Erde.
Manche Arten treten gelegentlich in größeren Mengen auf und
machen sich dann bemerkbar, namentlich an Forstgehölzen (Eichen,
Birken). Auch an Ostbäumen linden sie sich manchmal, wo sie
große Löcher in die Blätter und in die Früchte fressen, besonders
in Äpfel, z. B. T. munda Esp.*), ineerta Hufn.^), grothiea L.
») Slingerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 123, 1896, p. 509-522, 4 Pls.:
Burnett, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 7, 1897, p. 84; Pettit, Michigan agr.
Exp. Stat., Spec. Bull. 24, 1898, p. 28—29, Fig. 26.
2) V. TüBEUF, Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 2. 1893, S. 31—47, 88, 7 Fig.; Ritzema
Bos, Tijdschr. Plantenz. Jaarg 8, 1902, p. 58—61.
3) Gauckler, 111. Wochenschr. Ent. Bd. 2, 1897, S. 215; Sack, ibid. Bd. 4, 1899,
S. 8; Fuchs, Nat. Zeitschr. Forst- u. Landwirtsch. Bd. 6, 1908, S. 274.
'•) NoEL, Bull. Labor, region. Ent. agr. Eouen, 3e Trim. 1908, p. 7—8.
5) Theobald, Insect pests of fruits, Wye 1909, p. 66—68, figs 59—62.
358 Macrolepiclopteren, Grofsschmetterlinge.
Amphipyra 0.
Augen nackt, Palpen aufsteigend, dick beschuppt, Brust glatt
behaart. Raupen ähnlich den vorigen, zum Teil mit Erhöhung auf
fünftem Ringe, teils an niederen Pflanzen, teils an Laubholz. Puppe
zwischen Blättern in leichtem Gespinste.
A. iragopogonis L. Graubraun mit drei schwarzen Punkten
statt der Ring- und Nierenmakel. Raupe grün, drei weiße Rücken-
und je eine gelblichweiße Seitenlinie, gelbes Halsband. Im Mai an
verschiedenen niederen Pflanzen, nicht selten auch an Salat, Spinat usw.
Caratlrina 0.
Kurz anliegend behaart; Palpen aufsteigend, Endglied geneigt,
unten behaart. Zunge stark, Spitze der Vorderflügel abgerundet, Schienen
unbewehrt. Raupen nackt, mit hellen Längslinien, an niederen Pflanzen.
Puppe in leichtem Gespinste in der Erde.
C. exig-ua Hb. (= Laphygma flavimaculata Harr.) ^). Vorderflügel
gelbgrau. Quer- und Wellenlinien hell, dunkel gefafst, am Saume starke,
schwarze, weifs geränderte Punkte, Makeln hellgelb ; Hinterflügel weiis,
mit dunkler Saumlinie. Raupe schwarzgrau mit schwarzer, unter-
brochener Rückenlinie, breitem hellen, schwarz begTenztem Fußstreifen,
Kopf graugrün; je nach Futterpflanze sehr verschieden gefärbt und
gezeichnet. Europa, Afrika, Asien, Amerika. — Eier in mehr-
schichtigen, mit Haaren durchsetzten Häufchen an Blättern. Die jungen
Raupen fressen zunächst gesellig unter schützendem Gespinst an der
Oberhaut; dann zerstreuen sie sich und verzehren die ganzen Blätter.
Im südlichen Europa hier und da schädlich an Mais und Kartoffeln,
in Amerika an Mais, Zuckerrübe (imgeheuerer Schaden) und Baum-
wolle (Californien und Colorado, in den Kapseln), in Ägypten an Baum-
wolle, Luzerne, Mais, Zuckerrohr, im Sudan an Luzerne. Ihre Haupt-
schädlichkeit entfaltet sie aber in Indien, wo sie aufser an ge-
nannten Pflanzen noch schadet an Linsen, Kohl, Hibiscus, Corchorus,
Carthamus, Amaranthus, ganz besonders aber an jungem Indigo, den
die Raupen oft geradezu von den Feldern wegfegen. Ihr Auftreten
hängt ganz von der Witterung ab , da die Falter nur bei warmem,
feuchtem Wetter aus den Puppen schlüpfen; sie legen dann sofort
Eier, aus denen bereits nach 2 Tagen Raupen auskriechen. So dauert
eine Brut im Sommer 17 — 30 Tage, im Winter oder zur Trocken-
zeit mehrere Monate. Auch der Schaden wird von der Witterung be-
einflußt; bei feuchtem Ostwinde schadet der Fraß den Pflänzchen nicht
sehr, bei trockenem Westwinde verdorren die angefressenen sofort.
Die zweite Brut ist immer die schädlichste, die späteren werden von
den Parasiten und Feinden dezimiert. Feinde (in Indien): Tachiniden
(vernichten über 50°/o der Raupen), Ichneumon i den, ÄmmopMla spp.,
Laufkäfer, Canthacona furceUata (Wsinze),Yög6\-, im Sudan eine Bakterien-
krankheit. Vorbeug-ung: Java-Natal-Indigo pflanzen, der zu anderer Zeit
keimt, wie der meist angebaute Sumatra-Indigo. Bekämpfung: Eier
1) Chittenpen, U. S. Dept. Agr., Div. Ent. Bull. 33, N. S., p. 37—46, fig. 8, 9.
Gillette, Agr. Exp. Stat. Colorado, Bull. 98, 1905, p. 13-15, 1 PL; Gillette &
Johnson, Amer. Sug. Industr. and Beet Sug. Gaz. Vol. 7, 1906; Sandekson, Farm. Bull.
223, 1905, p. 14—15, fig. 13; Maxwell-Lefuoy, Agric. Journ. India Vol. 1, 1906:
King, H. H. , 3<i Rep. Wellcome Res. Labor. Gordon Mem. Coli. Karthoum, 1908,
p. 234—235.
Noctuiden, Eulenschmetterlinge. 359
und Ranpen sammeln (bei Piisa wurden in zwei Tagen je 2414 Eier-
häufchen zu je 100 Eiern, bzw. 250000 Raupen gesammelt), Spritzen
mit Arsenmitteln, bedrohte Felder durch Fanggräben schützen, Luzerne
als Fang-flanze säen und rechtzeitig schneiden, bezw. durch Schafe ab-
weiden lassen. Der Falter fliegt nicht nach Licht.
Heliophila Hb. (Leucania Hb).
Augen behaart, Brust viereckig, vorne gerundet, mit feiner, glatter
Behaarung, Vorderflügel mit scharfer Spitze, Schienen unbewehrt.
Raupen kräftig, walzig, glatt, nackt.
H. (Cirphis) unipuneta Haw. ^). Blafs gelblichbraun mit einzelnen
schwarzen Schuppen und mit weißem Flecke nahe der Mitte jedes Vorder-
flügels; Hinterflügel heller, Rand dunkler. Raupe 30 — 35 mm lang,
schmutzig grünlichbraun, an der Seite mit einem unteren hell grünlich-
gelben , einem mittleren schwarzen und einem oberen grünlichbraunen
Streifen; Kopf grünlichbraun, schwarz gefleckt und gestreift. Heimat
Nordamerika, von da weit verschleppt, fast kosmopolitisch; ganz
besonders schädlich in ihrer Heimat, östlich des Felsengebirges und
in Canada, wo sie in gröfseren Zwischenräumen (1861, 1875, 1880, 1896)
in so ungeheuren Massen auftritt, dafs die Raupen, nachdem sie ihre
Futterplätze kahl gefressen haben, wandern müssen. Sie tun das in
dichten, geschlossenen Zügen, daher der Name „army worm". Nähr-
pflanzen sind ursprünglich üppige, saftige Gräser und Getreide; in
ihrer Ermangelung fressen sie aber so ziemlich alle niedere Ge-
wächse , mit Ausnahme von Klee, Raupen , Puppen und Falter über-
wintern. Das Weibchen legt bis zu 700 Eier in mit klebrigem Stoff
bedeckten Reihen von 10 — 50 an die Unterseite der Blattscheiden von
Gräsern. Nach zehn Tagen kriechen die Räupchen aus , die zuerst
spinnen und spannen und die Blattoberfläche benagen; später fressen
sie die ganzen Blätter, selbst alles Grüne ab. Sie sind nur nachts
tätig, tags halten sie sich in Erdrissen usw. versteckt. Nach drei bis
vier Wochen verpuppen sie sich in der Erde, nach 14 Tagen fliegt der
Falter aus. Im Norden folgen sich drei, im Süden bis sechs Brüten.
Den Hauptschaden tut die zweite oder dritte Brut, da die späteren
von natürlichen Feinden und Krankheiten zu sehr dezimiert werden.
Namentlich die Wanderzüge bieten diesen breite Angriffsflächen, daher
auch mit ihrem Auftreten die Plage so gut wie beendet ist, und selten
zwei aufeinanderfolgende Brüten schädlich werden. Als Feinde
kommen in erster Linie Tachiniden {Nemwaea leucaniac und Winthemyia
quaäripiistulata'^) in Betracht, dann Carabiden und ihre Larven, Vögel,
Eidechsen, Insekten fressende Säuger usw. Pilz- und Bakterien-
krankheiten sind beobachtet, ohne aber von sonderlicher Bedeutung
zu sein.
Schäden werden ferner noch berichtet aus Cuba (Zuckermais),
Brasilien (Hirse), Indien (Reis, Hirse, Mais), Australien, (Weiden,
') Von der sehr umfangreichen Literatur sei nur das Wichtigste erwähnt:
CoMSTOCK, 3d Rep. U. S. ent. Commiss., 1888, p. 89—157, Pls. 1, 2; Howard, U. S.
Dept. Agric. Div. Ent., Circ. 4, N. S., 1894; Sungerland, Cornell Univ. agr. Exp.
Stat., Bull. 133, 1897, p. 233—258, figs 68-72; s. ferner die Berichte von Fokbes,
J. B. Smith usw. — Trvon, Queensland agr. Journ. Vol. 6, 1900, p 135—147, 3 Pls. —
Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. 15, 1904, p. 327—331, 2 figs.. Vol. 18, 1907,
p. 265—268.
2) Metcalf, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 354—5.
300 Macrolepidopteren, Grofssclimetterliuge.
Getreide, aber auch Kartoffeln und Klee). In Australien haben Tkyon
und Froggatt eine ganze Anzahl einheimischer Parasiten festgestellt.
Bekämpfung: Junge Felder, wenn möglich abends oder morgens
walzen, Spritzen ^), besser Stäuben mit Arsenmitteln, die Wanderscharen
mit Petroleum (1:5) spritzen, Köder (1 kg Schweinfurtergrün IG kg
Kleie, 1 kg Zucker). Verlorene Felder durch Schafe abweiden lassen
oder abbrennen; die Züge durch Gräben abfangen; tiefes Pflügen im
Herbste ; Felder von Rückständen reinigen , mähen , aufharken und
Raupen sammeln (bei erster Brut) ; Geflügel eintreiben ; Fruchtwechsel.
Die Falter fliegen nach Licht und nach Süfsigkeiten.
Andere Arten derselben Gattung werden gelegentlich schädlich,
wandern aber nie; so H. (L.) humidieola Gn. (extenuata Gn.) auf Java
an Reis, seeta HS. auf Cuba an Zuckerrolu^ und Mais, loreyi Dup. auf
Java desgl., in Indien auch an Hirse; pseudarg-yria Gn. in Nord-
amerika an Gräsern und Getreide, H. (Borolia) venalba Moore auf
Ceylon an Hirse, H. (Meliana) albilinea Hb. in Nordamerika an Gräsern
und Getreide, deren reifende Samen sie ausfrifst, und an Mais, in
dessen Spitze sie sich einbohrt.
Sesamia Gn.
Rüssel kurz, Palpen aufrecht. Hinterleib lang, die Flügelspitzen
überragend. Hinterschienen mit vier langen Dornen. Altweltlich.
S. nonagrioides. Lef. Falter 26—32 mm Spannweite. Vorderflügel
gelblich mit dunkelbraunem Streifen am Aufsenrande. Raupe an Zucker-
rohr, Mais, Hirse und stärkeren wilden Gräsern.
Die typische Art in Südwesteuropa, Nordafrika ^) , hier besonders
an Mais schädlich. Eiablage unbekannt, wahrscheinlich aber zwischen
Blattscheiden und Stengel. Die Raupen fressen an den jungen Pflanzen
die Stengel aus, so dafs sie absterben, an den älteren verzehren sie die
männlichen und weiblichen Ähren, zuletzt fressen sie die Körner; an
einer Pflanze meist mehrere Raupen. Puppe am Frafsort oder zwischen
vertrockneten Blättern. In der Küstenregion Algiers ununterbrochene
Generationsfolge; selbst im "Winter fliegen Falter aus und pflanzen
sich fort.
Die var. albieiliata Snell. ^) ist auf Madagaskar (Mais), Reunion,
Mauritius , Java , Celebes einer der gefährlichsten „borer" des Zucker-
rohrs. In jedem Stamm lebt nur eine Raupe , die sich in ihm bzw.
zwischen ihm und den Blattscheiden abwärts bohrt, die Basis der
Blätter durchbeifst und die Sprofspunkte ausfrifst. Es folgen sich zwei
bis drei Brüten von je fünf bis sechs Wochen. Als Feind ist nur eine
Braconide auf Java beobachtet.
Rauj)e zuerst rötlichgelb , später pfirsichrot , zuletzt gelblichweifs
mit pfirsichrotem Rücken (p aar sr oder bor er), Stigmen sehr grofs,
schwarz; Kopf und Schilder anfangs schwarz, später gelblich, Brust-
füfse schwarz; 25—30 mm lang.
^) Da Wasser an Gräsern schlecht haftet, nimmt man hier als Grundflüssig-
keit besser Seifenwasser.
") KfNCKEi. d'Hkrciilais, C. V. Acad. So. Paris T. 123, 1896, p. 842-845, T. 124,
1897, p. 373—376; Les Sesamies en Algerie, usw., Alger 1897, 8», 16 fig., 12 pls. —
Vieira, Ann. Soc. nat. Porto Ann. 5, 1898, p. 103—106.
3) BoRDAGE, C. r. Acad. Paris T. 125, 1«97. p. 1109—1112; Giard, Bull. Soc. ent.
France 1897, p. 30—31; Zehntner, Arch. Java Suikerindustr. 1898, Afl. 15, p. 673—682;
s. ferner die Handbücher über Zuckerrohrkultur.
Noctuideu, Eulenschmetterlinge. 3(j]^
Bekämpfung wie bei den übrigen Bohrern (s. S. 316 ff.).
S. eretiea Led. '). Im Sudan einer der schlimmsten Feinde
der Durra und des Maises, weniger des Zuckerrohrs. Eier zu drei bis
fünf zwischen Blattscheide und Stamm; Raupen bohren in diesem auf
und ab. Junge Pflanzen sterben bald ab und werden dann von den
Raupen verlassen, die auf andere übergehen. Sonst wie vorige. Puppe
in mit Kot und Frais versetztem Gespinste im Stamme, zwischen diesem
und Blattscheide, selten in der Erde.
S. fusea Hamps ^). Südafrika Im Mais , wie S. nonagrioides.
Cameron'^) züchtete als Parasiten: Bracon sesamiae Cam. , Apanteles
sesamiae Cam. , Exrphanes mgromaculatus Cam. (Ichneumonide) ; Louns-
BURY beobachtete Pilz- und Bakterienkrankheiten.
Tapinostola Ld. Wieseneiile.
Pallien dünn abstehend behaart. Vorderflügel gestutzt, mit ab-
geschrägter oder gerundeter Spitze und langen Fransen. Hinterleib
lang. Schienen unbewehrt. Raupen nackt, in oder an Gräsern.
T, museulosa Hb.*). Gelblich, mit dunkel bestäubten Rippen und
lichtem Wische auf den Vorderflügeln. Raupe zuerst weifslich, später
grün , mit vier rötlichen Rückenstreifen , desgleichen Kopf und Hals-
schild; Luftlöcher schwarz; 30 mm lang. Europa, Zentralasien, Nordafrika.
In Südrufsland periodisch in grofsen Mengen, an Weizen und auf Weiden
sehr schädlich. Falter in Juni, Juli, legen bis zu 250 Eier auf Blätter
und Halme von Gramineen. Die anfangs März ausschlüpfenden Räup-
chen bohren sich zuerst in die jungen Halme und zerstören deren
Sprofspunkte ; da jedes Räuj)chen mehrere Halme vernichtet, entstehen
auf dem Felde schwarze Flecke abgestorbener junger Pflanzen. Die
älteren Raupen befressen die noch in der Scheide eingeschlossenen
Ähren, die sich dann überhaupt nicht entwickeln, oder zum Teil aus-
gefressen sind. Ende Mai, anfangs Juni nächsten Jahres verj^uppt sich
die Raupe in der Erde. Parasiten: Ichneumon sarcitorius Wes., Anomalon
humeralis Brauns, Ä. latro Schrk., Bracon ahscissor Nees, Anthrax: flavus
L. , besonders zweiter und letzter wichtig. Bekämpfung: Stoppel im
Herbste verbrennen oder tief unterpflügen, Fruchtwechsel. Die Falter
fliegen nach Licht.
Nonagria 0. Schilfeulen.
Stirne mit horizontal vortretender viereckiger Hornplatte.
N. uniformis Ddgn. >A^heat stem-borer^). Indien, Ceylon, Burma,
Celebes. In Indien besonders schädlich an Weizen, aber auch an Zucker-
rohr, Mais, Reis, Hirse usw. Die fleischfarbene^ schwarzköpfige Raupe
bohrt im Halme abwärts, der abstirbt ; neue Sprosse entstehen.
Grortyna Hb. Markeule.
Stirne mit vorstehendem hornigen Keile. Palpen aufsteigend, woU-
haarig. Brust vorne mit Längskamm, hinten schwach geschöpft. Hinter-
1) King, H. H., 1. c, p. 222—224, PI. 27, ligs. 1, 3, 6.
2) LouNSBURv, Rep. Half-year end. June 30th 1904 p. 26—27; Mally, Agr. Jouru.
Cape Good Hope Vol. 27, 1905, p. 159-168, 1 PL (Bull. Nr. 15).
3) Trans. S. Afric. phil. Soc. Vol. 16, 1906, p. 334—336.
*) MoKRZECKi, Zeitschr. wis.s. Ins. Biol. Bd. 3, 1907, S. 50—53, 87—92, 5 fig.
s) Maxwell-Lefroy, Mem. Ind. Dept. Agric. Vol. 1, 1907, p. 51.
362
-Macrolepidopteren, Grolsschmetterlinge.
leib dick, lan«;, Flügel um das Doppelte überragend. Beine un-
bewelirt.
G. oehraeea Hb. (flavago Esp.). (Fig. 238.) Goldgelb, rostrot
bestäubt und gezeichnet, Wurzelbinde und Querbinde veilbraun. Raupe
schmutzig weiis oder
gelb, rötlich angeflogen ;
Kopf und Nackenschild
braun, Afterklappe und
Punktwarzen schwarz,
40 mm lang. Der von
Ende Juli bis in Ok-
tober fliegende Falter
legt seine glatten Eier
an die Basis von safti-
gen , dickstengeligen
Kräutern (Disteln, Bal-
drian, Wollkraut, Finger-
hut , Wasserlilie usw. )
oder an die jungen
Triebe von Sträuchern
(Salix, Holunder). Die
im nächsten März aus-
schlüpfenden Räupchen
bohren sich in die
Stengel bzw. Triebe und
fressen deren Mark, bei
letzteren zum Teil auch
den Splint aus ; die be-
fallenen Teile welken
und brechen um, wo-
rauf andere bezogen
werden. Pfropfen von
Frafs und feinere Luft-
löcher zeigen ihre An-
wesenheit an. Mitte
Juli geht die Raupe
abwärts und verpuppt
sich aufrecht im Frais -
kanale , nachdem das
Flugloch genagt ist. Es
überwintern aber auch
Raupen und Puppen,
die wohl erst im Früh-
jahre den Falter er-
geben; wenigstens wäre
es sonst kaum zu ver-
stehen, dafs Kartoffeln
befallen werden. Schä-
den an solchen sind
Fig. 238. Gortyna oehraeea. Falter, Eaupe (naeh berichtet aus England i)
Lampert) und Frafs an Kartoffeltrieb. und Deutschland -) , an
') Ormekod, Eep. 1892; Carpenter, Eep. 1903, p. 253-4, PL 21.
2) Reh, Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1902, S. 352—3, 3 Fig.
Noctuiden, Eulenschmetterlinge. 3(33
Hopfen aus Böhmen ^) , an Artischoken aus Algier ^) und Südfrank-
reich ^) , und an Weiden aus Österreich ^). — Bekämpfung : die be-
fallenen Teile möglichst frühzeitig entfernen, die Felder nach der
Ernte gründlich reinigen. Nach Gillmer^) vernichten Ohrwürmer viele
Puppen; als Parasiten züchtete er Ichneumon sanguinatorius Grv.
Hydroecia Gn.
Vorderflügel breit, dreieckig, mit schrägem Saume. Augen nackt,
Schienen ohne Borsten; Brust oben mit Längskamm.
H. mieaeea Esp.**). Vorderflügel veilrot, bräunlichgrau gemischt,
rostbraun gezeichnet ; Hinterflügel licht gelblichgrau ; August, September.
Raupe rötlich, Kopf rotbraun, Nacken- und Afterschild gelblich, Borsten-
wärzchen und Punkte der Seitenlinie schwarz, 40 mm lang; im Mai bis
August an den Wurzeln saftiger Pflanzen, besonders an feuchten Stand-
orten, Schon wiederholt an Kulturpflanzen, wie Erdbeeren und Rüben,
schädlich geworden, insbesodere aber an Kartoffeln, in deren Stengeln
die Raupe wie die vorige bohrt. In England auch in gTÜnen Tomaten-
früchten.
H. nietieans Bkh. Vorderflügel rostbraun mit doppeltem Quer-
streifen und heller Nierenmakel. Raupe schmutzig braun mit braunen
Punktwärzchen, wiederholt an Getreide beobachtet.
H. immanis Grt. The Hop-plant borer. Nordamerika, fehlt in
den pazifischen Staaten. Der im Frühling fliegende Falter legt seine
Eier an die Ranken des jungen Hopfens , in denen die junge Raupe
zuerst bohrt, so dafs deren Spitzen welk herabhängen. Später läfst
die nach aui'sen gekommene Raupe sich an einem Faden zur Erde
herab, bohrt sich hier in den Stamm und in diesem aufwärts , so dafs
die ganze Pflanze im Wachstum zurückbleibt. Ende Juni verläfst sie
auch den Stamm , geht in die Erde und frifst hier äufserlich an den
Wurzeln. Mitte Juli verpuppt sie sich in einer Erdzelle. Schaden oft sehr
beträchtlich, so 1879 in Newyork etwa 600000 Dollar.
Papaipema nitelaGn. ^). Raupe in den Oststaaten Nordamerikas
in Stengeln von Kartoffeln, Tomaten, Mais, saftigen Blumen, Leguminosen ;
auch in Zweigen von Obstbäumen und -sträuchern.
Naeiiia Stph.
An Mittel- und Hinterschienen Dornborsten: x\ugen nackt, End-
glied der Palpen lang und dünn.
N. typiea L. Netzeule. Braungrau, Vorderflügel weifs gezeichnet
und schwarzliraun gefleckt. Rauj)e graulich mit rötlichgrauem Seiten-
streifen und dunklen Schrägstrichen, überaus polyphag, hie und da
an WiesengTäsern , an Blättern oder Knospen von Obstbäumen und
-sträu ehern.
1) KoKNAUTH, Ber. 1905, S. 97.
-) CoossENs, Ann. Soc. ent. France 1880, p. 155—158.
") Naturaliste, Ann. 30, 1908, p. 194—5.
*) Henschel, Die schädl. Obstbauminsekten, Berlin 1905, S. 366 — 368.
6) Ent. Jahrb. 1908, S. 114—115.
«) V. Schilling, Prakt. Ratgeb. Obst- u. Gartenbau 1893, S. 238, 342, 1 Fig.;
Lampa, Berätt. 1900, p. 50—52; Theobald, I. Rep., 1903, p. 81—83, fig. 9; Rep. 1906/07,
p. 119—121, Fig. 17. ,. ,.
^) Chittenden, U. S. Dept. Agric , Div. Ent., Bull. 33, N. S., 1902, p. 11-12, fig. 2.
364 Macrolepidoptereii, Grofsschmetterlinge.
Spotloptera mauritia Boisd.^). Haarbüschel an den Vorderschienen.
Vorderflügel graubraun mit heller Zeichnung, Hinterflügel weiis. Raupe
braun mit hellen Linien. Tropen, von Westafrika bis Australien. Ge-
wöhnlich an Gräsern und Unkräutern, kann sie sich bei günstiger
Witterung (Trockenheit während der Raupenperiode) derart vermehren,
dafs benachbarte Kulturländereien in Massen überzogen werden, nament-
lich Getreide und Reis. Diese Scharen sind durch Gräben abzufangen,
Weiden zu walzen. Unkraat ist abzubrennen.
Prodenia Gn.
Auf Mittelbrust und Hinterleib nur schwache Schuppenbüschel:
Vorderbeine glatt beschuppt, Fühler des Männchens leicht bewimpert.
Pr. littoralis Boisd.^). Vorderflügel gelb und braun gezeichnet,
meist blafsblaue Binde vor der Spitze ; Hinterflügel weifs. Raupe
schwarz , gelbgrüne Rückenlinie , weifses Seitenbancl , jederseits gelbe
Flecken, 35 — 40 mm lang. Mittelmeergebiet, östliche Tropen bis Australien.
In Ägypten- besonders an Baumwolle schädlich, in Indien an Tabak,
aber auch an anderen Pflanzen. Eier in Haufen von 250 — 350 an Blätter,
meist an Oberseite. Die gewöhnlich in Schwärmen auftretenden Raupen
skeletieren zuerst die Blätter, später verzehren sie sie ganz, bohren sich
aber mit Vorliebe in saftige Stengel ein oder fressen sie, bei Sämlingen,
dicht über der Erde ab. Puppe in Erde. 5 — 6 Brüten. Maxwell-Lefroy
zog Hymenopteren-Parasiten aus den Eiern, Tachinen aus den Raupen
und beobachtete letztere fressende Vögel. Gegenmittel: Eier und
junge Raupen sammeln; Wanderscharen durch Gräben abfangen; zur
Puppenzeit die Felder überfluten. In Australien legen die Falter ihre
Eier öfters an Apfelblätter , an denen auch die Räupchen zuerst fressen ;
später gehen sie aber herab zur Erde.
In Amerika treten öfters die einander recht ähnlichen Raupen von Pr.
eommelinae S. & A. und ornithog-alli Gn. an verschiedenen Garten-
und Feldpflanzen schädlich auf^), erstere auch auf Cuba*). Sie
leben einzeln und verzehren nicht nur Blätter und Stengel, sondern
auch Früchte (Baumwolle, Tomaten). Die Raupe von Pr. erldanla
Gram.'') wandert dagegen in Scharen und erklettert selbst Bäume; sie ist
mehr subtropisch. Als Parasiten letzterer geben Chittenden und Russell
fünf Schlupfwespen, eine Tachine an, als Feinde : Raubkäfer, Grabwespen,
Wanzen und die Raupen von Pontia rapae, die die Eier der Eule ver-
zehren. Auch eine Empusa-Axt wurde beobachtet. Zur Bekämpfung der
genannten Arten werden Arsenmittel verwendet.
Unbestimmte Prodenia- Arten wurden in Deutsch-Ostafrika ^) auf
Weiden (Cynodon dactjdon), Saatbeeten von Gemüse- und Zierpflanzen
und in Baumwollkapseln beobachtet.
^) Tkyon, Queensland agr. Joum. 1900 p. 135 — 147, 3 Pls. — Gtreen, Trop. Agric.
7ol. 24, 1905, p. 6—10, 2 Pls., 1 Fig. — Maxwell-Lefroy, 1. c, p. 172.
") FoADEN, Journ. Khediv. agr. Soc, May, June 1900. Abstr.: U. S. Dept. Agric,
Div. Ent., Bull. 22. N. S., 1900, p. 99—100. — Maxwell-Lefroy, 1. c. p. 171; Vol. 2,
1908, p. 79-93, PI. 8, 1 Fig.
3) Chittenden. U. S. Dept. Agric. Div. Ent., Bull. 27, N. S., rev. Edit., 1901,
p. 59-73, PI. IV, fig. 19.
*) Cook, ibid., Bull. 60, 1906, p. 71.
5) Chittenden and Russell, ibid., Bull. 66, 1909, p. 53—70, figs. 8—11.
•'j Vosseler, Ber. Land- Forstwirtsch. Deutsch-Ostafrika Bd. 2, S. 426 ; Stuhlmanx,
Pflanzer, Bd. 3, 1907. S. 217.
Noctuiden, Eulenschmetterlinge. ßß^
Laphygma Gn.
Rüssel kräftig. Brust beschuppt : Mittelbrust und Anfang des
Hinterleibes gekielt.
L. frugrlperda S. & A. The fall army worm ^). Falter in
Färbung sehr wechselnd. Raupe erdfarben, Seiten dunkel, oben hell
gestreift, schwarze Borstenhöcker, auf dem Kopfe ein erhabener, weifser
\/- Fleck. Oststaaten von Nordamerika, im Norden zwei, im Süden
vier Brüten. Eier in Haufen von 50 und mehr, mit grauer Wolle
bedeckt , an Blättern. Puppe in Erdzelle. Raupe für gewöhnlich an
Stellen üppigen Pflanzenwuchses, besonders an Gras. Unter günstigen
Umständen können die spätem Briiten , von August an, so überhand-
nehmen , dafs sie in Schwärmen benachbarte Kulturländer überziehen
und alles Grüne, selbst Baumblätter, im Freien und in Gewächshäusern,
in Feld und Garten abweiden. Indessen sind die Scharen selten so
grofs wie beim eigentlichen Heerwurm (Leucania unipuncta ; siehe S. 359).
Herbstpflügen und Fruchtwechsel beugen dem Überhandnehmen am
besten vor.
Miselia 0.
Fühler am Grunde mit langem Haarpinsel ; Raupen auf den letzten
Ringen kleine Spitzen.
M. oxyaeanthae L., W^eifsdorn-Eule-). Raupe graulich mit
dunklen Strichen und Linien; auf den beiden letzten Ringen je zwei
Spitzen; im Mai und Juni auf Steinobst, auch auf Apfel, die Blätter
befressend. Falter von August bis November; Eier überwintern.
Hadena Schrk. Graseuleu.
Augen nackt, Zunge lang, dick, hornig, Brust vorn und hinten mit
Haarschöpfen; Hinterschienen ohne Dornborsten. Raupen walzig, mit
Borstenhärchen, an oder in Gräsern.
Die Raupen der Graseulen sind auf "Weiden, auch auf Getreidefeldern
oft gemein und können da nicht unbeträchtlich schaden. Tagsüber
liegen sie ruhig, zusammengerollt, in der Erde; abends beginnen sie
zu fressen, teils an den Wurzeln, mehr an Halmen und Blättern, dabei
natürlich den jungen Saatpflänzchen besonders gefährlich werdend, teils
steigen sie am Halme in die Höhe und fressen die reifenden, weichen
Körner aus. — Die Falter fliegen gewöhnlich im Mai und Juni und
legen ihre Eier an die Gräser ab. Die Raupen, bei einigen Arten auch
die Puppen , überwintern ; die Verpuppung geschieht immer in der
Erde. — Die Bekämpfung der Graseulen ist nicht leicht. Schutz des
Maulwmfs dürfte das beste Vorbeugungsmittel sein.
Als häufigste und schädlichste ist wohl H. basilinea F. (tritici L.),
die Queekeneule^), zu nennen. Sie ist bräunlichgTau mit dunklerer
und hellerer Zeichnung; die Raupe ist braungrau mit drei weifslichen
Rückenlinien und schwarzen Punkten ; Nacken- und Afterschild schwarz-
braun mit je drei weifsen Strichen. Auch in Nordamerika.
H. seealis Bjerk. {= didyma Esp.)*) (Fig. 239). Dunkelbraun,
1) Chittenden, TJ. S. Dept. Agric. Ent., Bull. 29, N. S., 1901, p. 13-45, figs. 1—8..
2) NoEL, Le Naturaliste T. 30, 1908, p. 214.
3) Lampa, Ent. Tidskr. Bd. 22, 1901, p. 129—132, PI. 1.
*) Lampa, ibid. Bd. 7, 1886, p. 57—71, Bd. 22, 1901, p. 133—136, PL 1; Berätt..
1901 ff. — ScHöYEN, Stettin, ent. Zeitg. Bd. 40, 1879, S. 389-396; E. Reuteu, Act. Soo.
366
Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Vorderflügel mit hell gerandetem Nierenfleck, mit undeutlicher dunklerer
Zeichnung, Hinterflügel einfarbig. Raupe grünlich, zwei rötliche Rücken-
und eine gelbe Seitenlinie ; Puppe ockergelb. — Diese Art hat eine
abweichende Lebensweise und ist die gefährlichste der ganzen Gattung.
Die Eiablage des Juni bis August fliegenden Falters ist noch unbekannt.
Die Räupchen bohren sich oben in die Pflänzchen' ein und in
diesen hinab , oft bis in den Wurzelhals , wo sie auch überwintern.
Ende April fressen sie die jungen Halme der Roggen-Wintersaat von
unten an und höhlen sie auf kurze Strecke aus , so dais die oberen
-""^^.j
^^^A
Fig. 239. Schmetterling, und Eaupe (4 : 1) von Hadena secalis (aus Bökner).
Halmteile absterben und nur die grundständigen Blätter grün bleiben
(Fig. 240) ; so zerstört jedes Räupchen eine Anzahl Pflanzen. Später
klettert es am Halme in die Höhe und beiist ihn oben durch bzw.
verzehrt seinen obersten Teil mit der jungen Ähre ; auch in ersterem
Falle kann diese sich nicht entwickeln und wird taub (totale Weifs-
ährigkeit). Im Juni verpuppt sie sich in der Erde. — Parasiten:
IJssonota extmsor L. (Lampa), Amblyteles crispatorms L. (E. Reutek),
Tachinen (Börner). — Besonders an Roggen, aber auch an Weizen und
Wi e s engr äs ern .
Die gelblichweifse Raupe von Miaiia strigrllis Ci., mit drei röt-
lichen Streifen, lebt ebenso, ist aber im Vorkommen weit spärlicher.
Dilolba B.
Spinner-ähnlich; Brust unbeschopft, Augen gewimpert, Zunge schwach.
A^orderflügel mit rundlicher Spitze. Vorderschienen unbedornt. Rücken
dicht wollig behaart.
D. eaeruleoeephala L. Blaukopf, Brillenvogel. Vorderflügel veil-
braun und -arau, die drei aelblichweiisen Makeln flieisen zu einem Fleck
Fauna Flora fenn. XIX Nr. 1, 1900
Bd. 12, 1902, S. 332 ff: Boii.nk
1905, S. 90—97, 9 Fi«.
p. 23—30, U.SW.; Zeitschr. Pflanzenkrankh.
C, Arb. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 5,
Noctuiden, Eulenschmetterlinge.
367
zusammen; schwarze Wische und Wellenlinien. Hinterflügel hellgrau.
Raupen bläulich- oder grünlichweifs , mit gelblichen Rücken- und
Seitenlinien und schwarzen Borstenwärzchen; Kopf blaugrau, mit zwei
40 mm lans.
Der von September an
grofsen schwarzen Flecken
bis ins Frühjahr fliegende
Falter legt seine Eier
einzeln oder zu 5 — 8 an
Stamm, Aste oder Zweige
von allerlei Laub-, vor-
zugsweise aber von Obst-
bäumen ; die gerippten Eier
werden mit brauner Wolle
bedeckt. Zeitig im Früh-
jahre schlüpfen die Räup-
chen aus , die einzeln
leben, zuerst die Knospen
ausfressen , dann alles
Grüne, einschlieislich der
jungen Früchte, verzehren.
Ende Juni verspinnen sie
sich an Rinde, Mauerwerk
usw. in festem, mit der
Umgebung entnommenen
Fremdkörpern durchsetz-
tem Gespinste ; erst nach
einigen Wochen verpuppen
sie sich. Hauptfeinde sind
Sperlinge und Finken, die
ihre Jungen mit den schon
früh recht grofsen Raupen
füttern. — Diese sitzen
sehr lose und werden
schon von heftigem Winde
und Regen herabgeweht;
das beste Gegenmittel ist
daher häufiges Abklopfen
undVerhinderndesWieder-
aufbäumens durch Leim-
ringe.
Mamestra Hb.
Falter düster erdfarben
mit deutlicher Eulenzeich-
nung ; Wellenlinie bildet
gewöhnlich in der Mitte
ein W. Augen behaart;
Zunge lang, hornig ; Hinter-
leib des Weibchens stumpf. — Die nackten, walzigen, meist düster
gefärbten Raupen leben einzeln an den verschiedensten niederen
Gewächsen, meist sehr polyphag, namentlich für den Gemüse-
und Blumenzüchter oft recht lästig, selten aber in ernsterem Mafse
schädlich.
Die Mamestra-Eulen sind Dämmerungsflieger, die tagsüber mit dach-
Fig. 240. Normale und von der Raupe von Hadena
secalis befressene Roggenhalme (aus Borxer).
368
Macrolepidopteren, Grofssclimetterliuge.
förmig getragenen Flügeln in geschützten Verstecken, sehr gerne z. B.
in Gebäuden , ruhen. Sie legen ihre flachgedrückten , fein gerippten
Eier gewöhnlich einzeln an Blätter. Nach etwa 14 Tagen kriechen die
Raupen aus. Diese sind ebenfalls nächtlich, ruhen tagsüber zwischen
krausen Blättern , an Stengel oder Blattnerven fest angedrückt, und
ähnlichem. Ilire Farbe ist sehr wechselnd und hängt oft ab von der der
Nährpflanze. Sie sind sehr starke Fresser, sehr polyphag und scheiden
sehr viel grofsen, groben Kot aus, der oft ihre Anw^esenheit bzw. ihren
Sitz verrät. In vier Wochen sind sie gewöhnlich erwachsen und ver-
puppen sich in der Erde. Einige Arten sind doppeltbrütig ; immer aber
überwintern, wenigstens in Mitteleuropa, die Puppen. Diese sind meist
kenntlich an einem Griffel oder einer Gabelspitze am Hinterende. —
Unter den Feinden sind in erster Linie Sperlinge und andere Finken,
auch Laufkäfer zu nennen: eine ganze Anzahl Schlupfwespen ist bereits
aus den Raupen gezogen. — Die Bekämpfung ist nicht leicht. Raupen
und Puppen (bei der Winterbestellung) sind aufzulesen, wobei nament-
lich Geflügel gute Dienste leistet. Bei stärkerem Auftreten sind Arsen-
mittel zu spritzen oder als Kleieköder anzuwenden. Die Eulen lassen
sich in Fanglampen und Fanggläsern leicht fangen.
Von den zahlreichen Arten seien nur die wichtigsten kurz erwähnt.
M. pisi L. Erbseneule. Vorderflügel rotbraun mit gelblichen
Linien und Flecken; Ring- und Nierenfleck braungrau; Hinterflügel
hell, dunkel gesäumt; Juni, Juli. Raupe braungrün mit vier breiten,
hochgelben Streifen; Bauch fleischfarben; 50 — 60 mm lang; Juli bis
September. Eiablage einzeln , besonders an Leguminosen mid Klee-
arten, an denen die Raupe ungeschützt frifst; bei Störung schlägt sie
mit dem Vorderende hin und her und läfst sich dann gerollt fallen.
Puppe schwarz.
M. oleraeea L. Gemüseeule. Farbe ähnlich voriger, aber Quer-
linien undeutlich, Wellenlinie fast gerade, weifs; Ringmakel grau,
Nierenmakel bräunlichgelb, beide weifs eingefafst; Zapfenmakel schwarz-
braun. Raupe braun oder grün, drei weifsliche Rücken-, ein gelblich-
weifser Seitenstreif. Zwei Brüten; Falter in Mai- Juni und in August-
September, Raupen in Juni- Juli,
August-September : an Kohlarten,.
Salat, Spargel, je nach der Nähr-
pflanze verschieden gefärbt. Puppe
rotbraun.
M. persleariae L. ^). (Fig.
241.) Vorderflügel violettschwarz,
schwarzgrau gezeichnet, Nierenfleck
weifs, rostgelb gekernt. Hinterflügel
hellgrau, breit grau gesäumt; vorn
auf Hinterleib rostroter Schopf;
Juni -Juli. Raupe grünlich oder
p. <,,. bräunlich, helle Rückenlinie, seitlich
S^^^'sSiNcf^^ ''''^■^''' teils helle, teils dunkle Winkelflecke;
Juli- Oktober. Eier in Häufchen
von 20 — 30 Stück. Raupen vorwiegend an Blumen, an Gemüse usw.
(Erbsen, Hanf, Tabak), aber auch an Obstbäumen und -sträuchern..
Puppe schwarzbraun.
ZiRNGiEBL, Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 10—11, Fig.
Noctuiden, Evilenscliiaetterlinge. ggg
M. brassieae L. Kohleule, Herzwurm. Vorder- und Hinterflügel
braungrau, erstere weifsgelb gezeichnet, Zapfenmakel zur Hälfte schwarz
umzogen. Raupe grün oder bräunlich, drei lichtere Rückenlinien,
schwarze Schrägstriche, je ein schmutziggelber Seitenstreif, — Zweifel-
los die wichtigste und verbreitetste (bis nach Indien) Eulenart. In
Deutschland im allgemeinen zwei Brüten: Falter in Mai- Juni, Juli-
August-, Raupen in Juni, September- Oktober ; in wärmeren Gegenden
auch drei Brüten, die späteren immer viel zahlreicher und schädlicher
werdend. Eier einzeln. Raupen an den verschiedensten Garten- luid
Feldgewächsen, seltener an Sträuchern. Während die der ersten Brut
vorwiegend Löcher in die Blätter fressen, nur Hauptnerven und Blatt-
rand unberührt lassen, dringen die der zweiten gern in die Kohlköpfe
und durchfressen sie in allen Richtungen. Dadurch und durch die
Besudelung mit ihrem Kote verderben sie die Köpfe und verursachen
leicht Fäulnis. — Puppe glänzend braunschwarz.
M. trifolii Rott. (= chenopodii F.) ist hier und da in Europa ^)
und Amerika schädlich; M. pieta Harr, und legitlma Grote^) sind
amerikanisch, aber viel weniger bedeutungsvoll als unsere europäischen
Arten. M. e^wingii Westw.^) dagegen gehört in AustraHen zu den
gröfsten Schädlingen der Feldfrüchte (Kartoifeln usw.), des Getreides
und der Weiden, verhält sich im übrigen wie die europäischen Arten.
Epineuronia Rbl. (Neuronia Hb.).
Augen behaart ; Zunge weich, kurz : Fühler beim Männchen stark
gekämmt.
E. popularis F. Lolcheule*). Vorderflügel braun, weifs gegittert,
dunkle Flecke. Hinterflügel schmutzigweifs, braungrau gesäumt ; August,
September. Raupe dunkelbraun, schwarz gefleckt, lichtgrauer Seiten-
streif, von Herbst bis Mai, an Gräsern, frifst Stengel und Blätter am
Grunde so an, dafs sie vertrocknen. Auch an Mais.
Charaeas Stph.
Augen behaart ; Palpen lang, aufgebogen ; Vorderflügel hinten breit,
Spitze rechtwinklig gestutzt.
Ch. g-ramlnis L. Graseule ^j. Vorderflügel gelbgrau bis braun-
rot, Querlinien undeutlich, Makeln hell; Hintei-flügel braunschwarz;
beide Paare gelb gefranst; Juli, August. Raupe dick, nackt, erdbraun,
Nacken- und Afterschild schwarz , drei helle Rückenlinien. — Das
Weibchen legt ungefähr 200 Eier an Grund und Wurzeln von Gräsern.
Die nach drei Wochen auskriechenden Raupen fressen bis zum Herbste,
überwintern dann an der Erde und fressen weiter bis in Juni. Sie
liegen tags versteckt an der Erde und beifsen nachts die Halme am
Grunde durch. Im Juni verpuppen sie sich in eine Erdzelle; die
1) RitzemaBos, Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 1, 1891, S. 346; Bd. 4, 1894, S. 220.
2) Chittenden, ü. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 66, 1907, p. 28—32, fig. 7.
^) French, Handbook of destructive Insects of Victoria, Pt. 3, 1903, p. 75 — 83,
PI. 46; Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 12, 1901, p. 240—241.
^) MoNiEz, Rev. Biol. Nord France T. 6, 1894, p. 460—478; Laboublene, Bull.
Soc. nation. Agric. France 1895; Seemann, Soc. ent. .Jahrg. 15, 1900, S. 122—123.
^) Siehe bes. die Berichte der skandinavischen Entomologen.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. . 24
370
Macrolepidopteren, Grrofsschmetterlinge.
braune Puppe trägt hinten zwei Staclielhaken. Namentlich in Norcl-
europa, auch noch in England, tritt die Graseule in manchen Jahren
in so ungeheuren Mengen auf, dais grofse Weidestrecken kahl ge-
fressen werden. 1900 betrug in Finland der Schaden 2 Mill. Fr. —
Die Raupen sucht man durch Spritzmittel oder durch Abbrennen der
befallenen Wiesen im Herbst oder
Frühjahr zu vernichten.
Glottula paneratii (Cyr.) ^) (Fig.
242). VorderÜügel braun mit licht-
braunem Mittelfleck und ebensolcher
Binde. Hinterflügel schnee weif s, seiden-
glänzend. Eier in Gruppen von 50 bis
200 an Blattunterseite von Zwiebel-
gewächsen. Die je nach dem Alter
sehr verschieden gefärbten, gesellig-
lebenden Raupen minieren zuerst in
den Blättern, dann befressen sie sie
von aufsen , zuletzt durchbohren sie
die Zwiebeln nach allen Richtungen
und töten das Herz ab. Raupe in
älteren Stadien braun bis schwarz,
mit Querreihen von je fünf weifslichen
Flecken auf jedem Ringe, Kopf, After-
schild und Bauchfüfse gelb, 40 mm
lang. Puppe in der Erde. In Amani
mindestens zwei Brüten , Dezember
und Juni, in wildwachsenden Crinum-
und Haemanthus-Arten sowie in so
ziemlich allen kultivierten Liliaceen,
aber noch nicht in Speisezwiebeln.
Absuchen der Eier; Zerdrücken der
minierenden Räupchen; kurz bevor
die Raupen die Blätter verlassen, stäuben mit zehn Teilen trockenem
Kalk staub zu einem Teil Schweinfurter Grün.
Fig. 242. Glottula paneratii, nat. Gr.
(nach Kagusa).
Agrotis 0.2) Erdeiileu.
Kräftig gebaute, düster gefärbte Schmetterlinge; Augen nackt;
Palpen aufsteigend, Endglied geneigt; Schenkel unten behaart, Mittel-
und Hinterschienen mit Dornborsten. Raupen nackt, walzig, fleischig.
Die Erdeulen tragen ihren Namen daher, dals Falter und Raupen
mehr wie andere Schmetterlinge an die Erde gebunden sind. Die Falter
ruhen tagsüber möglichst nahe deren Oberfläche mit wagerecht ge-
tragenen Flügeln und laufen bei Störung erst eine Strecke, bevor sie
sich zu niederem Fluge erheben. Ihre Eier legen sie einzeln oder in
Häufchen an den Grund niederer Pflanzen ; nach 2 — 3 Wochen kriechen
die Raupen aus, die tagsüber in der Erde versteckt zusammengerollt
ruhen oder an Wurzeln fressen , nachts nach oben kommen , niedere
Blätter, junge Pflänzchen fressen, Stengel benagen, auch öfters Blätter
1) \^ossELER, Pflanzer, Amani, Bd. 4, 1908, S. 182—185.
2) Wir behalten diesen alten Namen bei und fügen nur die wichtigsten der
neueren Gattungsnamen, über deren Geltungsbereich noch keinerlei Einigkeit
herrscht, in Klammer bei.
Noctuiden, Eulenschmetterliuge. 37]^
mit in ihre Löcher ziehen, um sie erst hier zu verzehren. Die Raupen,
Erdraupen, surface caterpillars (England), cutworms (Amerika); lieben
saftige Pflanzen oder Pflanzenteile: junge Pflänzchen, die sie dicht
über der Erde abschneiden, das Herz älterer Pflanzen, saftige "Wurzeln,
Rüben, Kartoffeln, mit denen sie oft geerntet und verschleppt werden,
was wohl die weite Verbreitung vieler Arten erklärt. Aber selbst an
junge Nadelhölzer gehen einige Arten. Andere klettern an Bäumen
empor, um deren Laub zu fressen (climbing cutworms). Am
häufigsten finden sie sich auf Brachland mit weichen, saftigen Pflanzen
und auf Kulturland, in dem nach der Ernte eine üppige wilde Vegetation
aufschiefst. Whd dieses dann umgegraben und mit Kulturpflanzen
besetzt oder besät, so fallen letztere natürlich den Erdraupen zum
Opfer; jung aufschiefsende Pflänzchen in. demselben Mafse, in dem
sie erscheinen.
Li den gemäfsigten Zonen tritt im allgemeinen nur eine Brut auf.
Die Falter fliegen früher oder später im Sommer, und dementsprechend
sind die Raupen bis zum Herbste mehr oder weniger erwachsen. Sie
überwintern in der Erde , fressen im Frühling wieder kürzere oder
längere Zeit, je nach dem Alter, und verkriechen sich dann in die
Erde, um sich zum Teil erst nach mehreren Wochen zu verpuppen;
etwa vier Wochen später fliegen die Falter aus.
In wärmeren Gegenden treten mehrere , meist ineinandergreifende
Brüten auf.
Die Schädlichkeit ist abhängig von der Nährpflanze und der
Entwicklung der Raupen. Sind diese vor der Überwinterung schon
nahezu erwachsen (A. segetum), und fressen sie an dem im Herbste
aufkeimenden Wintergetreide, so leidet dieses ganz aufserordentlich ;
dem Sommergetreide können solche Arten dagegen keinen nennens-
werten Schaden mehr zufügen. Die Erdraupen, deren letzte Ent-
wicklungsstadien und damit Hauptfrafszeit in den Frühling und Früh-
sommer fallen, können namentlich in Grärten, aber auch in Sommersaaten,
Rübenfeldern usw., empfindlich schaden.
Feinde: Spitzmäuse , Maulwürfe , Igel , Fledermäuse (für die
Falter), Krähen, Stare, Wiedehopf, Raubkäfer, Schlupfwespen und
-fliegen. In nassen Jahren treten manchmal Pilzepidemien ver-
heerend auf.
Vorbeugung: Vermeidung des Erdraupen anziehenden Mistes.
Im Herbste sofort nach Ernte pflügen und mit Kainit düngen. Saat
mit Knoblauch imprägnieren, junge Pflänzchen vor dem Verpflanzen in
Bleiarsenat tauchen.
Bekämpfung: Arsen- Spritzmittel sind bei den meisten hier in
Betracht kommenden Pflanzen nicht anzuwenden; doch soll einfache
Bordelaiser Brühe gute Erfolge geben. Mit Arsen vergifteter Köder
(Klee oder Kleie) in Häufchen um die bedrohten Pflanzen herumgelegt,
l3esonders aber im Frühjahr, bevor die Saat keimt, auf die Felder zer-
streut, wirkt vorzüglich. Puppen und Raupen sind verhältnismäßig-
leicht zu sammeln ; auch Schweineeintrieb ist gegen sie sehr anzuraten.
Die Falter sind durch eine Vereinigung von Köder und Lampen in
grofsen Mengen zu fangen.
Die Zahl der Agrotis-Arten ist eine ungemein grofse und erstreckt
sich über alle Erdteile. Die meisten von ihnen werden gelegentlich
einmal schädlich. Wir beschränken uns hier auf kurze Angaben über
24*
372
Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
die häufigsten und oft als schädlich berichteten Arten. Da die Unter-
scheidung der Arten, als Falter und Raupen, sehr schwierig ist, be-
gnügen wir uns, die Merkmale der letzteren bei den mitteleuropäischen
Arten anzugeben.
A. (Euxoa) seg-etum Schiff, (segetis Hb.) AVinter- Saateule
(Fig. 243). Europa, Afrika, Asien. Raupe glänzend grau mit heller,
dunkel gesäumter Rückenlinie und breitem, bräunlichem Seitenstreifen :
Lüfter schwarz, in bräunlicher Linie •, Bauch und Kopf hellgrau, letzterer
mit zwei schwarzen Bogenstrichen; auf jedem Ringe vier dunkle Rücken-
wärzchen. Flugzeit in Europa von Mai bis August, selbst Oktober.
Die Raupen überwintern nahezu er-
v^ j wachsen und verpuppen sich anfangs
^^^^^'N^^^'*'*''^^^^^ Mai. Schaden daher besonders im
^HH^^^JHk^gdj^^HS Herbst, an der jungen Wintersaat,
^HH^II^^I^H^^^Pf aber auch an Raps , Kohl usw.
V ^^P ^ Auch in ganz jungen Forstkulturen,
V, |Ä^ selbst an Nadelhölzern oft schäd-
\w z lieh. — Wintersaat möglichst spät
..-^.i,^ w säen, so dafs sie erst aufgeht, wenn
die Raupen schon durch die Kälte
unbeweglich geworden sind (Ok-
tober).
A. (E.) vestigrialis Rott.
Kiefernsaateule. Europa, bis jetzt
nur im Norden und Osten Deutsch-
lands schädlich geworden. Raupe
aschgrau, oben bräunlich; doppelte
schwarze Rückenlinie und des-
gleichen weifsliche Seitenlinie ; Kopf
und Nackenschild braun. Falter in
August und September. Kurzer
Herbstfrais der Raupe an zarten Wurzeln, Gräsern usw. Frühjahrs-
frafs bis in Juli, gern an 1 — 3 jährigen Kiefern, tags 2 cm tief an
Wurzeln, nachts oberirdisch an Nadeln und Trieben; schwache Seiten-
triebe und Stämmchen einjähriger Pflanzen werden durchgebissen.
A. (E., Paragrotis) raessoria Harr. Nordamerika. Hauptfrafs im
Frühjahr; besonders schädlich an Zwiebeln, deren Kultur in Teilen
von Newyork ernstlich bedroht wurde.
A. (E.) tritiei L. (und var. aquilina Schiff.). Europa. Raupe grau,
helle, dunkel eingefafste Rückenlinie, verwischter dunkler Seitenstreifen ;
Nacken- und Afterschild glänzend schwarz mit je drei lichten Längs-
linien. Kopf braun, mit dunklem Fleck hinten; 32 mm lang. Flugzeit
Juli, August; Raupe von September bis Anfang Juli.
A. (Feltia) exelamationis L. Das „Ausrufezeichen". Europa.
Raupe braungrau, helle Rückenlinie, breiter Schattenstreifen an jeder
Seite; Bauch grau; Kopf braun mit schwarzem Stirndreieck; auf jedem
Ringe vier dunkle Wärzchen. Flugzeit Juni, Juli; Raupe August bis
Anfang Mai, Hauptfrafszeit also im Herbst.
A. (F.) annexa Tr. Nordamerika; an Tabak usw.
A. ypsilon Rott. Ypsiloneule. Fast kosmopolitisch. In Europa
kaum schädlich, sehr bedeutend aber in Ostindien und Nordamerika
(„greasy cutworm"), sehr polyphag.
Fig. 243. Winter-Saateule, nat. Gr.
(nach V. Schilling).
Noctuiden, Eulenschmetterlinge. 373
A. (Noetua) e-nigrum L. Ebenfalls fast kosmopolitiscli , aber
nur in Nordamerika schädlicli ; klettert auch auf Bäume, überhaupt sehr
polyphag.
A. (Peridroma, Lycophotia) saueia Hb. (margaritosa Haw.). Kosmo-
politisch; in Europa fast unschädlich, in Nordamerika wohl die schäd-
lichste Erdraupe, the varleg-ated eutwopin, die Gartenpflanzen vor-
zieht , oft in grofsen Mengen auftritt und dann wandert. Eier oft an
Obst- und Schattenbäumen, deren Laub und junge Früchte die Raupe
abfrifst.
A. (Tpyphaena) pronuba L. Hausmütterehen. Europa. Vorder-
flügel braun mit helleren oder dunkleren Makeln und schwarzen Punkten
an der Spitze: Hinterflügel orange mit schwarzer Querbinde. Raupe
von schmutzig weifs bis dunkel erdbraun , mit drei helleren Rücken-
linien, an denen dicke, schwarze Längsstriche liegen. — Falter in Juni,
Juli, selbst bis in August hinein, hält sich gern in Wohnungen ver-
steckt, in die er abends, dem Lichte folgend, hineinfliegt. Die Raupe
demgemäfs vorzugsweise in Hausgärten, wo sie oft recht merkbaren
Schaden anrichtet; sie lebt von August bis Mai.
Acronycta 0. Pfeileuleii.
Augen nackt: Brust behaart, mit spärlichen Schuppen, hinten mit
kleinem Schöpfe -, Palpen kurz und grob behaart, mit kurzem, geneigtem
Endgiiede. Beine wollhaarig. Schienen ohne Dornborsten. Im Saum-
felde der Vorderflügel ein schwarzer Strich, der, wenn er den hinteren
Querstreifen schneidet, das Bild eines Pfeiles bietet. — Raupen mit
behaarten Warzen; Puppe in festem Grespinste.
Die im Sommer fliegenden Falter tragen in der Ruhe ihre Flügel
dachförmig. Die weifslichen, gerippten Eier werden in kleinen Gruppen
fast ausschliefslich an Holzgewächse abgelegt, an denen die bunten,
30 — 50 mm langen Raupen bis zum Herbste einzeln fressen und sich
dann auch, meist in Rindenritzen, verpuppen, um hier zu überwintern. —
Die europäischen Arten wohl öfters in beschränktem Mafse, seltener
aber ernstlich schädlich.
A. rumieis L. Ampfereule. Braungrau, weifse Flecken; Hinter-
flügel grau ; Mai , August , September. Raupe schwarz , lang rostgelb
behaart ; oben Längsreihe roter Knöpfchen, daneben hellweifse Flecken,
unter den Lüftern gelbweifse und rote, zusammenhängende Flecke;
Juni, September bis November, aufser an Holzgewächsen namentlich
auch an Kräutern wie Erdbeeren, Hopfen ') usw.
A. psi L. Bläulich aschgrau, die beiden Makeln verbunden, ein
ästiger Wurzelstreif und zwei Längsstreifen vor dem Saume schart
schwarz. Raupe schwarz , mit gelbem Rückenstreifen und auf 5. — 1 1 .
Ringe jederseits zwei rote Querstriche ; auf 4. Ringe ein langer schwarzer
Zapfen, vorletzter Ring mit kleinem AVulste ; von August bis September
namentlich auf Obstbäumen usw., besonders auf Steinobst. Falter
Mai- Juli. Parasiten: Compsilura concmnata Meig., Paniscus testaccus
Hlgr., Rogas dissedor Nees.
A. tridens V. Falter etwas mehr rötlich als voriger, kaum von
ihm zu unterscheiden ; Juni, Juli. Raupe schwarz, mit rotgelbem, durch
') ZiRNGiEBL, Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 8—9, Fig. 5.
374 Macrolepidopteren, Grofssclimetterlinge.
schwarze IMittellinie geteiltem Rückenstreifen , seitlich weifs und rot
gefleckt; auf 4. Ringe kurzer Zapfen, auf vorletztem warzenartiger
Höcker; Juli - September auf Obstbäumen, aber auch auf Weiden
(Salix) usw., nagt sich öfters zur Verpuppung ein Bett in die Rinde,
daher Gespinst mit Rindenteilen durchsetzt.
A. aeeris L. Weilsgrau, dunkler bestäubt, Makeln durch lichte
Stelle getrennt. Wurzelstreif fein, undeutlich ; Juni, Juli. Raupe röt-
lichgelb, stark gelblichweils behaart, auf Rücken eine Reihe weifser,
schwarzgerandeter Flecken, auf jeder Seite eine Reihe gelbroter Haar-
büschel ; Juni bis September, an Laubhölzern, besonders Eichen, Rofs-
kastanien , Ahorn usw. Eierhäufchen mit
Haaren überzogen ; Puppe mit solchen durch-
webt, am Grunde der Stämme.
Busseola sorghieida Thurau^) (Fig.
244). Taster vorgestreckt, mit sehr kurzem,
stumpfem Endgliede. Rüssel sehr kurz und
kümmerlich. Rücken ohne Schuppenbüschel.
d^ Grau, fettig glänzend, Flügel dunkel bestäubt.
_. „, ^ , , . ., Raupe weifslich; auf schwarzen Punktwärz-
^^" (S'S!' chen je ein feines weifses Härchen ; Schilder
bräunlich, Lüfter schwarz; 40 mm lang.
Deutsch-Ostafrika, Raupe in Sorghum-Stengeln bohrend. Im Durch-
schnitte in jedem oberen Internodium eine Raupe , die das Mark aus-
frifst, das sich in ihrem Bereiche rot färbt. Befallene Stengel knicken
leicht um und bringen dann öfters die Frucht nicht zur Reife. Puppe
anfangs Juni im Stengel; nach acht Tagen der Falter. Schaden nur
in starken Regenjahren beträchtlicher. Raupen und Puppen sind bei
der Ernte zu sammeln.
Drepaniden.
Mittelgrofs. Ohne Nebenaugen. Anliegend kurz behaart. Vorder-
flügel breit, Spitze sichelförmig geschwungen ; mit zwölf Rippen, einer
Anhangszelle und nur einer Dorsalrippe; Hinterflügel breit, mit acht
gleichen Rippen ; zwei Dorsalrippen. Raupen nackt, höckerig, 14 füfsig,
ohne Analfüfse, Kopf herzförmig eingeschnitten, hinten spitz zulaufend ;
auf Laubholz. Puppe in leichtem Gewebe. Zwei Brüten, Puppe über-
wintert.
Die Raupen der Gattung Drepana Schrk. (Sichelfalter, weil Spitze
der Vorderflügel scharf sichelförmig umgebogen) bei uns überall gemein
auf Laubholz, aber nur selten zahlreich genug, um zu schaden. Be-
richtet sind Schäden bis zu Kahlfrafs von Dr. eultraria F. (unguicola
Hb.) auf Buchen 2).
Oreta extensa Wlk^). Raupe 4 — 5 cm lang, braun mit zwei
dunklen Rücken- und zwei desgleichen Seitenlinien, auf dem dritten
Brustringe ein rückwärts gekrümmtes Hörn. Java, Sumatra, an Coffea
arabica, stellenweise durch Kahlfrafs sehr schädlich.
1) Thukau, Berlin, ent. Zeitschr. Bd. 49, 1904, S. 55—58; Bussi:, Arb. biol. Anst.
Land-, Forstwirtsch. Bd. 4, 1905, S. 408—413, Taf. 6, Fig. 6, 7, 9, 10.
2) Altum, Zeitschr. Forst- Jagdwes., Jahrg. 30, 1898, S. 352—863; Pöhling,
Verh. Hill-Solling Forstverkehrsbl. 1898, S. 157.
^) KoNiNGSBERGEK, Te3'smannia VII, Afl. 4, 1896.
Drepaniden. Saturniden. 375
Saturniden.
Grofs ; Körper dick, wollig behaart, Kopf klein ; ohne Nebenaugen ;
Fühler borstenförmig , beim Männchen doppelt gekämmt. Flügel, be-
sonders die hinteren, sehr gTofs, die vorderen mit grofsem Augeniieck,
die hinteren mit nur einer deutlichen Innenrandsrippe. Raupen grois
und dick, walzig, 16füfsig, unbehaart, Rücken wulstig-, auf Laub-
bäumen.
Aglia tau L. Tauspinner '). Vorderflügel spitz, fast sichelförmig,
in der Mitte ein blaues Auge mit weifsem T-Fleck. Raupe grün mit
schiefen weifsen Streifen, jung mit ästigen Dornen, später nur mit Quer-
wülsten, 6 cm lang-, befrifst die Buchenblätter zuerst vom Rande,
später vom Grunde aus. Puppe in lockerem Gespinst am Boden.
Selten ernstlich schädlich.
Saturiiia Schrk.
Spitze der Vorderflügel abgerundet; Augenflecken aus mehreren
annähernd konzentrischen Farbenkreisen bestehend. Raupen auf jedem
Ringe mit sechs behaarten Knopfwarzen ; auf Obstbäumen, Schlehen usw.
Diese, fast auf Österreich-Ungarn beschränkten Schmetterlinge werden
nur selten schädlich, da sie meist nur einzeln und spärlich auf-
treten. Doch haben die Raupen von S. spini Schiff, und pavonia L.
in Ungarn schon Kahlfrafs an V^eiden (Salix) verursacht, indem sie
aufser den Blättern noch alle diesjährigen Triebe bis zu Bleistiftdicke
abfrafsen ^).
S. pyri Schiff., das grofse oder Wiener Naehtpfauenauge,
tritt öfters an Obstbäumen, Reben usw. auf.
Attacus atlas L.^). Der Atlas-Spinner ist namentlich auf Java
durch massenhaftes Auftreten schädlich an den verschiedensten Kultur-
pflanzen, namentlich an Cinchona, Dadap und Mango. Die in kleinen
Gruppen fressenden Raupen entblättern ganze Bäume bis auf die
jüngsten Blätter an den Triebspitzen.
Criciila trifenestra Hlf. *). Auf Java ebenfalls manchmal massen-
haft auftretend und dann schädlich an Canarium commune und Persea
gratissima.
Antheraea eucalypti Scott. ^). Australien, ursprünglich an Euca-
lyptus-Bäumen schädlich , ist in neuerer Zeit auch an Schinus molle
übergegangen.
A. tyrrhea Cram.^) wird in der Kapkolonie von Zeit zu Zeit schäd-
lich , besonders an Weiden , Pappeln und Akazien , aber auch an
Eucalyptus, Eichen, Obstbäumen, Reben, selbst an Gemüse, Puppe
in der Erde, Eier an Blättern. Absammeln.
A. eytherea F. ^) ebenda, an Pinus insignis.
^) s. Anm. "2 auf voriger Seite ; ferner Fuchs, Nat. Zeitschr. Forst- Landwirtsch.
Bd. 4, 1906, S. 153-156, 4 Fig.
2) Weissmantel, ßovart. Lapok Bd. 8, 1901, S. 145—146.
^) KoMNGSBERGEii, Medcd. Dept. Landbouw Nr. 6, 1908, p. 55.
") French, Handbook of destruct. Ins. of Victoria Pt. III, 1900, p. 113—115,
PI. 51; Froggatt, Austral. Insects p. 257—259, figs. 124--5.
5) LouNSBURY, Cape Good Hope, Dept. Agric, Bull. 8, 1907.
6) Id., Agric. Journ. Cape Good Hope, Vol. 22, 1908, p. 446-454, 3 Pls.
376 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Die schwarze, gelb gefleckte Raupe einer Nudaurelia-Art, mit rot-
braunen , weifs behaarten Stacheln bei Amani verheerend auf Rizinus-
stauden und Baumwollefeldern ^),
Tliyridideii.
Ohne Nebenaugen. Fühler mit verdicktem Wurzelgiiede und in
der Mitte schwach verdickt.
Rhodoueura myrlaea Dry. Java, an Guttapercha - Bäumen
(Palaquium spp.). Die Raupen spinnen die Blätter der Triebspitzen
zusammen , die absterben , so dafs die Bäume mifsgestaltet werden.
KoNiNGSBERGER ^) nennt diese Plage die hartnäckigste , die ihm vor-
gekommen sei.
Lasiocampideii.
Vorderflügel grofs, dreieckig, spitz, Hinterflügel kleiner, gerundet ;
Mittelzelle kurz ; Leib stark behaart , dick ; Hinterschienen mit kurzen
Enddornen; Flügel beim Sitzen steil dachförmig. — Raupen zottig-
weich behaart, oft Haarpinsel am Vorderteile.
Dendroliinus Germ.
Augen behaart; Palpen klein: Sporen der Mittel- und Hinter-
schienen lang.
B. pini L. Kiefernspinner. Farbe sehr wechselnd, von braunrot
bis schiefergrau, einfarbig oder gezeichnet; Mitte der Vorderflügel mit
weifsem Mondfleck; Saum gewellt. Raupe in Farbe ebenso, mit stahl-
blauem „Nackenstreifen" auf zweitem und drittem Brustringe, bis 8 cm
lang, behaart. Die im Juli fliegenden Falter legen bis 200 Eier in
Häufchen von etwa 50 an Kiefernstämme. Herbstfrafs bis Ende
Oktober, Anfang November an den Nadeln. Dann Überwinterung in
der Nähe des Stammes unter Bodenstreu. Im Frühling bäumen die
Raupen wieder auf, und es beginnt der viel wichtigere Frühjahrs-
frafs, bei dem die ganzen Nadeln samt Basis und Scheidenknosjje
abgefressen, selbst der weiche Trieb befressen wird. Nach Ratzeburg
verzehrt eine Raupe nahezu 900 Nadeln. Im Juni häufig ein auf ver-
schiedenen Ursachen beruhendes Wandern. Ende Juni, Anfang Juli
Verpuppung in spindelförmigem Kokon, am Stamm, in der Krone oder
im Unterholz. Der Schaden ist' sehr bedeutend; bevorzugt werden
ältere Bestände, in denen die Kiefern nicht besonders gut gedeihen.
Jeder Frafs wiederholt sich in kürzeren Zwischenräumen und dauert
mehrere Jahre, wenn auch bereits im zweiten eine Degeneration und
Abnahme der Raupen eintritt. — Feinde sind sehr zahlreich, besonders
wichtig sind Pilze, die oft 50 — 75 ^lo der Raupen zerstören. — Gegen-
mittel : in erster Linie Leimringe , verbunden mit Abprallen der
Raupen.
D. segregratus Butl., früher als Varietät des vorigen angesehen,
wird neuerdings von ihm getrennt; in Sibirien sehr schädlich; Raupe
überwintert zweimal; zahlreiche Parasiten^).
1) VossELER, Ber. Land- u. Fostwirtsch. Deutsch-Ostat'rika Bd. 2, S. 507.
2) KoNiNGSBEUGER, Meded. Dept. Landbouw Nr. 6, 1908, p. 50,
») Petersen, Rev. russe Ent. T. 4, 1904, p. 163—166, 2 fig.; Rr.uiG, Flugbl. 37
Thyrididen. Lasiocampiden. 377
D. sibirieus Tschetwerikoff, im Ural schädlich an Lärche^),
Odonestis plagifera Wlk. -). Java; Kahlfrafs an Chinarinden-
bäumen.
O. australasiae F. ^). Australien ; an Eucalyptus •, in Victoria
auch an Apfelbäumen Blätter fressend.
(xastropacha 0. Gluckeu.
Palpen lang, schnabelförmig gebogen. Augen behaart , Saum der
Flügel stark gezähnt. Mittel- und Hinterschienen mit kurzen End-
sporen. Raupen abgeplattet, an jedem Hinterleibsringe zwei seitliche,
lappige Fortsätze, auf elftem ßinge ein Zapfen.
G. quereifolia L. Kupferg-lueke *). Kupferbraun, dunkel ge-
zeichnet. Raupe erdfarben, heller und dunkler gezeichnet, auf jedem
Ringe zwei Knopfwarzen , 1 1 cm lang. — Der in Juli und August
fliegende Falter legt seine Eier an Zweige von Obstbäumen, Schlehen,
Rosen. Die im September auskriechende Raupe überwintert, 2 — 3 cm
lang, platt an Zweige angedrückt. Sie frifst dann noch (nachts) bis
Mai und verpuppt sich in bräunlichem, dichtem, mit grauem Staube
durchsetztem Gespinst an Holz ; die Puppe ist schwarzbraun , dicht
weifs bestäubt. Schaden infolge der Grölse der Raupe merkbar.
Macrothylacia (G.) pubi L. Brombeerspinner. Die zuerst
schwarze, gelb geringelte, später braune, rotbraun behaarte Raupe,
mit schwarzblauen Einschnitten, von August bis Herbst und im ersten
Frühjahr an Rubus-Arten, Obstbäumen usw. ; kaum von Bedeutung.
Metanastria hyptaca Cr. ^). Java; einer der schlimmsten Feinde
der Chinarindenkultur; oft Kahlfrafs. Die Raupen sitzen des Morgens
in grofsen Klumjjen an den Stämmen.
Lasiocampa Schrk.
Augen schwach behaart. Palpen kurz ; an Hinterschienen zwei
Endsporen.
L. trifolli Esp. Kleespinner. Raupe mit dichtem, gelbem,
weichem Filze behaart, auf jedem Ringe zwei schwärzliche und röt-
liche Fleckchen , Einschnitte schwarzblau mit je drei bläulichweifsen
Längsstrichen; im Herbst und Frühjahr an Klee, Luzerne usw., nicht
ernstlich schädlich.
L. quereus L. Eiehenspinner, Quittenvogel. Männchen kastanien-
braun, "Weibchen ockergelb ; über beide Flügel ein breiter heller, nach
aufsen und hinten verwaschener Querstreifen; auf Yorderflügeln ein
weifser Mittelfleck, Juli, August. Raupe braungelb behaart, mit samt-
schwarzen, weifspunktierten Einschnitten und weifsem Seitenstreifen;
8 cm lang; August bis Dezember. März bis Mai an Eichen, Birken usw.,
kais. Biol. Aust. Land-, Forstw. 1906; Wassiljew, Arb. ent. Bur. St. Petersburg V,
No. 7, 1905, 101 pp. (russisch); Ausz. Zeitschr. wiss. Ins. Biol. Bd. 4, S. 103—104.
1) Tschetwerikoff. Sog. entom. Jahrg. 18, 1903, S. 89— 90; Eev. russ. Ent. T. 8.
1908, ^p. 1—7, 3 figg.
") KoNINGSBERGER, 1. C, p. 47.
^) Froggatt, Austral. Insects p. 256.
*) V. SciiiLLiN-G, Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1901, S. 119—120, 5 Fig.
^) KoNINGSBERGER, Meded. 's Lands Plantentuin Nr. 22, p. 23.
378 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
aber ancli an Kiefern- und Fichtensaaten. Puppe im Juni, in festem,
braunem Gehäuse. Absammeln, Arsenmittel, Isoliergräben.
Poecilocampa populi L. Pappelspinner ^). Flügel etwas durch-
scheinend, mit gelblichem Querstreifen. Raupe gi-au, dunkel gezeichnet,
vier rotgelbe Höcker auf jedem Ringe. Normal auf Weichhölzern,
aber auch auf Eichen und Obstbäumen.
Eriogaster Germ.
Augen behaart; Palpen sehr klein-, Flügel ganz kurz gefranst-,
Hinterleibsende der Männchen lang und schuppig behaart, der Weibchen
mit dichter grauer Afterwolle.
E. lanestris L. Wollafter, Kirschenspinner. Rotbraun, Hinter-
ilügel etwas heller , auf Vorderflügeln zwei weilse Flecke , über beide
Flügel ein heller Querstreifen; April. Raupe schwarzbraun, oben zwei
Längsreihen rotgelber, fein behaarter Flecke, darunter auf jedem Ringe
drei weifse Punkte; 5 cm lang; Juni bis Juli an Birken, Prunus- Arten
und andern Obstbäumen, Linden, Eichen usw., gesellig, tagsüber in
gTofsen weifsen, an den Zweigspitzen hängenden Nestern, nachts auf
Frais ausziehend , zuletzt einzeln. Puppe ockergelb , in festem Kokon
im Boden, überwintert oft mehrmals. Eier in lockeren Spiralen um
dünne Zweige, mit der Afterwolle des Weibchens bedeckt.
Malacosoma Auriv.
Flügel ganzrandig, Palpen klein. Raupen langgestreckt, längs ge-
streift, in der Jugend gesellig. Puppen weich, behaart, in weichem
Gespinst.
M. neustria L. Ringrelspinner -). Ockergelb bis rotbraun mit
dunklerem bzw. hellerem Mittelfelde; 30 — 35 mm Flügelspannung;
Juli. Raupe braunrot, weifsliche Rückenlinie, blaue, unten schwarz
gesäumte Seitenlinie (,Li vr eeraup e') ; 5 cm lang; April bis Juni
namentlich an Obst- aber auch andern Laubbäumen. Das Weibchen
klebt seine 3 — 400 Eier in mehrreihigen dichten, mit einem festen Kitt
zusammengeschlossenen und öfters mit spärlichen Haaren beklebten
Ringen an etwa bleistiftdicke Zweige. Anfangs April kriechen die
zuerst schwarzgrauen, lang hellbräunlich behaarten, blauköpfigen
Räupchen aus, die die hervorsprossenden Blätter und die sich öffnenden
Knospen befressen , später gesellig grofse , dünne Nester bauen. Be-
sonders gern sitzen sie in dichten Klumpen in Astgabeln und sonnen
sich. Im Juni zerstreuen sie sich; jede Raupe verpuppt sich einzeln
am Stamme oder zwischen dürren Blättern in dichtem, weifsem, gelb
gepudertem Gespinst. Die Anzahl der Feinde und Parasiten ist eine
recht grofse. Meisen suchen die Eier ab ; Finken , Sperlinge und die
insektenfressenden Vögel stellen den Raupen nach, ebenso Raub-
käfer usw. ; zahlreiche Schlupfwespen und Raupenfliegen sind aus
ihnen gezüchtet. — Bekämpfung : Eierringe , soweit möglich , im
Winter abschneiden und verbrennen ; die jungen Räupchen mit Schmier-
seife und Nikotin bespritzen, die älteren, wenn sie in Klumpen zusammen-
sitzen, mit Öl bestreichen oder zerquetschen; die Nester mit der Raupen-
fackel abbrennen.
') Cakpentkr, Econ. Proc. E. Dublin Soc. Vol. 1, 1906, p. 332.
2) Schröder, 111. Zeitschr. Ent. Bd. 2, 1897, S. 673—678, 4 Figg.
Lymantriiden (Lipariden). gyc^
M. amerieana F. Apple-tent caterpillar. ^). Nordamerika, ur-
sprünglich an wilder Kirsche, sehr gern an Apfel, aber auch an vielen
anderen Obst- und Laubbäumen. Eier in unregelmäfsigen Klumpen
von 150 — 250 Stück um junge Zweige; die Räupchen im Ei bereits
im Herbst entwickelt, schlüpfen aber erst im Frühjahr aus; Biologie
wie beim Ringelspinner.
M. disstpia Hb. Forest tent caterpillar. ^). Wie vorige Art,
aber mehr an Waldbäumen, im Norden besonders an Ahorn, im Süden
an Eiche.
Trabala vislinu Lef. -). Orientalische Region, Raupe dreimal im
.Jahi^e an Rizinus usw. ; nachts die Blätter fressend, tags an den Wurzeln
versteckt. Auch Kahlfrafs an Shorea robusta.
Suana eoneolor Wlk.^). Indien; Kahlfrafs an Shorea robusta.
Auf Java an Persea gratissima und Psidium guajava.
Lymaiitriidcu (Lipariden).
Plump, haarig; Vorderflügel weifslichgrau , meist mit dunklen
Zackenstreifen, Hinterflügel bleicher, ohne Zeichnung; Weibchen bei
einigen Arten flügellos. Raupen 16 füfsig , mit abgestutzten Haar-
büscheln, „Bürsten", auf den mittleren Ringen, oder je sechs oder acht
Sternhaarwarzen auf jedem Ringe.
Lymantria Hb. (Psilura Stph.).
Vorderflügel weifs , mit starken , gezähnten Querlinien. Männchen
mit langen, Weibchen mit sehr kurzen Fühlern ; letzteres mit wolligem
Hinterleibsende.
L. (Psilura) monaeha L. Nonne ^). Vorderflügel weifs, mit stark
gezähnten, schwarzen Querlinien; Hinterflügel grauweifs; Fransen
schwarz gefleckt. Rücken weifs, schwarz gefleckt ; Hinterleib zum Teil
rot mit schwarzen Bändern. Raupen bräunlich mit sechs blauen und
roten Warzen auf Rücken ; auf zweitem Ringe ein schwarzer, blau und
weifs gesäumter Fleck, drei letzte Ringe schwarz gefleckt ; 4 — 5 cm lang.
Falter und Raupe in Farbe sehr wechselnd , namentlich häufig me-
lanotische Formen, wie es scheint begünstigt dmxh Kiefernnadeln- und
Laubfrafs. — Die Nonne fliegt Ende Juli, Anfang August, manchmal
auch am Tage , vorwiegend aber in hellen Nächten zwischen 1 0 und
1 Uhr, gern auch um starke künstliche Lichtquellen (fast ausschliefslich
Männchen). Das Weibchen legt etwa 250 Eier in Häufchen von 20 — 100
mit seiner langen Legeröhre unter Rindenschuppen, Flechten usw.
Von Mitte April an kriechen die jungen Räupchen aus den kurz vorher
perlweifs gewordenen Eiern, halten sich zuerst in , Spiegeln' zusammen
und klettern dann in die Krone, Hindernisse mit , Schleiern' überspinnend.
') Lowe, New York agr. Exp. Stat. Bull. 154 p. 275—301, 4 Pls., 2 figs; Bull.
159 p. 33-60, Pls. 1- 6.
-) Maxwell-Lefuoy, Mem. Dept. Agric. India Vol. 1, 1907, p. 157. — • Stebbing,
E. P., Departra. not. Insects that affect forestry p. 61—62.
^) KoNiNGSBEEGEK , Meded. Dept. Landbouw Nr. 6, 1908, p. 47; Sxebbing, E. P.,
1. c. p. 58.
*) Eine sehr gvite Schilderung der Nonne gibt Nüsslin in seinem „Leitfaden
der Forstinsektenkunde" (Berlin 1905); siehe ferner die Arbeiten der schwedischen.
Entomologen in der Entomologisk Tidskrift, und die vom österreichischen Ackerbau-
ministerium herausgegebene Schrift von Fr. Wachtl.
380 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Anfangs ist die junge Raupe sehr beweglich und spinnt sich nament-
lich gern herab, um dann wieder aufzubäumen. Nach der im ,Häutungs-
Spiegel' stattgefundenen zweiten Häutung tut sie das nicht mehr. Aber
die envachseno Raupe wandert morgens den Stamm herab , um an
seinem unteren Teile oder im Boden den Tag über versteckt zu
bleiben, abends bäumt sie wieder auf, Ende Juli, anfangs August ver-
puppt sie sich am Stamme ; Puppe metallglänzend , in lockerem Ge-
spinst, mit Büscheln gelblicher und rötlicher Haare.
Die Nonnenraupe zieht ältere Bestände von Fichten, Kiefern,
Lärchen vor; doch frifst sie fast alles, ungern nur Erle, Esche, Akazie,
Rofskastanie, Birnbaum, Liguster, Spindelbaum. An den Nadelhölzern
ist der Frais verschieden ; auch je nach dem Alter der Raupe ändert
sich das Bild, auch an Laubhölzern.
Von Zeit zu Zeit tritt die Nonne in ungeheueren Mengen auf;
erforderlich hierzu ist, dafs mehrere aufeinanderfolgende Jahre ihre
Entwicklung begünstigen ; daher nimmt ein Frais 2 — 3 Jahre hinter-
einander stark zu, um dann rasch zu enden, infolge Vermehrung der
Feind e bzw. Eintretens ungünstiger Witterungsverhältnisse. Zu ersteren
gehören namentlich die insektenfressenden Vögel, Schlupfwespen und
Raupenfliegen. Die auf Pilze zurückzuführende Schlaffsucht („Wipfel-
Ivrankheit") ist dagegen von minderer Bedeutung*).
Besonders gefährlich wird die Nonne der Fichte , die ihrem Kahl-
frafs unrettbar erliegt. Auch die Kiefer leidet sehr, wenn sie auch
selten eingeht. Bei Lärche und Laubholz besteht der Schaden vor-
wiegend in Zuwachsverlust. Zu den ernsteren Obstbaumfeinden gehört
sie im allgemeinen nicht.
Die Bekämpfungsmafsregeln der Forstwirte sind zalilreich. Am
wichtigsten ist das Umlegen von Leimgürteln um die Stämme in
Brusthöhe; da die Raupe nie über die Ringe wegzuklettern sucht,
brauchen diese nur 2 — 3 cm breit zu sein; die Raupen sammeln sich
über und unter ihnen in Mengen an und können hier leicht vertilgt
werden. Sammeln aller Stadien empfiehlt sich, nicht dagegen das Auf-
stellen von Fanglampen,
Von der auf Europa und das angrenzende Asien beschränkten
Nonne wurden 1901 fünf Exemplare in Brooklyn bei Newyork ge-
fangen ^) ; weitere Befunde aus Nordamerika scheinen nicht vorzuliegen.
L. dispap L. Sehwammspinner, Grofs-, Dickkopf ^). Männchen:
Vorderflügel graubraun, mit dunkelbraunen, stark gezähnten Querstreifen
und dunkeln Flecken auf den Fransen; Hinterflügel braun, mit dunklem
Rande und hellen Fransen; 45 mm Spannweite, — Weibchen: weifs
mit dunklen F^-ansenflecken ; die dunklen Querstreifen im äufseren Teile
der Vorderflügel oft verloschen ; Hinterleibsende dicht braun behaart ;
80 mm Spannweite. Raupe mit grofsem Kopfe, braun, behaart, drei
feine gelbe Längslinien auf Rücken; auf den fünf ersten Ringen je
zwei blaue, auf den übrigen je zwei rote Knopfwarzen; 7 cm lang.
1) Siehe Metzgek, Müudener forstl. Hefte, 1. Beili., 1895.
2) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 38, N. S., 1902, p. 90 -91,
=*) Jacobi, Flugbl. 6 biol. Abt. Kais. Gesundheitsamt, 1900; Lampa, Ent. Tidskr.
Bd. 21, 1900, p. 39—46, PI. 1, — Foubusii a, Fernald, The Gipsy moth. Boston 1896,
8«, XII, 49.5 pp., 66 pls., 5 maps; Howaru, Farmers Bull. 275, 1907; Kirkland, Ann.
Repts Superint. f. suppress. Gipsv a. Brown-tail Motbs, Boston; I, 1906, 161 pp., 17 pp.
Pls,, II, 1907, 170 pp,, Pls,
Lj^mantriiden (Lipariden). 381
Der Ende August, Anfang September manchmal auch am Tage
fliegende Falter legt seine Eier in Haufen bis zu 400 an Stämme,
Zweige , Zäune usw. und bedeckt sie mit brauner Afterwolle , so dafs
sie aussehen wie Brennzünder. Mit dem Laubausbruche erscheinen die
Raupen, die anfangs gesellig, später einzeln fressen. Bei schlechtem
Wetter sitzen sie in Haufen am Grunde stärkerer Aste oder in Ast-
gabeln zusammen. Im August verpuppen sie sich in lockerem Ge-
spinste zwischen Blättern, in Rindenritzen usw.
Als Nährpflanze werden im Walde Eichen, in Obstgärten Apfel,
Birne und Pflaume bevorzugt; doch wird im Notfalle alles genommen^
selbst Nadelhölzer, Gräser usw. Bei Massenauftreten, das nicht selten
in Gemeinschaft mit Euproctis chrysorrhoea geschieht, findet manchmal
Kahlfrafs statt, so in Rufsland einmal von 1000 ha Wald.
Aufser durch ihren Frafs kann die Raupe durch ihre Brennhaare,
die namentlich von den alten Exuvien sich leicht ablösen, recht lästig,
selbst gefährlich für Mensch und höhere Tiere werden.
Zalüreiche Feinde, von denen besonders die Meisen den Eiern,
die Kuckucke und Calosomen den Raupen nachstellen, halten für ge-
wöhnlich den Schwammspinner in Schach.
Seine Heimat ist das paläarktische Gebiet (in England selten);
auch in Ceylon ist er gefunden. 1868 oder 1869 entschlüpften Professor
L. Trouvelot im Staate Massachusetts einige zu Zuchtzwecken importierte
Raupen ^). In Zeitungen usw. machte er darauf und auf die Gefährlich-
keit der Art aufmerksam und forderte zur Vernichtung derselben auf,
wo man sie anträfe , ohne dafs seine Warnungen beachtet worden
wären. Aber bereits nach zehn Jahren, 1879, waren die Raupen in seiner
Nachbarschaft unliebsam bemerkbar, nach weiteren zehn Jahren, 1889,
begannen die Behörden einen energischen Kampf, in dem bis zum
Jahre 1899 etwa eine Million $ ausgegeben wiu:-de. Trotz günstiger
Erfolge hörte man im Jahre 1900 damit auf, was eine solche Vermehrung
und Ausbreitung des Schädlings zur Folge hatte, dafs 1906 die Regierung
der Vereinigten Staaten eingreifen mufste und 300000 $ bewilligte.
Jetzt gehört die gipsy moth zu den gröfsten und gefährlichsten
Schädlingen Nordamerikas. In ihrer Lebensweise verhält sie sich ähn-
lich wie in Europa, nur ist ihre Entwicklung etwas frühzeitiger, so
z. B. die Flugzeit von Mitte Juli bis Mitte August -, ihre Eier legt sie
auch an Steine (Mauern usw.) ab. Ähnlich wie die Nonnenraupe frifst
die Raupe der Gipsmotte nachts; morgens klettert sie den Stapam
hinab, um sich an seinem unteren Teile oder unter seine stärkeren Aste
zu verstecken, abends bäumt sie wieder auf.
Bekämpfung: Die Eier vernichtet man am besten durch Be-
träufeln mit Petroleum ^). Die Raupen kann man in ihren Ansammlungen
zerdrücken, oder man bindet lose Tuchbänder um den Stamm, unter
die sie sich morgens zuräckziehen , wo sie ebenfalls leicht in Mengen
vernichtet werden können. Die jungen Raupen erliegen leicht Arsen-
mitteln, bei älteren müssen diese so stark genommen werden, dafs nur
noch Bleiarsenat verwandt werden kann. Namentlich bei Kahlfrafs
1) Eine gute Geschichte der Einschleppuag in Amerika gibt L. Krüger in
seinem Buche: Insektenwanderungen zwischen Deutschland und den Vereinigten
Staaten von Nordamerika, Stettin 1899. Siehe ferner zahlreiche Veröffentlichvmgen
in der Bull. U. S. Dept. Agric, Div. Ent , usw.
2) Einen recht praktischen Apparat hierzu beschreibt A. Jacobi.
382 Macrolepidopteren, Grofssclimetterlinge.
empfiehlt es sich, das Unterholz, Gras usw abzubrennen, weil sich hier-
hin die hungernden Raupen verzogen haben.
In Amerika sucht man jetzt den Kampf gegen Schwammspinner
und Goldafter dadurch aufzunehmen, dafs man ihre Parasiten aus
Europa einführt^).
In der orientalischen Region^) schaden L. ampla Wlk. (sehr nahe
mit L. monacha verwandt) an Ficus religiosa, L. obsoleta Wlk. und
todara Moore an Shorea robusta und Tectona grandis.
Stilpiiotia "Westw. a. Humplrr.
Fühler und Zimge lang; nur eine Art.
St. Salicis L. Pappelspinner ^). Glänzend weifs, dünn beschuppt,
Fühlerzähne schwarz : Juni, Juli. Raupe schwarz, mit grofsen, weifsen.
schildförmigen Flecken auf Rücken , an jedem Ringe rötlichgelbe,
behaarte Warze, an der Seite gelbliche Linie, auf 4. und 5. Ringe je
zwei verwachsene Fleischspitzen; an Pappeln und Weiden, öfters
massenhaft auftretend. Eier unter schneeweifsem , schaumigem, er-
härtendem Überzuge (Schaumfleck), an Rinde. Im Frühjahre die
Raupen, die zuerst skelettieren, dann das ganze Blatt bis auf ein kleines,
am Stiele zurückbleibendes Stück auffressen ; sie scharen sich zur Häutung
zusammen. Puppe im Juni , schwarz , weifs gefleckt , mit goldgelben
Haarbüscheln, zwischen Blättern oder an Zweigen. — Die Eierflecke
sind abzukratzen oder überzuleimen ; die sich häutenden Raupen zu
zerdrücken.
Portliesia Stph.
P. similis Fuessl. (auriflua W. V.) Schwan*). Weifs, an Innen-
winkel der Vorderflügel des Männchens kleine schwarze Punkte. After
goldgelb behaart. Ast 5 der Hinterflügel fehlt. Raupe schwarz,
schwarzgrau behaart: ein ziegelroter Doppelstreifen auf dem Rücken,
ein unterbrochener weifser Streifen an jeder Seite; auf 9. und 10. Ringe
rote Warzen. Falter Juli, August; Eier zu 2 — 300 in mit den gelben
Afterhaaren des Weibchens bedeckten Schwämmen an der Unterseite
von Blättern. Räupchen überwintern einzeln unter Borke, Flechten usw.
oder in der Bodendecke in kleinem, bräunlichem Gespinst; im Früh-
jahr und Sommer einzeln an Laubbäumen im Walde und Obstgarten,
auch an Rosen. Puppe schwarzbraun, in dünnem, weifslichem Gewebe.
P. xanthorrlioea Koll. (virgimcula Wlk.). Orientalische Region.
Auf Java^) mäfsig schädlich an Kaffee und Ficus elastica, in Indien^)
Kahlfrafs an Parottia Jacquemontiana.
Leucoma submarg-inata Wlk. '^) Java, auf Mangifera.
L. diaphana Moore ^). Lidien; in mehreren Brüten auf Shorea
robusta.
^) Berichte hierüber siehe in den Yearbooks U. S. Dept. Agric, Report of the
Entomologist.
-) Stebbing, 1. c. p. 67 — 69; Koningsberger, Meded. 6 p. 45.
3) RiTZEMA Bos, Tijdschr. Plantenz. Jaarg. 3, p. 165—167, 1897; Wüst, Prakt.
Blatt. Pflanzenbau usw. Bd. 4, 1906, S. 85—86
•*) Dass mindestens bei dieser Art Parthenogenese vorkommt, hat Gaubowskv
nachgewiesen, Zool. Anz. Bd. 27, S. 212—214.
'') KOSIXGSBERGER, 1. C. p. 45.
6) Stebbing, 1. c. p. 78—79.
'') KONINGSBERGER, 1. C. p. 44.
^) Stebbing, 1. c. p. 80.
Lymantriiden (Lipariden). 3g3
Teara contraria "Wlk. M. Australien. Raupen tagsüber gesellig in
mit Kot und Häuten gefüllten Nestern an Akazien und Eucalyptus ; oft
Kahlfrafs. Nachts ziehen sie in regelmäfsigen Prozessionen zum Frafse
aus. Puppe im Boden,
Euproctis Hb.
Fühler in beiden Geschlechtern gekämmt ; mittlere Tibien mit einem
Paare langer Dornen, hintere mit zwei Paaren.
E. ehrysorrhoea L. Goldafter 2). Alle Stadien sehr ähnlich
dem Schwan, aber Hinterflügel mit Ast fünf, Hinterleib des Männ-
chens vom dritten Ringe an rotbraun, der des Weibchens mit eben-
solchem Afterbusche; Juni bis August. Raupe heller, graubraun
behaart, auf neuntem und zehntem Ringe je ein roter Wulst. Eier mit
rotbrauner Wolle bedeckt. Die jungen Räupchen skelettieren im Herbst
die Blätter unter fortwährendem Spinnen, ohne aber viel zu schaden.
Die befressenen Blätter spinnen sie im Herbste zu den „grofsen
Raupennestern" zusammen, in denen sie überwintern. Im Früh-
ling befressen sie zuerst die Knospen, dann die Blätter und Blüten,
deren Entwicklung sie bei starkem Auftreten völlig unterdrücken können.
Sie fressen vorwiegend nachts; tagsüber, besonders bei schlechtem
Wetter, halten sie sich in ihren Nestern auf; doch sonnen sie sich
auch gern in dicken Haufen an stärkeren Asten. Auch jetzt noch
spinnen sie immerzu und überziehen alles mit seidenglänzendem Ge-
spinste, was für den Goldafter sehr charakteristisch ist. Anfangs Juni
verpuppen sie sich zwischen Blättern oder am Boden in graubraunen
Kokons; die Puppe weist zahlreiche helle Haarbüschel auf.
Die Heimat des Goldafters ist das paläarktische Gebiet. Etwa
im Jahre 1890 wurde er mit Rosen in den Staat Massachusetts in
Nordamerika eingeschleppt^); 1897 machten sich die Raupen be-
merkbar. Die Bekämpfung und Ausbreitung der ßpown-tail-moth
verlief ebenso wie die des Schwammspinners.
Das wichtigste Gegenmittel ist das Abschneiden und Verbrennen
der Winternester; gegen Arsenmittel verhält sich die Goldafterraupe
ebenso wie die des Schwammspinners. Im kleinen ist auch das Auf-
suchen und Vernichten der Eierschwämme wirksam.
Einige Euproctis-Arten treten in der orientalischen Region'*) schäd-
lich auf, so E. minor Snell. und flavata Cram. am Zuckerrohr,
E. divisa Wlk. (frifst im Mai-Juli, zur Zeit der Holzbildung, die Rinde
und Blätter der jungen Triebe ab; daher selir schädlich) und latifaseia
Wlk. an Tee, E. g-uttata Wlk. an Rizinus, E. flexuosa Sn. an China-
rinde.
Dasychira Stph.
Vorderflügel grau, in der Mitte mit dunklen Querliuien ; Hinterflügel
des Weibchens kürzer als Hinterleib. Raupe mit Rückenbürsten und
Haarpinseln.
') Froggatt, Austral. Insects p. 252—253.
2) Gkevillius, Beih. Botan. Zentralbl. Bd. 18, Abt. 2, p. 222—322, 8 Fjgn.
3) Feknäld & KiRKLAND, THg Brown-taü moth. Boston 1903, S», 73 pp., 14 pls.;
Howard, Farmers Bull. 264, 1906; siehe auch die Literatur über den Schwammspinner.
*) KoNiNGSBERGER, Meded. 22, 1898, p. 21—22; Meded. 6, 1908, p. 45; Watt a. Mann-,
Pests and blights of Tea plant, 2-1 ed., 1903, p. 216—219.
384 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
D. pudibunda L. Rotseh wanz. Vorderflügel weiisgrau, mit zwei
dunklen Querlinien und dunkelgefleckten Fransen ; Hinterflügel sclimutzig-
gTau mit verwaschener Binde-, Mai, Juni. Raupe grünlicli gelb mit
samtschwarzen Einschnitten, auf viertem bis siebentem Ringe gelbe
Bürsten, auf dem elften Ringe ein roter Haarpinsel. Eier bläulich-
grün, in Haufen an Rinde von Wald- und Obstbäumen. Ende Juni
beginnt sie ihren Frafs in der Krone mit Skelettieren der Blätter;
später frifst sie aus diesen grofse Stücke heraus. Im Oktober Ver-
puppung in Bodendecke oder Gestrüpp ; Puppe schwarzbraun, mit rot-
braunem Hinterleib, mit gelblichen Haaren, in lockerem Gespinst. Raupe
und Puppe öfters von Cordyceps-Arten befallen. Nur in Forsten merk-
lich schädlich, namentlich an Buchen. Raupe frifst im Notfall auch
Nadelhölzer an, geht selbst an Wolfsmilch.
D. selenitiea Esp. Vorderflügel braun, mit weifsem Mondfleck
und weifser AVellenlinie , die sich hinten in gröfseren weiisen Fleck
auflöst ; Hinterflügel schwärzlich , hell gerandet. Raupe schwarz , auf
schwarzen Warzen schwarzgraue Haare, auf viertem bis achtem Ringe
je eine gelbgraue , oben schwarze Bürste : auf erstem Ringe ein
schwarzer Haarpinsel, auf elftem zwei solche ; von Juni bis April normaler-
weise an Esparsette und Platterbse, ist aber auch schon an jungen
Lärchen und Kiefern schädlich geworden.
D. mendosa Hb., misana Moore und thwaitesi Moore schaden
in Indien, Ceylon und Java gelegentlich an Tee, Kaffee usw.
D. horsüeldi Saund.; Indien, an Tectona-Bäumen.
Hemerocampa Dyar.
Weibchen ungeflügelt. Nordamerika.
H. leueostig-ma Sm. a. Abb. W^hlte marked Tussoek moth').
Männchen grau mit dunklen Querlinien und je einem weifsen Fleck
auf Vorderflügeln-, Weibchen grau-, Juli, August. Das Weibchen legt
seine Eier auf das verlassene Gespinst und bedeckt sie dick mit weifser,
schaumiger, erhärtender Masse. Ende Mai des nächsten Jahres erscheint
die Raupe , die zuerst die Blätter von oben skelettiert , dann ganz
verzehrt. Sie ist grau mit rotem Kopf, schwarzem Rückenstreifen und
je einem gelblichen Seitenstreifen. Auf dem ersten Ringe stehen zwei,
auf dem elften ein schwarzer Haarpinsel, auf dem Rücken vier weifse
Bürsten, dahinter zwei rote, ausstülpbare Warzen. Ende Juni, Anfang
JuH verpuppt sie sich an Rinde in losem Gespinst. Schädlich nament-
lich an Alleebäumen -. Linde, Kastanie, Ahorn usw. Die Eiermassen sind
zu sammeln, die Raupen abzuklopfen und durch Klebringe am Wiedsr-
aufbäumen zu verhindern. Sie sind sowohl gegen Berührungs- wie
gegen Magengifte sehr widerstandsfähig.
H. vetusta Boisd.2). Californien, an Eiche, Lupinus arboreus,
Apfel- und Kirschbäumen, bei Massenauftreten auch an andern Laub-
bäumen, Sträuchem und selbst Kräutern. Die junge Raupe bohrt zu-
erst in den jungen Blättern, ihren Stielen und in Blüten, später in den
jungen Früchten , oberflächlich , aber auch bis ins Kerngehäuse vor-
dringend. Häufig vernarben später die Wunden i sie können aber auch
die Entwicklung der Früchte verhindern und so die Ernte sehr beein-
1) Felt, New York State Mus., Bull. 109, 1907.
2) VoLCK, Univ. California agr. Exp. Stat. Bull. 183, 1907.
Lj^mantriiden (Lipariden). ßgg
trächtigen. Die ältere Raupe frifst nur Blätter; bei sehr starkem Auf-
treten kann sie Kahlfrafs herbeiführen, Bekämpfung wie bei voriger.
Orgyia 0. (Notolophus Germ.),
Vorderflügel rotbraun mit weifsem Fleck. Männchen schmächtig;
Weibchen dick, Flügel verkümmert oder fehlend. Raupen gelblich
behaart, mit Haarbürsten auf den mittleren Ringen : auf erstem, viertem,
fünftem, elftem Ringe verschieden gefärbte Haarpinsel, Puppe fein
behaart, in lockerem Gespinste, auf dem gewöhnlich die Eiablage statt-
findet.
O. antlqua L, Schlehen- oder Aprikosenspinner, Lastträger.
Weibchen mit Flügelstummeln, Erwachsene Raupe aschgrau mit
feinen rotgelben und weifsen Längslinien und Wärzchen, Die vier
Rückenbürsten bei den kleineren männlichen Raupen gelb , bei den
gröfseren weiblichen braungelb ; Pinsel schwarz ; 25 — 35 mm lang. Die
Raupen fressen den ganzen Sommer über in mehreren, nicht unter-
scheidbaren Brüten an verschiedenen Laub- und Nadelhölzern, manch-
mal merklich schadend; selbst Kahlfrafs an 15— 40 jährigen Fichten
und Kiefern wird berichtet. Auch an Rosen hier und da schädlich.
Die Puppe verspinnt sich in losem, mit den Haaren der Raupe durch-
setztem Kokon an Stämmen, zwischen einzelnen Blättern usw. Das
Weibchen erwartet gewöhnlich auf dem Gespinst sitzend das Männchen ;
man findet beide den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein.
Die Überwinterung geschieht in der Hauptsache wohl in der Eiform,
Bekämpfung: Vernichten der Kokons und der Eierhaufen. — Auch im
Osten der Vereinigten Staaten von Nordamerika.
O. gonostig-ma F, Männchen am Vorder- und Aufsenrande der
Vorderfügel mit einer Reihe weifser Flecken; Weibchen ohne Flügel.
Raupe schwarz, rotgelb gestreift mit weifs oder gelb behaarten Wärz-
chen und rotem Halsringe ; Haarpinsel nur auf erstem und elftem Ringe.
Biologie wie vorige, nur seltener.
O. postiea Wlk. ^ ), Auf Java und Ceylon an Kaffee , Hevea
und Tee.
Einige Arten schaden auf Java ^) an Zuckerrohr, so Aroa soerus
Hb., Laelia subrufa Sn., Procodeca adara Moore, Psalis seeuris Hb,,
letztere noch mehr an Reis,
Teia anartoides Wlk, ^), Wattle moth, Australien. Ursprünglich
an Akazien : jetzt aber auch an verschiedenen eingeführten Pflanzen,
insbesondere an Apfelbäumen, deren Blätter die Raupen skelettieren,
an Pelargonien usw. Weibchen ungeflügelt, legt seine Eier auf das
verlassene Gespinst.
Hj^ogynma (Penthophera) mopio L, Trauerspinner*), Flügel
des Männchens schwärzlich, durchscheinend, mit schwarzen Rippen und
dunklen Fransen ; Weibchen mit verkümmerten, helleren, gelb gefransten
Flügeln. Raupe samtschwarz, mit gelben Ringen und Seitenstreifen
1) Watt a. Mann, 1. c. p. 213.
-) KoNiNGSBERGER, Meded. 6 p. 45, 46; Deventer, Dierlijke vijanden van het
suikerriet, p. 90—93, PL 14, fig. 1—8, p. 98—101, PI. 15, fig. 6—10.
=*) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 7, 1896, p. 757—759, 1 PL — Frbnch,
Handb. destr. Ins. Victoria Vol. 3, 1900, p. 95—99, PL 47.
*) Sa.iö, Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 4, 1894, S. 100. — Aigner-Abafi, 111.
Zeitschr. Entom. Bd. 5, 1900, S. 201—202.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 25
386 Macrolepidopteren, Grofssclimetterlinge.
und grofsen, sternhaarigen rotgelben Knopfwarzen. Südosteuropa,
Kleinasien. Raupe in drei Brüten an Gräsern; in Ungarn schädlich
geworden auf Wiesen und an Weizen.
Cuetliocaiupideii (Tliauiiietopoeiden), Prozessioiisspinner.
(Thaumetopoea Hb.) Cnethocampa Stph.
Ziemlich klein, plump, graulich mit dunklen Wellenlinien auf
Vorderflügeln und helleren HinterÜügeln. Fühler zweireihig gekämmt.
Rollzunge fehlt. Vorderkörper stark wollig behaart; Hinterleib plump,
abgestutzt, beim Weibchen mit Afterwolle. Hinterschienen nur mit
Endsporen. — Raupe IGfüfsig, 30 — 40 mm lang, lang und locker grau-
gelb behaart, mit 4 — 11 samtartigen Flecken, „Spiegeln", auf Hinterleib,
die mit winzigen, mit Widerhaken versehenen Gifthaaren bedeckt sind,
dadurch Menschen und Tieren gefährlich. Die Raupen leben gesellig
in Nestern, von denen aus sie in ,Prozessionen' zur Frafsstelle laufen.
C. (Th.) pinivorana Tr. Kiefern-Prozessionsspinner. Vorder-
flügel gelblichgrau, hinterer Querstreifen scharf gezähnt. Mitte der
Stirne nackt, mit hahnenkammähnlichem Fortsatz. Raupe grüngrau,
mit samtschwarzen, rotgelb gerandeten Spiegelflecken. Norddeutsche
Tiefebene östlich der Elbe, besonders an den Ostseeküsten. Falter in
Mai, Juni; Eier weifs, spiralig um ein Nadelpaar gelegt, mit den Deck-
schuppen der Afterwolle rolirkolbenartig umhüllt. Raupen befressen
zuerst die vorjährigen Nadeln, erst später gehen sie aus Not an die
Maitriebe; sie bauen kein eigentliches Nest, leben aber gesellig und
wandern auch am Tage in meist einreihigen Prozessionen. August,
September verpuppen sie sich dicht gedrängt in aufrecht stehenden
Kokons in der Erde; das Puppenlager mit flachem Gespinst bedeckt.
Überliegen der Puppe nicht selten , sogar bis ins vierte Jahr. Vor-
wiegend in schlechtwüchsigen , lockeren und besonders in jüngeren
Kiefernbeständen, daher für diese nicht ungefährlich. Die Verpuppungs-
nester sind zu zerstören, ebenso, wo möglich, die Prozessionen.
C. (Th.) Dityoeampa SchiflP. Pinien-Prozessionsspinner. Stirne
wie vorher ; Vorderflügel weifsgrau, hinterer Querstreifen kaum gezähnt.
Raupe schieferblau bis schwärzlich, Spiegelflecke wie vorher. Mittel-
meerländer, südliche Alpen. Falter im Juli; Eier wie vorher an ver-
schiedenen Pinus-Arten. Raupen überwintern in Nestern in der Krone,
daher Herbst- und Frühjahrsfrafs. Verpuppung wie vorher.
C. (Th.) ppoeessionea L. Eielien-Prozessionsspinner. Stirne
geschlossen dicht behaart , ohne Fortsatz ; Vorderflügel gelbgrau mit
schwarzgrauen Querstreifen ; Hinterflügel gelblichweifs, mit braungrauem
Querstreifen. Raupe graublau mit dunklerem Rückenstreifen und
rötlichbraunen Spiegelflecken, unten grünlich hellgrau. — Weitaus die
häufigste Art, in ganz Europa. Falter August, September. Eier weifs,
100—200 Stück in einer Platte, die von einem mit Deckschuppen des
Hinterleibes vermischten Kitt überzogen wird, an Eichen, vorzugsweise
an frei stehenden älteren Bäumen, an Stellen mit glatter Rinde.
Räupchen schlüpfen zur Zeit des Laubausbruches aus, gesellig, fressen
nachts, ruhen am Tage, häuten sich an geschützten Stellen, besonders
unter abgehenden Asten. Sie überziehen ihre Wege am Baume mit
Gespinst; aus den Ruhe- und Häutungsstellen werden so nach und
nach bis kinderkopfgrofse, mit Kot and Häuten durchsetzte Nester, zu
Cnetliocampiden. Ceratocampiden, Notodontiden. ßgy
denen die Raupen immer wieder in mehrreihigen Prozessionen zurück-
kehren, selbst wenn sie zum Frais an einen andern Baum gewandert
waren, auch hierbei ihre Strafse durch Gespinstfäden bezeichnend. Ver-
puppung : Juli, August im Nest, in dichten, ovalen, braunen Kokons. —
Feinde: Fledermäuse (Falter), Kuckuck und Raubkäfer (Raupen und
Puppen), Meisen (Eier und Puppen). — Abwehr: Nester abbrennen,
Prozessionen mit dünnflüssigem Teer überstreichen.
Dreata petola Moore ^). Java, an Zuckerroln-, Mais und Gräsern;
Raupen in der Jugend gesellig, später einzeln.
Ceratocampiden.
Fühler der Männchen nur zu etwa ^Is gefiedert.
Die gelblichgrünen, dunkel gestreiften Raupen von Anisota sena-
toria Sm. a. Abb. und rubleunda F. ^) , mit zwei langen , schwarzen
Hörnern auf zweitem ßrustring und zalilreichen kurzen, schwarzen,
dornigen Höckern an der Seite und dem Hinterende, schaden in Nord-
amerika oft recht beträchtlich durch Kahlfrafs an Wald- und Allee-
bäumen, besonders Ahorn.
Notodontiden.
Männchen mit kammzähnigen , Weibchen mit sägezähnigen oder
gewimperten, kürzeren Fühlern; Vorderflügel länglich dreieckig,
Hinterflügel schwächer, kleiner, oft mit vorspringendem Zahn am
Innenrande ; Leib plump , stark behaart ; Beine kurz , Schenkel lang
wollhaarig; Abendtiere; Flügel in der Rulie dachförmig, Vorderbeine
meist ausgestreckt. — Raupen verschieden gestaltet, an Holzgewächsen.
Phalera Hb.
Vorderflügel silberglänzend, mit sehr grofsen gelben Flecken in
der Spitze. Raupen dünn behaart.
Ph. bueephala L. Mondfleek. Vorderflügel aschgrau mit gTofsem,
gelbem Mondfleck an der Spitze und dunklen gewellten doppelten Quer-
linien; Hinterflügel gelbweifs. Raupe schwarzbraun mit zehn unter-
brochenen gelben Längsstreifen und gelben Querbändern auf jedem
Ringe , fein gelb behaart, 5 — (3 cm lang. Falter in Mai- Juli ; Raupen
von Juni bis September an Pappeln, Linden, Weiden, Eichen, auch
gelegentlich an Obstbäumen , in der. Jugend gesellig (Fig. 245) , später
einzeln , entblättern gern einzelne Äste. Öfters Kahlfrafs in Weiden-
hegern. Puppen ohne Gespinst in Erde.
Dauima banksiae Lew. ^). Victoria (Australien). Sehr schädlich
an jungen Banksien, die oft getötet werden; alte werden nicht an-
gegangen. Eier an Blättern oder jungen Zweigen. Puppe in der Erde.
Anticyra eombusta Moore*). Java, gemein auf Zuckerrohr.
1) KoNiNGSBERGER , Mcded. 22, p. 28; Deventer, l.'c. p. 89-90. fig. 35, PL 13
fig. 4-7.
2) Howard & Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 110, 1909, 7 pp., 3 fig.
3) Frexch, 1. c, p. 121-123, PI. 53.
•*) KoNixGSBERGER, Meded. 6 p. 53; van Devexter 1. c. p. 93 — 96, PI. 14 fig. 8 — 14.
25*
388
Macrolepidopteren, Grolsschmetterlinge.
Dataua ministra Drury. Falter hellbraun, Vorderflügel mit 3 — 5
braunen Querlinien; Hinterflügel blafsgelb. Raupen, Yelloiv-necled
Apple-tree Caterpillar, gelb und schwarz gefleckt, Kopf schwarz, Hals-
scliild gelb. Nordamerika. Eier zu
etwa 100 in flachen Kuchen an Unter-
seite von Apfel- und anderen Blättern.
Raupen schlüpfen von Ende Juli bis
Mitte August aus , skelettieren zuerst
die Blätter von der Unterseite , später
fressen sie gesellig die ganzen Blätter
von der Zweigspitze nach dessen Basis
zu. In der Ruhe halten sie sich mit
den vier Bauchfufspaaren fest und
krümmen Vorder- und Hinterende
nach oben; beunruhigt, schlagen sie
]iiit beiden hin und her. Verpuppung
im Herbste in der Erde.
Symmerista (Edema) albifrons
Sm. a. Abb. Nordamerika. Raupen
mit grofsem, dickem, gelbem Kopfe
und vergröfsertem roten achten Ringe,
manchmal sehr schädlich an Eiche^
bis zu Kahlfrai's. Puppe überwintert
in Erde.
Heterocampa manteo Dlbdy. ^).
Nordamerika, gelegentlich schädlich an
Eiche.
Schizura (Oedemasia) eoncinna
Sm. a. Abb. Kopf und vergröfsertes
viertes Segment der Raupe rot. An
Laubhölzern , auch an Obstbäumen.
Pflaumenblätter wurden mitsamt den
daran sitzenden Blattläusen gefressen.
Stauropus alternus Wlk.'"^). Indien, Ceylon, Java; auf Kaffee,
Tee, Kakao , Mangifera und anderen Bäumen.
Fig. 245. Junge Raupen des Mond-
flecks, an Eichblatt fressend; nat. Gr.
Dicramira B.
Augen nackt; Körper wollhaarig; Zunge kurz; Hinterschienen nur
mit Endsporen. Flügel ganzrandig, sehr kurz gefranst, weifslich.
Raupen 14 füfsig, nackt; Kopf grofs, flach, in der Ruhe in erstes Glied
zurückgezogen; auf viertem Ring pyramidenförmige Erhöhung; auf
Afterring zwei lange Röhren (umgebildete Nachschieber) , aus denen
bei Berührung weiche , mit riechender Flüssigkeit getränkte Fäden
hervortreten (Schreckmittel); auf Laubhölzern. Puppe in sehr festem
Gespinst aus Holzspänen.
D. vinula L.^) Grol'ser Gabelschwanz. Vorderflügel mit dunkel-
gTauen, matten Zickzacklinien; Hinterleib weifsgrau, auf jedem Ringe
dunkle unterbrochene (:iuerbinde. Mai bis Anfang Juli. Raupe grün;
1) Hooker, Proc ent. See. Washington Vol. 10, 1908, p. 8—9.
-) KoNiNGSBEKGER, 1. c. : Watt a. Manx, 1. C. J). 183^ — 185, fig. 12.
3) Balducci, Bull. Sog. ent. Ital. Vol. 36, 1904, p. 117-122, 1 PL; Maetelli, Boll.
Labor. Zool. gen. agr. Portici Vol. 3, 1909, p. 239—260, fig. 12.
Bombyciden. Eupterotiden. Sphingiden, Schwärmer. 3g9
Kopf braiin, rot gerandet ; Nacken- und Rückenfleck graubraun, letzterer
weils gerandet; 7 cm lang-, Juli-September an Weiden und Pappeln.
Puppe überwintert.
Bombyciden.
Ociuara dileetula Wlk. und sig-nifera Wlk. auf Java ^) an Ficus-
Arten, u. a. an F. bergmanniana und elastica.
O. lewinii Lew. ^). Australien, an Eucalyptus. Die Raupen leben
gesellig und spinnen die Blätter zusammen; sie haben schon kleinere
Wälder vernichtet.
Andraca bi punctata Wlk. Buneh eaterpillar^). Indien, an Tee ;
sehr schädlich. Eier zu 50 — 200 an Blattunterseite. Raupen fressen
gesellig und entblättern ganze Büsche. Tagsüber sitzen sie in dichten
Massen an Zweigen.
Eupterotiden.
Eiipterote g-eminata Wlk. *). Ceylon. Raupen gesellig an Baum-
wolle; nachts fressen sie, tags ruhen sie gemeinsam in Klumpen.
Sphingiden, Schwärmer^).
Grofse , kräftig gebaute Schmetterlinge , glatt anliegend behaart.
Nebenaugen fehlen; Fühler prismatisch, in Hakenborste endigend;
Rollzunge lang, kräftig. Hinterleib schlank, kegelförmig. Vorderflügel
schmal, spitz, Hinterflügel auffallend klein, mit Haftborste; an Hinter-
schienen zwei Paar Sporen. Die Schwärmer fliegen abends mit pfeil-
schnellem, laut surrendem Fluge und saugen schwebend an Blumen.
Raupen sehr grofs, dick, nackt, bunt, 1(5 füi'sig, mit Afterhorn. Puppe
in der Erde. In allen gemäfsigten und warmen Zonen; in Mitteleuropa
spärlich vertreten.
Die grofsen, bunt gefärbten Raupen werden im allgemeinen natür-
lich sehr leicht gesehen und infolgedessen auch oft als Schädlinge
berichtet. Doch treten sie mit vereinzelten Ausnahmen gewöhnlich in
so geringer Zahl auf, dafs von einem ernstlichen Schaden nur sehr
selten die Rede sein kann , trotzdem selbst eine einzelne infolge ihrer
Gröfse lokal argen Frafs verursachen kann.
Theretra g-noma F. (Chaerocampa butus Br.)**). Indien; an Reben-
blättern fressend.
(Hippotion) Chaerocampa celerio L. Grofser Weinschwärmer.
Raupe braun oder grün, am vierten und fünften Ringe weifs gepunktete
Augenflecke, vom sechsten Ringe an jederseits eine hellere Linie. In
Südeuropa hier und da an Rebe, in Deutschland selten, in Australien
') KoNiNGSBERGER, Meded. 6, 1908, p. 54, 55.
'"') Froggatt, Austral. Ins. p. 255, fig. 123.
3) Watt a. Mann, 1. c. p. 180—183, fig. 10, PL 5. fig. 1.
*) Green, Trop. Agric. Vol. 33, 1909, p. 321.
^) Wir folgen in der Anordnung der grossen „Revision of the . . . Sphingidae",
von W. Rothschild und K. Jordan (Novit, zool. Vol. 9, SuppL, Tring 1903). Die
dort gegebenen Namen führen wir immer an erster Stelle an; falls aber andere
Namen allgemein gebräuchlicb sind, werden diese durcb den Druck, wie üblicb,
hervorgehoben.
6) Stebbing, Ind. Mus. Not. Vol. 6, 1903, p. 74.
390 Macrolepidoptereü, Grofsschmetterlinge,
aber sehr schädlich. In Mombo ^) (Deutsch- Ostafrika) fralsen die Raupen
Teile von Baumwollpflanzungen kahl.
(Pergesa) Ch. elpenor L. Mittlerer Weinschwärmer. Raupe grün
oder braun, fein dunkel gestrichelt ; Augenflecke am vierten und fünften
Ringe mit mondförmigem, braunem, weifs gerändertem Kern ; Afterhorn
kurz, breit; Juni bis September. Auch in Mitteleuropa nicht selten an
Rebe : in Gärtnereien an Fuchsien schädlich geworden ^).
(Celerio) Deilephila lineata F. Die var. livornica Esp. in Frank-
reich , Südrufsland , Algier , Tunis ^) schädlich an Rebe. In Texas *)
die typische Form an junger Baumwolle in verunkrauteten Feldern.
Bei stärkerer Vermehrung geht die Raupe auch an die verschiedensten
anderen Gartengewächse; eine solche tritt nach Riley und Giard ein in
Jahren der Maxima von Sonnenflecken , folgend auf Heuschrecken-
Epidemien; bei letzteren werden aDe Kräuter dezimiert bis auf solche,
von denen sich die Raupe des Schwärmers ernährt; diese Kräuter ver-
mehren sich daher sehr stark und mit ihnen die Raupen.
Acosmeryx aneeus Stoll. ^). Java , hier und da schädlich an
Manihot utilissima, die sie ganz kahl fressen können.
Deilephila (Daphnis) hypothous Cr. Java^j, an Chinarinde-
bäumen oft durch Kahlfrafs sehr schädlich.
D. (D.) nerii L. Oleanderschwärmer "). In Deutsch-Ostafrika an
Cinchona-Hybriden , und zwar gerade an kräftigeren Pflanzen recht
merkbaren Frais verursachend, nicht aber erheblich schädlich.
(Chpomis) Chaerocampa erotus Cr.'). Australien; an Reben und
Bataten.
Cephonodes (Cyphonodes) hylas L.^). Orientalische Region.
Falter "Wespen-ähnlich. Raupe auf der Malayischen Halbinsel und auf
Java an Kaffee.
(Sphinx L.) Smeriiithus Latr.
Kopf und Körper wollig behaart; Fühler spindelförmig; Rüssel
schwach, weich. Flügel mit zackigem Rande, werden in der Ruhe
halb erhoben getragen und sehen dann vielfach trockenen Blättern
ähnlich. Raupen gekörnelt , an jeder Seite sieben Schrägstriche , auf
Laubhölzern.
(Sph.) Sm. oeellatus L. Abendpfauenaug-e. Vorderflügel violett
rötlichgrau, hell und dunkel gezeichnet; Hinterflügel karmesinrot mit
schwarzem, veilblau geringeltem Auge ; Mai, Juni. Raupe bläulichgrün
mit weifsen Punkten und Schrägstrichen; Hörn blau; 8 — 9 cm lang;
Juni bis September an Pappeln, Weiden, Schlehen, Birnen, besonders
gern aber an jüngeren Apfelbäumen, oft in sehr grofser Zahl. So
wurden 1906 in Gnlngräbchen (Kgr. Sachsen) in drei Wochen mehr
als 3000 Stück von Apfelbuschbäumen abgelesen, ohne dafs sie da-
1) VossELKH, Ber. Land- u. Forstwirtsch. D.-O.-Afrika Bd. 2, S. 411.
2) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1890, S. 653.
8) Giard, Bull. Soc. ent. France 1904, p. 203—205.
*) Sanderson, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 46, 1904, p. 95.
^) KoNiNGSBERGER, Meded. Dept. Landbouw Nr. 6, 1908, p. 53.
«) Ber. Land- u. Forstwirtsch. D.-O.-Afrikas, Bd. 2, S. 29, 244, 424; Bd. 3, S. 114.
'') French, 1. c. Vol. 2, 1893, p. 109—112, PI. 29; Froggatt, Austral. Insects,
Sidney 1908, p. 237.
^) Delackoix, Maladies des Cafeiers, 2^6 ed., Paris 1900, p. 132; Konixgsberger 1. c.
Sphingiden, Schwärmer. ggj^
durch ausgerottet wurden^). Besonders schädlich in Baumschulen
dadurch, dais sie mit Vorliebe die Leitzweige entblättern. Raupen
derart gefräfsig, dafs eine einzige ein junges Apfelbäumchen in 4—5 Tagen
entblättern kann. In der Ruhe sitzen sie meist lang ausgestreckt an
den Trieben entlang und sind dann schwer zu sehen. Eier, wie es
scheint, einzeln an Blättern.
(Mimas, Dilina) Smerinthus tiliae L. Lindenschwärmer. Raupe
grün mit gelben, oben rot gesäumten Schrägstrichen; ö — 8 cm lang;
auf Linden usw. ; geht nicht selten auf Kernobstbäume über.
Leucophlebia llneata Westw. ^). Java ; Raupen oft in grofser
Zahl an Zuckerrohr, dessen Blätter sie abfressen.
(Compsogene) Calymiiia panopus Cr.^). Java; an Mangifera spp.
schädlich.
(Hyloicus Hb.) Sphinx 0.
Hinterleib scharf zugespitzt, dorsal mit schwarzer Längslinie auf
hellerem Grunde , farbig geringelt. Fühler an Spitze mit Haarpinsel ;
Zunge sehr lang ; Flügel ganzrandig. Raupe glatt, Kopf zurückziehbar.
(H.) Sph. pinastri L. Kiefernschwärmer, Tannenpfeil. Grau,
mit schwarzen Strichen und Flecken auf Vorderflügeln; Hinterleib an
den Seiten schwarz und grau gebändert; Juni, Juli. Raupe bunt;
hellgrün, mit roter, gelber, brauner, schwarzer Zeichnung; Hörn an der
Spitze gespalten ; 8 — 9 cm lang ; Juli bis Herbst an Nadeln von Kiefern,
Fichten und Lärchen. Puppe überwintert. Eier grünlich, einzeln oder
in Gruppen an Nadeln.
(H.) Sph. lig-ustri L. Ligusterschwärmer*). Vorderflügel dunkel-
braun ; Hinterflügel rosenrot, mit drei schwarzen Bändern. Raupe hell-
grün, Schrägstriche weifs und violett; Hörn oben und an Spitze schwarz,
untere Hälfte gelb; 10 — 12 cm lang; von Juli an an Liguster, Syringen,
Schneeball usw., aber auch an Johannisbeeren ^) und in Baumschulen •*).
In Italien an Reben, in Australien '') sehr häufig in Gärten und Büschen.
Auch diese Raupe ist trotz ihrer Gröfse und Buntheit im Freien sehr
schwer zu sehen. Parasit: Chaetolyga xanthogastra Rond. ^).
Ceratomia (Daremma) eatalpae Bdv. ^). Nordamerika, an Catalpa-
Bäumen. In dem Mafse, in dem die Bäume immer zahlreicher angebaut
werden, verbreitet und vermehrt sich auch die Raupe und wird immer
schädlicher. Eier in Massen bis zu 1000 Stück an Unterseite der
Blätter. Raupen zuerst gesellig, später zerstreuen sie sich; sie
fressen nicht selten die ganzen Bäume kahl. Im Norden treten sie
in 1 — 2, im Süden in 3 — 4 ineinander greifenden Brüten auf. Für ge-
wöhnlich genügen die natürlichen Feinde , unter denen die amerikani-
schen Kuckucke, Schlupfwespen {Apanteles congregatus Say., MicropUtis
eatalpae Ril.) und Raupenfliegen die wichtigsten sind , um die Art in
Schach zu halten.
1) Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1906, S. 302.
2) KONINGSBERGEK, 1. C. p. 54; VAN Deventer, 1. c. p. 86—87, PL 13 Fig. 1.
^) KONINGSBERGER, 1. C. p. 53.
*) NoEL, Le Naturaliste (2) T. 30, 1908, p. 166—167.
^) Jungner, Jahresber. Sonderaussch. Pflanzenschutz D. L. G. 1901, S. 209.
«) SoRAUER, ibid. 1899, S. 211
•J) Froggatt, Austr. Ins. p. 238—9.
8) Tarnani, Hör. Soc. ent. Ross. T. 37, 1904, p. XIX— XX.
^) Howard & Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 96, 1907.
392 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
Protoparce (Phlegetontius) quinquemaeulatus Haw. (celeus Hb.).
Tobacco-, tomato-worm. Nord- und Mittelamerika; die Raupe der
schlimmste Feind des Tabaks ; auch der Tomate gefährlich. Falter
in Mai, Juni. Eier einzeln an Blattunterseite; nach 3—8 Tagen kriecht
die Raupe aus, die nach 3 — 4 Wochen erwachsen ist. Zwei Brüten im
Norden, vier im Süden. Puppen überwintern. Bekämpfung: Ablesen;
Spritzen mit Arsenmitteln, gegen die die älteren Raupen viel weniger
empfindlich sind als die jungen. Auch die Schmetterlinge kann man
vergiften, indem Blüten von Stechapfel über die Felder verteilt werden,
in die man eine Mischung von einer Unze Kobalt, V4 Pinte Melasse
und einer Pinte Wasser gespritzt hat; die davon saugenden Falter
gehen zugrunde. Verschiedene Hjmienopteren , Pilz- und Bakterien-
krankheiten befallen die Raupe.
Pr. (Phl.) sexta Joh. (carolina L.). Wie vorige, aber mehr nach
Süden.
Psilogranima menephron Cr. (Pseudosphinx discistriga Wlk. ^j.
In Indien zugleich mit Hyblaea puera und Pyrausta machoeralis sehr
schädlich in Teakwäldern, oft Kahlfrafs.
Aclierontia 0. Toteiikopf.
Plump, dick, wollig behaart; Fühler kurz, dick, an der Spitze mit
Haaren; Rüssel stark, kurz; Flügel in der Ruhe dachförmig, Hinter-
flügel gefaltet.
A. styx Westw. Asien , orientalische Region , Philippinen. In
Indien ^) an Sesamum indicum und Dolichos spp. ; 2 — 3 Brüten.
A. atropos L.^). Europa. Falter an der gelblichen totenkopf-
ähnlichen Zeichnung auf der Brust leicht kenntlich. Raupe gelb oder
grün mit blauen Schrägstrichen, oben vom vierten Ringe an schwarz-
blau punktiert; Hörn S förmig gekrümmt; bis 15 cm grofs; von Juli
bis September auf Kartoffeln und verwandten Pflanzen, auch an Jasmin.
In Sachsen soll sie von Kartoffeln an einen Apfelbaum übergegangen
sein und dessen Blätter verzehrt haben*).
A. laehesis F. Java^), an Tabak, manchmal sehr schädlich.
Herse (Protoparce) eonvolvuli L.**). Paläarktische und orien-
talische Region ; in Europa unschädlich ; in Indien an Bataten und
Sonnenblumen, auf Java an allerlei Zierblumen; der Falter kommt
hier vielfach in die Wohnungen und wird da des Abends recht lästig.
Auf Hawai und in Australien eingeschleppt, auch hier schädlich an
Bataten und anderen Ipomoea spp.
H. (P.) cing-ulata F. ''). Hawai, Antigua, Leeward-Inseln, Australien;
an Bataten.
1) Stebbing, Insects that affect forestry, \). 52—55.
") Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India Vol. I, 1!J07, p. 154, fig. 40.
3) V. Aigner-Abafi, 111. Zeitschr. Ent. Bd. 3—5, 1898—1900.
*) Jahresber. Sonderaussch. Pflanzensch. D. L. G. 1902, S. 146.
^) KOSINGSBERGEK, 1. C. p. .")4.
®) Maxwell-Lefrov, 1. c. p. 155; Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. 14, 1903,
p. 1019 — 1020; Koningsberger, 1. c. p. 58; van Dine, Rep. Hawai agr. Exp. Stat. 1907,
p. 43-44.
'') Froggatt, 1. c. ; van Dixe, 1. c.
Hesperiden, Dickkopfschwäriner. Megathj'miden. 393
Hesperiden, Dickkopfscliwärmer.
Eine kleine Familie , die zwischen den Tag- und Nachtfaltern
(Rhopaloceren und Heteroceren) steht. Kleinere Falter von plumpem Bau ;
Kopf rauh behaart, breit; infolgedessen die Fühler weit getrennt, mit
Haarpinsel an Wurzel und mit Endkolben. Hinterflügel manchmal mit
Haftborste.
Carcharodus (Spilothyrus) aleeae Esp. ^). Malvenfalter. Raupe
grau, dunkler Rücken-, heller Seitenstreifen, fein behaart; auf erstem
Ringe gelbe Zeichnung; Europa; rollt Malvenblätter zusammen.
Erioiiota thrax L. -). Java , auf Palmen , besonders auf Elaeis
guinensis und auf Musa-Arten.
Auf Java^) leben mehrere Hesperiden-Raupen an Zuckerrohr, Mais
und Reis, so (TeHcota) Pamphila augias L. und dara Koll., Hesperia
philino Möschl., Parnara eonjuneta H. S., P. mathias F. (auch in
Indien^); sie rollen Blätter seitlich ein und verlassen den so gebildeten
Köcher nur zum Fressen; Puppe ebenfalls in der Rolle.
Pamphila augfiades (Feld.) und Erynnis sperthias Feld. Australien ;
an jungen Palmen in Gärten^).
Hidari irava Moore *'). Sumatra, Kahlf rafs an Kokospalmen ; auch
auf Java (?).
Calpodes ethlius Cr. ''). Südliches Nordamerika, Cuba ; öfters Ver-
wüstungen anrichtend in Feldern von bronzierten Canna-Varietäten ;
grüne werden , offenbar ihrer härteren Blätter wegen , nicht befallen.
Die Raupen rollen Blätter zusammen und durchbohren sie. Eier einzeln
oder in Häufchen von 5 — 7 an Blattunterseite; nach 4— (3 Tagen die
Raupe, die oft von Krankheiten befallen wird, trotzdem sie ihren Kot
aus den Blattrollen herausschafft. Drei Brüten.
Eudamus proteus L. ^). Tropisches Amerika, im Norden bis Florida,
an Leguminosen , besonders Erbsen und Bohnen , aber auch an Kohl,
Rüben usw. Mehrere Brüten im Jahre. Eier rund, gerippt, in Gruppen
von 1 — 6 an der Unterseite der Blätter. Die an auffällig verengtem
Halsschilde kenntliche Raupe frifst zuerst frei an den Blättern, dann
rollt sie sich zum Schutze einen Blattzipfel ein (bean leaf roller).
Telicota (Padraona) palmarum Moore (chrysozona Ploetz.). Indien,
Raupe an Dattel- und Kokospalmen.
Megatliymiden.
Megathymus yueeae Boisd. und Le C. Nordamerika; Raupe bohrt
in Yuccawurzeln.
1) Eckstein-, Zeitschr, Pflanzenkrankh. Bd. 6, 1890, S. 17—19, 1 Fig.
-) KONINGSBERGER, 1. C. 55.
3) VAN Devexter, 1. c. p. 78 — 88, PI. 12; Koxingsberger, 1. c. p. 56.
*) Maxwell-Lefrot, 1. c. p. 153, fig. 39.
5) Froggatt, Austral. Ins. p. 228, fig. 109, 110.
^) Koxixgsberger, 1. c. p. 56.
') Chittendex, lt. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 54, 1905, p. 54—58, fig. 18. —
Cook, ibid., Bull. 60, 1906, p. 70-
8) Quaixtance, Florida agr. Exp. Stat. Bull. 45, 1898, p. 5.5—60. — Chittexden,
U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 33, N. S., 1902, p. 92-96, fig. 20. — Cook, ibid.
Bull. 60, 1906, p. 70.
394 Macrolepidopteren, Grolsschmetterlinge.
Lycaeiiideii, Bläuliiige.
Kleinere Tagfalter. Fühlerwurzel ohne Haarpinsel, Fühlerende kolbig
verdickt. Augen oben und unten winklig, am Rande weifs beschuppt.
Vorderbeine kleiner als übrige, mit einfachen Endhaken •, Hinterschienen
mit einem Sporenpaar. Männchen meist auf Flügeloberseite lebhaft
gefärbt, Unterseite und bei Weibchen beide meist düster, braun. —
Raupen unten flach, Rücken hochgewölbt , asselähnlich , fein und kurz
behaart. Puppe hängt gestürzt, mit einem Faden befestigt.
Lycaena F.
Männchen meist blau, Weibchen braun; Unterseite der Flügel mit
zahlreichen kleinen Augen ; Fühler schwarz und weifs geringelt. Raupen
gewöhnlich gi'ün mit gelblichen oder dunklen Längsstreifen, im Hoch-
sommer an Schmetterlingsblütlern, an Blättern und Früchten, vielfach
an Kleearten, aber ohne merkbar zu schaden. Puppe überwintert.
Falter im Mai und Juni.
Polyommatus (Chrysophanus) baetieus L. ^). Ceylon-, Raupen in
den Hülsen von Crotalaria.
Zephyrus (Theela) betulae L.^). Oben schwarzbraun, unten bräun-
lichgelb mit bräunlicher , hinten weifs eingefafster Querbinde ; Vorder-
flügel beim Weibchen mit grofsem, rotgelbem Fleck; Hochsommer.
Raupe grün mit doppeltem , gelbem Rückenstreifen , gelblichweilsen
Schrägstreifen und braunem Kopfe ; 27 mm lang ; im Mai und Juni an
Blattunterseite von Zwetschen, Pflaumen, Aprikosen.
Callophrys (Theela) rubi L. Oben schwärzlich oder olivenbraun,
unten grün mit weifser Punktreihe auf Hinterflügeln. Raupe hellgrün
mit gelbem , dunkel gesäumtem Rückenstreifen , hellen Seitenstreifen
und Flecken, an Him- und Brombeeren, Birnbaum, Rosen ^) und Esparsette.
Thecla F. (Uranotes Scudd.).
Augen behaart; Flügel oben braun, unten desgleichen mit schmalem,
weifsem Querstreifen.
Th. pruni L.^). Vorderflügel oben mit verwaschenen rotgelben
Querflecken, Hinterflügel mit rotgelben Randflecken; letztere geschwänzt.
Raupe blafsgrün , Kopf gelb , dunkle Rückenlinie , gelbe Schrägstriche,
acht braun punktierte Fleischhöcker; 23 mm lang: Mai, Juni an
Zwetschen und Pflaumen; läfst sich leicht abklopfen.
Th. (Ur.) melinus Hb. ^). Nordamerika, ursprünglich an Astragalus
mollissimus (loco weed), von da an verschiedene Leguminosen, besonders
Bohnen, aber auch Erbsen, übergegangen; ferner in der Blüte von
Mais, namentlich aber ein ernstlicher Feind der Baumwolle. Die Raupe
bohrt die Schoten bzw. Kapseln an und frifst sie aus; an Baumwolle
bohrt sie auch in den Kapselstielen. Parasit: Anomalon pseiidargiola
How.
Calycopis eeerops F. (Thecla paeas Hb.); mit voriger an Baum-
wolle.
1) Green, Trop. Agricult. Vol. 24, 1*J05,
2) NoEi-, Le Naturaliste Vol. 31, 1909, p. 220.
3) V. Schilling, Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1899, S. 164.
*) NOEL, 1. C.
6) Sanderson, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 33, 1902, p. 101-102, fig. 24
Bull. 46, 1904, p. 94—95; Farm. Bull. 223, 1905.
Lycaeniden, Eläulinge. Nymphaliden. 395
Catachrysops enejus F. ^). Cliina, Australien, Südseeinseln, Indo-
malayische Region. In Indien an Cajanus indicus , Vigna catjang,
Phaseolus mungo, Ph. trilobus. Raupe in den Hülsen, Puppe an
denselben. Mehrere Brüten.
Tirachola isoerates F. ^). Indien, an Punica granata, Eriobotrya
japonica, Psidium guayava, Randia dumetorum. Ei an Kelcli; Raupe
und Puppe in den Früchten.
Amblypodia sp.^) Raupen auf Java an Kaffee, fressen Hülsen
und Stiele der unreifen Bohnen ab.
Jalmenns evagforus Don. und ietinus Herv. *). Australien, erstere
an der Küste, letztere im Innern •, gemein an Akazien, die sie oft völlig
kahl fressen. Ameisen besuchen sie in Massen, um ilnre Ausscheidungen
aufzulecken und schützen sie daher vor ihren Feinden.
Nymphaliden.
Vorderbeine zu klauenlosen „Putzfüfsen" verkümmert; Hinter-
schienen mit einem Sporenpaar ; Fühlerwurzel ohne Haarpinsel ; Flügel
häufig gezähnt oder eckig, die hinteren umfassen den Leib. Meist
grofs , bunt. Raupen dornig oder mit weichen Fortsätzen. Puppe
gestürzt.
Die grünen, gelb und dunkel gestreiften Raupen der Unterfamilie
der Satyrinen (europäische Gattungen Coenonyinpha, Epinephele,
Pararge, Melanagria usw.) leben von September bis Mai auf Wiesen-
gräsern. Sie bleiben ziemlich klein (15 — 35 nmi) , wachsen langsam
und fressen daher wenig und kommen immer nur spärlich vor, so dafs
sie nur theoretisch zu den Schädlingen gerechnet werden können. Auf
Java^) kommen an Zuckerrohr vor Mycalesis mineus L. und Cyllo
leda L. ; auf Palmen, besonders auf Elaeis guineensis, lebt die Raupe
von Elymnias undularis F. ; auch sie sind kaum schädlich zu nennen.
Discophora eelinde Stell. **). Java, Zuckerrohr. Raupen zahlreichv
fressen gesellig ; da sehr gefräfsig, ist der Schaden nicht unbedeutend.
Zwei erwachsene Raupen fressen in einem Tage etwa 350 qcm Blatt-
fläche; eine Anzahl Raupen kann eine Pflanze in wenigen Tagen
kahl fressen. Auch auf Kokospalme und Bambus.
Amathusia phidippus L. ^). Java, an Pisang und junger Kokos-
palme.
Ergolis ariadne L.^). Java, an Blättern von Ricinus communis,
hier und da schädlich.
Vanessa F.
Augen behaart ; Fühlerkeule allmählich verdickt ; Saum der Vorder-
flügel geschwungen; Mittelzelle aller Flügel durch feine Querader ge-
schlossen. Raupe mit langen, ästigen Dornen. Puppen eckig.
V. antiopa L, Trauermantel. Ganze nördliche Halbkugel;:
^) Maxweli.-Lefr<jv, 1. c. p. 149.
-) id., 1. c. p. 150, figs. 35—36.
3) KONINGSBERGER, 1. C. p. 32.
') Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. 13, 1902, p. 716—717. PI. 3 figs. 14, 15.
5) VAN Deventer, 1 c, p. 70—73, PL 10; Koningsbekgek, 1. c, p. 59.
6) VAN Deventer, 1. c, p. 73 — 98, PL 11; Koningsberger, L c, p. 58.
'') Koningsberger, L c, p. 58.
^) Koningsberger, 1. c. p. 59.
396 Macrolepidopteren, Grofsschmetterlinge.
schädlich nur m einigen Teilen Nordamerikas an Ulmen ; aber auch an
Weiden, Pappeln, Birken, Celtis occidentalis usw. Befruchtete Weibchen
überwintern, legen Mitte Mai bis zu 450 Eier in abwechselnden Reilien
um Zweige: nach 12 — 15 Tagen schlüpfen die Räupchen aus, die ge-
sellig, anfangs dicht nebeneinander fressen; Ende Juni verpuppen sie
sich: im Juli fliegen die Falter der ersten Brut, der noch eine zweite
und dritte folgen. Die späteren Brüten von immer geringerer Be-
deutung, da die Zahl der Raupen infolge natürlicher Feinde (Schlupf-
wespen, Tachinen, Raubkäfer und -wanzen) immer mehr abnimmt.
Bekämpfung: befallene Zweige abschneiden und die Raupen vertilgen.
V. polychloros L. Grofser Fuchs. Rotbraun, dunkelbraun,
schwarz und blau gezeichnet. Raupe zuerst schwarzgrau , stark be-
haart: nach der ersten Häutung gelbe Dornen: später wird sie braun-
grau und graublau, mit mattgelben Streifen, zwischen den Dornen feine,
weifse Härchen , bis 45 mm lang. — Überwinterte Weibchen legen im
Mai ihre Eier an dünnere Zweige, oft in solcher Menge, dafs sie diese
umgeben, ähnlich wie die des Ringelspinners ; jedoch fehlt der sie ver-
bindende Kitt, Die Raupen fressen gesellig, indem sie die Blätter von
Zweigspitzen zu einem lockeren Neste zusammenspinnen; später ver-
lassen sie es am Tage um zu fressen, kehren aber abends wieder
zurück; im Neste finden auch die Häutungen statt. Zur Verpuppung
trennen sie sich ; sie findet an Stämmen, Zäunen, Mauern und andern
geschützten Stellen statt; von Ende Juni an die Falter. E. Taschenbekg
führt mehrere Parasiten an. — Die Nester sind abzuschneiden. — An
Obstbäumen, Ulme, Pappel, Weide usw.
V. Jo. L. Tagpfauenaug-e ^). Falter braunrot mit groi'sem Augen-
fieck an Spitze jedes Flügels. Raupe schwarz, bedornt, dicht weifs
punktiert, gewöhnlich an Brennesseln, doch auch an Hopfen, hier nicht
selten einzelne Pflanzen kahl fressend. In Drahtanlagen sind sie leicht
abzuklopfen, in Stangenanlagen zerstört man die Nester mit der Raupen-
fackel.
Auch andere Arten dieser und der nächstverwandten Gattungen
Averden gelegentlich an Kulturpflanzen gefunden, so V. eardui L. an
Artischoke bei Nizza und Bohne (Bulgarien), V. (Polj'gonia) C-album
L. an Hasel, Beerenobst und Hopfen-), V. (Pyrameis) atalanta L.^)
an Ramie (Urtica nivea und tenacissima) in Algier, ohne aber im all-
gemeinen ernstlich schädlich zu werden.
Die grünen , mit Dornen oder Höckern versehenen Raupen der
Gattung Limenitis F. (Eisvögel) leben auf Geisblatt (L. sibilla L. und
camilla Schiff.) oder auf Pappeln; praktisch unwichtig.
Melanitis ismene Cr. und Junonia almana L.: Indien*), an Reis,
erstere auch an Andropogon sorghum.
Von Java^) sind noch zu erwähnen Ergolis ariadne L. auf
Rizinus, Acraea vesta F. und Hypolimnas misippus Kby auf
Erythrina, Doleschallia bisaltide Cr. auf verschiedenen Zierpflanzen
^) V. ScHiLLiN-o, Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1892, S. 321, 3 Fig.; Zirngiebi.,
Feinde des Hopfens, Berlin 19U2, S. 2—3, Fig. 1.
'^) ZiRNGiKiJL, 1. c. p. 8—4. Fig. 2.
3) RiviERE, Cult. Colon. 1903, Nr. 125, p. 289.
*) Maxwei.i.-Lefhov, 1. c. p. 147, fig. 33, p. 148. fig. 34.
^) KoxiNGSBERGER, Med. "s Lands Plantentuin 22. 1898, p. 30—31; Meded. Dept.
Landbouw 6, 1908, p. 58-59.
Pieriden, Weifslinge. ßgy
(Croton, Codiaeum usw.). Acraea andromaeha F. in Australien an
Passionsblumen ^).
Eurytela dryope Cram. -). Deutscli-Ostafrika ; Raupe an Rizinus,
sehr zahlreich in Mai, September; eigentümlich gekrümmt, gTün, wenig
dunkel gezeichnet, zwei lange, bestachelte Hörner auf dem Kopfe, zwei
Reihen verzweigter Stacheln auf Rücken.
Euptoieta Claudia Cr. ^). Nordamerika, an jungen Pensees und
an Passionsblumen ; die Falter gleichen den Schaden der Raupen zum
Teil wieder aus durch Befruchtung der Blumen.
Pieriden, Weifslinge.
Mittelgrofs, weifslich oder gelblich : Hinterflügel umfassen den Leib ;
Hinterschienen mit einem Sporenpaar. Eier einzeln oder in Kuchen,
birnenförmig, gerieft, sitzen mit dem dickeren Ende auf. Raupen
schlank, kurz und dünn behaart. Puppen hängen sich mit einem
Faden um die Leibesmitte auf (Gürtelpuppen). — Auch von dieser
Familie werden sehr häufig Arten als schädlich berichtet, lediglich weil
sie an Kulturpflanzen gefunden worden sind oder werden. Mit wenig
Ausnahmen treten sie aber so spärlich an solchen auf, dafs von einem
wirklichen Schaden keine Rede sein kann.
Lepticlia (Leueophasia, Pieris) sinapis L. Senfweifsling:.
Weifs, Vorderflügelspitze beim Männchen grau bestäubt ; Unterseite der
Hinterflügel grünlichgelb mit zwei verloschenen grauen Querbinden;
Mai bis August. Raupe grün mit gelben Seitenstreifen ; 3 cm lang ;
Juni, August, September, in zwei bis drei Brüten an Platterbsen, Horn-
klee und Kleearten, nicht an Senf. Puppe gelb mit rotbraunen Seiten-
streifen und weifsen Atemlöchern; die der letzten Brut überwintert.
Terias (Eurema) heeabe L. Java; in manchen Jahren in sehr
grofsen Mengen und dann schädlich auf Leguminosen, entblättert häufig
die in den Kafteepflanzungen als Schattenbäume dienenden Albizzien.
Catopsilia eroeale Cr. ebenda auf Cassia florida^).
Pieris teutonla F. (Belenois java Sparm.) entblättert in Australien
von Zeit zu Zeit die Capparis-Bäume und -Sträucher ^).
Pieris Schrk. (Pontia F.).
Flügel dicht und deutlich gefranst.
Die Weifslinge treten in Europa in zwei bis drei Brüten auf; die
Puppen der letzten überwintern. Eier an Blattunterseiten der Nähr-
pflanzen. — Feinde und Parasiten sind zahlreich. Das Geflügel frilst
die Raupen selir gern, kann aber infolge zu reichlichen Frafses er-
kranken und selbst sterben ; auch Sperlinge stellen den Raupen lebhaft
nach. P. Marchal*') beobachtete, dafs Nymphen von Nabis lativentris
(einer Schreitwanze) die Eier von P. brassicae aussaugten, und ver-
mutet, dafs deren Larven ebenso leben. Zahlreiche Schlupfwespen belegen
Eier , Raupen und Puppen mit ihren Eiern ; am bekanntesten ist
^) Froggatt, Austr. Insects, 1908, p. 215.
2) VossELER, Ber. Land- u. Forstwirtsch. Deutsch-Ost-Afrika, Bd. 2, S. 421.
3) Chittenden-, U. S. Dept. Agric. Div. Ent. Bull. 27, N. S., 1901, p. 80-81.
*) KoNiNGSBEKGEii, Med. 6, p. 67.
5) French, Destr. Ins. Victoria Pt 3 p. 101—104, PI. 49.
6) Bull. Soc. ent. France 1900,, p. 330.
398
Macrolepidopteren, Groisschmetterlinge.
Apanteles glomerahis Reinh., der nicht, wie man früher glaubte, die junge
Weifslingsraupe, sondern die Eier mit seinen Eiern belegt ^) ; seine Püpp-
chen verspinnen sich in gelben Kokons auf der absterbenden Raupe
(die sogenannten „Raupeneier").
Die Bekämpfung in kleineren Verhältnissen erfolgt am besten durch
möglichst frühzeitiges Ablesen der Raupen, bei P. brassicae auch der
Eierhäufchen , und der Puppen. Im grofsen ist Arsen als Spritzmittel
oder Köder anzuwenden, Superphosphat , Kalk usw. auf die Pflanzen
gestäubt, soll die Raupen töten, ebenso heifses Wasser (50 — 55 " C).
Nicht selten werden bei Pieris-Arten grofse Züge wandernder
Schmetterlinge beobachtet.
P. napi L. Rapsweifsling" (Fig. 24(3). Weifs, Adern dunkel be-
stäubt • Weibchen mit zwei schwärzlichen Flecken hinter der Mitte der
Vorderfiügel ; Hinterflügel unten gelb mit schwarz bestäubten Rippen.
Raupe grün, mit weifsen Wärzchen, schwarzen Pünktchen und gelben
Seitenstreifen ; 30 mm lang ; Juni,
Spätsommer an verschiedeneu
Kohlarten , Raps , Reseda usw.
Puppe grüngelb , schwarz ge-
fleckt, Eier einzeln, grünlich. —
Auch in Nordamerika einheimisch.
P. rapaeL. Kleiner Kohl-
weif sling-. Gelblichweifs ; Vor-
derflügel an Spitze schwärzlich,
beim Männchen mit einem, beim
Weibchen mit zwei schwärzlichen
Flecken. Eier einzeln, gelb. Raupe
mattgrün, mit gelben Rücken -
und Seitenstreifen • 30 mm lang ;
an Kreuzblütlern, Reseden, Tro-
paeolum usw. ; an Kohlarten geht
die Raupe besonders gern in die
Herzen, die sie nicht nur zer-
frifst, sondern noch mehr durch
ihren Kot verdirbt. Der Schaden
in Europa ist gerade nicht von
besonderer Bedeutung, um so
mehr aber der in Nordamerika-),
wo die Raupe zu den schlimmsten
Gemüsefeinden gehört und der
schlimmste Schädling des Kohl-
baues ist. Etwa 1856 oder 1857
wurde sie in Canada einge-
schleppt: jetzt findet sie sich als
„imported cabbage worm"
bis in die Südstaaten, besonders schädlich aber immer noch im Norden,
wo um 1895 Provancher den Schaden allein bei der Stadt Quebec
auf jährlich 240000 $ schätzte. Im Norden folgen sich bis zu drei
Brüten, im Süden bis sechs und mehr; die ganze Entwicklung dauert
3 — ^5 Wochen.
Fig. 246. Eapsweifsling (nacli Curtis).
1) Fabre, Eevtie des questions scientifiques. Louvain 1908.
2) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 60, 1905,
pp.
figs.
Pieriden, Weifslinge. 399
Die Raupen wurden in Amerika, allerdings im Zuclitkäfige, dabei
beobachtet, wie sie die Eier eines Eulenschmetterlings frafsen;
Chittenden und Russell ^) glauben, dafs auch auf diese Weise die ein-
geborenen "Weifslinge (P. napi und protodice) von der eingeschleppten
Art verdrängt würden.
P. protodice Boisd. Nordamerika, besonders in den Südstaaten;
von voriger vielfach verdrängt.
P. brassleae L. Grofser Kohlweirslingr -). Weifs, Vorderflügel,
Wurzel und Spitze schwarz, ein schwarzer, auf den Vorderrand der
Hinterflügel übergehender Wisch ; beim Weibchen mit zwei schwarzen
"Flecken. Hinterflügel unten gelb, innen grau bestäubt. Raupe bläulich-
grün, schwarz punktiert, mit gelben Rücken- und Seitenstreifen,
35 — 40 mm lang; Juni, August, September. Eier zuerst grünlich, dann
gelb, in Kuchen nebeneinander. Die Raupen der ersten Brut leben
wohl vorwiegend an wildwachsenden, erst die der zweiten Brut an den
verschiedensten angebauten Kreuzblütlern, auch an Tropaeolum, Lev-
koyen usw. •, sie verzehren die ganzen Blätter bis auf die starken Mittel-
rippen, Zur Verpuppung verlassen sie die Nährpflanzen, um an
Bäumen, Mauern, Zäunen usw. in die Höhe zu kriechen. In manchen
Jahren ungeheuer schädlich. — Auch in Indien, hier aber nur gelegent-
lich und wenig schädlich.
Aporia Hb.
Flügel mit sehr kurzen, kaum sichtbaren und weit auseinander-
stehenden Fransen besetzt.
A. crataeg"! L. Baumweifsling"^). Weifslich, Rippen schwarz;
Juni, Juli. Raupe unten blaugrau, oben mit drei schwarzen und zwei
rotbraunen Längsstreifen; 40 — 45 mm lang; an Obstbäumen und
wilden Rosaceen, auch an Eichen. Eier in Kuchen bis 150 an Blatt-
oberseite; Gestalt wie bei Pieris. Nach etwa 14 Tagen kriechen die
Räupchen aus, die die Blätter bis auf die Rippen befressen. Ende August
spinnen sie aus Blättern die sog. „kleinen Raupennester", in denen
sie überwintern. Im Frühjahr verfertigen sich die Raupen ein grofses
Nest, von dem aus sie zuerst die aufbrechenden Knospen, später die
Blätter zerfressen. Erst kurz vor der Verpuppung, Ende Mai, trennen
sie sich. Puppe hellgrünlich , mit schwarzer Zeichnung und gelben
Flecken. — Bekämpfung: Abbrennen der Nester im Winter. — Der
Baumweifsling zeigt in seinem Auftreten ein merkwürdiges An- und
Abschwellen. In den neunziger Jahi'en des vorigen Jahrhunderts wurde
er in Deutschland zusehends seltener, bis er zuletzt fast ganz verschwand.
Von 1903 etwa an wurde er wieder häufiger, um in der letzten Zeit
wieder abzunehmen.
Neophasia menapla Feld. *). In Canada und dem Nordwesten der
Vereinigten Staaten, auch auf der Insel Vancouver mehrere Male recht
schädlich an Pinus-Arten (ponderosa, Douglasii, monticola). Die be-
>) U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 66, 1908, p. 65.
2) Schipper, Tijdschr. Plantenziekt. V, 1899, p. 1—11, 3 Tav., 3 figs. — Monticelli,
Boll. Labor. Zool. agr. Portici Vol. 1, 1907, p. 170-224.
3) Eckstein, Zool, Jahrbb., Abt f. Syst., Bd. 6, 1892, S. 230—240. — Eocquignv-
Adanson, Feuill. jeun. Nat. T. 31, 1900, p! 26—27; T. 32, 1902, p. 223, 248. — Aigner-
Abapi, Zeitschr. wiss. Ins. Biol. Bd. 1, 190-5, vS. 204—209. ~ Wahl, Elugbl. 12, k. k.
Pflanzenschutzstation Wien, 1906.
*) Howard, ü. S. Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 7, N. S., 1897, p. 77—78.
400 Macrolepidopteren, Grofssclimetterlinge.
fallenen Bäume trugen keine Zapfen oder gingen ganz ein. Schweine,
die in den befallenen Wäldern weideten, starben; ihr Magen erwies
sich als ganz von den Schmetterlingen gefüllt.
Papilioiiiden.
Hinterflügel mit nur einer Dorsalader, am Innenrande ausgeschnitten;
Hinterschienen mit einem Sporenpaare. Raupen baut, mit einer aus dem
ersten Brustringe vorstreckbaren, lebhaft gefärbten und stark riechenden
Fleischgabel. Gürtelpuppe. Grofse, lebhaft gefärbte Schmetterlinge,
die in den wärmeren Gebieten der Erde ihre Haupt- Entwicklung er-
reichen.
Papilio L.
Gelb , schwarz gezeichnet ; Hinterflügel gewöhnlich geschwänzt.
Raupen dick, fleischig, nackt. Puppen vorn mit zwei kurzen Spitzen,
eckig.
P. maehaon Ij. SehwalbenseJiwanz. Hinterflügel mit blauer
Binde und rotbraunem Augenfleck am Afterwinkel. Raupe grün mit
schwarzen, rot gefleckten Bändern, 40 — 45 mm lang, in zwei Brüten,
Juni, August, an Schirmblütlern, manchmal in solchen Mengen, dafs
ganze Beete, z. B. von Möhren, kahl gefressen werden. Puppe über-
wintert. Vorwiegend in Südeuropa und Süddeutschland , in manchen
Jahren aber auch in Norddeutschland so häufig, dafs schädlich.
P. podalirius L. Seg-elfalter. Raupe dick, grün, gelb gestreift
und braun gefleckt, 30 — 40 mm lang, gelegentlich an Obstbäumen. Noch
mehr südlich als vorige Art.
P. demoleus L.') (Fig. 247). Schwarz mit vielen gelben Flecken ;
Hinterflügel ungeschwänzt, mit rotem, blau und schwarz umrandetem
Auge am Afterwinkel und einem blauen Augenfleck am schwarzen
Rande. Raupen anfangs braunschwarz, vorn und hinten gelblich, in
der Mitte der Oberseite mit weifser V förmiger Zeichnung, mit zahl-
reichen schwarzen Stacheln, täuschend Vogelkot ähnelnd; nach der
letzten Häutung grün, mit grauen bis gelben oder schwarzen Abzeichen,
ohne Stacheln, nur mit zwei Höckerchen hinter dem Kopfe und am After-
ende, bis 44 mm lang. In Afrika (Transvaal, Natal, Deutsch- Ostafrika,
Sudan) schädlich an Citrus-Bäumen , verzehrt massenhaft Blätter und
Triebe von Sämlingen in Saatbeeten und an tragenden Bäumen; in
Ost-Indien geringerer Schädling an Citrus-Bäumen, Aegle marmelos,
Zizyphus jujuba und Glycosmis pentaphylla; die Raupe bespinnt die
Oberfläche der Blätter, um sich an dem Gespinste festhalten zu können.
Die kugeligen , blafsgelben Eier werden einzeln an Blatt-Unterseiten
gelegt. Puppen an Steinen, Baumstrünken, Gräsern usw. Die ganze
Entwicklung dauert etwa 40 Tage , so dafs sich mehrere Brüten
folgen. — Bekämpfung: Ablesen der schwer sichtbaren Raupen; bei
stärkerem Befall Spritzen mit Arsenmitteln.
P. memnon L. und polytes L. Java^), auf Citrus - Arten,
P. ag"amemnon L. an Anona muricata und Solanum melongena.
') VossELEK, Pflanzer Jahrg. 3, 1907, S. 87—43. — King, 3^1 Ann. Rep. Gordon
Memor. Coli. Kaimhoum, p. 238—239, PI. 32; Maxvvell-Lefiioy, 1. c. p. 152, fig. 38.
-) KONINGSUERGER, 1. C. p. 56 — 57.
Papilioniden.
401
In Australien schaden P. sarpedon L. an Kampferbaum und
P. aegeus L. an den Orangen, letzterer besonders merkbar in Baum-
schulen.
P. g-laueus L. (turnus L.\ Nordamerika; an Obst- und anderen
Bäumen, besonders Apfel und Kirsche. Falter von Mai bis Juli; Eier
einzeln an Blättern. Raupe grün , mit gelb-blau-schwarzem Augen-
Hecke. Verpuppung Anfang August.
P. polyxenes F. (asterius Cram.). Nordamerika, an Sellerie und
anderen Umbelliferen. Raupen grün oder gelblich, schwarz geringelt, gelb
gefleckt; in zwei Brüten; die der zweiten oft recht schädlich.
Fig. 247. Papilio demoleu.s (nach H. H. K
P. thoas Boisd. (cresphontes F.) Nordamerika, im Süden an
Orangen, im Norden an Xanthoxylum americanum. Raupen braun, mit
weiisen, schwarz gekernten Flecken und weifsen Binden. Im Süden
vier Brüten, oft Kahlfrafs bewirkend.
Laertias (Papilio) pMlenop L. Nordamerika, an Aristolochia,
manchmal beträchtlich schädlich.
Dipteren, Zweiflügler.
Mundteile saugend, zum Teil stechend; Fühler lang, vielgliederig
oder kurz, dreigliederig ; Facettenaugen gewöhnlich sehr grols , beim
Männchen noch gröfser als beim Weibchen; meist drei kleine, dicht
beieinander stehende Punktaugen auf dem Scheitel; Kopf auf kurzem,
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band.
26
402
Dipteren, Zweiflügler.
dünnem Halse drehbar. Brustringe verwachsen, Mesothorax am gröfsten;
Vorderflügel (Fig. 248) mälsig grofs , häutig, durchscheinend: an dem
Innenwinkel durch zwei Einschnitte in drei Lappen abgeteilt: die alula
(aufsen), die squamula alaris (Mitte) und die squamula thoracalis
(innen) ; das Geäder sehr ver-
schieden ; immer aber ein
vorderer und ein hinterer Teil
durch einen freien Raum ge-
trennt, der nur von einer
kurzen Querader überbrückt
wird. Hinterflügel zu einem
Paare kleiner , geknöpfter
Schwingkölbchen (Hal-
teren) umgewandelt , deren
Knopf reich an Sinnesnerven
ist; sie liegen häufig unter der
Squamula thoracalis versteckt.
Füfse fünfgliederig, mit Haft-
lappen zwischen den Klauen.
Hinterleib sitzend oder ge-
stielt, fünf- bis neungliederig ;
die letzten Glieder öfters zu
einer Legeröhre umgebildet.
Zwei Tracheenstämme , die mit Luftsäcken in Verbindung stehen.
In der Mehrzahl Eier legend. Verwandlung vollkommen. Larven
ohne echte Beine, höchstens mit stummeiförmigen Anhängen; Kopf
deutlich, mit kauenden Mundteilen, oder, gewöhnlich, rückgebildet,
unsichtbar, mit saugenden Mundteilen: Maden. Puppe frei, sehr be-
weglich, mit erhärteter Cuticula (pupa obtecta) oder in die, ein
Tönnchen bildende, erhärtete letzte Larvenhaut eingeschlossen, dann
selbst aber weich (p. coarctata).
Ungefähr 40 000 Arten bekannt; sicher ungleich mehr vorkommend.
Fig. 248. Geäder eines Dipterenflügels (aus
Leunis). 1—7 1.— 7. Längsader, x Vorder-
randader, i' Wurzelquerader, 2v Querader,
y hintere Quer ader, a Vorderrandzelle, /* Rand-
zelle, c Unterandzelle, fl, e vordere und hintere
Basalzelle, /' Diskoidalzelle , f/ Analzelle,
/( Axillarzelle , i Lappenzelle, '/ — k"" 1. — 4.
Hinterrandzelle, « Flügellappen, ß Afterlappen
des Hinterrandes.
Cyclorrhaplia.
Tönnchenpuppe, die durch eine kreisrunde Spalte nahe dem Vorder-
ende geöffnet wird. Ein Teil der Gruppen mit einer Naht über dem
Ursprünge der Fühler.
Cyclorrhapha Schizophora.
Fühler dreigliedrig, mit Endborste. Das fertige, aber noch in der
Puppenhaut eingeschlossene Insekt hat eine schwellbare Kopfblase,
mit der es die Puppenhaut öffnet; nachher wird die Blase eingezogen;
ihre Stelle wird durch die „lunula" angezeigt.
Holometopa (Muscidae acalyptratae).
Fühlerborste nicht terminal. Wangen von der Stirne nicht
Squamae fehlend oder so klein, dafs sie die Halteren nicht bedecken.
Flügelgeäder einfach ; Hauptnerven fast gerade , so dafs nur wenige
Zellen gebildet werden.
Agromyziden.
403
AgromyzideD.
Klein ; 1 — 3 mm lang,
vor der Flügelmitte , der
Stirne breit, beborstet. Hintere Querader
Mittelquerader sehr genähert, sehr stark
wurzelwärts. Augen und Borste nackt. Hinterleib fünf- bis sechs-
ringelig. Flügel länger als Hinterleib. Endglied der Fühler rundlich.
Weibchen mit gezähntem Legestachel (Fig249). • — Larven elliptisch, vorn
spitz, hinten abgestutzt, zwei knopfartig vorragende Stigmen am zweiten
Ringe, zwei weitere Stigmen auf kleinen runden Platten, die getrennt
voneinander am etwas konkaven letzten Ringe liegen. Bauchseite mit
Kriechwarzen ohne Borsten (siehe auch Ph. aquifolii). Puppe deutlich
geringelt, mit knopfigen Vorder- und Hinterstigmen; flach, etwas
gekrümmt.
Hie erwachsenen Insekten fliegen meistens zweimal im Jahre, in
April — Mai und in August — September; sie nähren sich von Pflanzen-
säften, die sie sich zum Teil durch Anbohren der Blattoberflächen mit
ihrem Legestachel verschaffen i). Ihre Eier legen sie einzeln unter
die Oberhaut eines Blattes. Die ausschlüpfende Larve miniert in
Fig. "249. Legebolirer von Phytomj'za aquifolii (nach Mialf, a. Taylor).
dessen Innerem meist unterseitige, geschlängelte, mit Kot gefüllte Gänge,
die sehr schmal beginnen , sich langsam , gemäfs dem Wachstum der
Made , erweitern und schliefslich in einer grofsen , unregelmäfsig be-
grenzten Platzmine enden. Die Verpuppung findet entweder am Rande
der Platzmine, unterseitig, statt, nachdem die Larve hier die ganze
Blatthaut bis auf die oberste Cutikulaschicht durchgenagt hat, oder
die Larve verläfst die Mine nach unten, um sich an oder in der Erde
zu verpuppen. Die Überwinterung findet gewöhnlich als samenähnliche
Puppe statt.
Der Schaden, den diese Minierfliegen anrichten, ist selten gröfser..
Zur Abwehr kann man die bedrohten Pflanzen zur Flugzeit der In-
sekten mit Petroleumemulsion, Tabakabkochung oder ähnlichen, riechen-
den Stofien spritzen ; die befallenen Blätter sind, soweit möglich, recht
zeitig zu vernichten.
Die Arten sind sehr schwer zu unterscheiden, so dafs wir hier
auf Angabe der Merkmale verzichten, bzw. auf die grofsen Dipteren-
werke ^) verweisen müssen.
1) ScHLECHTENDAHL. Allgem. Zeitschr. Entom. Bd. 6, 1901, S. 193—197; Mialt.
& Taylor, s. Anm. 6 auf S. 404.
2) Meigen, Systematische Beschreibung der europäischen zweiflügeligen In-
sekten (Diptera). Mit Supplement von H. Loew. Aachen und Hamm 1818 — 1838,
1869—1873. 10 Bde. — Schiner, Fauna austriaca. Die Fliegen Österreichs (Diptera).
2 Bde. Wien 1862—1864.
26*
404
Dipteren. Zweiflügler
Phytomyza Fall.
Hinterleib länglich; Diskoidal- und hintere Basalzelle gleich lang,
oder es fehlt die hintere Querader.
Ph. al'flnis Fall, (nigrieornis Macq.) (Fig. 250). Larve gelb,
3 mm lang, in unterseitigen Minen der Blätter verschiedener Pflanzen,
z. B. Luzerne. Rübsen, Clematis'), Chrysanthemum"); in Australien^)
besonders in saftigen Blättern
te^~X* X^''^^ jM (Kohl, Rübsen, Cinerarien und
Allr-^ /cv^A . i^& andere Compositen usw.) und
/ — -— — \ / "Y'^'''^ ,^ ^^r dadurch in Gärten ungeheuer
schädlich. Puppe im Blatt.
Ph. albieeps Meig. ( pisi
Kaltb.). Larven gelbweifs,
8 mm lang, in schmalen,
kurzen Minen von Feldsalat
(Valerianella olitoria). In
Erbsenblättern ^) beginnt die
Mine am Rande, strebt nach
dem Grunde und dringt oft
weit in den Blattstiel, selbst
in den Stengel ein ; oft zahl-
reiche Minen in einem Blatte.
IVühjahrsbrut wahrscheinlich
in wilden Lathyrus - Arten,
Puppe in Erde. Nach
RiTZEMA Bos-'*) leben die Ma-
den von der zweiten Hälfte
des .Juni an zwischen den
noch unentfalteten Blatt-
büscheln an der Spitze der
Erbsentriebe. Sind wenige
Maden vorhanden, oder ent-
wickeln sie sich langsam, so werden sie bei der Entfaltung der Blätter
blofsgelegt und gehen zugrunde. Anderenfalls bleiben die Blätter
kraus, die Blüten können sich nicht entwickeln und verw^elken. Früh-
zeitiges Auslegen der Erbsen kommt der Fliege zuvor.
Ph. aquilölii Gour. (ilieis Kaltb.) 6). Einbrütig; Fliege Ende
Mai, Anfangs Juni; Eiablage in kurzem, zuerst senkrecht, dann wagerecht
ins Blatt dringendem Gang in Blattunterseite, an die Mittelrippe, nahe
dem Blattstiele. Die nach acht Tagen ausschlüpfende Larve bohrt
sich in die Mittelrippe und in dem Mittelgefäfs entlang, nach der
Spitze des Blattes zu. Sie wird 3,5 — 4 mm lang und hat aufser dem
^mjjf
Fig.
1 Mi
Fiff. 2)0. Phytomyza affinis (nacli Tuli.grkx).
[inen mit Puppen (p). 2 Larve mit Muud-
teilen [w). :> Larve von der Seite. 4 Mund-
teile der Larve, ö Puppe.
Stockholm 1905,
^) RiTzioMA Bus, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 4, 1894, S. 222—228.
2) Turj.GUKN, Studier og jakttagelser rörande Skadeinsekter,
p. 41 — 4(5, figs. 10, 11.
3) FuENCH, Destructive insects of Victoria Pt. IIL Sydnev 1900, p. 71—73,
P!. 4e5. — FiioGGATr, Agric. Gaz. N.S.Wales, Vol. 14, 1908, p. 102.J— 1026, 1 fig.
*) Thkobald, Rep. I905'190B, p. 81—88, figs. 10-18. — Coi.lingk, Rep. 1907, p. 45.
^) Verslag over 1899, p. 63 - 64. — Ziekt. Beschädig. Landbouwgewass. D. 11,
p. 96—9«. ^
«) v. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gart.enbau, Jahrg. l's 1901, S. 188, Fig.;
CoLLiNGK, Rep. 1905, p. 41—42; Nukl, Bull. Labor, region. Ent. agr. 1907, 1 ei
trim., p. 11—12; Miall &• Taylor, Trans, ent. Soc. London 1907, p. 259— 288, 20 figs.
Agromyziden.
405
tief in der dreiringeligen Brust steckenden Kopfe noch nenn Bauch-
ringe. An jedem Einschnitte oben und unten unterbrochene Quer-
ringe kleiner Haken. Die Mundwerkzeuge bestehen anfangs aus einem
gröi'seren, mittleren und zwei kleineren, zurückliegenden Haken, später
aus zwei, die Mundöffnung in sich einschliefsenden Oralplatten mit je
zwei Haken; der Vorderhaken der rechten Oralplatte ist der gröfste,
daher die Larve auf der Seite liegend frifst. Nach etwa zwei Monaten
dringt sie in die Blattfläche ein, frifst zuerst die Palissadenzellen, dann
das Schwammgewebe und erzeugt hier grofse, oberseitige Platzminen.
Sie häutet sich im ganzen zweimal, wobei die Haut längs des Bauches
platzt. Im April verpuppt sie sich, Bauchseite nach oben, wobei die
iDeiden Vorderstigmen bereits durch die vorgebildete Ausschlupfstelle
hindurch gesteckt werden. Parasiteil: zwei Ichneumoniden.
Ph. aira Meig. Larven 2 mm lang, durchscheinend grünlich, in
weifslichen, kurzen, breiten Gängen in Kleeblättern, die den Nerv ent-
lang verlaufen, unten beginnen, oben enden.
Ph. chrysanthemi Kowarz. Minen in Blättern von Chrysanthemum,
Amerika, Em^opa (?).
Ph. g-enieulata Macq, (Fig. 251). Larve 2 — 3 mm lang, hellgelb,
in unterseitigen Gangminen in Blättern verschiedenster Gewächse, wie
Erbsen , Steinklee , Sonnenblume , To-
pinambur, Kohlarten, Gurken usw.,
namentlich von Korb- und Kreuzblüt-
lern. BöHNKR^) fand sie am Grunde der
äufseren Rosettenblätter von Möhren in
feinen Gängen. Puppe in der Mine.
Nach Brashnikow ^) dauert die ganze
Entwicklung in Rufsland weniger als
einen Monat, so dafs sich dort fünf bis
sechs Brüten folgen , von denen die
letzten stark durch Ichneumoniden und
Pteromahnen dezimiert werden.
Ph. hellebori Kaltb.^). Ober-
seitige Blattminen in Helleborus, dessen
verschiedene Arten verschieden be-
fallen werden. Puppe im Blatt. Fliege
verläfst dies nach unten. Überwinte-
rung als Larve und Puppe, wobei Kälte
von — 16 bis 17" C überstanden wurde.
Ph. xylostei Kaltb.*). Larven
weifs, 2 mm lang, in geschlängelten
Minen in den Blättern von Lonicera Symphoricarpus. Zwei Brüten.
Fliegen im Mai und im August.
Fig. 251. Fühler von Phytomyza
geniculata, 9 (^^s Bürnek).
Agromyza Fall.
Diskoidal- und hintere Basalzelle getrennt , erstere länger als
vordere Basalzelle. Hinterleib eiförmig, gewölbt.
1) Arb. k. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 5, 1906, S. 289-292, Fig. 8—16.
2) (Russ. Arbeit), Auszug im Zool. Zentralbl. Bd. 5, 1898, S. 234—235.
») Ludwig, F., Zeitschr. wiss. Ins. Biol. Bd. 8, 1907, S. 48—49, 130—131; Bd. 4,
1908, S. 102-103.
*) TrägSrdh, Zeitschr. wiss. Ins. Biol. Bd. 5, 1909, S. 301—304. 11 Fig.
406 Dipteren, Zweiflügler.
A. aeneiventris Fall.^). Mordamerika. in Blättern von Sonnen-
blumen, in Stengeln und Wurzeln von Klee.
A. atra Meig. (g^raminis Kaltb.) Oberseitige Platzminen in Blättern
von Getreide und Gräsern, meistens an der Blattspitze beginnend.
Puppe in der Mine oder im Boden. Hollrung^) beobachtete, dal's
stark vom Roste befallene Weizenpfianzen verschont blieben. Parasit:
Derostenus chriisostotims. — Auch in Iris pseudacorus ^).
A. carbonapia Zett. Platzminen in Klee. Ferner verursachen die
Larven „Markflecke" in verschiedenen Bäumen, vorwiegend in Rot -
erlen, Weiden und Birken, aber auch in Vogelbeeren, Hasel, Pirus-
und Prunus - Arten '^).
A. Ironlalis Meig. Hopfen-Minierfliegre^). Bräunliche, rasch
breiter werdende Minen an der Oberseite von Hopfenblättern; sie be
ginnen an einer Spitze , laufen eine Rippe entlang zur Mittelrippe,
dann wieder eine Seitenrippe entlang und enden in grofsem Fleck:
Juni, Juli. Puppe in Erde.
A. iraeos Dur.''). Minen in Blättern und Scheiden von Iris- Arten,
mit Ausnahme von I. germanica, in Sydenham in England.
A. (Napomyia) lateralis Macq. Minen in Blättern von Chry-
santhemum'')-, in Rufsland bis 6 cm lange Minen in Blättern von Ge-
treide und anderen Gräsern^).
A. maupa Meig. Nach Sajö ^) Minen unter der Oberhaut von
Spargelstengeln; in Zentral-Ungarn sehr verbreitet (siehe auch Ä.
simplexl).
A. nigripes Meig. Anfangs fein geschlängelte, dann fleckenartig
sich über den gröfsten Teil des Blattes erweiternde Minen in Schilf-
rohr^''); auch in Medicago sativa^^). Puppe in Erde. Parasit: Ba-
cnusa tristis.
A. phaseoli Coq.^^). Minen in Stengeln und Blättern von Pha-
seolus- Arten, Australien; sehr schädlich.
A. setiLneri Gir. Die hellgrünliche Larve verursacht glatte, ein-
seitige , knotige Anschwellungen durch Wucherung des Holzkörpers
an jungen Zweigen von Weiden und Pappeln. Larven in Kammern.
A. seutellata Fall. Larven 2 mm lang, gelb, in sehr schmalen,
geschlängelten , oberseitigen Minen in Ackerbohnen und Vogelwicken :
sie sollen auch das Herz junger Haferpflänzchen ausfressen. Puppe in
der Erde.
1) Webster and Mai.t.y, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. '20, N. S., 1899.
p. 72-78.
2) Deutsche landw. Presse, Jahrg. 31, 1904, S. 487—488, 12 Figg.
3) Kalte.xbach, Verh. nat. Ver. preufs. Eheinlde., Jahrg. 19, 1862, S. 61.
*) Nielsen, Zool. Anz. Bd. 29, 1905. S. 221—222; Zool. Jahrbb., Abt. Sj^stem..
Bd. 28, 1906, S. 725-788, 1 Taf. — v. Tübeuf, Nat. Zeitschr. Forst- Landwirtsch.
Bd. 6, 1908, S. 235—241, 4 Fig., führt sie auf Tipuliden-Larven zurück.
'') ZiKNcuEBi,, Feinde des Hopfens. Berlin 1902, S. 47—48, Fig. 24.
6) Theobald, Report 1906/1907, p. 129.
^) Theobald, 2d Rep., London 1904, p. 159. — Cot.linge, Rep. 1905, p. 40, fig. 22.
^) LiNDEMAN, Bull. Sog. Imp Natur. Moscou 1886, p. 9 — 14, Fig.
9) 111. Wochenschr. Ent. Bd. 1, 1896, S. 597—598. — Pkomeiiieus, Bd. 18, 1902,
S. 404.
•0) GouiiEAu, Ann. Soc. ent. France (2) T. 4, 1846, p. 227—280, PI. 8, IIL No. 2.
fig. 10—17. — Naturaliste (2), T. 80, 1908, p. 219—220.
11) S. Kirchner, Krank, u. Beschäd. usw., 2. Aufl., Stuttgart 1906, S. 213.
12) CoQuiLLETT, Proc. Linn. Soc. N.S.Wales Vol. 24, 1899, p. 128 -129. — Feoggatt,
Austral. Insects, p. 309, fig. 149.
Drosophiliden.
407
A. Simplex Loew-V) (Fig. 252). Nordamerika, Europa. Larve 5 mm
lang, milchweils, in Minengängen unter der Oberhaut von Spargelstengeln,
nahe über der Erde beginnend, bis 7 — 8 Zoll in diese hineindringend :
nicht selten werden durch mehrere Gänge die Stengel völlig geringelt.
Puppe in der Mine. Parasit (in Frankreich): Bacmisa Rondanii Giard.
Pig. 252. Agromyza simplex (nach Chittenden). a Larve von der Seite, b Brust-
stigma. c Analstigmen, d Puppe von der Seite, e Puppe von oben, f Stück eines
Spargelstengels mit Beschädigungen und blofsgelegten Puppen, g Fliege.
a-e, g vergröfserfc. /"verkleinert.
Gegenmittel: im Frühjahre einige Spargel als Fangpflanzen schieisen
lassen und sie im Juni, wenn alle Larven verpuppt sind, vernichten
(siehe auch Ä. n/aura!).
A. sojae Zehntn.^). Java, in Blättern der Sojabohne, manchmal
sehr schädlich.
A. tiliae Couden^). Zweiganschwellungen an Tilia americana,
Missouri.
A. trifolii Burg, (diminuta Walk.)^). Nordamerika; Blattminen
an weifsem Klee, Kartoffeln, Kohl (auch Stengelminen) usw.
Drosoi)liilideii.
Kleine plumpe Fliegen von gelber oder schwarzer Farbe. Drittes
Fühlerglied länglichrund, mit lang und einzeln befi.ederter Borste. Erste
Längsader der Flügel einfach und so kurz , dafs sie kaum den dritten
Teil des Vorderrandes erreicht. Vordere Basalzelle mit Diskoidalzelle
verschmolzen. Randader bis zur vierten Längsader reichend. Flügel-
schüppchen fehlen. — Larven recht verschieden gestaltet. Die uns
angehenden meist walzig, kegelig; Schlundgerüst gabelig. Vorderstigmen
becherförmig mit fünfiingerigem Rande, letzter Ring seitlich mit je
zwei konischen Fortsätzen; hinten in Atemröhre verlängert, die zwei
Tracheen einschliefst, deren Ende als kurzes zweites Glied verschiebbar
ist und Randhaare um die Stigmen trägt.
1) SiRRiNE, New York agr. Exp. Stat. Geneva, Bull. 189, 1900, p. 277—282,
5 figs. — Giard, Bull. Soc. ent. France 1904, p. 179—181. — Lesne, ibid. 1905, p. 14.
— Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 66, Pt. I, 1907, p. 1—5, 2 figs.
2) Koningsbergei!, Meded. Dept. Landboviw Buitenzorg, Nr. 6, 1908, p. 26.
•) Proc. ent. Soc. Washington Vol. 9, 1908, p. 34—36, figs.
*) BuRGESs & CoMSTocK, Eep. 1879, p. 200—201 (hier Oscinis trifolii genannt).
— CoQuir.LErT, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 10, N. S, 1898, p. 78. — Chittenden,
ibid. Bull. 33, 1902, p. 77.
408
Dipteren, Zweiflügler.
Der Lebensweise
Gruppen einteilen: 1.
nach können wir die Drosophiliden in drei
in solche, deren Larven in gärenden Frucht-
säften leben, aber auch überreife, besonders verletzte Früchte angehen :
Drosophila lünebris F., die Essigfliege ^ ; Dr. ampelophila Loew)^-,
obseura Fall.^); 2. in
solche, die in Pilzen leben
(Leucopheiiga maeulata
L, Duf.) ; 3, in solche,
deren Larven minieren :
Scaptomyza adusta
Loew^). Oberseitige Blatt-
minen Ende August in
Cruciferen, Amerika. Flie-
gen im Dezember.
Sc. üaveola Meig.*)
(Fig. 253). Desgleichen,
Europa , Amerika. Zwei
Brüten. Parasiten: Cera-
phron n/'ger Gurt., Misco-
gaster cinctipes Walk.
Sc. graminum Fall.^).
Europa , Amerika , ober-
oder unterseitige, geschlän-
, Radieschen), Schmetter-
Fig. 253. Scaptomyza flaveola (nach Chittkndkn)
a Larve, b Puppe, c Fliege, d Fühler derselben.
e Minen, (a — d vergröfsert, e nat. Gröfse).
gelte, in Blase endende Minen in Kreuz-
lingsblütlern (Erbsen, "Wundklee) usw.
(Kohl
Fig. 254. Hydrellia gri-
seola (nach Stein) a Fliege.
h Fühler.
Hydrellinen.
Hydrellia Rob. Desv.
Sehr klein, meist grau; Augen behaart;
zweites Fühlerglied nicht bedornt, Fühlerborste
auf Oberseite lang gekämmt. Flügel länger als
Hinterleib; erste Längsader einfach, hintere
Querader vom Flügelrande entfernt. Anal- und
hintere Basalzelle fehlen. Larven minieren in
Blättern.
H. griseola Fall.^) (Fig. 254). Erzbraun,
dicht grau bestäubt; Untergesicht und Taster
gelb. Fülller schwarz, Stirne und Rüssel braun.
Der zweite Abschnitt der Randader doppelt
so lang wie der dritte. 2,75 mm lang. — Larven
glasartig, 2 mm lang, drei Brüten ; minieren in
») Cai'us, Rev. Viticult. T. 12, 1899, p. 694 ff.; Ausz.: Centralbl. Bakt. Parasiten-
kunde II, Bd. 6, S. 265—266 (an Trauben).
2) FoKHEs, Trans. lUin. St. hört. Soc. 1884 (an Trauben). — Austen, Ent. month.
Mag. Vol. 41 (2. S. 16), 1905, p. 276—278 (an Trauben in Warmhäusern; soll iden-
tisch sein mit Dr. melanogaster Meig.); Van Dine, Rep. Hawaii Exp. Stat. 1907,
p. 44 (an Ananas). — Saundeus, Insects injurious to fruits. Philadelphia 1892, 2^ ed.
p. 1:37 — 138, fig. 144 (in Äpfeln). — Marteei.i, Boll. Labor. Zool. gen. agr. Vol. 4,
1910, p. 163—178, figs. 1—6.
3) Fkoggatt, Austral. Insects, p. 306 (an Tomaten).
*) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 33, N. S., 1903, p. 75—77,
fig. 17.
5) Stein, Berlin, ent. Zeitschr. Bd. 11, 1867, S. 395—397, Taf. 3, Fig. 7—10. —
ScHöYEN. Beretn. over 1897, und spätere Berichte.
H3'drellmeii. Osciniden. 4()^
Blättern von Gerste, Hafer, Gräsern usw., in jungen und alten Pflanzen.
Zuerst erhalten die Blätter gelbe Flecke, später werden sie entfärbt,
zuletzt sterben sie ganz ab. Die Sommerbrut ist die schädlichste , da
sie die Ähren zum Verkümmern bringt. Kopfdünger mit Chilesal-
peter usw. kräftigt die jungen Pflanzen. Mit Fellen überzogene Holz-
stäbe, in die junge Saat gestellt, locken nach Schöyen die Fliegen zur
Eiablage an.
H. ranuneuli Hall.\). Die Maden fügten 1903 der Brunnenkresse
in Mereville grofsen Schaden zu, indem sie in deren Stengeln minierten,
so dafs die Pflanzen abstarben.
Osciniden.
Crassiseta v. Ros,
Flügel sehr kurz; Randader geht bis zur vierten Längsader; auf
drittem Fühlerglied eine dicke, auffallende Borste.
C. (Elaehiptera) eornuta Fall. Glänzend schwarz; zwei breite
graue Längsstreifen auf Brust; Kopf rötlichgelb mit groi'sem, schwarzem,
dreieckigem Fleck auf Scheitel. Fühler rötlichgelb, Borste bräunlich-
schwarz; Beine gelb, Füfse dunkler, 3 mm lang. Von Caki'ENTER^) aus
an der Basis angeschwollenen Gerstenpflanzen gezogen ; Halme zer-
fressen; Puppe in der Scheide. Zwei Brüten.
Lipara Meig.^).
Düster gefärbt, plump. Flügelrand ader reicht bis zur vierten Längs-
ader. Larven verursachen Gallen in Schilfstengeln. Hierbei werden
die zwölf bis fünfzehn obersten Internodien von der durch die
Vegetationsspitze eindringenden und abwärts bohrenden Larve ausge-
fressen, so dafs sie im Wachstum aufhören, verkürzt sind. Auch die
Blattscheiden und -Spreiten sind verkürzt , letztere stark verdickt.
Larve in einer Höhlung in den Internodien.
L. lucens Meig.^). Schwarz. Rückenschild fast bucklig gewölbt,
dicht anliegend filzartig, lichter behaart. Knie gelb. Galle spindelförmig,
bis 15 cm lang, die Höhlung in den Internodien 2 — 3 mm weit, 50
bis 80 mm lang, ihre Wand verholzt. Larve von Juni bis April ; Puppe :
April und Mai, Fliege im Mai und Juni. Parasiten: Pteromalus liparae
Gir. (zerstört bis zu 75 ^lo der Larven) , Polemon liparae Gir. , Pimpla
detrita Holmgr.
Bei L. similis Schin. ist die Wand der Internodien nicht verholzt,
bei L. rufltarsis H. Loew die Form der Galle zylindrisch.
Oscinis Latr.
Klein; schwarz. Untergesicht fast senkrecht, am Mundrande nicht
vortretend. Rand ader reicht bis zur Mündung der vierten Längsader.
Larven in Halmen von Gräsern.
1) Marchat., Bull. Soc. ent. France 1903, p. 236-237, 3 Figs.
") Econ. Proceed. R. Dublin Soc. Vol. 1, 1907, p. 423-425, fig. 2.
•) GiRAUD, Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 13, 1863, S. 1251—1258.
*) Wagner, W., Verb. Ver. nat. Unterhalt. Hamburg, Bd. 13, 1907, S. 120—185,
10 Figg.
410 Dipteren, Zweiflügler.
O. frit L., Fritflieg-e ^). Glänzend schwarz, metalliscli schimmernd.
Fühlerborste durch dichte Flaumhaare weifs schimmernd. Fülse und
Schwinger gelblich; 2 — 3 mm lang. Made weil'slich, querringelig,
2 — 4 mm lang. Puppe walzig, hellbraun, matt glänzend, vorn spitzer, mit
dunklem, sternartigem Fleckchen; Hinterende gestutzt, stärker, quer-
rissig, mit zwei stumpfen Stigmenträgern, 2 mm lang.
O. pusilla Meig.M- Ebenso, nur kleiner und mit gelben Schienen;
Hinterschienen in der Mitte schwarz.
Die sehr lebhaften, mehr hüpfenden und tanzenden Fliegen treten in
drei Braten auf. Die erste, von Ende April an, legt ihre rötlichen Eier
(bis zu 70) einzeln an die Blattunterseiten der Winter- oder jungen Sommer-
saat, besonders von Gerste und Hafer, Die bald auskriechende Larve
bohrt sich ins Herz der Pflanze, bis zum AVurzelhalse, vernichtet den
Sprofsgipfel, nachdem sie vorher die ihn umgebenden Blättchen an der
Basis zernagt hat, Ist die Pflanze schon bestockt, so färben sich die
Blätter gelb oder rot, wie vom Rost befallen; Halm und Scheide bleiben
grün; das Herzblatt welkt, wird fadendünn, weich und läfst sich leicht
herausziehen; der Halm entwickelt am Grunde neue Triebknospen, so
dafs dieser manchmal zwiebelartig anschwillt, wie beim Befall durch
das Stockälchen, Bei günstiger Witterung können sich die Nebentriebe
entwickeln, bei ungünstiger (grofser Trockenheit) sterben die Pflanzen
ab oder bleiben so schwächlich, dafs sie keine normale Ähre bilden
können. Anfangs Juni findet sich die Puppe unten zwischen Blatt-
scheiden und Halm. Nach acht bis zehn Tagen erscheint die Fliege
der zweiten Brut, die in Mitteleuropa vorwiegend Wiesengräser, in
Schweden und zum Teil auch in England aber die Gersten-, seltener
die Haferähren ^), bzw. Rispen befällt, wo die Larve im Juli die noch
weichen Körner aussaugt. Hatten die Ähren noch nicht die Scheide
verlassen, so fand die Eiablage an die kleineren Nebentriebe statt, in
denen die Made wie die der ersten Brut haust. Schon nach drei
Wochen ist sie reif. Im August legt die Fliege der dritten Brut
ihre Eier an die Wintersaaten (Roggen, Weizen) und die Ausfall-
pflanzen, Hier frifst die Made wieder wie die der ersten Brut, so dafs
bei starkem Befalle im Frühjahre braune Stellen auf den Feldern ihre
Tätigkeit verraten. Die Verpuppung findet erst im Frühjahre , Anfang-
April, statt,
Vorbeugung und Bekämpfung. Die Herbstsaat möglichst
spät bestellen, durch Kopfdüngung mit Chilisalpeter zu schnellem
Wachstum anregen; Remek'^) fand noch am 7. Oktober frisch abgelegte
Eier, Die Fliegen der dritten Brut legen dann ihre Eier an Aus-
fallpflanzen und Wiesengräser. Im Frühjahr ist umgekehrt die Be-
stellung möglichst früh vorzunehmen , damit die Pflanzen schon recht
1) AuRiviLi.ius, Ent. Tidskr. Arg. 13, 1892, p. 209—244. — Rörig, Ber. pliysiol.
Labor. V^ersuchsanst. landw. Inst. Halle, Heft 10, 1893, 33 S., 2 Tai — Ritzkma Bos,
Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 223—225. — Wauburtox, Rep. 1900, p. 8. —
Rurig, Biol. Abt. Land- n. Forstwiss. Kais. Gesundheitsamt, Flugbl. 9, 1901. —
Rehberg, Schrift, nat. Ges. Danzig, N. F. Bd. 10, Hft. 4, 1902, S. 72-74, Fig. 4. —
Jungner, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 14, 1904, S. 329. — Tueühald, Rep. 1905/1906,
p. 66—68. — Mac D-iigai.t., Journ. Board Agric. London Vol. 14, 1907, p. 293-300;
Leaflet . . . Nr. 202, 4 pp., 4 figs. — Eine kolorierte Tafel der Unterschiede der
Puppen der wichtigsten Getreidefliegen enthält Hft. 1 der Mitt. Kais. Wilh.-Inst. Brom-
berg Bd. 1, 1910.
^) Dies nach E. Taschesberg auch in Böhmen von Haberlandt beobachtet.
3) Deutsche landw. Presse, Jahrg. 19, 1902, Nr. 24.
Osciniden. 4|;[
kräftig sind, wenn die Frühjahrsbrut sie befällt. Ist Sommersaat sehr
stark befallen, dann mufs sofort nach der Ernte die Stoppel gestürzt
werden, damit die Ausfallpfianzen rasch kommen als Fangpflanzen für
die Herbstbrut; sie sind dann Mitte September unterzupflügen. Ist die
Wintersaat sehr stark befallen, so mufs sie im Frühjahr tief (10 cm)
untergepflügt werden , damit die Fliegen nicht auskriechen können.
Zwischen den Getreidefeldern sind möglichst solche mit anderen Feld-
früchten zu bebauen.
Normalerweise finden sich die Fritfliegen fast überall ganz gemein
auf Wiesengräsern ; nur bei stärkerer Vermehrung gehen sie in solchen
Mengen auf das Getreide, auch Mais, über, dafs sie hier schaden.
O. eolfeae Koningsberger ^). Auf Java ganz allgemein in Kaffee-
pflanzungen; Larve miniert Gänge in den Blättern, die sehr in die
Augen fallen, aber kaum merkbaren Schaden verursachen.
O. theae Bigot^). Gemeinstes Tee -Insekt in Indien und Ceylon.
Die Fliege legt ihre Eier besonders an vorjährige Blätter, in denen
die Larve zuerst grofse Platzminen auf der Oberseite frifst, dann einen
schmalen Gang nach dem Blattrande , wo sie sich verpuppt. Nur
lokal ernstlich schädlich.
O. earbonarla Loew (variabilis Loew) und soror Macq. leben in
Amerika^) fast ebenso wie die europäischen Fritfliegen in Halmen von
Getreide und Gräsern, erstere fast ausschliefslich in Weizen. Die
Larven letzterer wurden aber auch in Erdbeerpflanzen gefunden, in
Samenkapseln von Vernonia noveboracensis und in Wurzeln von Gurken.
Siphonella Macq.
Schwarz oder rostgelb. Untergesicht vorgezogen, am Mundrande
aufgeworfen; sonst wie Oscinis.
S.(Chlorops)pumilionisBjerk.^). Kornfliegre, Aufkäufer. Gelb;
Brustrücken mit drei breiten, schwarzen Längsstriemen. Hinterleib
oben mit brauner Mittellinie und vier breiten , braunen Querbinden ;
Rüssel sehr lang und dünn, mit knieartig zurückgeschlagenen schmalen,
langen Saugflächen. Taster, Fühler und Beine gelb. 3 — 4 mm lang. —
Larve (5 — 7 mm lang, glänzend gelbweifs. In Skandinavien in Korn-
pflanzen. Die Larve frifst seitlich eine Längsfurche in die junge Ähre
und den Halm; die Pflanze bleibt im Wachstum zurück, die Ähre in
der Scheide stecken. Die Herbstbrut in der Wintersaat. In Schweden
einer der gefährlichsten Kornfeinde, der 1883 — 1884 in Gotland für
2 Mill. Kr. Verlust erzeugte. Auch in Frankreich^) beobachtet.
Camarota flavitarsis Meig. (eerealis Rond.)*^). Blauschwarz;
Untergesicht weifs; 2,5 mm lang. Larve und Puppe je mit zwei
grofsen Stigmenhöckern am Hinterende. Larve normalerweise in Halmen
1) Meded. 'sLands Plantentuin 20, 1897, p. 25— ;:i6, PL 3 fig. 1, PI. 6 fig. 5. -
Nach dE Meijkue (Tijdskr. Ent., D. 41, 1908, p. 176) eine Agromvzine.
2) Watt & Mann, Pests and Blights of Tea plant. Calcutta 1908, 2<1 ed.,
p. 238—239, fig. 27.
3) Webster, ü. S. Dept. Agric, Div. Eut., Bull. 42, N. S., 1903, p. 51—62,
iig- 15.
*) LAMPA,_Ent. Tidskr. Agr. 13, 1892, p. 257—274, 1 Taf., 4 figs. — Schüyen (ver-
schiedene Berichte).
6) AuDouiN, Bull. Soc. ent. France 1839, p. XIH-XIV.
6) Maechal, P., C. r. Acad. Sc. Paris T. 119, 1894, p. 496-499; Ausz.: Zeitschr.
Pflanzenkr. Bd. 5, S. 109. — Mik, Wien. ent. Ztg. Bd. 15, 1896, S. 247.
412 Dipteren. Zweiflügler.
von "Wiesengräsern. Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahr-
hunderts wiederholt in Frankreich (Dept. Haute- Garonne) recht schäd-
lich an Weizen. Die Larve bohrt sich in die Halmspitzen und
dann nach unten bis zum ersten Knoten-, hier dreht sie sich um und
verpuppt sich. Die Halme wurden nicht über 30 cm hoch und ent-
wickelten keine Ähre. Fliegen Ende Juli, Anfang August.
Chlorops Meig.
Handader reicht bis zur dritten Längsader. Drittes Fühlergiied
rund. Rückenschild meist schwarz und gelb gestreift. Klein bis sehr
klein. Flügel kurz. Anal- und hintere Basalzelle fehlen. Larven in
Grashalmen.
Chi. lineata F.'). Gelblich; Rücken schwarz mit gelben Längs-
streifen; Hinterleib schwarz, After gelb; Fühler gelb; 3 mm lang. Die
Fliegen legen ihre Eier Ende JVl ai, anfangs Juni einzeln an junge Ge-
treidepflanzen, unterhalb der Ähre. Die nach 14 Tagen ausschlüpfende
Larve nagt dicht unter dieser einen kurzen Gang in den Halm; hier
auch die Puppe. Im September belegt die zweite Fliegenbrut die
Wintersaat mit ihren Eiern. Die befallenen Pflanzen erreichen nur
halbe normale Höhe, bleiben grün, wenn die anderen schon gelb
^verden und entwickeln nur eine kleine, von breiten Blättern umhüllte
Ähre mit dünnen Körnern. Die Wintersaatpflanzen sterben dicht über
der Erde ab und brechen hier um.
Ch. taeniopus Meig. Halmflieg-e. Gelb; Fühler, Stirndreieck,
drei Längsstriemen auf Brust, vier Querbänder auf Hinterleib schwarz ;
3 — 4 mm lang. Made gelbweifs, 5 — 7 mm lang; Nagehaken sehr un-
scheinbar; Stigmenträger am Hinterende als zwei hervorragende vveifse
Punkte sichtbar. Puppe gelbbraun. Mittel- und Nordeuropa, Sizilien,
Sibirien, Ohio. — Die erste Brut fliegt Mitte Mai; sie legt die Eier
einzeln oder zu zweien an die Basis der Oberseite eines Blattes von
Weizen, aber auch von Roggen, Gerste und Wiesengräsern; die Ähre
mufs noch im Halme oder zwischen der Blattscheide stecken. Die
Larve dringt nach innen, saugt vom Grunde der Ähre an abwärts am
jungen Halme, so dafs an diesem eine mifsfarbige Furche bis zu
90 mm Länge, zuerst ganz oberflächlich, später tiefer, mit wallartig
verdickten Rändern entsteht. Der Halm schwillt an, wächst nicht; die
Ähre bleibt in der verdickten Scheide stecken, wird taub oder bringt
nur dürftige Körner zur Reife: Gicht oder Podagra des Getreides.
Ende Juni und im Juli verpuppt sich die Made unten an der Frais-
stelle, über dem obersten Halmknoten. Die von August an fliegende
zweite Brut legt ihre Eier an die Blätter der Wintersaat oder von
Wildgräsern ; hier dringt die Larve bis zum Wurzelhalse vor , wo sie
überwintert, ohne bis jetzt merkbar geschadet zu haben. Im Frühjahr
aber schwellen die befallenen Triebe an der Basis zwiebelartig an, die
Blätter werden breiter; schliefslich sterben sie ab. Die nicht ange-
gangenen Teile wachsen indes normal empor und verdecken jene, so
dafs der Schaden nicht sehr sichtbar ist.
Gegenmittel: Zeitige Aussaat der Sommenmg, später der Winterung,
Vermeidung ersterer da, wo Epidemien herrschen. Bespelzter und
Banater Weizen erwiesen sich widerstandsfähiger als nackter.
1) NoEL, Le Naturaliste 1904, p. 190—191. Ausz.: Nat. Wochenschr. Bd. 19
(N. F. 3), S. 888. — NoEi.s Beschreibung weicht ziemlich von der von Schinkr ab.
Psiliden. 413
Einen ganz eigenartigen Befall der Sommerung beschreibt "Wahl ^).
Das Wachstum der Pflanzen wurde so unterdrückt, dais die Halmknoten
dicht aneinander rückten. Mehrere Male waren die beiden obersten
Knoten miteinander verschmolzen, einige Male sogar sämtliche, so dafs
1 cm über der Wurzel ein Knoten sais , mit vier Halmscheiden. In
allen diesen Fällen war dann auch die Ähre bis oben hin benagt, da
die kurzen Halmteile den Larven nicht genügend Nahrung geboten hatten.
Meromyza Meig.
Klein, gelblich, schlank. Untergesicht zurückweichend; Mundrand
ohne Knebelborsten. Drittes Fühlerglied rundlich, flachgedrückt, Borste
nackt. Hinterschenkel stark verdickt. Vorderrandader bis zur dritten
Längsader reichend; Anal- und hintere Basalzelle fehlend.
M. americana Fitch. The grealer Wheat Stem-mag-got^).
Li ganz Nordamerika, von Mexiko bis Canada; überall massenhaft in
Gräsern , besonders auf den Prärien ; befällt namentlich den Weizen,
aber auch Hafer und Gerste. Drei Brüten, die sich in Lebensweise
und Schaden verhalten wie bei den anderen Gattungen. Sie sind sehr
wählerisch zwischen den einzelnen Grasarten und den Weizensorten.
Parasiten: Coelinhis nieronnj^ae Forb., Fedituloides ventricosus Newp.
Psiliden.
Mundrand ohne Knebelborsten. Hinterleib fünf- bis sechsringelig,
ziemlich lang und schmal. Flügel grofs; Anal- und hintere Basalzelle
vorhanden.
Psila Meig.
Fühler kürzer als Untergesicht; dieses zurückweichend. Flügel-
vorderrand nicht unterbrochen. Afterzelle ungefähr so lang wie hintere
Grund zelle.
Ps. rosae F. (nlgrieornis Meig.). Möhrenflieg-e, Rust fly.^)
(Fig. 255). Glänzend schwarz, durch zarte Flaum-
haare grau schimmernd. Kopf, Beine, Fühler
rotgelb, Stirne mit Längseindrücken; 4,5 mm
lang. — Made pergamentartig, glänzend bleich-
gelb ; Vorderende zugespitzt mit zwei gleichen
Nagehaken; Hinterende gerundet, flach, un-
eben , mit schwarzen Stigmenträgern. — Aus
tief in der Erde überwinterten Puppen kommen
im Frühjahre die Fliegen , die mit Hilfe von
Erdrissen bis zu den jungen Wurzeln von
Möhren , Sellerie , Petersilie, Rübsen kriechen
und hier ihre Eier ablegen. Nach etwa acht
Tagen kriechen die Larven aus, die tiefer in
die Erde eindringen und an dem zarten
Spitzenteil der Rüben ihren Frafs beginnen. ^. ^ _, .,
Die Gänge verlaufen unregelmäfsig , doch ,,ac5f C^L).^« Ko^^von
näher der Oberfläche der Rübe, als in ihrem der Seite, b Fliege.
') Zeitschr. landw. Versuchsanst. Österreich 1907.
-) Webster, U. S. Dept. Agr., Bull. 42, Div. Ent., 1908, p. 40-51, fig. 14.
') CuRTis, Farm Insects, p. 404-406, fig. 57, PI. N. Fig. 1—12. — Carpentkr,
414 Dipteren, Zweiflügler.
Innern; die Wände färben sich rostbraun, daher: Eisenmadigkeit
der Möhren. Die Wurzehi verlieren ihre Süi'se und faulen. Die
äufseren Blätter welken zuerst, später auch die inneren. Nach drei
bis vier Wochen ist die Made erwachsen und verpuppt sich flach
in der Erde; nach etwa acht Tagen kriecht die Fliege aus. Im
Sommer folgen sich mehrere Brüten. — Vorbeugung und Bekämpfung:
möglichst Vermeiden von Rissen in der Erde; also Bedecken der
Beete mit Sand, Kalk, Asche usw.; nach dem Ausdünnen sofort die
entstandenen Löcher zuschlämmen. Mit Petroleum oder Karbolsäure
getränkter Sand, zwischen die Pflanzen gestreut, hält die Fliegen von
der Eiablage ab ; ebenso Spritzen mit Petroleumemulsion nach der Aus-
saat, nach dem Aufgehen und nach dem Ausdünnen; Fruchtwechsel.
Im Herbst tief imigraben, um die Überwinterungspuppen dem Frost
auszusetzen, im Frühjahre desgleichen, um die noch überlebenden
Puppen möglichst tief in die Erde zu bringen. Parasit : Alysia apii Curt.
Auch nach Nordamerika verschleppt.
Sepsiden.
Flügelschüppchen fehlend; Flügel kurz, Längsader nicht mit Hilf s-
ader verwachsen. Anal- und hintere Basalzelle deutlich; mit Knebel-
borsten am Mundrande; Stirne nur am Scheitel beborstet. Hinterleib
verlängert, walzig, hinten eingebogen. Schwarz.
Piophila Fall.
Erste Längsader einfach; Hinterleib länglich elliptisch; Flügel
ungefleckt.
P. apii Westw.^). Sellerleflieg-e. Kopf kastanienbraun, Stirne
in der Mitte schwarz; Untergesicht heller, letztes Fühlerglied braun,
Fühlerborste gelb. Körper fein goldgrau behaart. Flügel farblos, gelb
geädert; Beine hellrotgelb, Füfse schwärzlich; 4 — 5 mm lang. West-
wooü hat die Larven im Winter und ersten Frühjahr in den Knollen
und Blattstielen von Sellerie gefunden, die Fliegen im Mai. — Über
diese Art schreibt mir Herr Prof. Dr. de Meijere freundlichst: „Diese
Art ist von keinem Dipterologen wiedererkannt; ich möchte fast ver-
muten, dafs Westwood sich in der Gattung geirrt hat, und dafs seine
Fliege eine Fsila war ; gegen Fs. rosae sprechen nur die als schwärzlich
angegebenen Tarsen." Auch von praktischen Entomologen ist die so-
genannte „Selleriefliege" nie wieder aufgefunden; aus Sellerieknollen
wurde immer nur Psila rosae gezüchtet.
Trypetiden').
Längsader 1 einfach oder ihr Vorderast nur an Grund und Spitze
von ihr getrennt. Hintere Grund- und Afterzelle deutlich ; Schüppchen
Rep. 1903, p. 255-257, fig. 5. — Chittenden, ü. S. Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 83,
N. S., p. 26-31, 80, Fig. 0.
1) Westwood, Gard. Chron. 1848, p. 332.
2) LoEW, H., Die europäischen Bohrfliegen (Trj^petiden) erläutert durch photo-
graphische Flügelabbildungen. Wien 1862, fol. 182 pp., 26 Taf. — Froggatt, W . W.,
Official Report on Fruit fly and other pests in various Countnes. 1907—1908.
N.S.Wales, Dept. Agric. 1909. 8°, 116 pp., Pls.
Sepsideii. Trypetiden. 4]^5
fehlend oder verkümmert. Kein Knebelbart ; Stirne beborstet. Hinter-
leib kugelig, vier- bis fünf ringelig. Erstes Hinterfufsglied länger als
zweites; Legebohrer lang, gegliedert.
Dacus ^) Meig.
Klein, braun und gelb. Längsader 1 einfach; Analzelle unten weit
und zipfelig ausgezogen.
D. oleae Rossi. Mosea della oliva , Mosea olearia^i. Brust-
rücken graulich mit kleinem gelben Kreuze ; Hinterleib schwärzlich mit
gelbem Längsbande; Beine und Flügeladem gelb; 4—5 mm lang. —
Die aus den überwinterten Puppen ausgeschlüpfte erste Fliegenbrut
legt je ein bis vier , im ganzen 300 Eier im Juli in junge , ge-
sunde Olivenfrüchte , wobei sie kultivierte Sorten bevorzugt. Die
nach einigen Tagen auskriechende Made bohrt sich in die Frucht und
verzehrt deren Fleisch; bei trockenem Wetter vertrocknen, bei nassem
faulen die angegangenen Früchte. Nach etwa zwei Wochen ist die
Larve erwachsen und geht zur Verpuppung in die Erde; nach weiteren
acht Tagen beginnt die zweite Brut zu fliegen, der bei günstigem
Wetter noch eine dritte mid vierte folgen können; die Puppen der
letzten überwintern, zumeist in den befallenen Früchten.
Die seither üblichen Bekämpfungsmafsregeln waren: frühzeitiges
Absammeln und sofortiges Pressen der befallenen Früchte ; den Boden
mit Asche oder Kalk dirrchsetzen, mit Petroleum getränkte wollene
Lappen untergraben, zur Vernichtung der Puppen; Eintreiben von
Geflügel. Alle diese Mittel haben nicht verhindern können , dafs die
schon Theophrast bekannte Fliege sich immer mehr ausbreitete und
in Italien jährlich einen Schaden von mehreren Millionen Mark an-
richtet.
Neuerdings sind von den italienischen Entomologen zwei ver-
schiedene Bekämpfungsverfahren ausgearbeitet worden , deren Wert
erst die Zukunft lehren wird. Silvestri sucht die Fliege durch ihre
Parasiten zu bekämpfen, und da die einheimischen nicht ausreichen,
durch eingeführte. Berlese stützt sich auf die Tatsache, dafs die Fliege
erst acht bis zehn Tage nach dem Ausschlüpfen mit der Eiablage be-
ginnt und sich von süfsen Säften nährt. Er bespritzt also die Ölbäume
mit der zuerst von de Cillis zusammengesetzten Dachicida: Ü5 "/a
Melasse, 31% Honig, 2^lo Glyzerin, 2^lo Natriumarsenit , mit der
gleichen Menge Wasser verdünnt. Er verwendet indes statt des teuren
Honigs und Glyzerins mit 1 ^loo Salizylsäure zersetztes, gekochtes Fall-
obst. Kurz vor der Anwendung wird die Mischung mit der zehnfachen
Menge Wassers verdünnt und dann ' mit starkem Strahle in die Krone
gespritzt. Die Fliegen saugen an den entstehenden Tröpfchen und
vergiften sich. Mit dem Spritzen mufs bis in Oktober fortgefahren
werden.
D. Cucurbitae ^) Coq. Rotbraun, gelb, schwarz und weifs gezeichnet;
Flügel mit braunem Band und Spitzenfleck. Indien, Ceylon, Hawaii,
1) Bezzi, Boll. Labor. Zool. gen. agr. Vol. 3, p. 287—313.
2) Die Literatur über die Olivenfliege ist sehr umfangreich. Hier sei nur
darauf verwiesen, dafs Berlese seine Arbeiten vorwiegend in der Zeitschrift „Redia"
veröffentlicht, Silvestri die seinigen in dem „Boll. Laborat. Zool. gener. agr. Portici."
^) Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agr. India Vol. 1. 1907. p. 228. — van Dine,
Rep. Hawaii agr. Exp. Stat. 1907, p. 30—35, fig. 3.
416
Dipteren, Zweifliigh
in Cncurbitaceenfrüchten und -Stengeln, in Tomaten und Bohnen. Die
Fliege bohrt die jungen Früchte an und legt in jedes Loch 5—15 — 27
Eier ; da eine Frucht mehrmals angebohrt wird , enthält sie oft über
100 Eier. Die Maden zerstören das Fleisch vollständig. Gurkenstengel
verheilen bei trockenem "Wetter leicht, bei nassem faulen sie. Zart-
schalige Melonen werden bevorzugt; Puppe in Erde. Ganze Ent-
wicklungsdauer drei Wochen. In Hawaii 1897 — 1898 zum ersten Male
schädlich-, dann nahm die Plage hier so rasch zu, dals vielfach der
Anbau von Cucurbitaceen aussetzte. Erst seit 19U3 verbreitete er sich
wieder, da man gelernt hatte, durch Bedecken der jungen Früchte und
Stengel die Fliegen von der Eiablage abzuhalten, durch Vernichten der
befallenen Früchte die Plage einzudämmen. — Die Maden springen
bis einen Fuls hoch.
D. persicae Big.^) ist in Indien ein sehr schlimmer Feind der
Pfirsiche, kommt aber auch in Melonen, Mangas, Orangen, Guavas vor.
Auf Java^) werden mehrere Dacus-Arten in Früchten schädlich,
so D. eaudatus F. in denen von Capsicum annuum, D. eonformis
Dol.a
Kaffeekirschen, D. ferrugineus F. (auch in Indien)*) in
Mangas, Papayas, Bananen.
In Australien befällt D. tryoni Fkogg.\) in erster Linie Orangen
und Bananen, zieht aber wilde Früchte vor.
Ceratitis Mac Leay (Halterophora Rond.)^).
Klein, braun und gelb. Drittes Fühlerglied fast viermal so lang
als zweites ; Borste an Basis behaart. Schildchen aufgequollen,
rundlich. Erste Längsader doppelt, hintere Querader schief nach aufsen
gestellt, Diskoidalzelle hinten in spitzen Winkel ausgezogen. Anal-
zelle hinten zipfelartig ausgezogen.
— Maden können springen.
C. capitata Wied. (citriperda
Mac Leay, hispanica de Breme)
(Fig. 250)«). Kopf gelb, Brust
schwarz, \7eifs gestreift; Hinterleib
gelb mit zwei grauen , Flügel mit
vier dunklen Binden ; 5 mm lang. —
Made weifslich, 7 — 8 mm lang. —
Die Heimat dieser Obstfliege ist
nicht mehr zu ermitteln; sie kommt
vor in den Mittelmeerländern , den
Canaren und Azoren (schon 1820
sehr schädlich), in Süd- und West-
afrika, Madagaskar, Mauritius, West-
australien, Südamerika, Westindien,
den Bermudas. Etwa 1900 wurde
sie in die Umgebung von Paris ver-
Fig. 256. Ceratitis capitata (nach
DE Bremk). 1 Männchen, 3 Kopf des-
selben, 2 Weibchen, 4 Fühler.
') Froggatt, 1. c.
2) KuNiNGSBKREii, Tevsmannia Vol. 19, 1908, p. 181-192; Meded. Dept. Land-
bouw 6, 1908, p. 25; Bull. Dept. Agric. Ind. Neerland. Nr. 20, 1908, p. 6—7.
^) Nach DE Meuere (Tijdskr. Ent. D. 51, p. 127) mit der folgenden Art identisch.
*) Maxwetx-Lefuoy, 1. c. p. 227, fig. 71.
5) Bezzi, 1. c. p. 272-280, 804 31.'i
^) Auch hier ist die Literatur so umfangreich, dafs auf die Veröffentlichungen
der Ackerbau-Versuchsstationen der genannten Länder verwiesen werden mufs,
Trypetiden. 4^7
schleppt^), wo sie sich stark vermehrt hat; in England ist sie vorhanden,
aber so selten, dafs sie nicht schadet. Sie befällt die verschiedensten
weichen, saftigen, nicht zu kleinen Früchte, aufser Obst auch die von
Aberia caffra, Passiflora coerulea, Solanum capicastrum, Fackeldistel,
Kaflee usw. und zwar alle erst, wenn sie zu reifen beginnen und nicht
mehr, wenn sie ganz reif sind. Die Stellen, unter denen die Maden
sitzen, verfärben sich bei Orangen opak gelblich oder grünlich; in der
Mitte ist das Eingangsloch sichtbar 2). Die Biologie und Bekämpfung
ist dieselbe wie bei der Olivenfliege. Silvestri hat sogar zu ihrer Be-
kämpfung eine Schlupfwespe aus Indien in Italien eingeführt^). Be-
decken der Bäume mit Netzen, vier Wochen vor der Reife, ist hier
ein gutes Vorbeugemittel. Auf den Bermudas*) hat man zu einem
Radikalmittel gegriffen: Man hat alle reifende Früchte vernichtet, bzw.
die Bäume so zurückgeschnitten, dafs sie keine Früchte ansetzten ; der
Erfolg soll ein günstiger gewesen sein. In Westaustralien stellte man
flache Schalen mit reinem Petroleum auf, das die Fliegen merkwürdiger-
weise so anzog, dafs sich in einer Schale in 24 Stunden 1268 Stück
fingen. Kalte Lagerung der befallenen Früchte (8 — 5"C, drei Wochen
lang) tötete die darin enthaltenen Maden.
C. striata Frogg. ■'^) Ceylon. Die Fliege legt ihre Eier unter die
sich dachziegelförmig deckenden Schuppen junger Schöfslinge des
Riesenbambus, Dendrocalamus giganteus. Die Maden bohren sich in
deren Herz und zerstören es, so dafs die Schöfslinge in etwa Fufshöhe
aufhören zu wachsen und aufspringen.
ürophora Rob.-Desv.
Ähnlich voriger, aber Afterzelle hinten nicht zipfelartig vorgezogen.
Larven in Blütenböden und Stengeln von Korbblütlern.
U. Stigma Loew **). Schwarz , Schildchen gelb. Flügel ohne
Querbinden. Made in krankhaft vergröfsertem Blütenkopf von Schaf-
garbe, Chrysanthemum usw., so dafs der Blütenboden als spitzer Kegel
weit über den Blütenstand hervorragt.
Anastrepha Schin. ').
Besonders charakteristisch ist, daß die vierte Längsader kurz vor
ihrem Ende stark nach oben gekrümmt ist. Neuweltlich.
A. ludens Loew. El grusano de la Naranja; The Morelos
Orang-e fruit- wofih^). Mexiko, nach Herrera eingeschleppt; Maden
10 mm lang , zu mehreren in den Früchten von Orangen , Gujavas,
insbesondere das Agric. Journ. Cape Good Hope, die Agricultur. Gazette of N. S.Wales
"■ das Boll. Labor. Zool. gen. a t-« - • ■
1) GiARD, C. r. Acad. Sc. Paris
und das Boll. Labor. Zool. gen. agr. Portici.
T. 131, 1900, p. 436—438; T. 143, 1906, p. 353-354.
-) DE Breme, Ann. Sog. ent. France T. 11, 1842, p. 183—190, PI. 7, figs. 1—5.
3) Boll. Labor. Zool. gen. agr. Vol. 4, 1910, p. 228—245, 8 figg.
*) Journ. Board. Agric. London Vol. 14, 1908, p. 630.
5) Green, Trop. Agric. Vol. 33, 1909, p. 432.
6) Loew, Stettin, ent. Ztg. Bd. 1, 1840, S. 156. — Fuauenfelu, Verb. zool. bot.
Ges. Wien. Bd. 8, 1858, S. 651; Bd. 18, 1868. S. 153. — Kaltenbach, Pflanzen-
feinde S. 339.
'') Bezzi, Boll. Labor. Zool gen. agr. Vol. 3, 1909, p. (272— )280-286, 304—313.
8) EiLEY, Ins. Life Vol. 1, 1889, p. 45-47, fig. 9. — Johnson, Proc. ent._ Soc.
Washington Vol. 4, p. 53 — 57. — Herrera, Bol. Comis. Parasit, agr. Mexico I,
1900; II, 1905; Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 169—174.
Sorauer, Handbucli. 3. Aufl. Dritter Band. 27
418 Dipteren, Zweiflügler.
Mangos , das ganze Fruchtfleisch verzehrend, ohne dals änfserlich der
Befall merkbar ist. Gegen Ende Januar gehen sie zur Verpuppung
in die Erde; Anfang März die Fliege. Trotzdem ständig massen-
haft befallene Orangen nach Nordamerika gebracht werden, hat eine
Einbürgerung hier noch nicht stattgefunden. Parasit: Cratosp/Ia rudi-
hunäa.
A. aeidusa Walk. Mexiko ; Made ebenso in Pfirsichen.
A. fpatereula Wied.^). Brasilien; Maden in den verschiedensten
Früchten: Maraujas , Goyabas, Orangen; sehr schädlich. Soll auch
Zweiganschwellungen an Vernonia verursachen.
Epochra eanadensis Loew^). Nordamerika: in Ribes-Früchten,
die notreif werden und abfallen.
Trypeta musae Frogg. Neu-Hebriden, in Bananen.
Die Maden der Gattung Orellia Rob.-Desv. (gelblich bestäubt,
Rückenschild und Schildchen glänzend schwarz gefleckt; Flügel ge-
bändert) leben im Fleische verschiedener Früchte, so die von O. seiiineri
Loew in reifenden Hagebutten, die von O. vesuviana A. Costa in
Dalmatien in den Früchten von Ziziphus paliurus Wld. , und die von
O. Wiedemanni Meig. in den Beeren von Bryonia dioica. Da die
Kerne unberührt bleiben , sind sie kaum schädlich. Verpuppung im
August in der Erde.
ßhagoletis Loew.
Schwarz : Schildchen weifs oder gelb, mit vier Borsten. Flügel mit
öfters schiefen und gekrümmten Querbändern.
Rh. (Spilographa) eerasi L. (signata Meig.), Kirsehenflieg-e^).
Glänzend schwarz, reichlich mit gelb gemischt; auf bräunlichgelb be-
reiftem Brustrücken drei schwarze Streifen. I'lügel glashell mit drei
schwarzen Binden; Schüppchen fehlen; 4 — 5 mm lang; von Mai bis
Juli, wohl auch noch länger fliegend. Eierablage einzeln, zur Mittags-
zeit, in sich rötende Kirschen, nahe am Stiele. Die Stichwunde wird
von der Fliege verstrichen und vernarbt*). Die bis 6 mm lange Made
frißt dicht am Kern, vorwiegend zwischen diesem und Stielgegend ; hier
zerfällt das Fleisch in eine jauchige Masse. Über den Frafsstellen
verfärbt sich die Kirsche meistens, aber nicht immer, bräunlich und
fällt etwas ein; manchmal fällt sie ab. Erst die reife Frucht wird von
der Made verlassen, die sich ziemlich flach (nach Frank 5 — 36 mm tief)
in der Erde verpuppt. — Sajö^) gelang es, durch Aufbewahren in ge-
heizten Räumen die Puppen zwei Winter überdauern zu lassen, so daß
sie erst im dritten Jahre die Fliegen ergaben. Seine Vermutung, daß
dies auch in der freien Natur vorkommen könne , ist nicht ganz von
der Hand zu weisen.
Die Fliege belegt vorzugsweise die schwarzen Herzkirschen mit
ihren Eiern. Saure und wilde, auch Frühkirschen bleiben mehr oder
1) Hempel, Bol. Inst. agr. Est. S. Paulo 1901, p. 162—167.
2) Saunders, Insects injurious to fruits, 2»' ed. Philadelphia 1892, p. 352—353.
3) LiNGENFELi.EH, 22—24. JahrBsbcr. PoUichia. 1886, S. 125—132. — Frank, Zeitschr.
Pflanzenkrankh. Bd. 1, 1890, S. 284—286. — Goethe, Ber. Kgl. Lehranst. Geisen-
heim a. Rh. 1896/97, S. 62. — Mik, Wien. ent. Zeitg. Jahrg. 17, 1898, S. 279—292,
1 Taf.
*) Nach manchen Angaben soll indes die Made die Stigmen ihres Hinterendes
ständig zur Einstichwunde herausstrecken. (?)
'') Prometheus. Jahr^. 12, 1901, S. 663—668, 1 Fig.; .Tahrg. 14, 1902, S. 33—34;
Jahrg. 16, 1904, S. 119—120.
Trvpetiden.
419
minder verschont. Außer in Kirschen hat man die Made in Früchten
von Lonicera und Berberis gefunden.
Vorbeugung: Letztgenannte Sträucher möglichst nicht in der
Nähe von Kirschanlagen anpflanzen ^ ) ; Anbau von Früh- und Sauerkirschen.
Bekämpfung: Frühzeitige und gründliche Ernte. Lockern des
Bodens im Herbste und womöglich Hühnereintrieb. Begießen des
Bodens mit kochendem Wasser, heifsem Chlorkalk, Schwefelkohlen-
stoff usw. Umgraben der Baumscheibe und nachheriges Festtreten. —
Aus befallenen Kirschen treibt man die Maden durch Einlegen in
Wasser aus.
Feinde: Nach Sajo vertilgen Rasenameisen ( Tetramormm caespitum
Latr.) die meisten Maden und Puppen, daher die Seltenheit der Fliege,
die aber vielleicht nur scheinbar sein dürfte, indem die Fliege der Be-
obachtung sehr leicht entgeht, da ihr Leben sich in der Hauptsache in
den Baumkronen abspielen dürfte.
Merkwürdig ist, dafs die Kirschenfliege in England und Skandi-
navien fehlt, trotzdem befallene Kirschen dort ständig in großen Mengen
eingeführt werden.
Rh. eingulata Loew^). Amerika, in Kirschen. Biologie wie bei
voriger.
Rh. pomonella Walsh.^), Apple mag-g-ot. Nordamerika. Ur-
sprünglich in Weifsdornfrüchten, befällt die Fliege seit den 60 er Jahren
des vorigen Jahrhunderts an vielen, aber begrenzten
Orten die Äpfel. Sie legt im Juli 300—400 Eier (Fig. 257)
einzeln unter die Haut der jungen Früchte, in denen die
Made dann gewundene, hie und da sich zu erbsengrofsen
Kammern erweiternde mifsfarbene Gänge frifst (railroad
worm). Alle Sorten werden befallen, vorzugsweise aber
süfse und dünnschalige Sommeräpfel. Oft leben viele
Maden in einem x4pfel, den sie vollständig durchwühlen
und zersetzen. Sie verlassen ihn erst, wenn er zu Boden
fällt , in dem sie sich verpuppen. Auch an dem Boden
des zur Aufbewahrung der Äpfel dienenden Ortes oder
Gefäfses verpuppen sie sich und werden derart leicht
verschleppt , auch nach Europa bzw. Deutschland , ohne
dafs die Fliege bis jetzt hier aufgetreten wäre. Merk-
würdigerweise geschieht die Ausbreitung in einem be-
fallenen Garten sehr langsam.
Bekämpfung: Rasches Auflesen des Fallobstes
bzw. Eintrieb von Weidevieh. Baumscheibe im Früh-
jahre tief umgraben.
Rh. ribieola Doane*). Nordamerika; in Ribesfrüchten.
Rh. (Carpomyia) pardalina Big. -5). Indien. Fliege legt die Eier
in die Schale von Melonen , in deren Fruchtfleisch die Made lebt.
Puppe im Boden. Eine oder zwei Brüten.
Fig. 257. Ei
vonßhagoletis
pomonella,
stark vergröfs.
(nach
Quaintance)
^) Diese Sträucher aber ganz auszurotten, wie auch empfohlen wurde, dürfte
doch zu weit gehen.
2) Slingeuland, Cornell agr. Exp. Stat., Bull. 172, 1899, p. 23—41, fig. 9—15. —
Chittenden, CT. S. Dept Agric, Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 70-75, 2 fig.
^) Quaintance, ü. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 101, 1908, 12 pp., 2 figs. —
O'Kane, .Journ. econ. Ent. Vol. 3, 1910, p. 169-172.
*} Piper & Doane, Washington agr. Exper. Stat. Bull. 36.
'') Maxweli.-Lefkoy, Mein. Dept. Agric. India Vol. I, 1907, p. 229, fig. 72.
27*
420 Dipteren, Zweiflügler.
Zonosema Loew.
Wie vorige, aber rostgelb und dritte Längsader fast nackt.
Z. altern ata Fall. ^). Made im Fruchtfleisch von Hagebutten und
Kirschen von Lonicera. Erstere färben sich ungleichmäfsig, die Frucht-
hülle verkümmert , die Samen entwickeln sich nur mangelhaft. Im
August geht die Larve zur Verpuppung in die Erde. Fliege im Mai
und Juni. Parasit: Tachina erinacea F.
Z. Meig-enii Loew^). Made in den Früchten von Berberis vulgaris.
Parasit: Ahjsia ferruf/ator Cour.
Spilographa Loew.
Drittes Fühlerglied oben nicht konkav ; Stirne des Männchens ohne
Fortsatz.
Sp. artemisiae F. ^). Rotgelb ; Flügel giashell mit braunen Binden.
Made in Blättern von Korbblütlern Gänge minierend. Eier einzeln an
Blattunterseite. In Chrysanthemum - Kulturen oft merkbar schädlich.
Maden in den Minen zerdrücken; stark befallene Blätter verbrennen.
Acidia Rob.-Desv.
Mittelgrofs ; glänzend rotgelb oder schwarz. Flügel grofs , breit.
Erste Längsader doppelt, dritte und vierte vorn etwas gebogen, dritte
beborstet, Analzelle hinten stark zipfelig ausgezogen. Maden minieren
in Blättern.
A. iieraelei L. {TepJirit'S onopordinis 1\ der älteren englischen
Autoren). Sellerieüieg-e*). Bräunlich gelb, Rückenschild dunkel.
Hinterrücken und Hinterleib glänzend schwarz. Kopf und Fühler rotgelb.
Legeröhre des Weibchens kurz. 5 — G,5 mm lang. — Aus den mehrere
Zoll tief in der Erde überwinternden Puppen erscheinen schon im April
die Fliegen, die ihre Eier einzeln auf Blätter namentlich von Schirm-
blütlern (Apium, Heracleum, Angelica, Ligusticum), aber auch von
Arctium, Artemisia, Rumex usw. legen. Hier fressen die Maden ge-
schlängelte Gänge. Die im Sommer erscheinenden Fliegen sind heller:
ihre Maden fressen zum Teil grofse, zuerst weifse, später braune Platz-
minen. Oft mehrere Larven in einem Blatte, das welkt und sich zu-
sammenkrümmt. Es folgen sich mehrere Brüten, die im Hochsommer
ihre höchste Entwicklung erreichen, aber bis in den Winter hinein fressen
können, so dafs dann an Sellerie. Pastinak usw. oft recht bedeutender
Schaden entstehen kann. Bei ersterem bohren die Maden auch in den
Stengeln, selbst im Stamme. Die Wurzeln der befallenen Pflanzen
bleiben klein, gabeln sich leicht. — Pappe meist in der Erde, immer die
Winterpuppe; die übrigen manchmal auch im Blatte. — Parasiten:
Aspüota fuscicornis Hai. , jilysm apii Curt. , Pachylarthrus smaragdinus
Curt., Sigalplms flavipalpis . — Versuche, die Fliegen durch Spritzen
mit Petroleumemulsion und andere riechende Mittel von der Eiablage
abzuhalten, hatten nicht immer gewünschten Erfolg. Am besten ist.
1) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1896, S. 397, Fig. l'5a— c. —
Richter von Binnenthal, Rosenfeinde, S. 298—299.
2) MiK, Wien. ent. Zeitg. Jahrg. 6, 1887, S. 293-296, Taf. 5, Fig. 1-9.
^) RtTZEMA Bos, Tijdschr. Plantenz. XI, 1905, p. 51. — Journ. Board Agric.
London Vol. 14, 1907, p. 217—218.
*) CARrENTER, Rep. 1899, p. 6—8, Fig. 2—5. — Board Agric. Fish. London,
Leafl. 35, rev. ed., 1902. — Theobai.d, Rep. 1907/08, p. 102-103, fig. 42.
Trypetiden. 421
die Maden sofort beim Erscheinen der Minen zu zerdrücken, stark be-
fallene Blätter zu verbrennen. — Theobalü berichtet, dafs auf zwei
Beeten von 40 Fufs Länge an einem hellen Tage in zehn Minuten
150 Stück Fliegen mit einem Insektennetze weggefangen wurden, und
dafs diese Beete im Gegensatze zu anderen gute Ernte ergaben.
A. fratria Loew^). Nordamerika-, an Pastinak- besonders im
Distrikt Columbia seit 1903 fast 25 *^/o der Blätter zerstörend, in denen
die Maden grofse Platzminen fressen, oft zu mehreren in einem Blatte.
Puppe an Oberseite der Mine. Fliege anfangs Juni und im August. —
Vielleicht identisch mit voriger.
Platyparaea Loew.
Mittelgrofs, glänzend braun oder schwarz. Flügel gebändert, ziem-
lich breit, vorne rundlich. Erste Längsader doppelt; beide Queradern
stark genähert-, Analzelle kürzer als die davor liegende Basalzelle,
unten kurzzipfelig ausgezogen. Schüppchen fehlen.
Pl.poeclloptera Schrk. (Ortalis fulminans Meig.). Sparg-elfliegre 2).
Dunkelbraun; Einschnitte des Hinterleibes bindenartig weifslich; Ge-
sicht , Beine und Fühler rotgelb. Auf glashellem Flügel eine dunkle,
zickzackartige Längsbinde-, zweite Längsader wellenförmig. 0—8 mm
lang. — Made beinweifs -, Stigmenträger des Hinterendes eine glänzend
schwarze Platte mit zwei vorwärts gekrümmten, an der Basis ver-
wachsenen Haken-, 10 mm lang. — Fliege von April bis Ende Juni,
legt etwa 60 Eier einzeln hinter die Schuppen der eben erscheinenden
Spargelköpfe oder in die weiche Wachstumszone an der Spitze älterer,
bis 50 cm hoher Pflanzen. Li ersterem Falle bohrt sich die in 4 Tagen
bis nach 2 — 3 Wochen auskriechende Made sofort ins Innere der Pfeifen,
nach dem Wurzelstocke hinab -, der Stengel verkrüppelt, dreht sich um
seine Längsachse, wird schliefslich welk und faul. Im letzteren Falle
bohrt sich die Made zuerst unter der Epidermis herab, wobei ihr Weg
durch gelben, erhabenen Streifen bezeichnet wird-, später dringt sie
ins Mark und in diesem hinab; die Spitze der betreffenden Pflanzen
vertrocknet, welkt, bräunt und krümmt sich. Gewöhnlich finden sich
mehrere (bis zu 20) Maden in einer Pflanze. Zum Fraise _ gehen
diese bis 18 cm tief in die Erde, vor der Verpuppung steigen sie aber
immer wieder zu etwa 0 cm Tiefe hinauf. Von Mitte Juni ab, während
die Imagines noch fliegen, findet man bereits Puppen, vorwiegend tief
unten in der Pflanze, seltener aufsen an ihr oder gar in ihrer
Nachbarschaft in der Erde ; alle überwintern. — Giard konnte als
Feind eine Geophüus-Art feststellen, die in die Gänge dringt und die
Maden frifst. Dacnusa petiolata Xs. parasitiert in der Larve. — Be-
kämpfung: Die Mehrzahl der Eier und Maden wird durch das
Stechen der Spargeln beseitigt; von den übrigen Pflanzen sind die be-
fallenen im August tief abzustechen und zu verbrennen; die ganzen
Pflanzungen sind um dieselbe Zeit zu mähen und auch hier die
1) Chittenden, U. S. Departm. Agric, Bur. Ent., Bull. 82, 1909, p. 9—13, 2 figs.
2) BoucHE, Stettin, ent. Zeitg. Bd. 8, 1847, S. 145; v. Schilling, Prakt. Ratg.
Obst- u. Gartenbau 1897, S. 114-116, 6 Fig.; Krüger, Fr., Flugbl. 12, Kais. Hol.
Anst. Land- u. Forstwirtscb. , 1901, S. 3—4, 4 Fig.; Sajö, Prometheus, Jahrg.
13, 1902, S. 401—403, 1 Fig., S. 497-499; Giard, C. r. Soc. Biol. Paris T. 55,^1903,
p. 907—910; Lesne, Journ. Agric. prat. Ann. 68, Vol. 2, 1904, p. 172—173, 6 figs.,
Bull. Soc. ent. France 1905, p. 12—14, 1 fig.; Mayet, Progr. Agric. Vitic. T. 45,
1906, p. 371— 372, IPl.; Lesne, C. r. Acad. Soc. Paris 1909.
422 Dipteren, Zweiflügler.
Pflanzen, an deren Schnittfläche Fralsgänge zu erkennen sind, zu ver-
nichten. Die taufeuchten jungen Köpfe können durch Bestreuen mit
Holzkohle vor der Eiablage geschützt werden. Naphthalinstreuung
soll diese ebenfalls verhindern. Auch kann man die Fliegen früh-
morgens von den Köpfen ablesen. Sehr gut hat sich bewährt, beim
ersten Erscheinen der Köpfe den Spargelpfeifen nachgebildete Hölzchen
so in die Spargelbeete zu stecken, dafs sie etwa 2 — 3 cm aus der Erde
herausragen , und ihre Spitzen mit Fliegenleim zu bestreichen ; die
Spargelfliegen setzen sich darauf und bleiben kleben,
Ortaliden.
Flügel ziemlich grofs; erste Längsader doppelt: Anal- und hintere
Basalzelle deutlich, Schienen ohne abstehende Borste vor der Spitze.
Chaetopsis aenea Wied. V). Ganz Nordamerika bis Cuba und
Bermudas, Fliegen von Mai bis August; legen Eier in die Blatt-
scheiden von jungem Getreide, auch von Zuckerrohr und Schilf. Die
Maden fressen zu 10 — 15 nahe der Basis der Pflänzchen, die sie
meistens töten, mindestens aber an der Entwicklung verhindern. Puppe
am Frafsorte. In Michigan wurden nach Pettit ^) auch Zwiebeln befallen,
von denen bei einem Farmer 1899 700, 1900 2000 Busheis zerstört wurden,
so dafs der Anbau aufgegeben werden mufste. Larven und Puppen ge-
langen mit den Zwiebeln auch in die Läger. Abhilfe vielleicht durch
Vernichtung aller befallener Zwiebeln im "Winter und durch Spritzen
der Pflanzung mit stark riechenden Mitteln zur Zeit der Eiablage.
Euxesta notata Wied.^), Maden ursprünglich in Astragalus mol-
lissimus (,loco weed'), einerseits in gesunden Wurzeln fressend, ander-
seits als Saprophyt anderen Schädigern folgend; so auch in Zwiebeln,
Orangenfruchtfleisch, Samenkapseln von Baumwolle, Sumachfrüchten,
Kapseln von Solanum carolinense, in Äpfeln , die von Carpocapsa be-
fallen waren, in Zuckerrüben, Korn, Kohlwurzeln usw,
Tritoxa flexa Wied.*). Black onion fly, Maden in Zwiebeln und
Lauch, im Freien und iu Lägern,
Scatomyziden.
Ähnlich den Anthomyiden, aber Hinterleib mehr als vierringelig,
eingekrümmt, obere Schüppchen decken die unteren meist vollkommen ;
Stirn ohne Kreuzborste ; Flügelrandader an der Mündung der ersten
Hilfsader ohne Borsten.
Amaurosoma Beck. (Cleigastra Macq. part,).
Klein, schwarz, meist grau bestäubt, Kopf kugelig, Augen fast
kreisrund. Fühler lang, Borste nackt, verdickt. Hinterschienen aufsen
mit nur zwei Paar Borsten.
A. (Gl,) flavipes Fall, Fühlerborste bis zur Mitte verdickt; Stirn
schwärzlich grau, vorn mit grofsem rotgelben Flecke, Beine gelblich,
Vorderschenkel oben auf mit schwärzlicher Längsstrieme , innen mit
1) EiLEv & HuwAKi., Ibs. Life Vol. 7, 1895, p. 352-354, fig. 34.
2) Michigan agr. Exp. Stat. Bull. 200, 1902, p. 206—208, fig. 18.
') EiLFA- & HowARu, 1. c. Vol. 6, 1894, p. 270. — Chittknden, U. S. Dept. Agric,
Bur. Ent., Bull. 64, 1908, p. 38-40, fig. 12.
'} ClIITTENDEN, 1. c. p. 38, 39.
Ortaliden. Scadornj^ziten. Anthomyiden.
423
etwa sieben kurzen, schwarzen Borsten ; 4 — 5 mm lang. Made zitronen-
gelb, 7 — 8 mm lang. Ganz Europa.
A. (Cl.) armillatum (-a) Zett. Dunkelgrau bestäubt; drittes Fühler
glied vorn mit spitzer Oberecke; Borste an "Wurzel verdickt. Stirn
vorn mit scharf begrenzter rotgelber Binde; Beine gelblich, mit schwärz-
lichen Hüften und Schenkeln; Vorderschenkel mit etwa vier Borsten.
8,5 mm lang. Made wie vorher. Mehr im Norden.
Beide Arten, schon früher aus Galizien ^) und Rufsland ^) berichtet,
von E. Taschenbekg u. a. auch in Deutschland beobachtet, haben seit
Jahren besonders die Aufmerksamkeit der skandi-
navischen Entomologen^) erregt, dürften aber höchst,
wahrscheinlich auch in Deutschland mehr gefunden
werden, wenn erst richtig nach ihnen gesucht wird.
Die Fliegen legen ihre Eier im Frühling einzeln an
das oberste Blatt des Timothee-Grases, Die Made
frifst die Blütenknospen der jungen, noch nicht
herausgetretenen Ähre ; später bellst sie die Ährchen
ab, die in der obersten Blattscheide liegen bleiben
und ihr so zur Nahrung dienen. Die herausgetretene
Ähre ist infolgedessen an einer Seite oder ringsum
in der Mitte kahl (Fig. 258). Auch im Innern der Blatt-
scheide saugt die Made. Die Pflanze selbst leidet gar
nicht, nur der Samenertrag wird beeinträchtigt, oft
in sehr beträchtlichem Mafse. Im Juni verpuppt
sich die Made, gewöhnlich in der Erde, seltener am
Frafsorte. — Gelegentlich wurde der Frais auch an
Roggen und Festuca gigantea beobachtet. — Reutp:r
züchtete eine Pteromaline aus der Puppe.
Die Made einer noch unbestimmten Scatomyzide
lebt in Indien"*) in den Stengeln von Reis (Kiee-
stem fly), Hirse, Mais, Panicum sp., Sellerie, Gurke,
Solanum sp. und Weizen, manchmal recht bedeutend
schadend. Sie befällt nur junge Pflanzen, deren
Halm sie so zernagt, dafs er wie zerfasert aussieht und sich leicht aus
der Blattscheide ziehen läfst.
Fig. 258. Ähre des
Timothee-Grases,
von der Larve von
Amauros. armil-
latum befressen
(nach Tullgren).
Schizometopa (Muscidae calyptratae).
Wangen scharf von der vertieften Stirne abgesetzt.
Antliomyiden.
Sehr ähnlich der Stubenfliege, dunkel bräunlich-schwarz bis grau.
Stirne der Männchen oft so schmal, dafs die Augen zusammenstofsen.
Fühlerborste gefiedert oder nackt. Vierte Längsader gerade; ein wohl
entwickeltes Schüppchen bedeckt die Schwinger. Hinterleib vier- bis fünf-
ringelig, beim Männchen bisweilen mit hervorstehenden Genitalien. — Die
Fliegen sind fast alle Blumenfliegen, die namentlich von starken Ge-
1) NowicKi, Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 24, 1874, S. 363.
2) LiNDEMAN, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou N. S. T. 1, 1887, p. 199—205, 2 Fig.
=') E. Reuter, Act. Soc. Fauna Flora fenn. XIX, 1900, No. 1, p. 101-104. Siehe
ferner die Berichte von Lampa, E. Reuier und Schüyen.
*) Maxwell-Lefroy, Ind. Ins. Life, Calcutta 1909, p. 638—39, PL 66, fig. 3.
424 Dipteren, Zweiflügler.
rüchen angezogen werden. Die Larven meist in sich zersetzenden
Stoffen (Dünger), z. T. in Wurzeln, besonders von stark riechenden
Pflanzen , z. T. parasitisch in anderen Insekten und in Wirbeltieren.
Gewöhnlich mehrere Brüten. — Früher fafste man, wenigstens in nicht-
dipterologischen Sclu-iften, fast die ganze Familie in die Gattung Antho-
myia zusammen, die aber nach und nach in immer mehr Gattungen
zerlegt wurde M.
Beide Geschlechter verschieden. Männchen mit fast rechteckigem
Hinterleibe und deutlicher, charakteristischer Zeichnung und Färbung ;
Weibchen mit zugespitztem Hinterleibe und wenig ausgeprägter Zeich-
nung , so dafs die der verschiedenen Arten sehr schwer voneinander zu
unterscheiden sind. Wir beschränken uns hier daher auf Wiedergabe
der Merkmale der Männchen ; bezüglich der Weibchen verweisen wir auf
die Spezialliteratur über Fliegen.
Biologie. Die Überwinterung geschieht z. T. als Imago . z. T,
als Puppe , letztere in der Erde , seltener am Frafsorte . erstere in
Rindenritzen, unter Laub, in Gebäuden usw. Ende April, Anfang
Mai erscheinen die Fliegen. Die Weibchen legen ihre elliptischen,
weifslichen Eier an die Basis junger Pflänzchen, vorwiegend von Kreuz-
blütlern, oder aber mit ihrer weichen, ausdehnbaren Legeröhre in Erd-
risse , möglichst nahe an die Wurzeln der Nährpflanzen. Die nach
5—10 Tagen auskriechende Made frifst z. T, erst kurze Zeit äufserlich
an weichen Geweben-, bald aber dringt sie ins Innere der Pflanze
und bohrt in deren äufseren, weichen Teilen unregelmäfsige Gänge,
in denen bald eine jauchige Zersetzung um sich greift. Nach etwa
drei Wochen geht die Made in die Erde, um sich hier zu verpuppen ;
selten bleibt sie hierzu in der Pflanze. Nach weiteren acht Tagen fliegt
die zweite Brut. Gewöhnlich folgen sich drei ineinander greifende
Brüten im Jahre, deren Maden zum Teil in verschiedenen Pflanzen oder
in verschiedenen Teilen einer Pflanzenart leben.
Vorbeugung und Bekämpfung. Stark riechende Stoffe
ziehen die Blumenfliegen an, auch zur Eiablage, daher wohl auch ihre
Vorliebe für die Kreuzblütler. Besonders anziehend wirken frischer
Stallmist, namentlich aber Menschenkot (Abtrittsdünger), die daher auf
bedrohten Feldern möglichst zu vermeiden sind. Dagegen sollen
Mineraldünger, namentlich Superphosphat, die Fliegen an der Eiablage
verhindern. Dies hat man auch noch durch zahlreiche andere Mittel
versucht, die manchmal vorzüglich geholfen haben. So spritzte man
die eben aufgegangenen Pflänzchen mit Petroleumemulsionen, Wermut-
abkochungen usw. Oder man streute Tabaksstaub usw. In Amerika
ist sehr beliebt, um die Pflänzchen mit Petroleum oder Karbolsäure
getränkten Sand zu häufeln , oder man taucht ihre Wurzeln vor dem
Verpflanzen in eine Lösung von einem Teil Niefswurz in zwei Teilen
Wasser. Petroleumemulsion oder Schwefelkohlenstoff in Löcher um
die Pflänzchen gegossen, tötet zugleich etwa schon vorhandene Maden.
^) Die Sj^stematik der hier in Betracht kommenden Blumenfliegen ist noch
keineswegs geklärt, um so weniger, als aus der Mehrzahl der ph^'topathologischen
Berichte nicht zu ersehen ist, ob die genannte Art avich wirklich vorgelegen hat.
Wir halten uns in der Hauptsache an den genannten Katalog, trotzdem nach
gütiger Mitteilung von Herrn Prof. P. Stein (Treptow a. d. Rega) inzwischen schon
wieder einige Verschiebungen bei den Arten stattgefunden haben Wir bitten aber
dringend alle Phytopathologen, alle von ihnen beobachteten Blumenfliegen wenn
irgend möglich zu züchten uud an einen Spezialisten einzusenden. Nur so kann
einmal wirkliche Klarheit über die den Kulturpflanzen schädlichen Arten ge-
wonnen werden.
Anthomvideu. 425
Ganz besonders haben sich aber die mechanischen Abhakungs-
mittel der Fliegen bewährt. Slingerland schob um die Basis jeder
Pflanze geteerte, achteckige Papierstücke ; Schönk bedeckte die Reihen
mit Rahmen, die mit Seihtiichleinen bespannt sind. Smith giefst um jede
Pflanze einen frisch bereiteten dünnen Brei von Kalk mit etwas Karbol-
säure, der bald erstarrt und zugleich durch den Geruch die Fliegen abhält.
Noch mehr wird empfohlen, sie etwa vier Zoll hoch mit einem rasch
erstarrenden Wall von Kleie oder Sägemehl und Leim zu umgeben.
Sehr wichtig sind ferner die Kulturmafsregeln, in erster
Linie Fruchtwechsel und gründliche Reinigung der Felder von Rück-
ständen und allem Unkraute, besonders von wilden Kreuzblütlern.
Möglichst frühe Aussaat, zugleich mit kräftiger Düngung, kann die
Pflänzchen bis zum Erscheinen der Fliegen über das gefährdetste
Stadium hin wegbringen ; sonst empfiehlt sich eine frühe Aussaat von
Fangpflanzen, die natüidich rechtzeitig und gründlich zu vernichten sind.
Authomyia Meig.
Grau, schwarz oder gelbrot; Augen nackt. Schüppchen ungleich.
Hinterleib beim Männchen streifenförmig, beim Weibchen hinten zu-
gespitzt. Erste Längsader doppelt.
A. radieum Meig. AVurzelfliegrei). Männchen schwärzlich,
Weibchen aschgrau. Rückenschild schwärzlich , mit drei schwarzen
Striemen; Hinterleib hellgrau mit schwarzer Mittelstrieme und desgleichen
Einschnitten, nach hinten deutlich verschmälert. Untergesicht und Stirn
weifs (letztere beim Weibchen vorn rostgelb, hinten schwarz); Stirn-
dreieck, Fühler, Taster und Beine schwarz. Flügel glashell; hintere
Querader fast gerade; 4,5 — 5,5 mm lang. Gemein von Frühjahr bis
Herbst. — Made weiislich, runzelig, schwarz gekörnelt ; vordere Stigmen
gelb, hintere Stigmenträger gelbbraun mit je drei Luftlöchern; After-
fläche mit zwölf gekörnelten Fleischzapfen eingefafst; 6 mm lang; in
mehreren Brüten den ganzen Sommer über; in stark riechenden Stoffen,
z. B. in Wurzeln von Raphanus- und Brassica- Arten, in denen sie un-
regelmäfsige, oft von Fäulnis begleitete Gänge fressen. Auch an Säm-
lingen von Nadelhölzern durch Benagen der Wurzelrinde und Ab-
fressen der Wurzeln sehr schädlich-). Puppe im Boden. Eiablage an
die Basis der Stengel. Puppen und Fliegen überwintern. — Parasiten :
Älysia manihcator , Fimpla yraminellus Schrk. , Ephialtes inanis Gr. —
Auch in Nordamerika ganz vereinzelt gefunden.
Chortophila Macq. (Phorbia Rob.— Desv.).
Beine schwarz, Fühlerborste nackt oder höchstens pubeszent.
Ch. brassieae Bche. (floccosa Macq., floralis auct. nee Fall), Kohl-
flieg-e^) (Fig. 259). Männchen aschgrau; drei schwarze Streifen auf
Brustrücken, ein desgl. auf Hinterleib ; Stirne silberweifs mit feuerrotem
i).Nach Slingerland,_ Cornell agr. Exp. Stat. , Bull. 78, 1894, p. 496-498. ist
A. radieum auct. keine einheitliche Art; die meisten Berichte über sie beruhen
auf Verwechslungen mit anderen Arten ; die typische Meigensche Art sei noch nie
schädlich gefunden worden.
-) JuDEicH u. NiTscHE, Mitteleur. Forst.-Ins.-Kde., S. 145 (als A.ruficeps bezeichnet).
^) Die Kohlfliege ist eine ständige Erscheinung in allen mittel- (mit Ausnahme
der französischen) und nordeuropäischen Berichten, auf die daher verwiesen sei.
Eine geradezu klassische Behandlung der Fliege gab Slingerland in seinem be-
rühmten Bull. 78 der Cornell. Tniv. agr. Exp. Stst., 1894, von dem noch 1905
426
Dipteren, Zweiflügler.
Dreiecke; Fühler, Taster und Beine schwarz. Basalunterseiten der
Hinterschenkel dicht kurz zottig behaart (Fig. 200 a); 6 m_m lang. —
Larve 9 mm lang, weifslich, glatt, glänzend; Afterfläche mit 10 kege-
ligen Randhöckern, deren beide mittlere, ventrale zweispitzig.
Die Überwinterung geschieht gröfstenteils als Fliege in Rinden-
ritzen, Gebäuden, unter Laub usw., z. T. auch als Puppe. Ende April
werden die weifsen Eier, von jedem Weibchen etwa 50, in kleineren
Fig. 259. Kohlfliege (nach. Schmidt-Göbel).
a Ei von oben, h von der Seite (nach Slingekland).
oder gröfseren Mengen bis zu mehreren Hunderten, an junge Kreuz-
blütlerpflanzen gelegt, an den Stengel möglichst nahe der Erde, oder
in Erdritzen möglichst nahe an die Wurzeln. Die nach etwa zehn
Tagen ausschlüpfenden Maden fressen zuerst äufserlich an den zarteren
Wurzeln oder am Stengel; bald
dringen sie aber ins Innere und
bohren hier wie gewöhnlich. Harte,
hölzerne Teile werden verschont,
eher gehen die Maden ziemlich hoch
in die Stengel, selbst in die Blatt=
stiele. Nach 3 — 4 Wochen ver-
puppen sie sich, meist in der Erde,
seltener am Frafsorte, und nach
etwa acht Tagen fliegt die zweite
Brut aus. Es folgen sich wohl
drei Brüten, von denen die erste
die schädlichste ist. Die späteren
befallen wohl mehr wilde Kreuz-
blütler, da die kultivierten dann
meist schon zu hart sind. Von
„. -,^.,^ TT- ^ 1. ■ j .. 1-1. Kulturpflanzen leiden besonders
Flg. 260. a Hinterbein der männlichen j- t^ fi u t. i,' j ^
Kohlfliege, b Analsegment der Larve ^le Kohl-, aber auch verschiedene
(nach J. B. Smith). Rübcnarton. Die kranken Pflanzen
A1.DKICH sagt: „Perhaps the best entomological buUetin yett issued from an American
a^ricultural experiment Station." Und doch ist dieses Bulletin den deutschen
Dipterologen unbekannt.
Anthomyiden. ^27
verändern ihre Farbe (Kohl wird bleifarben), bleiben klein, die
Blätter welken , die befallenen Teile verdicken sich etwas, schliefs-
lich können die ganzen Pflänzchen absterben. Feinde : Opius procerus
Wsml. (Braconide), Staphyliniden , Milben usw. Mifs Ormerod be-
obachtete, wie Krähen die befallenen jungen Pflänzchen auszogen und die
Maden frafsen. — Nach Amerika offenbar schon sehr früh eingeschleppt,
dort bereits 1835 von Harris als schädlich beschrieben unter dem Namen
Anthonniia raphani. Merkwürdigerweise in Frankreich wenig schädlich.
Ch. eilierura Rond. (platura Meig.) Sehalottenüiegre. Männ-
chen grau ; auf Rückenschild drei braune Längsstriemen, auf Hinterleib
tiefschwarze Mittelstrieme und braune Einschnitte ; Taster, Fühler, Beine
schwarz-, Schwinger und Schüppchen weifslich, erstere braungestielt-,
"Weibchen heller. 4,5 mm lang. Made schmutzig weifs, am Hinterende
14 Zäpfchen; in Allium- Arten, Spargelstengeln, Menschenkot. Parasit:
Alysia truncator Ns.
Ch. floralis Fall, (nee auct.). Ähnlich Ch. brassicae, aber grölser,
auf der Unterseite der Hinterschenkel mit einer Reihe langer Borsten.
Made im Juli im Fleische des Gartenrettichs und der Radieschen.
Puppe in der Erde, ruht 3 — 4 Wochen.
Ch. funesta J. KühnM. Lupin enflieg-e. Männchen grau; auf
Rückenschild 3 — 5 dunklere, z. T. in Flecke aufgelöste Längsstriemen
und fünf Borstenreihen ; Schüppchen weifs, Schwinger gelb. Weibchen
heller. 4 — 5,5 mm lang. Am Hinterende der Made vier kräftige und
jederseits drei kurze Zähnchen, deren Spitzen schwarz sind,- 5,5 — 6 mm
lang. — Fliegen Mitte Mai, legen ihre Eier an die eben erst keimenden
Lupinenpflänzchen. Die Maden bohren sich in die Wurzeln, Stengel
oder Samenlappen , die absterben ; vorher sind die Maden bereits zur
Verpuppung in die Erde gegangen. Ende Juni, Juli erscheint die zweite
Fliegenbrut, deren weitere Schicksale unbekannt sind. Puppen überwin-
tern. Vorbeugung: Möglichst frühe Aussaat der Lupinen, vor Ende April.
Ch. lurcata Bche^). Gelblich aschgrau; Fühler, Taster, Beine
schwarzbraun; 5,5 mm lang. Made von zahlreichen Wärzchen rauh,
an jedem Ringe je ein seitliches Fleischspitzchen ; am Hinterende sechs
gröfsere, vier kleinere Fleischzapfen; 9 mm lang. Made einzeln im Herzen
von Zwiebeln.
Ch. fuseieeps Zett. '^). Beim Männchen an der 'Innenseite der
Hintertibien eine Reihe gleich langer , kurzer , steifer Borstenhaare.
Fliege 5 mm lang, Made 6. Ursprünglich wohl europäisch; hier aber,
wie es scheint, nirgends schädlich. In Nordamerika eingeschleppt, hier
an den verschiedensten Kultur- und anderen Pflanzen schädlich, nament-
lich an jungen, frisch ausgesetzten oder aufgegangenen Pflänzchen von
Kohlarten, Getreide, Mais, Radieschen, Rübsen, Zwiebeln, Bohnen,
Erbsen, Saatkartoffeln , aber auch nützlich durch Vertilgung der Eier
von Wanderheuschrecken. Auch auf Hawaii.
') Zeitschr. landw. Zentralver. Prov. Sachsen 1870, Nr. 6.
2) BoucnE, Naturgeschiclite der Insekten, S. 71—73, Taf. 5, Fig. 30—33.
^) Slingeuland, 1. c. p. 4V)9— 502. — Chittenden, U. S. Deptm. Agric, Div. Ent.,
Bull. 33, N. S., 1902, p. 84-92, Fig. 19; Ball. 43, 1903, p. 68-70, Fig. 64. — Die
Amerikaner identifizieren diese Art mit Ch. eilierura Eond. ; doch gibt es nach
freundlicher Mitteilung von Herrn Prof. Sieix tatsächlich eine Cli. fuscicejis Zett.
Auf welche Art sich aber die phytopathologischen Berichte beziehen, ist ohne
genaue Nachprüfung durch einen Spezialisten nicht zu sagen.
428 Dipteren, Zweiflügler.
Ch. g-nava Meig, (lactucae Bche). Schwarz bzw. grau (Weibchen),
gestreift ; auf Hinterleib schwarze Flecken, hinter den Einschnitten rot-
gelbe Schillerbinden. Maden fressen im August und September die
Samen von Salat und anderen Latticharten aus.
Ob die CuRTis'sche ^ Anthomiiia <inava, deren Maden an den Wurzeln
von weilsen Rüben und Kohlarten leben, dieselbe Art sei, ist zweifelhaft.
Ch. lupini Coq. "'^). Nordamerika; Made in Stengeln von Lupinen,
andererseits aber sehr nützlich durch Zerstörung der „loco" -Unkräuter
(Astragalus spp.).
Ch. planipalpis Stein ^). Californien, in Wurzeln von Radieschen.
Ch. rubivora Coq. Raspberry-cane magrgrot.*). Nordamerika.
Die Fliege legt ihre auffallend grofsen, weilsen Eier im April oben
an die jungen Himbeertriebe in die Blattachseln. Die Made wandert
zuerst etwas abwärts und bohrt sich dann durch ein später schwärzlich
werdendes Loch in die Spitze des Triebes und im Marke einige Zoll
tief abwärts. Dann ringelt sie den Trieb dicht unter der Rinde , so
dafs sein oberer Teil welkt, schlaff herabhängt und unter Blaufärbung
des Stengels abstirbt. Die Made frifst sich nun im Marke noch weiter
abwärts bis dicht über die Erde ; hier verpuppt sie sich in der Rute,
die meistens eingeht: nur ganz kräftige treiben aus den Seitenaugen
neue Sprossen. — Bekämpfung: im Mai die kranken Triebe unten ab-
schneiden und verbrennen.
Pegomyia Rob.-Desv. (Aricia Rob.-Desv. part.).
Fühlerborste nackt oder höchstens pubescent. Analader reicht
bis zum Flügelrand. Augen nackt. Beine und Hinterleib teilweise rot.
Hinter der Naht drei Dorsozentralborsten.
P. hyoseyami Panz. (atriplicis Gour. , betae Gurt., chenopodii
Rond., eonformis Fall. , dissimilipes Zett. , spinaciae Holmgr. , vicina
Lintn.), Runkelflieg-e^) (Fig. 261). Europa, Nordamerika. Brust blei-
grau mit fünf undeutlichen Längsstriemen auf Rücken: Hinterleib gelb-
grau mit einem undeutlichen bräunlichen Längsstriemen; der ganze Körper
schwarz beborstet. Kopf matt silberweifs , rötlich schimmernd ; Stirne
und Scheitel mit orangener , silbergrau eingefafster Strieme , Augen,
rot, nackt, ebenso Fühlerborste ; Taster gelb mit dunkler Spitze. Flügel
ohne Randdorn, etwas getrübt, Schüppchen wasserhell, Schwinger
gelblich weifs. Querader fast gerade, steil gestellt. Beine gelblich,
Tarsen braun , Haftläppchen unten schwarz. 6 mm lang. Die Tiere
variieren in der Färbung sehr, zum Teil nach der Nährpflanze, daher
die verschiedenen Namen; die typische Form ist die hellste, die
var. hetae die dunkelste. Nährpflanzen sind: Bilsenkraut, Melden,
Gänsefuß , Spinat , alle Beta-Arten ; die Made kann sich auch im
^) Journ. E. Soc. Agric, 1849; Farm Insects p. 142.
2) CoQuiLLETT, Ent. News Vol. 12, 1901, p. 206—207, 243. — Chitxeni.ex, U. S.
Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 64, 1908, p. 35—36.
3) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 66, 1909, p. 95—96.
*) Slingeri.ano, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 126, 1897, p. 54—60, fig.
20—21, PI. 5. — BiuTTON, 2d Eep. Stat. Ent. agr. Exp. Stat. Connecticut 1902,
p. 167-168, 1 PL, 1 fig.
^) Board of Agric, London, Leafl. 5, 1902, figs. (hetae). — Chittenden, U. S.
Dept. Agric, Div. Ent., Bur. 43, 1903, p. 50 — 52, fig. 50 (vicina) — Cakpenter, Rep.
1904, p. 289—291, Pls. 23, 24 (hetae). — Tii.lgren, Ent. Tidskr Arg. 26, 1905, p. 172—176
(dissimilipes). — Schwautz, Deutsche landw. Presse, 1908, Nr. 62, Fig. — Die beste
Darstellung gibt wobl Jablonowski in seinem Bucbe: Die tierischen Feinde der Zucker-
rübe, Budapest 1909, S. 303—315, Fig. 61—63.
Anthomviden.
429
Fig. 261. Runkeif liege
(nach Pettit).
Dünger bzw. in liumosem Boden entwickeln. Die Imagines fliegen
je nach Klima schon im April oder erst von Mitte Juni ab (Skandi-
navien): sie legen ihre glänzend weifsen Eier in kleiner Zahl auf die
Unterseite der Blätter, nahe der Mitte.
Nach fünf bis acht Tagen kriechen die
Maden aus , die sich sofort ins Blatt
bohren und hier unregelmäfsige , zuerst
weifse, später gelbe und braune, schwarzen
Kot enthaltende Blasen minieren ; die
Zahl der in einem Blatt fressenden Maden
hängt von dessen Gröfse ab und kann
bis 40 betragen. Nach zwei bis drei
Wochen sind sie erwachsen, 9 mm lang,
schmutzig weifs , nach hinten grünlich
durch den durchscheinenden Darminhalt.
Die Verpuppung findet gewöhnlich flach
in der Erde , doch auch im Blatte (bei
der Sommerbrut) statt-, nach acht bis
vierzehn Tagen fliegt die zweite Brut aus.
Bei uns kommen je nach Klima zwei bis
drei Brüten vor, in Amerika wohl mehr,
denn dort wird als Dauer der einzelnen
Stadien drei , sieben bis acht , zehn bis
zwanzig Tage angegeben- namentlich die Sommerpuppen sollen oft bis
zu drei Wochen überiiegen. Doch kann man auch bei uns bis im Herbst
Maden finden; die Überwinterung scheint indes vorwiegend als Puppe
stattzuhaben.
Der schlimmste Schaden an Rüben ist der der ersten Brut, da sich
deren Maden entwickeln, wenn die Pflänzchen erst ein bis drei Blätter
haben; sie werden recht oft abgetötet. Am auffälligsten ist die Tätig-
keit der Maden natürlich im Herbst, wo dann zahlreiche, grofse, braune
Minen in den Blättern auffallen , ohne dafs diese absterben : immer-
hin wird auch durch sie die Entwicklung der Rüben und ihr Zucker-
gehalt ungünstig beeinflufst. An Gartenpflanzen ist im allgemeinen wohl
der Schaden der späteren Brüten der gröfsere. — Als Parasit ist eine
Braconide beobachtet, die aber keine praktische Bedeutung hat. Uzel ^)
züchtete Opius nitidulator Nees.
Gegenmittel: alle als Nährpflanzen dienende Unkräuter (Melde!)
vernichten, desgl. alle befallene Pflanzen, überhaupt gründliche Reinigung
der Felder. Im Herbst 'MS cm tief unterpflügen. Recht dicht säen,
kräftig mit Mineralsalzen düngen. Spinat als Fangpflanze zwischen die
Rüben säen. Selir gut soll sich bewährt haben, mit Fliegenleim be-
strichene steife Papierblätter von 12:15 cm Gröfse zwischen die Rüben-
reihen stecken, bevor diese aufgehen.
P. nigritarsis Zett. Fliege sehr ähnlich voriger; Hinterleib
rotgelb mit weifsschimmernden Einschnitten ; Füfse schwarz. Made wie
die der Runkelrübe lebend.
Hylemyia Rob.-Desv.
Fühlerborste bis zur Spitze dicht und lang befiedert, Augen nackt.
Vierte Längsader gerade oder vorn etwas abwärts gebogen.
') Bericht 1906, S. 578.
430
Dipteren, Zweiflügler.
H. antiqua Meig. (ceparam Meig., cepetorum Meade). Zwiebel-
fliegre ') (Fig. 2G2). Schwärzlich, dicht grau bestäubt, mit dunkeln Flecken
und Streifen ; Vorderrand der Flügel bis zum deutlichen Randdorn bedornt,
Beine pechschwarz; (j,5 mm lang. — Made gelblich, 5— G mm lang; die
beiden grofsen ventralen Zapfen am Hinterende einfach, davor am Bauch
noch zwei kleinere. Europa, Nordamerika. — In Europa überwintern
die Puppen, in Amerika die Fliegen. Die weifsen länglichen Eier
werden zu 6 — 8 an die Blätter von Zwiebeln dicht über der Erde ab-
gelegt. Die Maden bohren sich sofort ein und zur Zwiebel hinab, die
sie oft zu mehreren in unregelmäfsigen, von starker Fäulnis begleiteten
Gängen dm-chwühlen. Die Blätter welken, schliefslich stirbt die ganze
Pflanze. Nach zwei bis drei Wochen ist die Made reif: sie verläfst die
Fig. 262. Zwiebelfliege (nach J. B. Smith).
« Fliege, b Hinterbein der Fliege, c Analsegment der Larve.
Zwiebel, um sich in der Erde zu verpuppen. Nach 8—14 Tagen, im
Juni, fliegt die zweite Brut ; es scheinen sich mehrere zu folgen , bis
in September, selbst in Oktober hinein. — Gegenmittel: die befallenen
Pflanzen so früh wie möglich entfernen und vernichten ; Fruchtwechsel.
Spritzen mit Petroleumemulsion, Streuen von Ruls, Kainit, Salpeter, Kalk
mit Rufs sollen die Eiablage verhindern bzw. die Eier und jungen
Larven töten.
Nach Lüstner ^) frifst die Zwiebelfliege auch das Herz von Garten-
nelken, vorwiegend älterer Sorten aus; er erwähnt zugleich einen
früheren Fall, bei dem die Fliege von Bkischke als Änthomyia radicum
bestimmt wurde. Die Lüstnersche Benennung dürfte wohl auf einem
Irrtum beruhen.
H. eardui Meig. (lychnidis Kaltb., usw.). Nelkenfliegre^). Lehm-
bis dunkelgrau, Fühler schwarz, Borste feinhaarig, Spitze nackt, Augen
1) BoucHE, Naturgeschichte der Insekten, 1834, S. 73. — Slingerland, 1. c.
6. 495—496, Fig. 6 a. — Cari-entkr, Eeport 1896, p. 86-87, fig. 10—13. — Ritzema
OS, Phytopathol. Labor. Willie Commelin Schölten, Versl. 1899. p. 62—63. —
Board Agric. Fish. London, Leafl. 31, 19U3, 4 pp.. figs. — Lamra, Ent. Tidskr. Arg.
26, 1905, p. 60—63, 1 Taf. — Smith, J. B., New Jersey agr. Exp. Stat., Bull. 20U,
1907, p. 10—11, figs.
") Gartenwelt, .Jahrg. 13, 1909, S. 173-174, 1 Fig.; Ber. Geisenheim 1908,
S. 10—11.
3) Kaltenbach, Pflanzenfeinde, S. 55. — Stein, Ent. Nachr., Bd. 16, 1890, S. 300
Anthomyiden.
431
nackt. Rückenschild mit drei braunen Längs streifen, Hinterleib mit
einem dunklen ; Körper schwarz beborstet ; Beine schwärzlich, Schienen
der Hinterbeine heller-, 8 — 10 mm lang. — Made im Stengel und
Wurzelstock von Nelkenarten (Lychnis und Dianthus spp.), besonders
an schattigen Orten mit lockerer Erde. Der Frais beginnt am untersten
oberirdischen Stengel-Internodium und geht nach Kaltenbaeh in das
Rhizom, nach andern in den Stengeln und Stielen aufwärts. Puppe
in Erde oder am Frafsorte.
Hierher dürfte wohl die als U. atitiqua bezeichnete Nelkenfliege
Lüstners ^), vielleicht auch die carnation fly der Engländet, Hiß. nigrescens
(s. daselbst) gehören.
H. eoaretata Fall. Getreide-Biumenflieg-e, wheat bulb fly^)
(Fig. 263), Mittleres und nördliches Europa. Gelblichgrau, stark be-
Fig. 263. Getreide-Blumenfliege (nach. Börner).
a Fliege, b Analsegment der Larve von oben und von der Seite.
borstet. Brustrücken ohne Strieme; Hinterleib schlank, dünn, mit
dunkler Mittelstrieme, in schwarze Legeröhre endend, Fühler und Beine
(H.penidllari.!^ Eond). — Sintenis u. v. Schilling, Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau,
1900, S. 50, Figg. — MiK, Wien. ent. Zeitg., Jahrg. 19, 1900, S. 148—151.
^) Siehe vorige Seite.
2) Frank, Arb. biol. Abt. Kais. Gesundheitsamt, Bd. 1, 1901, S. 265—267. —
Carpenter, Eeport for 1902, p. 199—201, figs. — Jungner, Zeitschr. Pflanzenkrankb.,
Bd. 14, 1904, S. 335—336. — Börner, Mitt. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch., Heft 4,
1904, S. 60—63, fig. 13—14. — Landwirtsch. Wochenschr. Pommern 1909, Nr. 21;
Ausz. : P. Blätter Pflanzenbau, 1909, S. 88. — Journ. Board Agric. London, Vol. 15,
p. 840, Vol. 16, p. 388, 1909. — Marchal, P., Bull. Soc. ent. France, 1909, p. 196—197.
432 Dipteren, Zweiflügler.
schwarz, beim Männchen die Schienen, beim Weibchen Schenkel und
Schienen rotgelb, Flügel gelb geädert, mit Randdorn. 7 mm lang. —
Made gelblich, 0 mm lang, am unteren Rande der Afterplatte zwei
mittlere, viereckige, zwei seitliche spitze Höcker. — Ein Exemplar in
Colorado gefangen.
Die Biologie ist noch recht ungenügend bekannt. Im Frühjahre
bemerkt man an der jungen Wintersaat von Roggen und Weizen,
seltener Gerste, welkende Pflänzchen, deren Herz von der Made ab-
gefressen ist; eine Made frifst sechs und mehr junge Halme an. Auf
gröfseren Feldern treten Stellen stärkeren Befalles hervor. Von Ende
April an gehen die Maden zur Verpuppung in die Erde, bis 10 cm tief.
Von Mitte Mai bis Mitte Juni fliegt die erste Brut. Wo sie ihre Eier
ablegt, wo die Maden als zweite Brut leben, ist unbekannt ; Börner ver-
mutet an, bzw. im Lolchgrase. Nach vier Wochen fliegt die zweite
Brut bis spät in Herbst hinein, die ihre Eier an die junge Wintersaat
legt. Maden, vielleicht auch Fliegen der zweiten Brut überwintern;
wenigstens wurde nach Carpenter im Januar gesäeter Weizen noch
befallen. Nach Carpenter wird Getreide , das auf Kartoffeln oder
schwedische Rüben folgte , oft befallen , nicht nach Rübsen , Mangold
und Bohnen. Hafer bleibt immer, Gerste meistens verschont. — Frühe
Saat und kräftige Düngung stärkt die Pflanzen so, dafs sie dem Befalle
besser widerstehen und sich neu bestocken können. Säet man bereits
Ende August schmale Streifen von Roggen auf die zur Winterung be-
stimmten Felder, so legt auf sie die Hauptmasse der Fliegen ihre Eier
ab ; nach zwei bis drei Wochen ist der Roggen mäfsig tief unterzupflügen
und endgültig zu bestellen. Sehr stark befallene Äcker sind möglichst
früh tief unterzupflügen.
H. nig-reseens Rond. '). Diese nach P. Stein zweifelhafte Art wird
in England als „carnation fly" angegeben. Sie befällt namentlich junge
Nelken, miniert erst in der Basis der Blätter und höhlt dann den Stamm
aus, in dem sie sich auch verpuppt. Rufs, Kalk oder starkriechende
Flüssigkeiten halten die Fliegen von der Eiablage ab; die Minen der
Maden sind zu öffnen, diese mit einer Nadel herauszuholen (s. auch
H. rarihii).
H. pullula Zett. 2). Die Made schadete 1893 sehr bei Florenz an
Schwertlilien, deren Blüten, Hohlblätter und Stengel sie ausfrafs. Die
beschädigten Pflanzen entwickelten weniger Rhizommassen, die öfters
faulten. Möglichst frühzeitig im Jahre sind die befallenen Blüten-
schäfte abzuschneiden und zu vernichten.
Phaonia Rob.-Desv.
Ph. trimaeulata Bche ^). Hellgrau, auf Rückenschild vier schwarze
unterbrochene Striemen , auf Schildchen drei braune Flecke ; Augen
behaart; Flügel ohne Randdorn; 8 mm lang. Made 11 mm lang, am
Bauche mit schwarzen Wärzchen'. Im Sommer und Herbst gemeinsam
mit der Kolilfliege in den Wurzeln des Kohls. Puppe in der Erde,
die der letzten Brut überwintert.
1) CoLLiNGE, Eep. 1906, p. '62— Si. — Journ. Board Agric. London, 7ol. 14, 1908,
p. 621.
2) DEL GüERcio, Bull. Soc. cnt. Ital. T. 24, 1893, p. 821—380.
3J BoucHE, Naturgesch. d. Insekt , S. 80.
Tachiniden. Platyi^eziden. Pilzfliegen. Phoriden. 433
Masciiia Rob.-Desv. (Cyrtoneura Meig.).
Augen nackt. Fühlerborste gefiedert. Vierte Längsader' unter
flachem Bogen aufsteigend , daher die an der Flügelspitze mündende,
weit offene Hinterrandzelle lanzettförmig.
M. (C.) stabulans Fall. Grau; Fühler braun, Wurzelglieder und
Taster rotgelb, desgleichen Beine; 7 — 10 mm lang. Made gelblich
weifs, glänzend, Absturz des Hinterendes fast senkrecht, von charakte-
ristischen Zähnen umgeben M', 8 — 11 mm lang. — Fliege im Sommer
überall, namentlich auch in Häusern und Ställen, legt ihre Eier an die
verschiedensten Orte , vorwiegend an zerfallende Vegetabilien , aber
auch an Insektenlarven. Fliege gezüchtet aus : Schwämmen , Obst,
Gurken, Dünger, Rapsstengeln, zerfallenden Kartoffeln^), Erbsenhülsen,
Radieschen, Rübenknäueln bzw. jungen Runkel- und Zuckerrüben, denen
die Maden ernstlich schaden können . Raupen vom Kiefernspinner und
Puppen von Lophyrus sp. An Rüben sitzen sie namentlich am Kopfe,
fressen aber Gänge bis ins Innere, üzel ^ ) empfiehlt , die Knäuel in
mit Petroleum, Karbolsäure, Schwefelsäure usw. versetztem Wasser
keimen zu lassen.
Cyclorrhapha Aschiza.
Ohne Stirnblasenspalte bzw. Bogennaht. Fühler dreigliedrig, die
Borste nicht terminal. — Die hierher gehörigen Fliegen leben als
Larven meistens parasitisch in anderen Tieren, in Pilzen oder faulenden
pflanzlichen und tierischen Stoifen.
Tachiniden.
Von dieser parasitischen Familie sind die Fliegen von Calliphora
erytJiPoeephala Meig., die „rotköpfige Fleischfliege", einmal beobachtet,
wie sie die ganze Ernte eines grofsen Spalierweinstockes dadurch zer-
störten , dafs sie die Haut der reifenden Beeren annagten und deren
Fleisch ausfrafsen*).
Platypeziden, Pilzfliegen.
Maden zwölfringelig , glatt oval mit ca. 28 gegliederten fadigen
Anhängen an den Seiten. Mund ventral , ohne Mundhaken , aber am
Oberrand jederseits zwölf Querreihen hakiger Zähnchen. Sie leben in
Pilzen^), vorwiegend im Freien: Schaden ist nicht berichtet.
Phoriden.
Maden walzig, vorn dünner als hinten. Mundhaken vorhanden.
Körper rauh, Segmente seitlich mit kurzen von Querwülsten vorstehen-
') s. E. Taschenberg, Prakt. Insektenkunde, Bd. 4, S. 108—109.
-) CuuTis, Farm Insects, p. 462 — 463.
3) Bericht über 1906, S. 580-581.
*) Eeh, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. 19, 1901, 3. Beih., S. 179.
5) Brauer, Zweiflügler d. k. Mus. Wien III; Sep. p. 67.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 28
434 Dipteren, Zweiflügler.
den Wärzchen. Letzter Ring meist mit vier bis sechs Fleischspitzen.
Teils parasitisch, teils in zerfallenden Stoffen, einige in Pilzen und dann
zum Teil recht schädlich in Champignonzüchtereien \).
Brauer^) füln-t aus Pilzen an: Aphioehaeta ruflpes Meig. aus
Trüffeln-, A. lutea Meig.; flava Fall, und pusilla Meig. (pumila Meig.)
aus Agaricus sp. : Phora tuberieola Frfld aus weifsen Trüffeln: Pn.
bovistae Gimm. aus Lycoperdon Bovista; Conicera atra Meig. aus
Agaricus ater,
Syrpliiden.
Fühler dreigliedrig, Endglied ungeringelt, Borste rückenständig.
Afterzelle lang ; zwischen dritter und vierter Längsader eine überzählige,
die Mittelquerader durchschneidende Schrägader. Lebhaft gefärbt,
dickleibig, meist mit hellen Binden versehen ; auf Blüten, ernähren sich
von Pollen und Honig. — Hinterende der Made in eine beide Tracheen
einschliefsende Röhre oder in zwei dicht nebeneinander liegende Atem-
röhren verlängert, entweder kurz und dorsal oder fernrohrartig aus-
ziehbar, endständig; Kopfringe meist schmal und kegelig vorstreck-
bar. Larven saprophytisch oder räuberisch (von Blattläusen): einige
wenige pflanzenschädlich.
Eumerus Meig.
Klein bis mittelgrofs, wenig behaart : schwarz oder metallisch grün.
Kopf breiter als Rücken ; letztes Fühlerglied grofs, Borste nackt. Augen
behaart. Hinterschenkel verdickt, unten mit Dörnchen bewehrt. Hinter-
schienen geki'ümmt.
E. strig-atus F. (lunulatus Meig. usw.), Zwiebelmond flieg-e.
Grün, Hinterleib an der Spitze und seitlich an den drei ersten
Gliedern mit je einem grau behaarten Mondflecke; Fühler dunkel;
() — 7,5 mm lang. Made graugelb, runzelig und gekörnt; Endglied
braun, jederseits mit einem geringelten, pyramidenförmigen Fleisch-
zapfen versehen, 8 — 10 mm lang; im Sommer im Herzen der Speise-
zwiebeln oder im unteren Teile des Blütenschaftes; ersteres fault,
letzterer welkt. Schaden stellenweise bedeutend. Puppen zum Teil in
der Erde, zum Teil im Blütenschaft. Die befallenen Zwiebeln sind zu
vernichten.
Merodon Meig.
Fühlerborste rückenständig. Mittelquerader steht auf der Mitte
der Mittelzelle oder saumwärts. Randzelle offen. Hinterschenkel ver-
dickt, unterseits gezähnt. Untergesicht flach gewölbt. Meist dunkel
metallisch grün, dicht behaart.
M. elavlpes F.^). Schwarz; weifslich, gelblich, rötlich bis schwarz
behaart; Hinterleib verlängert, kegelförmig, fast nackt, mit weifsen
Ringsäumen und am zweiten bis vierten Ringe weifsen Querbinden;
drittes Fühlerglied länglich, vorn zugespitzt.
') BüscK, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 38, 1902, p. 82—33. — Journ. Board
Agric. London Vol. 14, 1907, p. 415.
2) 1. c. p. 66.
^) Peauson, The Book of Garden Pests, London, p. 51, 53, fig.
Syrphiden. Stratiomyiden, Waffenfliegen. 435
M, equestris F. ^). Schwarz oder dunkel metallisch grün, ebenso
verschieden behaart wie vorige ; drittes Fühlerglied oben gerade, unten
rund, daher vorn schief abgestutzt ; Hinterschienen beim Männchen auf
der Innenseite mit einem auffallenden Höcker; 13 mm lang. — Made
graugelb, stark gerunzelt, braun gekörnelt; auf jedem Ringe eine Quer-
reihe kurzer, nach hinten gekrümmter Dornen ; Endglied gerundet mit
schwarzem, warzenartigem Stigmenträger; 12 mm lang.
Beide Arten sind als Narzissenfliegren in allen die Kultur dieser
Blumen betreibenden Ländern Europas gefürchtet. Ihre Heimat ist
allerdings Südeuropa, von wo sie aber jährlich mit Tazettenzwiebeln
nach dem Norden eingeschleppt werden. Die Maden leben zu mehreren
in den Bulben der Narzissen und Tazetten, deren Herz fault. Im
Herbst verpuppen sie sich , meist in der Erde , in einer versponnenen
Zelle, seltener in der Zwiebel selbst. Ende April, Anfang Mai schlüpfen
die Fliegen aus, die je vier bis fünf Eier an die Bulben der Pflanzen,
möglichst dicht an die Erde legen. Haben die Maden einen Bulbus
vollkommen zerstört, so wandern sie durch die Erde in andere
Zwiebeln ein. Befallene Bulben sind so früh wie möglich zu ver-
nichten.
Im Jahre 1903 wurde ein Exemplar der Fliege in Quebek (Canada)
gefangen^). Auch in Neu- Seeland^).
Mesogramma polita Say*). Östl. Vereinigte Staaten. Made frifst
an Mais den Pollen und saugt die aus der Pflanze austretenden Säfte.
Kein ernstlicher Schaden.
Die Larven der nordamerikanischen Gattung CMlosia leben nach
WiLLiSTON ^) in Stengeln von Cardium, Sonchus, Scrophularia, Matricaria
und in Pilzen (Boletus edulis usw.).
Ortliorrapha.
Kopf ohne Bogennaht und ohne Lunula über den Fühlern; diese
drei- bis vielgliedrig.
Orthorrapha Brachycera.
Fühler gewöhnlich kurz, dreigliedrig. Maden mit eingezogenem,
rudimentärem Kopfe und rudimentären Kiefern; meist parasitisch oder
saprophytisch lebend.
Stratiomyiden, Waffenfliegen.
Körper gestreckt; Rückenschild und Hinterleib meist flach. Schildchen
meist bedornt. Drittes Fühlerglied geringelt. Flügel parallel autliegend,
sich deckend. Randader reicht bis zm^ Flügelspitze ; dritte Längsader
gegabelt. — Puppe in der letzten Larvenhaut, die von der aus-
schlüpfenden Fliege in T -förmiger Spalte gesprengt wird.
1) RiTZEMA Bos, Zeitschr. Pflanzenkrankh. , Bd. 4, 1894, S. 228. — Collinge,
Report for 1905, p. 40. — SiicHEr., Berlin, ent. Zeitschr., Bd. 53, 1908, S. 202—204.
2) Chägnon, Ann. Rep. ent. Soc. Ontario No. 34, 1903, p. 48.
3) KiRK, Rep. New Zealand Dept. Agric. for 1906, p. 365—367.
*) Ins. Life Vol. 1, 1888, p. 5—8, fig. 1. — Smith, J. B., Rep. New Jersey agric.
Coli. Exp. Stat. 1899, p. 442-443, fig. 21. - Forbes, 23. Rep. nox. benef. Ins. Illi-
nois, 1905, p. 161 -163, fig. 150-152.
5) Bull. 31, U. S. Nation Mus., 1886, p. 271.
28*
436 Dipteren, Zweiflügler.
Microchrysa polita L. Glänzend goldgrün. Fühler schwarzbraun.
Beine gelb mit schwarzen Stellen. Augen nackt. 5 mm lang. — Maden
nach Beuthin in Stengeln schwarzer Johannisbeeren. Nach Schaufuss*)
bei Meifsen dadurch schädlich, dafs sie die Keimlinge der Rosen-
saat vernichteten. „Der Keimling wird von unten angefressen und in
die Erde gezogen; die weichen Stellen werden vertilgt, die Keim-
lappen, welche härter sind, werden nicht berührt." Namentlich in
Kastensaaten der Schaden durch eine Furche, die die Made zieht,
erkennbar. Made 6 mm lang, 2 mm breit, asseiförmig, schmutzig
schwärzlichbraun, fein gekörnelt, beborstet.
Cbrysomyia formosa Scop. Goldgrün, Fühler schwarzbraun;
Boine schwarz mit gelben Knien. Kopf gelbbraun behaart; Augen
behaart. 9 mm lang. — Made wie vorher; Kopf oben pechschwarz,
unten braun; jeder Ring oben und unten mit je sechs gelben, nach
hinten gerichteten Haaren. Cornelius^) erhielt sie aus Gartenrüben,
deren Körper von ihnen völlig aufgezehrt und in Mulm verwandelt
waren. Ende April Verpuppung in der Erde, Ende Mai die Fliegen.
Eine Anzahl der Maden blieb unv erpuppt, aber lebend den ganzen Sommer
über in der Erde ohne Nahrung.
Orthorrapha Nematocera.
Fühler meist mit vielen gleichartigen Gliedern. Thorakalschüppchen
fehlt, Halteren frei. Puppe eine freie Mumienpuppe.
Tipuliden, Sclinaken^).
Gröfsere, schlanke Fliegen mit sehr langen Beinen. Erste Rücken-
schildnaht rudimentär, zweite V-förmig. Letztes Tarsenglied sehr lang,
peitschenförmig. Flügel vieladrig. Nebenaugen meist fehlend. Beine
beim Männchen häufig viel länger als beim Weibchen; letzteres am
Hinterende mit zwei harten, spitzen Fortsätzen (Legebohrer). — Larve
mit unvollständigem Kopfe (Kieferkapsel) und beifsenden, gegenstän-
digen Oberkiefern. Walzig, dick; mit 12 Ringen, mit charakteristischen
Fleischzapfen und zwei Atemröhren am Hinterende , zum Teil noch
mit Atemlöchern an vorderen Ringen. Fühler deutlich, lang, zwei-
gliedrig. 3—4 cm lang. An feuchten Orten, besonders gern in Mulm,
leben von faulen oder frischen Pflanzenteilen ; einige recht schädlich.
— Puppe ähnlich der der Schmetterlinge, mit zwei Atemröhrchen am
Prothorax.
*) Siehe Richter von Binxkxiiiai., Die Eosenschädlinge aus dem Tierreiche, Stutt-
gart 1903, S. 296-298, Fig. 43.
'') Stett. ent. Zeitg., Bd. 21, 1860, S. 202—204, Taf. II A.
^) Bei.ing, Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 28, 187;-;, S. 575-592. — Ewekt,
Zeitsch. Pflanzenkrankh., Bd. 9, 1899, S. 328. — Fuchs, Forstwias. Zentralbl., Jahrg.
22, 1900. S. 134—138. — Richieu von Binnenthal, 1. c. S. 289—294, Fig. 41. — Theohai.u,
I. Report, econ. Zool., 1903, p. 94—104, Fig. 11. — Eckstein, Zeitschr. Forst- u.
Jagdwes., Jahrg. 36, 1904, S. 364-366, Fig. 14, 15. - Uzel, Zeitschr. Zuckerindustrie
Böhmens, 1906, Hefte 10, 11 ; 16 S, Figs. — Paul, Prakt. Blätter Pflanzenbau und
Pflanzenschutz, Bd. 5, 19o7, S. 76— 78. — Tacke, ibd. S. 121—122. — Jahi.ünowski,
Tier. Feinde d. Zuckerrübe, Budapest 1909, S. 142—148, F. 32-34. — Hyslop, U. S.
Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 85 Pt. VIT, p. 119-132, figs. 60-66.
Tipuliden, Schnaken.
437
Die Schnaken haben im allgemeinen nur eine Generation im Jahre,
einige Arten (T. oleracea, lateralis usw.) zwei oder selbst mehr. Sie
fliegen von Beginn des Sommers an bis in den Herbst an warmen,
feuchten Tagen niedrig und schwerfällig, über feuchten Gras- und
anderen Ländereien. An geeigneten Stellen stofsen sie auf die Erde,
um die ovalen , etwas gekrümmten , glänzend schwarzen Eier von
denen jedes Weibchen 250 — 600 enthält, zu je 1 — 3 an oder in
die Erde bzw. an niedrige Pflanzen abzulegen. Nach 2 — 3 Wochen
kriechen die Larven aus , die zunächst wohl nur von Humus und
anderen vermodernden Stoffen leben , später aber auch an lebende
Pflanzen übergehen. Tagsüber fressen sie gewöhnlich im Boden an
Wurzeln, wobei sie sich in unterirdische Knollen,
Rüben usw. völlig hineinwühlen. Nachts , aber auch
wohl Tags bei feuchtem, trübem Wetter, kommen sie
auf die Oberfläche und befressen und benagen hier
oberirdische Organe , die sie z. T. sogar mit in ihre
Löcher ziehen. So können sie besonders Keimpflänzchen
gefährlich werden, die sie dicht über der Erde bzw.
unter den ersten Blättern ringeln oder sogar völlig
durchnagen (Fig. 264).
Am häufigsten finden sich Schnakenlarven in Gras-
und Brachländerqjen (bis zu 400 auf den Quadratmeter),
dann in jungem Getreide. Aber auch fast alle andere
Feldfrüchte (besonders Klee , Luzerne , Rüben , Raps,
Erbsen, Bohnen, Kartoffeln usw.), noch mehr die Gce-
müse des Gartens leiden unter ihnen, selbst Blumen
(Rosen). Sehr gefährlich werden sie häufig in forst-
lichen Baumschulen, vorzugsweise an ein- bis zwei-
jährigen Nadelhölzern, gelegentlich auch in Weiden-
hegern.
Auf Java fressen die Larven von TipuJa parva Loew.
die Augen des aufgehenden Zuckerrohrs aus M, in Japan
nagen sie die jungen Reispflänzchen dicht unter der
Erdoberfläche durch ^).
Die Annahme, dafs sie die Zellgänge der Birken
und anderer Bäume verursacht hätten, dürfte nach
den neueren Untersuchungen Nielsens (s. Agromijza car-
honaria) wohl hinfällig sein.
Verschont wurde Agrostis aJhannd Bumex acetosella.
Sie fressen den Winter über, mit Ausnahme der
Frosttage, an denen sie sich tiefer in die Erde zurück-
ziehen, bis in den Mai und Juni hinein. Der Schaden im Früh-
jahr ist entsprechend der nun rasch zunehmenden Gröfse der Larven
im allgemeinen viel bedeutender als der im Herbste, der eigent-
lich nur in Gemüsegärten, an Aussaaten junger Spätgemüse beträcht-
licher wird.
Ende Mai bis Mitte Juni findet die Verpuppung flach in der Erde
statt. Nach zwei Wochen etwa schiebt sich die Puppe mittelst der
an den Hinterleibsringen befindlichen Dornen mit dem Vorderteile über
die Oberfläche hervor, worauf bald die Mücke ausschlüpft. — Die
7
Fig. 264. Von
Schnakenlarven
benagtes Fichten-
pflänzchen
(nach Eckstein).
') KoNiNGSBERGER, Med. "s Lands Plantentuin 22, 1898.
-) Onuki, Imp. agr. Exp. Stat. Japan Bull. 30, 1904, p. 1—2, PI. II.
438 Dipteren, Zweiflügler.
zweibrütigen Arten verpuppen sich im August, September und lassen
nochmals Larven entstehen.
Parasiten der Schnakenlarven scheinen aulser der Tachiniden-
Gattung Admontia keine bekannt zu sein. Um so zahlreicher sind
Eaubfeinde, so namentlich insektenfressende Säugetiere und Vögel.
Unter letzteren sind Star, Möwen, Kiebitz, Wiedehopf, Drosseln,
Krähen, Storch hervorzuheben. Auch die Raubkäfer spielen hier eine
nicht unwichtige Rolle. Die Mücken sind häufig von Trombidien-
Larven besetzt. Schliefslich sollen die Schnakenlarven kannibalisch
sein und sich z. T. gegenseitig selbst auffressen.
Als Vorbeugung sind Düngung mit Mineralsalzen, Fruchtwechsel,
gute Dränage zu emjDfehlen.
Die Bekämpfung ist nicht ganz leicht. Die dicke, lederartige
Haut schützt die Larven gegen verwendbare Berührungsgifte. Dünge-
salze wirken daher mehr durch Kräftigung der Pflanzen als durch Ab-
töten der Larven. Das oft empfohlene Walzen des Bodens dürfte den
vorhandenen Larven nur dann verderblich sein, wenn es abends oder
morgens geschieht, während sie sich über der Erde befinden; immer-
hin erschwert es ihnen die Wühlarbeit und den Mücken die Eiablage.
Geschieht es zur Flugzeit an einem kalten, trüben Tage, wenn die
Mücken im Grase verborgen sitzen, so werden unzählige von ihnen
dadurch getötet. Stachelwalzen wirken schon besser gegen die Larven.
Zur Zeit der Verpuppung ist tief unterzupflügen. Unkräuter usw. sind
soweit möglich zu beseitigen, event. abzubrennen.-» Unterwasser-
setzen der Wiesen , das ebenfalls mehrfach empfohlen wh-d , dürfte
höchstens den Puppen, kaum aber den sich in tiefere Erdschichten
zurückziehenden Larven gefährlich werden. Von gröfstem Nutzen sind
Schonung und Hege der Feinde, insbesondere das Anbringen von
Starkästen. Auch das Eintreiben von Geflügel oder Schweinen in die
bedrohten Wiesen oder Felder hat sich schon öfters gut bewährt.
Von den über 1000 Arten werden aufser T. parva (s. oben) nur
etwa 15 europäische und 3 amerikanische Arten als schädlich genannt.
Die wichtigsten davon sind folgende :
Pachyrhina Macq.
Zweite Hinterrandzelle un- oder sehr kurzgestielt (Fig. 2G5b); erstes
Fühlerglied kurz, dick.
P. crocata L. Hinterleib schwarz mit
gelben Querbinden; 15 — 20 mm lang.
P. pratensis L. Hinterleib schwarz mit
gelben oder weifslichen Seitenflecken; 14— 18 mm
lang.
P. maeulata Meig. (maculosa Meig.).
Hinterleib gelb mit braunen Längsstriemen ;
Flügel mit braungelbem Randmale, blafs bräun-
lich-gelb; Höcker vor den Schwingern auf drei
Seiten schwarzbraun umrahmt; 14 — 17 mm
lang.
Fig. 265. Zweite Hinter- p. lineata Scop. (histrio F.) ; wie vorige,
randzelle. ^ber Flügel tief bräunlichgelb; nur auf der
" ^pLchyäma' ^'''' unteren Seite des Höckers ein schwarzbrauner
(Nach Theobald.) Fleck; 13—16 mm lang.
Cecidom3äden, Gallmücken.
439
Tipula L.
Zweite Hinterrandszelle gestielt (Fig. 265a); erstes Fühlerglied etwas
verkürzt,
T. nigra L. Schwarz ; Flügel einfarbig schwärzlich ; 11—14 mm lang.
T. paludosa Meig. Gelblichgrau; Flügel rostbräunlich mit dunkler
Längsstrieme am Vorderrande ; 22 — 27 mm lang.
T. oleraeea L. Wie vorige, aber Flügel graulich, unter der
dunklen Strieme noch mit einem weifsen Längswische; 21 — 26 mm lang.
T. bieornis Loew, Simplex Doane und infuscata Loew. Nord-
amerika.
Zur sicheren Kenntnis der schädlichen Tipuliden sind noch ge-
nauere Bestimmungen aller Befunde nötig, insbesondere auch Zuchten
der Larven, die mit Ausnahme der von Beling beschriebenen noch
nicht bestimmbar sind.
Cecidomyiden, Gallmücken ').
Kleine bis sehr kleine, zarte Mücken. Fühler bestehen aus zwei
Grund- und 4 — 36 Geifselgliedern, deren erstes oft gestielt ist; jedes
Geifselglied hat zwei Anschwellungen und ist mit Wirtein von Haaren,
Schuppen, Schleifen usw. geschmückt. Rücken-
schild ohne Quernaht. Flügel mit nur 2 — 6 Längs-
und einer Querader; die ßandader läuft um den
ganzen Flügel herum, ist aber an der Innenseite
weniger stark. Schwinger ohne Schuppen.
Schienen ohne Enddorn. Männchen am Hinter-
leibe mit Haltezange, Weibchen mit Legeröhre,
die kurz und weich bei den Arten ist, die ihre
Eier äuiserlich an Pflanzen absetzen, weit vor-
streckbar und zum Teil hart bei denen, die ihre
Eier zwischen dicht aneinander liegende Pflanzen-
teile bzw. in solche legen. Die meist sehr kurz-
lebigen (wenige Stunden bis Tage) Mücken legen
je 5 — 300 rote, gelbe oder weifse Eier, aus denen
sehr bald, oft schon nach einigen Stunden, die
anfangs völlig farblosen und fast unsichtbaren
Larven ausschlüpfen. Sie sind vierzehnringelig
(Fig. 266): ein Kopf-, ein Hals-, drei Brust-, neun
Hinterleibsringe. Die Farbe ist weifs, gelb oder
rot, öfters von dem durchschimmernden Darm-
inhalte beeinflufst. Haut glatt oder warzig, mit
kurzen Borsten. Fühler zweigliedrig; Mundteile
rudimentär; Augen fehlen. Ventral am dritten
(ersten Brust-)Ringe bei den meisten Arten die
Brustgräte oder Spatula. Z. T. mit Stummel-
füfsen, auch auf dem Rücken, die zur Fortbewegung
dienen. Neun Paare Stigmen, seitlich je am 3.
Fig. 266. Larve der
Birnen-Gallmücke
(nach Kieffer). t Kopf ;
cou Hals-, th Brust;
nbd Hinterleib ;
sa Analsegment, c vor-
dere, d hintere Ven-
tralpapillen.
6.— 13. Rmge.
Hinterende acht, sechs oder zwei Borsten tragende Zäpfchen.
Am
Man
') RüBSAAMEN, Biol. Centralbl. , Bd. 19, 1899, S. 529—549, 561—570, 593—607,
8 Figg. — Kieffer, Ann. Soc. ent. France T. 69, 1900, p. 181—472, Pls. 15—44. —
BeutenmOlleb, Bull. Amer. Mus. nat. Hist. Vol. 23, 1907 ff. — Felt, Bull. New York
Stat. Mus. nat. Hist. No. 104, 1907, ff.
440 Dipteren, Zweiflügler.
unterscheidet drei Lebensstadien: das Wand er Stadium, in dem sie
vom Ei zur Nalirungsstelle kriecht, das Ernährungsstadium und
das Reife Stadium, in dem bei manchen Arten erst die Brustgräte
auftritt. Die Ernährung geschieht durch Saugen; Beijerinck glaubt,
dafs viele Arten mit der ganzen Körperoberfläche Nahrung aufnehmen
könnten, was Kieffer bezweifelt. Sie sind zoo- oder phytophag. Die
zoophagen Larven saugen Pflanzenläuse, andere Gallmückenlarven oder
IMilben aus. Die phytophagen Larven sind saprophytisch , mykophag
oder sie leben auf bzw. in höheren Pflanzen, manche ohne Mifs-
bildungen zu erzeugen, andere veranlassen abnorme Behaarung; die
Mehrzahl erzeugt Gallen, wobei manche Mückengattungen in enger
Beziehung stehen zu bestimmten Pflanzenfamilien bzw. Gattungen. Li
den Gallen können aul'ser den Erzeugern noch andere Arten als Ein-
mieter wohnen. Die Larven mehrerer Gattungen vermögen zu springen,
8 — 10 cm hoch bzw. weit, indem sie den Körper erst schleifenförmig
zusammenkrümmen, dann plötzlich ausstrecken. — Die Verpupp ung
findet auf verschiedene Weise statt. Die einen verpuppen sich regel-
recht zu einer der Schmetterlingspuppe ähnlichen Mumienpuppe , bei
der die beiden Thorakalstigmen als Atemröhrchen emporragen. Bei
den in der Erde, in nicht geschlossenen Gallen oder auf Rinde ruhenden
findet vorher Ausscheidung eines feinen , weifsen bis gelblichen, aber
auch braunen oder roten Kokons statt. Bei anderen erhärtet und ver-
färbt sich die Haut des vorletzten Stadiums zu einer Scheinpuppe,
einem Puparium ; das hierbei entstandene letzte oder Reifestadium der
Larve zieht sich von der alten Haut zurück und liegt oft lange un-
verändert •, erst kurz vor der Schwärmzeit der Mücken findet die eigent-
liche Verpuppung in der Scheinpuppe statt. Bei den in Gallen
liegenden Puppen ist die Basis der Fühlerscheide hornartig vorgezogen
und scharf zugespitzt; damit öffnet die Puppe die Galle für die aus-
schlüpfende Lnago. Beim Ausschlüpfen platzt die Haut auf dem
Rücken; die Scheinpuppe öflnet sich an einem Pole. Die Verpuppung
findet in der Erde oder am Frafsorte der Larve statt; die Puppenruhe
dauert selten mehr als 14 Tage.
Parthenogenese ist nicht beobachtet, dagegen Pädogenese bei den
saprophytischen Arten. Die Generation ist entweder einjährig,
wobei die meiste Zeit auf die Larve kommt; oder es folgen sich
mehrere Brüten im Jahre. Immer aber überwintern Larven im Reife-
stadium.
Feinde der Larven und Puppen sind Vögel, Ameisen, Schlupf-
wespen , Gallmückenlarven , Alchen ; den Mücken werden vor allem
heftige Regen verderblich. Von den Schlupfwespen-Parasiten ist nur
ein Teil endoparasitisch ; andere saugen die Larven von aufsen aus.
Befallene Larven bilden oft echte Tönnchenpuppen.
Die Bekämpfung richtet sich ganz nach der Lebensweise. Bei
den als Puppe in der Erde ruhenden ist die frisch einkriechende oder
eingekrochene Larve durch Mineralsalze (Kainit, Asche, Ätzkalk usw.)
zu töten; Untergraben ist nicht immer von Erfolg, da die Puppen sich
aus ziemlicher Tiefe in die Höhe zu arbeiten vermögen. Bei den in
Pflanzen sich verpuppenden sind diese, soweit angängig, zu vernichten,
namentlich alle Ernterückstände.
Gallmücken finden sich auf der ganzen Erde, sind aber noch wenig
bekannt. Aus Europa kannte man 1907 87 Gattungen mit über 700 Arten ;
neuerdings ist aus Nordamerika eine sehr grofse Anzahl beschrieben
Cecidomyiden, Gallmücken. 4.4.]^
worden. Aus Australien sind etwa 150 Arten bekannt, aus den übrigen
Erdteilen sehr wenige.
Theoretisch genommen sind selbstverständlich alle von Kultur-
pflanzen sich nährende Gallmücken schädlich. Weitaus die gröfste
Mehrzahl tritt aber in so geringen Mengen auf oder übt so geringen
Einflul's auf ihre Nährpflanzen aus, dafs sie praktisch unschädlich sind,
mindestens aber für uns hier nicht in Betracht kommen.
Kennzeichen der Mücken sind namentlich Form, Zahl und
Ornamentierung der Fühlerglieder, das Flügelgeäder und die Genital-
anhänge ; die der Larven vorwiegend die Struktur und Anhänge der
Haut, die Brustgräte und die Bildung des Aftersegmentes. Doch ist
die Bestimmung eine so schwierige, dafs sie nur von Spezialisten sicher
ausgeführt werden kann. Wir beschränken uns daher im folgenden auf
nur wenige, allgemeine Merkmale und betonen ausdrücklich, dafs die
angegebenen Farben immer die des lebenden Tieres sind:
beim toten Tiere schwindet oft alle Zeichnung, so dafs es meistens ein-
farbig dunkel erscheint.
Porricondyla Rond. (Epidosis H. Lw.).
Zweite Längsader entspringt mit einer kurzen Wurzel von der
ersten, mit einer längeren, buchtigen von der Flügelwurzel ; Querader
sehr lang, S-förmig geschwungen; Fühler vierzehngliedrig , gestielt,
Glieder mit Wirtelborsten. Larven meist in morschem Holze.
P. eerealis Saut. Getreidesch ander \): Fühler dreizehngliedrig,
Brust vorwiegend schwarz, Hinterleib vorwiegend rot, 2^/4 mm lang.
Fliegen im Mai, Juni und legen die Eier in kleinerer Zahl an obere
Teile der Getreidehalme. Die bis 3 mm langen, mennigroten, hinten
m.it zwei hornigen , plattenförmigen Anhängseln versehenen Larven
leben hinter den Blattscheiden; der obere Teil des Halmes mit der
Ähre vertrocknet , schwärzt sich , wird hart , warzig und zackig,
bleibt in der Scheide stecken. Ende Juni bis Mitte Juli findet die
Verpuppung am Halme oder in der Erde statt; nach 28 Stunden fliegt
die Mücke aus; doch kann auch die Larve überwintern. — Sauter^)
beobachtete 1813 — 1(5 bedeutende Schäden an Gerste, Spelz, Hafer,
ßoggen in Baden und Württemberg. Cohn^) glaubte sie 1869 in Schlesien
wieder aufgefunden zu haben , doch ist es fraglich , ob es sich beide
Male um die gleiche Art handelte. Sonst ist sie nie beobachtet.
P. gossypii Coq. Red maggott. Auf Barbados und Monserrat
an Baumwolle. Die orangeroten Larven leben im Cambium, so dafs
alle distale Teile der Pflanzen absterben können*).
Clinodiplosis Kieff.
Gelblich ; Klauen einfach ; Palpen viergliedrig ; erstes Geifselglied
der Fühler gestielt. Larve am Hinterende mit vier spitzkegeligen
Fortsätzen; ihr Körper mit Schuppen imd Warzen bedeckt; sie über-
wintert in der Erde.
1) Mahchal, Ann. Soc. ent. France T. 66, 1897, p. 77—79, Fig. 9.
2) Beschreibung des Getreideschänders (Tipvüa eerealis), eines dem Getreidebau
selir schädlichen Insekts, samt Vorschlägen zu seiner Vertilgung, Winterthur 1817,
8», 1 Taf.
3) Abh. schles. Ges. vaterl. Kultur, 1869, S. 193 ff.
*) Ballou, West Ind. Bull. Vol. 6, 1905, p. 121—126.
442
Dipteren, Zweiflügler,
Cl. mosellana Geli. (aurantiaea Wagn.) ^). Orangegelb ; Ijegeröhre
kurz , nicht ausstreckbar , läuft in zwei stabartige Lamellen aus ;
1,8—1,9 mm lang. Larve orange, lang behaart. Die Lebensweise ist
ganz die wie von Clontarmia iriiici, nur dafs die Mücke etwas früher,
zur Blütezeit des Weizens und Roggens, fliegt und ihre Eier mehr äulser-
lich, an die Lmenseite der Spelzen klebt. Auch sollen viele Scheinpuppen
in den Äliren liegen. Aulser den üblichen Gegenmafsregeln soll sich
namentlich auch das Wegfangen der Mücken mit Netzen bewährt
haben. Im Depart. La Moselle hat diese Mücke 185(3 nach Gehin für
2 Mill. fr. Schaden verursacht.
Cl. equestris Wagn. Sattelmüeke^) (Fig. 267). Kirschrot, gelb be-
haart, gelb und braun gezeichnet, 2— 3V2 mm lang, Mitte Mai bis Mitte Juni
Eiablage auf Blätter des
jungen Weizens, besonders
die oberen Blätter. Die
blutroten, bis 5 mm langen
Larven sitzen vorwiegend
hinter der Blattscheide der
obersten, seltener unteren
Glieder, in eigentümlichen
Längsfurchen , deren Sei-
ten wallartig geschwollen,
deren Enden durch je eine
Querwulst begrenzt sind.
Die Blattscheiden sind
meist über diesen Sätteln
etwas aufgebläht. An
einem Halme gewöhnlich
mehrere , seltener viele
Maden bzw. Sättel. Die
befallenen Halme in der
Regel kräftig entwickelt
auf Kosten der zurück-
bleibenden anderen der-
selben Pflanze. Zur Zeit
der Weizenreife gelangen
die Maden in den Boden.
Cl. oeuliperda Rübs.
Rote (Rosen-) Made, Oku-
lier- (besser Okuladen-)
Made. Gelblichgrau, braun
T?- nan n^■ A- ^ ■ ^ • / -u o n ^^nd schwarz, Fühler Vier-
is 12:. zb7. Olmodiplosis equestris (nach bxEiN). -, ,. , . ' , _ ^
1 Halmstück mit Sattelgallen; 2 Larve; 3 Puppe zehnghedrig ; 1,5—2 mm
v.u.: 4u. 6 Fliegen; 5 Fühler des Männchens, 8 des lang-, Mitte Juni bis Mitte
Weibchens; 7 Hinterleibsende des Weibchens mit August Die Eier werden
Ei zwischen den Zangen. ^u 6—12 an frische Okulier-
stellen von Rosen abgelegt.
Die zinnoberroten, 2 — 2,5 mm langen Maden saugen den an der Verede-
lungsstelle austretenden Bildungssaft, wobei sie immer tiefer in jene ein-
^) Gtkhin, Notes pour servir k l'histoire des insectes nuisibles a l'agriculture.
No. 2. Insectes qui attaquent les bles. Metz 18-56, 88 pp. — Wagner, Stettin, ent.
Zeitg., Bd. 27, 18G6, S. 169-187, Taf. 5. — Mauchal, 1. c. p. 67-70, Fig. 7.
2) Wagner, Stettin, ent. Zeitg. Jahrg. 32, 1871, S. 414—423, Taf. 4. — Marchal,
1. c. p. 70-71.
Cecidomyiden, Gallmücken. 443
dringen. So vertrocknet nicht nur das Schildchen, sondern auch das
Holz des Wildlings. Die Made lebt auch in Wunden von Rosen und
wahrscheinlich auch in Okulierstellen und Wunden anderer Rosaceen
(Obstbäume). Nach vier bis sechs Wochen geht sie in die Erde. Zur
Verhinderung der Eiablage verbindet man die Veredelung mit rauhen
Wollfäden, die vorher in eine Mischung von Terpentin, etwas Naphtalin
und Leinöl getaucht, gut ausgerungen und getrocknet sind. Verband
mit Lehmbrei soll noch besser schützen. Um Veredelungen des Wurzel-
halses ist die Erde anzuhäufeln \).
Cl. rosiperda Rübs. Orangerot, braun gestreift, 2 mm lang.
Larve orangerot, 3 mm lang, in der Mehrzahl in Blütenknospen von
Rosen, die infolgedessen vertrocknen; hier überwintert auch die Made
und ruht die Puppe ^).
CL rosivora Coq.^) zerstört in Glashäusern Nordamerikas Blüten-
und andere Knospen von Rosen der Sorten Meteor, Wooton, La France.
Cecidomyia Meig.
Klauen einfach; dritte Längsader mündet vor der Spitze in die
Randader.
C. eatalpae Comst. *) Ohio ; Larve unter der Rinde in Zweigen
von Catalpa, einige Zentimeter unterhalb der Spitze. Die befallene
Stelle schwillt an, wird schwarz und welkt; die Spitze stirbt ab. Das
Ende des gesunden Teiles treibt büschelförmig neue Triebe. Bis 49 "/o
aller Zweige beschädigt.
C. (Diplosis) humuli Theob. ^j England, an Hopfen. Die weifsen
Maden zerfressen das Mark der Kätzchen, so dafs die Schuppen welken
oder abfallen. Bis zu 50 Maden wurden in einem Kätzchen gefunden.
Ende August, Anfang September gehen die Larven in die Erde. Da
der Befall sich rasch ausbreitet, ist energischste Beseitigung aller be-
fallener Kätzchen zu seinem Beginne wichtig. In stark befallene An-
lagen sind im Herbst und Frühjahr Schafe einzutreiben, die durch ihr
Trampeln die Larven gröfstenteils vernichten.
C. sorg-hieola Coq. Sorg-hum midgre*'). Sorghum bauende Teile
Nordamerikas westlich des 100. Längegrades. Orangerot , schwarz
gezeichnet, Kopf und Beine gelb, 2 mm lang. Die Fliege legt ihre
Eier an die jungen Samen verschiedener Sorghum-Arten, deren Ovarium
die Larve aussaugt. An einem Samen bis zu sechs Larven. Die Puppe
schiebt sich an dem abgestorbenen Samen bis zu seiner Spitze empor
und kurz vor dem Ausschlüpfen der Mücke zu zwei Drittel über ihn
hinaus. Die Entwicklungsdauer ist sehr von der Temperatur abhängig-,
doch folgen sich mehrere Brüten im Jahre. Die Haupternte wird zu
mindestens 90 ^/o vernichtet; am wenigsten leiden die erste und letzte
Ernte. Der wirksamste Feind ist die argentinische Ameise Iriäomyrmex
^) ßicHTEK VON Binnenthal, Eosenfeinde, S. 278 — 289, Fig. 40.
2) ibid. p. 276-77.
3) CoQuiLLETT, U. S. Dept. Agrlc , Div. Ent., Bull. 22, N. S., 1900, p. 44-47.
*) Gossard, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 181—182, 2 Pls. — Ohio agr. Exp.
Stat. Bull. 197, 1908, p. 1—12.
5) TnEOBALD, Journ. Board Agric. London, Vol. 16, 1909, p. 565—566, PL 3,
fig. 1—4.
6) CoQuiLLETT, 1. c. Bull. 18, N. S., 1898, p. 81—82. — Treherne, 39. Ann. Eep.
ent. Sog. Ontario 1908, p. 47— 49. — Dean, Journ. econ. Ent. Vol. 3, 1910, p. 205-207;
U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Biül. 85, p. 37—58, 2 Pls., 11 figs.
444 Dipteren, Zweiflügler.
jouisiana
hn))iilis Mayr, die den heraustretenden Puppen nachstellt. In L(
ist Aprostocetus diplosidii^ Crawf. (Chalcidier) ein wichtiger Parasit,
der auch mit Erfolg in Texas eingeführt ist. Eine Fliege und Odonaten
stellen den Mücken nach.
Plemeliella Seitn.
PL abietina Seitn. Fichtensamen-Gallmücke ^j. Eiablage
zwischen die zarten fleischigen Teile der Sameuschuppen. Larven in
den Samen. Schaden und Biologie wie bei Iteseliella piceae: indes
verpuppen sich die Larven im ersten Frühjahre und ergeben nach
18 Tagen die Fliegen. 3 — 20 ''/o aller Samenproben befallen.
Thecodiplosis Kielf.
Th. braehyntera Schwäg. Kiefernnadel-Gallmücke. Die
im Mai fliegende Mücke legt ihre Eier zwischen die eben aus-
brechenden Nadelpaare der verschiedenen Kiefernarten, bes. der Berg-
kiefer, an Stämme jeden Alters, vorzugsweise aber an schlechtwüchsige
Bäume. Das Nadelpaar beginnt sofort an der Basis zu schwellen und
umschliefst später zwei bis drei rotgelbe Larven in einer knollen-
förmigen Galle. Es wird bald leuchtend gelb, später braun und fällt
im Herbste oder Winter ab ^). Die reifen Larven verlassen von Herbst
bis Frühjahr die Gallen und verspinnen sich in feine Kokons in den
Nadelscheiden, an Nadeln, Zweigen, der Rinde oder am Boden zur Ver-
puppung. Bei stärkerem Befalle können die Nadeln ganzer Triebe, selbst
ganzer Zweige absterben, worauf diese meistens auch eingehen.
Contarinia Rond.
Glieder der Fühlergeifsel einander gleich, beim Männchen ungefähr
doppelt so zahlreich wie beim Weibchen, jedes mit einem Wirtel
schleifenförmiger Haare. Flügel gewöhnlich doppelt so lang wie breit.
Klauen einfach.
C. grossypii Felf^). Westindien, speziell auf Antigua. Die
1 — 1,5 mm grofsen Fliegen legen ihre Eier in die Blütenknospen der
Baumwolle, an deren inneren Organen die bis 2 mm langen, anfänglich
weifsen , später gelblichen Larven saugen. Jung befallene Knospen
fallen bald ab, ältere können länger widerstehen, bilden aber keine
Kapseln aus. Befallene Knospen sind daran kenntlich, dafs die Kelch-
blätter auseinanderklaffen, statt sich um die Kapsel zu schliefsen. Puppe
in der Erde. Über die Lebensdauer der einzelnen Stadien ist noch
nichts sicheres bekannt; die ganze wird auf 24 — 31 Tage geschätzt.
Der Schaden ist oft sehr grofs, namentlich an spät gepflanzter Baum-
wolle und auf schwerem , feuchtem Boden. In einem Falle wurden
von Mitte Dezember an keine Kapseln mehr gebildet (normal bis Ende
Februar), weil alle Knospen abfielen. Auch wilde Baumwolle wird be-
fallen; als Nährpflanze ist vielleicht Cleroäendron aculeatum anzusehen.
') Judeich u. Nitsche, Lehrbuch usw. S. 1122, Fig. 311; als Ceciclomyia strohi
Winn.(?) bezeichnet. — Seitner, Zentralbl. f. d. ges. Forstwes., Jahrg. 34, 1908, S. 185
bis 190, 13 Figg.
2) Eine ebensolche Galle an Weifstanne beschreiben Escherich u. Wimmer, Allg.
Zeitschr. Ent., Bd. 8, 1903, S. 119-122, 4 Figg.
3) Ballou, West Ind. Bull. Vol. 10, lii09, p. 1—28, fig. 1—9; ferner verschiedene
Aufsätze in den Agricult. News, Barbados, 1909 ff.
Cecidomvidsn, Gallmücken.
445
All Parasiten wurden drei Schlupfwespen gezüchtet. Gegenmittel:
Beseitigung aller wilder Baumwolle ; Düngen mit 100 Pfd. Apterite auf
1 acre.
C. (Dlplosis) pypivora Ril., Birng-allmüeke ^} (Fig. 268). Dunkel -
grau; Fühlerlang, gelblich braun, beim Männchen 20-, beim Weibchen
14gliedrig. Brust mit zwei mattgrünen, gelblich behaarten Streifen:
Flügel am Hinterrande gefranst ; 3 — 4 mm lang. — Diese ursprünglich
in Mitteleuropa einheimische, in den siebziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts nach Nordamerika und, wie es scheint, etwas früher nach
England verschleppte Mücke ging früher unter den verschiedensten
wissenschaftlichen und dem deutschen Namen ,, Birntrauermücke"
(s. u.). Sie fliegt von Ende März an bis in Mai, je nach Klima und
Fig. 268. Birngallmücke. 1 Eierhäufchen (o) in Blüte. 2 Ein solches am Staub-
beutel, stärker vergröfsert. 3 einzelnes Ei. 4 Fühler der Mücke.
(1 — 3 nach Marchal, 4 nach Felt.)
Witterung; die Lebensdauer der Individuen ist nach Marchal recht
kurz. Das Weibchen legt seine weifslichen, länglichen, gestielten Eier
in Häufchen von 10 — 15, selten mehr, in die schwellenden Blüten-
knospen der Birnbäume , indem es seinen Legebohrer zwischen den
Kelch- und Blütenblättern hindurchschiebt. Die Maden dringen sofort
in das Ovarium, das sie nach allen Richtungen durchwühlen. Da in
eine Knospe mehrere Gelege stattfinden, enthält die junge Frucht
viele , bis zu 100 Maden. Unter deren Einflüsse beginnt die Frucht
rasch zu wachsen , besonders an der Basis , so dafs sie die Ge-
stalt eines Flaschenkürbisses annimmt, von meistens unregelmäfsiger,
1) Eii.Ev, Ann. Rep. Dept. Agric. for 1885, p. 283—289, PL 7. — Kiepfer, Ann.
Soc. ent. France T. 69, 19UU, p. 888—392, PI. 28, fig. 1, 2, 5. — Culi.ixge, Rep.
1904, p. 42—49, figs. 28, 24. — Ferraxt, Allg. Zeitschr. Ent., Bd. 9, 1904, S. 298—304. —
Smith, ,J. B., N. Jersey agr. Coli. Exp. Stat. Bull. 99, 1894, 14 pp., 4 figs. — Theo-
bali., Jnsect pests of fruit, London 1909, p. 843— 849, figs. 226— 229. — Marchal, P.,
Ann. Soc. ent. France T. 76, 1907, p. 5—27, 14 figs.
446
Dipteren, Zweiflügler.
Fig. 269. Von der Birngallmücke
befallene junge Birnfruclit.
(Nach Coi-linge).
beuliger Gestalt (Fig. 269). Das Fruchtfleisch wird ausgefressen, das Innere
der hohlen Frucht schwarz. Die reifen, hellgelben, 4—4,5 mm langen
Larven verlassen von Mitte Mai bis Ende Juni, wieder je nach Klima
und Witterang, die inzwischen ganz
zerstörten Früchte, graben sich 10 bis
12 cm tief in die Erde ein und ver-
spinnen sich in feinen Kokons. Ende
September beginnt die Verpuppung, die
sich bis ins Frühjahr hinzieht. Bei
feuchtem Wetter vollenden bereits im
Juli des ersten Jahres mehr oder minder
zahlreiche Individuen ihre Verwandlung ;
nach Marchal mufs diese Sommergene-
ration zugrunde gehen, ohne Nach-
kommen zu hinterlassen , da Birn-
blüten fehlen. Die ausgefressenen Birn-
chen werden schwarz und fallen zu
Boden. Vor dem Ausfliegen der Mücke
schiebt sich die Puppe empor, bis ihr
Vorderteil aus der Erde herausragt.
Die Birngallmücke ist aufser in den genannten Beziehungen noch
in manchen anderen vom Wetter abhängig. So können Spätfröste im
Frühjahr mit den Birnblüten auch die darin enthaltenen Maden töten,
was die Plage auf einige Jahre zurückhält. Da das Verlassen der
Früchte durch die Maden fast nur nach stärkerem Regen vor sich geht,
wird es durch Trockenheit verzögert-, andauernde Trockenheit und
Hitze können die Birnchen und mit ihnen die Maden vertrocknen
lassen. Während nach Theobald alle Birnsorten befallen werden, bleiben
nach Fekrant spätblühende Lokalsorten bevorzugt. Nach Marchal
werden dagegen die Sorten, die weder zu früh noch zu spät sich öffnen,
am meisten befallen.
Nach Ferrant tritt die Mücke besonders auf schweren, kalkhaltigen
Böden (Mergeln) auf und scheint den sandigen Böden fast ganz zu
fehlen.
Der Schaden ist oft sehr bedeutend ; nicht selten geht die ganze
Ernte befallener Bäume verloren.
Von Parasiten ist eine ganze Anzahl bekannt: Iiiostcnrnta piri-
cola Kieff. und Bosdi Jur. ^), Platijgaster lineatus Kieff. , Tridymus piri-
cola March. Fast regelmälsige Begleiter sind Sciara piri Schmidb.
und Sc. Schmiilhergeri KolL, die Birntrauermüeken, die man früher als
die Schädiger selbst ansah, deren Larven aber Saprophyten sind.
Gegenmittel: Abschütteln und Vernichten der befallenen Birn-
chen; kurz nach dem Einbohren der Maden die Baumscheibe mit
Schwefelkohlenstoff, Petroleum, Kainit, Kalk, Rufs versetzen. Ein-
treiben von Geflügel.
Cont. pisi Winn. , Erbseng-allmüeke ^l. Gelb, Rücken braun
gebändert; Fühler schwarz-, 2 mm lang. Maden weifs, 3 mm lang, bis
zu mehreren Hunderten in den Hülsen der Erbsen, an deren Innen-
wand sie saugen, so dafs die Hülsen klein bleiben, nur wenige Samen
1) Adler, Zeitschr. wiss. Insekt -BioL, Bd. 4, 1908, S. 306—307, 1 Fig.
2) Warburton, Eep. for 1904, p. 2 — 3. — Theob.\ld, Report for year ending
April l'^t 1907, p. 107—110.
Cecidomyiden, Gallmückei].
447
hervorbringen und stellenweise beiüig anschwellen. Puppe in der
Erde, überwintert.
C. ribis Kieif. *). Die Larven verbilden in der gewöhnlichen
Weise die Blüten der Stachelbeeren, die einige Wochen vor der Reife
abfallen. Thomas stellte einen Verlust von 7U
Anfang Mai gehen die Larven in die Erde; im
nächsten März die Mücken.
C. torquens de Meij.^) (Fig. 270). Die
in mehreren Generationen fliegenden Mücken
legen ihre Eier in die Herzen der noch offenen
Kohlpflanzen. Unter dem Einflüsse der in den
Blattachseln saugenden Larven schwellen die
Basen der Blattstiele auisen mächtig an , so
dafs unter Umständen die Sprofsspitze ' am
Weiterwachstum verhindert werden, selbst faulen
kann. Mitte Juni beginnt die Erscheinung; nach
August sind die Kohlpflanzen gewöhnlich den
Mücken entwachsen. Puppe in der Erde. Vor-
beugung : Bestreuen der Kohlköpfe
zur gefährdeten Zeit mit Tabaks-
staub. — Vielleicht ist mit dieser
, Drehkrankheit' die von Frhr.
V. Schilling beschriebene ,Kohl-
h e r z e n s e u c h e ' ^) (Fig. 271 )
identisch.
C. (Diplosis) tritiei Kirby,
Weizengrallmüeke *). Gelb,
schwach behaart ; Fühler schwärz-
lich, Augen schwarz ; 2 mm lang.
Europa, von da Anfang des 19.
Jahrhunderts nach Nordamerika
verschleppt. Flugzeit von Mitte
Juni an ; die Weibchen legen ihre
^lo fest. Ende April,
Fig. 270. Briist-
gräte der Larve
Fig. 271. Junge Kohl-
pflanzen mit Kohl-
herzenseuche
(nach V. Schilling).
ovalen, blafsroten Eier einzeln von Cont. torquens
■1 • f{ 1 • -I A (nach DE Meijeue).
oder m Gruppen bis zu 10 an ^ ^
die Blüten von Weizen, seltner
von Roggen, Gerste oder Ackerquecke, Nach etwa 10 Tagen kriechen
die Larven aus , die den Blütenstaub und die Fruchtknoten (durch
Endosmose?) aussaugen, so dafs die Ähren gelbfleckig oder selbst
ganz taub werden. Nach etwa 3 Wochen gehen die reifen, gold-
)en, 2 — 3 mm langen Larven in die Erde und spinnen sich ein;
^) Thomas, Zeitschr. ges. Naturw., Bd. 49, 1877, S. 131—135, Fig.; v.
Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau, 189.5, S. 218—219, 6 Figg.
2) DE Heuere, Tijdschr. Ent., D. 49, 1906, p. 18—21, Taf.3, Fig. 1—6. -
Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 17, 1907, S. 258—261, Taf 9.
3) Prakt. ßatg. Obst- u. Gartenbau, 1900, S. 387—838, IFig.; 1901, S,
1 Fig. — Lüstner, Ber. Geisenheim 1900/01, S. 188—189. — Schöyen, Be:
p. 12, fig.
*) Kirby, Trans. Linn. Soc. London, Vol. 4, 1798, p. 280—289, figs
1800, p. 96—111, 1 PL — Wagner, B., Stettin, ent. Zeitg., Bd. 27, 1866,
169—187, Taf. 3. — Lampa, Ent. Tidskr. XII, 1891, p. 113—135, tab. 6. —
Ann. Soc. ent. France T. 69, 1900, p. 403—408. — Marlatt, Farm. Bull,
p. 22—24, fig. 10. — Rehbekg, Schrift, nat. Ges. Danzig. Bd. 10, H. 4, 1902,
Fig. 6.
öchillixg,
- QüANJER,
263—264,
JETN. 1909,
,; Vol. 5,
p. 65—96,
KtEFFER,
132, 1901,
S. 75—76,
448 Dipteren, Zweiflügler.
die in den Spelzen gefundenen Puppen sind alle parasitiert. — Der
Schaden ist, namentlich in Amerika, oft sehr bedeutend und kann
viele Millionen Dollars im Jahre betragen. Feuchtes Wetter be-
günstigt, trocknes hemmt die Entwicklung der Mücke. Doch können
bei der Ernte in den Ähren gebliebene Larven hier Monate lang-
lebend bleiben. — Eine ziemliche Anzahl Parasiten ist bekannt ^). —
Gegenmittel: tiefes Unterpflügen der Stoppel; Beseitigung der Dresch-
rückstände : Fruchtwechsel.
C. (D.) violieola Coq. ^). Kopf und Brust schwarz, Hinterleib
gelb; ganzer Körper gelb behaart; 1,25 — 1,5 mm lang. Nordamerika,
in Gewächshäusern. Die weifslichen bis gelblichen Larven rollen die
jungen Blätter von Veilchen nach oben zusammen; die Blätter werden
braun und fallen ab , so dals der Kopf der Pflanze zerstört wird.
Gegenmittel : Räuchern mit Cyankali ; frisch gelöschten Kalk in die
Köpfe der Pflanzen streuen.
C. vitieola Rübs.^). Brust graubraun, Hinterleib graugelb, beide
weifsgrau bzw. gelbweifs behaart; 2 mm lang. Mücke im Frühjahre,
legt die Eier in die noch unerölfneten Blütenknospen der Rebe. Die
beinweilsen, bis 2,5 mm langen Larven saugen bis zu acht und zehn
in einer Blüte an den Fruchtknoten und Staubgefäfsen , die anfangs
stärker wachsen, später schwarz werden und vertrocknen. Die be-
fallenen Knospen sind gröfser als normale , anfangs fahl gelb , später
braun. Die Blütenhülle fällt gewöhnlich nicht ab, sondern vertrocknet
mit der Blüte, die ganz abgeworfen wird. Die Larven überwintern in
der Erde. Der Schaden ist nicht gering, da sich bis zu 15 kranke
Knospen in einem Gescheine finden. Als Parasiten, dem viele der
Larven zum Opfer fallen, züchtete Rübsaamen Inostemma cf. hoscii Jur.
Sehr nahe verwandt, wenn nicht identisch hiermit ist die ameri-
kanische C. jolinsoni Sling. *), die bei New York stellenweise bis 60
und 75 ^/o der Beeren vernichtet hat. Biologisch verhält sie sich voll-
ständig ebenso.
Reseliella Seitn.
R. piceae Seitn., Tannensamen- Gallmüeke^). Gelbrot mit
dunklen Binden, 2 — ^4 mm lang. Mücke im Mai, legt die Eier zwischen
die noch zarten , fleischigen Samenschuppen. Die bis 4 mm langen,
blafs rosaroten, springfähigen Larven leben zu je 1 — 7 in den Samen.
Beim Zerfall der Zapfen, Mitte Oktober, gelangen sie in der Samenhülle
auf den Boden. Im Vorwinter oder Frühjahre verlassen sie diese und
verkriechen sich oberflächlich, um zu überwintern. Im Frühjahre ver-
spinnen sie sich in dünne, weifse Kokons; die Mehrzahl bleibt so
bis zum nächsten April liegen, in Anpassung an die zweijährige
1) Marchal, Ann. Soc. ent. France T. 66, 1897, p. 66—67.
2) CoQuiLi.ETT, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., N. S., Bull. 22, 1900, p. 48—51,
Fig. 28. — Chittenden, ibid., Bull 27, 1901, p. 47—50, PI. 3, Fig. 16.
«) Dkun, Weinbau und Weinhandel, 18S9, S. 282. — Lüstner, Mitt. Weinbau,
Kellerwirtsch. , Jabrg. 11, 1899, S. 97—99, Fig. 14. — Eübsaamen, Zeitschr. wiss.
Insekt.-BioL, Bd. 2, 1906, S. 193 ff., Figs. — Molz, Mitt. Weinbau-Kellerwirtsch.,
Jahrg. 19, 1907, S. 132—133. — Lüstner, in: Babo u. Mach, Weinbau, 3. Aufl., Berlin
1910, S. 967—968, Fig. 498.
*) Slingerland a. Johnson, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. , Bvül. 224,' 1904,
p. 71—73, PI. — Felt, Eep. St. Ent. New York for 1908, p. 15—19, fig. 3—5.
5) Seitner, Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 56, 1906, S. 174—186, 10 Figg.
Cecidomyiden, Gallmücken.
449
Fruktifikationszeit der Tanne ; nur ein Bruchteil verpuppt sich im dies-
jährigen April. Beide Puppen ergeben nach 10 — 14 Tagen die Mücke.
Bis jetzt nur aus den Idrianer Staatstbrsten (Südösterreich) bekannt,
wo 10 — 15, selbst 50 '"o der Samen befallen sind-, sie sind kümmerlich
entwickelt, flach, mit brüchiger, harzarmer Samenschale.
Mayetiola Kiefif.
Palpen viergliedrig ; Klauen einfach ; dritte Längsader mündet an
oder jenseits der Spitze in die Randader.
M. avenae March. ^). Schwarz; rot gezeichnet, auf jeder Seite
ein Band langer , silbergrauer Haare ; letztes Glied der Palpen im
letzten Drittel stark verengt-, 3,2 mm lang. Bis jetzt nur von Hafer
aus Frankreich bekannt.
Normaler Weise nur zwei
Brüten ; die erste fliegt gegen
Ende April; ihre Larven
halten Sommerruhe. Die
zweite fliegt im Oktober, No-
vember, ihre Larven über-
wintern. Die Larven (Fig.
272 a), deren letztes Stadium
eine Spatula mit ungerader
Spitze hat, sitzen zu je 18
bis 20 an den beiden unteren
Knoten der Haferpflanzen,
je zu 3 — 4 am dritten und
vierten Knoten. Die Pflanze schwillt an der Basis zwiebelartig an;
sie endigt in eine nur wenige Zentimeter hohe Spitze aus vertrockneten,
unentfalteten Blättern. Puppenhülle schokoladebraun. Der Befall tritt
auf den Feldern in sich immer vergröfsernden Flecken auf. Sonst ganz
wie folgende.
M. destruetor Say (Vsecalina Lw). G etreidever wüster , Hessen-
Fig. 272. a Vorderende des letzten Larven-
stadiums von Mayet. avenae, h desgleichen von
Mayet destruetor (nach Marchal).
flleg-e^) (Fig. 273). Sammetschwarz, rot gezeichnet:
3,5 mm lang:
das Rot des Männchens ist undeutlich, schmutzig; nach dem Tode ver-
schwindet es bei beiden Geschlechtern, so dafs sie einfarbig schwarz er-
scheinen. Letztes Glied der Palpen in seiner ganzen Länge fast gleich
dick. — Die Heimat der Hessenfliege ist wohl Vorderasien , von wo sie
mit dem Getreide nach Süd- und Mitteleuropa gelangte. 1779 wurde sie,
wahrscheinlich von den hessischen Truppen , nach Nordamerika ver-
schleppt, wo sie zuerst bei Long Island auftrat; sie breitete sich
dann westwärts aus und erreichte 1884 die pazifische Küste. 1886
machte sie sich zum ersten Male in England schädlich bemerkbar,
0 Marchal, C. r. Acad. Sc. Paris T. 120, 1895, p. 1283—1285; Ann. Soc. ent.
France 1897, p. 42 ff.
2) Von der sehr umfangreichen Literatur seien nur einige' der wichtigsten
Veröffentlich vmgen erwähnt: Wagne«, B., Untersuchungen über die neue Getreide-
gallmücke, Inaug.-Diss., Marburg 1861. — Enock, Trans, ent. Soc. London 1891,
p. 329—366, PI. 16. — Smith, .T. B., New Jersey agr. Exp. Stat. Bull. 110, 1895. —
Marchal, P., 1. c. — Osborn, U. S. Dept. Agric , Div. Ent., Bul. 16, 1898. — Pos-
PKLow, Hl. Zeitschr. Ent., Bd. 3, 1898, S. 100—102. — Marlatt, Farmers' Bull.
132, 1901, p. 13—23, figs. 5—9. — Fui.mek, Mitt. k. k. landw.-bakt. Versuchsstat.
Wien, 1909. — Wolff, M, Centralbl. Bakt. Parasitenkde., Abt. 2, Bd. 23, 1909,
S. 109—119.
Sorauer, Handbuch. Z. Aufl. Dritter Band. 29
450
Dipteren, Zweiflügler.
1888 in Norwegen und erst 1898 in Schweden-^). Auf Neu- Seeland trat
sie bereits 1888 auf.
Die gröfsten Schädigungen riet »le in Nordamerika hervor; so im
Herbst 1899 und Frühjahr 1900 allein im Staate Ohio für fast 17 Mill. $;
in Mitteleuropa sind ernstere Schäden seltener und oft durch lange
Zeiträume getrennt, so dafs Frank 1896 schreiben konnte, sie sei hier
ausgestorben. Das war selbstverständlich ein voreiliger Schlufs.
Ilire Lebensweise wird von den verschiedenen Forschern mehr
oder weniger verschieden dargestellt. Wir folgen hier den sorgfältigen
und gründlichen Untersuchungen, die P. Marcbal an Material aus der
Vendee teils an Ort und Stelle, teils in Paris anstellte, wobei selbst-
rig. 273. Hessenfliege, a Weibchen; b Scheinpuppen; c Larve; d Kopf und Gräte
derselben; e Puppe; /"Kokon; rj befallener Weizennalni mit den Resten der Puppen
nach Ausfliegen der Mücken; h Fühler, oben vom Männchen, unten vom
Weibchen (nach Marlatt).
verständlich nicht aufser acht gelassen werden darf, dafs anderes Klima
das Verhalten der Fliege beeinflufst und ändert.
Was zuerst ihre Nährpflanzen anlangt, so gelangt Marchal zu
der auch von Kieffer und RCbsaamen geteilten Ansicht, dafs solche nur
Weizen, Roggen und Gerste sind, dafs vor allem wilde Gräser normaler-
weise keine solche bilden.
Die E i abläge erfolgt immer nur an junge, grüne Pflanzen, Stock-
ausschläge usw., möglichst nahe dem Erdboden , vorzugsweise auf die
Oberseite der Blätter, in kleineren oder gröfseren Gruppen (4 — 15)
zwischen die Längsnerven, im Notfalle aber auch an jede beliebige
andere Stelle der Nährpflanzen oder anderer Gräser. Im ganzen legt
das Weibchen 100 — 150 Stück ab. Die sehr kleinen Eier sind walzen-
förmig, beiderseits gerundet, glatt, durchscheinend rötlichgelb.
Nach frühestens 4 Tagen schlüpft die Larve aus , mit dem Kopf
nach unten gerichtet. Im durchscheinend farblosen Wanderstadium
kriecht sie das Blatt hinab, dringt zwischen Blattscheide imd Halm
*) Sie fehlt noch in Finland.
Cecidomyiden, Gallmücken. 45]_
ein und soweit abwärts, bis sie von einem Knoten, gewöhnlich dem
ersten oder zweiten, festgehalten wird. Zu dieser Wanderung bedarf
sie einer gewissen Feuchtigkeit; bei Trockenheit sterben viele Larven
ab. Über dem Knoten saugt sie sich, Kopf nach unten, am Halm fest
und ernährt sich von dessen Säften. Das Ernährungsstadium
dauert ungefähr 8 Wochen. Sie wird dabei etwa 3 mm lang, gelblich-
weifs , durchscheinend, dick, so dafs die Ringelung undeutlich wird;
die Haut ist mit konischen Rauhheiten bedeckt. Jene schwindet
allmählich vollständig, die Farbe wird opak, gelb, braun, zuletzt glänzend
kastanienbraun, die Haut erhärtet immer mehr. Unter dieser 2,5 — 5 mm
langen , Leinsamen ähnlichen Scheinpuppe bildet sich das R u h e -
Stadium, das charakterisiert ist durch den Besitz einer gegabelten
Brustgräte (Fig. 272 b) und durch grofse Papillen auf der Haut. Mit Hilfe
der Gräte dreht die Larve sich nun in der Puppenhülle so um, dafs der
Kopf nach oben kommt, wobei sie die Hülle inwendig mit feinem Gespinst
auskleidet. In diesem Ruhestadium kann sie längere Zeit unverändert
liegen, unter dem Einflüsse grofser Trockenheit selbst 1 — 2 Jahre M.
Im Freien wird es allerdings dazu wohl nie kommen; doch findet in
diesem Stadium die Überwinterung statt, und in heifsen, trocknen
Sommern kann eine Sommerruhe bis zu 2 Monaten eintreten. Auch
zum Ausschlüpfen der Imago ist feuchtes Wetter nötig, damit die
Mücke mit ihrem Schnabel die Hülle öffnen kann; sie kriecht dann
zwischen der Blattscheide und dem Halme empor ins Freie, Sehr bald
danach findet die Begattung statt, nach wenigen Tagen die Eiablage, und
dann sterben die Imagines wieder.
Die Dauer der Entwicklung hängt ganz von Temperatur und
Feuchtigkeit ab ; bei warmem, feuchtem Wetter ist sie in 4 — 5 Wochen
vollendet; trockene Hitze kann sie, wie gesagt, um 2 Monate ver-
längern; bei den Überwinterungsstadien dauert sie über 5 Monate.
Von den gleichen Bedingungen ist auch die Zahl der Genera-
tionen abhängig. Gewöhnlich nimmt man nur zwei an, eine Früh-
jahrs- und eine Herbstgeneration, zwischen die sich unter besonders
günstigen klimatischen Verhältnissen höchstens noch eine dritte schieben
könne, Marchal gelang es in der Zucht, indem er immer für genügende
Feuchtigkeit sorgte, die Zahl sechs zu erreichen. In Mitteleuropa
dürften 3—4 Brüten die Regel sein, die aber nicht scharf voneinander
getrennt sind , sondern sich durcheinander schieben. Namentlich die
Überwinterungsstadien können aus 2 — 3 verschiedenen Brüten herrühren.
Die Flugzeit jeder Generation zieht sich etwa 5 Wochen hin.
Aufser den Witterungsverhältnissen ist von besonderer Wichtig-
keit, dafs die Mücken geeignete Nährpflanzen für ihre Brut finden.
Dadurch, dafs das namentlich im Sommer häufig nicht der Fall ist,
wird die Hessenfliege in erster Linie in Schach gehalten. Bringt z. B,
ein warmer, feuchter Hochsommer die Mücken alle zur Entwicklung,
so finden sie für die Eiablage nur nahezu reife , gelbe Pflanzen. Die
auskriechenden Larven müssen demnach alle zugrunde gehen. Es
bleiben dann nur die Ruhestadien überleben, die an zum Ausschlüpfen
ungünstigen, ihnen selbst aber günstigen, d. h. in erster Linie trockenen
Orten liegen.
Die Art des Schadens ist verschieden nach der Befallzeit, An
den im Herbste mit Eiern belegten Wintersaaten setzen sich die Larven
*) Das erklärt auch die leichte Verschleppbarkeit durch Stroh.
29 =
452 Dipteren, Zweiflügler.
dicht über dem Wurzelknoten , im Herzen der Pflanze , fest. Infolge-
dessen kommt das röhrig- spindelförmige Herzblatt nicht zur Entwick-
lung , verwelkt und stirbt ab •, der Stengelteil bleibt verkürzt. Die
Seitenblätter erwecken zuerst durch Kürze, Breite und tiefdunkle Farbe
den Anschein besonderer Kräftigkeit , später sterben aber auch sie
häufig ab. Die nicht ganz getöteten Pflänzchen sind stets so geschwächt,
dafs sie der Gefahr des Auswinterns , von Pilzbefall usw. in erhöhtem
Mafse ausgesetzt sind. Aus den absterbenden Pflänzchen kommen die
Puppen auf die Erde, ohne aber darunter zu leiden.
An den im Frühjahr befallenen Pflanzen der Wintersaat setzen
sich die Larven über den beiden untersten Knoten fest. Durch ihr
Saugen entsteht hier eine dünnere , geschrumpfte Stelle , die später
leicht vertrocknet oder verfault. Bei schwächerem Befalle bleiben
Halm und Ähre kürzer, und letztere entwickelt nur wenige und unvoll-
kommene Körner. Bei stärkerem Befalle brechen die Halme durch
Wind, Regen usw. um, so dafs die Felder aussehen, als sei Vieh durch-
getrieben oder Hagelschlag durchgegangen. Im stehengebliebenen Teile
der Halme ruhen die Puppen. Dabei treibt die Pflanze neue Seiten-
sprosse , in die sich die nächste Generation der Fliege einnistet , so
dafs sie auch kurz bleiben , bei der Ernte stehen bleiben und so die
Fortdauer der Fliege sichern.
Die Sommerfrucht leidet gewöhnlich gar nicht oder nur wenig.
Die Zahl der bekannten Parasiten der Hessenfliege ist grofs;
meistens sind es Schlupfwespen. Sie haben nur zwei Brüten im Jahre
und entwickeln sich langsamer als ihr Wirt. So ist ihre Bedeutung
nicht eine solche , dafs man ihnen allein die Bekämpfung überlassen
könnte, wenn sie auch nicht selten gerade gröfsere Epidemien voll-
ständig unterdrücken. — Die europäische Schlupfwespe Entedon cjri-
(jonus Walk, ist mit Erfolg nach Amerika eingeführt worden.
Die Zahl der Gegenmittel ist ebenfalls eine sehr beträchtliche.
Marchal stellt sie in vorzüglich übersichtlicher Weise zusammen.
Vorbeugung. 1. ist die Zeit des Fehlens geeigneter Nähr-
pflanzen für die Brut möglichst zu verlängern. Das geschieht durch
Beseitigung aller Ausfall- und ähnlicher Pflanzen , durch Verzögerung
der Aussaat bis Ende Oktober, Anfang November, und durch Frucht-
wechsel, bei dem also Hafer wohl genommen werden kann. — 2. Ver-
nichten möglichst vieler Puppen durch Abbrennen oder tieferes Um-
pflügen der Stoppel , durch Verbrennen aller Dreschrückstände. —
3. Fangsaaten. Auf früh gesäete geeignete Pflanzen kann man leicht
die Masse der Eiablage vereinigen, um sie dann zu vernichten.
Heilmittel. Stark befallene Felder kann man im Herbste und
Frühling abweiden lassen-, bei g-utem Boden bzw. kräftiger Düngung
schadet das den Pflanzen nichts , die wieder neu austreiben. Ebenso
können sie im grünen Zustande , vor Bildung der Ähre , abgemäht
werden-, die Ernte wird dadurch nur verzögert, kaum beeinflufst. Walzen
zur Zeit der Eiablage (sehr zweifelhafte Erfolge). Kalkstreuen zur
Wanderzeit der Larven.
Kulturmittel. Sorten mit starkem , kräftigem Halme wählen -.
durch gute Düngung, besonders mit Salpetersalzen, die Pflanzen kräftigen
und treiben, damit sie zur Zeit des Ausschlüpfens der Larven ihrer
Tätigkeit möglichst entwachsen sind.
Das Verbrennen der Stoppel darf nach Makchal nicht geschehen,
wenn zur Erntezeit die Mehrzahl der Mücken schon ausgeflogen ist,
Cecidomyiden, Gallmücken. 453
damit die langsamer ausschlüpfenden Parasiten auskommen können,
oder wenn das Wintergetreide zahlreiche parasitierte Puppen enthält,
und zu seiner Erntezeit noch sehr viel verzögertes Sommergetreide
mit den jungen Larven der Hessenfliege steht.
Es braucht kaum darauf hingewiesen zu werden, dai's die richtige
Anwendung vieler dieser Mittel nur nach Untersuchungen durch er-
fahrene Entomologen an Ort und Stelle möglich ist.
Oligotrophus Latr.
Palpen dreigiiederig, Klauen einfach.
O. alopeeuri E. Reut. ^j. Dunkelbraun, Hinterleib honiggelb,
Flügel blafsgelb, Beine gelb mit hellbraunen Hüften; 1,2 — 1,3 mm
lang. — Bis jetzt nur aus Skandinavien und England bekannt. Die im
Frühjahre fliegenden Mücken legen ihre länglichen Eier an die Blüten-
spelzen von Alopecurus pratensis. Die 1,5 — 2 mm langen, roten oder
orangegelben Larven saugen den Pollen aus, bzw. an den Frucht-
blättern bzw. den schon angesetzten Früchten, die sich nicht entwickeln.
Welchen Umfang der Schaden annehmen kann , ergeben die Unter-
suchungen der dänischen Samen- Controlanstalten, nach denen fast jede
Probe beschädigte Körner enthält, durchschnittlich über 80 000 solcher,
gleich 8,5 %. Puppe in der Blütenhülle.
O. bergrenstammi WachtP). Korfu, Italien; an Firus saUcifolia
und communis. Holzige Gallen am Grunde von Knospen oder jungen
Trieben, mehrkammerig. Mücke von Mitte März bis Mitte April.
Weibchen legt etwa (30 Eier; nach acht Tagen die Larve. Galle erst
gegen August ausgebildet. Larven überwintern.
Asphondylia lupini Silv. ^) Brust grau, Hinterleib braun, weifs be-
haart; 8,5 — 5 mm lang. Die ockergelbe Larve einzeln in den Schoten
von Lupinus albus L., die verkümmern und keine Samen liefern. Bei
Nolano (Italien) ein Drittel der Samenernte zerstört.
SchizomyiaGennadii March.*). Cypern, an (kratoniasiliqua. Mücke
8,5 mm lang. Kopf schwarz, Brust braungrau und rötlich, Hinterleib
rot mit grauen Binden. Zwei Brüten. Eiablage im Herbste und im
Frühjahre an die jungen Früchte, in die die Larven zu 3 — 4 eindringen.
Jene bleiben kurz, schwellen an und [können vorzeitig abfallen; sie
sind abzupflücken und zu vernichten.
Neocerata Coq.
N. rhodophagra Coq. ^). Nordamerika, in Treibhäusern an Rosen;
morphologisch und biologisch fast gleich der europäischen IJasyneura
rosrtmm Hardy ; von ihr nur durch die (übrigens sehr wechselnde) Zahl
der Fühlerglieder verschieden. An Blättern erzeugt sie dieselben Mifs-
bildungen wie diese; die Larve lebt aber auch in Blütenknospen, die
•) Reuter, E., Act. Soc. Flora Fauna fenn. XI, 1895, Nr. 8, 15 pp., 2 Taf.; XIX,
1900, Nr. 1, p. 104 — 105; siehe ferner die Berichte der finnischen, norwegischen und
dänischen Versuchsstationen.
2) KiEFFER, Ann. Soc. ent. France T. 69, 1900, p. 313.
3) SiLVESTKi, Boll. Labor. Zool. gen. agr. Portici, Vol. 3, 1909, p. 3—11, 11 figs.
*) Marchal, P., Bull. Soc. ent. France 1904, p. 272; Ann. Soc. ent. France Vol. 73,
1905, p. 561—564, 2 Figs.
Sj CoQun.LETT, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 22, N. S., 1900, p. 44—48, Fig. 27.
— Webster, F. M., Bull. Illin. St. Labor, nat. Hist. Vol. 7, 1904, p. 15—25, PI. 3.
454
Dipteren, Zweiflügler.
vertrocknen. Am meisten leidet die Sorte Meteor, deren Anbau viel-
fach deshalb aufgegeben werden mufste. Auch Wooton, La France
und einige andere Sorten werden befallen, während die Mehrzahl frei
bleibt. Bei Chicago hat sie jährlich Tausende von $ Verlust ver-
ursacht.
Fig. 274. Flügel von Dasy-
neura sp. (nach Kieffkr).
Aruoldia Kieff.
Palpen viergliederig, Antennen zwölfgliederig.
A. cerris Koll. Südliches Europa, an Qucrcus cerris. Oben kegel-
förmige, kahle, unten mit halbkugeligem, behaartem Deckel verschlossene
Gallen, in denen die Larven einzeln leben. Im Oktober verpuppen
sich diese in der Erde. Die Gallen sind manchmal so häufig, dafs sie
die ganzen Blätter bedecken, wodurch einzelne Äste absterben können.
Dasyneura Rond.
Palpen viergliederig"; dritte Längsader mündet vor der Spitze in
die Randader, am Ende nur wenig dünner werdend (Fig. 274).
D. (Perrisia) abietiperda Hensch.
FichtentFieb-Gallmücke. Larve mennig-
rot, in tönnchenförmigen Gallen teils in der
Rinde , teils im Holzkörper der Maitriebe
von Fichte, die verkürzt bleiben, zum Teil
nadellos und verkrümmt werden. Zwei
Brüten; Mücken in April-Mai und in Juni;
Larven überwintern.
D. brassieae Winn. Kohl-Gallmüeke.
Schwarzbraun, Rücken durch Behaarung-
silbern schimmernd; Hinterleib fleischrot mit schwarzen Binden; 1,2
bis 1,5 mm lang; nach dem Tode einfarbig schwarz. Die milchweifsen,
2 — 3 mm langen Larven (Fig. 275) leben gesellig (bis 50)
in den Schoten von Raps und Kohlarten, deren Samen
sie aussaugen ; die Schoten bleiben verkrüppelt, schwellen
etwas an.
D. fraxlnea Kieff.*). Rot; auf Brust drei braune
Längsbinden, auf Hinterleib ebensolche Querbinden; 1,5
bis 2 mm lang. Mücken im Mai, legen die Eier an junge
Blätter jüngerer Eschen, Die Larven verursachen flache
Parenchymgallen. Bei starkem Befalle fliefsen diese
zusammen , die Oberhaut des Blättchens hebt sich ab,
so dafs die Larven in einem grofsen Räume liegen.
Später werden die Blättchen braunfleckig, runzelig;, sie
rollen sich zusammen, vertrocknen und fallen vorzeitig ab.
gräte der Larve Unter ungünstigen Umständen können die Eschen ein-
der KoMgall- ggj^en, wie bei Annaberg in Sachsen von 120 Bäumen
88 Stück. Die weifsen, 2 mm langen Larven verwandeln
sich in der Erde.
D. (Perrisia) larieis F. Lw (kellneri Hensch.). Lärehenknospen-
Gallmüeke ^). Die im Frühlinge fliegende Mücke legt an Kurztrieben
1) KiEFFEK u. Baku, Naturw. Zeitschr. Land= u. Forstwirtsch. , Bd. 5, 1907,
S. 523—530, 3 Figg.
2) V. TuBEUF, Forstl. nat. Zeitsclir., Bd. 6, 1897, S. 224-229, 2 Figg ; S. 356. —
KiEFFER, Ann. Soc. ent. France T. 69, 1900, p. 396-398.
Fig. 275. Brust-
mücke (nach
Rühsaamen).
Cecidomyiden, Gallmücken.
45b
je ein Ei an den Grnncl eines Nadelbüschels, Die Larve bohrt sich
in die hiervon umschlossene nächstjährige Knospe, die anschwillt, sich
mit zuerst klarem , im August weils und krümelig werdendem Harze
bedeckt und die sie umgebenden Nadeln strahlenförmig auseinander
treibt. Im Grunde der Galle überwintert die kaum ^la mm grofse,
mennigrote Larve , um die sich erst im nächsten Frühjahre eine
Larvenkammer bildet, während die Galle immer gröfser wird. Im Herbste
umspinnt sich die Larve mit feinem weifsen Kokon ; erst im nächsten
Frühjahre verpuppt sie sich. Die befallenen Knospen sterben meistens ab,
b. (P,) leg-uminieola Lintn. Kleesamenmüeke. Nordamerika^),
namentlich in Ontario ") überaus schädlich; von Mifs Ormekod^) einmal
in England beobachtet. Eiablage in die Köpfe von Trifolium pratense;
die roten Maden dringen in die uneröifneten Blüten, die sie am Auf-
blühen verhindern. Reif gehen sie in die Erde und spinnen einen
feinen, dünnen Kokon , in dem sie überwintern. Eine zweite , in Juli
und August fliegende Brut ist von geringerer Bedeutung, Weifser
und „alsike" Klee werden nicht befallen. — Zur Bekämpfung läfst man
den Klee Mitte bis Ende Juni abweiden oder recht hoch abmähen;
die Stengel treiben dann bald wieder neue Köpfe. Tiefes Unterpflügen
im Herbste. Kräftige Kalk- und Kainitgaben töten die in der Erde
liegenden Maden.
D. (P.) oenopMla v. Haimhoff. *). Der leichten Verwechselbarkeit
mit den Blattgallen der Reblaus wegen sei auf die von dieser Mücke
an Rebenblättern erzeugten hingewiesen. Zum Unterschiede von jenen
treten die Mückengallen auf beiden Blattflächen hervor, sind oben
rundlich, glatt, unten kegelförmig, behaart, umschliefsen nur eine Larve
und öffnen sich oben. In Deutschland
sind sie sehr selten, in Südeuropa
etwas häufiger, aber nie schädlich.
D. (P.) pieeae Hart. -5). Fichten-
Gallmüeke, Rote Larven in dies- und
vorjährigen Trieben der Fichte, an der
Basis der Nadeln in tönnchenförmigen
Gallen, die durch Rinde und Holzkörper
mitunter bis auf die Markröhre reichen ;
auch in schlafenden Knospen. Ganze
Astpartien können dadurch vertrocknen.
D. (P.) pyri Bche. Birnbiatt-
Gallmüeke^). Schwarzbraun, auf
Rücken vier Reihen gelblicher Haare ;
Brustseiten fleischrot; Hinterleib des-
gleichen mit breiten , braunen Binden ;
1,2 — 2,2 mm lang. Die weifslichen
Larven leben von Mai bis September
in mehreren Brüten unter dem nach
Fig. 276, Gallen der Birnblatt-
Gallmücke (nach Theobald).
1) RiLF.Y, Rep. Commiss. Agric. 1878, p. 251—252, PI. 1 : Comstock, ibid. for 1879,
p. 193—197.
2) S. die Reports of the Entomological Society of Ontario.
') Rep. inj. Ins. 1890, p. 23.
*) V. Hauihoffen, Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 25, 1875, S. 803-810, 3 Fig.
— LüsTNEE, in: Babo u. Mach, AVeinbau, .3. Aufl., Berlin 1910, S. 966—967, Fig. 496, 497.
s) Hartig, Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 2, 1893, S. 6—8, 3 Fig.; S. 274—275.
6) V. Schilling, Prakt Ratg. Obst- u. Gartenbau 1896. S. 223. — Kieffer, 1. c.
p. 393. — KoRFF, Prakt. Blatt. Pflanzenbau u. -schütz, Jahr. 8, 1910, S. 201—202,
Fig. 1.
45(5
Dipteren, Zweiflügler.
oben umgerollten, grünen oder gelblichen, verdickten Rande von Birn-
blättern (Fig. 27(>) junger oder Formbäume, Puppe in Erde, liegt drei
Wochen, ■ — Viel häufiger und schädlicher, als gewöhnlich angenommen.
D. (P.) rosaria H, Lw ^). Die Larven verursachen die bekannten
Blattrosetten an den Triebspitzen der Weiden („Weidenrosen"),
Sehr selten merkbar schädlich.
D. (P.) rosarum Hardy^), Rosenblatt-Gallmüeke. Rotbraun,
mit schwarzen Querbinden auf dem Hinterleibe: IV2 mm lang. Ei-
ablage an Hauptrippe von Rosenblättern, ober- oder unterseits. Die
Blätter entfall,en sich nicht und bilden um die oft zahlreichen Larven
schotenähnliche Gebilde. Larven etwa 2 mm lang, orangegelb. Puppen
in der Erde. Wahrscheinlich mehrere Brüten,
Rhabdophaga Westw.
Körper
Dritter Längsnerv zugespitzt, geht bis zur Flügelspitze.
silberweifs behaart.
Rh. Nielsenii KiefF. ^). Kopf und Brust gelblich rot, letztere
oben schwarzbraun ; Hinterleib rot ; 3 mm lang. Eier entweder einzeln
an Ruten oder inMehrzahl an Endknospen von Weiden.
Im ersteren Falle bildet die Larve eine Höhle im
Marke, wodurch die Verwendbarkeit der Ruten herab-
gesetztwird ; im letzteren Falle entstehen blasenartige,
mehrkammerige Gallen an den Spitzen, die diese
zum Absterben bringen. Bis jetzt nur auf Seeland
(Dänemark) beobachtet.
Rh. salieiperda Duf. Die im Frühjahre
fliegenden Mücken legen ihre Eier kettenweise an
die Rinde jüngeren Weidenholzes , besonders der
breitblättrigen Arten, auch an Silberpappel. Die
Larven bohren sich in den Bast, der radiär-längliche
maserige Kammern um sie bildet, in denen die
orangeroten Larven überwintern. Mittlerweile hat
sich die Rinde in Fetzen losgelöst, so dafs der
wabenartig durchlöcherte Splint frei liegt (Fig. 277).
Kurz vor dem Ausfliegen schieben sich die Puppen
aus den Kammern heraus. Da die Mücken gerne
immer dieselben Stellen wieder mit Eiern belegen,
schwellen diese deutlich an, und die distalen Teile
der Weide sterben ab, so dafs der Schaden nicht
ganz unbeträchtlich ist. Rechtzeitige Leimung der
befallenen Stellen hindert das Ausfliegen der Mücken
und die Eiablage; auch können sie abgehauen und
verbrannt werden.
Rh. Salicis Schrk. Mücken im Mai, Juni-
Eier in Haufen an diesjährigen Zweigen schmal-
blätteriger Weiden, vorwiegend von Scdi.r purpurca.
Die mennigroten Larven fressen im Markkörper, jede
^„„ ^ „ in eigener Kapsel. Um iede Gesellschaft schwillt
277. Galle von -, ry • -i • a i 1 j- 1 /^ ii
salieiperda an ^^^ Zweig bis zu 4 cm langen, 1 cm dicken Gallen an.
Weidenast. Die erwachsenen Larven verlängern ihre Kammern
') Wüst, Prakt. Blatt. Pflanzenbau- u. -schütz, Jahrg. 4, 1906, S. 40—51, 1 Fig.
2) Richter v. Binnenthai., Rosenfeinde, S. 272—276, Tig. 39.
'j KiEFFEK u. Nielsen, Ent. Medd. (2.) Bd. 3, 1906, p. 1-4, Taf. 1.
Cecidomyiden, Gallmücken. Bibioniden, Haarmücken. 457
in den Holzteil bis unter die Epidermis -, hier überwintern sie. Im Früh-
jahr verpuppen sie sich; die Puppen schieben sich wie bei voriger
zum Flugloche heraus. Schaden in "Weidenhegern oft erheblich, durch
rechtzeitiges Abschneiden der Gallen einzudämmen.
Lasioptera Meig.
Fühlerglieder fast kugelig, sitzend, mit kurzen Wirtelhaaren: beim
Männchen kleiner und in geringerer Zahl als beim Weibchen. Taster
viergliederig. Leib und Beine schuppenartig
behaart. Erste und dritte Längsader (Fig.
278) dem Vorderrande so genähert und so
von Schuppenhaaren bedeckt, dafs sie kaum
unterschieden werden können; fünfte Längs-
ader gegabelt; Querader klein, bildet Basis
der dritten Längsader. ^-^ 278. 'Sgelvon Lasi-
L. eerealis Lmd. M. Schwarz, Hmter- optera (nach Kieffer).
leib weifs gebändert ; 3 mm lang. Larve
backsteinrot, 5 mm lang. Rufsland, an Roggen, Tnticum repens, Cala-
magrostis lanceolata. Die Larven finden sich zu 1 — 2 am Grunde der
Halme in einer mit schwarzer Membran ausgekleideten und bedeckten
länglichen Grube, an deren Stelle der Halm leicht umknickt. Ziemlich
bedeutender (V4 — Vs der Ernte), aber lokal begrenzter Schaden an sehr
früh gesäetem Winterroggen in Rufsland.
Unbestimmte Gallmücken.
Theobald^) beobachtete in absterbenden Stachelbeertrieben orange-
gelbe Gallmückenlarven, die die Knospen zerstörten, im Marke und im
Splinte frafsen.
Auf Java bohrt eine Larve in ganz jungen Reispflanzen im Stengel
unter dem Sprofspunkt, der dadurch deformiert wird^).
Bibioniden, Haarmücken ^).
Ziemlich grofse, dunkel gefärbte, fein und dicht behaarte Mücken
mit grofsen Augen, deutlichen Nebenaugen, kurzen, geraden, ziemlich
dicken, neun- bis zwölfglied erigen Fühlern; Hinterleib sieben- bis neun-
ringelig; Flügel ohne Diskoidalzelle. Die Geschlechter sind gewöhn-
lich verschieden gefärbt, die Männchen kenntlich an der aufgestülpten
Hinterleibsspitze. Bei letzteren stofsen die grofsen Augen in der
Mitte zusammen; jedes besteht aus zwei Teilen, dem grölseren oberen,
stark behaarten , und einem kleineren , unteren kahlen Teil. Bei den
Weibchen sind die Augen kleiner, getrennt. — Larven raupenähn-
lich, walzig, mit brauner, lederiger, mit dornenähnlichen Fortsätzen
versehener Haut, die aufser der Segmentierung nochmals geringelt ist,
so dafs sie wurmähnlich aussehen ; Kopf hornig mit kräftigen, beifsenden
Mundteilen; 9 — 10 Stigmenpaare, oft mit Augen. Puppen frei, ruhend
') LiNDEMAN, Bull. Soc. Nat. Moscou 1880, p. 12, figs. — Rübsaamkn-, Ent. Nachr.
Bd. 21, 1895, S. 3. — Marchal, 1. c. p. 73—77, fig. 8.
2) Rep. 1906/07, p. 55—59.
^) KoNiNGSBERGEit, Meded. Dept. Landbouw, Nr. 6, 1908, S. 20.
") Theobali., Journ. Board Agric. London 7ol. 16, 1909, p. 567— 5'58, PI. 1,
Fig. 4, 5.
458 Dipteren, Zweiflügler.
Die Mücken erscheinen zu bestimmten Jahreszeiten oft in un-
geheuren Massen. Bei gutem Wetter schwärmen sie, wobei Hinterleib
und Beine in eigentümlicher Weise schlaff herabhängen ; bei schlechtem
setzen sie sich gerne mit flach aufliegenden Flügeln unten an Blätter
oder in Blüten von Bäumen, namentlich auch von Obstbäumen. Sie
dürften wohl als unschädlich anzusehen sein ; doch ist die Frage nach
ihrer Nahrung, wie es scheint, noch gar nicht angeschnitten; da sie
sicher aus Pflanzensäften *) bestehen dürfte , wäre unter Umständen
eine Schädlichkeit nicht ausgeschlossen.
Die Weibchen legen eine grofse Zahl von Eiern in bzw. auf den
Boden, mit Vorliebe an Stellen, an denen frischer Dünger liegt, wie
überhaupt in humusreiche Erde. Von den zerfallenden organischen
Stoffen leben normalerweise die meist scharenweise vorkommenden
Larven ; doch gehen sie auch kranke und gesunde Wurzeln an, nament-
lich alle weiche , saftige Knollen , Rüben usw. So schaden sie nicht
selten in Mistbeeten, aber auch in Gärten und selbst auf Feldern; be-
sonders junge Pflanzen sind bedroht und erliegen ihnen leicht. Im
Sommer und Herbst tritt der Schaden selten merkbar hervor, weil
dann die Larven noch zu klein sind. Im Frühjahre wachsen sie sehr
rasch, und entsprechend äufsert sich ihr Frafs. Im Mai — Juni, je nach
den Arten, verpuppen sie sich in der Erde.
Als beschädigte Pflanzen werden unter anderen genannt: Spargel,
Saxifrageen , Ranunkeln , auflaufende Gerste , Roggen , Schirmblütler
(Möhren, Pastinaken, Kümmel). Salat, Kohl, Hopfen, Gemüse. Doch
kann jede andere geeignete Pflanze ebensogut überfallen werden.
Gegen chemische Bekämpfungsmittel (Kalk, Rufs, Schwefelkohlen-
stoff) sollen die Larven sehr widerstandsfähig sein, wenn sie ihnen
auch in manchen Fällen erlegen sind. Besser wirken Eintrieb von
Hühnern von Herbst bis Frühjahr, Wegfangen der Mücken mit Netzen,
Auflesen der Larven , tiefes Umgraben im Herbste , Sieben der Mist-
beeterde mit Auslesen der Larven. In seicht eingegrabenen Häufchen
von Schaf- oder Rindermist lassen sie sich leicht ködern.
Nur wenige Arten kommen für uns in Betracht, deren Larven noch
nicht so genau beschrieben sind , dafs sie auseinanderzuhalten seien,
während die Mücken selbst nach jedem Handbuche der Entomologie
leicht zu bestimmen sind. Wir beschränken uns auf folgendes :
Dilophus Meig. Strahlenmücken. Hintere Basalzelle vorhanden;
dritte Längsader vorne nicht gegabelt. Vorderschienen endigen mit
einem Strahlenkranze. Kleine Arten (3 — 5 mm) , die in zwei Brüten
fliegen: Mai — Juni, August. D. l'emoratus Meig., D. vulgaris Meig.
(febrilis auct. ?).
Bibio Geoflr. Wie vorige, aber Vorderschienen in dornigem Fort-
satz endigend. Eine Brut; Mücken im April — Juni. Gröfsere Arten
(4 — 13 mm, Larven bis 15 mm lang). Haarmücken. B. Marci L.^),
hortulanus L.'*), Johannis L., laniger Meig., pomouae F.
Seatopse GeofiPr. Dungrnüeken. Hintere Basalzelle fehlt. Kleine
Arten (3 — 4 mm). Parasit der Larven : Agijrtes bicolor.
1) Sie saugen gerne den Honigtau der Pflanzenläuse.
2) Lucas, Bull. Soc. ent. France 1871, jd. LXVII— LXIX. — v. Schilling, Prakt.
Ratg. Obst- u. Gartenbau 1896, S. 8—9, 4 Figg.
3) BoucHK, Garteninsekten, S. 126—127.
Chironomiden, Zuckmücken. Mycetophiliden, Pilzmücken. Ar^q
Cliironomiden, Ziickiii iickeii.
Larven mit nur zwei Stigmen, mit Tracheenblasen oder Kiemen;
am zweiten Ringe ein Fiifsstummel. — Von den fast ausschliefslich
im "Wasser lebenden Larven dieser Familie hatte schon Pettit') 1900
die einer unbestimmten Art in Blättern von Wasserpflanzen (Wasser-
lilie) gefunden; Willem^) beschreibt neuerdings die von Chironomus
sparganii Kieff. aus Sparganium racemosum; Psectrocladius stra-
tioitis Kieff. aus Stratioides aloides; Chir. nymphaeae Will, aus
Nymphaea.
Mycetopliilideii, Pilzmückeii ^).
Fühler mäfsig lang, 12 — 17 gliederig. Glieder schlank. Hinterleib
sechs- bis siebenringelig; Flügel ohne Discoidal- und hintere Basal-
zelle. — Larven sehr lang, bis zu 20 Segmente, innerhalb derselben
nochmals geringelt, so dal's wurmähnlich; walzig, nackt, häutig. Kopf
klein aber deutlich; 9 Paare Stigmen; bei den Sciara-Arten mit
Augen. Sie leben normalerweise in zerfallenden pflanzlichen und
tierischen Stoffen , mit besonderer Bevorzugung von Kompost und
frischem tierischen Dünger. Es ist nicht anders zu erwarten, als dafs
sie namentlich den mit Dünger angelegten Champignonkulturen oft
aufserordentlich gefährlich werden. Recht häufig haben sie ganze
Kulturen vernichtet ; eine Züchterei in Bayern hatte in einem Jahre
einen Verlust von 18000 Mark. In erster Linie verzehren sie das
Myzel, doch dringen sie auch in die Pilze selbst ein und durchfressen
sie nach allen Richtungen. Namentlich die jungen Pilze erliegen
leicht den Angriffen ; Klebahn beschreibt, dafs sie in einem Falle meist
nicht mehr als linsengrols wurden; einige erreichten die Gröfse von
1 cm, waren aber dunkel, weich, inwendig braun.
Von dem Dünger gehen die Larven auch an die Wurzeln anderer
Pflanzen. Klebahn hat sie beobachtet an kranken Hyazinthen und
Cattleya labiata, Chittenden an Rosen, Gloxinien, in Blumentöpfen, in
Kotyledonen von Erbsen, an Gurken (besonders schädlich in Illinois) ;
HiNE an Nelken.
Da frischer Dünger sie anzieht, ist, soweit möglich, verrotteter zu
nehmen. Räuchern mit Tabak und Schwefeln vertrieben bzw. töteten
die Mücken. Streuen von Tabak oder Kalk hilft etwas gegen die
Larven. Erhitzen des Düngers auf 45 — 50 ° C.
Genannt werden aus Europa: . Selara ingenua Duf., frigfida
Winn., aus Amerika Se. ineonstans Fitch.
Coleopteren, Käfer'
Körper äulserlich deutlich dreiteilig. — Mundwerkzeuge kauend;
Oberkiefer bilden kräftige Beifszangen ; Unterkiefer mit weichen Laden
1) Ist Rep. Michigan Acad. Sc, 1900, p. 110—111, 1 PL
2) Bull. Acad. R. Belg., Cl Sc, 1908, p. 697—704, 1 PI.
3) RiTZEMA Bos. Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 4, 1894, S. 221—222. — HtNE,
Ent. News, Vol. 10, 1899, p. 201—202, 6 Figs. — Chittenden, ü. S. Dept. Agric, Div.
Ent., Bull. 27, N. S., 1901, p. 108—113, fig. 29. — Klebahx, Gartenflora 1904. — Korff,
Prakt. Blatt. Pflanzenbau- u. -schütz, Jahrg. 3, 1905 , S. 10. — Thiele, Prakt. Ratg.
Obst- u. Gartenbau 1909, S. 319. — Davis, .Journ. ec. Ent. Vol. 3, 1910, p. 181.
■*) Das beste Werk über europäische Käfer ist das leider noch unvollendete
46o ColeoptereD, Käfer.
und viergliedrigen Kiefertastern. Unterlippe einfach, rechteckig, mit
dreigliedrigen Tastern. Fühler meist elfgiiedrig, sehr verschieden ge-
staltet. Netzangen vorhanden; Nebenaugen meist fehlend. Von den
Brustringen bildet der Prothorax das groise, frei bewegliche Halsschild ;
der Mesothorax ist klein, von oben nur als „Schildchen" sichtbar, fest
verwachsen mit dem grofsen, kräftigen, die Flugmuskeln bergenden
Metathorax. Jener trägt die grofsen, harten, chitinigen Flügel-
decken, dieser die häutigen , in der Ruhe längs und quer gefalteten
eigentlichen Flügel. Letztere können fehlen-, dann sind meist
erstere in der Naht verschmolzen. Bei ganzen Gruppen sind die
Flügeldecken stark verkürzt, seltener fehlen sie ganz. Der ursprüng-
lich zehnringelige Hinterleib zeigt oben 7 — 8 weiche Ringe , unten
b harte Schienen; das erste Segment ist mit der Brust verwachsen;
nur am Bauche gestattet ihm eine weichhäutige , unter den dritten
Hüften verborgene Verbindung eine gewisse Beweglichkeit. Die End-
segmente sind klein, meist in die vorhergehenden eingezogen und in
ihnen verborgen; liegen sie frei, so bilden sie das harte chitinisierte
Pygidium. In manchen Fällen sind sie beim "Weibchen zur Legeröhre
umgewandelt. — Die Beine sind Lauf- , Grab- oder Schwimmbeine.
Systematisch wichtig ist der Fufs (Tarsus), der in ein keulenförmiges
Klauenglied endigt. Ursprünglich zählt er 5 Glieder {Pcntameren)] das
vorletzte Glied kann rudimentär werden {Teiramercn, ('rtiptopentameren,
Fs(ndütetrameren)-^ oder es kann von den beiden vorletzten das eine
fehlen, das andere rudimentär sein {Trhnercn, ('riiptoteirameren, Pseudo-
trhmren). Bei den HcicroDieren haben die Füfse der beiden ersten
Beinpaare 5, die des dritten Paares 4 Glieder.
Der Darmkanal ist lang, gewunden, erweitert sich bei den Raub-
käfern und Holzfressern zu einem Kaumagen. Malpighische Gefäfse
sind 4 — G vorhanden. Die Geschlechtsorgane sind ziemlich kompli-
ziert; die Weibchen haben oft eine Begattungstasche, die Männchen
einen umfangreichen chitinigen Penis, der in der Ruhe in den Hinter-
leib eingezogen ist. Männchen und Weibchen sind häufig äufserlich
verschieden, an Gröfse, Form. Färbung. Fühlern, T arsengliedern usw.
Die Geschlechter sind getrennt; die Fortpflanzung findet mit
ganz seltenen Ausnahmen geschlechtlich, immer durch Eier, statt. Die
Verwandlung ist eine vollkommene. Die Larven besitzen 9 (oder 10?)
Segmente und beifsende Mundwerkzeuge. Facettenaugen fehlen ; Punkt-
augen sind in verschiedener Zahl und Lage vorhanden. Die meisten
Larven haben 3 Beinpaare; bei manchen Gruppen sind die Beine
rückgebildet bis verschwunden , dann aber öfters noch bei den ganz
jungen Larven vorhanden. Am Hinterende befindet sich oft ein mit
Haken besetztes, zurückziehbares Pseudopod. Kopf gesondert, fest
von G-ANGLBAUEK, „Die Käfer von Mitteleuropa", Bd. 1 — 4, Wien 1892— 1904. — Vor-
züglich zu werden verspricht das vom Deutschen Lehrerverein herausgegebene
„E. E.EITTEU, Fauna Germanica, Die Käfer des Deutschen Reiches", Stuttgart, l.Bd.
1908, 2. Bd. 1909. Auch „Calwkrs Käferbuch", das jetzt in 6. Auflage von F. Schau-
Fuss bearbeitet wird (Stuttgart 1908 ff.) ist sehr zu empfehlen. Ausgezeichnete Be-
stimmungswerke sind die beiden von G«. Seihlitz, „Fauna baltica. Die Käfer
der russischen Ostseeprovinzen" (Königsberg 1888 — 1891) und „Fauna transsylvanica.
Die Käfer Siebenbürgens" (2. Aufl., ebenda 1887-91). Etwas älter, aber aiich noch
sehr gut ist „RiouTENiiACHKi!, Fauna austriaca. Die Käfer", 3. Aufl., Wien 1874, 2 Bde.
Klein, aber ganz vorzüglich, namentlich die Biologie berücksichtigend, ist „Fuicken,
W. V. , Naturgeschichte der in Deutschland einheimischen Käfer", 4. Aufl., Werl
1885.
Cicindeliden, Sandkäfer. 4(3]^
chitinisiert. Die Puppen sind mit wenigen Ausnahmen frei ; sie liegen
häufig in einem Kokon. Der ausschlüpfende Käfer ist gewöhnlich
zuerst weich, farblos bzw. weifs; er erhärtet und färbt sich erst all-
mählich.
Die Zahl der Käfer ist eine sehr grofse ; in Mitteleuropa dürften
etwa 6000 Arten bekannt sein, wobei allerdings die Unterscheidungs-
merkmale der einzelnen „Arten" oft mehr oder weniger willkürlich
sind.
Die Systematik der Käfer ist noch keineswegs endgültig festgelegt.
Wir folgen hier in der Hauptsache dem REiTTERschen Kataloge ^).
Adephageii.
Fühler borstenförmig ; Halsschild mit vorspringenden Rändern.
Hinterflügel (Typus I, Fig. 270) mit Queradern zwischen den beiden
Radius Z
\ CuäJ
^Tzdä's
Fig. 279. Adephagen-Flügel (Tj^pus I). Nach Reitter.
Ästen der Mittelader am Gelenk. Füfse fünfgliedrig. Hoden tubulös.
4 malpighische Gefäfse. Larven einfach gebaut, mit fünfgliedrigen
Beinen und zweigliedrigen Tarsen. — 10 Familien.
Cicindeliden, Sandkäfer.
Die Sandkäfer und ihre Larven sind ausgesprochene Raubtiere.
Letztere graben sich in Sand und loser Erde ein und lauern von hier
aus vorüberkommenden Insekten auf. Die Larven einiger Collyris-
Arten (emarg-inatus Dej., bonelli Guer., tubereulata Mac L.)*und
die von Tricoiidyla eyanea Dej. leben aber auf Java in Stämmen von
jüngeren oder in Zweigen 2) von älteren Kaffeebäumen, die der erst-
genannten Art auch in Kakao, Loranthus und Baumwolle. Die
Weibchen der Käfer bohren die Zweige an, graben eine kleine Höhle
ins Mark und legen in diese je 1 Ei. Die ausschlüpfende Larve entfernt
das Mark nach oben zu einem mehrere Zentimeter langen Kanäle.
Merkwürdig ist, dafs C. honeUi nur in griffeldicken Blütenzweigen.
C. tuherculata und Tric. eyanea nur in fingerdicken Seitensprossen des
Hauptstammes, die zweite Art nur von CofFea liberica, die dritte nur
von C. arabica, die erste von beiden Arten lebt. Wenn Käfer und
^) Catalogus Coleopteroruin Earopae etc., Ed. 2 a, ed. Edm. Rehtei;, Paskau
1906.
-) KoNixGSßERGER, Meded. s Lands Plantent. 20, 1897, p. 59. — Shelford, Trans
ent. Soc. London 1907, p. 83—90, PL 3. — Docters van Leeuwen, Tijdsclir. Entom.
D. 53, 1910, p. 18-40, Taf. 2, 3. — Hörn, Deutsche ent. Nation. Biblioth., Jahrg. 1.
1910, S. 45.
462 Coleopteren, Käfer.
Larven auch durch die Vertilgung von Insekten nützen, so ist der
Schaden durch das Bohren doch viel grölser. Die befallenen Triebe
kümmern; häufig sterben sie ab. Bekämpfung erfolgt leicht durch Ab-
schneiden dieser Triebe. — Auch von anderen Ländern sind solche
Zweige bewohnende Sandkäfer -Larven bekannt; doch scheinen sie
hier in totem Holze zu wohnen und daher nicht zu schaden.
Carabiden, Laufkäfer.
Schlanke, kräftig gebaute Käfer. Fühler elfgliedrig, fadenförmig,
vorn am Kopfe entspringend. Vorderbrust grofs. Mundteile mit
3 Tasterpaaren. Unterflügel fehlen einigen Formen ; dann ist die Naht
der Flügeldecken verwachsen. Beim Männchen die ersten Tarsen-
glieder der Vorderbeine verbreitert und mit Sohlen versehen. — Larven
schlank, mit grofsem Kopfe und kräftigen, zangen artigen, innen mit
Zahn versehenen Mandibeln. Fühler viergiiedrig. Jederseits 6 Ocellen.
Beine lang, Abdomen neunringelig , mit in Afterfufs ausgezogener
Analröhre und einem Paare horniger Fortsätze (Cerci). Puppe im
Boden, gewöhnlich in Erdzelle.
Die Laufkäfer sind in der Hauptsache an den Boden gebannt;
einige Arten sind Tages-, die meisten Nachttiere. Ln allgemeinen ein-
jährige Generation. Eier werden einzeln oder in geringer Zahl in den
Boden gelegt; die Überwinterung geschieht meist als Käfer. — Einige
Arten erscheinen manchmal in grofsen Mengen.
In der Hauptsache sind die Laufkäfer Raubtiere, als Larven und
als Käfer. Namentlich unter den Amarinen, Zabrinen und Harpalinen
sind jedoch viele Arten mehr oder minder ausgesprochene Pflanzen-
fresser, und zwar nicht nur die Käfer, sondern auch die Larven.
Erstere_ verzehren vorwiegend Pollen und Samen von Gramineen und
Umbelliferen, letztere deren Stengel- und Wurzelteile. So sind nicht
wenige Arten dieser Unterfamilien oft recht schädlich geworden. —
Schon an den Mundteilen sind die phytophagen Arten zu erkennen,
und zwar als Käfer sowohl wie als Larven, indem die Mandibeln bei
ihnen kürzer, breiter, stumpfspitzig sind und starke Basalfortsätze tragen.
Der bekannteste von ihnen ist
Zabrus (gibbus F.) tenebrioides Goeze, Getreide-Lauf käfer M
(Fig. 280). Länglich walzenförmig, dick; fettglänzend schwarz, Fühler
und Beine pechbraun. End-
glied der Taster fast walzen-
förmig abgestutzt. Kinn mit
einfachem Zahne. Fühler
kurz. Halsschild hinten punk-
tiert ; Flügeldecken punkt-
streifig, an der Spitze ab-
gerundet; Flügel vorhanden.
Vorderschienen aufsen ein-
fach , am Innenrande ausge-
schnitten, gegen die Spitze
zu erweitert, an dieser mit
Fig. 280. Getreide-Laufkäfer (5—5 nach Cuiin^ 2 Dornen. Vorderfüfse des
1) Gekmar, Magaz. Ent., Bd. 1, 1813, S. 1 — 10. — Targioni-Tuzzktti, Boll. Not.
agr., T. 13, 1891, No. 21. — Sa.jö, Zeitschr. PflaBzenkrankh., Bd. 5, 1895, S. 281. —
Porta, Bull. Soc. eut. Ital., Vol. 33, 1902, p. 177—182. — Remer, Zeitschr. Landw.-
Carabiden, Laufkäfer.
463
Männchens mit 3 dreieckig erweiterten Gliedern. 12 bis 15 mm lang.
Vorwiegend im südlichen mid mittleren Europa.
Larve langgestreckt, niedergedrückt. Kopf schwarzbraun, oben
flach, unten gewölbt, mit kurzen, hellen, viergliedrigen Fühlern und
jederseits 6 Punktaugen in je 2 Reihen. Brust und Hinterleibsringe
oben mit dunklen, nach hinten kleiner werdenden Chitinplatten bedeckt,
an den Seiten und unten weifslich. 20 — 26 mm lang.
Der Käfer lebt von Mitte Juni bis in den Wiiiter, ja zum Teil
selbst bis ins nächste Frühjahr; tagsüber hält er sich an oder in der
Erde versteckt, nachts kriecht er an den Halmen von Getreide und
wohl auch wilden Gräsern empor, um die milchreifen Körner zu fressen-,
um leichter an diese zu gelangen, bellst er nicht selten den Halm
unter der Ähre durch. In Südeuropa hält er längeren Sommerschlaf.
Im Herbste geht er auch an die junge Saat, die er ebenso wie die
Larve befrifst. Die Eier werden in kleinen Klumpen 7—10 mm tief in
die Erde abgelegt. Die nach 9—12 Tagen auskriechenden Larven be-
frepsen bereits im Herbste, hauptsächlich aber im Frühjahre die junge
Wintersaat. _ Da ihre Mundteile nicht zum eigentlichen Fressen ein-
gerichtet sind , zerkauen
sie die Blätter und jungen
Halme , besonders im saf-
tigen Herzen der Pflanzen,
und saugen das Zerkaute
aus, so dafs es als wollige,
lür diese Art charakte-
ristische Ballen zurück-
bleibt (Fig. 281). Tags-
über verkriechen sie sich
bis zu 1 Fufs tief in senk-
rechte Röhren, in die sie
zum Teil auch ihre Nah-
rung mit hineinziehen.
Nachts unternehmen sie
oft weite Wanderungen,
namentlich auf der Suche
nach neuer Nahrung. Im Frühjahr verpuppen sie sich in einer bis
45 cm tief liegenden Erdhöhle, die nach 3— 6 Wochen vom Käfer ver-
lassen wird.
Befallen werden in erster Linie Weizen , Roggen und Gerste ;
Hafer wird nur ungerne genommen. An ersteren ist der Schaden
mitunter aber sehr bedeutend. In Südeuropa wird auch Mais an-
gegangen.
Aus der langen Lebensdauer der Käfer erklärt sich das ver-
schiedene Alter der zusammen gefundenen Larven; da wohl nur
hierauf die Annahme einer dreijährigen Lebensdauer der Larven zu
beruhen scheint, dürfte sie der viel wahrscheinlicheren einer nur ein-
jährigen gegenüber kaum zu halten sein.
Als Parasiten beobachtete Porta ^) in Italien eine Tachinide,
Viviana pacta Meig. , die ihre Eier in die Hinterleibsstigmen der an
^-.
Fig. 281. Von der Larve des Getreide-Laufkäfers
befressene junge Eoggenpflanze (aus Rurig).
Kamm. Prov. Schles., Jahrg. 7, 1903, S. 723—727. — Hollrung, Landw. Wochenschr.
Prov. Sachsen, Jahrg. 7, ly05, S. 220-222, 228—230, 11 Figg. — Mokrzecki, Ber.
1904, Jahrg. 12.
ij Atti Sog. Nat. Modena (4.), Vol. 2, 1900, p. 39—40.
464 Coleopteren, Käfer.
den Halmen emporkriechenden Käfer legt. Die Larve dringt in deren
Hinterleib , den sie zuletzt ganz ausfüllt. Die befallenen Käfer ver-
kriechen sich tief in die Erde.
Vorbeugung und Bekämpfung. 3 "/o ige Tabakslauge , im
April auf die Felder gebracht, tötet die Larven bzw. veranlafst ihre
Auswanderung. Spritzen der Wintersaat mit Arsensalzen. Eggen im
Frühjahre. Stark befallene Teile eines Feldes (Ränder) sind durch
steihvandige Gräben zu isolieren. Fruchtwechsel. Tritt der Käfer
massenhaft auf, so kann er abends und nachts mit Netzen von den
Ähren abgestreift werden.
Z. inflatus Dej. ^) schadet nach Rambur in Spanien auf gleiche
Weise an Getreide.
Dafs viele der anderen Carabiden auch mehr oder weniger
phytophag sind, ist den Coleopterologen schon lange bekannt. Schon
Guerin-Mkneville") berichtet 1838 über „Carabiques se nourissant de
vegetaux". In Amerika stellten S. A. Forbes und F. M. Webster^)
1880 — 1883 Untersuchungen über den Mageninhalt von Laufkäfern an.
Von 28 Käfern, zu 17 Arten gehörig, hatten 20 Stück auch pflanzliche
Nahrung genossen, die überhaupt die Hälfte der Nahrung sämtlicher
Käfer ausmachte und zu je einem Drittel aus Pilzen, Gräsern oder
Kompositen bzw. anderen Kräutern bestand.
Aus der Literatur konnte ich über 30 Arten zusammenstellen, die
pflanzliche Nahrung zu sich nehmen , und zwar vorwiegend Pterosti-
chinen (10), Harpalinen (9) und Amarinen (5).
Nur selten fressen Laufkäfer Blätter und andere grüne Teile
oder Wurzeln. Omaseus madidus F., vulgaris L. und Pseudophonus
pubescens Müll. (Harpalus ruficornis F.) schadeten wiederholt in Eng-
land'^) dadurch, dais sie Runkelrübenpflanzen gerade über der Erde durch-
fralsen. In Amerika"*) wurden Agoiioderus pallipes F. an jungem
Maise, Harpalus lierbiphag-us Say an verschiedenen Kräutern, speziell
an Schöfslingen von Poa pratensis, und Bembidium quadrimaeulatum
L. an Erdbeerblättern beobachtet.
Im allgemeinen fressen Laufkäfer von Pflanzen nur die Samen,
und zwar solche von Gräsern und Umbelliferen ; in einigen Fällen sind
aber mehrere Arten , unter ihnen wieder vorwiegend PseudopJionus
pubescens MülL, in forstlichen Saatbeeten schädlich geworden dadurch,
daß sie die keimenden Samen namentlich von Nadelhölzern frafsen und
selbst die jungen Pflänzchen, gerade über der Erde, durchnagten^).
In Amerika werden die samenfressenden Laufkäfer als Vertilger
der Samen von wilden Gräsern und Unkräutern {Ambrosia artcmisiae-
folni) willkommen geheifsen. Doch wurden auch dort mehrere Arten
als recht schädlich erkannt.
1) Koppen, Schädl. losekt. EuMands, S. 112—113.
^r 1 ') Rev. Zool. 1838, p. 123; s. auch Westwood, Introduction to Entomoloffv-
Vol. 1, London 1839, p. 61.
,ooo '^ ^}^?- Illinois St. Labor, nat. Hist., Vol. 1, Nr. 3, 1880, p. 162—176; Nr. 6,
188.3, p. 33—64. ' > i
Kan '^ ^™'^'™'' Rep. 1901, p. 150-152, fi^s 23—25; Eep. 1907, p. 570-571, PI.
^^^- ~ ^^RMEROD, Handbook of Insects iniurious to Orchard and Bush fruits,
London 1898, p. 236.
s) Siehe die forstlich - entomologischen Lehrbücher (Henschet, , Judeich und
Q'ofin'''Q"'^"'''^' ^®™^^ Eckstein, Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen, Jahrg. 36, 1904,
o. ooO — ö62.
Carabidei], Laufkäfer.
46c
Besondere Vorliebe scheinen die Käfer für die Samen von Erd-
beeren zu haben. Das wurde, soweit mir bekannt, zum ersten Male
von RiTZEMA Bos^) beobachtet (1892), seither vielfach in Europa,
namentlich England: 1900 berichtete Webstek ^j den gleichen Schaden
aus Amerika, und auch von dort liegen viele neue Berichte hierüber
vor. Die Käfer fressen an den Erdbeeren ^j die Samen aus, das
Fruchtfleisch dabei mehr oder weniger in Mitleidenschaft ziehend; an
unreifen (grünen) Früchten verzehren sie auch grofse Stücke der Ober-
fläche. Dafs derart beschädigte Früchte zu faulen beginnen, ist selbst-
verständlich. Von den Samen wird
nur der Kern gefressen , die Hülle
abgeschält, deren Fetzen überall
unter den befressenen Früchten
herumliegen und die Missetäter so-
fort verraten (Fig. 282), Auch hier
spielt wieder PsendopJwnus puhescens
die Hauptrolle, zumal er durch sein
Flugvermögen freier beweglich ist
als die anderen, meist flugunfähigen
Arten, und oft in Schwärmen auf-
tritt. Genannt werden ferner noch :
Calathus fuseipes Goeze (cisteloi-
des Panz.j, Omasens maäidus F. und
vulgaris L. und Harpalus aeneus F.
Doch müssen wir uns der Ansicht
0. Taschenbergs anschliefsen , dafs
gelegentlich auch jeder andere Lauf-
käfer, wenigstens aus den drei am
meisten beteiligten ünterfamilien, zu
dieser Nahrung greifen kann. — In
Amerika sind besonders Harpalus ealig-inosus F. und pennsylvani-
eus De G. als Erdbeerschädlinge bekannt.
Wenn v. Schilling*) den von ihm beobachteten Erdbeerschädling
Zabrus c/ihbus nennt, so dürfte wohl falsche Bestimmung vorliegen ; die
Abbildung scheint auf einen Pterostichinen hinzuweisen.
In Amerika hat neuerdings Cliviua impressilrons Lee. ^) die
Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Die etwa 8 mm langen Käferchen
bohren sich in die keimenden Maiskörner ein, bis zu füiif in ein Korn,
und fressen es aus ; der Keim bleibt unverletzt, vermag sich aber nicht
zu einer Pflanze zu entwickeln. Nach Forpes fressen sie auch Löcher
in die Blattstiele der Rüben.
Fig. 282. Von Laufkäfern befresseiie
Erdbeerfrucht (nach Wkusiku).
1) Biol. Centralbl. Bd. 13, 1893, S. 255--256: Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 4,
1894, S. 147.
2) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 26, N. S., 1900, p. 88-89. — Canad.
Ent., Vol, 32, 1900, p. 265—271, 1 Tabl.
3) Wakbukton, Rep. 1895, p. 4—6. - Mc Lachan, Ent. monthl. Mag. (2), Vol. 8.
1897, p. 171—172, 212. - Theobali., I. Eep., 1903, p. 19—20. — Journ. Board Agric.
London, Vol. 12, 1905, p. 306—307; Vol. 17, 1910, p. 388—390. 1 PI. — Si.ixgeri.am.,
Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 150, 1901, p. 150— 154, rigs.43— 44. — Smith, Eep.
N. Jersev agric. Exp. Stat. 1900, p. 487—488; Journ. econ. Ent., Vol. 3. 1910, p. 97— 100,
Fig. 3, 4.
*) Prakt. Ratg. Obst-, Gartenbau 1895, S. 284, Fig.
5) Webster, F. M., U. S. Dept. Agr., Bur. Ent.. Circ. 78. 1906. — Ph[i.i.iim's, ibid.
Bull. 85, Pt. II, 1909. p. 12-27, Figs. 8—13.
Sorauor, Handbuch, x. Auti. Dritter Band. 30
4(36 Coleopteren. Käfer.
Die Bekämpfung' aller dieser samenfressenden Laufkäfer ist
nicht leicht. Die sich ta^i^süber ziemlich oberflächlich versteckenden
Käfer sind aufzusammeln : in glatt wandigen, in die Erde eingegrabenen
Töpfen mit Fleisch oder Milch als Köder oder an mit Leinewand be-
decktem Fleische können sie gefangen werden; in windstillen Nächten
dürften wohl auch entsprechend aufgestellte Lichtlallen gute Ergebnisse
erzielen. Erdbeeren, die auf Stützen heranreiften, sollen verschont
geblieben sein, Avie überhaupt die Käfer die Erde nur ungern zu ver-
lassen scheinen.
Carabus auratus L.M frafs ebenfalls an Erdbeeren, C. eatenu-
latus Scop. -) an Heidelbeeren.
Polyphänen.
Seitenteile, des Halsschildes mit seinen oberen oder unteren ver-
wachsen. Bei den Flügeln fehlen entweder alle Queradern und ist die
Wurzel des vorderen Astes der Mittelader atrophiert (Typus 2, Fig. 283),
Fig. 283. Staphyliniden-Flügel (Typus II). Nach Hkittek.
oder ein Teil des vorderen Astes der Mittelader und des hinteren Astes
des Radius sind als rücklaufende Adern ausgebildet. 4 oder 6 malpighische
Gefäfse. Larven mit viergliedrigen Beinen, mit eingliedrigem Tarsus
oder ohne Beine.
Stapliyliiiiden, Kurzflügler.
Körper langgestreckt, Flügeldecken sehr kurz. — Die Kurzflügler
sind im allgemeinen ebenso entschiedene Räuber wie die echten Lauf-
käfer. Viele der kleineren Arten kommen aber sehr häufig in Blüten
vor-, und es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß sie sich von deren
inneren Teilen, namentlich dem Pollen ernähren (Anthophagus!) Nach
RiTZEMA Bos'^) frifst Authobium topquatum Mrsh. in den Blüten von
Raps und Kohl Kronenblätter, Staubfäden und Pollen und richtet da-
durch „oft erheblichen Schaden" an. Genannte Art und A. minutum
F. sind in den Vierlanden bei Hamburg*) recht häufig in den Blüten
von Erdbeeren, etwas minder häufig in denen von Obstbäumen und
dürften hier die gleiche Lebensweise führen. A. lapponieum Mannh.
hat nach Schöyen^) in Norwegen durch Verwüstung der Blütenstände
von Maulbeerbäumen das Fehlschlagen der Ernte verursacht.
') R. H., Feuille jeun. Natur. T. 6, 1875, p. 39.
2) M.vKSH.vi,!,, W.. Zool. Plaudereien. Bd. 2, Leipzig 1895, S. 156.
^) Biol. CentralbL, Bd. 7, 1887, S. 322: Thier. Schädlinge und Nützlinge, S.251.
^) Reh, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. XIX, 3. Beih., 1902, S. 144.
") Beretn. 1898.
Staphyliniden, Kurzflügler. Silphiden, Aaskäfer. 4(^7
Coprophilus striatulus F. lebt normalerweise von Aas und
Dünger. 1883 hatte er sich nach Ritzema Bos ^) auf solchem in einem
Felde sehr stark vermehrt. Als hier im nächsten Jahre Mais angebaut
werden sollte , fanden die nun in sehr grofsen Mengen vorhandenen
Käfer nicht genügend Nahrung: sie griffen daher die keimenden Mais-
körner an und frai'sen sie aus ; an bereits aufgegangenen Pflänzchen
zernagten sie den unteren Stengelteil ganz. Im nächsten Jahre waren
sie wieder verschwunden.
Schröder 2) fand Phyllodrepa floralls Payk. massenhaft in Blüten
von Sauerkirschen, bis zu 14 in einer Blüte.
Trogophloeus pusillus (Irav. ist eine in Mistbeetkästen gemeine
Art. ScHöYEN ^) beobachtete, daJs die Käfer bei starker Vermehrung an
die darin gepfianzten Gurken, Melonen usw. übergingen und Löcher in
Blätter und Früchte fraisen. Auch Tullgren*) stellte in Schweden
Schaden an Gurken und Spinat in Mistbeeten fest, deren Blätter
zerfressen wurden. Bestäuben der Pflanzen mit Thomasphosphatmehl
macht sie für die Käfer unschmackhaft.
Zahkeiche der kleineren Kurzflügler leben in Pilzen (die Gattung
Bolitol)iiis hat daher ihren Namen) : doch sind Schädigungen durch sie
in Kulturen nicht berichtet,
Silpliideii, Aaskäfer') (Fig. 284).
Fühler elfgiiedrig, mit drei- bis fünfblätteriger Keule. Vorderhüften
kegelförmig , frei aus den Gelenkgruben hervortretend , Hinterhüften
einander genähert. Die uns hier allein angehende Unterfamilie der
Silphinen besteht aus flachen, breiten Käfern ; die drei letzten Glieder
der wenig keulenförmigen Fühler sind glanzlos, schwach. Schildchen
sehr grofs oder grofs. Flügeldecken ein wenig verkürzt, ihr Seiten-
rand aufgebogen. Hinterleib mit fünf freiliegenden Ventralsegmenten.
Bei den Männchen die vier ersten Glieder der Vorder- und Mittelfüfse
erweitert und unten bebürstet.
Larven asseiförmig; Kopf leicht geneigt, hinten nicht eingeschnürt;
jederseits 6 Ocellen , von denen 4 in einer Gruppe hinter der Fühler-
wurzel, 2 darunter stehen. Fühler dreigliedrig, mit einem Anhangs-
gliede an der Spitze des zweiten. Dorsalplatten der Brust und des
Hinlerleibes nach den Seiten lappig vorgezogen , verhornt ; auch die
Ventralplatten der zweiten bis achten Hinterleibsringe verhornt. Am
letzten (9.) Hinterleibsringe 2 zweigliedrige Griffel; das Aftersegment
zu Nachschieber ausgezogen. Füße eingliedrig.
Die „Aaskäfer" führen ihren Namen nur z. T. mit Recht; mehrere
Arten sind entschieden mehr herbi- als karnivor. Aber selbst die vor-
wiegend karnivoren Arten mögen gelegentlich zu passender Pflanzen-
') 1. c.
2) 111. Zeitschr. Ent , Ed. 4, 1899. S. 329.
n Beretn. 1906, p. 16, Fig.
'') Stud. Jakttag. Skadeinsekt., Stockholm 1905, p. 27—28.
^) Nächst GANGr.BAUKus klassischem Werke gibt Jablönowski (Die tierischen
Feinde der Zuckerrübe, Budapest 190^) weitaus die beste Darstellung. Viel wert-
volles Material bieten natürlich die Berichte der verschiedenen Zuckerrüben Versuchs-
stationen. Siehe ferner: Rhzema Bos, Biol. Centralbl. Bd, 7. 1887, S. 321—322. —
CiuTis, Farm Insects, p. 218, 388—393, Figs. — Kolbe, 111. Wochenschr. Entom.
Bd. 2, 1897, S. 459—460. — Xambeu, Le Naturaliste, Ann. 28, 1906, p. 264—266,
277—279, 283—286.
468
C'oleopteren, Käfer.
kost greifen. Hier ist für biologische Untersuchungen (Mageninhalte!)
noch sehr viel zu tun.
Die Unterscheidung der Käfer ist schon eine recht schwierige,
und noch weit mehr ist es die der Larven. So kommt es denn , dafs
die phytopathologischen An-
gaben durchaus unzuverläs-
sig sind, trotzdem Karsch V)
schon 1884 Bestimmungs-
tabellen der Larven geliefert
und auf daSjFehlerhafte und
Unrichtige vieler Angaben
hingewiesen hatte. Nur vier
Arten sind sicher als schäd-
lich festgestellt.
Thaiiatophilus Sam.
Mittelhüften weit von-
einander entfernt. Kopf und
Halsschild behaart, ersterer
hinter den Augen ringsum
tief abgeschnürt. — Lar-
ven mit gleichmäfsig ge-
wölbten, die Seiten wenig-
überragenden Rückenschil-
den, nicht ausgebuchteteni
Vorderrande des Halsschil-
des und langen, den Nach-
schieber weit überragenden
Gritfein.
Th. rugrosusL. Schwarz,
matt ; Zwischenräume der
Flügeldecken ohne Erhaben-
heiten, ihi' Schulterwinkel
scharf zugespitzt; 9 bis
12 mm lang. Larve schwarz,
kurz gelblich behaart ; Seitenränder des Halsschildes nicht aufgebogen :
zweites Fühlerglied mit einem kleinen griffeiförmigen Fortsatz an der
Spitze der Unterseite.
Fig. 284. Schädliche Aaskäfer und ihre Larven.
A, a Silpha obscura L. B, h Blitophaga undata
Müll. C. c Bl. opaca L. (nach .Tabloxowski).
Blitopliaga Reitt.
Kopf dick, hinter den Augen nicht eingeschnürt. Oberlippe fast
bis zum Grunde viereckig ausgeschnitten. Aulsenrand der Mandibeln
in seiner ganzen Länge gekrümmt. Mittelhüften nur schmal getrennt.
Tarsen mit Ausnahme der beim Männchen erweiterten Glieder unten
kahl. — Larven: Fühler kurz, das quere Pronotum nicht überragend,
Rückenschilde gleichmäfsig gewölbt, die Seiten des Körpers wenig-
überragend: daher Körper mehr zylindrisch, wurmförmig. Griffel
kurz, das Analsegment nicht oder kaum überragend . undeiitlich zwei-
gliedrig.
') Entom. Nachr. Bd. 10, 1884. S, 223— 'J-2i<.
Silphiden, Aaskäfer. 4(59
Bl. opaea L, (Fig. 284 C, c). Schwarz, matt, dicht anliegend gold-
braun behaart. Kopf zwischen Augen querwulstig erhoben, davor und
dahinter quer eingedrückt. Kopfschild schmal, einfach. Fühlerkeule deut-
lich abgesetzt, viergliedrig. Zwischenräume der Flügeldecken nicht ge-
runzelt. Hinterschienen beim Männchen mit hakig gekrümmten Enddornen.
0 — 12 mm lang. — Larve schwarz ; Seitenrand der Dorsalsegmente gelb.
Fühler und Taster rostrot. Beine bräunlichgelb. Rücken nur sehr spärlich
und kurz anliegend behaart. 8,5 — 11 mm lang, — Auch nach Nord-
amerika verschleppt; hier aber unschädlich.
Bl. undata Müll, (reticulata F., Fig. 284 B, b). Schwarz, fast matt
und kahl. Kopfschild in der Mitte aufgebogen, stark wulstig abgesetzt.
Fühler allmählich zur Spitze verdickt. Zwischenräume der Flügeldecken
unregelmäfsig gerunzelt und punktiert. Hinterschienen beim Männchen
ohne besonderen Enddom. 11 — 15 mm lang. — Larve ganz schwarz;
Oberseite kurz abstehend, gleichsam geschoren behaart. Halsschild
am Vorderrande stark ausgebuchtet. 15 mm lang.
Silpha L.
Kopf normal, hinter den Augen eingeschnürt. Oberlippe bogen-
förmig, nicht bis zum Grunde ausgerandet. Linke Mandibel an Spitze
zweizähnig, sonst Mandibeln, Mittelhüften und Tarsen wie bei Blito-
phaga. Larven: Fühler wie bei Blitophaga. Seitenflügel der Rücken-
schienen flach ausgebreitet, die Körperseiten weit überragend, daher
Körper mehr asseiförmig, flach, Halsschild und Griflel wie vorher, aber
letztere deutlich, zweigliedrig.
S. obseura L. (Fig. 284 A, a). Schwarz, matt, kahl. Punkte der
Flügeldecken einfach, die inneren Zwischenräume doppelt so stark punk-
tiert wie die äufseren. Die Rippen werden von feinen Punktreihen ein-
gefai'st. Unterflügel verkümmert. 13—17 mm lang. — Larven hinten zu-
gespitzt, flach gewölbt, bräunlichgelb mit dunklen Vorderrandflecken
auf den Seitenflügeln der Dorsalsegmente und zwei Längsreihen dunkler
Flecken auf dem Alulomen , sehr schwach und kurz gelblich behaart.
18—20 mm lang.
Die auch oft als Rübenschädling genannte Phosplmga atrata L. ist
als Käfer durch den langgestreckten, schnauzenförmigen Kopf, als
Larve durch die langen, das Pronotum überragenden Fühler von den
genannten drei Arten unterschieden.
Biologie. Die Silphinen überwintern als Käfer in Verstecken
an und in der Erde. Sie erscheinen im zeitigen Frühjahre, leben aber
meist bis in den Juni hinein. Das Weibchen legt je 5 — 10 kleine,
weifslichgelbe Eier einzeln in die Erde, am liebsten da, wo organische
Stoffe verwesen. Nach 8—12 Tagen, im Mai, schlüpfen die Larven
aus , die sich , tags , vorwiegend von pflanzlicher Kost nähren. Nach
o — 4 Wochen und mehreren Häutungen, wobei sie sich jedesmal wieder
weifs färben , sind sie erwachsen , verkriechen sich einige Zentimeter
tief in die Erde und verfertigen aus solcher eine Zelle. In dieser ruht
die weifse Puppe 10—20 Tage. Der anfangs ebenfalls weifsliche Käfer
verläfst nach 1—2 Tagen, inzwischen verfärbt, die Erde; er nährt sich
wohl vorwiegend von tierischen Stoffen; w^enigstens werden selten
Käferschäden berichtet.
Die Regel ist eine Brut im Jahre; in südlichen Gegenden mögen
zwei auftreten.
47() Coleopteren, Käfer.
Nährpflanzen der Larven dürften in erster Linie Atriplex- und
Chenopodium-Arten bilden, ferner noch manche andere Unki^äuter. Von
ihnen aus überziehen sie in manchen Jahren in mehr oder minder
grofsen Mengen die Felder von Zucker-, auch die von Runkebüben
und können hier ganz bedeutend schaden. Meist erscheinen die Larven,
wenn die Pfiänzchen 2—3 Blätterpaare entwickelt haben, die unter Um-
ständen vollständig abgefressen werden können. Von älteren Blättern
bleiben gewöhnlich nur die stärkeren Rippen stehen. In selteneren
Fällen ward auch die Rübe selbst angegangen und etwa V2 cm tief
befressen ^). — Meist verschwinden die Larven ebenso plötzlich . wie
sie gekommen sind.
Weitere Schäden sind berichtet von Raps, Luzerne, "Wicke, roten
Rüben, Rübsen (Th. rut/osii.'^)-), Spergula arvensis, Kartoffeln, ßl. undidd
geht auch an Getreide.
Vorbeugung und B e k ä m p f u n g. Ausrottung der betrefienden
Unkräuter. Frühe Aussaat und kräftige Düngung mit Mineralsalzen.
Ködern der Käfer in glacierten Töpfen mit Aas. Eintreiben von Hühnern
und Enten. Die von abgefressenen Feldern auf gesunde überwandernden
Larven lassen sich durch Gräben abfangen. Weitaus das beste ist aber
Spritzen mit Arsensalzen oder Chlorbaryum (3 — 4"/o).
Palpicoriiier.
Fühler kurz. Tarsen fünfgliedrig. Flügel ohne Queradern zwischen
Radius und Mittelrippe.
Hydropliilideii, Kolben-Wasserkäfer.
Wasserkäfer mit sechs- bis neungliedrigen Fühlern, die in eine
durchbrochene Keule enden: Kiefertaster so lang oder länger als die
Fühler. — Die Larven sind Raubtiere; betreffs der Nahrung der
Käfer sind die Meinungen geteilt; sie scheint beiden Reichen ent-
nommen zu werden. Als Schädling wurde erst eine Art beobachtet,
Helophorus (rugosus Ol.) ruflpes Bosc. , der in England an Rübsen
überging (Turnip mud -beetle)^). Die Käfer frai'sen an den Blättern,
die Larven höhlten die Blattstiele aus und benagten und dm'chwühlten
die oberen Schichten der Wurzeln; in die Wunden drangen Regen und
Pilze ein, so dafs die Pflanzen zum Teil abstarben. Besonders tätig
waren die Käfer im Herzen derselben unter dem Schutze der Blattbasen,
wo sie die jungen Blätter abfrafsen , so wie sie sich entwickelten.
Düngung mit Chilisalpeter erwies sich nützlich.
Diversicornier.
Geäder nach Typus IH (Fig. 285). Tarsen fünf- bis eingliedrig.
1) Caki-kmku, Rep. 1«96, p. «4—86, fig. 8—9.
2) Theobali., I. Rep., 1908, p. 6—7.
3) Mac Dougall, Journ. Board Agric. London, Vol. 11, 1904, p. 489; Vol. 12,
1905, p. 102—104, 3 figs. — Leaflet Board Agric. Fish. Nr. 143, 1905.
Hj^drophiliden. Malacodernien, Weichflügler. Byturiden.
471
(Cantharideii) Malacoderiiieii, Weichflügler ^ l
Körperbedeckung weich, lederartig. Fühler elfgliedrig. Vorder-
und Mittelhüften zaptenartig vorragend, an den Spitzen sich berührend,
Hinterhüften quer. Halsschild flach, meist scharf umrandet. Flügel-
decken meist lose aufliegend.
Costd
jSudcoslCL
MadMs :
Jnalis
:Fig.:285.
Malacodermen-Flügel (Typus III).
Nach Kkittei!.
die gezackt aussehenden Sei-
ten und die Spitze des Hinter-
leibes frei lassend. Hinter-
leib oben mit 8 — 9, unten
mit 5 — 7 freien Schienen.
Füfse fünfgliedrig. — Larven
mit kräftigen Mundwerk-
zeugen und Beinen.
Die Weichkäfer sind,
ebenso wie ihre Larven, ent-
schiedene Raubkäter, die als
Vertilger von Blattläusen,
kleineren Raupen usw. selu'
viel Nutzen stiften. Aber wie viele andere Raubinsekten haben sie auch
eine grofse Vorliebe für die inneren Teile von Blüten, besonders für
Staubgefäfse, Pollen und Stempel; sie können dadurch ganz beträcht-
lich schaden. Namentlich Schöben ^) berichtet aus Norwegen fast Jahr
für Jahr, dals (Cantharis) Telphorus obseurus L., lividus L. und andere
Arten zu den schlimmsten Feinden der Obstbäume gehören, deren
Blüten sie oft so zerfressen, dafs die Ernte sehr verringert wird. Auch
bei uns in Deutschland gehören diese Arten zu den eifrigsten Blüten-
besuchern, ohne dafs indes bis jetzt Schäden erwähnt worden wären.
Dagegen gelten (C.) T. obseurus L., rustieus Fall, und fuseus Fall,
schon seit Ratzebukgs Zeiten als Forstschädlinge, die die jungen Triebe
an Eichen und Kiefern benagen^).
Sajo*) schliefslich fand in Ungarn Henicopus pilosus Seop.
(hirtus L.) zu 6 — 7 Stück an den Ähren von blühendem Roggen, er-
wähnt aber keinen Schaden.
Weitere eingehende und genaue Beobachtungen über die ge-
nannten und andere Weichkäfer sind sehr wünschenswert.
Byturiden.
Länglich, gewölbt, grob und kurz anliegend behaart. Fühler kurz,
elfgliedrig, mit dreigliedriger Keule. Flügeldecken hinten zusammen
gerundet zugespitzt. Hinterleib mit 5 freiliegenden Bauchschienen.
Tarsen fünfgliedrig; Glieder 2 und 3 lappig erweitert, 4 sehr klein und
unter den Lappen von 3 versteckt; Klauen an der Basis mit starkem
Zahne. — Larve fleischig, weilslich, mit der Fähigkeit, sich etwas zu
kiüKmen. Jederseits am Kopf 3 in gerader Linie stehende Punkt-
augen. Fühler vier- , Taster dreigliedrig. Oberseite mit verhornten
^) Die Weichkäfer „Canthariden", „Blasenziehende Käfer" zu nennen, wie es
die moderne Nomenklatur-Bewegvmg verlangt, ist eii> solcher Unsinn, dafs wir ihn
hier nicht mitmachen können.
-) Beretn. 1895 ff.
3) Siehe auch Ritzema Bus, Zeitschr. Pflanzenk., Bd. 1, 1891, S. 337.
*) Zeitschr. Pflanzenk., Bd. 5, 1895, S. 283.
472
Coleopteren, Käfer.
Rückenschildeii •, letzte« Segment läuft in 2 nach oben gekrümmte
dornige Spitzen aus.
Byturus Latr. (Trixagus Kugelann.). Himbeerkäfer M.
Mit den Merkmalen der Familie.
B. fumatus Fabr. (rosae Scop.)- Schwärzlich oder peclibraun,
grau oder gelbliehgrau behaart. Augen gTofs, stark gewölbt. Ober-
lippe von oben sichtbar. 4,5 — 5 mm lang.
B. tomenlosus F. (sambuci Scop.). Sehr ähnlich vorigem, etwas
kleiner und schmäler : Augen weniger grois , weniger gewölbt : Ober-
lippe von oben kaum sichtbar. 3,8 — 4,3 mm lang.
Die Himbeerkäfer , deren beide Arten selbst der Coleopterologe
gewöhnlich nicht unterscheiden kann, fliegen von Mai bis in August;
sie nähren sich von Blüten, von denen sie die der Rosaceen und
Ranunculaceen vorziehen : am meisten findet man sie in denen der
Rubus-Arten. Sind die Blütenknospen noch nicht geöfihet, so bohren
sie sich durch ein ihrem Körper entsprechend grofses Loch in ihr
Inneres und fressen es aus , so clafs die Knospen sich nicht öffnen
( Fig. 28<3 ). In offenen Blüten fressen sie gewöhnlich erst dicht an der
Fig. 28(3. Himbeerkäfer mit vou ihnen ausgehöhlten Blütenknospen.
Nach Prakt. Ratg. Obst- und Gartenbau.
Basis der Blütenblätter die Staubgefäfse ringförmig ab, dann aber auch
die Blütenblätter selbst, alle Staubgefäfse und Stempel; schliefslich
benagen sie auch den Fruchtboden (Fig. 287). Dadurch sind die Him-
beerkäfer die schlimmsten Feinde der Himbeer- und Brombeerernten,
die sie unter Umständen sogar ganz vereiteln können. An Obstbäumen
dürfte der Schaden ebenfalls nicht ohne Belang sein, wenn er hier auch
schwerer festzustellen ist.
Auch an Blättern, namentlich an frisch entfalteten, frifst der Käfer:
doch dürfte dadurch kaum Schaden veranlafst werden.
1) Thomas, Ent. Nachr., .Jahrg. 16, 1890, S. ;31Ö— 311. — Taschenbkrg, E., Prakt.
Ratg. Obst-, Gartenbau ls90, S. 402. — v. Schu,ling. ibid. 1.S96, S. 339—341, 13 Figg.
— Ormerod. Handbook. 1898, p. 202—206, Figg. — Rkh, Pomol Monatsh., Bd. 47,
1901. S. 79— SO: Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. 19, 1901 (1902), 3. Beih., S. 145—147.
— Tli,i.gi!ex, Stud. Jakttag. Skadeinsekt., Stockholm 1905, p. 28—29. — Wahl, Mitt.
Pflanzenschutz-Station Wien, 1907. — Theobald, Insect Pests of fruit, London 1909,
p. 420—424. Fig. 276—279.
Bvturiden. Nitiduliden.
473
Die Weibchen legen die Eier einzeln an unbeschädigte junge
Früchte der Rubus-Sträucher. Die Larven bohren sich in diese ein,
fressen im Fruchtboden und von diesem die einzelnen Teilfrüchte aus.
So vergröfsern sie den vom Käfer verursachten Schaden.
Fig. 287. Von Himbeerkäfern ausgefressene Himbeerblüten.
Erwachsen, verläfst der „Himbe erwur m" die Früchte, um sieh
an der Erde, lieber aber an Rinde , in Rissen der Stützstöcke usw. in
länglichem Gespinste zu verpuppen, in dem die Puppe bis zum nächsten
Frühjahre ruht.
In den Vierlanden bei Hamburg sollen Bienen die Himbeerkäfer
von den Blüten fernhalten.
Gegenmittel: Abklopfen der Käfer, besonders frühmorgens und
abends , in flache Gefäfse mit Wasser und etwas Petroleum ; Be-
seitigung der befallenen Früchte; Reinigung der Stützpfähle usw. im
Winter.
B. unieolor Say. Nordamerika. Lebensweise genau wie die der
europäischen Himbeerkäfer ; auch in der Beschreibung ein stichhaltiger
Unterschied nicht zu erkennen.
Nitiduliden.
Fühler elfgiiedrig, kurz. Flügeldecken verkürzt oder den ganzen
Hinterleib bedeckend. Vorderbrust mit Fortsatz zwischen Vorderhüften.
Hüften getrennt. Schenkel an der Innenseite mit Furche zur Auf-
nahme der Schienen : diese an der Spitze erweitert. Tarsen fünfgliedrig ;
viertes Glied klein. .5 freiliegende Bauchschienen; die siebente Hinter-
leibsschiene bildet ein horniges Pygidium. — Larven mit kurzen vier-
gliedrigen Fühlern und kleinem Anhangsgliede.
Stelidota strig-osa Gyll. \). Nordamerika. Die Käfer einmal be-
obachtet, wie sie die Ernte von 400 Erdbeerpflanzen vollständig ver-
nichteten^, indem sie Löcher in die reifenden Früchte frafsen. Sonst
leben sie von Fallobst usw.
Meligethes Steph., Glanzkäfer.
Klein, oval, gewölbt. Fein anliegend behaart. Fühler kurz, erstes
Glied mäfsig verdickt. — Larven zylindrisch
auf dem Rücken vom
') TT. S. Dept. Agric, Div. Ent.. Bull. 4, 1884. p. 80—81.
474
Coleopteren. Käfer.
Mesothorax an drei Längsreihen rötlicher oder schwärzlicher Flecke ;
neunter Ring abgerundet, hinten mit zwei sehr kleinen Höckerchen.
M. aeneus F. (brassicae auct. nee Scop.), Raps-Glanzkäfer M.
Erzgrün, zuweilen blau schimmernd. Seiten parallel, Enden gleich-
mäfsig abgerundet. Beine dunkelbraun, nur Vorderschienen
heller, schmal, am Auisenrande sägeartig gezähnt. 2 bis
2,5 mm lang, 1,5 — 2 mm breit. Larve (Fig. 288) gelblich
weiis. Kopf dunkel; Mandibeln mit dunklerer Spitze und
einer Doppelreihe kurzer Zähnchen an der stark er-
weiterten Wurzel; bis 4,5 mm lang. — Die Käfer fliegen
an schönen April- und Maitagen lebhaft an Blüten von
Kreuzblütlern, insbesondere auch Raps und Rübsen,
umher und fressen deren Staubgefäfse : in noch un-
eröffnete Blütenknospen bohren sie sich ein. Die Weib-
chen legen ihre länglichrunden, weifsen Eier einzeln in
die Blütenknospen, deren Inhalt von den auskriechenden
Larven vollständig zerstört wird ; später auskriechende
Larven befressen auch die jungen Schoten. Stark be-
fallene Pflanzen sind an den schotenlosen Spitzen der
Stengel erkennbar. Anfangs Juni lassen sich die Larven
herabfallen und verpuppen sich nach 10 Tagen flach an
der Erde in flachem Gesjoinste, aus dem nach 10 — 12
Tagen der Käfer herauskommt, der sich den Sommer
über auf den verschiedensten Blüten herumtreibt; zum
Winter sucht er Verstecke auf oder in der Erde, unter
Rinde oder Fanggürteln von Bäumen usw.
Nach LucET^) wird der Käfer manchmal den Rosenkulturen durch
Zerstören der inneren Blütenteile nachteilig.
Als Feinde der Larven führt Taschenbeko MaJachius acneuf^ L.
(Weichkäfer) und Schlupfwespen an.
