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= ie bi Me TR mn — —
Ü ANNALEN DES VEREINS
FÜR
NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE
— UND
GESCHICHTSFORSCHUNG
Vierter Band
Dr. Martin Sändig oHG.
1972
Dr. Martin
6229 Walluf bei
Unveränderter Neudruck
ISBN 3 500 24760 $:i»
ANNALEN DES VEREINS
—
FÜR
NASSAUISCHE ALTERTUMSKUNDE
ö— UND
GESCHICHTSFORSCHUNG
Vierter Band
Dr. Martin Sändig oHG.
n
2) Yrotocell ber ein unb qwangigfien Generalslerfemmiung
BE nee. 18
8) Vrotecell ber zwei und jwanzigfken Generalverfummiung
4) Protocol ber drei umb swanzigfien Generalverfammiung
BB. nn. MT
Erklaͤruug
der lithographirten Tafeln.
Ba Seite.
Taf. L Die Burg Meiffenberg (im I. 1697) nach Dan.
Bär... 2000er.
Xaf. IL Die Burg Meiffenberg, nach Merian . » . . 9
Zaf. IL Die Ruine Neiffenb er g, nad der Ratur gegeichnet
wp.Bde . 2.200000. 10
O8
Abhandlungen und Berichte.
——
Geſchichte der Herrſchaft und Burg Reif:
fenberg im Zaunus, von Herrn Pfarrer
Sannappel zn Neiffenberg.
I. am Rhein und Main, wo die Bergangenheit fo
manigfach und deutlich durch ihre Weberrefte und Zeugniß
eines muthigen und Fräftigen Volkes gibt, wo deutſche
Urvölfer religiöfe, politifche und Eriegerifche Unternehmungen
von den Ringwällen aus führten und wo in der folgenden
Zeit an diefe, fi) die Roͤmerwerke anfchlofien; wo es
damals galt, ob Germanien römifch oder deutfch fein follte —
bier wo die Römer ftritten, um ein freied Volk zu unter-
jochen und Deutfche hingegen Fämpften für Freiheit und
Baterland, hier fchließt fi nad) Beflegung der Römer
und nach Zerftörung ihrer Zwingveften ein neues Fräftiges
deutſches Volkoleben auf, dad, fih aus und durch fidh
ſelbſt bildend, ruhig und langfam entwidelnd, vie feftefte
Grundlage hatte, und Deutfchland dad Mittelalter hindurch
jo in feiner ganzen Thatenfülle glänzend erfcheinen läßt.
1 ”
- 4 —
Zur Zeit der Feldzüge Eifars nad; Gallien (58—60
v. Ehriftus) wohnten bier im Taunus nad} den Ufern des
Rheins und Maine zu, die Ubier, die der römifche Feld⸗
herr Agrippa im Jahr 30 v. Chr. auf das linfe Rhein-
ufer verfeßte; dagegen aber nordöftlid, die Lahn hinauf,
nahmen die Wohnfige des Euevenbundes ihren Anfang,
welche aber fpäter die verlaffenen Wohnfige der Ubier
einnahmen
Damald nennt EAfar in feinem Commentar de bello
gallico noch die Sueven fo im Allgemeinen; fpäter, wo
man zur Zeit der Heerzüůge des Drufus und Germanicus
die Germanen durch längeren Aufenthalt in Germanien
und durch ftärfere Communifstion mit benfelben, dieſe
beffer fennen gelernt hatte, unterſchied man ſchon aus
dem Gefammtvolfe den befonderen Volksſtamm. Co fom-
men alsdann bier im Taunus bie Mattiafer, ald ein Theil
der Chatten vor, und in fpäterer Zeit, wo man noch bes
flimmter, nach beflerer Kenntniß des Landes und Volkes
diſtinguirte, werben in der Gegend von Wiesbaden bie
Bucinobanten genannt, woraus wohl der Rame Wiesbaden (?)
entftanden fein mag. Unfere Bewohner des Taunus ger
hörten alfo zum Volloſtamme der Chatten und fommen
demnach fpäter in dem Vollobunde der Franken vor. Wenn
auch in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, zur Zeit
der Beldzüge Julians nach Deutfchland, die Allemannen
theilweife ihre Sige hatten, fo waren es doch bie Branfen,
welche als vorbenannte Ehatten und auch ald Beſieger der
Allemannen die fpätere Bevölferung unfers Taunusgebirgs
bildeten.
Schon zu Caracalla's Zeit fuchten die Allemannen fi
-5 —
ins roͤmiſche Gebiet innerhalb des Pfahlgrabens nach dem
Rhein und Main feftzufegen; ihr unaudgefeptes Streben
gelang uach vielen Berfuchen; fie befaßen dieſes Gebiet
eine Zeit lang, bis Clodwig fie im Jahre 496 bei Zülpich
flug und ihr hieſiges Gebiet mit dem Frankenreich ver⸗
einigte. Unſer Adel des hiefigen Gebirgs gehörte alfo auch
um Bolföftamme der Franfen und das Gebiet des Tau-
nus, wie überhaupt bie fehönften Theile des Rheins und
Mains gehörten zum Föniglichen Fiskus und befanden aus
Königlichen Höfen mit Leibeigenen zur Bebauung der⸗
felben.
Die Burg ber Freiherrn v. Reiffenberg, längft vers
lafien und gerflört, erhebt fi mit ihren beiden noch fehr
feften und gleichfam der Ewigfeit trogenden Thürmen, als
ein Denkmal des längft verſchwundenen deutſchen Ritters
thums und hiermit in al’ der Erinnerung von Romantif,
Kraft und Biederfeit diefes edlen Standes, zeigt diefe und
eine ſchoͤne Zeit, wo Deutſchland mächtig mit feiner ges
heiligten Majeftät des Kaiſers, als die erfte Macht ber
Ehriftenheit galt. Aber fo manigfach und deutlich zu und
auch dieſe Ueberrefte jener Vergangenheit fprechen, fo ſchwer
iſt es doch für den Gefchichtöforfcher, hier wo die Ges
ſchichte ſchweigt und nur Steine gleichfam reden, und von
der Bergangenheit Zeugniß ablegen, zuverläffige Nachrich⸗
ten zu geben. Was ich daher fand, habe ich benupt und
gewiſſenhaft wiedergegeben *).
*) Die Ringwälle der urgermonen, der Pfahlgraben mit einen
Gaftellen und Wachtthürmen aus der Römerzeit und die Burs
gen Reiffenderg und BHattftein aus dem Sittelalter, velche
Hier im Gedirg und Wald fi al Ruinen noch ziemli g gut
Was nun diefe Burgruine Reiffenberg betrifft, fo er-
bebt fich folche auf einem nordweſtlichen Abhange des
großen Feldbergs auf einer von drei Seiten fteilen und
recht bebeutenden Anhöhe des fchönen Weilthald 7).
Die Burgruine ſelbſt if eine halbe Stunde von dem
Gipfel des Feldbergs entfernt, und der Berg, worauf biefe
Ruine fteht, iR an den drei fleilen Abhängen nad dem
Weilthale zu, mit einem altehrwürbigen Hochwalde um⸗
geben, in welchem ſich zunächk der Burg, Baumflämme
finden, die, längt ohne Blätter und Zweige, nur noch
die ftärferen Aeſte haben und biefe ebenfo, wie die Burg-
ruine, ein Bild der Vergänglichfeit geben. Auf der vier-
ten Seite war die Burg durch Wall und Graben nebft
NRingmauer von dem vom Felbberge herabziehenden Berg-
rüden getrennt, und über eine Brüde und ein Thor Fam
man von bier in den Flecken Reiffenderg. Die Ausficht
von der Burg reicht nicht in eine befonbere Berne, fondern
die Burg wird durch einen Reif von Bergen, welche höher
ald die Burg felbft liegen und woher auch der Rame
Reiffenberg ſtammen foll, umgeben °).
erhalten haben, geben dem Gefdichtöfeeunde Stoff zu Betrad;s
tungen, befönbere wenn er biefe Wergangenheit von mehe ais
groeitaufend Jahren mit ber Gegenwart vergleicht , fo daß bies
fem alsbann bie gange deutſche Geſchichte aller Oauptperioden
vorſchwebt.
2) Der bei Weilburg in die Lahn ſich ergießende Weilbech ent⸗
fpringt in der Nähe des Beinen Feidberge, nicht weit von
dem Nömercaftell Heidenkirche / genannt,
3) ex nomine montes montibus junctos heißt es auf dem Gpis
thaphium in ber Kapelle zwiſchen dem Feldberge und BReiffene
berg. Demnach wäre ber Name gleichbebeutend mit bem ber
- 1 -
Der Umfang der Burg war bedeutend, wie noch jeht
der Diefelbe umfchließende, theilweiſe vorhandene zweite mit
Mauern und Thürmen umgebene Wal zeigt. Nach Um-
gehung dieſes Walles auf feiner innern Seite beträgt der
Umfang gegen 600 Schritte Die Burg war nad
einer Zeichnung vom Jahre 1629, wo biefe noch
im vollen baulichen und bewohnbaren Zuflande war,
dreifach umfchloffen. Die äußerſte Umfchliegung beftand
wnähr am Bergabhange aus einer Pfahlreife, dagegen
nad) der theilweife vor der Burg fich befindenden Ebene
zu aus einem Walle und einer Mauer und befeftigten
Pforte. Diefe Pforte nebſt Wohnung des Pförtners war
dort, wo jeßt bie Wohnungen des Lorenz Walbfchmitt und
Baul Sturm ftehen; vor biefer Pforte und Mauer war
der äußere Wallgraben, welcher hinter den jetzigen herr
ſchaftlichen Stalungen und dem Pfarrhaufe hinabzog und
jedt dort theilweiſe noch ſichtbar it. Durch biefe Pforte
fam man ind Innere des Burgringe, wo die Wohnungen
der Bürger zerſtreut umberftanden.
Hierauf Fam die zweite Ginfchliegung der Burg unb
zwar durch eine Mauer mit Thürmen, leptere zur Zeit
des Sojährigen Kriege, mit Kanonenſchießſcharten verfehen
Burg Grandberg, welche eben fo wie Reiffenberg mit Bergen
umgeben iſt, und wie hier die Berge einen Reif um die Burg
bilden, fo bilden dieſe bort einen Kranz von Bergen um bie:
felbe. Die Burgen erhielten ihre Ramen entweder von ihren
Grbauern, wie Eppfein und Wallrabenfein von Cppo und "
Ballram oder von ihrer Lage, wie eben hier Reiffenberg und
Gransberg, ober wie auch Weilnau und Weilburg, weil beide
lettere Burgen an der Weil lagen,
und ciue zweite Pforte. Diefe Mauer iR theilweife jept
noch fichtbar, und lief beiläufig fo, wie jept der Fußpfad
von Schmitten aus dem Hedenhain herauf an der Burg
vorbei, nach der Kirche zu führt. Zwiſchen diefer Mauer
und ber eigentlichen Burg ftand die alte Kirche, welde
im SOjährigen Kriege, als die Heflen unter Anführung
eined Grafen von Lippe über das Dach derfelben in die
Burg ftiegen, der Sicherheit wegen von den Befigern abge-
tragen wurde, ſodann einige Gebaͤude herrfchaftlicher Diener,
wie das fogenannte Renteihaus, welches fpäter abgebrochen
und ind Schmitter Jägerhaus verbaut wurde und mehrere
andere Wohnungen. Jept erft fam die eigentliche Burg
mit einer 13%. Buß hohen Ringmauer, woran fi theile
weife die inneren Gebäude der Burg anlehuten. Ein
mit biefer Mauer verbundener und noch jept theilmweife
vorhandener Thurm fügte mit der mit Schießſcharten
verfehenen Mauer ſelbſt diefen dritten und legten Eingang
in dad Innere der eigentlichen Burg. Die Gebäude der
Burg waren, wie die Abbildung felbft zeigt, und
wovon noch jept zwei Thürme ftehen, fehr bedeutend
und mußten es fowohl wegen ber Bebeutenheit der Familie,
als auch wegen der Zahl und dem Anfehen der Ganerben
der Burg fein. In diefer eigentlichen Burg gab es feinen
bedeutenden freien Raum oder Burghof, fondern diefer
Theil war ganz mit Gebäuden befegt. Der eigentliche
Burghof lag zwifchen biefer Burg und ber zweiten Um⸗
©) Die Zeichnung iſt zu erſchen: in Thesaurus Philopoliticus
von Daniel Meißner, Frankfurt a. M. bei Eberhard Kiefern
1647.
ſchließung. Vom Standpunkte der mittelalterlichen Kriegs⸗
wiſſenſchaft und zur Würdigung der mittelalterlichen Bes
feftigungsfunft wäre nur noch ein Grundriß ber Burg
nebſt Erläuterungen über deren Befeftigungen beizufügen
nöthig, allein ich felbft muß dieſes Jemand überlaffen, dem
Bachgemäß die mittelalterliche Kriegsliteratur zu kennen
zukommt. — Der Weg aus dem Weilthale nad) der Burg,
führte am eingegangenen Wäfchbachweiher vorbei, durch
das fogenannte Gaßchen, welches jept ſchmale Wiefen
woifchen den fogenannten Haingärten und der gräflichen
Haingarten-Wiefe find, und auch noch jept das Gäßchen
genannt werden, durch das Pfarrgärtchen und den jetzigen
herrſchafilichen Hof, zu dem zuerſt befchriebenen Burgthore.
Ein zweiter Weg führte über die Stelle, wo nah Erbaus
ung des jepigen berrfchaftlichen Hauſes in den 17807
Jahren die fogenannte Vorftadt erbaut wurde, nach ber
Richtung von Oberurfel und Homburg, wie dieſes Alles
die Zeichnung der Burg fammt Umgebung von 1629 beuts
lich darftelt. Die Beſchaffenheit der Burg in der lepten
Zeit des 3ZOjährigen Krieges findet ſich bei Merian in einer
intereffanten Anficht treu wiedergegeben. Gnbli führte
noch ein dritter Weg am Hedenhain den Graben hinab
über die Hũbbelwieſe nach der eine halbe Stunde entfernten
Burg Hattſtein. —
Als die bedeutendſten Ueberrefte der Burg haben fi
bis jegt noch ein vierediger und ein runder Thurm erhal«
ten; ber erftere {ft außer den nah Süden herausgebroche⸗
nen Fenfteröffnungen noch ziemlich gut erhalten; eine mit-
unter bedeutend ſchadhafte fteinerne Treppe von 78 Stufen
führt Hinauf. Auf der Eeite der Treppe befinden ſich
- 10 —
Heine Räume, die vieleicht zu Schlafflätten benupt wur⸗
den. Der Thurm ſelbſt hatte fünf übereinanderfichende
Zimmer , wovon jet noch die Sodel in der Mauer ſicht⸗
bar find, auf welche dad Zimmergebälf gelegt war. Auf
der oͤſtlichen Seite dieſes Thurmes führt von unten bie
oben ein Schornftein durch die Mauer des Thurmes durch,
den man aber nur an den Kaminen der Zimmer und oben
auf der Mauer, wo er feinen Ausgang hatte, fehen fann.
Der obere Theil bietet jept einen freien Raum dar, ber
aber nicht mehr wohl näher in feinem urfprünglichen Ge⸗
brauche beftimmt werden Fann. (Ueberhaupt Fönnte biefer
Thurm ohne viele Koſten wieder hergeftellt werben.) Die⸗
fer Thurm hat jept noch eine Höhe von 70 Fuß. Nah
dem Weilthale, in der Richtung gegen Schmitten zu, hat
diefer Thurm noch die Steinpfoften, worauf der Söller
angebracht war, auf welchem einft ein Ritter von Reiffen-
berg hocherfreut geftanden haben foll, als feine Knappen
von einem Raubzuge gegen den Knrfürften von Main,
welcher nach der Frankfurter Meffe zog, aurüdfchrend,
ihrem Herrn des Kurfürften Mundbecher zeigten, den fie
unter Anderm demfelben abgenommen hatten.
Neben diefem Thurm flieht ein runder, beiläufig 15 Fuß
höherer Thurm, dieſer fol von außen nach innen eine
hölzerne Treppe gehabt haben, welche im fiebenjährigen
Kriege die Preußen verbrannten, und fo ift derſelbe jept
nicht mehr zugaͤnglich. Schreiber dieſes ließ im Jahre
1638 durch Steindeder diefen Thurm im Innern unters
fuchen, diefe brachten zufammengebundene Feuerleitern an
den Thurm und fliegen fo zu der Oeffnung, bie fi in
der Hälfte des Thurmes befindet, hinein. Hier von dem
- 1 —
Eingang führen fleinerne Treppen, beiläufig 15 Fuß nach
oben, in da8 Innere deſſelben, dort ift ein freier, runder
Raum, ungefähr 7 Schuhe im Durchmeffer, und von bier
führte eine ſtarle Leiter, welche theilwelfe verbrannte und
wovon mir noch Bruchftüde zulamen, wieder gegen 15
Schuh Höher; dort iſt abermals eine fleinerne Treppe,
welche nad) oben führt, wo alsdann ein größerer freier
Raum, wahrfceinli eine etwas geräumige Stube fi
fand. Der ganze Thurm ift von unten bis hierher außer
den befchriebenen Gängen, eine äußert dide Mauer, und
diente wohl als legte Zuflucht, wo ſich Wenige gegen Biele
noch zu guter Lept vertheinigen konnten. Auf dieſem
Thurme war noch ein verjüngter Thurm, ald Wartthurm
angebracht, wie das in der Zeichnung zu fehen if.
Befonderd merkwürdig iſt noch diefer Thurm, durch feine
tühne Stellung auf einem Belfenblod. — Man glaubte
früher, daß biefer Thurm einen unterirdiſchen Eingang
habe, allein ich habe mir alle mögliche Mühe gegeben, um
diefen aufzufinden, aber leider vergebene. Es war nur
eine Kellertreppe, welche man für ben Eingang hielte,
Uebrigend mag im Innern diefes Thurmes das Burgver-
ließ gewefen fein, und zwar dort, wo jet der Eingang in
deſſen Mitte ift, fo daß dieſes Verließ durch einen Deds
Rein zugelegt iſt. Uebrigens fanden fi vor 20 Jahren
noch mehrere Gewölbe in der Burg, welche aber nach und
nad) einſtürzten.
Neben der jegigen „Kirche befindet fi die fogenannte
dide Mauer, welche noch mit einer befondern Thurmruine
128 Fuß lang, nach der äußern Seite gegen 40 Fuß hoch
und 137. Fuß did if. Auf diefe Mauer, welde das
- 1 —
Kirchenbac; überragt, werben am Frohnleichnamsfeſte bie
Boͤller aufgepflanzt, und fo werben von bier durch 15
eigens auögewählte Kanoniere, die volfländigen Raum zur
freien Bewegung mit ihren Geſchühen darauf haben, die
Salven zur Beier des Tages gegeben. Die Böller geben
übrigens von hier bei ihrer Löfung ein herrliches und
mannigfaches Echo durch Gebirg und Thal und durd) die
gegemüberliegende Waldung. Auf ber öflichen Seite der
Burg befindet fich die fogenante Pulverfammer, welche in
der fpätern Zeit, als durch die Erfindung des Pulvers die
Kriegführung eine Veränderung erlitten hatte und man
fich der Beuerfchlangen oder Kanonen bediente, errichtet
wurde. Eine Beuerfchlange 7’ Buß lang, an der Korbel
noch feinen halben Fuß did und nad) der Mündung fi
verfüngend, mit 2 Joll ftarfer Deffnung findet fi) noch
im biefigen Herrfchaftöhaufe vor. Diefe war mit Schild⸗
zapfen verfehen und konnte demnach gefahren werben,
Diefelde hat die vertiefte Auffcrift: Johan Heinrich
Her zu Reiffenberg mit dem Reifienberger Wappen.
Diefer Raum ift ganz in einen Felſen gehauen und hat
drei Schießfcharten. Bon diefer fogenannten Pulverfammer
herab, ſieht man in den in einen elfen gehauenen Walls
graben, weldjer ſtets mit Waſſer angefüllt iR und jept
als Brandweiher dient. Diefer Graben if 75 Schritte
lang, 10 Schritte breit und nad) der Burg gegen 70 Buß
hoch. Derfelde mag eine ungeheure Arbeit gefoftet haben,
beſonders zu einer Zeit, ald man die harten Belfen blos
durch menſchliche Gewalt und ohne Eprengpulver von
einander löfte. Uebrigens hat man hier die Steine ger
wonnen, die man in der Burg zum Bauen brauchte, und
— 13 —
ſo wurde hier aus einem Steinbruch vor und nach ein
Wallgraben. Auf der nordweſtlichen Seite dagegen war
der Graben nicht fo breit und nicht fo tief; aber hier war
der Berg fteil und fo ſchon die Burg hier von Natur
feſter. Diefer leptere Theil wird der Hirſchgraben ger
nannt. Uebrigens finden ſich noch hin und wieder Mauers
reſte, mitunter von bedeutendem Gehalte, allein nicht for
wohl der Zahn der Zeit, ald vielmehr das Brecheifen der
Menfchen, zerftören diefen ſchoͤnen Adelsbrief des jetzigen
Befigers, des Herrn Grafen Hugo von Waldbott » Baſſen⸗
Heim, weldyer fonf mit umverwüßtlichen Zeichen auf dem
Boden unferer vaterlänbifchen Erde gefchrieben ift, indem
Seder, welcher nur in Reiffenberg etwas baut, ſich hier
die benöthigten Baufleine fammelt ; und fo find auch aus
den Zeiten der Zerflörung der Burg die meiften Gebäude
in Reiffenberg durch Steine von dorther aufgeführt wor⸗
den. So Hagt auch ſchon Elias Neuhof, ein in ben
17807 Jahren Tobenswerther Alterthumsforſcher unferer
Gegend, daß es Schade fei, daß man an der alten Burg
die Gebäude abbreche und zu einem modernen Haufe, (dem
jegigen Herrſchaftohauſe in Reiffenderg, verwende. Derſelbe
meinte damals, man hätte mit ven Baufoften des neuen
Gebäudes im Orte, die alte Burg ſtatt zu zerflören, wie⸗
derherſtellen können *). Außer dem Herrſchaftshauſe wur⸗
*) Es hat fich Übrigens ber Pfarrer deſelbſt erboten, den vier⸗
edigen Thurm wieder zugänglich zu machen und in bemfelben
ein Zimmer nad) dem Styl ber Mitterzeit einzurichten, und
daſelbſt feine Meine roͤmiſche und germanifche Alterthumsfamms
lung ber Gegend von Meiffenberg aufzuftellen, allein man gab
den aber noch bie jehige Kirche und das jedige Pfarr⸗
und Schulhaus aus den von borther genommenen Ma⸗
terialien, als .. B. Bauholz, Thür- und Fenflerpfoften, bie
Böden der Stuben, Baufleine x. gebaut. — Die Zeit,
wann übrigens die Burg erbaut wurde, unb wer biefelbe
erbaut hat, fann nicht ermittelt werben. Wahrſcheinlich
wurde fie vor und nach, nach Bedürfniß des Raumes und
der Sicherheit erbaut; fie trägt kenntlicher Weife auch
feinen beftimmten Baucharalter. Auch kann nicht gefagt
werben, daß man aus dem nahe gelegenen, zerflörten Rö-
merwerfe Baumaterialien hierzu benügt habe, vielmehr
glaube ich das Gegentheil.
Die Herrſchaft Reiffenberg lag nun außer dem roͤmi⸗
hen Pfahlgraben auf der germanifchen Seite, wurbe aber
theilweife von erfterem begrenzt. Der Urfprung der Herr
ſchaft und Burg ift in das tieffle Dunkel der früheften
deutfchen Gefchichte eingehült und es if demnach die Fa⸗
milie der Ritter von Neiffenberg eine der älteſten und
angefehenften in den Rheinlanden.
Gleich ſchon, nachdem bie Deutfchen ven römifchen
Pfahlgraben überfchritten und in das römifche Gebiet ein»
brachen, gleich alfo nach Zerflörung ber römifchen Grenz
befeftigungen und der Befiegung ber Römer durch die
Deutfchen, zeichneten fich gewiß einzelne von ben Deutfchen
durch dad Anfehen der Familie, ald auch durd Klugheit
ihm auf fein Geſuch von Geiten des Herrn Grafen v. Waldbott⸗
Baſſenheim keine Antwort.
- 6 —
and Tapferfeit aus, welche nad; Eroberung bes römifchen
Gebiets, als Lohn ihrer Dienfte mit Orundgebieten und
deren Bewohnern, nach dem Gebrauche der Zeit, befchenkt
wurben.
Das Militärwefen der Römer war von dem ber Deuts
ſchen ganz verfchieden; vie Römer hatten nämlich durch
ihre Legionen, ftehende Heere, während die Deutichen nur
zur Zeit eines Feldzugs oder eine Krieges ſich ſammelten.
Die Römer legten zum Schute ihrer Befigungen dieſſeits
des Rheins den Pfahlgraben an, und ficherten benfelben
noch befonbers durch die Anlage von Eaftellen und Wacht⸗
thürmen, da aber bie Deutfchen diefen Pfahlgraben durch⸗
bradyen und die Befeftigungswerfe berfelben nahmen und
das Gebiet eroberten, fo wurde dieſes eroberte Gebiet,
was hier am Rhein und Main lag, wie die Geſchichte
der fpätern Zeit vielfältig noch zeigt, Fönigliched Kammer:
gut; allein dieſes mußte nun geſchüht werben, die Römer
werfe waren zerſtört, auch konnten diefe ohnedies von ben
Deutfchen nicht benupt werden, weil gerabe ein ſtehendes
Heer ihnen ja fehlte, welches doch die Befegung einer
folgen Linie erforderte. Jeht läßt fih nun annehmen,
daß unfere Burgen zum Schu überhaupt und namentlich
wur Schägung biefer koͤniglichen Kammergüter angelegt
wurden und fo hat man in ber hiefigen Gegend des Tau-
nus die uraltadeligen Herrfhaften mit ihren Burgen,
Grund-Gebieten und Bewohnern, als der Herren von
Eppfein, Rürings, Kronenberg, Reiffenberg, Stodheim,
Kransberg, Münzenberg u. f. w. Deren Burgen waren
gewöhnlich auf Berghöhen gebaut, was an und für fih
den Burgen ſelbſt ſchon eine gewiſſe Befligfeit gab: auch
Tonnte man ein Thal, wie auch eine Ebene von folden
Höhen überſchauen und fomit einen feindlichen Anzug leicht
von der Gerne beobachten. Wo aber gerade feine Berg«
hoͤhen waren, fuchte man bie Burgen durch andere Mittel,
namentlich durch Wallgräben zu fhügen und bie Warte
thürme waren bier fo hoch, daß man von diefem leicht
eine ganze Gegend weithin beobachten konnte, wie dieſes
no die Wartthürme der Burgen von Kronenberg und
Homburg beweifen. Auf diefe Weife nun, konnten iſolirte
Burgfige mit ihren Wannen eine Gegend und Gebiet ber
wachen und fchügen. Auch brachten die Ritter mit ihren
von Natur und durch die Kunft befeftigten Burgen ven
Strom der Völferwanderung und die fpäteren verheerenden
Raubzäge ganzer Voͤller, als der Moaren und ber Ungarn,
wieder zur Ruhe und biefe waren fo ein Bebürfniß und
eine Wohlthat der ‚Zeit gegen den auswärtigen, Deutfch
land beunrubigenden Beind, weßwegen auch Kaiſer Hein⸗
rich J. die Anlage der Städte und Burgen befoͤrderte.
Indeffen nahm fpäter zur Zeit eines ſchwachen Reichsober⸗
hauptes, befonder6 der geringe Adel durch die Burgen
aud eine Stellung an, die durch das fogenannte Faufi⸗
vet für Deutſchland verberblih wurde, indem damals
mehr das Recht des Stärkern, ald da6 der Vernunft und
Sittlichleit galt.
Diefe Gegend des Rheins und des Mains bot zu
einer föniglichen Hofhaltung auch Alles reichlich dar, was
zu ben Genüffen des Lebens gehörte, als Wein, Früchte,
Wild u. ſ. w. Daher auch bier die Saalhöfe, wie
die Saalburg bei Wehrheim, welche urfprünglich ein Roͤ⸗
mercaftell war, alsdann zu Worms, Ingelheim, Brankfurt
- 17 —
und Wiesbaden der Merovinger und Karolinger waren. —
Es waren biefe Ritter mit ihren Burgfigen Dienfimänner
des Reiche , zugleich aber auch für den Borfl- und Wald⸗
ſchud befimmt. So waren in einem Theile der hiefigen
Waldungen die Herren von Eppflein, wahrſcheinlich als
Erben der Nüringe, Waldgrafen (comites silvestres),
welche im Namen tes Kaiſers dieſes Amt als oberfte
Waldboten in ber hohen Mark ausübten °) Bei der
Teilung biefer Marfwaldung im Jahre 1817 erhielt jer
doch aud der Graf von Walbbott » Bafienheim, als Erbe
der Freiherrn von Reiffenberg, und fomit als Mitberech⸗
tigter der Mart, feinen Antheil,
Die Burg Reiffenberg gehörte zum Niddagau, 9 und
war mit ihrem Gebiet, wie gezeigt, eine urfprünglich uns
mittelbare Reichsherrſchaft.
Daß diefe Herrſchaft bis in die Alteften Zeiten ber
Deutſchen hinaufgeht, zeigen ſchon ihre Begrenzungen, da
die Grenzlinien aus diefen Zeiten ſelbſt hergenommen find.
Die Herrfcpaft wurde demnach oͤſtlich von der fogenannten
hohen Mark, oder dem römifchen Pfahlgraben, füdli von
der Herrfchaft Kronberg, oder wiederum dem Pfahlgraben,
weftlich von der Herrfchaft Eppftein oder der alten foges
5) Lucae Grofenſaal. Geite 143.
6) Die jegige Herrſchaft Reiffenberg gehörte früher zu vers
fhledenen Bauen. Reiffenberg mit Arnoldshain gehörte näms
lich zum Niddagau, Schmitten zur Wetterau und Geelenberg
zum Riederlahngau.
PD
— 1 —
nannten Hünenftraße, 7) und nörbli von dem Stochelmer
Gericht begrenzt °).
Die Herrfchaft Reiffenberg beſteht aus folgenden vier
Gemeindebezirten: 1) Reiffenberg, 2) Schmitten, 3) Ars
noldshain und 4) Seelenberg mit einem Bläcjengehalt von
9358 Steuernormalmorgen.
Die Ritter von Reiffenberg gehörten alfo zum älteften
Adel des Landes. Wenn gleich ſich biefelben auch nicht
durch großartige Stiftungen, wie Karl der Große durch
das Perutiusftift zu Bleidenſtadt und Konrad Kurzbold
durch das Stift und bie Kirche des heiligen Georg zu
Limburg, ober in jener grauen Borzeit ein Ritter ber
7) Sadlich wurde die Herrſchaft Reiffenberg von der Herrfchaft
Gppftein begrenzt ; benm ber Mubenhain, jet ein herzoglider
Domanialwalb in der Dberförfterei Oberems beginnt an ber
GSronberger Mark und zieht nach Meften hinab, bis wo zwis
fen Ober» und Wüftems rechts von der Emsbady nach dem
heutigen Geelenberg zu, ein im SOjährigen Kriege eingegangenes
Dorf, das fogenannte Kieinfeelenberg lag, welches Dosfnebft dem
Rübenhainer Wald unter Kurfürft Daniel Brendel von Homs
burg im Jahre 4581, nad; Ausferben der Gppenfteiner Grben
zu Königftein, der Grafen von Stollberg, an Mainz fiel und
von Kurmainz an Raffeu für 6000 fl. verkauft wurben.
(Reiffenberger Pfarrurtunden). Auch muß ic) als bemerkenswerth
hier noch anführen, daß bie alte Hünenſtraße und ber Pfahl⸗
‚graben ſich hier im Kreuz durchſchneiden und im Durchſchnitt
ſich gerade vier Hertſchaften berühren, und durch die Hünens
frage und ben Pfaplgraben begrenzt werben, nämlich nerdlich
bie Herrſchaſt Kronberg, ſadlich die Herrſchaft EppfleinsRönigs
fein und weſtlich die Herrſchaft RaffausIoftein.
8) Gin Hof, wovon dieſes Gericht ben Ramen führte liegt bei
uſingen.
— 1 —
Familie gleich einem Roland, ober ein Glied derfelben ale
gelehrter Abt, oder Bifchof ſich auszeichnete, fo kann man
nichts deſtoweniger bie Exiſtenz biefer Familie in früher
Zeit leugnen.
Das erfte muthmaßliche Genanntwerben bes Beſihers
der Herrfchaft Reiftenderg gefchah wohl im Jahr 1048,
als durch eine Urkunde ?) die Grenzen der Pfarrei Schloß-
born beftimmt wurben, wozu damals bie Burg Reife
fenberg nebft dem Gebiete der vorherbenannten Gemeinden,
außer Seelenberg,'°) gehörten. Der Befiger der Burg
ſcheint damals ein gewiſſer Hartmann geweſen zu fein.
Uedrigens wirb ſchon im vorhergehenden Jahrhundert der
Familie Reiffenderg in Turnieren gedacht n). Und wenn
ein Ritter diefer Bamilie, wie es bei einem Turniere ges
fordert wurbe, feine vier Ahnen hatte, fo geht das Alter
der Familie aus dem zehnten, fogar bis in das achte Jahr,
hundert erweislich zurüd. Jedoch wird die Zeit ber Er⸗
richtung unferer Ritterburg ſtets ungewiß bleiben; denn
die Burg iſt Alter, ald die Nachrichten über ſolche und vie
erbauende Herrſchaft iſt wiederum Alter, als die Burg
ſelbſt. Auch war es in den erften Jahrhunderten des
Mittelalters noch nicht Gebrauch, daß ſich die Ritter nach
ihren Burgfigen nannten; fondern in Rebe, wie in Schrift
bebienten ſich diefe ihres geheiligten Taufnamens, wodurch
damals öfters Ungewißheit der Familien und Perſonen
9) Kremer, Origg. Nass, II, 117.
3°) Seelenberg gehörte nämlich, zur Herrſchoft Eppſtein.
21) Beurkundete Radjrichten von der Herrſchaft Reiffenderg u. ſ. w.
pag. 5.
2»
entflanb, was auf und entfernter Stehende beſonders tän-
ſchend wirkt").
Unter den füchfifchen, fränfifgen und hohenſtaufiſchen
Kaiſern mögen unfere Ritter die Römer- und Kreugüge
mitgeftritten haben, wenn auch gerade Feiner berfelben aus
den taufenben deutſcher Ritter jener Zeit, bei dieſen Kriege "
zůgen befonder6 hervorgehoben wird.
Rah Humbracht's Werk: „Höchfte Zierde Deutſch⸗
Ionbs*, wird ald Stammvater der Ritter von Reiffenberg,
ohne alle weitere Bezeichnung, ein gewifler Wilhelm ans
geführt, dem Engelbrecht im Jahre 942 folgt. Dann
folgt auf biefen Hedwig, verehlicht mit Reichard von Hat»
feld im Jahr 968. Auſ biefe folgt nun mit dem Jahre
1080 Daniel ‚von Reiffenberg. Zwiſchen biefen beiden
Bamiliengliebern liegt nun ein Zeitraum von 1123 Jahren
und in diefem Zeitraum müßte nach ber Schloßborner
BPfarrbegrenzunge-Urkunde, Hartmann von Reiffenberg kom⸗
32) Beurkundete Nachrichten pag. 7: Das Reiffenbergiſche Ars
dio war eins ber beträdgtlichften und iſt in das 13. ja 12.
Sahrpundert hinaufgeftiegen. Aber ba ein Theil verbrannte,
Vieles in den Kriegszeiten verloren gegangen und das Meiſte
bei der unglüdtichen Gefangennehmung bes legten Zweige bes
eiffenbergifchen Manns ftammes und bei der dadurch von Ghure
mainz, Ghurpfalz und Raffau vorgenommenen gewaltfamen
Wefignehmung ber Keiffenbergiſchen Derrſchaften, wovon unten
da6 Mehrere abgehandelt werden fol, abhanden gekommen; fo
ift man zwar nicht im Stande, das Ganze im Zufammenhang
vorzulegen, body ift ber Abrig gebliebene Keft hinlänglic, dem
alten Anfehen des Beiffenbergifägen Hauſes bie verdiente Lobs
rede zu halten.” So fagt bie deurkundete Nachricht Über das
Neiffenberger Archiv.
- 1 —
men. Diefer Daniel von Reiffenderg hatte nur einen
Sohn Enno 1. (1120), welcher lepterer drei Söhne, —
Euno 11, Hans und Hatte — hatte, wovon Hatto das
eine halbe Stunde von hier das Weilthal hinadgelegene
Schloß Hattftein baute und nach feinem Namen benannte.
Wahrſcheinlich war der mittlere biefer Söhne ſchon vor
dem Bater geftorben, und fo theilte Cuno I. feine Herr
ſchaft Reiffenberg unter feine beiden Söhne Cuno I. und
Hatto oder Hahicho, wovon der Erftere die Stammburg
Reiffenberg und der Leptere die neue Burg Hattflein er»
hielt. Das Territorial- Gebiet der beiden Burgen und
Herrſchaften hatte fo ziemlich gleiche Größe. Uebrigens
haben ſich auch ſtets die Ritter von Reiffenderg und Hatt⸗
flein als Vettern betrachtet und fanden ſich zur Zeit der
Noth mitunter zur Fräftigen Hilfe bei.
Auch ſchon aus der Achnlichkeit der Wappen erfennt
man die Gleichheit der Familien; denn beide Famillen
führten eiuen filbernen Schild, die Reiffenberger mit purs
purnen, die Hattfleiner mit grünen Balfen.
Auf Euno IL, folgt Emrich 1209, und nad} diefem kommt
Euno Ill., der in einer ungedrudten Urkunde vom Jahre
1234 ald Ritter von Reiffenberg zuerft nad) feinem Burgfige
genannt wird, welcher ebenfalls einen Sohn Euno hatte,
der Pfarrer in Heftrich war ). Humbracht führt übrigens
diefen Pfarrer nicht an. Diefer Euno 11. Hatte zwei
Eöhne, Enno IV. und Winther, welpen lehtern Hums
bracht ebenfalls nicht mit dem Namen anführt, der aber
im Jahre 1267 mit feiner Hausfrau Gertrude dem Klo⸗
#3) ungedruckte Urkunde.
ſter Haina mehrere Güter in Breungeöheim, Eſchersheim,
Lindheim, Oberau, Altenſtadt und Bergen urlundlich
ſchenkt ).
Dieſer Cuno IV. und Winther ſtiften zwei neue Reif⸗
fenbergiſche Ritterfamilien, wovon die erſtere die Weller⸗
die andere die Wetterauer⸗Linie genannt wurde und wovon
die erſtere, ſeit dem 14. Jahrhundert auf dem Weſterwalde
und zwar zu Weltersburg, Herzl. Amts Walmerod, ihren
Sid hatte.
Schon zu dieſer Zeit war Burg und Familie von
Reiffenberg mächtig und angeſehen; denn nach einer Urs
lunde von 1349, aus dem Lager des Kaifers bei Eltville
auögefertigt, verfpricht ihnen Kalfer Karl IV. 1200 Kleine
Gulden mit der Bemerkung, daß im Kalle der Rihtzahlung
fie Zug und Macht haben follen „Uns und das Reich zu
pfänden“ und zwar „Bor die treue Dienfte, die uns uns
fere liebe Getreuen, Herren Euno, Winther, Markolf und
Johann von Reiffenberg geihan haben und noch thun fol«
len und mögen in Fünftigen Zeiten und benahme darum»
ben, daß ihr Haus zu Reiffenberg uns und unfern Hel«
fern offen fein fol gegen Günther, Grafen von Schwar-
zenberg und allen feinen Helffern und gen Euno von
Fallenſtein, der fich nennet ein Vvrmund des Stifts zu
Maynp“ *). Im Jahre 1398 belehnte deffen Sohn Kats
fer Wenzel den Cuno von Reiffenberg für bie viele ger
leiftete treue Dienfte mit zwei Theilen des Dorfes Rieder
erlenbach ).
5 Achio für Beankfurts Kunf und Geſchichte 1844. ©. 88.
15) Beurtundete Radır. R. 12.
36) Beutkundete Rache. R, 13.
Die ältere Linie führte das bloße Schild mit Adlers⸗
flügeln auf dem Helm, während die jüngere auf dem
Schilde noch eine Brüde ober einen dreilagigen Turniers
Tragen und auf dem Helme zwei Eſelsohren führte. Die
Eſelsohren als Helmzierde und die Brüde im Reiffenberger
Wappen, follen der Familie vom Kaifer wegen Vertheidis
gung einer Brüde durch einen Reiffenberger Ritter vers
liehen worben fein, al6 nämlich deſſen Schlachtroß fiel und
diefer hierauf einen Efel beftieg und fo bie Vertheidigung
der Brüde fortfegte. Uebrigens galt die fogenannte Brüde
im Wappen, Häufig als eine Bezeichnung einer jüngeren
Linie.
Außer biefen beiden verwandten Familien fommt aber
unter den Ganerben der Burg Reiffenberg noch die ber
Roͤdel von Reiffenberg vor, welche in der Gegend von
Diep begütert war, 1306 ihren Burgfig zu Hanftätten
hatte, und 1522 ausftarb. Das Wappen dieſer Bamilie
waren zwei übereinanderfchreitende Leoparden.
Diefeb uralte reichsadelige Geſchlecht der Ritter von
Reiffenberg war anch urfprünglic Inhaber und Befiger
der Herrſchaft Reiffenderg, fie galten als unmittelbare
Neichedienftimänner und werden fideles Imperatoris et
ministeriales Imperii genannt. In der Eigenſchaft eines
wahren Reichs⸗Allodiums einer terrae salicae, furz als
eine unmittelbare Reichebefigung haben fie die Herrfchaft
wohl mehr als taufend Fahre befefien. Erft in der neueften
Zeit durch den Reichöpeputationshauptfhluß vom 25. Feb:
ruar 1803 zu Regeneburg ging diefe Stellung für bie
Herrſchaft Reiffenderg verloren und wurde biefelbe dem
Her jogthum Raffau mebiatifirt.
- 1 —
Die Ritter von Reiffenberg find wegen ihrer Stellung
zu Koffer und Reich anfänglich zu den Reichstagen mit
beſchrieben und den Reichöanfchlägen mit beigezählt worden.
Sie haben Bündniffe errichtet, mit benachbarten Herrn
Kriege geführt und unter Bermittelung anderer Dynaften
Frieden gefchloffen, —fie wurden nebft andern Fürften und
Ständen des Reichs von den Kaifern, Kurfürften, Fürſten,
Grafen und Herrn zum Beiſtand öfters aufgeforvert, und
wenn fie auch gleich nicht die erſte Klafie der Dynaften
in der Wetterau behauptet haben, fo fann ihnen doch bie
Unmittelbarfeit und Unabhängigkeit im ganzen Umfange
unmöglich abgefprochen werben 7),
Zur Zeit des Fauſtrechts, wo jeder beftimöglich für ſich
zu forgen hatte, errichteten mehrere Fürſten, Grafen, Herrn,
Ritter und Edellnechte in dem Lande Hefien und der Wet
terau x. ein Bündniß und nannten ſich die Geſellſchaft
von dem Stern; es führten babei bie Ritter goldene und
die Knechte filberne Sterne. Anch die Ritter von Reife
fenberg gehörten nach einem kaiſerlichen Hülfsbefch! gegen
Heinrich von Hefien, zu diefer Geſellſchaft **). 1380 war
eine Geſellſchaft am Rhein von Grafen, Herrn, Rittern
und Knechten, die nannten fich die „brimmende Löwen ;*
hierzu gehörten die Grafen von Naffau, die Herren von
Eppftein, Eung, Johann, (der Ritterhauptmann) und
Gonemann von Reiffenderg. Zur Zeit einer Fehde mußte
hiervon jeder Graf mit vier Glenen (Langen), ein jeder
»7) Beurk, Rachrichten pag. 5.
"8, Eimburger Gpronit de anno 1378 mb Guden. Syllog.
Pag. 650,
- 3 -
Herr mit zwei Glenen und ein jeber Ritter oder Knecht,
entweder felber, oder durch einen tauglichen Grfagmann
mit einer Glene erfcjeinen und zum Geldbeitrag zahlte je⸗
der Graf ſechs Gulden, jeder Herr drei Gulden und jeber
Ritter und Knecht einen Gulden ”). Allein Reiffenberg
war in dieſer Zeit auch ein Ganerbenfchloß, indem theils
sur eigenen Bertheivigung, theils zur Befimmumg ber
wechſelſeitigen Erbfolge, theils auch zur Beftimmung des
Rechts in flreitigen Fällen, eine Ganerbſchaft errichtet, ein
Burgfricden (Burgverordnung) und gerolffe Austräge
(Schiedögerichte) verabredet wurben, um fo die Verfaſ⸗
fung und Ordnung im Innern der Burg aufrecht zu ers
halten =).
Im Jahre 1384 am Montage vor Marik Geburt cr
richteten die Ganerben einen neuen Burgfrieden. Als
Ganerben erfcheinen :
Eberhardt Weiße, Burg-Grafe zu Fredeberg,
Kraft von Hapfel,
Johann und Eone Kemerer, Gebrüdern,
Johann von Sanede,
Hanf von Hirghorn,
Martolff von Eleberg,
Walther von Eronberg,
Johann und Gobefryd von Stofheim, Gebrüber,
Philipp von Cronberg,
Frederich von Reiffenderg und Johann
von Reiffenberg, Ritter,
9) Bargermeister Cod dipl. I, ©. 865.
*) Beurkund. Rachrichten ©. 7.
Eune Rebel von Reiffenberg,
Johann von Scharpenftein,
Gerhard von Huftirehelm,
Eune von Reiffenberg der Eldeſte,
Emmerich Redel der Eldeſte und
Einmerich Rebel der jungeſte von Ryffenderg,
Dymar von Riffenberg,
Godefryd von Löwenfteyn,
Brendel von Homberg,
Eraft und Guntram, Gebrüder von Habfelb,
Emmerich und Henne von Riffenberg,
Hene, Dyme von Langenaue,
Lopegen von Dttenfteyn,
Conzmann, Galler, Brune von Scharpenfein,
Eonrad von Kieberg und
Henerig Sure von Kazenelenbogen, Edel⸗Kuechte.
Hierzu kommen noch um 1400 die von Eleen, Schön«
born, Frondorf, ein ausgegangenes Dorf zwiſchen Haint⸗
gen und Eiſenbach, Lindau, Specht und von Bubenheim,
Eiferhaufen, Buches, Praunheim und Raffau, und 1457
und 1480 bie von Walborn, Balleröheim, Hattjlein und
Bade *).
Sowie jedes Ganerbenfchloß, fo hatte auch Reiffenberg
feinen Burggrafen, (Castellanus) ald Richter, feine Baus
meifter , als Berwalter des Rechnungs» und Bauwefens,
feine Burgmannſchaft ( Castrenses), Thurmhüter, Pfört-
ner und Burghüter. Als Ganerbenfchloß war basfelbe
aud von Kaifer und Reich anerkannt, indem, wie oben
2) Arnoldi's Miscellaneen pag. 861.
-q —
gezeigt, bereits in den Jahren 1373 und 1384 „bie
Burggrafen und Burgleute alle gemeiniglih und yr ige
lichen befunder mit Ramen zu Friedberg, zu Gellnhaufen,
su Eronenderg, zu Reiffenberg, zu Hattftein, zu Stodheim
x.“ in dem Hilfsbefehl gegen Landgraf Heinrich, den Eis
fernen, von Heflen, von dem kaiſerlichen Hofrichter zum
Beiftand aufgefordert werden. Im Jahre 1384 errichteten
die Ganerben von Reiffenberg wegen Schlichtung ihrer
Fehden durch Schiedsrichter einen Burgfrieen, auch bes
ftellen dieſe in Reiffenberg einen Schultheißen nebſt Schoͤf⸗
fen zur Beforgung des Gerichtöwefens, fowie fie unter
ficherem Geleit einen Markttag auf einen jeden Samſtag
der Woche anorbnen. Nach dieſem Burgfrieven mußte
fi jeder Ganerbe dem Schloß Reiffenderg zum Schuhe
noch eidlich verpflichten. Im Jahre 1444 errichten fämmts
liche Ritter von Reiffenberg. im Galle einer vorfommenden
gegenfeitigen Forderung und zur Schlichtung fonftiger Rechtes
anfpräche, eine Yustrags-Orbnung, worin Schiedörichter
und Obmann blos aus ber Reiffenbergifchen Familie er»
wählt, die Berfahrungsart beftimmt, das Einftandörecht
bei Beräußerungen und fonft eingeführt, auch bie Töchter
von der Erbfolge derer unter dem Burgfrieden begriffenen
Güter andgefchlofien werben *).
Wie fireng die Verlegung des Burgfriedens gefraft
wurde, zeigt und bie nachfolgende Belanntmachung vom
Jahre 1613: „Heut if den foldaten allhier ſamtlich wie
auch dem gangen hoffgefündt, wieder de novo, damit
fich feiner zu endefchuldigen Habe, zur einer überfließigen
22) Beurk. Racht. R, 3,
warnung, vom herrn hauptman dieſſer veſtung Reiffenberg
paul wilhelm Tappreuniger von Krembe, benandt, dan auch
in Johann Eebaftian Horn leuten Ambts Beyfeyn et mo
Eberhardo Loys Secretario praesente, ernfilih und
bey leibs ſtraff vorgehalten worden: daß feiner dem Ans
deren in der Veſtung an feinem leib nicht allein, nicht
verwunde, fondern auch mit keinem Hanbiftreih in ernft
berüre. Und wo einer über ſolche ermahnung und Gebott
ergrieffen wird, folle ihme, fo es ein gemeiner Diener ift,
ohn urtheil und recht als balt der Fopff abgefchlagen wer⸗
den, iſt es aber ein Adeliche perfon, folle ihme als balt
in loco delicti die rechte Handt abgefchlagen werden, laut
Iro Gnaden uralten Kaiſerlichen Privilegien des Burg ⸗
friedens m. Darnach fih ein jeder zu verhalten wirt
wieſſen, hat ſich ein jeder ahn den guegetragenen Casum,
welcher fich mit henri von mühlenthal hoff Junkern und
dem Gutſcher die hoc zuegetragen zueſtoſſen, welcher als
balt nachdem er den gutfcher gefchlagen, in verhaft ge⸗
nommen, und mit folvaten bewacht worben if. Weldyer
auff fein hohe unterthänige endtſchuldigung, daß Er ber
veftung gercchtigfeit und große Freyheit nicht gewiſt habe,
auff dießmahl von Iro Gnadeu begnabigt worden” *).
Auch ein Bild Im Schloſſe zu Braunfels zeigt noch,
wie einem Ritter eine Hand abgehauen wird, mit ber
Schrift:
So dem geſchicht
der den Burgfrieden bricht.
So iſt auch vom Jahre 1453 ein Vertrag zwiſchen
ſammtlichen Ganerben zu Reiffenberg vorhanden, wie es
2) veurtendete Radır, R. 8.
mit der Lehn, deren Empfangung, Verkauf und Berlofung
gehalten werben fol *). Im Jahre 1457 erweitern, er⸗
Bären und beflätigen fämmtliche Ganerben des Schlofies
Reiffenberg den Burgfrieben *°). Eden fo traten die Gan⸗
erben von Reiffenberg mit andern Ganerben Schloͤſſern in
nähere Berbindung, ſowie auch felbft, wie oben gezeigt, in
Die Bereine von Rittergefellfchaften, auch waren fie ſtets
Burgmannen zu Friedberg und in noch andern Schlöfr
fern *),
Die Feſtigleit der Burg, beſonders aber eine fo rit-
terlihe und fo tapfere Befagung gaben ber Burg
in den unrubigen und unfichern Zeiten bes Mittels
alters, namentlich in den Kaifer- und herrenlofen Zeiten des
Fauſtrechts auch ein bedeutendes Anfehen, fo daß viele
Fürfen Bündniffe mit den Ganerben ſchloſſen, um Defle
nung der Burg und Schuß in berfelben zur Zeit einer
dehde zu haben. -
So fließt Kurfürft Dietrih von Mainz auf feine
Lebenezeit „mit denen Strengen, Beften unfern lieben
Getreuen und befunbern denen Gan Erben des Schlofies
Reifienberg einen offenfiv und defenfiv Trastat“ 1443, worin
der wechſelweiſe Beiftand verfichert, das Oeffnungsrecht
unter gewiſſen Bedingungen geftattet, von Kurmalnz zur
Vertheidigung des Schlofles 1000 Gulden zahlt und jähr«
lich einen Beitrag von 100 Gulden zu geben verfprochen,
auch eine geroiffe Austrags⸗Ordnung bei vorkommenden
2) Beurk. Racht. Url. 6.
25) Beurt Racht urk. 4.
36) Beurk. Racht. ©. 9.
Streitigfeiten verglichen wird ”). Allein im Jahre 1461
vergleicht ſich dieſer Kurfürſt Dietrih mit Ginwiligung
des Domlapiteld mit den Herren von Reiffenderg und
biefe wiederum mit Kurmainz eines ewigen Bertrage und
einer ewigen Erböffnung, welcher jene wechſelſeitige Ver⸗
binblichfeit noch mehr erweiterte und beflätigte *).
Auf gleiche Weiſe ſchließt Ludwig Landgraf von Heſſen
1449 einen Bertrag mit den Ganerben zu Reiffenberg in
deffen Fehde gegen den Bifchof von Würzburg, wo bie
Ganerben die Deffnung in Reiffenderg vor 166 Gulden,
fo lange diefe Fehde währet, geflatten *).
Auch der Kurfürft Friedrich von der Pfalz läßt ſich
1468 mit der Ritterfchaft und den Ganerben des Schlofe
ſes Reiffenberg in ein Bündniß ein, vermöge deſſen jener
biefen und biefe jenem, nebſt Geftattung bed Definungs-
rechte, im Kriege Veiſtand zufagen ®).
In den beiden legten Bündnifien wirb jeboch feſtge⸗
febt, daß foldhe dem Bertrage mit Kurmainz unfchäplich feyn
ſollen. Auch die benachbarten Herrn von Eppftein wußten
fi 1452 durch Verträge mit den Ganerben zu ſichern =),
Diefe Schup- und Trugbündnifle durch die Gans
erbinate dauerten bis zur Errichtung des allgemeinen Land⸗
friedens unter Kaiſer Maximilian I. und löften fi hier⸗
auf, als nicht mehr zeitgemäß, gänzlich auf.
) Beurk. Racht. R. 16.
23) Beurk. Racht. R. 17.
9) Beurt, Rach. Wr. 18.
*) Beurk. Racht. R. 19.
&) Beurk Racht. Rro. 20.
Fehden der Ritter von Reiffenberg.
Bor und während der Zeit der Kreuzzüge werben wohl
die Herrn von Reiffenberg an den Kriegen des Kaifers
und Reiche theilgenommen haben, obfchon feine befondere
Erwähnung der Reiffenberger Ritter aus biefer Zeit, weil
wohl im Allgemeinen zu unbebeutend, geſchah.
Zur Zeit der Gegenfalfer ober auch des Interregnums
werben biefe wohl, wie ihre Nachbarn, bie Herrn von
Hattſtein und fo viele andere Ritter, dad Geſchäft der
Breibeuterei gegen fläbtifche Handelsleute, mit denen bie
Nitter gewöhnlich in Fehde lebten, betrieben haben, wie
dasſelbe als Vollserzaͤhlung noch fortlebt.
Auch ſind der Fehden, wegen Mangel an Urkunden,
und beſonders wegen dem Verſchwinden des Reiffenberger
Archivs wohl manche unbelannt geblieben, indem nur die
Reſte des Archivs durch den Obriſtwachtmeiſter von Fa⸗
britius, der unter dem lehten Freiherrn von Reiffenberg
die hieſige Herrſchaft verwaltete, an den Herrn Grafen
von Baffenheim abgeliefert wurden. Die ältefte Fehde,
worin urkundlich die Reiffenberger vorkommen, war gegen
die Stadt Limburg am der Lahn, wie ſolche auch in der
Limburger Chronik bemelvet wird, „Anno 1393 auf
Montag zu Pfingften, da war Friedrich von Hapftein, der
wolgeborne Knecht, der ein Hauptmann war ber Stabt
von Limburg, erſchlagen an der Löhne, unter dem Stein,
da man geht von Greifenpforten in bie Höll, das thaten
die von Reiffenberg. Die waren Feinde der Stadt von
Limpurg zu der Zeit und mandje Zeit. Die Fehden derer
von Reiffenberg mit der Stadt Limpurg follen volle 100
Jahre gevauert haben? Und die Herm und bie Stabt
— 92 —
von Limpurg verlohren ihn (Friedrich von Hattftein) zus
mabl ungern, denn er ihnen nützlich uud dienlich war.
Auch war derfelbige Friedrich groß und ſtark, alfo daß er
eine Ohm Weine auffhub, und trank aus dem Ponten **).“
Auf diefe folgt die fiegreiche Fehde gegen bie Falken⸗
fteiner zu Königftein. Die Ritter von Reiffenberg waren
nebſt dem übrigen wetterauifchen Adel faft in alle Fehden
verwidelt, welche der unruhige Philipp VI. von Yalfen«
fein im Jahre 1365 angefponnen, bis zuleht die Ritter
von Reiffenderg mit ihren Ganerben den frevelhaften Les
bermuth des tollfühnen Philipp demüthigten.
Diefe Fehde felbft befchreibt die Limburger Chronik uns
ter dem Jahrgang 1373 folgendermaßen: .
In demfelben Jar waren die von Reiffenberg Feind
Junker Philippfen, Herrn zu Balfenftein, und der warb
genannt der Stumme von Palfenftein, nicht daß er ein
Stummer wäre von Reden, denn er war ein Stummer
von Werfen. Und diefelben von Reiffenberg erftiegen und
gewannen Königftein jenfeit® der Höhe, und fiengen ihn
mit vier feinen Kindern und führten fie auff ihr eigen
Schloß Reiffenberg. Da flarb derfelbige Zuufer bei den
nächfien acht Tagen. Dann er gar fehr gefallen hatte
zu Königftein, und wäre gern geflohen, da das erftiegen
ward. (Bei feiner Flucht ftürzte er vom ‘Pferde und
wurde gefangen) Und die Kinder gaben den von Reif⸗
fenberg, baß fie ledig wurden, und ihnen ihr Haus König-
fein wieder wurde, zehntaufend Gulden. Derfelden Kinder
ward eines ein Bifchof zu Trier, der war genannt Werner.
32) Limburger Chronik de anno 4363,
Hierauf fam ein Friebe unter Bermittelung des Erz⸗
biſchofs Guns Coon Fallenſtein) zu Trier, Friedrich Grze
bifchof zu Göln, Philipp Herrn von Yalfenfiein und
Müngnberg, Ulrid Herrn zu Hanau, Gerhardt Grafen
ma Diez, Gottfried Grafen zu Ziegenhain, Gottfried Gra⸗
fen m NRened, Otto Grafen zu Solms, Henri dem
alieſten Sohne ded Grafen von Saarwerden, Herrn Jo⸗
hann von Iſenburg, Herrn zu Büdingen und Reinhardt
Herrn zu Weſterburg zu Stande, wonach die Wittwe dieſes
beſiegten Gottfrieds von Falkenſtein, Agnes mit Namen,
zur Auslöfung für ſich, ihre Kinder und Herrſchaft 10,000
Gulden entrichten mußte. (ine bedeutende Summe für
diefe Zeit, wo die Schäpe Amerika's den Geldwerth noch
nicht in Europa vermindert hatten.) Außerdem haben noch
die Wittwe und ihre Kinder Bhilipp, Ulrich, Werner, ons
rad und die Gräfinnen Anna von Reine und Agnes von
Solms ihre Töchter in guter Treue und an Eidesftatt ger
lobt und die Brüder öffentlich zu den Heiligen geſchwo⸗
ren, fletd und feft zu halten zur Entrichtung diefer vorbe⸗
fehriebenen Summe, als auch zur gänzlihen Sühne und
Berzeifung dieſes Vorfalls. Da Conrad und Ludel
(Ludgard, fpäter vereheliht an Eberhardt von Eppftein)
noch minderjährig waren, fo haben ftatt derer die Älteften
Geſchwiſter die Berantwortung und Bollftredung über»
nommen. Diefer Reverd wurde audgeftellt den 11. Juni
1375 °).
Diefer unglüdliche Vorfall für die Familie Falkenſtein
333 Beurk. Nacır, Nr. 22.
von Limpurg verlohren ihn (Briebrich vom Hattſtein) zu⸗
mahl ungern, denn er ihnen nüpli und dienlich war.
Auch war derfelbige Friedrich groß und ftark, alfo daß er
eine Ohm Weins auffhub, und trank aus dem Ponten "°).*
Auf diefe folgt die fiegreiche Fehde gegen bie Balfen-
feiner zu Königflein. Die Ritter von Reiffenberg waren
nebR dem übrigen wetterauifchen Adel faft in alle Fehden
verwidelt, welche der unruhige Philipp VI. von Balfen-
fein im Jahre 1365 angefponnen, bis zuleht bie Ritter
von Reiffenberg mit ihren Ganerben den frevelhaften Les
bermuth des tollfühnen Philipp bemüthigten.
Diefe Fehde ſelbſt befchreibt die Limburger Chronik uns
ter dem Jahrgang 1373 folgendermaßen: .
Im demſelben Jar waren die von Reiffenberg Feind
Junker Philippfen, Herrn zu Balfenfein, und der warb
genannt der Stumme von Fallenſtein, nicht daß er ein
Stummer wäre von Reden, denn er war ein Stummer
von Werken. Und biefelben von Reiffenberg erftiegen und
gewannen Königfein jenſeits der Höhe, und fiengen ihn
mit vier feinen Kindern und führten fie auff ihr eigen
Schloß Reiffenderg. Da farb derfelbige Junker bei den
nachſten acht Tagen. Dann er gar fehr gefallen hatte
zu Königftein, und wäre gern geflohen, da das erftiegen
ward. (Bei feiner Flucht fürzte er vom Pferde und
wurde gefangen.) Unb bie Kinder gaben den von Reife
fenberg, daß fie ledig wurden, und ihnen ihr Haus Könige
fein wieder wurde, zchntaufend Gulden. Derfelben Kinder
warb eines ein Bifchof au Trier, der war genannt Werner,
32) Eimburger Ghronit de nano 1363,
Hierauf kam ein Friede unter Bermittelung des Err⸗
biſchofs Cuno (von Balfenftein) zu Trier, Friedrich Erg
biſchof zu Coͤln, Philipp Herrn von Balfenftein und
Münzenberg, Ulrich Herrn zu Hanau, Gerhardt Grafen
au Diez, Gottfried Grafen zu Ziegenhain, Gottfried Gra⸗
fen zu Reined, Dtto Grafen zu Solms, Henri dem
älteften Sohne des Grafen von Saarwerben, Herrn Jo⸗
hann von Ifenburg, Herrn zu Büdingen und Reinharbt
Herrn zu Wefterburg zu Stande, wonach die Witwe dieſes
befiegten Gottfried von Fallenſtein, Agnes mit Ramen,
zur Auslöfung für fich, ihre Kinder und Herrſchaft 10,000
Gulden entrichten mußte. (ine beveutende Summe für
diefe Zeit, wo bie Schäge Amerika's den Geldwerth noch
nicht in Europa vermindert hatten.) Außerdem haben noch
die Wittwe und ihre Kinder Philipp, Ulrich, Werner, Con⸗
rad und die Gräfinnen Anna von Reinet und Agnes von
Solms ihre Töchter in guter Treue und an Eidesſtatt ges
Iobt und die Brüder öffentlich zu den Heiligen gefchwos
ren, ſtets und feft zu halten zur Entrichtung biefer vorbe⸗
ſchriebenen Summe, als auch zur gänzlichen Sühne und
Verzeihung dieſes Vorfalls. Da Eonrab und Ludel
C Ludgard, fpäter verehelicht an Eberhardt von Eppftein)
noch minderfährig waren, fo haben flatt derer bie Alteften
Geſchwiſter die Verantwortung und Vollftredung über
nommen, Diefer Reverd wurde auögeftellt ven 11. Juni
1375 *.
Diefer unglüdliche Borfal für die Familie Fallenſtein
33) Beurk. Racht. Rr. 22.
iR die wahrſcheinliche Urſache ber fehr bebrängten Lage -
derfelden, worin Philippe Wittwe, Agnes, mit ihren vier
Söhnen mehrere zu Königkein gehörige Dörfer an ben
Erzbiſchof von Mainz, und 1378 Burg und Stadt König-
fein mit allem Zubehör an Dörfern, Land und Leuten
um 7000 Gulden an Philipp VII. von Fallenſtein, Ha⸗
nauer Linie, und Mainz wieberlöslich verpfänbete. *).
Hierauf folgte die Hattfleiner Fehde.
Cuno von Faltenftein, Erzbifchof zu Trier, eroberte
im Jahr 1879 mit Hülfe der Städte Mainz, Frankfurt
und Limburg das Schloß Hattflein mund möthigte dadurch
die Herren von Hattflein und bie mit ihnen verbündete
Herren von Reiffenberg, nm fremden Schng und Hülfe
ſich umgufehen **). Wahrſcheinlich fuchte dadurch Cuno
von Falkenſtein, der Erzbiſchof in Trier, die Schmach,
welche die Reiffenberger feinem Better Philipp VI. von
Fallenſtein zugefügt hatten, zu rächen.
Im Jahre 1389 entftand eine Fehde ber Ritter uud
Edlen von Eronberg mit der Reichsſtadt Frankfurt, welche
in Kurzem fid) fo weit entwidelte, daß die Bürger dieſer
Stadt auf St. Bonifariustag auszogen, ihrer mehr denn
fünfgehnhundert °°) wohlbereiter Leute mit Hauben, Har⸗
nifh und Beingewandt, und famen vor Eronderg an bie
Beinde. Und die Feinde waren von Eronberg und hatten
3) Kopp6 Proben bes beutfchen kehenrechts IL. 250.
35) Hontheim prodromas, etc. pag. 1201-
?6) Tritbemius in Chrom. Hirsang. giebt nur 800 bewaffnete
Mann an.
— 3 —
wohl hundert Ritter und Knechte. Es waren die Ritter
Walther und Frank von Cronberg, Ulrich zu Hanau und
Kurfürſt Ruprecht von der Pfalz, ſowie Johann von Reif⸗
fenberg, Johann Herr zu Iſenburg und Büdingen, Johann
von Stodheim, Eberhardt Weife, Gilbrecht Weife und
Winther von Vilmar nebft andern Rittern der Wetteran,
des Niddagaus und des Niederlahngaus ). Und lagen
die von Frankfurt nieder, aljo, daß ihrer bei hundert er-
ſchlagen, und ihrer mehr denn fechöhundert gefangen wurs
den. Alſo ſchlug der eine Hauff den groffen Hauffen
nieder. Das war nicht Wunder. Denn der groffe Hauffe
flohe, und der Heine fritte. Und gaben bie von Frank⸗
furt vor ihre Gefangene mehr denn fiebenzigtaufend Guls
den *). Die Hirfcpauer Chronik fagt hierzu: von jegt an
wurben bie Cronenberger, welche früher arm waren, groß
und reich.
Im Zahr 1399 in einer Fehde der Stadt Frankfurt
mit Hattftein wurde während der Belagerung von Hatt-
flein, Arnoſdshain, welches den Rittern von Reiffenderg
und Hattflein gehörte, Kirche und Schule verbrannt, ein
Einwohner erſchlagen und Alles geplündert. Erft im Jahre
1420 wurde diefed Schadens halber, von Seiten Frank⸗
furts fi mit Philipp von Reiffenberg für die Summe
von 900 Gulden verglichen 9).
Bon 1406 an bis 1425 lebten die Ritter von Reif
fenberg faft ununterbrochen mit der Stadt Frankfurt in
37) Lersners Frankf. Chronik pag. 339.
33) gimburger Chronik de anno 1389.
3) Gottfchalts Mitterburgen. „Dattſtein.“
3 *
dehden ; Hauptfämpfe wurden Feine geliefert, deſto mehr
wurbe auf beiden Seiten geraubt und Gewaltihaten aller
Art geübt, beſonders, indem man ſich gegenfeitig Menfchen
und Bich wegnahm. Diefe Fehden befcpreibt Hr. Schöff
Ufener ausführlicher im Archiv für Frankfurts Geſchichte
und Kunft 1844. Seite 95—99.
Im Jahre 1428 hatte Philipp von Kapenelnbogen
und Heinrich von Reiffenderg gegen Kurfürk Conrad von
Mainz Streitigkeiten, jedoch ohne große Bebentung *).
Am 3. Auguft 1432 eroberten Gonrab Erzbiſchof von
Mainz, Diether von Iſenburg Herr zu Büdingen, die
Stadt Frankfurt, Adam von Allendorf, Johann Boß von
Walded der Alte und Wilhelm Staffel der Alte, das
Schloß Hattftein und behielten es im gemeinfchaftlichen
Befig. Ungelegen war den Reiffendergern dieſe Nähe.
Defterö 5 8. 1433, 1434, 1435, 1442, 1444 und 1446
verfuchten fie, jedoch vergebens defien Eroberung mit Li" ).
Am 25. Juli 1449 übernahm nun Walther von Reifen»
berg von Frankfurt die Burghut zu Hattflein und mußte
eilf wehrhafte Männer und eine Magb auf feine Koflen
halten, dagegen erhielt er für biefe Verbindlichkeit von
Srankfurt jährlich zweihundert Gulden *).
Im Jahre 1449 auf St. Vinzenstag beranbten Henne
Rudel und Emmerich, Emmerich feligen Sohne, beide von
+) Joannis script. reram mogunt. | c. pag. 743.
) Driginalsurtunden.
“) Wottfchalts Witterburgen Deutſchlands, „Geſchichte von
dattſtein.
- 1 —
Reiffenberg, Siegfried von Glauburg und ihre Mitritter
aus dem Gchloffe Reiffenderg mehrere Kaufleute auf ber
Landftraße, (Hünenftraße) wo dem Herrn Eberharbt von Epp-
Rein, Herrn zu Königftein, das Geleite zuſtand. Diefer
jagte ihnen die Beute ab, nahm Emmerich von Dietſch
gefangen und trieb die Uebrigen in das Echloß zu Wehr-
beim. Es lam hierauf zur Fehde. Emmerich von Reif
fenberg kündigte hierauf dem Eppſteiner die Lehen auf.
Auf Dorotgeentag nahmen Rubel und Emmerich von Reife
fenberg und Siegfried von Glauburg ben KRönigfeinern
vor Königftein, Wagen und Pferde, fingen Knechte und
Bürger, verbrannten am folgenden Tage das Dorf Eriftel,
plünderten und machten Gefangene. Den folgenden Sonn»
tag thaten fie ein Gleiches in Rode *). Die Sache wurde
fpäter vertragen und gab fobann Veranlaffung, daß bie
Sanerben von Reiffenberg mit Herrn Eberhardt von Epp⸗
Rein am Sonntag nach Johauni im Sommer 1452 einen
Bertrag fchliegen, nach welchem Irrungen zwiſchen ihnen
Fünftig gütlig vertragen werben follen ).
In einer Fehde, welche Landgraf Ludwig II, der Fried⸗
fertige, von Heſſen mit Hans und Engelbert von Roden-
fein, Hans von Eronberg, Emmerich von Reiffenberg,
Earl Schelm von Bergen und Hammann Echter im Jahre
1458 hatte, und woran auch Schultheiß und Gemeinde
Reiffenberg Antheil nahmen, durchzogen heſſiſche Söldner
zerflörend die Gegend *).
) Archiv für Frankfurts Geſchichte und Kunft 1814. ©, 100.
) Beurk. Radır. R. 20.
) Binkelmann Beſchreibung von Heſſen. 2 B. S. 596.
-8—
Joſt von Hönftein, der in biefem Jahre (1453) von
des Raths in Frankfurt wegen, acht Monate in Hattſtein
war, berichtete im Februar, daß die Hefien den Wald ad»
gebrannt und mehrere Gefangene von Arnoldehain, (das
zu zwei Drittel zu Hattflein und einem Drittel nad) Reife
fenberg gehörte,) weggeführt hätten. Im Herbft deſſelben
Jahres durchzogen foldhe nochmals die Gegend und die
benachbarten Bewohner flüchteten mit ihrem Vieh und ihren
Habfeligteiten nach Hattfein *). Auch in dem Kampf
des Jahres 1459, wegen ber firittigen Kurfürten- Wahl
zu Mainz, zwiſchen Diether von Iſeuburg und Adolph von
Naſſau, ergriffen die von Reiffenderg die Parthie des
Erſtern 7). Um 1461 war Erjbiihof Diether von Mainz
mit Tod abgegangen und Walther von Reiffenberg, wels
her mit dem einen Erzbiſchof Adolph und aller Pfaffheit
des Stifts Mainz in Fehde war, hatte auch dem Rath in
Sranffurt im Auguft 1465 einen Abſagebrief gefendet.
Mainz und Frankfurt hatten noch Hattjtein inne und bes
haupteten während dicfer Fehde auch daffelbe, bis endlich
den 12. Mai 1467 daffelbe erobert wurde. Heimlich hat
ten fi nämlich zwei Knechte Walther von Reiffenberq
im Vorhauſe der Burg Hattflein verborgen. Zwei Schloß⸗
nechte waren aus der Burg gegangen, nur der Amtmann,
Henne von Fledenbühl, ein Knecht und eine Magd waren
in demfelden. Diefes waren wahrſcheinlich auch nur die
6) Bottfhalts Kitterburgen Deutfchlande „Befdicdhte von
Yattfein.«
7) Beurk. Radır. ©. 26.
Bewohner deſſelben. Die Magd, vermuthlih mit Wal⸗
thers Knechten einverftanden, öffnete um Mittag die Pfor-
ten, und Walthers Knechte liefen ihr ſolche ad. Mehrere
Sötoner folgten noch, Henne von Bledenbühl, im Babe
figend, und der Knecht wurden gefangen genommen,
Balıher von Reiffenberg führte nun alles Gefhüg, Haus»
rath und Lebensmittel aus dem Schlofie und verließ es
wenige Tage nad) der Eroberung, nachdem er es zuvor in
Brand geftedt und die Mauern niebergeriffen hatte *).
Am Freitag nach Maria Empfängnip 1468 verbinden
fi auch Georg Riedefel und Walther von Reiffenberg gu
einer Fehde gegen Ludwig von Jfenburg, Grafen zu Bü⸗
Dingen, in dem derſelbe gegen fein gegebenes Wort, Brief
und Infiegel gehandelt. Beurk. Nacht. R. 21. Die Fol⸗
gen biefer Fehde find wohl nicht von Bedeutung geweſen.
In der Siciing'ſchen Fehde waren die Nitter von
Neiffenderg, Hattflein und Cronberg mit Franz von
Sidingen verbündet, ohngeachtet Kaifer Marimilian I. fie
auf den 2. Juli 1517 nach Friedberg hatte vorladen laſ⸗
fen. Auch in diefer Fehde überzogen heffifche Kriegevölfer,
unter Anführung des jugendlichen Philipps des Groß⸗
müthigen, die biefige Gegend feinblich *); denn im Jahre
1518 hatte Franz von Sidingen diefen Landgrafen, wegen
Bedrückung derer von Reiffenderg und Hattflein den Krieg
angekündigt.
#) Bottfchalts Ritterburgen Deutſchlands. „Schloß Hattſtein.“
+) Eraſt Münch: „dDram von Gidingens Thaten, Pläne,
Teinde und Ausgang”.
- 4 —
Aus diefen Hier angeführten Fehden geht hervoer, baf
dieſe Ritter von Reiffenberg Schwert und Streitart fleißig
gebrauchten, indem fie bald mit den benachbarten Fürſten
nnd dem Mel, bald auch mit den angrenzenden freien
Städten Frankfurt und Friedberg in Fehde lebten. Waren
fie zum Kampfe einzeln zu ſchwach, ſo mußten mit bem
benachbarten Abel gefchloffene Bündniſſe ihnen Stärke ger
ben, und fo vermochten fie auch die Fehden mit anderen,
weit mächtigeren Feinden, zu ihrem Bortheile durchzu⸗
führen.
Samilie der Ritter von Reiffenberg.
Bas nun zunächt die Familie der Ritter von Reiffen-
berg betrifft, fo theilte ſich dieſe, wie gezeigt, ſchon früher
in zwei Hauptlinien und zwar: bie Weller- und Wet⸗
terauer Linie, weil bie eine derſelben vorzüglich auf dem
untern Weſterwalde und ber Lahn, bie andere dagegen in
der Wetterau und der Maingegend ihre Sitze und bie
meiften Güter und Gefälle hatte.
Die Weller Linie theilte fich wieder in mehrere, welche
theils auf eigenen Burgfigen oder auf befonderen Hofgũ ⸗
tern wohnten, wie zu Leidesdorf, Sain, Horchheim am
Rhein und zu Walbmannshaufen, Herſchbach, Erienhof bei
Ransbach, Kirberg, Welterburg und Waldmannshauſen.
Die Weller Linie hatte mehrere ausgezeichnete Männer, als
einen Ritter mit Ramen Euno, der verehlicht war mit
Eliſabeth von Stein, Älteften Tochter Johanns von Stein
und befien Ehefrau Guta Brennerin von Lahnflein. Die
fer Johann von Stein hatte zwei Söhne, bie Ritter wa-
- 4 —
ren und vier Töchter, die an Ritter verehlicht waren; bie
erfte alfo an Cuno von Reiffenberg, die zweite an einen
von Hattflein, die dritte an einen von Bubenheim unb
die vierte an einen von Allendorf. Hierzu fagt nun bie
Limburger Ehronit de anno 1380: und „e& geburte ſich,
daß die obgenannte vier Ritter bei ihrer Schwiegerfrauen
in ihrem Hauß waren, unb die obgenannte zwey Ritter
von Stein, ihre Söhne, waren auch bei ihr, und da fie zu
Tiſche bey einander faßen, da hatte die Frau ſechs Ritter
beyfammen über ihrer Taffel figen, der waren vier ihre
Eydam und zwei ihre Söhne, und ihr Mann war auch
ein Ritter geweſen. Und als fie alfo bey einander über
einer Tafel faffen, da fagte die Frau ingemein : diefer Ehren if
zu viel. Darauf hatte niemand feine Acht, fehr kurz darnach
ftehet diefelbe Frau auff, und gehet heimlich ihre Straßen
weg, daß nie fein Menſch davon die Wahrheit erfahren
önnen, wohin fie fommen wäre“. Hierdurch huldigt auf
eine ganz befondere Art diefe Wittwe von Etein der Rit⸗
terwürbe.
Diefer Euno hatte einen Sohn, ber der ſchwarze
Ritter genannt wurde. \
Auch gehörte noch zu diefer Kinie Friedrich von Reife
fenberg, der Obriſt, der anfangs in englifchen hierauf in
den Dienften des Kaiſers und zulegt in denen Frankreichs
fand, zweimal verehlicht war, aber doch den 12. Mai
1595, im 86. Jahre feines Alters, kinderlos ſtarb. Die
Nachrichten bei Sleidan, Spangenberg und Iſelin berich-
ten, daß dieſer Briedrih im Jahre 1552 den Engpaß
Ehrenberg in Tyrol unter Kurfürft Moritz von Sachſen
erftürmte, fo daß Kaifer Karl V. fi Rachts in einer
Senfte über die Schneegebirge flüchten mußte, obgleich er
an heftigen Schmerzen vom Podagra danieder lag, und
ohne einen in feinem Corps ausgebrochenen Aufftand er
den Kaifer gewiß gefangen genommen hätte. Derfelbe
wurbe zweimal in die Reichsacht erklärt und zwar ſchon
nach ber Schlacht von Mühlberg, woran er fih betheiligte,
fo daß auf den Kopf des Beädhteten ein Preiß von 4000
Goldgulden gefept wurde.
Trog des zu Paſſau gefchlofienen Friedens ſehte ders
felbe als Partheigänger mit Markgraf Albrecht von Bran«
denburg die Belagerung von Frankfurt fort und zeigte ſich
als einen fehr unrubigen und fehdefüchtigen Ritter jener
Zeit. Kirchner‘) in feiner Geſchichte der Stadt Frankfurt
ſchreibt von demfelben: „Diefer Anführer war einer der
wanfelmüthigften DMiethlinge in dem wedhfelreichen Zeit«
alter. Rod vor wenig Jahren hat er zu Frankfurt für
Heinrich VII. von England geworben und bie Stabt bei
Frankreich in böfen Verdacht gebracht; jet dient er den
Franzoſen, dann den Heffen, zulept dem Kaifer, alles im
Kreislauf weniger Monden. Nachdem er von der Etabt
Waffen und Rüftungen zum Kauf begehrt hat, fledt er zu
Bonames feinen Mufterplag auf“.
Im Jahre 1562 kaufte biefer Friedrich von Reiffen⸗
berg zu Waldmannshaufen von Juſtina Brendelin von
Homburg, Witwe ded Oberamtmanns Friedrich von Reif»
fenderg zu Weilburg, deren Sohn Philipp bei der Mühle
Landſtein unweit Finfternthal, von Kohlendrennern jämmers
*) Anton Kirdiners Seſchichte der Stadt Brankfurt 2. Theil
Seite 167.
— 8 —
lich erſchlagen wurde, im Fleden Reiffenberg ein Haus
um 1200 Gulden und verlegte fomit fein Werbgefchäft
nach Reiffenberg *).
Gegen 206 Jahr 1580 glaubte Friedrich fih in
alleinigen Befig der Burg Reiffenderg fegen zu können,
Anna von Reiffenderg heirathete nämlich in biefer Zeit
den Ritter Emrich von Wambold; die Hochzeit wurde zu
Weinheim an der Bergftraße gehalten und Anna's Brü⸗
der, Philipp und Eberhardt, geleiteten ihre Schwefter nach
dem Orie der Bermählung. Diefe Brüder Philipp und
Eberhardt waren die einzigen noch lebenden Manneſproſſen
von dem Geſchlechte der Eigenthümer auf Reiffenderg.
Während ihrer Abweſenheit war daher das feſte Schloß
ſich ſelbſt überlaffen, ohne gehörige Vertheidigung. Diefen
Augenblick benugten Friedrich und Marfil, Cebenfalls einer
von Reiffenberg und zwar Wetterauer, aber abgetheilten
Linie) fie erftürmten dad Schloß und mit den Waffen in
der Hand nöthigten fic die Unterthanen, fie als Herren zu
erfennen, ihre vedtmäßige Herren aber nicht mehr in
Reiffenderg einzulafien. Als fpäter einer diefer Brüder,
Eberhardt, feine feit der Erftürmung von Reiffenberg durch
dieſen Sriedrich gefangen gehaltene Mutter beſuchen wollte,
mußte er fein Vorhaben mit tem Leben büßen; willig
lichen ihn zwar Friedrichs Söldner in Reiffenberg cin,
als er aber in die dritte Burgpforte eintrat, durchbohrten
ihn plöglich zwei Kugeln, fo daß er fogleich für tobt nies
derſtürzte. Vergeblich flehte Eberhardts Mutter, den Sohn
noch einmal fehen zu dürfen; vergeblich bat fie, als er
* ) Darflllung etc. pag. 158, 160, 161, 162.
— 4 —
noch einmal für wenige Stunden ins Leben zurädfchrte,
ihn pflegen zu dürfen; fie erhält die Fannibalifche Ant
wort: „Der Befehl fei gegeben, daß, wenn es wider
Verhoffen ſich beſſern follte, er ohne weiteres umgebracht
werde." Eberhardt wurde auf eine Wachtfiube gefchleppt
und ohne Zulaffung irgend einer Hilfe bi6 zum bald er⸗
folgten Tode bewacht.
Diefe Greuelſtene wurde wenige Wochen darauf an
einem von Eberhardts Bruder, Philipp, an feine Mutter
nach Reiffenderg heimlich gefendeten Boten wieberholt.
Dagegen gelang ber Mutter dennoch die glüdlich unter
nommene Flut *).
Im Jahre 1580 wurbe aber Friedrich durch ein reiche“
gerichtliche® Mandat in processu possessorio vom Bes
fin der Herrſchaft Reiffenberg abgewieſen und nebft diefem
in jenem Jahre auch ia processu petitorio befangen, daß
ihm nicht der mindefte Antheil an ber Herrfchaft Reiffen⸗
berg zufomme. Friedrich und feine Sippſchaft, welche die
Sade auf eine für immer entſcheidende Weiſe auf bie
Spige geftellt fahen, liefen den rechtmäßigen Eigenthümer
von nun an ungeftört, in ber Abficht, günfigere Zeiten
abzuwarten.
Nach einem reichöfammergerichtlihen Mandat vom 10.
Juli 1587 erfieht man, daß die Beflagten — Friedrich und
Marfil, (beide Ritter von Reiffenberg) vorgedachtes Schloß
und $leden Reiffenberg mit bewaffueter Mannſchaft dur
Gerlach Brandt einnehmen ließen; welcher heimlicher Weife
su früher Tageszeit eine ziemliche Anzahl herrenlofer
s2) Darftellung etc. ©. 62.
- 8 —
Kriegöfnechte mit dem Geſchrei: ſchlagt tobt! ſchlagt tobt!
in Reiffenberg eingeführt und daſelbſt einen anf der Wahl-
Matt erfchoffen, zwei andere töbtlich befchäbigt, fo daß fie
bald darauf farben; die anderen wurben in das Befäng-
miß gebracht, die Brüden der Burg abgehauen, alles
verzwütet, die Unterthanen von ihren Pflichten abgewendet
und fo wurbe Reiffenberg durch ſolche landfriedensbrüchige
That und gefährlichen Aufftand wieder genommen. Doch
durch kaiſerliche Mandate gebrungen, gaben diefe endlich
Burg und Bleden Reiffenberg wieder ab *).
In diefem Jahre 1587 eroberte auch Heinrich von
Naſſau auf kurze Zeit, durch diefe Bamilienzwiftigfeiten
begünftigt, Reiffenberg °). Diefer Friedrich befaß auch
eine Zeitlang von Trier als Pfandlehen die trierer An«
theile an Wehrheim und Eronberg.
Unter dem 1. Auguſt 1653 eriwirkte endlich des Obers
Ren Hans Schweilardo Witwe, Eliſabeiha Emerentia,
geborene Bubden, eine Commiſſion auf Kurmainz, um
ſolche in den Mitbefig des Schloſſes und Zubehör zu
fegen. Allein Mainz ließ die Sache liegen *) und ber
Wittwe von Reiffenberg blieb wenig Hoffnung etwas zu
erwirfen. Darum ſchloß fie am 7. Auguft 1658 für ſich
und ihre Kinder, fobann der übrigen Gonforten der Wels
ler Reiffenberg ſchen Familie, mit dem Domherrn Philipp
Ludwig von Reiffenberg, WBetterauer-Linie, einen Vergleich
ab, worin fie allen Anfprücen an Schloß und Herrſchaft
3) Wottfhalks „Geſchichte von Hattflein”.
*) Darfellung. a. a. D.
65) Darfellung etc. pag. 9.
- 4 —
Reiffenberg gegen Zahlung von 7000 Gulden entſagen.
Doch fol das Geld 1683 noch nicht bezahle geweſen
fein *). Auch zeichneten fih in diefer Weller» Familie
noch Hand Dietrich aus; berfelbe war Kurfürftlih-Main-
ziſcher Obriſt und Vicedom zu Afchaffenburg, hernach lai⸗
ſerlicher Obriſt und Commandant von Gommorra, (Komorn
in Ungarn) Hofkriegsrath, Kämmerer und Stadt ⸗Quardir⸗
Oberſter zu Wien, und wurde mit dem ganzen Geſchlechte
in den Freiherrnftand erhoben. Er flarb den 15. Dezem⸗
ber 1629, 53 Jahre alt.
Iohann Philipp, Freiherr von Reiffenberg zu Sain,
war Kurfürftlich-Trierifcper Rath und Oberamtmann zu
Montabaur und Riiterrath. Bon feinen beiden Söhnen
zeugte der ältere Anfelm Friedrich Anton, drei Töchter,
wovon die eine an Philipp von Harff, die zweite an rang
von Ele Rübenadh, die dritte an Ludwig Wilhelm Joſeph
Grafen von Boos⸗Waldeck vermählt war.
Der jüngere, Philipp Ludwig, trat 1737 in den Je⸗
fuitenorden und farb früh. Als Gefchichtöforfcher bear⸗
beitete derfelbe zu Rom eine Reihenfolge der Trierer Bir
ſchoͤſe *).
Diefer Johann Philipp von Reiffenberg machte bei
dem Ausſterben der Wetterauer Linie im Jahre 1686 An⸗
ſprüche an deren Berlaffenfchaft, welche auf bie drei be⸗
nannte Enkelinen übergingen, allein ver Prozeß, welcher
lange am Reichölammergerichte zu Weplar anhängig war,
ging endlich für diefe, ald auch andere Prätendenten, Lands
%) Beurt. Racht. R. 62.
9) Hontpeim I. 962.
— 1 —
leute aus Hartenfels, Amts Selters, welche 1812 und
1817 bei dem. herzoglichen Hofgerichte zu Dillenburg wit
dem Begehren der Ginfegung in ihre Rechte und Bes
ſidungen auftraten, indem die Reiffenberger Bamilie im
Mannsſtamme noch nicht erlofchen, fondern nur verarmt
fei und fo den Mel nicht habe fortführen können *),
wegen Verjährung verloren, und der Graf von Waldbott ⸗
Baffenheim blieb als weiblicher Rachkomme und alleiniger
Erbe der Wetterauer Ritter und Frelherrn von Reiſſen⸗
berg im ruhigen Befig.
Auch zeichnete fich der vorgenannte Johann Philipp
von Reiffenberg als Schriftfteller aus, indem derſelbe eine
Abhandlung äber die „Antiquitates Seynenses“ ſchrieb,
ſowie Noten und Bemerkungen zu Broverd Annalen im
Wanuſcripte hinterließ. Hontheim nennt diefen in feiner
„historia Trevirensis“ in der Abhandlung de scriptori-
bus historiae Trevirensis: „Vir hic, eruditione non
minus, quam natalium splendore illustris.“
Die Wetterauer Linie beginnt mit Walther um das
Jahr 1400. Defien Nachkommen führen als eine jüngere
Linie der Ritter von Reiffenderg den dreilagigen Turnir-
Tragen auf dem Schild. Ein nachfolgender Walther von
Reiffenberg dotirte 1477 die biefige Schloßfaplanei, und
gab derfelben ein Hofgut zu Erbach, Amts Idſtein, wel-
ches noch zur Pfarrei gehört und dem zeitlichen Pfarrer
zu Reiffenberg fünf Limburger Malter Korn, ein Simmer
Erbſen und ein Simmer Linfen als Erbcanon einträgt 2).
*) Darftellung etc. ©. 14.
%) Würdtwein dioec. Mogunt, V. 95.
Reiffenberg war nämlich vor der Reformation ein Fir
Hal von Arnoldohain und hatte blos eine Kapelle, dem h.
Dthmar geweiht neben der Burg nebſt einem Altariſten.
Da aber die Burg im Jahre 1631 von den Heflen bes
lagert und wie man fagt, die Velagerer über das Dach
der Kapelle die Mauer der Burg erfliegen und bie Burg
nahmen, fo wurde die Kapelle zur künftigen Sicherheit
abgerifien und der Botteßdienft in den Pallaſt der Burg
verlegt, wo er in bem fogenannten Saale, von den binzuges
tommenen fatholifchen Unterthanen gefeiert wurde. (Diefer
Saal befand fi auf der Oſtſeite dicht am vieredigen
Thurme.) Da aber die Herrn von Reiffenderg den Altar
riſten au in der Burg zur Erziehung ihrer abeligen
Jugend gebrauchten, fo gaben fie ihm Kor und Kleidung
nebft 100 Reichsthalern in baarem Gelde, das Altargut
hingegen verpachteten fie entweder für den Bonds oder
benugten es felbft. Im Jahre 1684 erbaute der Kurfürft
von Mainz, Anfelm Franz Graf von Ingelheim, zur Beier
des latholiſchen Gottesdienſtes wieder eine Kapelle neben
der Burg, unfere jehige, leider wiederum ſehr verfallene
Kirche *).
Zu der Zeit Walthers ſtarb im Kloſter Thron bei
Wehrheim eine Adelheit von Reiffenberg, wovon ſich im
Garten des Hofbeftänders ein Grabſtein mit dem Wappen von
Reiffenberg und Stocheim findet, mit nachfolgender Um⸗
ſchrift: + Anno Dai. MNCOCCCCXIV. in die Afre marty-
ris obiit Alheit de Reiffenberg filia Johannis militis
) Pfarrurkundea.
- 9 —
de Stockheim, cujus anima requiescat in pace. Diefe
Adelheit war verehlicht mit Cuno von Reiffenberg.
Bei der Zerftörung des Eppflein » Stollberg’fchen Fa⸗
milien⸗Archivs zu Königflein in .den 17907 Kriegsjahren,
find mir nad) vieler Mühe unter andern auch noch einige
Reiffenberger Urkunden in die Hände gefommen. Rad
einer berfelben tauſchet ber lehtgenannte Walther von Reife
fenberg von Junker Gottfried von Eppftein im Jahr 1459
eine Eppfeinifche Lehengerechtigfeit in Köppern bei Hom⸗
burg im Taunus, gegen Gefälle in den fpäter verſchwun⸗
denen Dörfern Alsdorf bei Wirges, Amts Idſtein und
Frohndorf bei Haintgen, Amts Ufingen. Zu biefer Zeit
(1470) ſchrieb auch nach einer ungebrudten Urkunde aus
dem Königfeiner Archiv ein gewiſſer Hilger von Langenau
einen famofen Fehdebrief an Cuno von Reiffenberg, worin
nachfolgende demerfenswerthe Stellen vorfommen. Der
Anfang lautet: „Coni von Riffenberg, du offfaziger, Er⸗
loiſſer, Trumeloifier, Siegelloiffer, Loegeners Logener und
Menediger verwiffelter Boßwicht.“ Später fagt dieſes
Schreiben, „daß die von Riffenderg von alders here für fo
herlichen, fo hoemubigliche, fo folge geweſt.“
Die Wetterauer Linie hatte faft lauter ausgezeichnete
Männer. Der Sohn Walthers I. war Enrich; diefer
war faiferlicher Kriegsrath und Feldmarſchall fowie Kurs
fürklih-Mainzifcher Geheimerath. Deffen Sohn ebenfalls
Emrich war Kurfürftlich-Mainzifcher Hofmeifter und Vice⸗
dom zu Mainz und flarb 1488. Deffen Sohn Philipp
war 1524 Amtmann zu Naffau und Sonnenberg und
deſſen Sohn, ebenfalls Philipp, war wicderum Faiferlicher
Kriegsrath, Kurfürſtlich-Mainziſcher Rath und Amtmann
4
- Hu —
su Steinheim und Rarb ben 123. Dezember 1588. Diefer
Philipp übergibt der Gemeinde Reiffenberg, nach einer
ungebrudten Urkunde, den fogenannten Schaarwald zur
Führung und Leitung eined Brunnens. Diefen Wald
vertaufchte fpäter die Gemeinde Reiffenberg gegen den
anliegenden herrſchaftlichen und jegigen Gemeindewald am
Feldberge. Deſſen beide Söhne Philipp und Eurich bil»
den zwei Linien, wovon in der Älteren 1570 Anna von Diez,
die Tochter Dietrie von Diez und Margaretha von
Naſſau heirathet. Der jüngere Eurich von Reiffenderg
wohnte zu Lintheim, war Kurfürflich-Pfälzifcher Rittmei-
fer und deſſen Sohn Johann Wilhelm von Reiffenderg
war 1620 Hochſchultheiß der Herrſchaft Butgenbach im
Zuremburgifchen, von welchem ein Sproſſe, nach einem
Briefe deſſelben an Herrn Schöff Ufener zu Frankfurt
a. M., den ich las, Bibliothefar an der Böniglichen Biblios
thef zu Brüffel if. Diefer zeichnet fi) auch als hiſtori⸗
ſcher Schriftfieller aus. Der zulegt genannte Philipp Hatte
einen Sohn Johann Heinrich) von Reiffenberg; diefer war
faiferlicher Rath, und Kammerherr und verehlichte fi den
235. Juni 1600 mit Anna von Cronberg. Obſchon der»
ſelbe in feiner Ehe acht Kinder unb darunter unr brei
Töchter zeugte, fo ſtarb nichts deſtoweniger mit feinem
ohne Philipp Ludwig, von welchem fpäter mehr gefagt
wird, diefer Reiffenberger Mannsfamm, WBetterauer Linie,
aus,
Diefer Hans Henrich fauft den 29. Juli 1597 von
Judith einer Witte von Hattflein und gebornen von
Naſſau um 4315 Gulden da6 Gut Wefterfeld bei Uſingen.
Am 9. Mai 1612 wurde derſelbe von Kurpfalz über
— 35 —
die Dörfer Rott am Berg, Oberweiler, Brambach, Dork⸗
heim, Cim 30jährigen Kriege verſchwunden) Hunſtall und
den dazu gehörigen Wäldern, ald einem Mannlehen bes
lehnt, die diefer zuvor von Eberhardt von Stodheim er⸗
Tauft hatte ©).
Zu biefer Zeit war bie Burg Reiffenberg noch in vollem
baulichen und bewohnten Zuftande; fie hatte noch ihre voll⸗
Rändige milttärifche Beſahung, welcher am 29. Juni 1618
der vorgenannte Burgfrieden von dem Schlofhauptmann
Kappreuniger von Krembs, bekannt gemacht wurde,
Den 21. Jannar 1613 tonrde die ganze Familie der
Ritter von Reiffenberg von Kaiſer Mathias in den Reiche
freiherrnftand erhoben und zum größern Flor feines Haus
ſes faufte am 1. October 1614 der nunmehrige Freiherr
Hans Henri von Reiffenderg von Johann und Philipp
Georg von und zu Hattflein „das halbe Theil an dem
„Schloß Hattflein mit dem Gefchäg und Wildgarn fo jego
„drauf; Item das halbe Theil aller Wälde und Hochges
uhölzes daran zum Schloß gehörig, das Pfaffenroth, Sen-
gelberg, Kohlberg, Dittmannewalde, deren er ein durch⸗
gehende halbtheil gehabt. Item an dem Dorf Arnolde⸗
„bain ein durchgehend viertheil aller hohen und niedern
„Dbrigfeit und gemeiner Rugbarkeit. Item alle Aecker,
„Wiefen, Triefer, Heden, See, Werber, Mühlen, Häufer,
„Ställ, Scheuren und Pläg im Burgfrieden zu Hattflein.
„Item alle Zinfen, Renthen, Gefälle zu Arnolvshain, fo
„ihm Verkäufer allein zuftändig. Item auf der Weylnau
„fambt dem Eintag Frohnd auf Schloß Hattflein daſelbſt.
61) Beurk. Racht. R. 53.
4*
— 52 —
„Item alle Zinſen auf der Hattſteiniſchen Schmidten, in
„der Embß zu Binflernthal, Netgesthal, (im 3Ojährigen
„Kriege verſchwunden) und Summa an allen und jeden
„Drthen, wo Zinfen, Renthen, Gefälle, wie biefelbe inuer-
„bald acht tagen zum längften unter feiner Sand bona
„üde auf Adliche Ehr, Treu und Glauben, ſtück vor ſtück
„überſchickt werden follen, mit Verzeichniß ihrer Mäler,
„Rahmen, Steinen und Rheinen. Item feinen Anſpruch
beneben feinen freundlichen lieben Bettern von Hatiftein
„und Reiffenberg zu der Hattfleinifchen Schmitten, gegen
„Hand Henrichen von Reiffenberg. Item feinen Theil an
„beyden Wälden zu Steinfifchhach gelegen, der Stolzenberg
„und Ahlſteter Hede genannt, biefe Stüde fammt und fon»
„ders und alles erfucht und unerfucht, wie dad Rahmen
«hat, feyn mein frei Eigen, niemand verfept, befchwert,
„oder einiger Weife verhaftet und ift dieſer Kauff gefche-
nhen und ergangen, umb und vor dreyzehn taufend Gul⸗
„ben *).
Diefer Johann Heinrich farb den 4. März 1658 und
ihm folgte in der unruhigen Zeit des 3Ojährigen Kriegs
der legte männliche Sproffe, fein Sohn Philipp Ludwig,
Domberr der Metropolitantichen zu Mainz, Trier und
Halberftabt fowie Statthalter zu Erfurt.
In diefer Zeit des 3Ojährigen Kriegs litt Reiffenberg
fehr; wie fchon gefagt eroberten e8 im Dezember 1631 die
Heſſen und Guſtav Adolph ſchenkte es hierauf feinem Ge⸗
) Beurk. Radır. R. 89.
heimſchreiber Schwalenberg *) und am 8. Februar 1635
Die Kaiſerlichen *).
AS im Jahre 1644 Hans Schweifarbt, (Weller Linie)
taiſerlicher Oberft und Inhaber eines Regiments, eine fair
ferliche Heerabtheilung bei Friedberg befehligte und ſpa⸗
nifche Kriegsvölfer Reiffenberg mit Lift erobert hatten, ließ
er ſich ſolches einräumen und ſehte Philipp Ludwig von
Reiffenberg, den ledten ber Wetterauer Linie, außer Befig.
Obgleich legterer das Schloß im Anfang bed Jahres 1646
belagerte und eroberte *), fo beſehten es bie Kaiſerlichen
doch am 27. Februar 1646 abermals. Als aber die Nie⸗
derheflen unter Anführung ihres Generald Mortaigne am
11. März des folgenden Jahres Friedberg eroberten und
den Oberſt von Reiffenberg gefangen nahmen, ließen fie
ihn fo lange im Arreft, bis auch Reiffenberg übergeben
war. Bei diefer Beranlaffung gingen mehrere Gebäude
des Schloffes in Feuer auf ).
In Folge des weftphälifchen Friedens und des Eres
eutions-Hauptrecefies 8. 59 wurde ber Domherr Philipp
Ludwig von Reiffenberg durch bie Friedens - Erccutiond«
Eommijjion wieder in Schloß und Herrſchaft Reiffenderg
eingefegt ). Aber in welchem Stande war Schloß und
Herrſchaft! Nah einem im Jahre 1654 genommenen
ſchiedorichterlichen Augenfchein waren „Die wenigen übrigen
„Bau auf und und unter dem Schloß ganz baufällig, die
63) Darſtellung etc. pag. 89.
*+) Merians Topographie von Heflen ©. 73.
#5) Beurk. Racht. Ar. 62.
4) Merians Topographie von Heſſen S. 113.
67) Darftellung etc. ©. 90.
- 4 —
„Wieſen und Accker mit Sträuchen und Heden verwachfen,
bie gehabte Mühle ganz Hinweg, die Weier ausgetrock⸗
„net, erfüllt und die Dämme zerriſſen, auch die von allen
„dieſen verhofften Nutzbarkeiten jego noch künftig dahin zu
„bringen, daß ein Bedienter daſelbſt ſich erhalten ober far
larirt werben können“ ©). Doc wurde das Schloß wie⸗
der bhergeftellt und in ber zweiten Hälfte des 17. Jahr⸗
hundert ald Werbplag für Frankreich benupt, zu welchem
Ende der Marquis BVilleneufe daſelbſt wohnte, welcher die
jüngere Schwefter des Domherrn Philipp Ludwig, Anna,
zur Ehe hatte.
So fehr dem Domherrn Philipp Ludwig von Reiffens
berg dad Glück auch günftig ſchien, fo unglüdlic hat der⸗
felbe doch fein Leben befchlofien. Bei Frankreich und bei
dem Kurfürften Philipp Ehriftoph von Trier fland ders
felbe in einer befonderen Gunſt. Als daher dieſer Kurs
fürft, da er ſchon anfing alt zu werden, fi nad) einem
Coadjutor und zufünftigen Nachfolger umfah, fo bemühte
er fi, im Vertrauen der Gunft und Empfehlung Frank⸗
reiche, für den Freiherrn Philipp Ludwig von Reiffenberg,
und damit um fo eher fein Zweck erreicht werde, fo ent«
feßte er durch eine öffentliche Bekanntmachung den Dom»
probften Hausmann von Nameby feiner Würde und bes
förderte auf eine feierliche Weile den Domherrn Philipp
Ludwig von Reiffenberg zu diefer Würde, worauf er den⸗
felden audy bald zur Würde eines Coadjutors mit dem
Recht der Nachfolge, mehr nach feinem Willen ald nad
8) Beurk. Racht. R. 62.
- 5 —
ver Zuftimmung des Domcapiteld erhob. Allein das
Domcapitel, welches ſich in feinen Gliedern theilweiſe zu
Cõln aufhielt, widerſprach diefer Erhebung; ebenfo erfann-
ten der Kaifer und Pabft diefe Wahl, weil von Frank⸗
reich begünfigt, nicht an und verfagten daher auch die
Beſtatigung. Der Kurfürft felbft fah ſich genöthigt, diefen
feinen Coadjutor bald wieder aufzugeben, indem dieſe und
andere Streitigkeiten des Kurfürften mit feinem Domcapis
tel und feinen Unterthanen durch Subbelegirte von Mainz,
Eöln und Bamberg unter dem 23. Auguft 1650 gefchlich-
tet wurden, indem dieſe in dieſer Angelegenheit das
Nachfolgende verfügten: „Feruer bie, wieder den frieden⸗
„ſchluß, des heiligen Reichs conftitutionen, auch des Erh⸗
„ſtiffts Trier herbracht uhralte ftatuten, obfervang und ges
„wohnheiten, wahlcapitulation und übliche fagungen bes
nfchehene election eines newen Coadjutoris in ‘Berfona des
Freyherrn Philips Ludwigen von Reiffenderg, wie auch
mdie begebung der Dhomb-Probftei, fambt allen ihren ans
„bangenden, vor ober nad) vorgenommenen actibus ers
„gangenen und ber landtſchafft verfundten gebotten, Defres
„ten, referipten und befelhen, für null und nichtig zu
„declariren, auch berührter Freiherr von Reiffenberg ſich
mbefagter Eoadjutori fürterft zu müffigen, und fi deren,
weder heimblich noch offentlich, directe noch indirecte, bey
„fraff des friedenbruchs, und in dem Kaiferlichen ere-
„cutions · Edict, und dem Rreictiori erequenti modo einvers
mleibten Pönen zu behziffen, zu gebrauchen oder zu. bedie⸗
nen, er im berentwegen ein ewig ſtillſchweigen zu
„Imponiren und auffzulegen“ ©).
6) Hontheim historia Trevir, Tom, I, pag. 1201.
— 56 —
Dieſe Erhebung zum Coadjutor, die hieraus entſtehende
Zwiſtigkeiten mit dem Domcapitel, ſowie die Zurũcknahme
der verliehenen Würde fallen in die Jahre 1648, 1649
und 1650 und find hierüber noch zu leſen: 1) Broveri
annales Trevirensium de anno 1648; 2) Hontheim
prodomus historiae Trevirensis pag. 883; 3) Hont-
heim historia Trevirensis Tom. Ill, pag. 624.
Kaum war die bier befchriebene Angelegenheit des
Domberrn Philipp Ludwig von Reiffenberg, die ihn zur
Furfürftlichen Würde in Trier erhoben hätte, zum Nach»
theile deſſelben entfchieven, fo entftand durch Kurmainz
eine Berfolgung gegen denfelben, die durch eine 18jährige
Gefangenfchaft im Kerfer der Feſtung zu Königftein fein
Leben elenviglich beſchloß. Es gefhah nämlih den
11. Februar 1667, daß derfelbe unter dem erbichteten Vor⸗
wand vieler verübter Lafter, vom Kurfürften Johann Phi⸗
lipp von Mainz gefaͤnglich eingezogen, auf die Feſtung
Königftein gefett, zur ewigen Gefangenfchaft verdammet
und aller feiner Güter beraubt wurde. Der Befig feiner
Güter, welche dem Kurflaat Mainz unmittelbar angrenzten,
waren wohl ded Domherrn größte Schuld, wie die gleich
darauf erfolgende Gonfiscirung berfelden erwies, obgleich
der Domherr felbft noch mehrere lebende und verehlichte
Schweitern hatte. Seine Gefangenfchaft geſchah folgen⸗
dermaßen. Der Kurfürft Johann Philipp vermweilte zu
Würzburg, wo derfelbe ebenfalls Bifchof war ; dorthin ließ
er durch fchmeichelhafte Einladung täufchend, den Doms
herrn, welcher zugleich auch Statthalter zu Erfurt war,
von letterer Stadt fommen, jet wurde nun berfelbe am
- 317 —
erſten Morgen ganz frühe ergriffen und in ein ſchmuhiges
Sefängniß geworfen ”). Nach fiebenjähriger Gefangen»
ſchaft und nach erfolgtem Ableben des Kurfürften Johann
Philipp ſtellte ihn zwar defien Nachfolger Kurjürft Lothar
anf freien Fuß, er mußte aber fchiwören, ſich nicht zu
rächen noch fein Recht weiter zu fuchen ”).
Unterbefien war auch die Mainzer Befagung aus dem
Schloß Reiffenberg abgegangen, hinterließ jedoch das Schloß
Reiffenderg jo fehr zerftört, daß e8 Im Anfange des Jahre
1674 weder Thürme noch Fenſter hatte und unbewohnbar
war. Der Sleden Reiffenterg war zugleich fo verarmt,
daß der aflerreichfte Mann das Brod ſelbſt nicht hatte und
daß eine Einquartirung von einem Burier und acht Mann,
welche den 29. Januar 1674 cintrafen, nicht verpflegt
werben fonnte ”').
Da man tem Domherrn Philipp Ludwig jedoch fein
Berfprechen nicht hielt, er auch zum vollen Befig feiner
entzogenen Güter nicht gelangen Fonnte, fo wendete er
fi an den Pabſt und nachdem die Sache dafelbft auf das
Gründlichfte unterfucht war, fo erfolgte den 27. April
1678 ein Definitivurtheil ?*), woburd er gegen bie von
dem Mainzer Vicariate den 18. Mai 1668 ergangene
Sentenz vollfommen in integrum reftituirt, auch die Wies
70) Beurt. Radır. R. 63.
71) Beurt. Radır. pag. 47 $. 40.
72) Beurk. Rachr. N 33,
7?) Beurk. Racht. R, 20.
bereinräumung, fowohl feiner geiflihen Benefien, als
feiner weltlichen Güter verorbnet wurde. Im Jahre 1677
wurbe er aber aufs Reue arretirt und ungeachtet felbR der
Kaiſer und viele Kur» und fonftige Fürften für ihn ihre
Fürfprache einlegten, fo erlebte er doch feine Befreiung
nicht mehr ”°). Unter Kurfürft Anfelm Yranz von Ins
gelheim zu Mainz wurden die Befeftigungen und Mauern
der Burg, aus Furcht, die Branzofen möchten die Feſtung
Reiffenderg mit einer Kriegöfteuer, welche ſich weit ers
fredte und bereitd ausgeſchrieben war, belegen, gefcpleift.
Die übrig gebliebenen Häufer mit Dad und Fach vers
brannte nachher aus einem leeren Schreden der Graf von
der Lippe mit feinen Heflen ”°).
Während der 18 jährigen Gefangenſchaft des Philipp
Ludwig in der Beftung Königfein foll ihm auch einmal
in einem Breigemüfe ein Seil verftedt, gefendet worden
feyn, an welchem er fi in der darauf folgenden finftern
Nacht aus feinem Gefängnifie in den Wallgraben der Ges
lung herabließ, allein noch wenige Fuß vom Boden ging
ihm das Seil aus und er ſchwebte ohne den Boden er-
reicht zu haben, und nachdem er eine Weile fo hing,
zwang ihn die Liebe zum Leben, Hülfe herbei zu rufen.
Statt durch einen Heinen Sprung ſich die Freiheit zu ver-
fchaffen, wurde er von jet an nur noch ftrenger verwahrt.
Jeden Tag fol ihm ein Offizier der Schloßwache im Na⸗
men des Kurfürften die Freiheit angeboten haben, wenn
er dem Kurftaate feine Befigungen übergeben wolle, wel⸗
7°) Beurk. Racht. pag. 47.
75) Pfarrurkunden,
— 9 —
ches Unerbieten derfelbe aber ſtets entfchieven und mit ben
Worten abwieß, daß er nur zu Gunſten feiner Schwe⸗
Rern feine Befigungen abtreten werde. Selbft den Troft
der Religion fol man ihm entzogen haben, und fo bes
freite ihn dann endlich der Engel des Todes aus den
Banden des Kerlers. Ja durch diefe Gefangenfchaft und
überhaupt durch die harten Echläge des Schichſals hatte
er bie lehte Zeit feines Lebens, Sinne und BVerftand vers
loren. Sein Tod ſteht im Kirchenbuche der Geflorbenen
zu Königfein mit den, nachfolgenden Worten eingetragen :
Anno 1686, 23 Martii obiit absque confessione
et cummunione, cujus erat incapax ob carentiam
intellectus et sensuum, famosus ille vir praenobilis
dominus ab et in Reiffenberg, qui octodecim annis
carcerem arcis nostrae incoluerat et in ecclesia pa-
rochiali fuit sepultus ’*).
Im Jahre 1730 ließ Caſimir, Ferdinand, Adolph, Graf
von Baſſenheim, Sohn des Johann Lothar von Baſſen⸗
Heim und der Johanna Walburgis von Reiffenderg, der
alteſten Schweſter des Domherrn Philipp Ludivig, und
Erbin der Reiffendergifchen Befigungen, auf einer Anhöhe
zwiſchen Reiffenberg und dem Felbberge eine Kapelle und in
derfelben eine Gruft für die Gebeine der Berftorbenen feiner
mütterlichen Ahnen errichten, wohin auch die Gebrine des
verftorbenen Domherrn Philipp Ludwig, aus der Kirche
von Königftein abgeholt und mit kirchlicher Feierlichkeit
76) Die Dichtungen über den Tod diefes Philipp Ludwig auf dem
Beldberge find Fabeln, wie 5, 8. in A. Henningers Sagen
von Raſſau.
hier beigefept wurben. Auch ließ berfelbe in dieſer Kar
pelle ein Epitaphium mit nachfolgender Infchrift fepen:
Sta viator,
et ex nomine montes montibus junctos, bicoronatus
ex gemino scuto trinas trabes nobilitatis virtutis et
gloriae summam gloriosissimam familiae coronidem
mirare,
Jacent hic perill. D. Heinricus L. B. de Reiffen-
berg. S. C. M. camerarius et concil. imp. aulicus
det. 4. Martii 1628 et perill. D. Anna de Cronberg
def. 24. Jan. 1651. Genitores ultimi, quia maximi
non minorum prolium Philippi Ludoviei ceces. met,
mog. et Trev. atque Halberstadii canoniei cap. et
locumtenentis Erfordioe, defunet. 23. Martii 1686.
Johannae Walburgis, defunet. 3. April 1677, Ferdi-
nandi et Mariae et terris praemature abreptorum.
Johonnam Walburgem D. Joes Lotharius comes
de Waldbott in Basscnheim, Annam Do, Joannes,
Claudius, Franciscus marchio de Villanova comes de
Torettes auspicatissimo connubio sibi sociorunt. Hic
inter arma veneta, queis praeerat, sago clarus, ille
toga insignis Eminent. Elect. Mog. et Trev. a con-
siliis intimis fuit.
Queis omnibus infra solum pondere mortalitatis
depressis, virtutum merito supra coelos evectis hoc
immortalis gloriae monimentum, qnod in animo sem-
per steterat, anno aetatJs sUae oUtugesIJMo oCiaVo
— 6 —
VJr aeterna VJıa DJgnUs. D. Casimirus, Ferdi-
nandus, Adolphus Comes de Waldbott in Bassen-
heim 8. C. M. olim camerarius et colonellus, nunc
eccl. Metrop. Mog. et Trev. atque equest. ad 8. Al-
ban. resp. Scholaster, chor. episc, ct custos, emi.
Elect. Mog. consill. int. camerae praeses et locum
tenens.
Ex Henrico nepos erexit.
Dieſes Epitaphium iſt geziert mit den Wappen der El⸗
tern des Hand Henrich von Reiffenberg und denen der
Anna von Eronberg, dagegen If das eigentliche Reiffen-
berger Wappen mit Helm, als einer hiermit erloſchenen
Familie, umgekehrt geſeht.
Ueber dem Eingang zur Gruft lag noch ein Ded-
Rein, jedoch mit audgetretener Schrift und daher auch
ganz unlesbar 7). Sehr rührend war die Beftattung des
legten der Familie Reiffenberg, diefes Philipp Ludwig. Die
in der Pfarrkirche zu Königftein beigefete Leiche wurde
wiederum erhoben ; von ber Pfarr - und Kapuzinerflofters
geiflichfeit wurbe die Leiche bis auf das angrenzende Reif⸗
fenberger Gebiet im Progeffionszug begleitet und hierauf
von dem Pfarrer und der Pfarrgemeinde zu Reiffenderg
und ben gräflich Bafienheimifchen Dienern dafelbft in Em⸗
pfang genommen und in diefe neuerbaute Kapelle bei
Reiffenberg mit kirchlicher Einfegnung beigefegt.
77) Daß diefe Begräbnipfapelle der legten Freiherrn von Reiffens
berg fo vermäftet iſt, da doch fo manches andächtige Gebet da⸗
rin verrichtet wird, ift traurig zu fehen; entweber ift ed Dans
gel an Pietät ober Unkenntniß biefes Zuftondes ber Kapelle
von Seiten der Baſſenheimiſchen Hertſchaft.
Das Wappen und Siegel wurben zerfchlagen in bie
Gruft nachgefendet und ein Herold rief dreimal wehlla⸗
gend den Namen des erlofchenen Stammes der Freiherrn
von Reiffenberg hinab: „Reiffenberg und nimmermehr
Reiffenberg." Helm und Wappen wurben, wie gefagt,
auf dem Grabmahle umgelehrt angebracht.
So wurde die hiermit erlofchene Familie der Ritter
von Reiffenberg zu Grabe getragen und nach Jahrhunder⸗
ten bezeuget und nur noch bie Burgruine die Macht und
Herrlicpkeit dieſes Rittergefchlechts.
Bus
II.
Einiges über die Burg und Herrichaft
Hattfiein im Tanınd, von Demfelben.
Auf einer romantifchen Höhe des Weilthales, zwiſchen
Reiffenberg nnd Ufingen, eine halbe Stunde von erſterem
Drte entfernt und in der Nähe von Königflein, Balfen-
fein und Cronberg liegen die Ruinen der Burg Hattflein,
im Mittelalter Hazichinſtein, KHapgenftein, Hahſtein ge«
nannt. Als ihren Erbauer und ald den Ahnherrn des
von ihr benannten Geſchlechts, bezeichnet man einen Hatto
oder Hatziche von Reiffenberg, und die Achnlichfeit des
Hattſteiniſchen mit dem Reiffenbergiſchen Wappen gibt
der Sage Gewicht. Cuno von Hazechinftein lebte 1238,
Heinrich von H. erfcheint 1296, 1305 und 1307 in Ur-
kunden. Cuno von H. Ritter, war Burgmann zu Neu⸗
weilnau und heurathete Elife Weißin von Feurbach, welche
ihm das Haus und das fogenannte Hattfteinifche, nachher
uttenbergifche Hofgut, in Eamberg zubringt. Wolf von
Hapinfein befaß gemeinfchaftlich mit Werner von Keibel
das Burglein Aſſenheim in der Wetterau, als münzen⸗
bergiſches Zehn, verkaufte aber ſolches mit des Lehnöherrn
Genehmigung und trug ihm dagegen, Breitag vor Gt.
Margareihentag 1343, andere Güter zu Lehen auf. Mars
tolf von H. läßt fi ben 29. September 1351 von bem
Grafen Heinrich I. von Raſſau⸗Beilſtein, gegen ein Dar⸗
lehen von 130 Pfund Heller, die Kirchfpiele Dillhauſen
und Rolöhaufen verfchreiben.
Zu ber Zeit lebte auch Friedrich von Hattflein, der
Rarke Ritter und Hauptmann der Stabt Limburg; er war
vermählt mit einer Tochter Johannes von Stein und defien
Ehefrau Guta Brennerin von Lahnftein. „Diefen erſchlu⸗
gem die Reiffenberger an ber Löhne unter bem Stein, da
man geht von Greifenpforten in die Hell’). Das Weir
tere über diefen Friedrich von Hattflein Fommt in der Bes
ſchreibung der Burg und Herrfchaft Reiffenberg vor.
Bon ihrer Burg aus, beunrubigten die von Hattſteiu
die ganze Gegend und ſelbſt entferntere Straßen mit Rau«
ben und Plündern, daher ſich Erzbifhof Euno von Trier,
Pfalzgraf Ruprecht, Philipp von Fallenſtein (nach der
Limburger Ehronif der Stumme genannt), Ulrich von
) Eimburger Chronik.
Hanau, die freie Reichs⸗Staͤdte Grauffurt, Wehlar, Fried⸗
berg und Gelnbaufen 1374 gegen dieſe vereinigen. Johann
von H., Diethrichs Sohn, wird in dem Gefechte bei Rod»
heim des Burggrafen von Friedberg Gefangener und bie
Burg Hattflein ſelbſt erobert, doch bald von den Verbün⸗
deten an die Familie wieder zurädgegeben.
Fünf Jahre fpäter wurde die Burg abermals belagert.
„Da man fchrieb 1379, da lag Herr Cuno von Balfenftein,
Erzbifchoff zu Trier, vor Hattflein, mit Hülff der Städte
Mainz, Frankfurt und Limburg. Und gewann Herr Euno
das bei virzehn Tagen, alfo, daß fie ſich aufgaben und
giengen in ihre Hand“. In dem Sühnebrief werden auch
noch König Wenzel und das römifhe Rei, Pfalgraf
Ruprecht der Meltere, Philipp von Falfenftein und bie
Städte Friedberg und Geluhaufen, alfo größtentheild wie⸗
der die Feinde von 1374, ald deren von Hattflein Feinde
genannt. Durch diefe Fehde erwarb ſich Kurtrier Deffe
nung und Aufenthaltsrecht in diefer Burg *). ber auch
die Sühne war nicht von Dauer; neue Räubereien ver-
anlaßten den vorzugsweiſe fogenannten Hattfteinifchen Krieg,
den ber rheinifche Städte-Bund gegen den rheinifchen und
wetterauifchen Mel führte. Die Kamille der Ritter von
Hattftein war zu der Zeit auch fehr zahlreich. Dazu ges
hörten damals nach Humbracht: Heinrich von H. zu
Bensheim, Burgmann zu Starfenburg, Georg von H. auf
Reufaltenftein, Wolf von H., Euno von H., Georg von
H., Hans von Hattflein genannt Hartenfeld, Werner von
H., Henn von H. der Alte, Johann von H. und Fried»
2) £imburger CEhronik.
— 5 —
rich von H. „In defien Laufe 1393, zoge dad Reich und
der Bifcyof von Mainz vor Hattflein, und lagen acht Tage
davor, und die Stadt von Frankfurt, und zogen wieber
davon. Da hatten die Städte große Büchfen (Kanonen),
deren ſchoß eine fieben bis acht Eentner ſchwer. Und da
giengen die großen Büchfen an, deren man nicht eher ger
fehen hatte anf Erdreich von folder Größe und Schwere *).
Aus der Zahl, dem Anfehen und der Macht diefer
Verbündeten erficht man die Feſtigkeit der Burg und bie
Zapferfeit ihrer Vertheidiger. Uebrigens hatte die Burg
einen ziemlich eingefchränften Raum und von ber Süd⸗
feite war fie leicht angreifbar. Erforderte nun aber die
Meine und gegen Reiffenberg fehr unbebeutende Burg Hatte
Rein ſolche Verbündete, fo mußte Reiffenderg, bei einer
nähern Bergleichung beider Burgen, felbft dem Kaifer und
dem Reiche haben trogen Fönnen ; deßwegen fuchten fich auch
alle benachbarten Fürſten und Herrn von den Reiffenders
ger Nittern auf dem Wege der Güte, des Burgfchupes
und des Aufenthaltsrechtö in derfelben zu verfichern, wäh
rend man gegen Hattflein, wenn auch nicht immer mit
Erfolg, Gewalt gebrauchte. Jedoch war das Treiben der
Ritter von Reiffenberg auch keineswegs fo verwegen, wie
das der Hattfleiner.
Solche Feinde hatten die von Hattftein noch nicht vor
ſich gehabt und nur die thätigfte Hilfe ihrer Verbündeten
Eonnte fie vom Untergange retten. Vergeblich war übris
gend diefe Belagerung, denn die Belagerten bebienten ſich
auch der Büchfen und Kanonen, und zwangen ihre Geg⸗
?) £imburger Ghronit.
a
ner nach acht Tagen mit Schimpf wieder abzuziehen.
Einer ihrer maͤchtigſten Gegner war damald Graf Adolph
von Rafjaus Diez, und wahrſcheinlich gefhah es aus
Dankbarkeit für den von ihm empfangenen Beiftand, daß
die von Hartftein ihm Ihre Güter in der Grafichaft Diez
und zu Sulibach, bei Höchft, zu Lehn auftrugen. Der erſte
Lehnbrief wurde übrigens ſchon im Jahre 1385 aus⸗
geftellt.
Die Gefahr war kaum vorüber, fo griffen bie von
Hattftein wieder nad) dem alten Handwerke. Aus ihrer
Burg geſchah, fo lagen 1428 Erzbiſchof Eonrab von
Mainz, Reinhard von Hanau, Diether von Sfenburg zu
Büdingen und die Stadt Frankfurt, „als igunt etwa
fange virgangene Zyt bißher, grofe viel und manderlei
Reiberei, Schynderey, Mort, Brende, Beſchedunge und
Unfturn uff des heiligen Richs und unfern Straffen in
unfern Sanden, Gebieten und Geleiden, an Kauffläden,
Pilgereyen und andern frommen Lüden Geiſtlichen und
Weltlichen. *
Kloͤſter, Dörfer, Land und Leute empfanden flets bie
Raubſucht der Hattfteiner. Das Klofter Erbach befchädig-
ten fie; in Schierftein, damald dem Vicedom im Rheingau,
Bob von Waldeck gehörig, yplünderten fie, und warfen
nachher den Fehdebrief auf einen Mifhaufen. Einem
Prieſter aus dem Iſenburgiſchen nahmen fie das Pferd
und ließen ihn erft lo8, nachdem er eine Summe Geld
bezahlt hatte. Conrad von Hattftein fing einen Iſenbur⸗
giſchen Unterthan, brandfihagte ihn, und warf ihn in ein
Sefängnig, wo er wahnfinnig wurde und flarb. Einen
Bürger von Affenheim, Namens Johannes Dauernheimer
— 17 —
mißhandelte er auf gleiche Weiſe; lebenslang blieb derſelbe
lahm. Einen andern Mann, den Conrad der Junge fieng,
ließ er unter dem Vorwand, er habe das Schloß Falken⸗
ſtein an Frankfnurt verrathen und ihn tödten wollen, in
Falkenſtein ermorden. Glaube, Recht und Treue war in
dem Geſchlechte der Hattſteiner erloſchen ).
Jetzt kam ein neues Ungewitter über die unverbeſſer⸗
lichen Sünder. Neu⸗-Falkenſtein, welches die von Hatt⸗
ftein gemeinfchaftlich mit denen von Cronberg befaßen,
wurde 1429 von den Verbündeten genommen, und Hatts
fein felbft entging nur anf kurze Zeit gleichem Schidfal,
denn ter Sünde und Geduld Maaß war erfchöpft. Reue
Frevel bewaffneten nachmals den ftrafenden Arm und den
Sonntag nach Petri » Kettenfeier, 1432, wurde die Burg
Hattitein nach Furzger Belagerung genommen, und feit
dem, Ramens der Verbündeten, durch einen gemeinfchaft=
lihen Amtmann bewahrt.
Im Jahr 1442 waren zu Hattftein noch folgende
Ganerben: 1) Kurfürft Dietrih von Mainz, 2) Graf
Johann von Kapenellenbogen, 3) Adam von Altendorf,
4) Wilhelm von Staffel, 5) Johann Boß von Mulde,
6) Dietri von Iſenburg Herr zu Büdingen, 7) der
Rath zu Frankfurt, welche bride Lebtere im vorgenannten
Jahre das Baumeifteramt verwalteten *).
Um die Koften der Ilnterhaltung zu fparen, wollte fie
Kurfürft Dietrich von Mainz 1461 fchleifen, oder doch
— — — nn — —
3) Gottſchalks Ritterburgen. Geſchichte von Hattſtein.
2) Lers ner Chronik von Frankfurt. ©. 461.
5*
— 8 —
wenigſtens keinen Amtmann mehr darauf halten °). Es
geſchah aber nicht, ſondern die von Reiffenberg eroberten
ſie 1487, und die von Hattſtein kamen wieder in ihren
Mitbeſitz. Nach dem Burgfrieden von 1494 war fie noch
in vier Stämme getheilt, wovon Nafſſau⸗Wiesbaden einen,
Raffau » Saarbrüden einen, Eppftein» Königftein einen und
bie von Hattftein, Karlsbach und Nievefel einen hatten,
Nah diefem Burgfrievden werden auch die Grenzen ber
Herrfchaft Hattftein angegeben, allein genau laffen dieſe
ſich jeßt, wegen bedeutender Veränderung des Territo⸗
riums nicht mehr beſtimmen. Auch beftimmte derſelbe für
die Burg einen Burggrafen und zwei Baumeiſter, ſowie
die nachfolgende Burgmannſchaft, nämlih „Johann von
Langel genannt werde, Johann von wernoff, Henn von
Iſtait genannt Hattftein, wilhelm von elevit, Ulri von
Wombach, Hennrich Eppenftein, Gelbracht Rittefelen, Helff⸗
rich ftommele, Everbartt von Gewerſtein, Melcher und
Henn Iſenbergk, Caepar fthiering vom Obernftein *).“
Einen Theil der Burg trugen die von Hattflein von
Trier zu Lehen und zwar befennt am 24. Yebruar 1422
Heinrih von H., Georgs Sohn, daß er vom Erzbifchof
Dtto von Trier mit feinem Antheile des Schloſſes Hatt-
ftein belchnt worden, wie das feine Voriahren, von man⸗
chen Jahren ber, von der Herrichaft Limburg empfangen.
Philipp von H., Amtmann zu Höchft, lebte 1494, Jo⸗
hann der jüngfte feiner Söhne, war des Johanniterordens
Eomthur, dann Großprior zu Heiter&heim und ftarb 1546
5) Beurk. Nachrichten Nr. 41.
6) Beurk. Nachr. Nr. 5.
- 9 —
91 Jahre alt. Philipps Bruder, Conrad von H., Rits
ter, Hauptmann zu Frankfurt, Kaifer Karls V. Oberfter
und des Erjzbiſchofs Sebaftian von Mainz Marfchall,
+. 1553, wurde unter andern ein Vater von Marguard
von H., geboren 1529, der ald Domberr zu Speier und
Domcuſtos zu Mainz im Jahre 1569 zum Biſchof von
Speier erwählt wurde und den 7. Dezember 1581 das
Zeitliche fegnete. Der legte Stamm von diefer Linie,
Wilhelm Emih, wurde 1655 als Rittmeifter erfchoflen.
Die Linie in Weilbach, von Johann, einem anderen von
Philipps Brüdern, der den 11. Januar 1540 ald Amt«
mann zu Höchſt verftarb, abftammend, erloſch in deſſen
Enteln, Wolfgang +. 1588, der durch eine Pilgerfahrt den
Orden des heiligen Grabes und der heiligen Eatharina vom
Berge Sinai erworben und Marquard }. den 19. März
1607. Am längften blühte die, von Dietrich einem Bru⸗
der Junker Friedrichs, des mannhaften Hauptmanns der
Limburger, abftammende Linie in Münzenberg Dietriche
Enfel im Yten Grade, Damian Hartard von H., Johanne,
furmainzifchen Hofmarſchalls und der Wilhelmine Marga-
rethe von Elz Sohn, geboren 1676, fürftlich fuldiſcher
Geheimerath, Oberftallmeifter und Commandant der Leibs
garde, auch Brigadier und Landoberft, vermählt: 1, Im
Jahre 1699 mit Anna Philippina Borftmeifter von Geln⸗
haufen, +. 1717 und 2) im Jahre 1719 mit Catharina
Eliſabetha von Walderborf. Beide Frauen bleiben aber
tinderlos. Damian felbft intereffirt und vornehmlich als
Verfaſſer eines fehr drauchbaren, viele Irrthiimer Hum⸗
brachts berichtigenden genealogifchen Werkes, betitelt: „Die
— —
Hoheit des beutfchen Reichsadels, wodurch berfelbe zu
Kurs und fürftlihen Dignitäten erhoben wird" x.
Tamian, Hartards jüngerer Bruder, Johann Hugo
Anton, fürſtlich fuldaiſcher Kammerjunler und des ober⸗
rheiniſchen Kreiſes Oberſter, erzeugte in feiner Ehe mit der
Gräfin Maria Therefin Sabina von Tättenbach 9 Kinder,
was jedoch nicht verhindern Fonnte, daß mit feinem Sohne,
Zohann Conftantin Philipp, geboren 1719, das ganze Ger
ſchlecht am 4. October 1667 zu Grabe getragen wurde.
Am 1. October 1614 verkauften Johann und Philipp
Georg von H., dem Freiherrn Hand Henrih von Reife
fenberg das Halbtheil des Schlofies Hattſtein mit den
Gefchügen, Wäldern, einem Biertel von Arnoldehain, for
dann mit allem Andern, Wiefen, Gebäuden im Burairic-
den von Hatiftein, Zinfen, Renthen und Gefällen zu
Schmitten, in der Ems, zu Finſterthal, Netgesthal und
zweien Wäldern zu Steinfiſchbach zu 13,000 Gulden 7).
