Skip to main content

Full text of "Nassauische Annalen"

See other formats


Google 


This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project 
to make the world’s books discoverable online. 

It has survived long enough for the copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 
to copyright or whose legal copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 
are our gateways to {he past, representing a wealth of history, culture and knowledge that’s often difficult to discover. 


Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book’s long journey from the 
publisher to a library and finally to you. 


Usage guidelines 
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 


public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken steps to 
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying. 





‘We also ask that you: 


+ Make non-commercial use of the files We designed Google Book Search for use by individual 
personal, non-commercial purposes. 





and we request that you use these files for 


+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google’s system: If you are conducting research on machine 
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 


+ Maintain attribution The Google “watermark” you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 


+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in copyright varies from country to country, and we can’t offer guidance on whether any specific use of 
any specific book is allowed. Please do not assume that a book’s appearance in Google Book Search means it can be used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liability can be quite severe. 






About Google Book Search 


Google’s mission is to organize the world’s information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers 
discover the world’s books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the full text of this book on the web 
alkttp: /7sooks. google. com/] 














Google 


Über dieses Buch 


Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 

Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 


Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 

Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 


+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 





+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 


+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 





Über Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|'http: //books .google.comldurchsuchen. 




















= ie bi Me TR mn — — 








Ü ANNALEN DES VEREINS 


FÜR 


NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE 


— UND 


GESCHICHTSFORSCHUNG 


Vierter Band 


Dr. Martin Sändig oHG. 





1972 


Dr. Martin 
6229 Walluf bei 





Unveränderter Neudruck 
ISBN 3 500 24760 $:i» 





ANNALEN DES VEREINS 


— 
FÜR 


NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE 


ö— UND 


GESCHICHTSFORSCHUNG 


Vierter Band 


Dr. Martin Sändig oHG. 


n 


2) Yrotocell ber ein unb qwangigfien Generalslerfemmiung 
BE nee. 18 
8) Vrotecell ber zwei und jwanzigfken Generalverfummiung 
4) Protocol ber drei umb swanzigfien Generalverfammiung 
BB. nn. MT 





Erklaͤruug 
der lithographirten Tafeln. 


Ba Seite. 
Taf. L Die Burg Meiffenberg (im I. 1697) nach Dan. 
Bär... 2000er. 
Xaf. IL Die Burg Meiffenberg, nach Merian . » . . 9 
Zaf. IL Die Ruine Neiffenb er g, nad der Ratur gegeichnet 
wp.Bde . 2.200000. 10 


O8 





Abhandlungen und Berichte. 


—— 


Geſchichte der Herrſchaft und Burg Reif: 
fenberg im Zaunus, von Herrn Pfarrer 
Sannappel zn Neiffenberg. 


I. am Rhein und Main, wo die Bergangenheit fo 
manigfach und deutlich durch ihre Weberrefte und Zeugniß 
eines muthigen und Fräftigen Volkes gibt, wo deutſche 
Urvölfer religiöfe, politifche und Eriegerifche Unternehmungen 
von den Ringwällen aus führten und wo in der folgenden 
Zeit an diefe, fi) die Roͤmerwerke anfchlofien; wo es 
damals galt, ob Germanien römifch oder deutfch fein follte — 
bier wo die Römer ftritten, um ein freied Volk zu unter- 
jochen und Deutfche hingegen Fämpften für Freiheit und 
Baterland, hier fchließt fi nad) Beflegung der Römer 
und nach Zerftörung ihrer Zwingveften ein neues Fräftiges 
deutſches Volkoleben auf, dad, fih aus und durch fidh 
ſelbſt bildend, ruhig und langfam entwidelnd, vie feftefte 
Grundlage hatte, und Deutfchland dad Mittelalter hindurch 
jo in feiner ganzen Thatenfülle glänzend erfcheinen läßt. 
1 ” 


- 4 — 


Zur Zeit der Feldzüge Eifars nad; Gallien (58—60 
v. Ehriftus) wohnten bier im Taunus nad} den Ufern des 
Rheins und Maine zu, die Ubier, die der römifche Feld⸗ 
herr Agrippa im Jahr 30 v. Chr. auf das linfe Rhein- 
ufer verfeßte; dagegen aber nordöftlid, die Lahn hinauf, 
nahmen die Wohnfige des Euevenbundes ihren Anfang, 
welche aber fpäter die verlaffenen Wohnfige der Ubier 
einnahmen 

Damald nennt EAfar in feinem Commentar de bello 
gallico noch die Sueven fo im Allgemeinen; fpäter, wo 
man zur Zeit der Heerzüůge des Drufus und Germanicus 
die Germanen durch längeren Aufenthalt in Germanien 
und durch ftärfere Communifstion mit benfelben, dieſe 
beffer fennen gelernt hatte, unterſchied man ſchon aus 
dem Gefammtvolfe den befonderen Volksſtamm. Co fom- 
men alsdann bier im Taunus bie Mattiafer, ald ein Theil 
der Chatten vor, und in fpäterer Zeit, wo man noch bes 
flimmter, nach beflerer Kenntniß des Landes und Volkes 
diſtinguirte, werben in der Gegend von Wiesbaden bie 
Bucinobanten genannt, woraus wohl der Rame Wiesbaden (?) 
entftanden fein mag. Unfere Bewohner des Taunus ger 
hörten alfo zum Volloſtamme der Chatten und fommen 
demnach fpäter in dem Vollobunde der Franken vor. Wenn 
auch in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, zur Zeit 
der Beldzüge Julians nach Deutfchland, die Allemannen 
theilweife ihre Sige hatten, fo waren es doch bie Branfen, 
welche als vorbenannte Ehatten und auch ald Beſieger der 
Allemannen die fpätere Bevölferung unfers Taunusgebirgs 
bildeten. 

Schon zu Caracalla's Zeit fuchten die Allemannen fi 





-5 — 


ins roͤmiſche Gebiet innerhalb des Pfahlgrabens nach dem 
Rhein und Main feftzufegen; ihr unaudgefeptes Streben 
gelang uach vielen Berfuchen; fie befaßen dieſes Gebiet 
eine Zeit lang, bis Clodwig fie im Jahre 496 bei Zülpich 
flug und ihr hieſiges Gebiet mit dem Frankenreich ver⸗ 
einigte. Unſer Adel des hiefigen Gebirgs gehörte alfo auch 
um Bolföftamme der Franfen und das Gebiet des Tau- 
nus, wie überhaupt bie fehönften Theile des Rheins und 
Mains gehörten zum Föniglichen Fiskus und befanden aus 
Königlichen Höfen mit Leibeigenen zur Bebauung der⸗ 
felben. 

Die Burg ber Freiherrn v. Reiffenberg, längft vers 
lafien und gerflört, erhebt fi mit ihren beiden noch fehr 
feften und gleichfam der Ewigfeit trogenden Thürmen, als 
ein Denkmal des längft verſchwundenen deutſchen Ritters 
thums und hiermit in al’ der Erinnerung von Romantif, 
Kraft und Biederfeit diefes edlen Standes, zeigt diefe und 
eine ſchoͤne Zeit, wo Deutſchland mächtig mit feiner ges 
heiligten Majeftät des Kaiſers, als die erfte Macht ber 
Ehriftenheit galt. Aber fo manigfach und deutlich zu und 
auch dieſe Ueberrefte jener Vergangenheit fprechen, fo ſchwer 
iſt es doch für den Gefchichtöforfcher, hier wo die Ges 
ſchichte ſchweigt und nur Steine gleichfam reden, und von 
der Bergangenheit Zeugniß ablegen, zuverläffige Nachrich⸗ 
ten zu geben. Was ich daher fand, habe ich benupt und 
gewiſſenhaft wiedergegeben *). 

*) Die Ringwälle der urgermonen, der Pfahlgraben mit einen 
Gaftellen und Wachtthürmen aus der Römerzeit und die Burs 
gen Reiffenderg und BHattftein aus dem Sittelalter, velche 
Hier im Gedirg und Wald fi al Ruinen noch ziemli g gut 


Was nun diefe Burgruine Reiffenberg betrifft, fo er- 
bebt fich folche auf einem nordweſtlichen Abhange des 
großen Feldbergs auf einer von drei Seiten fteilen und 
recht bebeutenden Anhöhe des fchönen Weilthald 7). 

Die Burgruine ſelbſt if eine halbe Stunde von dem 
Gipfel des Feldbergs entfernt, und der Berg, worauf biefe 
Ruine fteht, iR an den drei fleilen Abhängen nad dem 
Weilthale zu, mit einem altehrwürbigen Hochwalde um⸗ 
geben, in welchem ſich zunächk der Burg, Baumflämme 
finden, die, längt ohne Blätter und Zweige, nur noch 
die ftärferen Aeſte haben und biefe ebenfo, wie die Burg- 
ruine, ein Bild der Vergänglichfeit geben. Auf der vier- 
ten Seite war die Burg durch Wall und Graben nebft 
NRingmauer von dem vom Felbberge herabziehenden Berg- 
rüden getrennt, und über eine Brüde und ein Thor Fam 
man von bier in den Flecken Reiffenderg. Die Ausficht 
von der Burg reicht nicht in eine befonbere Berne, fondern 
die Burg wird durch einen Reif von Bergen, welche höher 
ald die Burg felbft liegen und woher auch der Rame 
Reiffenberg ſtammen foll, umgeben °). 


erhalten haben, geben dem Gefdichtöfeeunde Stoff zu Betrad;s 
tungen, befönbere wenn er biefe Wergangenheit von mehe ais 
groeitaufend Jahren mit ber Gegenwart vergleicht , fo daß bies 
fem alsbann bie gange deutſche Geſchichte aller Oauptperioden 
vorſchwebt. 

2) Der bei Weilburg in die Lahn ſich ergießende Weilbech ent⸗ 
fpringt in der Nähe des Beinen Feidberge, nicht weit von 
dem Nömercaftell Heidenkirche / genannt, 

3) ex nomine montes montibus junctos heißt es auf dem Gpis 
thaphium in ber Kapelle zwiſchen dem Feldberge und BReiffene 
berg. Demnach wäre ber Name gleichbebeutend mit bem ber 





- 1 - 


Der Umfang der Burg war bedeutend, wie noch jeht 
der Diefelbe umfchließende, theilweiſe vorhandene zweite mit 
Mauern und Thürmen umgebene Wal zeigt. Nach Um- 
gehung dieſes Walles auf feiner innern Seite beträgt der 
Umfang gegen 600 Schritte Die Burg war nad 
einer Zeichnung vom Jahre 1629, wo biefe noch 
im vollen baulichen und bewohnbaren Zuflande war, 
dreifach umfchloffen. Die äußerſte Umfchliegung beftand 
wnähr am Bergabhange aus einer Pfahlreife, dagegen 
nad) der theilweife vor der Burg fich befindenden Ebene 
zu aus einem Walle und einer Mauer und befeftigten 
Pforte. Diefe Pforte nebſt Wohnung des Pförtners war 
dort, wo jeßt bie Wohnungen des Lorenz Walbfchmitt und 
Baul Sturm ftehen; vor biefer Pforte und Mauer war 
der äußere Wallgraben, welcher hinter den jetzigen herr 
ſchaftlichen Stalungen und dem Pfarrhaufe hinabzog und 
jedt dort theilweiſe noch ſichtbar it. Durch biefe Pforte 
fam man ind Innere des Burgringe, wo die Wohnungen 
der Bürger zerſtreut umberftanden. 

Hierauf Fam die zweite Ginfchliegung der Burg unb 
zwar durch eine Mauer mit Thürmen, leptere zur Zeit 
des Sojährigen Kriege, mit Kanonenſchießſcharten verfehen 


Burg Grandberg, welche eben fo wie Reiffenberg mit Bergen 
umgeben iſt, und wie hier die Berge einen Reif um die Burg 
bilden, fo bilden dieſe bort einen Kranz von Bergen um bie: 
felbe. Die Burgen erhielten ihre Ramen entweder von ihren 
Grbauern, wie Eppfein und Wallrabenfein von Cppo und " 
Ballram oder von ihrer Lage, wie eben hier Reiffenberg und 
Gransberg, ober wie auch Weilnau und Weilburg, weil beide 
lettere Burgen an der Weil lagen, 


und ciue zweite Pforte. Diefe Mauer iR theilweife jept 
noch fichtbar, und lief beiläufig fo, wie jept der Fußpfad 
von Schmitten aus dem Hedenhain herauf an der Burg 
vorbei, nach der Kirche zu führt. Zwiſchen diefer Mauer 
und ber eigentlichen Burg ftand die alte Kirche, welde 
im SOjährigen Kriege, als die Heflen unter Anführung 
eined Grafen von Lippe über das Dach derfelben in die 
Burg ftiegen, der Sicherheit wegen von den Befigern abge- 
tragen wurde, ſodann einige Gebaͤude herrfchaftlicher Diener, 
wie das fogenannte Renteihaus, welches fpäter abgebrochen 
und ind Schmitter Jägerhaus verbaut wurde und mehrere 
andere Wohnungen. Jept erft fam die eigentliche Burg 
mit einer 13%. Buß hohen Ringmauer, woran fi theile 
weife die inneren Gebäude der Burg anlehuten. Ein 
mit biefer Mauer verbundener und noch jept theilmweife 
vorhandener Thurm fügte mit der mit Schießſcharten 
verfehenen Mauer ſelbſt diefen dritten und legten Eingang 
in dad Innere der eigentlichen Burg. Die Gebäude der 
Burg waren, wie die Abbildung felbft zeigt, und 
wovon noch jept zwei Thürme ftehen, fehr bedeutend 
und mußten es fowohl wegen ber Bebeutenheit der Familie, 
als auch wegen der Zahl und dem Anfehen der Ganerben 
der Burg fein. In diefer eigentlichen Burg gab es feinen 
bedeutenden freien Raum oder Burghof, fondern diefer 
Theil war ganz mit Gebäuden befegt. Der eigentliche 
Burghof lag zwifchen biefer Burg und ber zweiten Um⸗ 


©) Die Zeichnung iſt zu erſchen: in Thesaurus Philopoliticus 
von Daniel Meißner, Frankfurt a. M. bei Eberhard Kiefern 
1647. 





ſchließung. Vom Standpunkte der mittelalterlichen Kriegs⸗ 
wiſſenſchaft und zur Würdigung der mittelalterlichen Bes 
feftigungsfunft wäre nur noch ein Grundriß ber Burg 
nebſt Erläuterungen über deren Befeftigungen beizufügen 
nöthig, allein ich felbft muß dieſes Jemand überlaffen, dem 
Bachgemäß die mittelalterliche Kriegsliteratur zu kennen 
zukommt. — Der Weg aus dem Weilthale nad) der Burg, 
führte am eingegangenen Wäfchbachweiher vorbei, durch 
das fogenannte Gaßchen, welches jept ſchmale Wiefen 
woifchen den fogenannten Haingärten und der gräflichen 
Haingarten-Wiefe find, und auch noch jept das Gäßchen 
genannt werden, durch das Pfarrgärtchen und den jetzigen 
herrſchafilichen Hof, zu dem zuerſt befchriebenen Burgthore. 
Ein zweiter Weg führte über die Stelle, wo nah Erbaus 
ung des jepigen berrfchaftlichen Hauſes in den 17807 
Jahren die fogenannte Vorftadt erbaut wurde, nach ber 
Richtung von Oberurfel und Homburg, wie dieſes Alles 
die Zeichnung der Burg fammt Umgebung von 1629 beuts 
lich darftelt. Die Beſchaffenheit der Burg in der lepten 
Zeit des 3ZOjährigen Krieges findet ſich bei Merian in einer 
intereffanten Anficht treu wiedergegeben. Gnbli führte 
noch ein dritter Weg am Hedenhain den Graben hinab 
über die Hũbbelwieſe nach der eine halbe Stunde entfernten 
Burg Hattſtein. — 

Als die bedeutendſten Ueberrefte der Burg haben fi 
bis jegt noch ein vierediger und ein runder Thurm erhal« 
ten; ber erftere {ft außer den nah Süden herausgebroche⸗ 
nen Fenfteröffnungen noch ziemlich gut erhalten; eine mit- 
unter bedeutend ſchadhafte fteinerne Treppe von 78 Stufen 
führt Hinauf. Auf der Eeite der Treppe befinden ſich 


- 10 — 


Heine Räume, die vieleicht zu Schlafflätten benupt wur⸗ 
den. Der Thurm ſelbſt hatte fünf übereinanderfichende 
Zimmer , wovon jet noch die Sodel in der Mauer ſicht⸗ 
bar find, auf welche dad Zimmergebälf gelegt war. Auf 
der oͤſtlichen Seite dieſes Thurmes führt von unten bie 
oben ein Schornftein durch die Mauer des Thurmes durch, 
den man aber nur an den Kaminen der Zimmer und oben 
auf der Mauer, wo er feinen Ausgang hatte, fehen fann. 
Der obere Theil bietet jept einen freien Raum dar, ber 
aber nicht mehr wohl näher in feinem urfprünglichen Ge⸗ 
brauche beftimmt werden Fann. (Ueberhaupt Fönnte biefer 
Thurm ohne viele Koſten wieder hergeftellt werben.) Die⸗ 
fer Thurm hat jept noch eine Höhe von 70 Fuß. Nah 
dem Weilthale, in der Richtung gegen Schmitten zu, hat 
diefer Thurm noch die Steinpfoften, worauf der Söller 
angebracht war, auf welchem einft ein Ritter von Reiffen- 
berg hocherfreut geftanden haben foll, als feine Knappen 
von einem Raubzuge gegen den Knrfürften von Main, 
welcher nach der Frankfurter Meffe zog, aurüdfchrend, 
ihrem Herrn des Kurfürften Mundbecher zeigten, den fie 
unter Anderm demfelben abgenommen hatten. 

Neben diefem Thurm flieht ein runder, beiläufig 15 Fuß 
höherer Thurm, dieſer fol von außen nach innen eine 
hölzerne Treppe gehabt haben, welche im fiebenjährigen 
Kriege die Preußen verbrannten, und fo ift derſelbe jept 
nicht mehr zugaͤnglich. Schreiber dieſes ließ im Jahre 
1638 durch Steindeder diefen Thurm im Innern unters 
fuchen, diefe brachten zufammengebundene Feuerleitern an 
den Thurm und fliegen fo zu der Oeffnung, bie fi in 
der Hälfte des Thurmes befindet, hinein. Hier von dem 





- 1 — 


Eingang führen fleinerne Treppen, beiläufig 15 Fuß nach 
oben, in da8 Innere deſſelben, dort ift ein freier, runder 
Raum, ungefähr 7 Schuhe im Durchmeffer, und von bier 
führte eine ſtarle Leiter, welche theilwelfe verbrannte und 
wovon mir noch Bruchftüde zulamen, wieder gegen 15 
Schuh Höher; dort iſt abermals eine fleinerne Treppe, 
welche nad) oben führt, wo alsdann ein größerer freier 
Raum, wahrfceinli eine etwas geräumige Stube fi 
fand. Der ganze Thurm ift von unten bis hierher außer 
den befchriebenen Gängen, eine äußert dide Mauer, und 
diente wohl als legte Zuflucht, wo ſich Wenige gegen Biele 
noch zu guter Lept vertheinigen konnten. Auf dieſem 
Thurme war noch ein verjüngter Thurm, ald Wartthurm 
angebracht, wie das in der Zeichnung zu fehen if. 
Befonderd merkwürdig iſt noch diefer Thurm, durch feine 
tühne Stellung auf einem Belfenblod. — Man glaubte 
früher, daß biefer Thurm einen unterirdiſchen Eingang 
habe, allein ich habe mir alle mögliche Mühe gegeben, um 
diefen aufzufinden, aber leider vergebene. Es war nur 
eine Kellertreppe, welche man für ben Eingang hielte, 
Uebrigend mag im Innern diefes Thurmes das Burgver- 
ließ gewefen fein, und zwar dort, wo jet der Eingang in 
deſſen Mitte ift, fo daß dieſes Verließ durch einen Deds 
Rein zugelegt iſt. Uebrigens fanden fi vor 20 Jahren 
noch mehrere Gewölbe in der Burg, welche aber nach und 
nad) einſtürzten. 

Neben der jegigen „Kirche befindet fi die fogenannte 
dide Mauer, welche noch mit einer befondern Thurmruine 
128 Fuß lang, nach der äußern Seite gegen 40 Fuß hoch 
und 137. Fuß did if. Auf diefe Mauer, welde das 


- 1 — 


Kirchenbac; überragt, werben am Frohnleichnamsfeſte bie 
Boͤller aufgepflanzt, und fo werben von bier durch 15 
eigens auögewählte Kanoniere, die volfländigen Raum zur 
freien Bewegung mit ihren Geſchühen darauf haben, die 
Salven zur Beier des Tages gegeben. Die Böller geben 
übrigens von hier bei ihrer Löfung ein herrliches und 
mannigfaches Echo durch Gebirg und Thal und durd) die 
gegemüberliegende Waldung. Auf ber öflichen Seite der 
Burg befindet fich die fogenante Pulverfammer, welche in 
der fpätern Zeit, als durch die Erfindung des Pulvers die 
Kriegführung eine Veränderung erlitten hatte und man 
fich der Beuerfchlangen oder Kanonen bediente, errichtet 
wurde. Eine Beuerfchlange 7’ Buß lang, an der Korbel 
noch feinen halben Fuß did und nad) der Mündung fi 
verfüngend, mit 2 Joll ftarfer Deffnung findet fi) noch 
im biefigen Herrfchaftöhaufe vor. Diefe war mit Schild⸗ 
zapfen verfehen und konnte demnach gefahren werben, 
Diefelde hat die vertiefte Auffcrift: Johan Heinrich 
Her zu Reiffenberg mit dem Reifienberger Wappen. 
Diefer Raum ift ganz in einen Felſen gehauen und hat 
drei Schießfcharten. Bon diefer fogenannten Pulverfammer 
herab, ſieht man in den in einen elfen gehauenen Walls 
graben, weldjer ſtets mit Waſſer angefüllt iR und jept 
als Brandweiher dient. Diefer Graben if 75 Schritte 
lang, 10 Schritte breit und nad) der Burg gegen 70 Buß 
hoch. Derfelde mag eine ungeheure Arbeit gefoftet haben, 
beſonders zu einer Zeit, ald man die harten Belfen blos 
durch menſchliche Gewalt und ohne Eprengpulver von 
einander löfte. Uebrigens hat man hier die Steine ger 
wonnen, die man in der Burg zum Bauen brauchte, und 





— 13 — 


ſo wurde hier aus einem Steinbruch vor und nach ein 
Wallgraben. Auf der nordweſtlichen Seite dagegen war 
der Graben nicht fo breit und nicht fo tief; aber hier war 
der Berg fteil und fo ſchon die Burg hier von Natur 
feſter. Diefer leptere Theil wird der Hirſchgraben ger 
nannt. Uebrigens finden ſich noch hin und wieder Mauers 
reſte, mitunter von bedeutendem Gehalte, allein nicht for 
wohl der Zahn der Zeit, ald vielmehr das Brecheifen der 
Menfchen, zerftören diefen ſchoͤnen Adelsbrief des jetzigen 
Befigers, des Herrn Grafen Hugo von Waldbott » Baſſen⸗ 
Heim, weldyer fonf mit umverwüßtlichen Zeichen auf dem 
Boden unferer vaterlänbifchen Erde gefchrieben ift, indem 
Seder, welcher nur in Reiffenberg etwas baut, ſich hier 
die benöthigten Baufleine fammelt ; und fo find auch aus 
den Zeiten der Zerflörung der Burg die meiften Gebäude 
in Reiffenberg durch Steine von dorther aufgeführt wor⸗ 
den. So Hagt auch ſchon Elias Neuhof, ein in ben 
17807 Jahren Tobenswerther Alterthumsforſcher unferer 
Gegend, daß es Schade fei, daß man an der alten Burg 
die Gebäude abbreche und zu einem modernen Haufe, (dem 
jegigen Herrſchaftohauſe in Reiffenderg, verwende. Derſelbe 
meinte damals, man hätte mit ven Baufoften des neuen 
Gebäudes im Orte, die alte Burg ſtatt zu zerflören, wie⸗ 
derherſtellen können *). Außer dem Herrſchaftshauſe wur⸗ 


*) Es hat fich Übrigens ber Pfarrer deſelbſt erboten, den vier⸗ 
edigen Thurm wieder zugänglich zu machen und in bemfelben 
ein Zimmer nad) dem Styl ber Mitterzeit einzurichten, und 
daſelbſt feine Meine roͤmiſche und germanifche Alterthumsfamms 
lung ber Gegend von Meiffenberg aufzuftellen, allein man gab 


den aber noch bie jehige Kirche und das jedige Pfarr⸗ 
und Schulhaus aus den von borther genommenen Ma⸗ 
terialien, als .. B. Bauholz, Thür- und Fenflerpfoften, bie 
Böden der Stuben, Baufleine x. gebaut. — Die Zeit, 
wann übrigens die Burg erbaut wurde, unb wer biefelbe 
erbaut hat, fann nicht ermittelt werben. Wahrſcheinlich 
wurde fie vor und nach, nach Bedürfniß des Raumes und 
der Sicherheit erbaut; fie trägt kenntlicher Weife auch 
feinen beftimmten Baucharalter. Auch kann nicht gefagt 
werben, daß man aus dem nahe gelegenen, zerflörten Rö- 
merwerfe Baumaterialien hierzu benügt habe, vielmehr 
glaube ich das Gegentheil. 


Die Herrſchaft Reiffenberg lag nun außer dem roͤmi⸗ 
hen Pfahlgraben auf der germanifchen Seite, wurbe aber 
theilweife von erfterem begrenzt. Der Urfprung der Herr 
ſchaft und Burg ift in das tieffle Dunkel der früheften 
deutfchen Gefchichte eingehült und es if demnach die Fa⸗ 
milie der Ritter von Neiffenberg eine der älteſten und 
angefehenften in den Rheinlanden. 


Gleich ſchon, nachdem bie Deutfchen ven römifchen 
Pfahlgraben überfchritten und in das römifche Gebiet ein» 
brachen, gleich alfo nach Zerflörung ber römifchen Grenz 
befeftigungen und der Befiegung ber Römer durch die 
Deutfchen, zeichneten fich gewiß einzelne von ben Deutfchen 
durch dad Anfehen der Familie, ald auch durd Klugheit 








ihm auf fein Geſuch von Geiten des Herrn Grafen v. Waldbott⸗ 
Baſſenheim keine Antwort. 


- 6 — 


and Tapferfeit aus, welche nad; Eroberung bes römifchen 
Gebiets, als Lohn ihrer Dienfte mit Orundgebieten und 
deren Bewohnern, nach dem Gebrauche der Zeit, befchenkt 
wurben. 

Das Militärwefen der Römer war von dem ber Deuts 
ſchen ganz verfchieden; vie Römer hatten nämlich durch 
ihre Legionen, ftehende Heere, während die Deutichen nur 
zur Zeit eines Feldzugs oder eine Krieges ſich ſammelten. 
Die Römer legten zum Schute ihrer Befigungen dieſſeits 
des Rheins den Pfahlgraben an, und ficherten benfelben 
noch befonbers durch die Anlage von Eaftellen und Wacht⸗ 
thürmen, da aber bie Deutfchen diefen Pfahlgraben durch⸗ 
bradyen und die Befeftigungswerfe berfelben nahmen und 
das Gebiet eroberten, fo wurde dieſes eroberte Gebiet, 
was hier am Rhein und Main lag, wie die Geſchichte 
der fpätern Zeit vielfältig noch zeigt, Fönigliched Kammer: 
gut; allein dieſes mußte nun geſchüht werben, die Römer 
werfe waren zerſtört, auch konnten diefe ohnedies von ben 
Deutfchen nicht benupt werden, weil gerabe ein ſtehendes 
Heer ihnen ja fehlte, welches doch die Befegung einer 
folgen Linie erforderte. Jeht läßt fih nun annehmen, 
daß unfere Burgen zum Schu überhaupt und namentlich 
wur Schägung biefer koͤniglichen Kammergüter angelegt 
wurden und fo hat man in ber hiefigen Gegend des Tau- 
nus die uraltadeligen Herrfhaften mit ihren Burgen, 
Grund-Gebieten und Bewohnern, als der Herren von 
Eppfein, Rürings, Kronenberg, Reiffenberg, Stodheim, 
Kransberg, Münzenberg u. f. w. Deren Burgen waren 
gewöhnlich auf Berghöhen gebaut, was an und für fih 
den Burgen ſelbſt ſchon eine gewiſſe Befligfeit gab: auch 


Tonnte man ein Thal, wie auch eine Ebene von folden 
Höhen überſchauen und fomit einen feindlichen Anzug leicht 
von der Gerne beobachten. Wo aber gerade feine Berg« 
hoͤhen waren, fuchte man bie Burgen durch andere Mittel, 
namentlich durch Wallgräben zu fhügen und bie Warte 
thürme waren bier fo hoch, daß man von diefem leicht 
eine ganze Gegend weithin beobachten konnte, wie dieſes 
no die Wartthürme der Burgen von Kronenberg und 
Homburg beweifen. Auf diefe Weife nun, konnten iſolirte 
Burgfige mit ihren Wannen eine Gegend und Gebiet ber 
wachen und fchügen. Auch brachten die Ritter mit ihren 
von Natur und durch die Kunft befeftigten Burgen ven 
Strom der Völferwanderung und die fpäteren verheerenden 
Raubzäge ganzer Voͤller, als der Moaren und ber Ungarn, 
wieder zur Ruhe und biefe waren fo ein Bebürfniß und 
eine Wohlthat der ‚Zeit gegen den auswärtigen, Deutfch 
land beunrubigenden Beind, weßwegen auch Kaiſer Hein⸗ 
rich J. die Anlage der Städte und Burgen befoͤrderte. 
Indeffen nahm fpäter zur Zeit eines ſchwachen Reichsober⸗ 
hauptes, befonder6 der geringe Adel durch die Burgen 
aud eine Stellung an, die durch das fogenannte Faufi⸗ 
vet für Deutſchland verberblih wurde, indem damals 
mehr das Recht des Stärkern, ald da6 der Vernunft und 
Sittlichleit galt. 

Diefe Gegend des Rheins und des Mains bot zu 
einer föniglichen Hofhaltung auch Alles reichlich dar, was 
zu ben Genüffen des Lebens gehörte, als Wein, Früchte, 
Wild u. ſ. w. Daher auch bier die Saalhöfe, wie 
die Saalburg bei Wehrheim, welche urfprünglich ein Roͤ⸗ 
mercaftell war, alsdann zu Worms, Ingelheim, Brankfurt 





- 17 — 


und Wiesbaden der Merovinger und Karolinger waren. — 
Es waren biefe Ritter mit ihren Burgfigen Dienfimänner 
des Reiche , zugleich aber auch für den Borfl- und Wald⸗ 
ſchud befimmt. So waren in einem Theile der hiefigen 
Waldungen die Herren von Eppflein, wahrſcheinlich als 
Erben der Nüringe, Waldgrafen (comites silvestres), 
welche im Namen tes Kaiſers dieſes Amt als oberfte 
Waldboten in ber hohen Mark ausübten °) Bei der 
Teilung biefer Marfwaldung im Jahre 1817 erhielt jer 
doch aud der Graf von Walbbott » Bafienheim, als Erbe 
der Freiherrn von Reiffenberg, und fomit als Mitberech⸗ 
tigter der Mart, feinen Antheil, 


Die Burg Reiffenberg gehörte zum Niddagau, 9 und 
war mit ihrem Gebiet, wie gezeigt, eine urfprünglich uns 
mittelbare Reichsherrſchaft. 


Daß diefe Herrſchaft bis in die Alteften Zeiten ber 
Deutſchen hinaufgeht, zeigen ſchon ihre Begrenzungen, da 
die Grenzlinien aus diefen Zeiten ſelbſt hergenommen find. 
Die Herrfcpaft wurde demnach oͤſtlich von der fogenannten 
hohen Mark, oder dem römifchen Pfahlgraben, füdli von 
der Herrfchaft Kronberg, oder wiederum dem Pfahlgraben, 
weftlich von der Herrfchaft Eppftein oder der alten foges 


5) Lucae Grofenſaal. Geite 143. 

6) Die jegige Herrſchaft Reiffenberg gehörte früher zu vers 
fhledenen Bauen. Reiffenberg mit Arnoldshain gehörte näms 
lich zum Niddagau, Schmitten zur Wetterau und Geelenberg 
zum Riederlahngau. 

PD 


— 1 — 


nannten Hünenftraße, 7) und nörbli von dem Stochelmer 
Gericht begrenzt °). 

Die Herrfchaft Reiffenberg beſteht aus folgenden vier 
Gemeindebezirten: 1) Reiffenberg, 2) Schmitten, 3) Ars 
noldshain und 4) Seelenberg mit einem Bläcjengehalt von 
9358 Steuernormalmorgen. 

Die Ritter von Reiffenberg gehörten alfo zum älteften 
Adel des Landes. Wenn gleich ſich biefelben auch nicht 
durch großartige Stiftungen, wie Karl der Große durch 
das Perutiusftift zu Bleidenſtadt und Konrad Kurzbold 
durch das Stift und bie Kirche des heiligen Georg zu 
Limburg, ober in jener grauen Borzeit ein Ritter ber 


7) Sadlich wurde die Herrſchaft Reiffenberg von der Herrfchaft 
Gppftein begrenzt ; benm ber Mubenhain, jet ein herzoglider 
Domanialwalb in der Dberförfterei Oberems beginnt an ber 
GSronberger Mark und zieht nach Meften hinab, bis wo zwis 
fen Ober» und Wüftems rechts von der Emsbady nach dem 
heutigen Geelenberg zu, ein im SOjährigen Kriege eingegangenes 
Dorf, das fogenannte Kieinfeelenberg lag, welches Dosfnebft dem 
Rübenhainer Wald unter Kurfürft Daniel Brendel von Homs 
burg im Jahre 4581, nad; Ausferben der Gppenfteiner Grben 
zu Königftein, der Grafen von Stollberg, an Mainz fiel und 
von Kurmainz an Raffeu für 6000 fl. verkauft wurben. 
(Reiffenberger Pfarrurtunden). Auch muß ic) als bemerkenswerth 
hier noch anführen, daß bie alte Hünenſtraße und ber Pfahl⸗ 
‚graben ſich hier im Kreuz durchſchneiden und im Durchſchnitt 
ſich gerade vier Hertſchaften berühren, und durch die Hünens 
frage und ben Pfaplgraben begrenzt werben, nämlich nerdlich 
bie Herrſchaſt Kronberg, ſadlich die Herrſchaft EppfleinsRönigs 
fein und weſtlich die Herrſchaft RaffausIoftein. 

8) Gin Hof, wovon dieſes Gericht ben Ramen führte liegt bei 
uſingen. 


— 1 — 


Familie gleich einem Roland, ober ein Glied derfelben ale 
gelehrter Abt, oder Bifchof ſich auszeichnete, fo kann man 
nichts deſtoweniger bie Exiſtenz biefer Familie in früher 
Zeit leugnen. 

Das erfte muthmaßliche Genanntwerben bes Beſihers 
der Herrfchaft Reiftenderg gefchah wohl im Jahr 1048, 
als durch eine Urkunde ?) die Grenzen der Pfarrei Schloß- 
born beftimmt wurben, wozu damals bie Burg Reife 
fenberg nebft dem Gebiete der vorherbenannten Gemeinden, 
außer Seelenberg,'°) gehörten. Der Befiger der Burg 
ſcheint damals ein gewiſſer Hartmann geweſen zu fein. 
Uedrigens wirb ſchon im vorhergehenden Jahrhundert der 
Familie Reiffenderg in Turnieren gedacht n). Und wenn 
ein Ritter diefer Bamilie, wie es bei einem Turniere ges 
fordert wurbe, feine vier Ahnen hatte, fo geht das Alter 
der Familie aus dem zehnten, fogar bis in das achte Jahr, 
hundert erweislich zurüd. Jedoch wird die Zeit ber Er⸗ 
richtung unferer Ritterburg ſtets ungewiß bleiben; denn 
die Burg iſt Alter, ald die Nachrichten über ſolche und vie 
erbauende Herrſchaft iſt wiederum Alter, als die Burg 
ſelbſt. Auch war es in den erften Jahrhunderten des 
Mittelalters noch nicht Gebrauch, daß ſich die Ritter nach 
ihren Burgfigen nannten; fondern in Rebe, wie in Schrift 
bebienten ſich diefe ihres geheiligten Taufnamens, wodurch 
damals öfters Ungewißheit der Familien und Perſonen 


9) Kremer, Origg. Nass, II, 117. 
3°) Seelenberg gehörte nämlich, zur Herrſchoft Eppſtein. 
21) Beurkundete Radjrichten von der Herrſchaft Reiffenderg u. ſ. w. 
pag. 5. 
2» 


entflanb, was auf und entfernter Stehende beſonders tän- 
ſchend wirkt"). 

Unter den füchfifchen, fränfifgen und hohenſtaufiſchen 
Kaiſern mögen unfere Ritter die Römer- und Kreugüge 
mitgeftritten haben, wenn auch gerade Feiner berfelben aus 
den taufenben deutſcher Ritter jener Zeit, bei dieſen Kriege " 
zůgen befonder6 hervorgehoben wird. 

Rah Humbracht's Werk: „Höchfte Zierde Deutſch⸗ 
Ionbs*, wird ald Stammvater der Ritter von Reiffenberg, 
ohne alle weitere Bezeichnung, ein gewifler Wilhelm ans 
geführt, dem Engelbrecht im Jahre 942 folgt. Dann 
folgt auf biefen Hedwig, verehlicht mit Reichard von Hat» 
feld im Jahr 968. Auſ biefe folgt nun mit dem Jahre 
1080 Daniel ‚von Reiffenberg. Zwiſchen biefen beiden 
Bamiliengliebern liegt nun ein Zeitraum von 1123 Jahren 
und in diefem Zeitraum müßte nach ber Schloßborner 
BPfarrbegrenzunge-Urkunde, Hartmann von Reiffenberg kom⸗ 


32) Beurkundete Nachrichten pag. 7: Das Reiffenbergiſche Ars 
dio war eins ber beträdgtlichften und iſt in das 13. ja 12. 
Sahrpundert hinaufgeftiegen. Aber ba ein Theil verbrannte, 
Vieles in den Kriegszeiten verloren gegangen und das Meiſte 
bei der unglüdtichen Gefangennehmung bes legten Zweige bes 
eiffenbergifchen Manns ftammes und bei der dadurch von Ghure 
mainz, Ghurpfalz und Raffau vorgenommenen gewaltfamen 
Wefignehmung ber Keiffenbergiſchen Derrſchaften, wovon unten 
da6 Mehrere abgehandelt werden fol, abhanden gekommen; fo 
ift man zwar nicht im Stande, das Ganze im Zufammenhang 
vorzulegen, body ift ber Abrig gebliebene Keft hinlänglic, dem 
alten Anfehen des Beiffenbergifägen Hauſes bie verdiente Lobs 
rede zu halten.” So fagt bie deurkundete Nachricht Über das 
Neiffenberger Archiv. 


- 1 — 


men. Diefer Daniel von Reiffenderg hatte nur einen 
Sohn Enno 1. (1120), welcher lepterer drei Söhne, — 
Euno 11, Hans und Hatte — hatte, wovon Hatto das 
eine halbe Stunde von hier das Weilthal hinadgelegene 
Schloß Hattftein baute und nach feinem Namen benannte. 
Wahrſcheinlich war der mittlere biefer Söhne ſchon vor 
dem Bater geftorben, und fo theilte Cuno I. feine Herr 
ſchaft Reiffenberg unter feine beiden Söhne Cuno I. und 
Hatto oder Hahicho, wovon der Erftere die Stammburg 
Reiffenberg und der Leptere die neue Burg Hattflein er» 
hielt. Das Territorial- Gebiet der beiden Burgen und 
Herrſchaften hatte fo ziemlich gleiche Größe. Uebrigens 
haben ſich auch ſtets die Ritter von Reiffenderg und Hatt⸗ 
flein als Vettern betrachtet und fanden ſich zur Zeit der 
Noth mitunter zur Fräftigen Hilfe bei. 

Auch ſchon aus der Achnlichkeit der Wappen erfennt 
man die Gleichheit der Familien; denn beide Famillen 
führten eiuen filbernen Schild, die Reiffenberger mit purs 
purnen, die Hattfleiner mit grünen Balfen. 

Auf Euno IL, folgt Emrich 1209, und nad} diefem kommt 
Euno Ill., der in einer ungedrudten Urkunde vom Jahre 
1234 ald Ritter von Reiffenberg zuerft nad) feinem Burgfige 
genannt wird, welcher ebenfalls einen Sohn Euno hatte, 
der Pfarrer in Heftrich war ). Humbracht führt übrigens 
diefen Pfarrer nicht an. Diefer Euno 11. Hatte zwei 
Eöhne, Enno IV. und Winther, welpen lehtern Hums 
bracht ebenfalls nicht mit dem Namen anführt, der aber 
im Jahre 1267 mit feiner Hausfrau Gertrude dem Klo⸗ 


#3) ungedruckte Urkunde. 


ſter Haina mehrere Güter in Breungeöheim, Eſchersheim, 
Lindheim, Oberau, Altenſtadt und Bergen urlundlich 
ſchenkt ). 

Dieſer Cuno IV. und Winther ſtiften zwei neue Reif⸗ 
fenbergiſche Ritterfamilien, wovon die erſtere die Weller⸗ 
die andere die Wetterauer⸗Linie genannt wurde und wovon 
die erſtere, ſeit dem 14. Jahrhundert auf dem Weſterwalde 
und zwar zu Weltersburg, Herzl. Amts Walmerod, ihren 
Sid hatte. 

Schon zu dieſer Zeit war Burg und Familie von 
Reiffenberg mächtig und angeſehen; denn nach einer Urs 
lunde von 1349, aus dem Lager des Kaifers bei Eltville 
auögefertigt, verfpricht ihnen Kalfer Karl IV. 1200 Kleine 
Gulden mit der Bemerkung, daß im Kalle der Rihtzahlung 
fie Zug und Macht haben follen „Uns und das Reich zu 
pfänden“ und zwar „Bor die treue Dienfte, die uns uns 
fere liebe Getreuen, Herren Euno, Winther, Markolf und 
Johann von Reiffenberg geihan haben und noch thun fol« 
len und mögen in Fünftigen Zeiten und benahme darum» 
ben, daß ihr Haus zu Reiffenberg uns und unfern Hel« 
fern offen fein fol gegen Günther, Grafen von Schwar- 
zenberg und allen feinen Helffern und gen Euno von 
Fallenſtein, der fich nennet ein Vvrmund des Stifts zu 
Maynp“ *). Im Jahre 1398 belehnte deffen Sohn Kats 
fer Wenzel den Cuno von Reiffenberg für bie viele ger 
leiftete treue Dienfte mit zwei Theilen des Dorfes Rieder 
erlenbach ). 


5 Achio für Beankfurts Kunf und Geſchichte 1844. ©. 88. 
15) Beurtundete Radır. R. 12. 
36) Beutkundete Rache. R, 13. 


Die ältere Linie führte das bloße Schild mit Adlers⸗ 
flügeln auf dem Helm, während die jüngere auf dem 
Schilde noch eine Brüde ober einen dreilagigen Turniers 
Tragen und auf dem Helme zwei Eſelsohren führte. Die 
Eſelsohren als Helmzierde und die Brüde im Reiffenberger 
Wappen, follen der Familie vom Kaifer wegen Vertheidis 
gung einer Brüde durch einen Reiffenberger Ritter vers 
liehen worben fein, al6 nämlich deſſen Schlachtroß fiel und 
diefer hierauf einen Efel beftieg und fo bie Vertheidigung 
der Brüde fortfegte. Uebrigens galt die fogenannte Brüde 
im Wappen, Häufig als eine Bezeichnung einer jüngeren 
Linie. 

Außer biefen beiden verwandten Familien fommt aber 
unter den Ganerben der Burg Reiffenberg noch die ber 
Roͤdel von Reiffenberg vor, welche in der Gegend von 
Diep begütert war, 1306 ihren Burgfig zu Hanftätten 
hatte, und 1522 ausftarb. Das Wappen dieſer Bamilie 
waren zwei übereinanderfchreitende Leoparden. 

Diefeb uralte reichsadelige Geſchlecht der Ritter von 
Reiffenberg war anch urfprünglic Inhaber und Befiger 
der Herrſchaft Reiffenderg, fie galten als unmittelbare 
Neichedienftimänner und werden fideles Imperatoris et 
ministeriales Imperii genannt. In der Eigenſchaft eines 
wahren Reichs⸗Allodiums einer terrae salicae, furz als 
eine unmittelbare Reichebefigung haben fie die Herrfchaft 
wohl mehr als taufend Fahre befefien. Erft in der neueften 
Zeit durch den Reichöpeputationshauptfhluß vom 25. Feb: 
ruar 1803 zu Regeneburg ging diefe Stellung für bie 
Herrſchaft Reiffenderg verloren und wurde biefelbe dem 
Her jogthum Raffau mebiatifirt. 


- 1 — 


Die Ritter von Reiffenberg find wegen ihrer Stellung 
zu Koffer und Reich anfänglich zu den Reichstagen mit 
beſchrieben und den Reichöanfchlägen mit beigezählt worden. 
Sie haben Bündniffe errichtet, mit benachbarten Herrn 
Kriege geführt und unter Bermittelung anderer Dynaften 
Frieden gefchloffen, —fie wurden nebft andern Fürften und 
Ständen des Reichs von den Kaifern, Kurfürften, Fürſten, 
Grafen und Herrn zum Beiſtand öfters aufgeforvert, und 
wenn fie auch gleich nicht die erſte Klafie der Dynaften 
in der Wetterau behauptet haben, fo fann ihnen doch bie 
Unmittelbarfeit und Unabhängigkeit im ganzen Umfange 
unmöglich abgefprochen werben 7), 

Zur Zeit des Fauſtrechts, wo jeder beftimöglich für ſich 
zu forgen hatte, errichteten mehrere Fürſten, Grafen, Herrn, 
Ritter und Edellnechte in dem Lande Hefien und der Wet 
terau x. ein Bündniß und nannten ſich die Geſellſchaft 
von dem Stern; es führten babei bie Ritter goldene und 
die Knechte filberne Sterne. Anch die Ritter von Reife 
fenberg gehörten nach einem kaiſerlichen Hülfsbefch! gegen 
Heinrich von Hefien, zu diefer Geſellſchaft **). 1380 war 
eine Geſellſchaft am Rhein von Grafen, Herrn, Rittern 
und Knechten, die nannten fich die „brimmende Löwen ;* 
hierzu gehörten die Grafen von Naffau, die Herren von 
Eppftein, Eung, Johann, (der Ritterhauptmann) und 
Gonemann von Reiffenderg. Zur Zeit einer Fehde mußte 
hiervon jeder Graf mit vier Glenen (Langen), ein jeder 


»7) Beurk, Rachrichten pag. 5. 
"8, Eimburger Gpronit de anno 1378 mb Guden. Syllog. 
Pag. 650, 


- 3 - 


Herr mit zwei Glenen und ein jeber Ritter oder Knecht, 
entweder felber, oder durch einen tauglichen Grfagmann 
mit einer Glene erfcjeinen und zum Geldbeitrag zahlte je⸗ 
der Graf ſechs Gulden, jeder Herr drei Gulden und jeber 
Ritter und Knecht einen Gulden ”). Allein Reiffenberg 
war in dieſer Zeit auch ein Ganerbenfchloß, indem theils 
sur eigenen Bertheivigung, theils zur Befimmumg ber 
wechſelſeitigen Erbfolge, theils auch zur Beftimmung des 
Rechts in flreitigen Fällen, eine Ganerbſchaft errichtet, ein 
Burgfricden (Burgverordnung) und gerolffe Austräge 
(Schiedögerichte) verabredet wurben, um fo die Verfaſ⸗ 
fung und Ordnung im Innern der Burg aufrecht zu ers 
halten =). 

Im Jahre 1384 am Montage vor Marik Geburt cr 
richteten die Ganerben einen neuen Burgfrieden. Als 
Ganerben erfcheinen : 

Eberhardt Weiße, Burg-Grafe zu Fredeberg, 
Kraft von Hapfel, 

Johann und Eone Kemerer, Gebrüdern, 
Johann von Sanede, 

Hanf von Hirghorn, 

Martolff von Eleberg, 

Walther von Eronberg, 

Johann und Gobefryd von Stofheim, Gebrüber, 
Philipp von Cronberg, 

Frederich von Reiffenderg und Johann 

von Reiffenberg, Ritter, 


9) Bargermeister Cod dipl. I, ©. 865. 
*) Beurkund. Rachrichten ©. 7. 


Eune Rebel von Reiffenberg, 

Johann von Scharpenftein, 

Gerhard von Huftirehelm, 

Eune von Reiffenberg der Eldeſte, 

Emmerich Redel der Eldeſte und 

Einmerich Rebel der jungeſte von Ryffenderg, 
Dymar von Riffenberg, 

Godefryd von Löwenfteyn, 

Brendel von Homberg, 

Eraft und Guntram, Gebrüder von Habfelb, 
Emmerich und Henne von Riffenberg, 

Hene, Dyme von Langenaue, 

Lopegen von Dttenfteyn, 

Conzmann, Galler, Brune von Scharpenfein, 
Eonrad von Kieberg und 

Henerig Sure von Kazenelenbogen, Edel⸗Kuechte. 

Hierzu kommen noch um 1400 die von Eleen, Schön« 
born, Frondorf, ein ausgegangenes Dorf zwiſchen Haint⸗ 
gen und Eiſenbach, Lindau, Specht und von Bubenheim, 
Eiferhaufen, Buches, Praunheim und Raffau, und 1457 
und 1480 bie von Walborn, Balleröheim, Hattjlein und 
Bade *). 

Sowie jedes Ganerbenfchloß, fo hatte auch Reiffenberg 
feinen Burggrafen, (Castellanus) ald Richter, feine Baus 
meifter , als Berwalter des Rechnungs» und Bauwefens, 
feine Burgmannſchaft ( Castrenses), Thurmhüter, Pfört- 
ner und Burghüter. Als Ganerbenfchloß war basfelbe 
aud von Kaifer und Reich anerkannt, indem, wie oben 





2) Arnoldi's Miscellaneen pag. 861. 


-q — 


gezeigt, bereits in den Jahren 1373 und 1384 „bie 
Burggrafen und Burgleute alle gemeiniglih und yr ige 
lichen befunder mit Ramen zu Friedberg, zu Gellnhaufen, 
su Eronenderg, zu Reiffenberg, zu Hattftein, zu Stodheim 
x.“ in dem Hilfsbefehl gegen Landgraf Heinrich, den Eis 
fernen, von Heflen, von dem kaiſerlichen Hofrichter zum 
Beiftand aufgefordert werden. Im Jahre 1384 errichteten 
die Ganerben von Reiffenberg wegen Schlichtung ihrer 
Fehden durch Schiedsrichter einen Burgfrieen, auch bes 
ftellen dieſe in Reiffenberg einen Schultheißen nebſt Schoͤf⸗ 
fen zur Beforgung des Gerichtöwefens, fowie fie unter 
ficherem Geleit einen Markttag auf einen jeden Samſtag 
der Woche anorbnen. Nach dieſem Burgfrieven mußte 
fi jeder Ganerbe dem Schloß Reiffenderg zum Schuhe 
noch eidlich verpflichten. Im Jahre 1444 errichten fämmts 
liche Ritter von Reiffenberg. im Galle einer vorfommenden 
gegenfeitigen Forderung und zur Schlichtung fonftiger Rechtes 
anfpräche, eine Yustrags-Orbnung, worin Schiedörichter 
und Obmann blos aus ber Reiffenbergifchen Familie er» 
wählt, die Berfahrungsart beftimmt, das Einftandörecht 
bei Beräußerungen und fonft eingeführt, auch bie Töchter 
von der Erbfolge derer unter dem Burgfrieden begriffenen 
Güter andgefchlofien werben *). 

Wie fireng die Verlegung des Burgfriedens gefraft 
wurde, zeigt und bie nachfolgende Belanntmachung vom 
Jahre 1613: „Heut if den foldaten allhier ſamtlich wie 
auch dem gangen hoffgefündt, wieder de novo, damit 
fich feiner zu endefchuldigen Habe, zur einer überfließigen 


22) Beurk. Racht. R, 3, 


warnung, vom herrn hauptman dieſſer veſtung Reiffenberg 
paul wilhelm Tappreuniger von Krembe, benandt, dan auch 
in Johann Eebaftian Horn leuten Ambts Beyfeyn et mo 
Eberhardo Loys Secretario praesente, ernfilih und 
bey leibs ſtraff vorgehalten worden: daß feiner dem Ans 
deren in der Veſtung an feinem leib nicht allein, nicht 
verwunde, fondern auch mit keinem Hanbiftreih in ernft 
berüre. Und wo einer über ſolche ermahnung und Gebott 
ergrieffen wird, folle ihme, fo es ein gemeiner Diener ift, 
ohn urtheil und recht als balt der Fopff abgefchlagen wer⸗ 
den, iſt es aber ein Adeliche perfon, folle ihme als balt 
in loco delicti die rechte Handt abgefchlagen werden, laut 
Iro Gnaden uralten Kaiſerlichen Privilegien des Burg ⸗ 
friedens m. Darnach fih ein jeder zu verhalten wirt 
wieſſen, hat ſich ein jeder ahn den guegetragenen Casum, 
welcher fich mit henri von mühlenthal hoff Junkern und 
dem Gutſcher die hoc zuegetragen zueſtoſſen, welcher als 
balt nachdem er den gutfcher gefchlagen, in verhaft ge⸗ 
nommen, und mit folvaten bewacht worben if. Weldyer 
auff fein hohe unterthänige endtſchuldigung, daß Er ber 
veftung gercchtigfeit und große Freyheit nicht gewiſt habe, 
auff dießmahl von Iro Gnadeu begnabigt worden” *). 

Auch ein Bild Im Schloſſe zu Braunfels zeigt noch, 
wie einem Ritter eine Hand abgehauen wird, mit ber 
Schrift: 

So dem geſchicht 
der den Burgfrieden bricht. 

So iſt auch vom Jahre 1453 ein Vertrag zwiſchen 

ſammtlichen Ganerben zu Reiffenberg vorhanden, wie es 


2) veurtendete Radır, R. 8. 


mit der Lehn, deren Empfangung, Verkauf und Berlofung 
gehalten werben fol *). Im Jahre 1457 erweitern, er⸗ 
Bären und beflätigen fämmtliche Ganerben des Schlofies 
Reiffenberg den Burgfrieben *°). Eden fo traten die Gan⸗ 
erben von Reiffenberg mit andern Ganerben Schloͤſſern in 
nähere Berbindung, ſowie auch felbft, wie oben gezeigt, in 
Die Bereine von Rittergefellfchaften, auch waren fie ſtets 
Burgmannen zu Friedberg und in noch andern Schlöfr 
fern *), 

Die Feſtigleit der Burg, beſonders aber eine fo rit- 
terlihe und fo tapfere Befagung gaben ber Burg 
in den unrubigen und unfichern Zeiten bes Mittels 
alters, namentlich in den Kaifer- und herrenlofen Zeiten des 
Fauſtrechts auch ein bedeutendes Anfehen, fo daß viele 
Fürfen Bündniffe mit den Ganerben ſchloſſen, um Defle 
nung der Burg und Schuß in berfelben zur Zeit einer 
dehde zu haben. - 

So fließt Kurfürft Dietrih von Mainz auf feine 
Lebenezeit „mit denen Strengen, Beften unfern lieben 
Getreuen und befunbern denen Gan Erben des Schlofies 
Reifienberg einen offenfiv und defenfiv Trastat“ 1443, worin 
der wechſelweiſe Beiftand verfichert, das Oeffnungsrecht 
unter gewiſſen Bedingungen geftattet, von Kurmalnz zur 
Vertheidigung des Schlofles 1000 Gulden zahlt und jähr« 
lich einen Beitrag von 100 Gulden zu geben verfprochen, 
auch eine geroiffe Austrags⸗Ordnung bei vorkommenden 








2) Beurk. Racht. Url. 6. 
25) Beurt Racht urk. 4. 
36) Beurk. Racht. ©. 9. 


Streitigfeiten verglichen wird ”). Allein im Jahre 1461 
vergleicht ſich dieſer Kurfürſt Dietrih mit Ginwiligung 
des Domlapiteld mit den Herren von Reiffenderg und 
biefe wiederum mit Kurmainz eines ewigen Bertrage und 
einer ewigen Erböffnung, welcher jene wechſelſeitige Ver⸗ 
binblichfeit noch mehr erweiterte und beflätigte *). 

Auf gleiche Weiſe ſchließt Ludwig Landgraf von Heſſen 
1449 einen Bertrag mit den Ganerben zu Reiffenberg in 
deffen Fehde gegen den Bifchof von Würzburg, wo bie 
Ganerben die Deffnung in Reiffenderg vor 166 Gulden, 
fo lange diefe Fehde währet, geflatten *). 

Auch der Kurfürft Friedrich von der Pfalz läßt ſich 
1468 mit der Ritterfchaft und den Ganerben des Schlofe 
ſes Reiffenberg in ein Bündniß ein, vermöge deſſen jener 
biefen und biefe jenem, nebſt Geftattung bed Definungs- 
rechte, im Kriege Veiſtand zufagen ®). 

In den beiden legten Bündnifien wirb jeboch feſtge⸗ 
febt, daß foldhe dem Bertrage mit Kurmainz unfchäplich feyn 
ſollen. Auch die benachbarten Herrn von Eppftein wußten 
fi 1452 durch Verträge mit den Ganerben zu ſichern =), 

Diefe Schup- und Trugbündnifle durch die Gans 
erbinate dauerten bis zur Errichtung des allgemeinen Land⸗ 
friedens unter Kaiſer Maximilian I. und löften fi hier⸗ 
auf, als nicht mehr zeitgemäß, gänzlich auf. 








) Beurk. Racht. R. 16. 
23) Beurk. Racht. R. 17. 
9) Beurt, Rach. Wr. 18. 
*) Beurk. Racht. R. 19. 
&) Beurk Racht. Rro. 20. 


Fehden der Ritter von Reiffenberg. 

Bor und während der Zeit der Kreuzzüge werben wohl 
die Herrn von Reiffenberg an den Kriegen des Kaifers 
und Reiche theilgenommen haben, obfchon feine befondere 
Erwähnung der Reiffenberger Ritter aus biefer Zeit, weil 
wohl im Allgemeinen zu unbebeutend, geſchah. 

Zur Zeit der Gegenfalfer ober auch des Interregnums 
werben biefe wohl, wie ihre Nachbarn, bie Herrn von 
Hattſtein und fo viele andere Ritter, dad Geſchäft der 
Breibeuterei gegen fläbtifche Handelsleute, mit denen bie 
Nitter gewöhnlich in Fehde lebten, betrieben haben, wie 
dasſelbe als Vollserzaͤhlung noch fortlebt. 

Auch ſind der Fehden, wegen Mangel an Urkunden, 
und beſonders wegen dem Verſchwinden des Reiffenberger 
Archivs wohl manche unbelannt geblieben, indem nur die 
Reſte des Archivs durch den Obriſtwachtmeiſter von Fa⸗ 
britius, der unter dem lehten Freiherrn von Reiffenberg 
die hieſige Herrſchaft verwaltete, an den Herrn Grafen 
von Baffenheim abgeliefert wurden. Die ältefte Fehde, 
worin urkundlich die Reiffenberger vorkommen, war gegen 
die Stadt Limburg am der Lahn, wie ſolche auch in der 
Limburger Chronik bemelvet wird, „Anno 1393 auf 
Montag zu Pfingften, da war Friedrich von Hapftein, der 
wolgeborne Knecht, der ein Hauptmann war ber Stabt 
von Limburg, erſchlagen an der Löhne, unter dem Stein, 
da man geht von Greifenpforten in bie Höll, das thaten 
die von Reiffenberg. Die waren Feinde der Stadt von 
Limpurg zu der Zeit und mandje Zeit. Die Fehden derer 
von Reiffenberg mit der Stadt Limpurg follen volle 100 
Jahre gevauert haben? Und die Herm und bie Stabt 





— 92 — 


von Limpurg verlohren ihn (Friedrich von Hattftein) zus 
mabl ungern, denn er ihnen nützlich uud dienlich war. 
Auch war derfelbige Friedrich groß und ſtark, alfo daß er 
eine Ohm Weine auffhub, und trank aus dem Ponten **).“ 

Auf diefe folgt die fiegreiche Fehde gegen bie Falken⸗ 
fteiner zu Königftein. Die Ritter von Reiffenberg waren 
nebſt dem übrigen wetterauifchen Adel faft in alle Fehden 
verwidelt, welche der unruhige Philipp VI. von Yalfen« 
fein im Jahre 1365 angefponnen, bis zuleht die Ritter 
von Reiffenderg mit ihren Ganerben den frevelhaften Les 
bermuth des tollfühnen Philipp demüthigten. 

Diefe Fehde felbft befchreibt die Limburger Chronik uns 
ter dem Jahrgang 1373 folgendermaßen: . 

In demfelben Jar waren die von Reiffenberg Feind 
Junker Philippfen, Herrn zu Balfenftein, und der warb 
genannt der Stumme von Palfenftein, nicht daß er ein 
Stummer wäre von Reden, denn er war ein Stummer 
von Werfen. Und diefelben von Reiffenberg erftiegen und 
gewannen Königftein jenfeit® der Höhe, und fiengen ihn 
mit vier feinen Kindern und führten fie auff ihr eigen 
Schloß Reiffenberg. Da flarb derfelbige Zuufer bei den 
nächfien acht Tagen. Dann er gar fehr gefallen hatte 
zu Königftein, und wäre gern geflohen, da das erftiegen 
ward. (Bei feiner Flucht ftürzte er vom ‘Pferde und 
wurde gefangen) Und die Kinder gaben den von Reif⸗ 
fenberg, baß fie ledig wurden, und ihnen ihr Haus König- 
fein wieder wurde, zehntaufend Gulden. Derfelden Kinder 
ward eines ein Bifchof zu Trier, der war genannt Werner. 


32) Limburger Chronik de anno 4363, 





Hierauf fam ein Friebe unter Bermittelung des Erz⸗ 
biſchofs Guns Coon Fallenſtein) zu Trier, Friedrich Grze 
bifchof zu Göln, Philipp Herrn von Yalfenfiein und 
Müngnberg, Ulrid Herrn zu Hanau, Gerhardt Grafen 
ma Diez, Gottfried Grafen zu Ziegenhain, Gottfried Gra⸗ 
fen m NRened, Otto Grafen zu Solms, Henri dem 
alieſten Sohne ded Grafen von Saarwerden, Herrn Jo⸗ 
hann von Iſenburg, Herrn zu Büdingen und Reinhardt 
Herrn zu Weſterburg zu Stande, wonach die Wittwe dieſes 
beſiegten Gottfrieds von Falkenſtein, Agnes mit Namen, 
zur Auslöfung für ſich, ihre Kinder und Herrſchaft 10,000 
Gulden entrichten mußte. (ine bedeutende Summe für 
diefe Zeit, wo die Schäpe Amerika's den Geldwerth noch 
nicht in Europa vermindert hatten.) Außerdem haben noch 
die Wittwe und ihre Kinder Bhilipp, Ulrich, Werner, ons 
rad und die Gräfinnen Anna von Reine und Agnes von 
Solms ihre Töchter in guter Treue und an Eidesftatt ger 
lobt und die Brüder öffentlich zu den Heiligen geſchwo⸗ 
ren, fletd und feft zu halten zur Entrichtung diefer vorbe⸗ 
fehriebenen Summe, als auch zur gänzlihen Sühne und 
Berzeifung dieſes Vorfalls. Da Conrad und Ludel 
(Ludgard, fpäter vereheliht an Eberhardt von Eppftein) 
noch minderjährig waren, fo haben ftatt derer die Älteften 
Geſchwiſter die Berantwortung und Bollftredung über» 
nommen. Diefer Reverd wurde audgeftellt den 11. Juni 
1375 °). 


Diefer unglüdliche Vorfall für die Familie Falkenſtein 


333 Beurk. Nacır, Nr. 22. 


von Limpurg verlohren ihn (Briebrich vom Hattſtein) zu⸗ 
mahl ungern, denn er ihnen nüpli und dienlich war. 
Auch war derfelbige Friedrich groß und ftark, alfo daß er 
eine Ohm Weins auffhub, und trank aus dem Ponten "°).* 

Auf diefe folgt die fiegreiche Fehde gegen bie Balfen- 
feiner zu Königflein. Die Ritter von Reiffenberg waren 
nebR dem übrigen wetterauifchen Adel faft in alle Fehden 
verwidelt, welche der unruhige Philipp VI. von Balfen- 
fein im Jahre 1365 angefponnen, bis zuleht bie Ritter 
von Reiffenberg mit ihren Ganerben den frevelhaften Les 
bermuth des tollfühnen Philipp bemüthigten. 

Diefe Fehde ſelbſt befchreibt die Limburger Chronik uns 
ter dem Jahrgang 1373 folgendermaßen: . 

Im demſelben Jar waren die von Reiffenberg Feind 
Junker Philippfen, Herrn zu Balfenfein, und der warb 
genannt der Stumme von Fallenſtein, nicht daß er ein 
Stummer wäre von Reden, denn er war ein Stummer 
von Werken. Und biefelben von Reiffenberg erftiegen und 
gewannen Königfein jenſeits der Höhe, und fiengen ihn 
mit vier feinen Kindern und führten fie auff ihr eigen 
Schloß Reiffenderg. Da farb derfelbige Junker bei den 
nachſten acht Tagen. Dann er gar fehr gefallen hatte 
zu Königftein, und wäre gern geflohen, da das erftiegen 
ward. (Bei feiner Flucht fürzte er vom Pferde und 
wurde gefangen.) Unb bie Kinder gaben den von Reife 
fenberg, daß fie ledig wurden, und ihnen ihr Haus Könige 
fein wieder wurde, zchntaufend Gulden. Derfelben Kinder 
warb eines ein Bifchof au Trier, der war genannt Werner, 


32) Eimburger Ghronit de nano 1363, 


Hierauf kam ein Friede unter Bermittelung des Err⸗ 
biſchofs Cuno (von Balfenftein) zu Trier, Friedrich Erg 
biſchof zu Coͤln, Philipp Herrn von Balfenftein und 
Münzenberg, Ulrich Herrn zu Hanau, Gerhardt Grafen 
au Diez, Gottfried Grafen zu Ziegenhain, Gottfried Gra⸗ 
fen zu Reined, Dtto Grafen zu Solms, Henri dem 
älteften Sohne des Grafen von Saarwerben, Herrn Jo⸗ 
hann von Ifenburg, Herrn zu Büdingen und Reinharbt 
Herrn zu Wefterburg zu Stande, wonach die Witwe dieſes 
befiegten Gottfried von Fallenſtein, Agnes mit Ramen, 
zur Auslöfung für fich, ihre Kinder und Herrſchaft 10,000 
Gulden entrichten mußte. (ine beveutende Summe für 
diefe Zeit, wo bie Schäge Amerika's den Geldwerth noch 
nicht in Europa vermindert hatten.) Außerdem haben noch 
die Wittwe und ihre Kinder Philipp, Ulrich, Werner, Con⸗ 
rad und die Gräfinnen Anna von Reinet und Agnes von 
Solms ihre Töchter in guter Treue und an Eidesſtatt ges 
Iobt und die Brüder öffentlich zu den Heiligen gefchwos 
ren, ſtets und feft zu halten zur Entrichtung biefer vorbe⸗ 
ſchriebenen Summe, als auch zur gänzlichen Sühne und 
Verzeihung dieſes Vorfalls. Da Eonrab und Ludel 
C Ludgard, fpäter verehelicht an Eberhardt von Eppftein) 
noch minderfährig waren, fo haben flatt derer bie Alteften 
Geſchwiſter die Verantwortung und Vollftredung über 
nommen, Diefer Reverd wurde auögeftellt ven 11. Juni 
1375 *. 


Diefer unglüdliche Borfal für die Familie Fallenſtein 


33) Beurk. Racht. Rr. 22. 


iR die wahrſcheinliche Urſache ber fehr bebrängten Lage - 
derfelden, worin Philippe Wittwe, Agnes, mit ihren vier 
Söhnen mehrere zu Königkein gehörige Dörfer an ben 
Erzbiſchof von Mainz, und 1378 Burg und Stadt König- 
fein mit allem Zubehör an Dörfern, Land und Leuten 
um 7000 Gulden an Philipp VII. von Fallenſtein, Ha⸗ 
nauer Linie, und Mainz wieberlöslich verpfänbete. *). 
Hierauf folgte die Hattfleiner Fehde. 

Cuno von Faltenftein, Erzbifchof zu Trier, eroberte 
im Jahr 1879 mit Hülfe der Städte Mainz, Frankfurt 
und Limburg das Schloß Hattflein mund möthigte dadurch 
die Herren von Hattflein und bie mit ihnen verbündete 
Herren von Reiffenberg, nm fremden Schng und Hülfe 
ſich umgufehen **). Wahrſcheinlich fuchte dadurch Cuno 
von Falkenſtein, der Erzbiſchof in Trier, die Schmach, 
welche die Reiffenberger feinem Better Philipp VI. von 
Fallenſtein zugefügt hatten, zu rächen. 


Im Jahre 1389 entftand eine Fehde ber Ritter uud 
Edlen von Eronberg mit der Reichsſtadt Frankfurt, welche 
in Kurzem fid) fo weit entwidelte, daß die Bürger dieſer 
Stadt auf St. Bonifariustag auszogen, ihrer mehr denn 
fünfgehnhundert °°) wohlbereiter Leute mit Hauben, Har⸗ 
nifh und Beingewandt, und famen vor Eronderg an bie 
Beinde. Und die Feinde waren von Eronberg und hatten 


3) Kopp6 Proben bes beutfchen kehenrechts IL. 250. 

35) Hontheim prodromas, etc. pag. 1201- 

?6) Tritbemius in Chrom. Hirsang. giebt nur 800 bewaffnete 
Mann an. 





— 3 — 


wohl hundert Ritter und Knechte. Es waren die Ritter 
Walther und Frank von Cronberg, Ulrich zu Hanau und 
Kurfürſt Ruprecht von der Pfalz, ſowie Johann von Reif⸗ 
fenberg, Johann Herr zu Iſenburg und Büdingen, Johann 
von Stodheim, Eberhardt Weife, Gilbrecht Weife und 
Winther von Vilmar nebft andern Rittern der Wetteran, 
des Niddagaus und des Niederlahngaus ). Und lagen 
die von Frankfurt nieder, aljo, daß ihrer bei hundert er- 
ſchlagen, und ihrer mehr denn fechöhundert gefangen wurs 
den. Alſo ſchlug der eine Hauff den groffen Hauffen 
nieder. Das war nicht Wunder. Denn der groffe Hauffe 
flohe, und der Heine fritte. Und gaben bie von Frank⸗ 
furt vor ihre Gefangene mehr denn fiebenzigtaufend Guls 
den *). Die Hirfcpauer Chronik fagt hierzu: von jegt an 
wurben bie Cronenberger, welche früher arm waren, groß 
und reich. 

Im Zahr 1399 in einer Fehde der Stadt Frankfurt 
mit Hattftein wurde während der Belagerung von Hatt- 
flein, Arnoſdshain, welches den Rittern von Reiffenderg 
und Hattflein gehörte, Kirche und Schule verbrannt, ein 
Einwohner erſchlagen und Alles geplündert. Erft im Jahre 
1420 wurde diefed Schadens halber, von Seiten Frank⸗ 
furts fi mit Philipp von Reiffenberg für die Summe 
von 900 Gulden verglichen 9). 

Bon 1406 an bis 1425 lebten die Ritter von Reif 
fenberg faft ununterbrochen mit der Stadt Frankfurt in 


37) Lersners Frankf. Chronik pag. 339. 
33) gimburger Chronik de anno 1389. 
3) Gottfchalts Mitterburgen. „Dattſtein.“ 
3 * 


dehden ; Hauptfämpfe wurden Feine geliefert, deſto mehr 
wurbe auf beiden Seiten geraubt und Gewaltihaten aller 
Art geübt, beſonders, indem man ſich gegenfeitig Menfchen 
und Bich wegnahm. Diefe Fehden befcpreibt Hr. Schöff 
Ufener ausführlicher im Archiv für Frankfurts Geſchichte 
und Kunft 1844. Seite 95—99. 

Im Jahre 1428 hatte Philipp von Kapenelnbogen 
und Heinrich von Reiffenderg gegen Kurfürk Conrad von 
Mainz Streitigkeiten, jedoch ohne große Bebentung *). 

Am 3. Auguft 1432 eroberten Gonrab Erzbiſchof von 
Mainz, Diether von Iſenburg Herr zu Büdingen, die 
Stadt Frankfurt, Adam von Allendorf, Johann Boß von 
Walded der Alte und Wilhelm Staffel der Alte, das 
Schloß Hattftein und behielten es im gemeinfchaftlichen 
Befig. Ungelegen war den Reiffendergern dieſe Nähe. 
Defterö 5 8. 1433, 1434, 1435, 1442, 1444 und 1446 
verfuchten fie, jedoch vergebens defien Eroberung mit Li" ). 
Am 25. Juli 1449 übernahm nun Walther von Reifen» 
berg von Frankfurt die Burghut zu Hattflein und mußte 
eilf wehrhafte Männer und eine Magb auf feine Koflen 
halten, dagegen erhielt er für biefe Verbindlichkeit von 
Srankfurt jährlich zweihundert Gulden *). 


Im Jahre 1449 auf St. Vinzenstag beranbten Henne 
Rudel und Emmerich, Emmerich feligen Sohne, beide von 


+) Joannis script. reram mogunt. | c. pag. 743. 

) Driginalsurtunden. 

“) Wottfchalts Witterburgen Deutſchlands, „Geſchichte von 
dattſtein. 


- 1 — 


Reiffenberg, Siegfried von Glauburg und ihre Mitritter 
aus dem Gchloffe Reiffenderg mehrere Kaufleute auf ber 
Landftraße, (Hünenftraße) wo dem Herrn Eberharbt von Epp- 
Rein, Herrn zu Königftein, das Geleite zuſtand. Diefer 
jagte ihnen die Beute ab, nahm Emmerich von Dietſch 
gefangen und trieb die Uebrigen in das Echloß zu Wehr- 
beim. Es lam hierauf zur Fehde. Emmerich von Reif 
fenberg kündigte hierauf dem Eppſteiner die Lehen auf. 
Auf Dorotgeentag nahmen Rubel und Emmerich von Reife 
fenberg und Siegfried von Glauburg ben KRönigfeinern 
vor Königftein, Wagen und Pferde, fingen Knechte und 
Bürger, verbrannten am folgenden Tage das Dorf Eriftel, 
plünderten und machten Gefangene. Den folgenden Sonn» 
tag thaten fie ein Gleiches in Rode *). Die Sache wurde 
fpäter vertragen und gab fobann Veranlaffung, daß bie 
Sanerben von Reiffenberg mit Herrn Eberhardt von Epp⸗ 
Rein am Sonntag nach Johauni im Sommer 1452 einen 
Bertrag fchliegen, nach welchem Irrungen zwiſchen ihnen 
Fünftig gütlig vertragen werben follen ). 

In einer Fehde, welche Landgraf Ludwig II, der Fried⸗ 
fertige, von Heſſen mit Hans und Engelbert von Roden- 
fein, Hans von Eronberg, Emmerich von Reiffenberg, 
Earl Schelm von Bergen und Hammann Echter im Jahre 
1458 hatte, und woran auch Schultheiß und Gemeinde 
Reiffenberg Antheil nahmen, durchzogen heſſiſche Söldner 
zerflörend die Gegend *). 


) Archiv für Frankfurts Geſchichte und Kunft 1814. ©, 100. 
) Beurk. Radır. R. 20. 
) Binkelmann Beſchreibung von Heſſen. 2 B. S. 596. 


-8— 


Joſt von Hönftein, der in biefem Jahre (1453) von 
des Raths in Frankfurt wegen, acht Monate in Hattſtein 
war, berichtete im Februar, daß die Hefien den Wald ad» 
gebrannt und mehrere Gefangene von Arnoldehain, (das 
zu zwei Drittel zu Hattflein und einem Drittel nad) Reife 
fenberg gehörte,) weggeführt hätten. Im Herbft deſſelben 
Jahres durchzogen foldhe nochmals die Gegend und die 
benachbarten Bewohner flüchteten mit ihrem Vieh und ihren 
Habfeligteiten nach Hattfein *). Auch in dem Kampf 
des Jahres 1459, wegen ber firittigen Kurfürten- Wahl 
zu Mainz, zwiſchen Diether von Iſeuburg und Adolph von 
Naſſau, ergriffen die von Reiffenderg die Parthie des 
Erſtern 7). Um 1461 war Erjbiihof Diether von Mainz 
mit Tod abgegangen und Walther von Reiffenberg, wels 
her mit dem einen Erzbiſchof Adolph und aller Pfaffheit 
des Stifts Mainz in Fehde war, hatte auch dem Rath in 
Sranffurt im Auguft 1465 einen Abſagebrief gefendet. 
Mainz und Frankfurt hatten noch Hattjtein inne und bes 
haupteten während dicfer Fehde auch daffelbe, bis endlich 
den 12. Mai 1467 daffelbe erobert wurde. Heimlich hat 
ten fi nämlich zwei Knechte Walther von Reiffenberq 
im Vorhauſe der Burg Hattflein verborgen. Zwei Schloß⸗ 
nechte waren aus der Burg gegangen, nur der Amtmann, 
Henne von Fledenbühl, ein Knecht und eine Magd waren 
in demfelden. Diefes waren wahrſcheinlich auch nur die 


6) Bottfhalts Kitterburgen Deutfchlande „Befdicdhte von 
Yattfein.« 
7) Beurk. Radır. ©. 26. 


Bewohner deſſelben. Die Magd, vermuthlih mit Wal⸗ 
thers Knechten einverftanden, öffnete um Mittag die Pfor- 
ten, und Walthers Knechte liefen ihr ſolche ad. Mehrere 
Sötoner folgten noch, Henne von Bledenbühl, im Babe 
figend, und der Knecht wurden gefangen genommen, 
Balıher von Reiffenberg führte nun alles Gefhüg, Haus» 
rath und Lebensmittel aus dem Schlofie und verließ es 
wenige Tage nad) der Eroberung, nachdem er es zuvor in 
Brand geftedt und die Mauern niebergeriffen hatte *). 


Am Freitag nach Maria Empfängnip 1468 verbinden 
fi auch Georg Riedefel und Walther von Reiffenberg gu 
einer Fehde gegen Ludwig von Jfenburg, Grafen zu Bü⸗ 
Dingen, in dem derſelbe gegen fein gegebenes Wort, Brief 
und Infiegel gehandelt. Beurk. Nacht. R. 21. Die Fol⸗ 
gen biefer Fehde find wohl nicht von Bedeutung geweſen. 


In der Siciing'ſchen Fehde waren die Nitter von 
Neiffenderg, Hattflein und Cronberg mit Franz von 
Sidingen verbündet, ohngeachtet Kaifer Marimilian I. fie 
auf den 2. Juli 1517 nach Friedberg hatte vorladen laſ⸗ 
fen. Auch in diefer Fehde überzogen heffifche Kriegevölfer, 
unter Anführung des jugendlichen Philipps des Groß⸗ 
müthigen, die biefige Gegend feinblich *); denn im Jahre 
1518 hatte Franz von Sidingen diefen Landgrafen, wegen 
Bedrückung derer von Reiffenderg und Hattflein den Krieg 
angekündigt. 

#) Bottfchalts Ritterburgen Deutſchlands. „Schloß Hattſtein.“ 
+) Eraſt Münch: „dDram von Gidingens Thaten, Pläne, 
Teinde und Ausgang”. 





- 4 — 


Aus diefen Hier angeführten Fehden geht hervoer, baf 
dieſe Ritter von Reiffenberg Schwert und Streitart fleißig 
gebrauchten, indem fie bald mit den benachbarten Fürſten 
nnd dem Mel, bald auch mit den angrenzenden freien 
Städten Frankfurt und Friedberg in Fehde lebten. Waren 
fie zum Kampfe einzeln zu ſchwach, ſo mußten mit bem 
benachbarten Abel gefchloffene Bündniſſe ihnen Stärke ger 
ben, und fo vermochten fie auch die Fehden mit anderen, 
weit mächtigeren Feinden, zu ihrem Bortheile durchzu⸗ 
führen. 


Samilie der Ritter von Reiffenberg. 


Bas nun zunächt die Familie der Ritter von Reiffen- 
berg betrifft, fo theilte ſich dieſe, wie gezeigt, ſchon früher 
in zwei Hauptlinien und zwar: bie Weller- und Wet⸗ 
terauer Linie, weil bie eine derſelben vorzüglich auf dem 
untern Weſterwalde und ber Lahn, bie andere dagegen in 
der Wetterau und der Maingegend ihre Sitze und bie 
meiften Güter und Gefälle hatte. 


Die Weller Linie theilte fich wieder in mehrere, welche 
theils auf eigenen Burgfigen oder auf befonderen Hofgũ ⸗ 
tern wohnten, wie zu Leidesdorf, Sain, Horchheim am 
Rhein und zu Walbmannshaufen, Herſchbach, Erienhof bei 
Ransbach, Kirberg, Welterburg und Waldmannshauſen. 
Die Weller Linie hatte mehrere ausgezeichnete Männer, als 
einen Ritter mit Ramen Euno, der verehlicht war mit 
Eliſabeth von Stein, Älteften Tochter Johanns von Stein 
und befien Ehefrau Guta Brennerin von Lahnflein. Die 
fer Johann von Stein hatte zwei Söhne, bie Ritter wa- 





- 4 — 


ren und vier Töchter, die an Ritter verehlicht waren; bie 
erfte alfo an Cuno von Reiffenberg, die zweite an einen 
von Hattflein, die dritte an einen von Bubenheim unb 
die vierte an einen von Allendorf. Hierzu fagt nun bie 
Limburger Ehronit de anno 1380: und „e& geburte ſich, 
daß die obgenannte vier Ritter bei ihrer Schwiegerfrauen 
in ihrem Hauß waren, unb die obgenannte zwey Ritter 
von Stein, ihre Söhne, waren auch bei ihr, und da fie zu 
Tiſche bey einander faßen, da hatte die Frau ſechs Ritter 
beyfammen über ihrer Taffel figen, der waren vier ihre 
Eydam und zwei ihre Söhne, und ihr Mann war auch 
ein Ritter geweſen. Und als fie alfo bey einander über 
einer Tafel faffen, da fagte die Frau ingemein : diefer Ehren if 
zu viel. Darauf hatte niemand feine Acht, fehr kurz darnach 
ftehet diefelbe Frau auff, und gehet heimlich ihre Straßen 
weg, daß nie fein Menſch davon die Wahrheit erfahren 
önnen, wohin fie fommen wäre“. Hierdurch huldigt auf 
eine ganz befondere Art diefe Wittwe von Etein der Rit⸗ 
terwürbe. 

Diefer Euno hatte einen Sohn, ber der ſchwarze 
Ritter genannt wurde. \ 

Auch gehörte noch zu diefer Kinie Friedrich von Reife 
fenberg, der Obriſt, der anfangs in englifchen hierauf in 
den Dienften des Kaiſers und zulegt in denen Frankreichs 
fand, zweimal verehlicht war, aber doch den 12. Mai 
1595, im 86. Jahre feines Alters, kinderlos ſtarb. Die 
Nachrichten bei Sleidan, Spangenberg und Iſelin berich- 
ten, daß dieſer Briedrih im Jahre 1552 den Engpaß 
Ehrenberg in Tyrol unter Kurfürft Moritz von Sachſen 
erftürmte, fo daß Kaifer Karl V. fi Rachts in einer 


Senfte über die Schneegebirge flüchten mußte, obgleich er 
an heftigen Schmerzen vom Podagra danieder lag, und 
ohne einen in feinem Corps ausgebrochenen Aufftand er 
den Kaifer gewiß gefangen genommen hätte. Derfelbe 
wurbe zweimal in die Reichsacht erklärt und zwar ſchon 
nach ber Schlacht von Mühlberg, woran er fih betheiligte, 
fo daß auf den Kopf des Beädhteten ein Preiß von 4000 
Goldgulden gefept wurde. 

Trog des zu Paſſau gefchlofienen Friedens ſehte ders 
felbe als Partheigänger mit Markgraf Albrecht von Bran« 
denburg die Belagerung von Frankfurt fort und zeigte ſich 
als einen fehr unrubigen und fehdefüchtigen Ritter jener 
Zeit. Kirchner‘) in feiner Geſchichte der Stadt Frankfurt 
ſchreibt von demfelben: „Diefer Anführer war einer der 
wanfelmüthigften DMiethlinge in dem wedhfelreichen Zeit« 
alter. Rod vor wenig Jahren hat er zu Frankfurt für 
Heinrich VII. von England geworben und bie Stabt bei 
Frankreich in böfen Verdacht gebracht; jet dient er den 
Franzoſen, dann den Heffen, zulept dem Kaifer, alles im 
Kreislauf weniger Monden. Nachdem er von der Etabt 
Waffen und Rüftungen zum Kauf begehrt hat, fledt er zu 
Bonames feinen Mufterplag auf“. 

Im Jahre 1562 kaufte biefer Friedrich von Reiffen⸗ 
berg zu Waldmannshaufen von Juſtina Brendelin von 
Homburg, Witwe ded Oberamtmanns Friedrich von Reif» 
fenderg zu Weilburg, deren Sohn Philipp bei der Mühle 
Landſtein unweit Finfternthal, von Kohlendrennern jämmers 


*) Anton Kirdiners Seſchichte der Stadt Brankfurt 2. Theil 
Seite 167. 


— 8 — 


lich erſchlagen wurde, im Fleden Reiffenberg ein Haus 
um 1200 Gulden und verlegte fomit fein Werbgefchäft 
nach Reiffenberg *). 

Gegen 206 Jahr 1580 glaubte Friedrich fih in 
alleinigen Befig der Burg Reiffenderg fegen zu können, 
Anna von Reiffenderg heirathete nämlich in biefer Zeit 
den Ritter Emrich von Wambold; die Hochzeit wurde zu 
Weinheim an der Bergftraße gehalten und Anna's Brü⸗ 
der, Philipp und Eberhardt, geleiteten ihre Schwefter nach 
dem Orie der Bermählung. Diefe Brüder Philipp und 
Eberhardt waren die einzigen noch lebenden Manneſproſſen 
von dem Geſchlechte der Eigenthümer auf Reiffenderg. 
Während ihrer Abweſenheit war daher das feſte Schloß 
ſich ſelbſt überlaffen, ohne gehörige Vertheidigung. Diefen 
Augenblick benugten Friedrich und Marfil, Cebenfalls einer 
von Reiffenberg und zwar Wetterauer, aber abgetheilten 
Linie) fie erftürmten dad Schloß und mit den Waffen in 
der Hand nöthigten fic die Unterthanen, fie als Herren zu 
erfennen, ihre vedtmäßige Herren aber nicht mehr in 
Reiffenderg einzulafien. Als fpäter einer diefer Brüder, 
Eberhardt, feine feit der Erftürmung von Reiffenberg durch 
dieſen Sriedrich gefangen gehaltene Mutter beſuchen wollte, 
mußte er fein Vorhaben mit tem Leben büßen; willig 
lichen ihn zwar Friedrichs Söldner in Reiffenberg cin, 
als er aber in die dritte Burgpforte eintrat, durchbohrten 
ihn plöglich zwei Kugeln, fo daß er fogleich für tobt nies 
derſtürzte. Vergeblich flehte Eberhardts Mutter, den Sohn 
noch einmal fehen zu dürfen; vergeblich bat fie, als er 


* ) Darflllung etc. pag. 158, 160, 161, 162. 


— 4 — 


noch einmal für wenige Stunden ins Leben zurädfchrte, 
ihn pflegen zu dürfen; fie erhält die Fannibalifche Ant 
wort: „Der Befehl fei gegeben, daß, wenn es wider 
Verhoffen ſich beſſern follte, er ohne weiteres umgebracht 
werde." Eberhardt wurde auf eine Wachtfiube gefchleppt 
und ohne Zulaffung irgend einer Hilfe bi6 zum bald er⸗ 
folgten Tode bewacht. 

Diefe Greuelſtene wurde wenige Wochen darauf an 
einem von Eberhardts Bruder, Philipp, an feine Mutter 
nach Reiffenderg heimlich gefendeten Boten wieberholt. 
Dagegen gelang ber Mutter dennoch die glüdlich unter 
nommene Flut *). 

Im Jahre 1580 wurbe aber Friedrich durch ein reiche“ 
gerichtliche® Mandat in processu possessorio vom Bes 
fin der Herrſchaft Reiffenberg abgewieſen und nebft diefem 
in jenem Jahre auch ia processu petitorio befangen, daß 
ihm nicht der mindefte Antheil an ber Herrfchaft Reiffen⸗ 
berg zufomme. Friedrich und feine Sippſchaft, welche die 
Sade auf eine für immer entſcheidende Weiſe auf bie 
Spige geftellt fahen, liefen den rechtmäßigen Eigenthümer 
von nun an ungeftört, in ber Abficht, günfigere Zeiten 
abzuwarten. 

Nach einem reichöfammergerichtlihen Mandat vom 10. 
Juli 1587 erfieht man, daß die Beflagten — Friedrich und 
Marfil, (beide Ritter von Reiffenberg) vorgedachtes Schloß 
und $leden Reiffenberg mit bewaffueter Mannſchaft dur 
Gerlach Brandt einnehmen ließen; welcher heimlicher Weife 
su früher Tageszeit eine ziemliche Anzahl herrenlofer 


s2) Darftellung etc. ©. 62. 


- 8 — 


Kriegöfnechte mit dem Geſchrei: ſchlagt tobt! ſchlagt tobt! 
in Reiffenberg eingeführt und daſelbſt einen anf der Wahl- 
Matt erfchoffen, zwei andere töbtlich befchäbigt, fo daß fie 
bald darauf farben; die anderen wurben in das Befäng- 
miß gebracht, die Brüden der Burg abgehauen, alles 
verzwütet, die Unterthanen von ihren Pflichten abgewendet 
und fo wurbe Reiffenberg durch ſolche landfriedensbrüchige 
That und gefährlichen Aufftand wieder genommen. Doch 
durch kaiſerliche Mandate gebrungen, gaben diefe endlich 
Burg und Bleden Reiffenberg wieder ab *). 

In diefem Jahre 1587 eroberte auch Heinrich von 
Naſſau auf kurze Zeit, durch diefe Bamilienzwiftigfeiten 
begünftigt, Reiffenberg °). Diefer Friedrich befaß auch 
eine Zeitlang von Trier als Pfandlehen die trierer An« 
theile an Wehrheim und Eronberg. 

Unter dem 1. Auguſt 1653 eriwirkte endlich des Obers 
Ren Hans Schweilardo Witwe, Eliſabeiha Emerentia, 
geborene Bubden, eine Commiſſion auf Kurmainz, um 
ſolche in den Mitbefig des Schloſſes und Zubehör zu 
fegen. Allein Mainz ließ die Sache liegen *) und ber 
Wittwe von Reiffenberg blieb wenig Hoffnung etwas zu 
erwirfen. Darum ſchloß fie am 7. Auguft 1658 für ſich 
und ihre Kinder, fobann der übrigen Gonforten der Wels 
ler Reiffenberg ſchen Familie, mit dem Domherrn Philipp 
Ludwig von Reiffenberg, WBetterauer-Linie, einen Vergleich 
ab, worin fie allen Anfprücen an Schloß und Herrſchaft 








3) Wottfhalks „Geſchichte von Hattflein”. 
*) Darfellung. a. a. D. 
65) Darfellung etc. pag. 9. 


- 4 — 


Reiffenberg gegen Zahlung von 7000 Gulden entſagen. 
Doch fol das Geld 1683 noch nicht bezahle geweſen 
fein *). Auch zeichneten fih in diefer Weller» Familie 
noch Hand Dietrich aus; berfelbe war Kurfürftlih-Main- 
ziſcher Obriſt und Vicedom zu Afchaffenburg, hernach lai⸗ 
ſerlicher Obriſt und Commandant von Gommorra, (Komorn 
in Ungarn) Hofkriegsrath, Kämmerer und Stadt ⸗Quardir⸗ 
Oberſter zu Wien, und wurde mit dem ganzen Geſchlechte 
in den Freiherrnftand erhoben. Er flarb den 15. Dezem⸗ 
ber 1629, 53 Jahre alt. 

Iohann Philipp, Freiherr von Reiffenberg zu Sain, 
war Kurfürftlich-Trierifcper Rath und Oberamtmann zu 
Montabaur und Riiterrath. Bon feinen beiden Söhnen 
zeugte der ältere Anfelm Friedrich Anton, drei Töchter, 
wovon die eine an Philipp von Harff, die zweite an rang 
von Ele Rübenadh, die dritte an Ludwig Wilhelm Joſeph 
Grafen von Boos⸗Waldeck vermählt war. 

Der jüngere, Philipp Ludwig, trat 1737 in den Je⸗ 
fuitenorden und farb früh. Als Gefchichtöforfcher bear⸗ 
beitete derfelbe zu Rom eine Reihenfolge der Trierer Bir 
ſchoͤſe *). 

Diefer Johann Philipp von Reiffenberg machte bei 
dem Ausſterben der Wetterauer Linie im Jahre 1686 An⸗ 
ſprüche an deren Berlaffenfchaft, welche auf bie drei be⸗ 
nannte Enkelinen übergingen, allein ver Prozeß, welcher 
lange am Reichölammergerichte zu Weplar anhängig war, 
ging endlich für diefe, ald auch andere Prätendenten, Lands 


%) Beurt. Racht. R. 62. 
9) Hontpeim I. 962. 


— 1 — 


leute aus Hartenfels, Amts Selters, welche 1812 und 
1817 bei dem. herzoglichen Hofgerichte zu Dillenburg wit 
dem Begehren der Ginfegung in ihre Rechte und Bes 
ſidungen auftraten, indem die Reiffenberger Bamilie im 
Mannsſtamme noch nicht erlofchen, fondern nur verarmt 
fei und fo den Mel nicht habe fortführen können *), 
wegen Verjährung verloren, und der Graf von Waldbott ⸗ 
Baffenheim blieb als weiblicher Rachkomme und alleiniger 
Erbe der Wetterauer Ritter und Frelherrn von Reiſſen⸗ 
berg im ruhigen Befig. 

Auch zeichnete fich der vorgenannte Johann Philipp 
von Reiffenberg als Schriftfteller aus, indem derſelbe eine 
Abhandlung äber die „Antiquitates Seynenses“ ſchrieb, 
ſowie Noten und Bemerkungen zu Broverd Annalen im 
Wanuſcripte hinterließ. Hontheim nennt diefen in feiner 
„historia Trevirensis“ in der Abhandlung de scriptori- 
bus historiae Trevirensis: „Vir hic, eruditione non 
minus, quam natalium splendore illustris.“ 

Die Wetterauer Linie beginnt mit Walther um das 
Jahr 1400. Defien Nachkommen führen als eine jüngere 
Linie der Ritter von Reiffenderg den dreilagigen Turnir- 
Tragen auf dem Schild. Ein nachfolgender Walther von 
Reiffenberg dotirte 1477 die biefige Schloßfaplanei, und 
gab derfelben ein Hofgut zu Erbach, Amts Idſtein, wel- 
ches noch zur Pfarrei gehört und dem zeitlichen Pfarrer 
zu Reiffenberg fünf Limburger Malter Korn, ein Simmer 
Erbſen und ein Simmer Linfen als Erbcanon einträgt 2). 


*) Darftellung etc. ©. 14. 
%) Würdtwein dioec. Mogunt, V. 95. 


Reiffenberg war nämlich vor der Reformation ein Fir 
Hal von Arnoldohain und hatte blos eine Kapelle, dem h. 
Dthmar geweiht neben der Burg nebſt einem Altariſten. 
Da aber die Burg im Jahre 1631 von den Heflen bes 
lagert und wie man fagt, die Velagerer über das Dach 
der Kapelle die Mauer der Burg erfliegen und bie Burg 
nahmen, fo wurde die Kapelle zur künftigen Sicherheit 
abgerifien und der Botteßdienft in den Pallaſt der Burg 
verlegt, wo er in bem fogenannten Saale, von den binzuges 
tommenen fatholifchen Unterthanen gefeiert wurde. (Diefer 
Saal befand fi auf der Oſtſeite dicht am vieredigen 
Thurme.) Da aber die Herrn von Reiffenderg den Altar 
riſten au in der Burg zur Erziehung ihrer abeligen 
Jugend gebrauchten, fo gaben fie ihm Kor und Kleidung 
nebft 100 Reichsthalern in baarem Gelde, das Altargut 
hingegen verpachteten fie entweder für den Bonds oder 
benugten es felbft. Im Jahre 1684 erbaute der Kurfürft 
von Mainz, Anfelm Franz Graf von Ingelheim, zur Beier 
des latholiſchen Gottesdienſtes wieder eine Kapelle neben 
der Burg, unfere jehige, leider wiederum ſehr verfallene 
Kirche *). 

Zu der Zeit Walthers ſtarb im Kloſter Thron bei 
Wehrheim eine Adelheit von Reiffenberg, wovon ſich im 
Garten des Hofbeftänders ein Grabſtein mit dem Wappen von 
Reiffenberg und Stocheim findet, mit nachfolgender Um⸗ 
ſchrift: + Anno Dai. MNCOCCCCXIV. in die Afre marty- 
ris obiit Alheit de Reiffenberg filia Johannis militis 








) Pfarrurkundea. 


- 9 — 


de Stockheim, cujus anima requiescat in pace. Diefe 
Adelheit war verehlicht mit Cuno von Reiffenberg. 

Bei der Zerftörung des Eppflein » Stollberg’fchen Fa⸗ 
milien⸗Archivs zu Königflein in .den 17907 Kriegsjahren, 
find mir nad) vieler Mühe unter andern auch noch einige 
Reiffenberger Urkunden in die Hände gefommen. Rad 
einer berfelben tauſchet ber lehtgenannte Walther von Reife 
fenberg von Junker Gottfried von Eppftein im Jahr 1459 
eine Eppfeinifche Lehengerechtigfeit in Köppern bei Hom⸗ 
burg im Taunus, gegen Gefälle in den fpäter verſchwun⸗ 
denen Dörfern Alsdorf bei Wirges, Amts Idſtein und 
Frohndorf bei Haintgen, Amts Ufingen. Zu biefer Zeit 
(1470) ſchrieb auch nach einer ungebrudten Urkunde aus 
dem Königfeiner Archiv ein gewiſſer Hilger von Langenau 
einen famofen Fehdebrief an Cuno von Reiffenberg, worin 
nachfolgende demerfenswerthe Stellen vorfommen. Der 
Anfang lautet: „Coni von Riffenberg, du offfaziger, Er⸗ 
loiſſer, Trumeloifier, Siegelloiffer, Loegeners Logener und 
Menediger verwiffelter Boßwicht.“ Später fagt dieſes 
Schreiben, „daß die von Riffenderg von alders here für fo 
herlichen, fo hoemubigliche, fo folge geweſt.“ 

Die Wetterauer Linie hatte faft lauter ausgezeichnete 
Männer. Der Sohn Walthers I. war Enrich; diefer 
war faiferlicher Kriegsrath und Feldmarſchall fowie Kurs 
fürklih-Mainzifcher Geheimerath. Deffen Sohn ebenfalls 
Emrich war Kurfürftlich-Mainzifcher Hofmeifter und Vice⸗ 
dom zu Mainz und flarb 1488. Deffen Sohn Philipp 
war 1524 Amtmann zu Naffau und Sonnenberg und 
deſſen Sohn, ebenfalls Philipp, war wicderum Faiferlicher 
Kriegsrath, Kurfürſtlich-Mainziſcher Rath und Amtmann 

4 


- Hu — 


su Steinheim und Rarb ben 123. Dezember 1588. Diefer 
Philipp übergibt der Gemeinde Reiffenberg, nach einer 
ungebrudten Urkunde, den fogenannten Schaarwald zur 
Führung und Leitung eined Brunnens. Diefen Wald 
vertaufchte fpäter die Gemeinde Reiffenberg gegen den 
anliegenden herrſchaftlichen und jegigen Gemeindewald am 
Feldberge. Deſſen beide Söhne Philipp und Eurich bil» 
den zwei Linien, wovon in der Älteren 1570 Anna von Diez, 
die Tochter Dietrie von Diez und Margaretha von 
Naſſau heirathet. Der jüngere Eurich von Reiffenderg 
wohnte zu Lintheim, war Kurfürflich-Pfälzifcher Rittmei- 
fer und deſſen Sohn Johann Wilhelm von Reiffenderg 
war 1620 Hochſchultheiß der Herrſchaft Butgenbach im 
Zuremburgifchen, von welchem ein Sproſſe, nach einem 
Briefe deſſelben an Herrn Schöff Ufener zu Frankfurt 
a. M., den ich las, Bibliothefar an der Böniglichen Biblios 
thef zu Brüffel if. Diefer zeichnet fi) auch als hiſtori⸗ 
ſcher Schriftfieller aus. Der zulegt genannte Philipp Hatte 
einen Sohn Johann Heinrich) von Reiffenberg; diefer war 
faiferlicher Rath, und Kammerherr und verehlichte fi den 
235. Juni 1600 mit Anna von Cronberg. Obſchon der» 
ſelbe in feiner Ehe acht Kinder unb darunter unr brei 
Töchter zeugte, fo ſtarb nichts deſtoweniger mit feinem 
ohne Philipp Ludwig, von welchem fpäter mehr gefagt 
wird, diefer Reiffenberger Mannsfamm, WBetterauer Linie, 
aus, 

Diefer Hans Henrich fauft den 29. Juli 1597 von 
Judith einer Witte von Hattflein und gebornen von 
Naſſau um 4315 Gulden da6 Gut Wefterfeld bei Uſingen. 

Am 9. Mai 1612 wurde derſelbe von Kurpfalz über 





— 35 — 


die Dörfer Rott am Berg, Oberweiler, Brambach, Dork⸗ 
heim, Cim 30jährigen Kriege verſchwunden) Hunſtall und 
den dazu gehörigen Wäldern, ald einem Mannlehen bes 
lehnt, die diefer zuvor von Eberhardt von Stodheim er⸗ 
Tauft hatte ©). 

Zu biefer Zeit war bie Burg Reiffenberg noch in vollem 
baulichen und bewohnten Zuftande; fie hatte noch ihre voll⸗ 
Rändige milttärifche Beſahung, welcher am 29. Juni 1618 
der vorgenannte Burgfrieden von dem Schlofhauptmann 
Kappreuniger von Krembs, bekannt gemacht wurde, 

Den 21. Jannar 1613 tonrde die ganze Familie der 
Ritter von Reiffenberg von Kaiſer Mathias in den Reiche 
freiherrnftand erhoben und zum größern Flor feines Haus 
ſes faufte am 1. October 1614 der nunmehrige Freiherr 
Hans Henri von Reiffenderg von Johann und Philipp 
Georg von und zu Hattflein „das halbe Theil an dem 
„Schloß Hattflein mit dem Gefchäg und Wildgarn fo jego 
„drauf; Item das halbe Theil aller Wälde und Hochges 
uhölzes daran zum Schloß gehörig, das Pfaffenroth, Sen- 
gelberg, Kohlberg, Dittmannewalde, deren er ein durch⸗ 
gehende halbtheil gehabt. Item an dem Dorf Arnolde⸗ 
„bain ein durchgehend viertheil aller hohen und niedern 
„Dbrigfeit und gemeiner Rugbarkeit. Item alle Aecker, 
„Wiefen, Triefer, Heden, See, Werber, Mühlen, Häufer, 
„Ställ, Scheuren und Pläg im Burgfrieden zu Hattflein. 
„Item alle Zinfen, Renthen, Gefälle zu Arnolvshain, fo 
„ihm Verkäufer allein zuftändig. Item auf der Weylnau 
„fambt dem Eintag Frohnd auf Schloß Hattflein daſelbſt. 


61) Beurk. Racht. R. 53. 
4* 


— 52 — 


„Item alle Zinſen auf der Hattſteiniſchen Schmidten, in 
„der Embß zu Binflernthal, Netgesthal, (im 3Ojährigen 
„Kriege verſchwunden) und Summa an allen und jeden 
„Drthen, wo Zinfen, Renthen, Gefälle, wie biefelbe inuer- 
„bald acht tagen zum längften unter feiner Sand bona 
„üde auf Adliche Ehr, Treu und Glauben, ſtück vor ſtück 
„überſchickt werden follen, mit Verzeichniß ihrer Mäler, 
„Rahmen, Steinen und Rheinen. Item feinen Anſpruch 
beneben feinen freundlichen lieben Bettern von Hatiftein 
„und Reiffenberg zu der Hattfleinifchen Schmitten, gegen 
„Hand Henrichen von Reiffenberg. Item feinen Theil an 
„beyden Wälden zu Steinfifchhach gelegen, der Stolzenberg 
„und Ahlſteter Hede genannt, biefe Stüde fammt und fon» 
„ders und alles erfucht und unerfucht, wie dad Rahmen 
«hat, feyn mein frei Eigen, niemand verfept, befchwert, 
„oder einiger Weife verhaftet und ift dieſer Kauff gefche- 
nhen und ergangen, umb und vor dreyzehn taufend Gul⸗ 
„ben *). 


Diefer Johann Heinrich farb den 4. März 1658 und 
ihm folgte in der unruhigen Zeit des 3Ojährigen Kriegs 
der legte männliche Sproffe, fein Sohn Philipp Ludwig, 
Domberr der Metropolitantichen zu Mainz, Trier und 
Halberftabt fowie Statthalter zu Erfurt. 


In diefer Zeit des 3Ojährigen Kriegs litt Reiffenberg 
fehr; wie fchon gefagt eroberten e8 im Dezember 1631 die 
Heſſen und Guſtav Adolph ſchenkte es hierauf feinem Ge⸗ 


) Beurk. Radır. R. 89. 





heimſchreiber Schwalenberg *) und am 8. Februar 1635 
Die Kaiſerlichen *). 

AS im Jahre 1644 Hans Schweifarbt, (Weller Linie) 
taiſerlicher Oberft und Inhaber eines Regiments, eine fair 
ferliche Heerabtheilung bei Friedberg befehligte und ſpa⸗ 
nifche Kriegsvölfer Reiffenberg mit Lift erobert hatten, ließ 
er ſich ſolches einräumen und ſehte Philipp Ludwig von 
Reiffenberg, den ledten ber Wetterauer Linie, außer Befig. 
Obgleich legterer das Schloß im Anfang bed Jahres 1646 
belagerte und eroberte *), fo beſehten es bie Kaiſerlichen 
doch am 27. Februar 1646 abermals. Als aber die Nie⸗ 
derheflen unter Anführung ihres Generald Mortaigne am 
11. März des folgenden Jahres Friedberg eroberten und 
den Oberſt von Reiffenberg gefangen nahmen, ließen fie 
ihn fo lange im Arreft, bis auch Reiffenberg übergeben 
war. Bei diefer Beranlaffung gingen mehrere Gebäude 
des Schloffes in Feuer auf ). 

In Folge des weftphälifchen Friedens und des Eres 
eutions-Hauptrecefies 8. 59 wurde ber Domherr Philipp 
Ludwig von Reiffenberg durch bie Friedens - Erccutiond« 
Eommijjion wieder in Schloß und Herrſchaft Reiffenderg 
eingefegt ). Aber in welchem Stande war Schloß und 
Herrſchaft! Nah einem im Jahre 1654 genommenen 
ſchiedorichterlichen Augenfchein waren „Die wenigen übrigen 
„Bau auf und und unter dem Schloß ganz baufällig, die 


63) Darſtellung etc. pag. 89. 
*+) Merians Topographie von Heflen ©. 73. 
#5) Beurk. Racht. Ar. 62. 
4) Merians Topographie von Heſſen S. 113. 
67) Darftellung etc. ©. 90. 


- 4 — 


„Wieſen und Accker mit Sträuchen und Heden verwachfen, 
bie gehabte Mühle ganz Hinweg, die Weier ausgetrock⸗ 
„net, erfüllt und die Dämme zerriſſen, auch die von allen 
„dieſen verhofften Nutzbarkeiten jego noch künftig dahin zu 
„bringen, daß ein Bedienter daſelbſt ſich erhalten ober far 
larirt werben können“ ©). Doc wurde das Schloß wie⸗ 
der bhergeftellt und in ber zweiten Hälfte des 17. Jahr⸗ 
hundert ald Werbplag für Frankreich benupt, zu welchem 
Ende der Marquis BVilleneufe daſelbſt wohnte, welcher die 
jüngere Schwefter des Domherrn Philipp Ludwig, Anna, 
zur Ehe hatte. 

So fehr dem Domherrn Philipp Ludwig von Reiffens 
berg dad Glück auch günftig ſchien, fo unglüdlic hat der⸗ 
felbe doch fein Leben befchlofien. Bei Frankreich und bei 
dem Kurfürften Philipp Ehriftoph von Trier fland ders 
felbe in einer befonderen Gunſt. Als daher dieſer Kurs 
fürft, da er ſchon anfing alt zu werden, fi nad) einem 
Coadjutor und zufünftigen Nachfolger umfah, fo bemühte 
er fi, im Vertrauen der Gunft und Empfehlung Frank⸗ 
reiche, für den Freiherrn Philipp Ludwig von Reiffenberg, 
und damit um fo eher fein Zweck erreicht werde, fo ent« 
feßte er durch eine öffentliche Bekanntmachung den Dom» 
probften Hausmann von Nameby feiner Würde und bes 
förderte auf eine feierliche Weile den Domherrn Philipp 
Ludwig von Reiffenberg zu diefer Würde, worauf er den⸗ 
felden audy bald zur Würde eines Coadjutors mit dem 
Recht der Nachfolge, mehr nach feinem Willen ald nad 


8) Beurk. Racht. R. 62. 





- 5 — 


ver Zuftimmung des Domcapiteld erhob. Allein das 
Domcapitel, welches ſich in feinen Gliedern theilweiſe zu 
Cõln aufhielt, widerſprach diefer Erhebung; ebenfo erfann- 
ten der Kaifer und Pabft diefe Wahl, weil von Frank⸗ 
reich begünfigt, nicht an und verfagten daher auch die 
Beſtatigung. Der Kurfürft felbft fah ſich genöthigt, diefen 
feinen Coadjutor bald wieder aufzugeben, indem dieſe und 
andere Streitigkeiten des Kurfürften mit feinem Domcapis 
tel und feinen Unterthanen durch Subbelegirte von Mainz, 
Eöln und Bamberg unter dem 23. Auguft 1650 gefchlich- 
tet wurden, indem dieſe in dieſer Angelegenheit das 
Nachfolgende verfügten: „Feruer bie, wieder den frieden⸗ 
„ſchluß, des heiligen Reichs conftitutionen, auch des Erh⸗ 
„ſtiffts Trier herbracht uhralte ftatuten, obfervang und ges 
„wohnheiten, wahlcapitulation und übliche fagungen bes 
nfchehene election eines newen Coadjutoris in ‘Berfona des 
Freyherrn Philips Ludwigen von Reiffenderg, wie auch 
mdie begebung der Dhomb-Probftei, fambt allen ihren ans 
„bangenden, vor ober nad) vorgenommenen actibus ers 
„gangenen und ber landtſchafft verfundten gebotten, Defres 
„ten, referipten und befelhen, für null und nichtig zu 
„declariren, auch berührter Freiherr von Reiffenberg ſich 
mbefagter Eoadjutori fürterft zu müffigen, und fi deren, 
weder heimblich noch offentlich, directe noch indirecte, bey 
„fraff des friedenbruchs, und in dem Kaiferlichen ere- 
„cutions · Edict, und dem Rreictiori erequenti modo einvers 
mleibten Pönen zu behziffen, zu gebrauchen oder zu. bedie⸗ 
nen, er im berentwegen ein ewig ſtillſchweigen zu 
„Imponiren und auffzulegen“ ©). 


6) Hontheim historia Trevir, Tom, I, pag. 1201. 





— 56 — 


Dieſe Erhebung zum Coadjutor, die hieraus entſtehende 
Zwiſtigkeiten mit dem Domcapitel, ſowie die Zurũcknahme 
der verliehenen Würde fallen in die Jahre 1648, 1649 
und 1650 und find hierüber noch zu leſen: 1) Broveri 
annales Trevirensium de anno 1648; 2) Hontheim 
prodomus historiae Trevirensis pag. 883; 3) Hont- 
heim historia Trevirensis Tom. Ill, pag. 624. 


Kaum war die bier befchriebene Angelegenheit des 
Domberrn Philipp Ludwig von Reiffenberg, die ihn zur 
Furfürftlichen Würde in Trier erhoben hätte, zum Nach» 
theile deſſelben entfchieven, fo entftand durch Kurmainz 
eine Berfolgung gegen denfelben, die durch eine 18jährige 
Gefangenfchaft im Kerfer der Feſtung zu Königftein fein 
Leben elenviglich beſchloß. Es gefhah nämlih den 
11. Februar 1667, daß derfelbe unter dem erbichteten Vor⸗ 
wand vieler verübter Lafter, vom Kurfürften Johann Phi⸗ 
lipp von Mainz gefaͤnglich eingezogen, auf die Feſtung 
Königftein gefett, zur ewigen Gefangenfchaft verdammet 
und aller feiner Güter beraubt wurde. Der Befig feiner 
Güter, welche dem Kurflaat Mainz unmittelbar angrenzten, 
waren wohl ded Domherrn größte Schuld, wie die gleich 
darauf erfolgende Gonfiscirung berfelden erwies, obgleich 
der Domherr felbft noch mehrere lebende und verehlichte 
Schweitern hatte. Seine Gefangenfchaft geſchah folgen⸗ 
dermaßen. Der Kurfürft Johann Philipp vermweilte zu 
Würzburg, wo derfelbe ebenfalls Bifchof war ; dorthin ließ 
er durch fchmeichelhafte Einladung täufchend, den Doms 
herrn, welcher zugleich auch Statthalter zu Erfurt war, 
von letterer Stadt fommen, jet wurde nun berfelbe am 





- 317 — 


erſten Morgen ganz frühe ergriffen und in ein ſchmuhiges 
Sefängniß geworfen ”). Nach fiebenjähriger Gefangen» 
ſchaft und nach erfolgtem Ableben des Kurfürften Johann 
Philipp ſtellte ihn zwar defien Nachfolger Kurjürft Lothar 
anf freien Fuß, er mußte aber fchiwören, ſich nicht zu 
rächen noch fein Recht weiter zu fuchen ”). 


Unterbefien war auch die Mainzer Befagung aus dem 
Schloß Reiffenberg abgegangen, hinterließ jedoch das Schloß 
Reiffenderg jo fehr zerftört, daß e8 Im Anfange des Jahre 
1674 weder Thürme noch Fenſter hatte und unbewohnbar 
war. Der Sleden Reiffenterg war zugleich fo verarmt, 
daß der aflerreichfte Mann das Brod ſelbſt nicht hatte und 
daß eine Einquartirung von einem Burier und acht Mann, 
welche den 29. Januar 1674 cintrafen, nicht verpflegt 
werben fonnte ”'). 


Da man tem Domherrn Philipp Ludwig jedoch fein 
Berfprechen nicht hielt, er auch zum vollen Befig feiner 
entzogenen Güter nicht gelangen Fonnte, fo wendete er 
fi an den Pabſt und nachdem die Sache dafelbft auf das 
Gründlichfte unterfucht war, fo erfolgte den 27. April 
1678 ein Definitivurtheil ?*), woburd er gegen bie von 
dem Mainzer Vicariate den 18. Mai 1668 ergangene 
Sentenz vollfommen in integrum reftituirt, auch die Wies 


70) Beurt. Radır. R. 63. 
71) Beurt. Radır. pag. 47 $. 40. 
72) Beurk. Rachr. N 33, 
7?) Beurk. Racht. R, 20. 





bereinräumung, fowohl feiner geiflihen Benefien, als 
feiner weltlichen Güter verorbnet wurde. Im Jahre 1677 
wurbe er aber aufs Reue arretirt und ungeachtet felbR der 
Kaiſer und viele Kur» und fonftige Fürften für ihn ihre 
Fürfprache einlegten, fo erlebte er doch feine Befreiung 
nicht mehr ”°). Unter Kurfürft Anfelm Yranz von Ins 
gelheim zu Mainz wurden die Befeftigungen und Mauern 
der Burg, aus Furcht, die Branzofen möchten die Feſtung 
Reiffenderg mit einer Kriegöfteuer, welche ſich weit ers 
fredte und bereitd ausgeſchrieben war, belegen, gefcpleift. 
Die übrig gebliebenen Häufer mit Dad und Fach vers 
brannte nachher aus einem leeren Schreden der Graf von 
der Lippe mit feinen Heflen ”°). 

Während der 18 jährigen Gefangenſchaft des Philipp 
Ludwig in der Beftung Königfein foll ihm auch einmal 
in einem Breigemüfe ein Seil verftedt, gefendet worden 
feyn, an welchem er fi in der darauf folgenden finftern 
Nacht aus feinem Gefängnifie in den Wallgraben der Ges 
lung herabließ, allein noch wenige Fuß vom Boden ging 
ihm das Seil aus und er ſchwebte ohne den Boden er- 
reicht zu haben, und nachdem er eine Weile fo hing, 
zwang ihn die Liebe zum Leben, Hülfe herbei zu rufen. 
Statt durch einen Heinen Sprung ſich die Freiheit zu ver- 
fchaffen, wurde er von jet an nur noch ftrenger verwahrt. 
Jeden Tag fol ihm ein Offizier der Schloßwache im Na⸗ 
men des Kurfürften die Freiheit angeboten haben, wenn 
er dem Kurftaate feine Befigungen übergeben wolle, wel⸗ 


7°) Beurk. Racht. pag. 47. 
75) Pfarrurkunden, 





— 9 — 


ches Unerbieten derfelbe aber ſtets entfchieven und mit ben 
Worten abwieß, daß er nur zu Gunſten feiner Schwe⸗ 
Rern feine Befigungen abtreten werde. Selbft den Troft 
der Religion fol man ihm entzogen haben, und fo bes 
freite ihn dann endlich der Engel des Todes aus den 
Banden des Kerlers. Ja durch diefe Gefangenfchaft und 
überhaupt durch die harten Echläge des Schichſals hatte 
er bie lehte Zeit feines Lebens, Sinne und BVerftand vers 
loren. Sein Tod ſteht im Kirchenbuche der Geflorbenen 
zu Königfein mit den, nachfolgenden Worten eingetragen : 

Anno 1686, 23 Martii obiit absque confessione 
et cummunione, cujus erat incapax ob carentiam 
intellectus et sensuum, famosus ille vir praenobilis 
dominus ab et in Reiffenberg, qui octodecim annis 
carcerem arcis nostrae incoluerat et in ecclesia pa- 
rochiali fuit sepultus ’*). 

Im Jahre 1730 ließ Caſimir, Ferdinand, Adolph, Graf 
von Baſſenheim, Sohn des Johann Lothar von Baſſen⸗ 
Heim und der Johanna Walburgis von Reiffenderg, der 
alteſten Schweſter des Domherrn Philipp Ludivig, und 
Erbin der Reiffendergifchen Befigungen, auf einer Anhöhe 
zwiſchen Reiffenberg und dem Felbberge eine Kapelle und in 
derfelben eine Gruft für die Gebeine der Berftorbenen feiner 
mütterlichen Ahnen errichten, wohin auch die Gebrine des 
verftorbenen Domherrn Philipp Ludwig, aus der Kirche 
von Königftein abgeholt und mit kirchlicher Feierlichkeit 


76) Die Dichtungen über den Tod diefes Philipp Ludwig auf dem 
Beldberge find Fabeln, wie 5, 8. in A. Henningers Sagen 
von Raſſau. 


hier beigefept wurben. Auch ließ berfelbe in dieſer Kar 

pelle ein Epitaphium mit nachfolgender Infchrift fepen: 
Sta viator, 

et ex nomine montes montibus junctos, bicoronatus 

ex gemino scuto trinas trabes nobilitatis virtutis et 

gloriae summam gloriosissimam familiae coronidem 

mirare, 

Jacent hic perill. D. Heinricus L. B. de Reiffen- 
berg. S. C. M. camerarius et concil. imp. aulicus 
det. 4. Martii 1628 et perill. D. Anna de Cronberg 
def. 24. Jan. 1651. Genitores ultimi, quia maximi 
non minorum prolium Philippi Ludoviei ceces. met, 
mog. et Trev. atque Halberstadii canoniei cap. et 
locumtenentis Erfordioe, defunet. 23. Martii 1686. 
Johannae Walburgis, defunet. 3. April 1677, Ferdi- 
nandi et Mariae et terris praemature abreptorum. 





Johonnam Walburgem D. Joes Lotharius comes 
de Waldbott in Basscnheim, Annam Do, Joannes, 
Claudius, Franciscus marchio de Villanova comes de 
Torettes auspicatissimo connubio sibi sociorunt. Hic 
inter arma veneta, queis praeerat, sago clarus, ille 
toga insignis Eminent. Elect. Mog. et Trev. a con- 
siliis intimis fuit. 





Queis omnibus infra solum pondere mortalitatis 
depressis, virtutum merito supra coelos evectis hoc 
immortalis gloriae monimentum, qnod in animo sem- 
per steterat, anno aetatJs sUae oUtugesIJMo oCiaVo 


— 6 — 


VJr aeterna VJıa DJgnUs. D. Casimirus, Ferdi- 
nandus, Adolphus Comes de Waldbott in Bassen- 
heim 8. C. M. olim camerarius et colonellus, nunc 
eccl. Metrop. Mog. et Trev. atque equest. ad 8. Al- 
ban. resp. Scholaster, chor. episc, ct custos, emi. 
Elect. Mog. consill. int. camerae praeses et locum 
tenens. 

Ex Henrico nepos erexit. 

Dieſes Epitaphium iſt geziert mit den Wappen der El⸗ 
tern des Hand Henrich von Reiffenberg und denen der 
Anna von Eronberg, dagegen If das eigentliche Reiffen- 
berger Wappen mit Helm, als einer hiermit erloſchenen 
Familie, umgekehrt geſeht. 

Ueber dem Eingang zur Gruft lag noch ein Ded- 
Rein, jedoch mit audgetretener Schrift und daher auch 
ganz unlesbar 7). Sehr rührend war die Beftattung des 
legten der Familie Reiffenberg, diefes Philipp Ludwig. Die 
in der Pfarrkirche zu Königftein beigefete Leiche wurde 
wiederum erhoben ; von ber Pfarr - und Kapuzinerflofters 
geiflichfeit wurbe die Leiche bis auf das angrenzende Reif⸗ 
fenberger Gebiet im Progeffionszug begleitet und hierauf 
von dem Pfarrer und der Pfarrgemeinde zu Reiffenderg 
und ben gräflich Bafienheimifchen Dienern dafelbft in Em⸗ 
pfang genommen und in diefe neuerbaute Kapelle bei 
Reiffenberg mit kirchlicher Einfegnung beigefegt. 


77) Daß diefe Begräbnipfapelle der legten Freiherrn von Reiffens 
berg fo vermäftet iſt, da doch fo manches andächtige Gebet da⸗ 
rin verrichtet wird, ift traurig zu fehen; entweber ift ed Dans 
gel an Pietät ober Unkenntniß biefes Zuftondes ber Kapelle 
von Seiten der Baſſenheimiſchen Hertſchaft. 


Das Wappen und Siegel wurben zerfchlagen in bie 
Gruft nachgefendet und ein Herold rief dreimal wehlla⸗ 
gend den Namen des erlofchenen Stammes der Freiherrn 
von Reiffenberg hinab: „Reiffenberg und nimmermehr 
Reiffenberg." Helm und Wappen wurben, wie gefagt, 
auf dem Grabmahle umgelehrt angebracht. 

So wurde die hiermit erlofchene Familie der Ritter 
von Reiffenberg zu Grabe getragen und nach Jahrhunder⸗ 
ten bezeuget und nur noch bie Burgruine die Macht und 
Herrlicpkeit dieſes Rittergefchlechts. 


Bus 


II. 
Einiges über die Burg und Herrichaft 
Hattfiein im Tanınd, von Demfelben. 





Auf einer romantifchen Höhe des Weilthales, zwiſchen 
Reiffenberg nnd Ufingen, eine halbe Stunde von erſterem 
Drte entfernt und in der Nähe von Königflein, Balfen- 
fein und Cronberg liegen die Ruinen der Burg Hattflein, 
im Mittelalter Hazichinſtein, KHapgenftein, Hahſtein ge« 
nannt. Als ihren Erbauer und ald den Ahnherrn des 
von ihr benannten Geſchlechts, bezeichnet man einen Hatto 
oder Hatziche von Reiffenberg, und die Achnlichfeit des 
Hattſteiniſchen mit dem Reiffenbergiſchen Wappen gibt 





der Sage Gewicht. Cuno von Hazechinftein lebte 1238, 
Heinrich von H. erfcheint 1296, 1305 und 1307 in Ur- 
kunden. Cuno von H. Ritter, war Burgmann zu Neu⸗ 
weilnau und heurathete Elife Weißin von Feurbach, welche 
ihm das Haus und das fogenannte Hattfteinifche, nachher 
uttenbergifche Hofgut, in Eamberg zubringt. Wolf von 
Hapinfein befaß gemeinfchaftlich mit Werner von Keibel 
das Burglein Aſſenheim in der Wetterau, als münzen⸗ 
bergiſches Zehn, verkaufte aber ſolches mit des Lehnöherrn 
Genehmigung und trug ihm dagegen, Breitag vor Gt. 
Margareihentag 1343, andere Güter zu Lehen auf. Mars 
tolf von H. läßt fi ben 29. September 1351 von bem 
Grafen Heinrich I. von Raſſau⸗Beilſtein, gegen ein Dar⸗ 
lehen von 130 Pfund Heller, die Kirchfpiele Dillhauſen 
und Rolöhaufen verfchreiben. 

Zu ber Zeit lebte auch Friedrich von Hattflein, der 
Rarke Ritter und Hauptmann der Stabt Limburg; er war 
vermählt mit einer Tochter Johannes von Stein und defien 
Ehefrau Guta Brennerin von Lahnftein. „Diefen erſchlu⸗ 
gem die Reiffenberger an ber Löhne unter bem Stein, da 
man geht von Greifenpforten in die Hell’). Das Weir 
tere über diefen Friedrich von Hattflein Fommt in der Bes 
ſchreibung der Burg und Herrfchaft Reiffenberg vor. 

Bon ihrer Burg aus, beunrubigten die von Hattſteiu 
die ganze Gegend und ſelbſt entferntere Straßen mit Rau« 
ben und Plündern, daher ſich Erzbifhof Euno von Trier, 
Pfalzgraf Ruprecht, Philipp von Fallenſtein (nach der 
Limburger Ehronif der Stumme genannt), Ulrich von 





) Eimburger Chronik. 


Hanau, die freie Reichs⸗Staͤdte Grauffurt, Wehlar, Fried⸗ 
berg und Gelnbaufen 1374 gegen dieſe vereinigen. Johann 
von H., Diethrichs Sohn, wird in dem Gefechte bei Rod» 
heim des Burggrafen von Friedberg Gefangener und bie 
Burg Hattflein ſelbſt erobert, doch bald von den Verbün⸗ 
deten an die Familie wieder zurädgegeben. 

Fünf Jahre fpäter wurde die Burg abermals belagert. 
„Da man fchrieb 1379, da lag Herr Cuno von Balfenftein, 
Erzbifchoff zu Trier, vor Hattflein, mit Hülff der Städte 
Mainz, Frankfurt und Limburg. Und gewann Herr Euno 
das bei virzehn Tagen, alfo, daß fie ſich aufgaben und 
giengen in ihre Hand“. In dem Sühnebrief werden auch 
noch König Wenzel und das römifhe Rei, Pfalgraf 
Ruprecht der Meltere, Philipp von Falfenftein und bie 
Städte Friedberg und Geluhaufen, alfo größtentheild wie⸗ 
der die Feinde von 1374, ald deren von Hattflein Feinde 
genannt. Durch diefe Fehde erwarb ſich Kurtrier Deffe 
nung und Aufenthaltsrecht in diefer Burg *). ber auch 
die Sühne war nicht von Dauer; neue Räubereien ver- 
anlaßten den vorzugsweiſe fogenannten Hattfteinifchen Krieg, 
den ber rheinifche Städte-Bund gegen den rheinifchen und 
wetterauifchen Mel führte. Die Kamille der Ritter von 
Hattftein war zu der Zeit auch fehr zahlreich. Dazu ges 
hörten damals nach Humbracht: Heinrich von H. zu 
Bensheim, Burgmann zu Starfenburg, Georg von H. auf 
Reufaltenftein, Wolf von H., Euno von H., Georg von 
H., Hans von Hattflein genannt Hartenfeld, Werner von 
H., Henn von H. der Alte, Johann von H. und Fried» 


2) £imburger CEhronik. 


— 5 — 


rich von H. „In defien Laufe 1393, zoge dad Reich und 
der Bifcyof von Mainz vor Hattflein, und lagen acht Tage 
davor, und die Stadt von Frankfurt, und zogen wieber 
davon. Da hatten die Städte große Büchfen (Kanonen), 
deren ſchoß eine fieben bis acht Eentner ſchwer. Und da 
giengen die großen Büchfen an, deren man nicht eher ger 
fehen hatte anf Erdreich von folder Größe und Schwere *). 

Aus der Zahl, dem Anfehen und der Macht diefer 
Verbündeten erficht man die Feſtigkeit der Burg und bie 
Zapferfeit ihrer Vertheidiger. Uebrigens hatte die Burg 
einen ziemlich eingefchränften Raum und von ber Süd⸗ 
feite war fie leicht angreifbar. Erforderte nun aber die 
Meine und gegen Reiffenberg fehr unbebeutende Burg Hatte 
Rein ſolche Verbündete, fo mußte Reiffenderg, bei einer 
nähern Bergleichung beider Burgen, felbft dem Kaifer und 
dem Reiche haben trogen Fönnen ; deßwegen fuchten fich auch 
alle benachbarten Fürſten und Herrn von den Reiffenders 
ger Nittern auf dem Wege der Güte, des Burgfchupes 
und des Aufenthaltsrechtö in derfelben zu verfichern, wäh 
rend man gegen Hattflein, wenn auch nicht immer mit 
Erfolg, Gewalt gebrauchte. Jedoch war das Treiben der 
Ritter von Reiffenberg auch keineswegs fo verwegen, wie 
das der Hattfleiner. 


Solche Feinde hatten die von Hattftein noch nicht vor 
ſich gehabt und nur die thätigfte Hilfe ihrer Verbündeten 
Eonnte fie vom Untergange retten. Vergeblich war übris 
gend diefe Belagerung, denn die Belagerten bebienten ſich 
auch der Büchfen und Kanonen, und zwangen ihre Geg⸗ 








?) £imburger Ghronit. 


a 


ner nach acht Tagen mit Schimpf wieder abzuziehen. 
Einer ihrer maͤchtigſten Gegner war damald Graf Adolph 
von Rafjaus Diez, und wahrſcheinlich gefhah es aus 
Dankbarkeit für den von ihm empfangenen Beiftand, daß 
die von Hartftein ihm Ihre Güter in der Grafichaft Diez 
und zu Sulibach, bei Höchft, zu Lehn auftrugen. Der erſte 
Lehnbrief wurde übrigens ſchon im Jahre 1385 aus⸗ 
geftellt. 

Die Gefahr war kaum vorüber, fo griffen bie von 
Hattftein wieder nad) dem alten Handwerke. Aus ihrer 
Burg geſchah, fo lagen 1428 Erzbiſchof Eonrab von 
Mainz, Reinhard von Hanau, Diether von Sfenburg zu 
Büdingen und die Stadt Frankfurt, „als igunt etwa 
fange virgangene Zyt bißher, grofe viel und manderlei 
Reiberei, Schynderey, Mort, Brende, Beſchedunge und 
Unfturn uff des heiligen Richs und unfern Straffen in 
unfern Sanden, Gebieten und Geleiden, an Kauffläden, 
Pilgereyen und andern frommen Lüden Geiſtlichen und 
Weltlichen. * 

Kloͤſter, Dörfer, Land und Leute empfanden flets bie 
Raubſucht der Hattfteiner. Das Klofter Erbach befchädig- 
ten fie; in Schierftein, damald dem Vicedom im Rheingau, 
Bob von Waldeck gehörig, yplünderten fie, und warfen 
nachher den Fehdebrief auf einen Mifhaufen. Einem 
Prieſter aus dem Iſenburgiſchen nahmen fie das Pferd 
und ließen ihn erft lo8, nachdem er eine Summe Geld 
bezahlt hatte. Conrad von Hattftein fing einen Iſenbur⸗ 
giſchen Unterthan, brandfihagte ihn, und warf ihn in ein 
Sefängnig, wo er wahnfinnig wurde und flarb. Einen 
Bürger von Affenheim, Namens Johannes Dauernheimer 





— 17 — 


mißhandelte er auf gleiche Weiſe; lebenslang blieb derſelbe 
lahm. Einen andern Mann, den Conrad der Junge fieng, 
ließ er unter dem Vorwand, er habe das Schloß Falken⸗ 
ſtein an Frankfnurt verrathen und ihn tödten wollen, in 
Falkenſtein ermorden. Glaube, Recht und Treue war in 
dem Geſchlechte der Hattſteiner erloſchen ). 

Jetzt kam ein neues Ungewitter über die unverbeſſer⸗ 
lichen Sünder. Neu⸗-Falkenſtein, welches die von Hatt⸗ 
ftein gemeinfchaftlich mit denen von Cronberg befaßen, 
wurde 1429 von den Verbündeten genommen, und Hatts 
fein felbft entging nur anf kurze Zeit gleichem Schidfal, 
denn ter Sünde und Geduld Maaß war erfchöpft. Reue 
Frevel bewaffneten nachmals den ftrafenden Arm und den 
Sonntag nach Petri » Kettenfeier, 1432, wurde die Burg 
Hattitein nach Furzger Belagerung genommen, und feit 
dem, Ramens der Verbündeten, durch einen gemeinfchaft= 
lihen Amtmann bewahrt. 


Im Jahr 1442 waren zu Hattftein noch folgende 
Ganerben: 1) Kurfürft Dietrih von Mainz, 2) Graf 
Johann von Kapenellenbogen, 3) Adam von Altendorf, 
4) Wilhelm von Staffel, 5) Johann Boß von Mulde, 
6) Dietri von Iſenburg Herr zu Büdingen, 7) der 
Rath zu Frankfurt, welche bride Lebtere im vorgenannten 
Jahre das Baumeifteramt verwalteten *). 


Um die Koften der Ilnterhaltung zu fparen, wollte fie 
Kurfürft Dietrich von Mainz 1461 fchleifen, oder doch 


— — — nn — — 


3) Gottſchalks Ritterburgen. Geſchichte von Hattſtein. 
2) Lers ner Chronik von Frankfurt. ©. 461. 


5* 


— 8 — 





wenigſtens keinen Amtmann mehr darauf halten °). Es 
geſchah aber nicht, ſondern die von Reiffenberg eroberten 
ſie 1487, und die von Hattſtein kamen wieder in ihren 
Mitbeſitz. Nach dem Burgfrieden von 1494 war fie noch 
in vier Stämme getheilt, wovon Nafſſau⸗Wiesbaden einen, 
Raffau » Saarbrüden einen, Eppftein» Königftein einen und 
bie von Hattftein, Karlsbach und Nievefel einen hatten, 
Nah diefem Burgfrievden werden auch die Grenzen ber 
Herrfchaft Hattftein angegeben, allein genau laffen dieſe 
ſich jeßt, wegen bedeutender Veränderung des Territo⸗ 
riums nicht mehr beſtimmen. Auch beftimmte derſelbe für 
die Burg einen Burggrafen und zwei Baumeiſter, ſowie 
die nachfolgende Burgmannſchaft, nämlih „Johann von 
Langel genannt werde, Johann von wernoff, Henn von 
Iſtait genannt Hattftein, wilhelm von elevit, Ulri von 
Wombach, Hennrich Eppenftein, Gelbracht Rittefelen, Helff⸗ 
rich ftommele, Everbartt von Gewerſtein, Melcher und 
Henn Iſenbergk, Caepar fthiering vom Obernftein *).“ 
Einen Theil der Burg trugen die von Hattflein von 
Trier zu Lehen und zwar befennt am 24. Yebruar 1422 
Heinrih von H., Georgs Sohn, daß er vom Erzbifchof 
Dtto von Trier mit feinem Antheile des Schloſſes Hatt- 
ftein belchnt worden, wie das feine Voriahren, von man⸗ 
chen Jahren ber, von der Herrichaft Limburg empfangen. 
Philipp von H., Amtmann zu Höchft, lebte 1494, Jo⸗ 
hann der jüngfte feiner Söhne, war des Johanniterordens 
Eomthur, dann Großprior zu Heiter&heim und ftarb 1546 


5) Beurk. Nachrichten Nr. 41. 
6) Beurk. Nachr. Nr. 5. 





- 9 — 


91 Jahre alt. Philipps Bruder, Conrad von H., Rits 
ter, Hauptmann zu Frankfurt, Kaifer Karls V. Oberfter 
und des Erjzbiſchofs Sebaftian von Mainz Marfchall, 
+. 1553, wurde unter andern ein Vater von Marguard 
von H., geboren 1529, der ald Domberr zu Speier und 
Domcuſtos zu Mainz im Jahre 1569 zum Biſchof von 
Speier erwählt wurde und den 7. Dezember 1581 das 
Zeitliche fegnete. Der legte Stamm von diefer Linie, 
Wilhelm Emih, wurde 1655 als Rittmeifter erfchoflen. 
Die Linie in Weilbach, von Johann, einem anderen von 
Philipps Brüdern, der den 11. Januar 1540 ald Amt« 
mann zu Höchſt verftarb, abftammend, erloſch in deſſen 
Enteln, Wolfgang +. 1588, der durch eine Pilgerfahrt den 
Orden des heiligen Grabes und der heiligen Eatharina vom 
Berge Sinai erworben und Marquard }. den 19. März 
1607. Am längften blühte die, von Dietrich einem Bru⸗ 
der Junker Friedrichs, des mannhaften Hauptmanns der 
Limburger, abftammende Linie in Münzenberg Dietriche 
Enfel im Yten Grade, Damian Hartard von H., Johanne, 
furmainzifchen Hofmarſchalls und der Wilhelmine Marga- 
rethe von Elz Sohn, geboren 1676, fürftlich fuldiſcher 
Geheimerath, Oberftallmeifter und Commandant der Leibs 
garde, auch Brigadier und Landoberft, vermählt: 1, Im 
Jahre 1699 mit Anna Philippina Borftmeifter von Geln⸗ 
haufen, +. 1717 und 2) im Jahre 1719 mit Catharina 
Eliſabetha von Walderborf. Beide Frauen bleiben aber 
tinderlos. Damian felbft intereffirt und vornehmlich als 
Verfaſſer eines fehr drauchbaren, viele Irrthiimer Hum⸗ 
brachts berichtigenden genealogifchen Werkes, betitelt: „Die 


—  — 


Hoheit des beutfchen Reichsadels, wodurch berfelbe zu 
Kurs und fürftlihen Dignitäten erhoben wird" x. 
Tamian, Hartards jüngerer Bruder, Johann Hugo 
Anton, fürſtlich fuldaiſcher Kammerjunler und des ober⸗ 
rheiniſchen Kreiſes Oberſter, erzeugte in feiner Ehe mit der 
Gräfin Maria Therefin Sabina von Tättenbach 9 Kinder, 
was jedoch nicht verhindern Fonnte, daß mit feinem Sohne, 
Zohann Conftantin Philipp, geboren 1719, das ganze Ger 
ſchlecht am 4. October 1667 zu Grabe getragen wurde. 
Am 1. October 1614 verkauften Johann und Philipp 
Georg von H., dem Freiherrn Hand Henrih von Reife 
fenberg das Halbtheil des Schlofies Hattſtein mit den 
Gefchügen, Wäldern, einem Biertel von Arnoldehain, for 
dann mit allem Andern, Wiefen, Gebäuden im Burairic- 
den von Hatiftein, Zinfen, Renthen und Gefällen zu 
Schmitten, in der Ems, zu Finſterthal, Netgesthal und 
zweien Wäldern zu Steinfiſchbach zu 13,000 Gulden 7). 
Allein fpäter leugnen die Hattfleiner den Empfang biefer 
Kauffumme und wohnen während des SOjährigen Krieges 
nod auf dem Schloß. 1656 wohnt daſelbſt die Wittwe 
des Oberſten Philipp Euſtachius, Juliane, geborene von 
Horned, nebft ihren minderjährigen Söhnen, Johann und 
Henri Friedrich, allein der Domherr Philipp Ludwig 
von Reiffenberg ängftigte die Hattſteiniſchen Dieuſtboten 
mit harten Drohworten und etlichemal erfolgten Einſper⸗ 
tungen dergeſtalt, daß dieſelbe fat insgeſammt fi in 
fremde Dienfte begaben; gleih dann ein Viche Hirt der 
ofternannten Wittib von H., wegen enormer Behandlung 


7) Beurk. Radır. R. 89, 





— 71 — 


feines Jungens, das Hattſteiniſche Vieh zum größten Rache 
theil verlaffen hat. Den Pfarrer zu Anſpach, weilen er 
ein mal auf dem Haus Hattflein geprebiget, ließe er in 
gefängliche Haft nad her Reiffenderg führen, und ihn 
gegen den allgemeinen Reichsfriedenoſchluß, mit einer Strafe 
von hundert Reichöthaler belegen 8). 