Bekämpfung: Abstreifen der jungen Rapspflanzen im Früh-
jahre, bevor die Käfer Eier gelegt haben, mit einem Fangnetze. Sehr
gut haben sieh die SpEiiUNOschen Fangapparato (Fig. 289) bewährt,
Fig. 28». Larve
des Eaps-
Glanzkäfers
{nach Hkegeh).
Fig. 289. Si'Kiu.iNCJSclier Fangapparat für den Eaps-Glanzkäfer.
deren Bretter mit Teer bestrichen, und die von zwei Mann durch die
Rapsreihen getragen werden; der Drahtstreifen mn ist zum Abstreifen
der Rapspflanzen da. Vernichtung aller Unkräuter aus der Familie der
Kreuzblütler.
Auch andere Meligethes- Arten schaden hier und da einmal in Blüten,
am meisten wohl noch M. viridescens F., von aeneus durch die rot-
o;elben Beine unterschieden.
1) Heeger, Sitz.-Ber. Akad. Wiss. Wien, Bd. 14, 18.54. Math.-nat. GL, S. 278— 2Sl,
Taf. 3, Fig. 1—10.
2) Les Insects nuisible.s aux rosiers, Paris ls9S, p. 9—12, PI. I, fig. 1, 8.
Cr3'ptophagiden. Erotyliden.
475
Cryptopliagideii.
Klein, länglich, gewölbt. Fühler elfgliedrig mit di-eigliedriger
Keule. Hüften getrennt. Füise fünfgliedrig oder Hinterfüfse der
Männchen viergliedrig. — Käfer und Larven vorwiegend Moder- oder
Schimmelfresser, zum Teil auch in Blüten, Pollen fressend. Die Larve
von Telmatophilus spargranii Ahr. E. zerstört die Fruchtköpfe von
Sparganium erectum. Schädlich nur eine Art.
Atomaria Steph.
Sehr klein; länglich, wenig gewölbt; mittlere Fühlergiieder ab-
wechselnd kleiner und gröfser. Wurzel des Halsschildes gerandet. —
Larve kurz, dicht und sehr lang abstehend behaart, weils. Kopf flach,
beiderseits mit einem einfachen Auge. Beine kurz. Neunter Hinter-
leibsring gerundet, unbewehrt.
A. linearis Steph., Moosknopf käler (Fig. 290). Dunkelbraun,
sehr kurz behaart, sehr schmal, langgestreckt: 1 — 1,5 mm lang.
Entwicklung und Verwandlung dieses Käfers
sind noch gänzlich unbekannt, trotzdem er zu den
häufigsten und schlimmsten Rübenschädlingen
gehört.
In der Hauptsache scheinen die Käferchen
unterirdisch zu fressen^), am Stamme der Rübe
und an den zarten Wurzeln ; die so geschwächte
Pflanze unterliegt leicht ungünstigen Witterungs-
einflüssen und loflanzlichen und tierischen Fein-
den. Oft entstehen brandartige Wunden. — Bei
gutem Wetter soll der Käfer auch oberh'disch
Löcher in die Blätter fressen. Tränken der Samen
mit Petroleum , Paraffin , Karbolsäure soll gute
Wirkung haben. Hafer in Reihen zwischen die
Rüben als Fangpflanzen säen und später aus-
ziehen. Fruchtwechsel.
In England besonders'-) schädlich dadurch,
dafs er die Triebe der jungen Pflanzen gerade
über der Erde vernichtet (Pigmy mangold
be etle).
Jablonowski^) gibt über ihn folgendes an: Der Käfer überwintert in
alten faulen und welken Rüben; im Sommer ist er nicht mehr zu
finden. Sowie die Rübe aufgegangen ist, kriecht er an ihr empor
und frifst Löcher in das Stengelchen. Die Pflanze knickt hier um, der
obere Teil verwelkt, und sie geht ein. Als Gegenmittel sind daher
alle Überreste von Rüben , namentlich solche auf dem Felde , vor
Eintritt des Frühjahres sorgsam zu sammeln und zu vernichten.
Erotyliden.
Von dieser Familie wird nur Lauguria mozardi F.*) in Nord-
amerika schädlich. Der Käfer legt seine Eier in das Mark der Klee-
Fig. 290. Moosknopf-
käfer (nach Jahlonowski).
1) T. ScHONFELDT, Eilt. Nachr., Bd. 3, 1877, S. 117—118. — Marnkffe, Zeitschr.
Pflanzenkr., Bd. 1, 1891, S. 353— 854. — Ritzema Bos, SriFr, Uzel u. A., verschiedene
Arbeiten.
-) Journ. Board Agric. London, Vol. 15, 1908, p. 274; Vol. 16, 1909, p. 388.
3) Tierische Feinde der Zuckerrübe, Budapest 1909, S. 186-141, Fig. 16 D, :?1.
*) CoMSTocK, Rep. Commiss. Agric. 1879, p. 199—200, PL 1, fig. 6.
47<3
Coleopteren. Käfer.
Stengel, das von den Larven ausgefressen wird. — "Wo der Klee regel-
mäfsig im Sommer und Herbst gemäht wird, tritt kein nennenswerter
Schaden ein.
Cocciiielliden.
Klein , oval , unten flach , oben gewölbt. Fühler kurz , meist elf-
gliedrig, mit drei- bis mehrgiiedriger Keule, in Furche an Unterseite
des Kopfes einlegbar. Beine einziehbar; Schenkel innen mit Längs-
furche zur Aufnahme der Schienen, diese aufsen mit Furche oder
(Trübe für die Wurzel der cryptotetrameren Tarsen. Abdomen mit
.") — 6 freien Bauchringen. — Larven langgestreckt , hinten spitz zu-
laufend, mit Nachschieber-, oben meist mit behaarten Warzen oder mit
dornigen, verästelten Fortsätzen versehen •, Fühler fünfgiiedrig, dahinter
:; — 4 Ocellen. Sie lassen bei Berührung gelbes Blut aus Gelenken hervor-
treten. — Puppe am Hinterende aufgehängt, mit zusammengeknäulter
Larvenhaut.
Die Käfer erscheinen im Frühjahre und legen je bis zu 150 lang-
ovale, gelbe bis braune Eier (Fig. 291) senkrecht nebeneinander in
Häufchen von (i — 8 Stück an die Unterseite
von Blättern, in Baumritzen usw. Nach etwa
einer Woche kriechen die Larven aus , die
sich nach etwa drei Wochen verpuppen; nach
etwa einer Woche kommen die Käfer aus, die
in Verstecken, namentlich gerne aber in ge-
heizten Räumen überwintern.
Über die Nahrung der Coccinellen und
ihrer Larven sind die Meinungen noch sehr
geteilt. Die Coleopterologen unterscheiden zwei
Gruppen, phytophage (Epilachninen) und zoo-
phage (die übrigen Familien). Ob alle Phyto-
phagen tatsächlich nur von Pflanzen leben, bleibt
noch festzustellen : dafs die zoophagen aber
recht viele pflanzliche Nahrung, vorwiegend in Gestalt von Pollen und
Pilzen, zu sich nehmen, ist durch Beobachtung und Versuche sicher-
gestellt. Namentlich die Untersuchungen des Inhaltes des Verdauungs-
traktes , die FoRBES ^) an nordamerikanischen zoophagen Coccinellen
vornahm, zeigten, dafs deren Darminhalt oft zum gröfsten Teile aus
Pollen und Pilzsporen bestand.
Fig. 291. Eier von Epil,
borealis. Natürl. Gröfse
Nach J. B. Smith.
Epilachninen.
Oben behaart. Fühler elfgiiedrig, mit dreigliedriger Keule; End-
glied der Taster beilförmig. Larven mit grofsem Kopfe; Mandibeln
an der Spitze mehrzähnig, Kiefertaster lang, wenig dick. Käfer und
Larven herbivor.
Letztere skelettieren die Unterseite der Blätter; die zuerst aus-
gekommenen fressen aber nach den Feststellungen J. B. Smiths ^) auch
die noch unausgeschlüpften Eier aus, so dafs dadurch die Arten sich
selbst in Schach halten. Sehr charakteristisch ist der Frais der Käfer
') Illinois St Labor, nat. Hist.. Bull. 1, Nr
-J Siehe Epil. borealis.
S, 2'i ed., 1903, p. 175.
Coccinellideii.
477
Fig. 292. Von Epilachna- Käfern
(Fig. 292) : sie markieren zuerst durcli einen Einsclmitt einen mehr oder
minder kreisförmigen Fleck von mehreren Zentimetern Durchmesser
auf der Oberseite des Blattes , wie Chittenden ^ ) meint . um hier das
Gewebe zum Welken zu bringen, das sie
dann unregelmäfsig ausfressen.
Bekämpfung: Ablesen der Eier-
häufchen und der zuerst gesellig fressen-
den Larven; Spritzen mit Arsenmitteln.
Epilachna Redtb.
Klauen an der Basis mit zahnför-
miger Erweiterung, bis zur Mitte ge-
spalten. Halsschild an Seiten und
Ecken gerundet, ebenso Flügeldecken
an Basis-Ecken. Nahrung hauptsächlich befressenes Blatt (nach J. B. Smith).
die Blätter von Cucurbitaceen.
E. ehrysomelina F. ^j. Fast halbkugelig, fein und kurz anliegend
behaart; gelbrot, auf jeder Flügeldecke sechs runde, schwarze, zum
Teil verbundene Flecke; 7 — 9 mm lang. — Mittelmeergebiet, Deutsch-
Ost- Afrika, Sudan, an Cucurbitaceen, zum Teil sehr schädlich; in
Deutsch-Ost-Afrika auch an Sesam.
In Kiautschou trat E. 28-maeulata Motsch. (Fig. 293) 1907 und 1908
verheerend an Kartoffeln auf. Das dortige Kaiserliche Gouvernement
schreibt darüber: „Von Anfang Juni an wuchs die An-
zahl der Schädlinge (Larven und Käfer) von Tag zu
Tag, und kein Kartoffelfeld, blieb von ihnen ver-
schont. Der Frafs erstreckte sich nur auf die Blätter,
und zwar mit solcher Schnelligkeit, dafs die be-
fallenen Kartoffelstauden in wenigen Tagen voll-
ständig kahl gefressen waren und die ganze Fläche
einem im Reifestadium stehenden Kartoflfelfelde glich.
Aufser Kartoffeln werden sämtliche Solanum - Arten
befallen. Am meisten schädigen die Larven. Der
Frafs dauert bis zum Eintritt des Frostes. Die be-
fallenen Kartoffelfelder geben entweder gar keinen 28-maculataMot8ch.
oder nur einen sehr geringen Ertrag." 1909 nur ganz " ■ ^^- ^'^^^'^^^^^ V-)
vereinzelt.
Aus Deutsch -Ost -Afrika berichtet Vosselek^) E. eanina F. von
Sesam, aus Indien Maxwell-Lefroy*) E. 28-punetata F. (auch in
China, Japan, Manila, Malayischen Inseln, Neu Guinea, Australien)^)
und dodeeastigrina Muls. von Solaneen und Cucurbitaceen, aus Java
Koningsbergek **) E. territa Muls., pusillanina Muls. und phyto Muls.
von Solaneen, erstere auch von spanischem Pfeffer"), aus Australien
Froggatt E. g-uttato-pustuJala F. von Kartoffeln^).
E. argfus Fourcr. ^), Südeuropa, an Bryonia dioica und anderen
Cucurbitaceen. Parasit: Lyf/cllus epüaclmae Giard.
Fig. 293. Epilachna
') Siehe Epil. borealis.
2) King, H. A., 3^ Rep. Wellcome Res. Labor. Karthoum, 1908, p. 232. PI. 31.
3) Ber. Land-Forst wirtsch. Deutsch-Ost-Afrika. Bd. 2, S. 423.
*) Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, p. 132—33, fig. 15. 16.
-') Feoggatt, Agric Gaz. N. S. Wales Vol. 13, 1902, p. 897—899. 2 figs.
6) Bull. Ind. Neerland., Nr. 20. 1908, p. 7.
') Teysmannia, Vol. 19, 1908.
S) Sa.j6, 111. AVochenschr. Ent . Bd. 2, 1897, S. 326-:^28.
47S Coleoptereu, Käfer.
E. borealis F. ^), Nordamerika, sehr schädlich an Gm-kengewächsen :
der Käfer friist spät im Jahre auch die Haut der Früchte ab. Podipus
spinosus saugt die Larven aus, Euphorocera daripennis Macq. ist Parasit.
E. corrupta Muls. ^), Nordamerika, an Bohnen schädlich,
Siibcoccinella Weise (Lasia Muls.).
Wie vorige, aber Klauen an der Basis ohne Zahn; Ecken der
Flügel und des Halsschildes winkelig oder nur schmal abgerundet.
S. 24-punetata L. (giobosa Schneid.)**). Fast halbkugelig-, Ober-
seite fein anliegend behaart. Bräunlichrot bis rötlichgelb, Flügeldecken
normal mit 24 Punkten, die aber zum Teil zusammenfliefsen können.
Europa; schädlich an Luzerne, die oft nahezu gänzlich abgefressen
werden kann; dann gehen die Käfer an benachbarte Rüben, Kartoffeln usw.
über. Bevorzugte Nährpflanze in Ungarn: Gypsophila paniculata: in
Schweden*) an Melandrium und Saponaria schädlich gewesen.
Coccinellinen.
Fühler acht- bis eligiiedrig, meist mit dreigliedriger Keule. Mandibeln
mit gespaltener oder einfacher Spitze, die eine an der Basis mit zwei-,
die andere mit einspitzigem Zahne. Zweites Tarsenglied in langen,
oben ausgehöhlten Fortsatz verlängert. Larven mit kleinem Kopfe und
kurzen, kräftigen Kiefertastern.
Die Mitglieder dieser Unterfamilie sind in der Hauptsache karnivor
(Blattläuse, Schildläuse, kleine Räupchen usw.), trotzdem Forbes^) gerade
bei ihnen vorwiegend Pilzsporen und Pollen im Darmkanale gefunden
hat. Dennoch sind mehrfach pflanzenfressende Coccinellinen beobachtet.
So sah Hacker/') Adalia bipuneiata L. am Fruchtfleische von Eibe
fressen, Chr. Shrüder') dieselbe und Coccinella 7-puneiaia L. infolge
aufsergewöhnlicher Vermehrung schädlich auf Edeltannen. — Verania
afüieta Muls. und lineata Thunb. finden sich nach Koninsberger ^ ) auf
Java in gTöfserer Anzahl in Blüten von Kulturgräsern, insbesondere
in denen von Mais, Blütenteile verzehrend.
In Nordamerika wurden ebenfalls an Blüten fressend beobachtet:
Hippodamia eonvergrensGuer.") (Pfirsiche), Megilla maeulata deG. ^")
(Taraxacum dens leonis). Die Larven von Psyllobora 20-inaeulata Say
frafsen nach J. J. Davis '\) sogar die Blätter von Phlox divaricata ab
und wurden auch schon an Kulturgewächsen beobachtet.
') Siinii, J. B., Rep. 1892, p. 476—482, fig. 35—40. — Chittenüex, U. S. Dept.
^" ^ ^ S., 1899, p. 11-20, figs. 1—2.
gric, Div. Ent., Bull. 88, 1902, p. .35—36.
Agric, Div. Ent., Bull. 19, N. S., 1899, p. 11-20, figs. 1—2
•') Caudef-l, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 38, 1902, p. .35—3'
3) Sa.iö, Zeitschr. Pflanzenkrankh , Bd. 5, 1895, S. 20, 286; 111. Wochenschr. Ent
Bd. 1, 1896, S. 311.
*) TuLLGREN, Stud. Jaktt., Stockholm 1905, p. 38-39, fig. 9.
5) 1. c.
6) 111. Zeitschr. Ent., Bd. 4, 1899, S. 137.
^) Zeitschr. wiss. Ins.-Biol , Bd. I. 1905, S. 430.
8) Med. Dept. Landbouw Batavia, Nr. 6, 1908, p. 68.
9) Newell a. Smith, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull 52, 1905, p. 70.
"^) FoRIiES, 1. c. p. 160.
") Journ. econ. Ent., Vol. 1. 1908, p. 166.
Dermestiden. Dascilliden. Cebrioniden. Elateriden. 47 (>
Derill estideii.
Fühler auf der Stirn entsprino-end , kurz, gerade, elfgiiedrig, mit
dreigliedriger Keule ; fünf frei bewegliche Bauchringe ; Füfse fünf-
giiedrig. Larven stark behaart.
Käfer und Larven dieser Familie sind berüchtigt wegen der Schäden,
die sie an getrockneten tierischen Stoffen verursachen ; seltener befallen
sie trockene pflanzliche Stoffe. Die kleineren Arten aus den Gattungen
Anthrenus Geoffr. und Attageuus Latr. leben als Käfer vorwiegend in
Blüten . deren innere Teile verzehrend und so sicherlich nicht ganz
ohne praktische Bedeutung.
Dascillideii.
Fühler elfgiiedrig, fadenförmig oder gesägt; Halsschild mit scharfem
Seitenrande, hinten leicht zweibuchtig. Hüften sehr grofs, vorragend.
Fünf bewegliche Bauchringe; Füfse fünfgiiedrig.
Dascillus eervinus L. Länglich gewölbt, 6 schwarz, Q gelb, sehr
dicht und fein anliegend behaart; drittes Fühlergiied sehr lang; die
drei ersten Fufsglieder unten gelappt; 11 mm lang. Die Käfer auf
Schirmblumen. Die kurzen, flachen Larven mit sehr groisem Kopfe
und grofsen , breiten Brustringen in der Erde an Pflanzenwurzeln,
Boas \) berichtet über Schädigungen durch sie an Gräsern und Hafer
in Moorkulturen in Dänemark, Carpentek^) und Thegbald ^) über solche
in Irland. Larve frifst zwei Jahre. Puppe in Erdzelle.
Cebrioniden.
Prothorax ähnelt mit den zugespitzten Hinterecken und dem Brust-
stachel dem der Elateriden ; doch fehlt das Springvermögen.
Cebrio grigras F. ^), Südfrankreich. Männchen und Weibchen sehr
verschieden, 18 bis 25 mm lang, 7 bis 9 mm breit; letzteres flug-
unfähig. Die Käfer verlassen von Ende August an ihre Verpuppungs-
zellen in der Erde, aber nur an Regentagen, wenn diese erweicht ist;
sie fliegen bis in November. Ihre 5 — (3 cm langen, 5 mm dicken,
zylindrischen , an beiden Enden etwas angeschwollenen, rötlich-gelben
Larven mit braunem Kopf und Nackenschild und dreigliedrigen be-
borsteten Fühlern ernähren sich von den Wurzeln der Luzerne, greifen
iji den Weinbergen aber
auch die unterirdischen
Knospen, Veredelungsstel- \^^/ ^,
len usw. der Reben an.
Elateriden').
(Fig. 291).
Fühler elfgiiedrig, oft
gesägt oder gekämmt. j^jg_ 294. Schnellkäfer, o Lacon murinus,
Kopf klein, in Halsschild b Melanotus rufipes, c Athous niger (nach Cukti.s).
1) Tidsskr. Landbrug PlanteavL. Vol. :!. 1896, p. 155—160; Vol. 10, 1903,
p. 147 — 151, Figs. Ausz. s. Hoi.lrungs .Jahresber.. Bd. 6, S. 104.
") Econ. Proc. E. Dublin Soc. Vol. 1, 1909, p. 589—592, PL 55.
3) Rep. 1907/08, p. 88—90.
*) NoEL, Naturaliste, (2) T. 30, 190s. p. 36—37.
s) CoRTis, Farm Insects, 1860, p. 152—210, PI. F, G. — Comstock & Slingerca.nd,
Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 33, 1891, p. 193-272, 21 figs.
480
Coleoptere.1, Käfer.
eingesenkt; dieses grofs und kräftig, frei beweglich, mit in Spitzen
ausgezogenen Hinterecken. Ein ventraler Fortsatz der Vorderbrust
pafst in eine Grube der Mittelbrust. Bauch fünfringelig. Füfse tünf-
gliedrig. — Die Käfer vermögen sich aus der Rückenlage mit einem
hellen Ton in die Höhe zu schnellen , daher ihre vulgären Namen -.
Schnellkäfer, Schmiede. Clickbeetles, Kniptorren
Taupins usw.
LarvenM zylindrisch, dünn, hart, hornig, mit sehr langen Hinter-
leibsringen. Kopf abgeplattet, an Vorderrand gezähnt: Fühler kurz,
drei- bis viergliedrig : Beine kurz, dreigliedrig; Afterring (Fig. 205) ent-
•/
^\^\
c (I e
Fig. 295. Analsegmente von Schnellkäfern, a Lacon murinus L. , b Corymbites
cinctus Payk. , c Agriotes lineatus L., d Athous rufus de G. , c Melanotus" rufipes
Hbst. a — d nach Scni()i)TE, e nach Pekuis; c von der Seite, die übrigen von oben.
Vergröfserung verschieden.
weder gerundet zugespitzt oder breit, oben ausgehöhlt, mit gezähnelten
Vorsprüngen am Seitenrand. Ihrer Gestalt und Härte verdanken sie
die Vulgärnamen Drahtwürmer, wireworms, ritnaalden,
Kj ölmarks usw.
Die im Hochsommer fliegenden Käfer sind zum Teil nächtlich;
häufig findet man sie aber auch bei hellem Sonnenschein an Bäumen
M Belino, Deutsch, ent. Zeitschr., Bd. 27, 188:3, S. 129—144, 257—804: Bd. 28,
1884, S. 177—211. — KouFF, Prakt. Blätter Pflanzenbau u. Pflanzenschutz, Jahrg. 8,
1910, S. 125-130, 2 Fig.
Elateriden, Schnellkäfer. aq-\
und Sträuchern, deren Blätter, Knospen, Blüten und junge Rinde sie
benagen; hierdurch, nicht selten merkbar schädlich. Eiablage wahr-
scheinlich an oder unter die Erdoberfläche zwischen dichten Pflanzen-
wuchs ; Eier weiislich, sehr klein, daher in groisen Mengen. Nach kurzer
Zeit die Larven, die sich zuerst wohl von Humus and ähnlichem, später
aber von lebenden Pflanzenteilen nähren. Feine, zarte oder fleischige,
weiche Wurzeln, unter- und oberirdische Stengel, die sie von innen her
aushöhlen, ziehen sie vor. Ganz besonders gefährlich werden sie der
Saat vom Zeitpunkte des Aufquellens an. Sie gehen an alle Pflanzen,
Kräuter und Bäume, Laub- und Nadelhölzer usw. Leguminosen mögen
sie nicht, solange sie bessere Nahrung haben; auch Senf bleibt mehr
oder weniger verschont. Tierische Nalirung wird, keineswegs ver-
schmäht; die meisten Drahtwürmer sind sogar in hohem Mafse kanni-
balisch. Ihre Lebenszähigkeit ist sehr grofs; sie vermögen sehr lange.
zu hungern und können bis zu einem halben Jahre in der Erde ohne
jeglichen Pflanzenwuchs leben. Sie ziehen warmen, trockenen, nicht zu
losen, dicht bewachsenen Boden vor ; am meisten in alten Weiden, Brach-
ländern und ähnlichem. Werden solche umgebrochen und bestellt, so
fällt die erste Bestellung meistens den Drahtwürmern zum Opfer. Recht
häufig aber auch in gutem Acker- und Gartenland.
Ihre Lebensdauer beträgt 2—3 bis 4 — 5 Jaln^e, daher immer Larven
der verschiedensten Gröfsen nebeneinander.
Ihr Leben vollzieht sich dicht unter oder an der Erdoberfläche;
zur Überwinterung oder bei grofser Nässe gehen sie tiefer. Gegen Ende
des Sommers fressen sie immer weniger; im Herbste hören sie ganz
auf und gehen tiefer in die Erde hinab ; erst im April oder Mai er-
scheinen sie wieder und sind dann natürlich sehr ausgehungert, so dafs
nun ihr Schaden am gröfsten ist , zumal die älteren sich jetzt zur
Verpuppung anschicken. Hierzu bereiten sie sich anfangs Juli in ge-
ringer Tiefe (bis 10 — 15 cm tief) eine Erdzelle; dann verlieren sie
den Gebrauch ihrer Beine. Drei Wochen nach der Verpuppung, im
August, ist bei den meisten Arten der Käfer schon entwickelt. Er bleibt
aber bis nächstes Frühjahr in seiner Zelle liegen; wird diese zerstört
und der Käfer den Atmosphärilien ausgesetzt, so geht er in den meisten
Fällen zugrunde.
Feinde sind unter anderen Mäuse, Carahus- Arten und Omaseus
madidus F. Parasiten scheinen keine bekannt zu sein; dagegen
gingen Comstock und Slingerland bei ihren Zuchtversuchen zahlreiche
Larven an dem Pilz 3letarrhwmm anisopliae zugrunde.
Vorbeugung und Bekämpfung. Die Käfer sind zu sammeln,
durch gesüfste Stücke von Kartoffeln, Rüben, durch gesüfsten Klee
oder aufgequollenen Mais zu ködern ; Zusatz von Arsensalzen vergiftet
sie, besonders frischer Klee, in mit Schweinfurter Grün versetztem
Zuckerwasser geschüttelt und auf den Feldern unter Ziegelsteinen,
Brettern usw. ausgelegt. — Gegen die Drahtwürmer sind schon zahl-
reiche Mittel empfohlen worden, ohne dafs auch nur eines allen An-
forderungen genügte. Am eingehendsten und gründlichsten haben
COxMSTOCK und Slingerland diese Mittel geprüft , ohne ein zufrieden-
stellendes zu finden. Sie sind korz folgende: Beizen der Samen blieb
ohne Erfolg; doch hat Fernald solchen bei Mais erzielt, indem er die
Körner erst theerte und dann in einer Mischung von feinem Staube
und Schweinfm'ter Grün umrühi'te. Aushungern versagte ebenfalls ; doch
S Ol- au er, Handbuch. 3. Aufl. Dritte r Band. 81
482 Coleopteren, Käfer.
will neuerdings Cakuso^) Getreidefelder mit einer Gründüngung von
weifsem Senf vor der Bestellung gut von Drahtwürmern gereinigt haben.
Petroleum-Emulsion, Schwefelkohlenstoff, Kainit, Gaskalk hatten wohl
Erfolg, müssen aber in solchen Mengen angewandt werden, dafs ihr Ge-
brauch sich nur im kleinen, zum Schutze besonders wertvoller Pflanzen
lohnt. Als beste Bekämpfungsmethode empfehlen die genannten
Autoren, das befallene Land im Spätsommer, Ende Juli, anfangs August,
mindestens 15 cm tief umzupflügen und zu eggen; alle in Erdzellen
befindliche Larven, Puppen und Käfer gehen dadurch zugrunde; nur
jüngere Larven und solche mit anderer Lebensweise bleiben verschont;
da sie aber wenig mehr fressen, kann das Land nun mit Winterung
bestellt werden; bis im nächsten Frühjahre die Larven erscheinen, sind
die Pflanzen bereits kräftig genug, um ihnen nicht mehr zu erliegen.
Dieses Verfahren, mindestens drei Jahre hintereinander durchgeführt,
befreit das Land von der Hauptmasse der schädlichen Drahtwürmer.
Dieselben Köder, wie sie gegen die Käfer angewandt werden, sind auch
gegen die Larven wirksam ; nur müssen sie dann 5 —10 cm tief in die
Erde gebracht werden. Walzen der Saat oder Wiesen im Frühjahre,
unter Wasser setzen im Herbst und Frühjahr; Eintrieb von Schweinen
und Hühnern, Abweidenlassen durch Schafe, Schutz der Feinde.
Lacoii (Brachylacon) murinus L. , Mausfarbener Seünellkä Ter
(Fig. 294 a, 295a). Überall gemein, besonders in Sand- und Humusboden;
an Wurzeln von Forst- und Obstbäumen, Reben, Rosen, Salat und anderen
Gemüsen, Blumen. Die Käfer nagen an jungen, saftigen Eichentrieben
und an Rosen die Pfropfreiser ab, fressen Blattknospen aus und durch-
nagen die Stengel der Blüten^).
Corymbites Latr.
Die Käfer von C. peetinieornis L., eastaneus L. und holoseri-
eeus Ol. schaden in Norwegen'^) durch Frais an Apfelblüten, die
Larven der ersteren in Finland*) an Kohlpflanzen. — C. (Selatosomus,
Diacanthus) aeneus L. Schädlich an Eichelsaaten, Rüben, Kartoffeln
(Knollen und Stengeln) und an jungen Tabaksetzlingen, in deren Wurzel-
hals sich die ganz jungen Larven einbohrten^).
C. eärielnus Germ. Die Käfer schadeten in Canada ernstlich
Apfel- und anderen Obstbaumblüten ^),
Agriotes Eschz,
A. lineatus L. (segetis (Bjerk.), Saatsehnellkäfer ^). Überall
gemein. Käfer den ganzen Sommer über, überwintern ; Larven (Fig. 295 c)
in Saatkämpen, an jungem Getreide, Wiesengräsern, Rüben, Kartoffeln
(jungen Pflanzen und ausgelegten Saatkartoffeln), Erbsen, Klee- und
Kohlarten, Hopfen, Salat, Möhren. Mais, Tabak, Blumen usw. Carpenter^)
beobachtete Larven, die sich im November in die Wurzeln von Pfirsich-
^) Atti Accad. econ. agr. Georgof. Firenze. Vol. 83, 1905, p. 86.
2) Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau, Jahrg. 1900, S. 370. — Richter von
Binnen iHAi-, Rosenschädl. a. d. Tierreiche, Stuttgart 1903, S. 105—139, Fig. 10.
") ScHöYEx, Beretn. 1J<98.
') Eeuter, Berätt. 1895'96.
•') Behrens, 3. Ber. landw. Versuchsstat. Karlsruhe 1886. S. 46; 4. Ber. 1887,
S. 66—68.
«) Fi.ETCHER, Rep. 1895, p. 149—150.
■') NuEL, Bull. Labor, region. Ent. agr. Roueu 1907, Ip'' Trim., p. 7—8.
8) Econ. Proceed. R. Dublin Soc, Vol. 1, 1906, p. 334—335, PL 29 B.
Elateriden, Schnellkäfer. 433
bäumen eingefressen hatten. — A, obseurus L.'). Wie vorher; m
Italien auch an Reben, an denen sie die Knospen der Setzlinge ab-
frafsen. — Die Larve von A. ustulatus Schall, schadet in Italien an
Tabak; auch die der übrigen Arten dieser Gattung sicher mehr oder
minder schädlich.
In Nordamerika A. mancus Say^), the wheat wireworm , der
häufigste Drahtwurm an Weizen, Kartoffeln, Zwiebeln usw., A. pube-
scens Melsh. ^) an Saat und Wurzeln von Mais.
Adrastus limbatus F.'*). Käfer in Irland im Juli in Erdbeerfrüchten.
Die Käfer von Cryptohypuus riparius F."*) frafsen Anfang Juni 1905
in Stavanger die Stengel von Kohlpflanzen dicht unter der Erde durch.
Die Larven von C. abbreviatus Say in Nordamerika in alten Wiesen.
Der Käfer von Tetralobus üabellieornis L.^) soll in Deutsch-
Ost-Afrika der Kokospalme schädlich werden.
Von der weit verbreiteten Gattung Melanotiis Eschz. werden die
Larven von M. ruüpes Hbst. (Fig. 295 e) in Italien dem Tabak schäd-
lich, die von M. eribulosus Lee. in Nordamerka den Samen und
Wurzeln von Mais, während die Larve von M. communis Cyll. ebenda
der häufigste Drahtwurm in bearbeitetem Boden ist; die von M. rubidus
Er. ist in Java ganz allgemein schädlich.
In Nordamerika schaden ferner die Drahtwürmer von Mouocrepidius
vespertinus F. '') in den südlicheren Teilen an Bohnen und Mais (die
Käfer®) stellenweise an Blüten von Bäumwolle), die von M. bellus'-*) Say
an Hirse, die von Drasterius eleg-ans F. (dorsalis Say) an Samen und
Wurzeln von Mais, an jungem Weizen usw., die von Limonius eonfusus
Lee. ^^) an Kartoffeln, Tomaten. Zwiebeln, Kohl, Radieschen, Mais.
Die Drahtwürmer von Siiiiodactylus einnamomeus Boisd.^M fressen
auf Hawaii die jungen Baumwollpflanzen dicht unter der Erdoberfläche
an und vernichten stellenweise bis zu einem Drittel derselben.
Athous Eschz.
A. ni^er L.^^) (Fig. 294c, 295 d) in Dalmatien an Tabak. Die
Larven beifsen den Stengel junger Pflanzen kurz nach der Verpflanzung
dicht über dem Boden an und höhlen das Mark 5 cm weit nach oben
aus. Schaden 2 — 3 °/o der Ernte. In Österreich auch an Rüben , in
Deutschland in Saatkämpen. — A. haemorrhoidalis F. ^^). Larve
in Holland an Getreide , Kartoffeln usw. — A. subfuseus Müll. ^^).
Larve zerstört keimende Buchein und Samen von Hainbuchen.
Asaphes decoloratus Say Nordamerika, namentlich in älteren
Viehweiden. Verpuppung im Mai; Käfer Ende Juni, anfangs Juli.
1) NoEL, 1. c; Naturaliste, Ann. 31, 1909, p. 168.
2) CoMSTÜCK & Slixgeri.and, 1. c, p. 251 — 258, fig.
^) FoRBES, 23tJi Eep. nox. benef. Insects Illinois, 1905, p. 69, fig.
*) Carpenter, 1. c. p. 339—340, fig. 7.
^) ScHöYEN, Beretn. 1905, p. 14—15.
®) VossELER, Ber. Land-, Forstwirtsch. Amani, Bd. 2, S. 418, 505.
^) Chittexden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 33, 1902, p. 109—119, Fig. 27.
s) Sanderson, it. S. Dept. Agric, Farm. Bull. 223, 1905, p. 21.
9) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., N. S., Bull. 17, 1896, p. 85-86.
10) Davis, Journ. econ. Ent.. Vol. 3, 1910, p. 182.
11) FuLLAWAv, BuU. Hawaii agr. Exp. Stat., No. 18, 1909, p. 6.
12) Preissecker, Fachl. Mitt. k. k. österr. Tabaksregie, Wien 1905, Heft 1, S. 25—28.
13) RiTZEMA Bos, Ziekt. Bescbad. Landbouwgewass. D. II, Groningen 1902, p. 32.
1^) Judeich & Nitsche, Mitteleurop. Forstinsektenkunde, Bd. 1, S. 328 — 329.
31*
484 Coleopteren, Käfer.
Buprestideii, Praclitkäfer ').
Meist metallisch gefärbte Käfer von flacher Ober- und gewölbter
Unterseite. Larven langgestreckt, flach, weifslicli, blind, beinlos. Vor-
wiegend tropisch. Käfer befressen im Sommer bei Sonnenschein Blüten
und" Blätter, oder sitzen an der Süd- oder Südwestseite von Bäumen.
Hier auch gewöhnlich die kleinen, weiislichen, elliptischen, oft ge-
rippten Eier einzeln oder in geringer Zahl in Rindem'issen, Spalten usw.
Nach etwa zehn Tagen die Larve, die sich sofort in die Unterlage ein-
bohrt mid hier geschlängelte Gänge frifst, die anfangs flach unter der
Rinde verlaufen, später tiefer ins Holz dringen, dünnere Zweige oft so-
gar dm'cliboln^en oder ringeln. Sie sind zuerst sein- schmal, werden
allmählich breiter, bleiben aber innner flach und sind mit Wiu^nnnehl
fest vollgepfropft. Puppenwiege tiefer im Holz, flach, bis dicht unter die
Rinde reichend, nur bei diclaindigen Bäumen in der Rinde. Li ähnlichen
Kammern auch die überwinternden Larven. Ruhende Larven liegen immer
U-förmig geki'ümmt. Veri^uppung seltener im Herbste, gewöhnlich erst
im Frühjahre, kurze Zeit vor dem Ausschlüpfen des Käfers, wozu dieser
sich eine, seinem Querschnitte genau entsprechende Öffnung nagt. —
Kleinere Arten , in wärmeren G-egenden , haben mehrere Brüten im
Jalu-e-, gröfsere und in kälteren nur eine, oder sie leben sogar mehrere,
3 — 4 Jalu"e.
Nm- bei wenigen, meist unschädlichen Arten leben die Larven im
Wm'zelstocke von Kräutern oder minier end in Blättern.
Alle in Bäumen lebende Prachtkäfer-Larven sind natürlich schäd-
lich. Doch zieht die Mehrzahl von ihnen schwächliche, kränkelnde,
selbst sterbende Bäume vor; in voller Kraft und vollem Saft stehende
werden selten angegangen. Häufig wird der Befall einmal angegangener
Bämne von Jahr zu Jahr stärker, bis der Tod eintritt. Die Larven-
gänge winden sich dann wirr durcheinander. Über ihnen stirbt die Rinde
ab ; Fäulnis , andere Feinde usw\ finden hier günstige Angriffs stellen.
Feinde: Spechte hacken die Larven aus; andere Vögel stellen
den Käfern nach. Parasiten der Larven noch wenige bekannt.
Zur Vorbeugung des Schadens ist vor allem für gutes Gedeihen
der Bäume zu sorgen , durch Beschneiden , Düngen usw. Die B e -
kämpfung mufs sich je nach dem Befalle richten. Sind nui* einzelne
Äste oder Zweige befallen, so sind sie vor der Flugzeit der Käfer ab-
zusägen und sofort zu verbrennen. Ist dagegen die Krone stärker an-
gegangen, so ist der ganze Baum so zu behandeln. Frafsgänge im
Stamme können ausgeschnitten und nachher gut verbunden werden.
Goethe ^ ) hat Schröpfschnitte durch sie für recht günstig befunden ;
hierbei werden die Larven durchschnitten oder auch von dem nun ein-
tretenden stärkeren Saftzuflufs getötet. Einträufeln von Schwefelkohlen-
stoff in die Gänge, Verbände aus Papier, Spritzen mit Kalk und Schwein-
furter Grün. Bekämpfung und Vorbeugung zugleich gewähren Verbände
aus Lehm (zwei Teile), Kuhmist und Kalk (je ein Teil), möglichst noch
mit Leinwand fest umwickelt, Anfang Mai um die Stämme befallener
Bäume herum gelegt: Larven und Puppen ersticken, Käfer können
nicht ausfliegen, angeflogene keine Eier ablegen. Ki'anlve oder frisch
abgehauene Stämme nützen als Fangbäume.
^) Kerremans, Ch., Farn. Buprestidae. Genera Insectorum, Fase. XII, Bruxelles
1903, 4o. — ibid., Monog;raphie des Buprestides, Bruxelles 1904 ff., 8^'.
2) Siehe bei Afirütifi sinuatiis.
Buprestiden, Prachtkäfer. 4g5
Chrysochroa (Catoxantha) bieolor F. (gigantea Scliall.)^), Java.
Larve in bis 1 m laiigen und 8 mm breiten Gängen im Holze von
Stamm und dickeren Ästen der Kakaobäume. Saft und Bolirmelil treten
aus. — Chr. fulminans F. ^), ebenda, Larven in weicliliolzigen
Bäumen, wie Albizzia, einige Male auch in Kakao ; fressen grofse Plätze
im Baste aus. Puppenwiege im Holze.
Cyria imperialis F. ^), Australien; Larven in den Banksia-Bäumen,
die als Scliutzwall die Meeresküsten einsäumen ; sie bohren im Holze bis
8—10 Zoll über den Erdboden hinab. Feinde: gröfsere Vögel, Vocconia S]).
(Spinne), gröfsere Asiliden. Winde treiben die Käfer oft ins Meer hinaus.
Einige Chalcophora-Ai'ten*) (fortis Lee, virginiensis Drur.^),
liberta Germ.) fressen in Nordamerika als Käfer an den Knospen von
Kiefern, in deren Stämmen die Larven leben. Die Larve von
Ch. eampestris Say^) bohrt in Splint und Herzholz von Sykomore,
Buche, Eiche usw.
Capnodis cariosa Pall.**) und C. tenebrionis L.^) in Dalmatien in
Pfirsich-, Kirschen-, Pflaumen- und Maraskenbäumen erheblich schadend;
Larven im Wm-zelhalse, Käfer am Laub.
Sphenoptera grossypii Kerr.^), Lidien; Larve höhlt den Stamm
von Baumwollepflanzen aus. — Dieselbe Art oder Sph. riegfleeta Klug.^)
in Baumwolle im Sudan. Eier einzeln an Stamm oder Ästen, in Ritzen
oder Wunden. Der ältere Frafsgang verläuft im Holz, selbst bis unter
die Erde, oft den Markkanal entlang. Zwei Brüten. Die befallenen
Pflanzen sterben nicht immer sofort, sondern werden oft erst durch
nachträglichen Befall von Termiten getötet.
Die meisten Dicerca-Arten leben in anbrüchigen Bäumen. Doch
scheinen in Eiu'opa D. alni Fisch. ^") (Erlen, Hasel-, Walnufs, Weide),
D. aenea L. (Erlen), in Amerika ^M D, divarieata Say (Obstbäume,
Buchen, Ahorn) und D. tenebrosa Kby (Nadelhölzer) auch gesunde
Bäume anzugehen.
Trachykele opulenta Fall, and blondeli Mars. ; Oregon, Californien^
Washing-ton ; im Saft- und Herzholz von Cedern ^^).
Poecilonota variolosa Payk. (conspersa Mars.)^^). Europa, Algier.
Larve in Stamm und dickeren Ästen von Pappeln, vorwiegend im Holze.
Generation dreijährig.
Lampra rutilans F. Larven in Ästen alter, stärkerer Linden; Gang
zwischen Splint und Bast, scharf randig ; darüber stirbt die Rinde ab, so
dafs Faulstellen entstehen. Puppenwiege in stärkerer Rinde oder im
Holze. Flugloch 5 mm breit. Generation wolil dreijährig. — L. deeipiens
Mannerh. ^^), Algier; in Stamm und Ästen von Pappeln, sehr schädlich.
'') Zehntner, Proefstat. Cacao Salatiga, Bull. I, 1901, p. 8. — v. Faber, Arb. k.
biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch., Bd. (3, 1909, p. 275—276, Fig. 35.
-) KoxiNGSBERGER, Med. 's Laiids Plantent. 22, 1908, p. 41. ^
3) Frexch, Handbook destruct. Ins. Victoria, Vol. .3, 1900, p. 67—69, PI. 44.
*) Harringxon, 33. Eep. ent. Soc. Ontario 1902, p. 115. — Felt, New York St.
Mus., Mem. 8, Vol. 2, 1906, p. 653—655, fig. 185, 186.
5) Burke, Tearb. IT. S. Dept. Agric. 1909, p. 412—415, fig. 36.
^) Slaus-Kantschieder, Ber. k. k. landw. Versuchsstat. Spalato 1906.
') ibid. — KücK, Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 20, 1910, S. 76—79, Taf. 3.
^) Mäxwell-Lefroy, Mem. Dept. A2;ric. India, Vol. 1, 1907, p. 134, fig. 17, 18.
9) KixNG, H. H., Journ. econ. Biol.,>ol. 4, 1909, p. 42—44, PI. 5.
i<>) MoLLANDiN DE Boissv, Bull. Soc. ent. France 1905, p. 95—96.
") Felt, 1. c. p. 457— 458,_ 657 ; Lochhead, 32. Rep. Ontario ent. Soc. 1902, p. 113
— Hakrington, ibid. p. 115, fig. 105.
1-) Burke, 1. c p. 408—410, figs. 31, 32.
") EicHARD, Fenille jenn. Natur. T. 19, 1889, p. .50—51.
486 Coleopteren, Käfer.
In Europa Biiprestis novemmaeulata L. (flavopimctata DeG.)
in anbrücliigeii Stöcken der gemeinen und Seekiefer, B. rustiea L. in
Weiistanne; in Nordamerika M B. striata F., maculiventris Say,
eonsularis Gory, apricans Hbst mid aurulenta L. in Kiefern.
Phaeuops eyanea F. Mittel- mid Südeiiropa, in Pinus; selu^ ge-
fährlich; vermag sell)st ältere Bäume abzutöten.
Melauophila pieta Fall, (decostigma F.)^), Südeuropa, Algier-, I^arven
in jungen, geschwächten Pappeln, die sie rasch abtöten. — M. pini-
edulis" Burke^), Nordamerika, Ai-izona; Larven in Pinus edulis. — In
Nordamerika-*) sind M. fulvogruttata Harr, und drumondii Kby die
.schlünmsten Feinde der Tsuga-xAl'ten und anderer Nadelhölzer.
Authaxia quadripunetata L. Käfer auf Blüten, besonders von
Cistus helianthemum , Caltha palustris. Larven in Kiefern bis zu
zehn Jahren, aber auch in totem Holze. Gänge stark geschlängelt,
verlaufen von oben nach unten, oft spiralig. Generation zweijährig. —
A. eandens Panz. ^), Niederösterreich-, in Zwetschen-, Kirsch- und
Eichenbäumen; bringt die Krone zum Absterben.
Chrysobotliris afflnis F. Larven in Laubholz, besonders jüngeren
Eichen, tief unten am Stamm, dicht über AVurz elanlauf. Gänge selu^ flach,
daher Frafsstelle äufserlich nicht kenntlich. Generation zwei- (drei-?)
jährig. — Chr. Solieri Lap. In Stämmen jüngerer und in dünneren
Ästen älterer Bämne ; Generation im Süden ein-, im Norden zweijährig.
Chr. femorata F.*'). The flat-headed api^le-tree borer. Nord-
amerika: in vielen Laub abwerfenden Bäumen, namentlich auch in
Obst-, besonders Apfelbäumen ; zieht ki'anke oder sterbende vor ; häufig
in jungen, frisch umgepflanzten. An älteren Bäumen gewöhnlich in der
Krone , aber bis auf stärkere Äste herabgreifend ; junge werden häufig
geringelt. Ältere Larven dringen bis ins Herzholz. Ameisen stellen
den Larven und Puppen nach. Selbst in Johannisbeere. — Chr. mali
Hörn'), Arizona, CaUfornien; tötet junge Apfelbäume. — Auch in
nordamerikanischen Pinus-Arten leben ^) mehrere Chrysobothris-Ai'ten.
Stigiiiodera suturalis Donov. (vertebralis Boisd.)'*). Li Australien
ein ernstlicher Feind der Casuarinen. Die eben ausschlüpfenden, noch
weichen Käfer fallen häufig Ameisen, Spinnen, Vögeln zum Opfer.
Die Larven der Unterfamilie Agrilinen drehen sich vor der Ver-
puppung nicht um, sondern nagen die Puppen wiege weiter bis dicht
unter die Rinde, so dafs sie zwei Löcher zeigt, das Eingangs- und das
Ausgangsloch.
Coraebiis bifaseiatus Oliv. ^^). Südliches Europa. Eier einzeln an
Maitrieben von Eichen, besonders von Kork- und Steineichen. Larve
frifst zuerst im Baste, dann in der Markröhre des einjährigen Zweiges
1) Harrixgtox, 1. c. - BniKK, 1. c, p. 410—412, fig. 34, 35.
-) Eichard, Feuille jeun. Natur. T. 19, 18S9, p. 50—51.
=') Proc. ent. Soc. Washington, Vol. 9, 1908, p. 117—118, fig. 6.
*) Hopkins, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 37, 1902, p. 22. — Burkk, 1. c.
p. 404-406, figs. 27, 28.
^) SvRtrrscHEK, Allg. Zeitschr. Ent., Bd. 7. 1902. S. 112—113.
6) Chittendkn-, U. S. Dept. Agric, Div. Ent , Circ. 32, See. Ser., 1898, p. 9—12,
1 fig. — Banks, ibid.. Bull. 34, 1902, p. 40, fig. 37.
^) CocKERELL, ibid., Bull. 37, 1902, p. 108.
^) Harringtox, 1. c.
'') Frexch, 1. c. Pt. IV, Melbourne 1909, p. 95—96, PI. 75.
10) NciEL, Bull. Labor, region. Ent. agric, 1907, 2« trim., p. 7— 8. — de la Per-
raudiere, Bull. Soc ent. France 1902, p. 251 — 53.
Buprestiden, Prachtkäfer. 487
und schlielslich im Splinte des zwei- und mehrjährigen Holzes, mehr
oder weniger spiralig, 1 — 1,5 m abwärts. Vor der Verpuppung frifst
sie einen tief in den Splint und Bast eingreifenden Ringel- oder Spii^al-
gang, durch den alles darüber befindliche abstirbt. In diesem ab-
sterbenden Holze geht sie nach oben und verfertigt hier ihre Puppen-
wiege. Namentlich ein Feind der jungen Eichenpflanzungen. Generation
in Südfrankreich zwei-, weiter nördlich drei- (vier-?) jährig. — C.undatus
F.M. Mittleres und südliches Europa; unter der Rinde starker Eichen ;
in Korkeichen in der Rinde. Gänge 1,50 — 1,80 m lang, daher wenigstens
technisch schadend,
Agrilus Meg.
A. sinuatus Oliv. Gebuchteter Birnbaum -Prachtkäfer^)
Süddeutschland, aber auch sehr häufig bei Berlin ; Luxemburg, Holland,
Frankreich. Etwa 1884 nach Nordamerika (New York) eingeschleppt. —
Eier in Rindenritzen oder hinter Rindenschuppen junger Birn- und
Weifsdornbäume, oder älterer Aste ; dick- und rauhrindige alte Bäume
werden verschmäht. Larve frifst meistens von oben nach unten, im
ersten Jahre sehr schmale Zickzackgänge, im zweiten Jahre breitere
gröfsere, abgerundete Windungen. Am Ende dieses Jahres nagt sie
die Puppenwiege , aber erst im März des dritten verpuppt sie sich,
nach Smith immer im Stamm, auch wenn sie vorher in einem Aste ge-
lebt hat. Dünnere Stämme oder Äste werden häufig geringelt, daher die
Larve in den Rheinlanden den Namen „Ringel wurm" erhalten hat.
Über den Frafsgängen des zweiten Jahres platzt gewöhnlich die Rinde
in Rissen und Sprüngen auf, aus denen im Juni schaumiger Saft tritt ;
die Rinde sinkt ein, schwärzt sich und stirbt ab. Befallene Bäume
oder Äste kränkeln, treiben schwächliche Schösse, das Laub bleibt
klein, ist anfänglich blau, wird rasch gelb ; die Früchte entwickeln sich
nicht fertig, sondern fallen häufig in halber Gröfse ab. Stärker befallene
Stämme oder Äste gehen ein (Wipfeldürre). In Luxemburg werden am
meisten befallen auf Mergelboden stehende Lokalsorten, in Geisenheim
am wenigsten Stämme aus Lempps Mostbirne; in Nordamerika leidet
am meisten die Sorte Bartlett, am wenigsten die Keitiferbirne , die die
Gänge zu verwachsen imstande ist. — Nach Smith verzehrten Cleriden-
Larven die von Agrilus.
A. viridis L. An Eichen, Buchen, Erlen, Aspen, Linden, Birken,
Rosen ^), Reben*); bei Budapest'^) überaus schädlich an Steinobst;
vorwiegend an jungen Bäumen, die gewöhnlich geringelt werden und ein-
gehen. — In jungen Eichen und Buchen leben ferner A. elong-atus Hbst.
(tenuis Ratz.) ang"ustulus 111., big-uttatus F. (pannonicus Pill.) usw..
1) NoEL, 1. c. 1908, 3e trim., p. 6—7.
2) PuTüx, Eev. d'Entom., Vol. 2, 1883, p. 67—69. — Goethe, Ber. Kgl. Lehr-
anstalt Geisenheim 1890/91, S. 37—41, Fig. 10; Ausz. : Ent. Nachr., Bd. 19, 1893,
S. 25—30. — Smith, J. B., New Jersey agr. Exp. Stat., Eep. 1894, p. 550—561, figs
37—41: Bull. 109, 1895, p. 13—24, figs. 4—8. — v. Schilling, Prakt. ßatg. Obst- u.
Gartenbau 1897, S. 153—154, 4 Figg. — Busse, ibid., S. 233—234. — Eitzem.v Bos,
Tijdschr. Plantenz. D. 8, 1902, p. 41—42; Ziekt. en Beschädig. Ooftbouvrgewass., D. III,
Groningen 1905, p. 24—27, fig. 15—16. — Ferrant, Schädl. Insekt. Land- u. Forst-
wirtsch., Luxemburg 1909, S. 226—228, Fig. 162—63.
3) Richter von Binnenthal, Rosenschädlinge a. d. Tierreiche, Stuttgart 1903,
S. 102—05, Fig. 9.
*) Rübsaamen, Die wichtigsten deutschen Rebenschädlinge, Berlm 1908, S. 103.
5) Sajö, Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 4, 1894, S. 103; Bd. 5, 1895, S. 283.
488 Coleopteren, Iväfer.
in älteren Pappeln und Weiden A. ater L. (sexguttatns Hbst) , in
Stralsenlinden A. aurieoUis Kiesw. M.
A. anxius Gory, The Bronze Birch borer 2). Nordamerika.
Seit 1898 schädlich in Birken, von denen unzählige abgetötet wurden;
am meisten in der eingeführten Betula alba, aber auch in einheimischen
Arten , ferner in Pappeln und Weiden , immer aber nur in einzeln
stehenden Bäumen an Strafsen, in Parken und Gärten, nie in Wald-
beständen. Bedroht sind vor allem durch Spechte, Blattläuse oder
ähnliches geschwächte. Käfer merkwürdigerweise am liebsten am Laub
von Weiden und Pappeln, nur ungern an Linden. Eier zu 5 — 10.
Larvengänge der Hauptsache nach im Splinte, aber auch im Marke und
Holze, das sie namentlich bei dünneren Zweigen mehrmals durchbohren
können, 1 — 2, selbst 5 Fufs lang. Puppenwiege dicht unter der Rinde,
im Holze nur dann , wenn jene zu dünn oder bereits abgestorben ist.
Vor der Verpuppung bohrt die Larve ein stecknadelkopfgrofses Loch
nach aufsen. Über den Gängen verfärbt sich die Rinde rötlich. Bei
schwachem Befalle verwachsen die Gänge wieder, bei starkem sterben
die Bäume von den zuerst befallenen Asten der Krone aus ab. Feinde
sind in erster Linie Spechte ; doch sind sie gerade aus den in Betracht
kommenden Örtlichkeiten durch den überhandnehmenden englischen
Sperling vertrieben. — A. bilineatus Web.^). The two-lined chestnut
borer. Nordamerika, in Castanea dentata, Eichen usw.
A. rufleoUis F.*), The red-neeked Cane borer. Nordamerika,
an Brombere, in deren Blätter der Käfer kleine, runde Löcher frifst.
Die Eier werden einzeln tief in die Blattachseln geschoben. Die
Larven fressen im Splinte spiralig abwärts bis zum Herbste. Dann
bohren sie im Marke aufwärts und verfertigen hier auch die Puppen-
wiege. Über den Gängen schwillt im Spätsommer die Rinde zu sym-
metrischen, länglichen, nicht sehr dicken Gallen an. Im nächsten Früh-
jahre werfen die Ruten häufig die Blätter, selbst die Blüten ab, selten
reifen sie die Früchte, und immer gehen sie im Sommer ein. — Auch in
Himbeeren und Reben, aber ohne hier Gallen zu erzeugen und die Ruten
abzutöten. — Alle befallene Triebe sind bis spätestens Mitte April unter-
halb der untersten Galle abzuschneiden und sofort zu verbrennen.
A. ehrysoderes var. rubieola Ab.^), Frankreich, in gleicher
Weise in Himbeeren , weniger in Brombeeren , auch in Ribes nigrum,
nur überall Gallen hervorrufend. Parasit : Tetra stieJ/us. agriloriwi Ratz.
Aphanisticus eonsang-uineus Rits. und Krüg-eri Rits. Java '5).
Die Käfer schaben auf den Blättern des Zuckerrohres die Oberhaut
ab , so dafs kleine weiise Streifen entstehen. Larven minieren in den
Blättern auf- und abwärts, verschiedene Male umdrehend. Puppe im
') Wachtl, Wien. ent. Zeitg. 1888, S. 298—297.
2) Chittenden, ü. S. Dept. Ägric, Div. Ent., Bull. 18, N. S., 1898, p. 44—51,
figs. 15—17. — Slingerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 234, 1906, p. 65-7;:;,
9 figs. — BuRKE, 1. c. p. 403, fig. 26.
3) Chiitenden, 1. c, Circ. 24. N. S., 1897, 8 pp., 1 fig. — Burkk, 1. c. p. 401—402,
fig. 25.
*) Smith, J. B., New Jersey agric. Coli., Rep. 1891, p. 373—378, fig. 8—10; Rep.
1892, p. 456—459, fig. 28.
6) Marchai,, P., Bull. Soc. ent. France 1906, p. 170—171; id. et Vercier, Bull. Off.
Renseign. agric. 1906. No. 12; Sep. 6 pp , 4 figs.
6) Zehntner, Meded. Proefstat. Oost Java, N. S., No. 42, 1897, 14 pp., 1 PL —
Koningsberger, Med. 's Lands Plantentuin 22, 1898, p. 40—41. — van Deventek, De
dierlijke Vijanden Suikerriet, Batavia 1906, p. 46—51, PI. 6.
Buprestiden, Prachtkäfer. Lymexyloniden. Bostrychiden. 489
Blatte. Ganze Entwicklung 37 — 41 Tage, daher mehrere Brüten im
Jahre. Schaden nicht nennenswert, sein Umsichgreifen leicht durch
Abschneiden der minierten Blätter zu bekämpfen.
SoKAUER ^ ) erhielt aus Usambara KafPeeblätter mit Platzminen , die
je mehrere Larven enthielten, deren Exkremente kettenartig aneinander
hingen. Nach Kolbe handelte es sich wahrscheinlich um eine Trachys-Art.
Lymexyloniden.
Larven in gefälltem Holze, nur Lymexjion navale L. bereits im
"Walde in Wundstellen anbrüchiger Bäume-). Hauptschaden technisch. —
Melittomma insulare Fairm. schadet nach Theobald^) auf den Seychellen
den Kokospalmen.
Bostrycliiden*).
Käfer und Larven in Holz, vorwiegend in totem, bereits gefälltem,
sogar bearbeitetem; einige Arten aber auch in lebendem, wenn auch
wohl vorwiegend in anbrüchigem. Li der Hauptsache tropisch.
Dinoderus minutus F., pilifrons L. und Bostrychopsis parallela
Lesne'^) in Indien in Bambus, Dendrocalamus strictus, im Dschungel:
melnrere Generationen gehen gewöhnlich an einem Stamme zu einem
Loche ein und aus, so dafs von aufsen kaum etwas zu sehen ist, selbst
wenn das Lmere bereits in Staub zermalmt ist. In den (für Tele-
graphenstangen usw.) gefällten Stangen arbeiten sie dann weiter.
Boslrychopsls jesuita F. und Rhlzopertha-Arten in Australien **)
in Citrus- , Feigen- , Apfel- und anderen Bäumen ungemein schädlich ;
Larven in längs verlaufenden Gängen.
Schistoceros hamatus F. (Amphicerus bieaudatus Say). Apple
twigborer ^). Östliches Nordamerika; in dünnen Zweigen von Apfel- und
anderen Obst- und Laubbäumen, Fraxinus viridis, "Weinrebe. Die
Käfer bohren sich über einer Knospe oder Gabelung ein und im Marke
15 — 40 cm tief hinab. Der Schaden kann recht beträchtlich sein und
zum Tode ganzer Bäume führen. Larven in totem Holze von Reben
und Tamarisken und in absterbenden Wurzeln von Smilax.
Siiioxylou perforans Schrk. (bispmosum OL, muricatum F.)^).
In Tirol und Italien in den einjährigen Trieben der Reben , die ver-
trocknen und abbrechen. Die sehr grofse Larve im Holze, das sie
schliefslich ringelt. Im österreichischen Küstenlande hat sie die Gipfel
15 — 30 jähriger Eichen zum Absterben gebracht, indem sie sich in
die oberen Stammteile einbohrte. — S. sexdentatum. Ol. (chalco-
graphum Ol.). In Spanien in Reben, in Südfrankreich in Steineichen.
') Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 11, 1901, S. 182.
-) Judeich und Nitschk, Mitteleurop. Forstinsektenkunde, Bd. 1, S. 8-34—36.
3) Eeport for 190-5/06, p. 108.
*) Lesne, Ann. Soc. ent. France 1896, 1897, 1898, 1900, 1906, 1909. Lesne er-
wälint in dieser ausführlichen Monographie noch zahlreiche Arten, die in lebenden
Bäumen und anderen Pflanzen auftreten. Wir beschränken uns hier auf in phyto-
pathologischen Schi-iften enthaltene Arten.
^) Stebbixg, Departm. not. Insects that affect forestrv. Calcutta 1901 — 1906,
p. 168—175, PL 8, fig. 1, 2; p. 355—366, PI. 20, fig. 8, PI. 21.
6j Fkench, 1. c, Vol. lY, 1909, p. 89—92, PI. 81.
^) Smith, J. B., Eeport for 1894, p. 572—575, fig. 48. — Lesne. Ann. Soc. ent.
France T. 67, 1898, p. 513—519, fig. 48, 106, 107. — Chittenden, ü. S. Dept. Agric,
Div. Ent., Bull. 19, 1899, p. 98. — Quaintance, ibid.. Bull. 20, 1899, p. 58.
ä) JuDEicH u. Nitsche, 1. c. , p. 344. — Lüstner, in: Babo u. Mach, Weinbau,
3. Aufl., Berlin 1910, S. 1041, Fig. 5.54.
490 Coleopteren, Käfer.
S. rutleorne Fahr. Süd- und Ost -Afrika. 5 — 7 mm lang, kurz,
parallel, nur wenig nach hinten verbreitert; schwarz, Abdomen braun,
Antennen rot, Beine braunrot; sehr variabel. Der Käfer schadet nach
einem Gouvernementsberichte in Deutsch-Südwest-Afrika bedeutend in
jungen Casuarinen-Bäumchen.
Apate monaehus F. fcarmelita F., francisca F.] M. Ost- und West-
afrika, Antillen: sehr schädlich verschiedenen Laubbäumen, wie Orangen,
Pflaumen, Mandeln, Kaftee, Persea gratissima usw. In Westafrika
besonders schädlich in jüngeren (4 — 5 Jahre alten) Kaffeebäumchen-),
in deren Rinde und Herzholz die Larven Längsgänge bohren. Li der
Nachbarschaft dieser schwärzen sich die Blüten und Zweige: die
Bäume gehen ein.
Anobiideii.
Käfer zum geringeren Teile in Blüten, meistens in totem Holze und
toter Rinde-, nur einige Arten auch in krankem Holze lebender Laub-
bäume, wie Xestobium plumbeum 111. und rufovillosum. Deg. ; tech-
nisch schädlich. — Die Larve von Ernobiiis nigrinus Strm. frifst
Kieferntriebe von unten nach oben aus, ähnlich wie der Käfer von
Hylesmiis piniperda L. — Die von E. abietis F., longfieornis Strm.
und ang"usticollis Ratzb. entwickeln sich in der Spindel von Fichten-,
die von E. abietinus Gyll. in denen von Kiefernzapfen. Zuerst
wird die Spindel, dann die Basis der Schuppen zerstört, auch die Samen
werden an-, bzw. ausgefressen.
Heteromereiu
Füfse der beiden vorderen Beinpaare mit fünf, die des dritten
Paares mit vier Gliedern.
Meloideii (Caiitliarideii).
Die Körperflüssigkeit vieler Blasenkäfer, blister-beetles , wirkt auf
der menschlichen Haut blasenziehend. Käfer in der Hauj)tsache phyto-
phag, die Larven karnivor. Metamorphose mit drei verschiedenen
Larvenstadien.
Die Larven der „Ölkäfer", Meloiuen, leben parasitisch in Bienen-
stöcken , die Käfer von niederen Pflanzen ; letztere werden aber nur
ganz ausnahmsweise schädlich. Erwähnt werden Meloe amerieanus
Leach^) von Kartoffeln, M. ang-ustieollis Say*) von Impatiens spp. in
Ohio, M. impressus Kby ■'') von jungem Weizen und Roggen in Missouri
und Cysteodemus (Meg-etra) vittatus Lec.*^) von Zuckerrüben in Ari-
zona und Neu-Mexiko.
Die Pflasterkäfer, Lyttineii, in der Hauptsache m wärmeren Zonen,
fliegen bei warmem Sonnenschein um ihre Nährpflanzen, an Blättern
und Blüten. Gewöhnlich erschemt eine Art an einem Orte plötzlich
in grofser Menge , frifst ihre Nährpflanzen in wenigen Tagen mehr
1) Aulmann, Fauna d. deutschen Kolonien, R. V, Hft. 2, Berlin 1911, S. 5—9,
Fig. 4—6
2) Sadebkck, Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 4, 1895, S. 340, Anm. — Wisser, Bull.
Mus. Hist. nat. Paris 1899, p. 119-122, flg.
3) Fletcher, 80 th Rep. Ontario ent. See. 1899, p. 108.
*) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 18, N. S., 1898, p. 100.
5) ibid. Bull. 30, N. S., 1901, p. 98.
•5) FoKBES, 21 tli Rep. nox. benef. Insects Illinois, 1900, p. 139 (nach Cockekell).
Anobiiden. Heteromeren. Meloiden (Canthariden). 49]^
oder minder kahl, verschwindet, bzw. wird von einer anderen Art
abgelöst. Manche Arten zeigen einen ausgesprochenen Wandertrieb,
der aber nur durch Nahrungsmangel ausgelöst zu werden scheint.
Larven leben in der Hauptsache von Eiern von Feldheuschrecken,
sind also sehr nützlich, während die Käfer in höherem Maise schädlich
sind. Bekäm]3tung am besten durch Bespritzen der bedrohten Pflanzen
mit Arsensalzen oder anderen starken Insektengiften (Chlorbaryum 4^/oig).
In Amerika werden sie häufig, ähnlich wie die Heusclu^ecken, durch eine
Reihe langsam das Feld durchquerender Menschen, die mit belaubten
Zweigen die Pflanzen abklopfen, in Strohhaufen getrieben, die man dann
anzündet. Von Bäumen sind sie an kühlen Morgen abzuschütteln. Sie
fangen sich am Licht. Die Pflasterkäfer scheinen eine Vorliebe für
Pflanzen mit giftigen oder scharfen Säften zu haben, für Solaneen,
Pfeffergewächse usw. Doch werden auch zahlreiche andere Pflanzen
befallen.
Henous eonfertus Say , Nordamerika ^) ; vorwiegend an wilden
Solaneen, aber auch an Kartoffeln und in Texas an eingeführter
Amaryllus Candida.
Zouabris Harold (Mylabris auct.).
Z. (M.) floralis Pall. -). Südliches Europa, selbst Süddeutschland;
m Südrufsland an Kartoffeln und Tabak schädlich. — Z. (M.) 14-punetata
Pall. ^), Südost-Rulsland bis Südwest-Sibirien; an Gemüse, Kartoffeln,
Tabak usw. — Z. (M.) variabilis Pall. und 4-punetata L.^), Süd-Rufs-
land; überfallen gewöhnlich gemeinsam Ende Juni, Anfang Juli das
"Wintergetreide, vernichten die Blüten, fressen selbst die Grrannen und
verschwinden plötzlich nach etwa zehn Tagen wieder. — Z. (M.)pustulata
Thunb. ^). Von Süd-Europa nach Osten bis China verbreitet; in Indien
schädlich an den Blüten von Malvaceen, Cucurbitaceen, Leguminosen,
Gemüsen. — Z. (M.) bihumerosa Mars.^). Deutsch- Ost- Afrika; an
Knospen und Blüten von Canna, Rosen, Nelken, Gm-ken.
Lytta vesieatoria L. Spanische Fliege S). Ganz Europa, vor-
wiegend im Süden, aber bis Skandinavien vordringend, von Keller*')
m den Alpen in 1700 m Höhe gefunden. An Eschen häufig Kahlfraß;
ferner an Lonicera, Syringa, Cytisus , Cornus, Liguster, aber auch
Ahorn, Pappeln, Rosen usw. — In den Gebirgsgegenden Siziliens über-
fallen die Käfer nach Marott schon von Ende März an plötzlich nachts
zu Millionen die in Weinbergen stehenden Ölbäume, namentlich in der
Nähe von Waldungen, fressen sie gruppenweise kahl und verstecken
sich morgens zwischen die Reben, ohne sie aber zu beschädigen.
An den Olivenbäumen verzehren sie Blätter, Blüten und Kiiospen, aber
nur so lange, bis die Blütenblätter der verschonten Bäume abfallen;
dann verschwinden sie. — Gegenmittel: Abklopfen frühmorgens, Ein-
trieb von Schweinen, sammeln und verkaufen. Räuchern mit Arte-
misia fruticosa vertrieb nicht nur die Käfer, sondern hinterliei^ auch
') U. S. Dept. Agric, Bull. 22, N. S., 1900, p. 108.
2) Kuppen, Schädl. Ins. Rufslands, St. Petersburg 1880, S. 192—193.
«) Maxwell-Lefkoy, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 137, figs. 21, 22.
*) VossELER, Ber. Landwirtsch. D.-Ost- Afrika Bd. 2, S. 425; Pflanzer, Bd. J,
1905, S. 285.
•^) Kuppen, 1. c. p. 194-196. - Marott, Feuille jeun. Nat. T. 9, 1878, p. 12—14,
23—24; TiLLET, ibid., 1879, p. 37, 48.
c) 111. Zeitschr. Eut. Bd. 5, 1900, S. 223.
492 Coleopteren, Käfer.
den Blättern einen scharfen Geruch, der jene für einige Tage fern-
hielt. In geschwefelten Weinbergen bedecken sich die Käfer oft voll-
ständig mi^ dem Schwefel, ohne Schaden zu nehmen.
Die Larven leben parasitisch in den Nestern von Erdbienen usw.
L. (Cantharis) nuialli Saj^ ^). Nordamerika, an Getreide schädlich.
Epicauta Redt.
E. rufldorsum Goeze (verticalis 111. 2). Südost -Europa. Larve
in von Heuschrecken zur Eiablage benutzten Böden. Anfangs Mai
die Käfer, die auf der Nahrungssuche in dichten Massen zu Fuße
oder üiegend wandern. Sie überfallen die Kartoöeln, Rüben, Luzerne,
Wicken, Bohnen usw. und fressen die Felder in 3—4 Tagen kahl bis
auf die Stengel und dicken Rippen-, nachts verstecken sie sich unter
den Blättern. Ende August gehen sie zugrunde. — Ep. sibirica Pall.
(erythrocephala Pall.)^) Südosteuropa; an Cruciferen und Kompositen,
Kartoffeln usw. ; in Transkaukasien auch an Indigo. — E. ambusta
Pall. ^) nach Motschulsky in Taurien in ungeheuren Mengen an Kreuz-
blütlern.
Ep. (Cantharis) tenuieollis Fall, und Rouxi Gast. •^) in Indien
an Andropogon sorghum, Mais, Reis, Panicum spp. und anderem Getreide.
In Nordamerika ^) sind , vorwiegend in den Südstaaten , mehrere
Epicauta - Arten sehr schlimme Feinde der verschiedensten Feld-
gewächse, in erster Linie der Kartoffeln und anderer Solaneen, dann
aber auch von Leguminosen, Kreuzblütlern, Bataten, Karotten, Mais,
selbst von Blumen und Blüten (Baumwolle). Verschmäht werden
Zwiebeln und Sellerie. Erst spät im Sommer, zum Teil so spät, daß
z. B. ihr Blattfraß an Rüben belanglos ist; hauptsächlich nächtlich.
Am schädlichsten Ep. vittata F., die vor Auftreten des Koloradokäfers
der schlimmste Feind der Kartoffeln in den Oststaaten war; Ep. penn-
silvaniea DeG. gibt ihr kaum etwas nach.
In Südamerika (Brasilien, Argentinien)^) sind Ep. adspersa Klug
und atomaria Germ, namentlich in Gärten an den üblichen Nähr-
pflanzen sehr schädlich. — Ebenso die Arten der Gattung Macrobasis
Lee. ^) (Nordamerika); die Pomphopoea ^) - Arten (Nordamerika) fressen
sehr früh im Jahre.
Eine unbestimmte Lyttine wird auf Java den Manihot- Pflanzungen
sehr schädlich, geht aber auch auf andere Pflanzen über, z. B. auf
Mais, wenn sie in der Nähe angebaut werden.
Rliipitlocerideii.
CalliiThipMs philiberti Fairm. schadet nach Theobald ^) auf den
Seychellen den Kokospalmen.
1) Chittende.v, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 114—116; Bull. 48,
1903, p. 25—27, flg. 20—22.
-) Küppen, 1. c p. 199; Jablonowski, Tier. Feinde d. Zuckerrübe, Budapest 1909,
S. 275-289, Fig. 88.
3) Küppen, 1. c. p. 196-199. — ') ibid. p. 199.
^) Maxweli.-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India Vol. I, 1907, p. 35—36, fig. 19—20.
ßj Chittenden, 1. c. — Forbes, 21tii Eep. nox. benef. Ins. Illinois, 1900, p. 137
bis 142, fig. 62—64.
■'l RiBEiKA, Lavoura 1899. p. 58. — Bkethes, Bol. Agric. Eepubl. Argentina,
Vol. 1, Nr. 14, 1901, p. 20—31. — d'Utra, Bol. Agric. S. Paulo, 2^ Ser., 1901,
p. 629—635.
8) Chittenden, 1. c. Bull. 38, 1902, p. 97^99, fig. 6.
9) Report for 1905/06, p. 108.
Rhipidoceriden. Melandryiden. Alleculiden. Tenebrioniden. 493
Melandryideii, Schwarzkäfer.
Serropalpus barbatus Schall, (striatus Hell.) ^). Larve in runden,
mit Wurmmehl gefüllten, allmählich breiter werdenden Gängen im Holz
von Weiistanne, seltener von Fichten. Vorwiegend technisch schädlich.
Alleculiden.
Die Käfer der Gattung Omophlus Sol. fressen Blüten, einige süd-
osteuropäische Arten werden daher den Kulturpflanzen mehr oder
minder schädlich , so O. lepturoides F. (betulae Küst.) ^) auf Raps,
Akazien, Obst-, Maulbeer-, Ölbäumen, auch an Roggen; O. rufltarsis
Leske an Roggen ; O. rugosieoUis Brüll, in der Krim auf Obstbäumen,
in Gemeinschaft mit Tropinota Jiirta. Podosta nigrita F. befrafs in
Ungarn "Weizenähren.
Tenebrioniden, Sclnvarzkäf er ^).
Käfer und Larven zum grofsen Teile nächtlich, bzw. lichtscheu;
nähren sich vorwiegend von Moder, daher die sehr groise Familie mit
nur wenigen Schädlingen. Die beiden Unterfamilien der Bolitophaginen
und Diaperinen sind Pilzfresser.
Die Larven von Asida jurinei Sol, ^) hatten nach Xambeu Schnitt-
reben unter der Erde ganz zugrunde gerichtet ; sie fressen sich auch
in die Wurzeln von Leguminosen , Öl- und Feigenbäumen usw., in
Kartoffelknollen usw. 1 — 2 cm tief ein. — Die Käfer von A. fasei-
eulapis^) Germ, haben nach Giard in Rumänien ganze Tafeln von
"Weinanlagen kahl gefressen, indem sie die noch zarten "Weintriebe voll-
ständig abschnitten.
Eleodes quadPieollis Lee. •'^) fraß 1883 bei Sacramento, Californien,
35 acres Reben vollständig kahl. — Die Larven von E. opaea Say")
zerstörten in Nebraska zur Herbstzeit Aussaaten von Mais und "Weizen,
bevor sie keimten. Als nach einem starken Regen die Samen anfingen
zu keimen, hörte der Fraß auf; erst im nächsten Frühjahr setzte er
zum Teil wieder im Herzen der jungen "Weizenpflänzchen ein. Von Ende
Mai an Verpuppung; Mitte Juni erscheinen die Käfer, die in Zuclit-
kästen breite, längliche Löcher in Maisblätter frafsen.
Pediuiis femoralis L. "'). Käfer und Larve in Bessarabien ähnlich
schadend wie Opatrum mtermedium, jedoch mehr in Maisfeldern und
"Wintergetreide, in "Weizen seltener als in Roggen. Eiablage von
Frühling bis Sommer in die Erde , an lichte , sonnige Stellen. Ver-
puppung von Mitte Juli, Käfer von Ende Juli an, begatten sich noch
1) Ernk, Mitt. Schweiz, ent. Ges. Bd. 8, 1872, S. 525—530, 1 Taf. ; Wachtl, Mitt.
forstl. Versuchswes. Österreichs Bd. I, 1878, S. 92—106, Taf. 15.
2) SajÖ, Zeitschr. Pflanzenkrankh. , Bd. 4, 1894, S. 103, Bd. 5, 1895, S. 283;
Malkoff, ibid., Bd. 12, 1902, S. 250. — Marott, Feuille jeun. Natural. T. 9, 1878, p. 12. —
MoKRZECKi (s. Jahresber. Pflanzenkrankh. Bd. 8, S. 44) berichtet, dafs die Käfer in
Taurien das oberste Internodium an Winterweizen anfrafsen und so Vergilbung
und Vertrocknen der Ähre bewirkten.
2) Für manche Angaben über diese Familie bin ich Herrn H. GEuiEN-Hamburg
verpflichtet.
*) Xambeu, Ann. Soc. Linn. Lyon (2) T. 40, 1893, p. 28—30. — S.uö, 111. Wochen-
schr. Ent. Bd. 1, 1896, S. 385—886.
^) (Riley), U. S. Dept. Agric , Div. Ent., Bull. 4, 1884, p. 90.
«) SwENK, Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909, p. 332—336, Pls. 9, 10.
•'j LiNDEMAN, Ent. Nachr. Jahrg. 13, 1887, S. 241-244; Bull. Soc. Imper. Nat.
Moscou (2) T. 2, 1888, p. 10-59. — .Jahlo.nuwski, 1. c, S. 202-205, Fig. 48 d, D.
494 Coleopteren, Käfer.
im Herbst. In Ruislancl nördlich bis Moskau, an Sonnenblumen,
Gurken, AVassermelonen, deren unterirdische Stengelteile die Larven
benagen. Diese in Ungarn von April bis Mai auch an Zuckerrüben. —
Opatriims metallieus F. ^) , Florida, an frisch versetzten Tabak-
pflänzchen; der Käfer soll sich unter sie auf den Rücken legen und
Löcher in die Blätter fressen, die dann welken.
Crouocephalum (Opatrum) intermedium Fisch. 2) Südosteuropa.
In Bessarabien ein sehr schlimmer Feind des Tabaks , in Saatbeeten
und gleich nach der Verpflanzung. Ganz junge Pflänzchen werden
dicht unter der Erde durchgebissen, ältere oberflächlich benagt; diese
kümmern dann einige Zeit, gehen aber schliefslich doch ein; daher die
Bauern die Krankheit „Schwindsucht" nennen. An den Aussaaten von
Mais, Roggen und Weizen fressen Käfer und Larven den Embryo vor
Beginn des Keimens aus; erstere greifen auch das Eiweifs stärker an;
nach Beginn des Keimens bleibt der Embryo verschont und wird nur
noch das Eiweifs befressen. Die ursprünglichen Nährpflanzen aller dieser
Arten sind Melde und Ackerwinde ; Leguminosen und Gräser werden ver-
schmäht. Biologie wie bei Peä. femoralis, nur findet die Begattung
erst im Frühjahr statt. Gegenmittel: Tabakfelder in zweiter Hälfte
vom März umpflügen und mit Senf oder Raps bestellen, die sehr rasch
das Feld so dicht bedecken, daß die Käfer keine geeignete Stelle zur
Eiablage finden. Nach Mitte Mai mähen und unterpflügen. Mais ist
möglichst früh zu säen und die Keimung möglichst zu beschleunigen. —
G. (0.) aeutang-ulum Fairm. und depressum F.^), Käfer und Larven
auf Java an jungen Zuckerrohr- und Tabakpflänzchen. — G. (Opatrum)
seriatum Boisd."*), Hawaii; Käfer schadet viel an reifen Erdbeeren.
Opatrum perlatum Germ. •'^). Larven in Südfrankreich an den
oberen Rebwurzeln. — In Südfrankreich und Ungarn frifst die Larve
von O. sabulosum L.*^) die im Boden aufgequollenen Knospen der
Edelreiser der Reben aus und dringt in diese hinein.
Entochira lateralis Boh.(Holaniarapieeseens Fairm.). Bibitkever ^),
Java. Der Käfer frifst an jungen Tabakspflanzen die Stengel an oder
dmxh, in ältere bohrt er sich hinein ; am Zuckerrohre frifst er mit Vor-
liebe die sich öffnenden Augen an ober- und unterirdischen Trieben
aus und bohrt Gänge in der weichen Wachstumszone der Stengel; die
Larven bohren sich gerne in die weichen Enden der jungen Triebe
des letzteren hinein.
Pliytopliaga.
Geäder der Flügel von Typus III. Tarsen kryptopentamer , mit
breiter Sohle ; selten pentamer. Larven mit kurzen Beinen oder beinlos.
1) Hooker, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 67, 1907, p. 109-110.
2) LiNDEMAN, 1. c. (Bull. Moscou). — Nach Jablonowski wanrscheinlicli identisch
mit 0 sabulosum L.
°) Devester, Dierlijke Vijanden van het Suikerriet; Amsterdam 1906, p. 58— 59,
fig. 29, 30. — KoNixGsiiERGER, BulL Dep. Landbouw Buitenzorg, Nr. 6, 1908, p. 81—82.
*) VAN DiNE, Hawai agr. Exp. Stat., Rep. 1904, p. 376—377. Der Käfer wird
hier 0. serratum genannt; das ist vermutlich ein Druckfehler.
6) Sa,)6, 111. Wochenschr. Ent. Bd. 1, 1896, S. 385—386.
6) Sa.iÖ, I.e. — Jablonowski, 1. c. p. 205— 209, Fig. 49. — Guknaux, Entom. agric,
Paris 1904, p. 326—327, Fig. 191.
■'j Devknter, 1. c. p. 53—58, PI. 7. — Koningsberger, 1. c. p. 82.
Cerambyciden, Bockkäfer. 4.95
Cerambyeiden, Bockkäfer.
Die zum Teil sehr langlebigen Käfer meist auf Stämmen oder Laub,
einzelne auf Blüten. E i e r weifslicli , grofs, einzeln in Rindenrissen,
bzw. äufserlich an den Nährpflanzen, in die sich die Larven sofort ein-
bohren. Diese meistens im Inneren von Holzgewächsen, gewöhnlich
in kränkelndem oder abgestorbenem, zum Teil aber auch in lebendem
Holze. Zuerst fressen sie unregelmäfsige, mäandrische, mit Bohrmehl
vollgepfropfte Gänge zwischen Rinde und Holz; später gehen sie tiefer;
die hakenförmig umgebogene Puppenwiege gewöhnlich im Holze, oft
noch mit Kokon. Fluglöcher oval. Die Larven mancher Arten
indes in saftigen, grünen Pflanzenteilen. — Die Generationsdauer der
meisten Arten ist noch nicht sicher festgestellt.
Gewöhnlich nur die Lai-ven, nicht die Käfer schädlich, aber mehr
technisch, als physiologisch.
Die Familie wird in zwei Unterfamilien und fünf Gruppen ein-
geteilt.
Die Larven der europäischen Prioninen in den flachlaufenden
"Wurzeln morscher Baumstrünke oder in diesen selbst; die einiger
amerikanischer Arten jedoch offenbar auch in lebenden Bäumen. So
ruft die von Prionus latieollis Dry, Giant root borer, nach Hopkins^)
in den AVurzeln und in der Basis von Eichen grofse, offene, schwarze
Wunden hervor, in die andere Bohrinsekten und Pilze eindringen, die
auch das Herzholz zerstören. J. B. Smith ^) fand dagegen die Larve
nur in Kiefernstöcken; auch Felt^) hält sie für kaum schädlich. Be-
sonders gern*) frifst sie auch die Rebenwurzeln bis auf die Rinde aus.
Ferner wurde sie gefunden in "Wurzeln von Kastanien, Kirschen, Apfel-
bäumen und Brombeeren ; sie lebt drei Jahre.
Acautliophorus eapensis White (Hahni Dohrn)^). Süd- und Ost-
afrika. Schwarzbraun, über 6 cm lang; Fühler reichen beim Männchen
bis zum hinteren Drittel der Flügeldecken. Die Larve frifst in Deutsch-
Südwestafrika tiefe ovale Gänge von mehr als 1 cm Durchmesser in
Acacia horrida; in den AVunden siedeln sich Ameisen usw. an; aus
ihnen fliefst Harz, das sich oft in grofsen Klumpen an oder unter den
Bäumen ansammelt, als Heira einen wichtigen Ausfuhrartikel bildet
und auch gegessen wird ; die Verwüstungen im Baumbestande sind
aber grofs und übertreffen wahrscheinlich den Nutzen.
Cerambycinen.
Tetropium eastaneum L, (luridum L., fuscum F.). Fiehtenboek.
Europa, Sibirien bis Amur. Larve vorwiegend in Fichten, in Rufsland
häufiger in Kiefern, auch in Lärchen. Käfer von Mai bis Juli. Eier
in stärkeren lebenden oder frisch gefällten Bäumen, die bei stärkerem
Befallen eingehen. Gegenwehr: Befallene Bäume von Februar an
fällen; Fangbäume. Öfters im Gefolge von Borkenkäfern.
Cerambyx fHammatieherus) eerdo L. (heros Scop.), Grofser
Elehenboek. Li Südwestdeutschland bzw. -europa und im Nordosten
häufiger als in Nordwest. In reinen älteren Eichenbeständen bzw.
1) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 37, 1902, p. 23—26.
•^) ibid. p. 28-29.
3) N. York St. Mus. Albany, Mem. 8, Vol. 2, 1906, p. 486-487.
*) Saunders, Ins.injur. to fruits,2'i ed., Philadelphia 1892,;p. 227-228. fig. 232—234.
Pettit, Michigan St. agr. Exp. Stat., Spec Bull. 24, 1904, p. 41—42, Fig. 40.
B) Gentz, Tropenpflanzer Bd. 5, 1901, S. 501—602; Bd. 6, 1902, S. 254.
496 Coleopteren, Käfer.
einzeln stehenden älteren Eichen, im Süden aber auch in Eschen und
Walnufs. Eiablage hauptsächlich an von _ Rinde entblölsten Stellen.
Die Larve frilst 3 — 4 Jahre lang, anfangs im Splinte, später im Holze,
aber nie in totem, sich rasch durch Pilze schwarz färbende Gänge. Der
Frais physiologisch wohl nicht ohne Bedeutung. — Die var. Mirbeeki
Luc. 1) in Tunis im Holze von Korkeichen. — C. miies Bon. 2), Süd-
tirol, Ungarn. Dalmatien; in Rinde und Splint von Weinreben. —
C. Scopolii Fuessl. (cerdo Scop., Ratz.)^), Larven in Buchen und
anderen Laubhölzern, namentlich in Edelkastanien, Apfel- und Birn-
bäumen, auch in Kirschbäumen usw. •, sowohl in ki'änkelnden wie auch
in o-anz' gesunden-, forstlich wohl kaum, in Obstgärten, namentlich im
■südlichei-en Europa, aber öfters schädlich. Generation 2 — 3jährig.
Pachydissus serieus Newm.*), Australien; nächst Zeusera der
schlimmste Feind mehrerer Akazien-Arten, in denen noch verschiedene
andere Cerambycinen sich entwickeln. Stärker befallene Bäume werden
getötet.
Uracanthus eryptophagus 01,^), Australien, ist in wilden Citrus-
büschen heimisch, geht aber auch an angebaute Orangen über, an
denen die Larven beträchtlich schaden.
Elaphidiou viüosum F.^). The Oak pruner. Nordamerika.
Namentlich in Eiche und Ahorn, aber auch in zahlreichen anderen
Laub- und Nadelbäumen, selbst in Rosen. Eier einzeln an Zweigen
oder jungen Bäumen. Larve in der Achse. Erwachsen frifst sie
an einer Stelle alles Holz bis auf die Rinde weg und geht
distal davon in den Markkanal. Der Zweig wird dann bald vom
Winde abgebrochen und fällt zur Erde. Die Öffnung des Kanals ver-
stopft die Larve, dann verpuppt sie sich. Lii November, manchmal
aber auch erst im nächsten Frühjahre entwickelt sich der Käfer, der
aber erst von Juni an bis September fliegt. Bei starkem Befalle
können ganze Bäume eingehen, jüngere können durch die Larve ge-
fällt werden. Bekämpfung: Sammeln der abgefallenen Zweige. —
Die Larven mehrerer anderer El.- Arten ^j leben in Zweigen von
Eichen, Orangen, Reben usw., ohne sie aber abzuschneiden, nur die
von E. subpubeseens Lee. tut dies ebenfalls; sie macht an der
Unterseite der bewohnten Zweige eine mehr oder minder regelmäfsige
Reihe von Löchern zum Auswerfen der Exkremente.
Tryphocharia mastersi Pasc«), Australien; in Eukalyptus-
stämmen, deren obere Teile abbrechen und zu Boden fallen können.
Heterachthes aeneolus Bates^), Mexiko; Larve in Weinreben,
die dadurch eingehen; Puppe im Markkanale.
Rhagium bilaseiatum F., einer der gemeinsten Bockkäfer
') Rev. Cult. Colon. 1901, Nr. 86, p. 197; Ausz.: Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 12,
1902, S. 289.
2) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 105.
3) NuEL. Bull. Labor, region. Ent. agric. 1907, 3? trim., p. 12—13 (C. cerdo).
*) Fkoggatt, Austral. Ins. p. 192, fig. 90. — Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 13,
1902, p. 709, PL 2, fig. 8.
&) Fkoggatt, Austral. Ins. p. 193, Fig. 92.
6) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 18, N. S. 1898, p. 35—40,
fig 11; Bull. 27, N. S., 1901, p. 101; Circ. 130, 1910, 7 pp., 1 fig. — Felt, N. York
,Stat. Mus. Albanv, Mem. 8, Vol. 1, 1905, p. 59-61, PL 2, fig. 7—9.
■') Chittenden, 1. c. p. 41—43, fig. 12—14.
8) FuENCH, Destruct. insects Victoria Vol. IV, 1909, p. 99—101, PL 76.
9) Lauragüsa, U. S. Dept. Agric, Bull. 18, N. S., 1898, p. 93.
Cerambyciden, Bockkäfer. ^97
Europas , der sich in faulenden morschen ßaumstrünken entwickelt.
Theobald ') erhielt ihn aus gesundem Holze von Tanne und Kiefer.
Die Käfer der Gattung Grammoptera leben auf Blüten; die von
Gr. rufleornls F. frafsen nach RitzemaBos-) 1892 in Südholland die
Blüten der Apfelbäume ; bei Wageningen schaden sie in Himbeerblüten.
Caenoptera minor L. Larve in abgestorbenem, aber auch frischem
Holze von Tannen und Fichten ; nach Hacker ^) in Ästchen einer Centi-
folie 2 cm lange , 3,5 mm breite , fast gerade Gänge im Markkanale
fressend. Nach Rudow*) in Zweigen von Spiräen, Umbelliferen und
anderen Kräutern, auch in Brombeerstengeln.
Während die altweltlichen Hylotrupes- und Callidiiim-Arten ab-
gestorbenes oder wenigstens absterbendes Holz bewohnen, gehen die
nordamerikanischen H. lig-neus F. mid C. janthinum Lee. auch ge-
sunde Lebensbäume an, die sie töten, mindestens aber ernstlich tech-
nisch schädigen^).
Xylocrius ag-assizii Lee. '^). Nordamerika. Eiablage im September
in Astgabeln von Stachelbeerbüschen; die Larve bohrt noch im Herbst
abwärts bis zur Wurzel, im Frühjahr wieder aufwärts, aber nur wenig
über die Erde, wo die Verpuppung stattfindet. In Britisch-Columbien
zahlreiche Büsche getötet.
Cylleue robiniae Forst. '^). Locust borer. Nordamerika. Käfer
namentlich an Blüten von Solidago. Eier einzeln in Rinde von Rohinia
pseudacacia. Die Larven bohren zuerst in der Rinde; erst nach der
Überwinterung gehen sie ins Holz. Schwache und junge Bäume werden
getötet, ältere mindestens technisch geschädigt. Besonders gefährlich
da, wo die Robinie und mit ihr der Käfer eingeführt, minder schäd-
lich, wo beide heimisch sind. Einzelne Bäume bleiben immer ver-
schont; Hopkins empfiehlt, sie zur Nachzucht zu verwenden.
Plagionotus speeiosus Say*^). Nordamerika; im Staate New York
der gefährlichste Feind der als Schattenbäume angepflanzten Zucker-
ahorne. Die Larve bohrt von Anfang September bis Herbst des zweiten
Jahres mehrere Fufs lange Gänge in Bast und Splint, oberhalb derer
die Rinde, oft in grofsen Fetzen, abstirbt und sich ablöst. Im Herbst
des zweiten Jahres geht sie in das Holz, bohrt einen senkrechten Gang
aufwärts und verpuppt sich hier. Gegenmittel: Im Juni spritzen mit
Karbolseifenbrühe zur Verhinderung der Eiablage; im Herbste und
Frähjahr die Larven ausschneiden.
Xylotrechiis javanieus Lap. et Gory**), Java, besonders im öst-
lichen Teile, von den Eingeborenen Oleng oleng genannt. Die
Larven fressen an Kaffeebäumen jeden Alters anfangs spiralig ver-
laufende Gänge unter der Rinde, die sich etwas darüber erhebt ; später
bohren sie im Holz. Der Befall verrät sich zuerst durch welkende
Blätter und endet meist mit dem Tode der Bäume. — X. qua-
1) Report 1905/06, p. 99, Fig. 32.
2) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 148.
3) 111. Zeitschr. Ent. Bd. 5, 1900, S. 154.
*) ibid. Bd. 2, 1897, S. 237, Fig. 518.
^) Hopkins, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 37, 1902, p. 23.
6) Chittenden, ibid.. Bull. 23, N. S., 1900, p. 90—92, fig. 21-23.
■') Hopkins, ibid.. Bull. 58, 1906/07, p. 1—16, 1 PL, 6 figs., p. 31—40; Circ. 83.
8) Felt. New York Stat. Mus. Mem. 8, Yol. 1, 19U5, p. 51-56, figs. 2-4, PL 2
fig. 1—6, PL 22-2f.
9) KoNiNGSBERGER, Med. 's Laiids Plantentuin Nr. 44, 1901, p. 90—93, fig. 46, 47 ;
PL 6, fig. 2-4.
Sor au er, Handbuch. 3. Auti. Dritter Band. 32
498 Coleopteren, Käfer.
dripes Chevr. ^), Indien, Ceylon, Birma, Siam, Tonkin, Philip-
pinen. White borer, Indian borer. Ebenfalls in Kaffee, namentlich in
Coffea arahica, sehr schädlich-, auch in Pterocarpus marsupmm. Der
Mutterkäfer bohrt einen Gang bis ins Mark junger Stämme bzw. von
Ästen und legt hier die Eier einzehi ab. Die Larven durchwühlen
das Holz in allen Eichtungen, so dafs alles Distale abstirbt, häufig durch
Wind abgebrochen wird. Ist der Wurzelhals unversehrt, so treibt er
neue Sprossen. Da der Käfer sonnige Stellen zur Eiablage bevorzugt,
schützen Schattenbäume vor Befall.
Tesperus Latr.
Südeui'opa. Die Käfer im Dezember. Die flügellosen Weibchen
erklettern die Bäume, wo sie begattet werden. Im Januar legen sie
200 — 500 Eier in zusammenhängenden Platten von 25 — 30 Stück.
Clegen Ende April schlüpfen die Larven aus, die zuerst lang, gestreckt
sind, kräftige Beine und an den Seiten zahlreiche Haarpinsel haben.
Sie lassen sich zur Erde fallen, dringen in diese ein und leben anfangs
von Mulm. Nach der ersten Häutung erhalten sie ihre typische Gre-
stalt : dick, die ersten sechs Ringe am Rücken abgeflacht, blind, Beine
ziemlich entwickelt, weifslich. Sie fressen die verschiedensten Pflanzen-
wurzeln, verpuppen sich nach 2 — 3 Jahren, von Juli bis September.
Anfangs Dezember ist der Käfer entwickelt, bleibt aber noch etwa
3 Wochen in der Erde. Die Larven schaden am meisten an Reben,
ferner an Oliven und anderen Bäumen. Bekämpfung: Die Weibchen
sind durch Klebgürtel am Erklettern der Bäume zu hindern, die
Männchen durch Fanglampen anzulocken. Eierhäufchen und Larven
sammeln, letztere durch Schwefelkohlenstoff töten. Anfangs Winter
Leguminosen aussäen, an die sich die Larven mit Vorliebe hinziehen.
V. xatarti Duf. ^). Südfrankreich; ganze Generationsdauer 3 Jahre,
Larve 2 Jahre. Besonders schädlich an jungen Reben. — V. luridus
Rossi. Ebenso, Italien. — V. strepens F.^). Südfrankreich-, Larve
unter anderem auch an den Wurzeln von AValdbäumen und Rosen. —
V. mauretanieus Dry (flaveolus Muls.)'^). Algier, Spanien. In Ara-
gonien an Reben und Oliven. Larve in den beiden ersten Jahren
unterirdisch an Wurzeln, im dritten steigt sie im Stamme der Oliven-
bäume bis zu seiner Gabelung in unregelmäfsig verlaufenden Gängen
empor. Käfer im August, Begattung Ende September. Ganze Gene-
rationsdauer 4 Jahre. Die Heuschrecke Ephippiger Ferezi Boh, frifst
die Weibchen.
L amiinen.
Die Lamiinen ziehen im allgemeinen dünneres, weicheres Holz
vor; zum Teil leben sie sogar in Kräutern oder Gräsern. Die Käfer
fressen die junge wachsende Rinde, auch Blätter und Blüten. Eier in
der Regel einzeln in oder an der Rinde von Zweigen oder dünneren
') Delacroix, Maladies des Cafeiers, 2 de ed., Paris 1900, p. 137—139, fig.
36—38. — MoRREN, Beih. I Tropenpflaazer 1900, S. 94. — Maxwell-Lefroy, Mem. Dept.
Aeric. India, Vol. I, 1908, p. 141, Fig. 26.
•■^) LicHTENsiEiN et Mavet, Ann. Soc. ent. France (5) T. 3, 1873, p. 117—122,
PI. 5, Nr. II. — MinX Pat.umbu, L'Agric. Ital. T. 1892, p. 68-79. — Noel, Naturaliste
(2) T. 27, 1905, p. 242—243.
•) Lesne, Eev. hortic. Ann. 77, 190-5, p. 222—223.
4) Blachas, Butl. Inst. Catalan. Hist. nat., Ann. 3, 1903, p. 122—128 (F. flaveo-
latus 2hils genannt).
Cerambyciden, Bockkäfer. 499
Ästen oder Stämmchen; Larven gewöhnlich dicht unter der Rinde. —
Li sehr vielen Fällen Brutpflege ^ ) , indem das Weibchen den Saft-
zufluls zu den Stellen, an die es die Eier ablegt, durch in die Rinde
genagte Furchen usw. hemmt. Das kann bis zu völligem Rmgeln, ja
sogar bis zu völligem Abschneiden von Zweigen führen ; dann entwickelt
sich die Larve gewöhnlich in dem abgeschnittenen, absterbenden Teile.
Dorcadiou earinatum Pall. -). Larve schon mehrfach den Getreide-
wurzeln schädlich geworden; frifst wahrscheinlich 2 — 3 Jahre. Ende
Juli, Anfang August verpuppt sie sich; im.August der Käfer, der aber
noch bis zum nächsten Frühjahr in der Erde bleibt.
Lamia textor L. ^Veberbock. Larve in "Weichhölzern, nament-
lich Aspen lind Weiden, in lebendem Holze ; Käfer und Larven in
Weidenhegern nicht selten schädlich. Von R. Bos^) auch in Birken
beobachtet.
Epepeotes luseus F. *). Java, in Kautschukbäumen, Manggas und
Kakao; die Rinde über den Larvengängen löst sich in grofsen Fetzen
ab, so dafs das Holz blofsgelegt wird. Käfer an Zweigen und Blättern.
Moiiochammus sartor F., Sehneiderboek, und M. sulor L.,
Sehusterboek, in starken, gesunden Fichten, namentlich im Gebirge;
sie gehen bis in die Gipfelspitze; die befallenen Teile sterben ab; die
tief ins Holz dringenden Larvengänge entwerten dessen technische Be-
deutung. — M. g-alloprovineialis 01.^). Südfrankreich in Seekiefer,
obere Rheinebene bis Frankfurt a. M. in gemeiner Kiefer. — M. flstu-
lator Germ. ^). Java, Sumatra, Borneo. Larven in Rinde und Holz
von Kafiee und Kakao , von letzteren auch die Früchte anbohrend ;
sehr schädlich. — M. ruspator F.'). Braun; Kopf und Halsschild
graubraun dicht sammetartig behaart, Flügeldecken spärlicher behaart,
etwas glänzend. Halsschild und Flügeldecken fein schwarz , letztere
autserdem hell- bis graubraun gefleckt ; 7 cm lang. Larve stark seg-
mentiert; 6,5 — 7 cm lang; zur Trockenzeit im Holze älterer Äste und
Stämme von Kakao in Kamerun ; aus den Bolu-löchern tritt Gummi aus.
Bixadus sierrieola White, Westalrikaniseher Kalfeebohrer «).
Westafrika, von Sierra Leone bis Kamerun. Käfer hellgraugelb mit
brauner Zeichnung und schwarzbraunem Flecke auf der Mitte jeder
Flügeldecke; 2—3 cm grofs. Eier in halber Stammhöhe von halb-
starken Kalfeebäunichen, im allgemeinen einzeln, aber auch bis 20 und
mehr zusammen. Die Larven platzen zuerst in der Rinde, dann gehen
sie ins Mark und bohren abwärts ; gelegentlich dringen sie auch
^) KoLBE, Brutpflege bei Käfern. Aus der Natur, Jahrg. 1910.
2) Koppen, Schädl. Insekt. Rufslands, S. 266—271.
3) Tijdschr. Plantenz. 10, 1904, p. 36—37.
*) Zkhxtxer, Proefstat. Cacao Salatiga, Bull. 6, 1903, p. 17. — Zimmermann, Bull.
Inst. bot. Buitenzorg Nr. 10, 1901, p. 6. — Bernakh, Bull. Dept. Agric. Ind. Neerland. VI,
1903, p. 48. — Rii.LEv, Agr. Bull. Straits. Federat. Malay Stat. Vol. 2, 1903, p. 322. —
Konixgsberger, Med. Dept. Landboviw Nr. 6, 1908, p. 75.
^) NvssLi.v, Leitfaden d. Forstinsektenkunde, Berlin 1905, S. 79—80, fig. 59, 60.
6j KoxiNGSBERGER, Med. 's Lands Plauteut. 64, 1903, p. 72—73, PI. 3, fig. 1; Med.
Dept. Landbouw 6, 1908, p. 74.
"') V. Faber, Arb. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 7, 1909, S. 269— 270,
Fig. 31. — Aulmann, Fauna d. deutsch. Kolonien E. 5, Heft 2, Berlin 1911, S. 28—29,
Fig. 15.
8) Blandford, Kew Bull. Nr. 125, 1897, p. 17.i. — Wisser et Lesne, Bull. Mus.
Hist. nat., Paris 1899, p. 119—122. — Pueuss, Tropenpflanzer, Bd. 3, 1899, S. 335;
Bd. 6, 1902, S. 195; Bd. 7, 1903, S. 346 ff . - Kulbe, Deutsch, ent. Zeitschr. 1911,
S. .503—504. — Ai:lmann, 1. c. S. 22—26, Fig. 12—13.
32*
500 Coleopteren, Käfer.
wieder durch, das Holz nach aufsen und unterminieren die Rinde auf
weite Strecken. Bohrmehlhäutchen am Fulse des Stammes verraten
ihre Tätigkeit. Befallene Bäume kümmern oder gehen ein. — Arabischer
liaffee leidet mehr als liberischer; beschatteter weniger als sonnig
stehender. Pkeuss stellte den Käfer bis in 9U0 m Höhe im Grebirge fest.
WissER bekämpfte die Larve, indem er Wattebäuschchen mit einer
Mischung von 1 Teil Chloroform und 1 Teil Kreolin tränkte, in die
Bohrlöcher einführte und diese sofort mit Lehm schlofs. Blandford
empfiehlt, die Stämme zur Flugzeit der Käfer mit einem Schutzverband
aus Lehm und Kuhmist zu versehen.
In Westafrika in und an Kaffee in derselben Weise schädlich ^) :
Coptops fusca 01.2) ^j^(^ bidens F. (aedifi.cator F.)^), Baraeus sor-
didus OL-), Steruotomis imperialis F.*) und renalis F., Ceroplesis
sp. 2), Moecha Büttneri Kolbe und molator F. 5), Frea (Eumimetes)
maeulieornis Thoms. -j u. a.
Authores leuconolus Pasc. (Herpetophygas fasciatus F.), Ost-
afrikanischer, weilser Katfeebolirer*'). Deutsch - Ostafrika, Natal,
Kaffrarien, Nordtransvaal, Delagoabai, Ovampo. Kopf und Halsschild
dunkelbraun, gelbbraun gefleckt ; Flügeldecken schimmelartig weifsgelb
behaart, am Grunde braun und hinter der Mitte eine braune Querbinde ;
Beine braun, Spitzenhälfte der Schienen graugelb; 25 — 29 mm lang.
Larve beingelb; Haftscheiben auf dem ßücken glatt gekörnelt, in
mehrere Feldchen geteilt; neunter Hinterleibsring abgerundet, After
querspaltig. — Bereits 1877 von Kirk auf Sansibar als ernster Kaffee-
schädling beobachtet. Seit 1893 In Deutsch-Ostafrika der schlimmste
Feind der Kaffeekultur. Käfer hauptsächlich von Dezember bis
Februar ; Eiablage einzeln an den Wurzelhals oder Stamm mindestens
drei bis vier Jahre alter Bäume. Larve in Rinde , in Bast und
Splint; erst später frifst sie im Stamme senkrechte Gänge von unten
nach oben, zuletzt den Wurzelhals im Kambium ringelnd und sich hier
verpuppend; nach Stuhlmann ringelt sie erst diesen und geht dann im
Markkanale nach oben.
Der weifse Kaffeebohrer tritt nur sporadisch auf, vernichtet nahezu
einzelne Plantagen, fehlt in benachbarten. Er befällt junge, gesunde
Bäume. Schwach befallene Bäume leiden meistens nicht merkbar, da
die Larve sehr langsam frifst und sich entwickelt und der Kaffee ein
ausgezeichnetes Verheilungsvermögen besitzt. Bei stärkerem Befalle
geht der Baum infolge der Ringelung des Wurzelhalses ein. Ist diese
nicht vollkommen, so sterben einige Hauptwurzeln ab, worunter Er-
nährung und Befestigung des Baumes im Boden leiden.
Einzeln vorhandene Larven sind mit hierzu geeigneten Messern
(Gaisfüsse, Spaltmesser usw.) auszuschneiden; die Wunden verheilen
1) Aulmann, 1. c.
2| Wisser et Lesne, 1. c.
=') Denkschr. deutsch. Schutzgeb. 1901'02, S. 5564.
") Preu.ss, Tropenpflanzer, Bd. 7, 1907, S. 847, 1 Fig.
"•) Tropenpflanzer, Bd. 6, 19u2, S. 145; Denkschr. deutsch. Schutzgeb. 1901/02,
S. 5564.
•*) WAiuuiifi , Mitt. deutsch. Schutzgeb., Bd. 8, 1895, Heft 2. — Koi.ke, Deutsch-
Ostafrika, Bd. 4, 1898, Käfer u. Netzflügler Ostafrikas, S. 32—84, 809. — Stihi.-
MANN, Ber. Land-Forstwirtsch. Deutsch-Ostafrika, Bd. 1, 1902, S. 154—161, Taf. 8. —
VossEr.ER, ebenda, Bd. 2, 1905—06, S. 420-421, 506-507. — Morstatt, Pflanzer,
Jahrg. 6. 1910, S. 215—216; Jahrg. 7, 1911, S. 68—69, 271 ff. — Koi.re, Deutsch, ent.
Zeitschr. 1911, S. 499—503. — Aulmann, 1. c, S. 10—22, Fig. 8-11.
Cerambyciden, Bockkäfer. 502
von selbst. DurcVEinträufeln von Petroleum oder Schwefelkohlenstoff
in die Bohrlöcher werden die Larven getötet. Stark befallene Bäume
sind zu kappen und sofort zu verbrennen-, denn die Larven entwickeln
sich auch im toten , trockenen Holze weiter. Zur Flugzeit der Käfer
könnten die bedrohten Stammteile dm-ch die hierzu üblichen Verbände
oder Streichmittel vor der Eiablage geschützt werden.
Auf einer Farm wurden nach Vosseler Mitte 1905 wöchentlich
10 — 20 000 Larven ausgeschnitten, ohne dafs Abnahme bemerkbar war.
Entwicklungsdauer und ursprüngliche Nährpflanze unbekannt.
Coelosterna spinator F. i). Indien, in Acacia arabica; Käfer der
Rinde von Baumwollenpflanzen sehr schädlich; ebenso wird C. sea-
brata F. in Südindien jmigen Bäumen von Casuarina equisetifolia, SJiorea
rohusia und Maulbeere verderblich.
Melauauster ehinensis Forst. 2), China, Japan. Schon wieder-
holt in jungen Obstbäumen ( Orangen u. a.) in Nordamerika eingeschleppt,
ohne aber bis jetzt dort heimisch geworden zu sein.
Aeridoeephala bistrlata Chevr. Ost- und Westafrika; in
Kamerun in Kickxia elastica.
Batocera albofaseiata Deg. und beetor Dej.^). Java, erstere
vorwiegend an und in Ficusbäumen, letztere sehr polyphag in Dadap,
Albizzia, Muskatnufs, Eriodendron usw., beide namentlich auch in
Erj^thrina; stärker befallene Bäume gehen ein. — Erstere Art soll
auch in Kamerun vorkommen'*).
Plectrodera sealator F.^). Texas; sehr ernstlicher Feind der als
Schattenbäume gezogenen Fopulus trichocarpa. Eier durch wolliges
Aussehen leicht sichtbar, im Juni in Löcher in die Bäume gelegt..
Larve im folgenden Mai erwachsen. Bäume unter 2 Zoll Dicke gehen
ein ; Tausende junger Bäume wurden getötet. Die Eier sind zu zer-
drücken, die jungen Larven auszuschneiden.
Stern otomis Bohemanl Chevr. Deutsch-Ostafrika, in Akazien.
Phosphoriis g-abonator Thoms. '^). Kamerun; in Cola vera. Käfer
sammetschwarz ; ein gröfserer dreieckiger Fleck in der Vorderhälfte
jeder Flügeldecke , dahinter öfters ein kleiner Punkt am Innenrande,
ein halbmondförmiger Fleck kurz vor der Flügelspitze, das Gesicht und
die Körperunterseite schwefelgelb; 30 — 35 mm lang. — Larven gelb-
braun , bis 6 cm lang , nahezu rund , stark segmentiert ; die Haft-
scheiben kurz , mit dunklen Chitinwärzchen , die auf dem zweiten
Hinterleibsringe zwei dicht aneinander herlaufende Querreihen bilden,
auf den späteren drei, zuletzt vier, wobei die beiden äufseren Reihen
eine geschlossene Ellipse bilden; auf der Bauchseite immer nur zwei
Reihen. — Der Käfer fliegt, nach Mitteilungen von Herrn Weiler,
Direktor der Bibundi-Gesellschaft, im Oktober und November. Die
etwa im Dezember ausschlüpfenden Larven fressen wohl zuerst unter
der Rinde, später aber auch im Holze, das bei starkem Befalle von zahl-
reichen Längsgängen durchbohrt wird. Über den Rindengängen stirbt
^) Maxweli.-Lefrov, Ind. Insect Life p. 375.
-) Smith, J. B., Rep. 1907, p. 444—445.
3) KoNi.NGSBERGER, Msd. 's Lands Plantentuin 20, 1897, p. 75—78, PL 5, fig. 6-
Bull. Dept. Ind. Neerland 20, 1908, p. 9; Med. Dept. Landbouw 6, 1908, p. 74.
Zimmermann, Teysmannia, Vol. 12, 1901, p. 310-312.
*) Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 6, 1902, S. 201.
') CoNRADi, IT. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 60, 1906, p. 69.
6) Brick, Jahresber. Ver. angew. Botanik, Bd. 6, 1909, S. 240—244, Fig. 2.
502 Coleopteren, Käfer.
diese ab, springt in Längsrissen auf und fällt schliefslich in gröfseren
oder kleineren Partien ab ; aus den Wunden fliefst Gummi aus. Die
Bäume leiden natürlicli sehr unter stärkerem Befalle, scheinen ihm aber
selten zu erliegen, sondern verheilen die Wunden und treiben aus den
gesunden Teilen neue Zweige aus. Durch Ausschneiden der Larven
sind sie daher sehr leicht vor ernsteren Schäden zu bewahren. Da
auch die Äste befallen werden, sterben häufig deren obere Partien ab
und werden vom Winde gebrochen. — Greneration offenbar einjährig,
im September und Oktober erwachsene Larven.
Trag'ocephala senatoria Th. ^), Kamerun; Larve vereinzelt in
Stamm und Ästen von Kakaobäumen, vermag einzelne Äste zu töten.
Diastocera retieulata Thoms, 2). Schwarz, Flügeldecken gelb-
braun gezeichnet; Unterseite gelbbraun. Daressalam; der Käfer riiigelt
junge Kapokstämmchen am oberen Teile, so dafs die Krone abbricht.
Moecha adusta Har. ^); Westafrika, soll junge Kakaozweige voll-
ständig ringeln. Nur vereinzelt; soll auch auf Kickxia übergehen.
Auch in Ostafrika.
Callimatiou venustum Guer. *). Auf Madagaskar ein Hauptfeind
der Maulbeerbäume.
Phryneta heephora Thoms. und eoeca Chevr.-^). Kamerun, sehr
schlimme Feinde der Kultur von Kickxia elastica. Der Käfer nagt zur
Regenzeit die Rinde junger Bäume und Zweige ab , so dafs sie ab-
sterben. Die Larve bohrt zur Trockenzeit in Stämmen und Ästen, in
ersteren mehr peripherisch, in letzteren im Marke; über den Gängen
unter der Rinde platzt diese. Im allgemeinen verheilen die Bohr-
wunden sehr rasch unter Überwallung; nur da, wo sie Zweige ringeln,
sterben diese ab. — Erstere Art auch in Ostafrika.
Phr. spinator F. und Conradti Klbe,*^). Ostafrika, ebenso an
Ficus elastica.
Inesida leprosa F. Castilloa- Bohrer^). West- und Ostafrika.
Braun, Bauch und der gröfsere Teil der Flügeldecken gelblichbraun
beschuppt; in hinterer Hälfte der Decken jederseits am Aufsenrande
ein sammetschwarzes Dreieck, davor je ein kleiner, dahinter ein gröfserer
ebensolcher undeutlicher Fleck; Schultern der Decken stark und grob
punktiert; 25— 35 mm lang. Larven bis 5 cm lang, mit grofsem Clypeus,
der an jeder Hinterecke eine kräftige, gekrümmte, dunkle Chitinleiste
aufweist; die Haftscheiben des Rückens nach vorne rund, hinten grad-
linig, glatt, in der Mitte geteilt; die des Bauches elliptisch mit von
der vorderen Mitte einspringendem dunklem Dreiecke. — Nur in
CastiJloa elastica. Die Käfer nagen zur Regenzeit die Rinde ab. Die
Eier scheinen an die Blattnarben des untersten Stammesteiles gelegi
zu werden, da der Larvenfrafs gewöhnlich dicht über, selbst unter der
1) Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 7. 1903, S. 350; Denkschr. Deutsch. Schutzgeb.
1901/02, S. 5392.
2) MoRSTATT, Pflanzer, Jahrg. 7, 1911, S. 69.
3) Preuss, 1. c. — Bcsse, Tropenpflanzer, Bd. 9, 1905, S. 36.
*) Marchal, P., La Sericvilture etc. aux Colonies, Paris 1910, p. 23, fig. 9.
5) Busse, Tropenpflanzer, Beih. 7, 1906, S. 187. — v. Faber, Tropenpflanz., Bd. 11,
1907, S. 771—773, 1 Fig.
6) Nach mündlicher Mitteilung von Herrn Obergärtner Heulwig.
'') Siehe verschiedene Mitteilungen von Busse, v. Faber, Preuss und Warburg
in „Tropenpflanzer'-, Bd. 6, 1902 ff. — Strunk, Denkschr. Deutsch, Schutzgeb. 1903/04.
S. 238—239. — Vosseler, Ber. Land-Forstwirtsch. Deutsch-Ostafrika, Bd. 3, 1907,
S. 110.
Cerambyciden, Bockkäfer. 5Q3
Erde beginnt, und gewöhnlich von unten nach oben, selten umgekehrt
führt. Die Gänge durchziehen in 1 — 2 Daumenbreite Rinde und Holz;
erstere bleibt über ihnen unversehrt, so dals nur Bohrmehlhäufchen
unten am Stamme die Tätigkeit der Larven verraten. Sie entwickeln
sich auch in totem Holze, wodurch ihre Vermehrung so begünstigt
wird, dafs in Westafrika die Castilloakultur fast überall aufgegeben
werden und durch die von Kickxia ersetzt werden mufste. Am liebsten
belegt der Käfer 2 — 3 Jahre alte Bäumchen, aber auch ältere, starke,
und zwar vorwiegend sonnig stehende, während im Schatten wachsende
verschont bleiben. In den Gängen siedeln sich Termiten und andere
Holzzerstörer an. Puppe im Stamme.
Petrognatha gfigras F. var. spinosa^). West- und Ostafrika-, an
einheimischen und eingeführten jP/c?<.s-Arten. Sammetschwarz, Flügel-
decken mit Ausnahme des Grundes , der Spitzen und eines grofsen
Fleckes am Seitenrande gelblichgrau; Fühler, Tibien und Tarsen
gelblichbraun ; ü — 7 cm lang. Larve scheinbar unbekannt, in Stamm
und Ästen, namentlich sonnig stehender Bäume: diese werden sel-
tenergetötet, öfters einzelne Äste ; daher Schaden nicht sehr bedeutend.
Die zur Regenzeit an den Stämmen sitzenden Käfer sind zu sammeln.
Frea marmorata Gerst. 2), Ostafrika, in Kaffee.
Die Larve von Praonetha melanura Pasc, wurde von Zehnter ^)
u. a. in gesunden Kakaofrüchten auf Java beobachtet. Veen*) fand
den Käfer gemein an Stämmen von Kaffeebäumen.
Psenocerus supepnotatus Say^). Nordamerika. Larven bis zu acht
und zehn in Stengeln von Johannis- und Stachelbeerbüschen, in 3 — 6
Zoll langen Kanälen nach der Spitze zu; in dieser im Mai die Puppe.
Die befallenen Stengel treiben im Frühjahr nicht mehr aus und sind
dann rechtzeitig zu vernichten.
Die auf die Neue Welt beschränkten Oncideres-Arten ringeln
Zweige verschiedenster Laubbäume und Büsche. An der Ringelstelle
bricht gewöhnlich der Zweig ab: an manchen Hölzern schneiden sie
auch die Zweige ganz ab Für jedes Ei wird erst ein kleines Loch
gebohrt, das nach dem Einschieben des Eies mit einer gummösen
Masse verschlossen wird. Kolbe vermutet, dafs die Käfer ursprünglich
die Eier an abgestorbenes Holz ablegten, nur wo ihnen das nicht zur
Verfügung stehe, die Zweige ringeln^). Die Käfer fressen aufserdem
die Rinde gesunder Zweige. - — Viele Arten werden recht beträchtlich
schädlich, so O. eingfulatus Say'^) im südlichen Nordamerika an
Obst- und Schattenbäumen, Rosen usw., O. putator Thoms.^) weiter
südlich an Prosopis juliflora, O. amputator F.'*) in Mittelamerika an
1) Precss, Denkschr. Deutsch Schutzgeb. 1901/02. S. 5293; Tropenpflanzer, Bd. 7,
1903, S. 350—351. — Bisse, ibid., Bd. 10, 1906, S. 100.
-) Denkschr. Deutsch. Schutzgeb. 1901/02, S. 5564, — Aulmann, 1. c, S. 33-34,
Fig. 18.
3) Proefst. Cacao Salatiga, Bull. 6, 1903, p. 17.
") Bull. Kolon. Mus. Haarlem, Juni 1897, p. 50.
6) Smith, J. B. , Eep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1895, p. 396—397. — Britton,
Rep. Connecticut agr. Exp. Stat. 1903, p. 272—273, fig. 42. — Pettit, Michigan
agr. Exp. Stat., Spec. Bull. 24, 1904, p. 36, fig. 34.
ß) Danach müfsten die Käfer ganz genau den Erfolg des ßingelns kennen,
also zweckbewufst handeln, was doch kaum anzunehmen ist.
'') CoNRADi, II. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 52, 1905, p. 66. — Sanderson,
ib. Bull. 57, 1906, p. 39. — Feet, Mem. 8, New York Stat. Mus., Vol. 1, 1905,
p. 271—274, PI. 9, fig. 6—12. — Mathenv, Ohio Naturalist, Vol. 10, 1909, p. 1—5. 2 PL
8) Wise a. Schwarz, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 22, N. S., 1900, p. 94-95.
9) Duerden, ibid. Bull. 18, N. S., 1898, p. 100. — Agric. News Barbados, \ ol. 4,
1905, p. 355; Vol. 7, 1908, p. 282.
504 Coleopteren, Käfer.
Eriodeudron, Cajanus, Casuarina, Inga, Kakao usw.; ferner in Brasilien
0. aegrrotus Thoms. am Kampherbaum usw.
Ecthoea quadrieornis Ol. ') ringelt in Trinidad ebenso die Kakao-
bäume.
Calamobius fllum Rossi (marginellus F., gracilis Creutz.)-). Süd-
europa, namentlich in Südfrankreich und Italien schädlich. Käfer etwa
Mitte Juni, nährt sich von den Blüten des Getreides. Das Weibchen
legt etwa 200 Eier dicht unter der Ähre in die schönsten und
kräftigsten Halme. Nach 8—14 Tagen die Larve, die sich im Halme
bis eben an die Ähre emporbohrt. Hier frifst sie innen in einem
Ringe das ganze Halmgewebe aus bis auf die Oberhaut („aiguil-
lonier"). Die Älire vertrocknet und bricht ab: nur der kopflose
(„aiguillon") Halm bleibt stehen. Die Larve geht dann wieder
hinab und bereitet sich 5 — 8 cm über der Erde ein Lager aus Kot und
Genagsei. Sie verpuppt sich erst anfangs August nächsten Jahres.
Bleibt der Halm stehen, so kann die Larve 1 — 2 Jahre darin ruhen. —
Der Schaden ist recht bedeutend, bis zu Vü — V4 der Ernte. — Zur Be-
kämpfung ist das Getreide entweder tief zu mähen oder hoch zu mähen
und dann umzubrechen.
Steirastoma depressum L. ^). Westindien, nördliches Südamerika.
Larven unter der Rinde von Kakaobäumen, namentlich im Splint. Aus
Bohrlöchern fiiefst Saft aus. Jüngere , schwächere Äste und Bäume
sterben ab, ältere, kräftigere treiben unterhalb der Frafsgänge neue
Seitenschosse. Nur in tieferen Lagen (bis 250 m Höhe). Schutz
der Insekten fressenden Vögel soll ein gutes Gegenmittel sein. Die
Käfer lassen sich durch Haufen von frischen Fruchtschalen von Kakao-
früchten oder in Rindenstücken des „silk cotton free" (Eriodendron?)
anlocken und so leicht fangen. — Einmal entwickelten sich die Larven
in einer Kakaofrucht , verzehrten das Fruchtfleisch und zerstörten über
75^/0 der Samen.
Liopus nebulosus L. Europa; Larven unter der Rinde von Nufs-,
Apfel-, Bim-, Kirsch-, Aprikosen- und anderen Laubbäumen; vorwiegend
in den Ästen, selten am Stamme.
Agapanthia Dahlii R. *). Südrufsland, schädlich an Sonnenblumen.
Käfer im Sommer, Eier einzeln an die Stengel. Larve bohrt im Marke
abwärts nach den Wurzeln zu, überwintert in der Wurzel oder im ab-
geschnittenen Stengel und verpuppt sich im Mai. Befallene Pflanzen
werden leicht vom Winde gebrochen; ihre Blüten welken frühzeitig.
Saperda F.^).
Felt unterscheidet bei den Larven drei biologische Gruppen :
1. solche , die sich vom Saftholze der dickeren Äste und Stämme
1) Agric. News Barbados, Vol. 7, 1908, p. 282.
2) Gukrin-Meneville, Bull. Sog. ent. Trance, 1845, p. LXV— LXVII; 1847,
p. XVn — XX ; übersetzt in Nöhdlinger, Die klein. Feinde d. Landwirtsch., 2. Aufl.,
S. 246—247. — Köi'i'EN, Schädl. Ins. Eufslands, S. 266.
3) Thierry, Rev. Galt, colon. 1900, Nr. 52. — Bali.ou, West Ind. Bull., Vol. 6,
1905, p. 94—95. — Agric. News Barbados, Vol. 7, 1908, p. 282. — v. Faber, Arb.
Kais. biol. Anst. Land-, Forstwirtsch., Bd. 7, 1909, p. 268—269, Taf. 2/3, Fig. 3. —
Ballou, Journ. Agric. trop. Ann. 9, 1909, p. 380.
*) Krulikowsky u. Schreiner, 1897/98 (russ. Arbeiten); Ausz. : Zool. Zentralbl.,
Bd. 8, S. 59.
^) Felt a. Joutel, N. York St. Mus., Bull. 74, 1904, 86 pp., 14 pls., 7 figs.
Cerambyciden, Bockkäfer. 5Q5
lebender Bäume näliren; 2, solche, die im Saftholz dünnerer Zweige
lebender Bäume fressen und hier Gallen erzeugen ; 3. solche , die
von lebendem und totem Gewebe sterbender oder frisch gefällter
Bäume sich nähren. — Nur in der gemäfsigten Zone der nördlichen
Halbkugel.
S. eareharias L. (Grolser) Pappelboek. Eier im Juni, Juli
einzeln an Pappeln oder Baumweiden zwischen 5 und 20 Jahren.
Larve platzt zuerst unregelmäfsig unter der Rinde, später, namentlich
nach der Überwinterung, frifst sie lange Gänge im Holze aufwärts.
Grobe, oft durch eine untere Öffnung ausgeworfene Nagespäne, bei
jungen Stämmchen eine Anschwellung am unteren Ende des Stammes,
verraten sie. Anfangs Juni des zweiten Jahres verpuppt sie sich;
Ende Juni verläfst der Kater durch ein nahezu rundes Flugloch den
Baum. Junge Stämmchen gehen häufig ein oder brechen im Winde,
ältere fast nur technisch geschädigt. — Befallene Bäume oder Äste
verbrennen; Käfer abklopfen; junge Stämmchen durch Anstrich mit
Lehm oder Leineweberscher Mischung gegen die Eiablage schützen. —
Häufig in Begleitung von Cossus ligniperda und Sesia apiformis.
S. populnea L. (Kleiner Pappel- oder) AspenboekM. "Europa,
Sibirien bis zur pazifischen Küste ^), pazifische Staaten von Nord-
amerika. — Eiablage von (April) Mai an, vorwiegend an dünneres (bis
2 cm dickes) Holz von Populus tremula, seltener von anderen Pappel-
oder Weidenarten. Vorher nagt das Weibchen ganz flache hufeisen-
förmige, nach oben offene Figiu-en in die Rinde; in der Mitte der
unteren Kurve bohrt es mit dem Legebohrer ein Loch bis ins Holz, in
das es das Ei ablegt. Die junge Larve frifst anfangs die weichen Bast-
und inneren Rindenteile in dem Hufeisen ; erst im Herbst geht sie tiefer
und überwintert. Im zweiten Jahre frifst sie zunächst einen die Mark-
röhre zur Hälfte umgreifenden Hohlzylinder im Splinte, dann im Marke
einen 2 — 5 cm langen Gang nach oben, den sie nachher nach unten ver-
längert bis zur Rinde, und verpuppt sich hierin im Frühjahr. Das
Holz um die Frafsstellen färbt sich bei Pappeln bräunlich, bei Weiden
rot^). Da, wo die Larve den Splint weggefressen hat, bildet sich
nach aufsen eine neue Splintlage, die nach innen lebhaft Holz ab-
scheidet, so dais eine längliche, ovale Galle mit verdünnter Rinde,
aber verdicktem Holze entsteht. — Nur ein Bruchteil der abgelegten
Eier entwickelt sich zu Käfern: die meisten gehen als Eier oder Larve
zugrunde. Parasiten: verschiedene Schlupfwespen und Sarcophaga
alhkeps Meig. *). — Schaden sehr gering. Selbst ein Dutzend und mehr
Gallen hintereinander schaden einem Zweige nicht ernstlich. Gefahr
tritt erst ein, wenn, wie es häufig geschieht, die Larven von Spechten
ausgehackt werden. Dadurch entstehen grofse, splitterige Wunden, die
lange offen bleiben (sie werden meistens im Winter gehackt) und so
den Atmosphärilien leicht Eintritt gewähren; belaubt sich der Zweig später
wieder, so tritt hier oft Windbruch ein. — Boas stellte für Dänemark
fest, dafs der Aspenbock nur alle zwei Jahre, und zwar dort in den
1) Boas, Zool. Jahrbb., Abt. Syst., Bd. 13, 1900, S. 247—258, 1 Taf., 6 Fij
Benick, Nerthus, Jahrg. 6, 1904, S. 248-251, 306—310, 13 Fig.
2) Koppen, Schädl. Ins. Eufslands, S. 266.
3) Eggers, Illustr. Wochenschr. Entom., Bd. 1, 1896, S. 578—579.
*) Kleine, Ent. Blätter, Jahrg. 6, 1910, S. 217—221, 2 Figg.
506 Coleopteren, Käfer.
ungeraden Jahren, auftritt i). — S, scalaris L., Leiterboek ; Larve
u. a. in Walnuls-, Kirsch- und Apfelbäumen, Espen und Buchen; zu
selten; um schädlich zu sein.
S. Candida F. The Round-headed apple tree borer 2). Nord-
amerika; nächst dem Apfelwickler der schlimmste Feind der Apfel-
züchter; auch in Quitte, weniger Birne; ursprünglich in wilden
Pomaceen. Käfer nächtlich, am Tage in Bodengeniste usw. um den
Grund der Bäume. Hier legt das Weibchen die Eier einzeln in selbst-
gefertigte Rindenschlitze. Die Larven fressen flache Gänge in Splint
und innere Rinde , meist am unteren Teile des Stammes, an älteren
Bäumen auch höher, gelegentlich sogar bis in die untersten Äste.
Junge Stämme werden leicht geringelt, Generation dreijährig; Winters
geht die Larve tiefer, oft bis unter die Erdoberfläche. Über dem
Frafsplatz verfärbt sich die Rinde , oft springt sie auf und läfst Bohr-
mehl austreten ; im Frühjahr quillt oft Saft heraus. Verpuppung dicht
unter der Rinde. — Bekämpfung: Larven ausschneiden. Basis
des Baumes mit Zeitungspapier, Gaze, alter Leinwand umbinden,
Erde dagegen aufhäufeln, so dafs die Käfer nicht darunterkriechen
können; wird dieser Verband früh genug angelegt, so verhindert er
auch das Ausschlüpfen der im Baum sich entwickelnden Käfer, Baum
mit Seife und Soda, mit etwas Karbolsäure, waschen. Käfer früh-
morgens abklopfen oder abends am Licht fangen. Da, wo Bohrmehl
die Anwesenheit der Larven verrät, die Rinde mit Petroleum bürsten ;
dieses dringt ein und tötet die Larven. Reine Kultur, — Noch mehrere
andere Arten in Weichholzbäumen.
Glenea novemgruttata Gast. ^), Java, an Kakao. Eier einzeln in der
Rinde der unteren Stammteile, Larve platzt zuerst in äufserer Rinde,
später in langen, gewundenen Gängen im Splinte, mehrere Larven
können so das ganze Cambium eines Baumes zerstören. Verpuppung
im Holze, Tausende von Kakaobäumen sollen dem Bohrer zum Opfer
gefallen sein, — Die jungen Larven verraten sich durch austretendes
Bohrmehl und ausfliefsenden Saft; sie sind auszuschneiden oder die
betreffenden Stellen mit einer Drahtbürste zu reinigen und mit einer
Mischung von Petroleum und Teer zu bestreichen. Kalken soll vor
Eiablage schützen. Da der Käfer sich auch aus abgestorbenem Holze
entwickelt, sind stärker befallene Äste oder Bäume zu verbrennen.
Nach DuDGEON^) lebt auch eine Glenea- Larve in Westafrika im
Kakaobaume ; von den Kakaoplantagen der westafrikanischen Pflanzungs-
gesellschaft „Bibundi" haben wir Gl, g-aboniea Thoms. erhalten.
Phytoecia eylindriea L. Larven in Wurzeln und Stengeln von
Doldengewächsen, aber auch in Ästen und Zweigen von Birn- und Pflaumen-
bäumen. — Ph. ephippium L.^), Larven in Wurzeln von Pastinak,
bei Bordeaux auch in denen von Karotten beobachtet. — Ph. pustu-
') Zool. Jahrb., Abt. Syst., Bd. 2.5, 1907, S. 318—320, Taf. 10.
2) Smith, J. B., Rep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1890, p. 513—514, fig. 26. — Banks,
U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 34, 1902, p. 39—40, Fig. 36. — Chittenden, ibid.,
Circ. 32, rev. ed., 1902, p. 1—8, Fig. 1.
3) Zimmermann, Centralbl. Bakt. Parasitenkde., Bd. 7, 1901, S. 917. — Zehntner,
Bull. 1, Proefstat. Cacao Salatiga, 1901, p. 7—8; Nr. 3, 1902, p. 10-16, 3 Fig. —
V. Fahek. 1. c. p. 265—267, Taf. 2/3, Abb. 2. — Koningsberger, Med. Dept. Landbouw,
Nr. 6, 1908, p. 73—74.
") Bull. Imp. Inst., Vol. 8, 1910, p. 148.
5) Heeger, Sitz.-Ber. Akad. Wiss. Wien 1851, S. 346-348, Taf. 12, Fig. 1-10. —
BüQiET, Bull. Soc. ent. France 1851, p. LIV.
Cerambyciden, Bockkäfer. 5Q7
lata Schrk. M. Larve in Wurzeln der Schafgarbe, in Südfrankreicli
auch, in Chrysanthemen schädlich geworden , die im Freien gehalten
wurden. Der Käfer schneidet im April den Stengel an und legt in
jeden ein Ei. Die Larve frifst im Marke abwärts bis zum Wurzelhalse, ja
bis zur Wurzel selbst. Juli bis August entwickeln sich die Käfer, die
aber bis zum nächsten Fiäilijahr in der Puppenwiege bleiben. Im Juni
beginnen die befallenen Stengel zu welken.
Nitocris usambica Klbe. Oslafrikaniseher gelber Kaffee-
bohrer^). 25 — 28 mm lang; schlank. Käfer gelb. Augen und Fühler
schwarz, Flügeldecken zu dreiviertel, Hinterleib, Tibien und Tarsen
der Hinterbeine dunkelbraun. Larven bis 40 mm lang, orangegelb.
Käfer befrifst die grünen Teile des Kaffees. Eiablage an die jüngsten
Zweige unter die Einde. Larve bohrt zuerst im Marke abwärts, dann
in Holz dicht unter dem Kambium , zuletzt etwas tiefer, bis 1 m lang.
Im zweiten Teile des Ganges eine Reihe kleiner Löcher zum Auswerfen
des Kotes. Puppe dicht über dem untersten Ende; Käfer schlüpft aus
einem erweiterten Seitenloche aus. Generation wohl zweijährig.
Schaden besonders indirekt, durch Fäulnis, Windbruch usw. Be-
kämpfung: Gang unterhalb des letzten Seitenloches anschlagen, die
Larve durch ein eingeführtes dünnes Zweigstück töten.
Oberea Muls.
Larven in dünneren Stämmchen und Zweigen, das Mark aus-
höhlend.
O. linearis L. Haselbock ^). Käfer von Mai an. Eier an Hasel-
nufs, Hainbuche, Erle, Korkrüster, Hopfenbuche, Walnufs einzeln unter
Rinde junger, nachher vom Weibchen geringelter Triebe, deren Spitze
welkt und abbricht. Die nach 14 Tagen ausschlüpfende Larve frifst
im Marke aufwärts bis zur Ringelstelle, wo sie ihren Kot durch ein
Loch ausstöfst und dieses wieder durch Bohrmehl verschliefst. Nun
bohrt sie sich vorwiegend nach unten, zeitweise auch nach oben um-
kehrend , bis ins mehrjährige Holz , und frifst Mark und Holz zu
einem überall gleich weiten Kanäle aus; der Kot wird von Zeit zu
Zeit durch nachher wieder verschlossene Löcher nach aufsen ge;
schafft. Puppenhöhle gewöhnlich nahe über dem Erdboden. Generation
zweijährig. — O. oeulata L, Larven, ähnlich wie vorige, in jungen
Trieben von Laubholz , besonders in denen von AVeiden , daher in
Weidenhegern recht schädlich. Generation zweijährig.
O. bimaeulala Ol. Raspberry cane borer*). Nordamerika. Das
Weibchen macht, von Ende Juni an, an frischen Trieben von Him-,
seltener Brombeeren, zwei, etwa ein Zoll voneinander entfernter Ringel ;
dazwischen leg-t es ein Ei ins Mark; die Spitze der Rute welkt und
bricht ab; die Larve bohrt abwärts, überwintert und verpuppt sich
erst im nächsten Frühjahr. — O. oeellata Hald.^). Ebenda, in Zweig-
') Darboux et MixGAUD, Bull. Sog. Etud. Sc. nat. Nimes T. 33, 1905, Mem.,
p. 172—175. Extr.: Le Naturaliste T. 29, p. 13.
2) MoRSTATT, Pflaiizer , Jahrg. 7, 1911, S. 68—69, 271—276, 1 Taf., 468. — Aul-
mann, 1. c, S. 39—41, Fio;. 22. — Kolbe, Deutsch, ent. Zeitschr. 1911, S. 504—535.
3) Eckstein, Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 1, 1892, S. 163-165. — Nielsen, Zool.
Jahrbb., Abt. Syst., Bd, 18, 1903, S. 659—664, Taf. 29. — Strohmeyer, Nat. Zeitschr.
Land-, Forstw., Jahrg. 4. 1906, S. 156—158.
*) Webster, Journ. N. Y. ent. Soc, Vol. V. 1897, p. 203—204, PL 10.
5) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 19, N. S., 1899, p. 98—99.
508 Coleopteren, Käfer,
spitzen von Pfirsichen, Pflaumen, Äpfeln. — O. ulmieola Chitt. i).
Illinois , in Ulmen. Das Weibchen ringelt zuerst einen einjährigen
Zweig,' dessen Spitze später im Winde abbricht. Dann legt es etwas
unterhalb ein Ei dicht unter die junge, zarte Rinde, und ringelt
wieder, aber nicht so tief, etwa einen Zoll unterhalb. An den be-
schränkten Stellen des Vorkommens der Art überaus häufig und daher
sehr schädlich.
Pogouochaerus faseieularis Panz. Larven in 1 — 5 cm dicken
Ästen oder 5 — 15 Jahre alten Stämmen der Kiefer, aber auch
Fichte. Weymouthskiefer, Edelkastanie. Der flache, scharfrandige,
bis 3 mm breite Frafsgang ..geht in Windungen , oft um den Zweig
herum. Da besonders die Äste der Krone befallen werden, ist die
Larve oft mitschuldig an der Gipfeldürre der Kiefern-Überhälter. Gene-
ration einjährig. Larven überwintern, häufig in den im Herbste fallenden
Reisern.
Tetrops praeusta L.^). Käfer vorwiegend an blühenden Prunus-
sträuchern; Larven in dünneren Zweigen von Prunus- und Pirusarten,
aber auch von Esche und in ßosenstengeln.
Clirysomeliden, Blattkäfer.
Die lebhaft, oft bunt gefärbten, unbehaarten Käfer sind aus-
gesprochene Tagestiere, die gewöhnlich Löcher in Blätter fressen. Die
zahlreichen , ebenfalls lebhaft gefärbten , länglichen Eier werden in
kleineren Gruppen aufsen an die Pflanzen, aber möglichst vor Sonne
und Wetter geschützt , abgelegt. Die meist düster gefärbten , _ ge-
drungenen, walzigen oder abgeflachten, oft warzigen oder dornigen
Larven fressen ebenfalls aufsen (die Oberhaut abschabend) an oder in
Pflanzenteilen. Die Puppe hängt frei am Blatte oder liegt in Erdkokon.
Fast immer mehrere Brüten ; die Käfer der letzten überwintern.
Der Schaden wird nur da grofs, wo Käfer und Larven in groisen
Massen auftreten. Er ist in den meisten Fällen durch Arsenmittel,
namentlich Bleiarsenat, leicht zu vermindern. Die häufig sehr weich-
häutigen Larven erliegen auch schon einfachen Bestäubungen mit Kalk,
Rufs, Düngesalzen und ähnlichem.
Den Käfern und Larven stellen fast alle insektenfressende Tiere
nach, doch sind sie öfters durch widrig schmeckende und riechende
Säfte gegen viele derselben geschützt. Parasiten sind weniger zahl-
reich als bei den meisten anderen Käfern.
Man unterscheidet etwa 20000 Arten in zahlreichen Unterfamilien usw.
Die Larven der Sagrinen ^) rufen vorwiegend in den Tropen der
Alten Welt in Bäumen und dickeren Pflanzenstengeln gallenartige An-
schwellungen hervor.
Orsodacua vittata Say (atra Ahr.) *). Nordamerika ; der Käfer
befriist im Frühjahr die Blüten verschiedenster Bäume : Weiden, Hasel,
Erlen, aber auch von Obstbäumen, besonders Kirsche und Birne.
1) Webster, Bull. Illinois St. Labor, nat. Hist., Vol. 7, 1904, p. 1—14, Pls. 1—2.
-) Reh, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. XX, 1901, 3. Beih, S. 15s. — N..Kr., Natu-
raliste, Ann. 81, 1909, p. 49—50.
3) Maxweel-Lefroy, Ind. Ins. Life, Calcutta 1909, p. 354. — Green, Trop. Agric,
Vol. 33, 1909, p. 137.
*) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 9, N. S., 1897, p. 20—21.
Chrysonieliden, Blattkäfer. 509
Die Donacinen, Rohrkäfer ^ ), benagen die oberen Teile von
Wasserpflanzen-, an oder in deren untergetauchten Teilen die Larven.
Mitunter schädlich.
Criocerinen, Zirpkäfer.
Die dicken, walzigen, buckligen Larven bedeckeipi ihren ganzen
Körper mit Kot. der sie sowohl gegen Sonne und Trockenheit, wie
auch gegen viele Feinde (Vögel) schützt.
Lema F.
L. cyanella L.^) und melanopus L.^), Getreidehähnehen;
über ganz Europa und das südwestliche Asien verbreitet, schädlich
aber nur in Südosteuropa. An Gräsern, besonders Getreide, von dem
Hafer am meisten leidet. Die überwinterten Käfer fressen bereits im
April langgestreckte, schmale Löcher in die Blätter. Eier glänzend
gelb, in perlschnurartigen Reihen von 10 — 20 nahe dem Mittelnerv,
40—50 und mehr an einem Blatte. Anfangs Mai die Larven; sie
schaben in schmalen Streifen die Oberhaut zwischen den Nerven ab. Bei
Hitze halten sie sich auf der Unterseite der Blätter oder in der Nähe
der Blattscheiden auf. Verpuppung Ende Mai, bei cyanella in einem
erhärteten Schaumkokon an der Frafsstelle , bei melanopus m der
Erde. Mitte Juni die Käfer. Erstere Art etwas später oder langsamer
sich entwickelnd. Li warmen Gegenden (Südrufsland) zwei Brüten
(die Larven der zweiten im September), sonst eine sich fast über den
ganzen Sommer hinziehende. Nach Mokrzecky bleibt dagegen der im
.Juli fertige Käfer von melanopus bis Anfang nächsten Jahres in dem
Erdkokon. Schaden: Verlust an Samen, in Güte und Menge; in
trockenen Jahren tritt die Ähre stark befallener Pflanzen gar nicht
heraus. Ungarn erlitt 1891 Verluste von 11—15 Millionen Gulden.
Das Vieh frifst befallene Saat nicht als Grün-, nm^ als Trockenfutter.
Bekämpfung: Käfer kätschern. Befallene Stellen abmähen und
auf ihnen Feuer anzünden, deren Asche über sie zu streuen ist.
Spritzen mit 2*^/oiger Tabaksbrühe, wann alle Larven ausgekrochen
sind und 1 — 2 Tage trockenes Wetter zu erwarten ist.
L. flaviceps SufP.*). Japan, gemein in Reisfeldern in den
kühleren, bergigen Distrikten. Als Gegenmittel wird auf das Wasser
der Reisfelder Petroleum gegossen; darauf werden Käfer und Larven
von den Pflanzen mit Besen abgefegt.
L. trillneata Ol. Nordamerika. Früher ein sehr wichtiger Kar-
toflPelschädling, jetzt aber durch Arsenmittel vollständig in Schach ge-
halten.
Crioceris Geoffr.
Cr. lilii Scop. (merdigera F.), Lilienhähnchen^). Auf Lilien,
Kaiserkrone usw. Eier schmutzig rötlichgelb , zu 2 — 9 an der Blatt-
1) Reh, 1. c. — GouKv et Guignon, Feuill. jeun. Natur., Vol. 35, 1905, p. 37—88.
2) Cornelius, Stettin, ent. Zeitg., Jahrg. 11, 1850, S. 20—21.
3) Westwood, Garden. Chronicle 1849, p. 824, fig. — Curtis, Farm Insects,
p. 307—808, Fig. 43. — Sa.iö, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 3, 1893, S. 129— 187. —
MoKRZECKi, Ber. . . . 1907 (russisch); Ausz.: Zeitschr. wiss. Ins.-Biol., Bd. 7, S. 203.
*) Onuki, Imper. agr. Exp. Stat. Japan, Abstr. of Bull. 30, p. 5—6.
5) Schröder, III. Wochenschr. Ent., Bd. 2, 1897, S. 516—518, 4 fig.. — Eeineck,
Zeitschr. wiss. Insekt.-BioL, Bd. 6, 1910, S. 65—66, 8 Fig.
510 Coleopteren, Käfer.
Unterseite. Die Larven skelettieren zuerst von Mitte Mai an, dann
fressen sie Löcher auf beiden Seiten des Blattes, schliefslicli nagen sie
sie von der Seite an. Verpuppung Ende Mai in glänzend seidenartig
austapezierten Kokons flach in der Erde. Nach drei Wochen der Käfer.
Zwei Brüten.
Cr. merdig:era L. (brunnea F.) ^). An Zwiebeln, Lauch, Knoblauch,
Maiblumen, Spargel ; Eier in Häufchen von 10 — 20 ; sonst wie vorige.
Cr. 12 -punctata L. (Eier anliegend) und asparagri L. (Eier
senkrecht abstehend), Sparg-elkäler-- ^), überwintern in Verstecken
(hohlen Spargelstumpfen, Fanggürteln usw.). Eier an Spargelpfeifen
und jungem Kraut. Käfer und Larven ebenda, die jüngsten Teile vor-
ziehend ; doch fressen erstere auch nicht selten den Grund der Stengel
durch, selbst an unterirdischen Ausläufern. Puppen flach in der Erde.
Zwei Brüten; Käfer von Ende April an bis in Oktober; ihre zweite
Brut im August und September. Larven von Mai bis Juni, August
und September. Ganze Entwicklungsdauer etwa 30 Tage. Die Larven
der zweiten Brut von Cr. 12-punctata entwickeln sich in dadurch früh-
reif werdenden Beeren, an denen auch die Käfer vorwiegend fressen. —
Der Schaden kann sehr bedeutend sein (bei New York 1862 50 000
Dollars), durch Beschädigung und "Wertverminderung der Pfeifen, und
Schwächung der Wurzel durch Zerstören der oberirdischen Teile, be-
sonders groß in den ersten drei Jahren, solange noch keine Spargel
gestochen werden.
Beide Arten, nach Nordamerika verschleppt, haben sich den ganzen
Kontinent erobert, wurden allerdings an vielen Stellen durch Kälte-
wellen im Winter oder Hitzewellen im Sommer dauernd oder für
längere Zeit wieder ausgerottet.
Feinde der Larven: Kaubinsekten (Coccinelliden, Schildwanzen,
Grabwespen, Libellen, Florfliegen), Tachinen [Meigenia florah's Mg.*),
Myohia pmniJa Macq.] ; der Eier in Amerika: Tetrasticlms asparagi
Crawf. ^ ).
Bekämpfung. Sammeln und Abklopfen (die Käfer von asparagi
laufen wie Eichhörnchen um den Stamm herum, die von 12-punctata
lassen sich sofort fallen oder fliegen davon) ; bei heifsem Wetter die
Larven von den Pflanzen abfegen (sie gehen auf dem heifsen, trockenen
Boden zugrunde); Eier und Larven zerdrücken, indem man das Kraut
durch die Hand zieht; im Herbste alles Kraut tief abmähen und ver-
brennen; im Frühjahre alle Krauttriebe entfernen, damit die Käfer an
die Pfeifen ihre Eier ablegen müssen, mit denen sie entfernt werden;
Stäuben mit Kalk, Tabak, Insektenpulver, selbst Strafsenstaub ; Spritzen
mit Kontaktgiften, namentlich aber mit Bleiarsenat.
Cr. impressa F.*"'). Indien; Larve an Blättern von Dioscorea
alata.
1) Reh, 1. c. S. 159—160.
2) Chiti ENDEN, U. S. Dept. Agric. , Yearb. 1896, p. 341—352, fig. 84—89; Bur.
Ent., Bull. 66, 1907, p. 6—9; Circ. 102, 1908, 12 pp., 6 fig. — v. Schilling, Pr. Eatg.
Obst-, Gartenbau 189«, S. 63, 3 Fig. — Reh, 1. c. p. 160. — Theobalu, Leafl. 47, Board
Agr. London, 1902, 5 pp., 4 figg.; Rep. 1906/07, p. 118—119, PL 25, 26, Fig. 16.
•) Auch andere Crioceris-Arten finden .sich hier und da an Spargel, sind aber
ohne Belang. Siehe Xamüeu, Le Naturaliste T. 31, 1909, p. 140—141, 152—153.
•*) Pantel, Bull. Sog. ent. France 1902, p. .56—60.
•'') Fernalu, Journ. econ. Ent.. Vol. 2, 1909, p. 278—279.
«) UE NicEviLLE, Ind. Mus. Not. Vol. 5, p. 134, PI. 8, fig. 6.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 511
Clytrinen.
Diapromorpha melanopus Lac. ^j. Indien, am Tee. Käfer fressen
Löcher in die Blätter und jungen Triebe, die welken und abbrechen.
Die Pflanzung ist von der natürlichen Nahrung der Käfer (Gräser) rein
zu halten. Absammeln. Larven und Biologie unbekannt.
Chlaxnydinen.
Chlamys plicata FJ). Nordamerika. Käfer und Larven an Brom-
beeren ; letztere in schief nach oben abstehenden Kotsäcken.
Cryptocephalinen.
Larven in Kotsack, mit nach unten eingeschlagenen letzten Hinter-
leibsringen.
Elaphodes tigrinus Chap. ^). Australien, an Akazien.
Cryptocephalus (Disopus) pini L.*). Südliches Mitteleuropa,
Käfer im Herbste an Nadeln und jungen Trieben der verschiedenen
Kiefern, nicht unbeträchtlich schädlich: sehr leicht abzuklopfen.
Cr. obsoletus Germ. ^). Li Mittel- Georgia ein ernstlicher Feind
für collard-Kohl.
Eumolpinen.
Larven gewöhnlich unterirdisch , an Wurzeln , weich, weifslich,
engerlingartig gekrümmt-, mit abgerundetem Hinterende.
Noda eretil'era Lef. '^). Guatemala; Käfer fressen Löcher in Kaffee-
blätter, die vertrocknen.
Colaspis brunnea F.''). Nordamerika. Larve unterirdisch an
Wurzeln; Käfer und Larven an Rebe, Erdbeeren, Bohnen, Kartoffeln,
Klee, Buchweizen, Birnbäumen, Mais usw. — C. favosa Say^), Käfer
entblätterten in Georgia Pfirsichbäume.
Nodonota puneticoüis Say^). Rose leaf-beetle. Nordamerika,
einer der gemeinsten und verbreitetsten Blattkäfer, frifst im Frühjahre
Löcher in Blätter, Knospen und Endtriebe der Rosaceen; auch an
Weiden. — N. tristis Ol. Plum leaf-beetle^*^). Nordamerika Im
Hochsommer namentlich an Pflaumen und Pfirsichen, weniger an Apfel,
Kirschen, Amelanchier.
Ficlia vitieida AValsh., Grape root-worm "). Oststaaten Nord-
amerikas ; hier der schlimmste Feind der Rebe. Käfer von Mitte Mai
bis Herbst; nagt lange, schmale, kettenartige Streifen in Blätter, Blatt-
und Blütenstiele , grüne Triebe und grüne Beeren ; an wachsenden
Blättern werden diese Streifen allmählich breiter. Nach etwa zwei
1) WATr a. Mann, Pests and Blights of tea plant, 2d ed., Calcutta 1903, p. 170
bis 174, fig. 8.
2) Briggs, Cold Spring Harbour Monogr. lY, 1905, 12 pp., 1 PL, fig. A— L.
') Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 13, 1902, p. 714.
*) Judeich u. Nitsche, 1. c, p. 610 — 612.
5) Newell a. Smith, ü. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 52, 1905, p. 72.
6) U. S. Dept. Agric, Bull. 18, N. S., 1898, p. 100.
^) Webster, ibid. Bull. 2, N. S., 1895, p. 90. — Chittenden, ibid. Bull. 9, 1897,
p. 21. — Johnson, ibid. Bull. 20, 1899, p. 63—64. — Webster a. Mally, ibid. p. 71;
Bull. 26, 1900, p. 90. - Forbes, 22 tb Rep., 1903, p. 145—149, 2 figs.
^) Newell a. Smith, 1. c, p. 70.
s) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 7, N. S., 1897, p. 60—61, 1 fig.
10) id., ibid. Bull. 19, N. S. 1^99, p. 93 95.
") Johnson a. Hammar, ibid. Bull. 89, 1910, 100 pp., 10 Pls., 31 figs. — Hartzell,
Journ. ec Ent, Vol. 4, 1911, p. 419-421.
512 Coleopteren, Käfer.
"Wochen beginnt er 150 und mekr Eier in Griq^j^en von 25 — 40 vor-
wiegend unter lose Rinde am Grunde der Rebstöcke abzulegen. Nach
9 — 12 Tagen die Larven; sie lassen sich zu Boden fallen und graben
sich ein ; sie verzehren zuerst die feinen Wurzelfasern ; später l3ohren
sie lange, fest mit Bolu^mehl und Kot ausgefüllte Gänge in stärkere
Wurzeln und Löcher in den Stamm. Durch die Wunden dringen
Fäulnispilze ein, die das Zerstörungswerk vollenden. Sie überwintern
bis 2 — 3 Fufs tief in einer Erdzelle. Von Mai an fressen sie wieder
3 — 4 Wochen an den Wurzeln, und verfertigen dann eine neue Erd-
zeUe etwa 5 — 8 cm tief. Hierin verpuppen sie sich nach (3 Tagen;
nach 2 — 3 Wochen der Käfer, der ebenfalls erst noch einige Tage in
der Zelle ruht. Zum Herbste bzw. Frühjahre noch nicht genügend
reife Larven überwintern zum zweiten Male.
Jeder Befall schwächt die Rebstöcke ; stärkerer verhindert die
Reifung der Trauben, die oft vorzeitig abtallen, und die Neubildung
von Holz; die Blätter färben sich frühzeitig gelb. Der Frafs der
Käfer an den Blättern ist von minderem Belange ; wichtiger ist der
an Blatt- und Fruchtstielen, weil dadurch die Ernährung der betreffenden
Endorgane verhindert wird ; befressene Beeren platzen auf wie beim
Oidium. Stark von Larven befallener Rebgarten sieht aus wie ein
Reblausherd.
Die ursprüngliche Nährpiianze ist die wilde Rebe; an ihr kann
sich der Käfer aber nie so stark vermehren, weil sie oberirdisch zu
üppig wächst und zu sehr sich ausbreitet; die meisten aus den Eiern
kriechenden und herabfallenden Larven vermögen nicht an die Wurzeln
zu gelangen. — Auch an Ampelopsis quinquefoh'a und Cercis canaäensis.
Gegenmittel. Käfer abklopfen, lassen sich aber bei der ge-
ringsten Berührung des Rebstockes fallen; Umbrecüen der Erde im
Mai bis dicht an die Rebstöcke heran zerstört die Puppenzellen und
vernichtet die Puppen; im Herbste die Erde um die Stöcke etwas auf-
häufeln ; die Puppen liegen dann höher und können durch Ausrechen
dieser Erhöhungen blofsgelegt werden. Spritzen mit gesüfstem Blei-
arsenat im Frühjahr, kurz bevor die Käfer ausschlüpfen, und noch ein-
mal spätestens nach 8 Tagen. Schwefelkohlenstoff. Eintreiben von
Geflügel zur Frafszeit der Käfer.
Auch andere Fidia-Axtew finden sich in Amerika an Reben, aber
in so geringer Zahl oder Verbreitung, dafs sie zurücktreten.
Bromius (Euiiiolpus, Adoxus) obseurus L. var. vitis auct. (nee F.).
Rebstock- Fallkäler 1), Ecrivain, gribouri. In allen Weinbaugebieten
Euroj)as, Asiens und Nordafrikas; schädlich nur in Südfrankreich und
Ungarn. Sonst wie voriger. — Im Jaln-e 1880 zum ersten Male in
Californien; seither auch dort mehrfach schädlich geworden. Anfangs
wurde er mit vorigem verwechselt. Der Käfer erscheint dort etwas
früher als in Europa, bereits Anfang Mai, und verschwindet im Juni.
Eier nicht nur am Holz, sondern auch an den Blättern; Larven und
PupiDcn tiefer, erstere mehrere Fuls, letztere 10 — 20 cm tief in der Erde.
Die beiden Formen obseurus und vitls sind morphologisch identisch,
biologisch zum Teil verschieden. In manchen Gebieten schliefsen sie
.sich aus. vitis lebt in Europa im allgemeinen nur auf der Rebe; an
') S. Reblaus-Denkschriften. — Toi-sknt, Bull. Soc. Etud. Sc. nat. Reims 1896.
— Sa.jö, 111. Wochenschr. Ent., Bd. 1, 1896, Ö. 501—506, 517—524, 5 Fi^-g.; Bd. 2,
1897, S. 129—134; Bd. 3, 1898, S. 814. — Mayei-, Progr. Agr. Yitic. 1905, p. 588— 540,
1 tav. — Ql'avi.k, Californ. agr. Exper. Stat. Bull. 195, 1908, 28 pp., 18 figs.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 5]^ 3
zwei Stellen Dentsclilands allerdings kommt sie zwar mitten in ßeb-
gebieten vor, aber nicht an der Eebe ^). ohsciirus lebt in Europa vor-
wiegend an Epilobium', aber auch an anderen Pflanzen. Li Amerika
sollen beide Formen an beiden Pflanzen leben.
Colasposoma eoITeae Klbe-). Die grünschillernden, 4—4,5 mm
langen Käfer durchlöcherten bei Lindi in Deutsch-Ostafrika in grofser
Zahl die Blätter von Liberia- und PayskaÖee. Larven, nach Kolbe
vielleicht derselben Art angehörig, frafsen von unten die Pfahlwurzel
junger Kafifeepflänzchen an oder höhlten sie schneckenförmig aus,
Paria aterrima 01.^). Larven in Ohio schädlich an Erdbeeren,
deren Wurzeln sie abfressen. Puppe in Erdzelle.
Typophorus eanellus F. Strawberry root-borer ^). Ebenso. Käfer
fressen auch Löcher in Blätter, Auch auf Obstbäumen. Nach Howard
& Marlatt-^) verschleppt die schwarze Varietät des Käfers die Larven
der San Jose-Schildlaus.
Syagrus punetieoUis Lef.''). Schwarz bis schwarzbraun ; Rücken
fein punktiert; Flügeldecken mit je zwölf, aus kleinen Höckern zu-
sammengesetzten Leisten; Füfse stark graubraun behaart; 6 — 8 mm
lang. Ostafrika, an Baumwolle. Der Käfer erscheint kurz nach dem
Einsetzen der Regenzeit, namentlich da, wo noch kurze Zeit vor der
Bestellung hohes Gras gewachsen war. Er frifst nachts an den jungen
Baumwollpflänzchen 3 — 5 mm grofse Löcher in die Blätter und beifst
die Blattstiele und Stämmchen dmxh. Tagsüber in den etwas ein-
gerollten oder zusammengefalteten Blättern. Ein Käfer kann in einer
Nacht 8 — 10 Pflänzchen eines Pflanzloches beschädigen. Junge
Pflänzchen gehen ein, ältere werden schwer geschädigt. Amerika-
nische Uplancl-Baumwolle wurde bis jetzt verschont. Das einzige
Gegenmittel scheint Abschütteln zu sein, da Arsenseife die Pflänzchen
tötete.
Chrysochus auratus F. ^). Georgia; grofser Schaden durch Ent-
blätterung von jungen Pekan-Kulturen.
Chrysomelinen.
Colaphus sophiae Schall.*). Mittleres Europa, spärlich an wilden
Kreuzblütlern; in Nordholland Käfer und Larven an Senf schädlich
geworden.
Colaspidema atrum 01.^). .Südwestliches Europa, besonders schäd-
lich in Südfrankreich (negril , hahotte noire) an Luzerne. Käfer von
') Siehe v. Fkickkn-, Naturgeschichte d. Käfer Deutschlands, 4. Aufl., 1885, S. 467.
2) (Wariu-rg), Tropenpflanzer, Bd. 3. 1899, p. 387. — Koü.be, Deutsch, ent.
Zeitschr. 1911, S. 505—506. — Alu.maxn, Fauna d. deutsch. Kolon., R. 5, Heft 2
S. 50—51, Fig. 32.
3) Crawford, U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 4, 1884, p. 88—89.
") Pettit, Michigan agr. Exp. Stat., Bull. 180, 1900, p. 134—136, flg. 12—13.
^) ü. S. Dept. Agric , Div. Ent., Bull. 3, 1896, p. 30.
6) KrÄNZLiN, Pflanzer. Jahrg. 6, 1910. S. 241—245.
") Newell a Smith, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 52, 1905, p. 70.
8) RtTZEMA Bos, Tijdschr. Ent. D. 33, 1879, p. 139—151, Tab. 9, fig. 5—10; Land-
wirtsch. Versuchsstat. 1884, S. 85-95; Zeitschr. Pflanzenkrankh.. Bd. 1, 1.891, S. 341
bis 342 ; Ziekten en Beschadigingen der Landbouwgewassen, D. 2, Groningen 1902,
p. 117—119, Fig. 59.
ö) Gavoty, Progr. agric. vitic. Ann. 18, 1901, Vol. 36, p. 44—46. — Roule, Bull.
Sog. Hist. nat. Toulouse T. 35. 1902, p. 121—130; Progr. agr. vitic. Ann. 20, 1903,
Vol. 39, p. 359—365. — de Monlaur, ibid. p. 144—145.
Sorauer. Handbuch. 3. AiiH. Dritte r Band. 33
514 Coleopteren, Käfer.
Ende April an. Eier in kleinen Gruppen unter Erdschollen, seltener
an Blättern; an diesen die Larven und Käfer. Nach 2 — 3 Wochen
Verpuppung, 10 — 15 cm tief in der Erde; nach etwa 2 Wochen (An-
fang Juli) ist der Käfer fertig, bleibt aber in seiner Puppenhöhle bis
zum nächsten Frühjahr. Haben die Larven ein Feld kahl gefressen,
so wandern sie in langen schwarzen Zügen. Gegenmittel: Eintreiben
von Geflügel, wenn di^e Käfer ausgekrochen sind; Abmähen stark be-
fallener Luzerne während des Larvenfrafses.
Gastroidea (Gastrophysa) polygoni L. i). An Buchweizen usw.
In England an Wurzeln schädlich geworden. — G. viridula Deb.
(raphani Hrbst)-). An Rettich, Sauerampfer, Rhabarber^; usw. Eier
an Blattunterseite. Zwei Brüten.
Phaedon armoraeiae L. (betulae Küst. , cochleariae Panz.),
Europa, Nordamerika, und Ph. cochleariae F.*), Europa, an wilden
Kreuzblütlern; von ihnen gehen sie öfter an kultivierte über, be-
sonders an Meerrettich (Merrrettich-Blattkäfer), Senf, Kresse, Kohl,
Kohlrabi usw. Ende April, Anfang Mai. Bald darauf Eier senkrecht
nebeneinander in Häufchen an Blattunterseite. Ende Mai die Larven
erwachsen. Puppen lose in der Erde ; nach 14 Tagen die Käfer , die
sich sehr bald wieder fortpflanzen, so dafs Ende August, September
die Entwickelung wieder abgeschlossen ist ; die Käfer überwintern nun.
Käfer und Larven fressen in erster Linie an Blättern , erstere von
unten skelettierend, letztere auch Löcher von oben. Auch an_ Stengeln
und Blüten. — Schon wiederholt, namentlich an Meerrettich,^ sind ganze
Kulturen zerstört worden. Am besten fängt man die Käfer mit ge-
teerten, durch die Felder gezogenen Brettern ab; im Herbste alle
Rückstände beseitigen.
Ph. aeruginosa Suffr. Water-cress leaf-beetle^). Nordamerika.
Käfer und Larven an Wasserkresse, Nasturtium officinale. Mit Spritz-
und Stäubemitteln ist ihnen nicht beizukommen. Bei Kulturen in
fliefsendem Wasser schwemmt dieses die Käfer fort,
Plagiodera versicolora Laich. Wie Phyllodecta vitellinae.
Melasoma Steph. (Lina Redt.).
M. populi L. Pappelblattkäfer. Europa, Asien. — M. tremulae
F. (longicollis Suffr.), Espenblattkäfer, auch nach Nordamerika verschleppt,
und M, cupreum F. an Weiden, Pappeln und Espen, an ersteren in
Hegern mitunter verderblich, an letzteren vorwiegend an Stockaus-
schlägen. Käfer überwintern im Boden ; die 150 gelblichen, zylindrischen
Eier senkrecht in kleinen Häufchen an Blattunterseite. Nach 8 bis
10 Tagen, im März die Larven, die zuerst geselhg die Blätter von
') Theobald, Report 1905—06, p. 73.
2) Kleine, 111 Zeitschr. Ent. , Bd. 5, 1900, S. 10. — Ritzema Eos, Tijdschr.
Plantenz. D. 8, 1902. p. 49—50.
3) Reh, Jahresber. Sonderaussch. Pflanzensch. D. L. G. 1903, S. 140.
■*) Die Angaben in der Literatur lassen in den seltensten Fällen erkennen,
welche der beiden Arten gemeint ist. Wir führen sie daher beide an. — Letzner,
Denkschr. schles. Ges. vaterl. Nat.-Gesch. 1853, S. 209-211, Taf. 2, Fig. 28—30. —
C..RNELUS, Stettin, ent, Zeitg., Jahrg. 24, 1863, S. 123. — Ritzema Bos, Zeitschr.
Pflanzenkrankh., Bd. 1, 1891, S. 342. — Schütte, Jahrb. Ver. Nat. ünterweser 1900,
S. 53-55. — Journ. Board Agric. London, Vol. 14, 1907, p. 214; Vol. 18, 1911,
p. 413-414. - KuRFF, Prakt. Blätter Pflanzenb., Jahrg. 6, 1908, S. 92—95, 129-132,
2 Figs. — Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 66, 1909, p. 18—19.
•5) Chittenden, 1. c, p. 16—20, Fig. 5; p. 96.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 5]^5
unten skelettieren, später einzeln Löcher fressen. Nach 3 "Wochen die
mit der Hinterleibsspitze an der Blattunterseite aufgehängte Puppe;
nach 6 — 10 Tagen die Käfer. Je nach Witterung ist die zweite Brut
im Juli bis September fertig; in ersterem Falle kann sich noch eine
dritte entwickeln. Gegenmittel: Ablesen; im Winter das Laub usw.
zusammenrechen und verbrennen; SiDritzen mit Lisektiziden. — Als
Parasit züchtete Eabaud aus M. populi die Tachiue Meigenia hisignata
Meig. 1).
M. scripta F. ^). Nordamerika; wie vorige, aber viel schädlicher.
Die Art hat schon Tausende von Pappeln getötet und zahlreiche Äcker
von Weidenhegern (Salix viminalis) vernichtet. Die Käfer befressen
mit Vorliebe die Triebspitzen, oft ringeln sie sie, so dafs die Spitze
abstirbt und die Seitenknospen austreiben, was natürlich den Wert der
Weidenruten sehr vermindert. Spritzmittel halfen nichts ; am besten
bewährt sich eine Art von hopperdozer (s. S. 102). Die Käfer gehen
sehr früh, bereits anfangs Juli, in die Winterquartiere.
M. aenea L. Europa. Auf Erlen; wie Agelastica ahii.
Li Nordamerika noch M. lapponiea L.^) an Weiden und M. (Zygo-
gramma) exelamationis F. an wilden und kultivierten Sonnen-
blumen.
Leptinotarsa deeemlineata Say^ Kolorado(Kartoffel-)käfer^).
Als Heimat des Käfers galt bis vor kurzer Zeit Colorado, wo er ur-
sprünglich in geringer Zahl auf Solanum rostratum lebte. Nach den
Untersuchungen Towers stammt er dagegen aus dem nördlichen Süd-
amerika, von der Form undechnJineata ab. Diese breitete sich nord-
wärts aus und spaltete sich dabei in mehrere Formen, deren eine
bereits in Mexiko den Koloradokäfer bildete und als solcher in
sein zweites Mutterland einwanderte. Die grofse Anpassungsfähigkeit
soll sich auch jetzt noch dadurch äufsern, dafs der Käfer in seinem
heutigen weiten Verbreitungsgebiete neue Formen entstehen lasse.
Geschichte. Anfangs der fünfziger Jahre des vorigen Jahr-
hunderts begann der Käfer in Colorado, bis wohin vor kurzem der
Kartoffelbau auf seiner Ausbreitung nach Westen gelangt war, auf diese
Pflanze überzugehen und sich auf ihr ostwärts auszubreiten. Aber erst
186.5 wurde er als schädlich berichtet. Bereits im Jahre 1874 hatte er
die atlantische Küste erreicht, und sich zugleich soweit nach Norden
und Süden ausgebreitet, dafs über ein Drittel der Vereinigten Staaten
1) Feuille jeun. Nat. T. 39, 1909, p. 101—102.
2) LiNTNER, U. S. Dept. Agric. Div. Ent., Bull. 2, N. S., 1895, p. 69—75. —
Felt, New York St Mus. Mem. 8, PI. 1, 1905, p. 317—322.
3) Felt, 1. c, p. 564-565, fig. 139—140.
•♦) Hier kann nur die wichtigste Literatur angegeben werden : Riley, The Co-
lorado beetle, with suggestions for its repression and methods of destruction,
London 1877, 8^, 123 pp., 1 PL — Gekstäcker, Der Coloradokäfer und sein Auftreten
in Deutschland. Ina Auftrage des Kgl. Preufs. Ministeriums f. d. landwirtsch. An-
gelegenheiten dargestellt. Mit 1 Farbendrucktafel u. Karten, Kassel 1877, 8", 84 S. —
Karsch, Ent. Nachr., .Jahrg. 13, 1887, S. 323—329. — Smith, Eep. N. Jersey agr.
Exp. Stat. 1894 ff. - Tower, Science N. S., Vol. 12, 1900. p. 372, 438— 440. — 'Theo-
BAi,D, L Rep. econ. ZooL, London 1903, p. 87—93; U. S. Dept. Agric., Bull. ,54, 190.5,
p. 65 — 68. — Tower, An investigation of evolution in Chrvsomelid beetles of the
genus Leptinotarsa. Carnegie Inst. Washington, Publ. 48, "'1906, 320 pp., 30 Pls.,
31 figs. — Chitte.ndex, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 87, 1907, 15 pp., 6 figs. —
Popenoe, ibid.. Bull. 82, 1909, p. 1—8, PI. 1-2. — Cooi.ev, Journ. econ. Ent., Vol. 3,
1910, p. 178—179. — .Journ. Board Agric. London, Vol. 16, 1910, p. 915—916, fig.
38*
516 Coleopteren. Käfer.
und Südcanada befallen waren. Die Ausbreitung geschah längs und
den Eisenbahnen und Flüssen und durch, von den im Spätsommer
herrschenden Winden unterstützten Flug; Schwärme von über 10000
Stück wurden beobachtet. In den Oststaaten vermehrte sich der
Käfer so ungeheuer, dafs er bald eine Plage für die Bewohner der
Küstenstädte und Seebäder wurde, dafs er Eisenbahnen zum Entgleisen
brachte und massenhaft die Schiffe überfiel. Ungeheure Mengen flogen
aufs Meer, ertranken hier und wurden in dichten Bänken wieder an
das Ufer gespült.
Nach Norden zu hatte der Koloradokäfer sehr bald Canada er-
reicht; hier wurde ihm aber durch das Klima eine Grenze gesetzt, die
er auch bis jetzt nicht wesentlich überschritten hat. Ähnlich ging es
ihm im Süden, wo die häufigere Wiederkehr von 38 ^^ C seine Aus-
breitung abgrenzte; denn bei dieser Temperatur sterben Eier und
Larven. Von Zeit zu Zeit, in kühleren Jahren, fanden bzw. finden
Vorstöfse nach Süden zu statt, die aber nicht zu dauernder Ansiede-
lung führten; immerhin gewinnt der Käfer hier ständig, wenn auch
langsam an Boden. Nach Westen bildete lange Zeit das Felsen-
gebirge ein unüberwindliches Hindernis, das aber neuerdings an
melu"eren Stellen überflogen ist.
Biologie. Die Käfer befressen im Frühjahre die Blätter vor-
wiegend vom Rand aus und belegen sie mit Häufchen von 15 — 90
senkrecht stehenden, 1 mm hohen, orangeroten Eiern, deren jedes
Weibchen bis 1000 und mehr Stück legt. Nach 4 — 8 Tagen schlüpfen
die Larven aus , die zuerst an der Unterseite der Blätter , später an
ihrer Oberseite, Löcher fressen, zuletzt sie auch vom Rande aus be-
nagen ; Larven, und noch mehr Käfer, scheiden grofse Mengen schwärz-
lichen, schmierigen Kotes aus. Nach 16 — 21 (28j Tagen gehen sie bis
1 Fufs tief in die Erde und verpuppen sich in einer Höhle. Nach
1 — 3 Wochen der Käfer, der nach 8 — 14 Tagen wiederum Eier ablegt;
die hieraus sich entwickelnden Käfer gehen verhältnismäfsig früh (schon
August — September) zur Überwinterung (bis 3 Fufs) tief in die Erde.
In den höher gelegenen Teilen von Montana entwickelt sich nur eine
Greneration ; in den südlicheren Staaten reifen drei aus ; dazwischen
finden sich alle Übergänge ; öfters wird die dritte Brut nicht fertig und
überwintert als Puppe.
Der Schaden war früher ein ungemein grofser, so dafs er die
Marktpreise merkbar beeinflufste und in manchen Gegenden der Kar-
toöelbau aufgegeben werden mufste. Jetzt ist er bedeutend geringer,
beträgt aber doch noch jährlich etwa 10 Millionen Mark für das ganze
Gebiet.
Eigenartig ist, dafs der Käfer in manchen Gegenden dauernd oder
wenigstens zeitweise verschwunden ist bzw. verschwindet.
Nährpflanzen sind in erster Linie Solaneen, aber auch manche
andere, wie Argemone mexicana, Amaranthus retroflexus, Sisymbrium
officinale, Polygonum hydropiper, Ribes rubrum, Disteln, Chenopodium
hybridum usw. Von Kartoffeln werden zartblättrige Sorten vorgezogen,
rauhblättrige solange wie möglich verschmäht.
Feinde: Fast alles, was Insekten frifst; zu erwähnen sind die
Coccinelliden und ihre Larven, die die Eier und Larven fressen. Para-
siten sind aufser Tachinen keine bekannt.
Gegenmittel. Abklopfen; Larven bei Sonnenhitze abfegen, so
dafs sie auf dem heifsen, trockenen Boden zugrunde gehen; Pflügen
Chrysomeliden, Blattkäfer. 5I7
im Herbst und Frühjahre; Beseitigung der Unkräuter. Am zweck-
mäisigsten ist das Spritzen mit Arsenmitteln (Bleiarsenat), durch das
der Käfer überall leicht in Schach zu halten ist.
Geschichte in Europa. Als der Kartoffelkäfer 1875/76 in den
atlantischen Küstenstädten Nordamerikas in so ungeheueren Massen
auftrat, wurde sein baldiges Erscheinen in Europa mehrfach in Aus-
sicht gestellt. Bereits 1876 wurden zweimal auf von New York nach
Bremerhaven fahrenden Dampfern lebende Käfer gefunden, am 14. Juni
sogar einer in einem Güterschuppen Bremens. 1877 fing Murray
mehrere Käfer im Hafen von Liverpool auf einem aus Texas an-
gelangten Schiffe, und anfangs Juni wurden einige im Hafen von
Rotterdam gefangen. Am 19. Juni wurde er dann in nicht geringer
Zahl auf Kartoffelfeldern bei Mühlheim a. Rh. entdeckt. Energischste
Bekämpfung (Verbrennen des Krautes, Begiefsen des Bodens mit Kali-
lauge) schien ihn rasch beseitigt zu haben, als er am 27. Juli noch-
mals auftrat. Unter Leitung von Prof. Gerstäcker wurde er dann ver-
nichtet.
Anfangs August wurde ein neuer, weit stärkerer Befall bei
Schild au bei Torgau entdeckt; etwa 16 Äcker, zum Teil weit von-
einander entfernt, waren hier befallen; einige recht stark. Die Lifektion
war offenbar schon früher erfolgt, daher schon alle Stadien vorhanden
waren. Auch hier geschah die Ausrottung unter Gerstäckers Leitung;
dennoch trat der Käfer im nächsten Jahre wieder auf, wurde nun aber
wieder energisch bekämpft. Im Jahre 1887 erschien er wieder bei
Torgau, aber in einiger Entfernung vom Platze seines früheren Auf-
tretens; acht Äcker waren, offenbar schon seit einiger Zeit (3 Jahren?)
befallen. Mit einem Kostenaufwand von 30UU0 Mark gelang seine
Vernichtung.
Mitte August 1901 zeigte sich der Käfer in einigen Hausgärten von
Dockarbeitern zu Tiibury in England. Das Kraut wurde mit Petro-
leum begossen und angezündet, der Boden umgegraben, mit Gaskalk
versetzt und mit Petroleum begossen. Trotzdem erschienen neue Käfer
Ende Mai, anfangs Juni 1902 aus der Erde ; sie stammten offenbar aus
Puppen, die im Spätsommer 1901 zm* Überwinterung so tief in die
Erde gegangen waren, dafs sie von der Behandlung des Bodens nicht
betroffen wurden.
Da mit einer Neueinschleppung des Koloradokäfers stets zu rechnen
ist, sei kurz die Behandlung nach Gerstäcker angeführt, die sich, trotz
aller Angriffe, als ausgezeichnet bewährt hat. Zuerst werden ober-
irdisch alle Käfer und Larven abgesucht; dann erst wird das Kraut
verbrannt oder besser abgemäht, in Erdlöcher eingeschüttet, Schicht
für Schicht mit Benzol übergössen, schliefslich die Löcher mit Erde
gefüllt und diese festgestampft. Nun wird der Boden tief umgegraben,
nach Larven, Puppen und Käfern durchsucht und ebenfalls mit Benzol
begossen. An derselben Stelle oder in nächster Nachbarschaft sind
wieder Kartoffeln zu pflanzen, damit sich an ihnen doch noch aus-
kriechende Käfer anlocken lassen; sie sind natürlich unter sorgfältiger
Aufsicht zu halten, solange Gefahr besteht.
Auch hier in Europa stellten namentlich Coccinelliden den Jugend-
stadien des Käfers nach.
Ceralces ferrug-ineus Gerst. V). Deutsch- Ostafrika, an Blumen,
neuerdings auch an Kautschuk.
1) AuLMAN.N, Mitt. Zool. Mus. Berlin, Bd. 5, 1911, S. 263—264, Fig. 4.
518 Coleopteren, Käfer.
Entomoscelis adonidis Pall. \). Europa, Asien, Nordamerika, Aii
den verschiedensten Cruziferen, aber auch an Petasites officinalis.
Disteln, Roggen usw., schädlich vorwiegend an Raps. Während Schäden
in Europa nur im Südosten vorkommen, sind sie in Amerika fast ganz
auf Kanada beschi'änkt; die Art bedarf trockener heifser Sommer. Eier
und junge Larven überwintern in oder an der Erde; von Ende März
bis in April der Hauptlarvenfrafs. Puppe in der zweiten Aprilhälfte
in der Erde; Anfang Mai die Käfer, die, nach Sajo, jetzt nur kurze Zeit
fressen, dann sich zu einem Sommerschlafe in die Erde verkriechen
und erst im September bis November die Hauptfrafs- und Fort-
pflanzungszeit haben; in anderen Ländern werden die Käfer aber auch
im Hochsommer beobachtet. Bekämpfungsmittel: 2 ^/2^/o iges Pyrethrum-
extrakt; die anfangs kleinen Frafsherde mit Stroh bedecken und an-
zünden. Schweine sollen die Larven vom jungen Raps abfressen, ohi;e
ihn zu beschädigen. — In den sandigen Gegenden Ungarns, wo Ge-
treide- und Kartolfelbau herrscht, nach Säjö nützlich, da er die
Cruziferen-Unkräuter vernichtet.
Phjtodecta viminalis L. Wie Gallerucella lineola. — Ph. forni-
eata Brüggem. - ). Käfer und Larven an Luzerne ; Pferde sollen die
befallene Luzerne nicht fressen.
Phylloilecta (Phratora)^) vitellinae L., Ph. vulg-atissima L.
und Ph. viennensis Schrk. , W^eidenblattkäfer, an Pappeln und
Weiden; in den Kulturen letzterer nicht selten ernstlich schädlich.
Die drei Käfer verhalten sich den verschiedenen Weidenarten gegen-
über verschieden, ziehen aber immer glatt- und zartblättrige Arten vor.
Überwinterung an geschützten Orten an und über der Erde, sehr häufig
auch unter Fanggürteln. Zeitig im Frühjahre fressen sie Löcher in
Blätter. Die gelbgrauen Eier in Doppelreihen zu etwa 20 Stück an
Blattunterseiten. Die Larven, und nun auch die Käfer, skelettieren die
Blätter von unten. Nach 20 — 30 Tagen Verpuppung in der Erde.
Nach etwa 12 Tagen, Ende Juni, die neuen Käfer, die auch die Rinde
der jungen Triebe abnagen ; im August wiederum eine Käfergeneration
fertig, die überwintert. Bekämpfung durch Abklopfen der Käfer, Ver-
brennen der Bodendecke, Herstellung künstlicher Winterverstecke,
Spritzen und Stäuben mit Insekticiden. — Erstere Art auch in Nord-
amerika *).
Halticinen, Erdflöhe^).
Vorwiegend nahe dem Boden, an niedrigen Pflanzen, auf Kj'äutern,
weniger Sträuchern, sehr selten auf Bäumen. Sie fressen immer auf
1) Künstler, Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 21, 1871, S. 45—46. — Kraatz u.
V. Weidexbach, Ent. MonatsbL, Jahrg. 1. 1876, S. 39, 57. — Koppen, Schädl. Insekt.
Rufslands, Moskau ISSO, S. 274—275. — Fletcher, Rep. 1887 ff. — Lesne, Ann. Soc.
ent. France (6) T. 10, 1890, p. 177—179, 9 figs. — Horvath, 1892; siehe Zeitschr.
Pflanzenkr., Bd. 3, S. 354. - Sa.jö, 111. Wochenschr. Ent.. Bd. 1, 1896, S. 87—89,
117-120, 189. Figg.: Bd. 2, 1897, S. 529. — Chittenden, ü. S, Dept. Agric, Div. Ent.,
Bull. 83, N. S., 1902, p. 49—53, Fig. 11.
2) Heeger, Isis 1848, S. 322, Taf. 3. — HurvIth, 1 c. — Sa.76, 1. c. Bd. 5, 1895, S. 284.
3) Eckstein, Zeitschr. Forst- u. Jagdwes., Jahrg. 22, 1890, S. 145. — Altum, ibid.
Jahrg. 23, 1891, S. 34. — Staes, Tijdschr. Plantenz. D. 2, 1896, p. 92—103. — Theu-
liALD, 2d Eep. ec. ZooL, London 1904, p. 163—165. — Tui.lgren, Jakttag. etc., Stock-
holm 1905, p. 37—38. — Dangi-y, C. r. Ass. fran^. Avanc. Sc. Grenoble 1904; Not.
et Mem. p. 1335-1339. — Rurig, 111. Wochenschr. Ent., Bd. 2, 1897, p. 657-661.
*) Britton, Journ. econ. Ent. Vol. IV, 1911, p. 544.
5] Theobäld, Journ. South East. agric. Coli. 1903, Nr. 12, p. 50—68, 1 PL —
Jablonowski, Die tierischen Feinde der Zuckerrübe, Budapest 1909, S. 148—174.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 519
den Blattspreiten, in dünnere Blätter Löcher, in dickere Fenster; die
stehen gebliebene Oberhaut der andersseitigen Blattfläche erscheint
zuerst weifs -, später vertrocknet sie, färbt sich braun und reifst oft aus,
so dafs also auch hier nachträglich Löcher entstehen. Nährpflanzen
in erster Linie Kreuzblütler, wilde und angebaute. Es wurde be-
obachtet , dafs die Käfer in _ grofsen Schwärmen gegen den Wind auf
Kulturen geflogen kamen. Überwinterung an geschützten Stellen, im
Bodengeniste, unter Erdschollen, zwischen stehen gebliebenen Pflanzen-
resten, besonders zahlreich in hohlen Pflanzenstengeln, in Rissen und
Ritzen von Bäumen, Mauern, Zäunen, unter Moos, Flechten, Fang-
gürteln usw. Bereits in den ersten warmen Tagen fallen sie heifs-
hungrig über die sprossende junge Vegetation, die sich öffnenden
Knospen usw. her. Von Anfang April an die wenig zahlreichen
(20 — 50), gelblichen, elliptischen, sehr kleinen Eier, einzeln oder in
kleinen Gruppen, in den meisten Fällen an Blättern. Nach 6 — 12 Tagen
die Larven, oberirdisch an oder in Blättern, im Stengel oder (meistens)
unterirdisch an oder in der Wurzel. Nach 'd — 6 Wochen Verpuppung,
fast ausnahmslos in der Erde, frei oder in kleiner Zelle ; nach mehreren
Wochen die neue Käfergeneration. Generation meistens einjährig; die
im Juli und August ausgeschlüpften Käfer überwintern. Da sich aber
die Eiablage gewöhnlich über einen längeren Zeitraum hinzieht, auch
die Lebensdauer der einzelnen Stadien sehr verschieden ist, findet man
fast die ganze gute Jahreszeit über alle Stadien von jungen Larven
bis zu Käfern , so dafs vielfach auf mehrere Generationen im Jahre
geschlossen wurde. Es sind derer aber wohl selten mehr als zwei.
Die Käfer sind bei warmem, trockenem, sonnigem Wetter ungemein
lebhaft. Merkwürdigerweise aber fliegen sie selbst dann nur sehr un-
gern, sondern bedienen sich fast ausschliefslich ihrer starken Spring-
schenkel. Die anderen Stadien bedürfen umgekehrt einer gewissen
Feuchtigkeit; namentlich trockene Hitze wird ihnen verderblich, daher
die Verpuppung gewöhnlich in den obersten feuchten Bodenlagen.
Schaden mehr durch die Käfer als durch die Larven. Erstere
namentlich an keimenden Aussaaten, von denen sie oft mehrere
hintereinander vernichten, sowie überhaupt an sprossender Vegetation.
Nach Mitteilungen Theobalds betrug der Schaden 1786 in Devonshire
100 000 ^^ 1881 in 22 englischen und 11 schottischen Grafschaften
weit über V2 Mill. ^; hierbei dürften allerdings wohl noch andere Ur-
sachen mitgewirkt haben. Er erreicht diese Zahlen aber auch bei
Haltica ampelophaga in Algier.
Feinde der Erdflöhe sind wenig bekannt und, praktisch ohne Be-
lang. — Von etwas gröfserer Bedeutung sind Pilzkrankheiten ^j,
namentlich Sporotriclmm cilohiüiferum und BotryHs hassiana, die ganz
besonders unter den in Massenquartieren überwinternden Käfern oft
arg aufräumen und schon mehrfach mit Erfolg zur künstlichen Infektion
solcher verwandt worden sind.
Vorbeugungs- und Bekämpfungsmittel^) gibt es un-
zählige, keines aber, das unter allen Umständen sicher zum Ziele führt.
Die wichtigsten sind: die natürlichen Überwinterungsverstecke mög-
Fig. 35—42. — Für Durchsicht dieses Abschnittes und viele Verbesserungen bin ich
Herrn Fr. Heikertingek in Wien zu gro£sem Danke verpflichtet.
') Trabut, Rev. Yitic. Nr. 222, 1898, p. 317-322; C. r. Acad. Sc. T. 126, 1898,
p. 359-360. — Debray, Rev. Vitic. Nr. 227. 1898, p. 482—483.
2) Siehe u. a. Thiele, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 8, 1898, S. 342—344.
520 Coleopteren, Käfer.
liehst vernichten ; künstliche Verstecke darbieten. Schnell keimende
Saaten mit Petroleum oder Terpentin tränken ^). Zwischen langsam
keimende Saaten erst bei Beginn des Keimens Sand (100 1) oder
Sägemehl streuen, die mit Petroleum (10 1), Asa foetida oder Ter-
pentin getränkt sind -). Mindestens wurden dadurch die Erdflöhe
auf 8 — 14 Tage ferngehalten, bis die Pflänzchen über das ge-
fährdetste Stadium hinweg waren ^). Streuen von Tabaksstaub, Spritzen
mit Petroleum (6,5 1 auf 40 Ar) tun dieselben Dienste; doch mufs
letzteres öfters wiederholt werden. Durch gute Düngung das Wachs-
tum der Pflänzchen möglichst beschleunigen. Spritzen mit Arsen-
mitteln, namentlich mit Bleiarsenat. Mit Bordeauxbrühe gespritzte
Pflanzen werden verschmäht. Cbittenden empfiehlt daher, die Haupt-
masse der Saaten damit zu spritzen, aber einzelne schmale Streifen
mit Bleiarsenat; auf letzterem sammeln sich dann die Käfer und werden
vergiftet. Parker*) macht aber darauf aufmerksam, dai's an schnell
wachsenden Pflanzen die Bordeauxbrühe bewirke, dafs die Erdflöhe
zwar die älteren, bespritzten Teile verschmähen, dafür aber über
die jüngsten, nach der Bespritzung hervorsprossenden und für die
Pflanze wichtigsten Wachstumsteile herfallen, also mmmehr erst recht
schaden. Abklopfen höher wachsender Pflanzen, bei niedrigen mit
Klebstoff bestrichene und mit Abfegevorrichtung versehene Bretter
zwischen oder dicht über ihnen durch die Felder ziehen. Eine Ver-
einigung beider Maisnahmen sind leichte , überspannte und mit Kleb-
stoff versehene Rahmen , auf die man höhere Pflanzen abklopft. All-
gemeine Schutzmafsregeln sind: Boden feucht halten, überhaupt öfteres
Gleisen, Beschatten. So wuchsen im Schatten von Kartoffeln gesäte
Rübsen unverletzt heran (Theobald). Schliefslich haben sich Geflügel
und Kröten als sehr nützlich erwiesen.
Die Arten sind zum grofsen Teil ungemein schwer auseinander zu
halten.
Podagrica malvae Bl. und fuseicornis L., aufMalven, Pappel-
rosen, Eibisch. Käfer durchlöchern die Blätter, Larven in Stengel
und Wurzel.
Crepidodera (Chaleoides) aurata Marsh. In ganz Europa gemein
auf allen Weidenarten; in Schweden*^) massenhaft an drei- bis vier-
jährigen Pflänzchen vonPopulus laurifolia und alba. — Cr. (Deroerepis)
ruüpes L. Europa, vorwiegend an wild wachsenden Schmetterlings-
blütlern, auch an Erbsen und Feldbohnen"). — Cr. (D.) erythropus
Melsh. ^), Nordamerika, namentlich an Robinien ; die überwinterten Käfer
fressen an den früher ausschlagenden Obst- , besonders Pfirsichbäumen
die jungen Knospen aus. — Cr. eostatipennis Jacoby^), 3 — 4 mm
lang, gelb. Kamerun, an Kakao. Ende Mai nagen die Käfer Löcher in
^) Im Journ. Board Agric. London Yol. 1'2, 1905, p. 38 — 39 wird berichtet, dafs
solche Samen, auch abgesehen vom Schutz gegen Erdflöhe, weit bessere und kräf-
tigere Pflanzen ergaben, als unbehandelte.
-) Auch diese Mafsregel soll ähnlichen Erfolg gehabt haben.
3) RiTZEMA B..S, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 148—149.
*) Siehe Psylliodes punctulata.
^) TuLLGREN, Stud. Jakkt. etc., 1905, p. 35—36.
'') Kaltenbach, Pflanzenfeinde p. 141.
7) Schwarz, Ins. Life, Vol. 5, 1893, p. 334-34'2, 1 Fig. — Burgess, U. S. D. A..
Bur. Ent. Bull. 5'2, 1905, p. 53. Irrtümlich Cr. rufipes genannt; siehe Heikertinger,
Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 61, 1911, S. 3—8.
s) Wi.NKLER u. Reh, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 15, 1905, S. 182, 136.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 521
die Blätter, Ende August, Anfang September in die Fruchtschalen ; aus
den Wunden tritt Saft heraus. Schaden nicht bedeutend.
Epithrix Foudr. \).
Von den zahlreichen Arten dieser Gattung werden keine europäische,
nur nordamerikanische Arten schädlich. Die Käfer fressen Löcher in
die Blätter, die Larven leben an oder in Wurzeln und anderen unter-
irdischen Organen ; die Familie der Solaneen wird besonders bevorzugt,
ohne dafs andere Familien verschmäht würden.
E. eueumeris Harr. Nordamerika, vorwiegend an Kartoffeln, aber
auch an Tomaten öfters sehr schädlich •, Larven in den Knollen ersterer.
An den Blattwunden siedelt sich der Pilz Macrosporium Solani an,
offenbar durch die Käfer übertragen. — E. fuseula Gr.; mehr südlich;
vorwiegend an Eierpflanzen; auch in Warmhäusern. — E. parvula
F., Tobacco flea-beetle. Li allen Tabak bauenden Teilen der Neuen
Welt ein ernstlicher Feind dieser Pflanze, namentlich in den südlicheren
Gegenden. Frifst der Käfer keine Löcher durch das ganze Blatt,
sondern schabt nur stellenweise die Oberhaut ab , so gelten diese
Blätter, an den um die Frafsstellen entstehenden Flecken kenntlich, als
besonders wertvolle Deckblätter.
Systeua ^) taeniata Say et var. blanda Melsh. Nordamerika, Käfer
fast omnivor ; schädlich an fast allen Gemüsepflanzen, Erdbeeren, Baum-
wolle, Hafer, Birnblättern usw. Er erscheint Anfang Juni in sehr grofsen
Massen und kann dann in 3 — 4 Tagen die befallenen Pflanzen fast kahl
fressen. Larve vorwiegend an Getreide- , aber auch an Kartoffel- und
anderen Wurzeln. Feinde : Sperlinge. — S. frontalis F. Desgleichen,
weit verbreitet ; an den verschiedensten Pflanzen schädlich : Zuckerrübe,
Moosbeere, Bohne, Birnbaum, Rebe usw. — S. hudsonias Forst.
Desgleichen; erst seit 1887 schädlich geworden, an Kartoffel, Zucker-
rübe, Mais, Bohne, auch sehr viel an Unkräutern.
Chaetocnema Steph. (Plectroscelis Redt.).
Ch. eoneinna Marsh, (dentipes Koch) ^). Europa, Sibirien ; auf Ampfer
und Knöterichgewächsen; soll an Hafer, Hopfen und Rüben, in Schweden
auch an Rhabarber schädlich sein. Käfer frifst Löcher in die Blätter
und jungen Triebe. Larven minieren in Blättern ; Puppen in Erde.
Nach Theobald drei Brüten. — Ch. tibialis 111.^). In Österreich und
Ungarn sehr schädlich an Rüben (Beta) , auch bei Paris. — Li Nord-
amerika'^j Ch. conflnis Crotch. an Bataten; Ch. dentieulata 111. und
puliearia Melsh. an verschiedensten Gramineen, namentlich aber
an Hirse und Zuckermais ; Ch. elongatula Crotch. an Apfelblättern. —
Ch. basalis Baly**). Indien, an Reis.
') Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 10, X. S., 1898, p. 79—82,
1 flg.; Bull. 19, N. S., 1899, p. 85—90, fig, 20; Bull. :«, 1902, p. 110—111.
2) Smith, J. B., Eep. 1893, p. 478-489, fig. 13—14: Rep. 1909, p. 406-407, fig. 11. —
Chittenden, 1. c, Bull. 23, N. S., 1900, p. 22—30, fig. 6; Bull. 33, p. 111-114, fig. 28.
=') CuRTis, Farm Insects p. 33—34, PI. A, fig. 9; Text fig. N. 2. - Theobald,
Not. econ. ZooL, Wve 1903, p. 12—14, PI. 1, fig. 6; Journ. Board. Agric. London
Vol. 16, 1909, p. 559—561. — Lampa, Berätt. 1906, p. 25.
*) Sajö, Zeitschr. Pflanzenkrankh. , Bd. 5, lb95, S. 284. — Jablonowski , 1. c,
S. 150—151.
'^) SMir«, J. B., Rep. 1892, p. 472-475, fig. 34. — Chittenden, 1. c. Bull. 9, N.
S., 1897, p. 22; Bull. 17, N. S., 1898, S. 84—86; Bull. 33, 1902, p. 114—116, fig. 29.—
Webster, R. L., Journ. econ. Ent. Vol. 4, 1911, p. 527.
^) Maxwell-Lefroy, Ind. Insect Life, Calcutta 1909, p. 361.
522 Coleopteren, Käfer.
Psjlliodes Latr.
Ps. attenuata Koch. Hopfen-Erdfloh V) ; auch an Hanf und
Brennessehi ; fril'st oft schon die ersten jungen Triebe des Hopfens so voll-
ständig ab, dai's es vorläufig zu keiner weiteren Blattentwicklung kommen
kann; Schaden besonders groi's bei kühlem, regnerischem Wetter, weil dann
das Wachstum des Hopfens stockt. Nicht allzu stark befallene Pflanzen
belauben sich im Sommer, wenn die Käfer verschwunden, normal; die
Ende Juli, anfangs August erscheinenden neuen Käfer zerfressen dann
aber die in Entwicklung begriftenen Zapfen, deren Schuppenblätter
und Spindeln, so dafs sie zerfallen. Schaden in Stangen- und Draht-
anlagen gleich grofs. — Eiablagen und Larven nach Theobald in den
Zapfen [?J.
Ps. punetulata Melsh. -) Hop flea-beetle. Nach Chittenden gegen-
wärtig der schlimmste Hopfenfeind der ganzen Erde. Nördliches Nord-
amerika, besonders in Britisch-Columbien und Canada. In erster Linie
an Hopfen, dann an Zuckerrüben, in den Vereinigten Staaten auch an
Rhabarber; aufserdem noch an zahlreichen anderen Pflanzen, vor-
wiegend allerdings Unkräutern. Schaden ähnlich vorigem ; nur weniger
an den Zapfen. In einem Distrikt Britisch-Columbiens betrug er 1908
an Hopfen SU % der Ernte, etwa 1/2 Mill. Mark. — Die Käfer im
Frühling zuerst an Brennesseln; später verzehren sie dann oft die
jungen Blätter des Hopfens und der Rüben ebenso rasch, wie sie auf-
kommen. Eier in geringer Zahl IV2 — 2 Zoll tief in der Erde; die
Larven 2 — 7 Zoll tief in den feuchten Schichten an den Wm^zeln.
Nach 35 Tagen treten sie in ein Ruhestadium von 11^ — 14 Tagen und
verpuppen sich dann frei in der Erde. Nach IG Tagen der Käfer, der
aber noch bis Ende Juli in der Erde bleibt. — Gegenmittel: möglichst
alle Schlupfwinkel der überwinternden Käfer vernichten, daher vor
allem die Felder von Unkräutern freihalten und im Herbste alle Über-
reste beseitigen. Im Frühling die Käfer von den jungen Hopfen-
pflanzen auf mit Teer bestrichene Rahmen abklopfen; später Stengel
und Stange jeder Hopfenpflanze an einer Stelle mit Watte umwickeln
und darauf Fangleim streichen; da die Käfer äufserst ungern fliegen,
bleibt so der obere Teil der Pflanzen verschont. Spritzmittel wenig
wirksam, einerseits der Lebhaftigkeit der Käfer wegen, andererseits,
weil der Hopfen zu schnell wächst, so dafs immer sehr bald wieder
neue, unbespritzte Teile vorhanden sind.
Ps. ehrysoeephala L. Raps-Erdfloh ^). Käfer von Mitte März an
an Blättern, Blüten und Früchten von Kreuzblütlern. Eier einzeln in
Blattachseln junger Pflanzen von Raps, Kohl, Levkoien usw. Nach
8 — 14 Tagen die Larven, die m Blattstiele, Stengel oder Wurzel ein-
dringen und sie aushöhlen. Nach einigen Wochen verpuppen sie sich
in der Erde in 5 — 8 cm Tiefe. Nach 1 — 3 Wochen, im Juli, die Käfer,
') Kuppen, Schädl. Insekt. Rufslands p. 283. — Rkmisch, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol.
Bd. 4, 1908, S. 8:32—838. — Theobai.i., 1. c, p. 14—1.5, PL 1, fig. 7; Journ. Board
Agric. London Vol. 16, 1909, p. 561—562.
2) QcAYLE, Journ. econ. Ent. Vol, 1, 1908, p. 825. — Chittenden, 1. c, Bull. 66,
1909, p.71— 92, PI. 5—8, fig. 12—19. — Parker, Wm. P., ibid. Bull. 82, 1910, p. 38— 58,
PI. 3, 4, fig. 8—17.
3) Taschenberg, Wirbellose Tiere, die der Landw. scbädl. werden, Leipzig 1865,
«. 69—78. — Ormerou, Entomologist Vol. 11, 1878, p. 217—220. — Prowazek, Nat.
Wocbenscbr. Bd. 15, 1900, S. 19—20, 4 Fig. — Carpenter, Journ. econ. Biol. Vol. 1,
1906, p. 152—156, 1 Fig., PI. 11; Rep. for 1906, p. 427—480, PL 89, 40 (beschreibt
ausführlich die Larven und ihre Schädigung an Kohl).
Chrysomeliden, Blattkäfer. 523
die gegen Ende des Sommers namentlich den Winterraps zur Ei-
ablage bevorzugen. Dessen ausgefressene Pflänzchen bleiben im Früli-
jahr im Wachstum zurück und vergilben, so dafs sie wie erfroren aus-
sehen, oder sie treiben aus den unteren Stengelteilen neue Seitentriebe.
Ganze Felder können vernichtet werden; der befallene Sommerraps
bringt es oft zur Blüte und zur Ausbildung der Schoten; die hohlen
Stengel knicken dann um, so dafs ein Feld aussehen kann, als sei
Vieh durchgegangen. Auch an Kohl kann der Schaden, an jüngeren
Pflänzchen, recht beträchtlich sein. Da die Eiablage sich gewöhnlich
mehrere Tage, selbst AVochen hinzieht, sind die Generationen nicht
scharf abgegrenzt; man findet die ganze gute Jahreszeit hindurch alle
Stadien, im Winter ganz junge bis erwachsene Larven. Nach Prowazek
fingen Schwalben die Käfer im Fluge ab. — Gegenmittel: stark be-
fallenen AVinterraps unterpflügen und das Feld mit Erbsen, Hafer
oder Entsprechendem bestellen. Sehr früh oder sehr spät gesäter Raps
leidet weniger. — Ps. napi Fab. An Kreuzblütlern schädlich.
Ps. affinis Payk. Kartoffelerdfloh i). Geht von wilden
Solaneen auf Kartoffeln, angeblich auch auf Rhabarber und Artischocken
über. Nach Carpentek Eiablage an Blattunterseite, Larven in Blättern
minierend [?]. Die Angabe Blümls ^), dafs Ps. afp. im Juli und August
1898 in Niederösterreich die Randbäume eines Eichenwaldes völlig kahl
gefressen haben, bezieht sich nach Heikektjnger sicher auf Ps. liiteola
Müll.
Haltica Ol. (Graptodera Chevr.).
H. quereetorum Foudr. (erucae Ol.) Eichenerdfloh ^j. Auf Eiche,
aber auch auf Hasel, Obstbäumen, AVeiden und Birken. Benagt die
eben aus den Knospen kommenden Blättchen, später auch den Bast
der jungen Schöfslinge. Eier zu 10—20 an Blattunterseite; nach
10 — 14 Tagen die Larven, von Mitte Mai bis Anfang Juli. Puppe
in Erde oder Rindenritzen, ruht 14 Tage. Namentlich in Eichenjung-
beständen schädlich. — Nach Torsk*) in Rufsland massenhaft auf
Centifolien, nicht aber auf Teerosen.
H. ampelophag'a Guer. Südeuropa, Nordafrika. L'Altise de
la vigne^). Auf Reben, auch auf AVeiden. Eier zu 30 zusammen
oder in kleinen Häufchen auf Blättern; nach 6 — 8 Tagen die Larven,
die an der Unterseite Epidermis und Mesophyll abnagen. Puppe bis
10 cm tief in Erde. 3—4 Brüten von je 45—60 Tagen Lebensdauer.
Besonders schädlich in Algier, wo oft mehr als die halbe Ernte ver-
nichtet wird. Sehr schädlich auch in Spanien, ziemlich in Italien und
Südfrankreich; ohne Bedeutung im nördlichen Frankreich, in das der
Käfer nach Dewitz*') aber immer mehr vordringt; 1891 zum ersten Male
in Ungarn "). Am meisten leiden Rebgärten , die durch Mauern von-
einander getrennt, oder deren Wege mit Platanen bepflanzt sind, weil
die Käfer hier im Sommer guten Schutz gegen Sonne und heifse
1) Theobald, 1. c. p. lö. PL I, Fig. 1. — Carpentek, Rep. 1903, p. 254—255, fig. 4,
— Ferrant, Schädl. Ins., 1908, S. 93—94, fig. 51.
2) 111. Zeitschr. Ent. Bd. 4, 1899, S. 75-76.
3) Bos, J. R., Tijdschr. Plantenz. D. 7, 1901, p. 129—141.
*) Hör. Sog. ent. Ross. T. 34, 1900, p. XXIX.
^) Mayet, Les Insects de la Vigne, Montpellier 1890, p. 304—318, figs. — Marsais,
Rev. Vitic. Vol. 27, 1907. p. 537—543, 1 PL col.
6) Centralbl. Bakt. Parasitenkde. II, Bd. 15, 1906, S. 465.
"') Sajö, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 5. 1895, S. 284.
524 Coleopteren, Käfer.
Winde, im AVinter o-nte Verstecke finden. An ungescliützten Stellen
töten trockene, heilse Winde massenhaft die Käfer und Larven. —
Gegenmittel: bei lieifsem Wetter Larven auf Erde abschütteln; künst-
liche Verstecke für die Überwinterung zubereiten; diese und die
natürlichen im Winter säubern, die Reben mit einer Lösung von 50 kg
Eisenvitriol in 100 1 Wasser und 1 kg Schwefelsäure waschen. Auch
die Käfer kann man im Sommer in einen Trichter, der unten einen
Beutel trägt („entonnoir"), abklopfen.
H. ehalybea ULM Nordamerika, An ßeben, auch an wilden-,
ferner an Erlen, Hainbuchen, Ulmen, Obstbäumen, Lokal ein sehr ge-
fährlicher Rebenfeind, in New-York schlimmer als alle anderen zu-
sammengenommen; befallene Pflanzen gehen allerdings nie ein, aber
der Fruchtansatz unterbleibt. Biologie wie bei voriger; indes Eier
auch in Rindenritzen Im Süden vielleicht zwei Brüten. — Gegen-
mittel u. a. : im Herbste Kalk um die befallenen Stöcke untergraben.
H. oleraeea L. Wurde bis heute allentiialben fälschlich als
„Kohlerdfloh" bezeichnet und als arger Schädling von Cruciferen und
anderen Pflanzen angegeben. Nach Heikertingek-) lebt diese Art je-
doch weder auf Kohl noch auf Cruciferen überhaupt , sondern be-
wohnt Epilobium, Oenothera, Polygonum aviculare u, dgl., woselbst
sich Käfer und Larven ziemlich das ganze Jahr hindurch in ver-
schiedenen Entwicklungsstadien finden. Beide fressen frei an den
Blättern; die Verpuppung erfolgt in der Erde. Die Berichte von der
Schädlichkeit dieses Insektes beziehen sich ausnahmslos auf Arten
anderer Halticinengattungen, speziell auf gleichgefärbte Phyllotreten.
H. igrnita 111. '^l Nordamerika. An verschiedenen Pflanzen, schädlich
an Erdbeeren. Die Larven fressen nicht nur an Ober- und Unterseite
der Blätter, sondern namentlich auch an den Keimpflanzen die Blätter
und Stengel. Puppen flach in Erde. Im Norden eine Brut, im Süden
wohl drei Brüten. — H. punetipennis Lee.-*) Nord-Colorado. Käfer
Mitte Mai an den verschiedensten Pflanzen schädlich, besonders an
jmigen Apfelbäumchen in Baumschulen , auch auf Reben und roten
.lohannisbeeren, selbst auf Erdbeeren.
Batophila (Glyptina) rubi Payk.^). Schwarz, glänzend ; 1,5 — 2 mm
lang. Überall gemein auf Himbeeren und Brombeeren; in Schweden
wiederholt an Erdbeeren schädlich geworden.
Phyllotreta Foudr,
Diese Gattung umfafst die schädlichsten Kohlerdflöhe Europas und
fand bis jetzt in der Literatur, die sich vorwiegend mit der ganz un-
schädlichen H. oleraeea beschäftigte , eine viel zu geringe Berück-
sichtigung, Eine Klarstellung der tatsächlichen Verhältnisse hat kürzlich
Heikertinger ^) gegeben. Die Käfer überwintern und fressen im ersten
') CoMSTocK, Rep. Commiss. Agric. 1879, p. 213 — 216, PI. 3, fig. 1, 2. — Slinger-
i,ANi., Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 157, 1898, p. 189—213, fig. 11—19. — Lowe,
N. York agric. Exp. Stat. Bull. 1.58, 1898, 1 PI. — Maulatt, Farm. Bull. 70, 1898,
p. 13—14, fig. 7. — QüAiNTANCR, ibid. 284, 1904, p. 23-24, fig, 8.
'^) Die Sage vom Kohlerdfloh, Verh. Zool. bot. Ges. Wien 1912.
3) Chittenden, U. S. Dep. Agric, Div. Ent., Bull. 23, N. S. , 1900, p. 70—80,
fig. 17, 18.
4) Gillette, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 9, N. S., 1897, p. 78.
"'') TuLLGREN, Stud. Jaktt, Skadeinsekt., Stockholm 1905, p. 36. — Lampa, Upps.
prakt. Ent. 16, 1906, p. 56.
6) Verh. Zool.-bot. Ges. Wien, 1912.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 525
Frühjahre die SaatiDflänzcheii ab. Die Larven sind gröfstenteils un-
bekannt.
a) Grelb gestreifte Arten: Ph. vittula Redt. ^). Larve in
Ungarn minierend in Blättern von Setaria (Mohär), die Pflanzen oft zu-
grunde richtend; der Käfer fliegt dann auf Rüben und Raps. Li Skandi-
navien und Ruisland die Larven am oder im Grunde von Grersten-, Roggen-
und Weizenhalmen ; bei stärkerem Fraise fallen diese um ; sonst entsteht
Weifsährigkeit. Wundstellen mit zerrissenen, bräunlichen Rändern und
feinem Bohrmehl. Li Norwegen zweizeilige Gerste mehr als sechszeilige
befallen. — Ph. undulata Kutsch, ^j. Einer der ärgsten Schädlinge
an allen kultivierten Kreuzblütlern, auf den die älteren Angaben über
Ph. fJexuosa, sinuata usw. fast ausnahmslos zu beziehen sind. Letztere
Arten verhältnismäfsig viel zu selten , um schädlich zu sein. —
Ph. nemorum L.'^). Käfer fressen oft schon im März keimende
Pflänzchen ab , in entwickelte Blätter Löcher. Eier bis zu 80 einzeln
an Blattunterseite, nach den englischen Autoren unter der Blatthaut,
Nach 8—10 Tagen die Larven, die in den Blättern geschlängelte, breiter
werdende , zuerst kaum sichtbare , später sich weifs , zuletzt braun
färbende Gänge minieren. Nach 6 — IG Tagen, je nach Temperatur,
verpuppen sie sich mäfsig tief in der Erde. Nach 10 — 14 Tagen der
Käfer. Ganze Entwicklung 30 — 40 Tage. Käfer fressen bis in Herbst.
Aufser an Kreuzblütlern namentlich an Rhabarber, Nasturtium, auch
Hopfen. Bei Saratow in Ruisland setzen die Bauern die jungen Kohl-
pflänzchen mit gutem Erfolge nicht direkt ins Feld, sondern erhöht
auf Pfahlbauten*).
b) Einfarbige Arten: Ph. atra F.^) und erueiferae Goeze'O
neben nigripis und undidata die wichtigsten Cruciferen-Schädlinge , be-
sonders auf Gemüse. — Ph. nigripes F. (lepidii Koch) '^). Wohl der
allergemeinste Kohlerdfloh, ebenso gemein an wilden wie an kulti-
vierten Kreuzblütlern. Besonders an Kohl mit allen Spielarten, Rettig,
Meerrettig, Rübsen usw., auch Reseda.