Allein fpäter leugnen die Hattfleiner den Empfang biefer
Kauffumme und wohnen während des SOjährigen Krieges
nod auf dem Schloß. 1656 wohnt daſelbſt die Wittwe
des Oberſten Philipp Euſtachius, Juliane, geborene von
Horned, nebft ihren minderjährigen Söhnen, Johann und
Henri Friedrich, allein der Domherr Philipp Ludwig
von Reiffenberg ängftigte die Hattſteiniſchen Dieuſtboten
mit harten Drohworten und etlichemal erfolgten Einſper⸗
tungen dergeſtalt, daß dieſelbe fat insgeſammt fi in
fremde Dienfte begaben; gleih dann ein Viche Hirt der
ofternannten Wittib von H., wegen enormer Behandlung
7) Beurk. Radır. R. 89,
— 71 —
feines Jungens, das Hattſteiniſche Vieh zum größten Rache
theil verlaffen hat. Den Pfarrer zu Anſpach, weilen er
ein mal auf dem Haus Hattflein geprebiget, ließe er in
gefängliche Haft nad her Reiffenderg führen, und ihn
gegen den allgemeinen Reichsfriedenoſchluß, mit einer Strafe
von hundert Reichöthaler belegen 8).
Nach der Gefangenfchaft des Philipp Ludwig durch
Kurmainz und der Befignahme der Herrſchaft Reiffenderg
von borther, wurde von Mainz auch die Herrſchaft Hatte
ftein mit eingezogen, fo daß von jegt an diefe Burg nicht
mehr bewohnt und fomit auch nicht mehr unterhalten
wurde, fondern einem fchnellen Verfalle entgegen ging.
Uebrigens durch die Veränderungen im Kriegsweſen, ſo⸗
wie durch ein immermehr verfeinertes Leben der höheren
Stände, war «8 bei dem Adel Feine Sitte mehr auf
Waldſchlöſſern zu wohnen, fo daß Hattflein in den uns
ruhigen Zeiten des Zojährigen Krieges und der kurz nach»
folgenden Zeit verlaffen wurde und jegt nur in feinen
inneren Gewoͤlben noch eine bedeutende Wohnung der
Fügfe if.
Unterhalb der Burg in den Wiefen war die Kapelle,
dem h. Antonius geweiht, an welcher ein Kaplan ange
ſtellt wat. Die Grundmauern diefer Kapelle find noch
fihtbar. Die Ruine gehört, wie Reiffenberg, dem Herrn
Grafen Hugo von Waldbott-Baffenheim.
Manches über Hattflein kommt in der Gefchichte von
NReiffenberg und in Gottſchalls Ritterburgen Deutfchlands
vor.
8) Solida facti species cum deductione juris. pag. 32.
Das Wappen ber Ritter von Hattſtein waren brei
rothe Balfen im weißen Feld. Bon der Burg find nur
wenige Mauern erhalten. Ein Bild der Burg, während
ihres beivohnbaren Zuftandes, vermochte ich nirgends zu
finden.
Bei dieſer Ruine wird jährlich auf Chriſti Himmel
fahrtötag des Nachmittags ein BVolföfeft, welches von ben
Bewohnern der umliegenden Orte befucht wird, gefeiert.
Dieſes Bolföfeft dauert bis zur anbrechenden Nacht,
wo ſich alsdann ein jeder wieder nach Hauſe begibt. Als
ich in dem Jahre 1840 an dieſem Tage mit Oberjäger
U. von Schmitten und Revierjäger U. von Reiffenberg
und einigen andern, die Burg befuchte und wir und in
das Innere derfelben zurüdzogen, und bis gegen Abend
dafelbft verweilten, erzählte uns der vorgenannte gute
78jährige Oberjäger, welcher mit feinem Zopf im 19. Jahre
hundert auch noch alte Traditionen feſthält, „daß fein
Vater als Burfche an biefem Tage auch in Geſellſchaft
die Burg befucht habe und als fie bi Abende in bie
Rat hinein recht munter daſelbſt zugebracht hatten, fek
in einer Senfteröffnung der Burg eine weiße Geflalt er⸗
ſchienen, welche dreimal gerufen habe: „Geht heim!“ bei
dem dritten Rufe hätten fi) auch alle mit der größten
Eile nach Haufe begeben“. Als unfer Oberjäger faum
das legte Wort feiner Erzählung geſprochen hatte, fo
ſtürzte ein Stüd der Burgmauer ein und unfer Oberjäger
machte nun die Anwendung, daß dieſes für und nun auch
die Aufforderung zum Heimgehen fei.
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- 13 —
III.
Die älteren kirchlichen und geographifcheh
Berhältnifie der Efteran, der fpäteren '
Grafſchaft Holzappel, von Herrn Decan
©. D. Bogel in Rirberg.
Unter der Efterau oder Eftereygen, wie fie auch
fpäter genannt wurde, verfichet man den anmuthig geles
genen und gebirgigen Landſtrich an der rechten Eeite der
Lahn, wiſchen diefer, der Eyner und der von Hirſch⸗
berg herabfließenden Die fenbach (Dirfbach jet Dau⸗
bach) fich ausſtredend, der die jetzigen Kirchſpiele Holz⸗
appel, Langenſcheid und Dörnberg umſchloß ').
Ihr Name kommt ſchon in der Mitte des zehnten Jahr⸗
hunderts vor, und leitet ſich von Eſten, dem des Haupt⸗
ortes in ihr, ab. Sie bildete damals ſchon eine eigene
Grundherrlichkeit. Denn in der Gränzbeſchreibung des
Eprengeld der uralten Kirche in Humbach, dem jepigen
Montabaur, werden die predia Astine, ald an ber Lo⸗
gana, Anara und Dirfbach gelegen, ſchon genannt ’).
Sie hat ihren alten Ramen Eferau mit dem jehir
) Arnoldi’s Gel. d. Dran. Naſſ. Länder 1. 54. Vogel's Wer
ſchteibung d. Herzogth. Raffau ©. 773-776.
*) Bogel’6 Archiv d. Raff. Kirch. u. Gel, Gef. I. 74. Aftina
ſcheint ein weiblicher Vornamen zu fein.
— 1 —
gen erſt 1643 vertauſcht, wo fie ber laiſerliche General
Peter Melander, Graf von Holjappel, mit der Bog-
tey Iffelbach und Eppenrob von dem Grafen Jos
haun Ludwig von NaffausHadamar für 64,000
Nihfr. erfauft hatte, und der Kaifer Ferdinand fie unter
dem Namen Graffhaft Holgappel zu einer bes hei⸗
ligen römifchen Reiches gefreyeten Grafſchaft erhob >).
Der Ort Een aber nahm den Namen Holzappel
erft 1688 an, wo die Fürſtin Elifabethe Charlotte,
Wittwe des Fürſten Adolph zu Naffau-Schaum-
burg Cr 1676) ihm Stadtrechte verlieh *).
Die Eſterau war eine ber Älteften Befigungen des
Nafanifchen Haufes. In ihr lag auf einen Thonfchieferfels
fen gethürmt hoch über der Lahn die Laurenburg, die
diefem Haufe feinen erften beflimmten Bamiliennamen gab.
Eie blieb nach 1255 auch eine Gemeinſchaft zwiſchen der
Wallramiſchen und Ottoniſchen Linie, obgleich in der Theie
Inngsurfunde ihrer gar nicht gedacht wird *). Aber auch
die Grafen von Die erfcheinen 1362, 1367 und 1376
als Theilhaber an diefer Gemeinfchaft, ob aber durch Erb⸗
3) Eünig’s Reihsarchiv Part spec. Cont, Il. Abth. Vi. Anh. Vi.
©&. 15. Nach diefer Urkunde war der Käufer 1640, 23, Dec.
ald Grof von Holzappel in ben Heichtgrafenftand vom bems
felben Kaifer erhoben worden.
*) Gebrudte: Privilegia der Statt Holgappel, welche Ihro Bode
fürfttiche Durchlaucht, die Fürſtliche Frau Wittib zu Raſſauw,
Schaumburg 2c. gnäbigft ertheilet u. den 31. u. 23. February
publiciren laffen des 16ððſten Jahre. 7. ©, 4.
5) Dieſes ift aber bei anderen Landestheilen und Bemeinfchaften,
wie bei Miehlen und der Vogtey Gchönau aud ber Ball.
— n-
folge von den älteften Zeiten her ober durch Verpfänbung,
bat ſich bis jeßt noch nicht ermitteln lafien. Die Ditos
niſche Linie war zu drei Viertel und die Wallramifche Li⸗
nie nur zu einem Viertel an derfelben und an dem Kirs
chenſate oder Patronatrechte zu Eften betheilig. So
weifet es ſchon ein 1324 d. Viti (15. Juni) zwiſchen
der Wallramijchen und Ditonijchen Linie aufgerichteter uns
gedrudter Vertrag nach, worin es unter andern über den
Kircjenfag heifet: „vmbe den kirchſatz zu Eften fin wir
„oberfommen alfo, wane bie firche ledig wirt von dem
paſtore, der fie igund hat, fo jollen wir graue Emyde
„(von Naſſau, der älteren Hadamarifchen Linie) die Firs
when geben, vn darnach, fo fie ledig wirt, fo follen wir
„graue Gerlady vu graue Wallraff (beide von der
Wallramiſchen oder Idſteiner Linie) die kirche eyme ger
„ben, vnd darnach fo fie aber ledig wirt fo follen wir
„graue Emyche ober vnß erben die vorgenante firchen
„dry ſtuut nad ein geben, nad) den brun gaben follen
„wir graue Gerlach vnd graue Wallraff oder ung
werben diefelbe firchen eins geben, vn alfo ewitlich follen
„wir graue Emyche vn vnß erben die Kirchen dry flunt
„nach ein geben vn wir graue Gerlad vn Walraff
„ober vns erben darnach eins.“
Ueber diefe Efterau nun und ihre Bezichungen zu
der früheften und früheren hierarchiſchen Eintheilung des
Landes wie zu den Gauen find bisher grobe Irrthümer
untergelaufen, auf die ich hier aufmerfjam machen, und
die ich unter Miltheilung dahin einfchlagender, noch un«
gedrudter Urkunden berichtigen will.
Der ehemalige Etiftödechant Corden in Limburg führt
— 1 —
in feinen 1776, %ol. erſchienenen dictionibus geminis
sive deductione historico - dipomatica originis Archi-
diaconorum Trevirensium et in specie Archidiacona-
tus Dikirchensis die Kirche in Eften modo Holzap⸗
pel als zum Ruralcapitel in Marienfels und mit
diefem zum Archidlaconate Ditlirchen gehörig auf, und
Kremer *), Wend 7) und von Arnolvi °) fimmen ihm
bei. Obgleich es fehr fonderbar erfcheint, daß die Grän-
sen des Decanates Marienfels bier noch für eine kurze
Strede über die Lahn geführt werden, da die Alten bei
ihren Eintheilungen hohe Gebirgszüge und größere Flüſſe,
als natürliche Grenzen, felten überfchritten: fo babe ih
doch früher in der Unterflellung, daß die Corden'ſchen
Mittheilungen fiheren und urkundlichen Quellen entnom-
men feyen, an ber Richtigkeit diefer Angabe gar nicht ge-
zweifelt, und habe von ihr und dem allgemein angenom-
menen Grundſahe, daß die frühere kirchliche Eintheilung
des Landes mit der politifchen in Bauen und Gerichts⸗
bezirle im Wefentlihen überall übereingeftimmt Babe, ge
leitet, darnach die Ausdehnung des Gaues Einrich auf
der rechten Seite der Lahn, fo daß er die ganze Efterau
noch mit umfchloß, angenommen, und fo in meiner hiſto⸗
riſchen Topographie des Herzogthums Naſſau (Herborn
1836) ©. 106 — 108 und auf der biefer beigefügten
Gaucharte dargeftellt. Allein drei Urkunden, von weldyen
6) Origg. Nassoic. I. 13. Auch Kremer kommt dieſer Sprung
über die dahn auffallend vor und er ſucht ihn durch eine neuere
Anordnung zu erklären.
7) Deſſiſche Bandesgefjichte 1. 149. b.
%).0.D,1 12.
- nn —
ich fpäter erſt Kenntniß erhalten, zeigen, daß bie Corden'⸗
ſche Angabe auf feinem hiſtoriſchen Fundament, fondern
nur auf einer leeren Vermuthung ruhe, und daß damit
auch meine baraus gezogene Wolgerung wegfält. Ich
theile fie zur GErhärtung des Angeführten ihrem ganzen
Inhalte nach hier mit.
1.)
Johannes de Lyns prepositus ecclesie sancti
Florini in Confluencia treverensis Dioecesis Judex
seu Archidiaconus ad infra scripta de consueludine
antigua approbata & legitime prescripta honorabi-
libus plebanis in Monthabur $° Anre ') ac aliis
universis plebanis presbyteris & clericis nobis sub-
ditis Salutem in domino. Cum nonnullis transactio-
nibus Johannes filius Hirmanni Breder '") cle-
ricus nobis fuerit alias per nobilem virum dominum
Philippum comitem de Nassauwe & de
Sarbrucken ac nobilem virum domicellum Adolf-
fum comitem de Nassauwe ad ecclesiam paro-
chialem de Esten sub jurisdictione nostra cunslilutam
9) Ich befige Hiervon das Driginal aus ber alten Regiſtratur
der Raflau = Zöfteinifchen Kelerei in Gcheuern bei Naffau,
welche mit diefer in neuerer Zeit durch Verkauf in Privathände
übergegangen ift, und woher mir noch mehrere Urkunden zus
gelommen find.
Kirchãhr an der Anara oder Cyner gelegen.
) Diefer Hermann Breder aus dem abelichen Geſchlecht von
Hohenftein war damals und feit 1337, Jacobi, Pfandins
haber des wallramiſchen Theiles an der kaurenburg und
Gferan
— nn —
vacantem per obitum seu liberam resignationem quon-
dam domini Henrici ejusdem ecclesie rectoris no-
vissimi presentatus quem pro tunc non potuimus
pretextu defectus debite etatis admittere neque in-
vestire. Pronunc vero quia interim certo loco quo
studium viguit & viget ut proborum virorum accepi-
mus relationibus solerter proficiebat atque majoris
& provectioris eflectus sit etatis eunlem Johannem
ad dictam eclesiam de Esten admittimus & de ea-
dem tenore presentium investimus ipsique seu eius
loco ecclesiam officianti curam animarum & custo-
diam reliquiarum committens Sic tamen quod tantam
adhibeat in regimine hujus ecclesie diligentiam per
se vel alium ydoneum ne contingat eos coram al-
tissimo de negligencia argui vel culpari Mandamus
universis plebanis & presbyteris nobis subditis sub
pena excommunicationis quatenus supradictum Jo-
hannem seu eius procuratorem in actualem & rea-
lem possessionem ecclesie de Esten supradicte in-
troducant sibique seu eius procuratori de fructibus
obvencionibus & redditibus universis & nulli alteri
responderi faciant atque respondeant contradictores
& rebelles per excommunicationis sententiam com-
pescendo Salvis juribus reverendissimi in Christo pa-
tris & doı nostri domini archiepiscopi treverensis
atque nostris necnon iuramento nobis de obediencia
& aliis hac forma prestari consueto quando primum
ad partes venerit prestando. Datum sub sigillo
nostre prepositure craslino cinerum prima die mien-
- 70 —
sis Marcii ") Anno domini M* quadringentessimo
septimo secundum stilum scribendi treverensem.
1”)
Jacobus de Lare utriusque juris doctor ofi-
cialis curie Treverensis judex & commissarius illu-
stris domini domini Friderici Marchionis Ba-
densis prepositi ecclesie sancii Florini Couflu-
entinensis Treverensis dioecesis ad hoc specialiter
deputatus universis & singulis presbyteris curatis
& non curatis clericis notariis & tabellionibus publi-
cis super presentium execulione requisitis salutem
in Domino literas presentationis nobis ...... verius
supradicto illustri domino Friderico prepositi pro
parte honorabilis viri domini Johannis Hellingk
de Siegenn presbyteri presentatas recepit hujusmodi
sub tenore. — Nos Johannes Comes in Nas-
sauw ac in Dietz illustri principi domino Fride-
rico Margravio in Badenn preposito ecclesie sancti
Florini confluentinensis seu eius commissario vel
cui duxerit vices suas committendum quidquid pote-
rimus reverentiie & honoris & in domino sinceram
caritatem Ad pastoriam & parochialem ecclesiam in
Esten ad presens per mortem domini Johannes
»2) In diefe doppelte Zeitbeftimmung ſcheint ein chronologifcher
Irrthum untergelaufen zu fein. Denn im Jahr 1407 fiel
dies einerum ouf ben 9. Februar. Das Datum bdiefer Urs
kunde wäre alfo 8. Februar und nit 1. März.
23) Das Driginal ift aus dem Dillenburger Archiv jegt in das
Gtoatsardjio in Idſtein gelommen.
- 90 —
dieti Welder novissimi dum vixit rectoris ejusdem
vacantem cuius collatio ad nos pro nunc pleno iure
tamquaın vero patrono perlinere dinoseitur vobis ho-
norabilem dominum Johannem Hellinck de Sie-
gen '*) tamquam dignum ydoneum & abilem pure
propter Deum tenore presentium presentamus exhor-
tantes nec non una cum ipso supplicantes quatcnus
eundem dominum Johannem ad antedietam pasto-
riam proclamare installare ac investiro dignemini ac
velitis de fructibus ejusdem respondere vel ab alüis
facere & mandare responderi in cujus robur & evi-
dens testimonium sigillum nostrum proprium presen-
tibus duximus appendendum. Datum anno domini
millessimo quadringentesimo octaagesimo septimo ip-
so die Pauli conversionis '*). — Hujusmodi namque
presentationis literis ut sic presentatis perque supra-
dietum dominum Fridericum prepositum receptis vi-
sis lectis 8’ intellectis proclamationis edietum emisit
in quo omnes d' siogulos sua communiter vel divi-
sim interesse habere putantes 4' se dieto presentato
seu ejus presentationi Opponere volentes ad informan-
dum dictum illustrem dominum prepositum sive nos
ejus nomine de eorum jure d’ interesse siquid in
»4) Gr ſtammte aus einer angefehenen bürgerlichen Zamilie der
Stadt Siegen, woraus Godert Helling, vermuthlic fein
Bruder, 40°], Jahr Schulbheis im Derner Gent bis um 1500
und deſſen Eöhne und Enkel Keller in Diez, Feilftein und
‚Hadamar waren. Jo hannes flarb in Eften 1504, wo Jo⸗
bann ®erume ihm daſelbſt folgt.
3) 25. Januar,
— 81 —
ipsa ecclesia de Esten crederent se habere ad diem
martis post dominicam Reminiscere hora prime pre-
cise d' peremptorie ad valvas majoris ecclesie Tre-
verensis primo Deinde nos in valvis ecclesic Tre-
verensis denuo citari mandavit 4 mandavimus cum
intimatione juris solita d’consueta d° si non venirent
nos nichilomious cum predicto presentato in hujus-
modi presentationis negocio ad admissionem - in-
vestituram procederemus citatorum ä’ non compa-
rentium contumacia sive absentia non obstante Ter-
mino igitur citationis novissime videlicet die & hora
subscriptis adveniente comparuit coraım nobis hono-
rabilis vir dominus Arnoldus Ficken vicarius eccle-,
sie Treverensis pretacte procurator d’ eo nomine
dieti domini Johannis Hellingk presentati de
cujus procurationis mandato per notarium nostrum
subscriptum plena fuit facta fides et vigore pres-
sentationis dicto presentato principali suo facte om-
nium et singulorum in hac parte citatorum et non
comparencium contumaciam accusavit ipsosque con-
tumaces repulari et in eorundam contumaciam se
nomine procuratorio quo supra ad dietam ecclesiam
parochialem in Esten admitti et de eadem cum
omnibus suis juribus ed redditibus proventibus et
obventionibus universis et singulis investiri et insti-
tui per nos peciit et postulavit. Nos igitur Jacobus
doctor Judex et commissarius antedictus attendentes
peticionem hujusmodi fore iustam et rationi conso-
nam ideirco prehabitis trinis proclamacionibus ut
moris est omnes et singulos in hac parte citatos et
6
non Ccomparentes iusticia exigente reputavimus et
tenore presentium reputnmus contumaces in ipsorum
contumaciam decrevimus et decernimus cum dicto
Presentato seu ejus procuratore ad admissionem et
investituram diete ecclesie procedendum fore ipsum-
que dominum Johannem Hellingk presentatum
in personam dicti domini Arnoldi sui procuratoris
citra tamen preiudicium juris domini archidiaconi
loci in et ad eandem ecclesiam in Esten conferi-
mus et providemus de eadem curam animarum et
custodiam reliquiarum in animam suam committendo
ut de grege sibi commissa debitam in die districti
examinis valeat reddere racionem Recepto tamen
prius ab eodem procuratore nomine quo supra iura-
mento propterea corporaliter prestito quod dictus
dominus Johannes Hellingk ad dictam eccle-
siam sit rite et legitime ac proprio nomine et non
alieno presentatus quodque non intervenit nec in-
terveniet fraus dolus illicitum pactum aut symoniaca
pravitas fidelis at obediens erit domino nostro gra-
tiosissimo Treverensi domino preposito archi-
diacono loci et eorum judicibus mandata ipsorum
cum requisitus fuerit exequetur iura diete ecclesie
reperta manutenebit et deperdita pro posse recupe-
rabit Quare vobis omnibus et singulis supradictis et
euilibet vestrum qui super presentinm executione re-
quisiti fueritis seu requisitus in virtute sancte obe-
dientie firmiter et districte precipiendo mandamus
quatenus per vos seu alterum vestrum prefatam ec-
clesiam in Esten propter hoc personaliter accedatis
— ss8 —
dictumque presentatum aut ejus pro eo procuratorem
ad hoc legitime constitutuin in realem auctualem et
corporalem possessionem dicte ecclesie ac suarum
atlinentiarum universarum vice et auctoritate nosiris
inducatis inductumque quantum in vobis est defen-
datis et defendi faciatis Precipientes nichilominus
auctoritate qua supra omnibus et singulis dicte ec-
clesie parochianis ut ipsi prefato domino Johanni
investito tamquam corum et dicte ecclesie vero pa-
stori obedient et intendant sibique vel suo procu-
ratori ejus nomine de fructibus redditibus proven-
tibus iuribus et obventionibus universis et singulis
ad supradictain ecclesiam spectantibus et pertinen-
tibus integraliter et cum eflectu correspondeant et
corresponderi faciant contradictores et rebelles si
qui fuerint quod absit nisi desistant per censuram
ecclesiasticam inquantum de iure poterimus et debe-
bimus contra eosdam procedemus In quorum om-
niam et singulorum fidem et testimonium premis-
sorum prescntes literas cxinde fieri et per notarium
nostrum publicum infra seriptum subsecribi sigillique
dieti illustris domini prepossiti appensione nostrique
decreti impressione iussimus et fecimus communiri
Anno domini millesimo quadringentesimo octuage-
simo sexto iuxta stilum scribendi in civitate d' diocesi
Treverense die Jovis post dominicam Reminiscere
que fuit quindecima mensis marcii Presentibus ibi-
dem providis magistris IIenrico de ligno Johanne
Wendalin Ilenricus pergenere procuratoribus et Jo-
6*
- 4 —
hanne Boiss notario curie Treverensis iuratis testibus
ad preinissa vocatis et rogatis.
De mandato supradicti venerabilis domini ju-
dicis et commissarii Johannes Vrtzich notarius
manu propria.
IL. '°)
Nos Gotfridus de Irmtroyt et Engelber-
tus Breder de Hoensteyn “) venerabili viro
domino Engelberto Erckell sedis apostolice
prothonotario preposito ecclesie sancti Flo-
riri in Confluencia quidcunque poterimus reveren-
cie et honoris ad pastoriam in Esten treverensis
diocesis vestre prepositure ad presens vacan-
tem per obitum domini Joannis Geruemen dum
vixit novissimi possessoris cujus quidem collatio pre-
sentatio provisio seu quevis alia dispositio ad nos
pleno jure pertinere dinoscitur quapropter nos in-
quantum jure pretacto nobis pro nunc incumbit dis-
cretum et honestum Anthonium Piscatoris de
Geilnaw clericum treverensis diocesis tamquam ha-
bilem et ydoneum pure et simpliciter propter Deum
duximus presentandum et per presentes presentamus
vobis obnixe supplicantes quatenus dietum Antho-
nium ad prefatam pastoriam admittere cumque cum
omnibus juribus fructibus proventibus et emolumentis
universis ejusdem pastorie investiri et cetera que
6) Das Original iſt im Gtantsardive in Idſtein.
37) Weide waren damals die Pfandinhaber des Raffau » Balramis
fen Theils der Laurenburg und Efteram.
in hac parte vestro inoumbunt officio impar- _
tiri dignemini. In cujus rei testimonium has litteras
sigilli mei Gotfridi antedicti subappensione annu-
ente Engelberto prenominato cummunivi. Datum
quinta post Invocavit ®) Anno domini millesimo
quingentesimo decimo sexto more treverensi ”).
Diefe Urkunden beiveifen ganz Mar, daß die Kirche
und Pfarrei in Eften nicht zum Deranate und Rural
capitel in Marienfels und zum Archiviaconat in Dit
kirchen, fondern damald und von alten Zeiten her zu
dem Bezirke gehörte, der fich im zehnten Jahrhundert aus
dem Kirchengebiet von Humbad oder Montabaur
gebildet hatte, welcher der Archidiaconatgewalt von Dit-
lirchen enthoben und dem der jebesmalige Probſt des
St. Hlorinfiftes in Coblenz als Archiviacon vors
Rand, auf welchen Corden ſelbſt a. a. D. in einer Ans
merfung binweifet.
Die Folgerung, daß die Efterau zum Gau Einrich
gehört habe, ft damit auch weg. Es Ing diefe vielmehr
im Engersgau, welde beiden Gaue eine natürliche
Granze an der Lahn hatten, die von feinem überfchritten
wurde.
Die Grängen der Efteran in Oſten und Rorben gegen
den Riederlahngan find wohl Diefelben geblieben, welche fie
fräter gegen bie Grafſchaft Dietz hatte, und die ein Weisthum
8) 15. Bebruar.
19) Gine gleichzeitige Archivnotiz bemerkt zu dieſer Urkunde: pre-
sentationi Antonii Piscatoris de Geilnau a nobilibus
facte contradictum ex parte Nassau Wiesbaden et Sarbrucken,
mansit tamen Antonius Piscatoris.
der lehtern vom Jahr 1525 auf folgende Weiſe bezeich⸗
net: „Dieger Bericht. — Wyſt der graffchaf Ober-
feit vud bezirlh, vff fcheippen wiefen an der Lone ane
„der Langenfchiter Bach hienuß mitten durch die wieſen bis
„vf Heröberger wifen an ein ſtein in der ſtreitwieſen, vnd am
„ſelben fein enden fie vnd fagen, was vf diſſer feiten ges
„gen Diep ligt fei der grafichafts hohe Dberkeit, vnd vf
„der andern feiten ift i8 Eftereigens, das flee ben
„Herrn von Naſſaw vnd Eönigftein zu. — Hersberg.
„— Wyſen den begirgk von dem fein in ber ſtreitwieſen
„ane fur dem walt aus bis an Becersbach, vnd dan fürs
„ter vor dem malt bien bis hienhunter ins flos und vom
„flos in die Treisbach ins waſſer. Und da ftoßt die Obers
wfeit widder die Vogthei Vſelbach, die it Naſſawiſch
„und königſteiniſch — Eppenroide — ligt in der
„grafſchaft, vnd gehort doch in bie Vogtei zu Bfelbad,
„die weifen die oberfeit vonn dem vorgemelten flos ane bie
„an Ebertsborn. — Nentershufen — wyfen von dem
„&bertöborn fürter in die Treisbach vnd hinab bis vf die
„Wilderichs wieje die fcheldt die Bach, vnd furter von
„diſſer wiefen ven holen weg hinaus bis an ſchencks wie-
„fen an das gehege vnd dan furter den berg hienaus bis
mane die Bornpufcher wiefen, und vonn der wiefen zum
„Slag zu bis an Schnaderborngen, das flos fürter hienab
„vnd alfo die wiefen aben bis in Richelswieſen im
„grondt vnden zu vnd von berfelben wiefen vber die Anz
„wend zum bornpufch zu vnd dan furter vom dornpufch
„den weg ab zum Rolden zu das if ein walt der hort
„den von Eppenroid zu Obern Vſelbach und in
biefelb gemeinſchaft. Won dem Rolben vber das burr
- 17 —
„ſtuch die delle hienab bis in die fpig tiefe, vnd dan
„furter bis in die Ayner. Wyſen da die Oberfeit dermas.
„Wan man mitten in die Ayner ein fchneidend ſchwert
„in den firame ftedh, was das fchwert die bach herab
„begrift vnd engwei ſchnid, das ſei off der Seiten gegen
der graffehaft der grafſchafts herrn, ftee auch inen mit
„Dberkeit zu. Dergleichen die Rugen daſelbſt. Aber vf
„der andern Seiten fei es trierifh und gehore in Ban *).
„Ru bienfurter die Eyner die bach v vonder dem ho—
benftein zu bis in die belle molter, vnd die helle molter
„hienvf bis ane helgenroder Banfh, und die helle molter
„ſcheidet hie vnd Hienfürter die graffchaft Die h vnd den
„Bann in gleicher geftalt wie bisher die Eyner x.“
*) Nämlich Montabaur.
IV. .
Nachrichten von einigen audgegangeuen Dör⸗
fern und Höfen im Herzogthum Naſſau,
von Demfelben.
Ob ich gleich in meiner Hiftorifchen Topographie des
Herzogthums Naffau (Herborn 1836) und in meiner
Befchreibung des Herzogthums Raffau (Wiesbaden 1843)
alle mir damals befannten verſchwundenen und ausgegan«
genen Orte und Wüftungen forgfältig angeführt; fo habe
ich doch bei fortgefegter Forſchung noch mehrere dort nicht
genannte, entdedt, bie ich bier als eine Meine Rachlefe
mittheile.
1. Dodenhauſen,
ein Dorf, am Kercerbache unter Hofen uub zwiſchen
Schadeck und Steten, im Amte Runfel, gelegen. Uns
ter dem Namen Dudenfen fommt es 1288 zum erſten⸗
male in ber bier folgenden Urkunde vor °):
Nos Agnes de Westerburg notum faci-
mus quod cum inter Gerhardum de Al-
bach armigerum ex parte una et Henricum
nepotem Achermanni puerum seu adolescen-
tem fillum quondam Alberti de Dudenhu-
2) Won einer Abfchrift des Weſterburgiſchen Archives.
— 9 —
bin super bonis sitis in Dudensen et in
majori Vilmar ac in Enderiche nec non
in Gulse, que ipsius Alberti fuerant, dissen-
sio seu controversia suborta fuisset tandem
subscepta ordinatione facta exstitit inter ipsos
videlicet quod prefatus puer dictis bonis pure
et simpliciter renunciabit dictusque Ger-
hardus bona eadem optinebit firmiter in hunc
modum scilicet quod duas partes dictorum bo-
norum pro feudo castrensi hereditario terciam
vero partem a nobis et a nostris heredibus pro
homigiali feudo hereditarie possidebit. Et si
contingit quod idem Gerhardus apud do-
mum nostrum de Scadeken mere castrensis
habitare seu manere non posset nec debet
dieimus quod nos eidem armigero domum et
ortum apıd Westerburg accomodantes feuda
ipsius in unam marcam redituum annuatim
meliorare deberemus quam marcam idem Ger-
hardus possit destituere pariter et locare ac
etiam heredes ipsius post eum mere sup.....
omnia predicta bona quiete in perpetuum pos-
sidebunt. In cujus rei testimonium memoriam
et debitam firmitatem sigillum nostrum una
cum sigillis nobilium virorum domini Johan -
nis fratris nostri ?) et domini de Me-
renberg que ad petitiones nostras his litte-
*) Gines ‚Herrn von Limburg, aus welchem Geſchlechte diefe Agnes,
Dittwe Heinrichs 1. von Wefterburg, ſtammte.
ris appensa sunt apponimus in testimonium ve-
ritatis. Actum anno domini M.° CC. LXXXVIIF
in mense februarü.
Aus diefem Dorfe ftammte ein adeliches Geſchlecht
Gademar von Dodenhaufen, von welchem folgende
Glieder befannt find :
Gerlach ©. v. D. fiegelt 1363 eine Urkunde
feines Betters Wilhelm Wolf Boder von
Lurenburg und if dann 1367, fer. Stia p. Mar-
tini Auſträge zwifchen dem Stifte Limburg und
Heinrig von Police.
Hermann ©. v.D. kommt 1397 Oct. Epiph.
als Zeuge in einer Urkunde und 1403, 10. Octo⸗
ber, als Schiedsrichter in einer Sache des benach⸗
barten Kloſters Befelich vor ?). 1400 Antoni, vers
tauft er fein Haus in Wiesbaden an den Grafen
Philipp von Raffau » Saarbrüden. Er
war vermuthlich der lehte feines Geſchlechts und
noch in dieſem Dorfe, wovon er den Ramen führte,
angefefien. Denn 1399, fer. 2da p. Pasche vers
pfändet er feinen von ber Abtey St. Matthias in
Trier zu Lehen gehenden Zehnten an Wein und
Korn in Dovenhaufen, gelegen bey Schadede,
mit Einwilligung der Abtey, dem Edelfneht Ar⸗
nold Scherre von Waldmannshaufen und
deſſen Gemahlin Fyg hen für 152 mainzer Gulden
wieberlößli ).
3) Arnoldis Mifcelaneen zur Dipl. und Gefchichte 249,
) Aus dem Originale im YamiliensArhive des Freiherrn von
Schũt in Gamberg.
on mer erntereen
— 91 —
Die Familie ScherrevonWaldmannshaufen ’)
blieb, da die Wiedereinlöfung nicht erfolgte, im Beſite dies
ſes Zehntens, den fie dann um 1430 an die Shüß von
Holzhauſen vererbte.
AS nun fpäter Irrungen über diefen Zehnten ents
fanden, da wurden nach einem weitläuftigen Rotariats«
5) Weber biefes den Korfchern bis jegt unbelannt gebliebene Adels⸗
geſchlecht — Scherre von Walbmannshaufen — theile
ich folgende ardhivalifchen Notizen mit:
Arnold, Nitter, genannt Scherrichen, wird 1270 mit
Frau und Kindern unter ben Wefterburgifchen Dinifterias
len aufgeführt, und war vermuthlich der Water ven:
1) Ludwig gen. © v. W., ber 1298, crast, b. Mar.
Mag. von dem Nonnenkloſter Seligenftat die Ans
waltfchaft für eine feiner Töchter auf die zunächft fich ers
öffnende Prävende erhielt; 1301, d. b. Scholast. virg.
al& Zeuge in einer Urkunde biefes Klofters mit feinem fol:
genden Bruder vorkommt; 1315, d. b. Petri ad vinc.
mit feiner Gemahlin Aleybis in diefem Klofter vor dem
Et. SatharinensAltar ein ewiges Licht von feinen Gütern
in Werflorf, Amts Wallmerod, fliftet, und 1325, in
vigil. assumpt Mar., wo feine genannte Gemahlin als
Wittwe erfcheint und ihr von den Bucher von Lurens
burg eine Mark in Huichilheim abgelöfet wird, tobt
war;
2) Anfelm, der 1301 als Zeuge erfcheint und 1329 fer.
ätia a. Kath. Petri nebft feiner Gemahlin Luckard und
feinem Sohne Johannes den Töchtern feines verftor:
benen Bruder Ludwig, Elifabeth und Heylikin,
%onnen in Seligenftat, all fein Gut in Wytzillinbag
und Yufin bei Salze nebft einem halben Multer Kornes
jährliher Gülte für 4 Markt Denarien verlauft, wobei
fein Bruder
— nn —
inftrument 1466, 14. Juni ald Zeugen und Schiederich-
ter aufgeftellt „bei deme appelbaume obendig Doden⸗
haufen x. dy elveften erbern fromme menner x. von
„diffen Eloyfen und dorffen myt namen van Rondel
„Peder von menffelden eyn fcheffen dafelbift Syffryt yme
„graben fcheifen daſelbiſt vnd auch eyn fcheffen in des
„chorebyſchofs hobisgerycht zu Dickinchin. Ban Sted⸗
„ven Peder ſtetze Heinrich ſerer Henne korp Hentze moyd
„der eyn ſente ſcheffe zu Dickirchin iſt vnd derſelbe
„auch an zweyn andern gerychte ſcheffe des vorgen. chore⸗
„byſchoffs hobisgerichts zu Dikirchin vnd an deme
„ffaytgericht zu niddern Dyffenbach. Van Schad⸗
8) Gonrad mit deſſen Gemahlin Benigna und Tochter
Jutta ihre Einſtimmung erklären, die Gülte zu liefern
verſprechen und dafür ihr Viertheil des Hofes in Wyl⸗
ſinderryde zum unterpfand ſetzen.
Arnold vermuthlich ein Sohn von Johannes, Edel⸗
knecht, 1399, Amtmann in Runkel 1416, crast. nat. Mar.,
wo ihm Henne von Waldmannshauſen und deſſen
Gemahlin Elſe, fein Schwager und Schweſter ihr Theil
Bülte zu Marfeyne verlaufen. Gr war ber legte feines
Geſchlechts und lebte 1424, 23. Dechr. noch, wo feine
beiden Töchter
Ehechen, vermähltan Conrad Schüt von Holz⸗
baufen und
Anna
auf feinen Zobesfall mit den Runkel'ſchen Leben, dem
Hinterhaufe und Hof an Koberobe gelegen in Runkel,
worin er wohnte, und mit dem Hofe und Bute zu Bor:
telbach verfehen wurden. Beine Befitungen in Dodens
baufen, Marfayn und die Scherrengülte in Zeugheim
kamen an die Schü von Holzhaufen.
„decken der alde conte von Goßenbodden °) peder
„von Dodenhuſen Hentze foyſſe eyn fcholtiße dajelbift
„Henchin fcheffer alle fcheifen dafelbiit ıc. und flunden da
„genwordeclih vor diſſen zwoylffee menneren alle diſſe
‚„nacheparıhyen myt namen genant der erfamer Her Eon»
„rad ſcheerer igunt paftor zu Bilmar und Wygant
„Wytzelman eyn fcholtige zu Bilmar des Aptis beyde
„van wegen des ıc. Herrn Johans donner igunt Apt
„des Cloyſters zu fente Mathys zu Tryer vnd auch von
„wegen eyns cappelland zu wenygen Bilmar Gonge
„meylinger von obern Dyffinbach igunt feiner zu
„ſchaddecke van wegen der edeln x. Margareten
„grauynnen zu Lynnyngen vnd der vefte Juncher
„Thbonyus ſchütze von Holtzehuſen als vor fi
„felber antreffende dy zinden zu Dodenhufen vff eyn
„ond dy wirdigen ıc. geiftlihen Hern Cunen van el»
„Faff Dechen vnd H. Diverih von Hubelingen beyde
„canonich vnd cappitteld Hern des ſtyffts fente lubentien
„zu Didirchin antreffende fente lubentius geluchti8 van
„dene halben zinden in Hober felden vnd in der Deler
„auwen. Auch forter antreffende dy zwene capittels ıc.
„Hern in Dickirchin van wegen dafelbift in fteder
„zindeleygde. Auch antreffende dene zinden gelegen in der
„aumwe vßen gene Dodenhufen über x.“
Die Lage des Dorfes bezeichnet noch näher folgende
darin enthaltene Befchreibung der Gränzen des Zehnteng :
„dy bache vnden von deme Ferder ftege an dy bache
6) Gin ausgegangener Hof. Siehe meine Beſchr. des Herzogth.
Raſſau ©. 795.
langis herußer vnd foriter byße an Dodenhufen by
„vor Dodenhuſen herabe geet vnd dan fortter van
„Dodenhufen dy bache langis ufferterfie heruße byße
„an dene furtte ba dy van ſchaddecke herabe farent
„den Hoberberg enuße by der leyhen vnd dan fortter van
„bene felben furtte dy bache uber langis heruße byße vor
„Deler Heyue an deme furtte vnd dan van Deler
„uber die bache langis herußer byße in dene hebefade vnd
„fortter aber bys im die rabbisauwe dy bache vßen ıc. 7).“
Zum legtenmale erſcheint diefes Dorf in einer Urs
funde von 1487, Donnerftag nach Egivii, worin der Abt
Anton zu Er. Matthias in Trier den Anton Schühz
von Holghaufen mit dem Zehnten zu Dodenhaus
fen ein Theil, Hein und groß, an Wein und Korn, wie
feine Vorältern und fein Vater fel. denfelben empfangen,
belehnt ®).
Es iſt vermuthlich bald nachher an der Peft ausge
ſtorben und verſchwunden.
2. Deler
in der Nähe des vorigen, zwiſchen Hofen und Schadeck
gelegen, fcheint eher ein Dorf als ein Hof gewefen zu
feon, da es feine eigene Gemarfung hatte. Denn in den
Acten über einen Etreit zwifchen Runfel und Wefters
burg zwiſchen 1510 — 1530 wird angegeben, bie Hober,
Efchenauer und Deler Heimgereide gränze an Schadeck.
Dad unter dem vorigen mitgetheilte Rotoriatsinfirument
von 1466 fpricht von der Deler Aue und dem Deler
7) Aus dem Originale.
©) Im Famitien·Archive des Freiherrn von Schüg in Gamberg.
— 95 —
Heine. Inerſt kommt es in einer Urkunde von 1279
unter dem Ramen Delre vor, die ich um fo lieber aus
dem Originale bier mittheile, da auch darin der Name
des Fleckens Mengersfirchen und des längft ver-
ſchwundenen WBeningeshaufen zum erftenmale ge-
nannt wird:
Nos Johannes deDerne canonicus ecclesie
in Ditkirchen ei Fridericus miles frater
ipsius, necnon uxor Friderici ejusdem, univer-
sis presentes litieras inspecturis volumus esse
notum, quod cum dilectus frater noster Pe-
trus de Derne bone memorie, quondam ca-
nonicus ecclesie in Ditkirchen in ultima
voluntate constitutus, pro remedio anime sue,
octo solidorum redditus, in allodio sue curtis
de Delre annis singulis percipiendos perpe-
tuo legavit ecclesie beati Lubentii distribuendos
canonicis ibidem, qui suis exequiis sive anni-
versariis personaliter interfuerint in ecclesia
supradicta, nos in recompensationem dictorum
vu)’ solidorum eo quia curtis de Delre cum
predictis redditibus per nos alienata, ab eccle-
sia predicta existit, quominus eadem ecclesia
de huiusmodi legato in dicta curti gaudere
possit in posterum, in villa Weningeshusen
ınj. solidos aquenses, iij denariatas panis ?) et
quatuor pullos, quos redditus solvet Bacherus
9) denariata panis, panis pretii unius denarii. Dufresne glos-
sar. ad script. m. et inf. latinit,
dictus monachus et ipsius heredes perpetuo.
Item in Mengerschirchen quatuor solidos
aquenses, duos pullos & unum anserem cum
omnibus obventionibus et iuribus, prout hacte-
nus in dictis villis predicta bona possedimus,
ecclesie Beati Lubentii simpliciter assignamus,
tradimus, et donamus, iure perpetuo possi-
denda. Renunciantes pure et simpliciter pro
nobis et nostris heredibus omni iuris auxilio,
quod nobis contra predicta posset in posterum
quomodolibet suflragari. Recognoscimus et in
presentibus protestamur, quod iam dictus fra-
ter noster P. vineam suam in Delre, quam
ibidem comparavit, ad Scolastriam ecclesie
predicte in Ditkirchen cum antedicto le-
gato perhenniter ordinavit, quod tam pro no-
bis quam nostris heredibus ratum et gratum
habemus. In cujus rei evidentiam et testimo-
nium sigillum mei Friderici presentibus est
appensum '*) Nos enim Johannes et uxor ip-
sius F. sigillo predicto sumus contenti. Da-
tum et actum apud Ditkirchen anno do-
mini M® CC LXXIX° in crastino beati Andree
apostoli "'). In presentia testium infra scrip-
torum. Henrici Decani. Gerhardi custodis.
20) Es iſt diefes nicht das fpätere Eiegel dieſes Seſchlechts mit
den drei filbernen Korngarben, fondern wie es Bobmann in
den Rheing. Alterthümern Taf. 1, Rr. 7 abgebildet mitgetheilt
Hat.
©) Am 1. December.
- 1 —
Ludowici dioti pastoris, Conradi, Hart-
modi canonicorum eccolesie in Ditkirchen
et aliorum fide dignorum ).
3. Rupredtöberge,
ein Dorf, dad mir zwar in feiner Urkunde, fondern nur
in dem Recrologium und einem alten Zinsregifter der Abs
tel Arnfein vorgefommen iR. In dem erfteren iR aufs
geführt unterm 16. Januar: Johannis de Langen-
soheit (sc. commemoratio) Emmele uxoris sue,
pro quibus dedit nobis Henricus filius omnia bona
sua empta in Ruprechtzberge; — unterm 23.
Juni: Cononis Dick de Lurenburg, qui legavit
nobis annuatim solidum denariorum super domum
sitam vff dem Ruperger; — unterm 7. November:
Gertrudis laice de Ruprechtesberge; — und in
dem lepteren: Iiem in Rupresberge 1 Maldr. sili-
ginis de testumento Friderici Bucher militis de
Lurenburg; — Item ibidem dimidium Maldr. si-
liginis de testamento Megtildis de Lurenburg.
Aus den Namen und Wohnorten diefer Schenfer muß
man fchliegen, daß es in der Efterau und in der Nähe
von Laurenburg gelegen habe; auch ift zu vermuthen, daß
der jegige Bergerhof, im Kirchfpiele Dörnberg, welcher
der Abtey Arnftein bis zu ihrer Aufhebung angehörte, noch
ein Ueberbleibfel davon if.
4. Polseich,
ein Hof der Abtey Arnflein, auch nicht aus Urkunden, wohl
aber aus der lieblihen Dichtung von Brentano befannt,
) Bom Originale.
die in der Sängerfahrt vom Foͤrſter (Berlin 1818. 8.)
©. 244— 258 unter der Auffchrift: Aus der Chronik ei⸗
nes fahrenten Schülers, abgebrudt ftehet. Auf der Eharte
über bie Niedergrafſchaft Kapenellenbogen, bie dem erſten
Bande von Wenck Heffiicher Landesgeſchichte beigegeben
AR, wird er unter Kalfhofen, in der Gemarkung Selbach,
nach Arnſtein zu hart an das linfe Ufer der Lahn gefept.
An Ort und Etelle eingezogene Erfundigungen bewähren,
daß das hier gelegene Stüd Feldes noch jept den Namen
Pulse ich trägt, und die Sage von einem daſelbſt geftan-
denen Arnſteiniſchen Hofe noch jept vorhanden iſt.
5. Niederfadt,
auch ein Hof der Abtey Arnfein, diefer gerade gegenüber
am rechten Ufer der Lahn zwiſchen Obernhof und in deſ⸗
fen Gemarkung und der Burg Langenau gelegen. Er fol
durch einen aus der adeligen Familie von Staffel ald Ei-
genthum an bie Abtey gefommen feyn. Rad einem noch
vorhandenen Hausbuche der Abtey, unter dem Abte Adam
von Montabaur von 1496 — 1526 geführt, wurde 1500
hier ein neues Wohnhaus erbauet, welches an Lohn für
die Handwerker nur 30 Gl. 4 alb. koſtete. Die Abtey
trat ihn in einem Vergleiche 1737 an die von Marioth,
Befiger von Langenau ab, welche ihn haben eingehen
laſſen.
6. Auel,
ein Dorf in dem Gericht von Oberlahnſtein gelegen. Sein
Daſeyn weiſet eine Urkunde von 1358 dnca. Esto-
mihi (11. Februar) nad). Nach derfelben verkauft Con⸗
tab von Lybenfteyn, Herrn Sifrides Sohn, Edel⸗
net, mit Einwilligung feiner Brüder Eberhard und
- 9 —
Sriedrich al fein Gut in und auswendig des Dors
fes Auwyl, fein Theil der Molenftad, das Land auf
dem Berge und unter der Bruneshelden und die Wiefe in
der Brunenbach, welches ihm und feinen Brüdern von
Herrn Eberhard Brenner (von Lahnflein), ihrem
Anchen, anerftorben, dem Abte Wilhelm und dem Cons
vente des Klofterd Arineftyn für 269 Gulden und trug
es auf vor dem Gerichte zu Obern Lanfteyn, worin
das But gelegen, und vor der Kuntichaft zu Nibern
und zu Fruchte, worin ed auch zum Theil gelegen.
Zeuge war Johann Brenner. Gr fiegelt neben dem
Verkäufer und feinen Brüdern das Gericht in Ober⸗
lahnſtein ).
An feiner Stelle ſtehet jeht das Ahler Gifenhütten-
werk, das die aus Lüttich ſtammende Familie Marioth,
fpäter in Adelöftand erhoben, am Ende des 17. Jahrhun⸗
derts befaß, und vielleicht erbauct hat, da der Eifenhütten«
betrieb an der untern Lahn durch fie damals fehr in Auf⸗
nahme fam.
7. Suftene
Die Lage diefes Dorfes oder Hofes habe ich bis jeht
noch nicht ermittelt. Ich theile darüber folgende Urkunde
von 1284 aus einem alten Chartularium des Kloſters
Eberbach mit:
In nomine domini amen. Cum inter opera ca-
ritatis elemosina multidudinem operit pecca-
torum, culpam minuit, veniam tribuit, auget
»3) Aus dem Driginale der Abtey Arnflein jegt im Gtaatsardive
in Idſtein.
7°
— 10 —
gratiam ia futuro. Noverint ergo universi pre-
sentes quam futuri quod ego Gerhardus
dietus Specht senior "*) miles de Ditse
una cum consensu et bona voluntate filiorum
ac filiarum mearuın contuli omnia bona mea in
Sustene michi attinentia post mortem meam
eo jure quo nuno possideo viris religiosis ab-
bati et conventui in Eberbach ordinis Ci-
stertiensis pro remedio anime mee ac collate-
ralis mee Yrmentrudis ac omnium prede-
cessorum meorum ac Ssuccessorum pure prop-
ter Deum. Hujus rei testes sunt Comes se-
nior de Wilinawe et castrenses una-
nimiter in Detze commorantes. In cujus rei
testimonium presentem litteram sigillo domini
G. comitis de Ditse feci communiri. Da-
tum apud Ditze anno dni M° CC’ LXXXIIJ
in erastino Katharine virginis ’°).
Der Index litterarum Eberbac. hat nur noch die
turze Notiz: anno 1473 locatio curine Susten pro
censu iij maldr. siliginis et viiij achteil avenae Nico-
lao et heredibus suis facta hereditaria. Rad} dem
Drte der Ausfertigung, den Namen des Schenkers, der
Zeugen und des Eiegelers in obiger Urkunde muß man
vermuthen, daß Suften wo nicht in der Nähe von Dieh
doch in der Grafſchaft Die gelegen habe.
2%) Deffen Femilie kommt 1234 zuerft vor, fiebelte fpäter nach
Kirberg Über, nannte fih dann Specht von Bubenpeim
und {ft zu Anfang dieſes Jahrhunderts ausgeflorben.
25) 26, Rovember,
— 11 —
V.
Die erſten Spuren von der Keuntniß des
römifchen Nechts in Nafſau, von demfelben.
Da das römifche Recht, als es bei uns in Rafs
fau im Anfange des 16ten Jahrhunderts zur allgemeinen
Geltung kam, eine gänzliche Umwandelung der Gerichts⸗
verfaffung und des Regierungswefens zur Folge hatte; fo
iſt es für unfre Geſchichte nicht ohne Werth, die erften
Spuren feines Vorkommens aufzufuchen, um zu fehen, wie
diefe Ummälzung vorbereitet und allmählig eingeleitet
wurde, und wie das neue Recht mehr als zwei Jahrhuns
derte Fümpfen mußte, um ſich Bahn zu brechen und das
alte Landes» und Gewohnheitörecht zu verbrängen. Ich
tiefere hierzu in den folgenden Urfunden einen kleinen
Beitrag, da die hierin vorfommenden von den bis dahin
und auch fpäter noch gebräuchlichen teutfchen Renuncias
tionsformeln gänzlich abweichen, dem römifchen Rechte ent»
nommen find, und darum auch defien Kenntniß bei den
Geiftlihen und Notarien, die diefe Urkunden aufgeſtellt
haben, ſchon vorausfegen ').
1.
In nomine domini amen. Otto dei gratia co-
mes Nassauge et Agnes comitissa uxor
) Man vergleiche was über Heffen in Bezug auf biefen Gegens
ſtand :nitgetheilt wird in Kuchenbecker Anal. Hassiac. Col,
1X. 191 und in Kopps Racht. über die geiftt. und civil Ges
richte in den Heſſ. Caſſel. Landen 1. 68 u. ff.
— 18 —
ipsius omnibus in perpetuum, ne facta moder-
norum que digna sunt memoria posterorum
frustrentur iguorancia, decet et exspedit ea si-
gillorum et scripti munimine vivoque testimo-
nio perhenaari. Hinc est quod nos presencium
inspectoribus et auditoribus universis notum
esse cupimus ci tenore presencium publice
protestamur quod nos ad cor et conscienciam
redeuntes deumque prae oculis revolventes et
commutare volentes transitoria pro mansuris,
Resignacionem et collationem ecclesie in
Herberen cum iure patronatus factas a no-
bili viro pie recordacionis domino Ilenrico
quondam Comite nassaugensi progenilore
nosri ottonis predicti, in Elemosinam domni
fratrum Teutonicorum Hospitalis gloriose
virginis marie Jerosolimitane per manus illu-
'striam et inclitorum virorum venerande recor-
dacionis serenissimi domini Henrici quondam
Regis Romanorum et domini Henrici
quondam Lantgravij Turingie cum omni
solempnitate ad hoe debita et consueta a qui-
bus iam dicta ecclesia in Herberen cum jure
Ppatronatus per eundem dominum henricum
Comitem nassauge tenebatur in feudo
Ratam habentes et gratam sicut tite racionabi-
liter est facta pro remedio anime eiusdem do-
mini Henrici comitis nassauge pariter
et salute, secundum quod in instrumentis iam
dieti domini henrici comitis nassauge et
— 18 —
domini Regis predicti super hoc confectis ple-
nius continetur pro nobis et omnibus nostris
liberis et beredibus presentis scripti patrocinio
confirmamus. Bona fide promittentes pro no-
bis nostris liberis et heredibus fratri Mathie
commendatori pro domo predicta et pro fra-
tribus domus sollempniter stipulanti resignacio-
nem et collacionem predictas Ratas et firmas
habere et per nos vel per alios, verbo vel
facto arte, malo ingenio sive tam de iure vel
de facto contra non facere vel venire, sed de
eisdem contra omnem hominem viventem et
fratribus diete domus verbum contradictionis
vel impeticionis alicujus moventem pro nobis
nostrisque liberis et heredibus debitam facere
Guarandiam et Renunciamus simpliciter
et expresse exceptioni et actioni in
factum, doli, condictioni sine causa
tam literis impetratis et impetrandis
omnique alii auxilio iuris canonici
vel civilis quod nobis vel nostris liberis et
heredibus contra predicta vel aliquid predicto-
rum posset aliqualiter suffragari. In cujus rei
testimonium et Robur perpetui firmitatis pre-
sens instrumentum super hoc confectum pariter
et conscriptum prefato fratri Mathie commen-
datori nomine dicte domus tradidimus et tra-
dimus sigillorum nostrorum presentibus appen-
sorum munimine roboratum. Sigillum etiam
nobilis viri domini Godefridi comitis se-
— 14 —
nensis presentibus appendi rogavimus et ob-
tinuimus causa oertitudinis amplioris., Acta
sunt heo iu villa Holendere apud Mun-
tabur. Anno domini Millesimo Ducentesimo
septusgesimo septimo. In crastino beatorum
petri et pauli apostolorum ") presentibus iam
dicto Comite Senensi domino Gerlaco de
Arenwels Ruperto de Dryedorf et
Weltero de nassauwe ecclesiarum plebanis.
Ludowico de Are. Rorico de Geuers-
hayn. Anselmo de Wizcillinbach.
Gisilberto dieto Schonehals militibus,
et quam pluribus aliis fidedignis ad hoc voca-
tis pro testimonio specialiter Rogatis °).
N.
In einem Vergleiche von 1279, 21. April, zwifchen
der Abtey Arnflein und Conrad von Dernbad,
Pfarrer zu Andernach, über die Pfarrei Winden, ber in
Gudeni Cod. diplom. II. 209 abgedrudt if, ſtehet
folgende Renunclationsformel: Renunciamus excep-
tioni fori.et doli, Actioni in factum, et
condictioni sine sausa; et omnialii au-
xilio iuris canonici et civilis, quod contra
presens instrumentum vel factum dici posset vel op-
poni, et nobis contra aliquod predictorum in aliquo
suftagari ur
Noverint universi has litteras visuri vel audi-
*) am 30. Juni.
3) Das Driginal diefer Urkunde iſt im Staattarchive in Ioftein.
— 15 —
tari, quod ego Cuno de Riffinberc Miles,
de consensu et voluntate puerorum seu here-
dum meoram videlicet Emmilrici, Johan-
nis, Gotfridi, Elizabet, Methildis,
Gertrudis, Cunradi de Morle, Hari-
manni de Buches generum meorum ac
Stille relicte quondam Cunonis filii mei de
Wisebadin, et filiorum sive puerorum eorun-
dem. Monasterium de valle gratie in bo-
nis suis in Mertinsbusin seu in ejus con-
finio sitis, et in quibusdam aliis villis prope
iacentibus, et ad eadem bona spectantibus,
quocumque nomine censeantur, que ydem Mo-
nasterium comparavit circa Militem dietum
Wollinslegere de Merenberc confirmo
et ratifico per presentes exceptis bonis sitis in
Sarmirsbach et in Husin, que quondam
ad eadem bona pertinere videbantur, Que qui-
dem bona in Sarmirsbach videlicet et in
Husin, predicte Sanclimoniales in composi-
tione inter me et ipsus factam, plane in manus
meas resignaverunt, Renuncians pure et simpli-
citer pro me et pro omnibus heredibus meis
supradictis omni actioni sen requisicioni si quam
ad dicta bona habui vel potui habere Promitto
quoque pro me et omnibus heredibus meis an-
tedictis, quod prefatum Monasterium antescripta
bona cum omnibus suis iuribus et attinenciis
in perpetuum possidere permittemus pacifice
et quiete, Nos quoque dictam eclesiam sive
— 16 —
Monasterium in oo promovebimus et conserva-
bimus, et per nos seu per aliquas per-
sonas interpositas nunquam impedie-
mus per aliquas subtilitates *) iuris
canonici et civilis, seu per aliquam
captionem sive dolum quem excogi-
tare poterit aliquo modo cor hu-
manum, iInterfuerunt autem huic ordinationi
viri bonesti, Cuno de Hazzingesteyn,
Hermannus du Tarri, Ebirhardus pi-
cus, Gerhardus deBubinheym ac Ebir-
hardus Dapifer, Milites, qui et testes sunt
omnium premissorum, et quam plures alii fide
digni vocati ad hoc pro testibus et rogati, In
cujus rei testimonium, memoriam et perpetuum
firmitatem, ego Cuno predictus sigillum meum
presentibus apposui, Et nos heredes predicti,
quia omnes propria et specialia Sigilla non ha-
buimus nobilis viri domini Gerhardi Co-
mitis de Diethse sigillum apponi fecimus
buic scripto. Et nos Gerhardus Comes
de Dietse Sigillum nostrum una cum sigillo
prefati Cunonis ad rogatum partium nos re-
cognoscimus appendisse hys litteris in testi-
monium veritatis super eo, Actum et datum
Anno domini Millesimo Trecentesimo In mense
Junie °).
+) Aus biefer Etelle leuchtet ſchon Widermillen und Haß gegen
dieſes ſich eindrängende fremde Recht hervor.
5) Das Drigimal im Gtaatsardjive in Idſtein.
— 117 —
IV.
Ich Eonrait von Hattflein Ritter, vnd Lyfe
mine eliche Huyſſrauwe dun funt allen Luden, dy
diefen brieb fehent ober horent Iefin, daz wir ein»
mubiclih vnd femetlich bit wiſſen vnd willen alle
vns finde vmb Fenneliche noit dy vns an If geual⸗
len von fchulde wegen, vnd auch daz wir Dazfelbe
gut an ander gut bewenben, daz iß vns baß vnd
nupelicher gelegen ift, hain verfaufft vnd verfeuffen
an diefem genmwortigen briebe alles daz gut, daz da
gelegen iR in der marde vnd in deme Bicfange zu
Hoenfladen, daz Wigand pofuff vnd fine erben
bit an dieſe zyt au lantfebelin Rechte von vns ges
babt haint, davon fie vns gegeben vnd gegulvet
baint bit her alle jair echt malder kornis, viere ſchil⸗
linge penninge, eine gang, viere zinß bunre vnd ein
faffennaht hun, Wy dazfelbe gut gelegen iſt, vnd
an weldin fahen, an berge vnd an dale an hufe
vnd an hobe vnd an edern, dy herna gefchrieben
fteent, einen halben morgen by ber ftraiße, einen
halben morgen by dem gannerader, eine ſadel by
dem baumgarten, eine ſadel an deme Werbe, eine
fadel vonder deme Were, ame ſtudich dru viertil vnd
einen morgen, vnd einen halben morgen, vnd aber dru
viertil an deme lainheimer wege einen halben morgen
geen Redelfteine anderhalbe fadel, eine ſadel in hunt⸗
ſchem bodem. Vff daz ander velt an ſchuſſelberge einen
morgen, vnder der ftraiße einen morgen, vnder
fibolde dry fadeln vff Eonrade einen halben morgen
vnd aber da by einen halben morgen, an deme
elſche by herr Rudel eine fadel, an der ſyten by
dem fiboden ij ſadel vnd by lairheimer anfpanne
anderhalbe fabel, vff deme ebenode anberhalbe fabel,
onder ber ſtraiße an der beiden dry ſadeln. DB
daz dritte velt in waltmannes Fafte einen morgen,
an ſwaeldechers heden under den von erbach einen
morgen, under fibolde dru viertel, vor deme gerters
vonder dem von Rodeheim funf viertil einen hal»
ben morgen vonder füfride, by deme zwo fabeln, by
der firaißen eine ſadel, unter den von Erbach funff
viertit, eine fabel vonder Marfolffe, einen halben
morgen off heine goler, geen dem Iſenberge, vnder den
von erbady dru viertel an deme eder, ein halb morgen
under den von erbach ein ftud geen den kalden bach er
wege off dem Iſenberge off dem von Rodeheim
einen halben morgen Anderwerbe vff dem von Ro-
deheim by der kirchen dru viertil eine fabel by
der mulen off marfolffe vff der aumen by der ftraiße
einen halben morgen, vnd da by zu Hant einen
halben morgen,.. Den erbern luden Herrn Wil⸗
helme dem apte und deme Gonvente des Cloiſters
gu Arinſtein vmb vier vnd fechpig mard guder
penninge, dru haller vur den penning gegalt, dy fie
vns bezalt vnd gegeben haint, vnd dy wir nuhelich
in onfen nuh geferit hain, vnd geen wir vß dieſem
gube, vnd vß allem deme rechte, daz wir ba
ane hatten, vnd dran daz off, bit halme vnd bit
munde, denfelben erbern luden, beide gut vnd gulde,
vnd fegen fie dar im zu allem deme rechte, als wir
vnd vnſe aldern da inne gefefiäin hain, vur beme
- 10 —
ſcholtheiße vnd wur der kuntſchaff, als in deme dorffe
vnd in deme gerichte zu Hoinftait recht und ges
wonlich iR, vnd globen wir Gonrait und Lyfe
vorgen. vur vns vnd vnſe fint vnd alle onfe erben
wyder den vorgen. fauff nimmer zu fommen noch
zu dun, an eyme beile noch an zu male, ober
yeman von vnſer wegen, bit worten noch bit wers
den, bit funden, dy igu fonden fint, oder noch fon⸗
den moichten werben, noch bit Feiner fache, Die man
oder frauwe, oder herhe erbenden moichte, vnd her
vmb verzihen wir Vf daz vorgen. gut vnd gulbe
vur vns vnd vnſe Fint vnd vnſe erben, vnd vff alle
beſſerunge, dy ihu dran iſt, ober noch darane vff
ſtan oder werben mag, ane argeliſt, vnd verziehen
uff daz recht, day man nennit in latine
ercepcio pecunie non numerate, vnd
verziehen aud vff Die Wyderfpraiche, dy
man nennit ercepeio deceptionis ultra
dimidium iufti pretii vel accept. (?) mir
nor wir verzichen aud actioni in factum
et erceptioni boli mali vel fraudis, wir
verziehen auch vff briebe, die man halt, oder noch
gewinnen moichte, da mit wir fommen moichten,
wyder den vorgen. Fauff zu dun ober zu hindern bit
feiner fache, by diefen fachen fint geweft dy erbern
Iude her Henrich Rudel, her Marfolff Rus
del der Junge vnd her emmerich fin bruder
Ritter, emmerih Rudel, Marfolff bur—
Rolff und Diederich evelfnechte, hen Hein»
— 110 —
richs Rudeln fone ©) heine goler. Eonrait Hel-
debecher, Eonraitt fpriecumpeld fon, vnd ander birbe
Iude, dy ber by gebeifchen vnd geruffen worden, vnd
vmb daz dieſe vorgefchr. rede gang vnd feite vers
live, hain ich Conrait vorgen. vur mich vnd myne
huyſfrauwe vnd vnfe kint myn Ingefigel an diefen
brieb gehangen, vnd hain wir bit ein ander gebeden
den edein heren grebe Godefryd von Dietiche,
bern Henirih Rudeln vnd ber Marfolff
Nudeln myne ohemen, daz fie auch durch eine
ftedicheit ire Ingefigel an diefen brieb wullen henden,
vnd wir Godefryd grebe zu Diege, Hein-
rich vnd Markolff egenannt erfennen vns bes,
dag wir durch bede der erfamen Inde unfe Ingeſ.
an diefen brieb hain gehangen, Dieß brieb wart ge⸗
geben, do man zalte na godes geburte drutzzehen
hundert jair vnd feß vnd dryßig jair vff den donrſ⸗
dag na deme Juriödage 7).
6) Rubel oder Röbel von NReiffenberg, welches Geſchlecht
damals im Beſite der Burg in Hanftätten war.
1) Am 4. Januar. Aus einer alten Abfchrift des 15. Jahrhun⸗
derts in ber Abtei Arnflein, jeht im Staatsarchive in Idſtein.
— 11 —
VI.
Beiträge zur Geſchichte des Kloſters Vru⸗
nenburg, von demſelben.
Die Ruinen dieſes ehemaligen adeligen, prämonftratens
fer Ronnenflofters finden fi in der Gemarkung des Dors
fes Bremberg, im Amte Raffau, auf der abgeplatteten
Spige eines hohen, ringsum bewaldeten Berges, der ſich
auf ber linfen Eeite der Lahn, eine Fleine halbe Stunde
von Laurenburg, unmittelbar über biefem Fluſſe ſchroff
und jähe mit einzelnen aus dem Grün vorfpringenden
Zelfengrupven, erhebt, und der öſtlich und fühlich durch
fhluchtenförmige Einfchnitte von dem übrigen Lahngebirge
getrennt auf drei Seiten frei flehet und nur auf der weſt⸗
lichen mit dem fortziehenden zufammenhängt,
Bon der Lahn und dem Häuferhofe führt ein fleiler,
fi um den Berg ſchlaͤngelnder und nicht unangenehmer
Weg, längs des Heinen Oſterbaches) hin, bis oben
zu den Ruinen des Klofterd, die fi trop dem, daß das
legtere ſchon länger als drei Jahrhunderte von feinen
frommen Bewohnerinnen verlafen worden ift, doch zum
Theile noch ziemlich erhalten haben. Dieſes gilt von des
nen der Klofterfirche. Hoch aufgethürmt ftehet noch deren
) Deffen Mündung wird in einem Weisthume von 1363 als bie
@ränge der Lahnfiſcherei der Abtei Arnftein bezeichnet.
- 113 —
Bortal bis in die Gpige, über bem, feiner behauenen
Steineinfaflung beraubten Eingange mit einer ganz runs
den Benfteröffnung *) von etwa 8' Durchmefler. Zwei
andere folder Genfteröffnungen auf beiden Seiten des
Eingangs zeigen fi noch in Reften. Das Schiff hatte
wei aus Pfeiler und Gewölben beftchende Seitengänge,
und war mit biefen 48° breit (jeder der Seitengänge
12') und 80° lang. Die Mauern des Ehores, das wie
das Schiff lauter runde Fenſtern hatte, und des Fronbo⸗
gens find auch noch erhalten. Das erflere iſt 24° breit,
28° lang und um 50° hoch. Die Höhe des Schiffes be»
trägt um 60 Buß.
In einiger Entfernung und äfli von der Kirche ſie⸗
bet man auch nod) die Mauerreſte des Klofterd mit dem
noch wohl erhaltenen Gewoͤlbe des Kellers.
Alte dieſe Gebaͤulichkeiten umſchloß ein Garten, wie
noch deffen zerfallene, Freisförmig laufende Mauern bewei⸗
fen. Die ganze Fläche wird jept als Aderland von dem
ehemals dem Klofter gehörigen Hofe Haufen benugt, der
am Buße des Berges hart an der Lahn liegt, nach Auf-
hebung des Kloſters mit diefem an das Hospital Gronau
und dann im Jahr 1816 an Franz Forsboom in Frank⸗
furt Fam. Lepterer verfaufte vor mehreren Jahren Die
Erbleihgerechtigfeit des Hofes für 200 Gulden an deſſen
Bewohner, und den ganzen mit Niederwald bewachſenen
Berg, worauf das Kloſter liegt, für 1400 Gulden an
einen Mann aus Kalfhofen.
2) Die unten vorbeifahrenden Eahnfhiffer nennen diefe Fenfteröffs
mung das Zeufeläloh, Warum?
— 113 —
Gern von Dorf und Haus, hoch und erhaben über
allem Thun und Treiben der Menſchen, näher dem Him⸗
mel, eignete fi die Lage uud Einſamkeit biefes Berges
fo recht für ein Klofter und ein Hingeben an ein inners
liches und befchauliches Leben. Doch dieſes ſcheint nicht
der alleinige Grund zu feyn, warum man gerabe dieſen
Ort zu einer ſolchen Anlage wählte. An Buße des Ber
ges, an der Lahn quillt aus hartem Felſen ein Brunnen,
defien Waſſer etwas mineralhaltig und fehr labend if, und
der darum von den vorüberfahrenden Lahnſchiffern fleißig ber
ſucht wird 2). Diefer und ein Heiliger Hain auf der
Epipe des Berges zur Zeit des Naturbienftes, gaben dem»
felben nicht nur feinen Namen: Brunnenburg *),
fondern auch in den Augen des Volkes ein höheres und
heiliges Anfehen. Solche Drte aber wählten unfere Altes
len hriftlichen Vorfahren zur Erbauung ihrer Kirchen
und Klöfter in der Vorausficht, daß die jenen gezollte
Verehrung, auch auf diefe übergehen werde.
Ueber die Entftehung und Stiftung dieſes Kloſters
wußte man bisher nichte. Der Lebensbefchreiber des
Grafen Ludwig 1. von Arnflein, des Stifter dies
fer Abtei, erzählt, wie derfelde die Nonnen, die fi
wuerft in Bethlentrode °) und damals in Stes
3) Diefer Brunnen führt jegt in der Umgegend den obſcbnen
Nomen Ronnepifle.
*) Burg kommt in der norbifchen Götterlehre oft für heiligen
Hain vor.
5) Kremer. Origg. Nass. 11. 373. Das deutſche Eremplar hat
Bethelnrode.
8
— 14 —
den) niedergelaſſen Hätten, und in deren Glaufur fi
vie Töchter des Adels auf dem Cinrich nad} dem Borgange der
Gräfin Guda begeben, nad) Marienthal”) verfept und
aus diefem das Kloſter Enkenbach *) gepflanzt habe. Ber
delenroth oder Bethelintrod iſt ein ausgegangenes
Dorf, das ganz unbeftritten im Umfange des Kirchipiels
Kirdorf lag, da es mit feinen Bauernhöfen (mansis)
im Jahr 1197 mitten unter den übrigen Befigungen, welche
die Abtei Arnſtein in biefem Kirchfpiel hatte, aufgezählt
wird 9), und ber Ritter Carl von Sinſinbach noch
im Jahr 1235 Lehenftüde, die feine Vorfahren vom ger
nannten Grafen Ludwig bafelbft und in Gutenader und
Keberlo empfangen, an biefe Abtei durch Tauſch über»
läßt °°). Da nun hier eine Höfterlihe Pflanzung beſon⸗
ders für die Töchter des Adels in dem Gau Einrich und
in näherem Zufammenhange mit der Abtei Arnflein bes
Rand, und der Urfprung des Kloſters Brunenburg biß-
ber noch gänzlich unbefannt war, fo lag es nahe, denſel⸗
ben bier zu fuchen, da auch bei dem lepteren diefelben
BVerhältniffe Statt fanden. Auch felbft jegt, wo wir eine
nähere Spur über des letzteren Anfang gefunden haben,
bleibt es noch fehr wahrfcheinlih, daß Bethelenrod
6) In der Pfalz im ehemaligen Oberamte Alzey. Widders Bes
ſchreibung der Kurpfalz 111. 162.
7) Lag am Dornersberg.
8) Eynkenbach, in ber Pfalz im Oberamte Lauten. Widder
a. a. D. IV. 285, wo er das Jahr 1148 als bie Zeit dieſer
Berpflanzung aus Hugonis Annal. Praemonstrat. angibt.
9) Gudeni Cod. dipl. Il. 25.
» a. a. O. 69.
— 15 —
den erften Anftoß und bie Beranlafjung zu Brunen-
burgs Stiftung gegeben, und daß eine Berpflanzung ber
Nonnen von borten hierher, jenem feinen Untergang und
diefem feine Aufnahme gebracht hat.
Die in neuefter Zeit entdedte erſte und einzige Spur
über die Stiftung des Kloſters Brunen burg findet fi
im Refrologium oder dem Todtenbuche der Abtei Arnftein,
wornach die Seelenmeffen un? Anniverfarien in demfelben
geleſen wurden. Hier flehet unter X. Kalend. Juny
(23. Mär):
(Commemoratio) Gisle comitisse &
sanctimonialis in Brunburgk, ejus-
dem loci fundatricis.")
So einfach und nadet auch diefe Notize ohne alle Zeit
und Geſchlechtsbeſtimmungen iſt; fo gibt fie doch Veran-
laffung zu einer weiteren Grörterung und biftorifchen
Schlüffen. Zunähft fragt es ſich: wer war diefe Grä-
fin Gisle oder Giſelhild, die ald Stifterin des Klo⸗
ſters hier bezeichnet wird? Aus welchem Geſchlechte war
fie geboren, und weldem gehörte fie an? Es if natür-
li, daß wir uns zur Beantwortung diefer Fragen an die
benachbarten gräflichen Familien wenden, die damald und
fpäter in der Gegend des Kiofterd am melften begütert
und berechtigt waren. Hier fommen num vor allen ans
”) Es iſt zu verwundern, daß dieſe merkwürdige Stelle nicht
ſchon früher entdeckt worden, da doch Wenck in feinen hiſtor.
Abhandlungen ©. 138 u. ff. und Kremer a. a. O. II. 410
u ff. Auszüge aus dieſem Recrologium gegeben haben.
8*
- 16 —
deren bie Grafen von Arnfein und Kapenelnbogen
in Betracht, und ich nehme feinen Anſtand diefe Gräfin
Giſelhild für eine der fieben Töchter des Grafen Lud⸗
wig J. von Arnfein, die mit einem Grafen von Lau⸗
fen vermählt wurbe, zu erflären und fege zur Erläntes
rung folgende Stammtafel hierher:
Arnold
der Erbauer der Burg Arnfein.
1048. 1050. 52. + 1061
Ludwig 1.
1061. 1067. 1076.
— —
Ludwig ll. von Arn— Giſelhild,
ftein. @vermählt mit den Grafen
1105. 1107. 1108. Eonrad von Laufen,
Gemahlin Udilhild von 1127. 1139.)
Udenkirchen + lange Stifterin des Kloſters
nad 1139. Brunenburg.
Ludwig 1. Adelheid,
1139 Stifter der Abtei Gem. Henri, Grafen
Arnftein. + 1185, 25. von Kapenellendogen. 1151.
Det. Gem. Guda, Gräs 1166. 1173.
fin von®omeneburg. |
— — —
Berthold Diether,
1189—1204 1214 + um
1219.
Grafen von Kapenel»
lenbogen.
Die Landeshoheit und den größten Theil der Grund⸗
— 17 —
berrlichfeit über das Kirchſpiel Kirdorf mit dem Dorfe
Bremberg ’*) und dem in defien Gemarkung gelegenen
Klofter Brunenburg befaßen die Grafen von Arns
fein bis Ludwig 11. beym Anlegen des Moͤnchskleides
fi der erfteren begab, die nun an Ifenburg und von
diefem an Naffau und Kapenellenbogen übers
ging, was das fpätere Bierherrifche mit ausmachte und
die leßtere feiner Klofterftiftung in Arnſtein zuwandte.
Daß aber auch ein Theil diefer Grundherrlichfeit als Aus⸗
feuer bei ihren Vermählungen in die Hände der fieben
Schweftern feines Baterd gekommen fey, entſpricht ganz
dem Gebrauche jener Zeit. Und welche Annahme liegt
nun näher, ald daß Gifelhild, die das Kloſter in dem
Gebiete, welches einft den Grafen von Arnftein bis vor
kurzem angehört hatte, anlegte, ein Sprößling dieſes gräf
lichen Haufes fey. Was mich aber beftimmt, fie für bie
unter den fieben Töchtern des Grafen Ludwig 1. zu
halten, die ſich in das gräfliche Gefchleht von Laufen
vermählte und eine Tochter Adelheid hatte, bie des
Grafen Heinrih6 von Kapenellenbogen Gemah—
fir und eine Stammmutter in biefem Haufe wurde, {ft
der Umftand, daß die Grafen von Kapenellenbogen
diefes Klofter für ihr Bamilieneigenthum hielten, es 1326
mit in ihre Landestheilung zugen »), und es bei ihrem
Ausiterben an Heffen vererbten, fo daß es der Landgraf
Philipp der Großmüthige bei der Einführung
»2) Diefes Dorf fommt in Urkunden und im Arnfteiner Recrolog
immer unter bem Ramen Brunnenbacd vor, und unters
ſcheidet ſich gemau vom Kloſter.
33) Bend’s Heff. Landesgeſch. I. urkb. 109.
— 118 —
der Reformation ohne alle Einfprache von Seiten feiner
vierherrifchen Mitgebieter einfeitig aufheben und feine Bes
fitungen dem von ihm geftifteten Klofter Gronau zu—⸗
wenden konnte. in folches Familieneigenthum ſetzt eine
Familienftiftung voraus, und läßt fi in dem vorliegen:
den Kalle nur erklären, wenn man der Gräfin Giſel⸗
bild die oben bezeichnete Stellung gibt.
Giſelhild brachte vermuthlich die Zeit ihres Witt⸗
wenftanded auf der benachbarten Burg Kapenellen-
bogen bei ihrer Tochter Adelheid zu, fahe von bier
aus das herrliche Gedeihen der geiftlichen Colonie in ih-
rer väterlihen Stammburg Arnftein, und wie ihre
nächften Verwandten, Neffe und Nichte, der Welt entfagt,
ſich bier dem SKlofterleben ergeben hatten. Diefed mag
denn auch den Entfchluß zu einer ſolchen Stiftung und
eignen Hingebung bei ihr hervorgerufen und zur Reife
gebracht, wie die Begeijterung für den erft neu aufgekom⸗
menen Prämonftratenferorden auch auf fie übergetragen
haben. Die Stiftung des Kloſters Brunnenburg, in
dem fie num felbft den Schleier nahm und den Reſt ihrer
alten Tage zubrachte, mag um 1170 erfolgt feyn.
Sein Name fommt im Jahr 1197 zuerſt urkundlich
vor '*), wo es unter der Abtei Arnftein ftand, unter
defien geiftlicher Vaterfchaft es auch bis zu feiner Secus
larifation geblieben ift ’°).
19 Gudenus a a. D. 11. 25.
25) Diefe Kiliation ift unleugbar, cb gleich in der folgenden Aufs
zeichnung bes Necrologe von Arnflein nicht enthalten: Hec
sunt claustra pro quibus pleaum debemus officcum, cum
corporali disciplina per omnia sic pro nostris: Gratia Dei,
— 119 —
Der Erzbifhof Johann von Trier vermachte in feinem
Teftamente um 1211 den biefigen Schweftern (in Bru-
nisberc) 10 Pfund zu einem ewigen Lichte vor dem Hoch⸗
altare 6). Der Bau der Kirche war alfo damals fchon
vollendet.
Im Jahre 1224 fchenkt der Pfarrer Walram in
Klingelbach ') diefem Klofter und der Abtei Arnftein
gemeinfchaftlich einen von dem Grafen von Raflau erhal
tenen Plag zu Holdenrugge ’°) zur Anlegung eines Wein«
bergs mit gräflicher Einwilligung ).
Einen befonderen Gönner hatte das Klofter an dem
frommen Ritter Heino von Laurenburg, wie nach⸗
ftehende Urkunde beweifet:
Want nit ficher ift dan der dot, vnd mit vnficher
dan Die zit des Dobed, Her vmme han ih Heyno
eyn Ritter van Lurenburg vnd Aleyd min eliche
huffraume vnſer felen heil vor bedacht, vnd han bit
gudem finne, vnd bit gefundem libe, bit villen vnd
verheneniffe Dyderiches, mined funed Ritters,
Johannis van Langenauve mined Eydems
Munstre, Lacus, Besleich, Gummersheim, Einkinbach,
Vallis ste. Marie, Wesele, Capella.!
€) Günther Cod. dipl. Rhen. Mosell. II. 104.
27) Diefer ftarb als Canonicus in Limburg. Arnſtein. Recrolog
unterm 1. Zan. Commemorstio Walerami sacerdotis et
canonici in Limpurg, qui dedit nobis dimidiam partem
vinee in Holdinruke.
28) Der jenige Hof Hollerich zwifchen der Burg Langenau und
Raffau.
29) Gudenus a, a. D. II, 41 u, 22.
— 118 —
der Reformation ohne alle Einſprache von Seiten feiner
vierherrifhen Mitgebieter einfeitig aufheben und feine Bes
fiungen dem von ihm geflifteten Klofter Gronau zus
wenden konnte. Gin ſolches Bamilieneigenthum feht eine
Familienfiftung voraus, und läßt fi in dem vorliegens
den Falle nur erflären, wenn man der Gräfin Giſel⸗
bild die oben bezeichnete Stellung gibt.
Giſelhild brachte vermuthlich die Zeit ihres Witte
wenſtandes auf der benachbarten Burg Kapenellens
bogen bei ihrer Tochter Wdelbeid zu, fahe von bier
aus das herrliche Gedeihen der geiftlichen Eolonie in ih⸗
rer väterlichen Stammburg Arnftein, und wie ihre
nächften Verwandten, Neffe und Nichte, der Welt entfagt,
ſich bier dem Klofterleben ergeben hatten. Dieſes mag
denn auch den Entſchluß zu einer ſolchen Stiftung und
eignen Hingebung bei ihr hervorgerufen und zur Reife
gebracht, wie die Begeifterung für den erft neu aufgekom⸗
menen Prämonftratenferorden auch auf fie übergetragen
haben. Die Stiftung des Klofter6 Brunnenburg, in
dem fie num felbft den Schleier nahm und den Reft ihrer
alten Tage zubrachte, mag um 1170 erfolgt feyn.
Sein Name kommt im Jahr 1197 zuerft urkundlich
vor >), wo ed unter der Abtei Arnftein ftand, unter
deſſen geiſtlicher Vaterſchaft es auch bis zu feiner Secu⸗
lariſation geblieben ift *).
) Gadenus a a. D. Il. 25.
35) Diefe Filiation if unfeugbar, ch gleich in der folgenden Auf⸗
zeichnung des Necrologe von Arnflein nicht entalten: Hec
sunt claustra pro quibns plenum debemus officium, cum
corporali disciplina per omnia sic pro nostris: Gratia Del,
- 19 —
Der Erzbifchof Johann von Trier vermachte in feinem
Teftamente um 1211 ben biefigen Schweftern (in Bru-
nisberc) 10 Pfund zu einem ewigen Lichte vor dem Hoch⸗
altare '*). Der Bau der Kirche war alfo damals ſchon
vollendet.
Im Jahre 1224 fhenkt der Pfarrer Walram in
Klingelbad ’7) diefem Klofter und der Abtei Arnftein
gemeinfchaftlich einen von dem Grafen von Raffau erhal
tenen Plag zu Holdenrugge ’°) zur Anlegung eines Wein ·
bergs mit gräflicher Einwilligung ).
Einen befonderen Gönner hatte das Klofter an dem
frommen Ritter Heino von Laurenburg, wie nach⸗
ſtehende Urkunde beweifet:
Want nit fiher it dan ber dot, vnd mit vnſicher
dan bie zit des Dodes, Her vmme han ih Heyno
eyn Ritter van Lurenburg vnd Aleyd min eliche
huffraumwe vnſer felen heil vor bebacht, vnd han bit
gudem finne, vnd bit gefundem libe, bit villen vnd
verheneniffe Dyderiches, mined ſunes Ritters,
Johannis van Langenauve mines Eydems
Munstre, Lacus, Besleich, Gummersheim, Kinkiobach,
Vallis ste. Marie, Wesele, Capella.|
»*) Günther Cod. dipl. Rhen. Mosell. II. 104.
7) Diefer ftarb als Ganonicus in Limburg. Arnſtein. Recrolog
unterm 1. Jan. Commemoratio Walerami sacerdotis et
canonici in Limpurg, qui dedit nobis dimidiam partem
vinee in Holdinruke.
»%) Der jegige Hof Hollerich zwiſchen der Burg Sangenau und
Raſſau.
39) Godenus a, a. ©. II, 41 u, 42.
Ritter, vnd Elfabeth, miner dochter Ende, vor
vnſe ſelen, vnd Bacen miner erften huſftauwen
Sele, vnſe ſelgerede gemacht vud geſazt als her na
geſcriben ſtet vnd ſal diz vnſe leſte Wille ſin vnd
bliben. Ban erſt han wyr geſazt vnd ſezzen in daz
Cloſter zu Brunnenburcg, vf ſente Peters vnd
ſent Paulis Elter zu eyner ewigen Miſſen eynen
Wingarten an Gudenacker berge, den man nennet
Leclebart, anderwerp zu Kezzelbach bi Menzer
ſtraze van vnſem gude echt malder kornis Limpurger
majzes, vier malder habern Etgeſteyner mazes, eynen
ſchilline penninge vnd ſes zins hunre, vnd waz dar
vber iſt daz ſal vnſen erben vallen, Anderwerp van
vnſem gude zu Vſſilbach wy daz gelegen iſt, ges
nant ober vngenant, geſucht oder vngefucht, vier
marc penninge alle iar vf fente martind dag zu
geben, zu Retrode cyn vuder hauwes van ber
wyſen dy wyr Fauften vmme Johan van Netrode
vnd daz fal vnſe Hobeman alda alle iar tufchen den
zweyn vnſer frauwen miſſen deme prifter ber den
elter befinget zu Bruunenburcg antworten.
Anderwerp deme felben prifter, na Lucarde miner
dochter zu Brunmenburcg dode, eyne marc geldes,
dy wyr Fauften vmme Eriftian den burger zu Cram⸗
perg, vf eynen Wingarten, daz he da mide fercen
vnd zierte vf den elter keufe bit wizzen eyner Abtiſ⸗
fen zu Brunnenburcg, Anderwerp zweue ſchil⸗
linge pennincgeldes, dy ſal Dylo van Brunnen-
bach vnd fin erben geben, daz be in der Wochen
eyne miſſe van fente Thebalde finge, Vortme hat
men
11 —
dy Eptiffen vnd der Gonvent zu Brunnenburcg
zu deme felben elter eyn hus bi der Fuchen gegeben,
daz der prifter da inne fal wanen vnd wollen wyr,
- vud ſezzen daz alfo, daz eyn Apt zu Arinfteyn
vnd eyn Abtiffen zu Brunnenbureg alle wege
na min Heynen bode den elter eynem befcheyden
prifter femmentlichen geben. Anderwerp hat derfelbe
prifter van gnaden vnd willen des Aptes vnd bes
Eonventes zu Arinfteyn, day he hulz zu finem vure
hauwen mad) in Brhaumwe der van Brunnenbach,
Anderwerp ſezzen wyt druzien ſchillinge gelte, und
dy fal eyn Mbtiffen zu Brunnenburcg geben
van yren cinfen zu Brubach, eyne mare vf min vnd
Bacen und Aleyde miner huffrauwen iargecide
vnd eynen failline dem probefte, Anderwerp han
wir geſezt vnd gegeben vnd ſezzen vnd geben in
dyfem genwortigen bribe vf fente Faterine elter zu
Arinftegn in dem erucegange Echtzien fchillinge gels
des, vf vnſe deil des gudes daz wir bit dem apte
van Arinſteyn zu Brunnenbach vnd zu Gu—
denader kauften vmme Walter van Hoen—
ſte yn zwa mare geldes vf vnſe gut zu Vſſelbach,
vnd zwa vnd ſeszich marc penninge an gereydem
gelde daz der Convent eyn ewige miſſe vf dem alter
da von halden fal, Anderwerp dem Convente zu
Arinfteyn dri fpillinge gelves vf min gut zu Nefen,
Anderwerp fezzen ich vor min vnrecht, vf min gut
zu Wydergis vunf malder forngeldes aen eyn
echtil, vnd daz fal man eyme perner zu Etgefteyn
antworten, baz he da van alle fridage ewilich eyn
- m —
halp echtil brodes armen Tuben gebe, Anderwerp eyn
ame wingeldes dy ich Taufte vmme Ruprecht van
Widenauwe vf.eynen Wingarten in ber fronaume
den barouzen zu Limpurcg alfo daz der Gardian
vf dy vier onfer fraumen miffen, ie zu dem hoch⸗
gecide den brubern ſes viertel Wines geben, Anders
werp zu Kirtorf zwene ſchillinge gelbes vf Anfelms
flarden Wyſe in ber Heidebach eynen dem perner,
vnd eynen zu dem geluchte, Anderwerp eyn halp
malder lorngeldes baz ich faufte zu Biburg vmme
herman cremer vf eyn hus vnd eyn hobſtad vnd
eynen garten eyn echtel dem perner zu Haben»
ſcheyt eynz dem perner zu Schonenburne und
eynz dem perner zu Kungel bach ba fi und
iargecide da van begen, Anderwerp zwene fchillinge
geldes van dem gude zu Milenberg eynem perner
zu Eften vnd eynen bem perner zu Hirfberg,
Vortme wil ih Heyno vorgenant daz Dyberich
min fun Johan min eydem und Elfabede miner
dochter kint mogen haben na minem dode dy ſes
marc zu Vſſelbach zu lofene Dyderich dri vnd
Johan vnd Elfabede kint dri bit andern fes
marc geldes dy alfo wal belacht fin, Auch hat mir
Dyderich min fun in guben truen globet, ob ſich
dig felgerede an feynem dinge ftige oder hinderte,
daz he ig vurbern vnd volouren fal na aller finer
moge, Vmme daz biz vorgeferiben felgerede vaſte vnd
ewig fi vnd blibe han ih Heyno, Dyderich
min fun, vnd Johan van Langenaumwe min
eydem vnſe ingeſygele an dyfen brif gehangen, vnd
— 13 —
hat bit eynander gebeben dy erfamen geiftlichen Tube
Hern Wilhelm den Apt zu Arinfteyn, by
Aptiffen ond den Eonvent zu Brunnenburcg
daz fi yr ingefygele auch an dyfen brif wollen henlen,
Vnd wor Wilhelm Apt zu Arinfteym Abtiffen
vnd Convent zu Brunnenburcg vorgenanten
erfennen vns des daz wyr vm bede ber egefcriben
erbern Ritter vnſe ingeſygele an dyſen brif han ge⸗
haugen de geſcriben vnd gegeben wart na godes
geburt Druzien hundert iar vnd ſes vnd drizich iar
Im converſione fancti Pauli °°).
Derfelde Ritter Heino von Laurenburg ver
machte auch dem Kloſter in feinem Teftamente 1352,
fer. 5ta p. Oculi (16. März) 12 Mark Denarien zu
einer Seelenmeſſe für fich, feine Vorfahren und Nachkom⸗
men, und fein weißes Pferd mit allen Waffen, um dafür
Gefälle für das Refectorium am Tage feines Annivers
ſariums zu erwerben. Weiter beftimmt berfelbe, daß die
Güter in Kezzelbach *), die er zur Stiftung eines
Altares in der Klofterfirche gegeben, von feinen Erben mit
baarem Gelde abgelöfet werden dürfen.
Im Jahre 1343, d. Fab. 4 Sebast. (20. Januar)
überließ das Klofter fein Theil Weingartend zu Holdens
”) 25. Jan. Vom Originale der Abtei Arnftein, jegt im Staats:
archive in Idſtein.
21) Keſſelbach im Kirchſpiele Oberauroff im Amte Wehen. Dan
ſieht deutlich in dem vor mir liegenden Driginale des Staats—
ardjives in Idſtein, daß Kezzilnhayn (wie Gudenus a. a. ©.
IM. 360 unrichtig fogt) in Kezzilnbach coreigirt if, womit
auch die irrige Urkunde von 1336 flimmt,
- m —
rund lauflich an die Abtei Arufeim, wie folgender Urs
lundenauszug nadjweifet:
J Wir Benigna von Godes gnaden Eptiſſen, Eli⸗
ſab et h Priorſe vnd der gemeine Conuent des Klo⸗
ſters zu Brunenburg dun kunt — daz wir —
verlaufft han — den geiſtlichen luden, Hern Wil⸗
helme dem Apte, vnd dem Conuente zu Arin-
ſtein, vnſer deyl der wingarte vnd des Kelterhuſes
zu Huldeurucke vnd waz wir da han, des fi daz
ander deil hant, erplich vnd ewelich zu habin
vnd zu beſihen zu allem dem rechte als wirz
herbracht han, vmme ſes vnd drijich marc gude
penuinge, dri haller vor den penniug gezahlt, Naſ⸗
ſower werunge — vnd han wir ja daz gud
vffgedran vnd vfgegeben bit halme vnd bit munde
vor ſchulteizen vnd vor ſcheffin, als recht vnd ges
wonlich iſt in dem gerichte zu Naſſowe, da
das gut inne gelegin iſt x.
In dem Necrologium der Abtei Arnſtein ſtehen die
Vor⸗ oder Kloſternamen aller Perſonen, die in dieſem
Kloſter gelebt haben, zum Behufe des Leſens der Seelen⸗
meſſen für ſie, eingetragen, woraus ich folgende hier mit⸗
theile.
1. Aebtiſſinnen:
Adelheid. Irmentrud. Adelheid. Mec-
tilde Agnes Sophie Lucard Eliza—
beth von Heppenberg. Jutte. Adelheid.
Lucard. Benigne (1343 f. oben) Jutte.
Katherine Adelheid.
— 15 —
2 Brioriffinnen:
Katherine Elizabet (1343 f. oben) Guda.
Katherine Stille
3. Proͤbſte:
Henrich (185°) Wolfram (1358).
Iohannes. Drtvin (147°).
Dann fommt Mepe von Heppenberg als Euftrir
vor, wie dann die Töchter des benachbarten Adels hier
eine anftändige Unterkunft fanden.
Bei der Aufhebung des Klofterd von Seiten Heſſens
find alle Urkunden und andere fhriftliche Denfmäler defr
felden mit fortgenommen und unfern Archiven entzogen
worben.
=) Godenus a. a. O. II. 44.
23) Wo er bie Armen» und Giechhausorbnung in Arnflein mit
errichten hilft.
%) Kremer a, a, ©. Il. 282.
VII.
Beiträge zur Geſchichte des Kloſters
Sachiugen, von Demfelben.
Das Dorf Fachingen, mit feiner berühmten Mine⸗
talquelle liegt in einem, auf drei Seiten von Bergen und
auf der vierten von der Lahn eingefchloffenen fehr freunds
lichen Thalfeffel, zwiſchen der Stadt Diez und dem Schloffe
Schaumburg, von beiden ungefähr gleich weit entfernt.
Die Landeöhohelt ober Gerichtsbarkeit über dasſelbe
fand feit dem 13. Jahrhundert neben den Grafen von
Diez aud den Herrn von Wefterburg, ald Inha-
bern der Herrſchaft Schaumburg, aber nur zum fleineren
Theile zu.
Dem letzteren gehörte auch das Patronatrecht über die
Kapelle des Dorfes, welche den Ritter Georg als Schutz⸗
heiligen hatte, und mit dem Dorfe ſich dem Kirchfpiele
Sreiendiez anſchloß. Diefe Kapelle beftand ſchon 1350,
20. September, wo ein Johannes ald Pleban in Bas
chunge in einer Urkunde genannt wird. 1423 in crast,
Lucie (14. December) ftelt Gilbert Elericus, Henne
fon zu der Molen eyns yngefefgen burger zu Wefterburg
einen Reverd aus, daß ihm „der eddel Zunder Reyn⸗
„hard Herre au Wefterburg vnd zu Schauwen—
„burg die Kapelle zu Vachungen gelegen, die von
„yme vnd ſyner Herrſchaft Schauwenbur g rorit luter⸗
— 7 —
„lichen vmb godes willen gegeben vnd damitde belehent
hait· ).
Die Kapelle hatte eine eigenthümliche Mühle, welche
1434 in fest. S. Michael. (29. Septbr.) von dem Junfer
von Weſterburg und Bilbraht-Schonhalßs *), Cano⸗
nicus zu Gemünden, und damals Eapellan hier, an Henne
Rode, Beterburgichen Schuldheis m Bahungen für
jährliche zwei Limburger Malter Kornes verlichen wurde,
und wobei ber Pächter noch verſpricht: „auch fal ich
«10 iglicher zyt, wan fiſche fellich fint, mynem gnebis
„gen Juncher vurgen. eyme dynſt myt fiſchen vß der bache
„thun, und den zu Schauwenburg vff dragen ?).
Euno Herr zu Wefterburg und Schauwens
burg belehnte 1449, 5ta fer. p. Octav. Epiphan,
(18. Januar) den Johannes Gerhardi, einen Pries
Rer von Gemünden, mit der Kapelle in Fachungen *).
Diefer Euno faßte bald darauf den Entſchluß die
genannte Kapelle der in Fachingen beftehenden Clauſe, die
mit Nonnen vom St. Wilhelmsorden bevölfert war, zu
ſchenlen, und führte diefes auch aus, wie bie folgende Urs
funde, aus dem Originale mitgetheilt, nachweifet.
In nomine sancte d* individue Trinitatis Amen.
Nos Cono de Westerburg Dominus in
*) Aus dem Originale. Es fiegelt der Priefter Arnold von
Bilmerrode,
2) Aus dem abelichen Geſchlechte der Schönh al ſe von Als
bredtenrobe,
3) Aus dem Driginale. Es fiegelt Friedrich Breder von
Hopenkein.
+) Deßgleihen. Den Revers fiegelt Appel von Patheym,
Kapellan zu Wefterburg.
— 18 —
Schauwenburg Metza de Vyrrenburg
nostra conthoralis $° uxor legittima Tenore
presentium hijs scriptis publice recognoscimus
& profitemur pro nobis nostris heredibus ac
dietorum comitatus et dominii nostris in We-
sterburg&Schauwenburg legittimis suc-
cessoribus Quod matura & rationabili delibe-
ratione prehabita attentis circa hec augmento
cultus divini honoris prout relacione viridica
spiritualium & secularium nobilium & ignobi-
lium didicimus Cui merito inquantum possumus
& in nobis est obtemperare & totis viribus
adherere debemus ut tenemur Cum hec sit
summa felicitas & consumnatio omnium Cognos-
cere creatorem & illi soli servire Quia eterni
hec est retributio iustorum ſuturi seculi Hinc
est, quod capellam sancti Georgii martiris in
Vachongen Treverens. dyoc. sub distrietu
limitibus cura d° regimine parochialis ecclesie
in fryhen Dyetze sitam quam ad presens
honorabilis dominus Henricus Brechtell
canonicus in ecclesia collegiata beate marie
virginis in Dietze per nos d' a nobis jure
patronibus presentatus obtinet $' habet in pos-
sessione pacifica & quieta Cujus capelle col-
lacio presentacio provisio seu quevis alia dis-
positio dum quotiens & quando eam vacare
contigerit ad nos & ad nostros heredes ac
legittimos dietorum comitatus & dominii We-
sterburg & Schauenburg successores
— 19 —
pleno perfecto & paterno jure quod jus patro-
matus dicitur spectat & pertinet prout etiam
tanto tempore spectavit et pertinuit quod ejus
contrarium in memoria hominum non existit,
Quod dietum jus presentandi conferendi provi-
dendi seu alias quovismodo disponendi de pre-
dicta capella vigore jurispatronatus in nos
innatum ac paterno jure hereditatis successione
hereditarie devolutum Religiosis soro-
ribus ordinis sancti Wilhelmi ibidem
in Fachongen in reclusorio apud
dietam capellam reclusis domino ju-
giter servientibus damus ac libere resig-
namus ad manus earendem reclusarum pure
& libere simpliciter propter deum cum omni
jure prout & quemadmodum ad nos a progeni-
toribus nostris in et ad nos ex successione
hereditaria devolutum est Sic quod dicte soro-
res & recluse eandem copellam cum eandem
vacare contigerit conferre & presentare aut
sibi eandem incorporare quomodo id de jure
seu gratia melius & utilius pro ipsarum ac
diete reclusorie utilitate ordinare & disponere
potuerit secundum omne ipsarum desiderium
& velle, sine nostra heredum ac successorum
nostrorum seu cujuscunque alterius contra-
dietione molestatione inquietatione seu impedi-
mento Sic tamen quod postquam eandeın capel-
lam adepti fuerint ipsanıque si expediens fuerit
sacerdoti ydoneo contulerint aut sibi incorpo-
9
raverint seu retinuerint, quod semper tamen
ordinetur & disponatur quod dicta capella cum
missis & officiaturis hactenus consuetis sine
diminutione ebdomendatim & continue divinis
laudibus tam ibi quam in Schauwenburg *)
plenarie fiant oſicientur & serventur & in nullo
penitus diminuentur Cum nos intuitu augmen-
tatione divini laudis & honore sancte Trinitatis
ac religionis incrementum dicte recluse & reclu-
sarum ut speramus boni incepti huio nostre
collationi & jure patronatus cessimus & ad
manus dictarum reclusarum quemadmodum
prescriptum est tradidimus & resignavimus, Et
quod dicte sorores et recluse ac officians in
dicta capella progenitorum nostrorum nostri
nostre conthoralis prescripte ac successorum
nostrorum omnium de Westerburg et
Schauwenburg continuam et perpetuam
habeant meınoriam omni tempore cum laudes
divinae ibidem deo persolverint Et specialiter
semel in anno cum vigiliis missis et commen-
dationibus ob recognitionem et in recompensum
5) Daß der Kapellan in Fachingen Meffe in der Burgkapelle zu
Schaumburg leſen mußte, beftätigt auch das Zinsregifter
des Kiofterd von 1470, worin es heißt: „zu ſchauwen-
burg baz gefbe hinder dem hobegarten der phait der da
get zu der bad) zu der linken hant van man ba bene get zu
der ſteynkutten der zindet ber Gappellen zu fadhungen vun
fol egn Gapplan bafelbft eyn meffe in der wochen zu ſchau⸗
nwenburg ville zyt es em gelegen iſt bun.’
— 11 —
presentis donationis largiflue et pure propter
deum facti et donati solemniter faciant et pera-
gant In quorum omnium et singulorum robur
et evidens festimonium premissorum sigillum
nostrum pro nobis ac predicta metza contho-
rali nostra nostrisque heredibus et successori-
bus presentibus litteris duximus appendendum
quo sigillo mariti mei dilecti et legittimi ego
metza de virrenburg prescripta utor ad
presens unacum eodem. Datum anno domini
Millesimo quadringentesimo quinquagesimo oe-
tavo ipso die beati Dyonisii et sociorum ejus
martirum *).
In diefer Urkunde erfcheint dieſe Höfterliche Anftalt
zum erftenmale und zwar als ſchon länger vorhanden.
Aber weder die Zeit ihres Beſtehens noch ihre innere
Einrichtung läßt fi daraus entnehmen. Ihr reihen fh
ſich nun jegt noch folgende biefelbe betreffende Urkun⸗
den aut.
1468 dom. p. Martini (13. Rovember) beftätigen
Dietrih Donner von Larheim und deſſen Ges
mahlin Anne die Schenkung, welde ihre eltern der
„Elufe vnd dem Goghufe zu Fachungen fante Wil
helms Ordens“ an Wein in der Herrn Weingart in
Fachungen gemacht hatte ”).
Im Jahre 1470 tritt Medel von Langenſcheyt in die
Schweſterſchaft „der Elufen zu Vachungen fent Wil
6) 9. October.
7) Bon dem etwas ſtark beſchãdigten Driginale.
9 *
— 18 —
beim® Drbene" unb vermacht ihr bei biefer Gelegenheit
Me ihre Vefigungen im Eſtener Gericht und zu Hirſch⸗
berg ®).
Euno Herr von Weferburg farb 1459 und
vermuthli war es fein Cohn Reinhard V., dem die
Hebung und Erweiterung diefer adcetifchen Anſtalt alfo
am Herzen lag, daß er ſich nach Rom wandte, und dem
Pabſte Baul II. vorftellte, daß vor Zeiten die Grafen von
Weferburg aus frommem Sinne im Bahungen ein
Schweſterhaus, Et. Wilhelms Ordens und nach der Re»
gel des heil. Benedicts, gefliftet hätten, in welchem jept
unter einer Prioriffin, neun Schweftern, die Profeß ger
than und geweihet feyen, mit anderen Novizen und Dies
nerinnen, unter Anffiht und Eorrectur des Priors und
Convents des Klofters der Wilpelmiten in Limburg wohn«
ten, und wie diefe ans Mangel einer eignen Kirche mit
Erlaubniß der Bundatoren an dem Gottesdienſte in der
ihrem Haufe anftoßenden St. Georgöfapelle nur durch
ein Fenſter hätten theilnehmen fönnen, bis ihnen von
Euno von Wefterburg und defien Gemahlin Mega
diefe Capelle zum Eigenthum und völligen Gebrauche
übergeben worben fey, und nun hieran bie Bitte Inüpfte,
diefer Schenkung nicht nur die päbftliche Beftätigung zu
ertheilen, fondern dad Schwefterhaus ſelbſt zu einem Klo⸗
8) Bom Originale, das Dietrih Donner von Eurenburg
und Hermann von Heyer, Pfarrer zu Eſten, befiegelt
haben. Der erftere führt in der Urkunde von feinem damaligen
Wohnorte den Ramen von Purenburg, in feinem @iegel aber
ben richtigen Bamiliennamen : Donner von Baicheim,
— 18 —
ſter und die Kapelle zu einer Kloſterlirche zu erheben und
alte ſich hieran reihenden Privilegien zu ertheilen ).
Der Pabſt Paul ging zu Grabe, ohne dieſe Conceſ⸗
ſionsertheilung vollzogen zu haben und erſt ſein Nachfol⸗
ger Sirtus IV. erließ darüber folgende Bulle:
Sixtus episcopus servus servorum dilecto
filio decano ecclesie sancti Castoris in Con-
fluentia Trevirensis Diecesis salutem et aposto-
licam benedictionem. Rationi congruit et con-
venit equitati, ut ea que de Romani pontificis
gratia processerunt licet ejus superveniente
obitu littere apostolice super illis confecte non
fuerint suum sortiantur effectum. Dudum si-
quidem felicis recordationis Paulo pp ij pre-
decessori nostro pro parte dilectarum in Christo
filiarum priorisse et sororum domus ville
Fachongen ordinis sancti Guillelmi Treve-
rensis dicecesis ex posito quod olim comites
tunc existentes de Westerburg dicte diece-
sis ex singulari eorum devotione in villa pre-
dicta domum prefatam fundaverunt in qua ipsa
priorissa cum novem sororibus vel circa pro-
fessis et consccratis et aliis noviciis et earum
servitricibus ex ordinatione heredum et succes-
sorum dictorum comitum sub cura correctione
9) Bon dem alten Goncept der Gingabe, welches aber Feine Zeits
angabe hat.
— 11 —
et viritatione prioris ac convenlus monasterii
per priorem soliti gubernari in Limpurg onlinis
et dioecesis predictorum pro tempore existentium
devotum et sedulum exhibeant Altissimo famu-
latum, quodque dilectus ſilius nobilis vir Cono
de Westerburg dominus loci in Schau-
wenbarg et dilecta in christo filia nol
mulier Metze eius uxor dietorum comitum fun-
datorum heredes provide attendentes quod ipse
priorissa ei sorores unge tunc capellam sivc
ecclesiam propriam non habuerant sed de li-
centia et concessione comitum fundatorum pre-
dictorum ad altare capelle sancti Georgii
contigue et conjuncte parietibus et edificis dicte
domus que de jure patronatus eorumdem comi-
tum erat, per quandam fenestram prospeetum
habentes Missam audire et orationes ac preces
ad Deum fundere solite erant, pia devotione
ducti eisdem priorisse ct sororibus ius patro-
natus et alia jura que ipsi conjuges in dicta
capella habebant, ut priorissa et sorores ipsi
ioibi divinum officium peragerent et pro ani-
mabus fundatorum ac heredum et successorum
suorum devotius exorararent Concesserant et
donaverant, ac transtulerant in easdem prout
in quodam publico instrumento desuper con-
fecto plenius dicebatur contineri, ac eidem
predecessori pro parte priorisse et sororum
predictarum humiliter supplicato, ut domum et
capellam predictas in Monasterium sororum
— 18 —
dieti ordinis, quod per priorissam gubernaretur
erigere et eisdem priorisse ac sororibus ut
domus et capelle predietarum structuras et
edificia ampliare et reformare, ac ad formam
Monosterii reducere valerent licentinm conce-
dere, aliasque eis super hijs oportune providere
de benignitate apostolica dignaretur, idem prede-
cessor, qui per alias litteras suas tibi dederat
io mandatis ut si et postquam tibi de premis-
sis constitisset donationem cessionem et traus-
lationem predietas pro ut facte erant et ratio-
nabiliter processerant ac omnia et singula in
dicto instramento contenta, et quecunque inde
secuta apostolica auctoritate approbares et con-
firmares prout in eisdem litteris plenius contı-
netur sub Datum videlicet Pridie Kalend. Junij
Pontificatus sui anno septimo voluit et conces-
sit certo judici dari in mandatis ut si appro-
bationem et confirmationem predictas per te
dietarum litterarum vigore fieri contingeret,
domum, et que sine cura erat, et ejus fructus
redditus et patronatus trium marcarum argenti
secundum communem extimationem valorem
annuum ut priorissa el sorores asserchant non
excedebant capellam predictas in Monasterium
dieti ordinis erigeret et eisdem priorisse et
sororibus, Quod domus et capelle predictarum
structuras et ediſicia ampliare ct ad formam
Monasterii cum ecclesia, campanili humili
— 18 —
pana, dormitorio et refectorio, claustro, ortis,
ortaliciis et aliis necessariis oflicinis reducere,
et in eadem ecclesia missas celebrari facere,
nec non alia divina diurna ac nocturna oſſi-
cia, sccundum dicti ordinis instituta alta voce
cantare, et iuxta regularia instituta ordinis ejus-
dem vitam ducendo omnibus et singulis privi-
legiis exemptionibus libertatibus immunitatibus
et indultis monasteriis et domibus dicti ordi-
nis in genere concessis uti et gaudere libere
et licite valerent, jure tamen parochialis eccle-
sie et cujuslibet alterius in omnibus semper
salvo eadeın auctoritate indulgeret non obstan-
tibus constitutionibus et ordinationibus aposto-
licis ac ordinis predicti inramento confirmatione
apostolica vel quavis alia firmitate roboratis
statutis et consueludinibus ceterisque contrariis
quibuscunque, ne autem de voluntate et con-
cessione predictis Pauli predecessoris prefati
pro eo quod super illis ipsius Pauli prede-
cessoris ejus superveniente obitu liltere aposto-
lice confecte non fuerunt valeat quomodolibet
hesitari ipseque priorissa et sorores earum
frustrentur eflectu volentes et apostolica auc-
toritate decernentes, quod voluntas et concessio
hujusmodi Pauli predecessoris prefati perrinde
a dicta die pridie Kalend. Junij sortiantiantur
effectum ac si super illis ipsius Pauli prede-
cessoris littere sub dicte diei date confecte
fuissent prout superius enarratur, quodque pre-
sentes littere ad probandum plene voluntatem
et concessionem predecessoris hujusmodi ubique
sufficiant nec ad id probationis alterius admi-
niculum requiratur, discretioni tue per aposto-
lica scripta mandamus, quatinus si et postquam
ad executionem dictarum litterarum procedens
earum forma servata confirmationem et appro-
bationem feceris antedictas vocatis qui fuerint
evocandi et constito de premissis, eidem pre-
decessori expositis, iuxta ipsius predecessoris
voluntatem et concessionem predictas domum
et cappellam easdem in monasterium dicti or-
dinis quod per priorissam gubernetur, prefata
apostolica auctoritate erigas, ac eisdem prio-
risse et sororibus ut domus et cappelle pre-
dietarum structuras et edificia ampliare et re-
formare ac ad formam monasterii cum eccle-
sia campanili humili, campana, dormitorio, re-
fectorio, claustro, ortis, ortalitiis et aliis ne-
cessariis oflicinis supradictis reducere, et in
dicta ecclesia missas celebrari facere, ac di-
vioa officia diurna et nocturna alta voce iuxta
regularia instituta predicta decantare et sub re-
gulari observantia ordinis predicta vitam du-
cendo omnibus et singulis privilegiis exemp-
tionibus libertatibus immunitatibus et indultis
aliis dieti ordinis monasteriis et domibus ac
illorum priorissis et sororibus apostolica vel
alia quavis auctoritate in genere concessis uti
— 18 —
potiri et gaudere licite valeant eadem auctori-
tate concedas jure tamen parochialis ecclesie et
cujuslibet alteriss in omnibus semper salvo,
Non obstaatibus omnibus supradictis. Datum
Rome apud sanctum Petrum anno incarnationis
dominice millesimo quadringentesimo septua-
gesimo primo Octavo Kalend. Septembris '°).
Der Decan Johannes Spey an der St. Caſtorkirche
in Coblenz vollzog auch, wie ihm aufgetragen, 1472 am
20. Februar ") diefe Bulle. Davon aber, daß von der
darin ertheilten päbflichen Erlaubniß, die Gebäude zu er
weitern und völlig Möfterlih einzurichten, Gebrauch ge
macht worden fey, findet ſich nicht die geringfte Nachricht.
Es ift im Gegentheil fchr in Zweifel zu ziehen, daß die⸗
ſes gefchehen fey, da es wohl an den Mitteln hierzu fehlte
und die Zeit in der Nähe der Reformationsperiode für
dergleichen eben nicht mehr fehr günftig war.
Das Schweſterhaus oder die Elaufe hat alfo wohl in
ihrer biöherigen Einrichtung ganz beſcheiden bis zur Auf⸗
hebung fort beftanden.
3°) 25, Auguſt. Das Original ift nad) der Länge durchſchnitten
und nur die Hülfe noch davon vorhanden. Das Fehlende
tonnte aber aus der Urkunde über den Vollzug biefer Bulle
leicht fupplirt werben.
"27 Diefe Voltziehungsurkunde if zwer von 1471, 20. Februar
datirt, aber mit ansbrüdliche Vemerkung nad; Trierifcher Art
zu fehreiben, wonad; das Jahr mit Mariä Werkündigung (23.
Märy) anfing, fo daß fie nach ber gemöhnlichen Zeitrechnung
ins Jahr 1472 fäut,
Vernpard Schmitt oder Faber, Vicarius am
Erifte in Diez, kommt 1477 als der Kirche und „Eus
fern" Kaplan in Fachungen vor, und 1487, Allerheil.
41. November ) beftelte Johann Ruß, Provincial des Et.
Wilhelmsordens in den oberteutfchen Landen und Prior
wu St. Mergenporten den Johann Aquila „zu eyme
„bichter, Vorſorger end yn die almufen zu bibden, fo
„vied vnd fere bie Termenie vnßes orden bafelbeft in
„Trier bifchtum bißher gefordert if,“ für die EchweRern
des Convents; ſtellte diefen unter feine unmittelbare Cor⸗
rectur und behielt fi eine Beichtabnahne bei den Schwe⸗
" fern jeden Jahres vor. Hierbei wird die Echwefter El⸗
sin als Prioriffin des Convents genannt ").
1518, Eamftag nach 3 König (9. Januar) verlehnen
die Priorijiin und der Gonvent der Clauſen in Vachingen
die 10 Gl., welde Chriſt Schöman von Iſenbach zu
einer ewigen Wochenmeſſe in der Kapelle daſelbſt legirt
hatte, gegen einen jährlichen Zins von 12 Weifipfennige
vor dem Gericht dafelbft *°).
1527, Dculi (20. März) faufen Catharine von
Meng, Prioriſſin und der Convent des Kloſters ein Mal:
ter jührlicher Korngülte, Dieger Maßes für 20 GL. ')
+2) Bon einer gleichzeitigen durch einen Notar beglaubigten Abs
ſchrift.
+) Aus dem Driginal. Da bos Gericht kein eignes Siegel hatte,
fo fiegeit Werner Koeth von Wanfdieb.
.) Alte Abſchrift.
Desgleichen auch 1531, Martini, wobei Johann als
Kapellan in Vachingen genannt wird "*).
1542, Montag nad Reminife. (6. März) überlaffen
Catharine, Priorifiin und der Eonvent ihren Garten
su Birlenbach an den Raſſauiſchen Keller Dietrich von
Heppenberg und deſſen Gemahlin Jutte Berren-
kot in Diez für einen jährlichen ewigen Echweingulden,
ben biefe für den Convent fünftig an die Herru der Grafe
ſchaft Diez zu bezahlen übernehmen *).
1553, Mitw. in d. Ofirtag (29. März) verlehnen
die Materfe und der Eonvent ein Capital von 10 Gl.
für a Gl. jahrl. Zinfe ”). Detgleigen auch 1554,
Urbani (35. Mat) die Priorin und der Gonvent ’°).
Sept trat das für das Mofter fo verhängnißvolle Jahr
1564 ein, worin Graf Johann der Aeltere von
Naffau-Dillenburg, nachdem er den fogenannten
Dieger Bertrag mit Trier abgeſchloſſen hatte, in dem ihm
verbliebenen Theile ber Graffhaft Diez, wozu aud) das
Kirchfpiel Freyendiez gehörte, die Reformation nach Luthers
Grundfägen einführte,
»5) Driginal. Auch hier fiegelt Werner Koeth von Wans
ſchied für das Gericht Fachingen.
»6) Driginal. Reben dem von Heppenberg fiegelt Dietrich
Koeth von Vanſchied.
»7) Driginal. Br das Gericht Fechingen fiegelt Dietrich von
Heppenberg, Keler und Burgmann in Diet.
8) Original. Wie in voriger Rote,
— 11 —
Auf Veranlaſſung des jeht in Freyendiez angeſtellten
lutheriſchen Pfarrers Jo ſt Eber hardi, und auf deſſen
Anzeige bei dem Georg von Weſterburg zu Schaumburg,
daß die Fortdauer der Mefie in der Elaufe Aergerniß und
Unordnung verurfache, welchem der Graf, als ein Liebha⸗
ber des reinen Worted Gottes, abhelfen möge, warb mit
deffen Genehmigung 1565 im Februar die Mefie abge
ſtellt und flatt deren in der zur Elaufe gehörigen Kapelle
eine Wochenpredigt, die der Pfarrer von Freyendiez halten
ſollte, angeordnet °°). Diefer predigte auch an ben Feyer⸗
tagen des Nachmittags dafelbft, und die Prioriffin und
Eonventualen in der laufe gingen zum lutheriſchen Ber
Tenntniffe über, und behielten aber darin doch, vermuthlich
bis zu ihrem Ansfterben, ihre gemeinfame Wohnung.
Letzteres war noch 1570, 14. Ian. der Fall, wo der
Pfarrer Eberhardi dem Grafen Reinhard von Wefterburg
Hagt, daß der Keller in Schaumburg den Pfarrer zu
Habenfcheid in die Claufe zum predigen verordnet, und
die Gemeinde Fachingen von diefem Sonntagepredigen
verlangte, wodurd ihm feine Pfarrfinder, die von Alters
ber in die Kirche zu Breyendieg gehörten, entzogen
würden.
Das Klofer hatte Befigungen und Gefälle, wie fein
noch vorhandenes Rentenverzeichniß nachweifet, in Fachin⸗
9) Arnoldi’s Geſchichte der Dran, Naſſ. Ränder III. b. 224.
Bo jedoch die Angabe, daß ein Dieger Gtiftsgeiftticer die
Meffe und den Gottesdienft in der Kapelle gehalten, aus dem
eben Borgelommenen zu berichtigen ift.
— 18 —
gen, Birlebach, Freyendieh, Altendiep, Balbuinflein, Hau⸗
fen, Schaumburg, Hambach, Iſſelbach, Eppenrode und den
Zehnten in Ruppenrod.
Don den Nloftergebäuben iſt alle Spur verfchwunden,
und von der 1793 abgebrochenen Kapelle finden ſich nur
noch einige Mauerrefte.
Anlagen.
+DuE>
- 18 —
L
Protocoll der zwanzigiten GeneralsBerfamms
Iung des Vereind für Naſſauiſche Alterthumds
Eunde und Gefchichtöforfchung.
In Gegenwart des Vorſtandes und einer
Anzapt ins und auelandiſcher Mitglieder
bes Vereins.
Wiesbaden, den 28. Mat 1844.
Nachdem in Folge der öffentlichen Einladung ſich eine
Anzahl ins und ausländifcher Vereinsmitgliever im Saale
des Muſeums verfammelt hatte, wurbe nach Eröffnung
der Sigung durch den Director des Vereins, Herrn Res
gierungspräfidenten Dr. Möller, von dem Secretär des
Vereins, Archivar Habel, folgender in Auftrag des
Vereins von ihm verfaßter Jahresbericht erflattet:
Hochzuverehrende Herren!
Der Wunſch unferes Vorſtandes beftimmt mich, auch
in biefem Jahre wieder, an dem feftlihen Tage, welcher
und zur Beier der 20. Gencral-Berfammlung unfered Ber-
eins in biefen Räumen zufammen führt, den Jahreöbericht
vorzutragen.
Die Urfahen, weldye den Zufammentritt im verflofienen
Jahre verhinderten, find Ihnen, meine Herren! von unferm
verehrten Herrn Präfidenten ſchon angedeutet worden,
10
- 16 —
und fo liegt mir nunmehr die Pflicht ob, Ihnen die Re-
chenſchaft unferer Wirkfamfeit von einem Zeitraum zweyer
Jahre vorzulegen.
Die Manigfaltigfeit ſowie die Maffe der Gegenftinde,
welche während diefer Zeit die Thätigfeit des Vorſtandes
in Anfpruch nahmen, geftattet natürlich Feine erfchöpfende
Darftellung des Einzelnen; — ich muß mic daher darauf
befchränfen, Ihnen in gebrungener Schilderung das Be-
merfendwerthefte vorzuführen, was ſich in den äußeren
und inneren Verhältniſſen des Vereins zugetragen und
nach welcher Richtung unfer Verein bis jegt das Ziel
verfolgte, welches die Aufgabe feines Strebens war.
Nach der biöher in den Vorträgen eingehaltenen Reihe-
folge, erwähne ich zuerft:
A. die literarifchen Mittheilungen und Geſchenke
die und vom Auslande zufamen.
ie find hinter denen der vorhergehenden Jahre nicht
zurüdgeblieben, und unfere Vereinsbibliothef wurde feither
wieder mit einer reichen Anzahl fehr fhäpbarer Schrif⸗
ten der hochachtbaren hiſtoriſchen Vere in e vermehrt, mit
denen wir fortwährend in freundlichen Beziehungen ſtehen.
Wir erhielten zugefendet:
I. Bon den HH. Anwälten des hiſtoriſchen Vers
eins für Mittelfranfen zu Ansbad:
den elften Jahresbericht diejed Vereins vom Jahr
1842.
I. Bon der Königlichen Geſellſchaft für Nor-
difhe Alterthumskunde zu Copenhagen:
die Berichte ihrer Zahreöverfammlung vom Jahr 1842.
IN. von dem Ausſchuſſe des hiſtoriſchen Vereins
17 —
für das Großherzogtum Heffen zu Darm»
ſtadt:
a. das zweite Heft des IM. und erſte Heft des IV.
Bandes feines Archivs, vom Jahr 1842 und 1843,
fowie:
b. Neue Beiträge zur Gefchichte Philipps des Große
müthigen, Landgrafen von Heſſen, von Dr. E. Duls
ler, Darmftadt 1842,
IV, Bon der Dberlaufigifhen Geſellſchaft der
Wiffenfhaften zu Görlig:
das 1—4. Heft des VII. Bandes ihres Magazins,
v. 3. 1842.
V. Bon dem Thüringifh-Sädfifhen Berein
für Erforfhung des vaterländifhen Alter-
thums zu Helle:
defien neue Mittheilungen aus dem Gebiet hiſtoriſch⸗
antiquarifcher Forſchungen. Halle 1843. VI. Bdo.
4. Heft.
VI. Bon dem Ausfchuffe des Hiftorifchen Ver-
eins für Niederfahfen au Hannover:
das 1. bis 4. Heft feines Archivs vom Jahr 1842,
fowie die 6. Nachricht über diefen Verein, vom
Jahr 1843.
VII. Bon dem VoigtländifhenAlterthumsvers
ein au Hohenleuben:
den 17. Jahresbericht.
VIN. Von den HH. Euratoren des Ferdinan—
deums für Tirol und Vorarlberg zu Juns6—
brud:
10*
das 8. und 9. Bändchen der neueſten Zeitſchrift bier
ſes Vereins vom Jahr 1842 und 1848.
IX. Bon dem Bereine für Heffifge Geſchichte
und Landeskunde zu Kaffel:
das 2. Heft des II. Bandes feiner Zeitfegrift vom
Jahr 1842.
X Vom ber Königlih Schleswig-Holfein-
Lauenburgiſchen Gefellfhaft für die Samm-
lung und Erhaltung vaterländifger Alters
thümer zu Kiel:
den 5. Bericht für das Jahr 1840.
XI. Bon dem Hennebergifdhen alterthums—
forſchenden Verein zu Meiningen:
bie 4. Lieferung feiner Beiträge zur Gefchichte des
deutſchen Alterthums vom Jahr 1842, nebft dem
Gefprogramm zur 10. Jahreöfeler dieſes Vereins,
am 14. November 1842,
XI. Bon der Weſtphäliſchen Geſellſchaft zur
Beförderung vaterländifher Eultur zu Min-
den:
das 1. und 2 Heft de II. Bandes ihrer Provin-
sialblätter vom Jahr 1843.
XI. Bon dem hiſtoriſchen Verein von und für
Altbaiern zu Münden:
das 1., 2. und 3. Heft bes IV. Bandes des Obers
baierifchen Archivs fowie feined 4. und 5. Jahres⸗
bericht für dad Jahr 1841 und 1842.
XIV. Bon der Königlich Bayrifhen Akademie
der Wiffenfhaften gu Münden:
die 2. Abtheilung des 3. Bandes ihrer Deulſchriften
- 18 —
vom Jahr 1842, enthaltend: zwei Abhandlungen
von der Hiftorifchen Claſſe der Academie:
a. der Krieg Herzogs Ludwig des Reichen mit dem
Markgrafen Achilles von Brandenburg aus ben
Jahren 1459—1462 von Dr. 9. Buchner.
b. Beiträge zur Geſchichte Deutfchlande vom Jahr
887 bi6 936, von Dr. Georg Philipps; nebſt:
Nr. 11—22 des Bülletins der Königlich Bayriſchen
Academie der Wiffenfchaften vom Jahr 1842.
XV. Bon dem Berein für Geſchichte und Als
terthumskunde Werphalens zu Münfter:
dad 2. Heft des II. Bandes der Bereinsfchriften
vom Jahr 1842; ferner den IV. Band und das
1. und 2. Heft des V. Bandes.
XVI Bon dem Bereine für Meklenburgiſche
Geſchichte und Alterthumskunde gu Schwerin:
den VI. Jahrgang feiner Jahrbücher nebft dem
Jahresbericht vom Jahr 1842 und drei Quartals
berichten dieſes Vereins vom Jahr 1842.
XVII von dem Directorium der Sinsheimer Ges
feltfhaft aur Erforfhung der vaterländifchen
Denfmäler der Vorzeit zu Sinsheim:
den 8. und 9. Jahreöbericht vom I. 1842 und
1843.
XVIII. Bon dem Auseſchuſſe des Hiflorifhen Ver-
eins der Pfalz gu Speyer:
den erften Jahresbericht nebft einem Eremplar der von
jenem Verein durch Dr. Zeuf herausg. „Traditiones
possessionesque Wizenburgenses,“ Spirs 1842. 4.
- 0 —
XIX. Bon der Gefellfhaft für Pom merſche Ges
ſchichte und AlterthHumstunde zu Stettin:
den 16. und 17. Jahresbericht, fowie das 1 und
2. Heft des achten Jahrgangs der „Baldiſchen Stu⸗
bien,“ vom Jahr 1842.
IX. Bon dem Weplarifchen Berein für Ges
fHihte und Alterthumskunde zu Weplar:
das 2, Heft des IL. Bandes feiner Bereinsfchrift:
BWeplarifche Beiträge vom Jahr 1848,
XXL Bon dem hiflorifhen Berein für Un»
terfranfen und Afchaffenburg zu Würgburg:
da6 1. 2. und 3 Heft des VII. Bandes feines Ar⸗
chivs, vom Jahr 1841, 1842 und 1843.
XXIL Bon der Gefellfcgaft der vaterländifchen
Alterthümer zu Züri:
das 7. Heft ihrer Mittheilungen, enthaltend die Ges
ſchichte der Infeln Ufenau und Lügelau im Züricher-
fee, mit Abbildungen. 1843. 4.
Durch das Wohlmollen ausmwärtiger Gelehr-
ten wurden und ferner folgende fhäpbare Schriften als
Geſchenke zu Theil
So überfendete und:
1) Her €. 5. Mooyer zu Minden:
a. feine Nachträge zu dem Gommentar über das
Calendarium Merseburgense, (befonderer Ab⸗
drud aus den neuen Mittheilungen des thürin
gifch »fächfifchen Vereine. )
b. Deſſen Beiträge zu einem Gommentar des Klofters
auf dem Petersberge vor Erfurt, Cin dem
— 131 —
Sahreöbericht der deutſchen Gefellfchaft zu Leip-
dig vom Jahr 1840 enthalten.)
©. Defien Beiträge zur Gefchichte der vormaligen
Benebictinerabteg Tegernfee. Minden, 1843.
(aus den Weftphälifhen Provinzialblättern Bd.
UL H. 1. beſonders abgedrudt ) und
d. fein Recrologium des Hildesheimiſchen St. Mir
daelsfoftere, Benedictiner Ordens. (Beſon⸗
derer Abdrud aus dem vaterl. Archiv. 1842.)
2) Herr Dr. Georg Rathgeber, Cuſtos des Her
zoglichen Münzcabinets zu Gotha, zwei Abhandlungen
in italieniſcher Sprache :
a, über bie Hecate epipyrgidia d’Alcamene sull’
Acropoli d’Atene, (Befonderer Abdruck aus den
Annali dell’ instit, di corrisp. archeol. Vol,
XII. p. 45—82.
b. Sopra il Simulacro del Mercurio se-
dente, conservato nel real Museo Borbo-
nico in Napoli, Edit. II. Gotha. 1842.
3) Herr Profeffor Dr. Schreiber zu Breiburg im
Breiogau:
deſſen archäologiſche Monographie: Die Marcellus⸗
Schlacht bei Claſtidium. Moſaikgemälde zu Pom⸗
peji, mit 4 lithogr. Tafeln. Freiburg. 1843, 4.
4) Herr Sreiherr von Sped»-Sternberg zu Leipzig:
das mit ſchoͤnen Lithographieen reich auögeflattete
Verzeichniß feiner ausgezeichneten Kunft» und Ges
mäldefammlung.
5) Endli erhielten wir vor Kurzem von Herrn Belir
Lajard zu Paris:
— 18 —
a. defien Memoire sur deux bas- Reliefs mithri-
aques qui ont &i6 döcouverts en Transyl-
vanie av. 7 Pl. Paris 1840. 4.
b. deſſen fürzlidy edirtes Memoire sur un has-
relief mithriaque qui a été decouvert a
Vienne (Ysere) av. 3 Pl. Paris 1843. 4.
In beiden Abhandlungen des durch feine gefrönte Preis,
ſchrift über den Mithrascult rühmlichft befannten Verfaflers,
iſt die hohe Bebeutung und Wichtigkeit unſeres mitrifchen
Doppelrelief6 von Heddern heim auerfaunt und öfters
hervorgehoben.
B. Durch Kauf haben wir ferner erworben:
1) Die erfle Lieferung des zu Greifewalde 1843 erfchies
nenen Codex Pomeranis diplomaticus, von Dr. Haſ-
ſelbach, Kofegarten und v. Medem herausgegeben,
mit Abbildungen, 4. worauf wir fubferibirten.