Nach der Gefangenfchaft des Philipp Ludwig durch 
Kurmainz und der Befignahme der Herrſchaft Reiffenderg 
von borther, wurde von Mainz auch die Herrſchaft Hatte 
ftein mit eingezogen, fo daß von jegt an diefe Burg nicht 
mehr bewohnt und fomit auch nicht mehr unterhalten 
wurde, fondern einem fchnellen Verfalle entgegen ging. 
Uebrigens durch die Veränderungen im Kriegsweſen, ſo⸗ 
wie durch ein immermehr verfeinertes Leben der höheren 
Stände, war «8 bei dem Adel Feine Sitte mehr auf 
Waldſchlöſſern zu wohnen, fo daß Hattflein in den uns 
ruhigen Zeiten des Zojährigen Krieges und der kurz nach» 
folgenden Zeit verlaffen wurde und jegt nur in feinen 
inneren Gewoͤlben noch eine bedeutende Wohnung der 
Fügfe if. 

Unterhalb der Burg in den Wiefen war die Kapelle, 
dem h. Antonius geweiht, an welcher ein Kaplan ange 
ſtellt wat. Die Grundmauern diefer Kapelle find noch 
fihtbar. Die Ruine gehört, wie Reiffenberg, dem Herrn 
Grafen Hugo von Waldbott-Baffenheim. 

Manches über Hattflein kommt in der Gefchichte von 
NReiffenberg und in Gottſchalls Ritterburgen Deutfchlands 
vor. 


8) Solida facti species cum deductione juris. pag. 32. 


Das Wappen ber Ritter von Hattſtein waren brei 
rothe Balfen im weißen Feld. Bon der Burg find nur 
wenige Mauern erhalten. Ein Bild der Burg, während 
ihres beivohnbaren Zuftandes, vermochte ich nirgends zu 
finden. 

Bei dieſer Ruine wird jährlich auf Chriſti Himmel 
fahrtötag des Nachmittags ein BVolföfeft, welches von ben 
Bewohnern der umliegenden Orte befucht wird, gefeiert. 
Dieſes Bolföfeft dauert bis zur anbrechenden Nacht, 
wo ſich alsdann ein jeder wieder nach Hauſe begibt. Als 
ich in dem Jahre 1840 an dieſem Tage mit Oberjäger 
U. von Schmitten und Revierjäger U. von Reiffenberg 
und einigen andern, die Burg befuchte und wir und in 
das Innere derfelben zurüdzogen, und bis gegen Abend 
dafelbft verweilten, erzählte uns der vorgenannte gute 
78jährige Oberjäger, welcher mit feinem Zopf im 19. Jahre 
hundert auch noch alte Traditionen feſthält, „daß fein 
Vater als Burfche an biefem Tage auch in Geſellſchaft 
die Burg befucht habe und als fie bi Abende in bie 
Rat hinein recht munter daſelbſt zugebracht hatten, fek 
in einer Senfteröffnung der Burg eine weiße Geflalt er⸗ 
ſchienen, welche dreimal gerufen habe: „Geht heim!“ bei 
dem dritten Rufe hätten fi) auch alle mit der größten 
Eile nach Haufe begeben“. Als unfer Oberjäger faum 
das legte Wort feiner Erzählung geſprochen hatte, fo 
ſtürzte ein Stüd der Burgmauer ein und unfer Oberjäger 
machte nun die Anwendung, daß dieſes für und nun auch 
die Aufforderung zum Heimgehen fei. 


+ERS- 





z-.1-e..e,rr 


H 
h 





- 13 — 


III. 
Die älteren kirchlichen und geographifcheh 
Berhältnifie der Efteran, der fpäteren ' 
Grafſchaft Holzappel, von Herrn Decan 
©. D. Bogel in Rirberg. 





Unter der Efterau oder Eftereygen, wie fie auch 
fpäter genannt wurde, verfichet man den anmuthig geles 
genen und gebirgigen Landſtrich an der rechten Eeite der 
Lahn, wiſchen diefer, der Eyner und der von Hirſch⸗ 
berg herabfließenden Die fenbach (Dirfbach jet Dau⸗ 
bach) fich ausſtredend, der die jetzigen Kirchſpiele Holz⸗ 
appel, Langenſcheid und Dörnberg umſchloß '). 
Ihr Name kommt ſchon in der Mitte des zehnten Jahr⸗ 
hunderts vor, und leitet ſich von Eſten, dem des Haupt⸗ 
ortes in ihr, ab. Sie bildete damals ſchon eine eigene 
Grundherrlichkeit. Denn in der Gränzbeſchreibung des 
Eprengeld der uralten Kirche in Humbach, dem jepigen 
Montabaur, werden die predia Astine, ald an ber Lo⸗ 
gana, Anara und Dirfbach gelegen, ſchon genannt ’). 


Sie hat ihren alten Ramen Eferau mit dem jehir 








) Arnoldi’s Gel. d. Dran. Naſſ. Länder 1. 54. Vogel's Wer 
ſchteibung d. Herzogth. Raffau ©. 773-776. 

*) Bogel’6 Archiv d. Raff. Kirch. u. Gel, Gef. I. 74. Aftina 
ſcheint ein weiblicher Vornamen zu fein. 


— 1 — 


gen erſt 1643 vertauſcht, wo fie ber laiſerliche General 
Peter Melander, Graf von Holjappel, mit der Bog- 
tey Iffelbach und Eppenrob von dem Grafen Jos 
haun Ludwig von NaffausHadamar für 64,000 
Nihfr. erfauft hatte, und der Kaifer Ferdinand fie unter 
dem Namen Graffhaft Holgappel zu einer bes hei⸗ 
ligen römifchen Reiches gefreyeten Grafſchaft erhob >). 
Der Ort Een aber nahm den Namen Holzappel 
erft 1688 an, wo die Fürſtin Elifabethe Charlotte, 
Wittwe des Fürſten Adolph zu Naffau-Schaum- 
burg Cr 1676) ihm Stadtrechte verlieh *). 

Die Eſterau war eine ber Älteften Befigungen des 
Nafanifchen Haufes. In ihr lag auf einen Thonfchieferfels 
fen gethürmt hoch über der Lahn die Laurenburg, die 
diefem Haufe feinen erften beflimmten Bamiliennamen gab. 
Eie blieb nach 1255 auch eine Gemeinſchaft zwiſchen der 
Wallramiſchen und Ottoniſchen Linie, obgleich in der Theie 
Inngsurfunde ihrer gar nicht gedacht wird *). Aber auch 
die Grafen von Die erfcheinen 1362, 1367 und 1376 
als Theilhaber an diefer Gemeinfchaft, ob aber durch Erb⸗ 


3) Eünig’s Reihsarchiv Part spec. Cont, Il. Abth. Vi. Anh. Vi. 
©&. 15. Nach diefer Urkunde war der Käufer 1640, 23, Dec. 
ald Grof von Holzappel in ben Heichtgrafenftand vom bems 
felben Kaifer erhoben worden. 

*) Gebrudte: Privilegia der Statt Holgappel, welche Ihro Bode 
fürfttiche Durchlaucht, die Fürſtliche Frau Wittib zu Raſſauw, 
Schaumburg 2c. gnäbigft ertheilet u. den 31. u. 23. February 
publiciren laffen des 16ððſten Jahre. 7. ©, 4. 

5) Dieſes ift aber bei anderen Landestheilen und Bemeinfchaften, 
wie bei Miehlen und der Vogtey Gchönau aud ber Ball. 








— n- 


folge von den älteften Zeiten her ober durch Verpfänbung, 
bat ſich bis jeßt noch nicht ermitteln lafien. Die Ditos 
niſche Linie war zu drei Viertel und die Wallramifche Li⸗ 
nie nur zu einem Viertel an derfelben und an dem Kirs 
chenſate oder Patronatrechte zu Eften betheilig. So 
weifet es ſchon ein 1324 d. Viti (15. Juni) zwiſchen 
der Wallramijchen und Ditonijchen Linie aufgerichteter uns 
gedrudter Vertrag nach, worin es unter andern über den 
Kircjenfag heifet: „vmbe den kirchſatz zu Eften fin wir 
„oberfommen alfo, wane bie firche ledig wirt von dem 
paſtore, der fie igund hat, fo jollen wir graue Emyde 
„(von Naſſau, der älteren Hadamarifchen Linie) die Firs 
when geben, vn darnach, fo fie ledig wirt, fo follen wir 
„graue Gerlady vu graue Wallraff (beide von der 
Wallramiſchen oder Idſteiner Linie) die kirche eyme ger 
„ben, vnd darnach fo fie aber ledig wirt fo follen wir 
„graue Emyche ober vnß erben die vorgenante firchen 
„dry ſtuut nad ein geben, nad) den brun gaben follen 
„wir graue Gerlach vnd graue Wallraff oder ung 
werben diefelbe firchen eins geben, vn alfo ewitlich follen 
„wir graue Emyche vn vnß erben die Kirchen dry flunt 
„nach ein geben vn wir graue Gerlad vn Walraff 
„ober vns erben darnach eins.“ 

Ueber diefe Efterau nun und ihre Bezichungen zu 
der früheften und früheren hierarchiſchen Eintheilung des 
Landes wie zu den Gauen find bisher grobe Irrthümer 
untergelaufen, auf die ich hier aufmerfjam machen, und 
die ich unter Miltheilung dahin einfchlagender, noch un« 
gedrudter Urkunden berichtigen will. 

Der ehemalige Etiftödechant Corden in Limburg führt 


— 1 — 


in feinen 1776, %ol. erſchienenen dictionibus geminis 
sive deductione historico - dipomatica originis Archi- 
diaconorum Trevirensium et in specie Archidiacona- 
tus Dikirchensis die Kirche in Eften modo Holzap⸗ 
pel als zum Ruralcapitel in Marienfels und mit 
diefem zum Archidlaconate Ditlirchen gehörig auf, und 
Kremer *), Wend 7) und von Arnolvi °) fimmen ihm 
bei. Obgleich es fehr fonderbar erfcheint, daß die Grän- 
sen des Decanates Marienfels bier noch für eine kurze 
Strede über die Lahn geführt werden, da die Alten bei 
ihren Eintheilungen hohe Gebirgszüge und größere Flüſſe, 
als natürliche Grenzen, felten überfchritten: fo babe ih 
doch früher in der Unterflellung, daß die Corden'ſchen 
Mittheilungen fiheren und urkundlichen Quellen entnom- 
men feyen, an ber Richtigkeit diefer Angabe gar nicht ge- 
zweifelt, und habe von ihr und dem allgemein angenom- 
menen Grundſahe, daß die frühere kirchliche Eintheilung 
des Landes mit der politifchen in Bauen und Gerichts⸗ 
bezirle im Wefentlihen überall übereingeftimmt Babe, ge 
leitet, darnach die Ausdehnung des Gaues Einrich auf 
der rechten Seite der Lahn, fo daß er die ganze Efterau 
noch mit umfchloß, angenommen, und fo in meiner hiſto⸗ 
riſchen Topographie des Herzogthums Naſſau (Herborn 
1836) ©. 106 — 108 und auf der biefer beigefügten 
Gaucharte dargeftellt. Allein drei Urkunden, von weldyen 


6) Origg. Nassoic. I. 13. Auch Kremer kommt dieſer Sprung 
über die dahn auffallend vor und er ſucht ihn durch eine neuere 
Anordnung zu erklären. 

7) Deſſiſche Bandesgefjichte 1. 149. b. 

%).0.D,1 12. 


- nn — 


ich fpäter erſt Kenntniß erhalten, zeigen, daß bie Corden'⸗ 
ſche Angabe auf feinem hiſtoriſchen Fundament, fondern 
nur auf einer leeren Vermuthung ruhe, und daß damit 
auch meine baraus gezogene Wolgerung wegfält. Ich 
theile fie zur GErhärtung des Angeführten ihrem ganzen 
Inhalte nach hier mit. 


1.) 

Johannes de Lyns prepositus ecclesie sancti 
Florini in Confluencia treverensis Dioecesis Judex 
seu Archidiaconus ad infra scripta de consueludine 
antigua approbata & legitime prescripta honorabi- 
libus plebanis in Monthabur $° Anre ') ac aliis 
universis plebanis presbyteris & clericis nobis sub- 
ditis Salutem in domino. Cum nonnullis transactio- 
nibus Johannes filius Hirmanni Breder '") cle- 
ricus nobis fuerit alias per nobilem virum dominum 
Philippum comitem de Nassauwe & de 
Sarbrucken ac nobilem virum domicellum Adolf- 
fum comitem de Nassauwe ad ecclesiam paro- 
chialem de Esten sub jurisdictione nostra cunslilutam 





9) Ich befige Hiervon das Driginal aus ber alten Regiſtratur 
der Raflau = Zöfteinifchen Kelerei in Gcheuern bei Naffau, 
welche mit diefer in neuerer Zeit durch Verkauf in Privathände 
übergegangen ift, und woher mir noch mehrere Urkunden zus 
gelommen find. 

Kirchãhr an der Anara oder Cyner gelegen. 

) Diefer Hermann Breder aus dem abelichen Geſchlecht von 
Hohenftein war damals und feit 1337, Jacobi, Pfandins 
haber des wallramiſchen Theiles an der kaurenburg und 
Gferan 





— nn — 


vacantem per obitum seu liberam resignationem quon- 
dam domini Henrici ejusdem ecclesie rectoris no- 
vissimi presentatus quem pro tunc non potuimus 
pretextu defectus debite etatis admittere neque in- 
vestire. Pronunc vero quia interim certo loco quo 
studium viguit & viget ut proborum virorum accepi- 
mus relationibus solerter proficiebat atque majoris 
& provectioris eflectus sit etatis eunlem Johannem 
ad dictam eclesiam de Esten admittimus & de ea- 
dem tenore presentium investimus ipsique seu eius 
loco ecclesiam officianti curam animarum & custo- 
diam reliquiarum committens Sic tamen quod tantam 
adhibeat in regimine hujus ecclesie diligentiam per 
se vel alium ydoneum ne contingat eos coram al- 
tissimo de negligencia argui vel culpari Mandamus 
universis plebanis & presbyteris nobis subditis sub 
pena excommunicationis quatenus supradictum Jo- 
hannem seu eius procuratorem in actualem & rea- 
lem possessionem ecclesie de Esten supradicte in- 
troducant sibique seu eius procuratori de fructibus 
obvencionibus & redditibus universis & nulli alteri 
responderi faciant atque respondeant contradictores 
& rebelles per excommunicationis sententiam com- 
pescendo Salvis juribus reverendissimi in Christo pa- 
tris & doı nostri domini archiepiscopi treverensis 
atque nostris necnon iuramento nobis de obediencia 
& aliis hac forma prestari consueto quando primum 
ad partes venerit prestando. Datum sub sigillo 
nostre prepositure craslino cinerum prima die mien- 








- 70 — 


sis Marcii ") Anno domini M* quadringentessimo 
septimo secundum stilum scribendi treverensem. 


1”) 

Jacobus de Lare utriusque juris doctor ofi- 
cialis curie Treverensis judex & commissarius illu- 
stris domini domini Friderici Marchionis Ba- 
densis prepositi ecclesie sancii Florini Couflu- 
entinensis Treverensis dioecesis ad hoc specialiter 
deputatus universis & singulis presbyteris curatis 
& non curatis clericis notariis & tabellionibus publi- 
cis super presentium execulione requisitis salutem 
in Domino literas presentationis nobis ...... verius 
supradicto illustri domino Friderico prepositi pro 
parte honorabilis viri domini Johannis Hellingk 
de Siegenn presbyteri presentatas recepit hujusmodi 
sub tenore. — Nos Johannes Comes in Nas- 
sauw ac in Dietz illustri principi domino Fride- 
rico Margravio in Badenn preposito ecclesie sancti 
Florini confluentinensis seu eius commissario vel 
cui duxerit vices suas committendum quidquid pote- 
rimus reverentiie & honoris & in domino sinceram 
caritatem Ad pastoriam & parochialem ecclesiam in 
Esten ad presens per mortem domini Johannes 


»2) In diefe doppelte Zeitbeftimmung ſcheint ein chronologifcher 
Irrthum untergelaufen zu fein. Denn im Jahr 1407 fiel 
dies einerum ouf ben 9. Februar. Das Datum bdiefer Urs 
kunde wäre alfo 8. Februar und nit 1. März. 

23) Das Driginal ift aus dem Dillenburger Archiv jegt in das 
Gtoatsardjio in Idſtein gelommen. 


- 90 — 


dieti Welder novissimi dum vixit rectoris ejusdem 
vacantem cuius collatio ad nos pro nunc pleno iure 
tamquaın vero patrono perlinere dinoseitur vobis ho- 
norabilem dominum Johannem Hellinck de Sie- 
gen '*) tamquam dignum ydoneum & abilem pure 
propter Deum tenore presentium presentamus exhor- 
tantes nec non una cum ipso supplicantes quatcnus 
eundem dominum Johannem ad antedietam pasto- 
riam proclamare installare ac investiro dignemini ac 
velitis de fructibus ejusdem respondere vel ab alüis 
facere & mandare responderi in cujus robur & evi- 
dens testimonium sigillum nostrum proprium presen- 
tibus duximus appendendum. Datum anno domini 
millessimo quadringentesimo octaagesimo septimo ip- 
so die Pauli conversionis '*). — Hujusmodi namque 
presentationis literis ut sic presentatis perque supra- 
dietum dominum Fridericum prepositum receptis vi- 
sis lectis 8’ intellectis proclamationis edietum emisit 
in quo omnes d' siogulos sua communiter vel divi- 
sim interesse habere putantes 4' se dieto presentato 
seu ejus presentationi Opponere volentes ad informan- 
dum dictum illustrem dominum prepositum sive nos 
ejus nomine de eorum jure d’ interesse siquid in 


»4) Gr ſtammte aus einer angefehenen bürgerlichen Zamilie der 
Stadt Siegen, woraus Godert Helling, vermuthlic fein 
Bruder, 40°], Jahr Schulbheis im Derner Gent bis um 1500 
und deſſen Eöhne und Enkel Keller in Diez, Feilftein und 
‚Hadamar waren. Jo hannes flarb in Eften 1504, wo Jo⸗ 
bann ®erume ihm daſelbſt folgt. 

3) 25. Januar, 


— 81 — 


ipsa ecclesia de Esten crederent se habere ad diem 
martis post dominicam Reminiscere hora prime pre- 
cise d' peremptorie ad valvas majoris ecclesie Tre- 
verensis primo Deinde nos in valvis ecclesic Tre- 
verensis denuo citari mandavit 4 mandavimus cum 
intimatione juris solita d’consueta d° si non venirent 
nos nichilomious cum predicto presentato in hujus- 
modi presentationis negocio ad admissionem - in- 
vestituram procederemus citatorum ä’ non compa- 
rentium contumacia sive absentia non obstante Ter- 
mino igitur citationis novissime videlicet die & hora 
subscriptis adveniente comparuit coraım nobis hono- 
rabilis vir dominus Arnoldus Ficken vicarius eccle-, 
sie Treverensis pretacte procurator d’ eo nomine 
dieti domini Johannis Hellingk presentati de 
cujus procurationis mandato per notarium nostrum 
subscriptum plena fuit facta fides et vigore pres- 
sentationis dicto presentato principali suo facte om- 
nium et singulorum in hac parte citatorum et non 
comparencium contumaciam accusavit ipsosque con- 
tumaces repulari et in eorundam contumaciam se 
nomine procuratorio quo supra ad dietam ecclesiam 
parochialem in Esten admitti et de eadem cum 
omnibus suis juribus ed redditibus proventibus et 
obventionibus universis et singulis investiri et insti- 
tui per nos peciit et postulavit. Nos igitur Jacobus 
doctor Judex et commissarius antedictus attendentes 
peticionem hujusmodi fore iustam et rationi conso- 
nam ideirco prehabitis trinis proclamacionibus ut 
moris est omnes et singulos in hac parte citatos et 
6 


non Ccomparentes iusticia exigente reputavimus et 
tenore presentium reputnmus contumaces in ipsorum 
contumaciam decrevimus et decernimus cum dicto 
Presentato seu ejus procuratore ad admissionem et 
investituram diete ecclesie procedendum fore ipsum- 
que dominum Johannem Hellingk presentatum 
in personam dicti domini Arnoldi sui procuratoris 
citra tamen preiudicium juris domini archidiaconi 
loci in et ad eandem ecclesiam in Esten conferi- 
mus et providemus de eadem curam animarum et 
custodiam reliquiarum in animam suam committendo 
ut de grege sibi commissa debitam in die districti 
examinis valeat reddere racionem Recepto tamen 
prius ab eodem procuratore nomine quo supra iura- 
mento propterea corporaliter prestito quod dictus 
dominus Johannes Hellingk ad dictam eccle- 
siam sit rite et legitime ac proprio nomine et non 
alieno presentatus quodque non intervenit nec in- 
terveniet fraus dolus illicitum pactum aut symoniaca 
pravitas fidelis at obediens erit domino nostro gra- 
tiosissimo Treverensi domino preposito archi- 
diacono loci et eorum judicibus mandata ipsorum 
cum requisitus fuerit exequetur iura diete ecclesie 
reperta manutenebit et deperdita pro posse recupe- 
rabit Quare vobis omnibus et singulis supradictis et 
euilibet vestrum qui super presentinm executione re- 
quisiti fueritis seu requisitus in virtute sancte obe- 
dientie firmiter et districte precipiendo mandamus 
quatenus per vos seu alterum vestrum prefatam ec- 
clesiam in Esten propter hoc personaliter accedatis 





— ss8 — 


dictumque presentatum aut ejus pro eo procuratorem 
ad hoc legitime constitutuin in realem auctualem et 
corporalem possessionem dicte ecclesie ac suarum 
atlinentiarum universarum vice et auctoritate nosiris 
inducatis inductumque quantum in vobis est defen- 
datis et defendi faciatis Precipientes nichilominus 
auctoritate qua supra omnibus et singulis dicte ec- 
clesie parochianis ut ipsi prefato domino Johanni 
investito tamquam corum et dicte ecclesie vero pa- 
stori obedient et intendant sibique vel suo procu- 
ratori ejus nomine de fructibus redditibus proven- 
tibus iuribus et obventionibus universis et singulis 
ad supradictain ecclesiam spectantibus et pertinen- 
tibus integraliter et cum eflectu correspondeant et 
corresponderi faciant contradictores et rebelles si 
qui fuerint quod absit nisi desistant per censuram 
ecclesiasticam inquantum de iure poterimus et debe- 
bimus contra eosdam procedemus In quorum om- 
niam et singulorum fidem et testimonium premis- 
sorum prescntes literas cxinde fieri et per notarium 
nostrum publicum infra seriptum subsecribi sigillique 
dieti illustris domini prepossiti appensione nostrique 
decreti impressione iussimus et fecimus communiri 
Anno domini millesimo quadringentesimo octuage- 
simo sexto iuxta stilum scribendi in civitate d' diocesi 
Treverense die Jovis post dominicam Reminiscere 
que fuit quindecima mensis marcii Presentibus ibi- 
dem providis magistris IIenrico de ligno Johanne 
Wendalin Ilenricus pergenere procuratoribus et Jo- 


6* 


- 4 — 
hanne Boiss notario curie Treverensis iuratis testibus 
ad preinissa vocatis et rogatis. 

De mandato supradicti venerabilis domini ju- 
dicis et commissarii Johannes Vrtzich notarius 
manu propria. 

IL. '°) 

Nos Gotfridus de Irmtroyt et Engelber- 
tus Breder de Hoensteyn “) venerabili viro 
domino Engelberto Erckell sedis apostolice 
prothonotario preposito ecclesie sancti Flo- 
riri in Confluencia quidcunque poterimus reveren- 
cie et honoris ad pastoriam in Esten treverensis 
diocesis vestre prepositure ad presens vacan- 
tem per obitum domini Joannis Geruemen dum 
vixit novissimi possessoris cujus quidem collatio pre- 
sentatio provisio seu quevis alia dispositio ad nos 
pleno jure pertinere dinoscitur quapropter nos in- 
quantum jure pretacto nobis pro nunc incumbit dis- 
cretum et honestum Anthonium Piscatoris de 
Geilnaw clericum treverensis diocesis tamquam ha- 
bilem et ydoneum pure et simpliciter propter Deum 
duximus presentandum et per presentes presentamus 
vobis obnixe supplicantes quatenus dietum Antho- 
nium ad prefatam pastoriam admittere cumque cum 
omnibus juribus fructibus proventibus et emolumentis 
universis ejusdem pastorie investiri et cetera que 


6) Das Original iſt im Gtantsardive in Idſtein. 
37) Weide waren damals die Pfandinhaber des Raffau » Balramis 
fen Theils der Laurenburg und Efteram. 


in hac parte vestro inoumbunt officio impar- _ 
tiri dignemini. In cujus rei testimonium has litteras 
sigilli mei Gotfridi antedicti subappensione annu- 
ente Engelberto prenominato cummunivi. Datum 
quinta post Invocavit ®) Anno domini millesimo 
quingentesimo decimo sexto more treverensi ”). 

Diefe Urkunden beiveifen ganz Mar, daß die Kirche 
und Pfarrei in Eften nicht zum Deranate und Rural 
capitel in Marienfels und zum Archiviaconat in Dit 
kirchen, fondern damald und von alten Zeiten her zu 
dem Bezirke gehörte, der fich im zehnten Jahrhundert aus 
dem Kirchengebiet von Humbad oder Montabaur 
gebildet hatte, welcher der Archidiaconatgewalt von Dit- 
lirchen enthoben und dem der jebesmalige Probſt des 
St. Hlorinfiftes in Coblenz als Archiviacon vors 
Rand, auf welchen Corden ſelbſt a. a. D. in einer Ans 
merfung binweifet. 

Die Folgerung, daß die Efterau zum Gau Einrich 
gehört habe, ft damit auch weg. Es Ing diefe vielmehr 
im Engersgau, welde beiden Gaue eine natürliche 
Granze an der Lahn hatten, die von feinem überfchritten 
wurde. 

Die Grängen der Efteran in Oſten und Rorben gegen 
den Riederlahngan find wohl Diefelben geblieben, welche fie 
fräter gegen bie Grafſchaft Dietz hatte, und die ein Weisthum 


8) 15. Bebruar. 

19) Gine gleichzeitige Archivnotiz bemerkt zu dieſer Urkunde: pre- 
sentationi Antonii Piscatoris de Geilnau a nobilibus 
facte contradictum ex parte Nassau Wiesbaden et Sarbrucken, 
mansit tamen Antonius Piscatoris. 


der lehtern vom Jahr 1525 auf folgende Weiſe bezeich⸗ 
net: „Dieger Bericht. — Wyſt der graffchaf Ober- 
feit vud bezirlh, vff fcheippen wiefen an der Lone ane 
„der Langenfchiter Bach hienuß mitten durch die wieſen bis 
„vf Heröberger wifen an ein ſtein in der ſtreitwieſen, vnd am 
„ſelben fein enden fie vnd fagen, was vf diſſer feiten ges 
„gen Diep ligt fei der grafichafts hohe Dberkeit, vnd vf 
„der andern feiten ift i8 Eftereigens, das flee ben 
„Herrn von Naſſaw vnd Eönigftein zu. — Hersberg. 
„— Wyſen den begirgk von dem fein in ber ſtreitwieſen 
„ane fur dem walt aus bis an Becersbach, vnd dan fürs 
„ter vor dem malt bien bis hienhunter ins flos und vom 
„flos in die Treisbach ins waſſer. Und da ftoßt die Obers 
wfeit widder die Vogthei Vſelbach, die it Naſſawiſch 
„und königſteiniſch — Eppenroide — ligt in der 
„grafſchaft, vnd gehort doch in bie Vogtei zu Bfelbad, 
„die weifen die oberfeit vonn dem vorgemelten flos ane bie 
„an Ebertsborn. — Nentershufen — wyfen von dem 
„&bertöborn fürter in die Treisbach vnd hinab bis vf die 
„Wilderichs wieje die fcheldt die Bach, vnd furter von 
„diſſer wiefen ven holen weg hinaus bis an ſchencks wie- 
„fen an das gehege vnd dan furter den berg hienaus bis 
mane die Bornpufcher wiefen, und vonn der wiefen zum 
„Slag zu bis an Schnaderborngen, das flos fürter hienab 
„vnd alfo die wiefen aben bis in Richelswieſen im 
„grondt vnden zu vnd von berfelben wiefen vber die Anz 
„wend zum bornpufch zu vnd dan furter vom dornpufch 
„den weg ab zum Rolden zu das if ein walt der hort 
„den von Eppenroid zu Obern Vſelbach und in 
biefelb gemeinſchaft. Won dem Rolben vber das burr 





- 17 — 


„ſtuch die delle hienab bis in die fpig tiefe, vnd dan 
„furter bis in die Ayner. Wyſen da die Oberfeit dermas. 
„Wan man mitten in die Ayner ein fchneidend ſchwert 
„in den firame ftedh, was das fchwert die bach herab 
„begrift vnd engwei ſchnid, das ſei off der Seiten gegen 
der graffehaft der grafſchafts herrn, ftee auch inen mit 
„Dberkeit zu. Dergleichen die Rugen daſelbſt. Aber vf 
„der andern Seiten fei es trierifh und gehore in Ban *). 
„Ru bienfurter die Eyner die bach v vonder dem ho— 
benftein zu bis in die belle molter, vnd die helle molter 
„hienvf bis ane helgenroder Banfh, und die helle molter 
„ſcheidet hie vnd Hienfürter die graffchaft Die h vnd den 
„Bann in gleicher geftalt wie bisher die Eyner x.“ 


*) Nämlich Montabaur. 


IV. . 
Nachrichten von einigen audgegangeuen Dör⸗ 
fern und Höfen im Herzogthum Naſſau, 
von Demfelben. 





Ob ich gleich in meiner Hiftorifchen Topographie des 
Herzogthums Naffau (Herborn 1836) und in meiner 
Befchreibung des Herzogthums Raffau (Wiesbaden 1843) 
alle mir damals befannten verſchwundenen und ausgegan« 
genen Orte und Wüftungen forgfältig angeführt; fo habe 
ich doch bei fortgefegter Forſchung noch mehrere dort nicht 
genannte, entdedt, bie ich bier als eine Meine Rachlefe 
mittheile. 

1. Dodenhauſen, 
ein Dorf, am Kercerbache unter Hofen uub zwiſchen 
Schadeck und Steten, im Amte Runfel, gelegen. Uns 
ter dem Namen Dudenfen fommt es 1288 zum erſten⸗ 
male in ber bier folgenden Urkunde vor °): 
Nos Agnes de Westerburg notum faci- 
mus quod cum inter Gerhardum de Al- 
bach armigerum ex parte una et Henricum 
nepotem Achermanni puerum seu adolescen- 
tem fillum quondam Alberti de Dudenhu- 


2) Won einer Abfchrift des Weſterburgiſchen Archives. 


— 9 — 


bin super bonis sitis in Dudensen et in 
majori Vilmar ac in Enderiche nec non 
in Gulse, que ipsius Alberti fuerant, dissen- 
sio seu controversia suborta fuisset tandem 
subscepta ordinatione facta exstitit inter ipsos 
videlicet quod prefatus puer dictis bonis pure 
et simpliciter renunciabit dictusque Ger- 
hardus bona eadem optinebit firmiter in hunc 
modum scilicet quod duas partes dictorum bo- 
norum pro feudo castrensi hereditario terciam 
vero partem a nobis et a nostris heredibus pro 
homigiali feudo hereditarie possidebit. Et si 
contingit quod idem Gerhardus apud do- 
mum nostrum de Scadeken mere castrensis 
habitare seu manere non posset nec debet 
dieimus quod nos eidem armigero domum et 
ortum apıd Westerburg accomodantes feuda 
ipsius in unam marcam redituum annuatim 
meliorare deberemus quam marcam idem Ger- 
hardus possit destituere pariter et locare ac 
etiam heredes ipsius post eum mere sup..... 
omnia predicta bona quiete in perpetuum pos- 
sidebunt. In cujus rei testimonium memoriam 
et debitam firmitatem sigillum nostrum una 
cum sigillis nobilium virorum domini Johan - 
nis fratris nostri ?) et domini de Me- 
renberg que ad petitiones nostras his litte- 





*) Gines ‚Herrn von Limburg, aus welchem Geſchlechte diefe Agnes, 
Dittwe Heinrichs 1. von Wefterburg, ſtammte. 


ris appensa sunt apponimus in testimonium ve- 
ritatis. Actum anno domini M.° CC. LXXXVIIF 
in mense februarü. 

Aus diefem Dorfe ftammte ein adeliches Geſchlecht 
Gademar von Dodenhaufen, von welchem folgende 
Glieder befannt find : 

Gerlach ©. v. D. fiegelt 1363 eine Urkunde 
feines Betters Wilhelm Wolf Boder von 
Lurenburg und if dann 1367, fer. Stia p. Mar- 
tini Auſträge zwifchen dem Stifte Limburg und 
Heinrig von Police. 

Hermann ©. v.D. kommt 1397 Oct. Epiph. 
als Zeuge in einer Urkunde und 1403, 10. Octo⸗ 
ber, als Schiedsrichter in einer Sache des benach⸗ 
barten Kloſters Befelich vor ?). 1400 Antoni, vers 
tauft er fein Haus in Wiesbaden an den Grafen 
Philipp von Raffau » Saarbrüden. Er 
war vermuthlich der lehte feines Geſchlechts und 
noch in dieſem Dorfe, wovon er den Ramen führte, 
angefefien. Denn 1399, fer. 2da p. Pasche vers 
pfändet er feinen von ber Abtey St. Matthias in 
Trier zu Lehen gehenden Zehnten an Wein und 
Korn in Dovenhaufen, gelegen bey Schadede, 
mit Einwilligung der Abtey, dem Edelfneht Ar⸗ 
nold Scherre von Waldmannshaufen und 
deſſen Gemahlin Fyg hen für 152 mainzer Gulden 
wieberlößli ). 


3) Arnoldis Mifcelaneen zur Dipl. und Gefchichte 249, 
) Aus dem Originale im YamiliensArhive des Freiherrn von 
Schũt in Gamberg. 





on mer erntereen 


— 91 — 


Die Familie ScherrevonWaldmannshaufen ’) 
blieb, da die Wiedereinlöfung nicht erfolgte, im Beſite dies 
ſes Zehntens, den fie dann um 1430 an die Shüß von 
Holzhauſen vererbte. 


AS nun fpäter Irrungen über diefen Zehnten ents 
fanden, da wurden nach einem weitläuftigen Rotariats« 


5) Weber biefes den Korfchern bis jegt unbelannt gebliebene Adels⸗ 
geſchlecht — Scherre von Walbmannshaufen — theile 
ich folgende ardhivalifchen Notizen mit: 

Arnold, Nitter, genannt Scherrichen, wird 1270 mit 
Frau und Kindern unter ben Wefterburgifchen Dinifterias 
len aufgeführt, und war vermuthlich der Water ven: 

1) Ludwig gen. © v. W., ber 1298, crast, b. Mar. 
Mag. von dem Nonnenkloſter Seligenftat die Ans 
waltfchaft für eine feiner Töchter auf die zunächft fich ers 
öffnende Prävende erhielt; 1301, d. b. Scholast. virg. 
al& Zeuge in einer Urkunde biefes Klofters mit feinem fol: 
genden Bruder vorkommt; 1315, d. b. Petri ad vinc. 
mit feiner Gemahlin Aleybis in diefem Klofter vor dem 
Et. SatharinensAltar ein ewiges Licht von feinen Gütern 
in Werflorf, Amts Wallmerod, fliftet, und 1325, in 
vigil. assumpt Mar., wo feine genannte Gemahlin als 
Wittwe erfcheint und ihr von den Bucher von Lurens 
burg eine Mark in Huichilheim abgelöfet wird, tobt 
war; 

2) Anfelm, der 1301 als Zeuge erfcheint und 1329 fer. 
ätia a. Kath. Petri nebft feiner Gemahlin Luckard und 
feinem Sohne Johannes den Töchtern feines verftor: 
benen Bruder Ludwig, Elifabeth und Heylikin, 
%onnen in Seligenftat, all fein Gut in Wytzillinbag 
und Yufin bei Salze nebft einem halben Multer Kornes 
jährliher Gülte für 4 Markt Denarien verlauft, wobei 
fein Bruder 





— nn — 


inftrument 1466, 14. Juni ald Zeugen und Schiederich- 
ter aufgeftellt „bei deme appelbaume obendig Doden⸗ 
haufen x. dy elveften erbern fromme menner x. von 
„diffen Eloyfen und dorffen myt namen van Rondel 
„Peder von menffelden eyn fcheffen dafelbift Syffryt yme 
„graben fcheifen daſelbiſt vnd auch eyn fcheffen in des 
„chorebyſchofs hobisgerycht zu Dickinchin. Ban Sted⸗ 
„ven Peder ſtetze Heinrich ſerer Henne korp Hentze moyd 
„der eyn ſente ſcheffe zu Dickirchin iſt vnd derſelbe 
„auch an zweyn andern gerychte ſcheffe des vorgen. chore⸗ 
„byſchoffs hobisgerichts zu Dikirchin vnd an deme 
„ffaytgericht zu niddern Dyffenbach. Van Schad⸗ 


8) Gonrad mit deſſen Gemahlin Benigna und Tochter 
Jutta ihre Einſtimmung erklären, die Gülte zu liefern 
verſprechen und dafür ihr Viertheil des Hofes in Wyl⸗ 
ſinderryde zum unterpfand ſetzen. 

Arnold vermuthlich ein Sohn von Johannes, Edel⸗ 
knecht, 1399, Amtmann in Runkel 1416, crast. nat. Mar., 
wo ihm Henne von Waldmannshauſen und deſſen 
Gemahlin Elſe, fein Schwager und Schweſter ihr Theil 
Bülte zu Marfeyne verlaufen. Gr war ber legte feines 
Geſchlechts und lebte 1424, 23. Dechr. noch, wo feine 
beiden Töchter 

Ehechen, vermähltan Conrad Schüt von Holz⸗ 

baufen und 

Anna 
auf feinen Zobesfall mit den Runkel'ſchen Leben, dem 
Hinterhaufe und Hof an Koberobe gelegen in Runkel, 
worin er wohnte, und mit dem Hofe und Bute zu Bor: 
telbach verfehen wurden. Beine Befitungen in Dodens 
baufen, Marfayn und die Scherrengülte in Zeugheim 
kamen an die Schü von Holzhaufen. 





„decken der alde conte von Goßenbodden °) peder 
„von Dodenhuſen Hentze foyſſe eyn fcholtiße dajelbift 
„Henchin fcheffer alle fcheifen dafelbiit ıc. und flunden da 
„genwordeclih vor diſſen zwoylffee menneren alle diſſe 
‚„nacheparıhyen myt namen genant der erfamer Her Eon» 
„rad ſcheerer igunt paftor zu Bilmar und Wygant 
„Wytzelman eyn fcholtige zu Bilmar des Aptis beyde 
„van wegen des ıc. Herrn Johans donner igunt Apt 
„des Cloyſters zu fente Mathys zu Tryer vnd auch von 
„wegen eyns cappelland zu wenygen Bilmar Gonge 
„meylinger von obern Dyffinbach igunt feiner zu 
„ſchaddecke van wegen der edeln x. Margareten 
„grauynnen zu Lynnyngen vnd der vefte Juncher 
„Thbonyus ſchütze von Holtzehuſen als vor fi 
„felber antreffende dy zinden zu Dodenhufen vff eyn 
„ond dy wirdigen ıc. geiftlihen Hern Cunen van el» 
„Faff Dechen vnd H. Diverih von Hubelingen beyde 
„canonich vnd cappitteld Hern des ſtyffts fente lubentien 
„zu Didirchin antreffende fente lubentius geluchti8 van 
„dene halben zinden in Hober felden vnd in der Deler 
„auwen. Auch forter antreffende dy zwene capittels ıc. 
„Hern in Dickirchin van wegen dafelbift in fteder 
„zindeleygde. Auch antreffende dene zinden gelegen in der 
„aumwe vßen gene Dodenhufen über x.“ 

Die Lage des Dorfes bezeichnet noch näher folgende 
darin enthaltene Befchreibung der Gränzen des Zehnteng : 
„dy bache vnden von deme Ferder ftege an dy bache 





6) Gin ausgegangener Hof. Siehe meine Beſchr. des Herzogth. 
Raſſau ©. 795. 


langis herußer vnd foriter byße an Dodenhufen by 
„vor Dodenhuſen herabe geet vnd dan fortter van 
„Dodenhufen dy bache langis ufferterfie heruße byße 
„an dene furtte ba dy van ſchaddecke herabe farent 
„den Hoberberg enuße by der leyhen vnd dan fortter van 
„bene felben furtte dy bache uber langis heruße byße vor 
„Deler Heyue an deme furtte vnd dan van Deler 
„uber die bache langis herußer byße in dene hebefade vnd 
„fortter aber bys im die rabbisauwe dy bache vßen ıc. 7).“ 

Zum legtenmale erſcheint diefes Dorf in einer Urs 
funde von 1487, Donnerftag nach Egivii, worin der Abt 
Anton zu Er. Matthias in Trier den Anton Schühz 
von Holghaufen mit dem Zehnten zu Dodenhaus 
fen ein Theil, Hein und groß, an Wein und Korn, wie 
feine Vorältern und fein Vater fel. denfelben empfangen, 
belehnt ®). 

Es iſt vermuthlich bald nachher an der Peft ausge 
ſtorben und verſchwunden. 

2. Deler 

in der Nähe des vorigen, zwiſchen Hofen und Schadeck 
gelegen, fcheint eher ein Dorf als ein Hof gewefen zu 
feon, da es feine eigene Gemarfung hatte. Denn in den 
Acten über einen Etreit zwifchen Runfel und Wefters 
burg zwiſchen 1510 — 1530 wird angegeben, bie Hober, 
Efchenauer und Deler Heimgereide gränze an Schadeck. 
Dad unter dem vorigen mitgetheilte Rotoriatsinfirument 
von 1466 fpricht von der Deler Aue und dem Deler 


7) Aus dem Originale. 
©) Im Famitien·Archive des Freiherrn von Schüg in Gamberg. 





— 95 — 


Heine. Inerſt kommt es in einer Urkunde von 1279 
unter dem Ramen Delre vor, die ich um fo lieber aus 
dem Originale bier mittheile, da auch darin der Name 
des Fleckens Mengersfirchen und des längft ver- 
ſchwundenen WBeningeshaufen zum erftenmale ge- 
nannt wird: 
Nos Johannes deDerne canonicus ecclesie 
in Ditkirchen ei Fridericus miles frater 
ipsius, necnon uxor Friderici ejusdem, univer- 
sis presentes litieras inspecturis volumus esse 
notum, quod cum dilectus frater noster Pe- 
trus de Derne bone memorie, quondam ca- 
nonicus ecclesie in Ditkirchen in ultima 
voluntate constitutus, pro remedio anime sue, 
octo solidorum redditus, in allodio sue curtis 
de Delre annis singulis percipiendos perpe- 
tuo legavit ecclesie beati Lubentii distribuendos 
canonicis ibidem, qui suis exequiis sive anni- 
versariis personaliter interfuerint in ecclesia 
supradicta, nos in recompensationem dictorum 
vu)’ solidorum eo quia curtis de Delre cum 
predictis redditibus per nos alienata, ab eccle- 
sia predicta existit, quominus eadem ecclesia 
de huiusmodi legato in dicta curti gaudere 
possit in posterum, in villa Weningeshusen 
ınj. solidos aquenses, iij denariatas panis ?) et 
quatuor pullos, quos redditus solvet Bacherus 


9) denariata panis, panis pretii unius denarii. Dufresne glos- 
sar. ad script. m. et inf. latinit, 


dictus monachus et ipsius heredes perpetuo. 
Item in Mengerschirchen quatuor solidos 
aquenses, duos pullos & unum anserem cum 
omnibus obventionibus et iuribus, prout hacte- 
nus in dictis villis predicta bona possedimus, 
ecclesie Beati Lubentii simpliciter assignamus, 
tradimus, et donamus, iure perpetuo possi- 
denda. Renunciantes pure et simpliciter pro 
nobis et nostris heredibus omni iuris auxilio, 
quod nobis contra predicta posset in posterum 
quomodolibet suflragari. Recognoscimus et in 
presentibus protestamur, quod iam dictus fra- 
ter noster P. vineam suam in Delre, quam 
ibidem comparavit, ad Scolastriam ecclesie 
predicte in Ditkirchen cum antedicto le- 
gato perhenniter ordinavit, quod tam pro no- 
bis quam nostris heredibus ratum et gratum 
habemus. In cujus rei evidentiam et testimo- 
nium sigillum mei Friderici presentibus est 
appensum '*) Nos enim Johannes et uxor ip- 
sius F. sigillo predicto sumus contenti. Da- 
tum et actum apud Ditkirchen anno do- 
mini M® CC LXXIX° in crastino beati Andree 
apostoli "'). In presentia testium infra scrip- 
torum. Henrici Decani. Gerhardi custodis. 


20) Es iſt diefes nicht das fpätere Eiegel dieſes Seſchlechts mit 
den drei filbernen Korngarben, fondern wie es Bobmann in 
den Rheing. Alterthümern Taf. 1, Rr. 7 abgebildet mitgetheilt 
Hat. 

©) Am 1. December. 











- 1 — 


Ludowici dioti pastoris, Conradi, Hart- 
modi canonicorum eccolesie in Ditkirchen 
et aliorum fide dignorum ). 
3. Rupredtöberge, 
ein Dorf, dad mir zwar in feiner Urkunde, fondern nur 
in dem Recrologium und einem alten Zinsregifter der Abs 
tel Arnfein vorgefommen iR. In dem erfteren iR aufs 
geführt unterm 16. Januar: Johannis de Langen- 
soheit (sc. commemoratio) Emmele uxoris sue, 
pro quibus dedit nobis Henricus filius omnia bona 
sua empta in Ruprechtzberge; — unterm 23. 
Juni: Cononis Dick de Lurenburg, qui legavit 
nobis annuatim solidum denariorum super domum 
sitam vff dem Ruperger; — unterm 7. November: 
Gertrudis laice de Ruprechtesberge; — und in 
dem lepteren: Iiem in Rupresberge 1 Maldr. sili- 
ginis de testumento Friderici Bucher militis de 
Lurenburg; — Item ibidem dimidium Maldr. si- 
liginis de testamento Megtildis de Lurenburg. 
Aus den Namen und Wohnorten diefer Schenfer muß 
man fchliegen, daß es in der Efterau und in der Nähe 
von Laurenburg gelegen habe; auch ift zu vermuthen, daß 
der jegige Bergerhof, im Kirchfpiele Dörnberg, welcher 
der Abtey Arnftein bis zu ihrer Aufhebung angehörte, noch 
ein Ueberbleibfel davon if. 
4. Polseich, 
ein Hof der Abtey Arnflein, auch nicht aus Urkunden, wohl 
aber aus der lieblihen Dichtung von Brentano befannt, 


) Bom Originale. 


die in der Sängerfahrt vom Foͤrſter (Berlin 1818. 8.) 
©. 244— 258 unter der Auffchrift: Aus der Chronik ei⸗ 
nes fahrenten Schülers, abgebrudt ftehet. Auf der Eharte 
über bie Niedergrafſchaft Kapenellenbogen, bie dem erſten 
Bande von Wenck Heffiicher Landesgeſchichte beigegeben 
AR, wird er unter Kalfhofen, in der Gemarkung Selbach, 
nach Arnſtein zu hart an das linfe Ufer der Lahn gefept. 
An Ort und Etelle eingezogene Erfundigungen bewähren, 
daß das hier gelegene Stüd Feldes noch jept den Namen 
Pulse ich trägt, und die Sage von einem daſelbſt geftan- 
denen Arnſteiniſchen Hofe noch jept vorhanden iſt. 
5. Niederfadt, 
auch ein Hof der Abtey Arnfein, diefer gerade gegenüber 
am rechten Ufer der Lahn zwiſchen Obernhof und in deſ⸗ 
fen Gemarkung und der Burg Langenau gelegen. Er fol 
durch einen aus der adeligen Familie von Staffel ald Ei- 
genthum an bie Abtey gefommen feyn. Rad einem noch 
vorhandenen Hausbuche der Abtey, unter dem Abte Adam 
von Montabaur von 1496 — 1526 geführt, wurde 1500 
hier ein neues Wohnhaus erbauet, welches an Lohn für 
die Handwerker nur 30 Gl. 4 alb. koſtete. Die Abtey 
trat ihn in einem Vergleiche 1737 an die von Marioth, 
Befiger von Langenau ab, welche ihn haben eingehen 
laſſen. 
6. Auel, 

ein Dorf in dem Gericht von Oberlahnſtein gelegen. Sein 
Daſeyn weiſet eine Urkunde von 1358 dnca. Esto- 
mihi (11. Februar) nad). Nach derfelben verkauft Con⸗ 
tab von Lybenfteyn, Herrn Sifrides Sohn, Edel⸗ 
net, mit Einwilligung feiner Brüder Eberhard und 


- 9 — 


Sriedrich al fein Gut in und auswendig des Dors 
fes Auwyl, fein Theil der Molenftad, das Land auf 
dem Berge und unter der Bruneshelden und die Wiefe in 
der Brunenbach, welches ihm und feinen Brüdern von 
Herrn Eberhard Brenner (von Lahnflein), ihrem 
Anchen, anerftorben, dem Abte Wilhelm und dem Cons 
vente des Klofterd Arineftyn für 269 Gulden und trug 
es auf vor dem Gerichte zu Obern Lanfteyn, worin 
das But gelegen, und vor der Kuntichaft zu Nibern 
und zu Fruchte, worin ed auch zum Theil gelegen. 
Zeuge war Johann Brenner. Gr fiegelt neben dem 
Verkäufer und feinen Brüdern das Gericht in Ober⸗ 
lahnſtein ). 

An feiner Stelle ſtehet jeht das Ahler Gifenhütten- 
werk, das die aus Lüttich ſtammende Familie Marioth, 
fpäter in Adelöftand erhoben, am Ende des 17. Jahrhun⸗ 
derts befaß, und vielleicht erbauct hat, da der Eifenhütten« 
betrieb an der untern Lahn durch fie damals fehr in Auf⸗ 
nahme fam. 

7. Suftene 

Die Lage diefes Dorfes oder Hofes habe ich bis jeht 
noch nicht ermittelt. Ich theile darüber folgende Urkunde 
von 1284 aus einem alten Chartularium des Kloſters 
Eberbach mit: 

In nomine domini amen. Cum inter opera ca- 
ritatis elemosina multidudinem operit pecca- 
torum, culpam minuit, veniam tribuit, auget 


»3) Aus dem Driginale der Abtey Arnflein jegt im Gtaatsardive 
in Idſtein. 
7° 


— 10 — 


gratiam ia futuro. Noverint ergo universi pre- 
sentes quam futuri quod ego Gerhardus 
dietus Specht senior "*) miles de Ditse 
una cum consensu et bona voluntate filiorum 
ac filiarum mearuın contuli omnia bona mea in 
Sustene michi attinentia post mortem meam 
eo jure quo nuno possideo viris religiosis ab- 
bati et conventui in Eberbach ordinis Ci- 
stertiensis pro remedio anime mee ac collate- 
ralis mee Yrmentrudis ac omnium prede- 
cessorum meorum ac Ssuccessorum pure prop- 
ter Deum. Hujus rei testes sunt Comes se- 
nior de Wilinawe et castrenses una- 
nimiter in Detze commorantes. In cujus rei 
testimonium presentem litteram sigillo domini 
G. comitis de Ditse feci communiri. Da- 
tum apud Ditze anno dni M° CC’ LXXXIIJ 
in erastino Katharine virginis ’°). 

Der Index litterarum Eberbac. hat nur noch die 
turze Notiz: anno 1473 locatio curine Susten pro 
censu iij maldr. siliginis et viiij achteil avenae Nico- 
lao et heredibus suis facta hereditaria. Rad} dem 
Drte der Ausfertigung, den Namen des Schenkers, der 
Zeugen und des Eiegelers in obiger Urkunde muß man 
vermuthen, daß Suften wo nicht in der Nähe von Dieh 
doch in der Grafſchaft Die gelegen habe. 


2%) Deffen Femilie kommt 1234 zuerft vor, fiebelte fpäter nach 
Kirberg Über, nannte fih dann Specht von Bubenpeim 
und {ft zu Anfang dieſes Jahrhunderts ausgeflorben. 

25) 26, Rovember, 


— 11 — 


V. 
Die erſten Spuren von der Keuntniß des 
römifchen Nechts in Nafſau, von demfelben. 





Da das römifche Recht, als es bei uns in Rafs 
fau im Anfange des 16ten Jahrhunderts zur allgemeinen 
Geltung kam, eine gänzliche Umwandelung der Gerichts⸗ 
verfaffung und des Regierungswefens zur Folge hatte; fo 
iſt es für unfre Geſchichte nicht ohne Werth, die erften 
Spuren feines Vorkommens aufzufuchen, um zu fehen, wie 
diefe Ummälzung vorbereitet und allmählig eingeleitet 
wurde, und wie das neue Recht mehr als zwei Jahrhuns 
derte Fümpfen mußte, um ſich Bahn zu brechen und das 
alte Landes» und Gewohnheitörecht zu verbrängen. Ich 
tiefere hierzu in den folgenden Urfunden einen kleinen 
Beitrag, da die hierin vorfommenden von den bis dahin 
und auch fpäter noch gebräuchlichen teutfchen Renuncias 
tionsformeln gänzlich abweichen, dem römifchen Rechte ent» 
nommen find, und darum auch defien Kenntniß bei den 
Geiftlihen und Notarien, die diefe Urkunden aufgeſtellt 
haben, ſchon vorausfegen '). 

1. 
In nomine domini amen. Otto dei gratia co- 
mes Nassauge et Agnes comitissa uxor 


) Man vergleiche was über Heffen in Bezug auf biefen Gegens 
ſtand :nitgetheilt wird in Kuchenbecker Anal. Hassiac. Col, 
1X. 191 und in Kopps Racht. über die geiftt. und civil Ges 
richte in den Heſſ. Caſſel. Landen 1. 68 u. ff. 


— 18 — 


ipsius omnibus in perpetuum, ne facta moder- 
norum que digna sunt memoria posterorum 
frustrentur iguorancia, decet et exspedit ea si- 
gillorum et scripti munimine vivoque testimo- 
nio perhenaari. Hinc est quod nos presencium 
inspectoribus et auditoribus universis notum 
esse cupimus ci tenore presencium publice 
protestamur quod nos ad cor et conscienciam 
redeuntes deumque prae oculis revolventes et 
commutare volentes transitoria pro mansuris, 
Resignacionem et collationem ecclesie in 
Herberen cum iure patronatus factas a no- 
bili viro pie recordacionis domino Ilenrico 
quondam Comite nassaugensi progenilore 
nosri ottonis predicti, in Elemosinam domni 
fratrum Teutonicorum Hospitalis gloriose 
virginis marie Jerosolimitane per manus illu- 
'striam et inclitorum virorum venerande recor- 
dacionis serenissimi domini Henrici quondam 
Regis Romanorum et domini Henrici 
quondam Lantgravij Turingie cum omni 
solempnitate ad hoe debita et consueta a qui- 
bus iam dicta ecclesia in Herberen cum jure 
Ppatronatus per eundem dominum henricum 
Comitem nassauge tenebatur in feudo 
Ratam habentes et gratam sicut tite racionabi- 
liter est facta pro remedio anime eiusdem do- 
mini Henrici comitis nassauge pariter 
et salute, secundum quod in instrumentis iam 
dieti domini henrici comitis nassauge et 


— 18 — 


domini Regis predicti super hoc confectis ple- 
nius continetur pro nobis et omnibus nostris 
liberis et beredibus presentis scripti patrocinio 
confirmamus. Bona fide promittentes pro no- 
bis nostris liberis et heredibus fratri Mathie 
commendatori pro domo predicta et pro fra- 
tribus domus sollempniter stipulanti resignacio- 
nem et collacionem predictas Ratas et firmas 
habere et per nos vel per alios, verbo vel 
facto arte, malo ingenio sive tam de iure vel 
de facto contra non facere vel venire, sed de 
eisdem contra omnem hominem viventem et 
fratribus diete domus verbum contradictionis 
vel impeticionis alicujus moventem pro nobis 
nostrisque liberis et heredibus debitam facere 
Guarandiam et Renunciamus simpliciter 
et expresse exceptioni et actioni in 
factum, doli, condictioni sine causa 
tam literis impetratis et impetrandis 
omnique alii auxilio iuris canonici 
vel civilis quod nobis vel nostris liberis et 
heredibus contra predicta vel aliquid predicto- 
rum posset aliqualiter suffragari. In cujus rei 
testimonium et Robur perpetui firmitatis pre- 
sens instrumentum super hoc confectum pariter 
et conscriptum prefato fratri Mathie commen- 
datori nomine dicte domus tradidimus et tra- 
dimus sigillorum nostrorum presentibus appen- 
sorum munimine roboratum. Sigillum etiam 
nobilis viri domini Godefridi comitis se- 


— 14 — 


nensis presentibus appendi rogavimus et ob- 
tinuimus causa oertitudinis amplioris., Acta 
sunt heo iu villa Holendere apud Mun- 
tabur. Anno domini Millesimo Ducentesimo 
septusgesimo septimo. In crastino beatorum 
petri et pauli apostolorum ") presentibus iam 
dicto Comite Senensi domino Gerlaco de 
Arenwels Ruperto de Dryedorf et 
Weltero de nassauwe ecclesiarum plebanis. 
Ludowico de Are. Rorico de Geuers- 
hayn. Anselmo de Wizcillinbach. 
Gisilberto dieto Schonehals militibus, 
et quam pluribus aliis fidedignis ad hoc voca- 
tis pro testimonio specialiter Rogatis °). 
N. 

In einem Vergleiche von 1279, 21. April, zwifchen 
der Abtey Arnflein und Conrad von Dernbad, 
Pfarrer zu Andernach, über die Pfarrei Winden, ber in 
Gudeni Cod. diplom. II. 209 abgedrudt if, ſtehet 
folgende Renunclationsformel: Renunciamus excep- 
tioni fori.et doli, Actioni in factum, et 
condictioni sine sausa; et omnialii au- 
xilio iuris canonici et civilis, quod contra 
presens instrumentum vel factum dici posset vel op- 
poni, et nobis contra aliquod predictorum in aliquo 
suftagari ur 


Noverint universi has litteras visuri vel audi- 





*) am 30. Juni. 
3) Das Driginal diefer Urkunde iſt im Staattarchive in Ioftein. 


— 15 — 


tari, quod ego Cuno de Riffinberc Miles, 
de consensu et voluntate puerorum seu here- 
dum meoram videlicet Emmilrici, Johan- 
nis, Gotfridi, Elizabet, Methildis, 
Gertrudis, Cunradi de Morle, Hari- 
manni de Buches generum meorum ac 
Stille relicte quondam Cunonis filii mei de 
Wisebadin, et filiorum sive puerorum eorun- 
dem. Monasterium de valle gratie in bo- 
nis suis in Mertinsbusin seu in ejus con- 
finio sitis, et in quibusdam aliis villis prope 
iacentibus, et ad eadem bona spectantibus, 
quocumque nomine censeantur, que ydem Mo- 
nasterium comparavit circa Militem dietum 
Wollinslegere de Merenberc confirmo 
et ratifico per presentes exceptis bonis sitis in 
Sarmirsbach et in Husin, que quondam 
ad eadem bona pertinere videbantur, Que qui- 
dem bona in Sarmirsbach videlicet et in 
Husin, predicte Sanclimoniales in composi- 
tione inter me et ipsus factam, plane in manus 
meas resignaverunt, Renuncians pure et simpli- 
citer pro me et pro omnibus heredibus meis 
supradictis omni actioni sen requisicioni si quam 
ad dicta bona habui vel potui habere Promitto 
quoque pro me et omnibus heredibus meis an- 
tedictis, quod prefatum Monasterium antescripta 
bona cum omnibus suis iuribus et attinenciis 
in perpetuum possidere permittemus pacifice 
et quiete, Nos quoque dictam eclesiam sive 


— 16 — 


Monasterium in oo promovebimus et conserva- 
bimus, et per nos seu per aliquas per- 
sonas interpositas nunquam impedie- 
mus per aliquas subtilitates *) iuris 
canonici et civilis, seu per aliquam 
captionem sive dolum quem excogi- 
tare poterit aliquo modo cor hu- 
manum, iInterfuerunt autem huic ordinationi 
viri bonesti, Cuno de Hazzingesteyn, 
Hermannus du Tarri, Ebirhardus pi- 
cus, Gerhardus deBubinheym ac Ebir- 
hardus Dapifer, Milites, qui et testes sunt 
omnium premissorum, et quam plures alii fide 
digni vocati ad hoc pro testibus et rogati, In 
cujus rei testimonium, memoriam et perpetuum 
firmitatem, ego Cuno predictus sigillum meum 
presentibus apposui, Et nos heredes predicti, 
quia omnes propria et specialia Sigilla non ha- 
buimus nobilis viri domini Gerhardi Co- 
mitis de Diethse sigillum apponi fecimus 
buic scripto. Et nos Gerhardus Comes 
de Dietse Sigillum nostrum una cum sigillo 
prefati Cunonis ad rogatum partium nos re- 
cognoscimus appendisse hys litteris in testi- 
monium veritatis super eo, Actum et datum 
Anno domini Millesimo Trecentesimo In mense 
Junie °). 

+) Aus biefer Etelle leuchtet ſchon Widermillen und Haß gegen 
dieſes ſich eindrängende fremde Recht hervor. 

5) Das Drigimal im Gtaatsardjive in Idſtein. 


— 117 — 


IV. 
Ich Eonrait von Hattflein Ritter, vnd Lyfe 
mine eliche Huyſſrauwe dun funt allen Luden, dy 
diefen brieb fehent ober horent Iefin, daz wir ein» 
mubiclih vnd femetlich bit wiſſen vnd willen alle 
vns finde vmb Fenneliche noit dy vns an If geual⸗ 
len von fchulde wegen, vnd auch daz wir Dazfelbe 
gut an ander gut bewenben, daz iß vns baß vnd 
nupelicher gelegen ift, hain verfaufft vnd verfeuffen 
an diefem genmwortigen briebe alles daz gut, daz da 
gelegen iR in der marde vnd in deme Bicfange zu 
Hoenfladen, daz Wigand pofuff vnd fine erben 
bit an dieſe zyt au lantfebelin Rechte von vns ges 
babt haint, davon fie vns gegeben vnd gegulvet 
baint bit her alle jair echt malder kornis, viere ſchil⸗ 
linge penninge, eine gang, viere zinß bunre vnd ein 
faffennaht hun, Wy dazfelbe gut gelegen iſt, vnd 
an weldin fahen, an berge vnd an dale an hufe 
vnd an hobe vnd an edern, dy herna gefchrieben 
fteent, einen halben morgen by ber ftraiße, einen 
halben morgen by dem gannerader, eine ſadel by 
dem baumgarten, eine ſadel an deme Werbe, eine 
fadel vonder deme Were, ame ſtudich dru viertil vnd 
einen morgen, vnd einen halben morgen, vnd aber dru 
viertil an deme lainheimer wege einen halben morgen 
geen Redelfteine anderhalbe fadel, eine ſadel in hunt⸗ 
ſchem bodem. Vff daz ander velt an ſchuſſelberge einen 
morgen, vnder der ftraiße einen morgen, vnder 
fibolde dry fadeln vff Eonrade einen halben morgen 
vnd aber da by einen halben morgen, an deme 


elſche by herr Rudel eine fadel, an der ſyten by 
dem fiboden ij ſadel vnd by lairheimer anfpanne 
anderhalbe fabel, vff deme ebenode anberhalbe fabel, 
onder ber ſtraiße an der beiden dry ſadeln. DB 
daz dritte velt in waltmannes Fafte einen morgen, 
an ſwaeldechers heden under den von erbach einen 
morgen, under fibolde dru viertel, vor deme gerters 
vonder dem von Rodeheim funf viertil einen hal» 
ben morgen vonder füfride, by deme zwo fabeln, by 
der firaißen eine ſadel, unter den von Erbach funff 
viertit, eine fabel vonder Marfolffe, einen halben 
morgen off heine goler, geen dem Iſenberge, vnder den 
von erbady dru viertel an deme eder, ein halb morgen 
under den von erbach ein ftud geen den kalden bach er 
wege off dem Iſenberge off dem von Rodeheim 
einen halben morgen Anderwerbe vff dem von Ro- 
deheim by der kirchen dru viertil eine fabel by 
der mulen off marfolffe vff der aumen by der ftraiße 
einen halben morgen, vnd da by zu Hant einen 
halben morgen,.. Den erbern luden Herrn Wil⸗ 
helme dem apte und deme Gonvente des Cloiſters 
gu Arinſtein vmb vier vnd fechpig mard guder 
penninge, dru haller vur den penning gegalt, dy fie 
vns bezalt vnd gegeben haint, vnd dy wir nuhelich 
in onfen nuh geferit hain, vnd geen wir vß dieſem 
gube, vnd vß allem deme rechte, daz wir ba 
ane hatten, vnd dran daz off, bit halme vnd bit 
munde, denfelben erbern luden, beide gut vnd gulde, 
vnd fegen fie dar im zu allem deme rechte, als wir 
vnd vnſe aldern da inne gefefiäin hain, vur beme 


- 10 — 


ſcholtheiße vnd wur der kuntſchaff, als in deme dorffe 
vnd in deme gerichte zu Hoinftait recht und ges 
wonlich iR, vnd globen wir Gonrait und Lyfe 
vorgen. vur vns vnd vnſe fint vnd alle onfe erben 
wyder den vorgen. fauff nimmer zu fommen noch 
zu dun, an eyme beile noch an zu male, ober 
yeman von vnſer wegen, bit worten noch bit wers 
den, bit funden, dy igu fonden fint, oder noch fon⸗ 
den moichten werben, noch bit Feiner fache, Die man 
oder frauwe, oder herhe erbenden moichte, vnd her 
vmb verzihen wir Vf daz vorgen. gut vnd gulbe 
vur vns vnd vnſe Fint vnd vnſe erben, vnd vff alle 
beſſerunge, dy ihu dran iſt, ober noch darane vff 
ſtan oder werben mag, ane argeliſt, vnd verziehen 
uff daz recht, day man nennit in latine 
ercepcio pecunie non numerate, vnd 
verziehen aud vff Die Wyderfpraiche, dy 
man nennit ercepeio deceptionis ultra 
dimidium iufti pretii vel accept. (?) mir 
nor wir verzichen aud actioni in factum 
et erceptioni boli mali vel fraudis, wir 
verziehen auch vff briebe, die man halt, oder noch 
gewinnen moichte, da mit wir fommen moichten, 
wyder den vorgen. Fauff zu dun ober zu hindern bit 
feiner fache, by diefen fachen fint geweft dy erbern 
Iude her Henrich Rudel, her Marfolff Rus 
del der Junge vnd her emmerich fin bruder 
Ritter, emmerih Rudel, Marfolff bur— 
Rolff und Diederich evelfnechte, hen Hein» 





— 110 — 


richs Rudeln fone ©) heine goler. Eonrait Hel- 
debecher, Eonraitt fpriecumpeld fon, vnd ander birbe 
Iude, dy ber by gebeifchen vnd geruffen worden, vnd 
vmb daz dieſe vorgefchr. rede gang vnd feite vers 
live, hain ich Conrait vorgen. vur mich vnd myne 
huyſfrauwe vnd vnfe kint myn Ingefigel an diefen 
brieb gehangen, vnd hain wir bit ein ander gebeden 
den edein heren grebe Godefryd von Dietiche, 
bern Henirih Rudeln vnd ber Marfolff 
Nudeln myne ohemen, daz fie auch durch eine 
ftedicheit ire Ingefigel an diefen brieb wullen henden, 
vnd wir Godefryd grebe zu Diege, Hein- 
rich vnd Markolff egenannt erfennen vns bes, 
dag wir durch bede der erfamen Inde unfe Ingeſ. 
an diefen brieb hain gehangen, Dieß brieb wart ge⸗ 
geben, do man zalte na godes geburte drutzzehen 
hundert jair vnd feß vnd dryßig jair vff den donrſ⸗ 
dag na deme Juriödage 7). 
6) Rubel oder Röbel von NReiffenberg, welches Geſchlecht 
damals im Beſite der Burg in Hanftätten war. 
1) Am 4. Januar. Aus einer alten Abfchrift des 15. Jahrhun⸗ 
derts in ber Abtei Arnflein, jeht im Staatsarchive in Idſtein. 


— 11 — 


VI. 
Beiträge zur Geſchichte des Kloſters Vru⸗ 
nenburg, von demſelben. 





Die Ruinen dieſes ehemaligen adeligen, prämonftratens 
fer Ronnenflofters finden fi in der Gemarkung des Dors 
fes Bremberg, im Amte Raffau, auf der abgeplatteten 
Spige eines hohen, ringsum bewaldeten Berges, der ſich 
auf ber linfen Eeite der Lahn, eine Fleine halbe Stunde 
von Laurenburg, unmittelbar über biefem Fluſſe ſchroff 
und jähe mit einzelnen aus dem Grün vorfpringenden 
Zelfengrupven, erhebt, und der öſtlich und fühlich durch 
fhluchtenförmige Einfchnitte von dem übrigen Lahngebirge 
getrennt auf drei Seiten frei flehet und nur auf der weſt⸗ 
lichen mit dem fortziehenden zufammenhängt, 

Bon der Lahn und dem Häuferhofe führt ein fleiler, 
fi um den Berg ſchlaͤngelnder und nicht unangenehmer 
Weg, längs des Heinen Oſterbaches) hin, bis oben 
zu den Ruinen des Klofterd, die fi trop dem, daß das 
legtere ſchon länger als drei Jahrhunderte von feinen 
frommen Bewohnerinnen verlafen worden ift, doch zum 
Theile noch ziemlich erhalten haben. Dieſes gilt von des 
nen der Klofterfirche. Hoch aufgethürmt ftehet noch deren 


) Deffen Mündung wird in einem Weisthume von 1363 als bie 
@ränge der Lahnfiſcherei der Abtei Arnftein bezeichnet. 


- 113 — 


Bortal bis in die Gpige, über bem, feiner behauenen 
Steineinfaflung beraubten Eingange mit einer ganz runs 
den Benfteröffnung *) von etwa 8' Durchmefler. Zwei 
andere folder Genfteröffnungen auf beiden Seiten des 
Eingangs zeigen fi noch in Reften. Das Schiff hatte 
wei aus Pfeiler und Gewölben beftchende Seitengänge, 
und war mit biefen 48° breit (jeder der Seitengänge 
12') und 80° lang. Die Mauern des Ehores, das wie 
das Schiff lauter runde Fenſtern hatte, und des Fronbo⸗ 
gens find auch noch erhalten. Das erflere iſt 24° breit, 
28° lang und um 50° hoch. Die Höhe des Schiffes be» 
trägt um 60 Buß. 

In einiger Entfernung und äfli von der Kirche ſie⸗ 
bet man auch nod) die Mauerreſte des Klofterd mit dem 
noch wohl erhaltenen Gewoͤlbe des Kellers. 

Alte dieſe Gebaͤulichkeiten umſchloß ein Garten, wie 
noch deffen zerfallene, Freisförmig laufende Mauern bewei⸗ 
fen. Die ganze Fläche wird jept als Aderland von dem 
ehemals dem Klofter gehörigen Hofe Haufen benugt, der 
am Buße des Berges hart an der Lahn liegt, nach Auf- 
hebung des Kloſters mit diefem an das Hospital Gronau 
und dann im Jahr 1816 an Franz Forsboom in Frank⸗ 
furt Fam. Lepterer verfaufte vor mehreren Jahren Die 
Erbleihgerechtigfeit des Hofes für 200 Gulden an deſſen 
Bewohner, und den ganzen mit Niederwald bewachſenen 
Berg, worauf das Kloſter liegt, für 1400 Gulden an 
einen Mann aus Kalfhofen. 


2) Die unten vorbeifahrenden Eahnfhiffer nennen diefe Fenfteröffs 
mung das Zeufeläloh, Warum? 





— 113 — 


Gern von Dorf und Haus, hoch und erhaben über 
allem Thun und Treiben der Menſchen, näher dem Him⸗ 
mel, eignete fi die Lage uud Einſamkeit biefes Berges 
fo recht für ein Klofter und ein Hingeben an ein inners 
liches und befchauliches Leben. Doch dieſes ſcheint nicht 
der alleinige Grund zu feyn, warum man gerabe dieſen 
Ort zu einer ſolchen Anlage wählte. An Buße des Ber 
ges, an der Lahn quillt aus hartem Felſen ein Brunnen, 
defien Waſſer etwas mineralhaltig und fehr labend if, und 
der darum von den vorüberfahrenden Lahnſchiffern fleißig ber 
ſucht wird 2). Diefer und ein Heiliger Hain auf der 
Epipe des Berges zur Zeit des Naturbienftes, gaben dem» 
felben nicht nur feinen Namen: Brunnenburg *), 
fondern auch in den Augen des Volkes ein höheres und 
heiliges Anfehen. Solche Drte aber wählten unfere Altes 
len hriftlichen Vorfahren zur Erbauung ihrer Kirchen 
und Klöfter in der Vorausficht, daß die jenen gezollte 
Verehrung, auch auf diefe übergehen werde. 

Ueber die Entftehung und Stiftung dieſes Kloſters 
wußte man bisher nichte. Der Lebensbefchreiber des 
Grafen Ludwig 1. von Arnflein, des Stifter dies 
fer Abtei, erzählt, wie derfelde die Nonnen, die fi 
wuerft in Bethlentrode °) und damals in Stes 


3) Diefer Brunnen führt jegt in der Umgegend den obſcbnen 
Nomen Ronnepifle. 
*) Burg kommt in der norbifchen Götterlehre oft für heiligen 
Hain vor. 
5) Kremer. Origg. Nass. 11. 373. Das deutſche Eremplar hat 
Bethelnrode. 
8 


— 14 — 


den) niedergelaſſen Hätten, und in deren Glaufur fi 
vie Töchter des Adels auf dem Cinrich nad} dem Borgange der 
Gräfin Guda begeben, nad) Marienthal”) verfept und 
aus diefem das Kloſter Enkenbach *) gepflanzt habe. Ber 
delenroth oder Bethelintrod iſt ein ausgegangenes 
Dorf, das ganz unbeftritten im Umfange des Kirchipiels 
Kirdorf lag, da es mit feinen Bauernhöfen (mansis) 
im Jahr 1197 mitten unter den übrigen Befigungen, welche 
die Abtei Arnſtein in biefem Kirchfpiel hatte, aufgezählt 
wird 9), und ber Ritter Carl von Sinſinbach noch 
im Jahr 1235 Lehenftüde, die feine Vorfahren vom ger 
nannten Grafen Ludwig bafelbft und in Gutenader und 
Keberlo empfangen, an biefe Abtei durch Tauſch über» 
läßt °°). Da nun hier eine Höfterlihe Pflanzung beſon⸗ 
ders für die Töchter des Adels in dem Gau Einrich und 
in näherem Zufammenhange mit der Abtei Arnflein bes 
Rand, und der Urfprung des Kloſters Brunenburg biß- 
ber noch gänzlich unbefannt war, fo lag es nahe, denſel⸗ 
ben bier zu fuchen, da auch bei dem lepteren diefelben 
BVerhältniffe Statt fanden. Auch felbft jegt, wo wir eine 
nähere Spur über des letzteren Anfang gefunden haben, 
bleibt es noch fehr wahrfcheinlih, daß Bethelenrod 


6) In der Pfalz im ehemaligen Oberamte Alzey. Widders Bes 
ſchreibung der Kurpfalz 111. 162. 

7) Lag am Dornersberg. 

8) Eynkenbach, in ber Pfalz im Oberamte Lauten. Widder 
a. a. D. IV. 285, wo er das Jahr 1148 als bie Zeit dieſer 
Berpflanzung aus Hugonis Annal. Praemonstrat. angibt. 

9) Gudeni Cod. dipl. Il. 25. 

» a. a. O. 69. 


— 15 — 


den erften Anftoß und bie Beranlafjung zu Brunen- 
burgs Stiftung gegeben, und daß eine Berpflanzung ber 
Nonnen von borten hierher, jenem feinen Untergang und 
diefem feine Aufnahme gebracht hat. 


Die in neuefter Zeit entdedte erſte und einzige Spur 
über die Stiftung des Kloſters Brunen burg findet fi 
im Refrologium oder dem Todtenbuche der Abtei Arnftein, 
wornach die Seelenmeffen un? Anniverfarien in demfelben 
geleſen wurden. Hier flehet unter X. Kalend. Juny 
(23. Mär): 


(Commemoratio) Gisle comitisse & 
sanctimonialis in Brunburgk, ejus- 
dem loci fundatricis.") 


So einfach und nadet auch diefe Notize ohne alle Zeit 
und Geſchlechtsbeſtimmungen iſt; fo gibt fie doch Veran- 
laffung zu einer weiteren Grörterung und biftorifchen 
Schlüffen. Zunähft fragt es ſich: wer war diefe Grä- 
fin Gisle oder Giſelhild, die ald Stifterin des Klo⸗ 
ſters hier bezeichnet wird? Aus welchem Geſchlechte war 
fie geboren, und weldem gehörte fie an? Es if natür- 
li, daß wir uns zur Beantwortung diefer Fragen an die 
benachbarten gräflichen Familien wenden, die damald und 
fpäter in der Gegend des Kiofterd am melften begütert 
und berechtigt waren. Hier fommen num vor allen ans 








”) Es iſt zu verwundern, daß dieſe merkwürdige Stelle nicht 
ſchon früher entdeckt worden, da doch Wenck in feinen hiſtor. 
Abhandlungen ©. 138 u. ff. und Kremer a. a. O. II. 410 
u ff. Auszüge aus dieſem Recrologium gegeben haben. 

8* 


- 16 — 


deren bie Grafen von Arnfein und Kapenelnbogen 
in Betracht, und ich nehme feinen Anſtand diefe Gräfin 
Giſelhild für eine der fieben Töchter des Grafen Lud⸗ 
wig J. von Arnfein, die mit einem Grafen von Lau⸗ 
fen vermählt wurbe, zu erflären und fege zur Erläntes 
rung folgende Stammtafel hierher: 

Arnold 

der Erbauer der Burg Arnfein. 
1048. 1050. 52. + 1061 


Ludwig 1. 
1061. 1067. 1076. 


— — 
Ludwig ll. von Arn— Giſelhild, 
ftein. @vermählt mit den Grafen 
1105. 1107. 1108. Eonrad von Laufen, 
Gemahlin Udilhild von 1127. 1139.) 
Udenkirchen + lange Stifterin des Kloſters 
nad 1139. Brunenburg. 


Ludwig 1. Adelheid, 
1139 Stifter der Abtei Gem. Henri, Grafen 
Arnftein. + 1185, 25. von Kapenellendogen. 1151. 
Det. Gem. Guda, Gräs 1166. 1173. 
fin von®omeneburg. | 
— — — 
Berthold Diether, 
1189—1204 1214 + um 
1219. 
Grafen von Kapenel» 
lenbogen. 
Die Landeshoheit und den größten Theil der Grund⸗ 


— 17 — 


berrlichfeit über das Kirchſpiel Kirdorf mit dem Dorfe 
Bremberg ’*) und dem in defien Gemarkung gelegenen 
Klofter Brunenburg befaßen die Grafen von Arns 
fein bis Ludwig 11. beym Anlegen des Moͤnchskleides 
fi der erfteren begab, die nun an Ifenburg und von 
diefem an Naffau und Kapenellenbogen übers 
ging, was das fpätere Bierherrifche mit ausmachte und 
die leßtere feiner Klofterftiftung in Arnſtein zuwandte. 
Daß aber auch ein Theil diefer Grundherrlichfeit als Aus⸗ 
feuer bei ihren Vermählungen in die Hände der fieben 
Schweftern feines Baterd gekommen fey, entſpricht ganz 
dem Gebrauche jener Zeit. Und welche Annahme liegt 
nun näher, ald daß Gifelhild, die das Kloſter in dem 
Gebiete, welches einft den Grafen von Arnftein bis vor 
kurzem angehört hatte, anlegte, ein Sprößling dieſes gräf 
lichen Haufes fey. Was mich aber beftimmt, fie für bie 
unter den fieben Töchtern des Grafen Ludwig 1. zu 
halten, die ſich in das gräfliche Gefchleht von Laufen 
vermählte und eine Tochter Adelheid hatte, bie des 
Grafen Heinrih6 von Kapenellenbogen Gemah— 
fir und eine Stammmutter in biefem Haufe wurde, {ft 
der Umftand, daß die Grafen von Kapenellenbogen 
diefes Klofter für ihr Bamilieneigenthum hielten, es 1326 
mit in ihre Landestheilung zugen »), und es bei ihrem 
Ausiterben an Heffen vererbten, fo daß es der Landgraf 
Philipp der Großmüthige bei der Einführung 


»2) Diefes Dorf fommt in Urkunden und im Arnfteiner Recrolog 
immer unter bem Ramen Brunnenbacd vor, und unters 
ſcheidet ſich gemau vom Kloſter. 

33) Bend’s Heff. Landesgeſch. I. urkb. 109. 





— 118 — 


der Reformation ohne alle Einfprache von Seiten feiner 
vierherrifchen Mitgebieter einfeitig aufheben und feine Bes 
fitungen dem von ihm geftifteten Klofter Gronau zu—⸗ 
wenden konnte. in folches Familieneigenthum ſetzt eine 
Familienftiftung voraus, und läßt fi in dem vorliegen: 
den Kalle nur erklären, wenn man der Gräfin Giſel⸗ 
bild die oben bezeichnete Stellung gibt. 

Giſelhild brachte vermuthlich die Zeit ihres Witt⸗ 
wenftanded auf der benachbarten Burg Kapenellen- 
bogen bei ihrer Tochter Adelheid zu, fahe von bier 
aus das herrliche Gedeihen der geiftlichen Colonie in ih- 
rer väterlihen Stammburg Arnftein, und wie ihre 
nächften Verwandten, Neffe und Nichte, der Welt entfagt, 
ſich bier dem SKlofterleben ergeben hatten. Diefed mag 
denn auch den Entfchluß zu einer ſolchen Stiftung und 
eignen Hingebung bei ihr hervorgerufen und zur Reife 
gebracht, wie die Begeijterung für den erft neu aufgekom⸗ 
menen Prämonftratenferorden auch auf fie übergetragen 
haben. Die Stiftung des Kloſters Brunnenburg, in 
dem fie num felbft den Schleier nahm und den Reſt ihrer 
alten Tage zubrachte, mag um 1170 erfolgt feyn. 

Sein Name fommt im Jahr 1197 zuerſt urkundlich 
vor '*), wo es unter der Abtei Arnftein ftand, unter 
defien geiftlicher Vaterfchaft es auch bis zu feiner Secus 
larifation geblieben ift ’°). 





19 Gudenus a a. D. 11. 25. 

25) Diefe Kiliation ift unleugbar, cb gleich in der folgenden Aufs 
zeichnung bes Necrologe von Arnflein nicht enthalten: Hec 
sunt claustra pro quibus pleaum debemus officcum, cum 
corporali disciplina per omnia sic pro nostris: Gratia Dei, 





— 119 — 


Der Erzbifhof Johann von Trier vermachte in feinem 
Teftamente um 1211 den biefigen Schweftern (in Bru- 
nisberc) 10 Pfund zu einem ewigen Lichte vor dem Hoch⸗ 
altare 6). Der Bau der Kirche war alfo damals fchon 
vollendet. 

Im Jahre 1224 fchenkt der Pfarrer Walram in 
Klingelbach ') diefem Klofter und der Abtei Arnftein 
gemeinfchaftlich einen von dem Grafen von Raflau erhal 
tenen Plag zu Holdenrugge ’°) zur Anlegung eines Wein« 
bergs mit gräflicher Einwilligung ). 

Einen befonderen Gönner hatte das Klofter an dem 
frommen Ritter Heino von Laurenburg, wie nach⸗ 
ftehende Urkunde beweifet: 


Want nit ficher ift dan der dot, vnd mit vnficher 
dan Die zit des Dobed, Her vmme han ih Heyno 
eyn Ritter van Lurenburg vnd Aleyd min eliche 
huffraume vnſer felen heil vor bedacht, vnd han bit 
gudem finne, vnd bit gefundem libe, bit villen vnd 
verheneniffe Dyderiches, mined funed Ritters, 
Johannis van Langenauve mined Eydems 


Munstre, Lacus, Besleich, Gummersheim, Einkinbach, 
Vallis ste. Marie, Wesele, Capella.! 

€) Günther Cod. dipl. Rhen. Mosell. II. 104. 

27) Diefer ftarb als Canonicus in Limburg. Arnſtein. Recrolog 
unterm 1. Zan. Commemorstio Walerami sacerdotis et 
canonici in Limpurg, qui dedit nobis dimidiam partem 
vinee in Holdinruke. 

28) Der jenige Hof Hollerich zwifchen der Burg Langenau und 
Raffau. 

29) Gudenus a, a. D. II, 41 u, 22. 


— 118 — 


der Reformation ohne alle Einſprache von Seiten feiner 
vierherrifhen Mitgebieter einfeitig aufheben und feine Bes 
fiungen dem von ihm geflifteten Klofter Gronau zus 
wenden konnte. Gin ſolches Bamilieneigenthum feht eine 
Familienfiftung voraus, und läßt fi in dem vorliegens 
den Falle nur erflären, wenn man der Gräfin Giſel⸗ 
bild die oben bezeichnete Stellung gibt. 

Giſelhild brachte vermuthlich die Zeit ihres Witte 
wenſtandes auf der benachbarten Burg Kapenellens 
bogen bei ihrer Tochter Wdelbeid zu, fahe von bier 
aus das herrliche Gedeihen der geiftlichen Eolonie in ih⸗ 
rer väterlichen Stammburg Arnftein, und wie ihre 
nächften Verwandten, Neffe und Nichte, der Welt entfagt, 
ſich bier dem Klofterleben ergeben hatten. Dieſes mag 
denn auch den Entſchluß zu einer ſolchen Stiftung und 
eignen Hingebung bei ihr hervorgerufen und zur Reife 
gebracht, wie die Begeifterung für den erft neu aufgekom⸗ 
menen Prämonftratenferorden auch auf fie übergetragen 
haben. Die Stiftung des Klofter6 Brunnenburg, in 
dem fie num felbft den Schleier nahm und den Reft ihrer 
alten Tage zubrachte, mag um 1170 erfolgt feyn. 

Sein Name kommt im Jahr 1197 zuerft urkundlich 
vor >), wo ed unter der Abtei Arnftein ftand, unter 
deſſen geiſtlicher Vaterſchaft es auch bis zu feiner Secu⸗ 
lariſation geblieben ift *). 





) Gadenus a a. D. Il. 25. 

35) Diefe Filiation if unfeugbar, ch gleich in der folgenden Auf⸗ 
zeichnung des Necrologe von Arnflein nicht entalten: Hec 
sunt claustra pro quibns plenum debemus officium, cum 
corporali disciplina per omnia sic pro nostris: Gratia Del, 


- 19 — 


Der Erzbifchof Johann von Trier vermachte in feinem 
Teftamente um 1211 ben biefigen Schweftern (in Bru- 
nisberc) 10 Pfund zu einem ewigen Lichte vor dem Hoch⸗ 
altare '*). Der Bau der Kirche war alfo damals ſchon 
vollendet. 

Im Jahre 1224 fhenkt der Pfarrer Walram in 
Klingelbad ’7) diefem Klofter und der Abtei Arnftein 
gemeinfchaftlich einen von dem Grafen von Raffau erhal 
tenen Plag zu Holdenrugge ’°) zur Anlegung eines Wein · 
bergs mit gräflicher Einwilligung ). 

Einen befonderen Gönner hatte das Klofter an dem 
frommen Ritter Heino von Laurenburg, wie nach⸗ 
ſtehende Urkunde beweifet: 

Want nit fiher it dan ber dot, vnd mit vnſicher 
dan bie zit des Dodes, Her vmme han ih Heyno 
eyn Ritter van Lurenburg vnd Aleyd min eliche 
huffraumwe vnſer felen heil vor bebacht, vnd han bit 
gudem finne, vnd bit gefundem libe, bit villen vnd 
verheneniffe Dyderiches, mined ſunes Ritters, 
Johannis van Langenauve mines Eydems 


Munstre, Lacus, Besleich, Gummersheim, Kinkiobach, 
Vallis ste. Marie, Wesele, Capella.| 

»*) Günther Cod. dipl. Rhen. Mosell. II. 104. 

7) Diefer ftarb als Ganonicus in Limburg. Arnſtein. Recrolog 
unterm 1. Jan. Commemoratio Walerami sacerdotis et 
canonici in Limpurg, qui dedit nobis dimidiam partem 
vinee in Holdinruke. 

»%) Der jegige Hof Hollerich zwiſchen der Burg Sangenau und 
Raſſau. 

39) Godenus a, a. ©. II, 41 u, 42. 


Ritter, vnd Elfabeth, miner dochter Ende, vor 
vnſe ſelen, vnd Bacen miner erften huſftauwen 
Sele, vnſe ſelgerede gemacht vud geſazt als her na 
geſcriben ſtet vnd ſal diz vnſe leſte Wille ſin vnd 
bliben. Ban erſt han wyr geſazt vnd ſezzen in daz 
Cloſter zu Brunnenburcg, vf ſente Peters vnd 
ſent Paulis Elter zu eyner ewigen Miſſen eynen 
Wingarten an Gudenacker berge, den man nennet 
Leclebart, anderwerp zu Kezzelbach bi Menzer 
ſtraze van vnſem gude echt malder kornis Limpurger 
majzes, vier malder habern Etgeſteyner mazes, eynen 
ſchilline penninge vnd ſes zins hunre, vnd waz dar 
vber iſt daz ſal vnſen erben vallen, Anderwerp van 
vnſem gude zu Vſſilbach wy daz gelegen iſt, ges 
nant ober vngenant, geſucht oder vngefucht, vier 
marc penninge alle iar vf fente martind dag zu 
geben, zu Retrode cyn vuder hauwes van ber 
wyſen dy wyr Fauften vmme Johan van Netrode 
vnd daz fal vnſe Hobeman alda alle iar tufchen den 
zweyn vnſer frauwen miſſen deme prifter ber den 
elter befinget zu Bruunenburcg antworten. 
Anderwerp deme felben prifter, na Lucarde miner 
dochter zu Brunmenburcg dode, eyne marc geldes, 
dy wyr Fauften vmme Eriftian den burger zu Cram⸗ 
perg, vf eynen Wingarten, daz he da mide fercen 
vnd zierte vf den elter keufe bit wizzen eyner Abtiſ⸗ 
fen zu Brunnenburcg, Anderwerp zweue ſchil⸗ 
linge pennincgeldes, dy ſal Dylo van Brunnen- 
bach vnd fin erben geben, daz be in der Wochen 
eyne miſſe van fente Thebalde finge, Vortme hat 





men 


11 — 


dy Eptiffen vnd der Gonvent zu Brunnenburcg 
zu deme felben elter eyn hus bi der Fuchen gegeben, 
daz der prifter da inne fal wanen vnd wollen wyr, 
- vud ſezzen daz alfo, daz eyn Apt zu Arinfteyn 
vnd eyn Abtiffen zu Brunnenbureg alle wege 
na min Heynen bode den elter eynem befcheyden 
prifter femmentlichen geben. Anderwerp hat derfelbe 
prifter van gnaden vnd willen des Aptes vnd bes 
Eonventes zu Arinfteyn, day he hulz zu finem vure 
hauwen mad) in Brhaumwe der van Brunnenbach, 
Anderwerp ſezzen wyt druzien ſchillinge gelte, und 
dy fal eyn Mbtiffen zu Brunnenburcg geben 
van yren cinfen zu Brubach, eyne mare vf min vnd 
Bacen und Aleyde miner huffrauwen iargecide 
vnd eynen failline dem probefte, Anderwerp han 
wir geſezt vnd gegeben vnd ſezzen vnd geben in 
dyfem genwortigen bribe vf fente Faterine elter zu 
Arinftegn in dem erucegange Echtzien fchillinge gels 
des, vf vnſe deil des gudes daz wir bit dem apte 
van Arinſteyn zu Brunnenbach vnd zu Gu— 
denader kauften vmme Walter van Hoen— 
ſte yn zwa mare geldes vf vnſe gut zu Vſſelbach, 
vnd zwa vnd ſeszich marc penninge an gereydem 
gelde daz der Convent eyn ewige miſſe vf dem alter 
da von halden fal, Anderwerp dem Convente zu 
Arinfteyn dri fpillinge gelves vf min gut zu Nefen, 
Anderwerp fezzen ich vor min vnrecht, vf min gut 
zu Wydergis vunf malder forngeldes aen eyn 
echtil, vnd daz fal man eyme perner zu Etgefteyn 
antworten, baz he da van alle fridage ewilich eyn 


- m — 


halp echtil brodes armen Tuben gebe, Anderwerp eyn 
ame wingeldes dy ich Taufte vmme Ruprecht van 
Widenauwe vf.eynen Wingarten in ber fronaume 
den barouzen zu Limpurcg alfo daz der Gardian 
vf dy vier onfer fraumen miffen, ie zu dem hoch⸗ 
gecide den brubern ſes viertel Wines geben, Anders 
werp zu Kirtorf zwene ſchillinge gelbes vf Anfelms 
flarden Wyſe in ber Heidebach eynen dem perner, 
vnd eynen zu dem geluchte, Anderwerp eyn halp 
malder lorngeldes baz ich faufte zu Biburg vmme 
herman cremer vf eyn hus vnd eyn hobſtad vnd 
eynen garten eyn echtel dem perner zu Haben» 
ſcheyt eynz dem perner zu Schonenburne und 
eynz dem perner zu Kungel bach ba fi und 
iargecide da van begen, Anderwerp zwene fchillinge 
geldes van dem gude zu Milenberg eynem perner 
zu Eften vnd eynen bem perner zu Hirfberg, 
Vortme wil ih Heyno vorgenant daz Dyberich 
min fun Johan min eydem und Elfabede miner 
dochter kint mogen haben na minem dode dy ſes 
marc zu Vſſelbach zu lofene Dyderich dri vnd 
Johan vnd Elfabede kint dri bit andern fes 
marc geldes dy alfo wal belacht fin, Auch hat mir 
Dyderich min fun in guben truen globet, ob ſich 
dig felgerede an feynem dinge ftige oder hinderte, 
daz he ig vurbern vnd volouren fal na aller finer 
moge, Vmme daz biz vorgeferiben felgerede vaſte vnd 
ewig fi vnd blibe han ih Heyno, Dyderich 
min fun, vnd Johan van Langenaumwe min 
eydem vnſe ingeſygele an dyfen brif gehangen, vnd 


— 13 — 


hat bit eynander gebeben dy erfamen geiftlichen Tube 
Hern Wilhelm den Apt zu Arinfteyn, by 
Aptiffen ond den Eonvent zu Brunnenburcg 
daz fi yr ingefygele auch an dyfen brif wollen henlen, 
Vnd wor Wilhelm Apt zu Arinfteym Abtiffen 
vnd Convent zu Brunnenburcg vorgenanten 
erfennen vns des daz wyr vm bede ber egefcriben 
erbern Ritter vnſe ingeſygele an dyſen brif han ge⸗ 
haugen de geſcriben vnd gegeben wart na godes 
geburt Druzien hundert iar vnd ſes vnd drizich iar 
Im converſione fancti Pauli °°). 


Derfelde Ritter Heino von Laurenburg ver 
machte auch dem Kloſter in feinem Teftamente 1352, 
fer. 5ta p. Oculi (16. März) 12 Mark Denarien zu 
einer Seelenmeſſe für fich, feine Vorfahren und Nachkom⸗ 
men, und fein weißes Pferd mit allen Waffen, um dafür 
Gefälle für das Refectorium am Tage feines Annivers 
ſariums zu erwerben. Weiter beftimmt berfelbe, daß die 
Güter in Kezzelbach *), die er zur Stiftung eines 
Altares in der Klofterfirche gegeben, von feinen Erben mit 
baarem Gelde abgelöfet werden dürfen. 

Im Jahre 1343, d. Fab. 4 Sebast. (20. Januar) 
überließ das Klofter fein Theil Weingartend zu Holdens 

”) 25. Jan. Vom Originale der Abtei Arnftein, jegt im Staats: 
archive in Idſtein. 

21) Keſſelbach im Kirchſpiele Oberauroff im Amte Wehen. Dan 
ſieht deutlich in dem vor mir liegenden Driginale des Staats— 
ardjives in Idſtein, daß Kezzilnhayn (wie Gudenus a. a. ©. 
IM. 360 unrichtig fogt) in Kezzilnbach coreigirt if, womit 
auch die irrige Urkunde von 1336 flimmt, 


- m — 


rund lauflich an die Abtei Arufeim, wie folgender Urs 

lundenauszug nadjweifet: 

J Wir Benigna von Godes gnaden Eptiſſen, Eli⸗ 
ſab et h Priorſe vnd der gemeine Conuent des Klo⸗ 
ſters zu Brunenburg dun kunt — daz wir — 
verlaufft han — den geiſtlichen luden, Hern Wil⸗ 
helme dem Apte, vnd dem Conuente zu Arin- 
ſtein, vnſer deyl der wingarte vnd des Kelterhuſes 
zu Huldeurucke vnd waz wir da han, des fi daz 
ander deil hant, erplich vnd ewelich zu habin 
vnd zu beſihen zu allem dem rechte als wirz 
herbracht han, vmme ſes vnd drijich marc gude 
penuinge, dri haller vor den penniug gezahlt, Naſ⸗ 
ſower werunge — vnd han wir ja daz gud 
vffgedran vnd vfgegeben bit halme vnd bit munde 
vor ſchulteizen vnd vor ſcheffin, als recht vnd ges 
wonlich iſt in dem gerichte zu Naſſowe, da 
das gut inne gelegin iſt x. 

In dem Necrologium der Abtei Arnſtein ſtehen die 
Vor⸗ oder Kloſternamen aller Perſonen, die in dieſem 
Kloſter gelebt haben, zum Behufe des Leſens der Seelen⸗ 
meſſen für ſie, eingetragen, woraus ich folgende hier mit⸗ 
theile. 

1. Aebtiſſinnen: 

Adelheid. Irmentrud. Adelheid. Mec- 
tilde Agnes Sophie Lucard Eliza— 
beth von Heppenberg. Jutte. Adelheid. 
Lucard. Benigne (1343 f. oben) Jutte. 
Katherine Adelheid. 


— 15 — 


2 Brioriffinnen: 

Katherine Elizabet (1343 f. oben) Guda. 
Katherine Stille 

3. Proͤbſte: 

Henrich (185°) Wolfram (1358). 
Iohannes. Drtvin (147°). 

Dann fommt Mepe von Heppenberg als Euftrir 
vor, wie dann die Töchter des benachbarten Adels hier 
eine anftändige Unterkunft fanden. 

Bei der Aufhebung des Klofterd von Seiten Heſſens 
find alle Urkunden und andere fhriftliche Denfmäler defr 
felden mit fortgenommen und unfern Archiven entzogen 
worben. 








=) Godenus a. a. O. II. 44. 

23) Wo er bie Armen» und Giechhausorbnung in Arnflein mit 
errichten hilft. 

%) Kremer a, a, ©. Il. 282. 


VII. 
Beiträge zur Geſchichte des Kloſters 
Sachiugen, von Demfelben. 





Das Dorf Fachingen, mit feiner berühmten Mine⸗ 
talquelle liegt in einem, auf drei Seiten von Bergen und 
auf der vierten von der Lahn eingefchloffenen fehr freunds 
lichen Thalfeffel, zwiſchen der Stadt Diez und dem Schloffe 
Schaumburg, von beiden ungefähr gleich weit entfernt. 

Die Landeöhohelt ober Gerichtsbarkeit über dasſelbe 
fand feit dem 13. Jahrhundert neben den Grafen von 
Diez aud den Herrn von Wefterburg, ald Inha- 
bern der Herrſchaft Schaumburg, aber nur zum fleineren 
Theile zu. 

Dem letzteren gehörte auch das Patronatrecht über die 
Kapelle des Dorfes, welche den Ritter Georg als Schutz⸗ 
heiligen hatte, und mit dem Dorfe ſich dem Kirchfpiele 
Sreiendiez anſchloß. Diefe Kapelle beftand ſchon 1350, 
20. September, wo ein Johannes ald Pleban in Bas 
chunge in einer Urkunde genannt wird. 1423 in crast, 
Lucie (14. December) ftelt Gilbert Elericus, Henne 
fon zu der Molen eyns yngefefgen burger zu Wefterburg 
einen Reverd aus, daß ihm „der eddel Zunder Reyn⸗ 
„hard Herre au Wefterburg vnd zu Schauwen— 
„burg die Kapelle zu Vachungen gelegen, die von 
„yme vnd ſyner Herrſchaft Schauwenbur g rorit luter⸗ 





— 7 — 


„lichen vmb godes willen gegeben vnd damitde belehent 
hait· ). 

Die Kapelle hatte eine eigenthümliche Mühle, welche 
1434 in fest. S. Michael. (29. Septbr.) von dem Junfer 
von Weſterburg und Bilbraht-Schonhalßs *), Cano⸗ 
nicus zu Gemünden, und damals Eapellan hier, an Henne 
Rode, Beterburgichen Schuldheis m Bahungen für 
jährliche zwei Limburger Malter Kornes verlichen wurde, 
und wobei ber Pächter noch verſpricht: „auch fal ich 
«10 iglicher zyt, wan fiſche fellich fint, mynem gnebis 
„gen Juncher vurgen. eyme dynſt myt fiſchen vß der bache 
„thun, und den zu Schauwenburg vff dragen ?). 

Euno Herr zu Wefterburg und Schauwens 
burg belehnte 1449, 5ta fer. p. Octav. Epiphan, 
(18. Januar) den Johannes Gerhardi, einen Pries 
Rer von Gemünden, mit der Kapelle in Fachungen *). 

Diefer Euno faßte bald darauf den Entſchluß die 
genannte Kapelle der in Fachingen beftehenden Clauſe, die 
mit Nonnen vom St. Wilhelmsorden bevölfert war, zu 
ſchenlen, und führte diefes auch aus, wie bie folgende Urs 
funde, aus dem Originale mitgetheilt, nachweifet. 

In nomine sancte d* individue Trinitatis Amen. 
Nos Cono de Westerburg Dominus in 


*) Aus dem Originale. Es fiegelt der Priefter Arnold von 
Bilmerrode, 

2) Aus dem abelichen Geſchlechte der Schönh al ſe von Als 
bredtenrobe, 

3) Aus dem Driginale. Es fiegelt Friedrich Breder von 
Hopenkein. 

+) Deßgleihen. Den Revers fiegelt Appel von Patheym, 
Kapellan zu Wefterburg. 


— 18 — 


Schauwenburg Metza de Vyrrenburg 
nostra conthoralis $° uxor legittima Tenore 
presentium hijs scriptis publice recognoscimus 
& profitemur pro nobis nostris heredibus ac 
dietorum comitatus et dominii nostris in We- 
sterburg&Schauwenburg legittimis suc- 
cessoribus Quod matura & rationabili delibe- 
ratione prehabita attentis circa hec augmento 
cultus divini honoris prout relacione viridica 
spiritualium & secularium nobilium & ignobi- 
lium didicimus Cui merito inquantum possumus 
& in nobis est obtemperare & totis viribus 
adherere debemus ut tenemur Cum hec sit 
summa felicitas & consumnatio omnium Cognos- 
cere creatorem & illi soli servire Quia eterni 
hec est retributio iustorum ſuturi seculi Hinc 
est, quod capellam sancti Georgii martiris in 
Vachongen Treverens. dyoc. sub distrietu 
limitibus cura d° regimine parochialis ecclesie 
in fryhen Dyetze sitam quam ad presens 
honorabilis dominus Henricus Brechtell 
canonicus in ecclesia collegiata beate marie 
virginis in Dietze per nos d' a nobis jure 
patronibus presentatus obtinet $' habet in pos- 
sessione pacifica & quieta Cujus capelle col- 
lacio presentacio provisio seu quevis alia dis- 
positio dum quotiens & quando eam vacare 
contigerit ad nos & ad nostros heredes ac 
legittimos dietorum comitatus & dominii We- 
sterburg & Schauenburg successores 





— 19 — 


pleno perfecto & paterno jure quod jus patro- 
matus dicitur spectat & pertinet prout etiam 
tanto tempore spectavit et pertinuit quod ejus 
contrarium in memoria hominum non existit, 
Quod dietum jus presentandi conferendi provi- 
dendi seu alias quovismodo disponendi de pre- 
dicta capella vigore jurispatronatus in nos 
innatum ac paterno jure hereditatis successione 
hereditarie devolutum Religiosis soro- 
ribus ordinis sancti Wilhelmi ibidem 
in Fachongen in reclusorio apud 
dietam capellam reclusis domino ju- 
giter servientibus damus ac libere resig- 
namus ad manus earendem reclusarum pure 
& libere simpliciter propter deum cum omni 
jure prout & quemadmodum ad nos a progeni- 
toribus nostris in et ad nos ex successione 
hereditaria devolutum est Sic quod dicte soro- 
res & recluse eandem copellam cum eandem 
vacare contigerit conferre & presentare aut 
sibi eandem incorporare quomodo id de jure 
seu gratia melius & utilius pro ipsarum ac 
diete reclusorie utilitate ordinare & disponere 
potuerit secundum omne ipsarum desiderium 
& velle, sine nostra heredum ac successorum 
nostrorum seu cujuscunque alterius contra- 
dietione molestatione inquietatione seu impedi- 
mento Sic tamen quod postquam eandeın capel- 
lam adepti fuerint ipsanıque si expediens fuerit 
sacerdoti ydoneo contulerint aut sibi incorpo- 


9 


raverint seu retinuerint, quod semper tamen 
ordinetur & disponatur quod dicta capella cum 
missis & officiaturis hactenus consuetis sine 
diminutione ebdomendatim & continue divinis 
laudibus tam ibi quam in Schauwenburg *) 
plenarie fiant oſicientur & serventur & in nullo 
penitus diminuentur Cum nos intuitu augmen- 
tatione divini laudis & honore sancte Trinitatis 
ac religionis incrementum dicte recluse & reclu- 
sarum ut speramus boni incepti huio nostre 
collationi & jure patronatus cessimus & ad 
manus dictarum reclusarum quemadmodum 
prescriptum est tradidimus & resignavimus, Et 
quod dicte sorores et recluse ac officians in 
dicta capella progenitorum nostrorum nostri 
nostre conthoralis prescripte ac successorum 
nostrorum omnium de Westerburg et 
Schauwenburg continuam et perpetuam 
habeant meınoriam omni tempore cum laudes 
divinae ibidem deo persolverint Et specialiter 
semel in anno cum vigiliis missis et commen- 
dationibus ob recognitionem et in recompensum 


5) Daß der Kapellan in Fachingen Meffe in der Burgkapelle zu 
Schaumburg leſen mußte, beftätigt auch das Zinsregifter 
des Kiofterd von 1470, worin es heißt: „zu ſchauwen- 
burg baz gefbe hinder dem hobegarten der phait der da 
get zu der bad) zu der linken hant van man ba bene get zu 
der ſteynkutten der zindet ber Gappellen zu fadhungen vun 
fol egn Gapplan bafelbft eyn meffe in der wochen zu ſchau⸗ 
nwenburg ville zyt es em gelegen iſt bun.’ 


— 11 — 


presentis donationis largiflue et pure propter 
deum facti et donati solemniter faciant et pera- 
gant In quorum omnium et singulorum robur 
et evidens festimonium premissorum sigillum 
nostrum pro nobis ac predicta metza contho- 
rali nostra nostrisque heredibus et successori- 
bus presentibus litteris duximus appendendum 
quo sigillo mariti mei dilecti et legittimi ego 
metza de virrenburg prescripta utor ad 
presens unacum eodem. Datum anno domini 
Millesimo quadringentesimo quinquagesimo oe- 
tavo ipso die beati Dyonisii et sociorum ejus 
martirum *). 

In diefer Urkunde erfcheint dieſe Höfterliche Anftalt 
zum erftenmale und zwar als ſchon länger vorhanden. 
Aber weder die Zeit ihres Beſtehens noch ihre innere 
Einrichtung läßt fi daraus entnehmen. Ihr reihen fh 
ſich nun jegt noch folgende biefelbe betreffende Urkun⸗ 
den aut. 

1468 dom. p. Martini (13. Rovember) beftätigen 
Dietrih Donner von Larheim und deſſen Ges 
mahlin Anne die Schenkung, welde ihre eltern der 
„Elufe vnd dem Goghufe zu Fachungen fante Wil 
helms Ordens“ an Wein in der Herrn Weingart in 
Fachungen gemacht hatte ”). 

Im Jahre 1470 tritt Medel von Langenſcheyt in die 
Schweſterſchaft „der Elufen zu Vachungen fent Wil 


6) 9. October. 
7) Bon dem etwas ſtark beſchãdigten Driginale. 
9 * 


— 18 — 


beim® Drbene" unb vermacht ihr bei biefer Gelegenheit 
Me ihre Vefigungen im Eſtener Gericht und zu Hirſch⸗ 
berg ®). 

Euno Herr von Weferburg farb 1459 und 
vermuthli war es fein Cohn Reinhard V., dem die 
Hebung und Erweiterung diefer adcetifchen Anſtalt alfo 
am Herzen lag, daß er ſich nach Rom wandte, und dem 
Pabſte Baul II. vorftellte, daß vor Zeiten die Grafen von 
Weferburg aus frommem Sinne im Bahungen ein 
Schweſterhaus, Et. Wilhelms Ordens und nach der Re» 
gel des heil. Benedicts, gefliftet hätten, in welchem jept 
unter einer Prioriffin, neun Schweftern, die Profeß ger 
than und geweihet feyen, mit anderen Novizen und Dies 
nerinnen, unter Anffiht und Eorrectur des Priors und 
Convents des Klofters der Wilpelmiten in Limburg wohn« 
ten, und wie diefe ans Mangel einer eignen Kirche mit 
Erlaubniß der Bundatoren an dem Gottesdienſte in der 
ihrem Haufe anftoßenden St. Georgöfapelle nur durch 
ein Fenſter hätten theilnehmen fönnen, bis ihnen von 
Euno von Wefterburg und defien Gemahlin Mega 
diefe Capelle zum Eigenthum und völligen Gebrauche 
übergeben worben fey, und nun hieran bie Bitte Inüpfte, 
diefer Schenkung nicht nur die päbftliche Beftätigung zu 
ertheilen, fondern dad Schwefterhaus ſelbſt zu einem Klo⸗ 


8) Bom Originale, das Dietrih Donner von Eurenburg 
und Hermann von Heyer, Pfarrer zu Eſten, befiegelt 
haben. Der erftere führt in der Urkunde von feinem damaligen 
Wohnorte den Ramen von Purenburg, in feinem @iegel aber 
ben richtigen Bamiliennamen : Donner von Baicheim, 


— 18 — 


ſter und die Kapelle zu einer Kloſterlirche zu erheben und 
alte ſich hieran reihenden Privilegien zu ertheilen ). 


Der Pabſt Paul ging zu Grabe, ohne dieſe Conceſ⸗ 
ſionsertheilung vollzogen zu haben und erſt ſein Nachfol⸗ 
ger Sirtus IV. erließ darüber folgende Bulle: 


Sixtus episcopus servus servorum dilecto 
filio decano ecclesie sancti Castoris in Con- 
fluentia Trevirensis Diecesis salutem et aposto- 
licam benedictionem. Rationi congruit et con- 
venit equitati, ut ea que de Romani pontificis 
gratia processerunt licet ejus superveniente 
obitu littere apostolice super illis confecte non 
fuerint suum sortiantur effectum. Dudum si- 
quidem felicis recordationis Paulo pp ij pre- 
decessori nostro pro parte dilectarum in Christo 
filiarum priorisse et sororum domus ville 
Fachongen ordinis sancti Guillelmi Treve- 
rensis dicecesis ex posito quod olim comites 
tunc existentes de Westerburg dicte diece- 
sis ex singulari eorum devotione in villa pre- 
dicta domum prefatam fundaverunt in qua ipsa 
priorissa cum novem sororibus vel circa pro- 
fessis et consccratis et aliis noviciis et earum 
servitricibus ex ordinatione heredum et succes- 
sorum dictorum comitum sub cura correctione 


9) Bon dem alten Goncept der Gingabe, welches aber Feine Zeits 
angabe hat. 


— 11 — 

et viritatione prioris ac convenlus monasterii 
per priorem soliti gubernari in Limpurg onlinis 
et dioecesis predictorum pro tempore existentium 
devotum et sedulum exhibeant Altissimo famu- 
latum, quodque dilectus ſilius nobilis vir Cono 
de Westerburg dominus loci in Schau- 
wenbarg et dilecta in christo filia nol 
mulier Metze eius uxor dietorum comitum fun- 
datorum heredes provide attendentes quod ipse 
priorissa ei sorores unge tunc capellam sivc 
ecclesiam propriam non habuerant sed de li- 
centia et concessione comitum fundatorum pre- 
dictorum ad altare capelle sancti Georgii 
contigue et conjuncte parietibus et edificis dicte 
domus que de jure patronatus eorumdem comi- 
tum erat, per quandam fenestram prospeetum 
habentes Missam audire et orationes ac preces 
ad Deum fundere solite erant, pia devotione 
ducti eisdem priorisse ct sororibus ius patro- 
natus et alia jura que ipsi conjuges in dicta 
capella habebant, ut priorissa et sorores ipsi 
ioibi divinum officium peragerent et pro ani- 
mabus fundatorum ac heredum et successorum 
suorum devotius exorararent Concesserant et 
donaverant, ac transtulerant in easdem prout 
in quodam publico instrumento desuper con- 
fecto plenius dicebatur contineri, ac eidem 
predecessori pro parte priorisse et sororum 
predictarum humiliter supplicato, ut domum et 
capellam predictas in Monasterium sororum 





— 18 — 


dieti ordinis, quod per priorissam gubernaretur 
erigere et eisdem priorisse ac sororibus ut 
domus et capelle predietarum structuras et 
edificia ampliare et reformare, ac ad formam 
Monosterii reducere valerent licentinm conce- 
dere, aliasque eis super hijs oportune providere 
de benignitate apostolica dignaretur, idem prede- 
cessor, qui per alias litteras suas tibi dederat 
io mandatis ut si et postquam tibi de premis- 
sis constitisset donationem cessionem et traus- 
lationem predietas pro ut facte erant et ratio- 
nabiliter processerant ac omnia et singula in 
dicto instramento contenta, et quecunque inde 
secuta apostolica auctoritate approbares et con- 
firmares prout in eisdem litteris plenius contı- 
netur sub Datum videlicet Pridie Kalend. Junij 
Pontificatus sui anno septimo voluit et conces- 
sit certo judici dari in mandatis ut si appro- 
bationem et confirmationem predictas per te 
dietarum litterarum vigore fieri contingeret, 
domum, et que sine cura erat, et ejus fructus 
redditus et patronatus trium marcarum argenti 
secundum communem extimationem valorem 
annuum ut priorissa el sorores asserchant non 
excedebant capellam predictas in Monasterium 
dieti ordinis erigeret et eisdem priorisse et 
sororibus, Quod domus et capelle predictarum 
structuras et ediſicia ampliare ct ad formam 
Monasterii cum ecclesia, campanili humili 





— 18 — 


pana, dormitorio et refectorio, claustro, ortis, 
ortaliciis et aliis necessariis oflicinis reducere, 
et in eadem ecclesia missas celebrari facere, 
nec non alia divina diurna ac nocturna oſſi- 
cia, sccundum dicti ordinis instituta alta voce 
cantare, et iuxta regularia instituta ordinis ejus- 
dem vitam ducendo omnibus et singulis privi- 
legiis exemptionibus libertatibus immunitatibus 
et indultis monasteriis et domibus dicti ordi- 
nis in genere concessis uti et gaudere libere 
et licite valerent, jure tamen parochialis eccle- 
sie et cujuslibet alterius in omnibus semper 
salvo eadeın auctoritate indulgeret non obstan- 
tibus constitutionibus et ordinationibus aposto- 
licis ac ordinis predicti inramento confirmatione 
apostolica vel quavis alia firmitate roboratis 
statutis et consueludinibus ceterisque contrariis 
quibuscunque, ne autem de voluntate et con- 
cessione predictis Pauli predecessoris prefati 
pro eo quod super illis ipsius Pauli prede- 
cessoris ejus superveniente obitu liltere aposto- 
lice confecte non fuerunt valeat quomodolibet 
hesitari ipseque priorissa et sorores earum 
frustrentur eflectu volentes et apostolica auc- 
toritate decernentes, quod voluntas et concessio 
hujusmodi Pauli predecessoris prefati perrinde 
a dicta die pridie Kalend. Junij sortiantiantur 
effectum ac si super illis ipsius Pauli prede- 
cessoris littere sub dicte diei date confecte 
fuissent prout superius enarratur, quodque pre- 





sentes littere ad probandum plene voluntatem 
et concessionem predecessoris hujusmodi ubique 
sufficiant nec ad id probationis alterius admi- 
niculum requiratur, discretioni tue per aposto- 
lica scripta mandamus, quatinus si et postquam 
ad executionem dictarum litterarum procedens 
earum forma servata confirmationem et appro- 
bationem feceris antedictas vocatis qui fuerint 
evocandi et constito de premissis, eidem pre- 
decessori expositis, iuxta ipsius predecessoris 
voluntatem et concessionem predictas domum 
et cappellam easdem in monasterium dicti or- 
dinis quod per priorissam gubernetur, prefata 
apostolica auctoritate erigas, ac eisdem prio- 
risse et sororibus ut domus et cappelle pre- 
dietarum structuras et edificia ampliare et re- 
formare ac ad formam monasterii cum eccle- 
sia campanili humili, campana, dormitorio, re- 
fectorio, claustro, ortis, ortalitiis et aliis ne- 
cessariis oflicinis supradictis reducere, et in 
dicta ecclesia missas celebrari facere, ac di- 
vioa officia diurna et nocturna alta voce iuxta 
regularia instituta predicta decantare et sub re- 
gulari observantia ordinis predicta vitam du- 
cendo omnibus et singulis privilegiis exemp- 
tionibus libertatibus immunitatibus et indultis 
aliis dieti ordinis monasteriis et domibus ac 
illorum priorissis et sororibus apostolica vel 
alia quavis auctoritate in genere concessis uti 


— 18 — 


potiri et gaudere licite valeant eadem auctori- 
tate concedas jure tamen parochialis ecclesie et 
cujuslibet alteriss in omnibus semper salvo, 
Non obstaatibus omnibus supradictis. Datum 
Rome apud sanctum Petrum anno incarnationis 
dominice millesimo quadringentesimo septua- 
gesimo primo Octavo Kalend. Septembris '°). 
Der Decan Johannes Spey an der St. Caſtorkirche 
in Coblenz vollzog auch, wie ihm aufgetragen, 1472 am 
20. Februar ") diefe Bulle. Davon aber, daß von der 
darin ertheilten päbflichen Erlaubniß, die Gebäude zu er 
weitern und völlig Möfterlih einzurichten, Gebrauch ge 
macht worden fey, findet ſich nicht die geringfte Nachricht. 
Es ift im Gegentheil fchr in Zweifel zu ziehen, daß die⸗ 
ſes gefchehen fey, da es wohl an den Mitteln hierzu fehlte 
und die Zeit in der Nähe der Reformationsperiode für 
dergleichen eben nicht mehr fehr günftig war. 
Das Schweſterhaus oder die Elaufe hat alfo wohl in 
ihrer biöherigen Einrichtung ganz beſcheiden bis zur Auf⸗ 
hebung fort beftanden. 





3°) 25, Auguſt. Das Original ift nad) der Länge durchſchnitten 
und nur die Hülfe noch davon vorhanden. Das Fehlende 
tonnte aber aus der Urkunde über den Vollzug biefer Bulle 
leicht fupplirt werben. 

"27 Diefe Voltziehungsurkunde if zwer von 1471, 20. Februar 
datirt, aber mit ansbrüdliche Vemerkung nad; Trierifcher Art 
zu fehreiben, wonad; das Jahr mit Mariä Werkündigung (23. 
Märy) anfing, fo daß fie nach ber gemöhnlichen Zeitrechnung 
ins Jahr 1472 fäut, 





Vernpard Schmitt oder Faber, Vicarius am 
Erifte in Diez, kommt 1477 als der Kirche und „Eus 
fern" Kaplan in Fachungen vor, und 1487, Allerheil. 
41. November ) beftelte Johann Ruß, Provincial des Et. 
Wilhelmsordens in den oberteutfchen Landen und Prior 
wu St. Mergenporten den Johann Aquila „zu eyme 
„bichter, Vorſorger end yn die almufen zu bibden, fo 
„vied vnd fere bie Termenie vnßes orden bafelbeft in 
„Trier bifchtum bißher gefordert if,“ für die EchweRern 
des Convents; ſtellte diefen unter feine unmittelbare Cor⸗ 
rectur und behielt fi eine Beichtabnahne bei den Schwe⸗ 

" fern jeden Jahres vor. Hierbei wird die Echwefter El⸗ 
sin als Prioriffin des Convents genannt "). 


1518, Eamftag nach 3 König (9. Januar) verlehnen 
die Priorijiin und der Gonvent der Clauſen in Vachingen 
die 10 Gl., welde Chriſt Schöman von Iſenbach zu 
einer ewigen Wochenmeſſe in der Kapelle daſelbſt legirt 
hatte, gegen einen jährlichen Zins von 12 Weifipfennige 
vor dem Gericht dafelbft *°). 


1527, Dculi (20. März) faufen Catharine von 
Meng, Prioriſſin und der Convent des Kloſters ein Mal: 
ter jührlicher Korngülte, Dieger Maßes für 20 GL. ') 


+2) Bon einer gleichzeitigen durch einen Notar beglaubigten Abs 
ſchrift. 

+) Aus dem Driginal. Da bos Gericht kein eignes Siegel hatte, 
fo fiegeit Werner Koeth von Wanfdieb. 

.) Alte Abſchrift. 


Desgleichen auch 1531, Martini, wobei Johann als 
Kapellan in Vachingen genannt wird "*). 


1542, Montag nad Reminife. (6. März) überlaffen 
Catharine, Priorifiin und der Eonvent ihren Garten 
su Birlenbach an den Raſſauiſchen Keller Dietrich von 
Heppenberg und deſſen Gemahlin Jutte Berren- 
kot in Diez für einen jährlichen ewigen Echweingulden, 
ben biefe für den Convent fünftig an die Herru der Grafe 
ſchaft Diez zu bezahlen übernehmen *). 


1553, Mitw. in d. Ofirtag (29. März) verlehnen 
die Materfe und der Eonvent ein Capital von 10 Gl. 
für a Gl. jahrl. Zinfe ”). Detgleigen auch 1554, 
Urbani (35. Mat) die Priorin und der Gonvent ’°). 


Sept trat das für das Mofter fo verhängnißvolle Jahr 
1564 ein, worin Graf Johann der Aeltere von 
Naffau-Dillenburg, nachdem er den fogenannten 
Dieger Bertrag mit Trier abgeſchloſſen hatte, in dem ihm 
verbliebenen Theile ber Graffhaft Diez, wozu aud) das 
Kirchfpiel Freyendiez gehörte, die Reformation nach Luthers 
Grundfägen einführte, 


»5) Driginal. Auch hier fiegelt Werner Koeth von Wans 
ſchied für das Gericht Fachingen. 

»6) Driginal. Reben dem von Heppenberg fiegelt Dietrich 
Koeth von Vanſchied. 

»7) Driginal. Br das Gericht Fechingen fiegelt Dietrich von 
Heppenberg, Keler und Burgmann in Diet. 

8) Original. Wie in voriger Rote, 


— 11 — 


Auf Veranlaſſung des jeht in Freyendiez angeſtellten 
lutheriſchen Pfarrers Jo ſt Eber hardi, und auf deſſen 
Anzeige bei dem Georg von Weſterburg zu Schaumburg, 
daß die Fortdauer der Mefie in der Elaufe Aergerniß und 
Unordnung verurfache, welchem der Graf, als ein Liebha⸗ 
ber des reinen Worted Gottes, abhelfen möge, warb mit 
deffen Genehmigung 1565 im Februar die Mefie abge 
ſtellt und flatt deren in der zur Elaufe gehörigen Kapelle 
eine Wochenpredigt, die der Pfarrer von Freyendiez halten 
ſollte, angeordnet °°). Diefer predigte auch an ben Feyer⸗ 
tagen des Nachmittags dafelbft, und die Prioriffin und 
Eonventualen in der laufe gingen zum lutheriſchen Ber 
Tenntniffe über, und behielten aber darin doch, vermuthlich 
bis zu ihrem Ansfterben, ihre gemeinfame Wohnung. 
Letzteres war noch 1570, 14. Ian. der Fall, wo der 
Pfarrer Eberhardi dem Grafen Reinhard von Wefterburg 
Hagt, daß der Keller in Schaumburg den Pfarrer zu 
Habenfcheid in die Claufe zum predigen verordnet, und 
die Gemeinde Fachingen von diefem Sonntagepredigen 
verlangte, wodurd ihm feine Pfarrfinder, die von Alters 
ber in die Kirche zu Breyendieg gehörten, entzogen 
würden. 


Das Klofer hatte Befigungen und Gefälle, wie fein 
noch vorhandenes Rentenverzeichniß nachweifet, in Fachin⸗ 


9) Arnoldi’s Geſchichte der Dran, Naſſ. Ränder III. b. 224. 
Bo jedoch die Angabe, daß ein Dieger Gtiftsgeiftticer die 
Meffe und den Gottesdienft in der Kapelle gehalten, aus dem 
eben Borgelommenen zu berichtigen ift. 


— 18 — 


gen, Birlebach, Freyendieh, Altendiep, Balbuinflein, Hau⸗ 
fen, Schaumburg, Hambach, Iſſelbach, Eppenrode und den 
Zehnten in Ruppenrod. 

Don den Nloftergebäuben iſt alle Spur verfchwunden, 
und von der 1793 abgebrochenen Kapelle finden ſich nur 
noch einige Mauerrefte. 


Anlagen. 


+DuE> 


- 18 — 


L 
Protocoll der zwanzigiten GeneralsBerfamms 
Iung des Vereind für Naſſauiſche Alterthumds 
Eunde und Gefchichtöforfchung. 





In Gegenwart des Vorſtandes und einer 
Anzapt ins und auelandiſcher Mitglieder 
bes Vereins. 


Wiesbaden, den 28. Mat 1844. 

Nachdem in Folge der öffentlichen Einladung ſich eine 
Anzahl ins und ausländifcher Vereinsmitgliever im Saale 
des Muſeums verfammelt hatte, wurbe nach Eröffnung 
der Sigung durch den Director des Vereins, Herrn Res 
gierungspräfidenten Dr. Möller, von dem Secretär des 
Vereins, Archivar Habel, folgender in Auftrag des 
Vereins von ihm verfaßter Jahresbericht erflattet: 

Hochzuverehrende Herren! 

Der Wunſch unferes Vorſtandes beftimmt mich, auch 
in biefem Jahre wieder, an dem feftlihen Tage, welcher 
und zur Beier der 20. Gencral-Berfammlung unfered Ber- 
eins in biefen Räumen zufammen führt, den Jahreöbericht 
vorzutragen. 

Die Urfahen, weldye den Zufammentritt im verflofienen 
Jahre verhinderten, find Ihnen, meine Herren! von unferm 
verehrten Herrn Präfidenten ſchon angedeutet worden, 

10 


- 16 — 


und fo liegt mir nunmehr die Pflicht ob, Ihnen die Re- 
chenſchaft unferer Wirkfamfeit von einem Zeitraum zweyer 
Jahre vorzulegen. 

Die Manigfaltigfeit ſowie die Maffe der Gegenftinde, 
welche während diefer Zeit die Thätigfeit des Vorſtandes 
in Anfpruch nahmen, geftattet natürlich Feine erfchöpfende 
Darftellung des Einzelnen; — ich muß mic daher darauf 
befchränfen, Ihnen in gebrungener Schilderung das Be- 
merfendwerthefte vorzuführen, was ſich in den äußeren 
und inneren Verhältniſſen des Vereins zugetragen und 
nach welcher Richtung unfer Verein bis jegt das Ziel 
verfolgte, welches die Aufgabe feines Strebens war. 

Nach der biöher in den Vorträgen eingehaltenen Reihe- 
folge, erwähne ich zuerft: 

A. die literarifchen Mittheilungen und Geſchenke 
die und vom Auslande zufamen. 

ie find hinter denen der vorhergehenden Jahre nicht 
zurüdgeblieben, und unfere Vereinsbibliothef wurde feither 
wieder mit einer reichen Anzahl fehr fhäpbarer Schrif⸗ 
ten der hochachtbaren hiſtoriſchen Vere in e vermehrt, mit 
denen wir fortwährend in freundlichen Beziehungen ſtehen. 

Wir erhielten zugefendet: 

I. Bon den HH. Anwälten des hiſtoriſchen Vers 
eins für Mittelfranfen zu Ansbad: 
den elften Jahresbericht diejed Vereins vom Jahr 
1842. 
I. Bon der Königlichen Geſellſchaft für Nor- 
difhe Alterthumskunde zu Copenhagen: 
die Berichte ihrer Zahreöverfammlung vom Jahr 1842. 
IN. von dem Ausſchuſſe des hiſtoriſchen Vereins 





17 — 


für das Großherzogtum Heffen zu Darm» 
ſtadt: 

a. das zweite Heft des IM. und erſte Heft des IV. 
Bandes feines Archivs, vom Jahr 1842 und 1843, 
fowie: 

b. Neue Beiträge zur Gefchichte Philipps des Große 
müthigen, Landgrafen von Heſſen, von Dr. E. Duls 
ler, Darmftadt 1842, 

IV, Bon der Dberlaufigifhen Geſellſchaft der 

Wiffenfhaften zu Görlig: 
das 1—4. Heft des VII. Bandes ihres Magazins, 
v. 3. 1842. 

V. Bon dem Thüringifh-Sädfifhen Berein 
für Erforfhung des vaterländifhen Alter- 
thums zu Helle: 

defien neue Mittheilungen aus dem Gebiet hiſtoriſch⸗ 
antiquarifcher Forſchungen. Halle 1843. VI. Bdo. 
4. Heft. 

VI. Bon dem Ausfchuffe des Hiftorifchen Ver- 

eins für Niederfahfen au Hannover: 
das 1. bis 4. Heft feines Archivs vom Jahr 1842, 
fowie die 6. Nachricht über diefen Verein, vom 
Jahr 1843. 

VII. Bon dem VoigtländifhenAlterthumsvers 
ein au Hohenleuben: 

den 17. Jahresbericht. 

VIN. Von den HH. Euratoren des Ferdinan— 
deums für Tirol und Vorarlberg zu Juns6— 
brud: 


10* 


das 8. und 9. Bändchen der neueſten Zeitſchrift bier 
ſes Vereins vom Jahr 1842 und 1848. 

IX. Bon dem Bereine für Heffifge Geſchichte 

und Landeskunde zu Kaffel: 
das 2. Heft des II. Bandes feiner Zeitfegrift vom 
Jahr 1842. 

X Vom ber Königlih Schleswig-Holfein- 
Lauenburgiſchen Gefellfhaft für die Samm- 
lung und Erhaltung vaterländifger Alters 
thümer zu Kiel: 

den 5. Bericht für das Jahr 1840. 

XI. Bon dem Hennebergifdhen alterthums— 

forſchenden Verein zu Meiningen: 
bie 4. Lieferung feiner Beiträge zur Gefchichte des 
deutſchen Alterthums vom Jahr 1842, nebft dem 
Gefprogramm zur 10. Jahreöfeler dieſes Vereins, 
am 14. November 1842, 

XI. Bon der Weſtphäliſchen Geſellſchaft zur 
Beförderung vaterländifher Eultur zu Min- 
den: 

das 1. und 2 Heft de II. Bandes ihrer Provin- 
sialblätter vom Jahr 1843. 

XI. Bon dem hiſtoriſchen Verein von und für 

Altbaiern zu Münden: 
das 1., 2. und 3. Heft bes IV. Bandes des Obers 
baierifchen Archivs fowie feined 4. und 5. Jahres⸗ 
bericht für dad Jahr 1841 und 1842. 

XIV. Bon der Königlich Bayrifhen Akademie 
der Wiffenfhaften gu Münden: 

die 2. Abtheilung des 3. Bandes ihrer Deulſchriften 





- 18 — 


vom Jahr 1842, enthaltend: zwei Abhandlungen 
von der Hiftorifchen Claſſe der Academie: 

a. der Krieg Herzogs Ludwig des Reichen mit dem 
Markgrafen Achilles von Brandenburg aus ben 
Jahren 1459—1462 von Dr. 9. Buchner. 

b. Beiträge zur Geſchichte Deutfchlande vom Jahr 
887 bi6 936, von Dr. Georg Philipps; nebſt: 
Nr. 11—22 des Bülletins der Königlich Bayriſchen 
Academie der Wiffenfchaften vom Jahr 1842. 

XV. Bon dem Berein für Geſchichte und Als 

terthumskunde Werphalens zu Münfter: 
dad 2. Heft des II. Bandes der Bereinsfchriften 
vom Jahr 1842; ferner den IV. Band und das 
1. und 2. Heft des V. Bandes. 

XVI Bon dem Bereine für Meklenburgiſche 

Geſchichte und Alterthumskunde gu Schwerin: 
den VI. Jahrgang feiner Jahrbücher nebft dem 
Jahresbericht vom Jahr 1842 und drei Quartals 
berichten dieſes Vereins vom Jahr 1842. 

XVII von dem Directorium der Sinsheimer Ges 
feltfhaft aur Erforfhung der vaterländifchen 
Denfmäler der Vorzeit zu Sinsheim: 

den 8. und 9. Jahreöbericht vom I. 1842 und 
1843. 

XVIII. Bon dem Auseſchuſſe des Hiflorifhen Ver- 

eins der Pfalz gu Speyer: 
den erften Jahresbericht nebft einem Eremplar der von 
jenem Verein durch Dr. Zeuf herausg. „Traditiones 
possessionesque Wizenburgenses,“ Spirs 1842. 4. 


- 0 — 


XIX. Bon der Gefellfhaft für Pom merſche Ges 
ſchichte und AlterthHumstunde zu Stettin: 
den 16. und 17. Jahresbericht, fowie das 1 und 

2. Heft des achten Jahrgangs der „Baldiſchen Stu⸗ 

bien,“ vom Jahr 1842. 

IX. Bon dem Weplarifchen Berein für Ges 
fHihte und Alterthumskunde zu Weplar: 

das 2, Heft des IL. Bandes feiner Bereinsfchrift: 

BWeplarifche Beiträge vom Jahr 1848, 

XXL Bon dem hiflorifhen Berein für Un» 
terfranfen und Afchaffenburg zu Würgburg: 
da6 1. 2. und 3 Heft des VII. Bandes feines Ar⸗ 

chivs, vom Jahr 1841, 1842 und 1843. 

XXIL Bon der Gefellfcgaft der vaterländifchen 
Alterthümer zu Züri: 

das 7. Heft ihrer Mittheilungen, enthaltend die Ges 

ſchichte der Infeln Ufenau und Lügelau im Züricher- 

fee, mit Abbildungen. 1843. 4. 

Durch das Wohlmollen ausmwärtiger Gelehr- 
ten wurden und ferner folgende fhäpbare Schriften als 
Geſchenke zu Theil 

So überfendete und: 

1) Her €. 5. Mooyer zu Minden: 

a. feine Nachträge zu dem Gommentar über das 
Calendarium Merseburgense, (befonderer Ab⸗ 
drud aus den neuen Mittheilungen des thürin 
gifch »fächfifchen Vereine. ) 

b. Deſſen Beiträge zu einem Gommentar des Klofters 
auf dem Petersberge vor Erfurt, Cin dem 





— 131 — 


Sahreöbericht der deutſchen Gefellfchaft zu Leip- 
dig vom Jahr 1840 enthalten.) 
©. Defien Beiträge zur Gefchichte der vormaligen 
Benebictinerabteg Tegernfee. Minden, 1843. 
(aus den Weftphälifhen Provinzialblättern Bd. 
UL H. 1. beſonders abgedrudt ) und 
d. fein Recrologium des Hildesheimiſchen St. Mir 
daelsfoftere, Benedictiner Ordens. (Beſon⸗ 
derer Abdrud aus dem vaterl. Archiv. 1842.) 
2) Herr Dr. Georg Rathgeber, Cuſtos des Her 
zoglichen Münzcabinets zu Gotha, zwei Abhandlungen 
in italieniſcher Sprache : 
a, über bie Hecate epipyrgidia d’Alcamene sull’ 
Acropoli d’Atene, (Befonderer Abdruck aus den 
Annali dell’ instit, di corrisp. archeol. Vol, 
XII. p. 45—82. 
b. Sopra il Simulacro del Mercurio se- 
dente, conservato nel real Museo Borbo- 
nico in Napoli, Edit. II. Gotha. 1842. 
3) Herr Profeffor Dr. Schreiber zu Breiburg im 
Breiogau: 
deſſen archäologiſche Monographie: Die Marcellus⸗ 
Schlacht bei Claſtidium. Moſaikgemälde zu Pom⸗ 
peji, mit 4 lithogr. Tafeln. Freiburg. 1843, 4. 
4) Herr Sreiherr von Sped»-Sternberg zu Leipzig: 
das mit ſchoͤnen Lithographieen reich auögeflattete 
Verzeichniß feiner ausgezeichneten Kunft» und Ges 
mäldefammlung. 
5) Endli erhielten wir vor Kurzem von Herrn Belir 
Lajard zu Paris: 


— 18 — 


a. defien Memoire sur deux bas- Reliefs mithri- 
aques qui ont &i6 döcouverts en Transyl- 
vanie av. 7 Pl. Paris 1840. 4. 
b. deſſen fürzlidy edirtes Memoire sur un has- 
relief mithriaque qui a été decouvert a 
Vienne (Ysere) av. 3 Pl. Paris 1843. 4. 
In beiden Abhandlungen des durch feine gefrönte Preis, 
ſchrift über den Mithrascult rühmlichft befannten Verfaflers, 
iſt die hohe Bebeutung und Wichtigkeit unſeres mitrifchen 
Doppelrelief6 von Heddern heim auerfaunt und öfters 
hervorgehoben. 

B. Durch Kauf haben wir ferner erworben: 

1) Die erfle Lieferung des zu Greifewalde 1843 erfchies 
nenen Codex Pomeranis diplomaticus, von Dr. Haſ- 
ſelbach, Kofegarten und v. Medem herausgegeben, 
mit Abbildungen, 4. worauf wir fubferibirten. 

2) Die Befchreibung und Abbildung der durch bie 
reichen Moſaik⸗ Böden ausgezeichnete fogenannte Jagd» 
villa zu Fließem, in der Nähe von Trier, durch eine 
Anzahl treffliher meiſt colorirter Abbildungen in Bolio 
dargeftellt, vom verbienftvollen Architecten Schmidt in 
Trier, v. I. 1843. 