Minder schädlich sind in Europa Ph. armoraeiae Koch (an Meer-
rettig) und vittata F. (sinuata Redtb.); beide auch nach Nordamerika^)
verschleppt. Eier der letzteren Art gewöhnlich zu zwei in einer Grube
an den Wm^zeln; in diesen die Larven.
Ph. pusilla Hörn ^), Nebraska, Süd-Dakota, zeitweise in ungeheuren
1) LiNDEMAN, Bull. Sog. Imp. Nat. Moscou N. S. T. 1, 1887, p. 173—195, 1 Fig. —
Eeutkr, E., Med. Soc. Fauna Flora fenn. H. 28, 1902, p. 72-75; Zeitschr. Pflanzen-
krankh. Bd. 12. 1902, S. 326. — Jablonowski, 1. c p, 157—163, Fig. 37 D. — Siehe
ferner die Berichte von Lampa und SchOven.
^) Carpentek, Rep. 1897, p. 7; 1898, p. 3. — Theobald, 1. c. p. 7, 10. — Heiker-
TINGER, 1. C.
3) CuRTis, Farm Insects, London 1860, p. 17-33, Fig. Nr. 1, PI. A, Fig. 1—8. —
ScHöYEN, Beretn. 1902, p. 11—12, 1 Fig.; 1906, p. 12—13. — Theobald, 1. c. p. 7. —
Jablosowski, 1. c, p. 151—158, 186, fig. 37 A. — Trägardh, Upps. prat. Ent. 21, 1911,
p. 95 — 101, 4 figg- — Siehe ferner die Berichte von Carpenter.
*) Schreiner (russ. Arb.); Ausz.: Zool. Zentralbl. Bd. 8, 1898, S. 61—62.
^) Theobald, 1. c. p. 7, 11. — Lamra, üpps. prat. Ent. 17, 1907, p. 26. — Jablo-
NowsKi, 1. 0. p. 158—159, fig. 37 B.
^) Theobald, 1. c. p. 7, 10. — Carpenter, Eep. 1898, p. 3.
'') Hkikertinger, 1. c.
^) Shimer, Amer. Natur. Vol. 2, 1869, 514—517, 3 Figg. — Riley, Eep. 1884,
p. 301—304, El. 3, fig. 16. — Chittenden, Ins. Life Vol. 7, 1895, p. 404—406, fig. 47;
tJ. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 9, N. S., 1897, p. 21—28. — Wix-v, 41. ann. Eep.
ent. Soc. Ontario, 1911, p. 59—60.
9) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 10, N. S., p. 92—93.
526 Coleopteren, Käfer.
Mengen. Die Käfer kommen dann in dichten, schwarzen Wolken an-
geflogen und zerstören in wenigen Stunden grofse Flächen von Kreuz-
blütlern und Erbsen. Starke Seifenlösung tötet die Käfer augenblicklich.
Aphthona euphorbiae Sehr, und flavieeps All. \) schaden in
Südruisland bedeutend an Flachs , letzterer auch an Malva neglecta.
Zwei unbestimmte irrten sind in Deutsch- Ostafrika ^) sehr schädlich an
Sesam, eine weitere im Sudan ^) an Baumwolle.
Loiigitarsus parvulus Payk. (ater Leesb.)'*). In Irland wiederholt
schädlich gewesen an Flachs.
Einige Disonyeha-Arten •'^) (xanthomelaena Dalm., mellieoUis
Say, earoliniana F.) schaden in Nordamerika vorwiegend an Rüben,
aber auch an Spinat, Portulak usw. Eier, Käfer und Larven an Blättern,
Puppen in der Erde.
Argfopus Ahrensi Germ, "^j schadeten auf der Insel Reichenau in
Baden an Artischocken. (Nach Heikertinger wohl eher eine Sphaero-
(lerma-Art.)
Grallerucinen.
Larven gewöhnlich gesellig auf Blättern. Puppe am Frais orte oder
in Erde. Überwinterung in der Regel als Käfer in Verstecken am
Boden usw.
Aulacophora Olivierei Guer. (hilaris Boisd.). The banded Pumpkin
beetle '^ ). Australien , sehr schädlich an allen Cucurbitaceen. Käfer
skelettiert die Blätter von oben, und frifst die Blüten vom Rande aus
ab ; Larven an Wurzeln und Stengelgrunde. Puppen in der Erde.
Käfer und Larven überwintern am Boden in alten Pflanzenresten. —
Neuerdings frafsen die Käfer auch Löcher in Kirschen. — A. foveieoUis
Kust. ^). Indien, an Gurkengewächsen. — Andere A.-Arten ^) in Indien
und auf Java an den verschiedensten Kulturpflanzen : Reis, Zuckerrohr,
Baumwolle, Kaffee, Tabak usw.
Idacantha mag-na Wse. i°). Deutsch- Ostafrika. Käfer frifst an
grünen Kaffeekirschen.
Diabrotica Chevr. ^'j.
An Blättern, Blüten (besonders Pollen), Früchten. Larven unter-
irdisch an oder in Wurzeln, in Stengeln; Puppen in Erde. Nord-
amerika; vorwiegend an Cucurbitaceen; Käfer polyphag.
^) Krassilstschik, Mitt. bessarab. nat. Ges. 1907. Ausz.: Zeitschr. wiss. Ins.-
Eiol. Bd. 7, S. 208.
2) VossELER, Ber. Land-Forstwirtsch. Deutsch-Ostafrika Bd. 2, S. 423.
3) King, H. , 3d Rep. Gordon Memor. Coli. Kartboum, 1903, p. 230—231,
PL 30, fig. 5.
*) Carpenter, Rep. 1901, p. 152—153, fig. 26-27.
•') CiiiTTENiiEN, IT. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 18, N. S., 1898, p. 83—85:
Bull. 19, N. S., 1899, p. 80— 85; Bull. 33, 1902, p. 116— 117: Bull. 82, 1902, p. 29— 32. —
Forbes, 21. Rep. nox. benef. Insects Illinois, 1909, p. 115-117, PI. V, VI.
6) Reh, Prakt. Ratg. Obst-Gartenbau 1902, S. 347.
^) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 20, 1909, p. 209—212, 1 PL; Vol. 21, 1910,
p. 406—407. — French, Handbook of destr. Ins. Victoria Pt. 4, Melbourne 1909,
p. 123—137, PL 81.
8) Maxweli.-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India Vol. 1, 1907, p. 138, fig. 23.
9) id., Ind. Ins. Life, Calcutta 1909, p, 362, fig. 225-226, 236. — Koningsberger,
Med. 22, 1898, p. 36; Med. 6, 1908, p. 72.
1*^) Mübstatt, Pflanzer, Jahrg. 7, 1911, S. 387. — Koi.be, Deiitsch. ent. Zeitschr.
1911, S. 504. — Aur-MANN, Mitt. zool. Mus. Berlin. Bd. 5, 1911, S. 442-443, Fig. 9;
Fauna d. deutsch. Kolon. R. 5, Hft. 2, S. 51—52, Fig. 33.
11) Chixtenden, TJ. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 10, N. S., p. 26—31, 2 figs.;
Chrysomeliden, Blattkäfer. 527
D. vittata F. The Striped Cuciimber beeile^). Oststaaten; der
schlimmste Feind der Gurkengewächse, besonders der Kürbisse. Käfer
von Mai bis Anglist. Anfangs frifst er so ziemlich alles Grüne-, sowie
aber die jungen Gurkenpflanzen erscheinen , überfällt er diese , frifst
Löcher in die Blätter und benagt den Stengel dicht unter der Erd-
oberfläche, Eier einzeln oder in Gruppen in der Erde, nahe der Nähr-
pflanze. Larven von Juli an, sehr empfindlich gegen Trockenheit,
fressen im Innern der AVurzeln und Stengel bis 3 und 4 Zoll über der
Erde, oder an der auf der Erde liegenden Fläche der Früchte. Ende
August die neue Generation Käfer, die auch die Stengel und Früchte
benagt, mit Vorliebe aber den Pollen aus der Blüte ausfrifst ; sie über-
trägt die Bakterientaule der Gurkengewächse. — Gegenmittel : Kürbisse
als Fangpflanzen zwischen den anderen Cucurbitaceen-, erstere mit
Bleiarsenat, letztere mit schwacher Bordeläserbrühe spritzen, die die
Käfer vertreibt: oder die nicht vergifteten Pflanzen so mit Kalkstaub
bestäuben, dafs die davor mit dem Winde fliehenden Käfer auf die
vergifteten Pflanzen gelangen. Junge Pflanzen bedecken.
D. 12-punetata Ol. The Southern Corn Root-worm 2). Oststaaten,
besonders im Süden. Käfer fast omnivor: Blätter der Gurkengewächse,
von Klee, Alfalfa, Baumwolle, Tabak, Gemüse ; Blüten und Früchte von
Gurkengewächsen, erstere von Obstbäumen, milchreife Körner jedes
Getreides. Larven vorwiegend in Mais, aber auch in Getreide, Bohnen,
Seggen usw. Besonders charakteristisch ist an jungen Maispflanzen die
Durchbohrung des Stämmchens dicht unter und bis in sechs Zoll Höhe
über dem Erdboden. Biologie wie vorige-, aber 2—3 Brüten im Norden,
vier im Süden. — Gegenmittel; Mais möglichst spät, Anfang Mai,
pflanzen, aber sehr dicht (zehn Körner in ein Loch); Fruchtwechsel.
D. long-ieornis Say. The Western Corn Root-worm. Mittlere
AVeststaaten. Käfer polyphag, besonders in Blüten von Disteln, Sonnen-
blumen und Solidago ; von Gurkengewächsen eigentlich nur im Spät-
herbst und Anfang Winter. Larven nur an Mais, fressen die Faser-
wurzeln. Nur eine Generation-, Käfer und Eier überwintern. Ver-
hältnismäfsig leicht durch Fruchtwechsel zu bekämpfen, dennoch jähr-
lich mehrere Millionen Dollar Schaden.
D. soror Lec.^). Südliche Weststaaten, in Californien ungeheuer
häufig und schädlich. Käfer omnivor, an Rüben, Gurkengewächsen,
Bohnen, Mais, Kohl, Erbsen, Kartoffeln, Spinat, Salat, Senf-, besonders
schädlich an Obstbäumen, Orangen und Blumen, da er nicht nur die
Blüten , sondern bereits die Knospen abfrifst und die jungen Früchte
annagt. Larven fressen von aufsen an Wurzeln von Bataten, Alfalfa,
Mais, Peanuts usw. — D. balteata Lee. Texas, sehr schädlich an
Mais, Hirse, Bohnen usw. ; mindestens sechs Generationen. — Mehrere
andere Arten in minderem Mafse schädlich.
Agelastica alni L.^). Blauer Erlenblattkäfer. Käfer von August
Ch-c. 59. 1905, 8 pp., 3 figs.; Bull. 82, 1910, p. 67—75, fig. 19—23. — Marsh, ibid.,
p. 76—84. — FoRBEs, 2 !. Rep. nox. benef. Ins. Illinois, 1905, p. 187—189, fig. 184—186.
1) Smith, J. B.. Rep. 1890, p. 480—483. fig. 6; Rep. 1892, p. 482—487, fig. 41. —
Chittendex, ü. S. Dept. Agr., Circ. 31, 2d Ser., 2d Rev. 1909; Bull. 19, N. S., 1899,
p. 48—51. — SiRRiNE, N. York agr. Exp. Stat., Bull. 158, 1899, p. 1—32, 2 PI. —
Headlee, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908. p. 203-209.
2) Quaintance, U. S. Dept. Agr., Div. Ent.. Bull. 26, N. S., 1900, p. 35—41.
3) DoANE, Journ. N. Y. ent. Soc. Vol. 5, 1897, p. 15—17. — Quayle, Calif. agr,
Exp. Stat., Bull. 214, 1911, p. 501—502, fig. 65—67.
*) Scheidler, Ent. Blatt. Jahrg. 5, 1909, S. 89—92, 104-109.
528 Coleopteren, Käfer.
bis Juni, Larven im Juni, Juli, skelettieren die Blätter der Erlen.
Eier dottergelb, in Häufchen an den Blättern.
Malacosoma graeilieorne Wse. ^). Dunkelblau, metallisch glänzend ;
5 — 6,4 mm lang. Deutsch-Ostafrika; Ende Oktober an Blättern von
Crotalaria grandibracteata und anderen Pflanzen.
Ootheca mutabilis Schh.^). West- und Ostafrika. Gelblich; Flügel-
decken rot oder schwarz ; in Färbung sehr wechselnd ; 5—6,5 mm lang.
Schadet in Ostafrika beträchtlich durch Blattfrafs an verschiedenen
Kulturpflanzen, u. a. auch an Baumwollsaat. — O. bennig-senii Wse.
Deutsch-Ostafrika, an Sesam und Bohnen schädlich.
Luperiis long-ieornis F. (rufipes Hop.). Europa ; Käfer von Mai an,
an Knospen und Laub verschiedener Bäume, besonders schädlich an frisch
gesetzten jungen Apfelzwergbäumen. Abklopfen. — L. ilavipes L.
Ebenso, besonders an Erlen und Birken, aber auch an Birnen, deren
junge Früchte er aul'serdem benagt, so dafs vernarbte Flecke zurück-
bleiben. — L. (Calomierus) pinieola Duft. Von Mai bis Ende Juli
an Maitrieben und jungen Nadeln junger Kiefern ; wiederholt empfindlich
schädlich. — L. flavipennis L.^). Algier, Tunis; an Ulmen und
Mandeln.
Luperodes brunneus Cr.*). Georgia; an Baumwolle; Käfer be-
frifst von Ende Juni an zwei Wochen lang in grofsen Mengen Blüten,
junge Kapseln und Blätter, und verschwindet plötzlich. In einem
Falle auch an Mais, dessen Stempel und Staubfäden verzehrend.
Mouoxia-^) punetieollis Say. Colorado, New-Mexiko, an Zucker-
rüben; Käfer und Larven schaden durch Blattfrafs. Bewässerung der
Felder vernichtet sie. — M. eonspula Lee. Ebenso weiter nördlich
in den Weststaaten.
Lochmaea (Galeruea) eapreae L.*"'). Auf Weiden und Birken.
Käfer befressen sehr zeitig im Frühjahre die neuen Triebe. Nach
8_10 Tagen Ablage der Eier senkrecht nebeneinander in Häufchen
bis zu 20 Stück an die Unterseite der Blätter. Die Larven skelettieren
die Blätter von unten, nach 3—4 Wochen erwachsen; Puppe im Boden,
ruht 5 — 8 Tage. Es sollen sich vier Brüten im Jahre folgen; wahr-
scheinlicher dürfte es sich aber ebenso verhalten wie bei den
folgenden Gattungen (siehe bei Gallerucella). — Die befallenen Ruten
bleiben klein und werden ästig, so dafs sie fast wertlos werden. Be--
kämpfung wie bei folgender Gattung.
Gallerucella Crotch.
Biologie meist wie vorher. Käfer erscheinen im Frühjahre nach
und nach; Eiablage zieht sich 4 — 6 Wochen hin, so dafs fast den
ganzen Sommer über alle Stadien vorhanden sind, was vielfach zu der
1) MoRSTATT, Pflanzer, Bd. 7, 1911, S. 68. — Aulmann, Mitt. zool. Mus. Berlin, Bd. 5,
1911, S. 265-266, Fig. 8—9.
2) Koi.BK, Coleoptera, p. 34—85: in Tierwelt Deutsch-Ostafrikas Berlin 1898. —
VossELER, Ber. Land-Forstwirtsch. Deutsch Ost- Afrika, Bd. 2, p. 423. — La Baume,
Verh. deutsch. Kolonialkongr. 1910, S. 151. — Aulmann, 1. c. S. 264—265, fig. 6.
3) Marchal; s. Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 8, S. 168.
*) Smith, E. J., Georgia St. Board Agric, Ent. Bull. 20. — id. & Lewis, U. S.
Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 60, 1906, p. 80. — Sheuman, Journ. ec. Ent. Vol. 2,
1909, p. 204.
5) FoRBES, 21. Rep. 1900, p. 127—129. — Chitiendex, 1. c. Bull. 40, 1903, p. Ul-
lis, Fig. 8.
6) EöRiG, 111. Wochenschr. Ent. Bd. 2, 1897, p. 657—661.
Chrysomeliden, Blattkäfer. 529
Annahme mehrerer Generationen geführt hat; doch dürfte ihre Zahl
sicher durchschnittHch nur 1 — 2 betragen.
G. viburniPayk. 1). Em'opa. An Vih. OpuJiis hänO-ger als axiLantana-^
oft Kahlfrafs ; selbst die Blütenstände bleiben nicht verschont. — Inter-
essant und abweichend ist die im September und Oktober erfolgende Ei-
ablage. Hierzu nagt das Weibchen in die dies-, seltener in die vorjährigen
Triebe tiefe Löcher, die es mit je 4 — 12 Eiern belegt, dann mit
kleberigem Stoffe und Nagespänen verschliefst ; an einem Triebe finden
sich bis 28 derartige Nester. Die Eier überwintern. Bekämpfung daher
durch Abschneiden der belegten Triebe im Winter. Eierparasit :
Pteromalus oocionus Kaw.
G. nymphaeae L.^). Europa, Nordamerika; an Wasserrosen, vor-
wiegend an gelben ; alle Stadien an Blattoberseite, nur Puppe soll nach
Weise ^) frei im Wasser schwimmen. — In den Vierlanden bei Ham-
burg ging der Käfer auf Erdbeeren über und hat sich hier, indem Käfer
und Larven alle oberirdischen Teile be- und abfressen, zu einem solchen
Schädling entwickelt, dafs er zeitweise deren Kultur bedrohte. —
Gegenmittel : Tabaksstaub vor dem Auftreten des Käfers im Frühjahre
so stark streuen, dafs die Beete förmlich in Tabaksdunst liegen; da-
durch wird die Eiablage verhindert. Aufser an Erdbeeren noch an
Rumex aquaticus und einer Geum -Art. An Erdbeeren vollzieht sich
seine ganze Entwicklung fast ausschliefslich an den Blattunterseiten,
an den beiden anderen Pflanzen auf beiden Seiten, bei der gelben
Wasserrose nur an der Blattoberseite. 2 — 3 Brüten.
In Nordamerika verließ der Käfer infolge übergrofser Vermehrung
1904 ebenfalls seine eigentliche Nährpflanze und befiel Weiden und
Bohnen, blieb aber hier auf der Blattoberseite.
Diesem verschiedenen Verhalten zu den Nährpflanzen entspricht,
dafs sich auf Erdbeere eine besondere Varietät entwickelte , auf den
übrigen die typische Art sich erhielt.
G. singfiiapa Maxw. Lefr. ■*) Indien; an den schwimmenden Blättern
der in den Ebenen als Futterpflanze angebauten Trapa bispinosa. Bio-
logie wie bei voriger.
G. llneola F. Biologie wie bei Loclimaea capreae-^ ist aber auf
Weiden beschränkt; hier stellenweise sehr schädlich. So wurden 1909
bei Somerset 200 acres von je 25 £ Wert vernichtet.
G. luteola F. Müll, (xanthomelaena Schrk., calmariensis F.)
Ulmen-Blaltkäler^). An ülmusarten, besonders zartblättrigen; auch
1) Köpfen, 1. c. S. 278-279.— Kkssi,er,34./:35. Ber. Ver. Naturkde. Kassel, 1889,
S. 54—68. — ßuPEursüERGER, 111. Zeitschr. Ent. Bd. 5, 190U, S. 340-342.
-) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst-Gartenbau 1900, S. 319. 5 Fig. — Eeh, Jahrb.
Hamburg, wiss. Anst XIX, 1901, 3. Beili., S. 161—163. — Chuienden, U. S. Dept.
Agric, Eur. Ent., Bull. 54, 1905, p. 58-60, Fig. 19.
3) In: Erichson, Insekt. Deutschlands, 1. Abt., 6. Bd., Berlin 1893, S. 619.
") Maxwell-Lefr.iv, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 2, 1910, p. 146—149, PI. 15.
^) Leineweber, Verh. zool. bot. Ges. Wien 1856, S. 74; 185.S, S. 29. — Heeger,
Sitz.ber. Akad. Wiss. Wien, Bd. 29, 1858, S. 112-116, 1 Taf. — Smith, J. B., Eep.
Ent. agr. Stat. New .Jersey 1889 ff. — Rit.ev , U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 6,
1885, 2d ed. 1891, 21 pp., TPl., 1 fig. — Marlatt, ibid. Circ. ^, 1895; Rev. ed. 1908,
6 pp„ 1 fig.; Bull. 2, N. S., 1895, p. 47-59. — Felt, N. Y. St. Mus. Bull. 57, 1902,
43 pp., 8 Pls., 2figs.; Bull. 109, 1907, p. 9—14, PL 2, 6—8. — Lintner, 15. ann. Rep.
N. Y. St. Mus., 1898, p. 253-264, 1 PL — Menegaux, C. r. Acad. Sc. Paris T. 133,
1901, p. 459—461. — KüNCKEL d'Herculais, Bull. mens. Off. Rens. agr. Paris p. 1244,
1903. — Bellevoye, Bull. Sog. Etud. Sc. nat. Reims 1907, 13 pp., fig. — Gossard,
Journ. ec. Ent. Vol. I, 1908, p. 189—190. — Silvestri, Boll. Labor. Zool. gen. agr.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 34
530 Coleopteren, Käfer.
an den befallenen Bäumen zuerst an den zarteren oberen Blättern, erst
nach deren Absterben abwärts wandernd. Vorzugsweise an einzeln
stellenden Ulmen, seltener in Waldbeständen. Heimisch in Europa,
hier von Norden nach Süden an Häufigkeit und Schädlichkeit zu-
nehmend; auch in Nordafrika, Kleinasien und dem Kaukasus. 1834
(1837?) nach Baltimore in Nordamerika verschleppt; bereits nach vier
Jahren schon schädlich. Seine Ausbreitung erfolgte nur langsam, zum
Teil durch die elektrischen Straisenbahnen ; seine Vermehrung war
dagegen eine sehr bedeutende, so dals er viele Tausende von Ulmen
in den Städten zerstörte und in einigen Gebieten als der schlimmste
Feind der Schattenbäume gilt. Seine Lebensweise ist die übliche; in
Amerika wurden bis über (300 Eier bei einem Weibchen gezählt ; Über-
winterung in den verschiedensten Verstecken, in Menge auch in
Häusern; Puppe in Rindenritzen, am StammgTunde von Bäumen oder
flach in der Baumscheibe. Die befressenen Blätter werden braun,
welken, rollen sich zusammen und fallen ab ; ist das Wetter günstig,
so schlagen die Bäume neu aus : aber auch diese Belaubung wird häufig
zerstört, selbst noch eine dritte und vierte. Durch derart wiederholten
Kahlfrafs werden die Bäume mehr oder minder rasch getötet. In
Europa kommt das allerdings seltener vor; hier wird der Käfer ge-
wöhnlich von Witterung (grofse Hitze und Trockenheit töten Larven
und Eier), Platzregen und den natürlichen Feinden (s. Silyestri) in
Schach gehalten. In Amerika fehlten diese letzteren anfangs ganz.
Allmählich stellten ihm Sperlinge, Käfer, _ Fliegen, Raubwanzen,
Mantiden nach, und in feuchten Jahren entwickelte sich Sporotrichum
entomophihim Peck. in den Puppen. Aber alle diese Feinde genügten
nicht. Ganz neuerdings wurde aus Europa der Chalcidier Tetrastichus
xanthomelaenae Rond. eingeführt^); über praktische Erfolge verlautet
noch nichts.
Bekämpfung: Spritzen mit Arsenmitteln, je früher, um so besser;
am zweckmäfsigsten sofort beim Erscheinen der überwinterten Käfer,
dann noch einmal zwei Wochen später. Sammeln der Käfer in ihren
Winterquartieren; die sich um den Stammgrund herum anhäufenden
Puppen durch Übergiefsen mit heifsem Wasser oder Berührungsgiften
töten oder die stammabwärts kriechenden Larven mit Klebringen und
Fanggürteln abfangen.
G. tenella L. An Weiden und Erlen, Spiraea Ulmaria und
Potentilla anserina; ist schon wiederholt auf Erdbeeren 2) in der ge-
wöhnlichen Weise übergegangen.
G. eavieoUis Lec.^). Nordamerika; an Pfirsichen, Kirschen und
Birnen. — G. decora Say^). In Manitoba an Weiden, die Käfer auch
an Populus tremuloides.
Monocesta eoryli Say^). Nordamerika; an Ulmen und Hasel.
Vol. 4, 1909, p. 246—289, 15 figs. — Herrick, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Circ. 8,
1910, 6 pp., 9 figs.
M March.u-, P., Bull. Sog. ent. France 1905, p. 64—68, 81—83. — Howard, Journ.
ec. Ent. Vol. I, 1908, p. 281 -289, fig. 7.
-) Ormerod, Handbook of Insects injur. to Orchard, Bush fruits, London 1898,
p 249—250. — Lampa, Upps. prakt. Ent. 17, 1907, p. 3-5; 18, 1908, p. 80-81.
=••) Chittexden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 19, N. S., 1899, p. 90-93.
*) CiuDDi-E, Journ. ec. Ent. Vol. 4, 1911, p. 240.
^) RiLEv, Rep. Commiss. Agric. 1878, p. 245—247, PI. 4. — U. S. Dept. Agric,
Bur Ent , Bull. 54, 1905, p. 81—82. — Welden, Journ. ec. Ent. Vol. 1, '"''°
p. 147-148.
Chrysoraeliden, Blattkäfer. 53]^
Galeruca (Adimonia) tanaeeti LeachM. An Schafgarbe, Rainfarn,
Feldfrüchten (Kartoffeln, Rüben, Kohl, Klee) und Wiesengräsem ; selbst
2 ha junge Kiefernsaat haben die Larven schon binnen wenigen Tagen
vernichtet. Eier im Herbst in Klumpen auf Blättern, überwintern.
Meist zwei Brüten im Jahre. Gegen die Larven soll sich Spritzen mit
Kainitlösung oder Essig und Stäuben mit Asche bewährt haben.
Puppen in Erde. — G. semipullata Clk. 2). Australien; an Feigen-
bäumen. Eine Wanze soll öfters befallene Bäume in kurzer Zeit von
ihnen gereinigt haben.
Cerotoma trilürcata Forst. ^). Bean leaf-beetle. Nordamerika.
Geht häufig von seinen ursprünglichen Nährpilanzen (Lespedeza sp.
und Amphicarpea monoica Ell.) an angebaute Bohnen über; zuerst
frifst er Löcher in die Blätter, später verzehrt er diese ganz mit Aus-
nahme der stärksten Rippen. Eier in der Erde, um den Stengel der
Pflanzen herum; an und in diesem fressen die Larven.
Monolepta quadrinotata F.*). Java. Käfer an den Blättern von
Manihot utilissima , sollen auf diesen durch einen ausgeschiedenen
Saft zuerst braune Flecke hervorrufen, später sie ganz abtöten.
Hispinen.
Eier an Blättern ausdauernder Gewächse, in denen die flachen,
schmalen Larven beiderseitig sichtbare Gänge minieren. Vorwiegend
tropisch.
Odontota dorsalis Thunb.^). Nordamerika. Käfer und Larven
an jungen und schwächlichen Robinien. Ersterer aufserdem an vielen
anderen Bäumen, auch Obstbäumen, ferner an Soja-Bohnen, Himbeeren
und Rotklee. Die Larven eines aus 3 — 5 Eiern bestehenden Geleges
dringen alle durch ein Loch in das Blatt und minieren zuerst gemein-
schaftlich. Nach 2 — 4 Tagen verlassen sie das welke Blatt; jede sucht
sich ein anderes und miniert es für sich; jede Larve zerstört mehrere
Blätter. Eine Wanze saugt Käfer und Larven aus. — Zahlreiche
andere Odontota-Arten ähnlich an verschiedenen Holzgewächsen, aber
selten häufig genug, um merkbar zu schaden.
Octotoma plieatula F."). Nordamerika, an Tecoma radicans. Die
Minen bestehen aus mehreren buchtigen Abzweigungen von der Mittel-
rippe ; an dieser in einer Tasche die Puppe.
Leptispa pygrmaea Baly^). Indien, an Reis und Zuckerrohr;
Biologie unbekannt.
Brontispa Frog-gatti Sharp ^). Kopf dunkelbraun, Halsschild
1) Post, Ent. Tidskr. Arg. 13, 1892, p. 50-52. — Remer, Ber. agrik. bot. Ver-
suclisstat. landw. Ver. Breslau 1902/03, p. 13. — Eckstein, Zeitschr. Forst-Jagdwes.
Jahrg. 36, 1904, p. 362—364, Fig. 10, 12. — Kornauth, Ber. k. k. landw. ehem. Ver-
suchsstat. usw. Wien 1909, p. 89. — ■ Ferrant, Scliädl. Insekt. Land-Forstwirtsch.,
Luxemburg 1911, S. 86 — 87, Fig. 48. — S. ferner die Berichte der skandinavischen
Entomologen.
■') Agric. Gaz. N. S Wales Vol. 10, 1899, p. 874—875.
') Chittexden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 9, N. S., 1897, p. 64—71,
fig. 1; Bull. 23, 1900, p. 30-31; Bull. 33, 1902, p. 102. — Johnson, ibid. Bull. 26,
1900, p. 81. — Chittenden, Yearb. ü. S. Dept. Agric. 1898, p. 253—254, fig. 78.
*) KoNiNGSBERGER, Bull. Dept. Agric. Ind. Neerland Nr. 20, 1908, p. 6.
s) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent.. Bull. 9, N. S., 1897, p. 22—23;
Bull. 38, 1902, p. 70—83, fig. 3.
6) id., ibid. Bull. 38, p. 88-89, fig. 5.
'') Maxwell-Lefuov, Meni. Dept. Agric. India Vol. I, 1907, p. 140, fig. 25.
8j Preuss, Tropenpflanzer Bd. 15, 1911, S. 80-81, Taf. 2, Fig. 0.
34*
532 Coleopteren, Käfer.
orange, Flügeldecken schwarzblau, am Vorderrande orange; 7 — 11 mm
lang. Neu-Guinea; der „Herzblattkäfer" der Kokospalmen. Käfer
und Larven im Herzen junger Kokospalmen, wenn die Blätter anfangen
sich zu bilden-, beim Entfalten zeigen diese viele graubraune Stellen
oder sind graubraun vertrocknet. Bei starkem Befalle kann die Palme
absterben. Besonders an kränklichen, langsam wachsenden Palmen;
bei gesunden entwickeln sich die Blätter so rasch, dafs die Larven
herausgeworfen werden. Daher also durch gute Stickstoffdüngung das
"Wachstum beschleunigen; ferner Käfer und Larven absammeln.
Promecotheca antiqua AVse. ^). Kopf dunkelbraun, Flügeldecken
orange und schwarzblau; Vorderbeine gelb, die übrigen schwarz mit
gelben Tarsen: 9 — 10 mm lang. Neu-Guinea, an alten Kokospalmen.
Eier in kleinen Häufchen an der Unterseite der Blattiiedern ; die Larven
minieren Längsstreifen in den Blättern, die grau werden und absterben.
Die Fruchtentwicklung wird unterbrochen und setzt für ein Jahr oder
mehr aus. — P. opaeieollis Gerst. Flügeldecken schwarz mit
gelben Flecken. Ebenso auf den Neu-Hebriden. Besonders die im
alang- alang- Grase stehenden Palmen werden befallen; nach Beseitigen
des Grases verschwinden auch die Käfer.
Hispella Wakkeri Zehntn. ^j. Ostjava, an Zuckerrohr. Der Käfer
schabt auf Blattoberseite; hier auch die Eier. Die Larven minieren
längliche gelbbraune Flecke an dem Blattrand.
Hispa testaeea L.^j. Nordafrika, Südeuropa. Larve in den
Blättern von Cistus salvifolius L. — H. armig-era Ol. (aenescens
Baly)*). Indien, an Reis und wilden Gräsern; Eiablage bereits an die
jungen Pflänzchen in den Keimbeeten. Werden von diesen also die
Käfer durch Gifte ferngehalten, so wird dem Befalle vorgebeugt.
Eine unbestimmte Hispide-'^j schadet in Ostjava beträchtlich an
Kokospalmen. Käfer und Larven nagen zwischen den unentfalteten
Blättern die Oberhaut auf einer Seite ab ; die der anderen stirbt eben-
falls ab und bleibt als gelbliche durchscheinende Haut zurück. Bei
stärkerem Befalle vertrocknen die ganzen Blätter.
Platypria Andrewesi Wse.''). Indien, an Zizyphus Jujuba. Larve
ähnlich der der Schildkäfer. Puppe in Blatttasche.
Cassidinen, Schildkäfer.
In Nordamerika einige Coptocyla- Arten "') und Clielymorpha arg-us
Licht. ^) schädlich an Kartoffeln und Bataten.
Aspidomorpha militaris F.'-*) und andere Arten in Indien und
auf Java an Bataten und Bohnen.
M Preuss, 1. c. S. SO— 8•.^ Taf. 2, Eig. P.
2) Zeh.ntnk.r, Meded. Proefstat. Oost-Java N. S. Nr. 27, 1896, 12 pp.. 1 PI.
?) Peruis, Mem. Soc. Sc. nat. Liege 1855, T. 10, p. 260, PL 5, fig. 80-92. —
Lesxe, Bull. Soc. eut. France 1904, p. 68—70, 1 fig. .
^) Stebhing, Econ. Entomology p. 9. — Maxwei.e-Lefruy, 1 c. p. 139, fig. 24. —
Dltt, Dept. Agric. BengaL, Quarta Journ. Vol. 4, 1910, p. 82 — 38.
^) KuNixGsuERGER, Bull. Dept. Agric. Ind. Neerland Nr. 20, 1908, p. 1—2.
6) Maxwei.l-Lefruv, 1. c. p. 864—365, fig. 241—242.
■') Smith, J. B., Rep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1890, p. 472— 475, figs; 1897, p. 402.
^) Chtttenden. U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 9, N. S., 1897, p. 23. — Smith,
J. B., Eep. 1901, p. 489.
*') KoNiNGSBEKGER , Meded. s' Lands Plantentuin 22, 1898, p. 86; Meded. Dept.
Laudbouw 6, 1908, p. 71—72. — Maxwem-Lefkuv, 1. c. p. 367.
Bruchiden, Samenkäfer. 533
Cassida L.
Die breiten, dornigen mit einer über den Rücken gekrümmten
Schwanzgabel versehenen Larven halten die letzte Larvenhaut nnd
bräunlichen Kot als Schutzdach über den weichen Ijeib. Käfer und
Larven träge, haften fest auf den Pflanzen.
C. nebulosa L., nebeliger Sehildkäler'). Käfer fressen im Früh-
jahre von oben Löcher in die Blätter von Melden und Gänsefufs. Eier
in flachen, mit dichter, klebriger Masse zugedeckten Häufchen voii
(5 — 15 Stück an deren Unterseite. Nach einer Woche die Larven, mit
zuerst auffallend langen Schwanzanhängen. Sie weiden anfangs das
Parenchym der ßlattunterseite gesellig ab ; später zerstreuen sie sich
und fressen Löcher, schliefslich sogar am Rande. Die beim ersten
Larvenfrafse über den Flecken stehen gebliebene Haut der Oberseite
wird trocken , weifsgelb , reifst später aus und fällt ab. So wird der
Schilclkäferfrafs charaktierisiert durch zahlreiche Löcher und weifsgelbe
Flecke. Von den vernichteten Pflanzen wandern die Larven bei starkem
Auftreten auf andere über, Ende Juni, anfangs Juli auch auf die jetzt
erscheinenden jungen Rüben (Runkel- und Zuckerrüben). Mit dem
Wachstume der Larven werden die Löcher immer grölser, so dafs zu-
letzt nur noch die Mittelrippe stehen bleiben kann. Ende Juli die ge-
stürzte Puppe am Frafsorte. Nach einer Woche der Käfer, der nach
Jablonowski dann in Ungarn verschwindet; in anderen Gegenden folgt
gewöhnlich noch eine, bei günstiger Witterung auch noch eine dritte
Brut; hierbei werden die Eier auch an die Rüben abgelegt.
Hauptschaden durch die erste Brut. Die späteren Brüten schaden,
nicht in dem Mafse, da dann die Rüben schon kräftiger sind.
Vorbeugungsmittel: die betreffenden Unkräuter, am besten, wenn
sie noch mit Eiern belegt sind, ausjäten und vernichten. Die mit Un-
kräutern bestandenen Weg- und Grabenränder frühzeitig mähen oder
mit Chlorbarium oder Arsenmitteln bespritzen. Sind die Larven und
Käfer bereits aufgewandert, so sind die befallenen Ränder zu walzen,
tief unterzupflügen, zu eggen, krümern und wieder zu walzen.
Auf dem Felde Spritzen mit Arsenmitteln oder Wermutabkochung,
Streuen von Düngergips usw. Eintrieb von Geflügel.
Von den zahlreichen anderen Schildkäfern wäre höchstens noch
C. viridis Ij. (equestris F.)^) zu erwähnen. Er lebt vorwiegend auf
Ziest (Stachys) und Minzen (Mentha) und ist auch schädlich geworden
auf Artischoken.
In Nordamerika werden C. bivittata Say und nigripes Ol. an
Bataten schädlich^).
(Lariiden) Brucliideu.
Samen- oder Muffelkäfer, Pulse beetles, Pea bugs,
im Frühjahr an Blumen und Blättern. Eier gewöhnlich einzeln in
1) NoEi-, Le Naturaliste T. 30, 1908. p. 9 — 11. — .Jablonowski, Die tier. Feinde
d. Zuckerrübe, Budapest 1909, S. :261 -273, Fig. 55—57. — Xambeu, Le Naturaliste,
T. 31, 1909, p. '226. — S. ferner die Berichte der skandinavischen vind italienischen
Entomologen und der Versuchsanstalten für Zuckerrübenbau. — Die englischen
Entomologen erwähnen seiner nicht.
-) Decaix, Bull. Sog. Nation. Acclimat. France Ann. 44. 1S97, p. 132—134. —
Xambeu, 1. c. p. 235.
3) Smith, J. B., Eep. 1890, p. 470 - 475. f igs.
534 Coleopteren, Käfer.
Blüten bzw. an jungen Hülsen von Leguminosen, seltener an Samen
anderer Pflanzen. Larven bohren sich in die Schoten und durch ein
später als kleiner brauner Fleck kenntliches Loch in die Samen. Sie
sind zuerst kurz, stämmig, mit kräftigem Kopfe, Augen, einem stark
bedornten Halsschilde, gezähnten Brustschildern und unvollständigen,
aber deutlichen Beinen ^ nehmen erst nach der ersten Häutung ihre
endgültige Gestalt an. Sie wachsen so langsam, dafs auch die be-
fallenen Samen weiter wachsen und gewöhnlich ihre normale Gröfse
erreichen. Li den grofsen Samen gewöhnlich mehrere Larven; in den
kleinen bleibt nur die zuerst ins Innere gelangte am Leben. Puppen-
wiege dicht unter der Samenschale; an ihrem Rande auch die Samen-
schale schwach angenagt, als dunkler, durchscheinender Fleck sichtbar.
Der ausschlüpfende Käfer sprengt entweder sofort oder erst im nächsten
Frühjahre den Deckel ab und gelangt ins Freie. Bei den meisten
europäischen Arten nur eine Generation; die Käfer können sich nur
im Freien begatten und fortpflanzen; die Eiablage findet immer an
junge Schoten statt. Bei den meisten tropischen Arten mehrere
Generationen; die Käfer pflanzen sich sofort nach dem Ausschlüpfen,
auch in geschlossenen Räumen oder selbst Behältern, fort und belegen
auch trockene Samen mit ihren Eiern; sie vernichten daher meist die
ganzen Lagervorräte, zumal stärkerem Befalle gewöhnlich eine Zer-
setzung in den ausgefressenen Samen folgt.
Man hat lange geglaubt, dafs in den Samen der Keim unverletzt
bliebe, dafs also auch ausgefressene Samen ihre Keimfähigkeit be-
wahrten. Untersuchungen amerikanischer Forscher haben aber gezeigt,
dafs bei einem sehr grofsen Prozentsatze (bis 88*^/0) der Samen die
Keimfähigkeit ganz zerstört wird, dafs von den keimenden Pflänzchen
wieder ein grofser Teil frühzeitig zugrunde geht, und dafs schliefslich
die Mehrzahl der überlebenden Pflanzen doch immer schwach und
kümmerlich bleibt, namentlich weniger Ertrag liefert, als die aus un-
verletzten Samen hervorgegangenen.
Bekämpfung: Befallene Samen in Petroleum, Schwefel- und
Karbolsäure usw. einlegen, räuchern mit Schwefelkohlenstoff (50 ccm auf
1 hl Erbsen, 10 Minuten lang), Erhitzen auf 50 '^ C für 24 Stunden, Ein-
werfen in "Wasser von 60 ** C für kurze Zeit, dem allerdings rasch Ab-
kühlung und Trocknen folgen müssen, damit die Samen nicht keimen,
oder Lagerung in Kühlräumen (2 Monate bei 0 — 1° C)^). Saatgut
2 — 3 Tage in Wasser legen; die gesunden Samen sinken zu Boden,
die ausgefressenen schwimmen oben. Rörig empfiehlt, die Saat im
Januar oder Februar für 4 — 7 Tage auf 20 — 25*^ C zu erwärmen, um
die Käfer zum vorzeitigen Verlassen der Samen zu veranlassen; dann
erstere aus der Saat über einem Gefäfse mit Wasser und Petroleum
sieben.
Bei den Arten mit einjähriger Generation ist die Saat bis ins
zweite Jahr in geschlossenen Behältern (dichte Säcke genügen) aufzu-
1) LiNTNKR, 7. Rep. N. York agric. Exp. Stat. 1S90, p. 255—288. — Rilev &
HuwARi., Ins. Life Vol. 4. 1892, p. 297—302, fig. 40 -48. — Chittkxden, Yearb. U. S.
Dept. Agric. 1898, p. 288 — 248, fig. 66—74. — Decaux, L'Entoniologie appliquee ä
l'Etude Eistorique du haricot. Paris, Impr nat. 1897,8*', 8 pp. ; Ausz.: 111. Zeitschr.
Ent. Bd. 4, 1899, S. HO. — Eitzema Bus, Ziekt. Beschad. Landbougewass. D. 2,
Groningen 1902, p. 98-101, fig. 47— 48. — Board Agric. Fish. London, Leafl. 150,
1905. — Lampa, Ent. Tidskr. Arg. 80, 19U9, p. 286—242, 1 tav.
2) DuvEL, U. S. Dept. Agric., Bur. Ent., Bull. 54, 1905, p. 49—54, fig. 17, PL 2, 8.
Bi-uchiden, Samenkäfer. 535
bewahren ; die Käfer kriechen im ersten Jahre aus, gehen aber zugrunde,
ohne sich fortpflanzen zu können.
Fletcher schlug vor, die noch gininen Erbsen einzuernten, bevor sie
ganz reif sind, und sie erst nach dem Dreschen ausreifen zu lassen.
Früchte und Stroh würden dann besser; die in ersteren enthaltenen
Käfer sind noch nicht ganz entwickelt und können durch sofortige
Räucherung getötet werden.
In das abgeerntete Feld sind Schweine oder Geflügel einzutreiben,
die die Ausfallerbsen auflesen; der Rest ist tief unterzupflügen.
Die meisten Arten werden von verschiedenen Chalcidiern para-
sitiert; Br. chmensis und wahrscheinlich auch andere Arten werden in
allen Stadien von der Milbe Fedicidoides ventricosus verfolgt.
Spermophagus peetoralis Sharp'). Heimat Mittel- und Süd-
amerika, wird öfters nach Nordamerika verschleppt, hat hier aber noch
nicht Fufs gefafst. In Bohnen, Erbsen, Cowpeas (Vigna sinensis). Bis
100 Eier an einer Bohne.
Caryoborus g-onagra F. ^). Indien, an Tamarinden und Bauhinia
racemosa. Käfer an den Blättern ; Eiablage nur im Freien an die jungen
Früchte. Verpuppung auiserhalb , in einem Kokon aus Exkrementen.
(Laria Scop.) Bruchus L. (Mylabris Geoffr.)
Br. loti Paj^k. In den Samen von Lotus und Lathyrus. Gene-
ration einjährig. — Br. pallidicornis Boh. ^). In Linsen; Gene-
ration einjährig. — ßr. atomarius L. (granarius L. , seminarius
Bach), Bohnenkäl'er. Der gemeinste Käfer in den verschiedensten
Leguminosensamen, vorwiegend in Vicia Faba; in diesen überwmtert
er; kleinere (Lathyrus, Vicia sepium usw.) verläfst er, um andere Ver-
stecke aufzusuchen. Generation einjährig. ;^ Br. (L.) ruümanus
Boh., Bohnenkäfer. Europa, Nordafrika, Ägypten, Persien, Syrien,
vielfach verschleppt, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika aber
erst in den letzten Jahren eingebürgert*). In Bohnen und Erbsen,
namentlich bei ersteren oft mehrere Käfer in einem Samen. Biologie
wie beim Erbsenkäfer. — Br. afflnis Fröl. ^). Frankreich ; von da nach
Irland und Ostindien in Bohnen importiert. — Br. (L.) pisorum L. (pisi
L.), Erbsen käfer*'). Heimat wohl der Orient; jetzt fast kosmopolitisch,
nach Norden zu abnehmend; in Nordamerika bereits 1748 sehr schäd-
') CutTTENUEN, Ins. Life Vol. 7, 1895, p. 328—329; U. S. Dept. Agric, Div. Ent.,
Bull. 23, N. S.. p. 37—38, fig. 10; Bull. 33, N. S., 1902, p. 103-104.
2) CoTKs, Ind. Mus. Notes Vol. 3, 1896, p. 14—15, 1 PL — Stebbing, E. P.,
Departm. Not. Ins. affect forestrv, Calcutta 1906, p. 365—366 — Maxwell-Lefeoy,
Ind. Insect Life, Calcutta 1909, p\ 351, Fig. 224.
3) R. D., Naturaliste T. 31, 1909, p. 75.
") Chittenden, U. S. Dept. A?ric., Bur. Ent., Bull. 82, 1911, p. 92.
5) Carpentee. Eep. 1898, p. 5; Rep. 1901, p. 148—149. - M. Lefroy, 1. c. p. 349.
6) KüLLAR, Verh. zool. bot. Ges. Wien, Bd. 4, 1854, Sitz.-Ber. S. 27—30; Bd. 8,
1858, S. 421—425, — Letzxek, Jahresber. scliles. Ges. vaterl. Kultur, 1854, S. 79
bis 82. — (A.) Kansas St. agr. Coli. Exp. Stat., Bull. 19, 1890, p. 193—196. — Rii.ev
& Howard, Ins. Life Vol. 5, 1893, p. 204, fig. 21. — Frank, Arb. biol. Abt. Kais.
Gesundheitsamt, Bd. 1, 1900, S. 86—114, Taf. 1. — Reh, Zeitscbr. Pflanzenkrankh.,
Bd. 10, 1900, S. 121—124. — Rörig, 111. landw. Ztg., Jhg. 20, '1900, S. 160. — Fletchek,
U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 69-74. — id. & Lochhead, 33 d ann.
Rep. ent. Sog. Ontario 1902, p. 3—15, 1 fig. — ScHöven, Beretn. 1902, p. 8—9, fig.
44—45. — Carpexier, Rep. 1904, p. 292—293, fig. 3. — Fabre, Bilder a. d. Insekten-
welt, 2. Reihe, Stuttgart 1911, S. 59—61, 1 Fig. — S. ferner die Berichte von Lampa
und RiTZEMA-Bos.
536 Coleopteren, Käfer.
lieh. Nur in angebauten Erbsen ; immer nur ein Käfer in einem Samen,
trotzdem 15 — 20 Eier an die jungen Schoten gelegt werden; nur eine
Brut im Jahre. Besonders schädlich in wärmeren Ländern, nament-
lich in Canada, wo der jährliche Schaden bis auf 1 Million $ an-
gegeben wird. Auch in Südrul'sland und selbst in Deutschland mufste
schon wiederholt lokal der Erbsenbau wegen zu starken Befalls auf-
gegeben werden. In Nordeuropa nur in importierten Erbsen. Ganz
vereinzelt auch in Samen von Vicia und Cytisus Laburnum gefunden. —
Br. lentis Eröl., Linsenkäler, in Linsen, deren jede Larve mehrere
vernichtet; nach Heeoer können diese sogar auf andere Pflanzen über-
wandern. Generation einjährig. Mittel- und Südeuropa, Agj'pten,
Sjrrien; nach Amerika wohl verschleppt, aber noch nicht dort ein-
gebürgert. — Br. brachialis Fähr. ^). Ursprünglich in wilden Vicia-
arten des südlichen Europas ; ging anfangs dieses Jahrhunderts in
Frankreich auf Vicia villosa über. — Br. nubilus Boh, ^j. In Frank-
reich an Futterwicken ; Noel empfiehlt, die Wicken grün zu verfüttern,
bevor die Käfer reifen können.
Briichidius trlfolii Motsch.f). In Amerika oft gefunden in Samen
von Trifolium alexandrinum aus Ägypten, aber noch nicht eingebürgert.
Bei den Samenuntersuchungen der dänischen Versuchsstation werden
stets zahlreiche ßotkleesamen mit einer Bruchidenlarve gefunden*).
Acanthoscelides Schilsky.
Mehrere Generationen in einem Jahre; Fortpflanzung auch in
trockenen Samen.
(Ae.) Bruehus obteetus Say (irresectus Fähr., fabae Riley)-5\
Neotropisch oder orientalisch ; jetzt fast kosmopolitisch : ganz Amerika,
Mittelmeergebiet, Madeira, Azoren, Canaren, Südafrika, Persien, Indo-
China. In Nordamerika der schlimmste Feind der Bohnen; ferner in
Erbsen, Cowpeas, Linsen, Kichererbsen usw. Bis zu 28 Käfer in einer
Bohne. Eiablage im Freien nur an Bohnen und Cowpeas; Eier ge-
wöhnlich gruppenweise ; dabei dringen alle Larven eines Geleges ge-
wöhnlich nur durch das Loch ein, das die zuerst eindringende Larve
gebohrt hat, so dafs von aufsen nicht sichtbar ist, von wieviel Larven
die Bohne bewohnt ist. Im Lager läfst das Weibchen die Eier auch
häufig nur zwischen die Samen fallen.
Pachymeriis (Br.; ehinensis L. (scutellaris F.), Cowpea weevil.'').
Heimat Asien oder Südamerika ; jetzt in China , Japan , Ostindien,
Europa, Ägypten, Deutsch-Ostafrika, Kapland, Sierra Leone, Berberei,
Algier, Madeira, Amerika, immer aber in den südlichen Ländern bzw.
Gegenden häufiger, in den nördlichen nur in Lagersamen. In Amerika
namentlich in Cowpeas, ferner in Phaseolus radiatu.s, Cajanus indicus.
I) Makchai,, P., Bull. Soc. ent. France 1903, p". 229.
-) Noel, Bull. Labor, region. Ent. agr. Bouen, ler Trim. 1908, p. 5.
3) Chittemjkn, it. S. Dept. Argric. Bur. Ent., Bull. 82, p. 93.
■•) Siehe die Berichte von Duuph Petersen und Rostrui'.
5) Perris, L'Abeille T. 11, 1874, p. 9—16. — Eu.ev & Howard, Ins. Life Vol. 5,
1892, p. 27—32. — Mina Pai.umbo, Bull. Ent. agr. Vol. 3, 1896. p. 53—56. — Mixgaud,
Bull. Soc. Etud. Sc. nat. Nimes T. 27, 1900, p. 101-107. - Darboux et Mingaud,
ibid. T 29, 1902, p. 25—29: Bull. Soc. ent. France 1902, p. 72—76. — Gibson, Canad.
Ent. Vol. 38, 1906, p. 365—367, 1 fig.; 37 th ann. Eep. ent. Soc. Ontario 1906, p. 116—
117, 1 fig.
6) Schwartz, Ber. Kais. biol. Anst. Land-Forstwirtsch. Heft 8, 1909, p. 47. —
Maxwell-Lefroy, 1. c. p 350, fig. 223.
Bruchiden. AnthribideB. Curculioniden, Rüsselkäfer. 537
Erbsen, Linsen, Kichererbsen, Bohnen, in gewissen ceylonesischen Samen,
in Dolichos , Sorghum usw. Mehrere Käfer in einer Bohne , mehrere
Generationen im Jahre. Befallene Samen zersetzen sich.
P. (B.) quadrimaeuJatus F. Heimat wahrscheinlich der tro-
pische Orient; jetzt in Ostindien, Sierra Leone, Äthiopien, Südfrank-
reich, Italien, Südamerika und südlichem Nordamerika. Vorzugsweise
in Cowpeas, aber auch in allen anderen Sorten von Erbsen und Bohnen.
Eiablage in die Samen. Mehrere Käfer in einem Samen, mehrere
Brüten im Jahre ; befallene Samen zersetzen sich sehr rasch. Da der
Käfer zur Fortpflanzung einer gewissen Feuchtigkeit bedarf, ist Auf-
heben der Samen in vollkommen trockenen Räumen ein gutes Schutz-
mittel.
Rhynchophoren.
Kopf in Rüssel ausgezogen.
Antliribideii.
Meist in toten, namentlich trockenen Pflanzenstoffen (Samen, Holz,
Pilzen usw.)-, einige schmarotzend in anderen Insekten (Schildläusen).
Über 800, meist tropische Arten; für uns nur eine von Belang.
Arae(o)cerus laseieulatus De G. ^) (cofifeae F., cacao F.), Kaffee-
bohnen käl'er. Heimat vermutlich Ostindien, jetzt in allen nicht zu
kalten Küstenländern. Vorwiegend in Kaffee-, Kakaobohnen, Drogen usw.
In Louisiana an Mais im Felde schädlich geworden. Käfer und
Larven verwandeln das Innere der grünen jungen Stengel in den oberen
Internodien zu., grofsen Höhlen mit mifsfarbenem Pulver und bohren
auch abwärts ; Ähre bildet sich nicht aus ; oft bricht der Stengel an
der stärksten Frafsstelle im Winde ab.
Dotieus pestilens Olifl'. ^). Australien, Victoria. Larven in jungen
Äpfeln, die schrumpfen, vertrocknen und am Baume hängen bleiben.
Ferner in jungen Trieben von Akazien, hier faustdicke Wucherungen
verursachend.
Curculioniden, Rüsselkäfer.
Die Käfer lassen sich bei Erschütterung ihrer Nährpflanze fallen,
daher Abklopfen eines der besten Gegenmittel ist. Berührungsgifte
versagen bei den meisten Arten ihres harten Panzers wegen nahezu
ganz ; dagegen sind Magengifte um so wirksamer , als die Käfer fast
ausschliefslich äufserlich fressen. Viele in der Nähe der Erdoberfläche
fressende Arten sind durch Gräben an der Ausbreitung zu hindern
bzw. in Fanggräben zu fangen.
Unter den Feinden ist namentlich Cerceris arenaria L. (Sandwespe) ^)
bemerkenswert, weil sie fast nur Rüsselkäfer als Nahrung für ihre
Larven einträgt.
Man unterscheidet etwa 25 000 Arten, die in zahlreiche Gruppen
verschiedenen Grades eingeteilt werden.
1) TucKER, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 64, Pt. 7, 1909, p. 60— f!4, PI. 3,
fig. 18. — AuLMAXN, Fauna deutsch. Kolon., 5. R., Hft. 2, 1911, S. 52—54, Fig. 34.
2) French, Handb. destr. Ins. Victoria Pt. I, Melbourne 1891, p. 83—86, PL 8. —
Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 13, 1902, p. 708, PI. 1, fig. 7.
3) NoEL, 1, c. 2 d Trim. 1908, p. 9.
538 Coleupteren, Käfer.
Cueorrliiuus plagriatus Schall, (geminatus F.) M- Larve unter-
irdisch an Wurzeln-, mageren Kieferkulturen gefährlich, deren Mai-
triebe, Nadeln und Knospen der Käfer benagt ; besonders an Seekiefer.
Auch an Eichenheistern, Apfelbaum, Quitten usw. durch Benagen der
Knospen schädlich, desgleichen in Frankreich wiederholt in Weinbergen ;
in der Altmark hat er einmal 3 Morgen Bohnenzwischenpflanzung auf
Spargelfeld zerstört, auch die Spargeln selbst angegangen ; in England
an Spargeln, Karotten, Rübsen und anderen saftigen Gemüsen schädlich.
Ursprüngliche Nährpflanzen nach Warburton Cjaiogiossum officinale. —
Bekämpfung: Ablesen bzw. -klopfen; in forstlichen Kulturen Fang-
gräben , in Weinbergen Umbinden der Reben mit Leimringen oder
Wergbändern.
Baryiiotus obseurus F. -j. Gelegentlich im Frühjahr in Garten -
kulturen, Ackerbohne und Luzerne; Blattfrafs. — B. squamosus Germ.
(Schoenherri Zett.) ^). Europa; neuerdings nach Canada verschleppt;
hat hier jungen Kohl und Blumenkohlpflänzchen bis zur Erde herab
kahl gefressen.
Strophosomus melanogranius Forst, (eoryli F.), Haselrüfsler^).
Käfer von Anfang September bis Mitte Juni; benagt Rinde, Knospen
und Blätter von Birken, Eichen, Buchen, Ebereschen, jungen Fichten
und Kiefern und Haseln. Recht schädlich öfters mit Hylohius ahieti^
in jungen Fichtenkulturen, wobei er die jüngeren, letzterer die älteren
Pflänzchen befrifst. Auch in Eichenheisterpflanzungen manchmal
schadend. Eiablage Mitte Juni in Boden, wo die Larven bis Anfang
August an Unki'aut würz ein leben; hier ruht auch die Puppe ungefähr
4 Wochen. — Str. capitatus De G. (obesus Marsh.) ^). Biologisch
ebenso, aber vorwiegend an jungen Kiefern (P. silvestris, Strobus und
Douglasii) und Eichen. Bekämpfung wie bei Hylobius abietis.
Brachyderes ineanus L.*^). Käfer überwintert am Boden; er be-
frilst vorzugsweise die Nadeln junger Kiefern und Fichten oder ent-
rindet die jüngsten Triebe von Eichen und Birken platzweise. Larve
von Ende April bis Anfang Juli an den Wurzeln seiner Nährpflanzen,
namentlich an Kiefern ; in Kulturen ebenfalls manchmal sehr schädlich.
Puppe in Erdzelle, ruht 3 Wochen.
Sciaphiliis squalidus Gjdl. '^). Die Käfer in Siebenbürgen an
Aprikosen- und Pflaumenblättern.
Sitona Germ. (Sitones Schoenh.).
S. lineata (-us) L.^). Der Käfer überwintert am Boden, befällt
bereits im März die jungen Erbsen, Bohnen, Wicken und friist Kerben
1) Siehe die forstentomologischen Lelirbüclier; ferner: Mavet, Les Insects de
la vigne, Montpellier 1890, p. 867—369, fig. 70. — Wakbukton, Kep. 1896, p. 9—10,
Fig. 8. — RiTZEMA Bos, Tijdschr. Plantenz. 5, 1899, p. 170. — v. Schilling, Prakt.
Ratg. Obst-Gartenbau 19U1, S 268. Noel, 1. c. ler Trim. 1907, p. 8—9.
2) Fehrant, Schädl. Insekten, Luxemburg 1911, S. lUO.
") Flütcher, Eep. 1906.
*) Altum, Zeitschr. Forst-Jagdwes. 1898, S. 3 — 8. — Bohutinsky, ?; Ausz. : Ent.
Blatt. Jahrg. 7, 1911, S. 183.
■5) Eckstein, Die Kiefer und ihre tierischen Schädlinge. I. Die Nadeln. Berlin
1893, S. 12.
6) CzECH, Centralbl. ges. Forstwes. Bd. 6, 1880, S. 122—123. — R. Bos, I.e. 10,
1904, p. 29—30. — Jacoiu, Nat. Zeitschr. Land-Forstwirtsch. Jahrg. 2, 1904, S. 353
bis 357, Fig. — Lampa, Upps. prakt. Ent. 18, 1908, p. 26, 28, Fig. — Eckstein, 1. c. p. 13.
^) Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 103—104.
8) Cnrns, Farm Insects, 1860, p. 342—348, PL L, fig. 1-10; fig. Nr. 48. —
Curculioniden, Rüsselkäfer.
539
in den Blattrand. Eier Ende Mai, Anfang Juni, in die Erde abgelegt ;
Larven an den AVurzeln und Bakterienknöllchen. Puppe in einer Erd-
zelle ; ini_ August die neuen Kater , die nun vorwiegend an Klee und
Luzerne_ in der gleichen Weise fressen und dann überwintern. Nach
der Ansicht der englischen Entomologen läuft noch eine andere Gene-
rationsfolge nebenher: Larven, zum Teil auch Puppen überwintern:
Ende April , Anfang Mai Verpuppung ; Ende Mai , Anfang Juni die
Käfer, die bald wieder Eier legen zu einer üb einwinternden Larven-
generation. Die Käfer beider Generationen treffen sich im Sommer an
Klee und Luzerne. Hauptschaden im Frühimg an der keimenden Saat;
späterhin, wenn die Pflanzen gröfser sind, fällt der Frais nicht mehr
so ins Gewicht, trotzdem dann die Käfer oft so häufig sind, dafs jedes
Blatt eines Ackers gekerbt ist. Zartere Blätter und zartblättrige Sorten
werden vorgezogen. Besonders in England schädlich.
Bekämpfung: Abfangen der Käfer mit Fangnetzen; Spritzen mit
Petroleum-Seifen-Emulsion; kräftige Düngung zur Beschleunigung des
Wachstums der Pflanzen; Fruchtwechsel mit Nicht-Schmetterlings-
blütlern; Walzen der Erbsenfelder, um den Käfern die Verstecke zu
nehmen; Reinigung der Felder von allen Ernterückständen.
Auf dieselbe Weise leben und schaden zum Teil auch S. grisea
F.i), tibialis Hbst., flaveseens Marsh., erinita Hbst. 2), punetieoUis
Steph. und hispidula F. — S. reg-ensteinensis Hbst. gemeinsam
mit Stropliosomu^i coryli an Eichen schädlich.
Li Nordamerika^) sind S. flaveseens All. und hispiäula F. aus
Europa eingeschleppt; erstere zum Teil schon sehr schädlich an Klee.
Letztere Art zuerst an Graswurzeln, neuerdings aber auch an Klee
und Luzerne. Die Eiablage Ende März an Blätter oder die Erde.
Nach 13 Tagen die Larve, begibt sich sofort in die Erde; nach 17 bis
21 Tagen Verpuppung in einer Erdzelle, nach 8—10 Tagen die Käfer,
die Ende Mai, Anfang Juni verschwinden. Wahrscheinlich noch eine
Herbstbrut. Hauptschaden durch die Larven, die grofse Gruben in die
Hauptwurzeln fressen; sie werden von einer Pilzkrankheit dezimiert;
den Käfern stellen zahlreiche Vögel nach.
Von den zahlreichen Polydrosus-Arten nur wenige so häufig, dafs
schädlich. An Obstbäumen, Eichen, Buchen, Birken, Erlen usw. finden
sich P. eervinus L.^), (einmal auch an Lärchenkulturen), P. mollis
Stroem. (micans F.) (einmal auch an dreijährigen AVeymouthskiefern)
und P. serieeus Schall, an Nadelhölzern (Fichten, Tannen, Lärchen),
P. (Metallites) impar Gozis (mollis Germ.) und P. (M.) atomarius Ol,
(auch an Eiche und Rebe).
Tanymecus palliatus F.^). Ursprünglich an Nesseln und Disteln;
Bos, R., Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 4, 1894, S. 148; Ziekt. Beschad. Landbougewass.
D. 2, Groningen 1902. p. 93—95, Fig. 46. — Carpenter, Rep. 1901, p, 149. —
Theobald, Rep. 1906'07, p. 101—104; Board Agric. Fish. London, Leafl 19, 4 pp.,
4 figs., 1904. — S. ferner die Berichte der skandinavischen und der übrigen eng-
lischen Entomologen.
1) Kaksch, Ent. Nachr. Bd. 10, 1884, S. 157—159. — Bos, R., Zeitschr, Pflanzenkr.
Bd. 1, 1891, S. 338.
2) Siehe Curtis, Theobald und die anderen englischen Entomologen.
3) WiLDERMUTH, ü. S. Dcpt. Agrlc, Bur. Ent. Bull. 85, Pt. II, 1910, p. 29-38.
fig. 15-19.
*) Frifst aber auch Gallen von Eriophves piri Pag.; s. Thomas, Ent. Nachr.,
Bd. 23, 1897, S. 34-5-348.
^) Deutsch, landw. Presse 1891, S. 407. — Jablonowski, Tier. Feinde d. Zucker-
rübe, Budapest 1909, S. 39—40, Fig. 5.
540 Coleopteren, Käfer.
in Kleinrnisland nnd Ungarn an Blättern von Zuckerrübe ; 1891 hat er
an mehreren Stellen in Deutschland an Zichorien, jungen Futterpflanzen
und Hülsenfrüchten geschadet, an beiden letzteren frais er die Samen-
lappen und ersten Stengelblätter ab. — T. indleus Faust'), Indien,
in den Ebenen. Käfer im Juni und November an den jungen Keim-
pflänzchen von "Weizen , Kichererbsen , Beta maritima , Papaver, Sor-
ghum, Sonnenblumen, Baumwolle, Mais ; sehr schädlich. Bewässerung
und Frost vernichten sie.
Die Käfer von Hypomeces squamosus F. und euptus Schönh.^)
befressen auf -Java die Blätter junger Pflänzchen vom Rande aus, erstere
Art an Tee, Palaquium, Hevea brasiliensis, Cinchona usw., letztere an
Kaifee. — Die Larven von H. unieolor F. ^) schaden ebenda an jungen,
ausgesetzten Pflänzchen von Reis und Zuckerrohr.
Pachiiaeus litus Germ, und azuraseens Gyll. *) gehören zu den
schädlichsten Insekten auf Cuba. Larven nagen die Rinde von Kaffee-
wurzeln ab, so dafs zahlreiche Bäume zur Trockenzeit absterben.
Diaprepes abbreviatus L.-^). The root borer of sugar cane auf
Barbados. Käfer im August, September an Zuckerrohr, Mais, Bataten,
Imphee, Erdnufs usw. Eier in Gruppen bis zu 150 auf deren Blättern.
Larven in den Wurzeln und unterirdischen Stammteilen. Besonders
gefährlich dem Zuckerrohr; vereinzelt auch an Kakaowurzeln. Be-
fallene Pflanzen ausnehmen, die Erde des Wurzelballens darchsieben,
das Loch mit Kalk versetzen ; Mais, in der Nähe reifender Zuckerrohr-
felder gepflanzt, dient als Fangpflanze für die Käfer. — D. Speng-
ler! L.*'). Porto Rico. Käfer von Mai bis Juli und im November
am Laub von Orangen, Guava, Kaffee, Avocado, Mango und Rosen.
Larven an den Wurzeln, besonders an Orange oft sehr schädlich.
Cratopus punctum F."'). Auf Mauritius und Reunion, an Coffea
liberica. Orangen, Zitronen , Vanille usw. Käfer frifst die Blätter der
jungen Bäume in dem Mafse ab, wie sie erscheinen; bei wiederholtem
Kahlfrafse gehen die Bäume ein.
Oeonomus quadrinodosus Chevr. ^). Larven durchlöchern in
Venezuela die Blätter der Kaffeebäume wie ein Sieb.
Epicoerus imbrieatus Say. The imbricated Snout-beetle ■'). Nord-
amerika. Käfer von Juni bis zum Frühling an Obstbäumen und
-sträuchern, Erdbeeren, Kohl, Rüben, Radieschen, Bohnen, Klee, Gurken-
gewächsen , Tomaten , Baumwolle , Mais , Zwiebeln usw. , die Blätter,
') B.Miuiw, Ind. Mus. Notes Vol. 4, 1900, p. 123-125, Fig.; p. 188-189. —
Maxwell-Lefhov, Mem. Dept. Agric. Tndia Vol. I, 1907, p. 148. fig
-) Koningsbb:rgf.i!, Bvill. Dept. Agric. Ind. Neerland. XX, 1908, p. 5 6. — Tropen-
pflanzer Bd. 2 S. 2:-!0.
3) KoNiNGSBERGEH, Med. s" Lands Plantent. 22, 1898, p. 39.
^) Cook, M. T. , Estac. centr. agr. Cuba, Primer Inf. ann., 1906, p. 160-161,
Lani. 24, fig. 4; Bull. 9, 1908, p. 11—17, fig. 2''
^) Wai>;on, West Ind. Bull. Vol. 4, 1904, p. 37—47, 3 figs. — Bai.i.oi!, Agric.
Xews Barbados Vol. 9, 1910, p. 10, 58-59, Fig. 7; Vol. 10, 1911, p. 218, Fig.
6) U. S. Dept. Agric, Div. Ent . Bull. 30, N. S., 1901. p. 97. — Tower, W. V.,
Porto Rico Stat. Bull. 10, 1911, p. 7—35, PL — Abstr.: Exper. Stat. Bec. Vol. 25,
p. 253.
'') Deeacroix, Malad, ennemis de Cafeiers, 2 de ed., Paris 1900, p. 131 — 132. —
NoACK, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 11, 1901, S. 298.
^) Delacrüix, 1. c. p. 131.
9) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 19, N. S., 1899, p. 62—67, fig. 14;
Bull. 23, 1900, p. 31—32, fig. 7.
Curculioniden, Rüsselkäfer. 54.]^
Stengel, Blüten und Früchte benagend, oft schädlich. Eier in Häufchen
an Blätter. Larve und Puppe noch unbekannt.
Aramig'us FuUerl Hörn. Füller' s Rose beetle ^). Auf Hawaii
(„Olinda bug") polyphag an den verschiedensten Pflanzen, von Bäumen
bis zum Gras ; in Nordamerika nur in Gewächshäusern, ebenfalls sehr
polyphag, besonders aber an Zierpflanzen (Teerosen und Geranien),- in
Californien auch im Freien an Citrusbäumen. Der Käfer frifst Blätter,
Blüten und Knospen , selbst junge Rinde ; er ist gegen alle Gifte so
widerstandsfähig, dafs nur Absammeln gegen ihn nützt. Eiablage in
Kuchen unter loser Rinde, möglichst nahe der Erde. Larven unter-
irdisch an Wurzeln; sie sind zu sammeln, mit Schwefelkohlenstoff,
Petroleumemulsion oder Tabakstaub zu bekämpfen.
Psalidium maxillosum F.-) geht im südöstlichen Eiu-opa im Früh-
jahre öfters von Unkräutern (Lepidium Draba, Cirsium) auf Rübenfelder
über und befrifst die jungen Pflänzchen. In Bulgarien auch einmal an
Blättern amerikanischer Reben beobachtet.
Otiorrhyuchus Germ. Lappenrüfsler, Dickmaulrüfsler^).
Käfer im Frühjahre und Sommer auf Sträuchern und Bäumen, an
Blättern, Knospen und Rinde, nächtlich ; die sehr kleinen Eier in großer
Anzahl in oder an der Erde , in der sich die Käfer oft tagsüber ver-
stecken: die stark gekrümmten Larven beifsen die feinsten Wurzeln
ab und schälen die stärkeren. Verpuppung im Herbste; die bald ent-
wickelten Käfer bleiben gewöhnlich in der Puppenhöhle bis zum nächsten
Frühjahre liegen. — Sehr zahlreiche, meist ungemein schwer zu unter-
scheidende Arten.
O. tenebrieosus Hbst. *). Käfer in England schädlich an Apri-
kosen, Nektarinen, Pfirsichen, Pflaumen, Erdbeeren; Larven an Reeren-
obst und Gemüse.
O. hungrarieus Germ. var. lug-dunensis Boh.^). Käfer im Dept.
Allier, Frankreich, überaus schädlich durch Abnagen der Knospen
junger Obstbäume, bei Vitry-sur- Seine desgleichen an Syringen. Etwa
1895 von Paris in Wurzelballen von Syringen nach Gärtnereien bei
Hamburg verschleppt, entwickelten sie sich hier zu einem deren
Kultur bedrohenden Schädling. Von Ende April an nagen sie zuerst die
jungen Knospen ab, später die Rinde der jungen Triebe in schmalen
Ringen; zuletzt fressen sie tiefe, unregelmäfsige Buchten in die Blatt-
ränder. Auch an Thuja, Rosen, Apfelbäumen. Schneeball, Eichen.
Larve unschädlich. In Frankreich mit Erfolg durch Arsenmittel be-
kämpft.
1) RiLEY, Eep. Commiss. Agric. 1878, p. 255—257, PL 7, fig. 2. — Chittenden,
U. S. Dept. Agric, Div. Ent., BvilT. 27, N. S., 1901, p. 88-96. — Kuehele, ibid. Bull. 30,
1901, p. 88-90. — Maskew, ibid.. Bull. 44, 1904, p. 46— 50; Bull. 54, 1905, p. 70-71. —
Vax Dine, Hawaii agr. Exp. Stat., Press Bull. 14, 1905, 8 pp., Figs.
2) .Tablonowski, 1. c. S. 84, 38—39, 132—133, Fig. 4. — Malkow, Ber. f. 1906;
Ausz. : Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 4, p. 352.
3) EicHiER VON BiNNKNTHAi., RosBofeinde, Stuttgart 1903, S. 97—101, Fig. 7.
*) Ormeroü, Handbook of Orchards & Bush fruit insects p. 213. — Board Agric.
Fish.. Leafl. 2, rev. 1902, p. 4. — Duncan, Insect pests of the farm and garden, London
1901,' p. 59—61. , ,
6j Seurat, Bull. Soc. ent. France (6) T. 1, 1881, p. XLVIH. — Reh, Jahrb.
Hamburg, wiss. Anst. XIX, 1901, 3. Beih., p. 149-151. — Gartenwelt 1904, Nr. 14,
24. — Journ. Board Agric. London Vol. 12. 1906, p. 681. — In beiden letzteren
Publikationen wohl irrtümlich O. tenebrieosus genannt.
542 Coleopteren, Käfer.
O. nig-er F. Käfer im Mai an jungen Fichten, vom Wurzelhalso
bis zu den Maitrieben und Nadeln ; Eier in dem lockeren Boden junger
Fichtenbestände oder -kulturen, wo die Larven zuerst die jungen Wurzeln,
später die Rinde älterer glatt abnagen. Mitte Juli Verpuppung, Mitte
August bis Ende September die Käfer, die meist bis zum nächsten
Frühjahre in den Puppenhöhlen bleiben , zum Teil aber auch im Herbste
hervorkommen und dann in der Bodendecke überwintern. Nur in Ge-
birgsrevieren. Gelegentlich auch an anderen Nadelhölzern, Ahorn,
Esche und Vogelbeeren. Bekämpfung: Käfer sammeln, z. B. unter
ausgelegten Moosplatten. Vorbeugung: Boden vor der Pflanzung gut
verrasen lassen.
An Fichten schaden in derselben Weise O. fuseipes OL, perdix
Ol., ovatus L., an Fichten und Tannen O. sing^ularis L., an Fichten,
Weymouthskiefern und Douglastannen O. sensitivus Scop. (planatus
Hbst.)\) und an Kiefern und Buchen O. irritans Hbst.
O. laevigratus F. Käfer an Knospen und jungen Trieben von
Pflaumenbäumen, besonders auf Sandböden. — O. raueusF. ^j, Käfer
in Deutschland und Frankreich, benagt die jüngsten Blätter von Apfel-,
Birnen- und Kirschbäumen und fril'st die jungen Triebe der Reben ab ;
ferner an Rüben. — O. dubius Ström, (maurus Gyll.) und aretleus Ol.
(blandus Gyll.), nach Schöyen in Norwegen schädlich an Rhabarber. —
O. rotundatus Sieb.^), bei Danzig an Syringen, Liguster und Schnee-
beeren, deren Blätter der Käfer vom Rande aus befrafs. — O. singrularis
L. (pieipes F.)*). An Reben, jungen Obstbäumen (besonders Pfropf-
reisern), Eichen, Beerenobst, Rosen, Hopfen, Rhododendron, Gurken,
Fichten, Maitrieben von Tannen. Besonders in England an Erd-
beeren usw. schadend. — O. turca Boh.^). In Südrufsland Käfer und
Larven sehr schädlich an Reben. Eiablage von Mitte Juni bis Herbst,
in der Hauptsache in der zweiten Hälfte des Juli und im August.
Generationsfolge um-egehnäfsig ; ein Generation lebt knapp ein bis
anderthalb Jahre. Nur Weibchen bekannt.
O. sulcatus F. Gefurchter Lappenrüfsler*^). Überall in Mittel-
europa auf leichten, sandigen oder lehmigen Böden, auf Ödland, Wiesen,
Wald usw. ; auch in Warmhäusern und Mistbeeten. An verschiedensten
Pflanzen, namentlich Reben, Erdbeeren, Pfirsichen, Blumen mit saftigen
Wurzeln oder Wurzelstöcken, Farnen, aber selbst an Taxus und Rhodo-
dendron. Ernstlich schädlich an Reben durch Blattfrafs ; im Frühjahr
an Knospen. Der Hauptschaden durch die Larven, deren Frafs die
Stöcke arg kümmern läfst oder selbst tötet. Die Entwickelung sehr
ungleichmäisig ; normal überwintert die reife Larve, um sich erst im
Frühjahre zu verpuppen; es können aber auch aus spät abgelegten
Eiern gekommene junge Larven überwintern, die im Frühjahre weiter-
M Frcns, Forstl. nat, Zeitschr. Bd. 6, 1897, S. 381—383; Nat. Zeitschr. Land-
Forstwirtsch. Bd. 3, 1905, S. 210—212.
2) Jabluxowski, 1 c. p. 35 — 36, Fig. 2. — Zimmermann, H., Die Obstbauschädlinge
a. d. Familie der Rüsselkäfer; S.-A. aiis Blatt. Obst-, Wein-, Gartenbau, Berlin
1905.
3) Bail, Nat Wochenschr. Bd. 5, N. F., 1906, S. 618—619.
*) V. Schilling, Pr. Eatg. Obst-Gartenbau 1898, S 2')0— 262, 4 Fig. — Zimmer-
mann, 1. c. — Siebe ferner vor allem die Berichte der englischen Entomologen.
5) SsiLANTjEW, Zool. Jahrbb., Abt. System., Bd. 21, 1905, S. 491—502, 8 Abb.
«) Bos, R., Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 5, 1895, S. 346. — Müi.i.er, C. A., ibid.,
Bd. 11, 1901, S. 214— 216. — Maisonxeuve, Bull. Soc. industr. agr. Angers (4) T. 14,
1904, p. 102—110, 1 PL — Siehe ferner die Reblausdenkschriften.
CurculionideB, Rüsselkäfer. 543
fressen; die aus ihnen entstehenden Käfer können wiederum zum Teil
überwintern, so dafs also dasselbe Individuum zweimal überwintert. —
Feinde: Kröten, Laufkäfer, Kurzflügier, Vögel usw. — Gegenmittel:
Käfer nachts mit der Laterne absuchen (abklopfen) oder in zwischen
die Reben ausgelegten Häufchen von Moos, Laub, Stroh usw. locken, die
morgens zu verbrennen sind. Gegen die Larven Schwefelkohlenstoff.
RüBSAAMEN empfiehlt deren Aushungerung dadurch, dafs die befallene
Fläche rigolt werden und mindestens ein Jahr unbebaut liegen bleiben
mufs. Zur Vorbeugung rät Müller, den für Neuanlagen zu verwenden-
den Rasen, mit dem Käfer und Larven oft eingeschleppt werden, erst
mit Kalk zu Komposthaufen aufzusetzen und unter tüchtigem Jauchen
1 — 2 Jahre liegen lassen. Auch nach Nordamerika und Australien
verschleppt, hier aber nicht schädlich. — O. populeti Boh. i), eine im
allgemeinen sehr seltene Art, trat bei Krugiicza in Ungarn an Reben
so massenhaft auf, dafs sie den Versuch, solche anzupflanzen, zwei-
mal vereitelte und so das Dorf dem Untergang weihte. An einem be-
nachbarten Orte ebenfalls recht schädlich, aber doch nicht in solchem
Mafse. Als sehr gutes Bekämpfungsmittel hat sich Bestreichen der
Reben mit einer Salbe aus 10 Teilen Steinkohlenteeröl , 30 Teilen
Naphthalin, 100 Teilen ungebranntem Kalk und 400 Teilen Wasser
bewährt. — O. ligustiei L. Liebstöckelrüfsler, Nascher ^). Der Käfer
im Frühjahr an Reben, Pfirsichen, Hopfen, Bohnen, Rüben, Spargel,
an Knospen, Trieben, Blüten, Keimen und Blättern, besonders aber an
Luzerne, daher man ihn an dieser leicht ködern kann. Larven an den
Wurzeln.
Phlyctmiis eallosus Boh.^). Südafrika an Reben. Larven in den
Wurzeln, Käfer an jungen Trieben.
Systates pollinosus Gerst.'^). Schwarz, 7 — 12 mm grofs, Deutsch-
Ostafrika, an Baumwolle und Manihot Glaziovii, ohne merkbaren Schaden.
Rhadinoscopus noeiturus Klbe. ^). Schwarz, grauweifs beschuppt,
0 mm lang. Li Deutsch-Ostafrika an Blättern von Liberiakaffee und
anderen Pflanzen fressend. Begattung Ende Januar.
Peritelus (griseus Ol.) sphaeroides Germ.''): An Reben, jungen
Obstbäumen, Buchen und Hainbuchen, an Knospen, Trieben, Pfropf-
reisern und Blättern, namentlich in wärmeren Gegenden (am Rhein,
in Frankreich, Italien). In Bayern frafsen die Käfen einmal am Hopfen
die Triebe völlig ab''). — P. familiaris Boh.^), vertritt ihn in Ungarns
Sandgegenden.
Omias mollinus Boh.^). Käfer frais bei Scy (Lothringen) junge
Austriebe von auf amerikanische Unterlage gepflanzten Reben dicht
über dem Erdboden kreisförmig an, so dafs sie abstarben.
1) Sajö, 111. Wochenschr. Ent. Bd 1, 1896, S. 309—810.
2) Gauckler, 111. Wochenschr. Ent. Bd. 2, 1897, S. 524—525 — Hollrung, ebenda
S. 549—550. — Remisch, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 4, 1908, S. 331—332. — Jabi.o-
xowsKi, 1. c. S. 36—38, 63—68, Fig. 3, 14, 15. — Zimmermann, 1. c. p. 5-6.
3) LouNSBURY, Agrlc. Journ. Cape Good Hope Vol. 37, 1910, p. 448—450, Fig.
*) MöBiüs, Tropenpflanzer, Bd. 6, 1902, S. 200. — Aulmann, Mitt. zool. Mus.
Berlin, Bd. 5, 1911, S. 261-263, 4 Fig.
5) Perrot, Tropenpflanzer, Jahrg. 3, 1899, S. 387- — Kolbe, Deutsch, ent. Zeitschr.
1911, S. 506—508. — Aulmann, Fauna deutsch. Kolon. Bd. 5 Hft. 2 S. 75—76, Fig. 49.
^1 Zimmermann, 1. c. p. 6. r^r, n n
'') StöRMER, Prakt. Blätter Pflanzenbau u Pflanzenschutz Bd. 2, 1904, p. 7—9.
8) Sajö, 111. Wochenschr. Ent. Bd. 1, 1897, S. 293.
8) Reblaus-Denkschr. 1904, S 134.
544 Coleopteren, Käfer.
Barypitlies araneiformis Schrk. Käfer frais an AVeiden und
wahrscheinlicli auch an Stockausschlägen von Eichen die Knospen ab,
so dafs die Pflanzen abstarben \). In England friist er an unreifen
Erdbeeren grolse Plätze der Oberfläche ab; in reifere bohrt er sich
völlig hinein-).
Phyllobius Schönh. Blattnager, Grünrüfsler^).
Die Käfer im Frühjahre häufig an Sträuchern, Obst- und Wald-
bäumen, an jungen Blättern, Knospen und Trieben ; Larven im Boden,
unschädlich; nur die von Ph. g-laueus Scop. nach Bös durch Frafs
an Erdbeerwurzeln schädlich*). Gegenmittel: die Käfer abklopfen;
Spritzen mit Arsenmitteln ; die Augen der Pfropfreiser mit Baumwachs
oder ähnlichem bestreichen.
Die wichtigsten Arten an Obstbäumen sind: Ph. gfJaueus Scop.
(calcaratus F.)"*) (auch an Erlen, Himbeeren, schwarzen Johannis-
beeren, Erdbeeren), alneti F. (auch an Erlen), piri L. (Birken und
Eichen), arg-entatus L. (Birken, Buchen, Hainbuchen, Fichten),
maeulieornis Germ. (Buche, Hasel), psittaeinus Germ. (Buche,
Birke), oblongrus L.«), viridieollis F. (Erd- und Himbeeren, junge
Buchen und Eichen, Kiefernkulturen), pomonae Ol.
Leptops Hopei Schönh. und robusta Ol.'), apple-root borers
Australiens. Käfer an den Blättern von Apfel-, Bim- und Kirschbäumen,
Akazien und Eukah^ptus. 40 — 50 Eier in einem zusammengeklebten
Blatte. Larven in den stärkeren Wurzeln von Obstbäumen. Die befallenen
Räume beginnen von der Zweigspitze an abzusterben. Bekämpfung:
Absuchen der Einester, Abklopfen der Käfer, Spritzen mit Arsen-
mitteln; gegen die Larven: Schwefelkohlenstoff, Bestreichen der Haupt-
wurzel mit Sublimatlösung; beim Neupflanzen sind die stärkeren
Wurzeln möglichst zu entfernen.
Liparas (Molytes) eoronatus Goeze. In Frankreich und Rufs-
land schädlich an Karotten, in denen die Larven Gänge fressen.
Liosoma eribrum Gyli.^). Käfer frifst im Frühjahre in die
Blätter von Veilchen von unten kreisrunde Löcher von durchschnitt-
lich 1 mm Durchmesser. Larven vermutlich in den unteren Achsen-
teilen.
(Neo-)Plinthus poreatus Panz. ^). Larven von März bis August
in Wurzelstöcken von Hopfen in Steiermark beoliachtet. Eiablage im
Frühling an die Pflanze nahe dem Boden. Gegenmittel: Keine Fechser
mit Bohrlöchern verwenden ; im Frühjahre die Triebe , ehe man sie
hoch gehen läfst, 1 m hoch mit Erde bedecken, die bedeckten Teile
im Herbste abschneiden und mit den darin enthaltenen Larven und
Puppen verbrennen.
1) At.tl-.m, Zeitschr Forst-Jagdwes. 1892, S. 687—694.
2) Theobald, Insect Pests of Fruit, London 1909, p. 462-464, Fig. 304-805.
^) Zimmermann, 1 c. p. 7 — 8.
*) Bos, Instit. Plij^topathologie Wageningen, Verslag over 1907, p. 41.
^) Reh, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. XIX, 1901, :i Beih., S. 1.51—152
6) ZiRNGiEBL, Prakt. Blatt. Pflanzenschutz, Bd. 4, 1901,8.3—4. — Bos, Tiidschr.
Plantenz. D. 8, p. 44-46.
^) French, Destruct. Ins. Victoria Vol. 1, Melbourne 1891, p. 71 — 74, PL 6;
Vol. 2, 1893, p. 93—99, PL 27; Journ. Agric. Victoria Vol. 1, 1902, p. 404-408, 1 PL
s) Thomas, Ent. Nachr Jahrg. 16, 1890, S. 309-310.
") Rurig, Der Hopfenkäfer. Hrsg. vom Kais. G-esundheitsamt Berlin 1898,
1 Bl. Fol., 8 Figg.
Curculioniden, Rüsselkäfer. 54.5
Syagrius fulvitarsis Pasc. ^) ist in Australien (Sydney) einer
der schlimmsten Feinde der Gewächshaus - Farne ; S. intrudens
Waterh. ^) desgl. in Dublin, wo er wohl 1P02 aus Australien ein-
geschleppt wurde. Die Käfer befressen die oberirdischen Triebe , die
Larven bohren in allen unterirdischen und den Stengeln. Als bestes
Gegenmittel hat sich bewährt , die Farne über Nacht unter Wasser zu
setzen. — Der kleinere Neosyagrius eordipennis Lea^) lebt ebenso
in den zarteren „maiden-hair" -Farnen.
Myorrhinus albolineatus F.^) ist ein spezifischer Käfer für die
ungarischen Flugsandgebiete. Als diese in Roggenfelder verwandelt
wurden, gingen die Käfer an diese über und frafsen die Ähren aus.
Seythropus mustela Hbst. •'^). Käfer an einigen Stellen Deutsch-
lands schädlich, indem er in Kiefernnadeln vom Rande her flachbogige
Ausschnitte frifst. Eiablage in Reihen von 10 — 50 Stück zwischen zwei
zusammengekittete Nadeln. Larve im Boden.
Phytonomus Schönh. (Hypera Germ. part.).
Vorwiegend an Kleearten und verwandten Pflanzen (Trifolium,
Medicago, Melilotus, Vicia usw.). Käfer fressen am Blattrande und der
Stengeloberhaut, leben vom Juni an 10—14 Monate. Eiablage im
Frühjahre, bei nigrirosiris^ jwlygoni und murinus in die Blätter oder
Blattscheiden bzw., bei letzterem, in die jungen Stengel, an Knospen,
Blattachseln, bei imnctatus Anfang Herbst an die Basis der Pflanzen.
Larven nach etwa 8 Tagen, fressen Löcher in die zarten Blätter,
schaben die Epidermis der Blätter und Stengel ab, fressen die
Knospen aus, zerstören die Blütenköpfe {nigrirostris) oder bohren selbst
in den Stengeln abwärts (polygoni). Von Anfang .Juni an Verpuppung
in lockerem, eiförmigem, maschigem Gehäuse an der Frafsstelle oder
am Grunde der Pflanzen. Nach (3 — 8 Tagen der Käfer. Generation,
soweit bekannt, einjährig ; infolge des langen Lebens der Käfer findet
man im Sommer meist alle Stadien nebeneinander.
Ausnahmen von der hier geschilderten Entwicklungsweise sollen
jnmctatus machen , bei dem in der Hauptsache nahezu erwachsene
Larven überwintern (Eiablage Anfang Herbst), und pastinacae, bei dem
sich im Sommer melurere Generationen parthenogenetisch folgen sollen.
Im Sommer unternehmen die Käfer oft in Massen ausgedehnte
Wanderflüge.
Bekämpfung an Klee: frühzeitiges Mähen und rasches Verfüttern,
tiefes Unterpflügen, Abbrennen im Herbste oder nach der Ernte,
Walzen usw. In Amerika bei nigrirostris Absterben der Puppen durch
Em/pusa S2)hacros2)er))ia beobachtet..
Altweltlich; pundatus , nigrirostris und murinus indes nach Nord-
amerika verschleppt und dort viel schädlicher als in ihrer Heimat.
Die wichtigsten Arten sind:
an Klee und verwandten Pflanzen: Ph. punetatus F.*'), meles
1) Froggatt. Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 15, 1902, p. 516—517, PI. fig. 3, 4
2) Carpenxer, Econ. Proc. R. Dublin Soc Vol. 1. 1903, p. 204—207, fig. 4. —
Mangan, Journ. ec. BioL Vol. 3, 1908, p. 84—91, PL 6, 7.
3) Froggatt, 1. c, p. 514—516, PL fig. 1.
*) Sa.iö, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 5, 1895, S. 21; 111. Wochenschr. Ent. Bd. 1,
.1897, S. 298—296.
5) Baer, Tharandt. forstl. Jahrb. Bd. 58, 1908, S. 226—230, 2 Fig.
6) Smith, J. B., New Jersey agr. Exp. Stat. ßep. 1889, p. 282—284, fig. 14;
Rep. 1890, p. 519—521. — Ai.rccu, L'ltalia agr. T. 31, 1895, p. 318.
Sorauer, Handbuch. 3. Auü. D ritt er Band. 35
546 Coleopteren, Käfer.
F., nigrirostris F. \), miles Payk., murinue L.^), variabilis Hbst.^),
(letzterer auch an Bohnen. Kohl, Himbeeren, seine Larven an Kartoffel-
blättern) ;
an Rhabarber, Rnmex , Polygonum, Carex: Ph. rumieis L.*)-,
an Blütendolden von Samenkarotten, Frankreich: Ph. pasti-
naeae Rossi var. tigrina Boh. ^);
an Polygonum, Silene usw.: Ph. polyg-oni L.;
an Kartoffeln in Algier und Tunis: Ph. erinita Boh. '').
Ithycerus noveboraeensis Forst.'). Nordamerika, an Obst- und
Forstbäumen. Käfer an Knospen, Zweigen, junger Rinde, Blättern,
jungen Trieben. Larve in Zweigen von Eichen und Hickory.
Strongylorhinus oehraeeus Schaum^). Victoria, Australien.
Eier in Zweigen von Eukalyptus, die durch den Larvenfrafs stark
gallenförmig anschwellen und später absterben ; schliefslich können die
ganzen Bäume eingehen.
Die Arten der Gattung Listronotus Jek. ^) , Nordamerika , leben
in den Samenkapseln und Stengeln von Sumpfpflanzen, besonders
Sagittaria- Arten. L. appendieulatus Boh. ging auf in feuchtem Boden
angebauten Kohl über, L. latiuseulus Boh. an PetersiHe; die Larven
in den Stengeln bzw. "Wurzeln.
ßhiuaria perdix Pasc. ^*'). In Australien ein sehr schlimmer Feind
der Erd- und Himbeeren ; die Käfer an Blättern, Blüten und Blattstielen ;
die Larven im Herzen der Pflanzen.
Cleonus Schönh. ^^j.
CL (Bothynoderes) punetiventris Germ. Der schädlichste Rüssel-
käfer der Rüben in Südosteuropa. Käfer überwintert in der Erde,
wandert im Frühjahre meist von der vorjährigen Rübentafel aus, frifst
an jungen, eben aufgehenden Rüben die Blättchen und die Stengel ab.
Später fliegt er in grofsen Schwärmen oft sehr weit an ältere Rüben,
mit 2 — 3 Blattpaaren, deren Blätter er vom Rande aus befrifst. Ende
]\Iai, Anfang Juni beginnt die Eiablage; 20 — 25 Tage lang legt das
Weibchen je 4 — 5 Eier an die Erde. Larven von Ende Juni an, be-
fressen in der Erde die Wurzelspitzen, bis 60 cm tief; junge schwache
Rüben gehen ein, ältere kümmern Nach Mitte Juli beginnt die Ver-
puppung am Frafsorte ; im Oktober und November ist der Käfer fertig,
bleibt aber gewöhnlich bis nächstes Frühjahr in der Erde ; in einzelnen,
ungünstigen Fällen kann er sogar bis zum zweiten Jahre überliegen. —
') HouGHTox, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 297—300. — Weissteu, F. M.,
U. S. Dept. Agric, Bur. Ent.. Bull. 85, Pt. I, 1911, p. 1—12, 8 figs.
2) Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. y, 1897, p. 61—62, 1 fig. — Tnus,
Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909. p. 148—154; Vol. 3, 1910, p. 459—470; Utah Stat.
Bull. IUI, 1911, p. 17-82, 17 Pls., 1 fig.
') Mariei.li, Boll. Labor. Zool. gen. agr. Vol. 5, 1911, p. 226—230.
") GoriiEAu, Ann. Soc. ent. France (2) T. 2, 1844, p. 49—59, PL 2 Fig. 1 (1—12).
— Dfx.mtx, Feuille jeun. Nat. T. 17, lb'.87, p. 134—136; T. 18, 1888, p. 97—99.
^) GiARD, Bull. Soc. ent. France 1901, p 231—232.
^j Marchal, Assoc fran9. Avanc. Sc. Carthage 1896; s. Zeitschr. Pflanzenkr.,
Bd. 8, S. 163.
^) Felt, X. York St. Mus. Mein. 8, 1905, p. 517—518.
^) French, Handb. destr. Ins. Victoria Pt. IV, Melbourne 1909, p. 129—130, PI. 82.
«) CHrrxENi.E.x. U. S. Dept. Agric , Bur. Ent., Bull. 82 Pt. II, p. 14—19, fig. 3, 4.
10) French, 1. c. Pt. II, 1893, p. 175—180, PL 36.
") S. die ausgezeichnete Bearbeitung der Gattung in Jabi.onowski, Tier. Feinde
d. Zuckerrübe, Budapest 1909, S. 33-135, Fig. 6-30.
Curculioniden, Eüsselkäfer. 547
Larven iind Puppen werden in feuchten Jahren oft von Pilz- oder
Bakterienkrankheiten befallen; künstliche Infektion M aber ohne prak-
tisch wertvollen Erfolg. — Gegenmittel: Abklauben der wandernden
Käfer; Eintreiben von Truthühnern; Aufwerfen von Fang- und Schutz -
graben. Später Spritzen mit Arsenmitteln oder 3 — 5 •^oigem Chlor-
barium, dem 8 "/o Melasse und etwas Kalk oder Soda beigefügt sind. —
In Ungarn ist seine Bekämpfung obligatorisch. — - Aulser an Rüben
noch an Knöterich, Distel. Gänsefufs, Tabak.
Cl. pig-er Scop. (suleirostris L.) und Cl. (Conorrhynchus) men-
dieus Gyll. ^), an Rüben in Westeuropa-, Käfer wie vorher; Larven in
den Rüben selbst, grofse Gänge fressend, so dafs sie verfaulen;
in diesem Falle Verpitppung aufserhalb, in Erdzelle; sonst am Frafs-
ort. Larven ferner in Wurzel und Stengel von Atriplex , Salsola,
Cirsium, Carduus. Puppen und Käfer kommen sehr viel mit den Rüben
in die Fabriken und werden hier getötet. — Cl. (Chromoderus) fas-
eiatus Müll, (albidus F.)^j. Wie vorher. Bereits in jungen Rüben, die
sich gallenartig verdicken und mit auffallend dichtem Besatz dünner
Haarwurzeln umgeben können. Puppe in der Rübe. — Noch zahl-
reiche andere Cleonus-Arten in Rüben, aber von geringer Bedeutung.
Lixus F.
Vorwiegend an feuchtliebenden Doldenpflanzen. Käfer an Stengeln
tind Dolden , Larven und Puppen in ersteren. Niu- selten schädlich,
so L. parapleetieus L. gelegentlich an Kerbel, L. iridis Ol. und
myagri Ol. in Kohl*), L. aseanii L. in Rufsland an Sommer-
Zuckerrüben-^) und L. algrirus L. in Italien in Ackerbohnen. L. eon-
eavus Say und mueidus Lee. in Nordamerika an Rhabarber, Sauer-
ampfer usw. •*). — L. truneatulus F. ^) , einer der häufigsten Schäd-
linge der Anpflanzungen in Deutsch-Neuguinea, besonders an Tabak,
Gemüse und Ramie (Urtica nivea) ; die angebohrten Pflanzen kümmern,
tragen aber noch Samen.
Hylobius abietis L., der „grofse braune Rüsselkäfer", in
Europa mit der schlimmste Schädling in Nadelholzkulturen, an deren
Rinde der Käfer platzt, auch an Laubhölzem auf Nadelwaldschlägen,
selbst Obstbäumen^). Eiablage an geschlagenes Nadelholz. Larven
unter der Rinde. Biologie noch keineswegs ganz geklärt. Nach
NüssLiN Generation einjährig, Fortpflanzung aber fast den ganzen
Sommer über, so leicht eine zweijährige Generation vortäuschend. Gegen-
mittel namentlich Fanghölzer und -graben, ferner Kulturmafsnahmen. —
H. pinastri Gyll., soll die Kiefer bevorzugen, leichter in die Kronen
fliegen und mehr im westlichen Deutschland vorkommen.
1) Siehe Danvsz et Wizk, An. Inst. Pasteur T. 17, 1903, p. 421—446. — Wize,
Anzeig. Akad. Wiss. Krakau 1904, S. 211— 2'22.
-) Mayet, Bull. Soc. ent. France 1906, p. 102—104, 4 Fig.
3) Schmidt, H., Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, 1909, S. 45; Ent. Rundschau,
.Jahrg. 27, 1910, p. 111.
*) KoRNAiTH, Ber. 1905, S. 98.
^) Wassiliew, Centralbl. Zuckerindustrie, Jahrg. 15, 1907, S. :33?..
6) Smith, J. B., Eep. 1901, p. 489. — Chittenden, Ü. S. Dept. Agric, Div. Ent.,
Bull. 23, N. S., 1900, p. 61-70, fig. 14—16.
■') BiRÖ, Rovart. Lapok, Bd. 16, 1903, p. 1—2, 15—16.
8) V. Schilling, Prakt Ratg. Obst-Gartenbau 1899, S. 139—140, 4 Fig.; 1901,
S. 268, 2 Fig. (hier fälschlich Pissodes pini genannt).
35*
548 Coleopteren, Käfer.
Die Pissodes - Arten ^) sind ausschliefslich Nadelholzbewohner ; die
zwei-, selbst dreimal überwinternden Käfer an Rinde , Maitrieben usw.
Eiablage zieht sich über den ganzen Sommer hin, kann sogar im
nächsten Frühjahr noch fortgesetzt werden , beginnt aber immer erst
nach der Überwinternngszeit , vorzugsweise an kränkelndes Material.
Larven unter der Rinde, oft mehrere strahlenförmig von einem Punkte aus
bohrend; am Ende des Ganges Verpuppung in einem weifslichen oder
gelblichen Spanpolster. Entwicklung von 3 — 4^2 bis 10 — 11 Monaten.
Generation also durchschnittlich einjährig ; im Sommer alle Stadien neben-
einander. — Gegenmittel: Fangkloben, Absammeln usw.
Unsere einheimischen Arten verhalten sich in der Hauptsache (nach
NrssLiNj folgendermaisen : P. notatus F. ^) in der Ebene , im unteren
Teile 4 — Sjähriger Kiefern. P. pini L. in der Ebene und im Ge-
birge , in der Krone älterer Kiefern , im ganzen Stamm von Wey-
mouthskiefern und in den Ästen des Krummholzes. P. piniphilus
Hbst. in 30 — 40 jährigem Kiefernstangenholz. P. validirostris Gyll. ^)
in Zapfen der Kiefer und Schwarzkiefer. P. hareyniae Hbst.*) in
älterem Fichtenstangenholz. P. seabrieollis J. Mill. in der Krone
älterer Fichten. P. pieeae 111.°) in Tannen verschiedener Stärke.
Die amerikanischen Arten hat neuerdings Hopkins ^) in ausgezeich-
neter Monographie bearbeitet. P. notatus F. ist kürzlich nach Nord-
amerika verschleppt und bei New-York aufgetreten^).
Orthorrliiuiis Klugri Boh, ^) und eylindrirostris F.^). Australien.
Larve des ersteren im Mark von Rebentrieben (normal in Akazien), die
des letzteren in dickeren Ästen von Citrusbäumen (normal in Euka-
lyptus).
Dorytomus longrimanus Forst, var. rnaeropus Redtb. ^°). Larven
in den männlichen Blütenkätzchen von Populus nigra, verzehren die
Staubgefäfse und Pollensäcke und rufen in der Spindel Drehungen
und Verkümmerungen hervor, so dafs die Kätzchen abfallen.
Brachonyx pineti Payk. (indigena Hbst.). Käfer an Nadeln und
Maitrieben von Kiefern, überwintert im Boden; Eier einzeln in deren
jungen Nadeln. Larve frifst sich in der Nadel nach unten und nagt
sich durch die andere Nadel durch; hier Verpuppung. Käfer im
August. Befallene Nadeln bleiben kürzer und werden rot.
Larven mehrerer Belus-Arten ") in Australien in Akazien, die von
B. bidentatus Donov. ^-) auch in Äprikosenbäumen sehr schädlich.
^) Nfssi.i.N, Forstl. nat. Zeitschr. Bd. 6, 1897, S. 441-445. — Mac Dougali,. ibid.,
Bd. 7, lb98, S. 161-176, 197-207: Proc. R. Soc. Edinburgh Vol. 23, 1902, p. 319
bis 358. — Mj.-.bkrg, Ent. Tidskr. Aärg. 30, 1909, p. 243—264, 13 Figs.
2) Eckstein, Zeitschr. Forst-Jagdwes. Jahrg. 41, 1909, S. 209 - 232 (Bekämpfung).
^) ToRKA, Zeitschr. nat. Abt. IDeutsch. Ges. Kunst u. Wissensch. Posen Bd. 11,
1904, S. 6-9. - Eckstein, 1. c. Bd. 38, 1906, S. 116—118, 2 Fig.
■*) Fuchs, Nat. Zeitschr. Land-Forstwirtsch. Bd. 3, 1905, S. 507—508, Taf. 8.
'') Henkv, Bull. Seanc. Soc. Sc. Nancy (3) Ann. 6, 1905, p. 19—26.
6) Yearb. U. S. Dept. Agric. 1905, p." 249— 256, fig. 61—69; U.S. Dept. Agric,
Bur. Ent., Techn. Ser., Bull. 20 Pt. I. 1911, p. 1-68, 22 Pls., 9 fig.
") Fei.t, Jouru. econ. Ent. Vol. 3, 1910, p. 340—341; ßep. 1910, p. 61.
«) Fuoggatt, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales (2) Vol. 9, 1894, p. 125; Agric. Gaz.
N. S. Wales Vol. 13, 1902, p. 704. — French, Handb. destr. Ins. Victoria, Pt 3, 1900,
p. 59—61, PL 42.
9) French, ibid. Pt. 4, 1909, p. 83-87, PI. 73.
10) Bargagu, Boll. Soc. bot. ital. 1903, p. 227; Ausz.: Zeitschr. Pflauzenkr.
Bd. 14, S. 284.
11) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 13, 1902, p. 705—707.
'2) French, 1. c. Pt. 3, 1900, p. 45-47, PI. 39.
Curculioniden, Rüsselkäfer. 549
Cylas rormiearius F. (turcipennis Scliönh.)^), Sweet potato
weevil. Mit der schlimmste Feind der Batate und anderer Ipomoea-
arten; in Australien, China, Indien, Ceylon, Madagaskar, Uganda, AVest-
indien, südl. Nordamerika, Hrit. Guyana, Hawai, Tonga-Inseln. In
manchen Gegenden, z. B. Nordamerikas, hat er deren Kultur unmöglich
gemacht. Der Käfer befrilst alle oberirdische Teile ähnlich wie die
Erdflöhe; Eier in Frais] öcher in die unteren Stengelteile oder in
blofsliegende Knollen, Larve nach 4 — 12 Tagen in Stengeln und
Knollen. Puppe nach 16 Tagen an der Fral'sstelle. In kühleren
Gegenden 4 — 5, in wärmeren 7 und mehr Generationen, Bekämpfung:
Absammeln oder Vergiften der Käfer mit Arsenmitteln, Befallene
Knollen, mit denen der Käfer leicht verschleppt wird, vernichten oder
mit Schwefelkohlenstoff räuchern; Bedecken der Knollen mit Erde.
Apion Hbst, Spitzmäuschen ^).
Überwinterte Käfer an Knospen, Blüten, Blättern, seltener Trieben,
vorwiegend von Schmetterlingsblütlern, bis in Juli hinein. In die
Blattspreiten werden gewöhnlich zahlreiche kleine, runde Löcher ge-
fressen. Eier einzeln in Blüten, Stengeln oder Wurzeln, Bei Pflanzen
mit gehäuften Blütenständen leben die Larven oft zwischen dem
reifenden Samen, bei einzeln blühenden Pflanzen in den Hülsen der
Samen oder in diesen selbst; immer bilden sie in unreifem Zustande
die Nahrung, Die in Stengeln oder "Wurzeln ausgeschlüpften Larven
bohren hier Gänge ; an ersteren entstehen oft Gallen, in deren Innerem
die Larve in einer Kammer liegt. Etwa im Juni Verpuppung am Frafs-
orte ; im Juli — August der Käfer, der im Herbst an Blättern usw. frifst.
Der Schaden der Käfer ist selten grölser, der der Larven häufiger.
Mehr wie andere Käfer werden die Arten der Gattung Apion von
Schlupfwespen parasitiert, denen oft V2 — ^-4 der Larven zum Opfer fällt,
Gegenmittel: Absammeln der Käfer mit Streifnetzen, Abklopfen,
rechzeitige Vernichtung der Larven enthaltenden Pflanzen oder
Pflanzenteile.
Die schädlichsten Arten sind, nach ihren Nährpflanzen geordnet,
folgende :
Obstbäume: A. pomonae F. (Käfer an Knospen, Blüten, jungen
Trieben von Kern- und Steinobst) ; A. flavipes Payk. ^) (Käfer an
Haselnufsblättern),
Trifolium, in Stengeln: A. senieulus Kirb, , virens Hbst.
(Käfer auch an Blättern) ; in den Köpfchen : A. flavipes Payk,,
assimile Kirb., aprieans Hbst, (fagrl Kirb,), aestivum Germ, (tri-
folüF. *); in den Samen: A. flavofemoratuin Hbst., pisi F.
Melilotus, Larven, in Stengeln: A. tenue Kirb., melilotl Kirb.
1) NiETXEK , Stett. ent. Zeitg. .Jahrg. 18, 1857, S. 36. — Trvon, Queensland agr.
Journ. Vol. 7, 1900. p, 17ü— 189, 1 PL — Conradi, Texas agr. Exp. St., Bull. 93. 1907,
p. 1—16, 6 Fig. — Brol-n-, Trans. N. Zealand Inst. Vol. 40, 1907, p. 262—265, PL 22,
— Maxweli.-Lefroy, Mem. Dept. Agr, India, Ent. Ser., Vol, I, 1908, p. 144, Fig. 29,
30; VoL 2, 1910, p. 155—159, PL 18.
-) Perris, Ann. Soc. ent. France (4) T. 3, 1863, p. 451—469. — v Frauenfelu,
Verh, zool. bot. Ges. Wien, Bd. 16, 1866, p. 961—967. — Gaule, Feuille jeun. Nat,
T. 5, 1875, p. 133-136, 141—145. — Ragusa, Natur. SiciL Ann. 18, 1906, p. 211— 218,
— Wagner, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, S. 1—6, 50—55, 155-158.
3) Reh, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. XIX, 3. Beih., 1902, p. 157.
*) Foucher, Bull. Soc. Nation. Acclimat France Ann. 57, 1910, p, 469—470;
Käfer auch an Sellerie, Bohnen, Malven schädlich.
550 Coleopteren, Käfer.
Medicago und Onobrychis, Larven, in Samen: A. pisi F.
Lotus, Larven, in Samen: ebeninum Kirb., loti Kirb. (angnsta-
tum Kirb.).
Latliyrus, Larven, in Samen: A. subulatum Kirb. (ervi Kirb.) ;
in Faltungen und Verdickungen der Blätter : A. eolumbinum Germ.
Linsen, Samen: Larven von A. eraeeae L. , vorax Hbst.,
vieiae Payk., ervi Kirb.
Erbsen, in Schoten, an Samen: Larven von A. vorax Hbst.
Wicken, in Blütenstengeln: Larven von A. Gyllenhali Kirb.,
in Samen die V(m A. pomonae F., eraeeae L., eerdo Gerst., vorax
Hbst., vieiae Payk., ervi Kirb., usw.
Sauerampfer: an Blättern Käfer von A. miniatum. Germ., in
Blüten A. violaeeum Kirb. ^) ; die Larven beider Arten in den Wurzeln
bzw. Stengeln.
Malven: A. aeneum. F. (Käfer an Triebspitzen, Larven in
Wurzeln), A. radiolus Kirb. (Käfer an Blättern, Larven in Stengeln),
A. eurvirostre Gyll. (desgl.), A. ruürostre F. und malvae F.
(Larven unbekannt).
Li Nordamerika erst seit wenigen Jahren A. griseum Sm.-) in
Mexiko, Neu-Mexiko und Virginia an Phaseolus-Axten schädlich, die
Käfer an Blättern, die Larven in Bohnen.
In Deutsch - Ostafrika A. xanthostylum Wagn, ^) stellenweise
recht schädlich an Caravonica-BaumwoUe. Eiablage durch Löcher in
der Basis des Hüllkelches in die Blüten. Larven im Fruchtboden, in
kleinen Hohlräumen , deren Wände sich lebhaft rot färben. Befallene
Kapseln springen , noch grün und unreif, auf, oder sie bleiben klein,
werden teilweise notreif und sterben ab, namentlich da später, nach
dem Aasschlüpfen der Käfer, Oxycareniis-'Wanzen, Milben und Fliegen-
larven in die Wunden eindringen ; sie sind rechtzeitig abzupflücken und
zu verbrennen. — A. armipes Wagn.^) entwickelt sich im Nyassa-
Lande in Stamm und Zweigen von Baumwolle, besonders da, wo die
Stämmchen aus der Erde herauskommen.
Apoderus eoryli L. Der Käfer schneidet Blätter von Erle,
Buche, Hasel, Hainbuche, Eiche, Birke nahe der Basis bis jenseits des
Hauptnerven ein und wickelt den eingeschnittenen Teil zu einer Rolle
zusammen; in dieser Ei, Larve und Puppe. Generation einjährig.
Attelabus eureulionoides L. Der Käfer schneidet an Eichen und
Edelkastanien die Blätter nahe der Basis von beiden Seiten an , die
Mittelrippe verschonend , und rollt diese selbst ein. Die Larve läfst
sich im nächsten Frühjahre zur Verpuppung aus der Rolle zur Erde
fallen. Generation einjährig.
Rhynchites Hbst.^),
Käfer vom Spätsommer bis Juli an Knospen, Blüten, Blättern,
Trieben von Laubbäumen und Rosen: manchmal merkbar schädlich.
1) De Stefani-Perez, Natural! Sicil. Ann. 17, 1905, p. 177—179. — Lahouhlene,
Ann. Soc. ent. France (4) T. 2, 1862, p. 565—566, PI. 13, fig. 19-22.
2) Chittendex, lt. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 64 Pt. 4, 1908, p. 29—32, fig. 7.
3) Zimmermann, Pflanzer, Bd. 6, 1910, S. 271. — Mokstatt, ibid., Bd, 7, 1911,
S. 227—230, 1 Taf. — Aulmann, Mitt. zool. Mus. Berlin, Bd. 5, 1911, S. 425—430,
Fig. 1—4.
*) Distant, Entomologist Vol. 42, 1909, p. 278.
•^) Zimmermann, 1. c. S. 11—14. — Richter von Binnenthal, ßosenfeinde, Stutt-
gart 1903, S. 92—94, Fig .5.
Curculioiiiden, Rüsselkäfer. 55I
Bedeutender der Schaden durch die Art der Eiablage bzw. die Ent-
wicklung der Larven. Letztere fallen , wenn sie reif sind , zu Boden
und verpuppen sich in einer Erdhöhle. Seltener überwintert Puppe
oder Larve. Generation, soweit sicher bekannt, einjährig. Feinde, be-
sonders auch Schlupfwespen, sehr zahlreich. — Gegenmittel: Spritzen
mit Arsensalzen gegen die Käfer ; Abklopfen derselben, Absammeln der
von Larven besetzten Pfianzenteile. Die Käfer gehen im "Winter gern
unter die Fanggürtel. — Nach der Eiablage und dem Leben der Larve
kann man vier Gruppen unterscheiden:
L Blattschneider. Wie Äpockrus ; das Blatt wird aber längs, düten-
ähnlich zusammengerollt: Rh. betulae L., der Triehterwiekler ^), an
Buche, Birke, Erle, Hasel, Pappel, Linde, Hainbuche.
2. Blattstecher. Der Käfer bohrt von unten ein Loch in die
Mittelrippe eines Blattes und legt hier das Ei hinein; die Larve frifst
in der Rippe bzw. dem Blattstiele. Die Einbohrstelle knickt oder
krümmt sich um: Rh. inteppunetatus Steph, (aliiariae Seidl.)^), an
Obst- und anderen Laubbäumen, auch an Erdbeeren; hier ganz be-
sonders schädlich.
3. Trieb- und Zweigbohrer. Rh. eoeruleus Deg, (eonieus
111.), namentlich an Obst- , aber auch an anderen Laubbäumen. Der
Käfer bohrt in junge Triebe mehrere Löcher, in deren jedes er ein
Ei legt; dann schneidet er den Trieb proximal nahezu ganz durch, so
dafs er welkt und abstirbt, meist sogar abfällt; in seinem Mark ent-
wickeln sich die Larven, Rh. aeneovirens Älrsh. (minutus Hbst.)^)
belegt normalerweise ebenso Eichentriebe, ist aber schon wiederholt an
Erdbeeren übergegangen, deren Blatt- und Fruchtstiele er mit Eiern
belegt; aufserdem benagt der Käfer noch die Früchte. Ähnlich wie
ersterer arbeitet R. pubeseens F. an holzigen Zweigen der Eiche.
4. Fruchtstecher. Eier in junge Früchte, die, besonders auch
deren Kerne, von den Larven ausgefressen werden, so dafs sie sich
nicht entwickeln , meist sogar abfallen. Apfelsteeher, Rh. baeehus
L.*), in jungen Äpfeln, auch Birnen, seltener Aprikosen, Pfirsichen,
Pflaumen, selbst Kirschen. Ebenso Rh. aequatus L. , aber auch in
Kirschen und Schlehen, R. auratus L. ^), sehr polyphag an Obst; in
Südrufsland Rh. versicolor Costa (gfigranteus Krynj '*), der sich haupt-
sächlich von der Haut älterer Birnenfrüchte nährt und in solche seine
Eier legt. — Pflaumenbohrer, Rh. eupreus L., Eier in Zwetschen,
Pflamnen und Kirschen, nagt aber auch den Fruchtstiel so weit durch,
dafs die Frucht bald zu Boden fällt. — Ähnlich Rh. (ruber Fairm.)
eiübripennis Desbr. ''), in den Mittelmeerländern. Eiablage in den
kaum befruchteten Fruchtknoten der Oliven, die mit dem Stiele zu
Boden fallen. Später, wenn der Kern verholzt ist, werden die Eier
in diesen gelegt, der von der Larve ausgefressen wird; die Früchte
bleiben zwar hängen, verkümmern aber. Schaden oft sehr bedeutend.
^) Wasmaxn, Der Trichterwickler, München 1884.
2) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst-Gartenbau 1901, S. 275—276, 1 Fig.
') Bos, ß., Verslag over 1900, p. 91: Ziekt. Beschad. Oof tboomen III, Groningen
1905, p. 43-44. — Journ. Board Agric. London Vol. 15, 1908, p. 275.
*) ScHREiNEK, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, 1909, p. 11—12, Fig. 7, 8.
'') NoEL, Naturaliste, Ann. 30, 1908, p. 192—193. - Schrelxer. 1. c. p. 7—11,
fig. 1-6.
6) Schreiner, 1. c. p. 12—14, fig. 9, 10. ,, ^
^) Cecconi, Staz. sperim. agr. Ital. Vol. 30, 1898, p. 644. — Ribaga, Boll Ent.
agr. Vol. 8, 1901, p. 6-10. — Del Guercio, Redia, Vol. 4, 1907, p. 334-359, 16 fig.
552 Coleopteren. Käfer.
In Nordamerika entwickeln sich die Larven von Rh. bicolor F.
in Rosenfrücliten \).
Byctiscus Thoms.
Die Blätter werden zusammengewickelt, ohne eingeschnitten zu
werden, und zwar bei grolsblättrigen Pflanzen (Reben) nur ein Blatt,
bei kleinblättrigen mehrere Blätter zu einem gemeinsamen, locker
zigarrenartigen Wickel, in den 3 — 10 Eier gelegt werden. Dann werden
bei den letzteren alle Blattstiele bis auf einen völlig, dieser eine, wie
auch bei dem ersten Wickel der einzige , zur Hälfte durchgebissen,
damit die Blätter durch Welken in den für die Ernährung der Larve
geeigneten Zustand übergehen. Biologie und Bekämpfung wie vorher;
Fkrkant empfiehlt, die abgesammelten Wickel in einem Kasten mit eng-
maschigem Drahtnetz aufzuheben, aus dem wohl die zahlreichen kleinen
Feinde und Parasiten, nicht aber die Käfer selbst entkommen können.
Hierher nur zwei Arten: B. betulae L. (Rhynehites betuleti F.)^),
Rebensteeher, Zig-arrenwiekler, cigarier usw. An den ver-
schiedensten Laubhölzern (Kernobstbäumen , Pappeln . Birken , Ahorn,
Buchen, Linden, Weiden), ganz besonders aber an Weinreben, die
oft auf gröfseren Strecken durch die Tätigkeit der Käfer völlig ent-
blättert werden können. Nach Ferkant wurden im Jahre 1906 in drei
Gemeinden der Obermosel 85 1 (= 1 622 000 Stück) Käfer und 545 hl
Wickel gesammelt ; rechnet man für letztere durchschnittlich 4 Eier, so
wurden damit 18128 000 Eier bzw. Larven vernichtet. — B. popull
L. ebenso an Laubbäumen, besonders Aspen.
Magdalis Germ. (Magdalinus Schönh.)^).
Biologie noch sehr wenig erforscht. Käfer von Ende Mai, Juni
an auf blühenden Bäumen und Sträuchern, benagen die Blüten und
schaben die Oberhaut der Blätter ab. Eier wohl einzeln an junge Triebe,
besonders von kränkelndem . schwächlichem , selbst sterbendem Holz.
Larven in schmalen Gängen unter der Rinde, in den Holzschichten,
selbst in der Markröhre ; an Laubhölzern entstehen dadurch leicht
Krebswunden. Puppe in einer napfförmigen Zelle am Frafsorte. Gene-
ration einjährig; Überwinterung vorwiegend als Käfer, aber auch als
Larve. Zahlreiche Schlupfwespenparasiten. — Gegenmittel: Ab-
klopfen der Käfer oder Vergiften durch Arsensalze. Die Eiablage soll
man verhindern können, wenn man die Bäume im Frühjahre mit
Petroleumseifenemulsion, Kreosot oder einer Mischung von Kalk, Seife
und Karbolsäure bespritzt. — Häufig in Begleitung oder Gefolge anderer
Schädlinge {Pissodes-Arten usw.).
Forstlich wichtig durch Larvenfrafs in Kiefern und Fichten, in
Kulturen und der Krone älterer Bäume sind folgende Arten:
M. violaeea L. , die häufigste und schädlichste Art, namentlich an
3 — 10jährigen Kiefern. M. phlegrmatica Hbst. in Gipfeltrieben älterer
Fichten, auch in Kiefernkulturen. M. duplieata (jrerm. in Fichten
J) Chittendex, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 21, N. S., 1901, p. 98—100,
fig. 26. — Gates, Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909, p. 465 — 466. — Dkkeesun, ibid.
Vol. 8, 1910, p. 316-317.
2) Sajö, Prometheus Jahrg. 9, 1898, S. 801—804, 1 Fig. — Nuei., Naturaliste
Ann. 30, 1908, p. 182—183. — Maisoxneuve, Moreau et Vinet, Eev. vitic. T. 34, 1910,
p. 151 ff.
3) Xambeü, Naturaliste T. 28, 1906, p. 42—45. — Zimmermann, 1. c.
Curculioniden, Rüsselkäfer. 553
und Kiefern; Fralsgänge in Markröhre eingreifend. M. memnonia
Gyll. in Kiefer ( Seekiefer), M. rula Germ.-) in Krone älterer Kiefern;
Gänge bis in Markröhre.
An Obstbäumen sind namentlich schädlich: M. rufleornis L.
(pruni L.), in Äpfel-, Quitten- , Pflaumen- , Aprikosen- , selten Kirsch-
bäumen und in Rosenstöcken ^). M. armigfera Geofifr, (aterrima F.)
in Zwetschen und Pflaumen. M. cerasi L. in Kirschen und Pflaumen.
M. barbieornis Latr. ^) in Äpfeln, Quitten, Mispeln, besonders unter
der Abzweigung von Trieben und Knospen bohrend, so dais diesen
der Nahrungszustrom abgeschnitten wird; an der Frafsstelle entstehen
krebsartige Wunden.
In Nordamerika sind M. perforata Hörn und alulaeea Lee.
in Kiefern, barbita Say in Ulmen und aeneseens Lec.^) in Apfel-
bäumen schädlich. Letzterer kann ganze Bäume zum Absterben bringen ;
auch bei ihm entstehen an den Frafsstellen krebsartige , von offenbar
sekundären Pilzen hervorgerufene Wucherungen.
Balauimis Sam.
Nufsbohrer; von Mai bis Juli. Sie nähren sich wohl vorwiegend
vom Lihalte angebohrter Nüsse; vielleicht auch schaben sie die Blatt-
epidermis ab. Zur Eiablage bohrt das Weibchen im Sommer halb-
wüchsige Früchte an und legt in jedes Bohrloch ein Ei ; gröisere
Früchte können mehrmals angebohrt werden. Das Bohrloch vernarbt
bald wieder nahezu vollständig. Die Larve verzehrt den Kern teilweise
oder ganz und verwandelt ihn in krümeligen, feinkörnigen Kot. Die
befallene Frucht entwickelt sich äufserlich ganz normal; sie kann vor-
zeitig abfallen , kann aber auch , wenn sie ganz vom Hüllkelch um-
schlossen ist (Lambertsnufs), hängen bleiben. Die im Herbst erwachsene
Larve bohrt sich durch ein kreisrundes Loch heraus und geht bis zu
25 cm tief in den Boden, wo sie in einer schleimig ausgegiätteten
Höhle überwintert. Erst im nächsten Jahre verpuppt sie sich, kurz
vor der Flugzeit der Käfer. Unter ungünstigen Umständen kann aber
auch ein Überliegen der Larve, bis 5 Jahre ist beobachtet, stattfinden.
Bekämpfung. Gifte haben wenig AVert, da der Käfer vorwiegend
das Innere der Früchte frifst. Abschütteln und Sammeln der Käfer und
befallenen Früchte. Geerntete Früchte in glattwandigen Gefäfsen oder
in Räumen mit glattem Fufsboden aufbewahren , wo die sich aus-
bohrenden Larven keinen Unterschlupf finden und leicht gesammelt
werden können. Erhitzen der Früchte auf 50— (55 " C, Dörren in der
Sonne töten die eingeschlossenen Larven.
Die Haselnufsernte wird oft sehr beeinträchtigt durch B. nueum
L.^); in Eicheln, seltener in Haselnüssen, entwickeln sich B. (venosus
Grav.) g-landium Marsh., in den Früchten von Zerreiche und Efs-
kastanien B. elephas Gyll., in Erlenfrüchten und Kirschkernen B.
eerasorum Hbst.
') Sajö, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 5, 1895. S. 132.
2) Goethe. E., Über den Krebs der Obstbäume, Berlin 1904, S. 31, Fig. 24. —
Richter von Binnexxh.\i,, 1. c. S. 101 — 102, Fig. 8.
3) Reh, Prakt. Ratg. Obst-Gartenbau, 190S, S. 213—214, 2 Fig.
*) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 22, N. S. 1900, p. 37—44,
fig. 25, 26.
5) Zimmermann, 1. c. S. 9 — 10.
554 Coleoptereu, Käfer.
In Nordamerika ^) leben die Larven von B. proboseideus F. und
reetus Say in El'skastanien , von B. quereus Hörn und uniformis
Lee. in zweijährlich, von B. nasleus Say in jährlich fruchtenden
Eicheln, von B. caryae Hörn in Pekan- und Hickorynüssen , von
obtusus Blaneh. in Haselnüssen.
Balanogastris kolae Desbr. -), Westafrika, legt Eier in die jungen
Früchte des Kolabaumes. Die Larven, manchmal mehrere in einer
Nuls , bohren in dem Lmern Gänge mit braunem Pulver. Die aus-
gefressenen Nüsse sind natürlich leichter als die gesunden und da, wo
die Gänge sich der Oberfläche nähern , braun. Verpuppung wohl in
der Erde. Gegenmittel: Vorzeitiges Pflücken, vielleicht Abschütteln
der befallenen Nüsse und Entfernung aller Fruchtschoten und anderer
Ernterückstände aus der Pflanzung.
Aiithonomus Germ. ^).
Die Blütenstecher gehören zu den schädlichsten aller Käfer;
sie entwickeln sich in Blüten oder jungen Früchten; im übrigen ver-
halten sich die Arten recht verschieden.
Die Apfelblütenstecher, Brenner, A. pomopum L.^), über-
wintern am Baume unter Rindenschuppen, Moos und Flechten, in Bohr-
löchern usw. , ferner in Strohdächern und anderen geschützten Orten,
ganz besonders aber, wie es scheint, auch am Boden in der Grasnarbe,
unter abgefallenen Blättern usw. Sie erscheinen zeitig im Frühjahre
und stechen die jungen Apfel- und Birnenknospen an, von deren In-
halt sie sich zuerst zu ernähren scheinen. Später, wenn die Blüten-
knospen gröfser sind, legt das Weibchen in etwa 30 derselben je ein Ei.
Nach 8 Tagen schlüpft die Larve, der Kai wurm, aus, die das Innere
der Knospe abweidet. Die ausgefressenen Knospen werden normal grofs,
bleiben aber geschlossen, werden braun und vertrocknen. Nach 2 bis
4 "Wochen, je nach Witterung, verpuppt sich hier die Larve; nach
weiteren 8 Tagen ist der Käfer fertig, der sich nun bald durch ein
unregelmäfsig rundes Loch herausbohrt. Den Sommer über scheinen
die Käfer wohl vorwiegend Blüten und Blattgrün zu fressen; nach
Henneguy und Collinge allerdings sollen sie ganz ohne Nahrung bleiben.
Befallen werden namentlich frühblühende Sorten. Je mehr das
Öffnen der Blüten durch ungünstiges Wetter verzögert wird, um so
mehr gewinnt die Larve Zeit, das Innere der Blüten zu zerstören.
Offnen sich dagegen infolge günstigen Wetters die Blüten rasch, so
gehen die Eier bzw. Larven zugrunde.
Schon Nördlinger hat darauf hingewiesen, dafs bei normalem Auf-
treten der Käfer und guter Apfelblüte die Tätigkeit des Kaiwurmes
einem Ausdünnen der Früchte gleichkäme. Auch sonst wurde mehrfach
1) Chittendex, U. S. Dept. Agric. Dir. Ent., Bull. 44, 1904, p. 24-38, fig. 5
bis 10; Yearb. 1904, p. 299—310, fig. 17—26, 3 Pls.; Circ. 99, 1908, 15 pp., 14 figs.
-) Desbrochek des Loges, Bull. Sog. ent. France 1895, p. CLXXVI. — Peuez,
ibid. p. CLXXVI— CLXXVII. — 'Lesne et Martin, ibid. 1898, p. 280—282. — Lesne,
Bull. Mus. Hist. nat. Paris 1898, p. 140—147, 4 figg. — Bernauer, Tropenpflanzer
Bd. 8-. 1904, S. 368. — Surcouf, Journ. Agric. trop. Vol. 8, 1908, p. 350.
^) Die beste Darstellung der mitteleuropäiscnen A.-Arten gibt wieder H. Zimmer-
mann, 1. c, S. 14-20, Tai, Fig. 10 13.
*) Aus der umfangreichen Literatur sei besonders auf die Arbeiten R. G-uethes
in den Berichten der Kgl. Lehranstalt zu Geisenheim hingewiesen. Ferner: Reh,
Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. XIX, 1901, 3. Beih., S. 158—155. — Collinge, Journ.
Board Agric. London Vol. 15, 1908, p. 674—678.
Curculioniden, Rüsselkäfer. 555
diese Ansicht vertreten: sie wird durch die Beobachtung unterstützt,
dafs ein nicht allzu starker Befall die Ernte nicht oder kaum beein-
trächtigt, ja oft durch bessere Entwicklung der übrig bleibenden
Früchte geradezu von Nutzen sei. H. Zimmermann tritt dem allerdings
entgegen-, nach ihm enthält jedes Blütenbüschel des Apfelbaums nur
1 — 3 weibliche Blüten ; die übrigen sind männliche ; die vom Blütenstecher
angestochenen Blüten sind aber zu etwa (30 "/o weibliche, da diese ihrer
früheren und rascheren Entwicklung halber zur Eiablage bevorzugt
werden : so würde also eine sehr bedeutende Anzahl weiblicher Blüten
an der Entwicklung verhindert.
Dafs bei starkem Auftreten des Käfers und schlechtem Blütenansatz
der Schaden ein sehr beträchtlicher sein kann, steht aufser allem
Zweifel. Daher ist im allgemeinen zu lo-äftiger Abwehr zu raten.
Das bewährteste Gegenmittel ist das Anlegen von Fanggürteln, spä-
testens von Anfang September ab. Hierzu eignet sich gewöhnliches
Zeitungspapier ; besser mögen die Gürtel aus Wellpappe sein ; die
gröfsten Erfolge sollen Heuseile geben, die mit Packpapier zugedeckt
werden. Gründliche Reinigung der Rinde zwingt die am Baume
Schlupfwinkel suchenden Käfer, sich in die Gürtel zu begeben. Im
Februar sind diese abzunelimen und zu verbrennen, unter möglichster
Schonung der zahlreich darin enthaltenen nützlichen Tiere. Im Früh-
jahre sind die Bäume öfters über untergelegte weifse Tücher abzu-
schütteln ; es ist erstaunlich, welch' grofse Mengen von Käfern hierbei
gefangen werden können. Oder man kann auch nur abschütteln und
dann die Käfer durch gute Leimringe am Aufsteigen verhindern ; denn
vielen praktischen Erfahrungen nach scheinen sie im Frühjahre, viel-
leicht wenigstens die "Weibchen , nicht gern zu Hiegen , was aller-
dings von CoLLiNGE und anderen bestritten wird. Die unter den Leim-
ringen sitzenden Käfer sind dann öfters zu vernichten. Gute Vor-
beugungsmittel sind: das Blühen der Bäume durch Ausschneiden der
Krone und gute Düngung zu beschleunigen ; auch öfteres Durchspritzen
der Krone im Frühjahre soll diese Wirkung haben.
Nach EwERT könnte die Zucht jungfernfrüchtiger Sorten uns von
der Tätigkeit des Blütenstechers unabhängig machen^).
Mehrere Hymenoptereri-Parasiten und zahlreiche Feinde der Käfer
und Larven halten für gewöhnlich den Brenner in Schach.
Aus Birnblüten wird manchmal die rar. pyri KoU. gezüchtet,
die aber nur eine durch die andere Nahrung bedingte Abweichung zu
sein scheint.
A. einetus Redt, (pyri Boh.)^), Birnknospensteeher. Eier im
September und Oktober einzeln in Laub- und Fruchtknospen des Birn-
baums. Von Mitte Februar an die Larven in den Knospen. An-
fang Mai Verpuppung; nach 8 — 10 Tagen der Käfer, der den Sommer
über zu schlafen scheint. Die befallenen Knospen entwickeln sich
überhaupt nicht oder, falls die Vegetationsspitze nicht zerstört ist, nur
zu einem einseitig wachsenden, verkümmerten Triebe , dessen Blüten-
knospen vertrocknen. Gegenmittel gegen den oft sehr schädlichen
Käfer nicht bekannt. — Ä. spilotus Redt. ^). Österreich, Belgien,
1) Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 21, 1911, S. 198—199.
2) DupoNT. Feuille jeun. Nat. T. 20, 1890, p. 175.
3) Frauexfelii, Verl'i. zool. bot. Ges. Wien Bd. 22, 1872, 8.393. — Eupekisberger,
111. Wochensclir. Ent. Bd. 2, 1897, S. 406—407.
556 Coleopteren, Käfer.
Frankreich , Italien. Eiablage im Frühjahre auf die Oberseite der
Mittelrippe der noch eingerollten Birnblätter. Die Larve lebt in den
Einrollimgen , friist sie aus und benagt das Blatt, das vertrocknet,
während sein Stiel grün bleibt. Mitte April verpuppt sie sich in einem
dem Blatte anklebenden, schwarzen, aus krümeligen Exkrementen ge-
fertigten Kokon. Mit dem vertrockneten Blatt fällt dieser zu Boden;
hier kriecht Ende Mai der Käfer aus.
A. rubi Hbst. , Himbeer- oder Erdbeersteehep i). Der Käfer
sticht im Frühjahre die noch geschlossenen Blütenknospen der Hirn-,
Brom- und Erdbeeren und Rosen an und legt in jede ein Ei. Dann
beiist er etwas proximal den Gefäl'sbündelstrang durch. Daher welkt
die Blüte , deren Inhalt der Larve zur Nahrung dient. Nach kurzer
Zeit knickt der Blütenstiel an der Bohrstelle um, daher der Schädling bei
Hamburg „N a c k e n s t e c h e r" genannt wird ; später fällt die Blüte meist,
nicht immer, ab Im Juni, Juli erscheint der Käfer, der sich im Herbst
und AVinter wie der Apfelblütenstecher verhält. — A. sig*natus Say^)
ebenso in Nordamerika, besonders an Erdbeeren schädlich.
A. reetlrostris L. (druparum L.), in Steinobst. Eiablage nicht
in die Blüten, sondern in die junge Frucht; die Larve verzehrt den
Kern, ohne dafs dadurch die Frucht im Reifen verhindert wird.
A. varians Payk. Der Käfer benagt im Frühjahr Nadeln und
Achsen der Kiefernmaitriebe und legt 1 — 2 Eier in die Terminalknospe,
die von den Larven mehr oder weniger ausgefressen wird.
A. grandis Boh. (Mexican eotton) Boll w^eevil^), Kapselkäfer*)
der Baumwolle. Heimat Mexiko , von wo der Käfer etwa 1890 in die
Vereinigten Staaten eindrang und sich immer weiter ausbreitete; jetzt
sind 36 '^/o des ganzen Baumwollgebiets der Vereinigten Staaten be-
fallen, wobei allerdings in manchen Gegenden weniger als 10 ^/o wirk-
lich besetzt sind. So bildet der Kapselkäfer eines der schädlichsten
Lisekten; jährlich verursacht er etwa 22 V2 Mill. Dollar Verluste; im
ganzen bis jetzt 125 Mill. Dollar. — Auch in Cuba und Guatemala.
Die überwinterten "Weibchen legen im Frühjahre in jede junge
Blütenknospe ( Square) ein Ei. Nach etwa 3 Tagen die Larve, die die Knospe
ausfrifst, so dafs sie bald zu Boden fällt; nach 7 — 12 Tagen verpuppt sie
sich in der ausgefressenen Knospe; nach 3 — "5 Tagen der Käfer, der be-
reits nach 5 Tagen wieder fortpflanzungsfähig ist; durchschnittlich
dauert die Entwicklung also 2 — 3 AVochen , so dafs sich etwa acht
Generationen im Jahre folgen. In milden Wintern geht die Entwick-
lung ununterbrochen, wenn auch verlangsamt fort; der erste Frost aber
tötet alle unreife Stadien, so dafs nur Käfer überwintern, an den ver-
schiedensten geschützten Orten, innerhalb und aufserhalb der Baumwoll-
felder. — Da die Käfer bis zu 60 Tagen im Sommer, im AVinter sogar
bis zu sechs und mehr Monaten leben können und während eines
grofsen Teiles ihres Lebens etwa 6 Eier täglich legen , ist die Ver-
mehrung eine sehr grofse; sie wird allerdings dadurch eingeschränkt.
') Siehe vor allem zahlreiche Beiträge v. Schillings im Prakt. Eatg. Obst-
Gartenbau 1888— 1899. — DvcK, ebenda 1905, S. 242— 243. — Reh, I.e. S. 152—1.53. —
Richter v. Binnenthal. Rosenfeinde, Stuttgart 1903, S. 95—97, Fig. 6.
-) NoEL, Naturaliste, Ann. 27. 1905, p. 32. — Chitienukn, 1. c, Circ. 21, Rev.
ed., 1908, 10 pp., 5 fig. - Lochhkad. 39 th ami. Rep. ent. Soc. Ontario, 1909, p. 124—125.
^) Die Literatur bis zum Jahre 1910 stellt Bishoi'p ausführlich zusammen in:
U. S. Dept. Agric, Bur. Ent.. Circ. 140, 1911.
••j Der in deutschen Berichten sehr häufige Name „Stengelkäfer" niufs auf
einem Irrtum in der Übersetzung beruhen.
Curculionideu, Rüsselkäfer. 557
dais von den überwinternden Käfern etwa 97 °/o eingehen. — Die
Käfer selbst fressen an den Blütenknospen, an den Fruchtkapseln
(boUs) nur dann in gröfserem Mafsstabe, wenn infolge ungünstigen
Wetters die Ausbildung ersterer unterbleibt. Auch zur Eiablage
werden erstere bevorzugt; im allgemeinen wird jede nur mit einem
Ei belegt; wenn sie aber im Herbste spärlich werden, erhalten sie
mehrere, bis zu 15 Eier. — Das erste Anzeichen für das Auftreten
des Kapselkäfers ist, dal's die Blütenknospen sich vorzeitig öffnen und
dann abfallen; die Fruchtkapseln bleiben, auch wenn ausgefressen,
hängen. Fallen besetzte Knospen bei heifsem, trockenem Wetter auf
die Erde , so sterben die darin enthaltenen Larven schon in wenigen
Minuten ab , ebenso in noch hängenden Kapseln , die stark von der
Sonne bestrahlt werden; so gehen in Texas etwa 4U °/o der Larven
zugrunde. Am besten gedeiht der Käfer in feuchten Gregenden oder
bei feuchtem Wetter mit viel Pflanzenwuchs und Schatten im Sommer,
mit vielen Überwinterungsplätzen im Winter. — Die Käfer sind aus-
gesprochene Tagestiere, die nicht gern fliegen. Nur von Mitte August
bis 1. September fliegen sie oft in Schwärmen in kurzer Zeit bis
40 engl. Meilen mit Hilfe des Windes.
Zahlreiche Insektenfeinde ^) (etwa 45) sind aufser den Vögeln usw.
bekannt, dann 23 Parasiten, denen 67 — 77 ^/o der Larven zum Opfer
fallen; 12 Ameisenarten verzehren nicht selten 25 "/o und mehr der
Larven , teils aus den noch hängenden , teils aus den abgefallenen
Knospen. Eine Ameise in Guatemala, der Kelep. Ectatomma tuherculatmu
Ol., frifst auch die Käfer; der Versuch, sie nach den Vereinigten Staaten
überzuführen, mifslang.
Gegenmittel: Felder und ihre Nachbarschaft im Herbst nach der
Ernte durch Ausreifsen und Verbreiinen der Pflanzen gründlich von
allen Schlupfwinkel gewährenden Überresten reinigen, pflügen und
im AVinter bearbeiten; durch gute Düngung ist möglichst frühzeitige
Ernte zu erstreben. Weitläufiges Pflanzen unterstützt die natür-
lichen Feinde und den verderblichen Einflufs der Sonnenstrahlen. Die
erste Brut der Käfer und die zuerst abfallenden Knospen sind auf-
zusammeln ; letztere in mit feiner Drahtgaze verschlossenen Gefäfsen
aufzubewahren, damit die Parasiten ausschlüpfen können. Die Baum-
wollraupe (Hcliothis ohsoicta, s. S. 354) entzieht durch ihren Frafs dem
Käfer die Nahrung ; sie soll daher im allgemeinen da, wo letzterer sehr
stark auftritt, nur dann bekämijft werden, wenn sie abnorm früh auf-
tritt. — Da der Käfer erst nach der normalen Ernte zu fliegen beginnt,
sonst aber sich sehr langsam ausbreitet, ist es für jeden Farmer wert-
voll, auf seinen Feldern die Bekämpfung energisch vorzunehmen, selbst
wenn Nachbarn das unterlassen. — Der Käfer versteckt sich sehr gern
unter den Hüllblättern der Kapseln oder bleibt in diesen ; er kann daher
sehr leicht mit Saatgut verschleppt werden, daher solches, wenn es aus
verseuchten oder verdächtigen Gegenden stammt, mit Schwefelkohlen-
stoff zu desinfizieren ist.
A. vestitus Boh. ^). Li Peru und Ecuador, ursprünglich nur in
") Die Mehrzahl dieser ist in den Vereinigten Staaten einheimisch und erst
allmählich an den Kapselkäfer übergegangen; und noch immer mehr Insekten
wenden sich dieser neuen, massenhaft vorhandenen Nahrung zu.
2) Wat.ker, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent.. Bull. 54, p. 4:3-48, 1 PL , 1 fig. —
Pratt, ibid., Bull. 68, Pt. V, 1907, p. 55—58. 1 PL, 1 fig. — I-nua, Comis. Para.sitol.
agr. Mexico, Circ. 58, 1907, 11 pp., ;3 Pls., 1 fig.
558 Coleopteren, Käfer.
kühleren, feuchteren Höhenlagen ersteren Landes, jetzt aber auch, be-
sonders während des Winters, Juni bis Oktober, in den tieferen Lagen.
In ersteren mufste der Baumwollbau des Käfers wegen aufgegeben
werden. Sonst wie voriger, nur clafs , infolge seiner geringen Gröfse,
gewöhnlich mehr Larven in einer Blütenknospe sind, — A. Eug-enii
Cano (aeneotinctus Champ.) , Pepper weevil ^j. Von seiner Heimat
Mexiko auch nach Texas verschleppt; Larve entwickelt sich in den
Fruchtkapseln des Pfeffers , die dadurch abfallen. — A. seutellaris
Lec.^) (Coccotorus prunicida Walsh), Plum gouger. Nordamerika. Der
Käfer bohrt zur Eiablage nicht Blüten , sondern die jungen Früchte
von Pflaumen an ; in deren Kern entwickelt und verpuppt sich die Larve.
Orchestes IIb, Springrüfsler. (Ehynchaenus Clairv.)*^).
Ausschliefslich an Laubbäumen und -sträuchern; nur wenige
Arten schädlich.
O. fag-i L., Buchen-SpringTürsler*). Der in der Bodendecke
überwinternde Käfer frifst von Ende April an bis in Juni in die
noch zusammengefalteten Blätter kleine , schrotschuisähnliche Löcher.
Sind die Blätter entfaltet, so legt das Weibchen neben die Mittel-
rippe, an der Unterseite gesunder Blätter, je ein Ei. Die Larve
miniert zuerst nach der Seite zu einen schmalen, sich langsam ver-
breiternden Gang, dann einen grofsen Platz an der Spitze, meist
etwas einseitig. Der schwarze , krümelige Kot bleibt in der Mine.
Nach etwa 3 Wochen verpuppt sie sich hier in einem Kokon, in
einer blasigen Auftreibung. Nach 10 Tagen, etwa Mitte Juni, erscheint
der Käfer, der nun bis zum Herbst an den Blättern, Fruchtstielen und
-bechern, an jungen Kotyledonen der Saat, auch am jungen Obste, Him-
beeren, Blumenkohl, jungen Roggenähren nagt. Durch den Frühjahrs-
frafs bräunen und verkrümmen sich die Blattspitzen der Buchen . so
dafs sie wie erfroren aussehen: bei stärkerem Frais, wie er namentlich
an alten Buchen an Waldrändern, Waldstrafsen usw. nicht selten ist,
kann merkbarer Znwachsverlust die Folge sein. Der Herbstfrafs kann
die Bucheckernernte beeinträchtigen.
Ahnlich verhält sich O. quereus L., der Eichen- Springrüfsler, nur
dafs er Gebüsch bevorzugt und dal's die Larve zuerst im Blattnerven
eine Strecke nach der Spitze zu miniert, bevor sie nach dem Rande um-
biegt; an der Stelle der Eiablage knickt das Blatt gewöhnlich nach
unten um. Bei stärkerem Befall werden die Eichen gelbfleckig.
Ratzeburg erzog 8 Schlupfwespenparasiten. — O. alni L. tötete in
Holland Ulmen durch zwei Jahre hintereinander wiederholten Kahl-
frafs-^). — O. populi L. an Weiden und Pappeln.
Die Käfer der Gattung Tychius Germ, fliegen im Frühjahre mit
Vorliebe an Leguminosen (Bohnen, Klee), deren Blätter, Blüten, Triebe
und junge Hülsen benagend. — Die Larve von T. quinquepunetatus
L.^) entwickelt sich in den Hülsen besonders von Zuckererbsen, die
') TowNSKNi), .Journ. econ. Ent. Vol. 4, 1911, p. 241-248.
2) Pettit, Michigan agric. Exp. Stat., Bull. 200, 1902, p. 208.
3) ScHENKLiNG, C , Ent. Wochcnbl. Bd. 24, 19(17, S. 7-S, 10—11. — Tkägari.h,
Ark. Zoologi Bd. 6, 1910. Nr. 7, 2-5 pp., 2 Pls.
") NoEL, Naturaliste T. 32, 1910, p. 26-27.
'•) Bus, E., Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 1, 1891. S. 838. — Bargagli, Bol. Soc.
bot. Ital. 1903, p. 227.
6) RiiiAGA, Boll. Ent. agr. T. 8, 1901, p. 132—185.
Curculioniden, Eüsselkäfer. 559
jungen Samen befressend, die von T. erassirostris Kiesew. in etwa
V2 cm langen bauchigen Anschwellungen hülsenartig gefalteter Blättchen
von Weifsklee , die von T. polylineatus Germ, in eiförmigen An-
schwellungen der jungen Sprosse in den Blattachseln von Rotklee.
Larven in der Erde, Käfer noch im Herbste.
Ciouus fraxini De Gr. \). Die vorwiegend in der Bodendecke
überwinterten Käfer befressen im Frühjahre die Knospen der Eschen
und nagen später runde, kleine Löcher in die Blätter. Eiablage an die
Blattunterseite, wo die von klebrigem Schleim bedeckten Larven kleine,
runde oder ovale Fenster in die Biattspreiten fressen. Nach 3 Wochen
die Puppe ebenda oder in der Bodendecke in tönnchenartigem Schleim-
kokon, nach 8 Tagen der Käfer, der bald die Winterquartiere aufsucht.
Mehrere Arten leben an Scrophularia und Verbascum, Löcher in
die Blätter fressend; die Eiablage findet in die unreifen Fruchtkapseln
statt, die von den Larven ausgefressen werden ^j. Zur Verpuppung
verläfst die Larve die leere Kapsel und spinnt sich aufsen einen, dieser
ungemein ähnlichen Kokon. So ist C. serophularlae L.-'^) in Eng-
land auch an Rübsen und Rüben schädlich geworden. — Die Larve
von Cionus hortulanus Fourc. var. major*) frifst in Indien die
Knospen von Celsia coromandeliana aus.
Aleides Schönh.
Tropische Alte Welt; an jungen Zweigen, in die sie auch ihre
Eier legen. Larven im Markkanale. Käfer und Puppen abklopfen,
vielleicht auch mit Arsensalzen vergiften ; befallene Zweige abschneiden
und verbrennen.
A. brevirostris Boh. ^). Kapland, Ostafrika. Der Käfer ringelt im
Mai schwächere Baumwollstämmchen oder -äste und legt Ende Mai,
anfangs Juni in den distalen, absterbenden Teil je ein Ei. Das ge-
ringelte Stück bricht gewöhnlich bald ab. — A. eoneavatus ^ ) schneidet
in Madasgaskar die jungen Triebe und Blätter der Maulbeerbäume ab.
Li Indien^) befallen A. leopardi Ol. die Baumwolle, A. eollaris
Pasc. Bataten und A. bubo F. Sesbania, von der namentlich junge
Pflanzen in sehr grofsen Mengen abgetötet werden. — A. Leeuweni
Hell.*) bei Salatiga auf Java an Kakao und Kapok sehr schädlich.
Die Käfer bohren junge Zweige nahe der Spitze an ; bei stärkerem
Befalle stirbt der Vegetationspunkt ab. Eiablage etwa 2 — 10 cm unter-
halb der Spitze. Die Larve bohrt zuerst aufwärts bis dicht unter den
Vegetationspunkt, dann abwärts einen bis über 10 cm langen Gang,
von dem aus mehrere Luftlöcher nach aufsen münden, aus denen auch
') Boas, Tidskr. Skovvaesen, Bd. 9, lb97, p. 144—151. Ausz. : Zeitschr. Pflanzenkr.
Bd. 9, S. 166.
2) Bos, R., Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 148. — Bexick. Nerthus Bd. 7,
1905. S. 131—134, 146—150, 11 Fig. — Fabre, Naturaliste T. 30, 19u8, p. 26—27. —
Le Cerf, Bull. Soc. Nation. Acclimat. Vol. 58, 1911, p. 13—18, PI. 1, 2.
3) CoLLixGE, 2d Rep. econ. Biology. Birmingham 1912 (1911), p. 7-10, fig. 2.
*) Maxwell-Lefroy, Indian Insect"Life, Calcutta 1909, p. 388.
5) VossELER, Mitt. biol. landw. Inst. Amani Nr. 80, 1904, S. 2. — Zimmermann,
A., Anleitung f. d. Baumwollkultur in den deut-sch. Kolonien, 2. Aufl., Berlin 1910.
S. 101—103, 8 Fig. — Aulmann, Kolon.-Zeitschr. Jahrg. 12, 1911, Beilage zu Nr. 1 u. 6,
^) Marchal, P., La Sericulture aux Colonies etc., Paris 1910, p. 28.
''j Maxwell-Lefroy, 1. c. p. 888, Fig. 261.
8) DocTERS van Leeiwen , Deutsch. ent. Zeitschr. 1910, S. 568—573, 10 Fig. —
Heller, ibid. 1911, S. 312—315.
560 Coleopteren, Käfer;
das Bohrmelil herausgeschafft wird, so dais an dessen Anhäufung ihre
Tätigkeit entdeckt werden kann.
Couotrachelus nenuphar Hbst. Phmi curcuKo^). Der gröfste
Feind der Pflaumenkultur in Nordamerika ; auch an anderem Steinobst,
selbst an Äpfehi und Bhnien. Der überwinterte Käfer befrifst im
Frühjahre Blüten, Blätter und junge Früchte. In letztere bohrt er
Löcher hinein, die zum Teil korkig verheilen und häfsliche Flecke
hinterlassen, zum Teil Fäulnis entstehen lassen. Das "Weibchen legt
5U — 100 Eier einzeln in junge, grüne Früchte ; um das Bohrloch herum
nagt es einen halbkreisförmigen Schlitz. Nach 3 — 10 Tagen die
Larve, die 3 — 5 Wochen lang im Fruchtfleische frifst. Die befallenen
Früchte welken, scheiden Gummi aus und fallen, mit Ausnahme der
Kirschen, vorzeitig ab. Puppe 10 — 15 cm tief in der Erde; nach 3 — 6
Wochen der Käfer. Feinde namentlich Bodenkäfer, die den sich aus
der Frucht ausbohrenden Larven nachstellen, und ein Blasenfufs, der
die Eier aussaugt. — Gegenmittel: Abklopfen der Käfer und der be-
fallenen Früchte; Eintreiben von Schweinen und Geflügel, Spritzen
mit Bleiarsenat und mit Schwelfelkalkbrühe ; Bodenbearbeitung zur
Zeit der Verpuppung. — Der Käfer schafft nicht nur durch seinen
Frafs für den Pilz Sclerotinia frudigena Schrot. Eingangspforten, sondern
überträgt dessen Sporen auch an seinen Fülsen-). — C. erataeg"!
Walsh. , Quince curculio^). Ursprünglich an Weifsdorn; sehr schäd-
lich an Quitte. Bohrloch für das Ei ohne die halbmondförmige Einne.
Larve frifst nahe der Oberfläche , in 3 Wochen erwachsen. Sie ver-
fertigt sich in der Erde eine Zelle , in der sie bis zum nächsten
Mai ruht-, dann erst verpuppt sie sich; nach 10 — 20 Tagen der Käfer.
Befallene Früchte bleiben gewöhnlich hängen. Die Käfer fressen ge-
legentlich auch an Birnen.
Chalcodermiis aeneus Boh. , Cowpea Curcuho^). Mittel- und
Nordamerika. Der überwinterte Käfer bohrt in Stengel und Blattstielen
von cowpea, später in jungen Hülsen, Sind die Samen halb reif, so legt
er seine Eier in diese , oder daneben in die Hülse. Die Larve ver-
zehrt ungefähr ein Drittel des Samens : dann bohrt sie sich nach aufsen,
läfst sich zu Boden fallen und verpuppt sich in diesem. Nach
2 — 3 Wochen der Käfer. Wird Baumwolle auf einem Felde gepflanzt,
auf dem im Vorjahre Vigna stand, so ist der Käfer im Frühjahre ge-
zwungen, sich von den jungen Baumwollpflänzchen zu ernähren und
wird hierdurch viel schädlicher als an seiner eigentlichen Nährpflanze ;
zur Eiablage sucht er aber immer diese auf. — Die Larven von
Ch. eollaris Hörn entwickeln sich in den Schoten von Cassia
chamaerista^).
Adausonius fructuum Klbe. *'). In Deutsch - Ostafrika in den
Früchten des Affenbrotfruchtbaumes (Adansonia digitata). Die Larven
') Cra.nuam., Illinois Exp. Stat. Bull. 98, 1905, p. 467—560, 1 fig., 24 Pls. —
Ql-aintaxck, Jeunk etc., TT. S. Uept. Agric , Div. Ent., Bull. 80, 1910" Pt. VII. —
Scott & Quaixta.nce, ibid. Circ. 120, 1910, 7 pp.; s. ferner die Reports von Felt,
J. B. Smith, usw.
2) Taylor, Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909, p. 1.54—160.
3) Slingerlanu, Cornell Univ. agr. Exp. Stat. Bull. 14«, 1898, p. 695—715, fig. 186
bis 195. — Smith, J. B , Rep. Kew. Jer.sev agr. Exp. Stat. 1900, p. 484—486, 2 Pls.
^) Chitteni.en, U.S. Dept. Agric. Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 39— 43, fig. 13— 16.
- AiNSLiE, ibid. Bull. 85, 1910, p. 129-142. fig. 62—69.
•5) HvsLOP, Proc. ent. Soc. Washington toi. 11. 1909, p. 40.
6j K..LI3E, Allg. Zeitschr. Ent. Bd. 6, 1901, p. 321—323, 341—343. .
Curculioniden, Rüsselkäfer. 5gj
fressen die Samen aus, die Käfer nähren sich vom Fruchtmarke. Im
übrigen die Biologie unbekannt.
Tepperia stereuliae Lea^). Australien; Larven in grofsen G-allen
an Zweigen von Kurrajong (Brachychiton populneum) oder in den
Früchten, die Samen ausfressend. Hierdurch sind sie eines der haupt-
sächlichsten Hindernisse in der Ausbreitung dieses Baumes.
Cryptorrhynchus 111.
C. lapathiL., Erlenrüfsler^). Der Käfer benagt die Rinde
jüngerer Zweige von Erlen , Weiden , seltener Birken und Pappeln.
Von Mai an, wohl bis in August hinein, werden die Eier an oder in
die Rinde derselben Bäume , an junge Triebe sowohl wie an älteres
Holz, abgelegt. Die Larve frifst zuerst platzend unter der Rinde, die
vertrocknet, abstirbt und abbröckelt. Später dringt sie ins Innere und
in diesem etwa 10 cm senkrecht nach oben, in dünnem Holze im
Marke, im dickeren exzentrisch. Das Bohrmehl bleibt zum Teil im
Gange, zum Teil wird es aus dem Bohrloch herausgeschafft. Puppe
gestürzt am Ende des Ganges, den der Käfer durch das Bohrloch ver-
läfst. Infolge der lang dauernden Eiablage überwintern sowohl Larven
als Käfer, die Generationen greifen ineinander. In die Frafswunden
des Käfers dringen Pilze; sehr häufig nagt er die Spitzen der Triebe
ab (Weidenheger), die infolge dessen nicht mehr in die Länge wachsen
können. Von der Larve ausgefressene Triebe welken und brechen
leicht ab ; auch der technische Wert des Holzes wird bedeutend ge-
schädigt. Besonders schlimm in Weidenhegern und jungen Erlen-
anlagen. — Gegenmittel: Käfer absammeln ; befallenes Holz verbrennen.
In Weidenhegern kann man Erlen als Fangpfianzen setzen.
C. (frigidus Schönh.) mang-iferae F. Mangfo weevil^). Heimisch
in Indien, Ceylon , Java usw. , verschleppt nach Hawaii , Philippinen,
Südafrika und Madagaskar ; neuerdings auch in Massen in Mangosamen
in Florida eingeführt; Eiablage an die eben angesetzte Frucht; die
Larve frifst deren Kerne aus. Puppe in der Erde. Ungemein schäd-
lich. — In Ostbengalen und Assam ebenso C. gravis F. — C. batatae
Waterh. *). Sweet potato weevil; „Scarabee" in Barbados, „Jacobs"
in Leeward Isl. Westindien, sehr schädlich an Bataten. Eiablage
an die unteren Stengelteile oder in blofsgelegte Knollen. In letzteren
entwickelt sich die Larve.
Die Larve einer Arachnopus- Art^) macht auf Java ringförmige
Gänge im Baste von Kaffeezweigen („ringboorder"); die distalen Teile
bleiben in der Entwicklung zurück oder sterben und fallen ab ; über
den Gängen wölbt sich die Rinde schwach auf.
1) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 16, 1905, p. 228, PL fig. 'S.
2) ToRKA, Ent. Blätter Jahrg. 4, 1908, S. 28—29. — Noel, Naturaliste T. 31,
1909, p. 118-119. — Mac Duugall, Journ. Board Agric. London Vol. 18, 1911,
p. 214-217, 3 Fig. — Webster, 32 d ann. Rep. ent. Soc. Ontario, 1901, p. 67—73. —
Schöne, N. York agr. Exp. Stat. Geneva, Bull. 286, 1907, 22 pp., 6 Pls. — Bargagli,
Atti R. Accad. econ. agr. Georgofili Firenze (5) Vol. 8, p. 250 — 253.
van
it. üccaa. econ. agr. ueorgoim tirenze (o) vol. », p. zok) — Zöö.
^) Maxwell-Lefruv, Mem. Dep. Agric. India Vol. I. 1907, p. 145, fig. 31. —
)iNE, Proc. Hawaii ent. Soc, Vol. 1, 1907, p. 79— 82. — Westendorp, Teys-
mannia 19, 1908, p. 557-561. — Marlatt, U. S. Dept. Agr., Bur. Ent., Giro. 141,
1911, 3 pp., 2 figs.
*) Agric. News Barbados Vol. 9, 1910, p. 282, fig. 26—29.
^) Zimmermann, Teysmannia 1901, p. 442. — Kuningsberger, Med. Dept. Landbouw
6, 1908, p. 79.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 36
562 Coleopteren, Käfer.
Craponius inaequalis Say, Grape Curculio ^). Nordamerika, an
Reben. Der überwinterte Käfer frifst 3 — 4 Wochen lang kleine Löcher
in die Blätter, bevor er, Ende Juni, seine Eier in die jungen Beeren
legt. Hier verzehrt die Larve das Fleisch und die Samen; nach
2 Wochen bohrt sie sich heraus und verpuppt sich in oder an der
Erde in einer Erdzelle. Der Mitte bis Ende Juli erscheinende Käfer
frifst bis zum Herbste wieder an den Blättern. Die Beeren werden
an der Stelle der Eiablage oft purpurfarben ; die Schädigung ähnelt
sehr der des Heuwurms. Bekämpfung: Spritzen gegen die Käfer im
Frühjahrsfrafse mit Arsenmitteln.
Ceutorrhynchus Germ. ^).
Von den zahlreichen Arten dieser Gattung werden mehi-ere als
Schädlinge angebauter Kreuzblütler genannt, in deren Stengelteilen die
Larven bohren, während die Käfer sich von den Blüten, Blättern,
jungen Trieben und Schoten nähren. Wichtig sind aber nur wenige
Arten.
C. (pleurostigma Marsh.) suleieollis Gyll.^), Kohlgallenrül'sler.
An Kohl, Raps, Rübsen, auch an Alyssum spp, und Hederich. Eiablage
früh im Mai in unteren Stengelteil oder Wurzelrinde der jungen
Pflänzchen. Um die ausgekrochene Larve bildet sich rasch eine kuge-
lige , erbsengrofse , einseitige , feste Galle, die später nur noch wenig
(bis Haselnui'sgröfse) wächst, so dals sie allmählich von der Larve
ausgefressen wird. Seltener finden sich die Larven einzeln, gewöhnlich
in Mehrzahl (bis 10 und 25), so dals groise, vielkammerige Auswüchse
am Wurzelstocke, an den ober- oder unterirdischen Stengelteilen sich
bilden können. Nach 4 Wochen bohren sich die Larven nach aufsen
und verpuppen sich in der Erde in einem Kokon, aus dem wieder nach
4 Wochen der Käfer ausschlüpft, um bald Eier zu einer neuen Brut
zu legen. Die Überwinterung geschieht als Ei [? Reh] , Larve oder
Käfer. Die Schädlichkeit hängt nicht allein von der Anzahl der
Larven an einer Pflanze, sondern auch von deren Ernährungszustand
(Dünger) und der Witterung ab. Es werden Fälle berichtet, in denen
selbst stärker befallene Pflanzen sich in keiner Weise von gesunden
unterschieden. Es kann aber auch die oberirdische Pflanze sehr im
Wachstum zurückbleiben , namentlich bleiben die Kohlköpfe kleiner
und schlieisen sich nicht recht. Junge, kräftige, wenig befallene
Pflanzen können nach dem Ausschlüpfen der Larven die Wunden
wieder verwachsen; bei älteren, schwächeren gehen diese manchmal in
Fäulnis über, — Von den PlasnwdiopJiora-Geschwülsten sind die Gallen
des Rüfslers dadurch zu unterscheiden, dals erstere massiv sind und
sich bis an die feinen Wurzelfasern erstrecken. — Die Bekämpfung
ist nicht leicht: alle Kohlstrünke mit noch geschlossenen Gallen ver-
brennen ; das Land tief umpflügen und walzen , alle Kreuzblütler-
Unkräuter entfernen. Um die Käfer von der Eiablage abzuhalten, wird
empfohlen , einen Efslöffel voll einer Mischung von 20 "/o Schwefel,
40 *^/o Gips und 40 *^/o Rufs an die Setzlinge zu geben. Kräftige Düngung,
namentlich auch mit Mineralsalzen, vermindert zweifellos den Schaden, —
^) Brooks, West- Virginia agr. Exp. Stat, Bull. 100. — Quaintaxce, Farm. Bull.
284, 1907, p. 16—19, fig. ;j— 5.
2) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent.. Bull. 23, N. S., 1900, p. 50—58.
8) Carpenter, Kep. 1906, p. 425—427, Fig. 3. — Theobald, Eep. 1906/07, p. 96
bis 99, PI. 21, 22. — Schmidt, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, 1909, p. 43-44,
Curculioniden, Rüsselkäfer. 5(33
An Ölsaaten in derselben Weise C. Roberti Sc. ^) ; die Larven von
C. eyanipennis 111., quadridens Panz. ^) entwickeln sich in deren
Stengeln, die von C. rapae Gyll. ^) in denen von Kohl-, besonders in
Nordamerika schädlich, einmal aber auch in Schweden.
C. assimilis Payk. Der Käfer wird an Raps, Rübsen und Rettig
schon recht fühlbar schädlich dadurch, dafs er die Blüten zerfrifst.
Die Larven entwickeln sich einzeln in den Schoten und ernähren sich
von den unreifen Samen; die Schoten werden aufgedunsen, verbogen,
gelblich, notreif and springen vorzeitig auf. Puppe in der Erde; im
August der Käfer, der bei günstiger Witterung noch eine zweite Brut
erzeugt. — Die Larven von C. napi Gryll. entwickeln sich in den
Blüten von Raps, die von C. maeula alba Hbst. zu mehreren in den
reifenden Mohnkapseln ; bei letzterer Art überwintert der Käfer in der
Erde in der Puppenwiege. — C. eontraetus Mrsh. *) in England schon
wiederholt dadurch schädlich geworden, dafs die Käfer die Aussaaten
von Brassica Rapa vernichteten; sie frafsen die jungen Samen und
zerbissen die aufgehenden Pflänzchen ober- und unterirdisch. Larven
in Wurzelgallen von Brassica arvensis. Vorbeugung: Samen vor der
Aussaat in Petroleum legen, — Die Larven von C. terminatus Hbst.
wurden von Börner^) an und im Grunde von Blattstielen und in
Stengeln von Möhren gefunden ; im letzteren Falle litten nicht nur die
oberirdischen Teile bedeutend, sondern auch die Rüben waren im
Wachstum stark zurückgeblieben. — Die Larven von C. floralis Payk.
fressen die Samen von Pastinak.
Die Mauszahnrüfsler, Baris Germ. (Baridius Schönh.) ^) leben fast
ausschliefslich von Kreuzblütlern. Eiablage im Frühjahre an die
Blattachseln oder in die jungen Stengel, in deren Marke die Larven
abwärts bohren. Die Stengel verkrüppeln und brechen leicht um; die
Pflanzen bleiben kümmerlich. Verpuppung im Juli am Frafsorte; im
August erscheint der Käfer, der überwintert. Soweit möglich, sind die
kranken Pflanzen zu beseitigen, die Stoppeln und Strünke zu ver-
brennen. Vorwiegend befallen werden Kohl, Raps und Rübsen; die
schädlichsten Arten sind: eoeruleseens Scop. (und var. eliloris F.),
ehlorizans Germ., lepidii Germ, (auch in Gartenkresse), (laticollis
Mrsh.) pieina Germ. ^) und sei lata Boh. ^) (Andalusien, afrikanische
Mittelmeerländer). — B. spoliata Boh. ^) entwickelt sich in Tunis in
den Wurzeln der Futterrüben, B. granulipleuris Tourn. ^•^) in Ägypten
in den Früchten der Koloquinthen ; in beiden Fällen vernichten die
Larven die befallenen Teile vollständig. — B. orehivora Blackb. ")
ist in Australien als ein gefährlicher Feind der Orchideen beobachtet
worden, deren Bulben er und seine Larven zerstörten.
») RuPERTSBERGER, Vcrh. zool. bot. Gbs. Wien Bd. 20, 1870, S. 837—839.
2) GouREAu, Ann. Soc. ent. France T. 6, 1866, p. 171. — Chutenden, U. S. Dept.
Agric, Div. Ent., Bull. 33, 1902, p. 79.
•) Chittende.v, ibid. Bull. 23, N. S., p. 39—50, fig. 11, 12; Bull. 33, 1902, p. 78. —
TuLLGREN, Stud. Jakttag. Skadeinsekter, Stockholm 1905, p. 31 — 35, fig. 5 — 7.
*) Journ. Board Agric. London Vol. 12, 1906, p. 738—739.
5) Arb. Kais. biol. Anst. Land-, Forstwirtsch. Bd. 5, 1906, S. 283—288, 7 Fig.
6) Xambeu, Le Naturaliste T. 26, 1904, p. 213—214, 223.
') Bus, Ritz., Tijdschr. Plantenz. Jaarg. 11, 1905, p. 32— 33. — Schmidt, Zeitschr
wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, 1909, S. 44.
^) Noel, Bull. Labor, region. Ent. agr. 1907, ler trim., p. 9—10.
9) Marchai., Bull. Soc. ent. France 1897, p. 234.
10) Reuter, Wien. ent. Zeitg. Jahrg. 21, 1902, S. 221—222.
") Fkoggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales Vol. 15, 1904, p. 517—518, PI. fig. 2.
36*
564 Coleopteren, Käfer.
Trichobaris trinotata Say, Potato stalk weeviP). Nordamerika.
Eiablage von Ende Mai an in die KartofFelstengel, in denen die Larven,
meist zu mehreren, bohren. Stengel und Blätter welken. Puppe im
Juli am Fralsorte. Ende .Juli der Käfer, der in den Stengeln über-
wintert. — T. mucorea Say -) bohrt ebenso in Tabak, aber auch in der
Mittelrippe der Blätter, die ferner von den Käfern benagt wird, so dafs
sich die Blätter einrollen. Käfer überwintern aufserhalb.
Rhyuchophorns Hbst. PalmenvüMer ; Red beetles^).
Die Palmenrülsler sind in den wärmeren Gegenden der Erde sehr
gefährliche Feinde der hochstämmigen Palmen, besonders der Kokos-
nufs-, Dattel- und Ölpalmen. Die Käfer halten sich tagsüber versteckt ;
nachts suchen sie an den Palmen offene Wunden, an die sie ihre Eier
einzeln ablegen, an einen Stamm aber meist mehrere. Die Larven
bohren sich ein und fressen rasch an Weite zunehmende Gänge.
Bleiben diese im unteren Stammteile , so ist der direkte Schaden
nicht grofs, wohl aber die Gefahr des AVindbruches. Verlaufen sie
mehr in dem oberen Stammteile, so kommt zu dieser Gefahr noch die,
dafs der Vegetationspunkt getroffen wird und so die Palme auf
jeden Fall abstirbt. Die Gefahr ist um so gröfser, als der Larvenfrafs
"gewöhnlich erst bemerkt wird, wenn es zu spät ist; das Raspeln der
Larve im harten Holze soll man allerdings hören können , wenn man
das Ohr an den Stamm legt; sonst verrät höchstens etwas Saftflufs
die Tätigkeit der Larve. Zur Verpuppung geht diese bis dicht unter
die Binde oder ins Herz der Palme und verfertigt sich hier aus
langen, groben Fasern einen festen Kokon. — Die Entwicklungsdauer
ist noch nicht sichergestellt. Während im allgemeinen ein Jahr an-
gegeben wird, soll sie nach Green auf Ceylon bei günstigem Wetter in
8 — 10 Wochen vollendet sein. — Die Schädlichkeit der Palmrüfsler ist
eine sehr grofse; sie wird noch vermehrt dadurch, dafs die Wunden
Ausgangspunkte von pilzlichen Erkrankungen schaffen. Umgekehrt ist
aber auch sicher, dafs gesunde, heile Palmen nicht von den Rüfslern
befallen werden, nur verwundete; in guter Kultur und Vermeidung
bzw. Schliefsung (Teer, Karbolineum usw.) von Wunden ist daher die
beste Vorbeugung gegeben. Direkte Gegenmittel sind : Ausschneiden
der Larven oder besser, ihre Gänge anbohren, Schwefelkohlenstoff,
Benzin oder Tetrachlorkohlenstoff einträufeln und das Bohrloch fest ver-
schliefsen. Stark befallene Bäume sind umzuhauen und zu verbrennen.
Gegen die Käfer haben sich Fangbäume sehr gut bewährt: Junge oder
wilde Palmen um- oder anschlagen; an dem austretenden Saft können
die anfliegenden Käfer in Mengen gefangen werden. Aufserdem legen
sie hier ihre Eier ab, so dafs später die von der Larve besetzten Stainm-
teile zu vernichten sind. Ein Farmer in Brit. Honduras , Mr. Seay,
ködert die Käfer mit gärendem Palmkohl; sobald die Weingärung ein-
setzt, werden die Käfer von .weither angelockt ; in dicht dabei liegende
Häufchen von Bodengeniste verkriechen sie sich, wenn gesättigt, und
können darin leicht gesammelt werden. Sobald die Essiggärung be-
ginnt, hört die Köderwirkung auf. Vosselek empfiehlt, mit Kokosmilch
1) Smith, J. B., Rep. 1894, p. 575— 582, fig. 49—51. - Chittenden, 1. c, Bull. 33
1902, p. 9—18, fig. 1.
2) CHixrEXDEN, ibid. Bull. 38, 1902, p. 66-70; Bull. 44, 1904, p. 44-46.
3) Preuss, Tropenpflanzer Bd. 15, 1911, p. 78—80, Taf. 2 Fig. M, N.
Curculioniden, Büsselkäfer. 5(35
und Wasser zerquetschte Mangofrüchte in flachen Schalen m die
Pflanzung zu stellen, wovon ebenfalls die Käfer in Mengen augelockt
werden.
Nur wenige Arten werden, als häufig, ernstlich schädlich.
Rh. phoenieis F. ^) in Afrika. Eiablage besonders im Herzen,
ebenda häufig die Puppe. Larven bohren im oberen Stammteile von
aufsen-unten nach innen-oben, so dafs gewöhnlich das Herz zerstört
wird. Puppe ruht 6 — 8 Wochen. — Rh. ferrugrineus F. (signaticollis
Chevr.) ^). Asien, Australien, Philippinen usw. Larve mehr im unteren
Stammteile, aber auch nach innen-oben bohrend. — Rh. palmapum L.^).
Amerika, in Palmen und Zuckerrohr ; von ersteren werden nur irgendwie,
z. B. durch Pilze, Borkenkäfer, ungünstige Standorts- oder Witterungs-
verhältnisse geschwächte Bäume angegangen; an letzterem werden die
Eier vorwiegend an die Schnittflächen gelegt, oft mehrere Eier an eine •,
immer aber kommt nur eine Larve in einem Stamm, im unteren Teile,
zur Entwicklung. Puppe in Erde. Schnittflächen mit Erde bedecken. —
Rh. cruentatus F., Palmetto weevil*). In Florida in Dattelpalme, in
Georgia in Sabal palmetto.
Die Larven einer Cyrtotraehelus-Art schaden auf den Philippinen
in derselben Weise in Betel- und Kokospalme'^).
Ampeloglypter '^) sesostris Lee. Nordamerika. Eiablage Anfang
Juli einzeln in Rebstöcke, dicht unter oder über einem Knoten. Die
Larve frifst unter der Rinde und erzeugt eine längliche Anschwellung
(Galle), die an einer Seite einen von zwei rosafarbenen Anschwellungen
umgebenen Längseindruck zeigt. Erst im nächsten .Juni Verpuppung.
Schaden im allgemeinen nicht merkbar. — Die Larven von A. ater Lee.
ringeln die jungen Rebentriebe, so dafs sie absterben.
Scyphophorus sexpunctatus Gyll. in Mexiko und Südkalif ornien
an Agave rigida^). Sc. aeutopunetatus Gyll. in Mexiko an Agave
mexicana ^ ).
Sphenophorus Schönh,, Billbugs ^).
Jji den wärmeren Gegenden mit die schlimmsten Feinde der Palmen-,
Zuckerrohr- und Maiskulturen. Eier einzeln in unteren Stengelteilen
junger Pflänzchen; Larven in senkrechten Gängen der Stengel. Ver-
puppung im Wurzelhals , in einem Kokon aus Pflanzenfasern. Gene-
ration gewöhnlich einjährig; da aber die Käfer über ein Jahr lang
leben, sind die Generationen nicht scharf geschieden. Meist über-
wintern die Käfer in dem Kokon oder aufserhalb in dichtem Grase usw.
Bekämpfung: Absammeln der Käfer, Ködern mit gespaltenen Stücken
Zuckerrohres, in das die Weibchen auch ihre Eier ablegen, vor allem
aber A'^erbrennen aller Ernterückstände.
^) VossELER, Ber. Land-Forstwirtsch. Deutsch-Ostafrika Bd. 2, S. 416 ; Pflanzer
Bd. 1, 1905, S. 255—260, Bd. 3, S. 305—308.
■-) Banks, Gh., Philippine Journ. Sc. Vol. 1, 1906, p. 154—158, PI. 1, 2, 3 Fig. 1, 6, 7
Fiff. 1—3, 8 Fig. 1, 3. — Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India Vol. 1, 1907, p. 140,
fig.32. — GosH,ibid.,Vol.2, 1912, Nr. 10. — Morstatt, Pflanzer Bd. 7, 1911, S. 523-531, Taf.
3) Blandford, Kew Bull. 1893, p. 27—60. — Ciiittendex, 1. c, Bull. 38, IWZ,
p. 23—25. — GouGH, Dept. Agric. Trinidad, Bull. 10, 1911, p. 59—64.
*) Chittenden, 1. c. p. 25 — 28, fig. 1.
5) Banks, 1. c. p. 161—163, PI. 7 fig. 4, PI. 11 fig. 1, 6.
6) Brooks, West Virginia agr. Exp. Stat. Bull. 119, p. 821-339, 5 Pls.
^) ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 84.
8) Duges, Ann. See. ent, Belg. T. 30, 1887, p. 33.
9) Riley, Amer. Nat. Vol. 15, 1882, p. 915-916.
566 Coleopteren, Käfer.
S. (Ehabdocnemis) obseurus Boisd., Hawaiian sugar-cane borer ').
Queensland, Nen-Guinea, Inseln des Stillen Ozeans. An Zuckerrohr,
Palmen , Carica Papaya , Bananen usw. Eiablage an Zuckerrohr in
Stamm, seltener in Blattachseln. Weiche Sorten werden mehr befallen als
harte, saftige (stark bewässerte) Pflanzen mehr als trockene. Besonders
wichtig ist. keine befallene Stecklinge zu pflanzen. An Palmen wird
das Ei in die Basis älterer Pflanzen gelegt; aus dem Loche wachs-
älmlicher Ausflufs. Larve miniert in Blattstiel und Blatt, das von ihr
getötet wird. Li die Bohrlöcher des Käfers dringt Colletotrichum fal-
catum ein. Generation auf Hawaii 3 Monate (Larve 05 Tage, Puppe 24).
Auf Amboina von natürlichen Feinden in Schach gehalten. — An
Zuckerrohr in "Westindien in derselben Weise schädlich: S. pieeus
Pall.^) und serieeus 01.^).
S. maidis C bitten d. ■*). Südl. Verein. Staaten von Nordamerika-,
in Mais. Eiablage im Juni an junge Pflänzchen; nach 7 — 12 Tagen
die Larve, die zuerst die Hauptwurzel ausfrifst, dann aufwärts bohrt.
An jungen Pflänzchen kann sie den Vegetationspunkt zerstören. Nach
40 — 50 Tagen Verpuppung im Wurzelhalse, nach 10 — 12 Tagen der
Käfer, Corn bill-bug. — Li Nordamerika noch mehrere (etwa 8)
Arten in ähnlicher Weise an jungem Mais ^), besonders da, wo feuchte
Grasländereien, namentlich solche mit starkstengeligen Arten, mit Mais
bebaut werden.
An Bananen auf den Fidji- Inseln schadet S. sordidus Gerst.^j,
auf St. Thome S. strlatus Fähr. ''), indem Larven und Käfer die unteren
Stammteile zerfressen. Letzterer befällt vorwiegend Musa paradisiaca,
weniger M. sapientum. Gegenmittel : Wurzel und unteren Stammteil
einige Minuten in Petroleum eintauchen ; Stamm 40 cm hoch mit Teer
bestreichen. — S. splnulae Gyll. in Mexiko in Stengeln vonOpuntia^),
Calaiidra Clairv.
Die Kornrüfsler entwickeln sich in stärkehaltigen Getreidekörnern,
selbst in aus Mehl verfertigten harten Produkten. Während die flug-
unfähige C. granaria L. nur auf Lagern vorkommt, fliegt die mit gut
entwickelten Flügeln versehene C. oryzae L.^), der Reiskäfer, in den
wärmeren Ländern auch ins Feld und entwickelt sich hier in den
reifenden Samen, oft die Ernte sehr beeinträchtigend. Der Käfer ist
') RiLEv, Ins. Life A^ol. 1, 1888, p. 185-189, fig. 44, 45. — U. S. Dept. Agric,
Div. Ent., Bull. 38, 1902, p. 102—104, fig. 8,9.— Froggatt, Dept. Agric. N. S.
Wales, Sc. Bull. 2, 1911, p. 21—23, PI. 7 fig. 1. — Van Dixe, U. S. Dept. Agric,
Bur. Ent., Bull. 93, 1911, p. 35-40, fig. 4-5. — Siehe ferner die Veröffentlichungen
der Hawaiischen Versuchsstationen.
•') Uiucii, Dept. Agric. Trinidad, Bull. 9, 1910.
=*) Bali.ou, West Ind. Bull. Vol. 11, 1911, p. 86. — Ukich, Journ. econ. Ent.
Vol. 4, 1911, p. 226.
*) Kelly, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 95 Pt. II, p. 11—22, PI. 2—3,
fig. 5-10. i ö .
s) FuRBEs, 22. Eep. St. Ent. nox. benef. Ins. Illinois, 1903; 23. Eep., 1905,
p. 52—57, PI. 3, fig. 26—34.
G) Knowles, Rep. Agric Fidji 1908, p. 20, 23—26 (s. Exper. Stat. Eec. Vol. 22
p. 356).
'') Magku, La Quinzaine coloniale; s. Tropenpflanzer Bd. 11, 1907, S. 250. —
Gravier, Bull. Mus. Hist. nat. Paris 1907, p. 30—32. — Zagokodskv, Beih. Tropenpfl.,
Bd. 12 Nr. 4, 1911, S. 374.
8) DüGEs, 1. c p. 31—33.
9) HixDs and Türner, Journ. econ. Ent. Vol. 4, 1911, p. 230—236, PL 7.
Curculioniden, Rüsselkäfer. Scolytiden, Borkenkäfer. 5(37
auch beobachtet worden, wie er sich in Pfirsiche und Äpfel tief ein-
bohrte, um den Saft zu saugen. Er ist in hohem Mafse kosmopolitisch
und polyphag.
C. seulpturata G-yll. ^) entwickelt sich in Indien in den Eicheln
von Quercus incana. C. taitensis Guer.^) lebt abweichend, indem
er sich, zugleich mit Sphenoplwrus obscurus , auf den Gesellschafts-
inseln in dem Grunde von Kokosblättern entwickelt; aus dem Bohr-
loch tritt ebenfalls gummöse Flüssigkeit aus. Infolge seiner Kleinheit
tötet er selten das ganze Blatt, mehr die einzelnen Blättchen; da er
aber häufiger ist, als jener, ist er auch schädlicher.
(Il)iden) Scolytideii, Borkenkäfer^).
Fast ausschliefslich Holzbewohner ; nur wenige Arten in kraut-
artigen Gewächsen oder in harten Samen. Über die ganze Erde ver-
breitet, im allgemeinen auf bestimmte Regionen beschränkt, nur wenige
ganz oder nahezu kosmopolitisch; mehrfach verschleppt. Einige Arten
monophag-, gröfsere Gruppen ausschliefslich in Laub- bzw. Nadelholz ;
viele Arten heterophag, einige polyphag. — Vorzugsweise sekundär
(besonders in Nadelholz), in kränkelnden, beschädigten Bäumen, Wind-
und Schneebrüchen, gefällten Stämmen. Je dünner das Holz, um so
mehr primärer Befall, daher Althölzer häufig an der Krone zuerst
befallen. An Laubhölzern mehr primär. Nur bei ungewöhnlich starkem
Auftreten werden gesunde Bäume angegangen. Jede Art hat ihr
charakteristisches Frafsbild, das besteht aus dem Einbohrloch, den
Mutter- und den Larvengängen, Puppenwiegen und Fluglöchern. Die
Holzbewohner können wir in zwei biologische Gruppen einteilen: die
Rinde nbrüter und die Holzbrüter oder Ambrosiakäfer.
Bei den Rindenbrütern verlaufen die Gänge zwischen bzw. in
Rinde und Holz; die Puppenwiege liegt häufig im letzteren. Bei den
monogamen Arten werden Bohrloch und Mutter-(Brut)gänge
vom Weibchen angefertigt; bei den polygamen nagt das Männchen das
Bohrloch, eine Erweiterung dahinter (die Rammelkammer); die
Weibchen fertigen dann die Brutgänge. Das Bohrloch führt mehr oder
weniger senkrecht durch die Rinde; der einzige (einarmige) Gang
der monogamen Arten senkrecht (Lot- oder Längs-) oder wagrecht
(Wage- oder Quergang), die Larvengänge senkrecht hierzu, zwischen
Rinde und Holz ; bei den polygamen Arten gehen von der Rammel-
kammer zwei Längs- oder Quergänge ab oder mehrere Sterngänge
nach verschiedenen Richtungen. Brutgänge immer von gleicher Breite;
die allmählich breiter werdenden Larvengänge füllen sich hinter den
Larven mit Bohrmehl. Aus den Puppenwiegen führt das Flug-
') Stebbing, Dept. not. Ins. affect forestry, Calcutta 1906, p. 386—388, PI. 22
Fig. 5— 5 c.
2j DoANE, Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909, p. 221—222. — Fkoggatt, New Zeal.
Dept. Agric, Sc. Biü. 2, 1911, p. 23.
^) Von den grundlegenden Werken seien nur genannt: Eichhoff, Die euro-
päischen Borkenkäfer, Berlin 1881. — Hubbard, The Ambrosia beetles of the United
States, U. S. Dept. Agric, Div. Ent.. Bull. 7, N. S., 1897, p. 9—30, 34 Fig. — Hagedorn,
Coleopt. Catalog. Pars 4: Ipidae, Berlin 1910, und Genera Insectorum; Coleoptera,
Farn. Ipidae, Bruxelles 1911, 4«; Tropenpflanzer, Jahrg. 17, 1913, Nr. 1, 2. — Tredl u.
Kleine, Übersicht über die Gesamtliteratur der Borkenkäfer vom Jahre 1758—1910;
Beil. z. d. Entom. Blatt., Jahrg. 7, 1911. — Für Durchsicht und manche Angaben
dieses Kapitels bin ich Herrn Dr. M. Hagedorn zu grofsem Dank verpflichtet.
568 Coleopteren, Käfer. .
loch, durch das der Jungkäfer ausfliegt, senkrecht durch die Rinde
nach aufsen. Die Begattung erfolgt aufsen, im Bohrloch oder in der
Rammelkammer; die Weibchen legen die Eier einzeln in Nischen des
Brutganges, die nachher wieder mit Bohrmehl verstopft werden. — Die
Nahrung der Eindenbrüter bildet das Holz, bzw. der aus der zer-
quetschten Holz- oder Rindensubstanz ausgeprefste Saft.
Bei den Holzbohrern wird das gesamte Frafsbild vom Weibchen
angefertigt. Sie nähren sich nicht vom Holze , sondern von Pilzen,
die sie in ihren Gängen züchten; und zwar hat jede Käferart ihre
eigene Pilzart, unabhängig von dem bewohnten Baume, daher hier die
am meisten „polyphagen" Arten. Die Weibchen bohren sich radiär ins
Holz, so tief, bis sie einen geeigneten saftigen, aber sterilen Nährboden
für ihren Pilz finden, dessen Sporen sie im Kaumagen mitgebracht
haben und nun hierhin verpflanzen. Die Eier werden dann entweder
in unregelmäfsigen Haufen in eine gemeinsame Familien wohnung ab-
gelegt oder ebenfalls einzeln in nachher mit Genagsei und Pilzmyzel
verstopfte Nischen. Auch die Larven leben nur von den Pilzen,
können aber bei einigen Arten ihre Wohnung durch Nagen erweitern.
Die Mutterkäfer schaffen alle Exkremente und alles Genagsei durch
das Bohrloch hinaus , aus dem später auch sämtliche Jungkäfer die
Wohnung verlassen. Ein regelmäfsiges Frafsbild, wie bei den Rinden-
brütern, findet sich hier selten; es stellt entweder einen grofsen,
gemeinsamen Raum dar oder einen Gang mit seitlichen Larven-
kammern (Leitergang) oder Gabelgänge nach zwei oder drei
Richtungen.
Überwinterung als Käfer, Puppe oder Larve, oder in allen
drei Stadien. — Sehr schwierig, und erst bei den Rindenbrütern in
den letzten Jahren in der Hauptsache gelöst ist die Frage der
Generationen. Die Käfer schwärmen im Frühjahre ab („F r ü h -
Schwärmer," wenn in Februar bis März; „Spätschwärmer," wenn
in April bis Juni), im Sommer zum Aufsuchen neuer Wohnbäume,
nicht immer aber zur sofortigen Fortpflanzung; sie können auch nur
neue Nahrung suchen. Ebenso brauchen die Jungkäfer nicht sofort
ihre Puppenwiegen zu verlassen ; sie können auch den Larvengang fort-
führen, aber in unregelmäfsiger Weise, um sich zu nähren. Denn
manche Arten bedürfen der Nahrung zur vollen Ausbildung der
Geschlechtsprodukte. Dieser Nachfrafs kann aber auch an anderen
Teilen des Mutterbaumes, ja selbst an anderen Bäumen, stattfinden.
Auch die abgebrunsteten Weibchen sterben im allgemeinen nicht ab,
sondern können durch frische Nahrungsaufnahme neue Geschlechts-
produkte zur Reife bringen: Regenerationsfrafs. Wir müssen
daher immer zwischen Ernährungs- undBrutfrafs unterscheiden.
So kommt es , dafs im Sommer Jung- und vorjährige , regenerierte
Altkäfer zur Fortpflanzung schreiten. So wird doppelte Generation
viel öfters vorgetäuscht, als sie tatsächlich vorkommt.
Beide Gruppen sind in hohem Mafse physiologisch schädlich,
die Holzbrüter auch noch technisch. Durch Erzielung möghchst
gesunder Bestände bzw. Bäume kann man ihrem Befalle vorbeugen;
insbesondere ist alles kränkelnde Holz baldigst zu entfernen; Wunden
sind, soweit möghch, zu teeren. Reine Bestände sind weit mehr ge-
fährdet als gemischte.
Gegenmitel: Stark befallene Bäume oder Äste möglichst rasch
entfernen und verbrennen. Sind erst einzelne Stellen befallen, so sind
Scoh^tiden, Borkenkäfer. 559
sie zu entrinden, zu reinigen und mit Kalkmörtel, dem 20 ^/o Teer bei-
gemengt sind, zu verstreichen; auch blofses Einreiben mit Petroleum
oder Terpentin kann manchmal genügen. Sind die Bohrlöcher noch
ganz frisch, so kann man jene Flüssigkeiten in sie einträufeln. Holz-
brüter sind oft durch Verkeilen ihrer Fluglöcher zu ersticken. Zur
Bekämpfung und zur Verhinderung der Eiablage dienen Anstriche mit
der LEiNEWEBER'schen Mischung (Tabakslauge, Ochsenblut, Kalk und
Soda), oder mit Kalkmilch, Baummörtel, Seife und Soda, Seife und
Karbolsäure, oder Spritzen mit Schwefelkalkbrühe. Von ganz be-
sonderer AVichtigkeit sind aber Fangbäume oder Fangkloben, je nach
Art des Käfers.
Da die forstschädlichen Borkenkäfer in der forstlichen Literatur
sehr eingehend behandelt sind, können wir uns hier hauptsächlich auf
die an landwirtschaftlichen und gärtnerischen Kulturgewächsen auf-
tretenden beschränken.
Phloeophagen, Rindenbrüter.
Hylastes tpifolii Müll, (obscurus Marsh.) \). Europa, nach der
Mitte vorigen Jahrhunderts nach Nordamerika verschleppt. In un-
regelmäfsigen Gängen in Wurzeln von Trifolium - Arten , Medicago
sativa, Ononis natrix, selbst Gartenerbsen, in Längsgängen zwischen
Rinde und Holz älterer Stämme von Spartium scoparium und Cytisus-
Arten. An Botklee , namentlich in Nordamerika , schon sehr schäd-
lich geworden. Eiablage gewöhnlich in den "Wurzelkopf wenigstens
zweijähriger Pflanzen; die Larven fressen zuerst hier; später boluren
sie sich abwärts ; ihre Gänge sind von schwarzen Krümeln ertüllt.
Die befallenen Pflanzen gehen gewöhnlich ein, schneller bei trockenem,
langsamer bei feuchtem Wetter, daher die Schuld oft in Trocken-
heit gesucht wird. Generation wahrscheinlich einjährig; reife Käfer
überwintern in den Puppenwiegen, belegen im nächsten Mai neue
Pflanzen mit Eiern; im September Verpuppung. Doch finden sich
den Sommer über alle Stadien, im Winter Larven und Puppen. Gegen-
mittel: Kleefelder sofort nach Sommerschnitt umpflügen.
Myelophilus piniperda L., AA/'aldg'ärtner ; aus Kiautschou in
Pinus densiflora und maritima erhalten. Käfer befällt vom 20. Juni an
die Maitriebe; am 1. .Juli aber noch Larven und Puppen.
Die beiden Eschen-Bastkäfer, Hylesiims erenatus F. und fraxini
Panz. auch in Syringen, letzterer ferner noch in Ölbaum, Juglans nigra
und Apfelbaum. — H. (Pteleobius) vestitus Muls. et Rey, in Süd-
europa in Ölbäumen, Pistacien und Juniperusarten. — H. oleiperda
F., Ciron, Taragnon-). Li den Mittelmeerländern im Ölbaum, vor-
wiegend in kränklichen Bäumen und Ästen, in ganz frischem und in
völlig trockenem Holze , im dicken Stamm und in fingerdicken
Zweigen. Doppelarmige Wagegänge; über den Frafsstellen färbt sich
die Rinde rot oder graubraun. Generation in der Hauptsache einjährig;
Käfer in Mai — Juni, aber auch August — Oktober. Auch in Syringen,
1) ScHMirx, Stett. ent. Zeitung, Jahrg;. 5, 1844, S. 389—397. — Eilev, Rep.
Commiss. Agric. 1878, p. 248—250, PI. 5, Fig. 2, 3. — Oecconi, Rev. Fatol, veget.
Ann. 8, 1899, p. 160—165, 1 Tav. — Webster, ü. S. Dept. Agric, Bur. Ent. , Giro.
119, 1910, 5 pp., 4 Fig.
'■^) Boyer de Fonscolombe, Ann. Soc. ent. France, T. 9, 1840, p. 104—106. —
BuiGNON, Mitt. Schweiz, ent. Ges., Bd. 7, 1886, p. 218—224, Taf. — Topi, Rend. Accad.
Lincei Roma (5), Vol. 20, I« Sem., p. 138—141.
570 Coleopteren, Käfer.
Eschen, Liguster, Elaeagnus-, mehrfach auch in Frankreich, Schweiz,
Deutschland usw. gefunden. — H. flei Lea ^). Australien. Der Käfer
bohrt sich durch die Achseln der Blatt- und Endknospen in die jungen
Zweige , besonders die Endtriebe der Feigenbäume ein und in diesen
abwärts, so dafs sie absterben; auch in Rinde und Holz.
Kissophagus hederae Schmitt ^j. Südeuropa bis mittleres Rhein-
tal; Transkaspien ; in Efeu. Doppelarmige Wagegänge; in starken
Stämmen ganz im Baste, bei schwachen den Splint nur oberflächlich
angreifend. Zwei Generationen ; Flugzeit April — Mai, Ende August bis
Oktober.— K. fasciatusHaged. Deutsch- Ostafrika; in Khajasenegalensis,
Phloeosinus Aubei Perr. (bicolor Bed.)^) und Ihujae Perr. ^)
brüten in Cypressen, Thujen und Wacholder in den Mittelmeerländern,
ersterer auch in Österreich und Deutschland. Von einer Rammel-
kammer aus gehen Lotgänge nach oben und unten. Zwei bis drei
Generationen im Jahre im Süden, eine im Norden. Käfer und Larven
überwintern. Vorwiegend in den unteren Stammteilen.
Liparthrum mori Aube. Südeuropa, in Morus alba.
Hypoborus Ileus Erichs. •^). In den Mittelmeerländern der schlimmste
Feind der Feigenbäume , vorwiegend in geschwächten Bäumen bzw.
Zweigen, da ihm sonst der Milchsaft gefährlich würde. Quergänge;
besonders in dünneren Zweigen. Brütet auch in abgebrochenem Holze.
Zwei bis drei Generationen.
Phloeotribus liminaris Harr. Peach-tree bark - beetle *^). Nord-
amerika, erst in den letzten Jahren in Ohio von einem verwilderten
Obstgarten aus schädlich geworden. Wagegang, am vorderen Ende ge-
gabelt, mit Bohrmehl gefüllt, wird vom Weibchen nach wiederholten
Begattungen verlängert. Nahrungsfrafs im Frühjahre an ganz gesunden
Bäumen, die dadurch geschwächt und so schliefslich für Brutfrafs ge-
eignet werden. Zwei Generationen; Käfer der zweiten überwintern in
besonderen Gängen in der Rinde gesunder Bäume , nur die Spätlinge
in den Puppenwiegen. Aus den Bohrlöchern fliefst Saft aus, aus einem
Baume in einem Sommer bis 12 und mehr Liter. Die Auswürfe aus
den Bohrlöchern werden durch feine , anscheinend seidenartige Fäden
zusammengehalten, die von beiden Geschlechtern ausgeschieden werden.
Auch in wilden Kirschbäumen. — Phl. puneticoUis Chap. ^). Süd-
amerika, in Hevea; doppelarmiger Wagegang mit kurzen Larvengängen;
Puppenwiege in Rinde.
Phl. (scarabaeoides Bern.) oleae F. Ölbaum -Borkenkäfer, Nei-
roun^). Mittelmeerländer; sehr schädlich. Befällt namentlich die
J) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 10, 1899, p. 268—269, 1 PL (hier
fälschlich H. porcotus Chap. genannt). — Lea, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol. 29,
1904, p. 103 - 104, PI. 4 Fig. 15.
-) Eggkrs, Nat. Zeitschr. Land-Forstwirtsch. Bd. 4, 1906, S. 287—288.
3) Perris, Bull. Soc. ent. France 1855, p. 78. — Leuxaudi, Bull. Ent. agr. Patol.
veget., T. 5, 1898, p. 81—83.
*) Perris, 1. c. p. 77—78. — Nördlinger, Nachträge usw., 1856. S. 37—38, 1 Fig.
a,uf Taf. — TdRKA, Nat. Zeitschr. Land-Forstwirtsch., Bd. 4, 1906, S. 400— 403, 3 Figg.
^) Barbey, Feuille jeun. Natural, T. 36, 1906, p. 93—96. 1 PI.
6) Felt, Mem. 8, N. York. St. Mus., Vol. 2, 1906, p. 452, Fig. 107. — Wilson,
U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 68, 1909, p. 91—108, PL 10—11, Fig. 18—20. —
SwAiNE, 40. ßep. ent. Soc. Ontario, 1910, p. 58—63, 10 Fgs.
''J Hagedorn, Eev. zool. Afric. Vol. 1, 1912, p. 337, PL 18 Fig. 1—2; Textfig. 1.
8) BoiGNON, 1. c. p. 224-225, Fig. auf Taf. — dk Seabra, Bull. Soc. Portug. Sc.
nat. VoL 1, 1908, p. 184—187, PL 10 Fig. 1—3. — Riviere, Bull. Soc. Nation. Accli-
mat. France Ann. 58, 1911, p. 304. — Ton, 1. c. p. 52—56.
Scolytiden, Borkenkäfer. 57]^
dünnsten Zweige, wie junge, grüne Triebe, Blütenzweige, in denen er
seine doppelarmigen Wagegänge bohrt, wodurch sie absterben- so wird
die ganze Fruchtbildung unterbunden. Hier auch Überwinterungs-
zellen. Die befallenen Zweige brechen ab, in den abgebrochenen ent-
wickelt sich die Larve weiter. Zwei Generationen. Gegenmittel :
Von Juli ab wiederholt Zweige mit glatter Rinde abbrechen und als
Fangzweige aut Erde legen; nach 3 — 4 Wochen verbrennen.
Polygraphus grandielava Thoms. ^). Europa; in Kirsche. Zwei-
bis vierarmige Sterngänge mit Rammelkammer , stark in Splint ein-
greifend. Larvengänge mehr im Baste, nur oberflächlich den Splint
angreifend.
Cryphalus Er.
Cr. abietis Ratz. Europa, in Fichte. Eine nov. var. (Hagedorn
in litt.), Kiautschou, in Pinus densiflora; Flugzeit Juli.
Cr, (Ernoporus) jalappae Letzn. ^). Mexico, Südamerika, in
Jalappa -Wurzeln , öfters nach Europa verschleppt. Das Bohrmehl
der Käfer bzw. Larven soll wirksamer sein als die gepulverte Wurzel.
Cr. (Stephanoderes) areecae Horn^). Ostindien, Guinea, Neu-
Caledonien, in Betelnüssen.
Cr. (St.) coileae Haged.*). Ost- und Westafrika, Java ; in Kaffee-
bohnen. Die Käfer dringen in die noch ganz jungen Kirschen von
oben oder der Seite aus ein und in die Bohnen; häufig wird dabei
der Stiel durchbohrt, so dafs die Frucht abfällt. Mutterkäfer und
Larven in grofsen Höhlungen. Entwicklung 44—58 Tage (Larve 21 — 28),
die Jungkäfer fliegen erst nach völliger Geschlechtsreife aus. Alle
Sorten, auch ältere Früchte, werden befallen. — Bekämpfung: Früchte
pflücken, in bedeckten Gefäfsen in die Gärungsbottiche bringen, hier
12 Stunden lang lU — 15 cm hoch mit Wasser bedecken, dem etwas Seife
oder Kalk beigefügt ist. Dadurch bildet sich auf seiner Oberfläche
ein Häutchen , das den auskriechenden Käfern die Poren verstopft.
Leicht in den Kirschen verschleppbar, — Ebenso lebt wohl Cr. (St.)
Hampei Ferr., der wiederholt in Kafieebohnen in Europa gefunden
wurde (aus den Antillen oder Java?). — Cr. (St.) Aulmanni Haged.^);
Ostafrika, an Kaffee ; Biologie unbekannt. — Cr, (St,) eongfonus Haged.
und heveae Haged., Belgischer Kongo, aus Hevea*'). Desgl. Cr.
(Hypotheiiemus) lubereulosus Haged.
Cr. (St.) hispldulus Lee. Nordamerika, in Apfel- und Citrus-
bäumen.
Cr, eruditus Westw.''). Nordamerika, Guinea, Sandwich-Inseln,
Neu-Caledonien, Westindien. In Blättern von Zuckerrohr, die, solange
') Eggers, 1. c. p. 289.
'■2) Hagedorn, Nat. Zeitschr. Land-Forstwirtsch. Bd. 1, 1903, S. 173. — Schwarz,
Proc. ent. Soc. Washington Vol. 4, 1901, p. 432.
3) HuKN-r.NG, Stettin, ent. Zeitg. Bd. 3, 1842, S. 115—117.
*) ?, Ind. Mercuur, 2. Nov. 1909, p. 844. — Gowdev, Uganda agr. Dept., Entom.
Leafl. I, 1909. — van der Weei.e, Bull. Dept. Agric Ind. Neerl. No. 35, 1910, p. 1-6,
1 Taf. (fälschlich Xyleborus coff'eivorus n. sp. genannt). — Hagedorn, Ent. Blatt. Bd. 6,
1910, S. 1—4; Bd. 8, 1912, S. 45. — Morstatt, Schädl. Krankh. Kaffeeb. Ostafr., 1912,
S. 60-62, Taf. 13 Fig. 65.
5) Hagedorn, 1. c. Jahrg. 8, 1912, S. 41—42, Fig. 6. — Aulmann, Fauna deutsch.
Kolon. E. 5, Hft. 2, S. 65—66 (fälschlich Xyleborus A. genannt).
6) Hagedorn, Rev. zool. Afric, Vol. I, 1912, p. 337—340, Fig. 2-4.
^) Blandford, Ins. Life, Vol 6, 1894, p. 261—264.
572 Coleopteren, Käfer.
sie noch eingerollt sind, quer durchbohrt werden, so dafs sie nach
dem Aufrollen eine Reihe Löcher aufweisen. Wird die Mittelrippe
erreicht, so wird darin eine unregelmäfsige Brutkammer angelegt.
Schaden nur in letzterem Falle, Von Preuss in Baumwollstauden in
Togo gefunden. Normal in trockenen Stoffen (Betel, Büchereinbänden,
trockenem Holze von Orange und Eebe).
Cp. (Cryparthrum) Walkeri Bldf.\), Damma-Inseln, in Urostigma,
einer Verwandten von Ficus.
Ips einehonae Veen, Java; Gränge im Bast von Cinchona; sehr
schädlich ^ ).
Dryocoetes coryli Perr. ^). Europa , in Haselstauden und Reisig
von Hainbuchen, nur in frisch (durch Frost) getöteten Zweigen; drei-
bis fünfarmige Sterngänge mit Rammelkammer, ebenso wie die Larven-
gänge tief das Holz furchend.
Coccotrypes daetyliperda F.*). Tropisches Afrika, Ostindien;
in Dattelkernen und Betelnüssen; in Deutsch-Ostafrika nach Hagedorn
in Steinnüssen (Hyphaene) sie nach allen Richtungen zerwühlend ; wird
in ihnen leicht verschleppt. — C. Eggrersi Haged. ^), in Steinnüssen
(Phytelephas macrocarpa) aus Guayaquil. — C. granieeps Eichh. *^)
Japan; auf den Philippinen in Kakao. — C. eardamomi Schauf. in
Cardamom-Samen aus Ceylon.
Ctonoxylon amanieum Haged. '^). Deutsch-Ostafrika, in Kaffee;
Biologie unbekannt.
Eccoptogaster Hbst. (Scolytus Geoffr.).
E. (Sc.) earplni Ratz. In Hainbuche; von Pomerantzew^) im
Gouvernement Cherson auch in Haselnufs beobachtet; sehr kurze quere
Mutter-, sehr lange senkrechte Larvengänge.
E. (Sc.) amyg'dali Guer. ^). Mittelmeerländer, in Mandel- und
Aprikosenbäumen, sehr schädlich, da ganz gesunde Bäume befallen
werden, die von den Zweigen aus absterben. Muttergang sehr ähnlich
dem von £. ruguJosus-^ jederseits 70 — 80 Larvengänge, die zuerst in
tieferen Schichten der Rinde , später oberflächlicher verlaufen. Be-
fallene Mandelbäume kappen ; sie schlagen neue Triebe aus, die bereits
in drei Jahren wieder tragen. — E. (Sc.) assimills Boh. In Argentinien
den Pfirsichbäumen sehr schädlich; sehr ähnlich E. rugulosus. — E.
intrieatus Ratz. Eichen- Splintkäfer; heterophag; auch in Castanea
vesca. Nur 2 cm lange quere oder schräge Muttergänge; Larvengänge
senkrecht, sehr lang, in Splint eingreifend.
E. (Sc.) mali Bechst. (pruni Ratz.), grofser oder glänzender
Obstbaum-Splintkäfer 1"); E. (Sc.) rugulosus Ratz., kleiner oder
1) Hagkd.ihn, 1. c. p. 341.
2) KoNiNGSBERGEK, Bull. 6, Dept. Landbouw, 1908, p. 77.
3) LixiJEMANN, Deutsche ent. Zeitschr., Bd. 2.5, 1881, S. 238.
*) HuRNING, 1. C.
6) HACiEGuKN, Allgem. Zeitschr. Ent., Bd. 9, 1904, S. 447—452, 12 Figg.
6) Stkohmeyer, Philipp. Journ. Sc, D, Vol. 6, 1911, p. 21—22.
^) AuLMANv, 1. c. p. 65-66. — Hagedorn, 1. c. p. 42—43, Fig. 7.
8) Horae Soc. ent. Ross. T. 36, 1903, p. 118—124, Tai I (russisch).
9) LiNDEMAN, Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou N. S. I, 1887, p. 197—199. — Accardi,
Catt. amb. Agric. Prov. Girgenti, Mayo 1911.
10) BuDDEiiERG, Jahrbb. Nassau. Ver. Naturkde., Bd. 38, 1885, S. 91—94. — Hage-
uoRN, Prakt. Ratg. Obst- Gartenbau 1910, S. 469—471, 4 Fig.
Scolytiden, Borkenkäfer. 573
runzeligrer Obstbaum-Splintkärer ^). Europa , letzterer auch nach
Nordamerika verschleppt, hier von Canada bis Texas; in fast allem
Stein- und Kernobste, Ebereschen, Weifsdorn, Eschen, Reben usw.,
ersterer auch in Ulmus effusa, letzterer in Amelanchier- Arten ; oft beide
Arten zusammen auf einem Baume. Kränkliche Bäume werden vor-
gezogen, einmal angegangene und geschwächte Bäume immer wieder
befallen; Sonnenbrandstellen, Ränder von Krebs-, Schnitt- usw- Wunden,
frostbeschädigte Zweige usw. sind besonders gefährdet; in Amerika
hat das Vordringen der San Jose-Schildlaus bzw. die durch sie hervor-
gerufene Schwächung der Obstbäume rugulosus sehr begünstigt; die
Sonnenseite der Bäume wird mehr befallen als die Schattenseite, offenbar,
weil dort die Rinde mehr ausgetrocknet wird. Die Larven können sich
in absterbendem bzw. durch sie oder durch Frost ^) abgetötetem Holze
fertig entwickeln. Dünne Zweige werden ebenso angegangen wie der
Stamm; im Frühjahre bohren sich die Käfer sogar in ganz junge, be-
blätterte Triebe ein oder in die Polster der Blattknospen (Nahrungs-
frafs ?). Pflaumen und Apfel sind am meisten bedroht. — Larven über-
wintern; die Käfer schwärmen ziemlich spät, bei uns nicht vor Ende
Mai, in Südeuropa früher, in Amerika schon im April. Muttergang
senkrecht, bei mali mit Erweiterung beginnend und 5 — 12 cm lang, bei
rugulosus ohne solche, in Europa 1,5 — 3 cm, in Amerika 8^/4 — 5 cm
lang; bei mali jederseits 25 — 40 den Splint schwach angreifende Larven-
gänge, bei rugulosus in Europa 12 — 20, in Amerika bis 40, tief in den
Splint eingreifend. Puppenwiege bei mali nur halb, bei rugulosus ganz
im Splinte. In Europa ein bis zwei Generationen (Käfer wieder im
August), in Amerika zwei bis vier (fünf). Ganze Entwicklung bei uns
11—12, in Amerika 4 — 6 (8) "Wochen. Befallene Bäume vertrocknen
meist von der Krone aus ; bei Steinobst Gummifluls aus Bohrlöchern.
Hymenopteren-Parasiten töten oft mehr als die Hälfte der Larven
(wenigstens bei rugulosus). Wertlose Bäume (Wildlinge in Baumschulen)
können vor Ende Winters nahe der Erde geringelt werden und bis in
Juli als Fangbäume stehen bleiben.
Xyleborinen, Holzbrüter, Ambrosiakäfer.
Xyleborus alfinis Eichh. [pubescens Zimm.^)]. Ganz Amerika,
Kamerun, Mauritius, Ostafrika, Hawaii. Polyphag in Manihot Glaziovii,
Hevea, Castilloa, Eiche, Orange, Ahorn, Trema guineensis usw. Mehr-
fach gegabelte Gänge. Von Kautschukbäumen werden besonders
solche befallen, die durch öfteres Anzapfen geschwächt sind. —
X. eamphorae Haged. ^). , Mauritius, in Kampferbäumen. — X. per-
l'orans Woll. ^). Kosmopolitisch in den Tropen und Subtropen, sehr
1) Smith, J. B., Rep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1894, p. 565—572, fig.42— 47. —
Ohittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent. , Circ. 29, 2d Ser., 1898, 8 pp., 4 figs. —
Lowe, N. York Exp. Stat., Bull. 180, 1900, p. 122—128, PL 4, 5, fig. 2. — Hagedorn,
1. c. — SwAiNE, 40. Rep. ent. Soc. Ontario, 1910, p. 58—63, 10 figs.
2) Sajo, 111. Wochenschr. Ent., Bd. 1, 1896, S. 396.
3) Br,ANDFORD, Kew Bull. 1892, p. 153—178, PL Fig. 0 part. — Cl'krie, U. S.
Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 53, 1905, p. 7. — Hagedorn, Deutsch, ent. Zeitschr.,
1907, p. 261.
*) Hagedorn, 1. c. 1908, p. 378.