2) Die Befchreibung und Abbildung der durch bie
reichen Moſaik⸗ Böden ausgezeichnete fogenannte Jagd»
villa zu Fließem, in der Nähe von Trier, durch eine
Anzahl treffliher meiſt colorirter Abbildungen in Bolio
dargeftellt, vom verbienftvollen Architecten Schmidt in
Trier, v. I. 1843.
C. Ich habe nun der Geſchenke zu gebenfen, womit
auch in dem verflofienen Jahre unfere Freunde und Gön-
ner die Vereinsſaumlung bereicherten:
1) Herr Amtöwerkneifter Kunz in Höchft übergab in
diefen Tagen eine bei Nied in biefem Jahr gefundene
Münze von Nero, in Mittelerz. Rüdfeite undeutlich
2) Bon defien Sohn, Herrn Thomas Kunz, Wein
händler in Deftrich, erhielten wir ferner zum Geſchenk:
a. an römifchen Münzen:
1) 2Bronzemüngen von Kaifer Auguſt (Mittelerz.)
Vorderjeite: Kopf des Kaijerd mit der Umſchrift
Cuesar Pont(ifex) Max(imus)
Rüdjeite: Eine Ara zwiſchen zwei Bictorien auf
Cäulen; worunter Romfae) et Aug(usto).
Auf einer derſelben it die Contremarque des Ti-
berius ( TIMP) auf der Rüdfeite eingefchlagen.
(Geprägt nm d. 3. 12 vor Ehr.)
2) Zwei Broncemüngen von Kaiſer (Flavius) Ves-
pasianus. Die erfte in Großerz enthält auf
der Borberfelte: den Kopf des Kaiſers mit dem
Lorbeerfrang und der Umſchrift:
Imp(erator) Caes(ar) Vespas(ianus). Aug-
(ustus) P(ontifex) M(aximus). Trtibunicia)
Plotestate) P.Cater) P(atris) Conscul) II.
Rüdfeite: Stehender geharnifher Krieger, in
der Linfen einen Spieß, in ber Rechten
eine Bictorie; zur Seite S. C. (Senatus
Consulto) mit der Umfchrift: Roma.
(Geprägt im 3. 70. n. Chr. dem Zerſtoͤrungs⸗
jahr von Serufalem, durch Vespaſian's Sohn
Titus.)
Das vorhergehende Jahr, in welchem Bespafian
(1. Zul.) in Aegypten zum Kaifer ausgerufen wurde, ift
befonder8 für unfere Gefchichte durch den Yufftand der
Bataver unter Civilis merhvürdig.
b. Münze desfelden Kaifers in Mittelerz.
Vorderfeite; Kopf des Kaiferd mit dem Lorbeer
franz und der Umfchrift:
— 14 —
Imp(erator) Caes{ar) Vesp(asianus) Aug(u-
stus) (Consul) VIll Pater). P(atriae )
Rückſeite: Weibliche fiehende Figur, in ver Linfen
ein Füllhorn, in der Rechten eine Patera zwi⸗
ſchen den Buchſtaben S.C. (Senatus Consulto)
und der Umſchrift: Fides publica.
(Geprägt im. 77 n.Chr. Empörung der Pariher.)
3) zwei Münzen in Mittelerz von Domitian, feines
Bruders Titus Rachfolger.
Die erfte zeigt auf der Vorderfeite den Kopf ded Kai⸗
ſers mit dem Lorbeerkranz gefchmüdt und der Umfchrift:
Caes(ar) Divi Vesp:asiani) F, ilius) Domit(ianus.)
Auf der Rüdfeite: die Minerva mit Speer und
Schild zwiſchen den Buchladen S. C, und ver Um⸗
ſchrift:
TrCibunitia) P(otestate) Coin)s. VII. destig-
natus) ... P(ater) P(atriae).
(Geprägt um das 3. 81 ? n. Ehr.), wo er nad
der Vergiftung feines Bruders den Thron beftieg.
Die zweite vorzüglich fchön erhaltene Kupfermünze
deffelben Kaiſers zeigt auf der Borderfeite den rechts:
gewendeten Kopf des Kaifers mit dem Lorbeerfranz und
der Umfchrift:
:Imp(erator) Caes(ar) Domit(ianus) Germ(anicus)
Coco)stul) XV, Cens(or) Per(petuus) Pater)
P(atriae)
Auf der Rückſeite ift die ftehende Figur der Moneta
in der Linfen ein Füllhorn, in der Rechten die Wage
- 15 —
haltend (bilanx) bargeftellt, zwiſchen den Buchflaben S.
€. und der Umſchrift: Moneta augusti.
(Geprägt im 3. 90 n. Ehr.)
4) Eine gut erhaltene Kupfermünze in Mittelerz des
Kaiferd Luc. Aelius Verus, Hadrians Adoptiv» Sohn.
Die Borderfeite zeigt den ſchön gefchnittenen Kopf
des Kaiſers mit der Umſchrift:
L(ucius) Aelius Caesar.
Auf der Rüdfeite ficht man eine ſtehende weibliche
Bigur mit der Linfen das Gewand aufnehmend, in ber
Rechten cin Vexill haltend, zwifchen den Buchfaben S.C,
Im Abſchnitt: Pannonia mit der Umfchrift:
Trib(bunieia) Pot(estate) Co(n)s(ul) IL
(Geprägt im 3. 132 n. Chr.) zur Erinnerung feiner
Ernennung während feiner 1. Prätur zum Feldherru in
Bannonien.)
5) Zwei fehr verfchliffene Rupfermünzen von Mittelerz,
auf deren einer noch der Kopf des Antoninus Pius zu
erkennen ift.
Geräthe:
1) Ein halbmondförmiges Schneideinftrument in ſtark
orpdirtem Eiſen, dergl. fih die Sattler zum Schneiden
des Leders bedienen.
2) Eine zierlich durchbrochene Bronceſchnalle, wahr«
ſcheinlich zum Riemenwerk am Pferdegefchirr gehörig.
Die vorbemerften Münzen nebft den übrigen Gegen»
ftänden find durch ihren &undort von ganz vorzüglichem
Interefie für une.
Sie wurden nämlid im Jahre 1843, in der Nähe des
Kloſters Gottesthal (zwifchen diefem Kloſter und Vollraths)
— 1580 —
im Rheingau, nordweſtlich von Deſtrich, beim Rotten von
Weinbergen gefunden.
Ich befuchte im vorigen Jahre felbft dieſe Stelle und
vernahm von Herrn Kunz, daß früher fchon mehrmals
römifche Kupfermüngen, unb verſchiedene Geräthfragmente
in Bronze und Eifen — fowie auch Mauerrefte gefunden
worden feien. Auögebrochene Steine mit Kalfınörtel, lagen
noch eben einem gerotteten Weinberge. Die Stelle
wo biefe Gegenſtaͤnde vorfamen, liegt der Weftfelte des
obenerwähnten Kloſters gegenüber, auf einer mäßigen die
Umgegend beherrfhenden Anhöhe. Der dieſe Stelle und
das Klofter trennende Bad, lauft durch ein fchmales
Wicfenthal, gegen Oeſtrich hin in den Rhein.
Befonderd bemerfenswerth iſt ein dicht an dieſer
Stätte vorbeiziehender uralter Weg, deſſen urfprüngliche
Breite dur die Eultur zumal in den Weinbergen bis auf
wenige Fuß eingeengt, jeht unter dem (wahrſcheinlich cors
rumpirten Ramen) „Sterzelpfad“ befannt ift. Unter diefer
Benennung iſt der jetzt noh 6—10 Fuß breite Weg in
den theingauer Gemarkungen von Winkel und Geiſenheim
ſowie oberhalb Hallgarten und Kiedrich feit undenllicher
Zeit befannt und fo in den Flurbüchern verzeichnet.
Noch jeht unterfcheidet man die Ueberrefte eines uns
ebenen Pflafters, was vielleicht zu biefem Namen Anlaß
gegeben haben mag. Da wo derfelbe nicht gerade durch
Weinberge zicht, hat er größere Breite. Souſt lauft er
in ziemlih gerader Richtung auf den Borhöhen des
Rheingauergebirgd von Rüdesheim über Johannisberg
mehr füdlich unter Hallgarten vorüber nach Kidrich, wo
— 117 —
er an Reuborf und Dotzheim vorbeiiehend, mit Wiesbaden
in Berbindung geweſen zu fein ſcheint.
Die gerade Richtung beffelben auf. den Anhöhen
wiſchen Wiesbaden und Rüdesheim und die an denfelben
vorfommenden römifchen Ueberrefte ſcheinen denſelben als
eine römifche Heerftraße zu bezeichnen, wodurch denn auch
der Fundort obiger Münzen und des Mauerwerfö, in
die Reihen der römifchen Militärftationen eintritt, welche
die Verbindung zwiſchen der Civitas Mattiacorum und
dem Uebergangöpunfi nad) Bingium vermittelte. — Und
fo Haben wir hierdurch in unferem Rheingau einen neuen
Anhaltspunkt gewonnen für die weitere Verfolgung des
ausgedehnten Straßennegeö wodurch die Römer ihre mili⸗
tärifchen Niederlaffungen nad) allen Seiten hin wirkjam
fHügten. Nicht minder merkwürdig find auch die etwas
weiter nördlich von derfelben Etelle vorfommenden ger
manifchen Grabhügel und Steinwälle.
Die erftien find in den Waldungen des Hoͤhegebirgs
einzeln ſowie gruppenweife zerftreut: letztere weiter hinauf
find Freisförmige Steinwälle auf den dominirenden Gebirge
hohen, welche den germanifchen Urbewohnern dieſer Gegend
ihren Urfprung verdanfen. Ihre Lage und Verbindung
mit den germaniſchen Steinwällen im obern Taunuss
gebirg fprechen ihre Beſtimmung als Vertheidigungs- und
Beobachtungspunkte gegen die römifchen Befeftigungen
Mar genug aus. Die weitere Ausführung möge einer
anderen Gelegenheit vorbehalten bleiben.
Auh aus unferer germanifhen Vorzeit wurden
mehrere Alterthümer ganz in unferer Nähe bei Schier-
Rein zu Tage gefördert.
Am 22. Januar v. J. blieb ein Schierfteiner Einwohs
ner am Dopheimer Weg zunächſt der Mosbacher Wald⸗
ſtraße auf einem Ader in der fogenannten Geishecke mit
feinem Pflug an einem hervorftchenden Stein hängen, nach
deſſen Entfernung noch 4 ähnliche bei demfelden zufamr
menliegend gefunden worden. 6 war dies Borfom-
men um fo unertarteter, da in dieſer Gemarfungslage
ein durchaus von Steinen freier leichter Lehm bis in die größte
Tiefe ſich findet. Die Steine, ebenfalls eine hier zu Lande
nicht vorfommende Gattung poröfer Bafalte, wie fie in
den Mendiger Brüchen bei Rheinbrohl vorkommen, lagen
ganz dicht zufammen. *)
Augenfcheinlich iſt die Lage diefer Steine nicht zufällig,
fondern fie mögen vieleicht wegen dem Aufenthaltswechfel
der Eigenthümer fo zufammen gelegt worben fein, um
fie bei der Rüdfehr wieder finden zu fönnen.
Unter denfelden wurden noch Bruchftüde eined germa-
niſchen unter dem Rande der Mündung mit Einfchnitten
verzierten rohen Gefäßes gefunden. Es war aus einer
ſchwaͤrzlichen äußerlich roth gebrannten Erde, blos mit
der Hand ohne Anwendung der Töpferfcheibe geformt
und ber 17, Zoll breite Rand mit vwinfelförmigen Eins
drücken verfehen, welche wohl einen Blaͤtterkranz darftellen
ſollten. Sonſt zeigte fi in der Nähe feine weitere Spur
von Steinen noch fonfiiger Refte von Bewohnung x.
*) Diefe Brohler Gteinbrüde waren nämlid den Römern in
früher Zeit befannt, wie dieß die bafelbft gefundenen Inferips
tionen an Altären beweißen. Und noch früher mag diefe vulla>
nifche Steingattung, bie fo ſchwer zu bearbeiten war, unfern
germanifdjen Vor fahten bekannt gemefen ſeyn.
— 19 —
Die Steine ſcheinen den rohen Urbewohnern unſerer
Gegend zum Zermalmen des Getraides gedient zu haben
und wir befigen bercits in unferem Muſeum mehrere von
äbnlicher Form aus verfchicdenen Teilen unſeres Herzog⸗
thums. Sch habe diefe Gefihe und Steine vom Eigen»
thümer erworben und dem Mujeum zum Gefchent gemacht.
Betrachtet man dieArt des Gebrauchs, fo fcheint es,
daß zivei dieferSteine, wie ſich aus der concaven Fläche fchlier
Ben läßt, mit der untern Kante ſchrag gegen einander ges
ftellt wurde, wodurch ſich eine parabolijch vertiefte Rinne
bildete, in welcher cin dritter Etein mit feiner keilförmigen
Schneide bin und her bewegt wurde.
Deutlicher zeigt fich diefe einfache Art des Gebrauchs
an den Mahlfleinen, die wir aus der Gegend von Dopheim
und von Lahnftein erhielten. Dieſe haben eine, mehr kreis⸗
förmige linfenförmige Schneide, die ſich eher zu einer wie⸗
genden Bewegung eignet.
Auffaltend if es, daß dieſe Eteine ſich (wenigſtens
nach der Verſicherung der Finder) nur allein Cohne die
Unterlage) fanden, was wohl auf eine aus mehreren
rauhen Steinen zufammen gefegte Unterlage fchließen läßt.
Dieß feheint wahrfcheinlich, da ſich bis jegt feine Uns
terfage mit diefer concaven Rinne aus einem Stüd
fand. Für die abfichtlid)e Zufammenlegung derfelben fcheint
dieß Demnach zu fprechen.
Abweichend von dieſer Form und der Art des Gebrauchs
find diejenigen, welche Klemm in feinem Handbuche der
germanifcyen Alterthumsfunde Ecite 49. befchreibt unter
dem Artifel x. Hausgeräthe, Handmühlen ver Gers
manen.
„Die erfie wurde auf dem Opferylabe bes Brolbfchen-
bergeß bei Bauen gefunden und beſteht aus 2 Stüden
von Granit deren unteres 18 Zoll Länge, 5 Zoll
Höhe oder Dide unb 8 Zoll Breite hat, und befimmt
war feſt zu liegen, während die aufgelegten oberen von
13" Länge, 8“ Breite und 3° Dide bin und herbewegt
und fo dad Betraide zermalmt und gefchroten wurde.
Mehrere andere Hanbmühlen ebenfalld von Gras
nit wurden auf dem großen Opferheerve zwiſchen Schlies
ben und Melitſchkendorf und andere dergl. in Brabhügeln
der Schliebener Gegend gefunden.
Die eine berfelben war 15* fang 9°.” breit und
2” did, der Reibſtein verhältnißmäßig Meiner. Die Ver⸗
fertiger derfelben Handmühlen die auch im Norden vorkom⸗
men, benugen dazu @efchiebe, welche die geeignete Geftalt
ſchon hatten und durch den Gebrauch noch mehr erhielten.“
— Soweit Klemm.
Dffenbar if bier die Art des Gebrauchs von
den bei und vorfommenden Mahlfteinen verſchieden, indem
dort dur horizontale Bewegung auf einem unter
gelegten Stein, das Getraide zerrieben wurbe, während
bei unferen Eteinen offenbar ein breiediger Stein zwiſchen
2 fehräggeftellten Unterlagen, entweder von einem Ende
zum anderen bewegt — ober bei der anderen halb kreis⸗
förmigen Gattung, dur wiegenartige Bewegung das
Getraide zermalmt wurde, was fchon eine größere Vers
vollfommnung diefer rohen Werkzeuge andeutet.
Die ſchwierige Bearbeitung des Granits mag bei jenen
auch wohl eine größere Ginfachheit empfohlen haben.
In unferer Gegegend bot dagegen das vulkanuiſch poröfe
— 11 —
Geſtein am Niederrhein eine leichter zu bearbeitendes und zu
transportirended Material dar, weldyes auch von den Roͤ⸗
mern fpäter zu Fünftlichen Handmühlen verwendet wurbe,
von denen wir eine Anzahl in unferem Mufeum haben,
Es wäre zu wünfdhen, daß man biefen bei uns noch
wenig beachteten Mahlfteinen eine größere Aufmerkfamfeit
fchenkte, um durch mehrere Vergleichungsmittel die verſchie⸗
denen Culturperioden unferer Altvordern fennen zu lernen.
Ich habe nun ferner der Erwerbungen durch
Kauf zu gebenten.
In unferer vorigen Berfammlung babe ich unter
andern eine kurze Ueberſicht derjenigen @egenflände
gegeben, die wir zu Worms und Frankenthal Fäufs
lich erworben haben. Es war damals nicht möglich, Ih⸗
nen, meine Herren! die Gegenftände, melde noch nicht
andgepadt waren, felbft zur Betrachtung vorzulegen, und
ich mußte mich darauf befcpränfen, nur auf Einiges des
Bemerkenswertheften Ihre Aufmerkfamfeit zu lenken.
Alle diefe zum Theil fehr intereffanten Alterthümer
find nunmehr unferer Sammlung eingereiht und von
Ihnen wohl größtentheil® ſchon bemerkt worden.
Die Kürze der diefem Vortrag gewidmeten Zeit ges
Rattet natürlich nicht, das reichhaltige Verzeichniß der ein»
zelnen Gegenflände Ihnen vorzulegen und mich bei der
Beſchreibung und Erläuterung ber werthvolleren Alterthü-
mer länger zu verweilen. Sie werben diefelben in ben
unfern folgenden Annalenheften mit beigefügten Abbil-
dungen dargeftellt finden, und dann um fo eher im Stande
ſeyn, durch Vergleihung mit den Driginalien in unferer
Sammlung ſich eine genauere Anſchauung zu verſchaffen.
1
- 18 —
Wir Hatten Inzwifchen and; Gelegenheit, eine Wnzapl
tömifcher Silber⸗ und Broncemünzen, unter welchen ſich
diemlih viel Gonfularmüngen befanden, Täuflich zu
erwerben. Sie find zur Anficht hier aufgelegt.
Aus der unerfhöpflichen Fundgrube zu Hebdernheim has
ben wir abermals einige intereffante römifche Infchriften
Kanflich erworben. Wir verbanfen dieß der aufmerffamen
und einfichtövollen Bermittelung des Herrn Oberſtall⸗
meiſters Freiherrn von Breivbah-Bürresheim,
welcher fogleih die Nachricht von biefem Bund an bem
Vorſtand gelangen ließ und zur alsbaldigen Erwerdung
feine thätige Mitwirkung eintreten zu laſſen die @üte hatte,
Nach dem Wunſch des Vorſtandes begab ich mic for
gleich zur näheren Veaugenfcheinigung des Fundortes
an Drt und Stelle, — Die Ergebniffe diefer Unterfuchuug
fowie die dort entbedien, dem Merkur x. geweihtenIns
fgriften, werben wegen Unzulänglichfeit des Raums in
dieſem Heft, mit den erforderlichen Abbildungen fpäter wit-
getheilt werben.
In unferer vorigen Sitzung habe Ich kürzlich der Er⸗
werbung von Bypsabgüffen aus dem Nachlaß des
zu Mainz verftorbenen Bildhauers Joſeph Scholl ge
dacht, Sie hatte den Zwed, bie Hülfemittel zum Stus
dium des römifchen Alterthums, wie des Mittelals
ters dur; Vergleichung manigfaltiger Denkmäler dar⸗
zubieten, welche in anderen Sammlungen gerfireut find, oder
#3 ihren ylaftifchen Formen anfchaulicher wie durch Ab⸗
EiSengen erlanut werben fönnen.
Bei der Schwierigkeit ja Unmöglichkeit ſich dergleichen
Denfmäler iss Original oder durch befriehigende Zeichnungen
— 18 —
von ſolchen ſich zu verfehaffen, find ſolche Xbgäffe, welche
die Originale erfepen, für das Stubium von hoͤchſter Wich⸗
tigfelt.
Der Borftand hat daher nicht verfäumt unfere Samm⸗
lung auch in biefer Beziehung wiederum zu erweitern.
Es waren hauptſachlich Abgüffe von Eapitälen und Or⸗
namenten des Mittelalters, von denen unfere Sammlung bis
jept noch wenig befigt. Eine Baureparatur in einer Seiten»
Capelle der Memorie im Dom zu Mainz gab nämlid
erwünfchte Gelegenheit, die meiften Capitäle und Ornamente
dieſer Gapelle, in Thon abbrüden und in Gyps ausgießen
wm laſſen. Die noch zur Zeit, aus Mangel eines erſah⸗
renen Künflers nicht überarbeiteten Abgüffe, find in den
Schränfen des vorlegten Zimmers, welches den Abgüffen
des Mittelalterd gewidmet if, aufgeftellt.
Wenn un die Vervielfältigung dieſer mittelalterlichen
fowie der bedeutenden römifhen Kunftdenfmäler unferer
Sammlung durch Wiederabformung möglich wirb, fo
hoffen wir durch Tauſch mit anderen Mufeen, dieſe
nunmehr begonnene Sammlung fehnell vervollflänbigen,
und durch eine chronologiſche Aufftellung die verfchiebenen
Kunſtepochen, die Fortfchritte der Plaftid zum Studium und
zur Vergleihung, nad) und nad) überfichtlich aneinander
reihen zu fönnen.
Der Borftand hat fi) auch im dem verflofienen Jah⸗
ren bemüht, dur PVeranftaltung von Localunterfus
Hungen und Ausgrabungen zur Erforſchung und
Aufflärung der vaterländifchen Geſchichte beizutragen. Bel
den fparfamen Quellen, welche aus den zum Theil ver⸗
loren gegangenen Schriften der alten Gefchichtfchreiber
11*
— 164 —
und zuflieſien, iſt es ſtets umtere Aufgabe gewefen, Die
Veberrefte der Vorzeit ald die einzigen noch vedenden
Urkunden an das Licht zu ziehen und hierdurch das Dun⸗
fel zu erhellen, welche® die Zeit über eine lange Bergan-
genbeit gebreitet bat.
Ich babe ſchon eben von dem Ergebniß ber legten Aus⸗
grabungen bei Hedderuhbeim gerebet, und auch in ber
vorigen Berfammlung war fchon vorläufige Kunde geger
ben worben, von den in der Nähe von Hofheim (am
Taunus) entdedten weitläuftigen Mauerfpuren.
Die Ausdehnung dieſer Ueberrefte ließ auf dad Da-
feyn einer Römerftadt fchließen, die an Umfang den Rui-
nen bei Heddernheim nicht nach zu fliehen fchien. Die
gleihe Entfernung diefer Taunusſtadt und Caſtel ( bei
Mainz) — die durchziehende große Heerftraße, welche
beide Drte mit einander verband, unterftüßte die Bermu-
tbung‘, daß hier eine größere Militärftation, gleich
der Civitas taunensis gewefen feyn fönne.
Die genauen Unterfuchungen, welche nach dem Auf-
trag des Borftandes von mir geleitet wurden, lieferte in»
defien nicht das erwartete Refultat. — Auch hier muß der
ausführliche Bericht mebft dazu gehörigen Zeihnuns
gen, welcher bier zu viel Raum wegnehmen würde, dem
folgenden Heft vorbehalten bleiben.
Der Drud der Annalen ift bis auf einige Bogen
volendet, und das neue Heft unferer Zeitfchrift würde
fhon in Ihrer Hand ſeyn, wären nicht durch den Drud
der lanpftändifchen Protocolle und die langwierige Ver⸗
fendung eines Manuferipts ind Ausland, zur Gorrectur in
der Dffigin Verzögerungen eingetreten.
— 15 —
Ich habe nun noch Sie, meine Herren! befannt zu
machen, mit den Innern Berhältniffen des Vereins und
war zuerft
a) mit ben Beränderungen, welche ſich feit der lehten
Generalverfammlung in Beriebung auf den Stand der
Mitglieder in unferm Verein ergeben haben.
Durch den Tod wurden und entriffen::
Herrn Med. Affitent Lucas zu Marienberg.
Pfarrer Eyring zu Bärftabt.
Dr. Renda dahier.
Reviſionsrath Eggerling zu Schierflein.
Baurath Schrumpf.
Joſeph Trombetta zu Limburg.
Oberſchulrath Gruner bahier.
Dur freiwilligen Anstriitt verloren wir:
Herrn Schultheis Schröder zu Springen.
» Pfarrer Cäfar zu Klingelbach.
" „ Spieß zu Fleißbach.
” » Müller zu Marienrachdorf.
» Hauptmann Kopp zu Die.
”
”
za...
Mpothefer Wehfarg zu Wefterburg.
Buchhändler Haßloch dahier.
„ Kaufmann Bigelius dahier.
Dagegen traten wieder neu ein: in unfere Reihen als
wirkliche Mitglieder:
Herr Minifterialraty Kraft dahier.
Geh. Hofrath Dr. Frige,
Med. Rath Dr. Haas,
Juſtizrath Winter,
Hofrath Dr. v. Madai und
aaa.
— 16 —
Herr Gaſthalter Joſ. Bertram dahier.
Landbaumeiſter Bauder zu Weilburg.
„Conrector Dr. Roſſel dahier.
Ueber den Stand unſerer Caſſe und die Berwen⸗
dung ber Jahresbeiträge wird Ihnen meine Her⸗
ten! bie bier offenliegende und von Herzoglicher Rech⸗
nungsfammer geprüfte und abgefchlofiene Vereins ⸗ Rech ⸗
nung genaue Nachweiſe ertheilen.
Auch in dem verfloffenen Jahre find und wieder mit
Bereitwilligfeit aus Herzoglicher Landesſteuercaſſe diejeni⸗
gen Zufchüffe gewährt worden, welche zur Deckung un⸗
ferer Bebürfniffe nöthig erſchienen, und wir dürfen mit
Vertrauen darauf rechnen, daß auch in ber Folge und die
Mittel nicht entzogen werben, welche zur Erreichung der
wiffenfchaftlichen Zwecke unferd vaterländifchen Juſtituts
erforbert werben.
Ich habe nun noch ſchließlich, meine Herren! Ihnen
au eröffnen, daß bie und gegebenen Vollmachten ald Mit
glieder des Borftandes erloſchen find. Wir geben daher
unfer Mandat in Ihre Hände zurüd, mit der Bitte: vor
dem Schluß der Verfammlung, nach Vorſchrift der Sta,
tuten einen neuen Vorſtand, befichend au:
1 Director und 6 Borfandömitgliebern
nad dem Herfommen ber vorhergehenden Jahre, durch
ſchriftliche Abftimmung wählen zu wollen,
So bin id) nun, meine Herren! an den Schluß mei⸗
ner berichtlichen Darftellung gefommen. Möchten die Er⸗
gebniffe unferer feitherigen Wirkfamfeit mit Wohlwollen
und Nachſicht beurtheilt werben." —
Nach diefem Vortrag teilte Herr Decan Bogel von
Kirberg berichtigende Aufflärungen mehrfach verbreiteter
irriger Anſichten über bie Lage und Ausdehnung ber
„Eferau“ (praedium Astine) mit. Sodann legte
Herr Legationsrath von Meyer zu Branffurt zwei
durch einen Offizier gefertigte trigonometrifche Aufnahmen
germanifcher Ringiwälle des Taunus vor, wozu er in-
tereffante Erläuterungen über bie germanifchen Bertheibls
gungelinien aus dem KHöhegebirg beifügte.
Es wurde ſodann die Vorſtandswahl vorgenommen
und als Ergebniß ber fehriftlichen Abfimmung zeigte es
ich, daß die bisherigen Mitglieder des Vorſtandes in ihr
ren Bunctionen wieder beftätigt worden waren.
Damit wurde die Sitzung gefchloffen.
Wiesbaden, w. o.
Der Borftand.
ıL
Protocol der ein und zwanzigften Generals
Berfammlung ded Vereins für Raffauifche Al⸗
tertbumdtunde und Geſchichtsforſchung ·
In Gegenwart bed Worftandes und einer
Anzahl ins und auslänbifder Mitglieder
des Bereins.
Wiesbaden, den 28. Mai 1845.
In Gemäßhelt der Einladung durch die öffentlichen
Blätter, Hatte ſich eine Anzahl in» und ausländifcher
Mitglieder des Vereins im gewöhnlichen Verſammlungs⸗
Tocal eingefunden und wurde hierauf nad) Eröffnung ber
Sigung durch den Director des Vereins, Herrn Regier
rungöpräfidenten Dr. Möller, von dem Bereinsfecretär,
Archivar Habel, folgender Jahresbericht vorgetragen :
Hodjuverehrende Herren!
Die Beier unferer ein und zwanzigften Jahresverſamm⸗
lung vereinigt und heute wieder in biefen Räumen. Es
liegt dem Vorſtand ob, Rechenfchaft abzulegen über die
Aufgabe feines Wirkens. Mir if wiederum der ehrende
Auftrag geworden, Ihnen Bericht zu erflatten über bie
inneren und äußeren Berhältnifie, welche feit dem verflofe
fenen Jahre ſich ergeben haben.
Ich will, da andere Mittheilungen von Vereinsglie⸗
— 19 —
dern, worunter ein eben erft angefünbigter Bortrag, bie
ohnehin beengte Zeit noch in Anfpruch nehmen dürfte,
wich möglihft kurz faſſen.
Die Beziehungen, in welchen wir zu ben auswärtigen
Bereinen fiehen, find fortwährend erfreulich geivefen. Der
freundlichen Aufmerffamfeit ber älteren, fo wie der neu
entftandenen hiftorifchen Vereine verbanfen wir wieder viele
werthoolle Schriften, womit fie unfere Bereinsbibliothet
bereicherten.
Bir erhielten:
A. Bon aubwärtigen Bereinen:
L Bon der Geſchichts⸗ und Alterthumsfor-
fhenden Gefellfhaft des Ofterlandes zu Als
tenburg:
die Statuten und drei erflen Berichte über ihr Ber
Reben und Wirken, vom Jahr 1841 bis 1842, ſo⸗
wie den 1. Band ihrer Mittheilungen, von 1844.
I. Bon dem hiſtoriſchen Berein für Mittel»
franfen zu Ansbad:
den zwölften Jahreöbericht v. 3. 1848.
I. Bon dem hiftorifchen Berein von Schwa-
ben und Neuburg zu Augsburg:
Befhreibung der Alterthümer aus der uralten Grab»
flätte bei Nordendorf, fowie den 8. und 9. Jahr
reöbericht von 1842 und 1843.
IV. Bon dem hiftorifhen Verein zu Bamberg:
den 6. und 7. Bericht über das Beſtehen und Wir-
fen defielben vom Jahr 1843 und 1844.
V. Von dem hiforifchen Berein von Dbers
franten zu Bayreurb:
das 2, Heft des Il. Bandes nebſt Jahresbericht ©.
3. 1812 48.
VL Bon der Berliniſchen Geſellſchaft für deut⸗
ſche Sprache und Alterthumstunde zu Berlin:
der 6. Band ihre Jahrbuche von 1845.
VI. Bon der ſchleſiſchen Geſellſchaft für va,
terländifche Eultur zu Breslau:
die Verhandlungen pro 1842 und 1843.
VIII. Bon der Königlichen Geſellſchaft fürRors
difhe Alterthumskunde zu Copenhagen:
ihre Memoiren vom Jahr 1840—1843.
IX Bon dem hiforifhen Berein fürdas Broß
berzogthum Heffen zu Darmftadt:
das dritte Heft des II. Bandes von 1844.
X. Bon der K. K. Mährifh-Schlefifhen Ge-
feltfpaft aur Beförderung bes Aderbaues,
der Ratur- und Landesfunde zu Brünn:
ihre Mittheilungen von ben Jahren 1842, 1843
und 1844.
Xl. Bon dem Bereine für Geſchichte und Kunft
iu Sranffurt:
das dritte Heft des Archivs dieſes Vereine, vom
Jahr 1844.
XI, Bon ver Oberlaufigifchen Geſellſchaft der
Wiſſenſchaften zu Börlig:
a. bie zweite Lieferung des II. Bandes der Scriptores
rerum Lusaticarum, fowie von bem
b. nenen Laufigiihen Magazin, den 8. Band I—4
Heft, v. 3. 184.
XI. Bon dem Thüringifh-Sächfifgen Berein
- 171 —
für Erforfhung des vaterländiſchen Alter⸗
thums gu Halle:
das 3. Heft. des IV. Bandes feiner Mittheilungen
v. 3. 1839.
XIV. Bon dem hiforifhen Verein für Ries
derfahfen gu Hannover:
das 1-4. Heft ſeines vaterländifchen Archive vom
Jahr 1843, nebß dem Veryeichniß der Handfchrife
ten und Incunabeln der Stadtbibliothek zu Hauno⸗
ver, von Dr. Grotefend.
XV. Bom der Königlich Schleswig⸗Holſtein⸗
Lauenburgiſchen Geſellſchaft für die Samm-
lung und Erhaltung vaterländifher Alters
thümer au Kiel:
den 8. und 9. Jahreöbericht, und das 1. Heft des
1. Bandes ihres nenen Archivs vom Jahr 1844.
XV. Bon dem Berein für Heffifhe Geſchichte
und Landeöfunde zu Kaffel:
a. das Schlufheft des II. Bandes v. I. 1843.
b. das 7. und 3. Supplementheft feiner Zeitſchrift v.
3. 1843 und
©, bie Sprachenfarte von Deutfland, von Dr. Bern
hardi.
XVIL Bon dem Verein zur Erforſchung ber
theinifhen Geſchichte und Alterthümer zu
Mainz:
feine Statuten v. J. 184.
XVII. Bon dem Hennebergifchen alterthums⸗
forſchenden Verein zu Meiningen:
Einladungsſchrift zur 11. Jahreöfeftfeier, nebſt Sub-
- ın —
feriptionseinlabung auf bad Wert „Kunftventmäler
in Franken und Thüringen x.“ mit einem Heft
dieſes Werke.
XIX. Bon dem hiftorifhen Berein von und
für Oberbayern gu Münden:
das 3. Heft des II. B- v. 3. 1840, das 1. 2. und
8. Heft des V. Bandes v. 3. 1843, ſowie feinen
6. Jahresbericht.
XX. Bon der hiforifchen Elaffe der König»
lich Bayrifhen Akademie der Wiffenfhaften
su Münden:
den IM. Band der Abhandl. nebft dem academifchen
Almanach v. 3. 1843, und mehrere gelehrte Ans
zeigen, fowie das 1. Heft des V. Bandes der Ab⸗
bandlungen v. I. 1844 fammt Bulletin.
XXI. Bon dem Berein für Geſchichte und Als
tertbumsfunde Wefphalens zu Münfter:
den 6. Band feiner Zeitfcprift v. I. 1843.
XXI. Bon dem biftorifyen Berein der Ober»
pfalz und von Regensburg:
das 2. Heft des VI. Bandes, fowie die Denffchrift
über den Faiferlihen Mathematiter Johann Kepp⸗
ler, v. 3. 1842.
XXI. Bon dem AltmärfifhenBerein für Ge—
ſchichte und Induftrie gu Salzwedel:
den 6. Jahresbericht v. 3. 1843.
XXIV. Bon dem Verein für Meklenburgiſche
Geſchichte und Alterthumskunde zu Schwerin:
den IX. Fahrgang feiner Jahrbücher und die Jahres»
berichte v. I. 1844 nebſt Urkundenfammlung vom
- 3 —
Kloſter Darium I. Bo. und dem Negifter über bie
erften fünf Jahrgänge, von I. ©. €. Ritter.
Schwerin. 1844.
XXV. Bon der Gefellfchaft für Pommerfhe Ges
ſchichte und Alterthumskunde zu Stettin:
das 2. Heft des neunten und 2. Heft des 10. Jahre
gangs der Baldifhen Studien, vom Jahr 1843,
nebft dem 18, Jahresbericht.
XXVI. Bon dem Berein für Kunf und Alters
thum au Ulm:
defien erfien Bericht v. 3. 1843.
XXVII. Bon ven hiftorifhen Berein für Ins»
terfranten und Afchaffenburg zu Würzburg:
das 1. Heft des VI. Bandes feines Archivs, v. 9.
1844.
XXVIN. Bon der Geſellſchaft der vaterländifchen
Alterthümer zu Züri:
den erften Bericht über die Verrichtungen ber antis
quarifchen Gefellfchaft von 1844 und 1845.
Durh Geſchenke erhielten wir:
Bon Herrn Amtsapothefer Köl ges zu Rüdesheim :
1) Eine eiferne Opferbüchfe, welche, einem Fifcher in der
Nähe der Burg Ehrenfeld im Netz hängen blieb und
in welcher 124 fleine Silbermüngen von der Größe
eines Heinen Kreuzers meift mit einfeitigem Ge:
präge, enthalten waren.
Der feltfame Fundort diefer Geldbüchfe fcheint anf
einen Kirchenraub in der oberen Rheingegend zu
deuten und find dieſe Gegenfände wohl bei der Vers
folgung des Thäters in's Waſſer geworfen worden,
- 1 —
in welchem fie fortgetrieben und an ben Selfen des
Mauſethurms hängen blieben.
2) Ein eifernes Schüfelden mit mehreren fchüffelför-
migen fleinen Münzen. Sie wurben gefunden bei
Anlage eines Waldwegs zwiſchen Cibingen und dem
Klofter Rothgottes in dem Bundamentflein einer Kapelle
oder eines Heiligenhäuschene. Die runde Deffnung,
worin biefe ®egenflänbe verborgen lagen, war mit
einem bleiernen Dedel verfchlofien, welcher folgende
Inſchrift führte: „Ad majorem Dei gloriam hoo
Sacellum aedificaverunt R. D. M. Cyriac. Wi-
gant. Rasdorfensis, Pharogus in Rüdesbeim tunc
temporis, Johann Michael Reuschmann Orga-
ntista) Simon Gemmerich Ludirechtor, ambo
Rudesh. et Johann Georgii Itzsteins Wittwe
Anna Pistorin. Anno Domini den 23. Juny
1644."
3) Eine Münze vom Jahre 1530 auf dem Kammers
for gefunden.
4) Eine Boldwage.
5) Eine .Hleine Boldmünze der Stadt Toul mit ber
Inſchrift: Civitat.. Tullo, bei dem Roden eines
Weinberges an dem Schloſſe Ehrenfeld gefunden.
6) ine Bleibulle von Papſt Innocenz IV. (+ 1254.)
7) Ein Eonventfiegel der Earmeliter- Möndye in Mainz.
8) mehrere gut erhaltene Kupfermüngen, welche zum
Theil in dem Burgverließe der Burg Ehrenfels,
theils bei Ausgrabung eines Römerhügel® auf dem
Kammerforft gefunden wurden.
- 15 —
9) Fragment einer mittelalterlichen Meinen Bigur in
Steingut.
10) Zwei eiſerne Schlüſſel, unter dem Schutte des Rit⸗
terſaals in genannter Burg Ehrenfeld gefunden.
11) zwei römifdhe Thongefäße ( befchäbigt), wovon bad
eine in einem Grabe unter der Schule gu Rüdesheim
und das andere bei dem Klofter Marienhaufen uns
ter zerfallenen Mauern gefunden wurde.
12) Ein mitfelalterlicher Sporn und
13) mehrere Stüde eine alten Gewehre, was in dem
Schutte der Laurburg (Wisperthal) gefunden wurde,
14) Eine Reinerne Platte, deren vieredige Deffnung von 6
Zoll im Duadrat, mit einer eifernen Thüre und flarfem
Schloſſe, über defien Schlüſſelloch noch ein großes
Haͤngeſchloß liegt, verwahrt if. Bel dem Abbruch
eines der älteften Gebäude wurde fie in der Tiefe
auf einem fleinernen Gewölbe gefunden. Nach dem
Deffnen der Schlöffer entbedte man mehrere alte
Münzen, deſſen Gepräge jedoch unkenntlich war.
15) Eine aus gebranntem weißen Thon gebildete Heine
Wiege mit einem Kind, bei dem Nachbaue der Boo⸗
fenburg im Fundamente gefunden.
16) Sechs gut erhaltene römifche Silbermünzen.
17) mehrere in der Umgegend von Rüdesheim gefundene,
dem Mittelalter angehörige Gegenftände: Streitart,
Pfeilfpige, Schlüſſel, Münzen ıc.
18) Eine jpigovale Dofe von Wlabafter, Dedel und
Buß mit Figuren geziert, im Ritterſaale der Burg
Ehrenfeld gefunden, ebendaher
19) einige Fragmente von gemalten Bläfern und
— 16 —
230) mehrere Pfeilſpihen.
21) Drei mittelalterliche Gefäße in Steingut, das eine
mit der Jahreszahl 1575, das andere mit Wappen
gesiert.
Bon Herrn Pfarrer Stahl zu Eſchborn:
eine römifche Silbermünze, in der Nähe dieſes Orts
und eine kupferne aus dem Mittelalter in der Schloß-
ruine zu Beilftein gefunden.
Bon Herrn Regierungsbirector Freiherr v. Mala-
pert-Reufville:
ein mittelalterliche® Bronceornament.
B. Durch Kauf wurden erworben:
1) Dur Vermittelung des Herrn Lehrer Beder zu
Eronberg ein in ber dortigen Ruine gefundener file
berner Eplöffel aus dem Mittelalter.
2) Durch die Gefälligfeit des Herrn Amtmanns
Schenk 6 Silbermünzen von Philipp IL König
von Spanien und Elifabeth, Königin von England,
welche bei dem Abbruch einer Mühle zu Emmerichen-
bain gefunden wurden.
3) Mehrere filberne und kupferne römifche Dünen, in
der hieſigen Stadt und Umgegend ausgegraben und
dur Bemühung des H. Architecien Kihm dem
Vereine zugefommen.
4) Bon Herrn Kirchenrath Ott o zu Herborn wurde
dem Verein eine galliſche Goldmünze, welche in der
dortigen Gegend gefunden wurde, überfendet.
C. Beſtrebungen des Borftandes zur Aufklärung
der vaterländifchen Geſchichte.
Wir haben auch in diefem Jahre wieder feit unferer
— 17
legten ®eneralverfammlung uns eifrig angelegen ſeyn laſſen,
durch Localunterfuchungen zur Aufhellung der vater
landiſchen Urgefchichte beizutragen. — Eine mehrfache Beran-
laffung bot und diesmal dienächfte Umgebungv. Wiesbaden.
Begen Mangel des Raums in diefem Hefte, kann ich
fie hier nur ganz kurz berühren. Die Ausgrabungen fans
den nämlich flatt:
a. ander Wellrigmühle. Hier ein römifches Gebäude.
b. auf den Rädern, in der Nähe des Todtenhofs,
roͤm. Wachtthurm mit anftopenden Gebäuden.
c. zu Rambach, zunächſt der Eapelle, ausgedehntes
Mauerwerk.
d. im Salzbacht hal, zwifchen Wiesbaden und Bie⸗
brich, eine römifche Wafferleitung.
e. an der Spelgmühle, röm. Gebäude am Urfprung
der Wafferleitung.
f. am Landgraben, bei Mosbach⸗Biebrich, röm. Lands
hauſer.
Die Berichte über dieſe intereſſanten Ausgrabungen
folgen mit den Abbildungen in dem nächſten Hefte.
Herfellung der Michaelscapelle zu Kiedrich.
Eines unferer verehrlichen Dereinsmitglieber, Herr
Eonrector Dr. Roffel dahier, hat ſich befonderes Ber
dienſt erworben durch feine Bemühungen um bie Herſtel⸗
lung der zierlichen Mich agels⸗Capelle zu Kiedrich.
In unſerer früheren (vorletzten) Generalverſammlung
mar dieſer Gegenſtand ſchon zur Sprache gelommen und
hatte lebhaften Anklang gefunden. Dabei waren von Herrn
Landbaumeiſt. Hofmann ſchöne Zeichnungen von dieſer Car
pelle vorgelegt und durch mündlichen Vortrag erläutert worden.
12
- 11 —
Herr Dr. Roffel Hat nun mit fehe Ichentwerthem
Eifer , nad; erwirkter Erlaubniß Herzoglicher Landedregie⸗
tung, eine Eubfeription im Inland unb dem benachbarten
Ausland veranlaft, um die erforderlichen Mittel zur Her⸗
Rellung dieſer architectenifchen Perle zufammen zu brin-
gen, bie nicht ohne erfreulichen Erfolg geblieben iſt.
Es bedarf wohl feiner Erinnerung, daß unfer Ber-
ein, der bie Erhaltung vaterlänbifcer Denkmäler fh mit
ur ehrenvollen Aufgabe feines Strebens geftellt hat, fi
auch bier mit angemeflener Unterftügung betheiligen wird,
und fo dürfen wir hoffen, durch die wirffame Teilnahme
unferer verehrlichen Mitglieder, eins ber zierlichſten Bau⸗
denkmale unfered Landes vor weiterem Berfall bewahrt
zu fehen.
Ueber das mehrfach ſchon beſprochene gemeinfamere Zur
fammenwirfen der fämmtlichen hiftor. Vereine Deutſchlands,
worüber in einer früheren @enerafverf. (v. 3.1841) ſchon Vor⸗
fchläge gemacht wurden, ſeyen mir noch einige Worte erlaubt.
Es find feither wieder in öffentlichen Blättern, zulegt
namentlid in der Ginweihungsrede bes Sinsheimer Ber
einsbirectors, Herrn Pfarrer Wilhelmi, bei ber erften
Generalverfammlung des Alterthumsvereins für das Groß⸗
herzogthum Baden, (5. Rovember 1844.) Aufforberungen
an unfern Berein ergangen: einen Zufammentritt der deut⸗
ſchen Altertfums- und Gefchichtsforfcher zu Wiesbaden zu
veranlaffen.
Wenn fi) durch die von fo vielen Seiten ausgeſpro⸗
Genen Wünſche in diefer Beziehung, ein ehrenvolles Ber»
trauen fund gibt, fo müflen wir um fo mehr unfer tiefes
Bedauern ausſprechen, daß es ben wiederholten Bemühun-
— 19 —
gen des Vorftandes bis jept nicht gelungen if, die Hemms
niffe zu befeitigen, welche der Ausführung biefer als fo
hoͤchſt zweckmaͤßig erkannten Borfchläge entgegenftanden. Die
nähere Auseinanderſehung der erfolglos verfuchten Schritte
wird man uns wohl erlafien.
Ich babe nunmehr, meine Herren! Ihnen über bie ins
neren Verhältniffe unferes Vereins in Beziehung auf den
dermaligen Stand unferer Mitglieder dur Ab» und Zus
gang, ſowie über die Verwendnng der Geldbeiträge
zu berichten.
1) Dur) den Tod verloren wir:
Herrn Medicinalaffiftent Thileniu 6 zu Ems,
Landrath Schwab zu Ufingen,
„ Drift v. Rettberg dahier.
andoberſchultheis Leisner zu St. Goarshauſen.
m Braf v. Eltz zu Eltville,
3) durch freiwilligen Austritt:
Herr Profeſſor Sandberger zu Weilburg.
Ernft Thilenius zu Ems,
Medicinalrath Rottwitt zu Hochheim.
v. St. Georg zu Weilburg.
Hoffammerrath Wolf dahier.
Buchoruder Riedel dahier.
Lehrer Henrich zu Bommersheim.
» Wortmann bahier.
Lang zu Langenfchwalbadh.
Pfarrer Fuckel zu Okriftel.
Kaufmann Adamy zu Hadamar.
Pfarrer Reig zu Dornholzhauſen.
12*
aa 2 22a. 020 0.
- 8 —
3) MS active Mitglieder find beigetreten:
Herr Hauptmann Freiherr v. Cauſtein.
Borſtcandidat Freiherr v. Nauendorf.
Es wurde ſodann von Herrn Hofbaumeiſter R. Goͤrj
ein Vortrag gehalten: über das Geſchichtliche und Architec⸗
toniſche der alten Todtencapelle auf dem Friedhof zu Weil⸗
burg, durch fchöne Zeichnungen erläutert.
‚Hierauf erflattete Herr Conrector Dr. Roffel Be
richt über den. Staub der zum Veſten der Wiederherfel-
fung ber Kiebricher Gapelle, Ramens des Vereins, eroͤff⸗
neten Subfeription.
Enplich hielte Herr Oberſchulrath und Archivdirector Dr.
Friede mann zu Soflein, eine längere Borlefung über die
Benuhung der Raff. Archive zu den Zweden bes hiſtoriſchen
Vereins, welche er unter andern mit Grörterungen über
den Urfprung Raſſ. Ortsnamen begleitete, und ſodann
mandyerlei Seltenheiten aus dem Idſteiner Archiv, . B.
Ältere Urkunden, Siegel, Authographen von merfwärbigen
Perſonen u. f. w. zur Beſchauung vorzeigte.
Damit wurde bie Gigung gefchlofien und das Pros
tocoll von ben anweſenden Borfandsmitgliedern unter»
zeichnet.
Wiesbaden, w. o.
De Borftand.
— 11 —
u.
Protsoecoll der zwei und zwanzigſten Generals
Berfamminng ded Wereind für Naſſauiſche
Alterthumdkunde und Geſchichts⸗
forſchung ·
Im Gegenwart des Vorſtandes und einer
Anzahl ins und ausländifher Mitglieder
des Vereins.
Wiesbaden, den 23, September 1847.
Nachdem die Mitglieder des Vereins zu ber biesjährle
gen Generalverfammlung durch die öffentlichen Blätter in
der gewöhnlichen Weife eingeladen worden waren, verfams
melte fich eine Anzahl derfelden unter dem heutigen, Bors
mittags 10 Uhr, in dem Local des Muſeums der Alter-
thümer.
Der Director des Vereins, Herr Regierungspräfident
Dr. Möller eröffnete hierauf die Sigung, indem er den
Serretär des Vereins, Archivar Habel von Schierſtein,
zum Vortrag des Jahresberichtes aufforberte.
Hochzuverehrende Herren!
Mit dem heutigen feiern wir den fünf und zwanzigften
Jahrestag feit dem erften Zufammentritt unſers Vereins.
Der Borfand hat ſich über die verfpätete Zufammen-
berufung der Generalverfammlung bei Ihnen zu rechtfer⸗
tigen. Hinderniſſe, deren Auseinanberfegung zu weit führ
ren würde, haben biefe Verzögerung veranlaft.
Wenn es allerdings kaum entſchuldigt werden Tann,
daß die Verſammlung im verflofienen Jahre wicht ſtatt
hatte, in welchem unfere Vollmachten nad; zweijährige
Wirffamteit erlofchen waren, fo möge die Erwägung,
daß wir unfer Mandat in Ihre Hände allein wieber
wrüdzugeben uns verpflichtet hielten, und deßhalb die
einftweilige Bortführung der Gefchäfte von uns erwartet
werben konnte, bei Ihnen meine Herrn! eine nachfichtige
Beurteilung finden.
Der Borftand hofft Sie zu überzeugen, daß wir auch
in der verlängerten Zeit unſeres Wirkens die fatutenmä-
igen Zwede des Bereind hicht aus dem Auge verloren.
Mir liegt auch in diefem Jahre wiederum nach dem
Wunſch des Vorſtandes die Pflicht ob, durch berichtliche
Darftelung der Ergebniffe unferer Beftrebungen, ſowie
alles deſſen, was feit unferer legten Zufammenkunft in den
äußeren und inneren Beziehungen des Vereins Bemer⸗
lenswerthes vorgelommen, Ihnen genaue Vorlage zu machen.
So unerfreulih und mißlih an ſich fon die Auf
gabe iR, das Refultat der Thätigfeit zweier Jahre in
einen kurzen nur überfichtlichen Bericht zuſammen zu dräns
gen, fo muß ich auch noch beſonders mir Ihre Nachficht
erbitten, wenn ich felör bei möglicher Abkürzung des
— 18 —
vorbereiteten Materials vielleicht etwas länger Ihre Auf⸗
merkſamleit in Anſpruch nehme.
. Die beiden verflofienen Jahre find für unſere For⸗
ſchungen und Erwerbungen keineswegs unfruchte
bar geiwefen. Es haben ſich fo mancherlei Gegenſtände
von ganz befonderem Intereſſe zufammengehäuft, deren
gründliche Beſprechung bie zum Vortrag gegebene Zeit
weit überfdhreiten würde, daß ich in der That faum
weiß, wie ich die Maſſe des Stoffe bewältigen fol. Da-
durch bin ich in die Lage geſedt, das Meifte aus meinen
ausführlichen Vorarbeiten, nur in gebrängtem Auszug
überfichtlich berühren zu müffen, um nur für Einiges,
was für Sie ein allgemeine® Intereſſe darbieten möchte,
was mehr Raum zu gewinnen.
Der fpeciellere Theil unferer Forſchungen, fowie bie
critiſche Beleuchtung einzelner befonders merkwürbiger
Alterthümer, muß daher den fpäteren Publicationen in aus⸗
führlicher Darftellung vorbehalten bleiben.
Die Beziehungen zu dem Ausland, meine
‚Herren! in&befondere die Verbindungen mit den auswärs
tigen hiſtoriſchen Vereinen find immer Gegenftand der
erſten Mittheilung gewefen. Auch dießmal wird die Kunde
Ihnen erfreulich ſeyn, daß eine beträchtliche Zahl freme
der gelehrten Gefellfhaften uns durd Zufendung
ihrer gehaltvollen Bereinsfhriften fortwährend ihre
Aufmerffamkeit zu erfennen gegeben haben, was wir uns
ferer Seits durch Austaufch unferer Annalen erwieberten.
Es fey mir nun erlaubt, das vor Kurzem erhaltene
Berzeichniß der inmittelt unferer Vereinsbibliothek zus
gefommenen Schriften Ihnen mitzutheilen.
- 14 —
Bir erhielten:
A. Bon auswärtigen Vereinen:
L Bon der Geſchichts⸗ und Alterthums for⸗
fhenden Gefellfgaft des Ofterlandes zu Als
tenburg:
das 1. 2. und 3..Heft des II. Bandes ihrer Mitthei⸗
lungen, v. 3. 1845-1847.
IL Bon dem Hiforifhen Berein für Mittel
franten zu Ans6bach:
den 14. nnd 15. Jahresbericht v. I. 1844—1845.
IM. Bon dem hiforifhen Verein von Schwa-
ben und Reuburg zu Augsburg:
den 10. und 11. Jahresbericht v. 3. 1844—1845.
IV. Bon dem Hiftorifhen Verein zu Bamberg:
den 8, und 9. Jahresbericht v. I. 1845—1846.
V. Bon der Gefeltfhaft für vaterländifche
Alterthümer zu Bafel:
ihre antiquarifhe Mittheilungen v. I. 1844.
VI. Bon dem Berein für Gefhichte der Mark⸗
Brandenburg zu Berlin:
den IL Band der Märkifchen Forſchungen v. I.
1844.
VII. Bon dem hiftorifhen Verein von Ober-
franfen zu Bayreuth:
defien Jahresbericht nebft dem 2. Heft des III. Ban-
des feines Archivs v. I. 1846.
VI. Bon der ſchleſiſchen Geſellſchaft für var
terländifche Eultur zu Breslau:
ihre Arbeiten und Veränderungen v. I. 1844-45.
— 15 —
IX. Bon dem Hiforifhen Berein für das Groß
bergogthum Heffen zu Darmflabt:
den I. Supplementband feines Archivs v. I. 1845
mit dem 1. Heft des Urkundenbuchs zur Heffifchen
Landes, Orts⸗ und damiliengeſchichte v. I. 1846,
das 2. und 3. Heft des IV. Bandes v. I. 1845
und das 1. Heft des V. Bandes feines Archivs v.
3. 1885.
X, Bon der Dberlaufigifhen Gefellfchaft der
Wiſſenſchaften zu Börlig:
das neue Laufigifche Magazin, I—4. Heft, de69. Ban-
des (neue Folge) v. I. 1844.
XI, Bon dem Thüringiſch-Sachſiſchen Verein
für Erforfhung des vaterländifchen Alters
thums zu Halle:
das 1—4. Heft. des VIL und ben VIII. Band v.
3. 1843-45.
XU. Bon dem biforifhen Verein für Ries
derfadhfen zu Hannover:
das 1. Heft des Jahres 1844, das 1. und 2. Dop-
pelheft feined Archivs v. J 1845 nelbſt weiteren
Verhandlungen.
X0OL Bon dem Berwaltungsausfhuffe des
Ferdinandeums zu Innsbrud:
den 11. und 12. Band der neuen Zeitfhrift v. I.
1845— 1816.
XIV. Bon dem Berein für Heffifhe Geſchichte
und Landeskunde zu Kaſſel:
das 1., 2. und 3. Heft des 4. Bandes v. I. 1835,
webR 9, 10. und 14. Heft des II. Supplements feiner
Zehtfchrift v. 3. 18451847.
AV. Bem der Königlih Schleswig⸗Holſtein⸗
Lauenburgiſchen Befellfgaft für die Samm-
Inug und Erhaltung vaterländiſcher Alters
shämer zu Kiel:
den 10. und 11. Bericht, fowie das 2. Heft des
L und das 1. nebft dem 2. Heft des I. Bandes
ihres nenen Archivs v. I. 1845.
XVL Bon dem hiſtoriſchen Verein von und
für Oberbayern zu Münden:
das 1. bis 3. Heft des VE, das 1. bis 3. Heft des
VIL, des 1. und 2. Heft des VIII. Bandes v. 3.
1844—1847 fowie den 7. und 8. Jahresbericht.
XVII. Bon der hiſtoriſchen Elaffe der König-
lich Bayrifhen Afademie der Wiffenfhaften
su Münden:
die 2. Abtheilung des IV. Bandes v. I. 1845 nebfi
dem academifchen Almanach x. v. 3. 1845.
XVEL. Bon dem Hennebergiſchen alterthume»
forfpenden Berein zu Meiningen:
die 5. Lieferung feines Archivs v. J. 1845 und die
Einladungeſchrift zur 13. Jahresfeier ( 1845.)
XIX. Bon dem Berein für Geſchichte und Als
terthumsfunde Weſtphalens zu Münfter:
den 7. Band feiner Zeitfcgrift v. 3. 1844.
IX. Bon der literärifhen Geſellſchaft au
Dpdenfe in Dänemark:
ihre 2. Artenfammlung.
— 117 —
XXI. Bon dem Berein für Geſchichte und Als
tertbumstunde Wefphalens zu Baderborn:
ven 8. Band feiner Zeitſchrift.
XXU. Bon dem hiſtoriſchen Verein der Ober⸗
pfalz und von Regensburg:
den 9. und 10. Band feiner Verhandlungen v. I.
1844—1845 und den 2. Band der neuen Folge.
XXIH. Bon dem Altmärkiſchen Verein für Ge⸗
ſchichte und Induſtrie gu Salzwedel:
den 8. und 9. Jahresbericht.
XXIV. Bon dem Berein für Meflenburgifche
Geſchichte und Alterthbumsfunde gu Schwerin:
den 10. und 11. Jahresbericht ». 3. 1845—1846.
XXV. Bon der Gefellfchaft für Pommer'ſche Ge⸗
ſchichte und Alterthumskunde zu Stettin:
das 1. und 2. Heft des 11. Jahrgangs der Bal⸗
difchen Studien, v. J. 1845, und den 21. Jahreöber.
AXVI Bon dem Hiforifchen Berein der Pfalz
au Speyer:
a. die freie Reichöftadt Speier vor ihrer Jerſtoͤrung,
von Zeuß. Speyer 1843.
b. Regierungsverfaflung.
c. diplomatifche Geſchichte des Stiftes Zell, nebft zwei
Berichten des hiftorifchen Bereind v. J. 1847.
XXVII. Bon der Sinsheimer Gefellfchaft für
Erforfhung vaterländifher Denfmäler der
Borzeit zu Sinsheim:
den 11. Jahresbericht v. I. 1846.
XVII. Bon dem Würtembergifhen Alter⸗
thumsverein zu Stuttgardt:
— 18 —
das 1. Zahreöheft v. 3. 1844 und bie Würtember-
giſche Münz- und Mebaillentunde.
XXIX. Bon dem Weplar’fhen Berein für Ges
ſchichte und Witertbumsfunde zu Wepfar:
das 3. Heft des I. Band feiner Beiträge für Ge⸗
ſchichte und Rechtsaltertjümer. Halle. 1845.
XXX. Bon dem hiforifhen Verein für Un»
terfranten und Aſchaffenburg au Würzburg:
das 2. und 8. Heft des VII. v. 9. 1845 und das
1. und 2. Heft des IX. Bandes feines Archivs.
XXXL Bon der Geſellſchaft der vaterläandiſchen
Alterthämer zu Züri:
das Kofler Kappel und das 10. und 11. Heft ihrer
Mittheilungen v. 3. 1846.
So find es alfo 31 hiſtoriſche Befellfchaften, bie un
fere Vereinsbibliothek mit ihren ſchätbaren Schriften bes
reichert haben.
Aud mehrere Gelehrten bes Auslandes haben
und durch Zufenbung ihrer beſon der s ebirten Werke
ihr Wohlwollen bewiefen.
Wir erhielten nämlich :
1) von Herrn Dr. Dilthey, Oberſtudienrath und
Director des Gymnaſiums zu Darmfladt, deſſen
Särift:
die Ludwigs Säule, als architectoniſches Kunſt⸗
wert, Darmftadt 1845.
3) Bon dem Herrn Klunziger, Stabtpfarrer zu Güg⸗
lingen in Würtemberg:
die Geſchichte des Zabergaus. Heft 1—4
Stuttgardt 18411—1844.
— 19 —
8) Bon dem Herrn Letronne gu Parie, Director der
Staatsarchive des Konigreichs, deſſen Observations
sur l’6tude des noms propres grecs. Paris.
1846.
4) Bon dem Herrn €. 8. Mooyer zu Minden:
wei Brochuren über das Kloſter Flechd or f und
feine Aebte, ſowie eine Abhandlung über die Ein⸗
fälle der Normannen in die pyrendiſche Halbinſel,
Münfter 1844.
5). ®on dem Herrn PBreuster, Rentamtmann zu
Großenhain :
die Stadt» und Dorfjahrbücher ( Ortschronifen),
ferner die Befchreibung ber dortigen Stadt⸗
bibliothek.
6) Bon dem Herrn v. Raifer, Königl. Bayr. Res
glerungebirector zu Augeburg:
die Funde römifcger Alterthümer auf dem Ros
fenauberge und die Fundgeſchichte einer ural«
ten Grabflätte bei Rordendorf. 1844.
7) Bon dem Herrn Dr. Steiner, Hofrath zu Klein⸗
frogenburg:
Ludwig der J., Großherzog von Heſſen nach fel-
nem Leben und Wirken,
8) Bon dem Herm Dr. Schmidt, Profefior der Ge⸗
ſchichte an der Univerfität zu Berlin:
das dritte Januarheft des 5. Bandes feiner all»
gemeinen Zeitfchrift für Geſchichte. Berlin 1846.
Sodann überfendete uns ferner unfer auswärtige Eh⸗
renmitglieb :
9) Herr Geheimerath Dr. Br. Ereuger zu Heidelberg
- m —
ben L. Band feiner 1846 zu Heldelberg erſchle⸗
nenen deutſchen Schriften, eine Samm⸗
lung feiner zerſtreuten Abhandlungen zur Ar⸗
ch Aologie, oder zur Geſchichte und Erklärung
ver alten Kuuft gehörig.
Sobann erhielten wir als Befchenk:
19) von Her Staatsrath De. Friedt. Kınfe, Pros
feſſor ver Gefchichte gu Dorpat:
deſſen Necrolivonica, ein in zwei Follo ⸗ Banden
1842 gu Dorpat erſchienenes und mit vielen co»
lorirten Abbildungen auögeftattetes Werk; das
Ergebniß feiner auf Befehl des ruſſiſchen Kaifers
in Livland, Eſthland und Eurland im
Jahr 1839 unternommenen archäologiſchen Uns
terfuchungen.
Ich werbe fpäter noch auf dieſes intereſſante Werk zus
rädfommen und Ihnen ſolches vorlegen.
Bon handſchriftlichen Arbeiten oder Manuferipten if
uns vom Ansland noch zugefommen:
Bon Herrn Major Breihern von Boineburgs
Lengsfeld u Weiler, eine Abhandlung, ſchildernd:
„Bier Jahre ans dem Jugeudleben des Fürflen Georg
Auguf von Raſſan-VIdſtein, in dem Zeitraum von
1681—85 — in welchem der Urgroßvater des Herrn
v. Boineburg den jungen Prinzen, als Erzieher,
bei feinen Reifen nach Frankreich, Holland und Eng-
Iand begleitet Hatte.“
Das andführliche Manuſcript, deſſen Publication in
unfern Annalen beanftandet wurde, iſt im Archiv unferes
Bereind niedergelegt worden.
— mM —
b. Bon Inländern.
And, mehrere inländifche verchrliche Bereinsmitglie»
der haben uns theild größere Abhaudlungen und Berichte,
theils Notizen von minberem Umfang zugefendet.
Es übergab und: Herr Pfarrer Haunap pel zu Rei⸗
fenberg:
die Geſchichte der Herrſchaft und Burg Reifenberg
und der von Hattſtein.
Das ausführliche Manuſcript IR zum Abdruck in ben
Annalen beftimmt.
Außer dieſer hiſtotiſchen Vearbeitung find uns von
dem Heren Pfarrer Haunappel, welcher mit lobenswer⸗
them Eifer die Spuren des Pfahlgrabens mit feinen
Befeſtigungen zwiſchen der Saal» und Capersburg bis
weſtlich von Reiffenberg verfolgte, und mehrere roͤmiſche
Badytthürme auf eigne Koften anfgraben ließ, noch
verſchiedene Berichte über feine daſigen Forſchungen zu
gefommen.
Diefem reiht fih an eine intereffante Sammlung von
Nachrichten, welche:
Herr Archivrath Freiherr von Preafchen zu Sofein
über den Pfahlgraben, insbefondere im Amt Joftein
und ben anfopenden Wemtern aus ben Acten des dortigen
Staatsarchivs zufammefelite und mit Hinzufägung eigener
Beobachtungen über den Lauf des römifchen Limes und
mittheilte,
Beide anerfennungswerthe Vorarbeiten Hefern ein fehe
ſchabbares Material, weiches bei der demnädfigen Ber
reifung des Pfahlgrabens benugt werben wird.
Insbeſondere gewährt für bie beabfichtigte geometris
fe Aufnahme des Pfahlgrabens bie in einen
Maaßſtab reducirte Ueberſichtocharte, welde Herr
von Preuſchen auf eigene Koſten aus verſchiedenen
Gemarkung» und Waldcharten zuſammenſtellen lieh, eine
enwünfchte . Erleichterung für das Gintragen localer Bes
nennungen.
Außerdem find uns noch von den Herrn Laudmeſſer
Bagner zu Kemel, Herrn Amtsſecretär Beder zn
Hoͤchſt, Herrn Juſtizrath Bor zu Wehen x.,
ſodann von Auswärtigen:
Herrn Hofmaler Beder zn Mainz und von dem (kürzlich
verftorbenen) Herrn Obriflieutenant Schmidt vom Ges
neralſtaabe zn Berlin x.
verſchiedene fpecielle Rachweifungen über Fundorte
tömifcher und germanifcher Alterthümer
su Theil geworben, welche mitunter fchon zu Localunter⸗
ſuchungen Beranlaffung gegeben Haben.
Davon weiter unten.
DL. Anfhaffungen für unfere Bibliothek,
a. Büder.
Ich habe nunmehr die literarifchen Anfchaffungen für
die Bereinsbibliothek, durch Kauf zu ermähnen.
Als befannt darf ich vorausfegen, daß wohl alle hiſto⸗
riſchen Vereine fi; von der unabweislichen Nothwendigkeit
überzeugt haben, durch Anſchaffung literarifcher Hülfemittel
ihren arbeitenden Mitgliedern bie erforderliche Unter⸗
ſtüdung und Erleichterung für ihre Studien zu gewähren.
In mandyen Bereinsfchriften werden Sie, meine Herten,
ſelbſt die Inhaltsverzeichniſſe diefer abgefonderten ſelbſt⸗
— 18 —
ſtändigen Vereinsbibliothefen zum Gebrauch der Mit
glieder wahrgenommen haben.
Wir hatten früher alle angefchafften und von frems
den Vereinen und Gelehrten als Geſchenk erhaltenen
Schriften und Werke, in der öffentlichen Bibliothek nie
dergelegt, allein feit einigen Jahren dem bewährten Bei⸗
fpiel der übrigen Vereine folgend, begonnen, durch Ans
ſchaffung geeigneter Werke dem lange gefühlten Bebürfs
niß abzubelfen, und zu einer felbffändigen Vereins⸗
bibliothek den Grund zu legen.
So wie wir in ber legten Generalverfammlung über
den Ankauf werthvoller Werke berichten Eonnten, fo if
und auch dießmal wieber Gelegenheit geworben, außer
den vereinzelten Anfchaffungen und fortfegungen durch
Subfeription beftelter Bücher, aus der im Frühjahr biefes
Jahres zu Frankfurt fattgehabten Verfteigerung der ausge⸗
geichneten Ereuger’fchen Bibliothek eine Anzahl fhägbarer
Werfe in mäßigem Preiße zu erwerben. Später hoflen
wir, wenn es gewünfcht werben follte, ein vollftändiges
Verzeichniß des dermaligen Beſtands unferer Vereins⸗
bibliothek der verehrlichen Verſammlung vorlegen zu Fönnen.
b. Handzeihnungen von Alterthümern.
An diefen literarifchen Zuwachs unferer Bereinsbiblios
the reiht ſich zunächſt Die Erwerbung einer noch unedirs
ten Sammlung von Abbildungen alt germani-
fher Bräber, die im Würtembergifchen und Badiſchen
in dem legten Jahrzehend unterfucht worden waren.
Diefe, wenn gleich nur flüchtig ſcizzirten Handzeich⸗
nungen (auf ungefähr 30 Blättern) find um fo fhägbarer,
da fie an Ort und Stelle mit Angabe der Maafe oder
13
in natürlicher Größe von einem ſachkundigen Alters
thumöfreund entworfen wurden, und mit dem Gräberin-
halt in unferer Gegend, intereflante Bergleihunge-
mittel darbieten. Hierdurch Fann allein für dieſes weite
und dunfele Feld der Unterfuhung Licht und Klarheit
gewonnen werden. Ohne biefelben if für bie Wiſſenſchaft
ein wirfliher Gewinn nicht denkbar, und für die Aufhel⸗
lung der alten Geſchichte wenig Erfolg zu erwarten.
Alle diefe in Zeichnungen bargeftellten Gräber, nebſt
einer großen Anzahl anderer ohne bemerfenswerthe Aus⸗
beute (es wurden gegen 800-900 im Ganzen aufges
bet) find von Herrn Carl Rath, in Auftrag und
- unter Mitwirkung einer Geſellſchaft von Alterthumefreuns
den an verfchiedenen Orten Würtembergd und Badens un⸗
terfucht worden. Nur die intereffanteften Gräber mit ihr
rem Inhalt find in dieſen Abbildungen wiedergegeben, welche
uns Herr Rath Anfangs Auguft 1845, einige Tage vor
feiner Abreife nach Brafilien, überließ, damit dieſelben im
Balle feined Ablebens nicht verloren gehen möchten.
Ich werde fpäter Beranlaffung finden, Ihnen biefelben
vorzulegen.
Herr Earl Rath, früher Conſervator am Mufeum
in Tübingen, ein geübter Zeichner, Modelleur und Mecha⸗
nifer, iR Ihnen, meine Herren! wohl als talentvoller Ber-
fertiger plaftifher Reliefharten von Europa, Deutfch«
land, der Schweiz, Würtemberg, Baden u. ſ. w. befannt,
die als treffliche Hülfsmittel für den geographifhen Un⸗
terricht fo allgemeine Anerkennung fanden. Don ihm ers
hielten wir insbefonbere noch eine fehr intereffante pla⸗
ſt iſche Arbeit — namlich eine nad) den Maßen verfüngt
— 18 —
mobellirte und in mehrere Theile zerlegbare Nachbildung
eines alt germaniſchen Grabes, weldes bei Walbhaufen,
unfern Tübingen mit Genauigkeit unterfucht worden war.
Ich werde Ihnen ſolches ebenfalls fpäter bei dem Ber
richt über bie Localunterfuchungen in unferer Umgebung
vorlegen.
Höcft erwünfcht wäre es, wenn fi in unferem Ber-
ein Jemand fände, der es unternähme, durch ſolche pla⸗
ſtiſche Darftellungen die intereffanteften Gegenflände uns
ferer Unterfuchungen zu veranfchaulichen.
Bei einer Heinen praltiſchen Unterweifung, zu welcher
ſich wohl leicht bei Herrn Ravenflein x. in Frankfurt
Gelegenheit finden würde, möchte bieß für einen Freund
alterthümlicher Forſchung eben feine allzufchwere Aufgabe
ſeyn.
Ich habe Sie nun, meine Herren, mit den Geſchen⸗
ken bekannt zu machen, womit unſere inländiſchen ge⸗
ſchaͤtzten Vereinsmitglieder wiederum unſer Mufeum va⸗
terländifcher Alterthümer bereicherten, und laſſe die Na⸗
men der wohlwollenden Geber in alphabetiſcher Ord⸗
nung folgen.
Es wurde uns übergeben:
1) Bon Herrn Obriſten Alefeld ein ſehr ſchoͤnes
Broncebildwerk, welches in der Nähe von Wies⸗
baden gefunden wurde. Es iſt bie trefflich er-
haltene Handhabe zu einem Schlüffel, den
Kopf eines Pferdes in vorzüglicher technifcher Bollen«
dung darftellend, an welchem fi noch einige Spus
ren vormaliger Verfilberung und Bergoldung ers
fennen laffen. Die Form des eifernen Schlüffel-
13*
— 16 —
ſchafts nnd Barts iſt durch farfe Dribation vers
Ioren gegangen. Die Augen am “PBferbefopf find
mit grüner Emaille eingelegt. Ebenſo iR ein zer»
liches Halsband in grüner Emaillirung bemerfene-
werth, an weldyem ein Meines Ringelchen, vielleicht
zum Anhängen einer Rummer () befindlih. Das
Ganze deutet durch feine Zierlichfeit und Zwedmä-
Bigfeit der Form auf eine gute Kunftperiobe hin.
Die Handhaben an Schlüffeln, fowie auch an
DOpferpfannen, Weinſieben x. und anderen Bronce⸗
Utenfilien gaben den Römern vielfältige Gelegenheit,
ihre Erfindungögabe bisweilen in groteöfen Zufammen«
ſtellungen zu zeigen. Bei vielen hat man (obwohl
mei mit Unrecht) an mythologiſche Beziehungen
gedacht. Durch die Ausgrabungen zu Herculanum
und Pompeji find wohl bie intereffanteften und
mannichfaltigften Formen von biefer Art wohlerhalten
ans Licht gefördert worden. In unferm Mufeum
werben Gie, meine Herren, ebenwohl einer nicht
unerheblichen Zahl mannichfaltiger Schlüffelgriffe
verzierungen begegnen, unter denen Cie unter
andern dad Vordertheil eines Ebers, ferner
eine menſchliche Hand mit einem Obolus ıc., zu gleichem
Gebrauch beftimmt, vieleicht bemerkt haben. Ganz
kürzlich iR von biefen in gleicher Welfe verwendeten
Thierformen noch eine neue durch die Güte des Herrn
Oberſtallmeiſters Freiherrn v. Breid bach hinzu⸗
gekommen, nämlich das Vordertheil eines Löwen,
wovon ich das Nähere noch mittheilen werbe.
Berner erhielten wir:
— 117 —
2) Bon Herrn Marflſcheidereiverwalter Beyer zu Dil⸗
lenburg, einen in ver Schloßruine daſelbſt gefuns
denen mittelalterlichen Dolch.
3) Herr Oberförfler Beyer auf dem Windhof bei
Weilburg überfendete durch gefälige Vermittelung
des Herrn Stabtpfarrers Dörr unferer Samm⸗
tung eine im Wald bei Weilburg beim Fällen eines
Baumes unter der Wurzel gefundene brongene
offene Spir al⸗Armille, nebft einer Spiral- Bis
bula. Beide mit ſchönem Evelroft überzogen. —
Der genaue Bericht wird ebenfalls im nachfolgenden
Heft mitgetheilt werben.
4) Eine weitere Bereicherung wurde unferm Mufenm
abermals zu Theil dur die Güte unſers verehrten
Vorftandemitgliede , des Herrn Oberſtallmeiſters
Breiherrn v. Breidbach⸗ Bürres he im zu Hed⸗
dernheim. Sie beſteht in einer Anzahl von Broncer
gegenfländen und Münzen, welche im Bering der
alten Römerftabt bei Hebbernheim, ber eigent-
lichen Civitas Taunensis, unferer unerfhöpflichen
Bundgrube von Alterthümern, neuerlich wieder zu
Tag geförbert wurden.
Ich will die Sachen nur kurz berühren. Es if:
. ein wohlerhaltenes Opferlöffelhen von Silber,
. ein Bronzefragment einer chirurgiſchen Sonde,
. ein Heiner Broncering,
. eine peltenförmige Verzierung, (wahrſcheinlich zu
Pferdegeſchirr gehörig ),
e. eine hohl convere Budel, ald Verzierung von
Lederwerk zu ähnlicher Beftimmung,
zer»
— 18 —
f. Bruchflüd einer Fibula, das Borbertheil eines
Schweine darftellend,
g. die obere Platte einer mit verfchiebenfarbiger Emaille
zierlich eingelegten Fibula,
h. mehrere Broncefragmente von unbefannter Bes
fiimmung,
i. ein hohlgegoſſener 5300 hoher Stierfuß in gu⸗
ter Broncearbeit am wagrecht abgefchnittenen Ober⸗
theil eingefebt, zur Befeftigung an einem Bronces
gefäß ober Candelaber,
k. ein oben erwähnter fehr fchöner, ehemals anſchein⸗
lich verfilbertr Schlüffelgriff in Bronze, von
2 Zoll Höhe und 3 Zoll Länge. Die wohls
erhaltene Handhabe flelt das Vordertheil eis
nes Löwen mit hoher Mähne dar, welcher
unter den Vorderpfoten die Kopfhaut eines Hun-
des hält. DBielleiht wenn man von mytholo⸗
gifcher Beziehung abftrahiren will x. als Andeu⸗
tung, daß Treue und Wachſamkeit oft durch Stärfe
überwunden werde? (ober finnbilvliche Borftellung,
daß auch ein gutes Schloß, dem man die Bewah-
rung von Gegenfländen ficher vertrauen fönne,
doch der Gewalt weichen müfle??) Ein am Ende
zufammengedrehter mit fchönem grünem Aruge ver»
fehener Broncedraht in der Naſe befeftigt, diente
zum Anhängen eines ziemlich fchweren Schlüffels,
an dem jeboch der eiferne Schaft mit dem Bart fehlte.
Die im Mund des Löwen eingebohrten Löcher
mögen wohl zur Befeftigung der Nummer gedient
haben. Endlich
— mW —
1. 5 Bronces nud 3 Silbermüngen unter denen mehs
tere von Hadrian und Mare Aurel noch kenntlich
find. Sodann noch
m. ein Bodenftüd eines römifchen Gefäßes in feiner
rother Erde mit eingebrüdtem Toͤpferſtempel.
Sobann erhielten wir:
5) Bon Herrn Reviſionsrath Born dahier, einen eins
fachen gefchloffenen Halsring von Bronze, wel⸗
her zu Wiesbaden gefunden worben iſt. Ueber bie
verfchiedenen Kormen der Halsarmillen habe ich
oben ausführlich geredet.
6) Bon Herrn Bauinfpertor Haas zu Diep:
a ein Ritterfhwert mit plattem Bronzeknopf
am Handgriff, und Reflen von Golbbamasjirung
auf der Klinge, offenbar der Form nad), dem früs
ben Mittelalter (etwa dem 11—12. Jahrhuns
dert) angehörend. Es wurde bei dem Weilburs
ger Tunnelbau 3 Fuß unter der Lahnfohle ges
funden.
b. eine durchbrochene eijerne Dolchſcheide aus
fpäter Ritterzeit, bei dem Schleußenbau zu Bal⸗
duinftein gefunden. Sodann
7) Bon den Herrn Gebrübern Habel im Schügenhof:
mehrere Sragmente von Säulencapitälen und
Gefäßftüden, die bei Auffuhung der Hauptquelle
des Schügenhofs gefunden worden waren. In der
Nähe des Fundorts jener Fragmente, ftanden vier
Dorifhe Säulencapitäle von 2'/. Fuß Durchmeſ⸗
fer, in weißem Sandftein noch auf ihrer urfprüngs
lien Stelle, jedoch als Bafen oder Unterfag von
— 200 —
Säulen verwendet. ind verfelben ift im arten
des Schützenhofes aufgeftellt. Die übrigen wurden
wegen ihrer bedeutenden Schwere nicht erhoben. —
Sie mögen einem andern römifchen Gebäude ober
Tempel in der Nähe angehört und von den Rö-
mern bei fpäterer Ucberwölbung der Quelle vielleicht
zu einem Sacellum verwendet worden fein. Die
Säulenfchhafte fanden ſich nicht mehr, und fcheinen
das 2008 der Zertrümmerung der übrigen Gebäude
getheilt zu haben. Ein dabei gefundenes Stüd von
einem Bleir ohr ift leider! durch Ableihen entkom⸗
men. Ein an einem anderen Ort des Schügenhofs
unter einer vormaligen Remiſe (etzt als Abkühl⸗
Reſervoir benutzt) in einem mit Backſteinen geplät⸗
teten römiſchen Badegemach gefundenes Bleirohr
von welchem die Hälfte unferm Muſeum zu Theil
geworden, war in der 3° diden Scheidmauer eines
böber liegenden Waflerbehältere mit Eftrichboden
eingemauert, und zum Waffereinlaffen wahrfchein-
ih mit einem Hahn verfehen.
Bon dieſen römifchen Gemächern in deren Nähe bie
befannten öfter6 befchriebenen Inſchriften in
früherer Zeit entdeckt worden, habe ich vor längerer
Zeit eine genaue geometrifche Zeichnung mit Grund⸗
riß und Durchichnitt gefertigt.
8) Bon dem Herrn Pfarrer Hannappel zu Reifen«
berg, weldyer fich fo vielfach um bie Erforſchung der
römifchen und germanifchen UWeberrefte am Taunus
bemühte, wurden mehrere Legionsziegel vom Römer:
Caſtell oberhalb der Weilquelle zwifchen dem großen
— al —
und Heinen Feldberg nebſt einer Anzahl gebrannter
Platten mit Eohortenkempeln von dem benachbarten
römlfchen Vorwerck eingefendet, in welchem wir Une
terfuchungen anftellten, von denen nachher ausführ⸗
lich die Rede fein fol. Berner
Zwei eiferne (flarf oridirte) Speerfpigen, die fih
in einem von ihm auf eigene Koften aufgegrabenen
römifchen Wacht hur me am Pfahlgraben gefunden
hatten, was fpäter ebenfalls zu einer befonderen Bes
leuchtung Veranlaffung geben wird.
9) Herr Oberſteuerrath Herget dahier übergab uns
eine auf dem Schneppenhäußerhof zwiſchen Huns⸗
angen und Hadamar gefundene Eilbermünze.
10) Bon Herrn Forſtmeiſter Heym ach auf dem Chauſſe⸗
haus wurden 10 Bronzearmillen uns über
geben, von denen fih 6 im Rübeöheimer Wald
an ber Horwitt in einem Hügel, an einem Eich
Pfahl hängend, und 4 von gleicher an beiden Sei—⸗
ten abgeplatteter Form, — an der Antoniusfapelle
im Geifenheimer Wald, bei einer Weganlage, gefuns
den hatten. Ueber die Beftimmung und verſchiedene
Gattung dieſer Ringe habe ich oben ſchon nähere
Mitteilung gemacht.
11) Herr Schullehrer Kolb zu Rambach gab uns:
a. ein auf dem Kirchhof ber dortigen Kapelle gefun⸗
denes Meines altgermanifhes Schneidein⸗
frument von keilförmiger Geftalt,
b eine ebendafelbft gefundene Ziegelplatte mit
dem Stempel der XIV. Legion, (der Gemina,
Martia victrix.)
— m —
13) Bon Herrn Goldarbeiter Lugenbühl dahier, wurde
und als Geſchenk zu Theil, ein römifcher Finger
ring in Bronze mit einer den Onyr imitirenden
Pafte, auf wecher eine Dusch die Zeit undentlich ge-
wordene Figur hefindlich. WIE Fundort wurde bie
in der Nähe von Wiesbaden gelegene, fogenannte
Lehmkaut bezeichnet.
13) Bon Herrn Kaufmann Lugenbühl, dem unfere
Sammlung fchon fo. manche fdyägbare Bereicherung
verdankt, erhielten wir
a. eine große roͤmiſche Spaltart von Eifen..
b. ein kleines eifernes Hämmerchen.
c. ein feilförmiges alt germanifhe® Schneibein-
firument in hartem Stein, am gemeinen Bad
zu Wiedbaden gefunden.
d, einen bei Rambady gefundenen mittelalterlichen
Schlüffel von Eifen.
e. zwei große Bronze» Fibul&, neben dem Bronzes
Diadem in. der Kirchgafle gefunden, von dem: nach⸗
her befonders die Rede fein wird.
14) Herr Hofrath Moureau dahier, beſchenkte unfer
Mufeum mit einem falfchen bayerifchen Krons
thaler.
15) Bon Herzogliher Landesregierung wurde ung
zu Theil, eine fehr fchön geprägte große Bronzes
medaille, weldhe im verflofienen Jahre dem
Dietzer Arbeitshaus ald Preiß in der öffentlichen
Gewerbe: Ausftellung zu Berlin zuerkannt worden
war. Endlich beſchenkt uns
16) Herr Hauptmann von Tfch uni, mit: einer An-
— 0 —
zahl größtentheils griechifcher Brongemüngen, bie
er auf feiner Reife gefammelt Hatte. Es find 11
Bronzemünzen mit meift erloſchenem Gepräge bei
Citta Vechia auf der Inſel Malta gefunden,
und 36 alt griechifche durch den Gebrauch ftark
abgefchliffene Kupfermüngen, die auf der Inſel
Helena am Ausflug der Donau in das ſchwarze
Meer (vielleicht auf einer gleichnamigen, im laconi«
ſchen Meerbufen des Pelloponnes ?) gefunden fein
folen. Später wird von den noch leöbaren ein
Verzeichniß gefertigt.
Damit fchließt fich die Notiz über die Bereicherung
unfered Mufeums durch bie dankenswerthen Geſchenke
unferer verehrlichen Vereinsmitglieder. Ich habe nun
noch eine ganz befondere Aquifition zu nennen, nämlich
die Erwerbung eines Grundeigenthums. Vorhin
ſchon habe ich der ftattgehabten Unterfuhung eines römis
ſchen Eaftell -Vorwerk6 oberhalb der Weilquelle am Pfahl»
graben gedacht, worüber nachher ein ausführlicher Bericht
Ihnen mitgetheilt werben fol. Das aufgededte, durch Form
und Urfprung gleich merkwürdige Gebäude, liegt mit
der einen Hälfte in einer, einem Privatmarın gehörigen,
und mit der anderen in einer dem Herrn Pfarrer Hans
nappel eigenthümlich zuſtehende Wiefe und war früher ſchon
öfters von Schäge fuchenden Landleuten durchwühlt worden.
Um weiteren Unbilden vorzubeugen und ein interefs
ſantes Bauwerk der Vorzeit für immer zu erhalten
übergab.Herr Pfarrer Hannappe lin lobenswerther Abficht
den Theil feines Grundflüdes, worauf die Hälfte des
Mauerwerk lag, dem Verein ald Geſchenk. Der Bor
— mM —
ſtand nahm nun keinen Anſtand, die andere Hälfte der
Trümmer auf dem anſtoßenden Grundſtück von dem Be⸗
ſiher um den geringen Preiß von 8 fl. als Eigen⸗
thum zu erwerben, in der Ueberzeugung, es ſey das ein⸗
zige Mittel um ein fo merkwürdiges Denkmal des Alter⸗
thums vor der Zerftörungsfucht der Reiffenberger zu ret-
ten, die ungeachtet des firengen Verbots von Herzoglicher
Landed-Regierung, nicht abließen, zum Steingewinn für
den Wegebau, ungehindert von dem betreffenden Herrn
Beamten, dad nahe dabei gelegene noch wohl erhaltene
Römer⸗Caſtell auf eine bedauernswerthe Weife zu
verwüften !
Ich gehe nun zu den Fäuflichen Erwerbungen über,
welche wir feit unferer lebten Berfammlung für unfer
Mufeum zu machen Gelegenheit fanden. Um allzu große
Weitläuftigkeit zu vermeiden, muß ich mich auf einige
der bemerfenswertheften Gegenſtände beichränfen, die eine
nähere Erläuterung zu bebürfen fcheinen,
Indem ih die Fundorte der durh Kauf erwor⸗
benen Alterthümer zufamenfaffe, beginne ich mit Wiee⸗
baden.
Hier erhielten wir eins der merkwürdigſten und feltenften
Stüde, welches feiner Form nach für ein fogenanntes Dia -
dem gehalten wurde, aus goldfarbigem Bronzebleh in
reicher Verzierung getrieben. Es ift nach der Anficht ans
derer als Beichlag einer Schwertfcheide ergänzt \worben.
Beſchreibung und Zeichnung werden in dem folgenden
Heft erfcheinen.
Zu den weiteren Erwerbungen von ganz vorzüglichem
— 0 —
Interefie gehören drei brongene Schildbuckel TUmbo-
nes] *), bie unflreitig als äußere Verzierung von Vo⸗
tivſchil den gedient hatten.
Zu Ende Mai 1845 nämlich, waren diefelben zufammen
vor dem Gauthor zu Mainz rechts an der Strafe nach
Zahlbach, da wo ber um bie Feſtungswerke nach dem
Münfterthor führende Weg, einen Uder des Herrn Biel»
liez oder Sieglitz begrängt, gefunden worben.
Auch hierüber wird die ausführliche Befchreibung nebft
Zeichnung im nächften Heft erfcheinen.
Ich beſchließe nun den Bericht über die Mainzer
Erwerbungen mit der Befchreibung eines der foftbarften
Funde, die in neuerer Zeit zu Tage gefördert wurden.
Ich meine nämlich) den ſchon mehrmals befprochenen Tem»
pelthärflügel von Bronce, ber ſowohl wegen ber
hohen Seltenheit des Vorkommen, als wegen feines bes
deutenden Kunſtwerthes, munmehr zu den Hauptzierden
unſers Mufeumd gehört. Er murde im Juni 1845 in
der Alband » oder Carloſchanze, unfern vom Eichelftein ges
funden. Der Gegenftand if von fo hohem Interefie, daß
ich die genaue Beſchreibung mit der Abbildung, des bes
fehränften Raumes wegen, dem folgenden Heft vorbehals
ten muß.
Benden wir und von hier von der Nahe abwärts
nah Bingen, fo zeigt fi} am der noch unficher be»
®) Der Rame Umbo wird vom Umbilicus, ber Rabel abgeleitet,
und aud im Griechiſchen Heißt diefe Schilderhöhung in der
Mitte, "ozupaAdc, in gleicher Bedeutung, womit bie Grie:
hen auch das Gentrum der Armee bezeichneten.
— 0 —
fimmten Stätte des alten Römerorts Bingiam, ſowie in
deſſen nächfter Umgebung rheinaufwärts zu Kempten
ein ergiebiged Beld neuer Entdeckungen, die für die
antiquarifche Forſchung und die Geſchichte der Vorzeit
erwünfchte Anhaltspunfte gewähren.
Namentlich erhielten wir von dem zuletzt erwähnten
Ort Kempten, eine Kleine Stunde oberhalb Bingen
unter dem öftlichen Abhang des Rochusbergd mehrere eis
ferne Waffen und Geräthe, worunter unter andern meh:
rere Schwerter und Dolche von ganz eigenthümlicher Form.
Auch den über den Fundort diefer Gegenftände, ſowie
über die feltenen Waffenftüde ıc. felbft erftatteten Bericht
werde ich mit den Zeichnungen im folgenden Heft mit»
teilen.
Ih habe nunmehr Ihnen, meine Herren, Nachricht zu
geben, von den Beftrebungen ded Borftandes zur
Aufflärung vaterländifher Geſchichte:
1) durch Erhaltung der Eorrespondenz mit dem Inn⸗
und Ausland zur Crmittelung zuverläfiiger Nache
richten über Fundorte interefianter Alterthümer,
2) durch Bermittelung der Erhaltung architectonifcher
Alterthümer, «) aus der römifchen Zeit, fowie
4) aus dem Mittelalter,
3) durch Bereifung und Beaugenfcheinigung merfwürs
diger Yundorte zum Behuf weiterer Forſchung,
4) durch wirkliche Localunterfuchungen mittelft Berans
ftaltung von Ausgrabungen,
5) durch Veröffentlichung der gewonnenen Reſultate,
fowie dahin gehöriger einzelner literarijcher Arbeis
ten x. Durch unfere Dereinsblätter.
— 1 —
Dieß, meine Herren, ſind die Aufgaben, die der
Vorſtand außer der Sorge für die Vervollſtändi⸗
gung und Ermweiterung unferer Sammlungen fi
ſtellte.
Die Zeit würde natürlich bei weitem nicht hinreichen,
wollte ich Ihnen von Allem eine ſpeciellere Rechenſchaft
geben.
Ich muß mich daher darauf befcränfen, das Meife
nur fur, anzudeuten,
ad 1) Der ausführlichen ſchriftlichen Nachrichten und
Berichte über den Pfahlgraben von Herrn Archivrath v.
Preuſchen und Herrn Pfarrer Hannappel habe ih
oben ſchon gedacht. Durch briefliche Mittheilungen mehr
rerer verehrlicher Vereinsmitglieder des Inlandes erhielten
wir fchägenswerthe Notigen über verfhledene Fundorte von
Münzen und auch durch Eorrespondenz mit auswärs
tigen ausgezeichneten Gelehrten 3. B. mit Herrn Profeſſor
Eduard Gerhard, und Obriftlieutenant Schmidt in
Berlin, Herrn Staatsrath Friedr. Krufe in Dorpat und
andern haben wir intereflante Nachrichten erhalten.
ad 2) Der Vorftand hat nicht verfäumt, auch der
Eonfervirung vaterländifcher Baudenkmale des Mits
telalters feine Obforge zu widmen.
Ein Neubau im benachbarten von Kaiſer Adolph vors
mals geftifteten Klofter Klarenthal gab Veranlaffung und
für die Sicherung und Bewahrung eines mittelalterlichen
Grabdenfmald zu verwenden, was mit größter Bereitwils
ligfeit zugeſtanden wurde.
Bei dem Yundamentgraben zu einem neuen Deconos
miegebäude im Klofter Klarenthal wurde unter andern
folgender wohlerhaltener Grabſtein, wahrſcheinlich inner
halb der ganz verfhwundenen Epur de6 Kreuzgangs ges
funden. J
Inſchrift in gothiſcher Minuskel:
Anne dni MELEE.TFSUI. (1446) ipfe Die Ice
Cecilie sirginis sbiit .. illaſtris demina abbatife, ſoror
Agnes de Hana. cujus min requieſcat in fra pace
samen.
Der Domvicar Helwich, welcher im Jahr 1614 die
Denfmäler zu Klarenthal aufgezeichnet hatte, (ſ. deſſen
Taphographica. Mferpt. 6.48.) erwähnt dieſes Denkmal
unter den im Kreuzgang Cin ambitu) befindlichen.
ad 3) Die Kürze der Zeit geflattet nicht, Ihnen,
meine Herren, eine fpeciellere Vorlage zu machen, über die
Ergebniffe, weldhe durh Bereifung und Beaugen-
fheinigung merfwürdiger Fundorte zum Behuf weis
terer Forſchungen, für die Vereinszwede gewonnen wurden.
Es fey mir erlaubt, die von mir in Auftrag des Bors
ſtandes unternommenen Localbefichtigungen nur ganz im
Allgemeinen anzudeuten.
1) Eine noch nicht aufgefundene römifche Verſchanzung
bei Adolphsed am Pfahlgraben wurde in Beglei⸗
tung des Herrn Obriftlieutenans Schmidt von
Berlin ermittelt,
2) Ebenfo unterfuchte ih an Ort und Etelle die römie
ſchen Ueberrefte bei Marienfels, fowie das ſchöne
und wohlerhaltene Pfahlgrabencaftell bei Holzhaus
fen an der Haide.
3) Mehrere römifche Signalthürme am Pfahlgraben in
der Nähe des Feldbergs, die von Heren Pfarrer
Hannappel aufgegraben worben waren, was zu
intereffanten Beobachtungen Anlaß gab. Daran
reihte ſich:
4) ein Beſuch der german. Ringwälle des Altkönigs in
Begleitung des Hrn. Pfarrers Hannappel und Hrn.
Staatsraths Krufe von Dorpat. Diefem folgte
5) eine Unterſuchung der römifchen Heerftraße bei Hof⸗
heim und Kriftel; fodann
6) der römifchen Befeftigung durch Schanagräben auf dem
Gipfel des Staufen, unfern der Hofheimer Capelle.
7) Unterfuchung und Zeichnung eines röm. Thors an
der Ringmauer der Römerftabt bei Heddernheim.
8) Zeichnung neu entdedter fehr intereffanter römifcher
Ueberrefte bei Bingen, Kempten u. f. w.
Nun, meine Herren! hätte ich Ihnen genaue und ſpe⸗
cielle Beſchreibungen zu geben von unferen wirklichen Au 6-
grabungen: nämlich von der
1) bei Reiffenberg, mit dem höchſt intereffanten
Caſtellvorwerk der Catharenfer, wozu ich ein aus⸗
führliches Material durch Befcreibung und Zeich⸗
nung vorbereitet,
2) der von Herrn Kihm geleiteten Ausgrabungen röm.
Gebäude bei Bierftadt,
3) des Mauerwerks bei Rambach, in der Nähe der
Eapelle,
4) der röm. Verſchanzung im fogenannten Haffelt im
Bierftadter Wald,
5) einer dergleichen im Höfchen unfern der Platte,
6) röm. Gebäude auf dem Münzber g ober ber
Leichtweißhoͤhle und zulegt
14
— 210 —
7) der römifchen Gebäude auf dem Reroberg.
Meine Herren! wollte ich auch nur eine kurze Bes
fgreibung von diefen Ausgrabungen Ihnen jegt mit:
tbeilen, fo würde die, dieſem Bortrag gewidmete Zeit
bei weitem nicht binreichen.
Indem ich daher das Ausführliche, der fpäteren Publi⸗
cation in unfern Vereinsblättern vorbehalte, will ich
Ihnen einftweilen die von Herrn Baumeifter Kihm ge-
geichneten geometrifchen Aufnahmen nebft den meinigen
zur Anficht vorlegen.
Ih Habe nun der Dem Borftand übertragenen Leis
tung der Reftaurationsarbeiten an der Kiedri—
her Kapelle zu gedenfen.
Schon in der vorhergehenden Generalverſammlung
wurde es mit gebührender Ancrfennung erwähnt, daß Herr
Eonrector Dr. Roffel zu Dillenburg, eine Sammlung
von Geldbeiträgen zur Wiederherſtellung der interefjauten
Kiedricher Kapelle veranftaltet habe. Seinen eifrigen
Bemühungen gelang «8, cine Eumme von 451 fl. zu⸗
fammenzubringen, die er dem Vereinsvorſtand mit dem
Erſuchen zur Verfügung ftellte, für die möglichft zweck⸗
mäßige Verwendung diefed Geldes zu dem angegebenen
Zwed, Eorge tragen zu wollen.
Der Borftand glaubte diefem Wunfch am beften durch
Zuziehuug der Herren Baumeifter Zaid und Hofmann
entſprechen zu können, welcher Letztere demnächft auf den
Grund der von mehreren Borftandsmitgliedern an Ort
und Stelle gepflognen Berathung, einen Voran⸗
ſchlag für die in Ausficht genommenen Herftellungsarbei-
ten anfertigte.
— 1 —
Die fpecificirte Koſtenberechnung für die Außere Res
fRauration der Nord⸗ und Dftfeite der Kapelle allein
welcher fi ohne die Herflellung der Fenſter auf eine
hohe Summe belauft, Liegt zu Ihrer Anficht, meine Herren!
bereit. In Beziehung auf die Weife der Herftellung
Eonnte indeffen der Vorftand mit Verüdfichtigung der dis⸗
ponibeln Geldmittel, ſich nicht mit den Ideen des Herrn
Hofmann einverftanden erflären, weshalb den bereits
ohne unfere Ermächtigung von ihm angeflellten Stein
mepen aufgegeben wurde, nur die ihnen vom Borftand
fpeciell bezeichneten ſchadhaften ober fehlenden Theile unter
Aufiicht des Herrn Baumeifters Zais wiederherzuftellen,
mit der weiteren fpeciellen Weifung: die noch erhals
tenen Theile und Drnamente ded Gebäudes, nur von all
zuſtarkem Moosanfag vorfichtig zu reinigen, ohne bie
Dberfläche des Steins mit fcharfen Werkjeugen anzugreifen.
Diefer Anordnung iſt nicht eutſprochen worden. — Herr
Hofmann nöthigte dem Vernehmen nach dennoch bie Stein»
bauer, in feiner Gegenwart und mit feiner Beihülfe, die Ober
fläche der noch unverfehrten Ornamente mit ſcharfen Werkzeu⸗
gen zu überarbeiten, fo daß nicht nur der ſchöne harmonifche
Barbenton des Alterihums, welcher den Bauwerken des Mit-
telalter8 fo viel Reiz verleiht, vernichtet worden ift, fons
dern durch die ungerechtfertigte ſcharfe Bearbeitung mittelft des
Meifeld, den durch die Zeit etwas abgeflumpften Formen,
der Eharafter moderner Reftauration aufgeprägt worden
iR, welder mit den übrigen Theilen ftörend contraſtirt.
Zu folden nicht im Einverftändniß des Vorftandes auch
fonft noch unternommenen Reftaurationen 3. B. die fo
unharmoniſch ausgeführte gänzliche Erneuerung des Aus
14*
— 3112 —
Beren Verputzes an der Rorbfeite x. fonnte der Borftand
zumal bei der vorausfichtlichen Ungulänglichfeit der verfüg-
baren Geldmittel feine Zuftimmung nicht geben, und er
fand fih endlih um fo mehr veranlaßt, feine Theilnahme
einftweilen zu fuspendiren, da dem Vernehmen nad), ohne
daß der Vorſtand weder von einer Behörde, noch von Herrn
Dr. Roffel feiner ferneren Mitwirfung enthoben wor:
den wäre, die weitere Herftellung der Kapelle ohne
Weiteres einem andern Comittée durch den Kiebricher
Herrn Pfarrer unter Leitung des Herrn Hofmann über:
tragen und von dieſem ganz willführlid) über das beim
Amt zu Eltville deponirte Geld verfügt worden war! —
Unter den vorliegenden Umftänden dürfte ed daher wohl
gerechtfertigt erfcheinen, wenn der Vorſtand Bedenfen trug,
zu folchen, theilweife unzweckmaͤßig erachteten Berwenduns
gen, aus der Bereinscaffe einen Geldbeitrag zu ver-
willigen. Vielmehr muß der Borftaud gegen diefe nicht
in feinem Siun ausgeführte Reftauration, auch dem grös
Bern Publifum gegenüber, fi um fo mehr verwahren, da
er, geftügt auf das Urtheil competenter Eachfenner, die
in Nr. 257 ter Didascalia v. 3. 1847, der technifchen
Ausführung fo reichlich gefpendeten Lobfprüdhe keines⸗
wege theilt. Ebenfo fand der Borftand fich veranlaßt,
auch bei der betreffenden Dberbehörde mit Ablehnung jeder
BVerantwortlichkeit, gegen dieſe Willführ zu remonftriren.
Eo find alfo nunmehr die zufammengebrachten Mittel
durch die Reftauration der Nordſeite der Bapelle allein,
dem Vernehmen nach, nicht blos vollig abforbirt worben,
fondern fie follen angeblich noch nicht zureichend gewefen
feyn und es ift nur zu beforgen, daß das Publifum, durch
die unerwarteten Koften einer einzigen Seite dieſes
Bauwerks abgefhredt, für die Wiederherſtellung der drei
übrigen Seiten, ſowie des Innern, aud nur das Röthigfte
zu gewähren nicht geneigt feyn werde.
In den Innern Bezichungen des Vereins, meine Herren!
mußten im Laufe zweier Jahre, die durch Abgang
und Zugang der verehrlichen Mitglieder ſich ergebenden
Beränderungen bebeutender erfcheinen.
a. Durch den Tod haben wir den Berluft von 16
Mitgliedern zu beklagen.
b. Durch freiwilligen Austritt find 18 aus unferm
Berein gefchieben.
c. Als active Mitglieder find dagegen wiederum 13
aufs neue eingetreten.
Das Verzeichniß derfelben if, um Sie durch das Abs
lefen ver Ramen nicht zu fehr au ermüben, bier aufs
gelegt *).
®) a, Durch den Tod verloren wir:
‚Herrn Kirchenrath Biſchleb ‚Herrn Rathaherrn Matthes
au Hofheim, dahier.
n Kammerheren Freiherrn nm WRenteiferretär Megler
v. Breid bach dahier. zu Limburg.
„Sraf zu Eltz zu Eltville. m Drift v.Rettberg u
„ Yauptmann v. Eys, „Poſthalter Schlichter
» Amtöfecretär Faber u. dahier.
Obeiſchutrath Hader: n eandrath Schwab zu
mann dahier. uſingen.
„ Decan Heimann zu u piarrer Sommer zu
Montabaur. Erbenheim,
n Probator Rlümper, „ Dbrifttieutenant Thiele
„Oberforſtmeiſter v.Mafs mann zu Hochheim.
fenbad und
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durd.
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Diedenbersrz.
Dbei fͤrſter Wırızı
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Pfarrer Wert: zu
Aupperthöcter.
VPfarrer Werzııı zu
Synnenberg.
3 Wifglieder:
Dr Ssatmefler vo= Kın:
2% dudier,
suchen von Rıiı:zz
yeır zu Kiebrid,
Adlıyas Hößler Sorım.
gruiixpultdei SE m:>:
we Wendburg.
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w sılenburg,
wwunter Schulz zu
Vniducg.
- 35 —
auch um vaterlänbifche Gefchichte viele Verdienſte
erworben, und
2) Hear Letronne zu Paris, Generaldirector der
Archive des Koͤnigreichs und Offizier der Ehrenle⸗
gion, — einer der ausgezeichnetften Archäologen Krank
reiche.
Ueber den Stand der Eaffe und die Berwen-
dung der Geldbeiträge der verehrlichen Mitglieder,
gibt die von Herzoglicher Rechnungsfammer geprüfte und
vom Bereinscaffirer, Herrn Reg. Revifor Wedert mit
anerfennenswerther Genauigkeit geführte Vereinsrechnung
eine ſpecielle Nachweiſe.
Ich habe nun noch Ihnen, meine Herren! zu eröffnen,
daß die Vollmachten, womit Ihr Vertrauen uns beehrte,
— lange erloſchen find, und richte nun an bie verehrliche
Verfammlung die ergebenfte Bitte, den ftatutenmäßig aus⸗
tretenden Vorſtand durch die Wahl eines Directors nebft
ſechs Vorſtandsmitgliedern erneuern zu wollen.” —
Da feine weiteren Borträge angefündigt waren,
und auch die Erftattung des Berichts über die Ergebniffe der
Beſtrebungen zweier Jahre die den Vorträgen gewidmete
Zeit völlig ausgefüllt hatte, fo wurde demnächſt zur ſta⸗
tutenmäßigen Erneuerung bed Vorſtandes mittelft fchrifts
licher Abftimmung gefchritten.
1) AS Director erhielte:
Herr Regierungspräfident Dr. Möller ſämmtliche
19 Stimmen.
2) A Vorftände wurden ernannt:
a. Herr Oberftallmeifter Freiherr von Breidbad-
Bürresheim mit. . . . . 19Stimmen.
— 2114 —
As Ehrenmitglieder erhielten unjere Diplome:
1) Herr SC chöff und Syndicus Dr. Ufener zu Frank:
”
„
”
furt a. M., der fih durch hiltorifche Forſchungen
b. Durch freiwilligen Austritt:
Herrn Kaufmann Adami zu
Hadamar.
Secretär Beder zu Ras
ſtätten.
Pfarrer Brachel zu
Holʒhauſen.
Salzrerwalter Eher i ſt
zu Naſſau.
Pfarrer Feller zu Ret⸗
tert.
Zuftizeatb Freuden⸗
berg zu Braubach.
v. St. Georg zu Weil:
burg.
Hauptmann Häufer das
bier.
Mebicinalrathb Köhler
zu Braubach.
c. Neu eingetreten find
Herr Directionsrath Brüd u.
”
„a
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IL
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”
Dofmarihall von Gans
flein dahier.
Collaborator Ebhardt
su’ Dillenburg.
Materialift Glaſer und
Oberlehrer Haas bahier.
Geometer Heinzemann
zu String. Margarethä,
Hofbefländer Kompf zu
Klarenthal.
Herrn Medicinalaſſiſtent Ko cd)
”
„
„
„
”
„
zu Hochheim.
Kaufmann Krempel
dahier.
Oberinſpector Reich⸗
mann zu Biebrich.
Pfarrer Reitz zu Dorn⸗
hauſen.
Kaufmann Scholz da⸗
bier.
Pfarrer Schramm zu
Diebenbergen.
Ober foͤrſte Vonhau⸗
fen zu Höhfl.
Pfarrer Werner zu
Auppertböofen.
Pfarre Weygand zu
Sonnenberg.
als active Mitglieder:
Herr Korftmeifter von Nach:
”
trab dahier.
Freiherr von Nauens
dorf zu Kiebric.
Ardyivar Rößler dabier.
Stadifhultheis Schmidt
zu Weilburg.
Hofrath Schmidtborn
zu Dillenburg.
Conrector Schulz zu
Weilburg,
— 2115 —
auch um vaterländifche Gefchichte viele Verdienſte
erworben, und
2) Herr Letronne zu Paris, Ceneraldirector der
Archive ded Königreichs und Offizier der Ehrenle⸗
gion, — einer der auögezeichnetften Archäologen Frank
reiche.
Ueber den Stand der Baffe und die Berwens
bung ber ®eldbeiträge ver verehrlichen Mitglieder,
gibt die von Herzoglicher Rechnungsfammer geprüfte und
vom Bereindcafirer, Herrn Reg. Revifor Wedert mit
anerfennenswerther Genauigfeit geführte Vereinsrechnung
eine ſpecielle Rachweife.
Ich habe nun noch Ihnen, meine Herren! zu eröffnen,
daß die Vollmachten, womit Ihr Vertrauen uns beehrte,
— lange erlofchen find, und richte nun an die verehrliche
Berfammlung die ergebenfte Bitte, den ftatutenmäßig aus⸗
tretenden Borftand durch die Wahl eines Directors nebft
ſechs VBorftandsmitgliedern erneuern zu wollen.” —
Da feine weiteren Borträge angekündigt waren,
und auch die Erftattung ded Berichts über die Ergebniffe der
Beftrebungen zweier Jahre die den Vorträgen gewidmete
Zeit völlig ausgefüllt hatte, fo wurde demnächſt zur flu=
tutenmäßigen Erneuerung des Vorſtandes mittelft ſchrift⸗
licher Abftimmung gefchritten.
1) Als Director erbielte:
Herr Regierungspräfident Dr. Möller fämmtliche
19 Stimmen.
2) Al Vorftände wurden ernannt:
a. Herr Oberftallmeifter Freiherr von Breidbads
Bürresheim mit . . . . . 19 Stimmen.
— 216 —
b, Herr Medicinalrath Dr. Zais mit 19 Stimmen
c. Herr O. A. ©. Rath Strobel mit 18 „
d. „ Archivar Habelmit . . . 18
„» Banmeifter Kihm mit. . . 16
n Geh. Legationsrath, Freiherr
v. Öagernmitt . .....11 u
Damit wurde die Eigung gefchloffen und das Proto⸗
coll von den anwefenden Vorftandsmitgliedern unterzeichnet.
Wiesbaden, w. o.
m 9
Der Borftand.
— 17 —
IV
Mrotocoll Der Drei und zwanzigfien Generals
Berſammlung des Vereins für Raffanifche
Alterthumdtunde uud Gefchichtds
forichung.
In Gegenwart bes Borftandes und einer
Anzapi ins und antländiffer Mitglieder
des Bereins.
Biesbaden, den 20. December 1849.
Es hatten fi unter dem heutigen nach ber mittelß
Öffentlicher Blätter ergangenen Einladung, eine Anzahl
Bereinsmitglieder im Sigungslocal des Mufeums der Al
terthümer verfammelt, und wurde hierauf von dem Ges
cretär des Vereins, Archivar Habel zu Schierftein, die
Sigung mit folgendem Jahresbericht eröffnet:
Meine Herren!
Wenn ich in diefem Jahre fo wie in der lehten Ges
neralverfammlung vor zwei Jahren, (23. Septbr. 1847.)
abermal® in ver Lage bin, bie zu ungewöhnlicher Zeit
erfolgte Einladung zur heutigen Sigung entſchuldigen
zu müflen, fo würde es doppelt unangenehm für mich
feyn, perfönlih für die Veranlaffung diefer Verſpätung
mir Ihre Rachficht zu erbitten, fofern ich nicht Gründe
— 18 —
vorlegen Könnte, welche die Unmöglichkeit einer früheren
Berufung der Generalverfamminng, wie ich glaube genü-
gend nachwieſen.
Ich Hoffe indefien auf eine billige Beurtheilung, wenn
ih zu meiner Entſchuldigung anführe, daß ich unmittels
bar nach der Bertagung der Iandfländifchen Gigungen, in
Auftrag des Vorſtandes zur Leitung einer fehr eilenden Aus⸗
grabung nah Marien fels abreifen mußte, worüber ich
Ihnen das Ergebniß fpäter vorlegen werbe, fowie daß
eine ebenfalls damit in Verbindung flehende, vor wenig
Tagen erft beendigte Arbeit, welche die Einzelheiten jener
Unterfuhung in einer plaſtiſchen Darftellung Ihnen vors
führen wird, meine ganze Zeit und Mitwirtung in Ans
ſpruch nahm.
Aus gleichem Grund glaube ich, wegen der im verflofs
fenen Jahr. unterbliebenen Gencralverfammlung, den
Borftand fo wie mich feloft, rechtfertigen zu können.
Nah dem Rüdtritt des verehrlichen Vereinsdirectors,
Herrn Regierungd » Präfidenten Dr. Möller aus dem
Staatsdienſte, wie aus dem Directorium unſers Bers
eins, (8. Mai 1848) waren mir vom Vorſtand provis
forifch deſſen Gefcäfte, fo wie auch die Erflattung des
Sahreöberichtö wiederum übertragen worben.
Wenn id} den übernommenen Verpflichtungen im uns
glüdlichen Jahre 1848, nicht wie es gewünfcht, nachzukom⸗
men vermochte, fo dürfte wohl der ftörende Einfluß einer
fo bewegten Zeit, welcher ſich in allen öffentlichen und
Privatverhältnifien fo gebieterifch geltend machte, allein
fon die Ausfegung der Generalverfammlung entſchuldi⸗
gen; aber für mich perfönlich waren durch meinen, Ihnen
— 219 —
befannten, Eintritt in die Ständefammer, unabweids
liche Hinderniffe eingetreten, welche bei dem bis vor einis
gen Monaten mit wenigen Unterbrechungen fortbauernven
Landtag, wegen der Menge mir obliegender Arbeiten, mir
nicht geftatteten, den Gefchäften für unfern Verein, wie
fonft meine ungetheilte Thätigfeit zu widmen.
Gleichwohl hofft der Vorftand auch in diefem, wie in
den vorhergehenden Jahren, Ihnen meine Herren! bie
Meberzeugung zu verfchaffen, daß wir wie bisher, red lich
bemüht geivefen find, nach unfern Kräften für bie Zwecke
unſeres vaterländifchen Vereins zu wirfen — unbeirrt
durch Anfeindung Einzelner, welche ihrerfeits zur Er⸗
reichung leicht zu errathender Privatzwede, ſich die fehr
patriotifche Aufgabe geſtellt, in öffentlichen Blättern
durch eine Maſſe hämifcher Schmähartifel und Ihr Ber
trauen zu entziehen. Ich werde fpäter darauf zurüds
kommen.
Die feitherige Billigung unferer Beſtrebungen, meine
Herren! welche uns in der vorhergehenden Generalvers
fammlung fo unzweifelhaft zu Theil wurde, ermuthigte und,
innerhalb der Grenzen der Statuten, auf dem vorgezeich⸗
neten Weg beharrlich fortzufchreiten; fie verpflichtete und,
den Projecten Einzelner feinen Eingang zu geflatten, zu
denen und Ihr Mandat nicht berechtigte.
IH erlaube mir nunmehr, Ihnen, m. H.! nad
dem bisher eingehaltenen Gang der berichtlichen Darflels
lung, dasjenige vorzutragen, was ſich feit der legten
General » Berfammlung in den innern und äußern Ber
bhältnifien des Vereins bemerfenöwerthes ergeben, und er»
wähne vorerft, in alphabetifcher Aufzählung, bie fehr ſchätz⸗
baren literar iſch en Beiträge, womit bie forfdauernde
Teilnahme awswärtiger gelehrter Geſellſchaften
unfere Bereinsbibliothet wiederum bereicherte.
So erhielten wir:
L Bon der Befhihts- und Alterthums for⸗
fgenden Befellfhaft des Oſterlandes au Als
tenburg:
a. die heidniſchen Opferpläge und Ringwälle von Dr.
Bad. Altenb. 1846.
b. das 4. Heft des MI. Bandes ihrer Mittheilungen, v.
3. 1848.
1. Bon dem hiforifhen Berein für Mittel»
franfen zu Ansbach:
den 16. nnd 17. Zahreöbericht v. I. 1846—1847.
UL Bon dem hiforifhen Berein von Schwa⸗
ben und Reubnrg zu Augsburg:
a. bie Jahresberichte von 1846 bis 1848, fowie
b. eine Abhandlung über den letten Markgrafen von
Burgau, von Herrn Regierungsbirecter v. Raifer
su Augsburg.
IV. Bon dem Alterthumsverein für das Groß⸗
herzogthum Baden zu Baden-Baden:
a. das 1. und 2. Heft feiner Schriften nebf 8 arti⸗
fifchen Beilagen, v. 3. 1845,
b. das 3. Heft nebft 4 dergl. Beilagen und
c. das 2. Heft des II. Bandes feiner Bereindfchriften,
v. 9. 1849.
V. Bon dem hiftorifhen Verein zu Bamberg:
a. den 10. Bericht über die Wirkfamfeit dieſes Vereins
v. J. 1847.
- 1 —
b. den 1. Band feiner Quellenſammlung für fräntifche
Geſchichte v. 3. 1849.
VI. Bon dem hiflorifchen Berein von Ober»
franten zu Bayreuth:
a. bie Jahreöberichte v. 3. 1846 u. 1847 und
b. das 8. Heft des III. Bandes feines Archivs für Als
tertfumefunde Oberfranfens, v. 3. 1847.
VIL Bon der Gefellfgaft für deutſche Sprade
und Altertbumsfunde zu Berlin:
die Bortfegung ihrer Jahrbücher 7r. Band v. J.
1847.
VI. Bon der ſchleſiſchen Geſellſchaft für var
terländifche Eultur zu Breslau:
die Ueberficht ihrer Arbeiten und Veränderungen v.
3. 1846.
IX. Bon der K. K. Mähriſch-Schleſiſchen Ge—
ſellſchaft zur Beförderung des Aderbaues, der
Natur- und der Landeskunde zu Brünn:
a. die Mitiheilungen der Jahrgänge 1845 bi6 1848.
h. die Hefte 1 — 4 ihrer Schriften vom Jahre 1847
und
c. diejenigen vom Jahre 1848 in 4 Heften.
X. Bon dem hiftorifhen Verein für das Groß—
herzogthum Hefien zu Darmftadt:
a. dad 2. Heft des V. Bandes feines Archivs v. I.
1847.
b. die 1. Abtheilung der Heſſiſchen Urkundenregeften,
der Provinz Starfenburg, von Dr. H. E. Scriba.
Darmftabt 1847.
ce. die neueften periodifchen Blätter.
d. die 2. Abtheilung ber Regeften der Provinz Ober⸗
befien von Dr. Scriba. Darmfladt, 1849.
e. dad 1. Heft des VI. Bandes feines Archivs vom
Jahr 1849 und
f. Urkundenbuch des Kloſters Arnsburg in der Wels
terau, von Dr. Baur. Darmfladt 1849.
XI. Bon dem Königlih Sähfifhen Verein für
Erforfhung und Erhaltung vaterländiſcher
Ulterthämer zu Dresden:
das 5. Heft der Mittheilungen.
XI, Bon der Oberlaufigifchen Gefellfchaft der
Wiffenfhaften zu Börlig:
a. das neue Laufipifche Magazin, v. 3. 1846 und die
Hälfte vom Jahr 1847.
b. das 3— 4. Heft des 24. Bandes dieſes Magazins
v. 3. 1848, fowie
©. das 1..Heft des 25. und daß 1. Heft des 26. Ban-
des deſſelben v. 3. 1849.
XI. Bon dem gefhichtlihen Verein zu Hanau,
als Provinzialabtheilung des Landesvereind für Heffis
ſche Geſchichte und Landeskunde:
die erfien Forſchungen deſſelben.
XIV. Bon dem Thüringiſch-Sächſiſchen Verein
für Erforfhung des vaterländifhen Alter»
thums zu Halle:
die neuen Mittheilungen 2. Heft des VI. Bandes
v. 3. 1848.
XV. Bon dem hiftorifchen Verein für Nie—
derfadhfen zu Hannover:
— 228 —
a. dad 3. und 4. Heft ſeines vaterländiſchen Archivs
v. J 18H.
b. ein Doppelheft von 1847.
ec. dad 2. Heft vom Jahr 1847 nebſt der 10. und 11.
Nachricht und
d. ein Doppelheft v. J. 1848, fowie die 12. Nachricht.
XVI. Bon dem Boigtländifhen Alterthumsvers
ein zu Hobenleuben:
die neueften Jahresberichte v. 1846.
XV. Bon dem Verwaltungsausſchuſſe des
Gerdinandeums zu Innsbrud:
das 1., 2., 3. und 4. Heft der Gefchichte der Lands
hauptleute von Tirol, nebft Jahresbericht.
XVII. Bon dem Berein für Heſſiſche Geſchichte
und Landeskunde zu Kaffel:
a. das 1. und 2. Heft des 5. Bandes feiner Zeitfchrift
v. 3. 1848.
b. den 14. Jahresbericht und
e. die hiftor. topogr. Befchreibung der wüften Ortfchaften
im Fürſtenthum Heffen, v. Dr. Landau, 1.0.2. Heft.
XIX. Bon der Königli Schleswig-Holfteins
Lauenburgiſchen Gefellfcpaft für die Samms
lung und Erhaltung vaterländifher Alter-
thümer gu Kiel:
das 2. Heft des IV. Bandes feines neueften Archivs
v. 3. 1847, nebft dem 14. Jahresbericht.
XX. Bon der deutſchen Gefellfhaft für Erfor—
fung der Sprade und Alterthümer zu Leip—
dig:
die Jahresberichte von 1842 bis 1848,
XXL Bon dem Hennebergifchen alterthame⸗
forfhenden Berein u Meiningen:
den 2. Theil feined Urkundenbache, nebſt der Einlas
dung zur 15. Iahreöfeffeier.
XXIL Bon ver Weſtphäliſchen Geſellſchaft zur
Beförderung vaterländifcer Enltur zu Min-
den:
das 3. und 4. Heft des IT. Bandes v. 1845 und
1846 fowie das 1. Heft des IV. Bandes ihrer Bros
vincialblätter v. I. 1847.
XXUL Bon dem hiſtoriſchen Berein von und
für Oberbayern gu Münden:
a. das 3. Heft des VII. Bandes des Oberbayriſchen
Archivs und 9. Jahreebericht v. I. 1847.
b. da6 1., 2 und 3. Heft des IX. Bandes von 1847
und 1848.
©. das 2. Heft des X. Bandes und
d. dad 1. Heft des XL Bandes v. J. 1849, nebft dem
10. und 11. Jahreöbericht.
XXIV. Bon der arhäologifh-numismatifhen
Geſellſchaft zu St. Betersburg:
die beiden erften Hefte ihrer Memoiren v. 3. 1847.
XXV. Bon dem bifkorifhen Berein der Dber-
pfalg und von Regensburg:
a. den 11. und 12. Band feiner Verhandlungen v. I.
1847 und 1848.
b. das 1. Heſt feiner Abhandlungen, (der 26. Berfamm-
lung deutſcher Naturforſcher und Werzte gewidmet)
XXVI. Bon dem hiftorifhen Verein zu Saar»
brüden:
- m —
die erfie Mittheilung über die römifchen Niederlafe
fungen und die Römerftraßen in den Saargegenden,
v. 3. 1846.
XX VI. Bon dem Altmärkiſchen Verein fürdes
ſchichte und Induftrie zu Salzwedel:
den 10. Jahresbericht v. 3. 1847.
XXVIN. Bon der Sinsheimer Geſellſchaft für
Erforfhung vaterländifher Denkmäler der
Borzeit zu Sinsheim:
den 12. Jahresbericht v. 3. 1848 mit der Zuſam⸗
menftellung der alten fündeutfchen Todtenflätten.
XXIX. Bon dem Berefh für Meklenburgiſche
Geſchichte und Alterthumskunde gu Schwerin:
a. den 12. Jahrgang und Jahresbericht diefes Vereins
v. 3. 1847, und
b. der 13. Jahrgang feiner Jahrbücher v. 1848.
XXX. Bon der Gefellfpaft für Pommer'ſche Ges
ſchichte und Alterthumskunde zu Stettin:
den 12. und 13. Jahrgang, 2. und 3. Heft der
Baldifchen Studien, v.I. 1846—1847.
XXXI. Bon dem Würtembergifhen Alters
tbumsverein zu Stuttgart:
das 4. Zahreöheft nebſt Rechenfchaftöbericht von den
Sahren 1846 und 1847.
XXXH. Bon dem Weplar’fhenBerein für Ges
ſchichte und AlterthHumskunde zu Weglar:
das 1. Heft des III. Bandes feiner Schriften v. 3.
1847.
XXXIII. Bon dem hiftorifhen Verein für Uns
terfranfen und Afcaffenburg zu Würzburg:
15
— ss —
das 3. Heft des IX. Bandes v. J. 1848 fowie das
1. Heft des X. Bandes feines Archivs v. 3. 1849.
XXXIV. Bon der Gefellfehaft der vaterländifchen
Altertbümer gu Zürid:
dad 12. und 13. Heft ihrer Mittheilungen v. J.
1848 und 1849, nebft den Juhresberichten von 1847
und 1848.
Dann wurde unfere Bibliothek auch wieder von Ges
lehrten des Auslandes mit ſchätzbaren Schriften befchenkt.
So überſendete:
1) Herr Freiherr Dr. Hans v. Aufſeß zu Aufſeß
bei Hollfeld feine:
Mittheilung in Betreff einer Generalverfammlung
fämmtlicher biftorifcher Vereine Deutfchlands, nebft
Sendfchreiben an die erfte allgemeine Berfamms
lung deutfcher Rechtögelehrten und Sprachforfcher
zu Sranffurt a. M.
2) Herr Dr. Märfer in Berlin:
den 1. Bericht über die von demfelben und Herrn
Sreiherrn v. Stillfried herausgegebenen Bor:
fhungen der Älteren Geſchichte des Haufes Ho⸗
benzollern. Berlin 1847.
8) Herr ©. Heider zu Wien:
die Eapelle der heiligen drei Könige zu Tuln.
4) Frau Mathilde, Edle v. Leber zu Wien:
das von ihrem verftorbenen Manne Fr.v Leber
herausgegebene „Wiener Zeughaus.“
1. Käufliche Erwerbungen für unfere Bibliothek.
Sch übergehe der Kürze wegen die Erwähnung der
einzelnen Bücher, welche durch Ankauf oder ald Yortfegung
- m —
früherer Subfeription unferer Bibliothek zuflofien, indem
ich mich darauf befchränfe, die Ermerbung mehrerer in»
tereffanter Manuferipte beſonders hevorzuheben, welche
für die Geſchichte der Abtei Eber bach von fperiellem Ins
terefie waren. — Wir erhielten nämlich durch günftige
Gelegenheit, eine kurze handſchriftliche Chronik der
Aebte von Eberbach, ein Folioband von 62 Blättern in
Iateinifcher Sprache unter dem Titel:
a) Catalogus admodum reverendorum devotiss.
religiosiss. eximia tam dootrina quam vits
sanctimonia clarorum Dominorum Fr. Abba-
tum Antistitum celeberrimi apud Rhenigeos
Monasterii Ebirbach Cistertiensis S. Ordinis
Archidioecesis Moguntine, ab Ruthardo I.
usque ad Valentinum hujus nominis I ad-
modum Abbatem. Ex variis M. S. Codicibus
vetustis et antiquitatibus breviter conscriptus,
Dieſes Furge biographifche Verzeichniß der Eberbacher
Aebte ſchließt mit dem Todesjahr des Abtes Valentin von
Rauenthal (1618,) und ift nady Bär's Notiz (in f. Eins
leitung zur Gefchichte von Eberbach S. 65 Note 91) von
einem Eberbacher Geiftlichen Namens Joh. Schäfer ver-
faßt, welcher als Prior des Klofterd, am 26. December
1653 ftarb. — Mehrere Tertberichtigungen, Zufäge und
Urtundenabfchriften zum Theil von Bär und anderen, for
wie am Schluß die fragmentarifche Abfchrift eines Eber⸗
bacher Seelbuchs x. find diefem Manufeript beigefügt.
b) Ein Namendverzeichniß der Eonventualen zu Eber⸗
bad, fammt einer Lifte der Klofterjungfrauen in den
fieben Mainzer Frauenklöſtern, mit ihrem Ges
15*
ec)
burtsjahr, Gintritt in das Kloſter und Todeslahr.
Das Mauufeript in Bol. führt den Titel:
Liber continens: nomina Professorum
Eberbacensium et Professarım septem Mo-
nasteriorum monialium. coeptus 1750. 24. Sep-
tembris. — 66 beginnt mit den Kloſteraufnah ⸗
men von 1694— 1797. Hierauf folgt: Catha-
logus Professarum: 1. in Marienhausen, 2. Al-
tenmünster ( Vetus Cella), 3. ad Albas Domi-
nas (WWeiöfrauenflofter), 4. Vallis Dei (Gottes⸗
tal), 5. Marienmünster, 6. Dalheim, 7. Tief-
fenthal. — Beigefügt if noch: Series Abbatum
Monasterii Eberbacensis d. a. 1181—1803 und
nach dieſem Ramensverzeichniß eine kurze Ehronif
der Aebte vou Eberbach von Bärd Hand, unter der
Aufſchrift: Abbatum Eberbacensium se-
ries chronologico - biographica ex diplomat. et
cosevis monumentis aucta, et post quatuor se-
cula in integrum restituta.
Liber Seniorum monasterii Eberbacensis,
ein Band in Kol., bie Befchlüffe des Raths der
Aelteſten (Abt, Prior, Subprior, Burfar x ) die
innere Verwaltung des Kloſters enthaltend, vom
Jahr 1535 anfangend bis zum Jahr 1659 und von
1665-1702. Das Buch führt den Titel: Liber
Seniorum in quo diversa ac varia per Abba-
tem fratrem N. N. — et seniores huius mo-
nasterii conclusa atque tractata sunt etc. Es
iſt darin das bemerfenswerthefte zwifchen dem Amts⸗
antritt der jeweiligen Aebte bis zu ihrem Tod hin«
fichtlich der Innern Angelegenheiten verzeichnet 3. B.
der Perfonalfand des Eonvents, das bei dem Abs
leben eines Abt6 revidirte Inventar über bie Kleinos
dien und Pfarrrevenuen, Kirchengeräthe, Verjzeich⸗
nung ber Altäre, Aufnahme von Rovizen, Ernen⸗
nung von Officialen, Vorſtehern der Kloſterhoͤfe,
Kauf» und Taufcheontracte u, f. w.
d) Roc erwähne ich die Erwerbung einer leider et⸗
1008 befchäbigten deuiſchen Handſchrift auf Papier
aus dem XV. Jahrhundert in M. Quart, die älter
fen Statuten des Ciſterzienſer Ordens (, Charte
der Liebe”) enthaltend. Sodann:
e) einen Band in A. Ouart, worin mehrere ältere Im⸗
preffen, darunter die Heine Legende vom h Ser»
vatius (Legenda minor de Sancto Servatio,
1472) x. mit mehrerem Handfchriftlichen zufam-
mengebunden find. Unter Iepteren (fämmtlih auf
Bapier) befindet fich folgendes :-De prima fundatione
civitais Moguncie, ex historia seu legenda
beati Aurei et Justine, — ex historia seu
legenda sancti Albani. Hierauf folgt: die noch
ungedrudte Fleine Chronik der Bifchöfe
von Mainz in lateinifher Sprache: „Cro-
nica de episcopis Moguntinis.* Sie
iſt wahrfcheinlich von einem Eberbadher Mönd um
das Jahr 1484 unter Erzbiſchof Berthold von
Henneberg gefchrieben, mit welchem fie ſchließt. —
Wenn auch fehr kurz und in chronologiſchen Anga-
ben nicht inımer genau, enthält diefe Handſchrift
doch mehrere intereffante Nachrichten und behalte ich
mir vor, fie in einem umferer nächRen Hefte mitzu⸗
theilen. Außer einzelnen hiſtoriſchen Rotizen u. dgl.
enthält der Band noch unter andern: Speculum
fratrum ordinis beate Marie de monte Carmeli,
— Historia et liber romanorum mystice desig-
nata. — Constitutio Nicolai pape quarti edita
super regula fratrum minorum.