C. Ich habe nun der Geſchenke zu gebenfen, womit 
auch in dem verflofienen Jahre unfere Freunde und Gön- 
ner die Vereinsſaumlung bereicherten: 

1) Herr Amtöwerkneifter Kunz in Höchft übergab in 
diefen Tagen eine bei Nied in biefem Jahr gefundene 
Münze von Nero, in Mittelerz. Rüdfeite undeutlich 

2) Bon defien Sohn, Herrn Thomas Kunz, Wein 
händler in Deftrich, erhielten wir ferner zum Geſchenk: 


a. an römifchen Münzen: 

1) 2Bronzemüngen von Kaifer Auguſt (Mittelerz.) 
Vorderjeite: Kopf des Kaijerd mit der Umſchrift 

Cuesar Pont(ifex) Max(imus) 
Rüdjeite: Eine Ara zwiſchen zwei Bictorien auf 
Cäulen; worunter Romfae) et Aug(usto). 
Auf einer derſelben it die Contremarque des Ti- 
berius ( TIMP) auf der Rüdfeite eingefchlagen. 
(Geprägt nm d. 3. 12 vor Ehr.) 

2) Zwei Broncemüngen von Kaiſer (Flavius) Ves- 
pasianus. Die erfte in Großerz enthält auf 
der Borberfelte: den Kopf des Kaiſers mit dem 
Lorbeerfrang und der Umſchrift: 

Imp(erator) Caes(ar) Vespas(ianus). Aug- 
(ustus) P(ontifex) M(aximus). Trtibunicia) 
Plotestate) P.Cater) P(atris) Conscul) II. 

Rüdfeite: Stehender geharnifher Krieger, in 

der Linfen einen Spieß, in ber Rechten 

eine Bictorie; zur Seite S. C. (Senatus 

Consulto) mit der Umfchrift: Roma. 
(Geprägt im 3. 70. n. Chr. dem Zerſtoͤrungs⸗ 
jahr von Serufalem, durch Vespaſian's Sohn 
Titus.) 

Das vorhergehende Jahr, in welchem Bespafian 
(1. Zul.) in Aegypten zum Kaifer ausgerufen wurde, ift 
befonder8 für unfere Gefchichte durch den Yufftand der 
Bataver unter Civilis merhvürdig. 

b. Münze desfelden Kaifers in Mittelerz. 

Vorderfeite; Kopf des Kaiferd mit dem Lorbeer 

franz und der Umfchrift: 


— 14 — 


Imp(erator) Caes{ar) Vesp(asianus) Aug(u- 
stus) (Consul) VIll Pater). P(atriae ) 


Rückſeite: Weibliche fiehende Figur, in ver Linfen 
ein Füllhorn, in der Rechten eine Patera zwi⸗ 
ſchen den Buchſtaben S.C. (Senatus Consulto) 
und der Umſchrift: Fides publica. 
(Geprägt im. 77 n.Chr. Empörung der Pariher.) 
3) zwei Münzen in Mittelerz von Domitian, feines 
Bruders Titus Rachfolger. 
Die erfte zeigt auf der Vorderfeite den Kopf ded Kai⸗ 
ſers mit dem Lorbeerkranz gefchmüdt und der Umfchrift: 
Caes(ar) Divi Vesp:asiani) F, ilius) Domit(ianus.) 
Auf der Rüdfeite: die Minerva mit Speer und 
Schild zwiſchen den Buchladen S. C, und ver Um⸗ 
ſchrift: 
TrCibunitia) P(otestate) Coin)s. VII. destig- 
natus) ... P(ater) P(atriae). 
(Geprägt um das 3. 81 ? n. Ehr.), wo er nad 
der Vergiftung feines Bruders den Thron beftieg. 


Die zweite vorzüglich fchön erhaltene Kupfermünze 
deffelben Kaiſers zeigt auf der Borderfeite den rechts: 
gewendeten Kopf des Kaifers mit dem Lorbeerfranz und 
der Umfchrift: 

:Imp(erator) Caes(ar) Domit(ianus) Germ(anicus) 
Coco)stul) XV, Cens(or) Per(petuus) Pater) 
P(atriae) 

Auf der Rückſeite ift die ftehende Figur der Moneta 
in der Linfen ein Füllhorn, in der Rechten die Wage 





- 15 — 


haltend (bilanx) bargeftellt, zwiſchen den Buchflaben S. 
€. und der Umſchrift: Moneta augusti. 

(Geprägt im 3. 90 n. Ehr.) 

4) Eine gut erhaltene Kupfermünze in Mittelerz des 
Kaiferd Luc. Aelius Verus, Hadrians Adoptiv» Sohn. 

Die Borderfeite zeigt den ſchön gefchnittenen Kopf 
des Kaiſers mit der Umſchrift: 

L(ucius) Aelius Caesar. 

Auf der Rüdfeite ficht man eine ſtehende weibliche 
Bigur mit der Linfen das Gewand aufnehmend, in ber 
Rechten cin Vexill haltend, zwifchen den Buchfaben S.C, 
Im Abſchnitt: Pannonia mit der Umfchrift: 

Trib(bunieia) Pot(estate) Co(n)s(ul) IL 

(Geprägt im 3. 132 n. Chr.) zur Erinnerung feiner 
Ernennung während feiner 1. Prätur zum Feldherru in 
Bannonien.) 

5) Zwei fehr verfchliffene Rupfermünzen von Mittelerz, 
auf deren einer noch der Kopf des Antoninus Pius zu 
erkennen ift. 

Geräthe: 

1) Ein halbmondförmiges Schneideinftrument in ſtark 
orpdirtem Eiſen, dergl. fih die Sattler zum Schneiden 
des Leders bedienen. 

2) Eine zierlich durchbrochene Bronceſchnalle, wahr« 
ſcheinlich zum Riemenwerk am Pferdegefchirr gehörig. 

Die vorbemerften Münzen nebft den übrigen Gegen» 
ftänden find durch ihren &undort von ganz vorzüglichem 
Interefie für une. 

Sie wurden nämlid im Jahre 1843, in der Nähe des 
Kloſters Gottesthal (zwifchen diefem Kloſter und Vollraths) 


— 1580 — 


im Rheingau, nordweſtlich von Deſtrich, beim Rotten von 
Weinbergen gefunden. 

Ich befuchte im vorigen Jahre felbft dieſe Stelle und 
vernahm von Herrn Kunz, daß früher fchon mehrmals 
römifche Kupfermüngen, unb verſchiedene Geräthfragmente 
in Bronze und Eifen — fowie auch Mauerrefte gefunden 
worden feien. Auögebrochene Steine mit Kalfınörtel, lagen 
noch eben einem gerotteten Weinberge. Die Stelle 
wo biefe Gegenſtaͤnde vorfamen, liegt der Weftfelte des 
obenerwähnten Kloſters gegenüber, auf einer mäßigen die 
Umgegend beherrfhenden Anhöhe. Der dieſe Stelle und 
das Klofter trennende Bad, lauft durch ein fchmales 
Wicfenthal, gegen Oeſtrich hin in den Rhein. 

Befonderd bemerfenswerth iſt ein dicht an dieſer 
Stätte vorbeiziehender uralter Weg, deſſen urfprüngliche 
Breite dur die Eultur zumal in den Weinbergen bis auf 
wenige Fuß eingeengt, jeht unter dem (wahrſcheinlich cors 
rumpirten Ramen) „Sterzelpfad“ befannt ift. Unter diefer 
Benennung iſt der jetzt noh 6—10 Fuß breite Weg in 
den theingauer Gemarkungen von Winkel und Geiſenheim 
ſowie oberhalb Hallgarten und Kiedrich feit undenllicher 
Zeit befannt und fo in den Flurbüchern verzeichnet. 

Noch jeht unterfcheidet man die Ueberrefte eines uns 
ebenen Pflafters, was vielleicht zu biefem Namen Anlaß 
gegeben haben mag. Da wo derfelbe nicht gerade durch 
Weinberge zicht, hat er größere Breite. Souſt lauft er 
in ziemlih gerader Richtung auf den Borhöhen des 
Rheingauergebirgd von Rüdesheim über Johannisberg 
mehr füdlich unter Hallgarten vorüber nach Kidrich, wo 





— 117 — 


er an Reuborf und Dotzheim vorbeiiehend, mit Wiesbaden 
in Berbindung geweſen zu fein ſcheint. 

Die gerade Richtung beffelben auf. den Anhöhen 
wiſchen Wiesbaden und Rüdesheim und die an denfelben 
vorfommenden römifchen Ueberrefte ſcheinen denſelben als 
eine römifche Heerftraße zu bezeichnen, wodurch denn auch 
der Fundort obiger Münzen und des Mauerwerfö, in 
die Reihen der römifchen Militärftationen eintritt, welche 
die Verbindung zwiſchen der Civitas Mattiacorum und 
dem Uebergangöpunfi nad) Bingium vermittelte. — Und 
fo Haben wir hierdurch in unferem Rheingau einen neuen 
Anhaltspunkt gewonnen für die weitere Verfolgung des 
ausgedehnten Straßennegeö wodurch die Römer ihre mili⸗ 
tärifchen Niederlaffungen nad) allen Seiten hin wirkjam 
fHügten. Nicht minder merkwürdig find auch die etwas 
weiter nördlich von derfelben Etelle vorfommenden ger 
manifchen Grabhügel und Steinwälle. 

Die erftien find in den Waldungen des Hoͤhegebirgs 
einzeln ſowie gruppenweife zerftreut: letztere weiter hinauf 
find Freisförmige Steinwälle auf den dominirenden Gebirge 
hohen, welche den germanifchen Urbewohnern dieſer Gegend 
ihren Urfprung verdanfen. Ihre Lage und Verbindung 
mit den germaniſchen Steinwällen im obern Taunuss 
gebirg fprechen ihre Beſtimmung als Vertheidigungs- und 
Beobachtungspunkte gegen die römifchen Befeftigungen 
Mar genug aus. Die weitere Ausführung möge einer 
anderen Gelegenheit vorbehalten bleiben. 

Auh aus unferer germanifhen Vorzeit wurden 
mehrere Alterthümer ganz in unferer Nähe bei Schier- 
Rein zu Tage gefördert. 


Am 22. Januar v. J. blieb ein Schierfteiner Einwohs 
ner am Dopheimer Weg zunächſt der Mosbacher Wald⸗ 
ſtraße auf einem Ader in der fogenannten Geishecke mit 
feinem Pflug an einem hervorftchenden Stein hängen, nach 
deſſen Entfernung noch 4 ähnliche bei demfelden zufamr 
menliegend gefunden worden. 6 war dies Borfom- 
men um fo unertarteter, da in dieſer Gemarfungslage 
ein durchaus von Steinen freier leichter Lehm bis in die größte 
Tiefe ſich findet. Die Steine, ebenfalls eine hier zu Lande 
nicht vorfommende Gattung poröfer Bafalte, wie fie in 
den Mendiger Brüchen bei Rheinbrohl vorkommen, lagen 
ganz dicht zufammen. *) 

Augenfcheinlich iſt die Lage diefer Steine nicht zufällig, 
fondern fie mögen vieleicht wegen dem Aufenthaltswechfel 
der Eigenthümer fo zufammen gelegt worben fein, um 
fie bei der Rüdfehr wieder finden zu fönnen. 

Unter denfelden wurden noch Bruchftüde eined germa- 
niſchen unter dem Rande der Mündung mit Einfchnitten 
verzierten rohen Gefäßes gefunden. Es war aus einer 
ſchwaͤrzlichen äußerlich roth gebrannten Erde, blos mit 
der Hand ohne Anwendung der Töpferfcheibe geformt 
und ber 17, Zoll breite Rand mit vwinfelförmigen Eins 
drücken verfehen, welche wohl einen Blaͤtterkranz darftellen 
ſollten. Sonſt zeigte fi in der Nähe feine weitere Spur 
von Steinen noch fonfiiger Refte von Bewohnung x. 


*) Diefe Brohler Gteinbrüde waren nämlid den Römern in 
früher Zeit befannt, wie dieß die bafelbft gefundenen Inferips 
tionen an Altären beweißen. Und noch früher mag diefe vulla> 
nifche Steingattung, bie fo ſchwer zu bearbeiten war, unfern 
germanifdjen Vor fahten bekannt gemefen ſeyn. 





— 19 — 


Die Steine ſcheinen den rohen Urbewohnern unſerer 
Gegend zum Zermalmen des Getraides gedient zu haben 
und wir befigen bercits in unferem Muſeum mehrere von 
äbnlicher Form aus verfchicdenen Teilen unſeres Herzog⸗ 

thums. Sch habe diefe Gefihe und Steine vom Eigen» 
thümer erworben und dem Mujeum zum Gefchent gemacht. 

Betrachtet man dieArt des Gebrauchs, fo fcheint es, 
daß zivei dieferSteine, wie ſich aus der concaven Fläche fchlier 
Ben läßt, mit der untern Kante ſchrag gegen einander ges 
ftellt wurde, wodurch ſich eine parabolijch vertiefte Rinne 
bildete, in welcher cin dritter Etein mit feiner keilförmigen 
Schneide bin und her bewegt wurde. 

Deutlicher zeigt fich diefe einfache Art des Gebrauchs 
an den Mahlfleinen, die wir aus der Gegend von Dopheim 
und von Lahnftein erhielten. Dieſe haben eine, mehr kreis⸗ 
förmige linfenförmige Schneide, die ſich eher zu einer wie⸗ 
genden Bewegung eignet. 

Auffaltend if es, daß dieſe Eteine ſich (wenigſtens 
nach der Verſicherung der Finder) nur allein Cohne die 
Unterlage) fanden, was wohl auf eine aus mehreren 
rauhen Steinen zufammen gefegte Unterlage fchließen läßt. 

Dieß feheint wahrfcheinlich, da ſich bis jegt feine Uns 
terfage mit diefer concaven Rinne aus einem Stüd 
fand. Für die abfichtlid)e Zufammenlegung derfelben fcheint 
dieß Demnach zu fprechen. 

Abweichend von dieſer Form und der Art des Gebrauchs 
find diejenigen, welche Klemm in feinem Handbuche der 
germanifcyen Alterthumsfunde Ecite 49. befchreibt unter 
dem Artifel x. Hausgeräthe, Handmühlen ver Gers 
manen. 


„Die erfie wurde auf dem Opferylabe bes Brolbfchen- 
bergeß bei Bauen gefunden und beſteht aus 2 Stüden 
von Granit deren unteres 18 Zoll Länge, 5 Zoll 
Höhe oder Dide unb 8 Zoll Breite hat, und befimmt 
war feſt zu liegen, während die aufgelegten oberen von 
13" Länge, 8“ Breite und 3° Dide bin und herbewegt 
und fo dad Betraide zermalmt und gefchroten wurde. 

Mehrere andere Hanbmühlen ebenfalld von Gras 
nit wurden auf dem großen Opferheerve zwiſchen Schlies 
ben und Melitſchkendorf und andere dergl. in Brabhügeln 
der Schliebener Gegend gefunden. 

Die eine berfelben war 15* fang 9°.” breit und 
2” did, der Reibſtein verhältnißmäßig Meiner. Die Ver⸗ 
fertiger derfelben Handmühlen die auch im Norden vorkom⸗ 
men, benugen dazu @efchiebe, welche die geeignete Geftalt 
ſchon hatten und durch den Gebrauch noch mehr erhielten.“ 
— Soweit Klemm. 

Dffenbar if bier die Art des Gebrauchs von 
den bei und vorfommenden Mahlfteinen verſchieden, indem 
dort dur horizontale Bewegung auf einem unter 
gelegten Stein, das Getraide zerrieben wurbe, während 
bei unferen Eteinen offenbar ein breiediger Stein zwiſchen 
2 fehräggeftellten Unterlagen, entweder von einem Ende 
zum anderen bewegt — ober bei der anderen halb kreis⸗ 
förmigen Gattung, dur wiegenartige Bewegung das 
Getraide zermalmt wurde, was fchon eine größere Vers 
vollfommnung diefer rohen Werkzeuge andeutet. 

Die ſchwierige Bearbeitung des Granits mag bei jenen 
auch wohl eine größere Ginfachheit empfohlen haben. 
In unferer Gegegend bot dagegen das vulkanuiſch poröfe 





— 11 — 


Geſtein am Niederrhein eine leichter zu bearbeitendes und zu 
transportirended Material dar, weldyes auch von den Roͤ⸗ 
mern fpäter zu Fünftlichen Handmühlen verwendet wurbe, 
von denen wir eine Anzahl in unferem Mufeum haben, 

Es wäre zu wünfdhen, daß man biefen bei uns noch 
wenig beachteten Mahlfteinen eine größere Aufmerkfamfeit 
fchenkte, um durch mehrere Vergleichungsmittel die verſchie⸗ 
denen Culturperioden unferer Altvordern fennen zu lernen. 

Ich habe nun ferner der Erwerbungen durch 
Kauf zu gebenten. 

In unferer vorigen Berfammlung babe ich unter 
andern eine kurze Ueberſicht derjenigen @egenflände 
gegeben, die wir zu Worms und Frankenthal Fäufs 
lich erworben haben. Es war damals nicht möglich, Ih⸗ 
nen, meine Herren! die Gegenftände, melde noch nicht 
andgepadt waren, felbft zur Betrachtung vorzulegen, und 
ich mußte mich darauf befcpränfen, nur auf Einiges des 
Bemerkenswertheften Ihre Aufmerkfamfeit zu lenken. 

Alle diefe zum Theil fehr intereffanten Alterthümer 
find nunmehr unferer Sammlung eingereiht und von 
Ihnen wohl größtentheil® ſchon bemerkt worden. 

Die Kürze der diefem Vortrag gewidmeten Zeit ges 
Rattet natürlich nicht, das reichhaltige Verzeichniß der ein» 
zelnen Gegenflände Ihnen vorzulegen und mich bei der 
Beſchreibung und Erläuterung ber werthvolleren Alterthü- 
mer länger zu verweilen. Sie werben diefelben in ben 
unfern folgenden Annalenheften mit beigefügten Abbil- 
dungen dargeftellt finden, und dann um fo eher im Stande 
ſeyn, durch Vergleihung mit den Driginalien in unferer 
Sammlung ſich eine genauere Anſchauung zu verſchaffen. 

1 


- 18 — 


Wir Hatten Inzwifchen and; Gelegenheit, eine Wnzapl 
tömifcher Silber⸗ und Broncemünzen, unter welchen ſich 
diemlih viel Gonfularmüngen befanden, Täuflich zu 
erwerben. Sie find zur Anficht hier aufgelegt. 

Aus der unerfhöpflichen Fundgrube zu Hebdernheim has 
ben wir abermals einige intereffante römifche Infchriften 
Kanflich erworben. Wir verbanfen dieß der aufmerffamen 
und einfichtövollen Bermittelung des Herrn Oberſtall⸗ 
meiſters Freiherrn von Breivbah-Bürresheim, 
welcher fogleih die Nachricht von biefem Bund an bem 
Vorſtand gelangen ließ und zur alsbaldigen Erwerdung 
feine thätige Mitwirkung eintreten zu laſſen die @üte hatte, 

Nach dem Wunſch des Vorſtandes begab ich mic for 
gleich zur näheren Veaugenfcheinigung des Fundortes 
an Drt und Stelle, — Die Ergebniffe diefer Unterfuchuug 
fowie die dort entbedien, dem Merkur x. geweihtenIns 
fgriften, werben wegen Unzulänglichfeit des Raums in 
dieſem Heft, mit den erforderlichen Abbildungen fpäter wit- 
getheilt werben. 

In unferer vorigen Sitzung habe Ich kürzlich der Er⸗ 
werbung von Bypsabgüffen aus dem Nachlaß des 
zu Mainz verftorbenen Bildhauers Joſeph Scholl ge 
dacht, Sie hatte den Zwed, bie Hülfemittel zum Stus 
dium des römifchen Alterthums, wie des Mittelals 
ters dur; Vergleichung manigfaltiger Denkmäler dar⸗ 
zubieten, welche in anderen Sammlungen gerfireut find, oder 
#3 ihren ylaftifchen Formen anfchaulicher wie durch Ab⸗ 
EiSengen erlanut werben fönnen. 

Bei der Schwierigkeit ja Unmöglichkeit ſich dergleichen 
Denfmäler iss Original oder durch befriehigende Zeichnungen 


— 18 — 


von ſolchen ſich zu verfehaffen, find ſolche Xbgäffe, welche 
die Originale erfepen, für das Stubium von hoͤchſter Wich⸗ 
tigfelt. 

Der Borftand hat daher nicht verfäumt unfere Samm⸗ 
lung auch in biefer Beziehung wiederum zu erweitern. 

Es waren hauptſachlich Abgüffe von Eapitälen und Or⸗ 
namenten des Mittelalters, von denen unfere Sammlung bis 
jept noch wenig befigt. Eine Baureparatur in einer Seiten» 
Capelle der Memorie im Dom zu Mainz gab nämlid 
erwünfchte Gelegenheit, die meiften Capitäle und Ornamente 
dieſer Gapelle, in Thon abbrüden und in Gyps ausgießen 
wm laſſen. Die noch zur Zeit, aus Mangel eines erſah⸗ 
renen Künflers nicht überarbeiteten Abgüffe, find in den 
Schränfen des vorlegten Zimmers, welches den Abgüffen 
des Mittelalterd gewidmet if, aufgeftellt. 

Wenn un die Vervielfältigung dieſer mittelalterlichen 
fowie der bedeutenden römifhen Kunftdenfmäler unferer 
Sammlung durch Wiederabformung möglich wirb, fo 
hoffen wir durch Tauſch mit anderen Mufeen, dieſe 
nunmehr begonnene Sammlung fehnell vervollflänbigen, 
und durch eine chronologiſche Aufftellung die verfchiebenen 
Kunſtepochen, die Fortfchritte der Plaftid zum Studium und 
zur Vergleihung, nad) und nad) überfichtlich aneinander 
reihen zu fönnen. 

Der Borftand hat fi) auch im dem verflofienen Jah⸗ 
ren bemüht, dur PVeranftaltung von Localunterfus 
Hungen und Ausgrabungen zur Erforſchung und 
Aufflärung der vaterländifchen Geſchichte beizutragen. Bel 
den fparfamen Quellen, welche aus den zum Theil ver⸗ 
loren gegangenen Schriften der alten Gefchichtfchreiber 

11* 


— 164 — 


und zuflieſien, iſt es ſtets umtere Aufgabe gewefen, Die 
Veberrefte der Vorzeit ald die einzigen noch vedenden 
Urkunden an das Licht zu ziehen und hierdurch das Dun⸗ 
fel zu erhellen, welche® die Zeit über eine lange Bergan- 
genbeit gebreitet bat. 

Ich babe ſchon eben von dem Ergebniß ber legten Aus⸗ 
grabungen bei Hedderuhbeim gerebet, und auch in ber 
vorigen Berfammlung war fchon vorläufige Kunde geger 
ben worben, von den in der Nähe von Hofheim (am 
Taunus) entdedten weitläuftigen Mauerfpuren. 

Die Ausdehnung dieſer Ueberrefte ließ auf dad Da- 
feyn einer Römerftadt fchließen, die an Umfang den Rui- 
nen bei Heddernheim nicht nach zu fliehen fchien. Die 
gleihe Entfernung diefer Taunusſtadt und Caſtel ( bei 
Mainz) — die durchziehende große Heerftraße, welche 
beide Drte mit einander verband, unterftüßte die Bermu- 
tbung‘, daß hier eine größere Militärftation, gleich 
der Civitas taunensis gewefen feyn fönne. 

Die genauen Unterfuchungen, welche nach dem Auf- 
trag des Borftandes von mir geleitet wurden, lieferte in» 
defien nicht das erwartete Refultat. — Auch hier muß der 
ausführliche Bericht mebft dazu gehörigen Zeihnuns 
gen, welcher bier zu viel Raum wegnehmen würde, dem 
folgenden Heft vorbehalten bleiben. 

Der Drud der Annalen ift bis auf einige Bogen 
volendet, und das neue Heft unferer Zeitfchrift würde 
fhon in Ihrer Hand ſeyn, wären nicht durch den Drud 
der lanpftändifchen Protocolle und die langwierige Ver⸗ 
fendung eines Manuferipts ind Ausland, zur Gorrectur in 
der Dffigin Verzögerungen eingetreten. 





— 15 — 


Ich habe nun noch Sie, meine Herren! befannt zu 
machen, mit den Innern Berhältniffen des Vereins und 
war zuerft 

a) mit ben Beränderungen, welche ſich feit der lehten 
Generalverfammlung in Beriebung auf den Stand der 
Mitglieder in unferm Verein ergeben haben. 
Durch den Tod wurden und entriffen:: 
Herrn Med. Affitent Lucas zu Marienberg. 

Pfarrer Eyring zu Bärftabt. 
Dr. Renda dahier. 
Reviſionsrath Eggerling zu Schierflein. 
Baurath Schrumpf. 
Joſeph Trombetta zu Limburg. 
Oberſchulrath Gruner bahier. 
Dur freiwilligen Anstriitt verloren wir: 

Herrn Schultheis Schröder zu Springen. 

» Pfarrer Cäfar zu Klingelbach. 

" „ Spieß zu Fleißbach. 

” » Müller zu Marienrachdorf. 

» Hauptmann Kopp zu Die. 
” 
” 


za... 


Mpothefer Wehfarg zu Wefterburg. 
Buchhändler Haßloch dahier. 
„ Kaufmann Bigelius dahier. 
Dagegen traten wieder neu ein: in unfere Reihen als 
wirkliche Mitglieder: 
Herr Minifterialraty Kraft dahier. 
Geh. Hofrath Dr. Frige, 
Med. Rath Dr. Haas, 
Juſtizrath Winter, 
Hofrath Dr. v. Madai und 


aaa. 


— 16 — 


Herr Gaſthalter Joſ. Bertram dahier. 
Landbaumeiſter Bauder zu Weilburg. 
„Conrector Dr. Roſſel dahier. 

Ueber den Stand unſerer Caſſe und die Berwen⸗ 
dung ber Jahresbeiträge wird Ihnen meine Her⸗ 
ten! bie bier offenliegende und von Herzoglicher Rech⸗ 
nungsfammer geprüfte und abgefchlofiene Vereins ⸗ Rech ⸗ 
nung genaue Nachweiſe ertheilen. 

Auch in dem verfloffenen Jahre find und wieder mit 
Bereitwilligfeit aus Herzoglicher Landesſteuercaſſe diejeni⸗ 
gen Zufchüffe gewährt worden, welche zur Deckung un⸗ 
ferer Bebürfniffe nöthig erſchienen, und wir dürfen mit 
Vertrauen darauf rechnen, daß auch in ber Folge und die 
Mittel nicht entzogen werben, welche zur Erreichung der 
wiffenfchaftlichen Zwecke unferd vaterländifchen Juſtituts 
erforbert werben. 

Ich habe nun noch ſchließlich, meine Herren! Ihnen 
au eröffnen, daß bie und gegebenen Vollmachten ald Mit 
glieder des Borftandes erloſchen find. Wir geben daher 
unfer Mandat in Ihre Hände zurüd, mit der Bitte: vor 
dem Schluß der Verfammlung, nach Vorſchrift der Sta, 
tuten einen neuen Vorſtand, befichend au: 

1 Director und 6 Borfandömitgliebern 
nad dem Herfommen ber vorhergehenden Jahre, durch 
ſchriftliche Abftimmung wählen zu wollen, 

So bin id) nun, meine Herren! an den Schluß mei⸗ 
ner berichtlichen Darftellung gefommen. Möchten die Er⸗ 
gebniffe unferer feitherigen Wirkfamfeit mit Wohlwollen 
und Nachſicht beurtheilt werben." — 

Nach diefem Vortrag teilte Herr Decan Bogel von 





Kirberg berichtigende Aufflärungen mehrfach verbreiteter 
irriger Anſichten über bie Lage und Ausdehnung ber 
„Eferau“ (praedium Astine) mit. Sodann legte 

Herr Legationsrath von Meyer zu Branffurt zwei 
durch einen Offizier gefertigte trigonometrifche Aufnahmen 
germanifcher Ringiwälle des Taunus vor, wozu er in- 
tereffante Erläuterungen über bie germanifchen Bertheibls 
gungelinien aus dem KHöhegebirg beifügte. 

Es wurde ſodann die Vorſtandswahl vorgenommen 
und als Ergebniß ber fehriftlichen Abfimmung zeigte es 
ich, daß die bisherigen Mitglieder des Vorſtandes in ihr 
ren Bunctionen wieder beftätigt worden waren. 

Damit wurde die Sitzung gefchloffen. 

Wiesbaden, w. o. 

Der Borftand. 


ıL 
Protocol der ein und zwanzigften Generals 
Berfammlung ded Vereins für Raffauifche Al⸗ 
tertbumdtunde und Geſchichtsforſchung · 





In Gegenwart bed Worftandes und einer 
Anzahl ins und auslänbifder Mitglieder 
des Bereins. 


Wiesbaden, den 28. Mai 1845. 

In Gemäßhelt der Einladung durch die öffentlichen 
Blätter, Hatte ſich eine Anzahl in» und ausländifcher 
Mitglieder des Vereins im gewöhnlichen Verſammlungs⸗ 
Tocal eingefunden und wurde hierauf nad) Eröffnung ber 
Sigung durch den Director des Vereins, Herrn Regier 
rungöpräfidenten Dr. Möller, von dem Bereinsfecretär, 
Archivar Habel, folgender Jahresbericht vorgetragen : 

Hodjuverehrende Herren! 

Die Beier unferer ein und zwanzigften Jahresverſamm⸗ 
lung vereinigt und heute wieder in biefen Räumen. Es 
liegt dem Vorſtand ob, Rechenfchaft abzulegen über die 
Aufgabe feines Wirkens. Mir if wiederum der ehrende 
Auftrag geworden, Ihnen Bericht zu erflatten über bie 
inneren und äußeren Berhältnifie, welche feit dem verflofe 
fenen Jahre ſich ergeben haben. 

Ich will, da andere Mittheilungen von Vereinsglie⸗ 





— 19 — 


dern, worunter ein eben erft angefünbigter Bortrag, bie 
ohnehin beengte Zeit noch in Anfpruch nehmen dürfte, 
wich möglihft kurz faſſen. 

Die Beziehungen, in welchen wir zu ben auswärtigen 
Bereinen fiehen, find fortwährend erfreulich geivefen. Der 
freundlichen Aufmerffamfeit ber älteren, fo wie der neu 
entftandenen hiftorifchen Vereine verbanfen wir wieder viele 
werthoolle Schriften, womit fie unfere Bereinsbibliothet 
bereicherten. 

Bir erhielten: 

A. Bon aubwärtigen Bereinen: 

L Bon der Geſchichts⸗ und Alterthumsfor- 
fhenden Gefellfhaft des Ofterlandes zu Als 
tenburg: 

die Statuten und drei erflen Berichte über ihr Ber 
Reben und Wirken, vom Jahr 1841 bis 1842, ſo⸗ 
wie den 1. Band ihrer Mittheilungen, von 1844. 

I. Bon dem hiſtoriſchen Berein für Mittel» 

franfen zu Ansbad: 
den zwölften Jahreöbericht v. 3. 1848. 

I. Bon dem hiftorifchen Berein von Schwa- 
ben und Neuburg zu Augsburg: 

Befhreibung der Alterthümer aus der uralten Grab» 
flätte bei Nordendorf, fowie den 8. und 9. Jahr 
reöbericht von 1842 und 1843. 

IV. Bon dem hiftorifhen Verein zu Bamberg: 
den 6. und 7. Bericht über das Beſtehen und Wir- 
fen defielben vom Jahr 1843 und 1844. 

V. Von dem hiforifchen Berein von Dbers 
franten zu Bayreurb: 


das 2, Heft des Il. Bandes nebſt Jahresbericht ©. 
3. 1812 48. 

VL Bon der Berliniſchen Geſellſchaft für deut⸗ 

ſche Sprache und Alterthumstunde zu Berlin: 
der 6. Band ihre Jahrbuche von 1845. 

VI. Bon der ſchleſiſchen Geſellſchaft für va, 

terländifche Eultur zu Breslau: 
die Verhandlungen pro 1842 und 1843. 

VIII. Bon der Königlichen Geſellſchaft fürRors 

difhe Alterthumskunde zu Copenhagen: 
ihre Memoiren vom Jahr 1840—1843. 

IX Bon dem hiforifhen Berein fürdas Broß 

berzogthum Heffen zu Darmftadt: 
das dritte Heft des II. Bandes von 1844. 

X. Bon der K. K. Mährifh-Schlefifhen Ge- 
feltfpaft aur Beförderung bes Aderbaues, 
der Ratur- und Landesfunde zu Brünn: 

ihre Mittheilungen von ben Jahren 1842, 1843 
und 1844. 

Xl. Bon dem Bereine für Geſchichte und Kunft 

iu Sranffurt: 
das dritte Heft des Archivs dieſes Vereine, vom 
Jahr 1844. 

XI, Bon ver Oberlaufigifchen Geſellſchaft der 
Wiſſenſchaften zu Börlig: 

a. bie zweite Lieferung des II. Bandes der Scriptores 

rerum Lusaticarum, fowie von bem 

b. nenen Laufigiihen Magazin, den 8. Band I—4 

Heft, v. 3. 184. 
XI. Bon dem Thüringifh-Sächfifgen Berein 


- 171 — 


für Erforfhung des vaterländiſchen Alter⸗ 
thums gu Halle: 
das 3. Heft. des IV. Bandes feiner Mittheilungen 
v. 3. 1839. 

XIV. Bon dem hiforifhen Verein für Ries 

derfahfen gu Hannover: 
das 1-4. Heft ſeines vaterländifchen Archive vom 
Jahr 1843, nebß dem Veryeichniß der Handfchrife 
ten und Incunabeln der Stadtbibliothek zu Hauno⸗ 
ver, von Dr. Grotefend. 

XV. Bom der Königlich Schleswig⸗Holſtein⸗ 
Lauenburgiſchen Geſellſchaft für die Samm- 
lung und Erhaltung vaterländifher Alters 
thümer au Kiel: 

den 8. und 9. Jahreöbericht, und das 1. Heft des 
1. Bandes ihres nenen Archivs vom Jahr 1844. 

XV. Bon dem Berein für Heffifhe Geſchichte 
und Landeöfunde zu Kaffel: 

a. das Schlufheft des II. Bandes v. I. 1843. 

b. das 7. und 3. Supplementheft feiner Zeitſchrift v. 

3. 1843 und 

©, bie Sprachenfarte von Deutfland, von Dr. Bern 

hardi. 

XVIL Bon dem Verein zur Erforſchung ber 
theinifhen Geſchichte und Alterthümer zu 
Mainz: 

feine Statuten v. J. 184. 

XVII. Bon dem Hennebergifchen alterthums⸗ 

forſchenden Verein zu Meiningen: 
Einladungsſchrift zur 11. Jahreöfeftfeier, nebſt Sub- 


- ın — 


feriptionseinlabung auf bad Wert „Kunftventmäler 
in Franken und Thüringen x.“ mit einem Heft 
dieſes Werke. 

XIX. Bon dem hiftorifhen Berein von und 
für Oberbayern gu Münden: 

das 3. Heft des II. B- v. 3. 1840, das 1. 2. und 
8. Heft des V. Bandes v. 3. 1843, ſowie feinen 
6. Jahresbericht. 

XX. Bon der hiforifchen Elaffe der König» 
lich Bayrifhen Akademie der Wiffenfhaften 
su Münden: 

den IM. Band der Abhandl. nebft dem academifchen 
Almanach v. 3. 1843, und mehrere gelehrte Ans 
zeigen, fowie das 1. Heft des V. Bandes der Ab⸗ 
bandlungen v. I. 1844 fammt Bulletin. 

XXI. Bon dem Berein für Geſchichte und Als 
tertbumsfunde Wefphalens zu Münfter: 

den 6. Band feiner Zeitfcprift v. I. 1843. 

XXI. Bon dem biftorifyen Berein der Ober» 

pfalz und von Regensburg: 
das 2. Heft des VI. Bandes, fowie die Denffchrift 
über den Faiferlihen Mathematiter Johann Kepp⸗ 
ler, v. 3. 1842. 

XXI. Bon dem AltmärfifhenBerein für Ge— 
ſchichte und Induftrie gu Salzwedel: 

den 6. Jahresbericht v. 3. 1843. 

XXIV. Bon dem Verein für Meklenburgiſche 

Geſchichte und Alterthumskunde zu Schwerin: 
den IX. Fahrgang feiner Jahrbücher und die Jahres» 
berichte v. I. 1844 nebſt Urkundenfammlung vom 


- 3 — 


Kloſter Darium I. Bo. und dem Negifter über bie 
erften fünf Jahrgänge, von I. ©. €. Ritter. 
Schwerin. 1844. 
XXV. Bon der Gefellfchaft für Pommerfhe Ges 
ſchichte und Alterthumskunde zu Stettin: 
das 2. Heft des neunten und 2. Heft des 10. Jahre 
gangs der Baldifhen Studien, vom Jahr 1843, 
nebft dem 18, Jahresbericht. 
XXVI. Bon dem Berein für Kunf und Alters 
thum au Ulm: 
defien erfien Bericht v. 3. 1843. 
XXVII. Bon ven hiftorifhen Berein für Ins» 
terfranten und Afchaffenburg zu Würzburg: 
das 1. Heft des VI. Bandes feines Archivs, v. 9. 
1844. 
XXVIN. Bon der Geſellſchaft der vaterländifchen 
Alterthümer zu Züri: 
den erften Bericht über die Verrichtungen ber antis 
quarifchen Gefellfchaft von 1844 und 1845. 
Durh Geſchenke erhielten wir: 
Bon Herrn Amtsapothefer Köl ges zu Rüdesheim : 
1) Eine eiferne Opferbüchfe, welche, einem Fifcher in der 
Nähe der Burg Ehrenfeld im Netz hängen blieb und 
in welcher 124 fleine Silbermüngen von der Größe 
eines Heinen Kreuzers meift mit einfeitigem Ge: 
präge, enthalten waren. 

Der feltfame Fundort diefer Geldbüchfe fcheint anf 
einen Kirchenraub in der oberen Rheingegend zu 
deuten und find dieſe Gegenfände wohl bei der Vers 
folgung des Thäters in's Waſſer geworfen worden, 


- 1 — 


in welchem fie fortgetrieben und an ben Selfen des 
Mauſethurms hängen blieben. 

2) Ein eifernes Schüfelden mit mehreren fchüffelför- 
migen fleinen Münzen. Sie wurben gefunden bei 
Anlage eines Waldwegs zwiſchen Cibingen und dem 
Klofter Rothgottes in dem Bundamentflein einer Kapelle 
oder eines Heiligenhäuschene. Die runde Deffnung, 
worin biefe ®egenflänbe verborgen lagen, war mit 
einem bleiernen Dedel verfchlofien, welcher folgende 
Inſchrift führte: „Ad majorem Dei gloriam hoo 
Sacellum aedificaverunt R. D. M. Cyriac. Wi- 
gant. Rasdorfensis, Pharogus in Rüdesbeim tunc 
temporis, Johann Michael Reuschmann Orga- 
ntista) Simon Gemmerich Ludirechtor, ambo 
Rudesh. et Johann Georgii Itzsteins Wittwe 
Anna Pistorin. Anno Domini den 23. Juny 
1644." 

3) Eine Münze vom Jahre 1530 auf dem Kammers 
for gefunden. 

4) Eine Boldwage. 

5) Eine .Hleine Boldmünze der Stadt Toul mit ber 
Inſchrift: Civitat.. Tullo, bei dem Roden eines 
Weinberges an dem Schloſſe Ehrenfeld gefunden. 

6) ine Bleibulle von Papſt Innocenz IV. (+ 1254.) 

7) Ein Eonventfiegel der Earmeliter- Möndye in Mainz. 

8) mehrere gut erhaltene Kupfermüngen, welche zum 
Theil in dem Burgverließe der Burg Ehrenfels, 
theils bei Ausgrabung eines Römerhügel® auf dem 
Kammerforft gefunden wurden. 





- 15 — 


9) Fragment einer mittelalterlichen Meinen Bigur in 
Steingut. 

10) Zwei eiſerne Schlüſſel, unter dem Schutte des Rit⸗ 
terſaals in genannter Burg Ehrenfeld gefunden. 

11) zwei römifdhe Thongefäße ( befchäbigt), wovon bad 
eine in einem Grabe unter der Schule gu Rüdesheim 
und das andere bei dem Klofter Marienhaufen uns 
ter zerfallenen Mauern gefunden wurde. 

12) Ein mitfelalterlicher Sporn und 

13) mehrere Stüde eine alten Gewehre, was in dem 
Schutte der Laurburg (Wisperthal) gefunden wurde, 

14) Eine Reinerne Platte, deren vieredige Deffnung von 6 
Zoll im Duadrat, mit einer eifernen Thüre und flarfem 
Schloſſe, über defien Schlüſſelloch noch ein großes 
Haͤngeſchloß liegt, verwahrt if. Bel dem Abbruch 
eines der älteften Gebäude wurde fie in der Tiefe 
auf einem fleinernen Gewölbe gefunden. Nach dem 
Deffnen der Schlöffer entbedte man mehrere alte 
Münzen, deſſen Gepräge jedoch unkenntlich war. 

15) Eine aus gebranntem weißen Thon gebildete Heine 
Wiege mit einem Kind, bei dem Nachbaue der Boo⸗ 
fenburg im Fundamente gefunden. 

16) Sechs gut erhaltene römifche Silbermünzen. 

17) mehrere in der Umgegend von Rüdesheim gefundene, 
dem Mittelalter angehörige Gegenftände: Streitart, 
Pfeilfpige, Schlüſſel, Münzen ıc. 

18) Eine jpigovale Dofe von Wlabafter, Dedel und 
Buß mit Figuren geziert, im Ritterſaale der Burg 
Ehrenfeld gefunden, ebendaher 

19) einige Fragmente von gemalten Bläfern und 


— 16 — 


230) mehrere Pfeilſpihen. 

21) Drei mittelalterliche Gefäße in Steingut, das eine 
mit der Jahreszahl 1575, das andere mit Wappen 
gesiert. 

Bon Herrn Pfarrer Stahl zu Eſchborn: 
eine römifche Silbermünze, in der Nähe dieſes Orts 
und eine kupferne aus dem Mittelalter in der Schloß- 
ruine zu Beilftein gefunden. 

Bon Herrn Regierungsbirector Freiherr v. Mala- 

pert-Reufville: 
ein mittelalterliche® Bronceornament. 

B. Durch Kauf wurden erworben: 

1) Dur Vermittelung des Herrn Lehrer Beder zu 
Eronberg ein in ber dortigen Ruine gefundener file 
berner Eplöffel aus dem Mittelalter. 

2) Durch die Gefälligfeit des Herrn Amtmanns 
Schenk 6 Silbermünzen von Philipp IL König 
von Spanien und Elifabeth, Königin von England, 
welche bei dem Abbruch einer Mühle zu Emmerichen- 
bain gefunden wurden. 

3) Mehrere filberne und kupferne römifche Dünen, in 
der hieſigen Stadt und Umgegend ausgegraben und 
dur Bemühung des H. Architecien Kihm dem 
Vereine zugefommen. 

4) Bon Herrn Kirchenrath Ott o zu Herborn wurde 
dem Verein eine galliſche Goldmünze, welche in der 
dortigen Gegend gefunden wurde, überfendet. 

C. Beſtrebungen des Borftandes zur Aufklärung 

der vaterländifchen Geſchichte. 

Wir haben auch in diefem Jahre wieder feit unferer 


— 17 


legten ®eneralverfammlung uns eifrig angelegen ſeyn laſſen, 
durch Localunterfuchungen zur Aufhellung der vater 
landiſchen Urgefchichte beizutragen. — Eine mehrfache Beran- 
laffung bot und diesmal dienächfte Umgebungv. Wiesbaden. 
Begen Mangel des Raums in diefem Hefte, kann ich 
fie hier nur ganz kurz berühren. Die Ausgrabungen fans 
den nämlich flatt: 
a. ander Wellrigmühle. Hier ein römifches Gebäude. 
b. auf den Rädern, in der Nähe des Todtenhofs, 
roͤm. Wachtthurm mit anftopenden Gebäuden. 
c. zu Rambach, zunächſt der Eapelle, ausgedehntes 
Mauerwerk. 
d. im Salzbacht hal, zwifchen Wiesbaden und Bie⸗ 
brich, eine römifche Wafferleitung. 
e. an der Spelgmühle, röm. Gebäude am Urfprung 
der Wafferleitung. 
f. am Landgraben, bei Mosbach⸗Biebrich, röm. Lands 
hauſer. 
Die Berichte über dieſe intereſſanten Ausgrabungen 
folgen mit den Abbildungen in dem nächſten Hefte. 
Herfellung der Michaelscapelle zu Kiedrich. 
Eines unferer verehrlichen Dereinsmitglieber, Herr 
Eonrector Dr. Roffel dahier, hat ſich befonderes Ber 
dienſt erworben durch feine Bemühungen um bie Herſtel⸗ 
lung der zierlichen Mich agels⸗Capelle zu Kiedrich. 
In unſerer früheren (vorletzten) Generalverſammlung 
mar dieſer Gegenſtand ſchon zur Sprache gelommen und 
hatte lebhaften Anklang gefunden. Dabei waren von Herrn 
Landbaumeiſt. Hofmann ſchöne Zeichnungen von dieſer Car 
pelle vorgelegt und durch mündlichen Vortrag erläutert worden. 
12 


- 11 — 


Herr Dr. Roffel Hat nun mit fehe Ichentwerthem 
Eifer , nad; erwirkter Erlaubniß Herzoglicher Landedregie⸗ 
tung, eine Eubfeription im Inland unb dem benachbarten 
Ausland veranlaft, um die erforderlichen Mittel zur Her⸗ 
Rellung dieſer architectenifchen Perle zufammen zu brin- 
gen, bie nicht ohne erfreulichen Erfolg geblieben iſt. 

Es bedarf wohl feiner Erinnerung, daß unfer Ber- 
ein, der bie Erhaltung vaterlänbifcer Denkmäler fh mit 
ur ehrenvollen Aufgabe feines Strebens geftellt hat, fi 
auch bier mit angemeflener Unterftügung betheiligen wird, 
und fo dürfen wir hoffen, durch die wirffame Teilnahme 
unferer verehrlichen Mitglieder, eins ber zierlichſten Bau⸗ 
denkmale unfered Landes vor weiterem Berfall bewahrt 
zu fehen. 

Ueber das mehrfach ſchon beſprochene gemeinfamere Zur 
fammenwirfen der fämmtlichen hiftor. Vereine Deutſchlands, 
worüber in einer früheren @enerafverf. (v. 3.1841) ſchon Vor⸗ 
fchläge gemacht wurden, ſeyen mir noch einige Worte erlaubt. 

Es find feither wieder in öffentlichen Blättern, zulegt 
namentlid in der Ginweihungsrede bes Sinsheimer Ber 
einsbirectors, Herrn Pfarrer Wilhelmi, bei ber erften 
Generalverfammlung des Alterthumsvereins für das Groß⸗ 
herzogthum Baden, (5. Rovember 1844.) Aufforberungen 
an unfern Berein ergangen: einen Zufammentritt der deut⸗ 
ſchen Altertfums- und Gefchichtsforfcher zu Wiesbaden zu 
veranlaffen. 

Wenn fi) durch die von fo vielen Seiten ausgeſpro⸗ 
Genen Wünſche in diefer Beziehung, ein ehrenvolles Ber» 
trauen fund gibt, fo müflen wir um fo mehr unfer tiefes 
Bedauern ausſprechen, daß es ben wiederholten Bemühun- 


— 19 — 


gen des Vorftandes bis jept nicht gelungen if, die Hemms 
niffe zu befeitigen, welche der Ausführung biefer als fo 
hoͤchſt zweckmaͤßig erkannten Borfchläge entgegenftanden. Die 
nähere Auseinanderſehung der erfolglos verfuchten Schritte 
wird man uns wohl erlafien. 

Ich babe nunmehr, meine Herren! Ihnen über bie ins 
neren Verhältniffe unferes Vereins in Beziehung auf den 
dermaligen Stand unferer Mitglieder dur Ab» und Zus 
gang, ſowie über die Verwendnng der Geldbeiträge 
zu berichten. 

1) Dur) den Tod verloren wir: 

Herrn Medicinalaffiftent Thileniu 6 zu Ems, 
Landrath Schwab zu Ufingen, 
„ Drift v. Rettberg dahier. 
andoberſchultheis Leisner zu St. Goarshauſen. 
m Braf v. Eltz zu Eltville, 

3) durch freiwilligen Austritt: 

Herr Profeſſor Sandberger zu Weilburg. 
Ernft Thilenius zu Ems, 
Medicinalrath Rottwitt zu Hochheim. 
v. St. Georg zu Weilburg. 
Hoffammerrath Wolf dahier. 

Buchoruder Riedel dahier. 
Lehrer Henrich zu Bommersheim. 
» Wortmann bahier. 
Lang zu Langenfchwalbadh. 
Pfarrer Fuckel zu Okriftel. 
Kaufmann Adamy zu Hadamar. 
Pfarrer Reig zu Dornholzhauſen. 
12* 


aa 2 22a. 020 0. 


- 8 — 


3) MS active Mitglieder find beigetreten: 

Herr Hauptmann Freiherr v. Cauſtein. 

Borſtcandidat Freiherr v. Nauendorf. 

Es wurde ſodann von Herrn Hofbaumeiſter R. Goͤrj 
ein Vortrag gehalten: über das Geſchichtliche und Architec⸗ 
toniſche der alten Todtencapelle auf dem Friedhof zu Weil⸗ 
burg, durch fchöne Zeichnungen erläutert. 

‚Hierauf erflattete Herr Conrector Dr. Roffel Be 
richt über den. Staub der zum Veſten der Wiederherfel- 
fung ber Kiebricher Gapelle, Ramens des Vereins, eroͤff⸗ 
neten Subfeription. 

Enplich hielte Herr Oberſchulrath und Archivdirector Dr. 
Friede mann zu Soflein, eine längere Borlefung über die 
Benuhung der Raff. Archive zu den Zweden bes hiſtoriſchen 
Vereins, welche er unter andern mit Grörterungen über 
den Urfprung Raſſ. Ortsnamen begleitete, und ſodann 
mandyerlei Seltenheiten aus dem Idſteiner Archiv, . B. 
Ältere Urkunden, Siegel, Authographen von merfwärbigen 
Perſonen u. f. w. zur Beſchauung vorzeigte. 

Damit wurde bie Gigung gefchlofien und das Pros 
tocoll von ben anweſenden Borfandsmitgliedern unter» 
zeichnet. 

Wiesbaden, w. o. 

De Borftand. 





— 11 — 


u. 


Protsoecoll der zwei und zwanzigſten Generals 
Berfamminng ded Wereind für Naſſauiſche 
Alterthumdkunde und Geſchichts⸗ 
forſchung · 


Im Gegenwart des Vorſtandes und einer 
Anzahl ins und ausländifher Mitglieder 
des Vereins. 


Wiesbaden, den 23, September 1847. 


Nachdem die Mitglieder des Vereins zu ber biesjährle 
gen Generalverfammlung durch die öffentlichen Blätter in 
der gewöhnlichen Weife eingeladen worden waren, verfams 
melte fich eine Anzahl derfelden unter dem heutigen, Bors 
mittags 10 Uhr, in dem Local des Muſeums der Alter- 
thümer. 

Der Director des Vereins, Herr Regierungspräfident 
Dr. Möller eröffnete hierauf die Sigung, indem er den 
Serretär des Vereins, Archivar Habel von Schierſtein, 
zum Vortrag des Jahresberichtes aufforberte. 


Hochzuverehrende Herren! 

Mit dem heutigen feiern wir den fünf und zwanzigften 
Jahrestag feit dem erften Zufammentritt unſers Vereins. 

Der Borfand hat ſich über die verfpätete Zufammen- 
berufung der Generalverfammlung bei Ihnen zu rechtfer⸗ 
tigen. Hinderniſſe, deren Auseinanberfegung zu weit führ 
ren würde, haben biefe Verzögerung veranlaft. 

Wenn es allerdings kaum entſchuldigt werden Tann, 
daß die Verſammlung im verflofienen Jahre wicht ſtatt 
hatte, in welchem unfere Vollmachten nad; zweijährige 
Wirffamteit erlofchen waren, fo möge die Erwägung, 
daß wir unfer Mandat in Ihre Hände allein wieber 
wrüdzugeben uns verpflichtet hielten, und deßhalb die 
einftweilige Bortführung der Gefchäfte von uns erwartet 
werben konnte, bei Ihnen meine Herrn! eine nachfichtige 
Beurteilung finden. 

Der Borftand hofft Sie zu überzeugen, daß wir auch 
in der verlängerten Zeit unſeres Wirkens die fatutenmä- 
igen Zwede des Bereind hicht aus dem Auge verloren. 

Mir liegt auch in diefem Jahre wiederum nach dem 
Wunſch des Vorſtandes die Pflicht ob, durch berichtliche 
Darftelung der Ergebniffe unferer Beftrebungen, ſowie 
alles deſſen, was feit unferer legten Zufammenkunft in den 
äußeren und inneren Beziehungen des Vereins Bemer⸗ 
lenswerthes vorgelommen, Ihnen genaue Vorlage zu machen. 

So unerfreulih und mißlih an ſich fon die Auf 
gabe iR, das Refultat der Thätigfeit zweier Jahre in 
einen kurzen nur überfichtlichen Bericht zuſammen zu dräns 
gen, fo muß ich auch noch beſonders mir Ihre Nachficht 
erbitten, wenn ich felör bei möglicher Abkürzung des 


— 18 — 


vorbereiteten Materials vielleicht etwas länger Ihre Auf⸗ 
merkſamleit in Anſpruch nehme. 

. Die beiden verflofienen Jahre find für unſere For⸗ 
ſchungen und Erwerbungen keineswegs unfruchte 
bar geiwefen. Es haben ſich fo mancherlei Gegenſtände 
von ganz befonderem Intereſſe zufammengehäuft, deren 
gründliche Beſprechung bie zum Vortrag gegebene Zeit 
weit überfdhreiten würde, daß ich in der That faum 
weiß, wie ich die Maſſe des Stoffe bewältigen fol. Da- 
durch bin ich in die Lage geſedt, das Meifte aus meinen 
ausführlichen Vorarbeiten, nur in gebrängtem Auszug 
überfichtlich berühren zu müffen, um nur für Einiges, 
was für Sie ein allgemeine® Intereſſe darbieten möchte, 
was mehr Raum zu gewinnen. 

Der fpeciellere Theil unferer Forſchungen, fowie bie 
critiſche Beleuchtung einzelner befonders merkwürbiger 
Alterthümer, muß daher den fpäteren Publicationen in aus⸗ 
führlicher Darftellung vorbehalten bleiben. 

Die Beziehungen zu dem Ausland, meine 
‚Herren! in&befondere die Verbindungen mit den auswärs 
tigen hiſtoriſchen Vereinen find immer Gegenftand der 
erſten Mittheilung gewefen. Auch dießmal wird die Kunde 
Ihnen erfreulich ſeyn, daß eine beträchtliche Zahl freme 
der gelehrten Gefellfhaften uns durd Zufendung 
ihrer gehaltvollen Bereinsfhriften fortwährend ihre 
Aufmerffamkeit zu erfennen gegeben haben, was wir uns 
ferer Seits durch Austaufch unferer Annalen erwieberten. 

Es fey mir nun erlaubt, das vor Kurzem erhaltene 
Berzeichniß der inmittelt unferer Vereinsbibliothek zus 
gefommenen Schriften Ihnen mitzutheilen. 


- 14 — 


Bir erhielten: 

A. Bon auswärtigen Vereinen: 

L Bon der Geſchichts⸗ und Alterthums for⸗ 
fhenden Gefellfgaft des Ofterlandes zu Als 
tenburg: 

das 1. 2. und 3..Heft des II. Bandes ihrer Mitthei⸗ 
lungen, v. 3. 1845-1847. 

IL Bon dem Hiforifhen Berein für Mittel 

franten zu Ans6bach: 
den 14. nnd 15. Jahresbericht v. I. 1844—1845. 
IM. Bon dem hiforifhen Verein von Schwa- 
ben und Reuburg zu Augsburg: 
den 10. und 11. Jahresbericht v. 3. 1844—1845. 
IV. Bon dem Hiftorifhen Verein zu Bamberg: 
den 8, und 9. Jahresbericht v. I. 1845—1846. 

V. Bon der Gefeltfhaft für vaterländifche 

Alterthümer zu Bafel: 
ihre antiquarifhe Mittheilungen v. I. 1844. 

VI. Bon dem Berein für Gefhichte der Mark⸗ 

Brandenburg zu Berlin: 
den IL Band der Märkifchen Forſchungen v. I. 
1844. 

VII. Bon dem hiftorifhen Verein von Ober- 

franfen zu Bayreuth: 
defien Jahresbericht nebft dem 2. Heft des III. Ban- 
des feines Archivs v. I. 1846. 

VI. Bon der ſchleſiſchen Geſellſchaft für var 

terländifche Eultur zu Breslau: 
ihre Arbeiten und Veränderungen v. I. 1844-45. 


— 15 — 


IX. Bon dem Hiforifhen Berein für das Groß 

bergogthum Heffen zu Darmflabt: 
den I. Supplementband feines Archivs v. I. 1845 
mit dem 1. Heft des Urkundenbuchs zur Heffifchen 
Landes, Orts⸗ und damiliengeſchichte v. I. 1846, 
das 2. und 3. Heft des IV. Bandes v. I. 1845 
und das 1. Heft des V. Bandes feines Archivs v. 
3. 1885. 

X, Bon der Dberlaufigifhen Gefellfchaft der 
Wiſſenſchaften zu Börlig: 

das neue Laufigifche Magazin, I—4. Heft, de69. Ban- 
des (neue Folge) v. I. 1844. 

XI, Bon dem Thüringiſch-Sachſiſchen Verein 
für Erforfhung des vaterländifchen Alters 
thums zu Halle: 

das 1—4. Heft. des VIL und ben VIII. Band v. 
3. 1843-45. 

XU. Bon dem biforifhen Verein für Ries 

derfadhfen zu Hannover: 
das 1. Heft des Jahres 1844, das 1. und 2. Dop- 
pelheft feined Archivs v. J 1845 nelbſt weiteren 
Verhandlungen. 

X0OL Bon dem Berwaltungsausfhuffe des 
Ferdinandeums zu Innsbrud: 

den 11. und 12. Band der neuen Zeitfhrift v. I. 
1845— 1816. 

XIV. Bon dem Berein für Heffifhe Geſchichte 

und Landeskunde zu Kaſſel: 
das 1., 2. und 3. Heft des 4. Bandes v. I. 1835, 


webR 9, 10. und 14. Heft des II. Supplements feiner 
Zehtfchrift v. 3. 18451847. 

AV. Bem der Königlih Schleswig⸗Holſtein⸗ 
Lauenburgiſchen Befellfgaft für die Samm- 
Inug und Erhaltung vaterländiſcher Alters 
shämer zu Kiel: 

den 10. und 11. Bericht, fowie das 2. Heft des 
L und das 1. nebft dem 2. Heft des I. Bandes 
ihres nenen Archivs v. I. 1845. 

XVL Bon dem hiſtoriſchen Verein von und 

für Oberbayern zu Münden: 
das 1. bis 3. Heft des VE, das 1. bis 3. Heft des 
VIL, des 1. und 2. Heft des VIII. Bandes v. 3. 
1844—1847 fowie den 7. und 8. Jahresbericht. 

XVII. Bon der hiſtoriſchen Elaffe der König- 
lich Bayrifhen Afademie der Wiffenfhaften 
su Münden: 

die 2. Abtheilung des IV. Bandes v. I. 1845 nebfi 
dem academifchen Almanach x. v. 3. 1845. 

XVEL. Bon dem Hennebergiſchen alterthume» 

forfpenden Berein zu Meiningen: 
die 5. Lieferung feines Archivs v. J. 1845 und die 
Einladungeſchrift zur 13. Jahresfeier ( 1845.) 

XIX. Bon dem Berein für Geſchichte und Als 

terthumsfunde Weſtphalens zu Münfter: 
den 7. Band feiner Zeitfcgrift v. 3. 1844. 

IX. Bon der literärifhen Geſellſchaft au 
Dpdenfe in Dänemark: 

ihre 2. Artenfammlung. 





— 117 — 


XXI. Bon dem Berein für Geſchichte und Als 
tertbumstunde Wefphalens zu Baderborn: 
ven 8. Band feiner Zeitſchrift. 
XXU. Bon dem hiſtoriſchen Verein der Ober⸗ 
pfalz und von Regensburg: 
den 9. und 10. Band feiner Verhandlungen v. I. 
1844—1845 und den 2. Band der neuen Folge. 
XXIH. Bon dem Altmärkiſchen Verein für Ge⸗ 
ſchichte und Induſtrie gu Salzwedel: 
den 8. und 9. Jahresbericht. 
XXIV. Bon dem Berein für Meflenburgifche 
Geſchichte und Alterthbumsfunde gu Schwerin: 
den 10. und 11. Jahresbericht ». 3. 1845—1846. 
XXV. Bon der Gefellfchaft für Pommer'ſche Ge⸗ 
ſchichte und Alterthumskunde zu Stettin: 
das 1. und 2. Heft des 11. Jahrgangs der Bal⸗ 
difchen Studien, v. J. 1845, und den 21. Jahreöber. 
AXVI Bon dem Hiforifchen Berein der Pfalz 
au Speyer: 
a. die freie Reichöftadt Speier vor ihrer Jerſtoͤrung, 
von Zeuß. Speyer 1843. 
b. Regierungsverfaflung. 
c. diplomatifche Geſchichte des Stiftes Zell, nebft zwei 
Berichten des hiftorifchen Bereind v. J. 1847. 
XXVII. Bon der Sinsheimer Gefellfchaft für 
Erforfhung vaterländifher Denfmäler der 
Borzeit zu Sinsheim: 
den 11. Jahresbericht v. I. 1846. 
XVII. Bon dem Würtembergifhen Alter⸗ 
thumsverein zu Stuttgardt: 


— 18 — 


das 1. Zahreöheft v. 3. 1844 und bie Würtember- 
giſche Münz- und Mebaillentunde. 

XXIX. Bon dem Weplar’fhen Berein für Ges 

ſchichte und Witertbumsfunde zu Wepfar: 
das 3. Heft des I. Band feiner Beiträge für Ge⸗ 
ſchichte und Rechtsaltertjümer. Halle. 1845. 
XXX. Bon dem hiforifhen Verein für Un» 
terfranten und Aſchaffenburg au Würzburg: 
das 2. und 8. Heft des VII. v. 9. 1845 und das 
1. und 2. Heft des IX. Bandes feines Archivs. 
XXXL Bon der Geſellſchaft der vaterläandiſchen 
Alterthämer zu Züri: 
das Kofler Kappel und das 10. und 11. Heft ihrer 
Mittheilungen v. 3. 1846. 

So find es alfo 31 hiſtoriſche Befellfchaften, bie un 
fere Vereinsbibliothek mit ihren ſchätbaren Schriften bes 
reichert haben. 

Aud mehrere Gelehrten bes Auslandes haben 
und durch Zufenbung ihrer beſon der s ebirten Werke 
ihr Wohlwollen bewiefen. 

Wir erhielten nämlich : 

1) von Herrn Dr. Dilthey, Oberſtudienrath und 
Director des Gymnaſiums zu Darmfladt, deſſen 
Särift: 

die Ludwigs Säule, als architectoniſches Kunſt⸗ 
wert, Darmftadt 1845. 

3) Bon dem Herrn Klunziger, Stabtpfarrer zu Güg⸗ 

lingen in Würtemberg: 
die Geſchichte des Zabergaus. Heft 1—4 
Stuttgardt 18411—1844. 


— 19 — 


8) Bon dem Herrn Letronne gu Parie, Director der 
Staatsarchive des Konigreichs, deſſen Observations 
sur l’6tude des noms propres grecs. Paris. 
1846. 

4) Bon dem Herrn €. 8. Mooyer zu Minden: 
wei Brochuren über das Kloſter Flechd or f und 
feine Aebte, ſowie eine Abhandlung über die Ein⸗ 
fälle der Normannen in die pyrendiſche Halbinſel, 
Münfter 1844. 

5). ®on dem Herrn PBreuster, Rentamtmann zu 

Großenhain : 
die Stadt» und Dorfjahrbücher ( Ortschronifen), 
ferner die Befchreibung ber dortigen Stadt⸗ 
bibliothek. 

6) Bon dem Herrn v. Raifer, Königl. Bayr. Res 
glerungebirector zu Augeburg: 

die Funde römifcger Alterthümer auf dem Ros 
fenauberge und die Fundgeſchichte einer ural« 
ten Grabflätte bei Rordendorf. 1844. 

7) Bon dem Herrn Dr. Steiner, Hofrath zu Klein⸗ 
frogenburg: 

Ludwig der J., Großherzog von Heſſen nach fel- 
nem Leben und Wirken, 

8) Bon dem Herm Dr. Schmidt, Profefior der Ge⸗ 
ſchichte an der Univerfität zu Berlin: 

das dritte Januarheft des 5. Bandes feiner all» 

gemeinen Zeitfchrift für Geſchichte. Berlin 1846. 

Sodann überfendete uns ferner unfer auswärtige Eh⸗ 
renmitglieb : 

9) Herr Geheimerath Dr. Br. Ereuger zu Heidelberg 


- m — 


ben L. Band feiner 1846 zu Heldelberg erſchle⸗ 
nenen deutſchen Schriften, eine Samm⸗ 
lung feiner zerſtreuten Abhandlungen zur Ar⸗ 
ch Aologie, oder zur Geſchichte und Erklärung 
ver alten Kuuft gehörig. 
Sobann erhielten wir als Befchenk: 
19) von Her Staatsrath De. Friedt. Kınfe, Pros 
feſſor ver Gefchichte gu Dorpat: 
deſſen Necrolivonica, ein in zwei Follo ⸗ Banden 
1842 gu Dorpat erſchienenes und mit vielen co» 
lorirten Abbildungen auögeftattetes Werk; das 
Ergebniß feiner auf Befehl des ruſſiſchen Kaifers 
in Livland, Eſthland und Eurland im 
Jahr 1839 unternommenen archäologiſchen Uns 
terfuchungen. 
Ich werbe fpäter noch auf dieſes intereſſante Werk zus 
rädfommen und Ihnen ſolches vorlegen. 
Bon handſchriftlichen Arbeiten oder Manuferipten if 
uns vom Ansland noch zugefommen: 
Bon Herrn Major Breihern von Boineburgs 
Lengsfeld u Weiler, eine Abhandlung, ſchildernd: 
„Bier Jahre ans dem Jugeudleben des Fürflen Georg 
Auguf von Raſſan-VIdſtein, in dem Zeitraum von 
1681—85 — in welchem der Urgroßvater des Herrn 
v. Boineburg den jungen Prinzen, als Erzieher, 
bei feinen Reifen nach Frankreich, Holland und Eng- 
Iand begleitet Hatte.“ 
Das andführliche Manuſcript, deſſen Publication in 
unfern Annalen beanftandet wurde, iſt im Archiv unferes 
Bereind niedergelegt worden. 





— mM — 


b. Bon Inländern. 

And, mehrere inländifche verchrliche Bereinsmitglie» 
der haben uns theild größere Abhaudlungen und Berichte, 
theils Notizen von minberem Umfang zugefendet. 

Es übergab und: Herr Pfarrer Haunap pel zu Rei⸗ 
fenberg: 

die Geſchichte der Herrſchaft und Burg Reifenberg 

und der von Hattſtein. 

Das ausführliche Manuſcript IR zum Abdruck in ben 
Annalen beftimmt. 

Außer dieſer hiſtotiſchen Vearbeitung find uns von 
dem Heren Pfarrer Haunappel, welcher mit lobenswer⸗ 
them Eifer die Spuren des Pfahlgrabens mit feinen 
Befeſtigungen zwiſchen der Saal» und Capersburg bis 
weſtlich von Reiffenberg verfolgte, und mehrere roͤmiſche 
Badytthürme auf eigne Koften anfgraben ließ, noch 
verſchiedene Berichte über feine daſigen Forſchungen zu 
gefommen. 

Diefem reiht fih an eine intereffante Sammlung von 
Nachrichten, welche: 

Herr Archivrath Freiherr von Preafchen zu Sofein 
über den Pfahlgraben, insbefondere im Amt Joftein 
und ben anfopenden Wemtern aus ben Acten des dortigen 
Staatsarchivs zufammefelite und mit Hinzufägung eigener 
Beobachtungen über den Lauf des römifchen Limes und 
mittheilte, 

Beide anerfennungswerthe Vorarbeiten Hefern ein fehe 
ſchabbares Material, weiches bei der demnädfigen Ber 
reifung des Pfahlgrabens benugt werben wird. 
Insbeſondere gewährt für bie beabfichtigte geometris 


fe Aufnahme des Pfahlgrabens bie in einen 
Maaßſtab reducirte Ueberſichtocharte, welde Herr 
von Preuſchen auf eigene Koſten aus verſchiedenen 
Gemarkung» und Waldcharten zuſammenſtellen lieh, eine 
enwünfchte . Erleichterung für das Gintragen localer Bes 
nennungen. 

Außerdem find uns noch von den Herrn Laudmeſſer 
Bagner zu Kemel, Herrn Amtsſecretär Beder zn 
Hoͤchſt, Herrn Juſtizrath Bor zu Wehen x., 

ſodann von Auswärtigen: 

Herrn Hofmaler Beder zn Mainz und von dem (kürzlich 
verftorbenen) Herrn Obriflieutenant Schmidt vom Ges 
neralſtaabe zn Berlin x. 

verſchiedene fpecielle Rachweifungen über Fundorte 

tömifcher und germanifcher Alterthümer 
su Theil geworben, welche mitunter fchon zu Localunter⸗ 
ſuchungen Beranlaffung gegeben Haben. 

Davon weiter unten. 

DL. Anfhaffungen für unfere Bibliothek, 

a. Büder. 

Ich habe nunmehr die literarifchen Anfchaffungen für 
die Bereinsbibliothek, durch Kauf zu ermähnen. 

Als befannt darf ich vorausfegen, daß wohl alle hiſto⸗ 
riſchen Vereine fi; von der unabweislichen Nothwendigkeit 
überzeugt haben, durch Anſchaffung literarifcher Hülfemittel 
ihren arbeitenden Mitgliedern bie erforderliche Unter⸗ 
ſtüdung und Erleichterung für ihre Studien zu gewähren. 
In mandyen Bereinsfchriften werden Sie, meine Herten, 
ſelbſt die Inhaltsverzeichniſſe diefer abgefonderten ſelbſt⸗ 





— 18 — 


ſtändigen Vereinsbibliothefen zum Gebrauch der Mit 
glieder wahrgenommen haben. 

Wir hatten früher alle angefchafften und von frems 
den Vereinen und Gelehrten als Geſchenk erhaltenen 
Schriften und Werke, in der öffentlichen Bibliothek nie 
dergelegt, allein feit einigen Jahren dem bewährten Bei⸗ 
fpiel der übrigen Vereine folgend, begonnen, durch Ans 
ſchaffung geeigneter Werke dem lange gefühlten Bebürfs 
niß abzubelfen, und zu einer felbffändigen Vereins⸗ 
bibliothek den Grund zu legen. 

So wie wir in ber legten Generalverfammlung über 
den Ankauf werthvoller Werke berichten Eonnten, fo if 
und auch dießmal wieber Gelegenheit geworben, außer 
den vereinzelten Anfchaffungen und fortfegungen durch 
Subfeription beftelter Bücher, aus der im Frühjahr biefes 
Jahres zu Frankfurt fattgehabten Verfteigerung der ausge⸗ 
geichneten Ereuger’fchen Bibliothek eine Anzahl fhägbarer 
Werfe in mäßigem Preiße zu erwerben. Später hoflen 
wir, wenn es gewünfcht werben follte, ein vollftändiges 
Verzeichniß des dermaligen Beſtands unferer Vereins⸗ 
bibliothek der verehrlichen Verſammlung vorlegen zu Fönnen. 

b. Handzeihnungen von Alterthümern. 

An diefen literarifchen Zuwachs unferer Bereinsbiblios 
the reiht ſich zunächſt Die Erwerbung einer noch unedirs 
ten Sammlung von Abbildungen alt germani- 
fher Bräber, die im Würtembergifchen und Badiſchen 
in dem legten Jahrzehend unterfucht worden waren. 

Diefe, wenn gleich nur flüchtig ſcizzirten Handzeich⸗ 
nungen (auf ungefähr 30 Blättern) find um fo fhägbarer, 
da fie an Ort und Stelle mit Angabe der Maafe oder 

13 


in natürlicher Größe von einem ſachkundigen Alters 
thumöfreund entworfen wurden, und mit dem Gräberin- 
halt in unferer Gegend, intereflante Bergleihunge- 
mittel darbieten. Hierdurch Fann allein für dieſes weite 
und dunfele Feld der Unterfuhung Licht und Klarheit 
gewonnen werden. Ohne biefelben if für bie Wiſſenſchaft 
ein wirfliher Gewinn nicht denkbar, und für die Aufhel⸗ 
lung der alten Geſchichte wenig Erfolg zu erwarten. 

Alle diefe in Zeichnungen bargeftellten Gräber, nebſt 
einer großen Anzahl anderer ohne bemerfenswerthe Aus⸗ 
beute (es wurden gegen 800-900 im Ganzen aufges 
bet) find von Herrn Carl Rath, in Auftrag und 

- unter Mitwirkung einer Geſellſchaft von Alterthumefreuns 
den an verfchiedenen Orten Würtembergd und Badens un⸗ 
terfucht worden. Nur die intereffanteften Gräber mit ihr 
rem Inhalt find in dieſen Abbildungen wiedergegeben, welche 
uns Herr Rath Anfangs Auguft 1845, einige Tage vor 
feiner Abreife nach Brafilien, überließ, damit dieſelben im 
Balle feined Ablebens nicht verloren gehen möchten. 

Ich werde fpäter Beranlaffung finden, Ihnen biefelben 
vorzulegen. 

Herr Earl Rath, früher Conſervator am Mufeum 
in Tübingen, ein geübter Zeichner, Modelleur und Mecha⸗ 
nifer, iR Ihnen, meine Herren! wohl als talentvoller Ber- 
fertiger plaftifher Reliefharten von Europa, Deutfch« 
land, der Schweiz, Würtemberg, Baden u. ſ. w. befannt, 
die als treffliche Hülfsmittel für den geographifhen Un⸗ 
terricht fo allgemeine Anerkennung fanden. Don ihm ers 
hielten wir insbefonbere noch eine fehr intereffante pla⸗ 
ſt iſche Arbeit — namlich eine nad) den Maßen verfüngt 





— 18 — 


mobellirte und in mehrere Theile zerlegbare Nachbildung 
eines alt germaniſchen Grabes, weldes bei Walbhaufen, 
unfern Tübingen mit Genauigkeit unterfucht worden war. 

Ich werde Ihnen ſolches ebenfalls fpäter bei dem Ber 
richt über bie Localunterfuchungen in unferer Umgebung 
vorlegen. 

Höcft erwünfcht wäre es, wenn fi in unferem Ber- 
ein Jemand fände, der es unternähme, durch ſolche pla⸗ 
ſtiſche Darftellungen die intereffanteften Gegenflände uns 
ferer Unterfuchungen zu veranfchaulichen. 

Bei einer Heinen praltiſchen Unterweifung, zu welcher 
ſich wohl leicht bei Herrn Ravenflein x. in Frankfurt 
Gelegenheit finden würde, möchte bieß für einen Freund 
alterthümlicher Forſchung eben feine allzufchwere Aufgabe 
ſeyn. 
Ich habe Sie nun, meine Herren, mit den Geſchen⸗ 
ken bekannt zu machen, womit unſere inländiſchen ge⸗ 
ſchaͤtzten Vereinsmitglieder wiederum unſer Mufeum va⸗ 
terländifcher Alterthümer bereicherten, und laſſe die Na⸗ 
men der wohlwollenden Geber in alphabetiſcher Ord⸗ 
nung folgen. 

Es wurde uns übergeben: 

1) Bon Herrn Obriſten Alefeld ein ſehr ſchoͤnes 
Broncebildwerk, welches in der Nähe von Wies⸗ 
baden gefunden wurde. Es iſt bie trefflich er- 
haltene Handhabe zu einem Schlüffel, den 
Kopf eines Pferdes in vorzüglicher technifcher Bollen« 
dung darftellend, an welchem fi noch einige Spus 
ren vormaliger Verfilberung und Bergoldung ers 
fennen laffen. Die Form des eifernen Schlüffel- 

13* 


— 16 — 


ſchafts nnd Barts iſt durch farfe Dribation vers 
Ioren gegangen. Die Augen am “PBferbefopf find 
mit grüner Emaille eingelegt. Ebenſo iR ein zer» 
liches Halsband in grüner Emaillirung bemerfene- 
werth, an weldyem ein Meines Ringelchen, vielleicht 
zum Anhängen einer Rummer () befindlih. Das 
Ganze deutet durch feine Zierlichfeit und Zwedmä- 
Bigfeit der Form auf eine gute Kunftperiobe hin. 
Die Handhaben an Schlüffeln, fowie auch an 
DOpferpfannen, Weinſieben x. und anderen Bronce⸗ 
Utenfilien gaben den Römern vielfältige Gelegenheit, 
ihre Erfindungögabe bisweilen in groteöfen Zufammen« 
ſtellungen zu zeigen. Bei vielen hat man (obwohl 
mei mit Unrecht) an mythologiſche Beziehungen 
gedacht. Durch die Ausgrabungen zu Herculanum 
und Pompeji find wohl bie intereffanteften und 
mannichfaltigften Formen von biefer Art wohlerhalten 
ans Licht gefördert worden. In unferm Mufeum 
werben Gie, meine Herren, ebenwohl einer nicht 
unerheblichen Zahl mannichfaltiger Schlüffelgriffe 
verzierungen begegnen, unter denen Cie unter 
andern dad Vordertheil eines Ebers, ferner 
eine menſchliche Hand mit einem Obolus ıc., zu gleichem 
Gebrauch beftimmt, vieleicht bemerkt haben. Ganz 
kürzlich iR von biefen in gleicher Welfe verwendeten 
Thierformen noch eine neue durch die Güte des Herrn 
Oberſtallmeiſters Freiherrn v. Breid bach hinzu⸗ 
gekommen, nämlich das Vordertheil eines Löwen, 
wovon ich das Nähere noch mittheilen werbe. 
Berner erhielten wir: 


— 117 — 


2) Bon Herrn Marflſcheidereiverwalter Beyer zu Dil⸗ 
lenburg, einen in ver Schloßruine daſelbſt gefuns 
denen mittelalterlichen Dolch. 

3) Herr Oberförfler Beyer auf dem Windhof bei 
Weilburg überfendete durch gefälige Vermittelung 
des Herrn Stabtpfarrers Dörr unferer Samm⸗ 
tung eine im Wald bei Weilburg beim Fällen eines 
Baumes unter der Wurzel gefundene brongene 
offene Spir al⸗Armille, nebft einer Spiral- Bis 
bula. Beide mit ſchönem Evelroft überzogen. — 
Der genaue Bericht wird ebenfalls im nachfolgenden 
Heft mitgetheilt werben. 

4) Eine weitere Bereicherung wurde unferm Mufenm 

abermals zu Theil dur die Güte unſers verehrten 

Vorftandemitgliede , des Herrn Oberſtallmeiſters 

Breiherrn v. Breidbach⸗ Bürres he im zu Hed⸗ 

dernheim. Sie beſteht in einer Anzahl von Broncer 

gegenfländen und Münzen, welche im Bering der 
alten Römerftabt bei Hebbernheim, ber eigent- 
lichen Civitas Taunensis, unferer unerfhöpflichen 

Bundgrube von Alterthümern, neuerlich wieder zu 

Tag geförbert wurden. 

Ich will die Sachen nur kurz berühren. Es if: 

. ein wohlerhaltenes Opferlöffelhen von Silber, 

. ein Bronzefragment einer chirurgiſchen Sonde, 

. ein Heiner Broncering, 

. eine peltenförmige Verzierung, (wahrſcheinlich zu 

Pferdegeſchirr gehörig ), 

e. eine hohl convere Budel, ald Verzierung von 

Lederwerk zu ähnlicher Beftimmung, 


zer» 


— 18 — 


f. Bruchflüd einer Fibula, das Borbertheil eines 
Schweine darftellend, 

g. die obere Platte einer mit verfchiebenfarbiger Emaille 
zierlich eingelegten Fibula, 

h. mehrere Broncefragmente von unbefannter Bes 
fiimmung, 

i. ein hohlgegoſſener 5300 hoher Stierfuß in gu⸗ 
ter Broncearbeit am wagrecht abgefchnittenen Ober⸗ 
theil eingefebt, zur Befeftigung an einem Bronces 
gefäß ober Candelaber, 

k. ein oben erwähnter fehr fchöner, ehemals anſchein⸗ 
lich verfilbertr Schlüffelgriff in Bronze, von 
2 Zoll Höhe und 3 Zoll Länge. Die wohls 
erhaltene Handhabe flelt das Vordertheil eis 
nes Löwen mit hoher Mähne dar, welcher 
unter den Vorderpfoten die Kopfhaut eines Hun- 
des hält. DBielleiht wenn man von mytholo⸗ 
gifcher Beziehung abftrahiren will x. als Andeu⸗ 
tung, daß Treue und Wachſamkeit oft durch Stärfe 
überwunden werde? (ober finnbilvliche Borftellung, 
daß auch ein gutes Schloß, dem man die Bewah- 
rung von Gegenfländen ficher vertrauen fönne, 
doch der Gewalt weichen müfle??) Ein am Ende 
zufammengedrehter mit fchönem grünem Aruge ver» 
fehener Broncedraht in der Naſe befeftigt, diente 
zum Anhängen eines ziemlich fchweren Schlüffels, 
an dem jeboch der eiferne Schaft mit dem Bart fehlte. 
Die im Mund des Löwen eingebohrten Löcher 
mögen wohl zur Befeftigung der Nummer gedient 
haben. Endlich 


— mW — 


1. 5 Bronces nud 3 Silbermüngen unter denen mehs 
tere von Hadrian und Mare Aurel noch kenntlich 
find. Sodann noch 

m. ein Bodenftüd eines römifchen Gefäßes in feiner 
rother Erde mit eingebrüdtem Toͤpferſtempel. 

Sobann erhielten wir: 

5) Bon Herrn Reviſionsrath Born dahier, einen eins 
fachen gefchloffenen Halsring von Bronze, wel⸗ 
her zu Wiesbaden gefunden worben iſt. Ueber bie 
verfchiedenen Kormen der Halsarmillen habe ich 
oben ausführlich geredet. 

6) Bon Herrn Bauinfpertor Haas zu Diep: 

a ein Ritterfhwert mit plattem Bronzeknopf 
am Handgriff, und Reflen von Golbbamasjirung 
auf der Klinge, offenbar der Form nad), dem früs 
ben Mittelalter (etwa dem 11—12. Jahrhuns 
dert) angehörend. Es wurde bei dem Weilburs 
ger Tunnelbau 3 Fuß unter der Lahnfohle ges 
funden. 

b. eine durchbrochene eijerne Dolchſcheide aus 
fpäter Ritterzeit, bei dem Schleußenbau zu Bal⸗ 
duinftein gefunden. Sodann 

7) Bon den Herrn Gebrübern Habel im Schügenhof: 
mehrere Sragmente von Säulencapitälen und 
Gefäßftüden, die bei Auffuhung der Hauptquelle 
des Schügenhofs gefunden worden waren. In der 
Nähe des Fundorts jener Fragmente, ftanden vier 
Dorifhe Säulencapitäle von 2'/. Fuß Durchmeſ⸗ 
fer, in weißem Sandftein noch auf ihrer urfprüngs 
lien Stelle, jedoch als Bafen oder Unterfag von 


— 200 — 


Säulen verwendet. ind verfelben ift im arten 
des Schützenhofes aufgeftellt. Die übrigen wurden 
wegen ihrer bedeutenden Schwere nicht erhoben. — 

Sie mögen einem andern römifchen Gebäude ober 
Tempel in der Nähe angehört und von den Rö- 
mern bei fpäterer Ucberwölbung der Quelle vielleicht 
zu einem Sacellum verwendet worden fein. Die 
Säulenfchhafte fanden ſich nicht mehr, und fcheinen 
das 2008 der Zertrümmerung der übrigen Gebäude 
getheilt zu haben. Ein dabei gefundenes Stüd von 
einem Bleir ohr ift leider! durch Ableihen entkom⸗ 
men. Ein an einem anderen Ort des Schügenhofs 
unter einer vormaligen Remiſe (etzt als Abkühl⸗ 
Reſervoir benutzt) in einem mit Backſteinen geplät⸗ 
teten römiſchen Badegemach gefundenes Bleirohr 
von welchem die Hälfte unferm Muſeum zu Theil 
geworden, war in der 3° diden Scheidmauer eines 
böber liegenden Waflerbehältere mit Eftrichboden 
eingemauert, und zum Waffereinlaffen wahrfchein- 
ih mit einem Hahn verfehen. 

Bon dieſen römifchen Gemächern in deren Nähe bie 
befannten öfter6 befchriebenen Inſchriften in 
früherer Zeit entdeckt worden, habe ich vor längerer 
Zeit eine genaue geometrifche Zeichnung mit Grund⸗ 
riß und Durchichnitt gefertigt. 

8) Bon dem Herrn Pfarrer Hannappel zu Reifen« 
berg, weldyer fich fo vielfach um bie Erforſchung der 
römifchen und germanifchen UWeberrefte am Taunus 
bemühte, wurden mehrere Legionsziegel vom Römer: 
Caſtell oberhalb der Weilquelle zwifchen dem großen 


— al — 


und Heinen Feldberg nebſt einer Anzahl gebrannter 
Platten mit Eohortenkempeln von dem benachbarten 
römlfchen Vorwerck eingefendet, in welchem wir Une 
terfuchungen anftellten, von denen nachher ausführ⸗ 
lich die Rede fein fol. Berner 

Zwei eiferne (flarf oridirte) Speerfpigen, die fih 
in einem von ihm auf eigene Koften aufgegrabenen 
römifchen Wacht hur me am Pfahlgraben gefunden 
hatten, was fpäter ebenfalls zu einer befonderen Bes 
leuchtung Veranlaffung geben wird. 

9) Herr Oberſteuerrath Herget dahier übergab uns 
eine auf dem Schneppenhäußerhof zwiſchen Huns⸗ 
angen und Hadamar gefundene Eilbermünze. 

10) Bon Herrn Forſtmeiſter Heym ach auf dem Chauſſe⸗ 
haus wurden 10 Bronzearmillen uns über 
geben, von denen fih 6 im Rübeöheimer Wald 
an ber Horwitt in einem Hügel, an einem Eich 
Pfahl hängend, und 4 von gleicher an beiden Sei—⸗ 
ten abgeplatteter Form, — an der Antoniusfapelle 
im Geifenheimer Wald, bei einer Weganlage, gefuns 
den hatten. Ueber die Beftimmung und verſchiedene 
Gattung dieſer Ringe habe ich oben ſchon nähere 
Mitteilung gemacht. 

11) Herr Schullehrer Kolb zu Rambach gab uns: 

a. ein auf dem Kirchhof ber dortigen Kapelle gefun⸗ 
denes Meines altgermanifhes Schneidein⸗ 
frument von keilförmiger Geftalt, 

b eine ebendafelbft gefundene Ziegelplatte mit 
dem Stempel der XIV. Legion, (der Gemina, 
Martia victrix.) 





— m — 


13) Bon Herrn Goldarbeiter Lugenbühl dahier, wurde 
und als Geſchenk zu Theil, ein römifcher Finger 
ring in Bronze mit einer den Onyr imitirenden 
Pafte, auf wecher eine Dusch die Zeit undentlich ge- 
wordene Figur hefindlich. WIE Fundort wurde bie 
in der Nähe von Wiesbaden gelegene, fogenannte 
Lehmkaut bezeichnet. 

13) Bon Herrn Kaufmann Lugenbühl, dem unfere 
Sammlung fchon fo. manche fdyägbare Bereicherung 
verdankt, erhielten wir 

a. eine große roͤmiſche Spaltart von Eifen.. 

b. ein kleines eifernes Hämmerchen. 

c. ein feilförmiges alt germanifhe® Schneibein- 
firument in hartem Stein, am gemeinen Bad 
zu Wiedbaden gefunden. 

d, einen bei Rambady gefundenen mittelalterlichen 
Schlüffel von Eifen. 

e. zwei große Bronze» Fibul&, neben dem Bronzes 
Diadem in. der Kirchgafle gefunden, von dem: nach⸗ 
her befonders die Rede fein wird. 

14) Herr Hofrath Moureau dahier, beſchenkte unfer 
Mufeum mit einem falfchen bayerifchen Krons 
thaler. 

15) Bon Herzogliher Landesregierung wurde ung 
zu Theil, eine fehr fchön geprägte große Bronzes 
medaille, weldhe im verflofienen Jahre dem 
Dietzer Arbeitshaus ald Preiß in der öffentlichen 
Gewerbe: Ausftellung zu Berlin zuerkannt worden 
war. Endlich beſchenkt uns 

16) Herr Hauptmann von Tfch uni, mit: einer An- 


— 0 — 


zahl größtentheils griechifcher Brongemüngen, bie 
er auf feiner Reife gefammelt Hatte. Es find 11 
Bronzemünzen mit meift erloſchenem Gepräge bei 
Citta Vechia auf der Inſel Malta gefunden, 
und 36 alt griechifche durch den Gebrauch ftark 
abgefchliffene Kupfermüngen, die auf der Inſel 
Helena am Ausflug der Donau in das ſchwarze 
Meer (vielleicht auf einer gleichnamigen, im laconi« 
ſchen Meerbufen des Pelloponnes ?) gefunden fein 
folen. Später wird von den noch leöbaren ein 
Verzeichniß gefertigt. 

Damit fchließt fich die Notiz über die Bereicherung 
unfered Mufeums durch bie dankenswerthen Geſchenke 
unferer verehrlichen Vereinsmitglieder. Ich habe nun 
noch eine ganz befondere Aquifition zu nennen, nämlich 
die Erwerbung eines Grundeigenthums. Vorhin 
ſchon habe ich der ftattgehabten Unterfuhung eines römis 
ſchen Eaftell -Vorwerk6 oberhalb der Weilquelle am Pfahl» 
graben gedacht, worüber nachher ein ausführlicher Bericht 
Ihnen mitgetheilt werben fol. Das aufgededte, durch Form 
und Urfprung gleich merkwürdige Gebäude, liegt mit 
der einen Hälfte in einer, einem Privatmarın gehörigen, 
und mit der anderen in einer dem Herrn Pfarrer Hans 
nappel eigenthümlich zuſtehende Wiefe und war früher ſchon 
öfters von Schäge fuchenden Landleuten durchwühlt worden. 

Um weiteren Unbilden vorzubeugen und ein interefs 
ſantes Bauwerk der Vorzeit für immer zu erhalten 
übergab.Herr Pfarrer Hannappe lin lobenswerther Abficht 
den Theil feines Grundflüdes, worauf die Hälfte des 
Mauerwerk lag, dem Verein ald Geſchenk. Der Bor 





— mM — 


ſtand nahm nun keinen Anſtand, die andere Hälfte der 
Trümmer auf dem anſtoßenden Grundſtück von dem Be⸗ 
ſiher um den geringen Preiß von 8 fl. als Eigen⸗ 
thum zu erwerben, in der Ueberzeugung, es ſey das ein⸗ 
zige Mittel um ein fo merkwürdiges Denkmal des Alter⸗ 
thums vor der Zerftörungsfucht der Reiffenberger zu ret- 
ten, die ungeachtet des firengen Verbots von Herzoglicher 
Landed-Regierung, nicht abließen, zum Steingewinn für 
den Wegebau, ungehindert von dem betreffenden Herrn 
Beamten, dad nahe dabei gelegene noch wohl erhaltene 
Römer⸗Caſtell auf eine bedauernswerthe Weife zu 
verwüften ! 

Ich gehe nun zu den Fäuflichen Erwerbungen über, 
welche wir feit unferer lebten Berfammlung für unfer 
Mufeum zu machen Gelegenheit fanden. Um allzu große 
Weitläuftigkeit zu vermeiden, muß ich mich auf einige 
der bemerfenswertheften Gegenſtände beichränfen, die eine 
nähere Erläuterung zu bebürfen fcheinen, 

Indem ih die Fundorte der durh Kauf erwor⸗ 
benen Alterthümer zufamenfaffe, beginne ich mit Wiee⸗ 
baden. 

Hier erhielten wir eins der merkwürdigſten und feltenften 
Stüde, welches feiner Form nach für ein fogenanntes Dia - 
dem gehalten wurde, aus goldfarbigem Bronzebleh in 
reicher Verzierung getrieben. Es ift nach der Anficht ans 
derer als Beichlag einer Schwertfcheide ergänzt \worben. 
Beſchreibung und Zeichnung werden in dem folgenden 


Heft erfcheinen. 
Zu den weiteren Erwerbungen von ganz vorzüglichem 


— 0 — 


Interefie gehören drei brongene Schildbuckel TUmbo- 
nes] *), bie unflreitig als äußere Verzierung von Vo⸗ 
tivſchil den gedient hatten. 

Zu Ende Mai 1845 nämlich, waren diefelben zufammen 
vor dem Gauthor zu Mainz rechts an der Strafe nach 
Zahlbach, da wo ber um bie Feſtungswerke nach dem 
Münfterthor führende Weg, einen Uder des Herrn Biel» 
liez oder Sieglitz begrängt, gefunden worben. 

Auch hierüber wird die ausführliche Befchreibung nebft 
Zeichnung im nächften Heft erfcheinen. 

Ich beſchließe nun den Bericht über die Mainzer 
Erwerbungen mit der Befchreibung eines der foftbarften 
Funde, die in neuerer Zeit zu Tage gefördert wurden. 
Ich meine nämlich) den ſchon mehrmals befprochenen Tem» 
pelthärflügel von Bronce, ber ſowohl wegen ber 
hohen Seltenheit des Vorkommen, als wegen feines bes 
deutenden Kunſtwerthes, munmehr zu den Hauptzierden 
unſers Mufeumd gehört. Er murde im Juni 1845 in 
der Alband » oder Carloſchanze, unfern vom Eichelftein ges 
funden. Der Gegenftand if von fo hohem Interefie, daß 
ich die genaue Beſchreibung mit der Abbildung, des bes 
fehränften Raumes wegen, dem folgenden Heft vorbehals 
ten muß. 

Benden wir und von hier von der Nahe abwärts 
nah Bingen, fo zeigt fi} am der noch unficher be» 





®) Der Rame Umbo wird vom Umbilicus, ber Rabel abgeleitet, 
und aud im Griechiſchen Heißt diefe Schilderhöhung in der 
Mitte, "ozupaAdc, in gleicher Bedeutung, womit bie Grie: 
hen auch das Gentrum der Armee bezeichneten. 





— 0 — 
fimmten Stätte des alten Römerorts Bingiam, ſowie in 
deſſen nächfter Umgebung rheinaufwärts zu Kempten 
ein ergiebiged Beld neuer Entdeckungen, die für die 
antiquarifche Forſchung und die Geſchichte der Vorzeit 
erwünfchte Anhaltspunfte gewähren. 

Namentlich erhielten wir von dem zuletzt erwähnten 
Ort Kempten, eine Kleine Stunde oberhalb Bingen 
unter dem öftlichen Abhang des Rochusbergd mehrere eis 
ferne Waffen und Geräthe, worunter unter andern meh: 
rere Schwerter und Dolche von ganz eigenthümlicher Form. 
Auch den über den Fundort diefer Gegenftände, ſowie 
über die feltenen Waffenftüde ıc. felbft erftatteten Bericht 
werde ich mit den Zeichnungen im folgenden Heft mit» 
teilen. 

Ih habe nunmehr Ihnen, meine Herren, Nachricht zu 
geben, von den Beftrebungen ded Borftandes zur 
Aufflärung vaterländifher Geſchichte: 

1) durch Erhaltung der Eorrespondenz mit dem Inn⸗ 
und Ausland zur Crmittelung zuverläfiiger Nache 
richten über Fundorte interefianter Alterthümer, 

2) durch Bermittelung der Erhaltung architectonifcher 
Alterthümer, «) aus der römifchen Zeit, fowie 
4) aus dem Mittelalter, 

3) durch Bereifung und Beaugenfcheinigung merfwürs 
diger Yundorte zum Behuf weiterer Forſchung, 

4) durch wirkliche Localunterfuchungen mittelft Berans 
ftaltung von Ausgrabungen, 

5) durch Veröffentlichung der gewonnenen Reſultate, 
fowie dahin gehöriger einzelner literarijcher Arbeis 
ten x. Durch unfere Dereinsblätter. 


— 1 — 


Dieß, meine Herren, ſind die Aufgaben, die der 
Vorſtand außer der Sorge für die Vervollſtändi⸗ 
gung und Ermweiterung unferer Sammlungen fi 
ſtellte. 

Die Zeit würde natürlich bei weitem nicht hinreichen, 
wollte ich Ihnen von Allem eine ſpeciellere Rechenſchaft 
geben. 

Ich muß mich daher darauf befcränfen, das Meife 
nur fur, anzudeuten, 

ad 1) Der ausführlichen ſchriftlichen Nachrichten und 
Berichte über den Pfahlgraben von Herrn Archivrath v. 
Preuſchen und Herrn Pfarrer Hannappel habe ih 
oben ſchon gedacht. Durch briefliche Mittheilungen mehr 
rerer verehrlicher Vereinsmitglieder des Inlandes erhielten 
wir fchägenswerthe Notigen über verfhledene Fundorte von 
Münzen und auch durch Eorrespondenz mit auswärs 
tigen ausgezeichneten Gelehrten 3. B. mit Herrn Profeſſor 
Eduard Gerhard, und Obriftlieutenant Schmidt in 
Berlin, Herrn Staatsrath Friedr. Krufe in Dorpat und 
andern haben wir intereflante Nachrichten erhalten. 

ad 2) Der Vorftand hat nicht verfäumt, auch der 
Eonfervirung vaterländifcher Baudenkmale des Mits 
telalters feine Obforge zu widmen. 

Ein Neubau im benachbarten von Kaiſer Adolph vors 
mals geftifteten Klofter Klarenthal gab Veranlaffung und 
für die Sicherung und Bewahrung eines mittelalterlichen 
Grabdenfmald zu verwenden, was mit größter Bereitwils 
ligfeit zugeſtanden wurde. 

Bei dem Yundamentgraben zu einem neuen Deconos 
miegebäude im Klofter Klarenthal wurde unter andern 


folgender wohlerhaltener Grabſtein, wahrſcheinlich inner 
halb der ganz verfhwundenen Epur de6 Kreuzgangs ges 
funden. J 

Inſchrift in gothiſcher Minuskel: 

Anne dni MELEE.TFSUI. (1446) ipfe Die Ice 
Cecilie sirginis sbiit .. illaſtris demina abbatife, ſoror 
Agnes de Hana. cujus min requieſcat in fra pace 
samen. 

Der Domvicar Helwich, welcher im Jahr 1614 die 
Denfmäler zu Klarenthal aufgezeichnet hatte, (ſ. deſſen 
Taphographica. Mferpt. 6.48.) erwähnt dieſes Denkmal 
unter den im Kreuzgang Cin ambitu) befindlichen. 

ad 3) Die Kürze der Zeit geflattet nicht, Ihnen, 
meine Herren, eine fpeciellere Vorlage zu machen, über die 
Ergebniffe, weldhe durh Bereifung und Beaugen- 
fheinigung merfwürdiger Fundorte zum Behuf weis 
terer Forſchungen, für die Vereinszwede gewonnen wurden. 

Es fey mir erlaubt, die von mir in Auftrag des Bors 
ſtandes unternommenen Localbefichtigungen nur ganz im 
Allgemeinen anzudeuten. 

1) Eine noch nicht aufgefundene römifche Verſchanzung 
bei Adolphsed am Pfahlgraben wurde in Beglei⸗ 
tung des Herrn Obriftlieutenans Schmidt von 
Berlin ermittelt, 

2) Ebenfo unterfuchte ih an Ort und Etelle die römie 
ſchen Ueberrefte bei Marienfels, fowie das ſchöne 
und wohlerhaltene Pfahlgrabencaftell bei Holzhaus 
fen an der Haide. 

3) Mehrere römifche Signalthürme am Pfahlgraben in 
der Nähe des Feldbergs, die von Heren Pfarrer 





Hannappel aufgegraben worben waren, was zu 
intereffanten Beobachtungen Anlaß gab. Daran 
reihte ſich: 

4) ein Beſuch der german. Ringwälle des Altkönigs in 
Begleitung des Hrn. Pfarrers Hannappel und Hrn. 
Staatsraths Krufe von Dorpat. Diefem folgte 

5) eine Unterſuchung der römifchen Heerftraße bei Hof⸗ 
heim und Kriftel; fodann 

6) der römifchen Befeftigung durch Schanagräben auf dem 
Gipfel des Staufen, unfern der Hofheimer Capelle. 

7) Unterfuchung und Zeichnung eines röm. Thors an 
der Ringmauer der Römerftabt bei Heddernheim. 

8) Zeichnung neu entdedter fehr intereffanter römifcher 
Ueberrefte bei Bingen, Kempten u. f. w. 

Nun, meine Herren! hätte ich Ihnen genaue und ſpe⸗ 
cielle Beſchreibungen zu geben von unferen wirklichen Au 6- 
grabungen: nämlich von der 

1) bei Reiffenberg, mit dem höchſt intereffanten 
Caſtellvorwerk der Catharenfer, wozu ich ein aus⸗ 
führliches Material durch Befcreibung und Zeich⸗ 
nung vorbereitet, 

2) der von Herrn Kihm geleiteten Ausgrabungen röm. 
Gebäude bei Bierftadt, 

3) des Mauerwerks bei Rambach, in der Nähe der 
Eapelle, 

4) der röm. Verſchanzung im fogenannten Haffelt im 
Bierftadter Wald, 

5) einer dergleichen im Höfchen unfern der Platte, 

6) röm. Gebäude auf dem Münzber g ober ber 
Leichtweißhoͤhle und zulegt 

14 





— 210 — 


7) der römifchen Gebäude auf dem Reroberg. 

Meine Herren! wollte ich auch nur eine kurze Bes 
fgreibung von diefen Ausgrabungen Ihnen jegt mit: 
tbeilen, fo würde die, dieſem Bortrag gewidmete Zeit 
bei weitem nicht binreichen. 

Indem ich daher das Ausführliche, der fpäteren Publi⸗ 
cation in unfern Vereinsblättern vorbehalte, will ich 
Ihnen einftweilen die von Herrn Baumeifter Kihm ge- 
geichneten geometrifchen Aufnahmen nebft den meinigen 
zur Anficht vorlegen. 

Ih Habe nun der Dem Borftand übertragenen Leis 
tung der Reftaurationsarbeiten an der Kiedri— 
her Kapelle zu gedenfen. 

Schon in der vorhergehenden Generalverſammlung 
wurde es mit gebührender Ancrfennung erwähnt, daß Herr 
Eonrector Dr. Roffel zu Dillenburg, eine Sammlung 
von Geldbeiträgen zur Wiederherſtellung der interefjauten 
Kiedricher Kapelle veranftaltet habe. Seinen eifrigen 
Bemühungen gelang «8, cine Eumme von 451 fl. zu⸗ 
fammenzubringen, die er dem Vereinsvorſtand mit dem 
Erſuchen zur Verfügung ftellte, für die möglichft zweck⸗ 
mäßige Verwendung diefed Geldes zu dem angegebenen 
Zwed, Eorge tragen zu wollen. 

Der Borftand glaubte diefem Wunfch am beften durch 
Zuziehuug der Herren Baumeifter Zaid und Hofmann 
entſprechen zu können, welcher Letztere demnächft auf den 
Grund der von mehreren Borftandsmitgliedern an Ort 
und Stelle gepflognen Berathung, einen Voran⸗ 
ſchlag für die in Ausficht genommenen Herftellungsarbei- 
ten anfertigte. 


— 1 — 


Die fpecificirte Koſtenberechnung für die Außere Res 
fRauration der Nord⸗ und Dftfeite der Kapelle allein 
welcher fi ohne die Herflellung der Fenſter auf eine 
hohe Summe belauft, Liegt zu Ihrer Anficht, meine Herren! 
bereit. In Beziehung auf die Weife der Herftellung 
Eonnte indeffen der Vorftand mit Verüdfichtigung der dis⸗ 
ponibeln Geldmittel, ſich nicht mit den Ideen des Herrn 
Hofmann einverftanden erflären, weshalb den bereits 
ohne unfere Ermächtigung von ihm angeflellten Stein 
mepen aufgegeben wurde, nur die ihnen vom Borftand 
fpeciell bezeichneten ſchadhaften ober fehlenden Theile unter 
Aufiicht des Herrn Baumeifters Zais wiederherzuftellen, 
mit der weiteren fpeciellen Weifung: die noch erhals 
tenen Theile und Drnamente ded Gebäudes, nur von all 
zuſtarkem Moosanfag vorfichtig zu reinigen, ohne bie 
Dberfläche des Steins mit fcharfen Werkjeugen anzugreifen. 

Diefer Anordnung iſt nicht eutſprochen worden. — Herr 
Hofmann nöthigte dem Vernehmen nach dennoch bie Stein» 
bauer, in feiner Gegenwart und mit feiner Beihülfe, die Ober 
fläche der noch unverfehrten Ornamente mit ſcharfen Werkzeu⸗ 
gen zu überarbeiten, fo daß nicht nur der ſchöne harmonifche 
Barbenton des Alterihums, welcher den Bauwerken des Mit- 
telalter8 fo viel Reiz verleiht, vernichtet worden ift, fons 
dern durch die ungerechtfertigte ſcharfe Bearbeitung mittelft des 
Meifeld, den durch die Zeit etwas abgeflumpften Formen, 
der Eharafter moderner Reftauration aufgeprägt worden 
iR, welder mit den übrigen Theilen ftörend contraſtirt. 
Zu folden nicht im Einverftändniß des Vorftandes auch 
fonft noch unternommenen Reftaurationen 3. B. die fo 
unharmoniſch ausgeführte gänzliche Erneuerung des Aus 

14* 





— 3112 — 


Beren Verputzes an der Rorbfeite x. fonnte der Borftand 
zumal bei der vorausfichtlichen Ungulänglichfeit der verfüg- 
baren Geldmittel feine Zuftimmung nicht geben, und er 
fand fih endlih um fo mehr veranlaßt, feine Theilnahme 
einftweilen zu fuspendiren, da dem Vernehmen nad), ohne 
daß der Vorſtand weder von einer Behörde, noch von Herrn 
Dr. Roffel feiner ferneren Mitwirfung enthoben wor: 
den wäre, die weitere Herftellung der Kapelle ohne 
Weiteres einem andern Comittée durch den Kiebricher 
Herrn Pfarrer unter Leitung des Herrn Hofmann über: 
tragen und von dieſem ganz willführlid) über das beim 
Amt zu Eltville deponirte Geld verfügt worden war! — 

Unter den vorliegenden Umftänden dürfte ed daher wohl 
gerechtfertigt erfcheinen, wenn der Vorſtand Bedenfen trug, 
zu folchen, theilweife unzweckmaͤßig erachteten Berwenduns 
gen, aus der Bereinscaffe einen Geldbeitrag zu ver- 
willigen. Vielmehr muß der Borftaud gegen diefe nicht 
in feinem Siun ausgeführte Reftauration, auch dem grös 
Bern Publifum gegenüber, fi um fo mehr verwahren, da 
er, geftügt auf das Urtheil competenter Eachfenner, die 
in Nr. 257 ter Didascalia v. 3. 1847, der technifchen 
Ausführung fo reichlich gefpendeten Lobfprüdhe keines⸗ 
wege theilt. Ebenfo fand der Borftand fich veranlaßt, 
auch bei der betreffenden Dberbehörde mit Ablehnung jeder 
BVerantwortlichkeit, gegen dieſe Willführ zu remonftriren. 

Eo find alfo nunmehr die zufammengebrachten Mittel 
durch die Reftauration der Nordſeite der Bapelle allein, 
dem Vernehmen nach, nicht blos vollig abforbirt worben, 
fondern fie follen angeblich noch nicht zureichend gewefen 
feyn und es ift nur zu beforgen, daß das Publifum, durch 


die unerwarteten Koften einer einzigen Seite dieſes 
Bauwerks abgefhredt, für die Wiederherſtellung der drei 
übrigen Seiten, ſowie des Innern, aud nur das Röthigfte 
zu gewähren nicht geneigt feyn werde. 

In den Innern Bezichungen des Vereins, meine Herren! 
mußten im Laufe zweier Jahre, die durch Abgang 
und Zugang der verehrlichen Mitglieder ſich ergebenden 
Beränderungen bebeutender erfcheinen. 

a. Durch den Tod haben wir den Berluft von 16 
Mitgliedern zu beklagen. 

b. Durch freiwilligen Austritt find 18 aus unferm 
Berein gefchieben. 

c. Als active Mitglieder find dagegen wiederum 13 
aufs neue eingetreten. 

Das Verzeichniß derfelben if, um Sie durch das Abs 
lefen ver Ramen nicht zu fehr au ermüben, bier aufs 
gelegt *). 

®) a, Durch den Tod verloren wir: 
‚Herrn Kirchenrath Biſchleb ‚Herrn Rathaherrn Matthes 


au Hofheim, dahier. 
n  Kammerheren Freiherrn nm WRenteiferretär Megler 
v. Breid bach dahier. zu Limburg. 
„Sraf zu Eltz zu Eltville. m Drift v.Rettberg u 
„  Yauptmann v. Eys, „Poſthalter Schlichter 
» Amtöfecretär Faber u. dahier. 
Obeiſchutrath Hader: n eandrath Schwab zu 
mann dahier. uſingen. 
„ Decan Heimann zu u piarrer Sommer zu 
Montabaur. Erbenheim, 
n  Probator Rlümper, „ Dbrifttieutenant Thiele 
„Oberforſtmeiſter v.Mafs mann zu Hochheim. 


fenbad und 





au 


durd. 
den 
fonder: 


feyn un 


214 — 


Ma Ebreum::cereder erbiciten 2: I:e.m 
ger Sof and Sondicus Dr. Wer: 2 ro: 





een Köufimant. 


Anc 
—— 
XX 

u ia Tr 
nem, 

en BC 
ERW: au 
une 2 


“ 


m. 


. ne 
n. ee 


ee w-. ” 


u } 


pe: 9 ® 
. ru 
N. 0 fo Zu 
Br Se 


Arnd EN 
tert: 
11 un N 


Meterit iR ® Int; 


Per: ne 
deinen tt 


i ae rer 


de Kempf El. 


ma R. der ah Purb bittor’&e Amo:mo- 


cha tlisen Außir::z. 


Hm Recent: 2. > 


rn 


[2] 


#r 


7 


ja Möwe 
Karfazır 8-- =: 
dabete. 

Cberic5xMA or. 
mane u Buscır. 

Pfarrer Ze: u Ze 
haufen. 

Kaufmarz En: 
ber. 

Pfarrer Eisınun ao 
Diedenbersrz. 

Dbei fͤrſter Wırızı 
fen zu pi<t 


ma 


.ms 


Pfarrer Wert: zu 
Aupperthöcter. 

VPfarrer Werzııı zu 
Synnenberg. 


3 Wifglieder: 
Dr Ssatmefler vo= Kın: 


2% dudier, 

suchen von Rıiı:zz 
yeır zu Kiebrid, 
Adlıyas Hößler Sorım. 


gruiixpultdei SE m:>: 


we Wendburg. 

yatuıp Ochmidtberr 
w sılenburg, 
wwunter Schulz zu 
Vniducg. 


- 35 — 


auch um vaterlänbifche Gefchichte viele Verdienſte 
erworben, und 

2) Hear Letronne zu Paris, Generaldirector der 
Archive des Koͤnigreichs und Offizier der Ehrenle⸗ 
gion, — einer der ausgezeichnetften Archäologen Krank 
reiche. 

Ueber den Stand der Eaffe und die Berwen- 
dung der Geldbeiträge der verehrlichen Mitglieder, 
gibt die von Herzoglicher Rechnungsfammer geprüfte und 
vom Bereinscaffirer, Herrn Reg. Revifor Wedert mit 
anerfennenswerther Genauigkeit geführte Vereinsrechnung 
eine ſpecielle Nachweiſe. 

Ich habe nun noch Ihnen, meine Herren! zu eröffnen, 
daß die Vollmachten, womit Ihr Vertrauen uns beehrte, 
— lange erloſchen find, und richte nun an bie verehrliche 
Verfammlung die ergebenfte Bitte, den ftatutenmäßig aus⸗ 
tretenden Vorſtand durch die Wahl eines Directors nebft 
ſechs Vorſtandsmitgliedern erneuern zu wollen.” — 

Da feine weiteren Borträge angefündigt waren, 
und auch die Erftattung des Berichts über die Ergebniffe der 
Beſtrebungen zweier Jahre die den Vorträgen gewidmete 
Zeit völlig ausgefüllt hatte, fo wurde demnächſt zur ſta⸗ 
tutenmäßigen Erneuerung bed Vorſtandes mittelft fchrifts 
licher Abftimmung gefchritten. 

1) AS Director erhielte: 

Herr Regierungspräfident Dr. Möller ſämmtliche 
19 Stimmen. 
2) A Vorftände wurden ernannt: 
a. Herr Oberftallmeifter Freiherr von Breidbad- 
Bürresheim mit. . . . . 19Stimmen. 





— 2114 — 


As Ehrenmitglieder erhielten unjere Diplome: 
1) Herr SC chöff und Syndicus Dr. Ufener zu Frank: 


” 


„ 


” 





furt a. M., der fih durch hiltorifche Forſchungen 


b. Durch freiwilligen Austritt: 
Herrn Kaufmann Adami zu 


Hadamar. 
Secretär Beder zu Ras 
ſtätten. 
Pfarrer Brachel zu 
Holʒhauſen. 
Salzrerwalter Eher i ſt 
zu Naſſau. 
Pfarrer Feller zu Ret⸗ 
tert. 
Zuftizeatb Freuden⸗ 
berg zu Braubach. 
v. St. Georg zu Weil: 
burg. 
Hauptmann Häufer das 
bier. 
Mebicinalrathb Köhler 
zu Braubach. 
c. Neu eingetreten find 


Herr Directionsrath Brüd u. 


” 


„a 


„ 


IL 


„ 


” 


Dofmarihall von Gans 
flein dahier. 
Collaborator Ebhardt 
su’ Dillenburg. 
Materialift Glaſer und 
Oberlehrer Haas bahier. 
Geometer Heinzemann 
zu String. Margarethä, 
Hofbefländer Kompf zu 
Klarenthal. 


Herrn Medicinalaſſiſtent Ko cd) 


” 


„ 


„ 


„ 


” 


„ 


zu Hochheim. 

Kaufmann Krempel 
dahier. 

Oberinſpector Reich⸗ 
mann zu Biebrich. 

Pfarrer Reitz zu Dorn⸗ 
hauſen. 

Kaufmann Scholz da⸗ 
bier. 

Pfarrer Schramm zu 
Diebenbergen. 

Ober foͤrſte Vonhau⸗ 
fen zu Höhfl. 

Pfarrer Werner zu 
Auppertböofen. 

Pfarre Weygand zu 
Sonnenberg. 


als active Mitglieder: 
Herr Korftmeifter von Nach: 


” 


trab dahier. 

Freiherr von Nauens 
dorf zu Kiebric. 

Ardyivar Rößler dabier. 

Stadifhultheis Schmidt 
zu Weilburg. 

Hofrath Schmidtborn 
zu Dillenburg. 
Conrector Schulz zu 
Weilburg, 





— 2115 — 


auch um vaterländifche Gefchichte viele Verdienſte 
erworben, und 

2) Herr Letronne zu Paris, Ceneraldirector der 
Archive ded Königreichs und Offizier der Ehrenle⸗ 
gion, — einer der auögezeichnetften Archäologen Frank 
reiche. 

Ueber den Stand der Baffe und die Berwens 
bung ber ®eldbeiträge ver verehrlichen Mitglieder, 
gibt die von Herzoglicher Rechnungsfammer geprüfte und 
vom Bereindcafirer, Herrn Reg. Revifor Wedert mit 
anerfennenswerther Genauigfeit geführte Vereinsrechnung 
eine ſpecielle Rachweife. 

Ich habe nun noch Ihnen, meine Herren! zu eröffnen, 
daß die Vollmachten, womit Ihr Vertrauen uns beehrte, 
— lange erlofchen find, und richte nun an die verehrliche 
Berfammlung die ergebenfte Bitte, den ftatutenmäßig aus⸗ 
tretenden Borftand durch die Wahl eines Directors nebft 
ſechs VBorftandsmitgliedern erneuern zu wollen.” — 

Da feine weiteren Borträge angekündigt waren, 
und auch die Erftattung ded Berichts über die Ergebniffe der 
Beftrebungen zweier Jahre die den Vorträgen gewidmete 
Zeit völlig ausgefüllt hatte, fo wurde demnächſt zur flu= 
tutenmäßigen Erneuerung des Vorſtandes mittelft ſchrift⸗ 
licher Abftimmung gefchritten. 

1) Als Director erbielte: 

Herr Regierungspräfident Dr. Möller fämmtliche 
19 Stimmen. 
2) Al Vorftände wurden ernannt: 
a. Herr Oberftallmeifter Freiherr von Breidbads 
Bürresheim mit . . . . . 19 Stimmen. 





— 216 — 


b, Herr Medicinalrath Dr. Zais mit 19 Stimmen 

c. Herr O. A. ©. Rath Strobel mit 18 „ 

d. „ Archivar Habelmit . . . 18 
„» Banmeifter Kihm mit. . . 16 
n Geh. Legationsrath, Freiherr 

v. Öagernmitt . .....11 u 

Damit wurde die Eigung gefchloffen und das Proto⸗ 
coll von den anwefenden Vorftandsmitgliedern unterzeichnet. 
Wiesbaden, w. o. 


m 9 


Der Borftand. 


— 17 — 


IV 


Mrotocoll Der Drei und zwanzigfien Generals 
Berſammlung des Vereins für Raffanifche 
Alterthumdtunde uud Gefchichtds 
forichung. 





In Gegenwart bes Borftandes und einer 
Anzapi ins und antländiffer Mitglieder 
des Bereins. 


Biesbaden, den 20. December 1849. 


Es hatten fi unter dem heutigen nach ber mittelß 
Öffentlicher Blätter ergangenen Einladung, eine Anzahl 
Bereinsmitglieder im Sigungslocal des Mufeums der Al 
terthümer verfammelt, und wurde hierauf von dem Ges 
cretär des Vereins, Archivar Habel zu Schierftein, die 
Sigung mit folgendem Jahresbericht eröffnet: 

Meine Herren! 

Wenn ich in diefem Jahre fo wie in der lehten Ges 
neralverfammlung vor zwei Jahren, (23. Septbr. 1847.) 
abermal® in ver Lage bin, bie zu ungewöhnlicher Zeit 
erfolgte Einladung zur heutigen Sigung entſchuldigen 
zu müflen, fo würde es doppelt unangenehm für mich 
feyn, perfönlih für die Veranlaffung diefer Verſpätung 
mir Ihre Rachficht zu erbitten, fofern ich nicht Gründe 


— 18 — 


vorlegen Könnte, welche die Unmöglichkeit einer früheren 
Berufung der Generalverfamminng, wie ich glaube genü- 
gend nachwieſen. 

Ich Hoffe indefien auf eine billige Beurtheilung, wenn 
ih zu meiner Entſchuldigung anführe, daß ich unmittels 
bar nach der Bertagung der Iandfländifchen Gigungen, in 
Auftrag des Vorſtandes zur Leitung einer fehr eilenden Aus⸗ 
grabung nah Marien fels abreifen mußte, worüber ich 
Ihnen das Ergebniß fpäter vorlegen werbe, fowie daß 
eine ebenfalls damit in Verbindung flehende, vor wenig 
Tagen erft beendigte Arbeit, welche die Einzelheiten jener 
Unterfuhung in einer plaſtiſchen Darftellung Ihnen vors 
führen wird, meine ganze Zeit und Mitwirtung in Ans 
ſpruch nahm. 

Aus gleichem Grund glaube ich, wegen der im verflofs 
fenen Jahr. unterbliebenen Gencralverfammlung, den 
Borftand fo wie mich feloft, rechtfertigen zu können. 

Nah dem Rüdtritt des verehrlichen Vereinsdirectors, 
Herrn Regierungd » Präfidenten Dr. Möller aus dem 
Staatsdienſte, wie aus dem Directorium unſers Bers 
eins, (8. Mai 1848) waren mir vom Vorſtand provis 
forifch deſſen Gefcäfte, fo wie auch die Erflattung des 
Sahreöberichtö wiederum übertragen worben. 

Wenn id} den übernommenen Verpflichtungen im uns 
glüdlichen Jahre 1848, nicht wie es gewünfcht, nachzukom⸗ 
men vermochte, fo dürfte wohl der ftörende Einfluß einer 
fo bewegten Zeit, welcher ſich in allen öffentlichen und 
Privatverhältnifien fo gebieterifch geltend machte, allein 
fon die Ausfegung der Generalverfammlung entſchuldi⸗ 
gen; aber für mich perfönlich waren durch meinen, Ihnen 


— 219 — 


befannten, Eintritt in die Ständefammer, unabweids 
liche Hinderniffe eingetreten, welche bei dem bis vor einis 
gen Monaten mit wenigen Unterbrechungen fortbauernven 
Landtag, wegen der Menge mir obliegender Arbeiten, mir 
nicht geftatteten, den Gefchäften für unfern Verein, wie 
fonft meine ungetheilte Thätigfeit zu widmen. 

Gleichwohl hofft der Vorftand auch in diefem, wie in 
den vorhergehenden Jahren, Ihnen meine Herren! bie 
Meberzeugung zu verfchaffen, daß wir wie bisher, red lich 
bemüht geivefen find, nach unfern Kräften für bie Zwecke 
unſeres vaterländifchen Vereins zu wirfen — unbeirrt 
durch Anfeindung Einzelner, welche ihrerfeits zur Er⸗ 
reichung leicht zu errathender Privatzwede, ſich die fehr 
patriotifche Aufgabe geſtellt, in öffentlichen Blättern 
durch eine Maſſe hämifcher Schmähartifel und Ihr Ber 
trauen zu entziehen. Ich werde fpäter darauf zurüds 
kommen. 

Die feitherige Billigung unferer Beſtrebungen, meine 
Herren! welche uns in der vorhergehenden Generalvers 
fammlung fo unzweifelhaft zu Theil wurde, ermuthigte und, 
innerhalb der Grenzen der Statuten, auf dem vorgezeich⸗ 
neten Weg beharrlich fortzufchreiten; fie verpflichtete und, 
den Projecten Einzelner feinen Eingang zu geflatten, zu 
denen und Ihr Mandat nicht berechtigte. 

IH erlaube mir nunmehr, Ihnen, m. H.! nad 
dem bisher eingehaltenen Gang der berichtlichen Darflels 
lung, dasjenige vorzutragen, was ſich feit der legten 
General » Berfammlung in den innern und äußern Ber 
bhältnifien des Vereins bemerfenöwerthes ergeben, und er» 
wähne vorerft, in alphabetifcher Aufzählung, bie fehr ſchätz⸗ 


baren literar iſch en Beiträge, womit bie forfdauernde 
Teilnahme awswärtiger gelehrter Geſellſchaften 
unfere Bereinsbibliothet wiederum bereicherte. 

So erhielten wir: 

L Bon der Befhihts- und Alterthums for⸗ 
fgenden Befellfhaft des Oſterlandes au Als 
tenburg: 

a. die heidniſchen Opferpläge und Ringwälle von Dr. 

Bad. Altenb. 1846. 
b. das 4. Heft des MI. Bandes ihrer Mittheilungen, v. 
3. 1848. 

1. Bon dem hiforifhen Berein für Mittel» 

franfen zu Ansbach: 
den 16. nnd 17. Zahreöbericht v. I. 1846—1847. 

UL Bon dem hiforifhen Berein von Schwa⸗ 
ben und Reubnrg zu Augsburg: 

a. bie Jahresberichte von 1846 bis 1848, fowie 

b. eine Abhandlung über den letten Markgrafen von 

Burgau, von Herrn Regierungsbirecter v. Raifer 
su Augsburg. 
IV. Bon dem Alterthumsverein für das Groß⸗ 
herzogthum Baden zu Baden-Baden: 
a. das 1. und 2. Heft feiner Schriften nebf 8 arti⸗ 
fifchen Beilagen, v. 3. 1845, 

b. das 3. Heft nebft 4 dergl. Beilagen und 

c. das 2. Heft des II. Bandes feiner Bereindfchriften, 
v. 9. 1849. 

V. Bon dem hiftorifhen Verein zu Bamberg: 

a. den 10. Bericht über die Wirkfamfeit dieſes Vereins 
v. J. 1847. 


- 1 — 


b. den 1. Band feiner Quellenſammlung für fräntifche 
Geſchichte v. 3. 1849. 

VI. Bon dem hiflorifchen Berein von Ober» 

franten zu Bayreuth: 

a. bie Jahreöberichte v. 3. 1846 u. 1847 und 

b. das 8. Heft des III. Bandes feines Archivs für Als 
tertfumefunde Oberfranfens, v. 3. 1847. 

VIL Bon der Gefellfgaft für deutſche Sprade 

und Altertbumsfunde zu Berlin: 
die Bortfegung ihrer Jahrbücher 7r. Band v. J. 
1847. 

VI. Bon der ſchleſiſchen Geſellſchaft für var 

terländifche Eultur zu Breslau: 
die Ueberficht ihrer Arbeiten und Veränderungen v. 
3. 1846. 

IX. Bon der K. K. Mähriſch-Schleſiſchen Ge— 
ſellſchaft zur Beförderung des Aderbaues, der 
Natur- und der Landeskunde zu Brünn: 

a. die Mitiheilungen der Jahrgänge 1845 bi6 1848. 

h. die Hefte 1 — 4 ihrer Schriften vom Jahre 1847 
und 

c. diejenigen vom Jahre 1848 in 4 Heften. 

X. Bon dem hiftorifhen Verein für das Groß— 
herzogthum Hefien zu Darmftadt: 

a. dad 2. Heft des V. Bandes feines Archivs v. I. 

1847. 

b. die 1. Abtheilung der Heſſiſchen Urkundenregeften, 
der Provinz Starfenburg, von Dr. H. E. Scriba. 
Darmftabt 1847. 

ce. die neueften periodifchen Blätter. 


d. die 2. Abtheilung ber Regeften der Provinz Ober⸗ 
befien von Dr. Scriba. Darmfladt, 1849. 

e. dad 1. Heft des VI. Bandes feines Archivs vom 
Jahr 1849 und 

f. Urkundenbuch des Kloſters Arnsburg in der Wels 
terau, von Dr. Baur. Darmfladt 1849. 

XI. Bon dem Königlih Sähfifhen Verein für 
Erforfhung und Erhaltung vaterländiſcher 
Ulterthämer zu Dresden: 

das 5. Heft der Mittheilungen. 
XI, Bon der Oberlaufigifchen Gefellfchaft der 
Wiffenfhaften zu Börlig: 
a. das neue Laufipifche Magazin, v. 3. 1846 und die 
Hälfte vom Jahr 1847. 

b. das 3— 4. Heft des 24. Bandes dieſes Magazins 
v. 3. 1848, fowie 

©. das 1..Heft des 25. und daß 1. Heft des 26. Ban- 
des deſſelben v. 3. 1849. 

XI. Bon dem gefhichtlihen Verein zu Hanau, 
als Provinzialabtheilung des Landesvereind für Heffis 
ſche Geſchichte und Landeskunde: 

die erfien Forſchungen deſſelben. 

XIV. Bon dem Thüringiſch-Sächſiſchen Verein 
für Erforfhung des vaterländifhen Alter» 
thums zu Halle: 

die neuen Mittheilungen 2. Heft des VI. Bandes 
v. 3. 1848. 

XV. Bon dem hiftorifchen Verein für Nie— 

derfadhfen zu Hannover: 


— 228 — 


a. dad 3. und 4. Heft ſeines vaterländiſchen Archivs 
v. J 18H. 

b. ein Doppelheft von 1847. 

ec. dad 2. Heft vom Jahr 1847 nebſt der 10. und 11. 
Nachricht und 

d. ein Doppelheft v. J. 1848, fowie die 12. Nachricht. 

XVI. Bon dem Boigtländifhen Alterthumsvers 
ein zu Hobenleuben: 

die neueften Jahresberichte v. 1846. 

XV. Bon dem Verwaltungsausſchuſſe des 

Gerdinandeums zu Innsbrud: 
das 1., 2., 3. und 4. Heft der Gefchichte der Lands 
hauptleute von Tirol, nebft Jahresbericht. 
XVII. Bon dem Berein für Heſſiſche Geſchichte 
und Landeskunde zu Kaffel: 
a. das 1. und 2. Heft des 5. Bandes feiner Zeitfchrift 
v. 3. 1848. 

b. den 14. Jahresbericht und 

e. die hiftor. topogr. Befchreibung der wüften Ortfchaften 
im Fürſtenthum Heffen, v. Dr. Landau, 1.0.2. Heft. 

XIX. Bon der Königli Schleswig-Holfteins 
Lauenburgiſchen Gefellfcpaft für die Samms 
lung und Erhaltung vaterländifher Alter- 
thümer gu Kiel: 

das 2. Heft des IV. Bandes feines neueften Archivs 
v. 3. 1847, nebft dem 14. Jahresbericht. 

XX. Bon der deutſchen Gefellfhaft für Erfor— 
fung der Sprade und Alterthümer zu Leip— 
dig: 

die Jahresberichte von 1842 bis 1848, 


XXL Bon dem Hennebergifchen alterthame⸗ 

forfhenden Berein u Meiningen: 
den 2. Theil feined Urkundenbache, nebſt der Einlas 
dung zur 15. Iahreöfeffeier. 

XXIL Bon ver Weſtphäliſchen Geſellſchaft zur 
Beförderung vaterländifcer Enltur zu Min- 
den: 

das 3. und 4. Heft des IT. Bandes v. 1845 und 
1846 fowie das 1. Heft des IV. Bandes ihrer Bros 
vincialblätter v. I. 1847. 
XXUL Bon dem hiſtoriſchen Berein von und 
für Oberbayern gu Münden: 
a. das 3. Heft des VII. Bandes des Oberbayriſchen 
Archivs und 9. Jahreebericht v. I. 1847. 

b. da6 1., 2 und 3. Heft des IX. Bandes von 1847 
und 1848. 

©. das 2. Heft des X. Bandes und 

d. dad 1. Heft des XL Bandes v. J. 1849, nebft dem 
10. und 11. Jahreöbericht. 

XXIV. Bon der arhäologifh-numismatifhen 
Geſellſchaft zu St. Betersburg: 

die beiden erften Hefte ihrer Memoiren v. 3. 1847. 

XXV. Bon dem bifkorifhen Berein der Dber- 
pfalg und von Regensburg: 

a. den 11. und 12. Band feiner Verhandlungen v. I. 

1847 und 1848. 

b. das 1. Heſt feiner Abhandlungen, (der 26. Berfamm- 

lung deutſcher Naturforſcher und Werzte gewidmet) 

XXVI. Bon dem hiftorifhen Verein zu Saar» 
brüden: 


- m — 


die erfie Mittheilung über die römifchen Niederlafe 
fungen und die Römerftraßen in den Saargegenden, 
v. 3. 1846. 

XX VI. Bon dem Altmärkiſchen Verein fürdes 

ſchichte und Induftrie zu Salzwedel: 
den 10. Jahresbericht v. 3. 1847. 

XXVIN. Bon der Sinsheimer Geſellſchaft für 
Erforfhung vaterländifher Denkmäler der 
Borzeit zu Sinsheim: 

den 12. Jahresbericht v. 3. 1848 mit der Zuſam⸗ 
menftellung der alten fündeutfchen Todtenflätten. 

XXIX. Bon dem Berefh für Meklenburgiſche 
Geſchichte und Alterthumskunde gu Schwerin: 

a. den 12. Jahrgang und Jahresbericht diefes Vereins 

v. 3. 1847, und 

b. der 13. Jahrgang feiner Jahrbücher v. 1848. 

XXX. Bon der Gefellfpaft für Pommer'ſche Ges 
ſchichte und Alterthumskunde zu Stettin: 

den 12. und 13. Jahrgang, 2. und 3. Heft der 
Baldifchen Studien, v.I. 1846—1847. 

XXXI. Bon dem Würtembergifhen Alters 

tbumsverein zu Stuttgart: 
das 4. Zahreöheft nebſt Rechenfchaftöbericht von den 
Sahren 1846 und 1847. 

XXXH. Bon dem Weplar’fhenBerein für Ges 

ſchichte und AlterthHumskunde zu Weglar: 
das 1. Heft des III. Bandes feiner Schriften v. 3. 
1847. 

XXXIII. Bon dem hiftorifhen Verein für Uns 

terfranfen und Afcaffenburg zu Würzburg: 
15 





— ss — 


das 3. Heft des IX. Bandes v. J. 1848 fowie das 
1. Heft des X. Bandes feines Archivs v. 3. 1849. 
XXXIV. Bon der Gefellfehaft der vaterländifchen 
Altertbümer gu Zürid: 
dad 12. und 13. Heft ihrer Mittheilungen v. J. 
1848 und 1849, nebft den Juhresberichten von 1847 
und 1848. 
Dann wurde unfere Bibliothek auch wieder von Ges 
lehrten des Auslandes mit ſchätzbaren Schriften befchenkt. 
So überſendete: 
1) Herr Freiherr Dr. Hans v. Aufſeß zu Aufſeß 
bei Hollfeld feine: 
Mittheilung in Betreff einer Generalverfammlung 
fämmtlicher biftorifcher Vereine Deutfchlands, nebft 
Sendfchreiben an die erfte allgemeine Berfamms 
lung deutfcher Rechtögelehrten und Sprachforfcher 
zu Sranffurt a. M. 
2) Herr Dr. Märfer in Berlin: 
den 1. Bericht über die von demfelben und Herrn 
Sreiherrn v. Stillfried herausgegebenen Bor: 
fhungen der Älteren Geſchichte des Haufes Ho⸗ 
benzollern. Berlin 1847. 
8) Herr ©. Heider zu Wien: 
die Eapelle der heiligen drei Könige zu Tuln. 
4) Frau Mathilde, Edle v. Leber zu Wien: 
das von ihrem verftorbenen Manne Fr.v Leber 
herausgegebene „Wiener Zeughaus.“ 
1. Käufliche Erwerbungen für unfere Bibliothek. 
Sch übergehe der Kürze wegen die Erwähnung der 
einzelnen Bücher, welche durch Ankauf oder ald Yortfegung 


- m — 


früherer Subfeription unferer Bibliothek zuflofien, indem 
ich mich darauf befchränfe, die Ermerbung mehrerer in» 
tereffanter Manuferipte beſonders hevorzuheben, welche 
für die Geſchichte der Abtei Eber bach von fperiellem Ins 
terefie waren. — Wir erhielten nämlich durch günftige 
Gelegenheit, eine kurze handſchriftliche Chronik der 
Aebte von Eberbach, ein Folioband von 62 Blättern in 
Iateinifcher Sprache unter dem Titel: 

a) Catalogus admodum reverendorum devotiss. 
religiosiss. eximia tam dootrina quam vits 
sanctimonia clarorum Dominorum Fr. Abba- 
tum Antistitum celeberrimi apud Rhenigeos 
Monasterii Ebirbach Cistertiensis S. Ordinis 
Archidioecesis Moguntine, ab Ruthardo I. 
usque ad Valentinum hujus nominis I ad- 
modum Abbatem. Ex variis M. S. Codicibus 
vetustis et antiquitatibus breviter conscriptus, 
Dieſes Furge biographifche Verzeichniß der Eberbacher 

Aebte ſchließt mit dem Todesjahr des Abtes Valentin von 
Rauenthal (1618,) und ift nady Bär's Notiz (in f. Eins 
leitung zur Gefchichte von Eberbach S. 65 Note 91) von 
einem Eberbacher Geiftlichen Namens Joh. Schäfer ver- 
faßt, welcher als Prior des Klofterd, am 26. December 
1653 ftarb. — Mehrere Tertberichtigungen, Zufäge und 
Urtundenabfchriften zum Theil von Bär und anderen, for 
wie am Schluß die fragmentarifche Abfchrift eines Eber⸗ 
bacher Seelbuchs x. find diefem Manufeript beigefügt. 

b) Ein Namendverzeichniß der Eonventualen zu Eber⸗ 
bad, fammt einer Lifte der Klofterjungfrauen in den 
fieben Mainzer Frauenklöſtern, mit ihrem Ges 

15* 


ec) 


burtsjahr, Gintritt in das Kloſter und Todeslahr. 
Das Mauufeript in Bol. führt den Titel: 
Liber continens: nomina Professorum 
Eberbacensium et Professarım septem Mo- 
nasteriorum monialium. coeptus 1750. 24. Sep- 
tembris. — 66 beginnt mit den Kloſteraufnah ⸗ 
men von 1694— 1797. Hierauf folgt: Catha- 
logus Professarum: 1. in Marienhausen, 2. Al- 
tenmünster ( Vetus Cella), 3. ad Albas Domi- 
nas (WWeiöfrauenflofter), 4. Vallis Dei (Gottes⸗ 
tal), 5. Marienmünster, 6. Dalheim, 7. Tief- 
fenthal. — Beigefügt if noch: Series Abbatum 
Monasterii Eberbacensis d. a. 1181—1803 und 
nach dieſem Ramensverzeichniß eine kurze Ehronif 
der Aebte vou Eberbach von Bärd Hand, unter der 
Aufſchrift: Abbatum Eberbacensium se- 
ries chronologico - biographica ex diplomat. et 
cosevis monumentis aucta, et post quatuor se- 
cula in integrum restituta. 
Liber Seniorum monasterii Eberbacensis, 
ein Band in Kol., bie Befchlüffe des Raths der 
Aelteſten (Abt, Prior, Subprior, Burfar x ) die 
innere Verwaltung des Kloſters enthaltend, vom 
Jahr 1535 anfangend bis zum Jahr 1659 und von 
1665-1702. Das Buch führt den Titel: Liber 
Seniorum in quo diversa ac varia per Abba- 
tem fratrem N. N. — et seniores huius mo- 
nasterii conclusa atque tractata sunt etc. Es 
iſt darin das bemerfenswerthefte zwifchen dem Amts⸗ 
antritt der jeweiligen Aebte bis zu ihrem Tod hin« 


fichtlich der Innern Angelegenheiten verzeichnet 3. B. 
der Perfonalfand des Eonvents, das bei dem Abs 
leben eines Abt6 revidirte Inventar über bie Kleinos 
dien und Pfarrrevenuen, Kirchengeräthe, Verjzeich⸗ 
nung ber Altäre, Aufnahme von Rovizen, Ernen⸗ 
nung von Officialen, Vorſtehern der Kloſterhoͤfe, 
Kauf» und Taufcheontracte u, f. w. 

d) Roc erwähne ich die Erwerbung einer leider et⸗ 
1008 befchäbigten deuiſchen Handſchrift auf Papier 
aus dem XV. Jahrhundert in M. Quart, die älter 
fen Statuten des Ciſterzienſer Ordens (, Charte 
der Liebe”) enthaltend. Sodann: 

e) einen Band in A. Ouart, worin mehrere ältere Im⸗ 
preffen, darunter die Heine Legende vom h Ser» 
vatius (Legenda minor de Sancto Servatio, 
1472) x. mit mehrerem Handfchriftlichen zufam- 
mengebunden find. Unter Iepteren (fämmtlih auf 
Bapier) befindet fich folgendes :-De prima fundatione 
civitais Moguncie, ex historia seu legenda 
beati Aurei et Justine, — ex historia seu 
legenda sancti Albani. Hierauf folgt: die noch 
ungedrudte Fleine Chronik der Bifchöfe 
von Mainz in lateinifher Sprache: „Cro- 
nica de episcopis Moguntinis.* Sie 
iſt wahrfcheinlich von einem Eberbadher Mönd um 
das Jahr 1484 unter Erzbiſchof Berthold von 
Henneberg gefchrieben, mit welchem fie ſchließt. — 
Wenn auch fehr kurz und in chronologiſchen Anga- 
ben nicht inımer genau, enthält diefe Handſchrift 
doch mehrere intereffante Nachrichten und behalte ich 


mir vor, fie in einem umferer nächRen Hefte mitzu⸗ 
theilen. Außer einzelnen hiſtoriſchen Rotizen u. dgl. 
enthält der Band noch unter andern: Speculum 
fratrum ordinis beate Marie de monte Carmeli, 
— Historia et liber romanorum mystice desig- 
nata. — Constitutio Nicolai pape quarti edita 
super regula fratrum minorum. 