^) CofEs, Ind. Mus. Not. VoL 3, 1893, p. 101—102, Fig.— ZEHxrNEu, Arch. Java-
Suikerind. Afd. 9, 1900, p. 1—21, tab. 1. — Stebbing, Dept. Not. Insects äff. Forest.,
Vol. 3, 1906, p. 406—408, PL 22 Fig. 7. — van Deveni'er, Dierl. Vijand. Suikerriet,
Amsterdam 1906, p. 60—66, PL 8.
574 Coleopteren, Käfer.
polyphag in Hölzern und weichen Pflanzen, auch in Abfall; vielfach
schädlich dadurch , dafs er die Spunde bzw. Korke in Wein- , Rum-
und Bierfässern bzw. Flaschen durchbohrt. Am meisten schädlich
in Zuckerrohr in Westindien, minder in Java. Die Käfer bohren sich
vorwiegend unter den Blattscheiden in die Knoten ein und von hier
aus in der Wand der Halme sowohl wage- wie senkrecht weiter. Bei
starkem Befalle geht das Rohr ein. Das Weibchen legt 70 — -100 Eier;
die ganze Entwicklung beträgt in Westindien G Wochen, in Java IG bis
18 Tage. Gesundes Rohr bleibt verschont; nur solches, das durch
Pilzkrankheiten, Bohrraupen oder gröfsere Käferlarven {SphcnopJiorus
sericeus) geschwächt ist. wird befallen. Gegenmittel: Befallenes Rohr
sofort verbrennen oder vermählen ; allen Abfall vernichten ; nur gesunde
Stecklinge pflanzen; gute Kultur. — Ferner noch in Kakao, Shorea
robusta (Indien), Chlorophora excelsa (Deutsch- Ostafrika) und in Stein-
nüssen aus Guajaquil; auch bei Bäumen nur in nicht gesundem oder
risch gefälltem Holz. — Die var. philippinensis Eichh. ^) auf den
Philippinen in Kokosnufs.
X. eolf eae Wurth. Boeboek ^). Java, Tonkin. Vorzugsweise in
Cofifea robusta; ferner in Erythrina lithosperma, Melia azedarach, Kakao,
Cinchona ledgeriana. Vorwiegend in dünnen Zweigen. Das Bohrloch
führt geradeswegs in das Mark, hier die Brutröhre je IV2 cm auf- und
abwärts. Ist der Zweig dicker, so ist die Brutröhre kürzer, aber breiter,
unregelmäfsig. Ein Weibchen erzeugt in jedem Gang 50 — 70 Nach-
kommen. In zwei 1,70 m hohen Kaffeebäumchen wurden 158 bzw.
179 Bohrlöcher gezählt. An den befallenen Zweigen welkt zuerst das
Laub, hängt herab und vertrocknet; stirbt der Zweig nicht ganz ab,
so wird er meist vom Winde gebrochen. Schaden sehr bedeutend,
um so mehr, als gesunde Bäume vorgezogen werden. Gegenmittel
kaum durchführbar; dichter Schatten schützt die jungen Bäumchen vor
BefaU; ältere werden weniger angegangen. — X. Morstatti Haged. ^).
Wie voriger, in Deutsch- Ostafrika, nur in Bukoba-KafFee und Coffea
stenophylla. Die befallenen Zweige und ein Teil der anhängenden
Kirschen werden schwarz. In der Regel nur ein Brutgang in einem Inter-
nodium. Erkranktes Holz wird bevorzugt. Befall am stärksten in der
Nähe des AValdes und in den oberen Teilen der Kaffeebäume. Da
Anfang Oktober die Käfer entwickelt sind, müssen die befallenen Zweige
vorher entfernt werden.
X. dispar F. Ung-leleher Holzbohrer^). Europa; nach Nord-
amerika verschleppt. Sehr polyphag; in fast allen Laubhölzern, auch
Reben, Rosen und in einigen Nadelhölzern (Kiefer, Thuja). Lieblings-
1) Strohmevki!, Philipp. Journ. Sc, D, Vol. 6, 1911, p. 25.
2) WiKTH, Meded. allg. Proefstat. Salatiga (2), Nr. 3, 1908, p. 63—78, 1 PI.,
2 Fig.; Cultuurgids, 2. Ged., Afl. -5, 1910. — March.\l, Journ. Agric. trop., Annee 9,
1909, p. 227— '2-28. — Dipout, ibid. p. 282—283. — Gowdky, Uganda agr. Dept., Leafl. 1,
1909. — H.vGEDORN-, Ent. Blatt. Bd. 8, 1912, S. 36—41, Fig. 2.
3) Z1M.MERMANN, Med. s' Lands i?»lantent. 44, 1901, p. 95—97, Fig. 48—50, PL 6
Fig. 5. — MuRSTATT, Pflanzer, Jahrg. 7, 1911, S. 382—386, Fig. 1—4. — Hagedorn,
1. c. Fig. 3, 4. — MoR.sTATT, Schädl. Krankh. Kaffeeb. Ostafr., 1912, p. 57—60,
Taf. 13 Fig. 64.
*) Bellevoye, Bull. Sog. Etud. Sc. nat. Reim.s, Ann. 8, 1898, p. 162—177, Figs. —
SwAiNE, 1. c. p. 58 — 59, Fig. 3, 9, 10. — Ihssen, Prakt. Blatt. Pflanzenbau u. Pflanzen-
schutz, Jahrg. 5, 1908, S. 14—18, 2 Fig. — Necjer, Nat. Zeitschr. Forst-Landwirtsch.,
Bd. 7, 1909, S. 407—413, 3 Fig. — Noel, Naturaliste T. 31, 1909, p. 109—110. — Hage-
dorn, Prakt. Eatg. Obst-Gartenbau 1910, S. 148—150, 3 Fig.
Scolj^tiden, Borkenkäfer. 575
bäume: Eiche, Buche, Obstbäume. Bevorzugt ganz entschieden saft-
armes Holz, daher mit Vorhebe in frisch geschlagenem; im Not-
falle wird aber auch ganz gesundes, namentlich junges von Heister-
stärke angegangen. Die Käfer überwintern in den Brutgängen. Im
Frühjahre bohrt das Weibchen zuerst radiär in das Holz, je nach
dessen Dicke verschieden tief, dann horizontal, den Jahresringen
folgend, längere Brutröhren erster Ordnung und von diesen
senkrecht nach oben und unten 1 — 2 cm lange Brutröhren zweiter
Ordnung. Alle Röhren gleich weit, walzenförmig, der Dicke des
Mutterkäfers entsprechend. In ihnen die 30 — 40 Eier, Larven, von
der Ambrosia lebend, mid Puppen. Die fertigen Jungkäfer liegen zu-
erst wie Schrotkörner hintereinander, bevor sie alle zu dem einen
Bohrloch ausfliegen. Eiablage zieht sich bis in Juni hin; daher ge-
wöhnlich verschieden alte Larven zusammen. Wahrscheinlich beginnen
aber bereits im Juli die ersten fertig gewordenen Käfer mit der Ei-
ablage, so dafs sich also zwei Generationen folgen ; die Käfer der letzten
überwintern in den Brutrölnren. — Aus den Bohrlöchern starker Saft-
fluls , der die Bäume schwächt und so weiterem Befalle vorarbeitet,
bis sie ganz eingehen. An schwächeren Stämmchen können die Brut-
röhren erster Ordnung sich kreisförmig zusammenschliefsen , so dafs
sie hier bei stärkerem Winde wie Glas brechen. — • Gegenmittel: Von
April an bis August alle 4 Wochen frisch geschlagene Eichenpfähle
mit unterem Ende in Erde eingraben, als Fangbäume. — X. solid us
Eichh. ^) Australien, in Stamm und Ästen von Obstbäumen.
X. fopnicatus Eichh. ^j. Ceylon, Java, Indien; an Tee, Kaffee
und Kakao •, im Marke junger Zweige und im Holze alter Stämme.
In ersterem bohrt der Käfer zuerst einen senkrechten Gang abwärts,
dann einen horizontalen Ringelgang. Während Green den Schaden
sehr gering einschätzt, ist er nach den anderen Autoren sehr bedeutend;
ganze Pflanzungen sollen aussehen, wie von Feuer versengt. Ausputzen
der Bäume. Räucherung mit Grevillea- Blättern soll den Käfer vertreiben.
Einführung von Clerus formicarins glückte zwar mit den Larven, doch
waren diese zu grofs für die kleinen Bohrlöcher des Käfers. Auch in
Grevillea-, Albizzia- und trockenen Hevea-Zweigen. — Befallene Zweige
brechen häufig im Winde ab ; in den abgebrochenen entwickelt sich die
Larve weiter zum Käfer.
In Kakao leben ferner noch: X. maneus Bldfd. '^j und diseolor
Bldfd.^) in dünneren Zweigen, X. semigranosus Bldfd. *) im Stamme;
alle drei in Ceylon; X. erenatus Haged. und eonfusus Eichh.^), Kongo ;
letzterer auch in Neu-Guinea; X. destruens Bldfd.^) in Gilolo und
Java; sehr schädlich.
1) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 11, 1900, p. 640-642; Vol. 14, 1903,
p. 415-416, PI. Fig. 2.
•■^) Blandford, Trans, ent. Soc. London 1896, p. 213— 214; 1898, p. 225. —
Zimmermann, 1. c. p. 94-95, PI. 6 Fig. 6 — 8. — Watt a. Mann , Pests and olights of
tea plant, 2d ed., Calcutta 1903, p. 174—177, PI. IV Nr. 2. — Barlow, Ind. Mus.
Not. Vol. 4, 1900, p. 57—58, PL 5 Fig. 2. — Bernard, Journ. Agric. trop. 8, 1908,
p. 256; Dept. Agric. Ind. Neerland, Bull. 23, 1909, p. 17—18. — (Green), Eep. R.
botan. Gard. Ceylon 1909, p. 5-6; Trop. Agric. Vol. 34, 1910, p. 121; Vol. 37, 1911,
p. 129-130.
^) Blandford, Trans, ent. Soc. London, 1898, p. 425.
. *) Blandfori-, ibid. 1896, p. 211—212; 1898, p. 424
^) AüLMANN, Fauna deutsch. Kolon., E. 5, Hft. 3, 1912, S. 34—35.
6) Blandford, 1. c. 1896, p. 221—222.
57G Coelopteren, Käfer.
X. morigrerus Bldfd. ^). Neu - Guinea , Mauritius ; häufig mit
Orchideen, besonders Dendrobium-Arten, nach Europa verschleppt, wo
er sich in Warmhäusern weiter entwickelt. Längsgänge bzw. Brut-
kammern in Bulben , Luftwurzeln und Stämmen. Um die Bohrlöcher
und Gänge färbt sich das Gewebe dunkel und wird weich.
X. (xylographus Say) Saxeseni Ratz. ^j. Europa, Canaren, Nord-
amerika, Japan • sehr polyphag in Laubhölzern, besonders Obstbäumen ;
auch in Kiefer und Fichte. Der radiär ins Holz gehende Bohrgang endet
in einer senkrechten, dem weichen Teile eines Jahresringes folgenden,
blattartigen Kammer von wenigen Zentimetern Höhe und Breite und
der Gröl'se der Käfer und Larven entsprechender Dicke. Nicht selten
geht von hier ein neuer Gang ins Innere des Stammes , der wieder in
einer solchen Brutkammer enden kann; selbst eine dritte kann noch
angelegt werden. In diesen Bruträumen den ganzen Sommer über alle
Stadien durcheinander, im Winter Jungkäfer und Larven ; ein Zipfel dient
oft als Totenkammer. Die Wände nicht schwarz , sondern nur braun.
Schwärmzeit von Ende Mai bis August; wahrscheinlich zwei Brüten.
Kränkelndes Holz entschieden bevorzugt. Larven helfen die Brut-
kammer vergröfsern und verzehren das abgenagte Holz. Als Gegen-
mittel nach Bremner allein Räuchern mit Blausäure im Winter oder
Verbrennen der befallenen Bäume wirksam.
X. dryographus Ratz, und monographus F. Europa, heterophag;
auch in Castanea vesca. Bei ersterem die Eingangsröhre gerade, bis
15 cm lang, die Brutarme gerade, schräg die Jahresringe kreuzend; bei
letzterem Eingangsröhre häufig geschwungen, 1 — 2, aber auch bis 8 cm
lang; auch Brutröhren mehr oder weniger geschwungen.
Aus Kautschuk^) sind bis jetzt bekannt: X. eognatus Bldfd.
aus Hevea von Ceylon, X. eonlusus Eichh. in Hevea von Kamerun,
Manihot von Kongo ; letztere Art noch bekannt aus : ganz Amerika,
Sandwich Liseln, Madagaskar, Ostafrika, Seychellen. X. spathipennis
Eichh. var. Ohausi Haged. aus Castilloa von Ecuador. X. ambasius
Haged. und eamerunus Haged. in Hevea von Kamerun.
X. l'useatus Eichh. und pubescens Zimm.'*). Nordamerika;
ersterer auch Guatemala und Columbien, in Juglans cinerea, Eichen,
Castanea, Magnolie , Kirsche , Robinie , Orange , selbst Nadelhölzern,
vorwiegend in frisch getötetem, aber auch in gesundem Holze.
X. (Eurydaetylus) sexspinosus Motsch.^). Kamerun, Deutsch-
Ostalrika (Kopal), Java, Sumatra, Ceylon, Birma, Philippinen ; in Kaffee,
1) Chobai-t, Ann. Soc. ent. France T. 06, 1897, p. 261—264. — Jovxrn. Board
Agric. London, Vol. 4, 1898, p. 474—476, 4 Figs.; Übersetz, ins Holland.: Staes,
Tijdschr. Piantenz. D. 4, 1898, p. 93-97, 1 Fig.
2) Hopkins, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 7, N. S., 1897, p. 24—26, flg.
21—23; Canad. Ent., Vol. 30, 1898, p. 11—29, 2 Pls. — Beli.evoye, 1. c. — Okmerod,
Handb Orchard Ins., London 1898, p. 192—196, Fig. — Bremnru, Canad. Ent., Vol.
39, 1907, p. 195-196.
3) Hagedorn, Rev. zool. Afric, T. 1, 1912, p. 336-346, PI. 18, 11 Figs.
*) Schwarz, Proc. ent. Soc. Washington, Vol. 2, 1891, p. 78. — Hopkins, "West
Virginia agr. Exp. Stat., Bull. 32, 1893, p. 211. — Hubbard, 1. c 1897, p. 19—20,
Fig. 10—13.
^) Br.ANDFoRD, Ind. Mus. Not., Vol. 3, 1896, p. 64—65; Trans, ent. Soc. London
1898, p. 425. — Koningsberger u. Zimmermann, Meded. s' Land Plantent. 44, 1901,
D. II, p. 95-97, Fig. 48—50, PI. 6 Fig. 5. — Hagedorn, Ent. Blatt., Jahrg. 8, S. 33
bis 36, Fig. 1.
Platypodiden. Lamellicornier, Blatthornkäfer. Lucaniden. 577
Kakao und Reis ; in letzterem in den Stengeln bohrend und sehr
schädlich.
Xyloterus (Trypodendron) domesticus L. Sehr polyphag, haupt-
sächlich in Rotbuche , aber auch in Kirsche. Frühschwärmer (von
Februar an). Im Juli die zweite Schwärmzeit, deren Käfer im Winter
in den Puppenwiegen bleiben. Muttergang 2 — 4, seltener bis 10 cm
radiär ins Holz gehend ; Brutgänge ungefähr in Winkeln von 60 ^ davon
abzweigend. Anbrüchiges Holz wird vorgezogen.
Platypodiden.
Vorwiegend tropische, sich im Kernholze starker Bäume entwickelnde
Käfer. Am besten ist Piatypus eylindrusF. und seine var. eylindri-
J'ormis Reitt. ^) bekannt, der hauptsächlich in Eiche, seltener in Efs-
kastanien als „Kernkäfer" lebt. Er befällt sowohl stehendes als frisch
gefälltes Holz, bohrt zunächst radial bis zum Kernholz, dann, den
Jahresringen folgend, bis 30 cm lange, gewellte und von diesen noch-
mals rechts und links abgehend bis 18 cm lange Gänge. Eiablage von
Juli ab bis in Dezember; die sehr beweglichen Larven leben nach Stroh-
meyer hauptsächlich von Baumsaft, nach Hubbard ^j von Ambrosia-
pilzen ; erwachsen nagen sie sich eine senkrecht stehende Puppenwiege.
Gegenmittel: Bäume vor Ende Juni fällen und abfahren.
Auch in unseren afrikanischen Kolonien zahlreiche Arten, die neuer-
dings von Strohmeyer bearbeitet werden. In Castilloa, Deutsch-Ostafrika:
Crossotarsus brevis Strohm.
In Kakao, Ceylon: Cr. Saundersl Chap.^), der auch in Ostusambara
vorkommt.
PLaiypus omnivorus Lea*) befällt in Tasmanien alle einheimische
und viele kultivierte Bäume, darunter auch ganz gesunde Apfel-,
Pflaumen- und Aprikosenbäume. Akazien werden oft der ganzen Rinde
beraubt, geringelte Eucalyptusbäume vollständig durchlöchert.
Lamellicornier, Blatthornkäfer.
Käfer nächtlich, an Blättern, Blüten, Früchten, in Dung, seltener
unterirdisch an oder in Stengeln und Wurzeln; ihre Vorderbeine sind
Grabfüfse. Die Larven sind Engerlinge mit bauchwärts stark ein-
gekrümmtem Körper und gut ausgebildeten Beinen ; sie nähren sich von
Humus, Dung oder Pflanzenwurzeln. Verpuppung in der Erde, in Kokons
aus Kot und Humus. In zahlreichen Arten und oft ungeheuerer
Individuenzahl über die warmen und gemäfsigten Teile der Erde ver-
verbreitet; häufig sehr schädlich. Käfer fliegen nach Licht.
Lucaniden, Schröter, Stag beetles.
Käfer leben in der Hauptsache von ausfliefsendem Baumsafte, ihre
an der längsgestellten Afterspalte kenntlichen Larven in Mulm. Es
1) Strohmeyer, Nat. Zeitschr. Land-Forstwirtsch., Bd. 4, 1906, S. 329—341, 409
bis 420, 506—511, 21 Fign.; Ent. Blatt., Jahrg. 3, 1907, S. 65—69.
2) u. S. Dept. Agric , Div. Ent., Bull. 7, N. S., 1897, p. 14-16, Fig. 1—4.
^) Blandfoud, Trafis. ent. Soc. London 1898, p. 424.
^) Lea, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol. 29, 1904, p. 104—105.
Sorauer, Handbuch. 3. Autl. Dritter Band. 37
578 Coleopteren, Käfer.
ist leicht verständlich, dal's letztere des öfteren als Schädlinge bezichtigt
werden, wenn auch zu Unrecht. Sicher, aber kaum merkbar schädlich
ist in Deutschland Platycerus earaboides L., der als Käfer junge
Eichentriebe annagt. — Auf den Salomon-Inseln bohrt sich Eurytrachelus
pilosipes Waterh. ^) an jungen Kokospalmen unter dem Schutze der
Basis eines Blattstieles in den Stamm ein; er heilst hier, im Gegensatz
zu Xißotrupcs nhnrod, der „kleine Bohrer". Metopodoiitus bison F.
wurde von der Insel Maron (Hermit-Inseln) als „grofser Kokosnuis-
käfer" (im Gegensatz zum Palmrüfslerj übersandt, ohne weitere An-
gabe. M, Savagrei Hope, der offenbar in Kamerun ungemein häufig
ist, soll dort in Castilloa- Saatbeeten schaden und durch Gleisen mit
Wasser und etwas Petroleum vertrieben werden^).
E. bueephalus Pty., Java, frifst an Kaffeebüschen die Rinde der
jungen Triebe und die Fruchtstiele durch; desgleichen Aegus aeumi-
natus F. ^).
Scarabaeiden.
Engerlinge mit quer gestelltem After. Zu ihren schlimmsten Feinden
gehören die Scoliiden-Wespen (Scolia, Tiphia), deren Larven die
Engerlinge von aui'sen aussaugen und sich dann neben deren Leichen
in Tönnchenpuppen verwandeln. Diese letzteren sind daher bei der
Bekämpfung möglichst zu schonen. Die Bekämpfung mit parasitischen
Pilzen und Bakterien, auf die man öfters grofso Hoffnungen setzte, hat
diese nur zum kleinsten Teile erfüllt.
Coprinen.
Käfer und Larven der Dungkäfer, Aphodius 111., leben im Mist;
mit solchem kommen sie häufig in Mistbeete, besonders A. flmetarius L.,
und können da unter Umständen, wie namentlich in Champignon-
Züchtereien, durch ihr Wühlen recht empfindlich schaden, indem sie
die jungen Pilze umwerfen *). Räuchern mit Tabak, Injektion von Formol,
50 g auf 1 qm, Giefsen mit lysolhaltigem Wasser sollen sie töten, bzw.
vertreiben.
Lethrus apterus Laxm. ^) Zwiebelhornkäfer, Rebsehneider. Süd-
osteuropa, in Südrufsland nur im Gebiete der Schwarzerde. Käfer in
März — April, gräbt Gänge in die Erde, die aus einem schiefen Teil
von 2U — 25 cm Länge und einem senkrechten von 50 — 60 cm Länge
bestehen. Von den verschiedensten benachbarten Pflanzen werden nun
Blätter, Knospen und Triebe glatt abgeschnitten, nach den Einen im
Grunde der Röhre zu einem festen Zylinder eingestampft, nach den
Anderen zu mehreren taubeneigroi'sen Ballen gerollt, um später als
Nahrung für die Larve zu dienen. Mitte Juni verpuppt sich diese
am Frafsort in einem Kokon aus Speichel und Exkrementen; nach
') Froggatt, Pests and diseas. Coconut Palm, Sydney 1911, p. 10 — 11.
'0 Tropenpflanzer, Bd. 6, 1902, S. 206.
3) KoMXGSKKRGKR, Med. 's Lands Plantent. 22, 1898, p. 44 — 45 ; Med. Dept. Land-
bouw. 0, 1908, p. 84.
*) Theobalu, Eep. 1908/09, p. 77. — Vuili.et, Feuille jeun. Nat., Ann. 41, 1910,
p. 18—19.
6) Taunani, 1900 (russ. Arb.); s. 111. Zeitschr. Ent., Bd. 5, 1900, S. 49—50. —
ScuREiNKR, Horae Soc. ent. Ross. T. 37, 1906, p. 197—208, 1 Tai — Zoufal, Ent.
Blatt., Bd. 8, 1907, S. 120—121. — L. cephalotes Pall. ist eine weiter östlich vor-
kommende Art.
Scarabaeiden. 579
zwei Wochen ist der Käfer reif, bleibt aber bis nächstes Frühjahr in
dem Kokon. Schaden also nur im Frühjahr durch den Käfer. Unter den
Nährpflanzen finden sich Triebe von Reben, Obst- und anderen Laub-
bäumen, Flachs, Luzerne, Eüben, Weizen, Buchweizen, Zwiebeln, Raps,
verschiedene Blumen. Die Käfer sind auszugraben, bzw. die Löcher
mit heifsem Wasser auszugiefsen
Melolonthinen, Cockchafers, White grubs.
Hoplia retusa Klug benagt nach Bordage ^) auf Reunion die Blüten
der Vanille. H. eallipyge Lee. ^) beschädigt in Califbrnien Blüten
von hellen Rosen (dunkelblühende Sorten bleiben verschont), Reben
(auch Fruchtknospen), Magnolien, Oliven, Weiden, Lupinen usw. oft
in hohem Grade. Auch in Calla-Blüten fressen sich die Käfer ein,
sterben aber darin. An Orangen scheinen sie durch Ausdüimen der
Blüten nützlich zu wirken. Ratzeburg fand die Käfer von H. grami-
nieoJa F. auf Pappeln fressend; nach Eckstein ^) schadeten die Larven in
einem Kiefernsaatbeet.
Die Larven von Serica brunnea L. *) vernichteten in Schlesien
zahlreiche ein- und zweijährige Fichten in Pflanzgärten, indem sie die
Rinde der Wurzeln abnagten, die feineren Wurzeln ganz verzehrten.
Die von S. (Maladora) holoserieea Scop. fressen die Wurzeln von
Hopfen ^) ; noch schädlicher sind aber die Käfer, die die jungen, noch
im Boden befindlichen Teile des Hopfens und Knospen von Birnen-
veredelungen abfressen^). Li Indien entblättern die Käfer von S. ppui-
nosa Burm. '') manchmal vollständig Kaffeebüsche, während die Larven
von S. indiea Blanch. ^) an den Wurzeln von Zuckerrohr fressen. Am
Tee in Ladien schadet S. assamensis Brenske ^) durch Blattfrals,
auf Java S. pulchella Brenske und javana Har. '<'); die Larven der
letzten beiden werden dem Gemüse verderblich, das zwischen den
Teereihen manchmal gepflanzt wird.
Larven von Camenta ^^) W^estermanni Har. fressen in Kamerun
im Gebirge an jungem im Schatten stehenden Kakao alle Seitenwurzeln
ab; auch C. Hintzi Aulm. dort an Kakao.
Die Käfer von Diphucephela eolaspidoides Gyll. ^^) fressen in
Australien oft in kurzer Zeit ganze Obst- und andere Bäume kahl.
Odontria zealandiea White ^^). Neu- Seeland. Käfer schadet oft
ernstlich an Obstbäumen durch Blattfrals; Engerlinge in Grasländereien
und Weiden, sehr schädlich.
1) C. r. 6e Congr. intern. Agr. Paris 1900, p. 318.
2) Chittendex, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 21, N. S., 1901, p. 96—98,
3) Eckstein, Zeitschr. Forst-Jagdwes., Jahrg. 36, 1904, S. 356, Fig. 1.
^) Escherich u. Baek, Nat. Zeitschr. Land-, Forstwirtsch., Bd. 8, 1910, S, 156 -158
Fig, 4,
5) ZiRNGiEBL, Feinde des Hopfens, Berlin 1902, S. 28,
6) Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 4, 1894, S, 102.
'') CoTEs, Ind. Mus. Not. Vol. 3, 1896, p. 117.
^) Maxweli.-Lefruy, Ind. Ins. Life p. 254.
9) Barlow, Ind. Mus. Not., Vol. 5, 1903, p. 14-16, PI. 3 Fig. 1.
10) KoNisfisKKRGKR, Med. Dept. Landbouw, No. 6, 1908, p. 89.
") Preuss, Denkschr. deutsch. Schutzgebiete 1901/02, S. 5392; Tropenpflanzer,
Bd. 7, 1903, S. 349-350. — Aulmanx, Ent. Rundschau, Jahrg. 28, 1911, S. 60; Schädl,
deutsch. Kolon. Hft. 3, S. 2—4, Fig. 1—2.
1-) Presch, Destruct. Ins. Victoria, Pt. II, 1893, p. 27—32, PI. 18.
1^) Cockayne, Journ. N. Zeal. Dept. Agric. 1911, p. 221.
37*
580 Coleopteren, Käfer.
Macrodactylus subspinosus F. ^). Rose-chafer. Nordamerika.
Die Käfer erscheinen in manchen Jahren Anfang bis Mitte Juni plözlich
in ungeheuren Mengen und fressen in Gärten, Rebanlagen usw. alles
kahl: Rosen, Reben, Obst- und andere Laubbäume, Blumen und Zier-
pflanzen, Getreide, Beerenobst, Gemüse usw ; sie fressen Blüten, junge
Früchte und alles Grüne. Nach 4 — G Wochen verschwinden sie ebenso
plötzlich wieder, nachdem das Weibchen 24 — 36 Eier einzeln in die
Erde gelegt hat. Die Larven fressen feinere Wurzeln, besonders von
Gras, überwintern tiefer in Erdzellen und verpuppen sich erst nächsten
April bis Mai. Alle Gegenmittel versagten bis jetzt den riesigen,
unaufhörlich neu aus der Erde kommenden Massen gegenüber. Zu
empfehlen sind : Spritzen mit starker Bleiarsenat-Lösung, Absammeln,
Schutz besonders bedrohter Pflanzen durch Netze oder, indem man um
sie herum früh blühende, die Käfer stärker anziehende Pflanzen baut.
Brutplätze anfangs Mai pflügen und eggen oder mit 10^/oiger Petroleum-
Emulsion tränken.
Apogonia destruetor H. Bos und Ritsemae Sharpe^). Java.
Käfer das ganze Jahr über an baumartigen Leguminosen, abends deren
Blätter fressend. Nachts, tags und zur Zeit des Ostmonsums flach in
der Erde. Dezember Eiablage im Boden , am liebsten bei mäfsiger
Feuchtigkeit. Larven (wäwalan) leben zuerst von zerfallenen Stoffen,
später gehen sie an Wurzeln von Gramineen usw. An Zuckerrohr oft
recht schädlich, namentlich die erstere Art. Gegenmittel : Käfer abends
abklopfen ; tags, besonders aber zur Zeit des Ostmonsums, ausgraben.
Befallene Zuckerrohrfelder unter Wasser setzen. Die Eiablage kann
man verhindern, wenn man den Boden einige Zentimeter hoch mit
Kapok bedeckt. A. rauea F. auf Ceylon an Kakao.
Schizonycha serrata Aulm. Kamerun, an Kakao und Baumwolle ^).
Exopholis hypoleuea Wied. "*). Besonders auf West-Java. Käfer
und Larven in derselben Weise, aber nicht so schlimm schädlich wie
die Lachnostcrna- Arien (s. u.).
Enaria melanietera Klug^j. Westafrika; Käfer frifst von Januar
bis März Blätter von Kaffee und Kakao und wird dadurch recht schäd
lieh. Schlecht beschattete Bäume leiden am meisten. Auch an Baumwolle.
Lepidiota stigma F. und alba F. auf Java •^), allgemein schäd-
lich, selten aber in grofser Anzahl: desgl. Tricholepis grandis de
Gast, und Aucylonycha- und Haplidia- Arten. Holotrichia leueo-
phlhalma Wied.'O in Zuckerrohr-Feldern.
Laclmosterna Hope.
Die sehr zahlreichen Arten dieser Gattung vertreten in Nordamerika
und den Tropen unsere Maikäfer: sie verhalten sich auch ziemlich
1) Insbesondere hat J. B. Smith in den Reports und im Bull. 82 der New Jersey
agric. Exp. Stat. den Käfer behandelt. S. ferner: Chutenden, U. S. Dept. Agric.,
Div. Ent., Circ. 11, rev., 1909, 4 pp., 1 Fig. — Johnson, ibid., Bull. 97, 1911, p. .53—64,
Fig. 16—21, PI. 4-7.
2) Zkhntnku, Med. Proefstat. Ost- Java N. S. No. 17; No. 47, PL, 1898; Arch. Java
Suikerind. 1898, p. 345-360. — van Deventer, 1. c. p. 22—38, PI. 4, 5 Fig. 1—8.
') Aulmann, Ent. Rundschau, Jahrg. 28, 1911, S. 59—60; Fauna, usw., Hft. 3,
1912, S. 4—5, Fig. 3; Hft. 4, 1912, S. 4, Fig. 2.
*) KoNiNfiSHEUGKK, Med. s' Lands Plantent. 22, 1898, p. 44; Med. Dept. Land-
bouw 6, 1908, p. 87.
6) Ai'i.MANN, 1. c, Hft. 2, 1911, S. 1-2, Fig. 1; Hft. 3, 1912, S. 5—6, Fig. 4;
Hft. 4, S. 4—5, Fig. 3.
6) VAN Deventer, 1. c. p. 45, Fig. 27, 28. — Koningsberger, 1.
Scarabaeiden. 581
ebenso, nur dafs ihre Entwicklung entsprechend der erhöhten Tem-
peraturrascher verläuft, in 2—3 Jahren, selbst in einem. In Nordamerika ^)
namentlich L. areuata Sm., fusea Fröhl., farcta Lee, eribrosa Lee.
und laneeolaia Say (beide letztere ungeflügelt) schädlich; die Käfer
bringen häufig Bäume, namentlich jüngere, zum Absterben. Bemerkens-
wert ist, dafs L. areuata die englische Walnufs befrifst, die einheimische
verschont. Im Norden heifsen die Käfer June-, im Süden May-beetles,
bzw. -hugs. — L. impressa Burm. ^j, als Larve in Indien dem Tee
gefährlich. — L. leueophthalma Wied., eonstrieta Burm. und andere
gehören nach Koningsbekger ^) zu den schädlichsten Insekten auf Java ;
ihre Larven vernichten jährlich ungezählte Kafife-, Tee- und Kakao-
pflanzen usw.; die Käfer erscheinen zu Beginn des Westmonsums zu
Millionen und fressen die verschiedensten Bäume kahl.
Die Rh izotrogus- Arten*) leben und schaden in Mitteleuropa ganz
ähnlich wie die Maikäfer, nur, entsprechend ihrer geringeren Größe,
kleineren Anzahl und schnelleren Entwicklung (Larven ein oder zwei
Jahre '?), viel weniger. In Südeuropa und Nordafrika kommen sie ihnen
an Schaden aber mindestens gleich^). Larven in gebundenem Boden;
Käfer verstecken sich tagsüber unterirdisch. Rh. (Amphimallus) solsti-
tialis L., Brach-, Juni- oder Sonnenwendkäfer t^), wird auch an
Kiefern durch Befressen der jungen Triebe schädlich ''), seine Larve an
Wintergetreide. In Skandinavien scheint auch der Käfer an Laub-
bäumen schädlicher zu werden als in Mitteleuropa. In Südrußland ist
seine Larve unter anderem an Reben sehr schädlich^). Man bekämpft
sie, indem man zwischen die Reben Umbelliferen pflanzt und 10 —15 cm
tiefe Gräben zieht, die mit Holz, Zweigen usw. ausgelegt und mit
feuchtem Sand bedeckt werden. An erstere legt die Fliege Micro-
phthalma disjuncta ihre Eier ab ; in letztere ziehen sich die Engerlinge.
Die ausschlüpfenden Fliegenlarven lassen sich zur Erde fallen, dringen
in die Gräben und töten hier die Engerlinge. Nach Xambeu saugt
Asilus rufilahris Meig. die Käfer aus. Rh. aequinoetialis Hbst. ''j in
Ungarn an Rüben schädlich; Larve frifst an jungen Rüben kleine Löcher
in das Fleisch, an älteren die Rinde ; erstere sterben ab, letztere werden
schorfig.
Phytalus Smithi Arrow ^°) ist auf Mauritius ein sehr schlimmer
Feind des Zuckerrohres; seine Larve, moiäouc, befrifst die Wurzeln;
der Käfer an Kaffeeblättern. In einem halben Jahre wurden 27 Millionen
Käfer und Larven gesammelt. Heimat Barbados; hier indes durch
Scolia dorsata F. in Schach gehalten.
1) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 19, N. S., p. 74—80, Fig. 16
bis 18. — Sandersox, ibid., Bull. 57, 1906, p. 16—19, Fig. 6, 7.
2) Watt a. Mann, 1. c. p. 167—169, PL 4 Fig. 3.
3) Med. s' Lands Plantent. 22, 1898, p. 43—44.
*) Xambeu, Naturaliste, Ann. 27, 1905, p. 117; Ann. 32, 1910, p. 226—227, 233—
235, 249-250, 263—265. — Sajö, 1. c. S. 28.
5) Mayet, Insects de la Vigne, Montpellier 1890, p. 421—429. — Riviere, Bull.
Soc. Nation. Acclimat. France, Ann. 55, 1908, p. 115—116.
6) Lampa, Ent. Tidskr. Arg. 13, 1892, p. 49-50. — Schöyen, Beretn. 1902, p. 22
bis 23, Fig. — Korff, Prakt. Blatt. Pflanzenbau, Jahrg. 7, 1909, S. 125—126.
■') Judeich u. Nitsche, Forstinsektenkde. S. 311. 1295.
8) Eomanowski, 1911 (russ. Arbeit); Extr. : Bull. Bur. Rens. agr. Malad. PL, Ann. 2,
No. 6, p. 1584—1585.
9) Jabt.onowski, Tier. Feinde d. Zuckerrübe, p. 322—328, Fig. 66.
10) La Sucrerie indig. et colon., Ann. 47, T. 78, 1911, p. 340—345. — Arrow,
Ann. Mag. nat. Hist. (8), Vol. 9, 1912, p. 455-459, Fig.
582 Coleopteren, Käfer.
Polyphylla fuUo L.*), Müller, AValker, Gerber. Ausgesprochener
Sandbewoliner, der sich am besten in Flngsandgebieten zu entwickeln
scheint. Hier wird namentlich sein Engerling allen Pflanzen schädlich :
Getreide, Forstkulturen, in Dünen dem Sandhafer (Elymus arenarius)
und Sandrohr (Ammophila arenaria), in den entsprechenden Gebieten
Ungarns, Südfrankreichs und Italiens den Reben, dem Getreide, Kar-
tofieln usw. SajÖ berichtet, dafs in Ungarn nur Akazien, Linden,
Föhren, Flieder, Celtis und Gleditschie dem Larvenfrais widerstanden;
erst als diese Pflanzen so grofs geworden waren, dafs sie den Boden
beschatteten, gelang es, andere, empfindlichere Bäume und Sträucher
zu ziehen. — Käfer im Juni, Juli, an Kiefernnadeln.
Melolontha vulgaris L. und hippoeastani F., Maikäfer 2).
Ersterer mehr nördlich und in Sandgegenden. Flugzeit beginnt Ende
April, Anfang Mai und ist in der Hauptsache Mitte Juni vollendet;
einzelne fliegende Käfer findet man aber bis in Herbst. Die Käfer
hängen tagsüber in den Baumkronen, fressen abends die Blätter aller
Laubbäume, am liebsten Birken, Eichen, Pappeln, Ebereschen, Ahorn,
Buchen, Steinobst, Walnufs. Akazien und Traubenkirschen bleiben
nahezu verschont. Von Nadelhölzern nehmen sie gern die männlichen
Blütenkätzchen , die Nadeln nur ungern und nur von Lärche , Fichte
und Weifstanne. Bevorzugt werden freistehende Bäume. Im all-
gemeinen ist der Frafs, der frühen Jahreszeit halber, nicht sonderlich
von Belang, da die Knospen verschont bleiben; bei Kahlfrafs, in den
Flugjahren, wird aber die Holzbildung so beeinträchtigt, dafs sie später
beim Fällen der Bäume an den Jahresringen abzulesen sind. Von
Kräutern wird nur Raps angegangen. — Die Eier werden zu 10 — 30, im
ganzen 60 — 70, 10 — 30 cm tief in die Erde, in nicht zu dicht be-
wachsene Stellen mit lockerem, humushaltigem Boden, gewöhnlich in
nächster Nähe der Frafsplätze, gelegt, oft massenweise an engbegrenzten
Orten. Nach 4 — 6 Wochen kriechen die Engerlinge aus, die im ersten
Sommer gesellig zusammenbleiben und sich von Moder und zartesten
Würzelchen ernähren. Im Herbst gehen sie zur Überwinterung, wie in
späteren Jahren auch, tiefer in die Erde. Im nächsten Frühjahr steigen
sie wieder empor, zerstreuen sich und leben nun ausschliefslich von
Wurzeln. Sie fressen im ganzen 2 — 4 Jahre, jedes Jahr mehr. Keinerlei
Wurzeln werden verschont, selbst dickste Baumwurzeln entrindet. Vor-
gezogen werden fleischige, saftige Wurzeln (Salat, Rüben, Kartoffeln,
Kohl, Spargel). So ist der Schaden der Engerlinge überall ein ganz
bedeutender, am grölsten naturgemäfs in Pflanzschulen und an Bäumen,
die, wenn auch oft erst nach Jahren, getötet werden können. Ver-
puppung in August, September, oft bis 1 m tief in der Erde, in einer
Höhle, in der im allgemeinen der nach 4—6 Wochen ausgeschlüpfte
Käfer bis zum nächsten Frühjahre bleibt. In warmen Herbsten kann
er aber auch schon anfangen, sich langsam emporzuarbeiten. — Der
gemeine Maikäfer hat 3—4-, der Rofskastanienkäfer 4— 5 jährige Ent-
wicklungsdauer, lokal bestimmt, nachbarlich oft verschieden. So hat
1) Ai/riM, Forstzoologie Bd. 8, S. 95—97. — Mavet, 1. c, p. 419—421. — v. Schil-
ling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1896, S. 447, 460—461, 5 Fign. — Sajö, Aus
der Käferwelt, Leipzig 1910, S. 15—23.
^) Rasi'aii,, Mem. Soc. zool. France T. 6, 1893, p. 202—213; T. 9, 1896, p. 331
bis 348. — ZiiiN, Maikäfer und Engerlinge, Leipzig 1901. — Boas, Oldenborremes
optraeden in Danmark, Kopenhagen 1904. — Escrekich, Nat. Zeitschr. Forst-Land-
wirtscb., Jahrg. 6, 1908, S. 366-372, 4 Fig. — Will, ibid. p. 280—284.
Scarabaeiden. 583
jede Gegend ihre bestimmten Flugjahre, deren Regelmäßigkeit aber
durch günstige oder ungünstige Witterung gelegentlich einmal gestört
werden kann. Sie werden häufig von Vor- und Nachflugjahren be-
gleitet. In den Jahren vor dem Flugjahr ist naturgemäis der Engerlings-
schaden am größten. Der Schaden der Käfer und Engerlinge wird
noch lange nicht genügend gewürdigt; für Frankreich wird er normal
auf 250 Mill, Fr., in Hauptfiugjahren sogar auf 1 Milliarde Fr. an-
gegeben. — Der Feinde der Käfer und Engerlinge sind natürlich
Legion; am wichtigsten sind Maulwurf, Fledermäuse, Krähen, Stare
und Eulen; Insektenfeinde ^) sind nicht von Belang; gelegentlich treten
Pilzepidemien unter den Engerlingen auf 2). — Bekämpfung der
Käfer : Abklopfen frühmorgens ; der Engerlinge : Pflügen in den Jahren
vor den Flugjahren im Sommer zur heiisesten Mittagszeit; die blofs-
gelegten Engerlinge können aufgesammelt oder durch Geflügel oder
Schweine aufgelesen werden. Düngesalze , Tabakstaub , Petroleum-
emulsion, Schwefelkohlenstoff, Benzin sind manchmal von gutem Er-
folg begleitet. In Fanggruben aus Mist oder Kompost kann man sie
anlocken. Engerlingseisen tun namentlich in Forstkulturen und auf
Wiesen gute Dienste. Von wertvollen Pflanzen kann man sie durch
dazwischen gesetzte Salatpflänzchen ablocken; sowie diese welken, smd
sie mit den an den Wurzeln fressenden Engerlingen herauszunehmen.
Unterwassersetzen der Wiesen im Hochsommer tötet die Engerlinge;
von Herbst bis Frühjahr ist es unwirksam, weil sie dann zu tief im
Boden liegen. Die gesammelten Käfer und Engerlinge geben, ent-
sprechend behandelt, ausgezeichnete Futter- und Düngestofie ab. —
In Flugjahren sollte man die besonders bevorzugten Eiablageplätze auf-
suchen, vielleicht sogar solche vorbereiten; nach Beendigung der
Eiablage sind sie umzugraben unter Geflügeleintrieb. Will empfiehlt,
die zur Eiablage bevorzugten Plätze während der Flugzeit mit Ätz-
kalkstaub, 40 Zentner auf 1 ha, zu bedecken.
Die Engerlinge sind auch in hohem Mafse karnivor bzw. bissig;
insbesondere fressen die älteren die jüngeren auf oder verwunden sie
wenigstens; hierdurch werden vielfach die Flugjahre zu erklären ver-
sucht.
Rutelinen.
Käfer mehr an Blüten , deren innere Organe abweidend , und an
weichen Samen. Engerlinge vorwiegend Moderfresser, gehen im all-
gemeinen wohl nur aus Hunger an Wurzeln.
Die Käfer der Anisoplia- Arten ^) befallen zwischen Mai und Juli
das Getreide und andere Gramineen und verzehren die Blüten bzw.
saugen die milchreifen Körner aus. In Deutschland sind gelegentlich
nur A. (segetum Hbst.) frutieola F. und ag-rieola Poda schädlich,
in Südosteuropa, besonders in Südrufsland, aber viele Arten, am
schlimmsten A. austriaca Hbst., die in Ungarn und Südfrankreich
durch A. (graminivora Duf.) tempestiva Er. und in Griechenland
durch A. tritiei Kiesw. vertreten wird. _,Käfer oft in so ungeheuren
Mengen vorkommend, daß 3 — 4 an jeder Ähre sitzen. Generation zwei-
1) Boas, Ent. Meddel. Bd. 4, 1893, p. 130—136. — Tarnani, Horae Soc. ent. Ross.
T. 34, 1900, p. XLIV— L (russisch).
2) GriAui), L'Isaria densa (Link) Fr., Champignon parasite du Hanneton vul-
gaire, Paris 1893.
") Koppen, Schädl. Ins. Rufslands, S. 136—182. — SajÖ, 1. c. S. 32—33.
584 Coleopteren, Käfer.
jährig. Bekämpfmio-: tiefes Umpflügen der Felder zur Puppenzeit (im
Frühjahre) ; Fruchtwechsel mit Dicotyledonen.
Phyllopertha hortieola L. Eosenkäfer, Garten-Laubkäfer, Garden
chafer ^). Käfer im Mai, Juni, manchmal in ungeheuren Mengen, schadet
besonders an Rosen, Obst- (namentlich Apfel- jbäumen, jüngeren Eichen
und anderen Laubbäumen, indem er die Blätter oft vollständig ab-
weidet, die Blüten (Rosen!), bzw. nur deren Befruchtungsorgane, Knospen
verzehrt und das junge Obst benagt. Eiablage mit Vorliebe in Gärten,
selbst in Blumentöpfe , wo der Engerling die Wurzeln (Gemüse,
Blumen) verzehrt ; auch an Gräsern und Getreide , Klee , selbst an
Fichten wurzeln schädlich. Verpuppung noch im Herbste desselben
Jahres. Da die Käfer viel lebhafter sind als die des Maikäfers, sind
sie mit Abklopfen nicht so leicht zu bekämpfen. Es empfiehlt sich am
meisten Spritzen mit Arsenmitteln.
Anomala Sam.
A. vitis F. 2) Süd- und Osteuropa, Nordafrika; in Sandgebieten,
insbesondere in den Flugsandgebieten Ungarns häufig und schädlich.
Käfer verzehren im Juni, Juli die Blätter der Reben, auch der Obst-
bäume und Weiden bis auf die Rippen ; Larven an Wurzeln von Gräsern
und Reben, wenig schädlich, leben IV2 Jahre. Verpuppung im März,
zum Teil auch erst im Herbste. — Ähnlich A. aenea DeG., aber auch
in Mitteleuropa ; befrifst ferner Kiefernadeln bis auf die Mittelrippe und
Ulmen blätter.
Nordamerika zählt in seinen Südstaaten etwa ein Dutzend Anomala-
arten^), die als „vine-chafers" mehr oder minder schlimme Feinde
der Reben sind; aber auch an Ostbäumen werden sie ebenso wie
A. vitis oft sehr schädlich. Larven an Graswurzeln in Sandboden. Ge-
nannt werden vorwiegend: A. binotata Gyll. (auch an Erdbeeren),
lueieola F., marg-inata F., minuta Burm. und undulata Mels.; die
Käfer der letzten Art verzehren auch an Mais , Weizen und anderen
Gramineen die Befruchtungsorgane der Blüten und die milchreifen
Körner^). Die von A. semilivida Lee. fressen auch die Blätter von
Zuckerrohr und Mais^).
Auf Java ^) sind mehrere Arten als Blattfresser schädlich , so
A. jurlnei Müll, und ehaleites Sharp, an Dadap- und anderen
Bäumen. Die Engerlinge von A. ypsilon Wied. sind namentlich den
Gemüsen in Gärten gefährlich, die von A. aerea Pty. dem Zucker-
rohre'). Li Indien schaden die Engerlinge von A. varians 01.^) an
Reis, Hirse und anderem Getreide, Zuckerrohr und Gemüse.
A. plebeja Ol. befrifst in Togo die Blüten von Mais.
Popillia big-uttata Wied.**) Java; Käfer an Blättern von Kaffee,
1) M01.Z, Gartenwelt, Jahrg. 14, 1910, p. 509—510, 2 Fign.
2) Sajö, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 5, 1895, S. 282; 111. Wodienschr. Ent., Bd. 2,
1897, S. 528; Aus dem Leben der Käfer, S. 29—32, Fig. 7. — Mayet, 1. c. p. 404— 409,
Fig. 78. ''S
3) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 38, 1902, p. 99-100, Fig. 90.
*) FoRBEs, 23. Rep. nox. benef. Ins. Illinois, 1905, p. 185—186, Fig. 182.
^) TiTus, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 54, 1905, p. 88.
6) KoNiNGSBERGEK, Med. 's Lauds Plantent. 22, 1898, p. 43; Med. 6 Dept. Land-
bouw, 1908, p. 86—87.
'') VA\ Deventer, Dierl, Vijand. Suikerriet, 1906, p. 43—44, Fig. 23.
'") Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agric. Ind., Vol. 2, 1910, p. 143—146, PL 14.
Scarabaeiden. 585
Tee und Kakao. — P. hilaris Kraatz \), in Deutsch-Ostafrika an Akazien
und Baumwolle.
Adoretus umbrosus F. Japanese Rose beetle. Heimat Japan;
auf Java und Hawai^) sehr polyphag an Laubbäumen und Büschen,
an Rosen, Reben, Obstbäumen schädlich, seine Larve auf Java auch
an Zuckerrohr^). — A. tenuimaeulatus Waterh. , Hawai, an Baum-
wolle. — A. eardoni Br. in Indien an Rosen und Cannas*). —
A. insularis auf Mauritius an Reben ^).
Anoplognathus analis Boisd. und porosus Dalm. ^). Australien,
fressen oft junge Gummibäume kahl; in Grärten an den eingeführten
Pfetferbäumen. Larven in Grasland, gelegentlich auch an Erdbeer-
wurzeln.
Dynastinen, Riesenkäfer.
Käfer vielfach an und in unterirdischen Stengelteilen bzw. an
Wurzeln, auch oberirdisch meist in den Pflanzen bohrend. Larven
in Moder, Humus oder in zerfallendem Holze, seltener schädlich.
Chalepus pieipes Burm. ^) Cuba; Käfer frifst sich in die Basis
der Stengel von Zuckerrohr ein; sehr schädlich.
Heteronychus morator F., Kentjong-kever^). Java. Der Käfer
frifst die Spröfslinge des Zuckerrohres unter dem Boden , dicht über
dem Steckrohr , an bzw. ab ; in dickere , wie auch in das Steckrohr
selbst bohrt er sich ein; so kann er mehrere Pflanzen hintereinander
an demselben Orte abtöten; auch in die Keimbeete geht er. Schaden
sehr grofs. Käfer absammeln.
Ligyrus grlbbosus De G., Muck-, carott-beetle ^). Mittel- und Süd-
staaten Nordamerikas. Käfer sehr polyphag, besonders schädlich aber
an Karotten und Pastinak, ferner an Sellerie, Sonnenblumen, Baum-
wolle, Rüben, Bataten, Kartoffeln, Dahlien, Mais usw. ; sie bohren sich
wenige Zoll unter der Erdoberfläche in die Wurzeln und unteren Stengel-
teile ein. Am meisten leiden die jungen Pflanzen, deren unterirdische
Sprosse abgefressen werden. Generation einjährig; Käfer überwintern,
fressen in Herbst und Frühling. — L. rugfieeps Lee. , Sugar-cano
beetle '•'). Südstaaten von Nordamerika, an Zuckerrohr und Mais; bei
ihrem Bohren durchschneiden die Käfer, namentlich an den jüngeren
Pflanzen, die zentralen Blätterrollen, die absterben; Titus vermutet,
dafs dies weniger der Nahrung halber geschehe, als um die Wurzeln
zum Absterben zu bringen und so als Nahrung für die Larven ge-
eignet zu machen. Schaden in manchen Gegenden so grofs , dafs der
1) Aulmann, Fauna usw., Hft. 4, 1912, S. 7, Fig. 5.
2) VAN DiNE, Rep. Hawaii agr. Exp. Stat. 1904, p. 377; 1907, p. 45; Bull. 10,
1905, p. 13-14.
^) VAN D EVENTER, 1. c, p. 44, Fig. 24.
*) Barlow, Ind. Mus. Not., Vol. 4, 1900, p. 136, PL 11 Fig. 4.
^) Journ. Agric. trop. Ann. 12. 1912, p. 64.
6) Froggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 12, 1901, p. 473—476, 5 Fig. ; Vol. 13,
1902, p. 1171.
^J HoRNE, 2d Rep. Estac. centr. agron. Cuba, 1909, p. 7.5—76, PI. 18 Fig. 1, 2.
») Zehntner, Arch. Java Suikerind. 1898, Afl, 8, p. 337—344, 1 PI. — van Deventer,
1. c. p. 33-39, PI. 5 fig. 4—12; Text. Fig. 14.
9) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 33, N. S., 1902, p. 32—37,
Fig. 7. — S. ferner die Reports von S. A. Fokises.
'0) Howard, Rep. Comm. Agric. 1880, p. 236—240, PI. 2. — Trius, U. S. Dept.
Agric, Bur. Ent. , Bull. 54, 1905, p. 7—18, 6 Figs. — S. ferner Forbes, 1. c
586 Coleopteren, Käfer.
Zuckerrohranbau aufgegeben wurde. Pflanzen des Rohres im Frühjahr
beugt ihm vor. — Cyclocephala Immaculata Ol. ebenso ^).
Pentodon' punetatus Vill. ^l. Larve in Südfrankreich ein sehr
gefährlicher Feind der Rebgärten, zerstört die unterirdischen Ver-
edelungsstellen. Käfer ebenfalls an Reben, Knospen abweidend, mehr
aber noch an saftigen "Wurzeln von Salat, Zichorien usw. — P.
(idiota Hbst.) monodon F. ^), in Südrußland, dem Kaukasus und
Süd Westsibirien schädlich an Mais und Panicum italicum. Larve frifst
zwei Jahre; Verpuppung im Frühling des dritten. — P. australis
Blackb. ^), Australien in Grasland; als solches umgebrochen und mit
Mais bestellt wurde, verzehrten die Käfer die ausgelegten Körner und
die keimenden Sprosse.
Phyllognathus silenus F. Südeuropa ; Larven namentlich in Süd-
italien und Sizilien an manchen Orten, besonders in sandigem Boden,
sehr schädlich an Reben, deren Wurzeln sie abfressen. — Ph. dio-
nysius F^). Indien; Larven entwickelten sich in Reisfeldern aus Dünger
und Futterhirse, vernichteten die jungen Reispflanzen; auch an zahl-
reichen anderen Pflanzen schädlich. Käfer von Mai bis Juli, Larven
von Juni- Juli bis September- Oktober, Puppe überwintert.
Oryctes 111., Nashornkäfer •').
O. boas L, 38 — 48 mm lang, Hörn des Männchens über 1 cm lang;
glänzend braun, Halsschild mit braunbehaarter Grube, an deren Hinter-
ende zwei kleine Zähne sitzen. — O. monoceros Ol. Schlanker,
dunkler als voriger, matt; Hörn kleiner; sonst ebenso. — Palmkäfer,
blaek beetles '^). Afrika, schädlich an verschiedenen, besonders Kokos-
Palmen. Käfer bohren sich durch die untersten Teile der Blattscheiden
in den Wipfeln jüngerer, besonders aber kränklicher, schlecht gepflegter,
oder in ungünstigem Boden (zu fest oder zu unfruchtbar, zu trocken
oder zu nafs) stehender Palmen in die noch eingerollten Blätter ein
und im Herzen abwärts. Sie verzehren nicht die abgebissenen Blatt-
teile, sondern zerkauen sie, saugen sie aus und werfen den Rückstand
nach hinten durch das Einbohrloch wieder hinaus, so ihre Tätigkeit
sofort verratend. Die peripheren, an der Basis durchbohrten Blätter
sterben ab ; die inneren entfalten sich gewöhnlich , zeigen dann aber
staflfelförmig angeordnete dreieckige Ausschnitte sjnnmetrisch zu beiden
Seiten der Mittelrippe. Gelangt der Käfer zum Vegetationspunkt, so
wird dieser zerstört und die Palme getötet; anderen Falles ist der
direkte Schaden nicht sehr grois. Wohl aber dringen durch die Wunde
der Palmrüfsler (s. S. 564), Atmosphärilien, Pilze, Saprophyten usw.
ein, die zu schwerer Schädigung, selbst zum Tode der Palme führen
können. Auch die Blattstiele und die in den Blattachseln sitzenden
Anlagen der Blütenstände werden manchmal benagt. — Die bis 7 mm
') TiTis, 1. c. p. 14.
2) Mayet, Insect. de la Vigne, p. 401—404, Fig. 77. — Herbet et Aussenac, Journ.
Agric. trop 1910, p. 626—627.
^) Schreiner, russ. Arb , 1902; Ausz.: Zeitschr. wiss. Ins.-BioL, Bd. 4, p. 107.
*) Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales, Vol. 14, 1903, p. 1024, PL Fig. 7.
5) Maxwell-Lefrov, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 2, 1910, p. 189—143, PL 13.
6) Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 15, 1911, S. 68—75, Taf. 1 Fig. A-C.
■'j VossEi.EK, Ber. Land=Forstwirtsch. D.-O.-Afrika, Bd. 2, S. 417—418; Pflanzer,
Bd. 1, 1905, S. 251—255; Bd. 3, 1907, S. 292—304. — Stein, Tropenpflanzer, Bd. 9,
1905, S. 198—199. — Murstatt, Pflanzer, Bd. 7, 1911, S. 521—531, 1 Taf.
Scarabaeiden. 537
grol'sen, weifslichen Eier werden in zerfallende PflanzenstofFe , Mulm,
Dünger, Kompost usw. , aber auch in sandige , wenn nur genügend
humusreiche Böden gelegt. Hier entwickeln sich auch die bis 7 cm
langen Larven, die nur in Ermangelung anderer Nahrung Pflanzen-
wurzeln angehen, im allgemeinen also unschädlich sind. Die Angaben
über in zerfallenden Wipfeln gefundene Larven sind unsicher.
Puppe am Fraisorte, in festem, aufsen rauhem Kokon aus Frafskrümeln
und Kot. Entwicklungsdauer 1 Jahr- doch greifen die Generationen
übereinander, so dafs ständig alle Stadien vorhanden sind. — Vor-
beugung und Bekämpfung: Alles tote Holz, alle zerfallende Pflanzen-
teile und Abfälle (Kopra) sind zu entfernen. Anlage der Palmkulturen
auf geeignetem Boden und nicht zu nahe an Wald oder Eingeborenen-
Dörfern. Dünger und Komposthaufen sind von Zeit zu Zeit umzuwenden
und nach Larven zu durchsuchen, namentlich aber, bevor sie in die
Pflanzungen kommen. Vosseler empfiehlt Lockplätze zur Eiablage an-
zulegen : 30 — 50 cm tiefe , mit V2 — ^U cbm Mist gefüllte Gruben , die
nach 2 — 3 Monaten fängig werden und dies dann 1 — 2 Jahre bleiben;
nur dürfen sie nicht austrocknen ; sie sind alle 2-4 Monate zu durch-
suchen. Käfer sammeln, durch Licht anlocken. Streuen von scharfem,
reinem Sande in die Wipfel hält die Käfer ab , da er zwischen ihre
Gelenke kommt und sie hier verletzt. Eingedrungene Käfer sind aus-
zuschneiden oder durch mit Widerhaken versehene Drähte zu entfernen :
die Wunde ist mit Sand auszufüllen. — Auch O. eristatus Snell.
und andere Arten in Ostafrika gelegentlich in Kokospalmen. Ganz
besonderen Schaden haben aber mehrere 0. -Arten (sinnar, ranavalo,
radana, insolaris, eolonieus Coq.) auf Madagaskar und den benach-
barten Inseln getan*), wo sie viele tausende Kokospalmen vernichteten,
bevor eine bessere Kultur ihre verderbliche Tätigkeit einschränkte.
O. rhinoeeros L. ^). Orientalische und australische Region. Fast
schwarz , matt glänzend ; Hörn und Zähne des Halsschildes kleiner,
dessen Eindruck unbehaart •, sonst wie vorige , auch biologisch fast
ebenso. Larve bis 9 (12V) cm lang, auch in dem weichen Gipfel der
Palmen, selbst im Stamme abwärts bohrend ; in Lidien auch an jungen
Palmen in Saatbeeten schädlich geworden, indem sie deren Wurzeln
abfralsen. In Zuckerrohrgegenden bohrt sich der Käfer unter der Erde
in Stengel des Rohres ein, und darin etwa 1 Fufs hoch, so dafs diese
absterben. — Seit 1910 auf Samoa so schädlich geworden, dafs seine
Bekämpfung durch den Gouverneur angeordnet wurde ").
Auch die übrigen Oryctes-Arten befallen gern die verschiedenen
Palmen.
In Neu-Guinea und Australien'^) mehrere Arten der Gattungen
Orycterodes, Xylotrupes, Trichogomphus und Scapanes an Kokos- und
anderen Palmen, letztere auch an Bananen.
1) CoQUEREL, Ann. Soc. ent. France (3) T. 3, 1855, p. 167—175, PI. 10.
2) KoNiNGSBERGEE, Med. Dept. Landbouw 6, 1908, p. 65. ^ van Deventer, 1. c,
p. 39-41, Fig. 15—17. — Banks, Ct. S., Philipp. Jonrn. Sc. Vol. 1, 1906, p. 143—154,
PI. 2—5. — Stebbing, Dept. Not. Ins. äff. Forest., Calcutta 1906, p. 346—368. —
Maxwell-Lefroy, 1. c. Vol. 1, 1907, p. 130, Fig 13, 14. — Gosh, ibid.. Vol. 2, 1912.
Nr. 10. — Gehrmann, Tropenpfl., Bd. 15, 1911, S. 92— 98, 6 Fig. — Jepson, Fiii Dept.
Agric, Bull. 3, 1912, p. 1-25, pl. 1-7.
3) Deutsch. Kolon.-Blatt, Jahrg. 22, Nr. 13, 1. Juli 1911, S. 478—479.
*) Preuss, 1. c. p. 75—76. — Froggatx, Dept. Agr. N. S. Wales, Sc. BuU. 2,
1911, p. 12—19, PI. V, Fig. 1—5.
588 Coleopteren, Käfer.
Der europäische O. nasieornls L. dürfte nur in sehr seltenen Fällen
schädlich werden. Labonnefon ^) erzählt einen solchen Fall , in dem
die Larven mit Dung an die Wurzeln von Rosen und Zitronenbäumen
gekommen waren, die sie, als der Dung zu sehr zersetzt war, um sie
noch ernähren zu können, völlig abnagten.
Pimelopus- Arten ^) graben sich auf Neu-Guinea neben jungen Palmen
in die Erde und fressen sich in diese bis ins Herz, so dafs sie ab-
sterben.
Verschiedene Strategu s- Arten ^) stehen in Westindien und Venezuela
in Verdacht, als Käfer das Herz von Kokos- und anderen Palmen, auch
von Ananas auszufressen und von ersteren den Pollen zu verzehren.
Sie benagen die Basis und Wurzeln bis drei Jahre alter Palmen.
Dynastes tityus L.^). Nordamerika. Käfer an jungen Frühlings-
trieben von Eschen und anderen Bäumen, den aus den Fral'swunden
austretenden Saft leckend. Selten zahlreich genug, um schaden zu
können.
Xylotrupes g-ideon L.^) bohrt in den Straits Settlements im
Zuckerrohr wie Or. rhmoccros; auf Java benagen die Käfer gerne die
Zweige von Kaffee, Murraya exotica usw. und befressen die Blätter
von Palmen; mit ihrem Hörne verletzen sie aber noch mehr, als sie
befressen. — Auch Chalcosoma atlas L. beschädigt auf Java ebenso
den Kaffee; schlimmer ist aber seine Larve, die an den Wurzeln von
Kaffee und Dadap nagt und sich von unten in den Stamm bohrt. Auf
den Philippinen soll sie viele Kokos- und Buripalmen vernichten*^).
Cetoninen, Blütenkäfer.
Käfer , vorwiegend die männlichen Teile von Blüten ausfressend,
oder an süfsen, saftigen, weichen Früchten. Larven fast ausschliefslich
in Humus, nur ganz ausnahmsweise an Wurzeln.
Allorhina nitida L. und mutabilis Gory, Green June bugs ^).
Südliches Nordamerika. Käfer sehr schädlich durch Frais an Früchten
von Feigen, Pfirsichen, Reben und anderem Obst, an milchreifen Körnern
von Mais, an jungen Maisstengeln; selbst in frische Triebe von Eichen
fressen sie sich ein. Nützlich durch Verzehren von lioestelia auranUaca
und Übertragen von Pollen. Engerlinge indirekt schädlich durch Ver-
derben der Erde mit ihrem saurem Kot.
Stalagnosoma eynanehe G. et P. und Pachnoda Savig-nyi G. et P.
schaden in für sie günstigen Jahren in den nördlichen Teilen des
Sudans an Zierbäumen durch Frafs an Blättern und Blüten*).
Die Euphoria - Arten **) (besonders Inda L., sepulehralis F. und
melaneholiea Gory) treten im östlichen Nordamerika oft in un-
1) Bull. Sog. Etud. Vulgär. Zool. agr. Bordeaux 1906, p. 176.
2) Prefss, 1. c. p. 70—71. — Ai [.MANN, Fauna usw., Hft. 4, 1912, S, 6, Fig. 4.
3) BrscK, U. S. Dept. Agric, Bull. 38. 1902, p. 22. — Hörne, Cuba agric. Exp.
Stat., Bull. 15, 1908, p. 38—84, PL 14 Fig. 2, PL 15.
*) Chittenden, 1. c. p. 28—32, Fig. 2, PL 2.
5) KoNiNGSBERGER, Med. 22, 1898, p. 41. — Deventrr, L c. p. 41—43, Fig. 18—21.
^) Stanton, s. Zeitschr. wiss. Ins. BioL, Bd. 1, S. 319.
^) Howard, ü. S. Dept Agr., Div. Ent., Bull. 10, N. S., 1898, p. 20—26. — Forbes,
28. Rep. 1905, p. 101—108, Fig. 82, 88.
8) King, H. H., 8d Rep. Gordon mem. Coli., Karthoum, 1903, p. 239— 240, PI. 30
Fig. 2, 3.
9) Slingerland, Canad. Ent. Vol. 29, 1897. p. 49—52, 1 PL — Chittenden, Bull. 19,
N. S., 1899, p. 67—74, Fig. 15. — Forbes, 1. c, p. 99—101, Fig. 80, 81.
Scarabaeiden. Hymenopteren, Hautf lügler. r;gq
geheuren Mengen auf, verzehren Pollen und lecken aus überreifen oder
verletzten Pflanzenteilen austretende Säfte, können aber auch weiche,
saftige Teile zu diesem Zwecke verwunden, wie namentlich Obst,
milchreife Maiskörner; selbst in die Spitzen der jungen Maiskolben
bohren sie sich ein. Auch Blüten zerstören sie in grofsem Umfange.
Chiloloba acuta Wied. V). Indien, Käfer beschädigen die Blüten
von Sorghum und Panicum.
Die echten Cetonien^) sind in bezug auf ihre Schädlichkeit noch
nicht genügend erforscht. Schäden der Käfer durch Frafs von Pollen
werden namentlich berichtet von Tropinota hirta Poda aus Südost-
Europa, Cetonia aurata L. aus Südost-Europa und England, Oxythyrea
funesta Poda (stietiea L.) aus Frankreich und Potosia (cuprea F.)
florieola aiict. Am meisten werden die Rosaceen befallen, also die
Obstbäume und -sträucher und die Rosen (Hybridenzuchten) , dann
zahlreiche Blumen, Flieder, Reben, Getreide, Samenrübsen, Leguminosen
usw. Vielfach werden die jungen zarten Blätter, Knospen und Triebe
befressen (Bohnen und Johannisbeeren wurden nach Theobald voll-
ständig entblättert), selbst das junge Obst wurde angenagt. Die Larven,
deren Lebensdauer noch nicht sichergestellt ist, entwickeln sich in
Mulm und Humus, bei florieola in Ameisennestern ; in einzelnen Fällen
auch an Wurzeln. Sie sind mit Kohlenwasserstoff oder Benzin
zu töten, die Käfer abzuklopfen oder -schütteln, bzw. durch Spritzen
mit Arsensalzen zu bekämpfen.
Eudicella euthalia Bates, Conradtia prineipalis M., Plesiognatha
mondana Oberth., Poecilophila maeulatissima Boh. und Diplognatha
silieea McLeay sind nach mündlicher Mitteilung von Herrn Ober-
gärtner Waknecke in Deutsch -Ostafrika Schädlinge an Bananen-Früchten-,
Diplogrn. gragaies F. und Paehnoda marginata Dry wurden aus
Togo als Schädlinge an Maiskolben eingesandt.
Trichiinen.
Die Larven von Gnorimus nobilis L.=^) entwickeln sich gewöhn-
lich in zerfallendem Holze ; sie bohren aber auch in gesunden Zweigen
von Obstbäumen, die an der Bohrstelle abbrechen.
Die Trichius- Arten (besonders faseiatus L. in Europa, pi^er F.
in Amerika) fressen Pollen und sind dadurch hier und da, besonders
auch an Rosen, gelegentlich einmal schädlich geworden.
Hymenopteren, Hautflügler.
Imagines und Larven in Gestalt und Lebensweise bei den einzelnen
Gruppen aufserordentlich verschieden. Im Verhältnisse zum grolsen
Umfange der Ordnung nur wenige Schädlinge und diese meist von
geringerer Bedeutung.
1) Maxwell-Lefrov, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 131.
2) Eeichert, Illustr. Wochenschr. Ent , Bd. 2, 1897, S. 167—178. — Sajö, ibid.,
S. 545—549. — SxAEs, Tijdschr. Plantenz. D. 4, 1898, p. 26—31. — Ritze.ma Bos, ibid.,
D. 5, 1899, p. 12—23. — Theohald, I. Rep. econ. Zool., London 1903, p. 13-15, Fig. 2.
— KuRNAüTH, Ber. k. k. landw. Versuchsstat. Wien 1909, S. 91. — ßANOJEvic, Zeitschr.
Pflanzenkr., Bd. 21, 1911, S. 48.
«) Noel, Naturaliste T. 24, 1902, p. 241. — Journ. Board Agric. London, Vol. 14,
1907, p. 352-353.
590 Hymenopteren, Hav^tflügle^.
Chalastogastra, Syiiiphyta, Pliytophaga (pari),
Säge Wespen').
Hinterleib sitzend, $ mit Sägebohrer. Larven raupenartig, mit
deutlichen Punktaugen.
Tentlirediuiden, Blattwespen.
Weibchen mit kurzer Legeröhre. Wespen ausgesprochene Sonnen-
tiere, für gewöhnlich träge und langsam. Eier einzeln in (seltener an)
grüne oberirdische Pflanzenteile gelegt, wo sie durch Aufnahme von
Pflanzensäften wachsen. Nach wenigen Tagen die Larven, „After-
raupen," die oberirdisch an grünen Pflanzenteilen fressen-, mit 7 — 9,
gewöhnlich 8 Paaren Bauchfüfsen ohne Hakenkranz, dickem Kopfe,
meist lebhafter, aber mehrere Male und vorübergehend bei jeder Häutung
geänderter Farbe. Gewöhnlich gesellig an den Pflanzen, mit S-förmig
erhobenem Hinterleibe , den bei Störung , als Abwehr gegen Parasiten,
alle Individuen einer Kolonie gleichmäfsig hin und her schlagen, wenn sie
sich nicht zusammen rollen und fallen lassen. Gegen Hitze und Regen
verkriechen sie sich , oft schneckenartig eingerollt , unter Blättern , an
oder in der Erde. In dieser auch häufig die Überwinterung, in festem,
Tönnchen-artigem Kokon; Verpuppung dann erst im nächsten Frühjahre.
Seltener Puppen in hohlen Pflanzenstengeln oder frei hängend. Puppen-
ruhe gewöhnlich nur wenige Wochen. Zahlreiche Feinde und Para-
siten der Larven, besonders Hautflügler. Fortpflanzung vielfach partheno-
genetisch. Vorwiegend in der nördlich gemäfsigten Zone.
Die Larven von Tenthredo atra L.^) skelettierten in Norwegen
Kartoffelblätter wie der Koloradokäfer; auch an Rübsen. — Eine un-
bestimmte Art ist in Japan ^) an dem für die Mattenherstellung so
wichtigen Juncus effusus sehr schädlich.
Die Larven von Macrophya ruflpes L. (strigosa F.)*) sollen in
manchen Teilen Frankreichs recht erheblich daiurch schaden, dafs sie
das Mark des beschnittenen Rebholzes fräfsen und sich dabei so tief
einbohrten, dafs die oberen Knospen getötet würden. Offenbar liegt
hier eine Verwechselung mit Emphytiis- Arten vor. — M. punctum-
album L. skelettiert die Blätter von Eschen und Liguster; an letzterem
in England'^) sehr schädlich geworden.
Die Larven der Dolerus-Arten leben in der Hauptsache von Wiesen
gräsern usw., ohne aber, in Europa wenigstens, schädlich zu werden.
Die beiden nordamerikanischen Arten D. unicolor Pal. (arvensis Say)
und eollaris Say werden gelegenlich an Blättern und Ähren von
Weizen schädlich''). Eiablage im Frühling, Larven im Juni, Puppen
in der Erde.
Die Larven von Taxouus agrorum Fall, fressen nach Brischke
1) KuNow, Genera Insectorum, Fase. 27—29, 1905. — Larven-Bestimmungs-
tabelle s. Ders., 111. Zeitschr. Ent., Bd. 3, 4, 1898/99.
2) ScHöYEN, Beretn. 1908, p. 14.
3) Oniki, Imp. agr. Exper. Stat Japan, Abstr. of Bull. 30, 1904, p. 6—7.
■*) Laboi HLKNE, Bull. Soc. ent. France 1879, p. 108. — Mayet, 1. c. p. 444 — 446. —
Blachas, Butl. Inst. Catalan. Hist. nat. Ann. 2, 1902, p. 65—67.
5) Theobai.i., Eep. 1906/07, p. 126—127.
6) RiLEY and Marlatt, Ins. Life, Vol. 4, 1891, p. 169—174, Fig. 13.
Tenthrediniden, Blattwespen. 59J
an Himbeerblüten, die von T. g-Iabralus Fall.V) an Ampfer; zur Ver-
puppung bohren sie sich in Schweden in das Mark von jungen Apfel-
trieben; die von T. nigrisomus Nort. 2) leben in Nordamerika an
Rumex, Polygonum und Zuckerrüben; im Herbste bohren sie sich zur
Überwinterung in markhaltige Piianzenstengel, aber auch in Äpfel ein
und können in diesen sogar verschleppt werden. Verpuppung erst im
Frühjahr.
Emphytus Klug 3).
Auch die Larven dieser Gattung bohren sich, nach vollendetem
Blattfrafse , in markhaltige Pfianzenstengel , in morsches Holz , oder
kriechen in Rindenritzen; sie verpuppen sich ohne Kokon; in ersteren
schaden sie nicht nur durch direktes Töten der Knospen und Triebe,
sondern auch indirekt: beim Ausfliegen der Wespe bleibt der Bohr-
gang oifen; eindringende Atmosphärilien und Fäulniserreger können
noch weiterhin den Trieb zum Absterben bringen. Die fressenden
Larven lassen sich leicht abklopfen oder durch Berührungsgifte töten.
Meist zwei Brüten; die Larven der letzten überwintern. Parasiten:
Crypius emplußoriim u. a. — Die Larven sind einander überaus ähn-
lich und nur zum kleineren Teil genau beschrieben. Die phytro-
pathologischen Angaben sind daher sehr ungenau und wenig ver-
läfslich.
Der bekannteste Schädling ist E. einetus L.*). Eier einzeln oder
zu 3 — 7 an (in?) die Unterseite von Rosenblättern. Die Larven be-
fressen die Blätter vom Rande aus oder nagen von unten Löcher
in die Spreite. Wespen von Mai bis Ende August, die Larven einen
Monat später; bzw. den Winter über. Auch an Erdbeeren und Him-
beeren beobachtet; nach Loiselle Verpuppung auch in beschnittenen
Rebentrieben ^ ) (siehe MacroijJnja rufipes). Nach den anderen Autoren
tut dies indes E. tener Fall., dessen Wespe bereits die Eier an
die Schnittfläche legen soll; die Raupe soll sich vom Marke er-
nähren; Lelievke wiederum nennt die in Rebholz ruhende Art
E. ruiöeinetus Retz., der sonst an Rosen und Rubus friist und bohrt;
an letzterem auch noch E. perla Klug. Die Winzer schützen sich,
indem sie den Schnitt möglichst hoch über den obersten Knospen
führen. An bzw. in Rosen schaden ferner E. viennensis Schrk. und
mehrere andere Arten, von denen E. serotinus Müll. var. flliformis
Klg. nach Richter einbrütig ist; die Larven nur im Herbste. In Nord-
amerika E. einetipes Nort. ^) an Rosen; im Süden wahrscheinlich drei
Brüten. Theobald'') beobachtete eine E.-Larve, die sich in beschnittenen
vorjährigen Apfeltrieben bis unter die letzten Augen einbohrte, so
dafs diese abstarben.
1) Lämpa, Upps. prakt. Ent. 15, 1905, p. 68-64. — Kleine, Soc. ent., Jahrg. 23,
1908, p. 66—68. — TuLi.GREN, Upps. prakt. Ent. 20, 1910, p. 55—56, Fig. 4, 5.
2) Fletcher, U. S. Dept. Agric, Bull. 40, 1903, p. 81. — Chittenden and Titus,
ibid.. Bull. 54, 1905, p. 40—43, Fig. 15. — Webster, E. L., Journ. econ. Ent., Vol. 1,
1908, p. 310-311.
^) Richter von Binnenthal, Rosenfeinde aus dem Tierreiche, Stuttgart 1903,
S. 121—133, Fig. 13.
*) Theoiuld, Rep. 1905/06, p. 54—58, Fig. 11, 12.
^) Lelie\tie, Feuille jeun. Nat. , Vol. 9, 1879, p. 91, 106. — Picard, Loiselle,
Olivier, ibid.. Vol. 41, 1911, p. 50-51, 65—66.
6) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 105, 1908 p. 10—12, Fig. 5.
^) Rep. 1904/05, p. 16—18, Fig. 6.
592 Hymenopteren, Hautflügler.
Nach GouKY frafsen die Raupen von E. tener Fall. ^) (s. oben)
ein ganzes Beet von Viola odorata kahl und skelettierten die
Blätter von Kohl; nachher bohrten sie sich in morsches Holz ein.
— In Nordamerika fril'st E. paüipes Prov. (eanadensis Kby.), the
Violet Sawfly -), in Glashäusern an Veilchen und Pensees. Zur Eiablage
durchbohrt das Weibchen das Blatt von oben und legt gerade über die
untere Epidermis, die später kleine Blasen bildet, die Eier einzeln ab ;
die Larven bohren sich nach unten heraus. E. tarsatus Say und
versieolor Nort. ebenda an Cornus-Arten^). Eiablage wie vorher, aber
in Reihen die Mittel- oder eine Seitenrippe entlang. — E. grossulariae
Klg. führt ihren Namen zu Unrecht-, die Larve lebt an Eberesche und
Weifsdorn.
Die Larven von Poecilosoma eandidata Fall, fressen nach Brischke
frei an Birkenblättern ; die vielfach gemachte Angabe , dafs sie sich
vom Marke der Rosenstengel nähren sollen, wird daher wohl mit Recht
von Richter (1. c. p. 107 — 8) bezweifelt. — P. maeulata Nort."^) und
igfnota Nort. fressen in Nordamerika an Blättern von Erdbeeren. Zwei
Brüten; Wespen in Anfang Mai, Ende Juli; Eiablage in Blätter.
Puppen und überwinternde Larven in Erde. Streuen von Kalk (mit
Schwefel), vor der Blüte spritzen mit Arsensalzen oder Nieswurz, nach
derselben mit Petroleum-Emulsion.
Die Larven von Eriocampa atripennis F. (Monophadnus caryae
Nort.), Nordamerika, normal an Carya squamosa, entblätterten in New
Jersey Walnufsbäume ^).
Strongylogaster Desbroehersi Knw.*'). Tunis, an Korkeiche.
Larven durchlöchern den Kork.
Die Larven von Selandria morio L. ') sollen im Juli und August
das Laub der Ribes-Sträucher verzehren, selbst in jungen Pflaumen
und Reineclauden bohren.
Athalia Leach.
Eier in die Blattränder eingeschoben; nach wenigen Tagen die
Larven, die die Blätter vom Rande aus bis auf die stärkeren Rippen
abweiden, seltener von unten her Löcher fressen. Puppen und über-
winternde Larven in Erdkokons. Zwei, in wärmeren Klimaten drei
Brüten. Feinde : hauptsächlich Raubwespen.
A. (colibri Christ) spinaruin F., Rübenblattwespe, Turnip
Sawfly ^). Europa, Südafrika. Ihren wissenschaftlichen und deutschen
Namen trägt die Wespe zu Unrecht, da die Larve („nigger") fast aus-
schliefslich an Kreuzblütlern, selten an Rüben (Beta) lebt; an ersteren
aber in gröfseren Zwischenräumen sehr schädlich, namentlich die zweite,
bzw. die dritte Generation. Je 200—300 Eier. Wespen in Mitteleuropa
von Mai bis August. Bekämpfung: gegen erste Larvengeneration mit
Arsenmitteln spritzen. Streuen von Rufs, Spritzen mit Petroleum-
') Feuille jeun. Nat., Vol. 41, 1911, p. 118—119.
2) Chittkni.en, 1. c. Ball. 27, N. S., 1901, p. 26—34, Fig. 7, 8.
') Felt, 26. Rep. N. York St. Ent. 1910, p. 59—61.
-•) Pettit, Michig. agr. Exp. Stat.. Eep. 1898, p. 865—366.
^) Smith, J. B , New Jersey agr. Exp. Stat., Rep. 1897, p. 404.
6) Seiirat, Rev. Cult. Colon. 1901, No. 86, p. 197.
■') Taschknberu, Prakt. Insektenkunde, Bd. 2, S. 323.
8) Cuirns, Farm Insects, p. 37—62, PI. B. — Jackv, Zeitschr. Pf lanzenkr., Bd. 12,
1902, p. 107—109, — Jaülonowski, Tier. Feinde d. Zuckerrübe, S. 298—303, Fig. 60. —
NoEL, Naturaliste, Ann. 31, 1909, p, 288.
Tenthrediniden. Blattwespen. 593
Seifenemulsion. Abkehren mit Reiserbesen. Eintreiben von Geflügel.
— A. ppoxima Klg.*) ebenso in Indien; Larven halten Sommerschlat. —
A. grlabrieollis Thoms. (rosae L.) lebt nicht auf Rosen, sondern auf
Unkräutern.
Die Larven der Gattungen Fenusa Leach, Kaliosysphingia Tischb.
und Verwandten minieren in Blättern von Bäumen und Sträuchern,
seltener von Kräutern, Platzminen, die oft von zwei Seitennerven ein-
geschlossen sind. Eiablage in das Blatt. Puppe flach in der Erde.
Während sie in Europa nicht als Schädlinge betrachtet werden, sind
die nach Nordamerika verschleppten Arten K. ulmi Sund, und Dohrni
Tischb. sehr schädlich geworden ^) , erstere an Ulme, letztere an Erle.
Erstere hat dort nur eine Generation — die Larven, bzw. Puppen ruhen
von Anfang Juni bis Anfang Mai — , letztere zwei bis drei. Bekämpfung :
Bodendecke der Baurascheibe 3 — 5 cm abheben und tiefer vergraben ;
oder Baumscheibe mit Erde bedecken und walzen.
Monophadnus elongatulus Klg, Aufsteigender Rosentriebbohrer
( Röhrenwurm) ^). Die von Mai bis Ende Juli fliegende Wespe legt
ihre Eier einzeln in die Basis von Blattstielen junger, saftiger
Rosentriebe. Über dem abgelegten Ei erhebt sich bald eine Pustel,
die nach dem Auskriechen der Larve verkorkt. Letztere bohrt sich in
den Trieb und in seinem Marke bis 12 cm aufwärts, wobei sie ihren
Kot aus dem Bohrloch entfernt. Nach 3 Wochen geht sie in die Erde ;
Verpuppung erst im nächsten Frühjahr. Wohl nur eine Generation,
aber Larven von Ende Mai bis Mitte September. — - M. rubi Harr."*),
Nordamerika. Wespe von Mitte Mai an, legt ihre Eier über die untere
Epidermis der Blätter von Him- und Brombeeren; die Bohrstelle färbt
sich auf der Blattoberseite gelblich, so dal's stark belegte Blätter gefleckt
werden. Die Larve frifst ungefähr 10 Tage auf dem Blatt und geht
dann in die Erde ; Verpuppung wie oben.
Bleuiiocampa pusilla Klg.-^). Wespe von Mai an, legt je 1 — 3 Eier
in Ränder von Rosenblättern , die anschwellen und sich nach unten,
nach der Mittelrippe zu einrollen; in den Rollen die Larven, die etwa
im Juli in die Erde gehen und sich im nächsten Frühjahre verpuppen.
Auch an Him- und Brombeeren? — Bl. g-enieulata Steph.*'). Eiablage
im Mai in Blattränder der Gartenerdbeeren. Die Larven verzehren
die Blätter von der Spitze aus und gehen Ende Juni in die Erde;
eine Generation. — Bl. pygrnaea Say (vitis Harr.)'^). Nordamerika.
Zwei Brüten, Wespen in Frühling, Ende Juli bis Anfang August. Ei-
ablage in Häufchen an Unterseite der Endblätter der Reben; hier
fressen die Larven in Reih' und Glied zu (5—20; sie verzehren das
ganze Blatt vom Rande aus , auch seinen Stiel und schliefslich selbst
den Stengel. Puppe in Erde , die der zweiten Brut überwintert.
1) Maxwell-Lefboy, Mem. Dpt. Agr. India, Vol. 1, 1907, p. 107. — id. a. Gosh,
1. c, 1908, p. 357-360, PL 20.
2) Slingerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 233, 1905, p. 49—62,
Fig. 22—29. - Felt. Mem. N. Y. St. Mus., Vol. 8, 1905, p. 162—163, Fig. 23.
3) V. ScHLECHiENDAi., Allg. Zeltsclir. Ent., Bd. 6, 1901, S. 145—147. — Eichter,
1. c. S. 1.38—150, Fig. 15.
*) Smith, J. B., 1. c. Eep. 1892, p. 459—462. — Lowe, N. York agr. Exp. Stat.,
Bull. 150. — Pettit, 1. c. Rep. 1899, p. 137.
5) ßiTSEMA Bos, Tijdschr. Plantenz. 7, 1901, p. 126—128. — Theobalu, Reports
1906/07 u. ff.
6) TuLLGREN, Upps. prakt. Ent. 14, 1904, p. 86—92.
') Smith, J. B., Rep. 1889, p. 304-305.
Sorauer, Handbuch. S. Aufl. Dritter Band. 38
594 Hymenopteren, Hautflügler.
Tomostethus (Bl.) melanopygrius (a) Costa. In Sizilien der Manna-
kultur verderblich ; Raupen fressen die Bäume kahl.
Ardis bipunetata Klg. Abwärtssteigender Rosentriebbohrer (Röhren-
wurm). Wespe von Mitte April an bis in Juli, legt ihre Eier einzeln
in die Spitze zarter, vollsaftiger Rosentriebe ab. Die Larve bohrt in
deren Mark 3 — 4 cm tief hinab, wodurch die Triebspitze abgetötet
wird. Dann geht sie in die Erde und verspinnt sich hier ; Verpuppung
erst im nächsten Frühjahre. Gegenmittel: rechtzeitiges Abschneiden
und Vernichten der befallenen Triebe. — Auch A. plana Klg. (rosarum
Brischke) lebt an Rosen (nicht an Eschen); jedoch frifst die Larve
äufserlich an Trieben und Knospen; sonst wie vorige.
Hoplocampa Hrtg. Sägrewespen.
H.(minuta Christ) fulvleornis Klg., Pflaumen-SägrewespeM. Einer
der schlimmsten Feinde der Pflaumen- und Zwetschenzüchter. Die in
April und Mai fliegende Wespe legt ihre Eier einzeln in die noch un-
eröfifneten Blütenknospen. Nach 1 — 2 Wochen die Larve, die sich sofort
in das Innere der jungen Frucht bohrt und den Kern ausfrifst. Das
tut sie so mit mehreren jungen Pflaumen ; werden diese älter und wird
die Kernschale härter, so frifst die Larve im Fruchtfleisch um den
Kern herum. Sie ist gelbweifs, nach hinten zugespitzt, liegt etwas ge-
krümmt in der Frucht und riecht deutlich nach Wanzen. Im Juli geht
sie flach in die Erde und verspinnt sich hier. Verpuppung erst im
nächsten Frühjahre. Aus den befallenen Pflaumen tritt Harz heraus;
später fallen sie ab. Blütezeit und Witterung bedingen verschieden
starken Befall verschiedener Sorten. Bekämpfung: befallene Früchte
täglich abschütteln , aufsammeln und vernichten ; Baumscheibe im Herbste
tief umgraben und mit ätzenden Stoffen versetzen. Spritzen mit Arsen-
mitteln würde die sich in ältere Früchte einbohrenden Larven töten.
— Ähnlich verhält sich die Aplelsäg-ewespe, H. testudinea Htg. 2),
die besonders in England und Schweden grofsen Schaden tut. Das
Einbohrloch in die Äpfel bleibt immer often; in älteren Früchten
oft mehrere Larven, die darin eine grotse , schwarze, feuchte Höhle
ausfressen; nicht selten benagen Larven junge Äpfel auch in Streifen
von aufsen. Kokon 10 cm tief in der Erde. Nach Theobalu vielleicht
zwei Brüten; dann Verpuppung Mitte Juni; Anfang Juli die Wespen,
deren Larven im Juli und August fressen, um dann zu überwintern.
— H. brevis Htg.^) in derselben Weise in Birnen, H. ehrysorrhoea
Klg. in Stachelbeeren.
Eriocampoides Knw.
E. llmaelna Retz. (adumbrata Klg., Caliroa cerasi L.). Kirseh-
blattwespe, Pear Slug. *) Europa, Amerika und Australien. Wespen
von Juni an; Eier einzeln in Blättern von Steinobst, Birnen, Birken,
0 V. Schilling, Prakt. Eatg. Obst-, Gartenbau 1891, S. 256, Fig. — Tii-lgren,
1. c. 20. 1910, p. 56—58, Taf. 1 Fig. 1.
2) TiM-GUEx, 1. c, p. 58-59, Taf. 1 Fig. 2. — S. ferner die Berichte der eng-
lischen Entomologen,
^) Dki. Giercio, Bull. Soc. ent. Ital., Vol. 29, 1897.
*) M.uu.ATT, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 26, 2^ Ser., 1897. — Fkoggatt,
Agr. Gaz. N. S. Wales, Vol. 12, 1901, p. 1068—1073, 4 Pls. — Tullgken, 1. c, p. 59— 60,
Taf. 1 Fig. 3.
Tenthrediniden, Blattwespen. 595
Eichen, Himbeeren. Nach 8 — 14 Tagen die Larven, die die Blätter
vorwiegend von oben skelettieren ; sie sind schneckenähnlich, grünlich
gelb , oben mit glänzend schwarzem , nach Tinte riechendem Schleim
bedeckt, der nach der letzten Häutung, Ende September, Anfang Ok-
tober, fehlt, worauf die Larven sich in die Erde verkriechen und in
Tönnchen aus solcher verspinnen ; Verpuppung erst im nächsten Früh-
jahre. In England will Theobald zwei Brüten festgestellt haben (Wespen
Ende Juli, August); in Amerika zwei bis drei Brüten. Auch in Neu-
seeland und Kapland. — Bei starkem Blattfraise können nicht nur
die braun gewordenen Blattreste , sondern auch die Früchte vor-
zeitig abfallen, bzw. kann die Fruchtbildung des nächsten Jahres
beeinträchtigt werden. Aufser mehreren Hymen opteren-Parasiten stellen
auch Sperlinge und andere Vögel den Larven nach. Gegenmittel: alle
Staub- und Spritzmittel; Baumscheibe im Winter tief umgraben und
festtreten. — Er. eerasi Peck ^). Nordamerika. Larve skelettiert die
Blätter von Kirschen, Birnen, Quitten, Pflaumen. Zwei Brüten ; Wespen
im Mai- Juni und im Juli-, Eier in Blätter; Puppe in Erde; die der
zweiten Brut überwintert. — In Louisiana Er. amyg"dallna Rohw. ^)
an Pfirsich- und Pflaumenbäumen, aber Larven an Blattunterseite ; vier
Generationen von je 20 — 30 Tagen Entwicklungsdauer. — Die mit
gTÜnlichem Schleim bedeckten Larven der Lindenblattwespe, Er. annu-
lipes Klg , fressen an der Blattunterseite ; Zahl der Generationen nicht
festgestellt (2—4'?). — Die Larven von Er. aethiops F., an Ober-
und Unterseite der Rosenblätter, entbehren der Schleimhülle vollständig ;
eine Generation. Sie wird in Nordamerika von E. rosae Harr. ^)
vertreten, deren Larven ausschliefslich oben auf den Blättern fressen.
Nematus Jur.
Diese alte, sehr grofse Gattung ist neuerdings in eine ganze Anzahl
kleinerer Gattungen aufgelöst worden, deren Namen wir in Klammern
bringen. — Fortpflanzung in der Hauptsache parthenogenetisch. — Zahl-
reiche Parasiten (besonders Schlupfwespen) und andere Feinde.
(Miero)nematus abbreviatus Htg. Schwarze Birnenblattwespe.
Flugzeit Ende April, Mai. Eiablage an Birnenblättern. Larven nach
12 — 14 Tagen, fressen anfangs Löcher in die Blattspreiten, später vom
Rande aus. Ende Juni, Anfang Juli gehen sie in die Erde. In einigen
Gegenden Luxemburgs nach Ferrant sehr häufig, in manchen Jahren
massenhaft; besonders schädlich an Spalieren.
N. (Pristiphora pallipes Lep.) appendieulatus Htg. Europa,
Norddamerika. Schwarze Stachelbeerwespe; auch an Johannisbeeren;
zwei Generationen; Larven im Juni und August; Puppen oft an den
Büschen, an Zweigen oder Blättern. Sonst wie N. rihesii.
(Lyg'aeo)nematus Eriehsonii Htg., grofse Lärehen-Blatt-
wespe^'-''). Mittleres und nördliches Europa bzw. Nordamerika. Flugzeit
1) Peck, Massach. a^r. Eep. 1799, p. 9—20, Tab.
2) CusHMAN, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 97, 1911, p. 91—102, Fig. 23
bis 25, PI. 11.
3) Chittenden, ibid., Circ. 105, 1908, p. 1—6, fig. 1—3.
*) KoNuw löst diese Art in zwei auf, in Holcocneme ErichSOni Htg., Europa,
und in Lygaeoneniatus notabllis Cress. in Nordamerika.
5) Boas, Tidschr. Skovvaesen. Bi. 9, 1897, p. 52—64. — Mac Dougali-, Journ.
Board Agric. London, Vol. 13, 1906, p. 385—394, 1 PI. — Hewitt, ibid., Vol. 15, 1908,
p. 649—660, 4 Figs., 1 map. — Du.ni.op, Zoologist (4) Vol. 16, 1912, p. 147—156. —
S. ferner die Veröffentlichungen des Board of Agriculture of London, von denen
38*
596 Hymenopteren, Hautflügler.
Ende April, Mai. Eiablage zu 20 — 40 in zwei alternierenden Reihen in die
Jahrestriebe Nach 8 — 10 Tagen die grauen Larven, die nur die Nadeln
vorjähriger und älterer Triebe, von aufsen nach der Achse des Baumes
zu, fressen. Da die Wespen sehr ungleich ausschlüpfen, zieht sich die
Frafszeit der Larven , trotzdem jede einzelne nur 3 — 4 Wochen lang
friist, von Ende Mai bis Ende Juli hin. Dann gehen sie in die Erde
in Kokons , in denen sie sich 3 Wochen vor der Flugzeit verpuppen.
Bei starkem Befalle Kahlfrafs mit Ausnahme der Jahrestriebe. Kenn-
zeichen: Triebe welk, braun, nach der Seite der Eiablage gekrümmt.
Mit dem Ende des vorigen Jahrhunderts begann für diese Alt namentlich
in England und Nordamerika (bis nach Süd-Canada) eine aui'sergewöhn-
liche Vermehrung und damit Schädlichkeit. In Nordamerika hat sie
seit 1880 in manchen Gegenden 80— 100 "o der Lärchen abgetötet, auch
in England viele Tausende. Feinde : parasitische und Raubinsekten,
insektenfressende Vögel , Fasane , Wühlmäuse , Pilze ; der wichtigste
Parasit in England, Mesoleiue tenthredmis Morl. (Ichneumonide) ist von
Hewitt mit Erfolg in Canada eingeführt worden. Regenschauer und
heftige Winde werfen die älteren Larven von den Bäumen herab, dem
man durch Abschütteln und Abklopfen nachhelfen kann; Leimringe
verhindern sie dann am Aufbäumen. Spritzen mit Arsenmitteln. —
In England ist die gi-ofse Lärchenblattwespe unter die gesetzlich zu
bekämpfenden Arten aufgenommen; jeder Befall ist bei 10 £ Strafe
anzuzeigen. — In ähnlicher Weise, aber weniger schädlich N. larieis
Htg., die kleine Lärchen- Blattwespe, mit grünen Larven.
(Lyg'aeo)nematus pini Retz. (abietinus Christ, abietum Htg.),
kleine Flehtenblattwespe \). Flugzeit Ende April, Anfang Mai; Ei-
ablage in die Nadeln der obersten Maitriebe, die die nadelgrünen Larven
Ende Mai bis Mitte Juni erst benagen , dann abweiden ; dann ver-
spinnen sie sich in der Erde in Kokons ; Verpuppung im April,
(gewöhnlich bilden die befressenen Triebe neue, kräftige Knospen; oft
entstehen Schoptbildungen; erst bei wiederholtem Fraise können die
Triebe absterben. — Ähnlich N. SaxesenilHtg. ^), eompressus Htg. und
ambiguus Fall, (parvus Htg.), die aber die Knospennadeln abweiden,
so dafs die Triebe absterben.
(Paehy)neniatus exlensieornis Nort. ^). Östliches Nordamerika,
an Gräsern und Weizen, Blätter fressend, selten den Halm so benagend,
dafs die Ähre abstirbt.
N. (Croesus) septenlrlonalis L.*). Europa; Larven von Juli bis
September (3 — 4 Brüten V), die Blätter von Birken, Espen, Pappeln, Erlen,
Weiden, Eschen, Ebereschen und Ribesarten vom Rande aus verzehrend.
N. (Pteronus) rlbesil Scop. (ventricosus Latr.). Gelbe Staehel-
beerblattwespe^). Mittleres und nördliches Europa, seit 1857 auch in
Nordamerika; namentlich an Stachelbeere, häufig auch an roter, selten
nainentlich die seit 1909 herausgegebenen Reports wertvolle Beiträge bieten, und
die Reports of the entoinological Society of Ontario.
1) Hkiuiuch, Allg. Forst- u. Jagdzeitg., Bd. 80, 1904, S. 281—283. — Sf.dlaczek,
Zentralbl. ges. Forstwes. 1904, S. 481—492, 1 Fig. — Lenk, Österr. Forst- u. Jagd-
zeitg.. Jahrg. 26, 1908, S. 299-300.
') Siehe die forstlichen Berichte von Schöven, 1904—1907.
") RiLEY and Maki.att, Ins. Life, Vol. 4, 1891, p. 174-177, Fig. 14. — Maiu.att,
Farm. Bull. 132, 1901, p. 37—38, Fig. 25.
4) Florentin, Feuille jeun. Nat. T. 33, 1903, p. 105—107, 1 Fig. ; p. 133. — Theu-
BALD, Reports 1906-1908. „
6) Lami-a, Ent. Tidskr. Arg. 7, 1897, p. 76—80. 1 Taf.
Tenthrediniden, Blattwespen. 597
an schwarzer Johannisbeere. Zwei und mehr Generationen: Larven
von Mai bis in August. Das Weibchen legt zahlreiche Eier an die
Unterseite der Blätter, die Rippen entlang, ab. Nach wenigen Tagen
die Larven, die ihre Farbe während ihres Lebens mehrere Male ändern,
in der Hauptsache aber grünlich, mit schwarzen Flecken und Warzen
und gelben Stellen. Zuerst schaben sie gesellig die Oberhaut der Blatt-
unterseite ab, später fressen sie Löcher in die Spreiten, zuletzt ver-
zehren sie die Blätter vom Rande her vollständig bis auf die Rippen;
an Stachelbeeren fallen ihnen auch die Früchte zum Opfer. Häufig
Kahlfrais, der Reifung der Früchte verhindert. Nach 3 — 4 Wochen
gehen sie in oder an die Erde, spinnen sich einen pergamentartigen
Kokon, in dem sich die erste Generation sofort verpuppt, um nach
10 — 20 Tagen die Wespen zu entlassen. Die Larven der letzten
Generation gehen gewöhnlich tiefer in die Erde und überwintern hier;
sie verpuppen sich erst im Frühjahre. — Bekämpfung: Erde der be-
fallenen Quartiere im Winter 0 — 10 cm tief abheben, entweder brennen
oder tief vergraben. Im Herbst Ätzkalk unter den Büschen eingraben.
Erste , kleine Larven - Kolonien im Frühling absammeln. Spritzen
mit Nieswurz oder Arsenmitteln, nicht später als 6 Wochen vor der
Ernte. Auch alle Kontaktgifte (besonders in Staubform) wirksam, ferner
2"/oige Bordeläser Brühe. Die Larven lassen sich auch leicht ab-
schütteln bzw. abklopfen und sind dann zu zertreten oder mit stärkeren
Berührungsgiften zu töten. — An Stachelbeeren ferner noch N. (Pt.)
leucotroehus Htg. (consobrinus Htg.) in Deutschland, England, Holland,
Sibirien, mit nur einer Brut (Larven im Juni). — N. (Pt.) Salicis L.
an Weiden, mehrere Brüten, die Blätter vom Rande aus befressend.
N. (Pontania) (proxima Lep.) gallieola Steph. (capreae L.,
Vallisnerii Htg.) ^) läfst auf Weidenblättern die bekannten bohnenartigen,
beiderseitigen Gallen entstehen; ernsterer Schaden wohl selten. Ver-
puppung zum Teil in den Gallen, zum Teil auiserhalb zwischen Blättern,
in Rindenrissen usw. — N. (P.) Salicis Christ (gallarum Htg., vimi-
nalis Vollenh. ) erzeugt kugelige , dickwandige , unterseitige Gallen auf
Weidenblättern.
Die Larven der Gattung Cryptocampus Htg. entwickeln sich in Wei-
den, die von saliceti F. ^) in den Knospen, die von ater Jur. (ang-ustatus
Htg.)^) im Mark der Jahrestriebe, 1 Zoll lange Röhren fressend; um diese
Röhren schwillt die Rute an und krümmt sich; bei stärkerem Befall
stirbt die Spitze ab. Larven zu mehreren, aber voneinander getrennt,
in einer Rute; eine Generation. Cr. medullarius Htg., (amerinae L.)*)
verursacht bis walnnfsgTofse , stark runzelige, rauhe oder glatte
glänzende Mark- und Rindengallen an Jahrestrieben, besonders an
S. pentandra ; selten an anderen Weiden oder an Pappeln (hier Cr. populi
genannt).
Priophorus (Cladius) padi L. (albipes Htg.)^). Wespe legt Ende
April ihre Eier unten in die Mittelrippe von Blättern der grolsblätt=
rigen Prunus -Arten, Ebereschen, Weifsdorn, Him- und Brombeeren. Die
') Siehe vor allem die Arbeiten von Bfa-eiuxck 1886 — 1888. — Schröder, Illustr.
Wochenschr. Ent., Bd. 1, 1896, S. 524—527, 1 Fig. — Lampa, Upps. prakt. Ent. 1897,
p. 79, Taf. 1 Fig. 10—12. — Tri.L(;REN, Stud. Jakttag. Skadeinsekt., 1905, p. 53—54.
2) Nielsen, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol., Bd. 1, 1905, S. 383—384, 4 Fig.
3) ibid. Bd. 2, 1906, S. 44—47, 2 Fig.
*) Baer, Nat. Zeitschr. Land- u. Forstwirtsch., Jahrg. 8, 1910, S. 299—304, 1 Fig.
s) Theobald, Rep. 1904/05, p. 18—21, Fig. 7. — Richter, Rosenfeinde, S. 170—171.
598 Hj^menopteren, Hautflügler.
grünen, breiten Larv^en (Mai bis Oktober) skelettieren und durchbohren
zuerst die Blätter von unten, später verzehren sie sie ganz. Ende Mai
verspinnen sie sich in oder an der Erde in Kokons, in denen sie sich
bald verpuppen. Zweite Greneration fliegt von Mitte Juni an , eine
dritte im September, Oktober, deren Larven in der Erde überwintern. —
In Schweden P. tristis Zadd. ^) 1904 ähnlich an Himbeeren.
Die Larve von P. aeerieaulis Mac. G. ^) bohrt in Nordamerika in
den Blattstielen von Zuckerahorn, so dals die Blätter abfallen. Puppe
in Erde.
Trichiocaiiipus viminalis Fall. Europa. Eiablage an Blattstiele
von Pappeln , Weiden und Eschen ; der Blattstiel schwillt an und
biegt sich an jeder Seite der Eier so über diese , dais sie verdeckt
werden. Larven in August und September an Blättern, besonders die
Unterseite skelettierend. Puppe in doppeltem Kokon unter loser Rinde
oder zwischen Blättern.
Cladius peetinieornis Fourc.^). Europa, Nordamerika-, an Rosen.
Eier in Oberfläche der Blattstiele; Puppe der Sommergeneration an
Blattunterseite, Zweigen usw.; sonst wie vorige. — Cl. difformis
Panz. in gleicher Weise an Erdbeeren (und Rosen?).
Lopliyrus Latr. Buschhoru-Blattwespeu.
Fast ausschliefslich an Kiefern ; nur ausnahmsweise an anderen Nadel-
hölzern. Mit Ausnahme von L. rnfus zwei Generationen: Wespen in
April-Mai, Juli; Larven in Mai- Juni, August bis Oktober. Die Eier
werden zu 6 — 10, imGanzen bis 120, in ältere Nadeln gelegt, Larven
zuerst gesellig, fressen den Rand der Nadeln, so dais nur die Mittel-
rippe fadenförmig übrig bleibt ; später zerstreuen sie sich und verzehren
die Nadeln völlig bis auf die Scheide. Ausnahmsweise benagen sie
auch die Rinde. Die Sommergeneration verpuppt sich in braunen
Kokons auf dem Baume ; die Herbstgeneration verspinnt sich in festeren
Kokons in der Bodenstreu und verpuppt sich erst im nächsten Früh-
jalire. Mehrjähriges Überliegen ist wiederholt beobachtet. Bevorzugt
werden ältere Nadeln, kränkelndes Material, lichte sonnige Stellen bzw.
Ränder. Nicht selten Kahlfrafs, der unter Umständen zum Tode der
Bäume führen kann, mindestens aber den Zuwachs ungünstig beeinflufst.
Zahlreiche Parasiten (s. Schöyen, Beretn. 1897). Gegenmittel: Raupen
zerquetschen , mit Berührungsgiften (besonders Tabakslauge und Anti-
nonnin 1 : 800 Teilen Wasser wirksam) spritzen ; Bodenstreu zusammen-
rechen. Da die Larven von kahl gefressenen Bäumen massenhaft ab-
wandern, sind sie durch Gräben oder Leimstangen einzugrenzen. Ab-
klopfen; Aufbäumen durch Leimringe verhindern.
Die wichtigsten Arten sind: L, pini L. (similis Htg.)*) an Kiefern,
') Tlllgukn, 1. c, p. 46—49, Fig. 12, 13.
^ BuiTTox, Ent. News, Vol. 17, 1906, p. 313—321, 1 PL, 1 Fig.
3) EicHTEu, I.e. S. 165—170, Fig. 20. — Chittenden, 1. c, Circ. 105, 1908, p. 6-lU,
Fig. 3, 4.
•*) CuBELi.i, Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Bd. 50, 1900, S. 140—142. — Miekk,
Zeitschr. Forst-, Jagdwes., Jahrg. 34, 1902, S. 725-740, ITaf. — Theobald, 2<i Rep.
econ. Zool., 1903, p. 165—169, Fig. 24—26. — Baeh, Nat. Zeitschr. Land- u. Forst-
wirtsch., Bd. 4, 1906, S. 84—92, Fig. — Nuei,, Naturaliste T. 28, 1907, p. 238; T. 32,
1910, p. 13, 14. — Fenneh, Festschr. 100 jähr. Besteh. Wetterau. nat. Ges.. 1908,
S. 118—139. — Cuii.nx, Bull. Soc. Etud. Sc. nat. Elbeuf, T. 27, 1909, p. 101—108.
Tenthrediniden, Blattwespen. 599
Larven einzeln; L. (sertifer GeofFr.) rufus Latr. *) an Kiefern, Arve,
Fichte; Wespe im Herbst, Eier überwintern, Larven im Mai und
Juni (also eintjrütig) ; L. pallidus Klg. an gemeiner Kiefer; L. soeius Klg.
an gemeiner und Bergkiefer. — Auch Nordamerika hat mehrere ebenso
lebende L. -Arten, von denen aber nur L. Abbotti Leach und Towns-
endi Brun. von einiger Bedeutung sind.
Pterygophorus - Arten ^) fressen in Australien die Blätter von
Leptospermum ; Verpuppung in totem Holze. — Pliylacteophaga euca-
lypti Frogg. ^) verursacht an Blättern von kleinen Eucalyptus-Bäumen
Gallen, in denen auch die Puppe ruht.
Schizoceros greminatus Gmel. gelegentlich auf Rosen,Europa; Seh.
ebenus Nort. vernichtete in Mississippi Kulturen von Bataten; Seh.
privatus Nort. wurde in Virginia an Kartoffeln schädlich.
(Arge) Hylotoma ^) rosae L., Rosen-Bürstenhom-Wespe. Flugzeit
Ende Mai, Anfang Juni; Eier zu 16—18 in einer Reihe hintereinander
in junge, vollsaftige Rosentriebe abgelegt („Nähfliege" der Gärtner),
die sich krümmen, verkümmern und ihre Knospen nicht zur Entfaltung
bringen. Nach zehn Tagen die Larven, die die Blätter vom Rande aus
befressen. Nach vier Wochen Verpuppung in der Erde, in doppeltem
Kokon. Ende Juli, Anfang August die zweite Wespenbrut, deren Larven
in den Kokons überwintern. In kälteren Gegenden nur eine, sich in
die Länge ziehende Generation. Larven sehr gefräfsig, daher Schaden
meist recht grofs. Bekämpfung: Eier durch scharfen Messerschnitt
zerstören oder mit Tischlerleim zukleben ; Larven absammeln oder be-
spritzen. — (A.) H, enodis L. u. pag:ana Panz. wie vorige; bei
letzterer aber Eiablage in zwei Reihen. — (A.) H. eoeruleseens
Geoffr. an Him- und Brombeeren sowie Rosen; (A.) H. pullata Zadd.
an Birken; kann durch Kahlfrafs die Bäume töten.
(A.) H. peetoralis Leach*), Nordamerika an Weiden und weifser
Birke. Wespe von Ende Mai bis Juli; Eiablage in die Blattränder.
Larven vernichteten 1906/07 durch Kahlfrafs zahlreiche Weiden. Eine
Generation; Larven überwintern in Erdkokons. Zahlreiche Parasiten.
— (A.) H. mali Matsum. ^), Japan, am Apfelbaum.
Perga- Arten ^) in Australien an Eukalyptus ; Raupen gesellig an
den Blättern und jungen Trieben fressend; tagsüber in Haufen bis 50
und mehr Stück an den Zweigen sitzend. Kokons in der Erde. Sehr
viele Parasiten. Am häufigsten P. eucalypti Benn. a. Scott '^), lewisi
Westw. und dorsalis Leach.
Verschiedene Arten der Gattung Abia Leach, wie faseiata L.,
mutica Thoms., lonieerae L. (nigricomis Leach), leben in Europa an
Lonicera- Arten; A. inflata Nort. desgl. in Amerika, A. eerasi Fitch,
hier in Kirschen.
1) Lampa, Est. Tidskr. Arg. 13, 1902, p. 41—44, Fign. — Theobalü, 1. c. —
Trägardh, Ent. Tidskr. Arg. 31, 1910, p. 272—278, 3 Fign. — Schüyen, Tidskr. Skog-
bruk No. 4, 1911, 38 pp., Fig. 2—5.
2) Froggatt, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol. 24, 1900, p. 130—134, PI. 14;
Austral. Insects, p. 72 — 73.
3) Richter, Rosenfeinde, S. 172—187, Fig. 21—22. — Hamster, Prakt. Ratg. Obst-
u. Gartenbau 1891, S. 246—247, Fig.
*) Schwarz, Proc. ent. Soc. Washington, Vol. 11, 1909, p. 106—109, PI. 7—9.
s) Japan. Arbeit, 1906; s. Zeitscbr. Pflanzenkr., Bd. 17, S. 53.
6) French, Destruct. Ins. Victoria, Vol. 3, 1900, p. 116—119, PL 52. — Froggatt,
1. c. p. 71—72, PI. 10 Fig. 3—5.
^) Bennett and Scott, Proc. zool. Soc. London Vol. 27, 1859, p. 209—212, PI. 62.
600 Hymenopteren, Hautfltigler.
Clavellaria (Cimbex) amerinae L., Fingzeit Mai, Juni; Larven von
Ende Juni bis Ende August, an Weiden, Birken, namentlicli in Weiden-
hegern durch Kahlfrals schädlich; fressen nachts, sitzen tags zusammen-
gerollt an Blättern. Puppe in Kokon an der Pflanze. Gegenmittel :
Abschütteln der Larven, — Ebenso Trichiosoma lueorum L. ^) an
Birken, Weiden und Erlen.
Cimbex (femorataL.) variabilis Klg. (silvarum F.)^). In zahlreichen
Formen, deren Larven nach den Nährpflanzen (Birke, Buche, Weiden,
Erlen, in Rußland auch Ulmen) variieren. Trotz gelegentlichem Kahl-
frafse nicht eigentlich schädlich. Wespen nagen im Mai und Juni an
jungen Trieben von Buchen, Hainbuchen, Birken, Eschen, Aspen, Pappeln,
Ebereschen bis 1 mm breite Ringel, deren Ränder später deutliche
Überwallungswülste bilden. Larven überwintern in lockeren Kokons
an Zweigen, verpuppen sich erst im Frühjahr.
C. quadrimaeulata Müll, im Jahre 1905 in Bulgarien sehr schäd-
lich an Mandeln ^), Teerringe und Pariser Grün ergaben gute Erfolge ;
Ende Mai starben an den nicht gespritzten Bäumen die Larven an
einer Pilzkrankheit,
C. amerieana Leach*), östl, Nordamerika, an Weiden, Erlen, Pappeln,
Ulmen. Eiablage in die Blattspreite. Zahlreiche Eier- und Larven-
parasiten.
Tremex eolumba L, ^) Östl, Nordamerika; Larven bohren vor-
zugsweise in Ahorn und Ulmen, aber auch in Apfel-, Birnbäumen,
Buchen , Eichen , Sykomoren , wohl nur in kranken oder absterbenden
Bäumen,
Siriciden, Holzwesi)en ®).
Wespen von Juni bis September, Mit ihrem langen, einziehbaren
Legebohrer legen sie ihre Eier einzeln , aber dicht nebeneinander in
den Splint von kränkelndem oder frisch gefälltem Nadelholz, selbst in
Bretter. Die an einer hornartigen Spitze am Hinterende kenntlichen
Larven, ohne Bauchfüfse, fressen kreisrunde, allmählich an Weite zu-
nehmende, bogige, mit Frafsmehl verstopfte Gänge im Holze, Nach
einem scharfen Bogen erfolgt dann die Verpuppung dicht unter der
Oberfläche, Die Wespen nagen sich geradewegs nach aufsen , nicht
nm- durch Holz, sondern auch durch Linoleum, Blech, Blei, Tuch usw,
Generation zwei- bis mehrjährig, Schaden vorwiegend technisch ; doch
können Schädigungen aus anderen Ursachen durch die Holzwespen
verstärkt und beschleunigt werden. Von den drei Arten lebt S. (Xeris)
speetrum L. in Fichten und Tannen ; S. grig^as L. '') desgl., aber aufser-
dem, seltener, in Kiefern und Lärchen. S, (Paupurus) juveneus L, ^)
zieht Kiefern vor, befällt aber auch Fichte, gelegentlich selbst Tanne;
auch auf Manila,
An Laubhölzern wird die Gattung Sirex vertreten durch Tremex
') Rudow, Ent. Jahrb., Jahrg. 8, 1899, S. 225—230.
2) Löwe, Prakt. Blatt. Pflanzenbau, Bd. 7, 1909, S. 161—163.
3) Mat.kow, Jahresber. f. 1905; s. Zeitschr. wiss. Ins.-Biol, Bd. 4, S. 352.
*) Felt, Mem. N. York St. Mus. No. 8, Vol. 1, 1905, p. 155—158. — Severin,
Trans. Wisconsin Acad. Arts Scs., Vol. 16, 1908, p. 61—70, PL 5.
"■) Fei.t, 1. c. p. 61-64, Fig. 5, 6.
6) Mac Duuuall, Journ. Board Agric. London, Vol. 14, 1907, p. 98—104, 4 Fig.
'') Jaülonowski, Rovart. Lapok, Vol. 4. 1897, p. 49-52.
8) Baer, Tharandt. forstl. Jahrb., Bd. 61, 1910, S, 95—96.
Siriciden. Lydiden. ßOl
(s. oben) und Xiphydrya, von der X. (prolongata L.) dromedaria F.*)
in Weiden Pappeln, Birken und Ulmen lebt.
Lydiden.
Legebohrer klein ; Larven ohne Bauchfüfse, aber mit Nachschiebern.
Xyela minor Nort. 2). Nordamerika; Larven in den Blüten der
Kiefern; Puppen in der Erde.
Cephus Latr., Halmwespen.
C. pygrmaeus L., Getreide-Halmwespe, Wheat saw-fly borer ^).
Europa, Nordamerika. Flugzeit Mai. Eiablage einzeln in das oberste Halm-
glied von Roggen oder AVeizen, seltener von Gerste. Die deutlich ge-
gliederte Larve schlüpft nach etwa zehn Tagen aus und bohrt sich im
Halme abwärts, den Gang hinter sich mit Bohrmehl füllend. Bis zur ßeife
des Getreides ist sie ganz unten, dicht über der Wurzel, über oder
unter der Erde angekommen. Ist der Halm zu dieser Zeit noch nicht
reif, so scheint sie ihn verlassen und sich in einen anderen Halm ein-
bohren zu können. Im Herbste verspinnt sie sich im untersten Ende
des Frafsganges unter einem Pfropfen aus Nagsei, über dem sie einen
Ring in den Halm genagt hat ; sie verpuppt sich aber erst im nächsten
Frühjahre. Der ausgefressene Halm bleibt kürzer, bleicht vorzeitig,
ebenso die taub bleibende Ähre; er steht noch aufrecht, wenn die
gesunden Halme sich schon neigen ; bei starkem Winde oder Regen
kann er an dem Nagering abbrechen, — Eine eigenartige Beschädigung
beobachtete Frank: an Roggen, der durch lange liegenden Schnee in
der Entwicklung zurückgehalten war, trafen die Wespen bei der Eiab-
lage noch keine hohlen Halmglieder, da die Ähre noch in der Scheide
steckte. Bei der Suche nach solchen durchbohrten sie nun die Ähren-
spindel wiederholt mit ilu-em Legebohrer; die Folge war, dafs die
untere Ährenhälfte sich normal ausbildete, die obere federartig wurde. —
Gegenmittel: Stoppeln auseggen und verbrennen oder tief unterpflügen. —
Parasit : Fachymerus calcitrator Grav. Die parasitierten Larven sterben
gewöhnlich schon höher im Halme ab; die Parasiten bleiben so im
Stroh und gehen darin in der Mehrzahl zugrunde, während die gesunden
Larven, wenn nicht ausdrücklich bekämpft, am Leben bleiben.
Ähnliche Beschädigungen verursachen andere Cephus-Arten an
Wiesengräsem in Europa*), C. (einetus Nort.) oeeidentalis Ril. a.
Marl, in Nordamerika^). — C. pallipes Klg. (Phylloecus phtisicus
F.) ^), Europa, in Rosentrieben.
Janus (Cephus) eompressus F., Birntriebwespe ^) ; Flugzeit
1) Leisewiiz, Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 6, 1897. S. 207—224, 13 Fig.
2) Dyar, Proc. ent. Soc. Washington, Vol. 4, 1898, p. 313.
3) Koppen, Schädl. Ins. Rufslands. S. 302—310. — Comstcjck, Cornell Univ. agr.
Exp. Stat., Bull. 11, 1889, p. 127—142, 1 PI., 3 Fig., 4 tabl. — Frank, Kampfbuch,
Berlin 1897, S. 102—104. — Rehberg, Schrift nat. Ges. Danzig, Bd 10, 1902, Heft 4,
S. 76—78, Fig. 8. — Noel, Naturaliste, Ann. 27, 1905. p. 187— 18S. — Ihssen, Prakt.
Blatt. Pflanzenbau, -schütz, Jahrg. 4, 1906, S. 101—105, 2 Fig. — Wahl, Flugbl. 16,
k. k. Pflanzenschutz-Station AVien, 1907, 7 S., 1 Fig.
") Reuter, E., Act. Soc. Fauna Flora fenn. XIX, 1900, No. 1, p. 88—89, 95—97.
^) Webster and Reeves, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 117, 1910, 6 pp.,
1 Fig.
^) Richter von Binnenthal, Rosenfeinde, S. 198 — 200.
'') Lüstner, Ber. Geisenheim 1901, S. 164—165, Fig. 23. — Hofer, 10.— 12. Ber.
602 Hymenopteren, Havitflügler.
von Mitte Mai an. Eiablage einzeln in vorjährige Triebe der Birn-
bäume, auch des Weiisdorns, namentlich an die Stellen, an denen sie
entspitzt sind. Die Anfang Juni ausschlüpfende Larve bohrt sich
im Markkanal des Triebes abwärts, den Gang hinter sich mit fein-
körnigem, braunen Kot füllend. Der Trieb stirbt ab, trocknet ein und
schwärzt sich. Im Herbst nagt die Larve das Flugloch vor und ver-
spinnt sich im untersten Ende des Ganges ; aber erst Mitte April nächsten
Jahres verpuppt sie sich. Schaden in Frankreich und der Schweiz
nicht unbeträchtlich, besonders da Leittriebe vorzugsweise befallen werden.
Abwehr: Trieb unterhalb Gang abschneiden und verbrennen. — Die
Larve von J. (C.) luteipes Lep. soll nach Konow in Zweigen und
Schöfslingen von Rosen leben ^).
J. (C.) integ-er Nort. Currant Stern girdler -). Nordamerika. Flug-
zeit von Mitte Mai an. Eier einzeln an frischen Trieben von Johannis-
beeren, Weiden und Pappeln. Etwa 2—4 cm darüber ringelt das
Weibchen den Trieb, indem es ihn ringsherum immer wieder mit seinem
Legebohrer ansticht, so dafs er hier umknickt. Die Larve bohrt etwa
10 — 12 cm im Triebe abwärts, überwintert hier im Gespinst und ver-
puppt sich im Frühjahre.
Adirus (Phylloeeus) trimaeulatus Say^), Nordamerika, in
Rubus-Trieben.
Syrista Parreyssi Spin. *), südl. Europa in Rosentrieben.
Paiuphilius inanitus Vill. ■^), Europa, an Rosen; die Larve fertigt sich
eine Rolle aus sich dachziegelartig deckenden Blattstreifen. — ^ P. per-
sieum Mac. G. ^), Nordamerika, an Pfirsichen. Die Larve frifst die
Blätter vom Rande aus ein, rollt den Zipfel der Frafsstelle ein und
verbirgt sich in der Rolle ; wiederholt Kahlfrafs. — Cenidoptera (P.) multi-
sig-nata (-us) Nort. '^), Canada, an Ribes; Raupen in Gespinsten, fressen
die Blätter von der Unterseite her an. Spritzen mit Nieswurz-Abkochung
(gegen Schweinfm'ter Grün sind die Ribesblätter empfindlich).
Neurotoma (Lyda, Pampliilius) flaviventris Retz. (pyri Schrk).
Gesellige Blrnblattwespe^ ). Europa, an Birnen, seltener an Pflaumen,
Weifsdorn oder Mispel. Flugzeit Mai, Juni. Das Weibchen legt etwa
200 Eier in Gruppen von 30 — (iO reihenweise an die Unter- (auch Ober-?)
Seite der Blätter. Nach 7 — 10 Tagen, von Anfang Juni an, die Larven,
die sich ein gemeinsames lockeres, aber festfädiges Nest spinnen, das
bald schmutzig gelblichgrau bis braun und durch Kotballen verunreinigt
wird, in dem sie die eingesponnenen Blätter vom Rande aus abfressen. Sind
sie alle verzehrt, dann wird in der Nachbarschaft ein neues, gröfseres
Nest gebaut ; eine Kolonie kann so nach Theobalü sechs Nester bauen.
Gestört, lassen sie sich an einem Faden herab. Die gelben, speck-
glänzenden Larven sind nach fünf Wochen etwa erwachsen, von Ende
Wädenswil, 1902, S. 110—111. — Jablonowski, Rovart. Lapok, K. 11, 1901, p. 67— 72,
83_94, 1 Fig. _ VAX E(^ssi M, Ent. Bericht. D. 2, 1907, p. 167—169.
^) RicHTKR vuN BixxKNTiiAL, Rosenf emde, S. 197 — 198.
2) Slingerland, Cornell Univ. agr. Exp. Stat , Bull. 126, 1897, p. 41—53, PI. 3-4,
Fig 17, 19.
3) Smith, J. B., New Jersey agr. Exp. Stat., Rep. 1892, p. 464— 466, Fig. 29—31.
*) Richter von Binxemhai., 1. c. S. 198.
5) VON ScHiLLiN(;, Prakt. Ratgeber Obst- u. Gartenbau, 1890, S. 491—492, Fig. —
Richter von Binnenthai,, 1. c. S. 191—196, Fig. 23
6) Walden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 67, 1907, p. 85-87, PI. 1.
^) Fletcher, Rep. 1899, p. 180—181.
8) Tullgren, Upps. prakt. Ent. 20, 1910, p. 51—55, Fig. 1—3.
Lydiden. Cynipiden, Gallwespen. ßQß
Juni bis Anfang August; dann lassen sie sich an Fäden herab und
verspinnen sich einzeln (3 — 12 cm tief in der Erde in Kokons. Hier
ruhen sie bis nächstes, ja selbst übernächstes Frühjahr, um sich erst
14 Tage vor der Flugzeit der Wespen zu verpuppen. Sie werden
von mehreren Schlupfwespen parasitiert. Schaden nur in mehrjährigen
Zwischenräumen gröfser, dann oft Kahlfrafs. Gegenmittel : Ausschneiden
und Abbrennen der Nester, Leimringe; im Herbst die Baumscheibe
mit Atzkalk versetzen. Eintreiben von Hühnern. — P. (L., N.) nemoralis
L. Steinobst-Gespinstwespe ^) , ebenso , aber an Steinobst und etwas
früher, Larve grün.
Lyda F., Nadelholz Gespinst-Blattwespen.
Wie vorher; Gespinste entweder stark mit Kot durchsetzt, oder
dieser in einem Bruchsack-ähnlichen Beutel unten am Neste (Kotsack-
wespen). Larven einzeln oder gesellig, dann aber jede in einer besonderen
Gespinströhre. Puppe ohne Kokon in Erdhöhle. Generation ein-,
oder durch Überliegen zwei- bis dreijährig. Gegenmittel: Schweine-
eintrieb, Bodenumbruch. AnKiefern: L. steilala Christ [pratensis F.^)].
An 40 — 100jährigen Kiefern geringerer Bonität; Flugzeit von Ende
April bis Ende Juni; Larven von Juni bis August, einzeln in lockeren
Gespinsten; fressen von unten nach oben, beifsen Nadeln dicht über
Scheide ab. Generation dreijährig. — L. erythrocephala L. ^) ist
früher als vorige. Flugzeit zweite Hälfte von April, Larven im Mai,an
allen Kiefer- Arten und Arve, aber nur an jüngeren Pflanzen und Büschen,
nur ältere Nadeln fressend, daher von oben nach unten fortschreitend.
Larven gesellig, wenig Kot im Gespinst. Generation wahrscheinlich
einjährig; Schaden gering. — L. (hieroglyphica Christ) eampestris L.
an drei- bis vierjährigen Bäumchen. Flugzeit Juni, Juli; Eier einzeln
an Maitrieben. Larven einzeln an mittlerem Maitrieb, Kot später in
grofsem Sacke unten am Gespinst — . An Fichten: (Cephaleia) L.
(abietis L.) hypotrophiea Htg. *). Flugzeit Mai, Juni; Eier zu 4- 12
an Nadeln vorjähriger Triebe; Nest unterhalb, an Gabel älterer Zweige,
etwa Eigrofs, sehr stark mit Kotballen durchsetzt. Hauptfrafszeit Juni,
Juh; im August gehen die Larven in den Boden. Generation ein- bis
dreijährig. Besonders in älteren Beständen, aber auch in jungen Kul-
turen; trotzdem der Befall bis zu Kahlfrafs steigen kann, ist der Schaden
nicht entsprechend grofs. Gegenmittel: Leimringe, um die sehr flug-
trägen Weibchen vom Erklettern der Bäume abzuhalten. — (C.) L. alpina
Klg. [lariciphila Wachtl] °) in den Alpen und den gebirgigen Gegenden
Süddeutschlands ein schlimmer Feind der Lärchen.
Cynipiden, Gallwespen ^).
Die an dem meist seitlich zusammengedrückten Hinterleibe kennt-
lichen Gallwespen legen gestielte Eier, wobei die Länge des Stieles
') TuLLGRBN, 1. c. p. 55. — Schmidt, Zeitschr. wiss. Ins.-BioL, Bd. 6, 1910, S. 17—27,
86—92, 1 Taf.
2) Eckstein, Zool. Jahrbb , Abt. Syst., Bd. 5, 1890, S. 425— 436, Taf. 35. — Sajö,
Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 7, 1898, S. 237—247, 1 Fig. — Altum, Zeitschr. Forst- u.
Jagdwes., Jahrg. 31, S. 471—478. — Tullgren, 1. c. 13, 1903, p. 84—85.
=>) Sajö, 1. c.
*) Lang, Forstl. nat. Zeitschr., Bd. 2-6, 1893—1897.
^) Wachtl, Wien. ent. Zeitg., Jahr. 17, 1898, S. 93—95.
^) Dali-a Torre u. Kieffer, Cynipidae, Das Tierreich Lfrg. 24, Berlin 1910; hier ist
604 Hymenoptftren, Hautflügler.
der der Legeröhre des Weibchens entspricht. Die fufslosen, glatten,
kahlen, zusammengekrümmt ruhenden Larven, die im Innern von
Pflanzenteilen oder Insektenlarven leben, häuten sich nicht und geben
auch keine feste Auswurfsstolfe von sich; erst nach der Verwandlung
zur Puppe , die immer am Frafsorte ruht , geschieht dies. Biologisch
unterscheidet man drei Gruppen: 1. Parasiten, deren Larven sich
ähnlich denen der Schlupfwespen in denen anderer Insekten entwickeln.
2. Einmieter, die sich in den Gallen anderer Gallwespen oder von
Gallmücken entwickeln , häufig deren Larven durch Nahrungsentzug
zum Absterben bringen und dadurch die Gallen verändern. 3. Gall-
bildner, Cynipinen. Sie legen Eier in lebende Pflanzenteile; unter
der Einwirkung der Larven entstehen nur an noch wachsenden oder
mit Bildungsgewebe versehenen Pflanzenteilen ein- bis mehrkammerige,
gesclilossene Gallen. Die Eiablage kann erfolgen zwischen die un-
versehrt bleibenden Pflanzenteile, nach einer Verwundung, aber nicht
in diese , sondern an eine unversehrt gebliebene Stelle , oder in das
Gallen bildende Gewebe. Die Gallenbildung beginnt da, wo das Ei
die Pflanzensubstanz berührt, aber erst, wenn in ersterem die Larven-
bildung sich vollzogen hat , bzw. die Larve ausgekrochen ist ; sie ist
also nur Folge von Reizen (Ausscheidungen von Speichel oder der
MalpighischenGefäfse), die von der Larve ausgehen (Scolaecocecidien,
Larvengallen). Die Form der Gallen ist charakteristisch für jede
Wespenart und Pflanze, im übrigen aufserordentlich verschieden. Jede
Galle besteht „aus einer oder mehreren Larvenkammern mit dem
Nährgewebe (Öle und Eiweifs) , die von Kinden- oder Steinzellen-
gewebe abgeschlossen werden; nach aufsen trägt sie ein mehr oder
minder dickes , oft mit schützenden Chemikalien (Gerbsäure usw.)
getränktes Schwammgewebe. Die Dauer der Gallen entspricht der
der Larven und beträgt wenige Wochen bis mehrere Jahre. Reife
Gallen fallen häufig ab. — Aufser den Erzeugern können die Gallen
noch vielerlei Einmieter und deren Parasiten aus den verschiedensten
Insektenordnungen einschliefsen ; so sind aus einer Galle von Biorhiza
pallida 75 Insektenarten in 55 000 Stücken gezogen. Hierdurch wird
die Gallen bildende Larve oft abgetötet und die Form der Galle ver-
ändert. — Die Bedeutung der Cynipiden-Gallen für die Wirtspflanze
wird gewöhnlich sehr überschätzt; sie ist im allgemeinen sehr gering,
gröfser nur bei Blüten-, Frucht- und Knospengallen. Büsche können
mit Blattgallen ganz übersät sein, ohne irgendwie merkbaren Nachteil
zu erleiden.
Die Fortpflanzung der Gallwespen erfolgt vielfach parthenoge-
netisch. Bei vielen Arten findet sogar ein regelmäfsiger C^^enerations-
wechsel statt zwischen sexuellen (zweigeschlechtlichen) Formen im
Sommer und agamen (eingeschlechtlichen) Formen im Herbste; die
Gallen der letzteren überwintern. Beide Formen erzeugen verschiedene
Gallen an derselben Pflanze oder verschiedenen Teilen dieser.
Für uns kommen, wie gesagt, nur wenige Arten in Betracht.
Trigonaspis mesraptera Panz. Die agame Generation (Cymps
rewcm Htg.) erzeugt kleine, nierenförmige Gallen an der Unterseite von
auch die ganze Literatur bis dahin gegeben; aus der späteren Literatur ist hervor-
zuheben: Weidel, Beiträge z. Entwicklungsgeschichte u. vergleichenden Anatomie
der Cynipidengallen der Eiche; Flora (2), Bd. 2, 1911, S. 279-334, Taf. 15, 49 Fign. —
S. ferner die Gallen- Wei'ke von Mayr, Eieukl, Dauboux et Houard, Küster, Ross u.
RüBSAAMEN.
Cynipiden, Gallwespen. gQ5
Eichenblättern; sie reifen im Oktober und November, ergeben die
Imagines aber erst im Oktober des nächsten Jahres. Diese erzeugen
erbsengrofse, kugelige, einkammerige rote Knospengallen an einjährigen
Sämlingen , Stockausschlägen , am Stamme älterer Bäume oder den
Wurzeln ; bei Massenauftreten schädlich.
Biorhiza pallida Ol. Die agame, ungeflügelte Form (Cynips aptera
Bosc.) erzeugt Wurzelgallen an Eichen, die im Herbste reifen und von
November an die Imagines ergeben. Diese ( Cynips terminalis F.) stechen
(meist End-) Knospen von Zweigen älterer Eichenbüsche oder -Bäume
an und rufen bis Kartoffel-grofse, knollige, fleischige, vielkammerige
Gallen hervor, die zahlreiche Einmieter, Parasiten usw. beherbergen ; sie
reifen im Juni und ergeben die Wespen im Juli. Bei Massenauftreten
ebenfalls merkbar schädlich.
Besonders viele Knospen-, Blüten- und Wurzelgallen ruft die Gattung
Andricus Htg. hervor, von der aber auch nur drei Arten wichtiger
sind: A. testaeeipes Htg. Sexuelle Generation: knotenförmige An-
schwellungen an Blattstiel oder Mittelrippe von Eichenblättern. Agame
Generation (Cynips Sieholdi Htg.): kegelförmige rote, fleischige, glatte
Gallen an jungen Eichensträuchern , in Rindenrissen älterer Stämme,
meist dicht gehäuft und gereiht, die Rinde durchbrechend. Im No-
vember reif; AVespe im April des dritten Jahres. Namentlich in Pflanz-
schulen öfters verderblich. — A. foeeundatrixHtg. Sexuelle Generation
(Ä. 2)fIosus Adl.) : 2 mm hohe, zugespitzte, weifs behaarte GaUen an den
männlichen Blütenkätzchen von Eichen. Agame Generation: hopfen-
zapfenähnliche Knospengallen („Eichenrosen"); einkammerige Innen-
galle in der verdickten Knospenachse; im September und Oktober reif,
worauf die Innengalle herausfällt; Imago im April des zweiten oder
dritten Jahres. — A. inflator Htg. Sexuelle Generation: keulenförmige
Anschwellungen mit verkürzten Internodien an den Spitzen junger
Eichentriebe, auf denen anfangs noch verkrüppelte Blätter und Knospen
stehen. Reife Mitte Juni; anfangs Juli die agame Generation (Cynips
glohuli Htg.), die erbsengrofse , kugelrunde , grüne Knospengallen her-
vorruft, die im Frühjahr des folgenden, dritten oder vierten Jahres die
Imago entlassen.
Callirhytis grlandium Gir. Sexuelle Generation unbekannt, agame
lebt in den Eicheln von Quercus cerris, suber, ilex usw. in Südeuropa
und England ; mehrere Larven in getrennten, holzigen Kammern ; hat
schon die ganze Eichelernte zerstört M.
Von den Gallen der Gattung Diastrophus Htg. ^) , die keinen
Generationswechsel hat, sind die auf Rubusarten hervorgerufenen
nicht unwichtig. D. rubi Bche. erzeugt spindelförmige, vielkammerige,
oft hakige Zweiganschwellungen mit geschlossener Rinde (im Gegen-
satze zu den Gallen von Lasioptera picta mit gesprengter Rinde); Imago
im Mai und Juni des nächsten Jahres. — D. nebulosus O.-S., Nord-
amerika; dicke, unregelmäfsige , unebene, durch tiefe Längsfurchen in
4 — 5 Teile getrennte, lange, vielkammerige Anschwellungen an Zweigen
von R. villosus und vitis idaea. — D. radieum Bass., Nordamerika,
unregelmäfsige, erbsengrofse, mehrkammerige Gallen an Wurzeln oder
unterirdischen Stengeln von R. villosus.
Aulax (Aylax) papaveris Perr.^) und minor Htg. verursachen
J) Wakburton, Report for 1901, p. 14—15; for 1903, p. 13; je 3 figs.
2) Rudow, 111. Wochenschr. Ent., Bd. 2. 1897, S. 210—212, Fig. 3—6
^) Moi.i.iARD, Rev. gener. Botan. T. 11, 1899, p. 209 -217.
(306 Hymenopteren, Hautflügler.
Gallen an Pap aver - Arten , erstere, indem die Samenkapseln an-
schwellen, markig werden, letztere, indem die Samen selbst anschwellen,
weii'slich bleiben.
Von den zahlreichen Rhodites-Gallen auf Rosen sind nur zwei zu
erwähnen: der bekannte „Schlafapfel," die „Bedeguare" der Rosen,
von Rh. rosae L., und die dicken, dornigen, dickwandigen, halbholzigen
Gallen an Blättern, Kelch und Früchten, von Rh. Mayri Schlechtd.,
wozu Kip:ffer auch die Samengallen von Rh. fruetuum Rübs.
rechnen möchte.
Chalcididen, Zelirwespen.
Die Mehrzahl der über 5000 Arten dieser kleinen, oft metallisch
glänzenden "Wespen , deren Flügelgeäder auf die Randader beschränkt
ist, lebt parasitisch in anderen Insekten; etwa 100 phytophage Arten
sind in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden; es ist walu'schein-
lich, dafs deren Zahl noch gröfser ist.
Die beiden Unterfamilien der Agaoninen und Torymiuen ent-
wickeln sich zum Teil in Feigen, teils als Parasiten in den Samen,
wie die ersteren, teils als deren Einmieter oder Parasiten; da sie aber
als Befruchter der Feigen nützlich sind , brauchen wir sie hier nicht
zu berücksichtigen. Doch liefert letztere eine Reihe Samenbewohner ^j.
Syntomaspis druparum Boh. ^). Europa, Nordamerika (New York).
Flugzeit: April bis Juni. Das AVeibchen sticht junge Äpfel von etwa
IV2 cm Durchmesser an und legt seine Eier einzeln in die Kerne. In
diesen entwickelt sich die Larve, indem sie das Innere vollständig
verzehrt bis auf die unverletzt bleibende Samenhaut. Mitte Juli bis
September wird sie reif, bleibt aber im Kerne; im nächsten Mai _ ver-
puppt sie sich darin. Nach Mokrzecki bleiben die befallenen Äpfel
klein, fallen vorzeitig ab; die Kerne werden bereits in den unreilen
Äpfeln braun. Crosby sah das nicht; aber bei manchen Sorten bleibt
nach ihm die Anstichstelle als kleiner, schwarzer Fleck in einer Ver-
tiefung sichtbar, von dem aus eine dünne Linie erhärteten Gewebes
zum Kerngehäuse geht. In Pennsylvanien in manchen Obstgärten
mindestens ein Drittel der Ernte vernichtet. In Ungarn schädlich
geworden dadurch, dafs von 40 Pfd. Apfelsaat nur ein Teil aufging.
Kleinfrüchtige Sorten bevorzugt; auch in Sorbus-Früchten.
Mehrere Arten der Gattung Megastigmus Dalm. entwickeln sich
in derselben Weise in Samen , so in denen von Rosen M. aculeatus
Swed.^) und pletus Forst."*); von Sorbus : M. brevieaudus Ratz. ; von
Pistacien: M. ballestrerii Rond.^). Wichtiger werden nur die in
Coniferen - Samen lebenden, wie M. pinus Parf. '^) in Kiefern, M.
spermotrophus WachtP) in Douglastanne, M. stpobllobius Ratz.«)
') Eine Zusammenstellung der wichtigsten gibt Cuosby, Cornell Univ. agr.
Exp. Stat. Bull. 265, 19U9, p. 867—388, fig. 67-98, 2 Pls.
2) HoRVATii, Eovart. Lapok, Bd. 3. 1886, p. 126, XVIII. — Mokrzecki, Zeitschr.
wiss. Ins.-BioL, Bd. 2, 1906, S. 390—892, 2 Fig. — Nach Crosby nicht identisch mit
S. pubescens Forst. — Marlatt, Journ. econ. Ent., Vol. 5, 1912, p. 76—77.
•) Wachtl, AVien. ent. Zeitg., Bd. 3, 1884, S. 38-39 {M. collaris Wachtl.).
") Wachtl, I. c. S. 214.
^) DE Siefani-Perez, L'insetto dei frutti del Pistacchio, Palermo 1908, 63 pp.,
18 figg.
«) Parfitt, Zoologist, Vol. 15, 1857, p. 5543.
^) Wachtl, 1. c. Bd. 12, 1898, S. 26—28, 1 Taf. - Mac Dougall, Journ. Board
Agric. London, Vol. 12, 1906, p. 615-621, 4 figs.
«) Carpenter, Report 1909, p. 22, PI. 2 fig. B.
Chalcididen, Zehrwespen. ß07
in Weifstaiine. Mit den Samen der Douglastanne ist die in ihnen
lebende Art schon mehrfach nach Europa gekommen und hat sich
hier in Schottland schon eingebürgert und merkbar geschadet. Als
Gegenmittel dürfte Erhitzung der Samen auf 50 ° C und Verbrennen
der bei der Reinigung ausgeblasenen leichten (befallenen) Samen sich
empfehlen.
Wichtiger ist die Unterfamilie der Eurytominen, von der einige
Arten sogar Gallen bilden, z. T. an wilden, z. T. an Kulturpflanzen^),
Isosoma Walk. 2).
Wohl alle Arten dieser alt- und neuweltlichen Gattung sind phy-
tophag; die Biologie ist aber erst von einigen bekannt. Die euro-
päischen Arten erzeugen meist Gallen an Gräsern, ohne aber prak-
tische Bedeutung zu gewinnen; von den amerikanischen Arten haben
drei eine solche.
I. tritiei Fitch, AVheat Joint- worm^); im Weizenbecken östlich
des Mississippi. Wespe von April bis Anfang Juni. Eiablage in den
obersten Knoten oder in einen unteren, falls er nicht von der Blatt-
scheide bedeckt ist, von Weizen oder Gräsern. Die Larven entwickeln
sich zu 3 — 4, aber auch bis zu 25 in einem Gliede, jede in besonderer
hartwandiger Zelle. Befallstelle häufig durch Knoten, Anschwellungen,
leichte Verfärbung, Furchung, Lockerung usw. kenntlich; hier leicht
Windbruch. Die Ähre bleibt klein und entwickelt wenige und schlechte
Kömer. Verpuppung im Herbst oder Frühjahr. Viele der überwinternden
Puppen werden durch SporotricJucm globuliferitm getötet. Beim Dreschen
fallen die Larvenzellen mit heraus und geraten in das Korn ; doch
scheinen dabei die darin enthaltenen Larven und Puppen gröfstenteils
getötet zu werden. Begegnung: Fruchtwechsel; Stoppeln verbrennen
oder tief unterpflügen. — Ahnlich I. hordei Harr, in Gerste und
Rye-Gras.
I. grande Ril., AVheat straw-worm *), im Weizenbecken westlich
des Mississippi. Generationswechsel. Die erste Generation besteht
fast nur aus kleinen, ungeflügelten, parthenogenetischen Weibchen; sie
erscheint im April und legt ihre Eier einzeln in oder nahe an den
Vegetationspunkt des jungen Winterweizens. Dadurch, dafs die Larve
im obersten Halmteile frifst, unterbleibt die Bildung der Ähre. Im
Mai findet die Verpuppung am Frafsorte statt: nach einigen Tagen
erscheint die zweite, gröfsere, geflügelte, zweigeschlechtliche Generation.
Deren Weibchen legt seine Eier einzeln unter den jüngsten, saftigsten
Knoten, oder in einen älteren, falls er noch nicht von der Blattscheide
bedeckt ist, die übrigens auch dmxhbohrt werden kann. Die Larve
frifst die Knoten aus, ohne eine Galle zu bilden; häufig entwickeln
sich noch mehrere Larven in der Halmwand. Mitte Oktober Verpuppung
am Frafsorte. — Begegnung wie vorher.
I. orehideapum Westw., Orchideen wespe ^). Heimat Brasilien und
^) Die ebenfalls im Samen lebenden behandelt Ckosby, die in Gräsern lebenden
Howard, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Techn. Ser., Bull. 2, 1896, 24 pp., 9 figs.
■-) Wehster, Ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 42, 1903, p. 9—40, fig. 3-13.
3) Werster, ibid., Circ. 66, rev. ed., 1908, 7 pp., 6 figs. — Houser, Ohio Stat.
Bull. 226, 1911, p. 175—211, 19 fig.
*) Webster and Reeves, 1. c Circ. 106. 1909, 15 pp., 13 figs.
s) Westwood, Garden. Chronicle 1869, p. 230; Trans, ent. Soc. London 1882,
608 Hymenopteren, Hautflügler.
Mexiko. Bereits in den 60 er Jahren des vorigen Jahrhunderts nach
England verschleppt, von da später nach Frankreich, überall in Treib-
häusern, besonders an Cattleya- und Laelia-Arten sehr schädlich ge-
worden. Die Wespe legt ihre Eier zu 2 — 7 in iunge Triebe und
Knollen, besonders an die Basen der Augen. Nach (j — 8 Tagen die
Larven, die sich sofort ins Innere und hier allmählich grölser werdende
Gänge und Höhlungen fressen. Die austreibenden Augen, die ganzen
Triebe und Knollen schwellen gewöhnlich stark an. Nach 27 — 30 Tagen
Verpuppung am Frafsorte-, nach 15 — 20 Tagen die Wespen. Es folgen
sich etwa vier Generationen im Jahre. Die angegangenen Knollen
gelangen nicht zur Blüte ; sind alle Triebe einer Pflanze befallen , so
geht diese ein. Gegenmittel : befallene Knollen verbrennen ; Schwefel-
kohlenstoff, Benzin oder Chloroform einspritzen. Ein englischer Züchter
hatte vollen Erfolg, indem er fünf Wochen lang jede Woche zweimal
mit Tabak räucherte, um die ausgeschlüpften Wespen zu töten.
In den Samen amerikanischer Eeben entwickeln sich zwei Arten:
Euoxysoma viiis Saund. M und Decatomidea Cooki Howard 2). Die
von ersterer befallenen Beeren haben nur 1—2 stark vergröfserte
Kerne, reifen vorzeitig oder schrumpfen.
Eurytoma Sehrelneri Mayr^) sticht bei Astrachan die halb-
wüchsigen Pflaumen und Reineklauden an und legt je ein Ei in den
Kern, der von der Larve völlig ausgefressen wird. Gegen Mitte Juli
fallen die Früchte ab, verschrumpfen und verfaulen am Boden. Ver-
puppung erst im nächsten Frühjahre. — E. rhols Crosby*) frifst ebenso
die Samen von Rhus hirta in Nordamerika aus, E. aeaeiae Cam. ^)
die von Akazien in Neu-Seeland.
Bruchophagus lunebris How. , Clover-seed Chalcis^). In Nord-
amerika ein sehr schlimmer Feind der Klee- , minder der Luzerne-
Samenernte , von der er 20 — 80 '^o vernichten kann. Etwa drei
Generationen; jede Larve kann mehrere Samen ausfressen. Über-
winterung als Larve oder Puppe in den Samen. Befallene Kleeköpfe
nicht zu erkennen. Die frei auflaufenden Kleepflanzen sind zu ver-
nichten; frühe Mahd (Anfang Juni) verhindert die dritte Brut an der
Eiablage.
Formiciden, Ameisen ').
Die Verbreitung der Ameisen ist an die der Landpflanzen gebunden ;
wo solche vorkommen, gehören die Ameisen zu den herrschenden
p. 328, PL 13 fig. 1,4. — Soraukh, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 6, 1896, S. 114—116.—
Decaux, Naturaliste, T. 19, 1897, p. 233—237, 1 PI. — Del Gikkciu, Nouv. Giorn.
bot. Ital. (2), T. 4, 1897, p. 192 ff.
1) Ckushy, 1. c. p. 38U-382, fig. 93—95.
2) Howard, 1. c. p. 23—24, fig. 10.
3) Schreiner, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol., Bd. 4, 1908, S. 26—28.
^) CuusuY, 1. c. p. 385-388, PI. 2, fig. 98; Canad. Ent. Vol. 41, 1909, p. 52—55,
PI. ö.
^) Ca.merox, Entomologist, Vol. 43, 1910, p. 114-115.
6) TiTus, Ü. S. Dep. Agric, Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 77—80. — Werster,
ibid., Circ. 69, 1906, p. 7—9. fig. 5-8. — Folsom, Illinois agr. Exp. Stat. Urbana,
Bull 134, 1909. ö r >
■*) Escherich, Die Ameise. Schilderung ihrer Lebensweise, Braunschweig 1906.
— Wheeler, Ants, their structure, development and behaviour, New York 1910. —
Besonders vom forstl. Standpunkte behandelt sie Escherich, Tharandt. forstl. Jahrb ,
Bd. 60, 1909, S. 66—96, 2 Fig.
Formiciden, Ameisen. qqq
Insekten. Ihr Einfluis auf die Pflanzen- und die Tierwelt kann
kaum überschätzt werden. Er ist dabei so mannigfaltig, dafs der
Mensch ihm nur schwer gerecht werden kann. Er ist unmöglich mit
den einfachen Bezeichnungen schädlich oder nützlich abzutun. "Wenn
daher im folgenden in der Hauptsache nur vom Schaden gehandelt
wird, soll damit nicht gesagt sein, dafs diesem nicht oft gröfserer
Nutzen für die Pflanzenwelt gegenübersteht. Nur vom menschlichen
Gesichtspunkte aus sind die Ameisen allerdings im allgemeinen als
schädlich zu betrachten; Mensch und Ameisen sind Mitbewerber um
die Herrschaft, die natürlich nur Einem zufallen darf.
Die Schäden, die von den Ameisen den Pflanzen zugefügt werden,
können in zw^ei Gruppen geteilt werden, in direkte und indirekte.
Direkte Schäden: Die Nahrung der Ameisen besteht aus flüs-
sigen und halbflüssigen Stoffen, die ihnen in der Hauptsache von zer-
fallenden Pflanzen und Tieren geliefert wird. In den Nektarien scheiden
die Pflanzen aber auch solche Stoffe aus, die von den Süfsigkeiten ganz
besonders liebenden Ameisen mit Vorliebe gesucht werden. Wo
ihnen eine Pflanze den Zugang zu den Nektarien versperrt, wie nament-
lich bei vielen Blüten, wird er, wenn irgend möglich, mit Gewalt er-
zwungen, wobei die Blüten mehr oder minder, oft ganz zerstört
werden. Ihre weichen, saftigen, an Eiweifs oder Zucker reichen Teile
selbst werden als Nahrung gern genommen. Ebenso bilden reife süfse
Früchte eine Lieblingsnahrung vieler Ameisen; ferner alle grüne Teile
(Blätter, Triebe) im jüngsten Alter (Keimlinge!). Altere, selbst das
Holz werden verwundet, bis Saft austritt. Knospen werden angebissen
oder ausgefressen, Blüten und Fruchtstiele durchgenagt. Ganz besonders
schlimm ist natürlich die Tätigkeit der Blattschneider-Ameisen, die
von allen möglichen Gewächsen Stücke aus den Blättern ausschneiden
und in ihre Nester tragen, um Pilze auf ihnen zu züchten. Die Ernte -
Ameisen tragen Samen in ihre Nester ein und können dadurch den
Ertrag von Körnerfrüchten oder Samenpflanzen ganz erheblich schmälern,
bzw. ganze Aussaaten vernichten.
Nicht unbeträchtlich sind auch die Schädigungen durch den Nest-
bau. Ist der in der Erde, so wird diese dadurch ausgetrocknet. Die
Wurzeln werden von ihr entblöfst. Oft wird das Nest an Baumstämmen
angelegt oder Gänge werden an solchen empor geführt. Da hierzu
immer Erde genommen wird, leidet die Rinde unter ihr, wird weich,
zerfällt und wird schliefslich von den Ameisen benagt, so dafs grofse,
offene Wunden entstehen, die oft um den ganzen Stamm herumgreifen
und ihn so abtöten. Viele Formen legen ihre Nester sogar in dem Holz
des Stammes an; wenn hierzu auch meist totes, morsches Holz bevor-
zugt wird, so gibt es doch auch Arten , die in ganz gesundem Holze
arbeiten. Andere Arten legen ihre Nester in Baumkronen, zwischen
Blättern an, die zusammengesponnen oder -geklebt werden; die be-
treffenden Blattbüschel sterben natürlich ab.
Indirekte Schädigungen sind am gröfsten bei den zahlreichen
Arten, die ihre Vorliebe für Süfsigkeiten dazu geführt hat, Pflanzen-
läuse, Cikaden, seltener Baupen zu züchten und als Melkkühe zu be-
nutzen. Sie schützen diese vor ihren Feinden , scheinen sogar ihre
Ausbreitung willkürlich zu fördern und regen sie vor allem zu
stärkerem Saugen an, indem sie mit ihren Fühlern deren Hinterleib
so lange beklopfen, bis sie einen Tropfen der begehrten Flüssigkeit
austreten lassen. Handelt es sich um Wurzelläuse, so werden die
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 39
(310 Hymenopteren, Hautflügler.
Wurzeln von Erde entblölst, damit die Ameisen bequemer zu ihren
Melkkühen gelangen ; oberirdische Läuse werden häufig mit Erdgängen
überdeckt, um sie gegen Feinde und die Wirkung der Atmosphärilien
zu schützen. — Infolge ihrer groisen Bissigkeit halten die Ameisen
viele Blütenbefruchter von den von ihnen besuchten Pflanzen ab und
erschweren sehr häufig die Ernte durch den Menschen. — Hierher ist
auch zu rechnen, dals Ameisennester in Bäumen, selbst wenn an sich
unschädlich, Spechte heranziehen, die nun groise Löcher in die Stämme
hacken. Manche Ameisenhaufen, besonders die hohen, erschweren die
Bodenbearbeitung, auf Wiesen und Weiden das Mähen. — Schliefs-
lich sollen Ameisen auch häufig Pilzsporen übertragen und geben ihnen
dann durch die von ihnen erzeugten Wunden besonders günstige
Angriffspunkte.
Ihre Hauptentwicklung erreichen die Ameisen in den Tropen, daher
hier auch ihre Schädlichkeit für den Menschen ungleich ausgesprochener
ist als in den kälteren Zonen.
Die Zahl der Feinde dieser wehrhaften Tiere ist nicht grols. In
den wärmeren Gegenden spielen einige Säugetiere (Ameisenfresser,
Erdferkel usw.) und die verschiedenen Gruppen angehörigen „Ameisen-
vögel" eine in dieser Hinsicht nicht unbeträchtliche Rolle, mit der bei
uns höchstens die der Spechte, besonders des Grünspechtes, verglichen
werden kann. Andere Insekten werden ihnen nur seltener gefährlich;
ihre schlimmsten Feinde sind wiederum Ameisen, da sich fast alle
Arten gegenseitig bekriegen.
Die Bekämpfung der Ameisen ist eine sehr schwierige. Am
wirkungsvollsten ist immer die Zerstörung des Nestes , die um so
schwieriger wird, je gröfser dieses ist und natürlich nur dann Erfolg
haben kann , wenn möglichst alle Ameisen im Bau sind , wie bei
den meisten Arten nachts, bei sehr grofser Hitze oder bei Regen. Bei
kleineren Nestern genügt Eingiefsen von kochendem Wasser oder plötz-
liches Ausheben derselben, um sie sofort in kochendes Wasser zu werfen.
Zur Zerstörung gröiserer Nester ist am gebräuchlichsten Eingiefsen
von Schwefelkohlenstoff und sofortiges Verstopfen aller Öffnungen;
wirksamer ist noch , an dem letzten Loche den Schwefelkohlenstoff
anzuzünden und nachher erst auch dieses zu verschlieisen ; selbstver-
ständlich ist beim Anzünden grofse Vorsicht vonnöten. Am besten
hat sich bei Versuchen in Nordamerika Cyankalium bewährt, 28 gr
in 3^/4 1 Wasser gelöst und in, der Gröfse des Baues entsprechender
Menge in dessen Öffnung gegossen; auch gepulvert in diese oder auf
die Wege der Ameisen gestreut, wirkt es vorzüglich. Ebenso gute
Ergebnisse erzielt man mit den Arsensalzen: ein Teelöffel voll London-
Purpur oder Pariser Grün wird in die Hauptöffnung jedes Nestes ge-
streut ; die Arbeiter schleppen das Gift unabsichtlich mit in den Bau ;
es kommt in das Futter der Königin und der jungen Brut und ver-
giftet diese langsam, aber sicher. Auch durch Syrup, der mit Na As Og
vergiftet ist und in kleinen Schalen in das Nest verteilt wird, kann
man seine Insassen vergiften. Zucker und Borax oder Zucker und
Calomel (10:1) sind wirksame Gifte. Rascher, aber nicht so gründlich,
lassen sich kleinere Nester zerstören, indem man eine starke Lösung
von Eisenvitriol eingleist, Chlorkalk auf das Nest streut und dann kräftig
giefst, oder die Nester mit Ätzkalk gut vermischt. Vertrieben werden
Ameisen durch Naphthalin oder Kampfer, durch die sie auch aus Mistbeeten
fern gehalten werden. Von Beeten, Wiesen usw. soll Kieler Poudrette
Formiciden, Ameisen. glj
sie abhalten. Die verschiedenen Räucherapparate sollen sich nicht
bewährt haben , da die meisten Nester zu viele Ausgänge haben.
Cook und Hörne empfehlen: das Nest öffnen, eine Lösung von 500 g
Chlorkalk in 8V2 1 Wasser eingleisen; wenn die Lösung ordentlich
eingezogen ist, 240 g Schwefelsäure in 8V2 1 Wasser nachgiefsen. —
Einfachere, nur im kleinen verwendbare Mittel sind: die Ameisen mit
nicht völlig abgenagten (Mark-) Knochen, mit Speckschwarten,
Schwämmen, in deren Hohlräume Zucker gestreut ist, zu ködern und
diese dann rasch in kochendes Wasser zu werfen. Vom Erklettern der
Bäume sind sie durch Klebgürtel, Ringe von Baumwolle usw. ab-
zuhalten-, ganz besonders wirksam soll ein mit nach unten gerichteten
Haaren umgebundenes (Kaninchen-)Fell sein.
Trotzdem die Ameisen besser bekannt sind, wie manche andere
Insektengruppen, redet die Mehrzahl der Berichte nur von „Ameisen",
deren nähere Bezeichnung manchmal durch Beiworte wie „grofse" oder
„kleine", „gelbe", „schwarze" usw. versucht wird. Im folgenden sind
nun die wichtigsten Berichte über benannte Arten berücksichtigt.
Dorylus orientalis Westw.M. Orientalische Region. Fressen in
Indien Kohl, Blumenkohl, Artischoken und andere Gemüse dicht unter
der Erde ab.
Holcomyrmex seabrieollis Mayr^). Trägt in Indien Samen von
Gräsern, Reis und Setaria italica ein.
Solenopsis greminata F.^) Hormiga brava, fire ant. Westindien,
Mittelamerika, südliches Nordamerika. Einer der schlimmsten Feinde
der Citrusbäume; ferner an Paradiesäpfeln, Kaffeebäumen, Cinchona,
Pflaumen , Pfirsichen , Eierpflanzen usw. Erdnester an der Basis der
betreffenden Bäume und an deren Stamm , oft um ihn herum in die
Höhe geführt. Unter der deckenden Erde wird die Rinde benagt;
jüngere Bäume werden öfters geringelt. Überall am Stamme, den Ästen,
den Trieben werden Wunden genagt, um den austretenden Saft zu
lecken. Knospen, Blüten, junge Früchte und Blätter, frische Triebe
werden benagti, in reife Früchte Löcher gefressen. An den Citrusbäumen
werden die Schildläuse und Aleurodiden von ihnen gepflegt. — Ander-
seits ist sie der wichtigste Feind des Baumwollkapselkäfers,
Cremastogaster seutellaris Ol.*) nistet in Tunis in der Rinde
der Korkeiche und zwar nicht nur im alten Korke, sondern auch in
dem nach dessen Entfernung entstehenden Jungfernkorke. In Italien
beschädigt sie die Rinde der Olivenbäume. — Cr. Rogrenhoferi Mayr^)
baut in Indien seine Erdnester um die Zweige von Teebüschen, be-
sonders an Gabelungen; einerseits beschützt die Ameise die Blattlaus
Ceylonia theaecoJa, anderseits wird unter den Nestern die Rinde ab-
getötet, so dafs die distalen Zweigteile absterben. — Cr. Dohrni Mayr
ebenso an Tee, Kaffee und Cinchona auf Ceylon.
Die Ameisen der Gattung Aphaenogaster Mayr (besonders des
') Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1907, p. 128, fig. 12.
■^ ibid. p. 129.
3) Cü.^K and HoKNE, Cuba agr. Exp. Stat., Bull. 9, 1908, p. 7—11, PL 4 fig.
11, 12. — Serrk, Bull. Mus. Hist. nat. Paris 1909, p. I08— 192. — Barket, Eev. Agric.
Republ. Dominica, Ann. 6, 1911, p. 255—257. — Tower, Porto Rico Exp. Stat. Bull.
10, 1911.
*) Sei rat, Eev. Cult. colon. 1901, No. 86, p. 197.
5) Watt and Mann, Pests and blights of Tea plant, Calcutta 1903, 2d ed.,
p. 240—241, PI. 13 fig. 1.
(312 Hymenopteren, Hautflügler.
siibg. Messor For.) sind die hauptsächlichsten Ernte ame i s en M der Mittel-
meerländer, die nicht nur abgefallenen Samen auflesen, sondern auch
die reifenden von den Pflanzen herabholen. Sie werden in der neuen
Welt durch die Gattung Pogonomyrmex Mayr^) vertreten (P. bar-
batus molefaciens Buckl. im Süden, P. oeeidenlalis Cress. im
Norden), die aber noch die weitere unangenehme Eigenschaft haben,
einen grofsen , 10 Fufs und mehr im Durchmesser erreichenden Platz
um ihre Nester frei von jedem Pflanzenwuchs zu halten. Allerdings
wird der Schaden zum Teil wenigstens dadurch wieder ausgeglichen, dafs
die Pflanzen um diesen Platz kaum besonders gut gedeihen, offenbar in-
folge der Bodendurchlüftung durch die Ameisen. Die Ernte wird aber
immerhin um 5 — 10°/o herabgemindert. Ihre Haufen erschweren das
Mähen; die sehr empfindlich stechenden Ameisen überfallen aufserdem
noch die Pferde.
Tetramorium eaespitum L., die Rasenameise, lebt nach Jablo-
NOWSKi ^) auf dem Felde von Dünger. Ist dieser verwest, so überfällt sie
junge Pflanzen und benagt die unterirdischen Teile, besonders die Wurzel-
krone, so z. B. vom Tabak. Im Sommer und Herbst nagt sie auch Löcher
in den oberen Teil der Zuckerrüben und frifst deren weiche Teile aus •,
die Rüben verfaulen. Gelegentlich trägt diese Ameise auch Körner ein,
namentlich in Algier. Nach Nordamerika verschleppt, aber auf die Ost-
küste beschränkt*). — T. aeuleatum Mayr baut bei Amani sein Nest
zwischen zusammengesponnenen Blättern der Kaffeebäume; die Blatt-
büschel sterben ab.
Von den Blattsehneidepameisen, parasol-ants, ist die Gattung-
Atta F. •^) die bekannteste. Im südlichen Nordamerika schadet nament-
lich A. fervens Say (texana Buckl.), in Mexiko A. (Oeeodoma)
eephalotes L., in Westindien A. insularis Guer. und in Brasilien
A. sexdens L. Die Ameisen selbst scheinen Körnerfresser zu sein,
die besonders dem Mais gefährlich werden; auch Früchte fressen sie
an. Wichtiger ist aber ihr Schaden durch das Blattschneiden, dem
namentlich eingeführte, bzw. angebaute Pflanzen zum Opfer fallen.
Ganz besonders bedroht sind die Citrus-Arten. Bis zu gewissem Grade
werden Eichen verschont, in Brasilien Kohl- und Salatarten, Leguminosen,
Kartoffeln, Mais, Kürbisse, Bataten und einige Blumen. Kaffee gehört
in Brasilien, Baumwolle in Texas zu den am meisten geschädigten
Pflanzen. Da, wenigstens an Holzgewächsen, die Knospen im all-
gemeinen verschont bleiben, belauben sich die kahlgefressenen Pflanzen
meist wieder. Fast gröfser noch ist der Schaden dmxh das Unter-
wühlen, das natürlich viele Pflanzen vernichtet.
MjTmicaria brunnea Saund. '^) frifst in Ceylon aus den keimenden
Samen von Manihot piauhyensis die Kerne aus. Vaporite, bei der Be-
arbeitung des Bodens diesem beigemischt, verhindert den Schaden.
') Sernandek. Entwurf einer Monographie der europäischen Mvrmekochoren,
K. Svenska Vet. Akad. Handl., Bd. 41, No. 7, 190(5, 410 pp., 11 Taf. '
•-') Moumi.i., Arizona agr. Exp. Stat., Rep. 1910, p. 390 ff. — Hinter, T. S. Dept.
Agric, Bur. Ent., Circ. 14^, 1912. p. 4-7.
3) Tier. Feinde der Zuckerrübe, S. 336—340, Fig. 69.
^) Wheei.er, Journ. econ. Ent., Vol. 1, 1908, p. 337.
^) JiRCiENs, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau, 1896, S. 190—201, 210—212. —
Reh, Illustr. Wochenschr. Ent., Bd. 2, 1897, S. 600-603, 612—614. — Ross, Nat.
Wochenschr. N F., Bd. 8, 1909, S. 822—830, Fign. — Cooke and Hohne, Cuba agr.
Exp. Stat. Bull. 9, 1908, p. 3—7. — Hunteu, 1. c. p. 2-4.
8) Green, Trop. Agric, Vol. 33, N. S., 1909, p. 238.
Formiciden, Ameisen. (313
Tapiiiosoma rnelanocephalum F. ^) nistet in Indien in kleinen
Kammern an der Basis junger Cajanus indicus-Pfianzen, deren Stämme
an der Erdoberfläche ausgehöhlt und durchgebissen werden.
Iridomyrmex humilis Mayr^j, Argentine ant, Heimat Argentinien,
Brasilien; von da nach Nordamerika, Kapland, Em-opa verschleppt, sich
hier überall sehr rasch zu einer der schädlichsten Ameisen entwickelnd,
einmal dadurch, dafs sie in die Wohnungen, Gewächshäuser usw. ein-
dringt , dann durch ihre ausgedehnte Pflege von Schild- , Blattläusen
und Cikaden, die sich infolgedessen imgeheuer vermehren und sehr
grofsen Schaden anrichten •, ferner vertreibt sie nützliche Ameisen (z. B.
Solenopsis geminata , die Feindin des Baumwollkapselkäfers)-, schliels-
lich schadet sie direkt an Pflanzen. So hat sie bei New Orleans die
Blüten von Orangen- und Feigenbäumen vernichtet; Blumen werden
ebenda so von ihr zerfressen, dais sie die Zucht von Schnittblumen
unmöglich macht. An den Stecklingen des Zuckerrohres zerstört sie
die Knospen der unterirdischen Sprosse-, aus den Salatbeeten holt sie
die Samen, bevor sie keimen-, Bedeckung der Aussaat mit Maismehl
beugt hier vor.
Plagiolepis longipes Jerd.^) holt auf Java die ungekeimten Samen
von den Tabaksfeldem.
Oecophylla smaragdina F. baut in der äthiopischen und orien-
talischen Region grofse Baumnester, indem sie durch ein Sekret
der Larven ganze Blätterbüschel zusammenspinnt. Lästiger noch, als
hierdurch schädlich, wird sie an Kulturpflanzen durch ihre heftigen
Bisse, mit der sie die Arbeiter überfällt; am Teestrauche soll sie die
Sporen der Cephaleuros mycoidea übertragen*).
Lasins flavus F. baut oft sehr hohe, in Kulturländereien lästige
Erdnester an sonnigen, lichten Stellen ; man findet sie besonders häufig
in Saatkämpen, und hier sollen sie denn auch öfters recht schädigen,
indem sie die jungen Sämlinge nahe der Erdoberfläche benagen und
die Wurzeln entblöfsen^). Nach Escherich *^) allerdings wären nicht sie
die direkten Schädlinge, sondern die von ihnen gepflegten Wurzel-
läuse. — L. fuligfinosus Latr.^) wurde in Schweden an Obstbäumen
schädlich, L. amerieanus Em. in Nordamerika an verschiedenen
Pflanzen durch Pflege der Wurzelschildläuse.
Formica fusea L.^) frais in Holland Blütenknospen von Birnbäumen
und Blüten von Pflaumenbäumen aus, in der Hauptsache aber erst, nach-
dem sie vom Frost beschädigt waren.
Campouotus lig-niperdus Latr., hereulaneus L.") und, in Süd-
europa, pubeseens F. sind die bekannten grofsen Holzameisen, Car-
1) Maxwell-Lefroy, Indian Ins. Life, p. 229—230.
2) Carpenter, Rep. 1901, p. 155—157. — Tirus, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent.,
Bull. 52, 1905, p. 79—84, fig. 7. — Newell, Journ. ec. Ent., Vol. 1, 1908, p. 21—34;
Vol. 2, 1909, p. 174—192, PL 5—7, fig. 1-4. — Martius, Broteria, Vol. 6, 1907,
p. 101—102. — Lor.NSBUKv, Rep. 1909, >. 90.
3) KoNiNGSBERGER, Med. Dcpt. Landbouw No. 6, 1908, p. 99.
*) Watt and Mann, 1. c. p. 242.
5) Theobald, Report 1906/07, p. 183; 1908/09, p. 81—82.
6) Tharandt. forstl. Jahrb.. Bd. 60, 1909, S. 73—74.
^) Anderson, Ent. Tidskr. Arg. 22, 1901, p. 60—62.
8) Ritz. Bus, Inst. Phytopathol. Wageningen, Versl. 1907, p. 52. — Tijdschr.
Plantenz. 13, 1907, p. 55—56.
9) Pricer, Biol. Bull. Woods Holl, Vol. 14, 1908, p. 177—218, 2 figs. — Felt,
N. Y. St. Mus., Mem. 8, 1905, p. 90, PL 31; Rep. 1910, p. 57—58, PL 19, 20.
614 Hymenopteren, Hautflügler.
penter ants , die ihre bis 10 m hohen Nester derart im Innern von
lebenden Bäumen , in erster Linie von Nadelhölzern , aber auch von
Eichen, Linden und Akazien anlegen, dals sie, namentlich nach der
Baumachse zu, das weiche Sommerholz herausbeilsen und nur die harten
Holzteile stehen lassen. Der Schaden wird noch vergröi'sert durch die
Löcher des ihnen nachstellenden Schwarzspechtes , ist aber immerhin
mehr technisch als physiologisch. — C. brutus For. ^) wurde in Vic-
toria, Kamerun, dadurch schädlich, dafs er die Stiele von Kakaofrüchten
durchnagte.
Vespideii, Wespen.
Von den beiden Gruppen der solitären und sozialen Wespen sind
nur die letzteren von praktischer Wichtigkeit. Die belruchteten Weibchen
überwintern unter Steinen, Moos usw. Im Frühjahre legen sie ihre
Nester in der Erde, in hohlen Baumstämmen, unter Dächern usw. an;
zuerst entstehen nur Arbeiter, die das Nest vergröi'sern helfen. Erst
im Spätsommer werden Geschlechtstiere erzeugt, von denen die Männchen
bald nach der Begattung sterben. Das Material zum Nestbau wird vor-
wiegend morschem Holz entnommen; nur die Hornisse, Yespa erabro
L., schält dazu junge Stämmchen oder dünnere Äste von Eschen, Erlen
und anderen Weichhölzern, aber auch von Eichen und wird hierdurch
forstlich bemerkbar. Die Nahrung der Wespen besteht in erster Linie
aus tierischen Stoffen: Insekten (Blattläusen?), Spinnen, toten Wirbel-
tieren, wodurch sie bis zu gewissem Grade nützlich werden können.
Aber sie sind besonders versessen auf Süfsigkeiten und daher die ge-
fährlichsten Feinde alles reifenden , süfsen Obstes , in das sie tiefe
und grofse Löcher fressen; austretende süfse Pflanzensäfte saugen
sie. Die Wespen können nicht eigentlich fressen-, sie zerkauen nur
die Nahrung, saugen den Saft und werfen die ausgeprefsten Rückstände
fort. — Feinde haben die Wespen wenig; sie kommen auf jeden Fall
praktisch nicht in Betracht. Das beste Gegenmittel ist Zerstören
der Nester durch Ausräuchern mit Schwefel oder Schwefelkohlenstoff,
Verbrennen usw. Sehr schwer ist dies bei den Erdnestern zu erreichen ;
hier dürfte vielleicht zu empfehlen sein (siehe „Praktischer Ratgeber'^
1889, S. 530), heifsen Steinkohlenteer in das Flugloch zu giefsen:
die Insassen gehen sofort zugrunde , die Anfliegenden verkleben sich
ihre Flügel und müssen dann auch eingehen. Leimstangen, mit Kandis-
zucker oder Honig versehen, dürften nur im kleinen anwendbar sein.
Um so mehr Erfolg versprechen dagegen die Fanggläser, die gewöhn-
lich mit Honig oder Sirup versehen werden. Da sich hierin aber auch
viele Bienen fangen, sind solche mit Tröpfelbier oder verdünntem, wenig
angesüfstem Essig, Spiritus oder Apfelwein vorzuziehen.
Eine eigentümliche, wohl zu beachtende Erfahrung wird im „Prakt.
Ratgeber" 1905 S. 417 mitgeteilt, dafs nämlich Bryonia alba und Sicyos
angulata die Wespen mit ihren Blüten so anziehen, dafs sie dadurch
von benachbartem Obste ferngehalten werden.
Von der grofsen Familie der Wespen kommt für die erwähnten
Schäden eigentlich nur die Gattung Yespa L. in Betracht.
») WiNKLKR, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 15, 19U5, S. r29-l;30, 134.
Vespiden, Wespen. Crabroniden, Grabwespen. Apiden, Bienen. 615
(Spliegiden) Crabroniden, Grabwespen.
Die Grabwespen sind im allgemeinen recht nützliche Tiere. Sie
legen für ihre Brut Röhren an, in die sie Insekten als Nahrung für
jene eintragen, und zwar recht oft schädliche (Pflanzenläuse, Raupen,
Heuschrecken, Zikaden usw.). Einige Arten bohren zu diesem Zweck
lebende Pflanzenstengel an, sie mehr oder weniger weit abtötend. Ge-
wöhnlich wird hierbei von einer Schnittfläche aus das Mark heraus-
geholt, seltener wird ein eigenes Eingangsloch gebohrt. Sajö (Zeitschr.
Pflanzenkr. Bd. 5, 1895, S. 279) berichtet, dafs Cemonus unieolor F.
in Ungarn "Weinreben ausgehöhlt hatte, 1^/2*^/0 derselben waren be-
fallen. Nach Gahan (Journ. econ. Ent. Vol. 4, 1911; p. 431) bohrte
Xylocrabro stirpieola Pack, in Amerika in Zweigen von Catalpa
bungei, einen jungen Baum schwer schädigend.
Apiden, Bienen.
Die verschiedenen Gruppen der Bienen verhalten sich so ver-
schieden, dafs es sich nicht lohnt, genauer auf sie einzugehen, zumal
nur wenige und nur in mäfsigem Grade schädlich werden.
Ceratina eyanea Kby. macht Röhren in Pflanzenstengeln wie
Grabwespen, und soll in Ungarn einmal 200 junge Maulbeerbäume
hierdi.u-ch getötet haben (Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 4, 1894, S. 100).
Ähnliche Röhren, niu- mehr in Erde, morschem Holz usw. legen die
Blattschneider- oder TapezierMenen, Megachile Latr. , an; aber sie
kleiden sie aus mit Blattstückchen, die sie von den verschiedensten
Gewächsen ausschneiden. Es gibt deren in allen Erdteilen; auf
Java wird z. B. eine Art namentlich an Tee und Kakao, an denen
es bis zum „Kahlfrafs" kommt, schädlich M. In Deutsch- Südwestafrika
trug eine Art die Blätter junger Maulbeerbäume, Robinien und Euka-
lypten ab 2). In Mitteleuropa wird besonders M. eentuneularis L. ^) ge-
nannt, die ihre Blattstücke mit Vorliebe Rosen und Syringen, aber auch
noch manchen anderen unserer Ziersträucher entnimmt und auch manch-
mal „Kahlfrafs" verursacht.
Die Hiunmeln, Bombus Latr., sind als Bestäuber sehr nützlich;
sie sind aber grofse Freunde von Blütennektar ; und wenn sich Blüten
nicht rasch genug öfPnen, oder wenn, wie bei Röhrenblüten, ihnen der
Zugang zu ihm verschlossen ist, beifsen sie ohne weiteres ein Loch in
die Blütenhülle. Da dieses Loch dann auch von anderen Lisekten, auch
den eigentlichen Bestäubern der betreffenden Blüte, benutzt wird, ver-
hindern so die Hummeln indirekt die Bestäubung; der dadurch verursachte
Ernteausfall kann manchmal, z. B. bei Feldbohnen, recht beträchtlich sem.
Hierüber hat schon Darwin ausführlich gehandelt*). Vielfach werden
auch die Honigbienen für diese Löcher verantwortlich gemacht, vom
zoologischen Standpunkte aus anscheinend unbegründet, da ihre Mund-
teile hierzu nicht kräftig genug zu sein scheinen. Wenn man ander-
seits aber den ungeheuren Umfang, in dem jene Beschädigung auftritt,
1) Doci-ERS VAN Leeuwen, Med. Proefstat. Salatiga (2), No. 10 (1908), p. 169—173,
1 Taf.
2) Jahr.-Ber. Entwick. Deutsch-S.-W.-Afrika 1906/07, S. 95.
3) Sajö, 111. Wochenschr. Ent., Bd. 1, 1896, S. 581—584, 2 Fig. — Schexkling, S.,
ibid. Bd. 4, 1899, S. 148—150. — Richter, Rosenfeinde, S. 217—218, Fig. 26.
*) Kreuz- und Selbstbefruchtung, 2. Aufl. 1899, S. 408—417.
(316 Rli3"Qchoten, Schnabelkerfe.
und zwar gerade an Bienenpflanzen, ferner die grofse Menge der Bienen
und die verhältnismäisig doch recht geringe der Hummeln berücksichtigt,
so möchte man die Streitfrage doch nicht für ganz gelöst halten. So
berichtet Darwin unter anderem, dafs auf weiten Heideflächen nicht
eine unversehrte Blüte zu finden war, und dafs alle diese Löcher inner-
halb 14 Tagen gebissen worden sein mufsten. Ich selbst sah auf grofsen
Pferdebohnenfeldern jede einzelne Blüte durchbohrt i); die Felder
schwärmten von Bienen, während Hummeln nicht von mir bemerkt
wurden.
Dieselbe Streitfrage ist, ob Honigbienen unverletzte Früchte an-
bohren können. Von den Obstzüchtern wird es mit aller Entschieden-
heit bejaht , von den Imkern und Apidologen ebenso verneint ^) ; doch
glaube ich, dafs letztere die Festigkeit einer reifen Obstschale sehr
überschätzen. Mindestens aber saugen Bienen gierig irgendwie ver-
letzte reife, sülse Früchte aus und können dadurch beträchtlich schaden.
Taylor^) beobachtete in Amerika, dafs Honigbienen die Bakterien-
krankheit der Birnblüten, Bacillus amylovorus Burr. (siehe Bd. 2, S. 53
bis 54) übertrugen; Bedecken der Bäume mit Netzen vor der Öff'nung
der Blüten verhinderte den Ausbruch der Krankheit.
Rhynchoten, Sclmabelkerfe.
Entwicklung unvollständig. Mundteile bilden einen als Stütze oder
Führung dienenden Schnabel, in dem Stechborsten so gleiten, dafs zwei
Rohre entstehen, eins zum Saugen, und eins, durch das Speichel in die
Wunde geträufelt wird , der einen Entzündungsreiz ausübt. Dadurch
wird zunächst der Saftzustrom zu der Wunde verstärkt; später ent-
stehen aber Vergiftungen oder Gallen.
Heteropteren, Hemiptereii, Halbflügler, Wanzen'}.
Schnabel entspringt an der Spitze des Kopfes. Vier in der Ruhe
flach aufliegende Flügel ; die vordere Hälfte des ersten Paares ist leder-
artig. Unsere Kenntnisse der Biologie sind noch äufserst mangelhaft.
Als Nahrung dienen andere Insekten oder Pflanzenteile , von letzteren
fast ausschliefslich oberirdische und solche, bei denen die Wanzen leicht
an saftführende Gefäfse gelangen können, wie junge Triebe, Knospen,
saftige , weiche Früchte , noch weiche Samen, Blätter , Blatt- , Blüten-
1) Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. 19, 1901, Beih. 3, S. 164—165.
2) S. die Diskussion darüber im Prakt. Ratgeber Obst- u. Gartenbau 1908.
3) Science N. S., Vol. 15, 1902, p. 990.
*) Europäische schädliche Wanzen behandelt Lamheutie (Act. Soc. Linn.
Bordeaux T. 62, 1907, p. 423—480), indische Maxwem.-Lefroy (Ind. Ins. Life,
p. 666-717, PI. 72—77, fig. 435—492; Mem. Dept. Agric. India, Vol. 1, 1908, p. 231,
fig. 74), javanische Ku.ningsberükr (Med. s' Lands Plantent. 22, 1898, p. 7— 11, und
Meded. Dept. Landbouw Batavia, No. 6, 1908, p. 12 — 19), australische Froggatt
(Austral. Insects, Sydney 19ü7, p. 326—345, PI. 31—32). KuHLCiAxz (Mitt. zool. Mus.
Berlin, Bd. 3, 1905, S. 29—115, Taf. 2—3) stellt die Baumwollwanzen im all-
gemeinen, MoRRiLL (U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 86, 1910) die amerikanischen,
Schouteuen- (Rev. zool. Afric, Vol. 1, 1911, p. 297—318, PI. 15, 16, 10 figs.) die afri-
kanischen zusammen, Watt and Mann (Pests and blights of Tea plant, Calcutta
1903, 2'i ed., p. 247—286, PI. 13, 14, fig. 29-33) die indischen Teewanzen, Schou-
TEDEN (1. c. p. 56—77, PL 1, 2; 8 figs.) die afrikanischen Kakaowanzen.
Pentatomiden, Schildwanzen. 617
und Fruchtstiele. Nur wenige Arten saugen in Rindenritzen. Die
Gewebe um die Stichstellen färben sich sehr häufig gelblich bis dunkel
oder sterben ab, desgleichen dünne Organe, wie Triebe, Stiele. So
werden Wachstums-, Ernährungs- und Fortpflanzungsorgane in gleicher
Weise geschädigt. Da, wo Triebe oder Knospen abgetötet werden,
suchen sich die Pflanzen häufig durch Bildung von Adventivknospen
und -sprossen zu helfen, so dafs Besenbildung die Folge ist. Da aber
diese neuen Triebe ebenfalls abgetötet werden, kommt es meist zur
Erschöpfung und zum Tode der ganzen Pflanze. Mifsbildungen bzw.
Gallen treten selten auf.
Während die Nymphen ziemlich sefshaft sind , laufen und fliegen
die Imagines lebhaft umher und saugen an den verschiedensten Stellen.
Sind sie sehr zahlreich, so macht sich ihre Tätigkeit dann natürlich
besonders bemerkbar.
Die Mehi'zahl der Wanzen besitzt Stinkdrüsen, mit deren Aus-
scheidungen sie namentlich Früchte ungeniefsbar machen können.
Selbstverständlich sind diese auch ein guter Schutz gegen natürliche
Feinde, von denen aber dennoch Parasiten, andere Insekten, besonders
fleischsaugende Wanzen, und auch Vögel eine nicht unwesentliche Rolle
spielen.
Die meisten Wanzen sind ausgeprägte Sonnen- und Wärmetiere.
Abklopfen, -schütteln und -sammeln ist daher möglichst frühmorgens
vorzunehmen. Die Eier sind, wo sie offen und gruppenweise abgelegt
werden, abzusuchen. Spritzmittel sind in der Hauptsache auf die
Nymphen zu beschränken. Besonders haben sich Tabaksextrakt, Seifen-
lösung, Petroleumseifenbrühe und Walölseife bewährt. Manche neuere
Versuche scheinen zu zeigen, dafs gesüfste, also hygroskopische Arsen-
mittel in derselben Weise wirksam sind, wie gegen die Fruchtfliegen
( Trypetiden ).
Nur die Gruppe der
Gymnocerateil, Landwanzen,
kommt für uns in Betracht.
Pentatomiden, Schildwanzen.
In der Hauptsache räuberisch, aber auch einige plantisug. Eier
grofs, perlmutterglänzend, aufrecht zylindrisch mit flachem Deckel, in
Kuchen an Blättern oder Rinde. Junge anfangs gesellig, trennen sich
bald. In den gemäfsigten Zonen im allgemeinen nur eine Generation,
deren Njonphen überwintern, vorwiegend in der Bodendecke. Die Eier
werden häufig von Proctotrypiden parasitiert, die älteren Nymphen
und Imagines von Tachiniden. Die meisten Schildwanzen fliegen gerne
nach Licht.
Auf Java schadet Brachyplatys nigriventpis Westw. an ver-
schiedenen zweit-angebauten Feldfrüchten, besonders aber an Legumi-
nosen, an Blättern und reifenden Samen, und Coptosoma atomaria
Germ, an Kartoffeln und anderen Solanum- Arten ; die Nymphen sitzen
in den Falten der jungen Blätter ; durch das Saugen werden häufig die
jungen Triebe getötet.
Corimelaena pullearia Germ. M hat in Maryland junge Sellerie-
beete schwer geschädigt.
QuAiNTANCE, U. S. Dept. Agr., Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 50.
(318 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
Scutiphora (Peltophora) pedieellata Krby ^j, Cherry-bug, Austra-
lien, an verschiedensten Früchten.
Tectocoris lineola F. var. eyanipes F. ^) Indoaustralisches Ge-
biet mit Ausnahme von Vorderindien und Ceylon; an Malvaceen, be-
sonders Hibiscus und Baumwolle ; an letzterer auf Java schädlich.
Eier in Ringen von 100 — 200 Stück um junge Zweige; die Nymphen
saugen sich zuerst dicht dabei fest und töten so den besetzten Zweig.
Erwachsene an den Blättern.
Poecilocoris Hardwiekii Moore, Indien, im Schatten von Tee-
pflanzen, saugt die unreifen Kirschen aus. — Scutellera perplexa
StoU [nobilis F. ^)1, Indien, an Blättern und Beeren von Weinreben.
Calidea apiealis Schont, [nicht C. rHfojrictaWaX'k.^)] in Ostafrika
an Abassi-BaumwoUe ; an Blättern und Blüten.
Odontotarsus grammieus L. und Eurygaster maurus L. ^) Süd-
Europa; saugen die milchreifen Körner von Getreide und Mais aus.
Podops vermieulata Voll. Java, an Reis ; saugt hauptsächlich an
Stengeln und Blattscheiden, aber auch an Blättern; es entstehen läng-
liche, braune Flecken.
Crocistethus Waltli Fieb. ^) Algier, in Weinbergen schädlich.
Sehirus (Cydnus) bieolor L. Europa. Oft in Gruppen an Wurzeln
von Gemüsepflanzen oder an jungen Trieben von Obstbäumen; an
ersteren Holzasche streuen, letzteren mit Nikotin bespritzen (Lambertie,
1. c. p. 424j.
Brochymena annulata F. '^), Nordamerika, tötet an Obstbäumen
Zweige. B. obseura H.-S. in New-Mexiko an jungen Pfirsich-Früchten.
Dalpada versieolor H.-S.. Java, schädlich an (Liberia-)Kafifee,
Kapok und wahrscheinlich noch anderen Pflanzen ; es entstehen läng-
liche, dunkle Streifen an den Zweigen; später werden sie ganz schwarz,
welken und vertrocknen.
Palomena prasina L. [viridissima Poda^)]. Süd-Frankreich und
Italien, gemein, besonders in Gärten; an Reben. Melonen, Paradies-
äpfeln, Bohnen, Gurken usw. ; hat in Sardinien allein an Winterweizen
1900 die Ernte um 1000 hl vermindert. Gegen die Larven mit Nikotin-
Seifenbrühe spritzen.
Pentatoma lig-ata Say. The Conehuela ^). Südl. Nord- und
Mittel-Amerika. Sehr polyphag, bevorzugt Früchte und Samen; ihren
Hauptschaden tut sie an den Kapseln von Baumwolle. Die Ernte einer
einzigen Pflanzung in Mexiko wurde 1903 um 1200 — 1500 Ballen ver-
mindert. Gegenmittel u. a. : Einige Mesquite-(Prosopis)-Pflanzen im
Frühjahre als Fangpflanzen benutzen ; später aber diese Pflanze und
Luzerne, die ebenfalls eine bevorzugte Nährpflanze ist, nicht in der Nähe
der Baumwollfelder bauen. Drei bis fünf Generationen ; Eierablage an
Blätter; Imagines überwintern.
1) Fkoggatt, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 8, 1897, p. 104, Fig. 4; Vol. 12, 1901,
1594, Fig. 3.
") Aulmann, Fauna deutsch. Kolon., R. 5, Hft. 4, 1912, S. 124—127, Fig. 93.
3) DE NicEviLLE, lud. Mus. Not., Vol. 5, 1900, p. 119—120, PI. 16 Fig. 3.
*) VossELER, Ber. Land- u. Forstwirtsch. D.-O.-Afrika, Bd. 2, S. 504.
S) SsoKOLow, 1901 (russ. Arb.), Ausz.: Zeitschr. wiss. Tns.-Biol. Bd. 4, S. 108.
«) Marchal, Bull. Soc. ent. France 1897. p. 217.
^) Ins. Life Vol. 7, 1895, p. 47, fig. 17; p. 280. — Pettit, Rep. 1898, p. 345, Fig. 4.
8) Leonardi, Bol. Ent. agr. Vol. 8, 1901, p. 118—119.
*•) MoRRiLL, LT. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 64, 1907, p. 1—14, PI. 1, Fig. 1, 2.
Pentatomiden, Schildwanzen. (319
P. Sayi Stkl '). Ebendort an Getreide (besonders Weizen), Luzerne,
Bohnen, Erbsen, seltener an den reifenden Samen von Baumwolle. —
Ebenso P. (Lioderma) Uhleri Stäl, in manchen Jahren überaus
schädlich.
Dolycoris baeearum L. Beerenwanze, Faule Grete -j. Europa;
vielfach als nützlich angesehen, da sie zweifellos viel Ungeziefer ver-
tilgt. Andererseits wird sie alDer nicht nur dadurch lästig, dafs sie
ihren widrigen Geruch den Beeren- und anderen Früchten, auf denen
sie sich mit Vorliebe aufhält, mitteilt, sondern sie wird sehr schädlich,
indem sie an diesen saugt, ihre Entwickelung verhindert oder die reifen
Beeren vernichtet, ganz besonders aber auch dadurch, dafs sie saftige
Triebe von Kräutern, Sträuchern und (Obst-)Bäumen aussaugt. — D.
indieus Stäl; Indien, saugt an Jute, Luzerne, Mais, Andropogon die
reifen Samen aus.
Euschistus servus Say. Brown Cotton bug. Wie die Conchuela-
wanze, nur nicht so zahlreich, polyphag und wichtig. — E. (vario-
larius Pal. Beauv.) punetipes Say^) im südlichen Nordamerika bis
Brasilien an Tabak usw., wenig schadend.
Aelia aeuminata L. und andere Arten. Europa; nicht selten
schädlich an den milchreichen Körnern von Getreide. — Desgl. Ael.
fureula Fieb. ^) in Südrufsland.
Thyaiitha eustator F. , Nordamerika , besonders in den Süd-
staaten, an Getreide, Cowpeas und Baumwolle beträchtlich schädlich.
An letzterer sind die Ideinen Wanzen derart in den Kelchblättern der
Knospen und Kapseln versteckt, dafs sie kaum sichtbar sind und daher
der Beobachtung gewöhnlich entgehen.
Agonoscelis puberula Stäl ^). Im Sudan wiederholt sehr schäd-
lich an den milchreifen Körnern von Durrah. In manchen Provinzen
mehrfach die ganze Ernte vernichtet. Auch gelegentlich an jungen
Datteln. — A. nubila F., Indien; wie Dolycoris indieus.
Eurydenia oleraeea L., ornata L. und festiva L., Kohlwanzen;
Europa; an Blättern von Cruciferen, besonders Kohl, Raps, Levkojen
usw. schädlich, aber auch an Spargel, Kopfsalat. Eiablage an Blatt-
Unterseite. Spritzen mit Petroleum-Seifen-Emulsion oder mit 2—4 **/oigem
Lysol, das nach zehn Minuten mit 4 "/oigem zu wiederholen ist **).
Murgantia histrioniea Hahn. Harlequin eabbag-e oder terrapine
bug-'). Heimat Mexiko und Zentral- Amerika, von da nordwärts bis
Erie-See gewandert, im Norden aber durch kalte A¥inter immer wieder
vernichtet. Der schlimmste Feind des Kohlbaues in den Südstaaten;
stark befallene Pflanzen welken und sterben ab, wie von Feuer ver-
sengt; daher auch „fire bug". Fünf bis sechs Wanzen können eine
junge Kohlpflanze in ein bis zwei Tagen abtöten. Auch an anderen
Kreuzblütlern. Die Wanzen überwintern in hohlen Kohlstrünken, am
1) Chittenden, ibid. Bull. 10. N. S., 1898, p. 94.
2) Reuter, E., Berätt. 1897. — Schöyen, Beretn. 1897, 1898. — Anon., Prakt.
Ratg. Obst- u. Gartenbau 1886, S. 357—358.
8) d'Ütra, Bol. Agric. S. Pauls 1908, 120—121.
*) SSUKOLOW, 1. c. S. 104.
5) King, H. H., 3d ßep. Gordon Mem. Coli, Karthoum 1903, p. 225-226,
PI. 28 fig. 11.
6) Lampa, Berätt. 1898.
^) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 103, 1908, 10 pp., 1 flg. —
Sanderson, Journ. ec. Ent, Vol. 1, 1908, p. 255—257. — Smith, R. J., ibid., Vol. 2,
1909, p. 108-114; Rep. N. Carolina agr. Exp. Stat. 1909, p. 90—99.
(320 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
Boden usw. Sie erwachen sehr zeitig im Frühjahre und legen etwa
achtmal in Zwischenräumen von 4—12 Tagen je 12 Eier in einer
Doppelreihe ab. Nach 4—10 Tagen, je nach Klima, die Nymphen, die
wieder 3 — 9 Wochen leben; so folgen sich im ganzen drei bis sechs
Generationen; die Sommer- Generationen legen weniger Eier ab, als die
überwinterte. Sind im Herbste alle Kreuzblütler geerntet bzw. ver-
nichtet, so gehen die Wanzen an die verschiedensten anderen saftigen
Pflanzen. Gegenmittel: gründliche Reinigung der Felder, tiefes Um-
pflügen im Herbste. Senf oder andere früh treibende Kreuzblütler im
Frühling als Fangpflanzen säen. Abfall-Häufchen zur Überwinterung
auslegen und dann verbrennen. Absuchen. Spritzen mit Petroleum-
Emulsion (10"/oig) oder Walölseife (2 Pfund auf 4 Gall. Wasser).
Strachia erueig-era Hahn; malayischer Archipel, Indien, sehr
schädlich an Cruciferen.
Bagrada hilaris StoU ^) ist in Süd - Afrika ein schlimmer Feind
aller angebauter Cruciferen, besonders von Kohl, B. pieta F. des-
gleichen in Indien.
Nezara hilaris Say, The Green Soldier-bug -). Nordamerika bis
Brasilien, sehr polyphag, von Kräutern bis zu Bäumen, an allen grünen
Teilen. Besonders schädlich an Kapseln von Baumwolle, deren Samen
sie aussaugen, so dafs erstere vertrocknen oder unreif aufspringen ; aufser-
dem wird die Wolle beschädigt. Imagines überwintern.
N. viridulaL. [smaragdulaF., prasina Dali] ^^j. Alte und Neue Welt.
In Frankreich an Maisähren; in Java an Reis und Mais, an Halmen
und Stengeln kleine, längliche Streifen verursachend. In Indien an
Kartoffeln, Rizinus, Hirse und Reis. Auf Mauritius saugt sie die Stengel
und Blütenknospen der Vanille aus. In Nordamerika schädlich an
Kartoffeln, Bataten, Orangen und Baumwolle, überall an den jungen
Trieben, die von der Spitze aus schwarz werden.
Antestia varieg-ata Thunb. var. lineatieollis Stäl. Ostafrika-
nische Kairee"wanze *), 8 mm lang, 5 mm breit, weii's, schwarz und
gelbbraun gezeichnet. Ursprünglich wohl an Mais und Eleusine, geht
an Kaffee über, wenn dessen Pflanzungen einige Jahre alt sind. Die
Wanzen saugen die Kirschen, bzw. unreifen Bohnen aus, besonders um
den Stielansatz herum. Die Kirschen schwärzen sich, schrumpfen und
fallen ab. Namentlich zu Beginn der Ernte der Schaden sehr bedeutend,
bis 75 ^lo Verlust ; in einer Pflanzung 40 000 M. Schaden. Aufserdem
werden Triebe, Blätter und Knospen angestochen. Infolge Abtötens
der endständigen Laubknospen brechen an Stelle der Blüten seitliche
Laubtriebe hervor ; der Blütenansatz unterbleibt ; die Bäume bilden ein
dichtes Gewirr kleiner Triebe und Blätter. In gut beschatteten Pflan-
zungen soll sie fehlen. Eier in Häufchen zu zwölf an Blatt-Unterseite.
Spritzen mit Arsen-Zuckerlösungen hat sich gut bewährt. — A. partita
Walk, (plebeja Voll.)-^), Java, ebenfalls an Kaffee, ferner an Fraxinus,
') LoüNsiuiuv, Agric. Journ. Cape Good Hope Vol. 24, 1904, p. 14, 2 fig.
2) Franklin, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 4, 1884, p. 81—83. — Sanderson,
ibid., Bull. 57, 1906, p. 47—49, fig. 29.
3) BouiJACE, Compt. rend. 6me Congr. Internat. Agric. Paris 1910, p. 816.
*) S. die Bericlite von Zimmermann, Vossei.er und Morstatt in den Veröffent-
lichungen der Station zu Amani.
^) Zimmermann, Teysmannia 1901, p. 442. Meded. s' Lands Plantent. 67, 1904,
p. 1—24, PI. 1 Fig. 1—6, Textfig. 1—1:3. — Eiciiinger, Pflanzer, Jahrg. 8, 1912,
S. 312—316.
Pentatomiden, Schildwanzen. Coreiden, Eandwanzen. 621
Morinda und Lantana. Schaden nur durch Saugen an den Zweigen,
die dann wie Glas brechen. Die Blätter bleiben klein, krümmen sich
wellig, sehen marmoriert aus, es entstehen ständig neue Knospen und
schwächliche Triebe mit kränklichen Blättern. Wiederum besonders da,
wo wenig oder kein Schatten. Entwicklung dauert 48 Tage ; Weibchen
aber erst einen Monat nach letzter Häutung geschlechtsreif; daher drei
Generationen in einem Jahre. — A. erueiata F., Indien, an Kaifee-
beeren, Gartenpflanzen und Obst.
Meilida histrio F., Java; zeitweise in grolser Zahl an Blättern
und Halmen von Heis, der im Wachstum zurückbleibt.
Bathycoelia thalasslna H.-S.^) Kamerun. 16 — 17 mm lang, oliven-
grün mit schwarzer Zeichnung. An Kakaofrüchten, ohne grolse Be-
deutung. Läfst sich bei geringster Störung zu Boden fallen.
Cuspicona Simplex Wlk. , Australien, an vielen Feldfrüchten,
sehr schädlich an Kartoffeln.
Tropicoris rullpes L. -) In England beträchtlich schädlich an
Kirschbäumen.
Rhoeocoris suleiventrls Stal imd Stilida indeeora Stäl , Austra-
lien; Broiizy Orange hiigs. Haufenweise an der Basis der Frucht-
stiele von Orangen, die dann abfallen. Räuchern mit Blausäure.
P.ycaiiiim rubens F. ^) Beim Indragiri an der Ostküste Sumatras
sehr schädlich an Uncaria gambir, tötet die Zweigspitzen ab.
Cyciopelta obseura Lep. et Serv. Java; Swarte Dadapwants;
gemein und sehr schädlich an Dadap. Eier in breiten Bändern um
die jungen Zweige; die jungen Nymphen saugen zuerst unmittelbar
daneben und bringen so die Zweige zum Absterben, wandern dann an
den nächsten Zweig usw.
Megarhyiichus tpuneatus Hope und rostratus F. , auf Java an
den Stengeln von Reis, Mais und jungem Zuckerrohr.
Acanthosonia haemorrhoidalis L. *) in Nonvegen schädlich durch
massenhaftes Auftreten an Blütenstielen von Syringa josikaea, minder
von S. vulgaris und chinensis.
Noch zahlreiche Arten in Indien und Australien mehr oder minder
schädlich ; siehe darüber die Faunen von Maxwell-Lefroy und Froggatt.
Coreiden, Randwanzen.
Vorwiegend plantisug. Düster gefärbt, oft modernden Pflanzen-
teilen ähnelnd. Eier oval, flach oder länglich, in unregelmäfsigen
Reihen oder Kuchen an Nährpflanzen oder in Bodendecke. In den
gemäfsigten Zonen eine Generation. Imagines überwintern.
Mictis longieornis Westw. (fülvicornis Hahn) auf Java an Legu-
minosen, besonders Bohnen schädlich. — M. profana F. ^) in Austra-
lien an jungen Trieben von Akazien, Eucalyptus und Citrus-Bäumen.
Bäume können bis auf das alte Holz abgetötet werden und sehen dann
1) Busse. Tropenpflanzer Beih. 7, 1906, S. 18Ö. — Schoutkden, Zeitschr. wiss.
Ins.-Biol., Bd. 2, 1906, S. 8i!-88, 9 Tig. — Aulmanx, 1. c. p. 80, Fig. 50.
2) Theobald, Journ. Board Agric. London, Vol. 13, 1907 , p. 717. — Rep. 1907,
p. 47.
^) KoNiNGSBERGER, Bull. Dept. Agric. Ind. Neerland. No. '20, 1908, p. 4.
*) ScHoYEx, Beretn. 1897.
«■) French, Destr. Ins. Victoria, Vol. 4, 1909, p. 69—71, PL 70.
622 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
wie verbrannt aus. Eiablage in Bodendecke , an alten Zäunen usw.
Schwache Petroleumemulsion-8pritzungen dienen als gute Abschreckungs-
mittel. Feinde: eine Spinne und eine Asilide.
Aiioplocnemis grossipes F. , auf Java gemein an Leguminosen,
besonders Bohnen , an Blättern und reifenden Früchten. — A. pha-
sianus F. ^) tötet auf Ceylon junge Triebe des Dadapbaumes ab.
Acaiithocerus graleator F. ^), Nordamerika, an Stengeln von Garten-
bohnen, zarten Trioben von Apfelsämlingen (in Baumschule), Pflaumen,
Him- und Brombeeren, auch an Rüben.
Lepto^Iossus oppositus Say, Northern leaf-footed Plant-bug ^).
Nordamerika, in erster Linie an Curcurbitaceen, dann an Obst und
Tomaten, die E'rüchte aussaugend, aber polyphag, u. a. an Stengeln
und milchreif en Körnern von Mais, an Baumwollkapseln usw. Die
Wanzen überwintern •, sie erscheinen erst anfangs Juli und legen dann
ihre Eier in einfachen Reihen an den Rippen der Blätter entlang ab.
Nach acht Tagen kriechen die Nymphen aus, Mitte September ist die
Entwicklung abgeschlossen. Feinde : Tachiniden und die Chinch-Wanze.
Gegenmittel u. a. : Gips mit Petroleum tränken und zwischen die
Pflanzen auslegen. Feldreinigung nach der Ernte. -— L. phyllopus L.
Banded leaf-footed Plant -bug "*). Die südliche Form, besonders an
reifem Obst (Pfirsichen, Pflaumen, Erdbeeren), Tomaten, Baumwoll-
kapseln usw. ; auch an Melonen-Stengeln. Mit ihrer eigentlichen Nähr-
pflanze : Carduus spinosissimus , läfst sie sich ködern. — Beide Arten
sollen mit ihren verbreiterten Fufsgliedern Pilzkrankheiten übertragen.
— L. zonatus Dali, Mexiko-, nach Mokhill an Luzerne, an Knospen
und Kapseln von Baumwolle. — L. membranaeeus F. ^) wurde in den
letzten Jahren plötzlich auf Ceylon schädlich an unreifem Obst, be-
sonders Orangen; ferner an Cyphomandra betacea, Pfirsichen, Pflaumen,
Physalis peruviana, Bohnen und Erbsen; die angestochenen Früchte
fallen vorzeitig ab, die Hülsen schrumpfen und welken.
Aiiasa tristisDeG., Squash bug"^). Nordamerika, an Cucurbitaceen.
Wanzen überwintern in Verstecken nahe dem Boden. Sowie die Nähr-
pflanzen zu treiben beginnen, erscheinen sie an Blättern und Trieben,
später auch an Früchten. Eiablage in unregelmäfsigen Reihen an Blatt-
unterseite. Nach 8 — 14 Tagen die Nymphen, im August die fertigen
Wanzen. Im Süden wahrscheinlich zwei bis drei Generationen, Tags-
über halten sie sich versteckt, saugen nur in der Dämmerung. Feinde :
Kröten , Eidechsen , Chalcidier (Eierparasiten) , Tachiniden , Bacillus
cntomotoxica Duggar. Gegenmittel u. a. : überwinterte Wanzen , Eier-
häufchen und die zuerst gesellig lebenden Nymphen absuchen. Ver-
stecke in der Nähe der befallenen Pflanzen anlegen, die jeden Morgen
abgesucht werden müssen. Reinigung der Felder nach der Ernte. —
Die Gurkenwanze ist auch stark entomophag, selbst kannibalisch. —
A. armig-era Say, Horned Squash bug^j; wie vorige, aber später
(Anfang August) minder zahlreich und schädlich.
1) G-EEEN, Trop. Agric, Vol. 36, 1911, p. 517.
2) CiiiTTENDEN, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 83, N. S., 1902, p. 105—106.
■'') CiiiTTENDEN, 1. c. p. 18 — 25, t'ig. 3—5.
*) CiiiTTENDKN, 1. c. BuU. 19, N. S., 1899, p. 46—48, fig. 10.
") Green, Trop. Agric, Vol. 38, 1912, p. 529-530, fig.
6) Chittendex, 1. c. p. 20-28, fig. 3—5; Circ 39, N. S., 1899, 5 pp., 3 figg.
^) Chittendex, 1. c. Bull. 19, p. 28—34, Fig. 6.
Coreiden, Randwanzen. Lygaeiden, Langwanzen. 623
Syromastes marg-inatus L. ^). In Frankreich an Brom- und Erd-
beeren, in Finland an Apfeltrieben, in Norwegen an Rhabarber, zum
Teil sehr schädlich.
Clavigralla horrens Dohrn, Vorder- und Hinterindien, Ceylon,
an Cajanus indicus und Leguminosen.
Leptocorisa varieornis F., Rice bug. Orientalische Region;
geht von Gras und sonstigem dichten Pflanzenwuchs an Reis, Hirse und
anderes Getreide über. Saugt die blühenden Halme, an Reis auch die
milchreifen Körner aus, so dafs „Weif'sährigkeit" entsteht. In der
guten Jahreszeit fünf Generationen; von März bis Juni Sommerschlaf.
Nur morgens und abends tätig, tagsüber in tiefem Schatten ruhend. —
Feinde: Cicmdela sexpunctata L.; Eierparasit. Abfegen mit Fang-
rahmen. — L. acuta Thunb., „Walang sangif' ^}; auf Java und Ceylon
eine der ernstlichsten Plagen an Reis ; wie vorige. Sie wird von Ein-
geborenen in schwelende Feuer gelockt, in denen Blätter bestimmter
Pflanzenarten verbrannt werden.
Riptortus- Arten , besonders R. linearis F. ^), in Indien an den
Hülsen von Leguminosen.
Serinetha (Leptocorisa) trivittata Say^). Nordamerika. Ganz
besonders an Acer negundo, aber auch an Obstbäumen, an Blättern,
zarten Trieben und selbst Früchten-, im Winter manchmal sogar in
Treibhäusern. Eiablage in Rindenritzen. Gegen Herbst versammeln
sich die Wanzen in ungeheuren Mengen an den Stämmen ihrer Nähr-
pflanzen, besonders des Ahorns. Überwinterung in Hecken, Zäunen,
Gebäuden usw. — S. hexophthalma Thunb., dem Hamburg. Kolonial-
institut von Kaffeelaub aus Ostafrika eingeschickt.
Lygaeiden, Langwanzen.
Kleine Formen. Lebensweise und Eiablage sehr verschieden.
Oncopeltus quadrig-uttatus F. (sordidus Dali), Cotton bug.
Australien. Eier in Ringen bis zu 100 Stück um die Baumwollzweige.
— O. faseiatus Dali, Mexiko, an Luzerne und an Knospen und
Kapseln von Baumwolle.
Nysius ang-ustatus Uhl., False chinch bug, Nordamerika, omnivor,
besonders aber an Kreuzblütlern ; seine Lieblingspflanze ist Portulak.
Auch an jungen Baumwollpflanzen. Oft in grofsen Mengen zusammen.
Warmes trockenes Wetter begünstigt ihn. Zwei bis drei Generationen.
Die Wanzen überwintern am Boden usw. — Ähnlich N. minutus Uhl.
— N. ealifornieus Stäl, an Salat schädlich geworden. — N. minor
Dist., Indien, an Tabak usw. — Viel schlimmer als die genannten Allen
ist der Rutherg-len bug-, N. vinitor Bergr. '''), in Australien, an allen
Arten Obst (Früchte), Gemüse (saftige Stengel und Blätter), an Mais
und Weizen (an den sich bildenden Ähren). Bekämpfung am besten
durch Abschütteln von den Obstbäumen oder Räuchern dieser mit Blau-
säure. — N. seneeionis Schill., Tunis, an Reben ^), neuerdings Zeitungs-
1) ScHöYEN, Beretn. 1896. — Reutter, Berätt. 1898.
2) Grren, Trop. Agric. Vol. 35, 1910, p. 311. — Simon-, Tropenpflanzer Bd. 16,
1912, S. 542.
^) Kershaw and KufKALuv, Trans, ent. Soc. London 1908, p. 59.
*) Howard, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 28, 2d Ser., 1898, 3 pp., 1 fig.
s) French, Destr. Ins. Victoria, Vol. 1, 1891, p. 105—110, PI. 12 (Rhyparochromus
Sj). genannt). — Fruggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales, Vol. 12, 1901 , p. 352 -355, PI. 2.
•*) Marchal, Bull. Soc. ent. France 1897, p. 217.
024 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
meidungen nach in den Weinpflanzungen der Narbonne verheerend auf-
getreten; er soll zu Millionen die jungen amerikanischen Reben über-
fallen und sie in wenigen Tagen vernichten.
Blissus leueopterus Say , der Chineh bug- \) , ist eines der
schädlichsten Lisekten Nordamerikas, wo er von 1850—1909 für
350 Mill. $ Schaden verursacht hat. Er ist besonders in den zentralen
und südlichen zentralen Gegenden heimisch und überfällt alle Arten
Gräser, Getreide und besonders auch Mais. Die reifen Wanzen über-
wintern in Grasbüscheln , hohlen Maisstümpfen und ähnlichen Ver-
stecken. Von Mitte April bis Anfang Juni legen die Weibchen je
150 — 200 Eier an die Wurzeln oder Halmbasis; nach 2 — 3 Wochen er-
scheinen die Nymphen, die im August, September wieder reife Wanzen
ergeben , die ihre Eier an die unentfalteten Blätter von Mais legen.