As Geſcheul für unfer Mufeum wurden und über»
geben :
von Herrn Mebdicinalratö Dr. Zais mehrere Gyps⸗
abgüffe von mittelalterlihen Eapitälen und Orna⸗
menten aus der Et Katharinenfirche zu Oppenheim.
11. Ich komme nun zn den Fäuflichen Erwerbungen
von Alterthümern, womit unfere vaterländifhe Samm-
lung bereichert wurde, Unter den Alterthümern aus der
tömifchen Periode erwähne ih nur:
1) Zwei wohlerhaltene Amphoren 2' 3%," hoch von
hellgelblichem Thon, unten abgeplattet, ftatt der fonft
gewöhnlichen Verlängerung in eine Epige. Sie
wurden nebft mehreren Bragmenten von ähnlichen
Gefäßen, nebft einem mit Relieffiguren verzierten
napfartigen Gefäß von feiner rother Erde, im
Bering des Römercaftelld gefunden. ine diefer
Amphoren war mit einer flarfen eifernen Kette ums
ſchlungen.
2) Eine roͤmiſche Art in Eiſen, von einem Taglöhner
bei Sonnenberg gefunden.
3) Die von verfdiedenen Perfonen angefauften römis
fen Silber» und Brongemüngen, deren ſpe⸗
cielle Aufzeichnung bier zu weitläuftig feyn würde,
— 3 —
weißt das hierüber aufgeftellte Verzeichniß im Eins
zelnen nad).
4) Unter den zur Vervollſtändi gung unferer Sammlung
im Laufe diefes Jahres erworbenen römifchen Gefä-
ben, Geräthen ꝛxc will ich nur noch hervorheben eis
nen mit Blei befchwerten römiſchen Pfeil mit
Widerhaden. Es if die eine von Begetius I
17, unter der Benennung Martiobarbuli erwähnte
gefürchtete Waffe, deren fich befonder& zwei illyriſche
Legionen unter Diocletian und Marimian bebienten.
Soviel mir befannt, tritt hier zum erftenmal biefe
Pfeilgattung über deren Form fo mancherlei Conjekturen
gewagt wurden, in einem deutlichen woblerhaltenen Erems
plar an das Licht, und erfcheint als eine neue und ſchäh⸗
bare Bereicherung der Wiffenfhaft. Ausführlicheres hier⸗
über nebft Abbildung, behalte ich mir bei einer anderen
Gelegenheit vor.
6) Eine bei Gemmerih in der Nähe von Marienfels
in einem römifchen Grabe gefundene ſie ben do ch⸗
tige Broncelampe (4 Zoll 2 Linien im
Durchmefier) mit einem Halbmond über dem
Griff, worauf fieben Sterne in Silber eins
gelegt find. Auch über dieſe hööchſt feltene ger
ſchmackvoll gearbeitete Bronce, welche einen wahren
Schmud unferer Sammlung bildet, muß ich nähere
Beſchreibung und Zeichnung mir vorbehalten.
7) Die fpeciellere Angabe der bei unferen neulichen Aus⸗
grabungen zu Marienfels gefundenen Fingers
ringe (in Bronze und Silver) Schreibgrif—
fel, Haarnadeln in Bein, «darunter eine mit
einem goldenen Knopf) Münzen (in Silber
und Bronze) Nigel, Klammern, Bleirohr,
Heine Thonfigur u. f. w. fammt einer inſtructi⸗
ven und zahlreichen Sammlung von gebrannten
Thonplatten, mit und ohne Legionftempel (zur Un-
terügung wie zum Beleg der heisbaren Zimmerbd-
den) Bekleidungsfteine der Wände, Wärme
leitungsröhren, Berpug- und Mörtels
proben der Wände und Fußböden und dergl mehr,
glaube ich hier übergehen zu dürfen, da fie bei der
demnächftigen Befchreibung der Ausgrabungen felbft,
jwedmäßiger dort ihre Stelle finden.
Unter den mittelalterlicyen Gegenftäuden, welche
wir zu erwerben Gelegenheit hatten, erwähne ich mehrere
Statwetten in Holz, welde von dem ehemaligen Hoch⸗
altar der Kirche zu String »Trinitatid herſtammend, bei
der Reparatur diefer Kirche, zum Verkauf ausgeſeht wors
den waren. Bon einem älteren Altar war nur noch eine
Maria mit dem Ehriftusfind auf tem Arm, 2 Fuß 3 Zoll
hoch, erhalten. — Zu dem fpäteren Altar ( Ende des XV.
oder Anfang des XVI. Jahrhunderts) gehörte:
a) eine Vorſtellung der Trinität; Gott Vater mit dem
abgefchiedenen Ehrifus im Arm, die Taube (h. Geiſt)
fehlt. CBezichung auf den Beinamen der Kirche.)
b) Johannes mit dem Kelch.
©) Geharniſchte Ritterfigur mit Schwert, Schild und
Lanze. (St. Victor?)
Sämmtlihe + Buß 3 Zoll hohe Figuren, den Kunſt⸗
charakter ihrer Zeit repräfentirend, find mit ihrem Farben⸗
anfri und Bergoldung ziemlich gut erhalten.
IV. Unter den durch gefällige Bermittelung des Herrn
Kaufmann Lugenbühl angelauften Münzen find zu
bemerken: mehrere Goldgulden, darunter einer mit ber
Umfcprift: Albertas Dux, auf der Rüdfeite S. Jounnes
Blaptista). Andere mit Ludovic. Rox und Carolus Rex.
Sodann mehrere größere Goldmünzen des Kaiſers Lud⸗
wig des Bayern (1314—1347 ) — Auf der Vorder
ſeite: der Kaiſer auf feinem gothifch verzierten Throne figend,
in der Rechten ein Schwerd, in der Linken einen Schild
mit dem Doppelabler haltend. Umſchrift: Ludowicus
dei gra. romanorum imp. Auf der Rüdjeite: ein mit
Blättern verzierte Kreuz in einem Vierpaß, mit der Ums
ſchriſt: Xro. vincit. Xre. regnat. Xro. imperat,
Auer dem fortgefegten Streben, unfer Mufeum durch
alterthũmliche Denkmale, ſowie ſich eine paſſende Gelegen-
heit zu deren Erwerbung darbot, zu vervollſtaͤndigen, ers
Eannte der Vorftand lange ſchon das dringende Bebürfs
niß, durch Sammlung von leichter zu befchaffenden Gyps⸗
abgüffen das Studium der römiſchen und mittelalter-
lichen Kunftgefchichte wirffamer anzuregen. Es war in
diefer Beziehung, wie die vorigen Jahresberichte nachwei⸗
fen, wohl ſchon Einiges gefchehen, aber die allzugroße Koft-
frieligfeit des Ankaufs ſolcher Abgüſſe trat dem Unters
nehmen hindernd entgegen Das weit vortheilhaftere Abs
formen auf Rechnung des Vereins, wurde nun endlich aus⸗
führbar durch die befondere Qualification eines unferer
fonft bei den Ausgrabungen verwendeten Arbeiter (U. Wed),
welchen durd die uneigennügige Gefäligfeit des Herrn
v. d. Launig, fowie des Herrn Sommer zu Frans
furt, die erforderliche practifche Anleitung zu diefem Ge⸗
— 1 —
ſchäft, auf das bereitwilligſte ertheilt worden war. Man
konnte nunmehr ungefäumt zur Ausführung ſchreiten. An
Stoff fehlte es nicht.
Wir begannen mit der benachbarten Kirche und der
Michaelscapelle zu Kiedrich im Rheingau, welche befannt-
lich einen wahren Schatz mittelalterlicher Ornamentif ent
hält. Zunächft wurden hier die kunftreichen Holsfculpturen
an den Kirchenftühlen in Angriff genommen. Die Flach⸗
relief8 an denſelben konnten mittel Papier, die tiefen
Schnitzwerke befier in Gyps abgeformt werbeu. So erhiel⸗
ten wir eine höchft intereffante Sammlung von 124 Papier⸗
abbrüden fowie von 75 Stüd Gypsabgüffen in den mannig-
faltigften und anſprechendſten Formen, welche ſich behufe
des Austaufches vervielfältigen laſſen. Sämmtliche Holz
feulpturen dieſer Kirche, find von einem audgezeichneten
Künftler Namens Erhard Falkener aus Abensberg
in Bayern gebürtig und zu Gauodernheim wohnend, im
Jahr 1510 gearbeitet. Auf einer großen Rüdwand ei-
ned Kirchenftuhls, nahe am Eingang, hat ſich der Künſt⸗
ler genannt. — In fchön gefchnittener gothiſcher Minus-
kel lautet die Inſchrift:
Diß. Werch. hat. gemacht. Erhart. Salchener.. von Abenf-
perck. uß. beirn wahaft. zu gaw Odernheiw. da man. zalt.
nad. der. gebart. criſti unfers lieben hern. dufet fanf-
hundert, und. sehe. Iar. got. wil fein. gnade. an. unf,. mit.
fparn. wan. mir. unfer. leben, recht. bewaren. und halte
die. sehen. gebst. fo. ſchlecht uns. nit. der. ewig dat. Das
ii Allen. crist. glaubigen. menſche net.
Achnliche Reime wie am Schluß diefer Inſchrift find
auf den meiften Außern Selten (den Border» und Rüde
— 258 —
wänden) der Kirchenſtühle, auf mannigſaltig verſchlun⸗
genen Bändern angebracht. Die Mittheilung derſelben
würde bier zu weit führen. — Saͤmmtliche Ornamente
diefer reich verzierten Kirche, deren Grundriß zugleich von
mir aufgenommen wurde, verdienen eine artiftifche Publis
cation nach genauen Zeichnungen. Ich made nun noch auf
eine treffliche Sculptur dieſes Kuũnſtlers an einem jept zur Aufe
bewahrung von Wachs verwendeten Schrank in ver noͤrd⸗
lichen Sarriftei aufmerffam. Sie befteht aus durchbrochen
gefchnittenen Leiften an beiden Seiten des Schranfe, welche
hinſichtlich der fünftlichen Behandlung und hoben techniſchen
Vollendung, wahre Bewwunderung verdienen. Zu bedauern
iR nur, daß diefe ſchon fehr beſchädigten Sculpturen (eine
Leite ift bereit ganz verfommen) in diefem feuchten Local ih⸗
rem gänzlichen Verfall entgegen gehen. — Bon demfelben
Meifter feinen auch die an der Kanzel der alten Kirche
zu Mittelheim (Winkel) befindlichen Inſchriften ger
arbeitet zu feyn. Davon ein andermal. —
Noch will ic) bei diefer Gelegenheit eine in Holz ges
fgnittene ältere Inſchrift mit einem finnigen Sprud er⸗
wähnen, welde fi) in der oberfien Leifte der mit dem
Wappen der Brömfer von Rüdesheim verzierten Chor⸗
Rühle in der Kirche zu Rüdesheim befindet, — Sie
lautet:
Wed. crist. gepurd. Dusent. vierhundert. jar. und. dar-
nad. in, dem, twenczigfien. jer. hat. meifter. Heinrich
ayfe. von. Wirihflein diß. werd. gemacht. uff. fant
Iacobe tag. Cyeb an. trume. bydit. an. ıumwe. gebe, an,
innikeit. day. fin dry. verlorn. arbeit,
(Liebe ohne Treue, Weichte ohne Neue, Gebet ohne Jnunigkeit
das find drei verlorne Arbeitlen).)
Sonft wurden noch in der größeren Kiebricher Kirche
verfchiedene Reliefs z.B. an den Ehorfühlen x. abgeformt.
um den üppigen Yormenreichthum diefer H 01; feulpturen
im Innern, überfichtlich darzuſtellen. Diefen dürften
fi) fpäter auch die audgezeichnetften der Außern Steinors
namente an der Süd» und Oſtſeite dieſer Kirche, ſowie
der viel befprochenen Michaeldcapelle, in Abgüſſen anfchlie-
fen, wodurch alsdann der ganze plaſtiſche Schmud ver
beiden Kirchen, in ihrer feltenen Mannigfaltigkeit und
Meifterfchaft ſich veranfchaulicht.
Außerdem wurden mehrere Reliefs, nebft einer Büſte
aus der römifchen Zeit in unferm Mufeum abgeformt um
Dadurch geeignete Taufchobjette für die demnächflige Erwei⸗
terung unferer Sammlung vorzubereiten.
Ganz beſonders war auch die Abformung der für Kunſt⸗
gefchichte, Genealogie ıc. fo überaus wichtigen Siegel
des Mittelalters, au welden Her Dr. Ed Melly
von Wien, der Berfafler der oben genannten ausgezeich⸗
neten Schrift über Sphragiftif, uns freundlihft einen
Beitrag fendete, in Augsficht genommen. Hemmniſſe, die
vielleicht fpäter fich befeitigen laſſen, verzögerten bis jetzt
die Ausführung in größerer Ausdehnung, und nur einzelne
Proben aus meiner :Privatfammlung fügte ich den Gyps⸗
abdrüden des Herrn Melly ald Gefchenf bei.
Die mannigfaltige Anwendung des Gypéformens
veranlaßte noch den Verſuch einer plaftifden Dars
ftellung baulicher Ueberrefte des Alterthums.
In einer früheren Generalverfammlung (1847) hatte
- 0 —
ich bei Erwähnung eines für unfere Sammlung erfauften
in Gyps mobellirten alt germanifchen Grabes, darauf hin⸗
gewieſen, wie es fehr ermünfcht und inſtructiv ſey, wenn
Jemand aus unferm Verein den Berfuch übernehmen
wollte, in ähnlicher Weiſe die bemerfenswertheften Gegen»
Rände unferer Ausgrabungen, 3. V. Gebäuderefte, Gräber
x. in plaftifcher Modellirung anſchaulich darzuftellen Die
mechaniſchen Schwierigkeiten, welde fi zumal bei Mor
dellirung der fehr ind Detail gehenden Theile ergeben
mußten, waren zwar nicht gering angefchlagen, indeſſen
war die Wichtigfeit des Ziels, ſchon einen Verſuch werth.
Es fand ſich jedoch Niemand, der eine Probe machen
wollte und fo blieb mir alfo nichts übrig, als biefen als
lerdings ſchwierigen und mühevollen Verſuch ſelbſt zu
wagen.
Die plaſtiſche Darſtellung der intereſſanten roͤmiſchen
Gebäude, welche durch die vor zwei Monaten von mir ges
leitete Ausgrabung bei Marienfels (Amts Rafätten)
am Pfahlgraben, (worüber nachher das Nähere) zu Tage
gefördert worden waren, ſtellte ich mir zur Aufgabe und
habe fie vor wenig Tagen erft, mit Beihülfe unferer fleis
ßigen Arbeiter (Wed und Rehm) vollendet Die Aus⸗
führung in nicht all zu kleinem Mafftab (6 Linien = 1
Fuß) wird zur Darftellung der weſentlichſten Einzelheiten
genügend erfcheinen und ich bemühte mich, mehrere ber
intereffanteften Theile mit möglichfter Treue zur Erkennung
der Innern Etructur — zerlegbar nachzubilden. Das Mo«
dell ſteht nun vor ihnen und ich bitte, biefen erften Ver⸗
ſuch, defien große Unvollkommenheit ich felbft am ſtrengſten
beurtheile, mit Nachſicht aufzunehmen.
Ich gehe nunmehr über: zu den Beftrebungen des Bor-
Randes zur Aufllärung der vaterländifhen Ges
ſchichte, durch Beranflaliung von Localunterfudhuns
gen und erwähne zunächft unfere Ausgrabungen.
Schon im Frühjahr dieſes Jahres war von Herrn Bros
rector Dr. Roffel zu Dillenburg eine YAusgrabung
in der Ruine des alten Schloſſes daſelbſt beantragt und
aus unferer Vereinscaſſe der gewünfchte Eredit bewilligt
worden. Das Ergebniß der Ausgrabung war die Ausräus
mung eine feit 80 Jahren verfchütteten gegen 100 Schritt
langen und 10 Schritte breiten Gewoͤlbes, die „Löwen,
grube” genannt. Im Schutt hatte fich nach dem Bericht
des Herrn Dr. Roffel, außer mehreren fteinernen Kano⸗
nenfugeln, vierfeitigen eifernen Bolzen, einem durch Feuer
fehr befchädigten Helm aus fpäterer Zeit, Brucdhitüden von
SHarnifchen x. nebft mancherlei Scherben und verzierten Ka⸗
cheln ıc. nicht bemerlenswerthed gefunden. Es ließ ſich auch
im Innern diefer Räume nicht von interefianten Alter:
thümern erwarten, da wie Herr Dr. Roffel bemerft,
„Durch die planmäßige durch länger als 10 Jahre hindurch
von 1768 an auf Befehl der Regierung fortgefege Demo-
lirung aller Gebäude und Feſtungswerke alle Gegenftände
von irgend einem Werth als gewiß vorher befeitigt, ans
genommen werben fönnten.” — Wir glaubten daher, die bes
antragte Bewilligung eined weiteren Credits zum Behuf
der Hortfegung diefer Ausgrabung, nicht genügend gerecht»
fertigt, da aus den inmittelft zur Einficht vorgelegten vor
der Zerftörung des Schlofled aufgenommenen geometrifchen
Planen, alle Einzelheiten ver Gebäude fo genau und volls
fändig dargeftellt waren, daß durch eine Yufgrabung dies
— 239 —
fer Räume und Manerrefte nichts Neues aufzufchließen, noch
weniger für die Wiffenfchaft ein belangreiches Ergebniß zu
hoffen war. Immerhin würde jedoch die von Herrn Dr.
Roſſel für die Annalen zugefagte aus Urkunden und
Archivalacten zu liefernde Beichreibung dieſes Schloſſes,
mit Beifügung der vorliegenden alten Pläne und Anfichten
der Gebäude, eine danfenswerthe Arbeit feyn. Bis jept
iſt und indeffen für diefen Zwed noch nichts von Herrn
Dr. Roffel zugefommen.
Sodann find in der Nähe von Wiesbaden unter Lei⸗
ung des Herrn Kihm mehrere römifche Gebäude und
andere Mauerrefte au6gegraben worden, worüber bie vors
liegenden geometrifhen Aufnahmen von ihm gefertigt wur⸗
den. —
Es find nämlich mehrere Mauerfpuren in der Nähe
des Römercaftells bei Wiesbaden unterfucht und namentlich
eine gegen 9000 Fuß weit ſich erftredende Ringmauer in
ihrer Richtung verfolgt worden.
Herr Medizinafrah Dr. ZJais wird Ihnen mündlich,
eine Erläuterung darüber geben, und dürfte die Mittheilung
der Ergebniffe und Abbildungen den nächften Heften vor-
behalten bleiben.
Ich habe Ihnen, meine Herrn, nun noch Bericht zu er-
Ratten über die ganz vor kurzem beendigten Unterfuchungen
der römifchen Gebäude, welche durch die vom Vorſtand
angeordnete Ausgrabung in der Nähe von Marienfels
unter meiner 2eitung zu Tage gefördert worden find.
Ich lege Ihnen hiermit einen von mir aufgenommenen
geometrifhen Plan der Gebäude in ihrem ganzen Zufams
menhang, fowie eine Reihe von Detailgeichnungen der ein
— 240 —
zelnen Räume vor, welche deren innere Einrichtung veran⸗
fchaulichen.
Befonderd lommt mir bei der Erklärung des Einzelnen
das oben fchon vorgelegte plaftifche Modell diefer interefs
fanten Mauerrefte zu Statten und ich bitte, mir durch die
einzelnen Abtheilungen dieſes Gebäudes nad ihrer Reihe
zu folgen. — Der Raum dieſes Heftes geftattet hier nicht
die Mittheilung des fehr ausführlichen Berichtes, welchen
ich daher dem folgenden Hefte vorbehalte.
Ich babe nun noch Ihnen, meine Herren ! Kenntniß zu
geben von den Beftrebungen des Borftandes binfichtlich der
Hortfegung unferer Vereinsblätter, fowie von den
weiter vorbereiteten und begonnenen felbftftändigen Werfen.
Nach längerer Unterbrechung des Druds unferer Ber:
eins Annalen, auf deren durch befondere Umſtände ver:
anlaßte Berfpätung ich weiter unten zurüdfommen, und die
Urfadye derjelben rechtfertigen werde, ift nunmehr daß 1.
Heft des IV. Bandes der Preſſe übergeben worden. Es
wird am Schluß die drei noch rüdftändigen Protocolle
der Scneralverfammlungen nebft dem heutigen enthalten, in
welchem vie Ergebnifie der fo vielfach verdächtigten Thä⸗
tigfeit des Borftandes überfichtlic niedergelegt find, und
dieß dürfte wie wir hoffen, am beften die gänzliche Grund»
lofigfeit der boshaften Angriffe widerlegen.
Um mehrfah von achtbarer Hand und zugefomme:
nen Wünfchen zu begegnen, bat der Vorſtand fich ents
fchloffen, ein in unferem Beſitz befindliches Manufeript von
Hermann Bär „über die Gefchichte der Abtei Eber bach“
ebenfalls dem Druck zu übergeben, wovon wir eine Probe
vorlegen.
— ai —
Dieſes für die Eulturgefchichte des Rheingaus befons
ders fchägbare Werk, wird wegen zu großen Umfangs
(das Ganze dürfte 3 Bände in 8* ausfüllen) nach und
nah, fo wie es die Kräfte unferer Caſſe zulaſſen, in
wangloſen Heften erfcpeinen, und wir hoffen, daß biefe
unentgeltliche Beigabe zu den Annalen, eine wilfom-
mene Erfcheinung für unfere verehrlichen Vereinsglieder
ſeyn werde.
Ebenfo wird gleichzeitig mit diefer hiſtoriſchen Schrift,
eine zu berfelben in naher Beziehung flehende Urlunden⸗
fammlung, nämlich das berühmte Traditions buch der
Abtei Eberbach, Oculus memori® I. genannt, ein Bere
gamentcoder aus dem Anfang des XIII. Jahrhunderte,
welcher die zum Theil im Laufe der Zeit untergeganges
nen Urkunden vom Jahr 1131—1216 abfcpriftlich ent-
hält, veröffentlicht werden. Schon in einem der früheren
Jahresberichte iſt über die Erwerbung, Inhalt und Bes
ſchaffenheit diefer werthvollen Handſchrift einiges Nähere
mitgetheilt worben, worauf ich der Kürze wegen, Bezug
nehme, Der Vorftand glaubte, daß auch die Außere typos
graphifhe Ausftattung, der Wichtigkeit des Werkes ent⸗
ſprechen müffe, und wir fönnen Ihnen bier zur Beurtheis
lung bes Druds und Formats, ſchon ein Probeblatt vor
legen, welches aus einer hiefigen Offizin hervorgegan⸗
gen if.
Ich habe mich nach dem Auftrag des VBorftandes um
fo lieber der Vcarbeitung beider Drudchriften unterzogen,
da das beträchtliche handfcpriftliche Material aus dem
Bodman m'ſchen Rachlaß, mid in den Stand fegt, zur
Vervollftändigung beider Schriften beitragen zu fönnen.
16
WWW
— 242 —
Daß dieſe umfangreichen Werke, deren Publication
ſchon geraume Zeit zuvor vom Vorſtand in Ausficht ges
nommen war, längere Borarbeiten erforderten, ehe fie
dem Drud übergeben werden fonnten, bedarf wohl faum
einer Erinnerung. —
Meine Herren! Die find die Ergebnifle unferer Be⸗
firebungen in den abgelaufenen beiden Jahren. Urtheilen
Sie nun, ob wir die öffentlichen Schmähungen verdien-
ten, womit mehrere fogenannte „active Mitglieder“ uns
ſeres Bereine, unter dem bergenden Dedmantel lichtfcheuer
Anonymität, den Vorftand vor dem inn⸗ und ausländifchen
Bublitum ohne abzulaffen feit dem Anfange bis faft zu
Ende dieſes Jahres herabzufegen bemüht geweſen find.
Wir haben es nicht für würdig erachtet, mit folchen
Männern, deren Abficht klar genug aus allen ihren Ans
griffen hervorleuchtet, und in einen Zeitungskampſ, wie
fie gehofft, einzulafien, da wir den hämifchen Ton, in
welchem fie ihre Polemif zu führen gedachten, ſchon gleich
anfangs in Rro. 27 der Naflauifchen Allgemeinen Zeit.
vom Jahr 1849 Fennen gelernt und den vielgeftaltigen Ur»
beber der meiften Artikel errathen baben, — da wir nur
Shnen, m. H., für unfere Handlungen verantwortlich
find, und in Rro. 34 der Freien Zeit. erklärt hatten, daß
wir in der nächlten Generalverfammlung wie fonft,
nur Ihnen genaue Rechenfchaft ablegen würden, von
der Berwaltung, die Sie unfern Händen anvertraut.
Geftatten Sie daher, meine Herren, daß wir nun,
mehr durch offene Darlegung der entftellten Thatfachen
jenen die Maske der Gleißnerei abziehen, unter welcher
fie nur zu lange ſchon das Anfehen des Vereins, wie bie
Ehre des Borftandes zu untergraben raſtlos ſich beftrebt
haben.
Damit demnach die verehrliche Verſammlung die nos
belen Motive, wie die preiswürbige Tendenz, welche
diefe Maffe verſteckter und öffentlicher Angriffe gegen ben
Borkand und infonderheit gegen den Vereinsſecre⸗
tär bervorriefen, zu beurtheilen im Stande fey, wollen
Sie mir erlauben, auf die erfte Beranlaffung, näms
lich die Generalverfammlung vom Jahre 1845 zurüdzus
gehen, von welcher Zeit an, ſich alle geheimen Intriguen,
fo wie die öffentlichen und anonymen Angriffe in Zeitun⸗
gen und Bereinsfchriften batiren.
Im Voraus bitte ih um Entſchuldigung, meine
‚Herren, wenn ich zu des Vorftandes, wie zu meiner Recht»
fertigung gegen fo viele Anfiagen, vielleicht zu fehr in's
Detail eingebe. Aber es fcheint zum Haren Verſtändniß
der überrafchenden Behauptungen des Hrn. Friedemann
and einer Genoſſen nothwendig, daß ich die fo fehr
entftellten Thatfachen, für deren wahrheitötrene Darftellung
ich einflehe, in der Folge, fo wie fie ſich zugetragen, ohne
Unterbrechung an einander reihe.
Am 38. Mai 1845 erfdien Herr Friedemann,
wenn ich nicht irre, zum erftenmale Cfrüher nie) kurz
vor der Eröffnung der Generalverfammlung (Vormittags
10 Uhr) im Sihungslocal des Muſeums, wo er fi,
(wenn ich feine Worte nicht mißverftanden) an mid mit
der Aeußerung wendete: „er fey durch hohes Staatemini⸗
ſterium beauftragt, hierher gefommen, um einen Bor»
trag über alterthümliche Gegenſtände zu halten, was er
aud) bereitö vor drei Tagen dem Vereinsbirectorium fchrifte
16*
— 4 —
lich angemeldet. Befremdet über die fonderbare Art feines
Auftretens, — über die vorgebrachte ganz ungewöhnliche
Beranlaffung der Erfcheinung des Herrn F., der einen
befonderen Auftrag () ded hohen Staatöminifteriums zu
einem Bortrage erhalten haben wollte, — was bis jeht
noch nie vorgelommen, konnte ich die Bemerkung nicht
unterdrüden, wie ich mich wundere, den Herrn F. in
unferer Berfammlung zu fehen, da ich der Meinung
gewefen, er fey auögetreten. Dieß widerlegte er fogleich
mit Lebhaftigfeit durch die Antwort, „das fey keineswegs
der Hall und er gedenle eben fo wenig Fünftig auszutre⸗
ten.“ Ich Fonnte die Möglichkeit eine Gedächtnißirrthums
nicht beftreiten, um fo weniger, da mir bie in unferen
Bereinsacten wirklich fchriftlich vorhandene Notiz feines
Austritts augenblidlich nicht mehr erinnerlidh war.
Auf feine weitere Trage: wann er zum Vortrag
fommen könne, erwiederte ich, daß mir von einer Anfüns
bigung eines Vortrags nichts befannt und es biöher üblich
gewefen fey, daß nach der Dlittheilung des Jahresberichte,
womit die Sigungen immer eröffnet zu werden pflegten,
die von Mitgliedern angekündigten Vorträge, nach der Reis
benfolge ihrer Anmeldung folgten. Deren feyen mehrere
bereitö notirt, und dann ftehe dem Seinigen nichts im
Wege. Auch über die etwaige Dauer der gedachten
Borlefung Eonnte ich ihm ebenfowenig die verlangte Aus»
funft geben, da ich die Auffäpe der Berfafler nicht ge⸗
fehen Hatte.
Dieß verfegte Hrn. Friedemann in fo große und
leidenfchaftliche Aufregung, daß er fogar die unartige Aeu⸗
Berung fih erlaubte: „das Fönne er nicht glauben, daß der
gefhäftsführende Serretär von einem an das Directorium
gerichteten offiziellen Schreiben nichts wiſſe. Er fehe
deutlich, daß man ihm nicht zum Vortrag zulaſſen wolle,
und er werde fofort fi anf das hohe Staatsminiſterium
begeben, um darüber Befchwerbe zu führen, daß man ihn
am Vortrag feined Wuffages hindern wolle." Damit
machte er in größter Hihe Anftalten zum Weggehen.
So fehr mich das höchft Unſchiclliche und Beleidigende
feines geäußerten Zweifels an meiner verficherten Unkennt⸗
niß von feinem Schreiben inbignirt hatte, fo wiberholte
ich doch ganz ruhig meine Behauptung, mit dem Anfügen,
daß er bald ſelbſt Gelegenheit finden werde, ſich von
dem gänzlichen Ungrund bes Berbachtö bei dem Herrn
Vereinsdirector perfönlich zu überzeugen. Bon meiner
Seite ſtehe übrigens fo wenig irgend etwas feinem Vor⸗
trag entgegen, daß ich fogar bereit fey, meinen Jahres⸗
bericht moͤglichſt (bei der Vorleſung felbft) noch abzufürs
zen, nm ihm nad; Beendigung ber früher angemelbeten
Abhandlungen, die erforderliche Zeit für den Vortrag der
feinigen zu verfchaffen. Zu einem Weggehen wegen ver-
meintlicher Zurüdfegung , liege alfo durchaus fein Grund
vor und möge er es alfo vorerft wenigſtens abwarten, ob
er nicht noch zum Vortrag gelangen werde.
Ueberbem trat der Director des Bereind Herr Regie
rungspräfident Dr. Möller perfönlih ein und unter
deffen von einem Diener mitgebrachten Acten, fand fi
das wahrfcheinlich durch Zufall verfchobene Schreiben des
Hrn. Friedemann — noch uneröffnet.
Ich war volftändig gerechtfertigt, ohne daß jedoch Hr.
— — — — — — —— —
Briedemann eine bepjalifige Eutſchuldigung für ſchicklich
erachtet hätte.
Nach Eröffnung der Eigung durch den Herrn Ber-
einsdirecter, trug ich, wie gewöhnlich, meinen Jahresbericht
vor, und Ffürzte denfelben während der Borlefung, meiner
Zuſage gemäß, auf Unloſten des Stoffs fo fehr ab, daß
nach den kurzen Borträgen einiger Bereinsmitgliever, Hr.
Friedemann noch zur Berlefung feines Auffages, wie zur
Borzeigung verfchiedener aus dem Archiv zu Idſtein mit-
gebrachter Seltenheiten gelangte.
Dur diefe gewiß nicht ſchuldige Aufopferung und
Zerſtückung meines eigenen Bortragd zu Gunſten des
Hrn. Briedemann, glaubte ich denfelben völlig zufrieden
geftellt, ja wegen der Aeußerung feines Zweifel — bes
fhämt zu haben. — Darin irrte ih mich jedoch, denn
bald nachher fand ich zum Dank für damalige Gefäl-
ligfeit, in der von ihm herausgegebenen Zeitfchrift für
bie Archive Deutfchlands, 1847, im 1. Heft S. 35 den
obengebachten Bortrag des Hrn. Friedemann abgebrudt
und in der Note * die falfche Angabe: „der geichäftsfüh-
„ende Secretär Habel ſchien Anftände gefunden zu
„haben, fey es für die Aufnahme feines befonvderen Vor⸗
„trage Cin der Generalverfammlung v. Jahr 1845) ober
„für regelmäßigeres Erfcheinen der Hefte.”
Durch diefe öffentliche wahrheitöwidrige Angabe erfuhr
ich zuerft, daß jener Auffag eingefendet und zur Auf⸗
nahme in die Annalen beftimmt geweſen fey.
Wäre ed dem Hrn. Friedemann aufrichtig darum zu
thun geweien, zu erfahren, ob der von ihm nad) feiner
Uingabe eingefendete Vortrag wirklich an mich abgege⸗
- m —
ben ober defien Aufnahme verweigert worden fey, fo
konnte er leicht bei Herrn Regierungsrevifor Wedert
mit welchem er über mandjerlei Dinge correspondirt hatte,
fi die Gewißheit verfchaffen, daß bieß nicht der Fall
war und daß biefe Abhandlung ein ganzes Jahr na
ihrer Publication zum erfienmal mir zu Gefichte fam.
Ob es ehrenhaft fey, einen fo unbegründeten Vorwurf ohne
Unterfuhung binterlifiig und leichtfertig im bie Welt zu
ſchleudern, überlaffe ich Andern zur Beurtheilung.
Ich fand es nicht der Mühe werth, dieß in einem
befonderen Zeitungsartikel zu rügen, in ver Meinung, ich
werbe fpäter feine Beranlaffung finden, den Hrn. Frieder
mann auf gleichen Unmwahrheiten zu ertapper.
In der darauf folgenden öffentlichen Sigung bei der
vorigen Generalverfammlung vom 23. September 1847
(die Berfammlung des Jahres 1846 hatte wegen Berhins
derung des Herrn Directors nicht Gtatt,) war Hr. Bries
demann wieder erſchienen, ohne daß er einen beabſich⸗
tigten Vortrag weder bei dem Vereinsdirector Herrn
Präfidenten Möller, noch bei mir angemeldet hätte, fo
daß mir num die Sorge oblag, die den Vorträgen gewid⸗
mete Zeit, allein auszufüllen. Hierzu bot auch der feit
zwei Jahren angehäufte Stoff fo ausreichende Mittel, daß
ich von meinem faſt dreiftündigen Vortrag auf die Erin
nerung meines Herrn Rachbard (des Borftandömitglieds
Herrn Str.) noch manches abfürgen oder ganz weglaffen
mußte, um die demnähft vorzunchmende ftatutenmäßige
Vorſtandé wahl nicht allzu lange zu verzögern.
Das Ergebniß derfelben zeigte, daß die biäherigen Bor»
flandsmitglieder (mit 16, 18 und 19 Stimmen) beftätigt
und Herr von Gagern mit 11 Stimmen nen in ben
Vorſtand berufen war *). Auch dem Hrn. Briedemann
waren zwei Stimmen zu Theil geworben.
Bei fchon allzuweit vorgerüdter Zeit wurde, da Nie-
mand das Wort oder die Znlaffung zum Bor-
trag begehrt hatte, die Sigung kurz vor 2 Uhr ger
geſchloſſen und Hr. Friedemann entfernte ſich im fichilicher
Unzufriedenheit mit einem Actenfas zikel, der, wie man
mir fagte, zum Vortrag beftimmt geweſen feyn ſollte.
Dieb war der gemame Hergang der Sache, den ich
deshalb fo ausführlich mittheilen zu müflen glaubte, da
Hr. 5. hieraus die Beranlaffung nahm, gegen mich allent-
halben die gehäffige Beſchuldigung der verweigerten
Aufnahme feiner erften Abhandlung in die Annalen, fowie
den Vorwurf der abfichtlichen Hintertreibung feines
beabfichtigten Vortrags in der folgenden Generalverſammlung
(1847) zu erheben.
In diefem Sinne motioirte namentlih Hr. &. die Urs
fache des Grfcheinens feiner beiden Auffäge in den Heſſi⸗
ſchen Vereinsblättern. — Mag Hr. 8. anfangs auch ges
glaubt haben, durch die willführlihe Ausdehnung meines
Jahresberichte fey fein Vortrag verhindert worden, fo
©) Here Begierungspräfitent Möller als Director mit Tämmts
hen. 220er. en... 19 Gtimmen,
1) als Vorſtand Herr von Breidbad mit 19° „
2) Herr Medicinalrath Dr. Zais mit . . 9 u
8) „ 'D.% G. Bath Gtrobelmit.. BE
4) „Archivar Habel mit. . 0... BB „u
5) „ Baumeiftee Kihmmit ....16 „
6) „Sekh. degat. Eich, ehe. v. Bagern 1 „
- 1 —
Hatte er Gelegenheit, ſich auf der Stelle von dem Ungrund
feiner Bermuthung bei dem Herrn Vereinsdirector felbft
zu überzeugen, der ihm gefagt haben würde, daß mir
eben fo wenig eine Andeutung von feiner beabſich⸗
tigten Vorlefung durch ihn gegeben war, wie von eis
nem das Jahr zuvor an das Bereinsbirectorium gelangten
Anmeldungefcpreiben. Allerdings hatte Hr. F. was wir
leider! erſt mach biefer @eneralverfammlung zufällig er»
führen, in einem an ben Borfland gerichteten Schreiben
vom 26. März 18406 bereits einen Vortrag angekündigt.
Diefes Schreiben gelangte indeſſen nicht zur Kenntniß des
Borftandes, entweder weil in biefem Jahr (1846) eine
Generalverfammlung nicht gehalten wurde, ober der Herr
Bereinsdirector, gewiß in guter Abficht, Anftand nahm, eine
Zuſchrift mitzutheilen, welche durch die mit ſolcher Drei⸗
figfeit vorgebrachten unmwahren und beleidigenden Aeuße⸗
rungen, bie gerechtefte Entrüftung hervorgerufen haben
wärbe.
Ich erlaube mir, Ihnen, meine Herren, diefes Acten⸗
füd nach dem Original mitzutheilen, *) welches fih in
®) An ben verehrlichen Vorſtand bes Vereins für Raffauifche Als
terthumekunde unt Geſchichtsforſchung in Wiesbaden.
Auf hohe Miniferiafrefolution vom 9. April
1845, die Mitwirkung ber Herzoglichen Ars
chive bei dem hiſtoriſchen Vereine, insbefons
dere Vorträge bei ben jährlichen Generalver⸗
ſammlungen betreffend.
„In Zolge der Hohen Minifkeristsefolution hielt der Uns
terzeichnete im verwichenen Jahre einen folden Vortrag und
zeiste allerlei darauf bezägliche archivaliſche Merkwürdigkeiten
einem nach der Borflandöfigung am 23. September 1847
von bem Herrn Präfiventen zurädgelaffenen Gonvolut von
Bereinspapieren fand, und welches wir zu meinem Bes
dauern zufällig erft drei Tage nach der Generalverfamms
lung (1847) zu Geſicht lam, woburd mir bie Gelegenheit
entging, biefe Unwahrheit in ver öffentlichen Sigung zu
rügen.
Aus dem eben gedachten Anmeldungeſchreiben lernten
wir denn auch den Gegenſtand der von ihm beabſich⸗
tigten nachmals anderwärts veröffentlichten Vorleſung
nur zu fpä&t fennen.
vor. Das verehrlihe Disectorium nahm biefen Wortrag bei⸗
fällig auf.
Auch in dieſem Jahre der Unterzeichnete zu einem
ähnlichen Vortrage erbötig. Nur wunſcht er dabei bie Ans
fände, welde Herr Vereins⸗Secretär Habel, Ratutens
widrig im vorigen Jahre dem perſonlichen Grfcheinen des Uns
terzeichneten in fo auffallender Weile entgegenftellte,
daß Reclomationen (21) dagegen erhoben werden mußten, des
ven Begründung dem verehrlichen Divetcorium hinlänglich bes
kannt if.
Zur Befeitigung diefer Anftände und genau nad) bem Ins
Halte der hohen MWinifterialsRefolution, weiche beflimmt, daß
dem Borftande feiner Zeit eine vorläufige Anzeige deßhalb zu
machen fei, ermangelt der Unterzeihnete auch in biefem Jahre
nicht, dem verehrlichen Worftande dieſe Anzeige hierdurch zu
machen und eine gefällige Rücäußerung darüber fi zu ers
bitten, ob gegen einen diesjährigen Bortrag An Kände obmalten.
3u näherer Grwägung wird hinzugefügt, daß der Bor⸗
trag nicht länger als eine halbe Stunde dauern wird, und
daß er die Grläuterung der biöherigen Wilbniffe des deutſchen
Kaifers Adolph von Raffau betreffen fol, unter volftändiger
- 3 —
Wenn in diefem Schreiben von „Ratutenwidrigen Ans
Ränden“ die Rede ift, welche ich feinem perfönlichen Er⸗
ſcheinen entgegengefegt, fo werden Sie, m. H, nun wohl
bereits aus ber einfachen Erzählung des Hergangs bie Ueber⸗
zeugung gefchöpft haben, daß meiner Sets die Aeußerung
des Befremdens über die auffallende Weiſe feines Auftre-
tens fehr natürlich war, daß dagegen ein wirklicher Ans
Ramd gegen fein Dableiben keines weg s erhoben, fons
dern fogar die Abhaltung feines Vortrags durch Abkür⸗
sung des meinigen felbft begünftigt wurde — wofür Hr.
8. mir bald hernach in öffentlichen Blättern nach feiner
Weiſe dankte.
Daß die angeblich „erhobenen Reclamationen“ nicht zu
meiner Kunde gelangten, bebaure ich, da abfichtliche Ent⸗
ſtellungen nicht ohne derbe Abfertigung geblieben wären.
Ich fahre in der Darfiellung des Thatſächlichen fort.
Borzeigung berfelben und mit befonderer Beziehung auf die
perfönliche Gharakterikit, welche im Jahr 1845 Gegenſtand
mehrerer Grörterungen von Geiten außwärtiger Gelehrten ges
worden ift.
Da bie Borzeigung der Wilbniffe einigen Apparat erfors
dert, welcher vorher zufammengebradht werben muß, was aber
auf Koften der ArchivsRaffe gefchicht, fo ergibt ſich die Bil⸗
Ugteit des Wunfches für eine gefällige beftimmte Rüdäuserung,
ob ber Bortrag zugelaffen werden fol oder nicht, wohl
von felbft ſchon ais hinreichend gerechtfertigt.
In ausgezeichneter Dochochtung empfiehlt fid zu freunds
licher Geneigtheit
Softein, den 26. März 1846.
Der Herzogliche Archiv s Director
Oberſchultath Dr. Griedemann.“
Seit der Iepten Berfammlung, (September 1847,) in
welcher das Ergebniß der Vorſtandewahl feiner Erwartung
ſo wenig entſprach, (S. die Note zu S. 248) ſchienen
die ſchon länger vorbereiteten eigentlichen Plane des
Hm. 8. fih immer deutlicher zu geflalten, — wie der
Verſuch der Berwirflichung zeigte.
In einer bald nach dieſer Generalverſammlung abger
haltenen Vorſtandsſizung am 4. November deſſelben Jahr
tes wurde nämlich von dem Bereinsbirector Herrn Regie
rungöpräftdent Dr. Möller, außer andern eingelaufenen
E reiben und Literalien, eine Erklärung des Herrn Ober
ſtallmeiſters Freiherrn v. Breidbach (d. d. Heddernhein
den 9. October 1847) mitgetheilt, worin derſelbe als Ant⸗
wort auf bie ihm notifizirte Wiederwahl in den Vorſtand,
auf die Annahme verzichtet, und ſtatt feiner — den Herrn
Archivdirector Friedemann ald Borftandsmitglied
proponirt. — Diefer Vorfchlag wurde auch von dem
Herrn Bereinsbirector lebhaft unterftügt, jedoch vom Vor⸗
Rand abgelehnt, da biefer ſich nicht für befugt adhtete,
wumal gegen den in der Generalverfammlung durch bie
Abftimmung deutlich genug Fund gegebenen Willen der An-
wefenden, (Hr. F. hatte, wie oben bemerkt, nur 2 Stim⸗
men) benfelben ohne weitere® in den Borftand zu
berufen, was nach den Gtatuten nur allein ber Gene⸗
ralverfammlung zuftand.
Im diefem, dem Hrn. F. befannt geivordenen, wahr⸗
f&heinlih unerwarteten Ablehnungs- Beſchluß dürfte
wohl der Schlüffel zu all den maßlofen Anfeindungen zu
finden ſeyn, wodurch er in Verbindung mit mehreren für
feine Projecte empfänglichen Genoſſen, feinem unverföhnlichen
Groll gegen den Borftand, unter dem Aushängefchild „pas
triotifcher Vorſchlage zur Börderung des Vereins“ feit
dem Anfang dieſes Jahres in einer Reihe von Zeitunge-
artifeln Luft macht.
Ich kann Ihnen nicht zumuthen, meine Herren, alle
die zablreichen gebrudten Artifel, womit mehrere foger
nannte „active" Mitglieder unferes Vereins, den Borfand,
hauptfächli den gefchäftsführenden Serretär überfchüttet,
aud nur in einem furzgen Auszug nochmals vorzuführen.
Sie find befannt genug und die anonymen fowie einer
der genannten Berfaffer haben zur Erreichung ihres Zweds
fein Mittel verfäumt um dur mögliche Berbreitung
in der mannichfaltigften Form, bald durch wiederholte
Hinwelfung in andern Blättern, bald durch eifrigfte
Verfendung der Ertraabzüge au ihre Correöpondenten
und auswärtige Vereine, bald durch Wiederabdruck der
Zeitungsauffäge unter befondern Titeln, die beabfichtigte
Wirkung noch zu erhöhen.
Indem ich mir erlaube, Ihnen zuerſt eine allgemeine
Ueberficht jener Bublicationen nach chronologifcher Folge
mitzutheilen, zur Beurtheilung der außerorbentlichen Mühe,
welche die meift ungenannten Verfaffer — natürli nur aus
„reinfter Abficht“ und lediglich aus „Liebe für die
Börderung des Vereine“ fi gegeben, werbe ich mid
darauf befchränfen, das edle Ziel, was dieſelben damit ers
firebten, unter den Hauptgefichtöpunften zufammenzufaflen.
Die erfle noch leife Andeutung biefer „reinen Abſicht“
erfchien im Jahr
1) 1846 im 1. Heft der Zeitfchrift für die Archive
Deuiſchlands vom Herzogliden Archivdirector und
Oberſchulrath Dr. Traugott Friedemann zu Id⸗
fein S. 38 unter der ſonderbaren Ueberſchrift:
„die Mitwirkung der Herzoglich Rafjauis
fchen Archive zu ben Arbeiten und Zwecken
des Bereind für Raffauifche Alterthumsblunde
und Gefchichtöforfchung.“
Ihm folgte zu Ende des Jahres
3) 1847 von bdemfelben Berfafler ein zweiter Anf⸗
fag unter gleicher Weberfchrift als beſondere
Gelegenheitöbrochüre zur Beyer des 50 jährigen
Amtsjubiläumd des früheren Vereinsdirectors Hrn,
Regierungspräfidenten Dr. Möller.
Es war dieß der in voriger Generalverfanms
lung von Hrn. F. beabfichtigte Vortrag, welcher
nah defien Angabe durch meinen — mit lange
weiligen und ermübenden Details ungebührlich aue-
gedehnten Jahresbericht abfichtlich CR) Hintertrieben
worden feyn follte.
Wir fehen fovann im L Heft des VL. Bandes der
Darmftädter Bereinsblätter befonderen Bezug dar⸗
auf genommen und den Empfang der von Hra.
%. für die dortige Vereinsbibliothek überjen-
beten Eremplare angezeigt.
Gegen da6 Ende des Jahres
8) 1847, 2. Rovember, finden wir zum erfienmal ein
entſchiedenes Auftreten gegen den Berein in Zei⸗
tungen.
Die Nr. 1235 der Heidelberger Deutfchen Zeit.
(von Gervinns revigirt) bringt uns ben er⸗
flen aus dem Naſſauiſchen ++ Artikel diefer Art,
ohne Nennung des Verfaſſers.
4) 1848. Das Jahr 1848 ſchien dem leicht zu erlen⸗
nenden Einſender jenes Artifeld nicht geeignet,
feine Berdienfte in befondere oͤffentliche
Erinnerung gu bringen.
Dagegen betritt der verfappte Anonymus ans
geblih mit Gehülfen ſchon zu Anfang des güns
fiigeren Jahres
5) 1849 in mehreren fortlaufenden Auffägen der Raff.
Allgem. Zeitung den Kampfplag in ben viel bes
fprochenen fogenannten „Borfchlägen zur Förderung
des Vereins ıc. abgefaßt von activen Mitgliedern,“
woranf ich fpäter zurüdfommen werde.
6) 1849, Anf. Januar, werden diefe „wohlgemeins
ten nur in reinfter Abſicht verfaßten und in
mildefter Form veröffentlichten Vorſchlääge der
activen Vereinsförderer“ bald darauf zum
Behuf größerer Verbreitung nochmals in Octav
unter -obigem Titel als ein beſonderes Schriftchen
von 16 Seiten wieder abgebrudt, vielfach ci⸗
tirt und allenthalben verbreitet.
Nun folgt Schlag auf Schlag eine ganze
Reihe von Zeitungsartifeln und zwar :
7) — %. Januar — in Rro 17 der Breien Zeitung
ein Artifel, bezeichnet mit: „E, der Berein für
Naſſauiſche Alterthumskunde.“
8) — 24. Januar in Nro. 20 deöfelden Blattes ein
weiterer Artifel mit der Bezeichnung: „S$ der
Raffauifche Berein für Alterthumskunde.“
Ein fo ſchnell auf einander folgende® feind-
liches Auftreten gegen den Bereinsvorftand fonnte
nicht ganz ohne Erwieberung bleiben. Es ers
ſchien in demſelben Blatt Nro. 20 eine fehr ges
mäßigt gehaltene Erklärung (ohne Namen ) worin
unter andern ganz kurz daranf hingewiefen wird,
daß dergleichen Befprechungen nicht in die Freie
Zeitung, fondern in bie bevorftehende Generals
verfammlung gehörten, wo der Borftand, der
ſolche Erörterungen nicht zu ſcheuen habe, ſich
rechtfertigen werde ıc.
Die vereitelte Hoffnung eines beabfichtigten
Zeitungsfampfes fcheint vermuthlich den Führer
der Activen In die leidenfchaftlichfte Aufregung vers
fegt zu haben, denn bereits
9) 1849, 1. Februar, erfcheint in Nro. 27 der Nafl.
Allgem. Zeitung unter der Abtheilung: „Sprech-
faal für Stadt und Land” ein Aufſatz, bezeichnet
mit O „der Berein für Raffauifche Alterthums⸗
funde x.“ mit dem Motto: facta loquuntur,
woraus man binlänglid) den würdigen Ton fen»
nen lernt, in welchem die „activen Mitglieder“
ihre gehoffte Zeitungspolemif zu führen gedachten,
Die inländifhen Blätter genügen den edlen
„Activen« nicht mehr, denn ſchon
10) — 20. März, tritt Hr. Fr. öffentlich im Archiv
des biftoriichen Vereins zu Darmftadt (VI. 8.
1. Heft) im Borwort zu einer Abhandlung über
den Königefundragau mit feinen Anflagen gegen
den Bereindfecretär auf, worin er namentlich auf
- m —
aufalle feine früheren Angriffe gegen den Vorſtand
in der oben erwähnten Publication hinweißt, das
mit auch die übrigen Vereine Deutſchlands, mit
welchen der Heſſiſche in Verbindung ſteht, fi
ein recht günftiges Urtheil über unferen vas
terlandiſchen Berein bilden Finnen, — natürlich
Alles — „aus reinfter Abſicht.“
Mit diefen vervienfivollen Bemühungen um bie
Hebung bed Bereinsvorftandes, Hauptfächlich des
Serretärd in der Achtung des Auslandes, —
Führt Hr. Br. fort, zuleht
11) 1849, October, In Rro.15 ber Hefl. Period. Blätter.
Nun folgt wieder im Beiblatt der Rafl. Allg.
12) — 13. Mat, Rro. 113 (des Wanderers) ein Artifel
mit der Ueberfchrift: zur @efchichte des deutſchen
Kaifers Adolf von Raflau.
Berner:
13) — 24. Juli in Rro. 173 des Wanderer, unter
der Ueberſchrift: Literatur. + Wobllbungen von
Alterthümern des Mainzer Mufeumb,
Dann:
14) — 30. September, Nro. 232 des Wanderers
(Raſſ. 9. 3.) mit der Ueberfchrift: Literatur.
Zur Naſſauiſchen Landesgeſchichte.
Ferner
15) — 25. October von Nro. 253—262, in demſelben
Beiblatt (Wanderer) der Naſſ. A. 3. ein durch
10 Nummern laufender Auffag des Hrn. Fr.:
* Zur Raffauifchen Landesgeſchichte. Die Archive
der Raffauifchen Klöfer. —
17
Nun tritt wie es ſcheint ein anderes und ned
unbefanntes wohlwollendes active® Mitglied unter
der Berfappung eines Kunſt⸗ und Geſchichte⸗
freundes* im oftgenannten Belblatt (Wanderer)
auf, gegen das Ende
16) 1849, 20. November, Rro. 278 — 282 in einem durch
5 Nummern laufenden Aufſaß mit der Ueberſchrift:
„Wünſche für erweiterte Wirkſamkeit der Geſellſchaft
„von Freunden bildender Kunſt im Herzogih. Raſſan,“
in welchem er mit Wiederholung des ſchon vielfad
varriirten Themas und Friedemann’fcher Mitthei⸗
lungen, unfern Berein als — „faum mehr eri-
Rirend und in voller Wuflöfung begrif-
fen”! — bezeichnet.
17) — Erndpdlich erichien in dieſen Tagen noch in dem-
felben Blatte ein Artikel, worin die betriebfamen
„Activen? wegen ihrer befannten Verdienſte um
den Berein, bei der beworfiebenden Borſtaudo⸗
wahl die Blide auf ihre eigene höchſt würbige
Perſon leufen zu wollen feinen. — Dieb iR
das Endjiel ihres ganzen Strebens. — Sch gre
tulire im Voraus zum glüdlichen Grfolg.
Dice, meine Herren! find die und bis jeht zugefommenen
Zeitunge- und andere Urtifel, der allerdings [ehr activen
Vercintglieder, worin unſere Bereinsangelegenbeiten bald
vorübergebend oder als befonderer Gegenfland ber Erörterung
in größerer oder geringerer Unsführlichfeit beſprochen find;
wuiammen gegen 17—18 Urtifel, welche darch etwa 30
Zeitungenummern fh fortipinnen — Alles innerhalb biefed
Jahres — Ales mur ans reinfter Hblicht, wie in mil
deſter Form verdffentlicht zur Foͤrderung des
Bereins! — Vielleicht macht uns die viel erprobte Güte
der belobten „Metiven" noch mit mehreren bekannt, bie
und entgangen fin, ober anderer, welche mit ſolch preißs
würbiger Rüprigfeit in und unbefannten Kreifen verbreis
tet wurden.
Sch lege fie hier nieder zum ewigen Gebächtaiß! diefe
glänzenden Beweiſe ihrer patriotifchen Thätigfeit für bie
Bereins wede. — Wan wird gefiehen müflen, daß ein
ſolches Auftreten inländifcher Bereinsmitglieder gegen
ein vaterländifches Infitut, wohl in allen Deutfchen Lane
den ganz ohne Beifpiel ift.
Ich lann nunmehr zur kurzen Beleuchtung einzels
ner Artifel ſelbſt übergehen.
Bereits oben habe ich hachgewieſen, daß die in der
Note * zur Zeitſchrift für die Archive Deutſchlands vom
Jahr 1846 von Hrn. Fr. veröffentlichte Notiz, wonach er mich
namentlich beſchuldigt, die von dem Herrn Präfidenten
Möller gewünſchte Aufnahme feined Vortrags Cin ber
Generalverfammlung vom Jahr 1845) Unftände entges
gengefept zu haben, auf einer leichtfertigen Entſtellung
befannter Thatfachen beruhe, ba mir fein Aufſat erſt
ein ganzes Jahr nach dem Aborud in obiger Zeitfchrift,
wur Begutachtung wegen der Aufnahme desſelben für uns
fere Annalen, zugeftellt wurde, wodurch fich alfo das et-
waige Anfinnen eines nochmaligen Abdruds ohnehin
ganz von ſelbſt erledigte. Weitere von Hrn. F. zur Aufs
nahme eingefendete Wuffäge habe ich nicht gefehen.
Der zweite unter demfelben Titel „Mitwirkung ber ,
Naſſauiſchen Archive x. gedrudte Auffap des Hrn. F., wel
17*
cher den gleichfall6 oben erwähnten in der Generalverſamm⸗
lung von 1847 nicht zum Bortrag gefommenen Aufſatz
enthält, ift mir zu etwa beabfichtigter Aufnahme in unfere
Bereinsfchrift, eben fo wenig zugefommen und ich habe den
befonderen Abdrud nicht zur Hand, um etwaige unrichtige
Specialitäten berichtigen zu fönnen.
Im Allgemeinen bemerfe ich nur, daß die in dem Vor⸗
wort zu einem in den Darmflädter Vereinsblättern VI.
Bd. 18 Heft abgedrudten Aufjap „über den Kunigeſundra⸗
gau" angedeutete abfichtliche Hintertreibung des Bor-
trag6, eine grobe Unwahrheit ift, wie ih oben fchon durch
Vorlage der thatfächlichen Begebniffe in der vorigen Ge⸗
neralverfammlung,, der firengften Wahrheit gemäß, nach⸗
gewiefen. Auch in der Note zur Rro. 253 des Wande-
rerd von 1849 find diefe eben gerügten Unwahrbeiten von
Hrn. F. wiederholt.
Sch gehe nun über zu dem Auftreten des Hrn. Er. in
den Zeitungen.
Der erfie und befannt geivorbene anonyme Zeitungs⸗
artifel in Nro. 125 der Heidelberger Deutfchen Zei⸗
tung vom 2. November 1847 if vielleicht in unferm
Lande wenig befannt geiworden ; ich erlaube mir daher ei-
nige unfern Berein betreffenden Stellen daraus mitzutheilen.
Nach einer Lobhubdelei über die von dem H. Minifter
von Dungern angeblidy bewirkte Wiedergeburt und Ver⸗
jüngung des naturforfchenden Vereins — fteuert der Einfen-
der fogleich auf unferen hiftorifchen Verein los, über den
er nach einer Xobfpendung über früher entwidelte Thä⸗
tigfeit, fich folgendermaßen äußert:
„Seit längerer Zeit iſt fein Heft der Annalen erfchier
„nen und bie zahlenden Mitglieder des Vereins fras
„gen verwundert nach der Urſache biefed Schweigens.
„Behlt es an Stoff zur Mittheilung? Haben die Nach⸗
„grabungen Nichte ergeben? Oder find die roͤmiſchen
„Baufteine der einzig würbige Gegenſtand der Vereins⸗
mthätigfeit ? — Wer der vorlegten Gigung der Ges
ſellſchaft bewohnte, weiß, daß es und im Naffauifchen an
„Stoff zu hiſtoriſchen Forſchungen nicht fehlt. Das
„Land hat ſchöne Summen hergegeben um die Archive
„nugbar zu machen; an ben hiforifchen Verein ſtellt ſich
„nun die Yufgabe, hierauf dankbar einzugehen.” Sodann
räch der Verfafler nicht nur die römifche Zeit, fondern ſo⸗
gar die der neueren Gefchichte in das Gebiet feiner
Thatigkeit zu giehen, und ſchließt mit Klagen „über das Hin⸗
neigen des Volls zu einem Radicalismus, welcher wie es
heißt: unempfänglich macht für die Keime organifcher
„Geſtaltung, wie denn auch oft leider von obenher
„beftructive und organiſch fortbildende Beſtrebungen nicht
„gehörig unterſchieden werden.”
Wer erkennt nicht auf den erften Blid den Berfafler
an der aus angeborener Beſcheidenheit hervorgegangenen
Bemerkung: daß hauptfählih in der „vorlepten“
Eigung, nämlih im Jahr 1845 Stoff zu Forſchungen
geboten worden fey, in welcher er, wie er durch feine An⸗
frielung zu erfennen gibt, den viel befprochenen und von
ihm ſelbſt publicirten Vortrag gehalten. Die darauf fol-
gende Generalverfammlung des Jahres 1847 bei welcher
er ebenfalls perfönlih anmwefend, jedoch wie oben ers
wähnt, nicht zum Vortrag gelangt war, ignorirt er
gänzlich und ſcheint den fernen Kreifen des Publifums im
— 1 —
Ton der Verwunderung durch ſeine Frage angenommener
Unwiſſenheit und Zweifels glauben machen zu wollen,
„die Nachgrabungen hätten nichts ergeben,” obwohl gerade
bie überreichliche Vorlage der Ergebniffe unferer Vereino⸗
thätigfeit 5. B. der Mittheilung von fünf geometrifchen
Aufnahmen, Zeichnungen unterfuchter römifcher Bauüber-
vefte xc. über die er freilich fich wegwerfend äußert, ſowie
andere im Sahreöbericht mitgetheilte Einzelheiten — ihn
durch die alleinige Ausfüllung der Zeit, an jener angeb⸗
lich beabfichtigten Borlefung verhinderten.
Das muß nun der Bereindvorftand entgelten.
Ich erwähne hier nur, mich alles Urtheils enthaltend,
dieß feine Stüdchen abfidhtlicher Verdächtigung gegen
beffered Wiflen, um die Mittel, wie die Tendenz fpäs
terer Publicationen zu bezeichnen, womit der ritterliche
Anonymud den nachherigen Hauptfeldzug in den in«
ländifchen öffentlichen Blättern, wie in auswärtigen Ber:
einsfchriften, gegen den Borftand mit mafienhafter Entfal-
tung großartiger Streitkräfte zu Anfang dieſes Jahres er-
öffnet.
Die ganze vorhin genannte lange Reihe von Zeitungsars
tifeln die ich Ihnen, m. H, oben bereitd überfichtlidh zum
Meberblid der Befammtmaffe vorlegte, nach ihrer Folge in
allen Enzelheiten beleuchten zu dürfen, wage ich nicht
von Ihnen zu erbitten. Ihre Geduld würde, ich geftche
es, auf eine allzufchwere Probe gefegt werden und fchon
beforge ich, zu weitläufig geworden zu feyn.
Sch will daher, die einzelnen Artikel übergehend, mich
zu der Flugſchrift von 16 Octavſeiten wenden, aus welcher
— 8 —
Hauptquelle alle fpäter erſchienenen Artikel größten⸗
theils und nur in verſchiedener Färbung gefloſſen find.
Mit dem Anfang dieſes Jahres erſchienen alfo wie
oben bemerft in der Raflauifchen Allgemeinen bie:
„Borfchläge zur Förderung des Vereins für Ale
tertbumöfunde x. abgefaßt und veröffentlicht von
activen Mitgliedern des Vereins,”
die bald nachher zum Behuf noch größerer Verbreitung
und leichterer Verfendung ind In» und Ausland noch⸗
mald in Octavform unter obigem Titel in der Schellen«
berg’fchen Hofbuchbruderei 1849 in anfchnlicher Zahl von
Eremplaren wieder abgedrudt worden.
Bei der großen Verbreitung derjelben durch rührige
Bemühung der genannten „Activen,“ wenn aud der
eigentliche Berfafler und Urheber leicht zu errathen if,
darf ich die genaue Bekanntſchaft mit dem Juhalt diefer
noch gar oft von ihnen ſelbſt citirten „Brocdhüre auf 16
Octavſeiten“ vorausfegen, und es dürfte wohl genügen,
wenn ich dad Wefentliche unter mehreren Hauptrubrifen
zuſammen faſſe, um die Einzelheiten beſſer beleuchten zu
koͤnnen.
Der Inhalt möchte nämlich zerfallen:
1. in Anflagen gegen den Borftand, hanupffächlich
gegen den Bereinsfecretär:
a) wegen unregelmäßiger Abhaltung ber Generalver⸗
fammlungen,
b) wegen Verzögerung der Herausgabe der Annalen,
©) wegen noch nicht angefertigte oder publicirter Car
taloge von Büchern und Alterthümern unferer öfs
fentliden Sammlungen,
_ MM —
d) wegen ausſchließlicher Gefchäftsführung durch den
Serretär,
e) wegen gefliffentlichen Zurüdvrängens befähigter Vers
einsmitglieder von angebotener Betheiligung an Ar-
beiten,
f) wegen ungwedmäßiger und ftatutenwidriger Ber:
wendung der aus Privat» und öffentlichen Mitteln
der Bereindcafie zugeflofienen Gelder und
g) wegen Nichtbeachtung zugegangener Borfchläge und
Anträge.
Sodann
1. in Projeete und Borfchläge zur Aenderung
und Umgeftaltung der Gefhäftsführung wie
der Statuten, welche den größten Theil diefer Bro⸗
chüre ausfüllen.
Ohne diefe leptere jet näher zu zerglievern, was ber
Folge vorbehalten bleiben mag, befchränfe ich mich ledig⸗
lich auf die erhobenen Anflagepunfte.
Zu I. a) Wir wollen diefen Befchwerdepunft gar nicht
in Abrede ftellen und geben zu, daß eine größere Regelmäßig-
feit in der Berufung der Generalverfammlungen zweddiens
lih und wünfchenswerth gewefen wäre Indeſſen find,
wie oben ſchon erwähnt wurde, Hemmniſſe eingetreten, des
ren Befeitigung außer unfern Kräften lag. So möchte
diefe Unregelmäßigkeit alfo um fo mehr billig zu entfchul«
digen feyn, da die Ausfegung der Generalverfammlung
früher viermal ftatt hatte unter dem Directorium des Hrn
Regierungepräfidenten Möller, dem Hr. Er. doch felbft
wegen feiner großen Verdienſte um den Berein, deſſen Er⸗
rettung vor gänzlichem Verfall er ihm zufchreibt, fo reiches
— 268 —
Lob ſpendet. Warum rügte dieß Hr. Fr. dann nicht da⸗
mals? Niemand hatte auf den früheren Generalverſaum⸗
lungen die deshalb vorgebrachten Rechtfertigungen ungend-
gend gefunden. Niemand würde dem Vorſtand Vorwürfe
gemacht haben, ohne ihn zuer ſt gehört zu haben.
Niemals iſt, fo viel mir befannt, in einer Generals
verfammlung, wohin ſolche Befprechungen allein gehören,
aud nur eine einzige Sylbe irgend einer Mißbilli⸗
gung gegen ben Borftand geäußert worben.
Auffalend, jedoch von ſolchen „Activen“ nicht uner⸗
wartet iſt es daher, daß feit der ledten Generalverfamms-
lung vor zwei Jahren, in welchen fi die Zufrieden-
heit des Vereins mit der Gefchäftsführung des Bors
flandes, durd Wiederwahl fämmtliher Glieder
deffelben unverfennbar ausſprach, von Hrn. Fr. und Ges
noffen, alle Hebel und Triebfedern in Bewegung geſeht
werben, um unter ben übrigen Anlagen ihn auch mit biefem
zu belaften und dem in» und ausländifchen Publicum im
angenommenen Ton des Bedauerns ($. 1) zu erzählen
„wie jegt wegen Nichtbeachtung aller Borflellungen ger
gen den feſten Willen der Leiter des Borftandes ein all»
gemeines Mißtrauen beſtehe!“ Calfo ſchon feit einem
Sabre!)
Ich will weiter nichts darüber fügen, indem ich das
Urtheil der verehrlihen Verſammlung überlaffe. Der weis
tere Vorwurf der früher zu Furz vorher angezeigten
Einladung , wobei in allgemeinen Ausdrücken ($. 3) eine
„ſcheinbare Abſichtlichkeit angedeutet wird, um den
auswärtigen die Theilnahme an den Berfammlungen abs
zuſchneiden“ I wurbe ebenfowenig vorher bei dem Vorſtand
jemals erhoben. Jeder wußte, daß eben durch die nicht
allzu lange vorher befannt gemachte Einladung dem
Bergefien des Berfammlungstags vorgebeugt werden follte.
Zu b) Der zweite Borwurf der verfpäteten Her
ausgabe der Annalen, welcher gegen mich als feithes
rigen Herausgeber berfelben gerichtet ift, dem übrigen®,
wie faft jedes Blatt jener Artikel zeigt, die meiften ofſe⸗
nen und verftedten Angriffe gelten, würde gerecht feyn,
wenn dad befagte active Confortium ober vielmehr ihr
Lenker, Drgan und Meifter nur mit einiger Billigfeit die
fhirierige Stellung des Redacteurs den Mitgliedern wie
dem großen Publifum gegenüber hätte erwägen wollen.
Es bedarf kaum einer Andeutung, wie die Rebaction
nicht nur für die Gediegenheit der aufgenommenen Auf⸗
fäße verantwortlich iſt, welche überhaupt das ehrenvolle
Beftehen einer Zeitfchrift bedingt, fondern wie auch erwars
tet wird, daß die Aufſätze eined Heftes nach gewiflen Ru⸗
brifen innerhalb der durch die Statuten vorgezeichneten
Grenzen, dem größeren und gemifchten Publikum aus vers
fhiedenen Bäcdhern des Wiſſens cinen mannigfaltigen
Stoff bieten follen, welcher ihm ein allgemeines Interefle
fihert, ohne den Männern vom Bach Beranlaffung zu
Ausftellungen zu geben.
Daß es an diefer unerläßlich notbwendigen Mannig-
faltigkeit feither öfterd und namentlich jept gänzlich
gefeblt, ift, fo ungern ich es dem größeren Publicum
gegenüber geftehen möchte, eine leider! wahre und ers
weißliche Thatfahe. Hierin liegt das ganze Geheim⸗
niß der Berfpätung.
Wollten wir aber z. B. Urkunden allein ohne hiſtor⸗
— 97 —
tfche Bearbeitung, wie ſchon vorgefchlagen wurde, oder
philologifche Unterfuchungen und Ramensableitungen in all»
zugroßer Fülle, wenn auch an fich ſchätzbar und für ger
wife Kreife von großem Interefle, oder gar Erzählungen
aus der neueften Zeit, welche Hr. Fr. felbR gar gerne
in den Kreis unjerer Forſchungen gezogen fehen möchte
u. ſ. w. aufnehmen, fo würde das größere Publicum wohl
faum zufrieden geftellt werben Fönnen.
Unfere Horfchungen find, wenn man den Sinn der Sta-
tuten nicht mißverfichen will nur der älteren Landed»
gefchichte gewidmet, und nur ſolchen Stoff hat die Re»
daction zu berüdfichtigen.
Eben fo wenig würde man es auch dem Redacteur
verzeihen, wenn er die für Ergebniffe mannigfaltiger
Bereinsthätigkeit gewidmete Zeitfchrift mit den Producten
feiner eigenen literarifchen Muße allein oder zum grös
ßeren Theil ausfüllen wollte. Man würde ihm nicht mit
Unrecht Ehrſucht, Einfeitigfeit und Mißbrauch der Ber:
einsmittel zu Privatzwecken vorwerfen können.
Vor diefer Klippe habe ich mich, wie die Berglei-
hung der bis jeßt erfihienenen Hefte Jedem zeigen kann,
ſtets forgfältig gehütet und ed find von mir ungeady
tet es mir an Stoff zur Ausfüllung ganzer Hefte nicht
gefehlt hätte, nur dann eigne Arbeiten beigegeben worden,
wenn der Stoff von andern Bereinsmitgliedern erfchöpft
oder der Mannigfaltigfeit wegen eine Zugabe geboten war.
Aus diefem Grunde wurden auch die Jahresbe⸗
richte ald Beilagen im Anhang zugefügt, wenn fi) noch
Raum dafür fand. Daher kam es, daß bei der Wusfüls
lung der Hefte mit Auffägen von Bereinsmitgliedern,
jemald erhoben. Jeder wußte, daß eben durch die nicht
allzu lange vorher bekannt gemachte Einladung dem
Vergeſſen des Berfammlungdtagd vorgebeugt werden follte.
3u b) Der zweite Bormwurf der verfpäteten Her
ausgabe der Aunalen, welcher gegen mich als ſeithe⸗
rigen Herausgeber derſelben gerichtet ift, dem übrigens,
wie faft jedes Blatt jener Artikel zeigt, die meiften oſſe⸗
nen und verfiedten Angriffe gelten, würde gerecht feyn,
wenn dad befagte active Confortium oder vielmehr ihr
Lenker, Organ und Meifter nur mit einiger Billigfeit die
ſchwierige Stellung des Redacteurs den Mitgliedern wie
dem großen PBublifum gegenüber hätte erwägen wollen.
Es bedarf faum einer Andeutung, wie die Redaction
nicht nur für Die Gediegenheit der aufgenommenen Aufs
fäge verantwortlich ift , welche überhaupt dad ehrenvolle
Beftehen einer Zeitſchrift bedingt, fondern wie auch erwars
tet wird, daß die Auffäpe eines Heftes nad) gewiflen Rus
brifen innerhalb der durch die Statuten vorgezeichneten
Grenzen, dem größeren und gemifchten Publifum aus vers
fhiedenen Fächern ded Wiffend einen mannigfaltigen
Stoff bieten follen, welcher ihm ein allgemeines Interefie
fihert, ohne den Männern vom Bad) Beranlaffung zu
Ausftellungen zu geben.
Daß es an diefer unerläßlich nothwendigen Mannig-
faltigfeit feither öfters und namentlich jept gänzlich
gefehlt, ift, fo ungern ich es dem größeren Publicum
gegenüber geftehen möchte, eine leider! wahre und er’
weißliche Thatſache. Hierin liegt dad ganze Geheim⸗
niß der Verſpaͤtung.
Wollten wir aber z. B. Urkunden allein ohne hiſtor⸗
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manche folder Zahreöberichte zurüdgelegt und ben fols
genden Lieferungen vorbehalten werben mußten, um bie
für dad Heft feftgefepte Bogenzahl nicht zu fehr zu über
ſchreiten. Um nun diefe Unguträglichfeiten für bie Bolge zu
befeitigen, hat ver Vorſtand befchloffen, daß ohne Rüdficht
auf die gewöhnliche Ausdehnung der Bogenzahl, die noch
aurädgelegten drei Jahreberichte, dem jept im Drud bes
findlihen Annalenheft hinzugefügt wurde *).
Wenn wir übrigens bei Erwägung der befannten Bors
gänge, von einer, durch Hrn. Er. mit ſolcher Arroganz öffent-
lich auspofaunten fogenannten „Mitwirkung für die
Zwede des Vereins," die wir ja auch in den früheren
Jahren nicht beburft — irgend einen Gebrauch zu machen
uns jegt nicht veranlagt finden fonnten, fo werden Sie
dieß, m. H., nach folchem Auftreten desſelben — begreife
lid} finden.
Wir hindern ja Hrn. F. nicht, an der Fortfepung der
von ihm früher begonnenen „Beiträge zur Kunde des Her»
zogthums Naſſau,“ und welche Zeitfchriften er weiter noch
gründen oder mit feiner @elehrfamfeit unterftügen mag.
So wie wir aber uns in feinen Wirfungöfreid einzu⸗
drängen für ungeeignet hielten, fo erwarten wir gleiche
Rüdficht auch für uns.
Hoffentlich) werden nun für die Folge bei regelmäßi«-
gerem Eingehen zur Publication geeigneter Auf
füge, billige Defiverien befeitigt werden, ohne daß der Res
daction ein gegründeter Vorwurf erwächft und ohne daß
fie in den Ball fommt, gegen trotziges Auforingen einer
©) Daher die fa verdoppelte Bogenzahl diefes Heften,
uferpirten angeblichen „Mitwirkung,“ bie weder erbe⸗
ten — noch benudt — noch erwünfcht geweſen, entſchie⸗
dene Einſprache zu thun. "
So lange wenigftens Sie, meine Herren, bie Redac⸗
tion mir weiter anzuvertrauen geneigt find, wollen Sie es
mir nicht verübeln, wenn ich nach den biöherigen Ihnen
beannten Antecedentien, auch für bie Zufunft eine jede
Gefcäftsberührung mit Hrn. Friedemann, welden
Namen fie au haben mag, unter allen Umſtänden
vermeibe.
Da man nach diefen unaufhörlichen öffentlichen Angriffen
des Hrn. 5. vermuthen fönnte, als hätte ich irgend welche
perfönlihe Beranlaffung dazu gegeben, fo muß ich
auf das Beftimmtefte erklären, daß ich meiner Seits weder
feiner literariſchen noch amtlichen Thätigfeit nirgende,
oder au nur dur einen einzigen Zeitungsartifel bio
jept entgegengetreten bin. Zu einer nuplofen Zeitungs⸗
polemit Halte ich meine Zeit zu koſtbar. Here Br. fcheint
mehr Muße dazu zu haben.
Zu 0) Ih babe noch ferner Einiges über die als
weitere Unterlaffungsfünde uns vorgeworfene Richtferti-
gung ober Richtpublication der Gataloge über unfere
Bücher und Altertbumdfammlungen zu fagen.
Daß der befondere Abdrud eines Berzeichniffes unferer
noch fehr Heinen Bücherfammlung ungeeignet, daß defs
fen Mittheilung in unferen Annalen überfläffig fey, ſchien
unzweifelhaft, nach dem Vorgang ausmwärtiger Vereine,
welche von ähnlichen Verfuchen zurückgekommen waren.
Was aber die oft verlangte Publication eines Berzeiche
niſſes der Alterthbumsfammlungen betrifft, fo lonn⸗
ten wir uns wicht entſchließen, einen nadten bios über
ſichtlichen Catalog, welcher ſich blos auf allgemeine Rus
brifen mit anzugebender Zahl befehränft, bruden zu laffen.
Eine ſolche klaglich magere Mufzählung der Begenfände
würbe weder dem Bebärfniß der beſuchenden Fremden ges
mägen, noch weniger aber den firengeren Anforderungen der
Männer vom Fach.
Gin folches critiſch beſchreibendes Verzeichniß aber,
conſequent in aller Specialität nach einem feſten Plan
und nad; wiffenfchaftlichen Syſtem durchgeführt, wie es
ſeyn muß, wenn es Werth haben fol, beſteht zwar noch
nicht in einer Ausarbeitung, wenn auch vieles forgfältig
vorgearbeitete Material dazu vorliegt. (ine ſolche Arbeit iR
aber bei der bedeutenden Maffe der verſchiedenen Einzel⸗
heiten fo auferorbentlich mißlich und zeitraubend, daß die
Vorſtandsmitglieder, welche fih biefer fehr ſchwieri⸗
gen Wrbeit unterziehen Tönnten, noch nicht in der Lage
waren, zur Ausführung zu ſchreiten.
Man fieht auch hier, wie das Tadeln und Lärmen
leicht, Beſſermachen und Aueführen aber ſchwer if.
Gleichwohl würbe der Vorſtand, um mehrfach ausge⸗
ſprochenen Wuͤnſchen entgegen zu fommen, bie ſchon lan⸗
‚ger beabfichtigte Publication ber merhwürbigften Altertgämer
in lithographirten Heften, realifirt haben, wenn ſich nicht
hinfichtlich des bedeutenden Koflenaufwandes, Anflände
gefunden und der Mangel guter hierzu geeigneter inländis
ſcher Zeichner und Lithographen, (ausländifhe waren all»
au koſtbar) bis jept Schwierigkeiten entgegengeſtellt hätten.
Indeſſen hat fich jept unerwartet eine Ausficht eröffnet,
— 1 —
welche bie Möglichfeit der Ausführung vielleicht bald zei⸗
gen wird.
3u d und e). Wenn, m. H., als Beſchwerdegrund
dem Borfland die angeblich dem Bereindfecretär auefchlieh-
lich übertragene Gefchäfteführung vorgeworfen wird,
fo iR dieß eine Unwahrheit, da wie bie feitherigen Jahres»
" Berichte zeigen, auch andere Borftandöglieber ſich bei den
Vereinsarbeiten thätig betheiligten.
Wurden mir dagegen Arbeiten übertragen, die meinen
Kräften angemeffen ſchienen, fo fonnte für mich, wie ich
feither bewieſen, doch wohl ein Grund wicht vorliegen,
mich ſolchen Aufträgen zu entziehen. — Die „Actis
ven“ fonnten ja bei der vorigen Vorſtandowahl auf
meine Entfernung ober Erfegung durch ein anderes mehr
befähigte® ober ıhätigeres Mitglied Bedacht nehmen, wenn
ihnen meine Befrebungen nicht genügten. Barum thas
ten fie dieß denn nicht? Bei der großen Betriebfamfeit
die fie jept entwiceln, wird es ihnen vielleicht cher gelin⸗
gen. Dahin geht augenfcheinlich ihr Streben. Schon zu
lange fiehe ich ihren Planen entgegen.
Bei allen Vereinen ift bie wirkliche Urbeitokraft wur
auf Wenige befchränft und die ganze Laſt ruht gewöhnlich
aur auf den Schultern Giniger. Daher iſt es immer eine
ſchwierige Aufgabe, bei den Vorſtandowahlen ſolche Männer
ufammen zu finden, die allen Anforderungen entſprechen, bar
mit dieſe Laſt gleichmäßiger vertheilt werde, zumal da Berufes
geſchaͤfte nicht immer eine Betheiligung an den Arbeiten geſtat⸗
ten. Das ift leichter gefagt als ausgeführt, wie man allermärte
im Ausland auch ficht. Wenn man aber glaubt, durch
eine große Maſſe von Borftandemitgliedern und mannigs
feltige Ghergen, bie Ardeiten beffer zu beisältigen, fo zeigt
auch die Erfahrung bei anderen Vereinen, daß bei der
Schwierigleit wirllich taugliche Nrbeitöfräfte zu vereinigen,
ein Theil diefer Stellen doch gewöhnlich nur Chrenchargen
ſind. Damit iſt aber für die wiffenfhaftliche Thä-
tigleit Nichts gewonnen. Und darum iR man anderwärts
wieder anf Einfcpränfung ber Zahl ber Vorſtaude⸗
mitglieber zurüdgekommen.
Die far in allen Publikationen erhobenen Klagen der
Activen,“ daß namentlich bei der allzugroßen Gefchäfte-
betheiligung des Vereinoſecretaͤrs, welcher nicht Alles ber
forgen könne, der Vorſtand habe darauf Bedacht nehmen
müflen, andere befähigte Männer in den Borfland
im ziehen, daß aber durch dieß abſichtliche Zurück⸗
drängen angebotener Bethelligung, dem Verein un
erfeplicher Nachteil erwachfe, — zeigt hinlänglih, wohin⸗
aus die pipe ihres ganzem Strebens geht. Kurz ger
fagt — bie „Wetinen“ möchten, (wenn fid deren Zahl, am
Ende nicht auf ein befannte® Individuum befcränt) —
in den Borftand, und da bie feitherigen Mitglieder des⸗
ſelben, wie oben erwähnt, ſich nicht berechtigt hielten,
wenlgſtens ben einen direct vorgefchlagenen Ganbibaten
brevi manu aufzunehmen, was nach den Statuten nur
der eneralverfammlung vorbehalten ift, fo haben fie bis⸗
ber, wie Gie, m. H. gefehen, fein Mittel gefcheut, biefe
ihnen im Wege ſtehen den Vorſtandeglieder hauptſäch-⸗
lich den Secretär durch ihre Anklagen und Verdächtigun⸗
gen in den Augen des in» und ausländiſchen Publicums
fo heradzufegen, daß fie wie es ſcheint, nunmehr Ihrem
Gieg fo wie den gehofften Gintritt in den Vorſtaud für
entfchieden halten mögen.
So wie der Borftand nicht verfannt hat, daß Theilung
der Arbeit zur Förderung eines jeden Geſchaäͤftes weſentlich
diene, fe fehr er von der Ueberzeugung durchdrungen iſt,
daß durch die Zuziehung guter ÜArbeitöfräfte das vorges
fledte Ziel leichter und befier zu erreichen ſey, fo wird es
nicht bezweifelt werben wollen, daß bie Betheiligung von
Männern, die frei von Selbſtſucht, nur aus wirklich reis
nem uneigennügigem Eifer für die Sache, ihre Mitwirkung
anbieten, ihm nur erwünfcht feyn fönne.
Würden Sie, m. H., aber dem Borftand zugemuthet
haben, Männer in feine Mitle aufzunehmen, die unter
leicht zu durchſchauender Maske ihre eigentlichen Projecte
verdedend, durch den feit einem ganzen Jahr mit der vers
biſſenſten Hartnädigfeit fortgefegten Verſuch der Verbäche
tigung und Herabwürbigung im In» und Ausland, ſich bes
ſtrebten, mehrere ihnen gehäffige Mitglieder des Vorſtandes,
gleichfam in der öffentlichen Achtung zu vernichten?
Wir beforgten dieß nicht, fo wie Sie m. H. auch ſich
überzeugt halten fonnten, daß wir und ebenfowenig durch bie
Furcht beftimmen ließen, diefelben dur die Gewährung
einer mit fo anmapendem Trop begehrten Geſchäfts⸗
betheiligung, wozu man uns auch ſchon gerathen hatte,
sum endlichen Schweigen zu bringen.
Meine Herren! Sie werben ſelbſt ermefien, ob das
Streben folder Männer, wie gleisnerifh fie auch unter
dem Vorgeben der reinen Abficht ihre Plane verhüllen
mögen, zur Grreihung der Zwede des Vereins bie
nöthigen Garantien biete und es dürfte vor Allem ers
18
- m —
forderlich fegn, bie noch unter ber bergenden Hehltavye
verftedten Activen, zur Rennung ihrer Namen aufıne
fordern, damit man fie perfönlich Tennen ferne und ſich über»
zeuge, ob deren Zahl wirklich fo groß ſey, wie der ©
Gorreöpondent in Nro. 20 der freien Zeitung fie ſchildert
— ober ob «6 nur einige find, oder vielleicht nur eine
Berfon unter vielgeftaltiger Masfirung handele.
Zu f.) Roch babe ich über den fechRen Vorwurf eis
niges zu fagen, nämlich über die fatutenwibrige und ume
wedmäßige Berwendung der unferer Bereinscafie aus
Öffentlichen Mitteln und aus Privatbeiträgen zugefloſſenen
Gelder, fowie über die angeblich umgangene Rechnungs»
ablage.
Die „activen Förderer” haben fih in mehreren ins
Kändifchen Zeitungsartifeln wie in den Heffifchen Vereine
blättern bemüht, die feit einer Reihe von Jahren veraus⸗
gabten Summen, in ihrem Geſammtbetrag dem Publi⸗
fum des Inlandes wie des Auslandes vorzurechnen. —
Die Bröße der verwendeten Summe follte natürlig eine
Bergleigung mit dem dafür eleifteten hervorrufen. Sie
hofften zum Rachtheil der feitherigen Verwaltung! Gie
ſollte, wie und die reine Abſicht diefer „Aetiven“ zu ers
kennen gibt, ja wie fie fogar Öffentlich zu behaupten
für gut fanden, darauf hinleiten, welder Berluf dur
die ungwedmäßige Verwendung bereitd bem Lande
erwachfen, welches fo reichliche Beiträge gegeben.
AS natürlige Folge diefer Andeutungen fönnte man
wohl bei Borausfegung ihrer edlen Motive, nicht mit
Unrecht die Abſicht vermuthen, ob fie nicht vielleicht
hoffen, da6 Land möge uns in der Bolge die Beiträge
- ms —
aus öffentlichen Mitteln entziehen, um und dadurch ben
Nerv erfolgreicher Wirkfamkeit abzufchneiven?
Meine Herren! Für folche Kundgebungen der reis
men Abficht jener „Activen“ zur Förderung ber Bers
eindzwede, weiß ich feinen Ausbrud zu finden.
Bliden Sie um fih m. H. Die Sammlungen,
die feit einer Reihe von Jahren mit unfäglicher Anſtren⸗
gung und Mühe zufammengebracht wurden, deren Werth
leicht mehr als das zehnfache der dafür verausgabten
Summe betragen mag, und worauf, wie urtheildfähige
Sachfenner behaupten, das Land ftolz zu ſeyn Urſache hat,
überheben mich jeder weiteren Rechtfertigung der Bers
wenbung.
Ich will nichts mehr darüber fagen, und nur beildu⸗
fig das noch erwähnen, daß die „Activen“ fogar ein
Urtheil abgeben über die Ungwedmäßigfeit der Ans
ſchaffungen bei der Vervollſtändigung der Sammlung!
Ueber die innere Anlage der Sammlung nad) einem
feſten Syſtem, haben auswärtige Gelehrten vom Fach ſich
anerlennend ausgeſprochen, aber ob ſich Kenner auch unter
den „Actwen“ befinden, bürfte noch gar fehr im Zweifel
Reben, obgleich wenigſtens Herr Friedemann gern auch
dafür gelten möchte. Aber es ift nicht genug, durch dreiften
Tadel, durch fedes Abſprechen, eine Urtheilsfähigfeit
mit leeren Phrafen fi anzumaßen, — wie H. Br. .
B. in feinem Urtheil über Bodmann, dem er ohne weis
teres „Ungenauigfeit in der Orthographie und
in andern Dingen“ vormirft und in der Nro. 260 des
Beiblattd zur Naſſ. Allg. Zeit. vom 2. November diefes
Jahres (dem dur 10 Rummern laufenden Auffap „zur
18*
Naſſauiſchen Landeögefchichte") worin er dab Meiſte in den
Heſſiſchen Vereinsblättern ſchon einmal vorgebradhte wie⸗
derholt, fon mit Beftimmtheit weiß, daß Kindlinger ein
viel gewißienhafterer und wiſſenſchaftlicherer Forſcher war,
ald Bodmann.
Es iſt wahrhaft lächerlich und zeugt von einer maß⸗
loſen Dreiſtigkeit und Unbefcheivenheit, den Hm. Br.
über Bodmann ein Urtheil fälen zu hören, einen der
größten Diplomatifer feiner Zeit — von Hm. F. der als
ihn die Landesherrlihe Gnade zur Belohnung feiner
hinlanglich befannten ®erdienfte von dem Gymnafium
wm Weilburg an dad Archiv in Idſtein verfepte, wohl noch
faum eine Urkunde gefehen oder in Händen gehabt, wie
viel weniger diplomatifche Stubien gemacht hatte. Ohne
deſſen philologifche und audere Kenntniffe bezweifeln zu
wollen, möchte man fragen: glaubt denn Hr. F. wirklich,
die eigentlichen Männer vom Fach durch bie bloße Here
ausgabe feiner archivaliſchen Zeitſchrift — durch Ertracte
verſchiedener Arbeiten und Notizen Anderer, auf die er bei
jeder Gelegenheit mit fo breiter Eelbfgenügfamteit wieder»
holt hinweiſt und andern Wortfram fo geblendet zu ha⸗
ben, daß er meint, fie durchſchauten feinen innern Gehalt
in diefer Branche der Wiffenfchaft nicht?
Wenn nun ferner von den Activen und auch von dem
fogenannten Kunft« und Geſchichtsfreund in Rro. 282
des Wanderers, welcher die Angaben des Hrn. F. auf je⸗
der Seite wiederholt, abermals die große Ginnahme von
11,000 fl. aus ber Landeöfteuercafle feit 12 Jahren, noch⸗
mals buchſtaͤblich ( „Ichreibe elftaufend Gulden") hervorge⸗
hoben und das größere Publicum darauf aufmerlſam ges
- 7 —
macht wird: die Protocolle enthielten fehr felten eine Ans
gabe über die Verwendung der Gelder, weshalb bie
Entfernteren gar nichtö erführen, die Auweſenden aber
keine Zeit! hätten, bie vorgelegten Rechnungen durchs
wufehen, fo muß man wahrhaft über die unerhörte Keck⸗
heit Raunen, womit die Richtigkeit der Berwendung,
ſelbſt die Glaubwürdigkeit der vom Borftand einzeln ger
prüften, durch die öffentlichen Behörden jufifizirten Rech⸗
nungen in Zweifel gegogen wird!
Jedermann weiß, daß in jeder Beneralverfammlung feit
28 Jahren oft nur zu ausführliche Rachweife (worüber ja
die Activen fogar lagen) gegeben wird über fämmts
liche Begenfände, die durch Kauf, Tauſch oder Schens
hung erworben worden find, daß dieſe einzelnen, jene Aus⸗
gaben fpeciell nachweifenden Rechnungen, von jedem ein
seinen Vorſtandsmitglied, wie von der Herzoglichen Rech⸗
nungöfammer geprüft werben, daß fie bei einer jeven Ge⸗
neralverfammlung ohne eine einzige Ausnahme
offen liegen und Jedem gern zu Dienfl ſtehen, der ſich über
fpecielle Verwendung ber Gelder zu fo mancherlei Einzelhei⸗
ten, die man bei der großen Befchränktheit der Zeit doch
hoffentlich nicht auch noch vorlefen foll, ehrlich überzeu⸗
gen will. Wer dieß nicht mag, um hinterher ſolche nie⸗
drige Verdächtigungen zu verbreiten, verräth eine Unlaus
terfeit der Abfichten, über die ich mich jedes Urtheils ent
halte,
Zu g.) Nun zulept noch einige Worte über den fies
benten Punkt: über vie faft in allen Zeitungen — fowie
in den ausländifchen Bereinsblättern vielfach erhobene Ber
ſchwerde wegen Nichtbeachtung zugegangener Vorſchlaͤge,
- m: —
fowie wegen unterbliebener Autwort auf ihre wichtigen
Erlaſſe.
In der That, man könnte nach der Art wie hier unter
dem dũſtern Schein unbeſtimmter vielſagender Andeutung
darauf Bezug genommen wird, Wunder glauben, welche
wichtige Mittheilungen die activen Förderer und gemacht,
welche Fofbaren Perlen der Wiſſenſchaft wir dem Publi⸗
cum vorenthiclten.
Bon felbKfäindigen Arbeiten derfelben befigen wir
außer der oben erwähnten Abſchrift der von Hrn. Br. früs
her publicirten Abhandlung, gar nicht® von nur nen»
nenswerther Grheblichfeit, ſoviel mir wenigſtens befannt.
Die Herren „Activen* werben gewiß dem Publicum eis
nen Dienft erzeigen, wenn fie ihm den ganzen Schap ihrer
Selehrjamfeit baldigſt mittheilen.
Od daß, was ſich jept noch in den Acten findet, vom
folcher hohen Bedeutung ift, oder ob die formellen Begleis
tungsfchreiben, womit Hr. Br. fremde Vereinsblaͤtter, die
wir ohnehin direct erhalten, ober fonk geringfügige Dinge
überſchidt, ob namentlich diejenigen Begleitungsfchreiben,
womit er 3 B. feine Fürzlich bei dem Darmitädter hiſtori⸗
hen Verein gegen den unfrigen gerichtete Befhwerde
einfendete ıc. eine Beantwortung verdienen, barüber mögen
Sie felbft urtheilen. Sie liegen hier vor.
Damit Sie ebenfo über die Beſcheidenheit der Plane
des Hrn Friedemann, über die Lanterfeit feiner Ans
erbietungen, ſowie über deſſen Aufrichtigfeit urtheilen
Können, wollen wir Ihnen ein in unfern Vereinsacten vorge
fundenes und daher Actenftüd geworbenes Privatfchreiben
deöfelden an Herrn Praͤſidenten Möller, nicht vorenthals
- m —
ten, welches das feine Gewebe der lange im Verborgenen
gefponnenen Intriguen des Hrn. Er. Ihnen volftändig ent-
hüllen wird *). Es war kurz vor der vorigen Generals
©) Hoctwohlgeborner,
Vochzuverehrender ‚Here Präfident!
Obwohl die Anzeige der Generalverfammlung bes Bereins
für NRoffauifche Alterthumskunde und Geſchichtsforſchung auf
den 28. September fo kurz angefegt ift, daß bie auswärtigen
Mitglieder kaum bavon Notiz erhalten können, folglich der
eigentliche Zweck vereitelt werden mußz unb obwohl auf meine
frühere Anfrage über Beftattung von Vorträgen nebft Angabe
des Inhaltes mir nod nie irgend- eine Antwort zuging, auch
Kürze ber Zeit Worbereitungen um fo weniger geftattet, ba ich
erft von einer archival. Dienftreife zurückehre: fo werde ich
doch perföntich zu erſcheinen nicht ermangeln in ber Unterftels
kung, daß ro. Oochwohigeboren, als unfer verehrter Director,
bie verfchiebenen Defiberien, bie ſich in ben legten Jahren
herausgeftelit Haben, auch durch meine gehorfamften Mittheis
lungen zumal bei der jetigen Erneuerung bes Borftandss
Yerfonales, zur Sproche und zur Abhllife bringen bürften.
Dran die vielfach erneuerte und erhöhete Thätigkeit ber hiſtori⸗
ſchen Vereine Deutſchlands und ber Rachbarländer, befonders
auch bie neuen Germaniftens@onareffe und was ſich aus ihrer
Mitte ſchon entwidelt hat, möchte dem Raffauifchen Vereine,
der noch feine Anfrage beantwortet hat von denen, bie öffents
uch geftellt und durch Zuſchriften angeregt wurden, die Pflicht
auflegen, feine Statuten genauer zu beobachten und bie Bers
haitniſſe nad) Innen und nady Außen beffer als bisher zu
eultiviren, wenn die Zwecke erreicht werben follen.
Die Mitsliedſchoft für mehrere deutfche hiſtoriſche Vereine
und die damit verbundene literariſche Gortefpondenz zeigen
mir, was anderwärts möglich und wirklich ift, und was man
font beabſichtiget und vorbereitet. Die Anregungen, bie id}
von Außen erhalte und die Verpflichtungen, weide mir mein
verfommlung an Herrn Präfiventen Möller gerichtet und
ſollte alle feine befcheidenen, anſpruchsloſen Wünfche in
wirkfame Grinnerung bringen.
Der binlänglich Mare Inhalt dieſes intereſſanten Schrei»
archivaliſches Amt zunaͤchſt für bad Land auferlegt, veranlaffen
mid, Gw. Hochwohlgeboren jegt alle meine früheren ers
gebenften Grbietungen zu erneuern und zur Dispofitien zu
ſtellen. Dem verehrten Director muß die Gewalt zu irgend
einer Maßnahme zuftehen, um eine angemeffene Befchäftsthätige
Beit wieder hervorzurufen. Wie ich fon fräter die Ehre
hatte zu verfiern: es würde mir zum Wergnügen gereichen,
wenn ich mit aller Erleichterung für Em. Hodmohlges
boren vielbefchäftigte verehrte Perfon irgendwie ganz anfpruchss
108 zus Ehre und zum Rugen unferes Vereines und unferes
Randes einen heil der Arbeiten bes gefhäftsfähs
wenden Gecretärs übernehmen Eönnte, wobei ich zus
gleih für deren Ausführung unter allen Umfländen verants
wortlich fegn Eonn, felbft wenn Alles vom hiefigen Orte
aus durch mich beforgt wird. Näheres Überlaffe ich theils
Gm. Hochmohlgeboren pöherem Grmefien, theils werde ich auf
Verlangen gern eigene Vorſchläge machen.
Nur um mid) gegen Inland und Ausland rechtfertigen zu
Eönnen, daß es nicht an meiner Wereitwilligkeit, nicht an meis
nen Grbietungen gelegen hat, wenn ich bei den Gefchäften uns
betheiliget bin, und mein Gcherflein zu ihıer Weforgung nicht
beitrage, habe ich mic die Freiheit genommen, jegt Alles,
was id) Ew. Hodwohlgeboren früher einzeln, ſchriftlich
und mündlich zu eröffnen die Chre hatte, zu wiederholen.
In gewohnter unwandelbarer und reinſter Verehrung
Ew. Hochwot lgeboren
ganz gehorfamfter Diener
Id ſt ein, Briedemann.
ben 20. September 1849.
bens, dem gewiß viele andere an den Herrn Vereinsdi⸗
tector gerichtete nicht minder befheidene Zumutbungen
vorausgegangen feyn mögen, überhebt mich einer weiteren
Beleuchtung der darin offen genug enthülten Plane ded
Sn..—— ·
Sie haben nun m. H. die nöthignen Anhaltspunkte,
woraus Sie fi ein Urthril bilden Fönnen.
Aus dem eben Mitgetheilten, ſowie aus den vorher
gehenden Sahre&berichten werben Sie, m. H., ſich von der
ununterbrodenen Wirffamfeit des Vorſtandes über
zeugt haben. Die Vorlage der Ergebniffe unferer Tätige
keit, widerlegt am vollftändigften die gegen uns erhobenen
Verbächtigungen, und hiernach fann man leicht erfennen,
wer bie Zwede bes Vereins ehrlich gefördert, und wer
denfelben gefchadet hat.
Es wird Ihnen eben fo wenig unklar geblieben ſeyn,
welche Motive den fogenannten „reinen Abfichten"
der verbienfivollen Activen zum Grunde lagen, und
welche Mittel fie ſich erlaubten zur Erreichung ihrer
Zwece.
Urtheilen Sie nun, m H., ob wir uns hiernach mit
ſolchen Beförderern des Vereins irgendwie, noch in irgend
eine @efchäftöberührung einlaffen, oder in fonftige Beziehun⸗
gen treten fonnten, — ob der Borftand unrecht hatte, wenn
er einem ſolchen heillofen Treiben und ben feit einem
ganzen Jahr unaufhörlich fortgefepten Macinationen, über
welche ich fein Wort weiter verlieren will, bi jept das
beharrlihe Schweigen der tiefen Verachtung
entgegen feßte.
Mögen die rührigen Uctiven nun fortfahren im ihren
vlanmäßigen Angriffen ), wie wir es vom ihnen uicht
anders erwarten. Diefes Selb ihrer preiswürbigen Thä-
tigkeit wollen wir ihnen gerne überlaffen. Unferer Seits
werben wir dagegen, fo lange Sie und, m. H., mit Ihrem
Vertrauen beehren, mit müde werden, umfere geringen
Kräfte, wie fonf, der wirklichen Foͤr der ung ber Bereins-
woode mit Treue und Ausdauer zu widmen. —
Id Habe un noch Ionen, m H, Kenntniß zu geben
von den innern Berhältniffen des Vereins in Berichung
anf den Stand unferer Mitglieder.
Wir verloren durch den Tob 18 und durch freiwilli⸗
gen Austritt 80 Mitglieder, worüber ich das Ramensvers
xeichniß **) zur gefäligen Einſicht hier vorlege.
©) Dieb iR feither in reichl iche m Maate gefchehen. —
®*) a. Darch ben Tod verloren wir:
‚Herm Decan Abel zu Gamberg, Herrn Geheime Hofrath dind⸗
m Apotheker Auf zu Dillens paintner zu Eberbad,,
burg. n Johenn Mes zu Ems.
Kicchenrath Brinkmann andoberſchultheiß Shape
su Michien, ver ga Ufiagm.
m Bolt Brunner zu „Schulrath Schellenberg
Gombrrg, su Idſteis.
n Waofthalter Düringer das nm Rehnungsrath Schreiber
hier dahier.
Actuar Fuchs zu kimburg. Oberforſtuſtr. v. Sch wa r⸗
n Geheimen Segierungscath senau zu Winkel,
Gräfing zu Hochheim. m Amtöferretär Bietor ga
Oberleheer Haas dahier. neichelsheim.
„ tus Haas zu Ems n Dbermericinlrap Windi
n Weoifientsath Red dahier. wa Eitviue.
Neu trat als actived Mitglied bei:
Herr Archiv⸗Canzliſt Ern ſt zu Idſtein.
b. Derch freiwiligen Austritt:
HVerrn Zollinſpector Adermann
zu Rüdesheim.
Apotheler Ammann zu
Runtel.
Yokpaltr Bauer zu
HH.
Beginfpector Bauger zu
Weilburg.
Becepturbeamten Bell gu
Erouberg ·
Apotheker Bertrand zu
Lehrer Borges gu Lans
genfeifen,
Begierungd: Rath Borgs
mann unb
Ganzik Boulle dahier.
Hättenbefiger Breitbadı
au Hoßenzhein,
Directionsrath Brüd,
Bechnungslammer » Bath,
Büsgen und
Obriſt v. Sanftein dahier.
Steuercommiſſar Säfar
su Schwalbach.
Mojor Dümler zu Wells
burg.
Yofthalter Eberhard zu
Fauldad.
Afleffoe Berger,
Herrn Hofgerichtübireeter Bla
und
dolaerichterath Bor das
hier.
Amtmann Bie fe ja Hoch⸗
beim.
Baurath Börz bapier.
tkandbaumeiſter Bär gu
DhR.
Dbrik v. Hadeln dahier.
Apotheker Hämmerlein
au Beichelöheim.
Nechn.Kammerroth Häus
fer dahier.
Geometer Heingemann
au EkringeMorgarethä.
Apotheler Herget zu des
bamar.
ZJuftigamtöverwalter Hils
bebrand zußteicheläheim,
Dean Hofmann m
Meutt.
Pfarser Klein zu
ein. .
Brühmefer Rod zu Erbach.
‚Vofbeftänder Kompf zu
Klorenthal.
Apotheker Kölges zuMüs
bespeim.
Hofrat) Krah zu Aennes
zod.
”
”
”
”
”
”
US Ehrenmitglied wurde in unferen Berein aufge⸗
nommen:
Herr Dr. Eduard Melly in Wien,
derrn Pfarrer Kurz zu Hadamar.
Receptusfecretär v. Lan⸗
gen zu &. Schwalbach.
Stadtſchultheiß Lauter⸗
bach dahier.
doloerichterath kaut zu
Dittenburg.
Lehrer Rinkenbadh zu
Eindfchied.
Goldarbeiter Lugenbüpt
und
Dofrath v. Madaidahier.
Pfarrer Merg zu Ober⸗
auroff.
Lehrer Meufer gu Wings»
bach.
Pforzer Mohr zu Ober⸗
lahnſtein.
Porter Möhter zu doch⸗
heim,
Pfarrer Wink gu Eberi ·
bad.
Nchn.⸗Cammerraih Dftere
"mann zu Rüdesheim.
Pfarrer Quentel gu
Bechtheim.
Pfarrer RHod zu Schweig ⸗
haufen.
Pfarrer Ries gu. Rieder:
lapaftein.
‚Heren Zimmermann Rigel,
”
”
"
n
n
”
Affeffor v. Nößler und
Gonfervator Ruh dahier.
Amtmann Rullmann zu -
‚Herborn.
Geheime Regierungsrath v.
Sache zu Ems.
Hofrath Gartorius gu _
Hadamar.
Juſtizrath & heltenberg
zu Raftätten.
Procurator Shen? zu
Dillenburg.
vofrath Schmalkalder
zu Hacenburg.
Para Ehmidt zu
Brichofen.
Stadtſchultheiß Schmidt
su Bellburg,
Hofrath Schneider gu
dolzappel.
‚Hofapotheler Schreiner
zu Biebrich.
Kircpenrath Sch röder gu
Camp.
Pfarrer Shrödergufas
ſtãtten.
Piarrer Sieg her ya
dlẽreheim.
Der Stand unferer Caſſe ſowie die Berwendung ber
Zahresbeiträge, wirb aus der durch den Borftand
wie immer geprüften und von Herzoglicher Rechnungslam⸗
mer abgefchlofienen Bereinsrechnung, welche ich zu Ihrer
näheren Kenntnignahme offen lege, Ihnen in allen Einzeln»
heiten vollftändig Mar werden.
Dankvar haben wir es noch anzuerfennen, daß un,
wie in früheren Jahren, mit Genehmigung der Stände
Tammer aus der Landeöfteuercafie diejenige Unterftügung
bereitwillig gewährt wurbe, deren wir zur Erreichung der
wiſſenſchaftlichen Zwede des Vereins bedurften.
Schließlich, meine Herren, habe ich Ihnen noch mitzue
theilen, daß unfere Vollmachten ald Mitglieder des Vor⸗
ſtandes mit diefem Jahre erloſchen find.
Indem wir daher unfer Mandat in Ihre Hände nie
verlegen, erlaube ich mir, Eie zu bitten, vor dem Schlufle
der Sidung, nach Vorſchrift der Statuten:
Haren Jaſtizrath Spieß zu uſin⸗ Herm Aſſeſſor Bagner zu Diez.
gen. SBSeometer Wag ner zu Ke⸗
m Pfr. Stahl zu Eſchborn. mel,
„bdorſtmeiſter Stapi zu Juſtizrath Bendenbad
Roffau. du Eitville.
m Pfarrer Bietor zu Rors n Bberlammerheren u, Bius
denſtadt. tingeroda dahier.
„Juſtizrath Viet or gu Diez. „Juſtizrath Wolff zu Diez.
kandrath Vie tor zu Hoch⸗ „dofsgaͤrtner Wol z gu Bie⸗
deim. brich.
Berggeſchwornen Bietor
su Marienberg.
u
1 Director um
6 Borandemitgliever
mittelſt ſchriftlicher Abſticinung wählen zu wollen. —
&6 wurde hierauf zur Vorſtandewahl geſchritten
WS Grgebuiß des fodann vorgenommenen Serutinis
um6 zeigte es fih, dab fämmtlihe Borfandsmit-
glieder in ihren Bunctionen wiederum befätigt waren
und nur wegen Stimmengleichheit zwifchen dem Herrn
Legationsrath Freiherrn v. Bagern und Herm Kaufe
mann Philipp Lugenbüpt, entſchied das Loos für ben
Eintritt des Legteren in den Vorſtand.
Da fonftige Verträge nicht angemeldet waren, fo wurde
bei ohnehin ſchon allzuweit vorgerüdter Zeit, nachdem
fämmtlihe Anwefende ihre lautefte Indignation über die
gegen den Vorſtand feither gerichteten Angriffe fund ges
geben hatten — bie Gigung (gegen 4 Uhr Mittag6) ger
ſchloffen.
Diecobaden, m. o.
Der Vorſtaud.
Annalen des Vereins
für
Naſſauiſche Alterthumskuude
und
Geſchichtsforſchung.
— ED
Vierten Bandes Zweites Heft.
Dit 2 lithographirten Tafeln.
—
Wiesbaden, 1852.
Auf Koften bes Vereins,
Inhalt
des vierten Bandes.
1. Seft.
A. Abhandlungen.
Seite
1) Römifäje Infriften, welche in den legten Jahren ausge⸗
‚graben worden find? Won Profeffor Klein in Mainz . 291
2) Die römiſchen Inſchriften des Herzogthums Raffau. Erſte
Abtheilung. Bon Dem ſelben... . 806
8) Der Dolicheniſche Gott. Von Dr. Romer⸗Büchner in
drankfurt a. Ne..22409
4) Ueber eine unedirte Jnſchrift des Muſeums. Won Gons
rectot Beder in adamar . oo 00.00 e . 858
5) Ueber Apollo, den Heilgott ber Kelten. Bon Demfelben 865
6) Zur Grllärung Raſſauiſcher Ortsnamen. Vom Acchivdiret⸗
tor Dr. Friedemann in Zflen . . 0 0 0 0 0. 882
7) Die lateiniſchen und beutfchen Lebensbefhreiber Lubwige,
des legten Grafen von Arnftein. Bon Demfelben.. . 412
8) Weber die Abftammung der Bewohner des füblichen Raſſau.
Vom Gymnaſiallehrer Seyberth in Wiesbaden „ . . 435
B. Miscellen.
1) Bodmann’s und Kindlinger's hinterlaſſene handfchriftliche
Sammlungen zur Gefdjichte des Rheingau’s. Vom Archivs
birector Dr. Frie demann in Bflein © 2. 2... 857
Gere
2) Rotig über die Jaſchrift: Wisinobates. Bon Demfelben 464
8) Die älteften Bamitien in ben Sthein« unb Donaulänbern.
Bon Gonrector Weder in Hadamar . . . 0. 0. 464
4) Gine Gebetsrole. Bon Profef[or Kehrein in Hadamar 468
5) Die Belagerung von Kronberg 1522. Rad) einem alten
Drud. Bon Eehrer Weder in Kronberg . . . . . 470
6) Der zömifche fleinerne Eöwe zu Wiesbaden. Vom Ardios
director Dr. Sriedemann in Zöflein. © . 2 0. + 474
Lithographirte Tafeln.
Zof. I. Bronje⸗Pyramide von Hebbernpeim . oo . . .
850
nm DB. Der Dolihenifhe Got - . 2. 00 en . 856
+EWEEe
Abbandlungen,
— m
Röͤmiſche Iufepeiften,
welde in ben lehten Jahren im Herzogthum
Naſſau ausgegraben worden find.
Don Klein in Mainz
Die Heben Grabfteine römiſcher Soldaten, weiche um
Rranzplag in Wiesbaden tm Prähjahe 1842 entderft wie
den und im Muſenm aufgeftellt find, find bie keiten vömbe
fen Denkmäler, welche in biefen Annalen veröffentlicht unb
erklärt wurben. Zwar hat man feit jener Zeit mehrere zum
Thell Höchft Äntereffante Steinfehriften auegegraben, alle
fie wurden in den Berichten ber Generalderfammlung mr
gelegentlich berührt und bern Bekanntmachung auf fpätere
Zeit verſchobenz; dadurch geſchah es, daß eine oder bie ans
dere ſchon anderwärtd publicht iſt, und fonsit bie Editio
princeps, welche fich eigentlich jeber Verein vorbehalten follte,
den gegenwärtigen Annalen entgangen ift: mas hoffentlich
nicht mehr geſchehen wird. Wiewohl hiernad bie meiſten
ber folgenden Inſchriften theild aus Rocalblättern, theild aus
gelehrten Schriften bem Publikum befannt find, fo glauben
19*
wir doch in den Naflauer Annalen biefe Auffindungen aus
ber Römer Zeit nachtragen zu müffen.
Ehe mir dies thum, ſei es und erlaubt, eine ber
oben erwähnten fieben Infchriften nochmals hier einzurücken;
benn fie wurde, wohl weil fie in Eile befannt gemacht
ober noch micht gehörig gereinigt war, bamald un=
richtig gelefen und fofort auch unrichtig erklärt: fie wurde
mitgetheilt B. Il. der Annalen, 3. Heft S. 211R 4
und heißt in richtiger Leſung alfo:
C-IVL'C'F C’IVL’SAR
CLEMES NVS FILIV
FORO :IVLI 7COH Il RAIL
VETANLX C'’R'’AN'XXV
S-T-Fl HEREDF'C
Cajus Julius Cai filius Clemes Foro Julii veteranus
annorum sexaginta, Cojus Julius Sarnus filius centurio
cohortis secundae Raitorum civis romanus annorum
viginti quinque. Sepulcrum testamenti formula jussi
heredes faciendum curaverunt.
Cajus Julius, des Cajus Sohn, Clemes von Forum
Julii, Veteran, alt fechzig Jahre; Cajus Julius Sarnus,
deſſen Sohn, Centurio ber zweiten Gohorte ber Rätier,
römiſcher Bürger, fünf und zwanzig Jahre alt (liegen hier);
nad der Vorſchrift des Teftaments ließen bie Erben das
Grabmal machen ').
2) So theilte ih bie Infcprift bereits mit in ben Abbildungen ber
Mainzer Alterth. I. S. 28, wo aber ber lehte Buchſtabe
der erfien Zeile unrichtig als B angegeben if; darnach
©&teiner Insc. Germ. etc. IL Ausg. Ro. 676.
— 8 —
Die Zeilen find nicht reihenweiſe zu Iefen, außer ber
lehteren, fondern find in zwei Kolumnen abgetheilt, wie es
der Stein auch klar zeigt.
Was die Namen betrifft, fo ift mir Sarnus als Name
einer Berfon unbefannt; dagegen heißt alfo ein Fluß in Cam⸗
panien (jeftSarno). Clemes aber kommt hie und ba vor:
fo findet fi auf einer um das Jahr 1520 in Mainz ber
findlichen jept verlornen Inſchrift ein Aulus Baebius Cle-
mes von Faͤſula (Fieſoli) in Italien ?), auf einer chemals
in Rom vorhandenen Infchrift ein Sclave Clemes *); da⸗
her tft nicht nothwendig in unferer Infchrift mit Steiner
Clemens erklären zu wollen, obwohl alle Herausgeber ber
erfteren Infchrift Clemens interpretiven und auch Boiſ⸗
farb bei der andern alfo zu leſen räth: Clemens freilich
iſt ein ganz gewöhnlicher Zuname *).
Forum Juli ift wohl die Stadt tm italientfchen Volke der
Carni (fpäter Friuli, jetzt Givibale im Venetianiſchen).
Gin anderes Forum Julii, dns auf Zahlbacher Infchriften
vorfommt und zur tribus Aniensis gehört, ift das jehige
Frejus im Narbonenfifchen Gallien °).
Bon ben fieben rätifchen Gohorten, die auf Inſchriften
erwähnt werben, lag nur bie zweite am Rheine, wie weitere
Inſchriften anzeigen, bie ſowohl hier in Wiesbaden *) als
2) ®ergl. Huttich. collect. Mog. (1520) Fol. XIL. Lehne 215.
Steiner II. Ausg. 310.
+ 3) Grut. 601. 7; ferner Firmianus Clemes bei Orelli 481.
*) Bergf. bie indices von Grut. Murat. u. f. w.
5) Lehne 155 und 157.
6) Ein 1841 am Kranz entbedter Grabflein erwähnt einen
Solbaten berfelben mit Namen Q. Viblus Aglustus, nicht
in Mainz 7) ausgegraben wurben. Dagegen twirh auf
rtheiniſchen Steinen auch eine raͤtiſche Cohorte ohne Nummer ®)
und eine Gohorte ber Rätier und Binbelicier °) erwähnt;
wann nun biefe drei verichiebenen Gohorten am Rheine
lagen, kann nicht mit Gewißheit angegeben werben; daß
aber bie beiden Ieteren früher als bie zweite raͤtiſche Cohorte
Überhaupt erftit haben, ſuchte ich anderwaärts ") zu geigen.
€. R. wohl civis Romanus, wicht civium Romanorum,
indem biefe Siglen nur auf ben centurio Sarnus gehen,
nicht auf bie zweite Gohorte der Rätier.
I0'M
€c- VICTO
RIVS IA
NVARIV
SEX VOTO
INSVO'PO
Jovi optimo maximo Cajus Victoris Januarius
ex voto in suo posuit,
Jupiter bem beften bem höchfen hat Cajus Victorius
Sanvartus (biefen Mitar) nach einem Gelübde auf feinem
Ggentsum erräftet
Diefe Ara aus bläulichem baſaltiſchem Steine wurde
Augustus, wie in ben Annalen bes Vereins II, 3. S. 289
irrthumlich ebirt IR und Steiner IL Ausg. 674 hat.
7) Bergl. Sehne 976.
8) Lehne 274 und 277.
2) Lohne 275.
=) Wöbübsugen der Tainger Mterig. IL ©. 24 und fgbe.
im Februar 1851 nebft mehreren Münzen und Heineren Al⸗
tertfirmern in einem alten Brunnen, fat 40 Fuß unter bem
jebigen Boben in ber befannten vwömifchen Nieberlaffung bei
Heddernheim gefunden, unb vom Vereine angelauft. Die
Juſchrift if} zuerſt befaunt gemacht im Frankfurter Gonvere
fationsblatt S. 51, M 61 (vom 12. März), dann in ben
Bonner Jahrbüchern XVH. ©. 193, und zulekt in ben
Mittheilungen bed Vereind As 2, ©. 48.
Der Name Januarius ift hier cognomen (Beiname,
Name einer Familie), kommt aber nicht minder häufig auch
ald nomen gentile (Rame eimed Geſchlechtes) vor. Ueber⸗
haupt find bie Namen der Monate bei den Alten oft als
Perſonennamen gebraudyt worben. Dies gilt nicht nur von
ben Wörtern Junius, Julius, Majus, Martins, bie ur⸗
fprünglich Gentilnamen find, wozu auch Jamusrius gerech⸗
net werden muß, ferner von Augustus unb Aprilis, von
welchen Wörtern auch Frauennamen gebildet werben »),
fonberu auch bie aus Zahlen entftandenen Namen September,
October, November uub December lommen als Cog⸗
nomina vor "). Bei biefen ift noch zu mesten, baß fie
manchmal nach ber zweiten Deklination abgewandelt werben:
fo fteht Mur. 1348, 13. VLPIA GRATA SEPTEMBRO;
ibid. 1486, 11 = 159, 9: ONESIPHORVS
DECEMBRO ’ BENEMERENTI; Grut. 546, 2: DE,
EEMBRO ET 1VLIAE; baker muß man Mur. 49, 4:
ı) Aprilia findet ſich Murat. 1240, 10; 1454, 8.
ı2) September Mur. 1348, 131538, 9; October Grut. 1083, 9;
November Grut. 688, 4; 882, 7, Mur. 601, 1; December
Grut. 241;69%, 7; 797, 2; 807, 2; Mur. 876, 8; 1151, 7.
DIS MANIBVS DECEMBRI PICTORIS «it von De-
cembrius herleiten wollen ). Als Frauennamen ſcheinen
biefe Lehteren nicht im Gebrauche geweſen zu ſeinz das
Abjettiv centuria decembriana '*) ſteht Murat. 877. 1.
Nur den Monatönamen Februarius habe ich als Perfonen-
namen nicht auffinben Tönnen *).
Uebrigens iſt ber Weihenbe Victorius Januarius fonft
nicht befannt.
I-HO-NO REM DD
MER: CV RIONE G
O TIA TO RI O
In honorem domus divinae Mercurio negotiatorio.
Zur Ehre des göttlichen Hauſes bem Merkurins, bem
BVorficher bed Handels.
23) Wie der Index bei Murat. will.
2) FR den Tateinifchen Wörterbüchern beizufügen, ſowie auch
bie Grammatilen bie zuletzt erwähnten Namen nicht ale
Heteroflita aufführen.
*) Sollte fi) biefer Monatsname überhaupt ale römifcher
Familienname vorfinden? König Numa hatte bem
zehn Monaten bes Älteren Kalenders zwei neue hinzu⸗
gefügt, von beuen er ben erflen bem Gott Jauns weihte
und ben vorbanbenen zehn Monaten als Jannarius voran-
flellte, während er ben andern ben Göttern ber Unterivelt
geweiheten Monat zum letztenn des Jahres machte, unb
ifn Kebruarius, b. 5. Sühnemonat nannte, toeil er
von allen Sünben des verfloffenen Jahres reinigen (februare)
ſollte. Der Monat erhielt zwar buch Sofigenes im
Julianiſchen Kalender (im I. 707 db. Stabt) eine anbere
Stellung; die omindfe Bedeutung feine® Namens war aber
— 97 —
Im December 1843 bet Hebbernheim, unfern bes jü-
biichen Begräbnißplahes ausgegraben und vom Vereine an-
gefauft |
Ueber ber Infchrift ift ein knieender Wibber abgebildet,
auf welchem eine männliche Figur fit, bie jeboch verftünmelt iſt,
Indem Kopf, Rumpf und ein Stüd des rechten Beines fehlen; bie
rechte Hand ruht auf einem Wulft, ber ben Kopf bes Wibbers
bedeckt. Zur Linken fteht eine ebenfalls verftümmelte Figur,
indem namentlich die untern Beine zerbrochen find; bas
Köpfchen, übrigens ſchön gearbeitet, wurbe getrennt aufge
funden; zu ben Füßen bed Widders iſt eine Schildfröte,
Das Ganze ift nicht zwei Fuß hoch; ber Stein iſt fefter
Bafalt.
Die Infchrift wurde in ber Generalverfammlung vom
28. Mat 1844 erwähnt, aber im gedruckten Protocol nicht
mitgetheilt *°). rüber war fie in ber Didaskalia 1843,
AM 345 veröffentlicht, aber ber gelehrten Welt durchaus
unbefannt geblieben, baher ich fie in ben Bonner Jahr⸗
büchern (1851) XVII S. 193 mittheilte.
Mercurius, der Gott des Handels, führt hier ben Bei⸗
namen Negotiatorius, der bisher unbelannt war, benn in
ber Inſchrift °°), welche früher bei Metz aufgefunden wurde,
in ber Kaiferzeit gewiß nicht erlofchen, feine Berwendung
als Perfonen-Name mag baber bei ben Römern fchwerlidh
zu irgend einer Zeit flattgefunben haben. Vergl. Forcel-
lini Lexie. s. v. Februarius. [Anmerf. d. Rebaltion.]
15) Bergl. Annalen IV. 1. ©. 163: „Die Infchriften werben
wegen Unzulänglichleit des Raumes mit ben erforberlichen
Abbildungen fpäter mitgeteilt werben.”
16) Grut. 55, 1; Or. 1410; Stiiner I. Ausgabe, 988.
Reit zwar: MERCTRIO NEGOTIATORI SACHE, aber bad Wort
wurde ſtets von Negotistor abgeleitet '7); jet wirb aber
dort nad) umferer Inſchrift Negotiatorio zu erflären fein.
Des Wort Negotiatorius jelbk Tonımt erſt bei Schrift-⸗
ſtellern der fpäteren Zeit vor, wie Lamprid vit. Sever.
Alex 32: aurum negotistorium et coronarium Romas
remisit, wo es das Gold bebeutet, welches bie Kaufleute
des Handels wegen entrichten mußten (Gewerbfieuer). Vo-
pisc. in vit. Firmi 3: naves quoque ad Jndos nego-
tistorias saepe misit (ex ſchidte oft Hanbelöfchiffe foger zu
den Indern). Sonft kommt bas Wort Negotiatorius *),
fo viel wir wiffen, nicht welter bei ben Alten vor.
Nach biefer Analogie konnte auf einer viel beſprochenen
babifhen Juſchrift ) IN.H.D.D.DEO MERCUR .MER.C-
PRYSO mereaterio gelejen werben; ob weiter auf ber befanne
tm Bierftabter Iufchrift ) Mercurio nundinstorio erklärt
werben bürfe, laſſe ich beiwegen dahingeſtellt, weil bas Woet
Nundinatorias mir fonft nicht befannt iſt.
Das Bemerkensiwerthefte in dieſer Inſchriſt if, daß
genau jede Sylbe durch einen Punkt getrennt iſt. Gs fin-
nn) Bergt. bie Indices ven Gruter mb Orelli; Fercel-
lini, s. v. Negotiator; Steiner... D.
18) Gelegentlich wollen wir bemerlen. baf dieſer Musbrud für
dandeleſchiff zu bemen, welde gewaͤhnlich in den Wörter-
buchern ſtehen, nämlich mavis mercatoria ober mercatoris,
navis oneraria beigefügt werben Zaun.
19) Rappemegger badiſche Inſchr. Ne. 13, erflärt mercator;
Gteiner Il. 864 richtiger mercateri.
2°) Jetzt im Wieobabuer Mufeum; Sehne 81, Steiner II,
0.
bet ſich nun gerade nicht fo felten, daß namentlich in einem
zufammengefebten Worte ein Punkt ober ein ähnliches Un⸗
terfcheidungszeichen wie ein Blatt fteht, wie SVPRA . SCRIPTI
Lehne 88, SVPRA'SCRIPTI, Jahn specim. epigr.p.83 ”) IN’
FERRAE ‚AD FECIV,, AD‘ FINIBVS , ET’ IAM, welche Beifpiele
Osann syllog. inscr. p. 457 anführt; auch mitten in einem
Worte tft manchmal ein Punkt ohne irgend einen fichtbaren
Grund angebracht, z. B. PVBLICO LA,LAODIC E
bei Dfann a. a. O.; S-OTERIDI, ibid. ©. 340;
CES ONIO, deW al mytbol, sept. N. 338; fogar mehrere
Bunte finden fich bie und da wie P-P I’ MIGENIVS
Rappenegger bad. Infchriften No. 16 *). In mans
chen von diefen und Ähnlichen Infchriften mag übrigens
der Punkt zufällig oder vielleicht erſt fpäter durch Bes
[hädigung entftanden fein, wie denn in einigen der ans
geführten Beifpiele andere Herausgeber einen Bunft nicht
gefehen haben oder doch wenigftens nicht anmerften *°).
Hie und da hat auch ein folder Punkt in einem Worte
zu verfchiedenen Erklärungen Beranlafiung gegeben, vrgl.
Siedler, römifche Denfmäler in Xanten, ©. 219;
Nappenegger a. a. O. M 18 *). Ebenſo find
2) In ber nämlichen Infchrift Reht zwei Zeilen vorher SVPRA-
SCRIPTA ohne Buntlt.
22) Der zweite Punkt wird bier wohl ber Heft von R fein, wo⸗
rein P zu verwandeln if.
23) 3. B. Fabretti p. 107 bat INFERRAE; Gruter 576, 7,
LAVDICE; Hefner röm. Denkmäler Oberbayerns CESONIO.
2) Daß an erfter Stelle CONSERVATOR -I aufammenbören,
nicht aber 1 ein Nummer fei, bat fchon Oſann a. a. O.
gezeigt; bie zweite Inſchrift bat ſeltſame Erklärungen ge⸗
manchmal alle Silben durch Punkte geſchieden, vergl.
hierüber $abretti p.375, ff, Schwarz, de ornam.
librorum (Lips. 1756), p. 56; Steinbüdel Alter⸗
thumsfunde S. 87. Indem wir es für unnöthig finden,
die namentlich bei Fabretti angeführten Beifpiele hier
mitzutheilen, und bemerken, daß uns feine ähnliche In⸗
ſchrift aus unferen Gegenden befannt if, wollen wir
nur eine noch nicht lange veröffentlichte Inſchrift aus
Setif in Algerien bier anführen, wobel aber noch ber
merft wirb, daß Blätter die Stelle der Punkte verfehen,
wie ja aud) in unferenInfchriften **) Blätter nicht felten
ſtatt Punkte angebracht find:
D’M°S
0:DO-MI-
TI: VS-SA-
TVR-NI'NVS-
VA’ XXXXV
Bergl. v. Hefner, Abhandl. der Münd, Mad,
V. Bd., 2. Abth, ©. 259.
MERCVRO
CISSONIO
ARAM
VT EV...
*-ICTO
funben, aber bie Punkte finb, wenn fie nämlich wirklich
ſtehn, nicht zu beachten; vrgl. Zeit im Zeitſch. bes badiſchen
Bereins I. ©. 232.
35) Bergl. Zeitſchrift des Mainzer Vereins ©. 75.
— 01 —
Mercurio Cissonio Aram ut (?) e voto*) Victor.
Dem Mercurius Giffonius hat diefe Ara nach einem
Gelübde Bictor geweiht.
Gefunden 1841 bei Hebbernheim und im Mufeum zu
Wiesbaden. |
Zuerft befannt gemacht ven Lerſch, Bonner Jahr⸗
bücher J. ©. 80; dann nur erwähnt im Generalbericht
vom Mai 1841, Annalen III. 2. S. 240 aber nicht mits
getheilt; ferner findet fie fi) bei de Wal myth. p. 65,
M 89, Steiner II. Ausgabe 640.
Mercurius führt, fo viel uns befannt, auch auf zwei
anderen Infchriften diefen Beinamen, von denen eine in
Befancon, die andere in Eöln längft befannt if; vergl.
Or. 1406 und Xerfch Eentralmufeum I. 8 und ©. 71,
woraus hervorgeht, daß dort CISSONIVS und nidt
CESSONIVS fteht, wie auch noch de Wal, myth., ©. 66,
AM 91 hat. Ferner wurden 1845 zwei Steine bei Mil
tenberg gefunden, worauf MERCVRIVS CI... NIO und
MERCVRIVS C.... wohl mit diefem Beiwort zu ers
gänzen iſt; diefe zwei Arä find vom Jahr 212 und 291,
vergl. Steiner, II. Ausg. 722 und 723. Bon drei
weiteren Infchriften, die in Rheinbayern gefunden, hat
eine DEO CISONIO (SHoheburg bei Speier, vergleiche
Orelli 1979), die beiden anderen aus Rheinzabern
DEO CESONIO, vergl. de Wal. a. a. ©. 892 und
*) Ob nicht der nächſte Buchftabe hinter EV für ein I mit barauf
folgender unleſerlichen Stelle eines Buchftabens, alfo E VLT,
anzufprechen fein möchte? (Anm. d. Rebdalt.]
888°). Alſo mit der umferigen find es in allem
acht Dentmäler, von denen drei CISSONIVS, eines
CISONIVS, zwei CESONIVS Iefen, die übrigen gerade
in diefem Namen defekt find. Es iſt wohl nicht erheb⸗
lich, daß bie drei Infchriften, bei welchen der Rume Mer
curius fehlt, CISONIVS oder CESONIVS mit einfachem
8 haben; denn es iſt auf jeden Fall derſelbe Name, Was
er aber bebeutet, iſt bis jept ein Näthfel; er’ bezeichnet
einen keltiſch⸗germaniſchen Gott — denn alle bisher aufe
gefundene Infchriften gehören dem Rheingebiete an — unb
dieſer wurbe wegen feiner Attribute — wahrſcheinlich we⸗
gen des Handeld — mit Mercurius, der bekanntlich am
Rheine fehr verehrt wurde, in Verbindung gebracht. Manche
wollten feinen Namen von ber alten Göttin Zisa, die bei
den Wenden, aber auch in Rätien verehrt wurbe, herlei⸗
ten ) ober verglichen damit den Namen der. Stabt Ge-
sonda *), vielmehr Gesoniacum ꝰ), wie nach der neueften
Erklärung von Ritter ®*) Mainz früher geheißen haben ſoll.
Aus dem Lateinifchen ſcheint dad Wort nicht zu flammen,
wenn ſchon gerade in Italien die ähnlichen Namen Cisso,
*) Bei ber Ießteren bat de Wal CES’ONIO, Steiner IL
Ausg. 760 CESSONIO ; boch bürfte bie oben angegebene
Form die richtige fein, ba Hefner Denkmäler Oberbayerns
und bes 8. Antig. in Mänden S. 90 das Original, das fich
in Münden findet, wohl genau verglichen haben wird.
7) Lerſch in ben Bonn. Jahrbücgern I. p. 21.
») de Wal a. a. O. Nro. 88,
®) Flor. IV. 12.
3) Bonn. Jahrb. XVI. ©. 21.
Cissus, Cissonius *) vorkommen. Mas uber das Wort
im alten Keltifchen bedeutet, Fann aus Mangel an weiteren
Unalogiem bis jeht wicht ermittelt werben.