As Geſcheul für unfer Mufeum wurden und über» 
geben : 
von Herrn Mebdicinalratö Dr. Zais mehrere Gyps⸗ 
abgüffe von mittelalterlihen Eapitälen und Orna⸗ 
menten aus der Et Katharinenfirche zu Oppenheim. 

11. Ich komme nun zn den Fäuflichen Erwerbungen 

von Alterthümern, womit unfere vaterländifhe Samm- 
lung bereichert wurde, Unter den Alterthümern aus der 
tömifchen Periode erwähne ih nur: 

1) Zwei wohlerhaltene Amphoren 2' 3%," hoch von 
hellgelblichem Thon, unten abgeplattet, ftatt der fonft 
gewöhnlichen Verlängerung in eine Epige. Sie 
wurden nebft mehreren Bragmenten von ähnlichen 
Gefäßen, nebft einem mit Relieffiguren verzierten 
napfartigen Gefäß von feiner rother Erde, im 
Bering des Römercaftelld gefunden. ine diefer 
Amphoren war mit einer flarfen eifernen Kette ums 
ſchlungen. 

2) Eine roͤmiſche Art in Eiſen, von einem Taglöhner 
bei Sonnenberg gefunden. 

3) Die von verfdiedenen Perfonen angefauften römis 
fen Silber» und Brongemüngen, deren ſpe⸗ 
cielle Aufzeichnung bier zu weitläuftig feyn würde, 


— 3 — 


weißt das hierüber aufgeftellte Verzeichniß im Eins 
zelnen nad). 

4) Unter den zur Vervollſtändi gung unferer Sammlung 
im Laufe diefes Jahres erworbenen römifchen Gefä- 
ben, Geräthen ꝛxc will ich nur noch hervorheben eis 
nen mit Blei befchwerten römiſchen Pfeil mit 
Widerhaden. Es if die eine von Begetius I 
17, unter der Benennung Martiobarbuli erwähnte 
gefürchtete Waffe, deren fich befonder& zwei illyriſche 
Legionen unter Diocletian und Marimian bebienten. 

Soviel mir befannt, tritt hier zum erftenmal biefe 
Pfeilgattung über deren Form fo mancherlei Conjekturen 
gewagt wurden, in einem deutlichen woblerhaltenen Erems 
plar an das Licht, und erfcheint als eine neue und ſchäh⸗ 
bare Bereicherung der Wiffenfhaft. Ausführlicheres hier⸗ 
über nebft Abbildung, behalte ich mir bei einer anderen 
Gelegenheit vor. 

6) Eine bei Gemmerih in der Nähe von Marienfels 
in einem römifchen Grabe gefundene ſie ben do ch⸗ 
tige Broncelampe (4 Zoll 2 Linien im 
Durchmefier) mit einem Halbmond über dem 
Griff, worauf fieben Sterne in Silber eins 
gelegt find. Auch über dieſe hööchſt feltene ger 
ſchmackvoll gearbeitete Bronce, welche einen wahren 
Schmud unferer Sammlung bildet, muß ich nähere 
Beſchreibung und Zeichnung mir vorbehalten. 

7) Die fpeciellere Angabe der bei unferen neulichen Aus⸗ 
grabungen zu Marienfels gefundenen Fingers 
ringe (in Bronze und Silver) Schreibgrif— 
fel, Haarnadeln in Bein, «darunter eine mit 


einem goldenen Knopf) Münzen (in Silber 
und Bronze) Nigel, Klammern, Bleirohr, 
Heine Thonfigur u. f. w. fammt einer inſtructi⸗ 
ven und zahlreichen Sammlung von gebrannten 
Thonplatten, mit und ohne Legionftempel (zur Un- 
terügung wie zum Beleg der heisbaren Zimmerbd- 
den) Bekleidungsfteine der Wände, Wärme 
leitungsröhren, Berpug- und Mörtels 
proben der Wände und Fußböden und dergl mehr, 
glaube ich hier übergehen zu dürfen, da fie bei der 
demnächftigen Befchreibung der Ausgrabungen felbft, 
jwedmäßiger dort ihre Stelle finden. 

Unter den mittelalterlicyen Gegenftäuden, welche 
wir zu erwerben Gelegenheit hatten, erwähne ich mehrere 
Statwetten in Holz, welde von dem ehemaligen Hoch⸗ 
altar der Kirche zu String »Trinitatid herſtammend, bei 
der Reparatur diefer Kirche, zum Verkauf ausgeſeht wors 
den waren. Bon einem älteren Altar war nur noch eine 
Maria mit dem Ehriftusfind auf tem Arm, 2 Fuß 3 Zoll 
hoch, erhalten. — Zu dem fpäteren Altar ( Ende des XV. 
oder Anfang des XVI. Jahrhunderts) gehörte: 

a) eine Vorſtellung der Trinität; Gott Vater mit dem 
abgefchiedenen Ehrifus im Arm, die Taube (h. Geiſt) 
fehlt. CBezichung auf den Beinamen der Kirche.) 

b) Johannes mit dem Kelch. 

©) Geharniſchte Ritterfigur mit Schwert, Schild und 
Lanze. (St. Victor?) 

Sämmtlihe + Buß 3 Zoll hohe Figuren, den Kunſt⸗ 
charakter ihrer Zeit repräfentirend, find mit ihrem Farben⸗ 
anfri und Bergoldung ziemlich gut erhalten. 


IV. Unter den durch gefällige Bermittelung des Herrn 
Kaufmann Lugenbühl angelauften Münzen find zu 
bemerken: mehrere Goldgulden, darunter einer mit ber 
Umfcprift: Albertas Dux, auf der Rüdfeite S. Jounnes 
Blaptista). Andere mit Ludovic. Rox und Carolus Rex. 
Sodann mehrere größere Goldmünzen des Kaiſers Lud⸗ 
wig des Bayern (1314—1347 ) — Auf der Vorder 
ſeite: der Kaiſer auf feinem gothifch verzierten Throne figend, 
in der Rechten ein Schwerd, in der Linken einen Schild 
mit dem Doppelabler haltend. Umſchrift: Ludowicus 
dei gra. romanorum imp. Auf der Rüdjeite: ein mit 
Blättern verzierte Kreuz in einem Vierpaß, mit der Ums 
ſchriſt: Xro. vincit. Xre. regnat. Xro. imperat, 

Auer dem fortgefegten Streben, unfer Mufeum durch 
alterthũmliche Denkmale, ſowie ſich eine paſſende Gelegen- 
heit zu deren Erwerbung darbot, zu vervollſtaͤndigen, ers 
Eannte der Vorftand lange ſchon das dringende Bebürfs 
niß, durch Sammlung von leichter zu befchaffenden Gyps⸗ 
abgüffen das Studium der römiſchen und mittelalter- 
lichen Kunftgefchichte wirffamer anzuregen. Es war in 
diefer Beziehung, wie die vorigen Jahresberichte nachwei⸗ 
fen, wohl ſchon Einiges gefchehen, aber die allzugroße Koft- 
frieligfeit des Ankaufs ſolcher Abgüſſe trat dem Unters 
nehmen hindernd entgegen Das weit vortheilhaftere Abs 
formen auf Rechnung des Vereins, wurde nun endlich aus⸗ 
führbar durch die befondere Qualification eines unferer 
fonft bei den Ausgrabungen verwendeten Arbeiter (U. Wed), 
welchen durd die uneigennügige Gefäligfeit des Herrn 
v. d. Launig, fowie des Herrn Sommer zu Frans 
furt, die erforderliche practifche Anleitung zu diefem Ge⸗ 





— 1 — 


ſchäft, auf das bereitwilligſte ertheilt worden war. Man 
konnte nunmehr ungefäumt zur Ausführung ſchreiten. An 
Stoff fehlte es nicht. 

Wir begannen mit der benachbarten Kirche und der 
Michaelscapelle zu Kiedrich im Rheingau, welche befannt- 
lich einen wahren Schatz mittelalterlicher Ornamentif ent 
hält. Zunächft wurden hier die kunftreichen Holsfculpturen 
an den Kirchenftühlen in Angriff genommen. Die Flach⸗ 
relief8 an denſelben konnten mittel Papier, die tiefen 
Schnitzwerke befier in Gyps abgeformt werbeu. So erhiel⸗ 
ten wir eine höchft intereffante Sammlung von 124 Papier⸗ 
abbrüden fowie von 75 Stüd Gypsabgüffen in den mannig- 
faltigften und anſprechendſten Formen, welche ſich behufe 
des Austaufches vervielfältigen laſſen. Sämmtliche Holz 
feulpturen dieſer Kirche, find von einem audgezeichneten 
Künftler Namens Erhard Falkener aus Abensberg 
in Bayern gebürtig und zu Gauodernheim wohnend, im 
Jahr 1510 gearbeitet. Auf einer großen Rüdwand ei- 
ned Kirchenftuhls, nahe am Eingang, hat ſich der Künſt⸗ 
ler genannt. — In fchön gefchnittener gothiſcher Minus- 
kel lautet die Inſchrift: 

Diß. Werch. hat. gemacht. Erhart. Salchener.. von Abenf- 
perck. uß. beirn wahaft. zu gaw Odernheiw. da man. zalt. 
nad. der. gebart. criſti unfers lieben hern. dufet fanf- 
hundert, und. sehe. Iar. got. wil fein. gnade. an. unf,. mit. 
fparn. wan. mir. unfer. leben, recht. bewaren. und halte 
die. sehen. gebst. fo. ſchlecht uns. nit. der. ewig dat. Das 
ii Allen. crist. glaubigen. menſche net. 

Achnliche Reime wie am Schluß diefer Inſchrift find 
auf den meiften Außern Selten (den Border» und Rüde 


— 258 — 


wänden) der Kirchenſtühle, auf mannigſaltig verſchlun⸗ 
genen Bändern angebracht. Die Mittheilung derſelben 
würde bier zu weit führen. — Saͤmmtliche Ornamente 
diefer reich verzierten Kirche, deren Grundriß zugleich von 
mir aufgenommen wurde, verdienen eine artiftifche Publis 
cation nach genauen Zeichnungen. Ich made nun noch auf 
eine treffliche Sculptur dieſes Kuũnſtlers an einem jept zur Aufe 
bewahrung von Wachs verwendeten Schrank in ver noͤrd⸗ 
lichen Sarriftei aufmerffam. Sie befteht aus durchbrochen 
gefchnittenen Leiften an beiden Seiten des Schranfe, welche 
hinſichtlich der fünftlichen Behandlung und hoben techniſchen 
Vollendung, wahre Bewwunderung verdienen. Zu bedauern 
iR nur, daß diefe ſchon fehr beſchädigten Sculpturen (eine 
Leite ift bereit ganz verfommen) in diefem feuchten Local ih⸗ 
rem gänzlichen Verfall entgegen gehen. — Bon demfelben 
Meifter feinen auch die an der Kanzel der alten Kirche 
zu Mittelheim (Winkel) befindlichen Inſchriften ger 
arbeitet zu feyn. Davon ein andermal. — 

Noch will ic) bei diefer Gelegenheit eine in Holz ges 
fgnittene ältere Inſchrift mit einem finnigen Sprud er⸗ 
wähnen, welde fi) in der oberfien Leifte der mit dem 
Wappen der Brömfer von Rüdesheim verzierten Chor⸗ 
Rühle in der Kirche zu Rüdesheim befindet, — Sie 
lautet: 

Wed. crist. gepurd. Dusent. vierhundert. jar. und. dar- 
nad. in, dem, twenczigfien. jer. hat. meifter. Heinrich 
ayfe. von. Wirihflein diß. werd. gemacht. uff. fant 
Iacobe tag. Cyeb an. trume. bydit. an. ıumwe. gebe, an, 
innikeit. day. fin dry. verlorn. arbeit, 





(Liebe ohne Treue, Weichte ohne Neue, Gebet ohne Jnunigkeit 
das find drei verlorne Arbeitlen).) 

Sonft wurden noch in der größeren Kiebricher Kirche 
verfchiedene Reliefs z.B. an den Ehorfühlen x. abgeformt. 
um den üppigen Yormenreichthum diefer H 01; feulpturen 
im Innern, überfichtlich darzuſtellen. Diefen dürften 
fi) fpäter auch die audgezeichnetften der Außern Steinors 
namente an der Süd» und Oſtſeite dieſer Kirche, ſowie 
der viel befprochenen Michaeldcapelle, in Abgüſſen anfchlie- 
fen, wodurch alsdann der ganze plaſtiſche Schmud ver 
beiden Kirchen, in ihrer feltenen Mannigfaltigkeit und 
Meifterfchaft ſich veranfchaulicht. 

Außerdem wurden mehrere Reliefs, nebft einer Büſte 
aus der römifchen Zeit in unferm Mufeum abgeformt um 
Dadurch geeignete Taufchobjette für die demnächflige Erwei⸗ 
terung unferer Sammlung vorzubereiten. 


Ganz beſonders war auch die Abformung der für Kunſt⸗ 
gefchichte, Genealogie ıc. fo überaus wichtigen Siegel 
des Mittelalters, au welden Her Dr. Ed Melly 
von Wien, der Berfafler der oben genannten ausgezeich⸗ 
neten Schrift über Sphragiftif, uns freundlihft einen 
Beitrag fendete, in Augsficht genommen. Hemmniſſe, die 
vielleicht fpäter fich befeitigen laſſen, verzögerten bis jetzt 
die Ausführung in größerer Ausdehnung, und nur einzelne 
Proben aus meiner :Privatfammlung fügte ich den Gyps⸗ 
abdrüden des Herrn Melly ald Gefchenf bei. 

Die mannigfaltige Anwendung des Gypéformens 
veranlaßte noch den Verſuch einer plaftifden Dars 
ftellung baulicher Ueberrefte des Alterthums. 

In einer früheren Generalverfammlung (1847) hatte 


- 0 — 


ich bei Erwähnung eines für unfere Sammlung erfauften 
in Gyps mobellirten alt germanifchen Grabes, darauf hin⸗ 
gewieſen, wie es fehr ermünfcht und inſtructiv ſey, wenn 
Jemand aus unferm Verein den Berfuch übernehmen 
wollte, in ähnlicher Weiſe die bemerfenswertheften Gegen» 
Rände unferer Ausgrabungen, 3. V. Gebäuderefte, Gräber 
x. in plaftifcher Modellirung anſchaulich darzuftellen Die 
mechaniſchen Schwierigkeiten, welde fi zumal bei Mor 
dellirung der fehr ind Detail gehenden Theile ergeben 
mußten, waren zwar nicht gering angefchlagen, indeſſen 
war die Wichtigfeit des Ziels, ſchon einen Verſuch werth. 
Es fand ſich jedoch Niemand, der eine Probe machen 
wollte und fo blieb mir alfo nichts übrig, als biefen als 
lerdings ſchwierigen und mühevollen Verſuch ſelbſt zu 
wagen. 

Die plaſtiſche Darſtellung der intereſſanten roͤmiſchen 
Gebäude, welche durch die vor zwei Monaten von mir ges 
leitete Ausgrabung bei Marienfels (Amts Rafätten) 
am Pfahlgraben, (worüber nachher das Nähere) zu Tage 
gefördert worden waren, ſtellte ich mir zur Aufgabe und 
habe fie vor wenig Tagen erft, mit Beihülfe unferer fleis 
ßigen Arbeiter (Wed und Rehm) vollendet Die Aus⸗ 
führung in nicht all zu kleinem Mafftab (6 Linien = 1 
Fuß) wird zur Darftellung der weſentlichſten Einzelheiten 
genügend erfcheinen und ich bemühte mich, mehrere ber 
intereffanteften Theile mit möglichfter Treue zur Erkennung 
der Innern Etructur — zerlegbar nachzubilden. Das Mo« 
dell ſteht nun vor ihnen und ich bitte, biefen erften Ver⸗ 
ſuch, defien große Unvollkommenheit ich felbft am ſtrengſten 
beurtheile, mit Nachſicht aufzunehmen. 





Ich gehe nunmehr über: zu den Beftrebungen des Bor- 
Randes zur Aufllärung der vaterländifhen Ges 
ſchichte, durch Beranflaliung von Localunterfudhuns 
gen und erwähne zunächft unfere Ausgrabungen. 

Schon im Frühjahr dieſes Jahres war von Herrn Bros 
rector Dr. Roffel zu Dillenburg eine YAusgrabung 
in der Ruine des alten Schloſſes daſelbſt beantragt und 
aus unferer Vereinscaſſe der gewünfchte Eredit bewilligt 
worden. Das Ergebniß der Ausgrabung war die Ausräus 
mung eine feit 80 Jahren verfchütteten gegen 100 Schritt 
langen und 10 Schritte breiten Gewoͤlbes, die „Löwen, 
grube” genannt. Im Schutt hatte fich nach dem Bericht 
des Herrn Dr. Roffel, außer mehreren fteinernen Kano⸗ 
nenfugeln, vierfeitigen eifernen Bolzen, einem durch Feuer 
fehr befchädigten Helm aus fpäterer Zeit, Brucdhitüden von 
SHarnifchen x. nebft mancherlei Scherben und verzierten Ka⸗ 
cheln ıc. nicht bemerlenswerthed gefunden. Es ließ ſich auch 
im Innern diefer Räume nicht von interefianten Alter: 
thümern erwarten, da wie Herr Dr. Roffel bemerft, 
„Durch die planmäßige durch länger als 10 Jahre hindurch 
von 1768 an auf Befehl der Regierung fortgefege Demo- 
lirung aller Gebäude und Feſtungswerke alle Gegenftände 
von irgend einem Werth als gewiß vorher befeitigt, ans 
genommen werben fönnten.” — Wir glaubten daher, die bes 
antragte Bewilligung eined weiteren Credits zum Behuf 
der Hortfegung diefer Ausgrabung, nicht genügend gerecht» 
fertigt, da aus den inmittelft zur Einficht vorgelegten vor 
der Zerftörung des Schlofled aufgenommenen geometrifchen 
Planen, alle Einzelheiten ver Gebäude fo genau und volls 
fändig dargeftellt waren, daß durch eine Yufgrabung dies 


— 239 — 


fer Räume und Manerrefte nichts Neues aufzufchließen, noch 
weniger für die Wiffenfchaft ein belangreiches Ergebniß zu 
hoffen war. Immerhin würde jedoch die von Herrn Dr. 
Roſſel für die Annalen zugefagte aus Urkunden und 
Archivalacten zu liefernde Beichreibung dieſes Schloſſes, 
mit Beifügung der vorliegenden alten Pläne und Anfichten 
der Gebäude, eine danfenswerthe Arbeit feyn. Bis jept 
iſt und indeffen für diefen Zwed noch nichts von Herrn 
Dr. Roffel zugefommen. 

Sodann find in der Nähe von Wiesbaden unter Lei⸗ 
ung des Herrn Kihm mehrere römifche Gebäude und 
andere Mauerrefte au6gegraben worden, worüber bie vors 
liegenden geometrifhen Aufnahmen von ihm gefertigt wur⸗ 
den. — 

Es find nämlich mehrere Mauerfpuren in der Nähe 
des Römercaftells bei Wiesbaden unterfucht und namentlich 
eine gegen 9000 Fuß weit ſich erftredende Ringmauer in 
ihrer Richtung verfolgt worden. 

Herr Medizinafrah Dr. ZJais wird Ihnen mündlich, 
eine Erläuterung darüber geben, und dürfte die Mittheilung 
der Ergebniffe und Abbildungen den nächften Heften vor- 
behalten bleiben. 

Ich habe Ihnen, meine Herrn, nun noch Bericht zu er- 
Ratten über die ganz vor kurzem beendigten Unterfuchungen 
der römifchen Gebäude, welche durch die vom Vorſtand 
angeordnete Ausgrabung in der Nähe von Marienfels 
unter meiner 2eitung zu Tage gefördert worden find. 

Ich lege Ihnen hiermit einen von mir aufgenommenen 
geometrifhen Plan der Gebäude in ihrem ganzen Zufams 
menhang, fowie eine Reihe von Detailgeichnungen der ein 





— 240 — 


zelnen Räume vor, welche deren innere Einrichtung veran⸗ 
fchaulichen. 

Befonderd lommt mir bei der Erklärung des Einzelnen 
das oben fchon vorgelegte plaftifche Modell diefer interefs 
fanten Mauerrefte zu Statten und ich bitte, mir durch die 
einzelnen Abtheilungen dieſes Gebäudes nad ihrer Reihe 
zu folgen. — Der Raum dieſes Heftes geftattet hier nicht 
die Mittheilung des fehr ausführlichen Berichtes, welchen 
ich daher dem folgenden Hefte vorbehalte. 

Ich babe nun noch Ihnen, meine Herren ! Kenntniß zu 
geben von den Beftrebungen des Borftandes binfichtlich der 
Hortfegung unferer Vereinsblätter, fowie von den 
weiter vorbereiteten und begonnenen felbftftändigen Werfen. 

Nach längerer Unterbrechung des Druds unferer Ber: 
eins Annalen, auf deren durch befondere Umſtände ver: 
anlaßte Berfpätung ich weiter unten zurüdfommen, und die 
Urfadye derjelben rechtfertigen werde, ift nunmehr daß 1. 
Heft des IV. Bandes der Preſſe übergeben worden. Es 
wird am Schluß die drei noch rüdftändigen Protocolle 
der Scneralverfammlungen nebft dem heutigen enthalten, in 
welchem vie Ergebnifie der fo vielfach verdächtigten Thä⸗ 
tigfeit des Borftandes überfichtlic niedergelegt find, und 
dieß dürfte wie wir hoffen, am beften die gänzliche Grund» 
lofigfeit der boshaften Angriffe widerlegen. 

Um mehrfah von achtbarer Hand und zugefomme: 
nen Wünfchen zu begegnen, bat der Vorſtand fich ents 
fchloffen, ein in unferem Beſitz befindliches Manufeript von 
Hermann Bär „über die Gefchichte der Abtei Eber bach“ 
ebenfalls dem Druck zu übergeben, wovon wir eine Probe 
vorlegen. 


— ai — 


Dieſes für die Eulturgefchichte des Rheingaus befons 
ders fchägbare Werk, wird wegen zu großen Umfangs 
(das Ganze dürfte 3 Bände in 8* ausfüllen) nach und 
nah, fo wie es die Kräfte unferer Caſſe zulaſſen, in 
wangloſen Heften erfcpeinen, und wir hoffen, daß biefe 
unentgeltliche Beigabe zu den Annalen, eine wilfom- 
mene Erfcheinung für unfere verehrlichen Vereinsglieder 
ſeyn werde. 

Ebenfo wird gleichzeitig mit diefer hiſtoriſchen Schrift, 
eine zu berfelben in naher Beziehung flehende Urlunden⸗ 
fammlung, nämlich das berühmte Traditions buch der 
Abtei Eberbach, Oculus memori® I. genannt, ein Bere 
gamentcoder aus dem Anfang des XIII. Jahrhunderte, 
welcher die zum Theil im Laufe der Zeit untergeganges 
nen Urkunden vom Jahr 1131—1216 abfcpriftlich ent- 
hält, veröffentlicht werden. Schon in einem der früheren 
Jahresberichte iſt über die Erwerbung, Inhalt und Bes 
ſchaffenheit diefer werthvollen Handſchrift einiges Nähere 
mitgetheilt worben, worauf ich der Kürze wegen, Bezug 
nehme, Der Vorftand glaubte, daß auch die Außere typos 
graphifhe Ausftattung, der Wichtigkeit des Werkes ent⸗ 
ſprechen müffe, und wir fönnen Ihnen bier zur Beurtheis 
lung bes Druds und Formats, ſchon ein Probeblatt vor 
legen, welches aus einer hiefigen Offizin hervorgegan⸗ 
gen if. 

Ich habe mich nach dem Auftrag des VBorftandes um 
fo lieber der Vcarbeitung beider Drudchriften unterzogen, 
da das beträchtliche handfcpriftliche Material aus dem 
Bodman m'ſchen Rachlaß, mid in den Stand fegt, zur 
Vervollftändigung beider Schriften beitragen zu fönnen. 

16 


WWW 


— 242 — 


Daß dieſe umfangreichen Werke, deren Publication 
ſchon geraume Zeit zuvor vom Vorſtand in Ausficht ges 
nommen war, längere Borarbeiten erforderten, ehe fie 
dem Drud übergeben werden fonnten, bedarf wohl faum 
einer Erinnerung. — 

Meine Herren! Die find die Ergebnifle unferer Be⸗ 
firebungen in den abgelaufenen beiden Jahren. Urtheilen 
Sie nun, ob wir die öffentlichen Schmähungen verdien- 
ten, womit mehrere fogenannte „active Mitglieder“ uns 
ſeres Bereine, unter dem bergenden Dedmantel lichtfcheuer 
Anonymität, den Vorftand vor dem inn⸗ und ausländifchen 
Bublitum ohne abzulaffen feit dem Anfange bis faft zu 
Ende dieſes Jahres herabzufegen bemüht geweſen find. 

Wir haben es nicht für würdig erachtet, mit folchen 
Männern, deren Abficht klar genug aus allen ihren Ans 
griffen hervorleuchtet, und in einen Zeitungskampſ, wie 
fie gehofft, einzulafien, da wir den hämifchen Ton, in 
welchem fie ihre Polemif zu führen gedachten, ſchon gleich 
anfangs in Rro. 27 der Naflauifchen Allgemeinen Zeit. 
vom Jahr 1849 Fennen gelernt und den vielgeftaltigen Ur» 
beber der meiften Artikel errathen baben, — da wir nur 
Shnen, m. H., für unfere Handlungen verantwortlich 
find, und in Rro. 34 der Freien Zeit. erklärt hatten, daß 
wir in der nächlten Generalverfammlung wie fonft, 
nur Ihnen genaue Rechenfchaft ablegen würden, von 
der Berwaltung, die Sie unfern Händen anvertraut. 

Geftatten Sie daher, meine Herren, daß wir nun, 
mehr durch offene Darlegung der entftellten Thatfachen 
jenen die Maske der Gleißnerei abziehen, unter welcher 
fie nur zu lange ſchon das Anfehen des Vereins, wie bie 





Ehre des Borftandes zu untergraben raſtlos ſich beftrebt 
haben. 

Damit demnach die verehrliche Verſammlung die nos 
belen Motive, wie die preiswürbige Tendenz, welche 
diefe Maffe verſteckter und öffentlicher Angriffe gegen ben 
Borkand und infonderheit gegen den Vereinsſecre⸗ 
tär bervorriefen, zu beurtheilen im Stande fey, wollen 
Sie mir erlauben, auf die erfte Beranlaffung, näms 
lich die Generalverfammlung vom Jahre 1845 zurüdzus 
gehen, von welcher Zeit an, ſich alle geheimen Intriguen, 
fo wie die öffentlichen und anonymen Angriffe in Zeitun⸗ 
gen und Bereinsfchriften batiren. 

Im Voraus bitte ih um Entſchuldigung, meine 
‚Herren, wenn ich zu des Vorftandes, wie zu meiner Recht» 
fertigung gegen fo viele Anfiagen, vielleicht zu fehr in's 
Detail eingebe. Aber es fcheint zum Haren Verſtändniß 
der überrafchenden Behauptungen des Hrn. Friedemann 
and einer Genoſſen nothwendig, daß ich die fo fehr 
entftellten Thatfachen, für deren wahrheitötrene Darftellung 
ich einflehe, in der Folge, fo wie fie ſich zugetragen, ohne 
Unterbrechung an einander reihe. 

Am 38. Mai 1845 erfdien Herr Friedemann, 
wenn ich nicht irre, zum erftenmale Cfrüher nie) kurz 
vor der Eröffnung der Generalverfammlung (Vormittags 
10 Uhr) im Sihungslocal des Muſeums, wo er fi, 
(wenn ich feine Worte nicht mißverftanden) an mid mit 
der Aeußerung wendete: „er fey durch hohes Staatemini⸗ 
ſterium beauftragt, hierher gefommen, um einen Bor» 
trag über alterthümliche Gegenſtände zu halten, was er 
aud) bereitö vor drei Tagen dem Vereinsbirectorium fchrifte 

16* 





— 4 — 


lich angemeldet. Befremdet über die fonderbare Art feines 
Auftretens, — über die vorgebrachte ganz ungewöhnliche 
Beranlaffung der Erfcheinung des Herrn F., der einen 
befonderen Auftrag () ded hohen Staatöminifteriums zu 
einem Bortrage erhalten haben wollte, — was bis jeht 
noch nie vorgelommen, konnte ich die Bemerkung nicht 
unterdrüden, wie ich mich wundere, den Herrn F. in 
unferer Berfammlung zu fehen, da ich der Meinung 
gewefen, er fey auögetreten. Dieß widerlegte er fogleich 
mit Lebhaftigfeit durch die Antwort, „das fey keineswegs 
der Hall und er gedenle eben fo wenig Fünftig auszutre⸗ 
ten.“ Ich Fonnte die Möglichkeit eine Gedächtnißirrthums 
nicht beftreiten, um fo weniger, da mir bie in unferen 
Bereinsacten wirklich fchriftlich vorhandene Notiz feines 
Austritts augenblidlich nicht mehr erinnerlidh war. 

Auf feine weitere Trage: wann er zum Vortrag 
fommen könne, erwiederte ich, daß mir von einer Anfüns 
bigung eines Vortrags nichts befannt und es biöher üblich 
gewefen fey, daß nach der Dlittheilung des Jahresberichte, 
womit die Sigungen immer eröffnet zu werden pflegten, 
die von Mitgliedern angekündigten Vorträge, nach der Reis 
benfolge ihrer Anmeldung folgten. Deren feyen mehrere 
bereitö notirt, und dann ftehe dem Seinigen nichts im 
Wege. Auch über die etwaige Dauer der gedachten 
Borlefung Eonnte ich ihm ebenfowenig die verlangte Aus» 
funft geben, da ich die Auffäpe der Berfafler nicht ge⸗ 
fehen Hatte. 

Dieß verfegte Hrn. Friedemann in fo große und 
leidenfchaftliche Aufregung, daß er fogar die unartige Aeu⸗ 
Berung fih erlaubte: „das Fönne er nicht glauben, daß der 


gefhäftsführende Serretär von einem an das Directorium 
gerichteten offiziellen Schreiben nichts wiſſe. Er fehe 
deutlich, daß man ihm nicht zum Vortrag zulaſſen wolle, 
und er werde fofort fi anf das hohe Staatsminiſterium 
begeben, um darüber Befchwerbe zu führen, daß man ihn 
am Vortrag feined Wuffages hindern wolle." Damit 
machte er in größter Hihe Anftalten zum Weggehen. 

So fehr mich das höchft Unſchiclliche und Beleidigende 
feines geäußerten Zweifels an meiner verficherten Unkennt⸗ 
niß von feinem Schreiben inbignirt hatte, fo wiberholte 
ich doch ganz ruhig meine Behauptung, mit dem Anfügen, 
daß er bald ſelbſt Gelegenheit finden werde, ſich von 
dem gänzlichen Ungrund bes Berbachtö bei dem Herrn 
Vereinsdirector perfönlich zu überzeugen. Bon meiner 
Seite ſtehe übrigens fo wenig irgend etwas feinem Vor⸗ 
trag entgegen, daß ich fogar bereit fey, meinen Jahres⸗ 
bericht moͤglichſt (bei der Vorleſung felbft) noch abzufürs 
zen, nm ihm nad; Beendigung ber früher angemelbeten 
Abhandlungen, die erforderliche Zeit für den Vortrag der 
feinigen zu verfchaffen. Zu einem Weggehen wegen ver- 
meintlicher Zurüdfegung , liege alfo durchaus fein Grund 
vor und möge er es alfo vorerft wenigſtens abwarten, ob 
er nicht noch zum Vortrag gelangen werde. 

Ueberbem trat der Director des Bereind Herr Regie 
rungspräfident Dr. Möller perfönlih ein und unter 
deffen von einem Diener mitgebrachten Acten, fand fi 
das wahrfcheinlich durch Zufall verfchobene Schreiben des 
Hrn. Friedemann — noch uneröffnet. 

Ich war volftändig gerechtfertigt, ohne daß jedoch Hr. 


— — — — — — —— — 


Briedemann eine bepjalifige Eutſchuldigung für ſchicklich 
erachtet hätte. 

Nach Eröffnung der Eigung durch den Herrn Ber- 
einsdirecter, trug ich, wie gewöhnlich, meinen Jahresbericht 
vor, und Ffürzte denfelben während der Borlefung, meiner 
Zuſage gemäß, auf Unloſten des Stoffs fo fehr ab, daß 
nach den kurzen Borträgen einiger Bereinsmitgliever, Hr. 
Friedemann noch zur Berlefung feines Auffages, wie zur 
Borzeigung verfchiedener aus dem Archiv zu Idſtein mit- 
gebrachter Seltenheiten gelangte. 

Dur diefe gewiß nicht ſchuldige Aufopferung und 
Zerſtückung meines eigenen Bortragd zu Gunſten des 
Hrn. Briedemann, glaubte ich denfelben völlig zufrieden 
geftellt, ja wegen der Aeußerung feines Zweifel — bes 
fhämt zu haben. — Darin irrte ih mich jedoch, denn 
bald nachher fand ich zum Dank für damalige Gefäl- 
ligfeit, in der von ihm herausgegebenen Zeitfchrift für 
bie Archive Deutfchlands, 1847, im 1. Heft S. 35 den 
obengebachten Bortrag des Hrn. Friedemann abgebrudt 
und in der Note * die falfche Angabe: „der geichäftsfüh- 
„ende Secretär Habel ſchien Anftände gefunden zu 
„haben, fey es für die Aufnahme feines befonvderen Vor⸗ 
„trage Cin der Generalverfammlung v. Jahr 1845) ober 
„für regelmäßigeres Erfcheinen der Hefte.” 

Durch diefe öffentliche wahrheitöwidrige Angabe erfuhr 
ich zuerft, daß jener Auffag eingefendet und zur Auf⸗ 
nahme in die Annalen beftimmt geweſen fey. 

Wäre ed dem Hrn. Friedemann aufrichtig darum zu 
thun geweien, zu erfahren, ob der von ihm nad) feiner 
Uingabe eingefendete Vortrag wirklich an mich abgege⸗ 


- m — 


ben ober defien Aufnahme verweigert worden fey, fo 
konnte er leicht bei Herrn Regierungsrevifor Wedert 
mit welchem er über mandjerlei Dinge correspondirt hatte, 
fi die Gewißheit verfchaffen, daß bieß nicht der Fall 
war und daß biefe Abhandlung ein ganzes Jahr na 
ihrer Publication zum erfienmal mir zu Gefichte fam. 
Ob es ehrenhaft fey, einen fo unbegründeten Vorwurf ohne 
Unterfuhung binterlifiig und leichtfertig im bie Welt zu 
ſchleudern, überlaffe ich Andern zur Beurtheilung. 

Ich fand es nicht der Mühe werth, dieß in einem 
befonderen Zeitungsartikel zu rügen, in ver Meinung, ich 
werbe fpäter feine Beranlaffung finden, den Hrn. Frieder 
mann auf gleichen Unmwahrheiten zu ertapper. 

In der darauf folgenden öffentlichen Sigung bei der 
vorigen Generalverfammlung vom 23. September 1847 
(die Berfammlung des Jahres 1846 hatte wegen Berhins 
derung des Herrn Directors nicht Gtatt,) war Hr. Bries 
demann wieder erſchienen, ohne daß er einen beabſich⸗ 
tigten Vortrag weder bei dem Vereinsdirector Herrn 
Präfidenten Möller, noch bei mir angemeldet hätte, fo 
daß mir num die Sorge oblag, die den Vorträgen gewid⸗ 
mete Zeit, allein auszufüllen. Hierzu bot auch der feit 
zwei Jahren angehäufte Stoff fo ausreichende Mittel, daß 
ich von meinem faſt dreiftündigen Vortrag auf die Erin 
nerung meines Herrn Rachbard (des Borftandömitglieds 
Herrn Str.) noch manches abfürgen oder ganz weglaffen 
mußte, um die demnähft vorzunchmende ftatutenmäßige 
Vorſtandé wahl nicht allzu lange zu verzögern. 

Das Ergebniß derfelben zeigte, daß die biäherigen Bor» 
flandsmitglieder (mit 16, 18 und 19 Stimmen) beftätigt 


und Herr von Gagern mit 11 Stimmen nen in ben 
Vorſtand berufen war *). Auch dem Hrn. Briedemann 
waren zwei Stimmen zu Theil geworben. 

Bei fchon allzuweit vorgerüdter Zeit wurde, da Nie- 
mand das Wort oder die Znlaffung zum Bor- 
trag begehrt hatte, die Sigung kurz vor 2 Uhr ger 
geſchloſſen und Hr. Friedemann entfernte ſich im fichilicher 
Unzufriedenheit mit einem Actenfas zikel, der, wie man 
mir fagte, zum Vortrag beftimmt geweſen feyn ſollte. 

Dieb war der gemame Hergang der Sache, den ich 
deshalb fo ausführlich mittheilen zu müflen glaubte, da 
Hr. 5. hieraus die Beranlaffung nahm, gegen mich allent- 
halben die gehäffige Beſchuldigung der verweigerten 
Aufnahme feiner erften Abhandlung in die Annalen, fowie 
den Vorwurf der abfichtlichen Hintertreibung feines 
beabfichtigten Vortrags in der folgenden Generalverſammlung 
(1847) zu erheben. 

In diefem Sinne motioirte namentlih Hr. &. die Urs 
fache des Grfcheinens feiner beiden Auffäge in den Heſſi⸗ 
ſchen Vereinsblättern. — Mag Hr. 8. anfangs auch ges 
glaubt haben, durch die willführlihe Ausdehnung meines 
Jahresberichte fey fein Vortrag verhindert worden, fo 


©) Here Begierungspräfitent Möller als Director mit Tämmts 
hen. 220er. en... 19 Gtimmen, 
1) als Vorſtand Herr von Breidbad mit 19° „ 
2) Herr Medicinalrath Dr. Zais mit . . 9 u 
8) „ 'D.% G. Bath Gtrobelmit.. BE 
4) „Archivar Habel mit. . 0... BB „u 
5) „ Baumeiftee Kihmmit ....16 „ 
6) „Sekh. degat. Eich, ehe. v. Bagern 1 „ 


- 1 — 


Hatte er Gelegenheit, ſich auf der Stelle von dem Ungrund 
feiner Bermuthung bei dem Herrn Vereinsdirector felbft 
zu überzeugen, der ihm gefagt haben würde, daß mir 
eben fo wenig eine Andeutung von feiner beabſich⸗ 
tigten Vorlefung durch ihn gegeben war, wie von eis 
nem das Jahr zuvor an das Bereinsbirectorium gelangten 
Anmeldungefcpreiben. Allerdings hatte Hr. F. was wir 
leider! erſt mach biefer @eneralverfammlung zufällig er» 
führen, in einem an ben Borfland gerichteten Schreiben 
vom 26. März 18406 bereits einen Vortrag angekündigt. 
Diefes Schreiben gelangte indeſſen nicht zur Kenntniß des 
Borftandes, entweder weil in biefem Jahr (1846) eine 
Generalverfammlung nicht gehalten wurde, ober der Herr 
Bereinsdirector, gewiß in guter Abficht, Anftand nahm, eine 
Zuſchrift mitzutheilen, welche durch die mit ſolcher Drei⸗ 
figfeit vorgebrachten unmwahren und beleidigenden Aeuße⸗ 
rungen, bie gerechtefte Entrüftung hervorgerufen haben 
wärbe. 

Ich erlaube mir, Ihnen, meine Herren, diefes Acten⸗ 
füd nach dem Original mitzutheilen, *) welches fih in 


®) An ben verehrlichen Vorſtand bes Vereins für Raffauifche Als 

terthumekunde unt Geſchichtsforſchung in Wiesbaden. 
Auf hohe Miniferiafrefolution vom 9. April 
1845, die Mitwirkung ber Herzoglichen Ars 
chive bei dem hiſtoriſchen Vereine, insbefons 
dere Vorträge bei ben jährlichen Generalver⸗ 

ſammlungen betreffend. 

„In Zolge der Hohen Minifkeristsefolution hielt der Uns 
terzeichnete im verwichenen Jahre einen folden Vortrag und 
zeiste allerlei darauf bezägliche archivaliſche Merkwürdigkeiten 


einem nach der Borflandöfigung am 23. September 1847 
von bem Herrn Präfiventen zurädgelaffenen Gonvolut von 
Bereinspapieren fand, und welches wir zu meinem Bes 
dauern zufällig erft drei Tage nach der Generalverfamms 
lung (1847) zu Geſicht lam, woburd mir bie Gelegenheit 
entging, biefe Unwahrheit in ver öffentlichen Sigung zu 
rügen. 

Aus dem eben gedachten Anmeldungeſchreiben lernten 
wir denn auch den Gegenſtand der von ihm beabſich⸗ 
tigten nachmals anderwärts veröffentlichten Vorleſung 
nur zu fpä&t fennen. 


vor. Das verehrlihe Disectorium nahm biefen Wortrag bei⸗ 
fällig auf. 

Auch in dieſem Jahre der Unterzeichnete zu einem 
ähnlichen Vortrage erbötig. Nur wunſcht er dabei bie Ans 
fände, welde Herr Vereins⸗Secretär Habel, Ratutens 
widrig im vorigen Jahre dem perſonlichen Grfcheinen des Uns 
terzeichneten in fo auffallender Weile entgegenftellte, 
daß Reclomationen (21) dagegen erhoben werden mußten, des 
ven Begründung dem verehrlichen Divetcorium hinlänglich bes 
kannt if. 

Zur Befeitigung diefer Anftände und genau nad) bem Ins 
Halte der hohen MWinifterialsRefolution, weiche beflimmt, daß 
dem Borftande feiner Zeit eine vorläufige Anzeige deßhalb zu 
machen fei, ermangelt der Unterzeihnete auch in biefem Jahre 
nicht, dem verehrlichen Worftande dieſe Anzeige hierdurch zu 
machen und eine gefällige Rücäußerung darüber fi zu ers 
bitten, ob gegen einen diesjährigen Bortrag An Kände obmalten. 

3u näherer Grwägung wird hinzugefügt, daß der Bor⸗ 
trag nicht länger als eine halbe Stunde dauern wird, und 
daß er die Grläuterung der biöherigen Wilbniffe des deutſchen 
Kaifers Adolph von Raffau betreffen fol, unter volftändiger 


- 3 — 


Wenn in diefem Schreiben von „Ratutenwidrigen Ans 
Ränden“ die Rede ift, welche ich feinem perfönlichen Er⸗ 
ſcheinen entgegengefegt, fo werden Sie, m. H, nun wohl 
bereits aus ber einfachen Erzählung des Hergangs bie Ueber⸗ 
zeugung gefchöpft haben, daß meiner Sets die Aeußerung 
des Befremdens über die auffallende Weiſe feines Auftre- 
tens fehr natürlich war, daß dagegen ein wirklicher Ans 
Ramd gegen fein Dableiben keines weg s erhoben, fons 
dern fogar die Abhaltung feines Vortrags durch Abkür⸗ 
sung des meinigen felbft begünftigt wurde — wofür Hr. 
8. mir bald hernach in öffentlichen Blättern nach feiner 
Weiſe dankte. 

Daß die angeblich „erhobenen Reclamationen“ nicht zu 
meiner Kunde gelangten, bebaure ich, da abfichtliche Ent⸗ 
ſtellungen nicht ohne derbe Abfertigung geblieben wären. 

Ich fahre in der Darfiellung des Thatſächlichen fort. 


Borzeigung berfelben und mit befonderer Beziehung auf die 
perfönliche Gharakterikit, welche im Jahr 1845 Gegenſtand 
mehrerer Grörterungen von Geiten außwärtiger Gelehrten ges 
worden ift. 

Da bie Borzeigung der Wilbniffe einigen Apparat erfors 
dert, welcher vorher zufammengebradht werben muß, was aber 
auf Koften der ArchivsRaffe gefchicht, fo ergibt ſich die Bil⸗ 
Ugteit des Wunfches für eine gefällige beftimmte Rüdäuserung, 
ob ber Bortrag zugelaffen werden fol oder nicht, wohl 
von felbft ſchon ais hinreichend gerechtfertigt. 

In ausgezeichneter Dochochtung empfiehlt fid zu freunds 
licher Geneigtheit 

Softein, den 26. März 1846. 

Der Herzogliche Archiv s Director 
Oberſchultath Dr. Griedemann.“ 


Seit der Iepten Berfammlung, (September 1847,) in 
welcher das Ergebniß der Vorſtandewahl feiner Erwartung 
ſo wenig entſprach, (S. die Note zu S. 248) ſchienen 
die ſchon länger vorbereiteten eigentlichen Plane des 
Hm. 8. fih immer deutlicher zu geflalten, — wie der 
Verſuch der Berwirflichung zeigte. 

In einer bald nach dieſer Generalverſammlung abger 
haltenen Vorſtandsſizung am 4. November deſſelben Jahr 
tes wurde nämlich von dem Bereinsbirector Herrn Regie 
rungöpräftdent Dr. Möller, außer andern eingelaufenen 
E reiben und Literalien, eine Erklärung des Herrn Ober 
ſtallmeiſters Freiherrn v. Breidbach (d. d. Heddernhein 
den 9. October 1847) mitgetheilt, worin derſelbe als Ant⸗ 
wort auf bie ihm notifizirte Wiederwahl in den Vorſtand, 
auf die Annahme verzichtet, und ſtatt feiner — den Herrn 
Archivdirector Friedemann ald Borftandsmitglied 
proponirt. — Diefer Vorfchlag wurde auch von dem 
Herrn Bereinsbirector lebhaft unterftügt, jedoch vom Vor⸗ 
Rand abgelehnt, da biefer ſich nicht für befugt adhtete, 
wumal gegen den in der Generalverfammlung durch bie 
Abftimmung deutlich genug Fund gegebenen Willen der An- 
wefenden, (Hr. F. hatte, wie oben bemerkt, nur 2 Stim⸗ 
men) benfelben ohne weitere® in den Borftand zu 
berufen, was nach den Gtatuten nur allein ber Gene⸗ 
ralverfammlung zuftand. 

Im diefem, dem Hrn. F. befannt geivordenen, wahr⸗ 
f&heinlih unerwarteten Ablehnungs- Beſchluß dürfte 
wohl der Schlüffel zu all den maßlofen Anfeindungen zu 
finden ſeyn, wodurch er in Verbindung mit mehreren für 
feine Projecte empfänglichen Genoſſen, feinem unverföhnlichen 


Groll gegen den Borftand, unter dem Aushängefchild „pas 
triotifcher Vorſchlage zur Börderung des Vereins“ feit 
dem Anfang dieſes Jahres in einer Reihe von Zeitunge- 
artifeln Luft macht. 

Ich kann Ihnen nicht zumuthen, meine Herren, alle 
die zablreichen gebrudten Artifel, womit mehrere foger 
nannte „active" Mitglieder unferes Vereins, den Borfand, 
hauptfächli den gefchäftsführenden Serretär überfchüttet, 
aud nur in einem furzgen Auszug nochmals vorzuführen. 
Sie find befannt genug und die anonymen fowie einer 
der genannten Berfaffer haben zur Erreichung ihres Zweds 
fein Mittel verfäumt um dur mögliche Berbreitung 
in der mannichfaltigften Form, bald durch wiederholte 
Hinwelfung in andern Blättern, bald durch eifrigfte 
Verfendung der Ertraabzüge au ihre Correöpondenten 
und auswärtige Vereine, bald durch Wiederabdruck der 
Zeitungsauffäge unter befondern Titeln, die beabfichtigte 
Wirkung noch zu erhöhen. 

Indem ich mir erlaube, Ihnen zuerſt eine allgemeine 
Ueberficht jener Bublicationen nach chronologifcher Folge 
mitzutheilen, zur Beurtheilung der außerorbentlichen Mühe, 
welche die meift ungenannten Verfaffer — natürli nur aus 
„reinfter Abficht“ und lediglich aus „Liebe für die 
Börderung des Vereine“ fi gegeben, werbe ich mid 
darauf befchränfen, das edle Ziel, was dieſelben damit ers 
firebten, unter den Hauptgefichtöpunften zufammenzufaflen. 

Die erfle noch leife Andeutung biefer „reinen Abſicht“ 
erfchien im Jahr 

1) 1846 im 1. Heft der Zeitfchrift für die Archive 
Deuiſchlands vom Herzogliden Archivdirector und 





Oberſchulrath Dr. Traugott Friedemann zu Id⸗ 
fein S. 38 unter der ſonderbaren Ueberſchrift: 
„die Mitwirkung der Herzoglich Rafjauis 
fchen Archive zu ben Arbeiten und Zwecken 
des Bereind für Raffauifche Alterthumsblunde 
und Gefchichtöforfchung.“ 
Ihm folgte zu Ende des Jahres 
3) 1847 von bdemfelben Berfafler ein zweiter Anf⸗ 
fag unter gleicher Weberfchrift als beſondere 
Gelegenheitöbrochüre zur Beyer des 50 jährigen 
Amtsjubiläumd des früheren Vereinsdirectors Hrn, 
Regierungspräfidenten Dr. Möller. 


Es war dieß der in voriger Generalverfanms 
lung von Hrn. F. beabfichtigte Vortrag, welcher 
nah defien Angabe durch meinen — mit lange 
weiligen und ermübenden Details ungebührlich aue- 
gedehnten Jahresbericht abfichtlich CR) Hintertrieben 
worden feyn follte. 

Wir fehen fovann im L Heft des VL. Bandes der 
Darmftädter Bereinsblätter befonderen Bezug dar⸗ 
auf genommen und den Empfang der von Hra. 
%. für die dortige Vereinsbibliothek überjen- 
beten Eremplare angezeigt. 

Gegen da6 Ende des Jahres 
8) 1847, 2. Rovember, finden wir zum erfienmal ein 
entſchiedenes Auftreten gegen den Berein in Zei⸗ 
tungen. 

Die Nr. 1235 der Heidelberger Deutfchen Zeit. 

(von Gervinns revigirt) bringt uns ben er⸗ 


flen aus dem Naſſauiſchen ++ Artikel diefer Art, 
ohne Nennung des Verfaſſers. 

4) 1848. Das Jahr 1848 ſchien dem leicht zu erlen⸗ 
nenden Einſender jenes Artifeld nicht geeignet, 
feine Berdienfte in befondere oͤffentliche 
Erinnerung gu bringen. 

Dagegen betritt der verfappte Anonymus ans 
geblih mit Gehülfen ſchon zu Anfang des güns 
fiigeren Jahres 

5) 1849 in mehreren fortlaufenden Auffägen der Raff. 
Allgem. Zeitung den Kampfplag in ben viel bes 
fprochenen fogenannten „Borfchlägen zur Förderung 
des Vereins ıc. abgefaßt von activen Mitgliedern,“ 
woranf ich fpäter zurüdfommen werde. 

6) 1849, Anf. Januar, werden diefe „wohlgemeins 
ten nur in reinfter Abſicht verfaßten und in 
mildefter Form veröffentlichten Vorſchlääge der 
activen Vereinsförderer“ bald darauf zum 
Behuf größerer Verbreitung nochmals in Octav 
unter -obigem Titel als ein beſonderes Schriftchen 
von 16 Seiten wieder abgebrudt, vielfach ci⸗ 
tirt und allenthalben verbreitet. 

Nun folgt Schlag auf Schlag eine ganze 
Reihe von Zeitungsartifeln und zwar : 

7) — %. Januar — in Rro 17 der Breien Zeitung 
ein Artifel, bezeichnet mit: „E, der Berein für 
Naſſauiſche Alterthumskunde.“ 

8) — 24. Januar in Nro. 20 deöfelden Blattes ein 
weiterer Artifel mit der Bezeichnung: „S$ der 
Raffauifche Berein für Alterthumskunde.“ 





Ein fo ſchnell auf einander folgende® feind- 
liches Auftreten gegen den Bereinsvorftand fonnte 
nicht ganz ohne Erwieberung bleiben. Es ers 
ſchien in demſelben Blatt Nro. 20 eine fehr ges 
mäßigt gehaltene Erklärung (ohne Namen ) worin 
unter andern ganz kurz daranf hingewiefen wird, 
daß dergleichen Befprechungen nicht in die Freie 
Zeitung, fondern in bie bevorftehende Generals 
verfammlung gehörten, wo der Borftand, der 
ſolche Erörterungen nicht zu ſcheuen habe, ſich 
rechtfertigen werde ıc. 

Die vereitelte Hoffnung eines beabfichtigten 
Zeitungsfampfes fcheint vermuthlich den Führer 
der Activen In die leidenfchaftlichfte Aufregung vers 
fegt zu haben, denn bereits 

9) 1849, 1. Februar, erfcheint in Nro. 27 der Nafl. 
Allgem. Zeitung unter der Abtheilung: „Sprech- 
faal für Stadt und Land” ein Aufſatz, bezeichnet 
mit O „der Berein für Raffauifche Alterthums⸗ 
funde x.“ mit dem Motto: facta loquuntur, 
woraus man binlänglid) den würdigen Ton fen» 
nen lernt, in welchem die „activen Mitglieder“ 
ihre gehoffte Zeitungspolemif zu führen gedachten, 

Die inländifhen Blätter genügen den edlen 
„Activen« nicht mehr, denn ſchon 

10) — 20. März, tritt Hr. Fr. öffentlich im Archiv 
des biftoriichen Vereins zu Darmftadt (VI. 8. 
1. Heft) im Borwort zu einer Abhandlung über 
den Königefundragau mit feinen Anflagen gegen 
den Bereindfecretär auf, worin er namentlich auf 


- m — 


aufalle feine früheren Angriffe gegen den Vorſtand 
in der oben erwähnten Publication hinweißt, das 
mit auch die übrigen Vereine Deutſchlands, mit 
welchen der Heſſiſche in Verbindung ſteht, fi 
ein recht günftiges Urtheil über unferen vas 
terlandiſchen Berein bilden Finnen, — natürlich 
Alles — „aus reinfter Abſicht.“ 

Mit diefen vervienfivollen Bemühungen um bie 
Hebung bed Bereinsvorftandes, Hauptfächlich des 
Serretärd in der Achtung des Auslandes, — 
Führt Hr. Br. fort, zuleht 

11) 1849, October, In Rro.15 ber Hefl. Period. Blätter. 

Nun folgt wieder im Beiblatt der Rafl. Allg. 

12) — 13. Mat, Rro. 113 (des Wanderers) ein Artifel 
mit der Ueberfchrift: zur @efchichte des deutſchen 
Kaifers Adolf von Raflau. 

Berner: 

13) — 24. Juli in Rro. 173 des Wanderer, unter 
der Ueberſchrift: Literatur. + Wobllbungen von 
Alterthümern des Mainzer Mufeumb, 

Dann: 

14) — 30. September, Nro. 232 des Wanderers 
(Raſſ. 9. 3.) mit der Ueberfchrift: Literatur. 
Zur Naſſauiſchen Landesgeſchichte. 

Ferner 

15) — 25. October von Nro. 253—262, in demſelben 
Beiblatt (Wanderer) der Naſſ. A. 3. ein durch 
10 Nummern laufender Auffag des Hrn. Fr.: 
* Zur Raffauifchen Landesgeſchichte. Die Archive 
der Raffauifchen Klöfer. — 

17 





Nun tritt wie es ſcheint ein anderes und ned 
unbefanntes wohlwollendes active® Mitglied unter 
der Berfappung eines Kunſt⸗ und Geſchichte⸗ 
freundes* im oftgenannten Belblatt (Wanderer) 
auf, gegen das Ende 

16) 1849, 20. November, Rro. 278 — 282 in einem durch 
5 Nummern laufenden Aufſaß mit der Ueberſchrift: 
„Wünſche für erweiterte Wirkſamkeit der Geſellſchaft 
„von Freunden bildender Kunſt im Herzogih. Raſſan,“ 
in welchem er mit Wiederholung des ſchon vielfad 
varriirten Themas und Friedemann’fcher Mitthei⸗ 
lungen, unfern Berein als — „faum mehr eri- 
Rirend und in voller Wuflöfung begrif- 
fen”! — bezeichnet. 

17) — Erndpdlich erichien in dieſen Tagen noch in dem- 
felben Blatte ein Artikel, worin die betriebfamen 
„Activen? wegen ihrer befannten Verdienſte um 
den Berein, bei der beworfiebenden Borſtaudo⸗ 
wahl die Blide auf ihre eigene höchſt würbige 
Perſon leufen zu wollen feinen. — Dieb iR 
das Endjiel ihres ganzen Strebens. — Sch gre 
tulire im Voraus zum glüdlichen Grfolg. 

Dice, meine Herren! find die und bis jeht zugefommenen 
Zeitunge- und andere Urtifel, der allerdings [ehr activen 
Vercintglieder, worin unſere Bereinsangelegenbeiten bald 
vorübergebend oder als befonderer Gegenfland ber Erörterung 
in größerer oder geringerer Unsführlichfeit beſprochen find; 
wuiammen gegen 17—18 Urtifel, welche darch etwa 30 
Zeitungenummern fh fortipinnen — Alles innerhalb biefed 
Jahres — Ales mur ans reinfter Hblicht, wie in mil 


deſter Form verdffentlicht zur Foͤrderung des 
Bereins! — Vielleicht macht uns die viel erprobte Güte 
der belobten „Metiven" noch mit mehreren bekannt, bie 
und entgangen fin, ober anderer, welche mit ſolch preißs 
würbiger Rüprigfeit in und unbefannten Kreifen verbreis 
tet wurden. 

Sch lege fie hier nieder zum ewigen Gebächtaiß! diefe 
glänzenden Beweiſe ihrer patriotifchen Thätigfeit für bie 
Bereins wede. — Wan wird gefiehen müflen, daß ein 
ſolches Auftreten inländifcher Bereinsmitglieder gegen 
ein vaterländifches Infitut, wohl in allen Deutfchen Lane 
den ganz ohne Beifpiel ift. 

Ich lann nunmehr zur kurzen Beleuchtung einzels 
ner Artifel ſelbſt übergehen. 

Bereits oben habe ich hachgewieſen, daß die in der 
Note * zur Zeitſchrift für die Archive Deutſchlands vom 
Jahr 1846 von Hrn. Fr. veröffentlichte Notiz, wonach er mich 
namentlich beſchuldigt, die von dem Herrn Präfidenten 
Möller gewünſchte Aufnahme feined Vortrags Cin ber 
Generalverfammlung vom Jahr 1845) Unftände entges 
gengefept zu haben, auf einer leichtfertigen Entſtellung 
befannter Thatfachen beruhe, ba mir fein Aufſat erſt 
ein ganzes Jahr nach dem Aborud in obiger Zeitfchrift, 
wur Begutachtung wegen der Aufnahme desſelben für uns 
fere Annalen, zugeftellt wurde, wodurch fich alfo das et- 
waige Anfinnen eines nochmaligen Abdruds ohnehin 
ganz von ſelbſt erledigte. Weitere von Hrn. F. zur Aufs 
nahme eingefendete Wuffäge habe ich nicht gefehen. 

Der zweite unter demfelben Titel „Mitwirkung ber , 
Naſſauiſchen Archive x. gedrudte Auffap des Hrn. F., wel 

17* 


cher den gleichfall6 oben erwähnten in der Generalverſamm⸗ 
lung von 1847 nicht zum Bortrag gefommenen Aufſatz 
enthält, ift mir zu etwa beabfichtigter Aufnahme in unfere 
Bereinsfchrift, eben fo wenig zugefommen und ich habe den 
befonderen Abdrud nicht zur Hand, um etwaige unrichtige 
Specialitäten berichtigen zu fönnen. 

Im Allgemeinen bemerfe ich nur, daß die in dem Vor⸗ 
wort zu einem in den Darmflädter Vereinsblättern VI. 
Bd. 18 Heft abgedrudten Aufjap „über den Kunigeſundra⸗ 
gau" angedeutete abfichtliche Hintertreibung des Bor- 
trag6, eine grobe Unwahrheit ift, wie ih oben fchon durch 
Vorlage der thatfächlichen Begebniffe in der vorigen Ge⸗ 
neralverfammlung,, der firengften Wahrheit gemäß, nach⸗ 
gewiefen. Auch in der Note zur Rro. 253 des Wande- 
rerd von 1849 find diefe eben gerügten Unwahrbeiten von 
Hrn. F. wiederholt. 

Sch gehe nun über zu dem Auftreten des Hrn. Er. in 
den Zeitungen. 

Der erfie und befannt geivorbene anonyme Zeitungs⸗ 
artifel in Nro. 125 der Heidelberger Deutfchen Zei⸗ 
tung vom 2. November 1847 if vielleicht in unferm 
Lande wenig befannt geiworden ; ich erlaube mir daher ei- 
nige unfern Berein betreffenden Stellen daraus mitzutheilen. 

Nach einer Lobhubdelei über die von dem H. Minifter 
von Dungern angeblidy bewirkte Wiedergeburt und Ver⸗ 
jüngung des naturforfchenden Vereins — fteuert der Einfen- 
der fogleich auf unferen hiftorifchen Verein los, über den 
er nach einer Xobfpendung über früher entwidelte Thä⸗ 
tigfeit, fich folgendermaßen äußert: 

„Seit längerer Zeit iſt fein Heft der Annalen erfchier 





„nen und bie zahlenden Mitglieder des Vereins fras 
„gen verwundert nach der Urſache biefed Schweigens. 
„Behlt es an Stoff zur Mittheilung? Haben die Nach⸗ 
„grabungen Nichte ergeben? Oder find die roͤmiſchen 
„Baufteine der einzig würbige Gegenſtand der Vereins⸗ 
mthätigfeit ? — Wer der vorlegten Gigung der Ges 
ſellſchaft bewohnte, weiß, daß es und im Naffauifchen an 
„Stoff zu hiſtoriſchen Forſchungen nicht fehlt. Das 
„Land hat ſchöne Summen hergegeben um die Archive 
„nugbar zu machen; an ben hiforifchen Verein ſtellt ſich 
„nun die Yufgabe, hierauf dankbar einzugehen.” Sodann 
räch der Verfafler nicht nur die römifche Zeit, fondern ſo⸗ 
gar die der neueren Gefchichte in das Gebiet feiner 
Thatigkeit zu giehen, und ſchließt mit Klagen „über das Hin⸗ 
neigen des Volls zu einem Radicalismus, welcher wie es 
heißt: unempfänglich macht für die Keime organifcher 
„Geſtaltung, wie denn auch oft leider von obenher 
„beftructive und organiſch fortbildende Beſtrebungen nicht 
„gehörig unterſchieden werden.” 

Wer erkennt nicht auf den erften Blid den Berfafler 
an der aus angeborener Beſcheidenheit hervorgegangenen 
Bemerkung: daß hauptfählih in der „vorlepten“ 
Eigung, nämlih im Jahr 1845 Stoff zu Forſchungen 
geboten worden fey, in welcher er, wie er durch feine An⸗ 
frielung zu erfennen gibt, den viel befprochenen und von 
ihm ſelbſt publicirten Vortrag gehalten. Die darauf fol- 
gende Generalverfammlung des Jahres 1847 bei welcher 
er ebenfalls perfönlih anmwefend, jedoch wie oben ers 
wähnt, nicht zum Vortrag gelangt war, ignorirt er 
gänzlich und ſcheint den fernen Kreifen des Publifums im 





— 1 — 


Ton der Verwunderung durch ſeine Frage angenommener 
Unwiſſenheit und Zweifels glauben machen zu wollen, 
„die Nachgrabungen hätten nichts ergeben,” obwohl gerade 
bie überreichliche Vorlage der Ergebniffe unferer Vereino⸗ 
thätigfeit 5. B. der Mittheilung von fünf geometrifchen 
Aufnahmen, Zeichnungen unterfuchter römifcher Bauüber- 
vefte xc. über die er freilich fich wegwerfend äußert, ſowie 
andere im Sahreöbericht mitgetheilte Einzelheiten — ihn 
durch die alleinige Ausfüllung der Zeit, an jener angeb⸗ 
lich beabfichtigten Borlefung verhinderten. 

Das muß nun der Bereindvorftand entgelten. 

Ich erwähne hier nur, mich alles Urtheils enthaltend, 
dieß feine Stüdchen abfidhtlicher Verdächtigung gegen 
beffered Wiflen, um die Mittel, wie die Tendenz fpäs 
terer Publicationen zu bezeichnen, womit der ritterliche 
Anonymud den nachherigen Hauptfeldzug in den in« 
ländifchen öffentlichen Blättern, wie in auswärtigen Ber: 
einsfchriften, gegen den Borftand mit mafienhafter Entfal- 
tung großartiger Streitkräfte zu Anfang dieſes Jahres er- 
öffnet. 

Die ganze vorhin genannte lange Reihe von Zeitungsars 
tifeln die ich Ihnen, m. H, oben bereitd überfichtlidh zum 
Meberblid der Befammtmaffe vorlegte, nach ihrer Folge in 
allen Enzelheiten beleuchten zu dürfen, wage ich nicht 
von Ihnen zu erbitten. Ihre Geduld würde, ich geftche 
es, auf eine allzufchwere Probe gefegt werden und fchon 
beforge ich, zu weitläufig geworden zu feyn. 

Sch will daher, die einzelnen Artikel übergehend, mich 
zu der Flugſchrift von 16 Octavſeiten wenden, aus welcher 


— 8 — 


Hauptquelle alle fpäter erſchienenen Artikel größten⸗ 
theils und nur in verſchiedener Färbung gefloſſen find. 

Mit dem Anfang dieſes Jahres erſchienen alfo wie 
oben bemerft in der Raflauifchen Allgemeinen bie: 

„Borfchläge zur Förderung des Vereins für Ale 
tertbumöfunde x. abgefaßt und veröffentlicht von 
activen Mitgliedern des Vereins,” 
die bald nachher zum Behuf noch größerer Verbreitung 
und leichterer Verfendung ind In» und Ausland noch⸗ 
mald in Octavform unter obigem Titel in der Schellen« 
berg’fchen Hofbuchbruderei 1849 in anfchnlicher Zahl von 
Eremplaren wieder abgedrudt worden. 

Bei der großen Verbreitung derjelben durch rührige 
Bemühung der genannten „Activen,“ wenn aud der 
eigentliche Berfafler und Urheber leicht zu errathen if, 
darf ich die genaue Bekanntſchaft mit dem Juhalt diefer 
noch gar oft von ihnen ſelbſt citirten „Brocdhüre auf 16 
Octavſeiten“ vorausfegen, und es dürfte wohl genügen, 
wenn ich dad Wefentliche unter mehreren Hauptrubrifen 
zuſammen faſſe, um die Einzelheiten beſſer beleuchten zu 
koͤnnen. 

Der Inhalt möchte nämlich zerfallen: 

1. in Anflagen gegen den Borftand, hanupffächlich 
gegen den Bereinsfecretär: 

a) wegen unregelmäßiger Abhaltung ber Generalver⸗ 

fammlungen, 

b) wegen Verzögerung der Herausgabe der Annalen, 

©) wegen noch nicht angefertigte oder publicirter Car 

taloge von Büchern und Alterthümern unferer öfs 
fentliden Sammlungen, 


_ MM — 


d) wegen ausſchließlicher Gefchäftsführung durch den 
Serretär, 

e) wegen gefliffentlichen Zurüdvrängens befähigter Vers 
einsmitglieder von angebotener Betheiligung an Ar- 
beiten, 

f) wegen ungwedmäßiger und ftatutenwidriger Ber: 
wendung der aus Privat» und öffentlichen Mitteln 
der Bereindcafie zugeflofienen Gelder und 

g) wegen Nichtbeachtung zugegangener Borfchläge und 
Anträge. 

Sodann 

1. in Projeete und Borfchläge zur Aenderung 
und Umgeftaltung der Gefhäftsführung wie 
der Statuten, welche den größten Theil diefer Bro⸗ 
chüre ausfüllen. 

Ohne diefe leptere jet näher zu zerglievern, was ber 
Folge vorbehalten bleiben mag, befchränfe ich mich ledig⸗ 
lich auf die erhobenen Anflagepunfte. 

Zu I. a) Wir wollen diefen Befchwerdepunft gar nicht 
in Abrede ftellen und geben zu, daß eine größere Regelmäßig- 
feit in der Berufung der Generalverfammlungen zweddiens 
lih und wünfchenswerth gewefen wäre Indeſſen find, 
wie oben ſchon erwähnt wurde, Hemmniſſe eingetreten, des 
ren Befeitigung außer unfern Kräften lag. So möchte 
diefe Unregelmäßigkeit alfo um fo mehr billig zu entfchul« 
digen feyn, da die Ausfegung der Generalverfammlung 
früher viermal ftatt hatte unter dem Directorium des Hrn 
Regierungepräfidenten Möller, dem Hr. Er. doch felbft 
wegen feiner großen Verdienſte um den Berein, deſſen Er⸗ 
rettung vor gänzlichem Verfall er ihm zufchreibt, fo reiches 


— 268 — 


Lob ſpendet. Warum rügte dieß Hr. Fr. dann nicht da⸗ 
mals? Niemand hatte auf den früheren Generalverſaum⸗ 
lungen die deshalb vorgebrachten Rechtfertigungen ungend- 
gend gefunden. Niemand würde dem Vorſtand Vorwürfe 
gemacht haben, ohne ihn zuer ſt gehört zu haben. 

Niemals iſt, fo viel mir befannt, in einer Generals 
verfammlung, wohin ſolche Befprechungen allein gehören, 
aud nur eine einzige Sylbe irgend einer Mißbilli⸗ 
gung gegen ben Borftand geäußert worben. 

Auffalend, jedoch von ſolchen „Activen“ nicht uner⸗ 
wartet iſt es daher, daß feit der ledten Generalverfamms- 
lung vor zwei Jahren, in welchen fi die Zufrieden- 
heit des Vereins mit der Gefchäftsführung des Bors 
flandes, durd Wiederwahl fämmtliher Glieder 
deffelben unverfennbar ausſprach, von Hrn. Fr. und Ges 
noffen, alle Hebel und Triebfedern in Bewegung geſeht 
werben, um unter ben übrigen Anlagen ihn auch mit biefem 
zu belaften und dem in» und ausländifchen Publicum im 
angenommenen Ton des Bedauerns ($. 1) zu erzählen 
„wie jegt wegen Nichtbeachtung aller Borflellungen ger 
gen den feſten Willen der Leiter des Borftandes ein all» 
gemeines Mißtrauen beſtehe!“ Calfo ſchon feit einem 
Sabre!) 

Ich will weiter nichts darüber fügen, indem ich das 
Urtheil der verehrlihen Verſammlung überlaffe. Der weis 
tere Vorwurf der früher zu Furz vorher angezeigten 
Einladung , wobei in allgemeinen Ausdrücken ($. 3) eine 
„ſcheinbare Abſichtlichkeit angedeutet wird, um den 
auswärtigen die Theilnahme an den Berfammlungen abs 
zuſchneiden“ I wurbe ebenfowenig vorher bei dem Vorſtand 





jemals erhoben. Jeder wußte, daß eben durch die nicht 
allzu lange vorher befannt gemachte Einladung dem 
Bergefien des Berfammlungstags vorgebeugt werden follte. 

Zu b) Der zweite Borwurf der verfpäteten Her 
ausgabe der Annalen, welcher gegen mich als feithes 
rigen Herausgeber berfelben gerichtet ift, dem übrigen®, 
wie faft jedes Blatt jener Artikel zeigt, die meiften ofſe⸗ 
nen und verftedten Angriffe gelten, würde gerecht feyn, 
wenn dad befagte active Confortium ober vielmehr ihr 
Lenker, Drgan und Meifter nur mit einiger Billigfeit die 
fhirierige Stellung des Redacteurs den Mitgliedern wie 
dem großen Publifum gegenüber hätte erwägen wollen. 

Es bedarf kaum einer Andeutung, wie die Rebaction 
nicht nur für die Gediegenheit der aufgenommenen Auf⸗ 
fäße verantwortlich iſt, welche überhaupt das ehrenvolle 
Beftehen einer Zeitfchrift bedingt, fondern wie auch erwars 
tet wird, daß die Aufſätze eined Heftes nach gewiflen Ru⸗ 
brifen innerhalb der durch die Statuten vorgezeichneten 
Grenzen, dem größeren und gemifchten Publikum aus vers 
fhiedenen Bäcdhern des Wiſſens cinen mannigfaltigen 
Stoff bieten follen, welcher ihm ein allgemeines Interefle 
fihert, ohne den Männern vom Bach Beranlaffung zu 
Ausftellungen zu geben. 

Daß es an diefer unerläßlich notbwendigen Mannig- 
faltigkeit feither öfterd und namentlich jept gänzlich 
gefeblt, ift, fo ungern ich es dem größeren Publicum 
gegenüber geftehen möchte, eine leider! wahre und ers 
weißliche Thatfahe. Hierin liegt das ganze Geheim⸗ 
niß der Berfpätung. 

Wollten wir aber z. B. Urkunden allein ohne hiſtor⸗ 





— 97 — 


tfche Bearbeitung, wie ſchon vorgefchlagen wurde, oder 
philologifche Unterfuchungen und Ramensableitungen in all» 
zugroßer Fülle, wenn auch an fich ſchätzbar und für ger 
wife Kreife von großem Interefle, oder gar Erzählungen 
aus der neueften Zeit, welche Hr. Fr. felbR gar gerne 
in den Kreis unjerer Forſchungen gezogen fehen möchte 
u. ſ. w. aufnehmen, fo würde das größere Publicum wohl 
faum zufrieden geftellt werben Fönnen. 

Unfere Horfchungen find, wenn man den Sinn der Sta- 
tuten nicht mißverfichen will nur der älteren Landed» 
gefchichte gewidmet, und nur ſolchen Stoff hat die Re» 
daction zu berüdfichtigen. 

Eben fo wenig würde man es auch dem Redacteur 
verzeihen, wenn er die für Ergebniffe mannigfaltiger 
Bereinsthätigkeit gewidmete Zeitfchrift mit den Producten 
feiner eigenen literarifchen Muße allein oder zum grös 
ßeren Theil ausfüllen wollte. Man würde ihm nicht mit 
Unrecht Ehrſucht, Einfeitigfeit und Mißbrauch der Ber: 
einsmittel zu Privatzwecken vorwerfen können. 

Vor diefer Klippe habe ich mich, wie die Berglei- 
hung der bis jeßt erfihienenen Hefte Jedem zeigen kann, 
ſtets forgfältig gehütet und ed find von mir ungeady 
tet es mir an Stoff zur Ausfüllung ganzer Hefte nicht 
gefehlt hätte, nur dann eigne Arbeiten beigegeben worden, 
wenn der Stoff von andern Bereinsmitgliedern erfchöpft 
oder der Mannigfaltigfeit wegen eine Zugabe geboten war. 

Aus diefem Grunde wurden auch die Jahresbe⸗ 
richte ald Beilagen im Anhang zugefügt, wenn fi) noch 
Raum dafür fand. Daher kam es, daß bei der Wusfüls 
lung der Hefte mit Auffägen von Bereinsmitgliedern, 





jemald erhoben. Jeder wußte, daß eben durch die nicht 
allzu lange vorher bekannt gemachte Einladung dem 
Vergeſſen des Berfammlungdtagd vorgebeugt werden follte. 
3u b) Der zweite Bormwurf der verfpäteten Her 
ausgabe der Aunalen, welcher gegen mich als ſeithe⸗ 
rigen Herausgeber derſelben gerichtet ift, dem übrigens, 
wie faft jedes Blatt jener Artikel zeigt, die meiften oſſe⸗ 
nen und verfiedten Angriffe gelten, würde gerecht feyn, 
wenn dad befagte active Confortium oder vielmehr ihr 
Lenker, Organ und Meifter nur mit einiger Billigfeit die 
ſchwierige Stellung des Redacteurs den Mitgliedern wie 
dem großen PBublifum gegenüber hätte erwägen wollen. 

Es bedarf faum einer Andeutung, wie die Redaction 
nicht nur für Die Gediegenheit der aufgenommenen Aufs 
fäge verantwortlich ift , welche überhaupt dad ehrenvolle 
Beftehen einer Zeitſchrift bedingt, fondern wie auch erwars 
tet wird, daß die Auffäpe eines Heftes nad) gewiflen Rus 
brifen innerhalb der durch die Statuten vorgezeichneten 
Grenzen, dem größeren und gemifchten Publifum aus vers 
fhiedenen Fächern ded Wiffend einen mannigfaltigen 
Stoff bieten follen, welcher ihm ein allgemeines Interefie 
fihert, ohne den Männern vom Bad) Beranlaffung zu 
Ausftellungen zu geben. 

Daß es an diefer unerläßlich nothwendigen Mannig- 
faltigfeit feither öfters und namentlich jept gänzlich 
gefehlt, ift, fo ungern ich es dem größeren Publicum 
gegenüber geftehen möchte, eine leider! wahre und er’ 
weißliche Thatſache. Hierin liegt dad ganze Geheim⸗ 
niß der Verſpaͤtung. 

Wollten wir aber z. B. Urkunden allein ohne hiſtor⸗ 


— — - 


mem zw —⸗ 
ie ur mn: rn , 
Ei mr u. nem 
ie me me a > 


were mo mw m 





nm weh. wi Mn - - 
„wen: © 
thängie: geu· vie · 
iatn:zuu 
Thei. auojuu⸗ 
Eoruua em 


























wi zu Siuaiuuxtu 

Bier Buy imo. 

Der die geb. eriwinee un > 

glatt arbur wi + 

mt Sir ger Ani. Pak 

Bat: m bat once . 

der Ziof ver am nn F 

er Maꝛa.igialigle. wiy. u 

1 Dieien. Bruni wu u 
— _ 








e ale Beuager um Wi 
dafür iant Laie: 
der Heiue au Maflayen 


| 


manche folder Zahreöberichte zurüdgelegt und ben fols 
genden Lieferungen vorbehalten werben mußten, um bie 
für dad Heft feftgefepte Bogenzahl nicht zu fehr zu über 
ſchreiten. Um nun diefe Unguträglichfeiten für bie Bolge zu 
befeitigen, hat ver Vorſtand befchloffen, daß ohne Rüdficht 
auf die gewöhnliche Ausdehnung der Bogenzahl, die noch 
aurädgelegten drei Jahreberichte, dem jept im Drud bes 
findlihen Annalenheft hinzugefügt wurde *). 

Wenn wir übrigens bei Erwägung der befannten Bors 
gänge, von einer, durch Hrn. Er. mit ſolcher Arroganz öffent- 
lich auspofaunten fogenannten „Mitwirkung für die 
Zwede des Vereins," die wir ja auch in den früheren 
Jahren nicht beburft — irgend einen Gebrauch zu machen 
uns jegt nicht veranlagt finden fonnten, fo werden Sie 
dieß, m. H., nach folchem Auftreten desſelben — begreife 
lid} finden. 

Wir hindern ja Hrn. F. nicht, an der Fortfepung der 
von ihm früher begonnenen „Beiträge zur Kunde des Her» 
zogthums Naſſau,“ und welche Zeitfchriften er weiter noch 
gründen oder mit feiner @elehrfamfeit unterftügen mag. 
So wie wir aber uns in feinen Wirfungöfreid einzu⸗ 
drängen für ungeeignet hielten, fo erwarten wir gleiche 
Rüdficht auch für uns. 

Hoffentlich) werden nun für die Folge bei regelmäßi«- 
gerem Eingehen zur Publication geeigneter Auf 
füge, billige Defiverien befeitigt werden, ohne daß der Res 
daction ein gegründeter Vorwurf erwächft und ohne daß 
fie in den Ball fommt, gegen trotziges Auforingen einer 





©) Daher die fa verdoppelte Bogenzahl diefes Heften, 


uferpirten angeblichen „Mitwirkung,“ bie weder erbe⸗ 
ten — noch benudt — noch erwünfcht geweſen, entſchie⸗ 
dene Einſprache zu thun. " 

So lange wenigftens Sie, meine Herren, bie Redac⸗ 
tion mir weiter anzuvertrauen geneigt find, wollen Sie es 
mir nicht verübeln, wenn ich nach den biöherigen Ihnen 
beannten Antecedentien, auch für bie Zufunft eine jede 
Gefcäftsberührung mit Hrn. Friedemann, welden 
Namen fie au haben mag, unter allen Umſtänden 
vermeibe. 

Da man nach diefen unaufhörlichen öffentlichen Angriffen 
des Hrn. 5. vermuthen fönnte, als hätte ich irgend welche 
perfönlihe Beranlaffung dazu gegeben, fo muß ich 
auf das Beftimmtefte erklären, daß ich meiner Seits weder 
feiner literariſchen noch amtlichen Thätigfeit nirgende, 
oder au nur dur einen einzigen Zeitungsartifel bio 
jept entgegengetreten bin. Zu einer nuplofen Zeitungs⸗ 
polemit Halte ich meine Zeit zu koſtbar. Here Br. fcheint 
mehr Muße dazu zu haben. 

Zu 0) Ih babe noch ferner Einiges über die als 
weitere Unterlaffungsfünde uns vorgeworfene Richtferti- 
gung ober Richtpublication der Gataloge über unfere 
Bücher und Altertbumdfammlungen zu fagen. 

Daß der befondere Abdrud eines Berzeichniffes unferer 
noch fehr Heinen Bücherfammlung ungeeignet, daß defs 
fen Mittheilung in unferen Annalen überfläffig fey, ſchien 
unzweifelhaft, nach dem Vorgang ausmwärtiger Vereine, 
welche von ähnlichen Verfuchen zurückgekommen waren. 
Was aber die oft verlangte Publication eines Berzeiche 
niſſes der Alterthbumsfammlungen betrifft, fo lonn⸗ 


ten wir uns wicht entſchließen, einen nadten bios über 
ſichtlichen Catalog, welcher ſich blos auf allgemeine Rus 
brifen mit anzugebender Zahl befehränft, bruden zu laffen. 
Eine ſolche klaglich magere Mufzählung der Begenfände 
würbe weder dem Bebärfniß der beſuchenden Fremden ges 
mägen, noch weniger aber den firengeren Anforderungen der 
Männer vom Fach. 

Gin folches critiſch beſchreibendes Verzeichniß aber, 
conſequent in aller Specialität nach einem feſten Plan 
und nad; wiffenfchaftlichen Syſtem durchgeführt, wie es 
ſeyn muß, wenn es Werth haben fol, beſteht zwar noch 
nicht in einer Ausarbeitung, wenn auch vieles forgfältig 
vorgearbeitete Material dazu vorliegt. (ine ſolche Arbeit iR 
aber bei der bedeutenden Maffe der verſchiedenen Einzel⸗ 
heiten fo auferorbentlich mißlich und zeitraubend, daß die 
Vorſtandsmitglieder, welche fih biefer fehr ſchwieri⸗ 
gen Wrbeit unterziehen Tönnten, noch nicht in der Lage 
waren, zur Ausführung zu ſchreiten. 

Man fieht auch hier, wie das Tadeln und Lärmen 
leicht, Beſſermachen und Aueführen aber ſchwer if. 


Gleichwohl würbe der Vorſtand, um mehrfach ausge⸗ 
ſprochenen Wuͤnſchen entgegen zu fommen, bie ſchon lan⸗ 
‚ger beabfichtigte Publication ber merhwürbigften Altertgämer 
in lithographirten Heften, realifirt haben, wenn ſich nicht 
hinfichtlich des bedeutenden Koflenaufwandes, Anflände 
gefunden und der Mangel guter hierzu geeigneter inländis 
ſcher Zeichner und Lithographen, (ausländifhe waren all» 
au koſtbar) bis jept Schwierigkeiten entgegengeſtellt hätten. 
Indeſſen hat fich jept unerwartet eine Ausficht eröffnet, 


— 1 — 


welche bie Möglichfeit der Ausführung vielleicht bald zei⸗ 
gen wird. 

3u d und e). Wenn, m. H., als Beſchwerdegrund 
dem Borfland die angeblich dem Bereindfecretär auefchlieh- 
lich übertragene Gefchäfteführung vorgeworfen wird, 
fo iR dieß eine Unwahrheit, da wie bie feitherigen Jahres» 

" Berichte zeigen, auch andere Borftandöglieber ſich bei den 
Vereinsarbeiten thätig betheiligten. 

Wurden mir dagegen Arbeiten übertragen, die meinen 
Kräften angemeffen ſchienen, fo fonnte für mich, wie ich 
feither bewieſen, doch wohl ein Grund wicht vorliegen, 
mich ſolchen Aufträgen zu entziehen. — Die „Actis 
ven“ fonnten ja bei der vorigen Vorſtandowahl auf 
meine Entfernung ober Erfegung durch ein anderes mehr 
befähigte® ober ıhätigeres Mitglied Bedacht nehmen, wenn 
ihnen meine Befrebungen nicht genügten. Barum thas 
ten fie dieß denn nicht? Bei der großen Betriebfamfeit 
die fie jept entwiceln, wird es ihnen vielleicht cher gelin⸗ 
gen. Dahin geht augenfcheinlich ihr Streben. Schon zu 
lange fiehe ich ihren Planen entgegen. 

Bei allen Vereinen ift bie wirkliche Urbeitokraft wur 
auf Wenige befchränft und die ganze Laſt ruht gewöhnlich 
aur auf den Schultern Giniger. Daher iſt es immer eine 
ſchwierige Aufgabe, bei den Vorſtandowahlen ſolche Männer 
ufammen zu finden, die allen Anforderungen entſprechen, bar 
mit dieſe Laſt gleichmäßiger vertheilt werde, zumal da Berufes 
geſchaͤfte nicht immer eine Betheiligung an den Arbeiten geſtat⸗ 
ten. Das ift leichter gefagt als ausgeführt, wie man allermärte 
im Ausland auch ficht. Wenn man aber glaubt, durch 
eine große Maſſe von Borftandemitgliedern und mannigs 


feltige Ghergen, bie Ardeiten beffer zu beisältigen, fo zeigt 
auch die Erfahrung bei anderen Vereinen, daß bei der 
Schwierigleit wirllich taugliche Nrbeitöfräfte zu vereinigen, 
ein Theil diefer Stellen doch gewöhnlich nur Chrenchargen 
ſind. Damit iſt aber für die wiffenfhaftliche Thä- 
tigleit Nichts gewonnen. Und darum iR man anderwärts 
wieder anf Einfcpränfung ber Zahl ber Vorſtaude⸗ 
mitglieber zurüdgekommen. 

Die far in allen Publikationen erhobenen Klagen der 
Activen,“ daß namentlich bei der allzugroßen Gefchäfte- 
betheiligung des Vereinoſecretaͤrs, welcher nicht Alles ber 
forgen könne, der Vorſtand habe darauf Bedacht nehmen 
müflen, andere befähigte Männer in den Borfland 
im ziehen, daß aber durch dieß abſichtliche Zurück⸗ 
drängen angebotener Bethelligung, dem Verein un 
erfeplicher Nachteil erwachfe, — zeigt hinlänglih, wohin⸗ 
aus die pipe ihres ganzem Strebens geht. Kurz ger 
fagt — bie „Wetinen“ möchten, (wenn fid deren Zahl, am 
Ende nicht auf ein befannte® Individuum befcränt) — 
in den Borftand, und da bie feitherigen Mitglieder des⸗ 
ſelben, wie oben erwähnt, ſich nicht berechtigt hielten, 
wenlgſtens ben einen direct vorgefchlagenen Ganbibaten 
brevi manu aufzunehmen, was nach den Statuten nur 
der eneralverfammlung vorbehalten ift, fo haben fie bis⸗ 
ber, wie Gie, m. H. gefehen, fein Mittel gefcheut, biefe 
ihnen im Wege ſtehen den Vorſtandeglieder hauptſäch-⸗ 
lich den Secretär durch ihre Anklagen und Verdächtigun⸗ 
gen in den Augen des in» und ausländiſchen Publicums 
fo heradzufegen, daß fie wie es ſcheint, nunmehr Ihrem 


Gieg fo wie den gehofften Gintritt in den Vorſtaud für 
entfchieden halten mögen. 

So wie der Borftand nicht verfannt hat, daß Theilung 
der Arbeit zur Förderung eines jeden Geſchaäͤftes weſentlich 
diene, fe fehr er von der Ueberzeugung durchdrungen iſt, 
daß durch die Zuziehung guter ÜArbeitöfräfte das vorges 
fledte Ziel leichter und befier zu erreichen ſey, fo wird es 
nicht bezweifelt werben wollen, daß bie Betheiligung von 
Männern, die frei von Selbſtſucht, nur aus wirklich reis 
nem uneigennügigem Eifer für die Sache, ihre Mitwirkung 
anbieten, ihm nur erwünfcht feyn fönne. 

Würden Sie, m. H., aber dem Borftand zugemuthet 
haben, Männer in feine Mitle aufzunehmen, die unter 
leicht zu durchſchauender Maske ihre eigentlichen Projecte 
verdedend, durch den feit einem ganzen Jahr mit der vers 
biſſenſten Hartnädigfeit fortgefegten Verſuch der Verbäche 
tigung und Herabwürbigung im In» und Ausland, ſich bes 
ſtrebten, mehrere ihnen gehäffige Mitglieder des Vorſtandes, 
gleichfam in der öffentlichen Achtung zu vernichten? 

Wir beforgten dieß nicht, fo wie Sie m. H. auch ſich 
überzeugt halten fonnten, daß wir und ebenfowenig durch bie 
Furcht beftimmen ließen, diefelben dur die Gewährung 
einer mit fo anmapendem Trop begehrten Geſchäfts⸗ 
betheiligung, wozu man uns auch ſchon gerathen hatte, 
sum endlichen Schweigen zu bringen. 

Meine Herren! Sie werben ſelbſt ermefien, ob das 
Streben folder Männer, wie gleisnerifh fie auch unter 
dem Vorgeben der reinen Abficht ihre Plane verhüllen 
mögen, zur Grreihung der Zwede des Vereins bie 
nöthigen Garantien biete und es dürfte vor Allem ers 

18 


- m — 


forderlich fegn, bie noch unter ber bergenden Hehltavye 
verftedten Activen, zur Rennung ihrer Namen aufıne 
fordern, damit man fie perfönlich Tennen ferne und ſich über» 
zeuge, ob deren Zahl wirklich fo groß ſey, wie der © 
Gorreöpondent in Nro. 20 der freien Zeitung fie ſchildert 
— ober ob «6 nur einige find, oder vielleicht nur eine 
Berfon unter vielgeftaltiger Masfirung handele. 

Zu f.) Roch babe ich über den fechRen Vorwurf eis 
niges zu fagen, nämlich über die fatutenwibrige und ume 
wedmäßige Berwendung der unferer Bereinscafie aus 
Öffentlichen Mitteln und aus Privatbeiträgen zugefloſſenen 
Gelder, fowie über die angeblich umgangene Rechnungs» 
ablage. 

Die „activen Förderer” haben fih in mehreren ins 
Kändifchen Zeitungsartifeln wie in den Heffifchen Vereine 
blättern bemüht, die feit einer Reihe von Jahren veraus⸗ 
gabten Summen, in ihrem Geſammtbetrag dem Publi⸗ 
fum des Inlandes wie des Auslandes vorzurechnen. — 
Die Bröße der verwendeten Summe follte natürlig eine 
Bergleigung mit dem dafür eleifteten hervorrufen. Sie 
hofften zum Rachtheil der feitherigen Verwaltung! Gie 
ſollte, wie und die reine Abſicht diefer „Aetiven“ zu ers 
kennen gibt, ja wie fie fogar Öffentlich zu behaupten 
für gut fanden, darauf hinleiten, welder Berluf dur 
die ungwedmäßige Verwendung bereitd bem Lande 
erwachfen, welches fo reichliche Beiträge gegeben. 

AS natürlige Folge diefer Andeutungen fönnte man 
wohl bei Borausfegung ihrer edlen Motive, nicht mit 
Unrecht die Abſicht vermuthen, ob fie nicht vielleicht 
hoffen, da6 Land möge uns in der Bolge die Beiträge 


- ms — 


aus öffentlichen Mitteln entziehen, um und dadurch ben 
Nerv erfolgreicher Wirkfamkeit abzufchneiven? 

Meine Herren! Für folche Kundgebungen der reis 
men Abficht jener „Activen“ zur Förderung ber Bers 
eindzwede, weiß ich feinen Ausbrud zu finden. 

Bliden Sie um fih m. H. Die Sammlungen, 
die feit einer Reihe von Jahren mit unfäglicher Anſtren⸗ 
gung und Mühe zufammengebracht wurden, deren Werth 
leicht mehr als das zehnfache der dafür verausgabten 
Summe betragen mag, und worauf, wie urtheildfähige 
Sachfenner behaupten, das Land ftolz zu ſeyn Urſache hat, 
überheben mich jeder weiteren Rechtfertigung der Bers 
wenbung. 

Ich will nichts mehr darüber fagen, und nur beildu⸗ 
fig das noch erwähnen, daß die „Activen“ fogar ein 
Urtheil abgeben über die Ungwedmäßigfeit der Ans 
ſchaffungen bei der Vervollſtändigung der Sammlung! 

Ueber die innere Anlage der Sammlung nad) einem 
feſten Syſtem, haben auswärtige Gelehrten vom Fach ſich 
anerlennend ausgeſprochen, aber ob ſich Kenner auch unter 
den „Actwen“ befinden, bürfte noch gar fehr im Zweifel 
Reben, obgleich wenigſtens Herr Friedemann gern auch 
dafür gelten möchte. Aber es ift nicht genug, durch dreiften 
Tadel, durch fedes Abſprechen, eine Urtheilsfähigfeit 
mit leeren Phrafen fi anzumaßen, — wie H. Br. . 
B. in feinem Urtheil über Bodmann, dem er ohne weis 
teres „Ungenauigfeit in der Orthographie und 
in andern Dingen“ vormirft und in der Nro. 260 des 
Beiblattd zur Naſſ. Allg. Zeit. vom 2. November diefes 
Jahres (dem dur 10 Rummern laufenden Auffap „zur 

18* 


Naſſauiſchen Landeögefchichte") worin er dab Meiſte in den 
Heſſiſchen Vereinsblättern ſchon einmal vorgebradhte wie⸗ 
derholt, fon mit Beftimmtheit weiß, daß Kindlinger ein 
viel gewißienhafterer und wiſſenſchaftlicherer Forſcher war, 
ald Bodmann. 

Es iſt wahrhaft lächerlich und zeugt von einer maß⸗ 
loſen Dreiſtigkeit und Unbefcheivenheit, den Hm. Br. 
über Bodmann ein Urtheil fälen zu hören, einen der 
größten Diplomatifer feiner Zeit — von Hm. F. der als 
ihn die Landesherrlihe Gnade zur Belohnung feiner 
hinlanglich befannten ®erdienfte von dem Gymnafium 
wm Weilburg an dad Archiv in Idſtein verfepte, wohl noch 
faum eine Urkunde gefehen oder in Händen gehabt, wie 
viel weniger diplomatifche Stubien gemacht hatte. Ohne 
deſſen philologifche und audere Kenntniffe bezweifeln zu 
wollen, möchte man fragen: glaubt denn Hr. F. wirklich, 
die eigentlichen Männer vom Fach durch bie bloße Here 
ausgabe feiner archivaliſchen Zeitſchrift — durch Ertracte 
verſchiedener Arbeiten und Notizen Anderer, auf die er bei 
jeder Gelegenheit mit fo breiter Eelbfgenügfamteit wieder» 
holt hinweiſt und andern Wortfram fo geblendet zu ha⸗ 
ben, daß er meint, fie durchſchauten feinen innern Gehalt 
in diefer Branche der Wiffenfchaft nicht? 

Wenn nun ferner von den Activen und auch von dem 
fogenannten Kunft« und Geſchichtsfreund in Rro. 282 
des Wanderers, welcher die Angaben des Hrn. F. auf je⸗ 
der Seite wiederholt, abermals die große Ginnahme von 
11,000 fl. aus ber Landeöfteuercafle feit 12 Jahren, noch⸗ 
mals buchſtaͤblich ( „Ichreibe elftaufend Gulden") hervorge⸗ 
hoben und das größere Publicum darauf aufmerlſam ges 


- 7 — 


macht wird: die Protocolle enthielten fehr felten eine Ans 
gabe über die Verwendung der Gelder, weshalb bie 
Entfernteren gar nichtö erführen, die Auweſenden aber 
keine Zeit! hätten, bie vorgelegten Rechnungen durchs 
wufehen, fo muß man wahrhaft über die unerhörte Keck⸗ 
heit Raunen, womit die Richtigkeit der Berwendung, 
ſelbſt die Glaubwürdigkeit der vom Borftand einzeln ger 
prüften, durch die öffentlichen Behörden jufifizirten Rech⸗ 
nungen in Zweifel gegogen wird! 

Jedermann weiß, daß in jeder Beneralverfammlung feit 
28 Jahren oft nur zu ausführliche Rachweife (worüber ja 
die Activen fogar lagen) gegeben wird über fämmts 
liche Begenfände, die durch Kauf, Tauſch oder Schens 
hung erworben worden find, daß dieſe einzelnen, jene Aus⸗ 
gaben fpeciell nachweifenden Rechnungen, von jedem ein 
seinen Vorſtandsmitglied, wie von der Herzoglichen Rech⸗ 
nungöfammer geprüft werben, daß fie bei einer jeven Ge⸗ 
neralverfammlung ohne eine einzige Ausnahme 
offen liegen und Jedem gern zu Dienfl ſtehen, der ſich über 
fpecielle Verwendung ber Gelder zu fo mancherlei Einzelhei⸗ 
ten, die man bei der großen Befchränktheit der Zeit doch 
hoffentlich nicht auch noch vorlefen foll, ehrlich überzeu⸗ 
gen will. Wer dieß nicht mag, um hinterher ſolche nie⸗ 
drige Verdächtigungen zu verbreiten, verräth eine Unlaus 
terfeit der Abfichten, über die ich mich jedes Urtheils ent 
halte, 

Zu g.) Nun zulept noch einige Worte über den fies 
benten Punkt: über vie faft in allen Zeitungen — fowie 
in den ausländifchen Bereinsblättern vielfach erhobene Ber 
ſchwerde wegen Nichtbeachtung zugegangener Vorſchlaͤge, 


- m: — 


fowie wegen unterbliebener Autwort auf ihre wichtigen 
Erlaſſe. 

In der That, man könnte nach der Art wie hier unter 
dem dũſtern Schein unbeſtimmter vielſagender Andeutung 
darauf Bezug genommen wird, Wunder glauben, welche 
wichtige Mittheilungen die activen Förderer und gemacht, 
welche Fofbaren Perlen der Wiſſenſchaft wir dem Publi⸗ 
cum vorenthiclten. 

Bon felbKfäindigen Arbeiten derfelben befigen wir 
außer der oben erwähnten Abſchrift der von Hrn. Br. früs 
her publicirten Abhandlung, gar nicht® von nur nen» 
nenswerther Grheblichfeit, ſoviel mir wenigſtens befannt. 
Die Herren „Activen* werben gewiß dem Publicum eis 
nen Dienft erzeigen, wenn fie ihm den ganzen Schap ihrer 
Selehrjamfeit baldigſt mittheilen. 

Od daß, was ſich jept noch in den Acten findet, vom 
folcher hohen Bedeutung ift, oder ob die formellen Begleis 
tungsfchreiben, womit Hr. Br. fremde Vereinsblaͤtter, die 
wir ohnehin direct erhalten, ober fonk geringfügige Dinge 
überſchidt, ob namentlich diejenigen Begleitungsfchreiben, 
womit er 3 B. feine Fürzlich bei dem Darmitädter hiſtori⸗ 
hen Verein gegen den unfrigen gerichtete Befhwerde 
einfendete ıc. eine Beantwortung verdienen, barüber mögen 
Sie felbft urtheilen. Sie liegen hier vor. 

Damit Sie ebenfo über die Beſcheidenheit der Plane 
des Hrn Friedemann, über die Lanterfeit feiner Ans 
erbietungen, ſowie über deſſen Aufrichtigfeit urtheilen 
Können, wollen wir Ihnen ein in unfern Vereinsacten vorge 
fundenes und daher Actenftüd geworbenes Privatfchreiben 
deöfelden an Herrn Praͤſidenten Möller, nicht vorenthals 


- m — 


ten, welches das feine Gewebe der lange im Verborgenen 
gefponnenen Intriguen des Hrn. Er. Ihnen volftändig ent- 
hüllen wird *). Es war kurz vor der vorigen Generals 





©) Hoctwohlgeborner, 
Vochzuverehrender ‚Here Präfident! 

Obwohl die Anzeige der Generalverfammlung bes Bereins 
für NRoffauifche Alterthumskunde und Geſchichtsforſchung auf 
den 28. September fo kurz angefegt ift, daß bie auswärtigen 
Mitglieder kaum bavon Notiz erhalten können, folglich der 
eigentliche Zweck vereitelt werden mußz unb obwohl auf meine 
frühere Anfrage über Beftattung von Vorträgen nebft Angabe 
des Inhaltes mir nod nie irgend- eine Antwort zuging, auch 
Kürze ber Zeit Worbereitungen um fo weniger geftattet, ba ich 
erft von einer archival. Dienftreife zurückehre: fo werde ich 
doch perföntich zu erſcheinen nicht ermangeln in ber Unterftels 
kung, daß ro. Oochwohigeboren, als unfer verehrter Director, 
bie verfchiebenen Defiberien, bie ſich in ben legten Jahren 
herausgeftelit Haben, auch durch meine gehorfamften Mittheis 
lungen zumal bei der jetigen Erneuerung bes Borftandss 
Yerfonales, zur Sproche und zur Abhllife bringen bürften. 
Dran die vielfach erneuerte und erhöhete Thätigkeit ber hiſtori⸗ 
ſchen Vereine Deutſchlands und ber Rachbarländer, befonders 
auch bie neuen Germaniftens@onareffe und was ſich aus ihrer 
Mitte ſchon entwidelt hat, möchte dem Raffauifchen Vereine, 
der noch feine Anfrage beantwortet hat von denen, bie öffents 
uch geftellt und durch Zuſchriften angeregt wurden, die Pflicht 
auflegen, feine Statuten genauer zu beobachten und bie Bers 
haitniſſe nad) Innen und nady Außen beffer als bisher zu 
eultiviren, wenn die Zwecke erreicht werben follen. 

Die Mitsliedſchoft für mehrere deutfche hiſtoriſche Vereine 
und die damit verbundene literariſche Gortefpondenz zeigen 
mir, was anderwärts möglich und wirklich ift, und was man 
font beabſichtiget und vorbereitet. Die Anregungen, bie id} 
von Außen erhalte und die Verpflichtungen, weide mir mein 


verfommlung an Herrn Präfiventen Möller gerichtet und 
ſollte alle feine befcheidenen, anſpruchsloſen Wünfche in 
wirkfame Grinnerung bringen. 

Der binlänglich Mare Inhalt dieſes intereſſanten Schrei» 





archivaliſches Amt zunaͤchſt für bad Land auferlegt, veranlaffen 
mid, Gw. Hochwohlgeboren jegt alle meine früheren ers 
gebenften Grbietungen zu erneuern und zur Dispofitien zu 
ſtellen. Dem verehrten Director muß die Gewalt zu irgend 
einer Maßnahme zuftehen, um eine angemeffene Befchäftsthätige 
Beit wieder hervorzurufen. Wie ich fon fräter die Ehre 
hatte zu verfiern: es würde mir zum Wergnügen gereichen, 
wenn ich mit aller Erleichterung für Em. Hodmohlges 
boren vielbefchäftigte verehrte Perfon irgendwie ganz anfpruchss 
108 zus Ehre und zum Rugen unferes Vereines und unferes 
Randes einen heil der Arbeiten bes gefhäftsfähs 
wenden Gecretärs übernehmen Eönnte, wobei ich zus 
gleih für deren Ausführung unter allen Umfländen verants 
wortlich fegn Eonn, felbft wenn Alles vom hiefigen Orte 
aus durch mich beforgt wird. Näheres Überlaffe ich theils 
Gm. Hochmohlgeboren pöherem Grmefien, theils werde ich auf 
Verlangen gern eigene Vorſchläge machen. 

Nur um mid) gegen Inland und Ausland rechtfertigen zu 
Eönnen, daß es nicht an meiner Wereitwilligkeit, nicht an meis 
nen Grbietungen gelegen hat, wenn ich bei den Gefchäften uns 
betheiliget bin, und mein Gcherflein zu ihıer Weforgung nicht 
beitrage, habe ich mic die Freiheit genommen, jegt Alles, 
was id) Ew. Hodwohlgeboren früher einzeln, ſchriftlich 
und mündlich zu eröffnen die Chre hatte, zu wiederholen. 

In gewohnter unwandelbarer und reinſter Verehrung 

Ew. Hochwot lgeboren 
ganz gehorfamfter Diener 
Id ſt ein, Briedemann. 
ben 20. September 1849. 


bens, dem gewiß viele andere an den Herrn Vereinsdi⸗ 
tector gerichtete nicht minder befheidene Zumutbungen 
vorausgegangen feyn mögen, überhebt mich einer weiteren 
Beleuchtung der darin offen genug enthülten Plane ded 
Sn..—— · 

Sie haben nun m. H. die nöthignen Anhaltspunkte, 
woraus Sie fi ein Urthril bilden Fönnen. 

Aus dem eben Mitgetheilten, ſowie aus den vorher 
gehenden Sahre&berichten werben Sie, m. H., ſich von der 
ununterbrodenen Wirffamfeit des Vorſtandes über 
zeugt haben. Die Vorlage der Ergebniffe unferer Tätige 
keit, widerlegt am vollftändigften die gegen uns erhobenen 
Verbächtigungen, und hiernach fann man leicht erfennen, 
wer bie Zwede bes Vereins ehrlich gefördert, und wer 
denfelben gefchadet hat. 

Es wird Ihnen eben fo wenig unklar geblieben ſeyn, 
welche Motive den fogenannten „reinen Abfichten" 
der verbienfivollen Activen zum Grunde lagen, und 
welche Mittel fie ſich erlaubten zur Erreichung ihrer 
Zwece. 

Urtheilen Sie nun, m H., ob wir uns hiernach mit 
ſolchen Beförderern des Vereins irgendwie, noch in irgend 
eine @efchäftöberührung einlaffen, oder in fonftige Beziehun⸗ 
gen treten fonnten, — ob der Borftand unrecht hatte, wenn 
er einem ſolchen heillofen Treiben und ben feit einem 
ganzen Jahr unaufhörlich fortgefepten Macinationen, über 
welche ich fein Wort weiter verlieren will, bi jept das 
beharrlihe Schweigen der tiefen Verachtung 
entgegen feßte. 


Mögen die rührigen Uctiven nun fortfahren im ihren 
vlanmäßigen Angriffen ), wie wir es vom ihnen uicht 
anders erwarten. Diefes Selb ihrer preiswürbigen Thä- 
tigkeit wollen wir ihnen gerne überlaffen. Unferer Seits 
werben wir dagegen, fo lange Sie und, m. H., mit Ihrem 
Vertrauen beehren, mit müde werden, umfere geringen 
Kräfte, wie fonf, der wirklichen Foͤr der ung ber Bereins- 
woode mit Treue und Ausdauer zu widmen. — 

Id Habe un noch Ionen, m H, Kenntniß zu geben 
von den innern Berhältniffen des Vereins in Berichung 
anf den Stand unferer Mitglieder. 

Wir verloren durch den Tob 18 und durch freiwilli⸗ 
gen Austritt 80 Mitglieder, worüber ich das Ramensvers 
xeichniß **) zur gefäligen Einſicht hier vorlege. 


©) Dieb iR feither in reichl iche m Maate gefchehen. — 
®*) a. Darch ben Tod verloren wir: 
‚Herm Decan Abel zu Gamberg, Herrn Geheime Hofrath dind⸗ 
m Apotheker Auf zu Dillens paintner zu Eberbad,, 
burg. n Johenn Mes zu Ems. 
Kicchenrath Brinkmann andoberſchultheiß Shape 


su Michien, ver ga Ufiagm. 

m Bolt Brunner zu „Schulrath Schellenberg 
Gombrrg, su Idſteis. 

n  Waofthalter Düringer das nm Rehnungsrath Schreiber 
hier dahier. 

Actuar Fuchs zu kimburg. Oberforſtuſtr. v. Sch wa r⸗ 

n Geheimen Segierungscath senau zu Winkel, 
Gräfing zu Hochheim. m  Amtöferretär Bietor ga 

Oberleheer Haas dahier. neichelsheim. 

„ tus Haas zu Ems n Dbermericinlrap Windi 


n  Weoifientsath Red dahier. wa Eitviue. 


Neu trat als actived Mitglied bei: 
Herr Archiv⸗Canzliſt Ern ſt zu Idſtein. 





b. Derch freiwiligen Austritt: 
HVerrn Zollinſpector Adermann 


zu Rüdesheim. 

Apotheler Ammann zu 
Runtel. 

Yokpaltr Bauer zu 
HH. 

Beginfpector Bauger zu 
Weilburg. 
Becepturbeamten Bell gu 
Erouberg · 

Apotheker Bertrand zu 


Lehrer Borges gu Lans 
genfeifen, 

Begierungd: Rath Borgs 
mann unb 

Ganzik Boulle dahier. 
Hättenbefiger Breitbadı 
au Hoßenzhein, 
Directionsrath Brüd, 

Bechnungslammer » Bath, 
Büsgen und 

Obriſt v. Sanftein dahier. 

Steuercommiſſar Säfar 
su Schwalbach. 

Mojor Dümler zu Wells 
burg. 

Yofthalter Eberhard zu 
Fauldad. 

Afleffoe Berger, 


Herrn Hofgerichtübireeter Bla 


und 

dolaerichterath Bor das 
hier. 

Amtmann Bie fe ja Hoch⸗ 
beim. 


Baurath Börz bapier. 

tkandbaumeiſter Bär gu 
DhR. 

Dbrik v. Hadeln dahier. 

Apotheker Hämmerlein 
au Beichelöheim. 

Nechn.Kammerroth Häus 
fer dahier. 

Geometer Heingemann 
au EkringeMorgarethä. 
Apotheler Herget zu des 

bamar. 
ZJuftigamtöverwalter Hils 
bebrand zußteicheläheim, 
Dean Hofmann m 
Meutt. 
Pfarser Klein zu 
ein. . 
Brühmefer Rod zu Erbach. 
‚Vofbeftänder Kompf zu 
Klorenthal. 
Apotheker Kölges zuMüs 
bespeim. 
Hofrat) Krah zu Aennes 
zod. 


” 


” 


” 


” 


” 


” 


US Ehrenmitglied wurde in unferen Berein aufge⸗ 
nommen: 


Herr Dr. Eduard Melly in Wien, 


derrn Pfarrer Kurz zu Hadamar. 


Receptusfecretär v. Lan⸗ 
gen zu &. Schwalbach. 
Stadtſchultheiß Lauter⸗ 
bach dahier. 
doloerichterath kaut zu 
Dittenburg. 
Lehrer Rinkenbadh zu 
Eindfchied. 
Goldarbeiter Lugenbüpt 
und 
Dofrath v. Madaidahier. 
Pfarrer Merg zu Ober⸗ 
auroff. 
Lehrer Meufer gu Wings» 
bach. 
Pforzer Mohr zu Ober⸗ 
lahnſtein. 
Porter Möhter zu doch⸗ 
heim, 
Pfarrer Wink gu Eberi · 
bad. 
Nchn.⸗Cammerraih Dftere 
"mann zu Rüdesheim. 
Pfarrer Quentel gu 
Bechtheim. 
Pfarrer RHod zu Schweig ⸗ 
haufen. 
Pfarrer Ries gu. Rieder: 
lapaftein. 


‚Heren Zimmermann Rigel, 


” 


” 


" 


n 


n 


” 


Affeffor v. Nößler und 

Gonfervator Ruh dahier. 

Amtmann Rullmann zu - 
‚Herborn. 

Geheime Regierungsrath v. 
Sache zu Ems. 

Hofrath Gartorius gu _ 
Hadamar. 

Juſtizrath & heltenberg 
zu Raftätten. 

Procurator Shen? zu 
Dillenburg. 

vofrath Schmalkalder 
zu Hacenburg. 

Para Ehmidt zu 
Brichofen. 

Stadtſchultheiß Schmidt 
su Bellburg, 

Hofrath Schneider gu 
dolzappel. 

‚Hofapotheler Schreiner 
zu Biebrich. 

Kircpenrath Sch röder gu 
Camp. 

Pfarrer Shrödergufas 
ſtãtten. 

Piarrer Sieg her ya 
dlẽreheim. 


Der Stand unferer Caſſe ſowie die Berwendung ber 
Zahresbeiträge, wirb aus der durch den Borftand 
wie immer geprüften und von Herzoglicher Rechnungslam⸗ 
mer abgefchlofienen Bereinsrechnung, welche ich zu Ihrer 
näheren Kenntnignahme offen lege, Ihnen in allen Einzeln» 
heiten vollftändig Mar werden. 

Dankvar haben wir es noch anzuerfennen, daß un, 
wie in früheren Jahren, mit Genehmigung der Stände 
Tammer aus der Landeöfteuercafie diejenige Unterftügung 
bereitwillig gewährt wurbe, deren wir zur Erreichung der 
wiſſenſchaftlichen Zwede des Vereins bedurften. 

Schließlich, meine Herren, habe ich Ihnen noch mitzue 
theilen, daß unfere Vollmachten ald Mitglieder des Vor⸗ 
ſtandes mit diefem Jahre erloſchen find. 

Indem wir daher unfer Mandat in Ihre Hände nie 
verlegen, erlaube ich mir, Eie zu bitten, vor dem Schlufle 
der Sidung, nach Vorſchrift der Statuten: 


Haren Jaſtizrath Spieß zu uſin⸗ Herm Aſſeſſor Bagner zu Diez. 


gen. SBSeometer Wag ner zu Ke⸗ 

m Pfr. Stahl zu Eſchborn. mel, 

„bdorſtmeiſter Stapi zu Juſtizrath Bendenbad 
Roffau. du Eitville. 

m Pfarrer Bietor zu Rors n Bberlammerheren u, Bius 
denſtadt. tingeroda dahier. 


„Juſtizrath Viet or gu Diez. „Juſtizrath Wolff zu Diez. 
kandrath Vie tor zu Hoch⸗ „dofsgaͤrtner Wol z gu Bie⸗ 
deim. brich. 
Berggeſchwornen Bietor 
su Marienberg. 


u 


1 Director um 
6 Borandemitgliever 
mittelſt ſchriftlicher Abſticinung wählen zu wollen. — 

&6 wurde hierauf zur Vorſtandewahl geſchritten 

WS Grgebuiß des fodann vorgenommenen Serutinis 
um6 zeigte es fih, dab fämmtlihe Borfandsmit- 
glieder in ihren Bunctionen wiederum befätigt waren 
und nur wegen Stimmengleichheit zwifchen dem Herrn 
Legationsrath Freiherrn v. Bagern und Herm Kaufe 
mann Philipp Lugenbüpt, entſchied das Loos für ben 
Eintritt des Legteren in den Vorſtand. 

Da fonftige Verträge nicht angemeldet waren, fo wurde 
bei ohnehin ſchon allzuweit vorgerüdter Zeit, nachdem 
fämmtlihe Anwefende ihre lautefte Indignation über die 
gegen den Vorſtand feither gerichteten Angriffe fund ges 
geben hatten — bie Gigung (gegen 4 Uhr Mittag6) ger 
ſchloffen. 

Diecobaden, m. o. 


Der Vorſtaud. 





Annalen des Vereins 


für 
Naſſauiſche Alterthumskuude 


und 


Geſchichtsforſchung. 


— ED 


Vierten Bandes Zweites Heft. 





Dit 2 lithographirten Tafeln. 





— 





Wiesbaden, 1852. 
Auf Koften bes Vereins, 


Inhalt 


des vierten Bandes. 





1. Seft. 
A. Abhandlungen. 

Seite 

1) Römifäje Infriften, welche in den legten Jahren ausge⸗ 
‚graben worden find? Won Profeffor Klein in Mainz . 291 

2) Die römiſchen Inſchriften des Herzogthums Raffau. Erſte 
Abtheilung. Bon Dem ſelben... . 806 

8) Der Dolicheniſche Gott. Von Dr. Romer⸗Büchner in 
drankfurt a. Ne..22409 

4) Ueber eine unedirte Jnſchrift des Muſeums. Won Gons 
rectot Beder in adamar . oo 00.00 e . 858 
5) Ueber Apollo, den Heilgott ber Kelten. Bon Demfelben 865 

6) Zur Grllärung Raſſauiſcher Ortsnamen. Vom Acchivdiret⸗ 
tor Dr. Friedemann in Zflen . . 0 0 0 0 0. 882 

7) Die lateiniſchen und beutfchen Lebensbefhreiber Lubwige, 
des legten Grafen von Arnftein. Bon Demfelben.. . 412 

8) Weber die Abftammung der Bewohner des füblichen Raſſau. 
Vom Gymnaſiallehrer Seyberth in Wiesbaden „ . . 435 


B. Miscellen. 


1) Bodmann’s und Kindlinger's hinterlaſſene handfchriftliche 
Sammlungen zur Gefdjichte des Rheingau’s. Vom Archivs 
birector Dr. Frie demann in Bflein © 2. 2... 857 


Gere 

2) Rotig über die Jaſchrift: Wisinobates. Bon Demfelben 464 
8) Die älteften Bamitien in ben Sthein« unb Donaulänbern. 

Bon Gonrector Weder in Hadamar . . . 0. 0. 464 

4) Gine Gebetsrole. Bon Profef[or Kehrein in Hadamar 468 
5) Die Belagerung von Kronberg 1522. Rad) einem alten 

Drud. Bon Eehrer Weder in Kronberg . . . . . 470 
6) Der zömifche fleinerne Eöwe zu Wiesbaden. Vom Ardios 

director Dr. Sriedemann in Zöflein. © . 2 0. + 474 


Lithographirte Tafeln. 


Zof. I. Bronje⸗Pyramide von Hebbernpeim . oo . . . 


850 
nm DB. Der Dolihenifhe Got - . 2. 00 en . 856 


+EWEEe 


Abbandlungen, 


— m 


Röͤmiſche Iufepeiften, 
welde in ben lehten Jahren im Herzogthum 
Naſſau ausgegraben worden find. 

Don Klein in Mainz 





Die Heben Grabfteine römiſcher Soldaten, weiche um 
Rranzplag in Wiesbaden tm Prähjahe 1842 entderft wie 
den und im Muſenm aufgeftellt find, find bie keiten vömbe 
fen Denkmäler, welche in biefen Annalen veröffentlicht unb 
erklärt wurben. Zwar hat man feit jener Zeit mehrere zum 
Thell Höchft Äntereffante Steinfehriften auegegraben, alle 
fie wurden in den Berichten ber Generalderfammlung mr 
gelegentlich berührt und bern Bekanntmachung auf fpätere 
Zeit verſchobenz; dadurch geſchah es, daß eine oder bie ans 
dere ſchon anderwärtd publicht iſt, und fonsit bie Editio 
princeps, welche fich eigentlich jeber Verein vorbehalten follte, 
den gegenwärtigen Annalen entgangen ift: mas hoffentlich 
nicht mehr geſchehen wird. Wiewohl hiernad bie meiſten 
ber folgenden Inſchriften theild aus Rocalblättern, theild aus 
gelehrten Schriften bem Publikum befannt find, fo glauben 

19* 


wir doch in den Naflauer Annalen biefe Auffindungen aus 
ber Römer Zeit nachtragen zu müffen. 

Ehe mir dies thum, ſei es und erlaubt, eine ber 
oben erwähnten fieben Infchriften nochmals hier einzurücken; 
benn fie wurde, wohl weil fie in Eile befannt gemacht 
ober noch micht gehörig gereinigt war, bamald un= 
richtig gelefen und fofort auch unrichtig erklärt: fie wurde 
mitgetheilt B. Il. der Annalen, 3. Heft S. 211R 4 
und heißt in richtiger Leſung alfo: 

C-IVL'C'F C’IVL’SAR 
CLEMES NVS FILIV 
FORO :IVLI 7COH Il RAIL 
VETANLX C'’R'’AN'XXV 
S-T-Fl HEREDF'C 

Cajus Julius Cai filius Clemes Foro Julii veteranus 
annorum sexaginta, Cojus Julius Sarnus filius centurio 
cohortis secundae Raitorum civis romanus annorum 
viginti quinque. Sepulcrum testamenti formula jussi 
heredes faciendum curaverunt. 

Cajus Julius, des Cajus Sohn, Clemes von Forum 
Julii, Veteran, alt fechzig Jahre; Cajus Julius Sarnus, 
deſſen Sohn, Centurio ber zweiten Gohorte ber Rätier, 
römiſcher Bürger, fünf und zwanzig Jahre alt (liegen hier); 
nad der Vorſchrift des Teftaments ließen bie Erben das 
Grabmal machen '). 


2) So theilte ih bie Infcprift bereits mit in ben Abbildungen ber 
Mainzer Alterth. I. S. 28, wo aber ber lehte Buchſtabe 
der erfien Zeile unrichtig als B angegeben if; darnach 
©&teiner Insc. Germ. etc. IL Ausg. Ro. 676. 


— 8 — 


Die Zeilen find nicht reihenweiſe zu Iefen, außer ber 
lehteren, fondern find in zwei Kolumnen abgetheilt, wie es 
der Stein auch klar zeigt. 

Was die Namen betrifft, fo ift mir Sarnus als Name 
einer Berfon unbefannt; dagegen heißt alfo ein Fluß in Cam⸗ 
panien (jeftSarno). Clemes aber kommt hie und ba vor: 
fo findet fi auf einer um das Jahr 1520 in Mainz ber 
findlichen jept verlornen Inſchrift ein Aulus Baebius Cle- 
mes von Faͤſula (Fieſoli) in Italien ?), auf einer chemals 
in Rom vorhandenen Infchrift ein Sclave Clemes *); da⸗ 
her tft nicht nothwendig in unferer Infchrift mit Steiner 
Clemens erklären zu wollen, obwohl alle Herausgeber ber 
erfteren Infchrift Clemens interpretiven und auch Boiſ⸗ 
farb bei der andern alfo zu leſen räth: Clemens freilich 
iſt ein ganz gewöhnlicher Zuname *). 

Forum Juli ift wohl die Stadt tm italientfchen Volke der 
Carni (fpäter Friuli, jetzt Givibale im Venetianiſchen). 
Gin anderes Forum Julii, dns auf Zahlbacher Infchriften 
vorfommt und zur tribus Aniensis gehört, ift das jehige 
Frejus im Narbonenfifchen Gallien °). 

Bon ben fieben rätifchen Gohorten, die auf Inſchriften 
erwähnt werben, lag nur bie zweite am Rheine, wie weitere 
Inſchriften anzeigen, bie ſowohl hier in Wiesbaden *) als 


2) ®ergl. Huttich. collect. Mog. (1520) Fol. XIL. Lehne 215. 
Steiner II. Ausg. 310. 
+ 3) Grut. 601. 7; ferner Firmianus Clemes bei Orelli 481. 
*) Bergf. bie indices von Grut. Murat. u. f. w. 
5) Lehne 155 und 157. 
6) Ein 1841 am Kranz entbedter Grabflein erwähnt einen 
Solbaten berfelben mit Namen Q. Viblus Aglustus, nicht 





in Mainz 7) ausgegraben wurben. Dagegen twirh auf 
rtheiniſchen Steinen auch eine raͤtiſche Cohorte ohne Nummer ®) 
und eine Gohorte ber Rätier und Binbelicier °) erwähnt; 
wann nun biefe drei verichiebenen Gohorten am Rheine 
lagen, kann nicht mit Gewißheit angegeben werben; daß 
aber bie beiden Ieteren früher als bie zweite raͤtiſche Cohorte 
Überhaupt erftit haben, ſuchte ich anderwaärts ") zu geigen. 

€. R. wohl civis Romanus, wicht civium Romanorum, 
indem biefe Siglen nur auf ben centurio Sarnus gehen, 
nicht auf bie zweite Gohorte der Rätier. 


I0'M 

€c- VICTO 
RIVS IA 
NVARIV 
SEX VOTO 
INSVO'PO 

Jovi optimo maximo Cajus Victoris Januarius 
ex voto in suo posuit, 

Jupiter bem beften bem höchfen hat Cajus Victorius 
Sanvartus (biefen Mitar) nach einem Gelübde auf feinem 
Ggentsum erräftet 

Diefe Ara aus bläulichem baſaltiſchem Steine wurde 





Augustus, wie in ben Annalen bes Vereins II, 3. S. 289 
irrthumlich ebirt IR und Steiner IL Ausg. 674 hat. 

7) Bergl. Sehne 976. 

8) Lehne 274 und 277. 

2) Lohne 275. 

=) Wöbübsugen der Tainger Mterig. IL ©. 24 und fgbe. 





im Februar 1851 nebft mehreren Münzen und Heineren Al⸗ 
tertfirmern in einem alten Brunnen, fat 40 Fuß unter bem 
jebigen Boben in ber befannten vwömifchen Nieberlaffung bei 
Heddernheim gefunden, unb vom Vereine angelauft. Die 
Juſchrift if} zuerſt befaunt gemacht im Frankfurter Gonvere 
fationsblatt S. 51, M 61 (vom 12. März), dann in ben 
Bonner Jahrbüchern XVH. ©. 193, und zulekt in ben 
Mittheilungen bed Vereind As 2, ©. 48. 

Der Name Januarius ift hier cognomen (Beiname, 
Name einer Familie), kommt aber nicht minder häufig auch 
ald nomen gentile (Rame eimed Geſchlechtes) vor. Ueber⸗ 
haupt find bie Namen der Monate bei den Alten oft als 
Perſonennamen gebraudyt worben. Dies gilt nicht nur von 
ben Wörtern Junius, Julius, Majus, Martins, bie ur⸗ 
fprünglich Gentilnamen find, wozu auch Jamusrius gerech⸗ 
net werden muß, ferner von Augustus unb Aprilis, von 
welchen Wörtern auch Frauennamen gebildet werben »), 
fonberu auch bie aus Zahlen entftandenen Namen September, 
October, November uub December lommen als Cog⸗ 
nomina vor "). Bei biefen ift noch zu mesten, baß fie 
manchmal nach ber zweiten Deklination abgewandelt werben: 
fo fteht Mur. 1348, 13. VLPIA GRATA SEPTEMBRO; 
ibid. 1486, 11 = 159, 9: ONESIPHORVS 
DECEMBRO ’ BENEMERENTI; Grut. 546, 2: DE, 
EEMBRO ET 1VLIAE; baker muß man Mur. 49, 4: 


ı) Aprilia findet ſich Murat. 1240, 10; 1454, 8. 

ı2) September Mur. 1348, 131538, 9; October Grut. 1083, 9; 
November Grut. 688, 4; 882, 7, Mur. 601, 1; December 
Grut. 241;69%, 7; 797, 2; 807, 2; Mur. 876, 8; 1151, 7. 








DIS MANIBVS DECEMBRI PICTORIS «it von De- 
cembrius herleiten wollen ). Als Frauennamen ſcheinen 
biefe Lehteren nicht im Gebrauche geweſen zu ſeinz das 
Abjettiv centuria decembriana '*) ſteht Murat. 877. 1. 
Nur den Monatönamen Februarius habe ich als Perfonen- 
namen nicht auffinben Tönnen *). 

Uebrigens iſt ber Weihenbe Victorius Januarius fonft 
nicht befannt. 


I-HO-NO REM DD 
MER: CV RIONE G 
O TIA TO RI O 
In honorem domus divinae Mercurio negotiatorio. 
Zur Ehre des göttlichen Hauſes bem Merkurins, bem 
BVorficher bed Handels. 





23) Wie der Index bei Murat. will. 

2) FR den Tateinifchen Wörterbüchern beizufügen, ſowie auch 
bie Grammatilen bie zuletzt erwähnten Namen nicht ale 
Heteroflita aufführen. 

*) Sollte fi) biefer Monatsname überhaupt ale römifcher 
Familienname vorfinden? König Numa hatte bem 
zehn Monaten bes Älteren Kalenders zwei neue hinzu⸗ 
gefügt, von beuen er ben erflen bem Gott Jauns weihte 
und ben vorbanbenen zehn Monaten als Jannarius voran- 
flellte, während er ben andern ben Göttern ber Unterivelt 
geweiheten Monat zum letztenn des Jahres machte, unb 
ifn Kebruarius, b. 5. Sühnemonat nannte, toeil er 
von allen Sünben des verfloffenen Jahres reinigen (februare) 
ſollte. Der Monat erhielt zwar buch Sofigenes im 
Julianiſchen Kalender (im I. 707 db. Stabt) eine anbere 
Stellung; die omindfe Bedeutung feine® Namens war aber 





— 97 — 


Im December 1843 bet Hebbernheim, unfern bes jü- 
biichen Begräbnißplahes ausgegraben und vom Vereine an- 
gefauft | 

Ueber ber Infchrift ift ein knieender Wibber abgebildet, 
auf welchem eine männliche Figur fit, bie jeboch verftünmelt iſt, 
Indem Kopf, Rumpf und ein Stüd des rechten Beines fehlen; bie 
rechte Hand ruht auf einem Wulft, ber ben Kopf bes Wibbers 
bedeckt. Zur Linken fteht eine ebenfalls verftümmelte Figur, 
indem namentlich die untern Beine zerbrochen find; bas 
Köpfchen, übrigens ſchön gearbeitet, wurbe getrennt aufge 
funden; zu ben Füßen bed Widders iſt eine Schildfröte, 
Das Ganze ift nicht zwei Fuß hoch; ber Stein iſt fefter 
Bafalt. 

Die Infchrift wurde in ber Generalverfammlung vom 
28. Mat 1844 erwähnt, aber im gedruckten Protocol nicht 
mitgetheilt *°). rüber war fie in ber Didaskalia 1843, 
AM 345 veröffentlicht, aber ber gelehrten Welt durchaus 
unbefannt geblieben, baher ich fie in ben Bonner Jahr⸗ 
büchern (1851) XVII S. 193 mittheilte. 

Mercurius, der Gott des Handels, führt hier ben Bei⸗ 
namen Negotiatorius, der bisher unbelannt war, benn in 


ber Inſchrift °°), welche früher bei Metz aufgefunden wurde, 


in ber Kaiferzeit gewiß nicht erlofchen, feine Berwendung 
als Perfonen-Name mag baber bei ben Römern fchwerlidh 
zu irgend einer Zeit flattgefunben haben. Vergl. Forcel- 
lini Lexie. s. v. Februarius. [Anmerf. d. Rebaltion.] 

15) Bergl. Annalen IV. 1. ©. 163: „Die Infchriften werben 
wegen Unzulänglichleit des Raumes mit ben erforberlichen 
Abbildungen fpäter mitgeteilt werben.” 

16) Grut. 55, 1; Or. 1410; Stiiner I. Ausgabe, 988. 





Reit zwar: MERCTRIO NEGOTIATORI SACHE, aber bad Wort 
wurde ſtets von Negotistor abgeleitet '7); jet wirb aber 
dort nad) umferer Inſchrift Negotiatorio zu erflären fein. 
Des Wort Negotiatorius jelbk Tonımt erſt bei Schrift-⸗ 
ſtellern der fpäteren Zeit vor, wie Lamprid vit. Sever. 
Alex 32: aurum negotistorium et coronarium Romas 
remisit, wo es das Gold bebeutet, welches bie Kaufleute 
des Handels wegen entrichten mußten (Gewerbfieuer). Vo- 
pisc. in vit. Firmi 3: naves quoque ad Jndos nego- 
tistorias saepe misit (ex ſchidte oft Hanbelöfchiffe foger zu 
den Indern). Sonft kommt bas Wort Negotiatorius *), 
fo viel wir wiffen, nicht welter bei ben Alten vor. 

Nach biefer Analogie konnte auf einer viel beſprochenen 
babifhen Juſchrift ) IN.H.D.D.DEO MERCUR .MER.C- 
PRYSO mereaterio gelejen werben; ob weiter auf ber befanne 
tm Bierftabter Iufchrift ) Mercurio nundinstorio erklärt 
werben bürfe, laſſe ich beiwegen dahingeſtellt, weil bas Woet 
Nundinatorias mir fonft nicht befannt iſt. 

Das Bemerkensiwerthefte in dieſer Inſchriſt if, daß 
genau jede Sylbe durch einen Punkt getrennt iſt. Gs fin- 





nn) Bergt. bie Indices ven Gruter mb Orelli; Fercel- 
lini, s. v. Negotiator; Steiner... D. 

18) Gelegentlich wollen wir bemerlen. baf dieſer Musbrud für 
dandeleſchiff zu bemen, welde gewaͤhnlich in den Wörter- 
buchern ſtehen, nämlich mavis mercatoria ober mercatoris, 
navis oneraria beigefügt werben Zaun. 

19) Rappemegger badiſche Inſchr. Ne. 13, erflärt mercator; 
Gteiner Il. 864 richtiger mercateri. 

2°) Jetzt im Wieobabuer Mufeum; Sehne 81, Steiner II, 
0. 





bet ſich nun gerade nicht fo felten, daß namentlich in einem 
zufammengefebten Worte ein Punkt ober ein ähnliches Un⸗ 
terfcheidungszeichen wie ein Blatt fteht, wie SVPRA . SCRIPTI 
Lehne 88, SVPRA'SCRIPTI, Jahn specim. epigr.p.83 ”) IN’ 
FERRAE ‚AD FECIV,, AD‘ FINIBVS , ET’ IAM, welche Beifpiele 
Osann syllog. inscr. p. 457 anführt; auch mitten in einem 
Worte tft manchmal ein Punkt ohne irgend einen fichtbaren 
Grund angebracht, z. B. PVBLICO  LA,LAODIC E 
bei Dfann a. a. O.; S-OTERIDI, ibid. ©. 340; 
CES  ONIO, deW al mytbol, sept. N. 338; fogar mehrere 
Bunte finden fich bie und da wie P-P I’ MIGENIVS 
Rappenegger bad. Infchriften No. 16 *). In mans 
chen von diefen und Ähnlichen Infchriften mag übrigens 
der Punkt zufällig oder vielleicht erſt fpäter durch Bes 
[hädigung entftanden fein, wie denn in einigen der ans 
geführten Beifpiele andere Herausgeber einen Bunft nicht 
gefehen haben oder doch wenigftens nicht anmerften *°). 
Hie und da hat auch ein folder Punkt in einem Worte 
zu verfchiedenen Erklärungen Beranlafiung gegeben, vrgl. 
Siedler, römifche Denfmäler in Xanten, ©. 219; 
Nappenegger a. a. O. M 18 *). Ebenſo find 


2) In ber nämlichen Infchrift Reht zwei Zeilen vorher SVPRA- 
SCRIPTA ohne Buntlt. 

22) Der zweite Punkt wird bier wohl ber Heft von R fein, wo⸗ 
rein P zu verwandeln if. 

23) 3. B. Fabretti p. 107 bat INFERRAE; Gruter 576, 7, 
LAVDICE; Hefner röm. Denkmäler Oberbayerns CESONIO. 

2) Daß an erfter Stelle CONSERVATOR -I aufammenbören, 
nicht aber 1 ein Nummer fei, bat fchon Oſann a. a. O. 
gezeigt; bie zweite Inſchrift bat ſeltſame Erklärungen ge⸗ 





manchmal alle Silben durch Punkte geſchieden, vergl. 
hierüber $abretti p.375, ff, Schwarz, de ornam. 
librorum (Lips. 1756), p. 56; Steinbüdel Alter⸗ 
thumsfunde S. 87. Indem wir es für unnöthig finden, 
die namentlich bei Fabretti angeführten Beifpiele hier 
mitzutheilen, und bemerken, daß uns feine ähnliche In⸗ 
ſchrift aus unferen Gegenden befannt if, wollen wir 
nur eine noch nicht lange veröffentlichte Inſchrift aus 
Setif in Algerien bier anführen, wobel aber noch ber 
merft wirb, daß Blätter die Stelle der Punkte verfehen, 
wie ja aud) in unferenInfchriften **) Blätter nicht felten 
ſtatt Punkte angebracht find: 

D’M°S 

0:DO-MI- 

TI: VS-SA- 

TVR-NI'NVS- 

VA’ XXXXV 

Bergl. v. Hefner, Abhandl. der Münd, Mad, 

V. Bd., 2. Abth, ©. 259. 

MERCVRO 

CISSONIO 

ARAM 

VT EV... 

*-ICTO 


funben, aber bie Punkte finb, wenn fie nämlich wirklich 
ſtehn, nicht zu beachten; vrgl. Zeit im Zeitſch. bes badiſchen 
Bereins I. ©. 232. 

35) Bergl. Zeitſchrift des Mainzer Vereins ©. 75. 





— 01 — 


Mercurio Cissonio Aram ut (?) e voto*) Victor. 

Dem Mercurius Giffonius hat diefe Ara nach einem 
Gelübde Bictor geweiht. 

Gefunden 1841 bei Hebbernheim und im Mufeum zu 
Wiesbaden. | 


Zuerft befannt gemacht ven Lerſch, Bonner Jahr⸗ 
bücher J. ©. 80; dann nur erwähnt im Generalbericht 
vom Mai 1841, Annalen III. 2. S. 240 aber nicht mits 
getheilt; ferner findet fie fi) bei de Wal myth. p. 65, 
M 89, Steiner II. Ausgabe 640. 


Mercurius führt, fo viel uns befannt, auch auf zwei 
anderen Infchriften diefen Beinamen, von denen eine in 
Befancon, die andere in Eöln längft befannt if; vergl. 
Or. 1406 und Xerfch Eentralmufeum I. 8 und ©. 71, 
woraus hervorgeht, daß dort CISSONIVS und nidt 
CESSONIVS fteht, wie auch noch de Wal, myth., ©. 66, 
AM 91 hat. Ferner wurden 1845 zwei Steine bei Mil 
tenberg gefunden, worauf MERCVRIVS CI... NIO und 
MERCVRIVS C.... wohl mit diefem Beiwort zu ers 
gänzen iſt; diefe zwei Arä find vom Jahr 212 und 291, 
vergl. Steiner, II. Ausg. 722 und 723. Bon drei 
weiteren Infchriften, die in Rheinbayern gefunden, hat 
eine DEO CISONIO (SHoheburg bei Speier, vergleiche 
Orelli 1979), die beiden anderen aus Rheinzabern 
DEO CESONIO, vergl. de Wal. a. a. ©. 892 und 


*) Ob nicht der nächſte Buchftabe hinter EV für ein I mit barauf 
folgender unleſerlichen Stelle eines Buchftabens, alfo E VLT, 
anzufprechen fein möchte? (Anm. d. Rebdalt.] 


888°). Alſo mit der umferigen find es in allem 
acht Dentmäler, von denen drei CISSONIVS, eines 
CISONIVS, zwei CESONIVS Iefen, die übrigen gerade 
in diefem Namen defekt find. Es iſt wohl nicht erheb⸗ 
lich, daß bie drei Infchriften, bei welchen der Rume Mer 
curius fehlt, CISONIVS oder CESONIVS mit einfachem 
8 haben; denn es iſt auf jeden Fall derſelbe Name, Was 
er aber bebeutet, iſt bis jept ein Näthfel; er’ bezeichnet 
einen keltiſch⸗germaniſchen Gott — denn alle bisher aufe 
gefundene Infchriften gehören dem Rheingebiete an — unb 
dieſer wurbe wegen feiner Attribute — wahrſcheinlich we⸗ 
gen des Handeld — mit Mercurius, der bekanntlich am 
Rheine fehr verehrt wurde, in Verbindung gebracht. Manche 
wollten feinen Namen von ber alten Göttin Zisa, die bei 
den Wenden, aber auch in Rätien verehrt wurbe, herlei⸗ 
ten ) ober verglichen damit den Namen der. Stabt Ge- 
sonda *), vielmehr Gesoniacum ꝰ), wie nach der neueften 
Erklärung von Ritter ®*) Mainz früher geheißen haben ſoll. 
Aus dem Lateinifchen ſcheint dad Wort nicht zu flammen, 
wenn ſchon gerade in Italien die ähnlichen Namen Cisso, 


*) Bei ber Ießteren bat de Wal CES’ONIO, Steiner IL 
Ausg. 760 CESSONIO ; boch bürfte bie oben angegebene 
Form die richtige fein, ba Hefner Denkmäler Oberbayerns 
und bes 8. Antig. in Mänden S. 90 das Original, das fich 
in Münden findet, wohl genau verglichen haben wird. 