Hieraus kommen schon nach 10 Tagen die Nymphen; die aus ihnen
hervorgellenden Wanzen überwintern. Während die Wanzen im Herbste
zu den Überwinterungsplätzen und im Frühjahre von diesen zu den
Weideplätzen fliegen, wandern sie im Sommer, wenn sie ein Feld ver-
nichtet haben, zu Fufs nach dem benachbarten. Man kann daher un-
befallene Felder bei trockenem Wetter durch Gräben, deren Grund mit
Staub bedeckt ist, oder durch schmale Teerstreifen schützen. Andere
Gegenmittel sind u. a. : Reinigung der Felder, Abbrennen alles dürren
Grases im Herbst und Winter. Eine Pilzkrankheit (Sporoiriclmm
glohulifermn) tut um so bessere Wirkung, je feuchter die Witterung ist.
Colobathristes saeeharieida Karsch^), auf Java an Zuckerrohr, an
Blättern und Trieben; junge Pflanzen leiden sehr, ältere überwinden
den Schaden.
Oxycareiius iiyalinipennis Costa ^). Mittelmeergebiet, ganz Afrika;
an Baumwolle und anderen Malvaceen. Über den Schaden wider-
sprechen sich die verschiedenen Beobachter. Angegeben wird, dais die
Wanzen die Blüten und unreifen Kapseln aussaugen sollen; in letztere
sollen sie durch von anderen Insekten verursachte Wunden eindringen,
den Saft der Wolle und unreifen Samen saugen ; in oÖenen Kapsehi
verbergen sie sich gerne und können mit ihnen in die Maschinen
kommen, beim Ginnen zerquetscht werden und so die Wolle färben.
Kapseln vorm Ginnen einige Stunden in der Sonne trocknen, worauf
sie von den Wanzen verlassen werden. Ähnlich O. exitiosus Dist.
in Uganda, Nairobi, Kapkolonie, O. grossypinus Dist. und Dudg-eoni
Dist. in Uganda, O. laetus Kby*), in Indien. Eiablage in Wolle,
nahe den Samen, an denen die Nymphen saugen. — O. lavaterae
F. ■^) in Tunis an jungen Pfirsichen; ferner an Reben in Tlemcen (Algier).
1) HovvAiu>, LT. S. Dept. Agric, Div. Ent. . Bull. 17, 1888, 48 pp., 10 figs. —
Wf.bstek. ibid., Bull. 1.5. N. S., Ib98, 82 pp., 19 figs,; Bull. 69, 1908, 95 pp., 18 figs.;
Circ. 113, 1910, 27 pp., 8 figs. — Kelly and Pakks, Bull. 95, Pt. 3, 1911, p. 23-52,
2 _Pls., 5 fig. — Bn.Li.NGs and Glenn, Bull. 107, 1911, 58 pp., 5 Pls.,4 figs. (Sporo-
triclium globuliferum).
2) VAN Deventer, Dierl. Vijand. Suikerriet, Amsterdam 1906, p. 166 — 167.
3) ScHiYLEK, Ins. Life Vol. 3, 1890, p. 68. — Mauchal, P., C. r. 25 e Congr. Assoc.
fran9. Av. Sc, Carthage 1896, p. 493. — Bi>se, Beih. 7 Tropenpflanzer 1906, p. 211.—
VossELEK, Ber. Land- u. Forstwirtsch. D.-O.-Afrika, Bd. 2, 1906, S. 504. — Stihl-
mann, Pflanzer. Bd. 3, 1907, S. 217. — Zimmermann. Baumwolle, Berlin 1910, S. 121—123,
Fig. 24. — MoRSTATT, Pflanzer, Bd. 7, 1911, S. 65. — Ai lmann. I.e. p. 122—124, Fig. 91.
••) Maxwell-Lefroy, Occas. Bull. Dept. Agric. India, 2, 1909, p. 9— 10. — Green,
Trop. Agr., Vol. 33, 1909, p. 34, 319.
5) Marchal, Bull. Sog. ent. France 1897, p. 217. — Noel, Bull. Labor, reg. Ent.
1908, ler Trim., p. 12.
Pyrrhocoriden, Feuerwanzen. (325
' Myodocha serripes Ol. ^), Nordamerika, schädlich an Früchten von
Erdbeeren in allen Reifestadien.
Aphaims-Arten sammeln in Indien beim Dreschen die trockenen
"Weizenkörner in solchen Massen auf und tragen sie in Verstecke, dafs
sie jeden Morgen wieder gesammelt werden müssen.
Pyrrhocoriden, Feuer wanzen.
Grofse, oft lebhaft gefärbte Formen, zum Teil mit verkümmerten
Flügeln. Plantisug. Biologie meist unbekannt.
Dindymus versieolor H.-S. Harlequin fruit bug. 2) Australien;
beschädigt reifes Obst. Eiablage Ende Sommers in Rindenritzen, unter
Bodengeuiste, Steinen, in morsches Holz usw.
Dysdercus Am. et Serv., Rotwanzen '^).
Tropen und zum Teil Subti^open. Einige Arten spielen als „red
stainers" eine wichtige Rolle bei der Baumwollkultur. Sie verhindern
die Entwicklung von Blütenknospen und unreifen Kapseln und bringen
sie zum Abfallen; in sich öffnende Kapseln dringen sie ein, um das Öl
der Samen zu saugen. Besonders wichtig ist aber die auf sie zurück-
zuführende Gelb- und Rotfärbmig der Wolle, die deren Wert um 50**/o
verringern kann. Nach Vosseler, Morrill und Guppy rührt sie in der
Hauptsache vom Saugen an den unreifen Kapseln her; aus den Stich-
wunden, besonders denen der Samen, treten färbende Zellsäfte, nament-
lich Öl in die Wolle. Viel weniger von Bedeutung ist die Beschmutzung
der AVolle durch die in den otienen Kapseln saugenden Wanzen oder
durch deren Zerquetschen in den Ginnen, wiewohl man seither glaubte,
hierauf den meisten Wert legen zu müssen.
Andere Nährpflanzen sind sonstige Malvaceen mit öligen Samen;
gelegentlich werden auch Früchte anderer Pflanzen angegangen.
Die fast das ganze Jahr über vorhandenen AVanzen legen je etwa
100 Eier einzeln oder in lockeren Haufen an oder ganz flach in die
Erde, seltener an Pflanzen. Ganze Entwicklung 42—93 Tage. Nymphen
leuchtend rot; Imagines gelb oder gelbbraun.
Feinde in erster Linie Vögel; Öriolus melanocephalus ernährt sich
in Indien von Januar bis Juni zu 50 — 70**/o von Dysdercus-Arten.
Ferner Pentatomiden und Pyrrhocoriden.
Bekämpfung: Die sehr geselligen Wanzen lassen sich namentlich
Anfangs des Jahres in Massen abklopfen. Ködern mit süfsen Früchten
oder Säften. Vosseler empfiehlt für Ostafrika, halbierte, noch nicht
ganz reife Früchte des Aflenbrotfruchtbaumes als Köder auszulegen.
Hibiscus, zwischen die Baumwolle gesät, reift früher und kann daher
als Fangpflanze für die überwinterten Wanzen dienen. Als Über-
winterungsverstecke werden besonders Haufen alter Baumwollsaat be-
vorzugt, die dann rechtzeitig vernichtet werden müssen. Z). sntureUus
kann mit Urena lobata geködert werden.
In der Verbreitung sind die meisten Arten mehr oder weniger be-
') Johnson, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 20, N. S., 1899, p. 63; Bull. 22,
N. S., 1900, p. 108.
2) Fkench, Destr. Ins. Victoria, Vol. 1, 1891, p. 89—91, PI. 9.
3) Ballou, West Ind. Bull. Vol. 7, 1906, p. 64—85, 1 map. — Zimmermann, 1. c.
p. 116—121, fig. 19. — S. auch S. 616 Anm. 4.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 40
626 Eh^-nchoten, Schnabelkerfe.
schränkt; Verschleppung scheint also, wenn überhaupt, nur in be-
schränktem Mafse vorzukommen. Die wichtigsten Arten sind :
D. superstitiosus F., faseiatus Sig-n. und nigrofaseiatus
Stäl, Afrika^) (auch in Früchten vom Kapokbaum), • D. eardinalis
Gerst., Ostafrika,
D. eing"ulatus F. Orientalische und australische Region (auf
Java auch an Bohnen und Bataten).
D. sidae Montr. Neu-Guinea, Australien (auch an Mais).
D. suturellus H.-S. -) südl. Nordamerika (Florida, Georgia, Ala-
bama, S.- Carolina; auch an Orangen, Eierpflanzen usw.), Westindien,
(Süd- Amerika?). — D. rufleollis L. Mexiko, Brasilien, Peru. —
D. Andreae L.^), Delauneyi Leth. und Howard! Ballon^), West-
indien.
Tiiigiden.
Kleine Formen mit blattförmig verbreiterter, netzförmig gegitterter
Oberfläche; sitzen gewöhnlich gesellig an Blattunterseite; plantisug.
Eiablage, soweit bekannt, in Pflanzengewebe oder Rindenritzen.
Piesma (Zosmenus) capitata (-us) Wolff-^). Etwa seit 1903 in
Schlesien, später auch in anderen Gebieten Ostdeutschlands an Runkel-
und Zuckerrüben. Die überwinterten AVanzen befallen bereits im Mai
die jungen Pflanzen und saugen an der Unterseite von Blättern und
Blattstielen. Hier auch die Eier, aus denen Anfangs Juni die Nymphen
auskriechen. Die Saugstellen werden weilsfleckig, die Blätter kräuseln
und krümmen sich, ähnlich wie bei Befall durch Blattläuse, nur viel
stärker, und sterben meist ab, so dafs zuletzt nur ein Schopf ver-
krümmter und verkümmerter junger Blätter übrig bleibt ; der Rübenkopf
wird kegelig; an den Wurzeln Zopfbildung. Insektenpulver, rein oder
mit Schwefelblüte (2:1) gemischt, tötet die überwinterten alten
Wanzen, 2^/oige Seifenbrühe die Jungen. Beseitigung der wilden
Chenopodien als der ursprünglichen Nährpflanzen.
Corythuca areuata Say*^), in den östlichen Vereinigten Staaten
gemein an Weifsdorn, aber auch an Apfel und Quitte; in Californien
befällt sie die als Weihnachtspflanze dienende Heteromeles arbutifolia.
Sie saugt an der Blattunterseite, die sich bräunt wie von der Sonne
verbrannt, wozu die eintrocknenden Exkremente und die Exuvien bei-
tragen. — C. marmorata Uhl. in den Vereinigten Staaten an Blatt-
unterseite von Chrysanthemum.
^) VossELER, Mitt. biol. landw. Inst. Amani 1904, Nr. 18 — Pflanzer, Jahrg. 1,
1905, S. 216—219, Jahrg. 2, 1906, S. 358-359; Ber. Land- u. Forstwirtsch. D.-O.-
Afrika, Bd. 2, 1905/06, S. 243—244, 410—411, 523—524. — Busse, Beih. 7 Tropenpflanz.,
1906, S. 208—211. — LouNSKURY, Journ. Dept. Agric. Cape Good Hope, Vol. 35, 1909,
p. 618 — 616. — MoRSTATT, Pflanzer, Jahrg. 7, 1911, S. 65. — Aulmann, Fauna deutsch.
Kolon. R. 5, Hft. 4, S. 106—120, 122, Fig. 72-86.
2) Rii.Ev and H.iwari., Ins. Life, Vol. 1, 1889, p. 234—241, fig. 50—52. — Heil-
beck, Tropenpflanzer, Bd. 7, 1903, S. 161—162. — Hunter, U. S. Dept. Agric, Bur.
Ent., Circ. 149, 1911, 5 pp., 2 figs.
=') DE Bakkil, ibid. Bull. 38, 1902, p. 106—107.
*} Gui'PY, Circ. 6, Board Agric. Trinidad Tobago, 1911; Agric. News Vol. 10,
1911, p. 394, fig. 15.
^) Grosser, Zeitschr. Landwirtschaftskammer Prov. Schlesien, Jahrg. 14, 1910,
S. 914 — 916, 1 Fig. — Rurig u. Schwartz, Mitt. K. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch.,
Hft. 11, 1911, S. 26; Hft. 12, 1912, S. 28.
«) CoMsrucK, Rep. Commiss. Agric. 1879. p. 221— 222, PL 4 fig. 2, 3. — Pemberton,
Journ. ec. Ent. Vol. 4, 1911, p. 339—346, PI. 12—14.
Tingiden. Aradiden. Capsiden, Blindwanzen. (327
Froggattia olivina Horv. Olive bug. Australien, an Olivenblättern,
die abfallen; häufig werden ganze Bäume entblättert.
Tingis pyri F. ^). Birnblatt-M/'anze. Südeuropa, auch Österreich,
Süddeutschland ; an Birnen-, Aprikosen, Pfirsichen-, Pflaumen-, in Ungarn
selbst auf Walnufsbäumen. Wanzen von Juli bis September. Eier in
Rindenritzen. Erwachsene saugen an Unterseite der Blätter und an
grünen Trieben; an den Saugstellen entstehen kleine Gallen. Da
diese Wanzen gewöhnlich in Massen auftreten, vertrocknen die Blätter
und sterben ab ; oft werden ganze Bäume dadurch vorzeitig kahl.
Besonders leiden warmstehende Spalierbäume. Gegenmittel: Räuchern
der Bäimae, Spritzen mit Kontaktgiften; im Winter Kalkanstrich.
Stephanitis rhodod endri Horv. ^ ) In Holland und England schädlich
an Blättern von Rhododendren, offenbar aus Indien eingeschleppt.
Eier im September- Oktober an Blätter gelegt.
Diplogomphus (Elasmog-natlius) Green! Kby. saugt auf Ceylon
an den Blättern von Piper nigrum; D. eapusi Horv. desgleichen in
Cochinchina^).
Aradiden.
Klein, flach, düster gefärbt. Unter Rinde, Steinen, abgefallenem
Laube.
Aradus einnamomeus Panz. Kiefern-Rindenwanze*). Europa,
Nordamerika. Saugt unter der Rinde jüngerer, namentlich minder-
wertiger Kiefern, an Ästen und Nadeln; die Rinde springt in Längs-
rissen auf, die Endtriebe bleiben verkürzt, die Nadeln vergilben;
schliefslich können die Bäume eingehen. Imagines überwintern unter
Borke von Kiefern vind anderen Bäumen. — Auch andere A.-Arten an
Kiefern, aber weniger häufig.
Capsiden, Blindwanzen.
EQeine, düster gefärbte oder gröfsere, grüne oder bunte Formen.
Besonders an Gras und niederen Pflanzen; Nalu-ung wechselnd. Weibchen
mit Legebohrer, Eier einzeln in Pflanzengewebe eingesenkt, zum Teil
mit langen, haarartigen Fortsätzen, die aus der Wunde herausragen.
Hier die schädlichsten Arten:
Phytocoris militaris Westw. Orchideen- Wanze ^). Wohl identisch
mit Tenthecoris hicolor Scott (s. S. 632—633).
Calocoris fulvomaeulatus De G. ^). Als Hopfenwanze , zugleich
mit einigen anderen Arten, in Böhmen und England wiederholt schädlich
J) Sajo, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. 4, 1894, S. 216—217. — Noel, Naturaliste,
T. 27, 1905, p. 105.
-) RiTZEMA Bos, Tijdschr. Plantenz. 11, 1905, p. 44—45 (als Tingis spp. be-
zeichnet). — HoRVATH, Ann. Mus. Nation. Hungar. Vol. 3, 1905, p. 567. — Distant,
Zoologist (4) Vol. 14, 1910, p. 395—396, fig.
3) HoRVATH, Bull. Sog. ent. France 1906, p. 295—297, Fig.
*) Sajo, 1. c. Bd. 5, 1895, S. 133. — Eckstein, Zeitschr. Forst-, Jagdw. Jahrg. 37,
1905, S. 567-576, 3 Fign.
^) Journ. Board Agric. London, Vol. 12, 1897, p. 839. — Staes, Tijdschr.
Plantenz. 4, 189s, p. 61^64, fig.
6) Theodai.u, Ent. monthl. Mag., (2) Vol. 7 (32), 1896, p. 60—62; Journ. Board
Agric. London, Vol. 16, 1909, p. 568—570. — Palm, Jahresber. k. böhm. landw.
Landesmittelschule, Kaaden 1900/1901, S. 1—13, 1 Taf. — Remisch, Soc. ent., Jahrg. 16,
1902, S. 153—155 (als Blnjparochromus vulgaris Schill, bezeichnet); Zeitschr. wiss.
Ins.-Biol., Bd. 4, 1908, S. 365.
40*
G28 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
geworden. An den jüngsten und zartesten Trieben und Blütenansätzen ;
beeinträchtigt die Doldenbildung und erzeugt ein starkes Wachstum
von Seitentrieben. Aus den Wunden Saftflul's. Ende Mai erscheinen
die ersten Nymphen, Ende Juni sind sie alle erwachsen. Überwinterung
als Imagines (oder Eier? reh). Stangen im Winter einige Wochen in
Wasser legen oder brennen; noch besser, sie durch Drahtanlagen ersetzen.
C. norvegieus Gmel. (bipunetatus F.) '). In Norwegen und Irland
an Kartoffeln schädlich geworden , deren Kraut abstarb ; bei Hamburg
an Georginenblättern. Nach Taschenberg (Praktische Insektenkunde)
bohren sie an Kreuzblütlern, besonders Kohl und Levkojen durch die
Kelchblätter den Griffel an, so dafs Fruchtbildung unterbleibt-, in Holland
vernichteten sie Phaseolus-Blüten. Nach Kirchner m Württemberg an
Hopfen schädlich, in derselben Weise wie die vorige ; die ausgesaugten
Stellen werden braun ; an einmal angegriffenen Stöcken werden gewöhnlich
alle Blütenstände zum Absterben gebracht. Schaden in einzelnen Ge-
meinden bis 60 000 Mk. , in einem ganzen Oberamte 170000 Mk. Eier
an alten Zweigen und an Stangen, überwintern. Auch in Nord-
amerika. — C. bielavatus H.-S.^) bei Zürich an jungen Birnen von
Haselnufsgröfse , die verkrüppelt und steinig wurden. — C. trivialis
Costa ^) durchbohrt in Italien die Knospen des Ölbaumes , um die
Zuckerstoffe der Antheren zu saugen. — C. ang-uslatus Leth., Indien,
an Ähren von Andropogon und Pennisetum.
C. rapid US Say. Cotton leaf-bug^). In allen Baumwolle bauenden
Staaten Nordamerikas , an Blättern , jungen Trieben , Knospen und
Kapseln. Saugstelle schwärzt sich und sinkt ein. Kapseln schrumpfen
ein und fallen zum Teil ab. Auch an Weizenähren beobachtet.
Mehrere Generationen im Jahre.
Leptoterna nicotianae Kon. Java, an Tabak, besonders an den
jüngsten Blättern; verursacht zahlreiche kleine Flecke und Löcher.
Lygus Hhn.
Sehr charakteristisch und — nach meinen Erfahrungen — mit
keinen anderen Insektenbeschädigungen zu verwechseln, sind die Saug-
stellen der Lygus-Arten und wohl auch anderer Capsiden an Blättern :
unregelmäfsige , anfangs kleine , später aber zu gröfseren zusammen-
fliefsende Löcher mit nach oben autgebogenem Rande. Das Zusammen-
iiiefsen kann so weit gehen , dafs , zugleich mit dem Absterben und
Ausfallen der von Löchern eingeschlossenen Blattfläche , von dieser
schliefslich kaum noch etwas übrigbleibt. Immer aber bleibt, durch
die Unregelmäfsigkeit der Konturen, die verschiedene Gröfse der Löcher
und hier und da sichtbar aufgebogene Ränder, die Lygus-Beschädigung
unverkennbar (Fig. 296).
L. pabulinus L.^). Europa, China, nördliches Nordamerika. An
1) RnzKMA B..S, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd. -5, 1895, S. 348. — Schüyen, Beretn.
1895, 1909. — Cari'kntkh, Rep. 1896, p. 89—90, fig. 16. - Reh, Jahrb. Hamburg.
wiss. Anst. 19, 1902, S. 182. — Kirchner, Württemb. Wochenbl. Landwirtsch. 1908,
No. 37.
2) Hufer, Zürcher Bauer, Jahrg. 38, 1907, No. 30, p. 358.
3) Petri, Rend. Accad. Lincei Roma T. 19, 2« Sem., 1910, p. 671.
") Sanderson, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 57, 1906, p. 44—46, fig. 26, 27.
"*) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1896, 8. 246—247, Fig. 26. —
Reh, 1. c. — Hofer, 1. c. — Ritze.ma Bos, Tijdschr. Plantenz. 13, 1907, p. 63-64. —
Tüllgren, Upps. prakt. Ent. 21, 1911, p. 48—51, fig. 3, 4. — Carpenter, Rep. 1911,
p. 64—66, fig. 8.
Capsiden, Blindwanzen.
629
Kartoffeln, Lupinen, Georginen, Fuchsien, Lantanen, Hortensien, Viburnum
tinus, Rosen ; saugt besonders an den jüngsten Blättern und Trieben, die
im Wachstum zurückbleiben oder selbst absterben ; an Fuchsien fielen
die Knospen zu Dutzenden ab. Auch an jungen Birnfrüchten mit
Calocoris hidacatus H.-S. zusammen.
L. pratensis L. und var. eampestris Fall*). Grüne "Wiesen-
wanze, Tarnished plant bug-, Paläarktische , nearktische und neo-
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Fig. 296. Kirschblätter mit Saugstellen von Lygus-Wanzen.
tropische Region, in Colorado bis zu 10000 Fuls Höhe. Innerhalb
der Phanerogamen fast omnivor, auch an allen weichen, saftigen,
oberirdischen Teilen. Von den beschädigten Kulturpflanzen seien
nur erwähnt: Luzerne, Rüben, Kartoffeln, Hopfen, Tabak, Kohl,
Gurken, Sellerie, Mais, Weizen, Obstbäume, Erdbeeren, Blumen. Sie
saugen an Blättern, Blüten und Blattstielen, frischen Trieben, Knospen
und jungen Früchten; die Saugstellen schwärzen sich meist; die be-
fallenen Teile kümmern, bleiben im Wachstum zurück, sterben ab.
1) Theobalu, Rep. 1904/05, p. 63—66, fig. 26—27. — Taylor, Journ. econ. Ent..
Vol. 1, 1908, p. 370—375, PI. 10, 11. — Chitteni.en and Marsh, ibid. Vol. 3, 1910,
p. 477—479. — CoLi.iNGE, Journ. econ. Biol. Vol. 7, 1912, p. 64—65.- Back & Price,
Journ. ec. Ent., Vol. 5, 1912, p. 329—334. — S. ferner die Berichte von Schüyen.
530 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
ebenso natürlich an Achsenteilen alles Distale. Die angesaugten Früchte
werden krüppelig, hart; an Erdbeeren ist die Erscheinung in manchen
Teilen Amerikas so häufig, dal's die Pflanzer sie als „buttoning"
kennen. Die Zerstörung der Endknospen an Pfirsichen ruft dort die
stop -back -Krankheit hervor. Biologie noch wenig bekannt; in der
Hauptsache scheinen die Imagines zu überwintern, vielleicht auch Eier ;
fast den ganzen Sommer über trifft man die verschiedenen Stadien an ;
also wohl mehrere unregelmäfsige Generationen. Die Eiablage erfolgt
nach Taylor, Chittenden und Collinge in Pflanzenteile, in Stengel, Blätter
und Früchte; namentlich junge Äpfel fand ersterer zu 40 ",o mit je
1 — 5 Eiern belegt ; die Stichstelle blieb als kleine , dunkle Grube lange
erkennbar. Die Bekämpfung ist wegen der grofsen Lebhaftigkeit der
Tiere überaus schwer; an niederen Pflanzen Streuen von Holzasche.
— L. invitus Say, Nordamerika, schädlich an jungem Obst. — L.
Vosseleri Popp. ^), Ost- imd Westafrika; in Deutsch-Ostafrika schäd-
lich an Rizinus.
Poecilocapsus lineatus F. ^), Four-lined leaf-bug. Nordamerika;
eine der gemeinsten Blattwanzen. Sehr heterophag; besonders schädlich
an jungem Laube von Ribes-Arten, Pastinak, Rosen und anderen Blumen ;
an Knospen und an den Blättern, die braune Flecke bekommen und
abfallen. Eier zu sechs und mehr in Schlitze von Stengeln.
Lygidea mendax Reut. ^). False red bug. Nordamerika; in New
York an Äpfeln zusammen mit Heterocordyliis nialmus sehr schädlich
geworden. Eier von Juli an paarweise in Lenticellen glatter 2 Jahre alter
Zweige. Die Nymphen erscheinen etwa mit der Öffnung der Blüten;
sie saugen zuerst an den eben entfalteten Blättern, deren Basalteil da-
durch rot getüpfelt wird. Später werden die jungen Früchte angesaugt ;
das Gewebe um die Stichkanäle verfärbt und erhärtet sich ; viele Äpfel
fallen vorzeitig ab , andere vertrocknen am Baume , wieder andere
bleiben hängen, verkrüppeln aber. Verlust in einzelnen Pflanzungen
25—100% der Ernte, 300— 1000 i^. Bekämpfung: Spritzen mit Tabaks-
brühe und Seife, zum ersten Male nach Erscheinen der Blätter, zum
zweiten Male nach Abwerfen der Blütenblätter.
Plesiocoris rug-ieollis Fall.*). Li Norwegen sehr schädlich an
Apfelbäumen, durch Saugen an Blättern und Knospen. Die geschwächten
Triebe leiden dann unter Frost und lassen die „hraakeföUer"' genannten
Mifsbildungen entstehen. Ganz junge Nymphen bereits Anfang Mai
zwischen den Blättchen der sich eben öffnenden Knospen ; die Imagines
am häufigsten im Juli, August, verschwinden nachher. Eiablage also
offenbar an Zweige oder Knospen. Als Gegenmittel hat sich gut be-
währt: Spritzen mit Tabak- oder Quassia-Abkochung mit grüner Seife,
zuerst bei Laubausbruch, dann noch zwei- bis dreimal in Zwischen-
räumen von 4 — 6 Tagen; das Spritzen mufs bei Sonnenschein und
ruhiger Luft geschehen , wenn die jungen Nymphen am lebhaftesten
und aufserhalb ihrer Verstecke sind.
Lopus suleatus Fieb.'^). Als „grisette'' oder „marg-otte*' in
1) Poppius, Act. Soc. Sc. Fenn. T. 41, 1912, No. 3, p. 99—100.
2) Slingeri.and, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 58, 1893, p. 207—239, 13 figs.
3) Felt, Rep. 1910, p. 43—45. — Crushy, Canad. Ent. Vol. 43, 1911, p. 17—20;
Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 291, p. 213—225, fig. 81—102.
*) ScHövEN, Beretn. 1910, p. 18—25, 2 Fign.
B) Mayet, Insect. de la Vigne, 1890, p. 180-192, fig. 39-42. — Noel, Naturaliste,
T. 32, 1910, p. 253—254.
Capsiden, Blindwanzen. (33 j
Frankreich ein ernstlicher Feind der Rebe. Eiablage im Juni in Risse
des alten Rebholzes und der Pfähle. Im März oder April die Nymphe,
zunächst an Unkräutern. Im Mai die Imagines, die nun die Grescheine
des Weines aussaugen, Schaden in manchen Jahren mehr als 1 Mill. Fr.
Helopeltis Sign. ^).
Altweltlich. Etwa ein halbes Dutzend Arten schädlich an Kultur-
pflanzen; die meisten Arten aber sehr polyphag, namentlich an vielen
wilden Pflanzen vorkommend. Die wichtigsten Arten sind :
H. Antonii Sign, und thei'vora Waterh. , orientalische Region,
an Tee, Kakao, Cinchona.
H. ßergrothi Reut., Ost- und Westafrika, an Kakao, Bixa orellana,
Cinchona, Rizinus (gewöhnlich als Bisphinctus bezeichnet).
H. Sehoutedeni Reut. , Belgischer Kongo, Goldküste ; an Kakao.
Die Helopeltis- Arten sind besonders schlimm zur Regenzeit-, die
Trockenzeit über ruhen sie an feuchten Orten, in tieferen Lagen oder
dichter Vegetation; die Überwinterung findet in Indien vorwiegend im
Inneren der Teebüsche, an deren unteren Teilen, statt. Die Eiablage,
bei jedem Weibchen etwa 30 Stück, geschieht bei Kakao in die Rinde
oder Stiele der Früchte, an anderen Pflanzen in Zweige oder die
Hauptnerven der Blätter, meist paarweise. Jedes Ei trägt an seinem
einen Ende zwei lange, weifse Fäden, die aus dem betreffenden Pflanzen-
teile herausragen. Nach etwa 15 — 17 Tagen kriechen die Nymphen
aus, die sich sehr rasch entwickeln; sie bleiben meist gesellig beiein-
ander und sind träge; die Erwachsenen sind dagegen sehr lebhaft,
fliegen viel umher , überall Pflanzenteile anstechend ; sie sollen 60 bis
80 Stiche an einem Tage anlegen. — An Kakao werden vorwiegend
die Fruchtschalen, Knospen, jungen Zweige uud Blattstiele angestochen,
an anderen Pflanzen auch die Blätter. Um die Stichstellen bilden sich
dunkle, eingesunkene Flecke. Junge Früchte vertrocknen, ältere springen
auf oder verkrüppeln ; Blätter werden schwarz und unbrauchbar (Tee) ;
Triebe und Knospen sterben ab. Die sich bildenden zahlreichen
Wasserreiser werden allmählich auch abgetötet, so dafs ganze Büsche
absterben bzw. gekappt werden müssen. Schaden besonders grofs an
Tee (Mosquito blight, roest) und Kakao, von dem der dünnschalige
CrioUo mehr leidet als der dickschalige Forastero. Von natürlichen
Feinden ist in Indien besonders eine Reduviide wichtig, deren Hegen
von Mann empfohlen wird. Everard und Pet wollen die Wanzen auf
Kakao mit der Ameise Dolichoderus bitnberculatus Mayr bekämpfen, deren
Nester man in die bedrohten Büsche hängen soll. Die Ameisen lecken
den Saft der auf den Früchten sitzenden Schildläuse (Dactylopms
crotonis Green) , verhindern durch ihren Besuch die Eiablage und die
Entwicklung der Eier. Von Gegenmitteln soll sich vor allem wieder-
1) Die Berichte über diese Schädlinge nennen gewöhnlich nur die Gattung;
es ist daher nicht immer festzustellen, welche Art gemeint ist. Die beste Aus-
einandersetzung der schädlichen Arten gibt Schöuteden, 1. c. Betreffs der afri-
kanischen Arten siehe die Veröffentlichungen des Biolog. landwirtsch. Instituts zu
Amani (hier Bisphinctus sp. genannt) und Dudueon, Bull. ent. Res. T. I. 1910,
p. 59—60, PI. 8 fig. 1—3; s. ferner v. Faber, Arb. Kais. biol. Anst. Land- u. Forst-
wirtsch.. Bd. 7, 1909, S. 290-308, Taf. 2/3 Fig. 7-12, Textfig. 39— 41. Über die
asiatischen Arten siehe u. a. Zehntner, Proefstat. Cacao Salatiga, Bull. 7, 1903,
22 pp.. 1 Tab.; de Lange, Journ. Agric. trop., Ann. 10, 1910, p. 284; Aufsätze und
Berichte von E. Green im Tropic. Agriculturist.. S. auch S. 616 Anm. 4.
(332 Ehynchoten, Schnabelkerfe.
holtes Spritzen mit V2 '^lo iger Seifenlösung bewährt haben. An Kakao
lassen sich die Wanzen leicht mit Fackeln absengen; an den anderen
Püanzen zerstört Beschneiden viele Gelege ; die abgeschnittenen Zweige
sind zu verbrennen, abgefallene Blätter unterzugraben. Mit Klebstoff
bestrichene oder mit Spinngewebe überzogene Stäbe , in die Büsche
gehängt, sollen viele Wanzen fangen. Auch Räuchern mit Schwefel,
mittelst der „Räucherschlangen" von Fr. Suck (Hamburg 23), hat auf
Teepflanzungen Javas nach dem „Preanger Boden" sehr gute Erfolge
ergeben ; es ist bei feuchter Witterung, wenn die Wanzen nicht fliegen
und die Schwefeldämpfe in den Büschen hängen bleiben, vorzunehmen.
— Neuerdings wurden wiederholt, in Asien und in Ostafrika, Helopeltis-
Wanzen an Baumwolle gefunden.
Sahlbergella theobromae Dist. i), einfarbig schwarz, Gold-
küste und Aschanti-Land. S. singfularis Hagl. ^), aufserdem noch im
ganzen Kongogebiet und in Kamerun ; braun mit heller Zeichnung.
Kakao-Rindenwanzen. Mit die schlimmsten Feinde der Kakao-
pflanzungen, besonders in denen der Eingeborenen und in solchen in der
Nähe des Urwaldes. Bäume jeden Alters werden befallen, junge, ebenso
wie an den älteren die jungen Zweige und Triebe aber bevorzugt.
Eiablage offenbar in Rindenritzen; denn an älterem Holze treten die
Nymphen zuerst auf; erst später findet man sie, vorwiegend die
Imagines , an den jungen Trieben. Am älteren Holze wird die Rinde
zuerst warzig, dann stark aufgetrieben, rissig, so dafs das tote Kambium
zutage tritt ; öfters heilt die Wunde durch schülferige Rinde wieder zu.
An grünen Trieben entstehen allmählich gröfser werdende, erst braune,
später schwarze eingesunkene Flecke ; mit deren Zusammenfliefsen sterben
die Triebe ganz ab. Auch an Früchten finden sich solche Saugstellen,
die aber nie die Rinde durchdringen und später vernarben. Sehr
gerne saugen die Wanzen ferner an den Blatt- und Fruchtstielen und
bringen sie rasch zum Absterben. An Stelle der Endtriebe treiben
zahlreiche Wasserschösse aus , die aber ebenfalls wieder abgetötet
werden. So kann die Krone eines dreijährigen Baumes in 8 — 14
Tagen vollständig eingehen und Tausencle von Bäumen fallen den
Wanzen oft zum Opfer. Besonders schlimm sind sie zur Trocken-
und darauffolgenden Übergangszeit, März bis Juni, September bis
November. Gegenmittel: x^Lbsuchen oder Abbrennen der sich be-
sonders in Gabelungen und unter Fruchtstielen ansammelnden Wanzen.
Kappen stark befallener Bäume mit nachherigem Spritzen. Zur Trocken-
zeit Rinde mit frisch bereiteter Kalkmilch bestreichen, zum Abtöten
der Brut und zur Heilung der Wunden. Schoüteden empfiehlt Räucherung
mit Blausäure. — Verschiedene Ameisen stellen den Wanzen nach,
besonders OecophyJla smarogdina F. rar. Jonginoda Latr. (nach Mitteilung
von Dr. E. Fickenuey).
Tenthecoris bieolop Scott ^j. In England und Deutschland in
1) DuuGEON, Bull. Imp. Inst., Vol. 8, 1910, p. 148; Bull. ent. Res., Vol. 1, 1910,
p. 60—61.
^) S. verschiedene Aufsätze von Wauiurg, Zwingenberger, Pheuss, Busse, Strunck
im Tropenpflanz., Bd. 6, 1902 bis Bd. 10, 1906. — Kuhlgatz, Zool. Anz., Bd. 80, 1906,
S. 28—85, 4 Fign. (als Deimatostages contumax bezeichnet). — Reuter, O. M.. ibid.,
Bd. 31, 1907, S. 102-105. — v. Faber, 1. c. S. 804—810, Taf. 2/3 fig. 13— 14; Textfig.
43—45. — La Baume, Fauna deutsch. Kolon. R. 5, Hft. 3, 1912, S. 75—78, Fig.
47, 48.
3) Reuter, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol, Bd. 8, 1907, S. 251—254, Fig. — S. auch die
Berichte der Station für Pflanzenschutz zu Hamburg.
Capsiden, Blindwanzen. ßgg
Warmhäusern auf Orchideen und Farnen aus Süd- und Mittel-
amerika. Durch das Saugen der "Wanzen entstehen bleiche Flecke
an den Blättern, die, ebenso wie die Triebe, zuletzt absterben (s, auch
Phyfocoris m ilitaris).
Pararciilanus piperis Popp. ^). Erzeugt in Deutsch-Ostafrika an
Piper capensis ähnliche Flecke wie Helopeltis an Tee usw.
Dicyphus minimus Uhl. ^). Suck Üy. In den südlichen Vereinigten
Staaten ein gefährlicher Feind des Tabaks; an den Blättern, die welken,
sich krümmen oder brüchig werden. Da die Wanzen erst Anfang-
Juni auftreten, wird die erste Ernte selten ernstlich beschädigt, die
zweite und späte Sorten werden oft vollständig vernichtet. Eier
einzeln in die Blätter; nach 4 Tagen die Nymphen, nach weiteren
11 Tagen erwachsen. Also sehr rasche Vermehrung. Die Nymphen
an Blattunterseite, die Imagines an beiden Seiten ; letztere überwintern.
Als bestes Gegenmittel hat sich merkwürdigerweise 5 ^Iq iges Nikotin-
extrakt bewährt. Im Herbste sind die Tabaksfelder gründlich von allen
Überresten, Unkräutern usw. zu reinigen. Auch an Tomaten.
Marshalliella pallidus Poppius (in litt). Deutsch- Ostafrika, schäd-
lich an Crotalaria.
Halticus saltator Geofifr. Rotköpflg-e Springrwanze^), tritt in
geflügelter und flügelloser {erythrocephalus H.-S.) Form auf. Holland,
Niederösterreich, Böhmen, Ungarn, Rumänien, Mittelmeerländer; hier
aber nirgends als schädlich berichtet. In den 90er Jahren des vorigen
Jahrhunderts in einer Gärtnerei bei Gotha sehr schädlich an Gurken
in Mistbeeten, später auch bei Bamberg und Würzburg und in Mühl-
berg in Thüringen ; an Gurken , Melonen , Wermuth , Astern , Sellerie,
Majoran, Topflevkojen; fast ausschliefslich in Mistbeeten, nur in deren
Nachbarschaft gelegentlich im Freien. Kürbisse blieben nach Giakd^)
verschont. Die Schädigung beginnt Anfangs Mai mit Vergilben der
Blätter ; die neuen Blätter bleiben kleiner ; der Fruchtansatz unterbleibt,
oder es bilden sich nur kümmerliche Früchte ; später sterben die Blätter
ganz ab, indem sie sich zusammenkrümmen oder verschrumpfen. Die
Unterseite der Blätter, an der die Wanzen sich aufhalten, ist mit deren
Exuvien und zahlreichen glänzend schwarzen Exkrementfleckchen bedeckt.
An Althaea rosea erzeugt sie Mifsbildungen. Als Gegenmittel empfiehlt
Thomas, die Mistbeetkästen im Winter ordentlich ausfrieren zu lassen,
im Sommer dauernd zu lüften. — H. apterus L.*) schadet bei Paris
an Erbsen. — H. minutus Reut. '^j, Cochinchina, an Erdnufs.
In Nordamerika ist H. TJhleri Giard*^) in derselben Weise schädlich
an Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Klee, Kohl, Smilax, Chrysanthemum,
Ipomoea, Physahs usw. und findet sich auch an Gras und Unkräutern.
Die Biologie ist noch unbekannt; da aber Anfangs Mai frisch aus-
geschlüpfte Nymphen gefunden wurden, ist anzunehmen, dafs die Eier
1) Poppius, 1. c. p. 189—190.
2) QuAiNTAxcE, Florida agr. Exp. Stat., Bull 4S, 1898. ~ Howard, Yearb. U.S.
Departm. Agric. f. 1898, p. 184—136, fig. 18.
3) Thomas, Ent. Nachr., Jahrg. 22, 1896, S. 257—259; Zeitschr. Pflanzenkrankh.,
Bd. 6 1896, S. 270-275. — Eckardt, Prakt. Blatt. Pflanzenbau, -schütz, Jahrg. 2,
1904, S. 119—120.
*) Lucas, Bull. Soc. ent. France 1854, p. XXXI.
s) GiARu, C. r. Soc. Biol. T. 44, 1892, p. 79—82.
6) Chitten'den, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 19, N. S., p. 57—62, fig. 13;
Bull. 33, 1902, p. 105, fig. 25.
634 ßhynchoten, Schnabelkerfe.
überwintern. Bei Washington zwei, in Ohio fünf Generationen. Be-
kämpfung: möglichst früh im Jahre die Blätter von unten bespritzen.
Campyloueura virgula H.-S. \>. Bei Rennes an den Blättern von
Prunus lusitanica und laurocerasus ; das Gewebe um die Saugstellen
starb ab und fiel aus , so dafs die Blätter löcherig wurden. Entgegen
der sonstigen Wanzenart soll diese nächtlich gewesen sein und Schatten
und Kühlung aufgesucht haben.
Periscopiis mundulus Bredd. Auf Java unter den Blattscheiden
des Zuckerrohres saugend. Schaden unbedeutend.
Cyrtorrhiims lividipennis Reut. ^). In Cochinchina sehr schädlich
an Reis.
Orthotylus nassatus F. ^) nach Bouche an den jungen vollsaftigen
Trieben von Treibhausrosen, nach Schöyen an Zierpflanzen und in
grofser Zahl an den jüngsten Blättern von Johannisbeertrieben; die
Blätter waren voller unregelmäfsiger, durchscheinender Flecke und
Löcher.
Heterocordylus mallnus Reut. Red bug. AVie Lijgidea mendax,
nur etwa 8 Tage früher; Eier zu vieren in Schlitze kleiner, meist zwei-
jähriger Zweige gelegt. — H. flavipes Mats. , Japan , an Apfel und
Birne; wie vorher.
Psallus epotalariae Popp.*). Deutsch - Ostafrika ; verursacht im
Oktober an den Blättern von Crotalaria gelbe Flecke, die bis zum
Blattfall führen können. — Ps. delieatus Uhl. ^) in Texas an Blüten-
loiospen der Baumwolle.
Campylomma verbasei H.-S.*'). Deutschland, an Rinde und
Blättern junger Apfeltriebe in Baumschulen. Offenbar zwei Generationen,
Mai, Juli. Eiablage in Blattstiele und ßlattrippen; die Blätter ver-
trocknen und fallen ab. Auch in Nordamerika.
Homopteren')
Flügel gleichartig, liegen winklig auf Abdomen: Kopf nach unten
geneigt. Verwandlung unvollkommen.
Cicadoiden, Zirpen.
Fühler kurz, 3giiedrig; drittes Glied eine Borste. Vorderflügel
lederig. Tarsen dreigliedrig. Hinterbeine Springbeine. Verwandlung-
einfach. Von den englisch sprechenden Völkern vielfach Jocusts''
genannt.
Cicadiden.
Imagines an Bäumen , an deren Rinde sie saugen , ohne im all-
gemeinen aber ernstlich zu schaden. Viel bedeutender ist der Schaden
1) VuiLi.ET, Feuille jeun. Nat. T. 38. 1908, p. 237—238.
2) HoRVATH, Bull. Soc. cnt. France 1906, p. 295.
^) EiCHTER VON Binnenthal, Rosenfeinde, S. 315- 316. — Schoykn, Beretn. 1907,
p. 26—27.
") MoRSTATT, Pflanzer, Jahrg. 7, 1911, S. 67—68. — Aulmann, Mitt. zool. Mus.
Berlin, Bd. 5, 1911, S. 271.
'5) Mitchell, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 18, N. S., 1898, p. 101.
6) Zacheu, Mitt. K. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch., Heft 12, 1912, S. 29—30.
■') Betreffs der indisch -javanischen Arten siehe die genannten Werke von
Cicadiden. ß35
durch die in junge Zweige erfolgende und sie oft abtötende Eiablage.
Nymphen in der Erde an Wurzehi; vor der letzten Häutung verlassen
sie die Erde und kriechen an senkrechten Gegenständen (Pflanzen,
Pfosten, Mauern usw.) in die Höhe.
Cicada erratiea Osb. *). Schon seit über 25 Jahren in manchen
Teilen Louisianas sehr schädlich an Baumwolle, aber erst 1906 erkannt
und beschrieben. Schaden nur durch Eiablage (wie unten). Besonders
leiden junge Anpflanzungen, die manches Mal umgepflügt und neu be-
stellt werden müssen. Auch in die Schäfte der männlichen Maisblüte
findet die Eiablage statt ; da aber hierdurch nur ein Verlust von Pollen
stattfindet, ist ein Schaden schwer erkennbar. Biologie unbekannt.
Carineta faseieulata Germ, und Fidicina pullata Bergr.^). Brasi-
lien, an Kaffee, besonders da, wo die Plantagen auf gerodetem Urwald-
boden angelegt sind. Die Larven zerstören die Wurzeln.
Cicada (Tibieina) septemdeeim L.^). Nordamerika; eines der
wichtigsten und interessantesten Insekten, mit 22 verschiedenen, über
die ganzen Vereinigten Staaten verteilten Brüten, von denen bei 13 die
Imagines in 17 jährigen Zwischenräumen auftreten, bei 7 in anscheinend
13 jährigen; erstere vorwiegend im Norden, letztere im Süden. In den
Flugjahren erscheinen sie Ende Mai, Anfang Juni plötzlich in ungeheuren
Schwärmen, die aber nur etwa 30 Tage leben. Sie können diu"ch ihre
Saugwunden starken Saftflufs an Bäumen verursachen. Die "Weibchen
schaden aber viel mehr dadurch, dafs sie je 12 — 20 Eier in V-förmige
Schlitze, in junge Triebe und Zweige an Bäume und Büsche, manchmal
auch in Stengel von Kräutern legen. Durch die grofsen Wunden sterben
alle distal davon gelegene Teile ab. An stark befallenen Bäumen können
innerhalb weniger Tage alle Zweige verdorren , als sei Feuer darüber
gefahren; besonders schädlich naturgemäfs in Obstgärten und Baum-
schulen. Nach 7 — 8 Wochen kriechen die Nymphen aus, die sich zu
Boden fallen lassen und in diesen eindringen. Hier leben sie nun
12 — 13 Jahre von weichen Teilen der Wurzeln, wohl auch von den
nahrhaften Bestandteilen der Erde, bis 10 Fufs und mehr in die Tiefe
dringend. Dann graben sie sich langsam nach oben, so dafs sie im
15. und 16. Jahre dicht unter der Oberfläche sitzen; in Mai und Juni des
letzten Jahres erscheinen sogar schon einige Imagines. Der Rest bohrt
sich im April des 17. Jahres heraus, baut sogar manchmal 10 — 12 cm
hohe Kamine über der Erdoberfläche. Abends im Mai verlassen sie
dann ihre Erdgänge, kriechen an beliebigen senkrechten Gegenständen
empor, häuten sich, und am nächsten Tage fliegen die Imagines herum.
Die auskriechenden Nymphen fallen zahlreichen Raubtieren und auch
einer Pilzkrankheit zum Opfer; die Imagines werden von einer Grab-
wespe in Mengen eingetragen. In Städten wird die Cikade besonders
vom Sperling in Schach gehalten ; am häufigsten ist sie auf unbebautem
Boden; jede Kultur desselben verringert natürlich ihre Zahl. Als
Gegenmittel kommt nur Eintrieb von Schweinen zur Zeit, wenn die
Nymphen ganz oberflächlich liegen, in Betracht, und Abschneiden der
mit Eiern belegten Triebe. Als Vorbeugung ist vor und in den Flug-
Maxweli.-Lefruy und KoNiN(;siiKRGER. Die japanischen Cikaden stellt Matsumura zu-
sammen in: Annot. zool. Japan Vol. 6, 1907, p. 83—116; Vol. 8, 1912, p. 15- -51.
1) Newell, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 60, 1906, p. 52—58, 2 figs.
2) -QqI Agric. S Paulo 6a Ser., 1905, p. 538 -539; 9a Ser., 1908, p. 350— 365, 4 figs.
3) Von der umfangreichen Literatur sei nur das Hauptwerk Marlatts, U. S.
Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 71, 1907, 181 pp., 7 Pls., 68 figs., erwähnt.
(536 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
jähren in den Baumschulen weder zu pflanzen noch zu pfropfen; auch
das Beschneiden in den Vorjahren ist zu unterlassen, damit möglichst
wenig junges Holz vorhanden ist. — Mit Bordelaiser Brühe bespritzte
Bäume blieben von Eiablagen verschont,
(Ueana) Tibicen Dahlii Kuhig. M. Bismarck-Archipel. Larven u. a.
auch in Baumwollefeldern, sollen durch Saugen an Wurzeln schäd-
lich sein.
^ Cercopideii, Scliaumzirpen.
Die Nymphen sitzen kopfabwärts an Pflanzenstengeln und saugen
so lebhaft, dais ihre flüssigen Exkremente als „Pflanzentränen" herab-
tröpfeln oder durch Einpumpen von Luft einen Schaum bilden, der sie
schützend umhüllt.
^ Cosmocarta formosana Mats., Japan; an Maulbeerbäumen manch-
mal sehr schädlich.
0 Tomaspis postiea Wlk. , Mexiko, und T. varia F., Westindien,
T. lepidior Font,, Panama, Frog^hoppers; Feinde des Zuckerrohres ^j.
Eier einzeln an Rohr- oder Grasstengel dicht über oder unter der Erde,
wobei T. varia merkwürdigerweise welkende vorzieht. Nach 12 bis
20 Tagen , bei feuchter Witterung , schlüpfen die Eier aus , die aber
auch eine Trockenzeit von 4 Monaten überdauern können. Die Nymphen
saugen an den Wurzeln von jungem Zuckerrohr, verschiedenen Gräsern,
aber auch von Kräutern, in Schaum gehüllt. Nach 32 — 42 Tagen kriechen
sie an den Pflanzen 1—2 Fufs hoch und verpuppen sich innerhalb einer
Art Kammer in einem Schaumklumpen. Die auskriechenden Imagines
verstecken sich tagsüber in Blattachseln oder Falten noch eingerollter
Blätter. Infolge des langsamen Ablegens der Eier und der Abhängigkeit
des Ausschlüpfens von der Witterung findet man das ganze Jahr über alle
Stadien; am schlimmsten aber sind sie zur Regenzeit, wo sie die „blight^^-
Krankheit des Zuckerrohrs verursachen, bei der die Blätter vergilben und
abfallen, das ganze Rohr im Wachstum stehen bleibt. Ein Pflanzer hatte
in einem Jahre einen Verlust von 1500 Tonnen Zucker = £ 1800. Gegen-
mittel: gründliche Feldreinigung; Spritzen mit Petroleumemulsion oder
Petroleum-L3'Solemulsion , nach der Ernte und vor der Regenzeit; Ab-
fangen der Imagines mit Netzen; Fruchtwechsel mit Leguminosen. Mit
48 Fanglampen wurden in einer Nacht auf einer Pflanzung 252 559 Ci-
kaden gefangen, von denen aber nach Gough 98 — 99 "/o Männchen waren,
Grofse Hoffnung setzt man auf Infektion mit Mdharrhizium. anisopliae
Sorok. , dem im Freien zahlreiche Cikaden , Nymphen und Imagines
zum Opfer fallen, zumal die Hauptzeit für die Cikaden die dem Pilz
günstige Regenzeit ist.
Von den Aphrophora - Arten Europas treten'^^ A. eortieea Germ,
auf Kiefern und Tannen ,'' A. alni Fall, auf Erlen, Weiden, Pappeln
und Kiefern , C* A. Salicis DeG, ^) auf Weiden und Pappeln und
') KuHLGATz, Mitt. zool. Mus. Berlin, Bd. 3, 1905, S. 33—36, Taf. 2 Fig. 1—16,
Taf. 3 Fig. 9—11, 13. — La Baume, Fauna d. deutsch, Kolon. R. 5, Hft. 3, 1912,
S. 80-81, Fig. 52. — Aui.MANN, ibid., Hft. 4, 1912, S. 132—137, Fig. 100—102.
2) Zahlreiche Arbeiten von Gough, Roreu und Üiuch in den Veröffentlichungen
des Dep. of Agric. Trinidad und der Agric. Soc. Trinidad and Tobago 1910 u. 11,
zum Teil wiedergegeben in der Agric. News Barbados. — Urich, Journ. ec. Ent.,
Vol. 4, 1911, p. 225—226.
3) Jacübi, Arb. biol. Abt. Kais. Gesundheitsamt Bd. 2, 1902, p. 513.
Membraciden. ß37
A. (Philaenus) spuinaria(-us) L. auf den verschiedensten Kräutern
(auch Zuckerrüben) auf, ohne dafs sie in den Schädlingsberichten ge-
nügend unterschieden werden. Die Eier überwintern in Rindenritzen,
die Njnnphen erscheinen Anfang April, die Imagines von Juni an.
Von aufserforstlichen Kulturpflanzen findet man sie besonders an Erd-
beeren, Georginen, Blumen, Klee, Rosen'), an Trieben von Johannis-
beeren und gelegentlich auch auf Obstbäumen, ohne dafs sie aber
merkbar schadeten. An Holunder rufen sie nach Friederichs 2) eine
Art Vergällung der Blätter, mit Kräuselung, Verkrümmung der Spreiten
und Verkürzung der Stiele hervor. — Letztgenannte Art auch in Nord-
amerika. — In Dänemark Epidemien durch EntomopJitJiora aphrophorae
Rostr. beobachtet.
^Memhraciden.
Klein; Vorderbrust nach hinten in langen Fortsatz ausgezogen.
Meist düster gefärbt. Eiablage häufig in zwei winkeligen Schnitten in
Rinde von Zweigen.
'-^Horiola areuata F.^), Westindien, hier und da schädlich an
Kakao.
Ceresa bubalus F. (BufPalo tree-hopper), taupina Fitch, borealis
Fairm. und '^tictocephala inermis F.*) schaden in Nordamerika an
Obst- und anderen Bäumen, besonders in Baumschulen, namentlich die
erst- und letztgenannte Art, die ihre Eier (bis zu je 200) unter die
Rinde junger Zweige legen. Erstere macht hierzu zwei tief ins Cambium
emgreifende Schlitze, zwischen denen die Rinde vertrocknet; es ent-
stehen so mit den Jahren immer gröfser werdende trockene, offene
Wunden. Die letztgenannte Art hebt durch vier bis fünf tangentiale
Stiche die Rinde blasenförmig ab und macht darunter einen tiefen
Schlitz ins Holz; es entstehen gTofse, aber meist wieder verheilende
Wunden. Die beiden anderen Arten legen ihre Eier unter Knospen-
schuppen; bei*t7. tauriua ist auch solche unter die Haut eines Apfels
beobachtet (Webster). Die Eier überwintern. Die im nächsten Frühjahr
auskriechenden Nymphen saugen zuerst an der Unterseite von Blättern
oder an Trieben, die manchmal durch Stiche „geringelt" werden, so
dafs sie oberhallo absterben. Später gehen die Nymphen von den
Bäumen an saftige Kräuter, namentlich auch an Blumen. Gegenmittel :
kräftige Düngung, Beschneiden, Beseitigung alles Unkrauts unter den
Bäumen. — ^tietoeephala festina Say^), Nordamerika, an Klee,
Luzerne, Limabohnen, Tomaten usw., tötet Stengel durch Ringeln.
C^Entilia sinuata F.**). Nordamerika, heterophag, öfters schädlich
an Sonnenblumen, deren Blätter sie durch Eiablage in Mittelrippe und
durch Saugen abtötet.
1) V. Schilling, Prakt. Eatg. Obst-Gartenbau 1895, S. 313, Fig.; 1896, S. 244—
245, Fig. 21.
2) Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, 1909, S. 175—179, 2 Fign.
3) Board of Agric, Trinidad, Circ. 2, 1911.
*) Mart.att, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 23, 2<i Ser., 1S97, 4 pp., 4 figs. —
HoDGKiss, Techn. Bull, agr Exp Stat. (?enova No. 17, 1910, 32 pp., 8 Pls. — Webster,
F. L., Journ. ec. Ent. Vol. 2, 1909, p. 193.
5) OsBORN, Journ. ec Ent. Vol. 4, 1911, p. 137—140.
6) Howard, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 30, N. S.. 1902, p. 75—78, fig.
27-28.
638 Ehynchoten, Schnabelkerfe.
Verschiedene Centrotus - Arten M saugen auf Java und Sumatra an
allerlei Kulturpflanzen und können junge Pflanzenteile hierdurch, noch
mehr aber durch ihre Eiablage zum Eingehen bringen.
Jassiden ^).
Die kleinsten Cikaden mit fast parallelen Seiten und dornigen
Schienen. Eiablage in Pflanzenteile. Besonders zahlreich in Gras und
niederem Pflanzenwuchse •, dann gewöhnlich grünlich gefärbt.
C" Homalodisca triquetra F. und andere Arten ^) standen in Nord-
amerika im Verdacht, die Baumwollkapseln anzusaugen, so dafs kleine,
schwarze Flecken an ihnen entstünden („sJiarpsJioofers") und sie ab-
fielen. Nach neueren Untersuchungen sind sie aber hieran unschuldig,
aber schädlich an Bananen, Sorghum, Sonnenblumen usw.
C Onconietopia undata F.^), Nordamerika, an Reben. Eiablage in
Stämme , dadurch deren Wachstum hindernd ; auch in Stiele der
Trauben, so dafs diese abfallen. Desgleichen an Beerenobst; ferner
an Zuckerrohr, Mais, Zuckerrüben, Sonnenblumen usw.
Tettigoiiia viridis L.-^). In Bulgarien an Apfel-, Birn- und
Zwetschenbäumen schädlich durch die Eiablage , die im Herbst zu je
7 bis 10 in 3 bis 4 mm lange Schlitze in die Triebe erfolgt. Die
Triebe sterben zwar nicht ab , wachsen aber auch nicht mehr oder
nur wenig und setzen keine oder nur selten Früchte an. Im Früh-
jahr gepfropfte Edelreiser besonders befallen. Auch an Weiden,
Pappeln usw. In Japan sehr schädlich am Maulbeerbaum; des-
gleichen-T. ferrug-inea F. — ^T. g-uttig-ena Uhl."), Japan; schädlich
an Gerste usw. ; Eiablage an Kiefernrinde. — T. atropunetata Sign.'')
ersetzt in den Küstengebieten Californiens Typhi, comcs, ist aber nicht
auf Reben beschränkt. — ^'Tettigoiiiella speetra Dist. in Indien an
Reis und Gräsern, manchmal schädlich.
^ Euacanthus interruptus L.^) in England hier und da an Hopfen
schädlich. Eiablage unbekannt, wahrscheinlich in Ritzen der Stangen.
Nymphen im Mai und Juni, an beiden Seiten der Blätter, die vergilben
und absterben, und an Zapfen. Die Geflügelten verlassen den Hopfen,
um an wilde Uml^elliferen zu fliegen.
Verschiedene' Idiocerus- Arten saugen in Indien und .lapan an
Trieben und Blüten der Mangobäume und vernichten derart manchmal
die ganze Ernte.
Mehrere Agallia - Arten ") werden in Nordamerika schädlich an
(Zucker-) Rüben, auch an Sonnenblumen, Obstbäumen, Kohl, Rübsen,
Erdbeeren usw., A. sang-uinolenta Prov. besonders auch an Rüben
und Klee. Ihre Biologie ist insofern abweichend , als nicht wie sonst
1) Rev. Cult. Colon. No. IVl, 1902, p. 281.
2) OsBORN, U. S. Dept. Agric , Bur. Ent. Bull. 108, 1912, 123 pp., 4 pls., 29 figs.
') Sanderson, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. ^1, 1906, p. 49 ff., figs.
*) FoRHKs, 21. Rep. nox. benef. Insects Illinois, 1900, p. 68—69, fig. 5.
^) Mai.kuw, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 14, 1904, S. 40—43, Fig.
6) Onuki, Imp. agr. Exp. Stat. .Japan, Bull. 30, 1904: Abstr. p. 4.
^) WocunvoRTH, Ü. S. Dept. Agric. Div. Ent., Bull. 26, 1900, p. 93—94.
«) THKOBAI.D, Rep. 1905/06, p. 76—78. — .Journ. Board Agric. London, Vol. 16,
1909, p. .570. PL 1 Fig. 7.
9) FoRRKs, 1. c p. 65—70, Fig. 5—7.
Jassideu. 639
die Nymphen, sondern die Imagines überwintern. — ^A. sinuata M. Rey,
Europa, gelegentlich an Eog^n.
l^' Penthiuiia nig-ra GoezMatra F.)^) saugt im mittleren und nörd-
lichen Frankreich an den Blättern der Reben und bringt sie hier und
da zum Absterben; merkbarer Schaden aber noch nicht berichtet.
Neuerdings in zunehmender Zahl auch im Rheingau.
Deltocephalus striatus L.^), in Ungarn seit 1883, vertritt hier Cica-
dula 6-notata. Zuweilen schon im Herbst, meist aber im Frühling, vom
März an, befällt sie den Winterweizen, auch den Roggen, und richtet
ihn so zu, dais die Felder aussehen, wie vom Feuer versengt. Im
Mai erreichen sie den Höhepunkt ihres Schadens. Nach der Ernte
auf den emporwuchernden Gräsern. — In Japan zugleich mi'; ü. oryzae
Mats. sehr schädlich an Reis und Zuckerrohr. — D. inimieus Say
und nigrifrons Forb. ^) in Nordamerika schädlich an Zuckerrüben,
Gräsern, Getreide usw. Zwei Brüten ; Eier überwintern.
'^Eutettix tenella Bak. Beet leafhopper *). In Utah und Colorado
an Zuckerrüben; 1905 für 500000 $ Schaden. Ende Juni erscheinen
die überwinterten Cikaden in den Rübenfeldern und legen ihre Eier
in den Blattstiel und in die Blattnerven, die um jedes Ei herum an-
schwellen, wie wohl auch um die Saugstiche herum, die namentlich
in die kleineren Nerven erfolgen ; hierdurch wird das ganze Blatt unten
rauh. Zugleich kräuseln sich die Blattränder und rollen sich nach
oben ein. Nymphen von Mitte Juli bis September, Imagines wieder
von Ende Juli an. Unter den erwähnten Krankheitserscheinungen, der
curly-leaf oder bligJit der Rüben, hören diese auf zu wachsen und bilden
zahlreiche Faserwurzeln. Besonders schlimm an spät gepflanzten Rüben
und auf trockenem, sonnigem Boden. Spritzen mit Petroleumemulsion ;
Abfangen der Cikaden mit Hopper-doxßrs.
"■Nephotettix apiealis Motsch.-"^) (Selenocephalus cincticeps Uhl.).
Die von Marokko bis zu den Philippinen weit verbreitete Cikade in Cochin-
china und Japan sehr schädlich an Reis, verursacht Stigmatose oder
Verzwergung. Eier zu 10 — 20 an die Innenseite der Blattscheide; das
darunter befindliche Blatt wird durch die Stiche gebräunt. Nymphen
an Blättern und milchreifen Körnern. Imagines überwintern zwischen
Gräsern usw. Das Wasser der Reisfelder mit dünner Schicht Petroleum
überziehen und die Cikaden abfegen.
Thamnotettix fuseovenosus Fieb. in Südeuropa auf Oliven, bringt
junge Triebe zum Absterben und Blütenknospen zum Abfallen.
Cicadula (Jassus) sexiiotata(-us) Fall."), Zwergcikade. Obwohl
') Mayet, Ins. de la Vigne, p. 170—171, Fig. 38. — Lüstner, Ber. Kgl. Lehranstalt
Geisenheim 1909, S. 131, Fig. 29.
2) Jablonowski, Közteleli 5, Nr. 85 ; Ausz. : Hl. Ztschr. Ent. Bd. 3, S. 379—380. —
Sajö, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd, 4, 1894, S. 150; Bd. 5, 1895, S. 359; Bd. 11, 1901,
S. 30—31.
"'') FoRBEs, 1. c. p. 74—75, figs.
*) Ball, U. S. Dept. Agric. , Bur. Ent., Bull. 66, 1909, p. 33-52, 4 Pls. —
Spisar, Zeitschr. Zuckerindustrie Böhmen, Jahrg. 34, 1910, S. 345 ff.
5) U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 40, 1903, p. 58, PL 1. — Horvath, Bull.
Sog. ent. France 1906, p. 295. - Krafss, Trop. Agric. Vol. 35, 1910, p. 506.
6) Letzner, Abh. schles. Ges. vaterl. Kultur, 1864, Abt. Naturk. Medicin, S. 14
bis 15. — CuHN, ibid. 1869, S. 177. — Frank, Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. o, 1893,
S. 92—93. — SoRAi-ER, ibid. S. 205—208, 306; Bd. 4, 1894, S 336—338. — Marchal,
Bull. Soc. ent. France 1896, p. 259. — Remer, Ber. agrik. bot. Vers. Stat. landw.
Ver. Breslau 1902/03, 1904. — Jungner, Arb. Deutsch. Landw.-Ges. Hft. 115, 1906,
50 S., 1 Taf., 2 Fign. — Filmek, Wien, landw. Zeitg. 1910, Nr. 44. — Matsumura, 1. c.
Q4iO Ehynchoten, Schnabelkerfe.
im ganzen paläarktischen Gebiete, auch in Nordamerika, verbreitet, ist
sie in gröfserem Mafsstabe schädlicli geworden nur in Ostdeutschland (1863
zum ersten Male beobachtet), Bayern, Schleswig-Holstein und (1896) in
Frankreich (Dep. Allier). Die Biologie ist noch keineswegs völlig
sichergestellt. Die Überwinterung geschieht aufwiesen, Rainen, "Winter-
roggen usw. in allen Stadien. Im Mai erscheinen sie auf den Feldern.
Nach Jungner folgen sich drei Generationen : eine Herbstgeneration vom
15. August bis 1. Oktober, eine Wintergeneration vom 1. Oktober bis
1. Juli und eine Sommergeneration vom 1. Juli bis 15. August, die
aber natürlich vielfach ineinander übergehen. Remer fand von Mitte
November an keine Lisekten mehr, lebende Eier aber im November
und März. Wenn Ende Frühling das Wintergetreide emporwächst,
gehen die Cikaden an die Sommerung, besonders Hafer und Gerste,
von diesen im Hochsommer auf Gräser usw. und dann wieder auf den
Winterroggen. So werden die Felder immer vom Rande aus befallen,
und man unterscheidet bald vier Zonen : die Randzone mit gelben, ab-
gestorbenen Pflanzen , eine Zone mit rötlich gefärbten Blättern , eine
solche mit noch grünen , aber schon gelb- oder rotfleckigen Blättern
und das unberührte Getreide. Die Cikaden saugen vornehmlich im
Schutze der unteren Blattscheiden; die Saugflecke werden zuerst gelb,
dann rötlich, zuletzt violett, bis die Pflanzen völlig welken. In der
dritten Zone , der gefleckten , erfolgt gewöhnlich die Eiablage ; jedes
Weibchen legt etwa 30 Stück, in Gruppen von (2 — )4 — 6( — 13) unter die
Blattoberhaut; nach etwa 10 Tagen kriechen die Nymphen aus. Aufser
an Gräsern und Getreide auch an Rüben, Kartoffeln, Lupinen, Serradella,
an den verschiedensten Wiesenpflanzen aus den Familien der Papilio-
naceen, Cruciferen und Chenopodiaceen. Während die Nymphen einer
gewissen Feuchtigkeit bedürfen , ist im allgemeinen Trockenheit ihnen
bekömmlich, Nässe schädlich; daher die Beschränkung auf Ostdeutsch-
land. So treten sie auch nur in gröfseren Unterbrechungen auf: 1863,
1869, 1876, 1885, 1892/94, 1899/1902. Der Schaden ist dann manchmal
aufserordentlich , so 1901 auf einem Gute Posens etwa 50 000 J6. —
Vielfach erscheint sie im Gefolge oder in Begleitung anderer, durch
Trockenheit begünstigter Getreidefeinde , wie Fritfliege , Blattläuse,
Rost. Ihre Feinde aus dem Tierreiche sind zahlreich ; Empusa jasfii
Cohn vernichtet sie in nassen Jahren. Bekämpfungsmafsregeln sind
noch nicht zur Zufriedenheit gefunden: nach der Eiablage an die
dritte Zone ist diese zu mähen und zu verfüttern; von ihr aus nach
aui'sen zu umpflügen; nachher mit Grünfutter bestellen. Breite Leinen-
streifen sind einseitig mit Teer zu bestreichen und mit dieser Seite
voran über das Feld zu ziehen. Jauche- und Mineraldünger schaden
den Zirpen, kräftigen das Getreide. Spritzen mit Kontaktgiften. Ab-
fangen mit Schmetterlingsnetzen. — In Japan sehr schädlich an Reis,
desgleichen D. faseiifrons Stäl.
C. exitiosa Uhl.M. Südliches Nordamerika; an der Basis der
Mittelrippe der äufseren Blätter von Winterweizen und Timothygras ;
auch in milden Wintern selir schädlich.
C Chlorita flaveseens F.'^(vitis Goethe,^rosae H.-S.)^). Paläarktische
1) CoMSTOCK, Eep. Comm. Agric. 1879, p. 191—193, PI. 1 fig. 4.
-) Maykt, 1. c. p. 167—169, fig. 37. — Schulte im Hofe, Beih. Tropenpflanzer Bd. 2,
1901, p. 76. — Wati' and Mann, Pests a. Blights of Tea plant, Calcutta 1903,
p. 286-292, fig. 34, PL 15 Fig. 2. — Tueobali., Journ. ec. Biol. Vol. 2, p.(14— 25), Pls.
Jassiden, ß4|
Region, Ostafrika, Indien, Ceylon, Nord- und Südamerika. Als „green
flif in Indien und Ceylon bei starkem Befalle einer der schlimmsten
Feinde des Tees, an Blättern und jungen Trieben saugend; erstere
kräuseln sich, letztere hören auf zu wachsen; bei schwachem Befalle
werden die Blätter infolge des langsamen Wachstums reicher an den
das Aroma bedingenden adstringierenden Stoffen. — In Algier und
Tunis sehr schädlich an Reben. In Europa an Laub- und Nadelhölzern
(besonders Linden, Birnen, Traubenkirschen, Haselnufs), Reben, Cle-
matis, Hopfen, Kartoffeln, Rüben und vielen krautartigen Pflanzen. Im
allgemeinen werden die Blätter weifsfleckig ; an Traubenkirsche nach
E. Taschenberg bronzefarben, an Haselnufs nach Theobald durchlöchert
wie bei i^f/M.§-Frafs. Eiablage nach Ersterem in die jungen Triebe, deren
Rinde nach dem Ausschlüpfen der Nymphen ganz rauh von den ver-
narbten Wundstellen werden kann; nach Letzterem an die untere Blatt-
fläche; nach jenem überwintern die Eier, nach diesem und Giarü die
Imagines. Nach Theobald drei Brüten. Nymphen und Imagines haupt-
sächlich an Blattunterseite, aber auch an Trieben, sehr lebhaft, springen
aber nicht. Parasit eine Äphelobus- Art (Proctotrupide) , verursacht aus
dem zweiten Hinterleibsring einen gallenartigen Auswuchs, Tylacie^).
Gegenmittel (nach Theobald) : gegen die Nymphen mit Petroleum-Emulsion
spritzen; die Imagines zuerst mit schwacher Seifenlösung von den
Pflanzen abspritzen und dann die betäubt am Boden liegenden mit
Petroleum-Emulsion töten. — ^Chl. viridula Fall.-) in England schäd-
lich an Bohnen- und Rosenblättern. — Von Kartoffeln werden zwei
Arten beschrieben : Qciil. solani-tuberosl Koll.^) und '"^C hl. solani
Curt.-^). — In Deutsch - Ostafrika steht ^Chl. facialis Jac. schon lange
im Verdacht, Urheber der Kräuselkrankheit^) der Baumwolle zu
sein, was durch Kränzlin bestätigt wurde. Besonders schlimm auf
sandigen, trockenen Höhen. Vosseler vertrieb die Cikade mit Markasol
oder Seifenbrühe, Die Brüder Pentzel wollen sie dadurch beseitigt
haben, dafs sie die Baumwolle in langen, schmalen Streifen anbauten,
abwechselnd mit Brachestreifen. In letzteren nisteten sich Ameisen ein,
die die Baumwollstauden ihrer Nektarien wegen besuchten und die
Cikaden vertrieben.
J Emi)Oasca mali LeB. Apple-leaf hopper *^). Nordamerika. Sehr
polyphag an Kräutern und Laubbäumen. Dadurch, dafs die Zirpen an
den Nerven der Blatt-Unterseite saugen, krümmen, kräuseln und ver-
drehen sich die Blätter, ähnlich wie bei Blattlaus-Befall. Schädlich
namentlich an Kartoffeln und an jungen, bis drei- und fünfjährigen Apfel-
bäumen in Baumschulen, die vielfach infolge des Befalls erst ein Jahr
») GiARD, C. r. Acad. Sc. Paris, T. 109, 1889, p. 708—710.
-) Theobald, 1. c. — Collinge, 2^ Rep. econ. Biol., IQl'J. p. 4.
^) Schneider u. Kollar, Sitz.-Ber. Akad. Wiss. Wien, math.-oat. Kl., Bd. 9,
1852, S. 3-27, Taf. 1.
*) CuRTis, Farm Insects, p. 437—439, PL O fig. 28-31.
^) S. mehrere Aufsätze von Vosseler und Morstatt in den Veröffentlichungen
des Biolog. Instituts zu Amani; ferner Kränzlin, Pflanzer, Bd. 7, 1911, S. 327 — 329,
Taf. 3—6. — Tropenpflanzer Bd. 16, 1912,8.132. — Aulmann, Fauna deutsch. Kolon.
R. 5 Hft. 4, 1912, S. 137—140, Fig. 103.
6) FüRBEs, 1. c. p. 77—78, PL 2 fig. 3. — Washburn, Journ. ec. Ent. Vol.l, 1908,
p. 142—145, fig. 5—6; Vol. 2, 1909, p. 54— 59, PL 2; Vol. 3, 1910, p. 162— 165; Agric.
Exp. Stat. Minnesota, Bull. 112, 1909, p. 145—164, 1 PL, 14 figs. — Webster, R. L.,
Journ. ec. Ent. Vol. 1, 1908, p. 326—327; Vol. 3, 1910, p. 162—165; Agric. Exp. Stat.
Jowa, Bull. 111, 32 pp., 13 figs.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 41
(342 Ehynchoten, Schnabelkerfe.
später die zfum Verkauf nötige Gröl'se erreichen. 3 — 4 Generationen.
Sommer-Eier in Stengeln ihrer Nährpflanzen, besonders von Klee, Lu-
zerne usw., am Apfel in Blattstielen und -nerven und in jungen Trieben,
in Schlitze. Wintereier in Taschen oder Pocken der Rinde 2 — 3-, bis
5 jähriger Triebe der älteren Apfelbäume oder in Stämmen junger;
auch überwintern Imagines am Boden. Gegenmittel: Boden der Baum-
schulen von -Unkraut usw. frei halten. Spritzen mit Bordelaiser Brühe
als Abschreckungsmittel. Abklopfen der Frühjahrs-Generation der Zirpen
auf Klebfächer. .. ^
r^Eupteryx ( atropunctata Goeze,-picta Fall.) earpini Fourc. ^)
Kartoftelzikade. An den verschiedensten Pflanzen , auch an Rüben,
Getreide usw\ ; von August bis September besonders häufig an Kartoffel-
kraut; Schaden nicht bedeutend. Eiablage in Mittelnerv der Blätter.
n
TypMocyba Germ.
Zahlreiche Arten dieser Gattung treten auf den verschiedensten
Kultur- und anderen Pflanzen auf, aber nur wenige und auch diese
nicht immer, schädlich, nur in Jahren, die ihre Vermehrung besonders
begünstigen. Die erwachsenen Zirpen überwintern am Boden unter
abgefallenem Laube, in Rindenritzen, unter Moos und Flechten, in Gras
oder anderer dichter Vegetation , besonders gern in Buschland oder
Waldrändern, daher die an solche grenzenden Ländereien meist stärker
von ihnen zu leiden haben. Selbst an warmen Wintertagen saugen diese
Zirpen an der ihnen gerade zur Verfügung stehenden Vegetation, um
aber doch im Frühjahre an bevorzugte Nährpflanzen überzusiedeln.
Hier saugen sie an der Blatt-Unterseite, und in diese legen sie nach
mehrwöchigem Fraise auch ihre Eier, einzeln, in kleinen Gruppen
oder Reihen, und hier entwickeln sich auch die Nymphen. Die Zahl
der Generationen ist gering, 1 — 3: die Vermehrung aber doch so grofs,
dafs die Geflügelten im August und September in oft ungeheuren
Mengen auftreten; zugleich sind sie aui'serordentlich lebhaft, fliegen bei
der geringsten Störung auf und belästigen oft die arbeitenden Menschen
und Tiere, indem sie ihnen massenhaft in Augen, Ohren, Nase usw.
fliegen. Durch das Saugen der verschiedenen Stadien werden die
Blätter zuerst weifsfleckig, dann vergilben sie ; zuletzt werden sie braun
und fallen ab. So werden namentlich die Fruchtentwicklung, die
Bildung und das Wachstum neuer Triebe sehr ungünstig beeinflufst.
Aufser der möglichsten Beseitigung der Überwinterungsplätze (Unter-
graben, Abbrennen!) mufs sich der Kampf in erster Linie gegen die
überwinterten Imagines richten, die mit Klebfächern oder -Rahmen ab-
zufangen sind, dann gegen die jungen Nymphen, durch Spritzen mit
Petroleum-Emulsion, Walölseife, Nikotin.
Die wichtigste europäische , auch nach Nordamerika verschleppte
Art ist'^. rosae L,, die Rosen -Zikade-), die aufser auf Rosen aber
auch auf Apfelbäumen, Linden , Eichen usw. auftritt. Wahrscheinlich
nur eine Generation. Nach Taschenberg und Felt Eiablage im Herbste
1) CuRTis, 1. c. p. 489—440, PI. 0 fig. 32. — Jungner, Zeitschr. Pflanzenkrankh.
Bd. 14, 1894, S. 327— :328.
2) Ti'LLGREN. Stud. Jaktt. Skadeinsekt;1905, p. 26— 27. — Theobald, Rep. 1908'09,
p 82—83; 1909/10, p. 110. — Felt, Journ. ec. Ent. Vol. 3, 1910, p. 169; Vol. 4, 1911,.
p. 413-414.
Fulgoriden. 543
unter die Rinde der jungen Triebe , daher Betten vorschlägt , . vor
dem Austrieb im Frühjahre die Zweige mit einer Lösung von 125 g
Schwefelkalium in 1 1 Wasser zu bestreichen, was sich in der Praxis
gut bewährt haben soll, oder mit einer Mischung von Kalkmilch,
Blut und Seife, um das Ausschlüpfen der Nymphen zu verhindern. —
^ T. quereus F. M In England an Apfel, Pflaume, Mirabelle. — T. viti-
eola Targ. ^) auf Elba und Pianosa schädlich an Reben.
In Nord- Amerika gehört T. eomes Say, der Grape leaf-hopper, ^)
zu den ernstlichsten Feinden der Rebe , der manchmal Verlüde von
Tausenden von Dollars bei einigen Rebenpflanzei-n hervorruft. Im Norden
nur eine Brut, mit einer teilweise zweiten, deren Nymphen aber den
ersten Frösten erliegen-, im Süden zwei Brüten.
.': T. erythrinae Kon., Java, stellenweise sehr schädlich an Ery-
thrina.
Fulgoriden.
Zirpen von verschiedener Gröfse, verschiedener Farbe und ver-
schiedenem Verhalten. Starke Wachsausscheidung, mit der selbst die
meist in Pflanzengewebe eingesenkten Eier bedeckt werden. Einige
Arten unterirdisch an Wurzeln ; sehr viele schädlich an Gramineen.
Feinde: Schlupf- und Grabwespen.
Zahlreiche Arten in den verschiedenen Erdteilen schädlich an
Zuckerrohr und anderen Gräsern, wo sie namentlich hinter den Blatt-
scheiden, zum Teil aber auch frei an den Blättern sitzen. So in Indien
und Ceylon^jf'Pheuice (Proutista) australis Disty.*^inoesta Westw.
v^{dentata Bückt.), Zamila (Pyrilla) lycoides Kby"') und aberrans
Walk., Liburuia psylloides Leth. (ferner auf Java. Hawaii, Viti
und in Ostaustralien auch an Mais, Andi^opogon und Hafer ),'^^Pun(laloya
slmplieia Dist. (Ceylon). — Auf Ja va'^TPheniee maculosa AVestw.
und iPerkinsiella (Dicranotropls) vastatrlx Bredd. — In Austra-
lieii':'^Phenice lumholtzi Kirk. — In Westin dien ^): .Stenoeranus
(Delphax) saeeharivorus Westw.
Die schädlichste, auch an Gräsern und Getreide vorkommende aller
Zuckerrohr-Cikaden ist aber:
Perkiusiella saeeharieida Kirk. ^) Heimat Australien, hier unschäd-
lich ; Ende vorigen Jahrhunderts nach Hawai verschleppt, die Inselgruppe
') Theobald, Journ. ec. Biol. Vol. 2, 1907, p. 16—17, PL 1 fig. 2, PI. 2 fig. 1—3.
2) Matet, 1. c. p. 169—170.
3) WooDwoRTH. Univ. Calif. agr. Exp. Stat., Bull. 116. 1897, 14 pp., figs. —
Slingerlaxd, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 215, p. 83-102. 36 figs. — Qiayi.e,
Univ. Calif. agr. Exp. Stat., Bull. 198, 1908*, p. 177—218, 23 figs.; .Journ. ec. Ent.
Vol. 1, 1908, p. 182—183. — Hartzell, N. Y. St. agr. Exp. Stat., Bull. 331, 1910,
p. .568—581, PL 13. 14; Bull. 344, 1912, p. 29—43, 4 Pls., 3 figs. — Johnson, ü. S.
Dept. Agr.. Bur. Ent., BulL 97, 1911, p. 1-12, 2 Pls., 5 figs. : BulL 116, 1912,p. 1— 13,
3 Pls., 3 figs.
*) Lethierry, Ind. Mus. Not. Vol. 3, No. 3, p. 105—106, Fig. — Stebbixg, ibid.
Vol. 5, 1900, p. 86—87.
^) Früher als Dict^jopliora pallicla Don. bezeichnet.
6) Busse, Arb. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. Bd. 4, 1905, S. 354—365,
Fig. 5—7, Taf. 6 Fig. 5. — van Deventer, Dierl. Vijand. Suikerriet, 1906, p. 167—168.
') Bassieres, La Sucrerie indig. colon., Ann. 48 T. 79, 1912, p. 27-32. — Urich,
West. Ind. BulL Vol. 12, 1912, p. 390.
8) Perkixs, Hawai. Board Comm. Agric. Forestry Bull. 1, 1903, 38 pp. — Tan
41*
ß44 Ehynchoten, Schnabelkerfe.
sehr rasch überziehend; auch auf Java. Ausbreitung einmal durch
Wanderschwärme Ende April, Anfang Mai, dann durch Schiffe und Eisen-
bahnen, da die Geflügelten sehr stark von Licht angezogen werden, be-
sonders aber durch mit Eiern belegte Stecklinge des Zuckerrohrs. Eier
an diesen zu durchschnittlich 4—6 unter der Epidermis der Mittelrippe
der Blätter, der Inteniodien , bei jungem Rohre auch in untere Blatt-
scheiden; die Wunde wird durch wachsähnliche Masse verschlossen;
Ablage von Anfang März an. Nach durchschnittlich 19 Tagen kriechen
die Nymphen aus, die gesellig an den Basen der Blätter, bzw. unter
den Blattscheiden, besonders der unteren, sitzen; nach weiteren 37 Tagen
die Erwachsenen. Die Stellen der Eiablage färben sich bald rot: das
ersxe Anzeichen des Befalles. Mit dem Auskriechen vergröfsern die
Nymphen die Wunden , durch die starke Verdunstung stattfindet.
Krankheitskeime eindringen, die vielfach von den Cikaden selbst, bzw.
von saugenden Fliegen übertragen werden. Den Hauptschaden tun
aber die Nymphen. Die Blätter vergilben, vertrocknen bei starkem Be-
fall; die Spreite fällt ab, während die Scheide sitzen bleibt; in dem
durch die saugenden Insekten ausgeschiedenen Honigtau siedeln sich
Rufstaupilze an, die Internodien bleiben kurz. Bei starkem Befall
werden auch bald die oberen Blätter angegangen ; sie entfalten sich
nicht, die Endknospe stirbt ab , und zahlreiche austreibende Seiten-
sprossen schwächen den Stamm. Verlust für 1903 auf 3 Mill. Doli., gleich
10 "/o der Ernte, angegeben. Feinde: Coccinelliden, Chrysopiden,
Wanzen, Forficuliden, Ameisen, Pipunculiden, Spinnen. — Der ungeheure,
rasch zunehmende Schaden veranlafste die Zuckerrohr-Pflanzer auf
Hawaii zu energischen, gemeinsamen Vorgehen; sie gründeten eine
Versuchsstation, deren Arbeiten über diesen Schädling und seine Femde
zum Besten gehören, das die phj'topathologische Entomologie bis jetzt
hervorgebracht hat. Auch zahlreiche Feinde wurden eingeführt, mit
welchem Erfolge, wird nicht berichtet. — Gegenmittel: sehr stark be-
fallene Felder abbrennen ; alle Rückstände nach Ernte verbrennen.
Gute Kultur, besonders Fernhalten des Unkrauts , Entwässerung. An-
bau widerstandsfähiger Sorten (Yellow Caledonia). — Im Winter tritt
eine kurzflügelige, anscheinend fruchtbarere Form auf.
An Reis in Japan ') schädlich in erster Linie Liburnia fureifera
Horv., neben ihr aber noch über 30 andere Zirpen, aus allen Familien.
Hierüber berichtet Matsumura: „Die kleinen Cikadinen, die zu den
schädlichsten Insekten Japans gehören, richten Jahr für Jahr unter
den Reispflanzen viel Schaden an. Die Verheerungen waren sehr oft
die Veranlassung zu entsetzlicher Hungersnot, wie das etwa schon 18mal
in der japanischen Geschichte geschildert wird . . . „Unka", der in
Japan für die Cikadinen gebräuchliche Name, ist ein sehr übel be-
rüchtigtes Wort, das Wolke oder Nebel bedeutet; denn sie kommen
manchmal in so kolossaler Menge vor, dafs sie im Fliegen die Sonne
ganz verdecken können. Im Jahre 1897, wo sie wieder einmal als
grofse Landplage auftraten, wurde nicht weniger als Vs — V2 der Reis-
DiNE, Hawaii agr. Exp. Stat., Bull. 5, 1904, 29 pp., 8 figs.; ü. S. Dept. Agric, Bur.
Ent., Bull. 93, 1911, p. 12— 34, 1 fig., PL 2. — Perkins, Tkruv, Kirkaldv, Leaf-Hoppers
and their natural enemies. Rep. Work Exp. Stat. Hawai. Sug. Plant. Assoc. Bull. 1,
Pt. 1—10, Introduction, Honolulu 1905-1906.
>) Matsumura, Ent. Nachr. Bd. 26, 1900, p. 262; Annot. zool. Japon. Vol. 6,
1907, p. 83 ff. — HoRVATH, Bull. See. ent. France 1906, p. 295.
Fulgoriden. g45
felder ganz ruiniert. Der Verlust wurde damals aut 70 Millionen Yen
geschätzt, was jedoch den wirklichen Wert bei weitem nicht erreicht.
An Vertilgungsmitteln verwandte man damals über 250000 Kannen
Petroleum, sowie auch eine grofse Menge anderer Insektenvertilgungs-
mittel, alles in allem etwa im Gesamtbeträge von nicht weniger als
5 Mill. Yen." — L. furcifera ist auch aus Cochinchina, Ceylon und
Sizilien bekannt, — An Eeis in Indien schader Rieania zebra Dist.
Von anderen schädlichen irrten seien noch genannt:
Prosops pedisequus Bückt. ^). Australien; ursprünglich an Euca-
lyptus; tötet Äste und Zweige von Apfel- und anderen Bäumen durch
die unter die Rinde erfolgende Eiablage ab. Spritzen mit Petroleum-
emulsion. ^
V Hysteropteriim grylloides F. und Falcidiiis apterus F.^), Mittel-
meerländer, Schweiz, Kanarische Inseln ; an Ölbaum. Maulbeere, Eeben,
Obst- und Feigenbäumen. Eier in zweireihigen Paketen, gewöhnlich
deren 12 — 16 beieinander, an Zweigen. Nymphen von April an, an
jungen Trieben, Blütenstielen und ganz jungen Früchten, auch an
Blättern. Kxi denen von Reben erzeugen sie „rowcef -ähnliche Er-
scheinungen, an denen von Maulbeere Querrmizeln, Auftreibungen nach
oben, die unten stark behaart sind. Imagines im Herbste, sterben nach
Eiablage.
Tettigometra obliqua Panz."). Deutschland , an Wintergetreide.
Eier im Herbste, in Häufchen an unterste Blattscheide, dicht über der
Wurzel. Nymphen im Frühjahre, gesellig, am Grunde der Pflanzen,
unter dem Schutze von Formica cinerea Mayr. Auch an Papaver, Cen-
taurea, Allium, Apera. Von Ende Juni an die Imagines, die nach der
Ernte an Gesträuch, Buchen, Kiefern usw. übergehen. Gelegentlich
massenhaftes Auftreten, dann recht schädlich. — In Italien an Olive.
^ ^ Rieania atrata F. und ^fulig-inosa de H. , Java, an grünen
Trieben von Tee und Kampfer. U- R. japoniea Mel.*), Japan, sehr
schädlich an Maulbeere.
"^"^ (Aeanalonia) CMorochroa eoniea Say^), Nordamerika, an Mais,
Hopfen, Rebe usw., in grofsen Klumpen am Grunde der Pflanzen.
Y^ ^ Geisha ^'(Poeeiloptera) distinctissima Walk.*). Japan, sehr
schädlich an Maulbeere, Pflaumenbäumen. Tee usw.
V^ c Ormenis pruinosa Say^), Nordamerika, sehr polyphag an Obst-
bäumen, Orangen, Reben, Ulmen, Ahorn, Kartoffeln, Rotklee, Mais,
Hirse, Dahlien usw. Eiablage in junge Triebe von Obst- und anderen
Bäumen.
\/ <2 Siphanta acuta Walk.'). Australien, Hawaii, Sandwich-Inseln; eine
der gemeinsten Fulgoriden. Auf Hawaii schädlich an Kaffee, durch
1) French, Destr. Ins. Victoria, Vol. 4, 1909, p. 55-56, PI. 67.
2) M.^YET, 1. c. p. 171-173. — EiBAGA, Redia T. 4, 1907, p. .329-383, Tav. 5. —
Del Guercio, ibid., p. 353-359, fig. 14—16.
3) V. DoBENECK, 111. Zeitsclir. Ent. Bd. 3, 1898, S. 369—370, 1 Taf. - Sajo,
Zeitschr. Pflanzenkrankh., Bd. 11, 1901, S. 31. — Torka, Zeitschr. wiss. Ins.-BioL
Bd. 1, 1905, S. 451—455, Fig. A— D.
*) M.\TsuMrRA, Ent. Nachr. 1. c. p. 211, 213; Annot., 1. c. p. 90.
^) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 22, N. S., 1900, p. 98—99. —
FoRBES, 23 th Rep. nox. benef. Ins. Illinois, 1905, p. 203—204.
6) Chittenden, 1. c. — FoRBEs, 1. c. p. 203, fig. 210—211, PI. 8 fig. 2.
^) Van Dine, Rep. Hawaii, agr. Exp. Stat. 1904, p. 375.
646 Rhynclioten. Schnabelkerfe.
Saugen und durch Übertragung der Sporen von Cercospora coffeicola.
Auch an Mango-, Orangen-. Birnbäumen.
Purohita arundinaeea Di-st.M, Indien, schädlich an Bambus.
Peregriniis (Delphax) maidis Ashm.'^). Südliches Nordamerika,
Westindien, sehr schädlich an jungem Mais, durch Saugen und durch
Eiablage in regelmäfsigen Reihen in die Mittelrippe der Blätter. Ähre
entwickelt sich spärlich ; die Pflanzen vergilben, sterben selbst ab. Keine
bestimmte Generationsfolge ; Entwicklung dauert im Hochsommer einen
Monat, im Winter zwei Monate.
Steuocrauoides viridis Bak,^). Cuba, an Vigna unguiculata
Psylloiden.
Psyllideii, Blattflöhe').
Imagines mit dachartig liegenden Flügeln, die vorderen chitinisiert ;
Fühler bis lOgliedrig: Springbeine und Haftläppchen an den Krallen
der 2gliedrigen Tarsen. Larven plattgedrückt, wanzenartig, mit wage -
rechten Flügelscheiden. Eier meist in Mehrzahl an Zweigen oder Blättern,
an denen Larven und Imagines saugen, besonders an letzteren sehr
häuiig Gallen verursachend. Besonders zahlreich in Australien an
Eucalyptus und Akazien; die Larven vieler Arten liegen unter schild-
artigen Bedeckungen, die namentlich an ersterem so dick sein können,
dafs sie von den Eingeborenen als „Lerp" gesammelt und gegessen
werden. Wollige Ausscheidungen sind sehr häufig ; alle Arten sondern
reichlichen Honigtau ab, dessen grofse Tropfen, oft von feinen Wachs-
teilchen bedeckt, sehr auffällig sind und stark von Ameisen gesucht
werden. — Ökonomische Bedeutung im allgemeinen nicht sehr grofs.
Euphylliira olivina Costa (oleae B. de Fonsc.)^). Italien, am Öl-
baum. Die Imagines überwintern an den kleinen Zweigen, dicht an
der Basis der Blattknospen. Eiablage im Frühjahr an die imieren
Blättchen der sich entfaltenden Endknospen oder an die Basis der
Blütenstände, Larven setzen sich in letzteren fest und hüllen sich so
dicht in Wachsausscheidung ein, dafs die Blüten oft ersticken. Die
Knospen werden durch das Saugen der Larven an der Entwicklung
bzw. Entfaltung gehindert. Wohl drei bis vier Generationen. Feinde :
ein Chalcidier und eine Cynipide. Abschneiden der mit Larven besetzten
Triebe ; Spritzen mit Rubina (2—3 "/o) oder mit Tabak-Petroleumemulsion.
Rhinocola eucalypti Mats Z'). Heimat Tasmanien; an Eucalyptus
globulus und mit diesem nach Neuseeland, Neusüdwales und Südafrika
verschleppt.
Phytolyma lata Scott "^j. Deutsch-Ostafrika; an Chlorophora excelsa,
^) DisTANT, Ent. monthl. Mas;. (2) Vol. 18, 1907, p. 10—12. — Antkam, Journ.
Bombay nat. Hist. Soc. Vol 17,1907, p. 1024,
") Vax Dine, 1. c. p. 376; Bull. 5, 1904, p. 17. — Foubes, I.e. p. 120—121, fig. 109.
3) HoKNE, 2d Rep. Estac. centr. agr. Cuba, 1909, p. 88.
"•) Aulmann, G., Psyllidarum Catalogus, Berlin 1913.
^) Barbieri, Boll. Ent. agr. Ann. 5, lö98. — Grandi, Ent. agr., Portici 1911,
p. 96—99, fig. 88—93. — de Seabra, Portus'al Afric, Anno 22, 1911, p. 24— 28, 4 fig.
«) Froggatt, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales Vol. 28, 1903, p. 315.
^) VossEt.ER, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 2, 1906, S. 276—285, 305—316, 20Figg.;
Pflanzer, Bd. 2, 1906, S. 57—63. — Busse, Beih. 7 Tropenpflanzer. 1906, S. 219—220.
Psylliden, Blattflöhe. (347
vergällt die verschiedensten vegetativen Teile junger Pflanzen, Wurzel-
und Stockausschläge; Gallen kugelig, geschlossen. Junge Pflanzen
können dadurch jahrelang im Wachstum zurückgehalten werden. —
Vielleicht dieselbe Galle an der gleichen Pflanze in Togo.
Psyllopsis fraxini L.^). Europa, an Eschenblättern in nach unten
eingerollten, verdickten Blättern mit geröteten Adern. Auch nach
Amerika verschleppt.
Psylla Loew.
P. pyrieola Foerst. ^). Europa, Japan, wenig schädlich ; etwa 1830
nach dem Osten Nordamerikas verschleppt, hier sehr schädlich, in
manchen Gegenden fast so schlimm wie die San Jose-Schildlaus. Nur
an Birnbäumen. Lnagines überwintern in Rindenritzen usw. Ende
April, Anfang Mai werden die orangegelben, birnförmigen Eier einzeln
in Rindenritze , an Zweige , um die Knospen herum , oder in Blatt-
narben gelegt. Nach 2 — 3 Wochen die Larven, die an Blattstielen, in
den Blattachseln, an Blättern, jungen Früchten, zarten Trieben usw.
saugen. Sie scheiden so viel Honigtau ab, dafs dieser nicht selten von
den Blättern herabtropft oder an der Rinde herabläuft und später alles
mit Rufstau bedeckt. Die jungen Früchte fallen ab, oft auch vorzeitig
die Blätter ; die Bäume machen wenig Wachstum. Nach einem Monate
erscheinen die Imagines, die sich bald wieder fortpflanzen, so dafs
sich 4—5 Generationen im Jahre folgen; die Sommergenerationen legen
ihre Eier an Blätter ab, in Reihen oder in Haufen. Bekämpfung: die
Bäume im Winter abkratzen und mit 10 prozentiger Petroleum-Emul-
sion oder mit Kalks chwefelbrühe spritzen. Nächst wichtig ist Spritzen
im Frühjahre, wenn die Larven ausgekrochen sind, aber noch wenig
Honigtau abgesondert haben, ebenfalls mit Petroleum-Emulsion oder mit
Seifenbrühe. Auch im Sommer kann hiermit gespritzt werden, aber
nur nach Regenschauern, die viel Honigtau abwaschen.
PS. pyrisug-aFoerst. (piri Schmidb.) ■''), der grolse Birnsaug^er,
ist dagegen in Mitteleuropa und Japan selir schädlich an Birn-
bäumen. Begattung im Frühling, von Anfang April bis Anfang Juni;
Eier einzeln oder in kleinen Häufchen im Filz der jungen Blätter
und Blütenstiele oder in Blattwinkeln , anfangs hellgrün , später hell-
gelb, ungestielt. Larven von Anfang Mai ab , dunkelgelb , mit Wachs-
ausscheidung; wandern nach der ersten Häutung an den Grund der
Schosse oder auch an vorjähriges Holz. Vor der letzten Häutung
wandern sie wieder an die Blattunterseiten; von Anfang Juni ab die
Imagines an jungen Zweigen, anfangs hellgrün, dunkeln im Herbste
^) Felt, Rep. N. York St. Ent. 1910, p. 39—40, PL 15, 16 (irrtümlich Ps. fraxi-
nicola Forst, genannt).
2) Si.iNOEiu.Axu, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 44, 1892, p. 161—186, 8 figs. ;
Bull. lOs. 1896, p. 69-81, lig. 40-45. — Smith, Rep. N. Jers. agr. Exp. Stat. 1893.
p. 460—465, fig. 3—5. — Marlatt, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 7, 2^ Ser.,
1895, 8 pp., 6 figs. — FisHER, 35. ann. Rep. ent. Soc. Ontario . 1905, p. 108—109,
2 figs.; Canad. Ent. Vol. 37, 1905, p. 1—2, 2 figs. — Pakkutt, West N. Y. hört. Soc.
Proc, Vol. 56, 1911, p. 73—82, 6 figs.
3) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1889, S. 827-829, Figg. —
Burner, Mitt. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. Hft. 8, 1909, S. 48—49. —
(NoEL, P.), Le Naturaliste T. 32, 1910, p. 47—48. — Schmidberger, in: Kollar, Natur-
gesch. d. schädl. Ins., Wien 1837, S. 283—284.
648 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
beträchtlich, nach der unter Rindenschiippen usw. erfolgenden Über-
winterung dunkelrotbraun; Augen rot. Junge Blätter werden beulig,
verkrüppelt, rollen sich zusammen ; die jungen Triebe worden abgetötet,
ebenso die jungen Früchte, an denen die Insekten ebenfalls, wenn auch
weniger häufig, saugen. Besonders an Formbäumen schädlich. Be-
kämpfung wie bei voriger; Tabaksbrühe (einprozentig) hat sich gegen
die jungen Larven sehr bewährt. Sie fangen sich in Massen auf im
Frühjahre fängig gehaltenen Klebgürteln. • — Ps. pyri L. ist im all-
gemeinen viel zu selten , um schädlich sein zu können ; ebenso
Ps. erataeg"! Sehr., an Weifsdorn und Apfel.
Ps. mali Schmidb., Apfelblattsaugrer ^). In Mitteleuropa imd
England vielfach ein sehr schlimmer, aber kaum beachteter Schädling
des Apfelbaumes. Imago von Anfang Mai an bis in Herbst, grün, bunt
gezeichnet; Augen weifs, Eiablage von September bis Anfang November;
Eier anfangs weiis, zuletzt rostrot; am stumpfen Ende seitlich mit
Stielchen , am spitzen in langen Faden ausgezogen ; einzeln oder in
Häufchen in Rindenrissen, an Knospen, Blattstielnarben, besonders aber
an jungen, noch flaumhaarigen Trieben; über lUO Stück bei einem
"Weibchen. Von Anfang April an bis in Juni hinein kriechen die zuerst
schmutzig gelben , dunkel gezeichneten , später hellgrünen Larven aus ;
anfangs zwängen sie sich zwischen die Knospenschuppen ein ; später
sitzen sie unter dichter Wachswolle und mit vielen Honigtau-Bläschen
an Blättern, Blüten oder deren Stielen, besonders am Grunde oder im
Inneren der Blütenstände. Zur letzten Häutung gehen sie wieder an
die Blätter; Imagines mit Vorliebe an den Stielen der jungen Früchte.
Befallene Blätter bleichen, krümmen und kräuseln sich ; Triebe krümmen
sich oder sterben ab ; befallene Knospen öfPnen sich überhaupt nicht oder
geben nur unvollkommen entwickelte Blätter bzw. Blüten; durch das
Saugen an den Stielen sterben und fallen die Blüten bzw. jungen Früchte
ab. Namentlich hierdurch Schaden oft so grofs , dafs ganze Bäume
ihre Blüten abwerfen. Feinde: besonders Milben und Wanzen; prak-
tisch aber kaum wertvoll. Gegenmittel : im Herbste , nach der Ernte,
starke Petroleum-Emulsion mit starkem Strahle in die Bäume spritzen,
um die Imagines abzutöten ; im Winter mit 500 1 Petroleum, 98 ** o Ätz-
soda, 90 1 Seife; oder mit 1—1 V2. Ztr. Kalk, 30—40 Pfd. Salz, 5 Pfd.
Wasserglas und 500 1 Wasser. Ätzsoda tötet die nahezu fertig ent-
wickelten Embryonen in den Eiern. Im Sommer, gegen die Larven,
wie bei den vorigen Arten. Gutes Zurückschneiden tötet die Haupt-
masse der Eier, zumal sie an abgeschnittenen Trieben absterben. —
Auch in Japan.
Ps. buxi Geofifr. an den Endtrieben des Buchses , dessen Blätter
sich so krümmen, dafs sie sich zu knospenähnlichen Gebilden zusammen-
schliefsen. — Ps. alni L., Europa, Japan. Larven im Frühjahre
klumpenweise in den Blattachseln der jungen Erlentriebe , dicht in
Wolle gehüllt und mit viel Honigtau, die Blätter krümmen sich und
verkrüppeln zum Teil. — Ps. pruni Scop. oft in groisen Gesell-
schaften um die Triebe der Steinobstbäume; unschädlich.
1) ScHMiuBERGEK, 1. c. p. 284—291. — Ormkrud, Handbook etc., 1898, p. 42—45,
fig. — Theobald, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 44, 1904, p. 65-67. — Furley,
1907, Report on the Exp. sprav. for the Apple Sucker etc., Worcester Educ.
Comm., 26 pp., 8 Pls. — Carpenter, Eep. 1908, p. 595 -55^9, fig. 2, 8. — S. ferner die
Berichte von Collinge, Lampa, Schöyen, Theohat.d und zwei Mitteilungen im Prakt.
Ratgeb. Obst- u. Gartenbau 1910, S. 256 u. 270-271.
Psylliden. Blattflöhe. (349
Ps. elaeag-ni Kuw.\). Japan; sehr schädlich anElaeagnus lambellata.
In Indien soll Ps. isitis Bückt, die Endtriebe und Blätter an
Indigo derart kräuseln, dais oft alles Wachstum aufhört und die Pflanzen
eingehen. — Ps. eistellata Bückt, verursacht Gallen an Mango-Trieben
(Maxwell-Lefroy). — Ps. aeaeiae-baileyanae Frogg.^) schwärmt in
Neusüdwales auf ihrer Nährpflanze, ohne ihr zu schaden ; bei Melbourne
hat sie massenhaft ihre Blütenknospen abgetötet.
Mycopsylla fiel Tryon^), Australien an Blättern von Ficusbäumien ;
aus den Stichwunden tritt so viel Milchsaft heraus, dafs er nicht nur
die saugenden Larven bedeckt, sondern auch die Blätter so völlig in-
krustiert, dafs sie abfallen.
Hoinotoma Ileus Guer. Mittelmeerländer, Frankreich; an der
Unterseite der Feigenblätter, die vertrocknen. Eier überwintern; Ima-
gines in der zweiten Hälfte von Juni. "Wahrscheinlich mehrere Gene-
rationen.
Mesohoiuotoma eamphorae Mats.^) auf Formosa an Kampferbäumen
sehr schädlich.
Anomoneura mori Schwarz-^). Japan, am Maulbeerbaum oft sehr
schädlich, die Seidenraupenzucht beeinträchtigend.
Trioza Foerst.
Tr. alaeris Flor.^). Mediterran; in Mitteleuropa öfters in Ge-
wächshäusern, seltener im Freien ; an den jüngsten Trieben von Lorbeer-
bäumen; Imagines überwintern; Eiablage im Frühjahr auf Blattunter-
seite; hier auch die Larven unter starker, weifser, wachsartiger Wolle
und mit viel Honigtau. Die Blätter rollen sich nach unten ein unter
dreifacher Verdickung, Verfärbung und runzlige Ausstülpungen nach
oben ; immerhin mehr Schönheitsfehler als Schaden. — Neuerdings in
Californien eingeschleppt.
Tr. viridula Zett.^). Verursacht an Mohrrüben in Rheinhessen,
Dänemark und Nordschleswig und an Petersilie in Österreich Kräusel-
krankheit , die die Pflanzen kümmern und oft eingehen läfst. Über-
winterung vermutlich als Imago an Holzgewächsen (Fichte?). Eiablage
in zweiter Hälfte von Juni an die j"ungen Mohrrüben. Larven von
Anfang Juli an bis gegen Ende August, von strahlenförmigem Kranze von
Wachsfäden umgeben. In Dänemark seit einigen Jahren bedrohlich. —
Auch in Japan.
Tr. obsoleta Bückt.**) verursacht in Indien gelblichrote, rauhe
Gallen auf den Blättern von Diospyros melanoxylon, die nach der Reife
ausfallen und Löcher hinterlassen.
1) KuwAYAMA, Trans. Sapporo nat. Hist. Soc. Vol. 2, 1907'08, p. 164.
2) Froggatt, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales Vol. 28, 1903, p. 315.
') Froggatt, Austral. Ins. p. 365.
*) KuwAYAMA, 1. c. p. 181, fig. 15, 20.
"•) KrwAYAMA, 1. c. Vol. 3, 1909, p. 63—64.
6) Thomas, Gartenflora, Jahrg. 40, 1891. — Crawford, Monthl. Bull. Comm.
Hortic. Calif. Vol. 1, 1912, p. 86—87.
■') RosTRUp, S., Ber. 1907/08 (als Aleyrodicus sp. bezeichnet). — Kornauth, Ber. f.
1909, S. 89. — Zacher, Mitt. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. Hft. 12, 1912,
p. 31, Fig.
8) BucKTox, Ind. Mus. Not. Vol. 5, 1900, p. 35—36, PL 5 fig. 10—15. — Stebbing,
Dept. Not. Ins. äff. Forestr., 1903, p. 130-131.
(550 ßhvBchoten, Schnabelkerfe.
Tr. camphorae Sasaki ^). Japan, Formosa, Südchina ; am Kampfer-
baum. Die Imagines erscheinen von April an und legen ihre Eier
meist an die Unterseite der Blätter. An den Stellen, an denen hier
die Larven saugen, bildet sich eine anfangs gelbgrüne Ausbuchtung
nach oben, die sich im Juni zu einer regelrechten, rundlichen, roten,
von grünlichgelbem Hofe umgebenen, 2 — 3 mm grofsen Galle schliefst,
in der die reife Larve überwintert. Stark besetzte Blätter fallen vor-
zeitig ab; durch derartige Entblätterung können namentlich junge
Bäume abgetötet werden. Insekten oft so zahlreich, dafs sie behn Fluge
AVolken bilden.
Tr. litseae Giard^). Auf Reunion an Litsea laurifolia, geht von
ihr auf Vanille über und ist dort deren schlimmster Feind geworden.
Sie sticht die Blütenknospen an-, imi den Stich Faulstelle ; trifft er den
Fruchtknoten, so wird keine Fracht gebildet.
Eine Tr.-Art^) rollt in Uganda die Blätter der Citrusbäume ein, be-
schädigt namentlich junge Bäume und junge Triebe älterer Bäume.
Phacosema Zimmepmanni Aulm.*). Ostafrika und Togo an Khaja
senegalensis ; kugelige, auf beiden Blattspreiten hervorragende Gallen.
Aleurodideii'), Motteii(Schild)läuse ; snow oder white flies.
Eine verhältnismäfsig kleine Familie mit ziemlich einheitlicher
Lebensweise. Imagines vierflügelig , meist weifs, mit weifsem Wachs-
staube bepudert; Füfse mit Haftborsten. Sie sitzen gewöhnlich zu
dreien (ein "Weibchen und jederseits ein Männchen) auf der Unter-
seite eines Blattes und fliegen bei Störung aufspringend davon. Die
Eiablage*^) erfolgt fast ausschliefslich an die Unterseite junger Blätter;
nur in Treibhäusern, auch gelegentlich an junge Stengelteile, Blatt-
stiele usw. Auf glatten Blättern bleibt das Weibchen dabei häufig
mit seinen Saugborsten fest verankert und dreht sich um sie wie
um einen Pfeiler herum, so dafs die Eier in ein- bis mehrreihigen
Kreisen angeordnet smd; sonst in unregelmäfsigen Haufen, in Reihen
oder vereinzelt. Eier birnförmig, am stumpfen Ende kurz gestielt,
meistens aufrecht, manchmal liegend : zuerst hell, später dunkelnd bis
braunschwarz. Die frisch ausgekrochenen Larven haben grofse Ähn-
lichkeit mit denen der Schildläuse, bewegliche Beine, Fühler und laufen
kurze Zeit, aber nicht weit, umher, bis sie einen zum Festsaugen
1) Sasaki, Journ. Coli. Agric. Imp. TJuiv. Tokyo Vol. 2, 1910, p. 277-286, 2 Pls.
2) BouDAOK, C. r. 6 nie Congr. Internat. Agric. Paris 1900.
3) Gowi.EY, Eep. Governm. Ent. Uganda Prot. 1909/10.
*) VoHSELER, Ber. Land-, Forstwirtsch. D.-O.-Afrika, Bd. 3, 1907, S. 113. — Ari-
MANN, Mitt. zool. Mus. Berlin Bd. 5, 1911, S. 268—271; Ent. Eundschau Jahrg. 29,
1912, S. 123-125, 6 Fig.
^) Die grundlegende Arbeit über Aleurodiden ist Signoret, Essai mongraphique
sur les Aleurodes, Ann. Soc. ent. France (4) T. 8, 1868, p. 369—402, PL 9, 10. —
Später hat nur noch Maskei.l, Trans. N. Zeal. Inst. Vol. 28, 1896, p. 411—449,
12 Pls., eine Zusammenstellung aller Arten gegeben, Qiaintance (U. S. Dept. Agr.,
Bur. Ent., Techn. Ser. Bull. 12, 1907, p. 89—94, PL 7, fig. 23, 24) eine Liste der
schädlichen. — Seither sind zahlreiche fauni.stische Bearbeitungen erschienen, so
von Peal (orientalische Arten), Kfwaxa (Japan), IvnuvALOY (Hawaii), Quaintance
(Amerika). Jakvis (Canada), Bkmis (Californien), Cockerei.i, (Mexiko), Gowjjev (West-
indien). Eine moderne Bearbeitung der europäischen Arten steht noch aus.
^) Über Eiablage und Larvenstadien s. TrÄG.\RDH, Zeitschr. wiss. Insekt. -Biol.
Bd. 4, 1908, S. 294—301, 13 Fig.
Aleurodiden, Mottenläuse. (351
passenden Ort, gewöhnlich auf Blattunter-, seltener -oberseite gefunden
haben, an dem sie dann ihre ganze Entwicklung (drei Larven- und ein
sogenanntes Puppenstadium) durchmachen. Sie werden bald unbeweg-
lich, von starrer, meist gefärbter, durchscheinender Hülle ein-
geschlossen, die ringsum einen Kranz charakteristischer, spröder "VVachs-
gebilde, manchmal noch auf dem Rücken lockere, wollige Wachsfäden
trägt.
Aus ihrem dorsal gelegenen After ( vasiform orifice) scheiden Larven
und Imagines Honigtau ab, der die darunter befindlichen Blätter mit
glänzender Schicht überzieht, auf der sich gewöhnlich Rufstau ansiedelt,
der durch Unterbindung der Atmung die Blätter fast mehr schädigt,
als dies die Läuse durch ihr Saugen tun. Ist der Befall sehr dicht,
so kann, besonders in Treibhäusern, der Rufstau auch die Blattunter-
seite überziehen und die hier sitzenden Entwicklungsstadien der Läuse
ersticken.
Im allgemeinen können die Mottenläuse kaum zu den schädlichen
Insekten gerechnet werden ; natürliche Feinde : Larven von Chrysopiden,
Coccinelliden, Schlupfwespen, Pilze halten sie in Schach. Nur wenige,
wie es scheint, verschleppte Arten, haben sich durch ungehinderte
Vermehrung zu zum Teil sehr argen Schädlingen entwickelt.
Die Bekämpfung hat sich namentlich gegen die Entwicklungsstadien
zu richten und erfolgt durch Spritzen mit Petroleum oder Fischölseife,
Seifenwasser, Räucherung mit Blausäure oder Tabak, Entfernen der
besetzten Blätter. In Florida werden verschiedene Pilzarten, unter dem
ihnen günstigen Klima, mit Erfolg zur Bekämpfung verwandt , indem
man infizierte Blätter in "Wasser schüttelt und mit diesem Wasser die zu
behandelnden Bäume spritzt (s. AI. citri).
Die schädlichsten Arten sind folgende:
Aleurodes vaporiarum Westw. ^) Heimat vermutlich das tropische
Amerika ; jetzt auch in ganz Nordamerika, in Europa und Australien ;
überall, wo Winterfröste vorkommen, dauernd nur in Treibhäusern, im
Sommer aber auch gelegentlich an Freilandj)flanzen. Sehr polyphag,
von über 6() Pflanzen bekannt; besonders schädlich in Nordamerika
an Tomaten und Gurken in Treibhäusern, desgleichen an Erdbeeren.
In Warmhäusern ununterbrochene Entwicklung. Die Image lebt min-
destens zwei Monate; während dieser Zeit legt das Weibchen täg-
lich vier bis sechs hellgrüne, schwarz werdende Eier. Nach 11 Tagen
die Larven; ganze Entwicklung fünf Wochen. Die Art des Befalls
bringt es mit sich , dafs die Blätter von unten her absterben ; an den
untersten vorwiegend Puppen und frisch ausgeschlüpfte Imagines, an
den mittleren Larven bzw. Eier vor dem Ausschlüpfen, an den
obersten Imagines und frisch abgelegte Eier. Schaden zum Teil sehr
bedeutend , so in einer Tomatentreiberei Nordamerikas 4000 Dollars
in einem Jahre. Gegen Räuchern mit Blausäure sind viele Treibhaus-
pflanzen sehr empfindlich; sie darf nur bei völliger Dunkelheit, mög-
lichst trockener Luft und geringer Wärme vorgenommen werden.
1) Britton, Bull. Connect. agr. Exp. Stat. No. 140, 1902, 17 pp., 4 pls., 5 figs. —
Wked and Conradi, Bull. N. Hampsh. agr. Exp. Stat., No. 100, 1903, p. 47—52,
1 fig. — MoRRiLi,, Mas.sach. agr. Exp. Stat., Techn. Bull. 1, 19Ö3, 66 pp , 6 pls.;
U. S. Dept. Agric. Bur. Ent.. Circ. 57, 1905, 9 pp., 1 fig. — Warren and Voorhess,
27. Eep. N. Jersey agr. Exp. Stat. 1907, p. 292—298. 2 Pls. — Tower, Massachusetts
agr. Exp. Stat., 22. Rep. 1910, p. 214—247.
652 EhyDchoten, Schnabelkerfe.
AI. citri Ril. and How. *) Heimat Indien ^), Japan und China,
hier überall durch Parasiten in Schach gehalten. Seit 1878 in den
Vereinigten Staaten festgestellt, und hier, besonders in Florida, einer
der schlimmsten Feinde der Citrus -Kultur. Auch in Mittel- und Süd-
amerika, bis Chile, hier sogar sehr schädlich. In Florida 3 Generationen ;
Imagines in März bis Mai, Juni bis August, September und Oktober.
Larven und Puppen überwintern, nicht nur an Bäumen, sondern selbst
an abgefallenen geschützt liegenden Blättern. Zahl der Nährpflanzen
nicht groi's-, aui'ser den Citrus-Arten namentlich Melia azedarach, Clardenia
jasminoides, Ligustrum-Arten und Kaffee wichtig. Unter den Einflüssen
des günstigen Klimas von Florida, und da natürliche Feinde ursprüng-
lich fehlten, hat sie sich hier ungeheuer vermehrt; auf einem Blatte
wuixlen bis 20000 Eier gezählt; die Imagines fliegen manchmal in
Wolken auf; sie setzen sich dann gerne an alles ihnen in den Weg
kommende fest und werden so durch Personen, Wagen usw. leicht
verschleppt, ebenso wie die jüngsten Larven durch Tiere, Vögel usw.
Da nach Messungen 1 Mill. Larven in 48 Stunden 1 (amerik.) Pfund
Honigtau abscheiden, in einem Jahre also 180 Pfund, läfst sich der
Schaden ermessen ; er wird durch den Rufstau (Mcliola camclliac Sacc.)
noch bedeutend vermehrt und beträgt in Florida jährlich Va — ^U Mill.
Dollars. Die Bäume leiden allerdings direkt weniger; doch entwickeln
sich die Läuse besonders auf anderweitig erkrankten Bäumen und
schwächen diese noch mehr. Aber Säure- und Zuckergehalt der
Früchte werden vermindert, so dafs diese geschmacklos werden; der
sie bedeckende Rufstau verzögert ihre Reife und erschwert ihre Ver-
käuflichkeit.
Auf Citrus-Arten in Florida und Cuba treten noch A. Howardi
Quaint. ^) und nubifera Berg, in geringerem Mafse schädlich auf.
Diese drei Arten werden von sechs Pilzparasiten befallen, deren wich-
tigster der Broum fungus, Aegerita Wehheri Fawc. und der Red fungus,
Aschcrsonia aJeyrodis Webb. sind. Die übrigen heifsen Äschersonia
flavo-citrina P. Henn. (nur an AI. nubifera), Microcera sp. (an Imagines,
besonders der letzten Art) , VerticRUum Jietcrocladum Panz. und Sphae-
rostilbc coccophüa Tal. Spritzungen mit diesen Pilzen sind besonders
im Sommer, von Juni bis September, wirksam.
Auch Seifenbrühe ist im Sommer anzuwenden; am wichtigsten
aber sind die Winterbespritzungeji mit Petroleum- Emulsion, Fischölseife
und einer Mischung von Wachs, Soda und Fischölseife. Räuchern mit
Blausäure. Im Herbst ist ferner alles gefallene Laub zu vernichten.
Aus infizierten Baumschulen dürfen keine belaubte Bäume bezogen
werden. Die Larven vertragen eine Kälte von 7 — 8 " C. , sind also
widerstandsfähiger als die Orangenbäume selbst.
Andere, an Citrus schädliche Arten sind: Paraleyrodes perseae
Quaint. ^) in Florida (auch auf Persea spp.) und auf Cuba; hier auch
auf Psidium guayava; A. Giffardi Kot. ^), Japan, an Orangen sehr
^) Siehe in erster Linie die Veröffentlichungen der Florida agric. Exp. Stat.
seit 1903. — MoimiLL, IT. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 76, 1908, 73 pp., 7 pls.,
11 figs.; Circ. 111, 1909, 12 pp., 4 figgs. — Morrii.l and Back, ibid.. Bull. 92, 1911,
109 pp., 10 Pls., 19 figs. — HowAKD, Journ. ec. Ent., Vol. 4, 1911, p. 130—132.
-) Hier seither AI. eugeniae var. aurantii Mask. genannt.
3) Back, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 64, 1910, p. 65—71, PI. 4, fig. 19—22.
*) QuAiNTAxcE, ibid., Techn. Ser., Bull. 12. 1909, p. 169—174, fig. 35, 36.
5) KuwANA, Pomona Coli. Journ. Ent. Vol. 3, 1911. p. 620.
Aleurodiden, Mottenläuse. (353
schädlich : A. horridus Hemp. ^) , Brasilien , Barbados , in ersterem
Orangenbäumen oft zugrunde richtend , auf kultivierten indianischen
Birnbäumen dagegen verhältnismäfsig unschädlich.
An Psidium guayava im wärmeren Amerika^) schaden ferner
noch: A. g-oyabae Göldi, A. floridensis Quaint. (auch an Persea, auf
Barbados noch an Kakao, aber unschädlich), Aleurodieus eardini
Back (Florida) und eoeois Gurt. ^). Letztere Art kommt auch vielfach
auf Kokospalmen vor und soll diese nach dem grofsen Wirbelsturme
von 1831 auf Barbados derart geschädigt haben, dafs nicht nur Blüten,
junge Nüsse und Blätter abstarben und abfielen, sondern schliefslich
auch vielfach die Krone und damit die ganzen Bäume eingingen. Seither
nicht mehr als schädlich beobachtet.
An Zuckerrohr auf Java'') schaden A. Berg^i Sign., long'ieornis
Zehntn. und laetea Zehntn., in Indien A.fbarodensis Mask,^), ernst-
licher nur die letztgenannte Art. Die erste befällt vorwiegend ge-
schwächte Pflanzen, die sie besonders durch Rufstau noch mehr schwächt,
die zweite ruft gelbliche Streifen, die dritte rotbraune Flecke hervor.
Erdbeeren in Nordamerika leiden stellenweise sehr unter AI.
Paekardi Morr. "^ ) ; die Blätter werden vom Rande aus schwarz ; stark
befallene Pflanzen sterben ganz oder fast ganz ab. Nicht alle Sorten
gleich befallen. In Europa tritt AI. frag-ariae AValk. '^) an Erdbeeren
auf, aber ohne zu schaden.
An Kohl in Europa kommen AI. brassieae Walk.**) und prole-
tella L.^) vor, aber nur gelegentlich ernstlich schädlich. In Brasilien
überzieht A. Youngfi Hemp. ^^) die Innenseite der Blätter mit vollstän-
diger Schicht von Häuten, Eiern und Honigtau.
Von anderen Arten seien genannt: A. olivlnus Silv. 1^), Italien,
Spanien, Tunis, Smyrna am Ölbaum, merkwürdigerweise auf der Ober-
seite der Blätter ; AI. eug-eniae Mask. 12), Indien, an Eugenia jambolana
y Hempel, Bol. Agric. Est. S. Paulo 5a Ser., 1904. p. 1.5-21, fig. 1—3.
-) GowDEY, West Ind. Bull. Vol. 9, 1909, p. 345 ff .
3) ßiLEr and Hmwauu, Ins. Life Vol. 5, 1893, p. 314-317. fig. 39—41. — Froggatt,
Dept. Agric. N. S. Wales, Spec. Bull. 2, 2«l ed., 1912, p. 3U— 31.
*) Zehntnfi!, Arch. Java Suikerind., Afl. 19, 1896, Afl. 23, 1898. — van Deventer,
1. c, p. 205-227, PL 28, 29. — Komngsberger, Med. Dept. Landbouw No. 6, 1908,
p. 7.
5) Maskell, Ind. Mus. Not. Vol. 4, 1899, p. 148—144, PI. 12 fig. 1. — Stebbing,
ibid. Vol. 5, 1900, p. 87—88. — Maxwell-Lefroy, Mem. Dept. Agr. ludia. Vol. 1,
1907, p. 245.
6) Slingerlaxd, Cornell Univ. agr. Exp. Stat., Bull. 190, 1901, p. 155—158, fig.
45, 46. — MoRRiLL, Canad. Ent. Vol. 35, 1903, p. 25-35, PI. 2; Massach. agr. Exp.
Stat., Techn. Bull. No. 1, 1903. — Smith, N. Jers. agr. Exp. Stat., Bull. 225, 1909,
p. 30.
'') Eeh, Jahrb. Hamb. wiss. Anst. 19, 1902, S. 185—186. — Tullgren, Ark.
Zool. Bd. 3, 1907, No. 26, p. 11—14. fig. 14—19. — Ferrant, Schädl. Insekt., 1911,
S. 380.
^) TuLLGREx, 1. c , p. 10—11. — Ferrant, 1. c. S. 380. — Graxdi, Ent. agraria,
Portici 1911, p. 131—132.
") Reaumur, Mem. etc.. Vol. 2, p. 302—317, PI. 25 fig. 1—7. — Schöyen, Beretn.
1898. — GouRY et GuigxNon, Feuille jeun. Nat., T. 35, 1905, p. 106. — Tullgren, 1. c.
p. 1—10, fig. 1—13.
^0) Hempel, 1. c. 3* Ser., 1902, p. 245—246.
1') SiLVESTKi, Bol. Labor. Zool. gen. agr. Portici Vol. 5, 1911, p. 214-225, 13figg.
12) Maskell, 1. c. Vol. 4, 1895, p. 52—53, fig.
(354 Rhynchoteri, Schnabelkerfe.
ernstlich schädlich; AI. nubilans Bückt. ^) ebenda, an Betelnul'spalme ;
A. atriplex Frogg. -), Australien, desgleichen an Atriplex-, A. varia-
bllis Quaint. ^), Florida, Barbados, an Carica papaya.
An Acer platanoides und campestris kommt öfters Aleurochiton
aeeris Geoffr. •*) vor, das an aus anderen Ursachen (zu viel Feuchtig-
keit usw.) kränkelnden Bäumen stark überhand nehmen und ein vor-
zeitiges Absterben der Blätter herbeiführen kann.
Aphidoiden.
Apliididen, Blattläuse.
Bearbeitet von Carl Börne P.
Die Pflanzenläuse sind den Schildläusen nächstverwandt und
leben wie diese ausschliefslich von Pflanzensäften. Von den übrigen
homopteren Rhynchoten unterscheiden sie sich gleich den Schildläusen
insbesondere durch den Bau des Brustabschnittes. Die Hüften der
drei Beinpaare sind einander ähnlich, diejenigen desselben Paares
stehen stets deutlich auseinander, die Mittelhüften mehr als die Vorder-
hüften. Die Entwicklung der Flügel ist häufig unterdrückt. Der
Thorax ist nie einheitlich chitinisiert, der Clypeus durch weiche Haut-
teile mit den übrigen Kopfteilen verbunden.
Von den Schildläusen unterscheiden sich die Pflanzenläuse durch
doppelte Klauen und meist zweigliedrige Tarsen, durch regelmäfsige
Heterogonie zwischen ein- und zweigeschlechtlichen Generationen. Die
geflügelten Formen besitzen wohlentwickelte gröfsere Vorder- und
kleinere Hinterflügel und reichfacettierte Seitenaugen, an deren Hinter-
rande drei gröfsere, bei Jugendstadien häufig allein vorhandene Facetten
isoliert stehen.
Viele Formen besitzen wachsausscheidende Hautdrüsen, deren Bau
und Verteilung von systematischer Bedeutung ist. Andere sind durch
ein Paar sogenannter Siphonen (Eückenröhren , Honigröhren) aus-
gezeichnet, die seitlich auf dsm Rücken des fünften Hinterleibsringes
sitzen, gestaltlich sehr verschieden gebaut sein können und eine an
der Luft rasch erstarrende , verschieden gefärbte Flüssigkeit aus-
spritzen, mit der die Mundteile der sie verfolgenden Raubinsekten
verschmiert werden können. Die Exkremente der Pflanzenläuse werden
(eine Ausnahme machen nur die Phylloxeren, deren Afteröffnung ge-
schlossen ist) in Form kleiner Tröpfchen als Honigtau ausgeschieden,
der häuf3g bedeutende Mengen zuckerartiger Stoffe enthält und verschie-
denen Insekten zur Nahrung dient. Von den Bienen wird er bisweilen
eingesammelt , wenn es ihnen an Blütenhonig mangelt , während viele
Ameisen seinetwegen die von ihnen besuchten Blattläuse pflegen und
gegen feindliche Angriffe verteidigen, bisweilen sogar die Wintereier der
Blattläuse hüten, um im nächsten Jahre der Nutznielsung ilu^er „Honig-
1) Buckton, Ind. Mus. Not., Vol. 5, 1899, p. 36, 58, PI. 5 fig. 7-9.
2) Froggatt, Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. 22, 1911, p. 757—758. 6 figs.
3) GowDEY, 1. c. p. 358—359, PI. 1, fig. 5—6. — Back, Canad. Ent. Vol. 44, 1912,
p. 147.
*) TuLi.GREN, 1. c. p. 14—18, fig. 20—27. — Wolff, Centralbl. Bakt. Parasiten-
kunde II. Abt., Bd. 26, 1910, S. 643-667, 2 Taf., 17 Fig.
Aphididen, Blattläuse. (355
kühe" gevviis zu sein. In grol'sen Blattlauskolonien wird nicht selten
soviel „Honigtau" produziert, dais in ihrer Nähe die Pflanzenteile wie
mit einem glänzenden, klebrigen Lack überzogen erscheinen ; in anderen
Fällen (wie in den kartoöelförmigen Ulraengallen von Schisoneura Janu-
(jinosa) können sich die Exkremente zu grolsen gummiartigen Klumpen
ansammeln.
Fast alle Familien der Gef äfspflanz en (Pteridophyta , Gymno-
spermae, Angiospermae), angeblich sogar eine Pilzart i) sind den An-
griffen von Pfianzenläusen ausgesetzt. Neben solchen Pfianzenläusen,
die auf den verschiedensten Gewächsen zu leben vermögen , gibt es
andere, die an ganz bestimmte Nährpflanzen gebunden sind und auf
diesen Pflanzen auch oft nur bestimmte Organe besiedeln. Bevorzugen
die Läuse im allgemeinen auch die im AVachstum befindlichen zarten
ober- oder unterirdischen Pflanzenteile, so fehlt es doch nicht an Arten,
die selbst an der oft rissigen, borkigen Rinde von Bäumen oder
Sträuchern saugen, so dafs es kaum ein saftiges Pflanzenorgan gibt, an
dem nicht Pflanzenläuse zu leben befähigt wären.
Die Saugtätigkeit der Läuse ist naturgemäls stets von einem
mehr oder weniger erheblichen Säfteverlust der besiedelten Pflanzen
begleitet, der meist Ernährungsstörungen in den befallenen Pflanzen-
teilen und schliefslich vielfach deren Absterben verursacht. Nicht
selten bleiben die von Läusen angestochenen Pflanzenteile gestaltlich
unverändert. Häuflger ist es aber zu beobachten, dafs sie Um-
formungen erleiden , die sie bisweilen bis zur Unkenntlichkeit ver-
ändern. Wahrscheinlich reizt das mit den Stechborsten in das Pflanzen-
gewebe eingedrungene Speichelsekret der Läuse die Zellen der
Pflanze zu gesteigertem Wachstum und zur Gallenbildung an. Auf
diese Weise entstehen die verschiedenartigsten Verkrümmungen. Falten-
und Sackbildungen, Knickungen, Knoten und Beulen an Blättern,
Blattstielen, Stengeln und Wurzeln, bisweilen bei gleichzeitiger Glied-
stauchung beblätterter Triebe. Demgemäfs sind die Läuse bald frei
sichtbar an der Oberfläche der von ihnen erzeugten Gallenbildungen
(wie die Blutläuse und die Wurzelrebläuse), bald sind sie wenigstens
zeitweise im Lmern der Gallen versteckt. Je kleiner der von der
jungen Laus angestochene Bezirk beispielsweise eines Blattes ist, desto
mehr bleibt die Gallenbildung lokalisiert, um dann meist auch desto
schärfer charakterisierte Formen anzunehmen. Da das Gewebe des
Blattes an der vom Stich der Laus abgekehrten Seite regelmäfsig
schneller zu wachsen pflegt, so bildet die von den Läusen besiedelte
Blattfläche stets die Höhlung der Gallen, die Läuse selbst werden also
vom Gallengewebe sozusagen umwachsen.
Die Lebensdauer der G a 1 1 e n g e w^ e b e ist erheblichen Schwan-
kungen unterworfen. Es ist kaum auffällig, dafs das hypertrophierte
Gewebe bei geringfügigen baulichen Abweichungen auch die Lebens-
dauer des normalen Gewebes ganz oder nahezu erreichen kann. Seltener
beobachtet man dies bei histologisch höher spezialisierten Gallen, wie
beispielsweise bei den Blattgallen der Reblaus, die nicht selten bis zum
Blattfall ihre normale Struktur beibehalten, auch wenn sie seit langem
nicht mehr besiedelt sind, oder wie bei den von der Blutlaus erzeugten
^) Patch, Edith M. , Food plants catalogue of the Aphididae of the world,
Part I, Maine Agric. Exp. Station, Bull. No. 202, 1912. p. 179—214.
056 Rhyuchoten, Schnabelkerfe.
Tuberositäten des Apfelbaums oder den von der Tannenrindenlaus
hervorgebrachten Zweigknoten der Silbertanne (Abies nobilis), die nach
mehrjährigem Wachstum eine beträchtliche Gröise erreichen können.
In der Regel aber stirbt das Gallengewebe ab, sobald es den Läusen
nicht mehr als Nahrung dient. Verlassene Blatt- oder Rindengallen
sehen wir meist bald nach der iVbwanderung ihrer Insassen vertrocknen.
Es mufs oft zur Vermeidung eines unnötigen Stoffverbrauches zweck-
mäfsig erscheinen, wenn die Pflanze die Ernährung der Galle einstellt,
sobald der durch das Speichelsekret der saugenden Läuse ausgelöste
Reiz aufhört. In anderen Fällen hat aber das Absterben der Gallen-
gewebe den Verlust gesunder Pflanzenteile im Gefolge, die während
des AVachstums der Galle noch nicht gefährdet waren. So kann man
z. B. oft beobachten, dafs die an ihrem Grunde mit einer Galle von
Chcrmes ahietis besetzten Fichtenzweige nach dem Vertrocknen der
Galle in der Entwicklung zurückbleiben oder gleichfalls absterben.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den durch die Wurzelrebläuse her-
vorgerufenen Geschwulsten der Rebenwurzeln. Obwohl dieselben bei
gewissen amerikanischen Reben mit rasch- und starkwüchsigen Wurzeln
am Leben bleiben und bei der Bildung neuer Rindenschichten ab-
gestofsen werden können, ohne dafs das fernere Wachstum der AVurzel
darunter leidet, sind sie im allgemeinen doch sehr der Fäulnis durch
Mikroorganismen des Bodens ausgesetzt, die dann oft für gröfsere
Wurzelteile verhängnisvoll wird.
Wird die Entwicklung einer Aphidengalle vorzeitig gestört, so kann
das Gallengewebe entweder den Charakter des normalen Gewebes
zurückerwerben oder es verliert die Fähigkeit zu weiterer normaler
Entwicklung. Systematische Untersuchungen über diese Frage scheinen
noch kaum ausgeführt zu sein. Von Chermiden weifs man , dafs die
jungen Fichtengallen unentwickelt bleiben, wenn sie nicht von den
Gallenläusen besiedelt werden , dafs aber das hypertrophierte Gew^ebe
die Fähigkeit, auszuheilen, eingebüfst hat, wenn die Gallenmutterlaus
bereits mit der Eiablage begonnen hat \). Wahrscheinlich wird auch
hier in früheren Stadien der Gallenbildung noch eine Heilung möglich
sein. So können z. B. junge Reblausgallen selbst nach der Entwick-
lung der den Gallenmund umschliefsenden Randhaare noch weit-
gehend rückgebildet werden, so dafs man ihr einstiges Vorhandensein
an ausgewachsenen Blättern bisweilen nur noch an diesem dann stark
erweiterten Haarkranz erkennen kann-). Daraus folgt, dafs die im
Speichelsekret der Gallenläuse vorhandenen Enzyme die gereizten
Pflanzenzellen nicht abtöten, dafs die Gallenbildung von einer ganz
bestimmten Wechselwirkung zwischen dem Speichelsaft der Parasiten
und dem Zellsaft der Wirtspflanze abhängig ist und dafs das spätere
Absterben der Gallengewebe anderen Ursachen, in erster Linie wohl
der infolge hochgradiger Spezialisierung unmöglich gewordenen Rück-
bildung oder Einschaltung desselben in den normalen Stoffwechsel der
Pflanze, zuzuschreiben ist. Kommt die angenommene Wechselwirkung
zwischen Tier und Pflanze nicht zustande, so unterbleibt nicht nur die
Gallenbildung, sondern es können auch, wie bei Infektionen un-
geeigneter Reben mit Gallenrebläusen, die angestochenen Gewebe be-
^) BöRNER, Eine monographische Studie über die Chermiden. Arb. Kais. Biol.
Anstalt, Bd. VI, Heft 2, 1908, S. 224— 2'25.
-) Siehe Mitt. Kais. Biol. Anstalt No. 12, 1912, S. 40.
Aphididen, Blattläuse.
657
reits nach wenigen Tagen absterben. Eine Entwicklung des Gallen-
tieres unterbleibt in solchen Fällen in der Regel.
Auf gallenbildenden Pflanzen ist indessen das Gedeihen der Gallen-
laus nicht immer unbedingt an das Vorhandensein der Gallen gebunden.
Fig. 297. Aphis hal<eri Cowen, als Typus einer Aphidine (in Nordamerika auf
Crataegus schmarotzend; nach C. P. Gillette, 1908). a ungeflügelte Virgo,
h Fundatrix, c Sexualis- Weibchen, d geflügelte Virgo.
Verzögert man im Frühjahr eine rechtzeitige Infektion junger Ulmentriebe
mit den Gallenmutterläusen der bekannten Schüoneura-Avten, oder versucht
man, junge Gallenläuse der Chermiden auf ganz jugendlichen, aber
von der Gallenmutterlaus nicht vorgereizten Fichtentrieben anzusiedeln,
so unterbleibt die Gallenbildung und die Läuse gehen zugrunde. Um-
gekehrt kann man im Herbst auf den letzten schwächlichen Blättern
eines ausgereiften Rebentriebes Gallenläuse, ohne dafs es zur Bildung
Sorauer, Handbuch. 3. Auö. Dritter Band.
42
058 Rhj'iichoten, Schnabelkerfe.
von Gallenwucherungen kommt, grofsziehen. Es folgt daraus, dafs die
Pflanzen nur an jungen , in der Entwicklung begriffenen Organen
Gallen bilden; so wenig eine ausgereifte Galle rückgebildet werden
kann, so wenig kann ein normal differenziertes ausgewachsenes Ge-
webe durch den Stich der Gallenlaus in Gallengewebe umgewandelt
werden.
Die Schädlichkeit der Pflanzenläuse beruht nicht allein auf
ihrem obligatorischen Phytoparasitismus , sie wird wesentlich erhöht
durch ihre aui'sergewöhnliche Fruchtbarkeit, die in dem Vorherrschen
parthenogenetischer Lidividuen ihren unmittelbaren Ausdruck
findet. In keiner anderen Tiergruppe ist die zweigeschlechtliche
Generation so sehr zurückgedrängt worden, haben die eingeschlecht-
lichen, parthenogenetischen Formen die gleiche Hauptrolle bei der
Vermehrung übernommen und eine gleich tiefgreifende Arbeitsteilung
bei gleich polymorpher Differenzierung erfahren. Die Biologie der
Pflanzenläuse zeigt im besonderen grofse Verschiedenheiten, deren
wichtigste Phasen im folgenden kurz dargestellt zu werden verdienen ^).
Ausschiefslich amphigone (zweigeschlechtliche) Pflanzenläuse
sind seither nicht bekannt geworden, stets wechselt wenigstens eine
parthenogenetische mit einer amphigonen Generation ab •, in der Regel
gehen aber der den ein- oder zweijährigen Zyklus der Heterogonie ab-
schliefsenden zweigeschlechtlichen Generation mehrere parthenogene-
tische vorauf.
Pflanzenläuse, deren sämtliche Generationsformen geflügelt
seien, sind ebenfalls noch unbekannt. Die amphigonen Formen sind
selten beide geflügelt, so bei Phjllaphis cotveni Ckll. nach Gillette ^j;
meist entbehren die Weibchen (wie bei vielen ÄpJikliäac) oder beide Ge-
schlechter (wie bei den übrigen Läusen) der Flügel. Die aus dem be-
fruchteten „Winterei" entstandene „Fundatrix" ist bei den Callip-
terinae'^) vielfach geflügelt, sonst angeblich stets flügellos. Im übrigen
pflegt der Besitz der Flügel auf die parthogenetisch entstandenen und
selbst parthenogenetischen Formen beschränkt zu sein.
Setzen wir nun die Fähigkeit der Parthenogenese und zur Ent-
wicklung flügelloser Formen voraus, so ergeben sich selbst für die
ursprünglichsten Verhältnisse bereits vier verschiedene Grundtypen,
die sich teils ihrer Abstammung nach, teils durch ihre verschiedene
Gestalt und Fortpflanzungsart unterscheiden. Wir erhalten: 1. die
a priori gegebenen amphigonen Sexuales; 2. die amphigon entstandene,
in der Regel (ob stets?) auch morphologisch spezialisierte Fundatrix
als Kind der Sexuales; 3. die geflügelten und 4. die flügellosen partheno-
genetisch entstandenen und selbst parthenogenetischen Virgines als
') Man vergleiche hierzu u. a. folgende Aufsätze: Mordwii.ku, Beiträge zur
Biologie der Pflanzenläuse, Aphididae Passkrini. Die zyklische Fortpflanzung der
Pflanzenläuse. Biol. Zentralbl. Bd. 27, 1907, No. 17. 18, 'ii, '24: Bd. 29, 1909, No. 3, 6.
— Nüssr.ix, Zur Biologie der Gattung Chermes, II. ibidem, Bd. 2^, 1908, No. 22, 23.
Zur Biologie der Gattung Mindarus Koch, ibidem, Bd. 30, 1910, Nr. 12, 13. Über
den Zusammenhang zwischen Pemphigus bumeliae Schrank und Pemphigus
(Holzneria) poschingeri Holzner, Zool. Anz. 1909, Bd. 33, No. 26, Bd. 34, Nr. 24, 2-5.
— BiiuNHR, aufser der S. 675 zitierten Arbeit: Über Chermesiden. III. Zur Theorie
der Biologie der Chermiden, Zool. Anz. 1908, Bd. 33, No. 19, 20. Zur Biologie und
Sj^stematik der Chermesiden, Biol. Zentralbl. 1909, Bd. 29, No. 4, 5. Unter-
suchungen über Chermesiden, Mitt. Kais. Biol. Anstalt 1909, Heft 8, p. 52—60.
-) The Canadian Entomologist, Vol. 41, No. 2, 1909, p. 41—45.
^) Bei Drepanosiphum ist die Fundatrix stets geflügelt, bei den anderen Gat-
tungen bald geflügelt, bald ungeflügelt (nach Borner 1913).
Aphididen, Blattläuse.
659
Kinder der Fundatrix. War anfangs die Fähigkeit, Sexuales zu er-
zeugen, noch allen parthenogenetischen Formen gemein, so sehen wir
sie doch vielfach auf besondere Virgo-Typen beschränkt, die dann oft
als 5. sogenannte sexupare Formen zu den vier erstgenannten hinzu-
treten. Umgekehrt können die eigentlichen Virgines unterdrückt werden:
es gibt trimorphe Cyklen mit den Formen der Sexuales, Fundatrix
und Sexupara {Mindarus, Phylloxerina) und dimorphe Cyklen mit
den Formen der Sexuales und sexuparen Fundatrix (Äcanthochermes).
Die durch Unterdrückung der Heterogonie entstandenen rein partheno-
genetischen Cyklen werden als Teilcyklen weiter hinten Erwähnung
finden.
Fig. 298. Biologisches Schema einer nicht migrierenden Aphidine. In Fig. a
ist jede Generation durch einen einfachen Punkt dargestellt, in Fig. b sind die
geflügelten (Zahl mit Stern) und ungeflügelten (Zahl ohne Stern) Formen jeder
Generation gesondet dargestellt worden. Die Pfeile deuten die Verbindungsrich-
tung der Generationen an. Die Sexuparen sind vielfach zugleich noch virginopar.
Pflanzenläuse, die ihren ganzen Cyklus auf derselben oder, wenn
polyphag, auf mehreren miteinander verwandten Pflanzen vollenden,
zeigen nie mehr als die genannten fünf verschiedenen Typen. Es ver-
dient aber hervorgehoben zu werden, dafs diese fünf Typen der
Anlage nach auf zwei bis drei zurückgeführt werden müssen.
Neuere Forschungen haben ergeben, dafs bei den ursprünglicheren Läusen
aus ein und derselben Junglarvenform sowohl die virginoparen wie die
sexuparen geflügelten und ungeflügelten Individuen entstehen können,
dafs sich die Unterschiede dieser (folglich nicht immer streng getrennten)
Typen erst postembryonal unter dem Einflufs äufserer Faktoren
(Ernährung, Temperatur, Feuchtigkeitsverhältnisse) differenzieren. Von
dieser virgalen, parthenogenetisch entstandenen Junglarvenform _ unter-
scheidet sich die amphigon entstandene Junglarve der Fundatrix, die
meist auch morphologisch spezialisiert ist, sich aber niemals zu einer
anderen Form als der Fundatrix entwickelt. Die dritte Junglarvenform
42*
660 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
besitzen die Sexuales, deren Umwandlung in Virgines seither noch nicht
beobachtet worden ist, obwohl sie bei den ursprünglichen Aphididen
nicht ausgeschlossen erscheint.
Zwei wichtige Faktoren haben nun eine wesentliche Komplizierung
dieser Verhältnisse herbeigeführt: einmal ein (meist durch ausgedehnte
Polyphagie vorbereiteter) Wirtswe chsel, zweitens die Fähigkeit der
Virgines, neben den „Wintereiern" zu überwintern, um im nächsten
Frühjahr mit der Gründung neuer Kolonien fortzufahren.
Die ausgedehnten Forschungen A. Mordwilko's haben gezeigt, dafs
es Blattlausarten gibt [wie z. B. A2)h's rumicis L. ^ papaveris Fabr.,
Siphocorync xylostei nwA caprcae, Hydlopterns prmü ^)], die zwar auf Holz -
gewachsen ihre Wintereier ablegen, auch dauernd auf denselben zu
leben vermögen, aber in der zweiten Hälfte des Frühlings in der Regel
auf verschiedene Krautpflanzen auswandern, um erst gegen Ende des
Sommers auf ihre Holzgewächse zurückzukehren. Offenbar finden die
Läuse auf jenen Kräutern zur Sommerszeit günstigere Ernährungs-
bedingungen als auf den Holzpflanzen. Bei anderen Blattläusen (z. B.
der gefürchteten Hopfenlaus Phorodou hiimuli und bei Bhopalosiphum
rihis) 2) ist diese Auswanderung der sommerlichen Virgines obligatorisch
geworden, da es nicht mehr gelingt, sie auf der Nährpflanze der Früh-
jahrsformen anzusiedeln. Sobald nun dieser Wirtswechsel ein not-
wendiger Faktor in der Biologie der Laus geworden ist, ist Hand in
Hand mit einer gesteigerten Anpassung der verschiedenen Generationen
an ihre beiden verschiedenen Wirtspflanzen eine morphologische
Spezialisierung der biologisch getrennten Virgines unvermeidlich. Li
der Tat sehen wir sie sich in zwei Hauptlager sondern : die eine Gruppe
der Virgines teilt mit der Fundatrix die Nährpflanze, die zweite Gruppe
hat sich an andere Gewächse (oder an andere Organe derselben Pflanze)
angepafst, die man im Gegensatz zu der als „Hauptwirt" bezeichneten
Nährpflanze der Fundatrix als „Zwischenwirt" aufzufassen pflegt. Wir
bemerken zugleich, wie die Fähigkeit, Sexuales zu erzeugen, auf die
Bewohner der Zwischenwirtspflanzen (die sogenannten Exsules,
Emigranten oder Virginogenien) beschränkt wird. Die Verbindung
beider Kolonien übernehmen in der Regel die geflügelten Tiere, selten
(wie bei der Reblaus, deren AVanderungen sich auf den Wechsel
zwischen Blatt und Wurzel derselben Pflanze beschränken) wandern
die jungen Larven aus. Lidessen sind nicht immer alle geflügelten
Individuen zugleich heteroezisch ; bei wandernden xVphidmen können
bisweilen auf beiden Gruppen von Wirtspflanzen neben heteroezischen
auch monoezische virginopare Fliegenformen auftreten^). Immer aber
sehen wir die junglarvale Trimorphie der nicht wandernden einhäusigen
Läuse zu einer junglarvalen Tetramorphie kompliziert, w^ährend
fünf Reifestadien unterschieden bleiben. Der heterogenetische Cyklus
kann in diesen Fällen ein oder zwei Vegetationsperioden umfassen
(Beispiele bieten die Reblaus, die P/w("?<.s- Arten der Chermidengruppe
und die Mehrzahl der heteroezischen Aphiden und Pemphigiden),
Interessanterweise bilden die meisten Formen dieser biologischen (xruppe
auf ihrem „Hauptwirt" (iallen. Die tiefgreifende Arbeitsteilung zwischen
^) Biol. Zentralblatt, Bd. 27, 1907, S. 807—810, 812—815.
") Ibidem S. 795—797, 79S-799.
^) Auf derartige Fälle ist vielleicht auch das Vorkommen monoezischer virgino-
parer Fliegenformen bei den Chermiden zurückzuführen, die bei Cholodkovskya viri-
dana sogar allein erhalten geblieben zu sein scheinen.
Aphididen, Blattläuse.
den verschiedenen Gene-
rationen der fünfgliedri-
gen Heterogonie hat die-
selben einander mehr und
mehr unähnlich gemacht,
so dai's ihre biologische
Eigenart auch in der Mor-
phologie mehr oder we-
niger auffällig ausgeprägt
worden ist. Dabei ent-
spricht der Vorgang der
Differenzierung verschie-
dener Generationsformen
durchaus dem Prozesse
der Bildung neuer Arten,
von dem er sozusagen
eine vikariierende Er-
scheinung darstellt (Mokd-
WILKO).
In vielen Fällen sind
die sogen. Zwischenwirte
nur zur Sommerszeit be-
siedelt. Handelt es sich
um einjährige Kräuter, so
ist das ohne weiteres ver-
ständlich, und bei Arten, für
die sie allein als Zwischen-
wirtspflanzen in Betracht
kommen, wird die Über-
winterung nur auf denHaupt-
gewächsen und zwar durch
amphigone Wintereier ver-
mittelt. Dienen als Zwi-
schengewächse aber mehr-
jährige, krautige oder hol-
zige Pflanzen, so ist die
Möglichkeit der Überwinte-
rung auch auf diesen Pflan-
zen vorhanden und in der
Tat auch bei vielen Pflanzen-
läusßn erreicht worden. Be-
sonders den an Wurzeln
lebenden Virginogenien (Ex-
sules ) vieler Pemphiginen
und der Reblaus scheint die
Möglichkeit der Überwinte-
rung des geringeren Ein-
flusses wegen, den die
winterliche Kälte auf die im
Boden lebende Tierwelt aus-
übt, kaum erschwert. Wir
vermissen hier aber, wie
auch bei anderen Läusen
dieser biologischen Stufe,
Flg. 299. Biologische Schemata zweier migrieren-
der Aphidinen. a) Rhopalosiphum Jactucae{= rihis).
Die Entwicklung der Virgines (Fundatri- und Vir-
ginogenien) gleicht im wesentlichen der in Fig. 298 b
dargestellten. Die geflügelten Fundatrigenien ver-
lassen im Frühling sämtlich Ribes und gründen
auf Sonchus die Sommerkolonien. Die geflügelten
Sexualis-(J wachsen auf Sonchus heran und fliegen
selbst auf Eibes zurück. — b) Pliorodon humuli.
Zum Unterschiede von Fig. a fehlen in den
Sommerkolonien geflügelte virgopare Läuse.
662
Rhynchoten, Schnabelkerfe.
jegliche Spezialisierung besonderer Winterformen. Die jugendliche
Larve der Virginogenien ist noch omnipotent geblieben.
Anders bei gewissen Chermiden und Hormaphidinen (Haniamelistcs).
Dort beobachten wir in den Kolonien der auf den „Z wischen wirten"
lebenden Virginogenien aufser sommerlichen Formen (Aestivales)
besondere stärker chitinisierte oder auch sonst abweichende Winter-
formen (Hiomales), welche im Gegensatz zu den ersteren meist allein be-
fähigt sind, den Winter zu überdauern, dafür aber die Sexuparapotenz,
die den jungen Aestivalislarven zukommt, eingebülst haben. Bei diesen
Läusen unterscheiden wir somit fünf ditierente Junglarvenformon, aus
denen sich sechs verschiedene Reifestadien entwickeln können.
Soweit unsere Kenntnisse heute reichen, ist damit die höchste
Stufe junglarvaler Polymorphie erreicht worden. Durch Spaltung der
Fig. 300.
Sejytales
Sexiifuira
Ihndatriffenia '
Fig. 300. Biologisches Schema einer migrierenden, auf dem Zvvischenwirt
überwinternden Pemphigide^ oder Chermide. Sexnpara und Fundatrigenia sind
geflügelt, die Virginogenien (oder Exsules) monomorph.
Fig. 301. Biologisches Schema von Cnaphalodes strobüobins mit .5 differenten .Jung-
larven- und 7 differenten Reifeformen (nach Büunkr, 1908). Es überwintert auf Picea
Generation 1 (Fundatrix), auf Larix Generation 3 (Virginogenia oder Exsul hiemalis).
Die Generationen 3ö«s sind die Aestivales, deren erste Generation die Sexupara-
potenz entfaltet. Die Fundatricen stammen sowohl von den Sexuales wie von der
monoecischen Gallenfliege (Generation 2*) ab.
fundatrigenen Gallenläuse in zwei verschiedene Typen haben einige
Chermiden (Ci/aphalodcs) sieben verschiedene Reifestadien zur Ent-
wicklung gebracht, ohne die junglarvale Polymorphie weiter zu kom-
plizieren. Die aus gleicher Anlage entstehenden Gallenläuse dieser
Gruppe trennen sich nämlich (wie auch bei Chermcs) in solche Fliegen,
die von Picea auf Larix wandern und Virginogenien (Hiemales) er-
zeugen, und andere, die auf Picea zurückbleiben und Eier legen, aus
denen junge Fundatricen ausschlüpfen, die von den amphigon ent-
standenen Fundatricen nicht zu unterscheiden sind.
Überall, wo die auf den „Zwischenwirten" lebenden Virginogenien
(Exsules) einen in sich geschlossenen Jahreszyklus bilden, wird ihre
Aphididen, Blattläuse.
663
parthenogenetische Vermehrung niemals durch Dazwischentreten emer
amphigonen Generation unterbrochen, da die in den Kolonien der
Virginogenien zur Entwicklung kommenden Sexuparen ihre Nach-
kommenschaft, die Sexuales, nur auf den Nährpflanzen der Fundatrix
und Fundatrigenien mit Erfolg
absetzen können. Ähnlich liegen
die Verhältnisse bei dem zuletzt
beschriebenen monoezischen
Fichtenzyklus der Tannenläuse
Chcrmes und Cnaphalodeft , da
hier die Sexuparen überhaupt
fehlen. Diese monoezischen
Zyklen heterogenetischer Arten
sind vom heterogenetischen
Hauptcyklus biologisch mehr
oder weniger weitgehend unab-
hängig geworden, sie bilden
Parallelreihen (Dreyfus ^),
welche die Verbreitung ihrer
Arten auch in solchen Ländern
ermöglichen konnten, wo aus
irgendwelchen Gründen die
heterogenetische Hauptreihe nur
sehr selten oder überhaupt nicht
zur Vollendung kommen kann.
So vermissen wir in Deutschland
die Gallengenerationen verschie-
dener Chermiden (Pineus drohi
und Sibiriens, Drcyfusia picenc
und nitsslmi, ClioJodkovslnja viri-
dana), wie in den meisten Jahren
wohl auch der Reblaus, obwohl
die Virginogenien dieser Läuse
überall sehr häufig und teilweise
sehr gefürchtete Schädlinge
sind. In einigen Fällen (iJrcy-
fusia picrae) ist (vielleicht nur
in unseren Breiten) sogar die
Entwicklung der Sexuparen eine
seltene Ausnahme oder (wie bei
Pineus var. pinroidcs und Cko-
lodliovshya viridana) vollständig
unterdrückt worden. Eine nach-
teilige Wirkung der ausschliefs-
lich parthenogenetischen Ver-
mehrung ist seither in allen diesen Fällen nicht nachgewiesen worden.
Überall, wo im Verlauf mehrerer Generationen eine Abnahme der Gröfse
und Fruchtbarkeit der Individuen einzutreten pflegt, hat man dieselbe
auf ungünstigere Ernährungsverhältnisse zurückführen können; sobald
man die Nachkommen solcher scheinbar degenerierten, in Wahrheit
aber nur mangelhatt ernährten Läuse auf kräftig treibende Pflanzen
Fig. 302. Die 4 differenten parthenogene-
tischen Junglarvenformen von Cnaphalodes
strohilohius (nach Blunkk, 1908): a Virgino-
genia oder Exsul hiemalis, h Virginogenia
oder Exsul aestivalis, c Fundatrigenia oder
Cellaris oder Migrans alata, d Fundatrix.
Den 5. Junglarventypus besitzen die Sexuales.
') Dkevfi-s. Über Phylloxeriden, Inauguraldissertation, 1889.
QQ^ Eliynclioten, Schnabelkerfe.
überträgt, gelingt es, ihnen die gTöfsere Fruchtbarkeit der normalen
Generationen zurückzugeben.
Systematik: In dem Mafse, wie alljährlich die Biologie be
sonders der migrierenden und dabei nicht selten paracyklischen
(d. h. in Parallelreihen ge-
trennten) Arten gelöst
wird , hat die Art- und
Gattungssystematik neue
Überraschungen zu er-
warten. Aber auch die
gröi'seren systematischen
Einheiten sind in den
letzten Jahren mehrfach
umgewertet worden. Um
das System der Pflanzen-
läuse haben sich besonders
" " ^ Th. Hartig (1841), Kalten-
Fig m Beinenden verschiedener Aphididen: ^^^jj (1843), C. L. KoCH
ä) Melanoxanthns Salicis als Tvpus der Lachnmen ,^ci-n\ W /lofiOA
und Aphidmen ; h) Mysocallis carjnm als Tvpus der ( i oO ^) , l'ASSERINI ( iböö ),
Callipterinen. k = Klauen, e = Empodialhaare. BuCKTON(1876— 1883), Drey-
FUS (1889), MORDWILKO
(1897—1908), DEL GuERCio (1900—1909), Nüsslin (1910), Tullgren (1909)
und Wilson (1910) verdient gemacht.
Unter Zugrundelegung eigener Untersuchungen gelangen wir zu
folgender Einteilung der Pflanzenläuse:
I. Vivi-ovipare Familien: Das amphigone $ ovipar, die Yirgines vivipar. An-
tennen stets mit zwei primäi-en Rhinarien (Sinnesorganen).
A. Seitenaugen allermeist mit mehr als 3 Facetten (eine AusDahme machen
die Junglarven der Traminen). Siphonen stets vorhanden, kahl oder be-
haart. Sexuales stets mit Stechborsten, die cj mit oder ohne, die Q meist ohne
Flügel. Junglarven in 2 — 3 Typen auftretend. Vorderflügel mit einfach
oder doppelt gegabelter Media. Fühler mit 3—6 Gliedern. Postembryonal-
entwicklung der Geflügelten archimetabol :
1. Familie Aphididae.
1. Klauen mit spateiförmig oder blattartig verbreiterten Empodialhaaren
(Fig. 303^). Siphonen sehr verschiedenartig, kahl. Behaarung der Jung-
larven wie bei den Aphidinae. — Die Mehrzahl der Arten lebt frei und
monophag auf Holzgewächsen, nur wenige auf Krautpflanzen, sämtlich
nicht migrierend:
1. Unterfamilie Callipteriuae.
«) Wachsdrüsen fehlen oder doch ohne facettierte Porenfelder. Be-
haarung oft sehr auffällig. Fühlerendglied oft borstenförmig verlängert :
Tribus Callipterini.
* Untere Afterklappe mehr oder weniger ausgerandet bis zweilappig:
Gruppe Callipteri.
Hierher die Gattungen Drepanosiphum , Drepanaphis,
Calaphis, MyzocalKs, Eucallipterus , Chromaplns, Callipterus,
Monapliis {= Braäyaphis), Monellia.
** Untere Afterklappe wie bei den folgenden Gruppen breit gestutzt
oder gerundet:
Gruppe Chaitophori.
Hierher u. a. die Gattungen: Arctaphis, Chaitophorus,
Symydobius, Tliomasia, Sipha.
Aphididen, Blattläuse. ßß^
ß) Wachsdrüsen mit facettierten Porenfeldern vorhanden. Fühler wie
bei den Lachniden. Behaai'ung zart:
Tribus PhyUaphidinl.
Nur die Gattung FhyVapliis.
2, Klauen mit einfachen (bisweilen winzigen) Empodialhaaren (Fig. 303«).
a) Fühler mit kurzem Endglied. Leibesrücken schon bei den Jung-
larven mit mehr als 6 Längsreihen von Haaren, Haarkleid später
nieist sehr dicht. Obere Afterklappe nicht schwanzartig verlängert,
die vxntere breit gerundet. Miv oder ohne Wachsdrüsen. — Meist
streng monophage Arten, teils von ansehnlicher Gröfse ; meist auf
Holzgewächsen und ohne Wirtswechsel:
2. Unterfamilie Lachninae.
a) Letztes Fühlerglied mit kurzem dicken Fortsatz. Siphonen warzen-
oder kegelförmig. Empodialhaare kurz, bisweilen unscheinbar:
Tribus Lachnini.
* Tarsen aller drei Beinpaare ziemlich gleich lang; Lateralaugen
stets multicorneal. Oberirdisch lebend:
Gruppe Lacliui.
Hierher die Mehrzahl der Lachniden, u. a. Lachnus,
Tiiberolachnus, PterochJorus (= Dri/obius), Stomaphis, Longi-
stigma, Schüolachnus.
** Tarsen der Hinterbeine auffallend verlängert. Lateralaugen
der Junglarven mit 3 Facetten. Unterirdisch an Staudenwurzeln
lebend :
Gruppe Traniae.
Nur die Gattung Trama.
ß) Letztes Fühlerglied bei den Erwachsenen mit einem schlanken
Fortsatz, der etwa von der Länge der dickeren Grundhälfte des
Gliedes ist. Siphonen zylindrisch oder flaschenförmig. Empodial-
haare fast von Klauenlänge:
Tribus Pterocommini.
Nur die Gattungen Fterocomma und Melanoxantlms.
b) Fühlerendglied stets mit schlankem, mehr oder weniger verlängertem
Fortsatz. Leibesrücken bei Junglarven mit höchstens 6 Längsreihen
von Haaren, die nach der ersten Häutung vermehrt werden. Obere
Afterklappe kurz oder schwanzartig verlängert. Untere Afterklappe
breit gerundet. — Arten teils mono-, teils polyphag, viele auch mit
Wirtswechsel; auf Holz- und Krautgewächsen:
3. Unterfamilie Aphidinae.
* Siphonen kahl, sehr verschiedenartig an Gröfse und Gestalt:
Tribus Aphidlni.
Hierher die meisten Gattungen der Pflanzenläuse, u. a.
Aphin, BrachycoJus, Cryptosiphum, Hyaloptems, Microsiphum,
Macrosiphum (= Siphonoplwra) , Myzus, Phorodon, Rhopalo-
siplmm, Toxoptera.
** Siphonen lang und borstenhaarig:
Tribus Trichosiphoni.
Nur die Gattungen Tricliosiplmm und Greenidia vom
Malayischen Archipel.
B. Seitenaugen der Junglarven, nicht selten auch die der übrigen flügellosen
Stadien nur mit 3 Facetten. Fühlerendglied stets kurz, 3—6 Fühlerglieder.
Siphonen oft (in der Begel bei den Junglarven) fehlend. Junglarven in
3—0 Formen auftretend. Media des Vorderflügels nicht oder einfach gegabelt.
Eückenbehaarung der Junglarven meist wie bei den Aphidinae. Sexuales
flügellos. Postembrvonalentwicklung der Geflügelten homometabol. —
Teils monophage, teils migrierende, häufig gallenbildende Arten:
ß(3(3 Rhynclioten, Schnabelkerfe.
2. Familie Pemphigidae.
1. Siphonen bei allen Formen (aber nicht immer bereits bei den Junglarven)
vorhanden. Sexuales mit Stechborsten. Wachsdrüsen fehlen.
Media der Vorderflügel einfach gegabelt:
Unterfamilie Yacuniuae.
* Flügel mit dachförmiger Euhehaltung. Erwachsene flügellose
Formen mit Ausnahme der Fundatrix, oder der Sexualis-9 mit multi-
cornealen Facettenaugen :
Tribus Anoeciini.
Nur die Gattung Änoecia.
**■= Flügel mit horizontaler Euhehaltung. Erwachsene aptere Formen
(immer ?) mit larvalen Augen :
Tribus Vacunini.
Nur die Gattungen Vacuna und GJtjphina.
2. Siphonen bei Junglarven stets, oft überhaupt fehlend. Wachsdrüsen
meist vorhanden. Seitenaugen nur bei den Imagines und bei den
Nymphen (und bei seltenen Zwischenformen zwischen flügellosen und
ge"ilügelten Virgines) mit zahlreichen, sonst stets nur mit -^ Facetten:
«) Sexuales mit Stechborsten. Vorderflügel mit (wenigstens am Grunde)
verbundenen Cubitusästen und ungeteilter Media. Eudimente der
Siphonen nur bei den Imagines vorhanden. Junglarven mit drei-
gliedrigen Antennen (immer?). Aptere Virginogenien von sehr eigen-
artiger Gestalt (Cocciden- oder Aleurodiden-ähnlich), Analplatte tief
zweilappig:
Unterfamilie Hormaphidiuae,
Gattungen Hormaphis, HamameUstes und Cerataphis.
ß) Sexuales mit Stechborsten. Vorderflügel mit getrennten Cubitus-
ästen, (ungeteilter oder) geteilter Media. Junglarven mit (vier-? bis)
fünfgliedi-igen Fühlern. Analplatte nicht zweilappig. Gonapophysen
fehlen. Siphonen fehlend oder undeutlich. Sekundäre Ehinarien wie
bei den Pemphigini :
Unterfamilie Mindarinae.
Hierher mit Sicherheit nur die auf Nadelhölzern lebende
Gattung Mindarns, vielleicht aber auch Tychea (= Tiül-
(irenia van der Goot), im letzteren Falle beide als Vertreter
fetrennter Tribvis aufzufassen,
ne Stechborsten, sonst ähnlich wie ß :
Unterfamilie Peinphigiuae.
* Gonapophysen fehlen. Wachsdrüsenplatten mit sehr grofsen Poren-
feldern (Facetten). Sekundäre Ehinarien schmal, die Fühlerglieder
fast ganz umfassend (diese daher scheinbar geringelt):
Tribus Schizoneurini.
Hierher in erster Linie die auf Ulmen Gallen bilden-
den Gattungen Tetraneura, Bijrsocnjpta, Culoplia und Scliizo-
neura, ferner Paracletus.
** Gonapophysen vorhanden (jedoch rudimentär). Wachsdrüsenplatten
mit meist "kleinen Porenfeldern. Sekundäre Ehinarien meist weniger
schmal als bei * und nur die Unterseite der Antennenglieder um-
spannend :
Tribus Fempliigini.
Hierher u. a. die Gattungen Aploneura, Asiplmm., l'achy-
impxm, Vrociphilus, Thecabius und Femphüjus.
II. Ausschliefslich ovipar. Behaarung der Junglarven wie bei den Aphididae.
Media der Vorderflügel stets ungeteilt. Siphonen stets fehlend. Sexuales stets
ungeflügelt. Augen und Postembryonalentwicklung wie bei den Pemphigidae:
1, Antennen stets mit zwei primären Ehinarien. Flügel mit dachförmiger
Euhehaltung und getrennten Cubitusästen. Sexuales mit Stechborsteu.
Darmtraktus normal , flüssige Exkremente produzierend. — Nur auf Nadel-
hölzern:
Aphididen, Blattläuse. qq'J
3. Familie Chermesidae.
k) 6. Abdominalsegment ohne Stigmenpaar. Nymphen der Sexuparen mit
halbseitig verbundenen Kopf- und Pronotumplatten. Besondere Winter-
larvenformen sind nicht vorhanden :
Tribus Pineiui.
Nur die Gattung Piiieus.
ß) 6. Abdominalsegment mit einem Stigmenpaar. Nymphen stets mit ge-
trennten cephalen und proriotalen Platten. Besondere Winterjunglarven-
f ormen stets vorhanden :
Tribus Chermesini.
Gattungen G/)erHie.<; , Gillettea, Aphrastasia, Dreyfusia,
CnaphaJodes und ClioJodkovükya.
Antennen stets nur mit einem primären Rhinai-ium. Flügel mit horizon-
taler Ruhehaltung vxnd verbundenen Cubitusästen. Sexuales ohne Stech-
borsten. Anus geschlossen. Nur auf Laubhölzern:
4. Familie Phylloxeridae.
men unbekani
Unterfamilie Phylloxeriiiinae.
a) Mit Wachsdrüsen. Geflügelte Formen unbekannt. Sexuales mit sehr
kurzen Extremitäten :
Nur PlujUoxerina.
b) Ohne Wachsdrüsen. Sexuales gut beweglich, mit normalen Extremitäten:
Unterfamilie Phylloxerinae.
«) Mit geflügelten virgino- oder sexuparen Formen und virginoparen
Fundatricen. Sexualis '2 ihr Winterei ablegend (immer?):
Tribus Fhylloxerini.
Hierher die alte Sammelgattung PJnjUoxeran. Morüziella.
ß) Ohne geflügelte Formen, mit sexuparer Fundatrix (dimorpher Jahres-
zyklus). Sexualis Q. das Winterei nicht ablegend :
Tribus Acanthochermesini.
Nur Acantliochermes.
Obschon wohl alle Pflanzenläuse ihre AVirtspflanzen oder einzelne
Organe derselben schädigen, wenn sie in Massen auftreten oder Gallen-
bildner sind , so können hier des sehr beschränkten Raumes wegen
doch nur wenige der phytopathologisch wichtigsten Arten aus Europa
und Nordamerika namentlich aufgeführt werden.
1. Nicht migrierende Arten,
die ihren Jahreszyklus auf der befallenen Pflanze ohne erhebliche Wanderungen
vollenden können'^).
Pterochlorus oder Lachnus exsieeator Altum^) lebt in Mittel-
europa an Zweigen und Stämmchen junger Buchen und erzeugt kam-
biale Wucherungen, die die Rinde in langen Streifen zum Bersten
bringen. Nach wiederholtem Befall können Zweige und Triebspitzen
vertrocknen.
Aphis brassieae L.^). Diese Art saugt an Blättern und Zweigen
verschiedener Kreuzblütler (wie Kohl, Rübsen, Senf, Rettich), kommt
aber auch an Spinat vor. Vom Frühjahr bis zum Herbst folgen ein-
1) Die aktive Verbreitung dieser Arten von der einen zur andern Wirtspflanze
erfolgt durch geflügelte oder ungeflügelte Individuen und ist nicht zu verwechseln
mit der fakultativen oder obligatorischen Migration zwischen artverschiedenen
Wirtspflanzen, wie sie bei den migrierenden Läusen die Regel bildet.
2j NOssLiN, Leitfaden der Insektenkunde, 1905, S. 406—407. 2. Auflage 1913,
S. 60-61.
^) BucKTox, Monograph of the British Aphides, II, p. 33 — 35, Taf. 46.
(368 Ehynchoten, Schnabelkerfe.
ander zahlreiche Generationen-, die Überwinterung erfolgt durch
Wintereier an den genannten Pflanzen. — Apliis pomi Degeer (= mall
Fabr.)*), Die Kolonien dieser Art findet man vom Frühling bis in den
Herbst hinein an den Triebspitzen und an jungen, sich infolge der Be-
siedelung verkrümmenden Blättern verschiedener Kernobstgewächse,
besonders Arten der Gattungen Crataegus , Mespilus , Pirus, Malus,
Cydonia. — Aphis maidi-radieis Forbes^). Eine sehr schädliche
Art, die an den Wurzeln zahlreicher Pflanzen verschiedener Familien
schmarotzt und junge Pflanzen töten kann. In Nordamerika hat sie
wiederholt grolsen Schaden an Getreide , Mais und Baumwolle an-
gerichtet. Ihre Wintereier werden häufig von Ameisen eingesammelt
und gepflegt, wie Ameisen die Läuse auch oft von absterbenden zu
gesunden Pflanzen geleiten.
Myzus eerasi (Fabr.)^) lebt auf dem Kirschbaum, dessen Blätter
sie unterseits besiedelt und, wenn sie jung befallen werden, ver-
krümmt und zusammenrollt. — Myzus ribis (L.)*) befällt unter Bildung
geröteter Beulen die Blätter der roten Johannisbeere (Ribes rubrum L.).
Siphonophora rosae (L.)^) ist als Rosenblattlaus allgemein be-
kannt ; sie besiedelt junge Triebe , Knospen und die ßlattunterseite
von Eosen, sowie die Stengel von Karden und Skabiosen. — Siphono-
phora ulmariae Schrk. (= pisi Kalt,)'^) lebt an verschiedenen Kraut-
und Strauchpflanzen aus den Familien der Rosen- und Schmetterlings-
blütler und auch auf Gurken.
Toxoptera graminum Rondani ^), eine zuerst in Italien entdeckte
und mutmafslich auch von Südeuropa nach Nordamerika verschleppte,
auf verschiedenen Gräsern schmarotzende Laus hat hier wie dort
wiederholt die Weizen- und Hafersaaten schwer geschädigt. Die
Läuse saugen vornehmlich auf der Unterseite der Blätter, wodurch sie
stärkere Pflanzen erheblich schwächen, junge aber abtöten können.
Wahrscheinlich fliegen die in der zweiten Frühlingshälfte auftretenden
geflügelten Läuse von den Kulturgräsern auf andere Gräser der
Brachen, Wiesen und Sümpfe über, während von solchen Pflanzen aus
im Herbst eine Neuinfektion der Wintersaaten stattfindet.
Phyllaphis fagri (L.)^) saugt auf der Unterseite von Buchen-
blättern , befällt aber nicht selten auch Buchenkeimlinge und junge
Buchenpflanzen, die bei starker Infektion im Wachstum zurückbleiben
oder gar absterben können.
Mindarus abietinus Koch^) saugt in Europa an den Maitrieben
von Weifstannenarten (Abies pectinata, nordmanniana, balsamea), in
Nordamerika angeblich auch an Pinus strobus und Tsuga canadensis.
') Gillette, Journ. of Econ. Entom., Vol. 1, 1908, p. 3
Buckton, Monograph Brit. Aphides, Vol. 11, p. 44—50, PL 50.
303-306, PI. 5, fig. 1— 8.
>N, Monograph Brit. Aphides, Vol. 11, p. 44— 50, P"
2) VicKERY, Contribvitions to a knowledge of the Corn ßoot- Aphis (Aphis
maidi-radicis Forbes). ü. S. Dept. Agric, Bull. No. 85, part VI, 1910.
3) Gillette, Journ. of Econ. Entom. Vol. 1, 1908, p. 362—363, PI. 8, fig. 1—3.—
BucKTON, Monograph Brit. Aphides, Vol. I, p. 174—176, PI. 33.
*) BrcKToN, Monograph British Aphides, I, p. 180—182, PI. 34.
5) ibidem, p. 103—111, PI. 1, 2, 4. — Koch, Planzenläuse, 1857, S. 178—180,
Fig. 245, 246.
6) ibidem, p. 134—137, PI. 14. — Koch, 1. c, S. 190—191, Fig. 261, 262.
'') Pergände, The southern Grain Louse (Toxoptera graminum Rond.), U. S.
Dept. Agric. Bull. 38.
8) Buckton, 1. c, III, p. 37—39, PI. 94. — Koch, 1. c, S. 249—250, Fig. 325, 326.
— MoRDwiLKo, Biol. Zentralblatt 1908, S. 634.
9) Siehe die unter Nr. 1 S. 658 zitierte Arbeit Nüsslins über Mindarus.
Aphididen, Blattläuse. 669
wobei häufig die Unterseite der Nadeln nach oben verdreht wird und
die Nadehi mehr oder weniger verklebt erscheinen, seltener die zarten
Triebe ganz vernichtet werden. In der Regel entwickelt die Art nur
die drei Generationen der Fundatrix, der geÜügelten Sexuparen und
der Sexuales, selten tritt aufserdem eine Generation ungeflügelter Vir-
gines auf, so dais der ganze Zyklus bereits im Juni vollendet zu sein
pflegt. — Auf Picea alba lebt eine verwandte Art Miiidarus obliquus
Chldk.
Auch der Zyklus von Pemi)higus spirotheeae Pass. , einer Art,
welche die schraubenartig gedrehten Blattstielgallen der Pappeln er-
zeugt, umfaist nach den Untersuchungen Tüllgrens \) nur die drei
Generationen der Fundatrix, der geflügelten Sexuparen und der Sexuales,
von denen die beiden ersten sich in den Gallen entwickeln.
Ein Teil der nicht migrierenden, gallenbildenden Phylloxeriden
der Carya-(Hicorya-) Bäume Nordamerikas (vielleicht Arten der Gattung
Dactylosphaera) dürfte nach den Beobachtungen Pergandes^) ebenfalls
nur diese drei Generationen entwickeln, während andere möglicher-
weise migrieren.
Auf Eichenblättern erzeugen mehrere Phylloxera- Arten gelb-
liche, später vertrocknende Stichflecke, an jungen Blättern auch Beulen
und Verkrümmungen, während die nahe dem Blattrande saugende
Fundatrix den Blattrand nach unten umfaltet ^j. — In Italien hat man
die an Eichen würz ein lebende und an diesen den Nodositäten und
Tuberositäten der Reben ähnHche Wurzelerkrankungen hervorrufende
Phylloxera (Foaiella) danesii Grassi et Foa*) als Eichenschädling
beobachtet. — Moritziella cortiealis (Kalt.)-^) veranlafst _ bei starker
Vermehrung die Rinde befallener Eichenzweige zu frühzeitiger Borken-
bildung, pflanzt sich übrigens in Mitteleuropa nur durch Virgines fort,
die als Junglarven, in den Furchen der Eichenrinde versteckt, über-
wintern; ob diese Laus migriert, ist noch nicht erwiesen, wenn auch
nicht unwahrscheinlich.
2. Migrierende Arten,
die in getrennten Kolonien auf verschiedenen Organen derselben Wirtspflanze
oder auf artverschiedenen Wirtspflanzen leben, zwischen denen in der Regel eine
regelmäfsige Zu- und Abwanderung stattfindet. Viele solche Arten vermögen
sich als Virginogenien (Exsules) dauernd auf den sogenannten Zwischengewächsen
zu vermehren, ohne dafs in diesen Kolonien Wintereier zur Entwicklung kommen;
von einigen solchen Arten sind zurzeit überhaupt nur die Virginogenien bekannt.
Aplils rumieis L. (= papaveris Fabr., evonymi Fabr.)''). Diese
Art ist unter ihrem zweiten hier angeführten Namen allgemein als
Schädling verschiedener Kulturkräuter (wie Bohnen, Erbsen, Möhren,
Mohn, Salat, Schwarzwurzeln, Spinat, Rüben, Ampfer, Spargel), unter
ihrem dritten Namen als Blattkräusler des Spindelbaums und Schnee-
1) TuLLGKEN, Aphidologische Studien, I, Arkiv för Zoologi, Bd. 5, No. 14, 1909.
2) Pergande, North American Phylloxerinae affecting Hichory (Carya) and other
Trees. Proceed. Davenport Acad. Sciences, Vol. IX, 1904, p. 185— '273, '21 Taf.
3) Grassi et Fua, Grandoui, Bonfigi.i, Topi , Contributo alla Conoscenza della
Fillosserine etc., Roma 1912. — Börner, Über Chermesiden, V. Zool. Anzeiger,
Bd. 34, 1909, S. 26 (Anmerkung).
*) Grassi, 1. c. p. 50—54. ^ ^ ^
•^) Grassi, 1. c, p. 64—67. — Börner, Mitt. Kais. Biol. Anstalt f. Land- «. h orst-
wirtsch. No. 11, 1911, S. 45.
6) BucKTox, 1. c, 11, p. 72—73, 81-86, 91—92, PI. 53, 54, 56, 59. — Mordwilko,
Biol. Zentralblatt, 1907, S. 807—810.
(170 K'liym-lioUMi, Srliiml.ollu'rrc.
l);Ulslrimrlis l.(^kl^mll. Si(^ ^•(^llü^t, /,u den liikulliU i\' waiKlenidcii Arien,
Itriii^i ihre \Viiiler(M'<^r jiIxm- lucisl luii- auf Kvonyimis iiiid V'ibunmin zur
KiilwickliiiiH', itul' (l(Mi(iii (li(^ Laus unl-or ^•i■m.stiJ^•(^n VtM'liiiUnisscMi auch (l<^ll
{i;anz(Mi Soinuu^r über l(^l)(^ll Uiuiu. In dor lli^^cd liudot uhrv im Früli-
liu^' (^iru^ Abwaiidornn«;' auf die ^(Miainilüii odcn- andere ^vildwa(•lls(^n(le
Krauf;;-ewäclise statt, auf denen zahlreielie (TeiKn'atienen lieran\vaelis(in
U(")nn(Mi, l)is schliefslieli dic^ Rüekwaiuhurui^j,- d»M- Sexuparailie^iMi
(W(deli«' dir unncllüjicltcn M^amoii 2 ji;el)ären) und der ^(^1lüo■cl^on ,f;
auf h]\()n\nuis und Vihuruuui (li(^ sonnuerlicluMi Wir(s|)flau/on von
ilu(Mi Läus(^n Ix^freit. Apilis prunl Koeh'), die au PilaunuMi und
Z\V(Wseli(^n Hli^ltrolluu^■(^n viM-ui-saclit, verliäll sich iiliulitli und waiulei-t,
im Ki-üldin^' meist, auf l\räut(^r, namentlieli auf tuliulillon^ K'empositc^n
aus (H(HiNKi; l'.H:?). — Apliis avenae Kabr. ( padi Kalt.)'-). Im
l^'rüldin^- halten uuMst, /wt^i l)is drei ( ienerationen diesen' Arf auf di^n
'^ri(^l)S[»i(zen und nnttn' den Hlättcn-n des Faulbaums (Prunus padus);
veu liicn- liiuUM, l^in(^ AbwaiubMuno- aul" versebiedeut^ (iräser (Arten von
Avi^na., Trifieum. Ilordeum, Klynius , lironnis, Pua, Melica) statt, auf
den(^n di(> Ijäus(^ Hlaiti-elluu^' vcn-ursacluMi. Von Mitte Auj>ust an
«n-fol<;t d(>r llüek^ano; auf den Kaulbanm zwecks Ablage des Winter-
eioH. — Apliis pirl Koch ( Jarlarae Kocli)"). IHc Fundatrix dieser
Laus sauj^t uut,(^r dl^n Hlätiern von Hirn- und Apf(^lbäum(Ml, d'\o davon
<j;elb wei-den und sieh zusanmuMifaKeu. Die Kinder (Un* Kundatrix
llie^(Mi /um Unflat t ich (^Pussila^o faifaia) iUxu-, auf dessmi Wurzt^ln
ihr(^ .lnnj>(Mi mnu^ Koloni(^u ;4ründ(Mi. Im lb«rbst tli(><i('n di(^ ^ellü^i^Ut^n
Mü(t.(^r der ainphi^ouc^n ',' und tbe ^(illü_ii,(dt('n ^^ auf di(^ ^(^nannleu
Häume zuiiick.
IMiopalosipliiiiii lacLueae Kalt. (- rlbls Huekton, nicht L.)').
Durch ihr Sau^^cn auf diM- UnbM'seile d(^r lilälter dt^- schwarzcMi
.)oilaunisb(^(^r(> und \ crwandtier Arten vorursaeht diese Arti riWlichi^
oder o(slbliche bMeckc; di(^ 'l\'>ehter und Enkelinnen der Fundatrix fliegen
von k.ibes auf Ijanipsana, und Sonchus-Aric^n iUxn-, dinnm '^riebspit.zl^n
ihrc^ Naehkonnnen l)esi(^(l(^ln , bis im lliM'bst die llückwanderun^' auf
b'ib(\s eintritti. - IMiopnlosipliiiiii cUanthl St-hrk. (- persicae Sulzcr,
Pa.ss(iiMni)^') ist eini^ bckaiinic Trcibhauslaus, die sieh das ^an/(^ .lahi'
hindurch patthem)^(MU't iscli an (l(>n \•(>rschi(^(l(^nst(Ml, vornehndii'h krau-
ti}.;en (il(^^^■ächs(^n zu V(^rm(dlren V(Mina;j,'. Im Fr(^i(^u abei' üb(«rwint(M"ii
sie als Wint.er^^i an den Z\V(M^(Mi des Ptirsichbaumes (Prunus ptM'sica),
um im n;ichst(Mi l^'iMihlin^- di(^ Rlätttn' dieses Jiaumes zu b(>si(Ml(^ln, di(^
durch ihr Sau;j,-cn nach unttMi cin^(M-ollt MHn'den. I )er Wanderllu«:,- vom
Plirsich auf die Sonnm^ri^•l^^vächsc nnd zurück bi(>tet im fibri^en keinem
nnt(M-schi(Ml ^■(><i;(^uüb(^r (U^n anderen bis j(>tzt bcsproeh(>nen Arten. —
lMiO|>al()si|>liiiiii lonleerae Si(«bold"') (M•Zl^n,^t auf den Jilättorn von
lioiiiccia (Xylostcnm) alpi;;,(Mia , xylostcMun und tartariea. im jun}i;en
Krühliii<i; bl(Mch^•(«|l)(^ odcn- rotH(>cki<i,•(^ Ivoll^alleu, in d(MU^n die Kun-
(hitrix miti Wwov '^ol■hler^•(^n(M•ation heranwächst. l>it^ ll^tzter(^ bc^stt^ht
aus j;ellü}j;ehien Läusen, die auf (ilyc(>i'ia. (luitans und andi>re Sumpf-
1) K..<n, 1. c, S. CS 70. Fi"'. SS HO. IJckimn, 1. c. 11. p. Cl 07, IM. :.(;,
-) Ku.M,, 1. 0., S. IIO-U'J, Fif.'. 117. MS. Ui.KioN, i. c, II. p. Ol (i'J, IM.
— M..in.wM.K.., I. c. i;io7, s. SOI so:{.
•') K.Hii, 1. c, S. f)l r).'), Kiü;. OS, CO, mui S. (H)— Ol, V\'j:. 70, 77. M.iüi.wh
1. c. 1;H)7, ]). 80« -SÜ5.
••) tJu.KToN, 1. (•.., II, p. II 12, IM. ;;;). lO. M..KhwnKo, l. ,-.. 1!K)7, n. 7!IS.
'') MrcKioN, 1. c. 11, !>. i:. lM, IM. i;!. M.MM.wu.K.., l. c. 11)07, \k 1w SOO.
") K.K'ii, I. c, S. :{S-;!i», Fig. -tS, ■[[). MminwiiKu, 1. ,•., 10(17, p. 70S 700.
A])hi(liden, Bliitt lause. (jjl
pflanzen üboriiiejion, von iIcmumi sich hn llorbst dor Riickzn«»; zum Goils-
blatt wio bei ilon vorbosproclionon Arton viUlzioht (Boknek 19V,\).
Pliorodoii humuli Schrk. ( pruni Scop.)') lobt im Frühling in
innigen (Jenoratienen nngollügvltiM' und o-oilügoltor Läuse unter den
Blättern \ erschiediMier J'tlaunienarten (St'hlelie, Zwetsehe, Reineelaude)
und llii^gl von hier vcni Mai bis Juli auf den lloptbn über, aut dessen
jungen Trioben und Blättern sich mehrere Generationen ungetlügelter
Individuen entwickeln; im August und September ontstohon auf dem
Hopfen geflügelte Sexuparen (Mütter ih>r am[>higonen 9) und geflügidti>
S ■, die auf die geminnten Pflaumen zurückiliegen. Die befallenen
ITopfentriebo verkümmern, die JMätter welken und fallen vorzeitig ab,
und die Entwit-klung der llopfentricbe wird mehr oder weniger erlieb-
lit'h beeinträchtigt.
Hysiloptorus pruni Kabr. ( arundlnis Fabr.)'-) saugt in den
Früh,jahrsgen(^rationl^n ebiuifalls auf der Unterseite der Blätter von
Pflaumenarten und Aprikosen, die er stark kräuselt, und wandert in
der Regel von Juni bis Juli auf die Blätter des Schilfrohres (Phrag-
mites) über, die er im Herbst wieder verläfst. Aber ähnlich wie Aphis
rumicis vermag sich auch diese Laus dauernd auf ihren Ilauptnähr-
pflanzen fortzupflanzen, während die Ablage der Wintereier seither auf
Phragmites nicht beobachtet worden ist.
Aiioecia corni Fabr. (= Sehizoneura venusta Pass.)'*) migriert
von Hart riegelarten (aus der Verwandtsrluift dei- (\>nms sanguinea) auf
Wurzeln von Gramineenarten der Gattungen Panicuni, Setaria, llolcus,
Avena, Fragrostis, Triticum, Loliuni.
Mehrere Arten der Gattung 'retraiienra , d'w als Fun(latricl^n auf
ITlmenblättern verschiedenartig gestaltete^ (Jallen erzeugen, in denen
auch die Kinder der Fundatrix zu gi^llügelten Wanderläusen heran-
wai'hsen, leben im Sommer an den Wurzeln von Gräsern (Goix, Zea,
Sorghum, Panicum , Oryza, Avena, Aira, Cynodon, Ijolium, Triticum,
Agropyrum), von denen im Herbst die geflügelten Sexuparen auf die
Ulmen zurückfliegen, so dafs der Zyklus noch im selben .lahre ge-
schlossen wird. So gehört naeh den l^lrfahrungen MoitDWii-Ko's ')
TetniiHMira eaeruleseens Pass. als Sommerform zu T. ulmi Dcgeer,
T. zeae-maydis Uulonr ( boyeri Pass.) (mtsprccluMid zu T. rubra
Liehtenstinn.
ö'us Biologie iinderei-, auch auf Ulmen (imIUmi bildendmi, ArtiMi dtu"
(iattnngiMi Hyrsocr.vpia und ScIiizoiMMira ist noch nicht klargelegt; für
Hyrsocr.vpta pallida IhUichiy viu-nn;tet Liciitknstkin''') die Migration
iler gofiügelten Fundatrigenien auf Wurzeln von Menthaarteu , Mokd-
wiLKo") ferner einen genetischen Zusammenhang von Schizoiieuri pyri
Goethe mit Seil, lanuginosa lltg.
Die Biologie der als Apfelbaumsehädling allgi'mein sehr gefürchtoton
Blutlaus Sclii/onoiira lanig-era Hausmann (=- Seh. amerlcana
Riley) ist erst kürzlich von FiHTii Patch ^) aufgeklärt worden, nachdem
') Buckton, 1. c, I, \>. ItiG— 171 , PI. MO, ;?1. — K<.cii, 1. c. , p. 111— 11(1, Fig.
152—154. — M(Mu.wn,Ko, 1. c, 1907, p. 796—797.
2) Bucktun, I.e., II, p. 110-11:^, PI. 75. -- Moiu.wm.ko, I.e., 1907, p. 014-815.
«) MuKi.wu.Ku, I. c., 1907, p. 7.S()--79'J.
■') I. c. 1907, p. 779-7sr;
Bull
■') I. c. 1907, p. 779-7S5.
^} Siehe M..iii.wii,K(.. 1. e., 1!)07, p. 779 oben.
«) Kiol. Z(MitniIl)lutt 1909, p. 159.
•J) Klin leaf (lurl juid wliollv applo Aphid. Maine Agricult. Kxp. Stat. Orono,
. No. 20;{, August 191-J. Joiini. econ. Entom. Vol. 5, 1912, p. :{9G-;{98, PI. 10.
672
Ehvnchoten, Sclinabelkerfe.
BöRNER \) schon 1909 eine Migration für diese Laus walirscheinlich
gemacht hatte. Schädlich ist die Art mit ihren an Zweigen,
Stämmen und AVurzehi des Apfelbaumes und verwandter Kernobst-
gewächse lebenden Kolonien von Virginogenien. Diese Läuse ruten
durch ihren Stich kambiale Wucherungen hervor, die die Einde zum
Bersten bringen und nach mehrjährigem Wachstum oft einen krebs-
artigen Charakter annehmen, wobei selbst daumesdicke Zweige ab-
getötet werden können. Sie überwintern in der Regel im junglarvalen
Stadium in Rindenritzen oder hinter Borkenstückchen oder im Boden
rig. 304. Schizoneura lanigera, Blutlaus (nach Borneu, 1906),
Erwachsene flügellose Yirginogenia (Exsul). b) Sexuparanymijhe, von unten
"len. c) Männliche Blutlaus, Bauchansicht, d) Sexuparafliege der Blutlaus.
<i = Siphonen, o/ = Oberlippe, mZ^ Unterlippe, s^ ^ Stechborsten, ^t'dr== Wachsdrüsen.
versteckt. Die im Hochsommer oder Herbst auftretenden geflügelten
Sexuparen legen ihre Sexuales und diese ihr Winterei in Nordamerika
an Ulmus americana ab, an deren Blättern die Fundatrix sowie deren
Tochter- und Enkelgeneration im folgenden Jahre auffällige Rollgallen
erzeugen, die lebhaft an die Gallen unserer mitteleuropäischen Schizo-
neura ulmi L. erinnern. Offenbar sind beide genannten Arten nahe
miteinander verwandt-, ulmi unterscheidet sich von americana aber da-
durch, dafs bei ihr nur die Fundatrix Blattgallen hervorruft, während
ihre in diesen Gallen heranwachsenden Tochterläuse Flügel erhalten
bis 50.
') Mitt. Kais. Biol. Anst. f. Land- u. Forstwirtsch., Heft 8, April 1909, S. 49
Aphididen, Blattläuse. 673
und von der Ulme fortfliegen. — Nach Mokdwilko (1909) ist die an
Wurzeln von Ribes nigrum lebende Schizoneura fodiens Bckt. als Vir-
gonogenia oder Übersiedlerform zu Seh. ulmi zu stellen ^).
Die migrierenden Peiiiphigiis-Arten der Pappeln leben als Yirgino-
genien auf Kräutern oder anderen Holzgewächsen, Nach Mgrüwilko ^)
ist P. fllagrinis B. de Fonsc. (= g"naphalii Kalt.) die Sommerform
von P. ovato- oblong HS Kessler, dessen Fundatrix eine eiförmige oder
elliptische Blattgalle mit unterseitiger Schlitzmündung auf Populus
nigra, pyramidalis und canadensis erzeugt. Die, beuteiförmige Stiel-
gallen der Pappelblätter erzeugende Art P. bupsarius L. lebt als
Virginogenia auf den Wurzeln verschiedener milchsaftführender Kom-
positen wie Sonchus, Lampsana, Lactuca, wo sie oft auch überwintert,
aber noch im selben Herbst die zur Pappel zurückfliegenden Sexuparen
entwickelt. — Für die schwedische Art P. borealis TuUgren^), welche
grofse sackartige Rindengallen an Maitrieben der Pappeln erzeugt und die
Entwicklung der mutmafslich virginoparen Gallenfliegen in Schweden
erst im Spätsommer vollendet, ist vielleicht ein zweijähriger Turnus
anzunehmen, doch sind ihre Virginogenien noch unbekannt.
Im Gegensatz zu den bekannten Pemphigus- Arten, in deren Gallen
nicht nur die Fundatrix, sondern auch ihre zu geflügelten Wanderfliegen
heranwachsenden Kinder reifen , verlassen die letzteren bei Thecabius
afflnis Kalt. (= ranuneuli Kalt.)*) die durch UmroUung des Blatt-
randes entstandene Muttergalle und bilden an jungen Pappelblättern
durch Längsfaltung neue Gallen, aus denen die Fliegen bei Beginn des
Sommers auf verschiedene Ranunculusarten ausschwärmen, um dort
neue Kolonien zu gründen, in denen im Herbst die zur Pappel zurück-
fliegenden Sexuparen auftreten , während gleichzeitig flügellose Vir-
ginogenien für die Überwinterung ihrer Kolonien auf Ranunculus
sorgen.
Als „Nestbildner" sind zwei auf der Esche lebende Arten der
Gattung Prociphilus (Pemphigus) bekannt: bumeliae Schrk. und
nidifieus F. Low. Nach Nüsslin'^) erscheint hnmeliae 2 — 3 Wochen
früher als mdificus (im April) und saugt als Fundatrix an der vorjährigen
Triebspitze , in der zweiten Generation auf den jungen Zweigen und
Blättern, die er ähnlich deformiert wie der nur die Maitriebe befallende
nidifieus. Nüsslin verdanken wir auch den Nachweis , dafs die auf
Tannenwurzeln schmarotzende und schädliche Holzneria posehingcri
(Holzner) in den Entwicklungszyklus von Proeiphilus nidifieus gehört.
Diese Tannenform vermag sich von Jahr zu Jahr parthenogenetisch
fortzupflanzen, entwickelt alljährlich im Herbst die zur Esche über-
fliegenden Sexuparen und erhält im Frühling Zuzug von den auf der
Esche geborenen geflügelten Fundatrigenien. Die Exsules von
P. bumeliae sind noch nicht bekannt. — Der nordamerikanische P. tes-
selatus Fitch*'), der als Fundatrix und Fundatrigenia (Migrans alata)
1) MoRinviLKo, 1. c. 1909, p. 182.
2) Biol. Zentralblatt 1907, S. 772—774.
3) TULLGKEN, 1. C. p. 142-148.
*) MoRDwiLKo, 1. c. 1907, p. 770—772.
^) Über den Zusammenhang zwischen Pemphifius bumeliae Schrank und Pem-
phigus (HoUneriä) poschinqeri Holzner: Zool. Anzeiger Bd. 33, Nr. 66, und Bd. 34,
Nr. 24/25, 1909-
«) Peruande, The life historv of the Alder Blight Aphis, ü. S. Dept. of Agric.
Technical Secies No. 24, 1912.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 43
074 JUiynchotcn, SchiiiiliclkiTfc.
auf den Blättern von Acer dasycar])iiiii Ichl , wundcit, von hier iiuf
Alnusartcni über, wo er dio, Zwc.ifijo, Äste nnd Wnr/oln bcfsiodclt; und
.sieh biolo^iscli iiliididi vniiäll wie die vorü;onannto Tannonform von
P. nidifirus. -- rrociphiliis xylostei J^egcor endlich geht nach Tuj.l-
GitEN ') von Lonicera- Arten auf die Wurzeln von Fichten (Picea ex-
celsa) üb(T, ist also anscheinend identisch mit der schädlichen Jihizo-
ni(ir/(i pircdc 1 hu't i^.
Die Biologie der cbcntjills xu den Pcinplii^iiicn ^clKh-cndcii Art^cu
der (xatl,un<2;en Asiplniin und INich.ypappa ist noch un^^cklili-t ; crwidnit
sei von ihnnn nur noch l'arli,vpap|Mi (bchizoneura) reaumuri Kall.,
dir, bei in!i,ss(?nhid'loni An1'ti-(;tc,n die bcl'aJh'ncMi Zweite von ijinden
spirali^ drehen und die Blattei- zu ei-olsen bliisiec'n (Jidlen zusammen-
rollen kann.
Die auf Pistacia terebinthus und lentiscus in Siideuropa ei^en-
artifi'o Gallen erzeugenden Arten der (iattun^ Aploiieiini wandern nach
d(^n Forschungen von I)i<>i{i{ks. Liciitknstkin und CuuiiCiii-:!') wenigstens
teilweise von i^istacia auf Gramineenwurzeln über. Da hier indessen
in den Gallen erst die dritte Generation Flü<2jel Ixjkommt, findet der Ab-
flug von der Pistazie erst von August bis Oktober statt, so dafs die
auj' den (^rasvvurzeln überwinternden Virginogenien ( Kxsules) erst im
Mai des nächsten .lahrcis geflügelte^ zur Pistazie zurückfliegende Sexu-
paren (intwickeln. Die befruchteten arnphigonen Q. legen im ( Jegensatz
zu den anden^i J^'nlplligi(len ihr VVintcrei nicht ab, sondern umhüllen
OS sterbend mit ihrc^r Kcirperhaut. JJier brauchti also der Zyklus von
liinl' ( Jenerationen zwei Jahre zur Vollendung.
Die beiden b(^stbekannten Vertreter der II()rma|)liidin(Mi lloi'iiia-
pliJN hannamelidls H'ilch und lluinainelisies spinosus Shimer ver-
halten sich biologisch nicht wenigei- x'ci'scliicdcir'') als die besj)rochenen
V(^rtret(•r der (Jattungen Pnn])hi</i(s und Ajilonrnra. Beide Arten
migri(n-en in Nordanun^ika zwischen Hamamelis und Betula, auf Hama-
melis («allen bild(Mid; in Eluropa kcTuit- man seither nur eine d(im
11(1)11(1^)1(1 islrs sp/iios/is ähnliche Art. II. betulae Moi'dw. in den virgino-
genen StadiiMi. Jh)))ii(i))his /i(ini(ini(l/(l/s vollendet sein(5n heterogeneti-
selniii Zyklus im selben .lahl•(^, anscheinend ohne auf der Birke Winter-
jormcui zurückzulassen. JldDidutclisics dagiigen braucht zwei Vege-
tationsperioden, um die Wanderung von Ihunamelis zur Birke und zu-
rück zu beschiiefsen, und bleibt auf der Birke dank dem Besitze be-
sonderer Winterlarven auch ohne Zuzug von selten der (JaJleidäuse
des HamanK^lis-Strauches dauei'nd fbi'f. pflanzungsfällig.
Als Schädlinge der Forst- und Parkkultnren sind die Chermiden
von besonder(^)n Interesse. Biologisch halxm sie in einigen Arten die
h(')ehst(^ Stufe ein(^r parazyk'lische)) Ilelerogonie erniichti. Schädlich
sind sie <'inei'S(^it.s als ( iailenbildnei' der Pi<'ea,a,rt en , indem sie (be-
sonders (Jhoriiies abielis D.) bei starkem Jiefall das normale Wachstum
stönui , Verkriippedungen hervorrufen oder gar die Triebspitze ver-
nicht(^n; andererseits als Virginogenien oder Exsules auf Weil'stannen
und Kiefern, wiUu'end die auf andei'en Nad(^lh(■)lz(^rn ( Lärch(>, llenilo(;ks-
') Si(^lH^ l)(^i MciKuwii.K.., 1. (•-., 1IM)1), j). IIC. mitcu.
") Siclio i.iciiiKNSTKiN , Ijcm i)nc.cr()us (hl It'rcliiiiilic, Fouilio Uck Jcuiie.s NatAira-
listos, 1«80,
l,h(^ wlii.'li-fmz.'l !in.l l)iivh, I'. S. Dopl. A-ii<'. TcchiiifMl Scries, No. !). 1<)01
) l*i;u(iA.Ni>i:, The lif»; <<i historv of t wo hiipcIh of Phmt-Lice iiihabitiiig l)Otli
' ■ \'^v\r. Trr.hnwii] Sc "
Aphidideii, Bhittläuse. (375
tanne, Douglastanne) lebenden Arten als Schädlinge nur von geringer
Bedeutung sind.
Unter den Chormiden der Kiefern ist die gefahrlichste Art PineiiS
strobi Iltg. M; als Virginogenia vermag sie alle oberirdischen Rindon-
teile der Weyniouthskief'er (Pinus strobus) an Stämmen und Zweigen
zu besiedeln und das Gedeihen der Kiefer schwer, bisweilen sogar bis
zur Erschöpfung zu beeinträchtigen. Die Art lebt aussehliefslich auf
der genannten Kiefer und ist von Nordamerika mit der Einfuhr der-
selben nach Europa vorgedrungen. Auf den jungen Maitrioben der
Kiefer entwickelt sie neben flügellosen Virgines Sexuparafliegen, die in
Nordamerika ihre Eier auf der Silberfichto (Picea alba) ablegen, auf
der dort anscheinend auch die Sexuales und die Fundatrix zu gedeihen
vermögen. In Europa hat man aber seither vergeblich nach den Gallen
dieser Art gesucht, wenn es auch gelungen ist, die s/ro^ /-Fliegen auf
Picea alba künstlich zur Eiablage zu bringen. — Eine mit Fineu.s strohi
nahe verwandte Form var. pineoides Cholodk. lebt in Europa an der
Rinde der Fichtenstämme und -äste (Picea excelsa) und ist seither nur
als flügellose Virgo beobachtet worden.
Die Weifstannen arten Abies pectinata, nordmanniana und nobilis
werden von den Arten Dreyfusia piceae (Ratz.) und nüssllni C.ß. ^j
schwer heimgesucht. JJer hotcrf^geiieiiscdie llauptzyklus konnte bisher
ffir keine der b(5iden Arten geschlossenvv(;rden, da die Arten in Mittel-
europa iirischcinend keine Gallen zu erzeugen imstande sind. Drey-
fiisia nüsslini besiedelt in erster Linie die .jungen Triebe von Abies
nordniiinniana und pectinata. Sie überwintert in einer besonderen
Winterform in der Regel an der Rinde der jüngeren Zweige. Die
Kinder dieser im Frühling heranreifenden Läuse befallen die zarten
Maitriebe, deren Nadeln bei starkem Befall nach unten gekrümmt
werden und wie die Triebe im Wachstum zurückbleiben. Aus den
Eiern der überwinterten Läuse entstehen teils wieder zur Überwinte-
rung bestimmtem .Jungläuse, teils abweichend gebaute Larven, die ihrer-
seits entweder zu Hfigellosen Virgines (sogen. „Aestivales") oder zu
geflügelten Sexuparen heranwachsen; die ersteren erzeugen ausschliei's-
h'ch wieder Winterformen, die letzteren sind dazu bestimmt, auf einer
Fichte (vermutlich dient Picea orientalis als Gallenpflanze) ihre Sexuales
abzulegen und damit die Entstehung der Fundatrix und Gallenläuse
zu ermöglichen. Man nimmt an, dafs Drcyfusia uüfisUni in der Krim
und im Kaukasus eine normale Migration zwischen Picea orientalis
und Abies nordmanniana ausführt, wie sie ähnlich bei Dreyfusia
abietis-pieeae Stebbing^) im llimalaya zwischen Picea morinda und
Abies vv(!l)bi;uia stattfinden dürfte. — Dreyfusia piceae wei(;lit bio-
logisch von J). nüsslini einmal durch ihre Vorliebe für die Rnide der
stärkeren Aste und Stämme ab, an der auch die sommerlichen Gene-
rationen heranwachsen, sodann durch eine weniger strenge und viel-
leicht nicht einmal durchgreifende Trennung besonderer Winter- und
Sommorläuse. Während bei T). nüsslini im Frühling nur eine Gene-
ration flügelloser Virgines auf den Maitrieben der Tanne in Erscheinung
tritt, folgen bei der „Altrindenlaus" piceae einander 2 — :3 sommerliche
') Siehe BiiitNi;«, Monogr. Studie über die Chermides. Arbeiten aus der Kais.
Biol. Anstalt f. Land- u. Forstwirtsch., Bd. G, Heft 2, 1908, S. 183—187 u, 2()7— 268.
'') Br.HNKH, Übw Clicni.eHiden IV. Zoolog. Anzeiger Bd. 33, 1908, S. 7.",7— 750,
u. Monogr. Studie über d. Cherinidon, S. l.",K -147, 2."):', -257.
") Siehe BuK.NEii, Monogr. Studie Chermiden, S. 211—212.
43*
<376 ßhynchoten, Schnabelkerfe.
Generationen, und die Individuen der letzten Jaliresgeneration können
anscheinend auch neben eigentlichen AVinterformen überwintern. Auf
Nadeln der Maitriebe findet nur äufserst selten die Entwicklung von
Sexuparafliegen statt, die sich durch kürzere Stechborsten schon als
Junglarven von den sogen. Aestivalen unterscheiden. Drci/fusia piceae
vermag bei starker Vermehrung selbst ältere Edel- und Nordmanns-
tannen in wenigen Jahren abzutöten und erzeugt bisweilen auch kam-
biale Wucherungen, die an befallenen Abies nobilis nicht selten zu
finden sind.
Zwischen Fichte und Lärche wandern in Europa die allgemein
bekannten Arten Chermes abletis L. und Cnaphalotles strobilobius
Kalt^). Auf der Fichte zeigen beide Arten ein ähnliches Verhalten,
Chermcs abidis saugt als Fundatrix an der Rinde der vorjährigen Triebe
in der Nähe von Knospen und erzeugt grolse grüne oder gerötete
Gallen, welche den Trieb meist nur einseitig deformieren; CtmphaJodrs
strohilohius sticht dagegen als Fundatrix die Knospen selbst (mit Vor-
liebe solche zarterer Seitenzweige) an, so dais in der Regel der ganze
Trieb zur Bildung der Galle aufgebraucht wird. Trotzdem ist die erst-
genannte Art gefährlicher, weil sie die stärkeren Triebe der Fichte be-
vorzugt. Beide Arten entwickeln in ihren Gallen zweierlei Formen 2)
von geflügelten Läusen : einmal die auf Lärclie migrierenden Fliegen,
welche sich hier durch besondere Winterformen (Hiemales) fortpflanzen,
zweitens Fliegen, die auf der Fichte verbleiben und Eier legen, aus
denen junge Fundatricen ausschlüpfen, die sich von den amphigon ent-
standenen Fundatricen nicht unterscheiden. — Auf der Lärche verhalten
sich aber die Nachkommen beider Arten sehr verschieden. Chermcs
ahictis lebt als Winterform an der Stammrinde und entwickelt im
Frühling aul'ser den zur Überwinterung bestimmten, ihren Müttern
gleichenden Jungläusen nur geflügelte Sexuparen. die auf den Lärchen-
nadeln aus besonderen Junglarvenformen heranwachsen und nach dem
Rückflug auf der Fichte die Sexuales hervorbringen; flügellose Sommer-
formen fehlen bei dieser Art, doch nimmt man in Analogie zu der ver-
wandten nordamerikanischen, zwischen Picea pungens und Pseudotsuga
douglasi migrierenden Grillettea eooleyi Gillette^) an, dais sie die-
selben sekundär verloren hat. Bei Cnapludodcs strobüobnis treten diese
bei CJuriiics ahietis fehlenden Sommerformen (Aestivales) als Nadelsauger
in mehreren Generationen auf, die sich gerade so wie ihre überwinterte,
fast wachsfreie Stammutter, die an der Rinde der jüngeren Zweige
saugt, sowohl durch Junglarven, die wieder zur Überwinterung be-
stimmt sind, wie durch Sommerjunglarven fortpflanzen, wobei im ersten
Frühling die letzteren, im Sommer und Herbst die ersteren überwiegen.
Sexuparafliegen entstehen bei dieser Art nur in der ersten Generation
des Frühlings, und zwar aus der gleichen Anlage wie die ersten, in
Wachsbällchen gehüllten Aestivales (vgl. biologisches Scliema Fig. 301).
') Siehe Bökner, Monogr. Studie über die Chermiden, S. 124—138, 153—167,
235—250.
^) Es sei hier indessen darauf hingewiesen, dafs Cholodkovsky diese beiden
Fliegenformen als Vertreter geti-ennter Arten auffafst und die von Bürner beob-
achtete Entstehung derselben unter der Nachkommenschaft einer einzigen Fun-
datrix auch neuerdings bestritten hat.
3) Bürner, Über Chermesiden YI. Zoolog. Anzeiger, Bd. 84, 1909, S. 504—506. —
Gillette, Chermes of Colorado Conifers, Proced. Acad. Nat. Sciences Philadelphia
1907, p. 3—14.
Aphididen, Blattläuse. 577
Die migrierenden Phylloxeriden sind wahrscheinlich erst zum
kleinsten Teile bekannt. Zu ihnen gehört als gefälirlichster tierischer
Schädling aller weinbautreibenden Länder die Reblaus. Ob unter den
zahlreichen, von Riley tmd Pergande beschriebenen Phylloxeriden der
Hikorynulsbäume Nordamerikas \) auch migrierende Arten vorkommen,
ist wohl nicht gerade unwahrscheinlich, doch wissen wir heute nichts
Bestimmtes darüber. In Südeuropa migriert in der Regel die Eichen-
laus Phylloxera quereus Boyer de Fonsc.^) und ihre Abart florentina
Targ.-Tozz. zwischen verschiedenen Eichenarten ; und zwar findet man
in Südfrankreich die Fundatrix der dort heimischen Hauptform wohl
ausschliei'slich auf Quereus coccifera, in Italien dagegen die Fundatrix
der dort allein bekannten Abart florentina auf Quereus ilex, obwohl in
beiden Ländern beide Eichenarten nebeneinander wachsen und beide
Phylloxeren auf Quereus robur und pubescens migrieren. Hier ver-
mitteln geflügelte Fundatrigenien (Migrantes alatae) und geflügelte
Sexuparen die Verbindung der örtlich getrennten Kolonien.