Was die vierte Zeile ber Inſchriſt bedentet, iſt
nicht ganz Har: ut e voto, wohin zunaͤchſt die Spuren
weifen, d. 5. wie nach einem Gelübbe, gäbe wohl einen
Sinn, ut ift aber ein gan ungewöhnlicher Beiſatz; nach
V feinen zwei oder drei Buchſtaben zu fehlen.
Die Iepte Zeile fiheint den Namen des Weihenden,
etwa Victor zu enthalten.
IN-H-D-B-
MERCVRIO
JUL -SECUN
DINA - EX
VOTO
POSVIT
In honorem domus divinae Mercurio Julia Se-
cundina ex voto posuit,
Zu Ehren des göttlichen Haufes, dem Mercurius
hat Julia Serundina nad einem Gelübbe biefe Ara
gefett.
%) Cajus Cisso Grut. 388,2; Publius Arlius Cissus, Grut. 757,6;
0. Luciltus Cissus, Grut. 945,5; Cissus Sullicanus Mur.
893,4; Q. Cissonlus Aprilis Grut. 587,4; Q. Cissonfas VI-
talis Mur. 259,2; Q. Cissonius Prier Mar. 1328,5, n. ſ. w.,
alle auf Infchriften in Stalien. Lehne 171 ergänzt auf
einer Caſteler Inſchrift Cissonius, wo aber die editio pr.
(Fuchs 11. ©. 83) nur CI... hat; ber Soldat, bem fie
geſetzt iſt, ſtammt aus Noricum.
Gefunden 1843 zu Hebbernheim und im Mufeum
im Wiesbaden.
Die Iufchrift if bereits veröffentlicht von Lerſch
in Bonn. Jahrbäd. VIIL ©. 163 und von Steiner in
der zweiten Yusgabe der Inſchriften Rro. 641.
“UL
«.VL.LNTIVS
HIS PANVS
LLM
.... Fulgentius Hispanus laetus lubens merito.
.. . . Bulgentius aus Spanien loͤst gern und freus
dig nach Gebühr (fein Gelübbe).
Gefunden in Hebbernheim 1843 und im Mufeum
zu Wiesbaden.
IR fo viel ich weiß noch nirgends ‚veröffentlicht.
Der Stein ift in zwei Stüde gerbrochen, woburd in
der Mitte der zweiten Zeile ein Buchftabe fehlt und das
E vor N nicht ganz beutlich iſt; ebenfo wird der erfte
Buchſtabe am Anfange berfelben Zeile vermißt: ob daher
Fulgentius hier ſtand, Fann nicht mit Gewißheit behaup⸗
tet werben. Die vorhergehende Zeiie ift eigentlich ganz
vertilgt, nur von dreicũ Buchftaben iſt der untere Theil
erhalten, jedoch Kann daraus kaum einer derfelben mit Bes
fimmtheit angegeben werben. Uebrigens fcheint der Stein
nicht viel höher geweſen zu fein, fonbern hier der Name eines
Gottes geftanden zu haben: DEO - APOL wohl nicht, da der
drittlegte Buchftabe kein P it; DEO'I'SOLI (Deo in-
vieto Soli) wäre ſchon eher möglich, oder auch 10VI
— 305 —
Doligeno, wie auf einer eben daſelbſt geſundenen Bronze⸗
Hand ſteht *).
Von der gewöhnlichen Widmungsformel V'S’L’L’M
fehlt VS; ober vertritt da6 Ende von Hispanus biefe
Stelle, fo daß VS doppelt zu faffen iR, wie dies manch⸗
mal auf Infchriften der Fall iſt ®).
’”2) Jetzt im Beſitz bes 9. Dr. Römer-Büchner in Gran
furt, Steiner I. Ausg. 1698.
3) Bergl. Beder in Bonn. Jahrb. XV. ©. 9%.
20
II.
Die romiſchen
des Herzogthbums Raſſau.
1. Abtheilaug.
Bon Klein in Mein.
Da der Unterzeichnete von dem verehrten Borftand
des Naſſauer Alterthumsvereins den ehrenvollen Auftrag
erhalten hat, die römifchen Infchriften des Herzogthums
für Die Annalen zufammen zu ftellen: fo kommt berfelbe
diefem in ihn gefeßten Zutrauen um fo lieber entgegen,
als namentlich die mittelrheintfchen Infchriften fchon feit
mehreren Jahren feine Aufmerkſamkeit befcyäftigt haben.
Bas nun die Raffauer Infchriften aus der Römer Zeit
betrifft, fo find biefelbe noch nirgends beſonders ebirt,
Taum irgendwo vollftändig gefammelt. Die wenigen,
welche vor dem gegenwärtigen Jahrhundert entdeckt wa⸗
ten, find ‚nur vereinzelt hier und da befannt gemacht;
ſelbſt die Werke über Wiesbaden ober andere Theile
des Naffauer Landes enthalten die früher befannten
nicht insgefammt. Auch war man damald auf die
Erhaltung folder Denkmäler wenig bedacht; denn
von den in früheren Jahrhunderten befannt gewor⸗
denen Inſchriften find mehrere nicht mehr vorhanden.
Erſt nach der Mitte des vorigen Jahrhundert ſcheint man
- 07 —
bier, wie auch anderwärts, z. B. in Mannheim, Mainz u,
ſ. w. einiges Gewicht auf die Erhaltung von römifchen
Ueberreften gelegt zu haben; aber fie zu fammeln ober
insgefammt zu ebiren, daran dachte man noch nicht: und
fo blieb es aud im erften Viertel unferes Jahrhunderts,
denn nicht einmal der Baron von Gerning, dem doch
die Naffauifchen Alterthümer zu hohem Dante verpflich⸗
tet find, dachte daran, fie in feinen Werfen, bie doch ges
rabe die römifche Zeit mit berührten, insgeſammt ju vers
öffentlichen, fondern erwähnte und erflärte, wie bie frü⸗
bern, faft nur gelegentlich einzelne. Und fo hat erſt
Lehne in den „römifchen Alterthümern der Gauen bed
Donnersbergs“, Mainz 1836, die früher befannten Rafr
fauer Inſchriften fo ziemlich insgefammt aufgenommen,
aber nicht nach den Bundorten zufammengeftellt, fondern,
da er diefe Denkmäler nach ihrer Verfchiedenheit ſyſtema⸗
tiſch ordnete, Die Naffauer Steine an gehöriger Stelle
eingereiht, fo daß die nach dem Fundorte zufammengehö-
rigen oft weit auseinander liegen. Die erſte Sammlung
der Naſſauer Juſchriſten, nach den Lofalen, wo fie aufs
gefunden wurden, georbnet, fteht In Steiners Codex
inseriptionum romanarum Rheni, (Darmſtadt 1837),
wo im I. Theile von S. 138—152 neun und dreißig
römifche Infchriften aus dem Herzogthum Naffau aufge
führt und erflärt find, von denen aber neun als Stem⸗
pel militärifcher Abtheilungen oder als Töpfernamen wes
niger hierher gehören, ſondern befondere Rubriken aus⸗
machen.
Der Alterthumsverein in Wiesbaden hat feit feiner
Gründung 1821 für die Ausgrabung, Erhaltung und
20*
Gammmlung der römifchen Dentmäler ſich unferbliche Bers
diente erworben, wie man es faum einem andern ähn-
lichen Berein wird nachrühmen fönnen; aber für die Be-
lanntmachung und Erklärung berfelben trug er unvers
haltnißmaͤßig weniger Sorge. Zwar find in ben General»
berichten die unmittelbar vorhergehenden Auffindungen aufe
geführt, auch die Infchriften gewöhnlich beigefügt, aber
oft nur zur Nothburft erklärt; da aber dieſe Berichte
nicht felten viel fpäter im Drude erſchienen find, als fie
abgehalten wurben: fo find mande Infchriften erft mehr
tere Jahre nach ihrer Entdeckung zur Kenntniß des Publi⸗
kums gelangt, oder fie wurden anderwärts früher als
von dem Alterthumsverein in Wiesbaden befannt gemacht,
wie denn noch mehrere ſchon vor neun Jahren ausgegra⸗
bene Denfmäler zwar in den Annalen erwähnt *), aber
noch nicht in denfelben veröffentlicht find. Ebenfo find
die früher entvedten Infchriften in den Annalen nur
theilweife ober gelegentlich einer erneuerten Betrachtung
unterzogen worden. — So wie nun ber gegenwärtige
Vorſtand des Vereins, deſſen großartige Thätigfeit ſich
ſeit faſt einem Jahre in mannichfacher Weiſe kund gibt,
Sorge getragen hat, daß die in den legten Jahren ent⸗
dedten und in den Annalen noch nicht veröffentlichten
Inſchriften in diefem Hefte erſcheinen: fo hat derfelbe eine
Zufammenftellung fämmtlicher Raffauer Infchriften ebenfalls
für die Annalen gewünſcht. Denn wenn gleih Steiner
vor Kurzem in der zweiten und umfaffenderen Ausgabe
des Eober (InscriptionesGermaniae primae et Germaniae
secundae. 2 Th., Seligenftabt 1851) die Naſſauer Infchrife
3) I. 1. p. 165 im Generalbericht vom Mai 1844.
ten wieber zufammengeftellt und faft die doppelte Zahl von
früher aufgeführt hat, fo zeigt doch gerade biefe Sammlung
theinifcher Infehriften *), wie es eigentlich noch nicht an der
Zeit ift, folche großartige Sammlungen anzulegen, fondern wie
es vielmehr die Pflicht einzelner Vereine, Städte ober
Muſeen tft, die in ihr Bereich gehörenden Infchriften ei⸗
ner genauen Veröffentlichung und Erflärung zu unterzies
ben, damit aus der Nähe das Licht auf das Denkmal
falle, welches aus ber Berne oft nicht die nothwendige
Etärfe zur Aufhellung ber einzelnen Theile befigt. Uns
tergeichneter nun, ber, wie erwähnt, nach dem Wunſche
und im Auftrage des Vorſtandes es übernommen hat,
die Raffauer Infchriften für diefe Annalen einer neuen
Revifion zu unterwerfen, glaubt biefelbe auf eine andere
Art, als es bisher üblich war und noch If, anftellen zu
müffen: er will nämlich weder fie nach der Verſchieden-
beit ihres Inhalts ordnen, je nachdem fie nämlich Votiv⸗
feine, Hiftorifche Monumente, Grabfteine von Soldaten
oder Familiendenfmäler find — wie Lehne die vor
1836 aufgefundenen in fein Werk eingereiht hat — noch
will er fie nad) den Orten, wo fie gefunden worden find,
aufammenftellen — wie Steiner es in feinen zwei
Sammlungen that — noch auch gebenft er nur bie vors
handenen einer neuen Durchficht zu unterwerfen, — wie
Lerſch es im Gentralmufeum rheinländifcher Infchriften
machte —: fondern wir wollen verfuchen, die Raffauer
Inſchriften chronologiſch zu ordnen, d. h. nachforfchen,
2) Berg. was ich Über biefe zweite Ausgabe Steiner's bemerkte
in den Bonn. Jahrbilchern XV. (1851). 188 ff. n. S. 19083.
— 30 —
. wie und wann zuerſt jede Juſchrift entvedt wurbe, fie
nach biefer Zeitfolge Hier zuſammenſtellen und zugleich
einer Furgen Erklärung unterziehen. Eine ſolche Unters
ſuchung und Anordnung wird, wie wir glauben, auch auf
die Kritit und Erklärung, die wir in Kürze jedesmal
beifügen werben, von wefentlichem Einflufle fein; denn
indem wir nacjfpüren, wer von jeder Inſchrift der erſte
Herausgeber geweſen, und was für Schidfale jedes Denk»
mal fpäter gehabt hat, koͤnnen wir die Kenntniſſe und
Slaubwürbigfeit der früheren Editoren wohl hie und da
kennen lernen und wenn biefe Beobachtungen auf die Ins
ſchriften felber angewendet werden, koͤnnen fie uns wohl
bei der Erklärung feldft von manderlei Nutzen fein. Ich
glaube aber um fo mehr eine Revifion biefer früheren
Ausgaben geben zu müflen, als fein Herausgeber rheins
landiſcher Infehriften bisher fi die Mühe genommen
oder auch nur daran gebacht hat, auf biefe älteren ober
erften Evitionen zurüdzufommen, fondern jeder fehrieb ges
wöhnli dem unmittelbar vorhergehenden nach, ohne bie
urfprängliche Duelle aufzuſuchen.
So viel uns befannt if, wurden Infchriften des
jedigen Raflauer Landes zuerfi von dem Mainzer Doms
vilar Hut tich veröffentlicht. Sein Werk führt den Titel:
Collectanea antiquitatum in urbe atque agro Mo-
guntino repertarum. M.D.XX °) (Mense Martio. Ex
8) Nach dem Schluſſe bes Vorworts: Datae ex arce Curcellina
regul deserti XI. Calend. Augusti. An. sal. MDXVIL. hatte
Huttic fon mehr ala zwei unb ein halbes Jahr früher
feine Sammlung beenbigt.
— 81 —
aedibus Joannis Schoeffer, wie die legte Seite beis
fegt) 22 Blätter Fol. und enthält 41 Infchriften und 3Legionss
ftempel, meiſt in Mainz, einige auch in Worms und einigen
benachbarten Orten aufgefunden. Bon biefem Werke er⸗
ſchien ur Huttich oder blos durch den Buchbruder bes
forgt, iſt ungewiß) 1525 eine neue Auflage, welche ganz
diefelden Infchriften enthält, aber zugleich zeigt, wie we⸗
nig genau ber Herausgeber war; denn faſt von allen
Inſchriften finden fi Varianten in den zwei Ausgaben,
zwar felten wefentlich verfchiedene Lesarten, fondern bie
Abweichungen von ber Editio princeps beſtehen mehr in
der Abtheilung der Verſe und Buchflaben, in ver Zahl
der Zeilen, in den Abbreviaturen oder in ähnlichen mins
der bedeutenden Dingen, immerhin zeigen fie aber, wie
wenig Werth) man darauf legte, die Infchriften, fo wie fie
wirklich find, zu ediren. Mir feheint es, daß nicht gerade der
Herausgeber Huttich an diefer Hahrläffigkeit ſchuld iſt,
fondern in die Rahmen oder Einfaffungen der Infehriften, bie
von Holz gefehnitten waren, find vom Setzer die Buchſtaben
eingetragen worben, ohne Berüdfichtigung bes wirklichen Zei⸗
lenumfangs, fondern wie es ihm gerade paßte, die Worte
abbrechend oder die Verſe ausbehnend oder verminbernd.
Daraus folgt, daß wir aus Huttich’s Eollectaneen nicht
ſicher erfahren, wie im Einzelnen ganz genau bie Infehrift
befchaffen war. Uebrigens haben bie Herausgeber bisher
auf biefe Varianten in den beiden Ausgaben Feine Rüde
fiht genommen, ja wie es ſcheint bie Anficht gehabt, beide
Ausgaben wären von einander nicht verfchieben, ba fie bald
die eine bald die andere bemügten, ohne ſich nach beiden
umzufehen. Daß Huttich, wie überhaupt damals bie
Gelehrten auch fonft weber die Angſtliche Gewifienhaftig-
feit und den Scharfiun, noch die Kenutniffe, weldje beim
Abfchreiben von Jnſchriften nothwendig finb, befeffen,
ann im Ginzelnen nachgewiefen werben, wiewohl von
den 44 Steinen, die er abfcprieb, laum brei noch übrig
fin.
In feiner Sammlung finden fih nun drei Raffauer
Juſchriften; bei zweien von ihnen weicht die zweite Aus⸗
gabe in einzelnen Kleinigkeiten ab, wie ſchon oben im All⸗
gemeinen erwähnt if; wir legen bie Editio princeps zu
Grunde, indem wir annehmen mögen, daß man bei der
Abſchrift vom Steine fo ziemlich genau gewefen fei.
1.
MARTI-LEVCETIO-
PRO -SALVTE -IMP*
DOMINI- N · AVG-PIL-
0: VOCONIVS -VIT
VLVS - LEG XXII
PR-P-F PONENDV
CVRAVIT
Marti Leucetio pro salute imperatoris domini
nostri Augusti Pii Olus Voconius Vitulus centurio (?)
legionis vicesimae secundae primigeniae piae fidelis
ponendum caravit.
Dem Mars Leucetius hat für das Heil des Kaiſers
unſers Herrn, Auguſtus des Frommen, Olus Boconius Bitus
lus, Hauptmann (9) der zwei und wanzigften Legion, der erft
geworbenen frommen und getreuen, diefe Ara fegen laſſen.
— 313 —
Um 1517 in der Kapelle zum Armubt bei Frauen⸗
fein. In dem Hofe Armada, bei welchem die Steine
jener Kapelle fchon vor langer Zeit verwendet wurben,
fand H. Archivar Habel 1825 einen Theil diefes Stels
ned „zu einer Treppe verwendet,” vergl. Annalen I. 1.
S. 17 mit Abbildung diefed Fragmentes; wo aber das⸗
felbe hingefommen ift, Fann ich nicht angeben.
Huttich p. XXVI ; die zweite Ausgabe gibt die
vier lebten Zeilen alfo:
O VOCONIVS - VITV
LVS LEG XXIII PR
PF PONENDVM
CVRAVIT:
Apian. p.478 zieht die Infchrift in fünf Zeilen zuſam⸗
men; Grut. 58, 3 nach der zweiten Ausgabe Huttich's,
ſetzt axer in v. 4. ſtillſchweigend O ftatt O; ebenfo Johann.
XXIV; Fuchs 1. ©. 34 ebenfo, fügt aber v. 5 das
GEenturiozeichen > ein; Lehne in den Raffauer Annalen
a. a. O. reftituirt das wieder aufgefundene Fragment alfo:
M ARTI
LE VCETIO
PR( SALVTE
IMP I DOMINI N - AVG
PIL-Q - VOCONIVS
VITV LVS LEG XXI
PR P-F -PONENDVM
CV RAVIT
Wenn der Stein, auf welchem nach der oben erwähnten
— 214 —
Abbiſdung nech bie größere Hälfte der Iaſcheiſt vorhanden
war, alſo if, woran ich zu zweifeln feinen Grund habe: fo
folgt hieraus, daß Huttich in feiner Zeile aufer ber lehten
das Driginal fehgehalten hat. Lehne in feiner Samm⸗
ung II. 87 kehrt wieder — man weiß nicht warum —
m Fuchs zurüd. Wiener, de legione Romanorum
XXI, p. 115 n. 41 wie Lehne in den Annalen; das
gegen gibt Steiner in der erſten Musgabe m. 348 die
Lesarten nah Gruter, in ber zweiten m. 683 nach
Buchs nnd Lehne's Sammlung mit der Bemerkung über
das wiedergefundene Fragment: „die Schriſtreſte, welche
Lehne gibt, verrathen die Richtigfeit der oben mitger
theilten Abſchrift Huttich's,“ welche Bemerkung, wie
der Augenfchein ehrt, ganz falſch it; de Wal mythol.
septentr. (1847) n 340 wie Gruter; den Stein ers
wähnen noch wegen bed Beinamens von Mare Schmidt
Geſchichte des Großherz. Hefien II. ©. 399; Otelli
1356.
Gott Mars, mit dem Beinamen Leucetiuß, den er
bier führt, Fommt noch auf einem Broncetäfeldien vor,
welches 1836 bei Klein Winternheim gefunden und jept im
Wiesbadener Mufeum ſich befindet; auf einem ganz ähn»
lichen ebenbafelbft gefundenen aber wie es fcheint im
dem Mufeum nicht mehr vorhanden ſtand MARTI
LOVCETIO *). Woher nun diefer Beiname fomme,
iſt unbefannt und fah jeder Erflärer unferer Infchrift
*) Bergl. Habel in ben Annalen II. 3. S. 335; Steiner
I. Ausg. 571 und 572; das zweite Täfelhen erwähnen
— 315 —
gibt hierüber eine andere Vermuthung Buchs und
Lehne leiten ihn von der Infel Leuce im fchwars
zen Meere her, wonach Letzterer meint, daß, weil Achilles
dort befonder6 verehrt wurde, unter Mars Leucetius
diefer Heros felbft zu verfichen fe. De Wal will bie
Lesart LOVCETIVS al8 maßgebend annehmen und vers
gleicht damit Lucetius, wie Jupiter als Lichtgott bei
den Römern hier und da °) genannt wird. Und darnad)
wild Beder in den Jahrbüchern des Bonner Vereins
XVII. S. 166 in unferer Snfchrift LOVCETIVS fchreis
ben, weil auf dem wieder gefundenen Fragmente gerade
die zwei erften Buchftaben fehlen, und ift ferner der Ans
fiht, daß diefer Name „bald dem Jupiter, bald dem in
den älteften Zeiten Roms als Feldgottheit verehrten Mare
beigelegt worden zu fein fcheine.” Was nun zuerft die
Aenderung betrifft, fo ſchützt das eine noch erhaltene
Bronzetäfelchen ©) unfere Infchrift dagegen; auch möchte
ih ein ſolches Verſehen dem erften Herausgeber Huts
tich ”) nicht wohl aufbürden. Ob der Name Lucetius ir⸗
gendwo bei den Alten dem Mars beigelegt wurde, iſt
mir unbefannt ©), if auch nicht nachgewiefen worben,
auh Lehne a. a. D. S. 275, und darnach Steiner.
Ausgabe 309 und de Wal aa. a. O. 339.
5) Gell. noct. att. 5, 12; Macrob. Satur. I. 15. ®Brgl. Bergk
de carm. Saliar. relig. (Marb. 1848) p. IV. und XII.
6) Welches ben beiben zulett erwähnten Erflärern nicht bekannt
geworben zu fein fcheint.
7) Nicht Fuchs, wie in ben Bonn. Jahrb. a. a. O. gemeint
wirb, wo e8 heißt: „Leucetius beruht blos auf ber Angabe
von Fuchs“ — biefer war übrigens noch genauer.
8) Aue Macrob. a. a. ©.: Nam cum Jovem acciplamus
— 836 —
endlich glaube ich, daß wenn das lateiniſche Wort Lu-
cetias gemeint fei, es mit V nicht mit OV gefdhrieben
wäre; im Gegentheil die Form LEVCETIVS auf zwei
Dentmälern zeigt, daß fie die echte, und bie andere
LOVCETIVS vielleicht nur ein Schreibfehler jener fet.
Das Wort Rammt aber dann nicht aus dem Lateinifchen
auch nicht aus dem Griechifchen, fondern der Gott Mars
erhielt hier wie fo viele Goͤtter auf Infchriften am Rhein
und der Donau, überhaupt in ben germanifch -Eeltifchen
Ländern, einen einheimifchen Beinamen: ein ſolcher bes
zeichnet nun gewöhnlich entweder cine Eigenfchaft des
Gottes oder bezieht ſich auf einen Ort ober ein Volk.
Letzteres türfte hier der Fall fein: und fo hat denn ſchon
Schmidt a. a. O. den Beinamen Leucetius von ben
Leuci hergeleitet, einem gallifchen Volle an der oberen
Mofel mit dem Hauptorte Tullum (Toul); auf de
Wal nennt diefe Bezichung „nicht unpaſſend und würbe
glaube ich, diefelbe angenommen haben, wenn nicht bie
Variante Loucetius ihn an Lucetius erinnert hätte ?).
Und fo ift denn Mars Leucetius den fünfzig Lokalgott⸗
heiten beizuzähfen, die uns meift aus Infchriften, befon»
lueis auetorem, unde et Lucetium Salil in carminibus ca-
nunt ete. wird man bod nicht bat Beiwort auch auf Mars
beziehen wollen.
9) Die Erflärung von Schmidt if auch im ber deutſchen
Ausgabe von Forcellini angenommen; auh Steiner
in ber I. Ausgabe gibt ihr ben Vorzug, im ber IL ver-
weist er auf ben Commentar, ber noch nicht erſchienen if;
Biener enblid führt bie Auſichten von Lehne uud Schmidt
an, ohne fih zu eutſcheiden.
— 17 —
ders der oben erwähnten Gegenden befannt find. Man
vergleiche hierüber die Zufammenftellung In dem angeführ⸗
ten Zahrbuche der Bonn, Alterthumofreunde ©. 170 ff.
Die Ara wurde geweiht für dad Wohl des Antos
ninus Pius, des tugendhafteften aller Kaiſer und eines ber
ebelften Menfchen, die je Ichten: er regierte von 138 bie
161 unferer Zeitrechnung: in diefe Zeit alfo fällt unfere
Ara. Wiewohl aber das Jahr nicht genauer angegeben
werben Fann '°), if fie dennoch bie ältefte aller Raffauifchen
Inſchriften, welche eine einigermaßen beftimmte Zeitangabe
bat. Die nächfte mit genauer Jahresangabe ift über 50 Jahre
Jünger ). Much als nähere Urfache der Weihung kann
feine andere ermittelt werben als die auf dem Stein ans
gegebenen, d. h. dad Wohl des Kaifers, des allverehrten,
des allgeliebten.
Der Weihende hieß Olus Voconius Vitulus; ich
finde nicht für nöthig mit Gruter, dem die folgenden
0) Lehne verfuchte zwar das Jahr genau zu beſtimmen, indem
er bie Weihung, die er wie erwähnt mit bem auf ber Infel
Leuce verehrten Adilles in Verbindung feht, auf ben Kampf
bezieht, den Antoninne mit bem Taurofcpthen am ſchwarzen
Meere, etwa im Jahre 139 geführt zu haben ſcheine: al
Tein einmal haben wir gefehen, baf Leucelius anders zu beu-
ten ift und daun wirb wegen jenes eigentlich unbebeutenden
Streites in ber Krimm, bem ber Kaifer burd feine Lega-
ten führen ließ, Niemand am Rhein einen Altar gefeht
haben.
*) Born Jahr 211 nämlich: eine Heine Ara in ber Hoheburg
bei Unterliebach um das Jahr 1770 gefunden und im
Wiesbadener Mufeum, vergl Went Heſſiſche Geſchichte I.
©. 15; Lehne 114; Steiner I. Ausg. 694 u. ſ. w.
— 38 —
Herausgeber alle beiftimmten, den Vornamen in Duins
tus zu verwandeln, indem O. d. 5. Olus, gewöhnlich Aus
lus nicht felten auf Infchriften ſteht, z. B. auf einer 1841
bei Oppenheim gefundenen und jept im Mainzer Mus
feum befindlichen Ara '*), vrgl. Orell. 1943, 2712; Gas
bretti p. 25 f.; Mommsen inser. Neapolit. (1852)
n. 5552. Die Ramen Boconius und Vitulus gehören
nicht zu den feltenen, doch kommen fie, fo viel ich weiß,
nicht weiter in unferer Gegend vor.
Voconius diente in der XXI. Legion, ob als Cen-
turio (Hauptmann) ober ald gemeiner Soldat, kann
eigentlich nicht entfcjieden werben; bie Herausgeber neh⸗
men Erſteres an und manche fegen das Legionszeichen
ohne alle Autorität ein: allerdings kann dieſes wegen des
unmittelbar vorhergehenden S überfehen worden fein; es
gibt aber nicht wenige Infchriften, auf welchen die Bes
zeichnung des Standes einer Militärperfon vor Legio
fehlt: ob nun an folden Stellen Centurio oder Miles
zu ergänzen ſei, over ob Legio unmittelbar vom voraus⸗
gehenden Wort abhänge, dies zu unterfuchen, würde bier
zu weit führen.
2) Bergl. Zeitfchrift des Mainzer Vereins I. ©. 62 Nr. 7 und
bie Beridtigung ©. 200, Nr. 7; bei ber erſten Beröffent-
lichung wollte ich das ganz beutliche O auch als Q nehmen.
| IN H D° D°|
GENIO SANC
TO °M AVREL:
CL * POMPEIAN
VS-MIL - LEG VIll
ANTONINIANAE
AVNG B- F’COS .b-
IANVAR °- IMP »-
D°N - ANTONINO-
III * ET : BALBINO:-
II-COS-
In honorem domus divinae; Genio sancto Mar-
cus Aurelius Claudia Pompejanus miles legionis oc-
tavae Antoninianae augustae beneficiarius consulis
idibus Januariis imperatore domino nostro Antonino
quartum et Balbino iterum consulibus,
Zu Ehren des göttlichen Haufes; dem heiligen Ges
nius (weiht diefen Altar) Marcus Aurelius Bompejanns
aus der Zunft Claudia, Soldat der achten antoninianifchen
hehren Legion, Begünftigter des Conſuls, an den Iden des
Januar, als unfer Herr, Kaifer Antoninus zum vierten
Male und Balbinus zum zweiten Male Eonfuln waren.
Um 1517 in Praunheim ’?), aber ohne Zweifel
gefunden auf dem Felde nach Heddernheim hin, wo ber
ı3) Praumheim ſchreibt Huttich.
Novus vieus fland, jeht Burgfeld oder Heldenfeld ge
nannt "), vergl. Habel Annal. 1. 1.6.48 ff. Die
Form, wie fie die Edit. princ. gibt, iR für einen römi-
ſchen Altar ganz ungewöhnlich. „Uff der Schwargen Taffel”
fagt das Wiesbadener Manufeript.
Hutt. p. XXXIII.; in der zweiten Ausgabe ohne
Barianten, nur [ft er die Striche über den Zahlen und
Buchſtaben hinweg und verringert den Umfang um eine
‚Zeile, indem er D°N der Oten und IIIl · ET der 10ten immer
in die vorhergehende Zeile ſetzt, und dadurch in diefer für
11°COS Plag erhält, wodurch alfo die lehtere wegfällt.
Apian. p. 481 zieht die Inſchrift in 8 Zeilen zuſam⸗
men, behält aber die Form bei. Gruter gibt den Stein
) Schenck a. a. D. ©. 9 ſetzt biefen und R. VI. und VIL
nad Wiesbaden, indem er bemerkt, daß „ein Verzeihniß
derer in Wißbaben von alten Zeiten her beſindlich geiwefe-
nen alten Römiſchen Aufſchriften verfaffet und ſolches bei
ſchriftlichen Urkunden ber Gtabt nod vorhanden“ mb
darnach fucht er S. 198 ff. zu beweiſen, daß fie wirllich fru-
ber in Wiesbaden geftanben und vielleicht von ba nach Praum-
heim gelommen. Jeboch fand biefe über zweihunbert Jahre
jüngere Notiz bisher faft feinen Glauben (fo viel ich weiß, nur
bei Steiner im ber erften Ausgabe). Eigentlich irrt auch
Säend; denn auf dem Manufcript, welches gegenwärtig
im Idſteiner Archiv ſich befindet, und deſſen Mittheilung ich
ter Güte bes Herrn Archivbireltor Dr. Friedemann ver-
banfe, find bie brei Infchriften angeführt, ohne Angabe bes
Bunbort®, dagegen ber vierten bort erwähnten Iufchrift
(unten Mr. VIIL) if beigefhrieben „zu Wisbaden“, woraus ich
folgere, daß bie Handfrift urſprünglich nicht in Wiesbaden
verfaßt war, alfo für bie erſten drei Inſchriften Wiesbaben
nicht als Fundort angenommen werben muß.
— 31 —
zweimal, zuerſt 108, 1 nach Huttich's zweiter Ausgabe
und in derſelben Form, gibt aber einige Siglen an,
nämlich
GENIO, ANONINANAE, ANONINO
mit der Bemerkung in lapide ita exhibetur, woraus ber
vorgeht, daß der Stein damals nod; erhalten war. Bei
feiner zweiten Angabe 1075, 10 ift beigefügt: Mauclerquius
delineabat. Da bei Huttich vorzüglich die Form, bie
er der Ara gibt, anftößig iſt, Mauclerquius aber eine ge
wöhnlichere Form liefert: fo müffen wir fie als bie ur
forüngliche hier einreihen.
IN-H-D-D-
GENI-OSANC
TOM AV · REL. CL
POMPEIANUS
MIL*LEG- VI:
ANTONINIANAE
-AVG-BF-CO'b
IANVAR IMP
DN- ANTONINO- III
T-BALBINO’II-COS
Hier iſt nur irrthümlich ein Punkt in den Worten
GENIO und AVREL gefegt. Ihm folgen außer Johann.
XXXI., welcher die zweite Ausgabe von Hutt. abdrudt,
die Andern der Hauptfahe nah '). Winkelmann ©.
5) Die Auflöfung ber Gigfen kann natürlich nicht im Betracht
tommen.
21
181 ändert in der Abtheilung von Zeile 2 und 3 Hat
aber: GENIO SANCTO
MAVRELIVS CL worauf wir noch
unten zurüdtommen: außerbem in v. 9.111. ſtatt III; er
Halt ihn für einen Grabſtein — Lersner Chron. von
Sranffurt 1. S. 2 ganz wie Winfelmann; Schend ©.
. 98 mit einigen Schreibfehlern GENEO, MAREL, AN-
TONNANAE, COS : TO, ANTONO Im̃, genau
nad) dem oben erwähnten Manuſc. ebenfo Kraus in
Memoires de la soo. d. antiq. de Cassel ©. 322;
Fuchs 1. ©. 5. zuerft wieder richtig nach Gruter; nach
ihm bie übrigen: Lehne 107; Steiner 247, 1. 639.
Fuchs, der zuerft die ganze Inſchrift entzifferte *),
6) Es bürfte wicht umintereffant fein, SGchends Erflärung,
wiewohl fie etwas lang if, hier anzufügen: es iſt bie äl-
teſte biefes Steines, bie ich lenne (denn bie früheren Her»
ausgeber gaben feine Erflärung), und zeigt zugleich, wie
weit bie Erflärung vömifcher Juſchriften vor 100 Jahren
wurd war. Schend fagt p. 99: „Das if: zu Ehren bem
Hansgott! dem Genen Sancto Marelio Claudio hat ber
Bompejanus, ober: bem Geneo Gancto hat ber Marelins
Claudius Pompejanus ein Kriegemann von ber achten
Antoniniſchen Kapferlichen Legion — als ber Kayfer unfer
Herr Antoninus zum vierten und ber Balbinus zum
weitenmal VBürgermeifter waren, dieſes zum Anbenfen aufe
gerichtet. Die mittlere, etwas ſchwer zu verfichenbe Worte
dieſer Aufſchrift: BF°COS‘TD. ober, wie man auch leſen
tanu FD ober ED etc, (bemn biefe zwei Buchftaben haben auf
dem Stein, laut der'alten Originalabſchrift beefelben, im
einanber geſchlungen geſtanden und find alſo vielbentig)
wie auch das Wort IANVAR läßt man andern zur wei-
tern Unterfuhung und Anfllärung, über. Unb was auch
aflärt: Genio sancto Marci Aurelii Claudius Pom-
pejanı
us u. f. w., indem er meint: der auf der Infchrift
erwähnte Claudius Pompejanus fei ein Sohn oder Anver⸗
wanbter des Claudius Pompejanus, weldyer ein Enfel von
bie Worte: GENEO SANCTO anbelangt, fo ſtehet einem jeben
frey, folche entweber vor Nomina propria, b. i. Ramen eis
nes getviffen Menſchen, ober vor Nomina adpellativa, ba®
iR, gemeine Nennworte zu halten unb folglid alſo zu ver⸗
muthen, baß etwa ein Menſch, ber Geneus Sanctus ge
heißen, ober ein Genius sanctus, das ift, eim heiliger und
guter Schup-Geift, (dergleichen bie alten Römer bekanntlich
geglaubet, und fie ben Hausgdttern gleich geachtet haben)
ober fonft etwas anderes dadurch gemeynet werbe. BVielleicht
ſteht dieſe ganze Sache alſo: Es hat ber Kayſer Autoninus
Baſſianus Caracalla, deſſen im dieſer Aufſchrift ganz offene
barlich gedacht wird, einen, Namens Pompejonne, (Entel
des Kaiſers Marci Autonini) welden er bereits zweymal
zum römifchen Burgermeifter gemacht hatte, nad; dem Zeng-
niß des Spartiani in ber Lebenebefchreibung biefe® Kayfers
Cap. 3 und obngefähr in bem Jahr Chriſti 212 umbringen -
laſſen, doch fo, baß es den Namen hat haben müflen, als
ob er von ben GStraßenräubern wäre ermorbet worden.
Bielleicht hat num beffen Sohn Pompejanus, welcher bamale
wie es ſcheinet, in Wißbaden ale ein Kriegemann unter
dem oberften Befehlshaber Januario, in Beſatzung gelegen,
biefem feinem tobten Batter, ben er etwa einen Deum do-
mesticam, Hausgott, und einen Geneum ober Genium sanctum,
einen heiligen Schuggeif, vielleicht GENETOrEM ober Geni-
torem sanctum, einen heiligen Batter nennt, (wie benn bie
Römer ehemals die abgefchiebene unb vergätterte Seelen
ihrer Voreltern sanctos ober heilige zu nennen gepfleget
baben, fiche ben Virg. Aen. V. 80. 603 zc.) dieſen Stein
zu Ehren in Wißbaden aufrichten laſſen“ u. ſ. w.
21*
Kaifer Mark Aurel, Gonful im Jahr 209 geweien und
von Kaiſer Earacalla nach Getas Ermordung im Jahr
213 um das Leben gebracht wurde, jedoch fo, daß er von
Gtraßenräubern ermordet fehlen; um nun nicht gleiches
Schidſal zu erfahren, habe, als Caracalla einen Zug nad
Deutfchland unternahm, der Anverwandte dem heiligen
Genius des M. Aurelius, worunter alfo Garacalla zu
verfiehen, diefe Ara gewidmet. Diefer Erklärung ſtimmt
Steiner in ber, erfien Ausgabe bei; auch Lehne meint,
daß Claudius Pompejanus jener Familie etwa durch bie
Gigenfchaften eines Freigelaſſenen angehört (?), doch er
babe die Schmeichelei gegen den Kaifer zweideutig aus⸗
gebrüdt, deun e& fei zu erflären Genio sancto, Marco
Aurelio, wobei Garacalla an feinen Namen flatt an
den bed Mark Aurel denken mochte. Schon Schmidt
Geſchichte des Großherzogthums Heſſen J. ©. 25 fand
die richtige Deutung, welche auch jegt Steiner in ber
weiten Ausgabe angenommen hat. Daß Pompejanus mit
jener Bamilie verwandt, Fann nicht aus der Inſchrift ger
folgert werben, iſt auch ganz unmwahrfcheinlich, weiler ges
meiner Soldat war. ine Beziehung auf jene Ermordung
Kann bier auch wohl deßwegen nicht angenommen werben,
weil die Debifation fat ummittelbar auf jenen Vorfall,
ober gar vor bemfelben erfolgt ift. Obige Erklärung wird
noch durch die Variante M- AVRELIVS befräftigt, welche
bei Winkelmann Can deſſen Zeit der Stein vielleicht
noch eriftirte) und Leroner fich findet,
Die Legio VII. Augusta lag beim Tode Auguſts in
— 135 —
Bannonien 7), Fam unter Rero nad) Möften ’*), wurbe im
Jahr TI wegen des batavifchen Krieges nad} Germania ges
fchidt ); 0b fie von jet längere Zeit hier blieb, kann noch
nicht bewieſen werben, ift aber wahrfcheinlich, wiewohl von
ihr erft in ber zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts
Steine in Germanien nachgewieſen werben können. Der-
frühfte mit Jahresbezeichnung ift vom Jahr 148 *), der
fpätefte vom Jahr 2%3 *). Sie hatte verfhiedene che
rende Beinamen, wie pia fidelis constans *), fo wie fie
auch von mehreren Kaifern zeitweife Benennungen aus
nahm, wie Commoda, Antoninians, Soverigna ?). Wo
fie fpäter hinkam, iſt nicht gerade befannt.
Der Ultar wurde geweiht am 13. Januar des
Jahres 213, wo Marcus Aurelius Antoninus Garas
alla zum vierten, und Publius Cacilius Balbinus zum
zweiten Male Eonfuln waren *).
»7) Tac. ann. 1. 28.
*8) Tac. hist. 2, 85, 3, 10.; vrgl. Borghese in ann. dell
inst. arch. Rom. IX. p. 152.
»9) Tac. hist. 4, 68.
») Zwei Altäre, gefet vom centurio Naselllus Proclianus, ge-
funden bei Bödingen, jegt im Stuttgarter Mufeum, vrgl.
Steiner IL. 16 und 20; Stälin Verzeichniß bes Gtutt-
garter Muſeums ©. 6.
? ) Eine Ara bem Mars von einem Golbaten geſetzt, gefunben
in Mainz, vrgl. Zeitfchrift bes Mainzer Altertfumsver. L
©. 60; Steiner II, 385.
”) Fabretti ©, 665 Nr. 517, wo zuglei bie Urſache vom
biefer Benennung angegeben if.
23) Brgl. Zeitſchrift des Mainzer Aterthumsver. a. a. O. ©. 61.
+) Im dasjelbe Jahr ſetzt Lehne nicht ohne Wahrſcheinlichleit
u.
CN - CVRIONI SA
BINO LEG - XVII
MIL - P- METEL
LVS- CALVINVS-
CONTVBERNA
LI DVLCISS - PO-
Caeio Curioni Sabino legionis vicesimae se-
eundse militi Publius Metellus Calvinus contuber-
aali duloissimo posuit.
Dem Cneius Curio Sabinus, Soldaten ber zwei
und zwanzigften Legion, feinem füßefen Zeltgenofien, hat
Bublius Metelus Galvinus diefen Stein geſeht.
Bar 1517 in Elörsheim vorhanden, Huttich
XXXIV.
Ueber der Inſchrift ift bei Huttich ein Soldat abges
bildet, jedoch ohne irgend mit dem Steine verbunden zu fein,
indem fogar Die Angabe des Ortes zwifchen beiden fteht. Eben
fo ungenau ift der Soldat, indem er zwar lampfgerüſtet
ſteht, aber in ber Rechten den Schild vorhält, und in
der Linken das Schwert zum Stich vorſtreckt; ber Kopf
iſt ohne Bedeckung, die Kleidung nicht gerade ganz
roͤmiſch.
Die pwelte Ausgabe von Hutt. ohne alle Va⸗
riante; Ap. p. 481 ſeht nur in v. 5. das ganze Wort
eine Ara, bie ein decurlo ber mämlichen VIII. Legion geweiht
Yat und welde ia Kaſtel gefunden, jest im Darmfläbter
Bufenm iR, vrgl. Legne 127; Steiner 283.
— m —
CONTVBERNALI, dreht aber die Figur um, woburd
der Soldat in die Linfe den Schild, in die Rechte das
Schwert erhält, alfo eine richtige Stellung annimmt.
Lazius (Resp. Rom. in extern. etc. Francof. 1598)
zieht die Infchrift p. 415 in 5, p. 576 in 2 Zellen
zufammen. Grut. 539. 6, gibt fie in fieben Zellen, wies
wohl er aus Apianus zitirt; Gudius (in Oru-
ters zweiter Ausgabe) fchlägt in v. 2. XXII ſttatt
XVil. vor; wie die editio pr. Johann p. XXXII;
Fuchs 1. ©. 168 mit einer Abbildung nahm zuerſt
Gruters Emendation in Tert auf; ebenfo Lehne 2319;
Wiener 83; Steiner 2%, ll. 668.
Die Legio XVI fann auf feinen Kal richtig fein,
indem diefe nebft der Legio XVII. und XIX. mit dem
Varus umkam und nie mehr reftituirt wurbe *); daher
fann Gudius Aenderung nicht bezweifelt werben. Weil
tribus und Geburtsort des Soldaten nicht angegeben ift,
möchte Fuchs den Stein in die Zeiten des Gonftantin fehen:
allein in biefer Zeit ſcheint die Legion nicht mehr beſtan⸗
den zu haben.
Das in der dritten Zeile dad Wort MIL nach dem
Namen der Legion fteht, ift nicht gewöhnlich,
Bald nah Huttich gab Peter Apianus (Dies
newig) die erfte größere Infchriften«Sammlung in Deutſch⸗
land heraus: Inscriptiones sacrosanctae vetustatis non
illae quidem Romanorum sed totius fere orbis etc. etc.
25) Brgl. Borgh. a. a. O. S. 165 f.; Grotefend im ben
Bonn. Iahrbüdern X. ©. 165.
Ingolstadii 1584 801. *). Derfelbe nahm p. CCCCLXV —
CCOCCLXXXUN alle Inſchriften von H uttich auf, richtete
ſich aber in der Abtheilung der Worte und Berfe und in
der Zahl der Iepteren durchaus nicht nach dem Original,
denn es fcheint ſaſt nur fein Beſtreben geweſen zu fein,
ein ſchoͤnes Bild von der Infchrift zu geben; daher füllt
ex manchmal die Lüden mit halben Buchflaben aus, wor⸗
ans Spätere Worte zu machen fuchten. Wie er auch
die Raffauer Juſchriften anders darſtellte als Hutt ich,
haben wir oben bereits angegeben, wir bürfen aber nicht
annehmen, daß er, weil er Faum ein Decennium nach
Huttich ſchrieb, die Steine habe vergleichen laſſen,
dieſes fiel ihm im der Werne nicht ein, es war ihm
blos um den Abbrud von Huttich zu thun ”). Wenn er
bei der dritten Raffauer Inſchrift die Figur richtig Rellte,
fo iſt dies vieleicht nur dem Zufalle zuzuſchreiben.
Derfelde Apianus führt pag. COCCXXXXVI
wei Infchriften apud arcem Cronburgu an, von
benen bie eine 2) Gruter zweimal, nämlich 368,
1 mit der Rotiz in arce Kronburg und 497, 13 mit
der Bemerfung ad arcem Cronburg in Germania aus
*) Eine Ansgabe von 1588, bie hier und ba citirt wird, ſcheint
auf einem Irrthume zu beruhen.
°7) Im ber Borrebe an ben Leer fhreibt er: addimus et Ma-
guntinenses, quae allquot ante annos typis sunt excusae, ut
uno simul labore omnia, quae haberi potuerunt et con-
quirl, tu nobiscum possideres et fruereris delectatione, qua
decet,
=) Wir geben fie, als nicht wehr hierher gehörig, in ber An
merkung.
Lazius und Apianus wiederholt. Bon da nahm fie
Buchs 11. S. 143 in fein Werk auf, wiewohl er beifept:
„05 dieſes das Schloß Gronenburg im Mainziſchen war
ober ein anderes Eronenburg in Deutfchland, {ft noch nicht
ausgemacht”, und von jept an galt die Infchrift als eine
naſſauiſche. So will Lehne in diefen Annalen 1. 1. ©.
10 aus der Infchrift ein municipiam in Eronenderg nach⸗
weifen; und wiewohl bei Eronberg noch nichts Römifches
aufgefunden wurde ) und Gerning feinen Freund bes
tichtigte und „der Freund dem Freunde ſogleich beiftimmte*
wie es Annalen a. a. D. heißt, fo wird doch die Inſchrift
in defien gefammelten Schriften Rr. 86 wieberholt, ebenfo
von Steiner in feiner erſten Sammlung Rr. 226.
Gerning verfepte jenes Kronenberg nach Weflfalen,
Andere ind Luremburgifche °*): aus Apianus aber, den
jeboch Feiner fcheint nachgeſchlagen zu haben**), war ſchon
Te.
ET'CASS’PO
TENTINVS
INIR "CILONE
UI-ETLIBONE
cos’ xv
KAL No
=) &o Gerning in ben Annalen 1.2. S. 8., und früher
in Lahn- und Maingegenden ©. 34; banad irrt Fuche IL
©. 144, welcher das Gegentheil berichtet.
30) Lehne Nr. 86 ©. 271: Cronenburg: (wenn nicht bier
das gleichnamige Schloß im Lugenburgifhen gemeint ift) u.
ſ. w. Nach v. Hefner dachte auh Fuchs an biefes letz⸗
tere Schloß; dem iſt aber nicht fo.
9) Buchs bemerlt IL ©. 144: „weil Apianus vom Drte
abzunehmen, daß es im bayrifchen Donauland lag; denn
Apianus nahm unfere Infehrift aus Aventins Samm⸗
lung ꝰ), welcher Iehtere fie ausbrüdlich an den Inn ver
legt *), und fo hat endlich erft von Hefner den Stein,
der noch in der Kirche zu Mitl vorhanden ift, unter dem
Oberbayriſchen Dentmälern befannt gemacht ( Oberbayri⸗
ſches Archiv VI 3. S. 273), worauf Steiner in ber
1L Ausgabe Rr. 663 die Infchrift zwar dem rechten Orte
in Bayern zuweiſt, aber fle dennoch unter den Raffauer
Inſchriften numerirte. Die andere Infchrift, welche Apia⸗
nus noch aus Eronburg anführt, wurde nie ind Raffaner
Land verfeht, wohl weil Gruter 537, 8 fie aus dem Kloſter
Wetel am Inn citirt.
Im Jahr 1601 gab Janus Gruterus bad berühmte
bes Gteines ſchreibt: ad arcem Cronburg in Germania,
was jedoch nicht bei Ap. fonbern bei Grut. ſteht. Lehne
a. a. D. „biefe Ara war ehemals an dem Gchloffe Kronen.
burg eingemauert, wo fie Apiauni copirte, aber Teiber nur
als Fragment fand," was gan falſch if.
42) Brgl. Ap. ©. CCCCKRAK.
3) In Aventins Annales Bojorum (ed. Ingolst. 1554) &.115
heißt es über bie Inſchrift: Cubat adhuc in ripa Oeni
vieus et arx Carnoburgium appellamus — duos ibi inveni
lapides, qui has continentlitteras. Diefe Annalen Aventins,
welcher im nämlichen Jahre zu Regensburg farb, als Apia-
nus feine Juſchriften ebirte, lagen als Mannfript zu In-
golftabt, bis fie erk 20 Jahre nad des Berfaffers Tod
erſchienen find. Alſo nahm Apianus bie Juſchriften aus
bem Manufcript, was er jebo nicht bemerkt. Denn Aven-
tins bayriſche Chronik im Auszug vom Jahr 1522 wird die
Iufhriften wohl wicht entfalten haben,
— 831 —
corpus inscriptionum ®*) heraus, worin er befanntlidh
mit ungewöhnlichem Fleiß alle früher befannten Infchrifs
ten fammelte und durch die vielen Verbindungen, bie er
mit den Gelehrten aller Länder angefnüpft hatte, eine
große Anzahl neuer Infchriften zum erfienmale edirte.
Daß er hierbei nicht mit derjenigen Kritit verfuhr, welche
man wünfchen konnte und die er doch in andern Werfen
fund gab, zeigen auch die Raflauer Infchriften. Die zwei
‚ erften der bisher erwähnten gab er nach Huttichs zweiter
Audgabe, die dritte nach Apianus, jedoch nicht ganz genau
nach feinem Gewährsmann. Daß er die zweite noch einmal
gab, hat er wie gewöhnlich gar nicht bemerft.
Außer diefen führt Gruter aus dem Raflanifchen
noch fünf früher nicht befannte Infchriften an, die er wie
die meiften von denen, die er zum erftenmal ebirte, von
Anderen mitgetheilt erhalten ut.
IV,
FORTVNAE
CL
PRIMI
LLA
VSLLM
Fortunae Claudia Primilla votum solvit lubens
laeta merito.
Der Fortuna hat Claudia Primilla ihr Gelübde
gern und freudig nach Gebühr gelöst.
%) Ex officina Commeliniana 1601; II. Edit. burch Graevius
Amstelod. 2 Tomi 1707.
Um 1600 bei Hebbernheim, (Edermonü apud Phil.
Wolfun: a Pfraumheim °°): Gr. 1013, 7 nebft Abbildung
der Ara und Angabe des Gewaͤhrsmanns Mauclerquius, qui
vidit *); Winfelmann ©. 131 hält den Stein für einen
Grabſtein ’7), (daß er in der zweiten Zeile zwiſchen C und L
und in der vierten vor A einen Punkt fept, können wir
ebenfo übergehen, wie daß Gruter eigentlich PAIN Hat,
was er aber in der Rote fogleich richtig erfennt); Lero⸗
ner a.a.D. wie Winkelmann nur ein Baar Bunfte mehr;
Bude 11. S. 68 und 265 gibt zuerft richtige Abfchrift und
33) Diefer Wolf kommt in einer Grenzregulirungsurkinde zwiſchen
Praunheim und Hebbernheim vom 8. December 1610 vor,
wo es heißt: daß Schultheiß und Bürgermeifter zu Praun-
beim wegen ber Pfläferung des Ortes „ben Junker Philipp
Wolf von Braunheim un Suuforten gebeten hätten, ihnen bie
Steine bazu in ben SHebbernheimer Burgmauern gänftig
verabfolgen zu laſſen,“ vrgl. Habel in biefen Annalen L
1 S. 53. Auch hieraus geht wohl hervor, baß weber in
Praunheim noch in Hebbernheim, fonbern im Heibenfelb
ober Burgfeld die Sieine gefunden worben find. Gin an»
terer Philipp Wolf von Praumheim „den man funft nennt
Alettenberg,“ lommt in einer deutſchen Inſchrift vom Jahr
1450 vor, vrgl. Habel a. a. O. S. 61; daraus bükrfte
hervorgehen, daß bei Grut. 1072. 2 unb 1006, 2 Klettenberg
flatt Kettenberg zu fchreiben fei.
*) Wer biefer Anten Mauclerguins, welder nad Gruter's
Borrete S. 10 durch Privatmittheilungen feine Samm⸗
ung förderte, geweſen ift, babe ich nicht in Erfahrung
bringen können; er fheint in oder bei Wiesbaben gelebt zu
haben.
7) Gr überfegt bie legte Zeile: vivus sibi legavit locum monu-
mentl. Die anderen Zeilen erklärt er nicht.
— 83 —
Erklärung 9; Gerden Reifen IV. S. 304; Gerning
Main und Lahngegend ©. 235 überfeht Fortuna et Claudia
n.f.w.; Lehne 97; Steiner 2330, Il. 644. Der Stein
iR Cfeit 1821) im Hofgebäude Cüber dem Stalle, fügt
Gerning a. a. D.) der Wohnung des Herrn Ohriften
von Breidbach zu Heddernheim eingemauert; der Ver⸗
-ein follte fih bemühen, diefe Infchrift für das Muſeum
zu gewinnen.
Fuchs a. a. O. meint, daß diefe Clandia von den
Nachkommen des Claudius Quartinus, welcher auf einer
am Main gefundenen Ara erwähnt wird, fei und unter
des Kaiſers Alexander Zeiten den Stein habe ſetzen
laflen: allein einmal irrt Fuchs, indem er dieſe Ara 9
in die Zeiten Trajand fegt, während fie ind Jahr 217
fat, wie Lehne die Confuln richtig erfannt hat, und
dann kann eine Verwandtfchaft aus dem gleichen Gentil«
Ramen durchaus nicht gefolgert werden. Somit Fann
über die Berfon und die Lebenszeit der Brimilla nichts
Näheres angegeben werben.
V.
HDeD
AEFOR
AFLIO
IRVS
Nur diefe Buchftaben find gegenwärtig auf dem
3) Steiner II. 644 irrt aber, wenn er meint, Fuchs habe
biefen Stein entbedt; Kuh 8 S. 64 fagt nur, er habe alle
dieſe Steine genan in Augenfdein genommen.
39) Gefunden 1632 an ber Mainfpige und nicht mehr vorhan-
Fragmente fihtbar, welches im erwähnten Hofe zu Hei»
dernheim eingemauert iR. Möchte der Verein dasfelde für
das Mufeum zu gewwinnen fuchen! s
Der Stein war ſchon vor 250 Jahren entbedt wor⸗
den, und damals, wo er noch ganz war, von Maucler⸗
quius zweimal abgefchrieben und darnach von Gruter
weimal ebirt, beivemal mit ber Abbilbung ber oberen
Verzierung, woraus hervorgeht, daß die Ara volftändig
erhalten warz die beiden Mofchriften find:
Gr. 1018, 8. Gr. 1072, 2.
I-H-D-D I-H-D-D
DEAE FORT DEAE FORI ·
AEL. AELIO AEI- AFIO
DORVS DORYS
FALAMAVM 1AIAMAVIA
FX-V-PER EX-V-P-I1>
M . M.
Edermonii apud Phil, Edernomũ apud Da Phil,
Wolfum a Pfraumheim. Kettenbergium *). J
Aehnlich die Folgenden: Win kelm., wie Grut. 1.
nur in®. 6 EXV* *), ebenfo Lersner a. a. O. nur V.
ben, vrgl. Fuchs 1. ©. 11; Lehne 83; Steiner 88,
1.225.
*) Daß Philipp Wolf den Beinamen Kettenberg ober viel-
mehr Klettenberg (vrgl. Anm. 35) führte, alfo nur eine
Berfon zu verftehen ift, erhellt au aus Gruter 1006. 2,
vrgl. unten bei Nr. VI.
“) I’H’D'D erflärt er: Instituto heredes dedicaverunt.
5: FALAMARVM. Mehnlih Fuchs I. ©. 61, der
den Stein ebenfalls abſchrieb und ihn alfo gibt:
1°-H DD.
DEAE : FORT
AEI ' AFIIO
DORVS
1AlA * MAVRA
EX: V-P-Ll.
M .
Die Abbildung, die Fuchs außerdem beifügte, weicht
in Einigem von dieſem Terte ab (v. 2: FORI v. 5:
1AIAMAVIA, v. 3: AEIAFIIO alfo auch ohne die Lüde,
iſt fonach eigentlich ganz wie Die zweite Angabe Grue
ters, nach der fie gefertigt ſcheint). Habel in ben Ans
nal. 1. 1. ©. 81 gab eine Abbildung des Fragments und
verfuchte eine neue Erklärung. Lehne 91, meiſt nad
Buchs, bemerkt aber: „man bat bei den von ber
Herz. Raffanifchen Alterthumsgeſellſchaft geleiteten Aus⸗
grabungen ein Fragment dieſes Steined wieder gefuns
den *), das bie Worte ALAEMAVRAE (v. 5) fehr
verbächtig macht." Külb, in einer Anmerf. bei Lehne
a. a. D. ©. 288 flimmt der neueſten Abſchrift von Ha⸗
+“) Der Stein ſcheint nicht verloren geweſen zu fein, fonbern
war ſchon im vorigen Jahrhundert eingemauert, benn bie
Borte Gerdens (Reifen IV. ©. 208) „mod habe id in
den Mauern besjelben herrſchaftlichen Gebäudes einen an-
bern Stein gefehen, worauf die Inſchrift aber unvolllommen
iſt,“ beziehe ich auf dieſes Denkmal,
bei bei, eben fo in der Hauptfahe Steiner 232, IL.
Ausg. 636. j
Bas die Erklärung betrifft, fo gibt es laum eine andere
Naſſauer Inſchrift, bei der die Erklärer fo fehr von einan-
der abweichen: wir wollen Furz verfuchen, was fih für
ober gegen bie bisher vorgelegten Deutungen fagen läßt.
Beginnen wir mit der neueften von Habel, dem die Spä-
tern meiſt beiſtimmen. Jener reſtituirt alfo
IN: H’D:D-
PLATE AEFOR!
ARAI I- AFLIO
OR-V8S
1AMAVM*®).
In honorem domus divinae Plateae fori aram...
Zur Ehre des göttlichen Haufes weiht der Markt
firaße den Altar...
Aehnlich iſt auf einem andern Hebbernheimer Steine
der Platea praetoria eine Ara geweiht *). Wiewohl
die Ergänzung der zweiten und britten Zeile vielen Scharfe
finn verräth, fo Tann fie doch weder genügen, noch ſcheint
fie der urfprünglichen Geftalt nahe zu kommen. Don
#3) Gegenwärtig ift bie untere Zeile nicht mehr fichtbar, and in
ber zweiten unb britten feine Spur mehr von ben vorberen
Buchſtaben vorhanden, endlich iſt I am Cude ber zweiten Zeile
verſchwnuden; vieleicht wenn ber Stein heransgenommen
und bie Farbe, womit derſelbe Ubertüncht if, weggebracht
wird, dürfte mehr zu ermitteln fein.
+) Gefunben 1822 und im Wiesbabener Mufeum, vrgl. Habel
@. a. O. S. 74; Lehne 110; Steiner 209, II. 685.
— 3197 —
dem alten Heddernheim find zwar mehrere Straßen wie
platea praetoria, platea novi vici befannt, aber feine
platea fori, überhaupt dürfte diefer Ausdruck (Markts
ſtraße) kein römifcher fein, wenigfens habe ich ihn nicht
auffinden fönnen: dann wiberfprechen die von Habel here
geſtellten Worte zu fehr der Tradition, die ſich doch auf
Autopfie gründet. Mauclerguius *) und Fuché
(vielleicht auch Winkelmann und Lersner) haben den
Stein nicht nur gefehen, fondern auch abgefchrieben und
abgezeichnet Cerfierer zweimal), und nirgends wirb ers
wähnt, daß vorn etwas fehle, fondern die Ara hat bie
gewöhnliche regelmäßige Geftalt ſolcher Altäre. Jeht, wo
diefe vordere Hälfte verloren if, dürfte es mißlich fein,
andere Buchſtaben und Worte zu ergänzen, als die Ab»
fchreiber darauf erfannten, beſonders da weder dom Maus
elerquius noch dem Buchs die Kenntnifle ober
die Geihidlichfeit eine Infchrift zu lefen abgefprochen
werben Fönnen, und da außerdem die noch übrigen Refte
zeigen, daß fie größtentheils das Richtige erfannt haben.
Es find alfo Habel's Vermuthungen unzuläffig, denn
wie fann man PLATE ftatt DE und weiter ARAM
ſtatt AEI oder AEL lefen? Steiner will endlich vor
ARAM das Wort QVINTANI fegen, wozu weder Plat
iſt, noch welches einen befiern Sinn gibt. Da alfo diefe
+5) Wie getwiffenhaft namentlid Manclerguins war, erhellt
auch aus ®r. 1063. 4, mo beigefügt if: Mauclerqulus ad
lapidem describebat sicque maluit repraesentari, ut et se-
quentes nonnullas, quas habulmus alioqui in Auctario;
zu biefen letzteren gehört gerabe ber unfrige.
22
Erflärung nicht wohl angenommen tverben Tann, wenden
wie uns zu ber früheren. Fuchs gab zuerſt eine voll
fändige:
in honorem domüs divinae, Deae Fortunae Aemi-
lius Adliodorus praefectus alae Maurorum ex voto
posuit libens lubens merito.
Zu Ehren des göttlichen Hauſes, der Göttin For⸗
tuna hat Amilius Hliodorus, Präfeet des Maurifchen
Geſchwaders, nach einem Gelübde gern und freudig nah
Gebühr dieſe Ara gefegt.
Lehne ſtimmt der Hauptfache nach bei und zwar
nicht mit Unrecht. FOR ober FORI das heißt wohl
FORT *°) findet ſich mehrfach als Abkürzung von FOR-
'TVNAE *), fo daß man nicht mit Lehne aus v. 3 bie
Silbe NAE heranzichen muß, beſonders da N nicht be⸗
glaubigt if; Aemilius, welches Lehne, weil er AE
wm Fortuna bezieht, in Marcus verwandelt, ſcheint richtig,
indem Habel ein Stüd von M fah; gegen Aeliodorus
wie ſchon die erfle Ausgabe hat, erhebt Habel a. a. O.
©. 83 ſtarken Zweifel, nicht fo ganz mit Recht, denn
wenn bie zweite Hälfte des Wortes in größeren *) Buchs
Raben auögebrüdt iſt, fo findet ſich dies nicht felten und
zwar nicht nur in verſchiedenen Zeilen derſelben Infchrift
6) Nach Habels Lesart FOR! fönnte man zunächſt au FORI
gebenfen, aber bann dürfte es wohl nicht DEAE fonbern
GENIO heißen. Das I finde ich nicht mehr vor.
47) Bigl. Or. 1739 und 1748; etwa auch Steiner I. Aus
gabe 721. ‚
#) „Biel größer," wie a. a. D. S. 88 flieht, möchte ich nicht
fagen, indem ber Unterſchied nur wenig bemerkt wirb.
— 989 —
wie hier, fondern auch bei einzelnen Buchftaben eines und
desſelben Wortes; wenn weiter nach ‘OR ein Punkt
bemerft und verzeichnet wurde, fo iſt dies cin Irrthum,
denn eine genaue Anficht zeigt, daß die Bertiefung Fein
folcher Punkt ift, wie in der erften Zeile, fondern daß «6
eine fpätere Beſchädigung ift, auch ſteht V fo nahe beiR,
daß gar fein Plap für einen Punft ift: ihn bemerfte
auch Feirer der früheren Herausgeber, woraus hervorges
hen dürfte, daß diefe Beſchädigung erft nad Fuchs ſtatt⸗
fand. Alſo ift Aeliodorus oder vielmehr Afliodorus
gefichert, denn wenn man nicht einen Schreibfehler des
Steinmegen annehmen will, ift die letztere Korm zn wählen
und ich fehe eigentlich Feinen Grund von ihr abzugeben,
da beide Namen fonft nicht vorkommen und beide genau
genommen, entweder nicht richtig gebildet oder falfch
gefchrieben find.
Die fünfte Zeile, die jet ganz übertündht ift, bietet
mehr Schwierigfeiten, und wegen ihrer wäre zu wünfchen,
daß der Stein gereinigt würde. Wenn hier Fuchs AA
mit ALA erflärt, fo fdheint er dad Richtige getroffen zu
haben; denn auch in der dritten Zeile unterfcheidet fich
I nur wenig vom folgenden 1, daher Fuchs und Gru⸗
ter in der zweiten Ausgabe es auch für ein I nehmen;
leicht mochte auch Habel, der die Zeile noch vorfand, den
ganz Fleinen unteren Strich am L überfehen haben, wenn
er ihn fchon in der dritten Zeile richtig erfannte. Vor
ALA fteht 1 oder wie die erfte Ausgabe hat F, daraus
macht Lehne P, d. h. praefectus, wie auh Fuchs er
flärte; doch wurde praefectus regelmäßig durch PR
oder PRAEF ausgedrüdt? Sollte F wie die erfte Au»
22*
- 0 —
gabe hat, ftatt E ſtehen, wie im folgenden Bers, alfo viel»
leicht EQVES zu deuten fein? wiewohl allerdings E
fatt eques faum nachweislich if.
Nach ALA hat noch Habel MAVM gelefen, wie
fon bei Oruter ſteht; Buchs hat MAVRA, woraus
Lehne MAVRAE bildet; dieſe Lesart wird noch durch
Gruters zweite Ausgabe MAVI’A beſtätigt. Es
därfte alfo allerdings das maurifche Gefchwaber auf ber
Inſchrift erwähnt fein. Die maurifche Eohorte wird ers
wähnt bei Drelli 529; ein trib. cohor. ex provincia
Maur (itania) findet ſich auf einem Altar in dem engli⸗
fen Werke the roman Wall, von J. Collingwood
Bruce (London 1851) ©. 399,
Daß die fechfte Zeile von Fuchs richtig erfannt ift,
folgt ſchon aus dem, was ich oben über 1 flatt L fagte.
Vvı.
IOM.l R
A'E'L’CRE
SIMVS SE
DA T. IA B
ASS I NA
VSL’L’M
Jovi optimo maximo Junoni reginae Aelius Cre-
simus Sedatia Bassina votum solverunt laeti luben-
tes merito.
Dem höchſten beften Jupiter und der Königin Juno
haben Aelius Erefimus und Sedatia Baffina ihr Gelübde
froh und freudig nach Gebühr gelöst.
So Gruter 1063, 4 9) dur DMauclerguins,
wobei bemerft wird, daß derſelbe die Ara genau abgebils
det *) wünfchte, daher auch wir überall die Punkte ein⸗
festen, wie fie bei Gruter ſtehen; derfelbe hat den Stein
nochmals 1006, 2, und wiewohl derfelbe Mauclerquius ale
Gewahrsmann genannt wird, iſt die Infchrift doch minder
genau: fo ftehen die Punfte nur am Ende der Wörter
und v. 2 MEL °*).
Bernhard a. a. O. ©, 65 mit beiden Abfchriften
nah Gruter, (nur ein Punkt mehr in v. 5 zwiſchen
den beiden S.) wiewohl er bemerft: „ift noch anjetzo bei
denen Herrn von Braunheim anzutreffen.” Schend
a. a. D. ©. 102 *) verlegt den Bundort nad Wiesba⸗
den ?). Fuchs ll. ©. 1 mit Abbildung und Punkten
nur am Ende der Wörter. Drelli 1277, bat in v. 4.
nur den erften Bunft, fonft wie Gruter oben, Lehne
22 ſetzt Punfte nur am Ende der Wörter und nimmt
des Rein. Gorrectur AEMIL in Tert auf; Steiner
hat in der der erften Ausgabe 244 AE'L, in der zwei⸗
ten 638 AEM; ebenfo hält er dort Wiesbaden, hier
Heddernheim für den Fundort.
Der Stein ift nicht mehr vorhanden.
Die Worte bedürfen feiner weiten Erklärung:
4) Gr. 1006. 2: Apud nobiliss. Dn.Philipp Wolffum a Fraum-
heim, dietum Kettenbergium; vrgl. Anm. 82.
5) Vrgl. Anm. 45.
5) ®Wornad Rein. Aemilius vermuthete.
52) Er fieht die Ara für einen Grabſtein an und erflärt bie Siglen
ber lebten Zeile: Voto suscepto legaverunt libera manu.
3) Brgl. oben Anm. 14.
— 42 —
Aelius iſt nach den Angaben nur allein richtig, nicht
Aomilius, wie noch die neueſte Ausgabe von Steiner
hat. Fuchs erflärte weiter Sedatia Bilia (i. e. filia)
Assina (von Afina im Peloponnes), was ald unpafiend
ſchon Lehne bezeichnet hat. Roc ift zu merken, einmal
daß in der erfien und dritten Zeile ET fehlt, was na⸗
mentlich bei der Debication an zwei Götter felten vor⸗
fommt, und dann, daß in manchen Wörtern faft nach
jevem Buchftaben ein Punkt ſteht *).
VL
DIS - MANI
Q’FAVONIO
WRO FL
Q FAVONI
VS VARVS
CoH XXXII
VOL -PATR
ITTPP-T'1—
Diis Manibus Quinto Favonio Varo filio Quin-
tus Favonius Varus centurio (?) cobortis tricesimae
secundae voluntariorum pater ex testamenti formula
propria pecunia fili faciundum curavit
Den Schattengöttern, dem Quintus Favonlus Bas
rus feinem Sohne hat Duintus Favonius Varus, der
Vater, Eenturio (?) der zwei und treißigften Cohorte der
&) Bergl. oben S. 298 fi.
— 348 —
Freiwilligen nach dem Teſtamente aus den eignen Mits
teln des Sohnes (dieſen Stein) fegen laſſen.
Um 1600 bei Praunheim gefunden und jebt im
Mufeum zu Kaffel *).
Gruter 1094 1 (dem Mauclerguius die Abs
bildung beforgte). Winkelmann a.a.D. ©. 180 *);
Lersnera.a.d. ©. 2; Bernhard a. a. O. ©. 66;
Schend ©. 94°) (jeder mit Varianten, die wir übers
gehen Fönnen, und ohne die legte Zeile); Fuchs IL ©.
134 gab wieder die editio princeps, und erklärte zuerfl
die legte Zeile; Steiner Maingebiet S.148 8) (nad
Lersner); Lehne 285 (nah Fuchs) Steiner 238,
N. Ausg. 637 (meiſt nad Lehne).
Ueber Favonius Varus fann nichts ermittelt wers
den: daß er mit einer auf einer Infchrift in Pabua vors
55) Bergl. Appel Hanblatalog der Sammlung bes Kurfürft.
Mufeums (Kaffel 1849) S. 25 N. 75, wo aber bie Infchrift
nicht angeführt ift.
*) Winlelmann meinte, baß biefes Denkmal vom römifchen
Feldherrn (Quinctilius) Varus erriähtet fei, welcher, ehe er
gegen Arminins zu Felde zog, bei Hebbernheim feinen
Sohn verloren habe. Ihm folgen Luck Fürſtenſaal S.
946 und fersner ©. 2.; Bernhard ©. 67 belehrt fie.
eines beffern.
7) Dies ift der letzte von ben Steinen, bie Schend nad Wies⸗
baden verlegt, wovon oben Anm. 14.
3) Steiner nimmt im Maingebiet Frankfurt, in ber erflen
Ausgabe der Infchriften Wiesbaden, in ber zweiten Ans
gabe Heddernheim als Fundort an; fhon Fuchs hat Ich-
teres dafür erflärt.
lommenden Favonia Quinti filia verwandt fei, vermeint
duchs ohne weiteren Grund.
Bor COH. fehlt die nähere Bezeichnung, ob Varus
miles ober centurio war; das lehtere wird gewöhnlich
angenommen *).
Die cohortes voluntariorum beftanden aus römis
mifchen Bürgern, die fi) freimilig in Kriegedienk begas
ben: daher find die Ausdrüde cohortes voluntariorum,
civium Romanorum, ingenuorum u. &. gleichbebeutend,
wie Borghese Ann. dell. inst.arch. X1. p. 138 und
Henzen in den Bonner Jahrbüchern XI. S. 43. nachge⸗
tiefen haben. Es gab wenigſtens zwei und breißig Co⸗
horten ber Breimilligen: von ihnen lagen mehrere am
Rhein, fo die Eohorte XXIV und XXVI. im Decumas
tenlande, vrgl. Rappenegger die römifchen Infchriften
Badens ©. 16 und 90. Stälin Württemb. Geſchichte S.
43 und 57. Bon der coh. XXXII wurde 1770 in Hed⸗
dernheim noch ein Grabftein gefunden, vgl. Lehne
36. Wann übrigens diefe Eohorte dahier lag, kann
bis jept nicht einmal vermuthungsweife angegeben werben.
Schenck fegt den Grabflein unter Auguſtus (weil die
Familie Varus damals blühte), Fuchs unter Severus
Alexander, weil namentlich feit Mark Aurel die Eos
horten der Boluntarier vermehrt wurden; biefer Kalfer
bat nämlich wegen des marfomannifchen Krieges viele Skla⸗
ven als Freiwillige bewaffnet; vrgl. Capitol v. Ant,
phil. 21; ob aber hierauf diefe Cohorten der Freiwilli⸗
5%) Bergl. oben zu L ©. 318.
— 35 —
figen zu beziehen feien, wie Lehne meint, bürfte noch zu
bezweifeln fein.
Die lebte Zeile, welche nur zur Hälfte noch vorhanden
if, dürfte den angegebenen Sinn haben; ähnlich if Leh⸗
nes Erklärung; Steiner in ber Il. Ausgabe verfürzt
die Formel durch Weglaffung der drei letzten Buchftaben,
wodurch feine Erklärung mit dem Terte nicht gerade
übereinftimmt.
VIIL
1’0O-M ET
IVNONI REG
IN HONOREM
Jovi optimo maximo et Junoni reginae in ho-
norem...
Dem höchften beften Jupiter und der Königin Juno
zu Ehren,..
War vor 1600 in der alten römifchen Mauer in
Wiesbaden umgefehrt eingemonert, ift aber feit 100 Jah»
ren nicht mehr vorhanden.
Grut. 7.5a Viviano *); Weber, therm. Wies-
bad. descr. (Oppenh. 1617.4) p.5. läßt H in v. 3 aus
und gibt die Infchrift umgelehrt (wie fie in der Mauer
ftand); ebenfo Winfelm. a. aD. ©.74; Bernhard
6) Johannes Bivianus, von Balenciennes, Kanfınann zu
Antwerpen, Dichter, GSchriftfleler und Freund ber Alter-
thümer, ftarb 1598 zu Aachen. Er befaß eine fhöne Samm-
fung golbner und filberner Mebaillons und ebirte unter
andern itinerarium per nonnullas Galliae et Belgicae partes.
(Antwerp. 1584.)
.0.D.6.66; Schend a. a. O. ©. 108 ©) (fand ben
Stein an bemeldeter Stelle nicht mehr, fondern ein länge
Lichtes und ſchmales Loch, worin er geweſen, wie er aus⸗
führlig S. 107 befcreibt); Rhein. Antig. (v. 1776)
©. 632 (wie Winkelmann ohne H); nicht bei Fucho
und Lehne; Steiner 245, I. Ausg. 683.
Ueber die Aufmerkfamkeit, die diefer Stein ſchon
vor mehr als 200 Jahren erregt, fiche bei dem folgenden
Dentmale,
Aus derfelden Zeit, in welcher Gruter feine Samıms
lung ebirte, kennen wir noch eine Raffauer Infchrift, die
ſich aber bei ihm nicht findet, alfo etwas fpäter entdeckt
worden fein mag.
R.
DEO : MERCVRIO
NVNDINATORI
Deo Mercurio Nundinatori ...
Dem Gott Mercurius, dem Befchüger der Märkte,
Die Ara ftand vor 1617 im Felde zwifchen Wies⸗
baden und Bierftadt, wurd? dann im Anfange des folgen-
den Jahrhunderts in die äußere Mauer des Rathhaufes zu
Bierftadt eingemauert, von wo fie 1843 in dad Wiesba⸗
dener Mufeum Fam: jet iſt die letztere Hälfte der unteren
Zeile verſchwunden.
Ueber der Infchrift find Mercurius mit dem Schlans
genſtab und zu feiner Rechten eine Göttin, ebenfalld einen
folhen Stab in der Linfen hultenb, beide figend abge⸗
bildet; wer biefe fei, dürfte nicht leicht ermittelt werben
6) Nach dem oben Anm, 14 erwähnten Manufcript.
— 347 —
fönnen; Lehne und Steiner halten fie für die Göttin
NRundina, Slorenconrt für Rosmerta; vielleicht kom⸗
men wir fpäter, wenn eine genaue Abbildung erjcheint,
darauf zurüd,
Zuerft edirt von Weber a. a. O. p. 6 (ohne Zeis
(enabtheilung); Reines. syntagm. etc. p. 118 *2) (macht
aus der lebten Silbe RI von v. 2. eine. neue Zeile);
Winkelmann a. aD. ©. 74 %); Bernhard a. a
D. ©. 705 Schend a. a. O. S. 109; Rheinifhe Ans
tie. (w.o.) ©. 633; Acta Palat. I.p. 05; Schmidt
Sefhichte von Heffen II. S. 360 *); Gerning Rhein
62) Winkelmann a. a. D. ©. 74 bemerkt hierbei: „Weber
berichtet in feiner Wißbads Beſchreibung pag. 9 und 10:
„baß wegen obgebachten Steines viele frembbe Leute, auch bie
fo ſich dieſes Bads ohne das zu ihrer Gefundheit bebienen
wollten, venfelben zu ſehen dahin fämen, wie dann vor We»
nigen Jahren Herr Landgraf Moriz von Heflen, ein vor⸗
nehmer Liebhaber aller Gclährten und fonderlich der Anti»
quitäten dieſen Stein, als er ohne das das Wißbad befichtis
get, geſehen und abjchreiben laſſen.“ Wer bie oben er-
wähnte Iateinifhe Schrift von Weber pag. 6 nachſchlägt,
findet, baß er biefes in Bezug anf ben vorigen in ber
Wiesbadener Stadtmauer eingefügten Stein berichtet. We⸗
ber's deutſche Befhreibung von Wiesbaden (Frankfurt 1636
8.), Die vielleicht Winlehnann meint, babe ich nicht einfchen
können.
63) Ihm ſandte fie zu Joh. Dan. Horſtins, Profeſſor ber
Medizin zu Marburg und Gießen, Leibmedicus des Land⸗
grafen in Darmftadt und zuletzt Phyſicus Senior in Franl⸗
furt, wo er 1685 ſtarb. Er ſchrieb Mehreres, namentlich
auch über die Naſſauer Geſundbrunnen.
62) Dieſer verlegt irrig den Fundort nad dem bei Wormse liegen⸗
ben Bürftadt ; ihm folgt Pauly Gefhichte von Worms S. 43.
gegenben ©. 5; Dorow Opferflätten IL 7; Zimmer,
mann Wiesbaden ©. 78; Lehne in biefen Annalen 1.
1. ©. 16; Lehne Rr. 81; Steiner 89; Habel
Unnal. I. 2. ©. 145; Slorencourt Beiträge m. ſ. w.
©, 37; Lerſch in Bonn. Jahr. IL S. 119; Steiner
1 60
ohl värfte nundinatorio gelefen werden, wiewohl
nundinatorius fonf nicht vorfommt ).
Diefe neun Iufchriften find der Zeit ihrer Ent,
dedung nad; die älteren im Raffaner Lande, und inner⸗
halb hundert Jahren (1520 — 1617) veröffentlicht wor⸗
den; von ihnen find, wie ſchon angegeben, noch vier
vorhanden: IV. und V. im Hofe des Herrn Obriften von
Breidbach zu Heddernheim; VIL im Mufeum zu Caſſel;
IX. im Muſeum zu Wiesbaden (vielleicht findet ih auch
von 1 noch ein Fragment vor). In den nächſten 200
Jahren, d. h. bis zur Gründung des Raſſauiſchen Alters
thumsvereins, iſt ungefähr eine gleiche Zahl Infchriften
befannt geworben; von biefen wird in ber nächſten Ab⸗
teilung geſprochen.
Fortſedung folgt.)
65) Bergl. oben S. 298.
—
Der Dolichen ſche Gott.
Bon Dr. Römer: Büchner in Frankfurt a. M.
In dem Frankfurter Intelligenzblatt machte Heinrich
Neil von Hebbernheim unterm 11. Dezember 1841 ber
kannt, daß durch Ausgrabung eines römiſchen Gebäudes
auf feinem Grundftüd eine römifche Spige von Bronze ges
funden worben, deren Anfit ben Alterthumskundigen freis
ehe. Ich begab mich fogfei nach ebbernheim, ſah bie
merkwürdige Bronzeplatte und wollte mir eine Zeichnung
hiervon machen, allein ed mar firenger Befehl, hiervon
nichts zu zeichnen: ich konnte mir daher bie Reliefdarftel-
Tungen nur in das Gebächtniß prägen. In der Sammlung
bed Vereins zu Wiesbaden, wohin bie Platte gelangte,
Tonnte mir biefelbe nicht vorgezeigt werden, weil fie fih in
Schierftein bei Herrn Habel befand, ber bie Abbildung
und Erklärung ber Reliefs übernommen hatte. Erſt im
MM. Band 38 Heft der Vereinsannalen 1844 pag. 176
wurde biefe Bronze beſprochen und feit biefer Zeit in ber
Sammlung aufgeftellt, wo ich ſolche fehen und abzeichnen
Tonnte.
Hear Habel hält die auf dem Stier fiehende Ge—
ftalt für ben Zeus Labrandeus; eine ausführliche Dar-
— un —
ſtellung und Abbildung derſelben iſt jedoch dort nicht gege-
ben, weil „ber Raum“ es für den Augenblick nicht geſtatte;
es wurde eine ſolche dagegen für das naͤchſte Annalenheft
zugeſagt. Aber auch dieſes Heft, Annal. B. IV. Heft 1
1850 brachte die Erfüllung jener Zuſage nicht, wozu es
diesmal wenigſtens nicht an Raum fehlte, ba dasſelbe zum
Theil mit ganz unwiſſenſchaftlichen Dingen ausgefüllt if.
— So verſuche ich es denn, zur Aufhellung jener merk⸗
würdigen Reliefs hiermit einen Beitrag zu liefern, ber we—
nigſtens über die Hauptfigur, den Gott auf dem Stier, ei⸗
niges Licht verbreiten bürfte.
Bon Heddernheim erhielt ich in meine Sammlung un=
ter Andern folgende Gegenftände:
1) eine Ara von weißem Sandftein, 24 Zoll hoch, 9.
Zoll breit; mit folgender Inſchrift:
DEO : DOL
ATILIVS
TERTIVS
EX COH°
1 AVG°Q
V-SLLMF
Deo Dolicheno; Atilius Tertius ex cohorte se-
cunda Augusta equitum (?) votum solvens laetus libens
merito fecit.
2) eine broncene Sand, von natürlicher Größe einer
Mannshand, mit einem bünnen feinen Lunfelgrünen Acrugo
überzogen, welche an der Handwurzel bie Infehrift trägt:
— 551 —
IOVI - DOLIGENO
C-IVL*MARINVS
7:BRITTONVM
CVRVEDENS
D°D-
db. i. Jovi Doligeno Caius Julius Marinus centurio
Brittonum Curvedensium dat dicat,
Die XIV. Legion war zweimal in Brittanten, und
zwar im Jahr 61 und 70; Britten landen als Hülfstruppen
bei dieſer Legion und in hiefiger Gegend, zu Alchaffenburg
und im Odenwald *). C. Julius Marinus kam von ber
Legion ald Genturio zu den Hülfstruppen, fpäter wurde er
Rechnungsführer ber Legion — a rationibus armatura-
rum legionis — wie fein Grabſtein zu Mainz bei Fuchs
IL pag. 136 und Lehne Il. pag. 143 beurfunbet.
Wir fehen aus diefen zwei Belegen, baß ber doliche⸗
nifche **) Gott, feither ein mythologifches Räthfel, deſſen
Natur unter bie res deperditas zu rechnen, von den Ro-
mern zu Hebbernheim verehrt wurbe. Wer war jedoch ders
felbe ?
Im Allerheiligften bed Tempeld zu Hieropolis, bem
heutigen Mambudſch oder Bambig in Syrien, war ber große
*) Auf einer Infchrift im Obenwalbe bei Gruter n. 93, 6.
. Britonnes Triputienses. Die Britt. Curvedenses babe ich
jedoch bis jetzt nirgends weiter finden können.
**) Die Stadt Dolicha lag in Commagene in Syrien, an ber
GHauptſtraße von Antiodien nad Samofata, Mannert VL
1, p. 496; bei Abulfeda Dolün, vergl. Antonini Itine
rer p. 189 ed. Wesseling.
alte Rattonalgott, auf Gtieren ſihend, gebildet. Lucian
de dea Syria c. 31: Taugoswır EpäLerar. Der Name
bes Gottes wird aber nicht genamt. Neumann machte
aus dem Wiener Gabinet zuerft eine hierauf bezägliche Münze
befannt, Populor. et Regum numi veteres inediti
T.. p. 75. 68 if ber ſyriſche Gott und bie ſyriſche
Göttin; zwiſchen beiben iſt ein Tempelchen; beibe fügen, ber
Gott auf zwei Gtieren, bie Göttin auf zwei Löwen; bie
Münze tft von Aleranber Severus unb zu Hieropolis ge=
prägt. Böttiger Seen zur Kunſt⸗ Mythologie Taf. IV.
Nr. 1. Die Syria Dea war eigentlich bie Venus, welche
Nero, bei dem alle Religionen Tächerlich waren, nah Su e⸗
tontus Gap. 56 allein verehrte und von welcher Mont-
faucon Vantiquit6 etc. Tom. I. pl. V. eine Abbildung
liefert. Spon Miscellan. eruditae antiq. Il. 20 p. 79
gab zuerft das Bild des bolicheniſchen Jupiters, das dann
Montfaucon T. 1. pl. XVIII. 2 und Böttiger
Taf. IV. Ro. 3 nachſtechen ließ.
Mehrere Inſchriften zu Ehren des dolicheniſchen Zus
piter erwähnen Lipsius Inscriptionum antiquarum fol.
XVII n.65i8 10. Gruter pag. XX. 4-9. Orelli
Collectio n. 1232 — 1234. 1283, 1235. Steiner
Cod. T. n. 125 n. 165; bie übrigen tm Regifter von
Steiner angegebenen Inſchriften nennen nicht ben Jupi—
ter Dolichenus.
Creuzer zur Geſchichte altrömiſcher Gultur am
Oberrhein x. p. 61 glaubt, daß in altſyriſchen Bildern
dieſer Gott wohl felhft als Stier dargeſtellt und vielleicht
gar jenem Moloch der Kananiter verwandt war, ben wir
aus ber Bibel kennen. Gewiß if, baf ber „allerheis
— 353 —
ligſte Sonnengott” — Sol sanctissimus — als Moloch,
als Stier verehrt wurde. Der Sonnenſtier iſt der zoroaſt⸗
riſche Weltſtier, der parſiſche Mithras; in ber ganzen aſiati⸗
ſchen Welt, hier, mo bie Anfänge aller Religionen find,
findet man bie Ochfenverehrung. Was die Römer Jupiter
heißen, {ft nach ſyriſchen Begriffen bad befruchtende Princip,
oder ber burch den Stier repräfentirte Sonnengott Tavpo-
770405, auf dem Stiere waltend, daher ber Tempel Tauro-
polium. — Der bdionpfifche Stier, welchen bie Griechen
mpyftifh Dionysos Helon nannten (Creuzer Dionys,
p. 767), ift dad Symbol ber Alles erzeugenden Sonne.
Auch der Stier ber Europa gehört hierher; es iſt eine
ſyriſch⸗phoͤniziſche Hieroglyphe.
Schon in den letzten 60 Jahren der Republik und
unter ben erſten Kaiſern findet fich ſyriſcher Gottesdienſt in
Rom. Jam pridem Syrus in Tiberim defluxit Oron-
tes; Juvenal Ill,, 62. Heliogabal führte im Jahr 219
den ſyriſchen Gottesdienft ald herrfchende Religion ein; Pfei⸗
fen und Trommelmufif, fowie tanzende Mäbchen, gehörten zur
ſyriſchen Liturgie; eigene Mädchen dienten als Hierodulen
mit ihrem Körper bem Sonnengott und gaben einen Theil
ihres Ermwerbes, zrogvıxov veAos, an die Tempelfaffe. ©.
Herodian V, 3. 5.
Vergleicht man den auf dem heiligen Stier Stehen-
den mit der oben angeführten Abbildung bed bolichenifchen
Jupiter und den in meiner Sammlung befindlichen bei
Heddernheim gefundenen Infchriften, fo glaube ich nicht zu
irren, wenn ich die Darftellung auf der koſtbaren Bronze-
Pyramide in der Sammlung des Vereins auf ben boliche
niſchen Gott deute.
23
— 3 —
Anhang.
Zu den intereffanten Aufſchlüſſen, welche Herr Dr.
Römer-Büchner über die Perfon des dolicheniſchen
Gottes und die Ipentität unferer Broncevarftellung mit
demſelben aus Hebbernheimer Infchriften in Borfichendem
geliefert Hat, haben wir von anderer Seite her eine ſchoͤne
BeRätigung gefunden, die wir, ba fie ganz unabhängig
von der vorftehenben Unterfuchung fich ergeben, zur Er⸗
Täuterung und gu weiterer Prüfung bier mittheilen zu
follen glaubten.
Was der Deutung des H. Verfaflers vorerft eine
befondere Stüge verleiht, ift der Nachweis, den Creuzer
Abhandl. zur Archäologie, 1846 II. ©. 471 ff. über die
Verbreitung des Eultus dieſes bolichenifchen Jupiter im
tömifchen Reiche, von den Grenzen Syriens bi6 an bie
Pforte des deutfchen Schwarzwaldes, liefert, fowie ins⸗
befondere die Erörterungen über die ſyriſchen Gottheiten,
ihre Stellung auf Stieren und dergl. in der Symbolik
und Mythol. 1. ©. 499, 8te Ausgabe. Aber auch die
flavifche Alterthumskunde leitet auf diefelben Spuren,
So ſchildert Wolanski in feinen „Briefen über
Slavifche Alterthümer, 2te Sammlung, Gnefen 1847* ©.
90 ff. den flavifchen Gott Tur oder Thor und legt bes
ſonderes Gewicht darauf, daß derfelbe fhon dem Namen
nah (Tur, Taurus, Auerochſe) mit dem flavifchen
Stiere verwandt fei. Aus römifchen Münzen, mit dem
flavifchen Adler auf der einen und dem walachifchen
Stierkopf, mit der Sonne zwifchen den Hörnern, auf der
— 5 —
anderen Seite, will er ſodann darthun, daß ſchon unter
Kaiſer Auguſtus das Bildniß des Stiers (Tur) bie
Schupgottheit und das Symbol der Walachei geweſen ſei,
eines Landſtrichs, worin viele vornehme Römer in der
Berbannung lebten. Er erinnert ferner daran, daß in
den vielen in Belfen gehauenen Tempeln eines unbefann«
ten Urvolts im norböftlichen Indien häufig das Bild des
Tur in den Wänden eingehauen ſich befinde und erach⸗
tet es als eine außerordentliche Erfcheinung, daß auf ei⸗
nem die fechöte Incarnation des Wifchnu vorftellenden ins
dianiſchen Bilde in Kirchers: China illustr. p. 157
die himmliſche Kuh Kamdewa mit der flavifchen Ueber
ſchrift Tur-Bog verfehen iR. Und wenn „Gott“ wirk
ih in den ſlaviſchen Sprachen „Bog“ genannt ft,
fo leidet es fat feinen Zweifel, daß Tur die Gottheit
der Ur-Slaven geweſen, die jene Gegenden des nörblichen
Indiens in der vorhiftorifchen Zeit bewohnt haben. Dies
fer Eultus des flavifchen Tur iſt jedoch nicht allein zu
den Hindus übergegangen; der Mythus von dem Urs
Stier ift bei den Chinefen und Parfen eben fo heimifch,
wie bei den Affyrern, welche ihren höchften Gott „Tur
Biel“ d. h. Bielbog (Jupiter Belus), einen weißen oder
guten Gott nannten. Der Moloch, dem die Ammoniter
ihre Kinder opferten, hatte die Geftalt eines Stiers und
bei den Skythen, der Slaven Vorfahren, ift die Anbetung
des Tur hiſtoriſch feſtgeſtell. — Aus allen diefen That⸗
fahen zieht Wolansfi endlich den Schluß, daß ber
Tur als Sinnbild der Kraft und Stärke eine nationals
flawifhe und ältefte Gottheit der Slawen geweſen fein
müffe, die ſich viel fpäter über den europäifchen Norden
23*
verbreitete und al Thor eine zeitgemäße Umgeſtaltung er⸗
hielt, Wichtiger als die Verbreitung dieſes Eultus, die
der Berfafier hierauf in den Ramen vieler Ortichaften in
Bolen u. f. w. nachweiſt, ift uns jeboch feine Bemer-
fung ©. 116, daß nämlich unfer nordiſcher Thor bet
den Alten unter dem Ramen Jupiter Dulchenus befannt
war. „Auf einer der beiden merkwürdigen Metallplats
ten,“ erzählt er dann weiter, „bie im Jahre 1815 bet
der Schanze Bottyan zu Kömlöd, Tolnauer Komitats
in Ungarn, gefunden wurden, fleht der norbifche Thor
mit feinem Streityammer Miölnir auf dem flawifchen Urs
fliere Tur. Wer dieſes wichtige Denkmal mit der Un⸗
terſchrift
JoVI DVLCHENO
Publius AELius LVCILIUS
Centurio COHortis I’A PEditibus
mit allen feinen Figuren und Allegorien betrachten will,
findet ſolches abgebildet in St. v. Hormät Urgeſchichte
der Slawen, Peſih 1844.”
Wir haben zur Verdeutlichung die wichtigfen der
erwähnten Bilbniffe nah Wolanski auf ber anliegens
den Tafel IL zuſammengeſtellt.
AM 1. Der bolichenifche Gott, nach der Darſtel⸗
fung auf jener Ungarifchen Metallplatte, zur Vergleichung
mit unferm Hebdernheimer Bronce- Relicf.
M 2. Die himmlifhe Kuh Kamdewa, mit ih-
tem Bamiliennamen, dem flawifchen Tur-Bog überfchries
ben, in babyloniſchen Schriftzügen mit unten angehängten
fanskritifchen Vokalzeichen. Diefelde Inſchrift ift unters
halb der Kuh in hebräifcher Quadratſchrift wiederholt,
— 97 —
NM 3. Das Wappen der MWalachei, ähnlich dem⸗
jenigen von Mecklenburg. Der Stierfopf, von Sonne,
Mond und Stern umgeben, erinnert an den Apis der
Aegypter und durch dieſen weiter an das goldene Kalb
der Kinder JIsrael.
Anm. der Redaktion.
DIES»
IV.
Ueber eine unedirte Inſchrift des Mufeums zu
Wiesbaden.
Don I. Beder in Hadamar.
Auf einem am untern Theile leider verftümmelten
Sepulcralftein im Mufeum zu Wiesbaden lie man in
fehr verwitterten Zügen die Refte einer Inſchrift in fol⸗
gender Gefalt:
MVRANVS
FOAIATIL A VIA
ANDIOVRIFCIVIS
SECVANVSSTIPXX1
d. h. Muranus, eques alae primae Flaviae, Andiouri
filius, civis Sequanus, stipendiorum viginti duorum,
annorum .. . zu deutfch: „Muranus, Reiter des er⸗
fen flavifchen Geſchwaders, des Andiourus Sohn, von
22 Dienft- und .... Lebensjahren (liegt hier begraben.)
Dffenbar iſt nämlih N in 3.5. ein Reft von ANN
(annorum), worauf dann die Zahl der Lebensjahre und
wohl bie befannte Schlußformel H’SE (hic situs est)
folgte. Belanntlih gehörte es zu ber Unterwerfungs- und
— 950 7° —
Romanifirungspolitif der Römer, der unterworfenen bars
barifchen Völker ftreitbare junge Mannfchaft in befondere
cohortes und alae zu vereinigen, außer Landes zu führen
und in der Fremde zu verwenden. So finden fich dann
von den Außerften bispanifchen bis zu den furifchen Völ⸗
ferfchaften Eohorten und Alen in allen Rändern des römis
fchen Reiches und es werden insbefondere ber Raeter,
Vindelifer, Delmater, Bannonier, Thraker—
Ituraeer Truppenlörper am Rhein, insbefonvere in
unferer Gegend, auf Denkfteinen erwähnt. Diefen reiht
fi) nun auch die ala prima Flavia an, welche, wie
fi fogleich ergeben wird, urfprünglid au& der afrikani⸗
fchen Völkerfchaft der Gaetuli gebildet, und daher voll⸗
ftändiger ala prima Flavia Gaetulorum genannt
war. Mit vdiefem volftändigen Namen erjcheint fie auf
einer Snfchrift zu Rom (Gruter 1108, 5. Orell. 3398.
Zell Hobch. d. röm. Epigr. 1053,), während fie auf eis
nem in die Zeit Hadrians fallenden Denkſteine bei Or.
843, gerade wie auf unferer Infchrift, einfad
als ala I Flavia vorkommt, wodurch vielleicht ein
Schluß auf die Zeit, in der unfere Infchrift verfaßt ift,
nahe gelegt wird. Da der Beiname Flavius, wie
Henzen in den Bonner Jahrbüdhern XL ©. 74 ans
gibt, auf einen ein foldyes Corps bildenden Kaifer Hins
weifet, zugleich aber auf einem Militär Diplome unter
Flavius Domitianus eine ala Gaetulorum ohne Rum»
mer vorlommt, (vgl. Henzen a. a. O. ©. 42%), fo
ift es fehr wahrfcheinlich, daß Domitian die ala pri«
ma Flavia Gaetulorum bildete. Uebrigens erfcheint
die zuerft, vielleicht von Vespafian (Or. 748.) gebildete
ala Gaetulorum als eine ala veterana Gaetulorum bei
Zell a. a. D. 1842. In ähnlicher Welfe erfchelnt auch
bei Or. 487. und 3409. Zell 1068. eine ala Flavia
pia fidelis milliaria, welche ohne Zweifel mit der ala
Britannica milliaria (Zell 1653.) iventifch ift, da die
felde (bei Zell 1056. 1059.) volftändig als ala prima
Flavia Augusta Brittannica milliaria civium Roma-
norum -angeführt wird. Gerade aber der Zufah: oi-
vium Romanorum verhindert in ber ala prima
Flavia unferer Infchrift eben biefe Brittannica millia-
rin zu fehen, da bie Angabe, der Soldat Muranus fei
Civis Sequanus geivefen, darauf hindeutet, daß er nicht
in einem aus Cives Romani gebildeten Corpso gebient
babe. Wollte man einwenden, daß Muranus ald Ser
quaner dann auch nicht zu einer ala Gaetulorum
babe gehören Fönnen, fo läßt ſich dagegen durch Beifpiele
beweifen, daß wenn aud ganze Corps nad) gewiſſen
Voͤlkerſchaften, aus denen fie gebildet wurden, benannt
waren, dennod einzelne Soldaten derfelden aus ans
dern Bolfsftämmen fein Eonnten; vgl. Henzen a,
aD. S. 77. So 3.2. dienen zwei Helvetier in
einer his paniſchen ala (Donat 292, 7; 469, 7;
468, 13.) ein Treverer in einer Thrafifchen (Car-
dinal. Diplom. XV.) Diefen Beifpielen würbe fi alfo
unfer Sequaner ald Soldat der gätulifchen ala
anreihen. Uebrigens fei hier noch bemerkt, daß auch eine ala
Il. Flavia Agrippiana bei Muratori 674, 1 (vgl.
Henzen a. a. O. ©. 75.) und eine cohors I. Flavia
Hispanorum (Murator. p. 1088, 6) erwähnt wors
den. — Was nun.aber den civis Sequanus in&
— 891 —
befondere betrifft, fo Fommt diefe Andeutung der Eivität
öfter vor: fo nennen ſich auf einer Wiesbadener Infchrift
bei Or. 181. zwei Brüder Cives Romani et Taunenses
ex origine patris, deutlich den Unterfchied beider Civi⸗
tät befundend. Außer den in unferer Gegend öfter auf
Dentmälern vorkommenden Cives taunenses fommen
ſolche cives auch fonft vor: fo gleichfalls auf einer Wies⸗
badener Inſchrift (Annal. IL 3. ©. 212) ein civis
Sappanus und vielleicht iſt auch auf der Annal. a. a. O.
213. mitgeteilten Infchrift in der zweiten Zeile CIVI
(SSEC;V(ANVS) zu ergänzen, da in der Mitte ein V deuts
lich gelefen wird. Vrgl. Or. 190: Civis Biturix Cubus;
Or. 191: civis Bellovacus u. a. m.
Etwas auffallend und der gewöhnlichen Folge wis
berfprechend erfcheint nun, daß die Angabe der Abſtam⸗
mung ANDIOVRIF d. h. Andiouri filius nicht unmits
telbar hinter Muranus erfolgt, wie fonft gewöhnlich, theile
mit Beifügung, theils mit Auslafiung von filius oder
filia, (vgl. Bonner Jahrb. XV. ©. 100.) geſchieht.
So findet fi gerade auf Infchriften des Wiesbadener
Muſeums z.B. Dolanus Esbeni f. (Annal. a. a. O.
©. 210.) Licaius Seri f. (a. a.O. ©. 212.) Das-
sius Daetoris f. (a. a. O. S. 210.); ferner Canpanus
Atebodui f. (Muchar. Gefchichte der Steiermark 1. ©.
360.) Argiotalus Smertulitani f. (Or. 188.) Lombaro-
marus Buolani f. Bullet. dell. Inst. 1830. p. 111.)
bei welchen allen der Rame des Vaters unmittelbar bins
ter dem des Sohnes erfcheint. Den eben genannten
barbarifhen Namen Canpanus, Smertulitanus,
Buolanus, Dolanus, Sasranus (Or. 2979.)
reiht fi nun aud unfer Muranus an. Ohne Zweifel
iſt auch wohl auf einem zu Nidda gefundenen, jept zu
Bonn befindlichen Steine bei Lerſch. EentralsMuf. U,
Nr. 64. ©. 62, Steiner, cod. inse. rom. Danub, et
Rben. 1. p. 317, Nr. 662: HELVIVS MOIANS weder
mit Lerſch als Helvius Moians, noch mit Steiner als
H. Moianus, fendern H Molanus, wie Dolanus zu
lefen, denn auch der letztere Rame erfcheint auf dem bes
zůglichen Steine ald DOLANVS: durch Verwechſelung
des Lund I, von welcher unten geredet wird. Richt minder
barbarifches Gepräge hat auch der Rame ANDIOVRVS,
in welchem einerfeits das OV als den keltiſchen Wörtern
eigenthümlicher Laut, (vgl. Bonn. Jahrb. XVII. ©. 122),
andererfeits die Borfilbe AND bemerfenswerth hervortreten.
Letztere insbefondere, oft zu ANDE erweitert, findet ſich
in keltiſchen Völfer-; Städte, Götter und Menfchennamen,
wie z. 8. Andes s. Andecavi (Tacit. Ann. Ill, 41),
Andeliacum, Andecamulum, Andecamulenses
(Or. 1804.), Anderitum, Andella, Ahdelous,
Andethanna, Andose, Andurensis (Or. 159.)
Andusia, Andomatunum, vgl. Revue ar
cheologique 1848 ©. 162 und Mem. d. 1. soo. d.
Antiq. d. France Tom. XIX ©. 26 f£. Andecum-
borius bei Caesar, Andebrocerix (Wiltheim
Luciliburg. p.50.) Andiccus, Zeitſcht. des Mainzer
Alterthumsvereins 1. S. 80 Nr. 39, Endlich ver Was
rasdiner Jantumarus Andedunis fil. bei Arneth
Zwölf römifche Militärbiplome S. 18 $. 14, woran fi
die Göttinnen Andlis und Andarta ober Andraste
fliegen, — Von eigenthümlicher Art bei erſtem Ans
blide erfcheint weiter auch die Schreibung SECVANVS
ſtatt SEQVANVS. Minder auffallend würbe es fein,
wenn mit der befannten Subftitution des C für QV ges
ſchrieben wäre SECANVS, vgl. Wagner Orthogr.
Vergil. p. 448 fi. Da nun aber fpäter auch C und Q
(nicht QV’) gerade zu mit einander vertaufcht werben, fo
erflärt ſich demnach SEQANI bei Or. 184. eben fo gut,
wie DAQVS. Or. 3527. ftatt SECANVS und DACVS,
Andererfeitö Eonnte aber auch eben fo leicht aus dem ur⸗
fpränglichen SEQVANVS durch dieſelbe Vertauſchung
SECVANVS werden, wie es oben zu leſen if, zumal
auch die griechiſche Schreibweife Inxavds, Znxoavog,
Znxovavog einwirken mochte. — Zuleht endlich bleibt
noch übrig die oben im Eingang gegebene Lefung der am
meiften verwitterten Züge ber zweiten Zeile näher zu bes
gründen und zu rechtfertigen. — Es if von uns bei
anderer Gelegenheit in dem „Wanderer,“ Beiblatt zur
Naſſauiſchen Allg. Zeitung 1851 MM 85 und den Bonner
Jahrb. XV. ©. 89 (vgl. Zeitfchrift des Mainzer Vers
eines I. 4. ©. 500.) auf die in Infchriften vorkommende
Erſcheinung hingewiefen worden, wornach fehr oft bei E,
L und ähnlichen Buchſtaben der untere Querſtrich fo
ſchlecht ausgeprägt erfcheine, daß E fehr leicht mit F,
und L fehr leicht mit I verwechfelt werde: daher erflär-
ten wir oben DOIANVS und MOIANVS als Dolanus
und Molanus. Sonach liegt nichts näher, als in der
weiten Zeile FO für EO d. h. EQ (eques) zu lefen,
indem auch in dem O auf dem Steine unten ein Dop⸗
pelftrich ift, der wahrfcheinlich den Strich des Q andeus
ten fol. Ganz analog ſteht bei Or. 504. FOSINO,
was dort mit Recht in EQ SING anfgelöfet zub geben
tet wird. — Sonach ergibt ſich aud) das nach FO fel-
gente AlA als ALA: beide Fälle finden ſich zufammen in
der in ben Bereins-Ann. I. 1, ©. 81 f. beſprochenen In⸗
ſchrift, indem 3. 3. AFIIO ofiendar AELIO und 3. 5.
AIA ebenſo ALA if, wie auf anſerer Infchrift. — Weis
ter iR im folgenden ĩ bie oft vorfommende Zahlfigle für
prima. Bei dem nun folgenden FLAVIA find bie beis
den Querſtriche des F durch eine gewaltſame Musfpren-
gung des Steins verſchwunden, auch von dem Fleinen a
neben L und ebenfo von tem Schluß-A find nur um
deutliche, obwohl noch hinlänglich erfennbare Züge übrig.
Dazu if das E des Genitivs gan in berfelben Weiſe,
wie bei Or. 188: EQVALA INDIANA (fatt Alae
Indianae) ausgelaſſen. Es wäre alfo die ganze Infchrift
alfo vollfändig herzuftellen:
MVRANVS
EQALAIFLAVIA
ANDIOVRIFCIVIS
SECVANVSSTIPXXII
— 565 —
V.
ueber Apollo als Heilgott der Kelten ').
Don J. Beder in Hadamar.
Im 17. Eapitel des VI. Buches feiner Denkwür⸗
bigfeiten aus dem galifchen Kriege zählt der große Bes
zwinger Galliens, Julius Cäfar, fünf Gottheiten rös
mifchen Namens, Mercurius, Apollo, Mars, Juppiter und
Minerva auf, und bezeichnet fie als die von den Gals
liern hauptfächlich verehrten Götter. Ohne Zweifel hatte
Cäfar bei einer auch nur oberflädlichen Kenntnißnahme
galliſcher Götternerehrung fünf Hauptgötter als allgemein
und unter einheimifch-gallifden Namen verehrt
kennen gelernt, ihre Attribute und Wefenheit den fünf
oben genannten römifhen im ganzen entfprechend *) ges
funden und da er nur für Römer fchrieb, die Beifegung
der einheimifchen Namen unterlaffen und dieſelben viel-
mehr gerade mit den bezüglichen römifchen Benennungen
zu kennzeichnen gefucht. Daß dem fo fei, ergibt ſich
+) Bruchſtück einer größern Abhandlung: „Ueber bie Haupt
gottheiten ber Kelten, al® Commentar zu Caesar B. G. VI.
17."
2) Cäfar a. a. O. fagt felbft: „de his eandem fere, quam
reliquae gentes habent opinionem.‘“
nit nur aus der Natur der Sache ſelbſt, fondern auch
insbeſondere aus der Reihenfolge, in welcher jene
Gottheiten aufgezählt werben, welche Folge gewiß
darum fchon Feine zufällige, unabfichtliche fein kann, weil
der Römer gewiß ben Juppiter nicht in faft legter
Stelle, fondern vielmehr in erſter vor allen andern
Göttern, nad) allbefannter Sitte, genannt haben würde:
es ergibt ſich alfo zur Genüge hieraus, daß diejenige
galliſche Gottheit, welche dem Cäfar am meiften in Wer
fen und Bebeutung mit Juppiter vergleichbar erſchien, bei
den Galliern nicht die erſt e Stelle, wie bei den Römern,
fondern erft die vierte einnahm. Beftätigt wirb dieſe
Rangorbnung der Götter auch durch das Voranftehen des
Mercurius: denn nicht allein Eäfar Angabe: „huius
plurima sunt simulacra® wird durch zahlreiche Kunde
von Bildniffen diefes Gottes oder durch fichere Ueberlie⸗
ferungen von folchen bewahrheitet, wie bei einer andern
Gelegenheit näher dargethan werben fol, fondern unzähs
ige Botiv-Altäre in faſt allen Theilen Feltifcher Länder
beurfunden fort und fort die ausgebreitete Verehrung dies
fer erften und Hauptgottheit aller Kelten. Denn es
kann wohl feinem Zweifel unterliegen, daß die von EAfar
genannten Hauptgottheiten der Gallier zugleich auch übers
haupt als folche aller oder der meiften Feltifihen Stämme
angenommen werben bürfen: eine Annahme, welche
nicht blos durch die oben befagte allgemeine Verehrung
des Mercurius, fondern aud einzelner Ortögottheis-
ten ihre Bekräftigung erhält, infoferne dieſelben z. B.
urfprünglih in Gallien einheimifch auch nach England
und in die Donauländer ihre Verbreitung gefunden has
— 37 —
ben. Eine ziemliche Anzahl Steinſchriften haben dieſe
ſchon früher *) gemachte Beobachtung von Neuem beſtä⸗
tigt. — In der Rangordnung der galliſchen und über⸗
haupt keltiſchen Hauptgottheiten erſcheint nun nach Mer-
eurius in zweiter Stelle Apollo und es dürfte
nicht ganz ohne Intereſſe fein, biefen zweiten Haupt⸗
gott der Kelten um fo mehr etwas näher ins Auge zu
fafien, als derfelde durch Denkmäler unferer Gegend,
insbefondere ald Apollo Toutiorix in einer Stein
ſchrift des Mufeums zu Wiesbaden eine ganz befondere
Iocale Bebeutung erhält, welche von felbft dann den Blid
weiter auf die Verbreitung des Eultus und die Denkmäler
desfelben in den Feltifchen Ländern, fowie auf das Wefen
diefes zweiten Feltifchen Hauptgottes richten läßt.
Zwei Ramen treten und aus der Reihe Feltifcher Göt⸗
terwefen mit dem Anſpruch entgegen, ur Bezeichnung de s Got⸗
tes gedient zu haben, welchen die Römer Apollo nanuten:
es find dieſes Abellio und Belenus, von denen jes
doch jener für. jegt um fo mehr von unferer Betrachtung
ausgeſchloſſen bleiben Fann, je entfchiedener ſich alfeitig
die Anficht begründen läßt, daß die Kelten mit dem Ras
men Belenus den Apollo bezeichnet haben. Es nennt
swar Tertullian Apol. XXIV. und ad nat. Il. 8. den
Belenus einen Gott der Norifer, allein ganz offenbar
nur darum, weil Aquileia, der Hauptüg feiner Verehrung
zu dem Gebiete jenes Feltifchen Volksſtammes gerechnet
wurde. Julius Capitolinus im Leben des Maximinus
3) Bgl. Mone Gefhichte des Heibenthums im nördlichen Eu-
ropa, Seipjig 1823. 8. II. ©, 418.
Gap. 22 und Herodian Hist. VII. 3, 15 erwähnen
den Belenus ausbrüdlid als einen Gott, welcher
von feinen Anbetern felbft mit Apollo ibentifizirt
werbe, wobei zugleich die Verbreitung feines Eultus nicht
blos über Oberitalien, fondern auch durch das eigentliche
Gallien fhon aus Ausonius Profess. IV. und X. und
Gregor von Tours de glor. conf. 5 erhellt, wenn wir
auch fonft Feine Denkmäler und Spuren feiner weitvers
breiteten Verehrung hätten *). 21 Votivinſchriſten jedoch
zu Aquileia, Venedig, Tibur, Vienne, dem Dorfe
Belin bei Autun, auf den Inſeln Grado und Corgle
gefunden, beurfunden eine fo allgemeine Verehrung des
Belenus durch die Hauptfige der Kelten, daß bie nach
keltiſcher Sitte übliche Uebertragung des Namens der
Gottheiten auf Völker, Menſchen und Oerter auch bie
noch jest fortlebende Erinnerung an Belenus denkbar
und erflärlich macht °). Denn nicht allein ber keltiſche
Name Belisana der von Cäſar a. a. D. als fünften
Hauptgottheit genannten Minerva, welche vielleicht nach
Art anderer Feltifcher Götterpaarungen dem Belenus als
Gefährtin zur Seite geftellt werben darf, erinnert an den
Namen des allverehrten Gottes, fondern auch das galli
ſche Volk der Belendi (Plin. N. H. 4, 19.) mit dem
*) Die reihe Literatur über Belenus findet ſich zufammenge-
ſtellt bei Schedius de diis Germanis. Halae 1728, cap.
VIL p. 168-171. .
5) Der nähere Nachweis Über jene Votivaltäre des Belenus,
fowie über bie neuere biefe Gottheit betreffende Literatur
würbe hier zu weit führen, und bieist fir cine anbere Ger
Tegenheit vorbehalten.
Schubgott Belinos (Duchalais. Descript. d. ‚mon,
gaul. p. 5. 6. 214.) auf feinen Münzen, die keltiſchen
Königenamen Balanus (Liv. XLIII, 5. XLIV, 14.)
Cuno-belinus (Lelewel. Etud. numismat. p. 404.),
die Töpfernamen Belinicous (Bonn. Jahrb. VIL ©,
63) und Belsus (Roth, Baſel. Inſchr. S. 14.) führen eben
ſowohl aufBelenus hin, ald bie Ramen der Stäbte und
Derter ähnlichen Gepräges. So erinnert fhon der Name
Belsus an das aquitaniſche Belsinum (Lelewel.a. a.
D.P.265.), wie denn auch in gleicher Beziehung ein pagus
Belini nod im 8. Jahrhundert erwähnt, ( Duchalais a. a.
D.p.6.), das fchon oben genannte Dorf Belin bei Autun
noch jegt vorhanden if. Richt minder unverwerfliche Zeugen
alter Belenusverehrung, meiſt zugleich Sige des Druiden
thums, find auch die Berge. Die drei Belch en (die Franmzo⸗
fen nennen fie bekanntlich Ballony) die Belenus-
Berge bei bem Stäbtdhen Dol im Departement d’Isle
et Vilaine (Schreiber, die Feeen in Europa ©. 13.)
und im Ruremburgifhen CR. Wies, die Urbewohner
des Luremburger Landes und ihre Religion ©. 8. 4. 81.
und ©. 23.), der mons Belenatensis bei Riom im
Arverner Lande bewahren noch jeht das Andenken an ben
einft fo weithin verehrten Gott, wie das Bil ſen⸗ oder
Apollinarisfraut, Belinuntia, und das f. g Johau⸗
nis⸗ oder Belenusfeuer. Bol. Zeuß die Deutſchen und
die Nachbarſtämme ©. 35. Mone, Gef. des Heiden⸗
thums II. ©. 337. 382. 485. —
Wenn nun die Römer diefe Gottheit der Kelten mit
ihrem Apollo ibentifizirten, wie es auch auf fünf der
oben genannten WVotivaltäre geſchieht, fo fragt es ſich,
4
- m —
Sei den mannichfachen Attributen des griechiſch⸗ römiſchen
Apollo unb ben verfchiebenen Gründen feiner Berehrung,
welches bie wahre Bedeutung und Wefenheit des Belenus
gewefen, die feine Zufammenftellung mit Apollo veran-
laßte. If zwar im Allgemeinen auch für Belenus feſtzu⸗
halten, daß er als Sonnen» und Lichtgottheit, gleich
Apollo verehrt wurde, foweifet uns jedoch Caſars beftimms
tes Zeugniß: „Apollinem morbos depellere,“um
fo mehr darauf hin, ganz beſonders in ihm den Bott des H ei»
les und der Heilkräfte zu fehen, als auch andere
nicht minder beftimmte Zeugnifle demſelben beftätigenb zur
Seite treten. So erflärt eine zu Lyon gefundene In⸗
ſchrift bei Drelli Nr. 4329: Mercurius hic lucrum
promittit, Apollo salutem u. f. w. vgl. Mone
«aD. S. 416 f. Wenn nun aber indbefondere auf
zwei der oben erwähnten Altäre des Belenus dem Ramen
desfelben das Wort Fons *), Quelle, beigefügt wird,
fo wird man aber auch weiter gewiß mit gutem Grunde
vermuthen dürfen, daß jene Heilkraft ſich auf die Ein-
wirkung heilfamer Duellen und Bäder im befonderen
bezogen und demnach auch Belenus feine vorzüglichfte
Verehrung in Heilbädern gefunden habe, fo dag
nicht allein die dankbar fromme Gefinnung der Badegäfte
in der Weihung von Altären gerade an ſolchen Orten
fi beſonders ausſprach, fondern auch Tempel und
Weihgeſchenke bei folden heilfräftigen Quellen ihre
Stätten fanden. So hatte Belenus zu Autun einen
Tempel über einer warmen Heilquelle (Mone a. a. O.
6) Bol. Bruter, 78, 8 und 44, 4.
_ 1 —
©. 417.) und ein dem unten zu erwähnenden Apollo
Grannus geweihter, wahrſcheinlich durch nordiſche See⸗
täuber aus einem Apollotempel geraubter Krug wurbe im
Jahre 1818 in dem Grabe eines ſolchen norbifchen Cor⸗
farenhäuptlinge am Mälar- See in Schweden gefühs
den’).
Auf dieſelbe Eigenſchaft der Heilkraft bezieht ſich
aber auch weiter nicht blos die Bebeutung des Belenüs
als Sonnengott, infofern man fi die gedeihliche
Wirkung einer Heilquelle in Verbindung mit
der Sonnenwärme dachte ®), fondern auch als Dias
kelſpender (Mone a. a. D.), durch welche Seite ſei⸗
nes göttlichen Weſens den Römern feine volle Identitat
mit ihrem heimifchen Apollo um fo unweifelhafter wers
den mußte. Ermwägt man aber bie religiöfe Anſchauung
der Alten, welche die ganze Natur und ihre Lebendän-
Berungen auf vielgeftaltige Götterwefen zurüdführte, bes
denft man dazu bie aus berfelben Anfchauung hervor⸗
gegangene Weiſe die Gottheiten an beftimmte Dertlichkeis
ten jeder Art zu inüpfen und zu individualiſiren, fo begreift
es fih um fo leichter, daß neben Belenus Apollo
ald Sonnen» und Heilgott im Allgemeinen und
Großen auch andere befondere Localgottheiten gleichen
Wefens verehrt wurden, je zahlreicher und in ihren
Heilwirkungen mannichfadher jene Quellen und Ba⸗
7) Bgl. Söröder, Inseript. Mus. Holm. Upsal. 1836. 4. p.
16. n. XVII. .
8) Bgl. Creuzer in Auge. Allg. Big. 1846. Beil. v. 27.
Nov.
us
— nn —
der waren, wobei es denn eben fo wenig, wie bei Be-
lenus Wunder nehmen darf, auch dieſe topifchen Quell⸗
und Babegottheiten gleichfalls mit Apollo in Berbindung
gebracht zu fehen; und fo erklärt ſich dann bie Identifi⸗
drang und Zufammenftellung ber Feltifchen Localgotthei⸗
ten Borvo, Grannus, Toutiorix ?), Damo-
na, Sirona mit dem Apollo und ähnlichen Götter
wefen ber Römer.
®ie oben Belenus felök mit Belisana als
Götterpaar, vieleicht ähnlich dem germanifchen Paare Freyr
und Freyja (Zeuß a. a. D. ©. 34. Schreiber, bie
Beeen ©. 77.) erfcheinen, fo findet ſich Borvo auf vier
Botivaltären mit einer Göttin Damona, Grannus
auf ſechs Denffteinen mit einer Sirona gepaart '*),
wodurch wohl eine Bermuthung über die verwandte Wer
fengeit der beiden weiblichen Gottheiten nahe gelegt wird.
Dhne eine entſprechende Genoffin erſcheint Toutiorix:
vielleicht bringt ein fpäterer glüdlicher Fund eine ſolche
Gefährtin ans Licht und beflätigt eine Sitte der Goͤtter⸗
paarung in der keltiſch/ roͤmiſchen Mythologie, welche
durch zahlreiche Beifpiele belegt werben kann. (Bel.
Bonner Jahrbüger XVIL ©. 185,.). Schon ver Name
9) Den auferbem noch ans der keltiſch⸗ römiſchen Vythelogie
bei de Wal, Mythol. septentr. p. 121 angeführten Apollo
Livius übergepen wir hier abfichtlich, ba bie Pefung bes
Beinamens Livius zweifelhaft if, vgl. Bonmer Jahrb. XVIL
©. 168.
“) Bol. de Wal a. a. D. p. 44. 45. 46. 2%. 91. 98. 188,
184. 289. Bonner Jahrb. XVL ©. 66.
— nm —
der beiben Sunborte ber Botivaltäre bed Borvo, welcher
auf einem berfelben als Apollo Borvo erfcheint, deutet
auf eine Tocale gleichnamige Schupgotiheit derfelben,
und wenn man dazu weiß, daß dieſe beiden Städte,
Bourbon- les- Bains und Bourbon -Lancy in Frant-⸗
reich, durch ihre vielbefchriebenen Quellen befannte Babes
örter find, fo iſt auch die Identiſtzirung de8Borvo mit
Apollo Har und gerechtfertigt: noch jeht bezeichnen die
Eranzofen einen Sumpf mit dem Worte la bourbe,
defien Zufammenhang mit Bourbon und Borvo m
verfennbar iR"). Sicherlich iR demnach auch feine
Begleiterin Damona als heilbringende Gottheit
aufzufafen. Binder ſicher würde fich die Wefenheit und
Bedeutung des Grannus beftimmen laffen, wenn wir blos
die 11 Denffteine übrig hätten, welche ihn ald Apollo
Grannus ohne Zufammenftellung mit andern Gottheiten
aufzeigen und meift auf beiden Ufern des Rheins gefunden
wurden ). Biel hat dieBebeutung feined Ramens die ges
lehrte Forſchung befcpäftigt *): am ficherften wirb er wohl
als Tocale Gottheit mit Völkern und Städten verwandten
Namens zufammen geftellt und man hat mit Recht fchon
früher einen Zufammenhang beöfelben mit dem durch
feine Quellen berühmten Aquisgranum (Aachen)
vermuthet. Auch der Blu Grannius in Pannonien,
fowie die Stadt Grannonum, in littore Saxonico
2) Bol. Walz im Kunſiblatt 1834 S. 39 f.
») ©. de Wala. a. D.
A) Bal. Schröder a.a.Dd. Mone a. a. O, S. 345. Wien.
Jahrb. 1845 CX. S. 243 Camden-Brit. IL 5 u. 3
— m —
(2gf. Caylns Reo. d'Antiq. V. p. 310.) tonnen füglich
sur, Vergleichung herbeigegogen werben. Daß er jedenfalls
aber. ald Heilgott und zwar mit Bezug auf wohlthä-
tigg-Ouellen verehrt wurde, bafür zeugt feine Zuſam⸗
mauſtellung mit: Nymphae, Hygia un Sirona,
IR. man auch über das Wefen der lehtern befanntlich noch
nicht ganz ‚übereingefommen, obgleich das Sironabad fie
fort mah fort.al6 eine wohlthätige Rymphe bezeichnet, fo
lann. über die Bedeutung des Grannus fein Zweifel
mehr obiwalten, wenn. wir. ihn mit den auf Quellen
hinweiſenden Rymphen und mit der Gottheit der Ge⸗
fnmdheit — mit lepterer gerade fo, wie öfter den Aes⸗
culap — zu gemeinfamer Verehrung verbunden fehen *).
Darf es nach den vorfichenden Grörterungen als
feſtſtehendes Ergebniß angenommen werden, daß die vor-
genannten Eeltifchen Individualiſirungen des gemeinfamen .
Heilgottes-Apollo auf heilwirfende Gottheiten wo hl-
thätiger. Quellen und Bäder zurüdgeführt werben
können; .fo wird daraus gewiß auch ein auf mehr als.
bloßer Vermuthung beruhender Schluß auf die Natur
und-Bebeutung. des in einem einzigen Denfflein des Wies⸗
babener Mufeums überlieferten Apollo Toutiorix ges
sogen: und derſelbe als die heilwirfende Gottheit
der fon im grauen Alterthume genannten
Aquae.Mattiacae, des heutigen Wiesbadene,
um fo mehr angefehen werben dürfen, als ber dem 3,
Jahrhundert angehörige Botivaltar in Wiesbaden
“)BgL de WVal a. a. O. unb-Ofann Mg. Schulz. 1830
IL-n. 114, 6. 926.
— 315 —
ſelbſt, bei der Fundamentlegung des Schühenhofes (im
Jahr 1784) gefunden wurde '*). Es lautet die vielfach uns
genau mitgetheilte Inſchrift diefes Altars, auf welchem
Anhänger des Mariminus die von Severus Alexander
abgeleitete Benennung der VII. Legion Alexandriana
auszulöfchen verſucht haben, volftändig und genau alfo:
N H:D:D
APOLLINITOV
TIORIGI'
L MARINIVS
MARINIA
NVS 3 LEG VII
GEM ALEXAN
DRIANAE VO
TI COMPOS
Obgleich nun zwar die Bebeutung und das Wefen
dieſes Gottes oben im Allgemeinen feſtgeſtellt werden
Eonnte, fo bleibt doch die Ableitung und Bedentung bes
Wortes Toutiorix ſelbſt noch eben fo Dunfel und, bei unferer
Unfenntniß der alt= keltiſchen Sprade, eben fo räthfels
haft, wie bei dem oben befprodyenen Gotte Grannus,
und es müflen die gleich amzuführenden Erflärungss
verfuche der jüngften Forſchung für ebenfo unbefriedigend
erflärt werben, als bie in den Annalen a. a. D. vorges
brachten abentheuerlichen Eiymologien einer Deutung des
35) Bgl. Annal. I. ©. 14 f. Mittheilungen bes Vereins N. 8.
ef.
Toutiorigi fatt Teutonici ober Zufammenfehung aus
Teut und Origo zur Kennzeichnung eines Apollo deut-
fen Urfprungs, da doch überhaupt von einem deut⸗
fihen Gotte Feine Rede fein kann. — Zunächk iR das
Bert ſelbſt gebildet, wie die zahlreichen Feltifchen Ramen
auf orix, welche Lerſch in den Bonner Jahrb. IX.
©. 58 theilweife aufammengeftellt hat. Den dort näher
nachgeiwiefenen @igennamen Ambiorix, Bellorix, Boio-
rix, Cantorix (Bonner Jahrb. XI. ©. 195.) Cingeto-
rix, Cruptorix (Tacit. Ann. IV, 73.) Dumnorix, Epo-
redorix, Lugotorix, Magiorix, Malorix, Orgetorix,
Vassorix, Vercingetorix, und mit Vertauſchung des
o und u, Visurix ſchließt fh fomit Apollo Toutiorix,
wie Mars Albiorix, Mars Caturix an, fo daß man
nad Analogie der durh Albiorix und Caturix
angebenteten Bölferfchaften der Albici (vgl. Bonner
Jahrbücher XVII. ©. 171.) und Caturiges auf ein
Bolt der Toutii geführt würbe, welches jedoch nicht
nachgemiefen werben lann. ebenfalls if jedoch ber
Name Toutiorix in feine Beftandtheile Touti - orix ober
Tout-i-o-rix um fo evidenter aufzulöfen, in je größere
Berzweigungen fi die Wurzel Tout zu mannichfachen
Ramenbildungen fortentwidelt hat. Dabei if in Bezug
auf den Vocal zu bemerken, daß derſelbe bald als eins
faches u, bald ald ou, (vgl. Mone Bad. Urg. II ©,
169.) und wie es fcheint, auch als eu erfcheint: eine
Berfhiedenheit, welche wohl mur theilweife auf orthogra-
phiſchen Wechſel zurüdgeführt werben darf. Faſt möchte
es feinen, als ob die deutſche Wurzel Teut,
wie fie ben Wörtern Teutoni, Teuticus,
- m —
Teuta, Teutoboduus, Teutomalius u
Grund liegt ſich im Keltifchen zu Tout und Tut
umgebildet Hätte *). Laßt fih auch die einfachfte
Weiterbildung eines Toutus nicht beftimmt nach⸗
weifen, fo weiſen doch eine Cassia Touta (2. f. A.
1847 ©. 808.) und ein Contoutus (EckhelD.
N. 1. p. 75. Duchalais a. a. O. p. 17. Lelewel
a. a. O. p. 226.) auf jene einfache Form eben fo zurüd,
wie ein pngus Toutacticus (Revue de philol. II.
pag. 358.), ein Tontius (Roth a. a. D.) und mit
griechiſcher Schrift TOVTIOVC (Bonner Jahrb. XVII.
©. 122.), welche letztere Form den Webergang zu einem
Gaius Tutius Densala (2ehne 1. 281; Grut. p.
60, 7) einem Tutticanus (Mdm. d. 1. soc. d. An-
tiq. d. France XVII, (1846) p 132.) bildet und neben
einem Touto (Grut. p. 807, 11; Murat, p. 1508,
5) ein L. Tuto (©räff, Antig. z. Mannh. I. ©,
36 n.71) erfcheint. Letzterer Form Touto ſchließt ſich
Toutobocio (Teutobocus) (bei Eckhel, Du-
chalais und Lelewel a. a. O.) gerade fo an, wie
dem Toutius, Toutianus, unfer Apollo Toutiorix,
welcher demnach allerdings vielleicht identifch iſt mit ei»
nem Apollo Teutorix, wie ihn Lindenſchmitt in feir
ner Schrift: „die Räthfel der Vorwelt, ober find bie
Deutfchen eingewandert? Mainz, 1846, S. 36* aus fal
ſcher Leſung der Infehrift anzunehmen geneigt if. Es
fagt nämlich derſelbe alfo wörtlich: „Sehr annehmbar
16) Bgl. Roth, Infhriften d. K. Bafell. S. 5. Lerſch in
Bonner Jahrb. x ©. 62. de Wal a. a. O. p. 1%.
iR, was Herm. Müller über die Titanen fagt, die er
als Teitanen und Teutonen in Italien und Britannien
nachweiſt, als Verehrer des Titan, der Sonne, die im
Phoenififch-ägyptifchen Teith, im Iriſchen Tioten ge
heißen (was wohl aus unferem altveutfcken Thio ent
fand) und bes Tages, der, nah Kallimachos von
den Kureten Tırw, iriſch Thiodal geheißen fe. Daß
der Apollo Teutorix wörtlic; felbeins ſei mit dem go⸗
thiſchen Thiwdareiks — Dieterich, wird bier von
Herm. Müller freiwilig erfannt, und fomit gerade
durch diefen hochwichtigen Berbindungsweg das Zufam-
menfließen der griechifchen und der deutfchen Urteutonen
angebahnt. Der Titus des Südens iſt unfer Thiodo,
Died alles if fehr einfeuchtend, und wirklich iſt unſer
Teuteburgium auch Tittoburgium genannt, Weniger
übereinftimmend möchten wir titulus, der Titel oder bie
Benennung, ftatt mit vdw, ich ehre, lieber mit'unferem
diutan, deuten, in engere Verbindung gebracht fehen.
Der Apollo Teutiorix '”) und Teutorix if der Deuterich,
das. Licht (Aevdogık, Helvenname bei Strabo). Die
terich heißt Volkomann, Volkskönig. Wie kömmt nun
der Begriff von Bolf neben den Begriff von Deuts
lichkeit zu ſtehen?“ — Hat Lindenfhmitt zur
Deutung unfered Toutiorix das Deutfche herbeiges
sogen, fo glaubt Dfann in der Hall. Allgem. Lit,
#7) Im ber vorſtehenden Stelle if, wie auch bei Mone a. a.
D. I. S. 346 der Name Apollo Toutiorix leider nirgends
richtig nad ber Juſchrift wieder gegeben.