7) Lerſch in ben Bonn. Jahrbücgern I. p. 21. 

») de Wal a. a. O. Nro. 88, 

®) Flor. IV. 12. 

3) Bonn. Jahrb. XVI. ©. 21. 


Cissus, Cissonius *) vorkommen. Mas uber das Wort 
im alten Keltifchen bedeutet, Fann aus Mangel an weiteren 
Unalogiem bis jeht wicht ermittelt werben. 

Was die vierte Zeile ber Inſchriſt bedentet, iſt 
nicht ganz Har: ut e voto, wohin zunaͤchſt die Spuren 
weifen, d. 5. wie nach einem Gelübbe, gäbe wohl einen 
Sinn, ut ift aber ein gan ungewöhnlicher Beiſatz; nach 
V feinen zwei oder drei Buchſtaben zu fehlen. 

Die Iepte Zeile fiheint den Namen des Weihenden, 
etwa Victor zu enthalten. 


IN-H-D-B- 
MERCVRIO 
JUL -SECUN 
DINA - EX 
VOTO 
POSVIT 
In honorem domus divinae Mercurio Julia Se- 
cundina ex voto posuit, 
Zu Ehren des göttlichen Haufes, dem Mercurius 
hat Julia Serundina nad einem Gelübbe biefe Ara 
gefett. 


%) Cajus Cisso Grut. 388,2; Publius Arlius Cissus, Grut. 757,6; 
0. Luciltus Cissus, Grut. 945,5; Cissus Sullicanus Mur. 
893,4; Q. Cissonlus Aprilis Grut. 587,4; Q. Cissonfas VI- 
talis Mur. 259,2; Q. Cissonius Prier Mar. 1328,5, n. ſ. w., 
alle auf Infchriften in Stalien. Lehne 171 ergänzt auf 
einer Caſteler Inſchrift Cissonius, wo aber die editio pr. 
(Fuchs 11. ©. 83) nur CI... hat; ber Soldat, bem fie 
geſetzt iſt, ſtammt aus Noricum. 


Gefunden 1843 zu Hebbernheim und im Mufeum 
im Wiesbaden. 

Die Iufchrift if bereits veröffentlicht von Lerſch 
in Bonn. Jahrbäd. VIIL ©. 163 und von Steiner in 
der zweiten Yusgabe der Inſchriften Rro. 641. 


“UL 
«.VL.LNTIVS 
HIS PANVS 
LLM 

.... Fulgentius Hispanus laetus lubens merito. 

.. . . Bulgentius aus Spanien loͤst gern und freus 
dig nach Gebühr (fein Gelübbe). 

Gefunden in Hebbernheim 1843 und im Mufeum 
zu Wiesbaden. 

IR fo viel ich weiß noch nirgends ‚veröffentlicht. 

Der Stein ift in zwei Stüde gerbrochen, woburd in 
der Mitte der zweiten Zeile ein Buchftabe fehlt und das 
E vor N nicht ganz beutlich iſt; ebenfo wird der erfte 
Buchſtabe am Anfange berfelben Zeile vermißt: ob daher 
Fulgentius hier ſtand, Fann nicht mit Gewißheit behaup⸗ 
tet werben. Die vorhergehende Zeiie ift eigentlich ganz 
vertilgt, nur von dreicũ Buchftaben iſt der untere Theil 
erhalten, jedoch Kann daraus kaum einer derfelben mit Bes 
fimmtheit angegeben werben. Uebrigens fcheint der Stein 
nicht viel höher geweſen zu fein, fonbern hier der Name eines 
Gottes geftanden zu haben: DEO - APOL wohl nicht, da der 
drittlegte Buchftabe kein P it; DEO'I'SOLI (Deo in- 
vieto Soli) wäre ſchon eher möglich, oder auch 10VI 


— 305 — 


Doligeno, wie auf einer eben daſelbſt geſundenen Bronze⸗ 
Hand ſteht *). 

Von der gewöhnlichen Widmungsformel V'S’L’L’M 
fehlt VS; ober vertritt da6 Ende von Hispanus biefe 
Stelle, fo daß VS doppelt zu faffen iR, wie dies manch⸗ 
mal auf Infchriften der Fall iſt ®). 


’”2) Jetzt im Beſitz bes 9. Dr. Römer-Büchner in Gran 


furt, Steiner I. Ausg. 1698. 
3) Bergl. Beder in Bonn. Jahrb. XV. ©. 9%. 


20 


II. 
Die romiſchen 
des Herzogthbums Raſſau. 


1. Abtheilaug. 
Bon Klein in Mein. 





Da der Unterzeichnete von dem verehrten Borftand 
des Naſſauer Alterthumsvereins den ehrenvollen Auftrag 
erhalten hat, die römifchen Infchriften des Herzogthums 
für Die Annalen zufammen zu ftellen: fo kommt berfelbe 
diefem in ihn gefeßten Zutrauen um fo lieber entgegen, 
als namentlich die mittelrheintfchen Infchriften fchon feit 
mehreren Jahren feine Aufmerkſamkeit befcyäftigt haben. 
Bas nun die Raffauer Infchriften aus der Römer Zeit 
betrifft, fo find biefelbe noch nirgends beſonders ebirt, 
Taum irgendwo vollftändig gefammelt. Die wenigen, 
welche vor dem gegenwärtigen Jahrhundert entdeckt wa⸗ 
ten, find ‚nur vereinzelt hier und da befannt gemacht; 
ſelbſt die Werke über Wiesbaden ober andere Theile 
des Naffauer Landes enthalten die früher befannten 
nicht insgefammt. Auch war man damald auf die 
Erhaltung folder Denkmäler wenig bedacht; denn 
von den in früheren Jahrhunderten befannt gewor⸗ 
denen Inſchriften find mehrere nicht mehr vorhanden. 
Erſt nach der Mitte des vorigen Jahrhundert ſcheint man 


- 07 — 


bier, wie auch anderwärts, z. B. in Mannheim, Mainz u, 
ſ. w. einiges Gewicht auf die Erhaltung von römifchen 
Ueberreften gelegt zu haben; aber fie zu fammeln ober 
insgefammt zu ebiren, daran dachte man noch nicht: und 
fo blieb es aud im erften Viertel unferes Jahrhunderts, 
denn nicht einmal der Baron von Gerning, dem doch 
die Naffauifchen Alterthümer zu hohem Dante verpflich⸗ 
tet find, dachte daran, fie in feinen Werfen, bie doch ges 
rabe die römifche Zeit mit berührten, insgeſammt ju vers 
öffentlichen, fondern erwähnte und erflärte, wie bie frü⸗ 
bern, faft nur gelegentlich einzelne. Und fo hat erſt 
Lehne in den „römifchen Alterthümern der Gauen bed 
Donnersbergs“, Mainz 1836, die früher befannten Rafr 
fauer Inſchriften fo ziemlich insgefammt aufgenommen, 
aber nicht nach den Bundorten zufammengeftellt, fondern, 
da er diefe Denkmäler nach ihrer Verfchiedenheit ſyſtema⸗ 
tiſch ordnete, Die Naffauer Steine an gehöriger Stelle 
eingereiht, fo daß die nach dem Fundorte zufammengehö- 
rigen oft weit auseinander liegen. Die erſte Sammlung 
der Naſſauer Juſchriſten, nach den Lofalen, wo fie aufs 
gefunden wurden, georbnet, fteht In Steiners Codex 
inseriptionum romanarum Rheni, (Darmſtadt 1837), 
wo im I. Theile von S. 138—152 neun und dreißig 
römifche Infchriften aus dem Herzogthum Naffau aufge 
führt und erflärt find, von denen aber neun als Stem⸗ 
pel militärifcher Abtheilungen oder als Töpfernamen wes 
niger hierher gehören, ſondern befondere Rubriken aus⸗ 
machen. 

Der Alterthumsverein in Wiesbaden hat feit feiner 
Gründung 1821 für die Ausgrabung, Erhaltung und 

20* 


Gammmlung der römifchen Dentmäler ſich unferbliche Bers 
diente erworben, wie man es faum einem andern ähn- 
lichen Berein wird nachrühmen fönnen; aber für die Be- 
lanntmachung und Erklärung berfelben trug er unvers 
haltnißmaͤßig weniger Sorge. Zwar find in ben General» 
berichten die unmittelbar vorhergehenden Auffindungen aufe 
geführt, auch die Infchriften gewöhnlich beigefügt, aber 
oft nur zur Nothburft erklärt; da aber dieſe Berichte 
nicht felten viel fpäter im Drude erſchienen find, als fie 
abgehalten wurben: fo find mande Infchriften erft mehr 
tere Jahre nach ihrer Entdeckung zur Kenntniß des Publi⸗ 
kums gelangt, oder fie wurden anderwärts früher als 
von dem Alterthumsverein in Wiesbaden befannt gemacht, 
wie denn noch mehrere ſchon vor neun Jahren ausgegra⸗ 
bene Denfmäler zwar in den Annalen erwähnt *), aber 
noch nicht in denfelben veröffentlicht find. Ebenfo find 
die früher entvedten Infchriften in den Annalen nur 
theilweife ober gelegentlich einer erneuerten Betrachtung 
unterzogen worden. — So wie nun ber gegenwärtige 
Vorſtand des Vereins, deſſen großartige Thätigfeit ſich 
ſeit faſt einem Jahre in mannichfacher Weiſe kund gibt, 
Sorge getragen hat, daß die in den legten Jahren ent⸗ 
dedten und in den Annalen noch nicht veröffentlichten 
Inſchriften in diefem Hefte erſcheinen: fo hat derfelbe eine 
Zufammenftellung fämmtlicher Raffauer Infchriften ebenfalls 
für die Annalen gewünſcht. Denn wenn gleih Steiner 
vor Kurzem in der zweiten und umfaffenderen Ausgabe 
des Eober (InscriptionesGermaniae primae et Germaniae 
secundae. 2 Th., Seligenftabt 1851) die Naſſauer Infchrife 


3) I. 1. p. 165 im Generalbericht vom Mai 1844. 


ten wieber zufammengeftellt und faft die doppelte Zahl von 
früher aufgeführt hat, fo zeigt doch gerade biefe Sammlung 
theinifcher Infehriften *), wie es eigentlich noch nicht an der 
Zeit ift, folche großartige Sammlungen anzulegen, fondern wie 
es vielmehr die Pflicht einzelner Vereine, Städte ober 
Muſeen tft, die in ihr Bereich gehörenden Infchriften ei⸗ 
ner genauen Veröffentlichung und Erflärung zu unterzies 
ben, damit aus der Nähe das Licht auf das Denkmal 
falle, welches aus ber Berne oft nicht die nothwendige 
Etärfe zur Aufhellung ber einzelnen Theile befigt. Uns 
tergeichneter nun, ber, wie erwähnt, nach dem Wunſche 
und im Auftrage des Vorſtandes es übernommen hat, 
die Raffauer Infchriften für diefe Annalen einer neuen 
Revifion zu unterwerfen, glaubt biefelbe auf eine andere 
Art, als es bisher üblich war und noch If, anftellen zu 
müffen: er will nämlich weder fie nach der Verſchieden- 
beit ihres Inhalts ordnen, je nachdem fie nämlich Votiv⸗ 
feine, Hiftorifche Monumente, Grabfteine von Soldaten 
oder Familiendenfmäler find — wie Lehne die vor 
1836 aufgefundenen in fein Werk eingereiht hat — noch 
will er fie nad) den Orten, wo fie gefunden worden find, 
aufammenftellen — wie Steiner es in feinen zwei 
Sammlungen that — noch auch gebenft er nur bie vors 
handenen einer neuen Durchficht zu unterwerfen, — wie 
Lerſch es im Gentralmufeum rheinländifcher Infchriften 
machte —: fondern wir wollen verfuchen, die Raffauer 
Inſchriften chronologiſch zu ordnen, d. h. nachforfchen, 
2) Berg. was ich Über biefe zweite Ausgabe Steiner's bemerkte 

in den Bonn. Jahrbilchern XV. (1851). 188 ff. n. S. 19083. 





— 30 — 


. wie und wann zuerſt jede Juſchrift entvedt wurbe, fie 
nach biefer Zeitfolge Hier zuſammenſtellen und zugleich 
einer Furgen Erklärung unterziehen. Eine ſolche Unters 
ſuchung und Anordnung wird, wie wir glauben, auch auf 
die Kritit und Erklärung, die wir in Kürze jedesmal 
beifügen werben, von wefentlichem Einflufle fein; denn 
indem wir nacjfpüren, wer von jeder Inſchrift der erſte 
Herausgeber geweſen, und was für Schidfale jedes Denk» 
mal fpäter gehabt hat, koͤnnen wir die Kenntniſſe und 
Slaubwürbigfeit der früheren Editoren wohl hie und da 
kennen lernen und wenn biefe Beobachtungen auf die Ins 
ſchriften felber angewendet werden, koͤnnen fie uns wohl 
bei der Erklärung feldft von manderlei Nutzen fein. Ich 
glaube aber um fo mehr eine Revifion biefer früheren 
Ausgaben geben zu müflen, als fein Herausgeber rheins 
landiſcher Infehriften bisher fi die Mühe genommen 
oder auch nur daran gebacht hat, auf biefe älteren ober 
erften Evitionen zurüdzufommen, fondern jeder fehrieb ges 
wöhnli dem unmittelbar vorhergehenden nach, ohne bie 
urfprängliche Duelle aufzuſuchen. 

So viel uns befannt if, wurden Infchriften des 
jedigen Raflauer Landes zuerfi von dem Mainzer Doms 
vilar Hut tich veröffentlicht. Sein Werk führt den Titel: 
Collectanea antiquitatum in urbe atque agro Mo- 
guntino repertarum. M.D.XX °) (Mense Martio. Ex 


8) Nach dem Schluſſe bes Vorworts: Datae ex arce Curcellina 
regul deserti XI. Calend. Augusti. An. sal. MDXVIL. hatte 
Huttic fon mehr ala zwei unb ein halbes Jahr früher 
feine Sammlung beenbigt. 


— 81 — 


aedibus Joannis Schoeffer, wie die legte Seite beis 
fegt) 22 Blätter Fol. und enthält 41 Infchriften und 3Legionss 
ftempel, meiſt in Mainz, einige auch in Worms und einigen 
benachbarten Orten aufgefunden. Bon biefem Werke er⸗ 
ſchien ur Huttich oder blos durch den Buchbruder bes 
forgt, iſt ungewiß) 1525 eine neue Auflage, welche ganz 
diefelden Infchriften enthält, aber zugleich zeigt, wie we⸗ 
nig genau ber Herausgeber war; denn faſt von allen 
Inſchriften finden fi Varianten in den zwei Ausgaben, 
zwar felten wefentlich verfchiedene Lesarten, fondern bie 
Abweichungen von ber Editio princeps beſtehen mehr in 
der Abtheilung der Verſe und Buchflaben, in ver Zahl 
der Zeilen, in den Abbreviaturen oder in ähnlichen mins 
der bedeutenden Dingen, immerhin zeigen fie aber, wie 
wenig Werth) man darauf legte, die Infchriften, fo wie fie 
wirklich find, zu ediren. Mir feheint es, daß nicht gerade der 
Herausgeber Huttich an diefer Hahrläffigkeit ſchuld iſt, 
fondern in die Rahmen oder Einfaffungen der Infehriften, bie 
von Holz gefehnitten waren, find vom Setzer die Buchſtaben 
eingetragen worben, ohne Berüdfichtigung bes wirklichen Zei⸗ 
lenumfangs, fondern wie es ihm gerade paßte, die Worte 
abbrechend oder die Verſe ausbehnend oder verminbernd. 
Daraus folgt, daß wir aus Huttich’s Eollectaneen nicht 
ſicher erfahren, wie im Einzelnen ganz genau bie Infehrift 
befchaffen war. Uebrigens haben bie Herausgeber bisher 
auf biefe Varianten in den beiden Ausgaben Feine Rüde 
fiht genommen, ja wie es ſcheint bie Anficht gehabt, beide 
Ausgaben wären von einander nicht verfchieben, ba fie bald 
die eine bald die andere bemügten, ohne ſich nach beiden 
umzufehen. Daß Huttich, wie überhaupt damals bie 


Gelehrten auch fonft weber die Angſtliche Gewifienhaftig- 
feit und den Scharfiun, noch die Kenutniffe, weldje beim 
Abfchreiben von Jnſchriften nothwendig finb, befeffen, 
ann im Ginzelnen nachgewiefen werben, wiewohl von 
den 44 Steinen, die er abfcprieb, laum brei noch übrig 
fin. 


In feiner Sammlung finden fih nun drei Raffauer 
Juſchriften; bei zweien von ihnen weicht die zweite Aus⸗ 
gabe in einzelnen Kleinigkeiten ab, wie ſchon oben im All⸗ 
gemeinen erwähnt if; wir legen bie Editio princeps zu 
Grunde, indem wir annehmen mögen, daß man bei der 
Abſchrift vom Steine fo ziemlich genau gewefen fei. 


1. 
MARTI-LEVCETIO- 
PRO -SALVTE -IMP* 
DOMINI- N · AVG-PIL- 
0: VOCONIVS -VIT 
VLVS - LEG XXII 
PR-P-F  PONENDV 

CVRAVIT 

Marti Leucetio pro salute imperatoris domini 
nostri Augusti Pii Olus Voconius Vitulus centurio (?) 
legionis vicesimae secundae primigeniae piae fidelis 
ponendum caravit. 

Dem Mars Leucetius hat für das Heil des Kaiſers 
unſers Herrn, Auguſtus des Frommen, Olus Boconius Bitus 
lus, Hauptmann (9) der zwei und wanzigften Legion, der erft 
geworbenen frommen und getreuen, diefe Ara fegen laſſen. 





— 313 — 


Um 1517 in der Kapelle zum Armubt bei Frauen⸗ 
fein. In dem Hofe Armada, bei welchem die Steine 
jener Kapelle fchon vor langer Zeit verwendet wurben, 
fand H. Archivar Habel 1825 einen Theil diefes Stels 
ned „zu einer Treppe verwendet,” vergl. Annalen I. 1. 
S. 17 mit Abbildung diefed Fragmentes; wo aber das⸗ 
felbe hingefommen ift, Fann ich nicht angeben. 

Huttich p. XXVI ; die zweite Ausgabe gibt die 
vier lebten Zeilen alfo: 

O  VOCONIVS - VITV 

LVS LEG XXIII PR 

PF PONENDVM 
CVRAVIT: 

Apian. p.478 zieht die Infchrift in fünf Zeilen zuſam⸗ 
men; Grut. 58, 3 nach der zweiten Ausgabe Huttich's, 
ſetzt axer in v. 4. ſtillſchweigend O ftatt O; ebenfo Johann. 
XXIV; Fuchs 1. ©. 34 ebenfo, fügt aber v. 5 das 
GEenturiozeichen > ein; Lehne in den Raffauer Annalen 
a. a. O. reftituirt das wieder aufgefundene Fragment alfo: 

M ARTI 
LE VCETIO 
PR( SALVTE 
IMP I DOMINI N - AVG 
PIL-Q - VOCONIVS 
VITV LVS LEG XXI 
PR P-F -PONENDVM 
CV RAVIT 
Wenn der Stein, auf welchem nach der oben erwähnten 


— 214 — 


Abbiſdung nech bie größere Hälfte der Iaſcheiſt vorhanden 
war, alſo if, woran ich zu zweifeln feinen Grund habe: fo 
folgt hieraus, daß Huttich in feiner Zeile aufer ber lehten 
das Driginal fehgehalten hat. Lehne in feiner Samm⸗ 
ung II. 87 kehrt wieder — man weiß nicht warum — 
m Fuchs zurüd. Wiener, de legione Romanorum 
XXI, p. 115 n. 41 wie Lehne in den Annalen; das 
gegen gibt Steiner in der erſten Musgabe m. 348 die 
Lesarten nah Gruter, in ber zweiten m. 683 nach 
Buchs nnd Lehne's Sammlung mit der Bemerkung über 
das wiedergefundene Fragment: „die Schriſtreſte, welche 
Lehne gibt, verrathen die Richtigfeit der oben mitger 
theilten Abſchrift Huttich's,“ welche Bemerkung, wie 
der Augenfchein ehrt, ganz falſch it; de Wal mythol. 
septentr. (1847) n 340 wie Gruter; den Stein ers 
wähnen noch wegen bed Beinamens von Mare Schmidt 
Geſchichte des Großherz. Hefien II. ©. 399; Otelli 
1356. 

Gott Mars, mit dem Beinamen Leucetiuß, den er 
bier führt, Fommt noch auf einem Broncetäfeldien vor, 
welches 1836 bei Klein Winternheim gefunden und jept im 
Wiesbadener Mufeum ſich befindet; auf einem ganz ähn» 
lichen ebenbafelbft gefundenen aber wie es fcheint im 
dem Mufeum nicht mehr vorhanden ſtand MARTI 
LOVCETIO *). Woher nun diefer Beiname fomme, 
iſt unbefannt und fah jeder Erflärer unferer Infchrift 


*) Bergl. Habel in ben Annalen II. 3. S. 335; Steiner 
I. Ausg. 571 und 572; das zweite Täfelhen erwähnen 





— 315 — 


gibt hierüber eine andere Vermuthung Buchs und 
Lehne leiten ihn von der Infel Leuce im fchwars 
zen Meere her, wonach Letzterer meint, daß, weil Achilles 
dort befonder6 verehrt wurde, unter Mars Leucetius 
diefer Heros felbft zu verfichen fe. De Wal will bie 
Lesart LOVCETIVS al8 maßgebend annehmen und vers 
gleicht damit Lucetius, wie Jupiter als Lichtgott bei 
den Römern hier und da °) genannt wird. Und darnad) 
wild Beder in den Jahrbüchern des Bonner Vereins 
XVII. S. 166 in unferer Snfchrift LOVCETIVS fchreis 
ben, weil auf dem wieder gefundenen Fragmente gerade 
die zwei erften Buchftaben fehlen, und ift ferner der Ans 
fiht, daß diefer Name „bald dem Jupiter, bald dem in 
den älteften Zeiten Roms als Feldgottheit verehrten Mare 
beigelegt worden zu fein fcheine.” Was nun zuerft die 
Aenderung betrifft, fo ſchützt das eine noch erhaltene 
Bronzetäfelchen ©) unfere Infchrift dagegen; auch möchte 
ih ein ſolches Verſehen dem erften Herausgeber Huts 
tich ”) nicht wohl aufbürden. Ob der Name Lucetius ir⸗ 
gendwo bei den Alten dem Mars beigelegt wurde, iſt 
mir unbefannt ©), if auch nicht nachgewiefen worben, 


auh Lehne a. a. D. S. 275, und darnach Steiner. 
Ausgabe 309 und de Wal aa. a. O. 339. 

5) Gell. noct. att. 5, 12; Macrob. Satur. I. 15. ®Brgl. Bergk 
de carm. Saliar. relig. (Marb. 1848) p. IV. und XII. 

6) Welches ben beiben zulett erwähnten Erflärern nicht bekannt 
geworben zu fein fcheint. 

7) Nicht Fuchs, wie in ben Bonn. Jahrb. a. a. O. gemeint 
wirb, wo e8 heißt: „Leucetius beruht blos auf ber Angabe 
von Fuchs“ — biefer war übrigens noch genauer. 

8) Aue Macrob. a. a. ©.: Nam cum Jovem acciplamus 


— 836 — 


endlich glaube ich, daß wenn das lateiniſche Wort Lu- 
cetias gemeint fei, es mit V nicht mit OV gefdhrieben 
wäre; im Gegentheil die Form LEVCETIVS auf zwei 
Dentmälern zeigt, daß fie die echte, und bie andere 
LOVCETIVS vielleicht nur ein Schreibfehler jener fet. 
Das Wort Rammt aber dann nicht aus dem Lateinifchen 
auch nicht aus dem Griechifchen, fondern der Gott Mars 
erhielt hier wie fo viele Goͤtter auf Infchriften am Rhein 
und der Donau, überhaupt in ben germanifch -Eeltifchen 
Ländern, einen einheimifchen Beinamen: ein ſolcher bes 
zeichnet nun gewöhnlich entweder cine Eigenfchaft des 
Gottes oder bezieht ſich auf einen Ort ober ein Volk. 
Letzteres türfte hier der Fall fein: und fo hat denn ſchon 
Schmidt a. a. O. den Beinamen Leucetius von ben 
Leuci hergeleitet, einem gallifchen Volle an der oberen 
Mofel mit dem Hauptorte Tullum (Toul); auf de 
Wal nennt diefe Bezichung „nicht unpaſſend und würbe 
glaube ich, diefelbe angenommen haben, wenn nicht bie 
Variante Loucetius ihn an Lucetius erinnert hätte ?). 
Und fo ift denn Mars Leucetius den fünfzig Lokalgott⸗ 
heiten beizuzähfen, die uns meift aus Infchriften, befon» 


lueis auetorem, unde et Lucetium Salil in carminibus ca- 
nunt ete. wird man bod nicht bat Beiwort auch auf Mars 
beziehen wollen. 

9) Die Erflärung von Schmidt if auch im ber deutſchen 
Ausgabe von Forcellini angenommen; auh Steiner 
in ber I. Ausgabe gibt ihr ben Vorzug, im ber IL ver- 
weist er auf ben Commentar, ber noch nicht erſchienen if; 
Biener enblid führt bie Auſichten von Lehne uud Schmidt 
an, ohne fih zu eutſcheiden. 


— 17 — 


ders der oben erwähnten Gegenden befannt find. Man 
vergleiche hierüber die Zufammenftellung In dem angeführ⸗ 
ten Zahrbuche der Bonn, Alterthumofreunde ©. 170 ff. 

Die Ara wurde geweiht für dad Wohl des Antos 
ninus Pius, des tugendhafteften aller Kaiſer und eines ber 
ebelften Menfchen, die je Ichten: er regierte von 138 bie 
161 unferer Zeitrechnung: in diefe Zeit alfo fällt unfere 
Ara. Wiewohl aber das Jahr nicht genauer angegeben 
werben Fann '°), if fie dennoch bie ältefte aller Raffauifchen 
Inſchriften, welche eine einigermaßen beftimmte Zeitangabe 
bat. Die nächfte mit genauer Jahresangabe ift über 50 Jahre 
Jünger ). Much als nähere Urfache der Weihung kann 
feine andere ermittelt werben als die auf dem Stein ans 
gegebenen, d. h. dad Wohl des Kaifers, des allverehrten, 
des allgeliebten. 


Der Weihende hieß Olus Voconius Vitulus; ich 
finde nicht für nöthig mit Gruter, dem die folgenden 
0) Lehne verfuchte zwar das Jahr genau zu beſtimmen, indem 

er bie Weihung, die er wie erwähnt mit bem auf ber Infel 
Leuce verehrten Adilles in Verbindung feht, auf ben Kampf 
bezieht, den Antoninne mit bem Taurofcpthen am ſchwarzen 
Meere, etwa im Jahre 139 geführt zu haben ſcheine: al 
Tein einmal haben wir gefehen, baf Leucelius anders zu beu- 
ten ift und daun wirb wegen jenes eigentlich unbebeutenden 
Streites in ber Krimm, bem ber Kaifer burd feine Lega- 
ten führen ließ, Niemand am Rhein einen Altar gefeht 
haben. 

*) Born Jahr 211 nämlich: eine Heine Ara in ber Hoheburg 
bei Unterliebach um das Jahr 1770 gefunden und im 
Wiesbadener Mufeum, vergl Went Heſſiſche Geſchichte I. 
©. 15; Lehne 114; Steiner I. Ausg. 694 u. ſ. w. 








— 38 — 


Herausgeber alle beiftimmten, den Vornamen in Duins 
tus zu verwandeln, indem O. d. 5. Olus, gewöhnlich Aus 
lus nicht felten auf Infchriften ſteht, z. B. auf einer 1841 
bei Oppenheim gefundenen und jept im Mainzer Mus 
feum befindlichen Ara '*), vrgl. Orell. 1943, 2712; Gas 
bretti p. 25 f.; Mommsen inser. Neapolit. (1852) 
n. 5552. Die Ramen Boconius und Vitulus gehören 
nicht zu den feltenen, doch kommen fie, fo viel ich weiß, 
nicht weiter in unferer Gegend vor. 

Voconius diente in der XXI. Legion, ob als Cen- 
turio (Hauptmann) ober ald gemeiner Soldat, kann 
eigentlich nicht entfcjieden werben; bie Herausgeber neh⸗ 
men Erſteres an und manche fegen das Legionszeichen 
ohne alle Autorität ein: allerdings kann dieſes wegen des 
unmittelbar vorhergehenden S überfehen worden fein; es 
gibt aber nicht wenige Infchriften, auf welchen die Bes 
zeichnung des Standes einer Militärperfon vor Legio 
fehlt: ob nun an folden Stellen Centurio oder Miles 
zu ergänzen ſei, over ob Legio unmittelbar vom voraus⸗ 
gehenden Wort abhänge, dies zu unterfuchen, würde bier 
zu weit führen. 


2) Bergl. Zeitfchrift des Mainzer Vereins I. ©. 62 Nr. 7 und 
bie Beridtigung ©. 200, Nr. 7; bei ber erſten Beröffent- 
lichung wollte ich das ganz beutliche O auch als Q nehmen. 





| IN H D° D°| 
GENIO SANC 
TO °M  AVREL: 
CL * POMPEIAN 
VS-MIL - LEG VIll 
ANTONINIANAE 
AVNG  B- F’COS .b- 
IANVAR °- IMP »- 
D°N - ANTONINO- 
III * ET : BALBINO:- 
II-COS- 

In honorem domus divinae; Genio sancto Mar- 
cus Aurelius Claudia Pompejanus miles legionis oc- 
tavae Antoninianae augustae beneficiarius consulis 
idibus Januariis imperatore domino nostro Antonino 
quartum et Balbino iterum consulibus, 

Zu Ehren des göttlichen Haufes; dem heiligen Ges 
nius (weiht diefen Altar) Marcus Aurelius Bompejanns 
aus der Zunft Claudia, Soldat der achten antoninianifchen 
hehren Legion, Begünftigter des Conſuls, an den Iden des 
Januar, als unfer Herr, Kaifer Antoninus zum vierten 
Male und Balbinus zum zweiten Male Eonfuln waren. 

Um 1517 in Praunheim ’?), aber ohne Zweifel 
gefunden auf dem Felde nach Heddernheim hin, wo ber 


ı3) Praumheim ſchreibt Huttich. 


Novus vieus fland, jeht Burgfeld oder Heldenfeld ge 
nannt "), vergl. Habel Annal. 1. 1.6.48 ff. Die 
Form, wie fie die Edit. princ. gibt, iR für einen römi- 
ſchen Altar ganz ungewöhnlich. „Uff der Schwargen Taffel” 
fagt das Wiesbadener Manufeript. 

Hutt. p. XXXIII.; in der zweiten Ausgabe ohne 
Barianten, nur [ft er die Striche über den Zahlen und 
Buchſtaben hinweg und verringert den Umfang um eine 
‚Zeile, indem er D°N der Oten und IIIl · ET der 10ten immer 
in die vorhergehende Zeile ſetzt, und dadurch in diefer für 
11°COS Plag erhält, wodurch alfo die lehtere wegfällt. 
Apian. p. 481 zieht die Inſchrift in 8 Zeilen zuſam⸗ 
men, behält aber die Form bei. Gruter gibt den Stein 


) Schenck a. a. D. ©. 9 ſetzt biefen und R. VI. und VIL 
nad Wiesbaden, indem er bemerkt, daß „ein Verzeihniß 
derer in Wißbaben von alten Zeiten her beſindlich geiwefe- 
nen alten Römiſchen Aufſchriften verfaffet und ſolches bei 
ſchriftlichen Urkunden ber Gtabt nod vorhanden“ mb 
darnach fucht er S. 198 ff. zu beweiſen, daß fie wirllich fru- 
ber in Wiesbaden geftanben und vielleicht von ba nach Praum- 
heim gelommen. Jeboch fand biefe über zweihunbert Jahre 
jüngere Notiz bisher faft feinen Glauben (fo viel ich weiß, nur 
bei Steiner im ber erften Ausgabe). Eigentlich irrt auch 
Säend; denn auf dem Manufcript, welches gegenwärtig 
im Idſteiner Archiv ſich befindet, und deſſen Mittheilung ich 
ter Güte bes Herrn Archivbireltor Dr. Friedemann ver- 
banfe, find bie brei Infchriften angeführt, ohne Angabe bes 
Bunbort®, dagegen ber vierten bort erwähnten Iufchrift 
(unten Mr. VIIL) if beigefhrieben „zu Wisbaden“, woraus ich 
folgere, daß bie Handfrift urſprünglich nicht in Wiesbaden 
verfaßt war, alfo für bie erſten drei Inſchriften Wiesbaben 
nicht als Fundort angenommen werben muß. 


— 31 — 


zweimal, zuerſt 108, 1 nach Huttich's zweiter Ausgabe 
und in derſelben Form, gibt aber einige Siglen an, 
nämlich 
GENIO, ANONINANAE, ANONINO 
mit der Bemerkung in lapide ita exhibetur, woraus ber 
vorgeht, daß der Stein damals nod; erhalten war. Bei 
feiner zweiten Angabe 1075, 10 ift beigefügt: Mauclerquius 
delineabat. Da bei Huttich vorzüglich die Form, bie 
er der Ara gibt, anftößig iſt, Mauclerquius aber eine ge 
wöhnlichere Form liefert: fo müffen wir fie als bie ur 
forüngliche hier einreihen. 
IN-H-D-D- 
GENI-OSANC 
TOM AV · REL. CL 
POMPEIANUS 
MIL*LEG- VI: 
ANTONINIANAE 
-AVG-BF-CO'b 
IANVAR IMP 
DN- ANTONINO- III 
T-BALBINO’II-COS 
Hier iſt nur irrthümlich ein Punkt in den Worten 
GENIO und AVREL gefegt. Ihm folgen außer Johann. 
XXXI., welcher die zweite Ausgabe von Hutt. abdrudt, 
die Andern der Hauptfahe nah '). Winkelmann ©. 





5) Die Auflöfung ber Gigfen kann natürlich nicht im Betracht 
tommen. 
21 


181 ändert in der Abtheilung von Zeile 2 und 3 Hat 
aber: GENIO SANCTO 
MAVRELIVS CL worauf wir noch 
unten zurüdtommen: außerbem in v. 9.111. ſtatt III; er 
Halt ihn für einen Grabſtein — Lersner Chron. von 
Sranffurt 1. S. 2 ganz wie Winfelmann; Schend ©. 
. 98 mit einigen Schreibfehlern GENEO, MAREL, AN- 
TONNANAE, COS : TO, ANTONO Im̃, genau 
nad) dem oben erwähnten Manuſc. ebenfo Kraus in 
Memoires de la soo. d. antiq. de Cassel ©. 322; 
Fuchs 1. ©. 5. zuerft wieder richtig nach Gruter; nach 
ihm bie übrigen: Lehne 107; Steiner 247, 1. 639. 
Fuchs, der zuerft die ganze Inſchrift entzifferte *), 


6) Es bürfte wicht umintereffant fein, SGchends Erflärung, 
wiewohl fie etwas lang if, hier anzufügen: es iſt bie äl- 
teſte biefes Steines, bie ich lenne (denn bie früheren Her» 
ausgeber gaben feine Erflärung), und zeigt zugleich, wie 
weit bie Erflärung vömifcher Juſchriften vor 100 Jahren 
wurd war. Schend fagt p. 99: „Das if: zu Ehren bem 
Hansgott! dem Genen Sancto Marelio Claudio hat ber 
Bompejanus, ober: bem Geneo Gancto hat ber Marelins 
Claudius Pompejanus ein Kriegemann von ber achten 
Antoniniſchen Kapferlichen Legion — als ber Kayfer unfer 
Herr Antoninus zum vierten und ber Balbinus zum 
weitenmal VBürgermeifter waren, dieſes zum Anbenfen aufe 
gerichtet. Die mittlere, etwas ſchwer zu verfichenbe Worte 
dieſer Aufſchrift: BF°COS‘TD. ober, wie man auch leſen 
tanu FD ober ED etc, (bemn biefe zwei Buchftaben haben auf 
dem Stein, laut der'alten Originalabſchrift beefelben, im 
einanber geſchlungen geſtanden und find alſo vielbentig) 
wie auch das Wort IANVAR läßt man andern zur wei- 
tern Unterfuhung und Anfllärung, über. Unb was auch 


aflärt: Genio sancto Marci Aurelii Claudius Pom- 


pejanı 


us u. f. w., indem er meint: der auf der Infchrift 


erwähnte Claudius Pompejanus fei ein Sohn oder Anver⸗ 
wanbter des Claudius Pompejanus, weldyer ein Enfel von 


bie Worte: GENEO SANCTO anbelangt, fo ſtehet einem jeben 
frey, folche entweber vor Nomina propria, b. i. Ramen eis 
nes getviffen Menſchen, ober vor Nomina adpellativa, ba® 
iR, gemeine Nennworte zu halten unb folglid alſo zu ver⸗ 
muthen, baß etwa ein Menſch, ber Geneus Sanctus ge 
heißen, ober ein Genius sanctus, das ift, eim heiliger und 
guter Schup-Geift, (dergleichen bie alten Römer bekanntlich 
geglaubet, und fie ben Hausgdttern gleich geachtet haben) 
ober fonft etwas anderes dadurch gemeynet werbe. BVielleicht 
ſteht dieſe ganze Sache alſo: Es hat ber Kayſer Autoninus 
Baſſianus Caracalla, deſſen im dieſer Aufſchrift ganz offene 
barlich gedacht wird, einen, Namens Pompejonne, (Entel 
des Kaiſers Marci Autonini) welden er bereits zweymal 
zum römifchen Burgermeifter gemacht hatte, nad; dem Zeng- 
niß des Spartiani in ber Lebenebefchreibung biefe® Kayfers 
Cap. 3 und obngefähr in bem Jahr Chriſti 212 umbringen - 
laſſen, doch fo, baß es den Namen hat haben müflen, als 
ob er von ben GStraßenräubern wäre ermorbet worden. 
Bielleicht hat num beffen Sohn Pompejanus, welcher bamale 
wie es ſcheinet, in Wißbaden ale ein Kriegemann unter 
dem oberften Befehlshaber Januario, in Beſatzung gelegen, 
biefem feinem tobten Batter, ben er etwa einen Deum do- 
mesticam, Hausgott, und einen Geneum ober Genium sanctum, 
einen heiligen Schuggeif, vielleicht GENETOrEM ober Geni- 
torem sanctum, einen heiligen Batter nennt, (wie benn bie 
Römer ehemals die abgefchiebene unb vergätterte Seelen 
ihrer Voreltern sanctos ober heilige zu nennen gepfleget 
baben, fiche ben Virg. Aen. V. 80. 603 zc.) dieſen Stein 
zu Ehren in Wißbaden aufrichten laſſen“ u. ſ. w. 
21* 


Kaifer Mark Aurel, Gonful im Jahr 209 geweien und 
von Kaiſer Earacalla nach Getas Ermordung im Jahr 
213 um das Leben gebracht wurde, jedoch fo, daß er von 
Gtraßenräubern ermordet fehlen; um nun nicht gleiches 
Schidſal zu erfahren, habe, als Caracalla einen Zug nad 
Deutfchland unternahm, der Anverwandte dem heiligen 
Genius des M. Aurelius, worunter alfo Garacalla zu 
verfiehen, diefe Ara gewidmet. Diefer Erklärung ſtimmt 
Steiner in ber, erfien Ausgabe bei; auch Lehne meint, 
daß Claudius Pompejanus jener Familie etwa durch bie 
Gigenfchaften eines Freigelaſſenen angehört (?), doch er 
babe die Schmeichelei gegen den Kaifer zweideutig aus⸗ 
gebrüdt, deun e& fei zu erflären Genio sancto, Marco 
Aurelio, wobei Garacalla an feinen Namen flatt an 
den bed Mark Aurel denken mochte. Schon Schmidt 
Geſchichte des Großherzogthums Heſſen J. ©. 25 fand 
die richtige Deutung, welche auch jegt Steiner in ber 
weiten Ausgabe angenommen hat. Daß Pompejanus mit 
jener Bamilie verwandt, Fann nicht aus der Inſchrift ger 
folgert werben, iſt auch ganz unmwahrfcheinlich, weiler ges 
meiner Soldat war. ine Beziehung auf jene Ermordung 
Kann bier auch wohl deßwegen nicht angenommen werben, 
weil die Debifation fat ummittelbar auf jenen Vorfall, 
ober gar vor bemfelben erfolgt ift. Obige Erklärung wird 
noch durch die Variante M- AVRELIVS befräftigt, welche 
bei Winkelmann Can deſſen Zeit der Stein vielleicht 
noch eriftirte) und Leroner fich findet, 

Die Legio VII. Augusta lag beim Tode Auguſts in 


— 135 — 


Bannonien 7), Fam unter Rero nad) Möften ’*), wurbe im 
Jahr TI wegen des batavifchen Krieges nad} Germania ges 
fchidt ); 0b fie von jet längere Zeit hier blieb, kann noch 
nicht bewieſen werben, ift aber wahrfcheinlich, wiewohl von 
ihr erft in ber zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts 
Steine in Germanien nachgewieſen werben können. Der- 
frühfte mit Jahresbezeichnung ift vom Jahr 148 *), der 
fpätefte vom Jahr 2%3 *). Sie hatte verfhiedene che 
rende Beinamen, wie pia fidelis constans *), fo wie fie 
auch von mehreren Kaifern zeitweife Benennungen aus 
nahm, wie Commoda, Antoninians, Soverigna ?). Wo 
fie fpäter hinkam, iſt nicht gerade befannt. 

Der Ultar wurde geweiht am 13. Januar des 
Jahres 213, wo Marcus Aurelius Antoninus Garas 
alla zum vierten, und Publius Cacilius Balbinus zum 
zweiten Male Eonfuln waren *). 


»7) Tac. ann. 1. 28. 

*8) Tac. hist. 2, 85, 3, 10.; vrgl. Borghese in ann. dell 
inst. arch. Rom. IX. p. 152. 

»9) Tac. hist. 4, 68. 

») Zwei Altäre, gefet vom centurio Naselllus Proclianus, ge- 
funden bei Bödingen, jegt im Stuttgarter Mufeum, vrgl. 
Steiner IL. 16 und 20; Stälin Verzeichniß bes Gtutt- 
garter Muſeums ©. 6. 

? ) Eine Ara bem Mars von einem Golbaten geſetzt, gefunben 
in Mainz, vrgl. Zeitfchrift bes Mainzer Altertfumsver. L 
©. 60; Steiner II, 385. 

”) Fabretti ©, 665 Nr. 517, wo zuglei bie Urſache vom 
biefer Benennung angegeben if. 

23) Brgl. Zeitſchrift des Mainzer Aterthumsver. a. a. O. ©. 61. 

+) Im dasjelbe Jahr ſetzt Lehne nicht ohne Wahrſcheinlichleit 


u. 

CN - CVRIONI SA 
BINO LEG - XVII 
MIL - P- METEL 
LVS- CALVINVS- 
CONTVBERNA 
LI DVLCISS - PO- 

Caeio Curioni Sabino legionis vicesimae se- 
eundse militi Publius Metellus Calvinus contuber- 
aali duloissimo posuit. 

Dem Cneius Curio Sabinus, Soldaten ber zwei 
und zwanzigften Legion, feinem füßefen Zeltgenofien, hat 
Bublius Metelus Galvinus diefen Stein geſeht. 

Bar 1517 in Elörsheim vorhanden, Huttich 
XXXIV. 

Ueber der Inſchrift ift bei Huttich ein Soldat abges 
bildet, jedoch ohne irgend mit dem Steine verbunden zu fein, 
indem fogar Die Angabe des Ortes zwifchen beiden fteht. Eben 
fo ungenau ift der Soldat, indem er zwar lampfgerüſtet 
ſteht, aber in ber Rechten den Schild vorhält, und in 
der Linken das Schwert zum Stich vorſtreckt; ber Kopf 
iſt ohne Bedeckung, die Kleidung nicht gerade ganz 
roͤmiſch. 

Die pwelte Ausgabe von Hutt. ohne alle Va⸗ 
riante; Ap. p. 481 ſeht nur in v. 5. das ganze Wort 


eine Ara, bie ein decurlo ber mämlichen VIII. Legion geweiht 
Yat und welde ia Kaſtel gefunden, jest im Darmfläbter 
Bufenm iR, vrgl. Legne 127; Steiner 283. 





— m — 


CONTVBERNALI, dreht aber die Figur um, woburd 
der Soldat in die Linfe den Schild, in die Rechte das 
Schwert erhält, alfo eine richtige Stellung annimmt. 
Lazius (Resp. Rom. in extern. etc. Francof. 1598) 
zieht die Infchrift p. 415 in 5, p. 576 in 2 Zellen 
zufammen. Grut. 539. 6, gibt fie in fieben Zellen, wies 
wohl er aus Apianus zitirt; Gudius (in Oru- 
ters zweiter Ausgabe) fchlägt in v. 2. XXII ſttatt 
XVil. vor; wie die editio pr. Johann p. XXXII; 
Fuchs 1. ©. 168 mit einer Abbildung nahm zuerſt 
Gruters Emendation in Tert auf; ebenfo Lehne 2319; 
Wiener 83; Steiner 2%, ll. 668. 

Die Legio XVI fann auf feinen Kal richtig fein, 
indem diefe nebft der Legio XVII. und XIX. mit dem 
Varus umkam und nie mehr reftituirt wurbe *); daher 
fann Gudius Aenderung nicht bezweifelt werben. Weil 
tribus und Geburtsort des Soldaten nicht angegeben ift, 
möchte Fuchs den Stein in die Zeiten des Gonftantin fehen: 
allein in biefer Zeit ſcheint die Legion nicht mehr beſtan⸗ 
den zu haben. 

Das in der dritten Zeile dad Wort MIL nach dem 
Namen der Legion fteht, ift nicht gewöhnlich, 





Bald nah Huttich gab Peter Apianus (Dies 
newig) die erfte größere Infchriften«Sammlung in Deutſch⸗ 
land heraus: Inscriptiones sacrosanctae vetustatis non 
illae quidem Romanorum sed totius fere orbis etc. etc. 


25) Brgl. Borgh. a. a. O. S. 165 f.; Grotefend im ben 
Bonn. Iahrbüdern X. ©. 165. 


Ingolstadii 1584 801. *). Derfelbe nahm p. CCCCLXV — 
CCOCCLXXXUN alle Inſchriften von H uttich auf, richtete 
ſich aber in der Abtheilung der Worte und Berfe und in 
der Zahl der Iepteren durchaus nicht nach dem Original, 
denn es fcheint ſaſt nur fein Beſtreben geweſen zu fein, 
ein ſchoͤnes Bild von der Infchrift zu geben; daher füllt 
ex manchmal die Lüden mit halben Buchflaben aus, wor⸗ 
ans Spätere Worte zu machen fuchten. Wie er auch 
die Raffauer Juſchriften anders darſtellte als Hutt ich, 
haben wir oben bereits angegeben, wir bürfen aber nicht 
annehmen, daß er, weil er Faum ein Decennium nach 
Huttich ſchrieb, die Steine habe vergleichen laſſen, 
dieſes fiel ihm im der Werne nicht ein, es war ihm 
blos um den Abbrud von Huttich zu thun ”). Wenn er 
bei der dritten Raffauer Inſchrift die Figur richtig Rellte, 
fo iſt dies vieleicht nur dem Zufalle zuzuſchreiben. 
Derfelde Apianus führt pag. COCCXXXXVI 
wei Infchriften apud arcem Cronburgu an, von 
benen bie eine 2) Gruter zweimal, nämlich 368, 
1 mit der Rotiz in arce Kronburg und 497, 13 mit 
der Bemerfung ad arcem Cronburg in Germania aus 


*) Eine Ansgabe von 1588, bie hier und ba citirt wird, ſcheint 
auf einem Irrthume zu beruhen. 

°7) Im ber Borrebe an ben Leer fhreibt er: addimus et Ma- 
guntinenses, quae allquot ante annos typis sunt excusae, ut 
uno simul labore omnia, quae haberi potuerunt et con- 
quirl, tu nobiscum possideres et fruereris delectatione, qua 
decet, 

=) Wir geben fie, als nicht wehr hierher gehörig, in ber An 
merkung. 


Lazius und Apianus wiederholt. Bon da nahm fie 
Buchs 11. S. 143 in fein Werk auf, wiewohl er beifept: 
„05 dieſes das Schloß Gronenburg im Mainziſchen war 
ober ein anderes Eronenburg in Deutfchland, {ft noch nicht 
ausgemacht”, und von jept an galt die Infchrift als eine 
naſſauiſche. So will Lehne in diefen Annalen 1. 1. ©. 
10 aus der Infchrift ein municipiam in Eronenderg nach⸗ 
weifen; und wiewohl bei Eronberg noch nichts Römifches 
aufgefunden wurde ) und Gerning feinen Freund bes 
tichtigte und „der Freund dem Freunde ſogleich beiftimmte* 
wie es Annalen a. a. D. heißt, fo wird doch die Inſchrift 
in defien gefammelten Schriften Rr. 86 wieberholt, ebenfo 
von Steiner in feiner erſten Sammlung Rr. 226. 
Gerning verfepte jenes Kronenberg nach Weflfalen, 
Andere ind Luremburgifche °*): aus Apianus aber, den 
jeboch Feiner fcheint nachgeſchlagen zu haben**), war ſchon 





Te. 
ET'CASS’PO 
TENTINVS 
INIR "CILONE 
UI-ETLIBONE 
cos’ xv 
KAL No 
=) &o Gerning in ben Annalen 1.2. S. 8., und früher 
in Lahn- und Maingegenden ©. 34; banad irrt Fuche IL 
©. 144, welcher das Gegentheil berichtet. 
30) Lehne Nr. 86 ©. 271: Cronenburg: (wenn nicht bier 
das gleichnamige Schloß im Lugenburgifhen gemeint ift) u. 
ſ. w. Nach v. Hefner dachte auh Fuchs an biefes letz⸗ 
tere Schloß; dem iſt aber nicht fo. 
9) Buchs bemerlt IL ©. 144: „weil Apianus vom Drte 


abzunehmen, daß es im bayrifchen Donauland lag; denn 
Apianus nahm unfere Infehrift aus Aventins Samm⸗ 
lung ꝰ), welcher Iehtere fie ausbrüdlich an den Inn ver 
legt *), und fo hat endlich erft von Hefner den Stein, 
der noch in der Kirche zu Mitl vorhanden ift, unter dem 
Oberbayriſchen Dentmälern befannt gemacht ( Oberbayri⸗ 
ſches Archiv VI 3. S. 273), worauf Steiner in ber 
1L Ausgabe Rr. 663 die Infchrift zwar dem rechten Orte 
in Bayern zuweiſt, aber fle dennoch unter den Raffauer 
Inſchriften numerirte. Die andere Infchrift, welche Apia⸗ 
nus noch aus Eronburg anführt, wurde nie ind Raffaner 
Land verfeht, wohl weil Gruter 537, 8 fie aus dem Kloſter 
Wetel am Inn citirt. 





Im Jahr 1601 gab Janus Gruterus bad berühmte 





bes Gteines ſchreibt: ad arcem Cronburg in Germania, 
was jedoch nicht bei Ap. fonbern bei Grut. ſteht. Lehne 
a. a. D. „biefe Ara war ehemals an dem Gchloffe Kronen. 
burg eingemauert, wo fie Apiauni copirte, aber Teiber nur 
als Fragment fand," was gan falſch if. 

42) Brgl. Ap. ©. CCCCKRAK. 

3) In Aventins Annales Bojorum (ed. Ingolst. 1554) &.115 
heißt es über bie Inſchrift: Cubat adhuc in ripa Oeni 
vieus et arx Carnoburgium appellamus — duos ibi inveni 
lapides, qui has continentlitteras. Diefe Annalen Aventins, 
welcher im nämlichen Jahre zu Regensburg farb, als Apia- 
nus feine Juſchriften ebirte, lagen als Mannfript zu In- 
golftabt, bis fie erk 20 Jahre nad des Berfaffers Tod 
erſchienen find. Alſo nahm Apianus bie Juſchriften aus 
bem Manufcript, was er jebo nicht bemerkt. Denn Aven- 
tins bayriſche Chronik im Auszug vom Jahr 1522 wird die 
Iufhriften wohl wicht entfalten haben, 





— 831 — 


corpus inscriptionum ®*) heraus, worin er befanntlidh 
mit ungewöhnlichem Fleiß alle früher befannten Infchrifs 
ten fammelte und durch die vielen Verbindungen, bie er 
mit den Gelehrten aller Länder angefnüpft hatte, eine 
große Anzahl neuer Infchriften zum erfienmale edirte. 
Daß er hierbei nicht mit derjenigen Kritit verfuhr, welche 
man wünfchen konnte und die er doch in andern Werfen 
fund gab, zeigen auch die Raflauer Infchriften. Die zwei 
‚ erften der bisher erwähnten gab er nach Huttichs zweiter 
Audgabe, die dritte nach Apianus, jedoch nicht ganz genau 
nach feinem Gewährsmann. Daß er die zweite noch einmal 
gab, hat er wie gewöhnlich gar nicht bemerft. 

Außer diefen führt Gruter aus dem Raflanifchen 
noch fünf früher nicht befannte Infchriften an, die er wie 
die meiften von denen, die er zum erftenmal ebirte, von 
Anderen mitgetheilt erhalten ut. 


IV, 
FORTVNAE 


CL 
PRIMI 
LLA 
VSLLM 
Fortunae Claudia Primilla votum solvit lubens 
laeta merito. 
Der Fortuna hat Claudia Primilla ihr Gelübde 
gern und freudig nach Gebühr gelöst. 


%) Ex officina Commeliniana 1601; II. Edit. burch Graevius 
Amstelod. 2 Tomi 1707. 


Um 1600 bei Hebbernheim, (Edermonü apud Phil. 
Wolfun: a Pfraumheim °°): Gr. 1013, 7 nebft Abbildung 
der Ara und Angabe des Gewaͤhrsmanns Mauclerquius, qui 
vidit *); Winfelmann ©. 131 hält den Stein für einen 
Grabſtein ’7), (daß er in der zweiten Zeile zwiſchen C und L 
und in der vierten vor A einen Punkt fept, können wir 
ebenfo übergehen, wie daß Gruter eigentlich PAIN Hat, 
was er aber in der Rote fogleich richtig erfennt); Lero⸗ 
ner a.a.D. wie Winkelmann nur ein Baar Bunfte mehr; 
Bude 11. S. 68 und 265 gibt zuerft richtige Abfchrift und 


33) Diefer Wolf kommt in einer Grenzregulirungsurkinde zwiſchen 
Praunheim und Hebbernheim vom 8. December 1610 vor, 
wo es heißt: daß Schultheiß und Bürgermeifter zu Praun- 
beim wegen ber Pfläferung des Ortes „ben Junker Philipp 
Wolf von Braunheim un Suuforten gebeten hätten, ihnen bie 
Steine bazu in ben SHebbernheimer Burgmauern gänftig 
verabfolgen zu laſſen,“ vrgl. Habel in biefen Annalen L 
1 S. 53. Auch hieraus geht wohl hervor, baß weber in 
Praunheim noch in Hebbernheim, fonbern im Heibenfelb 
ober Burgfeld die Sieine gefunden worben find. Gin an» 
terer Philipp Wolf von Praumheim „den man funft nennt 
Alettenberg,“ lommt in einer deutſchen Inſchrift vom Jahr 
1450 vor, vrgl. Habel a. a. O. S. 61; daraus bükrfte 
hervorgehen, daß bei Grut. 1072. 2 unb 1006, 2 Klettenberg 
flatt Kettenberg zu fchreiben fei. 

*) Wer biefer Anten Mauclerguins, welder nad Gruter's 
Borrete S. 10 durch Privatmittheilungen feine Samm⸗ 
ung förderte, geweſen ift, babe ich nicht in Erfahrung 
bringen können; er fheint in oder bei Wiesbaben gelebt zu 
haben. 

7) Gr überfegt bie legte Zeile: vivus sibi legavit locum monu- 
mentl. Die anderen Zeilen erklärt er nicht. 





— 83 — 


Erklärung 9; Gerden Reifen IV. S. 304; Gerning 
Main und Lahngegend ©. 235 überfeht Fortuna et Claudia 
n.f.w.; Lehne 97; Steiner 2330, Il. 644. Der Stein 
iR Cfeit 1821) im Hofgebäude Cüber dem Stalle, fügt 
Gerning a. a. D.) der Wohnung des Herrn Ohriften 
von Breidbach zu Heddernheim eingemauert; der Ver⸗ 
-ein follte fih bemühen, diefe Infchrift für das Muſeum 
zu gewinnen. 

Fuchs a. a. O. meint, daß diefe Clandia von den 
Nachkommen des Claudius Quartinus, welcher auf einer 
am Main gefundenen Ara erwähnt wird, fei und unter 
des Kaiſers Alexander Zeiten den Stein habe ſetzen 
laflen: allein einmal irrt Fuchs, indem er dieſe Ara 9 
in die Zeiten Trajand fegt, während fie ind Jahr 217 
fat, wie Lehne die Confuln richtig erfannt hat, und 
dann kann eine Verwandtfchaft aus dem gleichen Gentil« 
Ramen durchaus nicht gefolgert werden. Somit Fann 
über die Berfon und die Lebenszeit der Brimilla nichts 
Näheres angegeben werben. 

V. 
HDeD 
AEFOR 
AFLIO 
IRVS 
Nur diefe Buchftaben find gegenwärtig auf dem 


3) Steiner II. 644 irrt aber, wenn er meint, Fuchs habe 
biefen Stein entbedt; Kuh 8 S. 64 fagt nur, er habe alle 
dieſe Steine genan in Augenfdein genommen. 

39) Gefunden 1632 an ber Mainfpige und nicht mehr vorhan- 





Fragmente fihtbar, welches im erwähnten Hofe zu Hei» 
dernheim eingemauert iR. Möchte der Verein dasfelde für 
das Mufeum zu gewwinnen fuchen! s 

Der Stein war ſchon vor 250 Jahren entbedt wor⸗ 
den, und damals, wo er noch ganz war, von Maucler⸗ 
quius zweimal abgefchrieben und darnach von Gruter 
weimal ebirt, beivemal mit ber Abbilbung ber oberen 
Verzierung, woraus hervorgeht, daß die Ara volftändig 
erhalten warz die beiden Mofchriften find: 


Gr. 1018, 8. Gr. 1072, 2. 
I-H-D-D I-H-D-D 
DEAE FORT DEAE FORI · 
AEL. AELIO AEI- AFIO 
DORVS DORYS 
FALAMAVM 1AIAMAVIA 
FX-V-PER EX-V-P-I1> 
M . M. 


Edermonii apud Phil, Edernomũ apud Da Phil, 
Wolfum a Pfraumheim. Kettenbergium *). J 
Aehnlich die Folgenden: Win kelm., wie Grut. 1. 

nur in®. 6 EXV* *), ebenfo Lersner a. a. O. nur V. 








ben, vrgl. Fuchs 1. ©. 11; Lehne 83; Steiner 88, 
1.225. 

*) Daß Philipp Wolf den Beinamen Kettenberg ober viel- 
mehr Klettenberg (vrgl. Anm. 35) führte, alfo nur eine 
Berfon zu verftehen ift, erhellt au aus Gruter 1006. 2, 
vrgl. unten bei Nr. VI. 

“) I’H’D'D erflärt er: Instituto heredes dedicaverunt. 


5: FALAMARVM. Mehnlih Fuchs I. ©. 61, der 
den Stein ebenfalls abſchrieb und ihn alfo gibt: 

1°-H DD. 

DEAE : FORT 

AEI ' AFIIO 

DORVS 
1AlA * MAVRA 
EX: V-P-Ll. 
M . 
Die Abbildung, die Fuchs außerdem beifügte, weicht 

in Einigem von dieſem Terte ab (v. 2: FORI v. 5: 
1AIAMAVIA, v. 3: AEIAFIIO alfo auch ohne die Lüde, 
iſt fonach eigentlich ganz wie Die zweite Angabe Grue 
ters, nach der fie gefertigt ſcheint). Habel in ben Ans 
nal. 1. 1. ©. 81 gab eine Abbildung des Fragments und 
verfuchte eine neue Erklärung. Lehne 91, meiſt nad 
Buchs, bemerkt aber: „man bat bei den von ber 
Herz. Raffanifchen Alterthumsgeſellſchaft geleiteten Aus⸗ 
grabungen ein Fragment dieſes Steined wieder gefuns 
den *), das bie Worte ALAEMAVRAE (v. 5) fehr 
verbächtig macht." Külb, in einer Anmerf. bei Lehne 
a. a. D. ©. 288 flimmt der neueſten Abſchrift von Ha⸗ 


+“) Der Stein ſcheint nicht verloren geweſen zu fein, fonbern 
war ſchon im vorigen Jahrhundert eingemauert, benn bie 
Borte Gerdens (Reifen IV. ©. 208) „mod habe id in 
den Mauern besjelben herrſchaftlichen Gebäudes einen an- 
bern Stein gefehen, worauf die Inſchrift aber unvolllommen 
iſt,“ beziehe ich auf dieſes Denkmal, 


bei bei, eben fo in der Hauptfahe Steiner 232, IL. 
Ausg. 636. j 
Bas die Erklärung betrifft, fo gibt es laum eine andere 
Naſſauer Inſchrift, bei der die Erklärer fo fehr von einan- 
der abweichen: wir wollen Furz verfuchen, was fih für 
ober gegen bie bisher vorgelegten Deutungen fagen läßt. 
Beginnen wir mit der neueften von Habel, dem die Spä- 
tern meiſt beiſtimmen. Jener reſtituirt alfo 
IN: H’D:D- 
PLATE AEFOR! 
ARAI I- AFLIO 
OR-V8S 
1AMAVM*®). 

In honorem domus divinae Plateae fori aram... 

Zur Ehre des göttlichen Haufes weiht der Markt 
firaße den Altar... 

Aehnlich iſt auf einem andern Hebbernheimer Steine 
der Platea praetoria eine Ara geweiht *). Wiewohl 
die Ergänzung der zweiten und britten Zeile vielen Scharfe 
finn verräth, fo Tann fie doch weder genügen, noch ſcheint 
fie der urfprünglichen Geftalt nahe zu kommen. Don 





#3) Gegenwärtig ift bie untere Zeile nicht mehr fichtbar, and in 
ber zweiten unb britten feine Spur mehr von ben vorberen 
Buchſtaben vorhanden, endlich iſt I am Cude ber zweiten Zeile 
verſchwnuden; vieleicht wenn ber Stein heransgenommen 
und bie Farbe, womit derſelbe Ubertüncht if, weggebracht 
wird, dürfte mehr zu ermitteln fein. 

+) Gefunben 1822 und im Wiesbabener Mufeum, vrgl. Habel 
@. a. O. S. 74; Lehne 110; Steiner 209, II. 685. 


— 3197 — 


dem alten Heddernheim find zwar mehrere Straßen wie 
platea praetoria, platea novi vici befannt, aber feine 
platea fori, überhaupt dürfte diefer Ausdruck (Markts 
ſtraße) kein römifcher fein, wenigfens habe ich ihn nicht 
auffinden fönnen: dann wiberfprechen die von Habel here 
geſtellten Worte zu fehr der Tradition, die ſich doch auf 
Autopfie gründet. Mauclerguius *) und Fuché 
(vielleicht auch Winkelmann und Lersner) haben den 
Stein nicht nur gefehen, fondern auch abgefchrieben und 
abgezeichnet Cerfierer zweimal), und nirgends wirb ers 
wähnt, daß vorn etwas fehle, fondern die Ara hat bie 
gewöhnliche regelmäßige Geftalt ſolcher Altäre. Jeht, wo 
diefe vordere Hälfte verloren if, dürfte es mißlich fein, 
andere Buchſtaben und Worte zu ergänzen, als die Ab» 
fchreiber darauf erfannten, beſonders da weder dom Maus 
elerquius noch dem Buchs die Kenntnifle ober 
die Geihidlichfeit eine Infchrift zu lefen abgefprochen 
werben Fönnen, und da außerdem die noch übrigen Refte 
zeigen, daß fie größtentheils das Richtige erfannt haben. 
Es find alfo Habel's Vermuthungen unzuläffig, denn 
wie fann man PLATE ftatt DE und weiter ARAM 
ſtatt AEI oder AEL lefen? Steiner will endlich vor 
ARAM das Wort QVINTANI fegen, wozu weder Plat 
iſt, noch welches einen befiern Sinn gibt. Da alfo diefe 


+5) Wie getwiffenhaft namentlid Manclerguins war, erhellt 
auch aus ®r. 1063. 4, mo beigefügt if: Mauclerqulus ad 
lapidem describebat sicque maluit repraesentari, ut et se- 
quentes nonnullas, quas habulmus alioqui in Auctario; 
zu biefen letzteren gehört gerabe ber unfrige. 
22 


Erflärung nicht wohl angenommen tverben Tann, wenden 
wie uns zu ber früheren. Fuchs gab zuerſt eine voll 
fändige: 

in honorem domüs divinae, Deae Fortunae Aemi- 
lius Adliodorus praefectus alae Maurorum ex voto 
posuit libens lubens merito. 

Zu Ehren des göttlichen Hauſes, der Göttin For⸗ 
tuna hat Amilius Hliodorus, Präfeet des Maurifchen 
Geſchwaders, nach einem Gelübde gern und freudig nah 
Gebühr dieſe Ara gefegt. 

Lehne ſtimmt der Hauptfache nach bei und zwar 
nicht mit Unrecht. FOR ober FORI das heißt wohl 
FORT *°) findet ſich mehrfach als Abkürzung von FOR- 
'TVNAE *), fo daß man nicht mit Lehne aus v. 3 bie 
Silbe NAE heranzichen muß, beſonders da N nicht be⸗ 
glaubigt if; Aemilius, welches Lehne, weil er AE 
wm Fortuna bezieht, in Marcus verwandelt, ſcheint richtig, 
indem Habel ein Stüd von M fah; gegen Aeliodorus 
wie ſchon die erfle Ausgabe hat, erhebt Habel a. a. O. 
©. 83 ſtarken Zweifel, nicht fo ganz mit Recht, denn 
wenn bie zweite Hälfte des Wortes in größeren *) Buchs 
Raben auögebrüdt iſt, fo findet ſich dies nicht felten und 
zwar nicht nur in verſchiedenen Zeilen derſelben Infchrift 


6) Nach Habels Lesart FOR! fönnte man zunächſt au FORI 
gebenfen, aber bann dürfte es wohl nicht DEAE fonbern 
GENIO heißen. Das I finde ich nicht mehr vor. 

47) Bigl. Or. 1739 und 1748; etwa auch Steiner I. Aus 
gabe 721. ‚ 

#) „Biel größer," wie a. a. D. S. 88 flieht, möchte ich nicht 
fagen, indem ber Unterſchied nur wenig bemerkt wirb. 





— 989 — 


wie hier, fondern auch bei einzelnen Buchftaben eines und 
desſelben Wortes; wenn weiter nach ‘OR ein Punkt 
bemerft und verzeichnet wurde, fo iſt dies cin Irrthum, 
denn eine genaue Anficht zeigt, daß die Bertiefung Fein 
folcher Punkt ift, wie in der erften Zeile, fondern daß «6 
eine fpätere Beſchädigung ift, auch ſteht V fo nahe beiR, 
daß gar fein Plap für einen Punft ift: ihn bemerfte 
auch Feirer der früheren Herausgeber, woraus hervorges 
hen dürfte, daß diefe Beſchädigung erft nad Fuchs ſtatt⸗ 
fand. Alſo ift Aeliodorus oder vielmehr Afliodorus 
gefichert, denn wenn man nicht einen Schreibfehler des 
Steinmegen annehmen will, ift die letztere Korm zn wählen 
und ich fehe eigentlich Feinen Grund von ihr abzugeben, 
da beide Namen fonft nicht vorkommen und beide genau 
genommen, entweder nicht richtig gebildet oder falfch 
gefchrieben find. 

Die fünfte Zeile, die jet ganz übertündht ift, bietet 
mehr Schwierigfeiten, und wegen ihrer wäre zu wünfchen, 
daß der Stein gereinigt würde. Wenn hier Fuchs AA 
mit ALA erflärt, fo fdheint er dad Richtige getroffen zu 
haben; denn auch in der dritten Zeile unterfcheidet fich 
I nur wenig vom folgenden 1, daher Fuchs und Gru⸗ 
ter in der zweiten Ausgabe es auch für ein I nehmen; 
leicht mochte auch Habel, der die Zeile noch vorfand, den 
ganz Fleinen unteren Strich am L überfehen haben, wenn 
er ihn fchon in der dritten Zeile richtig erfannte. Vor 
ALA fteht 1 oder wie die erfte Ausgabe hat F, daraus 
macht Lehne P, d. h. praefectus, wie auh Fuchs er 
flärte; doch wurde praefectus regelmäßig durch PR 
oder PRAEF ausgedrüdt? Sollte F wie die erfte Au» 

22* 


- 0 — 


gabe hat, ftatt E ſtehen, wie im folgenden Bers, alfo viel» 
leicht EQVES zu deuten fein? wiewohl allerdings E 
fatt eques faum nachweislich if. 

Nach ALA hat noch Habel MAVM gelefen, wie 
fon bei Oruter ſteht; Buchs hat MAVRA, woraus 
Lehne MAVRAE bildet; dieſe Lesart wird noch durch 
Gruters zweite Ausgabe MAVI’A beſtätigt. Es 
därfte alfo allerdings das maurifche Gefchwaber auf ber 
Inſchrift erwähnt fein. Die maurifche Eohorte wird ers 
wähnt bei Drelli 529; ein trib. cohor. ex provincia 
Maur (itania) findet ſich auf einem Altar in dem engli⸗ 
fen Werke the roman Wall, von J. Collingwood 
Bruce (London 1851) ©. 399, 

Daß die fechfte Zeile von Fuchs richtig erfannt ift, 
folgt ſchon aus dem, was ich oben über 1 flatt L fagte. 


Vvı. 
IOM.l R 
A'E'L’CRE 
SIMVS SE 
DA T. IA B 
ASS I NA 
VSL’L’M 
Jovi optimo maximo Junoni reginae Aelius Cre- 
simus Sedatia Bassina votum solverunt laeti luben- 
tes merito. 
Dem höchſten beften Jupiter und der Königin Juno 
haben Aelius Erefimus und Sedatia Baffina ihr Gelübde 
froh und freudig nach Gebühr gelöst. 





So Gruter 1063, 4 9) dur DMauclerguins, 
wobei bemerft wird, daß derſelbe die Ara genau abgebils 
det *) wünfchte, daher auch wir überall die Punkte ein⸗ 
festen, wie fie bei Gruter ſtehen; derfelbe hat den Stein 
nochmals 1006, 2, und wiewohl derfelbe Mauclerquius ale 
Gewahrsmann genannt wird, iſt die Infchrift doch minder 
genau: fo ftehen die Punfte nur am Ende der Wörter 
und v. 2 MEL °*). 

Bernhard a. a. O. ©, 65 mit beiden Abfchriften 
nah Gruter, (nur ein Punkt mehr in v. 5 zwiſchen 
den beiden S.) wiewohl er bemerft: „ift noch anjetzo bei 
denen Herrn von Braunheim anzutreffen.” Schend 
a. a. D. ©. 102 *) verlegt den Bundort nad Wiesba⸗ 
den ?). Fuchs ll. ©. 1 mit Abbildung und Punkten 
nur am Ende der Wörter. Drelli 1277, bat in v. 4. 
nur den erften Bunft, fonft wie Gruter oben, Lehne 
22 ſetzt Punfte nur am Ende der Wörter und nimmt 
des Rein. Gorrectur AEMIL in Tert auf; Steiner 
hat in der der erften Ausgabe 244 AE'L, in der zwei⸗ 
ten 638 AEM; ebenfo hält er dort Wiesbaden, hier 
Heddernheim für den Fundort. 

Der Stein ift nicht mehr vorhanden. 

Die Worte bedürfen feiner weiten Erklärung: 


4) Gr. 1006. 2: Apud nobiliss. Dn.Philipp Wolffum a Fraum- 
heim, dietum Kettenbergium; vrgl. Anm. 82. 

5) Vrgl. Anm. 45. 

5) ®Wornad Rein. Aemilius vermuthete. 

52) Er fieht die Ara für einen Grabſtein an und erflärt bie Siglen 
ber lebten Zeile: Voto suscepto legaverunt libera manu. 

3) Brgl. oben Anm. 14. 


— 42 — 


Aelius iſt nach den Angaben nur allein richtig, nicht 
Aomilius, wie noch die neueſte Ausgabe von Steiner 
hat. Fuchs erflärte weiter Sedatia Bilia (i. e. filia) 
Assina (von Afina im Peloponnes), was ald unpafiend 
ſchon Lehne bezeichnet hat. Roc ift zu merken, einmal 
daß in der erfien und dritten Zeile ET fehlt, was na⸗ 
mentlich bei der Debication an zwei Götter felten vor⸗ 
fommt, und dann, daß in manchen Wörtern faft nach 
jevem Buchftaben ein Punkt ſteht *). 


VL 
DIS - MANI 
Q’FAVONIO 
WRO FL 
Q FAVONI 
VS VARVS 
CoH XXXII 
VOL -PATR 
ITTPP-T'1— 

Diis Manibus Quinto Favonio Varo filio Quin- 
tus Favonius Varus centurio (?) cobortis tricesimae 
secundae voluntariorum pater ex testamenti formula 
propria pecunia fili faciundum curavit 

Den Schattengöttern, dem Quintus Favonlus Bas 
rus feinem Sohne hat Duintus Favonius Varus, der 
Vater, Eenturio (?) der zwei und treißigften Cohorte der 


&) Bergl. oben S. 298 fi. 





— 348 — 


Freiwilligen nach dem Teſtamente aus den eignen Mits 
teln des Sohnes (dieſen Stein) fegen laſſen. 


Um 1600 bei Praunheim gefunden und jebt im 
Mufeum zu Kaffel *). 

Gruter 1094 1 (dem Mauclerguius die Abs 
bildung beforgte). Winkelmann a.a.D. ©. 180 *); 
Lersnera.a.d. ©. 2; Bernhard a. a. O. ©. 66; 
Schend ©. 94°) (jeder mit Varianten, die wir übers 
gehen Fönnen, und ohne die legte Zeile); Fuchs IL ©. 
134 gab wieder die editio princeps, und erklärte zuerfl 
die legte Zeile; Steiner Maingebiet S.148 8) (nad 
Lersner); Lehne 285 (nah Fuchs) Steiner 238, 
N. Ausg. 637 (meiſt nad Lehne). 


Ueber Favonius Varus fann nichts ermittelt wers 
den: daß er mit einer auf einer Infchrift in Pabua vors 





55) Bergl. Appel Hanblatalog der Sammlung bes Kurfürft. 
Mufeums (Kaffel 1849) S. 25 N. 75, wo aber bie Infchrift 
nicht angeführt ift. 

*) Winlelmann meinte, baß biefes Denkmal vom römifchen 
Feldherrn (Quinctilius) Varus erriähtet fei, welcher, ehe er 
gegen Arminins zu Felde zog, bei Hebbernheim feinen 
Sohn verloren habe. Ihm folgen Luck Fürſtenſaal S. 
946 und fersner ©. 2.; Bernhard ©. 67 belehrt fie. 

eines beffern. 

7) Dies ift der letzte von ben Steinen, bie Schend nad Wies⸗ 
baden verlegt, wovon oben Anm. 14. 

3) Steiner nimmt im Maingebiet Frankfurt, in ber erflen 
Ausgabe der Infchriften Wiesbaden, in ber zweiten Ans 
gabe Heddernheim als Fundort an; fhon Fuchs hat Ich- 
teres dafür erflärt. 


lommenden Favonia Quinti filia verwandt fei, vermeint 
duchs ohne weiteren Grund. 

Bor COH. fehlt die nähere Bezeichnung, ob Varus 
miles ober centurio war; das lehtere wird gewöhnlich 
angenommen *). 

Die cohortes voluntariorum beftanden aus römis 
mifchen Bürgern, die fi) freimilig in Kriegedienk begas 
ben: daher find die Ausdrüde cohortes voluntariorum, 
civium Romanorum, ingenuorum u. &. gleichbebeutend, 
wie Borghese Ann. dell. inst.arch. X1. p. 138 und 
Henzen in den Bonner Jahrbüchern XI. S. 43. nachge⸗ 
tiefen haben. Es gab wenigſtens zwei und breißig Co⸗ 
horten ber Breimilligen: von ihnen lagen mehrere am 
Rhein, fo die Eohorte XXIV und XXVI. im Decumas 
tenlande, vrgl. Rappenegger die römifchen Infchriften 
Badens ©. 16 und 90. Stälin Württemb. Geſchichte S. 
43 und 57. Bon der coh. XXXII wurde 1770 in Hed⸗ 
dernheim noch ein Grabftein gefunden, vgl. Lehne 
36. Wann übrigens diefe Eohorte dahier lag, kann 
bis jept nicht einmal vermuthungsweife angegeben werben. 
Schenck fegt den Grabflein unter Auguſtus (weil die 
Familie Varus damals blühte), Fuchs unter Severus 
Alexander, weil namentlich feit Mark Aurel die Eos 
horten der Boluntarier vermehrt wurden; biefer Kalfer 
bat nämlich wegen des marfomannifchen Krieges viele Skla⸗ 
ven als Freiwillige bewaffnet; vrgl. Capitol v. Ant, 
phil. 21; ob aber hierauf diefe Cohorten der Freiwilli⸗ 


5%) Bergl. oben zu L ©. 318. 





— 35 — 


figen zu beziehen feien, wie Lehne meint, bürfte noch zu 
bezweifeln fein. 

Die lebte Zeile, welche nur zur Hälfte noch vorhanden 
if, dürfte den angegebenen Sinn haben; ähnlich if Leh⸗ 
nes Erklärung; Steiner in ber Il. Ausgabe verfürzt 
die Formel durch Weglaffung der drei letzten Buchftaben, 
wodurch feine Erklärung mit dem Terte nicht gerade 
übereinftimmt. 

VIIL 
1’0O-M ET 
IVNONI REG 

IN HONOREM 


Jovi optimo maximo et Junoni reginae in ho- 
norem... 

Dem höchften beften Jupiter und der Königin Juno 
zu Ehren,.. 

War vor 1600 in der alten römifchen Mauer in 
Wiesbaden umgefehrt eingemonert, ift aber feit 100 Jah» 
ren nicht mehr vorhanden. 

Grut. 7.5a Viviano *); Weber, therm. Wies- 
bad. descr. (Oppenh. 1617.4) p.5. läßt H in v. 3 aus 
und gibt die Infchrift umgelehrt (wie fie in der Mauer 
ftand); ebenfo Winfelm. a. aD. ©.74; Bernhard 


6) Johannes Bivianus, von Balenciennes, Kanfınann zu 
Antwerpen, Dichter, GSchriftfleler und Freund ber Alter- 
thümer, ftarb 1598 zu Aachen. Er befaß eine fhöne Samm- 
fung golbner und filberner Mebaillons und ebirte unter 
andern itinerarium per nonnullas Galliae et Belgicae partes. 
(Antwerp. 1584.) 


.0.D.6.66; Schend a. a. O. ©. 108 ©) (fand ben 
Stein an bemeldeter Stelle nicht mehr, fondern ein länge 
Lichtes und ſchmales Loch, worin er geweſen, wie er aus⸗ 
führlig S. 107 befcreibt); Rhein. Antig. (v. 1776) 
©. 632 (wie Winkelmann ohne H); nicht bei Fucho 
und Lehne; Steiner 245, I. Ausg. 683. 

Ueber die Aufmerkfamkeit, die diefer Stein ſchon 
vor mehr als 200 Jahren erregt, fiche bei dem folgenden 
Dentmale, 

Aus derfelden Zeit, in welcher Gruter feine Samıms 
lung ebirte, kennen wir noch eine Raffauer Infchrift, die 
ſich aber bei ihm nicht findet, alfo etwas fpäter entdeckt 
worden fein mag. 

R. 
DEO : MERCVRIO 
NVNDINATORI 

Deo Mercurio Nundinatori ... 

Dem Gott Mercurius, dem Befchüger der Märkte, 

Die Ara ftand vor 1617 im Felde zwifchen Wies⸗ 
baden und Bierftadt, wurd? dann im Anfange des folgen- 
den Jahrhunderts in die äußere Mauer des Rathhaufes zu 
Bierftadt eingemauert, von wo fie 1843 in dad Wiesba⸗ 
dener Mufeum Fam: jet iſt die letztere Hälfte der unteren 
Zeile verſchwunden. 

Ueber der Infchrift find Mercurius mit dem Schlans 
genſtab und zu feiner Rechten eine Göttin, ebenfalld einen 
folhen Stab in der Linfen hultenb, beide figend abge⸗ 
bildet; wer biefe fei, dürfte nicht leicht ermittelt werben 


6) Nach dem oben Anm, 14 erwähnten Manufcript. 





— 347 — 


fönnen; Lehne und Steiner halten fie für die Göttin 
NRundina, Slorenconrt für Rosmerta; vielleicht kom⸗ 
men wir fpäter, wenn eine genaue Abbildung erjcheint, 
darauf zurüd, 

Zuerft edirt von Weber a. a. O. p. 6 (ohne Zeis 
(enabtheilung); Reines. syntagm. etc. p. 118 *2) (macht 
aus der lebten Silbe RI von v. 2. eine. neue Zeile); 
Winkelmann a. aD. ©. 74 %); Bernhard a. a 
D. ©. 705 Schend a. a. O. S. 109; Rheinifhe Ans 
tie. (w.o.) ©. 633; Acta Palat. I.p. 05; Schmidt 
Sefhichte von Heffen II. S. 360 *); Gerning Rhein 


62) Winkelmann a. a. D. ©. 74 bemerkt hierbei: „Weber 
berichtet in feiner Wißbads Beſchreibung pag. 9 und 10: 
„baß wegen obgebachten Steines viele frembbe Leute, auch bie 
fo ſich dieſes Bads ohne das zu ihrer Gefundheit bebienen 
wollten, venfelben zu ſehen dahin fämen, wie dann vor We» 
nigen Jahren Herr Landgraf Moriz von Heflen, ein vor⸗ 
nehmer Liebhaber aller Gclährten und fonderlich der Anti» 
quitäten dieſen Stein, als er ohne das das Wißbad befichtis 
get, geſehen und abjchreiben laſſen.“ Wer bie oben er- 
wähnte Iateinifhe Schrift von Weber pag. 6 nachſchlägt, 
findet, baß er biefes in Bezug anf ben vorigen in ber 
Wiesbadener Stadtmauer eingefügten Stein berichtet. We⸗ 
ber's deutſche Befhreibung von Wiesbaden (Frankfurt 1636 
8.), Die vielleicht Winlehnann meint, babe ich nicht einfchen 
können. 

63) Ihm ſandte fie zu Joh. Dan. Horſtins, Profeſſor ber 
Medizin zu Marburg und Gießen, Leibmedicus des Land⸗ 
grafen in Darmftadt und zuletzt Phyſicus Senior in Franl⸗ 
furt, wo er 1685 ſtarb. Er ſchrieb Mehreres, namentlich 
auch über die Naſſauer Geſundbrunnen. 

62) Dieſer verlegt irrig den Fundort nad dem bei Wormse liegen⸗ 
ben Bürftadt ; ihm folgt Pauly Gefhichte von Worms S. 43. 


gegenben ©. 5; Dorow Opferflätten IL 7; Zimmer, 
mann Wiesbaden ©. 78; Lehne in biefen Annalen 1. 
1. ©. 16; Lehne Rr. 81; Steiner 89; Habel 
Unnal. I. 2. ©. 145; Slorencourt Beiträge m. ſ. w. 
©, 37; Lerſch in Bonn. Jahr. IL S. 119; Steiner 
1 60 

ohl värfte nundinatorio gelefen werden, wiewohl 
nundinatorius fonf nicht vorfommt ). 

Diefe neun Iufchriften find der Zeit ihrer Ent, 
dedung nad; die älteren im Raffaner Lande, und inner⸗ 
halb hundert Jahren (1520 — 1617) veröffentlicht wor⸗ 
den; von ihnen find, wie ſchon angegeben, noch vier 
vorhanden: IV. und V. im Hofe des Herrn Obriften von 
Breidbach zu Heddernheim; VIL im Mufeum zu Caſſel; 
IX. im Muſeum zu Wiesbaden (vielleicht findet ih auch 
von 1 noch ein Fragment vor). In den nächſten 200 
Jahren, d. h. bis zur Gründung des Raſſauiſchen Alters 
thumsvereins, iſt ungefähr eine gleiche Zahl Infchriften 
befannt geworben; von biefen wird in ber nächſten Ab⸗ 
teilung geſprochen. 

Fortſedung folgt.) 


65) Bergl. oben S. 298. 


— 


Der Dolichen ſche Gott. 
Bon Dr. Römer: Büchner in Frankfurt a. M. 





In dem Frankfurter Intelligenzblatt machte Heinrich 
Neil von Hebbernheim unterm 11. Dezember 1841 ber 
kannt, daß durch Ausgrabung eines römiſchen Gebäudes 
auf feinem Grundftüd eine römifche Spige von Bronze ges 
funden worben, deren Anfit ben Alterthumskundigen freis 
ehe. Ich begab mich fogfei nach ebbernheim, ſah bie 
merkwürdige Bronzeplatte und wollte mir eine Zeichnung 
hiervon machen, allein ed mar firenger Befehl, hiervon 
nichts zu zeichnen: ich konnte mir daher bie Reliefdarftel- 
Tungen nur in das Gebächtniß prägen. In der Sammlung 
bed Vereins zu Wiesbaden, wohin bie Platte gelangte, 
Tonnte mir biefelbe nicht vorgezeigt werden, weil fie fih in 
Schierftein bei Herrn Habel befand, ber bie Abbildung 
und Erklärung ber Reliefs übernommen hatte. Erſt im 
MM. Band 38 Heft der Vereinsannalen 1844 pag. 176 
wurde biefe Bronze beſprochen und feit biefer Zeit in ber 
Sammlung aufgeftellt, wo ich ſolche fehen und abzeichnen 
Tonnte. 

Hear Habel hält die auf dem Stier fiehende Ge— 
ftalt für ben Zeus Labrandeus; eine ausführliche Dar- 


— un — 


ſtellung und Abbildung derſelben iſt jedoch dort nicht gege- 
ben, weil „ber Raum“ es für den Augenblick nicht geſtatte; 
es wurde eine ſolche dagegen für das naͤchſte Annalenheft 
zugeſagt. Aber auch dieſes Heft, Annal. B. IV. Heft 1 
1850 brachte die Erfüllung jener Zuſage nicht, wozu es 
diesmal wenigſtens nicht an Raum fehlte, ba dasſelbe zum 
Theil mit ganz unwiſſenſchaftlichen Dingen ausgefüllt if. 
— So verſuche ich es denn, zur Aufhellung jener merk⸗ 
würdigen Reliefs hiermit einen Beitrag zu liefern, ber we— 
nigſtens über die Hauptfigur, den Gott auf dem Stier, ei⸗ 
niges Licht verbreiten bürfte. 
Bon Heddernheim erhielt ich in meine Sammlung un= 

ter Andern folgende Gegenftände: 

1) eine Ara von weißem Sandftein, 24 Zoll hoch, 9. 
Zoll breit; mit folgender Inſchrift: 

DEO : DOL 


ATILIVS 
TERTIVS 
EX COH° 
1 AVG°Q 
V-SLLMF 
Deo Dolicheno; Atilius Tertius ex cohorte se- 
cunda Augusta equitum (?) votum solvens laetus libens 
merito fecit. 
2) eine broncene Sand, von natürlicher Größe einer 
Mannshand, mit einem bünnen feinen Lunfelgrünen Acrugo 
überzogen, welche an der Handwurzel bie Infehrift trägt: 





— 551 — 


IOVI - DOLIGENO 
C-IVL*MARINVS 
7:BRITTONVM 
CVRVEDENS 
D°D- 
db. i. Jovi Doligeno Caius Julius Marinus centurio 
Brittonum Curvedensium dat dicat, 

Die XIV. Legion war zweimal in Brittanten, und 
zwar im Jahr 61 und 70; Britten landen als Hülfstruppen 
bei dieſer Legion und in hiefiger Gegend, zu Alchaffenburg 
und im Odenwald *). C. Julius Marinus kam von ber 
Legion ald Genturio zu den Hülfstruppen, fpäter wurde er 
Rechnungsführer ber Legion — a rationibus armatura- 
rum legionis — wie fein Grabſtein zu Mainz bei Fuchs 
IL pag. 136 und Lehne Il. pag. 143 beurfunbet. 

Wir fehen aus diefen zwei Belegen, baß ber doliche⸗ 
nifche **) Gott, feither ein mythologifches Räthfel, deſſen 
Natur unter bie res deperditas zu rechnen, von den Ro- 
mern zu Hebbernheim verehrt wurbe. Wer war jedoch ders 
felbe ? 

Im Allerheiligften bed Tempeld zu Hieropolis, bem 
heutigen Mambudſch oder Bambig in Syrien, war ber große 


*) Auf einer Infchrift im Obenwalbe bei Gruter n. 93, 6. 
. Britonnes Triputienses. Die Britt. Curvedenses babe ich 
jedoch bis jetzt nirgends weiter finden können. 
**) Die Stadt Dolicha lag in Commagene in Syrien, an ber 
GHauptſtraße von Antiodien nad Samofata, Mannert VL 
1, p. 496; bei Abulfeda Dolün, vergl. Antonini Itine 
rer p. 189 ed. Wesseling. 


alte Rattonalgott, auf Gtieren ſihend, gebildet. Lucian 
de dea Syria c. 31: Taugoswır EpäLerar. Der Name 
bes Gottes wird aber nicht genamt. Neumann machte 
aus dem Wiener Gabinet zuerft eine hierauf bezägliche Münze 
befannt, Populor. et Regum numi veteres inediti 
T.. p. 75. 68 if ber ſyriſche Gott und bie ſyriſche 
Göttin; zwiſchen beiben iſt ein Tempelchen; beibe fügen, ber 
Gott auf zwei Gtieren, bie Göttin auf zwei Löwen; bie 
Münze tft von Aleranber Severus unb zu Hieropolis ge= 
prägt. Böttiger Seen zur Kunſt⸗ Mythologie Taf. IV. 
Nr. 1. Die Syria Dea war eigentlich bie Venus, welche 
Nero, bei dem alle Religionen Tächerlich waren, nah Su e⸗ 
tontus Gap. 56 allein verehrte und von welcher Mont- 
faucon Vantiquit6 etc. Tom. I. pl. V. eine Abbildung 
liefert. Spon Miscellan. eruditae antiq. Il. 20 p. 79 
gab zuerft das Bild des bolicheniſchen Jupiters, das dann 
Montfaucon T. 1. pl. XVIII. 2 und Böttiger 
Taf. IV. Ro. 3 nachſtechen ließ. 

Mehrere Inſchriften zu Ehren des dolicheniſchen Zus 
piter erwähnen Lipsius Inscriptionum antiquarum fol. 
XVII n.65i8 10. Gruter pag. XX. 4-9. Orelli 
Collectio n. 1232 — 1234. 1283, 1235. Steiner 
Cod. T. n. 125 n. 165; bie übrigen tm Regifter von 
Steiner angegebenen Inſchriften nennen nicht ben Jupi— 
ter Dolichenus. 

Creuzer zur Geſchichte altrömiſcher Gultur am 
Oberrhein x. p. 61 glaubt, daß in altſyriſchen Bildern 
dieſer Gott wohl felhft als Stier dargeſtellt und vielleicht 
gar jenem Moloch der Kananiter verwandt war, ben wir 
aus ber Bibel kennen. Gewiß if, baf ber „allerheis 





— 353 — 


ligſte Sonnengott” — Sol sanctissimus — als Moloch, 
als Stier verehrt wurde. Der Sonnenſtier iſt der zoroaſt⸗ 
riſche Weltſtier, der parſiſche Mithras; in ber ganzen aſiati⸗ 
ſchen Welt, hier, mo bie Anfänge aller Religionen find, 
findet man bie Ochfenverehrung. Was die Römer Jupiter 
heißen, {ft nach ſyriſchen Begriffen bad befruchtende Princip, 
oder ber burch den Stier repräfentirte Sonnengott Tavpo- 
770405, auf dem Stiere waltend, daher ber Tempel Tauro- 
polium. — Der bdionpfifche Stier, welchen bie Griechen 
mpyftifh Dionysos Helon nannten (Creuzer Dionys, 
p. 767), ift dad Symbol ber Alles erzeugenden Sonne. 
Auch der Stier ber Europa gehört hierher; es iſt eine 
ſyriſch⸗phoͤniziſche Hieroglyphe. 

Schon in den letzten 60 Jahren der Republik und 
unter ben erſten Kaiſern findet fich ſyriſcher Gottesdienſt in 
Rom. Jam pridem Syrus in Tiberim defluxit Oron- 
tes; Juvenal Ill,, 62. Heliogabal führte im Jahr 219 
den ſyriſchen Gottesdienft ald herrfchende Religion ein; Pfei⸗ 
fen und Trommelmufif, fowie tanzende Mäbchen, gehörten zur 
ſyriſchen Liturgie; eigene Mädchen dienten als Hierodulen 
mit ihrem Körper bem Sonnengott und gaben einen Theil 
ihres Ermwerbes, zrogvıxov veAos, an die Tempelfaffe. ©. 
Herodian V, 3. 5. 

Vergleicht man den auf dem heiligen Stier Stehen- 
den mit der oben angeführten Abbildung bed bolichenifchen 
Jupiter und den in meiner Sammlung befindlichen bei 
Heddernheim gefundenen Infchriften, fo glaube ich nicht zu 
irren, wenn ich die Darftellung auf der koſtbaren Bronze- 
Pyramide in der Sammlung des Vereins auf ben boliche 
niſchen Gott deute. 





23 


— 3 — 


Anhang. 

Zu den intereffanten Aufſchlüſſen, welche Herr Dr. 
Römer-Büchner über die Perfon des dolicheniſchen 
Gottes und die Ipentität unferer Broncevarftellung mit 
demſelben aus Hebbernheimer Infchriften in Borfichendem 
geliefert Hat, haben wir von anderer Seite her eine ſchoͤne 
BeRätigung gefunden, die wir, ba fie ganz unabhängig 
von der vorftehenben Unterfuchung fich ergeben, zur Er⸗ 
Täuterung und gu weiterer Prüfung bier mittheilen zu 
follen glaubten. 

Was der Deutung des H. Verfaflers vorerft eine 
befondere Stüge verleiht, ift der Nachweis, den Creuzer 
Abhandl. zur Archäologie, 1846 II. ©. 471 ff. über die 
Verbreitung des Eultus dieſes bolichenifchen Jupiter im 
tömifchen Reiche, von den Grenzen Syriens bi6 an bie 
Pforte des deutfchen Schwarzwaldes, liefert, fowie ins⸗ 
befondere die Erörterungen über die ſyriſchen Gottheiten, 
ihre Stellung auf Stieren und dergl. in der Symbolik 
und Mythol. 1. ©. 499, 8te Ausgabe. Aber auch die 
flavifche Alterthumskunde leitet auf diefelben Spuren, 

So ſchildert Wolanski in feinen „Briefen über 
Slavifche Alterthümer, 2te Sammlung, Gnefen 1847* ©. 
90 ff. den flavifchen Gott Tur oder Thor und legt bes 
ſonderes Gewicht darauf, daß derfelbe fhon dem Namen 
nah (Tur, Taurus, Auerochſe) mit dem flavifchen 
Stiere verwandt fei. Aus römifchen Münzen, mit dem 
flavifchen Adler auf der einen und dem walachifchen 
Stierkopf, mit der Sonne zwifchen den Hörnern, auf der 


— 5 — 


anderen Seite, will er ſodann darthun, daß ſchon unter 
Kaiſer Auguſtus das Bildniß des Stiers (Tur) bie 
Schupgottheit und das Symbol der Walachei geweſen ſei, 
eines Landſtrichs, worin viele vornehme Römer in der 
Berbannung lebten. Er erinnert ferner daran, daß in 
den vielen in Belfen gehauenen Tempeln eines unbefann« 
ten Urvolts im norböftlichen Indien häufig das Bild des 
Tur in den Wänden eingehauen ſich befinde und erach⸗ 
tet es als eine außerordentliche Erfcheinung, daß auf ei⸗ 
nem die fechöte Incarnation des Wifchnu vorftellenden ins 
dianiſchen Bilde in Kirchers: China illustr. p. 157 
die himmliſche Kuh Kamdewa mit der flavifchen Ueber 
ſchrift Tur-Bog verfehen iR. Und wenn „Gott“ wirk 
ih in den ſlaviſchen Sprachen „Bog“ genannt ft, 
fo leidet es fat feinen Zweifel, daß Tur die Gottheit 
der Ur-Slaven geweſen, die jene Gegenden des nörblichen 
Indiens in der vorhiftorifchen Zeit bewohnt haben. Dies 
fer Eultus des flavifchen Tur iſt jedoch nicht allein zu 
den Hindus übergegangen; der Mythus von dem Urs 
Stier ift bei den Chinefen und Parfen eben fo heimifch, 
wie bei den Affyrern, welche ihren höchften Gott „Tur 
Biel“ d. h. Bielbog (Jupiter Belus), einen weißen oder 
guten Gott nannten. Der Moloch, dem die Ammoniter 
ihre Kinder opferten, hatte die Geftalt eines Stiers und 
bei den Skythen, der Slaven Vorfahren, ift die Anbetung 
des Tur hiſtoriſch feſtgeſtell. — Aus allen diefen That⸗ 
fahen zieht Wolansfi endlich den Schluß, daß ber 
Tur als Sinnbild der Kraft und Stärke eine nationals 
flawifhe und ältefte Gottheit der Slawen geweſen fein 
müffe, die ſich viel fpäter über den europäifchen Norden 
23* 


verbreitete und al Thor eine zeitgemäße Umgeſtaltung er⸗ 
hielt, Wichtiger als die Verbreitung dieſes Eultus, die 
der Berfafier hierauf in den Ramen vieler Ortichaften in 
Bolen u. f. w. nachweiſt, ift uns jeboch feine Bemer- 
fung ©. 116, daß nämlich unfer nordiſcher Thor bet 
den Alten unter dem Ramen Jupiter Dulchenus befannt 
war. „Auf einer der beiden merkwürdigen Metallplats 
ten,“ erzählt er dann weiter, „bie im Jahre 1815 bet 
der Schanze Bottyan zu Kömlöd, Tolnauer Komitats 
in Ungarn, gefunden wurden, fleht der norbifche Thor 
mit feinem Streityammer Miölnir auf dem flawifchen Urs 
fliere Tur. Wer dieſes wichtige Denkmal mit der Un⸗ 
terſchrift 
JoVI DVLCHENO 
Publius AELius LVCILIUS 
Centurio COHortis I’A PEditibus 

mit allen feinen Figuren und Allegorien betrachten will, 
findet ſolches abgebildet in St. v. Hormät Urgeſchichte 
der Slawen, Peſih 1844.” 

Wir haben zur Verdeutlichung die wichtigfen der 
erwähnten Bilbniffe nah Wolanski auf ber anliegens 
den Tafel IL zuſammengeſtellt. 

AM 1. Der bolichenifche Gott, nach der Darſtel⸗ 
fung auf jener Ungarifchen Metallplatte, zur Vergleichung 
mit unferm Hebdernheimer Bronce- Relicf. 

M 2. Die himmlifhe Kuh Kamdewa, mit ih- 
tem Bamiliennamen, dem flawifchen Tur-Bog überfchries 
ben, in babyloniſchen Schriftzügen mit unten angehängten 
fanskritifchen Vokalzeichen. Diefelde Inſchrift ift unters 
halb der Kuh in hebräifcher Quadratſchrift wiederholt, 





— 97 — 


NM 3. Das Wappen der MWalachei, ähnlich dem⸗ 
jenigen von Mecklenburg. Der Stierfopf, von Sonne, 
Mond und Stern umgeben, erinnert an den Apis der 
Aegypter und durch dieſen weiter an das goldene Kalb 
der Kinder JIsrael. 

Anm. der Redaktion. 


DIES» 


IV. 


Ueber eine unedirte Inſchrift des Mufeums zu 
Wiesbaden. 
Don I. Beder in Hadamar. 





Auf einem am untern Theile leider verftümmelten 
Sepulcralftein im Mufeum zu Wiesbaden lie man in 
fehr verwitterten Zügen die Refte einer Inſchrift in fol⸗ 
gender Gefalt: 

MVRANVS 
FOAIATIL A VIA 
ANDIOVRIFCIVIS 
SECVANVSSTIPXX1 


d. h. Muranus, eques alae primae Flaviae, Andiouri 
filius, civis Sequanus, stipendiorum viginti duorum, 
annorum .. . zu deutfch: „Muranus, Reiter des er⸗ 
fen flavifchen Geſchwaders, des Andiourus Sohn, von 
22 Dienft- und .... Lebensjahren (liegt hier begraben.) 
Dffenbar iſt nämlih N in 3.5. ein Reft von ANN 
(annorum), worauf dann die Zahl der Lebensjahre und 
wohl bie befannte Schlußformel H’SE (hic situs est) 
folgte. Belanntlih gehörte es zu ber Unterwerfungs- und 








— 950 7° — 


Romanifirungspolitif der Römer, der unterworfenen bars 
barifchen Völker ftreitbare junge Mannfchaft in befondere 
cohortes und alae zu vereinigen, außer Landes zu führen 
und in der Fremde zu verwenden. So finden fich dann 
von den Außerften bispanifchen bis zu den furifchen Völ⸗ 
ferfchaften Eohorten und Alen in allen Rändern des römis 
fchen Reiches und es werden insbefondere ber Raeter, 
Vindelifer, Delmater, Bannonier, Thraker— 
Ituraeer Truppenlörper am Rhein, insbefonvere in 
unferer Gegend, auf Denkfteinen erwähnt. Diefen reiht 
fi) nun auch die ala prima Flavia an, welche, wie 
fi fogleich ergeben wird, urfprünglid au& der afrikani⸗ 
fchen Völkerfchaft der Gaetuli gebildet, und daher voll⸗ 
ftändiger ala prima Flavia Gaetulorum genannt 
war. Mit vdiefem volftändigen Namen erjcheint fie auf 
einer Snfchrift zu Rom (Gruter 1108, 5. Orell. 3398. 
Zell Hobch. d. röm. Epigr. 1053,), während fie auf eis 
nem in die Zeit Hadrians fallenden Denkſteine bei Or. 
843, gerade wie auf unferer Infchrift, einfad 
als ala I Flavia vorkommt, wodurch vielleicht ein 
Schluß auf die Zeit, in der unfere Infchrift verfaßt ift, 
nahe gelegt wird. Da der Beiname Flavius, wie 
Henzen in den Bonner Jahrbüdhern XL ©. 74 ans 
gibt, auf einen ein foldyes Corps bildenden Kaifer Hins 
weifet, zugleich aber auf einem Militär Diplome unter 
Flavius Domitianus eine ala Gaetulorum ohne Rum» 
mer vorlommt, (vgl. Henzen a. a. O. ©. 42%), fo 
ift es fehr wahrfcheinlich, daß Domitian die ala pri« 
ma Flavia Gaetulorum bildete. Uebrigens erfcheint 
die zuerft, vielleicht von Vespafian (Or. 748.) gebildete 


ala Gaetulorum als eine ala veterana Gaetulorum bei 
Zell a. a. D. 1842. In ähnlicher Welfe erfchelnt auch 
bei Or. 487. und 3409. Zell 1068. eine ala Flavia 
pia fidelis milliaria, welche ohne Zweifel mit der ala 
Britannica milliaria (Zell 1653.) iventifch ift, da die 
felde (bei Zell 1056. 1059.) volftändig als ala prima 
Flavia Augusta Brittannica milliaria civium Roma- 
norum -angeführt wird. Gerade aber der Zufah: oi- 
vium Romanorum verhindert in ber ala prima 
Flavia unferer Infchrift eben biefe Brittannica millia- 
rin zu fehen, da bie Angabe, der Soldat Muranus fei 
Civis Sequanus geivefen, darauf hindeutet, daß er nicht 
in einem aus Cives Romani gebildeten Corpso gebient 
babe. Wollte man einwenden, daß Muranus ald Ser 
quaner dann auch nicht zu einer ala Gaetulorum 
babe gehören Fönnen, fo läßt ſich dagegen durch Beifpiele 
beweifen, daß wenn aud ganze Corps nad) gewiſſen 
Voͤlkerſchaften, aus denen fie gebildet wurden, benannt 
waren, dennod einzelne Soldaten derfelden aus ans 
dern Bolfsftämmen fein Eonnten; vgl. Henzen a, 
aD. S. 77. So 3.2. dienen zwei Helvetier in 
einer his paniſchen ala (Donat 292, 7; 469, 7; 
468, 13.) ein Treverer in einer Thrafifchen (Car- 
dinal. Diplom. XV.) Diefen Beifpielen würbe fi alfo 
unfer Sequaner ald Soldat der gätulifchen ala 
anreihen. Uebrigens fei hier noch bemerkt, daß auch eine ala 
Il. Flavia Agrippiana bei Muratori 674, 1 (vgl. 
Henzen a. a. O. ©. 75.) und eine cohors I. Flavia 
Hispanorum (Murator. p. 1088, 6) erwähnt wors 
den. — Was nun.aber den civis Sequanus in& 





— 891 — 


befondere betrifft, fo Fommt diefe Andeutung der Eivität 
öfter vor: fo nennen ſich auf einer Wiesbadener Infchrift 
bei Or. 181. zwei Brüder Cives Romani et Taunenses 
ex origine patris, deutlich den Unterfchied beider Civi⸗ 
tät befundend. Außer den in unferer Gegend öfter auf 
Dentmälern vorkommenden Cives taunenses fommen 
ſolche cives auch fonft vor: fo gleichfalls auf einer Wies⸗ 
badener Inſchrift (Annal. IL 3. ©. 212) ein civis 
Sappanus und vielleicht iſt auch auf der Annal. a. a. O. 
213. mitgeteilten Infchrift in der zweiten Zeile CIVI 
(SSEC;V(ANVS) zu ergänzen, da in der Mitte ein V deuts 
lich gelefen wird. Vrgl. Or. 190: Civis Biturix Cubus; 
Or. 191: civis Bellovacus u. a. m. 

Etwas auffallend und der gewöhnlichen Folge wis 
berfprechend erfcheint nun, daß die Angabe der Abſtam⸗ 
mung ANDIOVRIF d. h. Andiouri filius nicht unmits 
telbar hinter Muranus erfolgt, wie fonft gewöhnlich, theile 
mit Beifügung, theils mit Auslafiung von filius oder 
filia, (vgl. Bonner Jahrb. XV. ©. 100.) geſchieht. 
So findet fi gerade auf Infchriften des Wiesbadener 
Muſeums z.B. Dolanus Esbeni f. (Annal. a. a. O. 
©. 210.) Licaius Seri f. (a. a.O. ©. 212.) Das- 
sius Daetoris f. (a. a. O. S. 210.); ferner Canpanus 
Atebodui f. (Muchar. Gefchichte der Steiermark 1. ©. 
360.) Argiotalus Smertulitani f. (Or. 188.) Lombaro- 
marus Buolani f. Bullet. dell. Inst. 1830. p. 111.) 
bei welchen allen der Rame des Vaters unmittelbar bins 
ter dem des Sohnes erfcheint. Den eben genannten 
barbarifhen Namen Canpanus, Smertulitanus, 
Buolanus, Dolanus, Sasranus (Or. 2979.) 


reiht fi nun aud unfer Muranus an. Ohne Zweifel 
iſt auch wohl auf einem zu Nidda gefundenen, jept zu 
Bonn befindlichen Steine bei Lerſch. EentralsMuf. U, 
Nr. 64. ©. 62, Steiner, cod. inse. rom. Danub, et 
Rben. 1. p. 317, Nr. 662: HELVIVS MOIANS weder 
mit Lerſch als Helvius Moians, noch mit Steiner als 
H. Moianus, fendern H Molanus, wie Dolanus zu 
lefen, denn auch der letztere Rame erfcheint auf dem bes 
zůglichen Steine ald DOLANVS: durch Verwechſelung 
des Lund I, von welcher unten geredet wird. Richt minder 
barbarifches Gepräge hat auch der Rame ANDIOVRVS, 
in welchem einerfeits das OV als den keltiſchen Wörtern 
eigenthümlicher Laut, (vgl. Bonn. Jahrb. XVII. ©. 122), 
andererfeits die Borfilbe AND bemerfenswerth hervortreten. 

Letztere insbefondere, oft zu ANDE erweitert, findet ſich 
in keltiſchen Völfer-; Städte, Götter und Menfchennamen, 
wie z. 8. Andes s. Andecavi (Tacit. Ann. Ill, 41), 
Andeliacum, Andecamulum, Andecamulenses 
(Or. 1804.), Anderitum, Andella, Ahdelous, 
Andethanna, Andose, Andurensis (Or. 159.) 
Andusia, Andomatunum, vgl. Revue ar 
cheologique 1848 ©. 162 und Mem. d. 1. soo. d. 
Antiq. d. France Tom. XIX ©. 26 f£. Andecum- 
borius bei Caesar, Andebrocerix (Wiltheim 
Luciliburg. p.50.) Andiccus, Zeitſcht. des Mainzer 
Alterthumsvereins 1. S. 80 Nr. 39, Endlich ver Was 
rasdiner Jantumarus Andedunis fil. bei Arneth 
Zwölf römifche Militärbiplome S. 18 $. 14, woran fi 
die Göttinnen Andlis und Andarta ober Andraste 
fliegen, — Von eigenthümlicher Art bei erſtem Ans 


blide erfcheint weiter auch die Schreibung SECVANVS 
ſtatt SEQVANVS. Minder auffallend würbe es fein, 
wenn mit der befannten Subftitution des C für QV ges 
ſchrieben wäre SECANVS, vgl. Wagner Orthogr. 
Vergil. p. 448 fi. Da nun aber fpäter auch C und Q 
(nicht QV’) gerade zu mit einander vertaufcht werben, fo 
erflärt ſich demnach SEQANI bei Or. 184. eben fo gut, 
wie DAQVS. Or. 3527. ftatt SECANVS und DACVS, 
Andererfeitö Eonnte aber auch eben fo leicht aus dem ur⸗ 
fpränglichen SEQVANVS durch dieſelbe Vertauſchung 
SECVANVS werden, wie es oben zu leſen if, zumal 
auch die griechiſche Schreibweife Inxavds, Znxoavog, 
Znxovavog einwirken mochte. — Zuleht endlich bleibt 
noch übrig die oben im Eingang gegebene Lefung der am 
meiften verwitterten Züge ber zweiten Zeile näher zu bes 
gründen und zu rechtfertigen. — Es if von uns bei 
anderer Gelegenheit in dem „Wanderer,“ Beiblatt zur 
Naſſauiſchen Allg. Zeitung 1851 MM 85 und den Bonner 
Jahrb. XV. ©. 89 (vgl. Zeitfchrift des Mainzer Vers 
eines I. 4. ©. 500.) auf die in Infchriften vorkommende 
Erſcheinung hingewiefen worden, wornach fehr oft bei E, 
L und ähnlichen Buchſtaben der untere Querſtrich fo 
ſchlecht ausgeprägt erfcheine, daß E fehr leicht mit F, 
und L fehr leicht mit I verwechfelt werde: daher erflär- 
ten wir oben DOIANVS und MOIANVS als Dolanus 
und Molanus. Sonach liegt nichts näher, als in der 
weiten Zeile FO für EO d. h. EQ (eques) zu lefen, 
indem auch in dem O auf dem Steine unten ein Dop⸗ 
pelftrich ift, der wahrfcheinlich den Strich des Q andeus 
ten fol. Ganz analog ſteht bei Or. 504. FOSINO, 


was dort mit Recht in EQ SING anfgelöfet zub geben 
tet wird. — Sonach ergibt ſich aud) das nach FO fel- 
gente AlA als ALA: beide Fälle finden ſich zufammen in 
der in ben Bereins-Ann. I. 1, ©. 81 f. beſprochenen In⸗ 
ſchrift, indem 3. 3. AFIIO ofiendar AELIO und 3. 5. 
AIA ebenſo ALA if, wie auf anſerer Infchrift. — Weis 
ter iR im folgenden ĩ bie oft vorfommende Zahlfigle für 
prima. Bei dem nun folgenden FLAVIA find bie beis 
den Querſtriche des F durch eine gewaltſame Musfpren- 
gung des Steins verſchwunden, auch von dem Fleinen a 
neben L und ebenfo von tem Schluß-A find nur um 
deutliche, obwohl noch hinlänglich erfennbare Züge übrig. 
Dazu if das E des Genitivs gan in berfelben Weiſe, 
wie bei Or. 188: EQVALA INDIANA (fatt Alae 
Indianae) ausgelaſſen. Es wäre alfo die ganze Infchrift 
alfo vollfändig herzuftellen: 
MVRANVS 
EQALAIFLAVIA 
ANDIOVRIFCIVIS 
SECVANVSSTIPXXII 


— 565 — 


V. 


ueber Apollo als Heilgott der Kelten '). 
Don J. Beder in Hadamar. 





Im 17. Eapitel des VI. Buches feiner Denkwür⸗ 
bigfeiten aus dem galifchen Kriege zählt der große Bes 
zwinger Galliens, Julius Cäfar, fünf Gottheiten rös 
mifchen Namens, Mercurius, Apollo, Mars, Juppiter und 
Minerva auf, und bezeichnet fie als die von den Gals 
liern hauptfächlich verehrten Götter. Ohne Zweifel hatte 
Cäfar bei einer auch nur oberflädlichen Kenntnißnahme 
galliſcher Götternerehrung fünf Hauptgötter als allgemein 
und unter einheimifch-gallifden Namen verehrt 
kennen gelernt, ihre Attribute und Wefenheit den fünf 
oben genannten römifhen im ganzen entfprechend *) ges 
funden und da er nur für Römer fchrieb, die Beifegung 
der einheimifchen Namen unterlaffen und dieſelben viel- 
mehr gerade mit den bezüglichen römifchen Benennungen 
zu kennzeichnen gefucht. Daß dem fo fei, ergibt ſich 


+) Bruchſtück einer größern Abhandlung: „Ueber bie Haupt 
gottheiten ber Kelten, al® Commentar zu Caesar B. G. VI. 
17." 

2) Cäfar a. a. O. fagt felbft: „de his eandem fere, quam 
reliquae gentes habent opinionem.‘“ 


nit nur aus der Natur der Sache ſelbſt, fondern auch 
insbeſondere aus der Reihenfolge, in welcher jene 
Gottheiten aufgezählt werben, welche Folge gewiß 
darum fchon Feine zufällige, unabfichtliche fein kann, weil 
der Römer gewiß ben Juppiter nicht in faft legter 
Stelle, fondern vielmehr in erſter vor allen andern 
Göttern, nad) allbefannter Sitte, genannt haben würde: 
es ergibt ſich alfo zur Genüge hieraus, daß diejenige 
galliſche Gottheit, welche dem Cäfar am meiften in Wer 
fen und Bebeutung mit Juppiter vergleichbar erſchien, bei 
den Galliern nicht die erſt e Stelle, wie bei den Römern, 
fondern erft die vierte einnahm. Beftätigt wirb dieſe 
Rangorbnung der Götter auch durch das Voranftehen des 
Mercurius: denn nicht allein Eäfar Angabe: „huius 
plurima sunt simulacra® wird durch zahlreiche Kunde 
von Bildniffen diefes Gottes oder durch fichere Ueberlie⸗ 
ferungen von folchen bewahrheitet, wie bei einer andern 
Gelegenheit näher dargethan werben fol, fondern unzähs 
ige Botiv-Altäre in faſt allen Theilen Feltifcher Länder 
beurfunden fort und fort die ausgebreitete Verehrung dies 
fer erften und Hauptgottheit aller Kelten. Denn es 
kann wohl feinem Zweifel unterliegen, daß die von EAfar 
genannten Hauptgottheiten der Gallier zugleich auch übers 
haupt als folche aller oder der meiften Feltifihen Stämme 
angenommen werben bürfen: eine Annahme, welche 
nicht blos durch die oben befagte allgemeine Verehrung 
des Mercurius, fondern aud einzelner Ortögottheis- 
ten ihre Bekräftigung erhält, infoferne dieſelben z. B. 
urfprünglih in Gallien einheimifch auch nach England 
und in die Donauländer ihre Verbreitung gefunden has 


— 37 — 


ben. Eine ziemliche Anzahl Steinſchriften haben dieſe 
ſchon früher *) gemachte Beobachtung von Neuem beſtä⸗ 
tigt. — In der Rangordnung der galliſchen und über⸗ 
haupt keltiſchen Hauptgottheiten erſcheint nun nach Mer- 
eurius in zweiter Stelle Apollo und es dürfte 
nicht ganz ohne Intereſſe fein, biefen zweiten Haupt⸗ 
gott der Kelten um fo mehr etwas näher ins Auge zu 
fafien, als derfelde durch Denkmäler unferer Gegend, 
insbefondere ald Apollo Toutiorix in einer Stein 
ſchrift des Mufeums zu Wiesbaden eine ganz befondere 
Iocale Bebeutung erhält, welche von felbft dann den Blid 
weiter auf die Verbreitung des Eultus und die Denkmäler 
desfelben in den Feltifchen Ländern, fowie auf das Wefen 
diefes zweiten Feltifchen Hauptgottes richten läßt. 

Zwei Ramen treten und aus der Reihe Feltifcher Göt⸗ 
terwefen mit dem Anſpruch entgegen, ur Bezeichnung de s Got⸗ 
tes gedient zu haben, welchen die Römer Apollo nanuten: 
es find dieſes Abellio und Belenus, von denen jes 
doch jener für. jegt um fo mehr von unferer Betrachtung 
ausgeſchloſſen bleiben Fann, je entfchiedener ſich alfeitig 
die Anficht begründen läßt, daß die Kelten mit dem Ras 
men Belenus den Apollo bezeichnet haben. Es nennt 
swar Tertullian Apol. XXIV. und ad nat. Il. 8. den 
Belenus einen Gott der Norifer, allein ganz offenbar 
nur darum, weil Aquileia, der Hauptüg feiner Verehrung 
zu dem Gebiete jenes Feltifchen Volksſtammes gerechnet 
wurde. Julius Capitolinus im Leben des Maximinus 


3) Bgl. Mone Gefhichte des Heibenthums im nördlichen Eu- 
ropa, Seipjig 1823. 8. II. ©, 418. 


Gap. 22 und Herodian Hist. VII. 3, 15 erwähnen 
den Belenus ausbrüdlid als einen Gott, welcher 
von feinen Anbetern felbft mit Apollo ibentifizirt 
werbe, wobei zugleich die Verbreitung feines Eultus nicht 
blos über Oberitalien, fondern auch durch das eigentliche 
Gallien fhon aus Ausonius Profess. IV. und X. und 
Gregor von Tours de glor. conf. 5 erhellt, wenn wir 
auch fonft Feine Denkmäler und Spuren feiner weitvers 
breiteten Verehrung hätten *). 21 Votivinſchriſten jedoch 
zu Aquileia, Venedig, Tibur, Vienne, dem Dorfe 
Belin bei Autun, auf den Inſeln Grado und Corgle 
gefunden, beurfunden eine fo allgemeine Verehrung des 
Belenus durch die Hauptfige der Kelten, daß bie nach 
keltiſcher Sitte übliche Uebertragung des Namens der 
Gottheiten auf Völker, Menſchen und Oerter auch bie 
noch jest fortlebende Erinnerung an Belenus denkbar 
und erflärlich macht °). Denn nicht allein ber keltiſche 
Name Belisana der von Cäſar a. a. D. als fünften 
Hauptgottheit genannten Minerva, welche vielleicht nach 
Art anderer Feltifcher Götterpaarungen dem Belenus als 
Gefährtin zur Seite geftellt werben darf, erinnert an den 
Namen des allverehrten Gottes, fondern auch das galli 
ſche Volk der Belendi (Plin. N. H. 4, 19.) mit dem 


*) Die reihe Literatur über Belenus findet ſich zufammenge- 
ſtellt bei Schedius de diis Germanis. Halae 1728, cap. 
VIL p. 168-171. . 

5) Der nähere Nachweis Über jene Votivaltäre des Belenus, 
fowie über bie neuere biefe Gottheit betreffende Literatur 
würbe hier zu weit führen, und bieist fir cine anbere Ger 
Tegenheit vorbehalten. 





Schubgott Belinos (Duchalais. Descript. d. ‚mon, 
gaul. p. 5. 6. 214.) auf feinen Münzen, die keltiſchen 
Königenamen Balanus (Liv. XLIII, 5. XLIV, 14.) 
Cuno-belinus (Lelewel. Etud. numismat. p. 404.), 
die Töpfernamen Belinicous (Bonn. Jahrb. VIL ©, 
63) und Belsus (Roth, Baſel. Inſchr. S. 14.) führen eben 
ſowohl aufBelenus hin, ald bie Ramen der Stäbte und 
Derter ähnlichen Gepräges. So erinnert fhon der Name 
Belsus an das aquitaniſche Belsinum (Lelewel.a. a. 
D.P.265.), wie denn auch in gleicher Beziehung ein pagus 
Belini nod im 8. Jahrhundert erwähnt, ( Duchalais a. a. 
D.p.6.), das fchon oben genannte Dorf Belin bei Autun 
noch jegt vorhanden if. Richt minder unverwerfliche Zeugen 
alter Belenusverehrung, meiſt zugleich Sige des Druiden 
thums, find auch die Berge. Die drei Belch en (die Franmzo⸗ 
fen nennen fie bekanntlich Ballony) die Belenus- 
Berge bei bem Stäbtdhen Dol im Departement d’Isle 
et Vilaine (Schreiber, die Feeen in Europa ©. 13.) 
und im Ruremburgifhen CR. Wies, die Urbewohner 
des Luremburger Landes und ihre Religion ©. 8. 4. 81. 
und ©. 23.), der mons Belenatensis bei Riom im 
Arverner Lande bewahren noch jeht das Andenken an ben 
einft fo weithin verehrten Gott, wie das Bil ſen⸗ oder 
Apollinarisfraut, Belinuntia, und das f. g Johau⸗ 
nis⸗ oder Belenusfeuer. Bol. Zeuß die Deutſchen und 
die Nachbarſtämme ©. 35. Mone, Gef. des Heiden⸗ 
thums II. ©. 337. 382. 485. — 

Wenn nun die Römer diefe Gottheit der Kelten mit 
ihrem Apollo ibentifizirten, wie es auch auf fünf der 
oben genannten WVotivaltäre geſchieht, fo fragt es ſich, 

4 


- m — 


Sei den mannichfachen Attributen des griechiſch⸗ römiſchen 
Apollo unb ben verfchiebenen Gründen feiner Berehrung, 
welches bie wahre Bedeutung und Wefenheit des Belenus 
gewefen, die feine Zufammenftellung mit Apollo veran- 
laßte. If zwar im Allgemeinen auch für Belenus feſtzu⸗ 
halten, daß er als Sonnen» und Lichtgottheit, gleich 
Apollo verehrt wurde, foweifet uns jedoch Caſars beftimms 
tes Zeugniß: „Apollinem morbos depellere,“um 
fo mehr darauf hin, ganz beſonders in ihm den Bott des H ei» 
les und der Heilkräfte zu fehen, als auch andere 
nicht minder beftimmte Zeugnifle demſelben beftätigenb zur 
Seite treten. So erflärt eine zu Lyon gefundene In⸗ 
ſchrift bei Drelli Nr. 4329: Mercurius hic lucrum 
promittit, Apollo salutem u. f. w. vgl. Mone 
«aD. S. 416 f. Wenn nun aber indbefondere auf 
zwei der oben erwähnten Altäre des Belenus dem Ramen 
desfelben das Wort Fons *), Quelle, beigefügt wird, 
fo wird man aber auch weiter gewiß mit gutem Grunde 
vermuthen dürfen, daß jene Heilkraft ſich auf die Ein- 
wirkung heilfamer Duellen und Bäder im befonderen 
bezogen und demnach auch Belenus feine vorzüglichfte 
Verehrung in Heilbädern gefunden habe, fo dag 
nicht allein die dankbar fromme Gefinnung der Badegäfte 
in der Weihung von Altären gerade an ſolchen Orten 
fi beſonders ausſprach, fondern auch Tempel und 
Weihgeſchenke bei folden heilfräftigen Quellen ihre 
Stätten fanden. So hatte Belenus zu Autun einen 
Tempel über einer warmen Heilquelle (Mone a. a. O. 


6) Bol. Bruter, 78, 8 und 44, 4. 


_ 1 — 


©. 417.) und ein dem unten zu erwähnenden Apollo 
Grannus geweihter, wahrſcheinlich durch nordiſche See⸗ 
täuber aus einem Apollotempel geraubter Krug wurbe im 
Jahre 1818 in dem Grabe eines ſolchen norbifchen Cor⸗ 
farenhäuptlinge am Mälar- See in Schweden gefühs 
den’). 

Auf dieſelbe Eigenſchaft der Heilkraft bezieht ſich 
aber auch weiter nicht blos die Bebeutung des Belenüs 
als Sonnengott, infofern man fi die gedeihliche 
Wirkung einer Heilquelle in Verbindung mit 
der Sonnenwärme dachte ®), fondern auch als Dias 
kelſpender (Mone a. a. D.), durch welche Seite ſei⸗ 
nes göttlichen Weſens den Römern feine volle Identitat 
mit ihrem heimifchen Apollo um fo unweifelhafter wers 
den mußte. Ermwägt man aber bie religiöfe Anſchauung 
der Alten, welche die ganze Natur und ihre Lebendän- 
Berungen auf vielgeftaltige Götterwefen zurüdführte, bes 
denft man dazu bie aus berfelben Anfchauung hervor⸗ 
gegangene Weiſe die Gottheiten an beftimmte Dertlichkeis 
ten jeder Art zu inüpfen und zu individualiſiren, fo begreift 
es fih um fo leichter, daß neben Belenus Apollo 
ald Sonnen» und Heilgott im Allgemeinen und 
Großen auch andere befondere Localgottheiten gleichen 
Wefens verehrt wurden, je zahlreicher und in ihren 
Heilwirkungen mannichfadher jene Quellen und Ba⸗ 


7) Bgl. Söröder, Inseript. Mus. Holm. Upsal. 1836. 4. p. 
16. n. XVII. . 

8) Bgl. Creuzer in Auge. Allg. Big. 1846. Beil. v. 27. 
Nov. 


us 


— nn — 


der waren, wobei es denn eben fo wenig, wie bei Be- 
lenus Wunder nehmen darf, auch dieſe topifchen Quell⸗ 
und Babegottheiten gleichfalls mit Apollo in Berbindung 
gebracht zu fehen; und fo erklärt ſich dann bie Identifi⸗ 
drang und Zufammenftellung ber Feltifchen Localgotthei⸗ 
ten Borvo, Grannus, Toutiorix ?), Damo- 
na, Sirona mit dem Apollo und ähnlichen Götter 
wefen ber Römer. 

®ie oben Belenus felök mit Belisana als 
Götterpaar, vieleicht ähnlich dem germanifchen Paare Freyr 
und Freyja (Zeuß a. a. D. ©. 34. Schreiber, bie 
Beeen ©. 77.) erfcheinen, fo findet ſich Borvo auf vier 
Botivaltären mit einer Göttin Damona, Grannus 
auf ſechs Denffteinen mit einer Sirona gepaart '*), 
wodurch wohl eine Bermuthung über die verwandte Wer 
fengeit der beiden weiblichen Gottheiten nahe gelegt wird. 
Dhne eine entſprechende Genoffin erſcheint Toutiorix: 
vielleicht bringt ein fpäterer glüdlicher Fund eine ſolche 
Gefährtin ans Licht und beflätigt eine Sitte der Goͤtter⸗ 
paarung in der keltiſch/ roͤmiſchen Mythologie, welche 
durch zahlreiche Beifpiele belegt werben kann. (Bel. 
Bonner Jahrbüger XVIL ©. 185,.). Schon ver Name 


9) Den auferbem noch ans der keltiſch⸗ römiſchen Vythelogie 
bei de Wal, Mythol. septentr. p. 121 angeführten Apollo 
Livius übergepen wir hier abfichtlich, ba bie Pefung bes 
Beinamens Livius zweifelhaft if, vgl. Bonmer Jahrb. XVIL 
©. 168. 

“) Bol. de Wal a. a. D. p. 44. 45. 46. 2%. 91. 98. 188, 
184. 289. Bonner Jahrb. XVL ©. 66. 


— nm — 


der beiben Sunborte ber Botivaltäre bed Borvo, welcher 
auf einem berfelben als Apollo Borvo erfcheint, deutet 
auf eine Tocale gleichnamige Schupgotiheit derfelben, 
und wenn man dazu weiß, daß dieſe beiden Städte, 
Bourbon- les- Bains und Bourbon -Lancy in Frant-⸗ 
reich, durch ihre vielbefchriebenen Quellen befannte Babes 
örter find, fo iſt auch die Identiſtzirung de8Borvo mit 
Apollo Har und gerechtfertigt: noch jeht bezeichnen die 
Eranzofen einen Sumpf mit dem Worte la bourbe, 
defien Zufammenhang mit Bourbon und Borvo m 
verfennbar iR"). Sicherlich iR demnach auch feine 
Begleiterin Damona als heilbringende Gottheit 
aufzufafen. Binder ſicher würde fich die Wefenheit und 
Bedeutung des Grannus beftimmen laffen, wenn wir blos 
die 11 Denffteine übrig hätten, welche ihn ald Apollo 
Grannus ohne Zufammenftellung mit andern Gottheiten 
aufzeigen und meift auf beiden Ufern des Rheins gefunden 
wurden ). Biel hat dieBebeutung feined Ramens die ges 
lehrte Forſchung befcpäftigt *): am ficherften wirb er wohl 
als Tocale Gottheit mit Völkern und Städten verwandten 
Namens zufammen geftellt und man hat mit Recht fchon 
früher einen Zufammenhang beöfelben mit dem durch 
feine Quellen berühmten Aquisgranum (Aachen) 
vermuthet. Auch der Blu Grannius in Pannonien, 
fowie die Stadt Grannonum, in littore Saxonico 


2) Bol. Walz im Kunſiblatt 1834 S. 39 f. 

») ©. de Wala. a. D. 

A) Bal. Schröder a.a.Dd. Mone a. a. O, S. 345. Wien. 
Jahrb. 1845 CX. S. 243 Camden-Brit. IL 5 u. 3 


— m — 


(2gf. Caylns Reo. d'Antiq. V. p. 310.) tonnen füglich 
sur, Vergleichung herbeigegogen werben. Daß er jedenfalls 
aber. ald Heilgott und zwar mit Bezug auf wohlthä- 
tigg-Ouellen verehrt wurde, bafür zeugt feine Zuſam⸗ 
mauſtellung mit: Nymphae, Hygia un Sirona, 
IR. man auch über das Wefen der lehtern befanntlich noch 
nicht ganz ‚übereingefommen, obgleich das Sironabad fie 
fort mah fort.al6 eine wohlthätige Rymphe bezeichnet, fo 
lann. über die Bedeutung des Grannus fein Zweifel 
mehr obiwalten, wenn. wir. ihn mit den auf Quellen 
hinweiſenden Rymphen und mit der Gottheit der Ge⸗ 
fnmdheit — mit lepterer gerade fo, wie öfter den Aes⸗ 
culap — zu gemeinfamer Verehrung verbunden fehen *). 

Darf es nach den vorfichenden Grörterungen als 
feſtſtehendes Ergebniß angenommen werden, daß die vor- 
genannten Eeltifchen Individualiſirungen des gemeinfamen . 
Heilgottes-Apollo auf heilwirfende Gottheiten wo hl- 
thätiger. Quellen und Bäder zurüdgeführt werben 
können; .fo wird daraus gewiß auch ein auf mehr als. 
bloßer Vermuthung beruhender Schluß auf die Natur 
und-Bebeutung. des in einem einzigen Denfflein des Wies⸗ 
babener Mufeums überlieferten Apollo Toutiorix ges 
sogen: und derſelbe als die heilwirfende Gottheit 
der fon im grauen Alterthume genannten 
Aquae.Mattiacae, des heutigen Wiesbadene, 
um fo mehr angefehen werben dürfen, als ber dem 3, 
Jahrhundert angehörige Botivaltar in Wiesbaden 








“)BgL de WVal a. a. O. unb-Ofann Mg. Schulz. 1830 
IL-n. 114, 6. 926. 


— 315 — 


ſelbſt, bei der Fundamentlegung des Schühenhofes (im 
Jahr 1784) gefunden wurde '*). Es lautet die vielfach uns 
genau mitgetheilte Inſchrift diefes Altars, auf welchem 
Anhänger des Mariminus die von Severus Alexander 
abgeleitete Benennung der VII. Legion Alexandriana 
auszulöfchen verſucht haben, volftändig und genau alfo: 


N H:D:D 
APOLLINITOV 
TIORIGI' 
L MARINIVS 
MARINIA 
NVS 3 LEG VII 
GEM ALEXAN 
DRIANAE VO 
TI COMPOS 
Obgleich nun zwar die Bebeutung und das Wefen 
dieſes Gottes oben im Allgemeinen feſtgeſtellt werden 
Eonnte, fo bleibt doch die Ableitung und Bedentung bes 
Wortes Toutiorix ſelbſt noch eben fo Dunfel und, bei unferer 
Unfenntniß der alt= keltiſchen Sprade, eben fo räthfels 
haft, wie bei dem oben befprodyenen Gotte Grannus, 
und es müflen die gleich amzuführenden Erflärungss 
verfuche der jüngften Forſchung für ebenfo unbefriedigend 
erflärt werben, als bie in den Annalen a. a. D. vorges 
brachten abentheuerlichen Eiymologien einer Deutung des 





35) Bgl. Annal. I. ©. 14 f. Mittheilungen bes Vereins N. 8. 
ef. 


Toutiorigi fatt Teutonici ober Zufammenfehung aus 
Teut und Origo zur Kennzeichnung eines Apollo deut- 
fen Urfprungs, da doch überhaupt von einem deut⸗ 
fihen Gotte Feine Rede fein kann. — Zunächk iR das 
Bert ſelbſt gebildet, wie die zahlreichen Feltifchen Ramen 
auf orix, welche Lerſch in den Bonner Jahrb. IX. 
©. 58 theilweife aufammengeftellt hat. Den dort näher 
nachgeiwiefenen @igennamen Ambiorix, Bellorix, Boio- 
rix, Cantorix (Bonner Jahrb. XI. ©. 195.) Cingeto- 
rix, Cruptorix (Tacit. Ann. IV, 73.) Dumnorix, Epo- 
redorix, Lugotorix, Magiorix, Malorix, Orgetorix, 
Vassorix, Vercingetorix, und mit Vertauſchung des 
o und u, Visurix ſchließt fh fomit Apollo Toutiorix, 
wie Mars Albiorix, Mars Caturix an, fo daß man 
nad Analogie der durh Albiorix und Caturix 
angebenteten Bölferfchaften der Albici (vgl. Bonner 
Jahrbücher XVII. ©. 171.) und Caturiges auf ein 
Bolt der Toutii geführt würbe, welches jedoch nicht 
nachgemiefen werben lann. ebenfalls if jedoch ber 
Name Toutiorix in feine Beftandtheile Touti - orix ober 
Tout-i-o-rix um fo evidenter aufzulöfen, in je größere 
Berzweigungen fi die Wurzel Tout zu mannichfachen 
Ramenbildungen fortentwidelt hat. Dabei if in Bezug 
auf den Vocal zu bemerken, daß derſelbe bald als eins 
faches u, bald ald ou, (vgl. Mone Bad. Urg. II ©, 
169.) und wie es fcheint, auch als eu erfcheint: eine 
Berfhiedenheit, welche wohl mur theilweife auf orthogra- 
phiſchen Wechſel zurüdgeführt werben darf. Faſt möchte 
es feinen, als ob die deutſche Wurzel Teut, 
wie fie ben Wörtern Teutoni, Teuticus, 


- m — 


Teuta, Teutoboduus, Teutomalius u 
Grund liegt ſich im Keltifchen zu Tout und Tut 
umgebildet Hätte *). Laßt fih auch die einfachfte 
Weiterbildung eines Toutus nicht beftimmt nach⸗ 
weifen, fo weiſen doch eine Cassia Touta (2. f. A. 
1847 ©. 808.) und ein Contoutus (EckhelD. 
N. 1. p. 75. Duchalais a. a. O. p. 17. Lelewel 
a. a. O. p. 226.) auf jene einfache Form eben fo zurüd, 
wie ein pngus Toutacticus (Revue de philol. II. 
pag. 358.), ein Tontius (Roth a. a. D.) und mit 
griechiſcher Schrift TOVTIOVC (Bonner Jahrb. XVII. 
©. 122.), welche letztere Form den Webergang zu einem 
Gaius Tutius Densala (2ehne 1. 281; Grut. p. 
60, 7) einem Tutticanus (Mdm. d. 1. soc. d. An- 
tiq. d. France XVII, (1846) p 132.) bildet und neben 
einem Touto (Grut. p. 807, 11; Murat, p. 1508, 
5) ein L. Tuto (©räff, Antig. z. Mannh. I. ©, 
36 n.71) erfcheint. Letzterer Form Touto ſchließt ſich 
Toutobocio (Teutobocus) (bei Eckhel, Du- 
chalais und Lelewel a. a. O.) gerade fo an, wie 
dem Toutius, Toutianus, unfer Apollo Toutiorix, 
welcher demnach allerdings vielleicht identifch iſt mit ei» 
nem Apollo Teutorix, wie ihn Lindenſchmitt in feir 
ner Schrift: „die Räthfel der Vorwelt, ober find bie 
Deutfchen eingewandert? Mainz, 1846, S. 36* aus fal 
ſcher Leſung der Infehrift anzunehmen geneigt if. Es 
fagt nämlich derſelbe alfo wörtlich: „Sehr annehmbar 


16) Bgl. Roth, Infhriften d. K. Bafell. S. 5. Lerſch in 
Bonner Jahrb. x ©. 62. de Wal a. a. O. p. 1%. 


iR, was Herm. Müller über die Titanen fagt, die er 
als Teitanen und Teutonen in Italien und Britannien 
nachweiſt, als Verehrer des Titan, der Sonne, die im 
Phoenififch-ägyptifchen Teith, im Iriſchen Tioten ge 
heißen (was wohl aus unferem altveutfcken Thio ent 
fand) und bes Tages, der, nah Kallimachos von 
den Kureten Tırw, iriſch Thiodal geheißen fe. Daß 
der Apollo Teutorix wörtlic; felbeins ſei mit dem go⸗ 
thiſchen Thiwdareiks — Dieterich, wird bier von 
Herm. Müller freiwilig erfannt, und fomit gerade 
durch diefen hochwichtigen Berbindungsweg das Zufam- 
menfließen der griechifchen und der deutfchen Urteutonen 
angebahnt. Der Titus des Südens iſt unfer Thiodo, 
Died alles if fehr einfeuchtend, und wirklich iſt unſer 
Teuteburgium auch Tittoburgium genannt, Weniger 
übereinftimmend möchten wir titulus, der Titel oder bie 
Benennung, ftatt mit vdw, ich ehre, lieber mit'unferem 
diutan, deuten, in engere Verbindung gebracht fehen. 
Der Apollo Teutiorix '”) und Teutorix if der Deuterich, 
das. Licht (Aevdogık, Helvenname bei Strabo). Die 
terich heißt Volkomann, Volkskönig. Wie kömmt nun 
der Begriff von Bolf neben den Begriff von Deuts 
lichkeit zu ſtehen?“ — Hat Lindenfhmitt zur 
Deutung unfered Toutiorix das Deutfche herbeiges 
sogen, fo glaubt Dfann in der Hall. Allgem. Lit, 








#7) Im ber vorſtehenden Stelle if, wie auch bei Mone a. a. 
D. I. S. 346 der Name Apollo Toutiorix leider nirgends 
richtig nad ber Juſchrift wieder gegeben. 