Die Reblaus Peritymbia vastatrix Planchon (= Phylloxera
vastatrix Planchon oder Peritymbia vitifolii Fitch oder Viteus
vastator Grassi et Foa)^) unterscheidet sich biologisch in erster Linie
durch das Fehlen virginoparer migrierender Fliegenformen. Da die
Virginogenien oder Exsules der Reblaus an den unterirdischen Or-
ganen derselben Rebenpflanze leben, so bedarf es solcher Virgopara-
fliegen auch nicht; die jungen, zum Leben auf Rebenwurzeln be-
stimmten Exsules wandern selbst in die Erde hinab, während ihre
Mütter in den Blattgallen der Rebe zurückbleiben und absterben. —
Aus dem amphigon entstandenen Winterei der Reblaus schlüpft im
Frühling die Fundatrix aus, welche die erste Blattgalle bildet und
gestaltlich als Junglaus von den folgenden Gallengenerationen un-
bedeutend abweicht. Sie legt bei günstiger Ernährung eine grofse Zahl
Eier in ihrer Galle ab, aus denen vornehmlich Jungläuse ausschlüpfen,
die eine zweite Gallengeneration bilden, während aus den zuletzt ab-
gelegten Eiern der Fundatrix die ersten an die Rebenwurzeln ab-
wandernden Jungläuse werden. Die Gallenläuse der zweiten Generation
pflanzen sich sodann in derselben Weise wie ihre Mütter fort, nur
herrschen unter ihren Nachkommen gegen den Herbst hin die zum
Leben an den Rebenwurzeln bestimmten Formen vor. In wärmeren
Ländern können acht bis zwölf solcher Gallenlausgenerationen auf-
einander folgen, im kühleren Klima Deutschlands konnten im freien
Weinberg bisher nur vier Generationen grofsgezüchtet werden. Im
Herbst erlischt mit dem Blattfall der Turnus der Gallenrebläuse, doch
können die Gallenläuse in Warmhäusern künstlich jahrelang fort-
gezüchtet werden, wenn man ihnen frisch treibende Reben zur Ver-
fügung stellt. Dafs im Freien Gallenrebläuse überwintert hätten, _ ist
nicht festgestellt worden, die junge Gallenlaus besitzt jedenfalls nicht
die Fähigkeil , in einem Ruhestadium zu verharren, wie es die Wurzel-
reblaus vermag; aber die Eier der Gallenläuse lassen sich künstlich
J) Vgl. die unter No. 2 S. 669 zitierte Abhandlung Pergandes.
") Siehe CIra^si (1912), 1. c, p. 39—47, und Bör.ner, Über Chermesiden V. Zool.
Anzeiger, Bd. 34, 1909, S. 25—27, Anmerkung.
^) Siehe in erster Linie das sub 3) S. 669 zitierte monumentale Werk Grassis,
das auch ein reichhaltiges Literaturverzeichnis bringt, und die kurzen Notizen
Br.RNERS in den Jahresberichten der Kaiserl. biolog. Anstalt zu Dahlem-Berlm 1907
bis 1912 (Mitt. aus d. Kaiserl. biol. Anstalt, Hefte 6, 8, 10. 11, 14).
678
Ehynclioten, Schnabelkerfe.
Fig. 305. Fhylloxem oder Peritijnibin vafitalrix, Reblaus (nach Böeneh, 1909/11).
a) Blatt von Yitis rupestris mit Reblausgallen ; b) Junge ungehäutete Gallenreblaus •
€) Junge, ungehäutete Wurzelreblaus; d) Stück einer Rebenwurzel mit Tuberosi-
täten(e) und Nodositäten (n), die letzteren teilweise verfault; e) Sexualis-Weibchen
(Bauchansicht); f) Nodosität einer Rebenwurzel mit Wurzelrebläusen; q) Sexupara-
fliege. Alles aufser Fig. a, aber verschieden stark vergröfsert.
Aphididen, Blattläuse.
679
bei niedriger Temperatur (sie ertragen in den Gallen eine Aufsen-
temperatur bis zu — 8<> C) mehrere Monate in der Entwicklung zurück
halten.
Die in den Gallen geborenen jungen Wurzelläuse, die sich —
nach den von FoÄ , Grandori und Grassi ') gemachten , aber fast
gleichzeitig und unabhängig von ihnen durch Börner^) vorhergesagten
Sexuale«
Ihndatrix
Fig. 306. Biologisclies Schema der Reblaus. Fundatrix und Fundatrigenien sind
Gallenläuse, die Virginogenien sind Wurzelrebläuse, von denen Generation 3 über-
wintert, n bedeutet bei den Formen 2 und .3 die letzte eierlegende Generation des
Jahres. Sexuparen können aus den Junglarveu aller Wurzelläuse mit Ausnahme
der überwinterten (.3) und der von der Fundatrix abstammenden Wurzellävise (i — >.3«
entstehen, treten im Freien aber meist nur in den sommei'lichen Generationen auf
Die Serie 2 endet wie in den Figuren 299« und h blind.
Entdeckungen — von ihren Gallenlausschwestern bereits unmittel-
bar nach der Geburt, also vor der Aufnahme von Nahrung, unter-
scheiden lassen, gründen an den Wurzeln der Rebe Kolonien von
Wurzelläusen, die als Parallelreihe der Gallenläuse fortgesetzt neue
') Studi sulla fillossera della vite. Differenze tra la fillossera gallicola e la
fillosera radicicola. Rendiconti della R. Accadem. dei Lincei. Vol. 17, Ser. h.
Seduta del 1. Marzo 1908, p. 276—281.
2) Mitteilungen aus d. Kais. Biol. Anstalt f. Land- u. Forstwirtschaft, Heft 6,
März 1908, S. 34.
680 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
AVurzelrebläuse erzeugen und nach und nach das ganze Wurzelwerk
der Rebe infizieren. Diese Wurzelrebläuse entwickeln noch im selben
Sommer geflügelte Sexuparen, welche die Erde verlassen und an ober-
irdischen Teilen der Rebe ihre verschieden grofsen Sexualis-Eier ab-
legen, während gleichzeitig andere, mit den Sexuparafliegen aus der
gleichen Anlage entstandene flügellose Wurzelläuse für die Erhaltung
der Wurzellauskolonie sorgen. Die aus den Sexualis - Eiern aus-
schlüpfenden Männchen und Weibchen schlieisen mit der Ablage des
befruchteten Wintereies den heterogenetischen Hauptzyklus der Reb-
laus , während die Wurzelläuse als junge Larven zui' Überwinterung
schreiten, um neben jener Hauptreihe eine rein parthenogenetische, aus
stets flügellosen Individuen bestehende Nebenreihe zu bilden, die all-
jährlich im Hochsommer und Herbst neue Sexuparen zur Erzeugung
des Wintereies und der Gallenrebläuse abgibt.
Die Wurzelläuse sind die eigentlichen Hauptfeinde der Rebe. Sie
verwandeln durch ihren Stich junge Rebenwurzeln in sogenannte
„Nodositäten", d. h. knotige, birn- oder bohnenförmige, oft gekrümmte,
massive Kambiumgallen, die später meist infolge sekundärer Infektion
mit fäulniserregenden Bodenbakterien und -Pilzen abfaulen. An stärkeren
Wurzeln bilden diese Kambiumgallen knotige Geschwulste, die ebenfalls
abfaulen und die Tätigkeit der AVurzeln empfindlich stören oder gar
lahmlegen können, so daß bei starkem Befall selbst gröfsere Wurzel-
stämme vernichtet werden. An ganz alten dicken Wurzeln oder Stamm-
teilen leben die Wurzelrebläuse indessen, ohne derartige Geschwulste
hervorzurufen. Andererseits können die Wiu-zelläuse im Herbst ge-
legentlich (in feuchtwarmen Treibhäusern) auch in oder an den Blatt-
gallen oder an gallenfreien Rebenblättern zu flügellosen Virgines oder zu
geflügelten Sexuparen heranwachsen •, Grassi und FoA berichten sogar
von einer (im Frühjahr 1908 eingetretenen) spontanen Umwandlung
typischer Wurzelläuse in Gallenläuse im Treibhause ihrer Phylloxera-
station zu Fauglia bei Pisa.
Das Vorkommen der Reblausgallen ist — ähnlich wie dasjenige
verschiedener Chermidengallen — teils vom Klima, teils vom Vorhanden-
sein geeigneter gallenbildender Reben abhängig. In Südeuropa z. B.,
wo ähnlich wie in Nordamerika , der Heimat der Reblaus , aufser
europäischen Reben (Vitis vinifera) meist auch gallenbildende Amerikaner-
reben (u. a. Vitis riparia, rupestris und viele Bastarde) zur Verfügung
stehen, findet man alljährlich Reblausgallen auf den letztgenannten
Reben. In Mitteleuropa aber, nördlich der Alpen und im Westen nord-
wärts von Dijon gehören Reblausgallen zu den gröfsten Seltenheiten
und sind seither noch nicht unmittelbar zur Beobachtung gelangt.
Nahm man früher an, dafs in diesen nördlicheren Breiten aus dem
AVinterei der Reblaus eine Wurzellaus ausschlüpfe, so wissen wir heute,
dafs einmal die Entstehung einer Wurzellaus aus dem Winterei in der
Natur nicht vorkommt (Grassi), und dals zweitens die Entwicklung
der Sexuales und damit des Wintereies an ein beträchtliches Mafs von
Wärme gebunden ist, denn bei den wiederholten Zuchtversuchen
BöRNERS konnten die Sexuales und die Wintereier im Warmhaus ge-
wonnen werden , während die ersteren im Freien abstarben , ohne
Wintereier abgelegt zu haben. Man wird demnach in Deutschland
und Ländern mit ähnlichem Klima die Reblausgallen nur in Jahren
nach ungewöhnlich heifsen, dabei aber nicht allzu trockenen Sommern
erwarten dürfen, und in der Tat hat man wiederholt nach solchen
Aphididen, Blattläuse. ßgj
Sommern junge Neuinfektionen beobachtet, die nur bei Annahme einer
Verschleppung durch geflügelte Rebläuse, also bei gleichzeitiger Mit-
wirkung der Sexuales und der Gallenläuse, erklärbar erscheinen. Im
allgemeinen entwickeln sich aber in Deutschland die Sexuparen der Reb-
laus viel zu spät (von Mitte August ab), um ihre Brut noch erfolgreich
absetzen zu können. Dabei dürfte der Mangel geeigneter Amerikaner-
reben die Gallenbildung kaum wesentlich beeinträchtigen, da die von
BöRNER bei Metz aus dortigen Wurzelrebläusen gezüchteten Gallen-
rebläuse mehrere im Süden gallenbildende Reben verschmähen, dafür
aber mit Erfolg auf der Europäerrebe und einigen mit ihr verwandten
amerikanischen (V. labrusca) und asiatischen Reben vermehrt worden
sind, auf denen auch die dortigen Sexuparafliegen ihre Eier lieber als
auf Amerikanerreben ablegen.
Die meist in volkreichen Kolonien lebenden Pflanzenläuse dienen
zahh'eichen insektenfressenden Tieren als Hauptnahrungsquelle. An
erster Stelle sind hier die C o ccinelliden zu nennen, von denen
Larven und Imagines mehrerer Arten verschiedener Gattungen als
Blattlausfresser bekannt sind. Nicht weniger gierig werden Blattläuse
von den Larven zahlreicher Syrphiden, gewisse Chermiden auch
von Agromyziden- Larven gefressen. Auch Vertreter der N e u -
r op teren-Gattungen Chrysopa und Hemerohms sind als Larven und
Imagines eifrige Blattlausfresser. Von Lepidopteren sind Lycaeniden-
raupen, von Panorpiden die Imagines von Panorpa communis, von
Dermapteren der gemeine Ohrwurm beim Blattlausfrafs beobachtet
worden ; auch blutsaugende Hemipteren aus den Familien der Nabiden,
Capsiden und Anthocoriden stellen den Blattläusen nach, gelegentlich
wahrscheinlich auch andere von tierischer Nahrung lebende Insekten.
Zu den Feinden der Pflanzenläuse zählen auch Milben aus der Gattung
Trombidium und der Familie der Parasitiden (Gamasiden), und die ge-
flügelten Läuse fallen oft in grofsen Scharen den netzbauenden
A r a n e e n zum Opfer. Aufserdem schmarotzen mehrere Arten winziger
Chalcididen und Ichneumonid en als Larven im Leibesinnern
von Aphiden. Von insektenfressenden Vögeln sind besonders die
kleineren Meisen-Arten als Blattlausfresser zu erwähnen.
Über die Verbreitung von Seliinarotzerpilzeii unter den Pflanzen-
läusen ist erst sehr wenig bekannt geworden. Buckton erwähnt in
seiner Monographie das Vorkommen solcher Pilze für Rliopalosiphimi
Jactucae und Siphonophora solani , und neuerdings gibt Lemoult an,
künstliche Kulturen von Sporotrichum glohuliferuni, Isaria densa und
Botrytis hassiana mit Erfolg gegen ober- und unterirdisch lebende Blut-
läuse (Schizoneura lanigera) angewandt zu haben.
Zur direkten Bekämpfung- hat man sich seither, abgesehen von
den letzterwähnten Versuchen, kaum der natürlichen Feinde der
Pflanzenläuse bedient. Dagegen gibt es viele als Flüssigkeiten, Pulver
oder Gase wirkende Mittel, die im Kampfe gegen die Pflanzenläuse
von grofser Bedeutung geworden sind. Dafs die Wirkung dieser Mittel
wesentlich von dem richtigen Zeitpunkt ihrer Anwendung abhängig
ist, bedarf im Hinblick auf die wechselreiche Biologie der Läuse kaum
der Erwähnung. Besondere Berücksichtigung verdienen dabei die
Migrationen der Pflanzenläuse. So gelingt es in manchen Fällen durch
Bekämpfung der Frühjahrskolonien auf den Wirtspflanzen der Fundatrix
die schädlicheren Sommerformen zu unterdrücken , wofür Fhorodon
682 Ehynchoten, Schnabelkerfe.
humuli als Beispiel dienen mag. Eine Entfernung oder Nichtpflanzung
der einen oder anderen Wirtspflanze einer schädlichen Pflanzenlaus
wird man indessen in der Praxis kaum durchführen und auch schwerlich
anraten können, da ja die auf den sogenannten Zwischenwirten lebenden
schädlicheren Kolonien vielfach ohne Zuzug von seifen der Fun datrix-
kolonien, oder diese letzteren (wie bei manchen Chermiden) ohne^ Zu-
zug von Seiten der virginogenen oder Exsul -Kolonien existenzfähig
sind. Im übrigen beachte man, dafs die Anwendung der Insektizide
gegen die Pflanzenläuse im Gärtnereibetriebe leichter, in dem weit
ausgedehnteren Betriebe der Landwirtschaft, des Obst- und Weinbaues
nur selten mit Erfolg durchführbar ist.
Die wirksamen Bestandteile von Spritz üüssig-keiten sind in
erster Linie Tabakextrakte, Schmierseife, Quassiabrühe
und denaturierter Spiritus, die in verschiedenem Gemenge, zum
Teil auch einzeln mit A¥asser verdünnt werden. Auch Petroleum -
emulsion liefert in 1 — 2 "^/o igen Wasserlösungen brauchbare Resultate,
wirkt aber leicht schädlich auf die bespritzten Pflanzenteile ein. — Das
Baden ganzer Pflanzen findet vornehmlich beim Winter- und Frühjahrs-
versand von Blind- und Wurzelreben statt und bezweckt die Abtötung
der Wintereier und Wurzelläuse dieses Schädlings, wofür man sich im
ersten Falle u. a. einer von Dufour ausgearbeiteten AVarmwasser-
methode, im zweiten neuerdings einer 3 ^lo igen, mit 1 "/o schwarzer Seife
vermischter Kaliumsulf okarb onat- Lösung und der 1 % igen Sa-
prosol Wasserlösung mit Erfolg bedient hat. — Räueherung-en führt
man gegen Pflanzenläuse einmal in Gewächshäusern, durch Verbrennung
von Insektenpulver oder Tabakstaub oder durch Verdampfung von Tabak-
extrakt aus, sodann vermittels Schwefelkohlenstoff vornehmlich im
Kampfe gegen die Reblaus, und zwar sowohl zur Desinfektion von
Setzreben in besonderen Schwefelkohlenstofifkästen, wie zur Abtötung
der im Boden lebenden Wurzelläuse nach dem Vernichtungs- oder
nach dem Kulturalverfahren, wobei im ersten Falle soviel Schwefel-
kohlenstoff in den Boden gebracht wird , dafs mit den Läusen auch
alle Reben abgetötet werden. — Für kleinere Gärten und Gewächshäuser
empfiehlt sich auch die staub förmig-e Anwendung von Insektenpulver
oder Tabakstaub, während die zum Küchengebrauch bestimmten
Gemüsepflanzen mit lauwarmem, mit etwas Essig und Kochsalz ver-
setztem Wasser von daranhaftenden Läusen befreit werden können.
Die indirekte Bekämpfung" wird in grofsem Mafsstabe in der
Praxis bei der Rebenveredelung zum Schutze gegen die Reblaus
ausgeübt. Dieselbe beruht auf der Verwendung widerstandsfähiger
Rebensorten als Unterlage für die zur AVeinbereitung in erster Linie
bevorzugten, aber durch die AVurzelreblaus ausnahmslos gefährdeten
europäischen Kulturreben. DemgleichenZwecke dienen dieHybridisations-
versuche zwischen den beiden genannten Rebengruppen, deren seither
kaum erreichtes Ziel die Gewinnung von der Reblaus widerstehenden
und zugleich zur Weinbereitung brauchbaren Reben ist. Für die Be-
deutung dieser beiden Methoden der indirekten Bekämpfung spricht
die rastlose Arbeit, die in allen gröfseren weinbautreibenden Ländern
für sie geleistet wird und eine umfangreiche Literatur geschaffen hat,
eine beredte Sprache. Hier sei zur ersten Orientierung auf die dritte
Auflage des Handbuches des Weinbaues und der Kellerwirtschaft von
Babo und Mach (1909) hingewiesen.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dafs gelegentlich ein-
mal beim Verpflanzen mehrjähriger Fichten (Picea excelsa) die auf ihnen
Aphididen, Blattläuse. Cocciden, Schildläase. (3g3
saugenden zahllosen Chernies-FvLndaiTicen infolge der dadurch bedingten
Verzögerung des Saftauftriebes abgetötet und die vorher alljährlich
befallenen Fichten gallenfrei geworden sind (Beobachtung des Referenten
aus dem Frühjahr 1908).
Cocciden, Scliildläuse ^).
Von Dr. L. Lindingrer, Hamburg.
Tarsen eingliedrig, mit einer (liipcrsia falcifcra Q. mit rudimentärer
zweiten) Klaue. Hochgradige Verschiedenheit zwischen Männchen und
Weibchen. — Mämichen von normaler Insektengestalt, meist winzig,
selten einige Millimeter lang, meist geflügelt. Nur Vorderflügel ent-
wickelt, häutig, verhältnismäfsig grols, mit grofser Längs- und kurzer
Querader , in der Ruhe flach übereinander gelegt. Hinterüügel zu
Schwingkölbchen (Halteren) umgewandelt. Mundwerkzeuge fehlend. Ab-
domen zugespitzt, in mehr oder minder langen Stylus auslaufend, mit-
unter mit zwei langen Schwanzfäden. Fühler lang, behaart, perlschnur-
artig, 10 — (25?)g]iedrig, ohne die Sinnesgrübchen der Aphididen. Augen
meist einfach, bis zu 14 kranzförmig um den Kopf geordnet, bei einigen
Unterfamilien in der Hauptsache durch ein Paar Fazettenaugen ersetzt. —
Weibchen stets ungeflügelt, gröfser als das Männchen, selten insekten-
ähnlich, meist mit mehr oder minder reichlichen Wachsausscheidungen,
oft ohne Fühler und Beine, selten im erwachsenen Zustand auch ohne
Mundwerkzeuge, vielfach völlig unsegmentiert. — Junglarven klein, ei-
förmig oder breitelliptisch, von oben nach unten abgeflacht, mit 4 — 6-
gliederigen Fühlern.
Meist eierlegend. Männchen mit indirekter, Weibchen ohne Ver-
wandlung. An Pflanzen saugend und oft sehr schädlich auftretend.
Etwa 1000 Arten; meist übersehen und durchschnittlich sehr un-
genügend bekannt.
Die Schildläuse gehören zu den interessantesten Insektenformen.
Infolge ihrer parasitischen Lebensweise haben sie weitgehende Um-
formungen und Anpassungen erfahren, so dafs sie in vielen Fällen sogar
von Entomologen gar nicht als Insekten erkannt werden. (Das ist um so
mehr zu bedauern, als nicht wenige Arten zu den allergefährlichsten
Schädlingen zählen, die man überhaupt kennt.)
Die Entwicklung der Schildläuse ist bei Männchen und Weibchen
verschieden. Reh^), dessen Ansicht ich mich in dieser Frage völlig an-
schliefse, ist zu folgenden Ergebnissen gelangt^): „Die männlichen
^) Aus der äufserst umfangreichen Coccidenliteratur seien nur die grund-
legenden Werke angeführt: Sigxoket, Essai sur les Cochenilles ou Gallinsectes,
Ann. Sog. ent. France 4. Ser. T. 8, 1868, bis b. Ser. T. 6, 1876. — Newsteau, Monograph
of the Coccidae of the British Isles. London Vol. I, 1901: Vol. II, 1903. — Green,
The CocQidae of Ceylon, London, Part. I, 1896; Part. II, 1899; Part. III, 1904;
Part. IV, 1909. — Hemi'el, As Coccidas Brazileiras, Rev. Mus. Paul., Vol. 4, 1900,
p. 365 — 537. — Feenaed, A Catalogue of the Coccidae of the World, Amherst, Mass.
1903. — Marchal, Notes sur les Cochenilles de l'Europe et du Nord de l'Afrique,
Ann. Soc. ent. France T. 77, 1908, p. 223—309. — Lindinger, Die Schildläuse
(Coccidae) Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, einschlief slich der Azoren, der
Kanai-en und Madeiras, Stuttgart 1912.
Vor allem durch ihre biologischen Angaben wertvoll ist die Arbeit von Reh,
Zur Naturgeschichte der mittel- und nordeuropäischen Schildläuse, Allg. Zeitschr.
Ent. Bd. 8, 1903, Nr. 16—24; Bd. 9, 1904, Nr. 1—2.
•') Reh, Allg. Zeitschr. Ent. Bd. 6, 1901, S. 51-54, 65— 6S, 85—89.
3) Derselbe, ebenda S. 88.
684 ßhynclioten, Schuabelkerfe.
Schildläuse durchlaufen eine indirekte Verwandlung, sind also hetero-
morphe Insekten. Wir haben bei ihnen zu unterscheiden mindestens
2 Larven- und 1 — 2 Puppenstadien.
Die weiblichen Schildläuse durchlaufen überhaupt keine Verwandlung,
sondern werden im Larvenstadium geschlechtsreif." Das ist allerdings
nicht so aufzufassen, dafs die Larve nunmehr ohne jede Veränderung
zum geschlechtsreifen Weibchen heranwächst, denn das ist bei den In-
sekten aus hier nicht weiter zu erörternden Gründen unmöglich. Es
finden auch beim Weibchen mehrere Häutungen statt (bei den Diaspinen
nur zwei, bei den Margarodinen ziemlich viele [7?]). Die Organisation
des Weibchens bleibt vielmehr während des ganzen Lebens des Tieres
mindestens auf dem Larvenstadium stehen, in vielen Fällen (Diaspinen,
Hemicoccinen z. B.) sinkt sie sogar darunter, indem die Fühler, die Beine
und oft auch die Segmentgrenzen verloren gehen.
Die individuelle Entwicklung findet im Durchschnitt folgendermafsen
statt. Das erwachsene Weibchen legt entweder Eier ab, die anfangs
noch unentwickelt im Schutz der vom Weibchen abgesonderten Wachs-
ausscheidungen oder des erhärtenden mütterlichen Körpers selbst die
Entwicklung zur lebensfähigen Larve durchmachen ; in diesem Fall ver-
streicht also zwischen der Eiablage und dem Ausschlüpfen der Larve
eine gewisse, in den meisten Fällen erst noch festzustellende Zeit. Oder
aber die Eier machen diese Vorentwicklung im mütterlichen Körper
durch und die Larven schlüpfen gleich nach der Eiablage aus. Im
ersten Fall nennt man die Arten ovipar, im zweiten ovovivipar. Vivipare
Arten gibt es nicht; in den Fällen, in denen ein Lebendiggebären an-
gegeben wird, handelt es sich stets um solche ovovivipare Arten, bei
denen das Ausschlüpfen der Larven schon im mütterlichen Körper vor
sich geht, die Larven verlassen ihn dann aber gleich, ohne in irgend-
eine weitere Beziehung zu ihm zu treten.
Die Zahl der in einem Jahr auftretenden Generationen ist ver-
schieden. Bei manchen Arten findet sich nur eine. So zum Beispiel
in Deutschland bei der bekannten Kommalaus. Andere Arten haben
jährlich mindestens drei: das ist bei der San- Jose-Laus der Fall. Wieder
andere machen jährlich wohl nur eine, aber nicht bei allen Individuen
zu der gleichen Zeit, wie ich es bei Leucaspis löwi festgestellt habe.
Dieser Fall kann auch bei solchen Arten auftreten, bei denen mehr als
eine Generation nachgewiesen ist. Ein und dasselbe AVeibchen legt
aber, soweit bisher bekannt ist, nur einmal Eier ab und stirbt dann.
Die Eiablage selbst findet häufig in einem kurzem Zeitraum statt, be-
sonders bei Diaspinen mit mehreren Generationen; bei anderen Arten
kann sie sich über einen ausgedehnten Zeitraum verteilen, indem zwar
mehrere bis ziemlich viele Eier gebildet werden, jedesmal das Ei aber
innerhalb des mütterlichen Körpers so weit entwickelt wird, bis es die'
fertige Larve umschliefst: diesen Fall konnte ich bei mehreren kryptogynen
Diaspinen beobachten.
Mit der Eizahl und der raschen Vermehrungsfähigkeit steigt die
Schädlichkeit der einzelnen Schildlausarten. Begünstigt wird diese
ferner durch das Klima: hohe Sommertemperatur und ein langer, warmer
Herbst sind trotz eines etwa darauffolgenden strengen Winters der Ver-
mehrung der Schildläuse günstiger als ein mehr gleichmäfsiges Klima
mit verhältnismäfsig kühlem Sommer und mildem Winter. So treten
beispielsweise in England schädliche Schildläuse kaum in nennens-
werter Weise auf (siehe dazu später). Kommt zum heifsen Sommer
Cocciden, Schildläuse. 535
ein milder "Winter, so steigt die Zahl der schädlichen Arten und natür-
lich auch der Individuen. Im Küstengebiet der Kanarischen Inseln
wimmelt es an den geeigneten Orten förmlich davon, in Südtirol, an
der Riviera ist an diesen Plätzen kaum eine Pflanze zu finden, die nicht
die eine oder andere Art beherbergt, häufig in ungeheurer Zahl.
Zusammenhängend mit der Art des Klimas ist die Art der Örtlich-
keit von Bedeutung für das Auftreten der Schildläuse. Warme, wind-
geschützte Plätze sind bevorzugte Brutstätten, windige Stellen werden
gemieden ^).
Einige Arten bevorzugen etwas feuchtere, kühlere Plätze, die aber
auch mehr oder weniger windgeschützt sind; dazu gehört die in Eng-
land vielleicht einzige schädliche Coccide, Cryptococcus fagi.
Die Schädlichkeit der Schildläuse steigt noch mit ihrer Ver-
schleppbarkeit. Allerdings handelt es sich dabei eigentlich nur
um die Verschleppung durch den Menschen; eine andere Verbreitungs-
art, sei es durch den Wind oder durch Vögel, kann stets nur auf ganz
kleine Entfernungen in Betracht gezogen werden. Die VerschlejDpung
von Schildläusen über grofse Räume ist auch erst in yerhältnismäfsig
neuer, um nicht zu sagen neuester Zeit erfolgt, so die Übertragung der
Mandelschildlaus, Aulacaspis pentagona, nach Europa und Amerika, der
San-Jose-Laus nach Australien, Neu-Seeland, Nord- und Südamerika, des
Chrysomphalus aurantii und der Parlatorea blanchardi nach Deutsch-
Südwestafrika, der _ Icer^^a purchasi nach dem Mittelmeergebiet, der
I. aegyptiaca nach Ägypten, des Pseudococcus nipae nach Nordafrika
usw. Einmal eingebürgert breiten sich die Arten, die als Schädlinge
auftreten können, also neben einer raschen Vermehrung grofse Anpassungs-
fähigkeit besitzen und in der Wahl der Nährpflanzen nicht heikel sind,
rasch aus. So findet sich die Mandelschildlaus an der Riviera und in
Südtirol auf Bäumen, Strauch- und Krautpflanzen (Beispiele: Morus,
Ribes, Ononis, Sedum reflexum, Phaseolus vulgaris.)
Die Möglichkeit, eine einheimische oder eingeschleppte schädliche
Schildlaus zu bekämpfen, ist sehr gering oder für den Einzelnen
wenigstens zu kostspielig. Zunächst kommt in einem Fall, wo eine Be-
kämpfung erforderlich geworden ist, die Untersuchung der Örtlichkeit
in Betracht, Es ist festzustellen, ob die schädliche Art aulser auf der
Kulturpflanze auch noch auf wildwachsenden Pflanzen lebt. In diesem
Fall sind letztere auszurotten. Weiter kami ein zu dichter Stand der
Kulturpflanzen günstig auf die Vermehrung der Läuse einwirken ; es ist
also für ordentlichen Luftdurchzug zu sorgen. Auch eine Vermehrung
der natürlichen Feinde der Cocciden, sei es durch Züchtung einheimischer
Schmarotzerpilze und -Insekten, sei es durch Einführung fremder, hat
sich vielfach als nützlich erwiesen. In vielen Fällen und besonders da,
wo es sich um kleine Pflanzen in geringer Zahl handelt, ist eine Be-
kämpfung der Läuse durch Spritzmittel, ja schon durch einfaches Ab-
waschen erfolgreich. Als Spritzmittel kommen Seifen brühen mit Zusatz
von Tabak, Quassia, Petroleum, dann Schwefelkalkbrühe usw. in Betracht.
Für grofse Pflanzungen haben sie dagegen so gut wie keinen Wert, wenn
es sich um hohe Bäume handelt. In Amerika hat man die Bekämpfung
der San-Jose-Laus und der auf den Agrumen lebenden Arten vermittelst
Blausäure unternommen, v/obei die (niedrigen) Bäume durch ein Zelt
1) Vgl. LiNDtxGKR, .Tahrb. Hamburg, wiss. Anst. 28, 1910, 3. Beih.. 1911, S. 4.
Ders.. Abh. Hamb. Kolonialinst. Bd. 6, 1911, S. 97.
086 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
eingehüllt werden. Das Verfahren ist gut, wenn es wiederholt wird,
ist aber zu teuer und meist nur unter Verwendung von Staats- oder
Genossenschaftsmitteln erspriei'slich. Am sichersten ist immer noch die
Vorbeugung durch sachverständige Untersuchung des Pflanzenmaterials
und der Pflanzungen (bei diesen haben natürlich die Untersuchungen
öfters stattzufinden). Wird ein Herd der Schädlinge aufgefunden, dann
sind die befallenen Gewächse am besten zu vernichten, wenn es sich
um eine grofse Pflanzung handelt oder um hohe Bäume, In Gewächs-
häusern und bei einzelnen besonders wertvollen Pflanzen kann ja je
nach den Umständen eine Bespritzung stattfinden-, man mufs aber bei
der Anwendung von Spritzmitteln den Nachteil in Kauf nehmen , dafs
dabei auch die Feinde der Schildläuse vernichtet werden.
Asterolecaniinen.
Kleine, nur wenige Millimeter lange Tiere mit flacher Bauch- mid
gewölbter Rückenseite, fufslos, in mehr oder minder kapselartiger, fester,
wachsartiger, undurchsichtiger, oder in hornartiger und durchscheinender
Hülle. Mikroskopisch bemerkenswert durch die paarweise zusammen-
stehenden Drüsenöffnungen der Rückenhaut. Meist gallartige Ver-
dickungen der befallenen Pflanzenteile verursachend.
Asterolecanium bambusae Boisd. ') und A. miliaris Boisd. ^j.
Tropen und Subtropen der Alten und Neuen Welt. An Bambus, auf
Blättern und besonders, oft in ungeheurer Zahl, auf den Stämmen unter
den Blattscheiden. — A. flmbriatum (Fonsc.) Ckll. ^). Im ganzen
Mittelmeergebiet, dann in England, Frankreich, Westdeutschland,
Österreich, Tirol und auf Madeira. Befällt mit Vorliebe krautige
Pflanzenteile, die stark anschwellen und oft verkrüppeln. In Mittel-
europa besonders von Efeu bekannt. — A. pustulans Ckll.^). AVest-
indien und tropisches Amerika. An Oleander und Ficus , weniger an
Mango , Anona , Castilloa und anderen Nutz- und Zierpflanzen schäd-
lich; befällt wie vorige junge Zweige und Blattstiele. Newstead und
Theobald geben die Art auch aus Ägypten an, wo sie auf Ficus, Gera-
nium und anderen Pflanzen leben soll'^); es handelt sich hier aber
wohl bestimmt um die vorige Art. — A. variolosum (Ratz.) Ckll.
(quercicola Sign.)^). Europa, Nordafrika, Kleinasien, Persien, Japan,
Nordamerika. Ausschliefslich an Eichenarten, meist an jungen Zweigen
und Stämmchen, doch auch an älteren glattrindigen Stämmen ; tritt oft
in solcher Zahl auf, dafs die Bäume merklich leiden und einzelne
Zweige sowie junge Pflanzen absterben. Bewirkt runde Vertiefungen
mit angeschwollenen Rändern. In Südeuropa und Nordafrika lebt das
Tier auch auf den Blättern immergrüner Eichen, bewirkt da aber keine
merklichen Veränderungen.
Cerococcus hibisei Green ^). In Indien an Baumwolle, nach
Lefkoy^) schädlich.
') Green, a. a. 0. Part. IV, 1909, p. 3'28.
^) ebenda p. 338.
^) LiNDiNGEK, Marcellia Vol. 11, 1912, p. 3.
*) Lefrov, The Scale insects of the Lesser Antilles, Part I, Imperial Dept.
Agric. V^est Indies, Pamphlet Ser. No. 7, 1901, p. 38.
^) In: TiiEuüALD, See. Rep. econ. Zool. London, 1904 (Appendix), p. 188.
6) Newstead, a. a. 0. Vol. 2, 1903, p. 156. — Lindingek, a. a. 0. S. 280.
^) Green, Mem. Dept. Agric. India Vol. 2, 1908, p. 19.
®) Lefroy, ebenda p. 135.
Cocciden, Schildläuse. ggy
PoUiiiia pollinii (Costa) Ckll. M. Zerstreut im Mittelmeergebiet.
Lebt an dünnen Zweigen des Ölbaums, häufig in grofser Zahl, und ver-
ursacht oft Verdickungen und Platzen der Rinde. Schädlich am
Gardasee und in Dalmatien aufgetreten.
Coccinen (Dactylopiinen aut.).
Tiere von sehr verschiedener Gröfse, die kleinsten V2, die gröfsten
bis 6 mm lang, meist deutlich segmentiert und mehlig weifs bepudert.
Mehr oder weniger frei beweglich, meist mit reichlichen "Wachsaus-
scheidungen, oft in mehr oder minder lockerer, weifser Hülle, ver-
schiedentlich in grofser Individuenzahl auftretend und dann sehr
schädlich.
Cryptococcus rag"! (Bär.) Dougl. (Chermes fagi aut.)^). In Mittel-
europa und Grofsbritannien weit verbreitet, an älteren Buchenstämmen
und dicken , freiliegenden Wurzeln oft derartig zahlreich auftretend,
dafs die befallenen Teile wie mit einer weifsen Hülle überzogen sind.
Die Entwicklung des Tieres wird durch geschlossenen Stand der Nähr-
pflanze wesentlich begünstigt.. Mitunter soll das Tier krebsartige Wuche-
rungen verursachen^).
Eriococcus araueariae Mask. "*). Neuseeland, Sandwichinseln,
Kalifornien, Südafrika, Ceylon, Azoren, Kanaren, Nordafrika, Süd-
europa, auch in Gewächshäusern in Belgien und England. Lebt aus-
schliefslich auf den benadelten Zweigen der Araucaria excelsa, deren
Kurztriebe durch das Saugen des Tieres zum verfrühten Abfall ge-
bracht werden. — E. eoriaeeus Mask. ^). Heimat Australien. Lebt
auf Eucalyptus, Trat vor einigen Jahren äufserst schädigend in Neu-
seeland auf, wurde aber durch den eingeführten Käfer Bhizohins ventral/'s
whksam bekämpft*'). — E. spurius (Mod.) Ldgr. '') (Gossyparia ulmi
Sign.). Ganz Europa, auch in Nordamerika und Japan, wo das meist
an Ulmus-Arten lebende Tier schädlicher sein soll als in Europa.
Fonscolombea fraxini (Kalt.) Ckll. ^). Mitteleuropa , an Eschen ;
Stamm und ältere, freiliegende Wurzeln befallend, durch dichten Stand
der Bäume bzw. feuchte Luft begünstigt. Besonders jüngere Bäume
leiden durch starken Befall merklich und bleiben erheblich im Dicken-
wachstum zurück.
Phenacoccus aeeris (Sign.) Ckll. (Dactylopius vag-abundus
Schill.)''). Ganz Europa, an allen möglichen Holzpflanzen, mit Vorliebe
in Rindenrissen und vernarbenden Wunden. Besonders schädlich an
Weinrebe ; zusammen mit dem südlichen Pseudococctis citri wurde er
als Dactylopius vitis beschrieben. — Ph. graminis (Reut.) Ldgr. ^*').
Finland, Italien und Rufsland. Nach Reuter ist diese Art in Finland
1) LiNDiNGER, a. a. O. S. 282. — Targioni-Tozzetti , Annali di Agricoltv;ra 1888,
p. 425.
-') Newsteau, a. a. 0. Vol. 2, p. 215, PL LXX.
") Hartig, Sitz.-Ber. Naturforsch. -Vers. München 1877.
*) Leonardi, Boll. Ent. agr. Vol. 6, 1899, p. 53, Fig.
5) Maskele, New Zeal. Trans. Vol. 25, 1892, p. 229.
6) KiRK, New Zeal. Dept. Agric, Ann. Eep. 16, 1908, p. 117; Ann. Rep. 17, 1909,
p. 280. — KiRK & CocKAY.NE, ebenda Bull. No. 13, 1909, 8 p.
'') Howard, Ins. Life Vol. 2, 1889, p. 34, Fig. — Leonardi, Gh Insetti nocivi,
Vol. IV, Napoli 1901. p. 416. — Lindinger, a. a. 0. S. 881.
8) Newstead, a. a. 0. Vol. II, 1903, p. 210.
») Newstead, a. a. 0. Vol. 2, 1903, p. 176 (als Pseudococcus).
^) Lindinger, a. a. 0. S. 245.
688 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
dadurch, schädlich geworden, dafs sie bei Phleum und Poa Vergilben
und Überhängen der Blütenstände bewirkt hat ^).
Pseudococcus adonidum (L.) Westw. (Dactylopiiis long-ispinus
[Targ.] Fern.)-). In den Tropen der Alten und Neuen Welt, an Nutz-
und Zierpflanzen, in Ägj-pten, auf den Kanaren, in Europa im Freien
nur in Sizilien, im südlichen Italien und Frankreich, jedoch nur ge-
legentlich. Schädlich besonders an Farnen, an Mango, Feigen und
Guayaven. In Mitteleuropa und Nordamerika in Warmhäusern nicht
selten. — Ps. aridorum Ldgr. ^). Kanareninsel Tenerite, an trockenen
Orten, als Parasit von Gräsern und Leguminosen Beachtung er-
heischend. — Ps. ealeeolariae (Mask.) Kirk-*). Neuseeland, Sand-
wichinseln, Fidschi, Jamaica, Florida, besonders auf Monokotylen. Nach
Garrett^) in den südlichen, warmen Teilen der Vereinigten Staaten
ein ernster Schädling von Zuckerrohr und Sorghum-Arten, der haupt-
sächlich die eben austreibenden jungen Schosse vernichtet. — Ps. citri
(Eisso) Fern.'''). Tropen und Subtropen, in Südeuropa vielfach im
Freien, besonders auf Agrumen und Feigen , dann auf Kaifee , Tabak,
Baumwolle, in Amani (Deutsch- Ostafrika) auch an Kartoffeln auf-
g-etreten. In Gewächshäusern verbreitet und hier eine der gefähr-
lichsten Arten, die auch in ziemlich kühlen Häusern noch gedeiht. —
Ps. .ülamentosus Ckll. ^). Japan, Sandwichinseln, Westindien, dann
in Ägypten, auf Kafiee , Baumwolle , Alleebäumen , besonders Legu-
minosen. Vor einigen Jahren in Kairo in Strafsen und Anlagen
sehr stark auf Acacia- und Albizzia- Arten aufgetreten^). — Ps. nipae
(Mask.) Fern.^). Heimat tropisches Amerika mit Westindien. Aut
Palmen , besonders auf der Blattunterseite. Ist neuerdings aus bel-
gischen Gewächshäusern nach Algerien verschleppt Avorden. Auch in
der Schweiz (Wädenswil) auf Philodendron im Warmhaus aufgetreten.
In Indien schädlich an Kartoffel, Hibiscus und Baumwolle^"). — Ps.
saechari (Ckll.) Fern. ^^). Mexiko, Mauritius, AVestindien, an Zuckerrohr.
Ob von P.S. ealeeolariae verschieden V Vermutlich ist auch die von Mat-
SUMURA aus Formosa unter dem Namen Pulvinariu yasteralpha be-
schriebene Pseudococcus-Art die gleiche ^^).
Ripersia (Rhizoecus) faleifera (Künck.) Ldgr. '^). Algerien, Tunis,
Sizilien, unterirdisch an den Wurzeln von Chamaerops humilis, Cistus,
Convolvulus arvensis , auf die Weinrebe übergegangen und schädlich.
In Paris in Warmhäusern auch auf Palmwurzeln.
^) Reuter, Landtsbruksstyrelsens Meddelanden Nr. 39, 1902, p. 15; 1903, p. 2,
-) Marchal, a. a. O. p. 226.
3) LiNDiNGER, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. 28, 1910, 3. Beih. 1911, S. 7.
■*) Maskell, New Zeal. Trans. Vol. 11, 1878, p. 218 (als Dactiilopins).
s) GrARRETT, Agric. Exp. St. Louisiaua St. Univ. Bull. Nr. 121, 1910, 19 pp.
^) Marchal, a. a. 0. p. 233.
"') LiNDiNGER, a. a. O. S. 52.
^) Newstead & WiLLCocKS, Bull. cnt. Res. Vol. 1, 1910, p. 138 (als BacUßopius
perniciosus).
») Marchal, a. a. O. p. 236.
JO) Lefrov, Mem. Dept. Agric. India Vol. 2, 1908, p. 124.
11) CocKERELL, Joum. Trinidad nat. Club., A'ol. 2, 1895, p. 195.
12) Matsumura, Die schädlichen und nützlichen Insekten vom Zuckerrohr For-
mosas, Tokyo 1910, S. 12.
13) KüNCKEL d'Herculais, Auu. Soc. eut. France, Ser. 5, T. 8, 1878, p. 150 —
XiiNPiNGFR, a. a. O. S. 339
Cocciden, Schildläuse. 689
Dactylopiinen.
Eine kleine, sehr verschiedenartige Formen umfassende Gruppe.
Dactylopiiis eoeeus Costa (Coccus eaeti aut.) ^). _ Heimat sub-
tropisches und tropisches Amerika, eingebürgert in Indien, Süd- und
Nordafrika, auf den Kanaren , auf Madeira , in Spanien , Südfrankreich
und auf MaUa. Lebt ausschliefslich auf Opuntia- Arten. Da , wo die
Art nicht zur Gewinnung ihres Farbstotfes gepflegt wird, ist sie mit
verwandten, neuerdings von Green ^) beschriebenen Arten als Schäd-
ling der Feigendisteln zu betrachten.
Sphaerococciis marlatti (Ckll.) Newst.=^). Heimat Ägypten, Al-
gerien, Tripolis ; einmal von Italien gemeldet. Nährpflanze ausschliefs-
lich Phoenix dactylifera. Das Tier lebt entweder frei auf der Ober-
seite des Blattgriindes oder in fast völlig geschlossenen Höhlungen
der Blattrippen. Einmal ist der Schädling nach Nordamerika ver-
schleppt worden, scheint dort aber nicht mehr vorhanden zu sein,
Diaspinen.
Kleine Tiere von höchstens 5 mm Länge oder 3 mm Durchmesser,
von oben nach unten abgeflacht, ohne Fühler und Beine, mit einer aus
chitinösen Wachsausscheidungen und den zwei abgeworfenen Larven-
häuten bestehenden, mit dem J\örper nicht verbundenen Decke, dem
Rückenschild, meist nur als Schild bezeichnet, dem eine meist nur sehr
dünne, sehr selten derb entwickelte Decke, aus AVachsabsonderungen
und manchmal den Bauchteilen der Larvenhäute bestehend, auf der
Bauchseite entspricht, dem Bäuchschild. Zahlreiche, infolge ihrer
grofsen Yermehrungsfähigkeit und raschen Entwicklung ernste Schäd-
linge.
Aspidiotus britannieus Newst. *). Heimat Mittelmeergebiet, nach
England und Nordamerika verschleppt und im Freien vorkommend,
aufserdem in Mitteleuropa in Kalthäusern lebend. Schmarotzt auf ver-
schiedenen immergrünen Pflanzen, deren Blätter er besiedelt und durch
gelbe Saugstellen entstellt, Handelspflanzen auf diese Weise unver-
käuflich machend. — A. destruetor Sign.-^). Tropen der Alten und
Neuen Welt. Polyphag an den Blättern immergrüner Holzpflanzen,
aber auch auf denen von Musa''). Wurde einmal an Zweigen ge-
funden^). In neuerer Zeit als Feind der Kokospalme aus Togo, Yap'^)
und Tahiti^) gemeldet. — A. hederae (Vall.) Sign, (nerii Bche.)**.
Heimat wohl das Mittelmeergebiet, jetzt überall in den Subtropen.
Polyphag. Auch in Gewächshäusern und auf Zimmerpflanzen der ge-
mäfsigten Zone, sehr lästig und oft schädlich. — A. ostreiformis
Gurt.) 1^). Mittel- und höher gelegene Teile von Südeuropa, vermutlich
^) SiGNORET, Ann. Soc. ent. France, 1875, p. 347. — Lindinger, a. a. 0. S. 2.35.
2) Green, Journ. econ. Biol. Vol. 7, 1912, p. 79-92, PI. I.
3) Lindinger, a. a. 0. S. 248. — Cockerell, Univ. Arizona agric. Exp. Stat.,
Bull. 56, 1907, p. 191—192, PL lU— V, als Phoenicococcus.
*) Lindinger, Zeitschr. Pflanzenkrankheiten, Bd. 13, 1908, S. 324—328. — Ders.
a. a. 0. S. 196.
5) Leonardi, Eiv. Pat. veg. Vol. 7, 1899, p. 62.
^) Green, Trop. agriculturist Mag. Ceylon agric. Soc. Vol. 30, 1908, p. 18.
■') Vergl. Lindinger, Pflanzer, Jahrg. 3, 1907, S. 353 -358. — Schwartz, Tropen-
pflanzer, 13. Jahrg. 1909, Nr. 3, 16 S. — Reh, ebenda Nr. 10, 6 S.
8) DoANE, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 341.
3) Newstead, a. a. 0. Vol. 1, 1901, p. 120.
10) Reh, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. 17, 1899, 3. Beih. 1900, S.-A. S. 6.
So r au er, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 44
690 Khynchoten, Schnabelkerfe.
auch in Kleinasien. Polyphag auf Holzpflanzen, an deren Stammteilen
das Tier saugt. Schädlich auf Obstbäumen, besonders an Apfel, Birne
und Pflaume. Verschleppt nach Nordamerika. — A. palmae Morg. ').
Tropisches Amerika und Afrika, Azoren, Madeira. Nach schriftlicher
Mitteilung von Prof. ZiMMEKMANN-Amani in Deutsch-Ostafrika auf den
Blättern von Manihot glazioui lästig geworden. — A. perniciosus
Comst. ^). Die berüchtigte San-.Jose-Schildlaus. Ursprünglich wohl
in China beheimatet, von da nach, Japan verschleppt^), hat sich der
Schädling über Nordamerika*) und Kanada verbreitet, ist dann nach
Australien^), Hawaii, Argentinien^) und auch nach Neuseeland") ge-
langt. (Die Angabe seines Vorkommens in Südafrika dürfte auf einer
Verwechslung mit A. peetinatus Ldgr. ^) beruhen.) Das Tier ist poly-
phag, findet sich gelegentlich sogar auf der subtropischen Cycas revo-
luta, bevorzugt aber Pirus- und Prunus-Arten. Da, wo es sich einmal
eingenistet hat , erscheint eine Bekämpfung aussichtslos. Eine Ver-
schleppung nach Europa, zu deren Verhinderung Einfuhrverbote und
-beschränkungen erlassen sind, ist bis jetzt noch nicht nachgewiesen.
— A. piri Licht., Reh^). Mittel- und Südeuropa, Kleinasien, auf
Esche , Weifsdorn , Prunus-Arten , schädlich auf Apfel und besonders
auf Birne, hier oft in dichten, krustigen Massen. — A. rapax Comst.
(eamelliae Sign.) ^'^). Überall in den Subtropen , auch in Südeuropa.
Schädlich auf Citrus, Olea, Ficus, in Indien an jungen Teepflanzen ^').
— A. uvae Comst. ^^). Vereinigte Staaten von Nordamerika. Auf ver-
schiedenen Holzpflanzen, nach Zimmer ein Schädling des Weinstocks ^^).
[In Europa kommt das Tier nicht vor, die dafür gehaltene Art ist
A. labiatamm March. ^*).]
Chrysomphalus aurantii (Mask.) Ckll. ^■^). Tropen und Subtropen
der Alten und Neuen Welt. Auf den Blättern, seltener an Stammteilen
von Nutz- und Ziergehölzen. Vor allem schädigend auf Citrus in
Kalifornien^^), neuerdings in Deutsch - Südwestafrika bemerkt'^). In
Südeuropa und Nordafrika mehr im Osten. — Chr. dietyospermi
(Morg.) Leon. ^^). Wie vorige verbreitet, seit einer Reihe von Jahren
besonders im westlichen Mittelmeergebiet die Citrus - Kulturen be-
1) LiNDixGEK, a. a. O. S. 2Ü5.
2) Die fast unübersehbare Literatur über die San-Jose-Laus findet sich bis 1903
sehr vollständig im FERNALDSchen Catalogue zusammengestellt, so dafs hier auf
nähere Angaben vei-zichtet werden kann.
^) KuwAXA, The San Jose Scale in Japan, Nishigahara, Tokyo 1904.
*} Howard & Makeatt, ü. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. Nr. 3 (N. S.) 1896.
5) Vgl. Froggatt, Agric. Gaz. New South Wales 1901, p. 804.
«) Lahiele, Bol. Minist. Agric. Buenos Aires, T. 13, 1911, p. 410.
^) KmK, New Zeal. Dept. Agric, Ann. Rep. 17, 1909, p. 280.
8) LiNDiNGER, Jahrb. Hamburg, wiss. Anst. 26, 1908, 3. Beih. 1909, S. 42—46.
9) Reh, Zool. Anz. Bd. 23, 1900, S. 497. — Lindinger, a. a. 0. S. 260.
10) Lindinger, a. a. 0. S. 92.
") Mann, Mem. Dept. Agric. India, Ent. Ser. Vol. 1, 1907, p. 353.
12) CoMSTocK, Rep. ü. S. Dept. Agric. (1880), 1881, p. 309
13) Zimmer, U. S. Dept. Agric. Bur. Ent. Bull. Nr. 97, Part. VII, 1912, p. 115
bis 124.
1*) Lindinger, a. a. O. S. 341.
16) Lindinger, a. a. O. S. 108.
16) Day, Offic. Rep. 33 d Fruit-Grower's Convention of the State of California,
1908, p, 108.
1'') Newstead, in Schultze, Zool. u. anthropol. Ergebn. einer Forschungsreise im
westl. u. zentr. Südafrika, V, 1, 1912, S. 19.
18) Newstead, a. a. 0. Vol. 1, 1901, p. 107 (als Aspidiotus).
Cocciden, Schildläuse. (392
drohend'). Sehr stark auch auf Palmen, vorzüglich Phoenix. — Chr.
fleus Ashmead-^). Wie vorige verbreitet, stark schädigend neuerdings
in Ägypten und Algerien ^) , hauptsächlich auf Citrus und Ficus. —
Chr. tenebrieosus (Comst.) Fern.*). Im südlichen Nordamerika be-
heimatet, tritt die Laus seit 1899 in Virginia als Schädling der Ahorn-
Arten auf^j.
Aulacaspis (Diaspis) pentagona (Targ.) Newst. , Mandelsehild-
laus*'). Heimat Ostasien, nunmehr fast überall in subtropischen,
seltener tropischen Gebieten. In Europa besonders in Norditalien
(auch an der Eiviera) und in Südtirol und der Südschweiz. Lebt
auf Holzpflanzen , richtet vorzüglich in den zwecks Seidenraupen-
zucht unterhaltenen Morus - Kulturen grofsen Schaden an. Die Art
gilt nächst der San- Jose-Laus für die gefährlichste Schildlaus , da
sie bedeutende Vermehrungsfähigkeit und grofses Anpassungsver-
mögen besitzt und innerhalb weiter Temperaturgrenzen zu gedeihen
vermag. Sie geht leicht auf wildwachsende Pflanzen über und be-
siedelt auch krautige Gewächse; so ist sie in Italien auf Phaseolus,
Ononis und Urtica gefunden worden. In Louisiana sind die gesetz-
lichen Bestimmungen gegen diesen Schädling die gleichen wie gegen
die San- Jose-Laus ''). Da die Möglichkeit, dafs sich die Art auch in
milden Gegenden Deutschlands einnistet, nicht von der Hand zu weisen
ist, so dürfte immerhin einige Vorsicht nicht unangebracht sein. —
A. rosae (Bche.) Ckll. ^). Von der gemäfsigten Zone bis in die
Tropen, mit Sicherheit nur von Rosa und Rubus gemeldet; für ge-
wöhnlich am Holz, in warmen Ländern und Gewächshäusern auch auf
die Blätter übergehend, oft in so grofser Zahl auftretend, dafs die be-
fallenen Pflanzen weifs gefärbt erscheinen.
Chionaspis citri Comst. ^). Mittelamerika, Westindien, nach
Froggatt auch in Syrien (?) '"), sehr schädlich auf Citrus. — Ch. euonymi
Comst. ^'). Nordamerika, südliches Europa, sehr verbreitet und stets in
grofser Zahl auftretend , ausschliefslich auf Euonymus , besonders aut
der als Heckenpflanze beliebten E. japonica'^). — Ch. Salicis (L.)
Sign. '^). Europa, Kleinasien, wahrscheinlich bis nach Nordchina. Auf
zahlreichen Holzpflanzen, sowohl Bäumen als auch Halbsträuchern ; auf
Erlen und Weiden bisweilen durch örtliche Behinderung des Dicken-
zuwachses lästig, ernstlich schädlich eigentlich nur auf Vaccinium vayr-
tillus , das bei starkem Befall durch die Laus häufig flächenweise ab-
stirbt 1*).
') Mauchal, Bull. Sog. eut. France 1899, p. 290; ders., ebenda 1904, p. 246. —
Trabut, La defense contre les Cochenilles et autres insectes fixes, Alger 1910, p. 2ö.
2) Newstead, a. a. 0. Vol. 1, 1901, p. 104.
3) Froggatt, Journ. Dept. Agric. Victoria Vol. 6, 1908, p. 541. — Trabut,
a. a. 0. p. 35 (als Chr. aonidium).
*) CoMSTocK, Eep. U. S. Dept. Agric. (1880) 1881, p. 308.
5) Philipps, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 156.
6) Newstead, a. a. O. Vol. 1, 1901, p. 173.
■i) Newell & Rosenfeld, Journ. econ. Ent. Vol. 1, 1908, p. 153.
8) Newstead, a. a. O. Vol. 1, 1901, p. 168.
9) CoMSTocK, 2nd Rep. Dept. Ent. Corn. Univ. 1883, p. 109.
10) Froggatt, Journ. Dept. Agric. Victoria Vol. 6, 1908, p. 489.
11) CoMSTOCK, 1. C. p. 101.
12) Sanders, U. S. Dept. Agric Bur. Ent. Circ. Nr. 114, 1909. — v. Tubeuf, Nat.
Zeitsclir. Forst- u. Landwirtsch., 8. Jahrg., 1910, S. 50.
13) Newstead, a. a. O. Vol. 1, 1901, p. 181.
") Lindinger, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 7, 1911, S. 354.
44*
692 Ehmchoten, Schnabelkerfe.
Diaspis eehinocacti (Bclie.) Fern. ^). In Amerika zu Hause, mit
Kakteen, ihren ausschlieislichen Nährpflanzen, über die ganze Erde
verbreitet, meist mit Opuntia-Arten verschleppt, auch in Gewächs-
häusern auftretend , durch grofse Zahl stark nachteilig. — D. visei
(Sehr.) Low (D. juniperi [Bche.] Sign.; D. earueli Targ.)^). Europa,
Kleinasien, Nordafrika, auch auf Madeira und Tenerife, verschleppt
nach Nordamerika. Auf Yiscum und Koniferen, meist .Juniperus und
Verwandte, selten auf Pinus. Bei starkem Befall Vergilben der Nadeln
bewirkend.
Epidiaspis betulae (Bär.) Ldgr. (Diaspis piri, D. fallax, Epi-
diaspis piricola, E. leperei aut.)^). Mittel- und Südeuropa, nach Nord-
amerika verschleppt und besonders in Kalifornien häufiger auftretend.
Auf verschiedenen Holzpflanzen, auch auf Olea, schädlich vor allem auf
Apfel- und Birnbaum, Zweige und jüngere Stämme in dichten Krusten
besiedelnd und Verkrüppelungen verursachend. ■ — E. g-ennadiosi
(Leon.) Ldgr.'*). Südöstliches Europa, Kleinasien, auf Pistacia- Arten,
vorzugsweise P. lentiscus befallend und durch Begünstigung von Rufs-
taupilzen schwärzend.
Fioriiiia pellueida Sign. -^l. Überall in den Tropen und Sub-
tropen, mit Vorliebe auf den Blättern zahlreicher Palmen-, auch in Ge-
wächshäusern. Gelbe Saugstellen verursachend*').
Howardia bielavis ((I!omst,) Berl. et Leon. '^), Heimat Mittel-
amerika und AVestindien , aufserdem aus Hawaii , Tahiti , Tongatabu,
Japan, Ceylon und Mauritius bekannt. In Gewächshäusern in Eng-
land, Irland, Belgien, Deutschland und Italien gefunden. Eine der
gröfsten und gefährlichsten Diaspinen , auf den Stammteilen dikotyler
Holzpflanzen unter den oberflächlichen Eindenschichten (daher schwer
zu finden !) saugend ; Fruchtbäume, wie Anona- und Psidium-Arten be-
vorzugend. Vielfach wohl durch den Tauschverkehr der botanischen
Gärten verschleppt.
Ischnaspis iongfirostrls (Sign.) Ckll. ''). Tropen der Neuen und
der Alten Welt. Meist sehr zahlreich und schädlich auftretend , aut
den Blättern von Palmen und dikotylen Holzgewächsen, z. B. von
Kafiee- und Muskatnufsbaum. In Gewächshäusern gemein und sehr
lästig, dabei, weil ungemein festhaftend, sehr schwer zu vertilgen.
Lepidosaphes g-loveri (Pack.) Kirk. *•). Subtropen und Tropen,
Stark schädigend auf Citrus , in Europa besonders in Spanien, Süd-
frankreich und Italien. — L. pinniformis (Bche.) Kirk. ^^). AVie vorige,
ebenfalls ein Hauptschädling der Citrus-Arten , aufserdem auf vielen
anderen Holzpflanzen, Stammteile und Früchte oft krustenartig über-
ziehend.— L. ulmi (L.) Fern. (Mytilaspis pomorum aut.)'M, die be-
kannte Komma seh ild laus. Heimat Europa und Kleinasien, ver-
') LixDiNGi-ii, a. a. 0. S. 28."').
2) Ders., Nat. Zeitschr. Land- u. Forstwirtsch., Jahrg. 4, 1906, S. 480: a.a.O.
190.
3) LixDiNGER, a. a. 0. S. 259 und 388.
■*) Ders., ebenda S. 265.
'^) Newstkad, a. a. 0. Vol. 1, 1901, p. 134 (als F. fioriniae).
6) LiNDiNGER, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 7, 1911, S. 358.
"') Green, a. a. O. Part. II, 1899, p. 152 (als Chionaspis).
8) Newsiead, a. a. O. Vol. 1, 1901, p. 210.
9) LiNDiNGEK, a. a. 0. S. 106.
10) Ders., ebenda S. 107.
11) Newsteai), a. a. O. Vol. 1, 1901, p. 194. — Lixdinger, a. a. 0. S. 212.
Cocciden, Schildläuse. 693
schleppt nach den gemälsigten Teilen von Nord- und Südamerika,
Südafrika, Australien und Neuseeland. Auf allen möglichen Holz-
pflanzen , auch auf Koniferen , mitunter auch auf den Blättern von
Quercus-Arten (Männchen darauf sehr zahlreich) , schädlich auf Obst-,
besonders jungen Apfelbäumen.
Piniiaspis (Chionaspis z. T.: Hemichionaspis) aspidistrae (Sign.)
Ldgr. 1) und P. minor (Mask.) Ldgr.^). Tropen und Subtropen der
Alten und Neuen AVeit, schädlich auf Agave und Baumwolle auf-
getreten, die erstgenannte Art in Europa und Nordamerika auch auf Ge-
wächshauspflanzen (Aspidistra, Nephrolepis) verbreitet. — P. pandani
(Comst.) Ckll. ^). Mittelamerika, Westindien, tropisches Afrika; dann
häufig in europäischen und nordamerikanischen Gewächshäusern. Auf
den Blättern von Monokotylen, z. B. von Araceen und Palmen, meist
i'n ungeheuren Mengen vorhanden, infolge ihrer flachen Gestalt und
unscheinbaren Farbe unentdeckt bleibend.
Pseiidopaiiatorea parlatoreoides (Comst.j Ckll.*). Tropisches
Amerika und Afrika, auf verschiedenen Pflanzen, stets auf den Blättern.
In deutschen Gewächshäusern auf Orchideen häufig und schädlich.
Aonidia lauri (Bche.) Sign.-^). Heimat Südeuropa und Klein-
asien, verschleppt nach Amerika, Japan und Neuseeland. Meist auf
Lauras nobilis, aber auch auf Apollonias canariensis und Lauras cana-
riensis gefunden; auf Blättern und Stammteilen, meist sehr zahlreich,
an den Stammteilen oft krustig.
Furcaspis oeeaniea Ldgr. **). Ostkarolinen und Marshallinseln.
Ursprünglich auf Nipa, auf die Kokospalme übergegangen und in un-
geheuren Mengen deren Blätter, besonders die Rippen, und Früchte
besiedelnd^). Alte Pflanzen scheinen nicht erheblich geschädigt zu
werden, junge dagegen können eingehen. — F. (Aspidiotus, Chrysom-
phalus) biformis (Ckll.) Ldgr. ^). Westindien und nördliches Süd-
amerika, auf Orchideen, selbst auf den Wurzeln, auf den Blättern häufig
seichte Vertiefungen verursachend und die Pflanze verunstaltend, _ aber
selten direkt schädlich. Findet sich oft auf eingeführten Orchideen
aus Columbia und Venezuela.
Leucaspis Candida (Targ.) Sign. '•*). Mittel- und Südeuropa, Klein-
asien, verschleppt nach Argentinien i**). Auf Pinus. Ähnlich sind
L. löwi (sulci), L. pusilla und L. sig-noreti ^*); schädlich können
besonders L. löwi und pusilla werden, indem sie Vergilben der Nadeln
verursachen. — L. eoekerelli (de Charm.) Green ^^), Ceylon, Mauritius,
Madagaskar, Deutsch- Ostafrika, Brasilien, Venezuela, stets auf Mono-
kotylen. In einem Gewächshaus in Hamburg auf der Orchidee Vanda
1) Newstead, a. a. O. Vol. 1, 1901, p. 187.
^) LiNDiNGER, a. a. 0. S. 58.
3) Newstead, a. a. 0. Vol. 1, 1901, p. 207.
*) Hempel, a. a. 0. p. öll.
5) Lindinger, Zeitschr. Pflanzenkrankh. Bd. 18, 1908, S. 328.
«) Ders., Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 5, 1909, S. 149.
^) Ders., ebenda Bd. 7, 1911, S. 176.
8) Leonarw, Riv. Pat. veg. Vol. 7, 1898, p. 60.
9) Lindinger, Jahrb. Hamb. wissensch. Anst. 23, 1905, 3. Beih. 1906, S. 28. —
Ders., a. a. O. S. 253.
'*') Autran, Bol. Minist. Agric. Buenos Aires 1907, S.-A. p. 10.
11) LiNuiNGRR, Jahrb. Hamb. wiss. Anst. 23, 1905, 3. Beih. 1906, S. 40, 44 u. 34.
— Ders., a. a. 0. S. 154 u. 255.
12) Ders., Jahrb. Hamb. wiss. Anst. 25, 1907, 3. Beih. 1908, S. 121.
(594 Rhynchoten, Schnabelkerfe.
kimballiana schädlich aufgetreten. — L. japonica Ckll. ^). Japan, auf
den Stammteilen dikotyler Holzpfianzen, oft sehr zahlreich. — L. rieeai
Targ. ^). Hauptsächlich im östlichen Mittelmeergebiet Europas und
Nordafrikas, auch auf Cj^pern und Kreta; auf Ephedra und Olea.
Zahlreich auf der zweitgenannten Pflanze in Griechenland und Süd-
italien, Blatt und Frucht sowie die Zweige befallend.
Parlatorea blanehardi (Targ.) Leon.^). Sahara, auf den Blättern
und Früchten der Dattelpalme, verschleppt nach Australien, Arizona
und Deutsch- Süd westafrika. Tritt meist ungemein zahlreich auf. —
P. oleae (Colv.) Ldgr. *) (calianthina Berl. et Leon.). Südeuropa,
Nordafrika, Kleinasien, auch im Himalaya gefunden. Auf den Stamm-
teilen, seltener auf Blättern und Früchten vieler Holzpflanzen, schäd-
lich besonders auf Citrus, Pirus und Olea. — P. perg-andei Comst.^)
Subtropen und Tropen der Alten und Neuen Welt. Auf vielen Pflanzen,
besonders auf Blättern und Früchten der Citru's -Arten. — P. proteus
(Curt.) Sign. ^). Wie vorige . in europäischen Gewächshäusern oft auf
Orchideen schädlich, aber selten bemerkt. — P. zizyphi (Luc.) Sign. ^).
Südeuropa, Nordafrika, verschleppt nach China, Hawaii, Westaustralien.
Lebt in grofser Zahl auf Citrus, besonders auf Mandarinen, deren Früchte
durch die schwarzschildige Laus zum mindesten im Aussehen sehr
leiden.
Hemicoccinen.
Eine Gattung. Meist grofse, mehr oder minder kugelige, glatte
oder regelmäfsig gehöckerte Tiere, unsegmentiert oder nur mit Spuren
von Segmentation. Körper meist lebhaft gefärbt, häufig zwei- oder
dreifarbig, bis auf einen schmalen Spalt geschlossen und den Zweigen
oder der Stammrinde der Nährpflanzen mit dem starken, mehr oder
minder stielartig entwickelten ßostrum aufsitzend. Mit Sicherheit nur
auf Arten der Gattung Quercus. Schädlich ist eine Art.
Kermes quereus (L.) Ckll.^). Mitteleuropa. Li Rindenrissen und
an Zweigen der Eichen, oft zu Tausenden beieinander sitzend und die
Bäume schwer schädigend, dicke Bäume von 70 cm Durchmesser zum
Absterben bringend. Verursacht Schleimflufs.
Lecaniinen (Coccinen aut).
Meist ziemlich grofse Arten mit flacher Bauchseite und gewölbtem
Rücken, seltener mehr oder minder flach, durchschnittlich nackt, seltener
mit weifser, filzartiger Hülle, manche Arten mit dicker, gefelderter
Wachsdecke. Die Eier werden von der erhärtenden Rückenhaut des
absterbenden Weibchens wie von einer Schale bedeckt, bei einer Gattung
J) LixDiNGER, .Jahrb. Hamb. wiss. Anst. 23, 1905, 3. Beih. 1906, S. 37.
2) Ders., ebenda S. 35, 13y, 228. — Leonaedi, Ann. E. Scuola sup. Agrio. Por-
tici Vol. 5, 1903, 19 pp. Tav. I.
3) Targioni-Tozzetti, Mem. Soc. zool. France 1892, p. 69—82 (als Aonidia). —
LiNuiNGKR, a. a. 0. S. 246.
*) CuLVEE, Ensayo sobre una nueva enfermedad del Olivo, Gaceta agric. Mini-
sterio de Fomento, 'Madrid 1880 (als Diaf^pis). — Leoxakdi, Ann. R. Scuola sup.
Agric. Portici, Vol. 5, 1903, p. 16 (als P. calianthina). — Lindinger, a. a. 0. S. 111.
5) Newstead, a. a. 0. Vol. 1, 1901, p. 143. — Lindinger, a. a. 0. S. 112.
^) Newstead, a. a. O. p. 140. — Lindinger, a. a. 0. S. 112.
"') Newstead, a. a. 0. p. 142. — Lindinger, a. a. 0. S. 108.
8) Newstead, a. a. O. Vol. 2, 1903. p. 142. — Rf.ii, a. a. 0. 1903, S. 355. - Lin-
dinger, a. a. 0. S. 285.
Cocciden, Schildläuse. 695
werden sie in eine weifse, kissenartige Wachsmasse am Hinterende des
Tieres abgelegt. Allen Arten gemeinsam ist das mehr oder minder voll-
ständige Verschwinden der Segmentation sowie ein ziemlich auffälliger
Spalt im hinteren Rande des Körpers, an dessen Ende zwei dreieckige
Lappen klappenartig die Analöffnung bedecken. Die Unterfamilie um-
fafst zahlreiche schädlich auftretende Arten, von denen viele äufserst
polyphag sind.
Ceroplastes eerifer (Anderson) Sign.\). Tropen der Alten und
Neuen Welt. In geringerem Grade schädlich an Kulturpflanzen, wie Tee,
aufgetreten. — C eirripediformis Comst. -). Westindien und Mittel-
amerika, mitunter auf Tropenobstpflanzen lästig. — C floridensis
Comst.^). Weit verbreitet in den Tropen, weniger in den Subtropen,
der Alten und Neuen Welt. Schädlich auf Nutz- und Zierpflanzen. —
C. pusei (L.) Sign.*). Südeuropa, Kleinasien, Nordafrika. Lebt auf
zahlreichen Pflanzen, besonders auf den Zweigen und Früchten von
Holzgewächsen, doch auch auf Blättern, und findet sich auch auf immer-
grünen Stauden, sogar auf einjährigen Pflanzen. Besonders schädlich
tritt die Art auf CiWs, Ficus, Anona, Vitis auf. — C. sinensis Del
Guercio^). Italien. Als Schädling der Agrumen gemeldet.
Filippia oleae (Costa) Sign.^). (Liehtensia viburni Sign.). Süd-
europa, England, Algerien, Tunis. Auf den Blättern und Zweigen ver-
schiedener Hartlaubgewächse ; schädlich auf Olea.
Lecanium bitubereulatum Targ.^). Europa. Weit verbreitet.
An Weifsdorn, Apfel und Birne, eine der gröfsten deutschen Schild-
läuse , durch die beiden Rückenhöcker sehr leicht kenntlich. Oft
zahlreich auftretend und dann jungen Pflanzen stark nachteilig. —
L. eorni Bche., MarchaP). (L. persieae aut. , non Fab.). Ganz
Europa, auch in Nordamerika. Eine der schädlichsten Arten, äufserst
polyphag und je nach der Nährpflanze stark abändernd, daher lange ver-
kannt und unter zahlreichen Namen beschrieben (L. asshnüc , coryli.,
jitglandis, niori, persieae coryli^ persiceie sarothamni, rehi, rihis, robiniae,
rohiniamm, rosaritm, ruhi, rvgomni, sarothamni^ vini, wistariae). An Obst-
bäumen, Beerensträuchern, Weinrebe äufserst schädlich, geht die Art
auch mit Leichtigkeit auf angepflanzte Ziersträucher und Bäume, wie
Philadelphus, Spiraea, Sjanphoricarpus, Robinia, über und dringt auch
in die Kalthäuser ein, wo sie mit Vorliebe AVeinrebe und Pfirsich
befällt. Die Larven sind verhältnismäfsig sehr beweglich und besiedeln
in günstigen Jahren alle in der Nähe einer stark befallenen Nährpflanze
wachsende Pflanzen , auch solche mit krautigen Vegetationsorganen,
sowie an den Reben die Blätter, mit denen sie im Herbst massenhaft
zugrunde gehen. — L. hemisphaerieum Targ.^). Tropen und Sub-
tropen, in Europa besonders im Südwesten. Aufserdem in den Warm-
häusern sehr häufig und sehr schädlich. Auf vielen Nutz- und Zier-
pflanzen, mit Vorliebe auf Anona, Ficus, Malvaceen und Farnen. Be-
') Green, a. a. 0. Part 4, p. 270.
-) Lefiioy, Irap. Dept. Agric. West Indies, Pamphlet Ser. Nr. 22, 1903, p. 31.
3) Green, a. a. 0. p. 277.
*) LiNDiNGER, a. a. 0. S. 115.
^) Newstead, a. a. 0. Vol. 2, 1903, p. 33 (als Liehtensia viburni). — Lindinger,
a. a. 0. S. 232.
^) Lindinger, a. a. O. S. 115.
^) Newstead, a. a. 0. p. 101.
«) Marchal, Ann. Soc. ent. France Vol. 77, 1908, p. 164. — Lindinger, a. a. 0.
S. 121.
696 Ehynchoz^en, Schnabelkerfe.
fällt auch Zimmerpflanzen, wie Oleander. — L. hesperidum (L.)
Burm.^). Wie vor., besonders auf Oleander und Palmen, sehr schädlich
auf Citrus , im Verein mit Psenäococcu^ citri die Rufstaubildung be-
günstigend. In Kalthäusern und an Zimmerpflanzen verbreitet. Eine
der am längsten bekannten Schildläuse. — L. nigrum Nietner 2). Tropen.
Verbreitet an vielen Nutz- und Zierpflanzen, ein häufiger Schädling
von Hevea, Baumwolle und Kaffee. — L. oleae (Bern.) Walk.^). Sub-
tropen, seltener Tropen, der ganzen "Welt. In Südeuropa verbreitet und
besonders häufig in den östlichen Teilen des Mittelmeergebietes, hier
auch viel gröfser als im AVesten. Ein bekannter Schädling des Ölbaums;
vielfach auf Zierpflanzen, besonders Farnen. Auch in Gewächshäusern,
doch seltner als L. hemisphacricum. — L. persieae (Fab.) Low, March.-*).
Südeuropa. Auf Obstbäumen, Weinrebe, Broussonetia, Morus. In
Mitteleuropa nicht vorhanden. Besonders auf Pfirsich, Rebe und
Maulbeere schädlich. — L. pulehrum March. •'). Frankreich , süd-
westliches Deutschland, Schweiz, auf Castanea, Corylus, Quercus, in
Frankreich nach Marchal sehr schädlich. — L. tessellatum Sign. ^).
Tropen der Alten und Neuen Welt, verschleppt in Italien und Algerien
aufgetreten, auch in europäischen CTewächshäusern. Besonders auf
Palmen. — L. viride Green ^). Vor allem in Brasilien, dann in Indien,
auf Ceylon und Mauritius. Auf" Nutzbäumen, in erster Linie auf Kafiee,
dann auf Tee, Agrumen, Psidium, Cinchona.
Physokermes eoryli (L.)Ldgr. •') (Leeanium eapreae (L.) Sign.)
Europa. Auf Holzpflanzen, schädlich auf Obstbäumen, Ahorn und Ulmen.
In der Gröfse sehr wechselnd, von 3—6^2 mm Durchmesser. — Ph. pieeae
(Sehr.) Fern. ^"). Mitteleuropa mit England. Auf Picea- Arten. Eine
äufserst schädliche Art, die sehr leicht mit ihrer Nährpflanze verschleppt
wird. Das Tier sitzt mit Vorliebe in Zweigwinkeln und schwankt je
nach dem Alter der Nährpflanze zwischen 2 und 0 mm Gröfse. An
den Zweigen alter Bäume bleibt es klein, der Schaden gering, an jungen,
kräftigen Pflanzen erreicht es das angegebene Höchstmafs und schwächt
besonders den Gipfeltrieb dermafsen, dafs sein Durchmesser über der
Ansatzstelle der meist zu mehreren kranzförmig auftretenden Tiere oft
um zwei Drittel der Dicke des unterhalb befindlichen Stammteils zurück-
bleibt; mitunter verkümmert der Gipfeltrieb völlig. — Eine dritte Art,
PJi. serieeus Ldgr. ^*), die bis 10 mm Durchmesser erreicht, lebt aut
der Tanne. Ob das noch ziemlich unbekannte Tier als Schädling zu
betrachten ist, ist vorläufig noch unentschieden.
Protopulvinaria piriformis (Ckll.) Lefroy.^-). Westindien, Madeira,
Kanaren. Auf Mango, Psidium, Melia, Lauraceen, Lonicera. Auf den
^) Newstead, a. a. O. Vol. 2, p. 113. — Green, a. a. O. 3, p. 232. — Lindin(jek
a. 0. S. 128.
2) Newstead, a. a. 0. p. 78. — Green, a. a. 0. p. 188. —
3) New.stead, a. a. 0. p. 124. — Green, a. a. O. p. 229.
*) Newstead a. a. 0. p. 126. — Green, a. a. O. p 227. — Lindinger, a. a. 0. S. 231.
^) Marchai., a. a. O. p. 285. — Lindinger, a. a. 0. S. 218.
6) Marchat,, a. a. 0. p. 304. — Lindinger, a. a. 0. S. 96.
'') Green, a. a. 0. p. 207. — Lefroy, a. a. O. p. 36. — Lindinger, a. a. 0. S. 248.
8) Green, a. a. 0. p. 199.
^) New.steäd, a. a. 0. Vol. 2, p. 105 (als Leeanium eapreae). — Marchai-, a. a. 0.
295 (als Leeanium eoryli). — Lindinger, a. a. 0. S. 123.
^'') Newstead, a. a. Ö. p. 132 (als Ph. abietis). — Lindinger, a. a. 0. S. 251.
") Lindinger, a. a. 0. S. 49.
12) Lefroy, a. a. 0. No. 7, 1907, p. 42. — Lindinger, a. a. 0. S. 199.
Cocciden, Schildläuse. ß97
Blättern. In der Alten Welt wohl eingeschleppt. Auf der Kanaren-
insel Palma in groi'sen Mengen auf Laurus canariensis, schädlich*).
Pulviuaria betulae (L.) Sign. (P. ritis aut., P. innumerahüis
(Rath.) Putn. -) Europa, Nordafrika, Amerika, vermutlich auch in Klein-
asien. Polyphag auf Bäumen und Sträuchern, massenhaft und infolge-
dessen sehr schädlich auf dem Weinstock auftretend. In der Gröfse
sehr wechselnd und deshalb früher unter zahlreichen Namen in ver-
schiedene Arten gespalten. — P. floeeifera (Westw.) Green (P. camd-
licola Sign.)^). Südeuropa, südliches Nordamerika, Japan, Australien,
Neuseeland, Lidien, Kanareninsel Tenerife, in Europa im Freien noch
in Südtirol, in der Gegend von Paris und in Boskoop (Holland) ge-
funden, aufserdem in den Warmhäusern von Europa und Nordamerika
verbreitet. Polyphag, auf Blättern bevorzugt jedoch Camellia, Citrus,
Euonymus japonica und einige breitnadelige Koniferen. In den Ge-
wächshäusern sehr häufig schädlich auf Orchideen, so z. B. Lycaste
und Stanhopea, aufserdem auf allen möglichen Gewächsen. — P. psidii
Mask. **). Neuseeland, Hawaii, Formosa, Japan, China, Ceylon, Deutsch-
Ostafrika, neuerdings in Algerien'^). Auf den Blättern und grünen
Teilen von Holzpflanzen, darunter vieler Nutzgewächse, wie Kaffee,
Tee, Guayaven, Citrus, Cinchona, Alleebäume.
Margarodinen.
Ziemlich grofse, durch die Zahl der Häutungen (7?) und durch die
Lebensweise auffallende Tiere. Schädlich sind nur zwei Arten.
Margarodes Vitium Giard*^). Unterirdisch an den Wurzeln der
Weinrebe in Chile, Argentinien und Paraguay.
Xylococcus fllifer Low''). Österreich, Schweiz. Lebt im Innern
der Nährpflanze, nämlich in kleinen Höhlungen von Innenrinde und
Holz bis dreijähriger Zweige oder von Zweiggabelungen und vernarben-
der Wunden älterer Zweige. Ausschliefslich auf Linde, verursacht
Verdickungen der befallenen Stellen, bis zu denen die betreffenden
Zweige häufig vertrocknen.
Monophlebinen.
Grofse, dauernd freibewegliche Tiere mit reichlicher Wachs-
absonderung, oft mit grofsem Eisack.
Icerya aegryptiea (Dougl.) Eil. and How. ^). Australien, Ceylon,
Indien, Ostafrika, Ägypten. Auf Holzpflanzen, besonders Citrus und
Ficus, auch auf Palmen. Ist als eine sehr schädliche Art zu bezeichnen.
— I. purehasi Mask. ''). Neuseeland, Australien, Hawaii, Fidschi,
1) LiNDiNGEK, Zeitschr. wiss. Ins.-Biol. Bd. 7, 1911, S. 88-2.
'^) Newstead, a. a. O. Vol. 2, 1903, p. 51 als P. vitis, p. 55 als P. vitis var. ribesiae.
— Sanders, Journ. econ. Ent. Vol. 2, 1909, p. 433. — Lixdinger, a. a. 0. S. 343.
3) Newstead, a a. 0. p. 71. — Lixdinger, a. a. 0. S. 92.
*) Green, a. a. 0. Part. 4. 1909, p. 264. — Lindinger, a. a. 0. S. 136.
^) Trabut, La defence contre les Cochinelles et autres insectes fixes. Alger
1910, p. 59.
^) Mayet, La Cochenille du Chili, Montpellier 1897, S.-A. aus „Progres agricole
et viticole". — Aittkan, Bol. Minist. Agric. Buenos Aires 1907, S.-A. p. 7.
■') Low, Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1882, S. 274. — Lindinger, a. a. O. S. 324.
^) Douglas, Ent. monthl. Mag. Vol. 26, 1890, p. 79 als Crossotosoma. — Newstead,
a. a. 0. Vol. 2, 190 S p. 248. — Lindinger, a. a. O. S. 156.
9) Maskell, New Zeal. Trans. Vol. 11, 1878, p. 221. — Berlese e Leoxakdi, Riv.
Pat. veg. Vol. 6, 1898, p, 293. — Lindinger, a. a. 0. S. 51.
698 Rhynchoten, Schnabelkerfe. Aves, Vögel.
Südafrika, Ägj^pten (?), Kleinasien ('?), Südeuropa, Azoren, Westindien,
Mexiko und südliches Nordamerika. Eine ungemein polyphage und
schädliche Art, die Bäume, Sträucher und Krautpflanzen befällt. _ In
Europa findet sie sich in Portugal, Südfrankreich, Italien und Dalmatien.
— I. seyehellarum (AVestw.) Mask. ^). Madeira, Mauritius, Seychellen,
Formosa, China, Neuseeland. Auf verschiedenen Pflanzen, beachtens-
wert auf Citrus und Guayaven, wird als Schädling des Zuckerrohrs
angegeben.
Palaeococcus rosae (Ril. et How.) CklL^). Westindien und Mittel-
amerika, angeblich auch in Australien. Auf Palmen, Citrus, Rosa u. a.
Ortheziinen.
Tiere ähnlich denen der vorigen Unterfamilie ; Wachsausscheidungen
in Längs- und Querreihen angeordnet-, Eisack vorhanden.
Orthezia insig-nis Dougi. ^). In den Tropen und den wärmsten
Teilen der Subtropen verbreitet und sehr schädhch. Äufserst polyphag,
bevorzugt das Tier krautige Gewächse, auch wildwachsende, von denen
aus es dann stets wieder Nutzpflanzen befallen kann. Auch_ in den
europäischen und nordamerikanischen Gewächshäusern schädlich, be-
sonders auf Coleus. — O. urtieae (L.) Amyot et Serville*). Europa.
Im allgemeinen ein unbeachtetes Insekt, das auf zahlreichen Kraut-
pflanzen lebt, ist neuerdings einigemale als Schädlmg gemeldet worden,
so von R. Kirchner an Wiesenpflanzen.
Vertebrata, Wirbeltiere.
Aves, Yögel.'^
über die ökonomische Bedeutung der Vögel ist ganz aufserordent-
lich viel geschrieben worden, von Berufenen und — noch mehr — von
Unberufenen. Dennoch sind wir auch heute noch weit davon entfernt,
uns sichere Urteile bilden zu können. Vor allem ist der AViderstreit
der Interessen zu grofs zwischen Natur-, besonders Vogelfreunden, Zier-
1) Westwoou, Gardener's Chronicle 1885, p. 830. — Lindisger, a. a. 0- S. 301.
'^) EiLF-v and Huwakd, Insect Life. Vol. 2, 1890, p. 333. — Lefroy, The Scale
insects of the Lesser Antilles, Part 2, Imp. Dept. Agric. West Indies, Pamphlet
Ser. Nr. 22, 1903, p. 21.
3) Newsteai., a. a. 0. Vol. 2, 1903, p. 236. — Lindinger, a. a. S. 118.
*) Newstehd, a. a. O. p. 230. — Lindixger, a. a. O. S. 333. — Kirchner, 0.,
Ber. üb. d. Tätigkeit d. K. Anst. f. Pflanzenschutz in Hohenheim im Jahre 1908,
.S. 12, S.-A. aus dem Wochenbl. f. Landwirthschaft, 1909, No. 20. — Kirchner, R.,
Jahreshefte Ver. vaterl. Naturk. AVürttemb., (38. Jahrg. 1912, 17 S. mit 17 Fig.
^) Schon die älteren Forstzoologen, wie üatzehurg, Nürdlinger, Borggreve,
ScHöNHLT, warnten vor der Überschätzvmg der Nützlichkeit der Vögel. Diese wollten
später österreichische und italienische Ornithologen und Entomologen (Salvadori,
Pi.aczek, Griffini, Beri.ese) mehr oder weniger ganz in Abrede stellen. Eine
vermittelnde Stellung nehmen neuere Zoologen und Ornithologen ein, z. B. Eck-
stein (Forstzoologie, Berlin 1897; Verhandl. d. 5. Internat. Zoolog. Kongrefs, Berlin
1901, S. .512— ")20; und mehrere kleinere Veröffentlichungen), Hartert (Einige Worte
über den Vogelschutz, Neudamm 1900), Bau (in seiner Einleitung zur 5. Aufl. von
Friderichs Naturgeschichte der deutschen Vögel, Stuttgart 1905), Eeh (Nat. Wochen-
schrift Bd. 6, N. F. 1907, S. 577—583, Fig.), Koimg (Tierwelt u. Landwirtschaft,
Stuttgart 1906; Wild, Jagd und Bodenkultur, Neudamm 1912; und zahlreiche
Aves, Vögel. (399
und Nutzgartenbesitzer, Land-, Forstwirt, Jäger und allen möglichen
Anderen, die engere Interessen vertreten (Fischzüchter, Brieftauben-
züchter usw.). Die ästhetische Wertschätzung, namentlich der uns so
erfreuenden Singvögel, beeinflul'st ganz unwillkürlich jedes Urteil.
Dann sind aber auch durch die grol'se Vielseitigkeit und Flüchtigkeit
der Vögel, ihre Scheu vor dem Menschen, genaue Beobachtungen und
Feststellungen ungemein erschwert.
In bezug auf die Nahrung kann man im allgemeinen sagen,
dafs alle Vögel die Abwechselung sehr lieben. Unter ihnen sind mehr
omnivore Arten als unter irgend einer anderen Tiergruppe. Einzel-
beobachtungen sind daher, ganz abgesehen von den dabei unvermeid-
lichen Täuschungen, so gut wie wertlos für das allgemeine Urteil. Viel
weiter kommen wir schon mit den seit Jahren so umfassend vor-
genommenen Magenuntersuchungen. Aber auch sie sind nur
mit äufserster Vorsicht zu verwerten. Einmal verdauen die Vögel
ganz aufserordentlich schnell und gründlich; RöKiG hat festgestellt,
dafs weichhäutige Insekten schon in einer halben Stunde verdaut sein
können. Da aber wohl in den seltensten Fällen eine Magenuntersuchung
innerhalb dieser kurzen Frist nach dem Tode vorgenommen werden
kann, wird durch sie doch fast ausschliefslich der schwerer verdauliche
Teil der Nahrung festgestellt. Dann lehrt diese Untersuchung an sich
nichts über die Art der Nahrungsaufnahme; von Strafsen oder den
Feldern nach der Ernte aufgelesene Getreidekörner dürfen natürlich
nicht mit von stehendem oder in Garben gesetztem Getreide genommenen
verglichen werden, usw. Auch in BetrefiP der ökonomischen Bedeutung
der Nahrung lassen sie uns im Stiche. Ein Starenpaar, das in einer
grofsen Kirschenanlage nistet, wird, wenn es auch noch so viele Kirschen
frifst, nicht nennenswert schaden, um so mehr aber, wenn es etwa den
einzigen Kirschbaum in einem Privatgarten plündert. Dasselbe gilt
natürlich auch für G e w ö 1 1 - Untersuchungen.
Fü 1 1 e r u n g s V e r s u c h e gefangener Vögel sind vorzüglich geeignet,
mancherlei Nebenfragen zu beantworten ; für die praktische Wert-
schätzung der Vögel sind sie aber so gut wie belanglos.
Der Hauptfehler, der seither immer begangen wurde, ist der, dafs
man das allgemein gewonnene theoretische oder akademische Urteil
über die ökonomische Bedeutung einer Vogelart ohne weiteres auf jeden
Einzelfall übertrug. So wichtig ein solches Urteil für die Wissenschaft
ist, so wertlos ist es für die Praxis ; denn diese hat es nicht mit Vogel-
arten zu tun, sondern mit Individuen. Und da diese sich nach Zeit und Ort
ganz aufserordentlich verschieden verhalten, ist für die Praxis eben
Arbeiten in den Veröffentl. der Kaiserl. Biol. Anst. Land- u. Forstwirtschaft, usw.),
Stummer (Der Obstzüchter 1913, No. 1). Auch K. Hexmcke gibt in seinem Handbuche
des Vogelschutzes, Magdeburg 1912, auf S. 103— 174 eine recht objektive Würdigung
der einheimischen Vögel. — Die ungarischen Ornithologen behandeln die Frage in
ihrer Zeitschrift „Aquila" allzusehr vom ornithophilen Standpunkte. — In England
haben besonders die Entomologen Cullinge, Newstkad, Theobald viel zur Auf-
klärung beigetragen. In Indien haben Masox und Maxweli.-Lefkoy (Mem. Dept.
Agric. India, Vol. 3, 1912) sehr wertvolle Untersuchungen geliefert. Für S.-Afrika
hat Roberts (Agric. Journ. Union S. Africa, Vol. 1, 1911, p. 352—369) eine recht
gute Übersicht gegeben. In Nordamerika beschäftigen sich schon seit vielen Jahren
die Ornithologen der Biolog. Survey des U. S. Departm. Agric. sehr eingehend mit
der Vogelfrage, wobei sich aber ihre Ansichten über die Wertschätzung der Vögel
nicht immer mit den in den dortigen entomologischen Publikationen gelegentlich
hervortretenden decken.
700 Aves, Vögel.
nur dieses individuelle Verhalten wichtig, nicht die allgemeine Be-
urteilung der Art. So gelten Meisen für ganz überwiegend nützlich;
in England haben sie sich aber, begünstigt von strengen Vogelschutz-
Gesetzen so sehr vermehrt, dais sie in hohem Malse schädlich geworden
sind, wie übrigens auch sonst in vielen Fällen.
Wir dürfen also für die Beurteilung eines Vogels seine allgemeine
Wertschätzung höchstens als Unterlage benutzen, müssen aber suchen,
in jedem Einzelfalle seinen Ein flu fs auf die Nutzbarmachung
und Nutz niei'sung der Pflanzen seines Aufenthaltsgebietes
durch den Menschen festzustellen ^j. Dais dies aufserordentlich
schwierig ist, dafs Magenuntersuchungen und Fütterungsversuche hierbei
von gi'oisem Nutzen sind, braucht kaum betont zu werden. Es ist der
einzige Weg, aus dem Zwiespalt herauszukommen, in den uns theore-
tische Wertschätzung und praktische Erfahrung bringen. Dafs wir
hierbei wohl auch zu ganz anderen Urteilen über den Wert der Vögel
als Insektenvertilger kommen werden, sei nur kurz angedeutet^).
Gänzlich unhaltbar ist die in den meisten populären, besonders
ornithologischen Schriften immer wieder ausgesprochene Ansicht, dafs
die Vogel die Aufgabe hätten, das Gleichgewicht in der Natur
aufrecht zu erhalten. Erstens hat kein Tier eine Aufgabe, als höchstens die,
sich selbst zu erhalten und fortzupflanzen; dann gibt es ein erhaltbares
Gleichgewicht in der Natur überhaupt nirgends, sondern nur einen
unaufhörlichen Wechsel; und schliefslich ist dieses sogenannte Gleich-
gewicht in allen Kulturländern durch den Menschen derart gestört,
dafs Vögel es am allerwenigsten wiederherstellen könnten.
Vielfach wird, wiederum gerade von Ornithologen, die Ansicht ver-
treten, dafs an sich sonst nützliche Vögel schädlich werden, wenn sie
sehr zahlreich würden. Es zeugt von eigentümlicher Rechenkunst,
das Vielfache eines Plus in ein Minus zu verwandeln-, die einzige Be-
rechtigung hierzu, dafs die natürliche Nahrung der zunehmenden Menge
nicht genügte, so dafs sie an andere Nahrung übergehen müfste, dafs sich
also zahlreiche neue Minus summierten, dürfte nur in den allerseltensten
Fällen eintreten. Aufserdem lehrt die tägliche Erfahrung, dafs auch
einzelne oder spärlich vorhandene, als nützlich geltende Vögel schädlich
werden können. Die Erfahrung, die aber jener verkehrten Rechnung
zweifellos zugrunde liegt, beruht eben darauf, dais die Minus erst
fühlbar werden, wenn sie sich in gröfserer Menge summieren; es war
also die Voraussetzung, der betreffende Vogel sei nützlich, wenigstens
für den betreffenden Fall von vornherein nicht richtig.
Und hierin liegt, wie erwähnt, der Kernpunkt der Frage, dafs näm-
') Betont sei hier nur noch, dafs aus diesen Gründen der Ornithologe am aller-
wenigsten geeignet erscheint, uns über die Bedeutung eines Vogels in einem vor-
liegenden Falle zu unterrichten ; dafs dies vielmehr Sache des zoologischen Phvto-
pathologen, in Verbindung mit dem Pflanzenzüchter ist.
-) So berichtet Bkau (Journ. Board Agric. London, Vol. 13, 1907, p. 665—671), dafs
f leichzeitig und in gleichem Mafse mit der oben erwähnten starken Vermehrung
er Kleinvögel in England auch die Insektenplagen zugenommen hätten. Theohai. d
(Science Progress 1907, Nr. 6) weist darauf hin, dafs es in Ländern, wo die Klein-
vögel stark verfolgt werden und daher spärlich vorhanden sind, wie in Frankreich,
Belgien und Italien, nicht so viele schädliche Insekten gäbe als in dem vogelreichen
England. Snulckaekt v. Sciiaujiuru (Nat. Cabinet, Jahrg. 22, 1910, S. 67—69 und in
litt.) berichtet, dafs in Holland ein grofser Obstgarten völlig mit einem riesigen
Käfig von engmaschigem Drahtnetz umgeben sei zur Abhaltung der Vögel. Der
Garten liefert bessere Ernten wie die ungeschützten Nachbargärten.
Aves, Vögel. 7q|
lieh für die Praxis nie von akademischen Erwägungen ausgegangen werden
darf, sondern jeder Fall für sich betrachtet und beurteilt werden mufs.
Wenn im folgenden daher möglichst viel Angaben über schädliches
Auftreten von Vögeln zusammengetragen werden, so soll damit keines-
wegs ein endgültiges Urteil über die aufgeführten Arten gefällt, sondern
nur festgestellt w^erden, dafs die betreffenden Vögel unter Umständen
schädlich werden können. Es werden daher auch die Angaben über
Nützlichkeit weggelassen.
Aber selbst über zweifellos schädliche Vögel soll damit keineswegs
der Stab gebrochen werden. Es gibt eben noch andere Werte als nur
materieller Nutzen und Schaden; gerade die Vögel schneiden bei dieser
anderen Bewertung besonders günstig ab. Es soll nur ebenso vor
übertriebenem Vogelschutze wie vor seiner Beschränkung auf als nütz-
lich abgestempelte Arten gewarnt werden. Wo aber das Vorhanden-
sein einer Vogelart mit den menschlichen Kulturbestrebungen nicht
vereinbart werden kann, bleibt nichts anderes übrig, als ihr den Krieg
zu erklären.
Abwehr. Wenn nicht ernstliche Interessen in Frage stehen,
sollte man sich mit der Verscheuchung oder Fernhaltung begnügen:
durch aufgestellte Wachen, Vogelscheuchen, aufgestellte oder, besser,
aufgehängte Säugetierbälge, aufgehängte Stückchen Spiegelglases, blanken
Weifsbleches, Papieres, ausgestopfte Vögel, Fahnen, Klappern, alte Salz-
heringe, die durch Anstrich mit stinkendem Tieröle noch wirksamer
gemacht werden sollen. Bedecken mit Draht- oder alten Fischernetzen,
Überspannen mit Fäden usw. Besonders soll die blaue Farbe ab-
schreckend wirken. — Nur, wo nötig, sollte man zum Abschüsse schreiten,
oder zu Fallen, oder gar zum Auslegen von Giften, wodurch auch immer
andere Vögel und Säugetiere als die beabsichtigten gefährdet werden.
Von den Hühuervögeln, Grallifornies, verzehren die Waldhühner,
Tetraoniden, in erster Linie Knospen von Nadel- und Laubbäumen,
dann Triebe, Nadeln, Blätter, Beeren. Die Fasane, Phasianiden M,
(Fasane, Wachteln, Rephühner) fressen dagegen vorwiegend Sämereien,
in Feld und Wald, dann allerlei Grünzeug usw. Letztere (Perdix
perdix L.) frafsen an jungem Kohlrabi die Herzen aus, im Winter die
Knospen von Himbeeren ab, von diesen und Rosenwildlingen auch die
Einde, und verzehrten Spargelköpfe 2). Fasane, Phasiaims spp. haben in
Deutschland in Weinbergen empfindlich geschadet '^) ; in Nordamerika,
als Jagdgeflügel eingeführt, haben sie sich so vermehrt, dafs ihr Schaden
ihren Nutzen überwiegt^). Von den Odontophoriden überfällt Lophortyx
ealifornieus Shaw & Nodd. ^) in Californien die Weinberge in Scharen
von 500 — 1000 Stück, um Beeren zu fressen; in einer Rebanlage ver-
nichteten sie jährlich 20 Tonnen Weinbeeren.
Die Taubenvögel, Columbiformes, verzehren vorwiegend Sämereien,
die Feldtauben mehr von Unkräutern, die Waldtauben besonders von
Nadelholz, beide aber auch von Feldfrüchten (Getreide und Gemüse),
ferner Grünzeug, Blütenköpfe (z. B. vom Klee), auch Beeren ; so fallen
sie in England in Scharen über schwarze Johannis- und Stachelbeeren
her (Theobald, 1. c). Turteltauben (Turtur turtur L.) verzehrten
1) JuDD, U. S. Dept. Agric, Biol. Survev, Bull. 24. 1905; 55 pp., 2 Pls.
'') Prakt. Rate. Obst- u. Gartenbau, Jahrg. 1890, S.432; 1891, S. 123—124, 280;
1898, S. 14.
3) Reblaus-Denkschrift 1898, S. 199.
*) Beal, Yearb. U. S. Deptm. Agric. 1897, p. 352—353.
5) Beal, ibid. 1904, p. 25U.
702 Aves, Vögel.
nach BoRGGREVE auf einem Gute Oberschlesiens jährlich für fast 2000 IMk.
Kiefernsamen aus Saatbeeten. Die Fruehttauben, Carpophagriden,
Indiens holen sich aus Pflanzungen Feigen, Palmnüsse , Wein- und
andere Beeren.
Ralliformes. Das Teiehhuhn, Gallinula ehloropus L. i), hat
schon wiederholt in der Nähe von Wasser belegene Obstgärten, be-
sonders Apfelbäume und Steinobst, geplündert, selbst reife Tomaten
angefressen.
Charadrii- und (iruiformes. Trappen, Otiden, und Kraniche,
Gruiden, sind in Indien und Südafrika ernstliche Feinde des Getreide-
baues, in Europa dürften sie hierzu meist zu selten sein.
Anseriformes. Die W^ildg-änse (Anser) und -enten (Anas) sind,
namentlich im Herbste, sehr fühlbare Schädiger der Getreidefelder, und
zwar sowohl der Wintersaaten als auch des noch in Garben stehenden
Getreides, auch des Buchweizens, verzehren aber auch mancherlei Beeren,
Knospen und Samen.
Die Papageien, Psittaciformes, gehören überall in den Tropen zu
den schlimmsten Feinden der Früchte, von denen sie teils das Fleisch,
z. B. Cacatua g^alerita Lath. auf Neu-Guinea an Kokosnüssen^), teils
mehr noch die harten Samen fressen. Ferner verzehren sie. .Wurzeln,
Blüten, Knospen, Blätter; sie klauben Maiskolben und die Ähren des
in Garben stehenden Getreides aus, lesen das Saatgetreide auf und
saufen aus selbstgebissenen Wunden den Saft von Kokos- und anderen
Palmen. Mason (1. c. p. 188 — 190, 310) steht nicht an, Palaeornis
torquata Bodd. für den schädlichsten Vogel Indiens zu erklären. Auch
die Nashornvögel (Coraciiformes , Bueerotiden), und die Capito-
niden (Scansores) in Indien und den Philippinen sind ernstliche Furclit-
feinde.
Die Pisang- oder Bananenfresser Afrikas, Coccyges, Musophagfiden,
sind durch ihren Namen genügend gekennzeichnet.
Von den Spechtvögeln, Piciformes, verzehren die Spechte, Pici^),
in grofsen Mengen forstlich wichtige Samen, ohne dadurch aber ernst-
lich zu schaden. Gröfser ist schon der Schaden, den sie durch das
Anhacken der Bäume anrichten : die Frage, ob sie nur von Insekten
befallene oder auch ganz gesunde Bäume anhacken, ist noch nicht
ganz erklärt-, aber selbst im ersteren Falle werden, namentlich bei tiet
sitzenden Insekten, die von den Spechten verursachten grofsen Wunden
oft gefährlicher als die Insekten selbst. Da sie aufser den Nist- auch
noch Schlafhöhlen ausarbeiten, und zwar über Gebrauch, schaffen sie
wiederum viele grofse AVunden. Manche Arten, besonders amerikanische,
stellen sehr dem Obste nach, von Erdbeeren bis zu Orangen, ferner
reifendem Maise, Erbsen usw. Zur bequemeren Gewinnung der Samen
legen sie sich sogenannte „Schmieden" an, das sind Rinnen in den
1) Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau, Jahrg. 1911, S. ;399— 400, 472; 1912, S. 82.
'^) Preuss, Tropenpflanzer, Jahrg. 1-5, 1911, S. 66—67.
3) Über eviropäische Spechte siehe: Altum, Unsere Spechte u. ihre forstl. Be-
deutung', Berlin 1879; Hohmeyer, v., Die Spechte u. ihr Wert in forstl. Beziehung,
Frankfurt a. M. 1879; Marsiiall, Die Spechte, Leipzig 1889; Nitbche, Forstl.
nat. Zeitschr. Bd. 2, 1893, S. 16—20, 8 Fign.; Ritzema Bos, Tijdschr. Plantenz , D. 4,
1898, p. 154—157, PL 1, 2.; Erit,, Nat. Zeitschr. Land- und Forstwirtschaft, Bd. 2,
1904, S. 202—206; Fuchs, ibid. Bd. 3, 1905, S. 317—341, 1 Taf., 7 Fig.; v. Tubeue, ibid.,
S. 511—512, 1 Fig.; Leisewitz, Verh. ornith. Ges. Bayern, Bd. 5, 1905, S. 64—76. — Über
die amerikanischen Spechte siehe: Beal, U. S. Dept. Agric. , Biol. Surv., Bull. 37,
1911, 64 pp., 6 Pls., 3 figs.; Mo Atee, ibid. Nr. 39, 1911, 99 pp.. 12 Pls., 44 figs.
Passeriformes. 703
Stämmen, in die sie die aufzuhämmernden Zapfen usw. einzwängen;
diese Rinnen werden allmählich zu grofsen Wunden ausgearbeitet.
Den schlimmsten, erst in neuester Zeit genügend aufgeklärten
Schaden verursachen manche Arten durch Cambiumfrafs, der namentlich
bei den nordamerikanischen Sphyrapicus-Arten, den „sapsuekers" aus-
gebildet ist, deren Zunge schon ihre Nahrung verrät, da sie kurz und
am Ende mit steifem Haarpinsel versehen ist. Besonders im Frühjahre,
wenn andere Nahrung spärlich ist und der Saft zu steigen beginnt,
hacken die betreffenden Spechte die Rinde von Bäumen ab, um den aus
dem Cambium austretenden Saft zu saugen bzw. das weiche, saftige
Cambium selbst zu fressen. Hierdurch entstehen grofse, oberflächliche
Wunden, die oft in Gestalt von spiraligen oder welligen Ringeln um
den Stamm herumführen. In schlimmen, aber recht häufigen Fällen
wird der ganze Baum oberhalb der Ringel abgetötet, mindestens aber
entstehen grofse Wunden, die ebenso wie die vorher erwähnten, den
Atmosphärilien, tierischen und pflanzlichen Wundparasiten Angriffs-
punkte gewähren, und bei genügender Tiefe nachträglich zu Stamm-
fäule führen können.
Deutlrocopus analis Horsf. und Jyiigipicus auritus Gm. inJava^),
und einige Arten in Amerika hacken das Zuckerrohr auf, um das süfse
Mark auszufressen.
Passeriformes.
Von den Sehwalben, Hirundinen , ruht Taehycineta bicolor
Vieill. 2) in Amerika auf ihrem Zuge auf den Büschen von Myrica aus
und frifst dabei deren Beeren. — Die Bulbuls, Pyenotoniden, über-
fallen zu manchen Zeiten in Indien die Kafifeebüsche und verzehren
deren Beeren.
Von den Spottdrosseln, Mimiden^), frifst Galeoscoptes earo-
linensis L. sehr viele Früchte, mit Vorliebe Maulbeeren ; man kann
daher andere, wertvollere, wie Erdbeeren, Kirschen usw. schützen, in-
dem man in ihre Nähe fruchtbare Maulbeersorten pflanzt. In den
Küstenstaaten, wo viele wilde Früchte und Beeren wachsen, ebenso
in der Nähe von Wäldern und Gebüsch ist der Vogel, trotzdem er also
hier begünstigt wird, weniger schädlich als in den Zentralstaaten und
im freien Felde, wo jene fehlen. — Oreoscoptes montanus Towns.
macht in Rebgärten Washingtons beträchtlichen Schaden,
Von den Drosseln, Turdiden, sind vor allem die verschiedenen
Turdus-Arten in vielen Fällen recht bedeutsame Feinde jedes Beeren-
obstes, gelegentlich auch des feineren Baumobstes. Insbesondere die
Amsel, T. merula L., hat sich in dem Mafse, als sie sich aus den
Wäldern nach Gärten, Weinbergen usw. zog, stellenweise zu einem argen
Schädlinge entwickelt. Sie hat sich hier ferner die Gewohnheit angeeignet,
zu ihrem Nestbau die Rinde von Reben abzuziehen ; wenn sie es hier-
bei auch vorwiegend auf die trockenen, abgestorbenen äufseren Rinden-
partien abgesehen hat, verursacht sie doch nicht selten recht grofse,
ausgedehnte Verwundungen der gesunden Rinde. In Gärten zerhackt
sie nicht selten Kohlköpfe, wohl nicht nur, um darin fressende Raupen
^) VAN Deventer, Dierl. Vijand. Suikerriet', Amsterdam 1906, p. 11—12, Fig. 11.
2) Beai., Farm. Bnll. 54, 1897, p. 31.
3) JuDD, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1895, p. 405—418, fig. 106—109.
704 Aves, A^ögel.
abzulesen, sondern auch um sich deren weichen, saftigen Inhalt zu Ge-
müte zu führen. — Auch in Australien und Neu-Seeland, wo sie ein-
geführt wurde, hat sie sich zu einem sehr schlimmen Schädling,
besonders Obstfeind, entwickelt »)• In Nord-Amerika verursachen die
„robins", Turdus migratorius L. ^) , besonders an OHven, deren
Früchte sie verzehren, ungeheueren Schaden. — Selbst Rotkehlehen,
Erithaeus rubeculus L., und Naehtig-all, E. luseinia L. wurden
mehrfach beim (Erd-)Beerendiebstahl erwischt.
Die Grasmücken, Sylviiden^), sind arge Feinde des Beeren-
und Steinobstes, in England namentlich auch der Feigen, gelegentlich
selbst der Erbsen. — Auch der Seidenschwanz, Amp. grarrula L.
(Ampeliden), ist, wie seine Verwandten, ein grofser Liebhaber weichen,
saftigen Obstes, plündert aber im Winter auf seinem Zuge auch die
Knospen, ganz besonders die der Obstbäume.
Die Meisen, Pariden, werden in bezug auf ihre Schädlichkeit
allgemein sehr unterschätzt ; ist sie doch, namentlich bei Blau- und
Kohlmeise, Pariis caeruleus L. und major L.*) in vielen Fällen so
grofs, dafs sie den oft überhaupt recht zweifelhaften Nutzen mehr als
aufwiegt. Ganz besonders in England wird geklagt, dafs sie sich unter
dem modernen Vogelschutze so sehr vermehrt haben, dafs sie stellen-
weise eine wahre Plage für den Obstzüchter geworden sind. Sie ver-
zehren nicht nur Samen, sondern auch alles feinere Baum- und Beeren-
obst; auf gröfseres, wie Birnen, Äpfel, Aprikosen usw., setzen sie sich
und hacken um den Stiel grofse Löcher in das Fruchtfleisch, so dafs
die Früchte abfallen bzw. faulen. Man kann diese wenigstens an
Formobst dadurch schützen, dafs man breite Pappscheiben über den
Stiel schiebt. Harte Früchte, wie Nüsse, klemmen sie, ähnlich wie die
Spechte, in Rindenritzen und hacken sie auf; im Taunus bezeichnet
man dünnschalige Sorten, die ihnen besonders ausgesetzt sind, als
„Meisennüsse". Erbsen werden aus den Schoten gepickt, Mais- und
Weizenkörner aus den Ähren. Schwellende Knospen werden im Früh-
jahre mit besonderer Vorliebe ausgefressen.
Die Lerchen, Alaudiden, sind vorwiegend Körnerfresser, doch
nehmen sie auch Grünzeug (besonders keimendes Getreide, Kohl), haben
auch schon an Erbsen und Erdbeeren geschadet. In Australien und
Neu-Seeland eingeführt, sollen sie sich dort so vermehrt haben, dafs
sie in ersterem in Getreidefeldern ungeheuere Verwüstungen angerichtet,
in letzterem die Rübsensamen-Ernte stark verringert haben. _ — Da die
Lerchen die Samen z. T. ganz verschlucken, verbreiten sie vielfach
Unkräuter. — Die amerikanischen Sehopflerehen, Otocoris spp.^),
gelten als überwiegend nützlich, mit Ausnahme von O. alpestris actia
Oberholz., die in Californien namenthch an Winterweizen sehr arg
schadet.
Die Finken, Fring'illiden*'), liefern ein stattliches Heer, z. T.
sehr bedeutender Schädlinge. Lisbesondere weiden sie im zeitigen Früh-
jahre die Knospen (mit Vorliebe die Blütenkn.) von Baum- und Beeren-
obst ab; sie können Sträucher völlig kahlfressen. Spritzen mit un-
1) S. auch Palmeii, Yearb. U. S. Deptm. Agric. 1898, p. 106.
-) Beal, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1904, p. 243, 252.
3) S. u. a.: LiNDNKR, Ornithol. Monatsschr. 1899, S. 75.
*) S. auch Palmer, 1. 0. p. 104—105, fig. 5.
5) Mo Atee, ü. S. Dept. Agric, Biol. Surv., Bull. 23, 1905, 37 pp., 2 Pls., 13 figs.
6) S. u. a. : Mc Atee, ibid.. Bull. 32, 1908, 92 pp., 4 Pls., 40 figs. ; Farm. Bull. 456,
1911, 14 pp., 3 figs.
Passeriformes, Sperlingsvögel. 705
gezuckerter Bordeläser Brühe, mit Scliwefelkalkbrühe oder Karbolineum
beugt dem vor. Dann lesen sie die Aussaaten in Feld und Garten auf,
vorwiegend von Getreide, Salat und Brassica- Arten. Die keimenden
Samen, besonders von Erbsen, backen sie aus dem Boden aus, von den
Keimlingen beiisen sie die Cotyledonen und die Sprofsspitzen ab. Saaten
kann man durch Beizen mit Kreolin, Petroleum, Leim und Meimige
oder mit einem Gemisch von Aloe und Ultramarinblau oder mit einem
der hierfür käutlichen Färbemittel schützen. Im Garten sät man zweck-
mäfsig in ßeihen und bedeckt diese mit dachförmigen Rahmen von
Drahtnetzen, die man sich in Meter-Länge und entsprechender Zahl her-
stellt, so dais sie immer gebrauchsfertig bzw. leicht wegzustellen
sind. — Die Kreuzschnäbel (Loxia) verzehren vorwiegend Nadelholz-
samen, -knospen und -bluten; der Kernbeifser, Coccothraustes eoeeo-
thraustes L., schält von reifen Kirschen das Fruchtfleisch ab, um zu
den Kernen zu gelangen, und plündert Erbsenschoten. Auch die meisten
anderen Finken lieben reifes, weiches und süfses Obst. Carpodacus
mexieanus frontalis Say, der Hoiise-Iinch oder linnet der Ameri-
kaner \), ist in CaHfornien für das Obst der schädlichste Vogel, aber
nur, wo er in grofsen Mengen und in kleinen Obstanlagen vorkommt.
Sperling-e (Passer) 2), Ammern (Emberiza), Grünfink (Chloris
chloris L., auch in Neu-Seeland eingeführt und sehr schädlich), über-
fallen reifendes Getreide, um die Körner auszupicken; erstere oft in
solchen Massen, dafs sie dabei die Halme umbrechen und die Ähren
abreifsen. Besonders ist der Haussperling-, P. domestieus L. ^), der
auch nach Nord- Amerika, Australien und Süd -Afrika eingeführt ist,
überall, wo er in Mengen vorkommt, mit der schädlichste Vogel. Er
beifst auch Blüten und Blumen ab und schadet in England mit dem
Grünfink zusammen recht bedeutend durch Abfressen der Hopfenblüten.
Für das Departement La Seine superieure wird sein jährlicher Schaden
auf 1200000 Fr. angegeben-*). In Amerika sucht man seiner durch Aus-
legen vergifteten Getreides, künstliche, leicht aushebbare Brutstätten
usw. Herr zu werden . In Australien hat man gegen ihn den Steinkauz,
Athene nocUm Retz., eingeführt, der dann aber auch die einheimische
Vogelwelt dezimiert hat.
DieTanag-riden der wärmeren Teile der Neuen Welt sind vor-
wiegend Fruchtfresser, die die Kulturländereien gerade zur Zeit der
Fruchtreife häufig in grofsen Scharen aufsuchen.
Die \Arebervög'el und Siedelsperling-e der Alten Welt, Ploeei-
den^), sind arge Schädlinge jeder Getreidekultur, indem sie die Körner aus
den Ähren picken. Zu ihrem Nestbau zerfetzen sie Blätter von Bäumen,
besonders Kokospalmen, Zuckerrohr usw.; die Nester selbst brechen
oft durch ihre Schwere die Baumzweige oder das Zuckerrohr, an dem
^) Beäl, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1904, p. 246-247.
2) JuDD, U. S. Dept. Agric, Div. biol. Surv., Bull. 15, 1901. 98 pp., 4Pls., 19 figs.
3) Bärrows, U. S. Dept. Agric, Div. econ. OrnithoL, Bull. 1, 1889, 405 pp., 1 fig.,
1 map. — Palmer, ibid., Yearb. 1898, p. 98—101, fig. 2. — Judd, ibid. 1900, p. 419
bis 422, fig. 53. — Dearborn, Farm. Bull. 383, 1910, 11 pp., 4 figs.; 493, 1912, 24 pp.,
17 figs. — Für australische Region siehe: Kirk, Trans. N. Zeal. Inst. Vol. 23, 1891,
p. 108-110. — Bathgate, ibid.. Vol. 36, 1904, p. 67—69. — Musson, Agr. Gaz. N. S.
Wales Vol. 18, 1907, p. 535—538, 914—917, 1 map; Vol. 19, 1908, p. 127—135. —
Palmer, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1898, p. 98—101.
*) NoEL, Naturaliste, T. 23, 1901, p 84—85, 93—96.
^) Zehntner, Arch. Java-Suikerind. 1898, 15 pp., 3 Fig. — van Deventer, 1. c.
p. 12—21, PI. 1—3. - Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 15, 1911, S. 66.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 45
706 Aves, Vögel.
sie aufgehängt sind, ab bzw. um. Gegenmittel: Abschielsen, Zerstören
der Nester, Fangen der Vögel mit Netzen, die abends über die Zucker-
rohrfelder gezogen werden, Auslegen von Strychnin-Reis.
Die blaekbirds, leteriden, ^) Amerikas sind, da sie meist in
Massen vorkommen, oft schlimme Schädiger des Getreidebaues ; so ver-
ursacht der Reisvog-el, Dolichonyx oryzivorus L., in den Süd-
staaten jährlich an Reis für zwei Millionen Dollar Schaden. — Von den
Staren, Sturniden, ist der Star, Sturuus vulgaris L.^), über die
ganze paläarktische Region verbreitet, ferner in Süd-Afrika, Australien,
Tasmanien, Neu-Seelancl eingeführt. In seiner Heimat wird er nament-
lich dadurch schädlich, dafs er allerlei Beerenobst frifst, selbst gröfseres
Obst anpickt; besonders in Kirschenpflanzungen und Weinbergen ist
er ein gefürchteter Gast. Auf dem Zuge fallen die ungeheueren
Scharen gern in Schilf ein und brechen es nieder, oder auf junge
Fichten, deren Spitzen sie abbrechen. In Australien wird er auch dem
keimenden Getreide recht gefährlich. — Der Rosenstar, Pastor roseus L.,
ist zwar von Südosteuropa bis Indien der Hauptfeind der Wanderheu-
schrecken, zu anderen Zeiten aber ein ganz aui'serordentlicher Schäd-
ling an Getreide und Früchten; selbst junge Blätter weidet er ab. —
Aplonis (Sturnoides) atrifusea Peale^) soll auf Samoa Kakaofrüchte
anfressen.
Der Pirol, Oriolus g-albula Naum. (Orioliden) kann die Kir-
schen- und die Weinernte recht empfindlich schädigen.
Von den Rabenvögeln, Corviden, sind Angehörige der Gattung
Corvus*) in allen Erdteilen schädlich für den Feld und Obstbau. Sie
lesen die Aussaat und picken die keimende Saat auf, (Schutzfärbung
siehe unter Sperling), wobei sie sie sogar, ebenso wie Kartoffeln, aus-
graben, stellen besonders dem milchreifen Getreide (auch Buchweizen)
nach, und plündern schliefslich selbst das in Garben stehende. Obst
jeder Art ist ihnen ein Leckerbissen. Erbsen berauben sie ihrer Schoten.
Auf den Philippinen fressen sie junge Kokosnüsse an. Durch ihre An-
gewohnheit, sich auf die höchsten Spitzen der Bäume zu setzen, brechen
sie zahlreiche Triebe ab, was besonders an jungen Obst- und Forstbäumen
recht lästig werden kann. Indem man ihnen über den Wipfel hervor-
ragende Sitzstangen darbietet, kann man diesen Schaden vermindern.
Die gesellig lebenden Arten, wie namentlich die Saatkrähe, C frug"!-
leg"us L., kann allzusehr mit Nestern besetzte Baumäste abbrechen
und durch ihre scharfen Exkremente die Horstbäume abtöten. — Die
kleineren Rabenvögel, die Dohlen, Elstern, Häher ^) verzehren
mancherlei Obst und Feld- und Waldsämereien. Interessant ist, was
») Beal, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1895, p. 418—430. fig. 110, 111; Div. biol.
Surv,, Bull. 13, 1900, 77 pp., 1 PL, 6 Figs.
2) RiEGLEK, Österr. Forst- und Jagdzeitg. , Jahrg. 29, 1911, S. 263—2(54. —
Palmer, 1. c. p. 101—103, fig. 3. — Robehts, 1. c. — Froguatt, Agr. Gaz. N. S.
Wales Vol. 23, 1912, p. 610—616.
3j Tropenpflanzer Bd. 3, 1899, S. 127.
*) Siehe vor allem die Arbeiten Rürig's usw. in den Veröffentlichungen der
Kaiserl. biol. Anstalt f. Land- u. Forstwirtschaft. Ferner : Hollring, Landw. Jahrb.
Bd. 35, 1906, S. 579—620, 1 Fig. — Jarlonowski, Aquila, Bd. 8, 1901, S. 214—278,
1 Taf., 2 Fig. — ScHLKH, Arb. Deutsch. Landw.-Ges., Heft 91, 1904, 167 S. — Cül-
LiNGE,' Journ. ec. Biol, Vol. 5. 1900, p. 49— 67. — Betr. der amerikanischen Krähen :
Barrows and Schwarz, U. S. Dept. Agric, Div. Ornith., Biül. 6, 1895, 44 pp., 1 PI.,
2 Figs. ..
^) Über die amerikanischen Häher, Cyanocitta cristata L., s. Beal, Yearb. U S.
Dept. Agr. 1896, p. 197—206, fig. 40—42.
Mammalia, Säugetiere. Marsupialier, Beuteltiere. 707
Knotek^) von dem Verhalten der Elster, Pica pica L., in Steiermark und
Bosnien erzählt. In ersterer wird sie von den Gehöften ferngehalten,
findet sich daher nur spärlich im Felde, tut aber trotzdem hier an den
Maiskulturen viel Schaden ; in letzterem nistet sie in Menge bei denGehöften,
findet aber auf diesen an Abfall usw. so viel Nahrung, dafs sie hier nicht
schädlich wird. — Struthidea cinerea Gould ^) ist im Busche Australiens
zugleich mit dem Häher zeitweise der schlimmste Feind des Weizen-
baues; er liest die frisch gesäeten und die gekeimten Körner auf und
plündert das reife Getreide.
Mammalia, Säugetiere ^K
Von den Säugetieren wird eine verhältnismäfsig geringe Zahl direkt
den Kulturpflanzen schädlich. Theoretisch müfsten dies eigentlich alle
Pflanzenfresser sein. In Kulturländern kommen aber nur wenige von
ihnen, und diese meist nur in geringer Zahl, vor; sie spielen also
nicht die Rolle, die ihnen gemäfs ihrer Gröfse eigentlich zukommen
müi'ste. Die ungeheueren Herden von Huftieren, wie sie z. B. sich in
Afrika noch finden, sind für den Pflanzenbau so gut wie belanglos, da
sie meist fern von jeder Kultur leben. Aufserdem sind die meisten
gröfseren Säugetiere so wichtig als Jagdtiere , dafs ihr unmittelbarer
Schaden hierdurch nicht selten mehr als wieder gut gemacht wird. —
In bezug auf ihre Nahrung sind die meisten Säugetiere viel einseitiger
als die Vögel : viel entschiedener Pflanzen- oder Fleischfresser ; indes
verschmähen manche der letzteren nicht ganz Pflanzenkost, werden
aber hierdurch selten ernstlich schädlich; umgekehrt werden manche
Pflanzenfresser durch Verzehren von Insekten usw. manchmal nicht
unbeträchlich nützlich.
In sehr vielen Fällen haben die Pflanzenfresser erst durch zu
weitgehende Vertilgung des Raubzeuges so zugenommen, dafs sie ernst-
lich schädlich geworden sind.
Fast mehr noch als durch Fressen von Kräutern, Früchten werden
Säugetiere durch Verbeii'sen , Entrinden usw. von Bäumen schädlich.
Allerdings suchen sich diese vielfach auf chemische oder mechanische
Weise zu schützen*), immer aber nur mit beschränktem Erfolge.
Marsupialier, Beuteltiere.
Käng-iipuhs, Maeropodiden, haben in Australien seit seiner Be-
siedelung derart zugenommen, dafs sie eine schwere Last für die Vieh-
1) Nat. Zeitsch. Land- u. Forstw., Jahrg. 5, 1907, S. 273—275, 1 Fig.
2) Facey, Agric. Gaz. N. S. Wales, Vol. 23, 1912, p. 944.
^) Von allgemeineren Werken sei hingewiesen auf: Blasius, Naturgesch. der
Säugetiere Deutschlands und der angrenzenden Länder Mitteleuropas, Braunschweig
1857. — Giebel, Landwirtsch. Zoologie, Glogau 1869. — Altum, Forstzoologie, Bd. 1,
Berlin 1876. — Eckstein, Forstl. Zoologie, Berlin 1897; Technik des Forstschutzes
gegen Tiere, Berlin 1904. — Keller, Forstzool. Exkursionsführer, Leipzig u. Wien
1897. — Hess, Forstschutz, 3. Aufl., Leipzig 1898—1900. — Rurig, Tierwelt u. Land-
wirtsch., Stuttgart 1905; Wild, Jagd und Bodenkultur, Neudamm 1912. — Trouessart,
Conspectus Mammalium Europae, Berlin 1910. — Schaff, Die wildlebend. Säugetiere
Deutschlands, Neudamm 1911. — Betreffs der amerikanischen Säugetiere sind be-
sonders die Veröffentlichungen der „Biol. Surv.", U. S. Dept. Agric. Washington,
wichtig.
*) Räuber, Jena. Zeitschr. Naturw., Bd. 46, 1910, S. 1—76.
45*
708 Mammalia, Säugetiere.
(besonders Schaf-) weiden bilden, und dais einzelne Staaten Verordnungen
zu ihrer Vertilgung erlassen und Prämien ausgesetzt haben. Solche
wurden 1898 in Queensland für 1365 539 Stück bezahlt.
Insectivoren, Insektenfresser.
Die Maulwürfe, Talpiden, machen sich recht oft durch ihr Wühlen
in Mist- und Saatbeeten, durch ihre die junge Saat erstickenden und das
Mähen erschwerenden Haufen in Getreidefeldern und Wiesen unliebsam
bemerkbar. Selbst ältere Pflanzen vermögen sie durch Blolslegen der
Wurzeln recht empfindlich zu schädigen, sogar zu töten. Die Haupt-
nahrung des europäischen Maulwurfes, Talpa europaea L. ^), bilden
die nützlichen Regenwürmer, die er Insekten und ihren Larven weit
vorzieht. Dafs er pflanzliche Nahrung nicht ganz verschmähe, scheint
aus zwei Berichten^) hervorzugehen, nach denen er "Eicheln in seine
Gänge gezogen und ausgefressen bzw. oberirdische Kohlrabi angenagt
habe. Man fängt ihn mit den bewährten Zangen- oder anderen Maulwurfs-
fallen, vergiftet ihn mit Eegenwürmern, die in P/o ige Strychninlösung
eingetaucht oder mit Pulver von Brechnufs bestreut sind. Giefst man
Petroleumwasser ( 1 : 200U) in seine Gänge, legt man rait Petroleum, Karbol-
säure (2%), Heringslake, stinkendem Tieröl oder Ähnlichem getränkte
Lappen in diese oder steckt Holunderzweige hinein, so kann man ihn vor-
übergehend vertreiben. Beim Aufwerfen seiner Haufen, das besonders zu
bestimmten Tagesstunden geschehen soll, kann man ihn durch schnellen
Spatenstich heraus befördern oder mit einem Engerlingseisen töten.
Mistbeete schützt man, indem man ihren Boden mit engmaschigem
Drahtgeflecht auslegt. — Die Gattungen Scalops Cuv. ^) in Nordamerika,
und Clirysochloris Cuv. *) in Südafrika verhalten sich ebenso.
Tiipaja javaniea Horsf. und ferrug-inea Raffl.^) verzehren auf
Java mit l)esonderer Vorliebe das Fleisch der KafPeebeeren.
Cliiropteren, Fledermäuse.
Die FamiKe der Flug-hunde, Pteropiden"), mit den Gattungen
Pteropus Geoffr., Eouycteris Dobs. und anderen in der australischen
und orientalischen Region, und Cynoiiycteris Pets. in Afrika, gehört
zu den schlimmsten Feinden aller tropischer weicher, saftiger Früchte.
Aber sie verzehren auch junge Zweige, Triebe, Blätter und Blüten und
können ganze Bäume kahl fressen. Ihre Schäden sind namentlich in
der Nähe von Urwäldern oft sehr beträchtlich; auf Java bilden sie
stellenweise eine wahre Landplage. Abschufs ist das einzige Gegen-
mittel, das aber durch ihre nächtliche Lebensweise erschwert wird.
Wertvollere Früchte mufs man zum Schutze mit Korbgeflecht umgeben.
Auch die Insekten fressenden Fledermäuse der Neuen Welt ver-
^) RöRiG, Flugbl. 24 Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. , 1904. — Ritzema
Bos, Tijdchr. Plantenz. Jaarg. 18, 1912, p. 114—131.
2) MosEit, Österr. landw. Wochenbl. 1894, No. 24. — Salzmanin , Prakt. Ratg.
Obst- u. Gartenbau 1908, S. 141.
3) ScHKFFEit, Kansas agr. Exp. Stat., Bull. 168, 1910, 30 pp., 12 figs.
*) Dreyek, Agr. .Journ. Cape Good Hope Vol. 37, 1910, p. 695—696, PL fig. 1.
s) KuNiNGsiiERGEH, Med. s' Lands Plantent. 54, 1902, p. 26—28.
6) Paemeu, Yearb. U. S. Dept. Agric, 1898, p. 90, 96—98, fig. 6. — Koningsbergee,
1. c. Med. 44, 1901, p. 116; Med. 54, 1902, p. 34—36. — Bartels, Bull. Dept. Agric.
Ind. Neerl. No. 20, 1908, p. 12.
Insectivoren, Chiropteren, Rodentia. Leporiden, Hasen. 709
schmähen Früchte ebensowenig wie die meisten anderen Insekten
fressenden Tiere; selbst der Vampyr, Yampyrus speetrum L.\), macht
keine Ausnahme.
Rodentia, Nagetiere
Von dieser gröisten Ordnung der Säuger sind wolil alle Mitglieder
als Pflanzenschädlinge anzusehen; die Mehrzahl kommt aber, als in
freiester Wildnis lebend oder als zu selten (Biber), für uns nicht in
Betracht, Der Rest birgt allerdings die schädlichsten Säugetiere und
mit die schädlichsten Tiere überhaupt,
Leporiden, Hasen.
Hase, Lepus timidus L,, und Kaninehen, L. eunieulus L,^),
sind im ganzen paläarktischen Gebiete verbreitet, beide nach Südafrika,
letzteres auch nach Australien, Neu- Seeland und Tasmanien eingeführt.
Letzteres gehört zu den allerschlimmsten Schädlingen, nicht nur direkt
durch seinen Frais, sondern fast noch mehr indirekt durch sein Wühlen,
zumal es sich überreichlich vermehrt und kaum einzuschränken ist.
Beide schaden mehr oder weniger auf Feldern, namentlich in jüngeren
Saaten, Schlimmer aber ist ihr Verbils an Bäumen, der besonders im
Winter oft groi'sen Umfang erreicht. Er ist kenntlich an den scharfen
Spuren der grofsen Nagezähne und bleibt immer über der Erde. Während
sich der Hase fast ausschliefslich an Laubbäume hält, geht das Kaninchen
auch Nadelhölzer an. Akazien werden bevorzugt, demnächst Obstbäume.
Die Rinde wird in grofsen Plätzen abgeschält, auch abgezogen. Nament-
lich in Baumschulen und Forstkämpen oft verheerend. Ferner äsen sie
die Knospen und jungen Triebe von Sträuchern und jüngeren Bäumen
ab, wobei auch der Hase Fichten annimmt.
Hierher gehören wohl auch die „Bilmen"- oder „Durchschnitte",
die als 10 — 20 cm breite, gerade Gänge im Hochsommer durch das
reifende Getreide entstehen, und in denen die Halme 10 — 15 cm hoch
glatt abgebissen sind. Sie scheinen von älteren Hasen hervorgerufen
zu werden*) .
In Australien haben sich die Kaninchen, da natürliche Feinde fehlen,
bald in solchem Umfange vermehrt, dafs sie die Landwirtschaft auf das
1) Martin, Illustr. Naturgesch. d. Tierfi, Bd. 1, 1882, S. 79. — Brehm's Tierleb.,
3. Aufl., Bd. 1, 1890, S. 327, 375—376.
^) Die Nageschäden der mitteleuropäischen Nager sucht v. Schilling auseinander
zu halten: Prakt. Eatg. Obst- u. Gartenbau 1900, S. 197—199, 206-209, 216—217,
226—227, 37 Fign. -- Eine recht gute Zusammenstellung gibt Wolff: Kais.-Wilh.-
Inst. Landwirtsch. Bromberg, Abt. Pflanzensch., Flugbl. 12 — 14, 1911.
3) Palmer, U. S. Dept. Agric, Div. Mammal. Ornith., Bull. 8, 1896, 88 pp.,
7 Pls. , 3 figs. — Appkl u. Jacoui, Kaiserl. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch.,
Flugbl. 7, 3 S.; ibid., Arbeiten, Bd. 2, 1901, S. 471—505, 6 Fign., 1 Karte. — Bruce,
Agr. Gaz. N. S. Wales Vol. 12, 1901, p. 751-769, 6 figs. — Faber, Monatschr. Ges.
Naturfrde. Luxemburg, N. F., Bd. 2, 1908, S. 250— 258. — Friedericiis, Nat. Zeitschr.
Land- u. Forstwirtsch. Bd. 6, 1908, S. 161—196, 2 Tafn., 1 Karte. — Lantz, Yearb.
U. S. Dept. Agric. 1907, p. 329—342, PL 37, 38, fig. 34. — Nelson, North Amer.
Fauna No. 29, 1910, 314 pp., 13 Pls., 19 figs. — Nuel, Bull. Labor, region. Ent. agr.,
ler Trim. 1913, p. 1.
*) Marshall, Plaudereien und "Vorträge, Bd. 2, Leipzig 1895, S. 144—151. —
HiLTNER, Prakt. Blätter Pflanzenb., -schütz, Jahrg. 9, 1911, S. 114—116, 125—128. —
Zimmermann, ibid., S. 157—159. — Steppes, Nat. Zeitschr. Land-, Forstwirtschaft,
Jahrg. 10, 1912, S. 332—386.
710 Mammalia, Säugetiere.
ernstlichste bedrohten. Besonders nahmen sie dem Weidevieh die Nahrung
weg und unterminierten den Boden in einer für Mensch und Vieh ge-
fährlichen Weise.
Abwehr: Schutz der natürlichen Feinde, besonders des kleineren
Eaubzeuges. Abschufs , Frettieren , Fallenstellen , Ausgraben. Im
grolsen hat sich namentlich Schwefelkohlenstoff bewährt: man läfst
je 5(J ccm von Stücken Sackleinen aufsaugen und stöfst diese in
die Baue , worauf die Öffnungen geschlossen werden. Die Amerikaner
legen mit Strj'chninkristallen vergiftete Stücke von Äpfeln, Karotten,
Bataten, Melonenrinde usw. aus. Noel berichtet, dafs er mit einem
von Dr. Lern, Direktor des Bureau d'hygiene zu Ha vre geschickten
„virus cliol er i forme" einen grofsen Friedhof in acht Tagen völlig
von ihnen befreit habe. In Australien hat man der Ausbreitung der
Kaninchen nach Westen durch drei, zusammen 3230 km lange Drahtzäune
Einhalt zu bieten gesucht. Selbstverständlich sind auch kleine Grundstücke,
besonders aber einzelne Bäume durch solche erfolgreich zu schützen ;
sie müssen etwa 50 cm tief in die Erde gehen und mindestens ebenso
hoch über sie aufragen. Anstreichen mitKarbolineum, Schwefelkalkbrühe,
verschiedenen Tierfetten schützt ebenfalls mehr oder weniger lange. —
In Australien und benachbarten Inseln hat man Frettchen und Wiesel
gegen sie eingeführt. Seit 1873 sind sie dort ein wertvoller Export-
artikel geworden; von 1873— 1898 hat Neu-Seeland über 2U0 Mill. Stück
exportiert, in den letzten Jahren durchschnittlich jährlich über 15 Mill.
In Nordamerika unterscheidet man mehrere Gattungen, 30 Arten
und 60 Unterarten von Leporiden. Sie sind nicht so fruchtbar wie das
Kaninchen und graben auch weniger. Sie schaden besonders an Klee,
Luzerne, an jungen Pflanzen und an Früchten von Gurkengewächsen
und fressen im Herbste auch Apfel.
Auch in unseren Kolonien werden Hasen schädlich, in Deutsch-
Südwestafrika, wo sie junge Casuarinen, Prosopis und Dattelpalmen
über dem Boden abnagen, in Kiautschou durch Verbeifsen in Wald-
kulturen, besonders an Akazien und Efskastanien.
Sciurideii, Hörnchen.
riughörnchen, Pteromys spp. der Alten Welt verzehren Früchte,
besonders Feigen ; Sciiiropterus-Arten fressen reifende Kokosnüsse aus,
um sie als Niststätte zu benutzen ' ).
Das gemeine Eichhörnchen, Sciurus vulg-aris L.^), frifst aufser
Insekten usw. Wald- und Obstsamen und -fruchte und kann namentlich
an letzteren ganz beträchtliche Verluste herbeiführen. Viel schlimmer
aber wird es dadurch, dafs es Knospen von Nadelhölzern, besonders
Fichte, ausfrifst. Oft beifst es zu diesen Zwecke den ganzen Endtrieb
ab und wirft ihn, nach Entleeren der Knospen, zu Boden. Am meisten
aber schadet es durch Schälen und Ringeln von Nadelholzbäumen,
namentlich Lärchen, dann Fichten, Es geschieht nur, wo saftreicher
Splint ohne dickere Borke vorhanden ist, beginnt also gewöhnlich etwas
unter dem Wipfel und reicht, je nach Dicke der Bäume, verschieden weit
herab. Nagespuren sind höchstens am Rande der Schälstellen zu sehen ;
^) Ko.NIXGSBERGER, 1. C. p. 46 49.
*) S. zahlreiclie Aufsätze in der Naturw. Zeitschr. f. Land- u. Forstwirtsch.,
von Ei'PNER, K..CH und v. Tuheuk (1905), Fichs u. Yav (1906), Fabrizils (1908). — Frank-
hauser, Schweiz. Zeitschr. Forstwes., Jahrg. 62, 1911, S. 116 — 122.
Sciuriden, Hörnchen. 7||
diese sind meistens rechteckig begrenzt und färben sich mit der Zeit
dunkeh Sie führen zu argen EntsteUungen, selbst zum Absterben der
Baumgipfel ; mindestens aber entwerten sie das Holz technisch. Knospen-
und Rindenbeschädignngen erfolgen wohl nur bei Mangel an tierischer
Nahrung, daher nicht in jedem Jahre und lokal beschränkt, erstere
horstweise im "Winter und Vorfrühling, letztere an einzelnen Bäumen
im letzteren und Frühsommer. — Auch in der Umgegend von Kap-
stadt, wo das Eichhörnchen eingeführt wurde, wird es schädlich an
Kieferntrieben und Obst.
Die übrigen B a u m h ö r n c h e n ^) leben ähnlich ; doch wird eigentlich
nur über Schaden an Früchten und Samen geklagt: an Kokosnüssen,
Kakaofrüchten, Feigen, Bananen, Kaffeebeeren usw., wie z. B. bei Sc.
eepapi A. Sm. in Deutsch- Ostafrika, Se. bieolor Sparrm. und notatus
Bodd. auf Java, Sumatra, Borneo , Se. trivittatus auf Ceylon. Sc.
palliatus Pets. frifst in Deutsch-Ostafrika unreife Samen von Baum-
wolle und zerstört dadurch sehr viele Kapseln. Se. earolinensis Gm.,
Nordamerika, lebt grofsenteil von Ulmensamen und bellst, um zu ihnen
zu gelangen, die Zweigspitzen ab, die manchmal die Baumscheibe völlig
bedecken. Eine unbestimmte Art tötete nach mündlicher Mitteilung
von Fr. Suck auf Borneo im Laufe eines Vierteljahres viele Tausende
von Durriahbäumen, indem die Tiere Löcher in den Stamm nagten.
Die Erdhörnchen, die Gattungen Spermophilus Cuv. (Ziesel)
in Südostouropa und Zentralasien, Xerus Hempr. et Ehrenb. in Afrika,
Tamiaslll. (ehipmunks), Citellus Ok. (ground squirrels") und Cy-
nomys Eaf. (Prairie-Hunde) in Nordamerika^) bewohnen vorzugsweise
trockene, warme, steppenähnliche Gebiete, wo sie sich bis mehrere Meter
tiefe Gänge bzw. Bauten in die Erde graben, mit oder ohne Hügel, und
ernähren sich vorzugsweise von Gräsern und ihi^en Samen. Werden
ihre AVohngebiete oder an sie anstofsendes Land kultiviert, so ziehen
diese Hörnchen namentlich das Getreide, aber auch Klee, Luzerne,
Hülsenfrüchte, dann Wurzelgewächse vor, schaden ganz besonders auch
in Obstgärten durch Abfressen der Knospen, Entrinden der AVurzeln
und Stammbasis (in einem Obstgarten Montanas wurden in einem Jahre
45000 Bäume getötet) und vermehren sich ins Ungeheuere, um so mehr,
als die vordringenden Farmer gewöhnlich nichts Eiligeres zu tun haben,
als deren natürliche Feinde : Haar- und Federraubzeug, in Amerika be-
sonders die Klapperschlangen, abzuschiefsen bzw. zu vernichten. So
werden diese Nager zu mehr oder weniger empfindlichen Feinden der
menschlichen Kulturen, deren Bearbeitung sie aufserdem durch ihr
Mensch und Vieh bedrohendes Wühlen in hohem Mafse erschweren. In
Nordamerika haben die Präriehunde gelegentlich selbst den Menschen
verdrängt bzw. die Urbarmachung des Bodens verhindert. So ist in
Texas ein Gebiet von etwa 25000 engl. Quadratmeilen von gegen 400 Mill.
Präriehunden (Gyn. ludovieianus Ord)*) bewohnt, das über lV2Mill.
1) Preuss, Tropenpflauzer, Bd. 15, 1911, S. 64.— Koningsberger, I.e. p. 49-53. —
Britton, Science N. S., Vol. 15. 1902, p. 950. — Vosseler, Ber. Land- u. Forstwirtsch.
D.-O.-Afrika, Bd. 2, 1905, S. 503; Pflanzer, Bd. 1, 1905, S. 251, 352. — Delacroix,
Maladies des Cafeiers, Paris 1900, p. 200. — v. Farer, Arb. Kais. biol. Anst. Land-
u. Forstw., Bd. 7, 1909, S. 339.
2) Bailev, ü. S. Dept. Agric, Div. Ornith. Mammal., Bull. 4, 1893, 69 pp., 3 Pls.,
4 maps.
3) BiRDSEYE, Farm Bull. 484, 1912, 46 pp., 34 figs.
*) Merriäm, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1901, p. 257—270, 3 Pls., 2 figs. — Scheffer,
Trans. Kansas Acad. Sc. Vol. 23/24, 1911, p. 115—118.
712 Mammalia, Säugetiere.
Stück Rindvieh ernähren könnte. In Columbien ist Cit. eolum-
bianus Ord, in den Südstaaten C. Beeeheyi Rieh. ^) die schädlichste
Art. In Europa dringt der Ziesel, Sperm. eitellus L. "), vom Süd-
osten her in Deutschland ein. — Als Gegenmittel sind Strychnin-Ge-
treide (nur im Winter und Frühjahre) und Schwefelkohlenstoti' (SOccm
bei den kleineren, 45 bei den gröl'seren Arten auf jeden Bau) anzuwenden,
von alten Lappen oder trockenem Pferdemiste aufgesaugt. — Die
amerikanischen Arten sind, wie auch andere Erdnager, besonders als
Überträger pestartiger Krankheiten gefürchtet.
Die Poket g-ophers, Geomyiden^), Nordamerikas und Mexikos
sind an Zahl den Präriehunden keineswegs gleich, aber nicht minder
schädlich. So verursacht G. bursarius Shaw in Kansas jährlich für
500 OOOijj? Schaden. Sie leben fast ganz unterirdisch, in sehr ausgedehnten,
aber verhältnismäfsig flach (15 — 25 cm tief) verlaufenden Gängen und
kommen nur in der Dämmerung gelegentlich nach oben. Ihre Nahrung
besteht in erster Linie aus Wurzeln; sie ziehen natürlich die weichen,
saftigen der Kulturgewächse, wie von Klee, Luzerne, Kohl, Rüben,
Kartoffeln usw., denen der wilden Präriepflanzen vor. Aber auch in
Getreide, besonders Weizen, schaden sie ganz ungemein, nicht minder
an Obst- und anderen, einzeln stehenden Bäumen, deren Wurzeln sie
bis an den Stamm abnagen; letzteren ringeln sie häufig am Grunde.
Da dies vorwiegend im Winter geschieht, wird ihre Anwesenheit ge-
wöhnlich erst im Frühjahre gemerkt, wenn es bereits zu spät ist. Be-
sonders den Baumschulen werden sie verderblich, da sie den Reihen
folgend, Stamm nach Stamm der AVurzeln berauben. Durch Wühl-
arbeiten und aufgeworfene Haufen sind sie fast noch lästiger als andere
Erdnager. Von natürlichen Feinden sind vorzugsweise Eulen, AViesel,
wildernde Katzen und Schlangen (Pituophis) wichtig. Schwefelkohlen-
stoff ist wenig wirksam; besser sind Strychninköder und Fallen, von
denen es eine ganze Anzahl besonderer „(/oj)//y;T" -Fallen gibt.
Von den Anomuriden schadet der Springfliase, Pedetes ealFeF
Pall.*), in Südafrika an Feldfrüchten durch Frais und Wühlen; er ist
durch mit Arsenik vergifteten Mais zu beseitigen.
Die Schläfer, Myoxiden-^), sind nächtliche Busch- und Baumtiere,
die gut die Hälfte des Jahres im Winterschlafe zubringen. Sie leben
hauptsächlich von Baumfrüchten und Insekten. Im freien Walde schaden
sie wenig, in Obstgärten aber desto mehr, zumal sie mehr verderben
als sie verzehren, sei es, dais sie nur die Kerne aus dem Obste heraus-
holen, sei es, dafs sie es nur zum Schmecken anbeifsen. Von ihrer
Heimat, Südost- und Südeuropa, dringen sie immer weiter nach Westen
und Norden vor. In Frankreich ist namentlich der Gartenschläfer häufig,
in Deutschland ist er noch auf den Südosten und Südwesten beschränkt.
1) Rucker, Journ. Amer. med. Assoc. , Vol. 53, 1909, p. 1995—1999, fig. 1. —
Merriam, U. S. Dept. Agric. Biol. Surv., Circ. 76, 1911, 15 pp., 4 figs.
-) Jacobi, Arb. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwlrtsch., Bd. 2, 1902, S. 506—511,
1 Fig. ; Arch. Naturg. 1902, Bd. 1, S. 199—238, 3 Fign.
^) Bailey, 1. c, Bvül. 5, 1895, 47 pp., 3 Pls., 1 map., 6 figs. — Merriam, N. Americ.
Fauna No. 8, 1895. 2.")8 pp., 20 Pls., 4 maps, 21 figs. — Lantz, Kansas agr. Exp.
Stat., Bull. 116. 1903. p. 147—163, 8 figs.; Tearb. U. S. Dept. Agric. 1909, p. 209— 218,
PI. 8—10, fig. 1. — SciiEFFER, Kansas agr. Exp. Stat., Bull. 152, 1908, p. 110—145,
13 figs.; Trans. Kansas Acad. Sc, Vol. 23/24, 1911, p. 109—114.
*) Agr. Journ. Union S. Africa, Vol. 3, 1912, p. 135—136.
5) Schollmeyer, Centralbl. ges. Forstwes., Jahrg. 24, 1898, S. 203-208, 4 Fign.—
Fuchs. 1. c.
Muriden, Mäuse. 7^3
Nur die Haselmaus, Miiscardinus avellanarius L.^), geht auch in
die Ebenen, der Siebenschläfer oder Bileh, Myoxus g"lis L., und
der Gartenschläfer, Eliomys (qucrcmus L.) nitela Fall. 2), bleiben
im Gebirge. Die erstgenannte Art steht im Verdachte, auch Nadelholz-
triebe zu verbeisi'en und ihre Knospen auszufressen ; der Bilch ringelt
Nadelhölzer und Laubhölzer, ähnlich wie das Eichhörnchen, nur in
engeren Spiralen.
Von den Spring-mäusen. Dipodiden, werden Zapus hudsonius
Zimm. und inslg-nis Mill. in Nordamerika nicht selten schädlich.
Muriden, Mäuse ^).
Diese gröiste Familie der Säugetiere enthält nicht nur die meisten,
sondern auch die schlimmsten Schädlinge in phytopathologischer Hin-
sicht und als Überträger von Krankheiten. Nahrung in erster Linie
Sämereien, dann Wurzeln, Grünzeug, Früchte, Einde, Holz usw. Die
meisten Arten auch in mehr oder minderem Maise karni- bzw. insektivor;
der dadurch gelegentlich gestiftete Nutzen ist aber bei keiner Art grofs
genug, um dem Schaden die Wage zu halten, und wird zum groisen
Teile schon dadurch aufgehoben, dafs die Mäuse die für die Befruch-
tung der Kleearten usw. so wichtigen Hummeln fressen. Der Nutzen,
den die meisten Mäuse durch ihr Wühlen für die Bodenbearbeitung
leisten, ist nicht allzu gering. Viellach wird darüber geklagt, dafs Mäuse,
wie überhaupt die meisten Pflanzenfresser, in den letzten Jahrzehnten
überhand genommen hätten, als Folge der weitgehenden Vertilgung des
Raubzeuges.
Murinen, Echte Mäuse.
Schnauze spitz, Ohren grofs, Schwanz lang. Mehrere Arten über die
ganze Erde verschleppt und zu den schädlichsten Tieren überhaupt ge-
hörend. In Europa nur wenige Arten im Freien. Am vielseitigsten
ist die Wald- oder Spring"maus, Mus sylvaticus L.*), in der Ebene
und im Gebirge, im Wald und Feld, in die Häuser vordringend und hier
vielfach die Hausmaus verdrängend. Im Walde namentlich die Mast
beeinträchtigend, holt sie sich aber auch die reifen Samen aus der
Krone. Im Felde an Getreide und Hülsenfrüchten manchmal bedeutend
schädlich. Sie schält nie, verzehrt aber im Forste Keime und Knospen
junger Pflänzchen. Die Brandmaus, M. ag-rarius PalL, lebt vor-
wiegend in lichten Gehölzen und im Gebüsche der Niederungen, geht
aber auch in die Felder. Grofsenteils unterirdisch, daher besonders
schädlich an Kartoffeln, Eüben, Saat usw., aber auch oberirdisch an
Körnerfrüchten. Zur Erntezeit zieht sie sich in die Diemen, die sie
vollständig zerwühlen kann; von hier aus gelangt sie auch vorüber-
gehend in Gebäude. — Die oberirdisch in Niederungen lebende Zwerg-
1) Barras, Schweiz. Zeitschr. Forstwes., Jahrg. 47, 1896, S. 256—257.
2) V. Schilling, Prakt. Ratg. Obst- u. Gartenbau 1887, S. 453—454, Fign. —
DuFAUT, Bull. Soc. Hist. nat. Toulouse, T. 40, 1907, p. 18—20. — Ritzema Bos, Tijdschr.
Plantenz., Jaarg. 17, 1911, p. 18-29, 1 PL
^) Poppe, S. A., Über die Mäuseplage im Gebiet zwischen Ems und Elbe und
ihre Verhinderung, Bremerhaven, Ver. Naturk. Unterweser, 1902, 8°, 67 S. — Klun-
ziNGER, Jahresh. Verein vaterl. Naturk. Württemberg, Jahrg. 64, 1908, S. XXXI
bis XXXVni. — Teiduff, Zool. Beobacht., Jahrg. 49, 1908, S. 296-303. — Piper
Yearb. U. S. Dept. Agric. 1908, p. 301—310, 5 Pls.
') Ritzema Bus, 1. c, Jaarg. 17, 1911, p. 61—79, PL 1—6.
714 Mammalia, Säugetiere.
maus, M. minutus Pall., frii'st vorwiegend Sämereien, besonders Hafer;
sie klettert an den Halmen in die Höhe, um teils die Körner aus den
Ähren zu fressen, teils die Ähren abzubeifsen ^).
Die AVanderralte, M. {norvegicus Erxl.) decumanus Pall.^),
stammt aus Asien; 1727 überschwamm sie die Wolga; wenige Jahre später
kam sie nach West- bzw. Mitteleuropa aus Indien über England und
zugleich aus Ruisland. Auch heute noch auf fast allen Schiffen vor-
handen. In Europa hat sie die einheimische Hausratte fast ganz ver-
drängt, kommt aber im Freien kaum vor. Namentlich in den Tropen
besiedelt sie auch die Felder und ist z. B. auf Jamaica und Java der
schlimmste Feind des Zuckerrohres geworden, auf S. Thome des Kakaos.
Auf Jamaica^) kostete sie bis 1872 jährlich an direktem Ernteverlust
und durch Bekämpfungsmalsregeln 100 000 ü'; dann führte man zu ihrer
Beseitigung, wie auch auf Trinidad, Barbados, Portorico, Hawaii usw.,
Mungos, Herpestes griseus Geofifr., ein, die den Schaden nach 10 Jahren
auf 45 000 £ heruntergebracht hatten, sich dann aber für die ein-
heimische Fauna verhängnisvoll erwiesen. - Auch in Nordamerika
ist die „hroicn rat" im Felde ungeheuer schädlich; sie gräbt die
Saat und die Keimpflänzchen aus, frifst das reifende, besonders aber
das geerntete Getreide, Tomaten, Gurkenfrüchte, Beeren- und anderes
Obst, das sie sich selbst von den Bäumen herunterholt. Besonders
schädlich im Süden, an Mais, Reis, Zuckerrohr, Südfrüchten, einschliels-
lich Kokosnüssen. In den Warmhäusern frifst sie Blumenzwiebeln, mit
Ausnahme von Hj^azinthen, alle weiche saftige Pflanzenteile und Blüten.
In den Tropen im Freien nicht selten in Gemeinschaft mit M. rattus L.
und alexandrinus Is. Geofir. ^); erstere frifst in Australien verschiedene
Früchte, hängende, abgefallene und geerntete, und Samen ^). — M. doriae
Trouess."), holt sich in Neu- Guinea die Kokosnüsse aus den Kronen.
Cricetomys g-ambianus Waterh."^), Westafrika, stellenweise grofse
Verheerungen an Kakao, geht ausgelegten Saatbohnen nach, frifst die
tiefhängenden Früchte ab; auch an Ananasfrüchten.
Golunda Elliotti Graj^^) überfällt auf Ceylon, wenn im Dschungel
nicht genügend Nahrung vorhanden ist, die Kaifeepflanzungen und zer-
kauen die jungen Triebe, offenbar um ihren Saft zu saugen.
Arvicolinen, Wühlmäuse^).
Schnauze stumpf, Ohren klein , Schwanz kurz. Mehr Feld- und
Waldbewohner als jene und hier weitaus schädlicher. Wie ihr Name
sagt, leben sie fast ausschliefslich unter der Erde und schaden daher
') Spiekermann, Prakt. Blatt. Pflanzenb.-, -schütz, Jahrg. 10, 1912, S. 53—54,
2) VAN Deventer, Dierl. Vijand. Suikerr., Amsterdam 1906, p. 6—10, fig. 7, 8. —
Lantz, U. S. Dept. Agric, Farm. Bull. 369, 19U9, 20 pp., 5 figs; Biol. Surv., Bull. 33,
54 pp., 3 Pls. — BoELTER, The Rat problem, London 1910.
") DuERDEN, Journ. Inst. Jamaica, Vol. 2, 1899, p. 288 — 291. — Laüroy, Journ.
Agr. trop. 1911, p. 525—529. — Paemer, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1898, p. 93—96,
PI. 8.
*) SosKiN, Tropenpflanzer, Jahrg. 8, 1904, S. 432—438.
5) Waite and Thomas, Proc. zool. Soc. London 1897, p. 857—860.
6) Preuss, Tropenpflanzer, Jahrg. 15, 1911, S. 65.
^) Preuss, ibid., Jahrg. 7, 1903, S. 349. — BrssE, Beih. ibid.. Lief. 7, 1906, S. 184
*) Delacroix, Maladies des Cafeiers, p. 100.
9) EcKSTEux, Nat. Zeitschr. Land- u. Forstwirtsch. , Jahrg. 2, 1904, S. 81—88,
1 Fig. — RöRiG, Mitt. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch., Heft 12, 1912, S. 22
bis 25, Fig.
Muriden, Mävxse. 715
besonders durch Frais an Wurzeln. Viele altweltliclie Arten halten
einen mehr oder minder ausgeprägten Winterschlaf; um in seinen Unter-
brechungen nicht ohne Nahrung zu sein, werden oft recht beträchtliche
Wintervorräte angelegt, die natürlich einerseits das Schadenkonto ver-
grölsern, andererseits aber manchmal grofs genug sind, um von Menschen
aufgesucht zu werden, als Bereicherung ihrer Nahrungsquellen. Nur
die Rötelmaus, Evotomys (Hypudaeus hercym'ais Mehl.) grlareolus
Schreb. ^), Europa, Asien, macht in der Lebensweise eine Ausnahme. Sie
bewohnt Wälder und Hecken auf bindigem, humosem Boden, in Ebene
und Gebirge, ist vorwiegend karnivor, frifst aber auch Sämereien, ent-
rindet Nadel- und Laubholz, besonders Lärche, bis in 4 m Höhe und
beifst an Fichte, seltener Tanne, Triebe ab und Knospen aus. — Ev.
Gapperi Vigs. in Nordamerika schädlich; desgleichen Synaplomys
Cooperi Baird^).
Arvicola (Mierotus) arvalis Pall.^), die Feldmaus Mittel- und
Südeuropas und Asiens , bewohnt alle Böden in Gebirge und Ebene,
besonders aber die baumleeren, trockenen Kultur- (Getreide-) böden,
wenn nur starker Gras- oder Krautwuchs vorhanden ist, in dem sie
ihre oberirdischen offenen Laufgänge anlegen kann. Ihre Bauten legt
sie unterirdisch an und wühlt auch ausgedehnte Gänge. Nach günstigen,
d. h. milden Wintern und feuchten Sommern vermehrt sie sich oft
plötzlich ins Ungemessene, um gewöhnlich schon im nächsten Jahre
wieder zur normalen Zahl oder unter diese zurückzusinken, offenbar
infolge von Krankheiten , die durch Nahrungsmangel , ungünstige
Witterung usw. entstehen, und sich unter den ungeheueren Mengen
rasch und leicht ausbreiten. Albinismus soll diese konstitutionelle
Schwächung anzeigen, die besonders für die späteren Würfe des Jahres
charakteristisch ist, so dafs schliefslich nur die stärksten, bereits im
Frühjahre geborenen Lidividuen überwintern. Die Durchwühlung des
Bodens, das Verwesen der riesigen Mengen im Boden bedingen dann
meistens, auf ein Mäusejahr folgend, 1 — 2 ungewöhnlich günstige Jahre,
die den Schaden mehr oder weniger wieder ausgleichen. Schon in der Bibel
wird über solche Plagen berichtet; sie wiederholen sich in unbestimmten
Zwischenräumen, während etwa alle drei Jahre normal eine stärkere Ver-
mehrung eintreten soll. Von kahl gefressenen Feldern wandern die
Mäuse nicht selten in ungeheueren Scharen aus. — Die Feldmaus geht
auch in den Wald, vorzugsweise in Lichtungen oder an Stellen vorauf-
gegangenen grofsen Raupenfrafses, durch den hier dichteren Pflanzen-
wuchs, im letzteren Fall vielleicht auch durch die in der Erde liegen-
den Puppen angelockt. Sie benagt hier junge Stämmchen dicht über
der Erde bis ins Holz und frifst von einjährigen Kiefern die Spitzen
aus. — In Südeuropa (Thessalien!) wird sie vertreten durch A. Mar-
tin g-i Barr. Hamilt.
Die nur flach wühlende Erdmaus, A. agrestis L.*), verm^sacht
1) RiTZEMA Bus, Tijdschr. Plantenz., Jaarg. 17, 1911, p. 80—95, Pls.
2) Brooks, W. Virginia agr. Exp. Stat, Bull. 113, 1908, p. 89—183, 9 Pls., 1 fig.
") BcBAK, Zeitschr. Zuckerind. Böhmen 1902, Heft 2, 7 S. — S. ferner besonders
zahlreiche Aufsätze von Hii.tner, Korff und Lang in den Prakt. Blatt, f. Pflanzen-
bau u. -schütz.
*) Harting, J. E., etc., Report of the Department Committee appointed by the
Board of Agriculture to enquire into a plague of Field Voles in Scotland. London
1893, 98 pp., figs. — Perrikr de la Bathie, ßev. Vitic. Ann. 12, T. 23, 1905, p.44— 48,
212— 216, 238— 240, 720— 721,9 figs. — Eckstein, Nat. Zeitschr. Land- u. Forstwirtsch.,
Bd. 7, 1909, S. 586—588, 2 Fign. — Hotter, Zeitschr. landw. Versuchswes. Osterr.,
716 Miuumalia, Säugetiere.
die Mäuseplagen in Nordenropa und England; aber auch im übrigen
Europa überall, mit Vorliebe jedocii in feuchtem Boden, im Walde,
mindestens aber in der Nähe von Gebüsch, Gestrüpp oder Heide.
Sie schadet mehr als irgendeine andere Art an Bäumen. Kleinere
Stämmchen benagt sie oberirdisch bis zu 3 — 4 m Höhe tief ins Holz
hinein und bellst an Fichten und Kiefern die Endtriebe ab. Unter-
irdisch frifst sie bis daumensdicke "Wurzeln von Obst- und Waldbäumen,
besonders von Apfel, Rose, Johannisbeere, Weinrebe vollständig durch;
aber selbst gröfste und stärkste AVurzeln entrindet sie. Im Winter
geht sie auch in Häuser.
Die Wühl- oder Wasseratte '), gewöhnlich Wühl-, Moll-, Seheer-
oder Reutmaus genannt, tritt in zwei Formen auf, die neuerdings
wieder zu selbständigen Arten erhoben werden. Die hellere Form,
A. terrestFis L., lebt auf trockenem Boden, die dunklere, A. amphi-
bius L., am bzw. im Wasser. Sie ist über ganz Europa verbreitet,
in der Ebene wie im Gebirge, und in jedem Boden, aber kultivierten
vorziehend, den Hochwald meidend. Sie wühlt ausgedehnte, ganz flache
und tiefer verlaufende Gänge und wirft unregelmäfsige, aus grofsen
Brocken bestehende, immer geschlofsene Haufen auf. Sie verzehrt mit
besonderer Vorliebe das Wurzelholz von Obst- (besonders Apfel-) und
Forstbäumen (besonders Ahorn, Eiche). An jüngeren Stämmchen nagt
sie die ganzen Wurzeln ab, ältere entrindet sie mehr dicht über der
Erde. Vor allem in Baumschulen verderblich, wo sie oft in kurzer
Zeit ganze Reihen entwurzelt. Getreidehalme schneidet sie dicht über
der Erde ab. Für den Winter trägt sie grofse Vorräte von Knollen,
Zwiebeln, Getreide usw. ein.
Die übrigen europäischen Wühlmäuse, wie Arv. subterraneus Sei.,
rattieeps Blas, und Keys. ^), usw. treten in ihrer Bedeutung gegen die
genannten sehr zurück. — Arv. oeconomus Fall, in Sibirien wandert
ähnlich wie die Lemminge.
Auch Nordamerika^) hat zahlreiche Wühlmäuse (78 Arten),
von denen aber nur wenige (A. pennsylvanicus Ord = austerus Le C,
oehpogfaster Wagn. , pinetorum sealopsoides Aud. and Bach) in
gröfserem Mafsstabe schädlich werden, und auch das erst in den
letzten 30 Jahren, seitdem die vorrückende Kultur ihnen günstigere
Lebensbedingungen geschaffen und ihre Feinde zurückgedrängt hat. Die
einzelnen Arten verhalten sich in bezug auf Lebensweise und Vorkommen
sehr verschieden; doch lieben sie alle dicht bewachsenen Boden. Sie
halten keinen Winterschlaf, tragen aber ebenfalls nicht selten Vorräte
ein. Am schlimmsten ist der Schaden im Winter. Auf Wiesen und
Weiden fressen sie unter der schützenden Schneedecke die Herzen der
Pflanzen aus, besonders z. B. auch der Erdbeeren, und ringeln sowohl
Jahrg. 12, 1909, S. 84—41, 1 Fig. — Loschnig u. Schechneu, Die Wühlmaus, ihre
Lebensweise und Bekämpfung, Wien 1911, 15 S., 1 Taf., 13 Fign.
1) Ei'PNKR, Nat. Zeitschr. Land- u. Forstwirtsch. . Jahrg. 1, 1903, S. 404—412,
3 Fign. — Reh, Zeitschr. Pflanzenkr., Bd, 18, 1908, S. 18—26, 4 Fign. — Korfp,
Prakt. Blatt. Pflanzenbau u. -schütz, Jahrg. 6, 1908, S. 100—107, 3 Fign. — Hotter,
1. c. — LöscHNiG u. Schechner, 1. c. — RiTZEMA Bus , Tiidschr. Plantenz., Jaarg. 18,
1912, p. 16-20, 1 PI.
2) RöRiG, Mitt. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch., Heft 8, 1909, S. 29—33;
Arb. ders., Bd. 7, 1909, S. 429—472, 4 Tafn., 65 Fign. — Eckstein, Nat. Zeitschr.
Land- u. Forstwirtsch., Jahrg. 1911, S. 55—58, Fig.
3) Lantz, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1905, p. 363— 376, PL 38— 41 , fig. 89; Biol.
Surv., Bull. 31, 1907, 64 pp., 8 Pls., 3 figs. — Piper, Yearb. 1908, p. 301—310, 5 Pls.
Muriden, Mäuse. 717
die Ruten von Hirn- und Brombeeren wie junge Obstbäume ; wie über-
haupt der Schaden in Obstgärten mit am grölsten ist. Vom Winter-
getreide verzehren sie nur die grünen Blättchen: dagegen beiisen sie
im Sommer die Getreidehalme durch, um zu den Ähren zu gelangen.
Besonders gefährdet sind im "Winter Heuschober und Getreidediemen,
die nicht selten vollständig von ihnen zerstört werden. In Gärten fressen
sie vor allem Wurzel-, Knollen- und Zwiebelgewächse, sowie überhaupt
alles Weiche, Saftige. Man hat berechnet, dafs jede Wühlmaus im Jahre
24 — 36 (engl.) Pfund Nahrung gebraucht; der ganze von ihnen in den
Vereinigten Staaten verursachte Schaden wird auf durchschnittlich
3 Millionen $ jährlich geschätzt. Ein Obstzücher verlor im Winter 1901/02
allein in seinen Baumschulen für 100 OUO ^ junge Bäumchen.
Die Zibethratte, muskrat, Fiber zibethieus L. ^), wird in manchen
Teilen Amerikas dem in Flufsniederungen angebauten Getreide, Reis,
Gemüse und den Seerosen verderblich; im allgemeinen überwiegt aber
ihr Nutzen als Jagd- (Pelz- und Speise-) wild. — Die Ungeheuern Scharen
von Lemming-en, (Lemnus) Myodes lemnus L., wie sie sich von Zeit
zu Zeit zu Wanderzügen vereinigen, vernichten natürlich die ihnen in
den Weg kommenden Kulturpflanzen, treten aber doch nur selten auf
und sind rasch vorübergehend.
Cricetinen, Hamster- ähnliche Nagetiere.
Der in Osteuropa heimische, von da nach Osten und Westen bzw.
Norden sich ausbreitende Hamster, Cricetus (cricetus L.) I'rumentarius
Pall. 2), fehlt noch in ganz Südeuropa, südlich der Alpen, und in Nord-
europa Lind ist besonders über das mittlere Deutschland verbreitet. Er ist
ein reines Steppentier, das sich am wohlsten in fruchtbarem, trockenem,
festem Boden, also in Getreidefeldern, fühlt. Seine Hauptnahrung sind
Körnerfrüchte ; doch frifst er auch Knollen, Rüben, Wurzeln und Grün-
zeug. Schädlich wird er einmal durch seine starke Vermehrungsfähig-
keit (1817 wurden bei Gotha 111817 Stück gefangen) und dann durch
die grofsen, in seinen Backentaschen eingetragenen AVintervorräte, die
bis zu V4 hl Körnerfrüchte für einen Bau betragen können.
In Nordamerika^) sind ferner noch in ähnlicher Weise schädlich:
Peromyscus leueopus Rafin. und eanadensis Mill., Reithrodontomys
leeontei impiger ßangs. Die Signiodon- und Oryzomys-Arten *) sind
in den Südstaaten sehr gefährliche Feinde der Reis- uud Zuckerrohr-
kulturen; ferner verzehren sie jede Art weicher, saftiger Früchte von
Melonen, Tomaten, Beerenobst bis zu Baumobst, Südfrüchten und
Kokosnüssen ; erstere sind im Südwesten die schlimmsten Schädlinge der
Dattelkultur. Sie leben mehr oberirdisch und klettern sehr gewandt.
Überaus zahlreich sind die Berichte über „Ratten", weniger die
über „Mäuse", ohne weitere Bezeichnung. Bei ersteren dürfte es sich
fraglos in vielen Fällen um die Wanderratte handeln, bei letzteren wohl
meistens um Wühlmäuse.
1) Lantz, U. S. Dept. Agric, Farm. Bull. 396, 38 pp., 5 figs.
2) SuLZER, Versuch einer Naturgeschichte des Hamsters, Göttingen 1774. —
Berge, Jahresber. Ver. Naturk. Zwickau 1895, S. 65-68. — Jacom, Kais. Gesund-
heitsamt, Biol. Abt., Flugbl. 10, 1901, 4 S., 1 Fig. — Schuster, L., Zool. Gart., Jhg.44,
1903, S. 229—230. - Schistek, D., ibid. 46, 1905, S. 52. — Staes, Tijdschr. Plantenz.
D. 4, 1898, p. 173—192, 3 Fign.
^) Brooks, 1. c.
*) Lantz, ü. S. Dept. Agric, Biol. Surv., Bull. 33, 1909, p. 21.
718 Mammalia, Säugetiere.
So schaden Ratten^) an Mais und Kakao in Togo, in Ost- und
Westafrika an Castilloa. in Ostafrika an Baumwolle, indem sie die un-
reifen Samen aus den Baumwollkapseln fressen und dabei natürlich,
deren ganze Wolle verderben: auf Zanzibar sind sie so häufig, dafs
1910 52 186 Stück abgeliefert wurden. Ganz besonders schlimm hausen
sie auf Samoa an Kokospalmen bzw. -nüssen und an Kakaofrüchten.
Auf Trinidad, Martinique und Madagaskar sind sie die ärgsten Feinde
des Zuckerrohres. Auf den Philippinen erklettern sie die Kokos-
palmen, um die Nüsse zu rauben; in Queensland schaden sie an Zucker-
rohr, Bananen, Bataten usw.
Mäuse schaden besonders in Deutsch- Südwestafrika, wo sie den
Feldern und Weiden arg zusetzen. Auch in Deutsch-Ostafrika wird
verschiedentlich über Mäuseschaden geklagt; ganze Kulturen von
Dividivi müssen mit Drahtnetzen eingeschlossen werden. In Peru fressen
sie die Baumwollsamen aus den Kapseln aus. — Die verschiedenen
Berichte über „Spitzmäuse"-), die z. B. in Deutsch- Ostafrika Saat-
beete von Manihot, in Westafrika solche von Kakao ausfressen, dürften
wohl auf echte Mäuse zurückzuführen sein.
Die Bekämpfung") der Ratten und Mäuse ist keineswegs leicht,
da einmal nicht alle Gifte gleich wirksam sind, an einige sich diese
Nager sogar gewöhnen können; dann, weil sie mit ihrem feinen Witterungs-
vermögen sehr bald Verdacht schöpfen. In erster Linie ist immer die
Hege ihrer natürlichen Feinde zu empfehlen; in Gebäuden, Gärten
und deren nächster Nachbarschaft lassen gute Katzen eine Plage nie
aufkommen. Ratten können geschossen werden. Zahlreiche Fallen
sind gegen sie erfunden, die besonders gegen die grabenden Arten
wirksam sind. Sehr gut sind die einfachen Zangenfallen, auch die
Röhrenfallen. Die ZüRNEKsche „Wühlmausfalle" (Gebr. Zürner, Markt-
leuthen im Fichtelgebirge, je 4,50 Mk. '^j wird sehr gerühmt. Wasser-
ratten fängt man mit Reusenfallen, die vor den unter Wasser befind-
lichen Ausgang ihres Baues gesetzt werden. Forstkämpe schützt man
durch steilwandige Laufgräben, in die hie und da tiefe, glattwandige
Töpfe (unten verschlossene Drainröhren) eingelussen sind. Die Anamiten-')
^) Über Ratten im allgemeinen, auf Samoa im besonderen, siebe: Soskin,
Tropenpfl. Bd. 8, 1904, S. 432—438, über letzteres allein noch: ibid., Bd. 3, 1899, S. 127;
Meyer-Dei.u's, ibid., Bd. 8, 1904, S. 688—689; Bd. 11, 1907, S. 327. - Betr. Deutsch-
Ost-Afrika siehe die Berichte von Aman: u. den „Pflanzer". — Betr. Togo siehe
LiEBL, Tropenpfl. Bd. 13, 1909, S. 286. — Betr. Deutsch-Süd- West- Afrika:
Gessert, ibid. Bd. 2, 1898, S. 63; Windhuk. Nachr. vom 17. Febr. 1909; Pflanzer
Bd. 8, 1912, S. 159—160. — Madagaskar: Boname, Journ. Agr. trop , Ann. 3, 1903,
p. 46—48. — Philippinen: Preuss, Tropenpfl. Bd. 15, 1911, S. 64— 65. — Queens-
land: JoDRELE, Trop. Agric. Vol. 36, 1911, p. 426 — 428. — Peru: Zimmermann, Baum-
wolle, S. 98.
2) Z. B. Preitss, Tropenpfl. Bd. 7, 1903, S. 349. — Ranniger, Pflanzer Bd. 3,
1907, S. 138.
3) RöRiG u. Ai-i-Ei-, Kais. Gesundheitsamt, Biol. Abt., Flugbl. 13, 1901, 4 S.,
1 Fig. — VossEi.ER, Pflanzer Bd. 1, 1905, S. 28— 30; Bd. 3, 1907, S. 63-64. — Kirchner,
Anst. f. Pflanzensch. Hohenheim, Flugbl. 8, 1907, 3 S. — v. TriiEiF, Nat. Zeitschr.
Land- u. Forstwirtsch. Bd. 5, 1907, S. 86—92. — Lantz, Yearb. U. S. Dept. Agric.
1908, p. 421—432: Farm. Bull. 369, 1909, 20 pp., 5 figs. — Gaeeagher, Federat. Malay
Stat., Dept. Agr., Bull. 5, 1909, 9 pp. — Journ. Board Agric. London, Vol. 17, 1910,
p. 731—736; Leafl. 244, 4 pp. — Fulmek, Wiener landw. Zeitg., Jahrg. 60, 1910, S. 304.
— Labroy, Journ. Agric. trop. Ann. 11, 1911, p. 135—139. — S. auch : Hietner, Pflanzen-
schutz nach Monaten geordnet, Stuttgart 1909, S. 401—408. — Birdseye, Farm.
Bull. 484, 1912, 46 pp., 34 figs.
*) Zürner, Nat. Zeitschr. Forst- u. Landwirtsch. Bd. 1, 1903, S. 315— 319, 4 Fign.
6) VossELER, Pflanzer, Bd. 3, 1907, S. 63.
Murideu, Mäuse. 719
häufen in ihren Pflanzungen abwechselnd Schichten von Reisig und Stroh
aufeinander, zwischen die sie als Köder Früchte und Krabben legen.
Nach 14 Tagen werden sie mit engem, sechs Fui's hohem Bambusgitter
umstellt, die Haufen auseinandergezerrt und die herauskommenden
Ratten erschlagen. Vielfach ist bei Feldmäusen auch üblich, Wasser
in ihre Löcher zu giefsen, wobei ebenfalls die herausflüchtenden Mäuse
ersclilagen werden, wie z. B. auch hinter dem Pfluge, usw. In Schott-
land (Hakting, 1. c.) erwies sich Abbrennen der Viehweiden und Heiden
als recht wirksam.
Am meisten werden wohl G i f t e angewandt. Sie sind von gröfstem
Erfolge von Herbst bis Frühjahr, wenn es an natürlicher Nahrung
mangelt. Zweckmäfsig werden die Giftköder mit Witterung versehen,
um den menschlichen Geruch zu unterdrücken und die Nager anzulocken;
Anisöl ist hier von besonderer Wirkung. Auch die Art des Köders ist
von Bedeutung; sie wechselt nach den betrefPenden Arten und nach
der Art des Giftes. Am sichersten wirkt Strj^chnin, als Giftgetreide,
oder indem Klee, Luzerne usw. damit getränkt werden : gegen die Rinden-
nager wird empfohlen, Apfelzweige in Strychninlösung zu tauchen und
auf den Gängen auszulegen. Kartoffeln, Rüben, Bananen, Bataten werden
längs auseinandergeschnitten, die Schnittflächen mit Strychnin, Arsenik
oder Pariser Grün bestrichen, wieder aneinanci ergebunden und aus-
gelegt. Auch mit Arsensalzen vergiftete Luzerne, Weizen usw. sind
sehr wirksam. Von besonderer Bedeutung ist das Baryumkarbonat in
Form von Pillen oder Brotstückchen. Phosphor wird nicht immer
gern genommen; er bedarf besonders guter Lockspeise und Witterung,
ist dann aber auch sehr wirksam. Steckt man mit Phosphorbrei be-
strichene Stöckchen in die Gänge, so schmieren die vorbeidrängenden
Mäuse sich den Brei aufs Fell, wo er anfängt zu jucken; die Mäuse
lecken ihn ab und vergiften sich. Namentlich gegen Ratten ist Meer-
zwiebel ^) in Form von Pfannkuchen sehr wirksam.
In neuerer Zeit werden immer mehr Bakterien-Präparate be-
nützt, die aber anscheinend nur in Europa wirksam sind ; schon in
Nordamerika versagen sie vielfach, in den Tropen fast immer. Am
günstigsten wirkt der LöFFLERsche Mäusebazillus 2) (Berlin, Schwaezlose
u. S. ; aber auch von den meisten landwirtschaftlichen Versuchsstationen
zu erhalten) , für den aber nur Ei^ot. gjareolus , Ärv. arralis , agrestis,
(otiph/bius, Mus. silvaticus{?), nunutus[?) und musculus empfänglich sind.
Der ÜANYSZsche Virus ^) wirkt auch gegen die anderen Arten, hat öfters
„geradezu phänomenale" Erfolge zu verzeichnen, manchmal aber auch
versagt. Dasselbe gilt von Ratin ^) (Kopenhagen, Ratingeseilschaft;
1) Mitt. Deutsch. Landvvirtscli.-Ges. 1907, S. 115—116, 156.
2) LoEFFLER, Centralbl. Bakt. Parasitkde., I. Abt., Bd. 11, 1892, S. 129—141 ; Bd. 12,
1893, S. 1—17. — Sempolowskv, Zeitschr. Pflanzenkr. Bd. 5, 1895, S. 233—235. — Holl-
RuxG, 7. Jahresber. Vers.-Stat. Pflanzensch. Halle 1896. — Dankelmann, Mitt. Deutsch.
Landwirtsch.-Ges. 1898, S. 107. — Cigini e Manicarui, Staz. sperim. Ann. 37, 1904,
p. 4 — 13. — Pfreimbtnkr, Hess. Landw. Zeitg. 1904, Nr. 11. — Raebiger u. Löffi.er,
Mitt. Deutsch. Landwirtsch.-Ges. 1906, S. 192—194, 423—425; 1910, S. 262—263. —
Könia;!. Bayr. agrik.-bot. Anst., Flugbl. 4; 6 S., 1 Fig.
3) Danysz, C. r. Acad. Sc. Paris 1893, T. 2, p. 869—872. — Gueraud de Laharpe,
Journ. Agric. prat. Ann. 68, 1904, p. 278—280. — Lapparent, Bull. Min. Agric. Paris,
Ann. 3, 1904, p. 407—414.
') Raebiger, Mitt. Deutsch. Landw.-Ges. 1907, S. 55-57, 104—130, 389-390;
1908, S. 375-376; Landw. Wochenbl. Prov. Sachsen 1910, Nr. 13 (gegen Hamster). —
Xylandek, Arb. Kais. Gesundh.-Amt Bd. 28, 1908, S. 145—167.
720 Mammalia. Säugetiere.
Halle a. S., Landwirtschaftskammer der Prov, Sachsen), das auch gegen
den Hamster mit Erfolg angewandt wurde. Cügini und ManiCx\rdi
wollen mit den beiden ersteren bessere Erfolge durch subkutane In-
jektion erzielt haben.
Für alle diese Gifte gibt es zahlreiche An wen düng s Vorschriften,
die zum Teil den Präparaten mitgegeben werden, zum Teil auf den
landwirtschaftlichen Versuchsstationen usw. zu erfahren sind. Wichtig
ist nur immer, dafs sie, ohne mit dem Menschen in direkte Be-
rührung zu kommen, möglichst tief in die Gänge gebracht werden,
letzteres auch aus dem Grunde, damit sie nicht anderen Tieren (Wild,
Haustieren) gefährlich werden.
Von den zahlreichen Raucher mitte In und -apparaten hat sich
eigentlich nur der Schwefelkohlenstoff bewährt, der entweder in der
auf S. 710 angeführten Weise oder mit den von Appel und Jacobi emp-
fohlenen Kannen in die Gänge gegossen wird. — Der in Hamburg zur
Ausräucherung von Schiffen verwandte „Regenerator- Apparat", in dem
durch unvollständige Verbrennung von Koks Kohlenoxyd erzeugt wird,
hat sich in für diesen Zweck umgebauter Form bei der Bekämpfung
der Wühlratte auf der Insel Neuwerk ausgezeichnet bewährt.
In vielen Fällen sind Abhaltung smafsregeln das einfachste, ins-
besondere engmaschige Drahtgitter, mit denen man ganze Felder bzw.
Gärten, namentlich aber Bäume umgeben kann. Sie sind etwa 50 cm
tief in die Erde einzulassen und müssen ebensoviel' über sie hervorragen.
Dornen, Glasscherben usw., als Schutz von Bäumen, sind nicht sehr
empfehlenswert. Oberirdische Baumteile werden durch Anstrich mit
Karbolineum oder Schwefelkalkbrühe geschützt; kletternde Nager sind
durch glatte, genügend breite Blechstreifen um den Stamm abzuhalten.
Angenagte Bäume können, wenn der Frafs noch nicht zu weit ge-
diehen ist, dadurch gerettet werden, dafs Erde bis über die Nage-
wunden empor angehäufelt und dann festgetreten wird.
Spalacideu, Wurf m äuse.
(Taehyoryetes) Rhizomys splendens Rüpp. ^). Am Kilimandjaro
an jungen Kaffee- und Kautschukpflanzen durch Abfressen bzw. Schälen
der Wurzeln sehr schädlich.
Batliyergideii, Mole rats").
In Südafrika sind die Blindmolle, Batliyergrus maritimus Gm.
(vorwiegend in Sandboden) , Georhychus arg-enteo-einereus Pts. (in
Ostafrika), eapensis Pall. und hottentotus Less. (Mole rats) schädlich
im Felde und in Gärten, dadurch dafs sie Wurzeln und Knollen, auch
Getreide in ihre Bauten eintragen; von den Knollen beifsen sie, um
sie am Keimen zu verhindern, die Augen aus. In einer Pflanzung
Deutsch- Ostafrikas wurden von der zweiten Art in acht Monaten 440 Stück
gefangen.
1) VossEi-ER, Pflanzer, Jahrg. 1, 1905, S. 351; Jahrg. 3, 1907, S. 269—272. —
MoRSTATT, ibid., Jahrg. 6, 1910, S. 217.
-) VossELER, 1. c. — Drever, Agric. Journ. Union S. Africa Vol. 37, 1910, p. 694 bis
698, 2 figs. — MoRSTATT, Pflanzer, Jahrg. 8, 1912, S. 255.
Carnivoren, Raubtiere. 721
Octodontiden, Rohrratten.
(Thryonomys)Oetodon swinderenianus Temm. in Ostafrika; ober-
irdisch; oft sehr schädlich in Zuckerrohrfeldern.
Hystricideu, Staclielscliweine.
Nächtlich-, tags in Erdlöchern versteckt; so in Pflanzungen, be-
sonders in Keimbeeten, durch Graben schädlich, ferner durch ihr Nagen.
Die eigentlichen Stachelschweine, Hy strix ^ ), werden in Westindien,
Afrika, Ceylon, Java schädlich, indem sie Agavenwurzeln, Zuckerrohr,
Stämme der Kokospalmen usw. benagen. Die Quaste nstachler,
Atherura-), fressen besonders die Früchte von Kakao und Ananas ab,
soweit sie sie erreichen können, aber auch die jungen Pflänzchen selbst.
Carnivoren, Raubtiere.
Während die hauptsächlichste Bedeutung der Raubtiere für den
Land- und Forstwirt usw. darin liegt, dafs sie seinem Nutz- und Jagdwild
nachstellen, sind sie andererseits doch auch von nicht zu unterschätzen-
dem Werte als Feinde der schädlichen Nager und Huftiere; in dem
Mafse, als jene abnehmen, nehmen diese im allgemeinen zu.
In einigen wenigen Fällen bedrohen aber auch Raubtiere direkt
Kulturpflanzen. Von
Hunden, Caniden,
sind besonders Schakale^) in der Regentschaft Madras in Indien schäd-
lich; sie graben Erdnüsse aus, beifsen Zuckerrohr unten durch mid
nagen es ein paar Zoll weit ab ; merkwürdigerweise werden manche
Sorten mehr oder minder verschmäht; am meisten leidet die Bonta-
Sorte. Bedecken der Felder mit Schlamm aus den Stadtkanälen soll
durch seinen Geruch die Schakale fernhalten. Im Nyanza- Protektorat
überfallen sie die Maispflanzungen der Eingeborenen •*) ; sie brechen
die Stengel ab und verzehren die reifenden Kolben. Selbst dicke
Dornenhecken schützten nicht, so dafs sie mit Strychnin vergiftet
werden mufsten. — Die Coyotes, Canis latrans Saj^^) und verwandte
Arten, fressen in Nordamerika, wenn tierische Nahrung knapp ist, auch
allerlei Obst, Trauben, Melonen, usw.
Bären, Ursiden.
Kragfenbären, Ursus malayanus Rafifl., werden nach mündlicher
Mitteilung von Herrn Fr. Suck auf Sumatra sehr schädlich dadurch,
dafs sie die Herzen der Kokospalmen ausfressen.
1) VossELER, 1. c, Jahrg;. 3, 1907, S. 271. — van Deventer, 1. c, p. lö, Fig. 10. —
V. Faber, Arb. Kais. biol. Anst. Land- u. Forstwirtsch. , Bd. 7, 1909, S. 340. —
Preuss, Tropenpflanzer, Bd. 15, 1911, S. 65—66.
2) Prelss, Denkschr. Kamerun 1900/01, S. 3030; Tropenpflanzer Bd. 7, 1908,
S. 352.
3) Barber, Dept. Land Eec, Agric, Madras, Vol. 3, Bull. 51, 1905, p. 10—11.
*) DoBBs, Jovirn. East Africa and Uganda nat. Hist. Soc. Vol. 3, 1912, p. 62—63.
5) Lantz, Farm. Bull. 226, 1905, 23 pp., 1 fig. ; Biol. Surv. Bull. 20, 1905, 28 pp.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band. 46
722 Mammalia, Säugetiere.
Viverriden, Zibetkatzen.
Paradoxuriis hermaphroditus Pall.^), Palmroller, Indien, Java;
verzehrt nicht nur Früchte (Ananas , Kaffee , Palmen usw.) , sondern
auch Zuckerrohr, von dem er die zarten Sorten vorzieht. Er richtet
sich daran empor und zerbeifst das Rohr zwischen zwei Knoten,
so dafs ihm der Saft ins Maul fliefst. Man kann Pflanzungen bis zu
gewissem Grade schützen, indem man den Rand der Felder mit einer
besonders süfsen und weichen Sorte bepflanzt, die die Tiere aufhält.
Auch Tiverricula malaeeensis Gmel. stellt Kafifeebeeren nach. — Alle
Viverriden geben die Kaffeebohnen unverdaut wieder von sich, die
dann den besten Kaffee liefern sollen.
Nach Perrgt^) sollen in Deutsch-Ostafrika
Hyänen
die keimenden und durch Zersetzung des Kernes dabei „unerträglich"
stinkenden Kokosnüsse ausgraben nnd zerbeifsen, um den Inhalt zu ver-
zehren, wobei natürlich die junge Pflanze zugrunde geht. Preuss^)
vermutet allerdings, dafs die Eingeborenen selbst die Sünder seien und
nur die Schuld auf die Hyänen schöben.
Auch
Wildkatzen, Feliden,
sollen nach Barber in Madras eine besondere Vorliebe für Zuckerrohr
haben. Einen ganz eigenartigen Fall, in dem die Hauskatze ein
Pflanzenschädling wurde, erzählt D. Fairchild*): in einem Garten in
Boston frafsen sie sämtliche Pflanzen der aus China importierten Acti-
nidia polygama ab, offenbar durch den der Pflanze eigentümlichen Ge-
ruch angelockt, ähnlich, wie durch Baldrian.
Proboseidea, Eüsseltiere.
Elefanten 5) sind naturgemäfs allen Pflanzungen höchst gefährliche
Feinde. Am meisten stellen sie den Bananen nach, von denen sie in
erster Linie die Früchte, dann aber auch die Blätter und selbst den
Stamm verzehren. Da Bananen häufig in jungen Kakaopflanzungen
als Schattenbäume dienen , werden auf der Suche nach ihnen die
letzteren vollständig zertrampelt. Nach Busse sind sie die schlimmsten
Feinde der Kultur von Ficus elastica. Jentsch weist darauf hin, dafs auch
im Wirtschaftswald Elefanten nicht zu dulden seien.
Perissodactyla, Unpaarhufer.
Während die eigentlichen wilden Pferde, als den Menschen zu
sehr meidend, kaum ernstlicher schädlich werden, sind verwilderte
Pferde ^), wie in Nordamerika und Australien, stellenweise auf serordent-
lich schädlich geworden und haben selbst gesetzlich angeordneten Ab-
schufs nötig gemacht.
1) VAN Deventer, Dierl. Vijand. Suikerriet, 1906, p. 2 — 5, Fig. 2 — 3. — Konings-
BERGER, 1. c. p. 17—18, 20-21, Fig. 3, 7.
2) Tropenpflanzer Bd. 2, 1898, S. 325.
3) ibid. Bd. 15, 1911, S. 62.
*) Science, N. S., V^ol. 24, 1906, p. 498—499.
"*) Eigen, Tropenpflanzer, Bd. 6, 1902, S. 34. — Pkeuss, ibid. Bd. 7, 1903, S. 349. —
Busse, ibid., Bd. 10, 1906, S. 99. — Jentsch, ibid., ßeih., Jahrg. 12, 1911, S. 74.
6) Pai.mek, Yearb. U. S. Dept. Agric. 1898, p. 88.
Carnivoren. Proboscidea. Perissodactyla. Artiodactyla. 723
Artiodactyla, Paarhufer.
Nilpferde, Hippopotamus \), brechen in Ostafrika nachts in Baumwoll-
felder und junge Kokospflanzungen ein und verwüsten sehr viel; sie
sollen indes vermeiden, auf junge Pflanzen zu treten.
Suiden, Schweine.
Flufs- und Warzenschweine, Potamochoerus alrieanus Schreb. und
Phacochoerus afrieanus Gm.') wurden in Deutsch-Ostafrika seit Anfang
der 90 er Jahre des vorigen Jahrhunderts, anscheinend infolge Abschusses
der Leoparden und Löwen, eine sehr schlimme Plage der Pflanzer. Am
meisten wairden Mais und Manihot bedroht, von denen sie oft fast die
Hälfte zerstörten, so dafs schliefslich die Felder mit Palisaden umgeben
werden mufsten. Auch in Baumwolle- und Kokospflanzungen schadeten
sie arg durch Wühlen und, indem sie die Stämme mit ihren Hauern
zerbrachen. Fallen und Treibjagden hatten nicht genügenden Erfolg,
so dafs schliefslich zu Gift gegriffen werden mufste. Unter die Hüll-
blätter von Maiskolben wurde je IV2 g Arsenik gestreut; aus Mango-
pflaumen wurde der Kern ausgedrückt und an seine Stelle wieder Arsenik
eingefüllt. Die Köder wurden abends ausgelegt, morgens wieder weg-
genommen; der Erfolg war vorzüglich. — Auf Java^) sind S. vittatus
Müll, und verrucosus Müll, und Schleg. in Pflanzungen, namentlich
in solchen mit mehl-, öl- oder zuckerhaltigen Pflanzen, auch an jungem
Kaffee und Tee, letztere Art auf den Philippinen^) noch besonders für
die jungen, bis zwei Jahre alten Kokospalmen gefährlich; sie nützen
aber auch durch Verzehren von Bodenungeziefer. — Bei Deli sind
Wildschweine aufser dem Manihot besonders an jungen Heveapflanzen
sehr schädlich.
Unser Wildsehwein, S. serofa L., dürfte im Walde überwiegend
nützen, trotzdem es den Boden nach abgefallener oder gesäeter Mast
aufbricht und dabei zahlreiche junge Pflanzen aushebt oder verletzt
und junge Kieferntriebe mit den Zähnen zermalmt. In Dickungen bricht
es vieles um; durch das „Malen" und „Wetzen" beschädigt es die Rinde
älterer Stämme. Im Felde ist es aber mit das schädlichste aller Säuge-
tiere, das vor allem Kartoffeln und Rüben auswühlt, Mais und Hülsen-
früchte frifst und im Getreide mehr zerwühlt und zertrampelt, als es
verzehrt.
Die Familien der
Traguliden ^) und Antilopen
werden nur ganz gelegentlich einmal schädlich.
Cerviden, Hirsche^).
Die Hirsche sind sowohl in Feld wie in Wald arge Schädlmge,
wenn auch ihre jagdliche Bedeutung überwiegt. Der Elch, Alces alees L.,
1) VossELER, Ber. Land- u. Forstwirtsch. D.-O.-Afrika, Bd. 2, 1906, S.413; Pflanzer
Bd. 3, 1907, S. 292.
2) KONINGSBERGEH, 1. c, p. 66—70, Fig. 24.
») WoRCESTER, Trop. Agric. (2), Vol. 37, 1911, p. 406.
*) KoNiNGSBERGEK, 1. c. Med. 44, 1901, p. 115; Med. 54, 1902, p. 65—66. — van
Deventer, 1. c. p. 10 — 11.
5) Betr. des „Schälens" siehe aufser Räi her, 1. c, noch: Die Mittel zum Schutze
des Einzelstammes gegen die Schälbeschädigungen usw., herausg. vom Königl.
46*
724 Mammalia, Säugetiere.
bedarf vor allem gerbst ofFhaltiger Nahrung; er schält in erster Linie
Weiden, dann auch Erle, Eiche, Eberesche, Aspe, Kiefer, Fichte, im
Winter vorwiegend beide letztere. Viel schlimmer wird er aber dadurch,
dafs er die genannten Hölzer in hohem Mafse verbeifst, selbst stärkere
Zweige frifst. Um zu diesen zu gelangen, bricht er jüngeres Holz
nieder. Auch durch das Fegen und Schlagen mit seinem mächtigen
Geweih verdirbt er sehr v^el. Auf Feldern stellt er besonders Bohnen,
Hafer, von dem er die ganzen Rispen abweidet, und Futtergemenge
nach, schadet aber immer mehr durch Zertreten und Umbrechen, als
durch Fressen. — Der Edelliirseh, Cervus elaphus L., schadet seit
etwa 150 Jahren in immer zunehmendem Mafse durch Schälen. In
erster Linie bevorzugt er hierbei die empfindliche Fichte, nimmt aber
auch andere Nadel- und Laubhölzer an. Im Sommer reifst er die
Rinde in langen, senkrechten Streifen los, so dafs das Cambium blofs-
gelegt wird, im Winter knabbert er die Rinde an den erreichbaren
Stammteilen und an freiliegenden grofsen Wurzeln ab. Die Ursache
dieser immer mehr zunehmenden „Unart" liegt noch nicht zutage.
Sie wird in der übertriebenen Forstkultur, besonders im Entfernen
alles ünterwuchses, in Degeneration und in der Kreuzung mit dem
Wapiti, C. eanadensls Erxl., der in noch höheren Mafse schälen soll,
gesucht. Auf jeden Fall haben die Schälschäden so zugenommen, dafs
vielfach der Bestand stark verringert, zum Teil sogar ganz abgeschossen
werden mufste ■ — Hiergegen treten die Verbifsschäden zurück, wenn
sie auch nicht gerade unbedeutend sind. Jede Holzart wird hierbei
genommen, lokal allerdings die eine bevorzugt, die andere verschmäht.
An älteren Pflanzen werden Knospen und Triebe abgebissen, jüngere
dabei ganz aus der Erde gezogen. Der durch das Schlagen verursachte
Schaden soll gröfser sein als der durch das Fegen. Beide betreffen vor-
wiegend eingesprengte Holzarten. Eichelsaaten werden, besonders im
Herbste, den Rillen folgend ausgescharrt. Im Felde schadet der Hirsch
ähnlich wie der Elch; an Hafer werden indes die einzelnen Ährchen
abgestreift; die Spindel bleibt stehen. — Das Damwild. Dama dama
L., verhält sich ähnlich, nur dafs es weniger schält, im Felde aber
durch seine Unruhe und die grofsen Rudel mehr verdirbt.
Das Reh, Capreolus capreolus L., schält nur Holunder, verbeifst
und schlägt alle Holzarten, zuerst aber immer eingesprengte. Gröfser
ist sein Schaden in Forstkämpen, geringer der in Feldern.
Auf Sumatra sind Hirsche*) die schlimmsten Feinde der Kultur
von Ficus elastica. \^on den jungen Pflänzchen werden die noch in
der roten Hülle steckenden Blattsprosse abgefressen, zuerst der Haupt-
sprofs, dann die entstehenden neuen Seitensprosse, bis schliefslich die
ganzen Pflanzen vernichtet werden können. Über zwei Jahre alte
Pflänzchen sind nicht mehr gefährdet.
Als Schutz gegen die Schäden durch Hirsche kommt in erster Linie,
wo ausführbar, Einzäunung in Betracht. Triebe und Knospen sind mit
Anstrich von Kalk, Teer, Leim, Pikrofötidin usw. oder mit „Knospen-
schützern" zu versehen, mit Fegeschäden bedrohte Stämme mit Papier,
Draht usw. zu umbinden, mit Gittern oder mit Stangen mit nach unten
gerichteten Nägeln zu schützen.
Württemberg. Hofjagdamt, Stuttgart 1910. — Moutek, Verb. Forstwirte v. Mähren
u. Schlesien, Jahrg. 62, 1911, S. 248—249. — Skibt, Das Schälen des Rotwildes,
Berlin 1911, 8«, 64 S.
') Busse, Tropenpflanzer Bd. 10, 1S06, S. 99.
Primaten, Herrentiere. 725
Cariacus nemorlvag'us Cuv. ^) weidet auf Trinidad die jungen
Kakaopflänzchen zu Tausenden ab.
Dafs das Weidevieh allen Kulturen verderblich wird, braucht kaum
erwähnt zu werden. Namentlich in den Tropen, wo meist die nötige
Aufsicht fehlt, können oft recht empfindliche Schädigungen herbei-
geführt werden.
Ganz besonders berüchtigt ist die Ziege, die mit Waldkultur un-
verträglich ist. Sie benagt Rinde und verhelfst Triebe älteren Holzes
und vernichtet sämtlichen Neuwuchs. Bekannt ist, wie sie auf St. Helena
in drei Jahrhunderten den mächtigen Urwald völlig ausgerottet hat ^j.
Nicht unerwähnt dürfen die eigentümlichen Wuchsformen
bleiben, die durch Wild, mehr aber durch Weidevieh an einzelnstehenden
Bäumen herbeigeführt werden können. Dadurch, dafs alle nach oben
strebende Triebe abgebissen werden, breitet sich die Pflanze zuerst in
Buschform wagerecht aus. Ist ihr das soweit gelungen, dafs das Vieh
nicht mehr bis zur Mitte reichen kann, dann erhebt sich hier ein Trieb,
der allmählich zum Baume auswächst. Das Endergebnis ist ein Baum,
der unten von einem dichten, halb verkrüppelten, ringförmigen Busche
umgeben ist. Meist sind Baum und Busch derselben Art bzw. dasselbe
Individuum; oft aber auch besteht letzterer aus einer anderen, dornigen
oder wenig beliebten Holzart (Wacholder).
Primaten, Herrentiere,
Von den Halbaffen beifst eine Galago-Art '^j an der Küste Deutsch-
Ostafrikas halbreife Kokosnüsse auf, um die Milch zu trinken. Da die
Tiere keine Nufs ganz austrinken , in einer Nacht aber oft mehr als
zehn Nüsse öffnen, ist der Verlust nicht unbedeutend.
Affen ^) fressen so ziemlich alles, mit Vorliebe aber Sülses, Saftiges,
Weiches. Sie sind also überall, wo sie vorkommen, sehr schlimme Feinde
der Pflanzungen. Sie holen sich die Früchte von den Bäumen, fressen
die zarten Herzen und Knospen verschiedener Pflanzen (z. B. Sisal-
agaven) aus, graben Knollen und Rüben aus, zerkauen besonders gerne
Zuckerrohr und lesen bei Kakao usw. die ausgelegte Saat auf. Ins-
besondere sind Mais, Kokos, Bananen, Kakao von ihnen bedroht. Am
meisten schaden die Hundsaffen, Paviane und die Meerkatzen,
Cercopitheken, Aber selbst die groisen Menschenaffen, Gorilla und
Schimpanse, sollen in Westafrika so schädlich sein, dafs die deutsche
Regierung ihren Abschufs befürwortet. — Die kleineren Arten werden
mit Maiskolben, die mit Zucker und Arsenik getränkt sind und tags-
über in den bedrohten Pflanzungen ausgelegt bzw. aufgehängt werden,
vergiftet. Vom Erklettern glattrindiger Bäume hält man sie durch um
die Stämme gelegte Blechringe ab.
1) Allen & Chapman, Bull. Amer. Mus. nat. Hist., Vol. 5, 1893, p. 228.
2) Wällace, Island Life, London 1880, p. 283—286.
3) VossELEE, Pflanzer, Bd. 3. 1907, S. 291.
*) Für Deutsch-Ost-Afrika siehe: Geuth, ibid. Bd. 2, 1906,8.159; Vosseler,
I.e.; MoRSTATT ibid. Bd. 7, 1911, S. 72. — Für West- Afrika siehe: Jentsch, Tropen-
pflanzer Bd. 12, 1908, S. 74. — Für Süd-Afrika: Journ. agric. Union S.-Africa,
Vol. 3, 1912, p 570. — Für Java: Koningsberger, I.e. Med. 44, 1901, p. 116; Med. 54,
1902, p. 7 — 9; van Deventer, 1. c. p. 1 — 2, Fig. 1. — Für die Philippinen: Worcestee,
Trop. Agric. (2), Vol. 37, 1911, p. 406.
Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung
der schädlichen Tiere.
Von Dr. Martin Sehwartz.
Die geringe Kenntnis von den Pfianzenfeinden , ihrer Natur und
ihr en Lebensgewohnheiten, liels in früheren Zeiten nur ein unsicheres,
mehi' oder minder abergläubisches Tappen nach Mitteln der Vorbeugung,
Abwehr oder Vertilgung zu. Erst der neuen Zeit, vor allem der Zu-
kunft, blieb und bleibt es noch vorbehalten, auf Grund der fortschreiten-
den Kenntnis der Schädlingsbiologie systematisch Schädlingsmittel zu
suchen und zu erproben. Wie überall, wo die Wissenschaft sich in den
Dienst der Praxis stellt, hat auch die Wirtschaftszoologie hierbei erst
durch das mühsame Werk der Aufklärung die Vorurteile und Be-
denken der Laienkreise nach Möglichkeit zu zerstreuen, den Aber-
glauben und die Neigung zur Kurpfuscherei zu bekämpfen. Wenn diese
gröbste Vorarbeit verrichtet sein wird, werden sich hoffentlich an das
zwar schon viel bearbeitete, von der ernsten Wissenschaft aber noch
arg vernachlässigte Gebiet der Schädlingsbekämpfung Spezialforscher
der verschiedensten ßichtungen, vor allen auch Physiologen, mehr als
bisher heranwagen.
Die in der Schädlings Vertilgung bisher eingeschlagenen Wege sind
im folgenden nur in allgemeinen Umrissen aufgezeichnet worden. Ihre
Gangbarkeit läfst sich auf dem schwanken Boden der vorliegenden
Literatur nur auf nicht lückenlosen Strecken verfolgen; sie können und
sollen daher nur als vorläufige Richtlinien erscheinen.
Anmerkung der Redaktion (Sorauer):
Bei der Beschreibung der einzelnen tierischen Schädiger ist auf deren Be-
kämpfung genügend Rücksicht genommen worden. Aber man darf sich nicht ver-
hehlen, dafs viele der empfohlenen Mittel auf Einzelerfahrungen beruhen, die unter
der Einwirkung bestimmter klimatischer Faktoren, bestimmter Bodenverhältnisse,
bestimmter Entwicklungsphasen der Kulturpflanze sowie des tierischen Schädlings
femacht worden sind. Andere Kombinationen der genannten Faktoren können
lese Resultate ändern; die beständig neu hinzutretenden Mittel und Methoden
schaffen fortwährend neue Einzelergebnisse, welche die bisherigen Erfahrungen
modifizieren.
Unter diesen Umständen kann es für ein Handbuch, das ein dauernder Be-
rater sein soll, keinen Zweck haben, die zurzeit gebräuchlichen Rezepte anzu-
führen, sondern der Leser soll befähigt werden, die bisherigen und künftigen Be-
kämpfungsmittel \md -methoden nach der Zulässigkeit ihrer Anwendung zu be-
urteilen. Er soll wissen, ob in einem gegebenen Falle direkte Bekämpfun
_ ^ ipfung oder
Vorbeugungsmittel die meiste Aussicht auf Erfolg gewähren, und soll sich ein
Urteil bilden, ob er mit chemischen oder mechanischen Mitteln unmittelbar ein-
f reifen soll, oder den Weg der indirekten Bekämpfung beschreitet, indem er sich
ie Pflege der natürlichen Feinde seiner Schädlinge angelegen sein läfst. Somit
erweist sich die Ausgestaltung einer „Theorie der Bekämpfung" als notwendig,
für welche unser geschätzter Mitarbeiter die leitenden Gesichtspunkte ent-
wickelt hat.
Mittel der direkten Bekämpfung. 727
Mittel der direkten Bekämi)fung".
Am nächsten liegend und sicher auch am längsten geübt sind die
Bekämpfungsmethoden , bei denen man durch künstliche Malsnahmen
die Schädlinge unmittelbar selbst zu treffen sucht. Sie bezwecken ent-
weder die Fernhaltung der schädlichen Tiere von den Kulturpflanzen
oder die Vertilgung einer möglichst grofsen Zahl der Pflanzenfeinde
durch Fang und Abtötung. Im Gegensatz hierzu stehen die Methoden
der mittelbaren Schädlingsbekämpfung, die eine Begünstigung der den
Schädlingen gefährlichen natürlichen Einflüsse, insbesondere ihrer natür-
lichen Feinde aus der Tier- und Pflanzenwelt, bezwecken.
A. Mittel der Abwehr.
Überall dort, wo eine Tötung des Schädlings nicht möglich, nicht
erforderlich oder nicht erwünscht erscheint, bedient man sich solcher
Mafsnahmen, die die Tiere nur von den zu schützenden Pflanzen oder
Pflanzenteilen fernhalten.
Mechanische Abwehrvorrichtungen, die durch Schutzwehren
das Eindringen der Tiere in die Pflanzungen verhindern, sind am
längsten im Gebrauch. Umzäunungen, Drahtgitter halten oberirdisch
Wild und Weidetiere, unterirdisch schädliche Nager ab. Wellblech-
einfriedigungen verhindern das Eindringen der Wanderheuschrecken ^)
im Hüpferstadium in die Felder, Schutzgräben isolieren die Kulturen
gegen das Einwandern von Mäusen^) und Maulwürfen^), ebenso wie
sie dem Einfall von wandernden Baupenmassen*) und Rüsselkäfern
und der Ausbreitung von Nematoden^) vorbeugen. Leimklebringe ver-
hindern das Aufbäumen der Raupen (besonders der Kiefern spinner
und Nonnen) und der Weibchen der Frostspanner. Saatbeete werden durch
Überdecken mit Gazestoffen*') vor Insekten und Vögeln behütet. Be-
sonders wertvolle Früchte und Fruchtstände werden einzeln in Gaze-
oder Papierbeutel eingebunden. Setzlinge erhalten durch Einpflanzen
in Düten aus Pappe ^) oder widerstandsfähigen Pflanzenblättern ^)
Schutz gegen Frais von Erdinsekten. Junge Saaten sucht man durch
Überspannen mit Schnuren und Drähten gegen das Einfallen von
Vögeln^) zu schützen, und zum Schutze der Forstgehölze gegen Wild-
verbifs und Fegeschaden sind zahlreiche einfachere und kompliziertere
Vorrichtungen ersonnen worden'*^). Hierher gehören auch die Wild-
vergrämer und Vogelscheuchen, die oft nicht nur durch ihren Anblick
(ihre Gestalt und die Bewegung loser Teile im Winde), sondern auch
durch rasselnde und klingende Geräusche die Tiere fernhalten sollen.
Schreckgeräusche, die von Wachtposten mit Klappern oder durch
Schüsse hervorgerufen werden, finden gleichfalls zur Abwehr von Säuge-
tieren und Vögeln Verwendung.
i) Gassner, Süd- und Mittelamerika, Berlin, 1909, S. 29 ff.
^) Eckstein, Teclmik des Forstschutzes, Berlin 1904.
^) Rurig, Flugblatt No. 24 der Kaiserl. biol. Anstalt.
*) Peters und Schwartz, Mitteil, der Kaiserl. biol. Anstalt, Heft 13, 1912, S. 109.
^) Kühn, Flugblatt No. 11 der Kaiserl. biol. Anstalt.
^) Chittendkn, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 31, und Schoene, State of New
York, 30. ann. Rep. No. 20, 1912, S. 205.
■') R()RiG, Forstwissenschaft!. Zentralbl., Jahrg. 47, S. 556.
^) J. VAN Leenhuff, Porto Rico agric. Exp. Station Bull. 5, 1905.
^) Eckstein, 1. c.
1") Rurig, Wild, Jagd und Bodenkultur, Neudamm 1912.
728 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
Chemische Schreck- oder Abwehrniittel scheint man schon im
Altertum gegen Pflanzenschädlinge versucht zu haben. Wirklich
brauchbare Präparate dieser Art sind aber bis heute noch nicht ge-
funden. Demokritos empfiehlt, alle Samen vor der Aussaat mit dem Safte
von Sempervivum tectorum zu behandeln ^). Andere giftige oder schlecht-
schmeckende Stoffe werden noch heute zum Einbeizen des Saatgutes
gegen Mäuse oder Vogelfrafs verwendet, z. B. Bleimennige, Teer, Teer-
seife, Petroleum, Schwefelverbindungen, Bitterstoffe, Aloe ''^' ^), Strychnin.
Die gleichzeitige Anwendung von Farbstoffen -' '^j , die den Samen ein
ungewöhnliches Aussehen verleihen, scheint die "Wirkung solcher
chemischer Schreckmittel in manchen Fällen zu erhöhen. Gegen
Schneckenfrafs sollen die Samen gleichfalls mit Hilfe von Beizmitteln
geschützt werden können. Eine Abkochung von Schafkot, Jauche und
Asa foetida wird hierfür empfohlen*). Zur Abwehr von Insekten
werden vielfach Spritzungen mit Geschmackstoffen, wie Gerbsäure und
Alaun, als Mittel angegeben. Erfolge wurden jedoch damit nie erzielt.
Brauchbarer scheinen Spritzflüssigkeiten, wie die kalifornische Schwefel-
kalkbrühe ^), Kupferkalkbrühe ^ ) , und ähnlich zusammengesetzte Präpa-
rate zu sein. Auch die trockene Anwendung von Schwefelpulver mit
Kalk gemischt soll auf gewisse Heuschrecken (Ephippigera vitium, E.
biterrensis) frafsabschreckend wirken '' ). Auf den Geschmackssinn wirken
auch zahlreiche Mittel gegen Wildverbifs, deren wirksame Bestandteile
meist in Fett, Harz, Petroleum, Teer, Teerölen, Schwefelverbindungen ^,'*)
bestehen.