— 319 —
Big. 1848. ©. 1102 f. bei dem „unläugbaren Zufammens
hange des Keltifchen mit den italifchen Sprachen” auch
das Osfifche tüviike, tuticus, (Klenze philol. Abhand⸗
fungen ©. 34; Bergk. Quaestt. Enn. ©. 3. ff.) in ber
Bebeutung magnus, summus jurüdgehen (vgl. Momm-
sen in Savigny Ztſchrft. XII, ©. 142.) und damit die
germanifch»Feltifche Endung rix, rio d.h. Fürſt, Obers
haupt verbinden zu dürfen (vgl. Schlichtegroll An⸗
nal. der Numism. IL. 1. ©. 9.). Ob wir mit Deutung
unſeres Toutiorix als eines „Bolfsföniges* ober eines
„großen Könige ober Fürften“ das Dunkel für befeitigt
halten dürfen, welches über biefer Feltifchen Localgottheit:
ruht, lafien wir um fo mehr bahingeftellt, je öfter bereits‘
die Divergenz der Ausgangspunfte bei ſolchen Unterfus-
ungen und beren Refultate und zu bem beſcheidenen
Gingeftändniffe unferer Untiffenheit, wenigftens bis zu einer‘
gewiflen Grenze, genöthigt hat. Mag übrigens die nä⸗
here Bebeutung bes Apollo Toutiorix fein, welche fie
wolle, feft fteht gewiß, wie wir glauben, feine aus ver
Tocalen Bedeutung des Apollo⸗Cultus bei ben Kelten
hervorgehende Beziehung auf Heilfräfte durch wohlthätige
Quellen, insbefondere im vorliegenden alle, auf die Heils
bävder zu Wiesbaden. — Zahlreiche Infchriften, auf
welchen Apollo theild allein, theils in Verbindung mit:
Hygia, Aesculap und den Nymphen erfcheint, beroeifen, daß
diefe Auffaffung desſelben als Heilgott durch den Eins
fluß Feltifcher Mythologie durch das ganze nörbliche Römer
reich die vorherrfchende war und gewiß auch dann geblies
ben if, als die Feltifchen Götter felbft mehr und mehr
wrüdtraten, um dem fiegreichen Ginbringling Apollo
Namen und Bedentung abzutreten, fo daß fein Bildaiß auf
den Münzen galliſcher Gtäbte chen ſowohl, wie auf
Steindenfmälern fein Name verawigt wurde *) Daf
dabei die befondere Beziehung auf Heilquellen und Bäder
die vorwiegende Seite feiner Heiltraft fort und fort bis
in die fpätern Zeiten verblieb, davon zeuger unter andern
eine Giebenbürger Inſchrift (Bullet. delPinst. 1848,
p- 180), welche die Wiederherſtellung einer ewigen Quelle,
Fons aeternus, durch einen speculator der XIIL Gor-
dianiſchen Legion und zwar ex iussu dei Apollinis, d.
h. auf den im Traume erfolgten Befehl des Gottes Apollo
feloR, zum Gegenftand hat, fowie eine Stelle aus dem
Panegyr. Constant. c. XXL de6Eumenius, welcher den
Kaiſer anrevet: Jam omnia te vocare ad se templa
videntur, praecipueque Apollo noster, cuius
ferventibus aquis periuria puniuntur, quae te
maxime oportet odisse“ wobei doch die ferventes
aquae gewiß nur als die heißen Quellen, wie die zu
Wiesbaden, verftanden werben fönnen, deren Gebrauch der
Gott Meineidigen eben fowohl zum firafenden Unheile, als
Guten zum Gedeihen und Wohliein ausſchlagen laſſen
Kann; denn es nennt auch Eumenius einige Zeilen weis
ter den Apollo in fchmeichlerifcher Vergleihung mit dem
von Ihm gepriefenen Kaifer, einen Heilbringenden,
28) Bgl. de Wale. a. D. ©. 20. Steiner cod. insc. rom.
Danub. et Rhen. I. p. 344 Duchalais a. 0. O. p 3. 6.
8. 20. 28. 106. u. |. m.
— 3 —
indem er wörtlich fortfährt: „cum tu sis, ut ille
iuvenis et laetus et salutifer et pulcherrimus
imperator,“ wobei man fi zugleich erinnern mag,
daß, (wie noch jept fprüchwörtlich) bei den Alten ber
pulcher Apollo auch als Jpeal männlicher Schönheit
dargeftellt wurde.
vu
Zur Erklärung Raſſauiſcher Ortönamen.
Vom Archivdirector Dr. Friedemann im Idſtein.
Cavendum est, ne in nosira patria
peregrini atque hospites esse videamur. Cie
1. Borwort.
Je weiter die hiftorifchen und bie philologifchen Wiſ⸗
fenszweige feit mehreren Jahrzehnten fortſchritten, um fo
mehr haben ernfte Forfcher auf beiden Gebieten neuerdings
den antiquarifchen und hiftorifhen Lokal⸗Vereinen
ihre frühere, meiſt ausfchließliche, Befriedigung dilet-
tantifher Schauluſt durd bloße Ausgrabungen und
Anfammlungen von allerhand Alterthümern zum Bors
wurfe gemacht, und die Berüdfichtigung eigentlicher und
rein wiffenfhaftlicher geſchichtlicher Forſchun—⸗
gen in den Grenzen ihres befonderen Landes ihnen das
gegen, ober wenigſtens zugleich, als befonbere Pflicht vor⸗
gehalten. Allerdings; je roher die Kunftproducte der Voͤl⸗
ker, ſelbſt unſerer Vorfahren, find, um fo weniger rufen
fie menſchliche Theilnahme hervor; je feiner die Arbeiten
werben, um fo ausdrucksvoller und gedanfenreicher fpre=
hen fie zu und. Sind biefe Denkmäler gar mit Schrifts
zeichen verfehen, fo treten fie in die offenfte und innigſte
Wechfelwirtung mit und; denn die Sprache iR das
ewige und eigentliche Bindemittel der Völker, und feine
Entfernung des Ortes und der Zeit fehmächt hierbei die
Anziehungsfraft. Sehr wahr fhrieb daher im I. 4848
3. Grimm (Geſch. d deutſch. Sprache I. 5 f.): „ES gibt
ein lebendigeres Zeugniß über die Völker, als Knochen,
Waffen und Gräber, und das find ihre Spraden.
Sprache ift ber volle Athem menfcplicher Seele; wo fie
erſchallt oder in Denkmälern geborgen if, ſchwindet alle
Unficherheit über die Verhaͤltniſſe des Volkes, das fie rer
dete, zu feinen Nachbarn. Für die ältefte Gefchichte kann
da, wo und alle andern Quellen verfiegen oder erhaltene
Ueberbleibfel in unauflösbarer Unficherheit laſſen, nichts
mehr audtragen, als forgfame Erforfchung der Verwandt
ſchaft oder Abweichung jeder Sprache und Mundart bis
in ihre feinften Adern oder Faſern.“
Noch im vorigen Jahrhunderte befchränfte ſich die
Philologie, nach alt hergebrachten Firchlichen Bebürfs
niſſen, auf die hebräifche und die griechifch-römifche; was
weiter ging, war nur fporadifche Kuriofität ’). Die
Griechen und die Römer haben in ber Gefchichte ihrer
Beldgüge und in allgemeineren Befchreibungen der bes
wohnten Erbtheile und ihrer Volksſtaͤnme uns bie einzi-
gen Nachrichten von unferen Vorfahren und ben
Nachbarvölfern aufbewahrt, Was man von ben
2) Bol. meine Abhandlung „über antike und moberne Philo-
Togie” in Herrig’s Archiv für das Gtubium neuerer
Sprachen und Literaturen, v. 1847, I, 2, 256 fi.
Gpraden der Lehteren vorfand, wurbe bei dem engen
‚Horigonte folder Forſchungen auf die Mundart der Er
ſteren zurüdgeführt und unmittelbar daraus hergeleitet.
Unfere Gymmnafien Fannten nur die mit vollem Rechte
Haffifh genannten Werke der Griechen und Römer,
und wenn ſchon im 18. Jahrhunderte Leffing *) und
Klopſtod ?) auch dem deutſchen Alterthume
Geſchmack abgewannen; fo hatten fie diefen nicht von ih⸗
ren Lehrern und den engen Klofterwänden, jener in St.
Afra, diefer in Schulpforte, empfangen, wo Deutſches noch
bis in das 19. Jahrhundert verpönt war, fondern aus
eigenen fpäteren Studien. Wenn ſolche Kraftgeifter bie
Eindrüde der Jugend nur mit Mühe überwinden lonn⸗
ten, fo darf uns nicht wundern, daß bie Mafle der ge
woͤhnlichen Gelehrten fo Tange im Geleife des Herge⸗
brachten bleibt, bis ein anhaltender und überwiegender
Anftoß auch fie in dem rechten Weg führt.
Wie aber Wiflenfchaft und Leben von Ertremen zu
Ertremen ſchwanlt, ehe bie rechte Mitte gefunden wird,
fo fuchte man, nachdem altklaffifche Sprache und Mythos
logie als Quelle der beutfchen aufgegeben wurbe, dar⸗
auf Alles nach nordifhen Namen zu entziffern, und,
Ratt in das mit den Sprachen eng verwachfene, unmits
telbare, ureinfache und allernächſte Raturleben unferer
Stammväter einzubringen, fah man überall, in verwor-
*) Bol. Erinnerungen an G. C. Leſſing. Bom Prof. E. A.
Diller. Meißen, 1841.
®) Alopſtodefeier in Leipzig am 6. Novbr. 1899, ale bem hun⸗
bertfien Jahrestage ber Aufnahme bes Dichters in Squl⸗
pforte. Leipzig, 1889.
— 888 —
renſter Miſchung von Nord und Süd, Afen, Baldr,
Barden, Druiden, Freia, Thor u. ſ. w.
Inwwiſchen war auch almählih der Sprachver⸗
gleihung durch fansfritifche und indogermanifche, wie
durch basfifche und etrurifche Etudien, denen bald kelti⸗
fhe und flavifche, gothifhe und altnordifche folgten, ein
völlig neuer und weiter Horizont erfchlofien worben, und
jedes Feld fand andauernd eifrigfte Anbauer. Dur
Sprachvergleihung if endlih, wie I. Grimm (Borr.
zur 3. Ausg. d. Gramm. S. XI.) fi) ausdrüdt „das
Mittel gefunden, die wilde, Allen verleivete, Etymologie
zu zähmen und zu züchtigen, und der alten Willführ ein
Ende gemacht.“ Es bildete ſich fogar eine „deutfche Phi
lologie“ felofftändig heraus *).
So find wir durh I. Grimm’ deutfhe Gram-
matif °), Mythologie, Rechtsalterthümer und Gefchichte
der deutſchen Sprache, wie durch Schmeller’s bairiſches
Wörterbuch, Graff's althochdeutfchen Sprahfhag und
Benefes mittelhochdeutſches Wörterbuch in den Beſitz
von Hülfsmitteln gelangt, deren oberfläclichfte Benugung
auch Ungeübte vor früheren Irrthümern bewahrt und
auf den einzig richtigen Weg hinweifet *). Eine Menge
*) Die deutſche Philologie im Grunbriß. Bon H. Hoffmann
(von Fallersieben). Breslau, 1836.
5); Namentlich if zu vergleichen im II. Bbe. ©. 624, 676
fi. über Zufammenfeguug ber Wörter, im IM. Bde. ©.
417—426 über Namen von Ländern, Städten unb Orten
und über Syntax, IV, 289. 408.
6) Eine namhafte Angabe aler hierher gehörigen Werke und
ihrer Verfaffer finden Freunde dieſer Forſchungen im Vor⸗
25
von weiteren Schriften dieſer Mrt, in allerlei Ferm, Um
fang und Beſtimmung erfcheint täglich von ihren Mitfor-
ſchern oder Nachfolgern. Die Schärfe der neuen diplo⸗
matiſchen Wortfritit und die früher ungewöhnliche pa⸗
laographiſche Genauigkeit bei der Vergleichung von In⸗
feriften, Urkunden und Handfchriften jeder Art ſichert
und das Material zur tieferen Unterfuchung. Wenn Als
terthumskunde, Gefhichtsforfhung und Sprach
wiſſenſchaft vereint erfcheinen, ſei es, wo möglich, in
einem Individuum, fei es in verfchiedenen, nur aufrich⸗
tig und einträchtig mit einander firebenden; dann wirb
und muß, wie dieRefultate bereits zu erfcheinen beginnen,
das Dunkel der Vorwelt allmählich fi lichten Nur
darf man fi) nicht der eitlen Hoffnung hingeben, daß
auf diefem Wege nunmehr Alles recht bald, Leicht
und ficher erledigt werden koͤnne. Dazu fehlen uns bie
nöthigen „langfamen" Vorarbeiten. „Roc viel Berbienft
iſt übrig," wie Klopftod fagt, auch auf diefem Felde;
doch ziemt es, das bereitd Gewonnene und Geficherte zum
Gemeingute zu machen, und für Weiteres nach Kräften
und Umftänden, d. 5. auch nach den vorliegenden literas
worte von 2. Eurge's Programmen bes Gymnaflums zu
Corbach „Über bie Ort6namen bes Fürftentfums Walbed,“
v. 1847 unb 1850. Unberes babe ich gegeben durch bem
Aufſatz „über die neueſten Forſchungen zur Erflärung beut-
fer Ortsnamen“ in der Zeitfär. fir die Archive Deutſch-
Hands v. 1861, U, 2, 145 ff. Weiteres zeigt 8. Roth im
ben Beiträgen zur deutſchen Gprad-, Geſchichts · und Orte-
forigung. VI. Heft. Mänden, 1869.
— 17 —
riſchen Hülfsmitteln, die hier in großer Ausdehnung er⸗
fordert werden, aufrichtig mitzuwirken.
Auf dad Bezeichnende fußend haben verſchiedene Ges
Ichrte, deren Ramen und Abhandlungen mein Auffad
vollſtandig und genau nachweifet, neulichſt die deutſchen
Ortsnamen ihrer nächften Umgebung zu erläutern vers
ſucht. Einige find noch weiter gegangen und haben, den
fihern Hafen der Urkunden verlafiend, das unabfehbare
Meer univerfaler Spracjvergleihung aller Ortsnamen
der Erbbewwohner zu befchiffen den Muth gehabt.
Die Raffauifhen Ortsnamen hat bi jeht
Niemand beleuchtet; vielmehr fah ſich noch im I. 1848
unfer Landes-Topograph, Decan Bogel, in der neuen
Aufl. feiner Befchreibung des Herzogthums Raſſau ©.
155 zu folgendem patriotifchen Wunfche veranlaßt: „Alle
Drtönamen des Landes verdienten, ald Denfmäler aus
tiefer, ſchweigender Vergangenheit, wohin feine Urkunden,
nicht die leifeften Laute der Tradition reichen, näher uns
terfucht, neben einander geftellt und durch fprachgemäße
Deutungen der Geſchichte näher gebracht zu werben.”
So follen alfo die nachfolgenden Mittheilungen von bem,
was Andere in anderen Kreifen gewannen, eine nuybare
Anwendung auf dad Heimifche zu machen verfuchen, und
in höchfter Nüchternheit anfpruchlos nur das Sicherfle
und Bewährtefte verfolgen, obſchon nicht ganz ohne eis
nige weitere Nebenabfichten. Zuerft nämlich wollte ich
ſolchen Freunden vaterländifcher Gefchichte, deren Beruf
nicht unmittelbar zu biefen Forſchungen Hinführt, die aber
doch Theilnahme dafür genug befigen, um ſich des wife
ſenſchaftlichen Fortſchrittes unferer Zeit zu freuen, an eis
25*
nigen Beifpielen fowohl die Refultate der neuen Auffaſ⸗
fungsweife zeigen, als Anſchauung von der Behandlung
geben, um fie zu eigener miturtheilender Betrachtung in
Stand zu fegen. Dann wünfchte ich auch Andern, bes
fonder8 Jüngeren, welche Luft zu eigenen weiteren ſolchen
Forſchungen haben, wenn nicht Anweiſung zu rechter
Methode, fo doc Anregung zum Angriff und Berfolg
für unfer engeres Vaterland zu bringen, oder wohl gar
neue arbeitende Kräfte aus dem heranwachſenden Ger
fehlechte, theils zum Erfag für gefchehenen Abgang, theils
zur Vermehrung und Erfrifhung der vorhandenen Triebe
unferem „hiftorifchen Landesvereine“ zuzuführen, zunächſt
aus dem mehrfach erweiterten Lehrerperfonale unferer
Gymnafien, in denen jegt mehr, wie früher, deutfche
Sprache und deutſche Gefchichte Berüdfichtigung findet 7).
Die Auswahl diefer Beifpiele if, der Kürze
wegen, und wie Alles nur Andeutung fein ſoll, nicht
Ausführung, blos zufällig gefchehen, nicht foftematifch ;
zunächſt habe ich jedoch foldhe genommen, bei welchen
ſelbſt in neuefter Zeit noch die alten unfritifhen An—
ſichten immer wieber hervortreten. Dadurch können die
Gegenfäge, wie fie oben erwähnt wurden, um fo ans
ſchaulicher fi darftellen, und die Lefer erhalten Stoff
2) Mit ähnlichen Rückſichten gab ich ben Auffa „zur Gefchichte
bes deutſchen Kaifers Adolf von Naffau” in ben Beiblät-
tern zur Naff. Allg. Zeitg. Nr. 86-88 v. 1849, um eine
von Böhmer zu Frankfurt a. M. geſtellte hiſtoriſch / philo⸗
Togifhe Aufgabe zu einem Puncte ber Lanbeögefdichte für
naffauifhe Gymnaſiallehrer unſerer Zeit hervorzupeben.
zur erwünfchten Bergleichung , nicht nur im Allgemeinen,
fondern bis ins Einzelfte. Aber es läßt fich nicht längs
nen, daß fogar bei Bogel (a. a. O. ©. 412 f.) noch
die unrichtigen Vorftellungen und Deutungen berrfchen,
aus denen daher auch vorzugsweife die erforderlichen Bei⸗
fpiele entlehnt werden mußten zur Aufhellung. Cine
neue Auflage der verdienftvollen Topographie wird dann
das Richtige um fo ficherer verbreiten helfen 8).
1, Allgemeines.
Ehe ich aber zu den Beifpielen felbft tomme,
müſſen einige allgemeine Hauptgrundgeſetze aufs
geftellt werben, als fichere Leiter für vorfommende Ein-
zelheiten bei der Deutung aller Ortönamen.
Es darf zuerft niemals und unter feiner Bedingung
ein unhronologijher Sprung gefchehen und von
dem, was jest vorliegt, mit Uebergehung der nächft vor
und ftehenden Jahrhunderte, nicht fofort willfürlih in
das entferntefte Uralterthbum der Germanen, der Rors
mannen oder gar der europäifchen Kelten hinaufgeftiegen
8) Ableitungen von Maria, wie Habanıar und PVillmar, wobei
bie erfte Silbe unerörtert bleibt, find, als nnwiffenfchaftlich,
bier ganz übergangen worben, obſchon fie gebrudt vorliegen.
Die alten dentſchen Männernamen werben durch Gymna-
fialftudien jett befannter werden. — Noch weniger find
örtlihe Mährchen berührt worden, mie bei Mauloff, A
Ufingen. Wenn man bier nidyt weiter vorbringen Tann,
muß man bei der Zufammenftellung mit Auroff ſtehen blei⸗
ben. Beide Worte heißen in Urfl. Urf und Mulf, od. h.
ur-afa, mul-afa. Ure (Büffel) und ber Urbach entfprechen
der Dertlichleit; vgl. meinen Auffag in den Annalen bes
bift. Ber. zu Darmſtadt v. 1850, VI, 2, 367 f.
werben, um bie Namen zu erflären. Denn es wirb fi
bald ergeben, daß bei Weitem die meiften Ramen und
Formen in weit näher liegenden Zeiten und Umftänden
Hinreichenden fprachlichen und gefchichtlichen Auffchluß
finden ).
Dazu ift es aber erforberlich, die Beränderun-
gen ber DOrthographie der Namen vom heutigen
Tage an rüdwärts Schritt vor Schritt mit urfundlicher
Genauigfeit von Jahrhundert zu Jahrhundert zu verfols
gen, und jeder Form, fo weit es gefchehen kann, auch das
Jahr der Urkunde, worin fie erfcheint, beizufügen. Ohne
ſolche vorgängige Manipulation (Schmeller I, 82
nennt fie mit volfommenftem Rechte „eine kritiſch⸗ diplo⸗
matifche Erfenntniß der Alteften Form“ ) führt jede grund⸗
108 gervagte Deutung zu willfürlicher Deutelung, zu den
unftatthafteften Einfällen und eitelften Träumereien, bes
ſonders wenn dabei noch Unfunde der Gefdjichte der
deutfchen Sprache und ihrer Dialecte, und der bewunde⸗
rungswürdigen Regelmäßigfeit ihrer Rautverhältnifie, obs
waltet. Aber auch fogar mit folchen Kenntniflen find alle
Berfuche vergeblich, wenn man fi) blos an die heuti=
gen, vielfach, befonders feit dem 11. und 12. Jahrhundert,
bis zur Unfenntlichfeit veränderten, abgefürzten und ver⸗
9) Bgl. Roth a. a. D. VI, 20 ff. Deſſenungeachtet werben,
auch im Naffauifhen, Refte beutjher Namen fi finden,
welche bis in das Heibenthum hinaufreihen, und es würbe
fich der Mühe lohnen, eine Zuſammenſtellung des Zweifel-
loſen dieſer Art zu machen. Die dazu nöthigen Urkunden
ſind freilich älter, ale wir fie gewöhnlich haben.
— 391 —
flämmelten Formen halten will, ohne Rüdficht auf das
Urkundliche und Urfprünglice »).
Um dieß zu vermögen, müflen die Alteften Urkun⸗
den der beutichen Länder theils vollftändig herausgegeben
werben, wo es bi jetzt unterblieb, theils genauer gebrudt
fein, als es früher gefchah. Erſt nachdem wir Urfundens
bücher befigen, wie von Böhmer, Höfer, Kausler,
Lacomblet, Lappenberg, Raumer, Riedel,
Seiberp, Stenzel u. 9. geliefert wurden, iſt es mög«
lich geworden, ſprachliche Forſchungen daraus zu mas
den ”).
In gerechter Würdigung diefer unabweislich noth⸗
wendigen Bafis hat der neue „Verein deutfcher Gefchichte-
forſcher“, welcher im I. 1846 zu Frankfurt a. M. bei
der erften „Germaniftenverfammlung* gegründet wurbe,
ein folches Berzeichniß aller deutſchen Orte, Berge
u. ſ. w. vom Urbeginn ber Gefchichte bis zum I. 1500
0) &o hat ber moderne Ortsname Wiefenthal in Eid
deutſchland bie urfunbfichen Formen Wisenta und Wisun-
taha, d. h. Bad) ber Wifentthiere, Büffel. Mit ber Aus
vottung biefer Thiergattung verlor der Sinn bes Volles bie
Bedeutung ber alten Ortsnamen, und fuchte fid einen neuen
Ausweg, um ber Bebeutungslofigleit zu entgehen.
»n) Ueber bie völlige Unzuverläffigleit ber Urkundenabdrüde
nit nur bei Went und Kremer (um von Hontheim
und Ioannis nicht zu ſprechen) für ſolche Bwede in ben
Namen aller Art aus unferer Gegend, fonbern auch über
das Ungenügende ber Abdruce bei Mende, v. Ludewig-
Schöttgen u. 9. in weiteren Kreifen, ſtehen gewichtige
Beugniffe in der Zeitſchr. f. d. Archive Deutfepland’s I, 3,
284. 11, 2,168. Roth a. a. O. I, 72 ff. IV, 157. VI, 8 f.
n. Ehr. nad) Urfunden als feine nächfte Aufgabe bin»
gefteltt, wie c8 3. Grimm in den Annal. des Kurheſſ.
hiſtoriſchen Vereins II, 134 ff. ſchon andeutete und in
der Borr. zur 3. Ausgabe der deutfch. Gramm. S. XVI.
wieberholte ). Das Nähere habe ich in meiner Zeit
ſchrift f. d. deutſch. Archive 1, 2, 167 fi. mitgeteilt.
Nachdem der Borftand des Raflauifchen hiforifchen
Vereins den früher fchon von ten Archiven angebotenen
Drud der vorhandenen Originalurkunden (Zeitſchr. f. d.
deutſch. Ar. I, 1, 46 ff.) endlih im I. 1852 aus
den Mitteln des Vereins genehmiget hat, wird in jähr«
lichen Heften auch diefem dringenden Bedürfniſſe Naſſau's
abgeholfen werben '').
Wenn das Keltifche in die höchfte Region ges
ſtellt wird, fo gefchiehet es nicht aus Verkennung feines
Werthes, kefonders für Ortöbenennungen aller Art, fons
dern nur um die vorgängige Erfhöpfung aller Mögliche
keiten aus anderer Zeit zu empfehlen, ehe zu dieſem les
ten Mittel gegriffen wird, und um den Mißbrauch,
22) „Das bie unbefchreibliche Menge alter hochdeutſcher Eigens
nomen, fowohl der örtlihen, als perfönlichen, ba
beide @raff unvollftändig und ungenau verzeichnet, von einem
rüftigen MWearbeiter nad; wohlüberlegtem Plan bald in eine
eigene Sammlung gebracht werben möge, ein Buch, aus wels
dem unferer Sproche und Geſchichte unfebibar bedeutender
Gewinn erwacfen muß, deſſen Ausführung aber unyemeinen
Fleiß erfordert; der Vorraih iſt faſt unüberfehlid." Daß
der Gedanke Anderen Muth zur Ausführung gab, ließ ſich
erwarten. Dot. Zeitſcht. f. d. deutſch. Arch. IL, 2, 147 f.
23) Bol, &oth a. a. D.
welcher mit diefem Mittel fo leicht fich verknüpft, zu vers
hüten. Die fortvauernden Borfchungen ’*) werden uns
nicht ohne Refultat laſſen, und Beachtung verdient das
befonnene Wort 3. Grimm's *). Die weitgreifenden
Anfihten 8. Körner’s *) erheifchen noch nähere Bes
gründung.
1. Beſonderes.
Die Bebentung aller Eigennamen (nomina pro-
2) Bol. die neuefte Schrift von Mone: Die galliſche Sprache
und ihre Brauchbarkeit für die Gedichte. Karler. 1851.
»5) In Haupt's Zeitſchr. f. deutfch. Alterth. v. 1851. VI, 8,
394. „Die keltiſche Sprache alt, reich und erforfChenswert,
unferer Deutfdjen urverwandt, pflegt mehr als jede andere
fremde zu ungerechten Groberungen gegen uns feibft mißbraucht
zu werden; die Art und Weiſe ihrer Bufammenfegungen bes
günftiget diefen Mißbrauch, dem ſich gefundes Sprachſtudium
offen widerfegen muß, Nicht allein am Oberrhein, aud) in
anderen Theilen Deutfählands ging, dem Lauf der Wölkerwanz
derung nach, keltiſche Bevölkerung der Deutſchen voraus und
hat zumal in Namen ber Flüffe, Berge und Wohnſtätten
monde Epur Hinterlaflen, in anderen Srüden aber wenig auf
die deutfche eingewirkt, und wo ſich zwiſchen beiten Sprachen
oft eine Mare Gemeinſchaft darthut, gründet fie ſich, noch ents
fehiedener als im Dften gegenüber den Gleven, auf jene
uralte Stammberührung, nicht auf ein unmittelbares Entleh⸗
nen.’
») Keltiſche Studien. Halle, 1849. Darnach follen bie romantis
fen Epen des 12. und 13. Jahrh. auf Eeltifher Bildung
beruten; alle franzöſiſchen Legenden von Bäumen follen kels
tiſchen Urfprungs fein, fogar die Herenfahrt am 1 Mais der
karlingiſche Sagenkreis und die im Mittelalter bearbeiteten
Zrojafagen fellen auf keltiſchen Urfprung weifen, felbft der
Reim foll urfprüngliches Cigenthum der Kelten fein.
pria) führt bei allen Bölfern darauf, daß fie urfpräng«
U nur Rennworte (nomina appellativa) waren,
gleichviel ob einfache oder zufammengefehte, und daß Die
Erinnerung an die eigentliche Bedeutung des Wortes im
Laufe der Jahrhunderte ſchwand, beſonders wenn durch
Uebergang der Dialecte das. Wort aus dem gewöhnlichen
Gebrauche zurüdtrat ober durch Veränderung unfenntlich
warb ”).
Der nachſte Urfprung aller Ortönamen liegt in ben
einfachften Raturverhältniffen berfelben, theils vor
menſchlicher Bodencultur und Anfievelung, theils nach
und neben berfelben. Erft nad) gewonnenem Eigenthume,
nach fefter gegründeten Wohnungen erhielten die Orts⸗
namen und Gegenden ihre Benennung vom Eigennamen
des erften Gründer oder Beſiters.
So wurden in der Pflanzenwelt die verfchiedenen
Arten von wil dwachſenden oder angepflanzten
Bäumen, Sträucden x. durd; Benennungen gefchies
den, und fließende oder flehende Waffer erhielten je
nach zufälliger Anhäufung gewiffer Pflanzenarten in ihrer
Nähe den Namen. Auch die Thiergattungen, bes
ſonders Gewild, fhied man zeitig in der Sprache, und
je nach ihrem maffenhafteren Aufenthalte benannte man
47) Der Menſch ſpricht nie, felbft im bloßen Ausrufe, einen bes
griffleeren Schau, die Sprache iſt aberall verförperter Geifk
und Gebante für alle ihre noch fo Heinen Tpeile. Wenn ber
Menſch einen begrifflofen Namen für das Individuum eines
Menfchen oder eines Ortes fpricht, fo hat er durch eigene Er⸗
innerung ober fremde Erzählung auf andere Weiſe ben cone
kreten Begriff baffir.
Bäche und Gegenden und folgeweife fogar die daſelbſt
angebauten Ortfchaften. Ebenfo gab die natürliche und
vielartige Befchaffenheit des inneren Bodens ober
der äußeren Lage den Gegenden mannigfaltige Ramen.
Nachdem das frühere Sägerleben dem Aderbaue
durch Anroden bes Bodens gewichen und einfame Ans
baue durch nachbarliche Nebenbaue fi erweiterten,
die Kulturverhältniffe mannigfaltiger wurden, Mahlmüh⸗
Ien und Anderes entflanden, das Ehriftenthum end⸗
lich hinzutrat, wurden auch die Ortsnamen vielgeftaltiger;
aber die Alteften Ramen blieben in der Regel feſt und
unabänderlich haften, indem fie durch unmittelbarfte und
unmerflichfle Tradition im Munde der Lebenden ſich fort
pflanzten und allmählich auch durch ſchriftl iche Auf⸗
zeichnungen in Rechtöfachen aller Art befeftiget wurden.
Nur müffen hierbei theils die dialeftifchen Beräns
derungen der Sprache nach Zeit und Ort, in Süd und
Nord, theils die Orthographie in den lateiniſchen und
deutfchen Urkunden nicht unbeachtet bleiben. Im Deuts
ſchen ſcheiden fi, von dem gothifchen, dem älteſten
Zweige unferes Sprachſtammes, wie von einzelnen kelti⸗
ſchen, römifchen und flavifhen Eindringlingen abgefehen,
die Wörterfamilien nach Sautveränderungen und felb nach
Wurzeln in drei Hauptdialecte der Zeitfolge nach: 1) die
althochdeutſche Eprache im 8. 9. 10. 11. Jahrh.; 2) die
mittelhochreutfche im 12. 13. 14. Jahrh.; 3) die neus
hochdeutfche im 15. bis 19. Jahrh. "*).
8) Andere und genauere Gintheilungen weichen hiervon ab. Aber
es erheller fchon im Ganzen von felbft, wie nothwendig zu
IV. Bermifhte Beifpiele
1) Eſchborn, A. Höchſt. Dies iſt einer der Alte
Ren Orte, wird fon häufig vom I. 770 an in Klofers
urkunden erwähnt; aber es iſt gegen Sprache und Ger
ſchichte, wie Bogel S. 413 gethan hat, darin einen Bruns
nen der Afen zu erfennen. Dazu verführte nur unfris
tiſche und nicht näher genug verfolgte Betrachtung der
Drthographie des Namens bei Wenk (Heſſ. Geld. IE,
2303, 217), dem er ohne Weiteres folgte. Nach ber
Analogie vieler anderer Formen if einzig richtig Asco-
brunno, und fo ſchreiben unfer Eſchborn auch die Annel.
Fuld. zu 875 und Herimanni Aug. chron. in Monum.
hist. Germ. von Berg I, 388. VIl, 107. Villa quae-
dem in pago Nitense, nomine Ascobrunno. Achn-
liche Formen f. bei Zenß „die Deutſchen“ ©. 7, 5%.
Daraus entftand die neuere Form Afchbrunnen, und fo
unfer Efehborn: denn Born und Brunn ift nur wech»
felnde Verſchiedenheit des am Maine fi) begegnenden
hochdeutſchen und niederdeutſchen Dialektes. Aſenbrun⸗
nen, wenn es in alten Urkunden ſtehen ſoll, kann wohl
nur durch einen Fehler des Leſenden entſtanden fein »).
Noch 1056 und 1092 erſcheint bei Günther in Urkt.
des cod. dipl Rheno-Mosell. I, 131. 153. die latei⸗
ſoichen Forſchungen die nicht blos bucftäbtiche, fondern durch
ınd durch grophiſche Richtigkeit jeder Ramensform und das
Jahr der Driginalurfunde wird, wo fie vorkommt.
19) Eberſo wird Aseheim in den päpflichen Urkunden von 1139
und 1179 bei Dümge Regest. Bad. p. 40. 55 kein Schreids
ober keſefehler feinz aber bie Deutung weifet hier auf einen
Dannesnamen.
— 3171 —
niſche Form asca, vom althd. ask (ſem. und maso.),
mittelhd. asche; im Däntfchen jet noch ask. im Frieſi⸗
ſchen easki, im Engliſchen ash. Cine Menge alter
deutfcher Ortsnamen find in allerlei Zufammenfegungen
davon gemacht: vgl. Graff I, 492. Schott 15, 18,
Eurge I, und Meyer 3 *). Die alten Deutfhen
hatten die Efche zum heiligen Baume (vgl. Grimm'e
deutfche Mythol. Neue Ausg. 1, 617), wie die SIas
wen die Linde, lipa. Daher der Stadt Leipzig alter
Rame (lipiz , lipzce), die Lindenftadt, und daher auch
der neue öfterreichifche Slawenbund, Slowenska lipa.
2) Heßloch, A. Wiesbaden. Man hat hierbei (Vo⸗
gel 413) an den Feltifhen Gott Hefus (vgl. Zeuß 33
ff.) gedacht, von welchem Lucan Pharfal. 1, 445, fagt:
horrensque feris altaribus Hesus, und ganz willkürlich
Hesi Iucus als Iateinifche Urform des Ortsnamen ers
dacht. Beſſeres, aber freilich Einfacheres, liegt viel näs
ber; feloft ohne daß man die Heiligfeit der Hafel
(Grimm a.a.D.) herbeiziehet. Urkundlich im 3. 1221
heißt noch ein benachbarter Wald Heſeloch, worin die
wahre Erklärung zu fuchen und zu finden if. Es if
unmiderfprehlich in alter Sprache entweder Haslach =
Hasalach = Hasal-aha (Hafelbach) oder befier Hasal-
abi (Hafelbufh) *). Diefer Ortsname ift häufig in
**) Man darf nur an Aſchaffenburg erinnern, von asc und afa
GBach; vgl Beuß 89. Roth IT, 37. Die Gtadt Aſchers⸗
leben führte ſchon früh einen Eſchtaum in itrem Giegel,
21) Diefe Gnbungen —aha— ahi werden häufig verfhmolgen und
verwechfelt. Sal. meinen Auffag „Über die urkundlichen Bor»
Deutfchland; vgl. Schmeller 11, 244. Meyer 101,
Stälin Wirtemb. Geſch. 1, 283. Cod. Hirsang. p. 40.
Wirtembg. Urtundenb. 1 183. Eurge 1, 20. Seri-
ba’6 Regeften zur Landes» und Ortsgefchichte des Großh.
Heflen 1, 243, wo überall vielfache Urfundenangaben zu
finden find. Dazu kommen die Rafl. Orte Haffelau,
Haſſelbach Cin Urff. nach Bogel 812 Haſilbach), Haſ⸗
felborn, Hafelan.
3) Dietkirchen, A. Limburg. Bogel 413 will hier
und in Tivenheim „den Dis ober Dit Caſars und
feine Verehrung“ finden. Ganz abgefehen von der Ver⸗
ſchmelzung und Etymologie, befinden wir und babei auf
deutfchem Boden und noch dazu nicht eben ganz alter
Zeit. Diet ift Bolt; Grimm deutſche Gramm. 1,
472 ff. Daher die Ortsnamen Dietbach, Dietbrud, Diet»
fart, Diethart (Gemeindewald), Dietlirchen (— Leut⸗
kirhen in Süddeutſchland, Volföfirhe), Dietweg (via
publica). Tivenheim, Diedenbergen, Dietenhaufen, Dies
tenhofen (urkundlich Theodonis villa, jest Thionville)
weifen, wie Zufammenfegung und Genitiv zeigt, auf den
Namen eines Befigerö, alfo Deodo, Theodo, Dieto,
or Bol. Zeitfchr. f. deutſch. Arch. 1, 1, 47. 1, 2,
4) Hirgenhain, A. Dillenburg. Nicht Hain der
Söttinn Hertha, fondern ganz einfach Hirſchwald, vom
mb. hirz, ahd. hiruz. Der Name ift häufig in Deutfch-
Iand, und urkundlich nachweisbar. Vgl. Mone Urgeſch.
men des Flußnamens Lahn’ in ben Annalen bes hiſtor. Bers
eins ga Darmftabt von 1861, VIL 3, 429,
Bad. U 81. Graff, 1018. Meyer 157. Schmel⸗
ler 1,248. Scriba J. 244. Landau Gef. der Jagb
246. Ebenſo zu erklären ift der Herzbach, welcher in
die Wifper fältt, der Herzberg bei Hadamar. Stälin
1, 596. Würtembg. Urfundend. 1. 256. Bilmar 266.
In Süddeutſchland ift auch der Bau des Hirfen (ahd.
hirsi) zu berüdfichtigen, wovon das berühmte Kloſter
Hirfhau (Hirsaugia) und Hirfhlanden (Hirslande)
feinen Namen hat.
5) Ballersbad, A. Herborn. Die Urkunden geben
vielfah Baldernbah und Baldersbad, was man
mit dem norbifchen Gotte Baldr in Verbindung brachte, da
es boch nahe lag, an den altveutfchen Eigennamen Baldar,
Balderich (Walderich, lat. Balderius, franz. Baudry) zu
denken: im ahd. Baldheri, altfr. Baldachari, nach 9.
Grimm in Haupt Zeitfehr. f. deutfch. Alterth. 11,
130. Selbſt Bender, welcher vielfach gegen die heillofe
Unkritik auftritt, die fonft-mit altnorbifhen Götternamen
jur Erklärung deutfcher Ortönamen getrieben wurde, hat
fih 107 ff. noch nicht genug davon losmachen Fönnen.
Bol. Meyer 147, 164, 169. So Balderöweiler (Bal-
deriches-willare) bei Stälin I, 283. Yuh Grimm
(Myth. U, 1210) räth zur Vorficht deßhalb bei folgen
Drtönamen, und enthält ſich, mehrere anzuführen.
6) Der Bardenftein, 4. Herborn. An die Bar
den, was ernſtlichſt und noch neuerbings gefchehen iſt,
Taßt fi fdhon darum nicht denfen, da alte Urkunden
nah Kindlinger in Arnoldi's Geſchichte 1, b.
145, 164) ihn Barenftein und ver Mund des Volkes
Barſtein nennen. Dieß möchte nichts Anderes fein,
— 0 —
als der baare (nadte) Stein. So Lutter am Bas
renberge im Braunſchweigiſchen, wo die befannte
Schlacht geſchah. Man müßte denn mit Meyer 110
das alte Wort baro, paro (Grimm Myth. 1, 59)
Bald) ald Wurzel nehmen, oder den Eigennamen Baro.
Gaben aber auch die Urfunden Barbenflein, fo führte
dieß doch zunächft nur auf den Eigennamen Bardo, nicht
zu den Barden. Denn feloft den Bardengau (Zeuß
110) fept I. Grimm (Gefch. der deutſch. Spr. 1, 683)
mit den Longobarben in neue Berührung.
7) Die Dorndburg, A. Hadamar. Co heißt jept
dort eine Höhe, auf welder Mauerrefte, Urnen und
Münzen gefunden wurden, nach den Annalen bes nafl.
hiſt. Vereines 1, 3. 110. Hierbei wird an den norbis
ſchen Gott Thor oder an den deutfchen Donnergott Thunar
gedacht, aber ohne zureichenden Grund. Dornen und
Neſſeln Haben unzweifelhaft manchen deutjchen Orten Wappen
und Namen gegeben. Beifpiele hat Graf V, 288. Der
eigentliche Donneröberg, welcher unläugbar von altem
Kultus benannt wurde, heißt urkundlich Thoneresberg.
Bl. Zeuß 9. 23. Grimm I, 155. War aber irgend
eine wirkliche Burg bier, wie die Münzen, doch für fpä-
tere Zeit, deutlich genug fprechen; fo konnte auch der
Eigenname (Thoro, Tor) des Befigerd den Namen ger
geben haben. Bgl. Meyer ©. 129. In einer Urkunde
Karla des Gr. v. 786 wird erwähnt villa quae vocatur
Thoranthorph super fluvium Wisora. Auch Dorndorf,
A. Hadamar, fommt ald Törndorph ſchon 77% in den
Lorſcher Schenkungen vor, nah Vogel 757.
8) Breilingen, 9. Selters. Auch diefen Ramen
— 0 —
bat man von der Goͤttin Freia abgeleitet. Der Ortsname
kommt mehrfach in Deutfchland vor, und Bilmar 265 hat
das heffifche Freilingen (vgl. Landau's Wüftungen 118)
mit Recht durch liberorum habitatio überfept, mit Fri⸗
lingendorf (jeht Brielendorf) zufammengeftelt und auf
Grimms Rechtöalterth. 280 verwiefen. Wiefen die Urs
funden Fridlingen nad, wie in Baden, fo wäre an
die Eigennamen Fridelo und Fridla (bei Graff I,
788, 791 und Grimm Geſch. d. deutfch. Spr. 1, 445)
zu denken; wie Böblingen von Bobilo (Poppo), Eßlin⸗
gen von Appilo, Genzingen von Genzo (Genzicho),
Gerlingen von Gerilo, Merklingen von Marchilo (Mer
tel), Möglingen von Magilo.
9) Frickhofen, A.Hadamar. Hier hat man an bie
Göttin Frida oder den Gott Fricko gedacht. Bol. Grimm
Myth. 1, 278 ff. Zeuß 25 ff. Aber zu folchen Unter
fellungen müffen die urkundlichen Zeugniffe viel höher
in der Zeit hinaufreichen, und die Umgebungen alle grös
Bern Anhalt geben, wie der Fredenhorft bei Münfter
in Weftfalen, nah Grimm Moth. 1, 281. 11, 1212.
Geſch. d. deutfch. Spr. II, 578. 656. Unſer Ort weifet
gunichft an den Eigennamen Fricco (b. Graff ll, 798.
Dronke's Traditt. et antiqq. Fuld 39, 26, 40, 58,
39, 223), und dahin gehört auch, mit genauer Genitiv⸗
form, das hefiifche Frecken- oder Frickenhauſen, in Lan⸗
dans Wüßungen 168. Die urfundlichen Formen Vre-
dehovin, Vridekobe (bei Vogel 756) erfordern eine
anderweitige Unterfuchung.
10) Sronhaufen, A. Dillenburg. Nicht vom Gotte
Bro (Grimm Myth. 1, 190 ff), welhen Saro Gramm.
26
— 10 —
hist, Dan. 1, erwähnen *) foll, fondern einfach vom alten
Frö (Herr, weltlicer, geiftlicher und heilige), deſſen
Mojectiv fröno in allerlei Zufammenfegungen, auch von
Drtönamen, häufig erfheint. Bel. Schmeller 1, 623 ff.
Ob die Beveutung aus chriftlicher Zeit ſtammt, was meift
der Fall ift, oder bis in das Heidenthum hinauf rüdt,
hängt von Rebenumftänden ab. Im Raffauifchen finden
ſich noch Fronborn und Frondorf; im Heſſiſchen mehrere
Brohnhaufen, im Würtembergifchen (Stälin Il, 598 fi)
Eronhofen und Fronftetten.
11) Das Siff- oder Schiffthal, bei Eibach, A.
Dillenburg foll *) von Sif, der Gemahlin Thors, bes
nannt fein. Vgl. Zeuß 27. Grimm Muth. 1, 286.
Wir begegnen auch an anderen deutſchen Orten, wo von
Schiffen die Rebe nicht fein kann, ſolchen Ramen, wie
Schiffenberg, Schiffelborn, im nahen Heffifchen; fie
flammen alle vom mhd. Sieb, ah. fip, angf. fife, ndrſ.
fef, feve. Aber fiepen iſt fidern, tröpfeln; und I. Grimm
bat in Haupt's Zeitfchr. f. deutfch. Alterth. VI, 460 ff.
aus den Weisthümern am Rhein (2, 523. 584. 640.
790. 795) nachgewieſen, wie vielfach bei Grenzangaben
der Ramen sife getroffen wird. Daher „die tiefen Sei⸗
22) Rach des Dr. Mohr unbegründeter Annahme in deſſen Blatt
‚Äber den Urfprung und die Bedeutung der aus dem germas
maniſchen Alterthum herrüprenden Orts», Wöllers und Pers
fonensRamen”. (Marbg. 1836.) Die Ortsnamen follen
Nichts weiter bedeuten, als: heilig dieſem oder jenem Gott,
was fi von felbft widerlegt, zumal da auf Urkunden nicht
die geringfte Stüdficht genommen worden iſt.
8) Gbenfals bei Mohr.
— 408 —
fen“ an der Siegenſchen Grenze in einer Urk. v. 1482;
der Wald „bei den Engelſeifen,“ bei Gülsbach; Hof zu
Rlingelfeifen;" „die Enterfoffen, Ensſyffen und bie
Rothfeiffen, Rutfiffen" im Inftrumente der fünf Dörfer des
Rheingaus von 1324. Unter den Acten des Kloſters
Marienftatt ift ein „DVerzeichniß aller Wäffer, Bäche und
Seifen“ von 1554. Der Entenfeifen, eine Höhe zwiſchen
Herborn und Beilftein, wird erwähnt in Urk. v. 25. Ian.
1344. Bol. Eurge 1, 26. Bender 122 erwähnt
Ortsnamen: Siepen, Bosfiepen, Schneppenfeifen, Sils
berfiepen. Eben dahin gehört Siebelborn, und bie nafl.
Orte Großfeifen, (urfundl. Graynfiebe), U. Marienberg,
Langenfeifen, A. Langenſchwalbach. Der Ramen des
Drted Simmern A. Montabaur heißt in Urkunden Si-
binborn und Syfenburne, und wurde fo verftümmelt zus
fammengegogen; auch im Heffifchen if eine Wüfung Sie⸗
benborn ).
V. Beifpiele von Ortsnamen
aus dem Pflangenreid.
Um zu beweifen, daß vorftehende vermifchte Beifpiele
auf Naſſauiſchem Boden nicht etwa vereinzelt ſtehen, fon
dern daß die aufgeftellten Grundfäge durchgehende Ber
mwährung in fi tragen, folgen jegt Ortönamen, welche
ausfchließend von Bäumen, Sträudhen und Pflanzen ihre
Benennung erhielten.
*.) Dagegen flammt von ber Zahl fieben ber jegige heſſiſche Ras
men „der Giebenmorgen”, ein Hof bei Kirchheim, welcher
eigentlich „die fieben Morgen‘ hieß, in dem Ausdrud des
26*
— 1 —
1) Apfelbaum.
Affolderbach, ehedem Ronnenklofter, jept Hof,
A. Nafätten; auch fonft in Deutfchland vorkommend
(Scämeller I, 31. Mone ll, 109. Stälin L, 600,
Meyer 99) in manchen Formen. Das keltiſche aphol
(Upfel) und das keltiſche dero, (engl. tree, goth. triu,
Baum) geben für das Altdeutfche den Stamm, Affoltra
iſt NRomin. Sing. ; affoltre Dat. Sing. beim Mpfelbaum;
affoltrun und affolterun (mh. — teren) Dat. Blur.
Nachdem das Bewußtfein der Wurzeln ſchwand, fagte man
mhd. fogar Mffalterbaum, nad Benete l, 227.
2) Ahorn.
Ohren, 9. Limburg, könnte dahin leiten, wie
Meyer 99 nachweiſt, wenn nicht Die Urkk. (nah Bogel
788) Aren bafelbft hätten, was eher auf ahd. arin, erin,
Tenne, Hausflur führt; aren — bei den Häufern.
3) Bram» oder Brombeerftaude.
Das alte brama lautet im füdlichen Dialecte noch
bräm. ®Bgl. Graff 11, 304. Schmeller I, 258,
Bromberg, A. Naffau, würde hierher gehören, wenn
die urkundliche Form (b. Vogel 665) Brunnenburg
fich verhielte, wie bei dem heffifchen Orte Brombach, wo
Scriba 1, 41 aus Urkunden die Formen Bramb.
Bromb. und Praumb. nachweifet. Unbezweifelt it Brem-
thal, A. Iofein und Brombach, 9. Ufingen. Anders
Volkes, nad Bilmar ©. 260. Stammt Seffent, Gef:
font am Nieberrpeine aus dem lateiniſchen Ausdrude ber
Geiſtlichen ad septem fontes, nad} der urk. von 896 bei Las
combiet1, 42, oder umgelehrt ?
- 0 —
wärts Fommen eben ſolche Bormen vor; bei Graff ll,
304, Gurge l, 9. 17, Meyer 9.
4) Bude
Dahin gehören Buch, W.Naflätten, Buche lbor⸗
ner Hof, A. Braubach, Buchenberger Hof, ebendaf,
Buchholzer Hof, ebendaf.
5) Eibe.
Daß Bach und Dorf Eibach, A. Dillenburg, welche
in Urkunden Ibach Cib-aha) heißen, hiervon den Ras
men tragen, {ft unverfennbar. Die alten, beim Volke zum
Theil noch jeht gebräuchlichen, Formen find eibe, ibe
(iwe) iffe, eie. DBgl. Meyer 100. 113. Graff IL,
118. Mone ll, 109%). Bei Sceriba 1, 267 heißen
die Formen des jegigen Ortes Eifa urkundlich: Iba,
Ife, Yffe, Uffe. Vgl. Landau's Hefl. Wüftungen 112
ff. In Heffen liegt auch die Eibenhart d. h. der Eiben⸗
wald. Der Forftmeifter des Büdinger Waldes hatte die
Pflicht, bei dortigen Jagden dem beutfchen Könige „eyn
Armbroft myt eym Dbenbogen“ bereit zu halten, nach
Landa u's Gefchichte der Jagd in Deutfchland 37.
6) Eiche
Dahin gehören: Eichelbacher Hof, 9. Ufingen,
Eichenhof oder Hof zu den Eichen, 4. Dillenburg,
25) Im Keltiſchen heißt dieſe Baumart lubhar, unb mit dem abges
türgten Artitel 'n leitet Mone baher ben nafl. Ortsnamen
Nievern (ur. Nyeforn), den badifhen Rieforn (urk. Rius
fron), den ſchweizeriſchen Neuforn (alt Nuvoron), den heſ⸗
ſiſchen Rauborn Colt Riufaren) und Rifferpeim Calt Riwora,
Riwaro).
Eichelberger Mark, A. Jofein, Eihenftruth, 9.
Marienberg. (Strut bedeutet Geftrüpp. Graff VL,
751.) Berge heißen Eichkopf und Eichholzkopf. Ober-
hoͤckſt att, A. Königftein iſt bier zu berüdfichtigen, das
in Urfund. (nah Bogel 855) Eihenfät mit der
Eihfäter Mark in der Rähe heißt.
7) Erle
Außer dem Erlenbach, A. Ufingen und A. Dillen-
burg, der Hof Schönerlen, A. Selters, Hof Erlen-
born, A. Braubach, Erlenhof, A. Langenſchwalbach.
Dagegen heißt Erbach, A. Idſtein und Marienberg
in Urkunden (b. Bogel 701. 826) richtiger Erle bach
und Erilbach. Aehnlichen Wechſel weifet Curge 1, 19
nad. Im ahd. erila, elira; im mhd. erle, eller, irle;
nach dialeftifcher Eigenheit (Graffl, 250. Eurgel, 9)
auch els. Daher gehört hierher auch Elfoff, A. Ren-
nerod, in Urk. (b. Bogel 732) Elsaf, d. h. Els - uſſa
= Elsbach, wie ein Elsbach wirklich bei Oeſtrich
und ebenfo Elsawa im Speffartwalde vorkommt. Ends
lich Elz, 9. Hadamar in Urkk. (b. Vogel 760) Else,
iſt ebenbaffelbe = els-A= els-aha =els-ehe, und da-
raus verkürzt. So El; jenfeit des Rheins in Urff. des
10. Jahrh. Elsa = els-aha. Vgl. „der Maiengau,“ von
2.0. Ledebur 32. Auch Ellfurt, 9. Marienberg,
heißt in Urff. (b. Bogel 702) Elsfurt. Keltiſche
Wurzeln vergleiht Mone 1, 82 f.
8) Eſche.
Eſchborn, 9. Höchſt; vgl. oben IV, 1. Die
Bache Eſchbach, A. Diez, Höhf, St. Goaröhaufen,
fingen, Weilburg; die Orte Eſchenau, A. Runfel
— 407 —
und Raffau, Efchenhahn (= Hain) A. Wehen. Dages
gen Efch, U. Idſtein, gehört zu einer andern Wurzel
(abd. ezzisc) und bedeutet ein Ganzes von Aeckern;
Schmeller I, 133. Monell, 26. Namen mit Eſche⸗
— Dagegen erflärt Mone 11, 105 für Eeltifche Formen
Chesgeil d.h. ſchilfig, binſig). Efchborn, A. Limburg
heißt in Urkk. (nad Bogel 784) Efcheliähofen, was
auf einen Eigennamen weifet, wie Ascilo und Escilo; vgl.
Meyer 130.
9) Espe.
Espa, 9. Ufingen = Espä = Esp -aha d. i. Es-
penbach. Eurge 1, 14. Sraff 1, 491. Eſpenſchied,
A. Rüdesheim. Viele Orte in der Umgegend tragen die
Zufammenfegung ſchied, fheid und Scheid, A. Diez,
womit allerlei Abfonderungen bezeichnet werden; auch in
Heffen, und noch häufiger in Weftfalen, wo bie
norbdeutfche Form fchede eintrit. Bender 49. Bil-
mar 242.
10) Felbe.
Deutliches Vorkommen fehlt; wahrfcheinlich in Vil⸗
bad, 4. Selters — Felb⸗ach, Felbenbach. Schott
12. Den anſcheinend ſpätern Namen Feldbach, der
auch im A. Dillenburg *) erſcheint, erflärt Meyer 101
ebenfo in der Schweiz durch Felb⸗ach. Plebanus de
Velbach erfcheint in der Naſſ. Urf. v. 1287 6. Guden
11, 1170; in einer anderen von 1294 ſteht Felbach.
26) Doc ift im Heſſiſchen die Felde (Cd. b. Felda = Feld-aha,
Feldfluß), im Munde dos Volkes erweicht zu Bell, urkundlich
erwiefen bei Roth.
— 08 —
Zelbach iR ein Ort in Würtemberg, urkundlich. Eben
dahin gehört das Heſſiſche Bibel, wonon bei Sceriba
U, 275 die urkundlichen Formen Kelwila, Felwile
Andeutung erhalten Fönnen. Bellerbilln, A. Dillen⸗
burg, kann auch kaum anderswohin bezogen werben. Die
Borm Beller wird von Schmeller 1, 525 nadge
wiefen.
11) Foͤhre.
Erſcheint nicht 7); es müßte denn Berrebadh
(Bogel 42) fo gefaßt werden, wie Meyer 101 For⸗
renberg und Mehnliches nachweiſet; wenn nicht cher
Boraha, Forre, Förre, d. 1. Forellenbach zu denken iſt.
Meyer 107.
12) Hagedorn.
Nach Graff und Schmeller 11, 163 iR die alte
Form hagan, hagen; Wurzel hag; orthographifche Bas
tianten find hagen, hachen, heggen. Kane oder Han
(Hahn) iſt blos Zufammenziehung von Hagen, f.
Bender 128. Naffauifche Ortsnamen find: Hachen⸗
burg, Hahn, Haintgen, (urkundlich Hayn), Haindorf,
Hambach (urkundlich Hainbach). Auch Hallgarten hieß
früher (Vogel 585) Haginboingartun.
#7) Dialektiſch heißt fie Mantel (Scmelter II, 306), nebft
den davon abflammenden Drtinamen. Das Rafl. Mans
derbach heißt urkundlich Mandelb. und würde Hierher
gegogen werben Eönnen, wie Mandeln, und am GEnde aud)
Bugmantel. — Bei 3ürbad) X. Gelters könnte man an
Zirb-aha denken, von der Zir bel (pinus cembra L.) nad)
Schmeller IV 284; aber es fehlen die urkundlichen For⸗
men. Im Preuß. Kreife Cochem an ber Moſel ift eine Zir⸗
wess Mühle bei Lügerath.
— 400 —
13) Hafel.
Bl. oben IV, 2.
14) Eram, Eran, Kron.
Nah Graff IV,612 und Schmeller 1, 387 1V,
%1 der alte Ausdruck für Wacholder; daher Kramens ober
Kran, oder Kranewit oder Krammetövogel. Am Harze
heißt die Preiſelbeere jegt noch Kronsbeere. Unbeftritten
gehört hierher Gramberg, 9. Diez. Eben dahin leitet
Eronberg, und wenn die Herren von Eronenberg
Kronen in ihren Wappen führten, fo if dieß aus ſpä⸗
terer heraldiſcher Deutung geflofien. Meyer 155 deu⸗
tet das fehweizerifche Kronthal ebenfo.
15) Linde
Es if im Einzelnen ſchwer zu entfcheiden, ob ber
artige Ortönamen von dem Lindbaume (Graff],
501, 1, 185) oder dem möthifchen Lintwurme ben
Urfprung haben; meift fließen fie zufummen in Limburg,
Limberg, deren wir in Deutfchland eine Menge haben.
Bender 108. Einige fleigen vielleicht bis zum Kelti-
ſchen lin hinauf. Mone Il, 111. Grimm Mythol. U,
652 fi. „Der häufige Ortsname Limburg — Lintburg if
richtiger aufSchlangen als auf Linden zu beziehen.“ Hier
ber gehören: Lindau, Lindenholzhaufen (urkundlich Holy
haufen bei der Linden), Lindſchied, und auch Löhnfeld,
welches nah Vogel 702 urkundlich Lyntfelt heißt. Dot.
Meyer 101. Das naflauifche Limburg heißt in alten
Urkunden immer Lintburg.
16) Salweide.
Die Baumart heißt angelf. seal, sealh; ahd. salha.
Graff IV, 189, Grimm Geſch. d. deutſch. Spr. 1,
— 40 —
301. Schmeller I., 234. Cs gehört hierher: Sal⸗
ſcheid, Selbach, Selebach, Selhain. Eurge 1, 26.
17) Ulme.
Die alte Form iſt elm. Graffl, 240. Dialek-⸗
tiſche Verſchiedenheit if alm, ilm. Schmeller Jl, 49,
Benecke 1, 49. Grimm Geſch. d. deutſch. Spr. 1,
214. Es gehören darum hierher: Alsbach, (urkundlich
Almsbach b. Vogel 684) A. Selters, vieleicht auch
Almenrode (urf. Aylmerode) A. Runtel, fiher Elmach
Celm -aha) Bach und Ort, 9. Rüdesheim. Der jepige
Ulmbach, welder in die Lahn mündet, wird, da in ber
Urkunde des Kaiſers Dtto IL bei Kremer 1, 98.
(Böhmer Nr. 869) nad) Vogel 33 Ollmena zu lefen
if, flatt Oumena, vielmehr auf olm (Mol) weifen,
das der Mund des Volkes fpäter nicht mehr verfland
und in das befannte Ulm fälfchlich verwandelte, während
es grammatifch richtig urfprünglich Olmen& ( Olmen-aha)
hieß, d. h. Olmenbach. in Olmsbach ift auch im Hefr
ſiſchen. Vgl. Bilmar 258. Eurpe I, 3.
18) Weide.
Ahd. wida. Davon Weidenbach, Weidenhahn, Wie,
Wiedbach; deögleihen Deminutive (Schmeller IV,
31) Weidelbach, Ort und Bad).
Die Nachweifung der Beifpiele von beutfchen Orts⸗
namen, denen Thiere und Menfchen ihre Benennung
gaben, wird vorbehalten. Doc möge nicht unerwähnt
bleiben, welche Mufgabe hierbei I. Grimm den hiſtori⸗
ſchen Localvereinen und ihren fpeciellen Abtheilungen ges
ſtellt hat, in dem Auffage „über Heſſiſche Ortsnamen“ in
der’ Zeitfehr. des Vereins f. Hefl. Gefchichte und Landes
— 4 —
Funde (Gaffel, 1840) 11, 139 ff. Es fol nämlich ir
gend ein fundiger und fleißiger Mann veranlaßt werben,
in jevem Landeötheile eine genaue Slurbefchreibung aufs
zuſtellen, theils nach den beftehenden Lager» oder Grunds
und Flurbüchern und dergleichen Verzeichniſſen, theils
nad den im Munde des Volkes, an Ort und Stelle
fortdauernden Benennungen. Die Wochen» und Intellis
gengblätter follen dabei nicht übergangen werden, wofern
genaue Eatafter fehlen, wie Kurhefien und Würtemberg
fie haben; mit Ausſchluß natürlich aller neuen willkühr⸗
lich dur Forſtbeamte aufgeftellten Namen. Die auf
diefem Wege für Mythologie, Recht, Gefchichte und Sprache
erheblichen Ortöbenennungen follen fimmtlic gedrudt und
mit genauen Verzeichniffen verfehen werden. Monogra-
phleen über einzelne kleinere Diſtricte genügten zum Ber
ginn und zur Yufmunterung für Nachfolger. Vgl. meis
nen erſten Vortrag über die Mitwirkung der Archive zu
den Arbeiten und Zweden des Naſſ. Vereines v. J. 1845,
in der Zeitfchr. f. d. Archive Deutfchlande 1, 1, 46 ff.
— 413 —
VII.
Die lateiniſchen und deutſchen Lebensbeſchreiber
Ludwigs, des lehten Grafen von Arnſtein.
Bom
Archivdirector Dr. Friedemann zu Idſtein.
Nachdem der gegenwärtige Vorftand des Vereins
befchloffen hat, daß das von dem Centralſtaatsarchive feit
mehreren Jahren beabfichtigte und von dem Herzoglichen
Staatsminifterium genehmigte Naffauifhe Urkuns
denbuch auf Koften des Vereins alljährlich heftweife
nad) den in den Archiven des Herzogthums befindlichen
Driginalen erfcheinen foll, werden einzelne Wbtheilungen,
als befondere Gange, auch die Urkunden und hiftorifchen
Refte der einzelnen Abteien und Kloͤſter in chronologi⸗
fer Ordnung und möglichfter Vollſtändigkeit bringen.
Daß und wie dieß gefchehen fol, und welche Ge
nauigfeit dabei flattfinden wird, mag im Nachftehenden
an cinigen Proben vorläufig dargethan werden. Wenn
diefe Proben von der Abtei Arnftein entlchnt werben,
fo ift abſichtlich ein Gegenftand gewählt worden, welcher
früher ſchon öfters behandelt wurde. Eben deßhalb wird
man nicht fagen Fönnen, daß diefe Wahl nur Unbefanns
te8 barbietet, fondern Sachfenner werben dabei vielmehr
— 43 —
Gelegenheit haben, die Fünftige Behandlung der einfchlas
genden Einzelheiten mit ber biöherigen genau zu vers
gleichen und darnach etwaige Erwartungen zu beſtimmen.
Wenn das Refultat neuer Prüfungen bier und da von
namhaften Annahmen früherer Borfcher abweicht ober fie
ergänzt, fo werden die obwaltenden Gründe und Umftänbe
Alles nach Möglichkeit rechtfertigen.
AS erften Schriftfieller, welcher im Umfange des
jeigen Herzogthums Raffau zwifchen 1198 und 1227
‚welfellos Iebte, zeigt ſich der Verfaſſer der Iateinifchen Vita
Ludovici Comitis de Arnstein, wie ſchon Vogel in
den Annalen (11, 2, 121 ff.) nachweifet, indem er ſelbſt
von fi fagt, daß er gefchrieben habe, als die Grafen
Heinrich der Reiche und Ruprecht IV. in Raffau regiers
ten. Diefe Vita iſt mehrere Male gebrudt worden, fogar
aus der Arnfleiner Originalfcrift, aber vielfach fehler
haft. Das f. g. Original befindet ſich fjept in demjeni⸗
gen neuen Gewölbe des Herzoglichen Central» Staat
archivo zu Idſtein, welches die Urkunden aller Naſſaui⸗
fen Klöfter enthält, und if den drei inneren Seiten
eines hölzernen Schranfes mit zwei Flügelthüren aufge
klebt °). Die Schrift iſt zwar groß und deutlich, aber
3) Das Gange ift, wie bei Altären manche Gemälde, zum Auf⸗
Hängen und Verſchlichen beftimmt. Auf der Xußenfeite beider
Flügel find die Gemälde des Grafen und feiner Gemahlin
angebracht, als der Stifter der Abtei, im Kioftergewande, wie
beide als Gonverfe trugen. Ludwigs Geftalt iſt bis faft auf
die Füße verwiſcht und abgerieben; unverlett und noch ganz
iſt die Geftalt feiner Gemahlinn mit Wappen und Umfcrift:
Guca comitissa, uxor ejus, fundatrix in Arinsteyn. So
— 44 —
doch Taum gleichzeitig mit dem Berfafler, fondern merklich
fräter.
In der Mitte des vorigen Jahrhunderts waren die
alten Urkunden der Naſſauiſchen Klöfter der Gegenftand
vielfacher Rachforſchung von Seiten Rafauifcher und
auswärtiger Hiftorifer, wie die vorhandenen Correſpon⸗
denzen mit den geiftlichen Vorſtehern darthun.
Im 3. 1768 machten die berühmten Mannheimer
Gelehrten Schöpflin, Lamey und Kremer eine ar
chivaliſche Reife *) durch Raffau über Hedvernheim, Id⸗
fein, Limburg und Arnftein nach dem linken Rheinufer,
welche befchrieben ift in den Actis academ. Palat. III,
24 fi, und gaben daſelbſt Abbildungen und Abdrücke
mehrerer, an den genannten Orten gefundener Alterthüs
mer und Urkunden. Der Oranien-Rafjauifche Regierunge-
rath I. F. Eberhard zu Dillenburg, der dritte in dem
dortigen hiftorifchen namenlofen Vereine *) neben 4. U.
v. Erath und C. H. v. Raufchard, hatte zu gleicher Zeit
verwifcht war bas Gemälde Ludwigs ſchon in ber Mitte des
vorigen Jahrhunderts, alfo nicht erft bei der Aufhebung ber
Kiöfter im Anfange des laufenden Jahrh. verdorben worben.
Eberhard erzählt nämlich: „Auf den Tafeln fietet man die
Gräfin in ihrem Orbenshabit fehr wohl auf einem Kreibes
grund gemahitz der Graf aber ift verftoßen.”
*) Vgl. meinen Auffags „Erinnerung an ältere archivaliſche
Reifen durch Raffau’ in den Weiblättern zur Raff. allg. Zeitg.
v. 1850 Wr. 235. 236,
3) Bgl. meinen erften Vortrag „Über die Mitwirkung der Are
chive zu den Arbeiten und Zwecken des Raff. hiftor. Wereins‘’
©. 1845, in der Zeitſchr. f. d. Arch. Deutſchland's I, 1, 88 ff,
— 45 —
die Abficht, diefe Gesta Ludovici beffer zu veröffentlichen
als früher gefchehen war, und gab in den „Marburgis
ſchen Anzeigen“ v. I. 1766, Rr. 4. 5. 6. vorläufig eis
nen Aufſah „von Graf Ludwig dem legten zu Arn⸗
fein, und dem Einriche," auf welchen Wenk in ſei⸗
nen hiſtor. Abhandlungen (Frkfrt. und Lpzg. 1787) St.
1. ©. 25 ff. aufmerkfam macht. Da Vogel a. a. O.
nicht Eberhard's urfprüngliche Abhandlung, fondern nur
Wenk's Nachricht vor Augen gehabt zu haben fcheint,
fo mögen des Erſteren hierher gehörige eigene Worte
Plat finden. „Ich habe die in der Abtei Arnflein ver
wahrte Tafeln eingefehen, und biefelben zum accurateften
abſchreiben laſſen, welches ich zu feiner Zeit mit den nö⸗
thigen Erläuterungen an das Licht ftellen werde." Dieß
iR, fo viel ich weiß, mie gefchehen; wohl mögen aber
einige neuere Abſchriften der Vita, welche in den Dillen»
burger Archivalacten fich befinden, daher rühren. — „Der
Verfafler Iebte und fehrieb, wie uns ſchon der Inhalt bes
lehret, zur Zeit des Grafen Ludwig felbft. — Der näms
liche BVerfaffer, wie Zeit und Schrift belehren, hat die
Einrichtung zu einem Jahrbuche *) gemadt, worin er
*) Bon diefem Jahrbuche haben ſich bisher noch nicht die geringe
fien Epuren unter ben Arnſteiniſchen Kloſterſachen auffinden
laſſen. Auch die Aehnlichkeit der Handſchriſt wird dahin ges
Reit bleiben müffen. @elbft der Name Luuand fheint bei
Gberhard auf einem Drudfepler zu beruhen, ftatt Lunand.
Went macht daraus unbedenklich Luwand und Bogel folgt
ihm ſtiuſchweigend. Dr. Roth in Münden, ein genauer Fors
fer, machte mich auf die Form Lunant aufmerffam in Drons
tes traditt. Fuldens. p. 85. Nr. 90 in loco, qui dieitur ad
— 46 —
nach Aehnlichkeit der Hand ſelbſten beiſchreibt: Hoo anno
ICLCXXU scriptus est iste liber a quodam fratre
nostro nomine Luuando. Qui ergo legit dicat: ani-
ma ejus requiescat in pace. Darauf iſt von der näm-
lichen Hand verzeichnet: ICLXXX Eustachius abbas
secundus obiit, cui successit Richolfus abbas tertius,
Berner : ICLXXXV Ludewicus comes et conversus,
fundator huius ecclesiae aliarumque monialium feli-
citer obiit. Sodann: ICXCVI Richolfus abbas obüt.
Mit dem Jahre ICCXV endigt fi) diefe Hand und wird
das Buch von einem andern fortgefept. Diefes habe ich
alfo aus den zu Arenftein verwahrten alten Pergament
blättern herausgezogen und verglichen.“
Die bisherigen Drude, worin die Vita erſchien,
find folgende:
1) In Pagii (Le Paige) bibliotheea ordinis Prae-
monstratensis ꝰ). Par. 1640.
2) In Chr. Broweri Sidera illustrium et sanc-
torum virorum, qui Germaniam ornarunt. Mo-
gunt. 1660. 4. ).
Lunandes und in cod. Fuld. p. 323 Nr.694, wo es bei eben
der ſelben Schenkung heißt Liunnandes. Deögleichen fehe ich
Liunant auch in tradd. Fuld. p. 137. cap. 57.
5) Aber nur unvolftändig und fehlerhaft. Der nädjfte Herauss
geber Hugo fagt felbft: Vitam a Pagio in B. P. jejune
olim editam et naevis lacunisque mendosam.
6) Der fpecielle Theil heißt: Vita et conversio b. m. Comitis
Ludewiei Arensteinii ord. praemonstr. eonversi et fun-
datoris abbatiae Arnstein. Ex ejusdem munasterli biblio-
tbeca protulit R. P. Chr. Browerus, Soc. Jes. Presb.
— 47 —
3) In C.L. Hugo sacrae antiquitatis monumenta
bistorica, diplomatica, notis illustrata - Tom. L
Stivagüi in Lotharingia 17235. fol. Tom. II. in
oppido 8. Deodati (St, Die) 1731. fol, p. 34
—4.?).
Das Debicationsblatt ift gerichtet ad Illustriss. et reveren-
diss. A. Ep. Trev., princ. Eleet. etc. Lotharium et ad
illustres ac generosae nobilisque stirpis Comites, Barones
ac equestri nobilitate conspicuosviros tractus Loganae ac
Westerwaldiae. Auch hier wird das Arnfleiner Drigis
nat als Quelle angeführt.
7) Weder Erath im Conspectus hist, Nass., noch Bogel, noch
fonft ein Naſſauiſcher Ferſcher erwähnt dieſes Druckes. —
Ebert fogar (Bibliograph. Ser. II, 843) glaubte nit an
die Exiſtenz des zweiten Bardes, durch Jöch er wahrſcheinlich
beſtimmt, weicher nur „einen Tomum erwähnt. Dagegen
nennt Perg den zweiten Zeil nur felten, in bem Archive
der Gefeifc, f. ält. deutſch. Geſch. Cdannon, 1847) IX, 487,
und Böhmer in ber neuen Bearbrit, der Kaiſer-Regeſten
1246— 1313 (Stuttg. 1814) ©. 173 fagt, daß er ihn in
Straßburg benupte. Die Gefaͤrigkeit der Fön. bair Univerfis
tätsbibliothel zu Münden bat mir das feltene Druckwerk zur
Einſicht verftattet und nad) Joſtein gefendet. Ich werde einen
gelegenen Ort benugen, um ben Inhalt volfkändig dem ges
Iehrten Publitum zur Notiz zu bringen. Der Herausgeber
fagt, daß fein Mitarbeiter die Vita Lud. Arenst. bearbeitet
habe: Restituimus ex autographo et notis instructam
evalgamus, qualem paraverat P.Blanpinius. Alſo aud
bier iſt die Quelle das Arnfleiner Autograph. Am Schluſſe
find 14 Arnfteiner Urkunten abgedruct, von denen der Pets
ausgeber bemerkt: Varia diplomata, necdum data luci, quo-
rum autographa vel in Archivis legimus, vel in nosiro as-
servamus chartophylacio. Die Kaiferurtunden find ſchon
277
— 48 —
4) In Hontheim Prodromus historise Trevi-
rensis, (Augsburg. 1757. fol) Tom, I. p. 709
f. ®).
5) In J.M. Kremer Origines Nassoicae. (Wiesb.
1779). Tom. II. p. 361 ff. ). .
Der Handfcpriften find mehrere, und zwar an vers
ſchiedenen Orten.
1) Die Hauptfächlicäfte und Altefte Handſchriſt iR das
befchriebene f. g. Original, jest zu Idſtein.
2) Eine andere Arnfteiner Handfehrift, jegt zu Idſtein,
worin die Gesta Lodevici ftehen, ift in der Zeitfchr.
f. d. Arch. Dentſchl. I, 1, 74 f. näher bezeichnet
worden.
3) Berk a. a. D. erwähnt eine britte, die er auf
feiner Titerarifchen Entdeckungsreiſe „nach London
und Middlehill im I. 1844" fah und zwar im
britifchen Muſeum.
4) Perg fand auch auf einer früheren Reife nach
England im I. 1827, welde er a.a. O. VI, 79
ff. beſchreibt, im britifchen Mufeum und zwar bei
von Böhmer berückfichtiget; die Arnſteiner Urkunden find ans
derwaͤrts bereits, beſonders in den Daten, beffer gebrudt, bie
Zofteiner Driginale werben aber überall das Befte bringen,
8) Vogel S. 122 fegt voraus, daß bie gange Vita dort ſtehe;
es ift aber nur ein Auszug, wie fon Wenk in der Heil.
Geſch. I, 111 und Fifher a. a. O. ©. 28 richtig ber
merken.
9) Auch hier Heißt es: EX originali manuscripto monasterii
Arnsteinensis, ohne alle Rüdfidt auf frühere Drude, welche
aber doch in jedem Falle nöthig war.
— 49 —
ben Harleian Manuscripts Rr. 2800-2802 drei
Bände Acta sanctorum saec. XIII., und in Rr,
233 Vol. 2 da8 Opusculum gestorum Ludoviei
comitis Arinstein fundatoris nostri Die Hand»
ſchrift trägt die Infchrift: Liber S. Marie Virg.
et S. Nicolai in Arinsteyn a. 1464 ”*). Ob
beide Handfchriften der Gesta verfchieben oder am
Ende gar diefelben find, nur zu verfchiedenen Zei⸗
ten von dem Reifenden eingefehen und aufgezeich⸗
net, wirb nicht gefagt, Täßt fich aber faſt voraus
fegen ®).
5) Im „Archive VII, 519 wird unter den Papieren
der Bollandiften zu Brüſſel,“ welche aber nur Abs
ſchriften des 17. und 18. Jahrh. enthalten, bei S.
a. D. 14. erwähnt: Vita Ludovici et Gudae
dyoastarum de Arostein, fundatorum Coenobü
30) Mit diefer Infeprift, weiche Arnſteiner Handſchriften gu Id⸗
ftein Haben, find noch mehrere Handfchriften der Harlejanifchen
Sammlung verfehen. Wann und wie fie von Arnftein nad
England Tamen, wo nod) mehrere Handſchriften aus dem rheis
niſchen Deuiſchiande fid) befinden, hat ſich noch nicht ermit⸗
teln laſſen. Das Verzeichniß, welches Perg VIl, 79 ff. gibt,
hat nicht überall die Arnſteiner Inſchrift bemerkt, wie aus
Vergleihung mit den fpeciellen Angaben auf & 883. 1000.
1019 erhellet. Um die handſchriftüchen Gchäge Arnſteins zu
characteriſiren, werben fpäter die Zitel aller Gtüde genau
gegeben werden,
»2) Diefe Vita Ludovicl hat Perg nämlich zur Aufnahme in die
Monumenta Germaniae historica beftimmt, und auch Böhs
mer wollte fie im 3. Bande feiner Fontes unter Mainzer
Scriftftüden geben.
27°
— 420 —
in Arnstein, ex antiquissimo codice. Wahr⸗
ſcheinlich die Arnfeiner Urfchrift iſt gemeint.
6) Abfehriften nenerer Zeit finden ſich mehrere, theils
bei den Klofterurfunden, theild in den Archivacten,
alle aus Nr. 1 oder 2 geflofien.
Proben, wie die verſchiedenen Herausgeber bie Hand»
fhriften benupten und wiebergaben, mögen bie nachfol⸗
genden Vergleihungen einiger Stellen geben. Mit A.
wird die Handfehr. Ar. 1, mit B. die Handſchr. Rr. 2
bezeichnet. Br. it Brower, H. it Hugo, Ar. iſt Kremer,
defien Ausgabe ald neuefte zum Grunde gelegt wird ).
Pag 361 6. Kr. Die Worte a tergo quem nulla
eiconia pinxit find aus Pers. Sat. I, 58 entlehnt, und
es mus vielmehr pinsit heißen. — Der poeta, weldjer
fagte Est quodam (vielmehr quadam) prodire tenus,
it Horat, Epist, I, 1, 32.
Pag 364. Solet taımen in fragili calamo et in
vase futili dulcedo mellis includi] A. B. Br. H, fic-
tili: nur Ar. hat falſch futili und et et.
Pag 36%. Nec solaris cerei derogat claritati
eircumfusa sacpius et ohjecta nubium crassitudo]
So 4A. B. H.; fo auch Br., nur circumferri solita
saepius. Bei Är. fehlt cerei ganz. Unten heißt es
auch probitatis cereus.
Pag. 362. tribus a Rheno miliaribus versus
32) Es wird hieraus zugleich erhellen, ob die urtheile Über bie
Unzuverläffigleit der Abdrüde Kremer’s in der Zeiiſchr.
f. d. Arc, Deuiſchlands I, 1,48. I, 3, 284 gu hart find.
Andere Beifpiele werben ſich bei dem Urkundenbuche nach den
Driginalen ergeben.
— 441 —
orientem] So nach der Lage ganz richtig A. B.; auch
Br., nur miliariis. Bel Är. fehlt a und fiehet occi-
dentem, wie bei M., was in 4 von zweiter Hand hers
rührt. Der niederdeutfche Verfaffer hat auch „zwae mis
len weges von dem ryne gegen ben uffgangf der fonnen.”
Pag. 263, de sororum honestate et posteritatis
successione sollicitus aestuabat ut] So A. B. Br.;
Kr. solliciter; A. sollicite.
Pag. 364. Comitis de Bomneburch.] So Ar.
aus A.; — burgk; B. Bonneburg, Br. Bonneburch,
H. — Guedam] So Är. nad) A. Gudam 2. Br. H,
Pag. 365. Filii tui certe de longe venient, et
filiae tuae de late surgent] So Är.; aber 4. B. Br.
A. haben de latere, mit Recht, auch nach der Vulg. in
Jesai. proph. 60, 4 "?).
Pag. 365. Die Worte Flactenus, o Musae, fla-
bris torpentibus usae, Adspirate, precor, velis in-
15) Der mufterhaft gründlihe Kappenberg fagt in feinem Aufs
ſatze „von den Quellen und ‘Bearbeitungen dee Adam von
Bremen” in dem Archive d. Ecſellſch. f. ält. d. Geſch. von
1848 (VI, 823) mit allım Grunde: „Ich kalte es für Pflicht
des Herausgebers mittelalterlicker Echriftiteller, die Eprüche
der h. Schrift durch den Druck hervorzuheben und näher nach⸗
zumweifen, um auch dadurdy die eigenthümlichen Gedanken bes
Echrififtellers, von fremdem Schmucke entkleitet, augenfällis
ger zu bezeichnen und mancherlei Mifverftändniffe zu vermeis
den’ Hugo’ Ausgabe ift hierin fehr genau; minder
Bromwer; Kremer hat baron ganz abgefehen, aber eben
deshalb auch vielfacy gefehlt. Die Eteilen altklafjifcher Schrif:
ten ober auch gleichzeitiger mittelalterlicher find eben fo ges
genau, nach Möglichkeit, zu bemerken.
— m —
trantibüs aequor find, wie die Reime in der Mitte und
am Schluffe des Herameterd zeigen, aus einem epifchen
Dichter des Mittelalters entlehnt. Bei M. fehlt velis.
Dagegen Impiger — Indos ſtammt aus Horat. Epist.
1, 1, 45. Auch die Worte languor capitis decurrit in
artus {ft der Ausgang eines Herameters,
Pag. 366. non indigeret] B. Br. nullatenus ind.
Pag. 366. qui vocat ea, quae nön sunt, tanquam
ea, quae sun] So 4.B. Br. H., wie die Vulg. in
Paul. ep. ad Rom. 4, 17 wirklich hat. Bei Kr. fehlen
die Worte tanqguam bis sunt. Dann fügen 4. B. Br.
B. richtig die bei Ar. fehlenden Worte bei, nad der
Vulg. in Psalm. 76, 11. Haec mutatio dexterae ex-
oelsi. Vere.
Pag. 366. Die Worte aures obturat ut aspis
und monitis evicta frequentibus find wieder Stüde von
Herametern. — Die Worte Ludit — rebus, welche Hugo
auch als Vers abtheilt, find entlehnt aus Ovid. Epp.
ex P. 4, 3, 49.
Pag.367. pre. ani. t. ad tentati.] So Ar. nach
4. Aber B. Br. H. haben nad) der Vulg. in Eccles,
2, 1 voll: Praepara animam tuam ad temptationem,
Pag. 367. Saxonum prosapia descendens] &o
Br. und Kr. irrig; umgeſtellt S. d. p. haben 4. B. H.
Pag. 367. Anno MCXVIII] So irrig Är.; das
gegegen A. hat XVII, B. XIX.; fo auch der nieder
deutfche Verfaffer. A. hat wörtlich decimo nono.
Pag. 367. habitum qualem] So irrig Ar.; h.
quem A. B. Br. H.
Pag. 368. ecclesia b. Mariae Magdeburg. ] So
— 428 —
Kr.; Magdeburgensis 4.; in Magdeb. B.; Magde
burgi H.
Pag. 369. in odorem] —re 4. B. Br. Die Vulg.
hat in Cant. Cantic I, 3 in odorem, und fo A.
Pag. 369. felix itaque et multa felicitate dona-
tus est ille dies] So irrig Ar. Richtig dagegen fe-
lix inquam et m, f. d. i. d. ohne est in A.B. Br. A.
Pag. 370. cum hominibus suis et decimis] c.h.
scilicet ac d. B.; c. h. videlicet ac d. Br.; c. h.
scilicet et d. H. So auch ©. 374 cum omnibus at-
tinentiis, animarum scilicet et fructuum. Und fo
häufig in Urkunden.
Pag. 371. gregis domini) So irrig Är.; gr.
dominici A. B. Br. H. Auch p. 374 heißt c8 domi-
nici ovilis, nach dem gewöhnlichen Ausdrucke.
Pag 372. deputatur] So irrig Är.; richtig de-
putatus A. B. Br. H.
Pag. 372. virtutum perfectionibus] So irrig
Kr.; richtig v. perfectibus 4. B. H. v. profectibus et
gradibus Br.
Pag. 373. totus vivebat] t. jam v. 4.B.Br.H.
Bei Är. allein fiel jam aus.
Pag. 374. remuneravit plurimis] r. plurimos 4.
B. Br.
Pag. 374. quibus amor jam dedit spiritus, ut
requiescant a laboribus suis.] So irrig Kr; nad
der nicht verftandenen Abfürzung amo dieit sp. in A.
Dagegen a modo d. sp. B.; a modo d. sp., requies-
cant Br. Aber Hugo gab ganz richtig à modò jam di-
eit Sp. ut requ. Die Worte find entlehnt aus Apoeal.
— U —
14, 13. wo ber griechifche Tert hat ansaprı Adyeı vol
To nıeuua, Ira wen«vowvrar. Die Vulg. bat das
Richtige amodo dicit jam spiritus ut requ. Sn Ur⸗
kunden heißt e8 häufig a modo in futurum, ab hinc in
ante und ähnlich. Der font bewanderte Qudenus fand
V, 115 feines cod. diplom., in einer Urkunde der Stadt
Wetzlar v. 1306 die Worte ut cesset omnis ammodo (sic)
conquerendi materia, und notirtg deßhalb das ihm aufs
fallende Wort ammodo im Index nominum barbarorum
et exoticorum medii acvi.
Pag. 374, in itinere Praemonstratum]) Die Ab⸗
fürzung von 4A. hat Ar. falfch ergänzt; e® muß heißen
in it. Praemonstratensi, wie B. Br. H. haben.
Pag. 374. His temporibus] Die Abkürzung von
4. hat Kr. mißfannt; es muß heißen Hujus t., wie B.
Br. A. richtig haben.
Pap. 375. omni cum jure] So Är.; aber c. o.
j. haben 4. B. Br. IH.
” Pag.375. Nondum enim tornatiles, nondum ple-
nas jacientis manus.] Co ohne Einn Är., welder
jacientis machte aud dem unverftandenen iacinctis in
A. B., was hyacinthis bedeutet, wie Br. H. deutlich
haben, nach der Vulg. in Cant. Cantic. 5, 14, wo es
heißt: Manus illius tornatiles aureae, plenae hyacin-
this. Die Variante hängt mit der germantjirten Form
Jächant zufammen; vgl. Graff's althochd. Sprachſch.
I, 594.
Pag. 375. ut sint ad elemosinam porrigere] So
Kr., welcher bie Abfürzung nicht verftand; porrectae
— 425 —
A. B. Br. H. Lehterer erkannte die Bibelſtelle nicht,
hat aber Alles richtig.
Pag. 375. ad modum torni promiissimi] So
Kr. irrig, weil er das promtissime nicht verftand; das
gegen richtig — mae A. B. Br. H. Brower meint, daß
extendantur oder Achnliches am Echluffe ausgefallen ſei,
was, nach dem Zufanmenhange, ganz unnöthig if. Bei
H. ift tomi für torni nur Druckfehler.
Pag. 376. o attende.] So Kr.; einzig rag if
non a. A. B. Br. H.
Pag. 377. ut ait quidam] Dieß iſt ciaudian.
IV. Consul. Honor. 299.
Pag. 377. in uxoris corpore molle ſemur] Iſt
der Schluß eines Pentameters.
Pag. 377. verbo docet] So Kr.; v. docetur
A. B. Dr. H.
Pag. 378. fermentani] So Kr. Richtig allein
ift fermentavit, wie 4. B. Br. H.
Pag. 379. Sed finem loquendi omnes pariter
audiamıs. Deum time et mandata ejus observa: hoc
est omnis homo: hoc id est per hoc; est id est
erit; oınnis homo subaudi perfectus. So muß
diefe, auch bei Kremer mehrfach verdorbene, Stelle
interpitigirt und verftanden werden. Das hoc nad
homo, welches 4. B. haben, fehlt bei Ar. Rr., wodurch
alfe Unordnung für den Einn entſtand. Tie erfteren
Worte find nimlich entlehnt aus dem Terte der Vulg.
von Ecclesiast. 12, 13; die letzteren Worte enthalten
die Erklärung derfelben, freilich nach der Weife älterer
Eregeten. Hugo, welcher die rechte Bibelſtelle nicht er-
Tanne, gibt ganz willführlic, um einen Sinn hervorzas
rufen: Deum timeamus et mandata ejus observemus,
simusque perfecii, quemadmodum Pater noster in
coelis perfectus est,
Bon deutfchen Lebensbefchreibungen haben wir
ao.
1. Die Handfcprift der einen ift im Archive zu
Jofein, und Bogel gab a. a. D. davon einen vollen
Abdrud. Er findet eo ſchwer, zu unterfrheiven, ob das
Deutſche oder das Lateinifche die Urfchrift war; doch
möchte ich kaum zweifeln, in dem Lateinifchen das Frühere
zu finden,
2. Die andere deutfche Lebensbefchreibung führt
Bogel bloß ald ein zweites Eremplar ber erften auf
Pergament in der Bibliothek zu Mannheim an, ohne
weiter darauf einzugehen oder auch nur die Duelle
der Nachricht zu nennen. Wahrfcheinlich kannte er fie
durch Fifcher, welcher in feinem Gefchlechtöregifter der
Häufer Ifenburg, Wied und Runfel (Mannh. 1775. Fol.)
©. 42 ff. fie benugte. Die Reifenden von Mannheim
fagen eben fo unbeftimmt von ihr (Act. acad. Palat. III,
24 not. z.): Versio teutonica satis antiqua in biblio-
theca elect. Palat. servotur in meınbrana, ex qua
Broweriana emendari hinc inde potest. Bei näherer
Nachforſchung hat fich diefe Handſchriſt jept in Münden
gefunden, und nach den Proben, die ich von dem Anfange
und dem Schluſſe erhielt, zu urtheilen, ift fie von Rr. 1
verfchieden, aus merflich neuerer Zeit, wie Die ganze mehr
hoch⸗ oder oberbeutfhe Sprache zeigt, doch wohl ſelbſt⸗
ſtaͤndig nad der lateiniſchen Urſchriſt verfaßt, obſchon
— m —
die ältere deutfche Arbeit, welche mehr nieberbeuffche Form
trägt, augenſcheinlich vorlag und zur Uebertragung in
die neuere Sprache benupt wurde,
Zur Vergleichung
fege ich aus beiden einzelne Stellen von Anfang und
Schluß neben einander,
Die ältere Schrift.
Die yſt de Forrede ber
ftiftunge des cloiſters Arin=
ſteyn von dem Grfamen Grave
Lodewigen graven bafeltft.
In Godes namen amen.
Unber bes mynſchen lauff vnd
noytdorft wye manygfalt ſye
ſynt vnder ber ſonnen fo
envynden ych keyn edelers
dan bye zyt dye dem men⸗
ſchen yſt gegeben, daz iß ſy
zo brenge yn eynem guten
gotlichen leben. Dye vers
gangen zyt wye klein de yſt
em kan ber menſche myt gelbe
noch myt ſilber weder ges
tauffen. Dyß hant woel
ſubtile gelerte vnd verfaren
lude yn konſten froem yn
leben edel yn dogenten an—
geſehen vnd hant beſchreben
myt mancher ſueſſer lere daß
leben der altvetter zu eynem
Die neuere Schrift.
Dieß iſt die vorrede ber
Stifftunge des gotteshauß
Arnſteyn von dem Edtlen Gra⸗
ven Ludtwigenn Graven da⸗
ſelbſt.
In Gottes namen Amen;
Unter allem weltbrauch vnd
handel wie manigfalt bie
feindt vnder ber fonmen fin⸗
bet mann nichit edler ober
töftlicher, fo ben menfchen
gegeben, als bie zeit iſt,
welche bo fie einmal verlauf⸗
fen, iſt weder mit geld ober
filber oder mit eigner witze
nit wiber zu erholen. Solichs
baten viele hochrerſtendige,
gelerte vnd in kunſten wols
erfaren, die auch fhromme in
ihrem Leben, vnd edel in
Dugent, angefehen vnd wole=
bedacht, vnd haben mit fon=
derlichem vleiß beſchrieben das
Die ältere Schrift.
fpegel vnd beſchauwelicheyt
erer naekomenden ꝛtc.
Bor ziden was eyn grave
gnante Lodewych, edel von
geburt, clayr von leben, won⸗
haftich in eyner burgk Arin⸗
fegn *) geheyſchen. Dyeſer
haite ſcyben fufteren, noch
iunffrauwen yn dem fleyfche,
de ba waren eyn exempel
aller Dogenthen ſchoen, von
libe ſchoner, von geburt aller
ſchoneſte ꝛc.
Die neuere Schrift.
gottgefellig leben ber. Alt⸗
vetter, zu einem ſpiegel vnnd
vorbildtnuß ihrer nachkomende
xX. x.
Bor zeitten ware einn ebt=
ler Grave genantt Lubtwig
Cdel von geburt vnd von
allenn feinen vorältern reich
von bugenthaftigen lebenn,
wonhafftigh in einer burgk
Arnftein oder wie von ben alten
Adelſteyn geheifchen, Dieſſer
hatt ſieben ſchweſteren, ſo
noch jungfrawen, die ſelbige
waren cin exempell aller
dugenten, ſchöne vonn leide
vnd angeficht, noch fehöner
von fiebtenn ac.
®) Da frühere und neuere Hiftoriker Über die Webeutung bes in
Deutſchland mehrfach vorfemmenden Remens Arnftein abs
weichende Meinungen hatten und babei ſogar noch jegt Ir⸗
tungen beftehen; fo möge des Nähere hier, nach ben Grgeb»
niffen ber neueften Zorfchung, nicht vorenthalten werden.
Fiſcher ©. 28 ff. bemerkt (on, daß 1) vom Adler (Xar)
bie Ableitung Tomme, wie die Verfaſſer ber lateiniſchen und
der deutſchen Gesta Ludoviei geihan, da das Schloß auf
wildem Felſen liege, was auh Winkelmann in ber Defl.
GEhronik II, annehme; ober 2) von dem Blüßchen Aar (Hard),
— 19 —
Die ältere Schrift.
Dye vorgenannte burgf eyn
geyſtlyche godes huyß zu bie
ſer zeit lach vnd gelegen yſt
zwae milen weges von dem
ryne gegen den vffgangk der
ſonnen, zuſſchen hoen bergen
vff allen ſyetten vff einem
harien fylh/ vnd hayt zwey
fleyſſende waſſer eyns vff der
Die neuere Schrift.
Die vorgngnte burgk Arn⸗
ſtein, dieſſer zeit ein geiſt⸗
lich Gotteshueß, iſt gelegen
zwo myle wegs vom Reine,
gegen der ſonnen vffganck,
zuſchen hohen bergen vff der
Lohne, vnd vf einem berghe,
vnd vf der ander ſeidten ein
bach oder waſſerlin fließende
welche bei Arrſtein in die Lahn fällt, was Hontheim hist.
Trev. I, 576 billige.
Bogel dagegen in ber Topographie
Raſſau's ©. 199 ertärt es 3) für eine Abkürzung von Ars
motdftein, nach dem Namen des Erbauers.
Die erſte Ges
Härung iſt bie einzig richtige, befonters aud nad} fprahlichen
Gründen. Rach Benede's mbd. Wörterb, I, 49 ift aro bie
ahd., ar (Genit. arn) die mbb., arm (agf. earn) mehr bie
altniederd. Form; das nhb. Adler ſtammt vom mhd. adel-ar
(adlar) d. h. Edel⸗Aar.
Die älteren urkundlichen Formen
diefes und ähnlicher Namen (bei Gudenus, Acta acad. Palat.
I, ff. Kremer, Wenck und in den Urfchriften der Arnfteinis
ſchen Urkunden) lauten alle Arinst., Arenst. vgl. auch Bens
der über deutſche Ortsnamen S. 106. So Arnach (Arin-aha)
nad; ben Wirtemb. urkundenbuche I, 267. Im Heffifchen
heißt ein Berg Arnberg von Aar nad) Seriba's Megeften II.
Nr, 1847.
Dagegen heißt nach Kr. 870, 1402. der jegige
Ort Arnshain in Urkunden von 1346 und 1296 Arnoldeöhain,
wie das jegige Wernsdorf ebenbafelbft auch urkundlich Bern:
harbesdorf heißt. So auch Arnburg. Gegen Bogel undfür
Arinstein von Aur erklärt ſich auch Roth in ben gelehrt.
Angeig. der Eön. bair. Akad, d. Miſſenſch. v. 1850 Nr, 26.
©. 207.
Die ältere Särift.
rechten fetten das ba cleyn
yſt von ſloyß, ryche don
fiſchen des ſommers, gnant
de dorſt, des ander waſſer
uff der infen fptten gft groppe
van flohß hebhch von aller-
ley fyſchen gmant be lane x.
Dar naech als der geyſt⸗
lyche vader apt Euſtachius
xxix iare hatte ſtrengelichen
vnd getruwelichen regeret
ſynen pyrch ſtarb er pm gu⸗
dem waren bekentenyſſe bo
wart eyn ander apt gekoren
genant Nichulfus vnder den
geziden bo er haet vj jare
regiret bye aptie do was er⸗
fame grave lodewych vnd
converſe als er dyck ſpolget mot
orlob ſynes aptes ſuchen de kir⸗
chen de er geſtiftet haet. vnd
als er quam gheen Gumers⸗
heym yn das cloyſter das er
auch gebuwet hatte. do er⸗
foelte er das de craft dieſſes
lebens vulde ergehen. begert
er von bergen zo ſterben yu
warer liebe vnd regeren myt
zpo. alſo bad er eyn kleyn
Die nenere Schrift.
Darnach als der Geiſtlich
Vatter Euſtachius neun vnd
zwentzig Jare fein Ampt mit
ganzem fleiß vnd ernft threw⸗
lich end wole verfehen, iſt er
mit gutem wharen bekennt⸗
nuß in Gott verſchieden, Dho
wardt ein ander Appt er=
khoren Richdolphus gnant, ber
auch in vorſorge des gottes⸗
hueß nit unfleißigh erfundenn.
Vnnd in dem ſechſten Jare
ſeiner regierung iſt der Edell
Grave vLudtwig vnd Converſe
nach ſeiner gewohnheit vſge⸗
zogenn mit erlaupnuß ſeines
Apts zubeſuchen die kirchen
die er geſtifftet vnd erbauhet
hatt, Vnnd als er kommen
iſt ghen Gommesheym in
das kloiſter das er auch ge=
baufct, befunde er das bie
krafft ſeins lebens ſich ver—
lieren wolt, vnd ſein ende
herbej necket, was er gang
— 31 —
Die ältere Schrift.
zyt kranck lach. Do wart
eme gebenet vnd gegeben ſyn
leſte ſpeyſſe der Iycham vnſe⸗
res herren xpo ihu von eynem
apt von Monſter das er auch
gebuwet haette von dem pro⸗
beſt vnd prior von Flamheym
vnd befalle fynen geyſt yn
de hende godes vnd ver
ſcheydt des nuwen maendes
yn dem achten dage yn dem
jare naegeſcriben. Alſo wart
er zwae nacht by Gumers⸗
heym bebalden, de dritte zu
Everſbach, bye fierde zu Kyrch⸗
dorff, in dem fonften dage
ſynes dodes ward er bracht
zu ſent Margarethen zu Arin⸗
ſteyn.
Die neuere Schrift.
willig zu ſterben in rechter
liebe vnd glaubenn, und hin=
furter mit Chriſto zu vegnie=
renn, Aljo ein kurtze zeit
kranck zu beth gelegen, warb
ihm gebhienet vnd gegeben
feine letzte ſpeiſſe der leich⸗
nam vnſers herrn Jeſu Chrüfti,
gebandreicht von einem Appt
von Monſter daſſelbig er auch
erbauhet, vnd in beyſein des
Probſt von Flanbeim, bed
Priors zu Gommerfkeim und
viele anderen zukommende
geiſtlichen Prieſtern. Alſo
letzlichen ſeinen geiſt in bie
hende Gottes bepfolen vnd
verſcheidenn wie einem Rech⸗
ten Chriſten eignet, allen zu=
uor jo darbej vnd darmit
geweſen ben ſegen Gottes ge=
wunſchet vnd ben xxvjten No⸗
uembris aldo gotſeligklich ab⸗
geſcheiden. Demnach wie
dann gepurlich den Görper
berlich mit fpecereien vnd
andern verwart, eingepackt in
ein ſchreinlein, und zwo nachte
zu Gommerfheim behalten,
Die ältere Schrift.
Ane bem feften tage qua=
men be grauen von Naſ⸗
fauwe, be grauen von Catzen⸗
einbogen, bye grauen von
-Dyke, be herren von Yen»
burgk zu foner begraffenyffe
vnd Kulffen yn wyrdinclichen
beftaben zo ber erben. vnde
drogen bye baer zu ſyner
kyrchen ane das monſter zu
Arinſteyn vnd wart begraben
vor ben hoen altaer yn ben
koer vff aller ſelen dach vn
bem jare bo man ſcreyb nae
xps geburt M° ce lxxxve vnd
nae ſyner bekarong der ſtif⸗
tunck des cloyſters Arinſteyn
xlvij jare vnder apt Nycholfo.
Dyſſe cleyn vnd kurze ſeryft
maches du woel nemen van
graue Lodewychs leben de ſych
neyt gelychet ader gelychen
mach ſynen dogenthen dar
ynnen nycht wyrt geruret dan
dye puer wayrheyt waß yn
dyeſſer ſcryft zu wenich yſt
das macht dye vergeſſenheyt
vnd vnſtedycheyt der zyt daß
vyl geſchichtes ſynes lebendes
Die neuere Schrift.
Volgents herab den dritten
tagh biß ghen Cberbach ge⸗
furet, Da von dannen den
vierdten tagh biß ghen Kirche
dorff, vnd forters ben fünff-
ten tagh gefuret naher Arn=
ftein zu ©. Margarethen.
Ane dem fechften taghe feinb
Tommen bie Grauen von Naſ⸗
ſawe, die Grauen ron Caten⸗
elnbogen, bie Grauen von
Diese, und die herrn von
Jſenburg, zu der begrebnuß
vnd dragende bie Teiche barhe
zu der kirchen ghen Arnſtein
hulffen ihn würdiglichen zur
erten leſtadten, end iſt be—
graben vor den hohen Altare
in dem Ghore Anno nad)
Ehriſtj vnſers Seligmachers
geburth M. E. Irre. Vund
nad beterung und ſtiftung
des vielgemeltenn kloiſters Arn⸗
ſtein, rlvij.
Dieſſe kleine vnd kurtze
ſchrifft möchtſt du wole ans
nemen von bes Edtlen Grauen
Ludtwigs leben, welche fih
feinen dugenten vnd chriſt⸗
Die ältere Schrift. Die neuere Schrift,
yſt begraben vnd vergeſſen lichem Ichen garnit vergleichet,
feriber Halben als auch vyl mirdt aber Hierin nichſt mehr
kloker lude leben yſt verbil- als bie lauter warheit ge
get durch wandelmodycheyt ber melbt, Vnnd fo etwas hiebei
menſchen. zu ſchreiben vnderlaſſen wor⸗
ben, iſt alles ber vergeffenheit
vnd vnſtedigteitt ber zeit mehr
als der vnwarheit zu geben
vnnd vffzuladen.
Die Vergleichung beider Schriftftüde, deren Urſprung
auf Naſſauiſchem Boden wohl angenommen werden darf,
wird Eprachforfchern Daten an die Hand geben, wornach
das allmählige Zurücweichen der nieberdeutfchen Sprache,
welche ehedem fich bis an den Main erftredte, nach Nor⸗
den näher nachgerviefen werden Fann. Dazu genommen
werden müffen die Weisthümer, welche Grimm in feiner
Sammlung „deutfcher Weisthümer" aus naffauifchen Ar
chiven gab und die datirten deutſchen Urkunden, melde
das archivaliſche Urkundenbuch bringen wird. Grimm
Cd. Gramm. 3. Ausg. I, 25) Magt über die hiſtoriſche
„Vernachläſſigung der mittleren Dialecte in der Wetterau,
Heffen und Thüringen,“ wozu Raffau gerechnet werben
muß. Wir haben zwar das „Wefterwälbifche Idiotikon“
von Schmidt; aber wer durch eigenen vergleichenden
Gebraud) ſich überzeugte, wird in Grimm’ Urtheil eins
fimmen a. a. O. „Schmeller's bair. Wörterbuch zeigt,
wie gründlich und gelchrt die deutſchen Dialecte behans
delt werden müſſen.“ Daß aber hiſtoriſche Localvereine
Deutſchlands in ihrer Beſtimmung auch Rückſicht auf die
3
— 44 —
hiſtoriſche Entroidelung der Sprache ihres Landestheils
zu nehmen haben, wird Niemand bezweifeln, wer bie
Darftelung des Profeflors Dr. Zacher zu Hale, des
Secretars des „Thüringifch» Sächfifchen Vereins für Er-
forf hung des vaterländifchen Alterthums und Erhaltung
feiner Denkmale“, in defien „neuen Mittheilungen aus
dem Gebiete Hiftorifchantiquarifcher Forſchungen“ von 1850
VI, 3 und 4, Vorrede ©. IX — XXX VI) über die
„Grundzüge eines DOrganifationsplares für den Verein“
kennt und erwogen hat, namentlih was ©. XXVII f.
über „Sprache gefagt wird.
VIII.
Meber die Abſtammung der Bewohner des ſüdlichen
Raffau.
Von 9. Seyberth in Wiesbaden...
As Julius Cäfar im Jahre 55 v. Chr. an den
Rhein Fam, fand er füblich von der Sieg, den Trevirern
gegenüber, wahrfcheinlich auch noch fühlich von der Lahn,
die Ubier ald Bewohner dieſes Theils von Naffau im
Dften und Süden von den Sucven umgeben und bebrängt,
Caesar. de bello gall. I. 54. IV. 3. Strabo 4. p. 194: repav
de (xoww xara Tourov zov zomov (Tods Tenovigovs)
Ovßıoı. Das übrige Naſſau im Süden der Lahn war
alfo von Sueven bewohnt, die nachher und ſchon feit
Chriſti Geburt Chatten genannt werben. Denn daß die
Sueven des EAfar die nachherigen Chatten waren, hat
Zeuß (die Deutfchen und die Nachbarſtämme p. 94 und
95) bemwiefen, und bie Chatten reichten ſüdlich bis zum
Anfange der mittelrheinifchen Tiefebene, alfo an das
Südoftende des heutigen Raffau. Tacit, German. 30:
Ultra hos (decumates agros) Chatti initium sedis ab
Hercynio saltu inchoant, — Als nun die Ubier, ihrem
Drängen nicht länger Widerftand Ieiftend, von Agrippa
(39 v. Ehr.) über den Rhein geführt wurden und dort
neue Wohnfige erhielten, nahmen, wie es natürlich war
28*
und wahrſcheinlich mit Einwilligung der Römer, bie Sue⸗
ven oder Ehatten bie Gegend, aus ber fie jene vertrieben
hatten, ein. Zwar wird dieß nicht ausbrüdfich gefagt,
doch bedarf es deſſen auch nicht, wenn es heißt, bie
Ubier hätten jenen nicht mehr witerftchen und bie Rö«
mer fie nicht fügen Können. Auch erfcheinen die Ehat-
ten feit dem 9.9 v. Ehr. als ſüdliche Nachbarn der
Sigambrer, und wenn Dio Cassius (lib. 54. 36) fagt:
ijy (zugar) oixeiv age zur "Pupalar ellygeoar
Xarror, fo fann dieß nach dem Zufammenhange faum
anders, ald von dem Lande der Ubier verflanden werben.
Ehatten bewohnten daher feit Chrifti Geburt den ganzen
Taunus und werden zunächft alle blos mit diefem Ramen,
noch nicht zum Theile Mattiaci genannt. — Denn, wenn
8. 9. Müller (die deutſchen Etämme und ihre Fürſten
1, p. 127. fi.) die Ufipeter und Tenchterer nicht blos
vor der Zeit, wo fie zum erften Male von Cäfar, ber
fie weit unten am Niederrhein traf, erwähnt werben,
im heutigen Naflau wohnen, fondern (was und hier als
lein angeht) einen Theil der Ufipeter, ja, wie er fagt,
die Hauptmaſſe des Volkes daſelbſt bleiben Täßt, fo find
die Gründe dafür durchaus unhaltbar. Er fhließt dieß
hauptſächlich aus der Stelle des Tacitus, wo die Teuch⸗
terer und Ufipeter Rachbaren der Ehatten genannt werben,
fowie daraus, daß fie, ebenfalls nad) Tacitus, im I. 70
n. Chr. mit den Ehatten und Mattiafen Mainz belagers
ten. Daraus folgt aber offenbar nicht, daß bie Ufipeter
gerade da geivohnt hätten, wo er fie hinfept, nämlich an
der Wisper, von welchem Worte er fogar (wie es ſcheint,
nad Ledebur, Land und Volf der Brufterer p. 47° —
— 47 —
60) den Namen des Bolfes ableitet. — Run fommen zwar
bei Ptolemaeus (Lib. N. c. 10 p. 150 Wilberg)
Oviorcol vor, die höchft wahrfcheintich die Ufipeter find "),
aber, wie ich weiter unten zeigen werde, an einer ganz anderen
Stelle. Auch iſt, abgefehen daven, daß das Ovionol
aus Ovalrcor entftellt fein kann, wie bei Strab. VII p.
292 Novalssos fteht, und es fonft nirgends vorkommt °),
die Ableitung des Namens, ſelbſt wenn fie fprachlich zus
laſſig fein follte, was ich fehr bezweifle, ſchon deßwegen
durchaus unannehmbar, weil ein fo Heiner Bach, wie die
BWiöper, fiher feinem Bolfe den Ramen geben konnte ?).
— Weiter follen diefe Ufipier, die Müller doch bie
Hauptmaffe des Volkes nennt, nur in dem jegigen Rheins
gau gewohnt haben, im DOften von den Mattiafen, im
Rorden von den Intuergern im Einrich begrenzt und außerdem
noch der Taunus zum Theil von den Varglonen bewohnt
gewefen fein, was nach dem Vorhergehenden um fo we⸗
niger der Wieberlegung bedarf, als alle biefe Völker,
2) Wenn Reichard und ukert (nad) Korbiger, dandbuch der
alten Geographie, III. p 400) bie Identität der Ovisroi
und Ovsırzar bezweifeln, fo folgt doraus, daß Ptolemäus
die erfteren ander® wohin fegt. als wo fonft die Ufipeter ers
erſcheinen, doch nur, daß ſie zu Ptolemäus Zeit andere Wohn⸗
ſite gehabt, als zu ber bes Tacitus, mas bei einem ſeit
Cãſors Zeiten unftätın Wolke ſehr natürlich fcheint.
2) Borbiger, Handbuch d a G. p. 400
3) So wenig, wie die noch Meinere Us, von der Bernhard
(Alterthümer der Wetterau p 19) und Adelung (Als
tere Geſch. d. Deutſch p. 253) die uſipeter genannt haben
wollten, S. Zorbiger a, a. D. und Zeuß p. 88.
wie bie Oviorol erft bei Ptolomäus und gauz anderswo
vorfommen. Aber aud daß wenigftend nach den Mattia-
ten die genannten ober andere bei Ptolemäus vorkom⸗
mende Völfer den Taunus bewohnt, kann man nicht, wie
Zeuß p 99 und Bogel, Beſchreibung des Herzogthums
Raffau p. 127, thun, aus der begüglichen Stelle folgern,
die weiter unten befprochen werben wird.
Zur Zeit der Kriege des Drufus und Germanicus
wurben bie Bewohner Naſſau's bis zum Rhein nur
Ghatten genannt *). Cie fcheinen, ſeitdem fie nach Ber-
treibung der Ubier deren Land mit Zufimmung der Rös
mer eingenommen hatten, mit biefen im guten Einvernch»
men geftanden zu haben. Sie weigerten fi) wenigftens
“im J. 15 v. Chr., ald die Sigambern einen Bund ge»
gen bie Römer ftifteten, allein von allen Nachbarn, daran
Theil zu nehmen, und wurden befwegen von jenen bes
triegt. Dio Cassius 54. 33. II. p. 75. Bekker: oi
Zuyaußgoı, zo0s Xarrovg, uovovg Tüv Trg0S0Ixwr
un &9elnoavzas ayıoı Gvunaxijoaı, Ev 6gy oxövreg,
sardnuei En’ aurovs Eisorgarevom. — Ms aber
Drufus die Burg auf dem Taunus anlegte und feine
3. 8. fagt Dio Cassins 54. 39. Üsre z0v Apoücor
@rrıxarapgnrjoavra aurcv (tüv Soyaußgwr)
Ixeite goorpı0y Ti ogıov Erıreigioar xal dıs-
00 & Xarsas nap aim 19 "Pira. —
Diefe Befeftigung kann aber kaum eine andere fein, al6 die,
von der Tacitus (Annal. I. 56) fagt: positumgue (a
Germanico) castellum super vestigia paterni praesidii in
mente Tauno.
— 19 —
Abſichten deutlicher zeigte, fanden fie (9 v. Chr.) auf,
verbanben fi mit den Sigambern und verließen bie von
den Römern erhaltenen Sige der bier. Dio Cassius 54.
36: za züv Xarıwy — 005 yap zovg Zuyaußgovs
ueriornocy xal zÜS ZWpas avıuv, 7v ragd Tür
Poyualuv oixeiv ellnpeoav, Eavioınoav, 6 Agovcog
Ta utv xaxwae, za dE Eyeıpwoaro. — Unter diefen
verlaffenen Sigen iſt hauptfächlich der Taunus zu vers
ſtehen, da er durch die auf feinem Kamme zum Theile
fon damals angelegten und ſeitdem Immer mehr vervoll⸗
fländigten Befeftigungen von den Römern beherrfcht wurde.
Doc muß entweder ein Theil des Volkes zurüdgeblieben fein
oder fpäter fich wieder eingefunben haben, da bald darauf,
feit den Zeiten des Kaiſers Claudius, die ohne Zweifel
chattiſchen Mattiaken ald Bewohner des Landes zwifchen
Main, Rhein und Lahn zu beiden Seiten des römifchen
limes unter ber Herrſchaft der Römer genannt werben.
Der Rame ift wahrfcheinlich Fein eigentlicher und bei den
Deutfchen feldft gebräuchlicger Volföname, der cinen bes
fonderen Stamm der Chatten bezeichnete, fondern nur
von den Römern den ihnen unterworfenen Chatten von
dem Hauptorte beigelegt °). Daher verfchwindet er auch
5) Der Hauptort war bekanntlich Aquae Mattiacae (Ammian.
Marcellin. 29. 4.) ober Mattiacum. Denn in ber Gtelle des
Plinius histor. natural. 31. 17. Sunt et Mattiaci in Ger-
mania fontes calidi trans Rhenum, ift offenbar Mattiaci
Genitiv von Mattiacum, nicht Adjectiv zu fontes. Diefer ältere
Rame beweiſt auch die Identität diefes Mattiacum mit dem Mar-
TIaXOY des Ptolemäus, welches man fälfhlid für Marburg
gehalten hat. Zwar hat Ptolemäus felbft Mattium und Mat-
mit dem Aufhören ber römifchen Herrichaft, macht dem
der hatten Plap und erſcheint nur noch einmal in fehr
fpäter Zeit als Bezeichnung einer Abtheilung Deutfcher
im römifchen Heere. Es if dieß nicht ohne Wichtigkeit
für den Zwed meiner Unterfuchung, den Beweis zu füh-
en, daß die heutigen Raffauer rein fränkifcher Abs
Rammung find. In dem angeführten Buche von Müller
heißt es nämlich: „Diefes große Bolt (die Chatten)
befand aus einer Verbindung mehrerer Meiner Etämme.
Doch zeigt ſich Hierbei die eigenthümliche Erſcheinung,
daß bei der Auflöfung dieſes Bundes die beiden Haupt
beflandtheile desſelben, oder die eigentlichen Chatten und
die chattiſchen Bundeövölfer ſich ganz verſchiedenen Vöͤl⸗
kervereinen anſchloſſen und daß jene erſteren ſich durch
alle Zeiten der Geſchichte hindurch ihren alten Ramen
bewahrt haben. Denn der jüngere Namen ber Heſſen
iſt offenbar Nichts Anderes, ald der Altere Ramen der
Chatten“. Und I, p. 127: „Der dattifche Voͤllerbund
tiacum verwechſelt und für fin Merzıaxdv, das er nord⸗
lid) von “Agzavvov fegt, bie Gratseftimmung gegeben, bie
zu Mattium paßt, doch iſt ber Rame gewiß bie griechiſche
Ueberfegung bes Mattiacum des Plinius. Daher irrt auch
Beuß, wenn er die Mattiaker blos deswegen nicht von Mat-
. tacum genannt wiſſen wiß, weil dieſes (das er nach Ptoles
mäus für eins hält mit Mattium, dem Pauptorte ber frei
gebliebenen Chatten), nicht im Geblete der Mattioker geles
gen habe. — Uebrigens ſcheint mir Matliacum, (entſtanden
aus matte Wiefe, und ach, Bad, das fo häufig als Fluße
und Ortsname vorkommt und römiſch acum lauten mußte),
genau „Wiesbaden‘’ zu bedeuten. So au Forbiger IL,
403.
— 441 —
ſcheint ſich zu der Zeit, als ſich die größeren Völkerver⸗
bindungen in Dentfhland bildeten, in feine urfprünglichen
Beftandtheile aufgelöf zu haben. Denn die Ehatten fin
den wir zwar fortan in dem Bunde ber Franken genannt,
aber «8 waren dieß mur die eigentlichen Chatten im
Heſſengau und Oberlahngau. Dagegen erfcheinen bie
ſüdlichen chattiſchen Stämme in der Wetterau, Kuniges⸗
ſundra umd Rieverlahngau in der Verbindung der Mles
mannen, deren Namen uns in den Maingegenden zuerft
entgegentritt." ragt man aber nach dem Namen biefer
chattiſchen Bundesvölfer, fo nennt Müller zuerft die
Mattiafen, die er doc, da er fie auf die Fleine Kuniges⸗
fundra befchränt, fhon deßwegen nicht ald eigenes Bolt
anfehen konnte. Und wenn er fagt: „Auch feheint ihr
Rame erft feit der Zeit in Gebrauch gekommen zu fein,
als die Römer den eroberten überrheinifchen Theil Ger⸗
maniens mit Wällen umgeben und als biefer Theil der
Chatten innerhalb jenes umfchloffenen Gebiets fid willig
der römifchen Oberherrfchaft ergab," fo gibt er ſelbſt da»
mit zu, daß die Mattiafer eben Fein befonderer, von den
eigentlichen Chatten verſchiedener Etamm geweſen feien.
— Dann neunt er noch die Danduten, „die ein chattis
her Stamm gewefen zu fein ſcheinen und derer Sig
man in dem oberen Lahngau zu finden geglaubt hat,“
und fährt fort: „Bedeutender, wenn aud) erft in fpäs
terer Zeit erfcheinen die Buccinobanten, die wir als eis
nen Zweig der Alemannen kennen lernen und deren Site
in den füdlichen Theilen des chattifchen Landes, in dem
Niederlahngau und der Wetterau gefucht werden müſſen.“
Da man alfo von den Danduten gar nicht weiß, ob fie
— 42 —
im Chattenland gewohnt, die Buccinobanten aber erſt in
viel ſpaͤterer Zeit, als der Alemannen⸗ oder Frankenbund
ſich ſchon gebildet, nur einmal dieoſeits des Mains, als
vor Kurzem eingezogen erwähnt werben, fo fällt damit
die Annahme von Chatten und dhattifchen Bundesvölkern
ald völlig ungegründet zufammen. — Auch aus dem Ras
men der Heflen, den fpäter allerdings nur bie nörblichen
Chatten führten, kann man nicht fchließen, daß dieſe auch
früher im engern und eigentlichen Sinn Chatten geheißen,
da aus fprachlichen Gründen Heflen nicht aus Chatten
entftanden fein Tann. Vielmehr bat Zeuß p. 348
wahrſcheinlich gemacht, daß Hessi urfprünglih ein
Sauname war und gerade die Chatten nur ein einiges,
nicht in Stämme zerfallendes Volk bildeten. Es erklärt
fih daher leicht, daß der Name der Mattiaci feit dem
Ende des 2. Jahrhunderts, wie es fcheint, nur noch eins
mal in der Notitia imperii vorfommt, da er gar feinen
eigenen Zweig des Volkes, fondern nur die bisher von
den übrigen Chatten politifch getrennten Bewohner des
Taunus bezeichnete, und folgt aus dem Verſchwinden bes
Namens keineswegs das Berfchwinden des Volkes, das
vielmehr von nun an eben fo wieder zu ben Chatten
(bald Franken) gehört, wie es früher, vor der roͤmiſchen
Herrfchaft nur fo genannt wurde.
Wenn man aber nun aus einer Stelle des Ptole⸗
mäus gefchlojien bat, daB die daſelbſt genannten BVölfer
auf dem Taunus gewohnt, fo hat man dafür auch feinen
einzigen haltbaren Grund, vielmehr ergibt fih daraus,
daß damald (ungefähr 150 n. Chr.) Chatten das Land
— 1 —
bewohnten. — Die Etelle ſteht libr. II. c. 10. 15. p. 150
in der Ausgabe von Wilberg und heißt:
Kartyovoı 63 is Tepnavlas ra udv napd rör
‘Pivov norauov dpgoutvors art Gpxıuv olte Bouo-
axzegor ol puxgol xal ol Zuyaußpor up ous ob
Zovnßor oi Aayyoßapdor. elra Teyxepoı xal ’Ivxgl-
weg uerabü ou ‘Privov xal zuv "Aßvoßaluv Öpkem.
xal Zr ’Ivrovepyoı xal Ovapyluves xal Kapırvol-
üg'ous Ovionol al 7) rüv "Ekovnslwv Eonuog uexge
zör elomutvan "Alnlav öptwr.
Alle die genannten Völfer wohnten alfo an dem
Rhein und folgen in der Richtung won Nordweſten nach
Südoſten. Reben den Sigambern wohnen die Sounßos
Aayyoßagdor d. h. die Chatten °), wie fie ſchon Tängft
mit furger Unterbrechung der Zeit, da die Tenchterer
und Ufipeter auf ihrer Wanderung nach Süden ſich zwi⸗
ſchen Sieg und Lahn aufhielten 7), die ſüdlichen Rache
barn der erflern geweſen waren. Die Chatten aber wohn
ten bis an den Main, bie Tenchterer alfo damals ſchon
füdlih von diefem Fluſſe. Schon mit dem Worte
6) Dieß hat Beuß bewieſen p. 95.
?) Tacit, German. 82. Proximi Chattis certum jam alveo Rhe-
num quique terminus esse sufflelat Usipii ac Tencteri co-
lunt. Welche Stelle des Rheins gemeint fei, geht daraus
nicht mit Beſtimmtheit hervor, doch ift entiweder an die Müns
dung der Sieg oder bie der Lahn zu denken ebenfalls
mobnten damals Zencterer und Ufipeter zwiſchen Sigambern
und Mattiaken, mit welchen fie 70 n. Chr. Mainz belagers
ten. — Um 59 n. Ehr. wohnten fie noch weiter unten.
Beuß p. 80.
- 44 —
elre ſcheint, wenn man bie Art der Aufzählung beachtet,
eine neue Naturabtheilung bezeichnet zu fein, wie fie an
der Mündung des Mains mit der mittelrheiniſchen Tiefe
ebene beginnt. Wenn es dann heißt, die Tencterer und
Inkrionen wohnten nerakd roũ ‘Prvov zal zur “Aßvo-
Beiwv Opium, fo iR damit der Theil eben dieſer Ebene
wwifchen Rhein einer» und Oben» und Schwarzwald an⸗
vererfeitS gemeint. Zwar verfteht gerade Ptolemäus uns
ter ’ABvoßaia öpn auch die nördlich von der Mainmüns
dung den Rhein begleitenden Gebirge *); da diefe aber
ganz nahe an den Strom treten, fo fonnte nicht wohl
gefagt werben, jene wohnten zwiſchen Strom und Ge⸗
birg. Much wäre dann damit gar fein Unterſchied von
dem Gebiet der Sigambern und Chatten gegeben, da biefe
ja auch auf den "Aßroßaia den im weiteren Sinn
wohnten. Um fo mehr müffen die folgenden, als weiter
ſüdlich wohnend genannten Bölfer weit außerhalb der
Grenzen unferes Landes gewohnt haben, und es if mir
geradezu unbegreiflih, wie man fie nach biefer Stelle auf
den Taunus fegen konnte. Denn auch unter Sovnßos
nur die Bewohner des inneren Landes zu verftchen, iſt
unzuläfiig, weil ja nur die mrapd zör 'Pivov wohnenden
BVölfer genannt werden. Die Ufipeter fept auh Zeuf
nach diefer Stelle füblih vom Maine, er ift aber mit
ſich ſelbſt im Widerfpruch, wenn er zu biefer felben Zeit
die Tenchterer noch zwifchen Sieg und Lahn wohnen
8) Er verfteht fie auch darunter, aber nicht allein. Das ergibt
ſich aus feiner Gradbeftimmung. Siehe auch Forbiger IL
p. 819
- 1 —
fäßt, wo, wie er ſelbſt an einem andern Drte fagt, Die Chat⸗
ten die ſüdlichen Nachbarn der Sigambern gewefen.
Diefe von Ptolemäns im Süden der Chatten ans
gefegten Völfer bildeten aller Wahrfcheinlichfeit nach fpä-
ter den Bund der Alamannen, wenigſtens werben feit
213 die Völker fünlih vom untern Main fo genannt,
und heißt die mittelcheinifche Tiefebene diesſeits des
Rheines auf der Tabul. Peutinger. Alamannia, das
Land aber nörblih davon Suevia, worunter bier das
Gebiet der Chatten zu verfichen. — Auch werben bie
Mamannen beim erften Zufammentreffen mit den Römern
ebenfo wegen ihrer vortrefflichen Reiterei gerühmt, wie früher
die Tenchterer und Uſipeter. Wenn man alfo, wie nicht
bloß Zeuß, fondern au Müller thut, auf die Iden⸗
tität der Tenchterer u. f. w. mit den fpätern Alamannen
daraus gefchlofien hat, daß beide am Main gewohnt, fo
toiderfprechen ſich jene zwar, befonders Müller, der bie
genannten Völker nörblih vom Main fest und dann
wieder die Alamannen bis zur Lahn wohnen läßt, weil
die andern da gewohnt; da wir jeboch gezeigt haben, daß
diefe ſchon zur Zeit des Ptolemäus fünlic vom Maine
gewohnt, fo iſt es allerdings wahrſcheinlich, daß fie in
die Alamannen aufgegangen find, ja deren Kern gebildet
haben.
Gegen diefe zog im 3. 213, wo fie zuerft genannt
werben, Earacalla. Alemannos, gentem populosam ex
equo mirifice pugnantem, prope Moenum amnem devicit.
Aurel. Victor de Caesar. XXI; Aelius Spartian. Caracall,
c. 10. Damals fämpfte er auch in Ihrer Nähe gegen die Chats
ten. Denn Chatten find bie Kdvos des Dio Cassius ?).
”Eroldunge dd xal 6 "Aysavivog noos sıwas Kiv-
vous, Keltıxöv 39vos. souzww (iv Xdrıwy) oiv al
ywalxss xal siw “Alßavar ') 00 un öcaı ya ä-
aluoar, dovAöngents rı indueıvav. Sie waren vor-
ber über den Rhein ins römiſche Gebiet eingefallen.
Catti in Germaniam irruperant: Capitol. Antonin,
phil. 8, Daß Caracalla damals auf dem Taunus we
nigſtens bis an ben ehemaligen limes vorbrang, beweiſen
die in der Nähe von Joftein gefundenen, darauf bezüg⸗
lichen, Steininſchriften, auch hat er wohl ven Wall wies
der hergeftellt, obgleich er bie Rüdfehr aus dem Innern
Lande an ben Rhein, wie Dio Cassius a. a. O. fagt,
erfaufen mußte. Wenigftens muß ſeitdem das Land wies
der feinige Zeit vömifch geweſen fein, da im Jahr
250 cives Taunenses auf Steininfchriften erwähnt wer⸗
den. Doc war biefe Herrfchaft fehr kurz und faft wäh-
rend des ganzen britten Jahrhunderts erfcheinen gleich⸗
mäßig Mainz gegenüber Franken — benn fo heißen
nun bie Ehatten und Alamannen, von einander durch den
Main gefchieben, ſtets drohend über den Rhein zu gehen,
wenn fie auch noch manchmal von den Römern im eig ⸗
nen Lande angegriffen werben. So heißt es vom 3. 250:
Idem apud Moguntiaaum tribunus legionis sextae
Gallicanae Francos irruentes, quum vagarentur per
totam Galliam, sic afflixit, ut trecentos ex his captos,
septingentis interemtis, sub corona vendiderit. Vo-
9) Beuß p. 327.
10) Leg. Alauavur.
- 47 —
piso. Aurelian. 7. Aus derſelben Zeit iſt die Tabula
Peutinger., weldje das heutige Naſſau und bas übrige
Ehattenland Suevia in dem Sinne nennt, wie die Chats
ten bei Ptolemaeus Zovnßor und bei Caesar Suevi
heißen.
Ganz beftimmt wird auch im 9. 296 in Eumen.
Panegyr. Constantin. Caesar, dicto bie Rheinbrüde bei
Mainz als Rorbgrenze des Mlamannenlandes angegeben:
A ponte Rheni usque ad Danubii transitum Cantien-
sem devastata atque exhausta Alamannia. (Siehe
auch Wenk, Heffifche Landesgeſchichte I. p. 18.) Run
bat man aber geglaubt, daß etwa feit 350 die Alaman-
nen ſich nörblich über den Main bis zur Lahn ausge
breitet, und dieſen Stri bis auf Chlodwig in Bes
fis gehabt Hätten. Es wird daher gut fein, die hierauf
bezüglichen Stellen de Ammianus zu betrachten. Lib.