— 319 — 


Big. 1848. ©. 1102 f. bei dem „unläugbaren Zufammens 
hange des Keltifchen mit den italifchen Sprachen” auch 
das Osfifche tüviike, tuticus, (Klenze philol. Abhand⸗ 
fungen ©. 34; Bergk. Quaestt. Enn. ©. 3. ff.) in ber 
Bebeutung magnus, summus jurüdgehen (vgl. Momm- 
sen in Savigny Ztſchrft. XII, ©. 142.) und damit die 
germanifch»Feltifche Endung rix, rio d.h. Fürſt, Obers 
haupt verbinden zu dürfen (vgl. Schlichtegroll An⸗ 
nal. der Numism. IL. 1. ©. 9.). Ob wir mit Deutung 
unſeres Toutiorix als eines „Bolfsföniges* ober eines 
„großen Könige ober Fürften“ das Dunkel für befeitigt 
halten dürfen, welches über biefer Feltifchen Localgottheit: 
ruht, lafien wir um fo mehr bahingeftellt, je öfter bereits‘ 
die Divergenz der Ausgangspunfte bei ſolchen Unterfus- 
ungen und beren Refultate und zu bem beſcheidenen 
Gingeftändniffe unferer Untiffenheit, wenigftens bis zu einer‘ 
gewiflen Grenze, genöthigt hat. Mag übrigens die nä⸗ 
here Bebeutung bes Apollo Toutiorix fein, welche fie 
wolle, feft fteht gewiß, wie wir glauben, feine aus ver 
Tocalen Bedeutung des Apollo⸗Cultus bei ben Kelten 
hervorgehende Beziehung auf Heilfräfte durch wohlthätige 
Quellen, insbefondere im vorliegenden alle, auf die Heils 
bävder zu Wiesbaden. — Zahlreiche Infchriften, auf 
welchen Apollo theild allein, theils in Verbindung mit: 
Hygia, Aesculap und den Nymphen erfcheint, beroeifen, daß 
diefe Auffaffung desſelben als Heilgott durch den Eins 
fluß Feltifcher Mythologie durch das ganze nörbliche Römer 
reich die vorherrfchende war und gewiß auch dann geblies 
ben if, als die Feltifchen Götter felbft mehr und mehr 


wrüdtraten, um dem fiegreichen Ginbringling Apollo 
Namen und Bedentung abzutreten, fo daß fein Bildaiß auf 
den Münzen galliſcher Gtäbte chen ſowohl, wie auf 
Steindenfmälern fein Name verawigt wurde *) Daf 
dabei die befondere Beziehung auf Heilquellen und Bäder 
die vorwiegende Seite feiner Heiltraft fort und fort bis 
in die fpätern Zeiten verblieb, davon zeuger unter andern 
eine Giebenbürger Inſchrift (Bullet. delPinst. 1848, 
p- 180), welche die Wiederherſtellung einer ewigen Quelle, 
Fons aeternus, durch einen speculator der XIIL Gor- 
dianiſchen Legion und zwar ex iussu dei Apollinis, d. 
h. auf den im Traume erfolgten Befehl des Gottes Apollo 
feloR, zum Gegenftand hat, fowie eine Stelle aus dem 
Panegyr. Constant. c. XXL de6Eumenius, welcher den 
Kaiſer anrevet: Jam omnia te vocare ad se templa 
videntur, praecipueque Apollo noster, cuius 
ferventibus aquis periuria puniuntur, quae te 
maxime oportet odisse“ wobei doch die ferventes 
aquae gewiß nur als die heißen Quellen, wie die zu 
Wiesbaden, verftanden werben fönnen, deren Gebrauch der 
Gott Meineidigen eben fowohl zum firafenden Unheile, als 
Guten zum Gedeihen und Wohliein ausſchlagen laſſen 
Kann; denn es nennt auch Eumenius einige Zeilen weis 
ter den Apollo in fchmeichlerifcher Vergleihung mit dem 
von Ihm gepriefenen Kaifer, einen Heilbringenden, 


28) Bgl. de Wale. a. D. ©. 20. Steiner cod. insc. rom. 
Danub. et Rhen. I. p. 344 Duchalais a. 0. O. p 3. 6. 
8. 20. 28. 106. u. |. m. 


— 3 — 


indem er wörtlich fortfährt: „cum tu sis, ut ille 
iuvenis et laetus et salutifer et pulcherrimus 
imperator,“ wobei man fi zugleich erinnern mag, 
daß, (wie noch jept fprüchwörtlich) bei den Alten ber 
pulcher Apollo auch als Jpeal männlicher Schönheit 
dargeftellt wurde. 


vu 


Zur Erklärung Raſſauiſcher Ortönamen. 
Vom Archivdirector Dr. Friedemann im Idſtein. 





Cavendum est, ne in nosira patria 
peregrini atque hospites esse videamur. Cie 


1. Borwort. 

Je weiter die hiftorifchen und bie philologifchen Wiſ⸗ 
fenszweige feit mehreren Jahrzehnten fortſchritten, um fo 
mehr haben ernfte Forfcher auf beiden Gebieten neuerdings 
den antiquarifchen und hiftorifhen Lokal⸗Vereinen 
ihre frühere, meiſt ausfchließliche, Befriedigung dilet- 
tantifher Schauluſt durd bloße Ausgrabungen und 
Anfammlungen von allerhand Alterthümern zum Bors 
wurfe gemacht, und die Berüdfichtigung eigentlicher und 
rein wiffenfhaftlicher geſchichtlicher Forſchun—⸗ 
gen in den Grenzen ihres befonderen Landes ihnen das 
gegen, ober wenigſtens zugleich, als befonbere Pflicht vor⸗ 
gehalten. Allerdings; je roher die Kunftproducte der Voͤl⸗ 
ker, ſelbſt unſerer Vorfahren, find, um fo weniger rufen 
fie menſchliche Theilnahme hervor; je feiner die Arbeiten 
werben, um fo ausdrucksvoller und gedanfenreicher fpre= 
hen fie zu und. Sind biefe Denkmäler gar mit Schrifts 


zeichen verfehen, fo treten fie in die offenfte und innigſte 
Wechfelwirtung mit und; denn die Sprache iR das 
ewige und eigentliche Bindemittel der Völker, und feine 
Entfernung des Ortes und der Zeit fehmächt hierbei die 
Anziehungsfraft. Sehr wahr fhrieb daher im I. 4848 
3. Grimm (Geſch. d deutſch. Sprache I. 5 f.): „ES gibt 
ein lebendigeres Zeugniß über die Völker, als Knochen, 
Waffen und Gräber, und das find ihre Spraden. 
Sprache ift ber volle Athem menfcplicher Seele; wo fie 
erſchallt oder in Denkmälern geborgen if, ſchwindet alle 
Unficherheit über die Verhaͤltniſſe des Volkes, das fie rer 
dete, zu feinen Nachbarn. Für die ältefte Gefchichte kann 
da, wo und alle andern Quellen verfiegen oder erhaltene 
Ueberbleibfel in unauflösbarer Unficherheit laſſen, nichts 
mehr audtragen, als forgfame Erforfchung der Verwandt 
ſchaft oder Abweichung jeder Sprache und Mundart bis 
in ihre feinften Adern oder Faſern.“ 

Noch im vorigen Jahrhunderte befchränfte ſich die 
Philologie, nach alt hergebrachten Firchlichen Bebürfs 
niſſen, auf die hebräifche und die griechifch-römifche; was 
weiter ging, war nur fporadifche Kuriofität ’). Die 
Griechen und die Römer haben in ber Gefchichte ihrer 
Beldgüge und in allgemeineren Befchreibungen der bes 
wohnten Erbtheile und ihrer Volksſtaͤnme uns bie einzi- 
gen Nachrichten von unferen Vorfahren und ben 
Nachbarvölfern aufbewahrt, Was man von ben 


2) Bol. meine Abhandlung „über antike und moberne Philo- 
Togie” in Herrig’s Archiv für das Gtubium neuerer 
Sprachen und Literaturen, v. 1847, I, 2, 256 fi. 


Gpraden der Lehteren vorfand, wurbe bei dem engen 
‚Horigonte folder Forſchungen auf die Mundart der Er 
ſteren zurüdgeführt und unmittelbar daraus hergeleitet. 
Unfere Gymmnafien Fannten nur die mit vollem Rechte 
Haffifh genannten Werke der Griechen und Römer, 
und wenn ſchon im 18. Jahrhunderte Leffing *) und 
Klopſtod ?) auch dem deutſchen Alterthume 
Geſchmack abgewannen; fo hatten fie diefen nicht von ih⸗ 
ren Lehrern und den engen Klofterwänden, jener in St. 
Afra, diefer in Schulpforte, empfangen, wo Deutſches noch 
bis in das 19. Jahrhundert verpönt war, fondern aus 
eigenen fpäteren Studien. Wenn ſolche Kraftgeifter bie 
Eindrüde der Jugend nur mit Mühe überwinden lonn⸗ 
ten, fo darf uns nicht wundern, daß bie Mafle der ge 
woͤhnlichen Gelehrten fo Tange im Geleife des Herge⸗ 
brachten bleibt, bis ein anhaltender und überwiegender 
Anftoß auch fie in dem rechten Weg führt. 

Wie aber Wiflenfchaft und Leben von Ertremen zu 
Ertremen ſchwanlt, ehe bie rechte Mitte gefunden wird, 
fo fuchte man, nachdem altklaffifche Sprache und Mythos 
logie als Quelle der beutfchen aufgegeben wurbe, dar⸗ 
auf Alles nach nordifhen Namen zu entziffern, und, 
Ratt in das mit den Sprachen eng verwachfene, unmits 
telbare, ureinfache und allernächſte Raturleben unferer 
Stammväter einzubringen, fah man überall, in verwor- 


*) Bol. Erinnerungen an G. C. Leſſing. Bom Prof. E. A. 
Diller. Meißen, 1841. 

®) Alopſtodefeier in Leipzig am 6. Novbr. 1899, ale bem hun⸗ 
bertfien Jahrestage ber Aufnahme bes Dichters in Squl⸗ 
pforte. Leipzig, 1889. 


— 888 — 


renſter Miſchung von Nord und Süd, Afen, Baldr, 
Barden, Druiden, Freia, Thor u. ſ. w. 

Inwwiſchen war auch almählih der Sprachver⸗ 
gleihung durch fansfritifche und indogermanifche, wie 
durch basfifche und etrurifche Etudien, denen bald kelti⸗ 
fhe und flavifche, gothifhe und altnordifche folgten, ein 
völlig neuer und weiter Horizont erfchlofien worben, und 
jedes Feld fand andauernd eifrigfte Anbauer. Dur 
Sprachvergleihung if endlih, wie I. Grimm (Borr. 
zur 3. Ausg. d. Gramm. S. XI.) fi) ausdrüdt „das 
Mittel gefunden, die wilde, Allen verleivete, Etymologie 
zu zähmen und zu züchtigen, und der alten Willführ ein 
Ende gemacht.“ Es bildete ſich fogar eine „deutfche Phi 
lologie“ felofftändig heraus *). 

So find wir durh I. Grimm’ deutfhe Gram- 
matif °), Mythologie, Rechtsalterthümer und Gefchichte 
der deutſchen Sprache, wie durch Schmeller’s bairiſches 
Wörterbuch, Graff's althochdeutfchen Sprahfhag und 
Benefes mittelhochdeutſches Wörterbuch in den Beſitz 
von Hülfsmitteln gelangt, deren oberfläclichfte Benugung 
auch Ungeübte vor früheren Irrthümern bewahrt und 
auf den einzig richtigen Weg hinweifet *). Eine Menge 





*) Die deutſche Philologie im Grunbriß. Bon H. Hoffmann 
(von Fallersieben). Breslau, 1836. 

5); Namentlich if zu vergleichen im II. Bbe. ©. 624, 676 
fi. über Zufammenfeguug ber Wörter, im IM. Bde. ©. 
417—426 über Namen von Ländern, Städten unb Orten 
und über Syntax, IV, 289. 408. 

6) Eine namhafte Angabe aler hierher gehörigen Werke und 
ihrer Verfaffer finden Freunde dieſer Forſchungen im Vor⸗ 

25 


von weiteren Schriften dieſer Mrt, in allerlei Ferm, Um 
fang und Beſtimmung erfcheint täglich von ihren Mitfor- 
ſchern oder Nachfolgern. Die Schärfe der neuen diplo⸗ 
matiſchen Wortfritit und die früher ungewöhnliche pa⸗ 
laographiſche Genauigkeit bei der Vergleichung von In⸗ 
feriften, Urkunden und Handfchriften jeder Art ſichert 
und das Material zur tieferen Unterfuchung. Wenn Als 
terthumskunde, Gefhichtsforfhung und Sprach 
wiſſenſchaft vereint erfcheinen, ſei es, wo möglich, in 
einem Individuum, fei es in verfchiedenen, nur aufrich⸗ 
tig und einträchtig mit einander firebenden; dann wirb 
und muß, wie dieRefultate bereits zu erfcheinen beginnen, 
das Dunkel der Vorwelt allmählich fi lichten Nur 
darf man fi) nicht der eitlen Hoffnung hingeben, daß 
auf diefem Wege nunmehr Alles recht bald, Leicht 
und ficher erledigt werden koͤnne. Dazu fehlen uns bie 
nöthigen „langfamen" Vorarbeiten. „Roc viel Berbienft 
iſt übrig," wie Klopftod fagt, auch auf diefem Felde; 
doch ziemt es, das bereitd Gewonnene und Geficherte zum 
Gemeingute zu machen, und für Weiteres nach Kräften 
und Umftänden, d. 5. auch nach den vorliegenden literas 


worte von 2. Eurge's Programmen bes Gymnaflums zu 
Corbach „Über bie Ort6namen bes Fürftentfums Walbed,“ 
v. 1847 unb 1850. Unberes babe ich gegeben durch bem 
Aufſatz „über die neueſten Forſchungen zur Erflärung beut- 
fer Ortsnamen“ in der Zeitfär. fir die Archive Deutſch- 
Hands v. 1861, U, 2, 145 ff. Weiteres zeigt 8. Roth im 
ben Beiträgen zur deutſchen Gprad-, Geſchichts · und Orte- 
forigung. VI. Heft. Mänden, 1869. 


— 17 — 


riſchen Hülfsmitteln, die hier in großer Ausdehnung er⸗ 
fordert werden, aufrichtig mitzuwirken. 

Auf dad Bezeichnende fußend haben verſchiedene Ges 
Ichrte, deren Ramen und Abhandlungen mein Auffad 
vollſtandig und genau nachweifet, neulichſt die deutſchen 
Ortsnamen ihrer nächften Umgebung zu erläutern vers 
ſucht. Einige find noch weiter gegangen und haben, den 
fihern Hafen der Urkunden verlafiend, das unabfehbare 
Meer univerfaler Spracjvergleihung aller Ortsnamen 
der Erbbewwohner zu befchiffen den Muth gehabt. 

Die Raffauifhen Ortsnamen hat bi jeht 
Niemand beleuchtet; vielmehr fah ſich noch im I. 1848 
unfer Landes-Topograph, Decan Bogel, in der neuen 
Aufl. feiner Befchreibung des Herzogthums Raſſau ©. 
155 zu folgendem patriotifchen Wunfche veranlaßt: „Alle 
Drtönamen des Landes verdienten, ald Denfmäler aus 
tiefer, ſchweigender Vergangenheit, wohin feine Urkunden, 
nicht die leifeften Laute der Tradition reichen, näher uns 
terfucht, neben einander geftellt und durch fprachgemäße 
Deutungen der Geſchichte näher gebracht zu werben.” 
So follen alfo die nachfolgenden Mittheilungen von bem, 
was Andere in anderen Kreifen gewannen, eine nuybare 
Anwendung auf dad Heimifche zu machen verfuchen, und 
in höchfter Nüchternheit anfpruchlos nur das Sicherfle 
und Bewährtefte verfolgen, obſchon nicht ganz ohne eis 
nige weitere Nebenabfichten. Zuerft nämlich wollte ich 
ſolchen Freunden vaterländifcher Gefchichte, deren Beruf 
nicht unmittelbar zu biefen Forſchungen Hinführt, die aber 
doch Theilnahme dafür genug befigen, um ſich des wife 
ſenſchaftlichen Fortſchrittes unferer Zeit zu freuen, an eis 

25* 


nigen Beifpielen fowohl die Refultate der neuen Auffaſ⸗ 
fungsweife zeigen, als Anſchauung von der Behandlung 
geben, um fie zu eigener miturtheilender Betrachtung in 
Stand zu fegen. Dann wünfchte ich auch Andern, bes 
fonder8 Jüngeren, welche Luft zu eigenen weiteren ſolchen 
Forſchungen haben, wenn nicht Anweiſung zu rechter 
Methode, fo doc Anregung zum Angriff und Berfolg 
für unfer engeres Vaterland zu bringen, oder wohl gar 
neue arbeitende Kräfte aus dem heranwachſenden Ger 
fehlechte, theils zum Erfag für gefchehenen Abgang, theils 
zur Vermehrung und Erfrifhung der vorhandenen Triebe 
unferem „hiftorifchen Landesvereine“ zuzuführen, zunächſt 
aus dem mehrfach erweiterten Lehrerperfonale unferer 
Gymnafien, in denen jegt mehr, wie früher, deutfche 
Sprache und deutſche Gefchichte Berüdfichtigung findet 7). 

Die Auswahl diefer Beifpiele if, der Kürze 
wegen, und wie Alles nur Andeutung fein ſoll, nicht 
Ausführung, blos zufällig gefchehen, nicht foftematifch ; 
zunächſt habe ich jedoch foldhe genommen, bei welchen 
ſelbſt in neuefter Zeit noch die alten unfritifhen An— 
ſichten immer wieber hervortreten. Dadurch können die 
Gegenfäge, wie fie oben erwähnt wurden, um fo ans 
ſchaulicher fi darftellen, und die Lefer erhalten Stoff 





2) Mit ähnlichen Rückſichten gab ich ben Auffa „zur Gefchichte 
bes deutſchen Kaifers Adolf von Naffau” in ben Beiblät- 
tern zur Naff. Allg. Zeitg. Nr. 86-88 v. 1849, um eine 
von Böhmer zu Frankfurt a. M. geſtellte hiſtoriſch / philo⸗ 
Togifhe Aufgabe zu einem Puncte ber Lanbeögefdichte für 
naffauifhe Gymnaſiallehrer unſerer Zeit hervorzupeben. 





zur erwünfchten Bergleichung , nicht nur im Allgemeinen, 
fondern bis ins Einzelfte. Aber es läßt fich nicht längs 
nen, daß fogar bei Bogel (a. a. O. ©. 412 f.) noch 
die unrichtigen Vorftellungen und Deutungen berrfchen, 
aus denen daher auch vorzugsweife die erforderlichen Bei⸗ 
fpiele entlehnt werden mußten zur Aufhellung. Cine 
neue Auflage der verdienftvollen Topographie wird dann 
das Richtige um fo ficherer verbreiten helfen 8). 
1, Allgemeines. 

Ehe ich aber zu den Beifpielen felbft tomme, 
müſſen einige allgemeine Hauptgrundgeſetze aufs 
geftellt werben, als fichere Leiter für vorfommende Ein- 
zelheiten bei der Deutung aller Ortönamen. 

Es darf zuerft niemals und unter feiner Bedingung 
ein unhronologijher Sprung gefchehen und von 
dem, was jest vorliegt, mit Uebergehung der nächft vor 
und ftehenden Jahrhunderte, nicht fofort willfürlih in 
das entferntefte Uralterthbum der Germanen, der Rors 
mannen oder gar der europäifchen Kelten hinaufgeftiegen 


8) Ableitungen von Maria, wie Habanıar und PVillmar, wobei 
bie erfte Silbe unerörtert bleibt, find, als nnwiffenfchaftlich, 
bier ganz übergangen worben, obſchon fie gebrudt vorliegen. 
Die alten dentſchen Männernamen werben durch Gymna- 
fialftudien jett befannter werden. — Noch weniger find 
örtlihe Mährchen berührt worden, mie bei Mauloff, A 
Ufingen. Wenn man bier nidyt weiter vorbringen Tann, 
muß man bei der Zufammenftellung mit Auroff ſtehen blei⸗ 
ben. Beide Worte heißen in Urfl. Urf und Mulf, od. h. 
ur-afa, mul-afa. Ure (Büffel) und ber Urbach entfprechen 
der Dertlichleit; vgl. meinen Auffag in den Annalen bes 
bift. Ber. zu Darmſtadt v. 1850, VI, 2, 367 f. 


werben, um bie Namen zu erflären. Denn es wirb fi 
bald ergeben, daß bei Weitem die meiften Ramen und 
Formen in weit näher liegenden Zeiten und Umftänden 
Hinreichenden fprachlichen und gefchichtlichen Auffchluß 
finden ). 

Dazu ift es aber erforberlich, die Beränderun- 
gen ber DOrthographie der Namen vom heutigen 
Tage an rüdwärts Schritt vor Schritt mit urfundlicher 
Genauigfeit von Jahrhundert zu Jahrhundert zu verfols 
gen, und jeder Form, fo weit es gefchehen kann, auch das 
Jahr der Urkunde, worin fie erfcheint, beizufügen. Ohne 
ſolche vorgängige Manipulation (Schmeller I, 82 
nennt fie mit volfommenftem Rechte „eine kritiſch⸗ diplo⸗ 
matifche Erfenntniß der Alteften Form“ ) führt jede grund⸗ 
108 gervagte Deutung zu willfürlicher Deutelung, zu den 
unftatthafteften Einfällen und eitelften Träumereien, bes 
ſonders wenn dabei noch Unfunde der Gefdjichte der 
deutfchen Sprache und ihrer Dialecte, und der bewunde⸗ 
rungswürdigen Regelmäßigfeit ihrer Rautverhältnifie, obs 
waltet. Aber auch fogar mit folchen Kenntniflen find alle 
Berfuche vergeblich, wenn man fi) blos an die heuti= 
gen, vielfach, befonders feit dem 11. und 12. Jahrhundert, 
bis zur Unfenntlichfeit veränderten, abgefürzten und ver⸗ 





9) Bgl. Roth a. a. D. VI, 20 ff. Deſſenungeachtet werben, 
auch im Naffauifhen, Refte beutjher Namen fi finden, 
welche bis in das Heibenthum hinaufreihen, und es würbe 
fich der Mühe lohnen, eine Zuſammenſtellung des Zweifel- 
loſen dieſer Art zu machen. Die dazu nöthigen Urkunden 
ſind freilich älter, ale wir fie gewöhnlich haben. 


— 391 — 


flämmelten Formen halten will, ohne Rüdficht auf das 
Urkundliche und Urfprünglice »). 

Um dieß zu vermögen, müflen die Alteften Urkun⸗ 
den der beutichen Länder theils vollftändig herausgegeben 
werben, wo es bi jetzt unterblieb, theils genauer gebrudt 
fein, als es früher gefchah. Erſt nachdem wir Urfundens 
bücher befigen, wie von Böhmer, Höfer, Kausler, 
Lacomblet, Lappenberg, Raumer, Riedel, 
Seiberp, Stenzel u. 9. geliefert wurden, iſt es mög« 
lich geworden, ſprachliche Forſchungen daraus zu mas 
den ”). 

In gerechter Würdigung diefer unabweislich noth⸗ 
wendigen Bafis hat der neue „Verein deutfcher Gefchichte- 
forſcher“, welcher im I. 1846 zu Frankfurt a. M. bei 
der erften „Germaniftenverfammlung* gegründet wurbe, 
ein folches Berzeichniß aller deutſchen Orte, Berge 
u. ſ. w. vom Urbeginn ber Gefchichte bis zum I. 1500 


0) &o hat ber moderne Ortsname Wiefenthal in Eid 
deutſchland bie urfunbfichen Formen Wisenta und Wisun- 
taha, d. h. Bad) ber Wifentthiere, Büffel. Mit ber Aus 
vottung biefer Thiergattung verlor der Sinn bes Volles bie 
Bedeutung ber alten Ortsnamen, und fuchte fid einen neuen 
Ausweg, um ber Bebeutungslofigleit zu entgehen. 

»n) Ueber bie völlige Unzuverläffigleit ber Urkundenabdrüde 
nit nur bei Went und Kremer (um von Hontheim 
und Ioannis nicht zu ſprechen) für ſolche Bwede in ben 
Namen aller Art aus unferer Gegend, fonbern auch über 
das Ungenügende ber Abdruce bei Mende, v. Ludewig- 
Schöttgen u. 9. in weiteren Kreifen, ſtehen gewichtige 
Beugniffe in der Zeitſchr. f. d. Archive Deutfepland’s I, 3, 
284. 11, 2,168. Roth a. a. O. I, 72 ff. IV, 157. VI, 8 f. 


n. Ehr. nad) Urfunden als feine nächfte Aufgabe bin» 
gefteltt, wie c8 3. Grimm in den Annal. des Kurheſſ. 
hiſtoriſchen Vereins II, 134 ff. ſchon andeutete und in 
der Borr. zur 3. Ausgabe der deutfch. Gramm. S. XVI. 
wieberholte ). Das Nähere habe ich in meiner Zeit 
ſchrift f. d. deutſch. Archive 1, 2, 167 fi. mitgeteilt. 

Nachdem der Borftand des Raflauifchen hiforifchen 
Vereins den früher fchon von ten Archiven angebotenen 
Drud der vorhandenen Originalurkunden (Zeitſchr. f. d. 
deutſch. Ar. I, 1, 46 ff.) endlih im I. 1852 aus 
den Mitteln des Vereins genehmiget hat, wird in jähr« 
lichen Heften auch diefem dringenden Bedürfniſſe Naſſau's 
abgeholfen werben ''). 

Wenn das Keltifche in die höchfte Region ges 
ſtellt wird, fo gefchiehet es nicht aus Verkennung feines 
Werthes, kefonders für Ortöbenennungen aller Art, fons 
dern nur um die vorgängige Erfhöpfung aller Mögliche 
keiten aus anderer Zeit zu empfehlen, ehe zu dieſem les 
ten Mittel gegriffen wird, und um den Mißbrauch, 





22) „Das bie unbefchreibliche Menge alter hochdeutſcher Eigens 
nomen, fowohl der örtlihen, als perfönlichen, ba 
beide @raff unvollftändig und ungenau verzeichnet, von einem 
rüftigen MWearbeiter nad; wohlüberlegtem Plan bald in eine 
eigene Sammlung gebracht werben möge, ein Buch, aus wels 
dem unferer Sproche und Geſchichte unfebibar bedeutender 
Gewinn erwacfen muß, deſſen Ausführung aber unyemeinen 
Fleiß erfordert; der Vorraih iſt faſt unüberfehlid." Daß 
der Gedanke Anderen Muth zur Ausführung gab, ließ ſich 
erwarten. Dot. Zeitſcht. f. d. deutſch. Arch. IL, 2, 147 f. 

23) Bol, &oth a. a. D. 


welcher mit diefem Mittel fo leicht fich verknüpft, zu vers 
hüten. Die fortvauernden Borfchungen ’*) werden uns 
nicht ohne Refultat laſſen, und Beachtung verdient das 
befonnene Wort 3. Grimm's *). Die weitgreifenden 
Anfihten 8. Körner’s *) erheifchen noch nähere Bes 
gründung. 
1. Beſonderes. 
Die Bebentung aller Eigennamen (nomina pro- 


2) Bol. die neuefte Schrift von Mone: Die galliſche Sprache 
und ihre Brauchbarkeit für die Gedichte. Karler. 1851. 
»5) In Haupt's Zeitſchr. f. deutfch. Alterth. v. 1851. VI, 8, 
394. „Die keltiſche Sprache alt, reich und erforfChenswert, 
unferer Deutfdjen urverwandt, pflegt mehr als jede andere 
fremde zu ungerechten Groberungen gegen uns feibft mißbraucht 
zu werden; die Art und Weiſe ihrer Bufammenfegungen bes 
günftiget diefen Mißbrauch, dem ſich gefundes Sprachſtudium 
offen widerfegen muß, Nicht allein am Oberrhein, aud) in 
anderen Theilen Deutfählands ging, dem Lauf der Wölkerwanz 
derung nach, keltiſche Bevölkerung der Deutſchen voraus und 
hat zumal in Namen ber Flüffe, Berge und Wohnſtätten 
monde Epur Hinterlaflen, in anderen Srüden aber wenig auf 
die deutfche eingewirkt, und wo ſich zwiſchen beiten Sprachen 
oft eine Mare Gemeinſchaft darthut, gründet fie ſich, noch ents 
fehiedener als im Dften gegenüber den Gleven, auf jene 
uralte Stammberührung, nicht auf ein unmittelbares Entleh⸗ 

nen.’ 

») Keltiſche Studien. Halle, 1849. Darnach follen bie romantis 
fen Epen des 12. und 13. Jahrh. auf Eeltifher Bildung 
beruten; alle franzöſiſchen Legenden von Bäumen follen kels 
tiſchen Urfprungs fein, fogar die Herenfahrt am 1 Mais der 
karlingiſche Sagenkreis und die im Mittelalter bearbeiteten 
Zrojafagen fellen auf keltiſchen Urfprung weifen, felbft der 
Reim foll urfprüngliches Cigenthum der Kelten fein. 


pria) führt bei allen Bölfern darauf, daß fie urfpräng« 
U nur Rennworte (nomina appellativa) waren, 
gleichviel ob einfache oder zufammengefehte, und daß Die 
Erinnerung an die eigentliche Bedeutung des Wortes im 
Laufe der Jahrhunderte ſchwand, beſonders wenn durch 
Uebergang der Dialecte das. Wort aus dem gewöhnlichen 
Gebrauche zurüdtrat ober durch Veränderung unfenntlich 
warb ”). 

Der nachſte Urfprung aller Ortönamen liegt in ben 
einfachften Raturverhältniffen berfelben, theils vor 
menſchlicher Bodencultur und Anfievelung, theils nach 
und neben berfelben. Erft nad) gewonnenem Eigenthume, 
nach fefter gegründeten Wohnungen erhielten die Orts⸗ 
namen und Gegenden ihre Benennung vom Eigennamen 
des erften Gründer oder Beſiters. 

So wurden in der Pflanzenwelt die verfchiedenen 
Arten von wil dwachſenden oder angepflanzten 
Bäumen, Sträucden x. durd; Benennungen gefchies 
den, und fließende oder flehende Waffer erhielten je 
nach zufälliger Anhäufung gewiffer Pflanzenarten in ihrer 
Nähe den Namen. Auch die Thiergattungen, bes 
ſonders Gewild, fhied man zeitig in der Sprache, und 
je nach ihrem maffenhafteren Aufenthalte benannte man 


47) Der Menſch ſpricht nie, felbft im bloßen Ausrufe, einen bes 
griffleeren Schau, die Sprache iſt aberall verförperter Geifk 
und Gebante für alle ihre noch fo Heinen Tpeile. Wenn ber 
Menſch einen begrifflofen Namen für das Individuum eines 
Menfchen oder eines Ortes fpricht, fo hat er durch eigene Er⸗ 
innerung ober fremde Erzählung auf andere Weiſe ben cone 
kreten Begriff baffir. 


Bäche und Gegenden und folgeweife fogar die daſelbſt 
angebauten Ortfchaften. Ebenfo gab die natürliche und 
vielartige Befchaffenheit des inneren Bodens ober 
der äußeren Lage den Gegenden mannigfaltige Ramen. 

Nachdem das frühere Sägerleben dem Aderbaue 
durch Anroden bes Bodens gewichen und einfame Ans 
baue durch nachbarliche Nebenbaue fi erweiterten, 
die Kulturverhältniffe mannigfaltiger wurden, Mahlmüh⸗ 
Ien und Anderes entflanden, das Ehriftenthum end⸗ 
lich hinzutrat, wurden auch die Ortsnamen vielgeftaltiger; 
aber die Alteften Ramen blieben in der Regel feſt und 
unabänderlich haften, indem fie durch unmittelbarfte und 
unmerflichfle Tradition im Munde der Lebenden ſich fort 
pflanzten und allmählich auch durch ſchriftl iche Auf⸗ 
zeichnungen in Rechtöfachen aller Art befeftiget wurden. 

Nur müffen hierbei theils die dialeftifchen Beräns 
derungen der Sprache nach Zeit und Ort, in Süd und 
Nord, theils die Orthographie in den lateiniſchen und 
deutfchen Urkunden nicht unbeachtet bleiben. Im Deuts 
ſchen ſcheiden fi, von dem gothifchen, dem älteſten 
Zweige unferes Sprachſtammes, wie von einzelnen kelti⸗ 
ſchen, römifchen und flavifhen Eindringlingen abgefehen, 
die Wörterfamilien nach Sautveränderungen und felb nach 
Wurzeln in drei Hauptdialecte der Zeitfolge nach: 1) die 
althochdeutſche Eprache im 8. 9. 10. 11. Jahrh.; 2) die 
mittelhochreutfche im 12. 13. 14. Jahrh.; 3) die neus 
hochdeutfche im 15. bis 19. Jahrh. "*). 


8) Andere und genauere Gintheilungen weichen hiervon ab. Aber 
es erheller fchon im Ganzen von felbft, wie nothwendig zu 


IV. Bermifhte Beifpiele 

1) Eſchborn, A. Höchſt. Dies iſt einer der Alte 
Ren Orte, wird fon häufig vom I. 770 an in Klofers 
urkunden erwähnt; aber es iſt gegen Sprache und Ger 
ſchichte, wie Bogel S. 413 gethan hat, darin einen Bruns 
nen der Afen zu erfennen. Dazu verführte nur unfris 
tiſche und nicht näher genug verfolgte Betrachtung der 
Drthographie des Namens bei Wenk (Heſſ. Geld. IE, 
2303, 217), dem er ohne Weiteres folgte. Nach ber 
Analogie vieler anderer Formen if einzig richtig Asco- 
brunno, und fo ſchreiben unfer Eſchborn auch die Annel. 
Fuld. zu 875 und Herimanni Aug. chron. in Monum. 
hist. Germ. von Berg I, 388. VIl, 107. Villa quae- 
dem in pago Nitense, nomine Ascobrunno. Achn- 
liche Formen f. bei Zenß „die Deutſchen“ ©. 7, 5%. 
Daraus entftand die neuere Form Afchbrunnen, und fo 
unfer Efehborn: denn Born und Brunn ift nur wech» 
felnde Verſchiedenheit des am Maine fi) begegnenden 
hochdeutſchen und niederdeutſchen Dialektes. Aſenbrun⸗ 
nen, wenn es in alten Urkunden ſtehen ſoll, kann wohl 
nur durch einen Fehler des Leſenden entſtanden fein »). 
Noch 1056 und 1092 erſcheint bei Günther in Urkt. 
des cod. dipl Rheno-Mosell. I, 131. 153. die latei⸗ 





ſoichen Forſchungen die nicht blos bucftäbtiche, fondern durch 
ınd durch grophiſche Richtigkeit jeder Ramensform und das 
Jahr der Driginalurfunde wird, wo fie vorkommt. 

19) Eberſo wird Aseheim in den päpflichen Urkunden von 1139 
und 1179 bei Dümge Regest. Bad. p. 40. 55 kein Schreids 
ober keſefehler feinz aber bie Deutung weifet hier auf einen 
Dannesnamen. 


— 3171 — 


niſche Form asca, vom althd. ask (ſem. und maso.), 
mittelhd. asche; im Däntfchen jet noch ask. im Frieſi⸗ 
ſchen easki, im Engliſchen ash. Cine Menge alter 
deutfcher Ortsnamen find in allerlei Zufammenfegungen 
davon gemacht: vgl. Graff I, 492. Schott 15, 18, 
Eurge I, und Meyer 3 *). Die alten Deutfhen 
hatten die Efche zum heiligen Baume (vgl. Grimm'e 
deutfche Mythol. Neue Ausg. 1, 617), wie die SIas 
wen die Linde, lipa. Daher der Stadt Leipzig alter 
Rame (lipiz , lipzce), die Lindenftadt, und daher auch 
der neue öfterreichifche Slawenbund, Slowenska lipa. 
2) Heßloch, A. Wiesbaden. Man hat hierbei (Vo⸗ 
gel 413) an den Feltifhen Gott Hefus (vgl. Zeuß 33 
ff.) gedacht, von welchem Lucan Pharfal. 1, 445, fagt: 
horrensque feris altaribus Hesus, und ganz willkürlich 
Hesi Iucus als Iateinifche Urform des Ortsnamen ers 
dacht. Beſſeres, aber freilich Einfacheres, liegt viel näs 
ber; feloft ohne daß man die Heiligfeit der Hafel 
(Grimm a.a.D.) herbeiziehet. Urkundlich im 3. 1221 
heißt noch ein benachbarter Wald Heſeloch, worin die 
wahre Erklärung zu fuchen und zu finden if. Es if 
unmiderfprehlich in alter Sprache entweder Haslach = 
Hasalach = Hasal-aha (Hafelbach) oder befier Hasal- 
abi (Hafelbufh) *). Diefer Ortsname ift häufig in 


**) Man darf nur an Aſchaffenburg erinnern, von asc und afa 
GBach; vgl Beuß 89. Roth IT, 37. Die Gtadt Aſchers⸗ 
leben führte ſchon früh einen Eſchtaum in itrem Giegel, 

21) Diefe Gnbungen —aha— ahi werden häufig verfhmolgen und 
verwechfelt. Sal. meinen Auffag „Über die urkundlichen Bor» 


Deutfchland; vgl. Schmeller 11, 244. Meyer 101, 
Stälin Wirtemb. Geſch. 1, 283. Cod. Hirsang. p. 40. 
Wirtembg. Urtundenb. 1 183. Eurge 1, 20. Seri- 
ba’6 Regeften zur Landes» und Ortsgefchichte des Großh. 
Heflen 1, 243, wo überall vielfache Urfundenangaben zu 
finden find. Dazu kommen die Rafl. Orte Haffelau, 
Haſſelbach Cin Urff. nach Bogel 812 Haſilbach), Haſ⸗ 
felborn, Hafelan. 

3) Dietkirchen, A. Limburg. Bogel 413 will hier 
und in Tivenheim „den Dis ober Dit Caſars und 
feine Verehrung“ finden. Ganz abgefehen von der Ver⸗ 
ſchmelzung und Etymologie, befinden wir und babei auf 
deutfchem Boden und noch dazu nicht eben ganz alter 
Zeit. Diet ift Bolt; Grimm deutſche Gramm. 1, 
472 ff. Daher die Ortsnamen Dietbach, Dietbrud, Diet» 
fart, Diethart (Gemeindewald), Dietlirchen (— Leut⸗ 
kirhen in Süddeutſchland, Volföfirhe), Dietweg (via 
publica). Tivenheim, Diedenbergen, Dietenhaufen, Dies 
tenhofen (urkundlich Theodonis villa, jest Thionville) 
weifen, wie Zufammenfegung und Genitiv zeigt, auf den 
Namen eines Befigerö, alfo Deodo, Theodo, Dieto, 
or Bol. Zeitfchr. f. deutſch. Arch. 1, 1, 47. 1, 2, 

4) Hirgenhain, A. Dillenburg. Nicht Hain der 
Söttinn Hertha, fondern ganz einfach Hirſchwald, vom 
mb. hirz, ahd. hiruz. Der Name ift häufig in Deutfch- 
Iand, und urkundlich nachweisbar. Vgl. Mone Urgeſch. 


men des Flußnamens Lahn’ in ben Annalen bes hiſtor. Bers 
eins ga Darmftabt von 1861, VIL 3, 429, 


Bad. U 81. Graff, 1018. Meyer 157. Schmel⸗ 
ler 1,248. Scriba J. 244. Landau Gef. der Jagb 
246. Ebenſo zu erklären ift der Herzbach, welcher in 
die Wifper fältt, der Herzberg bei Hadamar. Stälin 
1, 596. Würtembg. Urfundend. 1. 256. Bilmar 266. 
In Süddeutſchland ift auch der Bau des Hirfen (ahd. 
hirsi) zu berüdfichtigen, wovon das berühmte Kloſter 
Hirfhau (Hirsaugia) und Hirfhlanden (Hirslande) 
feinen Namen hat. 

5) Ballersbad, A. Herborn. Die Urkunden geben 
vielfah Baldernbah und Baldersbad, was man 
mit dem norbifchen Gotte Baldr in Verbindung brachte, da 
es boch nahe lag, an den altveutfchen Eigennamen Baldar, 
Balderich (Walderich, lat. Balderius, franz. Baudry) zu 
denken: im ahd. Baldheri, altfr. Baldachari, nach 9. 
Grimm in Haupt Zeitfehr. f. deutfch. Alterth. 11, 
130. Selbſt Bender, welcher vielfach gegen die heillofe 
Unkritik auftritt, die fonft-mit altnorbifhen Götternamen 
jur Erklärung deutfcher Ortönamen getrieben wurde, hat 
fih 107 ff. noch nicht genug davon losmachen Fönnen. 
Bol. Meyer 147, 164, 169. So Balderöweiler (Bal- 
deriches-willare) bei Stälin I, 283. Yuh Grimm 
(Myth. U, 1210) räth zur Vorficht deßhalb bei folgen 
Drtönamen, und enthält ſich, mehrere anzuführen. 

6) Der Bardenftein, 4. Herborn. An die Bar 
den, was ernſtlichſt und noch neuerbings gefchehen iſt, 
Taßt fi fdhon darum nicht denfen, da alte Urkunden 
nah Kindlinger in Arnoldi's Geſchichte 1, b. 
145, 164) ihn Barenftein und ver Mund des Volkes 
Barſtein nennen. Dieß möchte nichts Anderes fein, 


— 0 — 


als der baare (nadte) Stein. So Lutter am Bas 
renberge im Braunſchweigiſchen, wo die befannte 
Schlacht geſchah. Man müßte denn mit Meyer 110 
das alte Wort baro, paro (Grimm Myth. 1, 59) 
Bald) ald Wurzel nehmen, oder den Eigennamen Baro. 
Gaben aber auch die Urfunden Barbenflein, fo führte 
dieß doch zunächft nur auf den Eigennamen Bardo, nicht 
zu den Barden. Denn feloft den Bardengau (Zeuß 
110) fept I. Grimm (Gefch. der deutſch. Spr. 1, 683) 
mit den Longobarben in neue Berührung. 

7) Die Dorndburg, A. Hadamar. Co heißt jept 
dort eine Höhe, auf welder Mauerrefte, Urnen und 
Münzen gefunden wurden, nach den Annalen bes nafl. 
hiſt. Vereines 1, 3. 110. Hierbei wird an den norbis 
ſchen Gott Thor oder an den deutfchen Donnergott Thunar 
gedacht, aber ohne zureichenden Grund. Dornen und 
Neſſeln Haben unzweifelhaft manchen deutjchen Orten Wappen 
und Namen gegeben. Beifpiele hat Graf V, 288. Der 
eigentliche Donneröberg, welcher unläugbar von altem 
Kultus benannt wurde, heißt urkundlich Thoneresberg. 
Bl. Zeuß 9. 23. Grimm I, 155. War aber irgend 
eine wirkliche Burg bier, wie die Münzen, doch für fpä- 
tere Zeit, deutlich genug fprechen; fo konnte auch der 
Eigenname (Thoro, Tor) des Befigerd den Namen ger 
geben haben. Bgl. Meyer ©. 129. In einer Urkunde 
Karla des Gr. v. 786 wird erwähnt villa quae vocatur 
Thoranthorph super fluvium Wisora. Auch Dorndorf, 
A. Hadamar, fommt ald Törndorph ſchon 77% in den 
Lorſcher Schenkungen vor, nah Vogel 757. 

8) Breilingen, 9. Selters. Auch diefen Ramen 


— 0 — 


bat man von der Goͤttin Freia abgeleitet. Der Ortsname 
kommt mehrfach in Deutfchland vor, und Bilmar 265 hat 
das heffifche Freilingen (vgl. Landau's Wüftungen 118) 
mit Recht durch liberorum habitatio überfept, mit Fri⸗ 
lingendorf (jeht Brielendorf) zufammengeftelt und auf 
Grimms Rechtöalterth. 280 verwiefen. Wiefen die Urs 
funden Fridlingen nad, wie in Baden, fo wäre an 
die Eigennamen Fridelo und Fridla (bei Graff I, 
788, 791 und Grimm Geſch. d. deutfch. Spr. 1, 445) 
zu denken; wie Böblingen von Bobilo (Poppo), Eßlin⸗ 
gen von Appilo, Genzingen von Genzo (Genzicho), 
Gerlingen von Gerilo, Merklingen von Marchilo (Mer 
tel), Möglingen von Magilo. 

9) Frickhofen, A.Hadamar. Hier hat man an bie 
Göttin Frida oder den Gott Fricko gedacht. Bol. Grimm 
Myth. 1, 278 ff. Zeuß 25 ff. Aber zu folchen Unter 
fellungen müffen die urkundlichen Zeugniffe viel höher 
in der Zeit hinaufreichen, und die Umgebungen alle grös 
Bern Anhalt geben, wie der Fredenhorft bei Münfter 
in Weftfalen, nah Grimm Moth. 1, 281. 11, 1212. 
Geſch. d. deutfch. Spr. II, 578. 656. Unſer Ort weifet 
gunichft an den Eigennamen Fricco (b. Graff ll, 798. 
Dronke's Traditt. et antiqq. Fuld 39, 26, 40, 58, 
39, 223), und dahin gehört auch, mit genauer Genitiv⸗ 
form, das hefiifche Frecken- oder Frickenhauſen, in Lan⸗ 
dans Wüßungen 168. Die urfundlichen Formen Vre- 
dehovin, Vridekobe (bei Vogel 756) erfordern eine 
anderweitige Unterfuchung. 

10) Sronhaufen, A. Dillenburg. Nicht vom Gotte 
Bro (Grimm Myth. 1, 190 ff), welhen Saro Gramm. 

26 


— 10 — 


hist, Dan. 1, erwähnen *) foll, fondern einfach vom alten 
Frö (Herr, weltlicer, geiftlicher und heilige), deſſen 
Mojectiv fröno in allerlei Zufammenfegungen, auch von 
Drtönamen, häufig erfheint. Bel. Schmeller 1, 623 ff. 
Ob die Beveutung aus chriftlicher Zeit ſtammt, was meift 
der Fall ift, oder bis in das Heidenthum hinauf rüdt, 
hängt von Rebenumftänden ab. Im Raffauifchen finden 
ſich noch Fronborn und Frondorf; im Heſſiſchen mehrere 
Brohnhaufen, im Würtembergifchen (Stälin Il, 598 fi) 
Eronhofen und Fronftetten. 

11) Das Siff- oder Schiffthal, bei Eibach, A. 
Dillenburg foll *) von Sif, der Gemahlin Thors, bes 
nannt fein. Vgl. Zeuß 27. Grimm Muth. 1, 286. 
Wir begegnen auch an anderen deutſchen Orten, wo von 
Schiffen die Rebe nicht fein kann, ſolchen Ramen, wie 
Schiffenberg, Schiffelborn, im nahen Heffifchen; fie 
flammen alle vom mhd. Sieb, ah. fip, angf. fife, ndrſ. 
fef, feve. Aber fiepen iſt fidern, tröpfeln; und I. Grimm 
bat in Haupt's Zeitfchr. f. deutfch. Alterth. VI, 460 ff. 
aus den Weisthümern am Rhein (2, 523. 584. 640. 
790. 795) nachgewieſen, wie vielfach bei Grenzangaben 
der Ramen sife getroffen wird. Daher „die tiefen Sei⸗ 


22) Rach des Dr. Mohr unbegründeter Annahme in deſſen Blatt 
‚Äber den Urfprung und die Bedeutung der aus dem germas 
maniſchen Alterthum herrüprenden Orts», Wöllers und Pers 
fonensRamen”. (Marbg. 1836.) Die Ortsnamen follen 
Nichts weiter bedeuten, als: heilig dieſem oder jenem Gott, 
was fi von felbft widerlegt, zumal da auf Urkunden nicht 
die geringfte Stüdficht genommen worden iſt. 

8) Gbenfals bei Mohr. 


— 408 — 


fen“ an der Siegenſchen Grenze in einer Urk. v. 1482; 
der Wald „bei den Engelſeifen,“ bei Gülsbach; Hof zu 
Rlingelfeifen;" „die Enterfoffen, Ensſyffen und bie 
Rothfeiffen, Rutfiffen" im Inftrumente der fünf Dörfer des 
Rheingaus von 1324. Unter den Acten des Kloſters 
Marienftatt ift ein „DVerzeichniß aller Wäffer, Bäche und 
Seifen“ von 1554. Der Entenfeifen, eine Höhe zwiſchen 
Herborn und Beilftein, wird erwähnt in Urk. v. 25. Ian. 
1344. Bol. Eurge 1, 26. Bender 122 erwähnt 
Ortsnamen: Siepen, Bosfiepen, Schneppenfeifen, Sils 
berfiepen. Eben dahin gehört Siebelborn, und bie nafl. 
Orte Großfeifen, (urfundl. Graynfiebe), U. Marienberg, 
Langenfeifen, A. Langenſchwalbach. Der Ramen des 
Drted Simmern A. Montabaur heißt in Urkunden Si- 
binborn und Syfenburne, und wurde fo verftümmelt zus 
fammengegogen; auch im Heffifchen if eine Wüfung Sie⸗ 
benborn ). 


V. Beifpiele von Ortsnamen 
aus dem Pflangenreid. 

Um zu beweifen, daß vorftehende vermifchte Beifpiele 
auf Naſſauiſchem Boden nicht etwa vereinzelt ſtehen, fon 
dern daß die aufgeftellten Grundfäge durchgehende Ber 
mwährung in fi tragen, folgen jegt Ortönamen, welche 
ausfchließend von Bäumen, Sträudhen und Pflanzen ihre 
Benennung erhielten. 


*.) Dagegen flammt von ber Zahl fieben ber jegige heſſiſche Ras 
men „der Giebenmorgen”, ein Hof bei Kirchheim, welcher 
eigentlich „die fieben Morgen‘ hieß, in dem Ausdrud des 

26* 


— 1 — 


1) Apfelbaum. 

Affolderbach, ehedem Ronnenklofter, jept Hof, 
A. Nafätten; auch fonft in Deutfchland vorkommend 
(Scämeller I, 31. Mone ll, 109. Stälin L, 600, 
Meyer 99) in manchen Formen. Das keltiſche aphol 
(Upfel) und das keltiſche dero, (engl. tree, goth. triu, 
Baum) geben für das Altdeutfche den Stamm, Affoltra 
iſt NRomin. Sing. ; affoltre Dat. Sing. beim Mpfelbaum; 
affoltrun und affolterun (mh. — teren) Dat. Blur. 
Nachdem das Bewußtfein der Wurzeln ſchwand, fagte man 
mhd. fogar Mffalterbaum, nad Benete l, 227. 

2) Ahorn. 

Ohren, 9. Limburg, könnte dahin leiten, wie 
Meyer 99 nachweiſt, wenn nicht Die Urkk. (nah Bogel 
788) Aren bafelbft hätten, was eher auf ahd. arin, erin, 
Tenne, Hausflur führt; aren — bei den Häufern. 

3) Bram» oder Brombeerftaude. 

Das alte brama lautet im füdlichen Dialecte noch 
bräm. ®Bgl. Graff 11, 304. Schmeller I, 258, 
Bromberg, A. Naffau, würde hierher gehören, wenn 
die urkundliche Form (b. Vogel 665) Brunnenburg 
fich verhielte, wie bei dem heffifchen Orte Brombach, wo 
Scriba 1, 41 aus Urkunden die Formen Bramb. 
Bromb. und Praumb. nachweifet. Unbezweifelt it Brem- 
thal, A. Iofein und Brombach, 9. Ufingen. Anders 


Volkes, nad Bilmar ©. 260. Stammt Seffent, Gef: 
font am Nieberrpeine aus dem lateiniſchen Ausdrude ber 
Geiſtlichen ad septem fontes, nad} der urk. von 896 bei Las 
combiet1, 42, oder umgelehrt ? 


- 0 — 


wärts Fommen eben ſolche Bormen vor; bei Graff ll, 
304, Gurge l, 9. 17, Meyer 9. 
4) Bude 

Dahin gehören Buch, W.Naflätten, Buche lbor⸗ 
ner Hof, A. Braubach, Buchenberger Hof, ebendaf, 
Buchholzer Hof, ebendaf. 

5) Eibe. 

Daß Bach und Dorf Eibach, A. Dillenburg, welche 
in Urkunden Ibach Cib-aha) heißen, hiervon den Ras 
men tragen, {ft unverfennbar. Die alten, beim Volke zum 
Theil noch jeht gebräuchlichen, Formen find eibe, ibe 
(iwe) iffe, eie. DBgl. Meyer 100. 113. Graff IL, 
118. Mone ll, 109%). Bei Sceriba 1, 267 heißen 
die Formen des jegigen Ortes Eifa urkundlich: Iba, 
Ife, Yffe, Uffe. Vgl. Landau's Hefl. Wüftungen 112 
ff. In Heffen liegt auch die Eibenhart d. h. der Eiben⸗ 
wald. Der Forftmeifter des Büdinger Waldes hatte die 
Pflicht, bei dortigen Jagden dem beutfchen Könige „eyn 
Armbroft myt eym Dbenbogen“ bereit zu halten, nach 
Landa u's Gefchichte der Jagd in Deutfchland 37. 

6) Eiche 

Dahin gehören: Eichelbacher Hof, 9. Ufingen, 

Eichenhof oder Hof zu den Eichen, 4. Dillenburg, 





25) Im Keltiſchen heißt dieſe Baumart lubhar, unb mit dem abges 
türgten Artitel 'n leitet Mone baher ben nafl. Ortsnamen 
Nievern (ur. Nyeforn), den badifhen Rieforn (urk. Rius 
fron), den ſchweizeriſchen Neuforn (alt Nuvoron), den heſ⸗ 
ſiſchen Rauborn Colt Riufaren) und Rifferpeim Calt Riwora, 
Riwaro). 


Eichelberger Mark, A. Jofein, Eihenftruth, 9. 
Marienberg. (Strut bedeutet Geftrüpp. Graff VL, 
751.) Berge heißen Eichkopf und Eichholzkopf. Ober- 
hoͤckſt att, A. Königftein iſt bier zu berüdfichtigen, das 
in Urfund. (nah Bogel 855) Eihenfät mit der 
Eihfäter Mark in der Rähe heißt. 
7) Erle 

Außer dem Erlenbach, A. Ufingen und A. Dillen- 
burg, der Hof Schönerlen, A. Selters, Hof Erlen- 
born, A. Braubach, Erlenhof, A. Langenſchwalbach. 
Dagegen heißt Erbach, A. Idſtein und Marienberg 
in Urkunden (b. Bogel 701. 826) richtiger Erle bach 
und Erilbach. Aehnlichen Wechſel weifet Curge 1, 19 
nad. Im ahd. erila, elira; im mhd. erle, eller, irle; 
nach dialeftifcher Eigenheit (Graffl, 250. Eurgel, 9) 
auch els. Daher gehört hierher auch Elfoff, A. Ren- 
nerod, in Urk. (b. Bogel 732) Elsaf, d. h. Els - uſſa 
= Elsbach, wie ein Elsbach wirklich bei Oeſtrich 
und ebenfo Elsawa im Speffartwalde vorkommt. Ends 
lich Elz, 9. Hadamar in Urkk. (b. Vogel 760) Else, 
iſt ebenbaffelbe = els-A= els-aha =els-ehe, und da- 
raus verkürzt. So El; jenfeit des Rheins in Urff. des 
10. Jahrh. Elsa = els-aha. Vgl. „der Maiengau,“ von 
2.0. Ledebur 32. Auch Ellfurt, 9. Marienberg, 
heißt in Urff. (b. Bogel 702) Elsfurt. Keltiſche 
Wurzeln vergleiht Mone 1, 82 f. 

8) Eſche. 

Eſchborn, 9. Höchſt; vgl. oben IV, 1. Die 
Bache Eſchbach, A. Diez, Höhf, St. Goaröhaufen, 
fingen, Weilburg; die Orte Eſchenau, A. Runfel 





— 407 — 


und Raffau, Efchenhahn (= Hain) A. Wehen. Dages 
gen Efch, U. Idſtein, gehört zu einer andern Wurzel 
(abd. ezzisc) und bedeutet ein Ganzes von Aeckern; 
Schmeller I, 133. Monell, 26. Namen mit Eſche⸗ 
— Dagegen erflärt Mone 11, 105 für Eeltifche Formen 
Chesgeil d.h. ſchilfig, binſig). Efchborn, A. Limburg 
heißt in Urkk. (nad Bogel 784) Efcheliähofen, was 
auf einen Eigennamen weifet, wie Ascilo und Escilo; vgl. 
Meyer 130. 
9) Espe. 

Espa, 9. Ufingen = Espä = Esp -aha d. i. Es- 
penbach. Eurge 1, 14. Sraff 1, 491. Eſpenſchied, 
A. Rüdesheim. Viele Orte in der Umgegend tragen die 
Zufammenfegung ſchied, fheid und Scheid, A. Diez, 
womit allerlei Abfonderungen bezeichnet werden; auch in 
Heffen, und noch häufiger in Weftfalen, wo bie 
norbdeutfche Form fchede eintrit. Bender 49. Bil- 
mar 242. 

10) Felbe. 

Deutliches Vorkommen fehlt; wahrfcheinlich in Vil⸗ 
bad, 4. Selters — Felb⸗ach, Felbenbach. Schott 
12. Den anſcheinend ſpätern Namen Feldbach, der 
auch im A. Dillenburg *) erſcheint, erflärt Meyer 101 
ebenfo in der Schweiz durch Felb⸗ach. Plebanus de 
Velbach erfcheint in der Naſſ. Urf. v. 1287 6. Guden 
11, 1170; in einer anderen von 1294 ſteht Felbach. 


26) Doc ift im Heſſiſchen die Felde (Cd. b. Felda = Feld-aha, 
Feldfluß), im Munde dos Volkes erweicht zu Bell, urkundlich 
erwiefen bei Roth. 


— 08 — 


Zelbach iR ein Ort in Würtemberg, urkundlich. Eben 
dahin gehört das Heſſiſche Bibel, wonon bei Sceriba 
U, 275 die urkundlichen Formen Kelwila, Felwile 
Andeutung erhalten Fönnen. Bellerbilln, A. Dillen⸗ 
burg, kann auch kaum anderswohin bezogen werben. Die 
Borm Beller wird von Schmeller 1, 525 nadge 
wiefen. 
11) Foͤhre. 

Erſcheint nicht 7); es müßte denn Berrebadh 
(Bogel 42) fo gefaßt werden, wie Meyer 101 For⸗ 
renberg und Mehnliches nachweiſet; wenn nicht cher 
Boraha, Forre, Förre, d. 1. Forellenbach zu denken iſt. 
Meyer 107. 

12) Hagedorn. 

Nach Graff und Schmeller 11, 163 iR die alte 
Form hagan, hagen; Wurzel hag; orthographifche Bas 
tianten find hagen, hachen, heggen. Kane oder Han 
(Hahn) iſt blos Zufammenziehung von Hagen, f. 
Bender 128. Naffauifche Ortsnamen find: Hachen⸗ 
burg, Hahn, Haintgen, (urkundlich Hayn), Haindorf, 
Hambach (urkundlich Hainbach). Auch Hallgarten hieß 
früher (Vogel 585) Haginboingartun. 

#7) Dialektiſch heißt fie Mantel (Scmelter II, 306), nebft 
den davon abflammenden Drtinamen. Das Rafl. Mans 
derbach heißt urkundlich Mandelb. und würde Hierher 
gegogen werben Eönnen, wie Mandeln, und am GEnde aud) 
Bugmantel. — Bei 3ürbad) X. Gelters könnte man an 
Zirb-aha denken, von der Zir bel (pinus cembra L.) nad) 
Schmeller IV 284; aber es fehlen die urkundlichen For⸗ 
men. Im Preuß. Kreife Cochem an ber Moſel ift eine Zir⸗ 
wess Mühle bei Lügerath. 


— 400 — 


13) Hafel. 
Bl. oben IV, 2. 
14) Eram, Eran, Kron. 

Nah Graff IV,612 und Schmeller 1, 387 1V, 
%1 der alte Ausdruck für Wacholder; daher Kramens ober 
Kran, oder Kranewit oder Krammetövogel. Am Harze 
heißt die Preiſelbeere jegt noch Kronsbeere. Unbeftritten 
gehört hierher Gramberg, 9. Diez. Eben dahin leitet 
Eronberg, und wenn die Herren von Eronenberg 
Kronen in ihren Wappen führten, fo if dieß aus ſpä⸗ 
terer heraldiſcher Deutung geflofien. Meyer 155 deu⸗ 
tet das fehweizerifche Kronthal ebenfo. 

15) Linde 

Es if im Einzelnen ſchwer zu entfcheiden, ob ber 
artige Ortönamen von dem Lindbaume (Graff], 
501, 1, 185) oder dem möthifchen Lintwurme ben 
Urfprung haben; meift fließen fie zufummen in Limburg, 
Limberg, deren wir in Deutfchland eine Menge haben. 
Bender 108. Einige fleigen vielleicht bis zum Kelti- 
ſchen lin hinauf. Mone Il, 111. Grimm Mythol. U, 
652 fi. „Der häufige Ortsname Limburg — Lintburg if 
richtiger aufSchlangen als auf Linden zu beziehen.“ Hier 
ber gehören: Lindau, Lindenholzhaufen (urkundlich Holy 
haufen bei der Linden), Lindſchied, und auch Löhnfeld, 
welches nah Vogel 702 urkundlich Lyntfelt heißt. Dot. 
Meyer 101. Das naflauifche Limburg heißt in alten 
Urkunden immer Lintburg. 

16) Salweide. 

Die Baumart heißt angelf. seal, sealh; ahd. salha. 

Graff IV, 189, Grimm Geſch. d. deutſch. Spr. 1, 


— 40 — 


301. Schmeller I., 234. Cs gehört hierher: Sal⸗ 
ſcheid, Selbach, Selebach, Selhain. Eurge 1, 26. 
17) Ulme. 

Die alte Form iſt elm. Graffl, 240. Dialek-⸗ 
tiſche Verſchiedenheit if alm, ilm. Schmeller Jl, 49, 
Benecke 1, 49. Grimm Geſch. d. deutſch. Spr. 1, 
214. Es gehören darum hierher: Alsbach, (urkundlich 
Almsbach b. Vogel 684) A. Selters, vieleicht auch 
Almenrode (urf. Aylmerode) A. Runtel, fiher Elmach 
Celm -aha) Bach und Ort, 9. Rüdesheim. Der jepige 
Ulmbach, welder in die Lahn mündet, wird, da in ber 
Urkunde des Kaiſers Dtto IL bei Kremer 1, 98. 
(Böhmer Nr. 869) nad) Vogel 33 Ollmena zu lefen 
if, flatt Oumena, vielmehr auf olm (Mol) weifen, 
das der Mund des Volkes fpäter nicht mehr verfland 
und in das befannte Ulm fälfchlich verwandelte, während 
es grammatifch richtig urfprünglich Olmen& ( Olmen-aha) 
hieß, d. h. Olmenbach. in Olmsbach ift auch im Hefr 
ſiſchen. Vgl. Bilmar 258. Eurpe I, 3. 

18) Weide. 

Ahd. wida. Davon Weidenbach, Weidenhahn, Wie, 
Wiedbach; deögleihen Deminutive (Schmeller IV, 
31) Weidelbach, Ort und Bad). 

Die Nachweifung der Beifpiele von beutfchen Orts⸗ 
namen, denen Thiere und Menfchen ihre Benennung 
gaben, wird vorbehalten. Doc möge nicht unerwähnt 
bleiben, welche Mufgabe hierbei I. Grimm den hiſtori⸗ 
ſchen Localvereinen und ihren fpeciellen Abtheilungen ges 
ſtellt hat, in dem Auffage „über Heſſiſche Ortsnamen“ in 
der’ Zeitfehr. des Vereins f. Hefl. Gefchichte und Landes 


— 4 — 


Funde (Gaffel, 1840) 11, 139 ff. Es fol nämlich ir 
gend ein fundiger und fleißiger Mann veranlaßt werben, 
in jevem Landeötheile eine genaue Slurbefchreibung aufs 
zuſtellen, theils nach den beftehenden Lager» oder Grunds 
und Flurbüchern und dergleichen Verzeichniſſen, theils 
nad den im Munde des Volkes, an Ort und Stelle 
fortdauernden Benennungen. Die Wochen» und Intellis 
gengblätter follen dabei nicht übergangen werden, wofern 
genaue Eatafter fehlen, wie Kurhefien und Würtemberg 
fie haben; mit Ausſchluß natürlich aller neuen willkühr⸗ 
lich dur Forſtbeamte aufgeftellten Namen. Die auf 
diefem Wege für Mythologie, Recht, Gefchichte und Sprache 
erheblichen Ortöbenennungen follen fimmtlic gedrudt und 
mit genauen Verzeichniffen verfehen werden. Monogra- 
phleen über einzelne kleinere Diſtricte genügten zum Ber 
ginn und zur Yufmunterung für Nachfolger. Vgl. meis 
nen erſten Vortrag über die Mitwirkung der Archive zu 
den Arbeiten und Zweden des Naſſ. Vereines v. J. 1845, 
in der Zeitfchr. f. d. Archive Deutfchlande 1, 1, 46 ff. 


— 413 — 


VII. 


Die lateiniſchen und deutſchen Lebensbeſchreiber 
Ludwigs, des lehten Grafen von Arnſtein. 


Bom 
Archivdirector Dr. Friedemann zu Idſtein. 


Nachdem der gegenwärtige Vorftand des Vereins 
befchloffen hat, daß das von dem Centralſtaatsarchive feit 
mehreren Jahren beabfichtigte und von dem Herzoglichen 
Staatsminifterium genehmigte Naffauifhe Urkuns 
denbuch auf Koften des Vereins alljährlich heftweife 
nad) den in den Archiven des Herzogthums befindlichen 
Driginalen erfcheinen foll, werden einzelne Wbtheilungen, 
als befondere Gange, auch die Urkunden und hiftorifchen 
Refte der einzelnen Abteien und Kloͤſter in chronologi⸗ 
fer Ordnung und möglichfter Vollſtändigkeit bringen. 

Daß und wie dieß gefchehen fol, und welche Ge 
nauigfeit dabei flattfinden wird, mag im Nachftehenden 
an cinigen Proben vorläufig dargethan werden. Wenn 
diefe Proben von der Abtei Arnftein entlchnt werben, 
fo ift abſichtlich ein Gegenftand gewählt worden, welcher 
früher ſchon öfters behandelt wurde. Eben deßhalb wird 
man nicht fagen Fönnen, daß diefe Wahl nur Unbefanns 
te8 barbietet, fondern Sachfenner werben dabei vielmehr 


— 43 — 


Gelegenheit haben, die Fünftige Behandlung der einfchlas 
genden Einzelheiten mit ber biöherigen genau zu vers 
gleichen und darnach etwaige Erwartungen zu beſtimmen. 
Wenn das Refultat neuer Prüfungen bier und da von 
namhaften Annahmen früherer Borfcher abweicht ober fie 
ergänzt, fo werden die obwaltenden Gründe und Umftänbe 
Alles nach Möglichkeit rechtfertigen. 

AS erften Schriftfieller, welcher im Umfange des 
jeigen Herzogthums Raffau zwifchen 1198 und 1227 
‚welfellos Iebte, zeigt ſich der Verfaſſer der Iateinifchen Vita 
Ludovici Comitis de Arnstein, wie ſchon Vogel in 
den Annalen (11, 2, 121 ff.) nachweifet, indem er ſelbſt 
von fi fagt, daß er gefchrieben habe, als die Grafen 
Heinrich der Reiche und Ruprecht IV. in Raffau regiers 
ten. Diefe Vita iſt mehrere Male gebrudt worden, fogar 
aus der Arnfleiner Originalfcrift, aber vielfach fehler 
haft. Das f. g. Original befindet ſich fjept in demjeni⸗ 
gen neuen Gewölbe des Herzoglichen Central» Staat 
archivo zu Idſtein, welches die Urkunden aller Naſſaui⸗ 
fen Klöfter enthält, und if den drei inneren Seiten 
eines hölzernen Schranfes mit zwei Flügelthüren aufge 
klebt °). Die Schrift iſt zwar groß und deutlich, aber 


3) Das Gange ift, wie bei Altären manche Gemälde, zum Auf⸗ 
Hängen und Verſchlichen beftimmt. Auf der Xußenfeite beider 
Flügel find die Gemälde des Grafen und feiner Gemahlin 
angebracht, als der Stifter der Abtei, im Kioftergewande, wie 
beide als Gonverfe trugen. Ludwigs Geftalt iſt bis faft auf 
die Füße verwiſcht und abgerieben; unverlett und noch ganz 
iſt die Geftalt feiner Gemahlinn mit Wappen und Umfcrift: 
Guca comitissa, uxor ejus, fundatrix in Arinsteyn. So 


— 44 — 


doch Taum gleichzeitig mit dem Berfafler, fondern merklich 
fräter. 

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts waren die 
alten Urkunden der Naſſauiſchen Klöfter der Gegenftand 
vielfacher Rachforſchung von Seiten Rafauifcher und 
auswärtiger Hiftorifer, wie die vorhandenen Correſpon⸗ 
denzen mit den geiftlichen Vorſtehern darthun. 

Im 3. 1768 machten die berühmten Mannheimer 
Gelehrten Schöpflin, Lamey und Kremer eine ar 
chivaliſche Reife *) durch Raffau über Hedvernheim, Id⸗ 
fein, Limburg und Arnftein nach dem linken Rheinufer, 
welche befchrieben ift in den Actis academ. Palat. III, 
24 fi, und gaben daſelbſt Abbildungen und Abdrücke 
mehrerer, an den genannten Orten gefundener Alterthüs 
mer und Urkunden. Der Oranien-Rafjauifche Regierunge- 
rath I. F. Eberhard zu Dillenburg, der dritte in dem 
dortigen hiftorifchen namenlofen Vereine *) neben 4. U. 
v. Erath und C. H. v. Raufchard, hatte zu gleicher Zeit 





verwifcht war bas Gemälde Ludwigs ſchon in ber Mitte des 
vorigen Jahrhunderts, alfo nicht erft bei der Aufhebung ber 
Kiöfter im Anfange des laufenden Jahrh. verdorben worben. 
Eberhard erzählt nämlich: „Auf den Tafeln fietet man die 
Gräfin in ihrem Orbenshabit fehr wohl auf einem Kreibes 
grund gemahitz der Graf aber ift verftoßen.” 

*) Vgl. meinen Auffags „Erinnerung an ältere archivaliſche 
Reifen durch Raffau’ in den Weiblättern zur Raff. allg. Zeitg. 
v. 1850 Wr. 235. 236, 

3) Bgl. meinen erften Vortrag „Über die Mitwirkung der Are 
chive zu den Arbeiten und Zwecken des Raff. hiftor. Wereins‘’ 
©. 1845, in der Zeitſchr. f. d. Arch. Deutſchland's I, 1, 88 ff, 


— 45 — 


die Abficht, diefe Gesta Ludovici beffer zu veröffentlichen 
als früher gefchehen war, und gab in den „Marburgis 
ſchen Anzeigen“ v. I. 1766, Rr. 4. 5. 6. vorläufig eis 
nen Aufſah „von Graf Ludwig dem legten zu Arn⸗ 
fein, und dem Einriche," auf welchen Wenk in ſei⸗ 
nen hiſtor. Abhandlungen (Frkfrt. und Lpzg. 1787) St. 
1. ©. 25 ff. aufmerkfam macht. Da Vogel a. a. O. 
nicht Eberhard's urfprüngliche Abhandlung, fondern nur 
Wenk's Nachricht vor Augen gehabt zu haben fcheint, 
fo mögen des Erſteren hierher gehörige eigene Worte 
Plat finden. „Ich habe die in der Abtei Arnflein ver 
wahrte Tafeln eingefehen, und biefelben zum accurateften 
abſchreiben laſſen, welches ich zu feiner Zeit mit den nö⸗ 
thigen Erläuterungen an das Licht ftellen werde." Dieß 
iR, fo viel ich weiß, mie gefchehen; wohl mögen aber 
einige neuere Abſchriften der Vita, welche in den Dillen» 
burger Archivalacten fich befinden, daher rühren. — „Der 
Verfafler Iebte und fehrieb, wie uns ſchon der Inhalt bes 
lehret, zur Zeit des Grafen Ludwig felbft. — Der näms 
liche BVerfaffer, wie Zeit und Schrift belehren, hat die 
Einrichtung zu einem Jahrbuche *) gemadt, worin er 


*) Bon diefem Jahrbuche haben ſich bisher noch nicht die geringe 
fien Epuren unter ben Arnſteiniſchen Kloſterſachen auffinden 
laſſen. Auch die Aehnlichkeit der Handſchriſt wird dahin ges 
Reit bleiben müffen. @elbft der Name Luuand fheint bei 
Gberhard auf einem Drudfepler zu beruhen, ftatt Lunand. 
Went macht daraus unbedenklich Luwand und Bogel folgt 
ihm ſtiuſchweigend. Dr. Roth in Münden, ein genauer Fors 
fer, machte mich auf die Form Lunant aufmerffam in Drons 
tes traditt. Fuldens. p. 85. Nr. 90 in loco, qui dieitur ad 


— 46 — 


nach Aehnlichkeit der Hand ſelbſten beiſchreibt: Hoo anno 
ICLCXXU scriptus est iste liber a quodam fratre 
nostro nomine Luuando. Qui ergo legit dicat: ani- 
ma ejus requiescat in pace. Darauf iſt von der näm- 
lichen Hand verzeichnet: ICLXXX Eustachius abbas 
secundus obiit, cui successit Richolfus abbas tertius, 
Berner : ICLXXXV Ludewicus comes et conversus, 
fundator huius ecclesiae aliarumque monialium feli- 
citer obiit. Sodann: ICXCVI Richolfus abbas obüt. 
Mit dem Jahre ICCXV endigt fi) diefe Hand und wird 
das Buch von einem andern fortgefept. Diefes habe ich 
alfo aus den zu Arenftein verwahrten alten Pergament 
blättern herausgezogen und verglichen.“ 
Die bisherigen Drude, worin die Vita erſchien, 
find folgende: 
1) In Pagii (Le Paige) bibliotheea ordinis Prae- 
monstratensis ꝰ). Par. 1640. 
2) In Chr. Broweri Sidera illustrium et sanc- 
torum virorum, qui Germaniam ornarunt. Mo- 
gunt. 1660. 4. ). 


Lunandes und in cod. Fuld. p. 323 Nr.694, wo es bei eben 
der ſelben Schenkung heißt Liunnandes. Deögleichen fehe ich 
Liunant auch in tradd. Fuld. p. 137. cap. 57. 

5) Aber nur unvolftändig und fehlerhaft. Der nädjfte Herauss 
geber Hugo fagt felbft: Vitam a Pagio in B. P. jejune 
olim editam et naevis lacunisque mendosam. 

6) Der fpecielle Theil heißt: Vita et conversio b. m. Comitis 
Ludewiei Arensteinii ord. praemonstr. eonversi et fun- 
datoris abbatiae Arnstein. Ex ejusdem munasterli biblio- 
tbeca protulit R. P. Chr. Browerus, Soc. Jes. Presb. 


— 47 — 


3) In C.L. Hugo sacrae antiquitatis monumenta 
bistorica, diplomatica, notis illustrata - Tom. L 
Stivagüi in Lotharingia 17235. fol. Tom. II. in 
oppido 8. Deodati (St, Die) 1731. fol, p. 34 
—4.?). 





Das Debicationsblatt ift gerichtet ad Illustriss. et reveren- 
diss. A. Ep. Trev., princ. Eleet. etc. Lotharium et ad 
illustres ac generosae nobilisque stirpis Comites, Barones 
ac equestri nobilitate conspicuosviros tractus Loganae ac 
Westerwaldiae. Auch hier wird das Arnfleiner Drigis 
nat als Quelle angeführt. 

7) Weder Erath im Conspectus hist, Nass., noch Bogel, noch 
fonft ein Naſſauiſcher Ferſcher erwähnt dieſes Druckes. — 
Ebert fogar (Bibliograph. Ser. II, 843) glaubte nit an 
die Exiſtenz des zweiten Bardes, durch Jöch er wahrſcheinlich 
beſtimmt, weicher nur „einen Tomum erwähnt. Dagegen 
nennt Perg den zweiten Zeil nur felten, in bem Archive 
der Gefeifc, f. ält. deutſch. Geſch. Cdannon, 1847) IX, 487, 
und Böhmer in ber neuen Bearbrit, der Kaiſer-Regeſten 
1246— 1313 (Stuttg. 1814) ©. 173 fagt, daß er ihn in 
Straßburg benupte. Die Gefaͤrigkeit der Fön. bair Univerfis 
tätsbibliothel zu Münden bat mir das feltene Druckwerk zur 
Einſicht verftattet und nad) Joſtein gefendet. Ich werde einen 
gelegenen Ort benugen, um ben Inhalt volfkändig dem ges 
Iehrten Publitum zur Notiz zu bringen. Der Herausgeber 
fagt, daß fein Mitarbeiter die Vita Lud. Arenst. bearbeitet 
habe: Restituimus ex autographo et notis instructam 
evalgamus, qualem paraverat P.Blanpinius. Alſo aud 
bier iſt die Quelle das Arnfleiner Autograph. Am Schluſſe 
find 14 Arnfteiner Urkunten abgedruct, von denen der Pets 
ausgeber bemerkt: Varia diplomata, necdum data luci, quo- 
rum autographa vel in Archivis legimus, vel in nosiro as- 
servamus chartophylacio. Die Kaiferurtunden find ſchon 

277 


— 48 — 


4) In Hontheim Prodromus historise Trevi- 
rensis, (Augsburg. 1757. fol) Tom, I. p. 709 
f. ®). 

5) In J.M. Kremer Origines Nassoicae. (Wiesb. 
1779). Tom. II. p. 361 ff. ). . 

Der Handfcpriften find mehrere, und zwar an vers 
ſchiedenen Orten. 

1) Die Hauptfächlicäfte und Altefte Handſchriſt iR das 
befchriebene f. g. Original, jest zu Idſtein. 

2) Eine andere Arnfteiner Handfehrift, jegt zu Idſtein, 
worin die Gesta Lodevici ftehen, ift in der Zeitfchr. 
f. d. Arch. Dentſchl. I, 1, 74 f. näher bezeichnet 
worden. 

3) Berk a. a. D. erwähnt eine britte, die er auf 
feiner Titerarifchen Entdeckungsreiſe „nach London 
und Middlehill im I. 1844" fah und zwar im 
britifchen Muſeum. 

4) Perg fand auch auf einer früheren Reife nach 
England im I. 1827, welde er a.a. O. VI, 79 
ff. beſchreibt, im britifchen Mufeum und zwar bei 


von Böhmer berückfichtiget; die Arnſteiner Urkunden find ans 
derwaͤrts bereits, beſonders in den Daten, beffer gebrudt, bie 
Zofteiner Driginale werben aber überall das Befte bringen, 

8) Vogel S. 122 fegt voraus, daß bie gange Vita dort ſtehe; 
es ift aber nur ein Auszug, wie fon Wenk in der Heil. 
Geſch. I, 111 und Fifher a. a. O. ©. 28 richtig ber 
merken. 

9) Auch hier Heißt es: EX originali manuscripto monasterii 
Arnsteinensis, ohne alle Rüdfidt auf frühere Drude, welche 
aber doch in jedem Falle nöthig war. 





— 49 — 


ben Harleian Manuscripts Rr. 2800-2802 drei 
Bände Acta sanctorum saec. XIII., und in Rr, 
233 Vol. 2 da8 Opusculum gestorum Ludoviei 
comitis Arinstein fundatoris nostri Die Hand» 
ſchrift trägt die Infchrift: Liber S. Marie Virg. 
et S. Nicolai in Arinsteyn a. 1464 ”*). Ob 
beide Handfchriften der Gesta verfchieben oder am 
Ende gar diefelben find, nur zu verfchiedenen Zei⸗ 
ten von dem Reifenden eingefehen und aufgezeich⸗ 
net, wirb nicht gefagt, Täßt fich aber faſt voraus 
fegen ®). 

5) Im „Archive VII, 519 wird unter den Papieren 
der Bollandiften zu Brüſſel,“ welche aber nur Abs 
ſchriften des 17. und 18. Jahrh. enthalten, bei S. 
a. D. 14. erwähnt: Vita Ludovici et Gudae 
dyoastarum de Arostein, fundatorum Coenobü 


30) Mit diefer Infeprift, weiche Arnſteiner Handſchriften gu Id⸗ 
ftein Haben, find noch mehrere Handfchriften der Harlejanifchen 
Sammlung verfehen. Wann und wie fie von Arnftein nad 
England Tamen, wo nod) mehrere Handſchriften aus dem rheis 
niſchen Deuiſchiande fid) befinden, hat ſich noch nicht ermit⸗ 
teln laſſen. Das Verzeichniß, welches Perg VIl, 79 ff. gibt, 
hat nicht überall die Arnſteiner Inſchrift bemerkt, wie aus 
Vergleihung mit den fpeciellen Angaben auf & 883. 1000. 
1019 erhellet. Um die handſchriftüchen Gchäge Arnſteins zu 
characteriſiren, werben fpäter die Zitel aller Gtüde genau 
gegeben werden, 

»2) Diefe Vita Ludovicl hat Perg nämlich zur Aufnahme in die 
Monumenta Germaniae historica beftimmt, und auch Böhs 
mer wollte fie im 3. Bande feiner Fontes unter Mainzer 
Scriftftüden geben. 

27° 


— 420 — 


in Arnstein, ex antiquissimo codice. Wahr⸗ 

ſcheinlich die Arnfeiner Urfchrift iſt gemeint. 

6) Abfehriften nenerer Zeit finden ſich mehrere, theils 
bei den Klofterurfunden, theild in den Archivacten, 
alle aus Nr. 1 oder 2 geflofien. 

Proben, wie die verſchiedenen Herausgeber bie Hand» 
fhriften benupten und wiebergaben, mögen bie nachfol⸗ 
genden Vergleihungen einiger Stellen geben. Mit A. 
wird die Handfehr. Ar. 1, mit B. die Handſchr. Rr. 2 
bezeichnet. Br. it Brower, H. it Hugo, Ar. iſt Kremer, 
defien Ausgabe ald neuefte zum Grunde gelegt wird ). 

Pag 361 6. Kr. Die Worte a tergo quem nulla 
eiconia pinxit find aus Pers. Sat. I, 58 entlehnt, und 
es mus vielmehr pinsit heißen. — Der poeta, weldjer 
fagte Est quodam (vielmehr quadam) prodire tenus, 
it Horat, Epist, I, 1, 32. 

Pag 364. Solet taımen in fragili calamo et in 
vase futili dulcedo mellis includi] A. B. Br. H, fic- 
tili: nur Ar. hat falſch futili und et et. 

Pag 36%. Nec solaris cerei derogat claritati 
eircumfusa sacpius et ohjecta nubium crassitudo] 
So 4A. B. H.; fo auch Br., nur circumferri solita 
saepius. Bei Är. fehlt cerei ganz. Unten heißt es 
auch probitatis cereus. 

Pag. 362. tribus a Rheno miliaribus versus 





32) Es wird hieraus zugleich erhellen, ob die urtheile Über bie 
Unzuverläffigleit der Abdrüde Kremer’s in der Zeiiſchr. 
f. d. Arc, Deuiſchlands I, 1,48. I, 3, 284 gu hart find. 
Andere Beifpiele werben ſich bei dem Urkundenbuche nach den 
Driginalen ergeben. 





— 441 — 


orientem] So nach der Lage ganz richtig A. B.; auch 
Br., nur miliariis. Bel Är. fehlt a und fiehet occi- 
dentem, wie bei M., was in 4 von zweiter Hand hers 
rührt. Der niederdeutfche Verfaffer hat auch „zwae mis 
len weges von dem ryne gegen ben uffgangf der fonnen.” 

Pag. 263, de sororum honestate et posteritatis 
successione sollicitus aestuabat ut] So A. B. Br.; 
Kr. solliciter; A. sollicite. 

Pag. 364. Comitis de Bomneburch.] So Ar. 
aus A.; — burgk; B. Bonneburg, Br. Bonneburch, 
H. — Guedam] So Är. nad) A. Gudam 2. Br. H, 

Pag. 365. Filii tui certe de longe venient, et 
filiae tuae de late surgent] So Är.; aber 4. B. Br. 
A. haben de latere, mit Recht, auch nach der Vulg. in 
Jesai. proph. 60, 4 "?). 

Pag. 365. Die Worte Flactenus, o Musae, fla- 
bris torpentibus usae, Adspirate, precor, velis in- 


15) Der mufterhaft gründlihe Kappenberg fagt in feinem Aufs 
ſatze „von den Quellen und ‘Bearbeitungen dee Adam von 
Bremen” in dem Archive d. Ecſellſch. f. ält. d. Geſch. von 
1848 (VI, 823) mit allım Grunde: „Ich kalte es für Pflicht 
des Herausgebers mittelalterlicker Echriftiteller, die Eprüche 
der h. Schrift durch den Druck hervorzuheben und näher nach⸗ 
zumweifen, um auch dadurdy die eigenthümlichen Gedanken bes 
Echrififtellers, von fremdem Schmucke entkleitet, augenfällis 
ger zu bezeichnen und mancherlei Mifverftändniffe zu vermeis 
den’ Hugo’ Ausgabe ift hierin fehr genau; minder 
Bromwer; Kremer hat baron ganz abgefehen, aber eben 
deshalb auch vielfacy gefehlt. Die Eteilen altklafjifcher Schrif: 
ten ober auch gleichzeitiger mittelalterlicher find eben fo ges 
genau, nach Möglichkeit, zu bemerken. 


— m — 


trantibüs aequor find, wie die Reime in der Mitte und 
am Schluffe des Herameterd zeigen, aus einem epifchen 
Dichter des Mittelalters entlehnt. Bei M. fehlt velis. 
Dagegen Impiger — Indos ſtammt aus Horat. Epist. 
1, 1, 45. Auch die Worte languor capitis decurrit in 
artus {ft der Ausgang eines Herameters, 

Pag. 366. non indigeret] B. Br. nullatenus ind. 

Pag. 366. qui vocat ea, quae nön sunt, tanquam 
ea, quae sun] So 4.B. Br. H., wie die Vulg. in 
Paul. ep. ad Rom. 4, 17 wirklich hat. Bei Kr. fehlen 
die Worte tanqguam bis sunt. Dann fügen 4. B. Br. 
B. richtig die bei Ar. fehlenden Worte bei, nad der 
Vulg. in Psalm. 76, 11. Haec mutatio dexterae ex- 
oelsi. Vere. 

Pag. 366. Die Worte aures obturat ut aspis 
und monitis evicta frequentibus find wieder Stüde von 
Herametern. — Die Worte Ludit — rebus, welche Hugo 
auch als Vers abtheilt, find entlehnt aus Ovid. Epp. 
ex P. 4, 3, 49. 

Pag.367. pre. ani. t. ad tentati.] So Ar. nach 
4. Aber B. Br. H. haben nad) der Vulg. in Eccles, 
2, 1 voll: Praepara animam tuam ad temptationem, 

Pag. 367. Saxonum prosapia descendens] &o 
Br. und Kr. irrig; umgeſtellt S. d. p. haben 4. B. H. 

Pag. 367. Anno MCXVIII] So irrig Är.; das 
gegegen A. hat XVII, B. XIX.; fo auch der nieder 
deutfche Verfaffer. A. hat wörtlich decimo nono. 

Pag. 367. habitum qualem] So irrig Ar.; h. 
quem A. B. Br. H. 

Pag. 368. ecclesia b. Mariae Magdeburg. ] So 





— 428 — 


Kr.; Magdeburgensis 4.; in Magdeb. B.; Magde 
burgi H. 

Pag. 369. in odorem] —re 4. B. Br. Die Vulg. 
hat in Cant. Cantic I, 3 in odorem, und fo A. 

Pag. 369. felix itaque et multa felicitate dona- 
tus est ille dies] So irrig Ar. Richtig dagegen fe- 
lix inquam et m, f. d. i. d. ohne est in A.B. Br. A. 

Pag. 370. cum hominibus suis et decimis] c.h. 
scilicet ac d. B.; c. h. videlicet ac d. Br.; c. h. 
scilicet et d. H. So auch ©. 374 cum omnibus at- 
tinentiis, animarum scilicet et fructuum. Und fo 
häufig in Urkunden. 

Pag. 371. gregis domini) So irrig Är.; gr. 
dominici A. B. Br. H. Auch p. 374 heißt c8 domi- 
nici ovilis, nach dem gewöhnlichen Ausdrucke. 

Pag 372. deputatur] So irrig Är.; richtig de- 
putatus A. B. Br. H. 

Pag. 372. virtutum perfectionibus] So irrig 
Kr.; richtig v. perfectibus 4. B. H. v. profectibus et 
gradibus Br. 

Pag. 373. totus vivebat] t. jam v. 4.B.Br.H. 
Bei Är. allein fiel jam aus. 

Pag. 374. remuneravit plurimis] r. plurimos 4. 
B. Br. 

Pag. 374. quibus amor jam dedit spiritus, ut 
requiescant a laboribus suis.] So irrig Kr; nad 
der nicht verftandenen Abfürzung amo dieit sp. in A. 
Dagegen a modo d. sp. B.; a modo d. sp., requies- 
cant Br. Aber Hugo gab ganz richtig à modò jam di- 
eit Sp. ut requ. Die Worte find entlehnt aus Apoeal. 





— U — 


14, 13. wo ber griechifche Tert hat ansaprı Adyeı vol 
To nıeuua, Ira wen«vowvrar. Die Vulg. bat das 
Richtige amodo dicit jam spiritus ut requ. Sn Ur⸗ 
kunden heißt e8 häufig a modo in futurum, ab hinc in 
ante und ähnlich. Der font bewanderte Qudenus fand 
V, 115 feines cod. diplom., in einer Urkunde der Stadt 
Wetzlar v. 1306 die Worte ut cesset omnis ammodo (sic) 
conquerendi materia, und notirtg deßhalb das ihm aufs 
fallende Wort ammodo im Index nominum barbarorum 
et exoticorum medii acvi. 

Pag. 374, in itinere Praemonstratum]) Die Ab⸗ 
fürzung von 4A. hat Ar. falfch ergänzt; e® muß heißen 
in it. Praemonstratensi, wie B. Br. H. haben. 

Pag. 374. His temporibus] Die Abkürzung von 
4. hat Kr. mißfannt; es muß heißen Hujus t., wie B. 
Br. A. richtig haben. 

Pap. 375. omni cum jure] So Är.; aber c. o. 
j. haben 4. B. Br. IH. 

” Pag.375. Nondum enim tornatiles, nondum ple- 
nas jacientis manus.] Co ohne Einn Är., welder 
jacientis machte aud dem unverftandenen iacinctis in 
A. B., was hyacinthis bedeutet, wie Br. H. deutlich 
haben, nach der Vulg. in Cant. Cantic. 5, 14, wo es 
heißt: Manus illius tornatiles aureae, plenae hyacin- 
this. Die Variante hängt mit der germantjirten Form 
Jächant zufammen; vgl. Graff's althochd. Sprachſch. 
I, 594. 

Pag. 375. ut sint ad elemosinam porrigere] So 
Kr., welcher bie Abfürzung nicht verftand; porrectae 





— 425 — 


A. B. Br. H. Lehterer erkannte die Bibelſtelle nicht, 
hat aber Alles richtig. 

Pag. 375. ad modum torni promiissimi] So 
Kr. irrig, weil er das promtissime nicht verftand; das 
gegen richtig — mae A. B. Br. H. Brower meint, daß 
extendantur oder Achnliches am Echluffe ausgefallen ſei, 
was, nach dem Zufanmenhange, ganz unnöthig if. Bei 
H. ift tomi für torni nur Druckfehler. 

Pag. 376. o attende.] So Kr.; einzig rag if 
non a. A. B. Br. H. 

Pag. 377. ut ait quidam] Dieß iſt ciaudian. 
IV. Consul. Honor. 299. 

Pag. 377. in uxoris corpore molle ſemur] Iſt 
der Schluß eines Pentameters. 

Pag. 377. verbo docet] So Kr.; v. docetur 
A. B. Dr. H. 

Pag. 378. fermentani] So Kr. Richtig allein 
ift fermentavit, wie 4. B. Br. H. 

Pag. 379. Sed finem loquendi omnes pariter 
audiamıs. Deum time et mandata ejus observa: hoc 
est omnis homo: hoc id est per hoc; est id est 
erit; oınnis homo subaudi perfectus. So muß 
diefe, auch bei Kremer mehrfach verdorbene, Stelle 
interpitigirt und verftanden werden. Das hoc nad 
homo, welches 4. B. haben, fehlt bei Ar. Rr., wodurch 
alfe Unordnung für den Einn entſtand. Tie erfteren 
Worte find nimlich entlehnt aus dem Terte der Vulg. 
von Ecclesiast. 12, 13; die letzteren Worte enthalten 
die Erklärung derfelben, freilich nach der Weife älterer 
Eregeten. Hugo, welcher die rechte Bibelſtelle nicht er- 


Tanne, gibt ganz willführlic, um einen Sinn hervorzas 
rufen: Deum timeamus et mandata ejus observemus, 
simusque perfecii, quemadmodum Pater noster in 
coelis perfectus est, 

Bon deutfchen Lebensbefchreibungen haben wir 
ao. 

1. Die Handfcprift der einen ift im Archive zu 
Jofein, und Bogel gab a. a. D. davon einen vollen 
Abdrud. Er findet eo ſchwer, zu unterfrheiven, ob das 
Deutſche oder das Lateinifche die Urfchrift war; doch 
möchte ich kaum zweifeln, in dem Lateinifchen das Frühere 
zu finden, 

2. Die andere deutfche Lebensbefchreibung führt 
Bogel bloß ald ein zweites Eremplar ber erften auf 
Pergament in der Bibliothek zu Mannheim an, ohne 
weiter darauf einzugehen oder auch nur die Duelle 
der Nachricht zu nennen. Wahrfcheinlich kannte er fie 
durch Fifcher, welcher in feinem Gefchlechtöregifter der 
Häufer Ifenburg, Wied und Runfel (Mannh. 1775. Fol.) 
©. 42 ff. fie benugte. Die Reifenden von Mannheim 
fagen eben fo unbeftimmt von ihr (Act. acad. Palat. III, 
24 not. z.): Versio teutonica satis antiqua in biblio- 
theca elect. Palat. servotur in meınbrana, ex qua 
Broweriana emendari hinc inde potest. Bei näherer 
Nachforſchung hat fich diefe Handſchriſt jept in Münden 
gefunden, und nach den Proben, die ich von dem Anfange 
und dem Schluſſe erhielt, zu urtheilen, ift fie von Rr. 1 
verfchieden, aus merflich neuerer Zeit, wie Die ganze mehr 
hoch⸗ oder oberbeutfhe Sprache zeigt, doch wohl ſelbſt⸗ 
ſtaͤndig nad der lateiniſchen Urſchriſt verfaßt, obſchon 


— m — 


die ältere deutfche Arbeit, welche mehr nieberbeuffche Form 
trägt, augenſcheinlich vorlag und zur Uebertragung in 


die neuere Sprache benupt wurde, 


Zur Vergleichung 


fege ich aus beiden einzelne Stellen von Anfang und 


Schluß neben einander, 


Die ältere Schrift. 

Die yſt de Forrede ber 
ftiftunge des cloiſters Arin= 
ſteyn von dem Grfamen Grave 
Lodewigen graven bafeltft. 

In Godes namen amen. 
Unber bes mynſchen lauff vnd 
noytdorft wye manygfalt ſye 
ſynt vnder ber ſonnen fo 
envynden ych keyn edelers 
dan bye zyt dye dem men⸗ 
ſchen yſt gegeben, daz iß ſy 
zo brenge yn eynem guten 
gotlichen leben. Dye vers 
gangen zyt wye klein de yſt 
em kan ber menſche myt gelbe 
noch myt ſilber weder ges 
tauffen. Dyß hant woel 
ſubtile gelerte vnd verfaren 
lude yn konſten froem yn 
leben edel yn dogenten an— 
geſehen vnd hant beſchreben 
myt mancher ſueſſer lere daß 
leben der altvetter zu eynem 


Die neuere Schrift. 

Dieß iſt die vorrede ber 
Stifftunge des gotteshauß 
Arnſteyn von dem Edtlen Gra⸗ 
ven Ludtwigenn Graven da⸗ 
ſelbſt. 

In Gottes namen Amen; 
Unter allem weltbrauch vnd 
handel wie manigfalt bie 
feindt vnder ber fonmen fin⸗ 
bet mann nichit edler ober 
töftlicher, fo ben menfchen 
gegeben, als bie zeit iſt, 
welche bo fie einmal verlauf⸗ 
fen, iſt weder mit geld ober 
filber oder mit eigner witze 
nit wiber zu erholen. Solichs 
baten viele hochrerſtendige, 
gelerte vnd in kunſten wols 
erfaren, die auch fhromme in 
ihrem Leben, vnd edel in 
Dugent, angefehen vnd wole= 
bedacht, vnd haben mit fon= 
derlichem vleiß beſchrieben das 


Die ältere Schrift. 


fpegel vnd beſchauwelicheyt 
erer naekomenden ꝛtc. 


Bor ziden was eyn grave 
gnante Lodewych, edel von 
geburt, clayr von leben, won⸗ 
haftich in eyner burgk Arin⸗ 
fegn *) geheyſchen. Dyeſer 
haite ſcyben fufteren, noch 
iunffrauwen yn dem fleyfche, 
de ba waren eyn exempel 
aller Dogenthen ſchoen, von 
libe ſchoner, von geburt aller 
ſchoneſte ꝛc. 





Die neuere Schrift. 
gottgefellig leben ber. Alt⸗ 
vetter, zu einem ſpiegel vnnd 
vorbildtnuß ihrer nachkomende 


xX. x. 


Bor zeitten ware einn ebt= 
ler Grave genantt Lubtwig 
Cdel von geburt vnd von 
allenn feinen vorältern reich 
von bugenthaftigen lebenn, 
wonhafftigh in einer burgk 
Arnftein oder wie von ben alten 
Adelſteyn geheifchen, Dieſſer 
hatt ſieben ſchweſteren, ſo 
noch jungfrawen, die ſelbige 
waren cin exempell aller 
dugenten, ſchöne vonn leide 
vnd angeficht, noch fehöner 
von fiebtenn ac. 


®) Da frühere und neuere Hiftoriker Über die Webeutung bes in 
Deutſchland mehrfach vorfemmenden Remens Arnftein abs 
weichende Meinungen hatten und babei ſogar noch jegt Ir⸗ 
tungen beftehen; fo möge des Nähere hier, nach ben Grgeb» 
niffen ber neueften Zorfchung, nicht vorenthalten werden. 
Fiſcher ©. 28 ff. bemerkt (on, daß 1) vom Adler (Xar) 
bie Ableitung Tomme, wie die Verfaſſer ber lateiniſchen und 
der deutſchen Gesta Ludoviei geihan, da das Schloß auf 
wildem Felſen liege, was auh Winkelmann in ber Defl. 
GEhronik II, annehme; ober 2) von dem Blüßchen Aar (Hard), 


— 19 — 


Die ältere Schrift. 


Dye vorgenannte burgf eyn 
geyſtlyche godes huyß zu bie 
ſer zeit lach vnd gelegen yſt 
zwae milen weges von dem 
ryne gegen den vffgangk der 
ſonnen, zuſſchen hoen bergen 
vff allen ſyetten vff einem 
harien fylh/ vnd hayt zwey 
fleyſſende waſſer eyns vff der 





Die neuere Schrift. 

Die vorgngnte burgk Arn⸗ 
ſtein, dieſſer zeit ein geiſt⸗ 
lich Gotteshueß, iſt gelegen 
zwo myle wegs vom Reine, 
gegen der ſonnen vffganck, 
zuſchen hohen bergen vff der 
Lohne, vnd vf einem berghe, 
vnd vf der ander ſeidten ein 
bach oder waſſerlin fließende 


welche bei Arrſtein in die Lahn fällt, was Hontheim hist. 


Trev. I, 576 billige. 


Bogel dagegen in ber Topographie 


Raſſau's ©. 199 ertärt es 3) für eine Abkürzung von Ars 


motdftein, nach dem Namen des Erbauers. 


Die erſte Ges 


Härung iſt bie einzig richtige, befonters aud nad} fprahlichen 
Gründen. Rach Benede's mbd. Wörterb, I, 49 ift aro bie 
ahd., ar (Genit. arn) die mbb., arm (agf. earn) mehr bie 
altniederd. Form; das nhb. Adler ſtammt vom mhd. adel-ar 


(adlar) d. h. Edel⸗Aar. 


Die älteren urkundlichen Formen 


diefes und ähnlicher Namen (bei Gudenus, Acta acad. Palat. 
I, ff. Kremer, Wenck und in den Urfchriften der Arnfteinis 
ſchen Urkunden) lauten alle Arinst., Arenst. vgl. auch Bens 
der über deutſche Ortsnamen S. 106. So Arnach (Arin-aha) 
nad; ben Wirtemb. urkundenbuche I, 267. Im Heffifchen 
heißt ein Berg Arnberg von Aar nad) Seriba's Megeften II. 


Nr, 1847. 


Dagegen heißt nach Kr. 870, 1402. der jegige 


Ort Arnshain in Urkunden von 1346 und 1296 Arnoldeöhain, 
wie das jegige Wernsdorf ebenbafelbft auch urkundlich Bern: 
harbesdorf heißt. So auch Arnburg. Gegen Bogel undfür 
Arinstein von Aur erklärt ſich auch Roth in ben gelehrt. 
Angeig. der Eön. bair. Akad, d. Miſſenſch. v. 1850 Nr, 26. 


©. 207. 


Die ältere Särift. 
rechten fetten das ba cleyn 
yſt von ſloyß, ryche don 
fiſchen des ſommers, gnant 
de dorſt, des ander waſſer 
uff der infen fptten gft groppe 
van flohß hebhch von aller- 
ley fyſchen gmant be lane x. 

Dar naech als der geyſt⸗ 
lyche vader apt Euſtachius 
xxix iare hatte ſtrengelichen 
vnd getruwelichen regeret 
ſynen pyrch ſtarb er pm gu⸗ 
dem waren bekentenyſſe bo 
wart eyn ander apt gekoren 
genant Nichulfus vnder den 
geziden bo er haet vj jare 
regiret bye aptie do was er⸗ 
fame grave lodewych vnd 
converſe als er dyck ſpolget mot 
orlob ſynes aptes ſuchen de kir⸗ 
chen de er geſtiftet haet. vnd 
als er quam gheen Gumers⸗ 
heym yn das cloyſter das er 
auch gebuwet hatte. do er⸗ 
foelte er das de craft dieſſes 
lebens vulde ergehen. begert 
er von bergen zo ſterben yu 
warer liebe vnd regeren myt 
zpo. alſo bad er eyn kleyn 


Die nenere Schrift. 


Darnach als der Geiſtlich 
Vatter Euſtachius neun vnd 
zwentzig Jare fein Ampt mit 
ganzem fleiß vnd ernft threw⸗ 
lich end wole verfehen, iſt er 
mit gutem wharen bekennt⸗ 
nuß in Gott verſchieden, Dho 
wardt ein ander Appt er= 
khoren Richdolphus gnant, ber 
auch in vorſorge des gottes⸗ 
hueß nit unfleißigh erfundenn. 
Vnnd in dem ſechſten Jare 
ſeiner regierung iſt der Edell 
Grave vLudtwig vnd Converſe 
nach ſeiner gewohnheit vſge⸗ 
zogenn mit erlaupnuß ſeines 
Apts zubeſuchen die kirchen 
die er geſtifftet vnd erbauhet 
hatt, Vnnd als er kommen 
iſt ghen Gommesheym in 
das kloiſter das er auch ge= 
baufct, befunde er das bie 
krafft ſeins lebens ſich ver— 
lieren wolt, vnd ſein ende 
herbej necket, was er gang 


— 31 — 


Die ältere Schrift. 
zyt kranck lach. Do wart 
eme gebenet vnd gegeben ſyn 
leſte ſpeyſſe der Iycham vnſe⸗ 
res herren xpo ihu von eynem 
apt von Monſter das er auch 
gebuwet haette von dem pro⸗ 
beſt vnd prior von Flamheym 
vnd befalle fynen geyſt yn 
de hende godes vnd ver 
ſcheydt des nuwen maendes 
yn dem achten dage yn dem 
jare naegeſcriben. Alſo wart 
er zwae nacht by Gumers⸗ 
heym bebalden, de dritte zu 
Everſbach, bye fierde zu Kyrch⸗ 
dorff, in dem fonften dage 
ſynes dodes ward er bracht 
zu ſent Margarethen zu Arin⸗ 
ſteyn. 


Die neuere Schrift. 
willig zu ſterben in rechter 
liebe vnd glaubenn, und hin= 
furter mit Chriſto zu vegnie= 
renn, Aljo ein kurtze zeit 
kranck zu beth gelegen, warb 
ihm gebhienet vnd gegeben 
feine letzte ſpeiſſe der leich⸗ 
nam vnſers herrn Jeſu Chrüfti, 
gebandreicht von einem Appt 
von Monſter daſſelbig er auch 
erbauhet, vnd in beyſein des 
Probſt von Flanbeim, bed 
Priors zu Gommerfkeim und 
viele anderen zukommende 
geiſtlichen Prieſtern. Alſo 
letzlichen ſeinen geiſt in bie 
hende Gottes bepfolen vnd 
verſcheidenn wie einem Rech⸗ 
ten Chriſten eignet, allen zu= 
uor jo darbej vnd darmit 
geweſen ben ſegen Gottes ge= 
wunſchet vnd ben xxvjten No⸗ 
uembris aldo gotſeligklich ab⸗ 
geſcheiden. Demnach wie 
dann gepurlich den Görper 
berlich mit fpecereien vnd 
andern verwart, eingepackt in 
ein ſchreinlein, und zwo nachte 
zu Gommerfheim behalten, 


Die ältere Schrift. 

Ane bem feften tage qua= 
men be grauen von Naſ⸗ 
fauwe, be grauen von Catzen⸗ 
einbogen, bye grauen von 
-Dyke, be herren von Yen» 
burgk zu foner begraffenyffe 
vnd Kulffen yn wyrdinclichen 
beftaben zo ber erben. vnde 
drogen bye baer zu ſyner 
kyrchen ane das monſter zu 
Arinſteyn vnd wart begraben 
vor ben hoen altaer yn ben 
koer vff aller ſelen dach vn 
bem jare bo man ſcreyb nae 
xps geburt M° ce lxxxve vnd 
nae ſyner bekarong der ſtif⸗ 
tunck des cloyſters Arinſteyn 
xlvij jare vnder apt Nycholfo. 

Dyſſe cleyn vnd kurze ſeryft 
maches du woel nemen van 
graue Lodewychs leben de ſych 
neyt gelychet ader gelychen 
mach ſynen dogenthen dar 
ynnen nycht wyrt geruret dan 
dye puer wayrheyt waß yn 
dyeſſer ſcryft zu wenich yſt 
das macht dye vergeſſenheyt 
vnd vnſtedycheyt der zyt daß 
vyl geſchichtes ſynes lebendes 


Die neuere Schrift. 
Volgents herab den dritten 
tagh biß ghen Cberbach ge⸗ 
furet, Da von dannen den 
vierdten tagh biß ghen Kirche 
dorff, vnd forters ben fünff- 
ten tagh gefuret naher Arn= 
ftein zu ©. Margarethen. 
Ane dem fechften taghe feinb 
Tommen bie Grauen von Naſ⸗ 
ſawe, die Grauen ron Caten⸗ 
elnbogen, bie Grauen von 
Diese, und die herrn von 
Jſenburg, zu der begrebnuß 
vnd dragende bie Teiche barhe 
zu der kirchen ghen Arnſtein 
hulffen ihn würdiglichen zur 
erten leſtadten, end iſt be— 
graben vor den hohen Altare 
in dem Ghore Anno nad) 
Ehriſtj vnſers Seligmachers 
geburth M. E. Irre. Vund 
nad beterung und ſtiftung 
des vielgemeltenn kloiſters Arn⸗ 
ſtein, rlvij. 

Dieſſe kleine vnd kurtze 
ſchrifft möchtſt du wole ans 
nemen von bes Edtlen Grauen 
Ludtwigs leben, welche fih 
feinen dugenten vnd chriſt⸗ 


Die ältere Schrift. Die neuere Schrift, 
yſt begraben vnd vergeſſen lichem Ichen garnit vergleichet, 
feriber Halben als auch vyl mirdt aber Hierin nichſt mehr 
kloker lude leben yſt verbil- als bie lauter warheit ge 
get durch wandelmodycheyt ber melbt, Vnnd fo etwas hiebei 
menſchen. zu ſchreiben vnderlaſſen wor⸗ 

ben, iſt alles ber vergeffenheit 
vnd vnſtedigteitt ber zeit mehr 
als der vnwarheit zu geben 
vnnd vffzuladen. 

Die Vergleichung beider Schriftftüde, deren Urſprung 
auf Naſſauiſchem Boden wohl angenommen werden darf, 
wird Eprachforfchern Daten an die Hand geben, wornach 
das allmählige Zurücweichen der nieberdeutfchen Sprache, 
welche ehedem fich bis an den Main erftredte, nach Nor⸗ 
den näher nachgerviefen werden Fann. Dazu genommen 
werden müffen die Weisthümer, welche Grimm in feiner 
Sammlung „deutfcher Weisthümer" aus naffauifchen Ar 
chiven gab und die datirten deutſchen Urkunden, melde 
das archivaliſche Urkundenbuch bringen wird. Grimm 
Cd. Gramm. 3. Ausg. I, 25) Magt über die hiſtoriſche 
„Vernachläſſigung der mittleren Dialecte in der Wetterau, 
Heffen und Thüringen,“ wozu Raffau gerechnet werben 
muß. Wir haben zwar das „Wefterwälbifche Idiotikon“ 
von Schmidt; aber wer durch eigenen vergleichenden 
Gebraud) ſich überzeugte, wird in Grimm’ Urtheil eins 
fimmen a. a. O. „Schmeller's bair. Wörterbuch zeigt, 
wie gründlich und gelchrt die deutſchen Dialecte behans 
delt werden müſſen.“ Daß aber hiſtoriſche Localvereine 
Deutſchlands in ihrer Beſtimmung auch Rückſicht auf die 

3 


— 44 — 


hiſtoriſche Entroidelung der Sprache ihres Landestheils 
zu nehmen haben, wird Niemand bezweifeln, wer bie 
Darftelung des Profeflors Dr. Zacher zu Hale, des 
Secretars des „Thüringifch» Sächfifchen Vereins für Er- 
forf hung des vaterländifchen Alterthums und Erhaltung 
feiner Denkmale“, in defien „neuen Mittheilungen aus 
dem Gebiete Hiftorifchantiquarifcher Forſchungen“ von 1850 
VI, 3 und 4, Vorrede ©. IX — XXX VI) über die 
„Grundzüge eines DOrganifationsplares für den Verein“ 
kennt und erwogen hat, namentlih was ©. XXVII f. 
über „Sprache gefagt wird. 





VIII. 


Meber die Abſtammung der Bewohner des ſüdlichen 


Raffau. 
Von 9. Seyberth in Wiesbaden... 





As Julius Cäfar im Jahre 55 v. Chr. an den 
Rhein Fam, fand er füblich von der Sieg, den Trevirern 
gegenüber, wahrfcheinlich auch noch fühlich von der Lahn, 
die Ubier ald Bewohner dieſes Theils von Naffau im 
Dften und Süden von den Sucven umgeben und bebrängt, 
Caesar. de bello gall. I. 54. IV. 3. Strabo 4. p. 194: repav 
de (xoww xara Tourov zov zomov (Tods Tenovigovs) 
Ovßıoı. Das übrige Naſſau im Süden der Lahn war 
alfo von Sueven bewohnt, die nachher und ſchon feit 
Chriſti Geburt Chatten genannt werben. Denn daß die 
Sueven des EAfar die nachherigen Chatten waren, hat 
Zeuß (die Deutfchen und die Nachbarſtämme p. 94 und 
95) bemwiefen, und bie Chatten reichten ſüdlich bis zum 
Anfange der mittelrheinifchen Tiefebene, alfo an das 
Südoftende des heutigen Raffau. Tacit, German. 30: 
Ultra hos (decumates agros) Chatti initium sedis ab 
Hercynio saltu inchoant, — Als nun die Ubier, ihrem 
Drängen nicht länger Widerftand Ieiftend, von Agrippa 
(39 v. Ehr.) über den Rhein geführt wurden und dort 
neue Wohnfige erhielten, nahmen, wie es natürlich war 

28* 


und wahrſcheinlich mit Einwilligung der Römer, bie Sue⸗ 
ven oder Ehatten bie Gegend, aus ber fie jene vertrieben 
hatten, ein. Zwar wird dieß nicht ausbrüdfich gefagt, 
doch bedarf es deſſen auch nicht, wenn es heißt, bie 
Ubier hätten jenen nicht mehr witerftchen und bie Rö« 
mer fie nicht fügen Können. Auch erfcheinen die Ehat- 
ten feit dem 9.9 v. Ehr. als ſüdliche Nachbarn der 
Sigambrer, und wenn Dio Cassius (lib. 54. 36) fagt: 
ijy (zugar) oixeiv age zur "Pupalar ellygeoar 
Xarror, fo fann dieß nach dem Zufammenhange faum 
anders, ald von dem Lande der Ubier verflanden werben. 
Ehatten bewohnten daher feit Chrifti Geburt den ganzen 
Taunus und werden zunächft alle blos mit diefem Ramen, 
noch nicht zum Theile Mattiaci genannt. — Denn, wenn 
8. 9. Müller (die deutſchen Etämme und ihre Fürſten 
1, p. 127. fi.) die Ufipeter und Tenchterer nicht blos 
vor der Zeit, wo fie zum erften Male von Cäfar, ber 
fie weit unten am Niederrhein traf, erwähnt werben, 
im heutigen Naflau wohnen, fondern (was und hier als 
lein angeht) einen Theil der Ufipeter, ja, wie er fagt, 
die Hauptmaſſe des Volkes daſelbſt bleiben Täßt, fo find 
die Gründe dafür durchaus unhaltbar. Er fhließt dieß 
hauptſächlich aus der Stelle des Tacitus, wo die Teuch⸗ 
terer und Ufipeter Rachbaren der Ehatten genannt werben, 
fowie daraus, daß fie, ebenfalls nad) Tacitus, im I. 70 
n. Chr. mit den Ehatten und Mattiafen Mainz belagers 
ten. Daraus folgt aber offenbar nicht, daß bie Ufipeter 
gerade da geivohnt hätten, wo er fie hinfept, nämlich an 
der Wisper, von welchem Worte er fogar (wie es ſcheint, 
nad Ledebur, Land und Volf der Brufterer p. 47° — 


— 47 — 


60) den Namen des Bolfes ableitet. — Run fommen zwar 
bei Ptolemaeus (Lib. N. c. 10 p. 150 Wilberg) 
Oviorcol vor, die höchft wahrfcheintich die Ufipeter find "), 
aber, wie ich weiter unten zeigen werde, an einer ganz anderen 
Stelle. Auch iſt, abgefehen daven, daß das Ovionol 
aus Ovalrcor entftellt fein kann, wie bei Strab. VII p. 
292 Novalssos fteht, und es fonft nirgends vorkommt °), 
die Ableitung des Namens, ſelbſt wenn fie fprachlich zus 
laſſig fein follte, was ich fehr bezweifle, ſchon deßwegen 
durchaus unannehmbar, weil ein fo Heiner Bach, wie die 
BWiöper, fiher feinem Bolfe den Ramen geben konnte ?). 
— Weiter follen diefe Ufipier, die Müller doch bie 
Hauptmaffe des Volkes nennt, nur in dem jegigen Rheins 
gau gewohnt haben, im DOften von den Mattiafen, im 
Rorden von den Intuergern im Einrich begrenzt und außerdem 
noch der Taunus zum Theil von den Varglonen bewohnt 
gewefen fein, was nach dem Vorhergehenden um fo we⸗ 
niger der Wieberlegung bedarf, als alle biefe Völker, 


2) Wenn Reichard und ukert (nad) Korbiger, dandbuch der 
alten Geographie, III. p 400) bie Identität der Ovisroi 
und Ovsırzar bezweifeln, fo folgt doraus, daß Ptolemäus 
die erfteren ander® wohin fegt. als wo fonft die Ufipeter ers 
erſcheinen, doch nur, daß ſie zu Ptolemäus Zeit andere Wohn⸗ 
ſite gehabt, als zu ber bes Tacitus, mas bei einem ſeit 
Cãſors Zeiten unftätın Wolke ſehr natürlich fcheint. 

2) Borbiger, Handbuch d a G. p. 400 

3) So wenig, wie die noch Meinere Us, von der Bernhard 
(Alterthümer der Wetterau p 19) und Adelung (Als 
tere Geſch. d. Deutſch p. 253) die uſipeter genannt haben 
wollten, S. Zorbiger a, a. D. und Zeuß p. 88. 


wie bie Oviorol erft bei Ptolomäus und gauz anderswo 
vorfommen. Aber aud daß wenigftend nach den Mattia- 
ten die genannten ober andere bei Ptolemäus vorkom⸗ 
mende Völfer den Taunus bewohnt, kann man nicht, wie 
Zeuß p 99 und Bogel, Beſchreibung des Herzogthums 
Raffau p. 127, thun, aus der begüglichen Stelle folgern, 
die weiter unten befprochen werben wird. 

Zur Zeit der Kriege des Drufus und Germanicus 
wurben bie Bewohner Naſſau's bis zum Rhein nur 
Ghatten genannt *). Cie fcheinen, ſeitdem fie nach Ber- 
treibung der Ubier deren Land mit Zufimmung der Rös 
mer eingenommen hatten, mit biefen im guten Einvernch» 
men geftanden zu haben. Sie weigerten fi) wenigftens 

“im J. 15 v. Chr., ald die Sigambern einen Bund ge» 
gen bie Römer ftifteten, allein von allen Nachbarn, daran 
Theil zu nehmen, und wurden befwegen von jenen bes 
triegt. Dio Cassius 54. 33. II. p. 75. Bekker: oi 
Zuyaußgoı, zo0s Xarrovg, uovovg Tüv Trg0S0Ixwr 
un &9elnoavzas ayıoı Gvunaxijoaı, Ev 6gy oxövreg, 
sardnuei En’ aurovs Eisorgarevom. — Ms aber 
Drufus die Burg auf dem Taunus anlegte und feine 


3. 8. fagt Dio Cassins 54. 39. Üsre z0v Apoücor 
@rrıxarapgnrjoavra aurcv (tüv Soyaußgwr) 
Ixeite goorpı0y Ti ogıov Erıreigioar xal dıs- 
00 & Xarsas nap aim 19 "Pira. — 
Diefe Befeftigung kann aber kaum eine andere fein, al6 die, 
von der Tacitus (Annal. I. 56) fagt: positumgue (a 


Germanico) castellum super vestigia paterni praesidii in 
mente Tauno. 


— 19 — 


Abſichten deutlicher zeigte, fanden fie (9 v. Chr.) auf, 
verbanben fi mit den Sigambern und verließen bie von 
den Römern erhaltenen Sige der bier. Dio Cassius 54. 
36: za züv Xarıwy — 005 yap zovg Zuyaußgovs 
ueriornocy xal zÜS ZWpas avıuv, 7v ragd Tür 
Poyualuv oixeiv ellnpeoav, Eavioınoav, 6 Agovcog 
Ta utv xaxwae, za dE Eyeıpwoaro. — Unter diefen 
verlaffenen Sigen iſt hauptfächlich der Taunus zu vers 
ſtehen, da er durch die auf feinem Kamme zum Theile 
fon damals angelegten und ſeitdem Immer mehr vervoll⸗ 
fländigten Befeftigungen von den Römern beherrfcht wurde. 
Doc muß entweder ein Theil des Volkes zurüdgeblieben fein 
oder fpäter fich wieder eingefunben haben, da bald darauf, 
feit den Zeiten des Kaiſers Claudius, die ohne Zweifel 
chattiſchen Mattiaken ald Bewohner des Landes zwifchen 
Main, Rhein und Lahn zu beiden Seiten des römifchen 
limes unter ber Herrſchaft der Römer genannt werben. 
Der Rame ift wahrfcheinlich Fein eigentlicher und bei den 
Deutfchen feldft gebräuchlicger Volföname, der cinen bes 
fonderen Stamm der Chatten bezeichnete, fondern nur 
von den Römern den ihnen unterworfenen Chatten von 
dem Hauptorte beigelegt °). Daher verfchwindet er auch 
5) Der Hauptort war bekanntlich Aquae Mattiacae (Ammian. 
Marcellin. 29. 4.) ober Mattiacum. Denn in ber Gtelle des 
Plinius histor. natural. 31. 17. Sunt et Mattiaci in Ger- 
mania fontes calidi trans Rhenum, ift offenbar Mattiaci 
Genitiv von Mattiacum, nicht Adjectiv zu fontes. Diefer ältere 
Rame beweiſt auch die Identität diefes Mattiacum mit dem Mar- 
TIaXOY des Ptolemäus, welches man fälfhlid für Marburg 
gehalten hat. Zwar hat Ptolemäus felbft Mattium und Mat- 


mit dem Aufhören ber römifchen Herrichaft, macht dem 
der hatten Plap und erſcheint nur noch einmal in fehr 
fpäter Zeit als Bezeichnung einer Abtheilung Deutfcher 
im römifchen Heere. Es if dieß nicht ohne Wichtigkeit 
für den Zwed meiner Unterfuchung, den Beweis zu füh- 
en, daß die heutigen Raffauer rein fränkifcher Abs 
Rammung find. In dem angeführten Buche von Müller 
heißt es nämlich: „Diefes große Bolt (die Chatten) 
befand aus einer Verbindung mehrerer Meiner Etämme. 
Doch zeigt ſich Hierbei die eigenthümliche Erſcheinung, 
daß bei der Auflöfung dieſes Bundes die beiden Haupt 
beflandtheile desſelben, oder die eigentlichen Chatten und 
die chattiſchen Bundeövölfer ſich ganz verſchiedenen Vöͤl⸗ 
kervereinen anſchloſſen und daß jene erſteren ſich durch 
alle Zeiten der Geſchichte hindurch ihren alten Ramen 
bewahrt haben. Denn der jüngere Namen ber Heſſen 
iſt offenbar Nichts Anderes, ald der Altere Ramen der 
Chatten“. Und I, p. 127: „Der dattifche Voͤllerbund 


tiacum verwechſelt und für fin Merzıaxdv, das er nord⸗ 
lid) von “Agzavvov fegt, bie Gratseftimmung gegeben, bie 
zu Mattium paßt, doch iſt ber Rame gewiß bie griechiſche 
Ueberfegung bes Mattiacum des Plinius. Daher irrt auch 
Beuß, wenn er die Mattiaker blos deswegen nicht von Mat- 
. tacum genannt wiſſen wiß, weil dieſes (das er nach Ptoles 
mäus für eins hält mit Mattium, dem Pauptorte ber frei 
gebliebenen Chatten), nicht im Geblete der Mattioker geles 
gen habe. — Uebrigens ſcheint mir Matliacum, (entſtanden 
aus matte Wiefe, und ach, Bad, das fo häufig als Fluße 
und Ortsname vorkommt und römiſch acum lauten mußte), 
genau „Wiesbaden‘’ zu bedeuten. So au Forbiger IL, 
403. 


— 441 — 


ſcheint ſich zu der Zeit, als ſich die größeren Völkerver⸗ 
bindungen in Dentfhland bildeten, in feine urfprünglichen 
Beftandtheile aufgelöf zu haben. Denn die Ehatten fin 
den wir zwar fortan in dem Bunde ber Franken genannt, 
aber «8 waren dieß mur die eigentlichen Chatten im 
Heſſengau und Oberlahngau. Dagegen erfcheinen bie 
ſüdlichen chattiſchen Stämme in der Wetterau, Kuniges⸗ 
ſundra umd Rieverlahngau in der Verbindung der Mles 
mannen, deren Namen uns in den Maingegenden zuerft 
entgegentritt." ragt man aber nach dem Namen biefer 
chattiſchen Bundesvölfer, fo nennt Müller zuerft die 
Mattiafen, die er doc, da er fie auf die Fleine Kuniges⸗ 
fundra befchränt, fhon deßwegen nicht ald eigenes Bolt 
anfehen konnte. Und wenn er fagt: „Auch feheint ihr 
Rame erft feit der Zeit in Gebrauch gekommen zu fein, 
als die Römer den eroberten überrheinifchen Theil Ger⸗ 
maniens mit Wällen umgeben und als biefer Theil der 
Chatten innerhalb jenes umfchloffenen Gebiets fid willig 
der römifchen Oberherrfchaft ergab," fo gibt er ſelbſt da» 
mit zu, daß die Mattiafer eben Fein befonderer, von den 
eigentlichen Chatten verſchiedener Etamm geweſen feien. 
— Dann neunt er noch die Danduten, „die ein chattis 
her Stamm gewefen zu fein ſcheinen und derer Sig 
man in dem oberen Lahngau zu finden geglaubt hat,“ 
und fährt fort: „Bedeutender, wenn aud) erft in fpäs 
terer Zeit erfcheinen die Buccinobanten, die wir als eis 
nen Zweig der Alemannen kennen lernen und deren Site 
in den füdlichen Theilen des chattifchen Landes, in dem 
Niederlahngau und der Wetterau gefucht werden müſſen.“ 
Da man alfo von den Danduten gar nicht weiß, ob fie 





— 42 — 


im Chattenland gewohnt, die Buccinobanten aber erſt in 
viel ſpaͤterer Zeit, als der Alemannen⸗ oder Frankenbund 
ſich ſchon gebildet, nur einmal dieoſeits des Mains, als 
vor Kurzem eingezogen erwähnt werben, fo fällt damit 
die Annahme von Chatten und dhattifchen Bundesvölkern 
ald völlig ungegründet zufammen. — Auch aus dem Ras 
men der Heflen, den fpäter allerdings nur bie nörblichen 
Chatten führten, kann man nicht fchließen, daß dieſe auch 
früher im engern und eigentlichen Sinn Chatten geheißen, 
da aus fprachlichen Gründen Heflen nicht aus Chatten 
entftanden fein Tann. Vielmehr bat Zeuß p. 348 
wahrſcheinlich gemacht, daß Hessi urfprünglih ein 
Sauname war und gerade die Chatten nur ein einiges, 
nicht in Stämme zerfallendes Volk bildeten. Es erklärt 
fih daher leicht, daß der Name der Mattiaci feit dem 
Ende des 2. Jahrhunderts, wie es fcheint, nur noch eins 
mal in der Notitia imperii vorfommt, da er gar feinen 
eigenen Zweig des Volkes, fondern nur die bisher von 
den übrigen Chatten politifch getrennten Bewohner des 
Taunus bezeichnete, und folgt aus dem Verſchwinden bes 
Namens keineswegs das Berfchwinden des Volkes, das 
vielmehr von nun an eben fo wieder zu ben Chatten 
(bald Franken) gehört, wie es früher, vor der roͤmiſchen 
Herrfchaft nur fo genannt wurde. 

Wenn man aber nun aus einer Stelle des Ptole⸗ 
mäus gefchlojien bat, daB die daſelbſt genannten BVölfer 
auf dem Taunus gewohnt, fo hat man dafür auch feinen 
einzigen haltbaren Grund, vielmehr ergibt fih daraus, 
daß damald (ungefähr 150 n. Chr.) Chatten das Land 


— 1 — 


bewohnten. — Die Etelle ſteht libr. II. c. 10. 15. p. 150 
in der Ausgabe von Wilberg und heißt: 

Kartyovoı 63 is Tepnavlas ra udv napd rör 
‘Pivov norauov dpgoutvors art Gpxıuv olte Bouo- 
axzegor ol puxgol xal ol Zuyaußpor up ous ob 
Zovnßor oi Aayyoßapdor. elra Teyxepoı xal ’Ivxgl- 
weg uerabü ou ‘Privov xal zuv "Aßvoßaluv Öpkem. 
xal Zr ’Ivrovepyoı xal Ovapyluves xal Kapırvol- 
üg'ous Ovionol al 7) rüv "Ekovnslwv Eonuog uexge 
zör elomutvan "Alnlav öptwr. 

Alle die genannten Völfer wohnten alfo an dem 
Rhein und folgen in der Richtung won Nordweſten nach 
Südoſten. Reben den Sigambern wohnen die Sounßos 
Aayyoßagdor d. h. die Chatten °), wie fie ſchon Tängft 
mit furger Unterbrechung der Zeit, da die Tenchterer 
und Ufipeter auf ihrer Wanderung nach Süden ſich zwi⸗ 
ſchen Sieg und Lahn aufhielten 7), die ſüdlichen Rache 
barn der erflern geweſen waren. Die Chatten aber wohn 
ten bis an den Main, bie Tenchterer alfo damals ſchon 
füdlih von diefem Fluſſe. Schon mit dem Worte 


6) Dieß hat Beuß bewieſen p. 95. 

?) Tacit, German. 82. Proximi Chattis certum jam alveo Rhe- 
num quique terminus esse sufflelat Usipii ac Tencteri co- 
lunt. Welche Stelle des Rheins gemeint fei, geht daraus 
nicht mit Beſtimmtheit hervor, doch ift entiweder an die Müns 
dung der Sieg oder bie der Lahn zu denken ebenfalls 
mobnten damals Zencterer und Ufipeter zwiſchen Sigambern 
und Mattiaken, mit welchen fie 70 n. Chr. Mainz belagers 
ten. — Um 59 n. Ehr. wohnten fie noch weiter unten. 
Beuß p. 80. 





- 44 — 


elre ſcheint, wenn man bie Art der Aufzählung beachtet, 
eine neue Naturabtheilung bezeichnet zu fein, wie fie an 
der Mündung des Mains mit der mittelrheiniſchen Tiefe 
ebene beginnt. Wenn es dann heißt, die Tencterer und 
Inkrionen wohnten nerakd roũ ‘Prvov zal zur “Aßvo- 
Beiwv Opium, fo iR damit der Theil eben dieſer Ebene 
wwifchen Rhein einer» und Oben» und Schwarzwald an⸗ 
vererfeitS gemeint. Zwar verfteht gerade Ptolemäus uns 
ter ’ABvoßaia öpn auch die nördlich von der Mainmüns 
dung den Rhein begleitenden Gebirge *); da diefe aber 
ganz nahe an den Strom treten, fo fonnte nicht wohl 
gefagt werben, jene wohnten zwiſchen Strom und Ge⸗ 
birg. Much wäre dann damit gar fein Unterſchied von 
dem Gebiet der Sigambern und Chatten gegeben, da biefe 
ja auch auf den "Aßroßaia den im weiteren Sinn 
wohnten. Um fo mehr müffen die folgenden, als weiter 
ſüdlich wohnend genannten Bölfer weit außerhalb der 
Grenzen unferes Landes gewohnt haben, und es if mir 
geradezu unbegreiflih, wie man fie nach biefer Stelle auf 
den Taunus fegen konnte. Denn auch unter Sovnßos 
nur die Bewohner des inneren Landes zu verftchen, iſt 
unzuläfiig, weil ja nur die mrapd zör 'Pivov wohnenden 
BVölfer genannt werden. Die Ufipeter fept auh Zeuf 
nach diefer Stelle füblih vom Maine, er ift aber mit 
ſich ſelbſt im Widerfpruch, wenn er zu biefer felben Zeit 
die Tenchterer noch zwifchen Sieg und Lahn wohnen 


8) Er verfteht fie auch darunter, aber nicht allein. Das ergibt 
ſich aus feiner Gradbeftimmung. Siehe auch Forbiger IL 
p. 819 


- 1 — 


fäßt, wo, wie er ſelbſt an einem andern Drte fagt, Die Chat⸗ 
ten die ſüdlichen Nachbarn der Sigambern gewefen. 

Diefe von Ptolemäns im Süden der Chatten ans 
gefegten Völfer bildeten aller Wahrfcheinlichfeit nach fpä- 
ter den Bund der Alamannen, wenigſtens werben feit 
213 die Völker fünlih vom untern Main fo genannt, 
und heißt die mittelcheinifche Tiefebene diesſeits des 
Rheines auf der Tabul. Peutinger. Alamannia, das 
Land aber nörblih davon Suevia, worunter bier das 
Gebiet der Chatten zu verfichen. — Auch werben bie 
Mamannen beim erften Zufammentreffen mit den Römern 
ebenfo wegen ihrer vortrefflichen Reiterei gerühmt, wie früher 
die Tenchterer und Uſipeter. Wenn man alfo, wie nicht 
bloß Zeuß, fondern au Müller thut, auf die Iden⸗ 
tität der Tenchterer u. f. w. mit den fpätern Alamannen 
daraus gefchlofien hat, daß beide am Main gewohnt, fo 
toiderfprechen ſich jene zwar, befonders Müller, der bie 
genannten Völker nörblih vom Main fest und dann 
wieder die Alamannen bis zur Lahn wohnen läßt, weil 
die andern da gewohnt; da wir jeboch gezeigt haben, daß 
diefe ſchon zur Zeit des Ptolemäus fünlic vom Maine 
gewohnt, fo iſt es allerdings wahrſcheinlich, daß fie in 
die Alamannen aufgegangen find, ja deren Kern gebildet 
haben. 

Gegen diefe zog im 3. 213, wo fie zuerft genannt 
werben, Earacalla. Alemannos, gentem populosam ex 
equo mirifice pugnantem, prope Moenum amnem devicit. 
Aurel. Victor de Caesar. XXI; Aelius Spartian. Caracall, 
c. 10. Damals fämpfte er auch in Ihrer Nähe gegen die Chats 


ten. Denn Chatten find bie Kdvos des Dio Cassius ?). 
”Eroldunge dd xal 6 "Aysavivog noos sıwas Kiv- 
vous, Keltıxöv 39vos. souzww (iv Xdrıwy) oiv al 
ywalxss xal siw “Alßavar ') 00 un öcaı ya ä- 
aluoar, dovAöngents rı indueıvav. Sie waren vor- 
ber über den Rhein ins römiſche Gebiet eingefallen. 
Catti in Germaniam irruperant: Capitol. Antonin, 
phil. 8, Daß Caracalla damals auf dem Taunus we 
nigſtens bis an ben ehemaligen limes vorbrang, beweiſen 
die in der Nähe von Joftein gefundenen, darauf bezüg⸗ 
lichen, Steininſchriften, auch hat er wohl ven Wall wies 
der hergeftellt, obgleich er bie Rüdfehr aus dem Innern 
Lande an ben Rhein, wie Dio Cassius a. a. O. fagt, 
erfaufen mußte. Wenigftens muß ſeitdem das Land wies 
der feinige Zeit vömifch geweſen fein, da im Jahr 
250 cives Taunenses auf Steininfchriften erwähnt wer⸗ 
den. Doc war biefe Herrfchaft fehr kurz und faft wäh- 
rend des ganzen britten Jahrhunderts erfcheinen gleich⸗ 
mäßig Mainz gegenüber Franken — benn fo heißen 
nun bie Ehatten und Alamannen, von einander durch den 
Main gefchieben, ſtets drohend über den Rhein zu gehen, 
wenn fie auch noch manchmal von den Römern im eig ⸗ 
nen Lande angegriffen werben. So heißt es vom 3. 250: 
Idem apud Moguntiaaum tribunus legionis sextae 
Gallicanae Francos irruentes, quum vagarentur per 
totam Galliam, sic afflixit, ut trecentos ex his captos, 
septingentis interemtis, sub corona vendiderit. Vo- 





9) Beuß p. 327. 
10) Leg. Alauavur. 


- 47 — 


piso. Aurelian. 7. Aus derſelben Zeit iſt die Tabula 
Peutinger., weldje das heutige Naſſau und bas übrige 
Ehattenland Suevia in dem Sinne nennt, wie die Chats 
ten bei Ptolemaeus Zovnßor und bei Caesar Suevi 
heißen. 

Ganz beftimmt wird auch im 9. 296 in Eumen. 
Panegyr. Constantin. Caesar, dicto bie Rheinbrüde bei 
Mainz als Rorbgrenze des Mlamannenlandes angegeben: 
A ponte Rheni usque ad Danubii transitum Cantien- 
sem devastata atque exhausta Alamannia. (Siehe 
auch Wenk, Heffifche Landesgeſchichte I. p. 18.) Run 
bat man aber geglaubt, daß etwa feit 350 die Alaman- 
nen ſich nörblich über den Main bis zur Lahn ausge 
breitet, und dieſen Stri bis auf Chlodwig in Bes 
fis gehabt Hätten. Es wird daher gut fein, die hierauf 
bezüglichen Stellen de Ammianus zu betrachten. Lib. 
XVII. 1 (857 3. n. Ehr.) heißt es von dem erften Zuge 
des Julianus gegen die Alamannen diesſeits des Rheins: 
Mox ad locum praedictum (Mogontiacum) est ven- 
tum; flumine pontibus constratis transmisso occu- 
pavere terras hostiles. At barbari, praestricti negotü 
magnitudine, qui se in tranquillo positos otio tunc 
parum inquietari posse sperabant, alioram exitio, quid 
fortunis suis immineret, anxie cogitantes, simulata 
pacis pctitione, ut primae vertiginis impetum decli- 
narent, misere legatos cum verbis compositis, quae 
denunciarent concordem foederum firmitatem: incer- 
tumque quo consilio aut instituto mutata voluntate 
per alios cursu celeri venire compulsos acerrimum 
nostris mioati sunt bellum, ni eorum regionihus ex- 


cessissent. Quibus fide clara comperlis, prima noo- 
is quiete navigiis modicis et velocibus octingentos 
imposuit milites: ea re, ut vi ingenti sursum versus 
decurso egressi, quidquid invenire potuissent, ferro 
violarent et flammis. (Quo ita disposito solis primo 
exortu visis per montium vertices barbaris ad cel- 
siora ducebatur alacrior miles nulloque invento — 
siquidem opinati discessere confestim - eminus in- 
gentia fumi volumina visebantur, indicantia no- 
stros perruptas populari terras hostiles. Quse res 
Germanorum perculit animos atque desertis in- 
sidiis, quas per arta loca et latebrosa struxerant 
nostris, trans Moenum nomine fluvium ad opitulan- 
dum suis necessitudinibus avolarunt. Ut enim rebus 
amat fieri dubiis et turbatis, hinc equitam nostrorum 
adcursu, indo navigiis vectorum militum impetu re- 
pentino perterrefacti evadendi subsidium velox loco- 
rum invenere prudentes. Quorum digressu miles li- 
bere gradiens opulentas pecore villas et frugibus 
rapiebat nulli parcendo. Emensaque aestimatione de- 
cimi lapidis cum prope silvam veniret squalore tene- 
brarum horrendam xzA. Rad dem ganzen Zufammen- 
bang ging damals Julian auf dem linken Mainufer hin 
auf, wie auch Wenf annimmt, nur find feine Gründe 
nicht ſtichhaltig und hat er überhaupt die Stelle mißver- 
fanden. Eie ift aber nur bei der Annahme verftändlich, 
daß die erzählten Begebenheiten auf der linfen Seite 
vorfielen. Als nämlich Julian bereits auf feindlichen 
Boden, füblih vom Main, vorgerädt war, wurde er 
durch die Friedensbotſchaft der Mlamannen aufgehalten ; 


- 40 — 


als fie aber bald darauf Widerftand feiften zu wollen 
erflärten, — unterbeflen war es Abend geworden — fchidte 
er während der Nacht in leichten Schiffen 800 Mann 
den Main hinauf “), damit fie die Alamannen auf eis 
ner andern Seite unvermuthet überfielen. Am folgenden 
Morgen führte er fein Heer die erſten Höhen ber Berg- 
fraße hinauf, über der auf dem Gebirge die Feinde ſich 
zeigten, aber fogleich zurüdzogen. Da erblidten fie den 
Rand) ihrer Dörfer, welche jene Achthundert angezündet 
hatten. Diefe waren nämlich den Main eine Strede 
hinaufgefahren, dann ind Gebiet der Alamannen einge 
fallen und drangen nun von Norden gegen den Oben 
wald vor, während Julian von Weften eben dahin vor 
rüdte. — Darüber verloren die Deutfchen den Muth 
und fuchten ſich durch die Feinde mit den Ihrigen über 
den Main zu retten °), was ihnen auch gelang. Da fie 


») Im Texte ift nach sursus versus ein Wort, ber Name bes 
Fluſſes, ausgefallen oder darin verſteckt. Rach dem Zufams 
menhang Tann es kaum ein anderes fein, ald Moeno, doch 
würbe Rheno das, worauf es ankommt, nicht ändern, ja 
man würbe dann um fo mehr zu meiner Annahme genöthigt. 
uebrigens gebraucht Ammian. öfters decurrere von ber Fahrt 
flußaufwärts, J 

2) Das heißt trans Moenum fluvium ad opitulandum suis 
necessitud inibus avolarunt. Denn „ben Ihrigen gegen die 
Nömer beiftehen” Eonnten fie ja nicht, wenn fie auf bie andere 
@eite des Mains, wo biefe nicht waren, flohen. Die Erklä⸗ 
rung von Wen, daß bie Alamannen von ber rechten Seite, 
wohin fie ſich zuerft erftredt hätten, auf bie linke, mo bie 
Römer gewefen, ſich zur Rettung ihrer Gabe begeben, ift ofs 
fenbar falfdh, da beide von Anfang an auf bemfelben Ufer 

20 


— 40 — 


aber ihre Dörfer im Stiche ließen, plünberten die Römer 
ungehindert. Auf bem weiteren Marfche lamen biefe in 
das Innere des Odenwaldes, in bem fie aber weiter 
vorzudringen nicht für gerathen hielten. — Diefe Ers 
Härung fcheint mir durchaus einfach und den Worten 
angemefien, während man bei der Annahme, daß ein 
Zug auf der rechten Seite des Mains flattgefunden, auf 
vielfache Schwierigfeiten fößt, die zum Theil ſchon von 
Wenk bemerklich gemacht worden find. Ganz beſonders 
widerfpricht diefer Annahme die Natur des Laudes auf 
der rechten Seite, jedoch will ich das Einzelne übergehen, 
da jeder anfmerffame Lefer bei obiger Stelle felbft daß, 
was ich meine, finden wird. — Wenn es aber in der 
weiteren Belchreibung dieſes Zuges heißt: Munimentum, 
quod in Alamannorum solo conditum Trajanus suo no- 
mine voluit adpellari — fo verfteht man zwar mei⸗ 
ſtens darunter Hebdernheim , doch iſt diefe Identität er⸗ 
ſtens nicht ganz ficher, und kann diefe Stelle einen Zwei⸗ 
fel begründen, dann aber Fönnte fehr wohl diefes hart an 
der Grenze des Alamannenlandes gelegene Eaftell von Am- 
mianus „in solo Alamannorum conditum“ genannt 
worden ober felbft im Befige der Alamannen gewefen 
fein, ohne daß daraus folgte, diefe hätten über die Main- 
ebene hinaus fi auf den Taunus verbreitet. Denn 
überhaupt, wenn ich vom Maine, als der Grenze der 
Franken und Alamannen ſpreche, fo kann in diefen Jahr- 





waren, auch gefagt wird, daß bie Mamannen flohen und 
ihre Dörfer preisgaben. 