Durch starkriechende Stoffe hat man oft versucht, die Schädlinge
abzuschrecken oder die die Tiere anlockenden natürlichen Gerüche der
Pflanzen zu verdecken. Das Umgeben junger Pflanzen mit petroleum-
getränktem Torfmull oder Rizinusmehl soll die Tausendfüfser fernhalten.
Gegen unterirdisch lebende Schädlinge wie Maulwurfsgrillen und Maul-
würfe wird das Einbringen von Lappen mit Petroleum, Terpentin und
ähnlichen Stoffen in die Erde empfohlen. Mit Wasser vermischtes
Petroleum soll als Aufgufs auf den Erdboden Maulwürfe und Ameisen
vertreiben. Für die Wurzeln von Setzlingen dient Tabakspulver als
Schutzmittel gegen Engerling- und Drahtwurmfrafs. — Schreck- und
Deckgerüche zum Schutze der oberirdischen Pflanzenteile sind noch
nicht gefunden. Versuche mit Naphtalin ^"^j, Pyridin, Eugenol haben
nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Taschenbero glaubt indessen,
dafs Schwefelung der Obstbäume nach der Blüte den Obstwickler von
der Eiablage abhalte. Gegen den Knospenfrafs der Vögel an Obst-
bäumen hat Reh mit Karbolineumbespritzungen im Winter Erfolg
erzielt.
Kulturmafs nahmen können gleichfalls eine Fernhaltung der
^) PliiMus, Naturgeschichte Bd. 18, K. 45 (nach Hollrung).
2) ScHWARTz, Arb. aus der Kaiserl. biol. Anst. Bd. VI, Heft 4, S. 445—486, und
Mitteil, aus der K. b. A. Heft 8, 1909, S. 85—41.
3) Rurig, Mitteil, aus der K. b. A. Heft 12, 1912, S. 25.
*) EiTZEMA Eos, Tierische Schädlinge, S. 699.
6) ScHWARTz, Arb. a. d. K. b. A., Bd. VH, Heft 4, 1909, S. 521 ff. — Scott and
Siegler, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 116, Part IV, 1913.
6) MoLZ, Deutsche Obstbauzeitung 1911, Heft 26.
■') BouRCART, Les maladies des plantes, Paris, Dain 1910. S. 173.
^) Eckstein 1. c.
9) RöRKi, Mitteil. a. der Kaiserl. biol. Anst., Heft 6, 1908, S. 36—38.
^^) Yearbook of the Department of Agriculture 1895, S. 585
Mittel der direkten Bekämpfung. 729
Schädlinge erzielen. Die zeitweise Ausschaltung der von den zu be-
kämpfenden Schädlingen bevorzugten Nutzpflanzen aus der Fruchtfolge
ist hier an erster Stelle zu erwähnen. Ferner ist die Beseitigung ihrer
wilden Nährpflanzen aus der Nachbarschaft der Kulturpflanzen vielfach
von Wichtigkeit, wenn dadurch den Tieren die Gelegenheit genommen
werden kann, die Zeit der Ackerruhe oder des Fruchtwechsels zu über-
dauern. Durch geeignete Wahl der Saat- oder Pflanzzeiten ^) kann
mitunter das am meisten gefährdete Entwicklungstadium der Pflanzen
vor oder nach der Zeit des Massenauftretens seiner Feinde erzielt
und so dem Befall durch die Schmarotzer ausgewichen werden [z. B.
bei der Bekämpfung der Getreidefliegen ^)]. Den gleichen Erfolg kann
auch die Wahl solcher Pflanzenarten hervorbringen, die durch langsameres
oder schnelleres Wachstum hinter den Perioden der Massenentwicklung
ihrer Schädlinge zurückbleiben oder sie überholen [z. B. bei der Be-
kämpfung von Euthrips piri^) oder Isosoma tritici'*)].
B. Mittel der Vertilgung.
Den Mitteln, die auf eine möglichst weitgehende Vernichtung der
schädlichen Tierarten abzielen, wird im allgemeinen eine gröfsere Be-
deutung beigemessen, als den Maisnahmen der blofsen Abwehr.
Überall , wo man der Schädlinge nur habhaft werden kann , und wo
keine besonderen Gründe für ihre Erhaltung vorliegen, sucht man ihre
Zahl durch Tötung möglichst zu verringern. Für die Wirksamkeit dieser
Art von Bekämpfungsmafsnahmen ist das planmäfsige gemein-
same Vorgehen aller Pflanzenbauer des ganzen von der Schädlings-
plage heimgesuchten Gebietes von der gröfsten Bedeutung. In den
meisten Kulturländern ist daher auch schon durch die Gesetzgebung
für eine etwaige zwangsweise Durchführung solcher gemeinsamer Be-
kämpfungsmafsnahmen Vorsorge getroffen worden. In Preufsen wird
im Wege der Jagdgesetzgebung und durch Gewährung von Abschufs-
prämien der übermäfsigen Vermehrung der schädlichen jagdbaren Tiere
entgegenwirkt. Die Bekämpfung schädlicher Insekten, kleiner Nage-
tiere usw., kann auf Grund des Feld- und Forstpolizeigesetzes mit Hilfe
von Polizeiverordnungen erzwungen werden. Solche Verordnungen
sind bereits zur Bekämpfung der Blutläuse , Heuschrecken, Maikäfer,
Raupen, Feldmäuse und Hamster erlassen worden. Wo ein gesetzlicher
Zwang nicht besteht , bemühen sich häufig Fachverbände und Ver-
einigungen, die planmäfsige gemeinsame Ausführung von Bekämpfungs-
mafsnahmen durchzusetzen. So sucht man z. B. in England durch
Bildung von Sperlings- und Eattenklubs^) zur eifrigen Vertilgung der
Sperlinge und Ratten anzuregen. Die guten Erfolge solcher nach ge-
meinsamem Plane auf weiten Gebieten durchgeführter Bekämpfungs-
arbeiten sind unverkennbar. Sie haben sich vor allem schon auf dem
Gebiete der Maikäferbekämpfung deutlich gezeigt^).
') Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 31.
2) Rurig, Flugblatt No. 9 der Kaiserl. biol. Anstalt.
3) MouLTON, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent. Bull, 80, Part IV.
■*) Webster, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Circ. 66.
^) Board of Agriculture, Leaflet No 84, S. 3.
6) Boas, J. E. V., Oldenborrernes Optraeden og Udbredelse i Danniark 1887—
1903 Kopenhagen 1904.
730 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
1. Physikalische Mittel.
Das Absammeln, d. h. das Ergreifen und Töten der Schädlinge,
stellt wohl die einfachste und älteste Bekämpfungsmethode vor. Sie
findet auch noch heutzutage überall dort Anwendung , wo • es sich um
leicht auffindbare und mit der Hand ergreifbare Schädlinge handelt,
wie Schnecken, Eier von Vögeln, Insekten, Larven aller Art (Enger-
linge , Schmetterlingsraupen , Afterraupen von Blattwespen) , Käfer,
Falter. Ausreichendes und billiges Material an Arbeitskräften ist die
einzige, leider oft nur schwer erfüllbare Vorbedmgung für dieses Ver-
fahren. Beim Absammeln schwerer erreichbarer Tiere bedient man
sich verschiedenartiger Hilfsmittel und Werkzeuge. Kleinere Insekten
und Larven werden mit Pincetten oder mit Leimruten abgelesen, in
Bohrgängen hausende Schmarotzer holt man, wie die Larve des Nashorn-
käfers^), mit widerhakenähnlich zugespitzten Drähten aus ihren Löchern,
oder man schneidet sie aus dem Holze heraus,
Leben die Schädlinge in gröiseren Massen zusammen, so sucht man
das Wegfangen und Töten sich auf mancherlei Weise zu vereinfachen.
Haustiere, Geflügel oder Schweine können in vielen Fällen als Hilfs-
truppen gegen Insekten auf die Felder gebracht werden. Auf
Bäumen lebende Insekten, wie Rüsselkäfer, schüttelt man in unter-
gebreitete Tücher oder untergehaltene Schirme. Bei Sträuchern be-
dient man sich des Fangtrichters , in den man die Schmarotzer ab-
klopft. Sehr verschiedenartige Fangmaschinen für verschiedene Schäd-
lingsarten sind gebaut worden und hier und da im Gebrauch. Der
Eapsglanzkäfer, die Rübenblattwespe , die Erbsenblattlaus ^) , die Heu-
schrecken kann man mit besonderen Maschinen von den Kulturen
abschütteln, abfegen oder sammeln und sie gleichzeitig auf leim-
bestrichenen Holz- oder Papierflächen oder in Petroleumgefäfsen
auffangen. Bei Reihenkulturen ist es möglich, die durch die Fang-
maschinen auf den Boden gefegten Schmarotzer sofort mit dem
Kultivator unterzupflügen. Fliegende Insekten, wie die Falter der
Weifslinge und der Traubenwickler usw. , fängt man mit Netzen,
Kätschern und Klebfächern. Durch Abkratzen oder Abbürsten der
Baumstämme beseitigt und tötet man viele Rindenschädlinge , wie
Schildläuse, Käfer , Raupen , Puppen usw. Das Sandstrahlgebläse hat
man denselben Zwecken dienstbar zu machen gesucht. Häufiges scharfes
Abspritzen der Pflanzen mit kaltem Wasser beseitigt mancherlei Schäd-
linge und soll das Obst gegen Befall durch Obstmaden schützen^). Durch
Absieben kann das Weizensaatgut von den Gallen des Weizenälchens
(Radekörnern) gesäubert werden. Durch gleichzeitige Vernichtung der
die Schädlinge enthaltenden Pflanzenteile wird mitunter der sicherste
Erfolg erzielt. Mit Baumscheren, Messern, Sägen entfernt man Raupen-
nester, stark blutlauskrebsige Apfelzweige und Äste, die von Holz-
bohrern zerfressen sind. Durch Abmähen oder Ausreißen und darauf-
folgendes Unterpflügen oder Verbrennen aller Pflanzenteile vernichtet
man auf den befallenen Feldern die Schädlinge unter Aufopferung
aller Pflanzen (Zwergzikaden, Getreidefliegen, Halmwespen, Kartoffel-
käfer, Nematoden). Pflügen , Eggen , Walzen wird auch an sich viel-
fach zur Abtötung von Bodenschädlingen angewendet. Die Beseitigung
1) Jepson, Fiji Dept. Agric. Bull. 3.
-) Chittenden, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Circ. 48.
3) CoKDEL, Das deutsche Landhaus, 1905, Heft 3, S. 63; 1907, Heft 3, S. 119.
Mittel der direkten Bekämpfung. 731
aller Pflanzenreste nach der Ernte, ebenso wie die baldige Vernichtung
des Fallobstes, das rechtzeitige Abpflücken der von der Birngallmücke
verunstalteten jungen Birnenfrüchte und das Abbeeren der Sauer-
wnrmtrauben sind als mechanische Maisnahmen hier gleichfalls zu
erwähnen.
In vielen Fällen bedient man sich des Feuers, um die erst
mechanisch gesammelten oder aber auf den Pflanzen und Feldern
stellenweise angehäuften Schädlinge abzutöten. Stoppeln werden ab-
gebramit, Feldstücke, auf denen Wanderheuschrecken im Hüpferstadium
eingefallen sind, werden ebenso wie Saatbeete , in denen sich allerlei
Bodenschädlinge angereichert haben, mit Holz, Stroh oder anderem
brennbarem Material bedeckt und abgebrannt. Blumenerde wird zur
Desinfektion in Kesseln erhitzt. — Oft bedarf man gar nicht des offenen
Feuers und höherer Hitzegrade, um die Abtötung von Schädlingen zu
erreichen. Wa s s e r d a m p f ') wird zur Erhitzung von Saatbeeten gegen
Nematoden benützt. Demselben Zwecke dient häufiges, rasch wieder-
holtes Begiefsen mit kochendem Wasser^, durch das auch andere
Bodenbewohner (Enchytraeiden, Fliegenlarven, Käferlarven, Erdraupen)
abgetötet werden. Der geerntete Tabak soll durch Dampfbehandlimg
bei der Verarbeitung gegen den Zigarrenkäfer geschützt werden können^).
Aber auch lebende Pflanzen sucht man , ohne sie selbst zu schädigen,
durch Hitze von ihren Schädlingen zu befreien. Am bekanntesten ist
der Gebrauch der Raupenfackel zur Vernichtung von Raupennestern
und Raupenspiegeln. Ähnliche Fackeln und Lampen kommen zur Be-
kämpfung der HelopeUis an Kakao ^) und verwandter Schädlinge zur
Anwendung. Verschiedene Arten der Heifswasserbehandlung lebender
Pflanzen bezwecken gleichfalls die Vernichtung von Schädlingen durch
"Wärmewirkung.
Zur Abtötung der überwinterten Räupchen des Springwurmwicklers
werden in Frankreich die Reben im Frühjahr mit heifsem Wasser be-
gossen oder gespritzt *). Spritzungen mit heifsem Wasser werden auch
gegen Kohlraupen und Kohlwanzen angewendet, während heiise Bäder
die amerikanischen Schnittreben gegen Rebläuse sicher desinfizieren
sollen^). Die in Farnen, Begonien, Gloxinien usw. wohnenden Blatt-
nematoden {ÄphelencJms olesistus) werden durch Baden der Pflanzen
in Wasser von 50 '^ C abgetötet).
Nach BouRCART sind alle in Sämereien lebenden Insekten durch
Erwärmung auf Temperaturen, die noch unter 100'^ liegen können,
leicht abzutöten. Bmchus- Arten sterben bei 60" nach 5 Minuten.
Kornkäfer (SitopliUns) halten einer Temperatur von 50*^ nicht stand.
Raupen sterben bei Begiefsen mit Wasser von 50 — SO*' ab. Viele
Käferarten erweisen sich widerstandsfähiger ; sie ertragen aber niemals
Siedetemperatur. Schildläuse sind nach Reh gegen höhere Tempera-
turen empfindlich und sterben in Wasser von 54 ** nach 40 Minuten, in
^) Peters und Schwartz , Mitteil, aus der Kaiserl. biol. Anst. , Heft 13, 1912,
S. 17—21 und S. 79.
'-) Howard, L. 0., U. S. Dept. Agric, Farmes, Bull. 120, 1900.
^) V. Faber, Arbeiten aus der Kaiserl. biol. Anstalt, Bd. VH, S. 193.
■*) Dewitz, Landvv. Jahrbücher, 36, 1907.
^) Bolle, IMitteil. des Deutschen Weinbau-Vereins 1912, No. 5, S. 170. Vgl.
auch Moritz, Arb. aus der Kaiserl. biol. Anstalt, Bd. VI, Heft 5, 1908.
6) Marcinowski, Arb. aus der Kaiserl. biol. Anstalt, VII. Bd., 1. Heft, 1909,
S. 144 ff.
732 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
Wasser von 55 '^ nach 22 Minuten, Nach Marchal werden Aspkliotus
ostreacformis und D>as2)is piricola durch Temperaturen von 60 — 65 " ab-
getötet. Tctrmnjchus telarins kann im Winter durch Heifswasserbehand-
kmg unter der Baumrinde abgetötet werden, während Mehlmilben erst
bei einer Erhitzung über 100" absterben \).
Die Anwendung von Kälte zur Abtötung schädlicher Insekten ist
erst bei der Vertilgung von Speicherschädlingen, der im gestapelten
Tabak lebenden Zigarrenkäfer {Lasioäerma serricorne) versucht worden - ).
Die Kornkäfer, insbesondere Sitophilus oryzac, scheinen durch häufiges
Umschaufeln der Kornhaufen im Winter wenigstens in der Vermehrung
gehemmt, wenn nicht abgetötet zu werden.
Fangapparate, Fallen.
Durch Anwendung selbsttätig wirkender Fangvorrichtungen sucht
man sich besonders den Fang von versteckt lebenden Schädlingen zu
erleichtern. Dabei macht man sich die verschiedenen Triebrichtungen
der Schädlinge zunutze.
Dem Streben vieler Tiere , sich zu gewissen Zeiten in besonders
geartete Schlupfwinkel zurückzuziehen, kommt man durch Darbietung
geeigneter künstlicher Unterschlupfe entgegen, in denen man die
Schädlinge leicht vernichten kann. Schnecken , Asseln , Erdraupen
fängt man unter ausgelegten hohlliegenden Brettern , Ziegeln oder
grofsen Blättern, Ohrwürmer in ausgelegten oder an den zu schützenden
Pflanzen aufgehängten Eohrstengeln , zwischen dem Flechtwerk alter
Körbe usw. Obstbauminsekten, die sich zur Überwinterung in Verstecke
zurückziehen, wie die Obstmaden, Apfelblütenstecher, bietet man durch
Umlegen von Heu- oder Strohseilen oder von Gürteln aus Wellpappe
(Madenfallen)^) um die Stämme geeignete Unterschlupfe, mit denen sie
später verbrannt werden. Fanggruben, die mit Abfällen von Kokos-
nüssen gefüllt sind, locken die Nashornkäfer zur Eiablage an; ebenso
hat man empfohlen, die Maikäfer an besonders hergerichteten lockeren
Erdplätzen zur Eiablage zu veranlassen.
Der Sperlingsplage sucht man durch Aufhängen künstlicher Nist-
höhlen abzuhelfen, aus denen später die ganze Brut entfernt wird^).
Den Trieb vieler Schädlinge, zu ihrer weiteren Verbreitung Wande-
rungen anzutreten, nützt man durch die Anlage von Fang graben aus.
In ihnen fängt man Mäuse , Raupen , Rüsselkäfer. Vielfach werden
auch nur einzelne grofse Fanglöcher ausgehoben, zu denen man die
wandernden Tiere durch aufgestellte Wegsperrungen (Wellblech-
wände usw.) hinleitet [Heuschreckenbekämpfung in Südamerika^), Nord-
afrika, Cypern, Ungarn; Maulwurfsgrillenfallen]. In unterirdischen
Gängen wandernde Tiere werden durch besondere, in die Erde ein-
gebrachte Fallenvorrichtungen gefangen (Maulwürfe, Maulwurfsgrillen).
Am gebräuchlichsten sind die auf den Nahrungstrieb berechneten
Fallen, zu denen ein Nahrungskö der die Tiere heranlockt. Hierher
') MüLLEK, W. , Die kleinen Feinde an den Vorräten des Landwirts. Neu-
mann, Neudamm 1900.
2) PuuK, S., Fachl. Mitt. d. Österr. Tabakregie XI, S. 105.
3) B.iKNER, Arb. a. d. Kaiserl. biol. Anst. Bd. 5, 1906, Heft 3, S. 142—147, und
Flugbl. a. d. Kaiserl. biol. Anst. No. 40.
*) Rurig, Deutsche Landw. Presse 1912.
5) Gassner, Süd- u. Mittelamerika, 1909, S. 29 ff.
Mittel der direkten Bekämpfung. 733
gehören die zahlreichen Fallenkonstruktionen für Mäuse und andere
Nagetiere. Aber auch Insekten sucht man mit Hilfe von Nahrungs-
ködern zu fangen. Die einfachsten derartigen Insektenfallen bestehen
in flaschen- oder büchsenförmigen Gefäfsen*). die zur Hälfte mit
süfsen, schwach alkoholischen, möglichst kleberigen Flüssigkeiten ge-
füllt sind, wie mit in Wasser verrührten Fruchtgelees, gesüfstem Apfel-
wein, gesüfstem und verdünntem Alkohol, gezuckertem Essigwasser,
Honigwasser, Bierresten ^ ). Fliegende Insekten, insbesondere Wespen,
Fliegen und Falter, fangen sich in derartigen Köderfallen. Besonders
konstruierte Fallen („Kiosks") mit besonders gemischten Köderflüssig-
keiten werden zur Bekämpfung gewisser Eulenfalter (Prodenia liUoralis,
Agrotis ypsiJon) in den Handel gebracht -).
Ätherische Öle werden zum Fange von Fruchtfliegen^) angewendet.
So wird in Indien das Citronellöl, in Australien Petroleum verwendet.
Auch der Nashornkäfer {Oryctes rhinoceros)*) soll sich durch der-
artige Köder anlocken lassen. Gefäfse mit weiter Öffnung werden
zu diesem Zwecke in Indien mit einer gärenden Mischung von Senf-
oder Eapskuchen mit Wasser in der Nähe der Kokospalmen auf-
gestellt.
Aaskäfer (SiJpha spec.) sollen durch eingegrabene Schüsseln mit
Fleischabtallen angelockt werden.
Auch Schnecken lassen sich angeblich mit Ködern anlocken ; mit
Küchenabfällen angefüllte und in den Boden eingesteckte Drainröhren
werden ebenso wie eingegrabene , mit Bier gefüllte Blumenuntersätze
für den Schneckenfang empfohlen.
Zu den Vorkehrungen des Fanges mit Hilfe von Nahrungsködern
ist auch die Methode der Anwendung von Fangpflanzen zu zählen.
Bei ihr sucht man durch Auslegen, Aussäen oder Anpflanzen solcher
Gewächse, die von den Schädlingen besonders bevorzugt werden , die
Schmarotzer anzulocken, anzusammeln und mit oder an den Pflanzen
zu vernichten.
Drahtwürmer werden auf Gartenbeeten an ausgelegten Kartoffel-
stücken oder ausgepflanzten Salatstauden gefangen. Auf Affenbrot-
früchten, die in den Baumwollplantagen ausgelegt werden, sammeln
sich die Eotwanzen an, so dafs sie leicht abgelesen und vernichtet
werden können-'').
Heliothis aruriger Hübn. wird durch die Aussaat von Mais zwischen
den Baumwollkulturen zur Eiablage an den Maisstengeln veranlafst*^).
Die Getreideblumenfliege {Hißeniyia coarctata) verlockt man im
Herbst zur Eiablage an Fangstreifen von Wintersaat, die man einige
Zeit vor der eigentlichen Aussaat aussät und später unterpflügt.
Zur Bekämpfung der Eübennematoden (Hdcrodera schachti) finden
Fangpflanzensaaten von Sommerrübsen oder noch besser von Pflanzen
derselben Art statt, die auf den verseuchten Äckern zuletzt unter den
1) Reh, Prakt. Ratgeber im Obst- u. Gartenbau 1909, No. 20, S. 188.
2) Zervcdacchi, G. S. , Note sur le ver du cotonnier et sur le moyen de le de-
truire, Alexandrie 1910. — Woodhouse and Fi.etcher, Agric. Journ. of fndia Vol. VU
Part. IV, Okt. 1912, S. 342.
3) Zacher, Tropenpflanzer 1912, No. 5, S. 236.
*) Ghosh, C. C, Memoirs of the Dept. of Agric. in India, Dez. 1911, Entom. Ser.
Vol. n, No. 20, S. 194.
•5) VossELER, Pflanzer, 1905, S. 216.
6) Howard, U. S. D. Office of Experiment Stations Bull. 33, 1896, S. 317 ff.;
The Agricultural News, Vol. X, No. 240, S. 215, Barbados 1911.
734 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
Alchen gelitten hat. Nach Einwanderung der Nematoden werden die
Pflanzen vernichtet ^). Ebenso wird gegen TylcncJms dipsaci ver-
fahren, für dessen Bekämpfung Fangpflanzensaaten von Buchweizen,
vor allem aber von Roggen und Klee empfohlen werden. Gegen
Hcteroäera radic/cola empfiehlt Fkank^) Klee und Salat als Fang-
pflanzen.
Der den meisten Insekten eigene Trieb, Lichtquellen zuzustreben,
wurde bei der Konstruktion der Fangla ternen oder Lichtfallen aus-
genützt. Diese hat man in den verschiedensten einfachsten bis kom-
pliziertesten Bauarten ausgeführt; der mit ihnen erzielte Erfolg ist
jedoch bisher bei der einfachen, innen geteerten und mit einem Rüböl-
lämpchen erleuchteten Tonne ebenso wenig zufriedenstellend gewesen,
wie bei den turmhoch aufgestellten Riesenscheinwerfern, deren grelle
Lichtkegel von elektrischen Flammenbögen hervorgebracht und von
starken Luftsaugern beherrscht wurden , die alle in den Lichtbereich
taumelnden Insekten in ihren AVind rissen und glühenden Drahtrosten
zuführten -^^ ^- ^). Solche Lichtfallen werden namentlich gegen Nacht-
schmetterlinge, Traubenwickler^), Nonnen ^•^'■'^) und andere Spinner-
falter, Eulenfalter ^) , aber auch gegen Schnaken^) zur Anwendung ge-
bracht. Durch Zusatz fluoreszierender Stoffe zu Insektenleim sucht man
gleichfalls fliegende Insekten an Leimringe und besonders konstruierte
Klebeglocken ^) anzulocken. Der Erfolg ist noch geringer als bei der
Anwendung von Fanglampen.
2. Chemische Mittel.
Von der Anwendung chemischer Bekämpfungsmittel verspricht man
sich im Gegensatz zur Benutzung physikalischer Abwehr- und Fang-
methoden rascheren und sichereren Erfolg und Ersparnis an Zeit und
Arbeitskräften. An Versuchen, die Gifte der Schädlingsvertilgung
nutzbar zu machen, hat es daher nie gefehlt. Brauchbare Erfolge
mufsten jedoch hierbei ausbleiben, solange ohne Kenntnis der Eigenart
und Lebensweise der zu vertilgenden Schädlinge und ohne Erkenntnis
der Beschaffenheit der Gifte und ihrer Wirkung auf die einzelnen Ent-
wicklungsstände der einzelnen Schädlingsarten willkürlich herum-
probiert wurde. Das drängende Verlangen der Praxis nach sofort an-
wendbaren Mitteln, das weder Zeit noch Gelegenheit bot, die Zu-
verlässigkeit der nach wissenschaftlicher Erkenntnis in Frage kommen-
den Mittel zu erproben, führte zu einem Pfuschertum, das noch jetzt
aufser die Sache selbst auch den Ruf der wissenschaftlichen Phyto-
pathologie schädigt. Die Industrie , die ihre Abfallprodukte zu ver-
werten sucht, bringt noch heute täglich neue fertige Pflanzenschutz-
') Flugbl. No. 11 a. d. Kaiserl. biol. Anst. — Marcinowski, Arb. a. d. Kaiser!,
biol. Anst., VII. Bd., 1. Heft 1909.
2) Frank, Landw. Jahrb. XIV, 1885, S. 149—176.
=') Deutscher Reichsanzeiger No. 109, 6. Mai 1907.
*) Amtl. Ber. über die 48. Gesanatsitzung des sächs. Landeskulturrats 14/15,
16. Okt, 1908.
^) Friedrich, Zentralbl. f. d. gesamte Forstwesen, .88. Jahrg. 1904, S. 4999.
6) Dewitz, Landw. Jahrb. 36, 1907, S. 964.
'') Rurig, Deutsche landw. Prosse, 24. Jahrg., S. 458. — Howard, U. S. D. Office
of Exp. Stat., Bull. 38, 1896, S. 817.
") Kaiserl, Patentamt, Patentschrift No. 190308, Klasse 45 k, Gruppe 1.
9) Patentschrift No. 254871, Klasse 45k, Gruppe 2, 18. Dez. 1912.
Mittel der direkten Bekämpfung. 735
mittel auf den Markt, für die nur noch die Schädlinge gesucht zu werden
brauchen, die sich damit vertilgen lassen.
Leider herrscht gerade in den dabei am meisten interessierten
Kreisen der Praktiker noch vielfach die abergläubische Neigung, der-
artigen Geheimpräparaten oder den meist völlig aus der Luft ge-
grifienen, angeblich bewährten alten „Hausmitteln" einer gewissen
populären Literatur mehr Vertrauen zu schenken als den nüchternen
Vorschriften auf wissenschaftlicher Grundlage. Diese Umstände haben
auch auf die Fachliteratur einen unheilvollen Einflufs ausgeübt und
sie mit einem Wust von Veröffentlichungen überschwemmt, deren
Quelle, wenn nicht in Geschäftsreklame, so in dem Irrtum von Ver-
suchsanstellern zu suchen ist, denen die für die Ausführung und
Beurteilung solcher Versuche nötige Vorbildung fehlt. Zu der Ver-
wirrung tragen namentlich die Publikationen solcher Schädlings-
forscher nicht wenig bei, die ihre Untersuchungen auf die Morpho-
logie und die systematische Stellung der schädlichen Tierarten be-
schränken und die zur Abhilfe der Schädigungen zu empfehlenden
Mafsnahmen nur der theoretisch sehr schwer zu beurteilenden Literatur
entnehmen.
Das grofse Verdienst, den ersten gangbaren Weg durch das Laby-
rinth der Literatur über chemische Schädlingsmittel gebahnt zu haben,
gebührt Hollrung M, dem neuerdings Bourcart^) mit einer neueren um-
fangreicheren Veröffenthchung gefolgt ist. Aber auch dieser Bücher ver-
mag sich mit Nutzen nur der Sachverständige zu bedienen, der auf Grund
seiner Kenntnis der Schädlinge, ihrer Lebensweise, der Wirtspflanzen
und deren Eigenart sowie der Bekämpfungsmittel und ihrer AVirkungs-
weise auf Tiere und Pflanzen die dort gebotenen Hinweise aus der
Literatur kritisch zu würdigen versteht. Systematische Forschung, bei
der die Physiologie die Wirkung der Gifte auf die Schädlinge und die
Nutzpflanzen prüft, die Zoologie den für die Bekämpfungsmaisnahmen
günstigsten Zeitpunkt der Schädlingsentwicklung , die Botanik die für
die Pflanze beste Zeit auswählt, die Chemie die beste Art der Her-
stellung der Mittel und die Landwirtschaft die vorteilhafteste Methode
ihrer Anwendung feststellt, kann hier allein Wandel schaffen^).
Die bisher zur Schädlings Vertilgung verwendeten Mittel kann man je
nach der Art ihrer Wirkungsweise als Hautgifte, Atmungsgifte und
Magengifte unterscheiden. Zwischen den beiden erstgenannten Gruppen
läfst sich diese Trennung allerdings nicht immer ganz streng durch-
führen, da manche die Haut angreifende Stoffe, wie Seifenlösungen usw.,
bei den Insekten auch die Atemöffnungen verstopfen und so auf die
Atmungsorgane einwirken können, während andererseits manche Atem-
gifte, wie Nikotindampf, aufser einer Schädigung durch die Atmungs-
organe auch eine Ätzung der Körperhaut herbeizuführen vermögen.
Je nach der Körperbeschaffenheit und der Lebensweise werden nicht
nur die Bekämpfungsmittel aus diesen drei Gruppen, sondern auch die
besten Formen ihrer Anwendung ausgewählt. Die Gifte können in
1) HoLLRUNG, Handbuch der chemischen Mittel, Berlin 1898.
2) BouRCART, Les Maladies des Plantes, leur traitement raisonne et efficace en
agriculture et horticulture, Paris, Doin, 1910. ,
^) Populäre Zusammenstellungen der wichtigeren Pflanzenschutzmittel: C. An-
DRESEN, Die Vertilgung schädlicher liere und Pflanzen, Trowitzsch & Sohn, Berlin.
— Flugbl. No. 46 der kaiserl. Biol. Anst. — Texas Department of Agric. , Bull. 9,
new series 1911. — S. auch Lodeman, The Spraying of Plauts, New York 1902.
736 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
festem, riüssigem und gasförmigem Zustande verwendet werden. Sollen
sie als Hautgifte wirken . so werden sie nur selten als feste Körper,
und zwar in Pulverform (als Streumittel, z. B. Atzkalk gegen Schnecken,
Blattwespenlarven), niemals als Gase, sondern meist als Flüssigkeiten
angewendet. Die Flüssigkeiten können an die Schädlinge und die von
ihnen bewohnten Pflanzen als Anstrich mit Hilfe eines Pinsels oder
Schwammes, als Bad , in dem die befallenen Pflanzen oder Pflanzen-
teile einige Zeit belassen werden, als Gufs mit Hilfe einer Kanne oder
als Spritzmittel mit Hilfe einer Spritze gebracht werden.
Zum Anstrich bedient man sich gewöhlicher Maler- oder Maurer-
pinsel, die je nach der gewünschten Wirkung mit starren oder weichen,
langen oder kurzen Borsten gewählt w^erden; für manche Zwecke sind
auch Schwämme recht geeignet. Das Bad kommt meist nur bei
kleineren, wertvolleren Gewächshauspflanzen oder bei einzelnen Teilen
gröi'serer Gewächse in Anwendung; es kann in jedem geeigneten Ge-
fäfs vollzogen werden. Zum Gleisen der Mittel verwendet man ge-
wöhnliche Giefskannen mit oder ohne Brause und in bestimmten Fällen
besonders gebaute Vorrichtungen [z. B. bei der Petroleumbehandlung
der Eierschwämme des Schwammspinners ^ ), bei der Nikotinbehandlung
der Traubenwickler mit Hilfe eines Maschinenölers]. Für die Spritzungen
bedient man sich gewöhnlicher Gartenspritzen mit starkem, schwachem,
einfachem, geteiltem Strahl oder besonderer Pflanzenspritzen mit nebel-
artiger Verteilung des Spritzmittels. Solchen Nebelspritzen ist in den
meisten Fällen der Vorzug zu geben, da sie bei sparsamem Verbrauch
der Spritzflüssigkeiten eine ausreichend gleichmäfsige Benetzung der
Tiere und Pflanzen ermöglichen. Die staubartige Versprühung bringt die
Mittel selbst an sehr glatten und fettigen Körpern zum haften. Ge-
eignete Pflanzenspritzen sehr verschiedenartiger Konstruktionen werden
von zahlreichen leistungsfähigen Fabriken in den Handel gebracht. Je
nach den besonderen Zwecken ihrer Verwendung sind sie tragbar oder
fahrbar, zum Bespritzen hoher oder niedriger, einzelner oder mehrerer
Pflanzen gleichzeitig eingerichtet.
In fester Form werden die Mittel als Hautgifte und als Atmungs-
gifte auf die Tiere aufgestäubt. Als Magengifte kpmmen sie gleichfalls
meist durch Aufstäubung auf die zu schützenden Pflanzenteile in An-
wendung, zum Teil werden sie aber auch in Substanz mit Ködern aus-
gelegt (z. B. Giftbrocken gegen Nagetiere , Vögel , Erdinsekten). Das
Verstäuben der Pulver geschieht entweder durch Aussäen mit der
Hand oder durch Verteilung mit landwirtschaftlichen Maschinen , wie
Kleestreuern, oder durch Verblasen mit Blasebälgen oder besonderen
Pulverbläsern, die aus mit Pulverbehältern verbundenen Blasebälgen
bestehen. Im Kleinbetriebe genügen oft auch gewöhnliche Gummi-
bälle mit Ausblaserohr oder pinselartige Zerstäubervorrichtungen.
Mit Siebdeckeln verschlossene Blechschachteln genügen auch in vielen
Fällen.
Die gasförmigen Mittel werden als Atmungsgifte , und zwar meist
nur in geschlossenen Räumen oder im Erdboden angewendet. Sie
werden entweder in den zu durchräuchernden Räumen selbst entwickelt
oder von aufsen her eingeleitet. Besondere Apparate , die die Gase
oder die zu ihrer Erzeugung dienenden Flüssigkeiten in die Erdgänge
') Flugbl. No. 6 der Kaiserl. biol. Anst.
Mittel der direkten Bekämpfung. 737
•oder in den Erdboden unter Druck einpressen, ebenso wie Vorrich-
tungen zur Erleichterung der Dosierung kommen dabei vielfach zur
Anwendung.
Haut gifte in fester Form.
Tabak pulver, insbesondere der Staub aus Tabakfabriken, wird
zur Bekämpfung von Blattläusen und Wurzelläusen, z. B. auch der
Blutläuse ^) am Wurzelhals, mit Erfolg angewendet.
Schwefelpulver, die sogen. Schwefelblüte, hat sich als Staub-
mittel gegen die Larven der Kirschblattwespe -) {Eriocampa adumbrnta),
gegen Milbenspinnen (Tetramjchus bioculatus)^) und Gallmilben*) {Erio-
phycs vitis, E. malinus, E. piri, FhyUocoptes sMechtenäali) bewährt. Gegen
Haltica ampelophaga wird gleichfalls Schwefelung empfohlen.
Atzkalk, der frisch gelöscht und zu Pulver zerfallen ist, eignet sich
vorzüglich zur Abtötung von Nacktschnecken , wenn er in Zwischen-
räumen von 30 Minuten zweimal auf die Felder gestreut wird. Die
Afterraupen der Kirschblattwespe und die Larven des Spargelhähnchens
sind gleichfalls durch Aufstäuben von Atzkalkpulver abzutöten. Die
Rüben-Nematoden werden durch inniges Vermischen der sie enthaltenden
Erde mit Ätzkalk (1 Teil Kalk : 6 Teilen Erde) vernichtet -5).
Gemische von Atzkalk mit Tabakpulver wurden gegen Stachelbeer-
blattwespenlarven **) und gegen Erdflöhe^) erfolgreich angewendet.
Gegen Haltica anipclopltaga soll Tabakpulver mit Schwefelblüte oder
Schwefelblüte mit Atzkalk gemischt wirksam sein**).
Hautgifte in flüssiger Form.
Die Grundlage fast aller zu Güssen, Anstrichen, Bädern oder
Spritzungen angewandten Hautgifte bildet das Wasser als Lösungs-
oder Verdünnungsmittel.
Es stellt jedoch auch an sich, , ohne jederlei Beimengung, ein wich-
tiges Bekämpfungsmittel vor. Am nächsten liegend war von jeher seine
Verwendung im Kampfe gegen Bodeninsekten.
Zur Behandlung kleinerer Feldstücke, namentlich von Saatbeeten,
Topferde wird vielfach heifses Wasser verwendet. [Hcterodera radici-
■cola-^), Enchytraeiden, Dipterenlarven, Käferlarven, Erdraupen, Ameisen.]
Auch die oberirdischen Pflanzenteile werden zur Befreiung von
Schädlingen mit kaltem oder warmem Wasser behandelt, und zwar
darin gebadet oder damit bespritzt. Gegen Aphehnchus olesistus Ritz.
Bos in den Blättern der Farne, Begonien, Gloxinien werden Bäder von
5 Minuten Dauer in Wasser von 50 ^ C empfohlen ^^). Die Nematoden
^) Flugbl. No. 88 und 46 der Kaiserl. biol. Anst.
2) GoKTHE, Ber. d. Kgl. Lehranstalt f. Obst- u. Weinbau Geisenheim 1898, S. 32.
^) Playfair, Indian Museum Notes 3, 46 (nach Hoi.lkuxg).
*) BouRCART, Les Maladies des Plantes Paris, S. 74.
^) Kühn, Ber. aus dem phvsiol. Lab. u. der Versuchsanst. des landwirtsch. In-
stituts der Universität Halle, 1881, Heft 3, S. 99.
«) FiROR, Insect Life 1, 17.
') Ormerod, Report of Observations of injurious Insects 1898, 95. — Whitehead,
Journal of the Royal Agricultural Society oif England, 3. Ser., Bd. 2, T. 2, S. 231 .
«) BoURCART, 1." c. S. 78.
^) Breda de Haan , S' Lands Plantentuin , Bull, de l'Inst, bot. de Buitenzorg,
Jio. IV, S. 1-10.
10) Makcinowski, Arb. a. d. Kaiserl. biol. Anst., VII. Bd., 1909, S. 145.
Sorauer, Handbuch. 3. AuH. Drit t e r Band. 47
738 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
werden bei dieser Beliandlmig durcli die Wärme abgetötet, während
die Pflanzen nur geringe Beschädigungen erleiden. Aus vereinzelten,
kostbaren Pflanzen können durch Bäder in Wasser von 18 — 20^ C die
Blatt-Nematoden ausgetrieben werden, wenn die Bäder auf die Zeit
von täglich einer Stunde ausgedehnt und während einer ganzen Woche
täglich wiederholt werden i). — Für die Desinfektion amerikanischer
Schnittreben gegen Rebläuse werden gleichfalls warme Bäder empfohlen.
Die Reben werden in einem besonderen Apparat erst 5 Minuten lang
mit Wasser von 35—40*' C und dann 5 Minuten mit Wasser von 56^'
behandelt. Durch das Verfahren, das im Frühjahr vorgenommen werden
soll, werden angeblich die Rebläuse sicher getötet, ohne dafs die Pflanzen
nennenswerte Schädigungen erleiden^).
Zur Befreiung geernteter Früchte und Samen von Schmarotzern
finden Wasserbäder gleichfalls Anwendung. Die Kirschmaden {Spüo-
gra/pha cerasi) verlassen die von ihnen bewohnten Früchte, wenn man
diese 1—2 Stunden in Wasser legt. Zur Abtötung von ürnchus pisi
in Erbsen wird empfohlen, diese mit heiisem Wasser zu überschütten,
in das dann kaltes Wasser nachgegossen wird. Die Erbsen sollen
24 Stunden in dem Wasser verbleiben^).
Als Spritzmittel wirkt kaltes Wasser bei möglichst täglicher An-
wendung auf die Vermehrung der Spinnmilben (Tetranychus S}iec.) am
Laub der Bäume und der Bryohia rihis an Stachelbeeren hemmend ein.
Bewährt hat sich vielfach das abendliche Abspritzen mit kaltem Wasser
bei Zimmer- und Gartenpflanzen, die von Blattläusen heimgesucht
worden sind (Soraueh).
Heifses Wasser wird gleichfalls gegen verschiedene Schädlings-
arten als Spritzmittel empfohlen. Kohkaupen (Pieris rapae) sollen
durch Wasser von 55 "^ C abgetötet werden '*), und Wasser von 65,5 ** C
soll die Kohlwanze Murgautia histrionica Hahn vertilgen^), ohne den
Pflanzen schwerere Schädigungen zuzufügen.
In Frankreich wird heifses Wasser gegen die unter der Borke der
Rebe überwinterten Räupchen der Springwurmmotte {Tortrix pühriana)
angewendet. Die Reben werden im Frühjahr (März) entweder mit Hilfe
von Blechkannen mit dem heifsen Wasser begossen oder aus heizbaren
Spritzen bespritzt*^).
Aufser der Verdünnung mit AVasser erhalten viele flüssige Be-
kämpfungsmittel Zusätze von gewissen Chemikalien, die an sich keine
oder nur geringe Giftwirkung haben und nur durch Erhöhung der-
Haftfähigkeit der Flüssigkeiten an den zu bespritzenden Tieren oder-
Pflanzen die Wirkung der eigentlichen giftigen Bestandteile fördern sollen.
Solche Stoffe sind : Zucker, Dextrin, Wasserglas, Soda, Aluminium-
acetat, tierischer Leim, verdünnte Seifenlösungen. Nach Vermorel und
Daubouy ist die Vorbedingung für die Benetzung eines Körpers durch
eine Flüssigkeit, dafs die Kohäsion der Moleküle der Flüssigkeit kleiner
ist, als das Doppelte ihrer Adhäsionskraft für den festen Körper^).
») ScHWARTz, M., Arb. a. d. Kaiserl. biol. Anst.. Bd. VIII, Heft 2, 1911.
2) Bolle, Die Desinfektion von amerikanischen Schnittreben. Mitteil. des.
Deutschen Weinbau- Vereins 7. Jahrg. 1912, S. 170. — S. auch Boukcart S. 52.
^) Flktchei!, Evidence on Agriculture Colonization 1892, S. 11 (nach Hollrung)..
") RiLEY, ü. S. Dept. Div. Ent. Bull. 14, 1887, S. 11.
B) MuRTFELDT, U. S. Dept. Div. Ent. Bull. 26, S. 88.
6) Dewitz, Landwirtschaftl. Jahrb. 86, 1907, S. 989.
■J) Vermorel et Dauüouy, Cr. Ac. Sciences Paris, Bd. 151, 1910, S. 1144—1146.
Mittel der direkten Bekämpfung. 739
Unter den für Anwendung in flüssiger Form bestimmten Haut-
giften nehmen die Tierfette und Tier öle eine bevorzugte Stelle ein.
Ihre "Wirkung beruht auf einer die Tiere schädigenden Veränderung
der äuiseren Körperhaut der Schädlinge, zu der meist ein mechanischer
Verschlufs der Atemöffiiungen hinzukommt, weshalb sie in gewisser
Beziehung auch zu den Atmungsgiften zu zählen wären. Meist werden
die Fette und Öle erst durch Vermengung mit anderen Stoffen völlig
gebrauchsfertig gemacht. Ihre Anwendung erfolgt dann als Streich-
oder Schmiermittel oder in spritzfähigen Verdünnungen als Spritz-
mittel.
Zur Verwendung kommen Fischöl (durch Ausschmelzen des Herings
Chpeus menhaddcn erhalten), Wallfischtran, Schweinespeck, Pferdefett.
Während das letztere in Fuhrmanns Fettmischung mit Schmier-
tran ^) und vergälltem Weingeist vermischt zum Bestreichen der Blutlaus-
kolonien Verwendung findet, werden die übrigen Tierfette meist nur
als Seifen in wässeriger Lösung oder in Emulsionen mit Seifenlösungen
angewendet -).
Ähnliche Dienste leisten Pflanzenfette. Rüböl, Leinöl, Baumöl,
Palmöl werden entweder rein als Streichmittel, verseift oder mit
Seifenlösungen emulgiert als Spritzmittel zur Bekämpfung von Pflanzen-
läusen, Käferlarven, Ameisen benutzt. Gegen ähnliche Schädlinge
werden auch verschiedene Harzseifen, oft auch in Kombination mit
Ölseifen angewendet.
An Stelle der nach zahlreichen Vorschriften für Pflanzenschutz-
zwecke besonders hergestellten Öl-, Fett- und Harzseifen kann man
sich auch der meisten fertig käuflichen Waschseifen allein oder mit Zu-
satz anderer Insektengifte als Bekämpfungsmittel bedienen. Schwache
Seifenlösungen von 0,5 — 1 "/o Seifengehalt werden von den meisten
Pflanzenarten gut vertragen und wirken auf viele Schädlinge mit
weicher Körperhaut, namentlich auf gewisse Pflanzenlausarten, tötlich.
Vielen Pflanzen kann man noch stärkere Seifenlösungen als Spritz-
mittel bieten. In den meisten Fällen wird man jedoch den Seifen-
gehalt der Lösungen nicht über 2 ^/o erhöhen, wenn man die Spritzungen
auf alle grünen Pflanzenteile während der Vegetationsperiode ausdehnt.
Stammteile kann man zur Abtötung von Insekteneiern, überwinternden
Milben usw. ohne Schaden für die Pflanzen mit 10 °/oigen Seifenlösungen
waschen und abbürsten.
Eine Steigerung der Wirkung versuchte man vielfach durch Zu-
satz von Holzteer zu den Seifenlösungen zu erzielen.
Als eines der wirksamsten aus dem Pflanzenreiche stammenden
Berührungsgifte ist sicherlich das Nikotin anzusehen, das in Gestalt
der Tabakslaugen zur Anwendung kommt. Die Herstellung der Laugen
kann man unter Benutzung von minderwertigen Tabaken und Abfällen
der Tabakindustrie auf kaltem und warmem Wege mit Wasser selbst
vornehmen. Man überläfst sie aber besser den Laugenfabriken, da die
Wirkung der Laugen auf die Schädlinge lediglich von ihrem Gehalt
an Nikotinsalzen oder reinem Nikotin abhängt, und der Laie bei der
ihm allein möglichen primitiven Art der Herstellung der Laugen ein
') BöRNER, Flugbl. 33 d. Kaiserl. biol. Anstalt.
2) HoLLRrx(;, Handb. der ehem. Mittel, Berlin 1898. — Bourcart, Les Maladies
des Plantes, Paris 1910. — Moulton, ü. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 80, Part IV.
— Jones, P. E., U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 80, Part VIII 1910.
47*
740 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
gleiclimälsiges Präparat von bestimmter Beschaffenheit nie erzielen
kann^).
Die Giftwirknng der Tabaklaugen auf die Insekten scheint nicht
beeinträchtigt zu werden , wenn das Nikotin in diesen nicht rein,
sondern an Säuren gebunden in der Form von Salzen vorhanden ist.
Jedenfalls genügen Spritzmittel von 0,1 % Nikotingehalt für die Ab-
tötung der meisten Pflanzenläuse und nackter, weichhäutiger anderer
Insekten schon völlig-). Zur Unterstützung dieser Giftwirkung ist
die Erleichterung des Festhaftens der Spritzflüssigkeit an den Tier-
körpern von grofser AVichtigkeit. Deshalb kommt die Tabaklauge allein
in wässeriger Verdünnung nur bei den leichter benetzbaren Tierarten
zur Verwendung. Schwerer benetzbare Tiere werden besser mit Kom-
binationen von Tabaklaugenlösungen mit Fett- , Öl- und Harzseifen
behandelt '^j.
Ein den Tabaklaugen in der Giftwirkung ähnlicher, gleichfalls dem
Pflanzenreiche entstammender Stoff ist der Extrakt des Quassiah olzes.
Er enthält das als Hautgift wirkende Quassin und wird wie die Tabak-
lauge in wässeriger Lösung allein oder in Verbindung mit Seifen ver-
wendet. Dem Nikotin scheint das Quassin an Giftigkeit etwas nach-
zustehen. Der Vorzug gröfserer Billigkeit läfst jedoch in vielen Fällen
die Anwendung des wässerigen Quassiaauszuges vorteilhafter als die
Verwendung von Tabaklaugen erscheinen. Er leistet bei Bekämpfung
vieler Pflanzenläuse, aber auch mancher nackter Raupen und After-
raupen gute Dienste.
Ähnliche Verwendung finden auch Auszüge des dalmatinischen
Insektenpulvers, von denen das DuFOURsche Mittel am besten bekannt
geworden ist. Es wird aus anderthalb Teilen dalmatinischem Insekten-
pulver, drei Teilen Schmierseife und hundert Teilen Wasser hergestellt
und soll besonders gegen kleine Raupen (namentlich gegen die
Traubenwickler) verwendet werden. Blattläuse und Blattwespenlarven
werden durch das Mittel getötet. Auch mit Alkohol oder mit Alkohol
und Ammoniak hergestellte Insektenpulverextrakte werden vielfach als
Berührungsgifte gegen schädliche Insekten versucht.
Andere Pflanzenstoffe : Wallnufs- , Tomaten- , Rofskastanien-,
Myrthen-, Lorbeer-, Rainfarnblätter, Aloepech, Sabadillsamen, Wurm-
farnwurzeln wurden des öfteren zur Herstellung von Extrakten für die
Anwendung als Berührungsgifte benutzt. Die damit erzielten Erfolge
sind aber nach den vorliegenden Nachrichten kaum mit den! guten
Wirkungen des Nikotins und des Quassins zu vergleichen.
Unter den Stoffen mineralischer Herkunft ist der Atzkalk wohl
das populärste der gegen schädliche Insekten angewandten Berührungs-
gifte. Den während der Vegetationsruhe angewandten Anstrichen der
Bäume wird vielfach abtötende Wirkung auf Insekteneier, Puppen und
Larven zugeschrieben.
Auch als Spritzmittel findet die Kalkmilch häufig Verwendung*).
Einwandfrei nachgewiesen ist ihre Wirkung auf die Larven und
1) MoKEAU, L., et ViNET, E. , Revue de Yiticulture, 16. Jahrg., Bd. 31, 1909,
S. 488—400. — Schwangart, Mitteil, des Deutschen Weinbau-Vereins 1909.
2) ScHWARxz, Mitteil. a. d. Kaiserl. biol. Anst., Heft 12, 1912, S. 29. — Johnson,
U. S. Agric. Bur. Ent., Bull. 97, Part I.
^) vgl. Flugbl. 46 der Kaiserl. biol. Anst. — Schwartz, Arb. a. d. Kaiserl. biol.
Anst., Bd. VI, Heft 4, 1908, S. 493 ff.
") Morris, L., Agr. Exp. Sta. California, Bull. 228, Sacramento 1912.
Mittel der direkten Bekämpfung. 741
Weibchen der ßübennematoclen , bei dem von Hollrung gefundenen
Verfahren der Desinfektion der Rübenschwemmwässer.
In Verbindung mit Schwefel kommt der Kalk in Gestalt der
Schwefelkalkbrühen als Spritzmittel gegen Schildläuse, Spinn-
milben, Gallmilben und mancherlei andere Schädlinge in Anwendung.
Für diese unter dem Namen der Oregon- oder Californischen Schwefel- -
kalkbrühe bekannten Gemische, in denen Schwefelkalcium als der
wirksamste Bestandteil anzusehen ist, sind zahlreiche Vorschriften*)
ausgearbeitet und veröffentlicht worden, unter denen die von der
Vereinigung Deutscher Schwefelproduzenten in Hamburg bekannt ge-
gebene Herstellungsanweisung am wirtschaftlichsten erscheint^).
Schwefelkalium (Schwefelleber) wird vielfach gleichfalls in wässe-
riger Brühe gegen weichhäutige Insekten : Wicklerräupchen, Blattläuse,
ja selbst gegen Heuschrecken empfohlen.
Das beste aller unter den mineralischen Stoffen bisher bekannten
Berührungsgifte ist das Petroleum. Unverdünnt kann es jedoch nur in
Ausnahmefällen, d. h. zur Behandlung einzelner Pflanzenteile, besonders
an den Stämmen der Bäume, verwendet werden, da es grüne Pflanzen-
teile leicht schädigt. Bei der Abtötung der Schwammspinner-Eigelege
leistet es in reinem Zustande gute Dienste^). Zum Abtöten von ge-
fangenen oder abgesammelten schädlichen Insekten ist es gleichfalls
sehr geeignet. Oft genügt es, die Schädlinge in ein mit Wasser ge-
fülltes Gefäi's zu werfen, das auf dem Wasserspiegel nur eine geringe
Petroleumschicht trägt.
Als Spritzmittel kommt Petroleum in wässeriger Verdünnung gegen
die verschiedenartigsten Schädlinge zur Anwendung. Aus Rücksicht
auf seine immerhin beträchtliche Giftigkeit für die lebenden Pflanzen
mufs es jedoch stets mit einiger Vorsicht und nur in solchen Ge-
mischen gebraucht werden , in denen das Petroleum dauernd gleicli-
mäfsig verteilt bleibt. Daher sind die mit Hilfe besonderer Apparate
hergestellten mechanischen Mischungen kleiner Petroleummengen mit
Wasser wegen ihrer Unbeständigkeit am wenigsten für die Bespritzung-
lebender Pflanzen geeignet.
Besser sind schon die Verbutterungen von Petroleum mit Milch,
die eine gute Verdünnung mit Wasser gestatten und besonders gegen
Zikaden, Pflanzenläuse, Psylliden, Käferlarven empfohlen werden.
Emulsionen von Petroleum mit Seifenlösungen können nach zahl-
reichen Rezepten bereitet werden und dienen als Spritzmittel gegen
Pflanzenläuse , Wanzen . Zikaden , Blattwespenlarven, Schmetterlings-
raupen, Käferlarven, Erdflohkäfer usw. Sie sollen auch mit Erfolg gegen
Erdinsekten als Güsse verwendet werden.
Für die Reblausdesinfektion hat sich Petroleum als unzureichend
erwiesen*).
In ähnlicher Weise wie Petroleum lassen sich Benzin und
Paraffin^) in Seifenemulsionen zu Spritzungen verwenden.
Noch stärkere Pflanzengifte als Petroleum, Benzin und Paraffin
1) Stewart, Exp. Sta. Pennsylvania, Bull. 92, — Parbott, Exp. Sta. New York,
Bull. 320, 1909. — VAN Slyke, HeLges and Bosavorth, Exp. Sta. New York, Bull. 319,
1909, S. 883—418.
-) Vgl. Flugbl. No. 4G d. Kaiserl. biol. Anst., 6. Aufl.
3) ibid. No. 6.
*) Moritz, Arb. aus der Kaiserl. biol. Anst., Bd. VI, Heft 5, 1908.
5) Theobai.d, Insect pests of fruit. Wye Court, Wye 1909, S. 516.
742 Mittel und Mafsnahmen zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
stellen die Karbolsäure, das Kresol und das Lysol vor. Sie sind
in Verbindung mit Seifenlösungen während der Vegetationsperiode an
oberirdischen Pflanzenteilen nur in Verdünnung von nicht über V4 — V2 '^'0
Gehalt anzuwenden, wenn sie nicht oft beträchtliche Pflanzenschä-
digungen hervorrufen sollen. Daher sind sie auch nur zur Bekämpfung
einiger weniger Pflanzenlausarten brauchbar, die diesen stark ver-
dünnten Mitteln erliegen '). Die meisten Schädlingsarten bleiben bei
der Behandlung mit diesen schwachen Phenol- oder Kresolseifenbrühen
am Leben.
Ähnlich verhält es sich mit den in grofser Zahl auf den Markt
gebrachten Carbolineumpräparaten^), die von sein- komplizierter
und wechselnder chemischer Zusammensetzung sind und unter anderem
auch Kresole und Phenole enthalten. Sie stellen wegen ihrer ungleich-
mäfsigen und schwankenden Beschaffenheit nur recht unzuverlässige
Bekämpfungsmittel vor, die günstigstenfalls ebenso wie stärkere (etwa
10°/oige) Lösungen reinen Lysols nur bei der Winterbehandlung der
Obstbäume gegen einige wenige Schädlingsarten, besonders Schild-
läuse, empfohlen werden können. Vorsicht ist bei ihrer Anwendung
jedenfalls stets dringend geboten^).
Bei der Desinfektion der Rebwurzeln gegen Rebläuse wurden mit
Lösungen von Lysol und Kresolseife gute Resultate erzielt'*).
Atmungs gifte.
Durch Einwirkung auf die Atmungsorgane sucht man viele Schäd-
linge zu bekämpfen, indem man ihnen die Luftzufuhr abschneidet oder
mit der Atemluft Gift zuführt. Künstliche Überschwemmung
der Äcker, Wiesen-^) und Wälder wird zur Erstickung von Feldmäusen,
Engerlingen, Drahtwürmern, Maulwurfsgrillen, Forstschädlingen'^) (Kiefer-
spannern, Kiefern eulen, Kiefernspinnern, Blattwespen, Hylohius abietifi L.
und verschiedenen Hylesinusarten), Baumwollinsekten, Wurzelnematoden
[Heterodera radicicola'^)] und vor allem der Reblaus^) angewendet. Manche
der unter den Hautgiften erwähnten Streich- und Spritzmittel wirken
gleichzeitig als Erstickungsmittel, da sie die Atemöffnungen der damit
behandelten Insekten verschliefsen. Die eigentlichen Atmungsgifte werden
jedoch in der Weise in Anwendung gebracht, dafs man sie in Pulver-
oder Gasform in der die Tiere umgebenden Amtemluft fein verteilt.
Das volkstümlichste dieser Mittel stellt das Insektenpulver dar,
das durch Zermahlen der getrockneten Blüten verschiedener Arten aus der
Korbblütlergattung Pyrethrum hergestellt wird. Am wirksamsten
scheint das dalmatinische Insektenpulver zu sein, das von Pyrethrum
cinerariaefolium stammt.
1) Wahl u. Zimmermann, Zeitsclir. f. d. landwirtsch. Versuchswesen in Öster-
reich, 1909.
2) ScHWARTz, Arb. a. d. Kaiserl. biol. Anst., Bd. VI, Heft 4, 1908.
3) Netopil, Fulmek, Wahi,, Zimmermann, Zeitschr. f. d. landwirtsch. Versuchswesen
in Österreich, 1909, S. 513—544.
*) Moritz, Arb. a. d. Kaiserl. biol. Anst., Bd. VI, Heft 5, 1908.
^) Adduco, L'Italia agricola. 31, S. 318—320.
«) Anderlind, österreichische Forst- u. .Jagdzeitung 1896, S. 145.
'') Breda de Haan, S' Lands Plantentuin, Bull, de l'Inst. bot. de Buitenzorg,
No. IV, S. 1-10.
®) HoLLRUNG, Handbuch der ehem. Mittel, S. 25. — Bourcart, Les Maladies des
Plantes, S. 36.
Mittel der direkten Bekämpfung. 743
Rein oder auch mit Schwefelblüte verdünnt (zwei Teile Insekten-
pulver und ein Teil Schwefelblüte) ^) wirkt es bei feiner Verstäubung
auf den Pflanzen und Feldern auf viele Insekten tötlich, besonders auf
Blattläuse , manche Wanzenarten , Rüsselkäfer (Sitones) , Glanzkäfer
(Melk/ethes). Erdflöhe, Fliegen und Raupen.
Auf Papier verbrannt leistet es in Gewächshäusern als Räucher-
mittel gute Dienste , da der von ihm entwickelte Rauch Blattläuse,
Thysanopteren, Dactjdopiusarten und in gewissem Umfange auch Spinn-
milben abzutöten vermag.
Ähnlich wirken Räucherungen mit Tabakpulver oder mit Tabak-
extrakten. Die letzteren werden entweder auf eisernen Schalen in
den Warmhäusern verdampft oder durch Verbrennen von Papierstreifen,
die mit den Extrakten getränkt v/urden, zum Verqualmen gebracht. Die
letztgenannte Anwendungs weise hat den Vorzug, dafs sie keine grofsen
Torbereitungen erfordert und zudem eine leichte Dosierung ermög-
licht^).
Schwefel kommt wegen der grofsen pflanzentötenden Kraft des
bei seiner Verbrennung entstehenden Schwefeldioxyds nur bei der Be-
kämpfung der im Boden lebenden Nager sowie der Ameisen und
Termiten als Räuchermittel in Betracht. Er wird mit Hilfe be-
sonderer blasebalgartiger Apparate auf glühenden Kohlen zur Ver-
brennung gebracht, wobei das entwickelte Gas gleichzeitig in die unter-
irdischen Gänge der Tiere geprefst wird. In der Wirkung scheint
jedoch die schweflige Säure bei der Nagetierbekämpfung dem Schwefel-
kohlenstoff unterlegen zu sein^).
Der Schwefelkohlenstoff, der als flüssiges, überaus flüchtiges
Mittel überall da leicht angewendet werden kann, wo weder Feuer noch
künstliches Licht eine Explosionsgefahr befürchten läfst, wird bei der
.Nagetierbekämpfung in die unterirdischen Bauten der Mäuse und Hamster
eingegossen. Nach dem Zutreten der Öffnung verbreitet sich das sich
entwickelnde schwere Gas in diesen und tötet die Schädlinge ab. Bei
einer anderen, häufig empfohlenen Anwendungsweise wird der Schwefel-
kohlenstoff nach dem Einbringen in die Nagetierbauten entflammt. Er
wirkt dann in seinen beiden Verbrennungsprodukten, schwefliger Säure
und Kohlensäure , die bei der Entzündung des mit Luft gemischten
Schwefelkohlenstoflfgases oft mit explosiver Gewalt in die unterirdischen
Gänge gedrückt werden. Auch z;ur Bodendesinfektion gegen Insekten
findet Schwefelkohlenstoff Anwendung, so z. B. gegen die Reblaus,
gegen Engerlinge, Drahtwürmer, aber auch zur Behandlung kleinerer
von Nematoden heimgesuchter Ackerstellen*).
Bei der Abtötung von Speicherinsekten leistet der Schwefelkohlen-
stoff gleichfalls gute Dienste. Getreiderüfsler (Sitophüus), Samenkäfer
(Bruchus), Zigarrenkäfer, Speckkäfer, Kornmotten, Mehlmotten können
mit seiner Hilfe leicht vertilgt werden.
Tetrachlorkohlenstoff^) wird zu denselben Zwecken verwendet.
Er steht jedoch an Wirkung nach und wäre dem zudem billigeren
^) Vgl. Flugbl. No. 46 der Kaiserl. biol. Anst. — Schwartz, Arb. a. d. Kaiserl.
biol. Anst. Bd. VII, 1909, Heft 4, S. 521.
2) Russell, H. M., U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 64, Part A"I.
3) KoKFF, Prakt. Blätter für Pflanzenschutz 191'2, S. 157.
*) Flugbl. No. 11 der Kaiserl. biol. Anst.
5) Chittenden and Popenoe, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 96, Part IV, 1911
744 Mittel und Mafsnahmeu zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
Schwefelkoblenstofif nur deshalb vorzuziehen, weil er nicht feuer-
gefährlich ist wie dieser.
Versuche durch Emulgierung des Schwefelkohlenstoffes ebenso
wie des Tetrachlorkohlenstoffes mit Seifen! ösungen die Mittel in Wasser
verteilbar und so auch zur Bekämpfung frei an den Pflanzen sitzender
schädlicher Insekten verwendbar zu machen, sind wohl als gescheitert
anzusehen. Die allzu flüchtigen Mittel vermögen in freier Luft nicht
die gewünschte Giftwirkung auf die Atmungsorgane der Insekten her-
vorzubringen.
Blau säure gas, das durch die Einwirkung von Schwefelsäure auf
Cyankalium entwickelt wird, spielt in Amerika und Australien eine
grofse Rolle als Schädlingsgift. Es wird vor allem zur Bekämpfung
von Schildläusen und Mottenschildläusen^) angewendet, wobei die zu
behandelnden Bäume mit gasdichten Zelten-) oder Planen bedeckt
werden. Aufserdem findet es auch in geschlossenen Räumen zur Ab-
tötung verschiedenartiger Insekten ^) , z. B. auch des im Tabak leben-
den Lffsioderma, Verwendung. Absolute Zuverlässigkeit scheint man
auch diesem Verfahren nicht zusprechen zu können. Dieser Umstand
im Verein mit seiner grofsen, Menschen und Nutztiere gefährdenden
Giftigkeit hat seiner Einbürgerung in den europäischen Ländern bisher
im Wege gestanden.
Magengifte.
Die Magengifte kommen in weitem Umfange bei der Vertilgung
schädlicher Säugetiere und Vogel zur Anwendung. Insbesondere sind sie
als Mittel der Mäusebekämpfung weit bekannt. Strychnin*), Phos-
phor, Arsen werden mit den verschiedenartigsten Ködern gegen
Nagetiere, aber auch gegen Krähen, Sperlinge usw. ausgelegt. Die freie
Verwendung solcher heftig wirkender Gifte birgt schwere Gefahren für
Menschen und Nutztiere und wird deshalb mit Recht von den Be-
hörden der Kulturstaaten nach Möglichkeit einzuschränken gesucht.
Dasselbe gilt in gewissem Grade von der Verwendung der schwer
giftigen Arsenverbindungen zur Bekämpfung schädlicher Insekten.
Magengifte erweisen sich nur solchen Insekten gegenüber wirksam,
denen der Besitz geeigneter Mundwerkzeuge die Aufnahme gröfserer
Mengen des auf ihren Nährsubstraten künstlich angebrachten Giftstoffes
ermöglicht. Vor allem sind alle mit Kauwerkzeugen ausgerüsteten
Käfer, Larven, Raupen für Magengifte zugänglich; unter den mit saugen-
den Mundteilen versehenen Kerfen kommen nur solche, wie gewisse
Schmetterlinge und Fruchtfliegen, in Betracht, denen das Gift mit dem
Nektar der Blüten oder mit gesüfsten Köderflüssigkeiten beigebracht
werden kann.
Die auf die höheren Tiere am heftigsten wirkenden Giftstoffe er-
wiesen sich auch diesen Insektenarten gegenüber am wirksamsten. Be-
^) MoRRii.i., U. S. Dept. Agric, ßur. Ent.. Bull. 76, 1908. — Wügi>um, U. S. Dept.
Agric, Bur. Ent., Bull. 79, 1909, Bull. 90, Parti, 1911; Part II, 1911. — Mc Doxxei.l,
U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 90, Part lU, 1911. — Johnson, Fumigation
methods, New York. 1902.
2) JoHxso.v, U. S. Dept. Agric, Div. Ent., Bull. 20 N. S. 1899. — Schkupe, Arb.
a. d. Kaiserl. biol. Anst., Bd. V, Heft 6, 1907, S. 351 ff.
3) QüAiNTANCE U. S. Dept. AgHc, Bur. Ent., Bull. 84, 1909.
*) BiRDSEYE, ü. S. Dept. Agric Farm., Bull. 484, 1912.
Mittel der indirekten Bekämpfung. 745
sonders geeignet erscheinen die Ars enver bin düngen. Sie finden
in allen Staaten, deren Gesetzgebung einen freieren Verkehr mit diesen
Giften zuläfst^), in aufserordentlichem Mafse als Pflanzenschutzmittel
Verwendung ^).
Die Arsenverbindungen werden entweder als trockene Pulver auf
die zu schützenden Pflanzen aufgestäubt oder in wässerigen Brühen ver-
spritzt oder mit besonderen Ködern verarbeitet ausgelegt.
Als trockene Pulver werden die Arsenpräparate entweder rein oder
in Verdünnung mit Strafsenstaub, Mehl und ähnlichen geeigneten Stoffen
verwendet. Bei der Verwendung von Arsenbrühen ist man darauf be-
dacht, die Lösung der Arsensalze in den zur Verdünnung dienenden
Flüssigkeiten nach Möglichkeit zu verhindern, da lösliche Arsensalze
das Blattwerk der Pflanzen stark verbrennen. Deshalb wird den Brühen
meist Kalk zugesetzt, der die gelösten Arsenate in unlösliche, für die
Pflanzen also unschädliche Verbindungen überführt.
In dieser AVeise werden benutzt : weifser Arsenik , Schweinfurter
Grün, Londoner Purpur, Arsen igsaures Kupferoxyd und Arsensaures
Blei^). Dem letztgenannten wird besonders wegen seiner Ungefährlich-
keit für die Pflanzen vielfach der Vorzug gegeben.
Für Menschen und Nutztiere weniger gefährlich ist das Chlor-
b arium, das in 2 — 4 ''/o iger Lösung namentlich bei der Bekämpfung von
Rüben- und Forstschädlingen als Ersatz für Arsenverbindungen An-
wendung findet. Andere Magengifte für Insekten sind in gewissem
Grade die Kupf erkalkbrühe^), die Schwefelkalk brühe^),
Niefswurzbrühe^) und die nikotinhaltigen Spritz mittel.
Sie scheinen auf Insekten mit beifsenden Mundteilen zum mindesten
frafsabschreckend oder frafs vermindernd einzuwirken und eignen sich
daher in vielen Fällen, die Arsenbrühen zu ersetzen**}.
Mittel der indirekten Bekämi)fnng.
Der Gedanke, die natürlichen Feinde der Schädlinge der Be-
kämpfung dieser in irgend einer Weise dienstbar zu machen , ist sehr
alt. Er hat unter den Vertretern der angewandten Zoologie stets An-
hänger wie Gegner gefunden, und zahlreiche Versuche sind gemacht
worden, die Möglichkeit einer Einschränkung schädlicher Tiere durch
Begünstigung und künstliche Vermehrung der ihnen feindlichen Orga-
nismen zu beweisen oder zu widerlegen. Eine Entscheidung dieses
Streites der Meinungen konnte jedoch bis auf den heutigen Tag nicht
gefällt werden.
Die Nutzbarmachung der natürlichen Schädlingsfeinde für die
Schädlingsbekämpfung kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Am
leichtesten durchführbar erscheint die Schonung der den Schädlingen
^) Cazeneuve, Revue de Viticulture, 16. Jahrg., Bd. 81, 1909. — Degeullv, L.,
Progres agricole et viticole, 26. Jahrg., Bd. 51, 1909, S. 65, 66, 131—133.
2) Shutt , Canada Exp. Farms, Keport for the Year ending March 31 , 1909,
Ottawa 1909, S. 178—190. — Quaintance, Jeune, Scott, Bkauchek, U. S. Dept. Agric,
Bur. Ent., Bull. 80, Part. VII, 1910, und Bull. 115, Part. II. — Maksh, ibid. Bull. 109,
Part. I, 1911; Part. VI, 1912. — Johnson, ibid., Bull. 97, Part. III, 1911.
3) Johnson, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 109, Part V, 1912.
*) Goethe, Ber. d. Kgl. Lehranstalt f. Obst- u. Weinbau in Geisenheim 1889/90,
1892/93. — MoLz. Deutsche Obstbauzeitung 1911, Heft 26.
s) ScHWARTz, Arb. d. Kaiserl. biol. Anst., Bd. VII, Heft 4, 1909, S. 521 ff.
«) Rabate, Progres agricole et viticole, 26. Jahrg., Bd. 51, 1909, S. 480—483.
746 Mittel und Mafsnahuien zur Bekämpfung der schädlichen Tiere.
nachstellenden Tierarten, namentlich soweit diese zu den auffallenderen
Vertretern der höheren Tierwelt, der Säugetiere, Vögel, Eeptilien und
Amphibien, gehören. Aufklärung der Bevölkerung ist hierfür die
wichtigste Vorbedingung. Nötigenfalls finden solche Schutzbestrebungen
durch die Gesetzgebung den nötigen Nachdruck. Am weitesten ist
man hierbei hinsichtlich des Schutzes der der Landwirtschaft nütz-
lichen Vögel gelangt, der auf Grund der im Jahre 1902 in Paris ge-
troffenen internationalen Vereinbarung in den dieser angeschlossenen
europäischen Kulturstaaten durch entsprechende Gesetze verordnet und
durchgeführt wird.
Durch das Studium der Lebensgewohnheiten dieser Vogelarten
sind nicht nur Grundlagen für ihre Wertschätzung in wirtschaftlicher
Hinsicht ') gefunden worden, man hat auch die ihr Fortkommen und
ihre Vermehrung begünstigenden Verhältnisse kennen gelernt. Infolge-
dessen ist man imstande, der Mehrzahl von ihnen durch Darbietung
von Nistgelegenheiten ^) und Fütterung während der Zeiten des Futter-
mangels den Kampf um das Dasein zu erleichtern, sie an bestimmte
Gegenden zu fesseln und in ihrer Zahl zu vermehren.
Diese günstigen Vorbedingungen fehlen für den Schutz der insekten-
vertilgenden Insekten völlig. Trotzdem ist man seit Jahrhunderten
bemüht, die insektenfeindlichen Eigenschaften der zahlreichen Eaub- und
Schmarotzerinsekten für die Vertilgung von Pflanzenschädlingen prak-
tisch auszunützen. Einen guten Überblick über die Geschichte dieser
Forschungen bieten Howard und Fiske in ihrer 1911 erschienenen Ver-
öffentlichung^) der bisherigen Ergebnisse der Arbeiten des Parasiten-
laboratoriums in Melrose Highlands, Mass. Dieses Laboratorium arbeitet
seit 1905 daran, europäische und asiatische Schmarotzer- und Raub-
insekten des Schwammspinners und Goldafters in New England zur
Bekämpfung der beiden dort eingeschleppten äufserst bedrohlich auf-
tretenden Forstschädlinge einzubürgern. Die dort in gröfstem Mafsstabe
und auf streng wissenschaftlicher Grundlage vorgenommenen und bis
jetzt ausgeführten Arbeiten stellen zugleich den gröfsten der bisher
unternommenen Versuche vor, die Möglichkeit der praktischen Ver-
wendung insektenfeindlicher Insekten bei der Schädlingsbekämpfung
überhaupt darzutun.
Unter allen Aufgaben der künstlichen Nutzbarmachung natürlicher
Schädlingsfeinde hat der den Arbeiten des amerikanischen Parasiten-
laboratoriums zugrunde gelegte Plan die meiste Aussicht auf Erfolg.
Er bezweckt die Ergänzung der durch die Einschleppung der beiden
schädlichen Lepidopteren einseitig bereicherten amerikanischen Fauna
durch die Einführung der natürlichen Feinde der Schädlinge aus deren
ursprünglicher Heimat. Dabei wird von der Annahme ausgegangen,
») RöRiG, Mitteil. a. d. Kaiserl. biol. Anst., Heft 9. — Beat., F. E. L., U. S.
Dept. Agric. biological Survev, Bull. 44, 1912. — Theobai.d, Science Progress No. 6,
Oktober 1907.
2) Hennicke, C. R. , Handbuch des Vogelschutzes, Magdeburg 1912. — Ber-
i.EPscH, H. Freiherr v„ Jahrb. der D. Landw. Gesellsch., Bd. 22, 1907.
3) Howard and Fiske, U. S. Dept. Agric, Bur. Ent., Bull. 91, 1911; ferner: Tech-
nical Results from the Gipsv Moth Parasite Laboratory U. S. Dept. Agric. Bur. Ent.
Techn. Ser. No. 19 Part I— VI. — Zimmermann, Centralbl. f. Bakt. Abt. H, Bd. 5, 1899,
S. 840. — Burgess, A. f., U. S. Dept. Agric. Bur. Ent., Bull, 101, 1911. — Webster,
F. M., Yearbook of U. S. D. Agric. 1907, Washington 1908. — Marchal, P., Utili-
sation des insectes auxiliaires entomophages dans la Lutte contre les Insectes
nuisibles ä l'Agriculture. Annales de l'Institut agronomique. 2. Folge, Bd. 6, 1908.
— Pierce, CrsHMAN and Hood, U. S. Dept. Agric. Bur. Ent., Bull. 100, 1912.
Mittel der indirektoB Bekämpfung. 747
dafs diese natürlichen Feinde den Schädlingen in ihrem Stammlande
so stark Abbruch tun, dafs der von diesen angerichtete Schaden dort
ohne grölsere wirtschaftliche Bedeutung bleibt.
Ein anderes, weniger Erfolg verheifsendes Ziel der künstlichen Be-
günstigung natürlicher Insektenfeinde aus der Tierwelt ist deren
dauernde Anreicherung in bestimmten Gegenden.
Das Gesetz der Abhängigkeit der Vermehrungszififer eines Tieres
von der Vermehrungsziffer seiner Nahrung zwingt auch die Schädlings -
vertilgenden Insekten in ein Abhängigkeitsverhältnis ihren Beute- oder
Wirtstieren gegenüber. Infolgedessen wird nie ein dauerndes Über-
gewicht der sogenannten nützlichen Insekten in der freien Natur erzielt
werden können. Es wird sich vielmehr bald ein Zustand des Ausgleiches
herausbilden, der, wenn auch in den Grenzen gewisser, mehr oder
weniger regelmäfsiger Schwankungen, im Laufe der Zeiten sich im
Grunde gleichbleiben wird. Ob dieser „Gleichgewichtszustand'' zwischen
der Vermehrung des Schädlings und der seiner Feinde dem vom mensch-
lich-wirtschaftlichen Standpunkte gewünschten Grade der Schädlings -
einschränkung in allen Fällen entsprechen wird , scheint wenigstens
zweifelhaft.
Solche Erwägungen und der bisherige Mangel an wirtschaftlichen
Erfolgen der auf die Nutzbarmachung der natürlichen Schädlingsvertilger
abzielenden Arbeiten lassen die Gegner dieser Richtung der Schädlings -
Vertilgung nicht aussterben *).
Die mit pflanzlichen Schmarotzern schädlicher Tiere bisher
erreichten Eesultate sind kaum günstiger zu nennen. Abgesehen von den
zur Bekämpfung schädlicher Nagetiere verwendeten Infektionskrank-
heiten, die durch Ansteckung mit Kulturen verschiedener Bakterien
der Typhusgruppe künstlich verbreitet werden, wurden in dieser Richtung
wirtschaftlich wertwolle Fortschritte bisher nicht getan. Die Versuche,
Engerlinge, Rebläuse, Heuschrecken mit Hilfe von Pilzkrankheiten zu
bekämpfen, haben bisher nm^ zu irrtümliclien Erfolgen geführt. Selbst
die unermüdlich fortgesetzen gründlichen Arbeiten, die auf eine praktische
Verwertung gewisser Pilzkrankheiten zur Bekämpfung amerikanischer
Aleyrodes^) und gewisser "Wanzenarten ^) abzielen, sind von wirtschaft-
lichen Erfolgen noch ungekrönt.
Auch die viel umstrittene, in bezug auf ihre Erreger noch immer
rätselhafte Polyederkrankheit der Nonnenraupen scheint sich nach den
bisherigen Ergebnissen der Forschung für die praktische Verwertung im
Kampfe gegen die Nonnenkalamitäten nicht zu eignen^).
^) Froggati-, Report on parasitic and injurious Insects 1907 — 1908; New South
Wales Dept. of Agric. 1909. — Schwartz, Zur Bekämpfung der Kokospalmenschild-
laus. Tropenpflanzer 1909, No. 8.
2) MoRRiL, A. W., and Back, E. A . U. S. Dept. Agric. Bur. Ent., Bull. 102,
1912. — Bergeh, E. W.. Exp. Sta. Flor., Bull. 97, 1909.
3) BiLLiNGs and Gi.enn, lt. S., Dept. Bur. Ent., Bull. 107, 1911. - Webster, ibid.
Bull. 69, 1907.
*) Wahl, Bruno, Über die Polvederkrankheit der Nonne, Zentralbl. für das
ges. Forstwesen 1908/1912.
Eegister
Vorbeiiierkung-eii. Das Register ist in Bücksiclit auf seine Benutzung durch Leser,
welche nicht Zoologen von Fach sind, möglichst ausführlich bearbeitet und enthält
auch die geläufigsten fremdsprachlichen Vulgärnamen. — Von Nährpflanzen sind nur
diejenigen Namen aufgenommen, deren Erkrankung eingehender besprochen wird.
Aaskäfer 467.
Abendpfauenauge 390.
Abia cerasi 599.
— fasciata 599.
— inflata 599.
— lonicerae 599.
— mutica 599.
— nigricornis 599.
Abraxas grossulariata 348.
Acalla 302.
Acanalonia conica 645.
Acanthochermes 659, 667.
Acanthocerus galeator 622.
Acanthophorus capensis495.
Acanthopsj-che reidi 329.
— snelleni 329.
Acanthoscelides obtectus
536.
Acanthosoma haemorrhoi-
dalis 621.^
Acariden 86.
Acherontia atropos 392.
— lachesis 392.
— styx 392.
Achorutes armatus 140.
Achorutiden 138.
Acidalia brumata 345.
Acidia 420.
— fratria 421.
— heraclei 420.
Ackerschnecke 66.
Acosmeryx anceus 390.
Acraea andromacha 397.
— vesta 396.
Acridiiden 150.
Acridiinen 180.
Acridium aegyptium 181.
— aeruginosum 182.
— melanocorne 182.
— purpuriferum 183.
— succinctum 182.
Acridocephala bistriata 501.
Aerob asis 311.
Acrobasis caryae 312.
— zelleri 311.
Acrocecidien 114.
Acrolepia 241.
Acrolepia assectella 242.
— betulella 242.
Acronycta 373.
— aceris 374.
I Acronyncta psi 373.
— rumicis 373.
j — tridens 373.
' Acrophylla tesselata 150.
Adalia bipunctata 478.
Adansonius fructuum 560.
Adimonia tanaceti 531.
Adirus trimaculatus 602.
Admontia 438.
Adoretus cardoni 585.
— insularis 5b5.
— tenuimaculatus 585.
— umbrosus 585.
Adrastus limbatus 483.
Aegus acuminatvis 578.
Älchen 16.
Aelia acuminata 619.
— furcula 619.
Aeolothrips fasciatus 222.
Affen 725.
Afterraupen 590.
Agallia sanguinolenta 638.
— sinuata 639.
Agaoninen 606.
Agapanthia Dahlii 504.
Agaristiden 347.
Agelastica alni 527.
Aglia tau 375.
Agonoderus pallipes 464.
Agonoscelis puberula 619.
-- nubila 619.
Agrikis angustulatus 487.
— anxius 488.
— ater 488.
— auricollis 488.
— biguttatus 487.
— bilineatus 488.
— chrysoderes var. rubicola
488.
— elongatus 487.
— pannonicus 487.
— ruficollis 488.
— sexguttatus 488.
— sinuatus 487.
— tenuis 487.
Agrilus viridis 487.
Agriolimax agrestis 66.
Agriotes lineatus 482.
— mancus 483.
— obscurus 483.
— pubescens 488.
Agriotes segetis 482.
Agrom5'za 405.
— aeneiventris 406.
— atra 406
— carbonaria 406, 487.
— diminuta 407.
— frontalis 406.
— graminis 406.
— iraeos 406.
— lateralis 406.
— maura 406.
— nigripes 406.
-— phaseoli 406.
— schineri 406.
— scutellata 406.
— Simplex 407.
— sojae 407.
— tiliae 407.
— trifoiii 407.
Agromyziden 403.
Agrotis 370.
— annexa 372.
— c-nigrum 373.
— exclamationis 372.
— margaritosa 873.
— messoria 372.
■^- pronuba 373.
— saucia 373.
— segetum 872.
— tritici 372.
— ypsilon 372.
Alabama argillacea 353.
— xylina 353.
Alau'diden 704.
Alces alces 723.
Aleides brevirostris 559.
— bubo 559.
— concavatus 559.
— Leeuweni 559.
— leopardi 559.
Aleurobius farinae 107.
Aleurochiton aceris 654.
Aleurodes atriplex 654.
— barodensis 653.
— Bergi 653.
— brassicae 653.
— citri 652.
— eugeniae 653.
— floridensis 653.
— fragariae 658.
— Giffardi 652.
Register.
749
Aleurodes goyabae 653.
— horridus 658.
— Howard! 652.
— lactea 653.
— longicornis 653.
— nubifera 652.
— nubilans 654.
• — olivinus 653.
— Packardi 653.
— proletella 653.
— vaporarium 651.
— variabilis 654.
— • Youngi 653.
Aleurodicus cardini 653.
— cocois 653. :
Aleurodiden 651.
Alleculiden 493.
AUolobophora caliginosas53.
— chloroticus 53.
AUorhina mutabilis 588.
— nitida 588.
Alsophila pometaria 340.
Altise de la vigne 523.
Alucita 303.
Alypia octomaculata 347.
Amalia carinata 66.
Amathusia philippus 395.
Amatissa consorta 329.
Amaurosoma 422.
— armillatuin 423.
— flavipes 422.
Arablypalpis olivierella 259.
Amblypodia sp. 395.
Ambrosiakäfer 567, 573.
Ameisen 608.
Ammern 705.
Ampeliden 704.
Ampeloglypter sesostris 565.
— ater 565.
Ampfereule 373.
Amphicerus bicaudatus 489.
Amphidasis betularia 339.
— cognataria 339.
Amphimallus solstitialis581.
Amphipyra tragopogonis
358.
Amsacta lactinea 334.
Amsel 703.
Anabrus 203.
— purpurascens 204.
— Simplex 204.
Anacampsis nerteria 262.
Ananaskrankheit der Nelken
25.
Anaphothrips striatus 226.
Anarsia lineatella 259.
Anas 702
Anasa armigera 622.
— tristis 622.
Anastrepha 417.
— acidusa 418.
— fratercula 418.
— ludens 417.
Ancylis 276.
Ancylolomia chrysogra-
phella 316.
Ancylonycba 580.
Ancylus 85.
Andraca bipunctata 389.
Andricus foecundatrix 605.
— inflator 605.
— pilosus 605.
— • testaceipes 605.
Anerastia 314.
— ablutella 315.
— lotella 314.
Angerona crocataria 342.
Anguilluliden 16.
Anisoplia agricola 583.
— austriaca 583.
— tempestiva 583.
— fruticola 583.
— graminivora 583.
— tritici 583.
— segetum 583.
Anisopteryx aescularia 340.
— pometaria 340.
Anisota rubicunda 387.
— senatoria 387.
Annulaten 49.
Anobiiden 490.
Anoecia 666.
— corni 671.
Anomala acrea 584.
— aenea 5s4.
— binotata 584.
— chalcites 584.
— jurinei 584.
— lucicola 584.
— marginata 584.
— minuta 584.
— plebeja 584.
— semilivida 584.
— undulata 584.
— varians 584.
— vitis 584.
— ypsilon 584.
Anomoneura mori 649.
Anoplocnemis grossipes
622.
— phasianus 622.
Anoplognathus analis 585.
— porosus 585.
Anomuriden 712.
Anser 702.
Anseriformes 702.
Antestia cruciata 621.
— partita 620.
— plebeja 620.
— variegata 620.
Anthaxia candens 486.
— quadripunctata 486.
Antheraea cytherea 375.
— eucalypti 375.
— thyrrhea 375.
Anthobium lapponicum 466.
— minutum 466.
— torquatum 466.
Anthocoptes 128.
Anthomyia 425.
— gnava 428.
— radicum 425, 430.
Anthomyiden 423.
Anthonomus 5-54.
— aeneotinctus 558.
— cinctus 555.
— druparum 556.
— Eugenii 558.
— grandis 556.
— pomorum 554.
— p3Ti 555.
— rectirostris 556.
— rubi 556.
— scutellaris 558.
— signatus 556.
— spilotus 555.
— varians 556.
— vestitus 557.
Anthophagus 466.
Anthores leuconotus 500.
Anthothrips aculeatus 231.
— niger 232.
Anthrenus 479.
Anthribiden 537.
An ticarsia gemmatil is 349,350.
Anticyra combusta 387.
Antilopen 732.
Anurogryllus antillarvim
212.
Aonidia lauri 693.
Apate carmelita 490.
— francisca 490.
— monachus 490.
Apfelbaum-Glasflügler 323.
Apfelblattsauger 648.
Apfelblütenstecher 554.
Apfelmarkschabe 255.
Apfelmotte 26y.
Apfeltriebmotte 255.
Apfelstecher 551.
Apfelwickler 277.
Aphtenogaster 611.
Aphanisticus consanguineus
488.
— Krügeri 488.
Aphanus 625.
Aphelenchus 16, 45.
— avenae 47.
— coffeae 47.
— fragariae 46.
— olesistus 45.
— ormerodis 46.
— teuuicaudatvis 47, 48.
Aphididen 654, 664.
Aphidini 665.
Aphiochseta flava 434.
— lutea 434.
— pumila 434.
— pusilla 434.
— rufipes 434.
Aphis 665.
— avenae 670.
— brassicae 667.
— evonymi 669.
— farfarae 670.
— maidi-radicis 668.
— mali 668.
— padi 670.
750
Register.
Aphis papaveris 660, 669.
— piri 670.
— pomi 668.
— rumicis 660, 669,
Aphodius fimetarius 578.
Aphorura ambulans 139.
— armata 189.
— fimetaria 139.
— inermis 189.
Aphrastasia 667.
Aphrophora alni 636.
— corticea 686.
— Salicis 686.
— spumaria 637.
Aphthona euphorbiae 526.
— flaviceps 526,
Apiden 615.
ApioD 549.
— aeneum 550.
— aestivum 549.
— angustatum 550.
— apricans 549.
— armipes 550.
— assimile 549.
— columbinum 550.
— craccae 550.
— curvirostre 550.
— ebenium 550.
— ervi 550.
— fagi 549.
— flavipes 549.
— flavofemoratum 549.
— griseum 550.
— loti 550.
— malvae 550.
— meliloti 549.
— miniatiim 550.
— pisi 549, 550.
— pomonae 549.
— radiolus 550.
— rvifirostre 550.
— subulatum 550.
— tenue 549.
— trifolii 549.
— viciae 550.
— violaceum 550.
— vorax 550.
— xanthostylum 550.
Aploneura 674.
Aplonis atrifusea 706.
Apoderus coryli 550.
Apogonia destructor 580.
— rauca 580.
— Eitsemae 580.
Aporia crataegi 399.
Apple bud borer 287.
Apple-foliage Blight 103.
Apple-leaf hopper 541.
Apple root borer 544.
Apple-teut Caterpillar 379.
Apple tree borer 506.
Apple worm, the lesser
287.
Aprikosenspinner 385.
Aptera 186.
Apterona crenulella 329.
Apterygota 136.
Aptinotbrips rufus 226.
Arachnoideen 85.
Avacbnopus 561.
Aradiden 627.
Aradus cinnamomeus 627.
Arae(o)cerus cacao 537.
— coffeae 537.
1 — fasciculatus 587.
Aramigus Fulleri 541.
Arctaphis 664.
Arctia 833.
j Arctiiden 332.
Ardis bipunctata 594.
{ — plana 594.
— rosarum 594.
Arge coerulescens 599.
— enodis 599.
— mali 599.
— pagana 599.
— pectoralis 599.
— pullata 599.
— rosae 599.
Argina cribraria 332.
— syringa 332.
Argopus Ahrensi 526.
Arg3Testbia 268.
— Cornelia 269.
— epbipella 269.
— iliuminatella 269.
— laevigatella 269.
I Aricia 428.
Arion ater 66.
— bourguignati 67.
— empiricorum 66.
— hortensis 67.
— rufus 66.
Arioniden 66.
Arionta arbustorum 68.
Armadillidium vulgare 73.
Army worm 859, 365.
Arnoldia cex'ris 454.
Aroa socrus 385.
Arotrophora ombrodelta
299.
Arvicola agrestis 715.
— amphibius 716.
— arvalis 715.
— austerus 716.
Arvicola Hartingi 715.
— ocbrogaster 716.
— oeconomus 716.
— pensylvanicus 716.
— pinetorum scalopsoides
716.:
— ratticeps 716.
— subterraneus 716.
— terrestris 716.
Arvicolinen 714.
Asaplies decoloratus 483.
Ascniza 483.
Asida jurinei 493.
— fascicularis 493.
Asiphum 666, 674.
Aspenbock 505.
Asphondjdia lupini 453.
Aspidiotus biformis 693.
— britannicus 689.
— camelliae 690.
— destructor 689.
— hederae 689.
— labiatarum 690.
— nerii 689.
— ostreiformis 689.
— palmae 690.
— pectinatus 690.
— perniciosus 690.
— piri 690.
— rapax 690.
— uvae 690.
Aspidisca pruniella 254.
Aspidoniorpha militaris 532.
Asseln 71.
Asthenia pygmeana 285.
Asterolecanium bambusae
686.
— fimbriatum 686.
— miliaris 686.
— pustulans 686.
— quercicola 686.
— variolosum 686.
Atbalia colibri 592.
— glabricoUis 593.
— proxima 593.
— rosae 593.
— spinarum 592.
Atherura 721.
Athous 483.
— haemorrhoidalis 483.
— niger 483.
— subfuscus 483.
Atlas-Spinner 875.
Atomaria linearis 475,
Atractomorpha crenulata
178.
Atractosoma atbesinum 78.
Atta cepbalotes 612.
— fervens 612.
— insularis 612.
— sexdens 612.
— texana 612.
Attacus atlas 375.
Attagenus 479.
Attelabus curculionoides550.
Aufkäufer 411.
Aulacaspis pentagona 691.
— rosae 691.
Aularches miliaris 179.
Aulax minor 605.
— papaveris 605,
Aulocara elliotti 171.
Aulacophora foveicollis 526.
— hilaris 526.
— Olivierei 526.
Ausrufezeichen 372.
Autographa brassicae 852.
— gamma 350.
— Simplex 352.
Aves 698.
Aylax papaveris 605.
— minor 605.
Register.
751
Babotte noire 513.
Bären 721.
Bärenspinner 332.
Bagrada hilaris 620.
— picta 620.
Balaninus 553.
— caryae 554.
— cerasorum 553.
— eleplias 553.
— glandium 553.
— nasicus 554.
— nucum 553.
— proboscideus 554.
— quercus 554.
— uniformis 554.
— venosus 553.
Balanogastris kolae 554.
Baraeus sordidus 500.
Barbitistes Berengueri 198.
— Yersini 198.
Baridius 563.
Baris cblorizans 563.
— coerulescens 563.
var. chloris 563.
— granulipleuris 563.
— laticollis 563.
— lepidii 563.
— orchivora 563.
— picina 563.
— sellata 563,
— spoliata 563.
Barynotus obscurus 538,
— Schoenberri 538.
— squamosus 538.
Barypithes araneiformes
544.
Batbycoelia tbalassina 621.
Bathyergus maritimus 720.
Batocera albofasciata 501.
— hector 501.
Batophila rubi 524.
Batrachedra 2.56.
— arenosella 256.
— rileyi 256.
Baumbörnchen 711,
Baumweifsling 399.
Bdella lignicola 98.
Bean-cutworm 354.
Bean leaf-beetle 531.
Bean leaf-roller 393.
Bedeguare 606.
Bedellia somnulentella 248.
Beerenwanze 619.
Beet leafhopper 639,
Bekämpfungsmittel 726 (s.
Scblui's des ßegisters).
Belenois java 397.
Belippe albiguttata 331.
-^ lalena 331.
— lohor 331.
Belus bidentatus 548.
Bembecia 323.
— bylaeiformis 323,
— marginata 323.
Bembidium quadrimacula-
tum 464.
Bernbardskrebse 75.
Bernsteinschnecken 70.
Beuteltiere 707.
Biber 709.
Bibio hortulanus 458.
— Jobannis 458.
— laniger 458.
— marci 458.
— pomonae 458.
Bibioniden 457.
Bibitkäfer 494.
Billbugs 565.
Bilmenschnitter 709.
Bienen 615.
Biorhiza pallida 605.
Birgus latro 75.
Birkenspanner 339.
Birnbaum-Prachtkäfer 487.
Birnblattgallmilbe 123.
Birnblattgallmücke 455.
Birnblattwanze 627.
Birnblattwespe 595, 602.
Birnenblütenstecher 555.
Birngallmücke 445.
Birntrauermücke 445, 446.
Birnsauger, grofser 647.
Birntriebwespe 601.'
Birnwickler 302.
Biston hirtarius 339.
— pomonarius 339,
— suppressarius 339,
Bixadus sierricola 499,
Blackbeetles 586.
Blackbirds 706.
Blanjulus 81.
— guttulatus 80, 81.
— pulcbellus 81.
— venustus 81.
Blasenfüfse 217.
Blastodacna 2.55.
— hellerella 256.
— putripennella 255.
— vinolentella 256.
Blattflöhe 646.
Blatthornkäfer 577.
Blattiden 148.
Blattkäfer 508.
Blattläuse, migrirende 669.
— , nicht migrirende 667.
Blattnager .544.
Blattschneiderameisen 612.
Blattschneiderbienen 615.
Blattwespen 590.
Bläulinge 394.
Blaukopf 366.
Blaumeise 704.
Blausieb 321.
Blennocampa geniculata 593.
— melanopygius 594.
— pusilla 593.
— pygmaea 593.
— vitis 593.
Blindmolle 720.
Blindwanzen 627.
Blissus leucopterus 624.
Blister-mite 123.
Blitophaga 468.
— reticulata 469.
— opaca 469.
— undata 469.
Blütenkäfer .588.
Blumenkohlkrankheit der
Erdbeeren 46.
Blutlaus 671.
Boarmia bhurmitra 338.
— crepuscularia 338.
— gemmaria 338.
— pampinaria 338.
— Helenaria 338.
Bockkäfer 495.
Boeboek 574.
Bohnenkäfer 535.
Bolitobius 467.
Bolitophaginen 493.
Boll weevil (mexican cotton)
556.
Bollworm 335, 354.
Bombay locust 182.
Bombus 615.
Bombyciden 389.
Borkenkäfer 567.
Borkhausenia tinctella 257.
Borolia venalba 360.
Bostrychiden 489.
Bostrychopsis parallela 489.
— Jesuita 489.
Bothynoderes punctiventris
.546.
Botys 304.
Brachartona catoxantha332.
Brachkäfer 581.
Brach onyx pineti 548.
— indigena 548.
Brachycolus 665.
Brachyderes incanus 538.
Bracbydesmus 80.
— Attemsi 78.
Bracbylacon murinus 482.
Brachymena annulata 618.
— obscura 618.
Brachyplatys nigriventris
617.
Brachystola magna 177.
Brach'ytrypus achatinus 212.
— megacephalus 212.
— membranaceus 212.
Bradyaphis 664.
Brandmaus 713.
Brevipalpus 98.
Brillenvogel 366.
Brombeerspinner 377.
Bromius obscurus 512.
Brontispa Froggatti 531.
Bronze Birchborer 488.
Bronzy Orange bugs 621.
Brown locust 173.
Brown rat 714.
Brown-tail-moth 383.
Bruchiden 533.
Bruchidius trifolii 536.
Bruchophagus funebris 608.
Bruchus 533.
752
Register.
Bruchus affinis 535.
— atomarius 535.
— brachialis 536.
— chinensis 536.
— fabae 536.
— granarius 535.
— irresectus 536.
— lentis 536.
— loti 535.
— nubilis 536.
— obtectus 536.
— pallidicornis 535.
— pisi 535.
— quadrimaculatus 537.
— scutellaris 536.
— semin arius 535.
Bryobia 89.
— nobilis 92.
— praetiosa 9.'.
— pratensis 91.
— ribis 89.
— speciosa 92.
Bucculatrix 243.
— pomifoliella 243.
— canadensisella 244.
Bucerotiden 702.
Bucbenwickler 276.
Budmoth 279
Bndworm 260, 354, 356.
Buffalo Grashopper 177.
— tree-hopper 637.
Bulb mite 109.
Bulbuls 703.
Buliminen 57.
Buliminus detritus 69.
Balimus decollata 69.
Bunch Caterpillar 389.
Bupalus piniarius 337.
Buprestis apricans 486.
— aurulenta 486.
— consularis 486.
— flavopunctata 486.
— maculiventris 486.
— novemmaculata 486.
— rustica 486.
— striata 486.
Buprestiden 484.
Buschborn-Blattwespe 598.
Bursifex pruni 127.
Busseola sorghicida 374.
Byctiscus betulae 552.
— populi 552.
Byrsocrypta 666, 671.
— pallida 671.
Byturus 472.
— fumatus 472.
— rosae 472.
— sambuci 472.
— tomentosus 472.
— unicolor 472.
Cacatua galerita 702.
Cacoecia 299.
— argyrospila 300.
Cacoecia cerasivorana 300.
— histrionana 299.
— laevigana 299.
— murinana 299.
— obsoletana 300.
— parallela 300.
— piceana 300.
— podana 300.
— postvittana 300.
— rosaceana 300.
-- rosana 299, 300.
— xylosteana 300.
Caecilius flavidus 236.
Caedicia longipennis 199.
Caenoptera minor 497.
Calamobius filvim 504.
— marginellus 504.
— gracilis 504.
Calandra granaria 566.
— oryzae 566.
— sculpturata 567.
— taitensis 5ö7.
Calaphis 664.
Calathus fuscipes 465.
— cisteloides 465.
I Calepus picipes 585.
: Calidea apicalis 618.
[ Caliroa cerasi 594
Callidium janthinum 497.
Callimation venustum 502.
I Callimorpha 333.
Calliphora ervthrocephala
433.
Callipterus G64.
Callirhytis glandium 605.
i CaUirrhiphis philiberti 492.
Callopbrvs rubi 394.
Callyntrotus 128.
Calocampa exoleta 356. ,
— vetusta 356.
1 Calocoris angustatus 628.
— biclavatus 628.
— bipunctatus 628.
— fulvomaculatus 627.
— norvegicus 628.
— rapidus 628.
— trivialis 628.
Calomicrus pinicola 528.
Caloptenus italicus 189.
Calotermes flavicollis 235.
Calpodes etbulius 393.
Cah^cophthora coryligalla-
rum 118.
Calycopis cecrops 394.
Calymnia panopus 391.
I Camarota cerealis 411.
j — flavitarsis 411.
Camenta Hintzi 579.
— Westermanni 579.
Camnula pellucida 172.
Campodeiden 136.
Camponotuö brutus 614.
Camponotus herculaneus
613.
— ligniperdus 613.
— pubescens 613.
Campylomma verbasci 634.
Campyloneura virgula 634.
Caniden 721.
Canis latrans 721.
Canthariden 471, 490.
Cantharis fuscus 471.
— lividus 471.
— nutalli 492.
— obscurus 471.
— rusticus 471.
— tenuicollis 492.
Capitoniden 702.
i Capnodis cariosa 485.
— tenebrionis 485.
I Capreolus capreolus 724.
I Capsiden 627.
Capua coffearia 300.
Carabiden 462.
I Carabus auratus 466.
— catenulatus 466.
Caradrina exigua 358.
Carcharodus alceae 393.
Cariacus nemorivagus 725.
Carineta fasciculata 635.
Carnation fly 431, 432.
Carpenter ants 614.
Carpenter worm 322.
j Carpocapsa amplana 276.
— grossana 276.
j — pomonella 277.
i — splendana 276.
Carpodacus mexicanus fron-
talis 705.
Carpomyia pardalina 419.
Carrott-beetle 585.
Caryoborus gonagra 535.
Cassida bivittata 533.
, — equestris 533.
j — nebulosa 533.
; — nigripes 533.
1 — viridis 533.
Castilloa-Bohrer 502.
Castnia licus 322.
Castor semi-looper 349.
Catachrysops cnejus 395.
Catantops axillaris 189.
— indicus 189.
Catopsilia crocale 397.
Catoxantha bicolor 485.
Cauliflower disease 46.
Cebrio gigas 479.
Cec'domyia catalpae 443.
— bvimuli 443.
— sorgbicola 443.
Cecidomyiden 439.
Cecidoptes pruni 125.
Celeria lineata 390.
Celer}^ looper 352.
Cemiostoma 244.
— coffeella 245.
— scitella 244.
Cemonus unicolor 615.
Cenidoptera multisignata
602.
Centrotus 638.
Register.
753
Cephaleia abietis 603.
— alpina 603.
— hypotrophica 603.
Cephalobus cephalotus 48.
— longicaudatus 48.
— rigidus 48.
Cephaloneon confluens 126.
— hvpocrateriforme 126.
— molle 127.
Cephalotus 16, 22.
Cephonodes hylas 390.
Cephus cinctus 601.
— compressus 601.
— integer 602.
— luteipes 602.
— occidentalis 601.
— pallipes 601.
— pygniaeus 601.
Ceralces ferrugineus 517.
Cerambyciden 495.
Cerambyx cerdo 495, 496.
var. Mirbecki 496.
— heros 495.
— miles 496.
— Scopolii 496.
Cerataphis 666.
Ceratina cyanea 615.
Ceratitis capitata 416.
— striata 417.
Ceratocampiden 387.
Ceratomia catalpae 391.
Ceratoneon attenuatum 127.
Cercopiden 636.
Cercopitbeken 725.
Ceresa borealis 637.
— bubalus 637.
— taurina 637.
Cerococcus hibisci 686.
Ceroplastes cerifer 695.
— cirripediformis 695.
— floridensis 695.
— rusci 695.
— sinensis 695.
Ceroplesis 500.
Cerostoma persicella 267.
Cerotoma trifurcata 531.
Cerviden 723.
Cervus canadensis 724.
— elapbus 724.
Cetonia aurata 589.
Ceutorrhynchus 562.
— assimüis 563.
— contractus 563.
— cyanipennis 563.
— floralis 563.
— macula alba 563.
— napi 563.
— pleurostigma 562.
— quadridens 563.
— rapae 563.
— Roberti 563.
— svilcicoUis 562.
— terminatus 563.
Chaerocampa butus 389.
— celerio 389.
— elpenor 390.
Sorauer, Handbuch. 3. Au
Chaerocampa erotus 390.
Chaetocnema basalis 521.
— concinna 521.
— confinis 521.
— denticulata 521.
— dentipes 521.
— elongatula 521.
— pulicaria 521.
— tibialis 521.
Chaetopsis aenea 422.
Chaitophorus 664.
Chalastogastra 590.
Chalcididen 606.
Chalcodermus aeneus 560.
— collaris 560.
Chalcoides aurata 520.
Chalcophora campestris 485.
— fortis 485.
— liberta 485.
— virgiuiensis 485.
Chalcosoma atlas 588.
Charadriiformes 702.
Charaeas graminis 369.
Cheimatobia 344.
— boreata 345.
— brumata 345.
Chelymorpha argus 532.
Chermes 663, 667.
— abietis 674.
— fagi 687.
Chermesidae 667.
Chermiden 674.
Cherry-bug 618.
Chilo 284, 316.
— ■ auricilia 316.
— infuscatellus 316.
— simplex 316.
Chiloloba acuta 589.
Chilopoden 77.
Chilosia 435.
Chinch bug 624.
Chionaspis 691, 693.
— citri 691.
— euonynii 691.
— Salicis 691.
Chipmunks 711.
Chironomus nyinphaeae 459.
— sparganii 459.
Chiropteren 708.
Chirothrips antennatus 222.
— hamatus 222.
— manicatus 222.
Chlamys plicata 511.
Chloris chloris 705.
Chlorita facialis 641.
— flavesoens 640.
— rosae 640.
— solani 641.
— tuberosi 641.
— viridula 641.
— vitis 640.
Chlorochroa conica 645.
Chloroclystis rectangulata
344.
Chlorops lineata 412.
— pumilionis 411.
. Dritter Band.
Chlorops taeniopus 412.
Cholodkovskya 667.
— viridana 663.
Choreutis x^arialis 274.
Chortoicetes pusilla 171.
— terminifera 171.
Chortophila brassicae 425.
— cilicrura 427.
— floccosa 425.
— floralis 425, 427.
— funesta 427.
— furcata 427.
— fusciceps 427.
— gnava 428.
— lactucae 428.
— lupini 428.
— planipalpis 428.
— platura 427.
— rubivora 428.
Chromaphis 664.
Chromis erotus 390.
Chromoderus fasciatus 547.
Chrotogonus 177.
— hemipterus 178.
— trachypterus 178.
Chrysobothris affinis 486.
— femorata 486.
— mali 486.
— Solieri 486.
Chrysochloris 708.
Chrysochroa bicolor 485.
— fulminans 485.
— gigantea 485.
Chrysochus auratus 513.
Chrysomeliden 508.
Chrysomelinen 513.
Chrysomphalus aurantii 690.
— biformis 693.
— dictyospermi 690.
— ficus 691.
— tenebricosus 691.
Chrysomyia formosa 436.
Chrysophanus baeticus 394.
Cicada erratica 635.
— septemdeciiu 635.
Cicadiden 634.
' Cicadula exitiosa 640.
— sexnotata 639.
Cicindeliden 461.
I Cidaria 344.
Cigar-case-bearer 254.
Cigarier 552.
i Cimbex americana 600.
— amerinae 600.
— femorata 600.
— quadrimaculata 600.
— silvarum 600.
— variabilis 600.
Cionus fraxiui 559.
— hortulanus 559.
— scrophulariae 559.
Cirphis unipuncta 359.
\ Citellus 711.
j — Beecheyi 712.
, — columbianus 712.
I Cladius difformis 598.
48
754
Register.
Cladius padi 597.
— pectinicornis 598.
Clania crameri 329.
— holmesi 329.
— ignobilis 330.
— variegata 329.
Clavellaria amerinae 600.
Clavigralla horrens 623.
Cleandrus graniger 200.
Cledeobia moldavica 311.
Cleigastra 422.
— armillatum 423.
— flavipes 422.
Cleomis 546.
— albidus 547.
— fasciatiis 547.
— meudicus 547.
— piger 547.
— punctiventris 546.
— sulcirostris 547.
Cleora pampin aria 338.
Clickbeetles 480.
Climbing cutworm 371.
Clinodiplosis 441.
— aurantiaca 442.
— equestris 442.
— mosellana 442.
— oculiperda 442.
— rosiperda 443.
— rosivora 443.
Clivina inipressifrons 465.
Clover Mite 91.
Clover-seed chalcis 608.
Clytrinen 511.
Cnaphalodes 663, 667.
— strobilobius 676.
Cnemidophorus 303.
Cneorrhinus geminatus 538.
— plagiatus 538.
CnepbasiaWabIbomiana296.
Cnethocampa pinivora 386.
— pit3^ocanipa 386.
— processionea 386.
Cocciden 683.
Cocciuella 7-punctata 478.
Coccinelliden 476.
Coccinellinen 478.
Coccinen 687, 694.
Coccothraustes coccotlirau-
stes 705.
Coccotorus prunicida 558.
Coccotrypes cardamomi 572.
— dactyliperda 572.
— Eggersi 572.
— graniceps 572.
Coccus cacti 689.
Coccyges 702.
Cochlididen 330.
Cochliopoden 330.
Cockchafers 579.
Cockroaches 148.
Codling moth 277.
Coelosterna scabrata 501.
— spinator 501.
Coenonynipha 395.
Colaphus sophiae 5i;>.
Colaspidema atrum 513.
Colaspis brunnea 511.
— favosa 511.
Colasposoma coffeae 513.
Coleophora 251.
— fletcberella 254.
— grypbipennella 253.
— hemerobiella 254.
— laricella 253.
— lutipennella 234.
— malivorella 254.
— nigricella 254.
Coleopteren 459.
Collembolen 136.
Collyris bonelli 461.
— emarginatus 461.
— tubercvilata 461.
! Colobathristes saccharicida
I ^24
Columbiformes 701.
Common cabbage looper
' 352.
Compsogene panopus 391.
Conchuela 618.
Conchylis ambiguella 292.
— epiiinaua 29'Z.
— vanillana 29H.
Conicera atra 434.
Coniodes plumigeraria 339.
Conocephalus 200.
Gonoi'rhynchus mendicus
547.
Conotrachelus crataegi 560.
— nenuphar 560.
Conradtia principalis 589.
Contarinia gossypü 444.
— johnsoni 448.
— pisi 446.
— pyrivora 445.
— ribis 447.
— torquens 447.
— tritici 441, 442, 447.
— violicola 448.
— A'iticola 448.
Copeognatha 236.
Coprinen 578.
Copropbilus striatulus 467.
Coptocyla 532.
Coptodisca splendoriferella
254.
Coptops aedificator 500.
— bidens 500.
— fusca 500.
Coptosoma atomaria 617.
Coptotermes gestroi 233, 335.
— lacteus 235.
— marabitanus 236.
Coracüformes 702.
Coraebus bifasciatus 486.
— undatus 487.
Coreiden 621.
Coriraelaena pulicaria 617.
Corn ear-worm 354.
Corn root-worm 527.
Corn stalk-borer 313, 317.
Corrodentia 23;).
Corviden 706.
Corvus frugilegus 706.
Corymbites aeneus 482.
— caricinus 482.
— castaneus 482.
— holosericeus 482.
— pectinicornis 482.
Corytbuca arcuata 626.
— marmorata 626.
Cosmocarta formosana 636.
Cosmophila erosa 352.
— sabulifera 352.
Cosmopterj'x eximia 256.
— pallifasciella 256.
Cossiden 320.
Cossus cossus 322.
— ligniperda 322
Cotton bug, brown 619.
Cotton leaf-bug 628.
Cotton worm 353.
Coulee cricket 206.
— court-noue 129.
Cowpea curcnlio .560,
— weevil 536.
Coyotes 721.
Crabroniden 615.
Crambus caliginosellus 318.
— hortuellns 318.
Cranberry fire worm 289.
Cranberry fruit-worm 312.
Craponius inaequalis 652.
Crassiseta cornuta 409.
Cratopus punctum .540.
Creatonotus lactinea 334.
Crematogaster Dobrni 611.
— Rogenhoferi 611.
— scutellaris 611.
Crepidodera aurata 520.
— costatipennis 520.
— erytbropus 520.
— ru'fipes 520.
j Cricetinen 717.
i Cricetomys gambianus 714.
I Cricetus frumentarius 717.
j Cricket, great piain- 204.
Cricula trifenestra 375.
Crioceris 509.
— asparagi 510.
— brunnea 510.
— 12-punctata 510.
— impressa 510.
— lilii 509.
— merdigera 509, 510.
Crocistethus Waltli 618.
Croesus septentrionalis 596.
Crossotarsus brevis 577.
— Saundersi 577.
Crown borer 323.
Crypartbrum Walkeri 572.
Cryphalus abietis 571.
^ areccae 571.
— Aulmanni 571.
— coffeae 571.
— congonus 571.
— eruditus 571.
— Hampei 571.
Register.
Cryphalus lieveae 571.
— hispidulus 571.
— jalappae 571.
— ■ tuberculosus 571.
— Walkeri 572. _
Cryptoblabes gnidiella 311.
Cryptocampiis amerinae 5y7.
— angustatus 597.
— ater 597.
— medullarius 597.
— popiüi 597.
— saliceti 597.
Crvptocephalns obsoletus
.511.
— pini 511.
Cryptococcus fagi 687.
Cryptohvpnus abbveviatus
— riparius 483.
Cryptophaga unipunctata
Cryptophagiden 475.
Cryptorrhynchus batatae
.561.
— frigidus 561.
— gravis 561.
— lapathi 561.
— mangiferae 501.
C'ryptosiphum 665.
Crysiphona occultaria 338.
Ctonoxylon amanicuni 662.
Cucullia lactucae 356.
Curculio, Cowpea 560.
— Grape 562.
— Plum 560.
— Quince 560.
Curculioniden 537.
Curraiit span-worm 337.
Cuspicona simplex 621.
Cutworm 371.
Cyclocephala immaculata
'586.
Cyclopelta obscura 621.
Cyclorrhapha 402.
Cyclosia papilionaris 332.
Cyclostomaceen 57.
Cydnus bicolor 618.
Cylas formicarius 549.
— turcipennis 549.
Cyllene robiniae 497.
Cyllo leda 395.
Cymbiden 334.
Cymolomia hartigiana 285.
Cynipiden 603.
Cynips aptera 605.
— globuli 605.
— renum 604.
— Sieboldi 605.
— terminalis 405.
Cynomys ludovicianus 711.
Cynonycteris 708.
Cyphonodes hylas 390.
Cyria imperialis 485.
C'yrtoneura stabulans 433.
Cvrtophvllus perspicillatns
'200.
Cyrtorrhimis lividipennis
634.
Cyrtotrachelus 565.
Cysteodemus vittatus 490.
Dactylopiinen 687, 689.
Dactylopius coccus 689.
— longispinus 688.
— vagabundus 687.
— vitis 687,
' Dacus 415.
— caudatus 416.
! — conformis 416.
j — Cucurbitae 415.
— ferrvigineus 416.
— oleae 415.
— persicae 416.
' — tryoni 416.
Dalpada versicolor 018.
Dama dama 724.
Damaeus carabiformis 105.
-- geniculatus 105.
— radiciphagus 105.
i Damwild 724.
Danima banksiae 387.
Daphnis hypothous 390.
— nerii 390.
Daremma catalpae 391.
Dascillus cervinus 479.
Dasvchira 383.
— Korsfieldi 384.
— mendosa 384.
— misana 384.
— pudibunda 384.
— selenitica 384.
— thwaitesi 384.
Dasyneura abietiperda 454.
— brassicae 454.
— fraxinea 4.54.
— kellneri 4-54.
— laricis 454.
— leguminicola455,
— oenophila 455.
— piceae 455.
— pyri 455.
— rosaria 456.
— rosarum 453, 456.
Datana ministra 388.
Dausara tallinsalis 306.
Decatomidea Cooki 608.
Decticus 202.
— albifrons 203.
— verrucivorus 203.
Deilephila hypothous 390.
— lineata 390.
— var. livornica 390.
— nerii 390.
Delphax maidis 645.
— saccharivorus 643.
Deltocephalus inimicus 639.
— nigrifrons 639.
— oryzae 639.
— striatus 639. • _
Dendrocopus analis 703.
Dendrolimus pini 376.
Dendrolimus segregatvis 376.
— Sibiriens 376.
Dendroneura sacchari 243.
Dendrotettix quercus 191.
Depressaria aplana 257.
— cicutella 259.
— daucella 257.
— depressella 259.
— heracleana 2-58.
— nervosa 257.
Dermaptera 145.
Dermestiden 479.
Derocrepis erythropus 520.
— rufipes 520.
Desmia funeralis 311.
— maculalis 311,
Diabrotica balteata 526.
— 12-punctata 527.
— longicornis 527.
— soror 527.
— vittata 527.
Diacanthus aeneus 482.
Diacrisia obliqua 333.
— virginica 333.
Diamond-back moth 267.
Diaperinen 493.
Diaphania 309.
Diapheromera femorata 149.
Diaprepes abbreviatus 540.
— Spengleri 540.
Diapromorpha melanopus
511.
Diaspinen 689.
Diaspis carueli 692.
— echinocacti 692.
— fallax 692.
— juniperi 692.
— pentagona 691.
— piri 692.
— ■ visci 692.
Diastocera reticulata 502.
Diastrophiis nebulosus 605.
— radicuni 605.
— rubi 605.
Diatraea saccharalis 317.
— striatalis 317.
Dicerca aenea 485.
— alni 485.
— divaricata 485.
— tenebrosa 485.
Dichroplus bergii 189.
Dickkopf 380.
Dickkopfschwärmer 393.
Dickmaulrüfsler 541.
Dicranotropis vastatrix 643.
Dicranura vinula 388.
Dicyphus minimus 633.
Diestrammena marmorata
207.
Dilina tiliae 391.
Diloba caeruleocephala 366.
Dilophus febrilis 458.
— femoratus 4 )8.
— vulgaris 458.
Dindymus versicolor 625.
Dinoderus minutus 489.
Register.
Dinodervis pilifrons 489.
Dioryctria abietella 312.
^ Splendidella 312.
Diphucephela colaspidoides
579.
Diplogaster 22.
Diplognatlia gagates 589.
— silicea 5^9.
Diplogomphus capusi 627.
— Greeni 627.
Diplopoden 77.
Diplosis humuli 443.
— pyrivora 445.
— tritici 447.
— violicola 448.
Dipodiden 713.
Dipteren 401.
Dirades theclata 336.
Discophora celinde 395.
Disonycha caroliniana 526.
— mellicollis 526.
— xanthomelaena 526.
Disopus pini 511.
Disphinctus Bergrothi 631.
Dissosteira 176.
^ Carolina 177.
— longipennis 177.
Diversicornier 470.
Djankrik 210.
Dohlen 706.
Dolerus arvensis 590.
— collaris 590.
— unicolor 590.
Doleschallia bisaltide 396.
Dolichonyx oryzivorus 706.
Dolycoris baccarum 619.
— indicus 619.
Donaciinen 509.
Doratifera quadriguttata
— vulnerans 331.
Dorcadion carinatum 498.
Dornschrecke 165.
Dorylaimus 22.
— Dujardini 48.
Dorylus orientalis 611.
Dorytomus longimanus 348.
Doticus pestilens 537.
Drahtwürmer 480.
Drasterius dorsalis 483.
— elegans 483.
Dreata petola 387.
Drepana cultraria 374.
— unguicola 374.
Drepanaphis 664.
Drepanosiphum 664.
Dreyfusia 667.
— abietis-piceae 675.
— nüsslini 663, 675.
— piceae 663, 675.
Drosophila ampelophila 408.
— funebris 408,
— obscura 408.
Drosophiliden 407.
Drosseln 703.
Drvobius 665.
Dryocoetes coryli 572.
Dungkäfer 578.
Dungmücken 458.
Duomitus leuconotus 321.
Durchschnitte 709.
Dynastes gideon 588.
D3mastinen 585.
Dysdercus Andreae 625.
— cardinalis 626.
— cingulatus 626.
— Delauneyi 626.
— fasciatus 626.
— Howard i 626.
— nigrofasciatus 626.
— ruficollis 626.
— sidae 626.
— superstitiosus 626.
— suturellus 625, 626.
Earias chlorana 334.
— fabia 335.
— insulana 334.
Earwig 146.
Eccoptogaster amygdali 572.
— assimilis 572.
— carpini 572.
— intricatus 572.
— mali 572.
— pruni 572.
— rugulosus 572.
Ecthaea quadricornis 504.
Edema albifrons 388.
I Egelschnecken 64.
1 Eichelnwickler 276.
Eichenbock, grofser 495.
Eichenerdfloh 523.
Eichenknospenmotte 254.
Eichen-Prozessionsspinner
386.
Eichenrosen 605.
Eichenspinner 377.
Eichenwickler, Grüner 297.
Eichhörnchen 710.
Einsiedlerkrebse 75.
Eisenia foetida 53.
Eisvögel 396.
Elachiptera cornuta 409.
Elachista 250.
Elaphidion subpubescens
496.
— villosum 496.
Elaphodes tigrinus 511.
Elasmognathus Greeni 627.
Elasmopalpus lignosellus
313.
Elateriden 479.
Elch 723.
Elefanten 722.
Eleodes opaca 493.
— quadricollis 493.
Eliomys (quercinvis) nitela
713.
Elstern 706, 707.
Elymnias undularis 395.
Emberiza 705.
Emphytus 591.
Emphytus canadensis 592.
— cinctipes 591.
— cinctus 591.
— grossulariae 592.
— pallipes 592.
— perla 591.
— ruficinctus 591.
— serotinus 591.
— tarsatus 592.
— tener 591, 592.
— versicolor 592.
— viennensis 591.
Empoasca mali 641.
Enaria melanictera 580.
Enarmoniaprunivorana 287.
Enchytraeiden 51.
Enchytraeus albidus 52.
— buchholzi 52.
— parvulus 52.
Ennomos alniaria 342.
— subsignaria 342.
Enopliden 48.
Entilia sinuata 637.
Entochira lateralis 494.
Entomobrya nivalis 141.
Entomoscelis adonidis 518.
Eonycteris 708.
Epacromia dorsalis 171.
Epepeotes luscus 499.
Ephippigera 205.
— crucigera 206.
— provincialis 206.
— terrestris 206.
— Vitium 205.
Epiblema comitana 285.
— hercyniana 285.
— nigricana 285.
— tedella 285.
— tripunctana 285.
Epicauta adspersa 492.
— ambusta 492.
— atomaria 492.
— pennsylvanica 492.
— Rouxi 492.
— rufidorsum 492.
— sibirica 492.
— tenuicollis 492.
— verticalis 492.
— vittata 492.
Epicoervis imbricatus 540.
Epicorsia mellinalis 305.
Epicrocis terebrans 312.
Epidiaspis betulae 692.
— gennadiosi 692.
— leperei 692.
— piricola 692.
Epidosis 441.
Epilachna argus 477.
— borealis 478.
— canina 477.
— chrysomelina 477.
— corrupta 478.
— dodecastigma 477.
— guttato-pustulata 477.
— phyto 477.
— pusillanina 477.
Register.
757
Epilachna territa 477.
— 28-maculata 477.
— 28-puiictata 477.
Epilachninen 476.
Epinephele 895.
Epineuronia popularis 369.
Epiplemiden 386.
Epithectis mouffetella 262.
Epithrix cucumeris 521.
— fuscula 521.
— parvula 521.
Epitrimerus 128.
Epochra canadensis 418.
Erbseneule 868.
Erbsengallmücke 446.
Erbsenkäfer 535.
Erbsenwickler, brauner 282.
— mondfleckiger 281.
Erdbeerstecher 556.
Erdeulen 871.
Erdflöhe 518.
Erdhörnchen 711.
Erdmaus 715.
Erdraupen 371.
Erechthias mystacinella 274.
Eremobia muricata 177.
Ergolis ariadne 395.
Erineum nialinum 125.
— padi 127.
— rubrum 120,
— vitis 119.
Eriocampa atripennis 592.
Eriocampoides adumbrata
594.
— aethiops 595.
— amygdalina 595.
— annulipes 595.
— cerasi 595.
— limacina 594.
— rosae 595.
Eriococcus araucariae 687.
— coriaceus 687.
— spurius 687.
Eriogaster lanestris 378.
Erionota thrax 398.
Eriophyes 116.
— avellanae 118.
— calcladophorus 128,
— - carinatus 120.
— cladophthirus 128.
— cornutus 117.
— euaspis 127.
— fraxini 127.
— gibbosus 120.
— gossypii 118,
— gracilis 120.
— laricis 117.
— löwi 128.
— malinus 125.
— oleivorus 121.
— padi 127.
— phloeocoptes 125.
— pini 116.
— piri 123.
— plicator 127,
— populi 118,
Eriophyes quadrisetus 117.
— ribis 121.
— rudis 117.
— Salicis 118.
— similis 126.
— tenuis 117.
— theae 120.
— triradiatus 118,
— tristriatus 118.
— vermiformis 118.
— violae 120.
— vitis 119.
Eriophyiden 112.
Eriophyinen 116.
Erithacus luscinia 704.
— rubeculus 704.
Erlenblattkäfer, blauer 527.
Erlenrüfsler 561.
Ermine moths 271.
Ernobius abietinus 490.
— abietis_490.
— angusticollis 490.
— longicornis 490.
— nigrinus 490.
Ernoporus jalappae 571.
Erotyliden 475.
Erynnis sperthias 393.
Eschenzwieselmotte 271.
Estigmene acraea 338.
Etiella zinckenella 313.
Euacanthus interruptus 688.
Eucallipterus 664.
Evichloris submissaria 347.
Euchromia horsfieldi 334.
Eucleiden 330.
Eudamus proteus 393.
Eudemis vacciniana 289.
Eudicella euthalia 589.
Eufitchia ribearia 337.
Eulen-Schmetterlinne 348.
Eulota fruticum 68.
Eumerus lunulatus 434.
— strigatus 484.
Eumimetes maculicornis 500.
Eumolpus obscurus 512.
- vitis 512.
Euoxysoma vitis 608.
Euphoi'ia inda 588.
— melancholica 588.
— sepulchralis 588.
Euphyllura oleae 646.
— • olivina 646.
Eupithecia rectangulata344.
Euprepocnemis bramina 196.
Euproctis chrysorrhoea 388.
— divisa 383.
— flavata 383.
— flexuosa 383.
— guttata 383.
— latifascia 383.
— minor 383.
Eupterote geminata 389.
Eupteryx atr ©punctata 642.
- carpini 642.
— picta 642.
Euptoieta claudia 397.
Eurema hecabe 897.
Eurycreon 806.
Eurydactylus sexspinosus
576.
Eurydema festiva 619.
— oleracea 619.
— ornata 619.
Eury gaster maurus 618,
Eurytela dryope 397.
Eurytoma acaciae 608.
— rhois 608.
— Schreineri 608.
Eurytrachelus bucephalus
578.
1 — pilosipes 578.
Euschistus punctipes 619.
— servus 619.
— variolarius 619,
Eutettix tenella 639.
Euthrips 223.
Euxesta notata 422.
Euxoa messoria 372.
— segetum 372.
— tritici 372.
var. aquilina 372.
— vestigialis 372.
Euzophera semifuneralis314.
Evergestis extimalis 808.
— frumentalis 308.
— margaritalis 308.
— rimosalis 308.
Evetria 290.
— austriana 292.
— buoliana 290.
— comstockiana 292.
— duplana 291.
— frustrana 292.
— pinivorana 291.
— resinella 290.
— rigidana 292.
— turionana 291.
Evotomys glareolus 715.
— Papperi 715.
Exelastis atomosa 304.
Exopholis hypoleuca 580.
Falcidius apterus 645.
Fall canker worui 340.
Fall webworm 883.
False red bug 630.
Fasane 701.
Faule Grete 619.
Feldgrille 211.
Feldheuschrecken 150.
Feldmaus 715.
Feliden 722.
Felsengebirgsheuschrecke
192.
Feltia annexa 372.
— exclamationis 372.
Fenusa 593.
Feuerwanzen 625.
Fiber zibethicus 717.
Fichtenblattwespe ,
595.
— kleine 596.
758
Fichtenblattwespe , kleine
596.
Fichtenbock 495.
Fichtengalhuücke 455.
Fichtentriebgallmücke 454.
Fichtenknospenmotte 269.
Fichtennestwickler 285.
Fichtenrindenwickler 281.
Fichtenzapfenwickler 281.
Fidia viticida 511.
Fidicina pullata 635.
Filippia oleae 695.
Finken 704.
Fiorinia pellvicida 692.
Fire ant 611.
Flachsfliege 228.
Flachsknotenwickler 292.
Fledermäuse 708.
Flughörnchen 710.
Flughunde 708.
Flufsschwein 723.
Foaiella danesii 669.
Fonscolombea fraxini 687.
Forest tent-caterpillar 379.
Forficula auricularia 146.
Forleule 357.
Formica fusca 613.
Forraiciden 608.
Fransenflügler 217.
Frea maculicornis 500.
— marmorata 503.
Friedericia levdigi 52.
Fringilliden 704.
Fritf liege 410.
Froggattia olivina 627.
Froghoppers 636.
Frostspanner 341, 344, 345.
Fuchs, grolser 396.
Fulgoriden 643.
Fumea casta 328.
— nitidella 328.
Furcaspis biformis 693.
— oceanica 693.
Grabelschwanz, grofser 388.
Galago 725.
Galeoscoptes carolinensis
703.
Galeruca capreae 528.
— semipvillata 531.
— tanaceti 531.
Galerucella 528.
— calmariensis 529.
— cavicollis 530.
— decora 530.
— lineola 529.
— luteola 529.
— nymphaeae 529.
— singhara 529.
— tenella 530.
— vibuini 529.
— xanthomelaena 529.
Galle meinen 526.
Gallir.ula chloropus 702.
Gallmilben 112.
Gallmücken 439.
Gallmücken, Fichtensamen-
444.
— Kiefernnadel- 444.
Gallwespen 603.
Gammaeule 350.
Garden-chafer 584.
Garden web-worm 308.
Garten-Laubkäfer 584.
Gartenschläfer 713.
Gastroidea x)ol3^goni 514.
— raphani 514.
— viridula 514.
Gastropacha quercifolia 377.
— rubi 377.
Gastrophysa polygoni 514.
Gecarciniden 75.
Geisha distiuctissima 645.
Geißblatt- Geistchen 303.
Geißblattmotte 262.
Gelechia confusella 265.
— dodecella 265.
— gossypiella 265.
— malvella 265.
— reussiella 265.
— rhombella 265.
— simplicella 266.
Gelechiiden 257.
Gemüseeule 368.
Geometriden 336.
Geomys bursarius 712.
Geonomus quadrinodosus
540.
Geophilus carpophagus 77.
— longicornis 77.
Georhychus argenteo-cine-
reus 720.
— capensis 720.
— hottentotus 720.
Gerber 582.
Gespinstmotten 268, 271.
Getreide-Blumenfliege 431.
Getreidehähnchen 509.
Getreide-Halmwespe 601.
Getreide-Laufkäfer 462.
Getreideschänder 441.
Getreideverwüster 449.
Giardius vitis 112.
Gicht des Getreides 412.
Gillettea 667.
— cooleyi 676.
Gipsy nioth 381.
Girdie worm 318.
Glanzkäfer 473.
Glasflügler 322.
Glenea gabonica 506.
— novemguttata 506.
Glomeriden 80.
Glomeris marginata 80.
Glottula pancratii 370.
Glucken 377.
Glyphina 666.
Glyphiptervgiden 274.
Glyphodes '309.
— hyalinata 310.
— negatalis 310.
— nitidalis 310.
Glyphodes ocellata 309.
Glyptina rubi 524.
Gnorimoschema heliopa266.
Gnorimus nobilis 589.
i Goat moth 322.
Godara comalis 309.
Goldafter 383.
Golunda Elliotti 714.
1 Gomphocerus maculatus 167.
— Sibiriens 166.
Gonitis involuta 352.
Gonocephalum acutangu-
lum 494.
— depressum 494.
— intermedium 494.
— seriatum 494.
Gorilla 725.
Gortyna 361.
— flavago 362.
— ochracea 362.
Gossyparia ulmi 687.
Grabwespen 615.
Gracilaria 248.
— coffeifoliella 249.
— fidella 249.
— juglandella 249.
— ■ onustella 249.
— roscipenella 249.
— syringella 248.
— tiieivora 250.
Gracilariiden 246.
Graeffea coccophaga 150.
Grammop tera ruficornis 497.
Grape berry moth 288.
— (Jurculio 562.
— leaf-hopper 643.
— plume 304.
— root-worm 511.
vine root-borer 325.
Grapholitha 280.
- dorsana 281.
— duplicana 281.
— funebrana 283.
— glycinivorella 284.
— nebritana 282.
— nigricana 282.
— pactolana 281.
— prunivorana 283.
— roseticolana 282.
— schistaceana 284.
— strobilella 281.
— tenebrosana 282.
— woeberiana 283.
— zebeaua 282.
Graptodera 523.
Graseulen 365, 369.
Grasmücken 704.
Grass thrips 226.
Graszünsler 314.
Greenidia 665.
Grillen 208, 210.
Grisette 630.
Grofskopf 380.
Grofsschmetterlinge 318.
Grouud squirrels 711.
Grünfink 705.
Register.
750
Grünrüfsler 544.
Gruiden 702.
Grvllacrinen 206.
Grylliden 208.
Grvllineu 210.
Gryllotalpa 213.
— afi'icana 214.
— australis 214.
— borealis 214.
— vulgaris 214.
Gryllus abbreviatus 210.
— 'bimaculatus 211.
— campestris 211.
— desertus 210.
— • melanocephalus 211.
— melas 210.
— mitratus 210.
— Servillei 210.
Guinea grass moth 349.
Gummiwickler 284.
Haarmücken 457, 458.
Hadena basilinea 3(55.
— didyma 365.
— secalis 365.
— tritici 365.
Häher 706.
Hainschnecke 68.
Halbaffen 725.
Halbflügler 616.
Halmfliege 412.
Halmwespen 601.
Halteropliora 416.
Haltica ampelophaga 519,
523.
— chalybea 524.
— erucae 523.
— ignita 524.
— oleracea 524.
— punctipennis 524.
— quercetorum 523.
Halticinen 518.
Halticus apterus 633.
— erythrocephalus 633.
— minutus 633.
— saltator 633.
— Uhleri 633.
Hamamelistes 666.
— betulae 674.
— spinosus 674.
Hammaticherus cerdo 495.
Hamster 717.
Haplidia 580.
Harlekin 343.
Harlequin cabbage bug 619.
— fruit bug 625.
Harpalus aeneus 465.
— caliginosus 465.
— herbiphagus 464.
— pensylvanicus 465.
— ruficornis 464.
Harrisiua americaua 327.
Harzgallenwickler 290.
Haselbock 507.
Haselmaus 713.
709.
Hausmütterchen 373.
Hautflügler 589.
Heckenwickler 299.
Helicella obvia 68.
Heliciden 67.
Helicinaceen 57.
Helicogena pomatia 69.
Heliodines roesella 254.
Heliophila 359.
— albilinea 360.
— extenuata 360.
— humidicola 360.
— loreyi 360.
— pseudargyria 360.
— secta 360.
— unipuncta 359.
— venalba 360.
Heliothis armigera 354.
— assulta 355.
— dipsacea 356.
— obsoleta 354.
— ■ peltigera 855.
— virescens 356.
Heliothrips haemorrhoidalis
227.
— striatopterus 227.
Helix arbustorum 68.
— aspersa 69.
— caperata 68.
-- ericetorum 68.
— fruticum 68.
— hispida 67.
— hortensis 69.
— intersecta 68.
— nemoralis 68.
— obvia 68.
— pomatia 69.
— rufescens 67.
Hellula undalis 308.
Helodrilus caliginosus 53.
— chloroticus 53.
Helopeltis Antonii 631.
— Bergrothi 631.
— Schoutedeni 631.
— the'ivora 631.
Helophorus rufipes 470.
— rugosus 470.
Hemerocampa leucostigma
384.
— vetusta 384.
Hemichionaspis 693.
Hemicoccinen 694.
Hemipteren 616.
Hemirophila atrilineata 339.
Henicopus pilosus 471.
Henlea nasuta 52.
Henous confertus 491.
Hepialus humuli 320.
— lupulinus 320.
Herpestes griseus 714.
Herpetophygas f asciatus 500.
Herse cingulata 392.
— convolvuli 392.
Herzwurm 369.
Hesperia philino 393.
Hesperiden 393.
Hessenfliege 449.
Heterachthes aeneolus 496.
Heterocampa manteo 388.
Heterocordylus flavipes 634.
— malinus 634.
Heterodera 16, 31.
— göttingiana 45.
— javanica 45.
— radicicola 31, 48.
— Schachtii 39.
Heteronychus morator 585.
Heteropteren 616.
Heterusia cingala 332.
Heupferd 201.
Heuwurm 293.
Hibernia 341.
— aurantiaria 342.
— desolaria 341.
— rupicapraria 342.
— tiliaria 342.
Hidari irava 393.
Hieroglyphus 180.
— furcifer ISO.
Himbeerglasflügler 323.
Himbeerkäfer 472.
Hinibeerstecher 556.
Himbeerwurm 473.
Hippodamia convergens 478.
Hippopotamus 723.
Hippotion celerio 389.
Hirsche 723.
Hirundinen 703.
Hispa aenescens 532.
— armigera 532.
— testacea 532.
Hispella Walkeri 532.
Histiostoma feroniarum 107.
Höckerheuschrecke 170.
Holaniara picescens 494.
Holcocneme Erichsoni 595.
Holcomyrmex scabricollis
611.
Holotrichia leucophthahna
580.
Holzameisen 613.
Holzbohrer 320, 574.
Holzbrüter 567, 573.
Holzläuse 236.
Holzneria poschingeri 673.
Holzwespen 600.
Homalodisca triquetra 638.
Homopteren 634.
Homotoma ficus 649.
Honigbiene 615.
Hopfenälchen 25.
Hopfenerdfloh 522.
Hopfeneule 348.
Hopfeulaus 660.
Hopfen-Minierfliege 406.
Hopfen-Miniermotte 256.
Hopfenspinner 320.
Hop flea-beetle 522.
Hoplia callipyge 579.
— graminicola 579.
— retusa 579.
Hoplocampa brevis 594.
760
Register.
Hoplocampa chrysorrhoea
594.
— fulvicornis 594.
— minuta 594.
— testiidinea 594.
Hoploderma ellipsoidalis
106.
Hop-plant borer 363.
Horiola arcuata 637.
Hormaphidinae 666.
Hormaphis 666.
— hamamelidis 674.
Hormiga brava 611.
Hornisse 614.
Hornissenschwärmer 327.
Howardia biclavis 692.
Hühnervögel 701.
Hulstea undiilatella 314.
Hummeln 615.
Hunde 721.
Hundertf üfse 77.
Hundsaffen 725.
Hyänen 722.
Hyalarcta hübneri 330.
Hj'alopterus 665.
— arundinis 671.
— pruni 660, 671.
Hyblaea constellata 353.
— puera 352.
Hydrellia griseola 408.
— ranunculi 409.
Hydroecia immanis 363.
— micacea 363.
— nicticans 363.
Hydrophiliden 470.
Hylastes obscurus 569.
— trifolii 569.
Hylemyia 429.
— antiqua 430, 431.
— cardui 430, 432.
— ceparum 430.
— cepetorum 430.
— coarctata 431.
— lychnidis 430.
— nigrescens 431, 432.
— puUula 432.
Hylesinus crenatus 569.
— fici 570.
— fraxini 569.
— oleiperda 569.
— piniperda 490.
— vestitus 569.
Hylobius abietis 547.
— pinastri 547.
Hyloicus ligustri 391.
— pinastri 391.
Hylotoma coerulescens 599.
— enodis 599.
— mali 599.
— pagana 599.
— pectoralis 599.
— pullata .599.
— rosae 599.
Hylotrupes lignevis 497.
Hymenopteren 589.
Hypena humuli 348.
H3"pena lividalis 349.
— rostralis 348.
Hypera 545.
Hyphantria cunea 333.
— textor 333.
Hypoborus ficus 570.
Hypogymna morio 385.
Hypolimnas misippus 396.
H3'pomeces curtus 540.
— squamosus 540.
— unicolor 540.
Hvponomeuta cognatellus
"273.
— evonymellus 273,
— mahalebellus 274.
— malinellus 274.
— padellus 274.
— padi 273.
— variabilis 274.
Hyponomeutiden 268.
Hyposidra talaca 342.
Hypothenemus tuberculosus
571.
Hypsiden 332.
Hypsipyla robusta 312.
Hypudaeus bercynicus 715.
Hysteropterum grylloides
645.
Hystrix 721.
Icerya aegyptica 697.
— purchasi 697.
— seychellarum 698.
Icteriden 706.
Idacantha magna 526.
Idiocerus 638.
Incurvaria capitella 240.
— pectinea 241.
— rubiella 241.
Inesida leprosa 502.
Ino ampelophaga 331.
Inquilinen 114.
Insectivoren 708.
Insektenfresser 708.
Ipiden 567.
Ips cinchonae 572.
Iridomyrmex humilis 613.
Ischnapsis longirostris 692.
Isophya camptoxipha 198.
Isopoden 71.
Isoptera 233.
Isosoma grande 607.
— hordei 607.
— orcbidearum 607.
— tritici 607.
Isotoma fimetaria 141.
Ithvcerus noveboracensis
546.
lyngipicus auritus 703.
Jalmenus evagorus 395.
— ictinus 395.
Janus compressus 601.
— integer 602.
— luteipes 602.
Japygiden 136.
Jartheza chrysographella
316.
Jassiden 638.
Jassus sexnotatus 639.
Johannisbeer - Glasflügler
324.
Johannisbeerspanner 336.
Juliden 81.
Julus 83.
— coeruleocinctus 85,
— communis 85.
— fallax 84.
— flavipes 85.
— foetidus 78.
— hortensis 85.
— • impressus 85.
— ligulifer 84.
— lundinensis 84.
— luscus 84.
— pusillus 85.
— sabulosus 83.
— spinifex 78.
— terrestris 85.
June bug green 588.
Junikäfer -581.
Junonia almana 396.
Känguruhs 707.
Kaffeebohnenkäfer 537.
Kaffeebohrer , ostafrikani-
scher, gelber 507.
— roter 321.
— weifser 500.
— westafrikanischer 499.
Kaffeemotte 245.
Kaffeewanze 620.
Kaffeezünsler 309.
Kaiwurm 554.
Kakaomotte 266.
Kakao-Rindenwanze 632.
Kaliosyphingia Dohrni 593.
— ulmi 593.
Kaninchen 709.
Kapselkäfer 556.
Kapselwurm 335.
— roter 265.
Kartoffelerdflob 523.
Katze 722.
Kentjong-kever 585.
Kernies quercus 694.
Kernbeilser 705.
Kernfäule der Weberkarde
25.
Kernraupe 269.
Kieferneule 357.
Kiefernknospenmotte 265.
Kiefernknospen Wickler 291.
Kiefernnadelmotte 268.
Kiefern - Prozessionsspinner
386.
Kiefernrindenwanze 627.
Kiefernsaateule 372.
Kiefernschwärmer 391.
Kiefernspanner 337.
Kiefernspinner 376.
Kieferntriebwickler 290.
Register.
761
Kirschblattwespe 594.
Kirschenfliege 418.
Kirschenspanner 339.
Kirschenspinner 378.
Kissophagas fasciatus 570.
— hederae 570.
Kleesamenmücke 455.
Kleespinner 377.
Kleinschmetterlinge 240.
Knospenschabe 259.
Knospenwickler, grauer 289.
— roter 279.
Köcherfliegen 236.
Körnerassel 74.
Kohlerdfloh 524.
Kohleule 369.
Kohlfliege 425.
Kohl-Gallenrüfsler 562.
Kohl-Gallmücke 454.
Kohlmeise 704.
Kohlschabe 267.
Kohlwanzen 619.
Kohlweifsling, grolser 399.
— kleiner 398.
Kohlzünsler 305.
Koloradokäfer 515.
Kommaschildlaus 692.
Kornfliege 411.
Kräuselkrankheit der Baum-
wolle 641.
Kragenbären 721.
Kraniche 702.
Kreuzschnäbel 705.
Kümmelmotte 257.
Kümmelpfeifer 257.
Kugelassel 73.
Kugelspringschwänze 141.
Kupferbrand 93.
Kupferglocke 377.
Kurzflügler 466.
Labia minor 146.
Labidura riparia 146.
Lachnini 665.
Lachnosterna arcuata 581.
— constricta 581.
— eribrosa. 581.
— farcta 581.
— fusca 581.
— impressa 581.
— lanceolata 581.
— leucophthalma .581.
Lachnus 665.
— exsiccator 667.
Lacon murinus 482.
Laelia subrufa 385.
Lärchenblattwespe , groise
Lärchengallenwickler 282.
Lärchenknospen-Gallmücke
454.
Lärchen-Miniermotte 253.
Lärchentriebmotte 269.
Lärchenwickler, grauer 286.
Laertias philenor 40L
Lamellicornier .577.
Lamia textor 499.
Lamiinen 498.
Lampra decipiens 485.
— rutilans 485,
Lampronia rubiella 241.
Landasseln 71.
Landkrabben 75.
Landschnecken 58.
Langwanzen 623.
Languria mozardi 475.
Laphygma 365.
— flavimaculata 358.
— frugiperda 365.
Lappenrülsler 541.
— gefurchter 542.
Larentia dilutata 344.
— fluctuata 344.
— siterata 344.
— truncata 344.
Laria pisorum 535.
Lariiden 533.
Lasia 478.
Lasiocampa quercus 377.
— trifolii 377.
Lasioptera cerealis 457.
— picta 605.
Lasius americanus 613.
— flavus 613,
— fuliginosus 613.
Laubheuschrecken 196.
Lauchmotte 242.
Laufkäfer 462.
Laverna epilobiella 254.
Lecaniinen 694.
Lecanium bituberculatum
695,
— capreae 696.
— corni 695.
— hemisphaericum 695.
— hesperidum 696.
— nigrum 696.
— oleae 696.
— persicae 695, 696.
— pulchrum 696.
— tessellatum 696.
— viride 696.
Leiterbock 506.
Lema cyanella 509.
— flaviceps 509.
— melanopus 509.
— trilineata 509.
Lemminge 717.
Lemnus 717.
Lepidiota alba .580.
— Stigma 580.
Lepidopteren 237.
Lepidosaphes gloveri 692.
— pinniformis 692.
— ulmi 692.
Lepismatiden 136.
Leporiden 709.
Leptidia sinapis 397.
Leptinotarsa decemlineata
515.
— undecemlineata 515.
j Leptispa pygmaea 531.
Leptocorisa acuta 623.
— trivittata 623.
— varicornis 623,
Leptodera 22, 48,
— terricola 48,
Leptoglossusmembranaceus
622.
— oppositus 622.
— phyllopus 622.
— zonatus 622,
Leptojulus fallax 84,
Leptophyes punctatissima
198.
Leptops Hopei 544,
— robusta 544,
Leptoterna nicotianae 628,
Leptus autumnalis 88.
Lepus cuniculus 709.
— timidus 709.
Lerchen 704,
Lethrus apterus 578,
! Leucania 359.
Leucaspis Candida 693.
— cockerelli 693.
— japonica 694.
— löwi 693,
— pusilla 693.
— riccai 494.
— signoreti 693.
— sulci 693,
Leucoma diaphana 382.
— submarginata 382.
Leucophasia sinapis 397.
Leucophenga maculata 408.
Levxcophlebia lineata 391,
Leucotermes flavipes 235,
— lucifugus 235,
Leucothrips nigripennis
227,
Liburnia furcifera 644,
— psylloides 643.
Lichtensia viburni 695.
Liebstöckelrüßler 543.
Ligusterschwärmer 391.
Ligyrus gibbosus 585.
— rugiceps 585,
Lilac-borer 325.
Lilienhähnchen 509.
Limaeiden 64.
Limacinen 57.
Limacodes longerans 331.
Limacodiden 330.
Limax maximus 65.
— var. cinereus 65.
I/imenitis camilla 396.
— sibilla 396.
Limnäinen 57, 58.
Limnophilus flavicornis 236.
Limonius confusus 483,
Limothrips cerealium 223.
denticornis 222.
— kollari 222.
— ph^^sapus 223.
— poaphagus 226.
— secalina 222.
762
Register.
Lina 514.
Lindenschwärmer 391.
Linseokäfer 536.
Lioderma Ubleri 611».
Liogryllus campestris 211.
— capensis 211.
Liopus nebulosus 504.
Liosouia cribrum 544.
Lipara lucens 409.
— rufitarsis 409.
— similis 409.
Lipariden 379.
Liparthrum mori 570.
Liparus coronatus 544.
Lipura fimetaria 139.
Listronotus 546.
— appendiculatus 546.
— latiusculus 546.
Lita 262.
— atriplicella 263.
— ocellatella 263.
— solanella 263.
LithocoUetis 247.
— bremiella 248.
— insignitella 248.
— nigrescentella 248.
Livreeravipe 378.
Lixus algirus 547.
— ascanii 547.
— concavus 547.
— iridis 547.
— mucidus 547.
— myagri 547.
■ — paraplecticus 547.
— truncatulus 547.
Loclimaea capreae 528.
Locusta caudata 201.
— vigentissima 202.
— viridissima 201.
Locustiden 196.
Locustinen 201.
Lohmannia insignis 105.
Lolcheule 369.
Longistignia 665.
Longitarsus ater 526.
— parvulus 526.
Lophodes sinistraria 337.
Lophortyx californicus 701.
Lophyrus 598.
— Abbotti 599.
— pallidus 599.
— pini 598.
— rufus 599.
— sertifer 599.
— similis 598.
— Towsendi 599.
Lopus sulcatus 630.
Loxia 705.
Loxostege 306.
Lucaniden 577.
Lucerne Moth 299.
Lumbriciden 53.
Lumbricus terrestris 53.
Lungenschnecken 57.
Luperodes brunneus 528.
Luperus flavipennis 528.
Luperus flavipes 528.
— longicornis 528.
— pinicola 528.
— rufipes 528.
Lupinenfliege 427.
Lycaena 394.
Lycia cognataria 339.
Lycophotia saucia 373.
Lyda alpina 603.
— campestris 603.
— erythrocephala 603.
— flaviventris 602.
- hierogl3"phica 603.
— hypotrophica 603.
— nemoralis 603.
— p^Ti 602.
— stellata 603.
Lydiden 601.
Ljfgaeiden 623.
Lygaeonematus Erichsonii
595.
— notabilis 595.
— pini 596.
Lygidea mendax 630.
Lygris diversilineata 344.
— prunata 344.
Lygus 628.
— invitus 630.
— pabulinus 628.
— pratensis 629.
var. campestris 629.
— Vosseleri 630.
Lymantria 379.
— ampla 382.
— dispar 380.
— monacha 379.
— obsoleta 382.
— todara 382.
Lj^mantriiden 379.
Lymexylon navale 489.
LjT^onetia clerkella 245.
Lyonetiiden 243.
Lytta nutalli 492.
— vesicatoria 491.
Lyttinen 490.
Machiliden 136
Macrobasis 492.
Macrodactvlus subspinosus
580.
Macrolepidopteren 318.
Macrophya punctum-album
590.
— rufipes 590.
— strigosa 590.
Macropodiden 707.
Macrosiphum 665.
Macrothylacia rubi 377.
Magdalinus 552.
Magdalis 552.
— aenescens 553.
— alutacea 553.
— armigera 553.
— aterrima 553.
— barbicornis 553.
— barbita 553.
Magdalis cerasi 553.
— duplicata 552.
— memnonia 553.
— perforata 553.
— phlegmatica 552.
— pruni 553.
— ruficornis 553.
— rufa 553.
— violacea 552.
Magpie moth 343.
Maikäfer 582.
Malacodermen 471.
Malacosoma 378.
— americana 379.
— disstria 379.
— gracilicorne 528.
— neustria 378.
Maladora holosericea 579.
Malvenfalter 393.
Mamestra 367.
— brassicae 369.
— chenopodii 369.
— ewingii 369.
— legitima 369.
— oleracea 368.
— picta 369.
— pisi 368.
— trifolii 369.
Mandelschildlaus 692.
Mango weevil 561.
Margarodes vitiuiii 697.
Margaronia 309.
Margotte 630.
Markeule 361.
Marokkanische Wander-
heuschrecke 167.
Marshalliella pallidus 633.
Marsupialier 707.
Mataeus orientalis 199.
Maulwürfe 708.
Maulwurfsgrille 213, 214.
Mäuse 713.
Mausfarbener Schnellkäfer
482.
Maviszahnrüfsler 563.
Mayetiola avenae 449.
— destructor 449.
— secalina 449. •
Meerkatzen 725.
Meerrettich-Blattkäfer 514.
Megachile centuncularis 615.
Megarhynchus rostratus 621.
— truncatus 621.
Megastigmus aculeatus 606.
— ballestrerii 606.
— brevicaudus 606.
— pictus 606.
— pinus 606.
— spermotrophus 606.
— strobilobius 606.
Megathymits jaiccae 393.
Megetra vittatus 490.
Megilla maculata 478.
Meisen 704.
Melanagria 395.
Melanauster chinensis 501.
Register.
763
Melandryiden 498.
Melanitis ismene 396.
Melanophila druinondi 486.
— fulvoguttata 486.
— picta 486.
— pini-edulis 486.
Melanoplus 191.
— atlanis 192.
— bivittatus 195.
— • devastator 194.
— differentialis 195.
— femoratus 195
— femur-rubrum 194.
— packardi 195.
— spretus 192.
Melanotus communis 483.
— cribulosus 483.
— rubidus 483.
— rufipes 483.
Melanoxanthus 665.
Melasoma 514.
— aenea 515.
— cupreum 514.
— exclamationis 515.
— lajjponica 515.
— populi 514.
— scripta 515.
— tremulae 514.
Meliana albilinea 360.
Meligethes 473.
— aeneus 474.
— brassicae 474.
— viridescens 474.
Melittia ceto 326.
— satyriniformis 326.
Melittomma insulare 489.
Meloe americanus 490.
— angusticollis 490.
— impressus 490.
Meloiden 490.
Melolontha hippocastani
582.
— vulgaris 582.
Melolonthinen 579.
Membraciden 637.
Memytbrus polistiformis325.
Menida histrio 621.
Merodon clavipes 434.
— equestris 435.
Meromyza americana 413.
Mesogramma 435.
Mesobomotoma campborae
649.
Messor 612.
Metallites atoniarius 539.
— impar 539.
— mollis 539.
Metanastria byrtaca 377.
Metopodontus'bison 578.
— Savagei 578.
Miana strigilis 366.
Microcentrum laurifolium
199.
— retinervis 199.
Microcbrysa polita 436.
Microlepidopteren 240.
Micronematus abbreviatus
595.
Micropodojulus 84.
Microsiphum 665.
Microtus 715.
Mictis fulvicornis 621.
— longicornis 621.
— profana 621.
Milben 86.
Milbengallen 114.
Milbenspinne 93.
Minias tiliae 391.
Mimiden 703.
Mindarinae 666.
Mindarus 659, 666.
— abietinus 668.
— obliquus 669.
Mineola indigenella 312.
— vaccinii 312.
Miresa nitens 331.
Miselia oxyacantbae 365.
Mnesampeia privata 337.
Moecha adusta 502.
— Büttneri 500.
— molator 500.
Möhrenfliege 413.
Möhrenschabe 257.
Mönchseule 356.
Mole rats 720.
Molhnaus 716.
Mollusken 55,
Molytes coronatus 544.
Mompha fulvescens 254.
Monaphis 664.
Mondtleck 387.
Monellia 664.
Monochammus fistulator
499.
— galloprovincialis 499.
— ruspator 499.
— sartor 499.
— sutor 499.
Monocrepidius bellus 48->.
— vespertinus 483.
Monolepta quadrinotata531.
Monoi^hadnus caryae 592.
— elongatulus 593.
— rubi 593.
Monophlebinen 697.
Monoptilota nubilella 313.
Monoxia consputa 528.
— puncticollis 528.
Moosknopfkäfer 475.
Moritziella corticalis 669.
Mormon cricket 204.
Mosca olearia 415.
Mosquito blight 631.
Motten 240.
Mücken 439.
Müller 582.
Muffelkäfer 5.33.
Mulberry looper 339.
— Spring-looper 339.
Mungos 714.
Murgantia histrionica ()19.
Muriden 713.
Murinen 713.
Mus agrarius 713.
— alexandrinus 714.
— doriae 714.
— minutus 714.
— norvegicus 714.
— rattus 714.
— sylvaticus 713.
Muscardinus avellanarius
713.
Muscidae acalyptratae 402.
— ■ calyptratae 423.
Muscina stabulans 433.
Musophagiden 702.
Mycalesis mineus 395.
Mycops3dla fici 649.
Mycetophiliden 459.
Myelois turaidella 311.
Mvelophilus piniperda 569.
Mylabris 491, 535.
— bibumerosa 491.
— floralis 491.
— pustulata 491.
— 4-punctata 491.
— 14-punctata 491.
— variabilis 491.
Myodes lemnus 717.
Myodocha serripes 625.
Myorrhinus albolineatus 545.
Myoxiden 712.
Myoxus glis 713.
Myriapoden 76.
Myrmicaria brunnea 612.
Mytilaspis pomorum 692.
Myzocallis 664.
Myzus 665.
— cerasi 668.
— ribis 668.
Nachtigall 704.
Nachtviolenmotte 268.
Nackenstecher 556.
Nähfliege 599.
Naenia typica 363.
Nagetiere 709
Narzissenfliege 435.
Nashornkäfer 586.
Nashornvögel 702.
Natal locust 183.
Negril 513.
Nei'roun 570.
Nelkenfliege 430.
Nematoden 13.
Nematus abbreviatus 595.
abietinus 596.
— abietum 596.
— ambiguus 596.
— appendiculatus 595.
— capreae 597.
— compressvis 596.
— consobrinus 597.
— Erichsonii 595.
— extensicornis 596.
— gallarum 597.
— gallicola 597.
— laricis 596.
764
Register.
Nematus leucotrochus 597.
— parvus 596.
— pini 596.
— proxima 597.
— ribesii 596.
— Salicis 597.
— Saxesenii 596.
— septentrionalis 596.
— ventricosus 596.
— viminalis 597.
Nemobius fasciatus 210.
Neocerata rhodophaga 453.
Neophasia menapia 399.
Neosyagrius cordipennis545.
Nephopteryx roborella 312.
— rubrizonella 313.
Nephotettix apicalis 639.
Nepticula sericopeza 243.
Netzeule 363.
Neuroma 369.
Neurotoma flaviventris 602.
— nemoralis 603.
— pyri 602.
Nezara bilaris 620.
— prasina 620.
— smaragdula 620.
— viridula 620.
Nilpferde 723.
Nitiduliden 473.
Nitocris visanibica 507.
Noctua c-nigrum 373.
Noctuiden 348.
Noda cretifera 511.
Nodonota puncticollis 511.
— tristis 511.
Nola cucullatella 336.
Nonagria uniformis 361.
Nonne 379.
Northern Plant bug 622.
Notarcba clytalis 311.
Notaspis lucorum 105.
— plantivaga 105.
Nothris verbascella 261.
Notocelia roborana 286.
Notodontiden 387.
Notolophus 385.
Nudaurelia 376.
Nymphaliden 395.
Nymphula 311.
— cannalis 311.
— depunctalis 311.
— fluctuosalis 311.
— nymphaeata 311.
Oberea bimaculata 507.
— linearis 507.
— ocellata 507.
— oculata 507.
— ulmicola 5U8.
Ochsenheimeria taurella 242.
Ocinara dilectula 389.
— lewinii 389.
— signifera 389.
Ocnerostoma piniariella 268.
Ocnogyna baeticum 333.
Octodon swinderenianus 721.
Octodontiden 721.
Octotoma plicatula 531.
Odonestis australasiae 377,
— plagifera 377.
Odontophoriden 701.
Odontopyge Attemsi 85.
Odontotarsus grammicus
618.
Odontota dorsalis 531.
Odontria zealandica 579.
\ Oecanthus angustipennis
i '^^08.
: — fasciatus 208.
I — niveus 208.
I — pellucens 208.
Oecodema cephalotes 612.
Oecophora oliviella 257.
— tinctella 257.
Oecophylla smaragdina 613.
Oedaleus marmoratus 172.
— senegalensis 173.
— sub fasciatus 173.
Oedemasia concinna 388.
Oedipoda coerulescens 177,
190.
Oedipodinen 171.
Ölkäfer 490.
Oenophthira pilleriana 301.
, Ogdoconta cinereola 354.
Ohrwürmer 145, 146.
Oiceticus elongatus 330.
— platensis 330.
Okuladenmade 442.
Oleanderschwärmer 390.
Oleng oleng 497.
j Olethreutes cynosbatella
j 289.
j — gentiana 289.
j — oblongana 289.
— pruniana 289.
I — variegana 289.
Oligochaeten 49.
Oligotrophus alopecuri 453.
— bergenstammi 453.
Olive bug 627.
Olivenmotte 271.
Omaseus madidvis 463, 465.
— vulgaris 463, 465.
Omias mollinus 543.
Omiodes accepta 311.
— blackburni 311.
— meyricki 311.
— monogona 311.
Omphisa anastomosalis 309.
Omophlus lepturoides 493.
— rufitarsis 493.
— rugosicollis 493.
Oncideres aegrotus 504.
— amputator 503.
— cingulatus 503.
— putator .503.
Oncometopia undata 638.
Oncopeltus fasciatus 62.3.
— quadriguttatus 623.
— sordidus 623.
Onion thrips 230.
Onisciden 71.
Oniscus asellus 74.
— murarius 74.
Onychiurus 139.
Ootheca bennigsenii 528.
— mutabilis 528.
Opatrinus metallicus 494.
Opatrum acutangulum 494.
— depressum 494.
— intermediura 493, 494.
— perlatum 494.
— sabulosum 494.
— seriatum 494.
Ophideres fullonica 349.
Ophiusa lineardi 349.
— melicerte 349.
Ophthalmoblanjulus
venustus 81.
Ophthalmodes cretacea 339.
Opistograptis crataegata
342.
— luteolata 342.
Opogona dimidiatella 243.
Orange-Leaf-roller 299.
Orchesella 141.
— rufescens 137.
Orchelimum agile 200.
Orchestes alni 558.
— fagi 558.
— populi 558.
— quercus 558.
Orchideen wanze 627.
Orchideenwespe 607.
Orellia schineri 418.
— vesuviana 418.
— Wiedemanni 418.
Oreoscoptes montanus 703.
Oreta extensa 374.
Orgyia antiqua 385.
— gonostigma 385.
— postica 385.
Oribata agilis 104.
— dorsalis 105.
— elimatus 105.
' — humeralis 105.
— lapidaria 105.
i — lucasii 105.
— oviformis 105.
Oribatiden 87, 104.
! Oriolus galbula 706.
Ormenis pruinosa 645.
I Orneodes hexadactyla 303.
I Ornix guttea 248.
; — petiolella 248.
j — prunivorella 248.
[ Orobena 308.
I Orphania denticauda 198.
Orsodacna atra 508.
— vittata 508.
Ortaliden 422.
Ortalis fulminans 421.
Orthezia insignis 698.
— urticae 698.
Orthocraspeda trima 331.
Orthopteren 143.
Orthorrapha 435.
Register.
76^
Orthorrhinus cylindrirostris
348.
— Klugi 348.
Orthotylus nassatus 634.
Orycterodes 587.
Oryctes boas 586.
— colonicus 587.
— cristatus 587.
— insularis 587.
— monoceros 586.
— nasicornis 588.
— radana 587.
— ranavalo 587.
— rhinoceros 587.
— sinnar 587.
Oryzomys 717.
Osciniden 409.
Oscinis 409.
— carbonaria 411.
— coffeae 411.
— frit 410.
— pusilla 410.
— theae 411.
— variabilis 411.
Otiden 702.
Otiorrhynclius 541.
— arcticus 542.
— blandus 542.
— dubius 542.
— fuscipes 542.
— bungaricus 541.
— irritans 542.
— laevigatus 542.
— ligustici 542.
— lugdunensis 541.
— maurus 542.
— niger 542.
— ovatus 542.
— perdix 542.
— picipes 542.
— planatus 542.
— populeti 542.
— raucus 542.
— rotundatus 542.
— sensitivus 542.
— siogularis 542.
— sulcatus 542.
— tenebricosus 541.
— turca 542.
Otocoris alpestris actia 704.
Owlet-motns 348.
Oxya flavo-annulata 180.
— velox 180.
Oxycarenus Dudgeoni 624.
— exitiosus 624.
— gossypinus 624.
— hyalinipeiinis 624.
— laetus 624.
— lavaterae 624.
Oxypleuritis 128.
Oxyptilus 303.
— periscelidactylus 304.
Oxythrips binervis 225.
Oxytbyrea funesta 589.
— stictica 589.
Paarbufer 723.
Pachnaeus azurascens 540.
— litus 540.
Pachnoda marginata 589.
— Savignyi 588.
Pachydissias sericus 496.
Pachymerus cbinensis 536.
— quadrimaculatus 536.
Pachyneinatus extensicor-
nis 596.
Pachypappa 666, 674.
— reaumuri 674.
Pachyrhina crocata 438.
— bistrio 438.
— lineata 438.
— maculata 438.
— maculosa 438.
— pratensis 438.
Pachytelia unicolor 329.
Pachytilus 173.
— cinerascens 175, 176.
— danicus 175.
— migratoroides 173.
var. capito 174.
— migratorius 155, 174.
— siücicollis 173.
Padraona palmarum 393.
Paguriden 75.
Palaeococcus rosae 698.
Palaeornis torquata 702.
Paleacrita vernata 341.
Palmenrüfsler 564.
Palmer worm. 262.
Palmetto weevil 565.
Palmkäfer 586.
Palmroller 722.
Palomena prasina 618.
— viridissima 618.
Palpicornier 470.
Pamphila augiades 393.
— augias 393.
— dara 393.
Pamphilius flaviventris 602.
— inanitus 602.
— multisignatus 602.
— nemoralis 603.
— persicum. 602.
— pyri 602.
Pandemis ribeana 299.
Panolis 357.
— griseovariegata 357.
— piniperda 357.
Papageien 702.
Papaipema nitela 363.
Papilio 400.
— aegeus 401.
— agamemnon 400.
— asterius 401.
— cresphontes 401.
— demoleus 400.
— glaucus 401.
— macbaon 400.
— memnon 400.
— pbilenor 401.
— podalirius 400.
— polytes 400.
Papilio polyxenes 401.
— sarpedon 401.
— tboas 401.
— tiirnus 401.
Papilioniden 400.
Papirius Saundersii 143.
Pappelblattkäfer 514.
Pappelbock, grofser 505.
— kleiner 50-5.
Pappelspinner 378, 382.
Paracletus 666.
Paraculanus piperis 633.
Paradoxurns bermapbro-
ditus 722.
Paragrotis messoria 372.
Paraleyrodes perseae 652.
Paramorpha aquilina 296.
Pararge 395.
Parasa lepida 331.
Parasol-ants 612.
Paratelpbusa maculata 76.
Paria aterrima 513.
Pariden 704.
Parlatorea blanchardi 694.
— caliathina 694.
— oleae 694.
— • pergandei 694.
— Proteus 694.
— zizyphi 694.
Parnara conjuncta 393.
— mathias 393.
Parthenotbrips dracaenae
228.
Parus caeruleus 704.
— major 704.
Passer domesticus 705.
Passeriformes 703.
Pastor roseus 706.
Paururus juvencus 600.
Paviane 725.
Pea bugs 533.
Peacb-tree bark-beetle 570.
Peacb tree borer 324, 325.
Peach-worm 259.
Pear Slug 594.
Pedetes caffer 712.
Pediculoiden 87, 103.
Pediculoides 103.
— avenae 104.
— graminum 104.
Pedinus femoralis 493, 494.
Pegomyia atriplicis 428.
— betae 428.
— cbenopodii 428.
— conformis 428.
— dissimilipes 428.
— byoscyami 428.
— nigritarsis 429.
— spinaciae 428.
— vicina 428.
Pelodera strongyloides 48.
Peltophora pedicellata 618.
Pemphigidae 666.
Pemphigus 666, 673.
— borealis 673.
— bumeliae 673.
706
Register.
Pemphigus bursarius 67.">.
— filaginis 678.
— gnaphalü 673.
— ovato-oblongus 673.
— spirothecae 669.
Pentatoma ligata 618.
— Sayi 619.
— Uhleri 619.
Pentatomiden 617.
Penthimia atra 639.
— nigra 639,
Penthophera morio 385.
Pentoden australis 586.
— idiota 586.
— monodon 586.
— punctatus 586.
Pepper weevil 558.
Peranabrus scabricollis 204.
Perce-oreille 146.
Perdix perdix 701.
Peregrinus maidis 645.
Perga dorsalis 599.
— eucalypti 599.
— lewisi 599.
Pergesa elpenor 390.
Peridroma saucia 373.
Periplaneta americana 148.
— australasiae 148.
Periscopus mundulus 634.
Perissodactyla 722.
Peritelus familiaris 543.
— griseus 543.
— sphaeroides 543.
Peritymbia vastatrix 677.
— vitifolii 677.
Pevkinsiella saccharicida
643.
— vastatrix 643.
Peromyscus canadensis 717.
— leucopus 717.
Perrisia abietiperda 454.
— laricis 454.
— leguminicola 455.
— oenophila 555.
— piceae 455.
— pyri 455.
— rosaria 456.
— rosarum 456.
Petrognatha gigas var.
spinosa 503.
Pezotettix 190.
Pfahlwurzelfäule, Kaffee 47.
Pfeileulen 373.
Pferde 722.
Pfirsichmotte 259.
Pflanzenläuse 650, 654.
Pflaumenbohrer 551.
Pflaumenwickler 283, 285.
Phacochoerus africanus 723.
Phacosema Zimmermanni
650.
Phaedon aeruginosa 514.
— armoraciae 514.
— betulae 514.
— cochleariae 514
Phaenops oyanea 486.
Pliakellura 309.
Phalera bucephala 387.
Phaneroptera falcata 19S.
- quadripunctata 198.
Phaneropteriuen 197.
Phaonia trimaculata 432.
Phasianus 701.
Phasmiden 149.
Phenacoccus aceris 687.
— graminis 687.
Phenice australis 643.
— dentata 643.
— lumholtzi 643.
— maculosa 643.
— moesta 643.
Phigalia pedaria :'.40.
— strigataria 340.
— titea 340.
Philaenus spumarius 637.
Philedia punctomacularia
337.
Phlegetontius quinquomacu-
latus 392.
— sexta 392.
Phloeophagen 569.
Phloeosinus Anbei 570.
— bicolor 570.
— thujae 570.
Phloeothripiden 231.
Phloeothrips ficorum 232.
— frumentarius 231.
— japanicus 232.
— lucasseni 233.
— oleae 232.
— oryzae 232.
Phloeotribus liminaris 570.
— oleae 570.
— puncticollis 570.
— scarabaeoides 570.
Phlyctaenia 305.
Phlyctaenodes 306.
— obliteralis 307.
— palealis 307.
— similalis 307.
— sticticalis 306.
Phlyctinus callosus 543.
Phora bovistae 434.
— tubericola 434.
Phorbia 425.
Phoriden 433.
Phorodon 665.
— humuli 660, 671.
— pruni 671.
Phosphorus gabonator 501.
Phosphuga atrata 469.
Phoxopteris comptana 276.
— nubecvxlana 276.
Phragmataecia 327.
Phratora vitellinae 518.
Phryneta coeca 502.
— Conradti 502.
— hecphora 502.
— spinator 502.
Phthorimaea operculella
263.
Phycita spissicella 312.
Phylacteophaga eucalypti
599.
Phyllaphis 665.
— coweni 657.
— fagi 668.
Phvllerium rubi 120.
— Vitis 119.
Phyllobius alneti 544.
— argentatus 544.
— calcaratus 544.
— glaucus 544.
— maculicornis 544.
— oblongus 544.
— piri 544.
— pomonae 544.
— psittacinus 544.
— viridicollis 544.
Phyllocoptes 128, 129.
— comatus 129.
— dubius 129.
— fockeui 129.
— longifilis 129.
— retiolatus 129.
— schlechtendali 129.
— setiger 129.
— unguiculatus 129.
— vitis 129.
Phyllocoptinen 128.
Phyllodecta viennensis 518.
— Vitellinae 518.
— vulgatissima 518.
Phyllodrepa floralis 467.
Phyllodromia germanica
148.
Pbylloecus phtisicus 601.
— trimaculatus 602.
Phyllognathus dionvsius
ö86.
— silenus 586.
PhvUopertha horticola 584.
Phyllotreta 524.
— armoraciae 525.
— atra 525.
— cruciferae 525.
— flexuosa 525.
— lepidii 525.
— nemorum 525.
— nigripes 525.
— pusilla 525.
— sinuata 525.
— undulata 525.
— vittata 525.
— vittula 525.
Phylloxera danesii 669.
— florentina 677.
— quercus 677.
— vastatrix 677.
Phylloxeridae 667.
Phylloxerina 659.
Physa 58.
Physokermes coryli 696.
— ■ piceae 696.
— sericeus 696.
Physopoda 217.
Physopus 223.
— nicotianae 224.
Register.
767
Physopus pyri 225.
— rubrocinctus 225.
— sexnotatus 225.
— tenuicornis 224.
— tritici 224.
— vulgatissimus 223.
Phytalus Smithi 581.
Phytocoris militaris 627.
Phytodecta fornicata 518.
— viminalis 518.
Phytoecia cylindrica 506.
— ephippium 506.
— pustnlata 506.
Phytolyma lata 646.
Phytomyza affinis 404.
— albiceps 404.
— aquifolii 404.
— atra 405.
— chrj^santhemi 405.
— geniculata 405.
— hellebori 405.
— ilicis 404.
— nigricornus 404.
— pisi 404.
— xj'lostei 405.
Phytonomus 545.
— crinita 546.
— meles 545.
— nmrinus 546.
— nigrirostris 546.
— pastinacae 546.
— polj'goni 546.
— punctatus 545.
■ — rumicis 546.
— variabilis 546.
Phvtophaga 494, 590.
Phytophthiren 650.
Phytoptiden 112.
Phytoptus 116.
Pica pica 707.
Pici 702,
Piciformes 702.
Pieris 397.
— brassicae 399.
— napi ;)98.
— protodice 399.
— rapae 398.
— sinapis 397.
— teutonia 397.
Piesma capitata 626.
Pilzfliegen 433.
Pilzmücken 459.
Pimelopus 588.
Pineini 667.
Pineus 660, 667.
— Sibiriens 663.
— strobi 663, 675.
— strobi var. pineoides 663,
675.
Pinien - Prozessionsspinner
386.
Pink bollworm 265.
Pinnaspis aspidistrae 693.
— minor 693.
— pandani 693.
Pionea ferrugalis 306.
Pionea forficalis 305.
— prunalis 306.
— rubigalis 306.
— tertialis 306.
Piophila apii 414.
Pirol 706.
Pissodes harcyniae 548.
— notatus 548.
— piceae 548.
— pini 548.
— piniphilus 548.
— scabricollis 548.
— validirostris 548.
Pistol-case-bearer 254.
Pitch pine Retinia 292.
Pitch twig moth 292.
Plagiodera ver.sicolora 514.
Plagiolepis longipes 613.
Plagionotus speciosus 497.
Planorbis 58.
Plathypena scabra 449.
Platoeceticus gloveri :!;50.
Platycerus caraboides 578.
Platyparaea 421.
— poeciloptera 421.
Platypeziden 433.
Platjpodiden 577.
Piatypria Andrewesi 532.
Platyptilia rhododactyla
Piatypus cylindrus 577.
— omnivorus 577.
Plecoptera reflexa 349.
Plectodera scalator 501.
Plectroscelis 521.
Plemeliella abietina 444.
Plesiocoris rugicollis 630.
Plesiognatha mondän a 589.
Pleurocecidien 115.
Ploceiden 705.
Plum Curculio 560.
— gouger 558.
— leaf-beetle 511.
Plasia aurifera 351.
— brassicae 351.
— chalcites 351.
— eriosoma 352.
— gamma 350.
— moneta 351.
— simplex 351.
— verticillata 352.
Plutella cruciferarum 267.
— maculipennis 267.
— porrectella 267.
Plutelliden 266.
Pocket gophers 712.
Podacanthus Wilkinsoni
150.
Podagrica fuscicornis 520.
— malvae 520.
Podisma alpina 190.
— var. collina 191.
— pedestris 191.
— Schmidti 191.
Podops vermiculata 618.
Podosesia syringae 325.
Podosta nigrita 493.
Poduriden 138.
Poecilocampa popiili 378.
Poecilocap.sus lineatus 630.
Poecilocoris Hardwickii 618.
Poecilonota conspersa 485.
— variolosa 485.
Poecilopbila maculatissima
589.
Poeciloptera distinctissima
645.
Poecilosoma candidata 592.
— ignota 592.
— maculata 592.
Pogonochaerus fascicularis
508.
Pogonomyrmex 612.
— barbatus malefaciens
612.
— occidentalis 612.
Pollinia pollini 687.
Polycbrosis botrana 288.
— viteana 288.
Poh^desmus complanatus80.
— monilaris 81.
Polydrosus atomarius 539.
— cervinus 539
— impar 539.
— micans 539.
— moUis 539.
— sericeus 539.
Polygonia C-album 396.
Polvgraphus grandiclava
571.
Poh'ocha saccharella 314.
Polyommatus baeticus 394.
Polyphagen 466.
Polyphylla fullo 582.
Polyxenus lagurus 80.
Pomatia aspersa 69.
Pomphopoea 492.
Pontania gallicola 597.
— Salicis 597.
Pontia 397.
Popillia biguttata 584.
— hilaris 585.
Porcellio scaber 74.
Porricondyla cerealis 441
— goss^^pii 441.
Porthesia auriflua 382.
— similis 382.
— virguncula 382.
— xanthorrboea 382.
Potamoclioerus africanus
723.
Potato stalk weevil 564.
Potato tuber worm 264.
[ Potosia cuprea 589.
— floricola 589.
; Prachtkäfer 484.
; Prärie-Hunde 711.
i Praonetha melanura 503.
Prays curtisellus 271.
— oleellus 271.
Prioninen 495.
Prionoxystus robiniae 322.
768
Register.
Prioüus laticollis 495.
Priophorus acericaulis 598.
— albipes 597.
— padi 597.
— tristis 598.
Pristiphora pallipes 595.
Probosciden 722.
Prociphilus 666, 678.
— bumeliae 678.
— nidificus 673.
— tesselatus 673.
— xylostei 674.
Procodeca adara 885.
Prodenia commelinae 364.
— eridania 364.
— littoralis 364.
— ornithogalli 364.
Promecotheca antiqua 532.
— opacicollis 532.
Prosops pedisequvis 645,
Protoparce Carolina 392.
— celeus 392.
— cingulata 392.
— - convolvuli 392.
— quinquemaculatus 392.
— sexta 393.
Protopulvinaria piriformis
696.
Proutista australis 643.
Prozessionsspinner 386.
Psalidium maxillosum 541.
Psalis securis 385.
Psallus crotolariae 684.
— delicatus 634.
Psectrocladius stratioitis
459.
Psenocerus supernotatus503.
Pseudococcus adonidum. 688.
— aridoruua 688.
— calceolariae 688.
— citri 687, 688.
— filamentosus 688.
— nipae 688.
— sacchari 688.
Pseudoparlatorea parlatore-
oides 693.
Pseudophonus pubescens
464, 465.
Pseudopbyllinen 199.
Pseudosphinx discistriga
392.
Psila nigricornis 413.
— rosae 418. 414.
Psilogramma menephron
Psilura monacha 379.
Psittaciformes 702.
Psociden 236.
Psyche albipes 828.
— assamica 328.
— helix 829.
— viciella 828.
Psychiden 327.
Psylla 647.
— acaciae-baileyanae 648.
— alni 648.
Psylla buxi 648.
— cistellata 648.
— crataegi 647.
— elaeagni 648.
— isitis 648.
— mali 648.
— piri 647.
— pruni 648.
— pyricola 647.
— pyrisuga 647.
Psylliden 646.
Psylliodes 522.
— affinis 523.
— attenuata 522.
— chrysocepliala 522.
— napi 523.
— punctulata 522.
Psj'llobora 20-niaculata 478.
Psylloiden 646.
Ps3^11opsis fraxini 646.
Pteleobius vestitus 569.
Pterochlorus 665.
— exsiccator 667.
Pterooorama 665.
Pteromys 710.
Pteromis ribesii 596.
— leucotrochus 597.
— Salicis 597.
Pterophorus 803.
— monodactylus 803.
Pteropiden 708.
Pteropus 708.
Pterygophorus 599.
Pulmonaten 57.
Pulse beetles 533.
Pulvinaria betulae 697.
— camellicola 697.
— floccifera 697.
— gasteralpha 688.
— innumerabilis 697.
— psidii 697.
— vitis 697.
Pumpkin beetle 526.
Pundaloya simplicia 648.
Pupiden 69.
Purohita arundinacea 645.
Pycanum rubens 621.
Pycnotoniden 703.
Pyrale grise 286.
— des pommes 277.
Pyraliden 304.
Pyralis vitana 301.
Pyrameis atlanta 396.
Pyrausta lupulina 804.
— maclioeralis, 305, 392.
— nubilalis 304.
— silacealis 304.
Pyrgomorphinen 177.
Pyrilla Ij-coides 648.
Pyromorphiden 827.
Pyrrhocoriden 625.
Quastenstachler 721.
Queckeneule 365.
Quince Curculio 560.
Quittenvogel 777.
Rabenvögel 706.
Ralliformes 702.
Randwanzen 621.
Raps-Erdfloh 522,
Raps-Glanzkäfer 474.
Rapsweil'sling 898.
Rasenameise 612.
Raspberry cane borer 507.
Raspberry-cane maggot 428.
Raspberrv root borer 828.
Ratten 7i8.
Raubtiere 721.
Reben stech er 552.
Reblaus 660.
Rebschneider 578.
Rebstockfallkäfer 512.
Recurvaria leucatella 262.
— nanella 262.
— robiniella 262.
Red beetles 564.
Red bug 684.
Red maggot 441.
Red spider 93.
Red stainers 625.
Regenwürmer 53,
Reh 724.
Reisvogel 706.
Reithrodontomys lecontei
impiger 717,
Remigia 849.
— archesia 350.
— frugalis 350.
— latipes 849.
— repanda 849.
Reseliella 448.
— piceae 444, 448.
Retinia 290.
Reutmaus 716.
Rhabditis 16, 22.
— brevispina 48.
— coronata 47, 48.
— oxycerca 48.
— strongyloides 48.
— terricoia 48.
Rhabdocnemis obscurus 566.
Rhabdophaga Nielsenü 456.
— saliciperda 456.
— Salicis 456.
Rhadinoscopus nociturus
543.
Rhagium bifasciatum 496.
Rhagoletis cerasi 418.
— cingulata 419.
— pardalina 419.
— pomonella 419.
— ribicola 419.
— signata 418.
Rhinaria perdix 546.
Rhinocola eucalypti 646.
Rhipidoceriden 492.
Rhizoecus falcifera 688.
Rhizoglyphus 108.
— caucasicus 111.
— echinopus 109.
— minor 111.
— phylloxerae 112.
Register.
769
Rhizomaria piceae 674.
Rhizomys splendens 720.
Rhizopertha 489.
Rhizotrogus aequinoctialis
581.
— solstitialis 581.
Rhodites fructuum 606.
— Mayri 606.
— rosae 606.
Rhodoneura myrtaca 376.
Rhoeocoris sulciventris 621.
Rhopalosiphum dianthi 670.
— lactucae 670.
— lonicerae 670.
— persicae 670.
— ribis 660, 661, 665, 670.
Rhynchaenus 558.
Rhynchites aeneovirens 551.
— aequatus 551.
— alliariae 551.
— aiiratus 551.
— bacchvis 551.
— betuleti 551, 552.
— coerulevis 551.
— conicus 551.
— cribripenDis 551.
— cupreus 551.
— giganteus 551.
— interpunctatus 551.
— minvitus 551.
— pubescens 551.
— ruber 551.
— versicolor 551.
Rhyncliophoren 537.
Rbyncbophorus 564.
— crvieutatus 565.
— ferruginevis 565.
— palmarvim 565.
— phoeiiicis 565.
— signaticollis 565.
Rhynclioten 616.
Rhyparia purpurata 333.
Ricania atrata 645.
— fulginosa 645.
— japonica 645.
— zebra 645.
Rice bug 623.
Rice-stem fly 423.
Riesenkäfer '585.
Rindenbrüter 567, 569.
Rindenwickler 283.
Ringelkrankheit der Hya-
zinthen 24.
Ringelspinner 378.
Ringelwürmer 49.
Ringelwurm 487.
Ripersia falcifera 688.
Riptortus linearis 623.
Roaches 148.
Robins 704.
Rodentia 709.
Röhrenwurm 593, 594.
Rohrkäfer 509.
Rohrratten 721.
Rollassel 73.
Roose beetle 341, 505.
Rose-chafer 580.
Rose leaf-beetle 511.
Rosenblatt-Gallmücke 456.
Rosenkäfer 584.
Rosenschabe 253.
Rosensenstar 706.
Rosentriebbohrer 394, 593.
Rosenwickler 298.
— weifsbindiger 286.
Rosen-Zikade 642.
Roßkastanienbohrer 321.
Rötelmaus 715.
Rote Spinne 93.
Rote (Rosen-) Made 442.
Rotkehlchen 704.
Rotschwanz 384.
Rotwanzen 625.
Rübenblattwespe 592.
Rübenmüdigkeit 43.
Rübennematode 39.
Rübsaatpfeifer 308.
Rüsselkäfer 537.
— grolser, brauner 347.
Rumia 342.
Rundwürmer 13.
Runkeifliege 42«.
Rust fly 413.
R,utelinen 583.
Rutherglen bug 623.
Saateulen 372.
Saatkrähe 706.
Saatschnellkäfer 482.
Sackmotten 251.
Sackträger 327.
Sägewespen 590, 594.
Sagrinen .508.
Sahlbergella singularis 632.
— theobromae 632.
Salatsamen Wickler 286.
Samen- oder Muffelkäfer 533.
San Jose-Schildlaus 690.
Sandkäfer 461.
Sannina uroceriformis 326.
Sanninoidea exitiosa 325.
— opalescens 326.
Saperda 504.
— Candida 506.
— carcharias 505.
— populnea 505.
— scalaris 506.
Sapsuckers 703.
Sattelmücke 442.
Sattelschnecken 205.
Saturnia pavonia 375.
— pyri 375.
— spini 375.
Saturniden 375.
Satyrinen 395.
Sauerwurm 293.
Scalops 708.
Scansores 702.
Scapanes 587.
! Scapteriscasabbreviatus213.
— didactylus 213.
Scaptomyza adusta 408.
Sorauer, Handbuch. 3. Aufl. Dritter Band.
Scaptomyza flaveola 408.
— graminum 408.
Scarabaeiden 578.
Scarlet mite 98.
Scatomyziden 422.
Scatopse 458.
Schaben 148, 240.
Schlafapfel 606.
Schakale 721.
Schalottenfliege 427.
Schaumzirpen 636.
Scheermaus 716.
Schildkäfer 532, 533.
Schildläuse 683.
Schildwanzen 617.
Schilfeulen 361.
Schimpanse 725.
Schistocerca 183.
— americana 187.
— obscura 188.
— paranensis 186.
— peregrina 183.
Schistocerus hamatus 489.
Schizoceros ebenus 599.
— geminatus 599.
— privatus 599.
Schizodactvlus monstrosus
207.
Schizolachnus 665.
Schizomyia Gennadii 453.
Schizoneura 657, 666, 671.
— americana 671.
— lauigera 671.
— lanuginosa 671
— pyri 671.
— reaumuri 674.
— ulmi 672.
— veuusta 671.
Schizoneurini 666.
Schizonycha serrata 580.
Schizophora 4U2.
Schizophyllum sabulosum
78, 83.
Schizura concinna 388.
Schläfer 712.
Schlehenspinner 385.
Schlehen- oder Pflaumen-
wickler 289.
Schmetterlinge 237.
Schmiede 480.
Schnabelkerfe 616.
Schnaken 436.
Schnecken 55.
Schneiderbock 499.
Schnellkäfer 480.
Schnirkelschnecken 67.
Schopflerchen 704.
Schröter 577.
Schusterbock 499.
Schwärmer 389.
Schwalben 703.
Schwalbenschwanz 400.
Schwammspinner 380.
Schwan 382.
Schwarzkäfer 493.
Schwarze Fliege 227.
49
770
Schweine 723.
Sciaphilus squalidus 538.
Sciara frigida 459.
— inconstans 459.
— ingenua 459.
Scirpophaga auriflua 315.
var. intacta 315.
— chrysorrhoea 315.
— monostigma 315.
Sciuriden 710.
Sciuropterus 710.
Sciurus bicolor 711.
— carolinensis 711.
— cepapi 711.
— notatus 711.
— palliatus 711.
— trivittatus 711.
— vulgaris 711.
Scolytiden 567.
Scolytus amygdali 572.
— assimilis 572.
— carpini 572.
-- mali 572.
— pruni 572.
— rugulosus 572.
Scudderia curvicauda 199.
— furcata 199.
— texensis 199.
Scutellera perplexa 618.
— nobilis 618.
Scutiphöra pedicellata 618.
Scypnophorus acutopunc-
tatus 565.
— sexpuiictatus 566.
Scythris temperatella 257.
Scythropvis mustela 545.
Segelfalter 400.
Sehirus bicolor 618.
Seidenschwanz 704.
Seiandria morio 592.
Selatosomus aeneus 482.
Selidosema excursaria 337.
— lyciaria 337.
Selleriefliege 414, 420.
Semasia conterminana 286.
Senfweil31ing 397.
Sepsiden 414.
Serehkrankheit 45.
Serica assaniensis 579.
— brunnea 579.
— holosericea 579.
— javana 579.
— indica 579.
— pruinosa 579.
— pulchella 579.
Serinetha hexophthalma 623.
— trivittata 623.
Serrodes inara 349.
Serropalpus barbatus 493.
— striatus 493.
Sesamia 360.
— cretica 361.
— fusca 361.
— nonagrioides 360.
var. albiciliata 360.
Sesia 323.
Register.
Sesia acerni 325.
— culiciformis 325.
— formiciformis 325.
— myopaeformis 823.
— pictipes 325.
— pyri 324.
— rutilans 324.
— spheciformis 325.
— tipuliformis 324.
Sibine estimalis 331.
Sichelfalter 374.
Siebenschläfer 713.
Siedelsperlinge 705.
Sigmodon 717.
Silpha obscura 469.
Silphiden 467.
Simaethis pariana 274.
Simodactylus cinnamoneus
483.
Sinoxylon bispinosv^m 489.
— chälcographum 489.
— muricatum 489.
— perforans 489.
— ruficorne 490.
— sexdentatum 489.
Sipha 664.
Siphanta acuta 645.
Siphocoryne xylostei 660.
— capieae 660.
Siphonella pumilionis 411.
Siphonophora 665.
— pisi 668.
— rosae 668.
— ulmariae 668.
Sirex gigas 600.
— jvivencus 600.
— • spectrum 600.
Sitona crinita 539.
— flavescens 539.
— grisea 539.
— hispidula 539.
— lineata 538.
— puncticollis 539.
— regensteinensis 539.
— tibialis 539.
Sitones 538.
Slitworm 264.
Smerinthus ocellatus 390.
— tiliae 390.
Sminthuriden 141.
Sminthurus 142.
— albomaculatus 143.
— cinctus 142.
— cucumeris 143.
— luteus 142.
— pruinosus 137, 142.
— solanis 143.
— viridis 142.
Snout beetle 310.
Soldier bug, green 620.
Solenopsis geminata 611, 613.
Sonnenwendkäfer 581.
Sorghum midge 443.
Spalaciden 72U.
Spanner 336.
Spanische Fliege 491.
Spargelfliege 421.
Spechte 702.
Sperlinge 705.
Spermophagus pectoralis
535.
Spermophilus 711.
— citellus 712.
Sphaerococcus marlatti 689.
Sphaeroderma 526.
Sphegiden 615.
Sphenarches caffer 304.
Sphenophorus 565.
— maidis 566.
— obscurus 566.
— piceus 566.
— sericeus 566, 574.
— sordidus 566.
— spinulae 566.
— striatus 566.
Sphenoptera gossypii 485.
— neglecta 485.
Sphingiden 389.
Sphinx 390, 391.
— ligustri 391.
— pinastri 391.
— ocellatus 390.
Sphyrapicus 703.
Spilographa artemisiae 420.
— cerasi 418.
Spilosoma fuliginosa 334.
— lubricipeda 334.
— mendica 334.
Spilothyrus alceae 393.
Spinatmotte 284.
Spinnmilbe 93.
Spitzmäuse 718.
Spitzmäuschen 549.
Springhase 712.
Splintkäfer, Eichen- 572.
- Obstbaum-, großer, glän-
zender 572.
kleiner, runzeliger
572.
Spodoptera mauritia 364.
Spottdrosseln 7U3.
Spotted Locust 179.
Spring canker worm 341.
Springmäuse 713.
1 Springraupe 348.
I Springrüßler 558.
I Springschwänze 136.
Springwanze, rotköpfige
633.
Springwurmwickler 301.
Squash bug 622.
Squash vine borer 326.
Stachelbeerblattwespe
(gelbe) 596.
Stachelbeermilbe, rote 89.
Stachelbeerspanner 343.
Stachelbeerzünzler 313.
Stachelschweine 721.
Stag beetles 577.
Stalagnosoma cynanche 588.
Staphyliniden 466.
Stare '706.
Register.
771
Stauronotus 167.
— brevicollis 170.
— maroccanus 167, 190, 203.
Stauropus alternus 888.
Steganoptycha diniana '286.
— nanaiia 285.
— pinicolaua 286.
— pvi-icolana 2^7.
— rufimitrana 287.
— vacciniana 287.
Steinkauz 705.
Steirastoma depressum 504.
Stelidota strigosa 473.
Stengelboorder 317.
Stenobothrus bicolor 166.
— elegans 166.
— parallelus 166.
— pulvinatus 166.
— vittifrons 166.
Stenocranoides viridis 646.
Stenocranus saccharivorus
643.
Stenogyra decollata 69.
Stenolechia gemella 262.
Stenopelmatinen 207.
Stephanitis rhododendri 627.
Stephaiioderes areccae 571.
— Aulmanni 571.
— coffeae 571.
— congonus 571.
— Hampei 571.
— heveae 571.
Steppengrille 211.
Sternotomis Bohemani .501.
— imperialis .500.
— regalis 500.
Stethophvma fuscum 170.
Stictocepliala festina 637.
— inermis 637.
Stigmaeus floridanus 98.
Stigmodera suturalis 486.
— vertebralis 486.
Stilida iudecora 621.
Stilpnotia Salicis 382.
Stinkschrecke, bunte 178.
Stockkrankheit des Buch-
weizens 22.
— des Hafers 21.
— des Klees und der Lu-
zerne 21. '
— des Roggens 19.
Stock- oder Stengelälchen 16
Stomaphis 665.
Strachia crucigera 620.
Strahlenmücken 458.
Strawberry leafroUer 276.
— midget 224.
— root-borer 513.
Strategus 588.
Stratiomyiden 485.
Striatella caperata 68.
— intersecta 68.
Striped cucumber beetle 527,
Struthidea cinerea 707.
Strongylogaster Desbro-
chersi 592.
Strongvlorhinus ochraceus
546. ^
Strongylosoma pallipes 78.
Strophosomus capitatus 538.
— coryli 538, 539.
— meianogranius 538.
— obesus 588.
Sturnoides 706.
Sturnus vulgaris 706.
Stylopyga orientalis 148.
Suana concolor 379.
Subcoccinella globosa 478.
— 24-punctata 478.
Succinea putris 70.
Suck fly 633.
Sugar-beet crown-borer 314.
Suiden 723.
Sus scrofa 723.
— verrucosus 723.
— vittatus 723.
Sweet potato weevil 549, 561.
Syagrius fulvitarsis 545.
— intrudens .545.
Syagrus puncticollis 513.
Sylepta clytalis 811.
— derogata 310.
— multilinealis 310.
Sylviiden 704.
Symydobius 664.
Symmerista albifrons 388.
Symphvta 590.
Synanthedon 828.
Synaptomys Cooperi 715.
Syntomaspis druparum 606.
83'ntomiden 334.
Syringen-Motte 249.
Syrista Parrej'ssi 602.
Syromastes marginatus 623.
Syrphiden 434.
Systates pollinosus 543.
Systena frontalis 521.
— hudsonias 521.
— taeniata 521.
— var. blanda 521.
Tabacco thrips 224.
Tachea hortensis 69.
— nemoralis 68.
Tachiniden 483.
Tachycineta bicolor 703.
Tachyoryctes 720.
Taeniocampa gothica 857.
— incerta 357.
— munda 357.
Tagpfauenauge 896.
Talpa europaea 708.
Talpiden 708.
Tamias 711.
Tanagriden 705.
Tannenknospenwickler 2.S5.
Tannennadelmotte 269.
Tannenpfeil 891.
Tannensamengallmücke448.
Tanymecus indicus .540.
— palliatus 539.
Tapezierbienen 615.
Tapinosoma melanocepha-
lum 613.
Tapinostola musculosa 861.
Tarache catena 850.
Tarnished plant bug 629.
Tarsonemiden t!7, 99.
Tarsonemus 99.
— ananas 99.
— bancrofti 99.
— brevipes 100.
— canestrinii 100.
— chironiae 100.
— culmicolus 100.
— fragariae 101.
— krameri 101.
— latus 101.
— oryzae 101.
— pailidus 101.
— phragmitidis 101.
— spirifex 101.
— translucens 108.
— trepidariorum 103.
Tauben 701.
Taupins 480.
Tausendfüße 76, 77.
Tauspinner 875.
Taxonus agrorum 590.
— glabratus 591.
— nigrisomus 591.
Tea Tortrix 800.
Teara contraria 383.
Tectocoris lineola 618.
Teia anartoides 885.
Teichhuhn 702.
Teigne de la betterave 263.
— du colza 267.
Telephorus fuscus 471.
— lividus 471.
— obscurus 471.
— rusticus 471.
Telicota chrysozona 893.
— palmarum 393.
Telmatophilus sparganii475.
Tenebrioniden 498.
Tenthecoris bicolor 627, 632.
Tenthrediniden 590.
Tenthredro atra 590.
Tenuipalpus 89, 98.
— californicus 98.
— obovatus 98.
Tephritis onopordinis 420.
Tephroclystia abietaria 344.
— interrupto-fasciata 344.
Tepperia sterculiae 561.
Teras contaminana 302.
— ferrugana 302.
— holmiana 302.
— minuta 802.
— schalleriana 802.
— variegana 802.
Testacelliden 64.
Terebrantia 221.
Terias hecabe 397.
Termes bellicosus 286.
— fatalis 236.
— flavipes 285.
772
Register.
Termes gestroi 235.
— lacteus 235.
— lucifugus 235.
— marabitanus 236.
— obesus 236.
— Redemanni 236.
— taprobanes 236.
Termiten 233.
Tetralobus f labellicornis 483.
Tetramorium aculeatum612.
— caespitum 612.
Tetraneura 666, 671.
— boyeri 671.
— coerulescens 671.
— rubra 671.
— ulmi 671.
— zeae-maydis 671.
Tetranychiden 87.
Tetranychopsis borrida 98.
Tetranychus 89, 93.
— altb'aeae 96.
— bimaculatus 97.
— biooulatus 94, 97.
— coffeae 97.
— cucumeris 97.
— exsiccator 97.
— gloveri 97.
— lintearius 96.
— mytilaspidis 97.
— sexmaculatus 97.
— telarius 96.
— unvinguis 96.
Tetranvqtie tisserand 93.
Tetraoiaiden 701.
Tetropium castaneum 495.
— fuscum 495.
— luridum 495.
Tetrops praeusta 508.
Tettiginen 165.
Tettigometra obliqua 645.
Tettigonia atropunctata 638.
— ferruginea 638.
— guttigera 638.
— viridis 638.
Tettigoniella spectra 638.
Tettix subulatus 165.
Thalaina clara 337.
Thalassodes 347.
Tbamnonoma ribearia 337.
— wauaria 336.
Thamnotettix fuscovenosus
639.
Tbanatopbihis riigosus 468.
Thaumetopoea pinivora 386.
— pityocampa 386.
— processionea 386.
Thecabius 666.
— affinis 673.
— ranunculi 673.
Thecla betulae 394.
— melinus f94.
— paeas 394.
— pruni 394.
— rubi 394.
Thecodiplosis brachyntera
Theretra gnoma 389.
Thermesia gemmatilis 350.
Thliptoceras octoguttale
309.
Tbosea cervina 331.
— recta 331.
Thryonomys 721.
Thripiden 222.
Thrips 228.
— communis 229.
— flavus 231.
— linarius 228.
— lini 229.
— physopus 228.
— pisivorus 231.
— saccbari 229.
— sambuci 230.
— serratus 229.
— tabaci 229.
Thyantha custator 619.
Thyrididen 376.
Thysanoptera 217.
Tibicen Dahlii 636.
Tibicina sepdemdecim 635.
Tineiden 240.
Tingiden 626.
Tingis pyri 627.
Tipula bicornis 439.
— infuscata 439.
— lateralis 437.
— nigra 439.
— oleracea 437, 439.
— paludosa 439.
— parva 437, 438.
— simplex 439.
Tipuliden 436.
Tirtoxa flexa 422.
Tischeria complanella 246.
— malifoliella 247.
Tmetocera comitana 279.
— lariciana 280.
— ocellana 279.
Tobacco leaf miner 264.
Tobacco thrips 224.
Tobacco-worm 392.
Thomasia 664.
Tomaspis lepidior 636.
— postica 636.
— • varia 636.
Tomato-worm 350, 392.
Tomostethus melänopygius
594.
Toon twigborer 312.
Tortriciden 275.
Tortrix 296.
— bergmanniana 298.
— citrana 299.
— diversana 297.
— forskaleana 298.
— glaphyriana 299.
— paleana 296.
var. icterana 296.
— ribeana 299.
— viburniana 297.
— viridana 297.
Toryminen 606.
Totenkopf 392.
Toxoptera 665.
— graminum 668.
Trabala vishnu 379.
Trachykele blondeli 485.
— opvilenta 485.
Trachylepidea fructicas-
siella 318.
Trachys 489.
Tragocephala senatoria 502.
Traguliden 723.
Trama 665.
Tramini 665.
Trappen 702.
Traubenwickler, bekreuzter
288.
— einbindiger 293.
Traubenwurm 293.
Trauermantel 395.
Trauerspinner 385.
Tremex columba 600.
Trichia hispida 67.
— rufescens 67.
Trichiinen 589.
Trichiocampus viminalis 598.
Trichiosoma lucorum 600.
Trichius fasciatus 589.
— piger 589.
Trichobaris trinotata 564.
Trichogomphus 587.
Tricholepis grandis 580.
Trichopteren 236.
Trichosiphoni 665.
Trichosiphum 665.
Trichterwickler 551.
Tricondyla cyanea 461.
Trigonaspis megaptera 604.
Trioza alacris 649.
— camphorae 649.
— litseae 650.
— obsoleta 649.
— viridula 649.
Trixagus 472.
Trochilium apiforme 327.
Trogophloeus pusillus 467.
Trombidium fuliginosum 88.
Tropicoris rufipes 621.
Tropinota hirta 493.
Trvpeta musae 418.
Trypetiden 414, 617.
Tryphaena prunuba 373.
Tryphocharia mastersi 496.
Trypodendron domesticus
577.
Tryxalis turrita 165.
Twig borer 260.
Tuberolachnus 665
Tubuliferen 231.
Tullgrenia 666.
Tupaja ferruginea 708,
— javanica 708.
Tvirdus merula 703.
— migratorius 704.
Turnip Sawfly 592.
Turteltauben 701.
Turtur turtur 701.
Register.
773
Tychea 666.
Tychius crassirostris 559.
— polylineatus 559.
— quinquepunctatus 558.
Tylenchus 16.
— acutocaudatus :'0.
— agrostidis 31.
— allii 16.
— arenarius 30.
— Askenasyi 16, 26.
— coffeae 30.
— devastatrix 16, 48.
— dipsaci 16.
— foliicola 30.
— fucicola 16.
— flavensteinii 16.
— hordei 30.
— hyacinthi 16.
— intermedivis 16.
— millefolii 31.
— nivalis 31.
— oryzae 30.
— phalaridis 31.
— putrefaciens lö.
— sacchari 30.
— scandens 26.
Typhloblanjulus guttulatus
81.
Typhlocyba 643.
— erythrinae 643.
— quercus 643.
— rosae 642.
— viticola 643.
Typhlodromus piri 123.
Typophorus caneilus 513.
Tyridopteryx 330.
— ephemeraeformis 330.
Tyroglvphiden 87, 106.
Tyroglyphus 107, 111.
— crassipes 112.
— dauci 111.
— farinae 107.
— lieterouiorphus 108.
— Lintneri 108.
— longior 108.
— mycophagus 108.
Ueana Dahlii 636.
Ulmen-Blattkäfer 529.
Uracanthus cryptophagus
^496.
Uranotes nielinus 394.
Urophora stigma 417.
Uropoda vegetans 99.
— obnoxia 99.
Uropodiden 87, 98.
Ursus malayanus 721.
Ursiden 721.
Vacuna 666.
Vacunini 666.
Vaginuliden 69.
Vampyrus spectruni 709.
Vanessa antiopa 395.
— atalanta 396.
— C-album 396.
Vanessa cardui 396.
— Jo 396.
— polychloros 396.
Variegated cutworm 373.
Verania afflicta 478.
— lineata 478.
Vespa crabro 614.
Vesperus flaveolus 498.
— luridus 498.
— mauretanicus 498.
— strepens 498.
— xatarti 498.
Vespiden 614.
Vibrio tritici 26.
Virachola isocrates 395.
Viteiis vastator 677.
Viverricola malaccensis 722.
Viverriden 722.
Vögel 698.
Volvulifex pruni 126.
Waffenfliegen 435.
Walang sangit 623.
Waldhühner 701.
Waldgärtner 569.
Wald- oder Springmavis 713.
Walker 582.
Walniit Spanv^orm 339.
Wanderheuschrecken 1.53.
— ägyptische 183.
— europäische 174.
— südafrikanische 173.
— südamerikanische 186.
Wanderratte 714.
Wanzen 616.
Wapiti 724.
Warzenbeißer 202.
Warzenschwein 723.
Wasserschnecken 58.
Water-cress leaf-beetle 514.
Wattle moth 385.
Weberbock 499.
Weberkarde, Kernfäule 25.
Webervögel 705.
Wegschnecken 66.
Weichflügler 471.
Weichtiere 55.
Weide, Holzkropf 94.
Weidenblattkäfer 518.
Weidenbohrer 322.
1 Weidenknospenmotte 269.
Weidenrosen 456.
\ Weiderichmotte 255.
Weidevieh 725.
Weinbergschnecke 69.
: AVeinhähnchen 208.
Weinschwärmer, großer 389,
— mittlerer 390.
Weilsdorneule 365.
Weifslinge 397.
Weilstannentriebwickler
299.
Weizenälchen 26.
Weizengallmücke 447.
Werre 214.
Wespen 614.
Western cricket 204.
Wheat joint-worm 607.
— straw-worm 607.
Wheat saw-fly borer 601.
Wheat stem borer 361.
Wheat stem maggot 413.
Wheat Thrips 224.
Wheat wireworm 483.
Whattle Goat moth 321.
White ants 233.
AVhite borers 315.
White grubs 579.
White marked Tussock moth
384.
Wickler 275.
Widderchen 331.
Wiener Nachtpfauenauge
375.
Wieseneule 361.
Wiesenwanze, grüne 629.
Wiesenzüusler 306.
Wildenten 702.
Wildgänse 702.
Wildkatzen 722.
Windenmotte 248.
Winter-Saateule 372.
Wireworms 480.
Wood Leopard moth 321.
Wollafter 378.
Wühlmäuse 714.
Wühl- oder Wasserratte 716.
AVurfmäuse 720.
AVurmfäule der Kartoffeln
22.
Wurzelälchen 32.
AVurzelbohrer 319.
AA^urzelfliege 425.
AWirzelsp inner 320.
Xeris spectrum 600.
Xerophila ericetorum 68.
Xerus 711.
Xestobium plumbeum 490.
— rufovillosuni 490.
Xiphidium gossypii 201.
Xiphydrya droraedaria 601.
— proloiagata 601.
Xycla minor 601.
Xyleborus affinis 573.
— ambasius 576.
— camerunus 576.
- camphorae 573.
— coffeae 574.
— cognatus 576.
— confusus 575.
— crenatus 575.
— destruens 575.
— discolor 575.
— dispar 574.
— dryographus 576.
— fornicatus 575.
— fuscatus 576.
— mancus 575.
— monographus 576.
— morigerus 576.
— Morstatti 574.
774
Register.
Xyleborvis perforans 573.
• — — var.philippinensis574.
— pubescens 573, 576.
— Öaxeseni 576.
— semigranosus 575.
— sexspinosus 576.
— solidus 575.
— spathipennis 576.
— — var. Ohausi 576.
— xylographus 576.
Xyleborinen 573.
Xylina antennata 357.
— grotei 357.
— laticinerea 357.
— ornithopus 356.
— rhizolitha 356.
Xylococcvis filifer 697.
Xylocrabro stirpicola 615.
Xylocrius agassizii 497.
Xyloterus domesticus 577.
Xylotrecbus javanicus 497.
— quadripes 498.
Xylotrupes 5S7.
Yellow Mite 103.
Yello-winged locust 172.
Yponomeuta 271.
Ypsolophus pometellus 262.
Ypsilon-Eule 350, 372.
Zabrus gibbus 462, 465.
— inflatvis 463.
— tenebrioides 462.
Zamacra albofasciaria 339.
Zamila aberrans 643.
— lycoides 643.
Zapus hudsonius 713.
Zaratha cramerella 266.
Zehrwespen 606.
Zephyrus betulae 394.
Zerene catenaria 342.
Zeuzera 496.
Zeuzera aesculi 321.
— coffeae 321.
— eucalypti 321.
— pyrina 321.
Zibetkatzen 722.
Zibetratte 717.
Ziege 725.
Ziesel 711, 712.
Zigarren Wickler 552.
Zingilia catenaria 342.
Zirpen 634.
Zirpkäfer 509.
Zitronenspanner 342.
Zonabris bihumerosa 491.
— floralis 491.
— variabilis 491.
— pustulata 491.
— 4-punctata 491.
— 14-punctata 491.
Zonocerus elegans 178.
Zonosema alternaria 420.
— Meigenii 420.
Zophodia convolutella 313.
Zosmenus capitatus 626.
Zuckergäste 136.
Zuckmücken 459.
Zünsler 304.
Zwiebelfliege 430.
Zwiebelhornkäfer 578.
Zwiebelmondfliege 434.
Zwiebeln, Älchen 23.
Zwergzikade 639.
Zygaena 332.
Zygaeniden 331.
Zvgogramma exclamationis
'515.
Bekämpfuiigsmittel der scliädlichen Tiere.
Chemische Mittel 728, 734.
Mittel der direkten
Bekämpfung 727.
Kulturmafsnahmen 728.
Physikalische Mittel 730.
Fangapparate, Fallen 732.
Hautgifte : Tabakpulver 737.
— Schwefelpulver 737.
— Ätzkalk 737.
— Wasser 737, 738.
mit Zusätzen 738.
— Tierfette, Tieröle 739.
— Pflanzenfette 739.
— Seifenlösungen 439.
— Nikotin 739.
— Quassin 740.
— Insektenpulver 740.
Hautgifte: Pflanzenaus-
züge, verschiedene 740.
— Kalkanstrich 740.
— Schwefelkalkbrtthen 741.
— Schwefelkalium 741. '
— Petroleum 741.
— Benzin und Paraffin 741.
— Kresol 742.
— Karbolsäiare 742.
— Carbolineum 742.
Atrnungsgifte : Künstliche
Überschwemmung 742.
— Insektenpulver 742.
— Scliwefelblüte 743.
— Tabakpulver, -extrakt
743.
— Schwefelkohlenstoff 743.
Atnumgsgifte : Tetrachlor-
kohlenstoff 743.
— Blausäuregas 744.
Magengifte: Strychnin 747.
— Phosphor 747.
— Arsen 745.
— Kupferkalkhrühe 745.
— Schwefelkalkbrühe 745.
— Niefswurzbrühe 745.
— Nikotinhaltige Spritz-
mittel 745.
Mittel der indirekten
Bekämpfung 745.
Insektenvertilgende Insek-
ten 746.
Pflanzliche Schmarotzer
747.
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