XVII. 1 (857 3. n. Ehr.) heißt es von dem erften Zuge
des Julianus gegen die Alamannen diesſeits des Rheins:
Mox ad locum praedictum (Mogontiacum) est ven-
tum; flumine pontibus constratis transmisso occu-
pavere terras hostiles. At barbari, praestricti negotü
magnitudine, qui se in tranquillo positos otio tunc
parum inquietari posse sperabant, alioram exitio, quid
fortunis suis immineret, anxie cogitantes, simulata
pacis pctitione, ut primae vertiginis impetum decli-
narent, misere legatos cum verbis compositis, quae
denunciarent concordem foederum firmitatem: incer-
tumque quo consilio aut instituto mutata voluntate
per alios cursu celeri venire compulsos acerrimum
nostris mioati sunt bellum, ni eorum regionihus ex-
cessissent. Quibus fide clara comperlis, prima noo-
is quiete navigiis modicis et velocibus octingentos
imposuit milites: ea re, ut vi ingenti sursum versus
decurso egressi, quidquid invenire potuissent, ferro
violarent et flammis. (Quo ita disposito solis primo
exortu visis per montium vertices barbaris ad cel-
siora ducebatur alacrior miles nulloque invento —
siquidem opinati discessere confestim - eminus in-
gentia fumi volumina visebantur, indicantia no-
stros perruptas populari terras hostiles. Quse res
Germanorum perculit animos atque desertis in-
sidiis, quas per arta loca et latebrosa struxerant
nostris, trans Moenum nomine fluvium ad opitulan-
dum suis necessitudinibus avolarunt. Ut enim rebus
amat fieri dubiis et turbatis, hinc equitam nostrorum
adcursu, indo navigiis vectorum militum impetu re-
pentino perterrefacti evadendi subsidium velox loco-
rum invenere prudentes. Quorum digressu miles li-
bere gradiens opulentas pecore villas et frugibus
rapiebat nulli parcendo. Emensaque aestimatione de-
cimi lapidis cum prope silvam veniret squalore tene-
brarum horrendam xzA. Rad dem ganzen Zufammen-
bang ging damals Julian auf dem linken Mainufer hin
auf, wie auch Wenf annimmt, nur find feine Gründe
nicht ſtichhaltig und hat er überhaupt die Stelle mißver-
fanden. Eie ift aber nur bei der Annahme verftändlich,
daß die erzählten Begebenheiten auf der linfen Seite
vorfielen. Als nämlich Julian bereits auf feindlichen
Boden, füblih vom Main, vorgerädt war, wurde er
durch die Friedensbotſchaft der Mlamannen aufgehalten ;
- 40 —
als fie aber bald darauf Widerftand feiften zu wollen
erflärten, — unterbeflen war es Abend geworden — fchidte
er während der Nacht in leichten Schiffen 800 Mann
den Main hinauf “), damit fie die Alamannen auf eis
ner andern Seite unvermuthet überfielen. Am folgenden
Morgen führte er fein Heer die erſten Höhen ber Berg-
fraße hinauf, über der auf dem Gebirge die Feinde ſich
zeigten, aber fogleich zurüdzogen. Da erblidten fie den
Rand) ihrer Dörfer, welche jene Achthundert angezündet
hatten. Diefe waren nämlich den Main eine Strede
hinaufgefahren, dann ind Gebiet der Alamannen einge
fallen und drangen nun von Norden gegen den Oben
wald vor, während Julian von Weften eben dahin vor
rüdte. — Darüber verloren die Deutfchen den Muth
und fuchten ſich durch die Feinde mit den Ihrigen über
den Main zu retten °), was ihnen auch gelang. Da fie
») Im Texte ift nach sursus versus ein Wort, ber Name bes
Fluſſes, ausgefallen oder darin verſteckt. Rach dem Zufams
menhang Tann es kaum ein anderes fein, ald Moeno, doch
würbe Rheno das, worauf es ankommt, nicht ändern, ja
man würbe dann um fo mehr zu meiner Annahme genöthigt.
uebrigens gebraucht Ammian. öfters decurrere von ber Fahrt
flußaufwärts, J
2) Das heißt trans Moenum fluvium ad opitulandum suis
necessitud inibus avolarunt. Denn „ben Ihrigen gegen die
Nömer beiftehen” Eonnten fie ja nicht, wenn fie auf bie andere
@eite des Mains, wo biefe nicht waren, flohen. Die Erklä⸗
rung von Wen, daß bie Alamannen von ber rechten Seite,
wohin fie ſich zuerft erftredt hätten, auf bie linke, mo bie
Römer gewefen, ſich zur Rettung ihrer Gabe begeben, ift ofs
fenbar falfdh, da beide von Anfang an auf bemfelben Ufer
20
— 40 —
aber ihre Dörfer im Stiche ließen, plünberten die Römer
ungehindert. Auf bem weiteren Marfche lamen biefe in
das Innere des Odenwaldes, in bem fie aber weiter
vorzudringen nicht für gerathen hielten. — Diefe Ers
Härung fcheint mir durchaus einfach und den Worten
angemefien, während man bei der Annahme, daß ein
Zug auf der rechten Seite des Mains flattgefunden, auf
vielfache Schwierigfeiten fößt, die zum Theil ſchon von
Wenk bemerklich gemacht worden find. Ganz beſonders
widerfpricht diefer Annahme die Natur des Laudes auf
der rechten Seite, jedoch will ich das Einzelne übergehen,
da jeder anfmerffame Lefer bei obiger Stelle felbft daß,
was ich meine, finden wird. — Wenn es aber in der
weiteren Belchreibung dieſes Zuges heißt: Munimentum,
quod in Alamannorum solo conditum Trajanus suo no-
mine voluit adpellari — fo verfteht man zwar mei⸗
ſtens darunter Hebdernheim , doch iſt diefe Identität er⸗
ſtens nicht ganz ficher, und kann diefe Stelle einen Zwei⸗
fel begründen, dann aber Fönnte fehr wohl diefes hart an
der Grenze des Alamannenlandes gelegene Eaftell von Am-
mianus „in solo Alamannorum conditum“ genannt
worden ober felbft im Befige der Alamannen gewefen
fein, ohne daß daraus folgte, diefe hätten über die Main-
ebene hinaus fi auf den Taunus verbreitet. Denn
überhaupt, wenn ich vom Maine, als der Grenze der
Franken und Alamannen ſpreche, fo kann in diefen Jahr-
waren, auch gefagt wird, daß bie Mamannen flohen und
ihre Dörfer preisgaben.
— 451 —
hunderten nicht von feften Grenzbeſtimmungen im Sinne
moderner Staaten die Rebe fein.
Im Jahre 358 zog Julian zum zweiten Male ges
gen die Alamannen und unterwarf zuerſt ben König
Suomar, ber feitvem Bundeögenofie der Römer blieb.
Es wird nicht gefagt, wo der Uebergang über den
Rhein flattgefunden, da aber Suomar ald Nachbar des
am Redar wohnenden Königs Hortarius erwähnt wird,
auch füdlih von den Alamannen, gegen die Julian im
Jahre vorher gezogen war, wohnte "), fo muß fein Gau
wenigſtens fünlih vom Main, wahrfcpeinlih bis zum
Redar reichend, gelegen haben.
Auf einem dritten, gegen ben am Nedar wohnen-
den Hortarius unternommenen Zuge (359 n. Chr.) ging
Julian, um das Gebiet des jet befreundeten Suomar
zu ſchonen, oberhalb von Mainz; über den Rhein.
Daraus folgt aber doch bloß, daß des Suomar Gebiet
*3) Daß die am Mainufer wohnenden, von Zulion queeft bes
tämpften Alomannen andere geweſen, ald bie, deren König
Suom ar war, geht daraus hervor, daf er unter den Könis
‚gen der erfien nicht genannt wirb, was gewiß geſchehen wäre,
da ihn Ammianus ja fannte. Auch fagt Ammianus von ben
Königen der nördlichen Alamannen: tres immanissimi reges
venere, tandem aliquando trepidi, ex his, qui misere vic-
tis apud Argentoratum auxilia; @uomar aber hatte felbft
bei Straßburg gegen Julian gekämpft, (Alamannorum res
ges Chnodomarius et Vestralpus — cum Suomario in
unum robore virium collecto — consedere prope urbem
Argentoratum, Amm. XVI., 12) und unterwarf ſich erft 858.
(Suomarius ultro eum suis venit, ferox ante saeviensque
in damna Romana. )
29*
— 42 —
nördlich von dem des Hortarius, alſo vom Nedar, nicht
wie Zeuß annimmt, nörblih vom Main gelegen babe.
— Auf diefem Zuge traf Julian an den Grenzen ber
Mamannen und Burgunder den König Macrian, der alfo
damals noch weit oͤſtlich vom Rheine am ober in einis
ger Entfernung vom Main wohnte. Nachher aber er-
ſcheint er, der König der Buccinobanten, auf dem Tau⸗
nus. Ammian, XXIX., 4 (3. 371) fagt von Valenti-⸗
nian: Agitabatur inter multiplices curas id potiesi-
mum omnium et primum, ut Marciannm regem auc-
tum inter crebras mutationes successionum jamque
in nostros adultis viribus exsurgentem vi supersti-
tem raperet. Junxit pontibus Rhenum, Et antegres-
sus contra Mattiacas aquas Severus. (Daraus, daß
bier zur Bezeichnung des Uebergangs Mattiacae aquae
genannt ift, ſcheint, beiläufig gefagt, auch hervorzuheben,
daß die früher von Ammian erwähnten Webergänge nicht
bei Caftel, fondern in einer Gegend Statt fanden, wo
fein größerer Ort lag, d.h. fühlih am Main.) — Dann
beißt es etwas weiter unten: In Macriani locum Buc-
cinobantibus, quae contra Mogontiacum gens est Ala-
manna, regem Fraomarium ordinavit. Diefe und bie
Stelle XXX, 3 über denfelden Macrian find die einzis
gen, in denen Alamannen auf dem Taunus genannt
werden. Buccinobanten hatten aber noch Furg vorher an
der Grenze der Burgunder gewohnt und waren wahrs
ſcheinlich von diefen, die überhaupt ſchon längere Zeit von
Südoſten die Alamannen drängten, vertrieben, zugleich feit
Juliane Tod gegen die Römer erflarkt, über den Main
und abwärts nach dem Taunus gezogen. Aber berfelbe
— 48 —
Macrian fiel auch bald im Kampfe gegen die Franken,
und wenn nicht, wie es wahrſcheinlich iſt, die Buccino⸗
banten unmittelbar darauf von dieſen über den Main
zurückgeworfen wurden, fo mußten fie doch im Anfange
des nächftien Jahrhunderts vor den bis zur Mündung des
Mains und dann über den Rhein ſich ausbreitenden Burs
gundern mit ihren Stammgenoffen nad} Süden weichen '*).
Daß aber ſchon damals die Franken wieder bis zur Main
mündung wohnten, ſcheint auch aus der Erwähnung eis
nes Kampfes der noch vor ben Burgundern in dieſer Gegend
über den Rhein gehenden Banbalen mit ihnen zu folgen *).
Seit diefer Zeit wird der Taunus durchaus fraͤnkiſch ges
nannt ; zwar verfuchten nach dem Abzuge ber Burgunder
die Wlamannen nod einmal in dem verlaffenen Lande
ſich bis zu ihrer ehemaligen Rorbgrenze, dem Maine, aus-
zudehnen, fie fcheinen auch mehre Städte am Main, for
wie Worms, einige Zeit wieder befefien zu haben, doch
waren bie Franken weit über den Main nah Süden
vorgebrungen, worüber das Nähere bei Zeuß a. a. O.
zu finden. Es war alfo vor Chlodwig nicht blos Raffau,
in welchem mit Ausnahme der kurzen Zeit, da fih Mas
ertanus eindrängte, überhaupt feit dem Abzuge der Ubier,
Ehatten (Franken) wohnten, fraͤnkiſch, fondern das ganze
rheinifche Franzien beftand, wenn auch ohne diefen Namen,
hoͤchſt wahrfcheinlich ſchon feit dem Abzuge der Burguns
der in feiner aus fpäterer Zeit befannten Ausdehnung zu
beiden Seiten des Rheins von Sieg und Mofel bis
) 3euß 317 ff. 346. 347.
»5) Müller p. 339.
- mM —
Murg und Sur. — Was denn nun eigentlich Ehlobreig
durch jenen berühmten Sieg über die Alamannen gewon⸗
nen, wie er fie beflegt u. |. w., geht mich jet weiter
nicht an: fo viel iſt gewiß, daß NRaflau auch ſüdlich von
der Lahn nie längere Zeit von Alamannen bewohnt gewefen
und feine Bewohner rein fränkiſcher, urſprünglich
Hattifcher, WbRammung find. — Wenn man aber, wie
Bogel in dem angeführten Buche daraus, daß das füb-
Ude Naſſau erft durch Chlodwig fränkiſch geworden,
nicht blos viele Verhältnifie Naſſau's im Mittelalter er⸗
Härt, fondern fogar aus biefen. Berhältnifien auf die
Thatſache einer Unterwerfung der alamannifchen Bewoh-
ner unter die Franken fchließt, fo würde, auch wenn das
von mir Rachgeiviefene nicht fo ficher wäre, als es if,
doch diefe Art zu ſchließen, fehr wenig bindend fein, da
ſich alle jene Verhaͤltniſſe auf andere Weife fehr einfach
erklären laffen.
u.
Miscellen
&. 3. Bodbmann’s und N. Kindlinger's hin⸗
terlaffene handſchriftliche Sammlungen zur
Geſchichte des Rheingau’s.
Vom Archivdirector Dr. Friedemann in Idſtein.
Wenn es fi ziemt, die Arbeiten früherer Forſcher
für die Landesgefchichte mit Dank und Aufmerffamfeit zu
benugen und aud) unvollendet hinterlafene Etüde ihrer
Feder nicht zu überfehen, fo verdienen die Genannten
diefe Rüdficht mehrfach, und es bedarf daher feiner Ent»
ſchuldigung, wenn bier Anfragen zu weiterer Aufhellung
geftellt werben.
Bodmann’s Rheinganifche Alt mer find bes
kannt; minder befannt ift, daß er viele Rachträge dazu
bei feinen Lebzeiten fammelte, über deren Schidjal nach
feinem Tode die Nachrichten fehlen. Der Hofrath Defter-
reicher, Archivar zu Bamberg, erwähnt in dem Archive
der Gefellfchaft für ältere deutſche Gefchichte v. I. 1821
Bd. VII. ©. 207. ganz genau unter Bodmann's literaris
ſchem Rachlaffe defien „handfchriftliche Rachträge zu feis
nen Rheinganifchen Alterthümern." — Der —X
Dümge zu Carlsruhe macht dazu die Bemerfung, daß
er feloft „ein ſtarkes Manufeript folder Nachträge ſchon
vor Jahr und Tag bei dem Verſtorbenen gefchen habe.”
Roch jegt müßten dieſe Nachträge von mehrfachen Nutzen
fein. —
Vicepräfident Dr Schaab zu Mainz hat des Ver-
ſtorbenen Biographie in den Vorreden zu feiner Geſch.
der Stadt Mainz (Mainz 1841) und der Gefch. des
Rheinifhen Städtebundes (Mainz 1843) gegeben und
deſſen hiſtoriſche Arbeiten näher gefchilvert; aber dieſe
„Rachträge” bleiben unerwähnt.
Kindlingerd Nachläß über den Rheingau habe
ich .anderwärts *) mur Furg erwähnt, nehme aber jeht
Veränlaffung, das Weitere davon mitzutheilen, um auch
darauf die AufmerHfamfeit der Mitforfcher zu weiterer
Mufhelung au lenken.
Ba Nachlaß °) Kinblingers Taufte die
Königl. preuß. Regierung für mehrere Taufende von Tha-
lern an und legte ihn in bem Far von Münfer
) In „Zweiten Bortrage über die Mitwirkung ber Herz. Rafl.
Archive für bie Arbeiten unb h Duede bes Rafi. hiñ. Ber-
eine.” (Wiesb. 1848). ©. 28.
*) &8 find im Ganzen mehr ald 200 Foliobände. Der Iu-
halt der einjelnen Bände wurde in einer befonderen Drud-
fehrift befannt gemacht: „Verzeichniß über bie Kinbli ie
eg, und bie barin vorkommenden
benabjdpriften. Für bie glieder bes Vereins für Baler-
Klar te —X lens“ —S—— bei Seiwing
1828; ich Dr. Scha ab, welder in
eben —— erben zur Gef. feiner Vaterſtabt und
bes Rhein. Gtädtehundes die Biographien vieler Mai:
Hiorifer gab, Hat am Iepteren Orte (Bb. IL ©. VII. N)
feines Freumbes Kinblinger Biographie umb nähere Ra
richten über bie Schidjale und ben Imbalt feiner
Ta jen mach eigener jahrelanger Kenntniß gegeben. Gin
an Heft der Zeitſchrift für bie Recht euifgand's
le Ungaben in weiterer Bergleihung narlegen , nad
1 F gelungen iſt, über die am Kurheſſen abgegebenen
Bände da8 fehlende ‚grhaltenegeichmiß gu ergänzen.
Der im I. 1851 verflorbene k. preuß. Arhivrath Dr
&rharb in ber Borrebe zu Regesta hist. Westph. B.
(1847) jagt ©. XI. ‚Dieginktin erſche Sammlung ift bie ai
des bemunberungewärbigften, ebenerängtichen leißes dieſes
thätigen Mannes. Sie beſtand urſprunglich aus 202 63
ib· Banden wozu noch 18 Folio- und 11 Ouartbänbe
fogenannter Codices koınmen ; in Allen alfo aus 231 Bän-
ben, wovon jeboch 24 Bände ſchon vor ber Einverleibung im
das f. Archiv abhanden gelommen find. Der größere Theil
befteht in alten von Kinblinger gefammelten, ber Bleinere
aus ben von ihm ſelbſt gefertigten Abichriften und ſonſtigen
Ausarbeitungen,
— —
nieder, weil der Inhalt meift auf Weftfalen Deuug hat.
Aber auch Naffau, und beſonders den Rheingau betrifft
diefer Inhalt, und ich bin mehrere Jahre nebenher bes
fchäftigt gewefen, aus den mir zufällig überfendeten Bäns
den Erforderliches zu notiren ?).
Minder befannt ift aber, daß ben Iepten Theil des
Nachlaſſes, den Rheingau betr., das herzogl. naſſ. Staats⸗
minifterium anfaufte und im Jahr 1838 in's hiefige Ars
chiv zur Aufbewahrung abgab, wo er bis jegt unbenugt
lag. Ein neues und genaues Verzeichniß iſt darüber
aufgenommen worben und fo ergibt fich, daß mehrere Ab⸗
ſchnitte ganz drudfertig vorliegen, theild vor Bodmann's
Rheingauifchen Alterthümern abgefaßt, theild dar nach
als Fritifche Anmerfungen dazu. Hier und da beflagt
fi Kindlinger über Bodmann's Plagiate aus feinen
Arbeiten. So heißt es unter Anderem wörtlih. „Die Rote
a. Seite 47 hat Bodmann aus meiner „Rheingauer
Geſchichte“ wörtlich entlehnt *). Im Allgemeinen rühmt
wenigftend Bodmann ©. 124 Kindlinger's „Breunds
ſchaft und Unterflügung bei dem vorliegenden Werke.“
Es fäme darauf an, Bodmann's georudiee Werk mit
Kindlinger’s vorliegenden handfchriftlichen Arbeiten näher
zu vergleichen und etwaige Uchereinftimmungen im Ein-
3) Exfprießliche Benutzung lounte fchon eintreten bei ien
meiner Auffäge in ben Annalen bes hiſtoriſchen Vereins zu
Darmftabt VI, I., 1—17 über den Gau Kunigeffjunbra nnd
VL, De, fi. über bie urkundlichen Formen des Flußna-
mens Lahn.
) Achnli an anderen Orten. Zu 8. 29 Heißt es: „Bär hat
aus ber Urfunde geirrt, aber Bobmann aus Nachiäſſigkeit.
Richtig bat er S. 123 Alles erzählt, aus meiner ihm gelie-
henen Rheingauifcen Gedichte.” Zu 8. 84 — 39. „Die
erfte Entbedung, baf in ber Urkunde bei Wenf I, 101 bas
fogenannte Röbchen gemeint fei, hat Bobmann aus meiner
geichriebenen Geſchichte des Rheingau's entlehnt. Er wun-
derte fi), daß fo Etwas verflidtes body Könnte aufgepeüt
werben. a 8. CXIX. „Aus meinen Sragmenten zur Rhein-
gauifhen Gefchichte if} diefer Paragraph abgefchrieben.” Zu
CIV. ©.564. „Ba® hier gejagt wirb, habe ich fon vor
Jahren bruden laſſen und beſſer.“
- 0 —
nen zu verfolgen. Dazu bat mir bisher bie Zeit
Fr aber ich — nicht —E * ben
Arbeiten Kindlingers bier nach allen ihren Im und und
mit ihrem ganzen ilte fo volftändig den Forſchern
zu weiterer Kenntnißnahme vorzulegen, ald es bißher noch
nie seigahı, indem ich felbft nur erft Andeutungen gab.
Die erfte und hauptſachlichſte Arbeit beftehet aus
einem Eonvolut in Quartform und gehefte, auf S.1 —
84 Tert und ©. 95— 138 Noten, mit der Ueberfchrift:
„Bruchfüde aus der Landı efchichte des Rheingau’s mit
— Rüdfiht auf die vorderen Landeswaldthei⸗
lungen“
Darzuf folgt Geringes über die Stiftung des Klo⸗
ſters Tiefenthal, ein Berzeichniß der Urfunden über ven
Steinheimer Hof bei Eltville, Nachrichten über die Stadt
Eltville und zur Geſchichte der Herren v. Lindau. Daran
reihet fi ein Convolut von Urkunden zur Rheingauer
Landeögefchichte, deſſen Einzelnheiten hier nicht wohl aufs
gezählt werben Können.
Die kritiſchen Anmerkungen Kindlinger's zu Bob»
5) Die einzelnen Abtheilungen finb folgende:
$. 1. Natürliche Aalace | bes Rheingaues. $. 2. Anfieber
Aungen und hanbtheile ber —E 18 2, —
Berfaffung. $. 4. Die Erzbiſchöfe wurden Hofherrn und
Lanbeöherrn. 8.6. Fortfegung und Erſcheinung ber vier
Aemter. 8. 6. Garn. und Säuitheißengericht, Amis · und
Landgericht; erfle Haupttheilung ber vorberen
3. 7. Unterabteilung ber Amtstwalbungen. 8.8. Mei 6,
ben man bei ber Serpupritung und den Unterabteilungen
gum Grunde legte. da gerttetumg — def ber nt
er Boben zum — dei der Theilun; dungen
Fa worben fei. 8. 10. Gtwas vom ae Eltville.
Etwas vom fogenannten Lanbgraben im Oberamte.
$. 12. Etwas vom Fleden Neuborf, feinem alten Ramen
und Zumadfe. $. 13. Erteeiterung feiner Gelb- und Bald-
mark auf ter Seite bes Bachs und fein zweiter Gerichte
Rand. 8.14. Etwas aus dem Lindauifien Gerichte $. 5.
Irrungen zwifhen Neudorf und Eitville in
Rechte am Bezirke bes Eltviller Amtswaldes, ben. di
ville ala Cigenthum alleinIzueignen möchte. $. 16. Yort-
fegungen biefer, Irrungen.
— 4 —
manns Rheingauifchen Alterthümern bilden einen befons
deren Abfchnitt, in 38 Nummern, mit folgender Ueber⸗
föhrift:, „Kritit über Bodmann's Rpeingauifche Alterthüs
mer." ©).
Saranf folgen „Rheingauer Sachen von Kinblins
er;“ nur einige Urfundenabfchriften aus verfchiebener
it. —
Voller iſt dagegen ein Eonvolut in 53 Rummern,
mit der Ueberfchrift: „Zur Rheingauer Landeögefchichte” 7).
“Hier ift ber Herr Ber-
1% „Apage.“ „Boffen.”
nObrtl” „Raus
valde.” Ebenſo
ch "Ausb:
. Daß Kindlinger ſelbſt fehlen Tann, zeig beſonders
in rehtigen Beni jen, wie Den “ ARE von
Bald -ab herleitet, welches nieberbentjh af Tante, latt von
afa »h Bad. Ob bi F zerſtreuten zen etiva bie Bar
AS zu einer ſormlichen, aber ansführlichen, Recenfion in ei»
nem Titerorifen Blatte fein follten, echeilet nirgends. —
Kinblinger hat au mit Bodmann mündliche Dieputationen
gehabt, wie aus mander Stelle hervorgehet. Daß Kind-.
linger, als Berfaffer von ber anerkannten „Geſchichte ber
deutſchen Börigteit, über Entfiehung ber Huben unb Hu
bengerichte, über Gteuer- und Gchagumgswefen im Rpein-
au und dergl. bie Vermuthung — Lenntniſſe für
fa bat, bebarf feiner Bemerkung:
Darnaqh hatte Kindlinger die Abfiht, „ben Entwurf einer
Geſchichte bes Rheingames” zu geben, unb zwar in folgen-
ben Abfpnitten: 1. „Natürliche Anlage bes Rheingaues.
2. Wahriiheinliher Zufand in früperen Zelten, von denen
wir feine Kunde haben. 3. Zuftand in den Zeiten, wo es
von ben Römern heimgefucht unb befeht wurbe; Worfälle
und enberungen während biefer Periode. 4. Zuftand un
ter ben Alemannen und Sranlen bis zu Karl bem Großen
unb zur Ginführung bes Chriflenthums. 5. Werfaflung zu
J
— 42 —
Es folgen unter gleicher Auffchrift 6 Nummern mit als
lerlei Rotizen. och voller find die deutfchen und latei⸗
niſchen Skizzen, Roten und Notizen Kindiinger's „Zur
Geſchichte des Rheingaus“ in 41 Paragraphen ®).
folgen wieder, unter der Auffchrift „Zur Rhein»
gauer Landeögefchichte" in 17 Rummern allerlei Notizen ?).
Zeiten Karl des Großen und feiner Nachfolger. 6. Berfaf-
fing nad bem Karolingifchen Zeitalter, bis zur Zeit, wo
der Rheingan unter ben Mainzer Erzbiſchoſ als Haupt und
dann als Lanbesheren kam. 7. Zuftand unter ben Erzbi⸗
kaöfen, bis ins 15. Jahrpunbert. 8. Allmählige Aenberung
in ber älteren Berfaffung bis auf ben legten Kurfärften. 9.
Zufland beim Antritt bes letzten Kurfürften, Hauptänberun-
gen zum Mmfurz der Äitern Berfofung, Borfslungen der
heingauer gegen ſolche Eingriffe, gewaltfame Durchſetzuug
ber genommenen Maßregeln, wober man einen heimlie
Gang, um bie Rheingauer zu ſchonen, beobachtet.” ie
volle Ausarbeitung, welche manche Iocale Nebenzwede ge-
t zu haben feint, iſt entweber nicht durchgängig zu
tande gelommen, ober in anber Hände übergegangen ; Ie-
teres wich mahrf_peinlich bei ben fritifchen Bemerfungen zu
Bodmann’s Drudfhrift, Was unter der angegebenen Ru-
brit vorliegt, beträgt 16 beſchriebene Bogen in ganzem Bor-
mat, unb awar mit folgenben Ueberfchriften: $. „Heutige
Beichaffenbeit bes Rheingau’. $. 2. Heutige Berfafjung.
$. 3. Natürliche Anlage und Benölferung. 8. 4. Erſte An-
Tage zur Sicherheit durch Anlage eines Dorffriebens. $. 5.
Wartfeieben. $. 6. Landfrieden. $. 7. Bündniffe mit den
Benachbarten jenfeits ber Waldaff.“ Darauf folgen Notate,
meift aus Gubenus, über ältere Abgaben auf 4 Bogen.
Ferner über „die Freieit des Mheingauer Adels" 4'/, Bo-
gen. Darauf mehrere Blätter Über „Die Franken.“
5) Kindlinger bebiente fid häufig in feinen Rotigen, als Geiſt⸗
cher, der lateiniſchen Sprache für fi) Die übrigen Rummern
find nicht alle vorhanden. Beilpielsweiſe folgen von den ers
ſten bie Ueberfchriften. $. 1. Pagi Rheni inferioris notitiae
et origines. $. 2. Ditionis Moguntinae pars effectus quo-
modo. $. 3. Terra salica libera. $. 4. Ad allodium Aepi
quadamtenus relata. $. 5. Ejus relatio ad Aepum et
Archidioecesin. $ 6, Ad Capitulum Meirop. Mog. $. 7. Ad
Civitatem Mog. $, 8. Ad ceteras ditiones Electoratus Mog.
$. 9. Habitus interioris antiquitatis.
9) Auf lofen Octavblättern kurze chronologifche Angabe der Urs
kunden Über bie einzelnen Hauptorte in alphabetifcher Reihe.
Berner „Urkundenfammlung für die Rheingauifche
Landesgefchichte," aus verfchiedenen Jahren, meift Drigi⸗
nale und darunter das von 3. Grimm vergeblich ger
fuchte Weisthum des Rheingaues von 1324 ober bed Erzs
disthums von Mainz Gerechtigfeiten im Rheingau, zus
fammen 20 Stüde.
Zugleich will ich auch hier bemerken, daß die von
Kindlinger aufbewahrten und als verloren betrachteten
„Beiträge zur Naffauifchen Gefchichte von G. Horfter"
auf 313 gebrochenen Boliofeiten fidy wieder gefunden has
ben. Eben fo hat ſich dabei wieder gefunden ein altes
Copialbuch Wiesbader und Idſteiner Documente, von
Joh. Andreä.“
Sachlkundige Lefer werben leicht erachten, daß Kinds
linger’s Noten und Notizen mehr oder minder fragmen-
— find, daß ſie zu verſchiedenen Zeiten im PR der
verſchiedenartigſten Arbeiten mehr oder minder volftändig
niebergefehrieben und überarbeitet wurden, wie es bei Ge—
Iehrten zu gefchehen pflegt. Nichts defto weniger haben
fie um fo Üiheren Werth, als Kindlinger ein geborner
Rheingauer war und bie topifchen Kenntniffe alle aus
autoptifchen Lebenserfahrungen zu hiftorifchen Parallelen
a ‚
6.
Meine Anficht gehet nun dahin, daß die „Geſchichte
des Rheingaues“ einen offenbaren Gewinn haben würde,
wenn „Bodmann’s Dee Rachträge* zu feinem
gedrudten Werke aufgefunden würden, und wenn ein Sach⸗
fenner, möglichft aus der Gegend felbft, fich finden Fönnte,
um Kindlinger’s zerftreute Notizen zu einem Ganzen
zu verarbeiten, als weitere Rachträge, Beides dann zu
verbinden und endlich ein gutes alphabetifches Regifter
aller Einzelnheiten zu den Rachträgen und zu dem gr
drudten Werke gemeinfam zu fertigen. Sollte Bod-
mann’ Handſchrift nicht gefunden werben, fo würde
doch wenigftens eine Zufammenftellung und Berfchmelzung
nad; Bobmann, Gudenus, Joannis, Würbtwein, der eigenen
Urkanbenfammlung a. ' "
von Kindlinger's Rotigen zu einem Ganzen als kri⸗
tifche Bemerkungen und Berichtigungen zu Bobmann’s
Drudjchrift, die Mühe reichlihh lohnen. Die Druds
koſten hätte freilich der Naffauifche Geſchichtsverein zu
tragen.
zn.
Notiz.
Die römiſche Inſchrift mit Matri dMelise-cives
Wainobates, welche der Profefior Müller von Mainz
in den Annalen des Vereins (I., 2, 110 ff.) erläuterte
und lithographiſch abbildete, wurde ohne Brdenfen gegen
die Acht des Bundes aufgenommen. Bon da ver-
breitete fie fih in Sammlungen rheinifher Infchriften
eben fo ohne Anftand, In meinem Auffage über den
„Urfprung des Namens der Stadt Wiesbaten” im „Wan«
derer,“ dem Beiblatt der Naff. Allg. Zeitg. 1849. A 22
— 4, fand id) Anlaß, Zweifel gegen die Aechtheit der⸗
“ felben zu erheben. Kürzlich hat fie Herr Profefior Klein
von Mainz in den Yahrb. des Vereins von Alterthums⸗
freunden im Rheinlande zu Bonn v. 1851, ©. 205 ff.
näher beſprochen und fie ohne Weiteres für „falfch und
erbichtet” erflärt,
Idſtein, Febr. 1852.
Dr. $riedemann.
Die älteften Familien in den Rhein= und Donau=
lãndern.
Bekanntlich geht die urkundliche Nachweiſung von
Familien nicht über das fünfte Jahrhundert hinaus und
doch gibt es, wie Schreiber an der unten angeführten
- 15 —
Stelle S. 313 mit Recht fagt, eine Duelle dafür, welche
an Zuverläffigfeit einem Archivftüde nachſteht. Es find
dieſes die Steinfhriften überhaupt und die Auffchrife
ten der Töpfermwaaren insbeſondere. Die römifche
Sitte, durch aufgeprägte Infchriften und Ramen Verfer-
tiger oder Befiger zu verewigen, übertrug fi auch auf
die romanifirten unterworfenen Kelten und Germanen,
welche als Eingeborne, und oft ganz unintereffirt und
leichgültig bei dem Wechfel ihrer Berren bie früheren
Sinten und Gebräuche beibehielten, welche fie von deu
Römern empfingen. Denn cs if an fi natürlich und
denkbar, daß die fiegreichen Germanen, als fie in die roͤ⸗
mifchen Grenzlande an Rhein und Donau eindrangen,
wenn auch Städte und deren Bewohner, weniger gewiß
die Bewohner des flachen Landes auögerottet haben, wie
überhanpt eine gänzliche Vertilgung dieſer mit dem Na⸗
men „Romanen“ ‚belegten ehemaligen Unterthanen ber
Römer ganz unmöglich war *). So kam es denn, daß
ſich neben den fiegreihen Germanen auch die Altern Be⸗
wohner erhielten und es dürften fi daher fogar noch
heut zu Tage einzelne folder uralten Yamilien, bes
fonder6 in den Rhein, und Donauländer, nachweifen laflen.
Beweiſe dafür find die auf Steinfcpriften, wie oben bes
merft wurde, bewahrten Namen berfelben, die zu gen
thümlich, zu wenig römifches, und zu offenbar keltlſch⸗
jermanifches Gepräge an fich tragen, als daß man ihr
ufammenftimmen mit modernen Bamiliennamen einem
bloßen Spiele des Zufalles beimeffen könnte. ©. Schre i⸗
ber a.a. D. ©. 317. Lepterer führt zwar nur eine
Bamilie, Loseius, Löfch, an, aber es laſſen ſich der⸗
gleichen offenbar uralte Namens» und Bamilientraditionen
vom Unterrhein biß in die Donauländer nachweiſen.
Offenbar deutfchen Gepräges ift z. B. der in einer
Eölner Inſchriſt bei Lerfh €. M. I. ©. 42 n. 34 er
mwähnte VALGASMAIERVS, welden Deycks in ber
*) Sgreiber, „ bie ätteften Famitien in Gübbeutfhland” und
defiem „‚Zafchenbud; für Wefchichte und Alterthum in Güds
beutfhland”" 1889, ©, 311-318, »
Zeitſchr. für Alterthow. 1839 ©. 247 f. als Felgenmach er
(role Radmacher, Schuhmacher) von VALGAS = Felga,
die Felge (Graff Althdsch. Spr. II. S. 504) und
mahhari (ebenb. 11. 649) erklärt, dabei jedoch auch
an Bolf und Maier erinnert. Lebtered möchte jedoch
weniger wahrfcheinlich fein. IR es und auch im Augens
blid unmögli, den Namen Felgenmacher beftimmt
nachzuweiſen, fo ift er doch der Art, daß er fi gewiß
irgend am Rheine vorfindet. Dasfelbe gie von dem ebenfo
offenbar nicht römifchen FREIOVERVS, eines Tuns
rers, in einer Mainzer Infchrift (Catal. d. M. Muf.
. 50 n. 117), in dem fich der öfter vorfommende Na⸗
men Breihofer nicht verfennen läßt. Gleichen &e
präges ift auch der Ramungus bei Hefner, Röm.
Bayern n. 348, in welchem der moderne Bamiliennamen
NRaming deutlich vorliegt : eines öfterreichifchen Obriften
Raming gedachten die Zeitungen vor einiger Zeit öfter.
— Dem Mittelrhein gehört weiter an der Schiffer Blus-
sus, deſſen Denkmal bei Mainz gefunden, in dem erften
Hefte der „Abbildungen der Mainzer Alterthümer“ (Mainz
1848) die verdiente Würdigung gefunden hat. Es wird
daſelbſt S. 3 der Name Blussus auf das Keltifche blyz
oder plyz zurüdgeführt und defien Identität mit dem in
Mainz noch eriftirenden Familiennamen Blees (vielleicht
befier Bloos) mit vollem Rechte angenommen. Gleich⸗
falls in Mainz und Wiesbaden fand fi der Bamilien-
namen Strobel, den Steiner, cod. insc. Danub. et
Rhen. 11. p. 401 mit eben demfelben Grad von Wahr⸗
feheinlichfeit auf den bei ihm n. 1624 erwähnten Töpfer»
namer Strobilis zurüdjührt, wie den Namen Vol-
eius (Steiner a. a. DO. n. 922) auf den in Mainz
und Ecligenftadt eriftirenden Familiennamen Vol z, wenn
nicht vielmehr richtiger der gleichfalls in Mainz und am
Rheine ziemlich häufige Ramen Voll anzunehmen if.
Denn auch in dem von Schreiber a. a. O S. 317 und
Steinera. a. O. (n. 841) angeführten Töpfernamen
Loscius entwidelte fid) nicht etwa Loß, fondern, mit
Bewahrung des urfprünglichen c (d. 5. k.), welche Ba-
mitte, nah Schreiber a. a. O., in vielfachen Ber
- 7 —
sweigungen, ſowohl im Fundort Riegel Cin Baden)
felbft, als in deffen Umgegend, namentlich in Forchheim,
noch jest fortblühet, — Ku für die Donauländer weis
fet Seidl in den Wiener Jahrb. 1843 CH. Anzeigebl.
©. 34 diefe uralten Familien und Bamiliennamen nad,
wobei die interefiante Erfcheinung zu beobachten if, daß
dort flavifche Einflüſſe gerade fo die Namen nad
ihrer Art umbilveten, wie am Rheine die_germani-
ſchen. Nachdem Seid! a. a. D. vorher Infchriften
mit den Namen Capitus und Capitianus fowohl
aus dem römifchen Alterthum als aus dem 16. Jahr-
hunderte in der Stabt Cilli (Celeia des alten Noricum)
befprochen hat, fährt er in feiner Betrachtung alfo fort:
„Unwilführli wird man durch diefen amengleichlaut
„auf die Bermuthung gebracht, daß das Geſchiecht ber
„römifchen Eupitiane fat fünfzig Generationen durch⸗
„gemacht, und auch vor britthalbhundert Jahren in Cilli
„Zweige getrieben habe, welche nach dem Ausbrude: eo-
„rum gratae posteritati zu fließen, einen zahlreichen
„Nachwuchs in Ausficht geftellt hatten. Ref. felbft kannte
„noch vor einem Jahrzehend eine arme Familie daſelbſt,
„bie den Namen Kupitfch (Kupizh) führte, (auch in
„Wien heißt der Hofbibliotheks - Antiquar « Buchhändler
„Kuppitfch, welches nur eine Slaveni ung von Capitus
nzu fein ſcheint); allein da die älteren Taufbücher bei dem
„legten Brande, welcher die Stadt im I. 1798 bis auf
„wenige Häufer einäfcherte, zu Grunde gegangen find, fo
„war e8 unmöglid), den Zufammenhang des flavifchen
„Namens mit dem neuslateinifhen zu eruiren. Daß
„übrigens ein foldyer, fo wie ein Rapport des lehteren
„zum alt=römifchen, möge flattgefunden haben, iſt gewiß
„mehr als Hypothefe, wofür e8 auch anderwärts Analogien
„gibi.“ Aber auch in dem eigentlihen Gallien laflen
fih diefe Analogien nachweifen. J. Berger de Xivrey,
Lettre a M. Hase sur une inscript. latin. etc. Paris 1838
p- 225 erklärt fi für einen TATINIVS in einer von ihm
befprocdhenen Infchrift (ftatt Latinius), weil es noch jetzt in
der Nähe der Fundſtätte eine Bamilie Giattini gäbe,
Hadamar. I Ʒeaen
EV.
ine Gebetsrolle.
‚Herr Eonrector Dr. Be ter dahier befigt eine Fleine
Bergamentrolle, welche 2’ 1 10" lang, 4 breit und auf
einer Seite befchrieben if. Der befcriebene, mit einem
blaßrothen Strich eingefaßte Raum if 2’ 4 lang, 2"
10" breit und umfaßt 154 Zeilen. Un dem oberen
Rande auf der Rüdfeite find noch Spuren eines anges
näht getvefenen fchmalen Bandes zum Zufammenbinden
des zufammengerollten Pergamentblattes. rüber war
nah H. Beders Ausfage noch ein Stüdchen bes Ban⸗
des an der Rolle.
Die lateiniſche Schrift, blaßſchwarz, if ſchön und
deutlich, am Anfang und Ende der Rolle jedoch in einis
gen Zeilen fehr abgaprifen und faum mehr zu leſen Die
Amfangsbuchfaben der einzelnen Säge find meift mit eis
nem von oben nach unten gehenden rothen Striche gesiert,
wie man dieß auch fonft, 3. B. in vielen Drudwerfen
aus dem 15. Jahrh. fieht. Die Ueberfihriften der fieben
Gebete find mit glänzendrother Dinte gefchrieben. Die
einzelnen Gebete haben verzierte Initialen; beſonders {hön
das O des erften, das roth, blau und grün und mit zwei
gefbnen Knöpfchen in einer Nofette verfehen if. Aehn⸗
liche goldne Knöpfchen befinden ſich oben auf dem linken
unbefchriebenen Rande.
Nach meiner Anficht, wie nach der des Herrn Prof.
Dr. Weigand in Gießen, weicht die Sprade nur uns
bedeutend von der niederländifchen ab, und es läßt fich
wohl annehnen, daß die Handfchrift an ber Grenze, wo
Niederländifch und Niederrheinifch zufammenftoßen, entftans
den iſt. Die Zeit, weldyer das Ganze angehört, mag das
15. Jahrh. fein.
Die Gebete find: Morgengebet, Gebet zu Jeſus
Chriſtus, Gebet zur hl. Jungfrau Maria, Gebet zum hl.
Saubenar, zwei Mefgebete, Gebet für die Seelen im
feuer.
Aus dem 14— 15. Jahrh. gibt es manche oft
fhön verzierte Gebetbücher; folche zum Einſtecken und
Aufbewahren fehr bequeme Gebetörollen habe ich fonft
noch nicht gefehen.
Als Probe der Sprade, die an ſich nichts befon-
deres hat, möge das zweite Gebet bier ſtehen, zugleich
mit genauer hochdeutfcher Ueberſetzung.
_Een guede beuelinge soe wie si alle daghe mit
duocie leest die en sal niet onversienlic steruen en
die viant en mach he uiet scade bynne die daghe,
IC beuele myne doet in den alre bittersten
doet ons heren ihu xpi Ic beuele myn menichuoldige
sunde in die menichuoldige wonden ons lieue heren
ihu xpi Ic beuele my ziel en myn lichame in die
diepe ontfermherticheit ons heren ihu xpi en in alle
dat guet dat god seluer is Dat hi mi behuede en
bewaer voer alle dat mi hynderen mach aen siel en
an lyf en aen myn hoechste salicheit Jc arm sundich
mensche offer alle myne gebreken ın die diepe wonde
ons heren en in syn bitter martelie en in syn heilige
doet O suete here om der onbegrypeliker myne wil
dattu dyn preciose bloet woltes storten aen de cruce
soe toem *) mi de hulpe in alle mynre noet en sun-
derlinge in die vre van mynre doet. Amen.
Eine gute Befehlung, fo wer fie alle Tage mit
Andacht lieft, der nicht foll (wird) nicht unverfehens ſter⸗
ben, und der Feind nicht mag (kann) ihm nicht ſchaden
binnen (in) dem (diefem) Tage.
befehle meinen Tod in den allerbitterftien Tod
unferd Herrn Jefu Ehrifti. Ich befehle meine mannigfals
tigen Sünden in die mannigfaltigen Wunden unferd lichen
*) Scheint verfchrieben für koen.
— Mm —
Jeſu Ehriftt. Ich befehle meine Seele und meinen
b in bie tiefe Sarmbersgteit unſers Herrn Jefu Eprifti
und in alle das Gut, das Gott felber ik, daß er mich
behüte und bewahre vor Allem, das mid hindern mag
(kann) an Seele und an Leib und an meiner höchſten
Seligkeit. Ich armer fündiger Menſch opfere alle meine
Gebrechen in die tiefen Wunden unfered Herrn und in
fein bitteres Marterthum und in feinen heiligen Tod. O
füßer Herr, um der unbegreiflichen Liebe willen, daß du
dein koſtbares Blut wollteft vergießen an dem Kreuze, fo
thue (komme?) mir zu Hilfe in aller meiner Roth und
fonderlich in der Stunde von meinem Tode. Amen.
Hadamar, 26. Jan. 1852.
I. Kehrein.
V.
Belagerung von Kronberg 1522.
(Nah einem alten Drud-Originale ®).
Einleitung. In der Sidingifchen Fehde vwertheis
digte Hartmuth von Kronberg Sidingens Ebernburg im
©) Der alte Drud, ber von dem Herrn Ginfender als ihm abs
handen getommen bezeichnet wird und woraus bie nachfols
ende Erzählung wortgetreu abgefchrieben ift, war ohne Zwei⸗
U die äußerft felien gewordene „Befchreibung ber Bes
lagerung Gronbergs anno 1522, damals in währenber
Belagerung aufgefegt durch Peter Tendel, jego aber aus
des Befereibere eigenhändiger Verzeichniß odngeendert zum
erftenmal in Drud gegeben. Gieffen bei Kanzer 1664”. Wir
baben, abgefehen von dem intereflanten Inhalt, diefen Bericht
um fo lieber in unfern Annalen vervielfältigt, als berfelbe
das Driginal gewiß wortgetreu wiebergibt und fi) von bem
genie ungenauen Abtrud in Münds Franz d. idingen
, DL ©. 27 in jeber Beziehung vorteilhaft unterfcheibet.
[&nm, d, Stebattion.]
- 1 —
Rahegau mit Erfolg. Man hob die Belagerung auf und
die drei Fürften: Landgraf Philipp mit 1500 Reifigen,
dann der Pfalsgraf, der das Reichswappen vor ſich her
tragen ließ, mit 600, zulegt der Erzbifchof von Trier mit
400 Pferden zogen vor Kronberg. Unter Trommelfchlag
und Pfeifen (1522, 10. October) wurde in einer Nacht
dur 500 Arbeiter die erfte Schanze eröffnet (zwei andre
nachher), drei Tage mit eifernen Kugeln gefchoflen. Der
Landgraf, durch defien Zelt die feindlichen Kugeln dran
gen und einige feiner Diener erlegten, leitete felbft die
Schlangenbüchfen; die aus der Stadt fliehenden Weiber
und Kinder nahm er gütig auf. Endlich verlangten die
Stabträthe, dem Pfalzgrafen, bei dem der Komthur Wal⸗
ther von Kronenberg, der Graf von Königftein und an
dere von Abel um Gnade baten, als Reichsvikar zu hul⸗
digen. Dies verhinderten Philipp und Richard, Nache
dem Stadt und Schloß fi allen drei Kürften übergeben
(Hartmuth ſelbſt hatte einen Ausgang gefunden), nahmen
fie Erbhuldigung ein, beftellten (18. Det.) einen gemeins
famen Antmann und Keller und 60 Landsfnechte.e Vor
dem Abzuge von Ebernburg theilten ſich beide Kurfür-
ften alte Sickingiſche Befigungen jenſeiis des Rheines.
Dem Landgraf überließen fie Stadt, Schloß und Gebiet
Cronberg (Niederhöchftadt und Eſchborn). Philipp führte
nun bier die Luther. Lehre ein**). Zwanzig Jahre fpä-
ter erhielt Hartmuth fein Erbe zurüd unter dem Gelübde
der Bewahrung des evangel. Cultus, den er auch zu
Frankfurt auf alle Weife Mrderte ). Vgl. Phil. der
Großmüthige von Dr. Ehriftian v. Rommel.)
„Nit an füffzen han Ich hie by die befegerunge
vnd eroberunge eronenbergdö befchriben uff fampftag nach
dyonisii, wa® E Sontags buchftawe anno Domini xv
") te Gronberg der erfte lutheriſche Ort im jetzigen
Roffau.
***) Hartmuth war Ruthers (perfönlicher?) Freund, ftand mit ihm
ſel.
Brie fwechſ
— N —
hundert xxu zogen die dry furften richarb bifchof zu
triere, Ludwig Pfalbgrave und Philip6 Landgrave zu
en mit hertzog wolfgang des Pfaltzgrave bruder vor kron⸗
gck. 160 burgere vngeverlich mitt der prieflerfchafft
geruft vnd ungeruft find Die zyt in kronbergck geweſt, alß
von huſe zu Hufe gezelt. Item xx reifigen ıx land6s
Inecht item xxx buren von efchborn vnd nievernherftab
ongefhidt fule igenwillige geburen. Item 1500 reifige
hat der landgrave gehabt. Item 600 der pfalkgrave, it.
400 der bifchof von triere, man fagt warlich die furften
vor kronbergck byenander gehabt haben reifige Frieger vnd
buren dryſſig dufent vnd lag der landgrave mit fome vold
by dem aywen holtz neben und oben dem galgen daß man
uß kronbergck in ſyne leger beum vnd berge halber nit
wol ſchiſſen funte, wart doch dem furften durch ſyne gezelt
uff fampftag gefchofien vnd ime der ſynen ein deil umb-
bracht, al8 man fagt. uf den genanden dag nach mitage
vmb zwo vhr deth man dry fchefle in Fronbergf mitt hal⸗
ben fchlangen zweene widder den fryen thorn vnd widder
jundher franfen huß, dethen Fein fchaden und man fagt
der landgrave bett fie felbft gedan. Uff fondag fchofie
man nit ins fchloß. fie haten aber gearbeid an den
fchangferben vndt liffen Feihn zuhn vom leger an bis zu
faint wendelin auch Fein pfale in den wingerten am nu⸗
venbergb vnd im gyersbergck biß an das pfaffenftud. den⸗
ſelben fondag zu obent zu vier Vhrn machten fie ein
ſchantzgrawen von der muren an von jundher hartmuts
garten by der frandfurther porten biß an den heiligen
ftod der ftet vnden am paffenftuf alß man den wegd
aben geth by bleichenbach8 wingart mit fchangferben ondt
grofem vndt Fleinem gefchug wol verforgt und gefchahe ſolch
arbeid al in einer nacht, fagten ed hetten 500 man ges
arbeid und man mocht Fein arbeid hern for drommelſchla⸗
gen vnd phyffen fie fich auch felbft mit in der arbeith vnd
das was des pfalggraven fchang. die landgrevifchen hatten
ein ſchantz vff dem fchilmpftud by faint wendel by dem
grofien keſtenbaum in des langen ſchmits garthen, der
etwo philips gleckners was, vnd by faint wendel hinder
der muren, alß man nach fchenberg gehet, fchoflen mit
— m —
ſchlangen widder den frandforther thorn und die muren
darumb. bie pfalzgrenifchen hatten ir Tager im gyersperge
in des pherners wingarte vnd darumb in ſchuchhenß gar
then vndt vor her peiers Wingarthe vor dem Ryne daß
man in ihr lager nit fchiffen kunte. Vff montag nad
dyonyfii morgen fruwe huben fie an zu ſchieſſen, bis uff
dinſtag nach mittage alßo vhn underlaß daß man im fle⸗
den ſich nit wole halten funte an ſchaden zu der wehre
vnd bie groffeften ftein, die fie in fleden fchofen woge
eyner doch nit mer dann 95 punt vnd waren yfern flein.
Darnach haben die Fronbergefifche nämlich jundher Quyrin
edelknecht (is war fein ber mehr in kronbergch) vndt
die burger vndt rethe dem pfaldgrave den fleden wollen
vfigeben alß eim vicarien des reichs, er wolts aber nit
alßo annemen vnd die andern furften wolten is auch nit
geftaden (alßo fagt man) Uff den mittwochen gaben jund«
ger Duyrin obgenant (er dets aber nit gern) vndt bie
urgere einmüthiglich den flecken uff mith was bewegung weiß
ich nit eigendlich. den Donnerstag was faint gallentag
den 26. octobris namen die genanden dry furften Erons
berget in eigner perfon vudt holdunge von den burs
geren, hilten vor dem rathufe eben nahe by der muren
am graben mit zimlichem volf, reifigen vndt anderen, ges
rebten den burgeren dur) iren redner bie by allen yren
jewonnheiten ond fryheyten zu laſſen, vnd fegten alfobald
undher Cyriackum von Darmfingen zu eym amtman und
Johannem fcherer, der for ſchultheiß vnd bumemeifter was,
zu iren dryen furften gemeinen keller befapten und belas
gerten den flecken mitt ıx lantzknechten inen zu verhüten
vnd zu wachen, iglicher furft lagt zwanzig vnd die drie⸗
ben mutwillenft gnug mit prieftern vnd burgeren vndt
funderlih mitt mir peter denteln worfen mir for wie ich
jundher hardmuden gewillig gewefen were, vndt in verfurt
als fie eigentlich von den buren von ſchwalbach erfaren
hatten die trierifchen hatten ir lager zum nuwenhagen
monfter vnd liderbach quamen in leger vor kronbergck
nit. in dieſer belagerunge vndt neden name nimandı in
kronbergck myglichen ſchaden an lybe den zweene, nemlich
Wyrnher aderman ein reifigfnecht wart uff der muren
- MM —
geſchoſſen mit eyner büffen vndt der hat johan ſcherers
— Pr En xxx tag Octobris vnd uf
uftag nach dyonifii wart Eucarius von hoffem |
fen der blib Iebendig.* Yen ar
&ronberg, den 14. Rov. 1851.
Joh. Beder.
VI.
Der romiſche ſteinerne Löwe zu Wiesbaden.
Vom Archivdirector Dr. Friedemann im Idſtein.
Unter den Acten des ehemaligen Oberamtes zu Wies⸗
baben, welche jest im Gentralftaatdarchive zu Ioflein auf-
bewahrt werden, finden fi folgende Nachrichten, welche
in jeder Beziehung verdienen, daß man fie der Vergeſſen⸗
heit entreißt, wenn auch zu bedauern if, daß weder Zeich⸗
nung noch Meffung beigegeben ift, wodurch größere Bes
fimmtheit erzielt werben Fönnte. Ich befchränfe mich zus
naͤchſt darauf, die vorliegenden amtlichen Berichte in wort⸗
getreuen Auszügen nieberzulegen. Was zur Erläuterung
ober Deutung und Berichtigungen dienen fann, ift in
untergefegten Anmerkungen beigefügt worden. Eine bes
fondere Stelle darin nimmt dasjenige ein, was Herr Eon»
tector Dr. Beder zu Hadamar mir mitgeteilt hat, dem
ich diefe Notizen für folche Zwecke zur Einficht geben zu
müffen glaubte, da er ſchon in mehreren Schriften als
forgfältigen Kenner römifcher Alterthümer und Infchrifs
ten am Rheine ſich bewährt hat.
Im Jahre 1732 traf der Bürger Math. Born zu
Wiesbaden, nach einem, wohl nicht von ihm felbft verfaß-
ten Memorial, welches er an bie verwittwete Fürſtinn
und Regentinn Amalie von Naſſau⸗-Uſingen darüber
richtete, in feiner Hofraithe „am ſ. g. Heidenberge in dem
Saal ober in der Saalgaſſe“ bei einer baulichen Bor:
nahmen] „auf fein altes, wohl etliche hundert Jahre mit
— 115 —
einem von dem Berge herabgefallenen Schutte bedectes,
rundes Gemäuer,“ und bei fernerem Nachſuchen „in dies
fem inwendig noch fein gemahlten Rondel *) auf einen
von Sandftein in Lebensgröße audgehauenen, und noch
auf einem anderen Thiere, weldes man far für einen
Büffelochfen erfannte, figenden Löwen“ *). Der Binder
2) Rach öffentlichen Nachrichten hat man im Sommer 1852,
ebenfalls in der Gaalgaffe bei vorgenommenen Ganalarbeiten
die Refte römiſcher Bauten gefunden und zwar mit nod uns
verfehrt erhaltenem farbigen Tancherbewurſe der Bände. Der
Altertyumsverein wird diefe Gelegenheit zu weiteren Raı
bungen gewiß nicht unbenugt la| und bann Näheres Über
en 9
ben Befund mittheilen.
2) Doß dieſer Löwe ein zömifches Denkmal war, barüber läßt
Alles, was baneben ınden wurde unb weiter noch mitges
theilt wird, durchaus Beinen Zweifel beſtehen. Löwe und Gtier
waren weiter Gmbleme und Gohertenzeichen ber Leg. XXIL,
welcher diefes Denkmal zunächft angehörte, wir aus dem Fols
genden fich ergibt, und en auch anderwärts neben eins
ander. . die Abbildungen und Rachweifungen in den Ans
nalen des Vereins II, 3. Da nun bie Biegelfteine dabei, wie
die weitere Darftelung ergibt, die Infhrift Leg. XXIL. C. V.
tragen, und bieß auf bie fünfte Gohorte weifer, fo erſcheint
das Ganze ald ein Denkmal dicfer Hier fationirten Gohorte,
gleicviel, auf welche Weranlaffung errichtet. Daß Löwe und
Stier zugleich religiöfe Bedeutung haben können, mit und ohne
Bezug auf die Gohorte, liegt der Wermuthung nahe. Wer
die Gtellung richtig beobachtet, weldye der erfte Binder fchils
dert, die Rachfolger aber unbefchrieben laflenz fo liegt auch die
ee les daß der Löwe gleichfam fiegend auf dem
tiere fa
‚Herr Dr. Beer hat alle biefe Michtungen des Gewiſſen
und des Ungewiffen zufammengefaßt, und äußert ſich darüber
des Weiteren mit folgenden Worten: „Es lag die Leg. XXI
nicht in dem Gaftel de der alten eivitas Mattiacorum, fons
dern in Moguntiacum (Mainz), d. 5. ihr Haupts und
Standquartier blieb dafelbft 5 die einzelnen Gohorten felbft aber
wurden abiwechfeind nad} verfchiedenen, näheren und ferneren
Gtationen zeitweife verlegt, wie man zur Benüge aus den vers
ſchiedenen Stempelzeichen von Biegein, Gteinen u. |. w ers
fieht, weiche mit Leg. XXII PR. P.F. bezeichnet, die verſchiede⸗
men Gohorten (und «6 hatten deren jebe Legion 10) andeuten,
weiche an ben Zundorten jener Ziegel, Gteine u. f. w. flatios
nirt woren. Aus der gelehrten Zufammenftellung dieſer Go⸗
bortenfeldgeichen,, weiche zugleich al6 deren Siempe lzeichen
Tieß den Löwen „als ein recht notables Gebild unter
einer guten Borbebeutung“ ausheben und in fein Wohn-
haus „für Jedermann zur VBelhauung“ bringen. Gr
exkpelnen Cin den Xanalen II, 3, ©. 98— 265
509 Bir Soherte, mei je Kind Bm een
möüffen, da, wie ©&. 263 mit Recht hervorgehoben wird, dies
ſes ohne Zmeifel ais Cohors deeima zu erklären il. Ganz
parallel mit diefem C. X fdjeint aber das C. V in der Ias
ichrift des Löwen, und fo ſicher mit jener Gigle die cohors
deeima, ebenfo ſicher wird mit ber zweiten die eohors quinta
derfelben Leg. XXIl bezeichnet. Darf man ſonach nady dem
Fundorte jener mit Leg. XXI P.R. PF. C. X.
Biegelplatten auf eine Gtationirung der zehnten Gohorte ber
2. ®egion zu Mainz fließen; fo würde fid danadı analog
für die fünfte Gohorte der Fundort des Eörwen, das Gaflel
zu Wiesbaden, ais zeitweife Station derfelben annehmen laffen.
‚Hat ſich diefe Bermutbung ohne Zwang ald nahellegend erges
ben, fo erhätt fie gewiß einen noch höheren @rad von Wahr⸗
ſcheinlichkeit durch das merkwürdige Denkmal, den Löwen
felbft, der, nach der actenmäßigen Angabe, als auf einer Art von
Büffelocfen figend, aufgefunden wurde. Da weiterhin in
des actenmäßigen Darlegung keine näheren Angaben Über dier
fen Büffetodjfen feibft,, fondern nur immer über den lebend»
großen figenden Löwen, gemacht werben; fo wäre bri dew
gängtichen Mangel jeder Zeichnung die nähere Gruppirung
beider Thiergeftalten Baum gu dermuthen, wenn nicht aus ben
in den Acten enthaltenen Grölärungsverfuchen der erfien
der ſich zu ergeben fchiene, daß ihnen der Eöwe als Sie⸗
ger des im Kampfe überwundenen Bäffelochfen
dargeftellt, vortam. Mod; dem fei, wie ihm wolle: Riemans
den kann es, nachdem die fünfte Gohorte der 22. Legion auf
- m —
wollte nicht entſcheiden, ob biefer Eine „ein heibnifcher
Abgott getvefen und zur Verehrung in dieſes runde Ges
mäuer gefept“ oder „ob damit eine vielleicht vor alten
— diefelben Siglen der C. V. —E und dieſe
WBahrfgeintichteit feigert ſich faft zur Beroißpeit Bebunlh, daß,
wenn bie lei jroße monumentale der Sym ⸗
bole zweier Gohorten zur Verewigung derſelben etwa we⸗
gen eines gemeinfam vollbrachten Werkes wirklich in unferem
Dentmale angebeutet wäre, der Löre ficherlich nicht ald ‚Haupt
und ber Buffelochs oder Stier als unterliegende Reben]
der Gruppe dargeftellt werden konnte, fondern beibe sone
fo gleidyberehtigt neben einander erfcheinen üben wie z. B
Stler und Gapricorn auf dem in Annal. II, Taf IV, Fig. i
abgebildeten Gteine zu beiden Seiten der Leg. XXIL, —* 60
horten derfelben, vieleicht als bei gemeinfamem Merle bes
iheiligt, andeutend verewigen. Offenbar wäre demnach bie
fünfte Cohorte die Grridterin des Denfmales, und ihr Feid⸗
deichen wäre fomit der Löwe gewefen, womit wir benn den
einzelnen Gall hätten, eines der zehn oben erwähnten Gohors
tenzeichen einer beftimmten Gohorte zuweifen zu können. Biels
teidht iegt aber in der coloffalen Darftellung von Löwe und
Stier aud ein religiös mythologiſches Gymbol, zumal da
einerfeits die ganze Beſchreibung des die Gruppe umſchlie—
Senden bemalten Rundbaues auf ein Heiligthum hinzuweiſen
ſcheint, andererfeits Löwe und Stier auch fonft zufammens
geftellt, gefunden werben. &o finden ſich insbefondere auf
den in ben Annal, a.0. O. Taf. X Kia. 8.12. 13. 17. abgebils
deten Münzen von Vinlimacum in Möfien und anderer Städte
die Bilder des Löwen und bes Stieres einander gegenüber ww
fRelt, und zwar teils ohne, theil# mit dabei flehenden Go
hortenzeidhen; auf einer (fig. 8.) erfceinen fie Roger
gerade, wie bei der Leg. XXI, als Gmbleme einzelner Gos
borten ſelbſt. Bieleidt Hängt diefe Zufammenftellung von
Löwe und Stier mit dem ägnptifchsperfiidhen Gonnendienfte
gufamımen, der auch im das römilche Raffau, wie das zu
Heim aufgededtte bekannte Mithräum Hinlänglich
— 18 —
Zeiten gehaltene Schlacht abgebildet“ worben fei worin⸗
nen der Naſſauer Löwe ein benachbartes Volk überwuns
den, welches damals einen Ochfen in Schild und Wap⸗
pen oder gar zum Gott gehabt habe,” ober „auch wohl
ein in vorigen Zeiten merfwürbiger Thierfampf abgefhil-
dert“ wurde, und „in bie Lönigliche Burg oder Saal
gi worben fei „ben Rachfommen zum Gebächtniß.“
fogar von Auswärtigen ſchon ein anſehnlich recom-
nse angeboten worden,” fo offerirt er benfelben ber
rflin „mit dem Zuſah, daß, da der Kopf hohl zu fein
föelnt, fe — förberfamft eröffnet werden möchte.“
16 fürftliche Oberamt zu Wiesbaden (unterzeichnet
Br. v. — v. Rockenhauſen, E. ©. Hellmund, Inſpec⸗
tor) berichtet unter dem 1. November 1732 über das
eingegebene Memorial Folgendes an die Fürſtinn. Der
Löwe habe, „wie im Memorial befchrieben worden,” zwi⸗
ſchen einem alten Gemäuer, vergleichen in der Saalgafle
an dem dafelbft hinter den Häufern befindlichen Felſen
noch hin und wieder fürhanden, und „dem Anfehen nad
vor Zeiten unterirbifche Gänge geweſen,“ ſich dargeftellt
det, Gingang gefunden hat Darnach erfcheint der LRwe
ur Bezeichnung de& heißeften Wonates ale paffendes Ginns
il mächtiger Sonnenkraft, (Annal, a. a D. ©, 223);
der Stier als Eymbol ber Erde (Ann. a. a. D. ©. 237)
und fo wie auf dem Hedbernheimer Mithräum durch den von der
Gonnengewalt (Löwen) bezwungenen Stier mit
dem Aehrenfchweife die faft vertrodnete Erde angedeutet wird,
fo mag wohl auch der auf dem Stiere figende fiegreiche Löwe
unferer koloſſalen Gruppe eine gleiche religiöfe Marniehung auf
den Mithrasdienft gehabt haben. Daß damit bie obeı
Örterte Beziehung auf die Feidzeichen der Geboren un
insbefondere auf den Löwen als muthmafliches Feldzeichen der
fünften Gohorte nicht befeitigt zu werden braucht, folgt ſchon
daraus, daß auch eben biefe Zeichen der Gohorten, wie Gas
pricorn, Eöwe, Gtier u. a. auf denſelben fremden Urfprung
und dieſelbe Adoption für fremden Cägnptifch = perſiſchen) —
tus hinweiſen, dem man hier um fo mehr in den Zeiten
des fintenden Reiches und feines verfalfenden Glaubens ents
nahm , je färker und entfchiedener da6, burch die eigenen
Götter nicht befriedigte unbeftimmte Seräht menſchlicher Abs
ingigteit von höhern Weſen gu den fremden Göttern hins
— 19 —
gezeigt, daß er daſelbſt ordentlich eingemanert, auch mit
lauter gebrannten Ziegelplatten umb und umb am Buß
derſelben gepläftert geiwefen, auf welchem Plafter mit ein
ander ein L zu Anfang, ſodann römifche Ziffern und zu⸗
legt wieder Buchftaben, auf einer derſelben aber anftatt
des bloßen L fieht LEG. XXII C. V. „Infpector Shend
habe ger in feinen Merkwürdigkeiten der Stadt Wißba⸗
ven Cap. 2. $. 10. p. 69 ff. vermuthet, daß der Löwe
„von ber im 14. Sec. entflandenen Lömengefellfchaft *)
herrũhre,“ aber die auf den Platten erft bei unferem lets
tem davon genommenen Augenfchein gefundenen Buchftas
ben nicht remarquirt, da aber „auf jeder Platte eine ans
dere Ziffer und auch zuleht andere Buchftaben befinblich“
und „auf der hierbei Fommenden Platte nicht ein bloße®
L, fondern LEG. zu Anfang ſteht,“ Fönnte mithin die
ganze Infeription auch alfo gelefen werben: Legio vige-
sima secunda Caesario Vespasiani” *) Es fei befannt
genug, daß „die hiefige heidniſche Mauer, welche nicht
weit von biefer Gegend, wo ber Löme eingemauert ges
fanden, herzieht, und wovon noch rudera vorhanden, von
den Römern erbauet worden, und bie Römer ein Castel-
lum dahier gehabt“ *).
) Diefelbe wurde geftiftet zu Wiesbaden im 3. 1379, nad) 3.
I Reinhardes jurift. und Hiftor. Ausführungen II, .
Schend's Meinung, wornad; „sum wenigften biefer Le
feine römifche Antiquität zu feyn ſcheint“ wird durch ihre
ganze Umgebung widerlegt. Hierbei ift zu bemerken, baß bei
Sch unter vielem Wufte mandye BoldEörner verborgen find,
welche gefammelt und gefäubert zu werben verdienen.
+) Am fiherften nimmt man C. V. für Angabe der Gohorte.
Denn biefe Region hat nach den vorliegenden Rachrichten und
Dentmätern nur die Beinamen PR. P. F. (Primigenia Pia
Fidelis). ®enn C. V. ein Beiname wäre (Constans Victrix),
fo gehörte er unter ihre bisher unbekannten; eben fo, wenn
man 6. V. (Gemina Vietrix) leſen wollte. Mäheres gibt die
befondere Abhandlung von Wiener de leg. Rom. XXII
(Darmft. 1830) und @rotefend’s Rachweiſungen Über jede
einzelne Legion in ber RealsEncyclop. der Maff. Altertpumss
wiffenfhaft (Gtuttg. 1845) ‚Heft 63. ©. 899 ff.
5) Das romiſche Gaftell wurde in neuefter Zeit aufgegraben, ges
Da auch verfchiebene römifche Münzen „der Orthen
und noch ganz Fürzlich bei dem Hospilalbau gefunden
worben feien, von Nero Claudius, auch eine von Ves-
ianus, welche beigelegt wurden, Ieptere mit der Um⸗
Forife Nero Claudius Caesar Augustus German. Imp.
triumphator, auf der andern Seite Securitas Augusti,
mit den Buchftaben S. C., „fo vielleicht Sigillum Civi-
tatis ©) heißet,“ befonder aber da ber „Kayfer Vespa-
sianus auch hieraußen am Rhein gefanden;” fo halten
fie den Löwen für römifchen Urfprungs, empfehlen ihn
zur Aufbewahrung, den Kopf zur Definung und den Fin⸗
der zur Belohnung. \
Höchften Orts wurde zu Ufingen den 19. Rovem-
ber 1732 refoloirt, daß der Kinder 10 fl. erhalten, der
Löwe, welcher „eine römifche Antiquität zu fein fcheine,“
am Kopfe geöffnet werben follte, „doch dergeftalt, daß alles
wieder in bie erfte Form hergeftellt werden könne.“
Das Oberamt ließ den Steinhauer Joh. Häffle
von Idſtein kommen und die Höhlung am Kopfe unter
fuchen, und nach deſſen fchriftlichem Gutachten vom 5. Der
zeniber 1732, „daß gebachter Löwe nicht hohl, fondern ein
pures Sager auf ſoichem iſt,“ berichtete es am 13. Jan.
1733 weiter, daß der hohle Echall von einem bloßen f.
9. Lager, welches öfterd nicht mehr, als ein Haarbreit
ausmachen möchte, herrühre, alfo feine wirkliche Hölung“
fei, weßhalb man auch „mit der Eröffnung Anftand ges
nommen.” Höchſten Ortes wurde Alles genehmigt und
die Aufbewahrung „im dafigen herrſchaftlichen Haufe“ ans
geordnet unter dem 17. Januar 1733.
Im 3. 1804 wollte der fachkundige Regierungsrath
und Archivar C. Lange nach feinem ſchriftlichen Berichte
an bie Fürſtliche Regierung „dem Löwen einen ſchicklichen
Plag in der neu angeordneten Regierungsbibliothef ans
weifen.“ Beim Transport war er „unter freiem Himmel
im Schloßhofe” ſtehen geblieben, aber unter Aufficht.
mei d befhrieben mit en in den Xnnal. des
tn, A 1842. deifeungen In den Am⸗
6) Vielmehr Senatus Consulto.
— 8 —
Niemand hatte ſich „feit langer Zeit an „ienes merk
würbige Monument gewagt,” al ed am 31. Juli von
einem Maurergefellen auf Befehl des Hoffammerbirertos
riums zu Steinen für Haus und Garten beöfelben zer⸗
[lagen wurde. Es erfolgte eine sielfetige und weitläus
fige Unterfuhung: Riemand wollte ven Befehl perfönlich
ertheilt haben. Der Maurergefelle beharrte auf feiner
Ausfage. Die Acten felbft verlaufen am Ende ohne Res
fultat — und wie es fcheint, mit ſtillſchweigender Ries
derſchlagung. Das Nähere ift für den Alterthumsfreund
fepmerzlich, aber ohne weiteres Intereſſe.
Nachtrag.
Zu ber vorſtehenden Miocelle glauben wir eine
Heine Bemerkung nachfchiden zu bürfen. Daß es fih
bei einer „Öruppe von Löwe und Stier” und
war in der Zufammenftellung, baß_ ber erftere den letz⸗
teren als den „Beflegten“ unter fich liegen hatte, um
fein Cohortenzeichen oder ein von einer Cohorte errichtes
te Denkmal handeln fönne, fondern hierin lediglich, wie
auh am Schluffe des Erflärungsverfuhes des Herrn
Beder ſchon angedeutet worden ift, ein mithrifches
Denkmal gefucht werden dürfe, wirb bemienigen, der
den Atlas der mithrifchen Dentmäler von Belir Lajard
eingefehen hat, alsbald als unzweifelhaft erfcheinen.
Denn Löwe und Stier einzeln oder mit einander im
Kampfe, ober ber legtere von dem erfteren befiegt, er=
feinen in Ländern und Zeiten, in denen felbftredend an
römifches Wefen oder römifche Auffaffung und Darftellung
nicht gebacht werden fann. Schon auf den Wänden der
von Botta und Layard wieber entdeckten über viertehalb
Jahrtauſende alten Paläͤſte von Khorsabad und Nim-
rood werden Löwe und Stier von allen fymbolifchen
Tpiergeftalten am häufigften gefunden; uf der Rampe
— 4892 —
der großen Treppe des Hauptgchäudes von Perſepo⸗
lis erfcheint in Relief ein Löwe auf einem Etier, den
er verfchlingt. — Auf einem Eylinder, der eine Legende
in Keilfchrift trägt, und fich gegenwärtig im faiferlichen
Mufeum zu Wien befindet, fteht der Löwe über dem Etier,
auf den er eine Tate gelegt hat, im Kampfe mit einem
Manne, der ihn mit einem Speere angreift. Der Stier,
mit einem Menfchenhaupte, mit dem Löwen im Kampf,
erfcheint auf einem grünen Jaspis mit zwei Keilinfchrifs
ten, gegenwärtig im britifchen Mufeum in Lonton.
Auf einer autonomen Münze von Tarsus, im Belt
ver Föniglichen Bibliothek in Paris ift Köwe und Etier
faft genau in der Etellung zu fehen, wie unfer Fund⸗
bericht fie befchreibt; eben fo auf einer Silbermünze, die
in Phönicien unter der Herrfchaft der perfifchen Könige
gelötagen wurde; ja auf einem Hemifphäroid mit einer
egende in Pelhwi-Eharacteren finden wir wieder den⸗
felden Löwen faft wie zu Tſchilminar den unterliegenden
Stier zu verfchlingen im Beariff. Und fo ließen ſich
noch manche Durftellungen aufführen, aus denen der mis
thrifche Charakter unferer Gruppe unwiderfprechlich erhels
len dürfte. Nimmt man nun zu dem Angedeuteten hinzu,
daß die Gruppe in einem tempelartigen Gebäude gefuns
den wurde „in dem Anfehen nach vor Zeiten unterirs
diſchen Bängen* und erinnert man ſich an bie durch:
weg unterirdifchen Mithrien oder Epeläen, fo wird es
faum einem Zweifel unterliegen fönnen, daß durch das
in der Miscelle beiprochene Denkmal der Beweis vollftändig
erbracht worden fei, daß auch das*römifche Wiesbaden
gleich Hetdernheim ven Mithrascultus gefannt und
innerhalb feiner Mauern ausgeübt habe.
Mas fodann dad verloren gegangene Monument.
felber anbelangt, fo hat der Bereins-VBorftand auch Darüber
Nachforſchungen angeftellt, die indes bis jept wenig Auf-
fhluß gegeben haben. Nudy der Ausfage einer 82 jähris
gen Frau, die den Löwen noch in dem Hofe des Finvers
in der Saalgaffe unter freiem Himmel und fpäter auch
in dem Gärtchen neben dem alten Regierungsgebände hat
Reben ſehen, war derfelbe ſitzend dargeſtellt, jedoch höher
— 483 —
nicht als 2 bis 3 Fuß, mithin jedenfalls ziemlich unter
Lebensgröße. Die Ausfage einiger anderen Augenzeugen,
die ihn nach Größe und Haltung mit einem Mepgerhund
verglichen, ftimmen bamit überein. — Die allgemein ges
glaubte Tradition, wonach das Monument damals unzer=
ſchlagen, als Unterlage eines Treppenfteins vor dem alten
Amthaufe fei eingegraben worden, hat fi, einer von Seiten
des Vereins am 11. Auguft d. J. an der gedachten Stelle ver-
anftalteten Nachgrabung zufolge, bis jegt als unbegründet
herausgeſtellt. An der bezeichneten Stelle war feine Spur
von einem Löwen zu entveden; vielleicht daß die Fürzlich
begonnenen Grundarbeiten zum Neubau der evangelifchen
Kirche dahier, ganz nahe bei jener Stelle, noch zu einem
befferen Refultate führen.
[Anm. d. Revaftion.]
——0
821
31
347
”„
Man beridtige:
Geite 308 Zeile 13 von oben fies IVL.SECVN
15
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”
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n „ POMPEIANVS
unten „
oben „
” ”
+DIES+
Anm. 88.
118 6°)
74 6)
Annalen des Vereins
für
Naſſaniſche Alterthumskunde
und
Geſchichtsforſchung.
Vierten Bandes Drittes Heft.
Wiesbaden, 1855.
Auf Koſten des Vereins.
Inhalt
des vierten Bandes.
1. Seft.
l. Abhandlungen
Seite.
Die römiſchen Inſchriften bes Herzogthums Naffan,
bearbeitet von Heren Profeſſor Klein in Mainz und
Prof. Dr. Beder in Frankfurt ..M. . 2... 486
u Miscellen.
1) Die älteſte urlundliche Erwähnung bes naſſauiſchen
Pfahlgrabens, von Herrn Dr. Römer- Büchner in
Fraukfurt a. . 2.2.2200. 6
2) Die alte Münze in Wiesbaben, von Herrn Dr. jur.
Euler in Frankfurt .M.. . 220000. 64
3) Ueber den Orts-Namen Kleeberg, von Herrn 8.
Ch. Freiherrn von Leutſch in Weblar . . . . 617
—
1.
INSCRIPTIONES
DVCATVS NASSOVIENSIS
LATINAE
INSCRIPTIONES LATINAE
in
TERRIS NASSOVIENSIBUS
REPERTAE
RT
AUCTORITATE
SOCIETATIS ANTIQUARIORUM NASSOVIENSIS
EDITAE.
AUUIS MATTIACIS.
MDCCCLV.
TYPIS STEINIANIS.
Praefatio.
Quum diu optaretur ut, quae aut in Nassoviensi
ducatu hucusque repertae essent aut In Museo nostro
Wisibadensi asservarentur, Latinarum inscriptionum syllo-
gen edi juberemus, rogati Car. KleiniusMoguntlacensis et
Jac. Beckerus, tum Hadamaranus, nunc Moeno-Franco-
furtensis. Viri docusannl tallumque rerum epigraphicarum
peritissimi, societati antiquarlorum nostrae adscripti, quos
Inseriptionum utrlusque Germanlae Latinarum corpus in-
staurandunı denuoque condendum moliri probe sciremus,
eam provinclam in se receperunt. ut Inscriptiones, quas
diximus. accuralius quam anlea factum esset, descrip-
tas colligereut, ordinarent, lapidumque fide diligenter ser-
vata explicarent quaeque ceteri Intentata reliquissent
aut depravassent atque cormupissent, denuo tentarent,
corrigerent, emendarent. (ui quam egregie munere In
se recepto perfuncti sint nec nostrum nec hulus loci
est dicere. Nostrum erat, hoc qualicunque Hibello osten-
dere, societatem nostram triginta quattuor annis abhinc
- w -
constitutam non solum id suum duxisse, ut lapides anti-
quos et olim et nuper erutos litieris Inscriptos et figu-
ris caelatos comportarei ei in Museo includerei. sed
etiam ut titulos omnes uno tenore descriptos atque ex-
plicatos edendos curarei. quo major eus inspiciendi cupido
mellorque talium rerum scientia excitaretur allisque anti-
quariorıım socielatibus exemnlum proponeretur aut imi-
tandum aut superandum.
Seripsimus Aquis Mattiacis Kal. Mart. MDUCCLV.
Conspectus siglorum, quibus libri notantur.
Abb. » Abbildungen von Mainzer Alterthümern. I—V Mainz
1849—52. 4.
Ann. » Annalen des Vereins für Nassauische Alterthumskunde
und Geschichtsforschung. I—IV. Wiesbaden 1827—52. 8.
Ap. » Apiani et Amantii inscriptiones sacro-sanct. vetust. In-
golstadt 1584. Fol.
B. » Becker in B. 1; Z. f. A. etc.
Bhd. - Bernhard Antiquitates Wetteraviae. Hanov. 1781. 4
B. I. » Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rhein-
lande. Bonn 1842 ff. 8.
Cat, » Catalog des Museums der Stadt Mainz. Mainz (1845.) 8.
Dor. - Dorow Opferstätte und Grabhügel der Germanen und
Römer am Rhein. 2 Hefte. Wiesbaden 1819—21. 4.
Eb. » Ebhardt Geschichte und Beschreibung der Stadt Wiesbaden.
Giessen 1817. 8.
F. » Fuchs alte Geschichte von Mainz. 2 Bände. Mainz 1771. 8.
Flor. » Chassot von Florencourt Beiträge zur Kunde alter Göt-
terverehrung. Trier 1842. 8.
- No
6erk. + Gerken Reisen. 4 Bände. Stendal 1788 ff. 8.
Gern. « v. Gerning Rheingegenden. Wiesbaden 1819. 8.— Lahn-
und Maingegenden. Ebendas. 1821. 8.
Gr. + Gruteri thessurus inseriptionum ed. Graev. Amstelodam.
1707. Fol.
Grot. » Grotefend
H. + Habel in Annal.
Hsg. » Huesgen verrätherische Briefe. Frankfurt a. M. 1776. &
Hut. » Huttichli collectanea antiquitatum in urbe atque agro
Mogunt. 1520; II. edit. 1625. Fol.
Joh. « Johannis seriptor. hist, Mogunt. T. Il. Francofurti 1737.
Fol.
K » Klein.
Kn. - Knapp Römische Denkmäler des Udenwaldes. Heidelberg
1313 (Il. Auf. von Seriba. Darmstadt 1854) 8.
Kr. - Kraus in Memoires de la sneiöt# des Antig. de Cassel.
Cassel 1780. 4.
L. - Lehne gesammelte schrifien, herausgegeben von Külb. 2
Bde. Mainz 1886 ff. 8.
LL - Laurenz Lersch (entral-Museum rheinländischer Inschrif-
ten. 3 Hefte. Bonn 1839—42. 8.
La. » Lamey in acta acad. Theodor. Palatin. Mannhemii 1766
ss. 4.
Laz. » Lazius reipublicaeromanae «c. libri XII. Francof. 1598. Fol.
Ling. - v. Lingen kleine teutsche Schriften. 2 Bde. Wittenberg
1732. 8.
Lr. » Lersner Chronik von Frankfurt, 2 Bde. Frankfurt 1706. Fol.
Mit. - Mitthellungen an die Mitglieder des Vereins Iür Nassaui-
sche Alterthumskunde und Geschichtsforschung. Wiesba-
den 1851—1852. 8.
Mse. Idst. - Follum manu exaratum, continens inscriptiones, quae
Infra N. 4, 9, 38, 47 scriptae sunt. Asservatur in Tabu-
lario publico (Staatsarchiv), quod est in oppidulo Idstein,
et sub finem saeculi deeimi sexti seriplum videtur (ef. KL
in Ann. IV p. 820).
- vil —
N. + Neuhof Nachrichten von den Alterthümern bei Homburg.
Homburg 1777. 8.
Ar. » Orelli inseriptionum latinarum eolleetio. 1. Bde. Turici
1828. 8.
Rein + Heinesii
1652. Fol.
Ra. A. » Rheiuischer Antiquarius. Frankfurt 1778. 8.
Ring » de Ring Max. memoire sur les &tablissemenis romains du
Rhin etc. II Tom. Paris 1852. 8.
Rit. » Ritter Denkwöürdigkeiten der Stadt Wiesbaden. Mainz
1800. 8.
Sch. » Schaab Geschichte der Stadt Mainz. 2 Bde. Mainz 1841. 8,
Sehm. - Schmidt Geschichte des Grossherzogihums Hessen. 2
Bde. Giessen 1818—19. 8.
Schn. - Schenck Geschieltsbeschreibung der Stadt Wiesbaden.
Frankfurt 1758. 8.
St. » Steiner codex inseriplionum- romanarum Rheni voll. Il.
Darnıstadt 1837 seq. 8.
St. Il. » Steiner codex inseriptionum romanarum Danubli et
Rheni voll. II. Seligenstadt 1851. 8.
d. W. » de Wal nıythologiae septentrionalis monumenta epigra-
phica Ialina. Utrerht 1847. 8.
W. » Wagener Handbuch der Altertliümer aus heidnischer Zeit.
2 Bde. Weimar 1842. 8.
Weh. - Weber tlermarum Wisbadens. descriplio. Oppenheim
1617. 4. (ins Deutsche übers. Frankfurt 1636. 8.)
Wi. + Wiener de lexione Rom. vieesima secunda. Darmstadt
1830. 4.
Win. » Winckelmann Beschreibung von Hessen. Bremen 1697.
Fol.
Wok. - Wenck Hessische Landesgeschichte. Frankfurt 1785. 4.
7. f. A. + Zeitschrift fir die Alterthumswissenschaft:
ntagıa inseriptionunn antiquarum. Lipsiae
Era V
— VI —
Zeitsch. » Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der rheinischen
Geschichte und Alterthümer in Mainz. I. Mainz 1845-61. 8.
Zell. - Zell Handbuch der römischen Epigraphik. 2 Bde. Carls-
ruhe 1850—52. 8.
Zim, - Zimmermann J. P. Wiesbaden und seine Umgebungen.
Wiesbaden 1826. 8.
ERRATA.
Pag. 27 linea 22 lege TERTIVS pro TDETIVS.
” 32
„ 45
9) —
48
„ 92
„ 58
„ 9
„ 56
„ 70
„ 84
„ A
9
16
29
13
13
29
Ki}
Aquas Mattiacas pro Fontes Mattiacos.
Mogonliacensis „ AMogontiacae.
desumpta pro desumptae.
112 et 113 pro 98 et 99.
consuli, patri p. proconsuli pro consul pa-
ter p. proconsul.
asservatis pro asservati.
N. 4 3 N. 2.
N.41la ,„. NM.
pag. 64 ,. pag. 62.
CINTYGNATV id. tab. 32 — CINTVNATV
id. tab. 21.
Atessas pro Attessas.
imperatore Max. Augusto pro Maximino.
Alia errata minora imprimis inconstantiam quandam et in-
terpunctionis et seripturae (e. g. conjicit, hujus, Cajus, Optimo
et similia) candidus lector ipse quaeso emendabit.
Hieddernheim.
Vieus ad Niddam rivum, sub Tauno monte, duas
fere leucas ab Francofurto oppido.
1.
IN-H°D-D
GENIVM PLATEAE NOVI VI
CICVM EDICVLA ET ARA
T FL SANCTINVS · MIL° LEG XXI
P- ALEXAND PP" F-IMM- COST PR
PETVVS ET FELIX FRATRES C*
R-ET TAVNENSES EX ORIGI
NE PATRIS T'FL'MATERN W
TERANI COH - III PRRT * PIAR
VINDICIS ET AVRELIA AM
MIAS MATER EORVM· C· R· D. D
AGRICOLA T CLEMNTNO COS
In honorem domus divinae. Genium plateae Novi
viel cum aedicula et ara Titi Flavii Sanctinus, miles le-
gionis vicesimae secundae primigeniae Alexandrianae piae
fidelis, immunis consulis, et Perpetuus et Felix fratres,
32
— A486 —
cives Romani et Taunenses ex origine patris Tiü Flavil
Materni, veterani cohortis terliae praetoriae piae vindicis,
et Aurelia Ammias, mater eorum, civis Romana, dono
dederunt Agricola et Clementino consulibus.
Ara anno 1768 reperta in Museo (Wisbadensi)
asservatur: supra est signum Genii dextra pateram, sini-
stra cornu copiae gestantis.
Fuchs II, p. 12—24 c. fig.; Neuh. p. 22; Lam. in Act. Palat.
IM p. 177—183 ce. fig.; Schmidt Gesch. v.H. I, p. 26: Gern. Rhein-
geg.p. 234; Lehne in Rhein. Archiv. I, p. 140; Wilhelm German.
p. 44; Or. 181; Wiener 85; Wagener I, p. 301; Lehne 109; Stei-
ner 231; Il, 633; Schaab Gesch. v. Mainz I, p. 114; Ring I, p. 313.
2. Novus vicus ad castra Romana inter vicos Hed-
dernheim et Praunheim silus erat; eius etiam in se-
quente inscriptione mentio fit.
4. Tid Flavii, non Titus Flavius cum editoribus est
legendum: tres enim filli et gentile et praenomen patris
habent.
4. Legio XXII. primigenia inde ab anno 60 p. Ch.
n. per plura saecula in Germania superiore erat et ple-
runıque Mogontiaci stativa habebat. Eiusden et infra
mentio fit in ara N. 68, in cippis 44 et 52, atque in la-
terculis 78; cognomen Alexandrianae, quo h. 1. ornatur,
legitur etiam N. 24; cf. Klein: Ueber die Legionen, welche
in Obergermanien standen, p. 12 &c.
5. Literarum ALEXAND vestigia quaedanı super-
sunt. Severi Alexandri nomen iussu Maximini in monu-
mentis exculptum est ut infra N. 3, 48, 67, 72 — Er-
rat Grotef. in Krit. Bibl. 1828, p. 46, cum SEV ALEX
sese legisse putet.
— 47 —
7. Utrum cives unius oppidi, in primis castelli in
Tauno vel Artauni (Tac. ann. I, 56; Piol. II, 11), an
plurium munieipiorum ad Taunum moniem sitorum Tau-
nenses sint nominati, non consentiunt interpretes, vid.
Zeitsch. d. Mainz. Alt. Ver. I, p. 214. . Eorum mentio
fit in octo vel septem inscriptionibus infra N. 2, 21 et
30; ceterae ad finem adiciuntur.
8. T. Flavius Maternus Taunensis uxorem duxerat
Aureliam Ammiam, civem Romanam, unde filii eorum ci-
ves Taunenses et Romani fiebant.
9. Cohors III praetoria in Germania non occurrit;
erant decem cohortes praeioriae, quae omnes cognomina
piae vindicis habuisse videntur. Miles cohortis I pr. legi-
tur in lapide Mogontiaci, Lehne 273.
12. Calpurnium Agricolam et Sextum Catium Cle-
mentinum consules habuit annus p. Chr. n. 230.
2.
IN-H-D°D-
GENIO PLATIAE
NOVI VICI AEMI
LIVS BARICIO
TVDIVM SOL-LEM
In honorem domus divinae. Genio platiae Novi vici
Aenilius Baricio Taunensis votum (?) solvit lubens lae-
tus merito.
Ara a. 1770 reperta in Museo asservatur; supra
versum 1 est signum Genli in aedicula stantis, sinistra
cornu coplae gestantis, dextram super arulam tenentis.
Zimmerm. putasse videtur, aediculam cum primo versu
32*
— 488 —
ad inscriptionem inferiorem non pertinere, quainre fortasse
non erravit.
Fuchs II, p. 24 ce. fig. 1. Neuh. p. 28; Lam. in Aet. Pa-
lat. III, p.175 c. fig.; Gercken Reisen IV, p. 207; Schmidt I, p. 35;
Gern. Lahngeg. p. 236; Zimm. p. 152et 156; Lehne 108; Schaab
p. 154; Steiner 233; II, 634; Wagener I, p. 902.
2. Platiae pro plateae, ut infra N. 4 Geneo pro
Genio permutatione litterarum E et I satis nota.
8. De Novo vico vide ad N. 1 v. 2.
5. TVDIVM. Ita aperte lapis, quod monstrum edi-
tores vexavit; plerique patriam Baricionis significari eo
vocabulo putabant: Lehne ap.Gern. 1.c. Tudinlum provin-
ciae Belgicae oppidum, Zimmern. Tuderium ad Amisiam
(prope Meppen) situn intelligit, quae interpretatio pro-
pter accusativum vocis ferri non potest. PosteaLehne verum
vidit, iia ut T ut saepius, Taunensis, VDIVM lapi-
cidae errore pro VOTVM, quod iam Fuchs suspicatus erat,
sit insculptum. De civibus Taun. vide ad N 1.
3.
IN-H-D-D
"PLA-PREIR
ARAM- OQVI
TGENIVM
SATONIVS
GRATVS-D’D
IMP ALEX AG
I T DION CoS-
In honorem domus divinae. Plateae praetoriae aram
quintanam ct Genium Sattonius Gratus dono dedit impe-
ratore Alexandro Augusto teriium et Dione consulibus.
— 439 —
Ara 1822 reperta et in Museo asservata.
Dorow in Kunstblatt. 1828, n. 45; Habel inAnnal. I, 1, p.
74 ce. üg.; Zimm. p. 152; Grotef. in Seebod. Ann. 1828, n. 46;
Lehne 110; Wagener I, p. 301; Schaab I, p. 155; Steiner 239; II, 635;
Zell 327; Ring I, p. 816.
3. Ara quintana est ara in via quintana castrorum
posita, cf. Gruter. 129, 5. Dor. interpretatur Aramque
et Genium, de quo vid. Hab. 1. c.
5. De Sattonii nomine vid. Abbild. v. Mainz.
Alterth. I. p. 6; Publicat. d. J. soc. d. Luxemb. VI, p.
50 etc. Dor. legit: Sextus Attonius; sed punctum
deest. Ring conjungit litteras NI.
6. Ring: Gratus posuit decreto decuri-
onum, nescio unde verbum inserens.
7. ALEX erasum est, utN. 1, quod vide, sed vesti-
gia satis certa eius nominis supersunt, unde mireris Dor.
legisse: Aurelio.
8. Anno p. Chr. n. 229 Severus Alexander tertium
et (assius Dio consules erant.
4.
IN-H'D’D
GENEO "SANC
TO MNR0EI. CL
POMPEIANVS
MIT LEG VII
ANUNAN&
AVG. RF COs · B
IANVAR : IMP
D-N-ANONNO IT
T-BALBINO-1L’CUS
— 4190 —
In honorem domus divinae. Geneo sancto Marcus
Aurelius, Claudia, Pompelanus, miles legionis octavae
Antoninianae augustae, beneficiarius consulis, tertio Idus
Januarlas imperatore domino nostro Antonino quartum
et Balbino iterum consulibus.
Lapis, qui hodie non extat, a. 1520 erat Praun-
hem, vico Heddernhemo vicino, vid. Klein in Ann. Nass.
IV, p. 319.
Huttich. XXXIII; Ap.p. 481; Laz. p. 552; Grut. 108, let 1075,
10; Winckelm. Gesch. v. H. p. 1381; Lersner Chronik v.F. I, p. 2;
Schenk Denkw.p. 98: Fuchs II. p. 5; Kraus M&m. p. 822; Or. 1709;
Schm. I, p.25; Lehne 107; Ebhardt p. 208; Steiner Maingeb.p. 149;
St, 247; 1, 639; Klein 1. c.; legitur in Mse. Idstein.
Huttichius editor inscriptionis princeps miram arae for-
mam exhibet neque in litteris conscribendis sibi constat,
in altera editione plures versus aliter componens, ita ut
inscriptio uno versu contractior fiat; ceteri cditores alius
alio modo scribunt, vid. Klein. I. c. Dedimus inscriptionem
partim secundum Msc. Idst. pariim secundum Maucler-
quli auzorrzov ap. Gruter. 1075, 10 delineationeın.
2. GENSO Msc. Idst. et Or., quae lectio, quum ma-
gis sit insolita, fingi potuisse non videtur. GENO est
ap. Mauclerquium; de permutatione litterarum E et I
vid. ad N. 2 v. 2.
5. Legio VIII augusta circa ab anno 70 p. Ch.
per plura saecula in Germania superiore tetendit; mili-
tem hujus legionis invenies N.50, centurionem 71. latercu-
los N.75; cognomen Antoninianae habes quoque St.1I. 9;
cf. Kl. Leber die Legionen in Obergern. p. 19.
— 41 —
6. ANOWANZ est ap. Mauclerqutum, ANONNANAE
Msc. Idst.
7. Bin Mse. Idst. triplici ligatura comprenduntur
litterae T. I. D: dies est 11 mensis Januarli; Ap. Schenk
Ebhard. et Or. habent T D, ceteri I’D. id est idibus Ja-
nuariis (13. Jan.)
9. ANONNO est ap. Mauclerquium; ANONO in
Msec. Idst., apud Eb. et Or. legitur. Marcus Aurelius Antoninus
Caracalla imperator quartum Publius Caecilius Balbinus
iterum consules erant a. p. Chr. n. 213.
5.
1. "2. 3.
ULLEC ESVO 1
TIGN T (GEN
IALIVS
ATVS
Haec tria fragmenta arae a. 1822 reperta hodieque
in Museo asservata sine dubio hunc in modum concin-
nanda sunt:
OLLEG
II TIGN
GENALIVS
"ATVS
E SVO
IT-
(Genio) collegli (fabrum?) tignariorum Genialius
Optatus (?) de suo (posuit).
Lehne 113; St. 227; II, 646; Ring I, p. 311.
1. Ante COLLEG St. scribit. NO, Ring GEXIO.
2. II omittunt editores.
— 402 —
3. TALIVS i. e. Vitallus habent editores praeter
Ring, qui hunc versum et sequentes non citat.
4. PTATVS Steiner.
5. 6. omittunt omnes.
6
L O. M.
CIVLIVS
> IVIVS
v
Jovi Optimo Maximo Gaius JuliusMenenlus (?) votum
(solvit Iubens merito.)
Ara a. 1853 reperta et in Museo asservata.
3. Hi versus satis certam lectionem non praebent.
7.
1 2.
TON
NoN
F
8. 4. 5.
6 \Tıy 104
EC RıH ADRA
PT ORI»
Fragmenta a. 1853 reperia hodieque in Museo
asservata ad aram Jovi optimo maximo et Junoni reginac
dicatam perlinere videntur.
N. 5. est arae fiuis, ut iam lapidis margo indicat;
litterarum, quae in ultimo hulus fragmenti versu legun-
tur, vesligia eadem infra N. 29 v. 3 invenies.
— 493 —
8.
I O.M
6 VICTO
RIVS-IA
NVARIV
SEXVOTO
INSVOPO
Jovi optimo maximo Galus Victorius Januarius ex
voto in suo posuit.
Ara a. 1851 reperta et in Museo asservata.
Frankfurt. Conversat. Blatt 1851 n. 61; Ki. in Bonn. I.
XVIL p. 193; Mitth. 1852, p. 48; St. II, 1691.
y.
10°-M IR’
AEL’ CRE
SIMVS- SE
DA’ TI A’ B
ASS INA
VS’ L LM
Jovi optimo maximo Junoni reginae Aclius Uresi-
mus (et) Sedaila Bassina votum solverunt lubentes laeti
merito.
Ara cr. a. 1600 Praunhemi fuisse trauiıur, sed sine
dubio Heddernhemo vindicanda est. Schenk 1. c. p. 102
urbi Wisbaden assignat, de quo vid.K. in Ann. Nass. IV, 2.
p. 341. Hodie non extat.
Gr. 1062 et 1063, 4; Ling. Ii, p. 170 sq.; Bhd. p. 65;
Sch. p. 102; F. II, p. I; Or. 1277; Eb. p. 209; L. 22; St. 244;
I, 638; Kl. 1. c. p. 840 sq.; legitur in Ms. Idstein.
— 1A —
2. AEL. Ita lapis secundum Mauclerguium av-
zorssenv; Fuchs conicit AEM, quem L. et St. secuti sunt.
4. BASS I NA Fuchs interpretatur Billa i. e. filia
ex Assina, Peloponnesi urbe. Ceterum MS. Idst. rectius,
ut videtur, praebet BASINA; ita et Ebhardt.
10.
I0-.M
E'IVNO
NI REGI
NIE CIN
GEI-POS
Jovi optimo maximo et Junoni reginae Cingetius posult.
Ara 1827 reperta et in Museo asservata.
L. 26; St. 228; II, 645; eadem esse videtur, quam Zimm.
p. 154, omisso vocabulo Cingetius eitat et anno 1825 repertam
esse dieit.
4. Nominis ignoti causa tertio saeculo lapidem as-
signat Lehne.
11.
IOVIOLBIO
SELEVCVS
HERMOCRA
TVSQVIETDIO
GENES DD
Jovi Olbio Seleucus Hermocratus (se. fillus) qui et
Diogenes dono dJedit.
Ara asservatur ap. v. c. Roemer-Büchner Francofurti
ad Moenum: supra inscriptionem fulıninum fasces videntur.
B. in Frankf. Archiv VI, p. 12 et in Heidelb. Jahrb. 1854
n. 31, p. 4%.
1. 10VIOLBIO. Juppiter Olbius, qui nullo alio
— #5 —
lapide traditur, nomen traxit ab ’OAß« Ciliciae op-
pido, de q. vid. Steph. Byz. s. h. v., ubi templum Jovis
erat celeberrimum, cuius sacerdotes regum loco late impe-
ritabant numisque memoriae produntur, vid. Strab. XIV,
p. 672; Eckhel. D. N. P. I. vol. III, p. 2699. Ceterum
Olbium libertum habes ap. Grut. 1070, 1.
3. SELEVCYS HERMOCRATVS i. e. Eo-
uoxgatovs sc. viog, Hermocratis fillus.
4. QVIET. Seleucus Diogenis etian nomine voca-
batur more haud raro in lapidibus obvio, de q. vid. Zell.
II. p. 128.
12.
IOVI - DOLICENO
C IVI. MARINVS
)BRITTONVM
CVRVEDENS
DD
Jovi Doliceno Gaius Julius Marinus centurio Brit-
tonum Curvedensium dono dedit.
Manus dextra aerea a. 1831 reperta et in domo v.
d. Roemer-Büchner Francofurti asservata.
St. II. 1693; Roem. in Ann. IV, p. 851; B. in Frankf.
Arch. VI, p. 8. Seidl in Sitzungsber. d. Wien. Acad. Xil, p. 48.
1. Juppiter Dolichenus (Dolicenus. Dulchenus,
Dulcenus. Dolochenus, de quo vid. Braunii Bonnen-
sis Commenlationem »dJupiter Dolichenus« a. 1852
Bonnac editam) ab Commagenorum oppido Dolichene
(h. Doluc) cognoninatus, multis lapidibus celebratur;
vid. Or. 945. 1232. 2493, Z. f. Alt. Wiss. 1837 p. 53;
Marini Atti II, p.538; Ling. IL p. 120 sqq.; Roem. l.c.,
— 40 —
Seidl L e. B. in Heiden. Jahrb. 1. c..p. 387—96. Jahn
in Münch. Gel. Anz. 1854, n. 78.
7. Galus Julius Marinus a rationibus armaturae le-
gionis XIII 6. M. V. est im cippo prope Mogontiacum
reperto (Lehne 179), quem eundem cum nostro habet
Roem. ]. c. Ceterum haud scio an forte sit factum, ut
inalils quoque duobus lapidibus Dolicheni, Remagensi et Car-
nuntensi ap. Braun 1. c. p. 4 et 5 legautur Marini duo elus
dei sacerdotes. cf. B. in Heidelb. Jahrb. 1. c. p. 496.
3. 4. Brittonum et cohortes et alae in multis
lapidibus per Germanlam Pannoniam Noricum repertis le-
guntur: vid. v. Hefner d. roem. Denkmael. Oberbay. Münch.
1844. p. 45; Scriba in Darmst. Archiv. VI, p. 155; Arneth
Militaerdipl. p. 10. 39; Ankershofen, Gesch. v.Kaeruthen
p. 516: B. in Bomn I. XVI, p. 108. — Brittones Cur-
vedenses. qui nostro tantum lapide nou sunt, nume-
rum, quem vocabant Romanl. effecisse videntur ut nume-
rus Brittonum Triputiensium, numerus Brittonum et
Exploratorum Nemaningensium. numerus Brittonum
Caledoniorum, qui numeri omnes sub centurionibus
erant, vid. L. 92 et 101; St. 1, 161: v. Hefaer Roem.
Bay. ed. III. p. 30. 72.90; Lersch in Bonn I, IX, p. 69.
Seidl 1. c. p. 49 cohortem Carvetlonum ap. Horsley Brit.
Rom. p. 273 comparat.
13.
DEO ' DOL
ATILIVS
TERTIVS
EX COH
II-AVG Q
V-SLLMF
— 497 —-
Deo Doliceno Atilius Tertius ex cohorte secunda
augusta quaestionarius (?) votum solvens lubens laetus
merito fecit.
Ara 1840 reperta et in domo v. d. Roem. Fran-
cofurti asservata.
Roem. in Ann. IV, 2. p. 850; B. in Frankf. Archiv. VI,
p. 8. Seidl 1. c. p. 73.
4. Cohortes rarissime habent cognomen augustae;
quorundam populorum cohortes eo cognomine quidem or-
natae sunt ut cohortes Thracum, quorum I, II et III ita
nominantur (Arneth. Militaerdipl. p. 14; Gr. 534, 2);
cohors I. aug. lturaeorum (Lehne 231); colı. I. aug. Ner-
viorum (Arn. l.c.p. 62); sed cognominis aug. tam nude ad
numerum appositi vix alibi invenies exemplum nisi Gr.
493, 8, ubi trib. cho. III. aug. legitur; idem dicendum
est de alis. Id cognomen ob virtutem datum videtur
cf. Henzen in Bonn. I. XIII, p. 85.
5. Quaestionarius est miles, culus munus quae-
stiones erant, Or. 3502; plerumque A quaestionibus
nominantur ut Or. 3462, 3503.
(Jovi s. deo) Doliceno Pudentius Hispanus vo-
tum solvit lubens laetus merito.
Fragmenium arae a. 1843 repertae et in Museo
asservatae.
K. in Ann. IV, 2. p. 304; B. in Frankf. Archiv. VI, p. 10.
et in Heidelberg. Jahrb. 1. e. p. 493.
— 498 —
3. Litterae VS vocis HISPANVS ad solemnem quoque
formulam votiram VSLLM pertinent, ut saepius vid. St.
II, p, 406. c.
15.
DEO
CASIO
OVINIVS
V’-S’-L’M-
Deo Casio Ovinius votum solvit lubens merito.
Ara a. 1828 reperta non restat.
Lehne 16; Kn. in Hess. Archiv II, p. 540; St. 229; TI,
16% Ring. I, p. 314.
1. 2. Deus Casius, ut supra deus Dolicenus, est
sine dubio intelligendus Juppiter Casius Or. 1224, a
Casio monte Aslae coguominatus: de Gallorum diis Cas-
sibus non est cogitandum.
4. Stein. 0. S. L. L. M.
16.
INH DeD
MERCVRo
IVL SECVX
DINA EX
voTo
POSVIT
In honorem domus divinae. Mercurio Julia Secun-
dina ex voto posuit.
Ara a. 1843 reperta et in Museo asservata,
L. L. Bonn. I. VIII, p. 163; St. II, 641.
— 400 —
17.
I-HO-NO REM DD
HER CV RIO °NE’6
0-TI-A-TO‘RI >
In honorem domus divinae. Mercurio negotiatori.
Ara an. 1843 reperta ei in Museo asservata, in qua
supra fragmentum Mercurii arieti insideniis est.
Didaseal. 1843 n. 345; K. in Bonn. I. XVII, p. 198, et In
Ann. IV, 2, p. 296.
1. De syllabis omnibus punctis distinctis vid. K. in
Annal. 1. c. p. 298 sqq.
2. 3. Idem Mercurli cognomen est in lapide ap.
Or. 1410. Hucusque edebatur: NEGOTIATORIO, sed in
fine est follun licet non accurate expressum.
18.
MERCVRO
Mercurio Cissonio aram ..... Victor ....
Ara inferiore parte mutila a. 1841 reperta et im
Museo asservata est: in lateribuseius vasa sacra insculpta
sunt.
L.L. inBonn. I. p. 80; Stein. II, 640; de Wal. Myth. LXXXIX;
K. in Ann. IV, 2, p. 300; Ring. I p. 888 Chic lapidem in fontt-
bus Mattlacis repertum esse putat).
1. Cesonius s. Cissonius (vid. Z. f. A. 1852 p.
488 et 491) eelticum Mercurii cognomen incertae signi-
ficationis est: plures eius numinis lapides affert K.1. ce.
4. Haec verborum vestigia enucleari posse non vi-
dentur: fuisse videtur aut VTE\ aut EVI, vid. Ann. 1. e.
p. 301 not.
19.
HERCVLI IN
VICTO°SACR
VMC —ERN
TIVS - BASS\
)LEG VI VIC
ET VEXILLAR
LEG ° EIVSDENM
Herculi invicto sacrum Gaius Terentius Bassus, cen-
turio legionis sextae viciricis, et vexillarii legionis elus-
dem .....
Ara a. 1826 reperta in Museo asservaia necdum
edita est *).
*) L. L. III, 142 habet lapidem cum nostro fere verbo tenus
conspirantem quem libet communicare:
HERCVLI IN
VICTO ’ SAC
RVMC TER
ENTIVS BASS
VS> LEG VI I
CTRICIS ET VE
XILATIO LE EI
a. 1825 in vieco Brohl repertum esse et in villa viri e. Fuss
asservari notat idem; sed St. II, 977 hunce cum nostro
eonfundit, ratus illum externum in Museum Wisbad. esse
— 501 —
5. Legio sexta victrix Vespasiano imperante In Ger-
manlam inferiorem venit, vid Tac. h. III, 44; Grotef. in
L. L. III, 80; Kl. Ueber d. Legionen in Obergerm. p. 22.
n. 76. — Eliusdem legionis sextae vexillarii cum allarım
legionum vexillarlis eidem Herculi deo aram dicant Neo-
magi asservatam, vid. Bonn. Jahrb. VII p. 44.
20.
DD.
ERO
RI
VNDI
CVLA
MON
DEI
up.
(Inhonorem) domus divinae. (Lib) ero (pat) ri Secun-
dinius Saecularis (?) (ex) monitu dei lubens posuit.
Fragmentum arae, a. 1829 repertae et in Museo
asservatae.
Lehne 85; Stein. 288; Il, 648.
4. 5. Ita editores interpretantur.
21.
IHDD
D’IM
MVRVS
VICTOR
EÆDILS
C.TEX V
translatum, quod factum non est, ef. Fiedler in Neue Mit-
theil. des thür. sächs. Alterth.-Ver. I, 8 p. 15.
33
— 502 —
In honorem domus divinse. Deo invicto Mithrae
Murius Victor aedilis civium Taunensium ex voto.
In arae latere hae supersunt litterae:
0
L
— 1
Cos
Ara a. 1829 reperta et in Museo asservata.
Ann. I tab. VIE e. fig. 6; L. 68; Stein. 236; II, 648;
Ring I p. 311.
3. Stein. Marcus Victor; Ring: Martius.
4. Ita editores; de civi Taunensi v. ad N. 1.
22.
D’I’M
MER
SENE
CIo
PSP
Deo invicto Mithrae Marcus Tertius Senecio pe-
cunia sua posuit.
Ara a. 1826 reperta et in Museo asservata cum
foramine, in quo adhuc est catillus s. turibulum.
Habel I, 3 p. 181. tab. V, fig. A; Zimmerm. p. 161; Lehne
67; Stein. 235; II, 647.
I
A..TI..
Dco invicto Mithrae ..... .
Ara a. 1826 reperta et in Museo asservala,
Stein. II, 654.
2. A an M. sit, dubitari 'potest.
— 503 —
24.
IM
IVI IVNSNA
IF V
(Deo) invicto Mithrae Junius Junenalis (?) .. .
Ara a. 1826 reperta et in Museo asservata.
Hab. I, 8 p. 181. tab. V fig. 2; Stein. II, 655.
1. 2. Ita delineavit Hab.; Stein. interpretatur:
Iuvenalis, cetera omittens; hodie ne illae quidem lit-
terae satis apparent.
25.
D-INC
LOLLIVS
CRISPYS
JCOHXXXH
VOL
Deo invicto Comiti Lollius Crispus centurio cohor-
tis tricesimae secundae Voluntariorum.
Ara a. 1826 reperia et in Museo asservata.
Hab. I, 3 p. 181. tab. V fig. 4 et II, 8 p. 169; Külb ad
Lehne I, p. 287; Stein. 237; II, 649.
1. Ita editores interpretantur. C esse potest Gaius.
4. Cohortes Voluntariorum constabant ex civibus Ro-
manis, qui plerique perfuncti jam militia ultro nomina da-
bant, cf. Liv. XXVII, 47; Henzen. Bonn. Jahrb, XIII p. 43.
Quo tempore cohors XXXII in Germania fuerit, in-
certum est, cf. Ann. IV p. 344; elus mentio fit
et infraN.38 et 39. In Decumatibus agris aliae quoque
33*
— 504 —
Voluntariorum cohortes occurrunt, ut coh. III, coh. XXIIII,
coh. XXVI, cf. St. IL 719; Rappenegger Bad. Inschr. 10
et 60; Staelin Wirt. Gesch. p. 43 et 57.
26.
FORTVNAE
CL
PRIMI
LLA
VSLLM
Fortunae Claudia Primilla votum solvit lubens laeta
merito.
Ara c. a. 1600 reperta hodie in domo v. cl. de
Breidbach Heddernhemi extat.
Grut. 1013, 7; Winkelm. p. 131; Lersner II p. 61; Fuchs
II p. 63 et 265; Gerk. IV p. 804; Gerning Maingeg. p. 235;
Lehne 97; Wagen. I p. 802; Stein. 230; II, 644; Kl. in Ann. IV
p. 331 sq.
27.
FORTVN
SACRVM
TACILVSEOQ
ALAEIFLA
IAEMILLI
LLM
Fortunae sacrum Tacilus eques alae primae Flaviae
milliarlae (votum solvit) lubens laetus merito.
Ara a. 1826 reperta et in Museo asservala, in
aversa parte est vir leonem humeris gestans.
Hab. I, 2 p. 182. Tab.V, fig.3; Stein. II, 652; B. Frankt.
Arch. VI p. 20.
— 505 —
8. TACITVS habet Stein.; ceteros versus editores
omittunt ut inextricabiles.
5. Alae Flaviae nomen ab imperatore Flaviae gentis
habent, cf. B. in Ann. IV p. 360. Quo tempore ala
I Flavia milllaria in Germania fuerit, nescimus; eius et
infra N. 60 mentio fit.
28.
H DeDe
AEFOR
AFLIO.
)RVS
Arae c. a. 1600 erutae fragmentum, quod hodie
in domo v. c. de Breidbach Heddernhemi exiat; lapidis
inscriptio haec fuisse videtur:
IN-H DD
DEAEFORT
AEIAFIIO
DORVS
IATA MAVRA
EX V P-L°L-
M
In honorem domus divinae. Deae Fortunae Aemilius
Aeliodorus (praefectus ?) primae alae Maurorum (?) ex
voto posuit lubens laetus merito.
Grut. 1013, 8 et 1072, 2; Win. p. 131; Lr. 1. c.; Ling.
II p. 77; F. II p. 61 e. fig; Hab. in Ann. I, 1p. 1 ce. fg.;L. 91; St.
232; II, 6386; Kl. in Ann. IV p. 833 sgg.
Mire vexabat haec inscriptio interpretes; Habel ].
c. veteribus fidem abrogans in fragnıento varia supplet, ita
utlegat: Inhonoremdomusdivinae Plateae fori
— 506 —
aram Afliodorus.... ceterisomissis. Nossecuti sumus
Gruterum, cui bis Mauclerquius delineavit, et Fuchsium
arsorsenv, qui plerumque ei consentit, cf. quod fuslus
dictum est in Ann. IV, I.c. Nota figuram litterae L fere
cum I congruere, unde ista dubia partim sunt exorta.
3. Aemilius velAelius; Lehne legens AE Mex-
plicat Marcus, AE ad praecedeniem vocem referens;
Lingen: Heliodorus.
5. Initio supple notam equitis vel praefecti; ala
Maurorum alibi non occurrit; cohors Maurorum est ap.
Or. 529. Ling. conjictt ARAM MARMoream.
6. Gr. priore loco: F X V-P-I"R, unde Ling.
EX V P-I'L-
29.
IAE
T TI
TORIN
COC \VDE
SV Io
VVIIID E
4PI T
GOPDI
AYGTP
cos
..................... imperatore (domino nostro)
Gordiano Augusto et Pompeiano consulibus. i
„ Lapis multis partibus mutilus a. 1853 repertus et
in Museo asservatus; nondum est editus.
1. ...1AE. Haec litterarum vestiga Fortunae
fortasse aram indicant, ut est in lapidibus superioribus.
3. TORIN. Eiusdem vocabuli vestigla esse vi-
dentur, quae leguntur supra N. 7, 5 v. 8.
7. 8. 9. Hi versus ex Or. 22 coll. 2331 sup-
plendi sunt: IMPERAT.D.N || GORDIANO || AYG ST
POMPEIANO || COS. quorum consulatus est a. p. Ch. n.
241.
80.
KSRVS$
TAVNENS
MONI TV
DSPL’L’M
Karus Taunensis monitu dei posuit lubens laetus
ınerito.
Ara a. 1844 reperta atque in Museo asservata
necdum edita est.
1. Littera K esse videtur pro Ka, ut Romani in-
terdum Kput, Klumnia pro Kaput (caput) Kalumnia
(calumnia) scribebant, vid. Schneider Lat. Gram. I
p. 290. '
2. De Taunensi vide ad N. 1.
31.
OSVII
NANTC
OM CO
. posui in nomine Antonini Commodi consulis.
Fragmentum arae a. 1850 repertum in Museo Mogon-
tiacensi asservatur neque editum est. Initio desunt
plura; versus lineolis distinguuntur, ut in seq.
L sqgq. Num verum viderim, ipse dubito, neque
mellus proferre possim; an est inv. 1:consulseptimum?
2. C littera In fine satis certo legi nen polest.
32.
Li
TAVIL
DOM
A0ST
1
Ara a. 1822 reperta et in Museo asservala; scri-
ptura tota fere evanult; versus lineolis distingul videntur,
ut in lapide praecedente.
Hab. I, 8 tab. VI Ng. 4; Stein. II, 658.
j 3.
AVIE
DOM
ICOM
Arae fragmentum superiori slmlle repertum et as-
servatum ut praecedens.
Hab. p. 181. tab. V fig. 5; Stein. II, 660.
34.
AC
Hae duae litterae leguntur in aversa parte arae,
quae a. 1826 reperta in Museo asservalur.
Hab. p. 181. tab. V fig. 6; St. Il, 651.
35.
INH
AD
— 59 —
Hae litterae leguntur in fragmento arae, a. 1826
reperto et in Museo asservato.
36.
ER
Hae duae litterae iuxta capitis arae foramen ad
catinum inferendum aptum insculptae sunt. Reperta esi eodem
anno et in Museo asservata.
Ann. I, 2 tab. Vi fg. I et II, 1 p. 48.
87.
IT
Hae duae litterae ab utroque latere foraminis in
arae capite insculptae leguntur, quae a. 1826 reperta in
Museo asservatur.
Ann. J, 2 tab. VI fig. I a et II, 1 p. 48.
I an L scriptum sit, incertum est.
38.
DIS MN
OFAVONO
MROFIL
OFNON
VARVS
COHXXXII
VPATRM
MTD
Diis Manibus Quinto Favonio Varo filio Quintus Favo-
nius Varus (miles ?) cohortis tricesimae secundae
Voluntariorum pater.......
Lapis c. a. 1600 repertus et in Museo Hessen-
Casselano asservatus: apographum, quod misit v.d. Lan-
dau Casselanus, expressimus.
Gr. 1094, I; Winkelm. p. 180; Lr. p. 2; Bernhd. p. 66;
Schenk p. 94; F. II p. 134; St. Maingeb. p. 148; L. 285; Eb.
p. 208; Appel Hdcatal. d. Samml. d. Kassel. Mus. p. 25 n. 75
(inseriptio ibl addita non est); St. 248; IT, 687; Kl. in Ann. IV
p- 842; Ring I p. 813; legitar etlam in Ms. Idstein.
4. Militis signum ab nonnullis adpictum omitti posse,
testes sunt lapides satis certae lectionis, cf. Infra N. seq.;
Z. f. A. 1852 p. 485 seq. et fortasse Wiltheim Lucili-
burg. p. 145.
6. De cohorte XXXII Voluntariorum vid. ad N. 25.
8. Vluml versus, qui in MS. Idsteiniano non tegi-
tur, sigla tam incertae sunt lectionis, ut certa sententia
extricari posse non videatur.
39.
D. =.
PILADELPVS
PILANDRICA
PADO XXVIII
DON XXXIL-VOS
1ANVARIVS
ANTESTVXX
Dus Manibus. Piladelpus Pilandri (fillus) Cappa-
dox (annorum) viginti octo (militis ?) cohortis tricesimae
secundae Voluntariorum; Januarlus Antestius (faciendum
curavit).
Cippus a. 1770 repertus hodie non extat.
F. II p. 167; L. 286; St. 234; II, 642; Ring I p. 818&
I sqg. Haec est lectio editionis principis ‚ unde L.
— 511 —
sagaciter sensum extricavit; eius emendationes Stein. edit.
altera recepit: PADO ° A XXVII.
COH. XXXII VOL.
Varia infeliciter tentavit Fuchs. quem Stein. in priore
editione secutus est.
5. De coh. XXXII Voluntarioram vide ad N. 25.
7. VXX. Quid haec sigla significent, incerlum est.
Lehn. et Stein. iis omissis ponunt F, Ring F.C.; L. et
Ring TE litteras coniungunt nescio quo auctore.
40, a.
AN
STIEIII
SE’ FRATER
FC
...annorum.... stipendiorum quattuor (hic) situs
est; frater faciundum curavit.
Cippi fragmentum incertum quo tempore (ante a.
1830, ut videtur) repertum et in Museo asservatum.
St. II, 686.
40, b.
M HONORATI
VS TDETIVS
Marcus Honoratius Tertius.
In basi statuae lapideae, culus pedes tantum restant;
ea a. 1854 reperta in Museo Mogontlacensi asservaiur.
Period. Blätt. 185% p. 42.
- 112 —
Nide. (Nied.)
Vicus inter Hoechst et Francofurtum oppida ad Nidam
fuvium situs: unicus est Nassoviae vicus, culus nomen,
quod nunc est, in latinis inscriptionibus legitur; v. iufra
125 et L. 15.
41, a.
FORTyxX
LCoRNEL
ARATOR
JLEGXINT
6-M-v-
VSLM
Fortunae Lucius Cornelius Arator centurio legionis
quartae decimae geminae Martiae victricis votum solvit
lubens merito.
Ara, culus lateribus vasa sacra insculpta sunt, a.
1828 reperta In Museo asservatur; vid. Ann. I,2 p. 296.
L 98; Sch. I p. 63; St. 224; II, 666; Ring I p. 808.
1. Lehne ultimam litteram omittit.
2. Stein. omittit praenomen: idem II edit. legit Ca-
ius; Lehne et Ring litteras EL conjungunt.
4. Legio XIII gemina Martia victrix inde ab a. 70
usque ad finem primi saeculi Mogontlaci erat; iam prius
Augusto imperante usque ad Claudii tempora ibi teten-
dit, sed tunc modo cognomen geminae habuit: ex hoc
tempore cippum invenles N. 51, laterculos utriusque tem-
poris N. 76; cf. Kl. über die Leg. in Obergerm. p. 4.
(Jovi optimo) maximo .....in suo posult lubens
laetus merito Juliano et Crispino (consulibus).
Fragmentum arae ecclesiae vici quondam infixum
hodie in Museo asservatur.
L. 9; St. 225; I1, 664.
1. sqgq. Itaeditores; nunc v.1— 3 non restant et in
v. 5 litterae mediae evanuerunt; versul | Stein. inserit I. 0.
4. 5. Claudius Iulianus et Gaius Claudius Crispinus
consulatu a. p. Chr. n. 224 funcli sunt; desideratur
in extremo lapide siglum COS., quod St. addit.
42.
CRVFI
Gal Ruf.
Haec leguntur in lapide molari incertum quo anno
reperto, qui hodie in Museo asservatur.
— 514 —
Hiederhach.
Vicus prope oppidulum Hoechst situs.
43.
I -0O-M
I IVNONRE
C WN SECVI
-DICC H ITIV
Jovi optimo maximo et Junoni reginae Gaius
Ara a. 1690 aedibus vici infixa a. 1825 in Mu-
seum delata est. In sinistro latere Mercurius, in dextro
Minerva videntur.
Win. p. 144 sq.; Zimmerm. p. 154; St. 221; II, 667.
1. Hic versus solus legitur ap. Zimm.
8. 4. Win. legit GIVNLEG V
DVS
D.FEC.T..ILV
et interpretatur: Junlus legionis V dux fecit tumulum.
4. St. inedit. I suspicatur: decurio civitatis Taunen-
sium, quam coniecturam Ipse in edit. altera nimis auda-
cem nominat,
— 515 —
Floersheim.
Vicus ad Moeni ripam situs.
44.
CN - CVRIONISA
BINO - LEG XXII
MIL-P - METEL
LVS + CALVINVS
CONTVBERNA
LI" DVLCISS - PO
Cneio Curioni Sabino, legionis vicesimae secundae
militi, Publius Metellus Calvinus contubernali dulcissimo
posuit.
Lapis, qui a. 1520 in vico extabat, hodie desidera-
tur. Jnsculptus erat miles capite nudo, cum clipeo et
gladio stricto impetum faciens: in edit. princ. et ap. Joh.
dextra clipeum, sinistra gladium tenet. Apianus et Fuchs
figuram convertentes dextrae gladium, sinistrae elipeum
accommodant.
Hut. XXXIV; Ap. p. 481; Laz. p. 415 in quingue versibus
at p. 576 in duobus versibus distrib.; Gr. 589, 6. (qui septem versibus
titulum exhibet); Joh. XXXII; F. I p. 168 e. fig.; L. 219; W.
83; St. 220; 1, 668; K. in Ann. IV p. 326.
2. Edit. prince: LEG XVII, quod mendum Gudlus ap.
Gr., quem ceteri secuti sunt, correxit. De legione XXII
vid. N. 1.
— 5i6 —
$. MIL raro legionis nomini postponitur.
4. P. Metellus Calvinus ex L. opinione Aillus P.
Metelli Calvin! erat, qui est in cippo Zahlbacensi ap. ips.
220. Fuchs, quum nec patris nec tribus nec patriaenomen
addatur, posteriori aevo lapidem assignat, St. saeculo
p. Chr. n. secundo.
6. Ap. syllabam LI versul quinto adpingit.
Bierstadt.
Vieus prope Fontes Mattiacos situs.
45.
0°M
) NONIREG
VENVSM
AYS PRO S/_
RMITWC
RV
(Jovi) optimo maximo (et) Junoni reginae Eugenius
Martius (?) pro salute Primitivae coniugis et suorum..
Inscriptio arae nondum publici iuris facta incer-
tum quo anno repertae et in Museo asservatae.
46.
DEO MERCVRIO
NVNDINATORI
Deo Mercurio Nundinatori.
57 —
Ara c. a. 1617 in viclno agro posita hodie in
Museo asservatur.
Insculpti sunt deus et dea, caduceum uterque si-
nistra gestans: deus est Mercurius; deam L. Nundinam,
Flor. Rosmertam esse putat.
Web. p. 6; Rein. p. 118; Win. p. 74; Bhd. p. 70; Schn.
p. 109; La. in Act. Palat. I p. 206; Rh. A. p. 638; Schm. II
p. 360 (qui lapldem vico Buerstadt prope Wormatiam sito assi-
gnat, quemerrorem adoptavit PauliGesch. d. Stadt Worms p. 48);
Gern. Rheingeg. p. 5; Dor. II p. 7; L. in Ann. I p. 16; Eb. p.
209; Zim. p. 78; L. 81; St. 249; IL. 670; Hab. in Ann. III, 2 p.
145; Flor. p. 37; W. p. 127; L.L. in Bonn. I. II p.119; Zell 828;
Kl. in Ann. IV p. 346; Ring I p. 889.
1. 2. Mercurli Nundinatoris aras Treveris reper-
tas duas habes ap. Flor. p. 35.
Wiesbaden. (Aquae Mattiacae.)
47.
I’0°M-ET
IVNONI · REG
IN: HONOREM F
Jovi optimo maximo et Junoni reginae in honorem
titulum fecit ....
34
— 518 —
Ara c. a. 1600 veteri urbis muro inverso modo
inserta hodie non extat.
Grut. 7, 5; Web. p. 5; Winckelm. p. 74; Bhd. p. 66;
Schenck p. 108; Rh. A. p. 632; Eb. p. 209; Stein. 245; II, 688
KL in Ann. IV p. 345; est descripta in Ms. Idst.
2. 3. REC’ONOREM F. Ita Ms. Idst, ceteri
HONOREM F; Eb. ONOREM; St. omisit M.
48.
IN-H'D’D-
APOLLINI TOV
TIORIGI
LMARINIVS
MARINIA
NVS 9 LEGVI
GEMALEXAN
DRIANAE VO
TI COMPOS
In honorem domus divinae. Apollini Toutiorigi Lu-
clus Marinius Marinianus, centurio legionis septimae ge-
minae Alexandrianae, voti compos.
Ara a.1784 reperta et in diversorio »zum Schützen-
hof« insertaa. 1852 in Museum translata est.
La. in Act, Palat. VI p. 47; Ritt. p. 110; Zim. p. 188;
Gern. Rheingeg. p. 3; Eb. p. 210; Dor. I p. 62; L. in Ann.
I p. 14; L. 62; Or. 2059; W. p. 734; Peez Wiesbadens Heil-
quellen (Giessen 1823) p.27; Stein. 242; 11,684; de W. CCLXVIN;
Zell I, 252; B. in Ann. IV p. 375; Ring I p. 8837.
2. 3. Toutiorix, Celticum Apollinis cognomen, deum
salutiferum morbosque depellentem (Caesar b. 6. VI, 17.)
significare videtur, vid. B. 1. c.
8. ALEXANDRIANAE. Severi Alexandri nomen (cf.
— 519 —
ad N. 1) exculptum ex vestiglis litterarum salis certis erul
potest. Olim falso legebatur:
GEM P °F ALEXAND -D°D-D' FORTVNAE VOTI
vel similia, vid Or. 1. c. Araintra a. 222 et 235 dedicata
est; eo tempore legionem hanc ex Hispania, ubi stativa ha-
buerat, iussu Severi Alexandri ad Germanicum fortasse
bellum in Germanias venisse putat Borghesi in Ann.
dell’ inst. arch. XI p. 152; id vero nullo Japide nec
allo argumento probari potest, cf. Kl. Ueber die Legion.
in Obergerm. p. 23 n. 78.
49.
FIRMIVS
FIRMINVS
EROMVLA
VXOR
EX VOTO
Firmius Firminus et Romula uxor ex voto.
Ara a. 1853 ex fundamentis ecclesiae Mattiacen-
sis incendio deletae eruta in Museo asservatur..
Periodische Blätt. der Gesch. u. Alterthumsvereine 1858.
4p. 14.
3. EROMVLA. Inferior pars litterarum ligatarum
E deleta est nec non superior litterae V vocis VXOR;
ROMVLAM libertam habes ap. Mommsen Insc. Reg. Nea-
polit. 3964.
5. EX VOTO. Cui numini ara dicata fuerit, dici
non potest, cum superior eius pars mutilata sit.
34°
— 520 —
50.
C-WULCF-BERTA MEN
ENA - CRISPVS ML LEG VII
AVG-AN XL STP XXIF FC
Gaius Valerius, Gai filius, Berta, Menenia, Crispus,
miles legionis octavae Augustae, annorum quadraginta,
stipendiorum viginti unlus; frater faciendum curavit.
Cippus, in quo insculptus est miles armatus, »am
Kranz« quem vocant, 1841 repertus et in Museum trans-
latus est.
Lersch in Bonn. Jahrb. I p. 82; Habel in Ann. Nass. III, 2
p. 237; Stein. II, 671.
1. Berta est oppidum Macedoniae (Ptol. II, 13)
quod Meneniae tribui ascriptum fuisse lapis testatur.
2. De legione VIII Augusta vide N. 4.
51.
L VETVRIVS SP F
VOT PLAC
PRIMVYS VETER
EX LEG XIIII
GEM
HSE
Lucius Veturius, Spurii filius, Voturia, Placentia,
Primus, veteranus ex legione decima quarta gemina, hic
situs. est.
Lapis a. 1840 »am Kranz« repertus etin Museo as-
servalus.
Lerschl. ec. p.83; Hab. l.c.p. 238; St. II, 672; Ring. Ip. 338.
2. VOT. vera tribus scriptura esse videtur.
4. De legione XIII gemina vide N. 41.
— 521 —
52.
D’M-TITO
FLAIO 6RMo
VIER ' LEG XXI PR
P-F : NATIONE
BATAVS
ANNORVYM
L VLPIVS - ARMUTIVS
HFC
Diis Manibus Tito Flavio Germino, veterano legio-
nis vicesimae secundae primigeniae piae fidelis, natione
Batavus, annorum quinquaginia; Ulpius Arvatius heres fa-
ciendum curavit.
Lapis a. 1841 »am Kranz« repertus et in Museo as-
servatus.
Lersch. 1. c. p. 81. Hab. p. 238. Stein. II, 673.
2. Olim legebatur GERMANO.
3. De legione XXII vid. ad N. 1.
5. BATAVS pro BATAVO, de quo vid. Beck. in
Bonn. Jahr. XV p. 96 et 108. Eadem in eodem nomine
scriptura est in inscripp. ap. Reines. cl. IX.n.47.73. 74.
53.
DASSIVS - DA
ETORIS - FIL
MAESEIVS
MIL COH'V°
DELMATARVM
AN XXXV STI
XV °H’S’E
Dassius, Daetoris filius, Maeseius, miles cohoriis quintae
Er 1 72 7 502 5 2 SS ei
— 522 —
Delmatarum, annorum triginta quinque, stipendiorum se-
decim, hic situs est.
Lapis repertus et asservatus ut. N. 51.
Hab. 111, 3 p. 210; St. 11,680; Aschbach in Bonn. Jahr. XX
p. 78.
1. DASSIVS et DAETOR nomina barbara. Dasius
Pannonius est ap. Or. 504. — Maeseius patriam Del-
matiam Dassii indicare videtur, ut ap. Gr. 573, 1:
PLATOR VENETI F. MAZEIVS est in lapide Salonae in
Delmatia reperto, cf. Arneth. Militaerdipl. p. 20. MASEIVS
est in B. I. VI p. 55.
4. Cohors quinta Delmatarım Vespasiano impe-
rante in Germania tetendit, cf. Arneth Militaerdipl.
p. 29; Aschb. I.c. Mogontiaci olim erat eiusdem cohortis
lapis, cf. L. 259. Aschb. 1. c. habet DALMATARVM.
54.
LICAIVS - SERI ' F MILES
EX : CHO T. PANONIORV - AN
XXX STI’XVIH SE FRATER OP PECS
F
Licaius, Seri filius, miles ex cohorte prima Panno-
niorum, annorum triginta, stipendiorum sedecim hic situs
est; frater opus pecunia sua fecit.
Lapis a. 1842 »am Kranz« repertus et in Museo
asservatus. Insculptus est miles armatus.
Hab. p. 212; St. II, 678.
1. LICAIVS et SERVS nomina barbara: editores
pro lo scripserunt IICAIVS i. e. Caius neglectis litieris
praecedentibus. SASSAIVS LICCAI F. Breucus est ap.