— 451 — 


hunderten nicht von feften Grenzbeſtimmungen im Sinne 
moderner Staaten die Rebe fein. 

Im Jahre 358 zog Julian zum zweiten Male ges 
gen die Alamannen und unterwarf zuerſt ben König 
Suomar, ber feitvem Bundeögenofie der Römer blieb. 

Es wird nicht gefagt, wo der Uebergang über den 
Rhein flattgefunden, da aber Suomar ald Nachbar des 
am Redar wohnenden Königs Hortarius erwähnt wird, 
auch füdlih von den Alamannen, gegen die Julian im 
Jahre vorher gezogen war, wohnte "), fo muß fein Gau 
wenigſtens fünlih vom Main, wahrfcpeinlih bis zum 
Redar reichend, gelegen haben. 

Auf einem dritten, gegen ben am Nedar wohnen- 
den Hortarius unternommenen Zuge (359 n. Chr.) ging 
Julian, um das Gebiet des jet befreundeten Suomar 
zu ſchonen, oberhalb von Mainz; über den Rhein. 
Daraus folgt aber doch bloß, daß des Suomar Gebiet 





*3) Daß die am Mainufer wohnenden, von Zulion queeft bes 
tämpften Alomannen andere geweſen, ald bie, deren König 
Suom ar war, geht daraus hervor, daf er unter den Könis 
‚gen der erfien nicht genannt wirb, was gewiß geſchehen wäre, 
da ihn Ammianus ja fannte. Auch fagt Ammianus von ben 
Königen der nördlichen Alamannen: tres immanissimi reges 
venere, tandem aliquando trepidi, ex his, qui misere vic- 
tis apud Argentoratum auxilia; @uomar aber hatte felbft 
bei Straßburg gegen Julian gekämpft, (Alamannorum res 
ges Chnodomarius et Vestralpus — cum Suomario in 
unum robore virium collecto — consedere prope urbem 
Argentoratum, Amm. XVI., 12) und unterwarf ſich erft 858. 
(Suomarius ultro eum suis venit, ferox ante saeviensque 
in damna Romana. ) 

29* 


— 42 — 


nördlich von dem des Hortarius, alſo vom Nedar, nicht 
wie Zeuß annimmt, nörblih vom Main gelegen babe. 
— Auf diefem Zuge traf Julian an den Grenzen ber 
Mamannen und Burgunder den König Macrian, der alfo 
damals noch weit oͤſtlich vom Rheine am ober in einis 
ger Entfernung vom Main wohnte. Nachher aber er- 
ſcheint er, der König der Buccinobanten, auf dem Tau⸗ 
nus. Ammian, XXIX., 4 (3. 371) fagt von Valenti-⸗ 
nian: Agitabatur inter multiplices curas id potiesi- 
mum omnium et primum, ut Marciannm regem auc- 
tum inter crebras mutationes successionum jamque 
in nostros adultis viribus exsurgentem vi supersti- 
tem raperet. Junxit pontibus Rhenum, Et antegres- 
sus contra Mattiacas aquas Severus. (Daraus, daß 
bier zur Bezeichnung des Uebergangs Mattiacae aquae 
genannt ift, ſcheint, beiläufig gefagt, auch hervorzuheben, 
daß die früher von Ammian erwähnten Webergänge nicht 
bei Caftel, fondern in einer Gegend Statt fanden, wo 
fein größerer Ort lag, d.h. fühlih am Main.) — Dann 
beißt es etwas weiter unten: In Macriani locum Buc- 
cinobantibus, quae contra Mogontiacum gens est Ala- 
manna, regem Fraomarium ordinavit. Diefe und bie 
Stelle XXX, 3 über denfelden Macrian find die einzis 
gen, in denen Alamannen auf dem Taunus genannt 
werden. Buccinobanten hatten aber noch Furg vorher an 
der Grenze der Burgunder gewohnt und waren wahrs 
ſcheinlich von diefen, die überhaupt ſchon längere Zeit von 
Südoſten die Alamannen drängten, vertrieben, zugleich feit 
Juliane Tod gegen die Römer erflarkt, über den Main 
und abwärts nach dem Taunus gezogen. Aber berfelbe 


— 48 — 


Macrian fiel auch bald im Kampfe gegen die Franken, 
und wenn nicht, wie es wahrſcheinlich iſt, die Buccino⸗ 
banten unmittelbar darauf von dieſen über den Main 
zurückgeworfen wurden, fo mußten fie doch im Anfange 
des nächftien Jahrhunderts vor den bis zur Mündung des 
Mains und dann über den Rhein ſich ausbreitenden Burs 
gundern mit ihren Stammgenoffen nad} Süden weichen '*). 
Daß aber ſchon damals die Franken wieder bis zur Main 
mündung wohnten, ſcheint auch aus der Erwähnung eis 
nes Kampfes der noch vor ben Burgundern in dieſer Gegend 
über den Rhein gehenden Banbalen mit ihnen zu folgen *). 
Seit diefer Zeit wird der Taunus durchaus fraͤnkiſch ges 
nannt ; zwar verfuchten nach dem Abzuge ber Burgunder 
die Wlamannen nod einmal in dem verlaffenen Lande 
ſich bis zu ihrer ehemaligen Rorbgrenze, dem Maine, aus- 
zudehnen, fie fcheinen auch mehre Städte am Main, for 
wie Worms, einige Zeit wieder befefien zu haben, doch 
waren bie Franken weit über den Main nah Süden 
vorgebrungen, worüber das Nähere bei Zeuß a. a. O. 
zu finden. Es war alfo vor Chlodwig nicht blos Raffau, 
in welchem mit Ausnahme der kurzen Zeit, da fih Mas 
ertanus eindrängte, überhaupt feit dem Abzuge der Ubier, 
Ehatten (Franken) wohnten, fraͤnkiſch, fondern das ganze 
rheinifche Franzien beftand, wenn auch ohne diefen Namen, 
hoͤchſt wahrfcheinlich ſchon feit dem Abzuge der Burguns 
der in feiner aus fpäterer Zeit befannten Ausdehnung zu 
beiden Seiten des Rheins von Sieg und Mofel bis 





) 3euß 317 ff. 346. 347. 
»5) Müller p. 339. 


- mM — 


Murg und Sur. — Was denn nun eigentlich Ehlobreig 
durch jenen berühmten Sieg über die Alamannen gewon⸗ 
nen, wie er fie beflegt u. |. w., geht mich jet weiter 
nicht an: fo viel iſt gewiß, daß NRaflau auch ſüdlich von 
der Lahn nie längere Zeit von Alamannen bewohnt gewefen 
und feine Bewohner rein fränkiſcher, urſprünglich 
Hattifcher, WbRammung find. — Wenn man aber, wie 
Bogel in dem angeführten Buche daraus, daß das füb- 
Ude Naſſau erft durch Chlodwig fränkiſch geworden, 
nicht blos viele Verhältnifie Naſſau's im Mittelalter er⸗ 
Härt, fondern fogar aus biefen. Berhältnifien auf die 
Thatſache einer Unterwerfung der alamannifchen Bewoh- 
ner unter die Franken fchließt, fo würde, auch wenn das 
von mir Rachgeiviefene nicht fo ficher wäre, als es if, 
doch diefe Art zu ſchließen, fehr wenig bindend fein, da 
ſich alle jene Verhaͤltniſſe auf andere Weife fehr einfach 
erklären laffen. 


u. 
Miscellen 





&. 3. Bodbmann’s und N. Kindlinger's hin⸗ 
terlaffene handſchriftliche Sammlungen zur 
Geſchichte des Rheingau’s. 

Vom Archivdirector Dr. Friedemann in Idſtein. 


Wenn es fi ziemt, die Arbeiten früherer Forſcher 
für die Landesgefchichte mit Dank und Aufmerffamfeit zu 
benugen und aud) unvollendet hinterlafene Etüde ihrer 
Feder nicht zu überfehen, fo verdienen die Genannten 
diefe Rüdficht mehrfach, und es bedarf daher feiner Ent» 
ſchuldigung, wenn bier Anfragen zu weiterer Aufhellung 
geftellt werben. 

Bodmann’s Rheinganifche Alt mer find bes 
kannt; minder befannt ift, daß er viele Rachträge dazu 
bei feinen Lebzeiten fammelte, über deren Schidjal nach 
feinem Tode die Nachrichten fehlen. Der Hofrath Defter- 
reicher, Archivar zu Bamberg, erwähnt in dem Archive 
der Gefellfchaft für ältere deutſche Gefchichte v. I. 1821 
Bd. VII. ©. 207. ganz genau unter Bodmann's literaris 
ſchem Rachlaffe defien „handfchriftliche Rachträge zu feis 
nen Rheinganifchen Alterthümern." — Der —X 
Dümge zu Carlsruhe macht dazu die Bemerfung, daß 
er feloft „ein ſtarkes Manufeript folder Nachträge ſchon 
vor Jahr und Tag bei dem Verſtorbenen gefchen habe.” 
Roch jegt müßten dieſe Nachträge von mehrfachen Nutzen 
fein. — 

Vicepräfident Dr Schaab zu Mainz hat des Ver- 
ſtorbenen Biographie in den Vorreden zu feiner Geſch. 
der Stadt Mainz (Mainz 1841) und der Gefch. des 


Rheinifhen Städtebundes (Mainz 1843) gegeben und 
deſſen hiſtoriſche Arbeiten näher gefchilvert; aber dieſe 
„Rachträge” bleiben unerwähnt. 

Kindlingerd Nachläß über den Rheingau habe 
ich .anderwärts *) mur Furg erwähnt, nehme aber jeht 
Veränlaffung, das Weitere davon mitzutheilen, um auch 
darauf die AufmerHfamfeit der Mitforfcher zu weiterer 
Mufhelung au lenken. 

Ba Nachlaß °) Kinblingers Taufte die 
Königl. preuß. Regierung für mehrere Taufende von Tha- 
lern an und legte ihn in bem Far von Münfer 





) In „Zweiten Bortrage über die Mitwirkung ber Herz. Rafl. 
Archive für bie Arbeiten unb h Duede bes Rafi. hiñ. Ber- 
eine.” (Wiesb. 1848). ©. 28. 

*) &8 find im Ganzen mehr ald 200 Foliobände. Der Iu- 
halt der einjelnen Bände wurde in einer befonderen Drud- 
fehrift befannt gemacht: „Verzeichniß über bie Kinbli ie 
eg, und bie barin vorkommenden 
benabjdpriften. Für bie glieder bes Vereins für Baler- 
Klar te —X lens“ —S—— bei Seiwing 

1828; ich Dr. Scha ab, welder in 

eben —— erben zur Gef. feiner Vaterſtabt und 

bes Rhein. Gtädtehundes die Biographien vieler Mai: 

Hiorifer gab, Hat am Iepteren Orte (Bb. IL ©. VII. N) 

feines Freumbes Kinblinger Biographie umb nähere Ra 

richten über bie Schidjale und ben Imbalt feiner 

Ta jen mach eigener jahrelanger Kenntniß gegeben. Gin 
an Heft der Zeitſchrift für bie Recht euifgand's 

le Ungaben in weiterer Bergleihung narlegen , nad 

1 F gelungen iſt, über die am Kurheſſen abgegebenen 

Bände da8 fehlende ‚grhaltenegeichmiß gu ergänzen. 

Der im I. 1851 verflorbene k. preuß. Arhivrath Dr 
&rharb in ber Borrebe zu Regesta hist. Westph. B. 
(1847) jagt ©. XI. ‚Dieginktin erſche Sammlung ift bie ai 
des bemunberungewärbigften, ebenerängtichen leißes dieſes 
thätigen Mannes. Sie beſtand urſprunglich aus 202 63 
ib· Banden wozu noch 18 Folio- und 11 Ouartbänbe 
fogenannter Codices koınmen ; in Allen alfo aus 231 Bän- 
ben, wovon jeboch 24 Bände ſchon vor ber Einverleibung im 
das f. Archiv abhanden gelommen find. Der größere Theil 
befteht in alten von Kinblinger gefammelten, ber Bleinere 
aus ben von ihm ſelbſt gefertigten Abichriften und ſonſtigen 
Ausarbeitungen, 


—  — 


nieder, weil der Inhalt meift auf Weftfalen Deuug hat. 
Aber auch Naffau, und beſonders den Rheingau betrifft 
diefer Inhalt, und ich bin mehrere Jahre nebenher bes 
fchäftigt gewefen, aus den mir zufällig überfendeten Bäns 
den Erforderliches zu notiren ?). 

Minder befannt ift aber, daß ben Iepten Theil des 
Nachlaſſes, den Rheingau betr., das herzogl. naſſ. Staats⸗ 
minifterium anfaufte und im Jahr 1838 in's hiefige Ars 
chiv zur Aufbewahrung abgab, wo er bis jegt unbenugt 
lag. Ein neues und genaues Verzeichniß iſt darüber 
aufgenommen worben und fo ergibt fich, daß mehrere Ab⸗ 
ſchnitte ganz drudfertig vorliegen, theild vor Bodmann's 
Rheingauifchen Alterthümern abgefaßt, theild dar nach 
als Fritifche Anmerfungen dazu. Hier und da beflagt 
fi Kindlinger über Bodmann's Plagiate aus feinen 
Arbeiten. So heißt es unter Anderem wörtlih. „Die Rote 
a. Seite 47 hat Bodmann aus meiner „Rheingauer 
Geſchichte“ wörtlich entlehnt *). Im Allgemeinen rühmt 
wenigftend Bodmann ©. 124 Kindlinger's „Breunds 
ſchaft und Unterflügung bei dem vorliegenden Werke.“ 
Es fäme darauf an, Bodmann's georudiee Werk mit 
Kindlinger’s vorliegenden handfchriftlichen Arbeiten näher 
zu vergleichen und etwaige Uchereinftimmungen im Ein- 


3) Exfprießliche Benutzung lounte fchon eintreten bei ien 
meiner Auffäge in ben Annalen bes hiſtoriſchen Vereins zu 
Darmftabt VI, I., 1—17 über den Gau Kunigeffjunbra nnd 
VL, De, fi. über bie urkundlichen Formen des Flußna- 
mens Lahn. 

) Achnli an anderen Orten. Zu 8. 29 Heißt es: „Bär hat 
aus ber Urfunde geirrt, aber Bobmann aus Nachiäſſigkeit. 
Richtig bat er S. 123 Alles erzählt, aus meiner ihm gelie- 
henen Rheingauifcen Gedichte.” Zu 8. 84 — 39. „Die 
erfte Entbedung, baf in ber Urkunde bei Wenf I, 101 bas 
fogenannte Röbchen gemeint fei, hat Bobmann aus meiner 
geichriebenen Geſchichte des Rheingau's entlehnt. Er wun- 
derte fi), daß fo Etwas verflidtes body Könnte aufgepeüt 
werben. a 8. CXIX. „Aus meinen Sragmenten zur Rhein- 
gauifhen Gefchichte if} diefer Paragraph abgefchrieben.” Zu 
CIV. ©.564. „Ba® hier gejagt wirb, habe ich fon vor 
Jahren bruden laſſen und beſſer.“ 


- 0 — 


nen zu verfolgen. Dazu bat mir bisher bie Zeit 
Fr aber ich — nicht —E * ben 
Arbeiten Kindlingers bier nach allen ihren Im und und 
mit ihrem ganzen ilte fo volftändig den Forſchern 
zu weiterer Kenntnißnahme vorzulegen, ald es bißher noch 
nie seigahı, indem ich felbft nur erft Andeutungen gab. 

Die erfte und hauptſachlichſte Arbeit beftehet aus 
einem Eonvolut in Quartform und gehefte, auf S.1 — 
84 Tert und ©. 95— 138 Noten, mit der Ueberfchrift: 
„Bruchfüde aus der Landı efchichte des Rheingau’s mit 
— Rüdfiht auf die vorderen Landeswaldthei⸗ 
lungen“ 

Darzuf folgt Geringes über die Stiftung des Klo⸗ 
ſters Tiefenthal, ein Berzeichniß der Urfunden über ven 
Steinheimer Hof bei Eltville, Nachrichten über die Stadt 
Eltville und zur Geſchichte der Herren v. Lindau. Daran 
reihet fi ein Convolut von Urkunden zur Rheingauer 
Landeögefchichte, deſſen Einzelnheiten hier nicht wohl aufs 
gezählt werben Können. 

Die kritiſchen Anmerkungen Kindlinger's zu Bob» 


5) Die einzelnen Abtheilungen finb folgende: 
$. 1. Natürliche Aalace | bes Rheingaues. $. 2. Anfieber 
Aungen und hanbtheile ber —E 18 2, — 

Berfaffung. $. 4. Die Erzbiſchöfe wurden Hofherrn und 
Lanbeöherrn. 8.6. Fortfegung und Erſcheinung ber vier 
Aemter. 8. 6. Garn. und Säuitheißengericht, Amis · und 
Landgericht; erfle Haupttheilung ber vorberen 
3. 7. Unterabteilung ber Amtstwalbungen. 8.8. Mei 6, 
ben man bei ber Serpupritung und den Unterabteilungen 
gum Grunde legte. da gerttetumg — def ber nt 

er Boben zum — dei der Theilun; dungen 
Fa worben fei. 8. 10. Gtwas vom ae Eltville. 
Etwas vom fogenannten Lanbgraben im Oberamte. 
$. 12. Etwas vom Fleden Neuborf, feinem alten Ramen 
und Zumadfe. $. 13. Erteeiterung feiner Gelb- und Bald- 
mark auf ter Seite bes Bachs und fein zweiter Gerichte 
Rand. 8.14. Etwas aus dem Lindauifien Gerichte $. 5. 
Irrungen zwifhen Neudorf und Eitville in 
Rechte am Bezirke bes Eltviller Amtswaldes, ben. di 
ville ala Cigenthum alleinIzueignen möchte. $. 16. Yort- 
fegungen biefer, Irrungen. 


— 4 — 


manns Rheingauifchen Alterthümern bilden einen befons 
deren Abfchnitt, in 38 Nummern, mit folgender Ueber⸗ 
föhrift:, „Kritit über Bodmann's Rpeingauifche Alterthüs 
mer." ©). 
Saranf folgen „Rheingauer Sachen von Kinblins 
er;“ nur einige Urfundenabfchriften aus verfchiebener 
it. — 
Voller iſt dagegen ein Eonvolut in 53 Rummern, 
mit der Ueberfchrift: „Zur Rheingauer Landeögefchichte” 7). 


“Hier ift ber Herr Ber- 
1% „Apage.“ „Boffen.” 
nObrtl” „Raus 
valde.” Ebenſo 


ch "Ausb: 
. Daß Kindlinger ſelbſt fehlen Tann, zeig beſonders 
in rehtigen Beni jen, wie Den “ ARE von 
Bald -ab herleitet, welches nieberbentjh af Tante, latt von 
afa »h Bad. Ob bi F zerſtreuten zen etiva bie Bar 
AS zu einer ſormlichen, aber ansführlichen, Recenfion in ei» 
nem Titerorifen Blatte fein follten, echeilet nirgends. — 
Kinblinger hat au mit Bodmann mündliche Dieputationen 
gehabt, wie aus mander Stelle hervorgehet. Daß Kind-. 
linger, als Berfaffer von ber anerkannten „Geſchichte ber 
deutſchen Börigteit, über Entfiehung ber Huben unb Hu 
bengerichte, über Gteuer- und Gchagumgswefen im Rpein- 
au und dergl. bie Vermuthung — Lenntniſſe für 
fa bat, bebarf feiner Bemerkung: 

Darnaqh hatte Kindlinger die Abfiht, „ben Entwurf einer 
Geſchichte bes Rheingames” zu geben, unb zwar in folgen- 
ben Abfpnitten: 1. „Natürliche Anlage bes Rheingaues. 
2. Wahriiheinliher Zufand in früperen Zelten, von denen 
wir feine Kunde haben. 3. Zuftand in den Zeiten, wo es 
von ben Römern heimgefucht unb befeht wurbe; Worfälle 
und enberungen während biefer Periode. 4. Zuftand un 
ter ben Alemannen und Sranlen bis zu Karl bem Großen 
unb zur Ginführung bes Chriflenthums. 5. Werfaflung zu 





J 


— 42 — 


Es folgen unter gleicher Auffchrift 6 Nummern mit als 
lerlei Rotizen. och voller find die deutfchen und latei⸗ 
niſchen Skizzen, Roten und Notizen Kindiinger's „Zur 
Geſchichte des Rheingaus“ in 41 Paragraphen ®). 
folgen wieder, unter der Auffchrift „Zur Rhein» 
gauer Landeögefchichte" in 17 Rummern allerlei Notizen ?). 





Zeiten Karl des Großen und feiner Nachfolger. 6. Berfaf- 
fing nad bem Karolingifchen Zeitalter, bis zur Zeit, wo 
der Rheingan unter ben Mainzer Erzbiſchoſ als Haupt und 
dann als Lanbesheren kam. 7. Zuftand unter ben Erzbi⸗ 
kaöfen, bis ins 15. Jahrpunbert. 8. Allmählige Aenberung 
in ber älteren Berfaffung bis auf ben legten Kurfärften. 9. 
Zufland beim Antritt bes letzten Kurfürften, Hauptänberun- 
gen zum Mmfurz der Äitern Berfofung, Borfslungen der 
heingauer gegen ſolche Eingriffe, gewaltfame Durchſetzuug 
ber genommenen Maßregeln, wober man einen heimlie 
Gang, um bie Rheingauer zu ſchonen, beobachtet.” ie 
volle Ausarbeitung, welche manche Iocale Nebenzwede ge- 
t zu haben feint, iſt entweber nicht durchgängig zu 
tande gelommen, ober in anber Hände übergegangen ; Ie- 
teres wich mahrf_peinlich bei ben fritifchen Bemerfungen zu 
Bodmann’s Drudfhrift, Was unter der angegebenen Ru- 
brit vorliegt, beträgt 16 beſchriebene Bogen in ganzem Bor- 
mat, unb awar mit folgenben Ueberfchriften: $. „Heutige 
Beichaffenbeit bes Rheingau’. $. 2. Heutige Berfafjung. 
$. 3. Natürliche Anlage und Benölferung. 8. 4. Erſte An- 
Tage zur Sicherheit durch Anlage eines Dorffriebens. $. 5. 
Wartfeieben. $. 6. Landfrieden. $. 7. Bündniffe mit den 
Benachbarten jenfeits ber Waldaff.“ Darauf folgen Notate, 
meift aus Gubenus, über ältere Abgaben auf 4 Bogen. 
Ferner über „die Freieit des Mheingauer Adels" 4'/, Bo- 
gen. Darauf mehrere Blätter Über „Die Franken.“ 

5) Kindlinger bebiente fid häufig in feinen Rotigen, als Geiſt⸗ 
cher, der lateiniſchen Sprache für fi) Die übrigen Rummern 
find nicht alle vorhanden. Beilpielsweiſe folgen von den ers 
ſten bie Ueberfchriften. $. 1. Pagi Rheni inferioris notitiae 
et origines. $. 2. Ditionis Moguntinae pars effectus quo- 
modo. $. 3. Terra salica libera. $. 4. Ad allodium Aepi 
quadamtenus relata. $. 5. Ejus relatio ad Aepum et 
Archidioecesin. $ 6, Ad Capitulum Meirop. Mog. $. 7. Ad 
Civitatem Mog. $, 8. Ad ceteras ditiones Electoratus Mog. 
$. 9. Habitus interioris antiquitatis. 

9) Auf lofen Octavblättern kurze chronologifche Angabe der Urs 
kunden Über bie einzelnen Hauptorte in alphabetifcher Reihe. 


Berner „Urkundenfammlung für die Rheingauifche 
Landesgefchichte," aus verfchiedenen Jahren, meift Drigi⸗ 
nale und darunter das von 3. Grimm vergeblich ger 
fuchte Weisthum des Rheingaues von 1324 ober bed Erzs 
disthums von Mainz Gerechtigfeiten im Rheingau, zus 
fammen 20 Stüde. 

Zugleich will ich auch hier bemerken, daß die von 
Kindlinger aufbewahrten und als verloren betrachteten 
„Beiträge zur Naffauifchen Gefchichte von G. Horfter" 
auf 313 gebrochenen Boliofeiten fidy wieder gefunden has 
ben. Eben fo hat ſich dabei wieder gefunden ein altes 
Copialbuch Wiesbader und Idſteiner Documente, von 
Joh. Andreä.“ 

Sachlkundige Lefer werben leicht erachten, daß Kinds 
linger’s Noten und Notizen mehr oder minder fragmen- 
— find, daß ſie zu verſchiedenen Zeiten im PR der 
verſchiedenartigſten Arbeiten mehr oder minder volftändig 
niebergefehrieben und überarbeitet wurden, wie es bei Ge— 
Iehrten zu gefchehen pflegt. Nichts defto weniger haben 
fie um fo Üiheren Werth, als Kindlinger ein geborner 
Rheingauer war und bie topifchen Kenntniffe alle aus 
autoptifchen Lebenserfahrungen zu hiftorifchen Parallelen 

a ‚ 


6. 

Meine Anficht gehet nun dahin, daß die „Geſchichte 
des Rheingaues“ einen offenbaren Gewinn haben würde, 
wenn „Bodmann’s Dee Rachträge* zu feinem 
gedrudten Werke aufgefunden würden, und wenn ein Sach⸗ 
fenner, möglichft aus der Gegend felbft, fich finden Fönnte, 
um Kindlinger’s zerftreute Notizen zu einem Ganzen 
zu verarbeiten, als weitere Rachträge, Beides dann zu 
verbinden und endlich ein gutes alphabetifches Regifter 
aller Einzelnheiten zu den Rachträgen und zu dem gr 
drudten Werke gemeinfam zu fertigen. Sollte Bod- 
mann’ Handſchrift nicht gefunden werben, fo würde 
doch wenigftens eine Zufammenftellung und Berfchmelzung 





nad; Bobmann, Gudenus, Joannis, Würbtwein, der eigenen 
Urkanbenfammlung a. ' " 


von Kindlinger's Rotigen zu einem Ganzen als kri⸗ 
tifche Bemerkungen und Berichtigungen zu Bobmann’s 
Drudjchrift, die Mühe reichlihh lohnen. Die Druds 
koſten hätte freilich der Naffauifche Geſchichtsverein zu 


tragen. 


zn. 
Notiz. 


Die römiſche Inſchrift mit Matri dMelise-cives 
Wainobates, welche der Profefior Müller von Mainz 
in den Annalen des Vereins (I., 2, 110 ff.) erläuterte 
und lithographiſch abbildete, wurde ohne Brdenfen gegen 
die Acht des Bundes aufgenommen. Bon da ver- 
breitete fie fih in Sammlungen rheinifher Infchriften 
eben fo ohne Anftand, In meinem Auffage über den 
„Urfprung des Namens der Stadt Wiesbaten” im „Wan« 
derer,“ dem Beiblatt der Naff. Allg. Zeitg. 1849. A 22 
— 4, fand id) Anlaß, Zweifel gegen die Aechtheit der⸗ 

“ felben zu erheben. Kürzlich hat fie Herr Profefior Klein 
von Mainz in den Yahrb. des Vereins von Alterthums⸗ 
freunden im Rheinlande zu Bonn v. 1851, ©. 205 ff. 
näher beſprochen und fie ohne Weiteres für „falfch und 
erbichtet” erflärt, 

Idſtein, Febr. 1852. 

Dr. $riedemann. 





Die älteften Familien in den Rhein= und Donau= 
lãndern. 


Bekanntlich geht die urkundliche Nachweiſung von 
Familien nicht über das fünfte Jahrhundert hinaus und 
doch gibt es, wie Schreiber an der unten angeführten 


- 15 — 


Stelle S. 313 mit Recht fagt, eine Duelle dafür, welche 
an Zuverläffigfeit einem Archivftüde nachſteht. Es find 
dieſes die Steinfhriften überhaupt und die Auffchrife 
ten der Töpfermwaaren insbeſondere. Die römifche 
Sitte, durch aufgeprägte Infchriften und Ramen Verfer- 
tiger oder Befiger zu verewigen, übertrug fi auch auf 
die romanifirten unterworfenen Kelten und Germanen, 
welche als Eingeborne, und oft ganz unintereffirt und 
leichgültig bei dem Wechfel ihrer Berren bie früheren 
Sinten und Gebräuche beibehielten, welche fie von deu 
Römern empfingen. Denn cs if an fi natürlich und 
denkbar, daß die fiegreichen Germanen, als fie in die roͤ⸗ 
mifchen Grenzlande an Rhein und Donau eindrangen, 
wenn auch Städte und deren Bewohner, weniger gewiß 
die Bewohner des flachen Landes auögerottet haben, wie 
überhanpt eine gänzliche Vertilgung dieſer mit dem Na⸗ 
men „Romanen“ ‚belegten ehemaligen Unterthanen ber 
Römer ganz unmöglich war *). So kam es denn, daß 
ſich neben den fiegreihen Germanen auch die Altern Be⸗ 
wohner erhielten und es dürften fi daher fogar noch 
heut zu Tage einzelne folder uralten Yamilien, bes 
fonder6 in den Rhein, und Donauländer, nachweifen laflen. 
Beweiſe dafür find die auf Steinfcpriften, wie oben bes 
merft wurde, bewahrten Namen berfelben, die zu gen 
thümlich, zu wenig römifches, und zu offenbar keltlſch⸗ 
jermanifches Gepräge an fich tragen, als daß man ihr 
ufammenftimmen mit modernen Bamiliennamen einem 
bloßen Spiele des Zufalles beimeffen könnte. ©. Schre i⸗ 
ber a.a. D. ©. 317. Lepterer führt zwar nur eine 
Bamilie, Loseius, Löfch, an, aber es laſſen ſich der⸗ 
gleichen offenbar uralte Namens» und Bamilientraditionen 
vom Unterrhein biß in die Donauländer nachweiſen. 
Offenbar deutfchen Gepräges ift z. B. der in einer 
Eölner Inſchriſt bei Lerfh €. M. I. ©. 42 n. 34 er 
mwähnte VALGASMAIERVS, welden Deycks in ber 


*) Sgreiber, „ bie ätteften Famitien in Gübbeutfhland” und 
defiem „‚Zafchenbud; für Wefchichte und Alterthum in Güds 
beutfhland”" 1889, ©, 311-318, » 


Zeitſchr. für Alterthow. 1839 ©. 247 f. als Felgenmach er 
(role Radmacher, Schuhmacher) von VALGAS = Felga, 
die Felge (Graff Althdsch. Spr. II. S. 504) und 
mahhari (ebenb. 11. 649) erklärt, dabei jedoch auch 
an Bolf und Maier erinnert. Lebtered möchte jedoch 
weniger wahrfcheinlich fein. IR es und auch im Augens 
blid unmögli, den Namen Felgenmacher beftimmt 
nachzuweiſen, fo ift er doch der Art, daß er fi gewiß 
irgend am Rheine vorfindet. Dasfelbe gie von dem ebenfo 
offenbar nicht römifchen FREIOVERVS, eines Tuns 

rers, in einer Mainzer Infchrift (Catal. d. M. Muf. 

. 50 n. 117), in dem fich der öfter vorfommende Na⸗ 
men Breihofer nicht verfennen läßt. Gleichen &e 
präges ift auch der Ramungus bei Hefner, Röm. 
Bayern n. 348, in welchem der moderne Bamiliennamen 
NRaming deutlich vorliegt : eines öfterreichifchen Obriften 
Raming gedachten die Zeitungen vor einiger Zeit öfter. 
— Dem Mittelrhein gehört weiter an der Schiffer Blus- 
sus, deſſen Denkmal bei Mainz gefunden, in dem erften 
Hefte der „Abbildungen der Mainzer Alterthümer“ (Mainz 
1848) die verdiente Würdigung gefunden hat. Es wird 
daſelbſt S. 3 der Name Blussus auf das Keltifche blyz 
oder plyz zurüdgeführt und defien Identität mit dem in 
Mainz noch eriftirenden Familiennamen Blees (vielleicht 
befier Bloos) mit vollem Rechte angenommen. Gleich⸗ 
falls in Mainz und Wiesbaden fand fi der Bamilien- 
namen Strobel, den Steiner, cod. insc. Danub. et 
Rhen. 11. p. 401 mit eben demfelben Grad von Wahr⸗ 
feheinlichfeit auf den bei ihm n. 1624 erwähnten Töpfer» 
namer Strobilis zurüdjührt, wie den Namen Vol- 
eius (Steiner a. a. DO. n. 922) auf den in Mainz 
und Ecligenftadt eriftirenden Familiennamen Vol z, wenn 
nicht vielmehr richtiger der gleichfalls in Mainz und am 
Rheine ziemlich häufige Ramen Voll anzunehmen if. 
Denn auch in dem von Schreiber a. a. O S. 317 und 
Steinera. a. O. (n. 841) angeführten Töpfernamen 
Loscius entwidelte fid) nicht etwa Loß, fondern, mit 
Bewahrung des urfprünglichen c (d. 5. k.), welche Ba- 
mitte, nah Schreiber a. a. O., in vielfachen Ber 


- 7 — 


sweigungen, ſowohl im Fundort Riegel Cin Baden) 
felbft, als in deffen Umgegend, namentlich in Forchheim, 
noch jest fortblühet, — Ku für die Donauländer weis 
fet Seidl in den Wiener Jahrb. 1843 CH. Anzeigebl. 
©. 34 diefe uralten Familien und Bamiliennamen nad, 
wobei die interefiante Erfcheinung zu beobachten if, daß 
dort flavifche Einflüſſe gerade fo die Namen nad 
ihrer Art umbilveten, wie am Rheine die_germani- 
ſchen. Nachdem Seid! a. a. D. vorher Infchriften 
mit den Namen Capitus und Capitianus fowohl 
aus dem römifchen Alterthum als aus dem 16. Jahr- 
hunderte in der Stabt Cilli (Celeia des alten Noricum) 
befprochen hat, fährt er in feiner Betrachtung alfo fort: 
„Unwilführli wird man durch diefen amengleichlaut 
„auf die Bermuthung gebracht, daß das Geſchiecht ber 
„römifchen Eupitiane fat fünfzig Generationen durch⸗ 
„gemacht, und auch vor britthalbhundert Jahren in Cilli 
„Zweige getrieben habe, welche nach dem Ausbrude: eo- 
„rum gratae posteritati zu fließen, einen zahlreichen 
„Nachwuchs in Ausficht geftellt hatten. Ref. felbft kannte 
„noch vor einem Jahrzehend eine arme Familie daſelbſt, 
„bie den Namen Kupitfch (Kupizh) führte, (auch in 
„Wien heißt der Hofbibliotheks - Antiquar « Buchhändler 
„Kuppitfch, welches nur eine Slaveni ung von Capitus 
nzu fein ſcheint); allein da die älteren Taufbücher bei dem 
„legten Brande, welcher die Stadt im I. 1798 bis auf 
„wenige Häufer einäfcherte, zu Grunde gegangen find, fo 
„war e8 unmöglid), den Zufammenhang des flavifchen 
„Namens mit dem neuslateinifhen zu eruiren. Daß 
„übrigens ein foldyer, fo wie ein Rapport des lehteren 
„zum alt=römifchen, möge flattgefunden haben, iſt gewiß 
„mehr als Hypothefe, wofür e8 auch anderwärts Analogien 
„gibi.“ Aber auch in dem eigentlihen Gallien laflen 
fih diefe Analogien nachweifen. J. Berger de Xivrey, 
Lettre a M. Hase sur une inscript. latin. etc. Paris 1838 
p- 225 erklärt fi für einen TATINIVS in einer von ihm 
befprocdhenen Infchrift (ftatt Latinius), weil es noch jetzt in 
der Nähe der Fundſtätte eine Bamilie Giattini gäbe, 
Hadamar. I Ʒeaen 


EV. 
ine Gebetsrolle. 





‚Herr Eonrector Dr. Be ter dahier befigt eine Fleine 
Bergamentrolle, welche 2’ 1 10" lang, 4 breit und auf 
einer Seite befchrieben if. Der befcriebene, mit einem 
blaßrothen Strich eingefaßte Raum if 2’ 4 lang, 2" 
10" breit und umfaßt 154 Zeilen. Un dem oberen 
Rande auf der Rüdfeite find noch Spuren eines anges 
näht getvefenen fchmalen Bandes zum Zufammenbinden 
des zufammengerollten Pergamentblattes. rüber war 
nah H. Beders Ausfage noch ein Stüdchen bes Ban⸗ 
des an der Rolle. 

Die lateiniſche Schrift, blaßſchwarz, if ſchön und 
deutlich, am Anfang und Ende der Rolle jedoch in einis 

gen Zeilen fehr abgaprifen und faum mehr zu leſen Die 
Amfangsbuchfaben der einzelnen Säge find meift mit eis 
nem von oben nach unten gehenden rothen Striche gesiert, 
wie man dieß auch fonft, 3. B. in vielen Drudwerfen 
aus dem 15. Jahrh. fieht. Die Ueberfihriften der fieben 
Gebete find mit glänzendrother Dinte gefchrieben. Die 
einzelnen Gebete haben verzierte Initialen; beſonders {hön 
das O des erften, das roth, blau und grün und mit zwei 
gefbnen Knöpfchen in einer Nofette verfehen if. Aehn⸗ 

liche goldne Knöpfchen befinden ſich oben auf dem linken 
unbefchriebenen Rande. 

Nach meiner Anficht, wie nach der des Herrn Prof. 
Dr. Weigand in Gießen, weicht die Sprade nur uns 
bedeutend von der niederländifchen ab, und es läßt fich 
wohl annehnen, daß die Handfchrift an ber Grenze, wo 
Niederländifch und Niederrheinifch zufammenftoßen, entftans 
den iſt. Die Zeit, weldyer das Ganze angehört, mag das 
15. Jahrh. fein. 

Die Gebete find: Morgengebet, Gebet zu Jeſus 
Chriſtus, Gebet zur hl. Jungfrau Maria, Gebet zum hl. 
Saubenar, zwei Mefgebete, Gebet für die Seelen im 

feuer. 





Aus dem 14— 15. Jahrh. gibt es manche oft 
fhön verzierte Gebetbücher; folche zum Einſtecken und 
Aufbewahren fehr bequeme Gebetörollen habe ich fonft 
noch nicht gefehen. 

Als Probe der Sprade, die an ſich nichts befon- 
deres hat, möge das zweite Gebet bier ſtehen, zugleich 
mit genauer hochdeutfcher Ueberſetzung. 

_Een guede beuelinge soe wie si alle daghe mit 
duocie leest die en sal niet onversienlic steruen en 
die viant en mach he uiet scade bynne die daghe, 

IC beuele myne doet in den alre bittersten 
doet ons heren ihu xpi Ic beuele myn menichuoldige 
sunde in die menichuoldige wonden ons lieue heren 
ihu xpi Ic beuele my ziel en myn lichame in die 
diepe ontfermherticheit ons heren ihu xpi en in alle 
dat guet dat god seluer is Dat hi mi behuede en 
bewaer voer alle dat mi hynderen mach aen siel en 
an lyf en aen myn hoechste salicheit Jc arm sundich 
mensche offer alle myne gebreken ın die diepe wonde 
ons heren en in syn bitter martelie en in syn heilige 
doet O suete here om der onbegrypeliker myne wil 
dattu dyn preciose bloet woltes storten aen de cruce 
soe toem *) mi de hulpe in alle mynre noet en sun- 


derlinge in die vre van mynre doet. Amen. 

Eine gute Befehlung, fo wer fie alle Tage mit 
Andacht lieft, der nicht foll (wird) nicht unverfehens ſter⸗ 
ben, und der Feind nicht mag (kann) ihm nicht ſchaden 
binnen (in) dem (diefem) Tage. 

befehle meinen Tod in den allerbitterftien Tod 
unferd Herrn Jefu Ehrifti. Ich befehle meine mannigfals 
tigen Sünden in die mannigfaltigen Wunden unferd lichen 


*) Scheint verfchrieben für koen. 


— Mm — 


Jeſu Ehriftt. Ich befehle meine Seele und meinen 
b in bie tiefe Sarmbersgteit unſers Herrn Jefu Eprifti 
und in alle das Gut, das Gott felber ik, daß er mich 
behüte und bewahre vor Allem, das mid hindern mag 
(kann) an Seele und an Leib und an meiner höchſten 
Seligkeit. Ich armer fündiger Menſch opfere alle meine 
Gebrechen in die tiefen Wunden unfered Herrn und in 
fein bitteres Marterthum und in feinen heiligen Tod. O 
füßer Herr, um der unbegreiflichen Liebe willen, daß du 
dein koſtbares Blut wollteft vergießen an dem Kreuze, fo 
thue (komme?) mir zu Hilfe in aller meiner Roth und 

fonderlich in der Stunde von meinem Tode. Amen. 

Hadamar, 26. Jan. 1852. 
I. Kehrein. 


V. 


Belagerung von Kronberg 1522. 
(Nah einem alten Drud-Originale ®). 





Einleitung. In der Sidingifchen Fehde vwertheis 
digte Hartmuth von Kronberg Sidingens Ebernburg im 





©) Der alte Drud, ber von dem Herrn Ginfender als ihm abs 
handen getommen bezeichnet wird und woraus bie nachfols 
ende Erzählung wortgetreu abgefchrieben ift, war ohne Zwei⸗ 

U die äußerft felien gewordene „Befchreibung ber Bes 
lagerung Gronbergs anno 1522, damals in währenber 
Belagerung aufgefegt durch Peter Tendel, jego aber aus 
des Befereibere eigenhändiger Verzeichniß odngeendert zum 
erftenmal in Drud gegeben. Gieffen bei Kanzer 1664”. Wir 
baben, abgefehen von dem intereflanten Inhalt, diefen Bericht 
um fo lieber in unfern Annalen vervielfältigt, als berfelbe 
das Driginal gewiß wortgetreu wiebergibt und fi) von bem 
genie ungenauen Abtrud in Münds Franz d. idingen 

, DL ©. 27 in jeber Beziehung vorteilhaft unterfcheibet. 
[&nm, d, Stebattion.] 





- 1 — 


Rahegau mit Erfolg. Man hob die Belagerung auf und 
die drei Fürften: Landgraf Philipp mit 1500 Reifigen, 
dann der Pfalsgraf, der das Reichswappen vor ſich her 
tragen ließ, mit 600, zulegt der Erzbifchof von Trier mit 
400 Pferden zogen vor Kronberg. Unter Trommelfchlag 
und Pfeifen (1522, 10. October) wurde in einer Nacht 
dur 500 Arbeiter die erfte Schanze eröffnet (zwei andre 
nachher), drei Tage mit eifernen Kugeln gefchoflen. Der 
Landgraf, durch defien Zelt die feindlichen Kugeln dran 
gen und einige feiner Diener erlegten, leitete felbft die 
Schlangenbüchfen; die aus der Stadt fliehenden Weiber 
und Kinder nahm er gütig auf. Endlich verlangten die 
Stabträthe, dem Pfalzgrafen, bei dem der Komthur Wal⸗ 
ther von Kronenberg, der Graf von Königftein und an 
dere von Abel um Gnade baten, als Reichsvikar zu hul⸗ 
digen. Dies verhinderten Philipp und Richard, Nache 
dem Stadt und Schloß fi allen drei Kürften übergeben 
(Hartmuth ſelbſt hatte einen Ausgang gefunden), nahmen 
fie Erbhuldigung ein, beftellten (18. Det.) einen gemeins 
famen Antmann und Keller und 60 Landsfnechte.e Vor 
dem Abzuge von Ebernburg theilten ſich beide Kurfür- 
ften alte Sickingiſche Befigungen jenſeiis des Rheines. 
Dem Landgraf überließen fie Stadt, Schloß und Gebiet 
Cronberg (Niederhöchftadt und Eſchborn). Philipp führte 
nun bier die Luther. Lehre ein**). Zwanzig Jahre fpä- 
ter erhielt Hartmuth fein Erbe zurüd unter dem Gelübde 
der Bewahrung des evangel. Cultus, den er auch zu 
Frankfurt auf alle Weife Mrderte ). Vgl. Phil. der 
Großmüthige von Dr. Ehriftian v. Rommel.) 





„Nit an füffzen han Ich hie by die befegerunge 
vnd eroberunge eronenbergdö befchriben uff fampftag nach 
dyonisii, wa® E Sontags buchftawe anno Domini xv 


") te Gronberg der erfte lutheriſche Ort im jetzigen 
Roffau. 
***) Hartmuth war Ruthers (perfönlicher?) Freund, ftand mit ihm 
ſel. 


Brie fwechſ 





— N — 


hundert xxu zogen die dry furften richarb bifchof zu 
triere, Ludwig Pfalbgrave und Philip6 Landgrave zu 

en mit hertzog wolfgang des Pfaltzgrave bruder vor kron⸗ 

gck. 160 burgere vngeverlich mitt der prieflerfchafft 
geruft vnd ungeruft find Die zyt in kronbergck geweſt, alß 
von huſe zu Hufe gezelt. Item xx reifigen ıx land6s 
Inecht item xxx buren von efchborn vnd nievernherftab 
ongefhidt fule igenwillige geburen. Item 1500 reifige 
hat der landgrave gehabt. Item 600 der pfalkgrave, it. 
400 der bifchof von triere, man fagt warlich die furften 
vor kronbergck byenander gehabt haben reifige Frieger vnd 
buren dryſſig dufent vnd lag der landgrave mit fome vold 
by dem aywen holtz neben und oben dem galgen daß man 
uß kronbergck in ſyne leger beum vnd berge halber nit 
wol ſchiſſen funte, wart doch dem furften durch ſyne gezelt 
uff fampftag gefchofien vnd ime der ſynen ein deil umb- 
bracht, al8 man fagt. uf den genanden dag nach mitage 
vmb zwo vhr deth man dry fchefle in Fronbergf mitt hal⸗ 
ben fchlangen zweene widder den fryen thorn vnd widder 
jundher franfen huß, dethen Fein fchaden und man fagt 
der landgrave bett fie felbft gedan. Uff fondag fchofie 
man nit ins fchloß. fie haten aber gearbeid an den 
fchangferben vndt liffen Feihn zuhn vom leger an bis zu 
faint wendelin auch Fein pfale in den wingerten am nu⸗ 
venbergb vnd im gyersbergck biß an das pfaffenftud. den⸗ 
ſelben fondag zu obent zu vier Vhrn machten fie ein 
ſchantzgrawen von der muren an von jundher hartmuts 
garten by der frandfurther porten biß an den heiligen 
ftod der ftet vnden am paffenftuf alß man den wegd 
aben geth by bleichenbach8 wingart mit fchangferben ondt 
grofem vndt Fleinem gefchug wol verforgt und gefchahe ſolch 
arbeid al in einer nacht, fagten ed hetten 500 man ges 
arbeid und man mocht Fein arbeid hern for drommelſchla⸗ 
gen vnd phyffen fie fich auch felbft mit in der arbeith vnd 
das was des pfalggraven fchang. die landgrevifchen hatten 
ein ſchantz vff dem fchilmpftud by faint wendel by dem 
grofien keſtenbaum in des langen ſchmits garthen, der 
etwo philips gleckners was, vnd by faint wendel hinder 
der muren, alß man nach fchenberg gehet, fchoflen mit 


— m — 


ſchlangen widder den frandforther thorn und die muren 
darumb. bie pfalzgrenifchen hatten ir Tager im gyersperge 
in des pherners wingarte vnd darumb in ſchuchhenß gar 
then vndt vor her peiers Wingarthe vor dem Ryne daß 
man in ihr lager nit fchiffen kunte. Vff montag nad 
dyonyfii morgen fruwe huben fie an zu ſchieſſen, bis uff 
dinſtag nach mittage alßo vhn underlaß daß man im fle⸗ 
den ſich nit wole halten funte an ſchaden zu der wehre 
vnd bie groffeften ftein, die fie in fleden fchofen woge 
eyner doch nit mer dann 95 punt vnd waren yfern flein. 
Darnach haben die Fronbergefifche nämlich jundher Quyrin 
edelknecht (is war fein ber mehr in kronbergch) vndt 
die burger vndt rethe dem pfaldgrave den fleden wollen 
vfigeben alß eim vicarien des reichs, er wolts aber nit 
alßo annemen vnd die andern furften wolten is auch nit 
geftaden (alßo fagt man) Uff den mittwochen gaben jund« 
ger Duyrin obgenant (er dets aber nit gern) vndt bie 
urgere einmüthiglich den flecken uff mith was bewegung weiß 
ich nit eigendlich. den Donnerstag was faint gallentag 
den 26. octobris namen die genanden dry furften Erons 
berget in eigner perfon vudt holdunge von den burs 
geren, hilten vor dem rathufe eben nahe by der muren 
am graben mit zimlichem volf, reifigen vndt anderen, ges 
rebten den burgeren dur) iren redner bie by allen yren 
jewonnheiten ond fryheyten zu laſſen, vnd fegten alfobald 
undher Cyriackum von Darmfingen zu eym amtman und 
Johannem fcherer, der for ſchultheiß vnd bumemeifter was, 
zu iren dryen furften gemeinen keller befapten und belas 
gerten den flecken mitt ıx lantzknechten inen zu verhüten 
vnd zu wachen, iglicher furft lagt zwanzig vnd die drie⸗ 
ben mutwillenft gnug mit prieftern vnd burgeren vndt 
funderlih mitt mir peter denteln worfen mir for wie ich 
jundher hardmuden gewillig gewefen were, vndt in verfurt 
als fie eigentlich von den buren von ſchwalbach erfaren 
hatten die trierifchen hatten ir lager zum nuwenhagen 
monfter vnd liderbach quamen in leger vor kronbergck 
nit. in dieſer belagerunge vndt neden name nimandı in 
kronbergck myglichen ſchaden an lybe den zweene, nemlich 
Wyrnher aderman ein reifigfnecht wart uff der muren 


- MM — 


geſchoſſen mit eyner büffen vndt der hat johan ſcherers 
— Pr En xxx tag Octobris vnd uf 
uftag nach dyonifii wart Eucarius von hoffem | 
fen der blib Iebendig.* Yen ar 
&ronberg, den 14. Rov. 1851. 
Joh. Beder. 


VI. 


Der romiſche ſteinerne Löwe zu Wiesbaden. 
Vom Archivdirector Dr. Friedemann im Idſtein. 





Unter den Acten des ehemaligen Oberamtes zu Wies⸗ 
baben, welche jest im Gentralftaatdarchive zu Ioflein auf- 
bewahrt werden, finden fi folgende Nachrichten, welche 
in jeder Beziehung verdienen, daß man fie der Vergeſſen⸗ 
heit entreißt, wenn auch zu bedauern if, daß weder Zeich⸗ 
nung noch Meffung beigegeben ift, wodurch größere Bes 
fimmtheit erzielt werben Fönnte. Ich befchränfe mich zus 
naͤchſt darauf, die vorliegenden amtlichen Berichte in wort⸗ 
getreuen Auszügen nieberzulegen. Was zur Erläuterung 
ober Deutung und Berichtigungen dienen fann, ift in 
untergefegten Anmerkungen beigefügt worden. Eine bes 
fondere Stelle darin nimmt dasjenige ein, was Herr Eon» 
tector Dr. Beder zu Hadamar mir mitgeteilt hat, dem 
ich diefe Notizen für folche Zwecke zur Einficht geben zu 
müffen glaubte, da er ſchon in mehreren Schriften als 
forgfältigen Kenner römifcher Alterthümer und Infchrifs 
ten am Rheine ſich bewährt hat. 

Im Jahre 1732 traf der Bürger Math. Born zu 
Wiesbaden, nach einem, wohl nicht von ihm felbft verfaß- 
ten Memorial, welches er an bie verwittwete Fürſtinn 
und Regentinn Amalie von Naſſau⸗-Uſingen darüber 
richtete, in feiner Hofraithe „am ſ. g. Heidenberge in dem 
Saal ober in der Saalgaſſe“ bei einer baulichen Bor: 
nahmen] „auf fein altes, wohl etliche hundert Jahre mit 





— 115 — 


einem von dem Berge herabgefallenen Schutte bedectes, 
rundes Gemäuer,“ und bei fernerem Nachſuchen „in dies 
fem inwendig noch fein gemahlten Rondel *) auf einen 
von Sandftein in Lebensgröße audgehauenen, und noch 
auf einem anderen Thiere, weldes man far für einen 
Büffelochfen erfannte, figenden Löwen“ *). Der Binder 


2) Rach öffentlichen Nachrichten hat man im Sommer 1852, 
ebenfalls in der Gaalgaffe bei vorgenommenen Ganalarbeiten 
die Refte römiſcher Bauten gefunden und zwar mit nod uns 
verfehrt erhaltenem farbigen Tancherbewurſe der Bände. Der 
Altertyumsverein wird diefe Gelegenheit zu weiteren Raı 
bungen gewiß nicht unbenugt la| und bann Näheres Über 

en 9 


ben Befund mittheilen. 

2) Doß dieſer Löwe ein zömifches Denkmal war, barüber läßt 
Alles, was baneben ınden wurde unb weiter noch mitges 
theilt wird, durchaus Beinen Zweifel beſtehen. Löwe und Gtier 
waren weiter Gmbleme und Gohertenzeichen ber Leg. XXIL, 
welcher diefes Denkmal zunächft angehörte, wir aus dem Fols 
genden fich ergibt, und en auch anderwärts neben eins 
ander. . die Abbildungen und Rachweifungen in den Ans 
nalen des Vereins II, 3. Da nun bie Biegelfteine dabei, wie 
die weitere Darftelung ergibt, die Infhrift Leg. XXIL. C. V. 
tragen, und bieß auf bie fünfte Gohorte weifer, fo erſcheint 
das Ganze ald ein Denkmal dicfer Hier fationirten Gohorte, 
gleicviel, auf welche Weranlaffung errichtet. Daß Löwe und 
Stier zugleich religiöfe Bedeutung haben können, mit und ohne 
Bezug auf die Gohorte, liegt der Wermuthung nahe. Wer 
die Gtellung richtig beobachtet, weldye der erfte Binder fchils 
dert, die Rachfolger aber unbefchrieben laflenz fo liegt auch die 
ee les daß der Löwe gleichfam fiegend auf dem 

tiere fa 

‚Herr Dr. Beer hat alle biefe Michtungen des Gewiſſen 
und des Ungewiffen zufammengefaßt, und äußert ſich darüber 
des Weiteren mit folgenden Worten: „Es lag die Leg. XXI 
nicht in dem Gaftel de der alten eivitas Mattiacorum, fons 
dern in Moguntiacum (Mainz), d. 5. ihr Haupts und 
Standquartier blieb dafelbft 5 die einzelnen Gohorten felbft aber 
wurden abiwechfeind nad} verfchiedenen, näheren und ferneren 
Gtationen zeitweife verlegt, wie man zur Benüge aus den vers 
ſchiedenen Stempelzeichen von Biegein, Gteinen u. |. w ers 
fieht, weiche mit Leg. XXII PR. P.F. bezeichnet, die verſchiede⸗ 
men Gohorten (und «6 hatten deren jebe Legion 10) andeuten, 
weiche an ben Zundorten jener Ziegel, Gteine u. f. w. flatios 
nirt woren. Aus der gelehrten Zufammenftellung dieſer Go⸗ 
bortenfeldgeichen,, weiche zugleich al6 deren Siempe lzeichen 


Tieß den Löwen „als ein recht notables Gebild unter 
einer guten Borbebeutung“ ausheben und in fein Wohn- 
haus „für Jedermann zur VBelhauung“ bringen. Gr 





exkpelnen Cin den Xanalen II, 3, ©. 98— 265 
509 Bir Soherte, mei je Kind Bm een 


möüffen, da, wie ©&. 263 mit Recht hervorgehoben wird, dies 
ſes ohne Zmeifel ais Cohors deeima zu erklären il. Ganz 
parallel mit diefem C. X fdjeint aber das C. V in der Ias 
ichrift des Löwen, und fo ſicher mit jener Gigle die cohors 
deeima, ebenfo ſicher wird mit ber zweiten die eohors quinta 
derfelben Leg. XXIl bezeichnet. Darf man ſonach nady dem 
Fundorte jener mit Leg. XXI P.R. PF. C. X. 
Biegelplatten auf eine Gtationirung der zehnten Gohorte ber 
2. ®egion zu Mainz fließen; fo würde fid danadı analog 
für die fünfte Gohorte der Fundort des Eörwen, das Gaflel 
zu Wiesbaden, ais zeitweife Station derfelben annehmen laffen. 
‚Hat ſich diefe Bermutbung ohne Zwang ald nahellegend erges 
ben, fo erhätt fie gewiß einen noch höheren @rad von Wahr⸗ 
ſcheinlichkeit durch das merkwürdige Denkmal, den Löwen 
felbft, der, nach der actenmäßigen Angabe, als auf einer Art von 
Büffelocfen figend, aufgefunden wurde. Da weiterhin in 
des actenmäßigen Darlegung keine näheren Angaben Über dier 
fen Büffetodjfen feibft,, fondern nur immer über den lebend» 
großen figenden Löwen, gemacht werben; fo wäre bri dew 
gängtichen Mangel jeder Zeichnung die nähere Gruppirung 
beider Thiergeftalten Baum gu dermuthen, wenn nicht aus ben 
in den Acten enthaltenen Grölärungsverfuchen der erfien 

der ſich zu ergeben fchiene, daß ihnen der Eöwe als Sie⸗ 
ger des im Kampfe überwundenen Bäffelochfen 
dargeftellt, vortam. Mod; dem fei, wie ihm wolle: Riemans 
den kann es, nachdem die fünfte Gohorte der 22. Legion auf 





- m — 


wollte nicht entſcheiden, ob biefer Eine „ein heibnifcher 
Abgott getvefen und zur Verehrung in dieſes runde Ges 
mäuer gefept“ oder „ob damit eine vielleicht vor alten 


— diefelben Siglen der C. V. —E und dieſe 
WBahrfgeintichteit feigert ſich faft zur Beroißpeit Bebunlh, daß, 
wenn bie lei jroße monumentale der Sym ⸗ 
bole zweier Gohorten zur Verewigung derſelben etwa we⸗ 
gen eines gemeinfam vollbrachten Werkes wirklich in unferem 
Dentmale angebeutet wäre, der Löre ficherlich nicht ald ‚Haupt 
und ber Buffelochs oder Stier als unterliegende Reben] 

der Gruppe dargeftellt werden konnte, fondern beibe sone 
fo gleidyberehtigt neben einander erfcheinen üben wie z. B 
Stler und Gapricorn auf dem in Annal. II, Taf IV, Fig. i 
abgebildeten Gteine zu beiden Seiten der Leg. XXIL, —* 60 
horten derfelben, vieleicht als bei gemeinfamem Merle bes 
iheiligt, andeutend verewigen. Offenbar wäre demnach bie 
fünfte Cohorte die Grridterin des Denfmales, und ihr Feid⸗ 
deichen wäre fomit der Löwe gewefen, womit wir benn den 
einzelnen Gall hätten, eines der zehn oben erwähnten Gohors 
tenzeichen einer beftimmten Gohorte zuweifen zu können. Biels 
teidht iegt aber in der coloffalen Darftellung von Löwe und 
Stier aud ein religiös mythologiſches Gymbol, zumal da 
einerfeits die ganze Beſchreibung des die Gruppe umſchlie— 
Senden bemalten Rundbaues auf ein Heiligthum hinzuweiſen 
ſcheint, andererfeits Löwe und Stier auch fonft zufammens 
geftellt, gefunden werben. &o finden ſich insbefondere auf 
den in ben Annal, a.0. O. Taf. X Kia. 8.12. 13. 17. abgebils 
deten Münzen von Vinlimacum in Möfien und anderer Städte 
die Bilder des Löwen und bes Stieres einander gegenüber ww 
fRelt, und zwar teils ohne, theil# mit dabei flehenden Go 
hortenzeidhen; auf einer (fig. 8.) erfceinen fie Roger 
gerade, wie bei der Leg. XXI, als Gmbleme einzelner Gos 
borten ſelbſt. Bieleidt Hängt diefe Zufammenftellung von 
Löwe und Stier mit dem ägnptifchsperfiidhen Gonnendienfte 
gufamımen, der auch im das römilche Raffau, wie das zu 

Heim aufgededtte bekannte Mithräum Hinlänglich 


— 18 — 


Zeiten gehaltene Schlacht abgebildet“ worben fei worin⸗ 
nen der Naſſauer Löwe ein benachbartes Volk überwuns 
den, welches damals einen Ochfen in Schild und Wap⸗ 
pen oder gar zum Gott gehabt habe,” ober „auch wohl 
ein in vorigen Zeiten merfwürbiger Thierfampf abgefhil- 
dert“ wurde, und „in bie Lönigliche Burg oder Saal 
gi worben fei „ben Rachfommen zum Gebächtniß.“ 
fogar von Auswärtigen ſchon ein anſehnlich recom- 
nse angeboten worden,” fo offerirt er benfelben ber 
rflin „mit dem Zuſah, daß, da der Kopf hohl zu fein 
föelnt, fe — förberfamft eröffnet werden möchte.“ 
16 fürftliche Oberamt zu Wiesbaden (unterzeichnet 
Br. v. — v. Rockenhauſen, E. ©. Hellmund, Inſpec⸗ 
tor) berichtet unter dem 1. November 1732 über das 
eingegebene Memorial Folgendes an die Fürſtinn. Der 
Löwe habe, „wie im Memorial befchrieben worden,” zwi⸗ 
ſchen einem alten Gemäuer, vergleichen in der Saalgafle 
an dem dafelbft hinter den Häufern befindlichen Felſen 
noch hin und wieder fürhanden, und „dem Anfehen nad 
vor Zeiten unterirbifche Gänge geweſen,“ ſich dargeftellt 





det, Gingang gefunden hat Darnach erfcheint der LRwe 
ur Bezeichnung de& heißeften Wonates ale paffendes Ginns 
il mächtiger Sonnenkraft, (Annal, a. a D. ©, 223); 
der Stier als Eymbol ber Erde (Ann. a. a. D. ©. 237) 
und fo wie auf dem Hedbernheimer Mithräum durch den von der 
Gonnengewalt (Löwen) bezwungenen Stier mit 
dem Aehrenfchweife die faft vertrodnete Erde angedeutet wird, 
fo mag wohl auch der auf dem Stiere figende fiegreiche Löwe 
unferer koloſſalen Gruppe eine gleiche religiöfe Marniehung auf 
den Mithrasdienft gehabt haben. Daß damit bie obeı 
Örterte Beziehung auf die Feidzeichen der Geboren un 
insbefondere auf den Löwen als muthmafliches Feldzeichen der 
fünften Gohorte nicht befeitigt zu werden braucht, folgt ſchon 
daraus, daß auch eben biefe Zeichen der Gohorten, wie Gas 
pricorn, Eöwe, Gtier u. a. auf denſelben fremden Urfprung 
und dieſelbe Adoption für fremden Cägnptifch = perſiſchen) — 
tus hinweiſen, dem man hier um fo mehr in den Zeiten 
des fintenden Reiches und feines verfalfenden Glaubens ents 
nahm , je färker und entfchiedener da6, burch die eigenen 
Götter nicht befriedigte unbeftimmte Seräht menſchlicher Abs 
ingigteit von höhern Weſen gu den fremden Göttern hins 





— 19 — 


gezeigt, daß er daſelbſt ordentlich eingemanert, auch mit 
lauter gebrannten Ziegelplatten umb und umb am Buß 
derſelben gepläftert geiwefen, auf welchem Plafter mit ein 
ander ein L zu Anfang, ſodann römifche Ziffern und zu⸗ 
legt wieder Buchftaben, auf einer derſelben aber anftatt 
des bloßen L fieht LEG. XXII C. V. „Infpector Shend 
habe ger in feinen Merkwürdigkeiten der Stadt Wißba⸗ 
ven Cap. 2. $. 10. p. 69 ff. vermuthet, daß der Löwe 
„von ber im 14. Sec. entflandenen Lömengefellfchaft *) 
herrũhre,“ aber die auf den Platten erft bei unferem lets 
tem davon genommenen Augenfchein gefundenen Buchftas 
ben nicht remarquirt, da aber „auf jeder Platte eine ans 
dere Ziffer und auch zuleht andere Buchftaben befinblich“ 
und „auf der hierbei Fommenden Platte nicht ein bloße® 
L, fondern LEG. zu Anfang ſteht,“ Fönnte mithin die 
ganze Infeription auch alfo gelefen werben: Legio vige- 
sima secunda Caesario Vespasiani” *) Es fei befannt 
genug, daß „die hiefige heidniſche Mauer, welche nicht 
weit von biefer Gegend, wo ber Löme eingemauert ges 
fanden, herzieht, und wovon noch rudera vorhanden, von 
den Römern erbauet worden, und bie Römer ein Castel- 
lum dahier gehabt“ *). 





) Diefelbe wurde geftiftet zu Wiesbaden im 3. 1379, nad) 3. 
I Reinhardes jurift. und Hiftor. Ausführungen II, . 
Schend's Meinung, wornad; „sum wenigften biefer Le 
feine römifche Antiquität zu feyn ſcheint“ wird durch ihre 
ganze Umgebung widerlegt. Hierbei ift zu bemerken, baß bei 
Sch unter vielem Wufte mandye BoldEörner verborgen find, 
welche gefammelt und gefäubert zu werben verdienen. 

+) Am fiherften nimmt man C. V. für Angabe der Gohorte. 
Denn biefe Region hat nach den vorliegenden Rachrichten und 
Dentmätern nur die Beinamen PR. P. F. (Primigenia Pia 
Fidelis). ®enn C. V. ein Beiname wäre (Constans Victrix), 
fo gehörte er unter ihre bisher unbekannten; eben fo, wenn 
man 6. V. (Gemina Vietrix) leſen wollte. Mäheres gibt die 
befondere Abhandlung von Wiener de leg. Rom. XXII 
(Darmft. 1830) und @rotefend’s Rachweiſungen Über jede 
einzelne Legion in ber RealsEncyclop. der Maff. Altertpumss 
wiffenfhaft (Gtuttg. 1845) ‚Heft 63. ©. 899 ff. 

5) Das romiſche Gaftell wurde in neuefter Zeit aufgegraben, ges 


Da auch verfchiebene römifche Münzen „der Orthen 
und noch ganz Fürzlich bei dem Hospilalbau gefunden 
worben feien, von Nero Claudius, auch eine von Ves- 

ianus, welche beigelegt wurden, Ieptere mit der Um⸗ 
Forife Nero Claudius Caesar Augustus German. Imp. 
triumphator, auf der andern Seite Securitas Augusti, 
mit den Buchftaben S. C., „fo vielleicht Sigillum Civi- 
tatis ©) heißet,“ befonder aber da ber „Kayfer Vespa- 
sianus auch hieraußen am Rhein gefanden;” fo halten 
fie den Löwen für römifchen Urfprungs, empfehlen ihn 
zur Aufbewahrung, den Kopf zur Definung und den Fin⸗ 
der zur Belohnung. \ 

Höchften Orts wurde zu Ufingen den 19. Rovem- 
ber 1732 refoloirt, daß der Kinder 10 fl. erhalten, der 
Löwe, welcher „eine römifche Antiquität zu fein fcheine,“ 
am Kopfe geöffnet werben follte, „doch dergeftalt, daß alles 
wieder in bie erfte Form hergeftellt werden könne.“ 

Das Oberamt ließ den Steinhauer Joh. Häffle 
von Idſtein kommen und die Höhlung am Kopfe unter 
fuchen, und nach deſſen fchriftlichem Gutachten vom 5. Der 
zeniber 1732, „daß gebachter Löwe nicht hohl, fondern ein 
pures Sager auf ſoichem iſt,“ berichtete es am 13. Jan. 
1733 weiter, daß der hohle Echall von einem bloßen f. 
9. Lager, welches öfterd nicht mehr, als ein Haarbreit 
ausmachen möchte, herrühre, alfo feine wirkliche Hölung“ 
fei, weßhalb man auch „mit der Eröffnung Anftand ges 
nommen.” Höchſten Ortes wurde Alles genehmigt und 
die Aufbewahrung „im dafigen herrſchaftlichen Haufe“ ans 
geordnet unter dem 17. Januar 1733. 

Im 3. 1804 wollte der fachkundige Regierungsrath 
und Archivar C. Lange nach feinem ſchriftlichen Berichte 
an bie Fürſtliche Regierung „dem Löwen einen ſchicklichen 
Plag in der neu angeordneten Regierungsbibliothef ans 
weifen.“ Beim Transport war er „unter freiem Himmel 
im Schloßhofe” ſtehen geblieben, aber unter Aufficht. 


mei d befhrieben mit en in den Xnnal. des 
tn, A 1842. deifeungen In den Am⸗ 
6) Vielmehr Senatus Consulto. 





— 8 — 


Niemand hatte ſich „feit langer Zeit an „ienes merk 
würbige Monument gewagt,” al ed am 31. Juli von 
einem Maurergefellen auf Befehl des Hoffammerbirertos 
riums zu Steinen für Haus und Garten beöfelben zer⸗ 
[lagen wurde. Es erfolgte eine sielfetige und weitläus 
fige Unterfuhung: Riemand wollte ven Befehl perfönlich 
ertheilt haben. Der Maurergefelle beharrte auf feiner 
Ausfage. Die Acten felbft verlaufen am Ende ohne Res 
fultat — und wie es fcheint, mit ſtillſchweigender Ries 
derſchlagung. Das Nähere ift für den Alterthumsfreund 
fepmerzlich, aber ohne weiteres Intereſſe. 





Nachtrag. 


Zu ber vorſtehenden Miocelle glauben wir eine 
Heine Bemerkung nachfchiden zu bürfen. Daß es fih 
bei einer „Öruppe von Löwe und Stier” und 
war in der Zufammenftellung, baß_ ber erftere den letz⸗ 
teren als den „Beflegten“ unter fich liegen hatte, um 
fein Cohortenzeichen oder ein von einer Cohorte errichtes 
te Denkmal handeln fönne, fondern hierin lediglich, wie 
auh am Schluffe des Erflärungsverfuhes des Herrn 
Beder ſchon angedeutet worden ift, ein mithrifches 
Denkmal gefucht werden dürfe, wirb bemienigen, der 
den Atlas der mithrifchen Dentmäler von Belir Lajard 
eingefehen hat, alsbald als unzweifelhaft erfcheinen. 
Denn Löwe und Stier einzeln oder mit einander im 
Kampfe, ober ber legtere von dem erfteren befiegt, er= 
feinen in Ländern und Zeiten, in denen felbftredend an 
römifches Wefen oder römifche Auffaffung und Darftellung 
nicht gebacht werden fann. Schon auf den Wänden der 
von Botta und Layard wieber entdeckten über viertehalb 
Jahrtauſende alten Paläͤſte von Khorsabad und Nim- 
rood werden Löwe und Stier von allen fymbolifchen 
Tpiergeftalten am häufigften gefunden; uf der Rampe 





— 4892 — 


der großen Treppe des Hauptgchäudes von Perſepo⸗ 
lis erfcheint in Relief ein Löwe auf einem Etier, den 
er verfchlingt. — Auf einem Eylinder, der eine Legende 
in Keilfchrift trägt, und fich gegenwärtig im faiferlichen 
Mufeum zu Wien befindet, fteht der Löwe über dem Etier, 
auf den er eine Tate gelegt hat, im Kampfe mit einem 
Manne, der ihn mit einem Speere angreift. Der Stier, 
mit einem Menfchenhaupte, mit dem Löwen im Kampf, 
erfcheint auf einem grünen Jaspis mit zwei Keilinfchrifs 
ten, gegenwärtig im britifchen Mufeum in Lonton. 
Auf einer autonomen Münze von Tarsus, im Belt 
ver Föniglichen Bibliothek in Paris ift Köwe und Etier 
faft genau in der Etellung zu fehen, wie unfer Fund⸗ 
bericht fie befchreibt; eben fo auf einer Silbermünze, die 
in Phönicien unter der Herrfchaft der perfifchen Könige 
gelötagen wurde; ja auf einem Hemifphäroid mit einer 
egende in Pelhwi-Eharacteren finden wir wieder den⸗ 
felden Löwen faft wie zu Tſchilminar den unterliegenden 
Stier zu verfchlingen im Beariff. Und fo ließen ſich 
noch manche Durftellungen aufführen, aus denen der mis 
thrifche Charakter unferer Gruppe unwiderfprechlich erhels 
len dürfte. Nimmt man nun zu dem Angedeuteten hinzu, 
daß die Gruppe in einem tempelartigen Gebäude gefuns 
den wurde „in dem Anfehen nach vor Zeiten unterirs 
diſchen Bängen* und erinnert man ſich an bie durch: 
weg unterirdifchen Mithrien oder Epeläen, fo wird es 
faum einem Zweifel unterliegen fönnen, daß durch das 
in der Miscelle beiprochene Denkmal der Beweis vollftändig 
erbracht worden fei, daß auch das*römifche Wiesbaden 
gleich Hetdernheim ven Mithrascultus gefannt und 
innerhalb feiner Mauern ausgeübt habe. 

Mas fodann dad verloren gegangene Monument. 
felber anbelangt, fo hat der Bereins-VBorftand auch Darüber 
Nachforſchungen angeftellt, die indes bis jept wenig Auf- 
fhluß gegeben haben. Nudy der Ausfage einer 82 jähris 
gen Frau, die den Löwen noch in dem Hofe des Finvers 
in der Saalgaffe unter freiem Himmel und fpäter auch 
in dem Gärtchen neben dem alten Regierungsgebände hat 
Reben ſehen, war derfelbe ſitzend dargeſtellt, jedoch höher 


— 483 — 


nicht als 2 bis 3 Fuß, mithin jedenfalls ziemlich unter 
Lebensgröße. Die Ausfage einiger anderen Augenzeugen, 
die ihn nach Größe und Haltung mit einem Mepgerhund 
verglichen, ftimmen bamit überein. — Die allgemein ges 
glaubte Tradition, wonach das Monument damals unzer= 
ſchlagen, als Unterlage eines Treppenfteins vor dem alten 
Amthaufe fei eingegraben worden, hat fi, einer von Seiten 
des Vereins am 11. Auguft d. J. an der gedachten Stelle ver- 
anftalteten Nachgrabung zufolge, bis jegt als unbegründet 
herausgeſtellt. An der bezeichneten Stelle war feine Spur 
von einem Löwen zu entveden; vielleicht daß die Fürzlich 
begonnenen Grundarbeiten zum Neubau der evangelifchen 
Kirche dahier, ganz nahe bei jener Stelle, noch zu einem 
befferen Refultate führen. 
[Anm. d. Revaftion.] 


——0 


821 
31 
347 


”„ 





Man beridtige: 
Geite 308 Zeile 13 von oben fies IVL.SECVN 


15 


6 
6 
8 


” 


” 


” 


„ 


n  „ POMPEIANVS 


unten „ 
oben „ 


” ” 


+DIES+ 


Anm. 88. 
118 6°) 
74 6) 





Annalen des Vereins 


für 


Naſſaniſche Alterthumskunde 


und 


Geſchichtsforſchung. 


Vierten Bandes Drittes Heft. 





Wiesbaden, 1855. 
Auf Koſten des Vereins. 


Inhalt 


des vierten Bandes. 





1. Seft. 
l. Abhandlungen 


Seite. 
Die römiſchen Inſchriften bes Herzogthums Naffan, 
bearbeitet von Heren Profeſſor Klein in Mainz und 
Prof. Dr. Beder in Frankfurt ..M. . 2... 486 


u Miscellen. 

1) Die älteſte urlundliche Erwähnung bes naſſauiſchen 
Pfahlgrabens, von Herrn Dr. Römer- Büchner in 
Fraukfurt a. . 2.2.2200. 6 

2) Die alte Münze in Wiesbaben, von Herrn Dr. jur. 
Euler in Frankfurt .M.. . 220000. 64 

3) Ueber den Orts-Namen Kleeberg, von Herrn 8. 

Ch. Freiherrn von Leutſch in Weblar . . . . 617 


— 


1. 
INSCRIPTIONES 
DVCATVS NASSOVIENSIS 


LATINAE 





INSCRIPTIONES LATINAE 


in 


TERRIS NASSOVIENSIBUS 


REPERTAE 
RT 
AUCTORITATE 
SOCIETATIS ANTIQUARIORUM NASSOVIENSIS 


EDITAE. 





AUUIS MATTIACIS. 
MDCCCLV. 
TYPIS STEINIANIS. 





Praefatio. 


Quum diu optaretur ut, quae aut in Nassoviensi 
ducatu hucusque repertae essent aut In Museo nostro 
Wisibadensi asservarentur, Latinarum inscriptionum syllo- 
gen edi juberemus, rogati Car. KleiniusMoguntlacensis et 
Jac. Beckerus, tum Hadamaranus, nunc Moeno-Franco- 
furtensis. Viri docusannl tallumque rerum epigraphicarum 
peritissimi, societati antiquarlorum nostrae adscripti, quos 
Inseriptionum utrlusque Germanlae Latinarum corpus in- 
staurandunı denuoque condendum moliri probe sciremus, 
eam provinclam in se receperunt. ut Inscriptiones, quas 
diximus. accuralius quam anlea factum esset, descrip- 
tas colligereut, ordinarent, lapidumque fide diligenter ser- 
vata explicarent quaeque ceteri Intentata reliquissent 
aut depravassent atque cormupissent, denuo tentarent, 
corrigerent, emendarent. (ui quam egregie munere In 
se recepto perfuncti sint nec nostrum nec hulus loci 
est dicere. Nostrum erat, hoc qualicunque Hibello osten- 
dere, societatem nostram triginta quattuor annis abhinc 





- w - 


constitutam non solum id suum duxisse, ut lapides anti- 
quos et olim et nuper erutos litieris Inscriptos et figu- 
ris caelatos comportarei ei in Museo includerei. sed 
etiam ut titulos omnes uno tenore descriptos atque ex- 
plicatos edendos curarei. quo major eus inspiciendi cupido 
mellorque talium rerum scientia excitaretur allisque anti- 
quariorıım socielatibus exemnlum proponeretur aut imi- 
tandum aut superandum. 
Seripsimus Aquis Mattiacis Kal. Mart. MDUCCLV. 





Conspectus siglorum, quibus libri notantur. 


Abb. » Abbildungen von Mainzer Alterthümern. I—V Mainz 
1849—52. 4. 

Ann. » Annalen des Vereins für Nassauische Alterthumskunde 
und Geschichtsforschung. I—IV. Wiesbaden 1827—52. 8. 

Ap. » Apiani et Amantii inscriptiones sacro-sanct. vetust. In- 
golstadt 1584. Fol. 

B. » Becker in B. 1; Z. f. A. etc. 

Bhd. - Bernhard Antiquitates Wetteraviae. Hanov. 1781. 4 

B. I. » Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rhein- 
lande. Bonn 1842 ff. 8. 


Cat, » Catalog des Museums der Stadt Mainz. Mainz (1845.) 8. 


Dor. - Dorow Opferstätte und Grabhügel der Germanen und 
Römer am Rhein. 2 Hefte. Wiesbaden 1819—21. 4. 

Eb. » Ebhardt Geschichte und Beschreibung der Stadt Wiesbaden. 
Giessen 1817. 8. 

F. » Fuchs alte Geschichte von Mainz. 2 Bände. Mainz 1771. 8. 

Flor. » Chassot von Florencourt Beiträge zur Kunde alter Göt- 
terverehrung. Trier 1842. 8. 


- No 


6erk. + Gerken Reisen. 4 Bände. Stendal 1788 ff. 8. 

Gern. « v. Gerning Rheingegenden. Wiesbaden 1819. 8.— Lahn- 
und Maingegenden. Ebendas. 1821. 8. 

Gr. + Gruteri thessurus inseriptionum ed. Graev. Amstelodam. 
1707. Fol. 

Grot. » Grotefend 


H. + Habel in Annal. 

Hsg. » Huesgen verrätherische Briefe. Frankfurt a. M. 1776. & 

Hut. » Huttichli collectanea antiquitatum in urbe atque agro 
Mogunt. 1520; II. edit. 1625. Fol. 


Joh. « Johannis seriptor. hist, Mogunt. T. Il. Francofurti 1737. 
Fol. 

K » Klein. 

Kn. - Knapp Römische Denkmäler des Udenwaldes. Heidelberg 
1313 (Il. Auf. von Seriba. Darmstadt 1854) 8. 

Kr. - Kraus in Memoires de la sneiöt# des Antig. de Cassel. 
Cassel 1780. 4. 

L. - Lehne gesammelte schrifien, herausgegeben von Külb. 2 
Bde. Mainz 1886 ff. 8. 

LL - Laurenz Lersch (entral-Museum rheinländischer Inschrif- 
ten. 3 Hefte. Bonn 1839—42. 8. 

La. » Lamey in acta acad. Theodor. Palatin. Mannhemii 1766 
ss. 4. 

Laz. » Lazius reipublicaeromanae «c. libri XII. Francof. 1598. Fol. 

Ling. - v. Lingen kleine teutsche Schriften. 2 Bde. Wittenberg 
1732. 8. 

Lr. » Lersner Chronik von Frankfurt, 2 Bde. Frankfurt 1706. Fol. 

Mit. - Mitthellungen an die Mitglieder des Vereins Iür Nassaui- 
sche Alterthumskunde und Geschichtsforschung. Wiesba- 
den 1851—1852. 8. 

Mse. Idst. - Follum manu exaratum, continens inscriptiones, quae 
Infra N. 4, 9, 38, 47 scriptae sunt. Asservatur in Tabu- 
lario publico (Staatsarchiv), quod est in oppidulo Idstein, 
et sub finem saeculi deeimi sexti seriplum videtur (ef. KL 
in Ann. IV p. 820). 





- vil — 


N. + Neuhof Nachrichten von den Alterthümern bei Homburg. 
Homburg 1777. 8. 

Ar. » Orelli inseriptionum latinarum eolleetio. 1. Bde. Turici 
1828. 8. 

Rein + Heinesii 
1652. Fol. 

Ra. A. » Rheiuischer Antiquarius. Frankfurt 1778. 8. 

Ring » de Ring Max. memoire sur les &tablissemenis romains du 
Rhin etc. II Tom. Paris 1852. 8. 

Rit. » Ritter Denkwöürdigkeiten der Stadt Wiesbaden. Mainz 
1800. 8. 

Sch. » Schaab Geschichte der Stadt Mainz. 2 Bde. Mainz 1841. 8, 

Sehm. - Schmidt Geschichte des Grossherzogihums Hessen. 2 
Bde. Giessen 1818—19. 8. 

Schn. - Schenck Geschieltsbeschreibung der Stadt Wiesbaden. 
Frankfurt 1758. 8. 

St. » Steiner codex inseriplionum- romanarum Rheni voll. Il. 
Darnıstadt 1837 seq. 8. 

St. Il. » Steiner codex inseriptionum romanarum Danubli et 
Rheni voll. II. Seligenstadt 1851. 8. 

d. W. » de Wal nıythologiae septentrionalis monumenta epigra- 
phica Ialina. Utrerht 1847. 8. 

W. » Wagener Handbuch der Altertliümer aus heidnischer Zeit. 
2 Bde. Weimar 1842. 8. 

Weh. - Weber tlermarum Wisbadens. descriplio. Oppenheim 
1617. 4. (ins Deutsche übers. Frankfurt 1636. 8.) 

Wi. + Wiener de lexione Rom. vieesima secunda. Darmstadt 
1830. 4. 

Win. » Winckelmann Beschreibung von Hessen. Bremen 1697. 
Fol. 

Wok. - Wenck Hessische Landesgeschichte. Frankfurt 1785. 4. 

7. f. A. + Zeitschrift fir die Alterthumswissenschaft: 


ntagıa inseriptionunn antiquarum. Lipsiae 








Era V 


— VI — 


Zeitsch. » Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der rheinischen 
Geschichte und Alterthümer in Mainz. I. Mainz 1845-61. 8. 

Zell. - Zell Handbuch der römischen Epigraphik. 2 Bde. Carls- 
ruhe 1850—52. 8. 

Zim, - Zimmermann J. P. Wiesbaden und seine Umgebungen. 
Wiesbaden 1826. 8. 





ERRATA. 


Pag. 27 linea 22 lege TERTIVS pro TDETIVS. 


” 32 
„ 45 
9) — 
48 
„ 92 
„ 58 
„ 9 
„ 56 
„ 70 
„ 84 
„ A 


9 
16 
29 
13 


13 
29 


Ki} 


Aquas Mattiacas pro Fontes Mattiacos. 

Mogonliacensis „ AMogontiacae. 

desumpta pro desumptae. 

112 et 113 pro 98 et 99. 

consuli, patri p. proconsuli pro consul pa- 
ter p. proconsul. 

asservatis pro asservati. 

N. 4 3 N. 2. 

N.41la ,„. NM. 

pag. 64 ,. pag. 62. 

CINTYGNATV id. tab. 32 — CINTVNATV 
id. tab. 21. 

Atessas pro Attessas. 

imperatore Max. Augusto pro Maximino. 


Alia errata minora imprimis inconstantiam quandam et in- 
terpunctionis et seripturae (e. g. conjicit, hujus, Cajus, Optimo 
et similia) candidus lector ipse quaeso emendabit. 





Hieddernheim. 





Vieus ad Niddam rivum, sub Tauno monte, duas 
fere leucas ab Francofurto oppido. 


1. 
IN-H°D-D 

GENIVM PLATEAE NOVI VI 

CICVM EDICVLA ET ARA 

T FL SANCTINVS · MIL° LEG XXI 

P- ALEXAND PP" F-IMM- COST PR 

PETVVS ET FELIX FRATRES C* 

R-ET TAVNENSES EX ORIGI 

NE PATRIS T'FL'MATERN W 

TERANI COH - III PRRT * PIAR 

VINDICIS ET AVRELIA AM 

MIAS MATER EORVM· C· R· D. D 

AGRICOLA T CLEMNTNO COS 


In honorem domus divinae. Genium plateae Novi 
viel cum aedicula et ara Titi Flavii Sanctinus, miles le- 
gionis vicesimae secundae primigeniae Alexandrianae piae 
fidelis, immunis consulis, et Perpetuus et Felix fratres, 


32 





— A486 — 


cives Romani et Taunenses ex origine patris Tiü Flavil 
Materni, veterani cohortis terliae praetoriae piae vindicis, 
et Aurelia Ammias, mater eorum, civis Romana, dono 
dederunt Agricola et Clementino consulibus. 

Ara anno 1768 reperta in Museo (Wisbadensi) 
asservatur: supra est signum Genii dextra pateram, sini- 
stra cornu copiae gestantis. 

Fuchs II, p. 12—24 c. fig.; Neuh. p. 22; Lam. in Act. Palat. 
IM p. 177—183 ce. fig.; Schmidt Gesch. v.H. I, p. 26: Gern. Rhein- 
geg.p. 234; Lehne in Rhein. Archiv. I, p. 140; Wilhelm German. 
p. 44; Or. 181; Wiener 85; Wagener I, p. 301; Lehne 109; Stei- 
ner 231; Il, 633; Schaab Gesch. v. Mainz I, p. 114; Ring I, p. 313. 

2. Novus vicus ad castra Romana inter vicos Hed- 
dernheim et Praunheim silus erat; eius etiam in se- 
quente inscriptione mentio fit. 

4. Tid Flavii, non Titus Flavius cum editoribus est 
legendum: tres enim filli et gentile et praenomen patris 
habent. 


4. Legio XXII. primigenia inde ab anno 60 p. Ch. 
n. per plura saecula in Germania superiore erat et ple- 
runıque Mogontiaci stativa habebat. Eiusden et infra 
mentio fit in ara N. 68, in cippis 44 et 52, atque in la- 
terculis 78; cognomen Alexandrianae, quo h. 1. ornatur, 
legitur etiam N. 24; cf. Klein: Ueber die Legionen, welche 
in Obergermanien standen, p. 12 &c. 


5. Literarum ALEXAND vestigia quaedanı super- 
sunt. Severi Alexandri nomen iussu Maximini in monu- 
mentis exculptum est ut infra N. 3, 48, 67, 72 — Er- 
rat Grotef. in Krit. Bibl. 1828, p. 46, cum SEV ALEX 
sese legisse putet. 


— 47 — 


7. Utrum cives unius oppidi, in primis castelli in 
Tauno vel Artauni (Tac. ann. I, 56; Piol. II, 11), an 
plurium munieipiorum ad Taunum moniem sitorum Tau- 
nenses sint nominati, non consentiunt interpretes, vid. 
Zeitsch. d. Mainz. Alt. Ver. I, p. 214. . Eorum mentio 
fit in octo vel septem inscriptionibus infra N. 2, 21 et 
30; ceterae ad finem adiciuntur. 

8. T. Flavius Maternus Taunensis uxorem duxerat 
Aureliam Ammiam, civem Romanam, unde filii eorum ci- 
ves Taunenses et Romani fiebant. 

9. Cohors III praetoria in Germania non occurrit; 
erant decem cohortes praeioriae, quae omnes cognomina 
piae vindicis habuisse videntur. Miles cohortis I pr. legi- 
tur in lapide Mogontiaci, Lehne 273. 

12. Calpurnium Agricolam et Sextum Catium Cle- 
mentinum consules habuit annus p. Chr. n. 230. 


2. 
IN-H-D°D- 
GENIO PLATIAE 
NOVI VICI AEMI 
LIVS BARICIO 
TVDIVM SOL-LEM 

In honorem domus divinae. Genio platiae Novi vici 
Aenilius Baricio Taunensis votum (?) solvit lubens lae- 
tus merito. 

Ara a. 1770 reperta in Museo asservatur; supra 
versum 1 est signum Genli in aedicula stantis, sinistra 
cornu coplae gestantis, dextram super arulam tenentis. 
Zimmerm. putasse videtur, aediculam cum primo versu 

32* 





— 488 — 


ad inscriptionem inferiorem non pertinere, quainre fortasse 
non erravit. 

Fuchs II, p. 24 ce. fig. 1. Neuh. p. 28; Lam. in Aet. Pa- 
lat. III, p.175 c. fig.; Gercken Reisen IV, p. 207; Schmidt I, p. 35; 
Gern. Lahngeg. p. 236; Zimm. p. 152et 156; Lehne 108; Schaab 
p. 154; Steiner 233; II, 634; Wagener I, p. 902. 

2. Platiae pro plateae, ut infra N. 4 Geneo pro 
Genio permutatione litterarum E et I satis nota. 

8. De Novo vico vide ad N. 1 v. 2. 

5. TVDIVM. Ita aperte lapis, quod monstrum edi- 
tores vexavit; plerique patriam Baricionis significari eo 
vocabulo putabant: Lehne ap.Gern. 1.c. Tudinlum provin- 
ciae Belgicae oppidum, Zimmern. Tuderium ad Amisiam 
(prope Meppen) situn intelligit, quae interpretatio pro- 
pter accusativum vocis ferri non potest. PosteaLehne verum 
vidit, iia ut T ut saepius, Taunensis, VDIVM lapi- 
cidae errore pro VOTVM, quod iam Fuchs suspicatus erat, 
sit insculptum. De civibus Taun. vide ad N 1. 


3. 
IN-H-D-D 
"PLA-PREIR 
ARAM- OQVI 
TGENIVM 
SATONIVS 
GRATVS-D’D 
IMP ALEX AG 
I T DION CoS- 
In honorem domus divinae. Plateae praetoriae aram 
quintanam ct Genium Sattonius Gratus dono dedit impe- 
ratore Alexandro Augusto teriium et Dione consulibus. 





— 439 — 


Ara 1822 reperta et in Museo asservata. 

Dorow in Kunstblatt. 1828, n. 45; Habel inAnnal. I, 1, p. 
74 ce. üg.; Zimm. p. 152; Grotef. in Seebod. Ann. 1828, n. 46; 
Lehne 110; Wagener I, p. 301; Schaab I, p. 155; Steiner 239; II, 635; 
Zell 327; Ring I, p. 816. 


3. Ara quintana est ara in via quintana castrorum 
posita, cf. Gruter. 129, 5. Dor. interpretatur Aramque 
et Genium, de quo vid. Hab. 1. c. 

5. De Sattonii nomine vid. Abbild. v. Mainz. 
Alterth. I. p. 6; Publicat. d. J. soc. d. Luxemb. VI, p. 
50 etc. Dor. legit: Sextus Attonius; sed punctum 
deest. Ring conjungit litteras NI. 

6. Ring: Gratus posuit decreto decuri- 
onum, nescio unde verbum inserens. 

7. ALEX erasum est, utN. 1, quod vide, sed vesti- 
gia satis certa eius nominis supersunt, unde mireris Dor. 
legisse: Aurelio. 

8. Anno p. Chr. n. 229 Severus Alexander tertium 
et (assius Dio consules erant. 


4. 
IN-H'D’D 

GENEO "SANC 

TO MNR0EI. CL 

POMPEIANVS 

MIT LEG VII 

ANUNAN& 

AVG. RF COs · B 

IANVAR : IMP 

D-N-ANONNO IT 

T-BALBINO-1L’CUS 





— 4190 — 


In honorem domus divinae. Geneo sancto Marcus 
Aurelius, Claudia, Pompelanus, miles legionis octavae 
Antoninianae augustae, beneficiarius consulis, tertio Idus 
Januarlas imperatore domino nostro Antonino quartum 
et Balbino iterum consulibus. 

Lapis, qui hodie non extat, a. 1520 erat Praun- 
hem, vico Heddernhemo vicino, vid. Klein in Ann. Nass. 
IV, p. 319. 

Huttich. XXXIII; Ap.p. 481; Laz. p. 552; Grut. 108, let 1075, 
10; Winckelm. Gesch. v. H. p. 1381; Lersner Chronik v.F. I, p. 2; 
Schenk Denkw.p. 98: Fuchs II. p. 5; Kraus M&m. p. 822; Or. 1709; 
Schm. I, p.25; Lehne 107; Ebhardt p. 208; Steiner Maingeb.p. 149; 
St, 247; 1, 639; Klein 1. c.; legitur in Mse. Idstein. 

Huttichius editor inscriptionis princeps miram arae for- 
mam exhibet neque in litteris conscribendis sibi constat, 
in altera editione plures versus aliter componens, ita ut 
inscriptio uno versu contractior fiat; ceteri cditores alius 
alio modo scribunt, vid. Klein. I. c. Dedimus inscriptionem 
partim secundum Msc. Idst. pariim secundum Maucler- 
quli auzorrzov ap. Gruter. 1075, 10 delineationeın. 

2. GENSO Msc. Idst. et Or., quae lectio, quum ma- 
gis sit insolita, fingi potuisse non videtur. GENO est 
ap. Mauclerquium; de permutatione litterarum E et I 
vid. ad N. 2 v. 2. 

5. Legio VIII augusta circa ab anno 70 p. Ch. 
per plura saecula in Germania superiore tetendit; mili- 
tem hujus legionis invenies N.50, centurionem 71. latercu- 
los N.75; cognomen Antoninianae habes quoque St.1I. 9; 
cf. Kl. Leber die Legionen in Obergern. p. 19. 





— 41 — 


6. ANOWANZ est ap. Mauclerqutum, ANONNANAE 
Msc. Idst. 

7. Bin Mse. Idst. triplici ligatura comprenduntur 
litterae T. I. D: dies est 11 mensis Januarli; Ap. Schenk 
Ebhard. et Or. habent T D, ceteri I’D. id est idibus Ja- 
nuariis (13. Jan.) 

9. ANONNO est ap. Mauclerquium; ANONO in 
Msec. Idst., apud Eb. et Or. legitur. Marcus Aurelius Antoninus 
Caracalla imperator quartum Publius Caecilius Balbinus 
iterum consules erant a. p. Chr. n. 213. 


5. 
1. "2. 3. 
ULLEC ESVO 1 
TIGN T (GEN 
IALIVS 
ATVS 


Haec tria fragmenta arae a. 1822 reperta hodieque 
in Museo asservata sine dubio hunc in modum concin- 
nanda sunt: 

OLLEG 
II TIGN 
GENALIVS 
"ATVS 

E SVO 

IT- 

(Genio) collegli (fabrum?) tignariorum Genialius 
Optatus (?) de suo (posuit). 

Lehne 113; St. 227; II, 646; Ring I, p. 311. 

1. Ante COLLEG St. scribit. NO, Ring GEXIO. 

2. II omittunt editores. 


— 402 — 


3. TALIVS i. e. Vitallus habent editores praeter 
Ring, qui hunc versum et sequentes non citat. 
4. PTATVS Steiner. 
5. 6. omittunt omnes. 
6 
L O. M. 
CIVLIVS 
> IVIVS 
v 
Jovi Optimo Maximo Gaius JuliusMenenlus (?) votum 
(solvit Iubens merito.) 
Ara a. 1853 reperta et in Museo asservata. 
3. Hi versus satis certam lectionem non praebent. 


7. 
1 2. 
TON 
NoN 
F 
8. 4. 5. 
6 \Tıy 104 
EC RıH ADRA 
PT ORI» 


Fragmenta a. 1853 reperia hodieque in Museo 
asservata ad aram Jovi optimo maximo et Junoni reginac 


dicatam perlinere videntur. 

N. 5. est arae fiuis, ut iam lapidis margo indicat; 
litterarum, quae in ultimo hulus fragmenti versu legun- 
tur, vesligia eadem infra N. 29 v. 3 invenies. 





— 493 — 


8. 
I O.M 
6 VICTO 
RIVS-IA 
NVARIV 
SEXVOTO 
INSVOPO 

Jovi optimo maximo Galus Victorius Januarius ex 
voto in suo posuit. 

Ara a. 1851 reperta et in Museo asservata. 

Frankfurt. Conversat. Blatt 1851 n. 61; Ki. in Bonn. I. 
XVIL p. 193; Mitth. 1852, p. 48; St. II, 1691. 

y. 
10°-M IR’ 
AEL’ CRE 
SIMVS- SE 
DA’ TI A’ B 
ASS INA 
VS’ L LM 

Jovi optimo maximo Junoni reginae Aclius Uresi- 
mus (et) Sedaila Bassina votum solverunt lubentes laeti 
merito. 

Ara cr. a. 1600 Praunhemi fuisse trauiıur, sed sine 
dubio Heddernhemo vindicanda est. Schenk 1. c. p. 102 
urbi Wisbaden assignat, de quo vid.K. in Ann. Nass. IV, 2. 
p. 341. Hodie non extat. 

Gr. 1062 et 1063, 4; Ling. Ii, p. 170 sq.; Bhd. p. 65; 
Sch. p. 102; F. II, p. I; Or. 1277; Eb. p. 209; L. 22; St. 244; 
I, 638; Kl. 1. c. p. 840 sq.; legitur in Ms. Idstein. 





— 1A — 


2. AEL. Ita lapis secundum Mauclerguium av- 
zorssenv; Fuchs conicit AEM, quem L. et St. secuti sunt. 
4. BASS I NA Fuchs interpretatur Billa i. e. filia 
ex Assina, Peloponnesi urbe. Ceterum MS. Idst. rectius, 
ut videtur, praebet BASINA; ita et Ebhardt. 
10. 
I0-.M 
E'IVNO 
NI  REGI 
NIE CIN 
GEI-POS 
Jovi optimo maximo et Junoni reginae Cingetius posult. 
Ara 1827 reperta et in Museo asservata. 
L. 26; St. 228; II, 645; eadem esse videtur, quam Zimm. 


p. 154, omisso vocabulo Cingetius eitat et anno 1825 repertam 
esse dieit. 


4. Nominis ignoti causa tertio saeculo lapidem as- 
signat Lehne. 
11. 
IOVIOLBIO 
SELEVCVS 
HERMOCRA 
TVSQVIETDIO 
GENES DD 
Jovi Olbio Seleucus Hermocratus (se. fillus) qui et 
Diogenes dono dJedit. 
Ara asservatur ap. v. c. Roemer-Büchner Francofurti 
ad Moenum: supra inscriptionem fulıninum fasces videntur. 


B. in Frankf. Archiv VI, p. 12 et in Heidelb. Jahrb. 1854 
n. 31, p. 4%. 


1. 10VIOLBIO. Juppiter Olbius, qui nullo alio 





— #5 — 


lapide traditur, nomen traxit ab ’OAß« Ciliciae op- 
pido, de q. vid. Steph. Byz. s. h. v., ubi templum Jovis 
erat celeberrimum, cuius sacerdotes regum loco late impe- 
ritabant numisque memoriae produntur, vid. Strab. XIV, 
p. 672; Eckhel. D. N. P. I. vol. III, p. 2699. Ceterum 
Olbium libertum habes ap. Grut. 1070, 1. 

3. SELEVCYS HERMOCRATVS i. e. Eo- 
uoxgatovs sc. viog, Hermocratis fillus. 

4. QVIET. Seleucus Diogenis etian nomine voca- 
batur more haud raro in lapidibus obvio, de q. vid. Zell. 
II. p. 128. 

12. 
IOVI - DOLICENO 
C IVI. MARINVS 
)BRITTONVM 
CVRVEDENS 
DD 

Jovi Doliceno Gaius Julius Marinus centurio Brit- 
tonum Curvedensium dono dedit. 

Manus dextra aerea a. 1831 reperta et in domo v. 
d. Roemer-Büchner Francofurti asservata. 

St. II. 1693; Roem. in Ann. IV, p. 851; B. in Frankf. 
Arch. VI, p. 8. Seidl in Sitzungsber. d. Wien. Acad. Xil, p. 48. 

1. Juppiter Dolichenus (Dolicenus. Dulchenus, 
Dulcenus. Dolochenus, de quo vid. Braunii Bonnen- 
sis Commenlationem »dJupiter Dolichenus« a. 1852 
Bonnac editam) ab Commagenorum oppido Dolichene 
(h. Doluc) cognoninatus, multis lapidibus celebratur; 
vid. Or. 945. 1232. 2493, Z. f. Alt. Wiss. 1837 p. 53; 
Marini Atti II, p.538; Ling. IL p. 120 sqq.; Roem. l.c., 


— 40 — 


Seidl L e. B. in Heiden. Jahrb. 1. c..p. 387—96. Jahn 
in Münch. Gel. Anz. 1854, n. 78. 

7. Galus Julius Marinus a rationibus armaturae le- 
gionis XIII 6. M. V. est im cippo prope Mogontiacum 
reperto (Lehne 179), quem eundem cum nostro habet 
Roem. ]. c. Ceterum haud scio an forte sit factum, ut 
inalils quoque duobus lapidibus Dolicheni, Remagensi et Car- 
nuntensi ap. Braun 1. c. p. 4 et 5 legautur Marini duo elus 
dei sacerdotes. cf. B. in Heidelb. Jahrb. 1. c. p. 496. 

3. 4. Brittonum et cohortes et alae in multis 
lapidibus per Germanlam Pannoniam Noricum repertis le- 
guntur: vid. v. Hefner d. roem. Denkmael. Oberbay. Münch. 
1844. p. 45; Scriba in Darmst. Archiv. VI, p. 155; Arneth 
Militaerdipl. p. 10. 39; Ankershofen, Gesch. v.Kaeruthen 
p. 516: B. in Bomn I. XVI, p. 108. — Brittones Cur- 
vedenses. qui nostro tantum lapide nou sunt, nume- 
rum, quem vocabant Romanl. effecisse videntur ut nume- 
rus Brittonum Triputiensium, numerus Brittonum et 
Exploratorum Nemaningensium. numerus Brittonum 
Caledoniorum, qui numeri omnes sub centurionibus 
erant, vid. L. 92 et 101; St. 1, 161: v. Hefaer Roem. 
Bay. ed. III. p. 30. 72.90; Lersch in Bonn I, IX, p. 69. 
Seidl 1. c. p. 49 cohortem Carvetlonum ap. Horsley Brit. 
Rom. p. 273 comparat. 

13. 


DEO ' DOL 
ATILIVS 
TERTIVS 
EX COH 
II-AVG Q 
V-SLLMF 





— 497 —- 


Deo Doliceno Atilius Tertius ex cohorte secunda 
augusta quaestionarius (?) votum solvens lubens laetus 
merito fecit. 

Ara 1840 reperta et in domo v. d. Roem. Fran- 
cofurti asservata. 


Roem. in Ann. IV, 2. p. 850; B. in Frankf. Archiv. VI, 
p. 8. Seidl 1. c. p. 73. 


4. Cohortes rarissime habent cognomen augustae; 
quorundam populorum cohortes eo cognomine quidem or- 
natae sunt ut cohortes Thracum, quorum I, II et III ita 
nominantur (Arneth. Militaerdipl. p. 14; Gr. 534, 2); 
cohors I. aug. lturaeorum (Lehne 231); colı. I. aug. Ner- 
viorum (Arn. l.c.p. 62); sed cognominis aug. tam nude ad 
numerum appositi vix alibi invenies exemplum nisi Gr. 
493, 8, ubi trib. cho. III. aug. legitur; idem dicendum 
est de alis. Id cognomen ob virtutem datum videtur 
cf. Henzen in Bonn. I. XIII, p. 85. 

5. Quaestionarius est miles, culus munus quae- 
stiones erant, Or. 3502; plerumque A quaestionibus 
nominantur ut Or. 3462, 3503. 


(Jovi s. deo) Doliceno Pudentius Hispanus vo- 
tum solvit lubens laetus merito. 

Fragmenium arae a. 1843 repertae et in Museo 
asservatae. 


K. in Ann. IV, 2. p. 304; B. in Frankf. Archiv. VI, p. 10. 
et in Heidelberg. Jahrb. 1. e. p. 493. 





— 498 — 


3. Litterae VS vocis HISPANVS ad solemnem quoque 
formulam votiram VSLLM pertinent, ut saepius vid. St. 
II, p, 406. c. 

15. 
DEO 
CASIO 
OVINIVS 
V’-S’-L’M- 

Deo Casio Ovinius votum solvit lubens merito. 

Ara a. 1828 reperta non restat. 

Lehne 16; Kn. in Hess. Archiv II, p. 540; St. 229; TI, 


16% Ring. I, p. 314. 
1. 2. Deus Casius, ut supra deus Dolicenus, est 


sine dubio intelligendus Juppiter Casius Or. 1224, a 
Casio monte Aslae coguominatus: de Gallorum diis Cas- 
sibus non est cogitandum. 
4. Stein. 0. S. L. L. M. 
16. 
INH DeD 
MERCVRo 
IVL SECVX 
DINA EX 
voTo 
POSVIT 
In honorem domus divinae. Mercurio Julia Secun- 
dina ex voto posuit. 
Ara a. 1843 reperta et in Museo asservata, 
L. L. Bonn. I. VIII, p. 163; St. II, 641. 


— 400 — 


17. 
I-HO-NO REM DD 
HER CV RIO °NE’6 
0-TI-A-TO‘RI > 
In honorem domus divinae. Mercurio negotiatori. 
Ara an. 1843 reperta ei in Museo asservata, in qua 
supra fragmentum Mercurii arieti insideniis est. 
Didaseal. 1843 n. 345; K. in Bonn. I. XVII, p. 198, et In 
Ann. IV, 2, p. 296. 
1. De syllabis omnibus punctis distinctis vid. K. in 
Annal. 1. c. p. 298 sqq. 
2. 3. Idem Mercurli cognomen est in lapide ap. 
Or. 1410. Hucusque edebatur: NEGOTIATORIO, sed in 
fine est follun licet non accurate expressum. 
18. 
MERCVRO 





Mercurio Cissonio aram ..... Victor .... 

Ara inferiore parte mutila a. 1841 reperta et im 
Museo asservata est: in lateribuseius vasa sacra insculpta 
sunt. 

L.L. inBonn. I. p. 80; Stein. II, 640; de Wal. Myth. LXXXIX; 
K. in Ann. IV, 2, p. 300; Ring. I p. 888 Chic lapidem in fontt- 
bus Mattlacis repertum esse putat). 

1. Cesonius s. Cissonius (vid. Z. f. A. 1852 p. 
488 et 491) eelticum Mercurii cognomen incertae signi- 





ficationis est: plures eius numinis lapides affert K.1. ce. 

4. Haec verborum vestigia enucleari posse non vi- 
dentur: fuisse videtur aut VTE\ aut EVI, vid. Ann. 1. e. 
p. 301 not. 


19. 
HERCVLI IN 
VICTO°SACR 
VMC —ERN 
TIVS - BASS\ 
)LEG VI VIC 
ET VEXILLAR 
LEG ° EIVSDENM 
Herculi invicto sacrum Gaius Terentius Bassus, cen- 
turio legionis sextae viciricis, et vexillarii legionis elus- 
dem ..... 
Ara a. 1826 reperta in Museo asservaia necdum 
edita est *). 


*) L. L. III, 142 habet lapidem cum nostro fere verbo tenus 

conspirantem quem libet communicare: 

HERCVLI IN 

VICTO ’ SAC 

RVMC TER 

ENTIVS BASS 

VS> LEG VI I 

CTRICIS ET VE 

XILATIO LE EI 
a. 1825 in vieco Brohl repertum esse et in villa viri e. Fuss 
asservari notat idem; sed St. II, 977 hunce cum nostro 
eonfundit, ratus illum externum in Museum Wisbad. esse 


— 501 — 


5. Legio sexta victrix Vespasiano imperante In Ger- 
manlam inferiorem venit, vid Tac. h. III, 44; Grotef. in 
L. L. III, 80; Kl. Ueber d. Legionen in Obergerm. p. 22. 
n. 76. — Eliusdem legionis sextae vexillarii cum allarım 
legionum vexillarlis eidem Herculi deo aram dicant Neo- 
magi asservatam, vid. Bonn. Jahrb. VII p. 44. 

20. 
DD. 
ERO 

RI 
VNDI 
CVLA 
MON 
DEI 
up. 

(Inhonorem) domus divinae. (Lib) ero (pat) ri Secun- 
dinius Saecularis (?) (ex) monitu dei lubens posuit. 

Fragmentum arae, a. 1829 repertae et in Museo 
asservatae. 

Lehne 85; Stein. 288; Il, 648. 

4. 5. Ita editores interpretantur. 

21. 

IHDD 
D’IM 
MVRVS 
VICTOR 
EÆDILS 
C.TEX V 





translatum, quod factum non est, ef. Fiedler in Neue Mit- 
theil. des thür. sächs. Alterth.-Ver. I, 8 p. 15. 


33 





— 502 — 


In honorem domus divinse. Deo invicto Mithrae 
Murius Victor aedilis civium Taunensium ex voto. 
In arae latere hae supersunt litterae: 
0 
L 
— 1 
Cos 
Ara a. 1829 reperta et in Museo asservata. 
Ann. I tab. VIE e. fig. 6; L. 68; Stein. 236; II, 648; 
Ring I p. 311. 
3. Stein. Marcus Victor; Ring: Martius. 
4. Ita editores; de civi Taunensi v. ad N. 1. 
22. 
D’I’M 
MER 
SENE 
CIo 
PSP 
Deo invicto Mithrae Marcus Tertius Senecio pe- 
cunia sua posuit. 
Ara a. 1826 reperta et in Museo asservata cum 
foramine, in quo adhuc est catillus s. turibulum. 
Habel I, 3 p. 181. tab. V, fig. A; Zimmerm. p. 161; Lehne 
67; Stein. 235; II, 647. 


I 
A..TI.. 
Dco invicto Mithrae ..... . 

Ara a. 1826 reperta et in Museo asservala, 
Stein. II, 654. 
2. A an M. sit, dubitari 'potest. 





— 503 — 


24. 
IM 
IVI IVNSNA 
IF V 


(Deo) invicto Mithrae Junius Junenalis (?) .. . 

Ara a. 1826 reperta et in Museo asservata. 

Hab. I, 8 p. 181. tab. V fig. 2; Stein. II, 655. 

1. 2. Ita delineavit Hab.; Stein. interpretatur: 
Iuvenalis, cetera omittens; hodie ne illae quidem lit- 
terae satis apparent. 


25. 
D-INC 
LOLLIVS 
CRISPYS 
JCOHXXXH 
VOL 


Deo invicto Comiti Lollius Crispus centurio cohor- 
tis tricesimae secundae Voluntariorum. 
Ara a. 1826 reperia et in Museo asservata. 


Hab. I, 3 p. 181. tab. V fig. 4 et II, 8 p. 169; Külb ad 
Lehne I, p. 287; Stein. 237; II, 649. 


1. Ita editores interpretantur. C esse potest Gaius. 

4. Cohortes Voluntariorum constabant ex civibus Ro- 
manis, qui plerique perfuncti jam militia ultro nomina da- 
bant, cf. Liv. XXVII, 47; Henzen. Bonn. Jahrb, XIII p. 43. 
Quo tempore cohors XXXII in Germania fuerit, in- 
certum est, cf. Ann. IV p. 344; elus mentio fit 
et infraN.38 et 39. In Decumatibus agris aliae quoque 


33* 





— 504 — 


Voluntariorum cohortes occurrunt, ut coh. III, coh. XXIIII, 
coh. XXVI, cf. St. IL 719; Rappenegger Bad. Inschr. 10 
et 60; Staelin Wirt. Gesch. p. 43 et 57. 
26. 
FORTVNAE 
CL 
PRIMI 
LLA 
VSLLM 
Fortunae Claudia Primilla votum solvit lubens laeta 
merito. 
Ara c. a. 1600 reperta hodie in domo v. cl. de 
Breidbach Heddernhemi extat. 
Grut. 1013, 7; Winkelm. p. 131; Lersner II p. 61; Fuchs 
II p. 63 et 265; Gerk. IV p. 804; Gerning Maingeg. p. 235; 
Lehne 97; Wagen. I p. 802; Stein. 230; II, 644; Kl. in Ann. IV 
p. 331 sq. 
27. 
FORTVN 
SACRVM 
TACILVSEOQ 
ALAEIFLA 
IAEMILLI 
LLM 


Fortunae sacrum Tacilus eques alae primae Flaviae 
milliarlae (votum solvit) lubens laetus merito. 

Ara a. 1826 reperta et in Museo asservala, in 
aversa parte est vir leonem humeris gestans. 

Hab. I, 2 p. 182. Tab.V, fig.3; Stein. II, 652; B. Frankt. 
Arch. VI p. 20. 





— 505 — 


8. TACITVS habet Stein.; ceteros versus editores 
omittunt ut inextricabiles. 

5. Alae Flaviae nomen ab imperatore Flaviae gentis 
habent, cf. B. in Ann. IV p. 360. Quo tempore ala 
I Flavia milllaria in Germania fuerit, nescimus; eius et 
infra N. 60 mentio fit. 


28. 
H DeDe 
AEFOR 
AFLIO. 
)RVS 
Arae c. a. 1600 erutae fragmentum, quod hodie 
in domo v. c. de Breidbach Heddernhemi exiat; lapidis 
inscriptio haec fuisse videtur: 
IN-H DD 
DEAEFORT 
AEIAFIIO 
DORVS 
IATA MAVRA 
EX V P-L°L- 
M 
In honorem domus divinae. Deae Fortunae Aemilius 
Aeliodorus (praefectus ?) primae alae Maurorum (?) ex 
voto posuit lubens laetus merito. 
Grut. 1013, 8 et 1072, 2; Win. p. 131; Lr. 1. c.; Ling. 
II p. 77; F. II p. 61 e. fig; Hab. in Ann. I, 1p. 1 ce. fg.;L. 91; St. 
232; II, 6386; Kl. in Ann. IV p. 833 sgg. 
Mire vexabat haec inscriptio interpretes; Habel ]. 
c. veteribus fidem abrogans in fragnıento varia supplet, ita 
utlegat: Inhonoremdomusdivinae Plateae fori 





— 506 — 


aram Afliodorus.... ceterisomissis. Nossecuti sumus 
Gruterum, cui bis Mauclerquius delineavit, et Fuchsium 
arsorsenv, qui plerumque ei consentit, cf. quod fuslus 
dictum est in Ann. IV, I.c. Nota figuram litterae L fere 
cum I congruere, unde ista dubia partim sunt exorta. 

3. Aemilius velAelius; Lehne legens AE Mex- 
plicat Marcus, AE ad praecedeniem vocem referens; 
Lingen: Heliodorus. 

5. Initio supple notam equitis vel praefecti; ala 
Maurorum alibi non occurrit; cohors Maurorum est ap. 
Or. 529. Ling. conjictt ARAM MARMoream. 

6. Gr. priore loco: F X V-P-I"R, unde Ling. 
EX V P-I'L- 


29. 
IAE 
T TI 
TORIN 
COC \VDE 
SV Io 
VVIIID E 
4PI T 
GOPDI 
AYGTP 
cos 
..................... imperatore (domino nostro) 
Gordiano Augusto et Pompeiano consulibus. i 
„ Lapis multis partibus mutilus a. 1853 repertus et 
in Museo asservatus; nondum est editus. 





1. ...1AE. Haec litterarum vestiga Fortunae 
fortasse aram indicant, ut est in lapidibus superioribus. 

3. TORIN. Eiusdem vocabuli vestigla esse vi- 
dentur, quae leguntur supra N. 7, 5 v. 8. 

7. 8. 9. Hi versus ex Or. 22 coll. 2331 sup- 
plendi sunt: IMPERAT.D.N || GORDIANO || AYG ST 
POMPEIANO || COS. quorum consulatus est a. p. Ch. n. 
241. 

80. 
KSRVS$ 
TAVNENS 
MONI TV 
DSPL’L’M 

Karus Taunensis monitu dei posuit lubens laetus 
ınerito. 

Ara a. 1844 reperta atque in Museo asservata 
necdum edita est. 

1. Littera K esse videtur pro Ka, ut Romani in- 
terdum Kput, Klumnia pro Kaput (caput) Kalumnia 
(calumnia) scribebant, vid. Schneider Lat. Gram. I 





p. 290. ' 
2. De Taunensi vide ad N. 1. 
31. 
OSVII 
NANTC 
OM CO 


. posui in nomine Antonini Commodi consulis. 
Fragmentum arae a. 1850 repertum in Museo Mogon- 





tiacensi asservatur neque editum est. Initio desunt 
plura; versus lineolis distinguuntur, ut in seq. 

L sqgq. Num verum viderim, ipse dubito, neque 
mellus proferre possim; an est inv. 1:consulseptimum? 
2. C littera In fine satis certo legi nen polest. 

32. 
Li 
TAVIL 
DOM 
A0ST 
1 


Ara a. 1822 reperta et in Museo asservala; scri- 
ptura tota fere evanult; versus lineolis distingul videntur, 
ut in lapide praecedente. 

Hab. I, 8 tab. VI Ng. 4; Stein. II, 658. 

j 3. 
AVIE 
DOM 
ICOM 

Arae fragmentum superiori slmlle repertum et as- 
servatum ut praecedens. 

Hab. p. 181. tab. V fig. 5; Stein. II, 660. 

34. 
AC 

Hae duae litterae leguntur in aversa parte arae, 
quae a. 1826 reperta in Museo asservalur. 

Hab. p. 181. tab. V fig. 6; St. Il, 651. 

35. 
INH 
AD 








— 59 — 


Hae litterae leguntur in fragmento arae, a. 1826 
reperto et in Museo asservato. 
36. 
ER 
Hae duae litterae iuxta capitis arae foramen ad 
catinum inferendum aptum insculptae sunt. Reperta esi eodem 
anno et in Museo asservata. 
Ann. I, 2 tab. Vi fg. I et II, 1 p. 48. 
87. 
IT 
Hae duae litterae ab utroque latere foraminis in 
arae capite insculptae leguntur, quae a. 1826 reperta in 
Museo asservatur. 
Ann. J, 2 tab. VI fig. I a et II, 1 p. 48. 
I an L scriptum sit, incertum est. 


38. 

DIS MN 
OFAVONO 

MROFIL 

OFNON 

VARVS 

COHXXXII 

VPATRM 

MTD 

Diis Manibus Quinto Favonio Varo filio Quintus Favo- 


nius Varus (miles ?) cohortis tricesimae secundae 
Voluntariorum pater....... 


Lapis c. a. 1600 repertus et in Museo Hessen- 


Casselano asservatus: apographum, quod misit v.d. Lan- 
dau Casselanus, expressimus. 

Gr. 1094, I; Winkelm. p. 180; Lr. p. 2; Bernhd. p. 66; 
Schenk p. 94; F. II p. 134; St. Maingeb. p. 148; L. 285; Eb. 
p. 208; Appel Hdcatal. d. Samml. d. Kassel. Mus. p. 25 n. 75 
(inseriptio ibl addita non est); St. 248; IT, 687; Kl. in Ann. IV 
p- 842; Ring I p. 813; legitar etlam in Ms. Idstein. 


4. Militis signum ab nonnullis adpictum omitti posse, 
testes sunt lapides satis certae lectionis, cf. Infra N. seq.; 
Z. f. A. 1852 p. 485 seq. et fortasse Wiltheim Lucili- 
burg. p. 145. 

6. De cohorte XXXII Voluntariorum vid. ad N. 25. 

8. Vluml versus, qui in MS. Idsteiniano non tegi- 
tur, sigla tam incertae sunt lectionis, ut certa sententia 
extricari posse non videatur. 


39. 
D. =. 
PILADELPVS 
PILANDRICA 
PADO XXVIII 
DON  XXXIL-VOS 
1ANVARIVS 
ANTESTVXX 
Dus Manibus. Piladelpus Pilandri (fillus) Cappa- 
dox (annorum) viginti octo (militis ?) cohortis tricesimae 
secundae Voluntariorum; Januarlus Antestius (faciendum 
curavit). 
Cippus a. 1770 repertus hodie non extat. 
F. II p. 167; L. 286; St. 234; II, 642; Ring I p. 818& 
I sqg. Haec est lectio editionis principis ‚ unde L. 





— 511 — 


sagaciter sensum extricavit; eius emendationes Stein. edit. 
altera recepit: PADO ° A XXVII. 
COH. XXXII VOL. 
Varia infeliciter tentavit Fuchs. quem Stein. in priore 
editione secutus est. 
5. De coh. XXXII Voluntarioram vide ad N. 25. 
7. VXX. Quid haec sigla significent, incerlum est. 
Lehn. et Stein. iis omissis ponunt F, Ring F.C.; L. et 
Ring TE litteras coniungunt nescio quo auctore. 
40, a. 
AN 
STIEIII 
SE’ FRATER 
FC 
...annorum.... stipendiorum quattuor (hic) situs 
est; frater faciundum curavit. 
Cippi fragmentum incertum quo tempore (ante a. 
1830, ut videtur) repertum et in Museo asservatum. 
St. II, 686. 
40, b. 
M HONORATI 
VS TDETIVS 
Marcus Honoratius Tertius. 
In basi statuae lapideae, culus pedes tantum restant; 
ea a. 1854 reperta in Museo Mogontlacensi asservaiur. 
Period. Blätt. 185% p. 42. 





- 112 — 
Nide. (Nied.) 





Vicus inter Hoechst et Francofurtum oppida ad Nidam 
fuvium situs: unicus est Nassoviae vicus, culus nomen, 
quod nunc est, in latinis inscriptionibus legitur; v. iufra 
125 et L. 15. 

41, a. 
FORTyxX 
LCoRNEL 
ARATOR 
JLEGXINT 
6-M-v- 
VSLM 

Fortunae Lucius Cornelius Arator centurio legionis 
quartae decimae geminae Martiae victricis votum solvit 
lubens merito. 

Ara, culus lateribus vasa sacra insculpta sunt, a. 
1828 reperta In Museo asservatur; vid. Ann. I,2 p. 296. 

L 98; Sch. I p. 63; St. 224; II, 666; Ring I p. 808. 

1. Lehne ultimam litteram omittit. 

2. Stein. omittit praenomen: idem II edit. legit Ca- 
ius; Lehne et Ring litteras EL conjungunt. 

4. Legio XIII gemina Martia victrix inde ab a. 70 
usque ad finem primi saeculi Mogontlaci erat; iam prius 
Augusto imperante usque ad Claudii tempora ibi teten- 
dit, sed tunc modo cognomen geminae habuit: ex hoc 
tempore cippum invenles N. 51, laterculos utriusque tem- 
poris N. 76; cf. Kl. über die Leg. in Obergerm. p. 4. 





(Jovi optimo) maximo .....in suo posult lubens 
laetus merito Juliano et Crispino (consulibus). 

Fragmentum arae ecclesiae vici quondam infixum 
hodie in Museo asservatur. 

L. 9; St. 225; I1, 664. 

1. sqgq. Itaeditores; nunc v.1— 3 non restant et in 
v. 5 litterae mediae evanuerunt; versul | Stein. inserit I. 0. 

4. 5. Claudius Iulianus et Gaius Claudius Crispinus 
consulatu a. p. Chr. n. 224 funcli sunt; desideratur 
in extremo lapide siglum COS., quod St. addit. 

42. 
CRVFI 

Gal Ruf. 

Haec leguntur in lapide molari incertum quo anno 
reperto, qui hodie in Museo asservatur. 





— 514 — 
Hiederhach. 





Vicus prope oppidulum Hoechst situs. 
43. 
I -0O-M 
I IVNONRE 
C WN SECVI 
-DICC H ITIV 


Jovi optimo maximo et Junoni reginae Gaius 


Ara a. 1690 aedibus vici infixa a. 1825 in Mu- 
seum delata est. In sinistro latere Mercurius, in dextro 
Minerva videntur. 

Win. p. 144 sq.; Zimmerm. p. 154; St. 221; II, 667. 

1. Hic versus solus legitur ap. Zimm. 

8. 4. Win. legit GIVNLEG V 

DVS 
D.FEC.T..ILV 


et interpretatur: Junlus legionis V dux fecit tumulum. 

4. St. inedit. I suspicatur: decurio civitatis Taunen- 
sium, quam coniecturam Ipse in edit. altera nimis auda- 
cem nominat, 





— 515 — 


Floersheim. 


Vicus ad Moeni ripam situs. 
44. 

CN - CVRIONISA 
BINO - LEG XXII 
MIL-P - METEL 
LVS + CALVINVS 
CONTVBERNA 
LI" DVLCISS - PO 

Cneio Curioni Sabino, legionis vicesimae secundae 
militi, Publius Metellus Calvinus contubernali dulcissimo 
posuit. 

Lapis, qui a. 1520 in vico extabat, hodie desidera- 
tur. Jnsculptus erat miles capite nudo, cum clipeo et 
gladio stricto impetum faciens: in edit. princ. et ap. Joh. 
dextra clipeum, sinistra gladium tenet. Apianus et Fuchs 
figuram convertentes dextrae gladium, sinistrae elipeum 
accommodant. 

Hut. XXXIV; Ap. p. 481; Laz. p. 415 in quingue versibus 
at p. 576 in duobus versibus distrib.; Gr. 589, 6. (qui septem versibus 
titulum exhibet); Joh. XXXII; F. I p. 168 e. fig.; L. 219; W. 
83; St. 220; 1, 668; K. in Ann. IV p. 326. 

2. Edit. prince: LEG XVII, quod mendum Gudlus ap. 
Gr., quem ceteri secuti sunt, correxit. De legione XXII 
vid. N. 1. 





— 5i6 — 


$. MIL raro legionis nomini postponitur. 

4. P. Metellus Calvinus ex L. opinione Aillus P. 
Metelli Calvin! erat, qui est in cippo Zahlbacensi ap. ips. 
220. Fuchs, quum nec patris nec tribus nec patriaenomen 
addatur, posteriori aevo lapidem assignat, St. saeculo 
p. Chr. n. secundo. 

6. Ap. syllabam LI versul quinto adpingit. 


Bierstadt. 


Vieus prope Fontes Mattiacos situs. 
45. 
0°M 
) NONIREG 
VENVSM 
AYS PRO S/_ 
RMITWC 
RV 
(Jovi) optimo maximo (et) Junoni reginae Eugenius 
Martius (?) pro salute Primitivae coniugis et suorum.. 
Inscriptio arae nondum publici iuris facta incer- 
tum quo anno repertae et in Museo asservatae. 
46. 
DEO MERCVRIO 
NVNDINATORI 
Deo Mercurio Nundinatori. 


57 — 


Ara c. a. 1617 in viclno agro posita hodie in 
Museo asservatur. 

Insculpti sunt deus et dea, caduceum uterque si- 
nistra gestans: deus est Mercurius; deam L. Nundinam, 
Flor. Rosmertam esse putat. 

Web. p. 6; Rein. p. 118; Win. p. 74; Bhd. p. 70; Schn. 
p. 109; La. in Act. Palat. I p. 206; Rh. A. p. 638; Schm. II 
p. 360 (qui lapldem vico Buerstadt prope Wormatiam sito assi- 
gnat, quemerrorem adoptavit PauliGesch. d. Stadt Worms p. 48); 
Gern. Rheingeg. p. 5; Dor. II p. 7; L. in Ann. I p. 16; Eb. p. 
209; Zim. p. 78; L. 81; St. 249; IL. 670; Hab. in Ann. III, 2 p. 
145; Flor. p. 37; W. p. 127; L.L. in Bonn. I. II p.119; Zell 828; 
Kl. in Ann. IV p. 346; Ring I p. 889. 

1. 2. Mercurli Nundinatoris aras Treveris reper- 
tas duas habes ap. Flor. p. 35. 


Wiesbaden. (Aquae Mattiacae.) 





47. 
I’0°M-ET 
IVNONI · REG 
IN: HONOREM  F 
Jovi optimo maximo et Junoni reginae in honorem 
titulum fecit .... 
34 


— 518 — 


Ara c. a. 1600 veteri urbis muro inverso modo 
inserta hodie non extat. 

Grut. 7, 5; Web. p. 5; Winckelm. p. 74; Bhd. p. 66; 
Schenck p. 108; Rh. A. p. 632; Eb. p. 209; Stein. 245; II, 688 
KL in Ann. IV p. 345; est descripta in Ms. Idst. 

2. 3. REC’ONOREM F. Ita Ms. Idst, ceteri 
HONOREM F; Eb. ONOREM; St. omisit M. 


48. 
IN-H'D’D- 
APOLLINI TOV 
TIORIGI 
LMARINIVS 
MARINIA 
NVS 9 LEGVI 

GEMALEXAN 
DRIANAE VO 
TI COMPOS 

In honorem domus divinae. Apollini Toutiorigi Lu- 
clus Marinius Marinianus, centurio legionis septimae ge- 
minae Alexandrianae, voti compos. 

Ara a.1784 reperta et in diversorio »zum Schützen- 
hof« insertaa. 1852 in Museum translata est. 

La. in Act, Palat. VI p. 47; Ritt. p. 110; Zim. p. 188; 
Gern. Rheingeg. p. 3; Eb. p. 210; Dor. I p. 62; L. in Ann. 
I p. 14; L. 62; Or. 2059; W. p. 734; Peez Wiesbadens Heil- 
quellen (Giessen 1823) p.27; Stein. 242; 11,684; de W. CCLXVIN; 
Zell I, 252; B. in Ann. IV p. 375; Ring I p. 8837. 

2. 3. Toutiorix, Celticum Apollinis cognomen, deum 
salutiferum morbosque depellentem (Caesar b. 6. VI, 17.) 
significare videtur, vid. B. 1. c. 

8. ALEXANDRIANAE. Severi Alexandri nomen (cf. 





— 519 — 


ad N. 1) exculptum ex vestiglis litterarum salis certis erul 
potest. Olim falso legebatur: 

GEM P °F ALEXAND -D°D-D' FORTVNAE VOTI 
vel similia, vid Or. 1. c. Araintra a. 222 et 235 dedicata 
est; eo tempore legionem hanc ex Hispania, ubi stativa ha- 
buerat, iussu Severi Alexandri ad Germanicum fortasse 
bellum in Germanias venisse putat Borghesi in Ann. 
dell’ inst. arch. XI p. 152; id vero nullo Japide nec 
allo argumento probari potest, cf. Kl. Ueber die Legion. 
in Obergerm. p. 23 n. 78. 


49. 
FIRMIVS 
FIRMINVS 
EROMVLA 
VXOR 
EX VOTO 
Firmius Firminus et Romula uxor ex voto. 
Ara a. 1853 ex fundamentis ecclesiae Mattiacen- 
sis incendio deletae eruta in Museo asservatur.. 


Periodische Blätt. der Gesch. u. Alterthumsvereine 1858. 
4p. 14. 


3. EROMVLA. Inferior pars litterarum ligatarum 
E deleta est nec non superior litterae V vocis VXOR; 
ROMVLAM libertam habes ap. Mommsen Insc. Reg. Nea- 
polit. 3964. 

5. EX VOTO. Cui numini ara dicata fuerit, dici 
non potest, cum superior eius pars mutilata sit. 


34° 





— 520 — 


50. 
C-WULCF-BERTA MEN 
ENA - CRISPVS ML LEG VII 


AVG-AN XL STP XXIF FC 
Gaius Valerius, Gai filius, Berta, Menenia, Crispus, 
miles legionis octavae Augustae, annorum quadraginta, 
stipendiorum viginti unlus; frater faciendum curavit. 
Cippus, in quo insculptus est miles armatus, »am 
Kranz« quem vocant, 1841 repertus et in Museum trans- 


latus est. 

Lersch in Bonn. Jahrb. I p. 82; Habel in Ann. Nass. III, 2 
p. 237; Stein. II, 671. 

1. Berta est oppidum Macedoniae (Ptol. II, 13) 


quod Meneniae tribui ascriptum fuisse lapis testatur. 
2. De legione VIII Augusta vide N. 4. 


51. 
L  VETVRIVS SP F 
VOT PLAC 
PRIMVYS VETER 
EX LEG XIIII 
GEM 
HSE 
Lucius Veturius, Spurii filius, Voturia, Placentia, 
Primus, veteranus ex legione decima quarta gemina, hic 
situs. est. 
Lapis a. 1840 »am Kranz« repertus etin Museo as- 
servalus. 
Lerschl. ec. p.83; Hab. l.c.p. 238; St. II, 672; Ring. Ip. 338. 
2. VOT. vera tribus scriptura esse videtur. 
4. De legione XIII gemina vide N. 41. 





— 521 — 


52. 
D’M-TITO 
FLAIO 6RMo 
VIER ' LEG XXI PR 
P-F : NATIONE 
BATAVS 
ANNORVYM 
L  VLPIVS - ARMUTIVS 
HFC 

Diis Manibus Tito Flavio Germino, veterano legio- 
nis vicesimae secundae primigeniae piae fidelis, natione 
Batavus, annorum quinquaginia; Ulpius Arvatius heres fa- 
ciendum curavit. 

Lapis a. 1841 »am Kranz« repertus et in Museo as- 
servatus. 

Lersch. 1. c. p. 81. Hab. p. 238. Stein. II, 673. 

2. Olim legebatur GERMANO. 

3. De legione XXII vid. ad N. 1. 

5. BATAVS pro BATAVO, de quo vid. Beck. in 
Bonn. Jahr. XV p. 96 et 108. Eadem in eodem nomine 
scriptura est in inscripp. ap. Reines. cl. IX.n.47.73. 74. 

53. 
DASSIVS - DA 
ETORIS - FIL 
MAESEIVS 
MIL COH'V° 
DELMATARVM 
AN XXXV STI 
XV °H’S’E 
Dassius, Daetoris filius, Maeseius, miles cohoriis quintae 





Er 1 72 7 502 5 2 SS ei 


— 522 — 


Delmatarum, annorum triginta quinque, stipendiorum se- 
decim, hic situs est. 

Lapis repertus et asservatus ut. N. 51. 

Hab. 111, 3 p. 210; St. 11,680; Aschbach in Bonn. Jahr. XX 
p. 78. 

1. DASSIVS et DAETOR nomina barbara. Dasius 
Pannonius est ap. Or. 504. — Maeseius patriam Del- 
matiam Dassii indicare videtur, ut ap. Gr. 573, 1: 
PLATOR VENETI F. MAZEIVS est in lapide Salonae in 
Delmatia reperto, cf. Arneth. Militaerdipl. p. 20. MASEIVS 
est in B. I. VI p. 55. 

4. Cohors quinta Delmatarım Vespasiano impe- 
rante in Germania tetendit, cf. Arneth Militaerdipl. 
p. 29; Aschb. I.c. Mogontiaci olim erat eiusdem cohortis 
lapis, cf. L. 259. Aschb. 1. c. habet DALMATARVM. 

54. 
LICAIVS - SERI ' F MILES 
EX : CHO T. PANONIORV - AN 
XXX STI’XVIH SE FRATER OP PECS 
F 

Licaius, Seri filius, miles ex cohorte prima Panno- 
niorum, annorum triginta, stipendiorum sedecim hic situs 
est; frater opus pecunia sua fecit. 

Lapis a. 1842 »am Kranz« repertus et in Museo 
asservatus. Insculptus est miles armatus. 

Hab. p. 212; St. II, 678. 

1. LICAIVS et SERVS nomina barbara: editores 
pro lo scripserunt IICAIVS i. e. Caius neglectis litieris 
praecedentibus. SASSAIVS LICCAI F. Breucus est ap. 
St. II, 1344. 





55. 
C-WL°C’F C-’IWVL'SAR 
CLEMES-NVS FILIV 
FORO -IVLI )JCOH "11° RAl 
VET’AN -LX C’R’AN XXV 
S-T-F’I1 HRED FC 

Galus Julius, Gal filius, Clemes, Foro Julio, vetera- 
nus, annorum sexaginta; Gaius Julius Sarnus, fillus, cen- 
turio cohortis secundae Raetorum civium Romanorum, 
annorum viginti quinque; sepulcrum testamenti formula 
iussi heredes faciendum curaverunt. 

Lapis repertus et asservatus ut N. 51. Insculpti 
sunt duo viri, alter volumen, alter centurionis vitem 
manu tenens. | 

Hab. L ec. ll, 8 p. 211; Kl. Abbild. p. 28; Stein. I, 875; 
Kl. in Ann. IV p. 292. 

1—4 Hab. versus, intervallo medio seiunctos, con- 
tinuos legens mire nomina confundi. Sarnus est no- 
men, ut videtur, barbarum. 

2. CLEMES. Eandem nominis formam (pro CLEMENS) 
habes ap. Or. 481 et Lehne 215, vid. Kl. ]. c. p. 293. 
et Zeil II p. 61. 

3. Forum Julium est oppidum in Carnis situm, 
hodie Cividale. 

Cohors secunda Raetorum, quam habes etiam 
infra N. 56, non ante finem saeculi p. Chr. n. primi in 
Germania superiore stativa habuisse videtur, vid. Kl. I. 
c. p. 27. sqg. | 





Quintus Viblus Aglustus, Raetus, miles eohortis se- 
candae Raetorum, annorum triginta, stipendiorum tre- 
decim; heres faciendum curavit. 