St. II, 1344.
55.
C-WL°C’F C-’IWVL'SAR
CLEMES-NVS FILIV
FORO -IVLI )JCOH "11° RAl
VET’AN -LX C’R’AN XXV
S-T-F’I1 HRED FC
Galus Julius, Gal filius, Clemes, Foro Julio, vetera-
nus, annorum sexaginta; Gaius Julius Sarnus, fillus, cen-
turio cohortis secundae Raetorum civium Romanorum,
annorum viginti quinque; sepulcrum testamenti formula
iussi heredes faciendum curaverunt.
Lapis repertus et asservatus ut N. 51. Insculpti
sunt duo viri, alter volumen, alter centurionis vitem
manu tenens. |
Hab. L ec. ll, 8 p. 211; Kl. Abbild. p. 28; Stein. I, 875;
Kl. in Ann. IV p. 292.
1—4 Hab. versus, intervallo medio seiunctos, con-
tinuos legens mire nomina confundi. Sarnus est no-
men, ut videtur, barbarum.
2. CLEMES. Eandem nominis formam (pro CLEMENS)
habes ap. Or. 481 et Lehne 215, vid. Kl. ]. c. p. 293.
et Zeil II p. 61.
3. Forum Julium est oppidum in Carnis situm,
hodie Cividale.
Cohors secunda Raetorum, quam habes etiam
infra N. 56, non ante finem saeculi p. Chr. n. primi in
Germania superiore stativa habuisse videtur, vid. Kl. I.
c. p. 27. sqg. |
Quintus Viblus Aglustus, Raetus, miles eohortis se-
candae Raetorum, annorum triginta, stipendiorum tre-
decim; heres faciendum curavit.
Lapis a. 1840 ut N. 51 repertus ei in Museo asservatus.
Lersch in B. I p. 83; Hab. ll, 2 p. 239; St. 1, 674; Kl.
in Abbild. d. Mainz. Alterth. ll p. 28; Ring. I p. 388.
2. AGIVSTVS nomen barbarum: H. et St. habent
AVGVSTVS.
4. De coh. II Raetorum vide N. 55.
57.
BLAN N IM
CI V ML
COH I I
STIP XX V
HFC
Blandinlus ........... civis ..... mileg cohortis
secundae Raetorum annorum? .... quinque,
stipendiorum viginti; .... heres faciendum curavit.
— 525 —
Lapis repertus et asservatus ut N. 51; supra tri-
clinium est insculptum.
Hab. 1. e. Ul, 3 p. 218; Stein. I, 667.
1. BLAN °"NI esse videtur nomen Blandinius; in
fine versus latet patris nomen. Cetera litterarum vesti-
gia non satis cognosci possunt.
58.
DOLANVS - ESBE
NI:FBESSVS -EQ EX
COH - 111 THRACVM
ANNO XXXXV
STIPENDI XXIIII
H°S’E
Dolanus, Esbeni fillus, Bessus, eques ex cohorte
quarta Thracum, annorum quadraginta sex, stipendiorum
viginti quattuor, hic situs est.
Lapis repertus et asservatus ut N. 51. Insculptus
est supra eques armatus hostem deiectum premens, pone
est servus lanceas tenens.
Hab. 1.c. 11,3 p.210; KL in Z. f. A. 1850 p. 512; St.IL, 679,
1. DOLANVS et ESBENVS nomina barbara; Bessus
est natione Bessorum, gentis Thraciae.-
3. De cohortibus Thracum vide Kl. 1. c.
59.
T.FLAVIVS - CELSVS
VER EX ALA SCVBV
ORVM - CIVES : SAPPA
VS-ANWNL-°H'S’-E’H °F
Titus Flavius Celsus, veteranus ex ala Scubulorum,
civis Sappanus, annorum quinquaginta, hic situs est;
heres fecit.
Lapis a. 1842 repertus et asservatus ut N. 51.
Supra conspicitur vir in triclinio cubans, cui puerad pe-
des stans praesio est.
Hab.1.c. Ill, 8 p. 212 ; St. 11, 676 ; Aschb. inBonn. Ihr. XX p. 55.
2. AlaScubulorum unde nomen acceperit, incertum
est, vide Aschb. l.c. Commemoratur inara WormatiensiL. 12,
et in tabula honestae missionis Vespasiani imp. ap. Ar-
neth Militaerdipl. p. 29; cf. etiam Mur. 204, 6; 1101, 1.
3. Cives ut saepe pro civis; SAPPVS, ita H., in
lapide est ut dedimus, SAPPA ı VS. Sapa urbs Aethiopiae
memoratur Plin. 6, 20; Z&p« in Mesopotamia Plut. Con.
22, quam Ptol. 5, 18. Sarıpr nominat.
4. Editores falso legunt LI’ESF°H °F, vel XI-
ESEHF et interpretantur: ex sententia heres fecit.
60.
MVYRANVS°
FOAIAIILA VIA
ANDIOVRIFCIVIS
SECVAVS - STIPXXI
... N ...o
Muranus, eques alae primae Flaviae, Andiouri fi-
lius, civis Secuanus, stipendiorum viginti duorum, anno-
rum ......... |
Lapis, equo, quem servus manu tenet, insignitus,
repertus et asservatus est ut N. 51.
Beck. in Ann. Nass. IV p. 358 saqg.; id. Frankf. Arch.
Vi p. 20.
— 527 —
1. MVRANVS, ANDIOVRVS nomina barbara, de qui-
bus vid. B. 1. c. p. 361 sa.
2. Ex litterarıım vestigiis multis partibus mutilis
genuinam lectionem revocavit B. 1. c. De ala 1. Flavia vide
adN.27etB. l.c.
4. SECVANVS positum pro SEQVANVS, de qua
scribendi ratione vid. Beck. 1. c. p. 363.
61.
STI-XX1
Stipendiorum viginti unius.
Cippi fragmentum a. 1834 repertum et in Museo
asservatum.
62.
D. $ M
MEMORIAE ° SE
CVNDI AGRI
COLE * NEGOTI
ATORI ARTIS
CRETARIAE A
GRICOLIA AG
RIPINA * FILIA
PATRI * PIENTIS
SIMO- FC
Diis Manibus memoriae Secundi Agricolae, negotia-
toris artis cretariae, Agricolia Agripina filia patri pientis-
simo faciendum curavit.
Cippus a. 1842 repertus ei asservatus ut N. 51.
Hab. L c. Ill, 3 p. 209; St. II, 681.
4. 5. Negotiatori rectius cum Stein. pro nego-
tiatoris positum accipies quam pro dativo.
— 528 —
5. De arte cretaria vid. v. Hefner in Augsb. Allg.
Zeitung 1851 N. 243 sq.
63.
RIAM . | ....o. . 1 vel 1 AM 0) 1
B’PVS CRISPVS -P
ANIS & CSV ANWUS - CCNıV
IVS - NIVS VITV IVS - MVSVITV -
LVS NOVELLIVS VS - NOVELL!VS
IVS VELD — ] IVS VELDAEM
VITVLVS -|- VETVRVS
CIVS LIFSSI IVS SIG A]
STTLTL 1100 T:- R
in memoriam ...... dJustinius (?) \Vitulus Novel-
lius... Vitulus elus libertus (?) ..... sit tibi terra
levis.
Cippus ineditus incertum quo anno repertus et in
Museo asservatus.
Pleraeque inscriptionis litierae evanuerunt neque
eae, quas dedimus, (secundum nostram et alterius
viri docti lectionen) omnes extra dubium positae sunt.
64.
FLOREN
Florentius s. Florentinus (?).
In lapide oblongo, qui ignoto anno locoque reper-
tus est, hae litterae dubiae lectionis insculptae legun-
tur. Similem inscriptionem habes ap. St. Il, 1609.
— 529 —
65.
8 co
P
M IMP
IOT
Haec duo fragmenta incertum quo anno reperta in
Museo asservantur, et dubitarl potest, an uni eidemque
lapidi attribuenda sint.
66.
HIC QVIE
XCIT IN PA
CE EPPOQV
Hic quiexeit (quiescit) in pace Eppo, qui vixit (?).
Lapis a. 1754 ante portam, cui nomen erat Mo-
gontiacae, in campo (hodie Friedrichstrasse) repertus et
in Museo asservatus: est alabastrites; columbae mono-
grammati Christi nomen indicanti additae sunt.
Dor. 1 p. 41 e. fig.; Zim. p. 157: Hab. I. c. 1, 3 p.
199; St. 240; 11, 692.
3. EPPOQV. Editores Eppocus, sed sine dubio,
qui in his inscriptionibus christianis fere semper addi-
tus est, annorum vitae numerus omissus est, ita ut ex
coniectura viri culusdam docti intelligenda sint sigla ver-
borum, qui vixit; neque tamen in lapide spatium est
annos, quos vixit, addendi. Nomini Eppo alia eiusdem
terminationis nomina Ludino, Quito, Sicco, Ivio
ex inscriptionibus christianis ap. Hab.l.c. p. 195 et 198
desumptae comparari possunt.
— 530 —
Dotzheim.
Vieus prope Aquas Mattiacas Rhenum versus situs.
67.
RTVNA
EINS EX V
CEPERV
MP-D’N°S
NDRC
Fragmentum arae a. 1824 repertum et im Museo
asservatum.
Lehne in Ann. I p. 19. tab. I; St. 250; II, 16%.
L. duplicem interpretationem tentavit: In hono-
rem domus divinae et Fortunae reduci eius ex
voto susceperunt pro salute imperatoris do-
mini nostri Severi Alexandri.... , ita ut lapis
a. 235 p. Chr. n. sit assignandus. Altera eius interpre-
. tatio haec est:.... Fortunatus et Seius ex
voto susceperunt sub imperatore domino
nostro Severo Alexandro. Priorem interpretatio-
nem amplexus est St. Nos in medio relinguimus.
4. 5. Nomen Severl Alexandri erasum est, de quo
vide ad N. 1.
— 531 —
Frauenstein.
Vieus prope Dotzheim situs.
68.
ARTI
VCETIO
)SALVTE
OMINI N AG
VOCoONIVS
LVS LEG XXU
PONENDYM
‚RAVIT
Marti Leucetio pro salute domini nostri Augusti,
Voconius Vitulus (miles ?) legionis vicesimae secundae,
ponendum curavit.
Fragmentum lapidis c. a. 1520 parieti sacelli,
quod »zum Armudt« vocabant, prope vicum siti, infixi,
quod Habel in villa Armuda a. 1825 detexit; non restat.
Priores editores varie inscriptionem exhibent: editio
princeps Hutt. XXVI ita conseribit:
MARTI.LEVCETIO
PROSALVTE IMP
DOMINI N AG PII
0 -VOCONIVS VIT
VLVS-LEG XXI
PR’ P-F PONENDVM
CVRAVIT
Neque ceteri magis consentiunt cum fragmento;
iam idem Hutt. altera edit. v. 4—6 mutavit. Ap. p. 478
Zrgeererer nn nn”
in quinque versus contractam exhibet. Alteram Hutt.
secutus est Gr. 58, 3, mutata tamen tacite littera O v.
4 in 0. Gruterum secuti sunt Joh. XXIV, St. 248,
de Wal Myth. 340; Laz. p. 582 in quattuor versibus;
F. Ip. 34 v. 5 centurionis signum addit; L. in Ann.
I p. 17 fragmentum illud denuo repertum resütuit eum-
que secutus est Win. 41; postea vero L. 87, itemque
St. II, 682 Fuchsii lectiones probaverunt. Ki. in Ann.
IV p. 312 etc.; Ring I p. 345.
1. Martis cognomen Leucetii originem traxisse vi-
delur a Leucis, Galliae Belgicae gente, vide Schm. Gesch.
v. Hess. II p. 399 et Kl. in Am. |. c. p. 314. sq. cf.
N. 98 et 99 et Bonn. I. XVII p. 248.
3. Antonini Pii aetati (a. p. Chr. n. 138—161)
inscriptio vindicanda est, quamquam L. falso nisus argu-
mento ad a. 139 ipsum eam referre conatus est, vid. K.
l. c. p. 319.
4. Ring: VOCCONIVS. 0. Olus i. e. Aulus, vide
Zeitschr. d. Mainz. Vereins I p. 200.
5. De legione XXII vide ad N. 1.
Tota igitur inscriptio ex L. sententia hanc for-
mam habuisse videtur:
MARTI
LEVCETIO
PROSALVTE
IMP - DOMINI N AG
PIT-0 VOCONIVS
VITVLVS LEG XXI
PR’P F'PONENDVM
CVRAVIT-
Miarienhausen.
Vieus in pago Rhenano (Rheingau) prope Rüdesheim situr.
69.
IOM SERAPI
CÆLESTI FOR
TVNT GEXIO
LOCI P LICINI
VSPAL TR‘)
LEG IM P.
PRO SE SVIS
9 -V-LLC.
Jovi optimo maximo, Serapi cælesti, Fortunae et
Genio loci Publius Licinius, Palatina, centurio legionis
quartae Macedonicae, posuit pro se suisque voti lubens
laetus compos.
Lapis initio nostri saeculi in aedis xysto positus de-
letus esse videtur.
Lehne in Ann. I, 2 p. 12; L. 46; St. 262; II, 702; Zell
836; Ring. I p. 347.
1. SERAPI: non est opus ut cum editoribus Se-
rapidi interpretemur.
2. CALESTL Juppiter caelestis est ap. Murat. 8,
10; Jupp. caelestinus ap. Or. 1223; inde vocabulo prae-
cedenti adjectum videtur, tamen Caelestis eliiam Dea esse
potest (Or. 1942 sgq.).
6. Legio IiII Macedonica primo saeculo in Ger-
mania superiore tetendit; ejus laterculos habes N. 74.
V. Kl. über die Leg. in Obergerm. p. 12.
35
Orlen, Ober- et Unterlibbach vici intra We-
hen et Idstein oppidula siti non procul ab vallo Ro-
mano absunt prope castellum Romanum, culus vestigia
et locus hodie die Hoheburg vocatur.
70.
IN-H°D-D-6-€MtI
GSNTNO - T-BASSO · Cos.
In honorem domus divinae. Genio centuriae Aviti
Gentiano et Basso consulibus.
Ara a. 1770 prope vallum Romanum reperta et
in Museo asservata: supersunt in ea pedes Genii.
Ritzhaub, Gymn. ldst. pregr. 1787 p. 10; Wok. I p. 15;
L 114; St 257 I, 69; Roem. in Arch. £. Frankf. Gesch. IV
p. 96; Ring I p. 348,
1. GENTI. Kr. ap. Wnk. interpretatus est: in ho-
norem diis deabus Genium Treveri (curarunt dedicari);
L. GEN legens: Geniv Treverorum, eul lectioni St. adsti-
pulatur, at in altera editione est: Genio cohortis augu-
stae Treverorum.
Ara dedicata est a. p. Chr. n. 211 Quinto Epi-
dio Rufo Lolliano Gentiano et Pomponio Basso consu-
libus.
71.
PED N-TREVEROR
VM-P-LXXXXVI
SVB-CVRAGENTECRES
CENTINO RESBECTO G
LEG VIII-AVG.
— BSR —
Pedatura numeri Treverorum passuum nonaginta sex
sub curam agente Crescentino Resbecto, centurione le-
gionis octavae augustae.
Lapis a. 1778 prope castellum Romanum repertus
in Museo asservatur.
Kr. Lapid. lit, Wisb. 1775; N. p. 51; Kr. Hanau. Mag.
1784 p.9; Gerck. IV p. 270; Rizhaub L e. p. 9; L. 284; Hüpsch
Epigrammatographie I p. 52; St. 254; II, 693; Sch. I p. 108;
Roem. in Arch. f. Frankf. Gesch. IV p. 48; Ring I p. 344.
1. St. PEDATTREVEROR. Olim interpretabantur
pedites numeri, sed est pedatura numeri,
de qua v. similes inscriptiones ap. St. I, 52; Bonn. J.
II p. 98; Overbeck Catal. d. Bonn. Mus. p. 57.
4. Ring habet RESPECTO Siguifero.
5. De Legione VIII augusta vid ad N. 4.
72.
FELICIAVG .ONIFICIMA
XIMOTRIB * POTFS -- T-
COS PP PRO
TREVERUR
EODEVOTA
MVRVMAS(
MAXIMOETI/
Imperatori Caesari (Marco Aurelio Severo Alexan-
dro) pio felici Augusto pontifici maximo, tribunicia po-
35*
testate, consul, pater patrise, proconsul.... (cohors ?)
Treverorum (Alexandriana) eo (?) devota murum a
so(lo restitult) Maximo et A(ellano consulibus.)
Lapidis a. 1778 prope castellum Romanum reperti
fragmenta haec duo in Museo asservantur.
Rizbaub 1. c. p. 10; Wnk. I p. 17; Zim. p. 146 2q.; L
128; Roem. in Archiv f.Frankf. Gesch. IV p. 96; Sch. I p. 107;
st. 258; II, 695 colL vol. II p. 872; Ring I p. 844.
1. 2. 7. Nomina imperatoris Sereri Alexandri erasa
sunt, ut N. 1, quod vid.
7. Lacunam omittit Ring.
8. EO St. pro EI positum putat.
9. ASC ut in lapide. L. AG cum allis legens in-
terpretatur: aggeremque, quod ceteri amplectabantur.
10. Zim. lapidem a. p. Chr. n. 107, Rizhaub, 212
assignant; sed est a. 223, quo consules erant Lucius
Marius Maximus et Lucius Roscius Aelianus.
— 557 —
Laterculi legionum et cohertium.
Describuntur omnes et Nassoici et externi, qui sunt
in Museo; adiciuntur, quos in ducatu Nassoico reper-
tos esse harum rerum scriptores memorant. Numerl, qui
undis includuntur, sunt Inventarli de Antiquitatibus in
Museo asservati; de numero horum laterculorum vid. Pe-
riod. Blätter 1858, I p. 19.
I. Laterculi leglonum.
73.
Legio I adiutrix.
Hujus legionis laterculi sex in Museo asservantur.
LEG I ADI. rep. (2) Heddernh. a. 1851. (6) Aqu.
Matt. in castr. Rom. a. 1838; cf. Miitheil. 1852 p. 140.
LEG I AD. rep. (1) Heddernh. a. 1851. (5) Mogont.
LEG I AD. rep. (4) Mogont.
LEG I VD.rep. (3) Aqu. Matt. in castr. Rom.a. 1838.
St. II, 687.
Legio I adiutrix circa annos 100—150 Mogontia-
ci stationem habuit; cf. Kl. über die Legion. p. 21.
74.
Legio [llMacedonica.
il LEG. Tres laterculi in Inventario huic legioni
adseribuntur; sed (1) et (2) Aqu. Matt. ann. incerto
et 1847 reperti, ad legionem XIIII referendi videntur;
(3) rep. incerto loco litteris paene deletis insignitus est,
ut, num idem de eo statueudum sit, accuraie dici nequeat.
De legione vid. ad N. 69.
DE y Po 2 & 2 2 Zu 2 DEE Ze
75.
Legio VIE augusta.
Quinque laterculi in Museo sunt; cf. Zimm. p. 157.
LEG VIII NG.rep. (3. 5) Mog. a. 1823.
LEG VII A..rep. (1) Ag. Matt. iu castr. Rom.
LEG VM TI. rep. (2) Aqu. Matt.
LE6 VII ... rep. (4) Mog.
LEG VII AVG rep. Nidae a. 1808.
Zim. p. 157; St. IL 659, sed ex Ann. L 1 p. 12 non
apparet, eum latereulum ita insignitum fulsse.
LEG - VIII. rep. Aqu. Matt. a. 1820.
Dor. I p, 5.
De legione VII augusta vid. ad N. 2.
76.
Legio Xüll gemina Martia victrix.
Hujus legionis laterculi undequinquaginta in Museo
asservantur. Qui nulla littera aut G tantum addita in-
signiti suni, ab üs probe sunt discernendi, quibus GM
vel GEMV litterae adiectae sunt, quum haec res ad tem-
porum, quibus in stationibus Rhenanis legio erat, conıpu-
tatlionem recte instituendam mulium valeat; cf. adN. 40.
LEG XIIII
rep. (37 a. 39. 41. 42) Heddernh.
(43) Hofheim in castr. Rom.
(10) Aqu.Matt.; (8) ibid. a. 1847; (18) ibid. in
castr.Rom.; (22) ibid. a. 1839; (9) prope
Aqu. Matt.
(38) Hoechst (LE deletis); (5) ibid. a. 1845.
Ann. II, 8 p. 280.
(6) Rambach 1837. (12. 15. 27) Mogont.
(29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36) incerto loco.
Aqu. Matt. a. 1815.
Dor. I p. 55 et sq. c. fig.; Zim. p. 22 et 157; Peez
L e. p. 28. (p, 27. LEG. XII pro XIII mendose seriptum est.)
LEG Xi 6.
rep. (1.20. 25) Aqu.Matt.; (3 )ibid. a. 1849; (23)
ibid. a. 1850; (24) ibid. in castr.Rom.; cf. St. Il, 688.
(28) incerto loco.
LEG Xi GM
rep. (37b. 16) Aqu. Matt.; (11) ibid. a. 1839.
(13. 45) Mogont. (In N. 16 et 45 M littera
incerta est.)
Nidae. St. II, 660.
LEG XIII GM
v
rep. Aqu.Mait. in castr. Rom. a. 1838.
St. II, 688.
LEG X GMV s. 6W
rep. (48) Aqu. Matt.a. 1841; (49) ibid. a. 1850.
(26. 44) Hofheim in castr. Rom. (14) Mog.
(19) Rambach a. 1846; (4) ibid. a. 1847.
Ann. IV p. 201.
Aqu. Matt. 1838; Hoechst et Roedelheim a. 1835.
Ann. I, 3 p. 814 et 280.
Exstant praeterea haec laterculorum fragmenta:
LEG XI .... rep. (47) Aqu. Matt in castr. Rom.
(17) Mog.
LEG X1l.... — (40) Hoechst.
LEG Xill... — (46) Rambach a. 1846.
LEG Xlll.... — (2) Aqu. Matt. in castr. Rom.
....M1 6M rep. Heddernh. et inMuseo Roemeri as-
servatus.
B. Frankf. Arch. VI p. 17.
Denique huc referendi sunt duo vel tres laterculi,
qui in Inventario legioni IIII adscribuntur, vid. N. 74;
nec non duo, qui in Inventarlo legioni XXII (26 et 52)
attribunntur, vid. pag. 62.
77.
Legio XXl rapax.
Hujus legionis latercull in Museo sunt tredecim.
LEG XXI.R.
rep. (7. 11. 13) Hoechst.
(3. 10) Hofheim ad castr. Rom. a. 1842.
(9) Aqu. Matt.; (4) ibid. a. 1845; (12) Ibid.
a. 1849.
(5) Mogont.
(2) Zahlbach. (6) incerto loco.
LEG XXI R 1 (sic!)
rep. (1) Hofheim in castr. Rom. a. 1842.
LEG. XXI R
VNFER vel VNCER
rep. (8) ibid. Nomen centurionis fabrum additum est.
Leg. XXI rapax in Germania superiore erat circa
annum 60 et sqq.
e£. KL Ueber die Legionen etc. p. 16; H. Meyer die
XI u. XXI. Legion (Mitthellungen d. antig. Gesellsch. in Zürich.
VII 1868) S. 126 sgq.
78.
Legio XXI primigenia pia fidelis.
Hulus legionis laterculi eirciter centum septua-
— 541 —
einta in Museo asservantur; nonnullis centurionis fabrum
nomen est additum.
LEG. XXI
rep. (108) Aqu. Matt. a. 1850. (106) Hoechst.
(113) Mogont. Ann. II, 8 p. 280. 297. 814.
(33. 139) incerto loco.
LEG XX1l rep. (56) Heddernh.
ATTIVLI
P.XX GIVIARI vel 6’MARI rep. a. 1732 Aqu. Matt.
Weber p. 111; Eb. p. 218.
LEG XXIC V
rep. Aqu. Matt. in Saalgasse a. 1732.
Weber p. 111; Rhein. Antiqu. p. 638; Eb. p. 210; St.
241; II, 689; Meyer Gesch. d. XI Leg. etc. p. 145; Ann. IV
p. 474 et 479; cf. N. 102.
C’V erit nomen figuli vel centurionis fabrum, non
cohors quinta, ut St. explicat.
LEG XXI N vel IV
rep. (123) Aqu. Matt. in castr.Rom.; (133) Mog.
.. IIGXXIIINI
rep. (29) incerto loco.
LEG
X
P...
rep. Heddernlı. et in Museo Roemer.
B. in Frankf. Arch. VI p. 17.
LEG XXII P
rcp. (11) Aqu. Matt.; (16) a. 1846.
LEG XXI PR
rep. prope Libbach. Marienfels a. 1824.
Kr. I, 832; St. 255; II, 696 et 698 sq.; Ann. I, 1 p. 40.
— 312—
(149) Ag. Matt. a. 1841; litterae deesse videntur.
LEG XXI RI vel R (l. e. PRD)
rep. (101) Aqu. Matt. a. 1847. (89) Weisenau.
LEG-Xxm PP
rep. (153) Bierstadt. (126) Aqu. Matt. (108)
Heddernh.
(62) ad Aqu. Matt. a. 1844; (157) a. 1846.
(92. 145. 151) Mogont.; (119) a. 1822.
(112) incerto loco. Heddernh. Incerto anno.
St. I, 667; Ann. I, 8 p. 160 e. fg.
LEG Xxn PP
VERACAPIT
rep. (88) Heddernh. a. 1843. (54) Aqu. Matt. a
1842.
LEG XX1 PP
PRIMVS F
rep. (131) incerto loco.
.. XXI PP
(in latere) IDIBVS MI
rep. (127) Hofheim; i e. idibus Malis, ut Momm-
sen V. D. explicult; litterae stilo incisae forma multum
a solennibus discrepant.
LEG. XX PP
sep. (1) Aqu. Matt. a. 1839.
LEG XXI PRP
rep. (72) Marienfels. (107) Hofheim, a. 1842
(57) Nidae, a. 1845. (42) Aqu. Matt.a. 1821 ,
(128) a. 1847. (37) Mogont. (161) in-
certo loco.
Rizhaub Gym. Idst. prog. 1787 p. 10.
— 543 —
LEG XXII RRP (pro PRP) rep. (34) Aqu. Matt. 1849.
LEG. XXII PRP_ — (9) incerto loco.
A-ST.]....
LEG XXll PRP
CAI STRA... (ie. Caius Strabo?)
rep (104) Aqu. Mait. a. 1844.
LEG XXll PRP rep. (137) Heddernh.
IVLIVS AVGVR F
LEG rep. (162) Hoechst, a. 1844.
XXII (47) Heftrich. (19) Orlen. (100)
PRP Agu. Matt. (48) Heddemh.
LEG. XXII RPI (1. c. PRPI)
rep. (3) Aqu. Matt. a. 1846.
LEG XXll PRIPI
rep. Aqu. Matt.
St. 24.
LEG XXll PF
rep. (136) Heddernh. (117) Mogont.
Aqu. Matt. a. 1732.
Weber p. 111.
LEG XXl1 RPF
rep. Nidae.
Ann. 1, 3 p. 2438 ce. fig. (ibld. p. VI Heddernh. no-
minatur.
LEG XXll PRF
rep. (4) Aqu. Matt. a. 1847.
— 54 —
LEG xxu PPF
CC’ SECVNF
rep. (156) prope Aqu. Mait. a. 1846; c£. Smith an-
Uquit. of Treves Mayence Wisb. (Lond. 1851) p. 68.
LEG. XXU P-P-F
rep. (51.58. 59.91. 135. 154) Heddernh. (13. 32. 94)
Hoechst; (164) a. 1845.
Hab. in Ann. ll 3 p. 118 sg. ce. fig., ubi plura eohor-
tlum signa addita sunt; St. 11, 658.
rep. (40) Bierstadt. (68. 76. 93) Marienfels a, 1849.
(132. 146) Hofheim in castr. Rom.; (159)
a 1843.
(35) Reifenberg. (36) Hoechst.
(147) Aqu.Matt.; (60) a. 1844; (21. 158)
a. 1846; (95) a. 1850.
(105. 122. 124) ibid. in castr. Rom. a. 1838.
(6) prope Aqu. Matt. a. 1846; (5) a. 1847;
(96) a. 1849.
(44) Mogont.; (87) a. 1821; (115) a. 1822;
(45. 102) a. 1823; (28) a. 1832.
(121 litteris in forma crucis posi-
tis) a. 1823.
(120. 130) incerto loco. Nidae saepius.
Hab. in Ann. ll, 3 p. 182 c. As.: St. 223; I 661 narrat,
a.1808, 1820, 1836 tales laterculos Nidae repertos esse, sed Lehne
et Habel, quos ex Ann. I, 1 p. 12 et Il, 3 p. 297 eitat, non ac-
curate eorum notas tradunt.
Wehrheim a. 1780. Orlen, a. 1853.
Kraus. in Mem. p. 332; St. 259; Period. B1.1858, 4 p. 13.
«..PPF AGRIP 'F rep. (38) Bierstadt a. 1846.
— sas —
«..GE"PFLEC XXII P.. rep. (61) prope Aqu. Matt.
a. 1844.
LEG XXII PP-F rep. (15) Aqu. Mait. in castr. Rom.
"C'SECVN F a. 1839. (55) Heddernh.
LEG XXll PP‘F rep. (20) Aqu. Matt. a. 1844.
L’COPEC-F'F
LEG XXI PPF IVSTVM FECIT (in circulo scriptum)
rep. (86) Marienfels a. 1849.
..6 xxu PPF rep. (168) ibid.
-INST.MF
LEG XXll PPF rep. (73.77.79. 82. 83.85)
MNGANDIF Marienfels, a. 1849.
LEG XXII PPF-I-I-SF rep. (84) Marienfels, a. 1849.
LEG XXll PPFrep. (69. 75. 78. 81. 160) ibid.
IVL- PRIMYS F Heddernh. in Mus. Rom.
ef. B. in Frank. Arch. VI p. 17.
... XXI PPF rep. (63) Bierstadt.
.. VL.RIMVS
... XXI PPF rep. (169) Bierstadt, a. 1846.
P...P..F
LEG XXul PPF
HELVIVSMOIANS F (vel initio mutilo) rep. (66. 67. 70.
71.74. 152) Marienfels a. 1849.
(18) incerto loco. Nidae et as-
servatus in Mus. Bonnensi. Legas
Molanus neve Molans neu Molans
vel Mojanus, ut editores volunt.
LLn, 64; St. IL, 662; Meyer Gesch.
d.XXILeg. c. p. 146.
— 56 —
E Vel litteris aliis alias mutilis.
S rep. (114) Hofheim in castr.
= Rom. a. 1842. (155) Mosbach,
LEG XXII PPF 5 1844, (30) Mog.
en. ef. Smith L e.; Kl. Zeitsch. d.Mainz.
= Alt-Ver. 1 p. 86.
>]
un
LEG XXI PPF CV
rep. Aqu. Matt.
St. 241; 1, 689; Meyer. c.; sed auctores, quos ille
eitat, laterculum his litteris insignitum non habent.
LEG XXll PRPF
rep. (110. 143) Heddernh. (12. 25. 27.46.49.53. 166.
167) Hoechst. (80. 111) Marienfels a. 1849.
St. 253; u. 700.
(144) Aqu. Matt. 1834; (125) a. 1836.
(14)a. 1842; (2) a. 1847; (17)a. 1849; etjam a.
1818.
Zim. p. 10; St. 241; II, 689; Dor. Ip. 43 c. fig.
rep. (23. 24. 31. 90. 118. 138) Mogont.; (109) a.
1823; (116) a. 1821.
rep. (50) incerto loco. Libbach 1780.
Kr. in Han. Mag. 1784 p. 14; id. Mem. p. 832; Gerck.
IV p. 269; St. 255; 11 696.
LEG (165) Hofh. in cast. Rom. a. 1842.
XXI Heddernh. in Mus. Roem.
RPF B. Frankf. Arch. VI. p. 17.
LEG XXll PRPF rep. (39) Hofh. in castr. Rum. a. 1842.
CAl STRABO (99) Marienfcls, a. 1827. (10) Aqu.
Matt. a. 1844.
- 3117 —
LEG XX1 PRPF rep. (41) Hofh. in cast. Rom. a. 1842.
IVLIVS AVGV
LFG XXI PRPF IVLIVS AVGVR F rep. (134) Heddernh.
LEG XXII PRPF MA rep. (140) incerto loco.
LEG XXN PRPF rep. (8) Aqu. Matt. a. 1849.
DDIN
u... IPRPF rep. (97) Aqu. Matt.
.. VATVS F
LEG - XXII PRPF IVLPRIMVS rep. Hoechst.
Ann. III. 2 p. 179; St. II, 666; laterculum di-
cunt esse in Museo, ubl vero non restat.
LEG XXll PIRPF (pro PRI) rep. (64) Hoechst.
LEG XXU rep. (141) Mogont.
1 PFR
LEG XII PRIPIF
rep. (142) Mogont.
LEG XXll PRPFID
rep. (65) Mogont.
Denique laterculorum fragmenta cum his littera-
rum vestigils supersunt:
LEG %.... rep. (129) Aqu. Matt.; (98)a. 1848
LEG XX .. rep. (43) ibid. a. 1847. (148) Nidae.
LEG XXII. rep. (7) ibld. a. 1846.
LEG XXI... rep. (150) ibid. a. 1844.
LEG XXII.... rep. Aqu. Matt. a. 1820.
BRICIC...
Dor. I. p. 5, c. fig.; Meyer L c. p. 145.
...MPPA LEG... (163) Aqu. Matt, (litterarum vesti-
gia satls incerta sunt.)
— 58 —
(26 et 52 referimus ad legionem XIII, ubi vide
pag. 56.
De hac legione vide ad N. 1; num cognomina pri-
migenia et primigenia pia fidelis varlum tempus indicent,
nondum est exploratum; cf. Kl. Ueb. d. Leg. not. 47.
79.
Legio XXX Ulpia vietrix
LEG XXX V°V
Multi ejus legionis laterculi a. 1818 in vico Nida
prope Hoechst reperti sunt, sed nullus extat.
Mainz. Zeitung 1819, 84; St. 222; II, 668.
Legio XXX Ulpia vicirix a Trajano Imperatore con-
scripta per plura saecula in Germania inferiore erat cf.
Kl. 1. c. not. 80.
IL Laterculi cohortium.
80.
Cohors III Dalmatarum
COH III DAL
Hujus cohortis laterculi in Museo extant viginti
unus, qui omnes praeter unum (a. 1846, »in der Jagdvilla
am Höfchen unterhalb der Platte« repertum) Aquis Mat-
tiacis eruti sunt: unus a. 1838, tres 1839, allus 1848,
alius 1850, rellqui tempore Äncerto.
st. Il, 690.
81.
Cohors III Treverorum
cou MI TR
rep. prope Libbach c. 1780.
Kr. in Hanau. Mag. 1784 p. 15; Remer in Frankf. Arch,
Le; St. 256; I, 697.
— 549 —
Olim interpretabantur: cohors tertia Thracum; recte
jam Gerck. IV p. 269, qui nescio unde refert, lapides
coh. IV Treverorum ibidem repertos esse.
82.
Cohors IIN Vindellcorum
COH III VIND vel COH II AIND
Huius cohortis laterculi asservantur in Museo quat-
tuor; quorum duo reperti sunt prope Reifenberg, tertius
Agq.Matt. in castr. Rom. a. 1839, quartus »am Höfchen
unterhalb der Platte« c. 1846; etiam c. a. 1780 prope
Heftrich in castr. Rom.
Kr. in Han. Mag. 1784, 19 et 121; id. Mem. etc. 1. e.;
Rizhaub l. e.; St. 251; II, 701; Zim. p. 158 (ad hanc eohortem
etiam pertinere videtur, quod idem p. 24 de Cob. Ill memorat);
Beck. Frankf. Arch. VI p. 19.
Numerus Cattbarensium.
CAIIHR vel NCATTHAR
Huius numeri laterculi in Museo asservantur vi-
ginti et unus. Litterae HA R conjunctae sunt.
rep. (1. 2. 8. 4.5.8.9. 20. 21) Reifenberg,
(6. 7) ibid. a. 1845; ceteris haec nomina infra addita
sunt:
FORTS (19) rep. ibid.
DOM (10) Heddernh.
pP (13. 14, 15) ibid.
(littera tribus vel duobus eireulis eir-
cumseripta est.)
36
<P> (16) ibid.
CAPI ci) hu.
ARM (18) ibld.
TAMIC (11) Mogont.
BANSRHENANA rep. (12) ibid; et apud
Heldenkirche, in Mus. Roem.
Rem. in Frankf. Arch. IV p. 89 sq.; B. Ibld. VI p. 20.
NCATTHR in bibliotheca publica Francofurti.
0... IR fragm. ibid.
Unde hic numerus nomen duxerit, dissentiunt in-
terpretes; Lehne 30. utrum numerus Gadarensium Judaeae
an Gaddanorum Arablae sit, haeret; Boecking notit. di-
gnit. p. 813 ab oppido Dalmatino Cattara (quod Plin. h.
n. Ill, 22 Ascrivium appellat) nomen trahit; Bor-
ghesi insc. del Reno p. 13 eos ex Cataris, populo Pan-
noniae inferioris (Plin. 1. c. 25), desumtos esse statuit.
Hagenbuch (ad Or. 3414) Chattuarios s. Hattuarenses
scribendum esse censet. Nos Boeckingio adstipulamur.
Nomen varie scribitur: CABBARENS in lap. Mogont.
L. 30 (ubi DB transversa lineola addita idem est atque
thth aut ith cf. Zeit. f. Alt. 1851, p. 454); Catarienses
vel Catarianenses Nolit. dignit. p. Oceid. VII; nostram
scripturam habet insc. olim Mogont. L. 258.
Figulorum nomina.
In lucernis, patinis paterisque diversi generis figulorum
nomina quam plurima occurrunt.
84.
Primo ponuntur nomina eorum vasorum, quae in
Museo assersantur quibusque locus, quo reperta sunt,
— 561 —
adscribi potest. Numeri appositi sunt Inventarli, quod
in duas partes A et B divisum est.
Aquae Mattiacae.
A. 2. FORTIS 6. NIMPVS
3. OFRONTN (intra) 5. OFC-IN
ANTONI (extra) 1. EVCARP
4. PEREGRN 7. CINTVGNA
Bierstadt.
60. EVCARP
Heddernheim.
58. GELLIVS 46. SECCO F
F 44. NACRIFE
59. SATTOIF 42. NIMPVS
61. FORTIS 45. OFCELADI
37. INO 38. OF MODEST
43. OFIVCVN
Kemel prope Schwalbach.
B. 136. COMITIALISF
Kastel (castellum Romanum.)
A. 14. ATILLVSF
15 et 28. ATTILLVSF
25, 26, 29. GELLIVSF
27. C-LIVS F
23. VIATORF
12. COMMYNIS
39. OFNICI
52. PONTIOFFIC
41. SECVND
53. CATVLLVS F
18. LVCIVS F
47. PRIMIGENNVS F
40. CABRVS
57. FORTIS
51. OFRVFNI
24. STRoBILI
65. LENVI (intra)
APOLLINIS (extra)
— 512 —
Mogontiacum.
50. SECINVS F 54. AMABILIS
16. FORTIS 48 et 55. CINTVENATV
8. OF VITAL 49. PONtI
17. SARMI 18. HOA
64. IDGIRNI LVPATT
Circa Mogontiacum a. 1854 repert.
B. 137. €ENDRINVS F 141. DVROTIX
144. CINTVENATI 139. CnAEI
138. OF-PAR 142. cusuc
143. VITIV NAF* 140. IVLIVS ll (in eireulo script.)
Zahlbach.
A. 36. AMANDVS F 35. SACCO FEC
34. MARCELLVS
Weisenau.
62. AVGVSTALIS FE 63. PRIMITIVS
Finthen.
30. MARTAL FE
Heimersheim.
31. AMMIVS 83. VITAL
32. VRECO
85.
Quibus locis reliqua vasa et vasorum fragmenta,
quae nominibus insignita in Museo asservantur, reperta
sint, accurate dici non potest: plura pertinebant ad col-
lectionem, quam olim Jos. Emele Mogontiaci habult, ea
ipse ille Vir doctus partim Mogontiaci, parim in Ca-
stello Romano (Kastel), partim in Altialensium vico eruit,
alla ex allis provinciae Hassiacae Rhenanae locis sibi com-
paravit atque omnla descripsit in libro, cui est titulus:
»Dr. J. Emele Beschreibung römischer und deutscher
Alterthümer in dem Gebiet der Provinz Rheinhessen zu
Tage gefördert (Mainz 1825 mit 493 Abbild.; Il. edit.
1833). Vasa ex ea collectione in Museo asservata haec
figulorum nomina ostendunt; quorum figura in illo libro
reperitur, additum est. Numeri sunt Inventarii.
ef. St. 1, 1628 et seq.
B. 27. AVSTRVSF Em. tab. 82. fig. 27.
10. 10SSA FEC ibid. fig. 28.
18. MEBBVFE id. tab. 81 fig. 21.
25. DACOMA id. tab. 32 fig. 81.
19. SEVERVS FEC | ibid. fig. 34.
833. VNISSAT° ibid. fig. 83.
1. VERVS FE ibid. fig. 82.
23. OFS... ibid. fig. 3.
21. MACCONOF ibid. fig. 37.
15. SERVAoF ibid. fig. 28.
sı. IVN... id. tab. 31. fig. 26.
34. FLORIDVSFE id. tab. 32. fig. 25.
8. VIRIVS FE 24. MARTAL FE
28. TBIIRALSF 32. ... ANDVSFI
12. MEBBVII 14 ..... FEC
6. 10884 17. FAVENTINVS
3. CARINVS 20. VINDEMLIV
26. VITALIS 2. SEDATI..
16. TE‘MNVS 9. .... IVS
11. VITAL.. 13. MORINI
5. DIBBaN. 7. OFPARIC
29. OF SILVYINI 80. LAITI ...
4. NASVT 22. AM ...
Ex eadem collectione etiam haec esse videntur:
117. MARTALFE id. tab. 32 fig. 35.
77. OFCNGELI ibid. fig. 36.
132. SECVNDI ibid. p. 22.
49. CINTVNATV id. tab. 21 fig. 15.
86.
Reliqua vasa in eodem Museo asservata Aquis
Mattiacis, Heddernhemi, Hofhemi eruta dicuntur, sed
diei non potest, quo quodque sit repertum; numeri sunt
Inventarii.
B. 135. AGRIP-F 106. CVIAS F
99. IRITVS F 79. LATINVS F
60. TERTIVS FE 47. MOXSIVS F
101: MARTA FE 111. SECVND F
110. XDPVL FE 96. TOCCAFEC
86. SECINAL.. FC 68. JRI'kVS FE
94. TOCCA F 67. CONIV.. F
102. TOCCA FX 90. CSSBELATVLLVS
78. VIDVCOS *F 40. BOVDVS
73. CAIVSF 42. CRACVNA..
100. BR°TVT Bitutrix? 114. LVTEVS
69. DIGNVS 39. RVFINVS
129. COSILVS 52. SECVNDANVS
88. LVCVV-VS 124. PLAC'DVS
81. QVARTVS 65. ... DVS
113. SECCO 53. VINDV...
119. JAMENVS 36. MARCELLINV
38. MART... 59. MART
71.
84.
58.
87.
50.
48.
97.
125.
41.
74.
112.
85.
76.
46.
123.
104.
95.
66.
127.
56.
83.
55.
70.
105.
128.
118.
— 565 —
PERRIMN (manibus?) 120. PRIMIM
SILVINIM
NBN
AQM...
CoSIAI
CRISPI
MNDVI
MARTIN]
IVII'N
.4. ERI
OF BASSI
OFCO IV
OFFER
OFMVRRAY
OF PATRAC
OF PAR
OF SENI
OFICVIRIL
OF VITA )
OF VITAL
FOVDIIVM
MACIOF
DIOM
INIC
LYBIWWW
SAVVIIVV
132. SECVNDI
51. CRESTI
62. MAFI
59. MART
126. ... PRIMI:
93. SILVANI
115. NMONI'I
35. OFFER
108. OFRONT
45. OFPON
121. OF IVCW
75. OFNI
80. OF PATRI-
1232. OF PVDN
103. OF VIN
98. OF VIM
72. OFS’
57. FOSATTAM
89. OF’ N
82. FEAGER
109. AAMIAN
130. CISINEBI
61. MAIAIL
116. AENISAIV
107. ACMONISA
°) Eadem inseriptio est in vase Aquis Mattiacis rep. et inMus.
Bonnensi asservato ef. Overbeck Katalog des K.-Rhein.
Museums in Bonn (1851) p. 188; Dor. I p. 89 e. fig.
44. VMIN 91. A BIVIRAL
92. VI...10M 131. ABAIVQ
4. Aut 133. ICE“
837." EMO 54. C.TIG
64. ANIO RAN
cuvs
63. VIT eircumseripto
nomine ALPINI-
SIICVNDI
87.
Praetera ut scimus, haec figulorum nomina a seri-
ptoribus memorantur in vasis, quae in ducatu Nassoico
reperta sunt, neque restant.
Aquae Mattiiacae.
EVCHARES £r. in Mem. 1. c. 1. p, 832; St. IL, 691.
cAPI
Hupsch Epigr. . 52; St, 11, 69L
CARIFES Ib. u a W N 187; St. 1
Dieffenb. U: tb p. ;
VC FS 1690 a non extat —X u &
tradit.)
EVCARPI rep. 1818. Dor.I p.45 e. fig.
R
P-B'V° VIATO rep. 1818. id. p.87c.ßg. (Lehne
F Fr legit VICTOR.)
TT rep. c. 1785. Ritterp. 108. (Idem
etiam nomen figuli Caesar citat, sed incertum est, num vas illo
nomine insignitum unquam repertum sit.)
Idstein.
COMTALIS FI EVCHARES
MARINVS
rep. c. 1780.
Kraus Mem. etc. p. 881. sg.
— 557 —
Ems.
AMBATVSI
In duobus vasis ex terra sigillate, quam vocant,
confectis a. 1852 rep. et ibi asservaiis.
Sunt, qui antiquum illius oppiduli nomen in figuli
nomine deprehendere velint.
Figulorum nomina, quae leguntur partim in lucer-
nis, partim in vasorum fragmentis, quae fere omnia
Heddernhemi reperta in collectione V. C. Roemerl Fran-
cofurti ad Moen. asservantur.
VIRTHVS F PETRVLLVS FX
„.AVIANVSF (vel MIA.) CIVIIRIANVSF
IRMVS FE LIBERALIS F
MEDBV FE VICTORINVS F
AMMIVS IASSYVS
FAVENTINVS VARIV
MAGIRVS MAL IV L’L- VI
TRITVS FORTIS
DIGNVS COMVNI
ATIMETI SATONS
L VRSI DIOMNI
6 DESSI QIVDI
CVDIOF OF BASSI
MACCONOF C-TGR
GITISOK "ANES
IOC...
B. in Frankf. Archiv VI p. 27.
anpeperer nn
89.
in bibliotheca Gymmasü Francefurti sum vaserum
Heddernbemi reperterum fragmenta, quae kaecc neomina
ostendunt:
AMABILIS SILVINI
- EWVS MANVS F
FIAINIS MAIOR M
Inscriptiones quae in varii generis vasis
leguntur.
”.
Sceyphi novem in Museo asservantur; numeri sumt
Inventarii.
MISCE (A. 9.) VoaVYmn (A. 10.)
wDISCE (A. 11.)
reperti Mogontiaci.
VIVAS (A. 19.) VINVM (A. 20.)
AVE (A. 21.) ONSCH (A. 22.)
reperti in Castello Rom. ( Kastel.)
MERYM (A. 56.)
rep. in vico Flonheim.
BIBE (A. 66.)
rep. in urbe Kreuznach.
HOC...
AVXI
Hoc luxi.
In fragmento figlino in hypocausto rep. et in Mu-
seo (B. 134 Invent.) asservato.
g1.
Vasa in ducatu Nassoico reperta sed alibi asser-
vata has inscriptiones ostendunt:
M'I’S’C’E
Scyphus rep. Aquis Mattiacis et in Museo Bon-
nensi asservatus.
bor. 1 p. 58 e. fg; L. L. Il, 72; Overbeck 1. c. p. 138.
DTEREN PAMPIL (Decimi Terenti Pamphili. )
Vas eneum, Heddernh. rep. et in collectione Remeri,
Simile vas in Anglia rep. est delineatum in Arch. Journ.
1851. 29 p. 85-37; Grut. 650, 1. C. Terentius Pamphilus
ibertus memoratur.
B. in Frankf. Arch. VI p. 25.
CORN-CVR
Amphora grandis, Heddernh. rep. et in eadem col-
lectlone asservata.
B.Lc.p. 25.
Num Cornelii curatoris nomen intelligendum
sit an VRnae modus significetur, incertum idem relin-
quit.
92.
XogoAn 8. Xogukov
Amphora parva fictilis Heddernh, rep. et in eadem
collectione asservata.
B. in Frankf. Arch. 1. c. p. 26.
Quae graeca vocabula sibi velint, eo minus di-
ci potest, quod litterarum tractus nec in amphora satis
ccrte expressi sunt, nec a nobis omnino omnes extri-
carl possunt. Prior littera 0, quae longiuscula et te-
nuata magis est, posteriori similis non est, quippe quae
plane rotunda circuli parvi expleti speciem prae se fe-
rat. Ultimae litterae duae, quae 4 et compendium syl-
labae ov significare videntur, insolitae formae dublaeque
— 560 —
lectionis sunt. Tabella ipsa, ex qua hi litterarum grae-
carum tractus eminent, circumdata est capitibus seu
potius faciebus compluribus Solis radiatis, quae
maximam partem ita inseriptione teguntur, ut dimidia
fere parte tantum conspielantur. Ceterum urceoli duo
eiusdem argillae eodemque loco reperti et apud eundem
asservati adversa parte similibus Solis capitibus radiatis
ornati sunt, quae vasa tria haud scio an ad Mithrae
Heddernhemi magno honore habiti cultum referendi
sint.
98.
VTIFELIX VIV
Uti felix vivas.
Tegula Heddernhemi reperta et ap. Roem. asser-
vata. Supplementum subministrat tegula a. 1842 in vico
Zahlbach prope Mogontiacum eruta; in qua est VTI
FELIXVIVAS. Vid. L. L. in B. L Il p. 92—93; St. II,
541; Z. d. Mainz. Ver. I p. 87; ad veterum libandi,
propinandi, gratulandi morem et verba solemnia FELIX,
VIVAS potius quam ad christianam doctrinam referen-
dae sunt tales inscriptiones, cf. O. Jahn in B. I. XII
p. 105 800.
B. l. c. p. 22.
Inscriptiones, quae in anulis leguntur.
94.
-- AM COMPESCE PATIENTIA
Iram compesce patientia.
In anulo argenteo (C, 1) in Museo asservato.
St. 11, 1628; Zell I, 1914; L. L. in B. J. VIll p. 164, qui
Horat. epist. I, 2, 62 conferri inbet.
— 51 —
v5.
OVINTVS
MARTINE
Quintus Martinae (sc. suae dat.)
In anulo aureo (C, 2), qui in Museo asservatur.
Praenonine solo Quintus ille usus est, quum
amicus amicam, ut videtur, familiariter et amatorie allo-
quens hoc signo amoris donaret. Cf. L. L. 1. c. p. 163;
St. IL, 1626.
96.
PVLVERI
ZHCAIC
Pulveri Taoais.
Haec leguntur in anuli onyche (Carneol), qui cum
fibulis, acubus argenteis alioque mundo mullebri a. 1834
intra castellum Romanum prope Aquas Matliacas
in puellae, duodecim fere annos natae, sepulcro inven-
tus, ap. Ph. Lugenbuchl, mercatorem Mattiacensem as-
servatur (C, 3).
St. Il, 686; B. in Frankf. Arch. VI, p. 24.
1. PVLVERI Ita legendum, non Tulverl, ut St;
quod quid sit difficlle est interpretatu: latina certe vox
est, non graeca, et fortasse patrem puellae, anuli olim pos-
sessorem (culus nomen genetivo casu poni solet ut N.
98) indicat; simile est PVLVERI EVIOELC\ ap.
Momme. J. N. 6310, 274.
2. ZHCAIC est Znoaıs, quod saepe in scyphis
legitur. cf.B. J. XIII p. 113: est Romanorum vive, vi-
vas cf. n. 90.
MAR
Inanulo argenteo (C,4), quiin Museo asservatur, haec
leguntur, quae fortasse Martialem, figulum satis no-
tum, indicant, quum I casu potius incisa esse videatur.
A littera lineola caret transversa. Cf. L. L. B. Jahrb.
VI, p. 164; St. II, 1627.
98.
48
a
Ascl.
Haec leguntur in anulo aeneo ad obsignandum
apto, qui a. 1823 Wormatiae repertus hodie in Museo
asservatur (C, 5). Cf. L. L. J. c.
9.
1:0:V°C
In anulo argenteo a. 1853 in vico Marienfels re-
perto et in Museo (C, 6) asservato. Quid hae litterae
significent, incertum est.
100.
la6
Haec leguntur in annlo argenteo, a. 1849 in vico
Marienfels reperto, qui in Museo (Ü, 7) asservatur.
101.
x
Hoc labarum, quod vocant, est in fragmento anuli
aerei ignoto loco et anno reperti, qui olim erat in col-
lect. v. cl. Horak, hodie in Museo asservatur. (C, 8).
— 503 —
102.
LEGIO
CV
Legio (vicesima secunda) Cajus V....
In anulo a. 1776 Heddernhemi reperto; non
restat. Huesgen verräth. Briefe I p. 33; cf. N. 78 p. 57.
Inscriptiones, quae in pistillis et circulo
leguntur.
103.
DVORVM IVLIO
RVM HERMETIS
ET SOTERICHI
Duorum Juliorum Hermetis et Soterichi.
In pistillo aeneo, in Museo (C, 9) asservato; in
ejus ansa sunt litterae
DCSCIP
Decimi Cornelii Scipionis (7), ita ut nomina opi-
ficum eorumque servi sint; an est titulus collyrii? Con-
ferendus Mommsen J.N. 6150, ubi D’C’S-C sigla legun-
tur: tunc Julii duo medici ocularli sunt.
104.
VA BVR
CAEDI
Valerii Rurcaedi.
In pistillo aeneo in Museo (C, 10) asservato; in
ansa legitur:
CVED
AVYRAN
Cajus Vedius Muranus.
105.
FrA-A°C
In pistillo aeneo in Museo (C, 11.) asservato.
Quld sit ignoro; F ut videtur, significat fecit.
106.
—I
Flavi Paullnl.
In pistillo aeneo in Museo (C, 12) asservato; mono-
gramma In fine additum ostendit Christiani nomen esse.
107.
Iovinc
Jovinei.
Legitur in altero cireuli aenei quem vocamus, pede;
litterae non tamen solitis litterarum tractibus expressae sunt,
sed punctis incisis conscriptae. Alter pes item punctis di-
stinetus, quae vero, quum certi litterarum ductus extri-
cari non possint, ornamentl causa conscripta esse Vi-
dentur. Circulus 1851 Heddernhemi repertus in Museo
(C, 13) asservatur.
Mittheil. 1852. p. 48.
Inscriptiones in tesseris.
108.
Haec leguntur in tessera, ut videtur, Jusoria, quae
in Museo asservatur. Reperta est a. et loco incerto.
Prima series punetulorum et litterarum incipit
&a numero quinque et syllaba TA, ita ut numerus
quinque extremus idem "atque ille prior sit. Deinde
sequitur transverso ordine altera series punctulorum et
litterarum, quae profiscitur ab punctulo Illo uno, quod
est supra syllabam TA. Clauditur ea series punctulis
quattuor extremis.
837
. —
— 566 —
109.
Eadem numerorum et siglorum ratio in altera
tessera lusoria est:
a90
=,
⸗
Facta est ex lapide, quem hodie Serpentin vocant,
et a. 1851 in tumulo prope Mogontiacum *) cum numo
aureo Constantlii imperaloris reperta esse dicitur.
*) Vel potius prope vicum Hechtsheim.
— 567 —
Appendix
Inscriptiones, quae in Nassovia non sunt reperlae,
sed aliunde allatae in Museo, quod est Aquis Mattia-
cis, asservantur.
Hastel (Castellum Romanum ad Rhenum
e regione Mogontiaci situm.)
110.
-+D-D’I:I0-M -E’--
MELONI CARAXNTVS
E IVCVNDVS DE SVO
-*--D-VICo NOVO Mi
LoNI®R CETEGO T CıLAo
C 0 8
In honorem domus divinae. Jovi optimo maximo
et (Junoni reginae) Melonli Carantus et Jucundus de
suo (dono) dederunt vico novo Meloniorum Cethego et
Claro consulibus.
Ara quadrata a. 1835 reperta, culus Jateribus Mer-
curius, Foecunditas (? Nundina, Fortuna) Hercules, Juno
et Victoria insculpti sunt.
Kunstbl. 1836, 137; H. in Ann. II, 3 p. 318; Kulb ad
L. 48; Grot. in Z. f. A. 1838 p. 126; Sch. I p. 146; St. 868;
I, 261; Ring I p. 828.
1. Supplendus est versus, ut dedimus, non vero
de Melonio numine topico cogitandum, ut quibusdam vi-
sum est.
4. Vicus novus Meloniorum est insula s. domus
contiuuae, non pagus.
37°
E77} 0707 0717 202 Zn 222222222
— 568 —
5. Marcus Cornellus Cethegus, Galus Eruclus Clarus
a. p. Chr. n. 170 consulatu funeti sunt.
111.
IVN REG
PLAT DEX
EVN XID
T VEER’A
TESSAS X
S-MSC CO
NCESSVS
D -FECER
Junoni reginae platea dextra eunti Nidam Titus
Veterius Attessas et Sextus Mascius Concessus dedicando
fecerunt.
In basi statuae Junonis aereae a. 1810 reperta.
Gern. Lahng. p. 237; L. in Quartalbl. d. Mainz. Kunstver. I
p. 11; L. 49 c. fig.; St. 848; II, 280; Ring I p. 809. (qui in
duos versus contrahit.)
2. Olim interpretabantur plateae dextrae: recte
St. In edit. II.
3. NIDA est vicus, non rivus, quem Inierpretes in-
telligebant.
6. MSC. est Mascius, non Marcus, ut quidam vo-
luerunt.
Bretzenheim & Marliahern.
(Vidi prope Mogontiacum sitl.)
112.
MARTI LEVCETIO
T’TACITVS CENSORINVS
VSLLM
Marti Leucetio Titus Tacitus Censorinus votum sol-
vit Jubens laetus merito.
In tabella aerea a. 1836 reperta.
H. in Ann. II, 8 p. 885; St. II, 572; Zell 818.
1. De Mart. Leucelio vid. ad N. 68.
113.
CVRTELIA PREPYSA
MARTI LOVCETIO
VSSSLSLSIM
Curtelia Prepusa Marti Loucetio votum solvit lu-
bens laeia merito.
In tabella aerea a. 1836 reperta.
Külb ap. L. I p. 275; St. 809; II, 571; Habel l. c.; de
W. 389; Zell. L c.
2. Loucetio 1. e. Leucetio vid. ad N. 68.
114.
M -MAXIMI VICTORIS
IVNIORIS
INFANTIS DVLCISSIMI
QOVI VIXIT AN TM-II-D- Xvill
PATER ET MATER F°C-
— 570 —
Dis Manibus Maximi Victoris Junioris, infantis dulcis-
simi, qui vixit annum unum, menses duos, dies duode-
viginti; pater et mater faciendum curaverunt.
Sarcophagus parvus a. 1837 repertus, cuius oper-
culo insculpta erat inscriptio graeca, quae legi non
potest.
H. in Ann. II, 8 p. 884; St. II, 880 & 578.
Meinz (Mogontiacum.)
115.
Q-CORNELIVS OF
VLT-MIL LEG XVI
Quintus Cornelius, Quinti filius, Ultinia, miles Ie-
gionis decimae sextae....
Lapis, cui insculpium est sagum armillis et par-
mis ornatum, olim domui ad Rhenum (am rothen Thore)
sitae infixus a. 1833 in Museum translatus est.
L. 200 c. fig.; Ann. II, 3 p. 284; St. II, 358.
2. Ultinia pro Voltinia posita est tribus vid. Or.
2157; Gr. 564, 3.
Legio XVI Augusto imperante in Germania superiore
stativa habuit, circa annum 40 in Germaniam inferioren
movit, quam paulo post annum 70 cognomine Flaviae
adsumpto reliquit; cf. Kl. Ueber die Leg. in Ober-Germ.
p. 7.
— 571 —
Zahlkach.
(Vieus prope Mogontiacum situs. )
.... geminae, annorum.....
aerorum octo, hic situs est; fratres posuerunt.
Lapidis fragmentum a. 1838 repertum.
H. II, 3 p. 283; D. in Ann. III, 1 p. 99; St. II, 168.
1. Deest LEG. XIIII, de qua legione vide ad
N. 41, a.
2. Aerorum pro aerum est in alils quoque lapi-
dibus, ut in Zahlbacensi ap. L. 218. Braun in Ann. II,
2 p. 160, Fuchsium Ip. 303 secutus,aerums. aerorum
pro eo, quod est stipendiorum, ab Augusti inde tempore
aliquantisper in usu fuisse adnotat: at extat in Jap. leg.
XXII, quae seriore demum aetate in nostram regionem
venit; Dahl ]. c. p. 102; Win. 51.
— 572 —
Werms (Wormatia s. Vangiones.)
117.
IOM EB IVNO
N-REGIN -NTE
LVS EBVRO -T
FRMA -LVCIA
EX VOTO-NS
p
Jovi optimo maximo et Junoni reginae Antelus Eburo
et Firmia Lucia ex voto in suo posuerunt.
Lapis a. 1842 repertus.
H. II, 8 p. 202; St. II, 692 et 168; L.L. in B. L VIII
p. 161.
2. REGIN ita lapis; St. et Lersch. REGINAE, unde
hic LVS interpretatur Luscius, ille Lucius; H. ex-
hibet Antavielus.
4 L. L. et St. FIRMA.
— 573 —
Additamentum.
Inscriptiones externae, in quibus anliqua Nassolei
ducatus nomina leguntur.
Civitas Mattiacorum.
Ager Maitiacus memoratur Tac. ann. XI, 20 (ad
ann. 47); Maitiaci occurrunt a. 70, Tac. hist. IV, 37;
gens Mattiacorum Tac. Germ. 29; Plin. h. n. XXXIL, 17
mentionem facit fontium Mattiacorum, quos nominat Amm.
Marc. XXIX, 4 Mattiacas aquas, hodie Wiesbaden;
Mattlacae pilae Mart. XIV, 25. In notitia dignitatum
Mattiacl junlores et senlores nec non Mattlac junlores
Gallicani enumerantur.
Civitas Mattiacorum tantumnodo in inscriptioni-
bus externis, quae subsequuntur, legitur. Quae cum fere
omnes Castelli (castro Romano ad Rhenum Mogontia-
cum versus) eruiae sint, erant, qui hanc civitatem sub
moenibus Castelli conditam fulsse putarent: L. Rhein.
Arch. II p. 145; ern. Lahngeg. p. 236. Recilus all
aquas Mattiacas, ut Romani vocant, subintelligendas esse
statuunt: Dahl in Annal. II, 2 p. 14; H. ibid. III, 2
p. 132.
— 574 —
118.
I -0°M-
...NON * RE.
..NE UL 0VILı
NVS- PATERN
VS-D’C-MATTI
EX - VOTO POSI
L’L’M DEDICAA
.. OCT: ER TI BiS
COS °
Jovi optimo maximo et Junoni reginae Valerlus
Quilinus Paternus, decurio civitatis Mattiacorum, ex voto
posuit lubens laetus merito; dedicata decimo Kalendas
Octobris ter et bis consulibus.
Rep. 1809 Castelli et in Museo Mogont. asserva-
tus.
L. in Ann. I, 1 p. 22; L. 34; Borgh. bull. arch. 1834, p.
71; Schaab 1 c. p. 142; Cat. 10; St. 867; II, 266; Zell 810;
Ring 1, p. 819.
8. X K exitio evanuerunt, cum lapis transportan-
do damnum faceret. (22. Septbr. )
Qui annus significetur, non est extra dubium; nam
inter annum 161 & 394 sexies evenerat, ut unus con-
sulum tertio, alter iterum hoc magistratu fungeretur. L.
propier pulchram litterarum formam lapidi annum 161,
quo M. Aurelius imp. Ill et L. Verus II consules erant,
vindicare studet. St. eum secutus est. Equidem et pro-
pter nomina propria, quae seriori aetati conveniunt, et
ob ipsam hanc anni significationem terlio saeculo lapi-
dem adscripserim et cum tres inscriptiones (Mur. 158;
— 575 —
Or. 911, 2385 ), quae formullam TERETSEMEL
praebent, ad annum 202 referendae sint, ad idem fere
tempus nostram aram pertinere credo eique annum 208,
quo M. Antoninus Caracalla III, Septimius Geia II consu-
les erant, tribuo. Borgh. 1. c. annum 248, Ring 255
sumit.
119.
IN-H'D’D°’DEAE VIRTVTI' BELLO
NE MONTEM VATICANVM
VETVSTATE CONLABSYM
RESTITVERVN ° HASTIFERI CI
VITATıIS MATTIACOR X "KAL
ET AFRICANO CoS HI QVORVM NO
MNA I STASVNT
C MEBBIGNATIVS SEVERVS CVR BIS
L LEVINIVS QVIETOS TERTINIVS ABROSVS
T VITALINVS -PEREGRINVS MACRINIVS PRISCVS
t.:STANTIVS "MARCIANVS ATRECTIVS CVPITIANVS
C RIXSIVS ADNAMATVS PERRIVS IVSTINVS
C IAMıLLıiVS CRESCENS ATTONIVS ASCLEPIVS
TITIVS BELLATVLLVS VRSIVS MATVRVS
TITIVS SEVER\S STATVTIVS SECVNDINVS
LICINIVS COSTAS SERVANDIVS SENVDVS
LVTATIVS VICTOR
In honorem domus divinae. Deae Virtuti Bellonae
montem Vaticanum vetusiate conlabsum restituerunt ha-
stiferi ceivitatis Mattiacorum decimo Kalendas Septembris
Maximino et Africano consulibus hi,quorum nomina infra
scripia sunt:
— 576 —
Gaius Meddignatius Severus curator bis; Lucius
Levinius Quietus, Terlinlus Abrosus, Titus Vitalinius Per-
egrinus, Macrinius Priscus, Costantius Marcianus, Atre-
ctius Cupitianus, Gaius Rixsius Adnamatus, Perrius Justi-
nus, Gaius Jamillius Crescens, Attonius Asclepius, Titius
Bellatullus, Ursius Maturus, Tilius Severus, Siatutius Se-
cundinus, Licinius Costas, Servandius Senudus, Lutatius
Vietor.
Rep. 1809 ibid et in Museo Mogont. asservatus.
L. Rhein. Arch. I p. 1468; il. AnnalI,2 p. 15; Or.
4988; L. 90; St. 851; Cat. 26; St. I, 289; Zell 887; Ring I
p. 818; Schaab p. 148
2. Vocabulum mons non proprio sensu sumendum est,
sed ut v. sequens ostendit, dictum pro mole vel aedi-
fiio magno vel castris, quod nos Caserne nominamus:
id aedificium nescio qua caussa ex imitatione Vaticani
montis Romae nomen accepit; ibi hastiferl, qui ex Mat-
tiacis vicinis erant conscripti, stationem habebant.
5. 23. Aug. anni 236, quo consules erant C. Jr
lius Maximinus imp. et C. Julius Africanus; eo die Vuı-
canalia celebrabantur, quibus aedes recens aedificatae inau-
gurabantur illique deo dedicabantur, ut ab igni defen-
deret.
6. Verba MAXIMINO AVG non penitus sunt erasa;
de eius modi nominibus erasis vide N. 1 v. 5.
9. De forma BD ütterae vide super N. 88.
Or. C VRBIVS.
— 577 —
120.
Io“
ET 'IVNON
REGIN&
L°SECVND
INIVS FA
VORALIS
nm VIR-AYG
C-MIN-SVO-P-
Jovi optimo maximo et Junoni reginae Lucius Se-
cundinius Favoralis sevir Augusialis civitatis Mattiacorum
in suo posuit.
Rep. 1808 Castelli et in Museo Mog.
L. Rbein. Arch. I p. 445; id. Ann. I, 2 p. 24; Or. 4577;
L. 86; St. 850; 11, 266; Cat. 11; Schaab p. 161; Ring I p. 819.
121.
(Unus versus deest.)
D-C-M-IVLIO AMATORI
FILIO INFANTI DVLCIS
SIMO -OVI- VIXIT- ANNVM
AETA VII DIES Xi’ F°C
. decurio civilatis Mattiacorum Julio Amatori
filio infanti dulcissimo, qui vixit annum aetatis octavum,
dies quattuordecim faciendum curavit.
Sarcophagus c. a. 1520 Mogontlaci, nunc non
restat.
Hutt. X; Ap. 468; Gr. 688, 6.; Joh. X; F. I p. 211;
L. 810; St. 445; II, 332; Schaab p. 140.
Ut editio pr., ita ceteri praeter Ap. qui F. C.
— 578 —
in fme novo versui tradit, et versum deletum litterarum
fragmentis explet.
1. Ita L. et St. in edit II; in priore explicuerat
littera media neglecta: diis Manibus. Conici etiam pe-
test: decurio civium Marco.
4. Ita edd.; sed error mihi inesse videlur, ita ut
pro VIll scribendum sit Mil i. e. annum (unum ) menses
duos. St. MII.
Cives Taunenses.
De ils vide adN.1 v. 7. Eorum mentio fit inN. 1, 2,
21 et 30, et in externis sequentibus.
122.
INHDD
DEO MERCV
RIO L SEXILIVS
DECMANVS -Q
CC.RM NEG MOG
CTVSL.L-M-SAT
VRNIO ET GALLO COS
In honorem domus divinae. Deco Mercurio Lucius
Senilius Decmanus quaestor, curator civium Romanorum
Mogontiaci, negociator Mogontiaci, civis Taunensis, votum
solvit lubens laetus merito Saturnio et Gallo consulibus.
Rep. 1844 in vico Finthen et in Museo Mogont.
asservatus.
K. in Zeitsch. des Mainz. Alth, I p. 211; St. II, 557;
Jen. Lit. Z. 1848 p. 1187.
4. Decmanus est nomen germanicun, nisi forte vo-
calis est supplenda, ut sit Decimanus.
— 579 —
5. Curator nunc magis placet quam censitor, ut
olim explicul et St. adoptavit.
6. Titus Haterius Saturninus et Gaius Annlus Tre-
bonianus Gallus consules erant a. 198.
7. Saturnio pro Saturnino.
123.
IlOM
CONSERVATORI
LICIN - TVGNA
TIVS- PVBLIVS
IV-C-T-IN-SVO
VT’HABERET
RESTITVIT
ATTICO E PR
ETEXTATO
COS
Jovi optimo maximo conservatori Licinius Tugna-
tius Publius duovir civium Tauneusium in suo ut ha-
beret restituit Attico et Pretextato consulibus.
Rep. 1808 Castelli et in museo Mogont. asserva-
tus. Latera ostendunt Mercurium, Herculem, Minervam.
L. Rhein. Arch. I p. 141; id. Ann. I, 2 p. 16; Or. 4982;
L. 18 c. fig.; Cat. 2; St. 852); II, 269; Schaab p. 113; Ring I
p. 819.
4. Publius praenomen est nomini et cognomini
postpositum.
8. C. Vetllus Aufidius Atticus et C. Asinius Prae-
textatus consules a. 242.
— 580 —
124
C PATERNI POSTVMINI DEC°C-TAV
NENSIVM VRI SACERDOTASIS PRAGM.
TICIPATERNIA HONORATA -FILI ET HE
RES PERSVOS PARENTES
F’C
(Dils Manibus) Gal Paterni Postumini decurionis
civium Taunensium viri sacerdotasis pragmatici Paternia
Honorata filila et heres per suos parentes faciendum cu-
ravit.
Sarcophagus 1809 in vico Zahlbach rep. et in
museo Mogont. asservatus.
L. Rbein. Arch. I p. 141; id. Ann. I, 2 p. 14; L. 288;
Schaab I p. 112; Cat. 126.; Freudenb. Bonn. Ann. III p. 177;
St. 336; II, 462; Zell 848; Ring I p. 820 et II p. 57.
1. D. M. in operculo fuisse videtur, qui non est
repertus. Ring habet D. C. TAV.
2. Lege SACERDOTALIS.
Pragmaticus est consultus de rebus divinis, sa-
cris cerimoniis et similibus.
4. Parentes ij. e. cognatos *).
*) L. 882 hunc cippum ad cives Taunenses pertinere pu-
tavit.
C IVLIO » SIMPLICIO "111 VIR
AVGVSTALI’C.... VM° PRAGMATICO
CRESCENTINIA REGINA
OB MERITA EIVS
F’ C°
Rep. 1714 Mogont., non restat.
Joh. Ill p. 854; F. 1 p. 202; L. 382; St. 441;
ll, 823; Ring 1 p. 820.
— 581 —
Nida vicus.
De quo vide supra N. 111; altera ara eodem loco
eruta hanc praefert inscriptionem.
125.
1-0 °M
PLA DEXT E’N
ADIVT SEXTVs
LERA SPRAT
AMMON ' SE
CVNDN - MıL
D’S-rEC
Jovi optimo maximo platea dextra eunti Nidam
Adiutorius Sextus, Liberalis Speratius, Ammonius Secun-
danus milites de suo fecerunt.
Basis aerea circa 1810 Castelli rep. et in museo
Mogont. asservata.
L. 15; St. 849; Il, 231; Schaab p. 151.
2. De hac interpretatione vide ad N. 111 v. 2.
3. L. interpretatus erat adiutori ad Jovi refe-
rens, et duos milites statuerat; rectius St. in ed. Il tres
milites sumit; eorum nomina autem jta erant ponenda:
Sextus Adiutorius, Speratius Liberalis.
4. Speratius, non Speratus, ut edd.
2. Lacunam L. explicat civium Taunensium, quem Ring
secutus est; sed Borgh. 1. c. p. 130 interpretatur cau-
sarum pragmatico, quod St. in ed. Il. adoptavit,
unde hic lapis tantum in notula additur.
38
— 582 —
Netm.
I. Inscriptio aliena,
quae per longum tempus vico Nassoico tribueba-
tur.
Il.
ET-CASS-PO
TENTINVS
il VIR’CILONE
ll -ET LIBONE
C0OS-XV
KAL NO
. et Cassius Potentinus duovir Cilone iterum
et Libone consulibus quinto decimo die Kalendas No-
vembris.
Apud arcem Cronbergum, ut Ap. 446, editor prin-
ceps scribit; unde Fuchs li p. 143 aram vico Kronen-
burg in ducatu Nassoico addicit, quem secuti sunt L.
Ann. ], 1 p. 10 et Si. 226; sed v. Hefner Oberbayr.
Arch. VII, 3 p. 273 recte regioni Bavaricae vindicat in-
scriptionem, quae adhuc in ecclesia vici propinqui
Attl extat; vid. quae monui Ann. IV, 328 sqq.; St. 1.
669; v. Hefn. Röm. Bay. Ill edit. p. 247 etc.
4. Ara dedicaia est 18. Oct. a. 204, quoL. Fabius
Septimius Cilo II et Flavius Libo consules erant.
— 583 —
IL Inscriptio falsa.
MA RI’MELIAE E
PRO FELICITA
TE PVBLICA
CIVITATIS
MATI
IVES WSINO
BATES
Matri Meliae e(x voto) pro felicitate publica ci-
vitatis Matii (c)ives Wesinobates.
1805 prope Castellum (Castel am Rhein) nugatur
editor princeps rep. statiımque deletam esse aram.
kdidit iste 1834 in Ann. Il, 2 p. 110 c. fig.; St.
372; 11, 232.
Vide quae de inscriptionis fide eiusque auctore no-
tavi Bonn. Ann. XVll p. 206 sq.; quantum vero inscri-
ptio spurlis et commenticlis vocibus repleta vexaverit vi-
ros doctos, lege apud Friedemann in Arch. f. hess. Gesch.
vn p. 201; nequis in posterum huic farragini viri ha-
rum litterarum inprimis rudis aliquam fidem tribuat,
omnibus viribus postulo rogoque.
ag m ae
INDICES.
? significat, quae afferuntur ex lectione vel interpretatione
eerta.
+ significat Christiana.
* significat, quae afferuntur ex titulis additamenti.
Notae omittuntur.
I. Nomina et cognomina virorum ac mulierum.
Continet titulos lapidum N. 1—72, 110-125 et supel-
lectilium 91—107, vasis exceptis, de quibus vide indicem
I. Nomina et cognomina omnia suo quodque loco
exhibentur; imperatorum nomina quaere in indice VI.
I. Nomina et cognomina figulorum,
Sunt ex N.84—89 ;nomina in laterculis N. 73—88 inserun-
tur. Titulis, qui restant, Inventarii numerus est additus
(ef. ante N. 73 et N. 84). Longe plurima sunt cogno-
mina, ubi nomen reperitur, suo quodque loco indi-
catur.
II. Regiones, populi, oppida, viel.
Quae pauca de rerum publicarum administratione oc-
currunt, adduntur.
IV. Tribus.
V. Dil, deae.
Deorum cognomina suo quodque loco repetuntur.
VI. Imperatores, consules.
Ordine chronologieo exhibentur. Qui imperatores in
titulis nominantur, MAIVSCVLIS litteris seripti sunt.
VIL Res militares.
VII. Notabilia varia.
Continet res notatu dienas et latinitatem.
IX. Notae.
Quod titulos omnes suo quemque loco interpretati su-
mus, explicationem modo addimus, ubi littera eadem
non idem signifieat.
X. Loca, ubi tituli asservantur.
Additi sunt, qui perierunt.
xl. Loca, ubi tituli reperti sunt.
— 5897 —
L Nomina et ecognomina
*Abrosus Tertinius 119
* Adiutorius Sextus 125
* Adnamatus C.Rixsius 119
Aelianus 72
Aeliodorus Aemilius 28
Aelius Cresimus 9
Aemilius Aeliodorus 28
Aemilius Baricio 2
* Africanus 119
Agiustus Q. Vibius 56
Agricola 1
Agricola Secundus 62
Agricolla Agripina 62
Agripina Agricolia 62
* Amator Julius 121
Ammias Aurelia 1
* Ammonius Secundanus 125
Andiourus 60
Antestius Januarius 39
Arator L. Cornelius 41a.
Arvatius Ulpius 52
* Asclepius Attonius 119
Ascus 98
Atessas T. Veterius 111
Atilius Tertius 13
* Atrectius Cupitianus 119
* Atticus 123
* Attonius Ascleplus 119
Aurelila Ammias 1
Aurelius M. Pompeianus 4
Autelus 117
Avitus 70
Balbinus 4
Baricio Aemilius 2
Bassina Sedatia 9
Bassus 70
Bassus C. Terentius 19
* Bellatullus Titius 119
Blandin ... 57
Burcaedus Valerius 104
Calvinus P. Metellus 44
Carantus Melonius 110
Celsus T. Flavius 59
Censorinus T. Tacitus 112
Cethegus 110
Cingetius 10
Clarus 110
Claudia Primilla 26
Clementinus 1
Clemes C. C. f. Julius 55
Concessus S.Mascius 111
Cornelius 91
BE
?Cornellus D. Schplo 103
Cornelius L. Arator 41a.
Cornelius Q. Q. £ 115
*Costantius Marcianus 119
*Costas Licinius 119
*Crescens C. Jamillius 119
Crescentinus Resbectus 71
Cresimus Aelius 9
Crispinus 4b.
Crispus 63
* Crispus C.C.f. Valerlus 50
*Crispus Lollius 25
*Cupitianus Atrectius 119
Curio Cn. Sabinus 44
Curtelia Prepusa 113
C. V. 102
Dactor 53
Dassius 53
*Decmanus L. Senilius 122
Dio 3
Diogenes 11
Dolanus 58
+Eppo 66
Esbenus 58
Eugenius Martius? 45
Favonius Q. Varus 38
*Favoralis L.Secundinius 120
Felix T. Flavius 1
Firmia Lucia 117
Firminus Firmius 49
Firmius Firminus 49
+ Flavius Paulinus 106
Flavius T. Celsus 59
Flavius T. Felix 1
Flavius T. Germinus 52
Flavius T. Maternus 1
Flavius T. Perpetuus 1
Flavius T. Sanctinus 1
Florentius 64
* Gallus 122
Genialius Optatus 5
Gentianus 70
Germinus T. Flavius 52
Gratus Sattonlus 3
Hermes Julius 108
Hermocrates 11
*Honorata Paternia 124
HonoratiusM. Tertius 40 b.
* Jamillius C. Crescens 119
Januarius Antestius 39
Januarlus C. Victorius 8
Jovincus 107
“ Jucundus Melonius 110
Julia Secundina _ 16
Julianus 4b
* Julius Amator 121
Julius C. C. f. Clemes 55
? Julius C. Menenius 6
Julius C. Marinus 12
Julius C. Sarnus 55
— 589 —
Julius Hermes
Julius Soterichus
Junius EC. Secundinus 483
Junius Juvenalis 24
? Justinius 63
* Justinus Perrius 119
* Juvenalis Junlus 24
Karus 80
Levinius L. Quietus 119
*Liberalis Speratius 125
Liculus 54
*Licinius Costas 119
*Licinius L. Quintus 119
Licinius P. 69
*Licinius Tugnatius P. 123
Lollius Crispus 25
_ Lucia Firmia 117
*Lutatius Victor 119
*Macrinius Priscus 119
*Marcianus Costantius 119
Marinianus L. Marinius 48
Marinius L. Marinianus 48
Marinus C. Julius 12
Martialis 97
Martina 95
?Martius Eugenius 45
Mascius S. Concessus 111
Maternus T. Flavius 1
*Maturus Ursius 119
Maximus 72
Maximius M. Vietor 114
* MeddignatiusC.Severus 119
Melonius Carantus 110
Melonius Jucundus 110
Menenius C. Julius 6
Metellus P. Calvinus 44
Muranus 60
Muranus C. Vedius 104
Murius Victor 21
Novellius 63
Novelllus Vitulus 63
Optatus Geniallus 5
Ovinius 15
Pamphilus D. Terentius 91
*Paternia Honorata 124
* Paternius C.Postuminus124
*Paternus Val. Quilinus 118
+Paulinus Flavius 106
* Peregrinus T. Vitalinius 119
Perpetuus T.Flavius 1
*Perrius Justinus 119
Piladelphus 89
Pilander 39
Pompeianus 29
Pompeianus M. Aurelius 4
*Postuminus C.Paternus124
Prepusa Curtelia 113
* Pretextatus 123
Primilla Claudla 26
Primitiva 45
38 *
— 590 —
Primus L. Sp. f. Veturius 51
*Priscus Macrinius 119
Pudentius 14
Pulverlus 96
*Quietus L. Levinius 119
*Quilinus Val. Paternus 118
Quintus 95
Resbectus Crescentinus 71
*Rixsius C. Adnamatus 119
Romula 49
Rufus C. : 42
Sabinus Cn. Curio 44
Saecularis Secundinus 20
Sanctinus T. Flavius 1
Sarnus C. Julius 55
Sattonius Gratus 3
* Saturnius 123
?Scipio D. Cornelius 1083
* Secundanus Ammonius 125
Secundina Julia 16
Secundinius C. Junius 43
* Secundinius L.Favoralis1 20
Secundinus Saecularis 20
*Secundinus Statutius 119
Secundus Agricola 62
Sedatia Bassina 9
Seleucus 11
Senecio M. Tertius 22
*Senilius L. Decmanus 122
*Senudus Serrandius 119
Serus 54
*Servandius Senudus 119
°Severus C. Meddignatius
119
*Sextus Adjutorius 125
Soterichus Julius 103
*Speratius Liberalis 125
*Statutius Secundinus 119
Tacilus 27
Tacitus T. Censorinus 112
Terentius C. Bassus 19
Terentius D. Pamphilus 91
* Tertinius Abrosus 119
Tertius Atilius 13
Tertius M. Honoratus 40b.
Tertius M. Senecio 22
* Titius Bellatullus 119
* Titius Severus 119
* Tugnatius Licinius P. 123
Ulpius Arvatius 52
*Ursius Maturus 119
Valerius Burcaedus 104
Valerius C.C.f.Crispus 50
* Valerius Quilinus Paternus
118
Varus Q. Favonius 38
Vedius C. Muranus 104
Veterius T. Atessas 111
Veturius L. Sp. f. Primus
51
— 51 —
Vibius O0. Agiustus 56
Victor 18
* Victor Jutatius 119
Victor M. Maximus 114
Victor Murius 21
Victorius C. Januarius 8
* VitaliniusT. Peregrinus 119
Vitulus 63
Vitulus Novellius 63
Vitulus 0. Voconius 68
Voconius 0. Vitulus 68
IL. Nomina figulorum.
? Abiviral 86, 91
? Abliuq 86, 131
Acmonisa 86, 107
Aenisalus 86, 116
Agrippa 78, 38. 85, 135
... altus 86, 43
Alpinus Secundus 86, 63
Am... 85, 22
Amabilis 84, 54. 89
Amandus 84, 36
Ambatusius - 87
? Amcinus 86, 119
? Ammiavus 86, 109
.... andus 85, 32
Ammius 84, 31. 88
Antiochus 86, 64
Antonius 84, 3
Aquila
Arm.. 83
Atillus 84, 14
Atimetus 88
Attillus 84, 15, 28
Attiullus 78, 56
Aubanus 86, 58
AugurJulius78,41,134,137
Augustalis 84, 62
Austrus 85, 27
? Avianus 88
Bassus 86, 112. 88
Belatullus 86, 90
Bitutrix 86, 100
Boudus 86, 40
Bricio 78
Cabrus 84, 40
— s502 —
Calus 86, 73 PDesslus C. 88
Capus 85, 87 Diddenus 8,5
?Capifes 87 Dignus 86, 69, 88
Carinus 85, 3 PDiomedes 86, 70. 88
Catullus 84, 53 Dom. 83
Celadus 84, 45 Durolix 84, 141
Cendrinus 84, 137°... dus 86, 65
Cevirlanus 88 .... emo 86, 37
?Cu 84,5 ... enus 8
Cingelius 85, 77 Eucarpus 84, 1, 60. 87
Cintugnatus 84,7, 48, 55, xuchares 87
144. 85, 49 Faventinus 85, 17. 88
Cisinebus 86, 130 Feager 86, 82
Citiso 88 Fer 86, 35
€. lius 34, 27 Fiaines 189
TCHOMC 84, 142 Firmus 88
Cnaeus 84, 139 _Floridus 85, 34
Comitialis 84, 136. 87_ Fortis 83. 84, 2, 16.
Communis 84, 12 37, 61. 88
Comunis 83 ?Foudeum 86, 83
Conlu 86, 67, 85 Frontinus 84,3. 86, 108
Copee. L. 78, 20 Gellius 84, 25, 26, 29, 58
Cosilus 86, 50, 129 Ger 86, 76
Cracuna 86, 42 Helvius Molanus 78, 18,
Crestius 86, 51 66, 67, 70, 71, 74,152
Crispus 86, 48 lassus 88
ev 78 ... ice 86, 133
Cudus 8 ...ier 86, 74
Culas 86, 106 Idgirnus 84, 64
Dacoma 85, 25 tinic 86, 105
— 593 —
Ino 84, 37
Joc ... 88
Jossa 85, 6, 10
Jucundus 84, 43. 86, 121
Julinus 86, 41
Julius 84, 140
Julius Augur78,41,134,137
Julius Primus 78, 63 etc.
Junius 85, 31
.... ius 85, 9
Justum 78, 86, 186
?1.1.S 78, 184
? Kaikus 86, 68
Laitius 85, 30
Latinus 86, 79
?Lenvii Apolliniis 84, 65
Liberalis 88
Lubin.... 86, 128
Lucius 84, 13
Lucumus 86, 88
Lupatus 84, 18
Luteus 86, 114
Ma 78, 140
Maccon 85, 21. 88
Macus 86, 55
Mafus 86, 62
Magirus 88
?Mai.. 86, 61
Maior 89
Manduus 86, 97
Mangandus 78, 73, 77,
79, 82, 83, 85
Marcellinus 86, 36
Marcellus 84, 34
Marinus 87
Marius C 78
Martialis 84, 30. 85, 24,
117. 86, 38, 59, 101
Martinus 86, 125
? Matiullus 88
Meddulus 86, 110
Meddus 85, 12, 18. 88
Mianus 89
Modestus 84, 38
Molanus Helvius 78, 18
66, 67, 70, 71, 74, 152
Mol.. 84, 18
Morinus 85, 13
Moxsius 86, 47
Murranus 86, 46
?...mppa 78. 163
....D 86, 89
Nacalus 84, 44
Namonlus 86, 115
Nasutus 85, 4
Nicus 84, 39. 86, 75
Nimpus 84, 6, 42
P 83
P. B. V. 87
? Patrac 86, 123
u > 2 1 5 i I 2 2 3 0 DS Zen
—_ 594 —
Patrieius 85, 7
Patrius 84, 138.86,80,104
Peregrinus 84, 4
Perrus 86. 71
Petrullus 88
Placidus 86, 124
Pontius 84,49, 52. 86,45
Prinigennilus 84, 47
Primitius 84. 63
Primus 78, 131. 86,
120, 126
Primus Julius 78, 63, 69,
75,78, 81, 160
Pudens 86, 122
Quartus 86, 81
Quindus 88
Rufinus 84, 51. 86, 39
8 85, 23. 86, 72
Sacco 84, 35
Sarmus 84. 17
Sattamus 86. 57
Satto 84, 59. 88
? Savvinus 86, 118
Secco 84, 46.86, 113
?Secinalius 86, 86
Secinus 84, 50
Secundus 84, 41.85, 111,
132. 86, 132
Secundus Alpinus 86, 63
Secundus C. 78,15,55,156
Sedatus 85, 2
Senpron. 78,30, 114, 155
Senus 86, 95
Serva 85, 15
Severus 85, 19
Silvanıs 86, 983
Silvinus 85, 29. 86, 84. 89
Strabo C. 78,10,39,99,104
Strobilus 84, 24
T. T. 87
Tamie 83
Terminus 85, 16
Tertius 86, 60
Tiberalis 85, 28
Tigranes C. 86, 54. 88
Tocca 86, 94, 96, 102
Tritus 86, 99. 88
?VCFS 87
? Unmin 86, 94
Unfer 77
Unissato 85, 33
Ursus L. 88
Varius 88
Vatus 78
Veracapit 78, 54, 88
Vereco 84, 32
Verus 85, 1
Viator 84, 23. 87
Victorinus 88
?Vi...iom 86, 92
— 595 —
Viducos 86. 78
Vim 86, 98
Vindemilius 85, 20
Vindus 86, 53. 103
Virilis 86, 66
Virus 85, 8
Virthus 88
Vitalis 84, 8, 33. 85, 11,
26. 86, 56, 63, 127
Vitiuna 84, 143
IM. Regiones, populi, oppida, viei.
Batavus 52
Berta 50
Bessus 58
Brittones Curvedenses 2
Capadox 39
Catharensis 83
Curvedenses Brittoness 2
Delmatae 53. 80
Eburo 117
Forum Julium 55
Hispanus 14
Maeseius 53
® Mattiaci
Civitas Matilacorum 118.
119. 120. 121
curator 119
decurio 118. 121
hastiferi 119
sevir Augustalis 120
? Mauri 28
Meloniorum vicus novus
110
*Mogontiacum 122
curator civium Rom. 122
quaestor 122
* Nida 111. * 125
Novus vicus 1. 2
Novus vicus Meloniorum 110
Pannonii 54
Placentia 51
Raetus 55. 56.257
Romani cives 1.55. * 122
cives Romani Mogon-
tiaci 122
? Sabinus 44
Sappanus 59
Scubuli 59
? Secuanus civis 60
ch © „ - U 3 7 £ Z 2 2 iS
— 596 —
Taunensis 2.3.21. 30.122. Transrhenana 83
123. 124 Treveri 71. 72. 81
civis Taunensis 1. * 122 * Vaticanus 119
aedilis civium Taun. 21 Vicus Novus 1. 2
* decurio 124 Vicus Novus Meloniorum
* duovir 123 110
Thraces 58 Vindelici 82
VW. Tribus
Claudia 4 Ultinia 115
Menenla 50 Voturia 51
Berta in Macedonia 50 Placentia 51
Palatina 69
V. Dii, deae.
Apollo 84, 65
Apollo Toutiorix 48
"Bellona dea Virtus 119
? Caelestis 69
Deus Casius 15
Cissonius v. Mercurius
Deus invictus Comes 25
Deus Dolicenus 13. 14
Jupiter Dolicenus 12
Fortuna 26. 27. 29. 41,a. ? 67
— 597 —
Juppiter o. m. Serapis caelestis Fortuna etGenius loci 69
Genius 3
Genius centuriae 70
Genius collegii tiemariorum 5
duppiter o. m. Serapis cael. Fortuna et Genius loci 69
Genius plateae Novi vici 1. 2
Genius sanctus 4
Hercules invictus 19
In honorem domus divinae 1. 2. 3. 4. 16. 17. 20. 21.
28. 48. 70. 110. *119. *122
Juno
Juno regina 111
Juppiter 0. m. et Juno regina ? 7. 9. 10. 43. 45.
47. 110. 117. *118. *120
Juppiter
Juppiter Casius 15
Juppiter Dolicenus 12. 14
Juppiter Olbius 11
Juppiter 0. m. 6. 8. 41 b. *125
Juppiter 0. m. conservator *123
Juppiter 0. m. et Juno repina? 7. 9. 10. 43. 45. 47
110. 117. *118. *120
Juppiter o.m. Serapis caelestis Fort. et Genins loc. 69
Leucetius v. Mars.
Loucetius v. Mars.
Liber pater 20
diis Manibus 38. 39. 52. 62
Mars Leucetius 68. 112
Mars Loucetius 118
Mercurius 16
39
Mercurius Cissonius 18
deus Mercurius 122
Mercurius negotiator 17
Mercurius nundinator 46
deus invictus Mithras 21. 22. 23. 24
Olbius v. Juppiter.
Serapis
Juppiter o. nı.Serapis caelestis Fort. et Genius loci 69
Toutiorix v. Apollo.
* Virtus
dea Virtus Bellona
VI. Imperatores, consules.
Flavius
ala I Flavia
Trajanus
legio XXX Ulpia victrix, in laterculis
Antoninus pius.
pro salute domini n. Aug.
Antoninus philosophus
p. Ch. n. 170 Ceihego
Claro consulibus
? ANTONINVS COMMODVS ....
*Septimius Severus
p. Ch. n. 208 ter et bis consulibus
119
27
79
68
‘ 110
31. 33
118
CARACALLA
p. Ch. n. 211 Gentiano 70
Basso consulibus
p. Ch. n. 213 imperat. d. n. Antonino Ill
Balbino Il consulibus
leg. VII Antoniniana 4
SEVERVS ALEXANDER
p. Ch. n. 223 Maximo | 72
nomine collegae deleto
p. Ch. ıı. 224 Juliano | 4b
Crispino consulibus
p. Ch. n. 229 d. n. imp. Alex. Aug. III 3
Dione consulibus N
p. Ch. n. 230 Agricola | 1
Clementino consulibus
p. Ch. n. 235 ? (pro salute) imp.d.n.S.. Alexand..67
Leg. XXI p. Alexand. p. f. 1
Leg. VII gem. Alexandriana 48
Alexandri nomen erasum 1. 3. 48. 67. 72
® MAXIMINVS
p. Ch. n. 236 imp. Maximino ' 119
Africano consulibus
Maximini nomen erasum 119
GORDIANVS
p. Ch. n. 241 Gordiano
Pompeiano consulibus | 29
— — —— ————— EB
M. Res militares.
Alae
I Flavia
eques 60
I Flavia milliaria
eques 27
? Maurorum
praefectus 28
Scubulorum
veteranus 59
Centuriae.
centuria T. Aviti
p.Ch. n. 211 70
passim in laterculis.
Cohortes
II augusta
miles 13
1lI Dalmatarum
laterculi 80
V Delmatarun
miles 53
I Pannoniorum
miles 54
Ill praetoria pia vindex
veteranus 1
Il Raetorum
miles 56. 57
ji Raetorum civium Ro-
manorum
centurio 55
veteranus 55
iii Thracun
eques 58
Treverorun:
72
Ill Treverorum
latercull 81
Ill Vindelicorum
laterculi 82
XXI voluntariorum
centurio 25
miles ? 38. ? 39
Legiones.
I adiutrix
latereuli 73
Ill Macedonica
centurio 69
laterculi 74
VI victrix
centurio 19
VII gemina Alexandriana
centurio 48
vexillarii 19
VII augusta
centurio 71
miles 50
laterculi 75
VIII Antoniniana augusta
miles 4
x
laterculi 76
XIII gemina
miles 116
veteranus 1
laterculi 76
XIII gemina Martia
vietrix
centurio 41a
laterculi 76
XV
miles 115
XXI rapax
centurio fabrum 77, 1
laterculi 77
Xu
centurio fabrum 78
miles 44
laterculi 78
XXII primigenia
centurio fahrum 78
laterculi 78
XXII primigenia Alexan-
driana pia Adelis
miles 1
XXI primigenia fidelis
latercull 78
XXII primigenia pia
centurio fabrum 78
lateruli 78
XXlI primigenia pia fidelis
veteranus 52
miles 7 68
laterculi 78
XXX Ulpia victrix
laterculi 79
Numeri
Brittonun Curvedensium
centurio 12
Cattharensium
laterculi 83
Treverorum
pedatura 71
Aerorum 116
beneficiarius consulis 4
centurio
cohortis 25. 54
fabrum passim in la-
terculis
legionis 19. 41 a. 48.
69. 71
numeri 12
contubernalis 44
eques 27. 58. 60
— 602 —
alae 27. 60
cohortis 38
immunis consulis 1
miles ? 38.7 39
cohortis 13.53. 54. 56. 57
legion. 1. 4. 44. 50. ? 68
* milites 125
pedatura 71
? quaestionarius 13
stiprendia 408.50. 53. 54.
56. 57. 58. 60. 61
veteranus
alae 39
cohortis 1. 55
legionis 51. 52
vexillarij 19
VIE. Notabilia varlia,
Aedilis 21
aerorum pro aerum 116
ara 1. 3. 18
ara yuintana 3
ars creiaria 62
Batays pro Batavus 52
cives pro civis 59
cretaria ars 62
civis 1. 21.55. 57.59. 60
118. 119. 120. 121
*122 *123 *124
collegium tignariorun 5
*conlabsum p.conlaps. 119
curam agere 71
curator 119. 122.
*decurio 118. 121. 124
devota 72
de suo 5. 110. *125
dominus noster 4. 67. 68
duleissimus
contubernalis 44
infans 114. *121
* duoviri 123
edicula pro aedicula 1
e suo >
ex ala 59
ex cohorte 13. 34. 58
ex legione 51
ex origine 1
ex voto 8. 16. 21. 28. 49
67. 117. *118
filia 62. *124
— 603 —
fillus 50.51.52. 53. 115.°121
fraier 50. 54
fratres 116
Geneo pro Genio 4
heres 52. 54. 56. 57. 59
heredes 55
Imperator 3. 4. 65. 67. 68
*119
infans 114. *121
in honorem 47
+in pace 66
in suo 8.41b. 117. *120
in honorem 47 123
D. D. vide in ind. V.
K pro Ka 30
+labarum 101
letus pro laetus 2
Lovcetio p. Leucetio 113
Martine pro Martinae 95
memoriae 62
mater 1. 114
milliaria 27
monitu dei 20. 30
jmonogramma 66
murus 72
natione 52
negotiator
artis cretariae 62
* Mogontiaci 122
O pro Aulus 68
opus 54
Panoniorum pro Panno-
niorum 54
pater 20. 38. 114
pater patriae 72
pecunia sua 22. 54
pientissimus 62
platea 1. 111. 115. *125
platea praetoria 3
platia pro plaiea 2
ponendum curavit 68
* pragmaticus 124
pro salute 45. 68
pro se suisque 69
? quaestionarius 13
* quaestor 122
qui et 11
Tquiexcit p. quiescit 66
qui vixit 114. *121
quintana ara 3
regina 9. 10. 111
Raitorum p. Raetorum
55
*sacerlotasisp.sacerdo-
talis 124
sacrum 19. 27
sanclus 4
Secuanusp.Sequanus. 60
zenpegsrereerr en.
— 64 —
*seviri Augustales 120 Ultinla pro Voltinia 115
*ter et bis consulibus 118 voti compos 48. 69
tignariorum collegium 5 uxor 49
tribus 6 +42 66
vide in indice IV. ZHCAIS 96
tudium pro T. votum 2 Xogoin 92
x Notae.
?A anhorum 39 * curator 122
AD. ADI 73 € 70
AEL 9 9 48
AN 40 a. 50. 52. 58. 54 )12.19.25.41 a. 47.55.69
55. 56. 114 _ CHO 54
ANN 59. 116. C.L. 4. 26
ANNO 58 °C.M. 1%. 121
AVG Augustus 3. 21. 68.72
augusta 4.13. 50.71.75
* Augustalis 120
B. F. 4
C Gaius 12. 42 43 50.
55. 78. 86. 88. 102
»119. *124
coniux 45
centurio 71
civis cf. C.R &. C. T.
*cvitas 118. 120. 121
COH. 1. 13. 38. 53. 55. 56
58 et in laterculis
80—82
COS. 1. 3. 4. 21. 29. 70
72. 110. 114. *118. *119
»122. 123
C. R 1. 55. *122
Cc.T 21. 122. *123
CVR. curator 91. *119
curam. 71
?C.V 78. 102
— 005 —
D. Decimus 9
dies 114
* decurio 118. 121
DAL 80
DCSCIP 103
DD 1. 3. 11. 12
°DEC 124
D FECER 111
DIM 21. 22. 23. 24
D. IN. C. 25
DIS MN 38
D. M. 39. 52. 62
DN 4. 67
EO 27. 58. 60
EXV 21. 28. 67
F fecit 54 et passim iin
laterculiset vasis.
filius 50. 51. 34.55. 98.
115
F.C 40a. 55. 62.114 121
124
F.F.C 50
FIL 53
°FILI 124
FILIV 55
FE FEC in vasis.
FL 1
G Gaius 8. 88
Genius 70
GE 48. 51. 116
GM 76
GMV 41 a. 76
HERED 55
H.F 59
H.F.'. 52. 54. 56. 57
HS.E 51. 53. 54. 58.59
HS EST 116
H. S.E.ILF 59
I. HONOREM D.D. 17
IN. H. D.D. 1. 2. 3. 4. 16
20. 21. %8 35. 48. 70
110. 114 *119. *122
IMP 3. 4. 65. 67. 68. 72
119
IN SP 117
1.0. M. 6. 7.8.9. 10.41b,
43. 45.47. 69. 110. 117.
*118. *120. 123. *1235
IMM 1
IVN 43
IVL 12. 16. 24. 55. 78
IR 9
L. 41 a. 48. 51. 52. 78.
88. *119
LEG 4. 19. 41 a. 48 49.
51. 52. 68. 69 71.115
et In laterculis.
L.L.M 14. 27. 28. 30. 40.
*118
M. Marcus 22. 40 b. 114
39*
— 606 —
mensis 114
Macedonica 69
manibus 86, 71, 84, 120
89
* Mogontiacum 122
MIL 44. 53. 56. 57. 115
ML 50
N 71. 83
0 68
OF passimin vasis.
OFFIC 84, 52
OFIC 86, 66
OP. PEC. S.F 54
P. passus 71
pia 1. 78
posuit 69. 117. *120
primigenia 1. 78
Publius 69
PAL 69
PED 71
P.F 78
P.L.L.M 28. 30. 41 b
PLA 3
POS 10. 116
*POSI 118
PO 8. 44
P. P
pater patriae 70
primigenia pia 18
P.P. F 1. 78
PR 78
PRET 1
PRF 78
PRP 78
PR.P.F 52. 68. 78
PSP 22
Q Quintus 38. 115
* quaestor 122
quaestionarius ? 13
que 69
R 77
RE 43
REG 47. 111
REGIN 117
S 111
SP 51
S. T. F. J. ERED. F. C.
55
STI 53. 54. 59. 61
STP. 50. 56
STIP 48. 57. 60
STIE 40 a
STIPENDI 58
S. T. T. L. 63
T I. 59. 111. 112. *119
b 4
F 47
TR tribu 69
Treveri 81
TRIB. POTES 72
V 38
VA 104
VET 55
VER 59
VETER 49. 51
VIER 52
VEER 111
VICT 19
VIND 82
VOL 25. 39
voT 51
V. S. I. L. M. 9. 26. 112
113 *122
V. S. L. L. M. F 13
V. S. L. M. 15. 41 a.
V. V. 79
euv 123
e IIIIII VIR 120
x, Loca, ubi titulli asservantur.
I. In Nassvico ducatu.
In museo Wiesbadensi 1—8.
5—8. 10. 14. 16—25.
27.29.30. 32— 37.402 41
—43. 45. 46. 48.—67.
70—78. 80. 82—86. 90.
94—101. 103— 117
In vico Ems 87
In vico Heddernheim 26. 28
II. Loca externa.
Bonnae in museo 78. 86. 91.
Francofurti
in bibl. Gymnasii 89
in bibl. publica 83
in museo Roemer - Büch-
neri 11. 12. 13. 76.78.
83. 88. 91. 92. 93.
Hessenkassel in museo 38
Mogontiaci in museo 31. 40b.
*118—120. *122— 125.
III. Perierunt 4. 9. 15. 39.
44. 47. 68. 69. 79. 81.
87. 102 * 121
— 008 —
XL Loca, ubi tituli reperti sunt.
L In Nassoico ducatu.
Bierstadt 45. 46. 78. 81
Dotzheim 67
Ems 87
Floershein 44
Frauenstein 68
Heddernheim 1— 40. 73. 76.
78. 83. 84. 86. 88. 89.
91—93. 102. 107
Heftrich 78. 82
Hoechst 76. 77. 78
Hofheim 76. 77. 78. 86
Idstein 87
Keniel 8
Libbach 78. 81
Liederbach 43
Marienfels 78. 99. 100
Marienhausen 69
Mosbach 78
Nida 41— 42.75.76. 78.79
Orlen 70—72. 78
Rambaclı 76
Reifenberg 78. 82. 83
Wehrheim 78
Wilesbadend7—66. 73—78.
80. 82. 84. 86.
87. 9ı. Wü
il. Loca externa.
Alzei 85
Bretzenheim 112—114
Finthen 84. *122
Flonheim 90
Hechtsheim 109
Heimershein 84
Kastel 84. 85. 90. 110.111.
* 118—120. *123. *125
Kreuznach 90
Mainz 73. 75— 78. 83.— 85.
90. 115. *121
Rödelheim 76
Weisenau 78. 84
Worms 98. 117
Zahlbach 77. 84. 116.*124
III. Incerto loco 74.76.78.85.
88. 90. 94. 95. 97.
101. 103—106. 108
Fe
II.
Miscellen
— 611 —
Die Altefte urkundliche Erwähnung des römiſchen
Pfahlgrabens in Naffau.
Bon Dr. Nömer: Büchner in Fraukfurt a. M.
m — — ——
Eine der fchägbarften Urkunden für die biftorifche
Topographie des Herzogthums Naffau ift diejenige, welche
Joannis script. rerum Mogunt: II, p. 514 mittheilt
und die ſich wörtlich gleichlautend au in Kremer’d
Orig. Nassoic. II, p. 117 abgedruckt findet. Die Kirche
zu Schloßborn, (Born—Brunnen, brunnon), unweit König-
ftein war von Erzbiſchof Willigis von Mainz erbaut,
von dem dänischen Biſchof Staggo eingeweiht und mit
ihrem weitläufigen Sprengel dem Stifte St. Stephan
in Mainz übergeben worden (ums Jahr 1000). Bald
darauf wurde die anfängliche Holzfirche abgelegt und
eine neue, fteinerne an deren Stelle aufgeführt und von
den heiligen Bardo, Erzbifchof von Mainz, im Jahr
1043 eingeweiht. Bei dieſer Gelegenheit ftellte derſelbe
die nachfolgende feierliche Urkunde aus, worin er bie
Schenkung ded Erzbischof Willigis beftätigt und die
Grenzen des Kirchfprengeld genau feſtſtellt. Hierbei fin=
det ſich num unter andern die erfte urfundliche Er-
wähnung des vömifchen Umes transrhenanus, des im
Raffauifchen fogenannten Pfahlgrabens, unter ber
Bezeichnung phal. Da die und befannten Abprüde der
Urkunde mangelhaft und gerade in ber Schreibart der
Orts⸗Namen zum Theil fehr entitellt ") find, fo möchte
1) Die wichtigſten abweichenden Lefearten bei Joannis werben
unter bem Texte angezeigt. gr
— 62 —
ein biplomatifch genauer Abdrud ber ganzen Urkunde
aus dem Original ?) in den Annalen des hiſtoriſchen
Landesvereins wohl am Plage fein.
In nomine sancte et individue Trinitatis. Notum
alt cunctis in Christo credentibus, presentibus scilicet,
atque futuris, | quod hic est terminus determinationis ec-
clesie, quam Willigisus Venerabilis Archiepiscopus in
villa, que dicitur Brunnon, jussit construl, | et a Stag-
gone episcopo Danorum fecit consecrari: A fonte fluvii
Wilene, et sic Auvium descendendo usque ad eum locum,
qui vulgo dieitur Lahc ’), | ubi predia Hartmanni et
Gaganhardi ?) finiunt, et sic in flurium, qui dicitur
Scanwilina, et eundem Auvium ascendendo ad eum lo-
cum | ubi predia Cuononis ducis, et Hartmanni ab In-
vicem separantur; et inde usque in medium montem
Veltberc, ad eum lapidem, qui | vulgo dieitur lectulus
Brunihilde ®), etsic viam quandam usque ad Esgene-
struot,ubi Ronebach rivulus oritur, etinde per medium |
montem Bodenhart, et sic in finemeiusdem montis usque
ad eum locum, ubi scamna suni poslia, et a scamnis
usque in illum montem, | qui dicliur Wazzonis mons,
et inde in fontem, qui diciiur Selebrunnon *) et sic
in rivulum, qui dieitur Buochbach, ac totum | predium
Geroldi *), in loco, qui dieitur Laresbach, et sic de
scendendo in fluvium, qui dicitur Cruofdera ®), et
eum fluvium descendendo usque ad eum | locum ubi
Duosna influit, et lud flumen ascendendo usque in
2) Die wohlerhaltene Original-Urkunde befindet ſich bermalen
im Archiv ber Aniver). Bißtinthet N.881,
wohin fie mit einer Anzahl von Urkunben vor einigen
Jahren burh Kauf, von Prankfurt aus, en if.
Nach der Dandſchrift bes Kataloge feinen biefelben früher
im Befige bes verlebten Hifiorikere von Fichard fih ber
finden au haben.
1) Lach ) Baganhardi ®) Brunnihilde,
4) Belebrannon. *) Beroldi. ®) Bruofdera.
— 613 —
eius fontem, et a fonte Duosne fluvii in plateam, que
de Wisebadon | tendit in Logaenahi "') et sic per
eam plateam usque ad eum locum, quidiciturphal °)etsicin
phal in circuitu usque ad fontem Wilene fluvii | predicti.
Quam ecciesiam cum uniuersa determinatione tempore
Ottonis iunioris imperatoris idem prefatus Archiepiscopus
Willigisus ad ecclesiam sancti | Stephani protomartiris
infra murum mogontie °) in monte sitam, servicio
fratrum ibidem deo servientinm cım omni utilitate do-
navi. Sed tunc | temporis eadem ecclesia lignea erat,
que postea tempore Henrichi '*) regis, fili Cuon-
radi '*) imperatoris, ac domni Bardonis, Venerabilis
Archiepiscopi, in melius | restaurata lapidea facla est.
Diud igitur nihilominus lateat, quod idem dominus vene-
rabilis archiepiscopus Bardo eandem ecclesiam ipse con-
secrauit, | atque eandem terminationem cum wuniuersa
decimatione eidem ecclesie omni iniegritate firmavit. Et
ut hec firmacio stabilis et inconvulsa permaneat, hanc
epistolam consecribi iussit, et sigilli sui impressione Corro-
boratam, subtus firmare precoepit. Siqua autem persona,
magna uel parra | contra hec uenire, uel aliquid, quod
factum est, permutare temptaverit, iram omnipotentis dei
et sci Stephani protomartyris incurrat, et | omnibus
Christi fidelibus resistentibus votum suum ad unguem
non perducat, ac divini anathematis ulcione dampnetur. |
Hec autem facta sunt anno dominice incarnacionis Mil-
lesimo XLIII. Indict. XI.
Das Freisrunde Siegel ift unten aufgedrüdt. Es
ift unverfehrt und zeigt dad Bruſtbild des Erzbifchof,
mit unbededtem, tonfurirtem Kopf; in den am unteren
Rande nach fichtbaren Händen hält er rechtd den un⸗
verzierten Krummftab, links ein aufgerichtetcd Bud).
Umſchrift:
BARDO ARCHI PRESVL.
— — — —
7) Logenai. 8) qui dicitur Pfal in circuitu usque etc.
®) Moguncie. 39) Henrici. 21) Cunradi.
—
— 614 —
Auf der Rücdfeite der Urkunde ſteht die ſpätere
Archivalaufichrift:
Firmato donationis B. Willigisi Ven: Archiep. Mog.
determinationis locorum ad ecclesiam in Villa Brunnen
sive Born prope Castrum Königstein, quae Eccl. cum uni-
versa intus specificata determinatione ab eod. Ven. Willi-
giso Ecclesie S. Stephani prothom. ab ipso V. Willigiso
iufra Vrb. in monte constructae cum omni utilitate do-
nata est tempore Ottonis iunioris Inperatoris. Ven. Bardo
Arichepiscopus eandem Ecclesiam in Born in melius
restauratam et lapideam faciam consecravit. Anno Mille-
simo et 48.
Born cum pertinentlis et allis advocatiis Eschborn,
Münster, Liederbach et Hattersheim vendita pro 3000 fi.
II.
Die alte Münze zu Wiesbaden,
von
Dr. jur. Euler zu Frankfurt a. M.
Kanʒich kam mir eine kleine Naſſauiſche Silber⸗
münze zu Geſicht, welche meines Wiſſens noch uncdirt
iſt und deren Bekanntmachung um ſo mehr von Interejie
fein dürfte, als befanntlidy Ältere naſſauiſche Münzen zu
den Seltenheiten gehören. Sie ift von der Größe cincd
Kreuzers und zeigt auf der Hauptjeite den Schild mir
dem nafjanijchen Yhven, darüber eine bis zum Leibe her:
vorragende Figur mit der Umjchrift: Adolfus ® Comes.
— 615 —
(ADOLFVS % COMES), auf der Rüdfeite aber nochmals
denfelben Wappenfchild mit der Umſchrift: moneta * wese-
baden (MONETA- WESEBADEN). Die Schrift ift die
f. g. gothiiche. Unbekannt ift es, zu welcher Zeit das
aus Naffau zuerjt dad Münzrecht erlangt habe. Graf
einrih II von Naſſau hatte bereitd eine Münze zu
iegen, denn 1224 befennt Erzbiichof Engelbert von
Göln, quod oppidi Sige de novo construcii Comes Nasso-
wensis in moneta theloneo et ommni jure suo medie-
tatem ihm und der Gölner Kirche übertragen habe ?).
Auch in Herborn, für welche die Grafen Walram und
Dtto 1251 Etadtrecht und Wochenmarft erhielten, wird
bald darauf eine Münze errichtet worden fein, da ſchon
1259 der dortige Müngmeliter erwähnt wird ?). Bel
der Ländertheilung zwiſchen diefen Brüdern 1255 erhielt
Dito den Theil nördlich der Yahn, worin die Städte
Siegen, Herborn, Dillenburg lagen, Walram den Theil
üblich der Lahn mit den Hauptorten Spftein und Weil⸗
burg *). Die Herren des DOttonifchen Stammes Tiefen
daher wohl in Siegen und Herborn münzen. Wo aber
Walrım und feine nächften Nachfommen ihre Münzen
hatten, ob fie auch die Münzftätten in Siegen und Hers
born benutzten oder ob fie alsbald in ihrem Landestheile
eine neue Münze anlegten, iſt nicht befannt. Aus der
Umfchrift einer naffauifhen Münze *) „Moneta Edgesin”
läßt jich folgern, daß fi in Idſtein ( Etechinftein) eine
Münze befunden babe. In dem VBergleiche über die
1) Lacomblet Urf. 11, 120. Kremer, acab.Beitr. II 251. Kre⸗
mer Entw. einer genen. Geſchichte des Dttonifhen Aſtes ıc.
Url. Nro. 189. Bergl. auh Kremer ©. 410. Arnold,
Geſchichte der Dranien-Naff. Länder I 38. Die Einkünfte
aus diejer Münze verpfändete Erzbifhof Eonrab 1252 ben
Grafen Walram und Otto. Kremer Url, Nro. 156. Ur⸗
kundlich kommt die Münze zu Siegen noch 1813 vor. Ar-
noldi IIf, b, 100.
2) Kremer uri. Nro. 154. Arnold II, b. 118.
3) Kremer Urt. 161. Hennes Geſchichte der Grafen von Nafe
fau I, 226.
6) Mader Beitr. VI, 209,
— 616 —
Höfe zu Weilburg zwiſchen dem Bifchof von Worms
und Graf Walram, 1195, ift zwar gefagt, daß wenn
auf dem Berg eine Stadt erbauet würde, der Gewinn
an Zoll, Münze u. f. w. gleich getheilt werben folle *).
Allein es fcheint nicht zu einer Anlage gekommen zu fein.
Später war eine foldde in Wiesbaden. Denn dieſer
Drt, der noch 1123 als curtisregia erjcheint ) und in der
Brudertheilung von 1255 gar nicht erwähnt wird, Fam
an die Srafen: fchon in dem Weisthum von 1353 wird
efagt, daß die Grafen den freien Hof zu W. von Kais
er und Reich bergebracht — und von Alters her
befäßen ), in dem Fenbrie e K. Sigismund von 1418
aber wird unter den Reichslehen des Grafen Adolf nes
ben Wiesbaden und feinem Zubehör auch das Münz-
recht „item, guldin und filbrin Münze zu Wießbaden
zu ſlahen“ aufgeführt *). .
Die Grafen fcheinen jedoch ihr Münzrecht weder
ftarf noch lange Zeit hindurch ausgeübt zu haben. Denn
ed finden fich einestheild nur wenig urfundliche Erwähs
nungen der nafjauifchen Münzen und anderntheils gehoͤ⸗
ren, wie ſchon bemerkt, Alterenaflauifche Münzen zu den
feltenen Erjcheinungen °?)., Mader 10) und Wellen:
heim 2) führen einen Denar Ottos an, auf dem fidh
unter einem mit Perlen gezierten Kopf das naflauifche
Mappen befindet und welchen fie dem Stifter des Otto⸗
nifchen Altes beilegen. Auf dem Titel des britten Bans
des Zr Abtheilung des Arnolpi’fchen Werks find ein Naf-
fauer Brarteat und der Solidns eines Ruprecht abgebil«
©, Kremer Url, Nro. 99.
7) Kremer Urk. Nro. 174,
5) Kremer Urk. Nro. 175.
9) Arnoldi III, b. 26. Hier wirb bemerkt, ba er Graf Jo⸗
bann ber Weltere wieber an bie Unlegung einer Münze
edacht, es fi) aber damit doch noch bis in das 17. Jahr⸗
hundert verzogen babe.
10) Beitr. VI, 88.
11) Münzſammlung II, 2, ©. 162.
R Kremer Url. Nro. 2. Hennes I, 118.
— 617 —
det, deren Abzeichnung Arnoldi vom Profefior Bodmann
erhalten hatte (S.114). Die in Adam Berges Münzbuche
(München 1604) abgebildeten Naſſauer Körtlinge wer⸗
den von Arnoldi (S. 26) bezweifelt.
So ift denn der oben erwähnte Denar ein inte
reflanter Beleg für die Thätigfeit der Münze zu Wied-
baden. Der darauf bemerkte Graf Adolf von Naſſau ift
wohl der 1370 geftorbene Stifter der Wiesbadener Li-
nie, welche Spftein und Wiesbaden befaß und 1605 er:
(ofch, oder defien 1426 geftorbener Enkel Adolf II, auf
welchen der oben erwähnte Lehenbrief lautet.
EIER.
Ueber den Orts-Namen Kleeberg.
Von K. Eh. Freiherrn von Leutſch in Wetzllar.
Es hat zwar nie an Geſchichtsfreunden gefehlt, die
ihren Scharffinn an der Auslegung geographiſcher Ramen
verſucht, und dadurch die Aufmerkſamkeit ihrer Leſer oder
Zuhörer zu erregen geſtrebt haben, doch iſt in neu⸗
erer Zeit vielfältig diefes etymologifche Studium umfaſ⸗
fender betrieben und dadurch das gefammte deutſche Alter:
thum aufzuhellen verfucht worden. Es dürfte daher eine
Bemerfung über gewiſſe dabei zu beobachtende Rückſich⸗
ten den Lefern Dieter Blätter vielleicht nicht unangenehm
fein.
Wenn es nämlich vicle Ortfchaften gibt, die ihren
Kamen von ihrem Stifter, von dem Erbauer eines Hofes
haben, der fpäter in ein Dorf ſich ausdehnte, fo daß wir
hier die Inhaber von Graffchaften, Herrfchaften oder auch
nur Rittergütern bleibende Stätten für ihre nacdhgebornen
Söhne errichten fehen, fo liegt Doch am Tag, daß, wo
— 618 —
wir urfprüngliche, noch aus der Heidenzeit herftammende
Orte haben, wir in die Götterlehre übergehen und
Heroen, Genien oder Halbgötter als Ramenerfinder biefer
Orte auffuchen müflen, indem dieſe überall in der alten
und befannten Heidenwelt, und alfo jedenfalls auch in
Deutichland, ald Gründer der Städte und DOrtfchaften,
und als Urheber und Verleiher ihrer Namen gefeiert
wurden.
Fragen wir nun nach der Abſtammung des Ras
mend Kleeberg, an welchem wir ein Beifpiel un⸗
ferer Ortönamend-Erflärung geben wollen, fo fünnte man
wohl fagen, es fei, wie Gleiberg der Berg am Gleibach, fo
Kleeberg der Berg am Kleebach, und alfo nichts Dun
fele8 oder der Erklärung Berürftiged vorhanden, höch-
ſtens zu benierfen, daß vielleicht die furz vor der Völker⸗
wanderung hier an den PBfahlgraben herangerüdten
Franfen dDiefen Namen mitgebracht und die Klee nach dem
Gleibach oder der Klein bei Kirtorf, wo fie hergefommen
waren, umgetauft haben dürften; — da fich aber auch
ein Glauburg, Glaberg, Gleiberg (wie der Wette:
rauifche Geographus dieſe verichiedenen Schreibarten,S.156
anführt) oder Glo- nnd Glouburch ander Nidda, ein Glaub:
zahl bei Rodheim und weiter ein Glauberg unweit Efchenrod
findet (Siehe Prof. Ph. Dieffenbach , Auszug aus dem Tage:
buch im Archiv für Heſſiſche Geſchichte V, Heft 1, S. 139);
fo dürfte wohl anzunehmen fein, daß, fowie bei vielen
andern Ortönamen, auch bier Bach und Ort von derjel:
ben Gottheit ihren Namen erhielten, und alfo nicht cine
aus dem andern, fondern beide aus cinem Dritten zu
erflären fein möchten.
Wer war nun aber diefer Glau, Klee oder lei,
nach welchem alle diefe Drte benannt worden fein konn—
ten? — Niemand anderd ald der Apollo-Livius, der
auf dem Grabdenfinal bei Igel (ald Gebieter über
die am Nordpol befindliche Unterwelt, wohin fich die
Seele des Abgefchiedenen begab) Eliv heißt; denn es iſt
das dort vorfummende CLIV feine Zahl, indem von der
Heiligkeit ver Zahl 154 nichts befannt ift, fondern ein
— 619 —
Name, derfelbe, von dem der Name des befannten Lon⸗
gobardenkönigs Clebus oder Clepho, des Nachfolgers
Alboins, entlehnt war, und dem wie in Griechenland
alle Berge !) und „Aogoe", in Stalien alle »Clivi«, in
Deutjchland überhaupt alle „Klippen“, fo auch nament-=
lich viele Berge dieſer unferer Gegend geheiligt waren,
die denn hiervon entweder wie diefe: Gleiberg, Glou⸗
berg, Kleeberg, oder von dem Apollo-Epillus—
Bielius auch Bielſtein, Billftein, Bildftein und
Beilftein genannt wurden.
Es wird dieſe etymologiſche Ableitung durch bie
Heraldik beſtätigt. Denn es führen die aus der Glau⸗
burg an der Nidda abſtammenden und von ihr bes
nanuten Batricier von Glauburg in Frankfurt a. M.
als Helmfleinod ein mit den beiden Zeigefingern den
Mund aufreißendes wachfendes Männchen (S. Sieb⸗
macher Wappenb. I, 210 n. 3), ein allerdings nicht
fchönes, doch aber uralte8 und den Außerften Hohn und
Beratung bezeichnendes Bild, dad auf ein den Apollo-
Niördr betroffened großed Mißgefchik und eine ihm
dabei widerfahrene fchmähliche Behandlung anfpielt, von
der zwar Die griechifche Sage nichts meldet, die das als
les hinter dem Sklavendienſt zu verſtecken fcheint, ber
den Apollo wegen der Erlegung der Eyclopen traf; bie
ältere Edda kennt die Sadye aber noch genau, indem in
ihr Kofi den Niördr durch einen fehr an das Obfröne
grenzenden Vorwurf zum Schweigen bringt. Denn wenn,
um auch Died noch zu erklären, in den alten Zeiten die
Eieger nach vollftäindig beendigtem Kampf Die Beſiegten
zu Sflaven machten und meiftbietend verfauften, fonach
mit den Ilnterjochten ungehindert jeden Muthwillen trei-
ben Fonnten; fo fann man fi) denken, wie während des
Kampfs mit Den Geſangenen umgegangen wurde, ba
— — — * — — — — sone ED
1) Homeri Hymn. in Apoll. v. 22.:
Denn dir gefielen die Inftigen Warten und hoher Gebirge
Dberfie Gipfel und die zur See hinfließenden Ströme.
m...
— 9 —
fhon Tacitus (Anm. I, 61) die patibula und scrobes
der in der Schladt im Teutoburger Wald gefange-
nen Römer erwähnt, und vieles verfchweigen mag, was
den Varus bewog, den Eelbitmord der Gefangenfchaft
vorzuziehen. Die angeveutete Etelle der älteren Edda
fheint aber anzugeben, wie mit denen verfahren wurde,
die nicht zu Tod gemartert, fondern denen das Leben
gefchenft wurde, und die, nachdem dieſe Yeierlichkeit mit
ihnen vorgenommen worden war, al8 Geißeln, al8 Bür-
en für die Treue ihrer Anverwandten, die etwa einen
nternverfungövertrag geſchloſſen hatten, in der Gefans
genſchaft behalten wurden.
So richtig fonach dieje von der Edda über Niörbr
erhaltene Rachricht fein dürfte, fo fcheint ed Dagegen doch
ein Mißverſtaͤndniß zu fein, wenn fie ihn nun auch gleich
zu cinem wirklichen Geißel macht und erzählt, die Banen
hätten ihn den Göttern als Geißel geftellt, indem
das eine ganz eigenthümliche, mit der gefammten übri⸗
gen alten Mythologie im Wipderfpruch ftchende und ir-
gend eine vernünftige und paſſende Erklärung ausfchlie-
ßende Nachricht if. ES fcheint vielmehr Apollo-Risrdr
als Drafelgott Kies-Helios, Gieſſel chedem gehei-
Ben zu haben *) und als jolcher der Mitregent des ober:
ften Gottes, defien „Geſelle“ geweſen zu fein, wie er
das ja in Griechenland ebenfalld war: da nun aber in
Deutfchland die Drafel dem Niördr wieder abgenommen
wurten, der Beiname Gieſel ihm aber blieb, fo fcheint
diefer, deſſen urjprüngliche Bedeutung in Vergangenheit
gerieth, durch eine wirfliche Geißelſtellung erflärt wor:
den zu fein.
— — — — · — .. =.
*) Die vollfländigere Erflärung des Wortes „Beilfel” hat der
Herr Berfaffer in einer anderen Tleinen Abhandlung über
den Mercurius Cissonius verfudt, bie mir einer fpäteren
Mittheilung vorbehalten müſſen.
[Aumert. d. NRebaction.]
— 621 —
Die etwas verberbte 34. Strophe der Aegisdrecka
fautet übrigens, wiederhergeftellt, folgendergeftalt:
Thegi tbü Nidrdr Tace tu Niörde
thü vart nordan hiugat ?) tu eras e septentrione huc?)
gils um sendr at gothom: obses missus ad deos:
Hijmis meljiar haufdo Hymeris fillae utebantur
tkik at hlandtrogi te pro lotil-alveolo
ok ther i munn migo. et tibi in os immejebant.
Es wurde übrigens Apollo in den hiefigen Gegen-
den jedenfalls nicht fowohl als Monats: oder Drafelgott,
Sondern vielmehral® Heros, d. h. ald Stammvater ber
hier angeftevelten WBölferfchaften und Familien verehrt,
wie das denn auch in Griechenland nicht ohne Beifpiel
war ®), und in Gallien felbft ebenfalls ftattgefunden zu
haben ſcheint; denn hierin liegt unferm Dafürhalten nach
der Grund, warum, da die Gallier vor und zu Eäfare
Zeit auf ihren Münzen der Mehrzahl nach die magna
mater abbildeten, die öftlich gegen dic Alpen und den
Rhein hin, fowie einige im Eden mwohnenden Völker
den Apollokopf darauf fehten, wie die Cavaren, Helvetier,
Aeduer oder Petrocorier, Lemoricer, oder wie die Bel⸗
gen in Britannien ihn in ganzer Figur auf einen Pferde
dahin reitend vorftellten mit Beifegung feines Namens
Eppillus Sa es fcheint daß noch heut zu Tage der
Rheinftrom feinen dichterifchen Namen „Bater Rhein“
aus Feinem andern Grund führt, als weil eben ein
Apollo xziorns in ihm ftedt, indem es am Tage liegt,
daß Rhenus und Granunus dasfelbe Wort iſt; daß
2) thü vart austr hedan i. c. (u eras in orientem hinc wirb
firntoe gelefen, was jedoch ſchon deßhalb nicht richtig fein
ann, weil bie Alliteration ein mit einem N. anfangendes
Wort gebieterifch fordert. Uebrigens zeigt, was wir nur
von ber Bedeutung des Wortes gils, gisling, @ieffel gejagt
baben, daß bieje beiben Berfe 2 unb 3 einer nenern Zeit
angehören, in welcher bie alte und richtige Mythologie ſchon
vergeffen war nnd bie bunfeln Benennungen ber mythiſchen
Berfonen durch Muthmaßungen und willlürlihe Erdich⸗
tungen erklärt werden durften.
2) Des Apollo Söhne Acraepheus, Galeotes, Megareus, Pata-
rus, Chaeron find aus Stephanus von Byzanz, Oaxis aus Ser-
vius (zu Virg. Ecl. I, 66) belaunt.
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aber Grannus Apollo iſt, bezeugen die vielen dem
Apollo Grannus geweihten noch vorhandenen Altärc,
und daß ber Gott des Rheinftroms als der Urahn der
errſcherfamilien der Rheingegenden ſchon in den erften
ten, da diefe Völfer der Gefchichte befannt wurden,
betrachtet worben iſt, bezeugt Properz, der (IV. 10. 40)
alfo fich vernehmen Täßt.
Claudius wehrte dem Feind, der ob dem Eridanus
einbrach,
Er der den Belgiſchen Schild rieſigen Feldherrns ges
wann,
Viridomars, der Funbig vom Wagen den Wurfs
fpieß zu fchleudern,
Gar von dem Vater Hein felber zu ſtammen geprahft.
Wir fehen alſo, daß der auf dem Rhein auf einem
von einem Schwan *) gezogenen Nachen dahin ſchwimmende
Schwanenritter Lohengrin °) niemand anders al8 Apollo
Grannus oder Rhenus iſt, fowie daß die Fränfijche Sage
der Edda Eigurds Rob Grani nennt, weil fie unjerer
Sage, die nicht den Eigurd, fondern den Grannus
zum Haupthelden diefer Gegenden machte, ihr Recht widers
fahren laſſen wollte *). Uebrigens fcheinen die in den
Slurbüchern und Karten noch jegt erhaltenen Grünen
Wege und Rennw un auc hierher zu gehören, und
den Eonnenpjad des Grannus Apollo zu bedeuten,
indem diefe Grünen Wege ihrer Mehrzahl nad und
regelmäßig, fo viel und befannt ift, die Richtung von
Oſt nach Weit einhalten.
“ Det, der Schwan bem Apollo ebenfalls heilig war, ift be⸗
launt.
2) Loheugrin, ber Name des Schwanenritters, iſt alſo ber lo⸗
ende, d. h. ſtrahlende Graunus.
*) Daß hier Apollo Grannus als Reitpferd erſcheint, wird
nicht auffallen, weil eines Theile bie ben Göttern heiligen
Thiere unbedenklich mit ihnen im ber Mythologie verwed-
felt werben, und weil andern Teile Saturn, an bem je
in Griechenland ber Grannusname Kpovos haftete, Bei
Yirgil al6 Pferd auftritt. (Georgic 11. v. 98.)
——
Hausdruckerei Dr. Martin Sändig oHG., Walluf
DD
49
cv, AMMEHHin
v4
1950
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Stanford, California
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Bd. IV, 1