Lapis a. 1840 ut N. 51 repertus ei in Museo asservatus. 

Lersch in B. I p. 83; Hab. ll, 2 p. 239; St. 1, 674; Kl. 
in Abbild. d. Mainz. Alterth. ll p. 28; Ring. I p. 388. 

2. AGIVSTVS nomen barbarum: H. et St. habent 
AVGVSTVS. 

4. De coh. II Raetorum vide N. 55. 


57. 
BLAN N IM 
CI V ML 
COH I I 
STIP XX V 
HFC 
Blandinlus ........... civis ..... mileg cohortis 
secundae Raetorum annorum? .... quinque, 


stipendiorum viginti; .... heres faciendum curavit. 





— 525 — 


Lapis repertus et asservatus ut N. 51; supra tri- 
clinium est insculptum. 

Hab. 1. e. Ul, 3 p. 218; Stein. I, 667. 

1. BLAN °"NI esse videtur nomen Blandinius; in 
fine versus latet patris nomen. Cetera litterarum vesti- 
gia non satis cognosci possunt. 

58. 
DOLANVS - ESBE 
NI:FBESSVS -EQ EX 
COH - 111 THRACVM 
ANNO XXXXV 
STIPENDI XXIIII 
H°S’E 

Dolanus, Esbeni fillus, Bessus, eques ex cohorte 
quarta Thracum, annorum quadraginta sex, stipendiorum 
viginti quattuor, hic situs est. 

Lapis repertus et asservatus ut N. 51. Insculptus 
est supra eques armatus hostem deiectum premens, pone 
est servus lanceas tenens. 

Hab. 1.c. 11,3 p.210; KL in Z. f. A. 1850 p. 512; St.IL, 679, 

1. DOLANVS et ESBENVS nomina barbara; Bessus 
est natione Bessorum, gentis Thraciae.- 

3. De cohortibus Thracum vide Kl. 1. c. 


59. 
T.FLAVIVS - CELSVS 
VER EX ALA SCVBV 
ORVM - CIVES : SAPPA 
VS-ANWNL-°H'S’-E’H °F 
Titus Flavius Celsus, veteranus ex ala Scubulorum, 





civis Sappanus, annorum quinquaginta, hic situs est; 
heres fecit. 

Lapis a. 1842 repertus et asservatus ut N. 51. 
Supra conspicitur vir in triclinio cubans, cui puerad pe- 
des stans praesio est. 

Hab.1.c. Ill, 8 p. 212 ; St. 11, 676 ; Aschb. inBonn. Ihr. XX p. 55. 

2. AlaScubulorum unde nomen acceperit, incertum 
est, vide Aschb. l.c. Commemoratur inara WormatiensiL. 12, 
et in tabula honestae missionis Vespasiani imp. ap. Ar- 
neth Militaerdipl. p. 29; cf. etiam Mur. 204, 6; 1101, 1. 

3. Cives ut saepe pro civis; SAPPVS, ita H., in 
lapide est ut dedimus, SAPPA ı VS. Sapa urbs Aethiopiae 
memoratur Plin. 6, 20; Z&p« in Mesopotamia Plut. Con. 
22, quam Ptol. 5, 18. Sarıpr nominat. 

4. Editores falso legunt LI’ESF°H °F, vel XI- 
ESEHF et interpretantur: ex sententia heres fecit. 


60. 


MVYRANVS° 
FOAIAIILA VIA 
ANDIOVRIFCIVIS 
SECVAVS - STIPXXI 
... N ...o 
Muranus, eques alae primae Flaviae, Andiouri fi- 
lius, civis Secuanus, stipendiorum viginti duorum, anno- 
rum ......... | 
Lapis, equo, quem servus manu tenet, insignitus, 
repertus et asservatus est ut N. 51. 


Beck. in Ann. Nass. IV p. 358 saqg.; id. Frankf. Arch. 
Vi p. 20. 





— 527 — 


1. MVRANVS, ANDIOVRVS nomina barbara, de qui- 
bus vid. B. 1. c. p. 361 sa. 

2. Ex litterarıım vestigiis multis partibus mutilis 
genuinam lectionem revocavit B. 1. c. De ala 1. Flavia vide 
adN.27etB. l.c. 

4. SECVANVS positum pro SEQVANVS, de qua 
scribendi ratione vid. Beck. 1. c. p. 363. 

61. 
STI-XX1 

Stipendiorum viginti unius. 

Cippi fragmentum a. 1834 repertum et in Museo 
asservatum. 

62. 

D. $ M 
MEMORIAE ° SE 
CVNDI  AGRI 
COLE * NEGOTI 
ATORI  ARTIS 
CRETARIAE A 
GRICOLIA AG 
RIPINA * FILIA 
PATRI * PIENTIS 
SIMO- FC 

Diis Manibus memoriae Secundi Agricolae, negotia- 
toris artis cretariae, Agricolia Agripina filia patri pientis- 
simo faciendum curavit. 

Cippus a. 1842 repertus ei asservatus ut N. 51. 

Hab. L c. Ill, 3 p. 209; St. II, 681. 

4. 5. Negotiatori rectius cum Stein. pro nego- 
tiatoris positum accipies quam pro dativo. 





— 528 — 


5. De arte cretaria vid. v. Hefner in Augsb. Allg. 
Zeitung 1851 N. 243 sq. 


63. 
RIAM . | ....o. . 1 vel 1 AM 0) 1 
B’PVS CRISPVS -P 
ANIS & CSV ANWUS - CCNıV 
IVS - NIVS VITV IVS - MVSVITV - 
LVS NOVELLIVS VS - NOVELL!VS 
IVS VELD — ] IVS  VELDAEM 
VITVLVS -|- VETVRVS 
CIVS LIFSSI IVS SIG A] 
STTLTL 1100 T:- R 
in memoriam ...... dJustinius (?) \Vitulus Novel- 
lius... Vitulus elus libertus (?) ..... sit tibi terra 


levis. 

Cippus ineditus incertum quo anno repertus et in 
Museo asservatus. 

Pleraeque inscriptionis litierae evanuerunt neque 
eae, quas dedimus, (secundum nostram et alterius 
viri docti lectionen) omnes extra dubium positae sunt. 

64. 
FLOREN 

Florentius s. Florentinus (?). 

In lapide oblongo, qui ignoto anno locoque reper- 
tus est, hae litterae dubiae lectionis insculptae legun- 
tur. Similem inscriptionem habes ap. St. Il, 1609. 





— 529 — 


65. 
8 co 
P 
M IMP 
IOT 
Haec duo fragmenta incertum quo anno reperta in 
Museo asservantur, et dubitarl potest, an uni eidemque 
lapidi attribuenda sint. 
66. 


HIC QVIE 
XCIT IN PA 
CE EPPOQV 














Hic quiexeit (quiescit) in pace Eppo, qui vixit (?). 

Lapis a. 1754 ante portam, cui nomen erat Mo- 
gontiacae, in campo (hodie Friedrichstrasse) repertus et 
in Museo asservatus: est alabastrites; columbae mono- 
grammati Christi nomen indicanti additae sunt. 

Dor. 1 p. 41 e. fig.; Zim. p. 157: Hab. I. c. 1, 3 p. 
199; St. 240; 11, 692. 

3. EPPOQV. Editores Eppocus, sed sine dubio, 
qui in his inscriptionibus christianis fere semper addi- 
tus est, annorum vitae numerus omissus est, ita ut ex 
coniectura viri culusdam docti intelligenda sint sigla ver- 
borum, qui vixit; neque tamen in lapide spatium est 
annos, quos vixit, addendi. Nomini Eppo alia eiusdem 
terminationis nomina Ludino, Quito, Sicco, Ivio 
ex inscriptionibus christianis ap. Hab.l.c. p. 195 et 198 
desumptae comparari possunt. 





— 530 — 


Dotzheim. 


Vieus prope Aquas Mattiacas Rhenum versus situs. 


67. 
RTVNA 
EINS EX V 
CEPERV 
MP-D’N°S 
NDRC 

Fragmentum arae a. 1824 repertum et im Museo 
asservatum. 

Lehne in Ann. I p. 19. tab. I; St. 250; II, 16%. 

L. duplicem interpretationem tentavit: In hono- 
rem domus divinae et Fortunae reduci eius ex 
voto susceperunt pro salute imperatoris do- 
mini nostri Severi Alexandri.... , ita ut lapis 
a. 235 p. Chr. n. sit assignandus. Altera eius interpre- 
. tatio haec est:.... Fortunatus et Seius ex 
voto susceperunt sub imperatore domino 
nostro Severo Alexandro. Priorem interpretatio- 
nem amplexus est St. Nos in medio relinguimus. 

4. 5. Nomen Severl Alexandri erasum est, de quo 
vide ad N. 1. 





— 531 — 


Frauenstein. 
Vieus prope Dotzheim situs. 





68. 
ARTI 
VCETIO 
)SALVTE 
OMINI N AG 
VOCoONIVS 
LVS LEG XXU 
PONENDYM 
‚RAVIT 

Marti Leucetio pro salute domini nostri Augusti, 
Voconius Vitulus (miles ?) legionis vicesimae secundae, 
ponendum curavit. 

Fragmentum lapidis c. a. 1520 parieti sacelli, 
quod »zum Armudt« vocabant, prope vicum siti, infixi, 
quod Habel in villa Armuda a. 1825 detexit; non restat. 
Priores editores varie inscriptionem exhibent: editio 
princeps Hutt. XXVI ita conseribit: 

MARTI.LEVCETIO 
PROSALVTE IMP 
DOMINI N AG PII 
0 -VOCONIVS VIT 
VLVS-LEG XXI 
PR’ P-F PONENDVM 
CVRAVIT 

Neque ceteri magis consentiunt cum fragmento; 
iam idem Hutt. altera edit. v. 4—6 mutavit. Ap. p. 478 





Zrgeererer nn nn” 


in quinque versus contractam exhibet. Alteram Hutt. 
secutus est Gr. 58, 3, mutata tamen tacite littera O v. 
4 in 0. Gruterum secuti sunt Joh. XXIV, St. 248, 
de Wal Myth. 340; Laz. p. 582 in quattuor versibus; 
F. Ip. 34 v. 5 centurionis signum addit; L. in Ann. 
I p. 17 fragmentum illud denuo repertum resütuit eum- 
que secutus est Win. 41; postea vero L. 87, itemque 
St. II, 682 Fuchsii lectiones probaverunt. Ki. in Ann. 
IV p. 312 etc.; Ring I p. 345. 

1. Martis cognomen Leucetii originem traxisse vi- 
delur a Leucis, Galliae Belgicae gente, vide Schm. Gesch. 
v. Hess. II p. 399 et Kl. in Am. |. c. p. 314. sq. cf. 
N. 98 et 99 et Bonn. I. XVII p. 248. 

3. Antonini Pii aetati (a. p. Chr. n. 138—161) 
inscriptio vindicanda est, quamquam L. falso nisus argu- 
mento ad a. 139 ipsum eam referre conatus est, vid. K. 
l. c. p. 319. 


4. Ring: VOCCONIVS. 0. Olus i. e. Aulus, vide 
Zeitschr. d. Mainz. Vereins I p. 200. 

5. De legione XXII vide ad N. 1. 

Tota igitur inscriptio ex L. sententia hanc for- 


mam habuisse videtur: 


MARTI 
LEVCETIO 
PROSALVTE 
IMP - DOMINI N AG 
PIT-0 VOCONIVS 
VITVLVS LEG XXI 
PR’P F'PONENDVM 
CVRAVIT- 





Miarienhausen. 
Vieus in pago Rhenano (Rheingau) prope Rüdesheim situr. 


69. 
IOM SERAPI 
CÆLESTI FOR 
TVNT GEXIO 
LOCI P LICINI 
VSPAL TR‘) 
LEG IM P. 
PRO SE SVIS 
9 -V-LLC. 

Jovi optimo maximo, Serapi cælesti, Fortunae et 
Genio loci Publius Licinius, Palatina, centurio legionis 
quartae Macedonicae, posuit pro se suisque voti lubens 
laetus compos. 

Lapis initio nostri saeculi in aedis xysto positus de- 
letus esse videtur. 

Lehne in Ann. I, 2 p. 12; L. 46; St. 262; II, 702; Zell 
836; Ring. I p. 347. 

1. SERAPI: non est opus ut cum editoribus Se- 
rapidi interpretemur. 

2. CALESTL Juppiter caelestis est ap. Murat. 8, 
10; Jupp. caelestinus ap. Or. 1223; inde vocabulo prae- 
cedenti adjectum videtur, tamen Caelestis eliiam Dea esse 
potest (Or. 1942 sgq.). 

6. Legio IiII Macedonica primo saeculo in Ger- 
mania superiore tetendit; ejus laterculos habes N. 74. 
V. Kl. über die Leg. in Obergerm. p. 12. 


35 





Orlen, Ober- et Unterlibbach vici intra We- 
hen et Idstein oppidula siti non procul ab vallo Ro- 
mano absunt prope castellum Romanum, culus vestigia 
et locus hodie die Hoheburg vocatur. 

70. 
IN-H°D-D-6-€MtI 
GSNTNO - T-BASSO · Cos. 

In honorem domus divinae. Genio centuriae Aviti 
Gentiano et Basso consulibus. 

Ara a. 1770 prope vallum Romanum reperta et 
in Museo asservata: supersunt in ea pedes Genii. 

Ritzhaub, Gymn. ldst. pregr. 1787 p. 10; Wok. I p. 15; 
L 114; St 257 I, 69; Roem. in Arch. £. Frankf. Gesch. IV 
p. 96; Ring I p. 348, 

1. GENTI. Kr. ap. Wnk. interpretatus est: in ho- 
norem diis deabus Genium Treveri (curarunt dedicari); 
L. GEN legens: Geniv Treverorum, eul lectioni St. adsti- 
pulatur, at in altera editione est: Genio cohortis augu- 
stae Treverorum. 

Ara dedicata est a. p. Chr. n. 211 Quinto Epi- 
dio Rufo Lolliano Gentiano et Pomponio Basso consu- 
libus. 

71. 

PED N-TREVEROR 
VM-P-LXXXXVI 
SVB-CVRAGENTECRES 
CENTINO RESBECTO G 
LEG VIII-AVG. 





— BSR — 


Pedatura numeri Treverorum passuum nonaginta sex 
sub curam agente Crescentino Resbecto, centurione le- 
gionis octavae augustae. 

Lapis a. 1778 prope castellum Romanum repertus 
in Museo asservatur. 

Kr. Lapid. lit, Wisb. 1775; N. p. 51; Kr. Hanau. Mag. 
1784 p.9; Gerck. IV p. 270; Rizhaub L e. p. 9; L. 284; Hüpsch 
Epigrammatographie I p. 52; St. 254; II, 693; Sch. I p. 108; 
Roem. in Arch. f. Frankf. Gesch. IV p. 48; Ring I p. 344. 

1. St. PEDATTREVEROR. Olim interpretabantur 
pedites numeri, sed est pedatura numeri, 
de qua v. similes inscriptiones ap. St. I, 52; Bonn. J. 
II p. 98; Overbeck Catal. d. Bonn. Mus. p. 57. 

4. Ring habet RESPECTO Siguifero. 

5. De Legione VIII augusta vid ad N. 4. 


72. 





FELICIAVG .ONIFICIMA 
XIMOTRIB * POTFS -- T- 
COS PP PRO 

TREVERUR 

EODEVOTA 

MVRVMAS( 

MAXIMOETI/ 


Imperatori Caesari (Marco Aurelio Severo Alexan- 
dro) pio felici Augusto pontifici maximo, tribunicia po- 


35* 


testate, consul, pater patrise, proconsul.... (cohors ?) 
Treverorum (Alexandriana) eo (?) devota murum a 
so(lo restitult) Maximo et A(ellano consulibus.) 

Lapidis a. 1778 prope castellum Romanum reperti 
fragmenta haec duo in Museo asservantur. 

Rizbaub 1. c. p. 10; Wnk. I p. 17; Zim. p. 146 2q.; L 
128; Roem. in Archiv f.Frankf. Gesch. IV p. 96; Sch. I p. 107; 
st. 258; II, 695 colL vol. II p. 872; Ring I p. 844. 

1. 2. 7. Nomina imperatoris Sereri Alexandri erasa 
sunt, ut N. 1, quod vid. 

7. Lacunam omittit Ring. 

8. EO St. pro EI positum putat. 

9. ASC ut in lapide. L. AG cum allis legens in- 
terpretatur: aggeremque, quod ceteri amplectabantur. 

10. Zim. lapidem a. p. Chr. n. 107, Rizhaub, 212 
assignant; sed est a. 223, quo consules erant Lucius 
Marius Maximus et Lucius Roscius Aelianus. 





— 557 — 


Laterculi legionum et cohertium. 





Describuntur omnes et Nassoici et externi, qui sunt 
in Museo; adiciuntur, quos in ducatu Nassoico reper- 
tos esse harum rerum scriptores memorant. Numerl, qui 
undis includuntur, sunt Inventarli de Antiquitatibus in 
Museo asservati; de numero horum laterculorum vid. Pe- 
riod. Blätter 1858, I p. 19. 

I. Laterculi leglonum. 
73. 
Legio I adiutrix. 

Hujus legionis laterculi sex in Museo asservantur. 

LEG I ADI. rep. (2) Heddernh. a. 1851. (6) Aqu. 
Matt. in castr. Rom. a. 1838; cf. Miitheil. 1852 p. 140. 

LEG I AD. rep. (1) Heddernh. a. 1851. (5) Mogont. 

LEG I AD. rep. (4) Mogont. 

LEG I VD.rep. (3) Aqu. Matt. in castr. Rom.a. 1838. 
St. II, 687. 

Legio I adiutrix circa annos 100—150 Mogontia- 
ci stationem habuit; cf. Kl. über die Legion. p. 21. 

74. 
Legio [llMacedonica. 

il LEG. Tres laterculi in Inventario huic legioni 
adseribuntur; sed (1) et (2) Aqu. Matt. ann. incerto 
et 1847 reperti, ad legionem XIIII referendi videntur; 
(3) rep. incerto loco litteris paene deletis insignitus est, 
ut, num idem de eo statueudum sit, accuraie dici nequeat. 

De legione vid. ad N. 69. 





DE y Po 2 & 2 2 Zu 2 DEE Ze 


75. 
Legio VIE augusta. 

Quinque laterculi in Museo sunt; cf. Zimm. p. 157. 

LEG VIII NG.rep. (3. 5) Mog. a. 1823. 

LEG VII A..rep. (1) Ag. Matt. iu castr. Rom. 

LEG VM TI. rep. (2) Aqu. Matt. 

LE6 VII ... rep. (4) Mog. 

LEG VII AVG rep. Nidae a. 1808. 

Zim. p. 157; St. IL 659, sed ex Ann. L 1 p. 12 non 
apparet, eum latereulum ita insignitum fulsse. 

LEG - VIII. rep. Aqu. Matt. a. 1820. 

Dor. I p, 5. 

De legione VII augusta vid. ad N. 2. 


76. 
Legio Xüll gemina Martia victrix. 

Hujus legionis laterculi undequinquaginta in Museo 
asservantur. Qui nulla littera aut G tantum addita in- 
signiti suni, ab üs probe sunt discernendi, quibus GM 
vel GEMV litterae adiectae sunt, quum haec res ad tem- 
porum, quibus in stationibus Rhenanis legio erat, conıpu- 
tatlionem recte instituendam mulium valeat; cf. adN. 40. 


LEG XIIII 
rep. (37 a. 39. 41. 42) Heddernh. 
(43) Hofheim in castr. Rom. 
(10) Aqu.Matt.; (8) ibid. a. 1847; (18) ibid. in 
castr.Rom.; (22) ibid. a. 1839; (9) prope 
Aqu. Matt. 


(38) Hoechst (LE deletis); (5) ibid. a. 1845. 
Ann. II, 8 p. 280. 





(6) Rambach 1837. (12. 15. 27) Mogont. 
(29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36) incerto loco. 
Aqu. Matt. a. 1815. 
Dor. I p. 55 et sq. c. fig.; Zim. p. 22 et 157; Peez 
L e. p. 28. (p, 27. LEG. XII pro XIII mendose seriptum est.) 
LEG Xi 6. 
rep. (1.20. 25) Aqu.Matt.; (3 )ibid. a. 1849; (23) 
ibid. a. 1850; (24) ibid. in castr.Rom.; cf. St. Il, 688. 
(28) incerto loco. 
LEG Xi GM 
rep. (37b. 16) Aqu. Matt.; (11) ibid. a. 1839. 


(13. 45) Mogont. (In N. 16 et 45 M littera 
incerta est.) 


Nidae. St. II, 660. 

LEG XIII GM 

v 
rep. Aqu.Mait. in castr. Rom. a. 1838. 
St. II, 688. 
LEG X GMV s. 6W 
rep. (48) Aqu. Matt.a. 1841; (49) ibid. a. 1850. 
(26. 44) Hofheim in castr. Rom. (14) Mog. 


(19) Rambach a. 1846; (4) ibid. a. 1847. 
Ann. IV p. 201. 


Aqu. Matt. 1838; Hoechst et Roedelheim a. 1835. 
Ann. I, 3 p. 814 et 280. 


Exstant praeterea haec laterculorum fragmenta: 


LEG XI .... rep. (47) Aqu. Matt in castr. Rom. 
(17) Mog. 

LEG X1l.... — (40) Hoechst. 

LEG Xill... — (46) Rambach a. 1846. 


LEG Xlll.... — (2) Aqu. Matt. in castr. Rom. 


....M1 6M rep. Heddernh. et inMuseo Roemeri as- 
servatus. 
B. Frankf. Arch. VI p. 17. 
Denique huc referendi sunt duo vel tres laterculi, 
qui in Inventario legioni IIII adscribuntur, vid. N. 74; 
nec non duo, qui in Inventarlo legioni XXII (26 et 52) 
attribunntur, vid. pag. 62. 
77. 
Legio XXl rapax. 
Hujus legionis latercull in Museo sunt tredecim. 
LEG XXI.R. 
rep. (7. 11. 13) Hoechst. 
(3. 10) Hofheim ad castr. Rom. a. 1842. 
(9) Aqu. Matt.; (4) ibid. a. 1845; (12) Ibid. 
a. 1849. 
(5) Mogont. 
(2) Zahlbach. (6) incerto loco. 
LEG XXI R 1 (sic!) 
rep. (1) Hofheim in castr. Rom. a. 1842. 
LEG. XXI R 
VNFER vel VNCER 
rep. (8) ibid. Nomen centurionis fabrum additum est. 
Leg. XXI rapax in Germania superiore erat circa 
annum 60 et sqq. 
e£. KL Ueber die Legionen etc. p. 16; H. Meyer die 
XI u. XXI. Legion (Mitthellungen d. antig. Gesellsch. in Zürich. 
VII 1868) S. 126 sgq. 


78. 
Legio XXI primigenia pia fidelis. 
Hulus legionis laterculi eirciter centum septua- 





— 541 — 


einta in Museo asservantur; nonnullis centurionis fabrum 
nomen est additum. 
LEG. XXI 
rep. (108) Aqu. Matt. a. 1850. (106) Hoechst. 
(113) Mogont. Ann. II, 8 p. 280. 297. 814. 
(33. 139) incerto loco. 
LEG XX1l rep. (56) Heddernh. 
ATTIVLI 
P.XX GIVIARI vel 6’MARI rep. a. 1732 Aqu. Matt. 
Weber p. 111; Eb. p. 218. 
LEG XXIC V 
rep. Aqu. Matt. in Saalgasse a. 1732. 
Weber p. 111; Rhein. Antiqu. p. 638; Eb. p. 210; St. 
241; II, 689; Meyer Gesch. d. XI Leg. etc. p. 145; Ann. IV 
p. 474 et 479; cf. N. 102. 
C’V erit nomen figuli vel centurionis fabrum, non 
cohors quinta, ut St. explicat. 
LEG XXI N vel IV 
rep. (123) Aqu. Matt. in castr.Rom.; (133) Mog. 
.. IIGXXIIINI 
rep. (29) incerto loco. 
LEG 
X 
P... 
rep. Heddernlı. et in Museo Roemer. 
B. in Frankf. Arch. VI p. 17. 
LEG XXII P 
rcp. (11) Aqu. Matt.; (16) a. 1846. 
LEG XXI PR 


rep. prope Libbach. Marienfels a. 1824. 
Kr. I, 832; St. 255; II, 696 et 698 sq.; Ann. I, 1 p. 40. 


— 312— 


(149) Ag. Matt. a. 1841; litterae deesse videntur. 
LEG XXI RI vel R (l. e. PRD) 
rep. (101) Aqu. Matt. a. 1847. (89) Weisenau. 
LEG-Xxm PP 
rep. (153) Bierstadt. (126) Aqu. Matt. (108) 
Heddernh. 
(62) ad Aqu. Matt. a. 1844; (157) a. 1846. 
(92. 145. 151) Mogont.; (119) a. 1822. 
(112) incerto loco. Heddernh. Incerto anno. 
St. I, 667; Ann. I, 8 p. 160 e. fg. 
LEG Xxn PP 
VERACAPIT 
rep. (88) Heddernh. a. 1843. (54) Aqu. Matt. a 
1842. 
LEG XX1 PP 
PRIMVS F 
rep. (131) incerto loco. 
.. XXI PP 
(in latere) IDIBVS MI 
rep. (127) Hofheim; i e. idibus Malis, ut Momm- 
sen V. D. explicult; litterae stilo incisae forma multum 
a solennibus discrepant. 
LEG. XX PP 
sep. (1) Aqu. Matt. a. 1839. 
LEG XXI PRP 
rep. (72) Marienfels. (107) Hofheim, a. 1842 
(57) Nidae, a. 1845. (42) Aqu. Matt.a. 1821 , 
(128) a. 1847. (37) Mogont. (161) in- 
certo loco. 
Rizhaub Gym. Idst. prog. 1787 p. 10. 





— 543 — 


LEG XXII RRP (pro PRP) rep. (34) Aqu. Matt. 1849. 
LEG. XXII PRP_ — (9) incerto loco. 

A-ST.].... 
LEG XXll PRP 
CAI STRA... (ie. Caius Strabo?) 

rep (104) Aqu. Mait. a. 1844. 

LEG XXll PRP rep. (137) Heddernh. 

IVLIVS AVGVR F 


LEG rep. (162) Hoechst, a. 1844. 
XXII (47) Heftrich. (19) Orlen. (100) 
PRP Agu. Matt. (48) Heddemh. 


LEG. XXII RPI (1. c. PRPI) 

rep. (3) Aqu. Matt. a. 1846. 

LEG XXll PRIPI 
rep. Aqu. Matt. 
St. 24. 

LEG XXll PF 

rep. (136) Heddernh. (117) Mogont. 
Aqu. Matt. a. 1732. 
Weber p. 111. 

LEG XXl1 RPF 
rep. Nidae. 
Ann. 1, 3 p. 2438 ce. fig. (ibld. p. VI Heddernh. no- 

minatur. 

LEG XXll PRF 

rep. (4) Aqu. Matt. a. 1847. 


— 54 — 


LEG xxu PPF 
CC’ SECVNF 
rep. (156) prope Aqu. Mait. a. 1846; c£. Smith an- 
Uquit. of Treves Mayence Wisb. (Lond. 1851) p. 68. 
LEG. XXU P-P-F 
rep. (51.58. 59.91. 135. 154) Heddernh. (13. 32. 94) 
Hoechst; (164) a. 1845. 
Hab. in Ann. ll 3 p. 118 sg. ce. fig., ubi plura eohor- 
tlum signa addita sunt; St. 11, 658. 
rep. (40) Bierstadt. (68. 76. 93) Marienfels a, 1849. 
(132. 146) Hofheim in castr. Rom.; (159) 
a 1843. 
(35) Reifenberg. (36) Hoechst. 
(147) Aqu.Matt.; (60) a. 1844; (21. 158) 
a. 1846; (95) a. 1850. 
(105. 122. 124) ibid. in castr. Rom. a. 1838. 
(6) prope Aqu. Matt. a. 1846; (5) a. 1847; 
(96) a. 1849. 
(44) Mogont.; (87) a. 1821; (115) a. 1822; 
(45. 102) a. 1823; (28) a. 1832. 
(121 litteris in forma crucis posi- 
tis) a. 1823. 
(120. 130) incerto loco. Nidae saepius. 
Hab. in Ann. ll, 3 p. 182 c. As.: St. 223; I 661 narrat, 
a.1808, 1820, 1836 tales laterculos Nidae repertos esse, sed Lehne 


et Habel, quos ex Ann. I, 1 p. 12 et Il, 3 p. 297 eitat, non ac- 
curate eorum notas tradunt. 


Wehrheim a. 1780. Orlen, a. 1853. 
Kraus. in Mem. p. 332; St. 259; Period. B1.1858, 4 p. 13. 


«..PPF AGRIP 'F rep. (38) Bierstadt a. 1846. 


— sas — 
«..GE"PFLEC XXII P.. rep. (61) prope Aqu. Matt. 


a. 1844. 
LEG XXII PP-F rep. (15) Aqu. Mait. in castr. Rom. 
"C'SECVN F a. 1839. (55) Heddernh. 


LEG XXll PP‘F rep. (20) Aqu. Matt. a. 1844. 

L’COPEC-F'F 

LEG XXI PPF IVSTVM FECIT (in circulo scriptum) 
rep. (86) Marienfels a. 1849. 

..6 xxu PPF rep. (168) ibid. 


-INST.MF 
LEG XXll PPF rep. (73.77.79. 82. 83.85) 
MNGANDIF Marienfels, a. 1849. 


LEG XXII PPF-I-I-SF rep. (84) Marienfels, a. 1849. 
LEG XXll PPFrep. (69. 75. 78. 81. 160) ibid. 
IVL- PRIMYS F Heddernh. in Mus. Rom. 

ef. B. in Frank. Arch. VI p. 17. 

... XXI PPF rep. (63) Bierstadt. 

.. VL.RIMVS 
... XXI PPF rep. (169) Bierstadt, a. 1846. 

P...P..F 
LEG XXul PPF 
HELVIVSMOIANS F (vel initio mutilo) rep. (66. 67. 70. 
71.74. 152) Marienfels a. 1849. 
(18) incerto loco. Nidae et as- 
servatus in Mus. Bonnensi. Legas 
Molanus neve Molans neu Molans 
vel Mojanus, ut editores volunt. 
LLn, 64; St. IL, 662; Meyer Gesch. 
d.XXILeg. c. p. 146. 





— 56 — 


E Vel litteris aliis alias mutilis. 
S rep. (114) Hofheim in castr. 
= Rom. a. 1842. (155) Mosbach, 
LEG XXII PPF 5 1844, (30) Mog. 

en. ef. Smith L e.; Kl. Zeitsch. d.Mainz. 
= Alt-Ver. 1 p. 86. 

>] 

un 

LEG XXI PPF CV 


rep. Aqu. Matt. 
St. 241; 1, 689; Meyer. c.; sed auctores, quos ille 
eitat, laterculum his litteris insignitum non habent. 
LEG XXll PRPF 
rep. (110. 143) Heddernh. (12. 25. 27.46.49.53. 166. 
167) Hoechst. (80. 111) Marienfels a. 1849. 
St. 253; u. 700. 
(144) Aqu. Matt. 1834; (125) a. 1836. 
(14)a. 1842; (2) a. 1847; (17)a. 1849; etjam a. 
1818. 
Zim. p. 10; St. 241; II, 689; Dor. Ip. 43 c. fig. 
rep. (23. 24. 31. 90. 118. 138) Mogont.; (109) a. 
1823; (116) a. 1821. 
rep. (50) incerto loco. Libbach 1780. 
Kr. in Han. Mag. 1784 p. 14; id. Mem. p. 832; Gerck. 
IV p. 269; St. 255; 11 696. 


LEG (165) Hofh. in cast. Rom. a. 1842. 
XXI Heddernh. in Mus. Roem. 
RPF B. Frankf. Arch. VI. p. 17. 
LEG XXll PRPF rep. (39) Hofh. in castr. Rum. a. 1842. 
CAl STRABO (99) Marienfcls, a. 1827. (10) Aqu. 


Matt. a. 1844. 





- 3117 — 


LEG XX1 PRPF rep. (41) Hofh. in cast. Rom. a. 1842. 
IVLIVS AVGV 
LFG XXI PRPF IVLIVS AVGVR F rep. (134) Heddernh. 
LEG XXII PRPF MA rep. (140) incerto loco. 
LEG XXN PRPF rep. (8) Aqu. Matt. a. 1849. 
DDIN 
u... IPRPF rep. (97) Aqu. Matt. 
.. VATVS F 
LEG - XXII PRPF IVLPRIMVS rep. Hoechst. 
Ann. III. 2 p. 179; St. II, 666; laterculum di- 
cunt esse in Museo, ubl vero non restat. 
LEG XXll PIRPF (pro PRI) rep. (64) Hoechst. 
LEG XXU rep. (141) Mogont. 
1 PFR 
LEG XII PRIPIF 
rep. (142) Mogont. 
LEG XXll PRPFID 
rep. (65) Mogont. 
Denique laterculorum fragmenta cum his littera- 
rum vestigils supersunt: 
LEG %.... rep. (129) Aqu. Matt.; (98)a. 1848 
LEG XX .. rep. (43) ibid. a. 1847. (148) Nidae. 
LEG XXII. rep. (7) ibld. a. 1846. 
LEG XXI... rep. (150) ibid. a. 1844. 
LEG XXII.... rep. Aqu. Matt. a. 1820. 
BRICIC... 
Dor. I. p. 5, c. fig.; Meyer L c. p. 145. 
...MPPA LEG... (163) Aqu. Matt, (litterarum vesti- 
gia satls incerta sunt.) 


— 58 — 


(26 et 52 referimus ad legionem XIII, ubi vide 
pag. 56. 

De hac legione vide ad N. 1; num cognomina pri- 
migenia et primigenia pia fidelis varlum tempus indicent, 
nondum est exploratum; cf. Kl. Ueb. d. Leg. not. 47. 

79. 
Legio XXX Ulpia vietrix 
LEG XXX V°V 

Multi ejus legionis laterculi a. 1818 in vico Nida 
prope Hoechst reperti sunt, sed nullus extat. 

Mainz. Zeitung 1819, 84; St. 222; II, 668. 

Legio XXX Ulpia vicirix a Trajano Imperatore con- 
scripta per plura saecula in Germania inferiore erat cf. 
Kl. 1. c. not. 80. 


IL Laterculi cohortium. 


80. 
Cohors III Dalmatarum 
COH III DAL 


Hujus cohortis laterculi in Museo extant viginti 
unus, qui omnes praeter unum (a. 1846, »in der Jagdvilla 
am Höfchen unterhalb der Platte« repertum) Aquis Mat- 
tiacis eruti sunt: unus a. 1838, tres 1839, allus 1848, 
alius 1850, rellqui tempore Äncerto. 

st. Il, 690. 

81. 
Cohors III Treverorum 
cou MI TR 

rep. prope Libbach c. 1780. 

Kr. in Hanau. Mag. 1784 p. 15; Remer in Frankf. Arch, 
Le; St. 256; I, 697. 





— 549 — 


Olim interpretabantur: cohors tertia Thracum; recte 
jam Gerck. IV p. 269, qui nescio unde refert, lapides 
coh. IV Treverorum ibidem repertos esse. 


82. 


Cohors IIN Vindellcorum 
COH III VIND vel COH II AIND 


Huius cohortis laterculi asservantur in Museo quat- 
tuor; quorum duo reperti sunt prope Reifenberg, tertius 
Agq.Matt. in castr. Rom. a. 1839, quartus »am Höfchen 
unterhalb der Platte« c. 1846; etiam c. a. 1780 prope 
Heftrich in castr. Rom. 


Kr. in Han. Mag. 1784, 19 et 121; id. Mem. etc. 1. e.; 
Rizhaub l. e.; St. 251; II, 701; Zim. p. 158 (ad hanc eohortem 
etiam pertinere videtur, quod idem p. 24 de Cob. Ill memorat); 
Beck. Frankf. Arch. VI p. 19. 


Numerus Cattbarensium. 
CAIIHR vel NCATTHAR 
Huius numeri laterculi in Museo asservantur vi- 
ginti et unus. Litterae HA R conjunctae sunt. 
rep. (1. 2. 8. 4.5.8.9. 20. 21) Reifenberg, 
(6. 7) ibid. a. 1845; ceteris haec nomina infra addita 
sunt: 
FORTS (19) rep. ibid. 
DOM (10) Heddernh. 
pP (13. 14, 15) ibid. 
(littera tribus vel duobus eireulis eir- 
cumseripta est.) 
36 


<P> (16) ibid. 

CAPI ci) hu. 

ARM (18) ibld. 

TAMIC (11) Mogont. 

BANSRHENANA rep. (12) ibid; et apud 
Heldenkirche, in Mus. Roem. 

Rem. in Frankf. Arch. IV p. 89 sq.; B. Ibld. VI p. 20. 

NCATTHR in bibliotheca publica Francofurti. 

0... IR fragm. ibid. 

Unde hic numerus nomen duxerit, dissentiunt in- 
terpretes; Lehne 30. utrum numerus Gadarensium Judaeae 
an Gaddanorum Arablae sit, haeret; Boecking notit. di- 
gnit. p. 813 ab oppido Dalmatino Cattara (quod Plin. h. 
n. Ill, 22 Ascrivium appellat) nomen trahit; Bor- 
ghesi insc. del Reno p. 13 eos ex Cataris, populo Pan- 
noniae inferioris (Plin. 1. c. 25), desumtos esse statuit. 
Hagenbuch (ad Or. 3414) Chattuarios s. Hattuarenses 
scribendum esse censet. Nos Boeckingio adstipulamur. 
Nomen varie scribitur: CABBARENS in lap. Mogont. 
L. 30 (ubi DB transversa lineola addita idem est atque 
thth aut ith cf. Zeit. f. Alt. 1851, p. 454); Catarienses 
vel Catarianenses Nolit. dignit. p. Oceid. VII; nostram 
scripturam habet insc. olim Mogont. L. 258. 


Figulorum nomina. 
In lucernis, patinis paterisque diversi generis figulorum 
nomina quam plurima occurrunt. 
84. 
Primo ponuntur nomina eorum vasorum, quae in 
Museo assersantur quibusque locus, quo reperta sunt, 





— 561 — 


adscribi potest. Numeri appositi sunt Inventarli, quod 
in duas partes A et B divisum est. 


Aquae Mattiacae. 


A. 2. FORTIS 6. NIMPVS 
3. OFRONTN (intra) 5. OFC-IN 
ANTONI (extra) 1. EVCARP 
4. PEREGRN 7. CINTVGNA 
Bierstadt. 
60. EVCARP 
Heddernheim. 
58. GELLIVS 46. SECCO F 
F 44. NACRIFE 
59. SATTOIF 42. NIMPVS 
61. FORTIS 45. OFCELADI 
37. INO 38. OF MODEST 
43. OFIVCVN 


Kemel prope Schwalbach. 


B. 136. COMITIALISF 


Kastel (castellum Romanum.) 


A. 14. ATILLVSF 
15 et 28. ATTILLVSF 
25, 26, 29. GELLIVSF 
27. C-LIVS F 
23. VIATORF 
12. COMMYNIS 
39. OFNICI 
52. PONTIOFFIC 
41. SECVND 


53. CATVLLVS F 

18. LVCIVS F 

47. PRIMIGENNVS F 

40. CABRVS 

57. FORTIS 

51. OFRVFNI 

24. STRoBILI 

65. LENVI (intra) 
APOLLINIS (extra) 


— 512 — 


Mogontiacum. 
50. SECINVS F 54. AMABILIS 
16. FORTIS 48 et 55. CINTVENATV 
8. OF VITAL 49. PONtI 
17. SARMI 18. HOA 
64. IDGIRNI LVPATT 


Circa Mogontiacum a. 1854 repert. 
B. 137. €ENDRINVS F 141. DVROTIX 
144. CINTVENATI 139. CnAEI 


138. OF-PAR 142. cusuc 
143. VITIV NAF* 140. IVLIVS ll (in eireulo script.) 
Zahlbach. 
A. 36. AMANDVS F 35. SACCO FEC 
34. MARCELLVS 
Weisenau. 
62. AVGVSTALIS FE 63. PRIMITIVS 
Finthen. 
30. MARTAL FE 
Heimersheim. 
31. AMMIVS 83. VITAL 
32. VRECO 
85. 


Quibus locis reliqua vasa et vasorum fragmenta, 
quae nominibus insignita in Museo asservantur, reperta 
sint, accurate dici non potest: plura pertinebant ad col- 
lectionem, quam olim Jos. Emele Mogontiaci habult, ea 
ipse ille Vir doctus partim Mogontiaci, parim in Ca- 
stello Romano (Kastel), partim in Altialensium vico eruit, 
alla ex allis provinciae Hassiacae Rhenanae locis sibi com- 
paravit atque omnla descripsit in libro, cui est titulus: 





»Dr. J. Emele Beschreibung römischer und deutscher 
Alterthümer in dem Gebiet der Provinz Rheinhessen zu 
Tage gefördert (Mainz 1825 mit 493 Abbild.; Il. edit. 
1833). Vasa ex ea collectione in Museo asservata haec 
figulorum nomina ostendunt; quorum figura in illo libro 
reperitur, additum est. Numeri sunt Inventarii. 
ef. St. 1, 1628 et seq. 
B. 27. AVSTRVSF Em. tab. 82. fig. 27. 
10. 10SSA FEC ibid. fig. 28. 
18. MEBBVFE id. tab. 81 fig. 21. 
25. DACOMA id. tab. 32 fig. 81. 
19. SEVERVS FEC | ibid. fig. 34. 
833. VNISSAT° ibid. fig. 83. 
1. VERVS FE ibid. fig. 82. 
23. OFS... ibid. fig. 3. 
21. MACCONOF ibid. fig. 37. 
15. SERVAoF ibid. fig. 28. 
sı. IVN... id. tab. 31. fig. 26. 
34. FLORIDVSFE id. tab. 32. fig. 25. 
8. VIRIVS FE 24. MARTAL FE 
28. TBIIRALSF 32. ... ANDVSFI 


12. MEBBVII 14 ..... FEC 
6. 10884 17. FAVENTINVS 
3. CARINVS 20. VINDEMLIV 

26. VITALIS 2. SEDATI.. 
16. TE‘MNVS 9. .... IVS 

11. VITAL.. 13. MORINI 
5. DIBBaN. 7. OFPARIC 


29. OF SILVYINI 80. LAITI ... 
4. NASVT 22. AM ... 


Ex eadem collectione etiam haec esse videntur: 
117. MARTALFE id. tab. 32 fig. 35. 

77. OFCNGELI ibid. fig. 36. 

132. SECVNDI ibid. p. 22. 

49. CINTVNATV id. tab. 21 fig. 15. 


86. 

Reliqua vasa in eodem Museo asservata Aquis 
Mattiacis, Heddernhemi, Hofhemi eruta dicuntur, sed 
diei non potest, quo quodque sit repertum; numeri sunt 
Inventarii. 


B. 135. AGRIP-F 106. CVIAS F 
99. IRITVS F 79. LATINVS F 
60. TERTIVS FE 47. MOXSIVS F 
101: MARTA FE 111. SECVND F 
110. XDPVL FE 96. TOCCAFEC 
86. SECINAL.. FC 68. JRI'kVS FE 
94. TOCCA F 67. CONIV.. F 
102. TOCCA FX 90. CSSBELATVLLVS 
78. VIDVCOS *F 40. BOVDVS 
73. CAIVSF 42. CRACVNA.. 
100. BR°TVT Bitutrix? 114. LVTEVS 
69. DIGNVS 39. RVFINVS 
129. COSILVS 52. SECVNDANVS 
88. LVCVV-VS 124. PLAC'DVS 
81. QVARTVS 65. ... DVS 
113. SECCO 53. VINDV... 
119. JAMENVS 36. MARCELLINV 


38. MART... 59. MART 





71. 
84. 
58. 
87. 
50. 
48. 
97. 
125. 
41. 
74. 
112. 
85. 
76. 
46. 
123. 
104. 
95. 
66. 
127. 
56. 
83. 
55. 
70. 
105. 
128. 
118. 


— 565 — 


PERRIMN (manibus?) 120. PRIMIM 


SILVINIM 
NBN 
AQM... 
CoSIAI 
CRISPI 
MNDVI 
MARTIN] 
IVII'N 

.4. ERI 

OF BASSI 
OFCO IV 
OFFER 
OFMVRRAY 
OF PATRAC 
OF PAR 
OF SENI 
OFICVIRIL 
OF VITA ) 
OF VITAL 
FOVDIIVM 
MACIOF 
DIOM 

INIC 
LYBIWWW 
SAVVIIVV 


132. SECVNDI 
51. CRESTI 
62. MAFI 
59. MART 

126. ... PRIMI: 
93. SILVANI 

115. NMONI'I 
35. OFFER 

108. OFRONT 
45. OFPON 

121. OF IVCW 
75. OFNI 
80. OF PATRI- 

1232. OF PVDN 

103. OF VIN 
98. OF VIM 
72. OFS’ 

57. FOSATTAM 
89. OF’ N 
82. FEAGER 

109. AAMIAN 

130. CISINEBI 
61. MAIAIL 

116. AENISAIV 

107. ACMONISA 


°) Eadem inseriptio est in vase Aquis Mattiacis rep. et inMus. 
Bonnensi asservato ef. Overbeck Katalog des K.-Rhein. 
Museums in Bonn (1851) p. 188; Dor. I p. 89 e. fig. 








44. VMIN 91. A BIVIRAL 
92. VI...10M 131. ABAIVQ 
4. Aut 133. ICE“ 
837." EMO 54. C.TIG 
64. ANIO RAN 
cuvs 

63. VIT eircumseripto 

nomine ALPINI- 

SIICVNDI 

87. 


Praetera ut scimus, haec figulorum nomina a seri- 
ptoribus memorantur in vasis, quae in ducatu Nassoico 


reperta sunt, neque restant. 
Aquae Mattiiacae. 


EVCHARES £r. in Mem. 1. c. 1. p, 832; St. IL, 691. 


cAPI 
Hupsch Epigr. . 52; St, 11, 69L 
CARIFES Ib. u a W N 187; St. 1 
Dieffenb. U: tb p. ; 
VC FS 1690 a non extat —X u & 


tradit.) 
EVCARPI rep. 1818. Dor.I p.45 e. fig. 


R 
P-B'V° VIATO rep. 1818. id. p.87c.ßg. (Lehne 
F Fr legit VICTOR.) 

TT rep. c. 1785. Ritterp. 108. (Idem 
etiam nomen figuli Caesar citat, sed incertum est, num vas illo 
nomine insignitum unquam repertum sit.) 


Idstein. 
COMTALIS FI EVCHARES 
MARINVS 
rep. c. 1780. 


Kraus Mem. etc. p. 881. sg. 





— 557 — 


Ems. 
AMBATVSI 
In duobus vasis ex terra sigillate, quam vocant, 
confectis a. 1852 rep. et ibi asservaiis. 


Sunt, qui antiquum illius oppiduli nomen in figuli 
nomine deprehendere velint. 


Figulorum nomina, quae leguntur partim in lucer- 
nis, partim in vasorum fragmentis, quae fere omnia 


Heddernhemi reperta in collectione V. C. Roemerl Fran- 
cofurti ad Moen. asservantur. 


VIRTHVS F PETRVLLVS FX 
„.AVIANVSF (vel MIA.) CIVIIRIANVSF 
IRMVS FE LIBERALIS F 
MEDBV FE VICTORINVS F 
AMMIVS IASSYVS 
FAVENTINVS VARIV 
MAGIRVS MAL IV L’L- VI 
TRITVS FORTIS 

DIGNVS COMVNI 
ATIMETI SATONS 

L  VRSI DIOMNI 

6 DESSI QIVDI 

CVDIOF OF BASSI 
MACCONOF C-TGR 
GITISOK "ANES 
IOC... 


B. in Frankf. Archiv VI p. 27. 





anpeperer nn 


89. 
in bibliotheca Gymmasü Francefurti sum vaserum 


Heddernbemi reperterum fragmenta, quae kaecc neomina 
ostendunt: 


AMABILIS SILVINI 
- EWVS MANVS F 
FIAINIS MAIOR M 
Inscriptiones quae in varii generis vasis 
leguntur. 
”. 


Sceyphi novem in Museo asservantur; numeri sumt 
Inventarii. 

MISCE (A. 9.) VoaVYmn (A. 10.) 

wDISCE (A. 11.) 

reperti Mogontiaci. 

VIVAS (A. 19.) VINVM (A. 20.) 

AVE (A. 21.) ONSCH (A. 22.) 

reperti in Castello Rom. ( Kastel.) 

MERYM (A. 56.) 

rep. in vico Flonheim. 

BIBE (A. 66.) 

rep. in urbe Kreuznach. 

HOC... 
AVXI 

Hoc luxi. 

In fragmento figlino in hypocausto rep. et in Mu- 
seo (B. 134 Invent.) asservato. 

g1. 

Vasa in ducatu Nassoico reperta sed alibi asser- 

vata has inscriptiones ostendunt: 





M'I’S’C’E 

Scyphus rep. Aquis Mattiacis et in Museo Bon- 
nensi asservatus. 

bor. 1 p. 58 e. fg; L. L. Il, 72; Overbeck 1. c. p. 138. 

DTEREN PAMPIL (Decimi Terenti Pamphili. ) 

Vas eneum, Heddernh. rep. et in collectione Remeri, 

Simile vas in Anglia rep. est delineatum in Arch. Journ. 
1851. 29 p. 85-37; Grut. 650, 1. C. Terentius Pamphilus 
ibertus memoratur. 

B. in Frankf. Arch. VI p. 25. 


CORN-CVR 

Amphora grandis, Heddernh. rep. et in eadem col- 
lectlone asservata. 

B.Lc.p. 25. 

Num Cornelii curatoris nomen intelligendum 
sit an VRnae modus significetur, incertum idem relin- 
quit. 


92. 
XogoAn 8. Xogukov 

Amphora parva fictilis Heddernh, rep. et in eadem 
collectione asservata. 

B. in Frankf. Arch. 1. c. p. 26. 

Quae graeca vocabula sibi velint, eo minus di- 
ci potest, quod litterarum tractus nec in amphora satis 
ccrte expressi sunt, nec a nobis omnino omnes extri- 
carl possunt. Prior littera 0, quae longiuscula et te- 
nuata magis est, posteriori similis non est, quippe quae 
plane rotunda circuli parvi expleti speciem prae se fe- 
rat. Ultimae litterae duae, quae 4 et compendium syl- 
labae ov significare videntur, insolitae formae dublaeque 





— 560 — 


lectionis sunt. Tabella ipsa, ex qua hi litterarum grae- 
carum tractus eminent, circumdata est capitibus seu 
potius faciebus compluribus Solis radiatis, quae 
maximam partem ita inseriptione teguntur, ut dimidia 
fere parte tantum conspielantur. Ceterum urceoli duo 
eiusdem argillae eodemque loco reperti et apud eundem 
asservati adversa parte similibus Solis capitibus radiatis 
ornati sunt, quae vasa tria haud scio an ad Mithrae 
Heddernhemi magno honore habiti cultum referendi 
sint. 
98. 

VTIFELIX VIV 

Uti felix vivas. 

Tegula Heddernhemi reperta et ap. Roem. asser- 
vata. Supplementum subministrat tegula a. 1842 in vico 
Zahlbach prope Mogontiacum eruta; in qua est VTI 
FELIXVIVAS. Vid. L. L. in B. L Il p. 92—93; St. II, 
541; Z. d. Mainz. Ver. I p. 87; ad veterum libandi, 
propinandi, gratulandi morem et verba solemnia FELIX, 
VIVAS potius quam ad christianam doctrinam referen- 
dae sunt tales inscriptiones, cf. O. Jahn in B. I. XII 
p. 105 800. 

B. l. c. p. 22. 


Inscriptiones, quae in anulis leguntur. 
94. 
-- AM COMPESCE PATIENTIA 
Iram compesce patientia. 
In anulo argenteo (C, 1) in Museo asservato. 


St. 11, 1628; Zell I, 1914; L. L. in B. J. VIll p. 164, qui 
Horat. epist. I, 2, 62 conferri inbet. 


— 51 — 


v5. 
OVINTVS 
MARTINE 
Quintus Martinae (sc. suae dat.) 
In anulo aureo (C, 2), qui in Museo asservatur. 
Praenonine solo Quintus ille usus est, quum 
amicus amicam, ut videtur, familiariter et amatorie allo- 
quens hoc signo amoris donaret. Cf. L. L. 1. c. p. 163; 
St. IL, 1626. 


96. 
PVLVERI 
ZHCAIC 

Pulveri Taoais. 

Haec leguntur in anuli onyche (Carneol), qui cum 
fibulis, acubus argenteis alioque mundo mullebri a. 1834 
intra castellum Romanum prope Aquas Matliacas 
in puellae, duodecim fere annos natae, sepulcro inven- 
tus, ap. Ph. Lugenbuchl, mercatorem Mattiacensem as- 
servatur (C, 3). 

St. Il, 686; B. in Frankf. Arch. VI, p. 24. 


1. PVLVERI Ita legendum, non Tulverl, ut St; 
quod quid sit difficlle est interpretatu: latina certe vox 
est, non graeca, et fortasse patrem puellae, anuli olim pos- 
sessorem (culus nomen genetivo casu poni solet ut N. 
98) indicat; simile est PVLVERI EVIOELC\ ap. 
Momme. J. N. 6310, 274. 


2. ZHCAIC est Znoaıs, quod saepe in scyphis 
legitur. cf.B. J. XIII p. 113: est Romanorum vive, vi- 
vas cf. n. 90. 


MAR 

Inanulo argenteo (C,4), quiin Museo asservatur, haec 
leguntur, quae fortasse Martialem, figulum satis no- 
tum, indicant, quum I casu potius incisa esse videatur. 
A littera lineola caret transversa. Cf. L. L. B. Jahrb. 
VI, p. 164; St. II, 1627. 

98. 
48 
a 

Ascl. 

Haec leguntur in anulo aeneo ad obsignandum 
apto, qui a. 1823 Wormatiae repertus hodie in Museo 
asservatur (C, 5). Cf. L. L. J. c. 

9. 
1:0:V°C 

In anulo argenteo a. 1853 in vico Marienfels re- 
perto et in Museo (C, 6) asservato. Quid hae litterae 
significent, incertum est. 

100. 
la6 

Haec leguntur in annlo argenteo, a. 1849 in vico 
Marienfels reperto, qui in Museo (Ü, 7) asservatur. 

101. 


x 


Hoc labarum, quod vocant, est in fragmento anuli 
aerei ignoto loco et anno reperti, qui olim erat in col- 
lect. v. cl. Horak, hodie in Museo asservatur. (C, 8). 





— 503 — 


102. 
LEGIO 
CV 
Legio (vicesima secunda) Cajus V.... 
In anulo a. 1776 Heddernhemi reperto; non 
restat. Huesgen verräth. Briefe I p. 33; cf. N. 78 p. 57. 


Inscriptiones, quae in pistillis et circulo 
leguntur. 
103. 
DVORVM IVLIO 
RVM HERMETIS 
ET SOTERICHI 
Duorum Juliorum Hermetis et Soterichi. 
In pistillo aeneo, in Museo (C, 9) asservato; in 
ejus ansa sunt litterae 
DCSCIP 
Decimi Cornelii Scipionis (7), ita ut nomina opi- 
ficum eorumque servi sint; an est titulus collyrii? Con- 
ferendus Mommsen J.N. 6150, ubi D’C’S-C sigla legun- 
tur: tunc Julii duo medici ocularli sunt. 
104. 
VA BVR 
CAEDI 
Valerii Rurcaedi. 
In pistillo aeneo in Museo (C, 10) asservato; in 
ansa legitur: 
CVED 
AVYRAN 
Cajus Vedius Muranus. 


105. 
FrA-A°C 
In pistillo aeneo in Museo (C, 11.) asservato. 
Quld sit ignoro; F ut videtur, significat fecit. 
106. 


—I 


Flavi Paullnl. 

In pistillo aeneo in Museo (C, 12) asservato; mono- 
gramma In fine additum ostendit Christiani nomen esse. 
107. 

Iovinc 

Jovinei. 

Legitur in altero cireuli aenei quem vocamus, pede; 
litterae non tamen solitis litterarum tractibus expressae sunt, 
sed punctis incisis conscriptae. Alter pes item punctis di- 
stinetus, quae vero, quum certi litterarum ductus extri- 
cari non possint, ornamentl causa conscripta esse Vi- 
dentur. Circulus 1851 Heddernhemi repertus in Museo 
(C, 13) asservatur. 

Mittheil. 1852. p. 48. 





Inscriptiones in tesseris. 
108. 





Haec leguntur in tessera, ut videtur, Jusoria, quae 
in Museo asservatur. Reperta est a. et loco incerto. 

Prima series punetulorum et litterarum incipit 
&a numero quinque et syllaba TA, ita ut numerus 
quinque extremus idem "atque ille prior sit. Deinde 
sequitur transverso ordine altera series punctulorum et 
litterarum, quae profiscitur ab punctulo Illo uno, quod 
est supra syllabam TA. Clauditur ea series punctulis 
quattuor extremis. 


837 





. — 


— 566 — 


109. 
Eadem numerorum et siglorum ratio in altera 
tessera lusoria est: 









a90 


=, 
⸗ 


Facta est ex lapide, quem hodie Serpentin vocant, 
et a. 1851 in tumulo prope Mogontiacum *) cum numo 
aureo Constantlii imperaloris reperta esse dicitur. 





*) Vel potius prope vicum Hechtsheim. 





— 567 — 


Appendix 
Inscriptiones, quae in Nassovia non sunt reperlae, 
sed aliunde allatae in Museo, quod est Aquis Mattia- 
cis, asservantur. 


Hastel (Castellum Romanum ad Rhenum 
e regione Mogontiaci situm.) 





110. 
-+D-D’I:I0-M -E’-- 
MELONI CARAXNTVS 
E IVCVNDVS DE SVO 
-*--D-VICo NOVO Mi 
LoNI®R CETEGO T CıLAo 
C 0 8 

In honorem domus divinae. Jovi optimo maximo 
et (Junoni reginae) Melonli Carantus et Jucundus de 
suo (dono) dederunt vico novo Meloniorum Cethego et 
Claro consulibus. 

Ara quadrata a. 1835 reperta, culus Jateribus Mer- 
curius, Foecunditas (? Nundina, Fortuna) Hercules, Juno 
et Victoria insculpti sunt. 

Kunstbl. 1836, 137; H. in Ann. II, 3 p. 318; Kulb ad 
L. 48; Grot. in Z. f. A. 1838 p. 126; Sch. I p. 146; St. 868; 
I, 261; Ring I p. 828. 

1. Supplendus est versus, ut dedimus, non vero 
de Melonio numine topico cogitandum, ut quibusdam vi- 
sum est. 

4. Vicus novus Meloniorum est insula s. domus 
contiuuae, non pagus. 


37° 





E77} 0707 0717 202 Zn 222222222 


— 568 — 


5. Marcus Cornellus Cethegus, Galus Eruclus Clarus 
a. p. Chr. n. 170 consulatu funeti sunt. 
111. 
IVN REG 
PLAT DEX 
EVN XID 
T VEER’A 
TESSAS X 
S-MSC CO 
NCESSVS 
D -FECER 
Junoni reginae platea dextra eunti Nidam Titus 
Veterius Attessas et Sextus Mascius Concessus dedicando 
fecerunt. 
In basi statuae Junonis aereae a. 1810 reperta. 
Gern. Lahng. p. 237; L. in Quartalbl. d. Mainz. Kunstver. I 
p. 11; L. 49 c. fig.; St. 848; II, 280; Ring I p. 809. (qui in 
duos versus contrahit.) 
2. Olim interpretabantur plateae dextrae: recte 
St. In edit. II. 
3. NIDA est vicus, non rivus, quem Inierpretes in- 
telligebant. 
6. MSC. est Mascius, non Marcus, ut quidam vo- 
luerunt. 





Bretzenheim & Marliahern. 
(Vidi prope Mogontiacum sitl.) 





112. 
MARTI LEVCETIO 
T’TACITVS CENSORINVS 
VSLLM 
Marti Leucetio Titus Tacitus Censorinus votum sol- 
vit Jubens laetus merito. 
In tabella aerea a. 1836 reperta. 
H. in Ann. II, 8 p. 885; St. II, 572; Zell 818. 
1. De Mart. Leucelio vid. ad N. 68. 
113. 
CVRTELIA PREPYSA 
MARTI LOVCETIO 
VSSSLSLSIM 
Curtelia Prepusa Marti Loucetio votum solvit lu- 
bens laeia merito. 
In tabella aerea a. 1836 reperta. 
Külb ap. L. I p. 275; St. 809; II, 571; Habel l. c.; de 
W. 389; Zell. L c. 
2. Loucetio 1. e. Leucetio vid. ad N. 68. 
114. 
M -MAXIMI VICTORIS 
IVNIORIS 
INFANTIS DVLCISSIMI 
QOVI VIXIT AN TM-II-D- Xvill 
PATER ET MATER F°C- 





— 570 — 


Dis Manibus Maximi Victoris Junioris, infantis dulcis- 
simi, qui vixit annum unum, menses duos, dies duode- 
viginti; pater et mater faciendum curaverunt. 

Sarcophagus parvus a. 1837 repertus, cuius oper- 
culo insculpta erat inscriptio graeca, quae legi non 


potest. 
H. in Ann. II, 8 p. 884; St. II, 880 & 578. 


Meinz (Mogontiacum.) 





115. 
Q-CORNELIVS OF 
VLT-MIL LEG XVI 

Quintus Cornelius, Quinti filius, Ultinia, miles Ie- 
gionis decimae sextae.... 

Lapis, cui insculpium est sagum armillis et par- 
mis ornatum, olim domui ad Rhenum (am rothen Thore) 
sitae infixus a. 1833 in Museum translatus est. 

L. 200 c. fig.; Ann. II, 3 p. 284; St. II, 358. 

2. Ultinia pro Voltinia posita est tribus vid. Or. 
2157; Gr. 564, 3. 

Legio XVI Augusto imperante in Germania superiore 
stativa habuit, circa annum 40 in Germaniam inferioren 
movit, quam paulo post annum 70 cognomine Flaviae 
adsumpto reliquit; cf. Kl. Ueber die Leg. in Ober-Germ. 
p. 7. 





— 571 — 


Zahlkach. 


(Vieus prope Mogontiacum situs. ) 





.... geminae, annorum..... 
aerorum octo, hic situs est; fratres posuerunt. 

Lapidis fragmentum a. 1838 repertum. 

H. II, 3 p. 283; D. in Ann. III, 1 p. 99; St. II, 168. 

1. Deest LEG. XIIII, de qua legione vide ad 
N. 41, a. 

2. Aerorum pro aerum est in alils quoque lapi- 
dibus, ut in Zahlbacensi ap. L. 218. Braun in Ann. II, 
2 p. 160, Fuchsium Ip. 303 secutus,aerums. aerorum 
pro eo, quod est stipendiorum, ab Augusti inde tempore 
aliquantisper in usu fuisse adnotat: at extat in Jap. leg. 
XXII, quae seriore demum aetate in nostram regionem 
venit; Dahl ]. c. p. 102; Win. 51. 





— 572 — 


Werms (Wormatia s. Vangiones.) 





117. 
IOM EB IVNO 
N-REGIN -NTE 
LVS EBVRO -T 
FRMA -LVCIA 
EX VOTO-NS 

p 

Jovi optimo maximo et Junoni reginae Antelus Eburo 
et Firmia Lucia ex voto in suo posuerunt. 

Lapis a. 1842 repertus. 

H. II, 8 p. 202; St. II, 692 et 168; L.L. in B. L VIII 
p. 161. 

2. REGIN ita lapis; St. et Lersch. REGINAE, unde 
hic LVS interpretatur Luscius, ille Lucius; H. ex- 
hibet Antavielus. 

4 L. L. et St. FIRMA. 





— 573 — 


Additamentum. 

Inscriptiones externae, in quibus anliqua Nassolei 
ducatus nomina leguntur. 

Civitas Mattiacorum. 

Ager Maitiacus memoratur Tac. ann. XI, 20 (ad 
ann. 47); Maitiaci occurrunt a. 70, Tac. hist. IV, 37; 
gens Mattiacorum Tac. Germ. 29; Plin. h. n. XXXIL, 17 
mentionem facit fontium Mattiacorum, quos nominat Amm. 
Marc. XXIX, 4 Mattiacas aquas, hodie Wiesbaden; 
Mattlacae pilae Mart. XIV, 25. In notitia dignitatum 
Mattiacl junlores et senlores nec non Mattlac junlores 
Gallicani enumerantur. 

Civitas Mattiacorum tantumnodo in inscriptioni- 
bus externis, quae subsequuntur, legitur. Quae cum fere 
omnes Castelli (castro Romano ad Rhenum Mogontia- 
cum versus) eruiae sint, erant, qui hanc civitatem sub 
moenibus Castelli conditam fulsse putarent: L. Rhein. 
Arch. II p. 145; ern. Lahngeg. p. 236. Recilus all 
aquas Mattiacas, ut Romani vocant, subintelligendas esse 
statuunt: Dahl in Annal. II, 2 p. 14; H. ibid. III, 2 
p. 132. 





— 574 — 


118. 

I -0°M- 
...NON * RE. 
..NE UL 0VILı 
NVS- PATERN 
VS-D’C-MATTI 
EX - VOTO POSI 
L’L’M DEDICAA 
.. OCT: ER TI BiS 
COS ° 

Jovi optimo maximo et Junoni reginae Valerlus 
Quilinus Paternus, decurio civitatis Mattiacorum, ex voto 
posuit lubens laetus merito; dedicata decimo Kalendas 
Octobris ter et bis consulibus. 

Rep. 1809 Castelli et in Museo Mogont. asserva- 
tus. 

L. in Ann. I, 1 p. 22; L. 34; Borgh. bull. arch. 1834, p. 
71; Schaab 1 c. p. 142; Cat. 10; St. 867; II, 266; Zell 810; 
Ring 1, p. 819. 

8. X K exitio evanuerunt, cum lapis transportan- 
do damnum faceret. (22. Septbr. ) 

Qui annus significetur, non est extra dubium; nam 
inter annum 161 & 394 sexies evenerat, ut unus con- 
sulum tertio, alter iterum hoc magistratu fungeretur. L. 
propier pulchram litterarum formam lapidi annum 161, 
quo M. Aurelius imp. Ill et L. Verus II consules erant, 
vindicare studet. St. eum secutus est. Equidem et pro- 
pter nomina propria, quae seriori aetati conveniunt, et 
ob ipsam hanc anni significationem terlio saeculo lapi- 
dem adscripserim et cum tres inscriptiones (Mur. 158; 





— 575 — 


Or. 911, 2385 ), quae formullam TERETSEMEL 
praebent, ad annum 202 referendae sint, ad idem fere 
tempus nostram aram pertinere credo eique annum 208, 
quo M. Antoninus Caracalla III, Septimius Geia II consu- 
les erant, tribuo. Borgh. 1. c. annum 248, Ring 255 
sumit. 
119. 

IN-H'D’D°’DEAE  VIRTVTI' BELLO 

NE MONTEM  VATICANVM 

VETVSTATE  CONLABSYM 

RESTITVERVN ° HASTIFERI CI 

VITATıIS MATTIACOR X "KAL 


ET AFRICANO CoS HI QVORVM NO 
MNA I STASVNT 
C MEBBIGNATIVS SEVERVS CVR BIS 
L LEVINIVS QVIETOS TERTINIVS ABROSVS 
T VITALINVS -PEREGRINVS MACRINIVS PRISCVS 
t.:STANTIVS "MARCIANVS ATRECTIVS CVPITIANVS 
C RIXSIVS ADNAMATVS PERRIVS IVSTINVS 
C IAMıLLıiVS CRESCENS ATTONIVS ASCLEPIVS 
TITIVS BELLATVLLVS VRSIVS MATVRVS 
TITIVS SEVER\S STATVTIVS SECVNDINVS 
LICINIVS COSTAS SERVANDIVS SENVDVS 
LVTATIVS VICTOR 
In honorem domus divinae. Deae Virtuti Bellonae 
montem Vaticanum vetusiate conlabsum restituerunt ha- 
stiferi ceivitatis Mattiacorum decimo Kalendas Septembris 
Maximino et Africano consulibus hi,quorum nomina infra 
scripia sunt: 





— 576 — 


Gaius Meddignatius Severus curator bis; Lucius 
Levinius Quietus, Terlinlus Abrosus, Titus Vitalinius Per- 
egrinus, Macrinius Priscus, Costantius Marcianus, Atre- 
ctius Cupitianus, Gaius Rixsius Adnamatus, Perrius Justi- 
nus, Gaius Jamillius Crescens, Attonius Asclepius, Titius 
Bellatullus, Ursius Maturus, Tilius Severus, Siatutius Se- 
cundinus, Licinius Costas, Servandius Senudus, Lutatius 
Vietor. 

Rep. 1809 ibid et in Museo Mogont. asservatus. 

L. Rhein. Arch. I p. 1468; il. AnnalI,2 p. 15; Or. 
4988; L. 90; St. 851; Cat. 26; St. I, 289; Zell 887; Ring I 
p. 818; Schaab p. 148 

2. Vocabulum mons non proprio sensu sumendum est, 
sed ut v. sequens ostendit, dictum pro mole vel aedi- 
fiio magno vel castris, quod nos Caserne nominamus: 
id aedificium nescio qua caussa ex imitatione Vaticani 
montis Romae nomen accepit; ibi hastiferl, qui ex Mat- 
tiacis vicinis erant conscripti, stationem habebant. 

5. 23. Aug. anni 236, quo consules erant C. Jr 
lius Maximinus imp. et C. Julius Africanus; eo die Vuı- 
canalia celebrabantur, quibus aedes recens aedificatae inau- 
gurabantur illique deo dedicabantur, ut ab igni defen- 
deret. 

6. Verba MAXIMINO AVG non penitus sunt erasa; 
de eius modi nominibus erasis vide N. 1 v. 5. 

9. De forma BD ütterae vide super N. 88. 

Or. C VRBIVS. 





— 577 — 


120. 
Io“ 
ET 'IVNON 
REGIN& 
L°SECVND 
INIVS FA 
VORALIS 
nm VIR-AYG 
C-MIN-SVO-P- 

Jovi optimo maximo et Junoni reginae Lucius Se- 
cundinius Favoralis sevir Augusialis civitatis Mattiacorum 
in suo posuit. 

Rep. 1808 Castelli et in Museo Mog. 


L. Rbein. Arch. I p. 445; id. Ann. I, 2 p. 24; Or. 4577; 
L. 86; St. 850; 11, 266; Cat. 11; Schaab p. 161; Ring I p. 819. 


121. 
(Unus versus deest.) 
D-C-M-IVLIO AMATORI 
FILIO INFANTI  DVLCIS 
SIMO -OVI- VIXIT- ANNVM 
AETA VII DIES Xi’ F°C 
. decurio civilatis Mattiacorum Julio Amatori 
filio infanti dulcissimo, qui vixit annum aetatis octavum, 
dies quattuordecim faciendum curavit. 
Sarcophagus c. a. 1520 Mogontlaci, nunc non 
restat. 
Hutt. X; Ap. 468; Gr. 688, 6.; Joh. X; F. I p. 211; 
L. 810; St. 445; II, 332; Schaab p. 140. 
Ut editio pr., ita ceteri praeter Ap. qui F. C. 





— 578 — 


in fme novo versui tradit, et versum deletum litterarum 
fragmentis explet. 

1. Ita L. et St. in edit II; in priore explicuerat 
littera media neglecta: diis Manibus. Conici etiam pe- 
test: decurio civium Marco. 

4. Ita edd.; sed error mihi inesse videlur, ita ut 
pro VIll scribendum sit Mil i. e. annum (unum ) menses 
duos. St. MII. 


Cives Taunenses. 
De ils vide adN.1 v. 7. Eorum mentio fit inN. 1, 2, 
21 et 30, et in externis sequentibus. 


122. 
INHDD 
DEO MERCV 
RIO L SEXILIVS 
DECMANVS -Q 
CC.RM NEG MOG 
CTVSL.L-M-SAT 
VRNIO ET GALLO COS 
In honorem domus divinae. Deco Mercurio Lucius 
Senilius Decmanus quaestor, curator civium Romanorum 
Mogontiaci, negociator Mogontiaci, civis Taunensis, votum 
solvit lubens laetus merito Saturnio et Gallo consulibus. 
Rep. 1844 in vico Finthen et in Museo Mogont. 
asservatus. 


K. in Zeitsch. des Mainz. Alth, I p. 211; St. II, 557; 
Jen. Lit. Z. 1848 p. 1187. 


4. Decmanus est nomen germanicun, nisi forte vo- 
calis est supplenda, ut sit Decimanus. 





— 579 — 


5. Curator nunc magis placet quam censitor, ut 
olim explicul et St. adoptavit. 
6. Titus Haterius Saturninus et Gaius Annlus Tre- 
bonianus Gallus consules erant a. 198. 
7. Saturnio pro Saturnino. 
123. 
IlOM 
CONSERVATORI 
LICIN - TVGNA 
TIVS- PVBLIVS 
IV-C-T-IN-SVO 
VT’HABERET 
RESTITVIT 
ATTICO E PR 
ETEXTATO 
COS 
Jovi optimo maximo conservatori Licinius Tugna- 
tius Publius duovir civium Tauneusium in suo ut ha- 
beret restituit Attico et Pretextato consulibus. 
Rep. 1808 Castelli et in museo Mogont. asserva- 
tus. Latera ostendunt Mercurium, Herculem, Minervam. 
L. Rhein. Arch. I p. 141; id. Ann. I, 2 p. 16; Or. 4982; 
L. 18 c. fig.; Cat. 2; St. 852); II, 269; Schaab p. 113; Ring I 
p. 819. 
4. Publius praenomen est nomini et cognomini 
postpositum. 
8. C. Vetllus Aufidius Atticus et C. Asinius Prae- 
textatus consules a. 242. 





— 580 — 


124 

C PATERNI POSTVMINI  DEC°C-TAV 

NENSIVM VRI SACERDOTASIS PRAGM. 

TICIPATERNIA HONORATA -FILI ET HE 

RES PERSVOS PARENTES 

F’C 

(Dils Manibus) Gal Paterni Postumini decurionis 
civium Taunensium viri sacerdotasis pragmatici Paternia 
Honorata filila et heres per suos parentes faciendum cu- 
ravit. 

Sarcophagus 1809 in vico Zahlbach rep. et in 
museo Mogont. asservatus. 

L. Rbein. Arch. I p. 141; id. Ann. I, 2 p. 14; L. 288; 
Schaab I p. 112; Cat. 126.; Freudenb. Bonn. Ann. III p. 177; 
St. 336; II, 462; Zell 848; Ring I p. 820 et II p. 57. 

1. D. M. in operculo fuisse videtur, qui non est 
repertus. Ring habet D. C. TAV. 

2. Lege SACERDOTALIS. 

Pragmaticus est consultus de rebus divinis, sa- 
cris cerimoniis et similibus. 

4. Parentes ij. e. cognatos *). 


*) L. 882 hunc cippum ad cives Taunenses pertinere pu- 
tavit. 

C  IVLIO » SIMPLICIO "111 VIR 

AVGVSTALI’C.... VM° PRAGMATICO 

CRESCENTINIA REGINA 

OB MERITA EIVS 
F’ C° 

Rep. 1714 Mogont., non restat. 

Joh. Ill p. 854; F. 1 p. 202; L. 382; St. 441; 
ll, 823; Ring 1 p. 820. 





— 581 — 


Nida vicus. 


De quo vide supra N. 111; altera ara eodem loco 
eruta hanc praefert inscriptionem. 
125. 
1-0 °M 
PLA DEXT E’N 
ADIVT SEXTVs 
LERA SPRAT 
AMMON ' SE 
CVNDN - MıL 
D’S-rEC 

Jovi optimo maximo platea dextra eunti Nidam 
Adiutorius Sextus, Liberalis Speratius, Ammonius Secun- 
danus milites de suo fecerunt. 

Basis aerea circa 1810 Castelli rep. et in museo 
Mogont. asservata. 

L. 15; St. 849; Il, 231; Schaab p. 151. 

2. De hac interpretatione vide ad N. 111 v. 2. 

3. L. interpretatus erat adiutori ad Jovi refe- 
rens, et duos milites statuerat; rectius St. in ed. Il tres 
milites sumit; eorum nomina autem jta erant ponenda: 
Sextus Adiutorius, Speratius Liberalis. 

4. Speratius, non Speratus, ut edd. 

2. Lacunam L. explicat civium Taunensium, quem Ring 
secutus est; sed Borgh. 1. c. p. 130 interpretatur cau- 
sarum pragmatico, quod St. in ed. Il. adoptavit, 
unde hic lapis tantum in notula additur. 


38 





— 582 — 


Netm. 


I. Inscriptio aliena, 


quae per longum tempus vico Nassoico tribueba- 
tur. 


Il. 
ET-CASS-PO 
TENTINVS 
il VIR’CILONE 
ll -ET LIBONE 
C0OS-XV 
KAL NO 


. et Cassius Potentinus duovir Cilone iterum 
et Libone consulibus quinto decimo die Kalendas No- 
vembris. 

Apud arcem Cronbergum, ut Ap. 446, editor prin- 
ceps scribit; unde Fuchs li p. 143 aram vico Kronen- 
burg in ducatu Nassoico addicit, quem secuti sunt L. 
Ann. ], 1 p. 10 et Si. 226; sed v. Hefner Oberbayr. 
Arch. VII, 3 p. 273 recte regioni Bavaricae vindicat in- 
scriptionem, quae adhuc in ecclesia vici propinqui 
Attl extat; vid. quae monui Ann. IV, 328 sqq.; St. 1. 
669; v. Hefn. Röm. Bay. Ill edit. p. 247 etc. 


4. Ara dedicaia est 18. Oct. a. 204, quoL. Fabius 
Septimius Cilo II et Flavius Libo consules erant. 





— 583 — 


IL Inscriptio falsa. 


MA RI’MELIAE E 
PRO FELICITA 
TE PVBLICA 
CIVITATIS 

MATI 
IVES WSINO 
BATES 

Matri Meliae e(x voto) pro felicitate publica ci- 
vitatis Matii (c)ives Wesinobates. 

1805 prope Castellum (Castel am Rhein) nugatur 
editor princeps rep. statiımque deletam esse aram. 

kdidit iste 1834 in Ann. Il, 2 p. 110 c. fig.; St. 
372; 11, 232. 

Vide quae de inscriptionis fide eiusque auctore no- 
tavi Bonn. Ann. XVll p. 206 sq.; quantum vero inscri- 
ptio spurlis et commenticlis vocibus repleta vexaverit vi- 
ros doctos, lege apud Friedemann in Arch. f. hess. Gesch. 
vn p. 201; nequis in posterum huic farragini viri ha- 
rum litterarum inprimis rudis aliquam fidem tribuat, 
omnibus viribus postulo rogoque. 


ag m ae 





INDICES. 


? significat, quae afferuntur ex lectione vel interpretatione 


eerta. 


+ significat Christiana. 
* significat, quae afferuntur ex titulis additamenti. 
Notae omittuntur. 
I. Nomina et cognomina virorum ac mulierum. 
Continet titulos lapidum N. 1—72, 110-125 et supel- 
lectilium 91—107, vasis exceptis, de quibus vide indicem 
I. Nomina et cognomina omnia suo quodque loco 
exhibentur; imperatorum nomina quaere in indice VI. 
I. Nomina et cognomina figulorum, 
Sunt ex N.84—89 ;nomina in laterculis N. 73—88 inserun- 
tur. Titulis, qui restant, Inventarii numerus est additus 
(ef. ante N. 73 et N. 84). Longe plurima sunt cogno- 
mina, ubi nomen reperitur, suo quodque loco indi- 
catur. 
II. Regiones, populi, oppida, viel. 
Quae pauca de rerum publicarum administratione oc- 
currunt, adduntur. 
IV. Tribus. 
V. Dil, deae. 
Deorum cognomina suo quodque loco repetuntur. 


VI. Imperatores, consules. 
Ordine chronologieo exhibentur. Qui imperatores in 
titulis nominantur, MAIVSCVLIS litteris seripti sunt. 





VIL Res militares. 

VII. Notabilia varia. 
Continet res notatu dienas et latinitatem. 

IX. Notae. 
Quod titulos omnes suo quemque loco interpretati su- 
mus, explicationem modo addimus, ubi littera eadem 
non idem signifieat. 

X. Loca, ubi tituli asservantur. 
Additi sunt, qui perierunt. 

xl. Loca, ubi tituli reperti sunt. 





— 5897 — 


L Nomina et ecognomina 


*Abrosus Tertinius 119 
* Adiutorius Sextus 125 
* Adnamatus C.Rixsius 119 


Aelianus 72 
Aeliodorus Aemilius 28 
Aelius Cresimus 9 
Aemilius Aeliodorus 28 
Aemilius Baricio 2 
* Africanus 119 
Agiustus Q. Vibius 56 
Agricola 1 


Agricola Secundus 62 
Agricolla Agripina 62 
Agripina Agricolia 62 


* Amator Julius 121 
Ammias Aurelia 1 
* Ammonius Secundanus 125 
Andiourus 60 


Antestius Januarius 39 
Arator L. Cornelius 41a. 


Arvatius Ulpius 52 
* Asclepius Attonius 119 
Ascus 98 
Atessas T. Veterius 111 
Atilius Tertius 13 


* Atrectius Cupitianus 119 


* Atticus 123 
* Attonius Ascleplus 119 
Aurelila Ammias 1 
Aurelius M. Pompeianus 4 
Autelus 117 
Avitus 70 
Balbinus 4 
Baricio Aemilius 2 
Bassina Sedatia 9 
Bassus 70 


Bassus C. Terentius 19 
* Bellatullus Titius 119 
Blandin ... 57 
Burcaedus Valerius 104 
Calvinus P. Metellus 44 
Carantus Melonius 110 
Celsus T. Flavius 59 
Censorinus T. Tacitus 112 


Cethegus 110 
Cingetius 10 
Clarus 110 
Claudia Primilla 26 
Clementinus 1 


Clemes C. C. f. Julius 55 
Concessus S.Mascius 111 
Cornelius 91 





BE 


?Cornellus D. Schplo 103 
Cornelius L. Arator 41a. 
Cornelius Q. Q. £ 115 

*Costantius Marcianus 119 

*Costas Licinius 119 

*Crescens C. Jamillius 119 
Crescentinus Resbectus 71 


Cresimus Aelius 9 
Crispinus 4b. 
Crispus 63 
* Crispus C.C.f. Valerlus 50 
*Crispus Lollius 25 


*Cupitianus Atrectius 119 
Curio Cn. Sabinus 44 
Curtelia Prepusa 113 


C. V. 102 
Dactor 53 
Dassius 53 
*Decmanus L. Senilius 122 
Dio 3 
Diogenes 11 
Dolanus 58 
+Eppo 66 
Esbenus 58 


Eugenius Martius? 45 
Favonius Q. Varus 38 


*Favoralis L.Secundinius 120 
Felix T. Flavius 1 
Firmia Lucia 117 


Firminus Firmius 49 


Firmius Firminus 49 
+ Flavius Paulinus 106 
Flavius T. Celsus 59 
Flavius T. Felix 1 
Flavius T. Germinus 52 
Flavius T. Maternus 1 
Flavius T. Perpetuus 1 


Flavius T. Sanctinus 1 
Florentius 64 
* Gallus 122 
Genialius Optatus 5 
Gentianus 70 
Germinus T. Flavius 52 
Gratus Sattonlus 3 
Hermes Julius 108 
Hermocrates 11 


*Honorata Paternia 124 
HonoratiusM. Tertius 40 b. 
* Jamillius C. Crescens 119 
Januarius Antestius 39 
Januarlus C. Victorius 8 


Jovincus 107 
“ Jucundus Melonius 110 
Julia Secundina _ 16 
Julianus 4b 
* Julius Amator 121 


Julius C. C. f. Clemes 55 
? Julius C. Menenius 6 
Julius C. Marinus 12 
Julius C. Sarnus 55 





— 589 — 


Julius Hermes 
Julius Soterichus 
Junius EC. Secundinus 483 


Junius Juvenalis 24 
? Justinius 63 
* Justinus Perrius 119 
* Juvenalis Junlus 24 

Karus 80 

Levinius L. Quietus 119 
*Liberalis Speratius 125 

Liculus 54 
*Licinius Costas 119 
*Licinius L. Quintus 119 

Licinius P. 69 
*Licinius Tugnatius P. 123 

Lollius Crispus 25 
_ Lucia Firmia 117 
*Lutatius Victor 119 
*Macrinius Priscus 119 


*Marcianus Costantius 119 
Marinianus L. Marinius 48 
Marinius L. Marinianus 48 
Marinus C. Julius 12 
Martialis 97 
Martina 95 

?Martius Eugenius 45 
Mascius S. Concessus 111 
Maternus T. Flavius 1 

*Maturus Ursius 119 
Maximus 72 


Maximius M. Vietor 114 
* MeddignatiusC.Severus 119 
Melonius Carantus 110 
Melonius Jucundus 110 
Menenius C. Julius 6 
Metellus P. Calvinus 44 


Muranus 60 
Muranus C. Vedius 104 
Murius Victor 21 
Novellius 63 
Novelllus Vitulus 63 
Optatus Geniallus 5 
Ovinius 15 


Pamphilus D. Terentius 91 
*Paternia Honorata 124 
* Paternius C.Postuminus124 
*Paternus Val. Quilinus 118 
+Paulinus Flavius 106 
* Peregrinus T. Vitalinius 119 

Perpetuus T.Flavius 1 


*Perrius Justinus 119 
Piladelphus 89 
Pilander 39 
Pompeianus 29 
Pompeianus M. Aurelius 4 

*Postuminus C.Paternus124 
Prepusa Curtelia 113 

* Pretextatus 123 
Primilla Claudla 26 
Primitiva 45 


38 * 





— 590 — 


Primus L. Sp. f. Veturius 51 


*Priscus Macrinius 119 
Pudentius 14 
Pulverlus 96 

*Quietus L. Levinius 119 


*Quilinus Val. Paternus 118 
Quintus 95 
Resbectus Crescentinus 71 

*Rixsius C. Adnamatus 119 
Romula 49 
Rufus C. : 42 
Sabinus Cn. Curio 44 
Saecularis Secundinus 20 
Sanctinus T. Flavius 1 


Sarnus C. Julius 55 
Sattonius Gratus 3 
* Saturnius 123 


?Scipio D. Cornelius 1083 
* Secundanus Ammonius 125 
Secundina Julia 16 
Secundinius C. Junius 43 
* Secundinius L.Favoralis1 20 
Secundinus Saecularis 20 
*Secundinus Statutius 119 
Secundus Agricola 62 
Sedatia Bassina 9 
Seleucus 11 
Senecio M. Tertius 22 
*Senilius L. Decmanus 122 
*Senudus Serrandius 119 


Serus 54 
*Servandius Senudus 119 
°Severus C. Meddignatius 


119 

*Sextus Adjutorius 125 
Soterichus Julius 103 
*Speratius Liberalis 125 


*Statutius Secundinus 119 
Tacilus 27 
Tacitus T. Censorinus 112 
Terentius C. Bassus 19 
Terentius D. Pamphilus 91 

* Tertinius Abrosus 119 
Tertius Atilius 13 
Tertius M. Honoratus 40b. 
Tertius M. Senecio 22 

* Titius Bellatullus 119 

* Titius Severus 119 

* Tugnatius Licinius P. 123 
Ulpius Arvatius 52 

*Ursius Maturus 119 
Valerius Burcaedus 104 
Valerius C.C.f.Crispus 50 

* Valerius Quilinus Paternus 

118 
Varus Q. Favonius 38 
Vedius C. Muranus 104 
Veterius T. Atessas 111 
Veturius L. Sp. f. Primus 
51 





— 51 — 


Vibius O0. Agiustus 56 
Victor 18 
* Victor Jutatius 119 
Victor M. Maximus 114 
Victor Murius 21 
Victorius C. Januarius 8 


* VitaliniusT. Peregrinus 119 
Vitulus 63 
Vitulus Novellius 63 
Vitulus 0. Voconius 68 
Voconius 0. Vitulus 68 


IL. Nomina figulorum. 





? Abiviral 86, 91 
? Abliuq 86, 131 
Acmonisa 86, 107 
Aenisalus 86, 116 
Agrippa 78, 38. 85, 135 
... altus 86, 43 
Alpinus Secundus 86, 63 
Am... 85, 22 
Amabilis 84, 54. 89 
Amandus 84, 36 
Ambatusius - 87 
? Amcinus 86, 119 
? Ammiavus 86, 109 
.... andus 85, 32 
Ammius 84, 31. 88 
Antiochus 86, 64 
Antonius 84, 3 


Aquila 
Arm.. 83 
Atillus 84, 14 
Atimetus 88 
Attillus 84, 15, 28 
Attiullus 78, 56 
Aubanus 86, 58 
AugurJulius78,41,134,137 
Augustalis 84, 62 
Austrus 85, 27 
? Avianus 88 
Bassus 86, 112. 88 
Belatullus 86, 90 
Bitutrix 86, 100 
Boudus 86, 40 
Bricio 78 
Cabrus 84, 40 


— s502 — 

Calus 86, 73 PDesslus C. 88 
Capus 85, 87 Diddenus 8,5 
?Capifes 87  Dignus 86, 69, 88 
Carinus 85, 3 PDiomedes 86, 70. 88 
Catullus 84, 53 Dom. 83 
Celadus 84, 45  Durolix 84, 141 
Cendrinus 84, 137°... dus 86, 65 
Cevirlanus 88  .... emo 86, 37 
?Cu 84,5 ... enus 8 
Cingelius 85, 77 Eucarpus 84, 1, 60. 87 
Cintugnatus 84,7, 48, 55, xuchares 87 
144. 85, 49 Faventinus 85, 17. 88 

Cisinebus 86, 130  Feager 86, 82 
Citiso 88 Fer 86, 35 
€. lius 34, 27 Fiaines 189 
TCHOMC 84, 142  Firmus 88 
Cnaeus 84, 139 _Floridus 85, 34 
Comitialis 84, 136. 87_ Fortis 83. 84, 2, 16. 
Communis 84, 12 37, 61. 88 
Comunis 83  ?Foudeum 86, 83 
Conlu 86, 67, 85 Frontinus 84,3. 86, 108 
Copee. L. 78, 20  Gellius 84, 25, 26, 29, 58 
Cosilus 86, 50, 129 Ger 86, 76 
Cracuna 86, 42 Helvius Molanus 78, 18, 
Crestius 86, 51 66, 67, 70, 71, 74,152 
Crispus 86, 48 lassus 88 
ev 78 ... ice 86, 133 
Cudus 8  ...ier 86, 74 
Culas 86, 106 Idgirnus 84, 64 
Dacoma 85, 25 tinic 86, 105 





— 593 — 


Ino 84, 37 
Joc ... 88 
Jossa 85, 6, 10 
Jucundus 84, 43. 86, 121 
Julinus 86, 41 
Julius 84, 140 
Julius Augur78,41,134,137 
Julius Primus 78, 63 etc. 
Junius 85, 31 
.... ius 85, 9 
Justum 78, 86, 186 
?1.1.S 78, 184 
? Kaikus 86, 68 
Laitius 85, 30 
Latinus 86, 79 
?Lenvii Apolliniis 84, 65 
Liberalis 88 
Lubin.... 86, 128 
Lucius 84, 13 
Lucumus 86, 88 
Lupatus 84, 18 
Luteus 86, 114 
Ma 78, 140 
Maccon 85, 21. 88 
Macus 86, 55 
Mafus 86, 62 
Magirus 88 
?Mai.. 86, 61 
Maior 89 
Manduus 86, 97 


Mangandus 78, 73, 77, 
79, 82, 83, 85 


Marcellinus 86, 36 
Marcellus 84, 34 
Marinus 87 
Marius C 78 


Martialis 84, 30. 85, 24, 
117. 86, 38, 59, 101 


Martinus 86, 125 
? Matiullus 88 
Meddulus 86, 110 
Meddus 85, 12, 18. 88 
Mianus 89 
Modestus 84, 38 
Molanus Helvius 78, 18 
66, 67, 70, 71, 74, 152 
Mol.. 84, 18 
Morinus 85, 13 
Moxsius 86, 47 
Murranus 86, 46 
?...mppa 78. 163 
....D 86, 89 
Nacalus 84, 44 
Namonlus 86, 115 
Nasutus 85, 4 
Nicus 84, 39. 86, 75 
Nimpus 84, 6, 42 
P 83 
P. B. V. 87 
? Patrac 86, 123 





u > 2 1 5 i I 2 2 3 0 DS Zen 


—_ 594 — 


Patrieius 85, 7 
Patrius 84, 138.86,80,104 
Peregrinus 84, 4 
Perrus 86. 71 
Petrullus 88 
Placidus 86, 124 
Pontius 84,49, 52. 86,45 
Prinigennilus 84, 47 
Primitius 84. 63 
Primus 78, 131. 86, 
120, 126 

Primus Julius 78, 63, 69, 
75,78, 81, 160 

Pudens 86, 122 
Quartus 86, 81 
Quindus 88 
Rufinus 84, 51. 86, 39 
8 85, 23. 86, 72 
Sacco 84, 35 
Sarmus 84. 17 
Sattamus 86. 57 
Satto 84, 59. 88 
? Savvinus 86, 118 
Secco 84, 46.86, 113 
?Secinalius 86, 86 
Secinus 84, 50 
Secundus 84, 41.85, 111, 
132. 86, 132 


Secundus Alpinus 86, 63 
Secundus C. 78,15,55,156 


Sedatus 85, 2 
Senpron. 78,30, 114, 155 
Senus 86, 95 
Serva 85, 15 
Severus 85, 19 
Silvanıs 86, 983 


Silvinus 85, 29. 86, 84. 89 
Strabo C. 78,10,39,99,104 


Strobilus 84, 24 
T. T. 87 
Tamie 83 
Terminus 85, 16 
Tertius 86, 60 
Tiberalis 85, 28 
Tigranes C. 86, 54. 88 
Tocca 86, 94, 96, 102 
Tritus 86, 99. 88 
?VCFS 87 
? Unmin 86, 94 
Unfer 77 
Unissato 85, 33 
Ursus L. 88 
Varius 88 
Vatus 78 
Veracapit 78, 54, 88 
Vereco 84, 32 
Verus 85, 1 
Viator 84, 23. 87 
Victorinus 88 
?Vi...iom 86, 92 





— 595 — 


Viducos 86. 78 
Vim 86, 98 
Vindemilius 85, 20 
Vindus 86, 53. 103 
Virilis 86, 66 


Virus 85, 8 
Virthus 88 
Vitalis 84, 8, 33. 85, 11, 

26. 86, 56, 63, 127 
Vitiuna 84, 143 


IM. Regiones, populi, oppida, viei. 





Batavus 52 
Berta 50 
Bessus 58 
Brittones Curvedenses 2 
Capadox 39 
Catharensis 83 
Curvedenses Brittoness 2 
Delmatae 53. 80 
Eburo 117 
Forum Julium 55 
Hispanus 14 
Maeseius 53 
® Mattiaci 

Civitas Matilacorum 118. 
119. 120. 121 

curator 119 
decurio 118. 121 
hastiferi 119 


sevir Augustalis 120 


? Mauri 28 
Meloniorum vicus novus 
110 
*Mogontiacum 122 
curator civium Rom. 122 
quaestor 122 
* Nida 111. * 125 
Novus vicus 1. 2 
Novus vicus Meloniorum 110 
Pannonii 54 
Placentia 51 
Raetus 55. 56.257 


Romani cives 1.55. * 122 
cives Romani Mogon- 


tiaci 122 

? Sabinus 44 
Sappanus 59 
Scubuli 59 
? Secuanus civis 60 





ch © „ - U 3 7 £ Z 2 2 iS 


— 596 — 





Taunensis 2.3.21. 30.122. Transrhenana 83 
123. 124 Treveri 71. 72. 81 
civis Taunensis 1. * 122 * Vaticanus 119 
aedilis civium Taun. 21 Vicus Novus 1. 2 
* decurio 124 Vicus Novus Meloniorum 
* duovir 123 110 
Thraces 58 Vindelici 82 
VW. Tribus 
Claudia 4 Ultinia 115 
Menenla 50 Voturia 51 
Berta in Macedonia 50 Placentia 51 
Palatina 69 
V. Dii, deae. 
Apollo 84, 65 
Apollo Toutiorix 48 
"Bellona dea Virtus 119 
? Caelestis 69 
Deus Casius 15 
Cissonius v. Mercurius 
Deus invictus Comes 25 
Deus Dolicenus 13. 14 
Jupiter Dolicenus 12 


Fortuna 26. 27. 29. 41,a. ? 67 





— 597 — 


Juppiter o. m. Serapis caelestis Fortuna etGenius loci 69 


Genius 3 
Genius centuriae 70 
Genius collegii tiemariorum 5 
duppiter o. m. Serapis cael. Fortuna et Genius loci 69 
Genius plateae Novi vici 1. 2 
Genius sanctus 4 

Hercules invictus 19 


In honorem domus divinae 1. 2. 3. 4. 16. 17. 20. 21. 
28. 48. 70. 110. *119. *122 

Juno 
Juno regina 111 
Juppiter 0. m. et Juno regina ? 7. 9. 10. 43. 45. 
47. 110. 117. *118. *120 


Juppiter 
Juppiter Casius 15 
Juppiter Dolicenus 12. 14 
Juppiter Olbius 11 
Juppiter 0. m. 6. 8. 41 b. *125 
Juppiter 0. m. conservator *123 


Juppiter 0. m. et Juno repina? 7. 9. 10. 43. 45. 47 

110. 117. *118. *120 

Juppiter o.m. Serapis caelestis Fort. et Genins loc. 69 
Leucetius v. Mars. 
Loucetius v. Mars. 


Liber pater 20 
diis Manibus 38. 39. 52. 62 
Mars Leucetius 68. 112 

Mars Loucetius 118 
Mercurius 16 


39 





Mercurius Cissonius 18 
deus Mercurius 122 
Mercurius negotiator 17 
Mercurius nundinator 46 
deus invictus Mithras 21. 22. 23. 24 


Olbius v. Juppiter. 
Serapis 


Juppiter o. nı.Serapis caelestis Fort. et Genius loci 69 


Toutiorix v. Apollo. 
* Virtus 
dea Virtus Bellona 


VI. Imperatores, consules. 





Flavius 
ala I Flavia 
Trajanus 
legio XXX Ulpia victrix, in laterculis 
Antoninus pius. 
pro salute domini n. Aug. 
Antoninus philosophus 
p. Ch. n. 170 Ceihego 
Claro consulibus 


? ANTONINVS COMMODVS .... 
*Septimius Severus 
p. Ch. n. 208 ter et bis consulibus 


119 


27 
79 


68 


‘ 110 


31. 33 


118 





CARACALLA 
p. Ch. n. 211 Gentiano 70 
Basso consulibus 
p. Ch. n. 213 imperat. d. n. Antonino Ill 
Balbino Il consulibus 
leg. VII Antoniniana 4 
SEVERVS ALEXANDER 
p. Ch. n. 223 Maximo | 72 
nomine collegae deleto 
p. Ch. ıı. 224 Juliano | 4b 
Crispino consulibus 
p. Ch. n. 229 d. n. imp. Alex. Aug. III 3 


Dione consulibus N 
p. Ch. n. 230 Agricola | 1 
Clementino consulibus 
p. Ch. n. 235 ? (pro salute) imp.d.n.S.. Alexand..67 
Leg. XXI p. Alexand. p. f. 1 
Leg. VII gem. Alexandriana 48 


Alexandri nomen erasum 1. 3. 48. 67. 72 
® MAXIMINVS 


p. Ch. n. 236 imp. Maximino ' 119 
Africano consulibus 
Maximini nomen erasum 119 
GORDIANVS 


p. Ch. n. 241 Gordiano 


Pompeiano consulibus | 29 


— — —— ————— EB 





M. Res militares. 





Alae 
I Flavia 


eques 60 


I Flavia milliaria 

eques 27 
? Maurorum 

praefectus 28 
Scubulorum 

veteranus 59 

Centuriae. 
centuria T. Aviti 
p.Ch. n. 211 70 
passim in laterculis. 


Cohortes 

II augusta 

miles 13 
1lI Dalmatarum 

laterculi 80 
V Delmatarun 

miles 53 
I Pannoniorum 

miles 54 
Ill praetoria pia vindex 

veteranus 1 
Il Raetorum 

miles 56. 57 


ji Raetorum civium Ro- 


manorum 
centurio 55 
veteranus 55 
iii Thracun 
eques 58 
Treverorun: 
72 
Ill Treverorum 
latercull 81 
Ill Vindelicorum 
laterculi 82 
XXI voluntariorum 
centurio 25 
miles ? 38. ? 39 
Legiones. 
I adiutrix 
latereuli 73 
Ill Macedonica 
centurio 69 
laterculi 74 
VI victrix 
centurio 19 
VII gemina Alexandriana 
centurio 48 


vexillarii 19 





VII augusta 

centurio 71 

miles 50 

laterculi 75 
VIII Antoniniana augusta 

miles 4 
x 

laterculi 76 
XIII gemina 

miles 116 

veteranus 1 

laterculi 76 
XIII gemina Martia 

vietrix 

centurio 41a 

laterculi 76 
XV 

miles 115 
XXI rapax 

centurio fabrum 77, 1 

laterculi 77 
Xu 

centurio fabrum 78 

miles 44 

laterculi 78 
XXII primigenia 

centurio fahrum 78 

laterculi 78 


XXII primigenia Alexan- 
driana pia Adelis 


miles 1 
XXI primigenia fidelis 
latercull 78 
XXII primigenia pia 
centurio fabrum 78 
lateruli 78 
XXlI primigenia pia fidelis 
veteranus 52 
miles 7 68 
laterculi 78 
XXX Ulpia victrix 
laterculi 79 
Numeri 
Brittonun Curvedensium 
centurio 12 
Cattharensium 
laterculi 83 
Treverorum 
pedatura 71 
Aerorum 116 


beneficiarius consulis 4 
centurio 


cohortis 25. 54 
fabrum passim in la- 
terculis 

legionis 19. 41 a. 48. 

69. 71 

numeri 12 
contubernalis 44 
eques 27. 58. 60 





— 602 — 


alae 27. 60 
cohortis 38 
immunis consulis 1 
miles ? 38.7 39 


cohortis 13.53. 54. 56. 57 
legion. 1. 4. 44. 50. ? 68 
* milites 125 
pedatura 71 


? quaestionarius 13 
stiprendia 408.50. 53. 54. 

56. 57. 58. 60. 61 
veteranus 


alae 39 
cohortis 1. 55 
legionis 51. 52 
vexillarij 19 


VIE. Notabilia varlia, 


Aedilis 21 
aerorum pro aerum 116 
ara 1. 3. 18 
ara yuintana 3 
ars creiaria 62 
Batays pro Batavus 52 
cives pro civis 59 
cretaria ars 62 
civis 1. 21.55. 57.59. 60 


118. 119. 120. 121 

*122 *123 *124 

collegium tignariorun 5 
*conlabsum p.conlaps. 119 
curam agere 71 
curator 119. 122. 
*decurio 118. 121. 124 


devota 72 
de suo 5. 110. *125 
dominus noster 4. 67. 68 
duleissimus 

contubernalis 44 


infans 114. *121 
* duoviri 123 
edicula pro aedicula 1 
e suo > 
ex ala 59 
ex cohorte 13. 34. 58 
ex legione 51 
ex origine 1 


ex voto 8. 16. 21. 28. 49 
67. 117. *118 


filia 62. *124 





— 603 — 


fillus 50.51.52. 53. 115.°121 


fraier 50. 54 
fratres 116 
Geneo pro Genio 4 
heres 52. 54. 56. 57. 59 
heredes 55 
Imperator 3. 4. 65. 67. 68 

*119 
infans 114. *121 
in honorem 47 
+in pace 66 


in suo 8.41b. 117. *120 
in honorem 47 123 
D. D. vide in ind. V. 


K pro Ka 30 
+labarum 101 
letus pro laetus 2 


Lovcetio p. Leucetio 113 
Martine pro Martinae 95 


memoriae 62 
mater 1. 114 
milliaria 27 
monitu dei 20. 30 
jmonogramma 66 
murus 72 
natione 52 
negotiator 

artis cretariae 62 

* Mogontiaci 122 


O pro Aulus 68 
opus 54 
Panoniorum pro Panno- 
niorum 54 
pater 20. 38. 114 
pater patriae 72 
pecunia sua 22. 54 
pientissimus 62 
platea 1. 111. 115. *125 
platea praetoria 3 
platia pro plaiea 2 
ponendum curavit 68 
* pragmaticus 124 
pro salute 45. 68 
pro se suisque 69 
? quaestionarius 13 
* quaestor 122 
qui et 11 
Tquiexcit p. quiescit 66 
qui vixit 114. *121 
quintana ara 3 
regina 9. 10. 111 
Raitorum p. Raetorum 
55 
*sacerlotasisp.sacerdo- 
talis 124 
sacrum 19. 27 
sanclus 4 


Secuanusp.Sequanus. 60 


zenpegsrereerr en. 





— 64 — 





*seviri Augustales 120 Ultinla pro Voltinia 115 
*ter et bis consulibus 118 voti compos 48. 69 
tignariorum collegium 5 uxor 49 
tribus 6 +42 66 
vide in indice IV. ZHCAIS 96 
tudium pro T. votum 2 Xogoin 92 
x Notae. 

?A anhorum 39 * curator 122 
AD. ADI 73 € 70 
AEL 9 9 48 
AN 40 a. 50. 52. 58. 54 )12.19.25.41 a. 47.55.69 
55. 56. 114 _ CHO 54 

ANN 59. 116. C.L. 4. 26 
ANNO 58 °C.M. 1%. 121 


AVG Augustus 3. 21. 68.72 
augusta 4.13. 50.71.75 


* Augustalis 120 

B. F. 4 
C Gaius 12. 42 43 50. 
55. 78. 86. 88. 102 

»119. *124 

coniux 45 
centurio 71 
civis cf. C.R &. C. T. 
*cvitas 118. 120. 121 


COH. 1. 13. 38. 53. 55. 56 
58 et in laterculis 
80—82 

COS. 1. 3. 4. 21. 29. 70 
72. 110. 114. *118. *119 


»122. 123 

C. R 1. 55. *122 
Cc.T 21. 122. *123 
CVR. curator 91. *119 
curam. 71 
?C.V 78. 102 





— 005 — 


D. Decimus 9 

dies 114 
* decurio 118. 121 
DAL 80 
DCSCIP 103 
DD 1. 3. 11. 12 
°DEC 124 
D FECER 111 
DIM 21. 22. 23. 24 
D. IN. C. 25 
DIS MN 38 
D. M. 39. 52. 62 
DN 4. 67 
EO 27. 58. 60 
EXV 21. 28. 67 


F fecit 54 et passim iin 
laterculiset vasis. 
filius 50. 51. 34.55. 98. 


115 
F.C 40a. 55. 62.114 121 
124 
F.F.C 50 
FIL 53 
°FILI 124 
FILIV 55 
FE FEC in vasis. 
FL 1 
G Gaius 8. 88 
Genius 70 
GE 48. 51. 116 


GM 76 
GMV 41 a. 76 
HERED 55 
H.F 59 
H.F.'. 52. 54. 56. 57 
HS.E 51. 53. 54. 58.59 
HS EST 116 
H. S.E.ILF 59 


I. HONOREM D.D. 17 
IN. H. D.D. 1. 2. 3. 4. 16 
20. 21. %8 35. 48. 70 
110. 114 *119. *122 

IMP 3. 4. 65. 67. 68. 72 
119 

IN SP 117 
1.0. M. 6. 7.8.9. 10.41b, 
43. 45.47. 69. 110. 117. 
*118. *120. 123. *1235 


IMM 1 
IVN 43 
IVL 12. 16. 24. 55. 78 
IR 9 
L. 41 a. 48. 51. 52. 78. 

88. *119 


LEG 4. 19. 41 a. 48 49. 
51. 52. 68. 69 71.115 
et In laterculis. 
L.L.M 14. 27. 28. 30. 40. 
*118 
M. Marcus 22. 40 b. 114 
39* 





— 606 — 


mensis 114 
Macedonica 69 
manibus 86, 71, 84, 120 
89 
* Mogontiacum 122 
MIL 44. 53. 56. 57. 115 
ML 50 
N 71. 83 
0 68 
OF passimin vasis. 
OFFIC 84, 52 
OFIC 86, 66 
OP. PEC. S.F 54 
P. passus 71 
pia 1. 78 
posuit 69. 117. *120 
primigenia 1. 78 
Publius 69 
PAL 69 
PED 71 
P.F 78 
P.L.L.M 28. 30. 41 b 
PLA 3 
POS 10. 116 
*POSI 118 
PO 8. 44 
P. P 
pater patriae 70 
primigenia pia 18 
P.P. F 1. 78 


PR 78 
PRET 1 
PRF 78 
PRP 78 
PR.P.F 52. 68. 78 
PSP 22 
Q Quintus 38. 115 
* quaestor 122 
quaestionarius ? 13 
que 69 
R 77 
RE 43 
REG 47. 111 
REGIN 117 
S 111 
SP 51 
S. T. F. J. ERED. F. C. 
55 
STI 53. 54. 59. 61 
STP. 50. 56 
STIP 48. 57. 60 
STIE 40 a 
STIPENDI 58 
S. T. T. L. 63 
T I. 59. 111. 112. *119 
b 4 
F 47 
TR tribu 69 
Treveri 81 


TRIB. POTES 72 





V 38 
VA 104 
VET 55 
VER 59 
VETER 49. 51 
VIER 52 
VEER 111 
VICT 19 
VIND 82 


VOL 25. 39 
voT 51 
V. S. I. L. M. 9. 26. 112 

113 *122 
V. S. L. L. M. F 13 
V. S. L. M. 15. 41 a. 
V. V. 79 
euv 123 
e IIIIII VIR 120 


x, Loca, ubi titulli asservantur. 





I. In Nassvico ducatu. 
In museo Wiesbadensi 1—8. 
5—8. 10. 14. 16—25. 
27.29.30. 32— 37.402 41 
—43. 45. 46. 48.—67. 
70—78. 80. 82—86. 90. 
94—101. 103— 117 
In vico Ems 87 
In vico Heddernheim 26. 28 
II. Loca externa. 
Bonnae in museo 78. 86. 91. 
Francofurti 


in bibl. Gymnasii 89 
in bibl. publica 83 
in museo Roemer - Büch- 
neri 11. 12. 13. 76.78. 
83. 88. 91. 92. 93. 
Hessenkassel in museo 38 
Mogontiaci in museo 31. 40b. 
*118—120. *122— 125. 
III. Perierunt 4. 9. 15. 39. 
44. 47. 68. 69. 79. 81. 
87. 102 * 121 





— 008 — 


XL Loca, ubi tituli reperti sunt. 





L In Nassoico ducatu. 
Bierstadt 45. 46. 78. 81 
Dotzheim 67 
Ems 87 
Floershein 44 
Frauenstein 68 


Heddernheim 1— 40. 73. 76. 
78. 83. 84. 86. 88. 89. 


91—93. 102. 107 
Heftrich 78. 82 
Hoechst 76. 77. 78 
Hofheim 76. 77. 78. 86 
Idstein 87 
Keniel 8 
Libbach 78. 81 
Liederbach 43 
Marienfels 78. 99. 100 
Marienhausen 69 
Mosbach 78 
Nida 41— 42.75.76. 78.79 


Orlen 70—72. 78 
Rambaclı 76 
Reifenberg 78. 82. 83 


Wehrheim 78 
Wilesbadend7—66. 73—78. 
80. 82. 84. 86. 

87. 9ı. Wü 

il. Loca externa. 

Alzei 85 
Bretzenheim 112—114 
Finthen 84. *122 
Flonheim 90 
Hechtsheim 109 
Heimershein 84 


Kastel 84. 85. 90. 110.111. 


* 118—120. *123. *125 
Kreuznach 90 
Mainz 73. 75— 78. 83.— 85. 

90. 115. *121 
Rödelheim 76 
Weisenau 78. 84 
Worms 98. 117 
Zahlbach 77. 84. 116.*124 


III. Incerto loco 74.76.78.85. 
88. 90. 94. 95. 97. 
101. 103—106. 108 


Fe 


II. 
Miscellen 





— 611 — 


Die Altefte urkundliche Erwähnung des römiſchen 


Pfahlgrabens in Naffau. 
Bon Dr. Nömer: Büchner in Fraukfurt a. M. 


m — — —— 


Eine der fchägbarften Urkunden für die biftorifche 
Topographie des Herzogthums Naffau ift diejenige, welche 
Joannis script. rerum Mogunt: II, p. 514 mittheilt 
und die ſich wörtlich gleichlautend au in Kremer’d 
Orig. Nassoic. II, p. 117 abgedruckt findet. Die Kirche 
zu Schloßborn, (Born—Brunnen, brunnon), unweit König- 
ftein war von Erzbiſchof Willigis von Mainz erbaut, 
von dem dänischen Biſchof Staggo eingeweiht und mit 
ihrem weitläufigen Sprengel dem Stifte St. Stephan 
in Mainz übergeben worden (ums Jahr 1000). Bald 
darauf wurde die anfängliche Holzfirche abgelegt und 
eine neue, fteinerne an deren Stelle aufgeführt und von 
den heiligen Bardo, Erzbifchof von Mainz, im Jahr 
1043 eingeweiht. Bei dieſer Gelegenheit ftellte derſelbe 
die nachfolgende feierliche Urkunde aus, worin er bie 
Schenkung ded Erzbischof Willigis beftätigt und die 
Grenzen des Kirchfprengeld genau feſtſtellt. Hierbei fin= 
det ſich num unter andern die erfte urfundliche Er- 
wähnung des vömifchen Umes transrhenanus, des im 
Raffauifchen fogenannten Pfahlgrabens, unter ber 
Bezeichnung phal. Da die und befannten Abprüde der 
Urkunde mangelhaft und gerade in ber Schreibart der 
Orts⸗Namen zum Theil fehr entitellt ") find, fo möchte 


1) Die wichtigſten abweichenden Lefearten bei Joannis werben 
unter bem Texte angezeigt. gr 





— 62 — 


ein biplomatifch genauer Abdrud ber ganzen Urkunde 
aus dem Original ?) in den Annalen des hiſtoriſchen 
Landesvereins wohl am Plage fein. 





In nomine sancte et individue Trinitatis. Notum 
alt cunctis in Christo credentibus, presentibus scilicet, 
atque futuris, | quod hic est terminus determinationis ec- 
clesie, quam Willigisus Venerabilis Archiepiscopus in 
villa, que dicitur Brunnon, jussit construl, | et a Stag- 
gone episcopo Danorum fecit consecrari: A fonte fluvii 
Wilene, et sic Auvium descendendo usque ad eum locum, 
qui vulgo dieitur Lahc ’), | ubi predia Hartmanni et 
Gaganhardi ?) finiunt, et sic in flurium, qui dicitur 
Scanwilina, et eundem Auvium ascendendo ad eum lo- 
cum | ubi predia Cuononis ducis, et Hartmanni ab In- 
vicem separantur; et inde usque in medium montem 
Veltberc, ad eum lapidem, qui | vulgo dieitur lectulus 
Brunihilde ®), etsic viam quandam usque ad Esgene- 
struot,ubi Ronebach rivulus oritur, etinde per medium | 
montem Bodenhart, et sic in finemeiusdem montis usque 
ad eum locum, ubi scamna suni poslia, et a scamnis 
usque in illum montem, | qui dicliur Wazzonis mons, 
et inde in fontem, qui diciiur Selebrunnon *) et sic 
in rivulum, qui dieitur Buochbach, ac totum | predium 
Geroldi *), in loco, qui dieitur Laresbach, et sic de 
scendendo in fluvium, qui dicitur Cruofdera ®), et 
eum fluvium descendendo usque ad eum | locum ubi 
Duosna influit, et lud flumen ascendendo usque in 


2) Die wohlerhaltene Original-Urkunde befindet ſich bermalen 
im Archiv ber Aniver). Bißtinthet N.881, 
wohin fie mit einer Anzahl von Urkunben vor einigen 
Jahren burh Kauf, von Prankfurt aus, en if. 
Nach der Dandſchrift bes Kataloge feinen biefelben früher 
im Befige bes verlebten Hifiorikere von Fichard fih ber 
finden au haben. 

1) Lach ) Baganhardi ®) Brunnihilde, 

4) Belebrannon. *) Beroldi. ®) Bruofdera. 





— 613 — 


eius fontem, et a fonte Duosne fluvii in plateam, que 
de Wisebadon | tendit in Logaenahi "') et sic per 
eam plateam usque ad eum locum, quidiciturphal °)etsicin 
phal in circuitu usque ad fontem Wilene fluvii | predicti. 
Quam ecciesiam cum uniuersa determinatione tempore 
Ottonis iunioris imperatoris idem prefatus Archiepiscopus 
Willigisus ad ecclesiam sancti | Stephani protomartiris 
infra murum mogontie °) in monte sitam, servicio 
fratrum ibidem deo servientinm cım omni utilitate do- 
navi. Sed tunc | temporis eadem ecclesia lignea erat, 
que postea tempore Henrichi '*) regis, fili Cuon- 
radi '*) imperatoris, ac domni Bardonis, Venerabilis 
Archiepiscopi, in melius | restaurata lapidea facla est. 
Diud igitur nihilominus lateat, quod idem dominus vene- 
rabilis archiepiscopus Bardo eandem ecclesiam ipse con- 
secrauit, | atque eandem terminationem cum wuniuersa 
decimatione eidem ecclesie omni iniegritate firmavit. Et 
ut hec firmacio stabilis et inconvulsa permaneat, hanc 
epistolam consecribi iussit, et sigilli sui impressione Corro- 
boratam, subtus firmare precoepit. Siqua autem persona, 
magna uel parra | contra hec uenire, uel aliquid, quod 
factum est, permutare temptaverit, iram omnipotentis dei 
et sci Stephani protomartyris incurrat, et | omnibus 
Christi fidelibus resistentibus votum suum ad unguem 
non perducat, ac divini anathematis ulcione dampnetur. | 
Hec autem facta sunt anno dominice incarnacionis Mil- 
lesimo XLIII. Indict. XI. 


Das Freisrunde Siegel ift unten aufgedrüdt. Es 
ift unverfehrt und zeigt dad Bruſtbild des Erzbifchof, 
mit unbededtem, tonfurirtem Kopf; in den am unteren 
Rande nach fichtbaren Händen hält er rechtd den un⸗ 
verzierten Krummftab, links ein aufgerichtetcd Bud). 
Umſchrift: 

BARDO ARCHI PRESVL. 





— — — — 





7) Logenai. 8) qui dicitur Pfal in circuitu usque etc. 
®) Moguncie. 39) Henrici. 21) Cunradi. 


— 





— 614 — 


Auf der Rücdfeite der Urkunde ſteht die ſpätere 
Archivalaufichrift: 

Firmato donationis B. Willigisi Ven: Archiep. Mog. 
determinationis locorum ad ecclesiam in Villa Brunnen 
sive Born prope Castrum Königstein, quae Eccl. cum uni- 
versa intus specificata determinatione ab eod. Ven. Willi- 
giso Ecclesie S. Stephani prothom. ab ipso V. Willigiso 
iufra Vrb. in monte constructae cum omni utilitate do- 
nata est tempore Ottonis iunioris Inperatoris. Ven. Bardo 
Arichepiscopus eandem Ecclesiam in Born in melius 
restauratam et lapideam faciam consecravit. Anno Mille- 
simo et 48. 





Born cum pertinentlis et allis advocatiis Eschborn, 
Münster, Liederbach et Hattersheim vendita pro 3000 fi. 





II. 
Die alte Münze zu Wiesbaden, 


von 
Dr. jur. Euler zu Frankfurt a. M. 


Kanʒich kam mir eine kleine Naſſauiſche Silber⸗ 
münze zu Geſicht, welche meines Wiſſens noch uncdirt 
iſt und deren Bekanntmachung um ſo mehr von Interejie 
fein dürfte, als befanntlidy Ältere naſſauiſche Münzen zu 
den Seltenheiten gehören. Sie ift von der Größe cincd 
Kreuzers und zeigt auf der Hauptjeite den Schild mir 
dem nafjanijchen Yhven, darüber eine bis zum Leibe her: 
vorragende Figur mit der Umjchrift: Adolfus ® Comes. 





— 615 — 


(ADOLFVS % COMES), auf der Rüdfeite aber nochmals 
denfelben Wappenfchild mit der Umſchrift: moneta * wese- 
baden (MONETA- WESEBADEN). Die Schrift ift die 
f. g. gothiiche. Unbekannt ift es, zu welcher Zeit das 

aus Naffau zuerjt dad Münzrecht erlangt habe. Graf 

einrih II von Naſſau hatte bereitd eine Münze zu 

iegen, denn 1224 befennt Erzbiichof Engelbert von 
Göln, quod oppidi Sige de novo construcii Comes Nasso- 
wensis in moneta theloneo et ommni jure suo medie- 
tatem ihm und der Gölner Kirche übertragen habe ?). 
Auch in Herborn, für welche die Grafen Walram und 
Dtto 1251 Etadtrecht und Wochenmarft erhielten, wird 
bald darauf eine Münze errichtet worden fein, da ſchon 
1259 der dortige Müngmeliter erwähnt wird ?). Bel 
der Ländertheilung zwiſchen diefen Brüdern 1255 erhielt 
Dito den Theil nördlich der Yahn, worin die Städte 
Siegen, Herborn, Dillenburg lagen, Walram den Theil 
üblich der Lahn mit den Hauptorten Spftein und Weil⸗ 
burg *). Die Herren des DOttonifchen Stammes Tiefen 
daher wohl in Siegen und Herborn münzen. Wo aber 
Walrım und feine nächften Nachfommen ihre Münzen 
hatten, ob fie auch die Münzftätten in Siegen und Hers 
born benutzten oder ob fie alsbald in ihrem Landestheile 
eine neue Münze anlegten, iſt nicht befannt. Aus der 
Umfchrift einer naffauifhen Münze *) „Moneta Edgesin” 
läßt jich folgern, daß fi in Idſtein ( Etechinftein) eine 
Münze befunden babe. In dem VBergleiche über die 


1) Lacomblet Urf. 11, 120. Kremer, acab.Beitr. II 251. Kre⸗ 
mer Entw. einer genen. Geſchichte des Dttonifhen Aſtes ıc. 
Url. Nro. 189. Bergl. auh Kremer ©. 410. Arnold, 
Geſchichte der Dranien-Naff. Länder I 38. Die Einkünfte 
aus diejer Münze verpfändete Erzbifhof Eonrab 1252 ben 
Grafen Walram und Otto. Kremer Url, Nro. 156. Ur⸗ 
kundlich kommt die Münze zu Siegen noch 1813 vor. Ar- 
noldi IIf, b, 100. 

2) Kremer uri. Nro. 154. Arnold II, b. 118. 

3) Kremer Urt. 161. Hennes Geſchichte der Grafen von Nafe 


fau I, 226. 
6) Mader Beitr. VI, 209, 





— 616 — 


Höfe zu Weilburg zwiſchen dem Bifchof von Worms 
und Graf Walram, 1195, ift zwar gefagt, daß wenn 
auf dem Berg eine Stadt erbauet würde, der Gewinn 
an Zoll, Münze u. f. w. gleich getheilt werben folle *). 
Allein es fcheint nicht zu einer Anlage gekommen zu fein. 
Später war eine foldde in Wiesbaden. Denn dieſer 
Drt, der noch 1123 als curtisregia erjcheint ) und in der 
Brudertheilung von 1255 gar nicht erwähnt wird, Fam 
an die Srafen: fchon in dem Weisthum von 1353 wird 
efagt, daß die Grafen den freien Hof zu W. von Kais 
er und Reich bergebracht — und von Alters her 
befäßen ), in dem Fenbrie e K. Sigismund von 1418 
aber wird unter den Reichslehen des Grafen Adolf nes 
ben Wiesbaden und feinem Zubehör auch das Münz- 
recht „item, guldin und filbrin Münze zu Wießbaden 
zu ſlahen“ aufgeführt *). . 

Die Grafen fcheinen jedoch ihr Münzrecht weder 
ftarf noch lange Zeit hindurch ausgeübt zu haben. Denn 
ed finden fich einestheild nur wenig urfundliche Erwähs 
nungen der nafjauifchen Münzen und anderntheils gehoͤ⸗ 
ren, wie ſchon bemerkt, Alterenaflauifche Münzen zu den 
feltenen Erjcheinungen °?)., Mader 10) und Wellen: 
heim 2) führen einen Denar Ottos an, auf dem fidh 
unter einem mit Perlen gezierten Kopf das naflauifche 
Mappen befindet und welchen fie dem Stifter des Otto⸗ 
nifchen Altes beilegen. Auf dem Titel des britten Bans 
des Zr Abtheilung des Arnolpi’fchen Werks find ein Naf- 
fauer Brarteat und der Solidns eines Ruprecht abgebil« 


©, Kremer Url, Nro. 99. 
7) Kremer Urk. Nro. 174, 
5) Kremer Urk. Nro. 175. 
9) Arnoldi III, b. 26. Hier wirb bemerkt, ba er Graf Jo⸗ 
bann ber Weltere wieber an bie Unlegung einer Münze 
edacht, es fi) aber damit doch noch bis in das 17. Jahr⸗ 
hundert verzogen babe. 
10) Beitr. VI, 88. 
11) Münzſammlung II, 2, ©. 162. 


R Kremer Url. Nro. 2. Hennes I, 118. 





— 617 — 


det, deren Abzeichnung Arnoldi vom Profefior Bodmann 
erhalten hatte (S.114). Die in Adam Berges Münzbuche 
(München 1604) abgebildeten Naſſauer Körtlinge wer⸗ 
den von Arnoldi (S. 26) bezweifelt. 

So ift denn der oben erwähnte Denar ein inte 
reflanter Beleg für die Thätigfeit der Münze zu Wied- 
baden. Der darauf bemerkte Graf Adolf von Naſſau ift 
wohl der 1370 geftorbene Stifter der Wiesbadener Li- 
nie, welche Spftein und Wiesbaden befaß und 1605 er: 
(ofch, oder defien 1426 geftorbener Enkel Adolf II, auf 
welchen der oben erwähnte Lehenbrief lautet. 


EIER. 
Ueber den Orts-Namen Kleeberg. 
Von K. Eh. Freiherrn von Leutſch in Wetzllar. 





Es hat zwar nie an Geſchichtsfreunden gefehlt, die 
ihren Scharffinn an der Auslegung geographiſcher Ramen 
verſucht, und dadurch die Aufmerkſamkeit ihrer Leſer oder 
Zuhörer zu erregen geſtrebt haben, doch iſt in neu⸗ 
erer Zeit vielfältig diefes etymologifche Studium umfaſ⸗ 
fender betrieben und dadurch das gefammte deutſche Alter: 
thum aufzuhellen verfucht worden. Es dürfte daher eine 
Bemerfung über gewiſſe dabei zu beobachtende Rückſich⸗ 
ten den Lefern Dieter Blätter vielleicht nicht unangenehm 


fein. 

Wenn es nämlich vicle Ortfchaften gibt, die ihren 
Kamen von ihrem Stifter, von dem Erbauer eines Hofes 
haben, der fpäter in ein Dorf ſich ausdehnte, fo daß wir 
hier die Inhaber von Graffchaften, Herrfchaften oder auch 
nur Rittergütern bleibende Stätten für ihre nacdhgebornen 
Söhne errichten fehen, fo liegt Doch am Tag, daß, wo 





— 618 — 


wir urfprüngliche, noch aus der Heidenzeit herftammende 
Orte haben, wir in die Götterlehre übergehen und 
Heroen, Genien oder Halbgötter als Ramenerfinder biefer 
Orte auffuchen müflen, indem dieſe überall in der alten 
und befannten Heidenwelt, und alfo jedenfalls auch in 
Deutichland, ald Gründer der Städte und DOrtfchaften, 
und als Urheber und Verleiher ihrer Namen gefeiert 
wurden. 


Fragen wir nun nach der Abſtammung des Ras 
mend Kleeberg, an welchem wir ein Beifpiel un⸗ 
ferer Ortönamend-Erflärung geben wollen, fo fünnte man 
wohl fagen, es fei, wie Gleiberg der Berg am Gleibach, fo 
Kleeberg der Berg am Kleebach, und alfo nichts Dun 
fele8 oder der Erklärung Berürftiged vorhanden, höch- 
ſtens zu benierfen, daß vielleicht die furz vor der Völker⸗ 
wanderung hier an den PBfahlgraben herangerüdten 
Franfen dDiefen Namen mitgebracht und die Klee nach dem 
Gleibach oder der Klein bei Kirtorf, wo fie hergefommen 
waren, umgetauft haben dürften; — da fich aber auch 
ein Glauburg, Glaberg, Gleiberg (wie der Wette: 
rauifche Geographus dieſe verichiedenen Schreibarten,S.156 
anführt) oder Glo- nnd Glouburch ander Nidda, ein Glaub: 
zahl bei Rodheim und weiter ein Glauberg unweit Efchenrod 
findet (Siehe Prof. Ph. Dieffenbach , Auszug aus dem Tage: 
buch im Archiv für Heſſiſche Geſchichte V, Heft 1, S. 139); 
fo dürfte wohl anzunehmen fein, daß, fowie bei vielen 
andern Ortönamen, auch bier Bach und Ort von derjel: 
ben Gottheit ihren Namen erhielten, und alfo nicht cine 
aus dem andern, fondern beide aus cinem Dritten zu 
erflären fein möchten. 


Wer war nun aber diefer Glau, Klee oder lei, 
nach welchem alle diefe Drte benannt worden fein konn— 
ten? — Niemand anderd ald der Apollo-Livius, der 
auf dem Grabdenfinal bei Igel (ald Gebieter über 
die am Nordpol befindliche Unterwelt, wohin fich die 
Seele des Abgefchiedenen begab) Eliv heißt; denn es iſt 
das dort vorfummende CLIV feine Zahl, indem von der 
Heiligkeit ver Zahl 154 nichts befannt ift, fondern ein 





— 619 — 


Name, derfelbe, von dem der Name des befannten Lon⸗ 
gobardenkönigs Clebus oder Clepho, des Nachfolgers 
Alboins, entlehnt war, und dem wie in Griechenland 
alle Berge !) und „Aogoe", in Stalien alle »Clivi«, in 
Deutjchland überhaupt alle „Klippen“, fo auch nament-= 
lich viele Berge dieſer unferer Gegend geheiligt waren, 
die denn hiervon entweder wie diefe: Gleiberg, Glou⸗ 
berg, Kleeberg, oder von dem Apollo-Epillus— 
Bielius auch Bielſtein, Billftein, Bildftein und 
Beilftein genannt wurden. 


Es wird dieſe etymologiſche Ableitung durch bie 
Heraldik beſtätigt. Denn es führen die aus der Glau⸗ 
burg an der Nidda abſtammenden und von ihr bes 
nanuten Batricier von Glauburg in Frankfurt a. M. 
als Helmfleinod ein mit den beiden Zeigefingern den 
Mund aufreißendes wachfendes Männchen (S. Sieb⸗ 
macher Wappenb. I, 210 n. 3), ein allerdings nicht 
fchönes, doch aber uralte8 und den Außerften Hohn und 
Beratung bezeichnendes Bild, dad auf ein den Apollo- 
Niördr betroffened großed Mißgefchik und eine ihm 
dabei widerfahrene fchmähliche Behandlung anfpielt, von 
der zwar Die griechifche Sage nichts meldet, die das als 
les hinter dem Sklavendienſt zu verſtecken fcheint, ber 
den Apollo wegen der Erlegung der Eyclopen traf; bie 
ältere Edda kennt die Sadye aber noch genau, indem in 
ihr Kofi den Niördr durch einen fehr an das Obfröne 
grenzenden Vorwurf zum Schweigen bringt. Denn wenn, 
um auch Died noch zu erklären, in den alten Zeiten die 
Eieger nach vollftäindig beendigtem Kampf Die Beſiegten 
zu Sflaven machten und meiftbietend verfauften, fonach 
mit den Ilnterjochten ungehindert jeden Muthwillen trei- 
ben Fonnten; fo fann man fi) denken, wie während des 
Kampfs mit Den Geſangenen umgegangen wurde, ba 


— — — * — — — — sone ED 


1) Homeri Hymn. in Apoll. v. 22.: 
Denn dir gefielen die Inftigen Warten und hoher Gebirge 
Dberfie Gipfel und die zur See hinfließenden Ströme. 


m... 





— 9 — 


fhon Tacitus (Anm. I, 61) die patibula und scrobes 
der in der Schladt im Teutoburger Wald gefange- 
nen Römer erwähnt, und vieles verfchweigen mag, was 
den Varus bewog, den Eelbitmord der Gefangenfchaft 
vorzuziehen. Die angeveutete Etelle der älteren Edda 
fheint aber anzugeben, wie mit denen verfahren wurde, 
die nicht zu Tod gemartert, fondern denen das Leben 
gefchenft wurde, und die, nachdem dieſe Yeierlichkeit mit 
ihnen vorgenommen worden war, al8 Geißeln, al8 Bür- 
en für die Treue ihrer Anverwandten, die etwa einen 
nternverfungövertrag geſchloſſen hatten, in der Gefans 
genſchaft behalten wurden. 

So richtig fonach dieje von der Edda über Niörbr 
erhaltene Rachricht fein dürfte, fo fcheint ed Dagegen doch 
ein Mißverſtaͤndniß zu fein, wenn fie ihn nun auch gleich 
zu cinem wirklichen Geißel macht und erzählt, die Banen 
hätten ihn den Göttern als Geißel geftellt, indem 
das eine ganz eigenthümliche, mit der gefammten übri⸗ 
gen alten Mythologie im Wipderfpruch ftchende und ir- 
gend eine vernünftige und paſſende Erklärung ausfchlie- 
ßende Nachricht if. ES fcheint vielmehr Apollo-Risrdr 
als Drafelgott Kies-Helios, Gieſſel chedem gehei- 
Ben zu haben *) und als jolcher der Mitregent des ober: 
ften Gottes, defien „Geſelle“ geweſen zu fein, wie er 
das ja in Griechenland ebenfalld war: da nun aber in 
Deutfchland die Drafel dem Niördr wieder abgenommen 
wurten, der Beiname Gieſel ihm aber blieb, fo fcheint 
diefer, deſſen urjprüngliche Bedeutung in Vergangenheit 
gerieth, durch eine wirfliche Geißelſtellung erflärt wor: 
den zu fein. 


— — — — · — .. =. 


*) Die vollfländigere Erflärung des Wortes „Beilfel” hat der 
Herr Berfaffer in einer anderen Tleinen Abhandlung über 
den Mercurius Cissonius verfudt, bie mir einer fpäteren 
Mittheilung vorbehalten müſſen. 


[Aumert. d. NRebaction.] 





— 621 — 


Die etwas verberbte 34. Strophe der Aegisdrecka 
fautet übrigens, wiederhergeftellt, folgendergeftalt: 


Thegi tbü Nidrdr Tace tu Niörde 
thü vart nordan hiugat ?) tu eras e septentrione huc?) 
gils um sendr at gothom: obses missus ad deos: 
Hijmis meljiar haufdo Hymeris fillae utebantur 
tkik at hlandtrogi te pro lotil-alveolo 
ok ther i munn migo. et tibi in os immejebant. 


Es wurde übrigens Apollo in den hiefigen Gegen- 
den jedenfalls nicht fowohl als Monats: oder Drafelgott, 
Sondern vielmehral® Heros, d. h. ald Stammvater ber 
hier angeftevelten WBölferfchaften und Familien verehrt, 
wie das denn auch in Griechenland nicht ohne Beifpiel 
war ®), und in Gallien felbft ebenfalls ftattgefunden zu 
haben ſcheint; denn hierin liegt unferm Dafürhalten nach 
der Grund, warum, da die Gallier vor und zu Eäfare 
Zeit auf ihren Münzen der Mehrzahl nach die magna 
mater abbildeten, die öftlich gegen dic Alpen und den 
Rhein hin, fowie einige im Eden mwohnenden Völker 
den Apollokopf darauf fehten, wie die Cavaren, Helvetier, 
Aeduer oder Petrocorier, Lemoricer, oder wie die Bel⸗ 
gen in Britannien ihn in ganzer Figur auf einen Pferde 
dahin reitend vorftellten mit Beifegung feines Namens 
Eppillus Sa es fcheint daß noch heut zu Tage der 
Rheinftrom feinen dichterifchen Namen „Bater Rhein“ 
aus Feinem andern Grund führt, als weil eben ein 
Apollo xziorns in ihm ftedt, indem es am Tage liegt, 
daß Rhenus und Granunus dasfelbe Wort iſt; daß 


2) thü vart austr hedan i. c. (u eras in orientem hinc wirb 
firntoe gelefen, was jedoch ſchon deßhalb nicht richtig fein 
ann, weil bie Alliteration ein mit einem N. anfangendes 
Wort gebieterifch fordert. Uebrigens zeigt, was wir nur 
von ber Bedeutung des Wortes gils, gisling, @ieffel gejagt 
baben, daß bieje beiben Berfe 2 unb 3 einer nenern Zeit 
angehören, in welcher bie alte und richtige Mythologie ſchon 
vergeffen war nnd bie bunfeln Benennungen ber mythiſchen 
Berfonen durch Muthmaßungen und willlürlihe Erdich⸗ 
tungen erklärt werden durften. 

2) Des Apollo Söhne Acraepheus, Galeotes, Megareus, Pata- 
rus, Chaeron find aus Stephanus von Byzanz, Oaxis aus Ser- 
vius (zu Virg. Ecl. I, 66) belaunt. 


— 2 — 


aber Grannus Apollo iſt, bezeugen die vielen dem 
Apollo Grannus geweihten noch vorhandenen Altärc, 
und daß ber Gott des Rheinftroms als der Urahn der 
errſcherfamilien der Rheingegenden ſchon in den erften 
ten, da diefe Völfer der Gefchichte befannt wurden, 
betrachtet worben iſt, bezeugt Properz, der (IV. 10. 40) 
alfo fich vernehmen Täßt. 
Claudius wehrte dem Feind, der ob dem Eridanus 
einbrach, 
Er der den Belgiſchen Schild rieſigen Feldherrns ges 
wann, 
Viridomars, der Funbig vom Wagen den Wurfs 
fpieß zu fchleudern, 
Gar von dem Vater Hein felber zu ſtammen geprahft. 
Wir fehen alſo, daß der auf dem Rhein auf einem 
von einem Schwan *) gezogenen Nachen dahin ſchwimmende 
Schwanenritter Lohengrin °) niemand anders al8 Apollo 
Grannus oder Rhenus iſt, fowie daß die Fränfijche Sage 
der Edda Eigurds Rob Grani nennt, weil fie unjerer 
Sage, die nicht den Eigurd, fondern den Grannus 
zum Haupthelden diefer Gegenden machte, ihr Recht widers 
fahren laſſen wollte *). Uebrigens fcheinen die in den 
Slurbüchern und Karten noch jegt erhaltenen Grünen 
Wege und Rennw un auc hierher zu gehören, und 
den Eonnenpjad des Grannus Apollo zu bedeuten, 
indem diefe Grünen Wege ihrer Mehrzahl nad und 
regelmäßig, fo viel und befannt ift, die Richtung von 
Oſt nach Weit einhalten. 

“ Det, der Schwan bem Apollo ebenfalls heilig war, ift be⸗ 
launt. 

2) Loheugrin, ber Name des Schwanenritters, iſt alſo ber lo⸗ 

ende, d. h. ſtrahlende Graunus. 

*) Daß hier Apollo Grannus als Reitpferd erſcheint, wird 
nicht auffallen, weil eines Theile bie ben Göttern heiligen 
Thiere unbedenklich mit ihnen im ber Mythologie verwed- 
felt werben, und weil andern Teile Saturn, an bem je 
in Griechenland ber Grannusname Kpovos haftete, Bei 
Yirgil al6 Pferd auftritt. (Georgic 11. v. 98.) 

—— 


Hausdruckerei Dr. Martin Sändig oHG., Walluf 





DD 
49 
cv, AMMEHHin 
v4 
1950 


Stanford University Libraries 
Stanford, California 





Return this book on or before date due. 





Bd. IV, 1